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AUSGRABUNGEN VON
SAMARRA/SECHSTER BAND
E HERZFELD
========'&========'
GESCHICHTE
DER STADT SAMARRA
VERLAG VON
ECKARDT & MESSTORFF IN HAMBURG
BUCHHÄNDLERISCHER VERTRIEB:
DIETRICH REIMER . ANDREWS & STEINER
IN BERLIN
FORSCHUNGEN ZUR ISLAMISCHEN KUNST
HERAUSGEGEBEN VON FRIEDRICH SARRE
II
-rffiWl
DIE AUSGRABUNGEN
VON SAMARRA
BAND VI
ERNST HERZFELD
GESCHICHTE DER STADT SAMARRA
Alle Rechte vorbehalten
MIT 55 T E X T A B B I L D U N G E N
33 T A F E L N , 5 LU F T B I L D A U F N A H M EN U N D 5 K A R T E N
INHALTSVERZEICHNIS
DIE L A N D S C H A F T
DIE S T A D T
DIE MENSCHEN
EPIGRAPHISCHES
Einzelfunde 275
Ghaibat al-Mahdi 286
Harbä, Brücke des Mustansir 289
33 BILDERTAFELN am Schluß
5 LUFTBILDAUFNAHMEN am Schluß
5 KARTEN am Schluß
16583%
ERNST HERZFELD f
Am 21. Januar 1948 ist Ernst Herzfeld im Alter von 68 7s Jahren in Basel einem standhaft
ertragenen schweren Leiden erlegen. Wir haben an ihm einen Forscher verloren, der sich unter den
orientalischen Archäologen unserer Zeit durch eine Staunen erregende Vielseitigkeit auszeichnete. Den
er hat sich nie auf eine bestimmte Gegend oder ein separates Spezialgebiet festgelegt; sein Forschungs
bereich umfaßte vielmehr beinahe die gesamte vorderasiatische Welt. In Syrien, in den Euphrat- und
Tigrisländern und in ganz Iran hat er ungezählte Forschungsreisen unternommen und dabei auch
Grabungen ausgeführt, die schon am äußeren Umfang gemessen zu den bedeutendsten archäologischen
Unternehmungen aller Zeiten gehören. Außerdem hat er sich nie auf das engere Gebiet der reinen
Archäologie beschränkt; er war zugleich auch ein hervorragender Historiker, dem alle Äußerungen
politischen, kulturellen, künstlerischen und religiösen Lebens wohl vertraut waren.
Wenn ich nun einen kurzen Überblick über die gewaltigen Arbeitsleistungen dieses selten reiche
Lebens geben soll, so möchte ich zunächst mit seinen Forschungen in MESOPOTAMIEN beginnen;
denn hier hat er in jungen Jahren sein Lebenswerk begonnen und mit seinem letzten Werk, dem hier
vorliegenden Band über die Geschichte der mesopotamischen Ruinenstadt Samarra, die er wie ein
organisches Gebilde aus der älteren Geschichte der Zweistromländer hervorwachsen läßt, nimmt er von
uns Abschied.
Es war im Jahre 1903, als er nach Beendigung seiner Ausbildung als Architekt nach Assur zog,
um dort unter Prof. W. Andrae als Mitglied der Expedition zu arbeiten, die sich die Ausgrabung der
ältesten Haupt- und Residenzstadt des Assyrerreiches zum Ziel gesetzt hatte. Dort traten ihm nun nich
nur der alte Orient, sondern auch andere Perioden der alten Geschichte, wie die parthische, entgegen;
außerdem aber hatte er hier auch Gelegenheit, die Ausgrabungstechnik von allen Seiten kennenzulernen.
Und als er dann, noch im gleichen Jahre, typhuskrank auf einem Floß den Tigris hinunter nach Baghdad
fuhr, zogen am 1. Dezember 1903 zum erstenmal in seinem Leben die damals kaum dem Namen nach
bekannten unermeßlichen Ruinen der frühislamischen Riesenstadt Samarra an ihm vorüber; er sah aus
Schutt und Trümmern die urweltliche Malwiyyah und die in Gold und Fayencesclimuck erglänzenden
Kuppeln über den Gräbern der heiligen Imame aufragen, und dies hinterließ bei ihm einen unauslösch-
lichen Eindruck, der schicksalbestimmend für sein ganzes späteres Leben wurde. Schon bald darauf
stattete er denn auch dem gewaltigen Ruinenfeld von Samarra zwei eingehendere Besuche ab, deren
Ergebnisse er nach seiner Rückkehr in die Heimat in einer „Samarra, Aufnahmen und Untersuchungen
zur islamischen Archäologie" betitelten Broschüre veröffentlichte. Hierund in einem weiteren, als Fru
der damaligen Zeit erschienenen Aufsatz „ Untersuchungen über die historische Geographie der Land-
SJ. ..- J n. I
imrin" tritt uns schon der ganze Herzfeld entgegen: der
Vorliebe als Pionier in unerforschtes Neuland vorstößt;
fschlußreichen Skizzen stets die ganze Situation und Um-
nen erregend bei einem jungen Techniker - der gewiegte
ischenden Sprachen- und Quellenkenntnis imstande ist,
Durch Kriegseinwirkungen
ihren Aspekten vor uns aufzurollen. Nach Hause zurück-
sind die Steine zu der v o n H a u p t m a n n ißkule von Stradonitz bei der philosophischen Fakultät
ne Zeit lernte er auch Friedrich Sarre kennen, und bald
L u d l o f f ausgeführten Meßtisch-Auf-
ße Reise nach den Zweistromländern, „um ein Urteil zu
n a h m e von Samarra (4 Blätter) verloren rsuchungen islamischer Denkmäler Erfolg versprächen".
Hentlichung der Reiseergebnisse zeigte es sich, daß die
gegangen, so d a ß es leider nicht möglich
leck der Reise hinausgewachsen war: sie hatte zu einer
ist, diese Karten — wie geplant — d e m ehmlich islamischen) Baudenkmäler des Euphrat- und
lie feste Grundlage für alle weiteren Forschungen bilden.
B a n d e beizugeben.
fessor für historische Geographie an der Berliner Univer-
r wichtigsten Aufgaben seines Lebens: die Ausgrabung
ubnis von Seiten der türkischen Regierung erwirkt und
D a g d l u n g
fahrenen Rat und seine Mitarbeit bei der Bearbeitung
allem dem gewaltigen Pensum unterzog, die ivichtigeren
%uer zu untersuchen. Mit der großen Moscliee Mutawakkils
res Pompeji darstellenden Privathäuser und das große
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ERNST HERZFELDf
Am 21. Januar 1948 ist Ernst Herzfeld im Alter von 68 Vi Jahren in Basel einem standhaft
ertragenen schweren Leiden erlegen. Wir haben an ihm einen Forscher verloren, der sich unter den
orientalischen Archäologen unserer Zeit durch eine Staunen erregende Vielseitigkeit auszeichnete. Den
er hat sich nie auf eine bestimmte Gegend oder ein separates Spezialgebiet festgelegt; sein Forschungs
bereich umfaßte vielmehr beinahe die gesamte vorderasiatische Welt. In Syrien, in den Euphrat- und
Tigrisländern und in ganz Iran hat er ungezählte Forschungsreisen unternommen und dabei auch
Grabungen ausgeführt, die schon am äußeren Umfang gemessen zu den bedeutendsten archäologischen
Unternehmungen aller Zeiten gehören. Außerdem hat er sich nie auf das engere Gebiet der reinen
Archäologie beschränkt; er war zugleich auch ein hervorragender Historiker, dem alle Äußerungen
politischen, kulturellen, künstlerischen und religiösen Lebens wohl vertraut waren.
Wenn ich nun einen kurzen Überblick über die gewaltigen Arbeitsleistungen dieses selten reiche
Lebens geben soll, so möchte ich zunächst mit seinen Forschungen in MESOPOTAMIEN beginnen;
denn hier hat er in jungen Jahren sein Lebenswerk begonnen und mit seinem letzten Werk, dem hier
vorliegenden Band über die Geschichte der mesopotamischen Ruinenstadt Samarra, die er wie ein
organisches Gebilde aus der älteren Geschichte der Zweistromländer hervorwachsen läßt, nimmt er von
uns Abschied.
Es war im Jahre 1903, als er nach Beendigung seiner Ausbildung als Architekt nach Assur zog,
um dort unter Prof. W. Andrae als Mitglied der Expedition zu arbeiten, die sich die Ausgrabung der
ältesten Haupt- und Residenzstadt des Assyrerreiches zum Ziel gesetzt hatte. Dort traten ihm nun nich
nur der alte Orient, sondern auch andere Perioden der alten Geschichte, wie die parthische, entgegen;
außerdem aber hatte er hier auch Gelegenheit, die Ausgrabungstechnik von allen Seiten kennenzulernen.
Und als er dann, noch im gleichen Jahre, typhuskrank auf einem Floß denTigris hinunter nachBaghdad
fuhr, zogen am 1. Dezember 1903 zum erstenmal in seinem Leben die damals kaum dem Namen nach
bekannten unermeßliclien Ruinen der frühislamischen Riesenstadt Samarra an ihm vorüber; er sah aus
Schutt und Trümmern die urweltliche Malwiyyah und die in Gold und Fayenceschmuck erglänzenden
Kuppeln über den Gräbern der heiligen Imame aufragen, und dies hinterließ bei ihm einen unauslösch-
lichen Eindruck, der schicksalbestimmend für sein ganzes späteres Leben wurde. Schon bald darauf
stattete er denn auch dem gewaltigen Ruinenfeld von Samarra zwei eingehendere Besuche ab, deren
Ergebnisse er nach seiner Rückkehr in die Heimat in einer „Samarra, Aufnahmen und Untersuchungen
zur islamischen Archäologie" betitelten Broschüre veröffentlichte. Hierund in einem weiteren, als Fru
der damaligen Zeit erschienenen Aufsatz „Untersuchungen über die historische Geographie der Land-
schaft am Tigris, am kleinen Zäb und Gebel Hamrin" tritt uns schon der ganze Herzfeld entgegen: der
unermüdliche Forscher, der immer wieder mit Vorliebe als Pionier in unerforschtes Neuland vorstößt;
der talentvolle Zeichner, der uns in schönen aufschlußreichen Skizzen stets die ganze Situation und Um
gebung eines Bauwerks nahebringt und - Staunen erregend bei einem jungen Techniker - der gewiegte
Historiker, der dank einer schon damals überraschenden Sprachen- und Quellenkenntnis imstande ist,
die Geschichte der betreffenden Gegenden in all ihren Aspekten vor uns aufzurollen. Nach Hause zurück-
gekehrt, erlangte er unter Eduard Meyer und Kekule von Stradonitz bei der philosophischen Fakultät
der Universität Berlin die Doktorwürde; um jene Zeit lernte er auch Friedrich Sarre kennen, und bald
darauf unternahmen beide zusammen eine große Reise nach den Zweistromländern, „um ein Urteil zu
gewinnen, an welchem Orte eingehendere Untersuchungen islamischer Denkmäler Erfolg versprächen".
Die Wahl fiel auf Samarra; aber beider Veröffentlichung der Reiseergebnisse zeigte es sich, daß di
geleistete Arbeit weit über den eigentlichen Zweck der Reise hinausgewachsen war: sie hatte zu einer
gründlichen Aufnahme aller wichtigeren (vornehmlich islamischen) Baudenkmäler des Euphrat- und
Tigrisgebietes geführt; Aufnahmen, die seither die feste Grundlage für alle weiteren Forschungen bild
Nachdem inzwischen Herzfeld ordentlicher Professor für historische Geogiaphie an der Berliner Univer
sität geworden war, eröffnete sich ihm eine der wichtigsten Aufgaben seines Lebens: die Ausgrabung
von Samarra. F. Sarre hatte die Grabungserlaubnis von Seiten der türkischen Regierung erwirkt und
hat in der Folge dem Unternehmen seinen erfahrenen Rat und seine Mitarbeit bei der Bearbeitung
der Funde geliehen, ivährend Herzfeld sich vor allem dem gewaltigen Pensum unterzog, die ivichtigere
Bauwerke der Riesenstadt auszugraben und genauer zu untersuchen. Mit der großen Moscliee Mutaivakkils
wurde begonnen, die ein ganzes frühislamisches Pompeji darstellenden Privathäuser und das große
Balkuwaraschloß folgten; der Djausaq al-Khäqäni, der ungeheure Kalifenpalast, bildete den Abscliluß.
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Durch die bis jetzt in sechs Bänden erfolgte Veröffentlichung dieser Entdeckungen sind uns bisher vo
ständig unbekannte Welten erschlossen worden; vor allem liegen heute die Quellen klar zu Tage, die die
frühislamische Baukunst und ihre Ornamentik erstehen ließen. Aber auch mit Denkmälern der weiteren
Umgebung hat sich Herzfeld wiederholt befaßt; so veröffentlichte er wertvolle Notizen über die Ruine
der Wüstenstadt Hatra, die er während des ersten Weltkrieges besucht hatte.
Neben Mesopotamien hat sich Ernst Herzfeld aber auch mit Denkmälern des benachbarten
SYRIEN beschäftigt; immer wieder nahm er dort auf seinen Reisen nach dem Osten Aufenthalt und
noch in jungen Jahren gelang es ihm, eines der heiß umstrittensten Probleme der syrischen Archaeologie
zu lösen: das Problem von Mschatta. Trotz Strzygowskis kraus-phantastischen Ausführungen hatten
zwar schon früher einzelne Forscher vermutet, daß die als Geschenk des Sultans Abdul-Hamid an Kaiser
Wilhelm IL nach Berlin gekommenen reich ornamentierten Fassadenreliefs dieses Wüstenschlosses früh-
islamischen Ursprungs seien; aber Herzfeld hat dann mit verblüffender Sicherheit in einer seine unüber-
troffenen Kenntnisse dokumentierenden Stilanalyse die Entstehung unter dem Ummayaden Walid IL
fast auf Tag und Stunde (744) genau fixiert und damit war diesem ganz einzigartigen Denkmal sein
seither beinahe von allen Forschern anerkannter Platz in der Kunstgeschichte endgültig angewiesen.
Daneben äußerte er sich im „Islam" auch über den Felsendom von Jerusalem; seine eingehendsten
Studien auf syrischem Boden aber galten vor allem den arabischen Denkmälern von Damaskus, Hama,
Homs und Aleppo.
Herzfeld ist nun aber von Syrien und Mesopotamien aus noch weiter nach Osten vorgedrungen.
Schon auf seiner Heimreise von Assur hat er auf gefahrvoller Fahrt durch Luristan die persischen Rand-
gebirge überschritten und PASARGADAE und PERSEPOLIS besucht —zwei Ruinenstätten, deren
Erforschung für immer mit seinem Namen verbunden bleiben werden. Als Ergebnis dieser ersten persischen
Reise erschien eine alle topographischen, historischen und archaeologischen Gesichtspunkte berück-
sichtigende Arbeit über Pasargadae, die ihm damals auch als Dissertation zur Erlangung der Doktor-
würde diente. Schon bald später gab er dann gemeinsam mit F. Sarre die „Iranischen Felsreliefs" herau
und ebenfalls noch vor dem ersten Weltkrieg erfolgten die nicht ganz gefahrlose genauere Aufnahme de
sassanidischen Denkmals von Paikuli und die Ausgrabungen in Pasargadae, deren Ergebnisse in den
von Herzfeld gegründeten und redigierten „Mitteilungen aus Iran" veröffentlicht wurden; erst nach dem
ersten Weltkrieg erschien das schöne Buch „Am Tor von Asien. Felsendenkmale aus Irans Heldenzeit".
Nachdem dann Herzfeld anfangs der 30er Jahre Professor am Institute of advanced studies in Prince-
ton (USA) geworden war, erfolgte von dort aus die mehrere Jahre in Anspruch nehmende Ausgrabung
und Untersuchung der Königspaläste von Persepolis mit Mitteln des Oriental Institute in Chicago. Zu
den Ergebnissen seiner Reisen in Iran gehören u. a. auch die erst kürzlich erschienenen religionsgeschi
lichen Untersuchungen „Zoroaster and his world".
Aber auch die rein menschlichen Seiten dieser einzigartigen Persönlichkeit sollen hier nicht
unerwähnt bleiben. Besonders wenn ich an die schönen Zeiten zurückdenke, da wir miteinander in
Samarra und an den sonnigen Gestaden Kilikiens arbeiteten, gewinnen in meiner Erinnerung geivisse
Züge seines Wesens immer wieder neues Leben: seine jugendlich frische Tatkraft, mit der er in jede
Diskussion eingriff und jedes Problem anpackte; sein scharfes und merkivürdig prägnant formuliertes
stets treffendes Urteil über die Menschen; sein Sinn für Humor, der ihm über die unerquicklichsten un
schwierigsten Lagen hinweghelfen konnte; seineUneigennützigkeit, diekein persönliches Interesse kannte
und ganz in der Wissenschaft aufging; seine unwandelbare Treue Freunden gegenüber. Das, was ivir unter
einem Stubengelehrten oder gar einem Schulmeister verstehen, war der Verstorbene trotz seines staunen
erregenden Wissens jedenfalls in keiner Weise; es ist kein Zufall, daß die Lehrtätigkeit in seinem Lebe
eine untergeordnete Rolle gespielt hat. Seine Seele gehörte eben ganz und gar der reinen Forschung an
und in diesen Bereichen gelang es seinem unermüdlich tätigen, klaren und scharfen Geist, immer wieder
neue Probleme zu entdecken, sie zu lösen und so stets neue unbekannte Welten unserm Wissen zu
erschließen. Dabei war er ein echter Humanist, der alles nacli menschlichen Maßstäben beurteilte un
der die Zusammenhänge des Ostens mit Alt-Europa nie aus den Augen verlor — eine Fähigkeit, die ihn
in Stand setzte, allen neuen Entdeckungen stets mit untrüglicher Sidierheit den ihnen zukommende
Platz in der kunstgeschichtlichen Entwicklung anzuweisen. So wird er uns sowohl als rastloser Forscher
als auch als treuer Freund immer unvergeßlich bleiben.
Samuel Guyer
DIE LANDSCHAFT
DER N A M E SAMARRA
Y a ' q ü b l , kit. al-buld. 255:
"Surra man rä'a war in alten Zeiten eine öde Ebene der Landschaft al-Tlrhän, ohne
Bebauung. Ein christliches Kloster, dair, stand an der Stelle, w o sich später der Re-
gierungspalast, dar al-sultän1, genannt dar al-ämma, erhob; aus d e m Kloster wurde das Schatz-
haus, bah al~mäl".
Surra man rä'a ist der amtliche N a m e der islamischen Stadt, wie madinat al-saläm der von
Baghdad. I m Gebrauch solcher N a m e n folgen die Araber den Sasaniden, Achaemeniden und
Assyrern. Nach ibn al-A'räbl, bei Bakri 771, ist al-surra im beduinischen Sprachgebrauch
gleich al-surür. A h m a d al-Bashshäri, bei Yäqüt III, 15: "Samarra wurde surüru man rä'a
'Freude des, der es sieht' genannt, dann zu surra man rä'ä gekürzt; als es in T r ü m m e r fiel ...,
nannte m a n es sä'a man rä'a 'Trauer des, der es sieht', und abgekürzt sämarrä'u". Andre arabische
Schriftsteller wiederholen dies Wortspiel. Nach einem Bericht des Schreibers Isma'il b. Yahyä
im kit. al-Aghäni xxi, 45 wäre die Bezeichnung surra man rä'a, vor der eigentlichen Gründung der
Stadt von d e m wahnsinnigen Dichter abu 1-Haitham Khälid b. Yazid in Versen gebraucht
worden, die der Wazlr al-Fadl b. Marwän, der unmittelbar vor der Gründung der Stadt ab-
gesetzt wurde, d e m Khalifen al-Mu'tasim vortrug, als dieser einmal in Mähüza war:
Dieser wird zweimal in assyrischen Urkunden erwähnt1), ohne nähere Angaben, als äl su-ur-
mar-ra-a-te 'Stadt Surmarrate' und als äurmirräte, Zeit des Asurbanipal und Samassumukln.
Eine andre vorarabische F o r m benutzen die Syrer solange die Stadt blühte: süm'rä2. Assyr.
surmarrate: syr. süm'rä: ar. Sämarrä stehen sich wie die N a m e n des in derselben Landschaft
gelegenen Flusses assyr. turnat: syr. törmarä: ar. Tämarrä gegenüber. Es handelt sich u m Laut-
wandel beim Übergang der N a m e n in verschiedene Sprachen. Die vulgär-arabische Form
Sämarrä ist, z. B. in Versen des Buhturi bei Bakri 772 und Yäqüt III, 14, ebenso alt bezeugt
wie die amtliche, ist also keine Abkürzung von Surra m a n rä'a, sondern dies eine zufällig dem
uralten N a m e n nahe kommende Deutung. O b die Grammatiker tl^U oder lj*U für korrekter
erklären, ist bedeutungslos.
Der vorislamische Ort gehörte zur Diözese Tirhän, deren U m f a n g G. Hoffmann bestimmt hat.
Dieser d e m Ostufer zugehörige Landschaftsname erscheint bei den Arabern nicht oft3, die
Syrer schreiben auch Trlhän4: der N a m e klingt unsemitisch und k o m m t als Tirhän in Luristan
vor. Nach ibn al-Faqih 179 eroberte 'Utba b. Farqad Tirhän und Takrit, machte einen Ka-
pitulationsvertrag mit den Leuten der hisn, Burg (syr. birthä) von Takrit und zog weiter nach
Bädjarmaq und Shahrazur. Nach den christlichen Quellen5 öffnete der nestorianische Patriarch
Märüthä die Tore der hesnä Tagrith nach d e m Fall von Ktesiphon.
G. Hoffmann zweifelte, p. 191, w o die Stadt al-Tirhän und die Residenz der Bischöfe von
Tirhän war, anmerkend: Sollte es Samarra gewesen sein ? Es war sicher al-Mähüza, syr. mähözä,
die Stadt schlechthin von Tirhän, die von al-Mutawakkil in seine neue Nordstadt einbezogen
wurde. Ihre genaue Lage westlich der Gr. Moschee von al-Dja'fariyya kann m a n im Ruinen-
gebiet deutlich erkennen. Mas'üdi begeht einen seltsamen Irrtum, indem er VII, 391 sagt:
"Der Ort, an d e m al-Mutawakkil ermordet wurde, war eben der Ort, an dem Sheröe seinen Vater
Khusrau Parwez ermordet hatte, nämlich al-Mähüza". Das ist nur eine Namensgleichheit:
mähözä (sg.) 'die Stadt' von Tirhän, und mähöze (pl.) 'die Städte' von Ktesiphon, ar. al-Madä'in6
In vorislamischer Zeit war die wasserarme Steppe nur dünn oder garnicht besiedelt; dauernde
Kulturen gab es nur im Tigristal. Die Bevölkerung war aramäisch und christlich, daher die
vielen Klöster, die in und u m Samarra erwähnt werden. Die Araber nennen diese Aramäer
Djarämiqa, Garamäer, oder Nablt, Nabatäer, so in Versen eines Soldaten bei Mas'üdi VII,
119—20 7 .
1
In der Ortsliste K.4383 Br. M . col. I, 11 und dem 'die Städte', auch mähözä dh beth Armäye, die
Brief Harper 944, 5, vgl. E. Forrer, 'Provinzein- 'Stadt von Nord-Babylonien', daneben m'dhlnäthä,
teilung d. assyr. Reichs' 1921, 52 und 104, und bei Thomas v. Marga, ed. Budge 1,82, 14. Madina
M . Streck, 'Asurbanipal' p. cxxvii. Der N a m e hat, ist Hauptstadt als Sitz des Gerichtshofs, pl. madä'in.
wie Utu'äte, Gananäte u. a. die Form eines assyr. Manchmal werden die Bezirksnamen, wie dh Are-
plur. fem., von *Surmar(ra), ist aber subaraeisch, wän, oder Attribute, wie hdhattä 'die neue' zu-
vgl. Hasmar, Namar u. a. Auch die Endung kann gefügt.
epichorisch sein. Die Garamäer sind der von den Assyrern Gurumu
2
G. Hoffmann, Syr. Akt. p. rgof. genannte Stamm, mp. gararmk > ar. djarmaq ; nach
:i
und meist falsch punktiert; die obige Notiz des ihnen heißt das assyr. Gebiet östl. d. Tigris beth
Ya'qübl übernehmen ibn al-Athir und Mas'üdi; Garme, ar. Bädjarmä, N a m e der Diözese Karkük,
Yäqüt IV, 673 zählt Tirhän zu den Bezirken von w o noch heute ein Stadtteil Begerme genannt wird,
Mausil. als 'Wärme-Haus' verstanden. Sie grenzte östl. an
1
Z. B. Nöldeke-Guidi, 'Syr. Chron.' 38, u. ö. Tirhän. — Auch der zu einer Sagenfigur ge-
• Labourt, 'Christianisme dans 1'EmpirePerse', 246. wordene Gründer von Hatra, al-Sätirün, Sanatrük,
" Assyr. mahäzu, term. für eine große befestigte wird Djarmaql genannt, vgl. mein 'Hatra', ZDMG
Stadt, Hauptstadt, daher mähöze für Ktesiphon, lxviii, 1914, 659.
* 3 *
TUKULTI-NINURTA
Die älteste Schilderung eines Teiles des Gebietes von Samarra findet sich in den Annalen
Tukulti-Ninurta's II (ed. P. Scheil), Bericht über seinen sechsten Feldzug, also wohl in 834
a. Chr. — Der König k o m m t von Assur den Tharthär herab (z. 47): du Tartar je partis et descen-
dis en plein hamäte, lieux difficiles; dans les champs de Margani (48) je decouvris de canaux,
tout un jour et la nuit on puisa de l'eau, (49) j'approchai les maskanäte du pays de Utu'äte, la
ville de leurs tombes (? äl qabränisu), sise sur (50) le Tigre, je conquis". Vier Tage später gelangt
er nach Dür Kurigalzu, hod. 'Aqrqüf, bis wohin sich einst die Weststadt von Alt-Baghdad er-
streckte.
z. 51 hebt die reiche Vegetation, Hb kisti, hervor. — margäni ist trotz des Alters des Worts wohl
aram. margä, ar. mardj 'Weide', dawäre ist dasselbe wie ar. hammät, pl. v. hamma, das ibn Shu-
mail bei Yäqüt II, 340 erklärt als "Erde, bedeckt von in einzelne Steine zerrissenen Basaltdecken",
allgemeiner von Steinen besätes, wüstes Land. Yäqüt sagt: "Es gibt in den Ländern der Araber
viele hammät" 1 . Nach dem schweren Marsch durch solches Gelände sind die Assyrer froh,
auf die ersten Kanäle zu treffen. Diese können nur v o m Tigris kommen, m a n befindet sich also
auf d e m Westufer gegenüber dem Südende von Samarra. Utu'äte, der Form nach wie ein
PI. v. Utu'a, später Itu'a, ist der N a m e eines Aramäerstammes, als dessen Ort E. Forrer /. c. die
Landschaft auf dem Westufer des Tigris v o m Durchbruch durch den Hamrin bei al-Fatha bis
herab in den Dudjail-Bezirk erkannte. Dies Gebiet war lange zwischen Assyrien und Babylonien
geteilt; der Vorort war Takrit.
maskanäte, pl. v. maskänu, unterscheidet die dauernden Ansiedlungen, ]/ sakana, dieses Ge-
bietes von den nomadischen, / nazala, der inneren Djazira a m Tharthär, und ist der Ursprung
des späteren Namens maskenä, Maskin, nahe S O vom heutigen Sumaica. D a ß äl qabränisu
'Gräberstadt' bedeute, ist wenig einleuchtend. Die ganze Geschichte hindurch tritt maskenä
immer mit luqbarä zusammen auf, d. i. aram. 'Maus'. Zwischen 'uqbarä und äl qabräni m u ß es
irgend eine Beziehung geben, vielleicht Wortspiel oder Volksetymologie.
XENOPHON
U m 401/400 a. Chr. zogen die Zehntausend Griechen durch das Gebiet von Samarra, Xeno-
phon, Anab. II, 4, 12—13.
Innerhalb der Medischen Mauer werden sie in 2 Tagemärschen 8 Parasangen (44 k m ) über zwei
vom Tigris abgeleitete Kanäle, der eine mit Schiffbrücke, der andre mit Fähre, z u m Tigris geführt,
an dessen Ostufer, 15 Stadien (2,75 k m ) vom Fluß, die große Stadt Sittake lag. Sie lagern vor dem
Fluß neben einem paradeisos zwischen einem Kanal und dem Strom, und (24) überschreiten a m
nächsten Morgen die Schiffbrücke von 37 Schiffen. (25) Vier Märsche von 20 Parasangen
(110 k m ) bringen sie zu dem mit Schiffbrücke versehenen, nur 1 Plethron (100 Fuß) breiten
Physkos bei der großen Stadt Opis. (27) Von da an zogen sie durch Medien ; zuerst 6 Märsche von
30 Parasangen (165 k m ) durch Steppe, o-Ta&fxol ipr\\Loi, zu den Dörfern der Parysatis, einem
reichen Ackerbaugebiet (28), dann 4 weitere Steppenmärsche von 20 Parasangen (110 k m )
"den Tigris zur Linken habend". Auf dem ersten lag, a m Westufer, die große Stadt Kainai,
von w o die Einwohner viel Lebensmittel und Futter auf ayz'&'w.ic, Sicpikpiva!.?, d. i. kalak's,
herüberbringen. (5,1) Darauf [ohne Entfernungsangabe] kommensiezudem4Plethren(i25 m )
breiten Zapatas-Fluß. Bei dem dreitägigen Aufenthalt dort wurden Klearchos und die andren
Führer bei Verhandlungen im Zelt des Tissaphernes gefangen und ermordet.
1
Vgl.'Arch. Reise' I, 165 u. 191.
1*
* 4 *
Die Topographie dieses Teils der Anabasis wird seit 1779 erörtert. D a Xenophons Bewegungen
unmittelbar nach der Schlacht, diePlutarch, Artox. 8, 'bei Kunaxa' nennt, unklar sind, und er nur
v o m Übergang über einen der beiden Zäb spricht und dort eine Entfernungsangabe ausläßt,
kann m a n den Marsch nicht mechanisch, sondern nur mit Kritik des Stoffes festlegen. Inter-
polation von Orten hat auch sonst wenig Wert, erst die Geschichte der Einzelorte mit ihren durch
die Geographie bedingten Beziehungen zu ihren Nachbarn hat beweisende Kraft.
Nach Anab. 1,7 lag der Ort der Schlacht 15 Parasangen von den Babylonischen Toren (ixüm).
Das ist das madiq al-Hit, 10 k m unterhalb Hit, w o auf eine lange Strecke nur ein ganz schmaler
Pfad an der Steilküste des Euphrat bleibt. Aus unzureichendem Stoff hatte das schon Ritter,
'Erdkunde' X I , 763 u. 765 ganz richtig erkannt. 15 Par. = 83 k m führen von da gerade nach
Fallüdja. Anab. II, 2, 6, ein späterer Zusatz, gibt als Entfernung des Schlachtfeldes von Babylon
360 Stadien = 12 Par. = 66 k m an. 300 Stad. ist die Entfernung Babylon—Sippar. Danach
läge Kunaxa 60 Stad., 11 k m nördl. von Sippar. Die Entfernung von den Toren bis Babylon, am
alten Euphratlauf gemessen, ist über 190 km, 35 Par. — Bei nur 360 Stad. bliebe eine Lücke von
240 Stad., 8 Par., 44 km. M a n kann sich also nur an Xenophon's eigene Angabe halten, nach der
die Schlacht beim heutigen Fallüdja stattfand, a m wirklichen Eintritt in den Träq.
MEDISCHE MAUER
Die Medische oder Semiramis-Mauer hat zuerst d'Anville, L'Euphrate et le Tigre, 1779, als
eine hypothetische Linie vor Fallüdja a m Euphrat zur M ü n d u n g des 'Adaim in den Tigris in
seine Karte eingetragen. Topographische Aufnahmen fanden erst auf H. Rawlinson's Anregung
zwischen 1846 und 1850 durch J. F. Jones, und 1860—1865 durch Collingwood, Selby und
Bewsher statt1. Vorher hatte John D. Ross M . D. mit Layard's und Rawlinson's Billigung in der
Sidd Nimrüd oder Calu genamiten Mauer- und Kanalruine südwestlich von Samarra — ungefähr
in d'Anville's Linie — Xenophons Mauer und in den Ruinen al-Muhassil ( = 'Steuereinnehmer')
oder al-Qanätir ( = 'Brücken') an der Vereinigung der zwei großen Qätüle oberhalb der
heutigen 'Adaim-Mündung Xenophons Opis erkennen wollen2. H. B. Lynch, der die Gegend
kurz darauf besuchte3, hatte Bedenken gegen die Gleichsetzungen. J. F. Jones lehnte beide auf
Grund seiner Ortsstudien ab: er erkannte den großen Wechsel im Tigrislauf, glaubte aber
an die Identität von Xenophons Physkos mit d e m 'Adaim und meinte daher, in der Gegend von
heut. Balad gegenüber der 'Adaim-Mündung Opis entdeckt zu haben. U m 1850 war man in
der Vorstellung von der fabelhaften Größe von Babylon und Ninive befangen und sah in ge-
ringen, unzusammenhängenden Resten große alte Stadtgebiete. So verband Jones die Reste von
Yäzür, Mandjür und andre zu seinem Opis1. Die unlösliche Verbindung der Probleme von Opis,
der Medischen Mauer und des Königskanals war damals, w o m a n nur die klassischen Nach-
richten hatte, unklar: erst die Keilinschriften erhellten diesen Sinn auch der klassischen Stellen.
D e n topographischen Stoff hatte H . Kiepert 1883 in seiner 'Karte der Ruinenfelder von
Babylon'' allgemeiner zugänglich gemacht, sich dabei Jones' Auffassung anschließend. G.Hoff-
m a n n 0 suchte die Gleichung Teil Mandjür = Opis auch philologisch zu stützen: bei Mandjür
1
Bombay Records( Memoir XLIII, 1857 und Trigon. ;l JRGS IX, 1839.
Survey of a Part of Mesopotamia in 1 $440000, dazu ' Über diese Orte siehe unten p.170.
Bericht in JRGS X X X V I I , 1867. « Mit'Begleitworten' ZDGE XVIII, in denen er ein
2
'Journey from Baghdad to the Ruins of Opis and unbegründet ablehnendes Urteil über Bewsher
the Median Wall in 1834',/ÄGS XI, 1841,121—36, in JRGS X X X V I I fällt.
und 'Two Journeys .. . to the Ruins of al-Hadhr in ° In 'Nachträgen zu den Begleitworten' ZDGE 1883
Mesopotamia, in 1836 and 37', JRGS IX, 1839, XVIII 444SS.
443—70.
* 5*
sei das ar. Bähamshä zu suchen, aus syr. *beth hömesh 'Bauch, Magen', gr. cpiKrxY], also QÜGXOC,
eine Übersetzung dieses Namens. — Bä-hamshä ist zunächst die regelrechte Umsetzung von Be-
hamshä 'Fünf-Haus'. Hoffmanns Deutung setzt voraus, daß die Stadt — eine junge Nach-
folgerin des alten Opis — ihren N a m e n von d e m Fluß erhalten hätte, während die Flüsse nach den
Städten genannt zu werden pflegen. Viel wahrscheinlicher istPhyskosGräzisievungvonass. hubuskia,
oft genannter topographischer N a m e für das Gebiet der Quellflüsse des Turnat = Diyäla1.
H . Kieperts Autorität gab der Gleichung Opis-Mandjür fast allgemeine Geltung. N u r
H . Winckler,wie immer selbständig und unbeeinflußt arbeitend, verfocht in demAufsatz 'Käsiphya
= Ktesiphon'2 unter ziemlich allgemeiner Ablehnung die richtige These: Opis im Gebiet von
Seleucia. W e n n A. Musil 19123 den Calu ohne weiteres 'Medische Mauer' nennt, folgt er nur
der damals herrschenden Annahme. Nachdem neue Inschriften Nebukadnezars über seinen
Mauerbau authentische Daten geliefert und Opis als Ostende dieser Mauer festgelegt hatten,
n a h m Eduard Meyer 1912 die vernachlässigte Untersuchung auf4. Er hielt wie H . Kiepert an
Jones' Bestimmung der Lage von Opis a m 'Adaim fest, mußte also die Medische Mauer wieder
in jener nördlichen Gegend suchen5. Die Ergebnisse sind verfehlt, regten aber neue Durch-
forschung des keilinschriftlichen Stoffes an, eine ganze Literatur, mit neuen Daten, aber keine
frei von Fehlschlüssen6.
