DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020 Deutschlands Wirtschafts- und Finanzzeitung G 02531 NR.

210

Global Challenges Luftfahrt Testfahrt Halbleiterbranche

Profitiert die Schweiz Flugzeuge mit Wasser- Wie gut funktioniert der
er Trotz Corona – Lisa
vom Konflikt zwischen stoff-Antrieb sollen den Autopilot in der neuenn Su schafft mit AMD
China und den USA? Verkehr revolutionieren. Mercedes S-Klasse? ein Rekordquartal.
► 10 ► 16 ► 22 ► 18, 46

Verkehrspolitik
Angela Merkel Märkte Stillstand auf der
und Michael
Müller in Dax Autobahn
der Video- 11.581 Pkt.
konferenz: -4,00 %
„Wir müssen
Zum 1. Januar soll die Autobahn
handeln, und GmbH des Bundes die Verantwortung
MDax
zwar jetzt.“ 25.893 Pkt.
für die Autobahnen übernehmen. Die
-2,68 % Zentralstruktur sollte die Bewirtschaf-
tung der Autobahnen effizienter, kos-
TecDax tengünstiger und besser machen. Doch
2.830 Pkt. das Gegenteil ist der Fall, die Reform
-2,90 % gilt bereits zu Beginn als gescheitert.
Bisher hat das Projekt eine halbe Mil-
E-Stoxx 50 liarde Euro verschlungen. Die Proble-
2.965 Pkt. me aber bleiben: Die Gesellschaft selbst
-3,44 % muss schon beim Start sparen und
fürchtet gar Einschränkungen bei Be-
Belgien, Luxemburg, Niederlande u. Österreich 3,70 €

Dow Jones
3,70 GBP / 3,90 GBP, Schweiz 5,80 CHF / 6,20 CHF,
/ 3,90 €, Frankreich 4,10 € / 4,50 €, Großbritannien

trieb, Planung und Bau von Autobah-

via REUTERS, AMD

26.779 Pkt.
-2,49 %
nen, heißt es im Wirtschaftsplan, der
dem Handelsblatt vorliegt. ► 6
Nasdaq
Polen 22,90 PLN / 23,90 PLN

11.118 Pkt.
-2,74 %
Energiebranche
S&P 500
Neuer Versorger für
Teil-Lockdown ab Montag
3.303 Pkt.
-2,58 %
den Osten
Nikkei
Handelsblatt Print + Premium: 76,69 Euro

23.419 Pkt.
Seit der Übernahme von Innogy ist Eon
Bund und Länder fahren das Leben in der Republik wieder herunter. Kneipen -0,29 %
der dominante Energiekonzern in Ost-
www.handelsblatt.com/angebot
Handelsblatt Print: 66,70 Euro

deutschland. Dem wollen zwei kom-

müssen schließen, Veranstaltungen ausfallen. Schulen sollen offen bleiben. Euro/Dollar
munale Unternehmen aus der Region
Monatsabonnement:

1,1756 US$
Dresden entgegentreten. Die Versor-

B
und und Länder legen weite Bereiche des öf-
fentlichen Lebens wegen der steigenden In-
fektionszahlen in der Corona-Pandemie wie-
der still. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und
die Ministerpräsidenten einigten sich am Mittwoch
Handelsblatt GmbH Kundenservice
Theater und Freizeitparks. Auch der Amateur-
sport soll ruhen, Spiele im Profisport sollen ohne
Zuschauer stattfinden. Fitnessstudios und
Schwimmbäder werden geschlossen.
Wir werden Der Teil-Lockdown fällt nicht ganz so umfas-
-0,34 %
ger Drewag und Enso wollen sich An-
Gold fang kommenden Jahres zu Sachsen
1.883,01 US$ Energie zusammenschließen. „Wir er-
-1,31 % reichen mit der Fusion eine kritische
Größe, die wir auch benötigen“, sagt

auf harte Einschränkungen, die Anfang der kom- auch send aus wie die im Frühjahr ergriffenen Maßnah- Öl der designierte Firmenchef Frank
kundenservice@handelsblatt.com

menden Woche in Kraft treten sollen. Von Montag
an dürfen sich nur noch Angehörige von zwei Haus-
ständen mit maximal zehn Personen treffen.
Tel. 0800–2233110,
men. So sollen Schulen und Kindergärten geöffnet 38,71 US$ Brinkmann dem Handelsblatt. Bundes-
Zusatzhilfen bleiben. Auch eine weitreichende Schließung des -3,51 %
weit sieht sich das Unternehmen unter
für die Einzelhandels findet nicht statt. In den Geschäf- den konzernunabhängigen Kom-

Kneipen und Restaurants sollen bis Ende No-
vember schließen, nur der Außer-Haus-Verzehr
ist möglich. Auch Kosmetikstudios, Massagepra-
xen und Tattoostudios müssen im November




Wirtschaft ten darf sich aber nicht mehr als ein Kunde pro munalversorgern auf Position vier.
zehn Quadratmeter Verkaufsfläche aufhalten.
Dax Sachsen Energie wird rund eine Million
brauchen. Angesichts der neuen Einschränkungen stellte
Gewinner Kunden versorgen und mehr als 2,8
Markus Söder die Bundesregierung neue Hilfen für die Wirt- Delivery Hero Milliarden Euro umsetzen. ► 20

dichtmachen, Friseursalons bleiben dagegen ge- bayerischer schaft in Aussicht. Unternehmen soll ein Großteil +1,63 %
öffnet. Ein zunächst einmonatiges Verbot gibt es der Lockdown-Schäden ersetzt werden. 97,28 €
Ministerpräsident
für Veranstaltungen im Unterhaltungs- und Frei- Gregor Waschinski ► Fortsetzung auf Seite 4, Leitartikel

 

zeitbereich. Davon betroffen sind auch Kinos, Merck

Seite 14
-0,55 %
Deutsche Bank
134,45 €
Starke Zahlen dank
der Investmentbank
Aktienmärkte unter Druck
FMC
-0,64 %
68,54 €
PREIS

Die Deutsche Bank hat im dritten

3,30 €

Experten erwarten weitere Rückschläge, aber keinen nachhaltigen Einbruch.
Der Deutsche Aktienindex hat auf die
steigenden Corona-Infektionszahlen
und die angekündigten Einschränkun-
gen des wirtschaftlichen Lebens mit ei-
nem deutlichen Rückgang reagiert – er
lag zum Börsenschluss bei rund 11.560
Punkten und damit etwa 4,2 Prozent
niedriger als am Vortag, der ebenfalls
schon einen schwachen Verlauf gezeigt
hatte. Damit schnitten die deutschen
Aktien im europäischen Vergleich re-
lativ schlecht ab.
Aktienstrategen von Dekabank,
HSBC und Blackrock zeigten sich den-
noch überzeugt, dass es nicht zu einem
ähnlich tiefen Einbruch wie im Früh-
jahr bei der ersten großen Corona-
Welle kommen werde. Sie verwiesen
darauf, dass die Industrie voraussicht-
lich weniger betroffen sei als damals.
Außerdem spiele es vor allem für die
Exporte eine wichtige Rolle, dass die
asiatischen Märkte relativ stabil seien.
Insgesamt halten die Experten weitere
deutliche Rückschläge für möglich, sie
sehen aber keine grundsätzliche
Trendwende an der Börse.
Sorgen bereitet, dass die Aktienrally
zuletzt vor allem von Privatanlegern ge-
tragen wurde, während die Profis sich
zurückgehalten haben. Der US-Hedge-
fonds-Manager Brad Lamensdorf be-
klagt daher, es sei zu viel „dummes
Geld“ unterwegs. In den USA starteten
die Aktienkurse ebenfalls mit deutli-
chen Abschlägen. F. Wiebe ► Seite 32
Quartal mit einem Nettogewinn von
Verlierer 182 Millionen Euro die Erwartungen
deutlich übertroffen. Dafür war vor al-
InĈneon
-7,10 % lem das starke Abschneiden der Invest-
23,82 € mentbanker verantwortlich. Vor-
standschef Christian Sewing zeigt sich
BASF zuversichtlich, dass er zum Jahresende
-6,54 % zumindest vor Steuern wie verspro-
47,04 € chen schwarze Zahlen präsentieren
kann. Erste Investoren glauben, dass
Covestro der Bank endgültig die Wende zum
-6,15 % Besseren gelungen ist. Skeptiker war-
40,13 €
nen allerdings vor der wachsenden Un-
Stand: 17:00 Uhr sicherheit durch die Coronakrise. ► 28

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Inhalt
DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210

Politik Unternehmen Finanzen

Digital

Meistgelesen

1 Corona-Regeln
Restaurants zu, Kitas offen: Um
die Zahl der Corona-Fälle ein-
zudämmen, leiten Bund und Länder
Autobahn GmbH Die Zukunft des Fliegens Deutsche Bank Schritte ein, die nah an die vom
Frühjahr heranreichen.
Stillstand auf der Neuer Höhenflug mit Die Zweifel
Schnellstraße Wasserstoff? bleiben
Ein Blick in den Wirtschaftsplan der
neuen Autobahn GmbH zeigt: Personal
Politik, Wissenschaft und Unternehmen in
Deutschland wollen das Fliegen emissions-
Gelingt dem größten heimischen Geld-
haus ausgerechnet im Coronajahr die
2 Lockdown light
Ökonomen blicken differenziert
auf den neuen Lockdown: Infektions-
und Strukturen fehlen, die Kosten explo- frei machen. Das sind die Technologien, Trendwende? Fünf Lehren aus den Quar- ketten sollten zwar unterbrochen,
dieren. Die Bundesländer schlagen jetzt mit denen das gelingen soll.  16 talszahlen zeigen, warum nicht alle dafür aber nicht die gesamte Wirt-
Alarm.  6 Investoren optimistisch sind.  28 schaft lahmgelegt werden.
Flugzeugbauer Boeing will 30.000 Jobs

3 Dax
Umweltbundesamt Die Behörde fordert streichen. Im dritten Quartal verliert der EU-Zahlungsrichtlinie Ab Januar
ein ambitioniertes Vorgehen bei der Konzern 466 Millionen Dollar.  17 müssen Verbraucher ihre Onlinezah-
Einigung auf ein Klimaziel für 2030.  7 lungen per Kreditkarte eigentlich mit Der deutsche Leitindex rutscht
Chiphersteller Das Geschäft in der einem zusätzlichen Sicherheitsfaktor um fast 500 Punkte ab. Neben der
Flughafen Tegel Das berühmte Hexagon Branche läuft in der Krise überraschend bestätigen. Nun könnte es eine Über- Diskussion um einen Lockdown light
wird Mittelpunkt für die Entwicklung gut. Nur Intel fällt gegenüber den Konkur- gangsphase geben.  30 belastet die Wahl in Amerika den
urbaner Zukunftstechnologien.  8 renten zurück.  18 Aktienmarkt.
Devisen Im Oktober sind die Verluste der

4 Tesla
EU-Kommission Die Brüsseler Behörde Delivery Hero Der Lieferdienst koppelt türkischen Lira so heftig wie noch nie in
präsentiert einen Rechtsrahmen für sich vom aktuellen Dax-Einbruch ab. Fünf diesem Jahr.  31
Mindestlöhne.  9 Gründe für den Erfolg.  19 Teslas Autofabrik in der Nähe von
Bankia Der Nettogewinn der spanischen Berlin könnte zu einem riesigen
Global Challenges Wo steht die Schweiz Energie-Branche Anfang 2021 will Bank bricht um 79 Prozent ein.  31 Produktionsstandort werden. Ein
im geopolitischen Großkonflikt zwischen Sachsen Energie an den Start gehen. Es Vergleich mit den Standorten der
den USA und China?  10 wäre der größte unabhängige Versorger Dax Der weltweite Kurseinbruch versetzt deutschen Autobauer.
im Osten Deutschlands.  20 die Anleger in Schrecken. Aber Marktbeob-
achter bleiben optimistisch.  32

5 Ärztebündnis
Parteiengesetz Bundestagspräsident
Schäuble will digitale Wahl-Parteitage Deloitte Die Pandemie trifft das Bera-
ermöglichen.  11 tungsgeschäft.  21 Anlagestrategie Grundregeln für das Ein Teil der organisierten Ärzte-
krisenfeste Depot. Um sich für einen schaft fordert in einem Positions-
Taiwan Die zunehmenden Spannungen Daimler Die neuen Fahrzeuge der Abschwung zu wappnen, sind sieben papier einen Strategiewechsel in der
zwischen den USA und China bedrohen S-Klasse können Passagiere erstmals Punkte wichtig.  34 Pandemie. Verbände warnen vor
die Pandemie-Erfolge.  13 autonom chauffieren.  22 einem neuen Lockdown.
Kfz-Versicherung Im Herbst kommt es
USA Für die Mauer an der Südgrenze des Puma Das Geschäft läuft wieder deutlich zu vielen Unfällen mit Wildtieren. Was
Landes wird in Naturschutzflächen und besser. Doch neue Einschränkungen Autofahrer im Schadensfall wissen
Indianergebieten Platz geschaffen.  13 könnten Kunden vertreiben.  23 sollten.  35

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Meinung & Analyse Gastkommentar
Handelsblatt Inside
Politik Unternehmen & Finanzen
Digital Health
dpa, Airbus, imago images/STAR-MEDIA

Corona Die Krise hat viele Gründe. Ein Deutsche Bank Gefahr droht, wenn die Heute will der Bundestag auslän-
neuer Lockdown würde mehr schaden als Bank wieder übermütig wird und ihren Der Strommarkt reagiert schon dischen Digitalapotheken Rabatte
nutzen.  14 Investmentbankern freie Hand lässt.  26 längst dynamisch auf viele unter- verbieten. Doch europarechtliche
schiedliche Schwankungen – auch Bedenken bleiben. Details finden Sie
Lkw-Maut Der Staat muss umwelt- Delivery Hero Die Stabilität des Börsen- in der Donnerstagsausgabe des
freundliche Transporte fördern.  15 neulings ist nicht überraschend.  27 auf die der Stromnachfrage. exklusiven Fachbriefings zur digitalen
Zukunft von Gesundheit und Pharma.
Jochen Homann
Bergkarabach Der Konflikt in der Region Daimler Der Einstieg bei Aston Martin ist Präsident der Bundesnetzagentur
Melden Sie sich an unter:
eskaliert – weil Moskau und Ankara zu smart. Daimler hat einen Absatzkanal, und inside.handelsblatt.com/digital-health
allem bereit sind.  15 die Briten sind technisch abhängig.  27  48

In dieser Ausgabe
Namensindex
Altmaier, Peter .........................................................4
Berger, Hanno........................................................47
Bloomberg, Mike ...................................................47
Bösch, Julia ...........................................................45
Brinkmann, Frank..................................................20
Bulut, Tugce ...........................................................45
Decker, Michael .....................................................22
Gassen, Andreas ......................................................5
Giffey, Franziska ....................................................47
Goirigolzarri, José Ignacio ....................................31
Gulden, Björn ........................................................23
Haub, Katrin ..........................................................44
Henke, Rolf ............................................................16
Källenius, Ola .........................................................22
Kampeter, Steffen ...................................................9
Körzell, Stefan .........................................................9
Krug, Volker ...........................................................21
Kubicki, Wolfgang .................................................47
Leyen, Ursula von der .............................................9
Lindqvist, Martin ...................................................46
Loecker, Stefan de .................................................21
Merkel, Angela.....................................................4, 5
Messner, Dirk ...........................................................7
Moers, Tobias .........................................................27
Östberg, Nikolas ....................................................19
Schäuble, Wolfgang ..............................................11
Scholz, Olaf ..............................................................4
Schubert, Renate ..................................................10
Sellgren, Lena ..........................................................8
Sevilla, José ...........................................................31
Sewing, Christian ..................................................28
Söder, Markus ..........................................................4
Su, Lisa .............................................................18, 46
Trump, Donald .................................................10, 13
Tsai Ing-wen ...........................................................12
Wolff, Toto ..............................................................27
Unternehmensindex
Airbus .....................................................................17
AMD .................................................................18, 46
Apple ......................................................................18
Autobahn GmbH .....................................................6
Bankia ....................................................................31
BASF .......................................................................19
Beiersdorf ........................................................21, 44
Boeing ....................................................................17
Caixabank ..............................................................31
Daimler ..................................................................27
Delivery Hero ...................................................19, 32
Deloitte...................................................................21
Deutsche Bank ......................................................28
Dillinger Hütte .......................................................24
Eon .........................................................................20
Huawei ...................................................................10
Intel ..................................................................18, 46
Mercedes ...............................................................22
MVV ........................................................................20
Nike ........................................................................23
Outfittery ...............................................................45
Porsche ..................................................................35
Puma ......................................................................23
RWE........................................................................20
Sachsen Energie ....................................................20
Semalytix ...............................................................42
SSAB.......................................................................46
ST Microelectronics ..............................................18
Streetbees ..............................................................45
Tengelmann ...........................................................44
Volkswagen ............................................................35

Hamker, Astrid .......................................................44 Schmit, Nicolas .......................................................9 Aston Martin ..........................................................27 Microsoft ................................................................12 Xilinx.......................................................................46

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 DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210 Inhalt 3

Märkte heute Akteur des Tages

1 Amazon
Der Onlineversandhändler ist
über dem Vorjahr leicht auf 38,3
Milliarden Dollar gesunken. Beim
Apple-Chef Tim Cook
einer der größten Gewinner der Nettogewinn schlug ein Rück-
Corona-Pandemie. Der Umsatz im gang von 9,6 Milliarden auf knapp Mit einigem Abstand zur Konkurrenz präsentier-
zweiten Quartal legte um 40 7 Milliarden Dollar zu Buche. te der kalifornische Technologiekonzern erst
Prozent auf rund 89 Milliarden Lediglich beim Cloud-Geschäft kürzlich sein erstes 5G-fähiges Mobiltelefon. Bei
Dollar zu, der Gewinn lag bei 5,2 hatte es ein deutliches Wachstum der Produktvorstellung des neuen iPhone 12 Mitte
Milliarden Dollar. Im florierenden von 43 Prozent gegeben. Oktober rief Apple-CEO Tim Cook den Beginn
Cloud-Geschäft gab es einen einer neuen Ära aus. Ob das Gerät den Smart-
Zuwachs von knapp 30 Prozent.
Heute präsentiert Amazon die
Ergebnisse des dritten Quartals.
4 Fresenius
Der Gesundheitskonzern gibt
die Zahlen für das dritte Quartal
phone-Absatz noch einmal beschleunigen kann,
wird sich zeigen. Denn der Ausbau der entspre-
chenden Netze befindet sich noch am Anfang.
bekannt. Im Vorquartal war der Zuletzt hatte vor allem das im April in den Handel

2 Facebook
Das US-amerikanische
Unternehmen teilt die Zahlen für
Umsatz leicht auf 8,9 Milliarden
Euro gewachsen, das Konzern-
ergebnis ging um 13 Prozent auf
gekommene günstigere iPhone SE die Verkäufe
angeschoben und dem Konzern mitten in der Kri-
se ein Vierteljahr mit Umsatzzuwächsen in jeder
ein Abo, das 30 Dollar kostet und alle in den ver-
gangenen Jahren eingeführten Apple-Dienste
das dritte Quartal des Jahres mit. 410 Millionen Euro zurück. Der Produktkategorie beschert. bündelt – von Apple Music über Apple TV+ und
via REUTERS [M]

Mit rund 18,7 Milliarden Dollar zum Unternehmen gehörende Auch mit einer weiteren Innovation will Cook Apples Spieldienst Arcade bis zu einem neuen Fit-
vermeldete Facebook im voran- Dialysespezialist Fresenius mehr Kunden an den Konzern binden und ein ness-Dienst. Heute berichtet Cook über den Ver-
gegangenen Dreimonatszeitraum Medical Care berichtet ebenfalls. verlässliches Standbein neben den schwankenden lauf des letzten Quartals des Geschäftsjahres, das
den zweithöchsten Quartals- Hardwareverkäufen aufbauen: „Apple One“ ist im September endete.
umsatz, der Gewinn lag bei knapp
5,2 Milliarden Dollar. Bei den
aktiven Nutzern des sozialen
5 Airbus
Die Coronakrise belastet den
Flugzeughersteller erheblich. Der Anzeige

Netzwerks hatte es eine Steige- Konzernumsatz ist im zweiten

rung um 3,7 Prozent auf nunmehr Quartal um fast 55 Prozent auf 8,3
gut 2,7 Milliarden gegeben. Milliarden Euro eingebrochen.
Das Ergebnis ging mit minus 1,4

3 Alphabet
Der Internetriese Alphabet, zu
dem auch Google gehört, berich-
tet über das dritte Quartal 2020.
Zuletzt war der Umsatz gegen-
Milliarden Euro im Vergleich zum
Vorjahr (1,16 Milliarden Euro)
drastisch zurück. Airbus veröffent-
licht die Zahlen zum dritten
Quartal 2020.

DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS-




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 Thema des Tages
4 DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210
Teil-Lockdown ab Montag
► Fortsetzung von Seite 1
A
ngesichts der Existenzangst
und der Proteste der vom
Lockdown betroffenen Bran-
chen kündigte die Bundes-
regierung schon im Vorfeld
neue Staatshilfen an. „Ich gehe
davon aus, dass, falls es zu Einschrän-
kungen kommt, auch die Hilfsangebo-
te gleichzeitig mitbeschlossen werden“,
sagte Bundeswirtschaftsminister Peter
Altmaier (CDU). So will die Bundesre-
gierung den vom Corona-Lockdown
betroffenen Firmen bis Ende Novem-
ber 75 Prozent des Umsatzes erstatten.
Dies erfuhr das Handelsblatt aus Re-
gierungskreisen. Bundesfinanzminister
Olaf Scholz (SPD) skizzierte den Plan
für die Wirtschaft in der Videoschalte
mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU)
und den Ministerpräsidenten.
Den von temporären Schließungen
betroffenen Unternehmen und Ein-
richtungen werde der Bund eine Not-
hilfe gewähren, um sie für die finanziel-
len Ausfälle zu entschädigen, hieß es
in der Beschlussvorlage für das Bund-
Länder-Treffen. Wie immer die Details
zum Lockdown aussehen, klar war von
Anfang an: Es wird großzügige Hilfe
geben.
Das Konzept für die Nothilfen war
schon vor der Schalte mit Merkel fertig.
Die Erstattung soll sich am Umsatz aus
dem November 2019 bemessen. Be-
reits gewährte Hilfen wie Überbrü-
ckungshilfen oder Kurzarbeitergeld
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sollen von den Nothilfen abgezogen
werden. Dabei geht es vor allem um die
Gastronomie oder den Tourismus.
Die Kosten für die Nothilfen bezif-
fert das Bundesfinanzministerium auf
acht bis zehn Milliarden Euro. Dies sei
auch abhängig davon, welchen Bran-
chen die Nothilfen gewährt werden.
Ein dritter Nachtragshaushalt sei in
diesem Jahr aber nicht notwendig, hieß
es. Die Mittel für die Nothilfen könn-
ten aus dem bereits existierenden Topf
für Überbrückungshilfen stammen.
Von den dafür vorgesehenen 25 Milli-
arden Euro sind bislang erst rund zwei
Milliarden Euro abgerufen.
Aufgrund der neuen Hilfsmaßnah-
men wird die Verschuldung im nächs-
ten Jahr deutlich höher ausfallen als bis-
lang geplant. So will die Bundesregie-
rung etwa die ursprünglich bis
Jahresende befristeten Überbrückungs-
hilfen für die Wirtschaft bis Mitte
nächsten Jahres verlängern. Auch die
Verlängerung weiterer Hilfsmaßnah-
men ist wahrscheinlich. Die geplante
Nettokreditaufnahme von 96 Milliar-
den Euro für 2021 sei damit nicht zu
halten. Die Neuverschuldung werde
auch im nächsten Jahr „weit über 100
Milliarden Euro liegen“, sagte ein Re-
gierungsvertreter. In diesem Jahr plant
die Bundesregierung bereits mit einer
Rekordverschuldung von 218 Milliar-
den Euro.
Neben den neuartigen Nothilfen
sollen die Überbrückungshilfen noch
mal ausgeweitet werden. Auch darüber
wurde in der Runde von Merkel und
den Ministerpräsidenten beraten. Bay-
erns Ministerpräsident Markus Söder
(CSU) hatte schon vor dem Treffen
weitere Unterstützung angemahnt:
„Wir werden auch Zusatzhilfen für die
Wirtschaft brauchen.“ Als Beispiel
nannte Söder einen Unternehmerlohn
für Soloselbstständige.
Für viele Kulturschaffende, Solo-
selbstständige und Freiberufler stand
die Forderung nach einem „Unterneh-
merlohn“ ganz oben auf der Prioritä-
tenliste. Sie profitieren bisher kaum
von den staatlichen Hilfen, weil sie kei-
ne nennenswerten Betriebskosten ha-
ben, die sie angeben könnten. Zur De-
ckung ihres Lebensunterhalts dürfen
die Hilfen in den meisten Fällen jedoch
nicht verwendet werden, Ausnahmen
Peter Altmaier: gibt es in Nordrhein-Westfalen und
Der Minister Baden-Württemberg. Die übrigen Be-
rechnet mit troffenen müssen ihren Lebensunter-
baldigen halt im Zweifel mit der staatlichen
Hilfsangeboten. Grundsicherung, umgangssprachlich
Hartz IV, bestreiten.
Auch Altmaier machte den Solo-
selbstständigen Hoffnung und sprach
sich für eine entsprechende Regelung
aus. Die SPD lehnt das aber bisher ab.
Der Unternehmerlohn sei systematisch
nicht sinnvoll, hieß es in SPD-Kreisen.
Das sieht Ifo-Präsident Clemens
Fuest ähnlich. Es sei richtig, dass der
Barkeeperin in Hamburg: Den
von temporären Schließungen
betroffenen Lokalen werde der
Bund eine Nothilfe gewähren.
dpa
Staat in dieser Krise den betroffenen
Branchen mit Betriebskostenzuschüs-
sen und Liquiditätshilfen sowie Unter-
nehmern auch mit einem leichteren
Zugang zu Sozialleistungen helfe. Al-
lerdings: „Einen Unternehmerlohn se-
he ich skeptisch“, sagte der Ökonom.
„Es gehört zum Unternehmertum da-
zu, Risiken zu tragen.“ Das Wort „Un-
ternehmerlohn“ sei ein Widerspruch
in sich. Auch DIW-Chef Marcel Fratz-
scher ist gegen eine solche Hilfe: „Das
würde eine Zweiklassengesellschaft
schaffen, bei denen Unternehmer bes-
sergestellt wären als Arbeitnehmer.“
Das sei weder wirtschaftlich noch ge-
sellschaftlich zu rechtfertigen.
Auch wenn sie einen Unterneh-
merlohn ablehnen, sind die Sozialde-
mokraten zu einer großzügigeren
Überbrückungshilfe bereit. Die SPD
kann sich etwa eine Art Betriebskos-
tenpauschale vorstellen, bei der vor al-
lem die vielen Kleinunternehmer nur
nachweisen müssen, dass sie Corona-
bedingt Mindereinnahmen haben.
„Das ist unbürokratisch und kann ne-
ben der Grundsicherung beantragt
werden“, heiß es.
Der Druck auf die Politik ist groß,
bei neuen Beschränkungen die Hilfen
auszuweiten. Während die Kanzlerin
und die Ministerpräsidenten konferier-
ten, zogen Tausende Kulturschaffende
und Beschäftigte aus der Veranstal-
dpa
tungsbranche in zwei Demonstrations-
 DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210
zügen durch Berlin. Organisiert hatte
den Protestmarsch das Aktionsbündnis
„#AlarmstufeRot“. Auch der Hotel-
und Gaststättenverband Dehoga, der
Bundesverband der Deutschen Touris-
muswirtschaft sowie weitere Branchen-
vertreter hatten zur Teilnahme aufge-
rufen. Viele Branchen, die jetzt durch
erneute Schließungen besonders be-
troffen sind, fürchten um ihre Existenz.
Einem Drittel der 245.000 Betrie-
be des Gastgewerbes drohe bei einer
erneuten Schließung das Aus, warnte
beispielsweise Dehoga-Präsident Gui-
do Zöllick. „Sollte unsere Branche aus
pandemiebedingten Gründen quasi
mit einem Berufsverbot belegt werden
und damit eine Sonderlast in der Co-
rona-Pandemie tragen, müssen die po-
litisch Verantwortlichen schnell und
vollumfänglich für den Schaden auf-
kommen“, forderte er. Es gehe um das
Überleben der Branche.
Nach der jüngsten Konjunkturum-
frage des Deutschen Industrie- und
Handelskammertags ist vor allem die
Situation der Unternehmen im Bereich
„Kreative, künstlerische und unterhal-
tende Tätigkeiten“ ernst. Darunter fal-
len Theater, Ballett, Orchester, Chöre,
Zirkus, Bühnenkunst, Komponisten,
Künstler, Restauratoren, Theater- und
Konzertveranstalter, Opern- und
Schauspielhäuser oder Konzerthallen.
Von diesen Betrieben erwarten 71 Pro-
zent in diesem Jahr einen Umsatzrück-
gang um mehr als 50 Prozent.
Ein erneuter Lockdown werde die
Gastronomie, den Einzelhandel und
die Reisebranche hart treffen, sagte
DIW-Präsident Fratzscher. „Ein groß-
zügigerer Verlustrücktrag wäre der
beste Weg, um Unternehmen in diesen
Branchen zu entlasten und sofort fi-
nanzielle Hilfe zukommen zu lassen“,
sagte er. Ifo-Präsident Fuest machte
sich ebenfalls für eine Ausweitung der
steuerlichen Verlustverrechnung stark.
Das helfe vor allem jenen Firmen, die
vor der Krise bewiesen hätten, dass ihr
Geschäftsmodell profitabel sei.
Die FDP will am Donnerstag einen
entsprechenden Antrag im Bundestag
einbringen. „Dieses Jahr hat massive
Auswirkungen auf die arbeitenden
Menschen und die Unternehmen in
Deutschland“, sagte FDP-Fraktions-
vize Christian Dürr. „Die Antwort
kann nur Entlastung sein, damit die
Wirtschaft nicht weiter einbricht.“
Martin Greive, Jan Hildebrand, Donata Riedel,
Frank Specht, Gregor Waschinski ► Kommentar
dpa
Seite 14
Corona: Hilfe für die Wirtschaft
Nettokreditaufnahme
des Bundes 2020
Volumen Defizit bis
gesamt Ende Sept.
218
Mrd. €
72,5
Mrd. €
HANDELSBLATT
‹+DQGHOVEODWW0HGLD*URXS*PE+ &R.*$OOH5HFKWHYRUEHKDOWHQ=XP(UZHUEZHLWHUJHKHQGHU5HFKWHZHQGHQ6LHVLFKELWWHDQQXW]XQJVUHFKWH#KDQGHOVEODWWJURXSFRP
Ärztebündnis stellt sich gegen
Merkels Corona-Kurs
Zahlreiche Ärzteverbände fordern einen Strategiewechsel in der Pandemie. Sie warnen vor
einem neuen Lockdown und wollen einen stärkeren Schutz von Risikogruppen.
B
undeskanzlerin Angela Merkel
(CDU) setzt auf harte Einschrän-
kungen des öffentlichen Lebens,
um die steigenden Infektionszah-
Einen Unter- len in der Corona-Pandemie wieder in
nehmerlohn den Griff zu bekommen. Dieser Kurs
stößt in der deutschen Ärzteschaft auf
sehe ich deutliche Kritik. In einem am Mittwoch
skeptisch. Es veröffentlichten Positionspapier fordern
gehört zum zahlreiche Berufsverbände einen Stra-
tegiewechsel in der Pandemiepolitik und
Unterneh- einen Verzicht auf weitere Lockdowns.
mertum da- Der Schwerpunkt müsse künftig auf
zu, Risiken dem Schutz von Risikogruppen liegen,
die Bevölkerung mit Geboten statt Ver-
zu tragen.
AFP
boten mitgenommen werden.
Clemens Fuest Initiatorin des Papiers ist die Kassen-
Ifo-Präsident ärztliche Bundesvereinigung (KBV) – die
Vertretung aller in der gesetzlichen
Krankenversicherung tätigen nieder-
gelassenen Mediziner. Auf der Liste der
Unterstützer stehen rund 50 weitere
Verbände, vom Berufsverband der Kin-
der- und Jugendärzte über die Bundes-
psychotherapeutenkammer bis zum
Spitzenverband der Fachärzte.
KBV-Chef Andreas Gassen sagte bei
der Vorstellung des Papiers, die Pande-
mie müsse ernst genommen und dürfe
nicht verharmlost werden. Falsch sei
aber, „nur mit düsterer Miene apokalyp-
tische Bedrohungsszenarien aufzuzei-
gen“. Statt eines „Überbietungswett-
bewerbs“ bei den Maßnahmen sei ein
„realistisches, medizinisch begründetes“
Vorgehen nötig. Gassen forderte „ziel-
gerichtete Maßnahmen“ zum Schutz
von Hochbetagten und Menschen mit
Vorerkrankungen, die ein größeres Ri-
siko eines schweren Krankheitsverlaufs
haben. „Das Prinzip Gießkanne funktio-
niert nicht. Eine pauschale Lockdown-
Bayerns Minister-
präsident Söder:
Regelung ist weder zielführend noch
„Wir werden
umsetzbar.“
auch Zusatzhilfen Lob und Kritik an Papier
für die Wirtschaft
brauchen.“ FDP-Chef Christian Lindner forderte ei-
ne „ernsthafte Debatte“ über das Ärzte-
papier. „Die Corona-Strategie der Regie-
rung ist offensichtlich nicht alternativ-
los“, sagte Lindner dem Handelsblatt.
„Die jetzigen Freiheitseinschränkungen
sind sehr pauschal und sehr weitgehend.
Wenn Gesundheitsschutz mit größeren
Freiräumen und geringeren sozialen Fol-
geschäden möglich ist, sollte das daher
Überbrückungshilfen
dringend geprüft werden.“
für Unternehmen
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lau-
Volumen Bisher terbach kritisierte dagegen: Das Papier
gesamt abgeflossen „erweckt den Eindruck, dass man das
normale Leben ungeschützt laufen las-
sen könne, wenn wir uns auf die Risiko-
gruppen konzentrieren“. Das sei falsch.
„Wir wissen aus Studien, dass Sars-
CoV-2 auch bei Menschen mit mittel-
25 1,2
schweren Verläufen Langzeitschäden et-
wa an Nieren und Lunge verursachen
Mrd. € kann. Es geht um mehr, als nur den Tod
Mrd. € von Risikogruppen zu verhindern“, sagte
Lauterbach dem Handelsblatt. Es werde
auch nicht möglich sein, Alte und Men-
schen mit Vorerkrankungen dauerhaft
zu isolieren. Der Schutz von Risikogrup-
Quelle: Bundesfinanzministerium pen sei notwendig, könne den Schutz
der Restbevölkerung aber nicht ersetzen.
Debatte um Lockdown
Angela Merkel: Ihre Corona-Politik sorgt für Kritik unter Medizinern.
Die Ärzteverbände halten den An-
satz der Politik, „reflexartig“ wieder auf
Lockdowns zu setzen, für falsch. Bereits
im Sommer habe bei niedrigen Fallzah-
len das Infektionsgeschehen nicht voll-
kommen nachverfolgt und eingedämmt
werden können. „Bedingt durch die Sai-
sonalität des Infektionsgeschehens, die
Verlagerung der Aktivitäten von drau-
ßen nach drinnen sowie die erhöhte In-
fektanfälligkeit in den Herbst- und Win-
termonaten ist mit höheren Fallzahlen
als im Frühjahr und Frühsommer zu
rechnen.“ Der Rückgang der Fallzahlen
sei politisch eine „dringende Aufgabe,
aber nicht um jeden Preis“. Andere
dringliche medizinische Behandlungen
würden unterlassen. Auch gebe es
„ernst zu nehmende Nebenwirkungen
bei Kindern und Jugendlichen durch so-
Das Prinzip Gießkanne
funktioniert nicht. Eine
pauschale Lockdown-Re-
gelung ist weder zielfüh-
rend noch umsetzbar.
Andreas Gassen
KBV-Chef
ziale Deprivation und Brüche in Bil-
dungs- und Berufsausbildungsgängen,
den Niedergang ganzer Wirtschafts-
zweige, vieler kultureller Einrichtungen
und eine zunehmende soziale Schieflage
als Folge“.
Der Hamburger Virologe Jonas
Schmidt-Chanasit, der an dem Papier
mitgearbeitet hat, sagte, dass „Basis-
regeln“ wie Abstand, Hygiene und All-
tagsmasken eigentlich „vollkommen aus-
reichend“ seien, um die Pandemie gut zu
überstehen. Die Kooperation der Bevöl-
kerung erreiche man dabei eher mit Ge-
boten als mit Verboten. Schmidt-Chana-
sit sieht Versäumnisse der Politik, die
Menschen über die Regeln aufzuklären,
„gerade auch in den Zielgruppen, die
nicht so gut Deutsch sprechen“.
„Ein vierwöchiger Lockdown wird
unter großen Nebenwirkungen dazu
führen, dass die Fallzahlen nach unten
gehen“, sagte Schmidt-Chanasit. Danach
Thema des Tages 5
sei man wieder am selben Punkt wie vor-
her, es fehle an einer langfristigen Per-
spektive. Die Ärzteverbände weisen da-
rauf hin, dass das Virus nicht verschwin-
den werde. Auch ein Impfstoff werde nur
ein Mittel unter vielen sein. Bisher sei
erst einmal ein Virus über jahrzehntelan-
ge Impfkampagnen ausgerottet worden.
Fokus auf Risikogruppen
Eine langfristige Strategie muss nach An-
sicht der unterzeichnenden Ärztever-
bände die Risikogruppen stärker in den
Fokus nehmen. „Aus unserer Sicht wur-
de es über die Sommermonate leider
versäumt, analog zu den Konzepten der
Arztpraxen maßgeschneiderte und all-
gemeingültige Präventionskonzepte für
vulnerable Gruppen zu entwickeln“,
steht in dem Papier. Ein Beispiel für
Schutzmaßnahmen sei, dass Besucher
in Seniorenheimen, Pflegeheimen und
Krankenhäusern nur nach negativem
Antigen-Schnelltest Zutritt erhalten.
Zudem sollten dort FFP2-Masken mit
hoher Schutzwirkung getragen werden.
Auch außerhalb von Einrichtungen
könnten diese Masken an Menschen mit
einem erhöhten Covid-Risiko verteilt
werden. Wichtig seien staatliche Unter-
stützungsangebote oder Nachbarschafts-
hilfen für Menschen, die sich wenig in die
Öffentlichkeit begeben wollen.
Statt Ausgangssperren zu verhängen
oder Veranstaltungen zu verbieten,
müssten Hygienekonzepte stärker ge-
fördert werden. „Gesellschaftlich und in-
fektionsepidemiologisch ist es besser,
wenn Menschen sich in öffentlichen
Räumen mit Hygienekonzepten unter
optimalen Bedingungen treffen, als dass
sich die sozialen Begegnungen in ver-
gleichsweise weniger sichere private In-
nenräume verlagern.“ Die Ärzteschaft
spricht sich auch für einen bundesweit
einheitliches Ampelsystem aus, um die
Gefahrenlage in der Pandemie bis auf
Kreisebene besser einzuschätzen. Damit
nehmen die Verbände einen Vorschlag
des Bonner Virologen Hendrik Streeck
auf, der ebenfalls an dem Papier mitge-
wirkt hat. Statt nur auf Neuinfektionen
zu schauen, müssten auch Kennzahlen
wie „Infektionszahlen, Anzahl der
durchgeführten Tests, stationäre und in-
tensivmedizinische Behandlungskapazi-
täten“ in die Bewertung einfließen. Gregor
Waschinski
 Politik
6 DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210

Daniel Delhaes Berlin

D
ie Landesverkehrsminister
sparten nicht mit Kritik: Das
Bundesverkehrsministerium
habe „dafür Sorge zu tragen,
dass die volle Handlungsfähig-
keit der Autobahn GmbH
schnellstmöglich hergestellt wird und
der Übergang sowie die Zusammen-
arbeit mit den Straßenbauverwaltun-
gen der Länder sichergestellt wird“.
Möglichen Friktionen bei der Personal-
gewinnung, Verzögerungen bei Projek-
ten und sonstigen Problemen müsse
der Bund frühzeitig entgegenwirken.
Die Worte aus dem Beschluss der
Verkehrsministerkonferenz vom Ok-
tober zeigen: In Bund und Ländern
geht die Angst um. Zum 1. Januar soll
die Autobahn GmbH des Bundes die
Verantwortung für die Autobahnen
übernehmen. Drei Jahre lang hat der
Bund versucht, die Verwaltungen der
Länder zu bündeln. Effizienter, kos-
tengünstiger, besser sollte alles mit der
Zentralstruktur in Form einer GmbH
werden, so lautete die Hoffnung. Doch
das Gegenteil ist der Fall.

