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444 DIE AUSGRABUNGEN AN DER ENNEAKRUNOS

Chr. zugeschüttet worden sind. Sie waren bis obenan mit


Schutt gefüllt, der Hunderte von Vasenscherben enthielt, und
zwar lediglich Topfware des geometrischen und anderer ver-
wandten Stile. Schwarzfigurige, rotfigurige oder andere Scher-
ben jüngerer Zeit kamen nicht vor. Ist demnach die Zuschüt-
tung spätestens im 6. Jahrhundert erfolgt, so darf sie in Ver-
bindung gebracht werden mit der Veränderung der Wasser-
verhältnisse, welche durch die Anlage der peisistratischen
Wasserleitung hervorgerufen wurde. Nachdem gutes und reich-
liches Trinkwasser vom Hymettos oder Pentelikon zur Agora
geleitet war, konnten die alten unbequemen Tiefbrunnen zu-
gesch üttet werd en.
Vereinigen sich so Funde der verschiedensten Art zu dem
wichtigen Resultat, dass es in ältester Zeit an dem Fahrwege
zwischen Agora und Akropolis und zwar am Fusse der Pnvx
einen aus mehreren Quellen und Tiefbrunnen bestehenden
Stadtbrunnen gab und dass dieser im 6. Jahrhundert durch
Anlage einer grossen aus dem oberen llissosthale kommen-
den Wasserleitung vergrössert und wegen seiner Wasserfülle
zu einer Sehenswürdigkeit Athens wurde, so müssen wir auf
Grund der Nachrichten der alten Schriftsteller in dieser Brun-
nenanlage die berühmte Enneakrunos erkennen.
Es ist hier nicht der Ort, auf diese litterarisehen Nachrich-
ten einzugehen; in einem der nächsten Hefte der Mittheilun-
gen soll das geschehen. Es mag hier nur für diejenigen, wel-
che ein besonderes Interesse für die Frage haben, angedeutet
werden, dass Thukydides meines Erachtens nur deshalb als
Zeuge für die Lage der Enneakrunos am llissos aufgerufen
werden konnte, weil seine Angabe (11, 15) unrichtig aufge-
fasst worden ist. Mit τούτο το (λέρος της ιτόλεως bezeichnet er
nicht den am südlichen Fuss der Akropolis gelegenen Teil der
Altstadt, sondern denjenigen Teil der Stadt seiner Zeit, wel-
cher die älteste Stadt war und auch damals amtlich πόλις ge-
nannt wurde, also die ganze, aus der oberen Akropolis und
einem Stück an ihrem südlichen (und südwestlichen) Fusse
bestehende Altstadt. Nach dieser Altstadt hin, d. h. vor ihrem

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