1
Die Lage geht am deutlichsten aus den Stellen her- 1916—17: Kartogr. Abtlg. d. Stellvertr. General-
vor: Asurnasirpal, annal. Jahr 4, kommt von stabes der Armee, Karte v. Mesopotamien
Assyrien nach Zamua; viele durch dies Anrücken 1:400000 (unter meiner Mitarbeit), Blätter
Bedrohte bringen Tribut, darunter Hubuskia; andre 4 c Samarra, 5 c Sulaimaniyya, 4d Kerbela,
fliehen und werden verfolgt: "vom Berg Simaki 5d Baghdad.
bis zum Fluß Turnat [in Hubuskia] streute ich die 1917: M . Streck, Seleucia und Ktesiphon, in Alt.
Leichen", im ganzen 500.— Oder: Salmanassar II, Orient n. 16
Jahr des Regierungsantritts, dringt in den Simesi, 1922: A. Ungnad, Rekonstr. d. altbab. Königslisten,
d. i. Täq i Girrä-Paß ein, erobert die Festung in Z-Ass. 34.
Aridi, und 'nähert sich' zurückkehrend Hubuskia. Dazu die Artikel von O. Schroeder 'Opis' in
Jahr 3: der turtän Daian-Assur rückt über den Un- Reall. Vorgesch. 1927; von Unger 'Akshak' in
teren Zäb nach Hubuskia, von da über Malhis Reall. Assyr. 1928.
nach der Stadt Zirta (wahrschl. Saqyz) von Mannai, W . H. Lane's 'Babylonian Problems', London
dann südl. über Surdira (Surgadia in Ardilän) 1923, sind mehr 'Babylonische Sorgen', in Unkennt-
nach Parsuas-Kirmänshähän. — Zur Zeit Sargons nis dieser Untersuchungen geschrieben und ganz
wird mehrmals Hubuskia 'die Königsstadt des verfehlt, kein Vorwurf gegen den Verfasser, Lieut.-
ianzu von Nä'iri' erwähnt; ianzu ist der kossäische colonel Indian Army, aber gegen St. Langdon,
Titel. der ihm das babylonische Material lieferte und eine
2
In Altorient. Forschg. II, 512 (1900). Introduction schrieb; p. xvii: "It is unnecessary to
3
'Vorbericht über eine Forschungsreise 1912' in say for nie that I agree with the facts and theories
Anz. phil.-hist. Klasse k. Ak. d. W. Wien, 8. Jan. contained in this book", z. B. Opis sachlich und
1913. sprachlich gleich Teil 'Äbir zw. Harba und Balad;
J
'Untersuchung über die Lage von Opis und Kish die Medische Mauer ein hypothetische Verlän-
und die Verteidigungsanlagen Nebukadnezars' in gerung nach Süden der mutabbaq genannten Mauer
"Unters, z. ältest. Gesch. Babyloniens", Sb.Pr.Ak. bei Samarra; Sittake sachlich und sprachlich gleich
d.W. 1912, XLVII, 21. Nov. 1912. Tädji, 20 k m N . v. Baghdad. Andre Beispiele sind
5
Auf warnende Berichte von mir gehen die An- schlimmer. Ein Satz wie Langdon's (p. xxi):
merkungen auf p. 1098 und 1100 zurück. "A canal known as the Royal Canal, när sarri, left
6
1913: A. Ungnad, 'Zur Lage v. Opis' in ZDMG 67, the Tigris at Opis and joins the Euphrates at Agade
133SS (near Sippar). Therefore Opis lay considerably
1915: E. Unger und F. Weißbach in Z. Assyr. 29, north of the latitude of Sippar" dürfte nicht vor-
195 ss kommen: der Kanal kam von Euphrat und floß
1916: Landsberger in OLZ 19, 34SS nicht bergauf.
* 6 *
1928 und 1930 teilte Leroy Waterman als Ergebnis seiner Grabungen in Teil 'Umar-Seleucia
mit1, in d e m jungen Tempel a m Teil 'Umar mehrere wiederverwandte Bruchstücke mit früh-
geschichtlichen Inschriften gefunden zu haben, auf denen der Ortsname U H ^ i. e. Aksak, Opis
vorkäme, und unter einem Begräbnisplatz römischer Zeit ein als Türangel benutztes Stelen-
bruchstück mit "Un-da-lu-lu lugal kur U H * 1 , Undalulu König des Landes der Stadt Aksak",
das wäre der zweite König der mythisch gewordenen Dynastie von Aksak-Opis nach der sumeri-
schen Liste. Der Preliminary Report2 widerholt das ohne nähere Ausführung und ohne Vorlage
von Urkunden; der zweite Report schweigt ganz. Das ist keine Bestätigung, und es ist schade,
daß E. Weidner die Notiz als Beweis für die Identität von Teil 'Umar mit Aksak-Opis in den
AOF anzeigte und F. H . Weißbach seinen Artikel M-/)8ia<; rst^o? in Pauly-Wissowa haupt-
sächlich darauf auf baute. Aber der Teil 'Umar ist Istakhri's qasr 'Umar b. Hubaira, bei dem ein
nördlicher A r m des nähr al-malik in den Tigris fiel; das bedeutet, Opis lag wirklich nicht weit
oberhalb, dicht neben oder noch innerhalb des Gebietes, das die Städte Seleukeia-Ktesiphon
im Laufe ihrer Geschichte bedeckten.
In West-Madä'in fand Francois Michaux in 1800 den caillou Michaux 3 , der die nördlich an den
närsarri stoßende Flur Bag-da-da nennt (siehe unten) .1911 erwarb Samuel Guyer bei einem Aus-
flug von Samarra nach Ktesiphon an Ort und Stelle das Bruchstück eines kudurru, Taf. XXXIII,
dessen Bilder d e m caillou Michaux ganz nahe stehen, bei altertümlicherer Schrift. 1824 fand
George Keppel in West-Madä'in das Unterteil einer altsumerischen sitzenden Statue aus 'Gra-
nit'4. Diese Stücke symbolisieren die altsumerische und die kossäische Epoche, in denen Aksak-
Opis gerade blühte. I m Gelände und auf den Karten kann m a n studieren, wie viele Quadrat-
kilometer der Tigris von al-Madä'in fortgeschwemmt, und wie viele der Euphrat wieder ange-
schwemmt hat. W e n n der genaue Punkt von Opis noch nicht durch beschriftete, monumentale
Reste festgelegt ist, ist das kein Wunder.
Ich habe meine topographischen Aufnahmen meist 1911—13 gemacht und 1917—18 die
Karten bearbeitet5. I m Folgenden will ich nur einige Punkte klarer stellen, als bisher möglich
war, und zeigen, wie sinnvoll die Nachrichten sind. Die Untersuchung der bei Samarra gelege-
nen, fälschlich für vorislamisch angesehenen Ruinen mutabbaq, calu u. a. folgt später.
Zwei Angaben Xenophons, beide übersehen oder mißdeutet, machen von vornherein klar,
in welcher Gegend Babyloniens er war. Die Kanäle, die er vor Sittake auf einer Brücke und in
Booten überschreitet, und an deren einem er lagert, waren v o m Tigris abgeleitet, und bis unter-
halb von Ktesiphon läuft noch das Euphratwasser z u m Tigris. Erst unterhalb ändert sich
das Verhältnis: große Kanäle, das habl al-dhahab genannte System, laufen nach S S O und S
bis z u m nähr al-Nil herab, scheinbar in Fallrichtung eines uralten Tigrislaufs. Ein Irrtum
Xenophons ist unmöglich (Ed. Meyer 1. c. 1099, A n m . ) , denn er spricht gerade an der Stelle
über die Art der Irrigation. Sittake m u ß daher beträchtlich südlicher als Ktesiphon gesucht
werden'1.
1
BASOR 30, 6—8 und 32, 18. Karten in Paikuli und noch einiges nicht dafür
- Prel. Rep. upon the Excav. at Teil Umar, Ann benutztes Material.
Arbor, Univ. of Michigan Press, 1931. 11
Wie Willcocks' Nivellement zeigt, fällt der Königs-
3
Im Cabinet des Medailles, Paris; I. Rawl. 70; kanal von 34 m bei abu Habba auf 31 bei Teil
Oppert-Menant, 'Documents jurid.' u. ö. 'Umar. Aber auf der nordsüdlichen Linie Seleu-
' 'Personal Narrative of a Journey from India to keia-Babylon fällt das Gelände von 30 m a m Tigris,
England', 2nd ed. London, 1827 vol. II, 124—27. der auf seinem selbst angeschwemmten D a m m
' In der deutschen Generalstabskarte von Mesopo- läuft, in 17 k m auf 25 m , steigt dann, u m den eben-
tamien, 1:40c) 000, Blätter 'Ana, Samarra, Sulai- falls angeschwemmten D a m m des Küthä-Armes
mäniyya, Kerbelä und Baghdad. Dazu meine des Euphrat zu überwinden auf 27 m , und fällt
* 7 *
Zweitens: Xenophons Worte "sie marschierten durch Medien" sind ganz genug, u m den
Physkos mit der Diyäla zu identifizieren. In dieser Weise bezeichnet er jedesmal die Überschrei-
tung einer Provinz grenze1. Das eigentliche, osttigritanische Assyrien war nach der Zerstörung
von Ninive an Medien gefallen2. Für die Karte der iranischen Satrapien sind Xenophons Angaben
so bedeutungsvoll wie der wiederholte Passus der Blstün-Inschrift "dies ist, was von mir in
getan wurde". Mit d e m Physkos-Ubergang betreten die Griechen den Boden von Medien, bei
Ktesias MYJSIOC XOU riapouTax^vY), i. e. Isfahän, bei Eratosthenes ähnlich IlapaiTaxTjv^ xai MvjSia
genannt, und seit 612 a. Chr. war dessen Westgrenze gegen Mesopotamien (achäm. Athürä und
Arbäyä) der Tigris, von der M ü n d u n g des Kentrites bis zu der der Diyäla, und gegen Babylon
eben dieser Fluß, dessen Südufer die Königsstraße nach Medien folgte3. Natürliche Grenzen
sind beständig, und diese alte Provinzgrenze bestand noch im Mittelalter als Bezirks grenze,
Yäqüt II, 639: "Die Diyäla ist die Scheidelinie zwischen d e m Bezirk tariq Khuräsän (S.) und
d e m Khälis (N.)".
KÖNIGSKANAL
U m die Medische Mauer zu verstehen, braucht m a n Klarheit über den Königskanal4. Dieser
verlief von Sippar a m Euphrat, heute abu Habba östlich v o m Euphrat, z u m Tigris bei Opis, über
die Stelle der größten Annäherung der beiden Ströme, die seit fast 3000 Jahren die Tendenz
haben, sich von einander zu entfernen. Schon Nabupolassar mußte ein künstliches Bett für den
Euphrat graben, der sich von Sippar zu weit nach Westen entfernt hatte, und der Tigrisfloßnicht
weiter auf 23 m , in den letzten 7 k m vor Babylon Reichs grenze durch diese Länder lief, wurden die
auf den angeschwemmten D a m m des dortigen zu Iran gehörigen Teile von Syrien und Mesopo-
Euphrat zu 28 m steigend. V o m ganzen Küthä- tamien Babylonien angegliedert, das den amtlichen
A r m läuft kein Wasser zum Tigris. Das geht erst Namen Asüristän > Süristän erhielt. Daraus
wieder von Babylon an in Linie des shatt dl-NU. erklärt sich der nur scheinbar ganz verworrene
Daß die Ströme im Gegensatz zu den Kanälen auf Gebrauch der Landes- und Einwohnernamen von
selbstgeschaffenen D ä m m e n fließen, erklärt die der nach-alexandrischen bis zur arabischen Zeit.
4
Unbeständigkeit ihres Laufs. Zuerst bei Nazimaruttas, Ende des 14. sei. a. Chr.
So I. 4,6: kilik.-syr. Thore, 81a Eupia?; I, 51, genannt, als när sarri. Dann bei Melisipak, Nebu-
Thapsakos, 8wc 'Apaßia?; I, 7, 1, babylonische kadnezar I, oft in der neubab. und achaem, Epoche;
Thore, d. i. madlq al-Hlt, 10 k m unterhalb Hit, später aram. nahar malkhä; daher nach alter
§iä T % BaßuXaivtou; II, 4, 27, Physkos, Sia T^C Quelle bei Ptolemaios 1j.aapa7.py;:, falsch vom
MvjSiac: IV, 4, 1, Kentrites, Sia T % 'Ap^svia«;: für [iv.aikzi.oc, 7IOT<X(J.6C: getrennt; Abydenos bei Euse-
Eratosthenes sind die Gordyaeischen Berge diese bius entstellt >Ap;j.<y.y.a.Är;v = Ndcap[i.«XxY)V5 Isidoros
Grenze. Hekataios drückt sich bei Beschreibung Char. •S7.p[j.7J,yrlc; Plinius Narmalcha; Zosimos
der Königsstraße entsprechend aus, bei Herodot Xocp^äXä/r^; Ammian Marc. Naarmalcha ; ar. nähr
V, 52. al-malik, dem die Araber ein mythisches Alter zu-
; schreiben; Yäqüt IV, 846 nach al-Khatib al-
Sehr wichtig, denn es erlaubt die vor-zarathustri-
schen Verse Yt. 10, 104, die den Tigris als West- Baghdädi: „von Salomo S. d. David oder von
grenze des Mederreichs beschreiben, zwischen 612 Alexander gegraben, oder von Afqürshäh b. Baläsh,
und 539 zu datieren. dem letzten Nabatäerkönig, der 200 Jahre König
;
Der N a m e Assur, ap.Axiürä < aram. Athürä, blieb gewesen war, als Ardashir I ihn tötete". Dazu
an Harrän, Nordmesopotamien, haften. Dann vgl. cod. Sprenger, bei Nöldeke Tab. 14: "von
infiltrieren die Araber in die Steppen zwischen H u m ä y eingesetzter König von Kaskar (Mesene),
Euphrat und Tigris, die djazira, sodaß deren süd- Aqfür b. Baläsh, der Jahrhunderte König war".
licher Teil beth carbäye, ap. Arbäyä wurde. Dies Eine merkwürdige Erinnerung an jene Dynastie
bildete eine Satrapie mit Syrien, akk. Ebirnari, von [Aaxpoßioi. Die Namen sind Pacorus und
aram. 'abarnaharä 'jenseits des Euphrat' (von Volagases, aber sie sind nicht die arsakidischen
Babylon gesehen). Zugleich wird Nordbabylonien Großkönige.
von Aramäern besetzt zu beth Armäye. Seit die
* 8 *
erst heute, sondern schon u m 363 p. Chr. östlicher als in der Alexanderzeit, wie aus Zosimos H I ,
23, 3 folgt: "kamen zu d e m Trajanskanal, in den einfallend der Narmalaches sich in den Tigris
ergießt". Ähnlich A m m i a n X I V , 6,1. Der Trajanskanal verband das Ostende des Königskanals
mit d e m nach Osten gewanderten Tigris. Sippar und Seleukeia sind 27,5 k m von einander ent-
fernt, 5 Parasangen, das M a ß , das Nebukadnezar für die Länge seiner Mauer angibt: 5 beru.
Strabons Abhandlung über das, was die Griechen von der Alexanderzeit her wußten, könnte
nicht klarer sein. In der großen Auseinandersetzung mit Hipparchos sagt er II, 1, 245s: "Era-
tosthenes konstruiert seine 'dritte Sphragis' so: Nordseite: Kaspische Tore bis Euphrat 10000
Stadien, zusammengesetzt aus Alexanders Zug v o m Euphrat z u m Tigris (Saphe-Sufandere)
2400 Stadien, von da über Gaugamela und Arbela nach Agbatana, wie Dareios floh, womit die
10000 voll werden. — Südseite: Linie Babylon-Susa-Persepolis-Grenze von Karmania gleich
9200 Stad., nicht parallel zur Nordseite und kürzer als diese, weil der Tigris erst südlich, dann
aber südöstlichfließt.— Westseite: Thapsakos-Babylon 4800 Stad., plus Babylon-Teredon an der
Euphratmündung 3000 Stadien, plus 1100 Stad. von Thapsakos nach Norden zu den Armenischen
Toren [also 8900 Stad.]. -- Ostseite: Erythräisches Meer—Persis—Media nicht weniger als
8000, vielleicht über 9000 Stadien, plus Strecke von IIocpaiTaxTjvy] xal M^Sia [Name der Satrapie
Isfahän-Hamadän] bis zu den Kaspischen Toren [bei Ragä] ca. 3000 Stadien. — Innerhalb der
so umgrenzten Karte fließen der Tigris und der Euphrat, Mesopotamia bildend und in Era-
tosthenes' Zeichnung das Bild eines Ruderbank-Kissens, U7ry]peariov [wir würden 'Sattelkissen'
sagen] ergebend. Die Ströme nähern sich, bis sie bei der Mauer der Semiramis und der XCOUTJ
Opis nur noch 200 Stadien [37 k m ] von einander entfernt sind". Dazu XI, 14, 6 nach den Einzel-
heiten der Beschreibung des Quellgebietes des Tigris: " V o n dortfließtder Strom nach Opis und
der sog. Mauer der Semiramis, die Gordyaeer und ganz Mesopotamia zur rechten lassend.
N a c h d e m sich beide Ströme einander immer genähert und Mesopotamia gebildet haben, strömt
jener durch Seleukeia, dieser durch Babylon d e m Persischen Meer zu, wie wir bereits in der
Bemerkung gegen Eratosthenes und Hipparchos erwähnt haben". Das ist die Beschreibung des
'Ruderbankkissens'; er spricht von d e m breiten Sitz, der Einschnürung und dem schmalen Ende.
Südlich außerhalb Mesopotamiens, an der Einengung, liegt die Alauer, mit Opis als ihrem Ende
a m Tigris. V o n Opis springt der Gedanke sofort zu Seleukeia über. Ebenso X V I , 1, 21: „Der
geringste Abstand der beiden Ströme in der Gegend von Seleukeia und Babylon ist wenig mehr
als 200 Stad. (nach Eratosthenes)", das ist weiter als z. Z. Nebukadnezars und wenig enger als
heute. X V I , 1, 5: "Der Abstand von Seleukeia und Babylon ist 300 Stadien (auch nach Era-
tosthenes)", 55,5 k m ganz genau. Es ist unmöglich, mit Ed. Meyer in Strabons (d. i. Eratosthe-
nes') 200 Stad. eine "fälschliche Übertragung der Distanz, die erst unterhalb [bei Seleukeia]
zutrifft" auf einen viel nördlicheren Punkt, Opis, zu sehen. In Eratosthenes' und Strabons Vor-
stellung sind Seleukeia und Opis vielmehr identisch. Die Masse sind für Opis geltende Messungen
der Bematisten Alexanders, L'K ävaysypocj.ujivYjv cups TTJV ixivprjoiv oder fj Suvaroc rtv supslv
[xe(XSTp7]|/iv7]V 68öv, wie sie Eratosthenes seiner Kartenkonstruktion zugrunde legte, ein authen-
tisches Material. Seleukeia ist in X V I , 1, 21 nur der zeitgemäße N a m e von Opis. Opis war in
d e m gemessenen System der Bematisten ein Hauptpunkt wie Thapsakos, w o Alexander den
Euphrat überschritt. Die Stadt ist ein Punkt des Alexanderzuges, der von Arbela k o m m e n d wie
Kyros durch Opis in Babylonien einzog.
In diesen Zusammenhang gehört die bei Plinius V, 90 erhaltene Zahl über den Abstand der
Abzweigung des Königskanals aus d e m Euphrat von Thapsakos, eine Beziehung zweier Punkte
aufeinander, die außer in diesem System keinen Sinn hat: "Scinditur enim Euphrates a Zeuemate
D L X X X X I I I I p. circa vicum Masken et parte laeva in Mesopotamiam [djazira 7 vadit ner '
* 9 *
Seleuciam circa eam praefiuenti infusus Tigri, dexteriore autem alveo Babyloniam quondam
Chaldeae caput petit etc". V o n vornherein kann die Nachricht nur aus alter griechischer Quelle
stammen. 594 P. sind 4752 Stad., nur 48 weniger als Eratosthenes' 4800. In Wirklichkeit
haben Sippar und Seleucia den gleichen Abstand von Babylon, genau 300 Stadien. Aus 4500
umgesetzt müßte die Zahl bei Plinius D L X I I I lauten. Entweder ist 594 aus D L X I I I verderbt,
oder es ist aus einer der Veränderungen entstanden, die Eratosthenes' Nachfolger an seinen Grund-
zahlen vornahmen. Auf jeden Fall folgt daraus, daß Eratosthenes Sippar-Seleukeia-Babylon als
gleichschenkliges Dreieck von 300 Stad. Seitenlänge und 200 Stad. Basis gezeichnet hatte.
Julianus Apostata zog a m Königskanal von Sippar nach Ktesiphon1. Zosimos gibt dabei zwei
Maße, III, 21, 5: von Brpouyic, [=-- Plinius' Masice] 90 Stad. nach Ktesiphon [Madä'in], das
wäre nur 16,7 statt 27,8 km. Entweder meint er die äußersten westlichen Vororte, und die in
23,3 gegebenen 30 Stad. [genau] von Meivac, Xocßa&a (Säbät al-Madä'in) nachZciyy.aq (Kökhe,
südl. Vorort des 'öden Seleukeia') und die nicht erwähnten Stücke von da bis Ktesiphon selbst
sind hinzuzuzählen, so daß die 120 überschritten würden — m a n gebraucht 150 — oder die Zahl
war in Ziffern überliefert und C,' ist aus px' entstellt.
A m Ende des dritten islam. Jahrhunderts beschreibt ibn Serapion den Königskanal: "Der
dritte Kanal, nähr al-malik, beginnt 5 Fars.unterhalb des nähr Sarsar [der erste ist der von ober-
halb von Anbär nach Baghdad laufende Saqlawiyya] aus dem Euphrat . . . hat eine Schiffbrücke
[auf der Straße Baghdad—Küfa] . . . und mündet im Osten 3 Fars. (16,7km) unterhalb von
al-Madä'in [Ktesiphon] in den Tigris". Wie bei Nebukadnezar das Ostende der Mauer, wird
hier das Ostende des Kanals auf einen Punkt a m gegenüberliegenden Ufer des Tigris bezogen.
Istakhri 85 fügt hinzu: "ein A r m geht nach d e m qasr des 'Umar b. Hubaira, der andre fällt
gegenüber d e m Dorf al-Kll neben Küthä in den Tigris".
'Umar b. Hubaira al-Fazäri war von 102—06 und nochmals u m 128 umayyadischer Statthalter
des Träq, Erbauer der Brücke von Küfa2. Noch populärer war sein Sohn und Nachfolger Yazld,
Gründer der Stadt Qasr ibn Hubaira a m Küfa-Arm des Euphrat. Er befehligte das Heer des
M a r w ä n II, wurde aber von Hasan b. Qahtaba, d e m Heerführer des abu Muslim, bei Karbalä
geschlagen. Nach d e m Sturz des Umayyaden ließ sich al-Saffäh in Qasr b. Hubaira nieder und
gab d e m den N a m e n al-Häshimiyya, der sich aber beim Volke nicht durchsetzen konnte. Ich
weiß nicht, ob irgend eine Spur davon geblieben ist, aber die Erinnerung an das qasr des 'Umar
lebt bis heute im Teil 'Umar, d e m Hügel an der Nordseite von Seleukeia, nahe der Nordostecke.
Der seltsame N a m e al-Kll3 k o m m t auch südl. v. Samarra vor und könnte eine besondere Ge-
ländebezeichnung sein. Der nördliche A r m floß westöstlich durch das Stadtgebiet von Seleukeia,
und der Punkt, w o er in den Tigrisfiel,ist gegenüber d e m Teil von Ktesiphon, der jetzt westlich
v o m Tigris liegt, deutlich sichtbar. Die lange Entfernung des südlichen Arms, bis 16,7 k m unter-
halb von Madä'in, ist durch die Tigrisverschiebung veranlaßt. Dieser Zweig dürfte den "sehr
großen Trajans-Kanal" des Zosimos und Ammianus vorstellen, d. h. einen Kanal im alten Fluß-
bett des nach Osten gewanderten Tigris. A m m . Marc, xxiv, 6, 1 sagt: "von Trajan und (?)
Severus gegraben, ut aquis illuc ab Euphrate transfusis naves ad Tigridem commigrarent".
O b der Kanal von Römern oder Persern erbaut ist, der Durchbruch des Tigris durch Ktesiphon
wird damit in die Zeit u m 116 p. Chr. gesetzt, und das wird der Hauptgrund des Rückgangs von
Seleukeia sein, mehr als die angebliche Zerstörung durch das Heer des L. Verus. V o m Tigris
abgeschnitten — die Lage u m derentwillen sie gegründet war — und auf den Königskanal allein
angewiesen, verfällt die Stadt. Septimius Severus soll sie 199 verlassen gesehen haben, und nach
1
Siehe unten p. 63, Magnus v.Carrhae bei Malalas. Frgm. syr. und arab. Historiker, Leipzig 1884.
2 3
Nach den Frgmt. des Khwärizml, bei Baethgen, käl, kal, gil, djil; viell. vorarabisch.
2 Herzffld
* 10 *
den Grabungen scheint die Besiedlung damals aufzuhören. 363 ritt Julian mit seiner Vorhut
durch die Ruinen, und die Syrer reden im ersten Drittel des 5. sei. p. Chr. von Sliq harübhthä,
'öden Seleukeia'1.
Unterhalb des Teil 'Umar, der alten Mündung, hatte der Tigris dieselbe allgemeine Richtung
wie heute, N N W — S S O . Der Königskanal macht mit ihm einen nach S W offenen Winkel von
1200. Die'Mauer ist nur 5 beru d. h. so lang wie die wirkliche Entfernung von abu Habba bis
Teil 'Umar, und der von Herodot I, 185, Eusebius und Diodor II, 9, 1 beschriebene Stausee
Nebukadnezars, aus dem das Gelände außerhalb der Mauer überschwemmt werden konnte,
lag am Euphrat oberhalb von Sippar, vgl. unten p. 15. — Von der 'Aqrqüf-Senke her läuft kein
Wasser zum Euphrat, und das Euphratwasser läuft von Sippar nach Seleukeia. Die Mauer kann
also diese Fallinie nördlich nicht überschritten haben. Sie m u ß dem Kanal dicht nördlich gefolgt
sein. Der Endpunkt im Osten kann nur 5 bis höchstens 10 k m nördlich des Teil 'Umar gelegen
haben, und die Veränderung des Tigrislaufs macht es wahrscheinlich, daß die heutige Tigris-
strecke unterhalb der djisr Diyäla ein altes Stück der Diyäla ist, und daß deren alte Mündung et
7 k m S S W der heutigen und nur 7 k m N N W des Teil 'Umar lag.
So bildete die Mauer, wie es sein m u ß , eine Fortsetzung der natürlichen Verteidigungslinie
Babylons gegen Medien, des Tigris. A n der gegen Medien gekehrten Spitze, dem Knick, den
die Mauer mit dem Strom bildet, lag Opis, das Tor der Khurasan-Straße, durch das man von
Agbatana anrückend in Babylonien eintrat. Zugleich war Opis eine Grenzfestung Babyloniens
gegen Medien, das bis in den von Tigris und Diyäla gebildeten Winkel reichte.
Nebukadnezar spricht erst von den Stadtmauern von Babylon und der südlichen Verbindungs-
mauer nach Kish-Uhaimir, dann: "Ich fuhr fort, die Befestigung Babylons zu verstärken und
ließ oberhalb von Opis bis nach Sippar hinein vom Ufer des Tigris bis zu dem des Euphrat
5 beru qaqqari (Parasangen) einen mächtigen Erddamm aufschütten und dadurch (ma) große
Wassermassen wie der Schwall des Meeres auf 20 beru qaqqari die Stadt umgeben. Damit durch
den Anprall dieser Flut der Erddamm nicht beschädigt würde, mauerte ich mit Asphalt und
Ziegeln seine Böschung auf."
Nicht sehr viel später schreibt Xenophon nüchtern: "eine Mauer aus Backsteinen in Asphalt,
20 Fuß breit, 100 hoch, ihre Länge, sagte man, sei 20 Parasangen". 20 Fuß kann die Mauerstärke
gewesen sein (sehr wenig), aber dann war sie nicht 100 Fuß hoch. Die Länge gab man ihm an,
wie es in der Inschrift steht. Weißbach versuchte2, die 20 bem als Flächenmaß zu erweisen.
beru-Zahhn können mit der stillschweigend gedachten Breitenkonstante 1 qanü (Rohr, Rute von
6—7 Ellen) ein Flächenmaß sein. Aber die Einheit der Konstante ist hier nicht gemeint, und der
Ausweg, 20 beru als Ausdruck von 5 beru X 4 qanü zu fassen, scheint mir unzulässig und führt zu
nichts: das wäre ein Kanal von max. 14 m Breite, kein 'Meer', und niemand beschreibt einen
27750 m langen und nur 14 m breiten Kanal als "38 850 q m Wasser". Nebukadnezar meint gerade
keinen Kanal, sondern eine Überschwemmung, ebenso wie die Perser durch öffnen der D ä m m e
und Überschwemmung Ktesiphon gegen Julian und der Khalife al-Musta'In Baghdad gegen die
Türken des Mu'tazz in Samarra zu schützen versuchen. Die 20 beru sind, wie Ed. Meyer erkannt
hatte, die S u m m e der Einzelstrecken mit ihrer Wasserflut: 5 beru Medische Mauer von Opis
bis Sippar, plus 60 km, knapp 11 beru, kanalisierten Euphratlaufs von Sippar bis Babylon, plus
8 km, knapp i1/? beru Stadtmauer von Babylon, plus 22/:t beru Südwall von Babylon nach Kish.
Das ergibt 20 beru, Xenophons 20 Parasangen. Der Einwurf "Was soll aus der offenen Strecke
1
A m m . Marc. X X I V , 5, 3: civitatem desertam mann, 'Syr. Akt.'38.
a
collustrans, a Vero principe quondam excisam, Bei Pauly-Wissowa, Realenz. s. v. MriSläc tetYOC
d. i. Sliq harübhthä der Acten des Narsai, G. Hoff-
* II *
im Osten von Aksak (Opis) bis Kish, rd. 65 k m werden?" trifft nicht: die Wasserlinie des ganzen
Tigris verteidigt Babylon im Osten, ist aber, als von der Natur geschaffen, nicht mitgezählt. Als
er seinen großen Limes baute, dachte Nebukadnezar noch nicht an Kyros, nur an Meder auf
der Medischen Straße. Die ist die Babylon-Agbatana-Achse, von Mauer plus Tigris senkrecht
gekreuzt.
Beträchtliche Reste dieser Mauer sind noch vorhanden und auf d e m Trigon. Survey verzeichnet
als habl al-sakhr, "Median Wall ofXenophon?" 1 . Bewsher beschreibt sie in JRGS X X X V I I 1 6 9 :
"läßt sich noch auf 1 0 % mile (17 k m ) verfolgen, ungefähr 6 Fuß hoch. [Der heutige Anfang
gerade nördlich der Westseite von Sippar bezeichnet den Punkt eines alten Euphratufers.]
Sie verläuft erst 5 % mile S S O [Punkt, w o sie sich Sippar auf nur rd. 6 k m nähert], biegt dann
[in gut 4 k m Abstand d e m när sarri gleichlaufend] für 2 miles nach N N O , dann [mit Winkel von
1200] für 1V2 mile nach O , zuletzt 1 % mile nach S S O . [Das heutige Ende liegt nur 11 k m 2 beru,
westlich v o m Tigris, d e m Punkte, w o die alte Diyäla-Mündung zu vermuten ist, 17,5 k m v o m
Teil 'Umar, der M ü n d u n g des när sarri]. Für den Bau des nahen khän Äzäd [Straße Baghdad—
Hillah] hat m a n Ziegel dieser Mauer verwandt. Die Ruinen liegen voll von Asphalt; also in
Asphalt verlegte Ziegel". [Damals kannte m a n den Nebukadnezar-Text noch nicht]. Mustafa
Ibrahim Bey de Courten, Mitglied der Willcocks-Expedition, dann Leiter des Bahnbaus Baghdad-
Samarra, schilderte mir 1913 die bedeutenden Reste der Mauer ebenso, deren in Asphalt verlegte,
gebrannte Ziegel er beobachtet hatte. Ich selbst war nie dort, voraussetzend, daß die Babylon-
Expedition das alles untersucht hätte. D a ß die Westhälfte erhalten, die Osthälfte verschwunden
ist, k o m m t wohl daher, daß für den Bau von Seleukeia das nahe Material ausgebeutet wurde,
wie das fernere von Babylon.
Fast 1000 Jahre nach der Erbauung, i. J. 365 p. Chr., sah das Heer des Julian die Mauer in
Ruinen, bei Macepracta2, in quo semiruta murorum vestigia videbantur, qui priscis temporibus
in spatia longa potenti tueri ab externis incursionibus Assyriam3 dicebantur. Hinc pars fluminis
scinditur aquarum agminibus ducens ad tractus Babylonios interiores usui agris futura et civita-
tibus circumjectis, alia Naarmalcha nomine, quod fluvius regum interpretatur, Ctesiphontem
praetermeat, cuius in exordio turris in m o d u m Phari celsior surgit". Das ist die Medische Mauer
a m Königskanal. D e n Pharos kann m a n sich wie den Qä'im a m Qätül von Samarra vorstellen,
der die Spiraltürme von Samarra auf quadratischem Plan nachgeahmt haben, also ganz und gar
eine babylonische zikkurrat gewesen sein m u ß .
Nach A m m i a n X X I V , 2, 3SS erreicht das Heer diesen Punkt bald nach d e m Eintritt in Baby-
lonia: bei Paraxmalcha, 7 m p . (10 k m ) oberhalb von Diacira4 überschreiten sie den Euphrat,
ziehen dann über die Asphaltquellen (qir) von Hit und über Ozogardana, Zos. Zaragardia
[vielleicht *Vazigarbana, Zolleinnahme] nach Macepracta. [Nicht bei Zosimos]. Die Infanterie
schlägt eine Brücke über den Naarmalcha, die Kavallerie reitet durch. Danach k o m m e n sie nach
Pirisabora, Zos. Bersaböra, das belagert und erobert wird. 14 m p . (20 k m ) unterhalb Pirisabora
haben die Perser, u m den Weitermarsch zu verhindern, ein Gelände sublatis catarractis, durch
Öffnung der Kanalschleusen unter Wasser gesetzt; m a n improvisiert Fahrzeuge, wie Lederboote
und ponticula ex utribus, u m hinüberzugehen. A n dieser Stelle folgt eine Schilderung der Wein-
1
habl 'Strick', Bezeichnung von langen Mauer- 'dicebantur': er macht nicht, seinen Xenophon
ruinen; sakhr 'Stein' in dem steinlosen Lande für kennend, eine Konjektur, sondern hat es von Ein-
gebrannte Ziegel. geborenen.
2 4
Über den Ort und seinen Namen siehe unten. Zosimos Dakira, Ptolemaios Idikara, lies Idakira,
3
Sprachgebrauch der Zeit Ammians, ebenso X X V , < Ihi de qira.
6, 8; der 'Iräq heißt sasanidisch Asüristän. —
* 12 *
gärten und der Palmenhaine der Gegend, mit Exkurs über die männlichen und weiblichen Palme
So k o m m e n sie (3, 14) prope locum ubi pars maior Euphratis in rivos dividitur multifidos, und w
eine von Juden bewohnte, aber wegen ihrer schwachen Befestigung von den Bewohnern ver-
lassene Stadt lag. Daran vorbei geht es nach Maiozamalcha1, einer an einem Kanal gelegenen,
großen und stark befestigten Stadt, die belagert wird. Die Bewohner zweier durch Wasser
isolierter civitates — wohl Vororte — fliehen durch silvae und paludes, meist in Booten, nach
Ktesiphon, und die Kundschafter berichten, daß der W e g von da nach Ktesiphon ganz offen läge.
Nach Eroberung zieht Julian, vorbei an einem großen, runden(!) königlichen Tierpark, Zos.
rcepißoAot;, genannt ßacriXeox; &9jpa 'Königsjagd' und an einer regia Romano modo, ßacriAeia de, TO
'Puiuxiy.bv TÜTOV gebaut — die als von Römern gegründet verschont wird — nach Meivoc? Saßoc&a
[Zos. III, 23, 3], 30 stad. [= 1 fars., 5,5 k m ] von Zcoxao-/), Coche 2 , auch Seleucia genannt. Dort
fällt der Naarmalcha durch den Trajanskanal in den Tigris. Bei Coche k a m es zur Schlacht,
und nach d e m Siege ging das Heer über den Tigris, u m Ktesiphon zu belagern — wozu es nicht
kam.
V o n dieser Schilderung sind drei Punkte ganz sicher: Idacira = Hit; Pirisabora = Perözshah-
puhr, arab. al-Anbär; und Coche, die westliche Vorstadt von Ktesiphon, Sitz des Patriarchen.
Paraxmalcha ist pers. pahrag < *pädraka 'Wache', aram. L w . parhagh mit aram. malkhä 'des
Königs'. Solche pahrag lagen an vielen Provinz grenzen und besonders an Flußübergängen, wo
der Verkehr überwacht und Zoll erhoben wurde; die Griechen, schon Hekataios, nennen sie
rojXat. und cpuAaxod3. Die Babylonischen Tore lagen aber a m madiq al-Hit 10 k m unterhalb,
nicht oberhalb des Orts; A m m i a n beschreibt die Asphaltquellen auf d e m rechten Ufer; alle später
genannten Orte liegen auf d e m linken. Der Flußübergang ist also zu früh erwähnt. Die aram.