1,4
Milliarden Euro
sind im Bundeshaushalt für die
Verwaltung 2021 vorgesehen. Die
Autobahn GmbH kalkuliert aber
Stau auf der A4: Bei Bau und Betrieb der
Autobahnen drohen durch die neue
mit zwei Milliarden Euro.
Verwaltung gravierende Probleme.
Quelle: Eigene Recherche

Die Reform, die bisher eine halbe

Milliarde Euro verschlungen hat, gilt
schon bei ihrem Start als gescheitert. Verkehrspolitik
Nun soll ein „Begleitgremium“ den

Stillstand auf der

Ländern Einblick in das neue Konstrukt
garantieren, wie die Landesminister auf
ihrer Verkehrsministerkonferenz Mitte
Oktober beschlossen haben. Der Bund
will dem Folge leisten. Die Probleme

aber bleiben: Die Gesellschaft selbst
muss schon zum Start sparen und fürch-
tet gar Einschränkungen bei Betrieb,
Planung und Bau von Autobahnen.
Nach der Deutschen Bahn wird die
neue Autobahn GmbH die zweitgröß-
te Beteiligung des Bundes im Infra-
struktursektor werden. Deutsche Flug-
sicherung, die Flughäfen München,
Berlin-Brandenburg oder Köln/Bonn,
der Lkw-Mautbetreiber Toll Collect –
sie alles haben weit weniger Personal.
Allein die als Behörde strukturierte
Wasser- und Schifffahrtsverwaltung
besitzt eine vergleichbare Größe.
Der Bund versucht zwar, seine Ge-
sellschaften zu kontrollieren, doch
Rechnungsprüfer üben immer wieder
Kritik – auch in Sachen Autobahn
GmbH. So erklärte das Verkehrsminis-
terium auf Nachfrage, es gebe Anlass,
„die Beteiligungsverwaltung neu zu
strukturieren“. Ab Dezember soll eine
neue Unterabteilung für Ordnung sor-
gen. Doch das Kind ist längst in den
Autobahn
Ein Blick in den Wirtschaftsplan der neuen Autobahngesellschaft zeigt: Personal und
Strukturen fehlen, die Kosten explodieren. Die Bundesländer schlagen Alarm.
öffnungskalkulation mit zwei Milliar- Fünf Milliarden Euro sollen 2021 in die
den Euro. Zunächst waren es sogar 2,6 Autobahnen investiert werden.
Milliarden Euro. Dabei muss die Gesellschaft zum
Zugleich wird die neue Gesellschaft Start bereits mit deutlich weniger Per-
vom ersten Jahr an sparen müssen, um sonal auskommen als geplant. Mehr als
diesen hohen Kostenblock zumindest 13.660 Vollzeitstellen stehen in den
halten zu können. Die Zentrale soll Büchern, die mit Personal aus den Län-
pauschal fünf Prozent pro Jahr sparen, dern gedeckt werden sollten. Doch vie-
die Niederlassungen 2,5 Prozent. Ins- le Landesbedienstete flüchteten früh-
gesamt geht es um mehr als eine Milli- zeitig in andere Behörden.
arde Euro in den ersten vier Jahren. Die Auch das Versprechen des Bundes,
Geschäftsführung geht davon aus, dass dass jeder Mitarbeiter an seinem Stand-
die Kürzungen „zwangsweise zu ope- ort weiterarbeiten darf, half nicht. Im
rativen Einschränkungen insbesondere Gegenteil: Es belastet die Strukturen
imago images/STAR-MEDIA

Brunnen gefallen: Experten verglei-
chen die Planung der Autobahn GmbH
mit der des Hauptstadtflughafens BER.
Das Geld reicht vorn und hinten nicht.
Während der Bundeshaushalt inzwi-
schen zwar 1,4 Milliarden Euro für die
Verwaltung im ersten Jahr ausweist,
plant die Autobahn GmbH in ihrer Er-
in den Bereichen Betrieb sowie Planung der neuen Gesellschaft. So werden ne-
und Bau führen können“, heißt es im ben den zehn Niederlassungen und
internen Finanzplan, der dem Handels- 41 Außenstellen aufgrund der Zuge-
blatt vorliegt. Die Folgen seien „schwer ständnisse 190 Autobahnmeistereien
abzusehen“. Daher pocht die Geschäfts- betrieben. Hinzu kommen inzwischen
führung darauf, dass sie notfalls auch im auch noch sogenannte „Stützpunkte“
Haushalt Geld nutzen kann, das eigent- und „Projektbüros“, wozu Immobilien
lich für Investitionen vorgesehen ist. Verkehrsminister Scheuer: „Jahrelanges Durchwurschteln“? in kostspieliger Citylage angemietet

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 DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210
dpa
und ausgestattet werden müssen. So-
gar die Zentrale, die per Gesetz ihren
Sitz einzig und allein in Berlin hat und
dafür bereits Mietkosten von mehr als
sieben Millionen Euro aufbringen
muss, zählt nun noch vier dezentrale
Standorte in Essen, Frankfurt und
Dresden. Nur mit solchen zusätzlichen
Lockangeboten, die inzwischen mit
14,4 Millionen Euro zu Buche schla-
gen, konnte die Autobahn laut Bundes-
rechnungshof Landesbedienstete über-
zeugen. Zum Start zählt die neue Ge-
sellschaft rund 10.000 Mitarbeiter, der
Rest soll 2021 eingestellt werden. Mehr
als 7000 Mitarbeiter sind für den Be-
trieb der Autobahnen vorgesehen, gut
4000 für Planung und Bau und 2000
Mitarbeiter in der Zentrale.
Eine Antwort der Bundesregierung
auf eine Anfrage der Grünen im Bundes-
tag zeigt, wie dramatisch die Personal-
situation ist. Demnach liegen die Vakan-
zen in der Zentrale und den Aufbau-
teams in den Niederlassungen bei gut
einem Drittel im Vergleich zu den Plan-
zahlen. „Der Autobahn GmbH fehlen
an allen Ecken und Enden Leute, die ab
Januar die Projekte managen“, kritisiert
der haushaltspolitische Sprecher der
Grünen, Sven-Christian Kindler. „An-
dreas Scheuer tut entgegen allen Fakten
weiterhin einfach so, als befinde sich die
Reform im Plan, dabei hat er neben dem
Desaster bei der Pkw-Maut auch dieses
Projekt gegen die Wand gefahren.“
Der Personalmangel hat auch Fol-
gen für die Bauprojekte, die die Auto-
bahn eigentlich ab Januar betreuen soll-
te. So genehmigen die Bundesländer
‹+DQGHOVEODWW0HGLD*URXS*PE+ &R.*$OOH5HFKWHYRUEHKDOWHQ=XP(UZHUEZHLWHUJHKHQGHU5HFKWHZHQGHQ6LHVLFKELWWHDQQXW]XQJVUHFKWH#KDQGHOVEODWWJURXSFRP
jedes Jahr rund 30.000 Baupläne und
nehmen Bauabschnitte der Deges, der
Projektgesellschaft von Bund und
zwölf Ländern. Die Deges wickelt der-
zeit noch gut 200 Großprojekte im
Wert von mehr als 20 Milliarden Euro
ab, von denen das letzte im Jahr 2036
fertiggestellt werden soll.
Unterdessen stehen bei der neuen
Autobahngesellschaft bis Ende 2025
fast 300 Projekte in den Plänen. Doch
ohne die notwendigen Genehmigun-
gen stehen die Bagger im kommenden
Jahr still, wie Insider warnen. Notfalls
muss die Autobahn wieder externe In-
genieure beauftragen.
Der Plan, die Deges in die Auto-
bahn zu überführen, scheiterte aus ver-
fassungsrechtlichen Gründen. Nun
muss die Autobahn dort Planungs- und
Bauleistungen einkaufen. In ihrer Ver-
zweiflung wirbt die Autobahn sogar
Personal bei Deges ab. So soll der kauf-
männische Geschäftsführer wechseln,
weitere zentrale Mitarbeiter haben
ebenfalls gekündigt.
Unterdessen übertragen die Länder
weiter Projekte auf die Deges – weil sie
dort vernünftig weitergeführt werden,
wie es heißt. Intern hieß es, die Abgän-
ge werde die Deges gut verkraften. Aber
effizienter wird die Verwaltung der
deutschen Autobahnen durch die neue
Gesellschaft damit nicht. Experten ver-
muten, dass das frühestens in fünf oder
sechs Jahren der Fall sein wird.
Vorher muss die Gesellschaft wei-
tere Leistungen, die sie noch nicht
selbst erbringen kann, teuer bei den
Ländern einkaufen: Lohnabrechnun-
gen, IT-Systeme und vieles mehr – und
das alles zu Vollkosten. In der Finanz-
planung sind dafür allein 63 Millionen
Euro bis Ende 2023 veranschlagt, wo-
bei es sich dabei noch „um eine grobe
Kostenschätzung“ handelt. „Wir wol-
len uns nicht aus der Verantwortung
stehlen“, sagte der Verkehrsminister
von Schleswig-Holstein, Bernd Buch-
holz (FDP), dem Handelsblatt. „Wir
werden Kooperationsvereinbarungen
auf allen Ebenen schließen.“ Bis Ende
2023 wollen die Länder dem Bund un-
ter die Arme greifen.
Der Autobahn GmbH
fehlen an allen Ecken
und Enden Leute, die
ab Januar die Projekte
managen.
Sven-Christian Kindler
haushaltspolitischer Sprecher der
Grünen
Grünen-Haushaltsexperte Kindler
findet deutliche Worte. „In zentralen
Bereichen wird es ein jahreslanges und
teures Durchwurschteln geben“, sagt
er. „Die erhofften Effizienzen und Sy-
nergien rücken damit in weite Ferne.“
Die Reform verschlinge Hunderte Mil-
lionen Euro und werde von Tag zu Tag
teurer. „Doch ob sich der ganze Auf-
wand der Reform der Autobahnverwal-
tung wirklich lohnt, ist völlig unklar.“
Nur die Berater würden profitieren.
„Allein in den letzten neun Monaten
hat Scheuer über 19 Millionen Euro für
private Berater rausgehauen. Doch all
die teuren Berater können das Schei-
tern der Reform nicht kaschieren.“
Umweltbundesamt
Für ein EU-Klimaziel
von 60 Prozent
Das Umweltbundesamt fordert ein ambitioniertes Vorgehen
beim Klimaschutz der EU und macht Vorschläge.
Wie viel Klimaschutz darf sein, wie viel
Klimaschutz muss sein? Dirk Messner,
Präsident des Umweltbundesamts
(UBA), ist kein Freund von Unter-
gangsszenarien. Trotzdem sieht er die
Welt bereits in einer Situation, „in der
uns die Zeit davonläuft“. Um nicht die
Chance zu verspielen, die Erderwär-
mung auf 1,5 bis zwei Grad Celsius ge-
genüber vorindustrieller Zeit zu be-
grenzen, so wie es das Pariser Klimaab-
kommen vorsieht, fordert er die EU zu
ambitionierterem Handeln auf.
In einer an diesem Mittwoch vor-
gestellten Studie stellt das UBA meh-
rere Optionen vor, wie sich EU-weit bis
2030 mindestens 60 Prozent an klima-
schädlichen Emissionen im Vergleich
zu 1990 einsparen lassen. Das wären
fünf Prozentpunkte mehr, als die EU-
Kommission bisher vorgeschlagen hat.
Das EU-Parlament hatte sich für 60
Prozent ausgesprochen. Bis Jahresende
wollen sich die EU-Staaten auf ein neu-
es Klimaziel 2030 einigen. Die bishe-
rige Zielmarke liegt bei 40 Prozent.
Was ein neues Ziel konkret für die Ver-
pflichtungen der einzelnen Mitglied-
staaten bedeutet, ist noch unklar.
Für zentral hält das Umweltbun-
desamt eine Reform des europäischen
Emissionshandels – was bedeuten
würde, dass Industrie- und Energieun-
ternehmen abermals stärker als die bis-
lang nicht vom Emissionshandel erfass-
ten Bereiche Verkehr und Gebäude be-
troffen sein würden. UBA-Präsident
Messner hält diesen zunächst überpro-
portionalen Beitrag des klassischen
Emissionshandels für realistisch: „Die
tatsächlichen Emissionen von Energie-
wirtschaft und Industrie liegen seit vie-
len Jahren deutlich unterhalb der fest-
gelegten Obergrenze im europäischen
Emissionshandel“, argumentiert er.
Über eine Verknappung der Emis-
sionszertifikate, die versteigert werden,
könnte das schon kurzfristig umgesetzt
werden. Wichtig sei, so Messner, „dass
die Unternehmen hier schnell Pla-
nungssicherheit bekommen“.
Doch auch die nicht vom Emissions-
handel erfassten Sektoren will Messner
in die Pflicht genommen wissen. Bisher
sind diese EU-weit für rund 60 Prozent
der Emissionen verantwortlich.
Eine Möglichkeit besteht darin, ei-
nen Emissionshandel auch für Brenn-
Deutsches
Braunkohlekraft-
werk: Für zentral
hält das Umwelt-
bundesamt eine
Reform des
europäischen
Emissionshandels.
dpa
Politik 7
stoffe wie Benzin, Diesel, Gas oder Öl
einzuführen, um auch diese Emissio-
nen europaweit kosteneffizient und
verlässlich zu senken. Außerdem wür-
den beträchtliche Finanzmittel gene-
riert, die die Staaten für klimafreund-
liche Investitionen nutzen könnten.
Entscheidend ist laut UBA, dass zu
Beginn eine Trennung zwischen den
klassischen EU-Emissionshandelssek-
toren (Energie und Industrie) und den
neuen Sektoren (vor allem Gebäude
und Verkehr) stattfindet. Ansonsten
„besteht die Gefahr, dass die Min-
derung in den klassischen Sektoren
stattfindet – dort ist die Emissionsmin-
derung aktuell kostengünstiger“. Ein
gemeinsames System würde daher zu-
nächst keine ausreichenden finanziel-
len Anreize setzen, sich von klima-
schädlichen Techniken bei Gebäuden
und Mobilität zu verabschieden.
Parallel zur Erweiterung des Emis-
sionshandels regt das UBA verschärfte
europäische Flottengrenzwerte für
Pkws oder Lkws an sowie eine deutlich
beschleunigte Sanierung des Gebäude-
bestands. Es brauche einen gut abge-
stimmten Mix aus ordnungsrecht-
lichen und fiskalischen Instrumenten,
etwa die Förderung der energetischen
Sanierung von Gebäuden, heißt es.
Eine Option wäre eine Anpassung
der nationalen Emissionsbudgets aller
Mitgliedstaaten an ein neues Klimaziel.
Dazu müsste ein stärkeres EU-Klima-
ziel auf alle Mitgliedstaaten neu auf-
geteilt werden. Die Aushandlung einer
solchen Verpflichtung hält das UBA
aber für potenziell sehr langwierig.
Auch ein „Mechanismus zur Lü-
ckenschließung“, der den Mitgliedstaa-
ten seitens der EU finanzielle Anreize
gibt, mehr für den Klimaschutz zu tun,
käme infrage. Allerdings müsste eine
ausreichende Finanzierung über EU-
Mittel bereitgestellt werden und sicher-
gestellt sein, dass Mitnahmeeffekte
und Zielverfehlungen vermieden wer-
den. Bundesumweltministerin Svenja
Schulze (SPD) erklärte am Mittwoch,
eine Einigung der EU-Staaten zu errei-
chen „bleibt mein zentrales Ziel für die
verbleibenden Wochen der deutschen
EU-Ratspräsidentschaft“. Sie sei zuver-
sichtlich, dass das gelingen werde. „Die
Zeichen stehen auf erheblich mehr Kli-
maschutz.“ Silke Kersting
8 Politik DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210

Homo Oeconomicus

Was für den

grünen Wandel
wichtig ist
Kann die Welt in kurzer Zeit radikale Verände-
rungen erreichen? Wenn es keine andere Alterna-
tive gibt, lautet die Antwort eindeutig Ja. Die
Covid-19-Pandemie ist zum ultimativen Lack-
mustest geworden, der unsere Anpassungsfähig-
keit unter Beweis stellt. In diesem Jahr wurde der
Übergang zu einer digital betriebenen Gesell-
schaft extrem schnell vorangetrieben. Das hat
nachhaltig verändert, wie wir arbeiten, reisen und
miteinander interagieren.

Während die Unternehmen noch immer mit der

ungekannten Kombination aus schwerem Ange-
bots- und Nachfrageschock zurechtkommen
müssen, der durch die Pandemie ausgelöst wurde,
sehen sie sich gleichzeitig starkem Druck aus-
gesetzt, sich neu zu erfinden. Die Unterbrechun-
dpa

gen in der Produktion, die sie in diesem Frühjahr

nicht vermeiden konnten, haben die Verwundbar-
keit der Lieferketten in ihrer derzeitigen Form
noch einmal deutlich gemacht. Gleichzeitig Forschungs- und Industriepark

Die Zukunft von Tegel

kamen die durch Lockdowns und Kontaktvermei-
dung geänderten Verhaltensweisen der Verbrau-
cher denjenigen Unternehmen zugute, die sich
bereits an die digitale Wirtschaft angepasst oder
sie sogar mitgestaltet haben.

Wenn die Verwüstungen durch Covid-19 im Ein halbes Jahr nach dem Start des neuen Airports BER wird Tegel
nächsten Jahr unter Kontrolle gebracht sein endgültig geschlossen. Das berühmte Hexagon wird Mittelpunkt
werden, werden der Klimawandel und die drin-
gende Notwendigkeit, die in der Pariser Verein- für die Entwicklung urbaner Zukunftstechnologien.
barung festgelegten Ziele zu erreichen, wieder ins
Rampenlicht rücken. Nachhaltige Entwicklung ist
keineswegs optional, und der Druck von Regie- Silke Kersting Berlin ist das Areal endgültig kein Flughafen Hochschule im Hexagon, Forschungs-

V
rungen, Kunden und Verbrauchern auf Unterneh-
men, ihre Anstrengungen zu verstärken, wird nur iele Fluggäste dürften sich lange
noch zunehmen. Neue Wettbewerber, die mit gewünscht haben, dass der neue
grünen, zukunftssicheren Technologien Fort- Berliner Flughafen BER an der
schritte machen, werden alle Unternehmen unter südlichen Stadtgrenze nie eröff-
Handlungsdruck setzen. Wahrscheinlich ist die net wird. Grund war vor allem
Vorarbeit jetzt geleistet. Unsere erwiesene Tegel, der betagte, aber beliebte Flug-
Fähigkeit zur raschen Anpassung muss für die hafen im Nordwesten der Stadt. Tegel
grüne Transformation Europas eingesetzt wer- liegt zentral, die Wege sind kurz, das
den. Die vor uns liegenden Geschäftsmöglichkei- Einchecken geht schnell. Wer sich per
ten sind vielversprechend, nicht zuletzt, wenn es Taxi zum Flughafen fahren lässt, er-
um die marktnahe Produktion in Europa geht. reicht meist nach wenigen Schritten
seinen Check-in-Schalter – internatio-
Der Vormarsch der Automatisierung lässt den nal ist das eine Besonderheit.
Anteil der Löhne an den Produktionskosten Doch Tegel mit seinem markanten
mehr“, sagt Philipp Bouteiller, CEO
der Tegel Projekt GmbH, also quasi der
Chefplaner von „Berlin TXL“. „Dann
können wir übernehmen.“ Bouteiller
hat diesen Zeitpunkt lange herbei-
gesehnt. Er war bereits 2012 am Start,
damals, als die Eröffnung des BER
kurzfristig abgesagt worden war. „Es
war eine riesige Enttäuschung“, erin-
nert sich Bouteiller. Doch während er
zunächst noch davon ausging, dass sich
die Eröffnung des BER nur um einige
Monate verzögern würde, sei der
Mannschaft 2013 klar geworden: „Das
dauert länger.“
einrichtungen und Start-ups soll Platz
für etwa 800 bis 1000 Unternehmen
geschaffen werden.
Bis zu 20.000 Menschen sollen hier
arbeiten und dabei in der sogenannten
„Wuselzone“ an den Ideen von morgen
tüfteln. Ein Landschaftspark ist geplant,
außerdem drei neue, weitgehend kli-
maneutrale und autofreie Quartiere mit
etwa 9000 Wohnungen. Die städti-
schen Wohnungsbaugesellschaften sol-
len hier bauen, zudem Genossenschaf-
ten oder Baugruppen.
Die Nachnutzung Tegels ist derzeit
Berlins größtes und wichtigstes Stadt-

sinken. Das hat die Wettbewerbsbedingungen Hauptabfertigungsgebäude, dem unter
zwischen den Niedrigkostenländern und den Denkmalschutz stehenden sechsecki-
alten Industrienationen ausgeglichen. Auch die gen Terminal A namens Hexagon,
Löhne für qualifizierte Industriearbeiter und ächzt unter der Überlast. Seit dem ver-
Ingenieure sind in den Entwicklungsländern patzten Start des neuen Hauptstadt-
erheblich gestiegen. Das ermöglicht die heimische flughafens 2012 versucht die Flugha-
Fertigung für den lokalen und regionalen Markt, fengesellschaft mit allerlei Sondermaß-
die sowohl das Risiko einer Unterbrechung der nahmen, den Betrieb in Tegel
Lieferkette verringert, als auch die CO2-Emissio- möglichst reibungslos zu halten.
nen durch Langstreckentransporte senken kann. 1974, als Tegel für den zivilen Luft-
Eine gut konzipierte, marktnahe Fertigung kann verkehr eröffnet wurde und den Flug-
negative Umweltauswirkungen verkleinern. hafen Tempelhof im eingemauerten
West-Berlin ergänzte, waren es
Unternehmen müssen in ihre Mitarbeiter, die 620.000 Reisende im Jahr. 2019 wur-
Umwelt und ethische Geschäftspraktiken inves- den in Tegel mehr als 24 Millionen
tieren, um relevant zu bleiben – oder langfristig Passagiere abgefertigt.
zu überleben. Was das Ziel Europas anbelangt, Wenn jetzt der neue Hauptstadt-
bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu werden, so flughafen BER startet, soll für Tegel ei-
haben wir jetzt die Blaupause, um voranzukom- ne neue Zukunft beginnen. Das Gelän-
men. Dieser grüne Wandel erfordert drei Dinge: de, auf dem schon mit Luftschiffen ex-
Mut, Führung und Zusammenarbeit. perimentiert wurde und das später
Luftstützpunkt der Franzosen und Teil
der Luftbrücke zwischen West-Berlin
Lena Sellgren ist
Chefvolkswirtin
und der Bundesrepublik wurde, wird zu
von Business einem Forschungs- und Industriepark
Sweden. für urbane Technologien umgebaut.
Business Sweden
1000
Unternehmen
sollen sich künftig im stillgelegten
Berliner Flughafen Tegel ansiedeln.
Quelle: Tegel Projekt GmbH
Inzwischen schaut Bouteiller mit
einer gewissen Milde auf die Verzöge-
rung. Man habe sich dann ausgiebig da-
mit beschäftigt, gemeinsam mit vielen
Beteiligten ein Konzept für den Stand-
ort zu entwickeln und die Umsetzung
zu planen. „Es hätte ein bis zwei Jahre
schneller gehen können“, sagt Bou-
teiller. „Aber es hat das Projekt konzep-
tionell gestärkt.“
Das Projekt, das ist die Entwick-
entwicklungsprojekt. Das Gelände ist
fünf Quadratkilometer groß, viel Ent-
wicklungsfläche für Berlin, auf die sich
vor allem die wachsende Start-up-Szene
freut. „Ein Forschungs- und Industrie-
park auf dem Gelände des ehemaligen
Flughafens Tegel ist ein Projekt, von
dem ausdrücklich auch Start-ups in Ber-
lin profitieren sollen und können“, sagt
Jenny Boldt, Leiterin Start-ups beim Di-
gitalverband Bitkom. Es sei in den ver-
gangenen Monaten für schnell wach-
sende Start-ups immer schwieriger ge-
worden, geeignete Büroflächen in der
Stadt zu finden. Mit Tegel gebe es künf-
tig nicht nur ein größeres Angebot. „Da-
zu kommt die Vernetzung von innova-
tiven, technologieorientierten Unter-
nehmen in der Stadt“, so Boldt.
Berlin habe damit die Chance, sei-
ne Position als internationaler Hotspot
für Technologie-Innovationen weiter
auszubauen und ein Zeichen zu setzen.
Die Hoffnung der Start-up-Expertin:
In Tegel sollen nicht nur Unternehmen
zusammenkommen, die innovative

Der Masterplan ist beschlossen, der Flä-
chennutzungsplan von Berlin geändert,
der Bebauungsplan im Verfahren.
„Wenn Tegel im Mai 2021 offiziell
aus der Planfeststellung entlassen wird,
lung eines Standorts für urbane Tech-
nologien. Wo früher Fluggäste abgefer-
tigt wurden, sollen Konzepte zu erneu-
erbaren Energien, Mobilität und
Recycling entstehen. Neben der Beuth-
Technologien entwickeln. Die Firmen
sollen die Technologien auch vor Ort
erproben und einsetzen.
„Der Berliner Gewerbeimmobi-
lienmarkt ist eine Herausforderung für

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 DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210
Flughafen Tegel: Wo früher Fluggäste
abgefertigt wurden, sollen Konzepte
zu erneuerbaren Energien, Mobilität
und Recycling entstehen.
junge, wachsende Start-ups, deren
Platzbedarf sich mitunter sehr dyna-
misch entwickelt“, heißt es beim Bun-
desverband Deutsche Startups auf
Nachfrage. „Wir begrüßen daher aus-
drücklich die Pläne, den Flughafen Te-
gel nach Schließung für Start-ups, In-
novation und Coworking zu öffnen.
Die gute Lage, die vielfältig nutzbaren
Immobilien und nicht zuletzt der his-
torische Charme dieses Objekts sind
wie gemacht für junge Unternehmen,
die von Tegel aus die Welt erobern
möchten.“
Die durch die Schlie-
ßung entstehenden fi-
nanziellen Ausfälle
müssen vom Steuerzah-
len mit Millionenzu-
schüssen ausgeglichen
werden.
Sebastian Czaja
Vorsitzender der FDP-Fraktion im


Berliner Abgeordnetenhaus
Einer bedauert die bevorstehende
Schließung Tegels noch immer: Sebas-
tian Czaja, Vorsitzender der FDP-
 
Politik 9
EU-Kommission
Vorstoß für Mindestlohn light
Die Brüsseler Behörde präsentiert einen Rechtsrahmen für Mindestlöhne, verzichtet aber auf eine Richtgröße.
D
ie EU-Kommission hat ihren mit land liegt der Mindestlohn derzeit mission überhaupt berechtigt ist, eine
9,35
Spannung erwarteten Vorschlag mehr als zehn Prozentpunkte darunter. Richtlinie vorzulegen, da Lohnfindung
für einen Rechtsrahmen für eu- Der Deutsche Gewerkschaftsbund Sache der Mitgliedstaaten sei: „Wir leh-
ropäische Mindestlöhne vor- (DGB) ist deshalb noch nicht zufrieden nen eine europäische Mindestlohn-
gelegt. Es soll keine europaweit ein- mit dem EU-Vorschlag: „Ausdrücklich bürokratie als eine Kompetenzanma-
heitliche Lohnuntergrenze geben. begrüßen wir, dass die Kommission ßung der Europäischen Kommission
Stattdessen empfiehlt die Kommission den gesetzlichen Mindestlöhnen in ab“, sagte BDA-Hauptgeschäftsführer
eine Orientierung an den Durch- Europa einen Rahmen geben will – Steffen Kampeter. Die deutsche Politik
schnittslöhnen im jeweiligen EU-Land, auch wenn sie dabei durchaus mutiger sei aufgerufen, diese entschieden zu-
ohne sich aber auf eine verbindliche sein müsste“, sagte Vorstandsmitglied Euro brutto rückzuweisen. „Wir müssen beim Min-
Marke festzulegen. Stefan Körzell. In der Einleitung der pro Stunde beträgt destlohn die Kirche im Dorf und bei
derzeit der gesetzli-
Die Direktive sei „ein starkes Sig- Richtlinie betone die Behörde selbst, den Sozialpartnern lassen.“
che Mindestlohn in
nal, dass auch in Krisenzeiten die Wür- dass ein Mindestlohn in Höhe von 60 Deutschland. Bis
Die EU-Kommission sieht das an-
de der Arbeit heilig sein muss“, sagte Prozent des jeweiligen Medians viele 2022 soll er auf ders. Ein angemessener Mindestlohn
EU-Kommissionspräsidentin Ursula positive Auswirkungen haben würde. 10,45 Euro steigen. in jedem EU-Land helfe nicht nur, so-
von der Leyen. EU-Sozialkommissar Sie lege sich dann aber nicht auf eine Quelle: Bundesregierung
ziale Ungleichheit abzubauen. Er stärke
Nicolas Schmit erklärte, nahezu zehn entsprechende konkrete untere Halte- auch die Binnennachfrage, setze Ar-
Prozent der Beschäftigten in Europa linie fest. beitsanreize, könne Lohnunterschiede
lebten in Armut: „Dies muss sich än- Die Bundesvereinigung der deut- zwischen Männern und Frauen ein-
dern.“ schen Arbeitgeberverbände (BDA) be- ebnen und schütze Arbeitgeber vor
Zwar gibt es in allen EU-Ländern zweifelt dagegen, dass die EU-Kom- Dumpingkonkurrenz. Frank Specht
Mindestlöhne, die entweder vom Staat
oder durch Tarifabkommen vorgege-
Anzeige
ben sind. Doch in der Mehrheit der
Länder sei die Höhe bisher nicht aus-
reichend, heißt es in der Richtlinie. An-
gemessen wäre aus Sicht der EU-Kom-
mission beispielsweise ein Mindest-
lohn, der bei 60 Prozent des
Medianlohns des jeweiligen Landes
liegt. Der Median markiert genau die
Mitte der Lohnverteilung, also die eine
Hälfte der Beschäftigten verdient we-
niger, die andere mehr.
Dadurch würde sich die Situation
in etwa der Hälfte der Mitgliedstaaten
verbessern, zwischen zehn und 20 Mil-
lionen Beschäftigte könnten profitie-
ren, heißt es in der Einleitung der
Richtlinie. In der Direktive selbst tau-
chen die 60 Prozent des Medianlohns
aber nicht auf. Es heißt nur, die Natio-
nalstaaten sollten sich an international
üblichen Richtgrößen orientieren.
Stattdessen empfiehlt die Kommis-
sion, sich bei der Festlegung von Min-
destlöhnen an vier Kriterien zu orien-
tieren: der Kaufkraft, der Höhe und
Verteilung der Bruttolöhne, der Brut-
tolohnentwicklung sowie der Produk-
tivität. Die Brüsseler Behörde setzt sich
darüber hinaus für eine Stärkung der
Sozialpartnerschaft ein, weil Mindest-
löhne in den Ländern, wo sie von Ar-
beitgebern und Gewerkschaften aus-
 
gehandelt werden, höher sind.
Länder, in denen weniger als 70
Prozent der Beschäftigten unter einen
Tarifvertrag fallen, sollen deshalb nach
den Vorstellungen der EU-Kommis-  

Fraktion im Berliner Abgeordneten-
haus. „Mit der TXL-Schließung verliert
  #'#'
ganz Berlin an Strahlkraft“, findet Cza-
ja. Tegel sei nach wie vor ein funktio-
$"!  
nierender und rentabler Flughafen.
Czaja fordert seit Jahren den Wei-
sion einen Aktionsplan zur Stärkung
der Tarifbindung vorlegen. Die Behör-   "$   !" ! $"! " !! 
de hebt hervor, dass die Direktive nicht
das Ziel verfolgt, in kollektiv von Ar-  &
  &
beitgebern und Gewerkschaften aus-
gehandelte Verträge einzugreifen. Vor-

 % %
    $"
terbetrieb von Tegel. Er schaffte es
2017, dass mehr als 200.000 Berliner
in einem Volksbegehren für einen
 " 

Weiterbetrieb Tegels stimmten. Später
forderten die Berliner mehrheitlich in
einem Volksentscheid die Landesregie-
rung auf, die Schließungsabsichten zu
 #
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# "
handene Systeme, Traditionen und na-
tionale Besonderheiten würden
berücksichtigt.
$ "&
In Deutschland legt eine mit den
Vertretern der Sozialpartner besetzte
Kommission den Mindestlohn fest, die
Bundesregierung setzt den Beschluss 
 %#  ## & !
begraben. Die rot-rot-grüne Berliner per Verordnung um. Am Mittwoch hat   & 
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Koalition besiegelte indes das Aus von das Kabinett die Verordnung beschlos-
 $ &! $)$) 
# '!
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Tegel. Es bleibe festzuhalten, „dass sich
"#   %#!
der Senat über eine demokratische


Mehrheit hinweggesetzt und damit ei-
nen erfolgreichen Volksentscheid ein-
fach ignoriert hat“, sagt Czaja noch
heute. „Die durch die Schließung ent-
$&  !" &
stehenden finanziellen Ausfälle müs-
sen vom Steuerzahlen mit Millionen-
zuschüssen ausgeglichen werden.“
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sen, nach der der Mindestlohn von ak- (%!
% % (%  
tuell 9,35 Euro brutto pro Stunde bis 
Juli 2022 in vier Schritten auf 10,45
Euro pro Stunde steigt.
Hierzulande hatte es Befürchtun-
gen aufseiten der Arbeitgeber gegeben,
dass die EU-Kommission eine feste
Richtgröße, etwa die 60 Prozent des
Medianlohns, vorschreibt. In Deutsch-
10 Politik
USA versus China –
und wo steht die Schweiz?
Der geopolitische Großkonflikt lässt sich mit dem Geschäftsmodell der Alpenrepublik gut vereinbaren. Von Renate Schubert
D
ie rechtspopulistische Schweizerische Volkspartei (SVP)
hat bei der letzten Volksabstimmung eine krachende Nie-
derlage erlitten. Mit klarer Mehrheit sprach die Bevölke-
rung sich am 27. September gegen die maßgeblich von
der SVP initiierte „Begrenzungsinitiative“ aus – man will
sich nicht vom Rest der Welt isolieren, erst recht nicht von
Europa. Eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union steht
dennoch nicht zur Diskussion, zu unterschiedlich sind das Ver-
ständnis der Schweiz und jenes der meisten EU-Länder von der
Rolle des Staats und den Rechten und Pflichten der Bürgerinnen
und Bürger. Gerade weil die Schweiz eine von der EU unabhän-
gige Position schätzt, kommt sie nicht umhin, im geopolitischen
Konflikt zwischen den USA und China Stellung zu beziehen.
Funktioniert das klassische Neutralitätspostulat des Landes
auch in Zeiten zunehmender Rivalität der beiden Hegemonial-
mächte? Und was sind die Folgen des Machtkampfs der Großen
für die kleine, stark vernetzte Schweiz? Derzeit deutet wenig da-
rauf hin, dass die Schweiz ausschließlich auf die Karte „USA“ oder
den Trumpf „China“ setzt – auch wenn einige Medien schon von
einer „Unterwerfung“ unter die Vereinigten Staaten von Amerika
sprechen. Anlass für die Unterwerfungsthese war die Tatsache,
dass die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich ihre Wis-
senschaftler im vergangenen Jahr aufgefordert hatte, dem chi-
nesischen Unternehmen Huawei keine Forschungstechnologie
mit amerikanischen Komponenten mehr bereitzustellen.
Vorangegangen war die an amerikanische Konzerne gerich-
tete Weisung von US-Präsident Donald Trump, eigene Hightech-
Technologie nicht länger an Huawei zu verkaufen. Gegen die
Unterwerfungsthese spricht allerdings, dass Huawei bereits stark
in der Schweizer Wirtschaft präsent ist: Die Chinesen beteiligen
sich am Ausbau des 5G-Netzes, waren in diesem Jahr offizieller
Sponsor des traditionsreichen Lauberhorn- Skirennens, statten
Sportstadien mit Wireless-Infrastruktur aus und finanzieren For-
schungszentren sowie Professuren.
Nun ist China ohne Zweifel angetreten, die USA als Welt-
macht Nummer eins abzulösen – in militärischer Hinsicht, aber
auch in puncto Handel, Technologie und Finanzmärkte. Dagegen
stemmen sich die Amerikaner in seltener Einigkeit, ob Republi-
kaner oder Demokraten. Im Hochtechnologiesektor Handels-
beschränkungen gegen China zu verhängen wirkt da nur folge-
richtig. Es ist zu erwarten, dass die USA sich künftig noch stärker
von globalen Lieferketten abkoppeln werden, an denen China
beteiligt ist. Bei Medizingeräten und Arzneimitteln etwa kann
das ja auch sinnvoll sein, wie die Coronakrise gezeigt hat.
Aber wäre „Decoupling“ aus Sicht der
Alpenrepublik ebenfalls eine erfolgver-
sprechende Strategie? Wohl kaum. Etwa
die Hälfte aller Schweizer Warenimpor-
te und -exporte ist schließlich in globale
Wertschöpfungsketten eingebunden.
Glieder aus diesen Ketten zu lösen wäre
für ein kleines Land problema-
tisch. Das ginge mit verringerten
Handelsmöglichkeiten einher,
die durch mögliche zusätzliche
Renate Schubert: „Der ,Tech
Cold War‘ zwingt die Schweiz,
Farbe zu bekennen.“
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Global Challenges
Global Challenges ist eine
Marke der DvH Medien.
Das neue Institut möchte die
Diskussion geopolitischer Themen
durch Veröffentlichungen
bekannter Experten vorantreiben.
Ständige Autoren sind:
Prof. Dr. Ann-Kristin Achleitner
Co-Direktorin des Center
for Entrepreneurial and Financial
Studies an der TU München
Sigmar Gabriel
ehemaliger Außen-, Wirtschafts-
und Umweltminister; Vorsitzender
der Atlantik-Brücke e. V.
Prof. Dr. Veronika Grimm
Professorin für Volkswirtschafts-
lehre, insbesondere Wirtschafts-
theorie, an der Universität
Erlangen-Nürnberg und Mitglied
des Sachverständigenrats
Günther H. Oettinger
ehemals Ministerpräsident von
Baden-Württemberg und
EU-Kommissar; Präsident von
United Europe e. V.
Prof. Dr. Volker Perthes
Senior Advisor der Stiftung
Wissenschaft und Politik in Berlin
Prof. Jörg Rocholl, PhD
Präsident der internationalen
Wirtschaftshochschule ESMT
Berlin und Vize-Vorsitzender des
Wissenschaftlichen Beirats beim
Bundesfinanzministerium
Prof. Dr. Bert Rürup
ehemals Vorsitzender des Sach-
verständigenrats; derzeit Cheföko-
nom des Handelsblatts
Prof. Dr. Renate Schubert
Hochschullehrerin für National-
ökonomie an der ETH Zürich und
am Singapore-ETH Centre
Redaktion
Dr. Michael Brackmann, Bonn
DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210
Peter Rüegg/ETH Zürich, © Bildagentur Huber
Chancen, Produkte direkt in den USA oder eben in China ab-
zusetzen, nicht zu kompensieren wären. Hinzu kommt: „De-
coupling“ kostet – die Preise für Konsumgüter, in der Schweiz
ohnehin schon auf hohem Niveau, würden weiter steigen.
Wegen des chinesisch-amerikanischen Antagonismus scheint
derzeit allerdings alles auf eine bipolare Welt technologischer
Standards hinauszulaufen – eine Art „Tech Cold War“ mit US-
Standards einerseits und chinesischen Standards andererseits.
Beide dürften für absehbare Zeit nicht ohne Weiteres kompatibel
sein. Diese Zweiteilung wird die Schweiz ebenso wie die meisten
anderen Länder zwingen, Farbe zu bekennen und sich bei In-
dustriestandards und Datenspeicherung für die eine oder die an-
dere Welt zu entscheiden.
Würden Länder oder Unternehmen zweigleisig fahren und
mit beiden Standards arbeiten, wären damit ineffizient hohe Kos-
ten verbunden. Die Welt steht also vor schwierigen und kost-
spieligen Entscheidungs- und Aushandlungsprozessen. Vergel-
tungsmaßnahmen durch die jeweils nicht erfolgreiche Seite sind
alles andere als unwahrscheinlich. Käme es aufgrund von allge-
meinen geo- und machtstrategischen Überlegungen zur Abkopp-
lung der US-Finanzmärkte von China, würde dies den europäi-
schen Finanzzentren – nicht zuletzt Zürich – in die Hände spie-
len. Sie könnten dann gesuchte Partner der USA oder Chinas
werden.
Herausforderungen für kleine, vernetzte Staaten
Vieles spricht jedoch dafür, dass es für eine Abkoppelung im Fi-
nanzsektor schon zu spät ist. Gerade amerikanische Geschäfts-
banken sind inzwischen stark in China engagiert, da sie dort loh-
nende und wachsende Geschäftsfelder sehen. Zuletzt zeichneten
US-Investoren eifrig chinesische Staatsanleihen, obwohl US-
Präsident Donald Trump das natürlich nicht gern sieht. Zu hoffen
bleibt, dass die Konflikte zwischen den USA und China sich nicht
auch noch in militärischer Hinsicht wechselseitig hochschaukeln.
Nicht weniger als 90 Prozent des chinesischen Handels und 40
Prozent der Ölimporte sind auf Seewege angewiesen, die von
den USA kontrolliert werden – im Fall eines „heißen Kriegs“ wür-
den die geopolitischen Karten jedenfalls ganz neu gemischt.
Viele Länder sind also mit schwierigen Entscheidungen kon-
frontiert, wie sie künftig ihren Handel, ihre Industrien und ihre
Finanzmärkte positionieren wollen. Für kleine, wirtschaftlich
stark vernetzte Staaten sind die Herausforderungen besonders
groß. Spielen dabei auch noch der Technologie- und der Finanz-
sektor eine wesentliche Rolle, wird es noch komplizierter. All
dies trifft auf die Schweiz zu. Eine hohe Aufmerksamkeit für das,
was zwischen den Großen passiert, ist unverzichtbar, will die
Schweiz ihre gute wirtschaftliche und technologische Position
verteidigen. Das Talent der Schweiz, da darf man vorsichtig op-
timistisch sein, sich militärisch, aber auch sonst vor allzu voll-
mundigen Bekenntnissen für die eine oder andere Seite zu hüten,
wird auch im Konflikt zwischen den USA und China zum Tragen
kommen.
Im Übrigen ist eine kleine, wohlhabende Nation mit Finger-
spitzengefühl für das Ausloten von Verhandlungspositionen für
Peking ebenso interessant wie für Washington. Die Schweiz hat
in der Vergangenheit ihr Geschick bewiesen, für streitende Par-
teien erfolgreich die Rolle eines politischen Mediators zu spielen.
So könnte der Großkonflikt zwischen den USA und China sogar
durchaus gut zum helvetischen „Geschäftsmodell“ passen.
 DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210 Politik 11

Reform des Parteiengesetzes

Schäuble will digitale Wahl-Parteitage ermöglichen

Auf digitalen Parteitagen darf nicht über Personal und Satzungen abgestimmt werden. Wolfgang Schäuble will eine Reform anstoßen.

B
undestagspräsident Wolfgang Bereits nach der ersten Pandemie- Abstimmung rein digital ist damit äu- Bundesrat ein Gesetz, nach dem in
Schäuble (CDU) unternimmt ei- welle hatte es Gespräche über eine Re- ßerst schwierig zu organisieren und ju- Pandemiezeiten oder anderen Notla-
nen neuen Anlauf für eine Re- form des Parteiengesetzes gegeben, die ristisch möglicherweise anfechtbar. gen Parteien ihre Kandidaten für den
form des Parteiengesetzes. „Wir allerdings weitgehend ergebnislos ver- Die Politik brachte jüngst lediglich Bundestag künftig ohne Präsenzver-
müssen die Rechtsunsicherheit für Di- liefen. Eine Reform ist heikel: Eine kleinere Veränderungen auf den Weg. sammlungen aufstellen können.
gitalparteitage schnell beenden. Ich ha- Wahl auf Parteitagen ist geheim. Eine Anfang Oktober verabschiedete der Martin Greive
be deshalb den Wissenschaftlichen
Dienst des Bundestages damit beauf-
Anzeige
tragt, eine verfassungsfeste Lösung zu
finden“, sagte Schäuble nach Handels-
blatt-Informationen in der CDU/CSU-
Fraktionssitzung am Dienstag.
Sobald das Gutachten aus dem
Bundestag vorliege, werde er Gesprä-
che mit den Fraktionen führen. Der
Bundestag müsse „in den nächsten

  

Wochen“ eine Reform beschließen,
forderte Schäuble nach Angaben von
Sitzungsteilnehmern. Er werde „all sei-
ne Anstrengungen“ darauf richten.
Zwar sind rein digitale Parteitage
rechtlich schon jetzt möglich, Abstim-
mungen über Personal und Satzungen
in digitaler Form jedoch nicht. Auch
aus diesem Grund hat die CDU Anfang
der Woche ihren geplanten Parteitag
im Dezember verschoben, auf dem ein
neuer Parteichef gekürt werden sollte.
  

Die Absage hatte in der Partei zu einer

  
Kontroverse geführt. Einer der drei
Kandidaten für den Vorsitz, Friedrich
Merz, witterte eine Kampagne gegen
sich. Das „Establishment der Partei“
versuche mit der Verlegung des Partei-
tags seine Wahl zu verhindern.

Wir brauchen eine digi-

 
tale Lösung. Nur so
können wir den Streit in
der CDU beenden.
Wolfgang Schäuble
Bundestagspräsident

 

Auch CDU-Urgestein Schäuble !  " '' " $ " 
treibt die Verlegung des Parteitags um. # !!  '# !"  !% &" 
„Es wird auf Dauer keine Präsenzpar-
teitage geben können, wenn wir die #"!   #! $ !  ""
  
Zahlen sehen“, sagte Schäuble mit
Blick auf den jüngsten Anstieg der Co-
rona-Infektionen. Am Mittwoch waren
#       & ! "
die Neuinfektionen mit dem Corona-    "!"
"!  #"!
Virus mit über 15.000 auf einen neuen
Rekord gestiegen. Neben der CDU sei- !  # %   !#  #!  
en auch andere Parteien wie die Linke #  #!  
     
von der Verlegung von Parteitagen be-
troffen, so Schäuble. So wollte die Lin-
ke auf ihrem Parteitag in diesem Jahr
eine neue Doppelspitze wählen.
Schäubles Vorstoß zielt aber auch
darauf ab, die Personaldebatte inner-
halb der eigenen Parteien abzuräumen.
Auch das CDU-Urgestein sieht der De-
batten um den Vorsitz mit Sorgte. So
sagte Schäuble: „Wir brauchen eine di-
gitale Lösung. Nur so können wir den
Streit in der CDU beenden.“
Er sei zwar kein Digital-Spezialist.
Er werde sich aber „nicht von anderen
Parteien und auch nicht von Verfas-
sungsjuristen von einer Reform abbrin-
  
 
gen lassen“, sagte Schäuble weiter.
„Seitdem ich Bundesinnenminister    
war, höre ich immer nur, dass das Ver-
fassungsrecht dagegen spricht. Aber die




Entwicklung der Digitalisierung hat
mit alten Bundesverfassungsgerichts-
Urteilen nichts mehr zu tun“, sagte
Schäuble.

