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DIE AUSGRABUNGEN AN DER ENNEAÜRUNOS 44 t

weisen die Wasserrinnen aus Tlion, welche noch jetzt in und


■vor einigen von ihnen liegen. Die brunnenartigen Behälter
enthalten dagegen noch jetzt einiges Wasser. Bei dem heuti-
gen Zustande der Oberfläche des Pnyx-und Museionhügels
darf man auch keine reichen Quellen mehr an ihrem Fusse
erwarten, da das Regenwasser nach allen Seiten bequem ab-
fliesst und daher nicht in den Boden eindringt.
Dass auch im Altertume das Wasser der Pnyxquellen zu-
weilen knapp gewesen ist, zeigen einerseits die mühevollen
Felsarbeiten und andrerseits mehrere Tiefbrunnen, welche auf
dem Platze vor der Felswand, wo wir uns das älteste Brun-
nenhaus zu denken haben, zum Vorschein gekommen sind
und zum Teil noch jetzt Wasser liefern. Selbst wenn die Quel-
len im Hochsommer fast ganz versiegt waren, konnte diesen
Brunnen noch Wasser entnommen werden.
Die wahrscheinlich oft wiederkehrende Wassernot musste
sich steigern, je mehr die Stadt anwuchs. Mit neuen Stollen
und Bassins liess sich nun nichts mehr ausrichten. Eine gründ-
liche Abhülfe war nötig. Sie ist Peisistratos zu verdanken, der
im 6. Jahrhundert vermittelst einer grossartigen Felsleitung
reichliches Wasser aus dem oberen llissosthale an den alten
Brunnenplatz leitete. Dieser Aquaeduct, welcher tief unter dem
Hofgarten und unter dem Südabhang der Akropolis hindurch-
führt, ist schon im vorigen Jahrgange dieser Mittheilungen
(S. 444) beschrieben worden. Sein nördliches Ende, das als
Ausgangspunkt für unsere Ausgrabungen diente, hat sich als
eine aus römischer Zeit stammende Verlängerung der griechi-
schen Leitung herausgestellt. Das wirkliche Ende der Leitung
bestand in einem mächtigen Wasserbehälter, welcher unmit-
telbar oberhalb des alten Brunnenplatzes angelegt war. Seine
ursprüngliche Grösse lässt sich nicht mehr genau feststellen,
in späterer Zeit nach einem Umbau umfasste er eine Fläche
von etwa 250 war also ebenso gross als das Bassin der statt-
lichen hadrianischen Wasserleitung am Fusse des Lykabettos.
Die Stelle, wo die Leitung aus dem Akropolisfelsen heraus-
tritt, ist noch nicht bestimmt: es wird das eine der Aufgaben

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