Übersetzung von Paraxmalcha wäre beth zvaziq dh malkhä 'Königs-Zöllnerhausen' ar. Bawäzidj
al-malik. So heißt ein bekannter Ort a m rechten Ufer des Kleinen Zäb, unweit semer Mündung,
oberhalb Sinn Bärimmä und oft mit diesem als Bistum erwähnt. Aber Yäqüt I, 750 nennt ein
zweites: "Bawäzidj al-Anbär, A h m a d b. Yahyä b. Djäbir sagt: 'Abdallah eroberte Bawäzidj
al-Anbär, und Leute von seinen Klienten leben da bis heute". Die Benennung nach Anbär
beweist, daß es unterhalb, nicht oberhalb von Hit lag. So gehört Paraxmalcha hinter Idacira.
Pirisabora, die sasanidische Grenzfestung gegen R o m und Hauptort des tassüdj Perözshahpur,
lag bei Mesiche, M S Y K , und erhielt diesen Ehrennamen von Shähpuhr I nach seinem Siege über
Gordianus4. Nach ibn Khurdädhbih 7 u n d Q u d ä m a 235 u. 238 war. Maskin einer der tassüdj des
ästän al-'Äl, nördlich v. Baghdad: "Maskin, Qatrabbul, Anbär, Bädürayä"5. Q u d ä m a irrt, wenn
er Fairüz-säbür wie einen fünften daneben stellt: es ist Anbär, 10 k m oberhalb v. Fallüdja.
Der weiterlebende volkstümliche N a m e anbär, d. i. pers. Arsenal — es war das militärische
1
Vulg.Maogamalcha. Ammian: urbs magna; Zosi- den Shahrh. Er. § 31 mit dem von Peröz e Sah-
mos: oppoiSpiov in dessen Nähe die große Stadt puhrän gegründeten Mausil gemeint.
Brjcio'-)/!,; lag, 90 Stadien von Ktesiphon. Der N a m e cAl erscheint schon bei dem ghazu des
- codd. verderbt, edd. richtig Coche quam Seleuciam Muthannä gegen 'Iräq und Baghdad i. J. 13 H.;
bei der ersten Eroberung steht lÄl unter einem
(dieunt). Zcoydccvj ähnelt Miai/iari = MvjotjjY) der
neu gefundenen Shähpuhrinschrift. sasanidischen dihqän. Es ist also trotz arabischen
3
Vgl. 'Altp. Inschr.' unter dastäkrta, didä und garoAussehens vorarabisch, nicht mit Yäqüt III, 592
dmäna. Die Beamten heißen med. pahragbän, "verkürzt aus 'all, weil pUl öu* ja J". Yäqüt
aram. parhagwän. III, 227 gibt irrig shädh-Qubädh als N a m e n des
1 ästän al-'Al. Jenes lag vielmehr auf dem Ostufer
Baidawi (nach Hamza?) läßt es, wie auch 'Ukbarä,
irrig erst von Shähpuhr II gegründet werden. des Tigris, Vollname Xusröy-säS-kawäS auf bullae,
Ein andres Peröz-shahpuhr lag nördl. v. Mausil, vgl. Transact. Intern. Congr. Numism. London
ar. Faisäbür, gelegentlich Farshäbür. Dies ist in 1936, 418SS.- Vorort war Dastagird.
* 13 *
Arsenal für Kriege gegen R o m — k o m m t schon bei Theophylakt III, 10, 6 und IV, 10, 4 als
'Aßßapcov cppoüpiov z. Z. Khusrau's I vor. Diese cppoupia unterstanden d e m anbärakpet.
Der Kanal wird in früharabischer Zeit immer nähr cIsä, heute Saqlawiyya genannt. Er fließt
nach Baghdad, also kann der Kopf nicht, wie ibn Serapion angibt, unterhalb von Anbär gelegen
haben: eine große Konglomeratinsel in d e m alluvialen Meere des Sawäd dort macht das un-
möglich. Ibn al-Faqih führt aber in einer langen Weinkarte p. 125 einen berühmten Wein in
Samarra auf, saqlabi, nicht wegen seiner 'blonden' Farbe nach den saqlab, Slaven oder Sklaven1,
sondern nach seiner Herkunft so benannt. I m ind. Arthasastra: "madhu ist der Saft der Trauben,
seine Heimat ist sein N a m e " ; so auch bei den Babyloniern. So heißt auch der Kanal Saqlawiyya
nach einem Ort Saqlabi a m Nähr 'Isä. Die Bemerkung über die Weingärten sollte also bei
A m m i a n noch vor Macepracta stehen.
D e n naarmalcha will er vor Pirisabora überschritten haben, und der einzige Kanal vor Anbär
ist der Nähr 'Isä. Er gibt also die Schilderung des Königskanales und der Mauer zu früh. —
Nebukadnezar überschwemmte das Gelände außerhalb des när sarri z u m Schutz von Babylon
gegen einen Angriff von Medien; in der Samarra-Zeit überschwemmt m a n von Anbär aus das
Gelände a m Nähr 'Isä z u m Schutz von Baghdad gegen einen Angriff von Samarra her; eine Über-
schwemmung z u m Schutz von Ktesiphon gegen einen Angriff v o m Euphrat her würde wahr-
scheinlich den zweiten Kanal zwischen beiden, den kurz unterhalb Anbär abzweigenden nähr
Sarsar benutzt haben. Offenbar waren alle drei zu Julians Zeit in Betrieb. Erst nach Über-
schreiten dieser Überschwemmung will A m m i a n an den Punkt gekommen sein, w o sich der
Euphrat in mehrere Flußarme teilte.
In der 'Syrischen Chronik' Nöldeke-Guidi fol. 29 k o m m e n Ammians Worte X X I V , 3, 14 fast
buchstäblich wieder: "ein Dorf namens Pallüghthä, w o sich das Wasser des Euphrat zur Be-
wässerung der Ländereien verteilt, MTPLGYN". Das Verb etymologisiert den Namen, akk.
pallükatu, gr. 7raXXax6xTa^2, heute Fallüdja. Pallükat ist nicht eigentlich ein Kanalname, sondern
ein Ausdruck für die Regulierung des Euphrat selbst. Alexander verbesserte, was schon Nabu-
polassar angelegt hatte. So entstand der heutige westlichste Euphratlauf: noch westlichere Linien
läßt das Gelände nicht zu. Zur Zeit der arabischen Eroberung spricht Balädhuri, 265, von den
Bezirken al-Falälidj (plur.) wa l-nahrain des Sawäd, und 245 von al-Fallüdjatain (dual) wa
l-nahrain. Darauf bezieht sich die Bemerkung von al-Laith bei Yäqüt III, 915 s: "Groß- und
Klein-Fallüdja sind zwei große Dörfer des Sawäd von Baghdad und von Küfa, nahe 'Ain al-tamr,
auch Ober- und Unter-Fallüdja genannt". Die Lage in der v o m heutigen Fallüdja a m Euphrat
80 Ion nach S W entfernten, tiefen Senke von 'Ain al-tamr macht es wahrscheinlich, daß die alte
Euphrat-Regulierung diese Senke und vielleicht auch die nördlichere von Habbäniyya schon als
Uberschußbecken benutzte. Das auch von al-Laith erwähnte heutige Fallüdja bezeichnet nur
einen Punkt a m Strom, w o mit der Regulierung zusammenhängende Werke lagen3. A m m i a n
schildert den Punkt, der nur 5 k m unterhalb von Anbär-Pirisabora liegt, als ob er noch unterhalb
der Überschwemmung läge, die selbst schon 14 m p . (20 k m ) unterhalb von Pirisabora liegen soll:
Die Schilderungen sind ganz treffend, ihre Reihenfolge ist verkehrt.
1
So P. Schwarz, 'Abbäsiden-Residenz Samarra sind seine Dörfer, sg. al-fallüdja", und "in klassi-
(1909), 37; nach Dozy hieße saqlab auch 'Eunuch', scher Sprache bedeutet al-fallüdja für Saat bestellte
ohne überzeugende Beispiele. Eher ein Ort a m Erde, daher heißt ein Ort a m Euphrat Fallüdja"
Kanal, der nach slavischen Weinbauern hieß. gibt auch %. B. der Q ä m ü s . Aber aram. PLG heißt
2
So Appian, B. Civ. 2, 153; Arrian, Anab. VII, 21 wie auch arab. FLJ'teilen', vgl. akk. palgu 'Kanal',
mjtXkaMÖn&Q', Strabon X V I , 1, 11 spricht davon palägu 'verteilen' (von Wasser), also pallüghthä
ohne N a m e n , aber mit großem Verständnis. 'dividiculum, castellum aquae'.
3
Die Etymologie des Laith: "die falälidj des Sawäd
* 14 *
Die in jener Gegend liegende Judenstadt ist das nur von Juden bewohnte NSmrU; Josephus,
Ant. Jud. XVIII, 9: NsdcpSa, Stadt Babyloniens, v o m Euphrat umflossen ... und mit Mauern".
Stephanos zitiert sie unter NaapSa "Stadt von Syria a m Euphrat", aus Arrians Parthica b. XI,
Trajans Zeit1. Ptolemaios setzt sie als richtig einen T a g oberhalb von Sipphara auf die meso-
potamische Seite des Euphrat, und das im Talmud mit Neharde'ä in naher Verbindung erwähnte
'Aqrä dh Tulbakkäni als 0sXßsy>cav7] nahe gegenüber, aber falsch östlich an2. Neharde'ä hatte
eine berühmte Synagoge namens kanishtä shafyatib3, bezeichnet durch den Teil al-kanisa au
gerader Linie zwischen Anbär und Sippar, kurz vor halbem W e g e , den m a n für Arrians Kunaxa
gehalten hat. I m Talmud wird einmal die Entfernung von Babylon als 18 Fars. angegeben4;
99 k m ist die genaue Wegelänge. Kleine jüdische Kolonien gab es da überall, so in Pallüghthä-
Fallüdja, w o nach der Syr. Chron. kurz nach der arabischen Eroberung, unter d e m Patriarchat
des mar Emmeh u m 26 H . ein Jude auftrat, 400 Weber, Wirker und Wäscher u m sich sammelte,
verkündete, der Messias sei gekommen, und solche Unruhen stiftete, daß m a n von 'Äqölä-Küfa
eine Truppe schicken mußte, die ihn fing und kreuzigte.
Das Maiozamalcha bei A m m i a n , durch einen Kanal mit Ktesiphon verbunden, auf dem die
Flotte z u m Tigris herüberfährt, und an d e m die Tcöfjuxtoa] ßaatXswc, Metvai; Haßafra und Coche
liegen, ist nach Schilderung und Ortsfolge Sippar, abu Habba, der Kanal ist der Königskanal.
Kökhe ist die Christenstadt neben Seleukeia, Sitz des Patriarchats, das den Stadtnamen im Titel
führte, auch nachdem es nach Baghdad übergesiedelt war. Neben oder noch auf seinem Gebiete
baute Ardashir I sein Veh-Ardashir, ar. Bah(u)rasir, einen Ersatz für das verschwundene Seleu-
keia. Mdvoiq Saßa&a ist Säbät al-Madä'in, 30 Stadien von Bahrasir a m Kanal gelegen. Bahrasir
bildete mit al-Rümaqän, nähr Durqit, nähr Djaubar und Küthä den sasanidischen ästän Ardashir
e Bäbagän gegenüber Ktesiphon. Also ist die ePo>[zaü>a] ßaatAswc das arab. al-Rümaqän < mpers.
*hrömigän; es ist auch der Ort der "Wöl") " W U T einer alten Talmud-Stelle5, aber zu unter-
scheiden von al-Rümiyya, d.i. Veh-Andev-Khusrau das AntioCheia Khusrau's auf dem Ostufer6.
Aber was ist der N a m e Maiozamalcha? Einerseits ist es evident, daß das mähözä malkhä 'die
Hauptstadt des Königs' ist, gebildet wie Paraxmalcha, nähr malkhä, Disqartä dh malkhä, also
Ktesiphon selbst: So hätte A m m i a n den gehörten N a m e n einfach irrig an das Westende des
Kanales übertragen. Zosimos hat dafür Besouchis. Oben war die Stelle Plinius V, 90 angeführt,
1
B. X I sprach vielleicht schon von den Aufständen, 360 Stadien = 12 Par., 66 k m oberhalb Babylon,
die ausbrachen, während der Kaiser am Persischen das wäre noch gerade innerhalb der Medischen
Golf war. — Syria steht, wie auch s. v. Libanai, Mauer, 5 k m nördl. Sippar, also falsch; Kanisa liegt
für Assyria im altpers. Sinne von Athürä-Meso- 35 k m nördl. v. Sippar.
potamia. Vgl. Obermeyer p. 179; 180 will er es irrig nach
2
Der Ravennas hat Narta, wohl eines der 2 Na- 'Rumania' am Tigris, südl. Ktesiphon setzen:
harra der Tabula. schlecht für Ralimäniyya.
3
Vgl. de Goeje, ZDMG X X X I X , 4; Mas'üdi 383 Auf die Erbauung dieser Stadt durch Khusrau I
spricht von famm baqqa bei Hit; Yäqüt I, 702: bezieht sich die bekannte Stelle bei Theophylakt
Baqqa, ein hisn, d.i. 'aqrä, 2 fars. v. Hit, Platz desV, 6, nach der Maurikios dem König Baumaterialien
Djadhima al-abrash von Hira". Dazu stimmt und Architekten gesandt hat, die von O. Kurz in
Tabari I, 750, 758 u. 760. — Chesney verzeichnet JRAS 1941 p. 37—41 irrig so gedeutet worden ist,
genau am Ausgang des madiq al-Hit, also 2 fars. als sei Khusrau I der Erbauer des Täq i Kisrä.
von der Stadt "Bukkah island; steep ascent and Dieser steht nicht in Antiocheia-Khusrau, sondern
narrow, difficult pass". 111 der madinat al-'atiqa, dem eigentlichen Ktesi-
1
Siehe Obermeyer, p.23. — Kunaxa 1) nach Anab. phon, Taisafün, das durch die Gräber des Salmän
I, 7, 15 Fars. = 83 k m unterhalb der'Thore', also al-Färsi (Päk) und Hudhaifa al-Yamäni charakteri-
h. Fallüdja, 5 km, nicht Kanisa 27 k m unterhalb siert und genau bestimmt wird.
Anbär gelegen. — 2) nach Anab. II, 2, 6 (Zusatz)
* 15 *
in der der Abstand des Dorfes Massicen (Masicen, Masicem), w o sich der Euphrat in einen nach
Seleukeia und einen nach Babylon fließenden A r m teilt, von Zeugma-Thapsakos als 594 mp.,
d. i. 4752 Stadien angegeben wird, eine aus der Vermessung der Bematisten 'Thapsakos —
Babylon 4800 Stadien' abgeleitete Zahl. Das Mesiche der Shähpuhr Inschrift ist dasselbe
Wort, aber nicht derselbe Ort: der N a m e ist ein Appellativum. Zosimus' B/]aouyic;, 700 Jahre
jünger als Masice, ist auch derselbe N a m e . Es lag unmittelbar bei d e m durch seine Astronomen-
schule, Heimat des Kidenas-Kidinnu (um 314), Entdeckers der Präzession der Jahrespunkte,
im Altertum weltbekannten Sippar. W e n n m a n ihn und nicht Sippar als 4500 Stad. von Thapsakos
entfernt bezeichnet, so schließt das ein, daß er etwas ganz besonderes ist. M a n kann nicht sagen,
das Dorf Kuwairish (bei Babylon) liegt 1000 k m von der Djaräbulus-Brücke, wohl aber: die
Hindiyya-barrage liegt so. Mas(s)ice-B7)o-oü)^ ist sicher syr. mäsökhä 'catarracta'1, der besondere
N a m e des Schleusenwerks von Sippar. W e n n dies aber mäsökhä dh (nahar) malkhä hieß, so
versteht m a n die Verschiebung des Namens maiozamalcha bei Ammian.
V o n diesem mit der Verteidigung Babylons zusammenhängenden Werke spricht Herodot
I, 185, Eusebius (armen., und bei Synkellos griech.) durch Abydenos aus Berossos, und Diodor
II, 9, 1 über Agatharchides aus Ktesias und Kleitarchos. Die eusebische Schilderung lautet:
"Nebukadnezar leitete den Fluß Armakales (nähr malkhä) aus d e m Euphrat ab [Synk.: und
den 'Axpaxavo?, Arahtu2]. U n d das Wasserbecken der Hochfläche, das bei Sippar, grub er mit
einem Umfang von 40 Parasangen und mit 20 Ellen Tiefe und richtete (Schleusen) tore dabei ein,
die, wenn geöffnet, die ganze Ebene unter Wasser setzten. Diese heißen 'Echetognomones'".
Die 40 Parasangen zu erörtern hat keinen Zweck: 40 = 360:9 ist die bekannte, 'Vielheit' be-
deutende Zahl, wie die 360 (bezw. 365) Stad. der Mauern von Babylon, die 180 Par. der Tier-
gartenmauer von Dastagird u. a. m . — Aber der Bau ist ganz wirklich: die öxeToyvtofjiove? sind
solche mäsökhä.
A m m i a n schildert also die relative Lage der drei Städte Pirisabora-Anbär, der Judenstadt
Neharde'ä und von Sippar richtig; Fallüdja beschreibt er kurz in ungefähr richtiger Lage. Aber
die Medische Mauer und den Königskanal schildert er sachlich richtig aber an falscher Stelle,
oberhalb von Anbär, — w o er in Wirklichkeit den nördlichsten der babylonischen Kanäle über-
schritt, — unter d e m N a m e n Macepracta. Das ist syr. Mabhrakhthä, talm. ebenso, 'benedicta'?
Nöldeke-Guidi, 'Syr. Chron.' 21s: Gabriel v. Sindjär, drustbedh d. i. apyiaxpoc; Khusrau's II
und der Shirin, verklagte den Bischof Georgios von Izelä (Tür 'Abdin) des Abfalls von der
mazdayasnischen Religion, und dieser wurde in Behardashir in der 'aqrä de Kökhe, gefangen
gesetzt und dann auf d e m 'Häckselmarkt' gekreuzigt. Anhänger setzten den Leichnam in der
Kirche des S. Sergios in Mabhrakhthä bei3, (p. 36): Die abgebrannte Kirche des S. Sergios-
klosters wurde von d e m Katholikos von Seleukeia (Kökhe), mär E m m e h , prächtig wieder her-
gestellt. Nach seinem Tode in 647 p. Chr. wurde dieser darin begraben. Das setzt ebenso
nächste Nähe voraus, wie die Angaben des Talmud 4 ): nur 2000 Ellen (rd. 1 k m ) von Be-Göbhar,
d e m Hauptort des Bezirks Nähr Djaubar, an d e m von Ugbaru-Gobryas angelegten Zweigkanal
des Nähr Küthä. Be Göbhar lag in unmittelbarer Nähe von Behardashir. Der Bezirk bildete mit
3
1
b und m wechseln selbst in Baghdad-Maghdad, Vgl. Labourt, Christianisme dans l'Empire Perse
Mekka-Bekka, nabit-namit, von den arab. Gram- p. 229. — In den Unterschriften der Teilnehmer
matikern anerkannt. — Zu syr. mäsökhä vgl. ar. an der Synode des Patriarchen Dadishö', 424
masak 'Damm', masäk, masik, massäkät, 'Reservoir,p. Chr. (od. 430?) bei Guidi, Assyr. Bischofssitze,
Wasserwerke'. Z D M G XLIII, 396, z. 2, verschrieben in mar-
2 kabhthä.
Im ersten N a m e n fehlt N , x&X statt Xay; im zweiten
4
überzähliges k, xdcv statt /CT. Vgl. Obermeyer, s. v. Mabrakhta,
* i6 *
Bahrasir, Rümaqän, Durqit und Nähr Küthä den sasanidischen ästän Ardashir e Bäbagän, west-
lich gegenüber von Ktesiphon. Also gehört Macepracta nicht an die Stelle, w o A m m i a n den
N a m e n nennt, ein Fall ähnlich d e m von Maiozamalcha. D a sollte eine Wiedergabe von Pal-
lüghthä stehen. Aber Julians Heer m u ß in Mabhrakhthä und Mähöze gewesen sein, denn A m -
mian hat diese N a m e n gehört. Daher ist zu erwarten, daß beide bei Zosimos auftreten. Das ist
später zu erörtern. Hier k a m es darauf an, zu zeigen, daß die Widersprüche nur scheinbare
sind und Julian die Ruinen der Mauer und den Königskanal bei d e m Stauwerk mäsökhä bei
Sippar sah.
SITTAKE
Xenophon gibt an, v o m Tor der Medischen Mauer nach d e m Tigris gegenüber Sittake 2 Tage
oder 8 Par. (44 k m ) , aber von Sittake nach Opis 4 Tage oder 20 Par. (110 k m ) marschiert zu sein.
Die Differenz kann nicht den Breitenunterschied zwischen Mauertor und Opis bedeuten, der
kaum über 2,5 Par. war. D a Xenophon nicht wie in andren Fällen "den Tigris zur Linken, den
Euphrat zur Rechten habend" sagt, kann m a n einen v o m Tigris östlich abführenden U m w e g —
etwa in Linie des Unteren Nahrawän — annehmen; sonst m u ß m a n die Tageszahlen für zuver-
lässiger halten als die Parasangen: 5 Par. sind bei Xenophon ein normaler, 4 ein kurzer Marsch.
M a n kann die etwas kürzere westliche Strecke in 2, die längere östliche in 4 Tagen marschiert
sein. Aus der zuverlässigsten Angabe, 2 Tage von der Mauer, ergibt sich ein südöstlicher Ab-
stand von min. 44, max. 60 km. Der Tigris kann dort bis zu 15 k m westlicher geflossen sein
als heute.
Wie tief die Zehntausend nach Babylonien hinein kamen, macht m a n sich a m besten am
heutigen Tigrislauf und dessen Schilderung bei den arabischen Geographen klar. Es ist die
Strecke Madä'in-Wäsit. Der Anfangspunkt, Ktesiphon, ist wohl bekannt, aber ich kenne keine
Karte, die die Lage von Wäsit genau angäbe.
Eine richtige Beschreibung gab schon Chesney1, und die alten russischen Generalstabskarten
tragen Wäsit und 3 krn nördlich davon Alabar ? Kaskar annähernd richtig, nur etwas zu südlich
ein. Die etwas reicheren, aber auch nicht genauen Einzelheiten der deutschen Generalstabs-
karten von 1916—18 haben das Detail aus den etwas älteren englischen übernommen. M . Streck
hatte 1900 keine Kenntnis davon, und L e Strange vermutete nur etwas richtiges. Wenig Reisende
sind dort gewesen, so R. Koldewey in 1887, als er mit B. Moritz in Surghul und al-Hibba grub2.
1912 bat ich, in Samarra, Graf Aymar de Liedekerke-Beaufortl, die Stätte zu suchen, und
er tat das in 1913—14. Hier folgen einige Sätze aus seinem Briefe v o m 24. VII. 1914 aus Paris,
mit Geländeskizze:
"L'ancien lit de fleuve (A) vient en ligne directe de Küt al-Amära. Branche (B) semble se
diriger vers teil T ü m ä n ... disparait dans terrains cultives ä 1 heure du shatt al-Hai, sans
l'atteindre. — (C): vers Sudaira ä 9 k m ; lä, se divise de nouveau en deux. i°: le canal profond
1
'Euphrates and Tigris Expedition 1835—37*, Araber passend gefunden. Veröffentlicht ist ihr
London 1850,1, 37: "a few miles below K ü t m a y be Bericht meines Wissens nicht.
traced the ancient bed of a branch, n o w dry, - Sein Routier ist in der deutschen Generalstabskarte
running in a S S E direction through the ruins of nicht ausgenutzt.
Wäsit, and ... in the same direction . . . under the :1 Er fiel vor Verdun im Febr. 1917. — Virolleaud
n a m e of shali Ibrahim, tili it enters the Euphrates veröffentlichte seinen Reisebericht in den Baby-
between the Hai and Qurnah." Er sieht darin loniaca VII, 1 0 5 — 1 6 : Excursion archeologique en
richtig die frühmittelalterliche Tigrisstrecke und Mcspotamie, 1913—14» ohne die Karte, von der
sagt, O r m s b y und Elliott hätten die Ruinen 1830 u. Liedekerke mir eine Copie geschickt hatte.
1831 besucht und sie zu den Beschreibungen der
Tafel I
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m
* 17 *
du n o m de Dudjaila se dirige vers le hör de la rive droite du Tigre [hör al-'Amära], d'oü il prend
son eau au moment de la crue. 2°: l'ancien lit du fleuve tres efface se dirige vers hör Hammär
et n'est bien visible que beaucoup plus loin dans la djazira". In seinem Reisebericht nennt
Liedekerke diesen bei Chesney 'Ibrahim' genannten Fluß 'Khordere' (ob khadrä}). Er beschreibt
dann noch die Ruinen: "Les limites de la ville sont difficilement determinables ä cause de l'abon-
dance des debris recouvrant tous les environs et de la couche d'alluvions qui a d u enterrer les
ruines, ne laissant depasser que les monticules les plus importants. C o m m e toutes les ruines
musulmanes elles s'etendent surtout en surface et peu en hauteur. Elles ne renferment que de
pierres [briques]. O n trouve des traces de jardins dans beaucoup de maisons". I m einzelnen
spricht er dann von d e m Torbogen einer Moschee im Norden des Stadtgebietes, dessen ge-
brannte Ziegel in reichen hazärbäf-Verbänden den Bau in die Zeit der Khalifen al-Näsir und al-
Mustansir, Begimi des 13. sei. Chr., setzen. Wäsit liegt auf einer Geraden von Küt al-Amära
nach I m ä m 'Ali Sharql und 'Amära, 48 k m O 40 0 S von Küt al-Amära1 und 20 k m O io° N von
Küt al-Hai.
Der amtliche N a m e der sasanidischen Provinz war astän shädh-Khusrau-Shähpuhr, einheimisch
Kashkar, ar. Kaskar. Der Hauptort Kaskar lag auf dem Ostufer des Tigris; al-Hadjdjädj gründete
sein Wäsit auf d e m Westufer, beide mit einer Schiffbrücke verbindend. Wäsit soll 'Mittelstadt'
als Mitte von Basra, Ahwäz, Küfa und Madä'in bedeuten2, existierte aber als Wäsit al-qasab
schon vor al-Hadjdjädj. Dort stand sein Palast mit einer grünen Kuppel, qubba al-khadrä', wie
die der Umayyaden in Damaskus und die des Mansür in Baghdad. M ü s ä b. Bogha baute während
der Zandj-Kämpfe eine Moschee in Wäsit.
Unterhalb des Stadt teilte sich der Tigris in mehrere Arme, die sich bald in den batä'ih, akk.
agamme, syr. aghme, den Sümpfen verloren. Der oft wechselnde Lauf dieser Tigrisarme ist im
Gelände nicht mehr zu erkennen, aber der meist befahrene und von den Geographen beschriebene
Didjla al-'aurä>3 lief wohl von Wäsit erst in Richtung 'Amära und dann dicht westlich des heutigen
Stromes durch das hör al-'Amära nach Südosten.
Diese Flußstrecke beschreibt ibn Serapion u m 300 H.: "der Tigris fließt vorbei an al-Madä'in,
Sib [bani K ü m ä ] , dair Qunnä, Humeniyya, dair al-'Äqül, al-Säfiya, Djardjaräyä, al-Nu'mäniyya,
Djabbul, nähr Säbus, Farn al-Silh, Wäsit usf." Das bezieht sich auf beide Ufer und läßt viel
Spielraum für die genauen Lagen. Ibn Khurdädhbih, u m 230—34, p. 59, nennt nur die größten
Orte der Straße nach Wäsit: dair al-'Äqül, Djardjaräyä, Djabbul und Farn al-Silh. Als Postroute
gibt er: "al-Madä'in, 8 Stationen nach Djardjaräyä, 5 nach Djabbul, 8 nach Wäsit". Idrisi, u m
548 H., drückt das in mil aus: 40 + 25 + 40 = 105 mil oder, da 3 mil = 1 Fars., 35 fars.,
184 km. — Diese S u m m e hat auch Q u d ä m a p. 193 (gest. 310 H.). Heute: T ä q i Kisrä, 44 k m
nach Dair [al-'Äqül], 32 k m nach Djardjaräyä, 39 k m nach Djambul, Djanbil, 68 k m bis Wäsit,
zusammen 183 k m .
1
John Roß schrieb, 1834, Küt al-'Umaira; die richtig, selbst wenn man wie der Autor den Begriff
richtige Form und Erklärung des durch General 'Iräq ohne Wäsit und Basra faßt.
Townshend's Kapitulation in 1916 weltbekannt , « E i n a u g i g e r Tigris . # vgl . l b n R u s t a 9 5 ^ - >
gewordenen Namens steht bei C. C. R. Murphy, B Q A y I L ghss^ tasnät*t ist n u r e i n Wortspiel;
Geogr. Journ. 49, 1917: "küt means a permanent y g l mjla al_a<mä> < b i inder T.', ein A r m des shatt
habitation, generally walled and defendible. The ai-Gharräf, richtiger N a m e des sog. shatt al-Hai;
Amära, SjUVl, are the prineipal division of the bann a u c h Deminutiva werden für wasserarme und
Rabi'a tribe in this part of Träq". Die Stadt fluß- t r o c k n e Betten gebraucht, wie Dudjail(a), shutait(a).
abwärts heißt dagegen 'Amära, SjU>. S c h o n i n achaemenidischer Zeit gibt es einen diglat
2
Muqaddasi 135 widerspricht: "In Wahrheit ist läbiru.
dair al-'Äqül der Mittelpunkt des Träq", kaum
* 18 *
Der Tigris bildete in sasanidischer und frühislamischer Zeit eine große Verwaltungsgrenze.
Die Orte des Ostufers gehörten als die 'Drei Nahrawäne', oberer, mittlerer und unterer, mit
Badrai und Baksai z u m ästän Bäzidjän Khusrau; Djardjaräyä zählte z u m Unteren Nahrawän,
siehe ibn Khurdädhbih und Qudäma. Nach sasanidischen Bullen zählte Gargaräyän, d. i. der
südlichste, also damit alle drei Nahrawäne aber z u m ästän Khusrau shädh Kavädh (Vorort Dasta-
gird), ein Bezirksname, den die Araber auf das Gebiet nördlich der Diyäla beziehen1. Der Unter-
gang der reichen Landschaft wird mit d e m Verfall des Nahrawän in die Seldjukenzeit datiert.
Bei d e m Zug der Zehntausend handelt es sich u m den nördlichen Teil dieser Tigrisstrecke, an
d e m heute vereinzelt der Ort 'Aziziyya liegt, mit einer der seltenen Schiffbrücken über den unteren
Tigris. N u r 8 k m westlich dieser Brücke liegen auf d e m linken Ufer, heute 2 k m v o m Strom, die
Ruinen von al-Dair, d. i. dair al-'Äqül. 4 k m S O davon liegt, auf d e m rechten Ufer, 5 k m ober-
halb der Brücke, Burainidj, moderne Aussprache von Baräniq, bei Yäqüt I, 739 "Banäriq2, Dorf
zwischen Baghdad und Nu'mäniyya, gegenüber dair Qunnä". Dies auch in den Itineraren ge-
nannte Nu'mäniyya existiert als Teil al-Nu'män, 10 k m oberhalb von Bughaila, und war eine
d e m Nu'män von Hira gehörige Stadt, bekannt durch ihre Teppich-Fabrikation.
Der N a m e Humeniyya hängt noch an einem Gelände 7 k m südlich der Brücke von 'Aziziyya,
das J. F. Jones in einer Serpentine des Stromes auf d e m Westufer fand, während heute der enge
Hals durchbrochen ist und der Ort auf d e m Ostufer liegt. Er bezeichnet es als "ruins of an ancient
M u h a m m e d a n town on the site of a Babylonian city" und bemerkt p. 147: "Near Humeniyya is a
fire-temple like the four-arched building of Qasr i Shirin [d. i. Guar Qapu, der Tempel], called
qubbat al-när, about 5 miles west of the remains of the city". H a m z a 37 schreibt die Gründung
d e m Bahmän Ardashir, das bedeutet der achämenidischen Epoche zu: " I m Sawäd baute Bahman
Ardashir eine Stadt mit seinem N a m e n , äbädh-Ardashir, d. i. die auf nabatäisch Humeniya heißt,
im tassüdj des 'Oberen Zäb' [die andre ist Bahman-Ardashir gleich Ubulla bei Basra] — und die
Israeliten glauben, Bahman Ardashir sei ihr Köresh"3.
Das nestorianische Kloster dair Qunnä beanspruchte von mär Man, d e m Schüler des Addai,
Thaddaeus der Abgar-Legende, gegründet zu sein4, und das Grab des Marl — nach andren in
Badrai — zu bergen. Es tritt aber erst u m 600 p. Chr. hervor. Shäbushti bemerkt, es läge gegen-
über al-Säfiya5, hieße auch dair al-Askün, Angaben, die auch von dair al-'Äqül gemacht werden,
und schildert es als sehr reiche Klosterschule. Yäqüt II, 687 sagt dazu: "So war es einmal, aber
heute steht nur noch die Hofmauer, darin leben Bettelmönche, ruhbän al-sa'älik". al-Mutawakkil
hatte es zerstören lassen. Es lag abseits v o m Fluß, zwischen ihm und dem dort nahen Nahrawän,
nach dem Originaltext des Shäbushti6 1,5 mil v o m Tigris. Daher die typische Erzählung: "Der
M ö n c h 'Abdishö' ging einmal v o m Kloster z u m Tigris u m Wasser zu schöpfen, der Fluß war
weit und der Abstieg sehr steil ..." nach der Chronik von Si'irt, unter Bahräm Kirmänshäh u m
400 p. Chr. — Oder Tabari III, 50, i. J. 132 H.: Während der Kämpfe zwischen Hasan b. Qahtaba
und 'Umar b. Hubaira ging ein junger Araber mit zwei Schläuchen z u m Tigris, u m Wasser zu
1
Vgl. Transact. Intern. Numism. Congr. London man; irgendwo wird Humeniyya auch mit Humäy
1936, p. 420, Fig. 12. — Die topographische Auf- verbunden.
nähme des Gebiets durch J. F. Jones, in Memoirs, ' Vgl. J. Labourr, 'Christian', p. 14s über Alter und
' Journey . . . to determine the tract of the Nahrwän Wert der Acta Mari. — Nach Mas'üdi tanb. 149
canal', 1848, 1. c. pp. 36—134. gegründet von Adi bar Marl al-salih, i. e. aram
2
Mit Dissimilation von n und r nach Labial. Aelihä.
3
Auch bei Tabari I, 687, mudjmil 356, vgl. A M I V, B Dagegen Frgm. Hist. Ar. 476, Kämpfe des 'Udjaif
88. — äbädh, mit var. ol/tl, ol>.l ist jedenfalls nicht b. 'Anbasa gegen die Zutt: "al-Säfiya ist ein Dorf
das am Ende von Ortsnamen übliche -äpät > unterhalb von Wäsit."
-äbädh. Hamsa etymologisiert Humen- aus Vah- " Bei M . Streck, 'Landschaft Babylonien' p. 284.
* 19 *
schöpfen.. .". Die Entfernung von dair al-'Aqül war nur i barid, Pferdewechsel der Post. Die
große N ä h e beider wird mehrmals erwähnt; Yäqüt gibt dair al-'Äqül als 15, dair Qunnä als
16 fars. von Baghdad. Dennoch bleibt unklar, welches oberhalb, welches unterhalb lag1. Auch
dair al-'Aqül lag ursprünglich a m Strom, aber zu Yäqüt's Zeit 1 mil davon.
Einige sonst nie erwähnte Einzelheiten, die für die Bestimmung der Orte wichtig sind, gibt
ibn Rusta p. 186, in seiner Beschreibung der Tigrisstraße, deutlich nach eigner Beobachtung:
" V o n Sib nach dair al-'Äqül: vorbei an einem Dorf al-Sayyäda zur Seite von Dair. In Dair ist
eine Freitagsmoschee, Bazare und eine Mautsperre, ma'sar; in der Stadt leben die Zöllner, die
Sperren, ma'äsir, gehen über den Tigris". Vorher, p. 185, beschreibt er eine solche M a u t bei
al-Hawänlt, den 'Schenken' an der Grenze gegen Basra a m unteren Tigris: "Je zwei Boote werden
auf beiden Seiten des Tigris fest verankert; dann werden Seile, so lang wie der Strom breit ist,
mit beiden Enden an den Booten fest gemacht, so daß keine Schiffe die Sperre nachts passieren
können". Istakhrl 69 vergleicht die Kette, silsila, im Bosporus, "die kein Schiff ohne Erlaubnis
passieren kann", mit solchen ma'äsir2.