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12 Ausland
Kleine Insel, großer Erfolg
Kaum ein Land hat die Pandemie so gut im Griff wie Taiwan. Doch die zunehmenden
Spannungen zwischen den USA und China bedrohen die Erfolgsgeschichte.
Martin Kölling Tokio
M
anchmal sind Investitionen
auch ein politisches State-
ment: Der US-Softwarekon-
zern Microsoft stärkte diese
Woche Taiwan den Rücken.
Gemeinsam mit Taiwans Präsidentin
Tsai Ing-wen kündigte Microsoft den
Bau eines Datenzentrums auf der
Hightech-Insel vor der Küste Chinas
an. Präsidentin Tsai brachte die Bedeu-
REUTERS
tung des Deals auf den Punkt: „Unsere
Zusammenarbeit ist ein weiterer
Schritt vorwärts in der Partnerschaft
zwischen Taiwan und den USA“, sagte
die progressive Politikerin.
Tatsächlich verdeutlicht die Investi-
tion Microsofts Taiwans prekäre Sonder-
stellung: Auf der einen Seite hat kaum ein
Land die Coronakrise so gut im Griff wie
Taiwan - das gilt sowohl für die Pandemie
an sich als auch für deren ökonomische
Folgen. Andererseits ist die erstaunliche
Erfolgsgeschichte des Landes, das einen
Großteil der Computerchips für Tech-
nikkonzerne in aller Welt liefert, bedroht
– durch die wachsenden Spannungen im
Konflikt zwischen den USA und China.
„Taiwans Wirtschaft lässt souverän
die Covid-19-Schwäche hinter sich“,
sagt Sean Darby, der Chefstratege des
Investmenthauses Jefferies. Denn wäh-
rend die meisten Industrieländer tief
in Wirtschaftskrisen versinken, kassiert
Taiwan derzeit eine pandemische und
geopolitische Dividende ein. Taiwan
ist eines der wenigen Länder, für die
der Internationale Währungsfonds kei-
ne Schrumpfung der Wirtschaftsleis-
tung erwartet. Das taiwanische Institut
für Wirtschaftsforschung rechnet sogar
mit einem Wachstum von 1,8 Prozent.
Obwohl die Wirtschaft eng mit Chi-
nas verflochten ist und das Land gene-
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Taiwan
rell viele Besucher hat, konnte es mit
demokratischen Mitteln ohne Aus-
gangssperren die Infektionszahlen auf
nahe null reduzieren. Denn die Ge-
sundheitsbehörde hatte bereits Ende
Dezember 2019 die etablierten Pande-
mieprotokolle aktiviert und Infektionen
mit dem Einsatz von Technik verfolgt.
Dadurch hat schon die Binnenkon-
junktur weniger gelitten als im Rest der
Welt. Gleichzeitig profitiert das Land
kurzfristig von dem globalen Trend zu
Telearbeit und auch dem Technikkrieg
davon, mit seinen starken Chip- und
Elektronikunternehmen das Glied in
der globalen Lieferkette zu sein, das
China und den Rest der Welt verbin-
det. Taiwanische Auftragsfertiger wie
Foxconn stellten bislang Smartphones
und andere Elektronikprodukte für
Apple und den Rest der Elektronikwelt
in Fabriken wie China her. Fabriken in
Taiwan lieferten die Bauteile hinzu.
Mehr als 40 Prozent der taiwa-
nischen Exporte gehen daher nach Chi-
na. Doch auch in anderen Ländern
funktioniert Hightech nicht ohne tai-
wanische Produkte. So war die Insel, die
auf der Größe der Schweiz 23 Millionen
Menschen eine Heimat bietet, im Jahr
imago images/ZUMA Wire
Straße in Taipeh: Kaum
ein Land hat die Coronakrise
so gut im Griff wie Taiwan,
2019 mit einem Weltmarktanteil von
17 Prozent nach den USA der zweit-
größte Halbleiterproduzent.
Gefährliche Doppelrolle
Eine Erfolgsgeschichte also – wäre da
nicht die Sorge, dass Taiwan wirtschaft-
lich und militärisch im eskalierenden
Konflikt zwischen den USA und China
zerrieben werden könnte. China sieht
die kleine Republik China als integralen
Teil der Nation und droht seit Jahrzehn-
ten, sie notfalls mit Gewalt heim ins
Reich der Mitte zu holen. Nach der An-
kündigung mehrerer Waffenverkäufe
Taiwans Präsiden- der USA an Taiwan warnte Hu Xijin, der
tin Tsai Ing-wen: Chefredakteur der „Global Times“, ei-
Aufrüstung gegen
eine chinesische
Invasion.
nes Sprachrohrs der kommunistischen
Partei Chinas, kürzlich: „Die Gefahr,
dass die jüngsten Spannungen in einen
Krieg münden, wächst.“
Für die USA ist China ein strategi-
scher Rivale. Und so könnte Taiwan
gerade die Rolle als Bindeglied zwi-
schen China und der Welt zum Ver-
hängnis werden. Noch braucht China
die Technik aus Taiwan, um seine ei-
gene Industrie aufzurüsten. Aber nicht
zuletzt der Druck aus den USA sorgt
1,8
dafür, dass China sich zunehmend un-
abhängig von taiwanischen Lieferun-
gen macht. Das wiederum gefährdet
den langfristigen ökonomischen Erfolg
der Insel.
Gleichzeitig stärken Chinas mas-
sive Aufrüstung und das massive
Durchgreifen Pekings in Hongkong die
demokratische Fortschrittspartei von
Prozent höher Präsidentin Tsai. Und die glauben nicht
könnte die Wirt-
mehr an die frühere Ein-China-Politik,
schaftsleistung Tai-
wans in diesem
die China weiterhin verfolgt, sondern
Jahr ausfallen. sehen Taiwan nun als unabhängigen
Quelle: Taiwanisches In-
Staat. Seit ihrem ersten Wahlsieg ver-
stitut für Wirtschaftsfor- sucht Tsai daher einen Drahtseilakt. Sie
schung vermeidet eine offizielle Unabhängig-
DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210
keitserklärung, um China nicht zu ei-
nem Militärschlag zu provozieren.
Gleichzeitig versucht sie, das Land
wirtschaftlich und politisch aus der Ab-
hängigkeit Chinas zu befreien.
Seit Jahren predigt sie, dass Tai-
wans Wirtschaft sich mehr im Rest
Asiens engagieren soll. Und sie wirbt
seit Längerem dafür, dass westliche
Technologiekonzerne in Taiwan und
nicht in China Forschungs- und Da-
tenzentren errichten. Doch erst die
harte Haltung Washingtons gegenüber
China verhilft dieser Strategie zum
Durchbruch. Und so trennen sich tai-
wanische Auftragsfertiger von ihren
Fabriken in China und bauen neue in
Südostasien und Indien auf, um von
dort die nicht chinesische Lieferkette
zu beliefern. Und mit Microsoft konnte
Tsai nach Google nun einen weiteren
Internetkonzern auf die Insel holen.
30.000 neue Jobs will Microsoft dort
schaffen.
Trotz solcher Erfolge muss sich erst
noch zeigen, ob die westlichen Märkte
die möglichen Verluste in China wett-
machen können. Dazu kommt das
geopolitische Risiko. Noch schrecken
die USA zwar davor zurück, Taiwan di-
plomatisch anzuerkennen. Aber sie
werten das Land mit historischen Be-
suchen von Regierungsvertretern auf
– und sie liefern Rüstungsgüter. Vorige
Woche kündigten die USA erstmals
den Verkauf eines offensiven Raketen-
systems an. Diese Woche folgte ein 2,4
Milliarden Dollar schwerer Deal für
mehr als hundert mobile Harpoon-Ab-
schusssysteme für Schiffabwehrrake-
ten.
Taiwan setzt damit auf eine „asym-
metrische Kriegsführung“. Das bedeu-
tet, dass die Regierung von Präsidentin
Tsai Ing-wen den Preis einer Invasion
des übermächtigen Gegners durch Auf-
Taiwan trotzt dem Virus
Reales Bruttoinlandsprodukt
Veränderung zum Vorjahr in Prozent
+10
Prognose
+8
+6
+4 +3,2 %
+2
0
±0
2010 2021
Einkaufmanagerindex Industrie
Index in Punkten
60 55,2 Pkt.
55
50
45
40
Jan. 2020 Sept.
HANDELSBLATT Quellen: Bloomberg, IWF
rüstung mit relativ preiswerten Waffen-
systemen derart in die Höhe treiben will,
dass Chinas Führung von militärischen
Abenteuern absieht. Eine riskante Stra-
tegie.
Noch hält der Frieden an der Tai-
wan-Straße zwar, die China von Taiwan
trennt. Aber China reagiert immer schär-
fer. Diese Woche verhängte Peking Sank-
tionen gegen die vier US-Rüstungs-
konzerne, die Waffen liefern werden. Der
Ton auf beiden Seiten der Taiwan-Straße
wird rauer – und damit die politischen Ri-
siken für das taiwanische Erfolgsmodell.
 DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210
Die Grenzbefestigung war ein zentrales Thema in Trumps vergangenem Wahlkampf. Nun wird für sie Platz geschaffen – inmitten
von Naturschutzflächen und Indianergebieten. Dabei kommen Drogen auf ganz anderen Wegen ins Land.
K
aum ein Versprechen Donald
Trumps war 2016 so ambitioniert
wie die Ankündigung, an der Süd-
grenze der USA eine neue Grenz-
befestigung zu bauen. Seine Kritiker be-
lächelten das Projekt lange – doch vier
Jahre später müssen sie erkennen, dass
Trump sein Vorhaben tatsächlich durch-
boxt.
Auf 725 Kilometern, also knapp ei-
nem Viertel der 3200 Kilometer langen
Grenze zwischen den USA und Mexiko,
dürfte laut Experten bis Ende des Jahres
tatsächlich eine neue Befestigung errich-
tet sein. Zwar baut die Regierung über
weite Strecken vor allem die bereits be-
stehende Mauer aus, doch diese „Nach-
besserungen“ sind nicht zu unterschät-
zen: Bisherige simple, kniehohe Fahr-
zeugbarrieren werden durch neun Meter
hohe Stahlstreben ersetzt; teilweise ist
die neue Mauer auch ergänzt um Stachel-
draht und eine ausgeklügelte Beleuch-
tungs- und Videoüberwachungsanlage.
Mehr als 40 Gesetze zum Naturschutz
hat die Regierung außer Kraft setzen las-
sen, um den Bau in den Grenzstaaten
Texas, New Mexiko, Arizona und Kali-
fornien voranzutreiben. Sie stützt sich
dabei auf ein nach den Terroranschlägen
von 2001 erlassenes Gesetz (Real ID
Act); zudem rief sie an der Südgrenze den
Notstand aus, was ihr weitere Vollmach-
ten sicherte.
Gravierender Eingriff
Vor allem in Arizona schreitet der Mau-
erbau mit großen Schritten voran, denn
im Gegensatz zu anderen Grenzstaaten
klagt die Regierung in Phoenix nicht ge-
gen die Pläne. Auch befindet sich in Ari-
zona weniger Grenzland in Privatbesitz
als etwa in Texas. Bemerkenswert sind
vor allem die Bauarbeiten in den entle-
genen Wüstenregionen im Südosten
Arizonas: Dort gab es bisher über lange
Strecken gar keine physische Befestigung
zwischen den USA und Mexiko, weil
Berglandschaften eine natürliche Grenze
bilden.
Inmitten dieser unwegsamen Region
sprengen nun Baufirmen ganze Felshän-
ge mit Dynamit weg, um Serpentinen-
straßen zu schaffen, auf denen Lastwagen
die Stahlträger für die Grenzmauer trans-
portieren können. Behauptungen man-
cher Demokraten, Trump werde lediglich
die bestehende Mauer etwas ausbessern,
werden hier Lügen gestraft. Gleichzeitig
ist fraglich, wie sinnvoll eine Grenzbefes-
tigung an diesem Ort überhaupt ist: Es
gibt keine Straßen oder Dörfer, in denen
Schmuggler untertauchen könnten, und
mehr als die Hälfte des Jahres wird es dort
über 40 Grad heiß. Die Sprengarbeiten
betreffen auch den Guadalupe Canyon,
ein Naturschutzgebiet und die Heimat
bedrohter Arten wie des Jaguars.
Der Tierschützer Myles Traphagen
von der Organisation Wildlands Net-
work warnt im Gespräch davor, dass die
neue Grenzbefestigung zwar keine Men-
schen, aber Tiere bei der Migration be-
hindern werde. „Es ist nicht nur die Mau-
er, es ist die Beleuchtung während der
ganzen Nacht, die enormen Schaden an-
richtet.“ Doch nicht nur Tierschützer
sind alarmiert. „Die Zerstörung dort ist
jenseits jeder Vorstellungskraft“, sagt der
Fotograf John Kurc, der die Bauarbeiten
seit Wochen täglich mit Drohnen doku-
mentiert. Das Abstruse sei, sagt Kurc,
dass die neue Grenzmauer teilweise an
‹+DQGHOVEODWW0HGLD*URXS*PE+ &R.*$OOH5HFKWHYRUEHKDOWHQ=XP(UZHUEZHLWHUJHKHQGHU5HFKWHZHQGHQ6LHVLFKELWWHDQQXW]XQJVUHFKWH#KDQGHOVEODWWJURXSFRP
Ausland 13
USA
Eine Mauer um jeden Preis
stärkt. Bei einem Besuch Anfang Okto-
Trump vor Grenzmauer in ber äußerten die Anwohner gemischte
Arizona: Mehr als 40 Gesetze Meinungen zu dem Projekt; 95 Prozent
zum Naturschutz hat die US-Regie- der Bevölkerung in Nogales sind hispa-
rung außer Kraft setzen lassen, noamerikanisch. Ein junger Familien-
um den Bau voranzutreiben. vater erzählt vor seinem Wohnhaus, er
lebe seit 20 Jahren hier, und unter
Trumps Präsidentschaft habe sich das
Leben in Nogales kaum verändert. Eine
ältere Dame, die von ihrem Haus aus di-
rekt auf die Grenzmauer blickt, sieht das
anders. Sie stellt sich als Ortensia vor und
erzählt, sie finde es gut, dass Trump die
Grenzmauer ausbaue. Seit er der Prä-
sident sei, kämen weniger papierlose Zu-
wanderer nach Nogales; früher seien die
„Sans-Papiers“ durch ihren Vorgarten
gerannt. Sie fühle sich nun sicherer – im
November werde sie wieder für Trump
AP
stimmen. Marie-Astrid Langer
Berghängen vorbeiführe, die auf der me-
Anzeige
xikanischen Seite höher seien als die
Mauer. Schmuggler könnten also einfach
über die Grenzbefestigung springen. „Bei
dem Ganzen geht es nur um die Eitelkeit
unseres Präsidenten.“ Kurc veröffentlicht
seine Aufnahmen in den sozialen Netz-
werken: „Mein Ziel ist es, den Menschen
zu zeigen, wozu es geführt hat, wen wir
zum Präsidenten gewählt haben.“
Auch im Südosten Arizonas, inmit-
ten der Sonora-Wüste, sprengen die
Bauarbeiter unwegsames Gelände für
die neue Grenzmauer weg. Dort verwüs-
ten sie einerseits Naturschutzgebiete, in
denen der berühmte Saguaro-Kaktus
wächst, andererseits den Ureinwohnern
heilige Gebiete. Bei einer Kongressanhö-
rung im Februar sagte der Vorsitzende
des Indianerstamms Tohono O’Odham
aus, dass die Sprengarbeiten mitten
durch die Ruhestätten ihrer Vorfahren
verliefen. Unter Tränen flehte er die Ab-
geordneten an, das Projekt zu stoppen.
„Es ist so, als würde man eine Mauer
mitten durch euren Friedhof Arlington
bauen.“ Seit Wochen kommt es immer
wieder zu teilweise gewaltsamen Aus-
schreitungen zwischen protestierenden
Ureinwohnern und Mitarbeitern des
Grenzschutzes.
Der Nutzen bleibt fraglich
Fraglich ist, ob es mit den neuen Grenz-
befestigungen tatsächlich gelingt, illegale
Zuwanderung und Drogenhandel zu un-
terbinden. In einem im Juli veröffentlich-
ten Bericht des Generalinspektors im
Ministerium für Inlandssicherheit heißt
es, dass beim Mauerbau „keine vernünf-
tige Methodik angewandt wurde, um
ausfindig zu machen, welche Regionen
am meisten von neuen physischen Bar-
rieren profitieren würden und was dies
die Steuerzahler kosten würde“.
15 Milliarden Dollar hat der Mauer-
bau bisher gekostet. Zwei Drittel davon
wurden vom Budget des Pentagons ab-
gezogen; mit den Geldern hätten unter
anderem Schulen und Kindertagesstätten
auf Militärbasen renoviert werden sollen.
Bekanntlich gelangt das Gros der Drogen
und der „Papierlosen“ jedoch über die le-
galen Grenzübergänge in die USA – etwa
in Nogales in Arizona, wo erst Anfang
Oktober der größte Drogenfund in der
Geschichte des Bundesstaats sicher-
gestellt wurde: 800 Pfund Methamphe-
tamin, versteckt in einem Lastwagen.
In der Grenzstadt Nogales hat
Trump die seit 1995 bestehende Mauer
nicht ersetzt, aber mit Stacheldraht ver-
 Meinung & Analyse
14
Wahnsinn Lockdown
E
in Lockdown muss her – aber bevor Sie
jetzt gleich wieder erschaudern: Damit
ist kein weiterer ökonomischer Still-
stand gemeint, denn da ist wirklich
schon genug Schaden angerichtet
worden seit März. Nein, die Rede ist
von einem anderen Lockdown, der im Gegen-
satz zu den drakonischen Wirtschafts-
maßnahmen nicht mal viel kosten würde: Was
wäre, wenn Teile der Regierung, der „Exper-
ten“ aller Art, aber auch mancher Medien in
eine Art freiwillige Corona-Schweigeklausur
gingen? Sagen wir: zwei Wochen? Um die
akute Welle der Hysterie, Panikmache und
Untergangs-Menetekel zu brechen? Wäre das
nicht ein spannendes Experiment – und
vergleichsweise harmlos im Vergleich zu all
den Operationen am offenen Herzen einer
Gesellschaft im Ausnahmezustand, wie wir sie
in den vergangenen Monaten erleben mussten?
Hilfreich wäre es zum Beispiel, wenn der
SPD-„Gesundheitsexperte“ Karl Lauterbach
und andere apokalyptische Reiter sich selbst
mal ein bisschen Talkshow-Abstinenz ver-
ordnen würden. Wenn Politiker wie Markus
Söder wenigstens einen Herbsturlaub lang
damit aufhören könnten, sich einen Wettlauf
mit Konkurrenten zu liefern bei der Frage,
wer der härteste Corona-Bekämpfer im Land
ist. Und ein Segen wäre es auch, wenn manche
Medien zu ihrer Rolle als Wächter und Kriti-
ker zurückkehren würden, statt sich als
Claqueure von Kanzlerin, Gesundheits-
minister oder RKI-Chef zu begreifen.
Es geht hier gar nicht darum, Corona klein-
zureden. Aber selbst ARD und ZDF hätten in
den vergangenen Monaten teils eine „dys-
topische Endzeitstimmung“ verbreitet,
bilanziert eine Inhaltsanalyse der Universität
Passau. Der Medienforscher Stephan Russ-
Mohl beobachtet gar „mit großer Sorge den
Overkill, mit dem die Leitmedien über die
Pandemie berichten“. Sie hätten mit ihrem
‹+DQGHOVEODWW0HGLD*URXS*PE+ &R.*$OOH5HFKWHYRUEHKDOWHQ=XP(UZHUEZHLWHUJHKHQGHU5HFKWHZHQGHQ6LHVLFKELWWHDQQXW]XQJVUHFKWH#KDQGHOVEODWWJURXSFRP
Coronakrise
„grotesken Übersoll an Berichterstattung
Handlungsdruck in Richtung Lockdown
erzeugt“. Da ist die letzte „Bild am Sonntag“,
die auf blutroter Titelzeile atemlos „Außer
Kontrolle“ schrie, nur ein besonders ein-
drucksvolles Beispiel für den aktuellen Kam-
merton. Außer Kontrolle droht derzeit eher
unser Umgang mit Corona zu geraten als die
Krankheit selbst.
Dabei hat sich die Welt verändert, seit das
Virus vor knapp einem Jahr in Wuhan seinen
globalen Eroberungsfeldzug antrat. Wir
kennen Corona längst viel besser. Wir wissen,
dass das Virus zwar nicht ungefährlich ist,
aber auch nicht so todbringend wie anfangs
vielerorts befürchtet. Es ist beherrschbar,
auch ohne Lockdown – ein Instrument
übrigens, das in der gesamten Menschheits-
geschichte bislang einzigartig ist. Und ob diese
Idee des totalen Stillstands nun die Rettung
Die Coronakrise oder unsere Büchse der Pandora 2.0 war,
hat viele können vielleicht erst künftige Generationen
beurteilen.
Verantwort-
liche. Das Virus Fakt ist, dass es mittlerweile viele kon-
ist längst nur struktive Lösungsansätze und Warnungen
gibt, es auch bitte nicht zu übertreiben mit
noch einer unserem Kampf gegen die Pandemie. Die
davon. Zahl der Neuinfektionen steigt zwar gerade –
auch saisonbedingt – stark an. Zugleich
Thomas Tuma wächst die Zahl der intensivmedizinisch
behandelten Corona-Patienten und der
Todesopfer im Vergleich zum Frühjahr indes
weit weniger drastisch.
Auch deshalb plädiert die Kassenärztliche
Bundesvereinigung gemeinsam mit rund 50
Verbänden sowie den Top-Virologen Hendrik
Streeck und Jonas Schmidt-Chanasit in einem
frischen Positionspapier für Gebote statt
Verbote, für noch besseren Schutz der Risiko-
gruppen und ein genaueres Ampel-Warn-
system, das Streeck erst jüngst im Handels-
blatt vorgestellt hat.
DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210
Schmidt-Chanasit hat kürzlich darauf hinge-
wiesen, dass in Deutschland jedes Jahr allein
40.000 Menschen „an außerhalb des Kranken-
hauses erworbenen Lungenentzündungen“
sterben – viermal mehr, als Corona bislang an
Opfern gefordert hat. Sein Fazit: Man müsse
„das Coronavirus im richtigen Verhältnis zu
anderen Krankheiten sehen“.
Er ist damit längst nicht mehr allein: In ihrer
Great Barrington Declaration empfahlen
namhafte Epidemiologen der Universitäten
Harvard, Stanford und Oxford jüngst zwar
den „gezielten Schutz“ der Risikogruppen.
Der große, große Rest der Bevölkerung
allerdings solle sein normales Leben wei-
terführen, bis durch natürliche Ansteckungen
Herdenimmunität erreicht sei – ein Begriff,
der hierzulande weiterhin bei manchen
Schnappatmung provoziert. Trotzdem haben
das Papier weltweit bereits viele Fachleute
mitunterzeichnet.
Der Bundesregierung ist das offenbar egal. Sie
will die Zügel wieder anziehen, wie es zuletzt
oft hieß. Als seien wir störrische Pferde. In der
Beschlussvorlage der Kanzlerin zu ihrem
jüngsten Gipfel mit den Ministerpräsidenten
heißt es unter anderem streng: „Ver-
anstaltungen, die der Unterhaltung dienen,
werden untersagt.“ Wir sind aber keine Höh-
lenbewohner mehr, sondern Menschen.
Trotzdem werden nun wieder Freiheiten
eingeschränkt, auch Grundrechte. Es wird
wieder an der Legislative des Parlaments vorbei
entschieden. Und es wird billigend in Kauf
genommen, dass nun endgültig Teile der
Wirtschaft irreparabel geschädigt werden.
Diese Krise hat viele Verantwortliche. Das
Virus ist leider nur noch einer davon.
Der Autor ist stellvertretender Chefredakteur.
Sie erreichen ihn unter:
tuma@handelsblatt.com
 DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210
Lkw-Maut
Scheuers Rechnung
D
ie Maut bringt der CSU kein Glück.
Nachdem die europäischen Richter im
vergangenen Jahr die Ausländer-Maut
gekippt hatten, folgte nun das Urteil zur
Lkw-Maut: Wer eine Straßenbenutzungs-
gebühr erhebt, darf nicht als Wegelagerer
auftreten und über die Bau-, Betriebs- und
Der Staat Instandhaltungskosten auch noch gleich
Grundstückskosten und Kosten für die
sollte Trans- Verkehrspolizei in Rechnung stellen. Für
porte mit Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer
umwelt- (CSU) ist diese zweite Niederlage vor dem
höchsten Europäischen Gericht mehr als
freundlichen unangenehm – auch wenn die Klage sich auf
Fahrzeugen die Zahlungen eines Spediteurs in den Jahren
fördern und 2010 und 2011 bezieht und damit auf eine
Zeit, als der CSU-Politiker noch junger
nicht blind parlamentarischer Staatssekretär war und der
abkassieren. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer hieß
– ebenfalls CSU.
Daniel Delhaes
Die Rechnung aber muss Scheuer nun beglei-
chen. Bei der Ausländer-Maut stehen bereits
Schadensersatzforderungen der beauftragten
Unternehmen in Höhe von 560 Millionen
Euro im Raum. Hinzu kommen zig Millionen
Euro Steuergelder, die Scheuers Vorgänger
Alexander Dobrindt, ebenfalls CSU, für die
politische Lobbyarbeit und die Konzeptarbeit
anstieß, um die Pläne als „Infrastruktur-
abgabe“ zu tarnen.
Und nun hält das Gericht die Lkw-Maut-
Rechnung für all die Jahre für falsch, die
Deutschland die Lkw-Maut bereits stre-
Bergkarabach-Konflikt
Zu allem bereit
I
n Idlib fallen seit Kurzem wieder Bomben.
Denn Russland hat ein Ausbildungslager
der protürkischen Miliz „Faylaq al-Sham“
attackiert. Der Angriff auf die syrische
Krisenregion, um die es seit dem Frühjahr
verhältnismäßig ruhig geworden war, forderte
Dutzende Todesopfer. Während sich die
Russlands syrischen Kämpfer nun über einen groben
Verstoß gegen die Waffenruhe echauffieren,
Luftschläge rechtfertigt der Kreml die Luftschläge als
in Syrien sind Kampf gegen den Terror. Vor allem aber ist es
die Antwort aus Moskauer Sicht eine Antwort auf die
türkische Einmischung in den armenisch-
auf die Ein- aserbaidschanischen Konflikt um die Region
mischung der Bergkarabach.
Türkei im
Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdo-
Bergkara- gan macht aus seiner Unterstützung für den
bach-Kon- aserbaidschanischen Diktator Ilham Alijew
flikt. keinen Hehl. Wenn nötig, werde Ankara Baku
Waffenhilfe leisten, versprach er. Dabei ist die
André Ballin Türkei bereits jetzt stark in den Konflikt
involviert. Die Bayraktar-Drohnen aus der
Fabrik von Selcuk Bayraktar, Erdogans
Schwiegersohn, sind wesentlicher Bestandteil
der aserbaidschanischen Offensive in Berg-
karabach. Zudem gibt es zahlreiche Berichte
darüber, dass Ankara dem Land mit Mili-
tärberatern hilft und sogar syrische Kämpfer
ins Kriegsgebiet schleust.
Aus Erdogans Sicht ist das Zündeln im Kauka-
sus nur die Fortsetzung der geopolitischen
Partie um den Nahen Osten, bei der die
Türkei im Frühjahr in Syrien ihre Grenzen
‹+DQGHOVEODWW0HGLD*URXS*PE+ &R.*$OOH5HFKWHYRUEHKDOWHQ=XP(UZHUEZHLWHUJHKHQGHU5HFKWHZHQGHQ6LHVLFKELWWHDQQXW]XQJVUHFKWH#KDQGHOVEODWWJURXSFRP
ckenbezogen erhoben und berechnet hat. Das
sind 15 Jahre. So lange werden schon Fremd-
kosten eingerechnet. Weder die damaligen
SPD-Minister störten sich an der Methodik
noch die der CSU – und das, obwohl das
Gewerbe immer wieder Klage erhob und
sogar 2012 ein wegweisendes Urteil erstritt.
Um Milliardenforderungen zu entgehen,
musste Minister Ramsauer damals schnell das
Mautgesetz korrigieren, um ein Loch im Etat
zu vermeiden. Schließlich muss jeder Ver-
kehrsminister seine Investitionen in die
Fernstraßen mit der Maut finanzieren. So viel
Glück dürfte Scheuer nicht haben, das ihn bei
der Maut ohnehin längst verlassen hat. 2019
musste er schon gut eine halbe Milliarde
weniger im Etat ausweisen, dieses Jahr dürfte
es wegen der Pandemie – und der fehlenden
Einnahmen aus der Pkw-Maut – noch mehr
werden. Er ist gut beraten, wie schon zuletzt
mit der Branche einen Vergleich zu erzielen
und Besserung für die Zukunft zu geloben.
Scheuer kann guten Willen zeigen: indem er
endlich eine Reform der Eurovignettenricht-
linie vorlegt, die Deutschland bisher abge-
lehnt hat. Als Verkehrsminister der deutschen
Ratspräsidentschaft sollte er einen Kompro-
miss präsentieren: Der Staat sollte Transporte
mit umweltfreundlichen Fahrzeugen kon-
sequent fördern und nicht blind abkassieren.
Der Autor ist Korrespondent in Berlin. Sie erreichen ihn
unter: delhaes@handelsblatt.com
aufgezeigt bekam. Die Revanche auf Kosten
der Armenier ist allerdings hochgefährlich.
Zwar scheut Russland im Kaukasus vor einem
offenen Konflikt mit der Türkei zurück.
Erstens, weil Moskau mit der Ukraine und
nun auch Weißrussland im Westen genug
Probleme hat. Zweitens, weil Kremlchef
Wladimir Putin es sich aus strategischen und
persönlichen Gründen nicht mit dem Staats-
chef der ölreichen GUS-Republik Aserbai-
dschan verderben will.
Doch mit der Entsendung der syrischen
Freischärler in den Kaukasus ist für den Kreml
die rote Linie überschritten. Hatte Putin
seinerzeit doch das russische Eingreifen in
Syrien damit begründet, nicht darauf warten
zu wollen, dass die Terroristen in den Kauka-
sus vorrücken.
Das Bombardement der Idlib-Kämpfer ist
nach Einschätzung der regierungsnahen
„Iswestija“ daher nur ein „Warnsignal, dem
ganz andere Handlungen folgen können“.
Und tatsächlich droht eine massive Eskalation
des Konflikts. Denn Russland hat die Bezie-
hungen und das militärische Potenzial, neben
dem Syrien- auch den Libyenkonflikt ganz
schnell wieder anzuheizen. Keine guten
Aussichten. Wenn die Konflikte im östlichen
Mittelmeer eskalieren, wird es auch in Europa
schnell wieder ungemütlich.
Der Autor ist Korrespondent in Moskau. Sie erreichen ihn
unter: ballin@handelsblatt.com
Politik 15
Außenansichten
Die linksliberale Londoner Tageszeitung „The
Guardian“ schreibt zur Präsidentschaftswahl
in den USA:
Donald Trumps Präsidentschaft war eine
Horrorshow, die mit einer außer Kontrolle
geratenen Pandemie, einer wirtschaftlichen
Rezession und einer zunehmenden politischen
Polarisierung zu Ende geht. Trump ist der Autor
eines desaströsen Dramas. Zugleich ist er der
politische Führer, der am wenigsten in der Lage
ist, damit fertigzuwerden. Die Demokratie in
den Vereinigten Staaten ist durch Trumps erste
Amtszeit beschädigt worden. Weitere vier Jahre
würde sie möglicherweise nicht überleben. (...)
Alles andere als eine Stimmabgabe für Joe
Biden wäre eine Stimme für die Entfesselung
eines Turbo-Trumpismus. Jegliche Vorspiege-
lung von Anstand würde fallen gelassen wer-
den. Die Kluft zwischen ethnischen Gruppen,
Klassen und Geschlechtern würde noch größer.
Trump ist ein Symptom für den Niedergang
Amerikas. Die Suche nach einer Lösung beginnt
damit, für Joe Biden zu stimmen.
Die US-Zeitung „Star Tribune“ meint zum
Umgang mit den erneut steigenden Corona-
Infektionszahlen in den USA:
Es ist Zeit, den Kampf gegen das Virus zu
verstärken. Ein starker erster Schritt: eine
zweimonatige nationale Maskenpflicht. Dies ist
eine Strategie, die mit Dr. Scott Gottlieb kürzlich
einen prominenten Unterstützer erhalten hat.
Gottlieb war in den ersten Jahren der Trump-Re-
gierung der Vorsitzende der Lebensmittel- und
Arzneibehörde FDA und erlangte Respekt für
das Vorgehen seiner Behörde gegen das soge-
nannte Vaping, nachdem es mit einer schwe-
ren, manchmal tödlichen Lungenerkrankung in
Verbindung gebracht wurde. (...) Maßnahmen
können und sollten zur Kontrolle der Ausbrei-
tung der Corona-Pandemie ergriffen werden.
Erforderliche Maßnahmen umfassen das Tragen
von Masken, das Einhalten physischer Distanz
und verstärkte Hygiene. Sie sind kostengünstig
und benötigen kaum zusätzliche Technik. Die
Nachteile sind minimal oder beherrschbar. Die
Vorteile sind massiv.
Die konservative französische Tageszeitung
„Le Figaro“ kommentiert die Folgen eines
möglichen zweiten Lockdowns für
Frankreich:
Steht das Undenkbare unmittelbar bevor? Nach
zwei Monaten der Ausgangsbeschränkungen
konnte Frankreich im vergangenen Juni endlich
aufatmen: Seine Familie wiederzusehen (...)
oder in den Urlaub zu fahren, schien ein Luxus
zu sein, den man nie wieder aufgeben wollte.
(...) Drei Monate später fehlt es immer noch
dringend an (Krankenhaus-) Betten und Per-
sonal, um das (Corona-) Virus in den Griff zu
bekommen – was haben wir nur diesen Som-
mer getan? Nun befinden wir uns (...) erneut
auf dem gefährlichen Weg hin zu einem zwei-
ten Lockdown.(...) In der Hotellerie, der Gastro-
nomie, der Kultur, im Tourismus und anderswo
werden viele, die bisher, so gut sie können,
durchhalten, nicht mehr die Kraft haben, eine
solche Herausforderung ein zweites Mal durch-
zustehen. Hinter dem ersten Lockdown ver-
steckte sich eine heftige Wirtschaftskrise,
hinter dem zweiten Anstieg (der Epidemie) eine
gefährliche soziale Krise.
 Unternehmen
16
Neuer Höhenflug
mit Wasserstoff?
Politik, Wissenschaft und Unternehmen in Deutschland wollen das Fliegen
emissionsfrei machen. Das sind die Technologien, mit denen das gelingen soll.
Wasserstoff-Jet von
Airbus: Die Sicherheits-
anforderungen an den
Energieträger sind groß.
Jens Koenen Frankfurt
D
as Vorhaben ist gewaltig. Deutschland und
Europa sollen Vorreiter beim emissions-
freien Fliegen werden. So haben es vor ei-
nigen Tagen Unternehmen und die Politik
beim Luftfahrtgipfel im Wirtschaftsminis-
terium beschlossen.
Gelingen kann das nur, wenn das Thema bei
allen Beteiligten ganz oben auf der Agenda steht,
weiß Rolf Henke, Mitglied des Vorstands des Deut-
schen Luft- und Raumfahrtzentrums (DLR). „Es
ist eine nationale Plattform Luftfahrt notwendig,
analog zur Plattform Auto. Die sollte Chefsache
sein“, fordert er im Gespräch mit dem Handelsblatt.
Fliegen emissionsfrei zu machen ist schon tech-
nisch eine enorme Herausforderung. Bisher gibt
es keine Antriebsmethode beziehungsweise keinen
Treibstoff, der es bei den entscheidenden Kriterien
wie Gewicht, Energiedichte oder technologische
Umsetzbarkeit mit dem fossilen Kerosin aufneh-
men kann. „Wir sprechen beim Thema emissions-
freie Luftfahrt über einen Systemwechsel. Den
schaffen wir nicht auf den bisher üblichen Wegen.
Das normale Weiter-so ist nicht das Konzept der
Zukunft“, sagt Henke.
Hinzu kommt: Die Luftfahrt durchlebt gerade
ihre bisher schwerste Krise wegen der Corona-Pan-
demie. Die Unternehmen müssen Milliardenver-
luste verkraften. „Gleichzeitig erwarten wir, dass
Milliarden in einen klimaneutralen Luftverkehr in-
vestiert werden. Das geht nicht ohne einen großen
Plan, an dem sich alle beteiligen“, mahnt Henke.
Dennoch, davon ist der promovierte Luft- und
Raumfahrttechniker Henke überzeugt, ist die Auf-
gabe lösbar. Der große Hoffnungsträger ist dabei
Wasserstoff: „Ich denke, dass Wasserstoff im Luft-
verkehr eine Zukunft hat, auch auf der Langstrecke.
Aber es gibt noch viele technologische und auch
strukturelle Probleme, die gelöst werden müssen.“
Grundsätzlich hat Wasserstoff viele Vorteile.
Da ist vor allem die hohe Energiedichte in Relation
zum Gewicht. Das ist im Flugzeug von großer Be-
deutung, denn der Platz ist begrenzt. Und das Ge-
wicht, das der Jet aufnehmen kann, ist es auch.
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DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210
Die Zukunft der Luftfahrt
Airbus
Wasserstoff ist zudem vielseitig einsetzbar. Er kann tion von elektrischem Antrieb und Verbrenner –
zum Beispiel in herkömmlichen Gasturbinen ein- eine Möglichkeit sind, die Emissionen schnell zu
gesetzt werden. Mit seiner Hilfe kann synthetischer reduzieren.
Treibstoff hergestellt werden. Und beim Einsatz Will man allerdings viele Menschen über eine
einer Brennstoffzelle kann er die Elektrifizierung große Distanz rein elektrisch befördern, sind Was-
des Fliegens beschleunigen. serstoff und die Brennstoffzelle nach aktuel-
Batterien können dagegen nur kurzzeitig hohe lem Wissensstand die Technologien mit dem größ-
Energie abgeben, sie sind deshalb vor allem für die ten Potenzial. Doch der Hoffnungsträger hat so sei-
Mobilität im Nahbereich etwa in Metropolen (Ur- ne Tücken.
ban Mobility) und auf kurzen Strecken im Massen- Wasserstoff ist hochreaktiv, die Sicherheits-
verkehr geeignet. Die Kapazität bei der Speicherung anforderungen sind also entsprechend groß. Lang-
von Energie bezogen auf das Gewicht liegt bei einer streckenjets bräuchten zudem viel Wasserstoff, was
Batterie um den Faktor 25 niedriger als bei Kerosin. dazu führt, dass dieser nicht als Gas, sondern nur
Zwar entwickelt sich die Batterietechnik rasant in verflüssigter Form transportiert werden kann.
weiter. Doch in der Luftfahrt braucht man Reser- Dazu muss er aber auf minus 252 Grad Celsius he-
veenergie für den Notfall, die aber in der Regel nicht runtergekühlt werden, was in einem Flugzeug nicht
abgerufen werden kann. Diese in Form von Bat- trivial ist.
terien vorzuhalten sorgt für zusätzliches Gewicht. „Die Wasserstofftanks sind eine gewaltige He-
Hier könnte ein kleiner Verbrenner aushelfen, wie rausforderung. Können sie wie bisher in die Flügel
überhaupt hybride Ansätze – also eine Kombina- eingebaut werden, wie müssen die dann aussehen,
wie halten wir den Wasserstoff unter Kryobedin-
gungen, und wie gestaltet sich das Kraftstoff-Ma-
Der Weg zum klimaneutralen Fliegen nagement-System?“, nennt Henke vom DLR nur
einige der zentralen Fragen. Unter Kryobedingun-
Neue Technologien für die Luftfahrt
gen versteht man Tieftemperaturtechnologien.
Einsatzbereich Reichweite Technologie Technologie Die Kühlung ist zudem nicht nur bei der Spei-
Passagiere kurzfristig langfristig cherung, sondern auch beim eigentlichen Reakti-
onsprozess ein Problem. Die dabei entstehende
Urban Air Mobility Bis 100 km Batterie-
Batterie-elektrisch,
elektrisch Wärme kann nicht wie bei einer Gasturbine weit-
Flugtaxen etc. Bis 4 Passagiere
hybrid-elektrisch, gehend über einen Abgasstrahl abgegeben werden.
Commuter Bis 600 All das bedeutet, dass auch die Konstruktion
Brennstoffzelle,
Zubringer Bis 19 eines Flugzeugs grundsätzlich neue Wege beschrei-
synthetische Batterie-
Regional Bis 2.000 elektrisch, ten muss. Die Bauteile eines Jets werden künftig
Kraftstoffe
Bis 120 ganz neue Funktionen bekommen, etwa für die
Brennstoff-
Kurzstrecke Bis 4.000 zelle, Kühlung von Systemen oder auch die Verteilung
Hybrid-elektrisch,
Bis 200 der Energie. Bisher haben sich für Wasserstoff zum
synthetische alternative
Mittelstrecke Bis 8.500 Beispiel Kugeltanks als geeignet erwiesen. Zur ae-
Kraftstoffe Kraftstoffe,
Bis 300 rodynamischen Form eines Flugzeugs will das aber
Wasserstoff nicht so recht passen.
Langstrecke Bis 18.000 Synthetische
Ab 200 Kraftstoffe Zu den großen Technologiethemen gesellen
sich jede Menge Detailfragen. „Wasserstoff besteht
HANDELSBLATT Quelle: White Paper DLR und BDLI aus fiesen kleinen Molekülen, wenn man morgens
tankt, ist der Tank abends leer, weil der Wasserstoff
 DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210 Unternehmen 17

verdampft ist“, erläutert Henke vom DLR. Wie können Flugzeughersteller

Boeing will 30.000 Jobs streichen

die Jets den Wasserstoff in Zukunft tanken? Gibt es
Kartuschen, die man einbaut? Oder tankt man mit ei-
nem Schlauch wie etwa beim Pkw?
Überhaupt ist auch Wasserstoff unter Klimaaspek-
ten nicht gänzlich frei von Problemen. „Das Damokles- Im dritten Quartal verliert der Konzern 466 Millionen Dollar – nicht nur wegen Corona.
schwert ist der Wasserdampf, der bei der Nutzung von
Wasserstoff entsteht“, sagt Henke: „Er ist das stärkste
Klimagas, trägt nach unseren Erkenntnissen in großen Der US-Luftfahrtkonzern Boeing will geht. Derzeit fahren viele Fluggesell-
Höhen zur Erderwärmung bei. Auch hierfür brauchen bis Ende des kommenden Jahres Kaum neue Flugzeuge schaften ihr Angebot für den Winter
wir Lösungen.“ 30.000 der insgesamt 160.000 Jobs erneut massiv herunter, weil die Infek-
Bestellungen
Und natürlich kommt für einen emissionsfreien streichen. Das teilte der Airbus-Kon- tionszahlen weltweit ansteigen.
2020 weltweit
Flug nur Wasserstoff infrage, der aus regenerativen kurrent am Mittwoch seinen Mitarbei- Fest steht aber, dass sich die Nach-
Quellen stammt. Der muss aber erst mal in der notwen- tern nach Vorstellung seiner verlustrei- 296 frage nach Kurz- und Mittelstrecken-
digen Menge produziert werden. Ein Flughafen wie chen Quartalszahlen mit. Bereits im Boeing Airbus jets als Erstes erholen wird. Die Erfah-
das große Drehkreuz in Frankfurt bräuchte allein vier Frühjahr hatte das Management ange- rungen nach dem ersten Lockdown im
Millionen Kilogramm an Wasserstoff pro Tag. kündigt, zehn Prozent aller Stellen zu Seit Seit Frühjahr haben gezeigt, dass vor allem
Ein Lkw fasst aber nur 4000 Kilogramm, al- streichen. Die jüngsten Ankündigun- Jahresanfang Jahresanfang der nationale Flugverkehr in den Län-