Dies scheinbar nur a m Tigris übliche Wort ist den Lexikographen als 'Gefängnis' bekannt:
S t a m m asara 'ligare', dazu isär, aisar 'Seil, Strick', 'äqül, syr. 'äqölä, ist der vorarabische N a m e
von Küfa, und könnte wie das syr. Wort 'das K r u m m e ' bedeuten, etwa nach einer Serpentine des
Euphrat3. Aber 'aqala, davon 'iqäl der gedrehte Wollstrick, der die küfiyya auf d e m Kopf fest-
hält und 'uqla 'Strick', bedeutet wie asara (al)ligare, (con)stringere, und Djauhari erklärt al-
hadjr wa l-nuhä als seine eigentliche Bedeutung. Dies hadjr benutzt ibn Shaddäd als Wort für die
Tätigkeit der j%AL*\4, die es an jedem der drei aufeinander folgenden Tore der Zitadelle und a m
bäb al-Maqäm von Aleppo gab: "mutawalli al-amr, wir würden sagen mutawalli al-hadjr, der
nach Belieben die Einfuhr in eine Stadt verbieten oder erlauben kann". Istakhrl 42 sagt von d e m
a m Meer gefundenen Farbstoff bu-qalamün "die Umayyaden Je ^ , verboten seine Ausfuhr",
Muqaddasi 241: <>- y> -n "und es konnte nur geschmuggelt werden". Ähnlich ibn Djubair 341:
"Jb\J\ A\Ä*> ej»\ <_UJ der Befehl des Königs von Sizilien traf ein, die Schiffe festzuhalten (anke
zu lassen)". Danach bedeutet dair al-'äqül, bei d e m eine solche Mautsperre lag, gewiß das 'Klo-
ster an der Maut', nicht 'an der Serpentine' — der ganze Tigris sind Serpentinen. Der alte Sinn
wird so vergessen gewesen sein, wie beim Mäuseturm.
1
Tabari III, 1961: abu Ahmad b. al-Mutawakkil Dort erwartete uns der türkische Arzt. Nachdem
zieht gegen die Zandj, i. J. 267 H., von Baghdad wir die Zungen ausgestreckt, etwas geredet und
über Rümiyyat al-Madä'in, al-Sib, dair al-'Äqül, etwas 'araq getrunken hatten, fragten wir, da die
Djardjaräyä, Qunnä, Djabbul, Silh nach Wäsit. beladenen Tiere unruhig wurden, ob wir passieren
Eine Handschrift läßt das offenbar falsch ein- könnten, und die Antwort war: "bien, puisque
gereihte Qunnä aus. nous avons dejä bevu!"
2 3
Zwischen Rumeli und Anatoly Hisar, nicht beim Nöldeke-Guidi,'Syr. Chron.'48wird Küfa erklärt:
'Leanderturm', der wie der 'Mäuseturm' von "wegen der kfifüthä, K r ü m m u n g des Euphrats
Bingen aussieht. — D i e Erzählung von den Stricken Küfa genannt". Ähnlich ibn Faqih 162: "al-
erinnerte mich an eine allererste Erfahrung im küfän al-istidära". Ein ähnlicher Fall, wie die
Orient: Wir waren im Sept. 1903 vierzehn Tage in Etymologie von al-zaurä'. Nöldeke bemerkt, z. Z.
Damaskus festgehalten, wo Cholera herrschte, und der Gründung von Küfa könne dieser Sinn,
ritten dann gerade durch die Steppe über Palmyra als Übersetzung von 'äqölä, nicht mehr verstanden
nach Mausil. Ich glaube bei Suhna, dessen Land- sein, die Deutung setze ein viel höheres Alter des
schaft durch einen bloßen Strich dargestellt Namens voraus.
4
werden kann: oben Luft, unten Erde, war in der Bei ibn Shihna, dürr, p. 43 und 258. jX-liJ
Unermeßlichkeit des Horizonts an zwei Stöcken Irrtum, wohl für ;Ul:J.
ein 10 m langer Strick ausgespannt, die Quarantäne.
3*
* 20 *
Aber solche Zollstationen lagen nicht an beliebigen Punkten, sondern an großen Verkehrs-
punkten, Straßenkreuzungen, Grenzen. Dair Qunnä, dair al-'äqül, Humeniyya, Askün liegen alle
dicht u m das heutige 'Aziziyya mit seiner Schiffbrücke herum. Auch da gilt das Gesetz der Be-
ständigkeit der Brücken, Märkte, Heiligtümer. Die Straße, die immer in diesem Umkreis den
Tigris kreuzte, ist die große Straße von Babylon über Badrai und Baksai a m F u ß der Berge von
Luristan nach Susa. A m östlichen Brückenkopf dieser Straße m u ß Sittake gelegen haben.
Eine scheinbar einfache Bestimmung von Sittake wäre: es heißt seit hellenistischer Zeit
Apollonia. Nach der Erzählung des möbedh (von Maisän) bei Yäqüt I, 669 hieß Wäsit in vor-
islamischer Zeit ~&ßj\, offenbar pahl. - j y n ^ d. i. Apollonia, zugleich ^Ö1"1DN des Theodor
bar Köne. Also: Sittake gleich Wäsit. Aber so weit nach Süden führen Xenophons Entfernungen
auf keinen Fall. Die Angabe des möbedh ist nur sehr ungefähr richtig.
Muqaddasi, u m 375 H., p. 134, rechnet zwischen al-Madä'in, Slb bani K ü m ä , dair al-'Äqül
und Djardjaräyä je einen Tagesmarsch. M a n rechnete also von Madä'in (Süd) nach dair al-Äqül 2,
nach Djardjaräyä 3, das wäre von der Diyälamündung aus 3 und 4 Tagesmärsche. Xenophon
rechnet auf d e m Westufer von der Mauer bis Sittake 2, auf d e m Ostufer zurück nach Opis am
Physkos 4 Zviärsche. Die 2 Tagemärsche des Hinwegs sind die sicherste Angabe, auch sicherer als
ihre Länge von 8 Parasangen. Dieser Marsch von 4 4 — 6 0 k m bringt ihn in die Gegend von
dair al-'Äqül. Der Tigris hatte sich vor d e m 10. sei. p. Chr. von O nach W , seither wieder von
W nach O bewegt. Der genaue Punkt kann westlicher als heute gelegen haben, aber dort
war immer der Brückenkopf der Straße Babylon-Susa, Sittake. V o n diesem N a m e n birgt vielleicht
Askün eine Spur, Yäqüt II, 643: "Ich habe an der Straße nach Wäsit nahe bei dair al-'Äqül einen
Ort gesehen, der al-Askün, O^CVl hieß". Daher bezweifelt er die Angabe, ein Kloster dieses
Namens läge inHira, und hält es für identisch mit dair al-'Äqül. Shäbushti kennt dair Qunnä
auch unter d e m N a m e n Askün. In Askün kann Sittake stecken. Dies ist eine epichorische Bildung
in -ak oder ein medisches Adjektiv "sitaka von d e m Ethnikon Suti, jünger *Sit-1. Formans und
Vokalwandel sind in diesem Sprachgebiet oft bezeugt. W i e in Ktesiphon, Särifün u. a. kann das
-ün pluralische Endung sein. So könnte m a n *stakön > 'astakön > askün ansetzen2. Von den
Griechen erwähnt zuerst Hekataios, bei Stephanos, Sitake als nofac, IIspcrixT)3: er rechnet in
seinem System von oextat das osttigritanische Gebiet richtig nicht mehr zu Babylonien, auch
nicht zu Medien. Auch für ihn liegt, wie bei Xenophon, Sitake südlich der Diyäla. Apollodoros
von Artemita, bei Strabon X V I , 1, 17 beschreibt die Sitakene als "von Seleukeia aus meist nach
Osten; sie erstreckt sich zwischen Babylon und Susis, so daß der ganze W e g der von Babylon
nach Susa Reisenden durch Sitakene nach Osten geht". Statt den Tigris bei dair al-Äqül zu über-
schreiten und über Badrai nach Baksai und Susa zu gehen, kann m a n auch südlicher bei Küt
al-Amära über den Tigris und von da gleich nach Baksai gehen.
1
u > i, vgl. wamkani > sukäni > sikäni, Ungnad mentarisches --sa-at-tikl, --sat-tikl vor, als sumeri-
Subartu p. 122. scher N a m e der kossaeischen Stadt Dür Kurigalzu
2
VocalVorschlag wie in ' Q T Y S P V N ; st > 5 wie in oder eines Baues in ihr. Streck las Satiki Sattiki,
dastagird > disqartä, Daskara; Khurustäbädh (bei das man sofort mit Sittake verbinden würde. Aber
Yäqüt) > Khursäbäd. Hinfällig, wenn die bei der Anfang des Namens fehlt und das -ki ist als das
Sachau gegebene Nebenform askül die ältere wäre; nachgesetzte Determinativ 'Stadt' zu fassen. Die
aber er hat sie scheinbar aus jüngerer Quelle, Stellen sagen nicht, daß Dür Kurigalzu 'sattiki'
nämlich A m r bar Marl, ed. Gismondi; also n > 1, hieß.
3
vgl. Hoffmann 'Syr. Akt.' n. 523. In einigen von Der Sinn von nepaixöc,, llipaLc, bei Hekataios ist ein
M . Streck in 'Arch. Reise' II 98s angeführten andrer als bei den Schriftstellern der sasanidischen
assyrischen Listen kommt ein paarmal ein frag- Epoche,
* 21 *
Das heutige Badrai und Baksai ist frühislamisch Bädaräyä und Bäkusäyä, aram. beth Deräyi
und beth Kussäye, Sitz der Deräer und Kossäer. Die beiden nur 50 k m von einander entfernten
und oft als Paar genannten Orte gehören zu d e m oben erwähnten ästän Bäzidjän Khusrau1.
Yäqüt I, 477: "Bäkusäyä, a m äußersten Ende der Nahrawäne. M a n sagt, als Qubädh [nach der
Mazdak-Episode, Ende des 5. sei. p. Chr.] in seinen Ländern Ordnung schaffte, verpflanzte er
die Leute; zu denen, die er nach Bädaräyä und Bäkusäyä verpflanzte, gehörten die Masseure und
Schröpfer"2. Beide Orte liegen an der Königstraße nach Susa: Karkük — Djalülä — Mandah" —
Badrai — Baksai — Susa. Ihre N a m e n führen in das höchste Altertum des alten Orients
zurück.
Der große teil 'Aqr 'Burghügel' bei Badrai ist die Stelle des alten Der, das schon in dem selbst
für Sumer prähistorischen Lugalbanda-Zvlythos erscheint und noch bei Ptolemaios Dera heißt.
Es wird 'Stadt von Esnunnak'3 genannt, wobei dieser alte Vorort des Nahrawän-Gebiets wie ein
Landschaftsname dient, genau in der Ausdehnung des sasanidischen ästän. Andrerseits heißt es
'Grenzfestung gegen Elam', eine Rolle, die es z. B. in dem Freibrief Nebukadnezars I für Ritti-
Marduk spielt, und die in seiner Lage an der natürlichen Straße nach Susa begründet ist. Der
Kyros-Zylinder nennt Deri neben Esnunnak, Zumban, Me-Turnu und Gutium zwischen Assur,
Susa und Akkad.
Bäkusäyä ist der Babylon nächstliegende Ort des Kossäerlandes. Die Babylonier und Assyrer
gebrauchen die Form Kassu, d. i. kas- mit akkad. Flexion. Auf den Karkük-Tafeln erscheint die
subaräische Aussprache kussu.hai, mit d e m epichorischen -h Suffix, das z. B. in Xenophons
KapSoüxof- vorliegt4. Bei den Griechen gibt es die Formen Kiaaioi und Koooc/.Zoi5. Hekataios
führt die Kissioi an der letzten Strecke der Königsstraße auf: "Von Sardis durch Lydien und
Phrygien 20 Stationen, 94V2 par.; durch Kappadokien 28 st., 104 par.; durch MOCTWJVT] [für Medien]
[3]4 st., [137 par.]; durch die KICTCRT] x^P7) JI st-> 4 2 V2 Par- z u m Choaspes, an dem Susa liegt".
42V2 par. sind 236 k m ; von Baksai nach Susa sind 243 km. — Die Straße verlief von Baksai hinter
d e m Djabal Hamrin durch Mussiän, das Kossäerland eben schneidend. Dies erstreckte sich
dahinter in die Täler des Karkhä-Saimara und Kashghänrüd, der wohl den alten N a m e n bewahrt.
Die mittelalterlichen Teilnamen des Kossäerlandes, Mäsabadhän und Mihrdjänqadhaq, stammen
erst aus achämenidischer und sasanidischerZeit. Mäsabadhän von ap. *mäisWapati 'mihmändär,
Gastempfänger'. Dort wuchs der berühmte mäsabadhi-Wein, schon bei Nebukadnezar als Wein
von bit Kubatti und bit Kilamzah gerühmt. — Mihragän-kadhak, syr. beth Mihraqäyä, ist ein adj.
in -ak, neben d e m patron. in -an, des Namens des 'Hauses Mihrän', Herren von Raga-Räy, die
dort im 5. sei. p. Chr. Statthalter waren. Das Bistum beth Mihraqäye k o m m t von 420—585 vor.
Beide Landschaften wurden mit beth Deräye und beth Kussäye zuerst von Pethion missioniert,
der 447 auf der 'aqabat Hulwän den Zvlärtyrertod starb. Damals war Shahren "aus d e m Samen und
1
bäzidjän wohl gleich aram. wäziq, aus m p . bäzigMitanni-Urkunden: Hattu.ha, HurruM, wohl auch
'Zöllner'. in den vielen mannaeischen Namen auf -ah. Im
2
al-hadjdjäm, vgl.unten Täq al-hadjdjäm für Täq i Westen findet es sich im Etruskischen.
Girrä. Ihr Zusammenhang ist in den Artikeln bei Pauly-
3
Heute Khaffädji: Während ich 1916 die topo- Wissowa nicht erkannt. Eine vollkommene Analo-
graphischen Aufnahmen machte und sonst, habe gie sind die verschiedenen Namen der Kurden,
ich nur khaffädji gehört, wie J. F. Jones, Sidney KapSoö/01, Küp-Ttoi, Gordyaei usw., alle Varianten
Smith u. a., nie Khafaja, den von der Expedition veranlaßt dadurch, daß sie den Griechen durch
des Oriental Institute von Chicago eingeführten verschiedene Sprachen vermittelt sind, vgl. Driver,
Namen. JRAS 1923, 393—403 'The name Kurd in its
* Das armen. Suffix -uk' stammt aus dem urartaei- philological connexions'.
schen Boden der Sprache und findet sich in den
* 22 *
Geschlecht des großen Hauses Mihrän Statthalter des fernen Landes beth Deräye und beth
Kussäye", und sein unter d e m N a m e n Säbhä getaufter Sohn führte das W e r k des Pethion fort.
In den Unterschriften der Synoden k o m m t beth Deräye von 420 bis 790 vor, beth Kussäye
nur in 545 als Herkunftsname eines Christen.
Das Kossäerland ist durchaus kein unbestimmtes Gebiet. W e n n Alexander auf d e m Rück-
marsch von Agbatana nach Babylon — siehe unten p. 39 s — die Kossäer unterwarf, so zog er
etwas südlicher als auf seinem Hinwege, etwa über Nihäwand-NicpaüavoV. [daher die Kenntnis
dieses altiranischen N a m e n s bei Eratosthenes], Burüdjird-Orudicarta (arsak.), Khurramäbäd-
Shäpürkhväst (sasan.), Badrai und Baksai nach Sittake.
Die westlichen Nachbarn der Kossäer waren die Leute von Sittakene, die amel Sute sab seri,
Leute der Steppe, Nomaden, in Urkunden nach-kossäischer und assyrischer Zeit. Die Samas-
Tafel von Sippar nennt sie nakru limnu Sutu sa surbu hitasun "den bösen Feind, den Sutu, deren
Sünde groß ist". Ebenso räuberisch schildern die Griechen vor und nach Alexander diese Stämme.
Strabon X I , 13, 6: "Groß-Medien grenzt im Süden an die Apolloniatis, die die Alten, 0! TOXÖCIOI
[wie Hekataios, Xenophon] Sitakene nannten, weiter an den Zagros und an die Maao-aßocnxY)
[ap. *mäisdrapatika, arab. Mäsabadhän], die zu Media, nach andren zu Elam gehört". Dazu
X V , 3,12: "Der Susis ist von Babylonien die früher Sitakene, später Apolloniatis genannte Land-
schaft benachbart". Daraus macht Plinius N. H. VI, 132: "inter has gentes [Chalonitis, Persis]
atque Mesenen [Maisän] Sittacene est, eadem Arbelitis1 et Palaestine [i. e. niXai Stine] dicta".
W e n n Plinius noch bemerkt "Sittace, Vorort der Sittacene, ist eine griechische Stadt", kann das
höchstens "eine mit griechischer Verfassung" bedeuten, wie sie viele Städte Babyloniens zur
Seleukidenzeit hatten.
Strabons Beschreibung der Grenzen ist klar und richtig: Groß-Medien reichte im Westen bis
an den Tigris und die Diyäla. Die inneren Grenzen waren naturgemäß nie gut bekannt. Die bei
Strabon mit Apolloniatis identische Sittakene ist bei Plinius, wie auch bei Isidoros Char. (siehe
unten) von Medien getrennt. Aus Harsln, südl. Bistün, westl. Nihawand, stammt eine sasanidische
bulla2 mit d e m Siegel "Magieramt von 'LP'N [oderHLP'N] [Kreis] Erän-äsän-karkavät". Der
Ortsname ist alßän, Hulwän; der Kreisname ist aber der der Stadt Karkhä dh Lädhan, a m
Karkhäb nahe nördlich von Susa: der Verwaltungsbezirk dieses südlichsten Ortes von Luristan
erstreckte sich also damals so weit wie Hulwän nach Norden.
Bei Polybios V, 5 erreicht Antiochos in 221 a. Chr., Feldzug gegen Molon, Apollonia(tis) von
Libban-Assur aus durch das Gebiet von Samarra in 8 Tagen. Der Abstand ist rd. 250 km. —
Ptolemaios setzt die Landschaft Sittakene neben Susiana, als Teil von Assyria; die Stadt Sittake
setzt er richtig südlich, aber zu weit östlich an, und trennt diese beiden alten N a m e n falsch von
den aus jüngerer Quelle stammenden Apollonia und Apolloniatis. D a er die Identität nicht
kennt, bringt er Apolloniatis "Zwischen den Garamaioi [Karkük] und Sittakene" unter. Der
N a m e Apollonia k o m m t noch bei Yäqüt als ehemals üj^sl vor.
OPIS
Wie Sitake der Brückenkopf der Susa-Straße, so war Opis der der Agbatana-Straße. Sämtliche
keilschriftlichen und griechischen Nachrichten bestätigen diese Lage.
1
Lies Apolloniatis, die sonst bei Plinius ganz fehlen normalem ^i-Tooavy;. G. Hüsing wollte nach
würde. Palaestine erscheint auch bei Dio Cassius Plinius eine wirkliche Nebenform *Sitine ansetzen»
L X X V , 13, w o Severus nach der Belagerung von aber wahrscheinlich sind es nur Lesefehler.
Seleucia dahin kommt. Bei Diodor XVII, n<>, 4 - Transact. Intern. Numism. Congr. London 1936,
kommen die Lesarten ^''TT«V, SITTÄ vor, neben p. 420, fig. 16.
* 23 *
Heute spricht m a n v o m Tigris als "bis Baghdad schiffbar", in alter Zeit sagte m a n "bis Opis
und Seleucia". In beiden Fällen meint m a n kein absolutes Ende, sondern den nördlichsten Hafen.
Das natürliche Hindernis liegt im heutigen Tigris bei den Qanätir a m Qätül südlich von Samarra,
im Tigris des frühen Mittelalters bei den abwäb 'Toren' von dair al-'Alth, die Shäbushti schildert.
A n beiden Stellen tritt der Strom mit einem kleinen Fall aus d e m oberen tertiären in das alluviale
Land des Sawäd ein. Die Kante des steinigen Untergrunds ist das Hindernis.
Arrian VII, 7, 6 gleich Strabon X V I , 1, 9: "Der Tigris ist schiffbar bis herauf nach Opis und
d e m jetzigen Seleukeia1, der Euphrat bis Babylon, beide Flüsse über 3000 Stad. (555 k m ) " ,
Dazu: "Opis ist der Markt für die ganze Umgebung". Die Zahlen beruhen auf Messungen der
Flotte Alexanders, die beide Flüsse befahren hatte. Eratosthenes gebrauchte 'über 3000' als runde
Zahl, weil er von beiden Flüssen sprach. Nearch und Onesikritos, die Admirale, gaben genauer
3300 Stad. von Diridotis-Teredon bis Babylon, danach Juba bei Plinius 412 m p . — Auch für
Opis ist 3300 Stad. als ursprüngliche Zahl anzusetzen, d. i. 110 Fars. — Die Araber geben, bei der
Vermessung des Träq:
'Abbadän, a m Meer, bis "Ukbarä u. al-'Alth, Nordpunkt 125 Fars.
minus Madä'in—'Ukbarä 16 Fars.
also 'Abbadän — Madä'in, w o Opis gewesen sein m u ß . 109 Fars.
Bei diesen Fahrten der Flotte wurden die Schiffahrts- und Bewässerungsverhältnisse studiert, zum
Teil von Alexander selbst, und große Verbesserungen geplant. In X V I , 1, 11 nennt Strabon
Aristobulos, die wahrscheinliche Quelle dieser Nachricht. D a ß dabei die xaxappaxxai, die Stau-
d ä m m e mit Schleusen, für eine Verteidigungsanlage angesehen werden, ist ein Irrtum des
Berichterstatters. Die Arbeiten a m Tigris waren erfolgreich, dagegen scheint die Pallakottas-
Regulierung kein Erfolg gewesen zu sein, denn Seleukeia, das ambitiosum opus Nicanoris (Ammian
XXIII, 6, 23) wird a m Tigris gegründet und Babylon verfällt. Winckler sah richtig, daß die
angebliche Absicht, Babylon zu entvölkern, der Wahrheit widerspricht und so naiv ist, wie die
Bemerkung über die Katarrhakte2.
Die Stellen Herodot I, 189 und V, 52 [Königstraße, Hekataios] über den Gyndes, hatte schon
G. Rawlinson richtig erklärt: "The Tigris, after receiving the Gyndes, flows by the city of Opis".
Daran schließt Herodot die Legende des Khälis: die Zerteilung des Flusses in 360 Kanäle, zur
Strafe für das Ertrinken eines der d e m Mithra heiligen, weißen Rosse des Kyros. So sagt Yäqüt
IV, 846 v o m nähr al-malik : " m a n sagt, er versorgte das Gebiet von 360 Dörfern, nach der Zahl
der Tage im Jahr". Oder Diodor II, 7, 3 über die Mauern von Babylon, nach Ktesias und Klei-
tarchos: "360 bezw. 365 Stad. lang", und "Semiramis hatte absichtlich diese Zahl gewählt, weil
das Jahr soviel Tage hat". Dies stammt aus Ktesias bei Diodor II, 8, 1: "Semiramis teilte jedem
ihrer Liebhaber 1 Stadium zu bauen zu, mit allen dazu nötigen Materialien und befahl, die Arbeit
in 1 Jahr zu vollenden". D e n mythischen Zahlen gegenüber ist die Organisation der Arbeit
durchaus geschichtlich. Ibn Shaddäd, bei ibn Shihna, dürr 33 u. 39: "Als Zähir Ghäzi in 592 H
beschloß, die neuen Mauertürme zu bauen [in Aleppo], wies er jedem seiner Emire die Verwaltung
eines Turmes zu, bis zur Beendung der Arbeiten, und ließ ihren N a m e n auf diese T ü r m e setzen".
Ibn Shihna: "Das war ihre Sitte. Als m a n die Mauer wiederherstellte, hatte mein Herr Vater
die Verwaltung des Baus des bäb al-Maqäm und des bäb al-Qanät und setzte seinen N a m e n auf
1 motiv daher sehr beliebt: man denke an die Zer-
Winckler richtig: "Völlig klar ausgesprochen, daß
Seleukeia die Stelle des alten Opis einnimmt". störung des Täq i Kisrä. Nach dem nuzhat zer-
Beide sich gegenüber am Strom. störte Alexander die alte Brücke von Ktesiphon,
2
Bei den muhammedanischen Persern ist das Sagen- weil sie ein Wunderwerk der Perser war.
* 24 *
diese zwei Tore". Und pp. 140s, Wiederherstellung der großen Hailän-Wasserleitung: i. J.
605 H.: "Zähir Ghäzi ließ seine Emire k o m m e n , die ihre Zelte an dem Aquaeduct entlang auf-
schlugen, und wies jedem eine Strecke zu, mit den nötigen Technikern und Arbeitern". Das
ist fast wörtlich Ktesias, nur 2000 Jahre später.
Die Legende bezeichnet einen genau bestimmten Punkt, den Durchbruch der Diyäla durch
das enge Felsentor des Hamrin bei Mansüriyyat al-djabal. Die maräsid 1,195 geben dem auch bei
Yäqüt 1,813 geschilderten Ort den N a m e n Bädjabbära 'Riesenhausen'1. George Keppel besuchte
ihn und schreibt: " W e were rather astonished to hear the Arabs relate the well known tradition
of Herodotus that one of the horses dedicated to the sun having been lost in the river, Cyrus
vowed he would make it so contemtible a stream that a lady should be able to pass over it
without wetting her tunic"2. Die Karte des Ortes findet sich bei Willcocks no. 16.
Die Sage ist der mythische Ausdruck für etwas, was Kyros mit den Kanälen tat, gegen die
Überschwemmung vor der Nebukadnezar-Mauer. Er k o m m t in 539 von Medien (Gutium) am
Gyndes herab nach Opis, nimmt diese Stadt und dann Sippar und Babylon. Nabunä'id-Chronik
III, 11—15: "Im Monat tammüz, als Kyros bei Upe d e m Fleer von Akkad eine Schlacht lieferte,
besiegte er die Leute von Akkad ..., a m i4ten wurde Sippar genommen, ohne Kampf; Nabu-
nä'id floh. A m 16. zogen Ugbaru [Gobryas], der Statthalter von Gutium [Medien], und die
Krieger des Kyros ohne K a m p f in Babylon ein. Bis z u m Ende des Monats machten die Schild-
wachen von Gutium die Runde u m die Tore von Esakkil [Haupttempel von Babylon]; keines
Mamies Lanze wurde in Esakkil abgestellt, und kein simänu, Feldzeichen, zog darin ein". Der
letzte Satz bedeutet: die medische Garnison unter Gobryas' Befehl übernimmt sofort den Schutz
des Heiligtums, ohne es zu betreten oder durch Niedersetzen ihrer Waffen und Feldzeichen,
drafsa, zu entweihen.
Gutium ist der N a m e des Volks, das in der Mitte des III. Jahrtausends der Dynastie von Akkad
ein Ende bereitete und die Dynastie von Gutium, bei Berossos 'der Meder' aufrichtete. In der
Nabunä'id-Chronik ist der N a m e als historischer für Medien gebraucht. Das ist geschichtlich
richtig. Der N a m e Gyndes scheint auf Hekataios als einzige Quelle zurückzugehen, und da er
zur legendären Geschichte des Kyros gehört, aus der iranischen Husravah Sage zu stammen,
vielleicht zu verbinden mit iran. vinadis. Ein griechisches panegyrisches Gedicht aus Susa,
datiert 213 Sei. = 98 a. Chr., rühmt den Stratiarchen Zamaspes, die Ländereien von rovSeio-ou
wieder bewässert zu haben, die lange wüst lagen3). Gundeshapur Veh. Andew. Shähphur
kann dieser N a m e nicht sein.
O b die große Straße den Tigris bei Opis auf einer Brücke überschritt, weiß m a n nicht. Xeno-
phon erwähnt nur die kurze Brücke, auf der er über den Physkos ging. Babylon hatte eine ge-
mauerte Brücke über den Euphrat, und deren Typus lebt noch in der Harbabrücke des Mustansir
1
So heißen auch die assyr. Stauwerke des Khösar bei behalten und rief es in eine Quelle. Aus der Quelle
Ninive, Yäqüt I, 452. Die semitische Vorstellung wuchsen zwei Rohre, und wenn der Wind wehte,
der Alten als Riesen, in Genesis bezeugt (gibbörim),rief es in den Rohren: Iskandar du shäkh därad,
dringt durch Mani's 'Buch der Riesen' auch in die Alexander hat zwei Hörner! D a erfuhr es die
iranische Welt ein, w o das Wort ganbärä, gigas, ganze Welt". In diesem merkwürdigen Beispiel
djabbär für altes kavi > kai eintritt. unlitcrarischer Sagenverbreitung mischt sich Midas
2
'Personal Narrative' I, 283. — Im August 1913 er- mit dhu 1-qarnain, dazu M u h a m m a d s Barbier
zählte mir ein Kurde an einer Quelle zwischen Salmän Päk. Vgl. Der Islam VI, 4, 325 'Alongoa';
Kirmänshähän und Sahna: "Iskandar hatte zwei die hier gegebene Version ist nach dem Tagebuch,
Hörner. Niemand wußte es, außer Salmän, seinem das ich damals im Felde nicht bei mir hatte.
Barbier. Der durfte es bei Todesstrafe nicht ver- :'F. Cumont, C R A I 1931, 238—250, Inscriptions
raten. Aber er konnte das Geheimnis nicht bei sich de Suse, und Mein. Miss. Arch Perse X X , 1928.
Tafel II
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* 25 *
fort. — Später lag nach ibn Rusta eine gemauerte Brücke etwas unterhalb von al-Madä'in bei
Qibäb Humaid. Nach H a m z a 31 hatte es im Altertum eine d e m Djamshid zugeschriebene Stein-
brücke, qantara, in al-Madä'in gegeben, deren Reste ein Verkehrshindernis bildeten: nach d e m
nuzhat hätte Alexander sie als Wunderwerk der Perser zerstört; Istakhrl bemerkt, daß sie jeden-
falls nicht mehr existiere.
Die Geschichtsschreiber des Herakleios erwähnen eine Schiffbrücke1. Der Talmud nennt
mehrmals die Schiffbrücke gishrä dh Mähözä, außerdem eine gishrä dh shabistän2. D e Goeje wollte
den Ort Shabistän an die M ü n d u n g des nähr Säbus verlegen, Gegend von Küt al-Amära, und
Obermeyer hielt auch die N a m e n für gleich. Aber shabistän ist das cubiculum des Königs, Ort
für die nächtlichen Empfänge und Harem. Das bekannteste shabistän ist gerade das von Ktesi-
phon. Das pandnämag des Buzurgmihr beginnt: "Ich, Buzurgmihr S. d. Bökhtag, hargupet
(Wezir),sapistän e Veh-Andev-Xusrau darikpet, Oberkämmerling (oder gleich andarikpet 'Groß-
eunuch') des shabistän von Antiocheia-Khusrau". Nach d e m Mät. Catr. ist er der große Schach-
meister und 'Aristoteles' (Tätalitüs) Khusrau's I. Die Stadt ist die von den Arabern Rümiyya
genannte auf d e m Ostufer, die Khusrau I für die Kriegsgefangenen von Antiocheia gebaut hatte.
Die gishrä dh shabistän gehört danach nach Ktesiphon und kann mit der Brücke von Mähözä
identisch oder eine zweite sein.
In älterer Zeit wird dagegen eine Fähre erwähnt, in einem Brief des Statthalters von Assur an
Sargon II3: ein d e m Statthalter von Arrapha gehöriges Schiff dient als Fährboot in Upi. Arrapha
ist Karkük 4 . Das Boot kann im Norden auf d e m unteren Zäb oder im Süden über den A b i
Shirwän herabgebracht sein, aber nicht den 'Adaim hinab, der bei Hochwasser ebensowenig
schiffbar ist, wie in den Monaten w o er trocken liegt.
In der altbekannten Inschrift Sanherib's ist Opis der Punkt, w o m a n Kähne, die von Assyrien
den Tigris herabgebracht sind, aufs Trockne setzte, u m sie über Land z u m Arahtu von Babylon
zu schaffen. Damals m u ß der när sarri für Sanherib nicht benutzbar gewesen sein.
In den sumerischen und akkadischen Urkunden wird der N a m e der Stadt U H k l geschrieben
und als aksak oder als u-pi-i, u-pi-e, u-pi-ia erläutert. Aksak, mit d e m charakteristischen -ak, ist
der uralte N a m e ; Nebukadnezar und Nabunä'id verwenden ihn archaisierend. V o n Beginn der
Geschichte bis zu Eannatum von Lagash hatte Aksak eine eigene Dynastie. Der sitakenische
Unterweltsgott Nergal herrschte in dieser Stadt an der M ü n d u n g der Diyäla, wie in Nawar, Namri,
den Bergen, w o sie entspringt. Sargali-sarri von Akkad besiegte ein elamisches Heer bei Aksak.
D a n n tritt U H k l erst wieder in der späten Kossäer-Zeit auf, als Handelsstadt, bis zu der die
Schiffahrt ging — gerade Matrosen von Upi werden erwähnt. I m Westen war es durch den när
sarri mit Sippar a m Euphrat verbunden, im Osten durch die größte Karawanenstraße Asiens mit
der Heimat der Kossäer und d e m kaspischen Hinterland. Diese Straße hatte zwei Zweige, über
Khäniqln und Hulwän, oder aber über Mandall, die sich beide hinter d e m T ä q i Girrä Paß
treffen. Der Zweig über Mandall ist auf der Tabula Peutingeriana verzeichnet: Seleucia ix
[Rache xi] Rutarata xx Berdanna. Seleucia für Opis. Rutarata > *(Ba)rataruta = Bocpaap<o&,
Baräzröz, Baladrüz; Berdanna [mit N N statt N I K , alt Urdalika] = Vandamg > Mandall
(vgl. p. 42,1).
1
Theophanes, B o n n 496: TTspacrä? T V TtovToy^upav 'Landschaft Babylonien', Frankfurt 1929, 64s;
TOC TiyptSo? TTOToqxou de, TT]V sxsi&ev TCOXIV, T7)V de Goeje in ZDMG 39, 14.
3
Xsyouiv7]v EsXsiixsiav itap' ^ ö v , Träpä Ss Ilspaous Nach St. Langson bei W . H . Lane 1. c. p. xxiii, nach
TousSstrYip. Johnston 'Epistolary Literature of the Assyrians
2
Vgl. A. Berliner, 'Beitr. z. Geogr. u. Ethnol. Baby- and Babylonians' n. 18.
loniens im Talmud', Berlin 1884, 295 Neubauer, ' Die dokumentarische Identifizierung bei Gadd,
'Geogr. duTalmoud', Paris 1868,337; Obermeyer, Rev. d'Ass. XXIII, 64s und 85.
* 26 *
BAGHDAD
Einige Stellen verbinden Opis mit Baghdad. Nach d e m kudurru des Nazimaruttas, Ende des
14. sei. a. Chr.1, lag ein Dorf Karü a m Ufer des när sarri, zu Upi, und ein Dorf Pilarü a m
selben Kanal zu Hu/Bag-da-di gehörig. Also lagen sich beide Dörfer nahe der M ü n d u n g des
Kanals in den Tigris gegenüber. Yäqüt I, 867: "Teil Duhaim, von den Dörfern des nähr al-
malik, v o m Bezirk Baghdad" klingt wie eine Übersetzung der kudurru-Stelle. Heute könnte
genau so ein Landstück beim Teil 'Umar zu West-Baghdad, ein ihm gegenüberliegendes zu
Salmän Päk gehören.
Der kudurru des Mardukapaliddin I, Anfang 12. sei.2, enthält einen Prozeß u m ein Landstück
im Gebiet der Stadt Saknanä a m Ufer des när sarri im Kreis Bag-da-du, das der Vorgänger,
Melisipak II als Lehen vergeben hatte; der frühere Statthalter von Bag-da-du, Kidin Ninurta
und sein Nachfolger mit dem bezeichnenden N a m e n Sir-Sumiddin werden als Zeugen gerufen.
Bei Ktesiphon wurde u m 1800 der sog. caillou Michaux gefunden3, ein kudurru, auf dem
Sir-usur, der mär Habban, die Mitgift seiner Tochter Dür-Sarrukenaiti festsetzt, die nach 1140
a. Chr. den Täb-asäb-Marduk, Statthalter von Halwan unter Nebukadnezar I und Wezlr,
sukallu, unter Zvlarduk-nädinahe (um 1115), heiratete. Sie erhält 20 gur Ackerland v o m ugäru4
der Stadt KärNabü5 a m Königskanal, ME.KAL.KAL im Landkreis der Stadt Hu/Bag-da-da.
Sir-usur ist seinem N a m e n nach ein Verehrer des Schlangengottes Siru, des 'Erben der Königin
von Der', Innana. Daher schwört der Bräutigam bei "den großen Göttern und d e m Gott Siru".
Dieser ist als In Susinak der große Gott von Susa. — Als mär Habban ist Sir-usur kossäischer
ianzu, König des Landes bit Habban. Nach d e m Freibrief Nebukadnezar's I an Ritti Marduk
waren die märe Habban zugleich erbliche Statthalter von Nawar. Dies ist das Land von der
'aqabat Hulwän über Kirind bis Mäidasht; bit Habban sind die Ebenen von Mäidasht über
Kirmänshähän und Bistün bis Sahna. Obwohl der N a m e Habban, auch Hanban, Hamban, später
Kampanda 6 aramäisch klingt, ist er epichorisch, kaspisch und gehört zu elam. H u m b a n > U m -
man, koss. A m m a n 7 . Der Schwiegersohn war also der westliche Nachbar des Schwiegervaters.
1
P. Scheil, MDP II, col. II, 2: pi-la-ri-i, 17: ka-ri-e mäßig, vgl. ass. (Sargon) Ambanda > Kamindän >
2
P. Scheil MDP VI, pls. 9—10. Kumm.
3
I. Rawl. 70; Oppert-Menant, 'Doc. jurid. de 7 u: a wie in kussu : kassu, Hurbat: Harbat; Muxoi:
l'Assyrie et de la Chalde'e', 1877. [MakaJ Siru ist akk. Lesung, das ideogr. ist MU!S.
' Die akk.terminiugöru und pihätu scheinen ungefähr In dem koss. N a m e n ist wahrscheinlich sahan zu
ar. nähiya, pers. tassüdj, und ahäza, pers. ästän zu lesen, vgl. Thureau-Dangin, Lettres et eontrats
entsprechen. Hilprecht: 'Communal-Land'. p. 67 und R A . X, 1905, 97 f; Ungnad, Dilbat 135.
5
Von der aram. Form des nicht vereinzelten Namens Der Gott hatte einen Tempel auf der Burg von
KärNabü kommt ar. Karnabä, bei Ahwäz, nach Der und einen 'im Fluß', wie auch der Wetter-
Yäqüt II, 623, IV, 268 auch in den Aghäni. Nach gott von Susa, dessen Kult sich im Heiligtum des
ibn al-Kalbi, dem Genealogen, war Karnabä ein Nabi Daniel fortsetzt. Vgl. auch den Annubanini
Sohn des Küthä (personifizierte Ortsnamen). In der Inschriften von Sarpul-Hulwän. Der Land-
der Gegend von Opis läßt sich der N a m e später schaftsname lebt heute nicht mehr. Gelegentlich
nicht nachweisen. Möglich daß Karbalä mit wird ein Irrtum Rawlinson's wiederholt, Kampanda
Metathese derselbe N a m e ist, vgl. Baräniq: Ba- sei heute Camäbädhän, N a m e der Ebene von Bistün:
näriq. Unweit von Aleppo gibt es Qaranbiyä, dies ist vielmehr Kürzung des im nuzhat genannten
Qarnabiyä, wo der von Tutush ermordete Aqson- "Sultänäbäd-C'amcamö/ [> Öameamäläbäd] ein
qor, Vater des Zengi, begraben war, ibn Shaddäd Hauptort, . . . a m Fuße des Bistün-Berges gelegen;
bei ibn Shihna, dürr. 109s. Oldjaitu Sultan b. Arghun Khan Moghul hat es
6
In der Beh. Inschrift, epich. Habban > ir. kampanda gebaut". Auch in seiner Route Hamadän-Kirmäns-
wie assyr. qubbatu > ir. gumbadh (dagegen ar. hähän anstelle von Bistün. Danach auch im Sharaf-
qubba); die Verstärkung des Anlauts ist regel- näma, trad. Charmoy I, i 83 und bei Hadjdji
Khalfa, Djihännumä 450.
* 27 *
Die Tochter heißt nach der Stadt Dür-äarrukenu, jedenfalls ihrem Geburtsort, die noch viel
westlicher lag, nahe bei KärNabü, ihrem Besitz. Sutruk Nahhunte von Elam setzt u m 1170
a. Chr. nach seinem Sieg über die Kossäer seinen Sohn Kutir Nahhunte — der in Elam nicht sein
Erbe ist — auf den Thron von Babylon. Er kam von Karintas-Kirind, von w o er eine Stele des
Kossäerkönigs Melisipak II nach Susa schleppte, die große Königstraße herab und eroberte Upi,
D ü r Sarruken, D ü r Kurigalzu und Sippar, dann Babylon. Die Lage ist wie z. Z. des Kyros. Die-
selben Orte werden nochmals als tributzahlende genannt. Als dann Nebukadnezar I mit Ritti-
Marduk den Huteludus-Insusinak von Elam besiegte, baute er — für einen vorher aus Elam bei ihm
Zuflucht genommen habenden Priester des elam. Ria — einen besonderen Tempel, welchem Land
von Upi und Dür Sarruken als waqf gegeben wird1. Upi, Dür Sarruken und Bagdadu liegen also
zusammen wie Teil 'Umar, Teil M u h a m m a d und Baghdad. Indem sog. "Itinerar des Sarrukenu
sar kissatim" heißt die Stadt einfach Sarrukenu, und ist der nordwestliche Grenzpunkt der
Sittakene. Danach scheint der Teil M u h a m m a d 2 eben Dür Sarrukenu zu sein. U n d der Ort
Hu/Bag-da-du ist sachlich gleich Baghdad.
W e n n m a n sich gegen die Lesung Bagdada sträubte, so geschah das, wie Th. Nöldeke in
seiner Besprechung von Delitzsch' 'Paradies' ZDMG 1882, 11 ausführte — angenommen z. B.
von Hilprecht "Baghdad ist ein persischer N a m e " — weil m a n Baghdad aus iran. bagadäta
ableitete. Dabei war m a n sich noch nicht klar, daß der Ortsname viel zu alt ist, u m mit diesem
iran. Personennamen verbunden zu werden. Dieser medische Personenname heißt "vom baga
(Mithra) gegeben", syn. v. Mithradates. Er erscheint z. B. als Bagdattu (assyr.) u m 715; auf
Schriftstücken von Muräsu & Söhne aus Nippur u m 420 a. Chr. als dba-ga--da-a-ta- (Ortho-
graphie der Achämenidenzeit), und auf einer Kontrakttafel v. J. 364 a. Chr.3 dBa-ga-da-du
geschrieben.
Der N a m e Baghdad ist älter als die Gründung des Mansür in 145 H. D a ß vorher vorhandene
Dörfer in d e m riesigen Stadtgebiet aufgingen, versteht sich von selbst. Schon i. J. 13 H. plündern
die ersten Muslime unter al-Muthannä den süq Baghdad 'Baghdad-Markt', Balädhurl 286, der
später al-süq al-'atiq 'Altmarkt' oder süq al-'atiqa 'Altstadt-Markt' hieß. Nach Ya'qübl 235 war
Baghdad zur Zeit der Sasaniden ein Dorf des tassüdj Bädürayä, mit einem Kloster a m Qarn
al-Sarät, der M ü n d u n g dieses Kanals in den Tigris, genannt dair al-'atiq das 'alte Kloster', bei
ibn Tiqtaqä 190 dair al-Rüm, das noch zu Yäqüt's Zeit bestand und Sitz des nestorianischen
Katholikos war. Auch ein Judenviertel war dort, später Sitz des res gälüthäi. Nach Yäqüt III,
197 u. 613 hieß dies in die mahalla al-'atiqa aufgehende Dorf Sünäyä5, berühmt durch die nach
ihm genannten schwarzen Trauben. Es hatte ein Heiligtum des 'AU b. abi Tälib, zu Yäqüt's Zeit
schon verfallen. Dies Baghdad-Sünäyä wird vorausgesetzt in der Erzählung Yäqüt I, 680, w o
al-Mansür vor der Gründung von Baghdad den dihqän u m Rat fragt und dieser ihm die Vorzüge
der Lage treffend erklärt. D a heißt es, daß dies Dorf Baghdad später durch die murabba'at, d. i.
quadrangulum, Marktplatz, des abi l-cAbbäs bezeichnet wurde6. Yäqüt I, 532 spricht auch von
1
L. W . King, 'Boundary Stones', kudurru n». 24. vater J, {J i m N a m e n s e m e r Mutter> er w a r
2
Siehe 'Arch. Reise' II, 95 und Tran in the Ancient
East' 122. — [man erwartet: <! 'meinem mütterlichen Groß-
3
Schon beiOppert und Menant,'Doc. Jurid.'nü.284. vater' oder 'sie war'] — aus der sj^h'-^. genannten
4
Obermeyer 179SS: XPTiy Xplt^Ü 'amC d e m Alt- dihqän-F amilie". abu l-'Abbäs b. al-Fac.ll b. Su-
markt'. laimän al-Tösi stammte aus Abeward; in der
5
Uv-, aber bei ibn al-Faqih 125 U,,~. obigen nisba m u ß also dieser Ortsname stecken:
6
al-Khatib: "abu Dja'far M u h a m m a d b. Müsä b. ^ j j J • Er war ein M a n n aus der Umgebung des
al-Furät, der Schreiber, sagte: das Dorf, das auf der Mansür.
murabba'at abi l-'Abbäs lag, gehörte meinem Groß-
* 28 *
einem alten Ort Baräthä [aus aram. bäraithä] westlich außerhalb der Großstadt und nahe bei
Muhawwil, oberhalb dessen sich nähr 'Isä und Sarät trennten. Dort soll cAli auf d e m Zug nach
d e m Nahrawän gebetet und in d e m hammam des Dorfes gebadet haben. (An diese Erzählung
knüpfen sich dann Wundergeschichten). "Andre aber sagen nein, das Bad, in das er ging, lag in
al-'atiqa".
al-Khatib al-Baghdädi1 gibt ausführlich die Geschichte der Moschee von Baräthä: nachdem
al-Muqtadir die schiitischen Versammlungen dort verboten hatte, machte al-Rädl daraus eine
sunnitische Moschee in 328 H.; als dann al-Tä'i' sie zu einer 'Freitags-Moschee' machte, mußte
erst ein juristisches fatwa feststellen, daß der Ort nicht mehr z u m Weichbild von Baghdad ge-
hörte: innerhalb gelegen, wäre eine zweite 'Freitagsmoschee" ungesetzlich gewesen2. Seit 451
wurde diese Moschee verlassen. Die schiitische Legende ist heute an das mashhad al-mintaqa
geknüpft, das deutlich aus einem Bade entstanden ist. Es liegt 2,5 k m N W v o m Nordtor von
Karkh a m W e g e nach Käzimain3. Diese Lage, nur 800 m v o m heutigen Fluß, macht dielndentifi-
kation des mashhad al-mintaqa mit Baräthä unmöglich und erlaubt nur die von Yäqüt gegebene
Alternative: es bezeichnet das Bad von al-'atiqa*. W o die Altstadt Baghdad-Sünäyä lag, ist also
genau bestimmt. Schon u m 300p. Chr. k o m m t die nisba BGDT'H im. Talmud vor, als Herkunft
des rab Hana, von den Kommentatoren mit "der N a m e seiner Stadt war Baghdad" erklärt5.
Nöldeke erhebt keine Einwände gegen diese nisba als solche, sondern hält sie für echt und schließt
daraus nur den iranischen Charakter des Namens: t > 8 als normale Lautentwicklung, ein d sei
unmöglich, also akk. Hudadu, nicht Bagdadu zu lesen. Es liegt ganz anders: die Babylonier
schreiben schon 364 a. Chr. Ba-ga-da-du mit einem bedeutungslosen d, aber noch mit Gottes-
Determinativ und -ga-. U m 300 p. Chr. wurde das ursprüngliche t längst nicht mehr gesprochen,
sondern nur historisch für 8 geschrieben, aber auch invers für nicht aus t hervorgegangenes 8.
Die Shahrh. Er. schreiben später BKD' T oder BGD' T für Baghdädh. V o n einem gesprochenen t
kann bei der talmudischen nisba, auch wenn der N a m e iranisch wäre, keine Rede sein. Entweder
ist es eine rein graphische Sache: die talmudische Schreibung folgt der üblichen Pahlavi-
Schreibung, oder m a n faßte schon damals den alten N a m e n als iranischen auf, mit historischer
Orthographie. Für die Ursprungsfrage besagt die Schreibung nichts, ihre Bedeutung ist allein
das frühe Vorkommen des Ortsnamens, falls sie echt ist.
U m sich gegen das amtliche Madinat al-saläm u. a. von Anfang an halten und durchsetzen zu
können, m u ß der N a m e festgewurzelt und viel gebraucht gewesen sein. Das war kein N a m e
eines unbekannten Persers, und überdies hat er nur Sinn mit süq als 'Baghdad-Markt', wie z. Z.
des Muthannä, oder wie Strabon von Opis sagt "es war der Markt für die ganze Gegend". Ein
Gegenstück ist süq al-Ahwäz, Übersetzung von ir. Xüzistän väzär6. Bei so gebildeten N a m e n
1
Salmon, Tntrod. topogr. ä l'Hist. de Baghdad •' Neubauer 360; Berliner 25; Obermeyer 148.
d'al-Khatib', 148—51. 6
Unter den arabischen Etymologien enthalten nur
2
In Aleppo geht man in 718 H. (djämi' Altynbogha) die von Hamza "Baghdädh < bägh Dädhwaih
und dann in 801 (dj. Utrush) von dieser bis dahin 'Garten desDädöy'" und von Mas'üdi, tanbih 360
geltenden Regel ab. Später wird das allgemein. "ein Kloster dair Adi a m Sarät in West-Baghdädh
'•' Siehe Plan v. Baghdad in 'Arch. Reise' II. mit Garten, bägh, daher Baghdädh" einen richtigen
4
Gegen Massignon's Gleichsetzung mit Baräthä in Gedanken; neben dem Namenselement ist eine
Mem. Inst. Fr. d'Arch. Or. vol. X X X I , 102. Er Ortsbezeichnung unentbehrlich. Aber sprachlich
erwähnt die Alternative nicht, und es klingt wie ist bägh 'Garten' auszuschließen, und in bagh
eine Begründung, wenn er in der Überschrift 'Gott' bleibt in westiranischen Dialekten das gh
schreibt: (Boraithä-al-Mintaqa). Aram. bäraithä nicht bestehen, die alte Form müßte sehr früh
heißt nur 'die äußere'. Vgl. Le Strange, 'Baghdad dahin gekommen und in aramäischem Munde
dur. the East. Caliphate', 152—56. erhalten sein.
* 29 *
kann die Ortsbezeichnung oder der Eigenname schwinden1. Die Märkte sind aber keine Ge-
schäftsunternehmungen von Individuen, sondern — wie im Fall süq al-Ahwäz — von allen U m -
wohnern, von Stämmen. Bagdadu ist kein Personen-, sondern ein Stammname 2 und zwar der
von Tiglathpilesar III. u m 728 a. Chr. in der großen Liste aramäischer Stämme [Nimrüd-Tafel,
Luckenbill I, 788] genannten Bagdadu. Diese Liste enthält 35 aramäische Stammnamen, und
Sargon fügt noch welche hinzu. Einige davon leben bis heute. Gerade das Gebiet östlich des
Tigris war schon früh von Aramäern besetzt, dann auch das nördliche Babylonien zwischen den
Strömen, daher sein N a m e beth Armäye. Der süq Baghdad ist der Markt der dort sitzenden Bagdadu.
Der N a m e ist nicht iranisch, und m a n m u ß auf den Urkunden der Kossäerzeit Bagdadu lesen3.
KTESIPHON
Der N a m e von Ktesiphon ist ein ähnlicher Fall. H . Winckler betonte mit Recht, daß dieser
N a m e weder iranisch noch griechisch, sondern nur in Anlehnung an XTTJCTK; gräzisiert sei. —
In m p . tesfön ar. taisafün ist das k aufgegeben, nur das t, die griechische Zugabe, erhalten4.
Winckler verbindet Ktesiphon mitKäsiphyä bei Ezra 8, 17, von den L X X mit h apyupico TOKOI
paraphrasiert, also nach kaspu: käsäph = Silber, Geld. Die Vokalisierung der Masoreten ist
unverbindlich, und er liest, wie natürlich, Kaspaya, als Übertragung ins palästinensische Ara-
mäisch eines bab.-aram. kaspin, akk. kaspän (i), gesprochen kaspön5. Der Fall liegt einfacher.
Der Zusammenhang bei Ezra ist: "Ich (Ezra) entbot Eli'ezer, Ariel u. a., die Familienhäupter,
rö'sim, . . . und ließ sie hinziehen an die Adresse 'l-yd des Vorstehers rä's in O^pDil J^DDD ".
Der Zweck der Gesandtschaft ist, die in Jerusalem fehlenden Leviten zu holen, von denen viele
geschickt werden. Winckler sagt, mäqöm kann hier nur die Bedeutung 'Kultstätte' haben. V o m
Arabischen her ist mir das selbstverständlich: der maqäm Ibrahim in Mekka, drei in Aleppo,
mehrere in Palästina sind alles Kultstätten mit alttestamentarischem Hintergrund6. Der Aus-
1
süq al-Ahwäz wird Ahwäz, aber in Bidjär (kurdisch, ein ^ vor: 'QTYSPVN. — Ein posthumes Vor-
für bäzär aus väicära, vrddhi v. vlcära) fehlt kommen des Namens:'" Abdalrahmän al- Tufsündji,
heute das Namenselement. In griechischer Wider- enterre ä la fin du 6 siede de l'higire ä TFSVNJ
gabe kann ös/.a&c. allein süq al-thaläthä' 'Dienstags-sur le Tigre; glose: lieu inconnu" bei Massignon
markt' heißen. M I F r A O X X X I , 60. Die Form sieht wie deminu-
2
Eutychios, Annales, ed. Pocock II, 399: "Dann tives tesfönag aus.
5
gründete al-Mansür die Stadt Baghdad, die er Seine Auffassung der aram. Ortsnamen in -in, -ön
madinat al-saläm nannte. Sie wird aber Baghdad ist: "osteuphratensisch -in, assyr. -ina; hebr. -im;
genannt, weil es dort einen Mönch dieses Namens moab. -f(n)?;, -ön im Westen ist altka'n. für akk.
Baghdad gab, dessen Kloster in einer weiten, -äni." Auch gr. ä wird aram. mit e wiedergegeben.
schönen Gegend stand; da dieser Ort dem abu Vgl. dazu Delitzsch, 'Paradies' 275 über Megiddö:
Dja'far gefiel, gründete er dort eine Stadt, die nach Megiddön, Aleppö, Halwän etc. und Yäqüt III,
dem N a m e n des Mönches Baghdad genannt 385, s. v. Särifün über die gegensätzlichen An-
wurde". Das illustriert, wie der Vorgang sicher sichten der arab. Grammatiker über diese Bil-
nicht war. dungen als Plurale oder Singulare.
6
3
Mit F. Delitzsch, 'Paradies', 206; H. Winckler, v. Berchem, MCIA Egypte, p. 115, 2; 205, 1, Jer.
'Käsiphyä-Ktesiphon', Altor. Frschg. II, 512: har. 10; mit Verweis auf Wellhausen, 'Reste arab.
"Bag-da-du, in dem der Michaux-Stein einst Heidentums' 101, "maqäm 'lieu de Station ou de
stand", mit Anm.: "auch Synchron. Gesch. [d. i. sejour', sens plus general 'monument commfmora-
IL Rawl. 65] II, 12 genannt". Gegen Nöldeke und tif elevi en un lieu oü s'est arrete un saint person-
mich selbst in 'Arch. Reise' II, 104. nage'; peut-etre aussi 'lieu de priere, oratoire' de
J
Die Lesart tahsabün bei Tabari I, 919 ist wohl nur qäma 'prier', comme masdjid de sadjada; peut-etre
eine andre Lesung des gleichen Bpahl. Schrift- aussi islamisation d'un sens beaucoup plus ancien,
bildes, indem y als Kurzschreibung für ', h auf- tel que 'pierre dressee', comme mansab de l'hebr.
gefaßt wurde. Die Aramäer schlagen dem gr. Kt- massebäh".
* 30 *
druck geht zurück auf Gen. 12, 7: Abraham, von Harrän ausgezogen, zeltet zwischen Bethel im
Westen und 'Ay im Osten und errichtet einen Altar. U n d 28,10: Jakob k o m m t , auf seiner Reise
von Be'er Sheba' nach Harrän an den [jetzigen, d. i. Zeit der Urkunde] DlpD [Stade, Kautzsch
u. Socin: 'Heilige, Kultstätte, in prägnantem Sinne, so auch IL Kön. 5, 11]. Nach d e m Leiter-
traum stellt er 28,17 den Stein, auf d e m er schlief, als massebäh auf [Glosse: und er gab der Stätte
den N a m e n Bethel] und gelobt: "wenn Gott mich glücklich heimkommen läßt, so soll der
Stein, den ich als massebäh aufgestellt habe, ein beth älöhim, ein Gotteshaus werden". Wie im
Falle Baghdad ist der N a m e Ktesiphon älter als die Gründung der arsakidischen Residenz. Er
erscheint i. J. 222 a. Chr. bei Polybios V, 45, 3 als N a m e einer o-TpaTora:8sia, eines castrum der
königlichen Garnison, die Molon, der aufständische Satrap von Medien, wie Seleukeia selbst
erobert. Winckler hatte wieder richtig erkannt, daß die freie Griechenstadt, die größte der da-
maligen Welt, mit ihren 600000 Einwohnern, ihrem Senat und den aSsiyave*;1 genannten
Magistraten, das Vorrecht hatte, keine königliche Garnison in ihren Mauern zu haben2. Die
Garnison lag auf d e m Ostufer. Daneben m u ß , auch außerhalb der Mauern, das alte Opis gelegen
haben. Das ist eine Situation, wie sie sich in der Sasanidenzeit bei der 'Heptapolis al-Madä'in'
nur wiederholt; ebenso bei Baghdad, dessen älteste Hauptteile sind: die Runde Stadt des Mansür,
die Kaufmannsstadt Karkh auf d e m Westufer, die Garnison 'askar al-Mahdi bei Rusäfa auf dem
Ostufer. Nach al-Khwärizmi3 wurden die Bazare absichtlich auf Staatskosten aus der Runden
Stadt nach Karkh verlegt; ebenso wird die Garnison absichtlich abgesondert. Neben Karkh lag
das Christen- und Judenviertel; bei Seleukeia lag eine ganze Christenstadt, Kökhe, abgesondert.
Durch die Verbindung mit Ezra's Kaspaya würde der N a m e Ktesiphon älter werden als die
Gründung von Seleukeia. Winckler sah in d e m mäqöm Kaspaya ein großes jüdisches Heiligtum,
von d e m Ezra sich seine Priester holt, und das 'Silberstadt, Geldstadt' hieß. Jüdische Kolonien
gab es in der Gegend und die von Ktesiphon k o m m t später öfter vor. Sie glaubten auch, von
Nebukadnezar dort angesiedelt zu sein, wie heute die von Hilla. Benjamin v. Tudela:'" Uqbarä,
2 Tagereisen von Baghdad, gegründet von Jojachim, König von Juda", der nach II. Kön. 24,
8—171- J- 597v o n Nebukadnezar in die Gefangenschaft, 'shebhithä', geführt, und nach 25,27—30
i. J. 561 von Awel Marduk wieder als König behandelt wurde. Die Legende von Neharde'ä ist
ähnlich. — Yäqüt I, 552, meint Baradän sei pers. bardahdän = manzil al-raqiq 'Gefangenenlager'
und findet das durch Hamza, kit. al-mawäzina bestätigt:ual-baradän, ein mu'arrab aus bardah-
dän; Bukhtnasr, als er die Juden kriegsgefangen nahm, pflegte sie dort sitzen zu lassen, bis er
v o m König Luhrasp in Balkh Befehl erhielt, was er mit ihnen machen sollte". O b richtig oder
falsch, mir ist Zusammenhang mit barräda, pl. barärid, eine besondere Art Brunnen (vgl. Kap.
Band i 'Adaim) wahrscheinlicher. Aber die Etymologie m u ß auf der Kenntnis beruhen, daß in
Baradän eine jüdische Kolonie der 'Gefangenschaft' war.
Aber nach Wincklers Anschauung wäre die jüdische Geldstadt später zur königlichen Residenz
geworden, den N a m e n beibehaltend. Das scheint mir nicht nur heute ganz unmöglich. U n d bei
Polybios ist Ktesiphon nur der N a m e eines Garnisonlagers, das ebensowenig nach einem Ghetto
1
Die alte Deutung Saint Martin's, daß dieser auch und solche Soldaten des Königs, die in den Städten
Ssiyavsi; geschriebene Titel gleich m p . dehigän, von blt-Karziapku einquartiert sind, dürfen keiner-
arab. dihqän sei, ist trotz erhobenen Widerspruchs lei Dienstleistungen verlangen" d. h. keine amt-
ganz richtig. lichen Funktionen ausüben. "Sie unterstehen dem
2
Solche Vorrechte geben schon babylonische Frei- Gouverneur und Palastkommandanten" [ich denke,
briefe: Nebukadnezar an Ritti Marduk: Offiziere des Ritti Marduk]. Der nächste Schritt ist: sie
des Königs und des Statthalters von N a m a r dürfen nicht darin wohnen.
haben kein Recht des Eintritts in die Städte von :' Bei Baethgen, Frgm. syr. u. ar. Hist., wohl auch bei
bit-Karziapku; Soldaten von Nippur und Babylon Tabari, — Für 'askar vgl. ibn al-Tiqtaqä p. 206.
* 31 *
benannt sein kann. Soldaten haben gerade kein Geld, und der N a m e wäre ganz unpassend. Die
Paraphrase der L X X ist ebenso unverbindlich wie die Vokale der Masoreten, und ohne das
sv apyuptco T07rcp würde m a n kaspaya ohne weiteres als Ethnikon fassen, als 'Kaspier'.
Gr. yjxamoi ist med. *käspiya, adjektiv das als iranische Ableitung von Kassü erklärt werden
hann. D a s Lager gegenüber Seleukeia heißt nach seiner Garnison 'Kaspisches'. Als Kyros
Babylon erobert hatte, "machten die Schildwachen von Gutium" — das sind Kaspier — "die
Runde u m Esakkil". D a s eroberte Opis, die Grenzfestung mit d e m Tigrisübergang, m u ß erst
recht sofort eine Garnison erhalten haben. Der N a m e stammt aus der Zeit des Kyros und kann
bei Ezra erscheinen. Das Ghetto mit d e m mäqöm lag neben d e m Garnisonlager und hieß danach
Käspiya, nicht umgekehrt. A u f altpersisch hießen solche Lager dastäkrta, der Ursprung des
häufigen Ortsnamens dastagird, mit dialektischen Abarten. Die verstümmelte Inschrift Dar-
Sus.e1 ist ein Beispiel der Urkunden, die in die Fundamente solcher dastäkrta gelegt wurden.
Die Bruchstücke sprechen im besonderen von der Wiederherstellung einer didä, izlyoq, mit
verlorenem N a m e n und der didä Allänu, Arrän-Festung, d. i. die Stadt Bardha'a in Trans-
kaukasien. Die akk. Version hat birtu für didä, nach assyrischem Sprachgebrauch der Standort
einer königlichen Garnison, besonders an Grenzen. Hekataios, in seinen Fragmenten und als
Quelle für die Darstellung des Skythenzuges bei Herodot VII, 5 8 — 5 9 u. 108—24 2 , sprach von
ßacn.A7]'ia TBiyyi; erhalten sind die N a m e n 'Clmca (ethn.) a m Indus, Iv Se Telypc, ßaciX-^tov, auo
TOUTOU ep7)fjua [itypic, 'Iv8ä>v, also an der Grenze der Wüste von Sind; Bopu^a, izofas riepcreoiv
a m thrakischen Bosporus; Aopio-xo^, Telypq ßaaiXvj'iov in Thrakien, Ort der Heerschau; die
Uepazoc, O-XOTOY), an der Grenze des Nil-Deltas, vgl. Strabon X V I I , 1,18. — W e n n in späteren
Zeiten oft von ßocaiAeiov, urbs regia, regia die Rede ist, sind das auch nicht lauter Paläste, sondern
castra, wie ar. qasr. Bei der Beschreibung der Königsstraße spricht Hekataios von den 7coXai
und d e m cpuXaxT^piov [xsya a m Halys. Xenophon nennt sie cpuAaxou, d. i. iran. -pä&raka >
pahrag, und sagt, ihre Garnisonen unterstehen d e m König unmittelbar, nicht den Satrapen.
Daher unterstehen in sasanidischer Zeit (Yazdkirt I) die anbäre, Arsenale dieser Garnisonen, d e m
Erän-anbärakpet 'Reichsarsenalchef'. O b e n war Paraxmalcha besprochen. Die Shahr. Er. § 18,
über Komis, schreiben den Bau der pahrak von Cöl und Veröy Yazdkirt I zu, d. i. den großen
Kaukasus-Limes 3 . Die von S. Nyberg behandelten Inschriften geben als D a t u m 'i. J. 700', d.i.
der sasan. Weltära (nach Zarathustra), gleich 404 p. Chr., also unter Yazdegird I.
Der Punkt bei Opis, w o die größte Straße Irans in Babylonien eintritt und zugleich eine
Brücke für den nach Assyrien führenden Zweig war, war der geborene Ort für eine iranische
*pr§us utä pä^aka, ein Puhl u Pahrag4. Auch der weniger bedeutende Platz auf halbem W e g e
1
Siehe 'Altp. Inschr.' n°. 7. Hippoklos, indem er sich von Miltiades trennte
2
Über das genaue Datum dieses Zuges ist man sich und eine alte Familienfehde beendete, wegen des
bisher nicht einig; ich habe es mit Wade-Gery Erfolges des Dareios. Die Hochzeit fand kurz nach
erörtert. Von persischer Seite: A m 29. IX. 522 514 statt, der Skythenzug also vor 514. Damit ist
wurde Gaumäta ermordet. 521 ist das erste volle er auf die Jahre 516-5 und 515-4» d. h. das Jahr
Regierungsjahr des Dareios. Die nachträglich zu- 515 begrenzt.
3
gefügten §§ 71—73 von Bistün geben als Datum Zur Geschichte vgl. J. Marquart, Eränsahr, 56, 58,
9 9 — 1 0 6 . Die Inschriften bei Pakhomov und Ny-
d as 3.-5. Jahr, 519-8—517-6- I m zweiten Zu-
berg, Bull. Soc. Scient. d'Azerbaidjan, Baku 1929,
satz, §§ 74—76, ist das Datum nicht erhalten, m u ß
aber später als 516 sein. Von griechischer Seite: n.8.
4
nach Herodot IV, 138 folgten dem Dareios auf den Ein Ort mit diesem Doppelnamen an der Ostgrenze
Skythenzug Hippoklos v. Lampsakos, Aiakes v. v. Kirmän noch heute Pahra; ein andrer war
Samos und Histiaios v. Milet. — Nach Thukydides Khäniqin, siehe unten p. 61 f.
VI, 59 gab Hippias seine Tochter dem Sohne des
* 32 *
von Hulwän her, das spätere Dastagird, Daskara, war ein dastäkrta an dieser Straße1. Der
N a m e der Garnison eines solchen Lagers ist der Ursprung des Namens Ktesiphon. Als genaue
Form m u ß m a n ein adj. mit vrddhi *Käspiyänäm (gen. pl.) ansetzen (Typus märgava, dänayana,
V7)o-odov) das in aram. babylonischem M u n d e zu *kaip%ön und dies wieder in griechischem zu
KTTjctcpoiv wurde.
Kaspier in Opis sind nicht auffälliger als etwa 800 Jahre früher Leute von bit-Habban, Kir-
mänshähän, a m Königskanal und in Bagdadu. Die Matrosen von Opis werden auch aus aller
Welt gekommen sein. Alte Legenden verbinden die Phoeniker mit der Schiffahrt auf dem Persi-
schen Golf. Belibni, assyrischer Statthalter des Seelandes, Meshän-Basra, schreibt 640 a. Chr.
an Asurbanipal (Brief Harper 83) u m Phoeniker z u m Bau einer Flotte, mit der er den nach
Hudimeri (Hukiweri?) geflohenen NabuBel-sumäte verfolgen will. Seit 700 a. Chr. hatten Karer
eine Kolonie a m Kanal von pihätu sa DürEllil mit d e m heimatlichen N a m e n Bannesu2; diesen
N a m e n tragen sie in der Inschrift Xerx.Pers.daiv. Der Ort ist Vorgänger des späteren Charax
Spasinou3. Dicht dabei hatten dieMilesier eine Ansiedlung in A M T I H , d. i. A I T N H , Nearch's
Aginis, beides gleich akk. Dürläkin. — Iönaka, Vorgängerin von Bushir, war eine Ansiedlung
dieser Milesier. Karer und Yauna (aus d e m milesischen Aginis) fuhren für Dareios die Zedern
des Libanon von Babylon den Euphrat hinab und den Eulaios hinauf nach Susa. Außer den
Karern sind von den xpia XOOTTOX xaxiaxa • xa7nua8oxa<; xaps<; xDaxs^auch Katpatukain diesem
Völkergemisch vertreten: Hattai aus Boghazkoi, Tabalai v o m Pontos5; und schon in Urzeiten,
vor der Flut, die Stadt Bad.Tibira, Berossos' üauTtßtßXa, ideogr. BÄD.URUDU.NAGARKI
'befestigte Ansiedlung (Kraal) der Kupferschmiede', der Tibarener. Diese Schmiede brachten
auch den Weinbau und vielleicht die Maultierzucht aus ihrer kleinasiatischen Heimat mit. Die
Vorstellung, die Berossos ins höchste Altertum projiziert, an die Sprachenverwirrung, Statpsci?
T W V yXcoüCTcov denkend, gilt allgemein: sv Se TYJ BaßuXcovi TOXU izkypoc, av9pt()7c<Dv "fevka$m
aXXos-9-voiv xaToixvjCTavTOiv TY]V XaXSafojv.
SELEUKEIA
Die Gegend von Seleukeia, in der Opis lag, war eine so dicht bevölkerte, wie nur die Umgebung
der größten Städte der Welt; die Fülle der Überlieferung macht es schwer,* die Topographie zu
entwirren.
Eine Vorstadt von al-Madä'in war Säbät Kisrä oder Säbät al-Madä'in nach Ya'qübl tanb. 321
nur 1 fars. von Bahrasir. Dies ist ir. Veh-Ardashlr — in der Ka'ba-Inschrift VXY'RTXSTR —
1
Die Chronik v. Si'irt nennt in 362 und 379 p. Chr. Hipponesos in Karien bei Stephanos.
ein Dastagird, Hauptort von BäNuhadrä, der 3 Vgl. unten p. 39.
Diözese, die nördlich an Äthör (Mausil) und Margä ' Arabisch: MX\J <s\J*\j ^-V^1 •>L-i'1 ö* ^ J ^
grenzte, zwischen Balad (Eski Mausil) und Ma'al- „Drei Übel gibt es in der Welt: Feldmäuse, Heu-
thäyä. D a die deportierten Einwohner von Finik, schrecken und Kurden".
oberhalb v. Djazirat ibn 'Umar (BeZabde), auf r> Beide bei Murasü Söhne. — Die von Salmanas-
ihrem Marsch nach Iran da durchziehen, lag es an sar III im Feldzug gegen Hubuskia und Namri,
der Strecke BeZabde—Arbela der alten König- Jahr 31, genannten Tabal, "von Gilzan (unweit
Straße, war also auch ein achämenidisches da- IJubuskia-Shahrazur) nach Tabal, von da nach
stäkrta, das seinen Namen dort hinterlassen hat; Parsua (Kirmänshähän) und Namri (Kirind)"
auch ein Awänä < ap. avahäna 'Poststation' gab es können unmöglich die oft genannten Tabal im
bei Gaugamela. Taurus bei Melitene sein, sondern nur eine Gruppe
2
Belegstellen bei Ebeling, Reall, Assyr. s. v. — Der von ihnen, die so weit nach Osten gekommen war.
N a m e kommt in den Geschäftsurkunden von Vgl. TabaristänamKaspischenMeer,undQizvatna
Murasu Söhne vor. Auch aram. BNSV. Vgl. und Kitpat(tia) gleich Kahvadh bei Qazwin.
Tafel III
PC •H
fö
* 33 *
syr. Behardashir, die von Ardashir auf d e m Westufer anstatt Seleukeia's gegründete Stadt, bei
Theophanes roueSeo-Yjp. Zosimos III, 23, 3 nennt Säbät Mzivac, 2aßa9a, SaßaxM, 30 Stadien
( = 1 fars.) von Seleukeia, a m Königskanal von Sippar herkommend, also westlich. Plinius spricht
von Sabdata, neben Sittace und Apamea, als Städten von Sittacene, ungenau. Es kommt oft in
Tabari's Sasanidengeschichte vor: m a n reitet dahin durch Gärten und Weinberge — eine ge-
lungene Erzählung von einer im Vorbeireiten gestohlenen Traube bei Nöldeke, Tab. 267 —
und es hatte eine Brücke, nämlich über den Königskanal. I m Talmud wird SBT' wegen seines
Weinhandels genannt.