67 370
lein über die Straße wird der Transport also kaum ge- gen steigern diese Quote auf 20 Pro- dern wieder durchstartet. Hier gibt es
lingen. Die Lösung könnte eine Pipeline sein, dazu zent. so gut wie keine Hürden wie Reisewar-
müssten die Hersteller aber zumindest in der Nähe von „Die globale Pandemie lastet weiter nungen. Auch der Europaverkehr dürf-
Flughäfen sitzen. Alternativ halten Experten eine Fer- auf unserem Geschäft in diesem Quar- te rasch wieder hochgefahren werden,
tigung direkt vor Ort an der „Tankstelle“ für grundsätz- tal, und wir passen uns dieser neuen wenn die zweite Corona-Welle bewäl-
lich denkbar – etwa durch Elektrolyse. Realität an, indem wir unsere Liquidi- 60 tigt sein wird.
tät managen und unser Unternehmen 31 Auf der Langstrecke müssen die Her-
Brückentechnologien bis zur Marktreife 18
so ändern, dass wir langfristig gezielter, 9 1 9 steller mehr Geduld aufbringen, hier
von Wasserstoff 0 0 0 8 0 0 0 0 4 1 0
widerstandsfähiger und nachhaltiger stehen noch nachhaltige Grenzöffnun-
Jan. Sept. Jan. Sept.
Alle neuen Ideen müssen zudem zertifiziert werden. werden“, sagte Dave Calhoun, Prä- gen für den Fernreiseverkehr aus. Air-
„Wir brauchen für dieses Megaprojekt die Digitali- sident und CEO von Boeing. HANDELSBLATT Quelle: Unternehmen bus hatte deshalb die Produktion von
sierung. Es geht um völlig neue Ideen und Techno- Im dritten Quartal hat der US-Kon- Großraumflugzeugen stärker gekappt
logie“, sagt Henke: „Die müssen zugelassen werden, zern mit Sitz in Seattle 466 Millionen als die der A320-Familie. Wie schnell
was in der Luftfahrt ein enormer Aufwand ist. Des- Dollar Verlust geschrieben. Für die ers- ten, den die Amerikaner mit dem Flug- hier die Rate wieder gesteigert werden
halb brauchen wir zum Beispiel so etwas wie die vir- ten neun Monate steht ein Minus von verbot für die 737 Max komplett der kann, ist schwer zu sagen. Einige Air-
tuelle Zulassung.“ 3,5 Milliarden Dollar unterm Strich. Konkurrenz aus Europa mit ihrem Air- lines, etwa Lufthansa, haben angedeu-
Dennoch halten Hersteller wie Airbus die Was- Der Umsatz ist im dritten Quartal ge- bus A320 Neo überlassen mussten. tet, unter Umständen mehr A350 ab-
serstofftechnologie für zukunftsfähig. Der europäi- genüber dem Vorjahr um 29 Prozent Der Erzrivale Airbus wird am Don- nehmen zu wollen, weil diese etwas
sche Konzern will bis 2035 einen Wasserstoff-Jet auf auf 14,1 Milliarden Dollar eingebro- nerstag Quartalszahlen vorlegen. Zu- kleineren Langstreckenjets auch bei ei-
den Markt bringen. Airbus verfolgt dazu zunächst drei chen, in den ersten neun Monaten um letzt hatte es wieder ermutigende ner anhaltend schwächeren Nachfrage
Konzepte. Bei einem Turbofan-Jet und einer Turbo- 27 Prozent auf 42,9 Milliarden Dollar. Nachrichten gegeben. So plant der besser zu füllen sind.
Prop-Maschine werden zum einen die Turbinen di- Boeings Rüstungssparte kann die Pro- Konzern, die Fertigung des gefragten Zumindest gab es in den zurücklie-
rekt mit Wasserstoff beschickt. Zum anderen liefert bleme in der zivilen Luftfahrt nicht Kurz- und Mittelstreckenjets A320 im genden Wochen erste Anzeichen, dass
eine Brennstoffzelle Energie für zusätzlich verbaute ausgleichen. kommenden Sommer wieder zu stei- die Fluggesellschaften wieder mutiger
Elektromotoren. Der US-Konzern ist wie sein euro- gern. Das hat das Management den beim Thema Flottenerneuerung und
Der dritte Ansatz ist ein Nurflügler, eine Form, päischer Rivale Airbus von den Folgen Zulieferbetrieben zur Vorbereitung -ausbau werden. So hat die griechische
die viele Experten als Zukunft beim Bau von Passa- der Corona-Pandemie hart getroffen. signalisiert. Airline Sky Express vor einigen Tagen
gierjets ansehen. Dieser wird von einem Wasserstoff- Neben Flugreisen ist auch die Nachfra- Die Airbus-Spitze hatte vor einigen vier A320 Neo bestellt und will zwei
triebwerk angetrieben. Sein Vorteil: Die Wasserstoff- ge nach neuen Maschinen eingebro- Monaten die Fertigungsrate, auf alle weitere von Leasingfirmen mieten. Es
technologie, vor allem die Tanks, ließen sich bei dieser chen. Im September etwa haben die Modelle umgelegt, um rund 40 Pro- war seit Wochen die erste Order für
Bauweise gut integrieren. Branchenriesen keine einzige Order er- zent heruntergefahren. Zudem sollen den europäischen Konzern.
„Es geschieht politisch viel, gerade beim Thema halten. Seit Jahresbeginn hat Boeing in der Sparte Verkehrsflugzeuge Gleichzeitig konnte Airbus im Sep-
Wasserstoff. Das muss man anerkennen, auch wenn gerade einmal 98 Flugzeuge ausgelie- 15.000 der 90.000 Stellen wegfallen. tember immerhin 57 Jets an Kunden
natürlich immer noch mehr geht“, sagt Henke vom fert. Im vergangenen Jahr waren es zu Bei der A320-Familie wurde die Zahl übergeben. Das waren mehr als jene 39
DLR. Klar ist aber auch: Bis Wasserstoff marktreif diesem Zeitpunkt 301. der monatlich gebauten Flugzeuge von Flugzeuge im August und auch die 49
ist, müssen andere Ansätze als Brückentechnologie 60 auf 40 reduziert. Aktuell kann sich Maschinen im Juli. Das ursprüngliche
her – etwa die Weiterentwicklung der Verbrenner- Neustart der 737 Max Airbus vorstellen, diesen Wert im Ziel von Airbus, in diesem Jahr 880
Technologie und synthetische Kraftstoffe. rückt näher kommenden Sommer wieder auf 47 zu Verkehrsflugzeuge auszuliefern, ist
Darauf weisen die Experten des DLR und des Die Pandemie hat Boeing zudem in ei- steigern. derweil längst gekippt. Mit Spannung
Bundesverbands der Deutschen Luft- und Raum- ner hausgemachten Krise erwischt: Die Ob es dazu kommt, ist aber noch schaut die Branche nun auf den Don-
fahrtindustrie (BDLI) in einem gemeinsamen Grund- Flugzeuge des Typs 737 Max stehen offen. Das hängt nicht zuletzt davon nerstag, ob das Management ein neues
satzpapier ausdrücklich hin. „Das White Paper be- seit zwei Abstürzen in Äthiopien und ab, ob die Kunden, also die Airlines, bis Ziel nennt und vielleicht auch einen
schreibt die Situation, wie sie jetzt ist und wie wir sie Indonesien weiterhin am Boden, aller- dahin wieder mehr Planungssicherheit Ausblick auf das kommende Jahr
in den kommenden zehn Jahren überblicken können. dings nach Updates auch vor dem haben, wie es im Luftverkehr weiter- wagt. Katharina Kort, Jens Koenen
Wobei wir natürlich das Ziel ,Zero Emission Avia- Comeback. Die Modellreihe ist seit lan-
tion‘ im Jahr 2050 vor Augen haben“, sagt Henke: „In ger Zeit ein Bestseller.
den nächsten zehn Jahren werden wir viel gelernt ha- Derzeit prüfen verschiedene Luft-
ben und müssen unsere Roadmap sicher anpassen. fahrtbehörden, ob und wann die Max
Aber genau darum geht es: gemeinsam die möglichen wieder fliegen darf. Calhoun sagte, er
Wege zu erkunden.“ rechne weiterhin damit, dass die Ge-
Am Ende kann die Aufgabe eines emissionsfreien nehmigung bis zum Ende des Jahres
Luftverkehrs allerdings nur global gelöst werden. Da- kommt. „Wir sind zuversichtlich ange-
für gibt es zum Beispiel das International Forum for sichts der Evaluierungen der Luftfahrt-
Aviation Research IFAR, bei dem das DLR und die behörden in den USA, Kanada und
Nasa Mitglied sind und das das Thema weltweit treibt. Europa“, sagte er.
Dennoch sollten Deutschland und Europa laut Zuletzt hatte das „Wall Street Jour-
Henke hier vorpreschen. „Wir brauchen eine große nal“ berichtet, dass Boeing derzeit bei
Roadmap und die enge Zusammenarbeit von For- Kunden und Zulieferern das Interesse
schung, Unternehmen und Politik“, fordert der DLR- an einem neuen Flugzeug sondiert. Da-
Vorstand. Das hätten alle Beteiligten auch erkannt, nach schwebt dem Unternehmen ein
wie der jüngste runde Tisch der Luftfahrt im Wirt- sogenanntes Schmalrumpf-Modell für
Gregor Schlaeger / VISUM

schaftsministerium gezeigt habe: „Wir haben das Po- 200 bis 250 Passagiere vor. Von der
tenzial. Deutschland und Europa können da auch ein Größe her läge es dem Bericht zufolge
wenig stolz auf das DLR sein. Das Know-how, was zwischen der größten 737 Max und
es hier gibt, findet sich in Europa nirgendwo.“ dem 787 Dreamliner, der bereits zwei
Und noch einen Wunsch hat Henke: „Es ist wichtig, Gänge zwischen den Sitzreihen hat.
dass der Bau von Technologie-Demonstratoren beauf- Mit einem solchen Modell könnte
tragt wird, wie das etwa die Nasa macht. Wir brauchen Boeing sich endlich wieder im Markt
auch in der Forschungsförderung neue Wege.“ der Schmalrumpf-Flugzeuge behaup- Airbus 330-300 der Lufthansa: Airbus kann seine ursprünglichen Ziele nicht halten.

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18 Unternehmen
Chiphersteller profitieren von Corona
Das Geschäft in der Branche läuft überraschend gut. Nur Intel fällt gegenüber den Konkurrenten zurück.
Joachim Hofer München
D
as Coronavirus versetzt die
Welt in Angst und Schrecken.
Den Chipherstellern allerdings
geht es besser, als sie selbst noch
im Sommer erwartet haben.
Und ein Ende des Aufschwungs
scheint nicht in Sicht.
„Unser Geschäft hat sich im dritten
Quartal beschleunigt“, freute sich Lisa
Su, die Chefin von AMD, am Dienstag.
Immer mehr Hersteller bauen die Pro-
zessoren des Intel-Rivalen in PCs und
Server ein. „Es ist das vierte Quartal
nacheinander, in dem wir mehr als 25
Prozent Umsatzplus erzielen.“ Im Ver-
gleich zum Vorjahr sind die Erlöse des
Halbleiterproduzenten aus dem Silicon
Valley um mehr als die Hälfte in die
Höhe geschossen, der Gewinn hat sich
mehr als verdreifacht.
AMD ist der Star der Chipbranche
in diesen Tagen. Das liegt nicht zuletzt
daran, dass der Konzern aus dem Sili-
con Valley mit seinen Prozessoren dem
langjährigen Branchenprimus Intel den
Rang abläuft. Prozessoren sind das Ge-
hirn eines jeden Rechners.
Die meisten anderen Halbleiter-
produzenten wachsen zwar nicht so
stark wie AMD. Angesichts der globa-
len Wirtschaftskrise steht das Gros der
Wettbewerber aber hervorragend da.
Das Marktumfeld habe sich „das ganze
Quartal über deutlich vorteilhafter ent-
wickelt als gedacht“, sagte jüngst Jean-
Marc Chery, Chef von ST Microelect-
ronics.
Europas größter Chip-Produzent
habe zwischen Juli und Ende Septem-
ber vor allem von Aufträgen der Auto-
hersteller und der Anbieter von Unter-
haltungselektronik profitiert. So
kommt es, dass der Umsatz des franzö-
sisch-italienischen Konzerns vom
zweiten auf das dritte Quartal um mehr
als ein Viertel gestiegen ist.
ST werde auch in den letzten drei
Monaten des Jahres stark wachsen, ver-
spricht Chery. Alles in allem dürfte der
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Halbleiter-Produktion:
Covid-19 beschleunigt
die digitale
Transformation.
Boom in der Krise
Konzern dieses Jahr trotz der Corona-
Pandemie auf Erlöse von knapp zehn
Milliarden Dollar (rund 8,5 Milliarden
Euro) kommen. Das entspricht einem
Plus von gut vier Prozent gegenüber
dem Jahr 2019.
Noch dynamischer ist TSMC un-
terwegs: Der weltgrößte Auftragsfer-
tiger hat jüngst zum zweiten Mal dieses
Jahr die Prognose nach oben ge-
schraubt. Die Taiwaner erwarten jetzt
für das Jahr 2020 ein Umsatzplus von
mehr als 30 Prozent. Bislang war
TSMC von mindestens 20 Prozent
ausgegangen.
„Covid-19 beschleunigt die digitale
Es ist das Transformation“, begründete Vor-
vierte Quar- standschef Che-Chia Wei das gute Ge-
schäft. TSMC produziert für praktisch
tal nachei- alle namhaften Halbleiteranbieter, un-
nander, ter anderem für AMD und Apple. So
in dem wir spüren die Asiaten, dass die Smartpho-
ne-Marken derzeit in großem Stil auf
mehr als 25 den neuen Mobilfunk-Standard 5G
Prozent umstellen.
Umsatzplus Im dritten Quartal hat TSMC mit
umgerechnet 12,4 Milliarden Dollar
erzielen. einen Umsatzrekord erzielt. Das lag
Lisa Su Branchenbeobachtern zufolge nicht
AMD-Chefin zuletzt daran, dass Apple massenhaft
Chips für sein neues iPhone12 geor-
dert hatte. Und noch etwas dürfte
TSMC einen Schub gebracht haben:
Großaufträge von Huawei. Die Chi-
nesen mussten sich noch mit Bauele-
menten eindecken, bevor der Bann
von US-Präsident Donald Trump in
Kraft trat. Seit Mitte September werde
Huawei nicht mehr beliefert, teilte
TSMC mit.
Der Streit zwischen den USA und
China macht den Chipherstellern mo-
mentan fast mehr Sorgen als Corona.
Die führenden Anbieter dürfen Hua-
wei auf Anordnung Trumps nicht
mehr beliefern. Das ist bitter, war der
Smartphone-Produzent aus Shenzhen
doch im vergangenen Jahr noch der
drittgrößte Kunde der Branche, nach
Apple und Samsung. Huawei stand für
fünf Prozent aller Erlöse. Er erwarte
keinerlei Umsatz mit dem Elektronik-
konzern im vierten Quartal, warnte
ST-Chef Chery.
Gleichwohl: Es sieht danach aus,
als könne die Industrie den Ausfall ver-
kraften. Der Aufschwung scheint auf
solidem Fundament zu gründen. Das
zeigt sich bei Texas Instruments. Der
Chiphersteller bedient mehr als
100.000 Kunden aus den unterschied-
lichsten Bereichen. Die Amerikaner
rechnen fürs vierte Quartal mit bis zu
3,7 Milliarden Dollar Umsatz, rund
zehn Prozent mehr, als Analysten er-
wartet hatten.
Das Geschäft mit Autochips bewe-
ge sich auf Vorjahresniveau, erklärte
der Konzern. Zudem seien Halbleiter
für intelligente Lautsprecher und Fern-
seher sehr gefragt.
Ein wenig drückt Corona natürlich
die Stimmung. „Wir bleiben zurückhal-
tend, denn der Wirtschaft geht es nicht
gut“, sagt TI-Finanzchef Rafael Lizardi.
Die langfristigen Aussichten seien glän-
zend, trotzdem könne dem Auf-
Chiphersteller wachsen wieder
Umsatz ausgewählter Hersteller
Veränderung im 3. Quartal 2020
Zum Zum
Vorquartal Vorjahr
AMD +45 % +56 %
Texas Instruments +28 %
ST Microelectronics +28 %
NXP +25 % +0,1 %
TSMC +15 % +22 %
Micron +11 % +25 %
Intel -7 %
HANDELSBLATT Quelle: Eigene Recherche
DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210
picture alliance/dpa, mauritius images/Keystone
schwung die Luft ausgehen in den
nächsten zwei, drei Quartalen.
Dazu kommt: Es geht längst nicht
allen Herstellern gut. Wer technisch
zurückfällt, tut sich schwer. Ausgerech-
net Weltmarktführer Intel ist momen-
tan die wohl größte Enttäuschung. Die
Amerikaner hatten am vergangenen
Donnerstagabend ihre Zahlen vorge-
legt. Daraufhin war der Aktienkurs am
Freitag an der Wall Street um mehr als
zehn Prozent eingebrochen.
Branchenprimus Intel taumelt
Das Quartal sei für den Chipkonzern
noch schlechter gelaufen als das davor,
urteilte Bernstein-Analyst Stacy Ras-
gon. Die Fundamentaldaten ver-
schlechterten sich in einem alarmieren-
den Tempo. Ernüchternd für Intel-
Chef Bob Swan auch das Urteil von
Goldman Sachs. Der Chiphersteller ha-
be die Erwartungen zwar erfüllt. Aber
kurzfristig bereite der Gegenwind für
die Margen Sorgen, kritisiert Analyst
Toshiya Hari. Auf längere Sicht sorgt
er sich sogar um die Wettbewerbs-
fähigkeit des Unternehmens: Die Kon-
kurrenten Nvidia und AMD seien da-
bei, Intel technologisch abzuhängen.
Besserung ist bei Intel nicht in
Sicht. Das legt zumindest die Prognose
der Kalifornier für das laufende Quartal
nahe: Swan kündigte Erlöse von 17,4
Milliarden Dollar an, das wären 14 Pro-
zent weniger als im Vorjahr.
Um zu erfahren, wie es Deutsch-
+1 %
lands größtem Halbleiterproduzenten
geht, müssen sich die Anleger noch
+4 % gedulden: Infineon legt seine Zahlen
erst am 9. November vor. Doch es
sieht auch bei dem Dax-Konzern gut
aus: „Die Lage hat sich merklich ver-
bessert im vierten Quartal“, sagte Vor-
stand Jochen Hanebeck jüngst dem
Handelsblatt.
AMD jedenfalls glaubt fest daran,
-4 % dass es langfristig aufwärtsgehen wird:
Am Dienstag hat CEO Lisa Su die
Übernahme des Rivalen Xilinx verkün-
det. Der Preis: 35 Milliarden Dollar.
 DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210
Essenslieferdienst
Fünf Gründe für den
Erfolg von Delivery Hero
Der Lieferdienst koppelt sich vom aktuellen Dax-Einbruch ab.
Der Neuling im Leitindex wächst unabhängig von Lockdowns.
D
er Lieferdienst Delivery Hero
trotzt dem Dax-Einbruch. Wäh-
rend der Leitindex wegen der
Sorgen über einen erneuten
Lockdown mehr als 300 Punkte ver-
lor, legte die Aktie des Lieferdienstes
zum Börsenstart um über fünf Pro-
zent zu. Das sind die fünf wichtigsten
Gründe für den Optimismus der Ak-
tionäre:
1. Delivery Hero ist immun gegen
Corona – in beide Richtungen
Der Umsatz des Dax-Konzerns ver-
doppelte sich im Vergleich zum Vor-
jahresquartal auf 776 Millionen Euro.
Dieses Wachstumstempo hält der
Konzern nun schon seit sieben Quar-
talen durch. Das Wachstum ist also ge-
nauso groß wie vor der Coronakrise.
Selbst im zweiten Quartal mit weltwei-
ten Restaurantschließungen blieb das
Wachstum konstant.
Anders als etwa Hello Fresh legte
Delivery Hero in der Coronakrise nicht
überproportional zu. Das heißt: Der
Umsatz ist anders als bei den meisten
anderen nicht direkt an das Corona-
Geschehen gekoppelt – zumindest bis-
her. Damit wird ausgerechnet der Dax-
Neuling zu einer Art sicherem Hafen.
Zudem hat Delivery Hero kein
Deutschland-Geschäft, wäre also von
den aktuell diskutierten Maßnahmen
in Deutschland nicht betroffen, die am
Mittwoch den Dax belasteten. Die Mit-
arbeiter in Berlin sind sowieso weit-
gehend im Homeoffice.
Der Grund für die Stabilität: Ei-
nerseits steigt der Bedarf nach gelie-
fertem Essen im Lockdown an.
Gleichzeitig gibt es auch gegenläufige
Effekte: So sind viele Restaurants ge-
schlossen, die sonst liefern lassen wür-
den. Delivery Hero kann aber über
Gutscheine und Rabatt-Aktionen sol-
che Effekte aktiv austarieren, sodass
die Umsatzziele weder über- noch un-
tererfüllt werden.
2. Behauptet sich besser gegen
die Konkurrenz als gedacht
Ein Kritikpunkt am Dax-Aufstieg vor
wenigen Wochen war, dass Delivery
Hero noch nie Gewinne ausgewiesen
action press
Nikolas Östberg: Der Delivery-Hero-Chef
erwartet einen Umsatzanstieg 2020 auf
2,7 Milliarden bis 2,8 Milliarden Euro.
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Unternehmen 19
Chemiekonzern
BASF bekräftigt Ausblick –
trotz der Pandemie
Der Chemiekonzern BASF ist mit verhalte- plant sind, beeinflussten eher die Service-
nem Optimismus ins vierte Quartal gestartet. Branchen und weniger die industrielle Seite
Das Unternehmen erwartet eine weitere Ver- der Wirtschaft.
besserung des operativen Gewinns gegenüber Der Auftragseingang im Oktober habe
dem dritten Quartal und bekräftigt die Prog- sich wie erwartet entwickelt, und auch das
hat. Das liegt auch an den hohen Inves- nose, im Gesamtjahr bei einem leichten Um- Orderbuch für November sei gut gefüllt. Man
titionen ins Wachstum. Zuletzt hatten satzrückgang auf 57 bis 58 Milliarden Euro ei- beobachte eine „sich abzeichnende Wider-
Zusatzausgaben die Aktie gebremst. nen operativen Gewinn von drei bis 3,3 Mil- standsfähigkeit der Nachfrage in wichtigen
Konzernchef Niklas Östberg hat sich liarden Euro vor Sondereinflüssen zu erzielen. Abnehmerbranchen der Chemie“, sagte Bru-
nämlich eine Art Zusatzkasse reser- Das würde einem operativen Gewinn- dermüller. China setze seine V-förmige Er-
viert. Er will so Spielraum für kurzfris- rückgang von rund einem Drittel entsprechen. holung fort. In anderen Regionen scheine die
tige Ausgaben haben, um die Markt- Der Ludwigshafener Konzern stellt den Aus- Talsohle erreicht zu sein.
führerschaft in einzelnen Ländern zu blick dabei unter den Vorbehalt, dass es nicht Der Ludwigshafener Konzern wurde von
sichern und die Expansion etwa nach zu einer erneut starken Einschränkung der der Corona-Pandemie vor allem in seinen Ge-
Japan voranzutreiben. wirtschaftlichen Aktivität aufgrund von Co- schäftsfeldern Basischemikalien, Kunststoffe
Von diesem Geld braucht er nun rona-Eindämmungsmaßnahmen kommt. und Oberflächen-Technologien (Lacke, Far-
etwas weniger als gedacht. Der Topf Durch die aktuell diskutierten Verschär- ben, Katalysatoren) getroffen. Für das dritte
schrumpft von 150 Millionen Euro auf fungen, über die Kanzlerin Angela Merkel am Quartal hatte er Anfang Oktober vorab einen
120 Millionen Euro. Entsprechend ist Mittwoch mit den Ministerpräsidenten berät, operativen Gewinnrückgang um 36 Prozent
zu erwarten, dass der Jahresverlust ge- sieht BASF-Chef Martin Brudermüller die auf 2,4 Milliarden Euro sowie hohe Wert-
ringer ausfällt. Als Grund dafür nennt Annahme nicht infrage gestellt: Diese Ein- berichtigungen von 2,8 Milliarden Euro be-
Östberg, dass Delivery Hero sich besser schnitte, wie sie auch in anderen Ländern ge- richtet. Siegfried Hofmann
behauptet als erwartet. Zuletzt habe
der Konzern in sechs weiteren Ländern
Anzeige
die Marktführerschaft erobert, sie aber
nirgendwo abgeben müssen.
3. Verlässliche Prognose für
das Gesamtjahr
Östberg hinterlegt den Optimismus
mit Zahlen: Er erwartet nun, dass der
Umsatz 2020 auf 2,7 Milliarden Euro
bis 2,8 Milliarden Euro steigt. Das ist
zwar nur eine geringe Anpassung ge-
genüber der bisherigen Spanne von 2,6
Milliarden Euro bis 2,8 Milliarden
Euro. Delivery Hero demonstriert da-
mit aber Verlässlichkeit, die in den
Vorjahren bisweilen gefehlt hat – etwa
als der Konzern Gewinnziele wieder
einkassierte.
4. Die Pläne für das
Neugeschäft gehen auf
Östberg konnte am Mittwoch einige
Erfolge vermelden. Der Markteintritt
in Japan verlaufe so schnell wie in noch
keinem anderen Land – trotz des zeit-
gleichen Eintritts des Konkurrenten
Wolt. Noch wichtiger ist, dass die Idee,
die Lieferanten auch Supermarktartikel
zu den Kunden bringen zu lassen,
schnell Wirklichkeit wird. In 41 Län-
dern gibt es dieses Angebot inzwi-
schen, 30.000 Läden machen mit. Da-
zu kommen bis zum Jahresende 400
eigene lokale Lager. Delivery Hero wird
damit zunehmend zum Einzelhändler
auf eigene Rechnung.
Entsprechend passt Östberg das
langfristige Gewinnziel an: Er definiert
nun die Zielmarge nicht mehr anhand
des eigenen Umsatzes, sondern anhand
des Warenwerts. Die technische Um-
stellung ist auch ein Zeichen für den
Erfolg des neuen Segments, das er
Quick-Commerce oder kurz Q-Com-
merce nennt. Das weckt Fantasien:
Womöglich wird Delivery Hero als
Einzelhändler immer unabhängiger
von den Gastronomen – und erschließt
sich enormes Wachstumspotenzial.
5. Weniger Ärger mit den
Regulierern
Bei den jüngsten Übernahmen kommt
Delivery Hero gut voran: Die Akquisi-
tion von Glovo in Lateinamerika haben
fast alle Aufsichtsbehörden akzeptiert.
In Südkorea steht die Genehmigung ei-
nes wichtigen Deals noch aus, aber
Östberg ist weiter zuversichtlich, die
Zustimmung der Kartellwächter bis
zum Jahresende zu erhalten. Christoph
Kapalschinski
20 Unternehmen
Neuer Versorger für den Osten
Anfang 2021 will Sachsen Energie an den Start gehen. Es wäre der größte unabhängige
Versorger im Osten Deutschlands – und er soll sich gegen die Dominanz von Eon behaupten.
Jürgen Flauger Düsseldorf
I
n der Landkarte, die Frank Brink-
mann gerne präsentiert, sind weite
Teile Deutschlands rot markiert.
Vor allem der Osten leuchtet bis auf
wenige weiße Flecken in dieser Far-
be. „Wir sind wie ein gallisches Dorf
umzingelt. Um uns herum ist alles
Eon-rot“, sagt der Energiemanager.
Seit der Übernahme von Innogy kon-
trolliere Deutschlands größter Energie-
konzern Ostdeutschland fast komplett,
so lautet Brinkmanns Botschaft.
Um dieser Dominanz ein wenig
entgegenzutreten, formt der 53-Jährige
einen neuen Energieversorger, der An-
fang kommenden Jahres an den Start
gehen soll: Sachsen Energie. Dafür fu-
sionieren der Versorger der Landes-
hauptstadt, Drewag, und der im ost-
sächsischen Umland tätige Regional-
versorger Enso.
„Wir sind dann der größte Kom-
munalversorger in Ostdeutschland“,
sagt Brinkmann, der das Unternehmen
führen wird, im Gespräch mit dem
Handelsblatt. Sachsen Energie wird
rund ein Million Kunden versorgen,
mehr als 2,8 Milliarden Euro umsetzen
sowie 3300 Mitarbeiter beschäftigen.
Das Unternehmen wird pro Jahr rund
24 Terawattstunden Gas und 12 Tera-
wattstunden Strom liefern.
Bundesweit sieht sich das Unter-
nehmen, gemessen am kombinierten
Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit)
der Fusionspartner von zuletzt 214
Millionen Euro, unter den 800 kon-
zernunabhängigen Kommunalversor-
gern auf Position vier, hinter den Stadt-
werken München, EWE und der
Mannheimer MVV Energie.
Neues Schwergewicht im Markt
„Wir erreichen mit der Fusion eine kri-
tische Größe, die wir auch benötigen“,
sagt Brinkmann. Er sieht Drewag und
Enso gleich zweifach unter Druck.
Zum einen werden sich die Bedingun-
gen im Netzgeschäft durch die schärfer
werdende Regulierung durch die Bun-
desnetzagentur verschlechtern. Ab
2023 sind damit Ertragseinbußen von
knapp 40 Millionen Euro verbunden.
Und zum anderen stehen die unab-
hängigen Versorger in Ostdeutschland
einem neuen Schwergewicht gegen-
über. Durch das Tauschgeschäft mit
dem Konkurrenten RWE und der
Übernahme von dessen Tochter Inno-
gy hat Eon jetzt zwei mächtige Regio-
nalversorger im Osten, die große Teile
der Landkarte abdecken. Zur eigenen
Tochter E.dis mit Sitz in Brandenburg
kam die Innogy-Tochter EnviaM mit
Sitz im sächsischen Chemnitz dazu.
Beide Unternehmen setzen je rund
drei Milliarden Euro um. Zudem ist
Eons Tochter Avacon mit Sitz in Nie-
dersachsen zu einem Drittel auch im
Osten aktiv. Außerdem kommen noch
mehr als 20 Minderheitsbeteiligungen
an ostdeutschen Stadtwerken hinzu.
„Wir mussten ökonomisch und mit
Blick auf den Wettbewerb reagieren“,
sagt Brinkmann: „Durch die Transakti-
on von Eon und RWE sind wir jetzt
mit einer ganz neuen Marktmacht kon-
frontiert – auch das bewegte uns zum
Handeln.“
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Energie-Branche
Windkraftanlage: Das neue
Unternehmen Sachsen
Energie will sich auch
bundesweit nach Geschäfts-
chancen umschauen.
Dabei sind Drewag und Enso schon
seit rund zehn Jahren über die Eigen-
tümer verbunden. An Drewag hält die
Stadt Dresden 90 Prozent und will vor
der Fusion die restlichen zehn Prozent
vom Minderheitsaktionär, dem Stadt-
werke-Netzwerk Thüga, aufkaufen.
An der Enso, der Energie Sachsen Ost
AG, die in den Landkreisen, Meißen,
Bautzen, Görlitz und Sächsische
Schweiz/Osterzgebirge aktiv ist, hält
Dresden knapp 72 Prozent. Der Rest
der Anteile liegt bei 168 Kommunen.
Auch wegen lokaler Befindlichkei-
ten wurden beide Unternehmen bisher
getrennt geführt. Als Brinkmann im
Jahr 2018 berufen wurde, wurde er aber
in Personalunion Chef beider Unter-
nehmen. Seither verfolgt er den Plan,
die Unternehmen zu verschmelzen. Die
Vorarbeiten sind abgeschlossen, alle an-
deren Leitungsfunktionen auch schon
in Personalunion besetzt, viele wichtige
Prozesse wurden vereinheitlicht.
„Zum Jahreswechsel wollen wir als
Schlusspunkt die Fusion nun auch ver-
traglich besiegeln“, sagt Brinkmann.
Die Verhandlungsführer der Eigentü-
mer hätten schon zugestimmt, jetzt ge-
he der Plan durch die Stadträte von 168
Kommunen. „Bisher haben wir in einer
wilden Ehe zusammengelebt, jetzt
wollen wir den Trauschein.“
Sachsen Energie wird sich nach
Wir sind wie Brinkmanns Worten auch bundesweit
ein gallisches nach Geschäftschancen umschauen.
„Den Schwerpunkt sehe ich aber ganz
Dorf umzin- klar in der Region“, hält er fest. In den
gelt. Um uns kommenden zehn Jahren will das Un-
herum ist ternehmen allein rund zwei Milliarden
Euro in seine Infrastruktur investieren.
alles Eon-rot. „Die ökonomischen Vorteile sind ein-
Frank Brinkmann deutig der Haupttreiber für die Fusion
Chef Sachsen – daneben aber auch die Verbesserung
Energie der Versorgungsinfrastruktur in Sach-
sen“, sagt der Energiemanager.
In der Heimatregion hat Sachsen
Energie schließlich schon genug Ge-
genwind. „Besonders in Ostdeutsch-
land sind die Auswirkungen der Eon/
RWE-Transaktion groß“, sagt Brink-
mann: „Eon kann im Vertrieb mit
DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210
seinen vielen Marken viel Druck aus-
üben und auch die neue Stärke von
RWE in der Stromproduktion hat Aus-
wirkungen auf den Wettbewerb.“ Den
Skaleneffekten, die Eon und RWE he-
ben können, will er die „Verankerung
vor Ort“ entgegenhalten.
Seine Unternehmen haben sich ge-
meinsam mit einer Reihe anderer
Kommunalversorger schon während
des Genehmigungsprozesses gegen die
Freigabe der Transaktion ausgespro-
chen – und leisten noch immer Wider-
stand. Im Frühjahr legten die Dresde-
ner gemeinsam mit einer Gruppe nam-
hafter Kommunalversoger beim
Gericht der Europäischen Union (EuG)
in Luxemburg Klage gegen den Mega-
deal ein. Mit einer Nichtigkeitsklage
greifen sie die Freigabe der Transaktion
durch die EU-Kommission an.
Die größten Kommunalversorger
Ergebnis (Ebit) 2018
in Mio. Euro
Stadtwerke München 523
EWE | Oldenburg 363
MVV Energie | Mannheim 228
Sachsen Energie*
Rheinenergie | Köln
214 Mio. €185
Mainova | Frankfurt 173
N-Ergie | Nürnberg 160
Enercity | Hannover 137
*Ebit von Drewag und Enso
HANDELSBLATT Quelle: Sachsen Energie
„Die Auflagen, die verhängt wur-
den, sind bei einer so hohen Marktkon-
zentration ein Witz“, erläutert Brink-
mann. Man müsse sich nur die domi-
nante Position anschauen, die die
Transaktion bei Vertrieb, Netzen und
in der Erzeugung mit sich gebracht ha-
be. Eon und RWE sehen dem Prozess
zwar nach eigenen Angaben gelassen
entgegen. Sie verweisen auf die um-
fangreiche Prüfung der Transaktion
und haben auch stets die Vorwürfe zu-
rückgewiesen, eine unzulässige Markt-
macht zu erlangen.
Eine zusätzliche Schärfe brachte
jetzt noch die Bundesregierung hinein,
die sich mit einem Streithilfeantrag
überraschend in das Verfahren ein-
mischte und Eon und RWE zur Seite
stehen will. In einem offenen Brief kri-
tisierten Enso, Drewag und ihre Mit-
streiter das deutlich. Darin warfen sie
Wirtschaftsminister Peter Altmaier
(CDU) vor, sich zum Nachteil der Ver-
braucher an die Seite der beiden
„marktbeherrschenden Unternehmen“
und „gegen einen fairen Wettbewerb“
Paul-Langrock.de, Sachsen-Energie
gestellt zu haben.
„Es hat uns schon sehr überrascht,
dass sich die Bundesregierung im Ver-
fahren vor dem EuG als Streithelfer
auf die Seite von Eon und RWE ge-
schlagen hat“, erläuterte Brinkmann:
„Das ist eine klare Parteinahme für
den neuen nationalen Champion und
eine Ohrfeige für alle Kommunalver-
sorger.“
 DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210
Deloitte
Volker Krug: Der Deloitte-Chef will die Geschäftsbereiche in Deutschland besser vernetzen.
Wirtschaftsprüfung
Pandemie trifft Deloittes
Beratungsgeschäft
Deutschlandchef Krug bleibt beim Ausblick auf 2021
vorsichtig und richtet das Unternehmen neu aus.
B
ei der Prüfungsgesellschaft Deloit-
te war in den vergangenen Jahren
das Geschäft mit Managementbe-
ratung stets der Treiber mit deut-
lich zweistelligen Wachstumsraten.
Doch die stürmische Phase ist vorbei:
Konsumgüter-Industrie
Beiersdorf schafft ein
leichtes Umsatzplus
Der Konsumgüterkonzern Beiersdorf hat den
Umsatz zwischen Juli und September stabili-
siert und das desolate zweite Quartal ein Stück
weit kompensiert. Der Konzern verzeichne
im dritten Quartal ein organisches Umsatz-
wachstum von 0,2 Prozent, sagte Stefan de Lo-
ecker, Vorstandsvorsitzender des Hamburger
Dax-Unternehmens, am Mittwoch.
Der Konzernumsatz sank in den ersten
neun Monaten des Jahres organisch um 7,1
Prozent auf 5,2 Milliarden Euro. Zum Ver-
gleich: In den ersten sechs Monaten war der
Umsatz des Nivea-Herstellers um 10,7 Prozent
eingebrochen.
„Im dritten Quartal haben sich die Ge-
schäftsergebnisse deutlich verbessert. Wir
konnten uns in einem andauernd schwierigen
Hautpflegemarkt behaupten und Marktanteile
in allen Hautpflegekategorien hinzugewin-
nen“, sagte de Loecker weiter. Als besonders
„widerstandsfähig in der Krise“ hätten sich die
beiden Pflegemarken Eucerin und Aquaphor
Anzeige
Deloitte verfolgt aber weiter das
Ziel, die Präsenz als Abschlussprüfer im
Dax 30 auf drei bis fünf Mandate aus-
zubauen. Bisher prüft die Gesellschaft
dort nur Bayer. Bei den bisherigen Neu-
ausschreibungen im Zuge der Rotati-
Unternehmen 21
gezeigt. Diese hätten „ein starkes zweistelliges
Umsatzplus im dritten Quartal erzielt“.
Dennoch halte die Covid-19-Pandemie
große Teile der Welt fest im Griff. „Wann sich
die Situation nachhaltig entspannen wird, lässt
sich noch immer nicht vorhersagen“, sagte der
Beiersdorf-Chef. Seine Prognose für das Ge-
samtjahr 2020: „ein Umsatzwachstum auf
dem gleichen Niveau oder etwas besser als das
Wachstum der ersten neun Monate“.
Mit Blick auf die Verschärfung der Coro-
na-Maßnahmen in Deutschland sei der Kon-
zern „sehr vorsichtig, was die Aussicht für das
vierte Quartal geht“, sagte de Loecker. Fraglich
sei das Konsumverhalten der Menschen, die
stärker als bisher ihre Zeit zuhause verbringen.
Die Umsatzrendite werde in diesem Jahr „sig-
nifikant unter dem Vorjahreswert“ liegen. Aus-
nahme Tesa: Für die Klebstoffsparte erwartet
er eine Umsatzrendite ungefähr auf Vorjahres-
niveau. Die Beiersdorf-Aktie gab am Mittwoch
zeitweise um sechs Prozent nach. Catrin Bialek


Im Geschäftsjahr 2019/20, das am 31. onspflicht waren EY, PwC und KPMG
Mai endete, stagnierte der größte Ge-
schäftsbereich bei einem Umsatz von
zum Zuge gekommen.
Der Lockdown im März traf Deloit- 

 



640 Millionen Euro. Wegen der Pande- te in der heißen Phase der Abschluss-
mie haben Kunden viele Projekte ge-
stoppt oder nach hinten verschoben.
Der seit Juni amtierende Deutsch-
prüfung bei den Kunden, die Arbeit
musste auf den rein elektronischen Weg
umgestellt werden. Die Prüfungssparte


landchef Volker Krug wertet das Ergeb-
nis dennoch als Erfolg, schließlich habe
sich die Consultingsparte trotz der Wid-
legte 2020/21 um sechs Prozent auf 452
Millionen Euro zu. Getrieben wurde
dies vor allem von den dort verbuchten



rigkeiten auf einem hohen Niveau ge-
halten. Getragen wurde das Geschäft
diesmal von der traditionellen Prüfung
und der Steuerberatung.