Die ganze Gegend ist ein großes Weinland. Schon Nebukadnezar nennt unter den Orten,
von denen er den Opferwein bezog1, Upi neben d e m berühmtesten Weinort des Altertums,
Hilbunu, d. i. Ezechiel 27,18 hälbön, L X X XeXßtov, das noch heute wegen seiner Trauben bekannte
wädi halbön, 25 k m nördl. v. Damaskus. Strabon X V , 3, 22 und Athenaios I, 28 zitieren Poseido-
nios dafür, daß die Perserkönige in Susa den XaXußwviov olvov aus Syrien tranken. Der Dichter
ibn Qais (Bakri 860) besingt dies "Hulwän dhu l-kurüm, mit den Weingärten, und mit den vielen
Arten von Feigen und Trauben"; das ist weder Helouan bei Cairo, noch Hulwän a m Zagros: ibn
Qais war a m Hofe in Damaskus. So gibt es noch heute in Syrien die hilwäni-Trauben. Dies
halbön-hulwän war eine Ansiedlung von Chalybern aus Oinoe a m Pontos.
In der Sasanidenzeit wird, wie bei Nebukadnezar, der Wein von Ktesiphon (Opis) über alles
geschätzt. Khusrau u retak § 55: "Die besten iranischen Weine sind der gavik (von Gay, Isfahan),
der harevik (von Herat, syr. heriwäne), der marwrötik (von M a r w rüd), der bustik (Bust in Aracho-
sien, auch bei den Indern berühmt), der Most halvänik [sieht wie 'von Hulwän' aus, ist aber nach
der gleichen Schreibung des Ortsnamens in Paikuli ein arabischer, doch nicht 'der von Hirn'], der
Wein asürik (von Asüristän, Ktesiphon) und der Most bäzrangik (von Bäzrang in Färs). Aber
mit d e m Asürik-Wein und d e m Most von Bäzrang kann sich keiner messen."
Sünäyä, Alt-Baghdad mit den schwarzen Trauben, nennt ibn al-Faqih 125 unter den besten
Weinen von Qatrabbul < *Nikatoropolis, w o gewiß Griechen Wein bauten. Der Talmud klagt,
die Juden von Ktesiphon betränken sich. D e n Ruf bewahrt der Dudjail-Bezirk in der früh-
islamischen Zeit, w o die Weinhändler und Kneipenwirte Christen und Juden sind, aber die
Trinker Muslime.
Der große Grammatiker al-Asma'I, Lehrer Härün's, erklärte Säbät als Verkürzung von Ba-
läshäbädh, N a m e einer von Baläsh b. Fairüz, dem Sasaniden, gegründeten Stadt. Ibn Qutaiba,
Tabari, Yäqüt wiederholen das, auch moderne Gelehrte, während es schon Nöldeke (1. c. 134)
'sehr unglücklich' nannte2. Der Talmud nennt VVLSPT oder BVLSPT im 4. sei. Chr. als
großen Markt, PRVVT für Weine, wie es auch Säbät war3. Lautlich und sachlich sind
1 Wadi Brisä Inschr., F. H , Weißbach WVDOG sehen mit hohem Tor und zwei Marmorbänken
V, 1906, 17: Landschaften Tür 'Abdin, Khäbür, und einem gewölbten säbät". Dr. Nabih Fans
s a t e m i r d a ß e i n s o ü b e r w ö l b t e r M a r k t in
Kossäerland § ' Jeru"
2 Hishäm b. al-Kalbi bei Yäqüt III, 3 sieht darin als salem noch heute säbät heißt.
Genealoge den Eigennamen eines Säbät b. Bätä, • Obermeyer 184, Rechtsentscherdungen< des Raba.
Bruders des 0 ^ vgl. Nöldeke, Tab. 153; Mark- - Die Talmudisten sehen in PRVVT^ Markt ein
wart, Eränsahr 19; Nöldeke-Guidi, Syr. Chron. i 3 Lehnwort aus iran. furüs, irrig. M a n kann an den
5 Herzfeld
* 34 *
Säbät und Valäshäbäd zu trennen. Das Letztere ist Vologesocerta, aus vollständigem *Valags-
äpät-kirt1.
Plinius VI, 123 sagt, das Motiv der Gründung von Seleucia ad exhauriendam Babylonem, von
Ktesiphon ad exhauriendam Seleuciam fortspinnend: "Als er sah, daß das Ziel nicht erreicht wurde,
gründete der König Vologases jüngst [er kam 51p. Chr. auf den Thron] eine andre Stadt in der
Nähe, namens Vologesocerta". Die Tabula hat — aus d e m Zusammenhang der Routen gerissen,
aber mit Sohene-Scene und Balictanor des Ravennaten mit der Tigrisroute von Hatra nach
Seleucia zu verbinden — : Volocesia x v m Babylonia. U m 50 p. Chr. kann keine Entfernung mehr
auf das verlassene und vergessene Babylon bezogen werden, es m u ß Seleucia Babylonia heißen.
I m Abstand von 18 m p , 26,7 km, von Seleucia liegt z. B. Baghdad. Ptolemaios setzt Ouolgaisia
nahe an das Ende seines bei Sippar abzweigenden Euphratarmes, also, wenn die Karte nicht ganz
verzeichnet wäre, nahe Seleucia-Ktesiphon, während es aussieht, als läge es bei Borsipa, südl.
von Babylon. Die Notiz bei Stephanos "Bologesias, Stadt a m Euphrat" hat nicht genug Gewicht,
u m gegen die Angaben der Araber ein zweites Vologesocerta anzusetzen. Nach dem Kloster-
buch des Shäbushti und Yäqüt 2 lag Baläshkar als erster Ort hinter d e m Vorort al-Shammäsiyya
auf dem W e g e zu dem 7 (nach den Geographen richtiger nur 4) Farsakh von Baghdad entfernten
Baradän, also auf dem Ostufer, vor den Toren von Baghdad. Nach Yäqüt wäre es erst zu Baghdad,
später z u m Dudjail gezählt worden, "oft in Gedichten vorkommend".
W e m i m a n im Gelände studiert, wie das Häusermeer dieser großen Städte von al-Madä'in
sich hier ausbreitet, dort wieder zurückzieht, wie eine Überschwemmung — das einzige was es
heute dort gibt — , so hat m a n dasselbe Bild wie in Samarra, w o dieselbe Entwicklung nur auf
eine ganz kurze Zeitspanne zusammengedrängt und künstlicher war. Ein Punkt in diesem Gewirr
von Großstädten, und dabei die älteste, war Aksak-Opis, an der Kreuzung des Tigris mit der
Straße nach Iran gelegen, nahe a m Ostufer des alten Tigris und zugleich links der alten Mündung
der Diyäla, sehr nahe a m Teil 'Umar.
5*
* 36 *
achämenidische Artaxerxes ist u m des alten N a m e n s Assur willen für Ardashir e Päpakän ein-
gesetzt. Dies Äsür ist das aram. Äthör, ein durch die Schule von Nisibis eingeführter, gelehrter
N a m e für Mausil, nicht sasan. Asüristän = 'Iräq. NöS.ardasirakän ergibt armen. Norsirakan1, das
nichts mit arm. Sirakan zu tun hat. Hamza's Naukird ist nur eine andre Kürzung dieses Namens,
und die arab. Form ist in d e m Gaunamen Naukar, N O v. Mausil a m djabal Maqlüb, erhalten2.
Xenophon kam also über den Platz, w o später die Stadt al-Haditha stand, aber er spricht nur
von d e m Punkt a m Unteren Zäb und springt von da sofort zu d e m Übergang über den Oberen
Zäb über, w o die Katastrophe stattfand. Er hat die Strecke in der Aufregung vergessen. Die
Araber geben dafür 19 Fars. an. Xenophon beschreibt dann weiter den Marsch durch das eigent-
liche Assyrien, über die Ruinenfelder von Kalhu-Nimrüd mit der Zikkurrat, und von Ninive—
Qoyundjuq, die unter aramäischen N a m e n erscheinen: Larissalll, 4, 7, aram. RYS,pahl.
RYS',pars. LRYSH (wie L' YNY, LPNH) also etwa 'vorderes' und Mespila, III, 4,10, aram.
MSPL, maspil 'das untere'3.
ANTIOCHOS III
Das nächste geschichtliche Vorkommen der Landschaft von Samarra nach Xenophon ist i. J.
220 a. Chr. unter Antiochos III, bei Polybios V, 51—52.
In 223 war Molon z u m Satrapen der 'Oberen Satrapien', ad avoi 0-ocTparaoa4, d. i. Mediens er-
nannt und bald darauf aufständisch geworden. Er bemächtigte sich der Apolloniatis, nahm das
Lager Ktesiphon und die Stadt Seleukeia, dann ganz Babylonien und Susiana, und die 7rapa.7ro-
Tauioc, das Flußtal des Euphrats5 bis (Dura)-Europus, die mesopotamia a m Tigris bis Dura. Dann
übernahm Antiochos selbst die Führung des Krieges gegen ihn, in Nisibis, w o er von der Winter-
Sonnenwende d. J. 221 an 40 Tage lang blieb. V o n da zog er nach Alßßav (acc.). (V, 52): Dort
wurde Kriegsrat gehalten. Ein General rät, auf d e m westlichen Ufer herab gegen Babylonia zu
ziehen; ein andrer, den Tigris zu überschreiten und gegen die Apolloniatis zu ziehen, u m Molon
den Rückweg und seine Verbindungen mit Medien abzuschneiden. Das wird beschlossen. (53):
Das Heer setzt bei Libban in 3 Abteilungen über den Strom, zieht a m Tigris hinab nach Dura,
dessen Belagerung der Truppenführer des Molon aufhebt. So k o m m e n sie in 8 Tagen ohne
Zeitverlust über den Oreikos nach Apollonia. Molon schlägt eine Brücke über den Tigris, u m die
Berge an der Grenze von Apollonia noch vor Antiochos zu erreichen, findet sie aber schon besetzt.
In der folgenden Schlacht wird er besiegt. Er selbst und andre Offiziere nehmen sich das Leben.
Antiochos befiehlt, den Leichnam an der meist gesehenen Stelle Mediens ans Kreuz zu schlagen.
So bringt m a n ihn nach Kallönitis und kreuzigt ihn auf dem Aufstieg z u m Zagros — Ptolemaios'
al TOÜ Zaypou 7tuAoa.
Das enthält keine topographischen Schwierigkeiten. Antiochos war von Antiocheia über
Nisibis an den Tigris gezogen. In 1916 zogen wir über Mausil: wer jenen von Artillerie und
1
Die Stellen für Norsirakan bei Markwart, Eränsahr Babylonien und die LUI 2%, 'Oberen Provinzen",
23s u. 165; erst in 'Südarmenien' gibt er 'Nor- nach dem kit. al-djämi' lil-tarikh des christlichen
sirakan = Adiabene', siehe ind. s. v. und s. Hazzä. Arztes abu Nasr Yahyä b. Djaiir aus Takrit, der es
2
Vgl. Hoffmann, 1. c. s. v.Naoker, Nawkur, Noker; aus einer byzantinischen Chronographie in syr.
kirt > kar wie in Baläshkar, und schon in -kirt. Sprache, nach Art des Eusebios, haben muß.
kavät > karkavät. Klare Benutzung des 1.1. parapotamia : das Tal des
3
Gegen 'Arch. Reise' II, 207. — Lehmann-Haupt's mittleren Euphrat, ein wasserreiches Kulturland
Bemerkungen in Klio I, 260 sind mir nicht zu- am Strom inmitten der Steppe. Eben das drücken
gänglich. die Iranier durch rüdbär aus, und das ist der Sinn
1
Dieser korrekte Ausdruck erscheint noch bei Yäqüt von paraitakene < *paraitaka. Ohne die lange Er-
II, 305; "Salüqüs Niqätör herrschte über Syrien, streckung an einem Fluß wäre es 'Oase',
* 37 *
Trains wie von einem Riesenpflug zerfahrenen, kilometerbreiten W e g je gesehen, wird ihn nie
vergessen. Kürzer ist der W e g über Sindjär. Polybios' ACßßocv ist Ptolemaios' Adßßava, unter-
halb von Ntvo<;-Ninive a m Westufer und oberhalb von B-^V-Takrlt. Stephanos zitiert es als
Aißaval aus Arrian's Parthika b. IX: "eine Stadt von Syria, Hatra benachbart". Wie bei NsdepSa
benutzt er Syria im Sinne von ap. A&ürä gleich Mesopotamia. Es gibt nur eine Hatra benach-
barte Stadt: Assur. Alle N a m e n aus d e m 8. und 9. Buch Arrians sind solche aus Trajans Feldzug1.
Wie Antiochos war dieser von Antiocheia über Nisibis und, im Frühjahr 116, von da zum Tigris
gezogen, machte dann Adiabene, das Land zwischen den beiden Zäb, zur provincia Assyria und
zog gegen Ktesiphon2. Libban ist der N a m e von Assur, nicht wie ich früher glaubte als aram.
lebhne, topraqqale, Erdburg, der Lehmziegelruine der zikkurrat, sondern als spätass. Libb-äli
'Innere Stadt'. Dort gibt es drei Furten, bei qabr al-qädi, tulül al-'Aqr (Kär-Tukulti Ninurta)
und d e m bustän Farhäd Pasha (Shammar). Dura, an der Parapotamia des Tigris, dessen Be-
lagerung der Heerführer des Molon aufhob, ist die civitas Dura der Zeit Julians bei Ammian,
ar. D ü r 'Arabäyä, bei Ptolemaios Örbba, unweit nördlich des djausaq von Samarra, eines der
großen Türkenlager der Samarra-Zeit3. Der Öreikos, den das Heer überschreitet, ist das
Gebirge Ümkh, mehrmals in den Akten der Märtyrer von Karkük erwähnt, der djabal Hamrln4.
äußersten Grenzen des Königreichs."1 Sie führt da noch denselben N a m e n , den fast iooo Jahre
früher Hekataios gebrauchte, nach dessen Karte Herodot die lange Strecke von Sardis nach Susa
schildert.2 In jener Zeit waren die iranischen Straßen au-a^tral 6Sol, gath. ra$ya(Y. 50, 6—7),
und kaum mehr als ein Jahrzehnt, bevor Hekataios die Susa-Strecke bereiste, fuhr Zarathustra
als Proskribierter im Zweispänner, väzä (Y. 51,12), auf der östlichen Strecke von seiner Heimat
Ragä, das zur Satrapie seines Schwagers Kambyses gehörte, über Komis, den Sitz der Vefakän
von Hyrcania, nach Tausa bei Mashhad, d e m Sitz seines Beschützers Vistäspa.
Der im Martyrium des Pethion erwähnte Punkt der 'Großkönigstraße' lag aber nicht an der
Strecke Sardis-Susa, sondern an der sie kreuzenden Strecke Babylon-Agbatana-Ragä. Der Paß
von Hulwän ist das Tor von Iran an dieser Straße3. Kurz vor Agbatana überwindet sie dann den
noch höheren Asadäbäd-Paß amAlwand 4 . Dies ist der Berg asta arvanto 'die acht Renner' von
Yt. 19, 3, Ptolemaios' Örontes, Plinius VI, 133: ab Ecbatanis M e d o r u m per montem [C]arban-
tum. Das Paß heißt im nuzhat: giriwä i köh i arwand oder alwand, bei ibn Khurdädhbih und
Q u d ä m a 'aqabat Hamadhän bei Asadäbädh oder bei iljl>-, khunwädh5, Onoadas der Tabula und
des Ravennaten, Berg hvanvant von Yt. 8, 6.
Ktesias, bei Diodor II, 13, 5: "Semiramis kam auf ihrem Zug von Babylon nach Agbatana und
(von da) nach Xaütov [Ort in Armenien] z u m Zapxaiov Öpo<; und baute, u m ein unsterbliches
Denkmal zu hinterlassen und zugleich den Verkehr zu erleichtern, TOU<; T S xp-^j-vou^ xaraxo^ocaa
xal TOUC; xoiXouc; TOTOU? y^oiGccucc eine Kunststraße, die bis heute nach ihr SsfiApau-iSoi; 686c;
heißt". Ktesias nennt auch Bistün und die Nebukadnezar-Mauer Werke der Semiramis, und
schreibt ihr der Sage folgend noch andre Werke zu, aber die Worte 'bis heute usw.' müssen mehr
bedeuten. Semiramis kam sicher nicht im altp. N a m e n der Straße vor, sondern ist Ktesias K o m -
bination mit einem anklingenden einheimischen Namen. Die ersten Araber nannten den Berg
humorvoll "sinn Sumaira" nach einer Frau aus M u h a m m a d s U m g e b u n g mit einem sehr vor-
stehenden Zahn, und Sargon II von Assur spricht von d e m "Fingerspitzen-Berg, dessen Haupt
in den Himmel, dessen Wurzel in die Unterwelt reicht", unter d e m N a m e n 'Simirria'. Die drei
N a m e n sind Varianten von Simalia, der kossaeischen Göttin, die dort verehrt wurde. Später wird
'Königstraße' Appellativ aller aus achämenidischer Zeit stammenden Kunststraßen, vgl. Ammian
XXIII, 3, 1: bei Carrhae teilt sich die Straße in "duae viae regiae, laeva [über Nisibsi] per
Adiabenen [das eigentl. Assyrien] et Tigridem, dextera per Assyriam [ir. Ai>ürä, d. i. Meso-
potamien und Babylonien] et Eufratem". Der Ausdruck besteht weiter. Mir. Man. II, p. 14,22:
"wie ein M a n n , der mit vielen Schätzen päd räh e bag raft auf der Königstraße reist"6, und
Aghäni 3, 145: "al-Asma'I sagte: die Verse des abu l-'Atähiya sind wie die sähat al-mulük,
Königstraße, darauf fallen Edelsteine, Gold, Erde, Scherben und Dattelkerne".
Ktesias' Zapxatov Öpo<; heißt später Zdcypoc, und der Hulwän-Paß sind die'Zagros-Tore'. M a n
sieht darin eine späte und irgendwie vermittelte griechische Wiedergabe von assyr. hursäni
1
Die Namen sehen formal richtig aus, sind aber Karten von 1918—20 geben außer dem über
sachlich nichtssagend, und die Straße führt nicht 11 500' = 3500 m hohen Hauptgipfel des Alwand
nur am Fuß des Berges vobei, sondern a m Hin- noch 7 andre über 10 000' hohe, also 8 Gipfel des
richtungsplatz über den Berg. Vgl. G. Hoffmann Massivs.
p. 62; Labourt, 'Christ'. 127s. Mit vielen Abarten, vgl. AMI II, 83 s; aus aw.
2
Vgl. unten p. 43—44. hvanvati 'sonnenreich', Ir. Bdh. 151 xvanvadh,v/o
:!
Höhen: Sarpul 620 m, Paitäq 843 m, Täq i Girrä das Ind. Bdh. arvand einsetzt; die korrekte arab.
1012 m , Miyän i Djangal 1305 m , Sarmil 1750 m, Wiedergabe wäre *yj>-, iy^-.
Kirind 1620 m. bag 'Gott' als königl. Titel wie im Ipärs.
1
Asadäbäd 1635 m , Paßhöhe 221" m. Die engl.
* 39 *
zaqrüti 'Hochgebirge'. Im Videvdäd I wird ein sonst nie vorkommendes und nicht zu identifi-
zierendes 'Land Caxra* — [vgl. aw. caxra > mp. np. carx 'Rad'] — genannt, das eine pseudo-
awestische Form für eine mittelpers. Wiedergabe von Zagros sein könnte.
Strabon XI, 13, 8: "Die größte breite Mediens ist von dem Zagrosübergang namens MTJSIXY]
TTUXY] bis zu den KaspischenToren... 4000 Stadien". Das sind 740 k m Wegelänge: die Luftlinie
ist gut 600 km. Die Zahl stammt wieder von den Bematisten. Isidoros Char. hat i5oSchoenen
= 3750 Stad. oder 666km, vielleicht ein wenig zu kurz. Die Gegenüberstellung der beiden Tore
ist sehr treffend: die Zagros-Tore scheiden, wie der Brenner, zwei Welten, Babylonien und Iran,
und während West-Iran immmer noch irgendwie zu Vorderasien gehört, betritt man durch die
Kaspischen Tore hinter Ragä Mittelasien. Dionysios Periegetes nennt sie die XXYJISB; Y<*«j<;
'AairtT&oQ. Der Demawand, an dessen Fuße sie liegen, war der fernste Punkt, zu dem Assyrer
vordrangen, und Sargon benutzt ihn zur Beschreibung der äußersten Grenzen: "vom Meer von
bit Iäkin [dem Pers. Golf] bis zum Berge Bikni [Demawand]".
ALEXANDER IN AGBATANA
Alexander m u ß über diese Straße gezogen sein, als er 326/5 von Susa nach Agbatana ging.
Die Topographie des nur bei Diodor XVII, 110 erhaltenen Zuges ist: von Susa, den Tigris
überschreitend, Lager bei den xapat x&fxai, 4 Tage durch SITTOCXIVY] nach 2au.ßava, dort 7 Tage
Rast, in 3 Tagen zu den KeXcovac, wo noch Nachkommen von Xerxes exulierter Boeotier beobach-
tet wurden, zweisprachig, mit einigen noch griechischen Sitten. Nach einigen Tagen dort geht
Alexander von der Straße ab,frzac,Ivsxsv nach Bagistane, &eo7rps7is<TraT7] yu pa, dann in die
Landschaft, w o die berühmten nesäischen Pferde auf Weiden von [JtTjStxv] 7toa gezüchtet werden
(noch 60000 statt früherer 160000), dort 30 Tage, dann in 7 Tagen nach Agbatana. Auf dem
Rückweg von Agbatana nach Babylon wurden die Kossäer unterworfen, vgl. p. 22.
Mir scheinen alle genannten Punkte bekannt zu sein. Wie immer marschiert Alexander zu-
nächst auf der großen Straße. Die Nennung von Sittakene zeigt, daß es die südlichste Strecke der
Königstraße von Sardis nach Susa ist, daß er nicht etwa nordöstlich durch die Gebirge nach
Agbatana ging, wie Rawlinson annahm. Daher ist kein Grund, Tigris in Pasitigris zu verändern.
Der erste Teil des Zuges geht in der Richtung zum Persischen Golf.
dreia (Aristobulos bei Arrian VI, 7) verbinden, denn er gründete Städte nur an Orten, die er
besucht hatte. Diese Alexandreia lag an einem locus zwischen den M ü n d u n g e n des Tigris und
Eulaios (Kärün), und wurde mit Leuten aus Durine besiedelt, einer alten, also mindestens früh-
achämenidischen urbs regia, d. i. einem ßao-iX-yjt'ov xetx0?? nämlich der Flotte. So kann m a n in
Durine DürEllil sehen, den Bezirk des Kanals, an d e m das Karische Bannesu lag, da Jesaias 22,5
von diesen Karern und Suti spricht, damals schon 400 Jahre alt. Nach einer Zerstörung durch
Wasser wurde diese Alexandreia von Antiochos IVEpiphanes (175—64) als Antiocheia, und nach
nochmaliger Zerstörung u m 129 a. Chr. von Hyspaosines S. d. Sagdodonacus als Spasinou Charax
wieder aufgebaut. Dies wird der große Hafen a m Shatt al-'Arab für den palmyrenischen Handel
mit Indien. Aus d e m Karkh des Hyspaosines, in den palmyr. Inschriften KRK 'SPSN' oder
einfach Karkhä, wurde dann Karkhä dh Meshän, ar. Karkh Maisän. Es lag unterhalb von
Basra an der M ü n d u n g der Ströme, als Hafen des Handels und der Kriegsflotte, kaum auf dem
genauen Platze, aber mit der gleichen Bedeutung wie al-Muhammira oder 'Abbädän. D a liegt
die iranische Flotte heute auch wieder.
Der Gründer von Charax, Hyspaosines, trägt einen ostiranischen N a m e n *vispa.hu.ziyanx, d.i.
*7rav-eu-ßiO(;, und könnte ein Sake sein, wie Xsäharäta von Karkuk, obwohl der Vatername
Sagdodonacus2 neubabylonisch klingt. Ein andrer iranischer N a m e dieser Dynastie ist Tiraios,
aram. Tire, Kurzform zu tigrähana, Tigranes 'Pfeilschütze'3.
NISÄYA
V o n den Karern geht Alexander durch Sittakene. Das Sajjtßava, zu d e m er kommt, kann, in
Zusammenhang mit Bagistane genannt, nur Ca(xß&va < Kajjißava, Hanban, die Landschaft
Kampanda sein, in der Bagastäna liegt4. Es steht in d e m gekürzten Bericht an verkehrter Stelle.
Bagastäna ist ein Punkt der Königstraße selbst. 0so7up£7rs(jTaTY] xc^Pa ist e m e Übersetzung
dieses 'Ort des baga, des Gottes' bedeutenden Namens. Die Landschaft ist eine der schönsten von
Iran und Alexander ging dahin 'sight-seeing'.
Dort verläßt er die Straße und geht für einen Monat in das Gebiet, w o die vrpotioi (.'mroi,
gezüchtet werden. Dieser N a m e ist ap. *naisäya, adj. v o m Landschaftsnamen nisäya, w o nach
Beh. § 13 die Burg des Magiers Gaumäta, Sikayahvatis lag. Die südliche Grenze der Bistün-
Ebene bildet die Kette des K ü h i Harsin, und dahinter liegt, westl. v. Harsin, Sakawand mit
seinen medischen Ostotheken, eine davon mit d e m Bilde eines Magiers: die Ostotheke des
Gaumäta. In Sakawand hat sich der N a m e Sikayahvant 'Kiesreich' erhalten. Harsin ist der Markt
für die Luristan-Bronzen, unter denen die Pferde- und Wagengeschirre zahllos sind. Harsin war
das eigentliche Nisäya, aber das Pferdezuchtgebiet war nicht darauf beschränkt.
1
Schon u m 520 a. Chr. wie vispauzätis zu vispauzin
dates erwartet und besiegt, gleich Kampanda.
kontrahiert gesprochen. Tacitus hat den Namen aus griechischer Quelle,
2
Plinius VI, 138s, nach Juba, mit vielen Lesarten. mit s < c < k und ul < 0 T A < O N A. Der Ort ist
Winckler sah darin einen unbestimmten bab. durch das Denkmal mit der Inschrift des Gotarzes
Götternamen plus -nädin-ahe, wahrscheinlich Adad- als Bistün bestimmt, nicht wie Aurel Stein ver-
nädin-ahe, wie der Fürst von Lagash. mutet, gleich Karaftö. Die Sage von dem Herakles-
3
Nach Andreas, NGGW 1931, iii, 317. — In den heiligtum, bei dem edle Stuten mit vollem Köcher
Shahrh. Er. Gründer von Nahar Tirak, merk- gehalten werden, auf denen der Gott nachts jagt,
würdigerweise als Großeunuch des Azdahäk vor- gehört auch in die Gegend der nesäischen Rosse.
gestellt. Vgl. p. 45 und 'Thor v. Asien', 146, A n m . 22; i47>
4
Ebenso ist der mons Sambulos, Tacitus ann. A n m . 40.
XII, 13, wo Gotarzes II den Gegenkönig Meher-
Tafel IV
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* 41 *
Strabon X I , 13, 7: "eine Weide, Xeiu^v, heißt Hippobotos, welche m a n auf den Straßen von
Persis und von Babylonien nach den Kaspischen Toren ganz durchzieht, Sie^ouaiv". Das ist
sehr weit, aber nicht falsch ausgedrückt. Hippobotos, w o das beste Pferdefutter, die [vrßix^ TZ6K,
ir. aspasta (Medicago) wuchs, ist die Übersetzung eines iran. Namens wie aspacära > Asfuzär'
heute ist der N a m e in der Gegend nicht nachzuweisen. Aber Xei^v ist arab. mardj, pers'
caman, dasht, und in der Gegend liegen die Gaue Mardj al-qal'a (Kirind) und Mäidasht. Der
N a m e cAx.U tritt erst bei Yäqüt IV, 407, dann im nuzhat auf, mäyadasht vokalisiert, und be-
deutet 'Mutterstuten-Aue'1. Rawlinson wollte, unter der Vorstellung, daß Alexander geraden-
wegs von Susa nach Agbatana zog, Hippobotos im G a u Siläkhor, d e m Tal von Nihawand-
Burüdjird, erkennen, dessen N a m e n er als sir-äkhur 'füll manger' deutete2. In Wirklichkeit
ist das, wie Mäsabadhän u. a., ein aus einem Titel, nämlich 'marahscalh, Marschall' abgeleiteter
N a m e . Während der Khalifenzeit, in der Geschichte von Samarra erwähnt, liegen die Gestüte
in der Gegend von Mardj al-qal'a bis Mäidasht. Ebenda waren sie nach dem Freibrief Nebu-
kadnezars I an Ritti Marduk schon im 12. sei. a. Chr., nämlich in Namar und bit-Habban. Das
ganze nördliche Luristan, südlich der Straße Hulwän-Hamadän, ist das Pferdezuchtgebiet. Dies
Lur < aw. rzura ist auch der Ort, w o sich die Husravah-Sage die Rennbahn nava.frabwrsä razurä,
den 'Neun-runden-Wald' vorstellt. Alexander k o m m t von Bagastäna und Harsin aus dahin
und erreicht, nach 1 Monat dort, Agbatana in 7 Tagen.
MANDALI
Diodors xsAwvä«; ist nichts andres als Polybios' xaAAwvmc. Die Stelle spricht von durch
Xerxes exulierten Boeotiern, in völligem Widerspruch zu der Tatsache, daß diese auf Xerxes'
Seite a m Kriege teilnahmen, ist also falsch. Schon Dindorf bezog die Nachricht daher auf die
von Dareios exulierten Eretrier von Euboea. Strabon X V I , 1, 25 erwähnt diese in Gordyene,
ähnlich Curtius IV, 12, 11. Aber Herodot VI, 119: "in Arderikka, 210 Stadien von Susa, 40 von
einer Quelle von Asphalt, Salz und öl, paStvocxv), im Lande der Kissier"3. Diese Eretrier hatten
Milet unterstützt und waren 490, nach Zerstörung ihrer Stadt durch Datis und Artaphernes,
deportiert worden.
Arderikka ist, wie schon Oppert sah, Urdalika, von Asurbanipal u m 640 a. Chr. unter 29 im
siebenten Feldzug zerstörten Städten des elamischen Reichs aufgeführt. Trotzdem es zur Folge
hat, daß m a n Herodots '210 Stadien' von Susa — nicht die Beziehung auf diese Stadt, denn der
Ort bleibt an der Straße nach Susa — aufgeben m u ß , ist Urdalika nichts anderes als das
1
Nicht Mäh 'Medien' mit Bestimmung, sondern Schreibung (aus ars. S für C) von *cakäta 'Berg-
mäya, mädah, mädiyän, faili-lur. muhö(n) 'Stute'; gipfel'. Vgl. die vielen chighä bei Sir Aurel Stein,
wahrscheinlich identisch mit dem gleichbedeuten- 'Old Routes of Western Iran', London 1940.
den Däimardj (Dinawari) oder Mäh (Tabari), Ort 2 'Journey from Zohäb to Khüzistän' JRGS 1838,
w o Bahräm Gör verschwand, vgl. Nöldeke, Tab. 101. Das Wort steht wahrscheinlich in der In-
103 A n m . — Bei Qudäma 19 heißt die Ebene schrift des Grabturmes von Ladjim, vgl. AMI
JL>}\SJL^; HamdaWäh.,nuzhat 165 j^^=.{mit sehr viel VIII, 79 u. 81, wo ich diesen Landschaftsnamen
Lesarten, siehe die Edition). D a heute gerade in und den einer kleinen Moschee in Konstantinopel
dieser Ebene N a m e n mit Cigä besonders häufig in Erinnerung hatte. Vgl. Dozy s. v. jji.%, und
sind, ist das gewiß das erste Namenselement, kurd. Fleischer's 'Studien zu Dozy', 670b, 19.
cigä, cighä'Hügel, Berggipfel, Teil', np. cakädh, ca- 3 Vgl. oben p. 25.
käh aus m p . cakäd (e dätik), aus aw. iskata Fehl-
* 42 *
heutige Mandall mit den nahen Naphta-Quellen1: Mandall aus älterem bandani, vandanig aus
Uldalika, vorliegend auf der Tabula Peut. als BerdaNNa < *0üep8avixa.
1
Einige solche Fälle zeigen, daß auf dem Urbild der 5 N a m e des aus Shahrazur kommenden Oberlaufs
Karte die Namen, manchmal zweizeilig, in die die der Diyäla, zuerst im nuzhat genannt und gut be-
Orte andeutenden Felder eingetragen waren, wie schrieben, älter Djürwän nach Hamza bei Yäqüt
auf den ältesten Ptolemaios-Karten. IV, 847. — Tämarrä genannt von der Vereinigung
2 mit dem Alwän rüd an.
Salm. Annalen und Balawat-Tore.
3 15
Oder Iasubi-galla, oder, in K. 1072 Iasubi-gadda: Schon von J. Cl. Rieh, 'Koordistan' II, 273 be-
der Wechsel l:d, wie in Hulun : Hudunai (Asurnä- schrieben, mit dem großen Tepe Shlrwän, nach
sirpal, Annal. I, 58 u. 80); akk. adamdun: heute dem Fluß benannt, wie assyr. Me-Turnat. Von
Lamlün; nasi-hett. tabarna: labarna u. a. deutet Rawlinson und J. F. Jones in die Karten auf-
auf ein den arischen und semitischen Sprachen genommen. Als mir der N a m e Binqudra in Sa-
ganz fremdes Phonem, einen lateralisierten Dental. marra zuerst genannt wurde, glaubte ich es sei Bä-
4 Nuhadrä, es ist aber BäQadrä, Yäqüt II, 273 "Be-
E. F. Weidner, AOF IX, 98 u. 104; seine topo-
graphische Erläuterung wird durch die Gleich- zirk des tariq Khuräsän". Mir wurde es mit
setzung von Gananate mit Djalüla modifiziert. '1000 Naturen' erklärt, mit türk. bin.
6*
* 44 *
Ugärsillam), wohl so, daß das erste, die Chalonitis, assyrisch wurde, das zweite, die Apolloniatis,
babylonisch blieb. Der Höhenzug ist eine natürliche Grenze, auf die die Geschichte wiederholt
zurückkommt. Gananate ist durch den beträchtlichen Baradän Tepe bei Qyzylribät vertreten,
nördlich des Flusses. U n d Nimittisarri1, die "Festung des Königs" ahinärsäna "am Ufer des
(Kanals) Shäna" ist Daskarat al-malik, das "Lager des Königs" und dies wieder Artemita.
ARTEMITA-DASTAGIRD
Die "Griechenstadt Artemita, v o m Fluß (Kanal) Silla durchflössen", lag an der Königstraße
in Apolloniatis, nach Isidoros 15 Schoenen (69 k m ) , nach Apollodoros v. Artemita bei Strabon
aber 500 stad. (92, 5 km) von Seleukeia. Die alte Straße verlief ganz und gar in ziemlichem Ab-
stand links der Diyäla von Ktesiphon über Dastagird nach Djalüla.
W e n n die Araber vom tariq Khuräsän sprechen, haben sie schon den Zweig von Baghdad im
Sinn, der nach ibn Khurdädhbih, ibn Rusta und Qudäma, also von 234 bis 310 H., über Djisr
Nahrawän, heute Safwa2 ging und die ältere Straße zwischen dieser Brücke und Dastagird traf.
Von da lief der einheitliche W e g über Djalüla zur 'aqabat Hulwän, Gesamtlänge 45 Farsakh. Erst
bei Hamdalläh al-mustaufi (8. sei. H.) nach der risäla des Malikshäh (5. sei. H.) und dann bei
Yäqüt, u m 620 H., und in den maräsid, Anfang 8. sei., tritt der Zweig über Bä'qüba, Shahrabän
nach Djalüla hervor, mit Bä'qüba als Hauptort. Das blieb bis heute, als qadä Khuräsän, Vorort
Bä'qüba. Die Änderung, durch die die'neue Straße die alte erst beim Übergang über den Hamrin
erreicht, stammt aus der Zeit Malikshäh's, 5. sei. H.
Die von Isidoros beschriebene Straße berührte also die heutige Diyäla erst bei Djalüla und
ging nicht über Bä'qüba, wohin seine Entfernungsangabe von Seleukeia aus für Artemita führen
würde. U n d da seine Zahl 15, iz nicht etwa durch die Gesamtlänge der Apolloniatis von 33
Schoenen gestützt wird und den bei Strabon besser als die Zahlen der seltenen Isidoros-Codices
überlieferten 500 Stadien des Apollodoros v. Artemita widerspricht, so m u ß m a n ie in x', 15 in 20
verbessern. Artemita fällt genau auf Dastagird, Hauptort des Kreises Xusröy-säd-kaväh. Der
Tcoxa[x6(; StXXa ist nicht die Diyäla selbst, sondern ein großer Kanal.