prüfungsnahen Dienstleistungen. Dazu
zählen beispielsweise die Beratung beim
Aufbau interner Kontrollsysteme, bei
Risikomanagement, Compliance-The- 
! +( .')()( +#
Insgesamt legte der Umsatz von De- men und Cybersecurity.
loitte in Deutschland um drei Prozent ##0%$!)(' '(% )-&
auf 1,69 Milliarden Euro zu. In den ers- Aufgeschlossen für
ten neun Monaten – bis zum Lockdown verkürzte Rotation 
'(#)()(.! () #( ' .)()#
Mitte März – war Deloitte noch auf ei- Für Krug ist die Wirtschaftsprüfung %$!)(# '#(( *1*1  +# #( ' #+(('()#
nem Wachstumskurs von sechs Pro- Kerngeschäft, in das man investieren
) " #!(!))
! '# !+)#
zent. „Wir sind nicht immun gegen die
wirtschaftliche Entwicklung“, sagte
Krug am Mittwoch und bleibt fürs lau-
fende Geschäftsjahr vorsichtig.
Zwar seien die ersten Monate seit
Juni vielversprechend verlaufen. Nun
hätten aber Unsicherheiten für Unter-
nehmen wieder zugenommen. Es sei
nicht auszuschließen, dass Deloitte in
Deutschland erstmals seit elf Jahren ei-
nen Umsatzrückgang verzeichnen
muss. Man arbeite aber dagegen an.
Krug justiert die Firma neu und will
deutlich mehr Geschäft aus der weitver-
zweigten Organisation herausholen.
Statt einzelner Dienstleistungen soll die
Vernetzung quer über alle Geschäftsbe-
reiche im Vordergrund stehen, soge-
nannte Cross-Functional-Services. Prak-
tisch heißt dies, dass etwa bei großen in-
ternationalen Umbauprojekten von
Kunden nicht nur Managementberater,
sondern auch Steuer- und M&A-Exper-
ten stärker mitmischen sollen.
Sein Vorgänger Martin Plendl hatte
das Ziel ausgegeben, spätestens 2020
an KPMG als der Nummer drei auf dem
.'  +)+# ' ! ,' ##0"' ) +#
werde. Von Big Data und roboter-
!).')() +# !'# ## '!" (%###
gestützter Analyse erhofft sich die Bran-
#)'-.(
#!/(# +# ' #&
che auch eine Qualitätsverbesserung der
Prüfung – möglicherweise auch mit dem
Effekt, Fälle von Bilanzbetrug wie bei
Wirecard schneller aufzudecken oder
zu verhindern.
Die anstehende Neuregulierung des
Prüfergeschäfts im Zuge des Wirecard-
Skandals bewertet Krug unterschiedlich.
Prinzipiell unterstützt er eine Weiter-
entwicklung. „Wir können ja nicht nur
den Mandanten sagen, dass sie sich
transformieren sollen, sondern müssen
das auch selbst tun“, sagte der Deloitte-
Chef. Einer verkürzten Rotation auf
zehn Jahre steht er positiv gegenüber,
ebenso einer engeren Zusammenarbeit
von Abschlussprüfer und Aufsichtsrat
des Mandanten.
Die geplante Anhebung der Haf-
tung von Abschlussprüfern von vier auf
20 Millionen Euro aber würde aus sei-
ner Sicht den kleinen und mittleren An-
bietern zu schaffen machen. Über eine
weiter gehende Trennung von Prüfung
und Beratung könne man zumindest )0) $()#!$( #"!#
deutschen Prüfermarkt vorbeizuziehen. auf Ebene einzelner Mandate diskutie- 

 

Zudem sollte der Umsatz bis 2025 auf
drei Milliarden Euro steigen. Krug woll-
te diese Ziele nicht bestätigen. Er schlägt
eher leisere Töne an und fordert Qua-
lität und Fokus auf intelligente Lösun-
gen für die Mandanten.
ren, obwohl es da schon eine gesetzliche
Regelung gäbe. Eine organisatorische
Trennung von Prüfungs- und Bera-
tungsgeschäft und damit eine Aufspal-
tung der Gesellschaften lehnt Krug aber
kategorisch ab. Bert Fröndhoff

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22 Unternehmen
Die S-Klasse wird
zum Chauffeur
Die neuen Fahrzeuge von Daimler können Passagiere erstmals
autonom chauffieren. Im Stau hat der Fahrer Zeit, um produktiv zu
sein. Schon träumt Daimler von neuen Einnahmequellen.
S-Klasse von Daimler: Ab der zweiten Jahreshälfte 2021 könnte der Drive-Pilot von Mercedes im Alltag auf deutschen Autobahnen erstmals zum Einsatz kommen.
Franz Hubik Immendingen
A
uf den ersten Blick sind es nur
zwei Knöpfe oberhalb der Dau-
menmulden im Lenkrad. Aber
Daimler-Ingenieur Michael De-
cker versichert: Wer sie drückt,
betritt eine völlig andere Welt. Eine Se-
kunde später blinken drei türkisfarbene
Lichter rund um das Lenkrad auf. Der
sogenannte Drive-Pilot in der S-Klasse
ist nun aktiv, das Auto fährt autonom.
„Jetzt können wir uns den Neben-
tätigkeiten zuwenden“, bekundet De-
cker stolz und lässt das Lenkrad los.
Der Leiter des Bereichs Automated
Driving bei dem Mercedes-Hersteller
schaltet die ZDF-Küchenschlacht auf
dem Display ein. Dem Treiben drau-
ßen auf der vierspurigen Straße
schenkt der Manager dabei keinerlei
Beachtung mehr. „Das dürfen Sie bald
wirklich im Level-3-Betrieb machen“,
frohlockt Decker: „Das ist der große
Paradigmenwechsel.“
Noch kurvt die hochautomatisiert
fahrende S-Klasse mit dem Entwick-
ler an Bord nur auf dem Daimler-
Testgelände im badischen Immendin-
gen umher. Aber schon ab der zweiten
Jahreshälfte 2021 könnte der Drive-
Pilot von Mercedes im Alltag auf
deutschen Autobahnen erstmals zum
Einsatz kommen – zumindest auf ge-
eigneten Streckenabschnitten, bei
Stau oder stockendem Verkehr und
einer Höchstgeschwindigkeit von ma-
ximal 60 Kilometern pro Stunde. Das
ist die aktuelle Gesetzeslage.
Die S-Klasse dürfte damit das erste
Serienauto der Welt werden, in dem
nicht nur Assistenzsysteme etwa zum
Spurhalten genutzt werden, sondern
tatsächlich ein technischer Pilot parat
steht, der es den Passagieren ermög-
licht, sich vom Verkehrsgeschehen
gänzlich abzuwenden. Die Verantwor-
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Autonomes Fahren
tung geht dabei vom Fahrer auf die
Technik über.
„Das ist ein großer Innovations-
schritt“, konstatiert Stefan Bratzel, Di-
rektor des Center of Automotive Ma-
nagement (CAM). „Es ist gut möglich,
dass Mercedes auf diesem Feld wirklich
der Pionier sein wird.“
Denn der „Autopilot“ des Elektro-
rivalen Tesla sei zwar beachtliche „Le-
vel 2 plus, aber noch kein Level 3“, er-
klärt Bratzel. Und Audi ist bei seinem
A8 in den vergangenen Monaten eben-
so zurückgerudert wie BMW bei sei-
nem iNext. Diesen mutmaßlichen Er-
folg von Mercedes dürfe man „nicht so
niedrig hängen“, erklärt Bratzel, auch
wenn es sich zunächst eher um einen
intelligenten „Staupiloten“ handele.
Doch schon damit beginne in der Au-
toindustrie ein neues Zeitalter. Die
Utopie des Roboterautos wird allmäh-
lich Realität.
Netflix wäre erlaubt, zu schlafen
verboten
Wie groß die Ambitionen der Branche
sind, zeigt schon der interne Name für
den Drive-Pilot. Die Mercedes-Inge-
nieure sprechen von einem „Auto-
bahn-Chauffeur“, also einem System,
das den Fahrer auf Überlandstraßen
ohne Gegenverkehr zwischenzeitlich
ersetzt. Das große Ziel dabei ist, den
Verkehr sicherer zu machen. Das
CAR-Institut schätzt, dass sich bis zu
90 Prozent aller Unfälle auf deutschen
Straßen verhindern ließen, wenn alle
Autos stets autonom unterwegs wären.
Noch ist der Weg bis zum Ideal ei-
nes Autos ohne Lenkrad, in dem nur
Mitfahrende sitzen und der Computer
immer allein steuert (Level 5), aber
weit. In der neuen S-Klasse darf sich
der Fahrer zwar bereits auf gewissen
Mercedes-Benz AG
Autobahnabschnitten abwenden, er
muss aber innerhalb von zehn Sekun-
den wieder übernehmen können. Das
heißt: telefonieren, lesen und Netflix
schauen wäre teils möglich, schlafen
oder gar den Fahrersitz verlassen hin-
gegen strikt verboten. Optische und
akustische Hinweise signalisieren dem
Fahrer, wann es Zeit ist, wieder selbst
zu lenken.
Trotz der Einschränkungen sieht
Mercedes bereits in Level 3 eine kleine
Revolution. Schließlich wird der Fahrer
entlastet und hat plötzlich Zeit, um
sich bei stockendem Verkehr anderen
Dingen zuzuwenden. Das Auto wird
so ein Stück weit zum Homeoffice oder
Entertainment-Center. Der Fahrer
Innenraum S-Klas-
se: Der Fahrer muss
kann darin E-Mails checken, per Vi-
sich künftig nicht deochat konferieren oder einfach im
mehr auf die Straße Internet surfen. Schon träumt Daimler
konzentrieren, von zusätzlichen Einnahmequellen.
sondern kann sich Der Drive-Pilot könnte neben Soft-
Filme anschauen. ware-Updates über die Cloud schließ-
DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210
lich eine Art „Türöffner“ für nachträg-
lich buchbare Extras werden, kalkulie-
ren die Konzernstrategen. „Ich sehe
hier Umsatzpotenzial“, bekundet
Daimler-Chef Ola Källenius. Der
Schwede will bis 2025 eine Milliarde
Euro des jährlichen Betriebsgewinns
über digitale Zusatzdienste erwirt-
schaften. Jeder neue Mercedes könnte
zum rollenden App-Store werden.
Sein Kalkül: Allein auf deutschen
Autobahnen stehen die Menschen
mehr als 521.000 Stunden pro Jahr im
Stau. Mit dem Drive-Pilot könnten
Pendler und Geschäftsreisende inmit-
ten dieser Blechlawine ertragreich ar-
beiten, statt sich zu ärgern. Die attrak-
tivsten Einsatzgebiete für den Drive-
Pilot werden künftig aber wohl die
Ballungszentren in China oder Kalifor-
nien sein, wo das Verkehrsaufkommen
hoch und das durchschnittliche Tempo
gering ist.
Keine dauerhafte Internet-
verbindung nötig
Bleibt allerdings ein Problem: Um die
S-Klasse wirklich in ein Büro auf Rä-
dern zu verwandeln, sind die Passagiere
von den örtlichen Internetprovidern
abhängig. „Da können wir nur hoffen,
dass die Verbindung besser wird“,
räumt Michael Decker ein. Der Daim-
ler-Entwickler betont zugleich, dass
das Fahrzeug selbst für die Level-
3-Funktion keine dauerhafte Interne-
tanbindung benötigt. „Wir können jed-
wede kritische Situation mit dem meis-
tern, was wir on board im Fahrzeug
haben“, sagt Decker.
Entsprechend teuer dürfte sich
Daimler seinen Autobahn-Chauffeur
bezahlen lassen. Wie viel die Sonder-
ausstattung genau kosten wird, verrät
der Konzern zwar aktuell nicht. Meh-
rere Tausend Euro dürften für den
Drive-Pilot aber schon fällig werden –
zusätzlich zu den 96.094 Euro, die jede
neue S-Klasse mindestens kostet.
Demgegenüber stehen höhere Aus-
gaben für ein erweitertes Sensorenset,
das auch Lidar-Radartechnik und
hochauflösende Karten beinhaltet.
CAM-Direktor Stefan Bratzel geht
trotz der Mehrausgaben aber davon
aus, dass der Drive-Pilot für Daimler
ein einträgliches Geschäft wird. „Ich
rechne hier mit signifikanten Einbau-
raten“, sagt Bratzel. Wirklich lukrativ
werde der Autobahn-Chauffeur aber
erst, wenn damit auch Geschwindig-
keiten von bis zu 120 Kilometern pro
Stunde dargestellt werden können,
glaubt der Branchenkenner.
Bis dafür in Europa der rechtliche
Rahmen ausgearbeitet ist, dürften
aber Jahre vergehen. In den USA lässt
Tesla derweil ausgewählte Kunden
bereits eine „Full Self Driving“-Soft-
ware testen – im Stadtverkehr wohl-
gemerkt.
Mercedes-Benz AG
 DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210 Unternehmen 23

Sportartikel

Puma verzichtet wegen Corona auf Prognose

Das Geschäft läuft wieder deutlich besser. Doch neue Einschränkungen könnten Kunden vertreiben.

E
s sind nur noch gut zwei Monate zent auf 1,5 Milliarden Dollar. Damit neuen Geschäftsjahres deutlich weniger gesagten großen Sportevents stattfin-
bis zum Jahresende: Trotzdem übertraf der Weltmarktführer alle Er- für Werbung ausgegeben. Die Nummer den können: die Fußball-Europameis-
sieht sich Puma-Chef Björn Gul- wartungen. Für die guten Zahlen waren zwei der Sportindustrie, Adidas, will erst terschaft und die Olympischen Spiele.
den noch immer nicht in der Lage, vor allem ein starkes Online-Geschäft Mitte November Zahlen vorlegen. Vorbereitet ist Puma allemal: Die Tri-
eine Prognose für 2020 abzugeben. und geringere Kosten verantwortlich. Puma-Chef Gulden hofft auf ein kots für die Teams liegen schon seit dem
„Die Entwicklung für die kommenden Nike hat in seinem ersten Quartal des besseres Jahr 2021, in dem die 2020 ab- Frühjahr auf Lager. Joachim Hofer
Wochen ist weiterhin unvorhersehbar“,
sagte der Manager. Seine Sorge gilt den
Anzeige
wieder eingeführten Beschränkungen
für die Konsumenten angesichts stei-
gender Infektionszahlen: „Die Verbrau-
cherstimmung trübt sich erneut ein.“
Dabei lief es die vergangenen Wo-

   


chen glänzend für den im MDax notier-
ten Konzern: Im dritten Quartal stieg
der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr
um gut sieben Prozent auf knapp 1,6
Milliarden Euro. Zu konstanten Wech-
selkursen betrug das Plus sogar gut 13
Prozent. Der Gewinn stieg ebenfalls um
13 Prozent auf 114 Millionen Euro.
Im Frühjahr waren die Erlöse noch
um fast ein Drittel eingebrochen. Die
Marke mit dem Raubtierlogo stürzte tief
 

  
Puma-Aktie im Vergleich
Prozentuale Veränderung seit 16.3.
Nike +92 % Adidas +50 %
Puma +54 % Under Armour +49 %
+100 %

+80 %

+60 %  

+40 % 
+20 %
Ɇ ȷɏɋ ɝɏɇɍɚɏɌɘɚɋɓ
ɓɋɛɋɓ ȽɔɊɋɑɑɋ
±0 % Ɇ Ⱦɋɝɘ ɛɓɊ
ɂɋɇɍɓɏɐ
-20 %
16.3.2020 28.10. Ɇ ɁɅɒɒɑɋɗɎȺɛɏɊɋ
HANDELSBLATT Quelle: Bloomberg
Ɇ Ƀɍɗɋɓ Ʌɑɘ
ȼɓɜɋɘɚɒɋɓɚ
in die roten Zahlen. Von Ende März an
waren für mehrere Wochen 80 Prozent
der Geschäfte von Puma sowie der
Fachhändler geschlossen.
Den Sommer über sah das ganz an-
ders aus. Der Online-Handel boomte,
zudem griffen die Kunden auch in den
Läden wieder beherzt zu: „Das Geschäft
lief viel besser, als wir erwartet hatten“,
erläuterte Gulden. „Es war fast wieder
ein normales Quartal.“ Vor allem Lauf-
schuhe seien gefragt gewesen sowie mo-
dische Artikel. Auch die letzten Wochen
seien ermutigend gewesen. „Der Okto-
ber hat für uns gut begonnen“, erklärte
der ehemalige Profi-Fußballer. Trotz-
ȹɔɚɔɘɈ Ȼɋɏɐɔ ȷɗɋɍɋɗ ɕȺȿ ɄɅɚɇɍɋɘɖɉ ȸɗɏɇ ɀɅɞ ȷɅɜɏɊɘɔɓ ɕȺȿɖ

dem bleibt Gulden vorsichtig: „Das

kann sich schnell ändern.“
Analysten sehen Puma trotz des zu-
rückhaltenden Ausblicks des Vorstands-
chefs positiv. Der Konzern habe im drit-
ten Quartal die Markterwartungen um
ein gutes Stück übertroffen, urteilte Jef-
feries-Analyst James Grzinic am Mitt-
wochmorgen. Damit bestätige sich das
gute Markenbild der Herzogenauracher.
Zuletzt hatte in der Sportbranche
Weltmarktführer Nike die Investoren
positiv überrascht. Der Konzern hielt
den Umsatz in den drei Monaten bis
 

 
     
Ende August mit 10,6 Milliarden Dollar 
 


gegenüber dem Vorjahr fast stabil und
steigerte den Gewinn dabei um elf Pro-

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24 Unternehmen
Lars-Marten Nagel, Michael
Verfürden Berlin, Düsseldorf
D
er Polizeifotograf hatte gut zu
tun an diesem Donnerstagmor-
gen im Dezember 2019. Er fo-
tografierte den asiatischen Gar-
ten sowie etliche antike Möbel,
Skulpturen und Kunstwerke, die sich
über das dreistöckige Haus im saarlän-
dischen Rissenthal verteilten. Zwei
Stunden blieben die Beamten. Als sie
gingen, nahmen sie Aktenordner mit.
Den Eigentümer überraschten die
Ermittler zeitgleich in einer anderen
Villa. Auch dort beschlagnahmten sie
Unterlagen. Seitdem heißt es im Saar-
land, Oberstaatsanwalt Eckhard Uthe
habe in der Korruptionsaffäre um das
Stahlwerk Dillinger Hütte einen neu-
en Beschuldigten im Visier.
Die Villa und das Anwesen in Ris-
senthal gehören einem Mann, der lan-
ge als einer der mächtigsten Manager
des Saarlands galt. Er begann seine
Karriere als Metallurg, wurde tech-
nischer Vorstand der Hütte, dann
Aufsichtsrat und schließlich Mitglied
der Montan-Stiftung Saar, dem Ge-
sellschafter der großen saarländischen
Stahlwerke.
Nun gerät der Stahlpatron in den
Strudel eines Korruptionsskandals.
Die Razzia in Rissenthal war Teil ei-
nes Großverfahrens, das Uthe führt.
Seine Behörde verdächtigt 23 Beschul-
digte der Bestechung und der Bestech-
lichkeit, darunter zwei ehemalige Vor-
stände der Dillinger Hütte.
Eine erste Hauptverhandlung be-
gann Ende August. Zunächst müssen
sich vor dem Landgericht Saarbrücken
ein Bauunternehmer und zwei ehe-
malige Mitarbeiter des Stahlwerks ver-
antworten. Die Staatsanwaltschaft
wirft ihnen vor, Bauaufträge mit ei-
nem Volumen von rund 40 Millionen
Euro verschoben zu haben.
„Karriere-Seilschaft“ im
Saarland
Uthe schilderte ein Geflecht gegensei-
tiger Abhängigkeiten – gewoben aus
Gefälligkeiten, Geschenken und
Schmiergeld. Im Mittelpunkt steht aus
Sicht seiner Behörde Bauunternehmer
Jean Baron von Sass (61). Uthe wirft
ihm vor, das Netz der Korruption ge-
sponnen und gepflegt zu haben.
Sein Verteidiger Michael Heuche-
mer hält das für übertrieben: Von Sass
habe sich nur den Gegebenheiten an-
gepasst. Die gesamte Hütte habe auf
Initiative der Leitungsebene als „struk-
turell korruptives System“ gehandelt.
Das soll auch für die beiden be-
schuldigten Ex-Vorstände gelten, die
nicht angeklagt sind. Kenner der saar-
ländischen Stahlbranche beschreiben
sie als „Karriere-Seilschaft“. Wenn der
Ältere befördert worden sei, habe er
den Jüngeren nachgezogen.
2017 ging eine anonyme Anzeige
gegen den älteren Manager bei Uthe
ein. Seine Ermittlungen liefen offen-
bar holprig an. Zehn Monate lang sei
die Hauptakte „außer Kontrolle“ ge-
raten, notierte er Ende 2018 in einem
Vermerk. So nennt es die Behörde,
wenn eine Akte „verlegt“ oder „nicht
greifbar“ ist. Solche Pannen wecken
den Unmut der Verteidiger.
Der Anwalt des Barons von Sass
kritisiert eine Zwei-Klassen-Justiz:
„Ausgerechnet in einer Zeit, als mein
Mandant mit Hochdruck verfolgt wur-
de, blieb die Akte des Vorstands un-
bearbeitet liegen.” Ein weiterer Ver-
teidiger beantragte vergeblich eine
Aussetzung des Verfahrens, weil Uthe
nicht über die parallelen Ermittlungen
informiert habe.
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Dillinger Hütte
Ex-Vorstände
im Fokus
Ein Bauunternehmer und
Stahlwerk-Mitarbeiter stehen in
Verdacht, Millionenaufträge
verschoben zu haben. Der Skandal
erreicht womöglich den Vorstand.
Der Staatsanwalt weist die Kritik
zurück. Mit aufwendigen Ermittlun-
gen versuche die Behörde, die Sach-
verhalte „unabhängig von der hierar-
chischen Stellung Beteiligter“ auf-
zuklären. Eine Verjährung trete nicht
vor 2025 ein. Ob gegen die beiden Ex-
Führungskräfte Anklage erhoben wer-
de, hänge auch von neuen Erkenntnis-
sen im Prozess gegen den Baron ab.
Erfahrungsgemäß würden „die
Nachweisschwierigkeiten mit der Hö-
he der hierarchischen Ebene“ steigen,
betonte der Oberstaatsanwalt. Füh-
rungskräfte scheinen demnach cleve-
DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210
als „aus dem Hintergrund agierenden
Wirtschaftsstraftäter“. Er soll sich im
Gegenzug als Aufsichtsrat für den Ba-
ron verwendet haben – etwa, als er
2008 unter Korruptionsverdacht ge-
riet und ihm die Hütte keine Aufträge
mehr erteilen wollte.
Der Anwalt des Barons räumt die
Bauleistungen ein. Der Unternehmer
habe sich „gedrängt gesehen“, den
Rohbau zu erstellen. Er habe fürchten
müssen, sonst keine Aufträge der
Hütte mehr zu bekommen, sagte
Heuchemer.
Den Ex-Vorstand vertritt Pascal
Bastuck von der Kanzlei Heimes &
Müller in Saarbrücken. Der Anwalt
teilte mit, dass er noch keine Akten-
einsicht erhalten habe und sich des-
halb nicht äußern möchte.
Dillinger Hütte prüft
Schadensersatz
Auch für den jüngeren Manager, der
nach seinem Vorgänger den Technik-
Bereich im Vorstand verantwortete,
könnten die Ermittlungen bedrohlich
werden. Seine mutmaßlichen Taten
machte die Staatsanwaltschaft schon
in der Anklage gegen den Baron öf-
fentlich bekannt.
40
Millionen Euro sollen ein Bauun-
ternehmer und zwei ehemalige
Mitarbeiter des Stahlwerks Dillin-
ger Hütte verschoben haben.
Quelle: Staatsanwaltschaft Saarbrücken
Von Sass habe demnach in einem
Vergabeprozess 2013 disqualifiziert
werden müssen, weil er eine Frist ge-
rissen hatte. Doch der Technikvor-
stand habe sich beim Finanzvorstand
dafür eingesetzt, dass das Angebot als
„gerade noch rechtzeitig“ gewertet
wird. Schließlich habe die Firma des
Barons den Zuschlag in Höhe von
380.000 Euro erhalten.
Zudem gibt es einen Vertrag über
einen weiteren Auftrag im Wert von
460.000 Euro, den nur der Technik-
vorstand unterschrieben hat. Laut Ut-
he wäre die Signatur eines zweiten
Vorstands „zwingend“ erforderlich ge-
wesen.
Zufall oder nicht: Ein enger Ver-
wandter des Managers wurde mit 27
Jahren Geschäftsführer einer Firma,
die über Zwischengesellschaften mit-
telbar dem Baron gehörte. Die Straf-
mauritius images / Pitopia [M]
verteidiger des ehemaligen Vorstands
ließen Fragen des Handelsblatts un-
beantwortet.
Die Dillinger Hütte betonte, dass
die Beschuldigten nicht mehr für das
Unternehmen arbeiten. Dem aktuel-
len Vorstand sei aber an der vollstän-
digen Aufklärung der Korruptionsaf-
färe gelegen.
Dillinger Hütte: rer, wenn es um Korruption geht – ih- Ein Anwalt des Stahlwerks beklag-
Rund um den re Überführung dauert länger. Ein te sich Ende August in einem Brief an
Stahlkonzern soll Umstand, der im Zweifel für sie spielt? Oberstaatsanwalt Uthe, dass die Hütte
es ein „Netz der Gegenüber dem Amtsrichter ga- schon seit mehr als einem Jahr auf Ak-
Korruption“ ben sich die Ankläger noch vor einem teneinsicht warte. Ohne diese ließe
gegeben haben.
Jahr siegessicher. Der Baron habe dem sich nicht prüfen, ob Schadensersatz
Ex-Vorstand Bargeld per Kurier ge- vom älteren Vorstand verlangt werden
schickt, heißt es im Beschluss für könne.
die Durchsuchungen. Zudem habe Der Pensionär erhalte weiterhin
von Sass das Haus mit asiatischem die vereinbarte private Altersversor-
Garten mitgebaut. Die Höhe der Zu- gung. Es ist ein Zustand, der die Füh-
wendung taxierte das Gericht auf rung des Stahlwerks umtreibt. Der be-
410.000 Euro. auftragte Jurist hat sogar angeboten,
Die frühere Führungskraft der die Ermittlungsakten persönlich bei
Hütte bezeichnete der Richter harsch der Polizei abzuholen.
 Unternehmen 25

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 Meinung & Analyse
26
Fluch und Segen
W
enn die Deutsche Bank Zahlen
vorlegt, weiß man nie so genau,
was man bekommt. Schon oft gab
es in den vergangenen Jahren
negative Überraschungen: uner-
wartet hohe Abschreibungen auf
Wertpapiere oder ganze Geschäftsbereiche,
Strafzahlungen oder sonstige „Sonder-
effekte“, die die Bilanz verhagelten. Genauso
oft wurde in den Doppeltürmen argumentiert:
Wenn man alle diese Posten herausrechne,
stehe die Bank richtig gut da. Man müsse eben
nur genau hinschauen.
Dagegen ist die Bilanz des dritten Quartals ein
echter Lichtblick: Deutschlands größtes
Geldhaus ist mitten in der Coronakrise in die
Gewinnzone zurückgekehrt und kommt bei
seinen Sparanstrengungen voran. Vorstands-
chef Christian Sewing liefert das, was er
Mitarbeitern und Aktionären im Sommer
2019 versprochen hat: Die Kosten gehen
kontinuierlich herunter, Risiken in der Bilanz
werden abgebaut. Das Ergebnis kann sich
sehen lassen.
Das Paradoxe daran: Gerade die Krise hilft der
Bank dabei, Geld zu verdienen. Wenn Anle-
ger an den Märkten investieren, Anleihen
platziert und gehandelt werden, wenn sich
Großkonzerne gegen Währungsrisiken
absichern oder frisches Kapital aufnehmen,
dann spült das den Investmentbankern
ordentlich Geld in die Kasse. Die Deutsche
Bank ist hier keine Ausnahme. Sie profitiert
von derselben Sonderkonjunktur wie die
großen Rivalen von der Wall Street.
Man könnte fast sagen, Corona ist ein wahrer
Segen für die Branche. Denn das Auf und Ab
an den Märkten, der große Beratungs- und
Finanzierungsbedarf insbesondere der Fir-
menkunden, das alles dürfte noch eine ganze
Weile anhalten. Die größte Gefahr besteht
nun darin, dass die Bank wieder übermütig
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Deutsche Bank glänzt in der Coronakrise
wird. Dass sie ihren Investmentbankern
wieder zu viel Freiraum gibt, da sie die
Gewinne scheffeln, die in anderen Bereichen
– allen voran das Privatkundengeschäft –
ausbleiben. Das würde Sewings Strategie
ad absurdum führen.
Denn in dieser Hinsicht ist die Coronakrise
ein Fluch: Das traditionelle Kreditgeschäft
mit Unternehmens- und Privatkunden, das
die Deutsche Bank eigentlich als Rück-
besinnung auf ihre Wurzeln wieder zum
Kerngeschäft machen will, bringt im
Moment die größte Unsicherheit mit sich.
Die Pandemie hat in Europa schon jetzt die
größte Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten
ausgelöst. Die Effekte eines zweiten Lock-
Die größte downs, wie er sich in vielen europäischen
Ländern inklusive Deutschland anbahnt,
Gefahr besteht sind da noch gar nicht eingerechnet. Klar ist
darin, dass die nur: Je länger die Coronakrise dauert, desto
Bank wieder höher wird am Ende die Zahl an Insolven-
zen und Arbeitslosen ausfallen. Und wenn
übermütig wird. Firmen und Privatkunden ihre Darlehen
Dass sie ihren nicht mehr zurückzahlen können, wird es
Investment- auch für die Banken ernst. Die bisherige
Risikovorsorge für Kreditausfälle bildet das
bankern zu viel nur zu einem kleinen, weil theoretischen
Freiraum gibt, Teil ab.
da sie die Ge-
Die Deutsche Bank hat dabei noch Glück im
winne scheffeln, Unglück: Einerseits profitiert sie davon, dass
die anderswo es der heimischen deutschen Wirtschaft nach
ausbleiben. wie vor relativ gut geht. Der jahrelange
Aufschwung hat zu üppigen Rücklagen
Kathrin Jones geführt, mit denen der Staat leidgeprüften
Branchen nun unter die Arme greifen und
Sozialleistungen erhöhen kann. Das könnte
die schlimmsten Folgen abmildern, wenn
auch hierzulande das öffentliche Leben
erneut stark eingeschränkt wird. Das Risiko
für drastische Kreditausfälle ist für die süd-
europäischen Geldhäuser ungleich größer,
wie sich in deren Bilanzen teilweise auch
schon gezeigt hat.
DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210
Andererseits kommt der Deutschen Bank im
Moment zugute, dass sie ihre immer wieder
ausgerufene Mittelstandsoffensive nie richtig
in die Tat umgesetzt hat. Egal, wer bei der
Deutschen Bank in den vergangenen Jahren
und Jahrzehnten das Sagen hatte: Man ver-
sprach, für die kleinen und mittelständischen
Unternehmen zu Hause da zu sein – aber zog
in die weite Welt hinaus, um große Kapital-
markttransaktionen zu stemmen und mit den
angelsächsischen Instituten um Einnahmen
und Prestige zu wetteifern.
Das führte zeitweise zu einer Entfremdung
der deutschen Großbank vom heimischen
Mittelstand, der sich lieber der Commerzbank
oder den Sparkassen und Volksbanken
zuwandte. Es erklärt aber in der aktuellen
Krise, warum die Deutsche Bank noch relativ
wenig Belastungen im Kreditbuch spürt und
einem zweiten Lockdown auch in Deutsch-
land – nach außen zumindest – gelassen
entgegenblickt. Handwerker, Restaurant-
besitzer und sonstige Selbstständige, von
denen viele jetzt mehr denn je um ihre Exis-
tenz fürchten, zählen nicht zur Kernklientel
der Deutschen Bank. Das sind eher die Groß-
konzerne, die eine viel größere Widerstands-
kraft haben.
Was am Ende überwiegt – Corona als Segen
oder Fluch –, das muss sich für die Deutsche
Bank erst noch zeigen. Sie ist noch längst
nicht so wetterfest, wie sie sein müsste. Sie
hat noch immer keine nennenswerten Reser-
ven aufgebaut. Für Sewing kommt es jetzt
darauf an, sich bei seinem Sanierungskurs
nicht ablenken zu lassen: Altlasten abbauen
und Kosten weiter senken, heißt das Gebot
der Stunde. Die Krise könnte Letzteres sogar
beschleunigen – und damit eine Chance sein.
Die Autorin leitet das Ressort Finanzen & Börsen
in Frankfurt. Sie erreichen sie unter:
jones@handelsblatt.com
 DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210
Delivery Hero
Gegen den Börsentrend
E
s ist eine scheinbar verkehrte Börsenwelt:
Aus Furcht vor den herannahenden
Corona-Maßnahmen gab am Mittwoch
der Dax nach. Während jedoch die Aktie
des Nivea-Herstellers Beiersdorf – in früheren
Krisen ein Hafen der Stabilität – geradezu
einbrach, notierte ausgerechnet der viel-
Bislang sieht kritisierte Dax-Neuling Delivery Hero deut-
lich im Plus. Das hat einen Grund: Anders als
es so aus, Beiersdorf gelingt es Delivery Hero, sich vom
dass Kon- Corona-Geschehen abzukoppeln. Das Wachs-
zernchef tum des Konzerns liegt seit sieben Quartalen
stabil bei knapp 100 Prozent, Konzernchef
Östberg die Niklas Östberg kann seine Prognosen sogar
Dynamik gut leicht anheben.
im Griff hat.
Das ist auf den ersten Blick überraschend,
Er muss denn die Restaurants, deren Essen der Kon-
2020 sogar zern ausliefert, sind ja besonders von Shut-
etwas weni- downs betroffen. Die Stabilität liegt an mehre-
ren Effekten. Zum einen gleichen sich die
ger Geld Dämpfer durch Schließungen bei Partner-
ausgeben Restaurants und die zusätzlichen Bestel-
als bislang lungen aus dem Homeoffice global weit-
gehend aus.
geplant.
Christoph Zum anderen kann Delivery Hero Rabatt-
Kapalschinski aktionen und Onlinewerbung so steuern, dass
der Umsatz gut kontrollierbar ist. Denn
Delivery Hero verdient ja kein Geld, sondern
investiert in das Wachstum.
Bislang sieht es so aus, dass Konzernchef
Niklas Östberg diese Dynamik gut im Griff
hat. Er muss 2020 sogar etwas weniger Geld
Daimler
Smarter Deal
D
aimler hat eine neue Spielwiese. Der
Stuttgarter Autokonzern, der sich
derzeit über ein milliardenschweres
Sparprogramm saniert, steigt mit zwan-
zig Prozent bei Aston Martin ein. Zuvor
hatten die Schwaben bereits eine Technologie-
partnerschaft mit dem Sportwagenbauer
Aston vereinbart. Geführt wird die Marke ohnehin
von Daimler-Managern. Erst vor wenigen
Martin, Wochen wechselte Ex-AMG-Chef Tobias
berühmt als Moers zu Aston Martin und auch Ex-Merce-
Dienstwagen des-Formel-1-Chef Toto Wolff ist als Investor
an Bord. Großaktionär ist der kanadische
von James Milliardär Lawrence Stroll, der die Ikone vor
Bond, hat dem Untergang retten will.
seine besten
Tatsächlich hat Aston Martin, berühmt als
Jahre hinter Dienstwagen von James Bond, seine besten
sich. Jahre hinter sich. Nach zahlreichen Besitzer-
wechseln ist die Marke ausgelaugt, zuletzt
Markus Fasse fehlte es an Ideen und Visionen. Der bevor-
stehende Brexit könnte das Unternehmen
zusätzlich treffen, wenn Großbritannien über
Nacht den Zugang zu wichtigen Absatzmärkten
verliert. Zuletzt verkaufte Aston Martin gerade
einmal 5000 Autos pro Jahr. Großen Konkur-
renten wie Porsche oder der Mercedes-Tochter
AMG reicht dafür eine gute Woche.
Aston Martin teilt das Schicksal vieler kleiner
und mittlerer Automarken, die von der
Nostalgie und wohlklingenden Verbrennungs-
motoren leben, aber schleunigst den Antrieb
wechseln müssen. Der Hometurf London ist
bald nur noch für Elektroantriebe offen.
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ausgeben als bislang geplant. Kurz nach dem
Dax-Aufstieg fassen die Investoren so Ver-
trauen. Dabei hilft ausgerechnet, dass sich
eine Hoffnung der Börsianer aus der Zeit des
Beginns der Krise nicht bestätigt: Delivery
Hero verzeichnet keinen Bestellboom auf-
grund der Ausgangsbeschränkungen. Das
unterscheidet den Konzern etwa vom Koch-
box-Lieferenten Hello Fresh.
Doch das macht die Delivery-Hero-Aktie
derzeit nur robuster. Denn bei Hello Fresh
spekulieren die Shortseller bereits darauf, dass
die Kunden nach dem Ende der Pandemie ihre
Koch-Abos schnell wieder abbestellen und die
Aktie nachgibt.
Das Debüt im Dax gelingt Delivery Hero. Es
bleibt jedoch dabei, dass den im Vergleich zu
anderen Konzernen in der ersten Börsenliga
märchenhaft hohen Wachstumsraten auch
entsprechende Risiken entgegenstehen.
Delivery Hero ist noch immer ein junges
Unternehmen, sein Geschäftsmodell noch im
Werden.
Bis zur Solidität eines Traditionskonzerns wie
Beiersdorf ist es noch weit hin. Der Hambur-
ger Kosmetikanbieter hat Delivery Hero
nämlich das Wichtigste voraus: Er verdient
zuverlässig so viel Geld, dass ihn seine Kasse
krisenfest und unabhängig macht.
Der Autor ist Korrespondent in Hamburg. Sie erreichen
ihn unter: kapalschinski@handelsblatt.com
Während Marken wie Bentley, Bugatti oder
Lamborghini ihre Elektrokonzepte aus dem
Volkswagen-Konzern beziehen, stützen sich
Mini und Rolls-Royce auf Technik der BMW-
Mutter. Andere, wie beispielsweise Land
Rover und Jaguar haben zwar mit Tata eine
finanzkräftige Mutter, aber sind dringend auf
Kooperationen angewiesen, um Hybrid- und
Elektroantriebe in Serie zu bringen. Eine
Kooperation mit BMW ist seit 2019 verein-
bart. Angesichts der sich zuspitzenden Lage
im Autogeschäft könnte sich auch für die
Münchener bald die Frage stellen, ob man für
Land Rover und Jaguar in die Schatulle greift.
Denn auch für die etablierten Autokonzerne
sind die Technologiepartnerschaften lebens-
wichtig. Die enormen Entwicklungskosten
für die verbliebenen Verbrenner, für die noch
anstehenden Hybrid- und Elektroautos
lassen sich nur noch in Verbünden finanzie-
ren. Volkswagen kann diese Kosten auf zehn
Millionen Autos pro Jahr verteilen, bei
Daimler und BMW sind es nicht einmal ein
Viertel so viele. So gesehen ist der Deal mit
Aston Martin für Mercedes sehr klug, Daim-
ler hat einen Absatzkanal für seine Entwick-
lungen, und die Briten sind technologisch
abhängig. Die Stuttgarter bekommen die
Aktien an einem Tiefpunkt und können von
einer möglichen Kurssteigerung profitieren.
Der Autor ist stellvertretender Ressortleiter im
Unternehmensressort. Sie erreichen ihn unter:
fasse@handelsblatt.com
Unternehmen & Finanzen 27
Außenansichten
Die französische Tageszeitung „Le Monde“
kommentiert das Vorgehen der US-Justiz
gegen Google:
Heute erreichen die Marktkapitalisierungen der
„GAFAM“ (Google, Apple, Facebook, Amazon
und Microsoft) astronomische Höhen. Diese
Macht ermöglicht es ihnen, Konkurrenten
aufzukaufen und ihre Aktivitäten auf immer
mehr Bereiche auszudehnen. Es war daher
höchste Zeit, gegen diese spektakuläre Vorherr-
schaft vorzugehen, die durch die Krise, die
durch die Pandemie verursacht wurde, noch
verstärkt wurde. Das andere Verdienst der Klage
gegen Google besteht darin, dass sie die Anwen-
dung und Anpassung des US-Kartellrechts an
die digitale Wirtschaft, ihre Kriterien und Beson-
derheiten ermöglichen soll. Die Entscheidung
des Justizministeriums versetzt die US-Regie-
rung wieder in ihre Rolle als Wettbewerbsregulie-
rer angesichts mächtiger Unternehmen. Viele
Kritiker warfen ihr vor, diese Rolle vernachlässigt
zu haben. Nicht zuletzt stärkt diese Initiative die
EU in ihrem Kampf gegen die GAFAM.
Für Japans Wirtschaftszeitung „Nikkei“
versucht Tesla, zum Apple der Autoindustrie
zu werden:
Teslas Bemühungen greifen, Gewinne im reinen
EV-Geschäft zu erzielen, in dem die Autogigan-
ten der Welt kaum profitabel sind. (...) Doch die
jüngsten Worte und Taten von CEO Elon Musk
deuten darauf hin, dass er sich nicht auf seinen
Lorbeeren ausruhen will und eine große Vision
für die Zukunft hat. Der Umstieg auf die Eigen-
entwicklung dieser Schlüsselkomponenten zur
Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit seiner
Produkte ist die gleiche Strategie, die Apple mit
seinem iPhone-Smartphone verfolgt. Die
Wettbewerbsfähigkeit der Tesla-Fahrzeuge wird
auch durch die digitale Technologie unterstützt,
einschließlich der Software und Bordcomputer,
die für das automatisierte Fahren erforderlich
sind. Durch die Eigenentwicklung der wichtigs-
ten Komponente, der Batterie, wird das Unter-
nehmen über ein System verfügen, das eine
große Anzahl von Technologien wie Apple
handhaben kann.
Die Wiener Zeitung „Presse“ schreibt zu
Andreas Matthä, Chef der Eisenbahngesell-
schaft ÖBB, der auf Vertragsverlängerung
wartet:
Nicht wenige meinen, dass die „Personalakte
Matthä“ deswegen noch unerledigt sei, weil im
Hintergrund an einem großen Personalpaket
zwischen ÖVP und Grünen verhandelt werde.
So etwas sollte niemals ausgeschlossen wer-
den, trotzdem spricht ein entscheidendes
Faktum dagegen: So etwas ginge nur, wenn die
ÖVP Bedingungen für den Verbleib des roten
ÖBB-Chefs stellen würde. Aber in ÖVP-Kreisen
ist man eindeutig für Matthäs Vertragsverlänge-
rung. Ein Roter zwar, aber wie gesagt: Fachlich
spricht alles für Matthä. Und die Volkspartei
befürwortet in Krisenzeiten personelle Kontinui-
tät an der Spitze der Bahn. Motto: In den
vergangenen sechs Jahren habe es ohnedies
sieben verschiedene Verkehrsminister(innen)
gegeben, da sollte wenigstens im Unternehmen
Ruhe herrschen. Also liegt die Verzögerung an
der grünen Ministerin Leonore Gewessler? Aus
ihrem Umfeld ist jedenfalls oft zu hören, dass
sie gerne eine Frau an der ÖBB-Spitze hätte.
 Finanzen
28 DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210

Y. Osman, M. Maisch, A. Rezmer Frankfurt

E
igentlich müsste die Deutsche Bank fast ein Doppeltürme der
bisschen dankbar für die Coronakrise sein. Deutschen Bank
Trotz des beispiellosen Konjunkturein- in Frankfurt.
bruchs arbeitete das größte heimische Geld-
haus in den ersten neun Monaten dieses
Jahres durchweg profitabel. Das hat die
Bank vor allem ihren Investmentbankern zu ver-
danken, die wie die internationale Konkurrenz zu
den Profiteuren der Krise zählen. Im dritten Quartal
schnitt die Deutsche Bank, die sich mitten in einem
tief greifenden Umbau befindet, besser ab als vom
Management geplant und von Analysten erwartet:
Die Erträge stiegen um 14 Prozent auf 5,9 Milliar-
den Euro. Vor Steuern blieb ein Plus von 482 Mil-
lionen Euro in den Büchern. Und auch unter dem
Strich, nach Abzug von Zinszahlungen für Nach-
ranganleihen, erreichte die Bank im dritten Quartal
einen Gewinn von 182 Millionen Euro.
Vorstandschef Christian Sewing zeigte sich op-
timistisch, dass er sein Versprechen erfüllen kann,
am Ende des Jahres zumindest vor Steuern einen
Gewinn zu präsentieren. „Im fünften Quartal un-
serer Transformation haben wir neben unserer
Kostendisziplin auch gezeigt, dass wir Marktanteile
gewinnen können“, erklärte er. Im vergangenen
Jahr hatte der im Juli 2019 eingeleitete Konzern-
umbau noch für tiefrote Zahlen gesorgt.
Trotz der jüngsten Verschärfung der Corona-
krise hält die Bank an ihrem Ausblick für 2020 fest.
Die Eigenkapitalrendite werde durch den Aufwand
für den Umbau der Bank sowie die Folgen der Pan-
demie zwar „negativ beeinflusst“. An den Rendi-
tezielen für das Jahr 2022 von acht Prozent auf das Deutsche Bank
materielle Eigenkapital ändert sich aber nichts.
Andreas Thomae, Fondsmanager bei der Deka,
ist inzwischen überzeugt: „Die Deutsche Bank ist
über den Berg.“ Das Geldhaus liefere seit nunmehr
vier Quartalen solide Ergebnisse. Es sei beeindru-
ckend, „wie stringent Sewing die Strategie umset-
Investmentbanker
retten das Ergebnis
ze“. Aber nicht alle Investoren sind so optimistisch.
Einige zweifeln, ob die Wende zum Besseren wirk-
lich nachhaltig ist. Fünf Lehren aus den Quartals-
zahlen zeigen, warum das so ist.

1. Selbst gute Zahlen bügeln das Misstrauen

der Investoren nicht aus
Wie viel Vertrauen die Deutsche Bank in den ver-
gangenen Jahren verloren hat, zeigt die Reaktion
der Finanzprofis auf das Zahlenwerk. Obwohl es
besser ausfiel als erwartet, geriet der Kurs der Deut-
schen Bank am Mittwoch erst einmal unter Druck.
Die Aktie sackte am Morgen in einem insgesamt
schwachen Markt um bis zu fünf Prozent auf ein
Zweiwochentief von 7,51 Euro. Im Verlauf des Ta-
ges erholte sich der Kurs zwar etwas, lag aber auch
am Nachmittag noch im Minus.
Es gibt durchaus anerkennende Stimmen für
die Bank. Moody’s-Analyst Michael Rohr lobte, die
Ertragsstärke in den Kerngeschäften sowie das Kos-
tenmanagement hätten die unterliegende Profita-
bilität auf ein Niveau gehoben, das bereits fast mit
den Mittelfristzielen der Bank übereinstimme. Die
Deutschlands größtes Geldhaus legt für das dritte Quartal bessere
Zahlen vor als erwartet. Gleichwohl bleiben Zweifel, ob die
Wende zum Positiven endgültig geschafft ist.
2. Nie waren die Investmentbanker so wert- Mitarbeiter mit sehr guter Leistung erhöhen. „Ein
voll wie heute Unternehmen wie unseres muss in der Lage sein,
In den ersten neun Monaten haben ausgerechnet konkurrenzfähige Performance zu honorieren“,
die Investmentbanker mit einem Plus von über 30 sagte Finanzvorstand James von Moltke in einem
Prozent für einen positiven Trend bei den Einnah- Interview mit Bloomberg Television. „Zum Schutz
men gesorgt, was zu einem Vorsteuergewinn von des Geschäfts ist es sinnvoll, in der Lage zu sein,
2,6 Milliarden Euro führte. Die durch die Pandemie unsere Mitarbeiter entsprechend unserer Perfor-
ausgelösten Kursschwankungen zwingen die Kun- mance zu bezahlen.“

heftigen Schwankungen deuten darauf hin, dass
viele Investoren noch immer Zweifel hegen, wie
nachhaltig die Fortschritte sind.
Dass Vorstandschef Sewing sparen kann, hat
er bereits bewiesen. Ob er auch die Erträge steigern
kann, haben viele Analysten dagegen lange bezwei-
felt. In den ersten neun Monaten 2020 stiegen die
Einnahmen des Instituts zwar um vier Prozent auf
15,6 Milliarden Euro. Für die Bankenexperten der
Schweizer UBS ist die Entwicklung der Erträge
trotzdem nach wie vor einer der entscheidenden
Punkte bei der Antwort auf die Frage, ob die Trend-
wende dauerhaft sein wird.
Analyst Amid Goel von Barclays verweist auf
die Eigenkapitalrendite von lediglich 1,5 Prozent
im dritten Quartal. Sein Fazit: Die Bank habe noch
„Arbeit vor sich“, um die aktuelle Börsenbewertung
zu rechtfertigen. Mehrere Analysten bestätigten
nach Vorlage der Zahlen ihre Anlageurteile, keiner
hob es an. Zum Kauf rät keiner der Experten. Zu
unklar sind die weiteren Aussichten – zumal die
Bank mit den Quartalszahlen auch nur den Ausblick
den, ihre Portfolios anzupassen, deshalb herrscht
in den Handelssälen Hochbetrieb. Außerdem sorgt
die Corona-Unsicherheit dafür, dass sich die Un-
ternehmen an den Kapitalmärkten mit Liquidität
vollsaugen, was die Auftragsbücher füllt.
Dabei war das Investmentbanking jahrelang
ein Verlustbringer, bis Sewing im vergangenen
Sommer radikal den Rotstift ansetzte und sich aus
ganzen Geschäftsbereichen wie dem Aktienhandel
zurückzog. Die Strategie scheint sich auszuzahlen.
Im dritten Quartal kletterten die Erträge der In-
vestmentbank um 43 Prozent auf 2,4 Milliarden
Euro. Dies war vor allem einem Anstieg um 47
Prozent in der Paradedisziplin der Frankfurter zu
verdanken, dem Handel mit Anleihen und Devi-
sen. Damit konnte die Deutsche Bank von der Co-
rona-bedingten Sonderkonjunktur noch stärker
profitieren als US-Konkurrenten JP Morgan und
Morgan Stanley. Von Juli bis September erreichte
die Sparte einen Vorsteuergewinn von 957 Mil-
lionen Euro nach 64 Millionen im Vorjahr.
Davon dürften die Investmentbanker auch per-
14
Prozent
höhere Erträge gegenüber
dem Vorjahreszeitraum
erwirtschaftete die Deutsche
Bank im dritten Quartal.
Quelle: Unternehmensangaben
Eigentlich wollte Sewing die Bank unabhängi-
ger von den schwankungsanfälligen Erträgen im
Investmentbanking machen. Davon ist das Institut
derzeit allerdings weit entfernt. Selbst wenn man
der Sparte alle Verluste zurechnet, die in der Ab-
baubank in diesem Jahr angefallen sind, hat das In-
vestmentbanking vor Steuern mehr verdient als
jede andere Sparte der Bank. Denn nach Abzug der
Verluste, die in der Bad Bank anfielen, blieben noch
immer 791 Millionen Euro Vorsteuergewinn übrig.
Bis die Investmentbanker alle Verluste aus-
gebügelt haben, die in der Abbausparte angefallen
sind, braucht es allerdings noch mehr Zeit: Seit
Anfang 2019 entstanden in der Einheit, die vor
allem aus Altlasten aus dem Investmentbanking
besteht, knapp fünf Milliarden Euro Verlust. Die
Investmentbanker verdienten im gleichen Zeit-
raum vor Steuern in Summe etwas mehr als drei
Milliarden Euro.
Für die Investoren lautet nun die entscheidende
Frage, wie lange die Sonderkonjunktur im Invest-
mentbanking noch anhalten wird. Dazu gibt sich
AP

für das Investmentbanking leicht angehoben hat. sönlich profitieren. Das Institut will die Boni für die Bank eher vorsichtig: Die Ertragszuwächse der

‹+DQGHOVEODWW0HGLD*URXS*PE+ &R.*$OOH5HFKWHYRUEHKDOWHQ=XP(UZHUEZHLWHUJHKHQGHU5HFKWHZHQGHQ6LHVLFKELWWHDQQXW]XQJVUHFKWH#KDQGHOVEODWWJURXSFRP
 DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210
Sparte seien zwar zum Großteil nachhaltig, das Ge-
schäft würde sich aber wieder normalisieren. Deutsche Bank im 3. Quartal
3. Schwere Zeiten für stabile Unternehmensbank
Finanzgeschäfte Bruttoerträge in Mio. Euro
Das hartnäckige Zinstief und die Corona-Pandemie
entwickeln sich für die beiden Geschäftsfelder Pri-
vatkunden- und Unternehmenskundenbank zur
Volles Jahr:
Dauerbelastung. Beiden traut der Konzern im Ge-
samtjahr nur Erträge auf Höhe des Vorjahrs zu. Be-
sonders enttäuschend ist das für die Unterneh-
mensbank, jenen Bereich also, der den stabilen
Gesamt:
davon:
Kern der künftigen Deutschen Bank bilden soll. Ei- Commercial
gentlich hatte sich der für die Unternehmensbank Banking
verantwortliche Manager Stefan Hoops im vergan-
genen Dezember ein durchschnittliches jährliches
Global
Wachstum von drei Prozent zum Ziel gesetzt. In
Transaction
diesem Jahr dürfte er diese Messlatte allerdings ver-
Banking
fehlen. In den ersten neun Monaten sind die Brut-
toerträge der Sparte um ein Prozent geschrumpft.
„Wir haben das Vorjahresergebnis nicht ganz er-
reichen können, haben uns in einem schwierigen
Umfeld aber besser geschlagen als die meisten un-
serer Wettbewerber“, verteidigt Hoops die Resul-
tate im Gespräch mit dem Handelsblatt.
Der Ertragsrückgang hat seine Ursache nicht Investmentbanking
einmal im Zinsergebnis. Das ist sogar gestiegen, Handel mit Anleihen, Devisen und Derivaten,
vor allem weil das Kreditgeschäft brummt. „Im drit- 3. Quartal 2020, Veränderung zum Vorjahreszeitraum in Prozent
ten Quartal war die Nachfrage nach Krediten von
Unternehmen in Deutschland größer als im Vor- +64 %
jahr“, sagte Hoops. Außerdem kommt das Institut
zügig damit voran, auf besonders hohe Einlagen-
volumina von Kunden Negativzinsen zu erheben.
Hoops zufolge gab es dazu zum Ende des dritten
Quartals Vereinbarungen über Einlagen in Höhe
von 68 Milliarden Euro. Konzernweit hat das In-
stitut Negativzins-Vereinbarungen mit Kunden
getroffen, die für 75 Milliarden Euro an Kunden-
einlagen stehen. Dadurch flossen dem Institut seit
Jahresbeginn zusätzlich 134 Millionen Euro zu.
Die größten Rückschläge gab es in der Unter-
nehmensbank bei den Provisionseinkommen.
Schuld daran sind die Kursrückgänge an den Ak- Barclays
tienmärkten, was die Einnahmen im Geschäftsfeld
Wertpapierverwahrung schmälert. Auch im grenz-
überschreitenden Zahlungsverkehr mit Korrespon-
denzbanken gab es weniger Einnahmen.
In diesem Jahr muss die Bank froh sein, wenn Risikovorsorge
die Erträge der Sparte stabil bleiben. Um bis 2022 Rückstellungen
auf ein jährliches Wachstum von drei Prozent zu in Mio. Euro
kommen, muss die Unternehmensbank nun in den 800
nächsten zwei Jahren umso schneller wachsen. Ein
Sprecher betonte, man sehe sich mit Blick auf die
Ziele der Firmenkundensparte „auf sehr gutem 600
Weg“. Dazu würden Wachstumsregionen wie etwa
Asien, der Zahlungsverkehr und Negativzins-Ver-
einbarungen beitragen.
Auch im Privatkundengeschäft dürften die Er-
400
träge in diesem Jahr stagnieren. Allerdings hatte
die Bank in dieser Sparte auch nicht auf Wachstum, 200 140
sondern auf sinkende Kosten gesetzt. Dass im drit-
ten Quartal ausgerechnet das Privatkundengeschäft
in Deutschland minimal wuchs, ist vor diesem Hin- 0 -3
tergrund eher eine – wenn auch positive – Rand- 1. Q. 2019
notiz.
Auf bereinigter Kostenbasis trägt der Sparkurs
immerhin erste Früchte. Ohne den Aufwand für Aktienkurs im Vergleich zum Stoxx Europe 600 Banken
Restrukturierungen und den Umbau hätte die Spar- Prozentuale Veränderung seit dem 1.1.2020
te, die im dritten Quartal leicht in die rote Zahlen
rutschte, sogar einen Gewinn gemacht. „Angesichts +50 %
der Corona-Pandemie und der Negativzinsen ha-
ben wir ein gutes Ergebnis erzielt“, sagt der für den
Bereich verantwortliche stellvertretende Vor- +25 %
standschef Karl von Rohr.
4. Ohne die Fondstocher DWS geht es nicht
Die DWS hat erneut bewiesen, dass sie den Namen ±0 %
Ertragsperle verdient: 215 Millionen Euro bereinig-
Marc-Steffen Unger für Handelsblatt
ten Vorsteuergewinn liefert die Fondstochter ab,
26 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Nach -25 %
Steuern steigerte die DWS ihr Ergebnis sogar um
30 Prozent auf 151 Millionen Euro. Dafür sorgte ne-
ben guten Kapitalzuflüssen von netto 10,5 Milli-
-50 %
arden Euro ein stringentes Kostenmanagement. 1.1.2020
DWS-Chef Asoka Wöhrmann hat zuletzt die Füh-
rungsstruktur verschlankt und Kernsparten neu HANDELSBLATT
geordnet, knapp vier Prozent ist die Belegschaft
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Finanzen 29
in den vergangenen zwölf Monaten geschrumpft.
Durch die Sparmaßnahmen erreichte die Fonds-
tochter vorzeitig ihr mittelfristiges Kostenziel für
2021.
Deshalb will Wöhrmann jetzt wieder auf
Zwischenziel Wachstum setzen. Dazu gehören strategische Part-
2020 nerschaften mit Versicherungen wie Zurich und
5.500 Mio. € die Expansion in Asien. 2030 will die DWS mehr
5.272 Mio. € 5.255 Mio. €
als die Hälfte des Ertrags außerhalb von Europa er-
zielen. Zudem denkt die DWS über Zukäufe nach.
3.857 3.920 3.915 Wöhrmann betont regelmäßig, dass sein Haus eine
aktive Rolle in der aktuellen Konsolidierung der
954 1.020 1.088 Fondsbranche spielen wolle und sich Möglichkeiten
für Übernahmen und Zusammenschlüsse an-
schaue. Allerdings braucht die Fondstochter dafür
die Zustimmung der Konzernmutter. Ihre Aktien
als Währung sind nach Einschätzung von Analys-
2.903 2.900 2.827
ten wegen der KGaA-Struktur trotz des guten Er-
gebnisses niedriger als die von Konkurrenten be-
wertet.
Jan. – Sept. Jan. – Sept. Jan. – Sept. 5. Corona-Pandemie bleibt die große
2018 2019 2020 Unbekannte
Fürs Erste hat die Bank mit Blick auf ihr Risikoma-
nagement nicht zu viel versprochen: Die Risikovor-
sorge für Ausfälle im Kreditgeschäft ist im dritten
Quartal erheblich niedriger ausgefallen als in den
ersten beiden Quartalen. Die Bank hat sich zum Ziel
gesetzt, die Risikovorsorge nicht über höchstens
0,45 Prozent ihres Kreditvolumens steigen zu las-
sen – und Finanzchef James von Moltke sieht sich
auf gutem Kurs, diese Vorgabe auch zu erreichen.
+49 % +47 % Auch die Aussicht auf weitere drastische Ein-
schränkungen, über die die Bundesregierung mit
den Bundesländern am Mittwoch verhandelte, lässt
+34 % die Bank bislang nicht an dieser Einschätzung zwei-
+29 % feln. Hochrangige Manager des Instituts verweisen
darauf, dass zu den Kunden der Bank vor allem eher
größere und damit meist stabilere Unternehmen
zählen und weniger die besonders hart betroffenen
Dienstleister etwa aus der Gastronomie oder Ho-
tellerie. Finanzchef von Moltke machte klar, auch
Deutsche Bank JP Morgan ein zweiter Lockdown wäre für die Bank verkraft-
bar. Die Bank habe im zweiten Quartal viel gelernt.
Goldman Sachs Morgan Stanley Er hoffe, „dass wir in der Lage sind, diese zweite
Welle mit dem geringsten Schaden zu überstehen“.
Seit Ausbruch der Coronakrise hatte die
DWS Deutsche Bank 104.000 vornehmlich privaten
Nettozu- und -abflüsse Kunden Zahlungsmoratorien für Kredite im Ge-
in Mrd. Euro samtvolumen von neun Milliarden Euro gewährt.
761 15 Zu 80 Prozent sind diese Moratorien mittlerweile
12
10,5 wieder beendet, ohne dass eine nennenswerte
Zahl der Kunden dadurch in Zahlungsnot geriet,
Mrd. € wie Finanzchef von Moltke berichtet. Neben den
9 Moratorien traf die Bank außerdem bilaterale Ver-
einbarungen mit Kunden der Unternehmens- und
273 6 der Investmentbank, die ein ebenso großes Kre-
ditvolumen betrafen.
Mio. € Allerdings ziehen die Coronakrise und die da-
3 2,5
mit verbundene Rezession auch nicht völlig spurlos
0
am Kreditbuch der Bank vorbei: Alles in allem ste-
hen hinter der Risikovorsorge von zusammen 1,5
Milliarden Euro, die die Bank seit Jahresbeginn ge-
3. Q. 2020 1. Q. 2019 3. Q. 2020 bildet hat, immerhin 1,2 Milliarden Euro an Rück-
stellungen für tatsächlich notleidende Darlehen.
Deutsche-Bank-
Chef Christian
Sewing: Gibt sich
Deutsche Bank +8 % optimistisch.
Stoxx Europe 600 Banken -43 %
28.10.
Quellen: Bloomberg, Unternehmen, DWS
30 Finanzen
Onlinezahlung per Kreditkarte:
Kartennummer, Ablaufdatum
und Prüfziffer allein sind bald
zu wenig.
Gegenwehr aus dem Handel
Ab Januar müssen Verbraucher Onlinezahlungen per Kreditkarte eigentlich mit einem
zusätzlichen Sicherheitsfaktor bestätigen. Nun könnte es eine Übergangsphase geben.
E.Atzler, K.Schneider Frankfurt
E
igentlich sollen zum Jahreswech-
sel strengere Sicherheitsregeln
für Kartenzahlungen im Online-
handel gelten. Für die Kunden
werden die Zahlungen dadurch
etwas komplizierter, und die Händler
und Banken müssen ihre IT entspre-
chend anpassen. Doch nun kommt er-
neut Gegenwehr aus dem Handel. Der
Handelsverband HDE spricht sich für
eine „Verlängerung der Umsetzungs-
frist“ aus, und der Verband der Online-
händler BEVH fordert eine Übergangs-
phase – sowie eine Klarstellung der Fi-
nanzaufsicht Bafin.
Die Aufseher hatten bereits Ende
Juni gegenüber der Zahlungsbranche
erklärt, dass sie ein langsames Hoch-
fahren der neuen Regeln erwägen, um
einen „Big Bang“ zu vermeiden. Kon-
kret nannte die Bafin nach Beträgen
„gestaffelte Termine“. Das geht aus ei-
ner Bafin-Präsentation hervor, die dem
Handelsblatt vorliegt. Demnach solle
die erweiterte Sicherheitsprüfung für
Kreditkartenzahlungen – die soge-
nannte starke Kundenauthentifizie-
rung – ab 15. Januar für Beträge ober-
halb von 250 Euro gelten, ab 15. März
dann für alle Zahlungen. Die Bafin
wollte sich nicht dazu äußern, ob es de-
finitiv dazu kommt.
Sebastian Maus, Partner der Bera-
tungsfirma Roland Berger, erwartet
zwar keine generelle Verschiebung des
Starttermins, „aber ich rechne mit einer
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EU-Zahlungsrichtlinie
Übergangsphase“, sagt er. „Sollte es
keine Übergangsphase geben, müssen
viele, vor allem kleinere Händler mit
Umsatzrückgängen rechnen.“ Zwar
boomt im Zuge der Corona-Pandemie
der Onlinehandel, doch viele Händler
befürchten, dass Kunden wegen der
neuen Regeln ihre Einkäufe abbrechen.
Zudem dürfte es kleinen Händlern
schwererfallen, die komplexen neuen
Vorgaben rechtzeitig umzusetzen.
Die starke Kundenauthentifizie-
rung (Strong Customer Authenticati-
on, SCA) schreibt vor, dass Verbrau-
cher bestimmte Onlinezahlungen mit
einem zusätzlichen Sicherheitsfaktor
bestätigen müssen – zum Beispiel mit
einer TAN oder mit einem Finger-
abdruck am Smartphone. Betroffen da-
von sind in erster Linie Zahlungen per
Kreditkarte: Allein die Kreditkarten-
nummer, das Ablaufdatum und die
Prüfziffern der Kreditkarte reichen
künftig nicht mehr, um eine Zahlung
anzustoßen. Die großen Kreditkarten-
firmen Mastercard und Visa bieten seit
Längerem neue Anwendungen für die
Identitätsprüfung, doch Banken und
Händler müssen diese auch in ihre Pro-
zesse einbauen. Letztlich durch-
gewinkt wird die Zahlung durch die je-
weilige Bank, die die Kreditkarte he-
rausgibt.
Hintergrund ist die EU-Zahlungs-
richtlinie PSD2. Sie soll den Zahlungs-
verkehr sicherer machen und Betrug
erschweren. Andere Teile der PSD2,
etwa für den Online-Kontozugriff,
dpa
greifen bereits seit September 2019.
Auch die SCA für Kreditkartenzah-
lungen sollte ursprünglich vor gut ei-
nem Jahr in Kraft treten, der Start
wurde aber EU-weit verschoben.
Schon damals hatte die Handelslobby
auf eine spätere Einführung der neuen
Regel gedrängt. Auch jetzt haben ei-
nige nationale Aufsichtsbehörden be-
reits eine Übergangsphase angekün-
digt, andere halten am Starttermin 1.
Januar 2021 fest.
In Deutschland bezahlen Verbrau-
11
cher ihre Onlineeinkäufe am liebsten
per Rechnung. Gemessen am Umsatz
kommt der Rechnungskauf auf einen
Anteil von einem Drittel, wie das
Handelsforschungsinstitut EHI ermit-
telt hat. Dahinter folgen der US-Be-
zahldienst Paypal und die Lastschrift
mit je etwa 20 Prozent. Kreditkarten-
zahlungen kommen nur auf einen
Prozent Umsatzanteil von knapp elf Prozent,
beträgt der
gemessen an der Zahl der Transaktio-
Umsatzanteil von
Kreditkarten-
nen liegt er laut BEVH allerdings et-
zahlungen an was höher.
Onlineeinkäufen in Roland-Berger-Partner Maus geht
Deutschland. für Deutschland davon aus, „dass selbst
Quelle: EHI bei einer Übergangsfrist die Kreditkar-
tenzahlungen zurückgehen werden.
Gewinner sind Anbieter wie Klarna
und in Deutschland auch Paypal.“ Bei
Paypal greift die SCA, wenn Kunden
eine Kreditkarte hinterlegt haben, die
für die Zahlung genutzt wird. Haben
Kunden ein Bankkonto hinterlegt,
müssen sie unter Umständen eine
Transaktion auch per SMS bestätigen,
DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210
falls die Zahlung ungewöhnlich ist,
zum Beispiel besonders hoch. Für Last-
schrift-Zahlungen ergibt sich keine Än-
derung aus den neuen Regeln.
Wichtig für den Handel ist zudem,
dass die Banken als Kreditkarten-
herausgeber bestimmte Ausnahmere-
gelungen akzeptieren. So können Ver-
braucher ihre Lieblingshändler auf eine
Positivliste für vertrauenswürdige Zah-
lungsempfänger setzen. Außerdem
können Banken und Zahlungsfirmen,
die Kreditkartenzahlungen abwickeln,
über eine Risikoanalyse bestimmte
Händler als wenig anfällig für betrüge-
rische Zahlungen einstufen und auf
den zweiten Faktor verzichten.
Neue Betrugsmaschen absehbar
Doch auch die neuen Regeln werden
keine hundertprozentige Sicherheit
bringen. So rechnet Max Laemmle,
Gründer des Berliner Risikomanage-
ment-Start-ups Fraugster, damit, dass
Betrüger schnell alternative Angriffs-
punkte ausnutzen. „Für Kriminelle
wird Kartenbetrug im Onlinehandel
durch die regulatorischen Vorgaben
schwieriger, aber nicht unmöglich“,
sagt Laemmle. „Eine naheliegende Va-
riante ist, dass sie künftig gestohlene
Karten aus Nicht-EU-Ländern ver-
wenden, zum Beispiel aus den USA,
denn Banken außerhalb der EU sind
nicht von der neuen EU-Regulatorik
betroffen und müssen deshalb keine
starke Kundenauthentifizierung bei
Onlinekäufen anwenden.“
Nach Ansicht von Jörg Reuter, Be-
trugsexperte beim Softwareunterneh-
men Fico, wird es für den Erfolg der
neuen Regeln auch darauf ankommen,
wie genau Karten herausgebende Ban-
ken die SCA gestalten. „Zu Beginn
werden wohl viele Banken den zweiten
Faktor in Form eines Codes per SMS
an ihre Kunden schicken.
Die SMS gilt bei IT-Experten aber
als unsicher. Das Bundesamt für Si-
cherheit in der Informationstechnik
(BSI) warnt schon seit Jahren vor Ri-
siken. Ein möglicher Angriffspunkt:
Betrüger könnten beim Mobilfunkan-
bieter des Bankkunden eine neue SIM-
Karte anfordern und so an die SMS-
TAN gelangen. „SMS waren nie als si-
cherer Kommunikationskanal gedacht
und sollten bestenfalls in einer Über-
gangsphase für die Übermittlung eines
zweiten Faktors verwendet werden“,
sagt Reuter. „Sicherer sind TAN-Ge-
neratoren oder -Apps.“
Die deutschen Geldhäuser bieten
für die SCA bei Online-Kreditkarten-
zahlungen unterschiedliche Verfahren
an. Verwirrend dürfte für manche Kun-
den sein, dass dies zum Teil nicht die-
selben Verfahren sind, die sie bereits
zur Freigabe von Onlineüberweisun-
gen nutzen. So setzen beispielsweise
die Sparkassen teils auf eine spezielle
App namens „S-ID-Check“ – hinter
der das neue 3D-Secure-Verfahren von
Mastercard und Visa steckt – und teils
auf SMS-TAN mit zusätzlicher Sicher-
heitsfrage. Ähnlich die DKB, hier wur-
de das 3D-Secure-Verfahren jedoch in
die Banking-App integriert.
Bei den Volks- und Raiffeisenban-
ken soll die VR-SecureGo-App ab
kommendem Jahr sowohl für Online-
Kreditkartenzahlungen als auch fürs
Onlinebanking nutzbar sein. Auch bei
der Comdirect soll die TAN-App für
beide Einsatzbereiche funktionieren.
Wichtig auch: Lassen sich die Kunden
eine TAN per SMS schicken, entste-
hen bei manchen Instituten Gebüh-
ren. Bei der DKB werden beispiels-
weise sieben Cent fällig pro genutzte
TAN, bei Comdirect sind es neun
Cent.
 DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210
Die türkische Währung steckt in einer Abwärtsspirale. Im Oktober sind die Verluste so heftig wie noch nie in diesem Jahr.
D
ie türkische Währung Lira steht
an den Finanzmärkten aktuell
massiv unter Druck. Bisher hat sie
im Oktober die höchsten Kurs-
verluste in diesem Jahr erlitten und al-
lein im Vergleich zum Euro rund acht
Prozent abgewertet. Auf Jahressicht
belaufen sich ihre Verluste auf mehr als
44 Prozent gegenüber dem Euro – und
um mehr als 37 Prozent im Vergleich
zum Dollar.
Die Lira steckt damit mitten in ei-
ner gefährlichen Abwärtsspirale, aus
der Ökonomen keinen leichten Aus-
weg sehen. „Es gibt keine rationale
Antwort, wie weit die Lira noch fallen
kann“, sagt Tatha Ghose, Devisen-
experte der Commerzbank. Aus seiner
Sicht könnte die Notenbank ver-
suchen, die Abwärtsdynamik mit einer
großen Notfall-Zinssenkung zu brem-
Spanische Bank
Rückstellungen drücken
Bankias Gewinn
Der Nettogewinn bricht um 79 Prozent ein. Das Institut,
das mit Caixabank fusioniert, erhöht das Kapital.
D
ie Coronakrise belastet die Bilanz
der fünftgrößten spanischen
Bank: Der Nettogewinn von
Bankia ist im dritten Quartal im
Vergleich zum Vorjahr um 79 Prozent
auf 37 Millionen Euro eingebrochen.
Grund dafür waren Rückstellungen
von 155 Millionen Euro - nach 310 Mil-
lionen Euro im ersten Halbjahr. Die
Aktie verlor am Morgen 0,7 Prozent,
während der Aktienindex Ibex 35 um
Der ungebremste Fall der Lira
sen. Auch dann hält er aber die Erfolgs-
aussichten für ungewiss.
Ein wichtiger Grund, warum In-
vestoren das Vertrauen in die Lira ver-
lieren, sind Zweifel an der Unabhängig-
keit der Notenbank. Der türkische Prä-
sident Recep Tayyip Erdogan gilt als
ein Verfechter niedriger Zinsen. Viele
Investoren fürchten seinen Einfluss auf
die Notenbank. Im vergangenen Jahr
hatte er den damaligen türkischen No-
tenbankchef entlassen. Dessen Nach-
folger senkte wie von Erdogan gefor-
dert die Zinsen. Noch im Juni 2019 la-
gen sie bei 24 Prozent – aktuell
notieren sie bei 10,25 Prozent.
Tendenziell stützen Zinssenkun-
gen die Wirtschaft, weil Unternehmen
und Verbraucher dadurch günstiger an
Kredite kommen. Für den Wechsel-
kurs der betroffenen Währung sind sie
die Zinsmarge im Vergleich zum Vor-
jahr um 2,6 Prozent. Das fing die Bank
aber durch höhere Gebühren auf, die
12,5 Prozent zulegten. Die meisten spa-
nischen Banken haben in den vergan-
genen Monaten ihre Gebühren erhöht,
um neue Einnahmen zu genieren. Das
„Kernergebnis“, das Bankia als Einnah-
men aus Zinsen und Gebühren minus
Ausgaben definiert, stieg im dritten
Quartal um 11,5 Prozent. Auch das Ge-
Devisen
aber negativ. Denn sinken die Zinsen
in der Türkei, wird es für internationale
Investoren relativ gesehen attraktiver,
ihr Kapital in anderen Währungsräu-
men anzulegen – was den Wechselkurs
der eigenen Währung schwächt.
Ein sinkender Lira-Kurs erhöht au-
Es gibt keine ßerdem die Inflation, weil Importe da-
rationale durch teurer werden. Trotz sinkender
Ölpreise ist die Inflation in der Türkei
Antwort, wie nach wie vor sehr hoch. Die Commerz-
weit die Lira bank erwartet, dass sie bis Ende des
noch fallen Jahres auf 16 Prozent steigt. Ein großes
Problem in der Türkei ist außerdem,
kann. dass sich viele Unternehmen und auch
Tatha Ghose der Staat in fremder Währung, also vor
Devisenexperte der allem Euro und Dollar, verschuldet ha-
Commerzbank ben. Sinkt der Lira-Kurs gegenüber
diesen Währungen, steigt die Last ihrer
Schulden. Dadurch besteht die Gefahr
einer Abwärtsspirale.
Anzeige

    " &
Finanzen 31
Bereits im Jahr 2018 gab es in der
Türkei eine schwere Währungskrise,
in der die Lira dramatisch unter Druck
geriet. Damals konnte die türkische
Notenbank den Verfall mit drastischen
Zinserhöhungen stoppen. Die Folge
war allerdings eine schwere Rezession.
Seither hat die türkische Notenbank
die Zinsen drastisch gesenkt. Dies hat
einerseits die Wirtschaft stark stimu-
liert. Andererseits gilt das aktuelle
Zinsniveau als zu niedrig, um den Li-
ra-Kurs zu stabilisieren.
Die Frage ist nun, ob die Noten-
bank erneut bereit ist, die Zinsen stär-
ker zu erhöhen. Zudem könnte die
Wirkung dieses Mal geringer sein,
wenn Investoren angesichts der Erfah-
rungen von 2018 an der Nachhaltigkeit
eines solchen Schrittes zweifeln.
Jan Mallien, Jürgen Röder
 
  


1,8 Prozent nachgab. schäft mit Hypotheken und Kon-

sumentenkrediten nahm zu. Das Insti-
tut verkaufte mitten in der Krise sogar
mehr Hypotheken als je zuvor in einem
dritten Quartal.
„Gemeinsam sind wir stärker“
Die europäischen Banken leiden unter
den anhaltend niedrigen Zinsen. Re-
gulierer fordern deshalb seit Langem  %! %!
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Zusammenschlüsse als Option, um die
Rentabilität zu steigern. Die Pandemie
verstärkt den Druck dazu noch. In Spa-
nien macht Bankia mit dem drittgröß-
ten Institut, Caixabank, den Anfang
und fusioniert zur neuen Nummer eins
auf dem spanischen Markt. „Gemein-
AP

Bankia-Zentrale in Madrid: Gewinn- sam sind wir stärker“, sagte Bankia-

einbruch bei Spaniens fünftgrößter Bank. CEO José Sevilla.
Der spanische Staat hatte Bankia in   $ !!
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„Es bleibt ein komplexes Quartal der Immobilien- und Finanzkrise ge- 
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bis zum Jahreswechsel, da die Auswir- rettet und hält jetzt 62 Prozent an der "#%# "
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kungen der Pandemie ungewiss sind“, Bank. Um die Dividendenzahlung an
sagte Bankia-Verwaltungsratschef José den Staat zu erhöhen, hatte Bankia ei-
Ignacio Goirigolzarri. Bankia ist allein nen Strategieplan aufgelegt, der vorsah,
auf dem spanischen Markt aktiv, der von 2018 bis 2020 insgesamt 2,5 Mil-
besonders unter der Pandemie leidet. liarden Euro an überschüssigem Kapi-   

$'$ 
Der IWF erwartet, dass die spanische
Wirtschaft in diesem Jahr um 12,8 Pro-
zent schrumpft – mehr als jede andere
entwickelte Wirtschaftsnation. Stei-
gende Infektionszahlen sorgen zudem
derzeit für neue Einschränkungen.
Im Vergleich dazu war die Lage
von Juli bis September noch entspannt.
In der Zeit hat sich auch das reguläre
Geschäft von Bankia erholt. Zwar sank
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tal zu generieren. Das Ziel hat Bankia **! )%! !$$%$
im dritten Quartal erreicht. Durch das
Veto der EZB gegen Dividendenzah-
lungen bringt Bankia das Geld nun in
die Fusion ein. Die Bank definiert als
Überschusskapital alles, was über einer
Kernkapitalquote CET 1 von zwölf
 "%"
Prozent liegt. Die beträgt derzeit 14,8
Prozent und ist die höchste aller spa-
nischen Banken. Sandra Louven
 Geldanlage
32 DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210

Dax

Ein Rückschlag,
keine Trendwende
Der weltweite Kurseinbruch versetzt die Anleger in Schrecken. Aber Marktbeobachter
bleiben trotz eines zweiten Lockdowns vorsichtig optimistisch.

Marc-Steffen Unger

Handelssaal der Börse Frankfurt:

Höhere Abwärtsrisiken.

Anke Rezmer, Jan Mallien, Frank Wiebe, holung, die aber immer wieder von Rückschlägen die Unternehmensgewinne sich nach einem
Frankfurt durchbrochen wird“, sagt er und bezieht das auf schwächeren vierten Quartal 2020 im kommen-

L
die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland den Jahr weiter erholen.“
assen wir uns im Lockdown alle wieder und auf den hiesigen Aktienmarkt. Den neuen Ähnlich kommentiert Jürgen Michels, Chef-

mehr Essen liefern? Die Börse scheint da-
von auszugehen. Jedenfalls startete der
neue Dax-Wert Delivery Hero relativ stark
in den Tag und hielt sich als einziger Wert
noch lange im grünen Bereich. Der Kurs
des Essen-Lieferanten war ein einsamer Licht-
blick im Deutschen Aktienindex (Dax).
Ansonsten ging es am Mittwoch weiter berg-
ab, der Dax notierte am Nachmittag mehr als vier
Prozent im Minus. Bereits am Dienstag hatte der
Leitindex deutlich nachgegeben. Auch die US-
Börse eröffnete am Mittwoch wieder deutlich ne-
gativ. Für Anleger stellt sich damit die Frage: Ist
das, was in dieser Woche passiert, ein temporärer
Rückschlag oder eine Trendwende?
Nach Meinung von Joachim Schallmayer,
Chef-Stratege der Deka-Bank, gibt es keine
Trendwende. „Wir erwarten weiterhin eine Er-
4,17
Lockdown bezeichnet er als „Katastrophe“ für die volkswirt der BayernLB : „Wir erwarten im Win-
besonders betroffenen Branchen wie Gastrono- terhalbjahr eine Pause im wirtschaftlichen Auf-
mie und Tourismus. holprozess, nicht jedoch einen erneuten Ein-
Auf der anderen Seite hebt er hervor: „Das bruch.“ Aus seiner Sicht hilft dabei auch, dass
verarbeitende Gewerbe und der Einzelhandel Schulen und Kitas geöffnet bleiben, es also nicht
scheinen dieses Mal nicht so stark direkt betroffen zu erneuten Problemen bei der Kinderbetreuung
zu sein.“ Hinzu kommt aus seiner Sicht, dass die kommen sollte.
Märkte in Asien sich stabil halten – was wichtig Axel Cron, Chefanlagestratege bei HSBC
ist für den deutschen Export. Insgesamt hält Deutschland, liegt auch auf dieser Linie: „Die Ab-
Schallmayer daher die Auswirkungen auf die gro- Prozent wärtsrisiken haben zugenommen, auch am deut-
niedriger als am Vortag
ßen deutschen Aktiengesellschaften für begrenzt. schen Aktienmarkt. Aber die derzeitige Situation
schloss der Dax
Auch mit Blick auf die Finanzbranche bleibt am Mittwoch.
ist nicht vergleichbar mit dem März.“ Er glaubt:
er vorsichtig optimistisch: „Die Kurse der euro- „Selbst ein zweiter Lockdown würde die europäi-
Quelle: Deutsche Börse
päischen Banken spiegeln bereits ein extrem ne- sche und die deutsche Wirtschaft nicht erneut so
gatives Szenario wider.“ Anders gesagt: Wenn es hart treffen.“ Er betont ebenfalls, dass die Erho-
nicht ganz so schlimm kommt, sollten sich auch lung in Asien eine wichtige Rolle spielt.
diese Aktien erholen. Sein Fazit: „Wir gehen da- Deutlich skeptischer ist Felix Herrmann, In-
von aus, dass die wirtschaftliche Entwicklung und vestment-Stratege für Deutschland, Österreich