Dastagird wird schon durch seinen Namen, ap. dastäkrta, als Punkt der achämenidischen
Straße bezeichnet: ein 'Lager', wie das von Ktesiphon, oder ein ribät, wie das seldjukische
Djalüla. Hamza von Isfahan, die beste Quelle3, schreibt die Gründung des sasanidischen Dasta-
gird al-Malik Hormizd I zu, 272—73. In 399 nennt es die Chronik v. Si'irt als Ort, wo Bahräm
Kirmänshäh bei einem Ausflug ermordet wurde. Auf Synodal-Akten erscheint das Bistum
Disqartä dh malkhä in 420 und 424, bei der Synode des Dädhlshö'. Als es Residenz Khusrau's I
wurde, nach den Shah.rh.Er., erhielt es den amtlichen Namengehän-farraxv-kirt-Xusröy "Khusrau
hat die Welt glücklich gemacht". Dabei wird der Wildpark erwähnt, den auch die Schriftsteller
des Heraklios in 627 p. Chr. beschreiben. Aaaxayepxocrap, wie Theophanes es nennt, ist der
volkstümliche Name, der nicht verdrängt wurde, sondern die Appos. "des Khusrau" erhielt,
später al-malik.
Die Lage ist in 627 p. Chr.: Herakleios in Beglali, Khusrau in Dastagird-Artemita,fliehtnach
Ktesiphon; und in 814 a. Chr.: SamsiAdad in Khäniqin, Marduk-balätsu-iqbi in Gananate,
flieht nach Nimitti-sarri und Babylon.
1
Vgl. nimitti-Ellil, N a m e einer der Mauern vonSammlung, die alle N a m e n des Kreises Xusröy-
Babylon, von emedu, 'MD; zur Bedeutung vgl. $ä$-kaväS geben.
arab. 'umda, 'imäd, 'amüd. :i
Wohl nach ihm auch Baidawi, nizäm. Etwas zweifel-
2
V o m Teil Safwa, bei dem imäm abu l-'Arüq stam- haft nur wegen der nur einjährigen Regierungsdauer
men eine Anzahl sasanidischer Bullen meiner des Hormizd; Markwart übersetzte 'restaurierte'.
* 45 *
Der alte N a m e des v o m Silla durchflossenen Artemita war nach Isidoros XaXäaap. A m Ende
einer langen Ortsliste auf der Stele des Silhaklnsusinak (1165—50) 1 erscheint, in einer ungefähr
diese Gegend beschreibenden Gruppe, ein Kanal när Sillam, der mit d e m elam. Ugärsillam
(selten), assyr. Akarsallu (mehrmals) zusammenzugehören scheint. Unter AdadNirari I war
150 Jahre früher die Grenze gegen Babylon so festgelegt, daß Arman-Chalonitis zu Assyrien kam,
Akarsallu babylonisch blieb. Danach bedeutet ugärsillam 'Gebiet des Sillam-Kanals'2, und dieser
begänne unterhalb von Djalüla. Akarsallu ist die Urform von Isidors' XaXoccrap < XapaoaX, der a m
SiXXa-Fluß gelegene Ort ist identisch mit Artemita-Dastagird. Martyrium des H . Pethion,
G. Hoffmann p.63: "Der Heilige wurde in den Fluß [Alwän] geworfen, dessen Wässer sich ober-
halb wie eine Mauer auftürmten, unterhalb aber bis z u m Fluß Gözen3, welcher ist SNNY (^^^
oder <-***£ß), abflössen". Der SNNY ist also der für den Gözen gehaltene Fluß, in den der Alwän
mündet, die Diyäla. In der Geschichte des mar Säbhä heißt er, wie sonst, Törmarä. Aber
Säbha zieht vor Beginn seiner Mission, nachdem er seine Mutter ins 'Schwesternkloster' bei
'Uqbarä gebracht hatte, erst nach beth Sharde a m nähr SHY, -****> = "'"^ des Pethion, später
über RädhänT~lam Hamrin] nach Häle = XaXa. Also setzt die Pethion-Erzählung, weil das
Martyrium oben an der Königstraße stattfand, für den Fluß den Kanal ein, der unten an der-
selben Straße floß. D a ß wiederholt der Kanalname auftritt, w o wir nach heutigen Verhältnissen
den Fluß erwarten würden, zeigt, daß es ein d e m späteren Tämarrä-Nahrawän-System ent-
sprechendes schon im hohen Altertum gab, das das ganze Land links v o m Fluß bis nach Esnunnak
hinab versorgte. Zur Zeit da Dastagird und Ktesiphon blühten, wird der Fluß selbst so voll-
ständig davon aufgesogen gewesen sein, wie dann zur Zeit von Baghdad4. Sallu, sillam, SiXXa,
säna, SNNY sind Formen eines und desselben Namens 5 und m a n kann fragen, ob er eigentlich
'Kanal von Esnunnak' bedeutete. Aber der N a m e Diyäla läßt sich damit nicht verbinden und ist
bisher in vorislamischer Zeit nicht bezeugt6.
CHALONITIS
D e n N a m e n der Chalonitis, arab. Hulwän, schreiben die Elamiter Ialman, die Akkader Arman,
Alman, Halman7. Auf sasanidischen bullae, deren Schrift ' und h nicht unterscheidet, steht
X
P. Scheil, MDP XI, 21. kann je von Djalüla durch oder über den Hamrin
2
Ideogr. vi. QAR, sum. agar, akk. ugäru, vgl. p. 57, geführt sein. Die Bezeichnung des Kanals nach
Bemerkung über ugäru und pikätu, auch den phoen. Djalüla ist daher dunkel. Aber er war der bedeu-
Stadtnamen Ugarit. tendste der links der Diyäla durch den Khuräsän-
3
Meint II. Kön. 17,6: Halali, Häbur, Fluß Gözän DistriktfließendenKanäle, also gleichwertig mit
und die Städte Mediens", das assyrische Exil der dem Silla.
5
Juden, das Talmud und Syrer in Iran suchen. In Z u m Wechsel n:l siehe oben, unter Arderikka-
Wahrheit ist Gözän gleich assyr. Guzana, gr. Tau^a- Mandali.
6
VITI?, Landschaft a m Khäbür in Mesopotamien. Auch nicht etwa durch den Irrtum Ammians —
1
Yäqüt I, 107: "Djalüla, tassüdj des Sawäd, am wie H. Kiepert glaubte — : Diabas und Adiabas in
tariq Khuräsän, 7 Fars. von Khäniqin, ist ein sehr Adiabene, von Siocßaivsiv (mit Gegensatz «SiäßocToc),
großer Kanal, der sich bis Bä'qüba erstreckt, . . . in Wahrheit die beiden Zäb in Hdhayyabh.
7
ist schiffbar bis Bädjisrä", ein aram. beth Gishrä, In der Zeit von Akkad konnte, wie bei Nawar:
südl. zwischen Bä'qüba und Djisr Nahrawän, nicht Namar das w durch pijwa dargestellt werden, dies
das nördliche, heutige abu Djisra. — Dazu J. F. Zeichen wird aber nicht angewandt. Mindestens
Jones, 139: Die Gärten von Bä'qüba werden seit der Kossäerzeit steht das m für w. Die ver-
nicht von der [dazu zu tief fließenden] Diyäla be- schiedenen, dabei gleichzeitigen Anlautschreibun-
wässert, sondern "by a cut from the Khurasan or gen deuten auf einen der Keilschrift fremden Laut;
Jellulah canal, . . . lost in the desert after passing vgl. die Guti-Namen mit arla-, iarla-, warla-,
abu Khamis, 5 hours to the south". Kein Kanal und Homers "AXuße? gegenüber Hekataios' XiX'/isc.
* 4Ö *
HLP'N, 'LP'N, lies alßän; Dimishql erwähnt die Form Alwän, jedenfalls mit medischer Psilose,
eine zufällige Rückkehr zu der uralten Form. Hulwän ist klassisch-arabisch, angelehnt an HLV.
Die Stadt heißt heute nur Sarpul. D e n alten N a m e n bewahrt nur der Fluß, von den kurdischen
Anwohnern Alwän gesprochen; bei Arabern unbekannt.
In Chalonitis gab es bei Isidoros 5 Ortschaften, von denen er nur XaXa, 15 Schoenen von der
Westgrenze und 5 vor d e m Paß 1 , mit N a m e n nennt. Danach fällt es so nahe N W von Sarpul, daß
sicher dieser genaue Punkt gemeint ist: der 'Brückenkopf. Die Brücke wird bei der arabischen
Eroberung erwähnt, bestand also vorher. Es ist wieder ein typischer Platz eines altiranischen
Gendarmeriepostens: das Bild v o m 'Haus an der Brücke' ist so geläufig, daß es als garo dmäna
an der cinvat-Brücke als Tor in den H i m m e l projiziert ist.
Nach Q u d ä m a und ibn Khurdädhbih bestand die kürat Hulwän, mit amtlichem N a m e n
shädh-fairüz-Qubädh, aus 5 tassüdj: Hulwän, al-djabal, Ssj\ (Qud.) oder Jo[ (b. Khurd.)2,
Tämarrä und Khäniqin. Die heute üblichen Namen Hören, Zohäb und Qasr i Shirln fehlen bei
Isidoros und bei den Arabern.
Hören klingt iranisch, kann aber älter sein. Unweit des Orts liegen die Ruinen von shahr
i Fadak3 und dabei die kale i Gabr auf einem isolierten Felsen; weiter, 2 fars. südlich, das Fels-
relief von Shaikhän mit Inschrift aus der Zeit von Akkad.
Zohäb, pers. zahäb, zihäb, bei Rieh kurd. Zehäw, ist eine alte Bezeichnung für sprudelnde
Quellen, auch Wasserfälle4. D e n Ort mit seinen Altertümern hat Rawlinson, 'March from Zohab
to Khuzistan (1836)' in J R G S 1838 geschildert, die natürliche, durch Menschenhand ganz un-
zugänglich gemachte Fluchtburg Kaie i Yazdegird oder bän-Zarda "über (dem Dorf?) Zarda",
in der Nähe das Heiligtum bäbä Yädgär und die Höhle — eines Eremiten? — deren Name,
haramkhäna i Shahrbänü die schiitische Interpretation eines uralten Kultortes der v o m Drachen
verfolgten Erdgöttin Ärmatis-Demeter ist5. Ich hörte bän i Zard als N a m e n des Westendes der
hohen Kette, auf die der Täq i Girrä-Paß hinaufführt, weiter nach S O K ü h i Shäh, Girzäl und
Talika (als azlam, dunkel, übersetzt). Ein zusammenfassender N a m e ist K ü h i N ä w ä oder Nu-
w ä (?), von Rawlinson ursprünglich als N ü h , Noah aufgefaßt. V o n d e m N a m e n Zagros habe ich
keine Spur feststellen können.
Z u den von Isidoros nicht genannten Ortschaften gehören die Vorgänger von Qasr i Shirin
und Khäniqin. Khäniqin klingt aramäisch, kann aber viel älter sein. Der Ort mit seiner sehr
bedeutenden Brücke m u ß immer bestanden haben6, und m u ß sich hinter andren alten Benennun-
1
Dabei 21 Schoenen Gesamtlänge der Chalonitis. zihäb 'fons, scaturigo', gleich casma; auch zäb.
2 Andrerseits jastan 'aufspringen', vgl. | yah-, Wb.
Ein Irbil, Arbela ist da ganz unmöglich.
3
Nach Fadak in Arabien, 2 Tage von Madina, bei 1281. — Gr. Bdh. 77, 10: "Hugar e buland an
Plinius VI, 28 Phodac, vgl. A. Sprenger, 'Alte ke.s äp ardvisür acas fröt ctf^-vj yahet, die hohe
Geogr. Arabiens' 329; Yäqüt "genannt nach Fadak Hugar ist der Berg, von dem das Wasser Ardvisür
b. Häm", gewiß aus ibn al-Kalbi. M a n ist ver- herabfällt, 1000 M a n n hoch".
5
sucht, Fadak mit Padan, Padnu zu verbinden. Vgl. AMI II, 66; III, 25; ebenso das Heiligtum der
' Gr. Bdh. 80: "b&^pS e an röt ac äturpätakän be Shahrbänü östl. v. Ray; die Sage erscheint in
äyet, pa pars ö zreh recet" und 88s: "Flüsse etc. arsasanidischer Zeit in Sistän. — Im Norden der
Zohäb-Ebene, östl. v. Hören, liegt das Gebirge
ovesänej^ySfräcävaret", mit "zihäpak — Quelle".
Laglag, arab. laqlaq 'Storch', vgl. "Lagalaga in
Gr. Bdh. 85: "hamäk kisvar xvarend ac an
Gutium" AASOR VIII, 17.
-fJ^OOty^ m i t 'zihäpakih = das Hervor-, Über- 11 Vgl. 'Paikuli' Taf. 215. — E i n iran. hellenistischer
sprudeln*. Np. zahidan, 1. = uftädan, cadere, N a m e ist Peloriarcha, siehe unten. — Auch diese
2. emanare e scaturigine, hervorsprudeln. — Brücke bestand vor dem Islam,
* 47 *
gen verbergen. In der akkadischen Zeit und noch bei SamsiAdad V scheint Padan, Padnu zu
entsprechen, ein N a m e , den die kossäischen Könige im Titel führen.
Der N a m e Qasr i Shirin kann nicht vor Khusrau II und Shirln erscheinen, nicht vor 590
p. Chr. - A u s den Akten des Pethion und des Säbhä geht hervor, daß Bläshfarr seine Stelle oder
die von Zohab einnahm. H a m z a 56: "Baläsh baute eine Stadt neben H u l w ä n und nannte sie
j*£% [d.i. j6%] Baläshfarr"1. Stephanos: BoXorsaicpopa TTOX-.C Tuspaud), eine deutlich erst
aus sasanidischer Zeit stammende Notiz, farr ist hvarnah, tyche, GDH, aber der König, nach
dessen Fortuna der Ort benannt wurde, m u ß einer der arsakidischen Volagases gewesen sein,
mcht erst der Sasanide Baläsh (484—88), da der N a m e in den Synodal-Akten seit der Mission
des Pethion und d e m Konzil des Dädhlshö', 424, auftritt. Er verschwindet seit 576, eben weil er
dann von Qasr i Shirln ersetzt wird. Die Folge der Unterschriften in den Konzilsakten ist keine
topographische; immerhin erscheint Bläshfarr neben Rädhän (am Hamrin, zwischen 'Adaim und
Diyäla) und Siarzur, Shahrzur, und wird es "an beth Garme grenzend" genannt, den Metropoliten-
sitz von Karkük, dessen Gebiet sich bis an die Diyäla erstreckte.
W e n n m a n Theophanes (Bonn p. 492s) mit Theophylakt (Bonn, 232, V, 14, 7) vergleicht, kann
m a n k a u m zweifeln, daß Herakleios über Qasr i Shirin k a m : T O TOCXOCTLOV TOU Xocjpoou T O
E7uXey6u.svov 'Pouaa, bei Theophylakt 'P-/)<jcovx6apoiv (oder poaov- u.a.) ist Qasr, die yscpupoc
T O Ö Topva ist Khäniqin, es folgen BeyXoXi, Aao-TocyspS und Bapaapoift, Djalüla, Dastagird und
Baladrüz. N a c h ibn al-Faqlh 51 machte Fahlbadh, der Sänger Khusrau's, ein Lied zur Ein-
weihung der Schlösser von Qasr i Shirin, in d e m der dortige Wildpark, dessen Anlage noch
deutlich zu erkennen ist, bägh e nakhchträn cJagd-Garten' genannt wurde, wie ßacxiXeox; &9jpa
bei Zosimos.
In 424 unterzeichnet ein Bischof Aetius der shebhithä 'captivitas' von Bläshfarr, und auch ein
Domitianus der 'captivitas' von Gurgän2. O b e n war erörtert, daß in den Pethion-Akten der Fluß
von H u l w ä n mit d e m G ö z ä n identifiziert wurde, wie sonst der Ort Hulwän mit Halah, und zwar
nach IL Kön. 17, 6 als Orte der jüdischen Gefangenschaft unter Salmanassar IV. Diese Ver-
örtlichung findet sich schon in den bab. Qiddüshin 72, 53, ist also eine jüdische Überlieferung, die
die Syrer so allgemein a n g e n o m m e n haben, daß noch im Mittelalter, als die große Metropolitie
Medien geteilt wurde, der westliche Teil den Titel "Metropolitie von Halah, das ist Hulwän,
und von A h m a d ä n " erhielt. Ähnlich liegt es mit der shebhithä von Gurgän. Moses v. Chor, sagt
unter 'Medien': "Es wird gesagt, daß Artases Ok'oz (Artaxerxes III) von den Juden welche n a h m
und in Hyrcania a m Kaspischen Meere ansiedelte". Nach Markwart, Eränsahr 137 u. 143 stammt
das aus der armenischen Übersetzung der Chronik des Eusebios, die im entsprechenden Passus
bei Synkellos erhalten ist; er rekonstruiert den Eusebios-Text als: 'Qyoc, aTO&GqjLov xiva 'IoöSaicov
atyjxaXoiTov sXoiv sv 'Tpxavia XOCTOIXICTS 7tp6^ TYJ Kv.GTzifi ö-aXaacr/]4. Die beiden shebhithä sind
also jüdische Captivitates der galüthä. Die von Hulwän-Halah k o m m t im Talmud wiederholt
vor. Muqaddasi erwähnt in der Stadt H u l w ä n die Straßen darb al-Yahüd, darb al-Yahüdiyya,
und außerhalb des Orts eine aus Haustein gebaute Synagoge, die sehr angesehen, wenn auch
1
Von P. Schwarz, Tran im Mittelalter', 677 nicht ist nicht nötig, Domitianus hieß nach der Chronik
erkannt. v. Arbela der Satrap von Adiabene z. Z. des Über-
2
Vgl. Sachau, 'Christentum' 37s und 63; Labourt, gangs von der arsakidischen zur sasanidischen
'Christ'. 122, n. 3. — Sachau faßte shebhithä als Herrschaft.
'Gefangenenlager'; Labourt bemerkt: "Beide :! Vgl. Obermeyer 10,2 und 106s.
Bischöfe sind offenbar Römer, deren Unterschriften 4 Vgl. Marquart, 'Fundam. israel. u. jüd. Geschichte'
besser in die Zeit Khusrau's I passen würden, der 30.
römische Kriegsgefangene gemacht hatte". Das
* 48 *
nicht so schön sei, wie die von Jerusalem. Die Captivitas von Gurgän gibt der Eusebios-Stelle
die bisher fehlende Bestätigung, und bestätigt zugleich, daß diese Stelle aus d e m Hekataios
v. Abdera untergeschobenen Werk rapi 'IouSouoov stammt 1 , also etwa der Zeit u m ioo a. Chr.
angehört. D a n n steckt aber auch in d e m sehr auffälligen XaXa Isidors, statt *XaXoiv, *AXouava
und in aram. Häle in der Geschichte des Säbhä, die jüdische Umdeutung des uralten Namens 2 .
Die an topographischem Stoff so reiche vita des Missionars Säbhä fasse ich etwas anders auf als
G. Hoffmann: Säbhä's Familie, aus d e m Hause Mihrän (vgl. oben p. 39), war in Bläshfarr be-
heimatet und besaß ein Dorf beth HN Y a m Törmarä, d. i. in der Ebene von Khäniqin.
Der Vater war Statthalter im 'fernen' beth Deräye und beth Kussäye, während das Kind bei seiner
Mutter und christlichen A m m e blieb. Nach d e m Tode des Vaters läßt dessen Bruder das Kind
gewaltsam zu sich bringen, kaum a m gleichen Orte, denn er schreibt der Mutter einen Brief,
und lebte wohl als väspuhr des Reichs an der 'Pforte' in Ktesiphon. D a n n stirbt der Oheim, und
der halberwachsene Säbhä schickt seine Mutter und A m m e in das derä dh akhwäthä, das berühmte
dair al-akhwät, 'Schwesternkloster' bei 'Uqbarä — bei d e m Rufe, in d e m es später stand, hätte
das niemand getan. Als er später die Schule absolviert hatte, geht Säbhä nach beth Sharde
'Mandelhausen' a m nähr SHY, den oben besprochenen Kanal an der Königstraße. Während
oder nach einer Christenverfolgung beginnt er seine Mission und zieht "nach Rädhän und nach
der Stadt Häle". Das besagt nicht, daß Häle der Vorort von Rädhän war, vielmehr will Säbhä
in seiner Heimat Bläshfarr wirken: Häle ist XaXa des Isidor, Hulwän. Dorthin machen der
Presbyter von Läshom3 und andre 'die weite Reise', u m ihn zu ordinieren. Er bekehrt dann die
ganze Stadt Häle, weiter l»o? D ü m m ä ? , gewiß nicht a m Tigris bei Baghdad, dann Aghme
dh beth Zolle 'Sumpf des Röhrichts', heilt einen Blinden aus Alänaqäbhädh [? jedenfalls ein iran.
N a m e ] , dessen ganzer Heimatort sich bekehrt, verläßt dann das kultivierte Land J»k-> und geht
in die Berge [tassüdj al-djabal von Hulwän], wird bei einer Quelle von Kurden gefangen, die alle
das Christentum annehmen. Zwei mil davon ist ein Dorf der Sadducäer mit ihrem resh [vgl.
den rä's des mäqöm Kaspaya bei Ezra], die feindlich sind, sich nur z u m Schein bekehren und dann
durch ein Wunder vernichtet werden. Darauf steigt Säbhä wieder hinab, bis er nach >oy>©M^.
kommt 4 , nach Shahrzur, " w o noch heute sein heiliger N a m e berühmt ist", gräbt dort einen
Kurbrunnen [nicht im Dudjail-Bezirk], und stirbt da nach 3 % Jahren, in 779 Gr., 487 p. Chr. —
Während des Jahres der Dürre in beth Armäye unter Sheröe (627/8) wurde der Ort von den
Bewohnern verlassen. Ein aus beth Deqle 'Palmenhausen' von beth Garme 5 stammender Presbyter
1
Vgl. E. Jacoby in Pauly-Wissowa VII, 2766—68. Ritter, H. Kiepert, Andreas (Pauly-Wissowa s. v.
2
Die Tabula hat Albania < *'AXoiiavoc, in der Vor- Aluaka) angenommene Identität von 'AXouaxa mit
Stellung jener Topographen mit dem kaukasischen heutigem Albäq vielleicht falsch. M a n kann die
Albania verschmelzend. Auch Ptolemaios hat hoch Einzelorte bei Ptolemaios nur bestimmen, wenn der
im Norden, im Lande der Karduchen, in Media — Zusammenhang der Routen erkennbar ist, mit
denke an Strabons Gordyene für die Eretrier in denen er seine verzerrten Länder füllte: das ist in
Mandall — westlich des Urmiya-Sees die Gruppe diesem Fall nicht durchsichtig.
'AXouaxa und IWCavia [Halah und Gözen], ;) Ich habe den früher nicht bekannten Ort auf meiner
während ihm *'AXoiSocvoc vor den Zagros-Toren Karte in 'Paikuli' eingetragen, ganz nahe bei
auffällig fehlt. Nach den Akten der S. Sira, G. Ta'uq,Däqüqä, mit dem es in den Akten zusammen
Hoffmann 265, n. 2099, siedelt Khusrau I von TÖ erwähnt wird.
'AAouaxwv sie, TOTTOV Asy6[j.svov TsaavKouaäSwv ' Fehler für in ; ;.™\ oder JOjioMkX, nicht nähr
über. Der erste N a m e bedeutet Hulwän, also Zäwar bei 'Uqbarä; auch bei den Arabern kommt
'AXouavojv, der andre ist das den Arabern bekannte falsch JJJ # statt jjj *i vor.
Röshanqubädh, oder, wie Hoffmann bemerkt, falls r- Viell. Tuz- oder Täza-khurmatü; sonst kennt man
aus dem Syrischen umschrieben, auch rösan-xusrau, nur ein Furät Bädiqlä bei Küfa.
das wäre Qasr i Shirln. — Daher ist die von
Tafel V
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* 49 *
n a h m einen Knochen des Heiligen mit nach Haus und baute darüber eine Kapelle. Die Juden
schütteten den Brunnen zu, aber aus einem Stabe, den Säbhä hatte in den Brunnen fallen lassen,
sproß ein Baum. Das ganze spielt in Hulwän bis Shahrzur. Auch die Sadduzäer, die in einer
öffentlichen Disputation "die Auferstehung und das Jüngste Gericht leugnen", wie bei Matth.
22,23, sind jüdische, nicht christliche. Sie k o m m e n von der shebhithä von Halah-Häle. Rawlinson
schrieb, jedenfalls ohne Kenntnis der syrischen und talmudischen Stellen, in JRGS 1838, 25:
" T h e real site of Hulwän, one of the eight primeval cities of the world1, was at Sar Puli Zohäb.
This is the Calah of Asshur and the Halah of the Israelitish captivity", und dazu "Jewish traditions
abound in this part of the country". Damit meint er aber die 'Ali Ilähiyya mit ihren seltsamen
Sitten und religiösen Vorstellungen, die noch heute in Sarpul und Kirind und Nachbarschaft
sitzen und über ganz Kurdistan und Luristan wandern. — Auch J. F. Jones schreibt 1. c. 156:
"These people appear to be itinerant gipsies and led a nomad life ... their w o m e n obtain a
precarious livelihood solely by the exercise of their paphian vocations ... vertue is indeed un-
known among them" 2 . Er verweist auf die zargar 'Goldschmiede' genannten Nomaden, die
Cl. J. Rieh 3 in Färs beschrieb.
Zigeuner sind einmal in diese Gegend gekommen, aber ohne Dauer und Wirkung, das Volk,
das die Araber Zutt nennen. Ihre ersten Anfänge hat m a n nie erörtert.
Sprachlich ist ar. zutt Widergabe von np. jut, < m p . zut < ap. yutiya. Ihr Sitz ist bekannt.
Läristän, das südliche Färs4. Ethnologisch gehören die Yutiya-Otmoi zu den dravidischen Ur-
einwohnern, nicht zu Iraniern oder Indo-Ariern.
Nachbarn der Yutiya waren die in d e m Bergland von Bashäkird lebenden ap. Akaufaciya
> köfic, arab. Qufs, > *köhic > köc, i. e. montani5, und die erst in sasanidischer Literatur auf-
tretenden *brzavaciya > bulöc, arab. bulüs, 'Laut-Stimmen, Schreier'. Köc u Bulöc sind ein
oft genanntes Paar, zu d e m widerholt als dritte die Zutt treten, noch u m 360 und 390 H , 1000
p. Chr. unverändert in derselben Gegend 6 . Dieselbe Dreiheit nennt Mas'üdi, murüdj III, 254
"Qufs, Bulödj und Djut, o=», in Kirmän".
Die Zutt sind als gute Soldaten berühmt und waren nach Balädhuri 375 mit andren7 im djund,
der regulären Armee der Sasaniden. Bei der Eroberung von Khüzistän nahmen sie den Islam
an und wurden u m Basra angesiedelt. Die Araber begegneten ihnen auch in Bahrain. Balädhuri
375 erwähnt unter ihnen Kriegsgefangene aus Sind. Als dann al-Hadjdjädj Wäsit gründete,
brachte er, u m die dortigen Sümpfe auszunutzen, viele tausende von Büffelkühen und Bullen
1
Sein Ausdruck erinnert an die merkwürdige Vor- rzura ~>lur. Dasselbe Wort steckt in Siarzura,
stellung, die Hamdalläh al-mustaufi, nuzhat 44, Shahrzur, vgl. die verschiedenen in West-Medien
mit den "Sieben Städten des Träq", darunter vorgestellten rzura des Awesta, aus der Kyros-
Hulwän und Babylon, verbindet, ein Gemisch von Husravah Sage. Das erste Glied von Siarzura ist
jüdischen Überlieferungen und von der Heptapolis eine Farbe: siyäh heißt 'schwarz aber die alten
al-Madä'in. Wälder heißen alle "Weißwald" also vielleicht eine
2
Vgl. das Bild einer solchen Frau aus Sarpul, pers. Dialektform von spaita mit sp >s.
6
'Paikuli' pl. 220. Z. B. Margoliouth, 'Eclipse of the Caliphate', II,
3
In dem mir nicht zugänglichen 'Babylon und Perse- 300; III, 349.
polis' p. 259, von 1839, einer zusammenfassenden 7 Mit den sayäbidja und andahgär, vgl. Mas'üdi mur.
Ausgabe der zwei älteren 'Memoirs on Babylon'. II, 75; IV, 307. -sayäbidja, pl. v. *saibäg < sepäk
4 'Schleuderer', oder mit 'tir' 'Pfeilschützen'. Die
Vgl. AMI II, 85 ss.
5
Von ähnlicher Bedeutung ist der N a m e der Luren. andaghär stammen "aus Kirmän nach Zarang zu",
Die Etymologie des Tärikh i guzida ist richtig ba. gewiß auch eine Truppenbezeichnung, vgl. ar.
zabän i luri küh bar dirakht-rä lur güyand, "im lur-kilghäriyya aus p. gilkär 'Erdarbeiter, Pioniere'.
Dialekt heißt ein Berg mit Wald lur" nämlich aw.
7 Herzfeld
* 50 *
"mit ihren Zutt" aus Sind nach Kaskar, Balädhuri 167s. D a sind sie nur die unvermeidlichen
Anhängsel der Büffel1. Bei Mas'üdi, tanb. 355 erscheint das in der unzutreffenden Form, die
Zutt hätten überhaupt den Büffel nach d e m 'Iräq gebracht, den es dort seit Urzeiten gab. Ba-
lädhuri 436 und 445 nennt Zutt **JJ\, Zutt Qiqän [ap. Käpisakänis], zusammen mit Med von
Daibul, also im östlichsten Balöchistän bis zur Indusmündung. Nach Longworth-Dames sind
die Djat von Makrän [Oünot, xal Moxot,], die den Bulöc unterworfen in der Provinz Bela verstreut
leben, und die Djat von Kacchi rein indische Stämme untergeordneter sozialer Stellung; auf noch
tieferer Stufe stehen nur die benachbarten M e d , die Fischesser, Ichthyophagen des Alexanderzuges.
Schon unter Mu'äwiya, 49 H., sicher unter Walid b. 'Abdalmalik, wurden Büffel und Zutt
von Kaskar in die Sümpfe bei Antiocheia und Massisa in Kilikien übersiedelt. I m 'Iräq fingen
sie allmählich an, die Tigrisschiffahrt zu stören und zu rauben. Seit 205 H wurden Strafexpedi-
tionen gegen sie gemacht. U m 220 beendete 'Udjaif b. 'Anbasa diese Kämpfe mit d e m Erfolg der
Unterwerfung der Zutt: 12000 M a n n paradierten in ihren Booten in Shammäsiyya an der Yacht
des M a ' m ü n vorbei. Dann wurden sie nach Khäniqin gebracht, Tabari III, n 7 0 , Balädhuri
375 s, aber bald darauf weiter an die byzantinische Grenze, w o sie in den Kämpfen mit den
Byzantinern aufgerieben wurden. In 241 H . wurden ihre Reste mit Frauen, Kindern, Büffeln,
Rindern bei 'Ain Zarba, Anazarba, von den Byzantinern gefangen und abgeführt. Tabari III,
1426. — Von da an werden sie die 'Zigeuner'.
Die Gürän von Zohäb, Dbüsiyya und Hadidiyya von Sarpul und Kirind, die alle 'Ali-Ilähiyya
sind, deren Weiber alle Tänzerinnen und Sängerinnen, und deren Knaben oft Akrobaten sind,
sind weder Zigeuner noch Luren. Wie allen ähnlichen Sekten wird auch ihnen die berüchtigte
ma'shüsh-Nacht nacherzählt, und es ist wichtig, daß das in der Säbhä-Geschichte schon vor dem
Islam behauptet wird. G. Hoffmann p. 71: "In Häle tanzten Männer und Weiber miteinander,
so war ihre Sitte, wenn sie ihren Idolen Opfer und Libationen darbrachten, auch wird angedeutet,
daß Unzucht unterlief". Ferner sind sie Schmiede, und Schmiede sind fast überall Fremdlinge
und werden oft mit Musikern und Tänzern verbunden. Die Griechen haben das in der Daktylen-
sage, die Germanen in den Alben, die Bibel im Qeniterstammbaum. Hebr. Qäin ist ein Schmied,
und arab. qaina ist die berufsmäßige Sängerin-Tänzerin. Einer aus der Reihe von Inkarnationen
ihrer Gottheit, genannt Dä'üd, also dem alttestamentarischen David angeähnelt, ist ein Schmied.
Nach ihm nennen sie das große medische Fels grab bei Sarpul dukkän i Dä'üd. Dukkän könnte
jeden Laden und als 1.1. arch. auch propyläum bedeuten, aber die Anwohner, die es als großes
Heiligtum betrachten, erklären ausdrücklich die Basen der verschwundenen Säulen als Ambosse,
das cubiculum in der Grabkammer als Wassertrog des Schmiedes.
Der Ort Kirind ist für die ihm eigentümlichen Stahlarbeiten bekannt: Beile, tabar (tabal,
Tubal), Zuckerbeile, qand-shikan, fäs; Feuerzangen, mäsha; Feuerstahle, zinäd, und künstliche
Vorlege-Schlösser werden verfertigt, die an die Isfahaner Stahlarbeiten erinnern, aber nicht
tauschiert sind. Ibn al-Faqih 210 2 zitiert aus der Einleitung des für Kavädh, gegen 500 p. Chr.
geschriebenen Urbildes der Ühahr. Er. "er fand als geschickteste für (Herstellung von) Waffen
(die Bewohner von) vier Orten seines Reichs: Hamadän, Hulwän3, Isfahän und Shahrzur".
Muqaddasl 128 erwähnt auch die Weinberge u m die Stadt Hulwän; das teilt dies Hukuän mit dem
syrischen Halbön*. So hat m a n Tubal, Tubal qäin und Na'ama aus d e m Qeniterstammbaum in
Genesis IV, 2 1 — 2 2 beisammen.
1
Nach Longworth-Dames, Em. Tsl. soll djat im vgl. Muqaddasl 257s und AMI IX, 93SS.
:i
balöci 'Kamelshirt' bedeuten: cf. Ptolemaios' Für Kirind.
Ka[nr)Xoß6cxoi, aber man erwartet 'Büffelhirt'. ' Vgl. oben p. 451.
2
Etwas ausführlicher in dem M s . von Mashhad;
* 51 *
Die eigentümlichen Sitten der 'Ali Ilähiyya stammen weder von Griechen, noch Juden, noch
Zigeunern oder andren Exulanten, sondern von Stämmen mit ursprünglichem Mutterrecht und
polyandrischer Ehe, durch die sie den meisten andren Völkern als völlig fremd erscheinen. Sie
haben vieles gemeinsam mit den Sulaib unter den Arabern, den Yaziden im Sindjär, den N u -
sairiern in Nordsyrien und Kilikien, den kurdischen Qyzylbash im östlichen und den Takhtadji im
westlichen Anatolien. F. v. Luschan schreibt über diese abgesonderten Reste alter Stämme 1 :
"Vergleicht man, was über ihre Sitten und religiösen Anschauungen als feststehend mitgeteilt
werden kann, ... so ergibt sich ... so viel Übereinstimmung ..., daß m a n die Frage aufwerfen
m u ß , ob dieser zweifellos vorhandene Zusammenhang ein alter [vorislamischer] ist oder nicht",
und schließt, daß "als allein richtig angenommen werden darf, daß wir bei diesen verschiedenen
Sekten Reste einer gemeinsamen heidnischen Kultur zu erkennen haben".
Die Beständigkeit der Ortsnamen spricht für die Beständigkeit der Bevölkerung. Das in einer
wilden K l a m m gelegene Kirind, einer der seltsamsten Orte Irans, trägt den kossäischen N a m e n
Karaindas. Bei SutrukNahhunte, u m 1170, ist es Karinted, von w o er eine Stele des Melisipak
nach Susa schleppt; im Awesta Kurinta, in einem Bruchstück des AziDahäka-Mythos — des
Drachens, vor d e m die Erdgöttin (Shahrbänü bei dem nahen bäbä Yädgär)flieht— , bei Isidoros
Kapivoc2, Ravennas Carema, Ptolemaios Kapiv/j.
Yäqüt II, 322 erwähnt ein östlicheres Hulwän "im köhistän von Nishäpür, an der Grenze von
Isfahan und Khurasan". Das an der'aqabat Hulwän gelegene heißt unter dem Reich von Akkad
und Arman, assyr. Halm/wan; beide Formen werden auch für Aleppo gebraucht.
DIE ZAGROS-TORE
I m höchsten Altertum, als die westlichen Gebirge von Lullubi, Nawar, Gutium zum Reich
von Akkad gehörten, müssen die Sumerer den Paß wohl gekannt haben. Erst recht in den Jahr-
hunderten des IL Jahrtausends, v/o die Kossäer herrschten, die ja aus diesen Gebirgen kamen.