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 DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210
und Osteuropa bei Blackrock. Er geht zwar eben-
falls davon aus, dass die wirtschaftlichen Folgen
eines neuen Lockdowns geringer sein werden als
beim ersten Mal im Frühjahr.
Trotzdem warnt er: „Die Märkte müssen sich
jetzt erst einmal darauf einstellen, dass der Auf-
schwung der letzten Monate vorbei ist.“ Dabei
wären einschneidende, aber zeitlich begrenzte
Maßnahmen aus seiner Sicht weniger schädlich
als eine weiter anhaltende Unsicherheit angesichts
steigender Infektionszahlen.
Die große Trendwende mag bisher also kein
Experte ausrufen, sie bleiben vorsichtig optimis-
tisch, mit unterschiedlichem Zungenschlag. Ei-
nigkeit besteht aber weitgehend, dass auch heftige
Rückschläge jederzeit möglich sind. Der Dax be-
wegt sich zum Beispiel nach Beobachtung von In-
go Mainert, dem Chef-Anlagestrategen Europa
bei der Allianz-Fondstocher Allianz Global In-
vestors (Allianz GI), aktuell grundsätzlich in einer
Bandbreite zwischen 12.100 und 13.200 Punkten.
Doch bei schlechten Nachrichten könnte der In-
dex auch noch fünf bis zehn Prozent darunter sa-
cken, bevor ihn „Rettungsversuche aus der Geld-
politik reanimieren dürften“, sagt er.
Christian Kahler, Chefaktienstratege bei der
DZ Bank, kann sich ganz ähnlich vorstellen, dass
wichtige Indizes wie der Dax oder der S&P 500
bei schlechten Nachrichten jederzeit deutlich
weiter einbrechen können. Vom aktuellen Ni-
veau kann der Dax seiner Ansicht nach noch ab-
sacken auf rund 10.400 Punkte, der S&P 500 bis
auf rund 3000 Punkte, wobei das nicht sein Ba-
sis-Szenario ist.
Für das weltweite Börsengeschehen ist auch
die Frage wichtig, welche Anleger die Kurse stüt-
zen – und welche eher abwarten. Der amerikani-
sche Hedgefonds-Manager Brad Lamensdorf
warnte seine Fans vor Kurzem in einer Video-
botschaft: „Es ist zu viel dummes Geld an der
Börse und zu wenig schlaues Geld.“ Als „dumb“
bezeichnet er dabei die Privatanleger, als „smart“
dagegen die Profis. Dabei zählt er zur zweiten
Kategorie auch die börsennotierten Unterneh-
men selbst.
„Kursblase bei Tech-Werten“
Seiner Beobachtung nach wurde in den USA die
Rally der letzten Monate vor allem von den Pri-
vaten getragen, während die Großinvestoren vor-
sichtig blieben. Besonders beunruhigend findet
er, dass Kleinanleger in den USA massiv mit Op-
tionen auf steigende Kurse setzen.
Ganz ähnlich warnt der Hedgefonds-Manager
David Einhorn vor einer „Kursblase“ bei Tech-
Aktien. Beide, Lamensdorf und Einhorn, verdie-
nen ihr Geld auch mit Wetten auf fallende Kurse.
Lamensdorf hatte dabei vor drei Jahren besonders
die Deutsche Bank im Visier und sagte damals
schon einmal einen großen Crash voraus, der aber
bisher nicht eingetreten ist.
Einen „schleichenden Trend zu mehr Aktien
bei Privatanlegern“ erkennt auch Mainert von Al-
Märkte unter Druck
Deutscher Aktienindex (Dax)
in Punkten
14.000 11.545Pkt.
13.000
12.000
11.000
10.000
9.000
8.000
1.1.2020 28.10.
HANDELSBLATT
‹+DQGHOVEODWW0HGLD*URXS*PE+ &R.*$OOH5HFKWHYRUEHKDOWHQ=XP(UZHUEZHLWHUJHKHQGHU5HFKWHZHQGHQ6LHVLFKELWWHDQQXW]XQJVUHFKWH#KDQGHOVEODWWJURXSFRP
lianz GI. Seitdem die Aktienkurse im April und
Mai begonnen hatten, sich von dem massiven
Kurseinbruch nach Ausbruch der Corona-Pande-
mie zu erholen, sei das Phänomen zu beobachten
gewesen: Private Anleger seien eingestiegen in
die Aktienmärkte – der Aufschwung sei regelrecht
von ihnen getragen worden, sagt Mainert. Insti-
tutionelle Anleger hingegen hätten verzögert und
vorsichtiger agiert.
Hohe Zuflüsse zu Fonds
Das zeigen auch die europäischen Kapitalzuflüsse
in Investmentfonds, von denen ein gewichtiger
Teil – die Publikumsfonds – vorrangig für private
Anleger aufgelegt werden. Während private An-
leger in den ersten drei Monaten unter dem Strich
noch Geld abgezogen hatten, investieren sie seit
dem Frühjahr netto neues Kapital.
Die Erholung der Kurse nach dem Einbruch
ist vor allem von der weltweit großzügigen Geld-
politik getragen worden. Damit richten sich die
Augen auf die Europäische Zentralbank (EZB),
die am Donnerstag tagt. Dass sie irgendwann mit
weiteren expansiven Maßnahmen nachlegt, gilt
als sicher. „Die einzig entscheidende Frage ist,
wann und in welchem Umfang die EZB wieder
lockert“, sagt Frederik Ducrozet, Ökonom vom
Schweizer Vermögensverwalter Pictet. Die meis-
ten Ökonomen gehen davon aus, dass die EZB
erst im Dezember handelt, aber bereits jetzt einen
Die Märkte deutlichen Wink in diese Richtung gibt. „Wir er-
müssen sich warten ein klares Signal für eine weitere Locke-
rung im Dezember“, sagt Dirk Schumacher, Öko-
jetzt erst ein- nom der französischen Investmentbank Natixis.
mal darauf Noch höhere Erwartungen hat Ökonom Ducro-
einstellen, zet: Aus seiner Sicht wäre ein Signal nicht genug,
Lagarde müsse mehr liefern. Er hält es für mög-
dass der lich, dass die EZB bereits Ausschüsse einsetzt,
Aufschwung die die Details eines neuen Pakets aus verschie-
der letzten denen Stimulus-Maßnahmen erarbeitet. Alter-
nativ könnte Lagarde auch höhere wöchentliche
Monate Anleihekäufe für die nächsten Wochen in Aus-
vorbei ist. sicht stellen, bis eine grundsätzliche Entscheidung
über die Ausweitung der Käufe getroffen wird.
Felix Herrmann
Ducrozet hält es außerdem für denkbar, dass die
Blackrock
EZB-Präsidentin die Entscheidung stärker an die
neuen Inflations- und Wachstumsprognosen der
EZB knüpfen könnte, die sie im Dezember ver-
öffentlicht.
Außerdem rechnen einige Ökonomen mit ei-
ner großzügigeren Gestaltung der Freibeträge für
Banken bei den Minuszinsen. Momentan fallen
für überschüssige Liquidität minus 0,5 Prozent
Zinsen an. Davon ausgenommen ist jedoch ein
Freibetrag, der sich aktuell auf das Sechsfache der
Mindestreserveanforderung eines Instituts be-
läuft. Oliver Rakau von Oxford Economics hält
eine Erhöhung dieses Multiplikators für möglich.
Die entscheidende Stellschraube sind also Anlei-
hekäufe, aber die EZB könnte auch die TLTRO-
Konditionen und die Freibeträge für Banken bei
Minuszinsen anpassen. Unwahrscheinlich ist da-
gegen eine weitere Zinssenkung.
S&P 500, Aktienindex Bundesanleihe, Laufzeit 10 Jahre
in Punkten Rendite in Prozent
4.000 3.297Pkt. 0 -0,62 %
-0,2
3.500
-0,4
3.000
-0,6
2.500
-0,8
2.000 -1,0
1.1.2020 28.10. 1.1.2020 28.10.
Quelle: Bloomberg
Geldanlage 33
Bulle & Bär
Schnellere
Veränderung
Die Aussicht auf einen härteren Lock-
down der Wirtschaft zieht die Märkte
deutlich nach unten. Fast alle Werte
notieren deutlich im Minus. Für Anleger
stellt sich die Frage, welche Werte die
negativen Folgen weniger zu spüren
bekommen oder davon sogar profitieren.
Ein Beispiel bildet am Mittwoch die Aktie
des Essenslieferdienstes Delivery Hero,
der wegen der Corona-Pandemie von
höheren Bestellungen profitiert.
Delivery Hero ist aber ein Ausnahmefall.
Andere Unternehmen, die ebenfalls von
einer stärkeren Digitalisierung im Zuge
der Krise profitieren könnten, haben in
den vergangenen Tagen deutlich gelitten.
Etwa der Chiphersteller Infineon, der
IT-Konzern Bechtle oder der Software-
Konzern Teamviewer. Auch die SAP-Ak-
tie ist nach einem enttäuschenden Aus-
blick regelrecht eingebrochen. Die aktuel-
le Schwäche hängt wahrscheinlich mit der
bereits hohen Bewertung dieser Titel und
dem allgemeinen Markttrend zusammen.
Mittelfristig stellt sich aber schon die
Frage, ob ein neuerlicher Lockdown nicht
erst recht stärkere Verhaltensänderungen
begünstigt, die sich sonst über einen viel
längeren Zeitraum vollzogen hätten und
von denen diese Unternehmen profitie-
ren. Dagegen belastet die Aussicht auf
zusätzliche Beschränkungen Fluggesell-
schaften wie die Lufthansa oder zum
Beispiel auch einen Fußballverein wie
Borussia Dortmund.
Weltweit entwickelt sich vor allem der
chinesische Aktienmarkt in der Corona-
Pandemie vergleichsweise gut. Bislang
hat China die Pandemie viel stärker
eingedämmt als die USA, Europa und die
meisten Schwellenländer. Dadurch
wächst die chinesische Wirtschaft wieder
stärker. Zudem haben dort Tech-Konzer-
ne ähnlich wie in den USA ein viel stärke-
res Gewicht – und diese zählen zu den
Gewinnern der Krise. Die Aktien chinesi-
scher Tech-Konzerne wie Alibaba,
Tencent oder JD.Com, die auch an den
US-Börsen gehandelt werden, haben zum
Beispiel seit Jahresbeginn stark zugelegt.
Auch in anderen asiatischen Ländern wie
Südkorea und Taiwan sind die Börsen
relativ technologielastig, und die Corona-
Pandemie ist dort stärker eingedämmt.
Absehbar ist: Die Folgen der Corona-Pan-
demie werden die Finanzmärkte noch
länger beschäftigen. Sollte es bald einen
Impfstoff geben, könnten davon gerade
die aktuellen Krisenverlierer profitieren.
Sind dagegen weitere Einschränkungen
nötig, spricht einiges dafür, dass zum
Beispiel Regionen wie China und Südko-
rea, die weniger betroffen sind, tenden-
ziell profitieren.
Jan Mallien
ist Noten-
banken-
Korrespondent
in Frankfurt:
Handelsblatt
mallien@
handelsblatt.
com
34 Geldanlage
Carsten Herz Frankfurt
E
ine alte Investorenweisheit lau-
tet: „An Börsen wird die Zukunft
gehandelt.“ Geht es danach,
dann stehen den Anlegern keine
rosigen Aussichten ins Haus. Die
steigenden Pandemiezahlen lassen die
Börsen weltweit erneut erzittern. Die
Hoffnungen auf eine rasche Konjunk-
turerholung in Form eines V schwin-
den. Den Anlegern steht offensichtlich
ein schwieriger Herbst bevor. Der Dax
hat inzwischen die Marke von 12.000
Punkten nach unten durchbrochen –
und nach Ansicht von Experten könnte
es auch noch tiefer gehen.
Umso mehr wächst der Wunsch bei
vielen Investoren, ihr Depot nun gegen
Turbulenzen stärker abzusichern.
Denn der Anteil der Aktienbesitzer in
Deutschland ist zuletzt gestiegen, wie
eine Umfrage der Initiative „Aktion pro
Aktie“, ein Zusammenschluss von
Comdirect, Consorsbank und ING
Deutschland, jüngst belegte.
Anleger sollten ihre
Vermögensstrategie
langfristig ausrichten
und sich nicht um
aktuelle Stimmungen
scheren.
Stiftung Warentest
Vor allem 15– bis 25-Jährige inves-
tierten in Wertpapiere. Dadurch hat
sich die Aktionärsstruktur verjüngt –
aber den Neulingen fehlt noch die Er-
fahrung mit Krisen an der Börse. Nur
wenige Anleger können sich jedoch frei
machen von Angst oder Euphorie. Wer
sein Portfolio krisenfest machen möch-
te, sollte deshalb ein gutes Verständnis
für die Risiken entwickeln und sich an
festen Grundsätzen orientieren. Der
beste Weg dafür ist, einen Regelkatalog
aufzustellen und diesen zu befolgen.
Was sind also die wichtigsten Re-
geln, mit denen Anleger sich gegen ei-
nen möglichen Abschwung wappnen
können? Im Folgenden die entschei-
denden sieben Punkte, die Börsenneu-
lingen helfen können, einen Einbruch
der Märkte besser zu überstehen.
1. Risiken breit streuen
Das Prinzip ist klar und einfach: Wer
sein Geld sichern will, sollte es auf
möglichst viele unterschiedliche Papie-
re und Anlageklassen verteilen. „Diver-
sifikation“ nennen dies die Fachleute.
Wer das Geld auf viele verschiedene
Positionen aufteilt, der wird bei man-
chen Gewinne einfahren und bei ande-
ren Verluste. Je breiter das Portfolio
aufgestellt ist, desto eher kann es Aus-
reißer abfedern, da die Einzelwerte
nicht so stark ins Gewicht fallen. Die
Gefahr, richtig viel zu verlieren, ist also
deutlich kleiner.
2. Langfristig denken
Eine attraktive Rendite lässt sich in den
seltensten Fällen mit einer kurzfristi-
gen Anlage erzielen, ohne dabei sehr
hohe Risiken einzugehen. Wer glaubt,
er könne eine Abkürzung nehmen und
einfach nur zum richtigen Zeitpunkt
ein- und wieder aussteigen, mag Glück
haben – kann aber auch böse bestraft
werden. Anleger sollten ihr Kapital lie-
ber mit einem Zeithorizont von min-
destens fünf bis sieben Jahren anlegen.
Dazu gehört auch, in eventuellen Bais-
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DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210
technischen Marke orientieren, bei
deren Unterschreiten sich das tech-
nische Bild klar verschlechtern würde.
Es könne aber auch einfach ein
Kurs definiert werden, ab dem man
Verluste nicht mehr tragen wolle. Au-
ßerdem sollten Anleger daran den-
ken, ihre Stopp-Loss-Marke nach
oben anzupassen, wenn sich ihre Ak-
tien über einen längeren Zeitraum gut
entwickeln.
4. Auf Qualität achten
Anleger sollten sich nicht nur verschie-
dene Anlageformen wie Anleihen, Ak-
tien und Währungen in ihr Depot le-
gen, um das Risiko breit zu streuen. Sie
sollten auch auf die Qualität der Papie-
re und Emittenten achten, bei denen
sie sich bedienen. Dabei wird die Qua-
lität bei Unternehmen typischerweise
an fünf Kriterien festgemacht: Finanz-
kraft, Kurspotenzial, Geschäftsmodell,
Marktumfeld und Unternehmensfüh-
rung. Star-Investor Warren Buffett
setzt beispielsweise generell nur auf
Aktien mit nachhaltigem Wachstum,
geringen Risiken, einer hohen Kapital-
rentabilität und einer günstigen Be-
wertung.
5. Regelmäßig das Depot checken
Häufig entspricht nach einem Jahr das
Depot nicht mehr der Mischung, wie
sie vom Anleger ursprünglich geplant
gewesen war. Weil sich bestimmte
Papiere besonders gut entwickelt ha-
ben, kommt es zu Unwuchten.
Schnell hat man von mancher Geld-
anlageform mehr als man wollte im
Depot – was das Risiko und die An-
fälligkeit erhöht.
Zugleich sind andere Depotbestandtei-
le, weil sie sich inzwischen schlechter
entwickelt haben, plötzlich unterreprä-
sentiert. Anleger sollten darum min-
destens einmal im Jahr prüfen, ob die
Zusammensetzung des eigenen Port-
folios noch zu den eigenen Vorstellun-
gen passt – und den ursprünglich pos-
tulierten Vorsätzen entspricht.
6. Selbstüberschätzung vermeiden
Natürlich gesteht sich kein Anleger
gerne ein, dass er daneben gegriffen
hat. Doch rationales Verhalten hilft
bei der Geldanlage auf lange Sicht am
Anlagestrategie meisten. So ist weder Panik noch
Selbstüberschätzung ein guter Rat-
Grundregeln für das geber. Anleger sollten Demut vor
dem Markt bewahren.
Wenn Sie spekulieren, dann rea-
lisieren Sie Ihre Verluste, solange sie
krisenfeste Depot noch gering sind. Und glauben Sie
nicht, dass Sie als einziger genau wis-
sen, was die Börse in drei Wochen
machen wird. Daran sind schon ganz
andere große Köpfe gescheitert. „Ich
Die Märkte schwanken angesichts der steigenden kann zwar die Bewegung der Him-
Infektionszahlen in der Corona-Pandemie stark. melskörper berechnen, aber nicht wo-
hin die verrückte Menge von Men-
Um sich für einen Abschwung zu wappnen, schen einen Börsenkurs hintreiben
kann“, schrieb der Physiker Issac
sind sieben Punkte wichtig.
imago/Ikon Images
Newton 1720 verzweifelt.
7. Kosten im Auge behalten
Geldanlage gibt es nicht für umsonst.
Depotgebühren, Provisionen, Konto-
führungsgebühren und Verwaltungs-
gebühren: Es gibt jede Menge Kosten,
sephasen, also Phasen mit fallenden halb ist es sinnvoll, sein Depot gegen die neben der Inflation die Rendite
Kursen, nicht in Panik zu verfallen. Ei- plötzliche Kursabstürze abzusichern. drücken können. „Achten Sie auf eine
nen guten Rat, der stets gelten dürfte, Hierzu wird ein Stopp-Loss bei der de- günstige Depotbank mit geringen Or-
hat die „Stiftung Warentest“ parat: potführenden Bank festgelegt, sodass derkosten“, rät deshalb Marc Tüngler
„Anleger sollten ihre Vermögensstrate- die Wertpapiere verkauft werden, sobald von der Schutzvereinigung für Wert-
gie langfristig ausrichten und sich nicht sie auf ein bestimmtes Niveau fallen. papierbesitz (DSW). Wer sein Geld
um aktuelle Stimmungen scheren.“ Durch einen solchen Verkaufsauf- nur in Aktien anlegt, kann durch ei-
trag können Gewinne generiert oder nen Wechsel der Depotbank allein
3. Stopp-Loss-Order setzen eventuell bereits erzielte Gewinne ge- mehrere Hundert Euro im Jahr spa-
Privatanlegern ist es nahezu unmöglich, sichert werden. Experten empfehlen, ren. Denn je geringer die Anlagesum-
die Entwicklung ihrer Wertpapiere rund dass sich Anleger bei der Festlegung me, desto stärker beeinflusst die De-
um die Uhr im Auge zu behalten. Des- des Stopp-Loss-Kurses an einer chart- potgebühr die Rendite.
 DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210
Häufige Irrtümer über Wildunfälle
Im Herbst kommt es zu vielen Unfällen mit Wildtieren. Was Autofahrer dazu wissen sollten.
D
en Moment des Schreckens ken-
nen viele Autofahrer aus eigener
Erfahrung: Auf einer Fahrt durch
ein Waldgebiet steht in der Däm-
merung plötzlich ein Reh auf der Stra-
ße. Wer rechtzeitig bremsen und eine
Kollision vermeiden kann, fährt ledig-
lich mit einem Schrecken weiter. In
295.000 Fällen ist das im vergangenen
Jahr jedoch nicht gelungen, und es kam
zu Unfällen mit Rehen, Hasen oder an-
deren Wildtieren. Das waren über zehn
Prozent mehr als 2018. 885 Millionen
Euro haben die Versicherer laut Bran-
chenverband GDV dafür an Entschä-
digung bezahlt. Gerade jetzt im Herbst
imago/blickwinkel
ist das Unfallrisiko besonders hoch.
Diese Fehler und Irrtümer sollten Au-
tofahrer deshalb vermeiden.
Irrtum 1: Die Versicherung zahlt
bei Wildschäden immer
Das gilt nur für Schäden, bei denen der
Fahrzeughalter eine Teil- oder Vollkas-
koversicherung abgeschlossen hat. Wer
dagegen nur eine Haftpflichtversiche-
rung für sein Auto besitzt – und das ist
mehr als die Hälfte der Autobesitzer –,
der muss für einen Wildschaden selbst
aufkommen. Im Schnitt waren das im
vergangenen Jahr laut Branchenver-
band rund 2800 Euro je Einzelschaden.
Irrtum 2: Alle Wildunfälle sind in
der Versicherung abgedeckt
Viele Versicherer bieten in ihren Be-
dingungen nur Schutz bei Unfällen mit
Haarwild, also Reh, Wildschwein oder
Hase. Unfälle mit Vögeln sind dagegen
beispielsweise nicht abgedeckt. Jedoch
erscheint vielen Assekuranzen diese
Regelung mittlerweile so unverständ-
lich wie den Kunden. Entsprechend
fällt die Haarwild-Regelung bei immer
mehr Versicherern weg. Um jedoch si-
cher zu sein, sollten Autofahrer in ihrer
Police auf eine erweiterte Wildscha-
denklausel achten. Dann sind Unfälle
mit allen Tierarten abgedeckt.
Irrtum 3: Bei einem Wildunfall ist
kein gesonderter Nachweis nötig
Als Nachweis eines Schadens mit Re-
hen oder Wildschweinen benötigen die
Versicherer eine sogenannte Wild-
unfallbescheinigung. Die stellen ent-
weder die für dieses Revier zuständigen

 
Kfz-Versicherung
Gefahr durch Wildwechsel: 295.000 Unfälle mit Wildtieren gab es 2019.
Jäger oder die Polizei aus. Wer somit
in einen Unfall mit Wildschaden ver-
wickelt ist, dem empfiehlt der Auto-
mobilclub ADAC Hessen-Thüringen
folgende Schritte: Zuerst sollte die Un-
fallstelle gesichert werden mit Warn-
blinkanlage, Warnweste und Warn-
dreieck. „Im Interesse des Tierschutzes
ist es danach wichtig, die Polizei anzu-
rufen, selbst wenn das Tier geflüchtet
ist“, heißt es beim ADAC. Die kontak-
tiert dann den zuständigen Jäger. In der
allgemeinen Aufregung nach einem
Unfall vergessen viele Betroffene je-
doch, nach einer Wildunfallbescheini-
gung für die Versicherung zu fragen.
Weil die Versicherer zur Klärung des
Schadens aber meist darauf bestehen,
sollte auch gleich die Frage der Beschei-
nigung geklärt werden.
Irrtum 4: Mit einer Teil- oder
Vollkasko lässt sich Geld sparen
Teil- und Vollkasko decken zwar
Wildschäden ab, die teurere Vollkas-
koversicherung schließt jedoch ande-
re Schäden zusätzlich mit ein. Darun-
ter fallen beispielsweise die Kosten für
die Reparatur des eigenen Fahrzeugs
bei einem selbst verschuldeten Unfall.
Irrtum 5: Der stets gleiche Fahr-
stil schützt vor Unfällen
Im Schnitt gibt es alle zwei Minuten
einen Wildunfall in Deutschland. Die
Häufigkeit ist aber in den Monaten
April bis Mai und Oktober bis De-
zember besonders ausgeprägt. Hier
empfiehlt es sich, besonders vorsich-
tig zu fahren, heißt es vom Landes-
jagdverband Hessen. Wer auf einer
Strecke mit 80 statt mit 100 Stunden-
kilometern unterwegs ist, verkürzt
den Bremsweg um 25 Meter. Grund-
sätzlich ereignen sich die meisten
Wildunfälle bei Sonnenaufgang und
Sonnenuntergang. Lauf GDV sind die
Stunden zwischen fünf und acht Uhr
sowie zwischen 17 und null Uhr be-
sonders gefährlich für Autofahrer.
Aber auch die Zeit zwischen ein und
vier Uhr nachts gilt wegen des gerin-
gen Verkehrsaufkommens als unfall-
trächtig.
Irrtum 6: Wildunfälle führen nur
zu Blechschäden
Das ist in vielen Fällen so, manchmal
kommt es aber auch zu erheblichen
Personenschäden bis hin zu Todesfäl-
len. So verunglückten im vergangenen
Jahr in Deutschland 2867 Fahrer bei
Wildunfällen, davon 584 schwer. In
zwölf Fällen starben laut GDV sogar
Fahrzeuginsassen. Für Schäden an an-
deren Personen haftet die Kfz-Haft-
pflicht, ansonsten ist die Krankenver-
sicherung zuständig. Christian Schnell
Geldanlage 35
Dieselskandal
Musterkläger gegen
Porsche steht fest
Die Affäre um manipulierte Dieselfahrzeuge hat
für den Volkswagen-Konzern ein teures Nach-
spiel. Nach den Autobesitzern verlangen auch die
Investoren Schadensersatz. Die VW-Mutter, die
Porsche SE (PSE), wird nun gesondert vor Gericht
gezogen. Dabei es geht um die Frage, ob die PSE
rechtzeitig über die finanziellen Folgen des Die-
selskandals bei ihrer Tochter Volkswagen (VW)
informiert hat. Die Porsche-Aktionäre bezweifeln
dies. Ein spezielles Verfahren vor dem Oberlan-
desgericht (OLG) Stuttgart soll darüber Gewiss-
heit bringen.
Wie das OLG Stuttgart am Montag mitteilte,
wurde in dem Prozess nach dem Kapitalanleger-
musterverfahrensgesetz (KapMuG) ein britischer
Investor als Musterkläger bestimmt (Az. 20 Kp
2/17). Bei dem Investor handelt es sich um den
Wolverhampton City Council Pension Fund. Mit
dem Beginn der mündlichen Verhandlung sei auf-
grund diverser Fristen für Stellungnahmen aller-
dings nicht vor kommendem Frühjahr zu rechnen.
Das OLG Stuttgart hatte die Eröffnung eines
eigenen Musterverfahrens zunächst abgelehnt
und auf das schon laufende Kapitalmusterverfah-
ren des Sparkassen-Fondshauses Deka Invest-
ments gegen VW vor dem OLG Braunschweig
verwiesen (Az. 3 Kap 1/16). Der Bundesgerichts-
hof entschied jedoch im Sommer, dass auch in
Stuttgart ein Verfahren geführt werden muss (Az.
II ZB 10/19). Denn in Braunschweig ginge es um
die Verletzung der Publizitätspflichten durch die
VW AG, in Stuttgart um die der PSE.
Seit 2007 hatte VW Dieselmotoren einiger
Fahrzeuge manipuliert, um den Stickoxidausstoß
geringer erscheinen zu lassen, als er wirklich war.
Am 22. September 2015 veröffentlichte der Au-
tobauer eine Ad-hoc-Meldung, wonach weltweit
rund elf Millionen Pkws eine illegale Abschaltvor-
richtung aufwiesen, weshalb der Konzern rund
6,5 Milliarden Euro an Rückstellungen bildete.
Am selben Tag veröffentlichte die PSE eine Ad-
hoc-Meldung zum selben Sachverhalt und teilte
mit, dass aufgrund ihrer Kapitalbeteiligung an VW
ein ergebnisbelastender Effekt zu erwarten sei.
Daraufhin brachen die Aktienkurse der Stamm-
und Vorzugsaktien von VW und PSE ein.
Die Kläger sind der Ansicht, dass die PSE, die
Hauptaktionärin von VW ist, sie zu spät über die
finanziellen Folgen des Dieselskandals informiert
habe. Die PSE weist den Vorwurf ebenso wie
Volkswagen selbst zurück. „Zusätzlich wird es
im Rahmen des Porsche-Verfahrens um die Frage
gehen, inwieweit dem Ex-VW-Chef Martin Win-
terkorn sein Wissen als VW-Vorstandsvorsitzen-
der auch in seiner Position als Vorstandschef der
Porsche SE zurechenbar ist“, ergänzt Klaus Nie-
ding, Vorstand der Kanzlei Nieding+Barth, die
den britischen Pensionsfonds vertritt.
Laura de la Motte
   




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36 Geldanlage DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210

Märkte heute Leitbörsen im Überblick

28.10.2020, ME(S)Z 17:03 Uhr Großbritannien Deutschland
Tops Dax Flops S&P UK
1 102,52
Dax
11 572,51
Delivery Hero +1,88 % Infineon NA -7,18 %
Merck -0,52 % BASF NA -6,31 %
Kanada
S&P TSX
–2,73 % –4,07 %
Deutsche Bank NA -0,62 % Covestro -6,22 % 15 719,46

MDax –1,88 % Europa

Stoxx Europe 50
Frankreich
CAC 40
Telefónica Dt. +3,19 % Cancom -13,45 % 2 703,85 4 566,33
Varta -0,09 % CTS Eventim -7,98 %
–3,01 % –3,47 %
Osram Licht NA -0,20 % Fraport -7,53 % Euro Stoxx 50
USA
S&P 500 Dow Jones Nasdaq 2 962,03
Euro Stoxx 50 3 304,72 26 769,83 11 107,60
ASML Hold. -0,39 % BASF NA -6,31 % –3,54 %
Prosus -0,60 % Adidas NA -5,79 %
–2,54 % –2,52 % –2,83 % Brasilien
Bovespa
Ahold Delhaize -0,62 % Siemens NA -5,67 % 96 911,30

Euro Stoxx 50
–3,19 %
Aktienindex in Punkten
2 967,15
Punkte
zum Vorjahr Marktbericht
-18,16 %

zum Vorjahr
Dax rutscht mehr als 600 Punkte ab
-3,37 %
Am Mittwoch gab es erneut neuen Einschränkungen. Der eu- tienmärkten: die Wahl des US-
deutliche Kursverluste am deut- ropäische Branchenindex fiel um Präsidenten im Jahr 2000.
schen Aktienmarkt: Eine Stunde fünf Prozent auf den tiefsten Damals dauerte es nach der
vor Handelsschluss verlor der Stand seit knapp fünf Wochen. Stimmabgabe am 7. November
Dax fünf Prozent und rutschte Zu den stärksten Verlierern zähl- rund fünf Wochen, bis der Sieger
auf 11.462 Punkte, ein Minus von ten französische Hersteller und feststand.
mehr als 600 Zählern gegenüber Zulieferer. Im Dax gaben Daim- Auf die Ungewissheit reagier-
dem Vortagesschluss. Erstmalig ler, BMW und VW mehr als ten die Aktienmärkte im Jahr
1.11.2019 28.10.2020
28.10.20
020 Tagesverlauf
seit Mitte Mai ist der Index damit sechs Prozent ab. 2000 nach dem üblichen Muster:
wieder unter die Marke von Neben den Diskussionen Nach der Wahl ohne Endergeb-
Euro- 1,1727 US$ 10-jährige -0,6210 % 12.000 Punkten gefallen. über einen „Lockdown light“, der nis fielen der deutsche Leitindex
Wechselkurs je Euro Bundesanleihe Rendite Laut technischer Analyse ist aber Rücksicht auf die Wirtschaft Dax und das US-Auswahl-
+5,77 % zum Vorjahr -0,29 % zum Vorjahr ein Ende der Kursverluste noch nehmen dürfte, belastet vor al- barometer bis zum Ende der ju-
nicht in Sicht. Das neue Ziel liegt lem die US-Wahl am 3. Novem- ristischen Auseinandersetzung
bei 11.000 Zählern, erst Notie- ber die Aktienmärkte. Angst rund zwölf Prozent – wohl-
rungen oberhalb von 12.200 herrscht in erster Linie vor einer gemerkt, bei einem friedlichen
Punkten würden die Lage ver- langen Auseinandersetzung über Streit.
ändern. den Wahlausgang. Exakt 20 Jahre später wollen
Zu den größten Verlierern Für das Szenario eines unge- Anleger solch hohe Kursverluste
am Handelstag gehörte der Au- wissen Wahlausgangs gibt es be- vermeiden und verkaufen bereits
1.11.2019 28.10.2020 1.11.2019 28.10.2020 tosektor angesichts der Angst vor reits eine Blaupause an den Ak- im Vorfeld der Wahl. Jürgen Röder

Brentöl 39,82 US$ Gold 1 882,84 US$

je Barrel je Feinunze
-35,33 % zum Vorjahr +26,19 % zum Vorjahr KAUFEN – HALTEN – VERKAUFEN
Anlageentscheidungen sind eine Frage der Strategie und des richtigen Aktueller Bestand
Timings. Drei Konzepte, drei Portfolios: ein Redaktions-Depot, ein
Social-Trading-Depot sowie ein Privatbank-Depot. Experten geben Gesamtwert am 31.1.2014: 100.000 €
börsentäglich ihre individuelle Einschätzung zu den Finanzmärkten ab. Depot- Bargeld-
Gesamtwert bestand

Handelsblatt-Depot
1.11.2019 28.10.2020
Stand: 28.10. / ME(S)Z 17:06 Uhr
1.11.2019 28.10.2020
Quelle:
SAP anstelle von 113.608,38 €

Chart des Tages

Rheinmetall
Die Korrektur an den Börsen unter anderem in die Infrastruk- 30.401,54 €

47,5 Cancom: Aktienkurs in Euro 33 88

,€
wird zum Tausch genutzt. Im
Vordergrund steht immer die
tur und Softwareprogramme sol-
len die Kunden zufriedener ma-
Frage: Sind die aktuellen Positio- chen. Langfristig ist das eine gute
nen im Depot noch einen Kauf Strategie. Zusammensetzung Stand: 28.10.2020
42,5 wert? Nur dann sollten Aktien im Bei einem Kurs von deutlich
27 % ĦĢŻ
Depot bleiben. Die Aktie des Au- unter 100 Euro ist SAP nicht
Bargeld Aktien
to- und Rüstungskonzerns mehr hoch, sondern mit einem
37,5
Rheinmetall erfüllt dieses Krite- Kurs-Gewinn-Verhältnis von 18
rium meines Erachtens nicht endlich wieder moderat bewer-
32,5 mehr – und wird verkauft. tet. Deutschlands wertvollstes
1.10.2020 28.10. Bessere Perspektiven erge- Unternehmen, zumindest 70
HANDELSBLATT Quelle: Bloomberg
ben sich nach dem drastischen
Kursverfall infolge der scho-
Anteilsscheine davon, steht ab
sofort im Depot.
Depot
nungslos offenen Gewinnwar-
Die Cancom-Aktien gehörten am Mittwoch zu den nung bei SAP. Konzernchef
großen Verlierern. Eine weniger optimistische Gewinnprog- Christian Klein ist nicht länger
Handelsblatt

nose als erhofft verschreckte die Anleger. Das Papier verlor bereit, die Gewinne und Margen
am Mittwoch zwischenzeitlich mehr als 13 Prozent. Dieser auf Kosten der Kundenzufrie- 9% 24 %
Ulf Sommer
Kursrutsch dürfte vor allem Shortseller gefreut haben, die denheit zu steigern. Investitionen Handelsblatt Zertifikate Investmentfonds
angefangen haben, auf Kursrückgänge von Gewinneraktien
der Coronakrise wie Cancom zu setzen. Die Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, insbesondere geben sie keine Empfehlung zum
HANDELSBLATT
Kauf der genannten Wertpapiere. Eine ausführliche Berichterstattung sowie die kompletten
Depots finden Sie unter: www.handelsblatt.com/musterdepots

‹+DQGHOVEODWW0HGLD*URXS*PE+ &R.*$OOH5HFKWHYRUEHKDOWHQ=XP(UZHUEZHLWHUJHKHQGHU5HFKWHZHQGHQ6LHVLFKELWWHDQQXW]XQJVUHFKWH#KDQGHOVEODWWJURXSFRP
 DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210 Geldanlage 37

Dax (auch im 1) Euro Stoxx 50, 2) Stoxx 50, 3) TecDAX) 11590,69 | -3,92 % | 52-Wochen-Hoch 13795,24 | 52-Wochen-Tief 8255,65

Russland Dividendenrendite Jahresdiv. Ex-Tag KGV Ergebnis

RTS BASF NA 7,0 % 3,30 € 19.06.20 Bayer NA 6,4 6,45
1 078,29 Bayer NA 6,8 % 2,80 € 29.04.20 Allianz vNA 9,9 15,39
Allianz vNA 6,3 % 9,60 € 07.05.20 Fresenius 9,9 3,26

–4,69 % E.ON NA
Münchener Rück vNA
5,1 %
4,9 %
0,46 €
9,80 €
29.05.20
30.04.20
HeidelbergCement
BMW St.
10,9
13,0
4,46
4,46
Japan Deutsche Telekom NA 4,7 % 0,60 € 22.06.20 Deutsche Telekom NA 13,3 0,96
Nikkei 225 1.11.2019 28.10.2020
28
8.10.2020 BMW St. 4,3 % 2,50 € 15.05.20 Volkswagen Vz. 13,7 9,17

23 418,51
Tages- 52 Wochen Umsatz Letzte HV Div. Div.s Ergebnis KGV Marktk.Streub.

–0,29 % 28.10.2020 / 17:10 h

Adidas NA 1) 2)

Allianz vNA 1) 2)
Hoch
268,40
153,24
Tief
254,70
148,88
Verlauf ± % Vortag
257,30
151,82
WWWWWWWW -5,72
WWWW -3,09
± % 1 Jahr
W -7,65
WWW -31,64
Hoch
317,45
232,60
Tief
162,20
Stück Div. Termin Rend. 2020 2020 2021 2020 2021 in Mrd in %
607 753 k.A. 11.08.20 k.A.
117,10 1 701 702 9,60 05.05.21 6,3
2,00
9,60
2,36
15,39
8,64
19,92
109
9,86
29,78 51,6 87
7,62 63,3 94
BASF NA 1) 2) 49,21 46,13 47,15 WWWWWWWWW -6,33 WWW -32,64 72,17 37,36 4 943 884 3,30 29.04.21 7,0 3,30 2,30 3,39 20,50 13,91 43,3 94
Bayer NA 1) 2) 41,88 40,30 41,08 WWW -1,98 WWW -38,11 78,34 40,30 4 645 043 2,80 27.04.21 6,8 2,50 6,45 6,72 6,37 6,11 40,4 94
Beiersdorf 98,66 92,34 94,32 WWWWWWWW -5,77 W -9,13 108,05 77,62 661 283 0,70 29.04.20 0,7 0,70 2,74 3,25 34,42 29,02 23,8 49
BMW St. 1) 59,96 57,25 58,10 WWWWWWWW -5,48 W -16,87 77,06 36,60 2 621 689 2,50 12.05.21 4,3 1,39 4,46 7,21 13,03 8,06 35,0 53
China Hongkong Continental 93,26 90,42 91,30 WWWWWW -3,98 WW -28,18 133,10 51,45 541 365 3,00 29.04.21 3,3 2,00 2,09 7,83 43,68 11,66 18,3 54
SSE Comp. Hang Seng Covestro 42,30 39,50 40,14 WWWWWWWWW -6,13 W -11,47 48,82 23,54 1 214 899 1,20 16.04.21 3,0 1,20 0,91 2,19 44,11 18,33 7,8 93
Daimler NA 1) 2) 45,61 43,88 44,48 WWWWWWWW -5,49 W -16,95 54,50 21,02 5 575 307 0,90 31.03.21 2,0 0,90 2,28 5,45 19,51 8,16 47,6 79
3 269,24 24 712,08 Delivery Hero 101,15 95,62 97,28 +1,63 WW +116,32 WWWWWWWWWW 106,20 40,47 811 722 k.A. 18.06.20 k.A. 0,00 -3,74 -2,54 0,00 0,00 19,4 61
Deutsche Bank NA 8,16 7,51 7,85 W -0,77 +8,56 W 10,37 4,45 16 748 917 k.A. 27.05.21 k.A. 0,00 -0,30 0,32 0,00 24,53 16,2 95
+0,46 % –0,29 % Deutsche Börse NA 1)
Deutsche Post NA 1)
Deutsche Telekom NA 1) 2) 3)
132,10
39,04
12,92
128,35
37,67
12,59
130,30
38,15
12,79
WWW -2,14

WWW -2,18
W -9,51
WWWWW -3,83 +18,88 WW
WW -19,61
170,15
42,11
16,75
92,92 598 493 2,90 19.05.20 2,2
19,10 3 645 137 1,15 06.05.21 3,0
10,41 13 281 871 0,60 07.04.21 4,7
3,10
1,20
0,60
6,45
2,18
0,96
6,66
2,57
1,14
20,20
17,50
13,32
19,56 24,8 88
14,84 47,3 80
11,21 60,9 68
Deutsche Wohnen Inh. 43,23 41,52 41,92 WWWWW -3,61 +25,62 WW 46,57 27,66 629 676 0,90 05.06.20 2,1 0,98 1,57 1,52 26,70 27,58 15,1 93
E.ON NA 9,23 8,89 8,94 WWWWWW -4,3 +0,87 W 11,56 7,60 8 851 964 0,46 19.05.21 5,1 0,48 0,62 0,71 14,43 12,60 23,6 75
* Index vom Vortag • Quelle: Fresenius 33,04 32,01 32,38 WWWW -3,05 WW -26,02 51,54 24,25 1 526 910 0,84 28.08.20 2,6 0,82 3,26 3,67 9,93 8,82 14,7 73
Fresenius Medical Care St. 69,02 67,64 68,54 W -0,64 +14,58 W 81,10 53,50 704 487 1,20 20.05.21 1,8 1,22 4,42 4,82 15,51 14,22 20,9 69
HeidelbergCement 49,28 47,61 48,65 WWWWWW -4,16 WW -26,47 70,02 29,00 1 225 800 0,60 04.06.20 1,2 1,45 4,46 6,19 10,91 7,86 9,7 74
Henkel Vz. 87,30 84,64 85,42 WWWWW -3,55 W -5,63 97,80 62,24 564 903 1,85 16.04.21 2,2 1,84 4,28$ 4,81$ 23,46 20,88 15,2 100
Infineon NA 3) 25,25 23,38 23,82 WWWWWWWWWW -7,12 +31,55 WWW 28,33 10,13 8 529 937 0,27 20.02.20 1,1 0,27 0,60 0,94 39,69 25,34 31,1 95
Linde PLC 1) 2) 190,85 184,15 186,50 WWWW -3,12 +5,49 W 221,70 130,45 1 047 241 $0,96 27.07.20 1,7 3,83 7,26 8,27 25,69 22,55 98,0 100
Merck 136,95 133,00 134,55 W -0,48 +26,58 WW 136,95 76,22 584 093 1,30 23.04.21 1,0 1,35 6,08 6,67 22,13 20,17 17,4 100
MTU Aero Engines NA 153,60 146,20 150,00 WWWWW -3,44 WWW -36,47 289,30 97,76 253 773 0,04 05.08.20 0,0 1,50 5,10 6,79 29,41 22,09 8,0 80
Münchener Rück vNA 1) 200,50 194,10 199,60 WW -1,43 WW -20,26 284,20 141,10 722 823 9,80 28.04.21 4,9 9,80 12,32 21,12 16,20 9,45 28,0 93
RWE St. 33,40 31,82 32,10 WWWWWWW -5,03 +17,32 W 34,99 20,05 2 738 868 0,80 28.04.21 2,5 0,85 1,65 2,00 19,45 16,05 21,7 93
SAP 1) 2) 3) 97,16 91,91 92,71 WWWWWW -4,37 WW -22,55 143,32 82,13 9 448 234 1,58 12.05.21 1,7 1,63 5,15 5,52 18,00 16,80 113,9 84
Automobilwerte verlieren deutlich Siemens NA 1) 2) 104,24 99,18 100,42 WWWWWWWW -5,73 +1 W 114,12 55,59 2 206 634 3,69 09.07.20 3,7 3,90 5,48 6,51 18,32 15,43 85,4 88
Volkswagen Vz. 1) 129,60 124,02 125,54 WWWWWWW -4,89 WW -28,72 187,74 79,38 1 490 067 4,86 30.09.20 3,9 2,06 9,17 21,32 13,69 5,89 25,9 100

48 Daimler: Aktienkurs in Euro 44 57,€ Vonovia NA 1) 55,28 53,56 54,30 WWWW -2,79 +16,12 W 62,74 36,71 1 339 302 1,57 30.06.20 2,9 1,66 2,28 2,64 23,82 20,57 30,7 86

47 MDax 25947,27 | -2,47 % | 52-Wochen-Hoch 29438,03 | 52-Wochen-Tief 17714,91

46 Dividendenrendite Jahresdiv. Ex-Tag KGV Ergebnis

Hochtief 9,1 % 5,80 € 29.04.20 freenet NA 6,2 2,54
Metro St. 8,3 % 0,70 € 17.02.20 Hochtief 9,5 6,70
45 Telefónica Dt. 7,5 % 0,17 € 21.05.20 Aroundtown 10,7 0,37
Evonik Industries 5,5 % 1,15 € 01.09.20 ProSiebenSat.1 11,5 0,86
44 Alstria Office 4,9 % 0,53 € 30.09.20 TAG Immobilien 12,5 2,00
Uniper NA 4,5 % 1,15 € 21.05.20 United Internet NA 13,3 2,29
4,4 % 13,7

12534,€
Hann. Rückv. NA 5,50 € 07.05.20 Uniper NA 1,87
1.11.2019 28.10.2020
28
8.10.2020
139 Volkswagen Vz.: Aktienkurs in Euro
Tages- 52 Wochen Umsatz Letzte HV Div. Div.s Ergebnis KGV Marktk.Streub.
28.10.2020 / 17:10 h Hoch Tief Verlauf ± % Vortag ± % 1 Jahr Hoch Tief Stück Div. Termin Rend. 2020 2020 2021 2020 2021 in Mrd in %
135 Aareal Bank 15,75 15,02 15,38 WWWW -4,71 WW -49,29 31,90 12,28 282 890 k.A. 27.05.20 k.A. 0,70 0,73 1,69 21,07 9,10 0,9 95
Airbus 1) 2) 62,72 60,10 61,78 WW -3,3 WW -50,42 139,40 47,70 300 257 k.A. 16.04.20 k.A. 0,04 0,61 2,88 101 21,45 48,4 78
Aixtron NA 3) 11,29 10,89 10,98 WW -2,4 +27,41 W 12,86 6,01 797 328 k.A. 20.05.20 k.A. 0,00 0,26 0,38 42,21 28,88 1,2 90
Alstria Office 11,01 10,50 10,73 WWW -3,51 W -35,28 19,09 9,89 518 316 0,53 29.09.20 4,9 0,52 0,60 0,64 17,88 16,77 1,9 95
131 Aroundtown 4,17 3,86 3,97 WWW -4,69 WW -46,32 8,88 2,88 7 091 735 0,07 24.06.20 1,8 0,27 0,37 0,40 10,72 9,92 6,1 78
Aurubis 58,72 56,32 56,96 WWW -4,01 +26,07 W 63,38 30,05 137 286 1,25 27.02.20 2,2 1,25 3,35 4,43 17,00 12,86 2,6 70
Bechtle 3) 150,30 143,60 144,30 WW -3,28 +47,47 WW 181,80 79,35 147 907 1,20 15.06.21 0,8 1,25 4,39 4,94 32,87 29,21 6,1 57
127 Brenntag NA 56,24 55,30 55,90 W -2 +22,19 W 58,78 28,68 412 821 1,25 10.06.20 2,2 1,25 3,06 3,26 18,27 17,15 8,6 95
Cancom 3) 37,26 33,62 34,00 WWWWWWWWWW -13,4 W -27,81 59,05 31,20 965 499 0,50 30.06.20 1,5 0,50 1,42 1,78 23,94 19,10 1,3 75
Carl Zeiss Meditec 3) 113,90 105,60 112,70 WW -2,68 +17,58 W 123,90 67,70 178 055 0,65 06.08.20 0,6 0,43 1,36 1,88 82,87 59,95 10,1 36
123 Commerzbank 4,20 3,99 4,14 WW -2,43 W -25,98 6,83 2,80 9 723 342 k.A. 13.05.20 k.A. 0,00 -0,06 0,11 0,00 37,63 5,2 79
27.10.2020 28.10. CompuGroup Med. 3) 75,20 72,05 73,10 WW -3,31 +24,96 W 81,45 46,50 75 593 0,50 13.05.20 0,7 0,50 2,28 2,43 32,06 30,08 3,9 54
CTS Eventim 40,18 37,32 38,16 WWWWWW -7,74 W -27,73 61,55 25,54 232 063 k.A. 19.06.20 k.A. 0,00 -0,68 0,36 0,00 106 3,7 61
HANDELSBLATT Quelle: Bloomberg Dürr 25,12 24,46 24,86 WWW -3,42 W -10,45 32,90 15,72 171 527 0,80 07.05.21 3,2 0,02 0,00 1,66 0,00 14,98 1,7 74
Evonik Industries 21,82 20,78 20,99 WWWW -4,89 W -15,19 27,59 15,13 909 019 0,58 02.06.21 5,5 1,15 1,43 1,76 14,68 11,93 9,8 41
Evotec 3) 23,67 22,89 22,99 W -1,71 +12,59 W 26,77 17,17 721 401 k.A. 16.06.20 k.A. 0,00 0,20 0,32 115 71,84 3,8 82
Fraport 34,04 32,00 32,16 WWWWWW -7,59 WW -57,01 79,26 27,59 461 374 k.A. 26.05.20 k.A. 0,00 -4,41 0,62 0,00 51,87 3,0 40
freenet NA 3) 16,05 15,62 15,82 WW -2,32 W -21,82 21,64 13,59 612 351 0,04 27.05.20 0,3 1,55 2,54 1,76 6,23 8,99 2,0 85
Fuchs Petrolub Vz. 46,34 43,22 43,68 WWWWW -6,59 +23,95 W 47,48 25,56 201 553 0,97 05.05.20 2,2 0,97 1,34 1,63 32,60 26,80 3,0 100
GEA Group 29,37 27,99 28,43 WW -3,2 W -0,21 33,70 13,16 234 409 0,43 26.11.20 3,0 0,85 1,16 1,37 24,51 20,75 5,1 82
Gerresheimer 86,55 85,05 85,75 W -1,21 +20,44 W 101,10 50,65 95 503 1,20 24.06.20 1,4 1,25 4,07 4,54 21,07 18,89 2,7 85
Grand City Prop. 20,04 18,93 19,20 WWW -3,86 W -6,34 24,00 13,82 239 016 0,22 24.06.20 1,1 0,83 1,11 1,19 17,30 16,13 3,3 62
W -1,38 WW -64,05
Performance im Vergleich seit 3.3.2017 Stoxx 50 Grenke NA
Hann. Rückv. NA
31,60
125,30
30,40
120,70
31,56
124,90 W -0,4 W -21,79
104,40 23,92
192,80 98,25
160 015
143 096
0,80
5,50
06.08.20
05.05.21
2,5
4,4
0,60
5,50
1,38
6,71
2,33
10,98
22,87
18,61
13,55
11,38
1,5
15,1
54
50