Damals war der Paß keine politische und in keiner Weise eine kulturelle Grenze. Die Elamiten,
in deren Besitz die Gegend oft war, kannten ihn ebenso gut: SutrukNahhunte kam u m 1170
nach Karintas, und zog von da nach Babylon. V o n den Assyrern ist wohl zuerst AdadNirari I
soweit vorgedrungen, u m 1300. U m 900 marschiert AdadNirari II "bis zu den Pässen des Landes
Namri" (Kirind); bei Asurnäsirpal, 883, und Salmanassar III, 858 u. 827, erscheint dann zuerst
ein N a m e des Passes: Simesi. In der Folgezeit wird das ganze Land an der Straße bis Kirmänshä-
hän assyrische Provinz, unter d e m N a m e n Parsuas (ehemals bit Hanban), und Harhär (Nihäwand)
1
Petersen und v. Luschan, 'Reisen in Lykien, eindrucksvollen Ort hatte ich 1913 zuerst gesehen
Milyas und Kibryatis', Wien 1886, II, 202. und ritt 1917 schwer fiebernd wieder da durch.
- Viell. ursprünglich unflektiert KäptvS. —Zwischen Unter meinen acht Türken war ein Marokkaner aus
der Paßhöhe und Kirind liegt im Walde an einer Tlemcen. In den folgenden Jahren hatte ich einen
schluchtigen Wegestelle das Dorf Surkhadeza, mit immer wiederkehrenden Traum: ich ritt durch
Zwei klaren a gesprochen und mir als 'rot und Surkhadeza, und da erschien ein Marokkaner und
dunkel', azlam, wegen der Farbe des djangal erklärt, sagte: ich will mit dir reisen! M a n kann sich
also np. deza 'schwarz, grau', wohl eine Volks- nichts Unwahrscheinlicheres denken. Im Frühjahr
etymologie. — J. F. Jones, 1. c. 153 erwähnt 1923 ritt ich wieder durch Surkhadeza mit acht
"remains of a fire-temple close to the khan ofSurkh Arabern, und als die Karawane den Ort passiert
i dazr (Druckfehler)". Ich habe keine auffälligen hatte, fragte ich einen der Leute: gibt es etwas
Ruinen beobachtet, aber 1917 war der Ort nach Neues? "Nein, es kam nur ein M a n n aus Marokko
russisch-türkischen Kämpfen ganz in Trümmern. und sagte, er wolle mit uns reisen!" Er ging mit uns
Den durch seine Landschaft und seinen Wald sehr bis Teheran.
7*
* 52 *
und noch fernere Gebiete werden dieser Provinz loser angeschlossen. Mit der Aufrichtung des
Mederreichs, in 678 a. Chr.1, geht das Land den Assyrern verloren, es gehört bis z u m Ende des
Achämenidenreichs zu Iran. Der Paß ist der Punkt, w o die von Kyros begonnene, von
Dareios vollendete Königstraße in Iran eintrat. U n d Alexander zog 326/5 darüber und sah bei
Mandall die Nachkommen von Eretriern mit eigentümlicher Sprache und Sitte.
Die alten Araber sagen 'aqabat Hulwän "Aufstieg, Bergstraße von Hulwän". In der ersten Zeit
haftete noch der N a m e eines sasanidischen dihqän an der Landschaft: Mädruwaspän2, und dort
soll ein Jagdschloß des Bahräm Gör, des großen Nimrod, gestanden haben. Damit ist wohl der
Täq i Girrä gemeint, ein Quaderbau aus hellem, im Licht goldgelben Kalkstein, nach seinen
eigenartigen Profilen ein Werk des 5. sei. p. Chr. in nordmesopotamischem Stil3. Nach ihm heißt
der ganze Paß heute Gardana oder Girlwä i T ä q i Girrä. N p . garrä, karrä heißt der 'Schröpfer,
Barbier', und Yäqüt 111,489 übersetzt das mit "Täq al-hadjdjäm, 'Bogen des Schröpfers', nahe
Hulwän al-'Iräq, ein Gewölbe aus Quadern, an einem Aufstieg der Khuräsänstraße, in einem
Engpaß zwischen zwei Bergen, wunderbar gebaut, hoch im Bogen". Sonst erscheint der heutige
N a m e , giriwa i täq i Girrä erst bei Hämdallah im nuzhat1.
Die 'aqabat Hulwän ist der Ostpunkt, bei dem nach ibn Khurdädhbih 14 die von 'Umar b.
al-Khattäb vorgenommene Vermessung des Träq begann: nach W . 80Farsakh,und von al-'Alth
und 'Ukbara im N nach 'Abbadän a m Shatt al-'arab im S 125 Farsakh. In diesem Zusammen-
hang führt ibn Khurdädhbih Verse des H a m m ä d 'Adjrad auf die "Beiden Palmen von Hulwän"
an, und Yäqüt widmet denen, nach dem kitäb al-Aghäni ein ganzes Kapitel5. Die Palmen sind
ein großes Symbol. Auf meiner Karte von 1905 hatte ich die Stelle vermerkt, w o heute unterhalb
im Tal die letzten Palmen stehen. Der erste, der die beiden Palmen von Hulwän in einem
Gedicht nannte, war Mut!' b. Iyäs al-Laithl, ein Genosse des Hadjdjädj b. Yüsuf, der selbst
erzählt6): "Ich war mit Sälim b. Qutaiba in Rayy, und als Ibrahim b. al-Hasan b. 'Ali b. abi Tälib
aufstand, befahl al-Mansür dem Sälim brieflich, sofort mit der staatlichen Post zurückzukommen.
Ich hatte aber eine Sklavin und lebte mit ihr zusammen, und dabei liebte ich eine Frau von den .
Töchtern der dahäqin, namens Djödhäba, und wohnte in einem ihr gehörigen Hause neben dem
ihren. Bei unserer plötzlichen Abreise mußte ich die Sklavin verkaufen, und in meiner Seele
blieb nur die Leidenschaft zu jenem Weibe. U n d als wir auf der 'aqabat Hidwän hielten, setzte
ich mich, mich an eine der beiden Palmen die dort wuchsen lehnend, die Zügel meines Reittieres
in der Hand und auf mein Packtier blickend, und dachte an die Frau und dichtete:
"Helft mir, ihr zwei Palmen von Hulwän! Ach wie oft hat mich Unglück getroffen
weint mit mir u m die unbeständige Zeit, durch Trennung von Freunden und Geliebten,
die Freunde und Nachbarn von einander reißt! aber so habe ich nie gelitten,
Könntet ihr die Qual der Trennung kosten, wie u m die Trennung von der Tochter des dihqän,
müßtet auch ihr weinen wie ich. meiner Nachbarin in Rayy,
Helft mir und glaubt mir, die meine Sorgen zerstreute
auch euch wird das Unheil treffen und trennen! und mit ihrer Nähe meinen K u m m e r verscheuchte.
1
Die Zahl "128 Jahre vor der Eroberung von Agba- Anspielung auf Rawlinson und Jones sein, die den
tana durch Kyros", bei Herodot, ist als geschieht- Bogen so nannten.
lieh zu betrachten: Zählung des patnäm-Feuers der ' Iranische Felsreliefs, 232—235, Abb. 112, 113»
medischen Dynastie, gen. ätur kavätakän in Taf. X L V I I .
Agbatana. B pj e r T e x t t»ei Yäqüt III, 318—21 ist vielfach besser
2
Tabari II, 916 u. 942. als der in der unkrit. Edition der Aghäni XII,
3
Wiederholt, meist l_£"statt \"J" geschrieben. Die 107SS.
Anmerkung von A. Houtum-Schindler, zur Übers. ° Die Quelle gibt zwei Versionen der Geschichte; ich
p. 162: "the Arch of White Marble" klingt wie folge der zweiten, mit einigen erklärenden Zu-
eine Übersetzung des Namens, kann aber nur eine sätzen aus der ersten, etwas kürzend.
* 53 *
Der Wechsel der Tage schlug mich mit Trennung, aber ließ in meinem Herzen eine verzehrende Flamme,
schlimm wie der Tod. wie das Feuer im Rohr, das der Wind anfacht.
Meine Augen werden sie nie wiedersehen, Friede über dich, aber mein Geist findet
noch sie mich! keinen Frieden, und mein M u n d geht über"1.
Sie hat mir Lebewohl gesagt,
Keine Übersetzung kann den Gefühlswert der Verse wiedergeben. Als Lied auf einen schönen,
sehr bekannten Ort entsprechen sie im Arabischen Heine's 'Loreley', aber ihre Stimmung ist
"Nur wer die Sehnsucht kennt, Weiß, was ich leide, Allein und abgetrennt V o n jeder Freude".
Weiter:
" D a sagte Sälim zu mir: Auf wen sind diese Verse, auf deine Sklavin? und ich schämte mich,
die Wahrheit zu sagen, und sagte: Ja. D a schrieb er sofort an seinen Leutnant in Rayy, sie zurück-
zukaufen, und ohne Verzug kam dessen Antwort, er habe sie gefunden, aber sie sei' von Hand
zu Hand gegangen und koste 5000 Dirham, wenn er solle, würde er sie kaufen. Sälim teilte mir
das mit und sagte: W a s willst du lieber, sie oder 5000 Dirham ? Ich sagte: W e n n sie von Hand
zu Hand gegangen ist, so sage ich mich von ihr los! D a schenkte er mir 5000 Dirham. Aber ich
dachte: In meinem Herzen ist nichts von ihr geblieben, und wenn ich sie geliebt hätte, wäre
es mir gleichgiltig gewesen, von w e m sie zurückgekommen wäre, und es wäre mir gleichgiltig
gewesen, wenn die ganze Welt sie gehabt hätte".
Nach al-Madä'ini: "al-Mansür kam an den zwei Palmen von Hulwän vorbei, deren eine so
nahe a m W e g stand, daß sie ihn für die Lasttiere eng und schwierig machte. Er befahl sie ab-
zuhauen, aber jemand rezitierte den Vers: "Glaubt mir, auch euch trifft einmal das Unheil der
Trennung", und al-Mansür sagte: "Nein, ich will nicht das Unheil sein, das sie trennt" und reiste
weiter und ließ sie stehen. al-Mahdi soll gesagt haben: Es gibt so viele Gedichte über die Palmen
von Hulwän, daß ich sie a m liebsten abschlagen ließe! al-Mansür, der das erfuhr, schrieb ihm:
Ich habe erfahren, was du tun willst: es nützt dir nichts, sie abzuhauen, und schadet dir nichts,
sie stehen zu lassen, aber ich beschwöre dich, sei du nicht das Unheil, das sie trifft, wie Muti' sagt".
Als dann al-Mahdi einmal zur 'aqabat Hulwän kam, gefiel ihm der Ort sehr, und er aß dort zu
Abend und rief Hasana und sagte ihr: Sieh, wie schön es hier ist, sing mir etwas, während ich
einen Becher trinke! U n d sie nahm ihm den Kratzer2 aus der Hand, setzte sich ihm auf den
Schoß und sang:
"O ihr zwei Palmen vom wädi Buwäna,
wohl euch,
wenn der Palmenwächter schläft,
kommen wir zu euch!"
Der Khalife sagte: Schön! Eigentlich wollte ich sie abhauen lassen, aber dein Lied hält mich
davon ab! Sie sagt dann fast die Worte des Briefes des Mansür, und al-Mahdi antwortet: Ich
werde sie nie abhauen lassen, sondern Wächter bestellen, die sie bewässern, so lange ich lebe!
U n d so geschah es, bis er starb. Salläm al-Abrash erzählt: al-Rashid erkrankte auf der Reise nach
Tös in Hulwän, und der Arzt verschrieb ihm, Palmenmark zu essen. Als m a n es von dem dihqän
von Hulwän verlangte, sagte der: in unserem Lande wachsen keine Palmen, aber auf der 'aqaba
stehen zwei! D a befahl er, eine abzuhauen. U n d als er an den Ort kam und die zwei Palmen sah,
die eine ein Stumpf, die andre hochragend, und auf ihr die Verse des Muti' geschrieben sah, da
begriff al-Rashid und sagte: Das trifft mich schwer, daß ich euer'Unheil' bin. Hätte ich den
1
Der Gedanke des letzten Halbverses ist mir unklar: 2 mahakka, ich kenne sie als dünnen Ebenholzstock
J U Jij £* LDL. £ L U f>UI SU mit kleiner Elfenbeinhand.
* 54 *
Vers vorher gehört, hätte ich die Palme nicht abhauen lassen, und wenn ich an der Krankheit
gestorben wäre!"
Yäqüt zitiert dann noch den auch von ibn Khurdädhbih angeführten Vers von H a m m ä d 'Adjrad:
"Allah, nimm die beiden Lotus von Qasr i Shirin hin,
für die beiden Palmen von Hulwän!
Ich kam u m ihre Hilfe rufend, und sie haben mir nicht geholfen,
aber für Muti' weinten die beiden Palmen!"
I m kitäb Baghdad, fol. 3 b erzählt A h m a d b. abi Khälid (al-ahwal): "Als wir mit al-Ma'mün von
Khurasan her [gegen al-Amin in Baghdad] bis zur 'aqabat Hulwän gekommen waren — ich
saß als sein zamil [auf der andren Seite der Doppelsänfte eines Maultiers] — sagte er zu mir:
O Ahmad, ich rieche den Duft des Träq!"
Das ist außerordentlich wahr: lange bevor ich dies Wort kannte, habe ich das jedesmal gedacht.
Für mich ist die Erinnerung an die 'aqaba mit einer unvergeßlichen Erscheinung verknüpft.
Ich fuhr einmal an einem Spätherbstmorgen von Sarpul ab. Die Sonne stand etwa unter 30 0 vor
mir, fast weiß auf einem silbernen Himmel. U m die Sonne war ein voller weißer Ring vom
Radius des Abstandes v o m Horizonte, mit vier Nebensonnen in den Hauptpunkten, fast so hell
wie die Sonne selbst, und mit einem schwächeren Kreuz durch die Achsen. Die übernatürliche
Erscheinung dauerte fast eine Stunde.
PTOLEMAIOS
Die älteste kartographische Darstellung der Landschaft von Samarra ist uns bei Ptolemaios
erhalten, aber über seine Karte haben sich nicht erst neuere Forscher den Kopf zerbrochen,
sondern schon die Kopisten der ältesten erhaltenen Codices, wie deren Zustand zeigt. Der Vor-
wurf, den Strabon II, 30 gegen Eratosthenes erhebt, "die Länder in zufällige Teile zu zerhacken,
statt sie in organische Glieder zu zerlegen", trifft Ptolemaios noch viel mehr. Gegen Natur
und Geschichte, nur aus kartographischen Gründen, führt er unwirkliche Grenzen ein, die den
Zusammenhang der Landschaften zerreißen. Mesopotamia führt er auf d e m linken Euphratufer
bis Sippar herab, läßt es dann von einem Kanal Sippar-Tigris, der bei aller verkehrten Zeichnung
der Königskanal sein m u ß , und dann im Osten v o m rechten Tigrisufer begrenzt sein. Babylonia
dagegen läßt er a m Euphrat auf d e m rechten Ufer fast 2000 Stad., 370 k m höher beginnen, ober-
halb von Idakira-Hit, dann demselben Kanal folgen und im Osten v o m Unterlauf des Tigris bis
z u m Meer begrenzt sein. Dazu m u ß er den Tigris eine lange Strecke nach Norden fließen lassen.
Der gemeinsame Grenzpunkt von Mesopotamia und Babylonia a m Tigris liegt dem von
Assyria und Susiana genau gegenüber. Diese Schematisierung erreicht er dadurch, daß er die
Sittakene in das assyrische Gebiet hineinschiebt. D e n Kreuzungspunkt markieren auf dem Ost-
ufer in Susiana die 'HpaxAeoot; ßco[j.o! und 300 St. S O davon "Aypa. Dies Paar heißt auf der Tabula
Peut. ad Herculem (Rav. aris) und Hatris. D a ß das durch Trajan berühmt gewordene Hatra
bei Ptolemaios gefehlt hätte, ist unmöglich. Die 'Altäre des Herakles' sind die Übersetzung von
aram. beth Remmön, ar. Bärimmä, 'Tempel des (assyr.) Rammän'. V o n diesem Tempel trug der
djabal Hamrin, nach Yäqüt I, 461 Humrin, besonders sein mesopotamischer Zweig, heute djabal
Makhül, den N a m e n Bärimmä. Oberhalb des Durchbruchs des Tigris liegen darauf, auf dem
Westufer, zwei vorislamische Ruinen, Qal'at al-bint, eine kleine Burg auf hohem Felsen, und
Qal'at al-Djabbär, eine Stadt mit starker Mauer hoch auf d e m Abhang des Gebirges1. Der Ort
Bärimmä lag auf d e m Ostufer in der 'Öffnung' al-Fatha, über den dortigen Asphalt- und Pe-
troleumquellen. Es erscheint da in den arabischen Itineraren und vorher, seit 576 p. Chr. als
1
Vgl. 'Arch.Reise' I, Abb. 103—105 u. Taf. 27—28.
55
Bistum in Unterschriften von Synodal-Akten, immer mit d e m nahe östlichen beth Wäziq, ar.
Bawäzidj (al-malik) '(Königs)-Zöllnerhausen' vereint1.
Bärimmä, die Altäre des Herkules, lagen also auf d e m Ostufer und waren der Südpunkt Assy-
riens. Soweit ist die Ansetzung bei Ptolemaios richtig. Das Bild wird vollkommen verkehrt
dadurch, daß er die ganze Grenze nach d e m Süden der Sittakene gegen Susiana verschiebt. In
Wahrheit gehören die 'Altäre' — erst recht Hatra — weit nach Norden, nur 150 St. unterhalb
seines Sinna, d. i. Shennä dh beth Remmön. Das 'unorganische Zerhacken' der Länder ver-
ursacht also die irrige Interpretation an sich richtiger Nachrichten seiner eigenen Zeit.
Ebenso liegt Apamea falsch und zugleich richtig: a m Westufer des Tigris, südlich von Seleukeia,
an einem wichtigen Grenzpunkt, aber nicht d e m zwischen Mesopotamia und Babylonia, sondern
zwischen d e m nördlichen und d e m südlichen Babylonien, der Mesene. Ptolemaios schiebt das
eigentliche Babylonien, den Norden, in seine Mesopotamia hinein, wie Sittakene in Assyria,
und diese falsche Zerhackung hat wieder die falsche Interpretation der an sich richtigen Nach-
richt zur Folge. Diese ähnelte der bei Plinius N. H. VI, 129 erhaltenen2:
x
Vgl. Sachau, 'Christent.' 14 u. 36; Labourt, daß es nur ein Apamea südlich von Seleukeia gab,
'Christ.' 240. während Droysen, 'Hellenismus' II, 149 an zwei
- In 'Arch. Reise' I, 64, A n m . 3 hatte ich mich noch solchen Städten festhielt. Das nördliche, bei
durch C. Th. Fischer's Anmerkungen in der Samarra angesetzte, geht auf d'Anville's Inter-
Ptolemaios-Ausgabe, Paris, C. Müller 1901, p. 1007 pretation von Plinius zurück. Die richtige Lage-
beeinflussen lassen. Vgl. die Abhandlung von bestimmung bei de Goeje, ZDMG 39, 3.
St. Martin (posthum 1838), der schon erkannte,
* 56 * t
"Tigris ... circa Apameam Mesenes oppidum [1] divisus in alveos duos, altero meridiem pet
[2] Mesenen perfundens, altero ad septentrionemflexuseiusdem gentis tergo campos [3] secat,
ubi remeavere aquae Pasitigris appellatus. (130): postea recipit ex Media Choaspem atque [4] in
lacus Chaldaicos se fundit". Soweit ist das eine alte gute Notiz.
Die Himmelsrichtung des Stromlaufs ist, wie es heute die Araber tun, als westöstlich auf-
gefaßt. N u r für die lacus Chaldaici würde m a n das Meer erwarten, denn der Choaspes von Susa
mündete unterhalb der Sümpfe. Mesene, syr. m p . mesän, mesün, ar. maisän, ist manchmal auf
den äußersten Süden des Alluviums beschränkt, manchmal begreift es Wäsit ein. Yäqüt IV, 714:
"eine große küra, x^poc zwischen Basra und Wäsit, Hauptort Maisän; darin liegt auch das Grab
des 'Uzair (Ezra), ein jüdischer Wallfahrtsort". Dieser sehr malerische Ort mit seiner Kuppel
unter alten Palmen liegt halbwegs zwischen 'Amära und Qurna 1 . Aber nördlicher als bis zu dem
Punkte, w o sich der Tigris teilt, heute bei Küt al-Amära, reicht Mesene nicht. N u r in engem
Umkreise von Küt kann Apamea gelegen haben, nicht a m Südpunkt von Samarra.
Auf dasselbe Apamea bezieht sich Plinius VI, 132: "item Apameae cui nomen Antiochus
matris suae imposuit Tigris circumfunditur, haec dividitur Archoo2". Die Stadt ist aufgezählt
nach Sittace (bei Dair al-Äqül) und Sabdata (Säbät al-Madä'in) als Stadt von Sittakene, als habe
es auf d e m Ostufer gelegen, w o es doch als innerhalb der Abzweigungsstelle liegend beschrieben
wird. Das m a g gewechselt haben und ist unwichtig.
Endlich Plinius VI, 146: Schiffer, die die Fahrt von Arabia Petraea z u m Pasitigris, shatt al-
c
Arab, machen, erzählen, es gäbe außer Fora, d. i. Furät al-Basra, noch andre Tigrishäfen,
darunter Apamea, sita ubi restagnatio Euphratis [die lacus Chaldaici] c u m Tigridi confluant.
Genau genommen wäre das ein Punkt weit südlich von Küt al-Amära, östlich von Süq al-shuyükh.
Aber Plinius wußte zu wenig von der wirklichen Geographie, u m einen Widerspruch zu merken,
und m a n kann daraufhin kein zweites, südlicheres Apamea bei ihm annehmen. Das ist alles, was er
über Apamea sagt, und ist einheitlich. W e n n er also an den oben mit [1] bis [4] bezeichneten
Stellen einsetzt: "[1] citra Seleuciam Babyloniam C X X V m p ( = 1000 St., 185 k m ) ; [2] ac
Seleuciam; [3] Cauchas (aram. Kökhe, südl.Vorstadt von Seleucia); [4] ut diximus inter Seleuciam
et Ctesiphontem vectus", so sind das irrige Interpolationen von Material seiner Gegenwart in
gute alte Stellen. Apamea lag in Luftlinie mindestens 140 k m , X C V m p idtra Seleuciam.
N u r [3] Cauchas könnte der ursprünglichen Nachricht angehören, wenn es, wie Schaeder,
Islam X I V , 14s ausführt, ein aram. Gökhai, ar. Djaukhä meinte. Das Interesse an dem N a m e n der
Landschaft ist, daß sie die Heimat des Propheten Mani sein soll.
Ein Djaukhä, das von Yäqüt II, 143 und oft von Tabari erwähnte, lag östlich des Tigris im
Nahrawän-Tämarrä-Gebiet. Es ist das mit Tirhän und Rädhän zur Hyparchie beth Armäye
gehörige Bistum Gökhai, G. Hoffmann, 259 u. 277. Der N a m e ist alt und k o m m t sehrfrühaußer
Gebrauch. Dies mit dem Nahrawän verbundene Gökhaifindetsich auch wiederholt im Talmud,
J
ibn Khurdädhbih 8: "maisän, ein tassüdj von k o m m t mit Kashkar zusammen noch 775 p. Chr.
kürat Didjla oder ästän shädh-Bahman-Ardashir". als Bistum vor. Auch in § 23 der Sahrh. Er. m u ß
Vgl. über Maisän den Artikel von M . Streck in m a n Urukh lesen: auf die 5 von Khusrau I ge-
Enz. Isl. gründeten Städte folgen Jes/ön-Ktesiphon, Slevak-
2
N a m e nicht sicher, sieht wie aram. ^3*1« bei Seleukeia, -JQJy-v , lies urkä oder urxä 'gebaut von
Ezra 4, 9 aus "ark"väye b'äb'Häye msän°kläye, das Narseh d e m Ashkanier', Bäbil, Herta, also die
sind die Elamiten": gentil. zu 'Op/or—Warqä. großen alten Orte des Träq. Wie Afqürshäh b.
Ein sofließenderKanal ist mir nicht bekannt, aber Baläsh, Erbauer des nähr al-malik, ist dieser
es ist nicht unmöglich, daß ein A r m westlicher als Narseh als ein Teilfürst von Mesene oder Chara-
der heutige nähr Gharräf (Ray) floß. yVRK cene, nicht als Arsacide vorgestellt.
Tafel VI
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* 57 *
und Hishäm b. al-Kalbi sagt bei Yäqüt: "Tämarrä und Nahrawän, zwei Söhne des Djaukhä,
gruben die beiden Kanäle, die nach ihnen heißen".
Ein zweites Djaukhä lag u m das noch heute Teil Yökha (y < dj) genannte sumerische U m m a ,
Nachbarin und Feindin von Tello-Lagash. Es liegt westlich v o m unteren Gharräf, 50 k m N N O
von Uruk-Warqä — möglicherweise floß einmal ein Tigrisarm so — nahe von den batä'ih und
kann zu Mesene gerechnet werden. Einige schwer verständliche Nachrichten können sich auf
dies Djaukhä beziehen, so Yäqüt I, 669, w o der Groß-Möbedh bei al-Fadl b. Sahl dhu 1-ri'äsatain
eine Legende über den Ursprung des persischen naurüz al-mahradjän erzählt, des großen Festes,
ursprünglich des Herbst-Aequinoctiums. Der Anlaß der Geschichte spielt in Wäsit: "Wäsit hieß
zur Zeit des Därä b. Därä [des aus d e m Alexander-Roman bekannten letzten Achämeniden]
Afrüniya1 und lag nicht a m Ufer des Tigris, der ... im Kreis batn Djaukhä [Niederung Dj.]
floß". Folgt Bericht über einen großen Stromwechsel unter Bahräm Gör. — Ferner ibn Rusta
94s, ausführlich: Die batä'ih hätten in der sasanidischen Epoche nicht bei Wäsit, sondern bei
Djaukhä begonnen "Zwischen al-Madhär und 'AbdasI". V o n diesen zwei Orten ist Madhär
fest bestimmt: i m ä m 'Abdallah b. 'Ali zwischen qal'at Sälih und Uzair a m unteren Tigris,
während die Lage von 'AbdasI ganz fraglich ist2.
Schaeder sucht dies Djaukhä-Gökhai3 a m untersten Tigris auf der Seite von Khüzistän, aber
ohne dabei das vorhandene Yökhä zu erwähnen. Ich habe Bedenken, ein drittes Djaukhä, davon
zwei in Mesene anzunehmen. In Plinius' campos Cauchas wäre es dann nur leichter, Teil Yökha
zu sehen. Aber das wäre das einzige Vorkommen des Ortes in der abendländischen Literatur,
während es als Kökhe-Seleucia nur die älteste auf uns gekommene Erwähnung wäre. Entweder
trägt also Plinius seine campos Cauchas aus andrer Quelle in die Nachricht über Apamea
hinein, oder aber diese standen in jener Nachricht unter der Form Gauchae, und er zieht
seine ganzen Bemerkungen über Seleucia in die Nachricht hinein, weil er dies für Kökhe-
Seleucia hielt.
Stephanos Byz. s. v. 'ATOXU.S(.(X: ev TT] MEOTJV&V y?j, [also dasselbe Apamea wie bei Plinius], ist
umflossen von den zwei Armen, in die sich der Tigris dort teilt; der rechte ist der Fluß SeXXa?
v. 1. AeXa^, der linke ist d e m großen gleichnamig". In seinem Artikel Meacnjvr] sagt er: "es gibt
auch eine persische4 Mesene mit einem a, weil von den zwei Strömen, Euphrat und Tigris,
(jieaa'CofxevT), wie Asinius Quadratus sagt". So unter [XECTT) xcöv Troxa^cov: "Zwischen Euphrat
und Tigris, auch Adiabene genannt, nach Asinius"5. Die Quelle für Apamea ist also Quadratus,
der ältere Stoffe verarbeitete.
V o n zwei A p ä m y ä dh Meshän, oberem und unterem, spricht der Talmud im Zusammenhang
der Bestimmung der Grenzen von Babel6, d. h. des nördlichen Teils des Träq oder beth Armäye,
Baghdad ohne Wäsit und Basra. Frage: "wie weit reicht Babel a m Tigris nach unten ?" Antwort:
"bis Unter-Apämyä", erläutert: "das obere und das untere sind 1 Parasange von einander ent-
1
Offenbar pahl. ^ L « = Apollonia, zugleich ^ D e m liegt eine ziemlich 'asmme' Etymologie zu-
., . . . ^->ir^ _ gründe, aus der auch Ammians Adiabene von
identisch mit > ™ bei Theodor bar Kone: al * ^ zu s t a m m e n scheint. Aus b. VII der
Herkunftsort Mani's genannt. Der gleiche Wechsel I ^ ^ ^ ^ ^ Q^_
von n und m in Famtya: Famya für Apamea. Euphrat-Insel bei 'Ana, bei Isidoros 0aa-
Der N a m e gehört also eigentlich nach Sittake, l - TukultiNmurta Talbis, var. TalmeS,
Gegend dair al-'Aqül, beim nördhchen Djaukhä. P ^ ^ ^ Maäken_
" Vgl. M . Streck, Enc. Isl. s. v.Maisan; 'abdasi ist ^ ^ . ^ ^ ^ ^ .^ ^ behandelte
nach Yäqüt aus 'fd'hsy arabjsxert. , d e n ersten T e ü d e s Feldzuges des Septimius
3 Belegstellen bei T h . Nöldeke, Mand. G r a m m . ^ ^ .Q ^ ^ Q^
319, A n m . 5. e Vgl. Obermeyer 85 s.
4
Persisch bedeutet nach-parthisch, sasamdisch.
8 Herzfeld
* 58 *
fernt; die Mundart des unteren ist schon die von Meshän". Beide lagen also an der Nordgrenze
von Mesene und beide vertreten das Apamea des Plinius und Asinius.
Bei den Arabern, Yäqüt III, 847: "Fämiya [richtige F o r m mit iran. Anlauts-Abfall], eines der
Dörfer von Wäsit [Provinz], im Kreis Farn al-silh". Er zitiert dazu ein hukm, Dekret des 'Umar
b. al-Khattäb an die Leute von Fämiya. A b u 1-Fidä beschreibt dies Fämiya als "nahe bei den
Dörfern von Farn al-silh, ein Bezirk von Wäsit". Mas'üdi, tanb. 54 erwähnt es als Fämiyat
al-Träq, bei der Erzählung v o m Wechsel des unteren Tigris unter Khusrau II Parwez. Ibn Rusta
187 führt zwischen Farn al-silh und Wäsit ein Kloster 4^U an, gewiß L*ls Fämiya 1 . O b das von
Yäqüt II, 924 u. 903, maräsid II, 459 besprochene Zurfämiya, Zurfäniya eines der beiden tal-
mudischen A p ä m y ä ist oder nicht2 — seine Lage wird a m shatt al-Nil, dicht westlich v o m heutigen
Bughaila beschrieben — berührt das Problem des alten Apamea nicht.
Stephanos' Fluß c e \ \ A C , A 6 \ A C ist nicht etwa der Fluß ZiAAa von Artemita, sondern eine
Bezeichnung des Tigris selbst, wie schon die Worte O\LÜV\>\LQC, T W (i.syaXtp vermuten lassen.
Also A e r \ A A , bei Josephus, Bell.Jud. I, 2, 5 AiyXaS, bei Plinius VI, 127 Diglit(o): der Tigris
selbst und ein Dudjail, der durch Wäsit fließende, der immer wasserärmer wird, bis sich die
restagnatio Euphratis oder das Meerwasser mit ihm mischt.
Der Zusammenfall des ptolemäischen Euphrat-Armes mit d e m Tigris bei Apamea ist also
ganz unwirklich. Das einzig Richtige dabei ist, daß Ptolemaios die Abzweigung bei Sippar an-
setzt. Daraus folgt, daß er den Königskanal kannte. Aber die Textstellen darüber sind im Kapitel
Babylonia hoffnungslos durch Glossen entstellt, etwas weniger im Kapitel Mesopotamia, und die
ältesten und besten Karten zeigen ein Bild, das nicht aus diesen Textstellen herauskonstruiert,
sondern scheinbar von älteren Bildern abgemalt ist. D a teilt sich der Euphrat zuerst bei Sippar,
w o der Basileios Potamos als westlichster A r m nach Süden läuft, Volgaisia rechts liegen lassend und
sich bei d e m nahe östlichen Barsita i. e. Borsipa, Tab. Peut. Dorista, wieder mit d e m Euphrat
vereinend, der inzwischen durch Babylon geflossen ist. D a n n gehen sie vereint nach Süden,
sich unterhalb von Orchoe-XJruk in den Sümpfen verlierend. Über 250 Stad. östlich Sippar —
an sich schon zu viel für den Abstand von Euphrat und Tigris — zweigt von d e m nach Babylon
abbiegenden A r m e der Maarsares ab, der fast 500 St. östl. Sippar bei Seleucia (auf d e m linken
Ufer) nach Süden biegt und, d e m Tigris in 250 St. parallel, sich schließlich bei Apamea und kurz
über den Altären des Herakles in den Tigris ergießt. Wie Ptolemaios zu einer so falschen Kon-
struktion gekommen ist, besonders auf welche Autorität hin er Seleukeia v o m Tigris weg verlegt
und über 400 Stadien von Ktesiphon trennt, ist unverständlich. I m Text, den Paragraphen
über die Städte, sind diese in solche a m Tigris, a m oberen Euphrat, an d e m durch Babylon
fließenden A r m und a m Maarsares geordnet. Aber keine a m Königskanal. Das sieht aus, als sei
der Ausdruck fiua'ikzioc, rara^ eigentlich eine Maarsares übersetzende Glosse. Aber schon
1
Nicht mit Streck gleich n. pr. A^U, bei ibn al- sprechen, meist Bärnin, Barnim.
Athir IX, 319, das Mäh-panäh 'Mäh ist meine - So faßte es de Goeje auf, während Schaeder es für
Zuflucht' ein n. pr. ist. Zu dem Nasal-Wechsel die Frage ausschaltet und in Farn eine Verkürzung
vgl. Zurfämiya: Zurfäniya; Afrüniya: Abhrümiya; von Fämiya, in al-silh den Flußnamen ^sXXac
die Kanäle öVz\J\ assyr. radänu, beim Band 1 sieht. Aber fam, aram. pum, ass. pi, plur. piäte ist
'Adaim, aber in der Waqf-Inschrift der Mirdjä- die geläufige Bezeichnung für die Mündung eines
niyya iloUl (eher plur. als dual); und SLU> Kanals, und SSXXOK; müßte dann einen vorarabi-
(Mirdjäniyya), heute ^ U > bei 'Aqrqüf. Der sehen Namen wiedergeben, von dem das silh eine
Wechsel tritt in Nähe von andren Liquiden und Arabisierung wäre. Ich vermute, daß der Name
von Labialen ein, wo Akkader und Assyrer das F a m al-silh sich in Donantilia der Tabula, Ydean-
Präfix m in n verwandeln. Die Djabbür und talia des Ravennaten versteckt.
Sawämira können Namen wie Berlin nicht aus-
* 59 *
Ammianus Marc, beschreibt u m 363 p. Chr. die ptolemäische Karte, in XXIII, 6, 25 so: "prae-
fluunt autem has terras amnes hi: Marses (var. Marsias) et flumen regium et Euphrates . .. qui
tripartitus, navigabilis per omnes est rivos, insulamque circumluens" etc.. Ähnlich schreibt
Theophylakt V, 6, 4. Diese Worte können eben das Bild der ältesten Karten beschreiben, mög-
licherweise aber auch eine Dreiteilung des Euphrat außer den zwei Kanälen. Jedenfalls ist das
Bild verzeichnet, und wenn darin die Kenntnis andrer Kanäle als des Königskanales steckte,
könnte das nur die v o m Pallakottas, westlich v o m Euphrat sein, und es ist richtig, die beiden
N a m e n basileios potamos und Maarsares für identisch zu halten, ob sie getrennt sind oder nicht,
also Maarsares gleich när sarri.
DER TIGRIS
Oberhalb von Seleukeia-Ktesiphon verzeichnet Ptolemaios eine Reihe von Städten auf beiden
Seiten des Tigris, von denen mit Ausnahme vonNinos-Ninive kaum eine aus so alter Quelle wie
Eratosthenes stammt. Vielmehr scheinen sie aus Routen von Karawanenleuten des 1. und 2.
sei. p. Chr. herzukommen. Die seinen Theorien zuliebe verzerrte Zeichnung der Flußläufe zwang
Ptolemaios, die Entfernungen in Mesopotamien auf2/3 zu kürzen und östlich v o m Tigris im glei-
chen Verhältnis zu verlängern. Die Abstände sind also für die Lagebestimmung nicht verwertbar.
Auf d e m rechten Tigrisufer verläuft die Route Nisibis-Singara nach Seleukeia-Ktesiphon,
gezeichnet, als ob sie über Sinna—Betooun—Labbana oder aber Sinna—Gorbatha—Labbana
verliefe. Sinna in dieser Landschaft kann nur ar. Sinn, syr. Shennä dh beth R e m m ö n an der
M ü n d u n g des kleinen Zäb sein, 5 Fars. oberhal