Handelsblatt Social-Trading Privatbank

-13,03 % Healthineers 3) 37,61 36,80 37,00 W -1,73 W -1,87 47,27 28,50 1 009 321 0,80 02.03.21 2,2 0,76 1,45 1,67 25,52 22,16 39,8 21
Hella 37,70 35,36 37,66 W -1,36 W -17,38 50,85 20,24 212 206 k.A. 25.09.20 k.A. 0,00 -3,88 1,45 0,00 25,97 4,2 40
Kurs Bundesanleihe* WW -2,34
HelloFresh 51,30 47,10 47,68 +206,03 WWWWWWW 56,40 14,30 1 083 783 k.A. 30.06.20 k.A. 0,00 1,65 1,45 28,90 32,88 8,3 66
+0,28 % -8,03 % +3,42 % +7,59 % Hochtief 64,65 62,60 63,95 WW -2,52 W -42,75 121,90 41,58 195 447 5,80 28.04.20 9,1 3,90 6,70 8,93 9,54 7,16 4,5 32
Hugo Boss NA 21,17 20,53 20,96 WW -2,96 WW -44,9 47,09 19,11 443 340 0,04 27.05.20 0,2 0,04 -1,67 1,58 0,00 13,27 1,5 85
K+S NA 6,01 5,78 5,86 WWW -3,81 WW -55,81 13,60 4,50 1 128 148 0,04 12.05.21 0,7 0,04 -0,41 0,34 0,00 17,23 1,1 100
Kion Group 69,26 67,72 68,46 W -1,72 +14,25 W 80,84 33,20 198 284 0,04 16.07.20 0,1 0,50 2,34 4,05 29,26 16,90 8,1 55
Knorr-Bremse 100,66 98,69 99,51 W -1,14 +7,28 W 110,24 70,79 117 558 1,80 30.06.20 1,8 1,35 2,79 3,82 35,67 26,05 16,0 41
Lanxess 45,09 42,34 43,35 WWWW -5,66 W -28,7 64,58 25,68 240 765 0,95 27.08.20 2,2 0,95 3,05 3,87 14,21 11,20 3,8 95
LEG Immobilien 116,40 113,18 114,62 WW -2,38 +12,98 W 127,68 75,12 119 914 3,60 19.08.20 3,1 3,75 5,21 5,57 22,00 20,58 8,3 90
Lufthansa vNA 7,50 7,15 7,28 WWW -4,51 WW -53,94 17,95 6,85 5 981 470 k.A. 25.06.20 k.A. 0,00 -9,39 -1,68 0,00 0,00 4,2 70
Metro St. 8,46 8,37 8,41 W -0,31 W -41,04 15,28 6,10 942 658 0,70 14.02.20 8,3 0,70 -0,14 0,45 0,00 18,70 3,0 47
MorphoSys 3) 91,46 85,10 85,38 W -0,4 W -12,21 146,30 65,25 329 787 k.A. 27.05.20 k.A. 0,00 0,55 -1,66 155 0,00 2,8 89
Nemetschek 3) 57,85 56,15 57,20 W -1,72 +21,7 W 74,35 32,46 147 745 0,28 19.06.20 0,5 0,30 0,86 1,07 66,51 53,46 6,6 48
Osram Licht NA 50,88 50,66 50,78 W -0,24 +27,11 W 52,60 20,50 46 902 k.A. 03.11.20 k.A. 0,00 -0,98 0,17 0,00 299 4,9 32
ProSiebenSat.1 10,00 9,53 9,92 WW -2,44 W -26,48 14,41 5,72 1 411 740 k.A. 10.06.20 k.A. 0,40 0,86 1,33 11,54 7,46 2,3 62
Puma 78,08 74,08 77,02 WW -3,17 +16,17 W 84,30 40,00 420 655 k.A. 07.05.20 k.A. 0,14 0,52 1,93 148 39,91 11,6 56
Qiagen 3) 43,59 41,94 41,96 W -0,85 +60,21 WW 46,95 25,50 709 006 k.A. 30.06.20 k.A. 0,00 2,06 2,42 20,37 17,34 9,7 79
Rational 635,50 598,00 617,00 WWWW -4,86 W -5,08 740,00 377,20 41 344 5,70 24.06.20 0,9 4,07 5,03 9,32 123 66,20 7,0 34
Rheinmetall 65,94 62,56 63,48 WW -3,26 W -42,6 118,30 43,23 257 470 2,40 19.05.20 3,8 1,45 0,35 7,22 181 8,79 2,8 90
Sartorius Vz. 3) 390,60 375,80 379,80 W -0,84 +118,78 WWWW 396,60 164,20 43 290 0,36 26.06.20 0,1 0,99 4,14 5,04 91,74 75,36 14,2 100
Scout24 NA 71,75 70,15 70,65 W -1,19 +30,59 W 79,80 43,50 205 417 0,91 18.06.20 1,3 0,60 1,14 1,54 61,97 45,88 7,6 82
Shop Apotheke 157,80 146,40 148,20 WW -2,11 +292,58 WWWWWWWWWW 168,60 35,90 105 291 k.A. 30.04.19 k.A. 0,00 -0,77 -0,14 0,00 0,00 2,7 100
Wertentwicklung ausgewählter Wertpapiere Siltronic NA 3) 84,82 81,86 82,42 WW -3,04 W -4,36 109,10 46,56 119 278 3,00 26.06.20 3,6 2,00 5,03 6,12 16,39 13,47 2,5 64
WKN Wertpapier Kaufkurs Gewinn/Verlust Software 3) 32,20 30,86 31,00 WWW -4,32 +6,35 W 44,50 21,60 146 785 0,76 26.06.20 2,5 0,76 1,64 1,84 18,90 16,85 2,3 61
Ströer & Co. 62,30 59,70 62,30 0 W -16,09 78,65 37,00 113 769 2,00 04.11.20 3,2 1,29 1,34 2,84 46,49 21,94 3,5 38
Kauf KAUF/VERKAUF Stückzahl Kurs aktuell Gesamtwert
Symrise Inh. 113,70 109,75 111,05 WW -2,37 +27,82 W 121,05 71,20 177 716 0,95 17.06.20 0,9 1,03 2,68 2,92 41,44 38,03 15,0 88
TAG Immobilien 25,52 24,58 24,92 WW -2,58 +16,12 W 27,18 14,16 429 839 0,82 11.05.21 3,3 0,88 2,00 1,81 12,46 13,77 3,7 87
703000 Rheinmetall 76,20 € -15,05 % TeamViewer 3) 40,79 37,68 38,45 WWW -4,5 +66,09 WW 54,86 22,30 698 922 k.A. 29.05.20 k.A. 0,00 0,69 0,85 55,72 45,24 7,7 67
10.03.2017 VERKAUF 100 Stk. à 65,06 € 6.489,74 € Telefónica Dt. 3) 2,28 2,18 2,27 +3,37 WWW W -20,26 2,92 1,72 4 354 639 0,17 20.05.20 7,5 0,17 -0,03 0,02 0,00 113 6,7 31
thyssenkrupp 4,10 3,86 4,08 WW -2,02 WW -69,33 13,95 3,28 4 935 549 k.A. 05.02.21 k.A. 0,00 -3,29 -0,87 0,00 0,00 2,5 61
716460 SAP 93,41 € -0,22 % Uniper NA 26,40 25,42 25,68 WW -3,02 W -9,19 30,88 20,76 253 843 1,15 21.05.21 4,5 1,37 1,87 1,79 13,73 14,35 9,4 25
United Internet NA 3) 30,96 29,99 30,50 W -1,07 +5,83 W 43,88 20,76 327 273 0,50 20.05.20 1,6 0,50 2,29 2,25 13,32 13,56 5,9 58
28.10.2020 KAUF 70 Stk. à 93,44 € 6.540,80 € Varta 3) 105,40 103,00 105,10 W -0,19 +10,4 W 138,70 50,50 170 177 k.A. 18.06.20 k.A. 0,00 2,74 3,91 38,36 26,88 4,2 42
Wacker Chemie 85,06 80,16 81,72 WWWW -5,26 +12,78 W 96,04 30,04 134 351 0,50 12.05.21 0,6 0,50 2,17 3,93 37,66 20,79 4,3 34
BAY001 Bayer 73,27 € -44,49 % Zalando 80,92 78,24 80,64 W -0,67 +90,73 WWW 87,74 27,33 556 130 k.A. 23.06.20 k.A. 0,00 0,75 0,87 108 92,69 20,6 57
03.02.2020 100 Stk. à 40,67 € 4.067,00 €

A1420E Lukoil 85,65 € -49,34 % TecDax 2832,54 | -2,81 % | 52-Wochen-Hoch 3302,94 | 52-Wochen-Tief 2128,29
28.11.2019 60 Stk. à 43,50 € 2.610,00 €
Aktuelle Kursinformationen finden Sie unter http://finanzen.handelsblatt.com
ETF001 Dax-ETF 118,33 € -15,08 % Hinweis zum Kursteil: Telefon: 0800 0002053 oder Mail hb.aboservice@vhb.de. Aktien: Börsenplatz Dax 30 und MDax ist Xetra; Euro Stoxx Heimatbörse; Kurse und Dividenden von an deutschen Börsen gehandelten Werten
06.03.2017 185 Stk. à 100,54 € 18.599,90 € verstehen sich in Euro pro Stück sofern es keine anderen Angaben gibt. Dividenden von ausländischen Börsen sind in Landeswährung. Kurse: bereinigt um Kapitalmaßnahmen; Höchst-/Tiefstkurse können gerundet sein,
beziehen sich auf den jeweiligen Börsenplatz und basieren auf allen „bezahlt“-Notierungen. Von einigen Märkten können nicht immer die Schlusskurse des Tages veröffentlicht werden, Uhrzeitangaben der
Kursabrufe beachten. Die Dividendenangaben beziehen sich auf die zuletzt gezahlten Dividenden - inklusive Zahlungen aus Kapitalrücklagen - im üblichen Auszahlungsrhythmus; sie werden automatisch abgelöst durch den
neuen Dividendenvorschlag, wenn dieser für die bevorstehende Hauptversammlung offiziell bekannt gegeben wird. Netto-Dividendenrendite in % auf Basis der zuletzt gezahlten oder vorgeschlagenen Dividende als Summe
*Laufzeit 10 Jahre • Quelle: Bloomberg des letzten Geschäftsjahres. Die ausgewiesenen Gewinnschätzungen beruhen auf Ibes-Daten. Börsenkapitalisierung: Zahl der Aktien multipliziert mit dem Kurs der Aktiengattung im Index in Landeswährung;
Ergebnisse je Aktie vor Goodwillabschreibung in Euro bzw. Landeswährung; KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der Gewinnschätzungen. k.A. = keine Angaben.
Alle Angaben ohne Gewähr - keine Anlageberatung oder -empfehlung.

‹+DQGHOVEODWW0HGLD*URXS*PE+ &R.*$OOH5HFKWHYRUEHKDOWHQ=XP(UZHUEZHLWHUJHKHQGHU5HFKWHZHQGHQ6LHVLFKELWWHDQQXW]XQJVUHFKWH#KDQGHOVEODWWJURXSFRP
38 Geldanlage DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210

EuroStoxx50 2967,91 | -3,34 % | 52-Wochen-Hoch 3867,28 | 52-Wochen-Tief 2302,84 SDax 11470,57 | -3,34 % | 52-Wochen-Hoch 13088,65 | 52-Wochen-Tief 7841,39
52 Wochen Umsatz Letzte Div. Ergebnis KGV Marktk.Streub.
Dividendenrendite KGV 28.10.2020 / 17:10 h Verlauf ± % Vortag ± % 1 Jahr Hoch Tief Stück Div. Rend. 2020 2020 2021 in Mrd in %
Intesa Sanpaolo 13,8 % BNP Paribas 6,5 1&1 Drillisch 18,20 W -0,03 W -24,88 27,03 13,29 197 006 0,05 0,3 1,90 9,58 10,46 3,2 25
Adler Group 20,70 WWWWW -3,9 W -36,43 32,88 11,37 200 739 0,66 3,2 2,31 8,96 9,41 2,2 84
Engie 10,7 % AXA 7,2
ADVA Optical Net. 6,15 WWWWW -4,5 W -6,11 8,54 3,89 188 517 k.A. k.A. 0,31 19,84 15,77 0,3 85
BNP Paribas 10,1 % Intesa Sanpaolo 8,4 Amadeus Fire 88,30 WWWW -3,5 W -21,3 162,60 68,80 24 445 k.A. k.A. 2,57 34,36 17,80 0,5 94
BayWa vNA 26,65 WW -1,3 +0,57 W 29,85 20,70 13 506 0,95 3,6 0,90 29,61 22,02 0,9 36
Banco Santander 6,0 % ING Groep 8,4
Befesa 34,65 WWWW -3,35 +1,02 W 38,70 22,75 22 134 0,44 1,3 1,26 27,50 18,53 1,2 90
AXA 5,3 % Ahold Delhaize 11,1 Bilfinger 15,89 WWWWWWWW -6,64 WW -45,69 35,32 12,64 321 874 0,12 0,8 -0,32 0,00 13,70 0,7 93
Total 5,3 % Engie 13,5 Borussia Dortmund 4,27 WWWWWWW -5,61 WW -50,41 9,50 4,24 388 909 k.A. k.A. -0,48 0,00 0,00 0,4 60
Ceconomy St. 3,85 WWWWW -4,42 W -17,16 5,69 1,69 1 058 297 k.A. k.A. -0,21 0,00 8,75 1,4 47
1.11.2019 28.10.2020
28
8.10.2020 Enel 4,7 % Sanofi S.A. 13,5 CeWe Stiftung 81,90 WW -1,44 W -3,65 111,80 74,10 17 096 2,00 2,4 5,12 16,00 13,65 0,6 73
Corestate Capital 12,01 WWWWWWWWWW -8,6 WW -62,93 45,80 11,70 229 651 2,50 k.A. 2,84 4,23 3,18 0,3 76
(ohne deutsche Indextitel) 52 Wochen Umsatz Letzte Div. Ergebnis KGV Marktk.Streub. Dermapharm Holding 41,41 WWWWW -3,99 +15,41 W 50,78 28,06 102 934 0,80 1,9 1,99 20,81 17,62 2,2 35
28.10.2020 / 17:10 h Verlauf ± % Vortag ± % 1 Jahr Hoch Tief Stück Div. Rend. 2020 2020 2021 in Mrd in % Deutz 4,39 WWWWWWWWW -8 W -16,66 6,19 2,62 818 289 k.A. k.A. -0,71 0,00 9,34 0,5 95
DIC Asset NA 9,49 W -0,84 W -15,42 17,40 6,69 293 820 0,66 7,0 0,74 12,82 11,16 0,8 61
AB Inbev 45,41 WWWWWW -3,39 WWW -37,9 75,26 29,03 1 979 825 0,50 2,9 2,10 21,62 14,28 76,9 53
DMG Mori 40,45 W -0,25 W -4,71 43,25 38,80 6 416 1,03 2,5 0,00 0,00 k.A. 3,2 24
Adyen 1 540,00 WWWW -2,38 +144,76 WWWWWWWWWW 1 742,00 617,00 80 276 k.A. k.A. 7,71 200 122 46,7 92
Ahold Delhaize 23,86 W -0,62 +6,21 W 26,86 18,04 2 820 654 0,50 3,2 2,15 11,10 12,56 26,3 95 Dr. Hönle 46,95 WWWWW -4,38 W -3,2 60,40 24,45 8 419 0,80 1,7 1,24 37,86 17,92 0,3 85
Air Liquide 125,60 WWWWWW -3,2 +7,08 W 143,90 94,86 1 114 264 2,70 2,1 4,96 25,32 23,09 59,5 100 Drägerwerk Vz. 70,70 W -0,42 +33,02 W 108,50 47,94 43 398 0,19 0,3 9,67 7,31 11,82 0,6 100
Amadeus IT 40,49 WWWWWWWWW -4,66 WWW -39,68 78,82 34,90 1 226 572 0,56 2,9 -0,70 0,00 38,56 18,2 90 Dt. Beteiligung 28,45 WWWWW -4,21 W -24,13 42,50 22,20 7 990 1,50 5,3 -0,64 0,00 10,70 0,4 68
Dt. EuroShop NA 10,37 WWWWWWW -5,64 WW -61,42 27,54 9,28 361 424 k.A. k.A. 1,90 5,46 4,94 0,6 80
ASML Hold. 308,55 W -0,29 +28,16 WW 355,50 177,52 805 226 1,20 0,8 7,62 40,49 31,65 131,3 85
Dt. Pfandbriefbank 5,24 WWW -2,96 WW -57,64 15,74 4,95 998 219 k.A. k.A. 0,57 9,19 7,28 0,7 100
AXA 13,74 WWWWWW -3,2 WWW -43,35 25,62 11,84 9 771 305 0,73 5,3 1,90 7,23 5,07 33,2 86
Banco Santander 1,67 WWW -1,74 WWWW -58,08 3,96 1,50 58 169 092 0,10 11,7 -0,08 0,00 6,67 27,7 95 DWS Group 30,00 W -0,27 +1,56 W 39,99 16,75 224 790 1,67 5,6 2,60 11,54 10,45 6,0 16
BNP Paribas 30,03 WWWWWWWW -4,29 WWW -37,48 54,22 24,51 6 689 817 3,03 10,1 4,60 6,53 6,32 37,5 86 Eckert & Ziegler 40,10 W -1,28 W -1,23 51,50 22,53 105 275 0,43 1,1 1,04 38,56 33,42 0,8 69
CRH 28,98 WWWWWW -3,4 0 36,74 16,30 1 507 440 0,19 2,9 1,93 15,02 13,42 22,7 93 Encavis 16,26 WWW -2,17 +82,29 WWW 18,80 6,76 573 604 0,26 1,6 0,39 41,69 36,95 2,3 74
Fielmann 65,10 WW -2,11 W -6,06 76,25 41,90 67 949 k.A. k.A. 1,24 52,50 31,30 5,5 28
Danone 46,92 WWWWWWWW -4,46 WWW -36,34 75,66 46,56 2 417 178 2,10 4,5 3,29 14,26 13,33 32,2 94
Global Fashion Grp. 8,18 WWWWWWW -5,69 +273,81 WWWWWWWWWW 8,95 0,97 1 033 221 k.A. k.A. -0,45 0,00 0,00 1,6 46
Enel 7,00 WWWWWWWWWW -5,3 +2,03 W 8,61 5,15 26 787 933 0,17 4,7 0,50 14,01 12,97 71,2 66
Engie 10,43 WWWWWWWW -4,31 WW -29,85 16,80 8,63 6 081 583 0,75 10,7 0,77 13,54 9,74 25,4 76 Hamborner Reit 7,78 WWW -2,22 W -19,01 10,67 7,19 129 926 0,47 6,0 0,04 195 31,13 0,6 82
ENI 5,95 WWWWW -2,46 WWWW -57,31 14,42 5,81 24 357 145 0,12 14,5 -0,16 0,00 14,17 21,6 70 Hamburger Hafen 14,38 WW -1,64 W -37,8 25,38 9,68 82 852 0,70 4,9 0,57 25,23 13,44 1,0 32
Essilor-Luxottica 106,75 WWWWWWWW -4,17 W -20,6 145,00 86,76 612 389 2,05 1,9 1,87 57,09 25,24 46,8 68 Hornbach Hold. 81,20 WWWWWWWW -6,45 +48,45 WW 101,40 32,65 44 112 1,50 1,8 6,56 12,38 7,93 1,3 51
Hornbach-Baum. 34,20 WWWWWW -5,26 +80 WWW 46,70 12,20 68 316 0,68 2,0 2,47 13,85 7,10 1,1 24
Iberdrola 10,38 WWWW -2,08 +13,05 W 11,52 7,76 18 511 695 0,03 0,3 0,56 18,54 17,59 65,9 86
Hypoport SE 421,00 W -1,29 +49,82 WW 580,00 205,50 15 189 k.A. k.A. 4,37 96,34 68,79 2,7 65
Inditex 21,79 WWWWWWW -3,67 WW -23,11 32,28 18,51 3 075 893 0,35 1,6 1,17 18,62 43,58 67,9 36
ING Groep 5,91 WWWWWWWW -3,99 WWW -42,8 11,26 4,23 27 680 875 0,24 11,5 0,70 8,45 6,87 23,1 100 Indus Holding 24,90 WWWWWW -5,14 W -28,24 41,30 20,75 23 807 0,80 3,2 -0,76 0,00 10,33 0,6 75
Intesa Sanpaolo 1,43 WWWWWWWW -4,21 WWW -37,34 2,63 1,31 132 934 303 0,20 13,8 0,17 8,40 7,93 27,7 94 Instone Real 17,08 WWWWWWWW -6,67 W -13,23 26,09 12,77 79 683 k.A. k.A. 0,85 20,09 8,09 0,8 84
Kering 521,00 WWWWWWWWW -4,51 +2,16 W 614,90 348,55 248 025 4,50 1,5 15,98 32,60 22,19 65,8 54 Jenoptik 20,58 WWW -2,74 W -22,63 29,36 12,99 229 371 0,13 0,6 0,85 24,21 17,01 1,2 79
Jost Werke 31,90 WWWWW -3,92 +21,99 W 39,60 18,62 24 985 k.A. k.A. 2,28 13,99 8,94 0,5 68
Kone Corp. 68,20 WWWWWW -2,96 +19,94 W 76,20 42,39 893 636 1,70 2,5 1,84 37,07 33,27 30,9 89
Jungheinrich Vz. 31,64 WWWWW -4,64 +34,64 W 37,62 10,06 237 485 0,48 1,5 1,24 25,52 20,03 1,5 100
L’Oréal 278,50 WWWWWW -3 +14,61 W 297,20 196,00 532 705 3,90 1,4 7,07 39,39 34,90 155,8 44
LVMH 402,95 WWWWWWW -3,8 +5,46 W 440,30 278,70 564 115 2,00 1,2 8,26 48,78 29,07 203,4 53 Klöckner & Co. NA 4,86 WWWWW -4,5 W -7,5 6,59 2,61 363 981 k.A. k.A. -1,51 0,00 40,47 0,5 75
Nokia 3,44 WWWWWW -3,38 +4,52 W 4,35 2,08 20 457 194 0,05 5,5 0,25 13,77 11,87 19,5 95 Koenig & Bauer 16,90 WWWW -3,43 WW -44,95 33,34 14,42 15 900 k.A. k.A. -2,70 0,00 16,41 0,3 79
Pernod Ricard 140,10 WWWWWW -3,21 W -11,94 171,70 112,25 510 322 1,48 1,9 5,42 25,85 25,85 36,7 67 Krones 48,82 WWWW -3,13 W -14,87 75,50 41,92 58 283 0,75 1,5 0,43 114 17,69 1,5 43
KWS Saat 61,40 WWWWW -4,36 +1,66 W 74,00 39,15 9 430 0,67 1,1 3,10 19,81 17,75 2,0 30
Philips Electr. 40,35 WWWWWW -3,31 +3,07 W 46,38 26,92 2 227 562 0,85 2,1 1,90 21,23 19,40 36,8 100
Leoni NA 5,01 W -1,18 WW -57,76 13,76 4,30 299 325 k.A. k.A. -6,05 0,00 0,00 0,2 100
Prosus 82,84 W -0,53 +30,23 WW 90,92 46,75 1 774 528 0,11 k.A. 2,03 40,81 29,69 134,6 27
Safran 88,16 WWWWWW -3,31 WWW -36,85 152,30 51,10 1 008 088 1,82 2,1 2,50 35,26 22,66 35,3 72 LPKF Laser&Electr. 15,74 WWWWWWW -6,2 +23,45 W 26,00 10,20 291 074 0,10 0,6 0,27 58,30 24,98 0,4 94
Sanofi S.A. 79,21 WWWW -2,21 W -5 95,82 67,65 2 130 678 3,17 4,0 5,85 13,54 12,38 99,7 85 Medios 25,00 +0,81 W +27,88 W 42,00 20,50 27 990 k.A. k.A. 0,47 53,19 27,78 0,4 63
Schneider Electr. 103,00 WWWWWWW -3,51 +21,18 W 111,75 61,72 1 084 655 2,55 2,5 4,12 25,00 20,44 59,9 94 New Work 222,50 WWWWWW -5,32 W -20,96 314,00 162,00 2 980 2,59 1,2 6,52 34,13 32,01 1,3 50
Nordex 11,97 WWWWW -4,39 +4 W 13,86 5,55 606 952 k.A. k.A. -0,36 0,00 92,08 1,3 64
Total 25,13 WWWWWWWW -4,03 WWW -47,48 50,93 21,12 9 804 176 0,66 10,7 1,33 18,89 8,82 66,7 87
Norma Group NA 26,42 WWWW -3,65 W -23,15 42,06 14,38 51 306 0,04 0,2 0,78 33,87 11,95 0,8 80
Unilever 49,68 WWWWWW -3,16 W -4,81 55,39 38,42 3 648 217 0,41 3,3 2,48 20,03 19,33 72,6 100
Vinci 67,04 WWWWWW -3,12 WW -32,46 107,35 54,76 2 264 452 1,25 3,0 2,40 27,93 13,60 41,1 91 Patrizia 19,30 WWWWWWWWWW -8,53 +7,82 W 25,54 16,08 103 513 0,29 1,5 0,72 26,81 21,93 1,8 38
Vivendi 24,37 WWWWW -2,71 W -3,14 26,42 16,60 2 691 089 0,60 2,5 1,07 22,78 18,75 28,9 73 Pfeiffer Vacuum 157,00 WWW -2,61 +9,33 W 181,40 104,40 2 756 1,25 0,8 3,31 47,43 29,57 1,5 50
Rocket Internet 18,59 W -0,38 W -22,15 24,14 16,00 927 845 k.A. k.A. -0,11 0,00 0,00 2,5 47
RTL Group 32,26 W -0,25 W -27,21 48,50 26,86 111 262 k.A. k.A. 2,41 13,39 9,52 5,0 24
S&T 15,22 WWWW -3,85 W -22,15 26,18 13,20 348 138 0,16 1,1 0,77 19,77 14,63 1,0 68
SAF Holland 7,23 WWWW -3,73 +8,31 W 8,40 3,17 345 920 0,45 6,2 0,29 24,93 11,66 0,3 90
Salzgitter 12,75 WWWWW -4,71 W -24,81 20,73 7,77 448 448 k.A. k.A. -3,91 0,00 13,42 0,8 68
Zinsen Schaeffler Vz. 5,08 WWWWWW -5,49 W -37,52 10,53 4,14 651 886 0,45 8,9 -0,16 0,00 5,97 0,8 75
Secunet 266,00 W -1,12 +129,31 WWWWW 310,00 88,60 4 891 1,56 0,6 3,44 77,33 49,91 1,7 21
Sixt St. 62,80 WWWWWW -5,49 W -30,14 100,00 33,30 113 217 k.A. k.A. -0,70 0,00 20,32 1,9 42
Umlaufrendite EURO-LEITZINSEN ZINSVERGLEICHE SMA Solar Techn. 35,30 WWWW -3,6 +24,12 W 45,98 17,84 104 545 k.A. k.A. 0,39 90,51 49,03 1,2 49
-0,64 | -0,05 SNP 44,25 WWWWWWWW -6,84 +23,78 W 74,00 32,25 60 413 k.A. k.A. 0,72 61,46 28,92 0,3 73
REFINANZIERUNG (REFI) 27.10.20 WWWWWW -5,01 W -7,12
52-Wochen-Hoch -0,20 | Tief -0,83 Stabilus 48,30 64,55 28,62 28 184 1,10 2,3 2,57 18,79 15,00 1,2 93
Mindestbietungssatz 0,00% Festgeld 5tsd € Stratec 126,00 W -0,79 +83,94 WWW 136,60 46,40 15 781 0,84 0,7 2,75 45,82 39,87 1,5 59
Mindestbietungssatz, 7 Tage (fällig 4.11.2020) 0,00% 1 Monat 0,085 Südzucker 12,12 WWWW -3,81 W -3,12 17,76 9,97 333 301 0,20 1,7 -0,60 0,00 18,09 2,5 31
3 Monate 0,0917 Takkt 9,15 WWWWW -4,29 W -15,75 13,02 5,73 85 286 k.A. k.A. 0,62 14,76 9,73 0,6 45
ZINSKANAL FÜR TAGESGELD 6 Monate 0,1276 Talanx NA 25,24 WW -1,94 W -39,7 48,38 21,42 170 847 1,50 5,9 2,87 8,79 6,31 6,4 21
Spitzenrefinanzierungsfazilität (ab 18.9.2019) 0,25% 12 Monate 0,1727 Tele Columbus NA 2,14 W -0,93 W -5,06 3,95 1,73 186 340 k.A. k.A. 0,01 214 30,57 0,3 52
Einlagefazilität (ab 18.9.2019) -0,50% Traton 16,46 WWWW -3,69 W -28,51 25,49 11,00 92 768 1,00 6,1 0,09 183 7,69 8,2 10
Spareckzins 0,0112 Vossloh 30,00 WWWW -3,23 W -18,26 42,50 23,60 11 326 k.A. k.A. 1,55 19,35 12,93 0,5 50
MINDESTRESERVE Verzinsung (ab 31.1.2020) 0,00% W&W 14,36 WWWW -3,23 W -20,75 19,98 11,10 27 854 0,65 4,5 2,17 6,62 5,89 1,3 50
1.11.2019 28.10.202
28.10.2020
20 BASISZINS gem. § 247 BGB (ab 27.10.2020) -0,88%
Sparbrief Wacker Neuson NA
Washtec
15,51
34,45
WWWWWW -5,02
+0,88 W
W -1,34
W -21,88
18,57
57,50
7,80
28,85
92 556
9 782
k.A.
k.A.
k.A.
k.A.
0,72
1,25
21,54
27,56
12,12
17,85
1,1
0,5
42
76
1 Jahr 0,1992
Zeal Network 37,80 WW -1,69 +92,27 WWW 41,55 17,52 13 319 0,80 2,1 -0,03 0,00 111 0,8 25
2 Jahre 0,22 WWW -2,8
zooplus 138,80 +32,44 W 168,00 65,10 32 380 k.A. k.A. 1,71 81,17 99,86 1,0 56
INTERNATIONALE RENDITEN EURO-RENDITEN 3 Jahre 0,2889
10-j. Staatsanleihen 28.10.2020 ± in % 27.10. 27.10.2020Hypo. und Öffentl. 27.10.2020Hypo. und Öffentl. 5 Jahre 0,3946

Australien 0,79 W -2,24 0,80

Laufzeit Pfandbriefe Laufzeit Pfandbriefe
Dispositionskredit 9,2552 Devisenmärkte
Belgien -0,362 +3,98 WW -0,377 1 Jahr(e) -0,390 6 Jahr(e) -0,270
Dänemark -0,495 W -1,64 -0,487
Deutschland -0,621 W -1,64 -0,611
2 Jahr(e)
3 Jahr(e)
-0,400
-0,360
7 Jahr(e)
8 Jahr(e)
-0,240
-0,200
Hypozinsen effektiv US $ je Euro Devisen-Cross-Rates Mitgeteilt von
Frankreich -0,317 +3,65 WW -0,329 4 Jahr(e) -0,330 9 Jahr(e) -0,170 5 Jahre 0,69 1,1756 | -0,21% 28.10.2020 Euro US $ Pfund Yen sfr kan-$ Rubel
Griechenland 1,03 +11,35 WWWWW 0,93 5 Jahr(e) -0,290 10 Jahr(e) -0,130 10 Jahre 0,68 52-W-.Hoch 1,2012 | Tief 1,0636
Großbritannien 0,22 WWWW -8,71 0,24 Euro - 1,1756 0,9048 122,5642 1,0688 1,5644 92,4531
Hongkong 0,51 0 0,51 Quelle: Deutsche Bundesbank Ratenkredit 5 tsd € US $ 0,8507 - 0,7697 104,2990 0,9092 1,3308 78,6365
Irland -0,238 +6,3 WWW -0,254 Pfund 1,1051 1,2994 - 135,4540 1,1812 1,7289 102,1837
Italien 0,78 +10,91 WWWWW 0,71 3 Jahre 3,646
5 Jahre 3,8888 Yen 0,0082 0,0096 0,0074 - 0,0087 0,0128 0,7539
Spanien Japan AUSLÄNDISCHE LEITZINSEN 6 Jahre 3,9306 1.11.2019 28.10.202
28.10.2020
20 sfr 0,9355 1,0997 0,8464 114,6631 - 1,4636 86,4885
Satz in % gültig ab
Ratenkredit 10 tsd €
EU-MITGLIEDSLÄNDER
3 Jahre 3,6181 Devisen- und Sortenkurse für 1 Euro
Dänemark Diskontsatz 0,00 22.06.2017
Grossbritannien Repo Satz 0,10 19.03.2020 5 Jahre 3,8611 28.10.2020 Devisen1, 3) 3 Monate4) 6 Monate4) Ref.kurse Bankschalter2)
Polen Diskontsatz 0,60 09.04.2020 6 Jahre 3,9017 Geld Brief Geld Brief Geld Brief EZB Verkauf Ankauf
Rumänien Reference Rate 1,50 05.08.2020 Australien A$ 1,6633 1,6635 +28,27 +29,25 Australien +54,52 +56,77 1,6603 1,5795 1,7635
Schweden Pensionssatz 0,00 08.01.2020 Dänemark dkr 7,4221 7,4621 -9,90 -5,13 Dänemark -22,20 -7,73 7,4435 7,1015 7,8685
Tschechien Diskontsatz 0,05 27.03.2020 Ø-Werte in %, mitgeteilt von
jeweils 1.8.2020 bis 28.10.2020 Großbrit. £ 0,9035 0,9075 +13,87 +14,15 Großbrit. +27,37 +28,26 0,9066 0,8671 0,9638
Ungarn Base Rate 0,60 21.07.2020 FMH-Finanzberatung e.K. Hongkong HK $ 9,1113 9,1117 +202,80 +221,80 Hongkong +388,99 +415,13 9,0885 8,4822 10,2926
Japan Yen 122,1700 122,6500 +10,06 +10,54 Japan +19,16 +21,36 122,3600 116,6039 129,9352
Japan 0,02 WWWWWWWW -19,35 0,025 Kanada kan $ 1,5500 1,5620 +26,81 +27,80 Kanada +55,63 +57,55 1,5578 1,4827 1,6556
Kanada 0,58 WW -4,71 0,60
2,5 Zinsen Neuseeland NZ $ 1,7657 1,7661 +38,32 +39,55 Neuseeland +69,94 +73,27 1,7647 1,6717 1,8807
Neuseeland 0,51 WWW -7,83 0,55 Norwegen nkr 10,9291 10,9771 +256,09 +262,96 Norwegen +485,42 +502,45 10,9693 10,4571 11,7081
W Europa Polen Zloty 4,6193 4,6218 +87,44 +91,72 Polen +167,79 +179,87 4,6202 4,3439 5,0092
Niederlande -0,503 -0,8 -0,499 1,5 Schweden skr 10,3442 10,3922 +99,34 +105,77 Schweden +213,88 +229,35 10,3710 9,8908 10,9850
Österreich -0,433 +0,46 W -0,435 Schweiz sfr 1,0671 1,0711 -7,55 -7,12 Schweiz -15,65 -13,12 1,0693 1,0233 1,1327
Portugal 0,16 +18,66 WWWWWWWW 0,13 USA Singapur S$ 1,6032 1,6033 +32,86 +34,17 Singapur +60,69 +63,87 1,6014 1,5065 1,7241
Russland 6,10 +1,24 W 6,03 0,5 Südafrika Rand 19,1824 19,1959 +2365,24 +2439,22 Südafrika +4536,23 +4689,32 19,2187 18,1028 22,2547
Schweden -0,153 WWWWWWWW -18,6 -0,129 J GB
Schweiz -0,571 W -3,07 -0,554 J
J
J
Tschechien
USA
Krone
US-$
27,3827
1,1698
27,3968
1,1758
+3,85
+25,57
+16,13
+25,73
Tschechien
USA
+34,48
+49,04
+59,75
+49,67
27,4220
1,1727
25,9584
1,1206
29,7717
1,2379
Spanien 0,19 +24,03 WWWWWWWWWW 0,15 -0,5 Japan 1
W -1,18 ) Mitgeteilt von Infront Financial Technology GmbH, LBBW; 2) Frankfurter Sortenkurse aus Sicht des Bankkunden, die Bezeichnungen Verkauf und Ankauf entsprechen dem
USA 0,77 0,78 27.9.2013 28.10.2020 Geld und Brief bei anderen Instituten, mitgeteilt von Reisebank; 3) Freiverkehr; 4) Swaps notiert in Forward Punkten - 1 Punkt = 1/10.000, Stand ME(S)Z 17:10 Uhr.

Rohstoffe Schalterkurse Edelmetalle

GSCI 1 696,75 | -2,80 % DEUTSCHE EDELMETALLE Heizöl (Ø 15 Städte) 43,49 | -0,80 % Goldbarren und -münzen in Euro Ankauf Verkauf Rendite in % 52-Wochen
52-W.-Hoch 2 693,53 | Tief 1 193,37 28.10.2020 27.10. 52-Wochen-Hoch 77,35 | Tief 37,73 (Mehrwertsteuerfrei) 28.10.2020 28.10. 29.10.2019 Hoch Tief
Gold (kg) 50 716,00 52 659,00 + 16,38 WWWWWWWWWWWWWWW 56 118,50 42 527,00
Silber 639,63 - 705,95 646,20 - 713,21 WWWWWWWWWWWWWW
500 g Goldbarren 25 377,00 26 396,00 + 16,31 28 128,50 21 288,00
Silber verarb. 738,79 746,38 WWWWWWWWWWWWWW
100 g Goldbarren 5 069,00 5 308,50 + 15,60 5 647,75 4 266,75
Platin Barren 25,60 25,49 WWWWWWWWWWWWWW
1 oz Goldbarren 1 580,50 1 659,60 + 15,36 1 765,80 1 332,85
Platin verarb. 26,82 26,70 WWWWWWWWWWW
10 g Goldbarren 506,50 547,50 + 12,56 576,25 432,00
Palladium Barren 66,73 67,55 WWWWWWWWWWWWWW
1 oz Krügerrand 1 579,00 1 693,00 + 13,03 1 784,50 1 343,75
Palladium verarb. 69,29 70,15 WWWWWWWWWWW
1/2 oz Krügerrand 789,00 881,10 + 9,86 924,65 681,70
Gold 50,84 - 54,79 50,79 - 54,73 WWWWWWW
1/4 oz Krügerrand 394,50 460,60 + 6,54 489,60 346,25
Gold verarb. 57,38 57,33 WWWW
1/10 oz Krügerrand 157,50 194,70 + 3,01 200,65 140,70
Silber Euro / kg; Platin, Palladium und Gold, Euro / g.
1.11.2019 28.10.202
28.10.2020
20 Die Preise gelten nur für industrielle Abnehmer (ohne MwSt.) 6.11.2019 21.10.202
21.10.2020
20 1 oz Maple Leaf
1 Österreichischer Dukat
1 578,50
168,50
1 679,00
189,50
+ 13,72
+ 6,31
WWWWWWWWWWWWWWW
WWWWWWW
1 776,75
197,00
1 339,00
147,50
Quelle: Heraeus WWWWWWWWWWW
4 Österreichische Dukaten 692,00 760,50 + 10,63 788,00 595,00
20 Österreichische Kronen 296,00 323,50 + 7,83 WWWWWWWW 336,50 257,25
TOP-FLOP DER ROHSTOFFTITEL HEIZÖLPREISE 100 Österreichische Kronen 1 504,00 1 578,00 + 12,74 WWWWWWWWWWWWW 1 682,50 1 278,50
DEUTSCHE METALLPREISE eid HAMBURG. Am 21.10.2020 ermittelte der EID folgende An- 20 Francs Leopold 289,00 319,50 + 10,10 WWWWWWWWWWW 330,50 249,25
28.10.2020 Kurs ± % Vortag Kassa Basis London (€/100 kg) 28.10.2020 27.10. gebotspreise für Lieferungen von 3000 l (Premium-Qualität) frei 20 Francs Marianne 290,50 336,00 + 11,77 WWWWWWWWWWWWW 339,50 248,25
Verwendertank in €/100 l einschl. 19% MwSt., EBV und IWO: 1 D-Mark BRD Goldmark 631,00 761,00 + 1,61 WW 705,50 560,50
Erdgas (Cents/mmBtu) 3,28 +8,71 WWWWWWWWWW
W Aluminium, hochgrädig 153,6 - 153,6 152,9 - 152,9 20 Mark Wilhelm I 366,50 449,00 + 3,24 WWWW 432,25 327,75
Nickel ($/t) 15 800,0 +0,57
Aluminium, Legierung 132,2 - 132,2 130,2 - 130,2 Berlin 43,75 - 47,55 Karlsruhe 42,85 - 46,65 20 Mark Wilhelm II 366,50 444,50 + 9,14 WWWWWWWWWW 433,55 314,05
Lebendrinder (Cents/lb) 104,48 +0,41 W
W Bremen 44,45 - 47,25 Kiel 41,75 - 47,60 50 Mex. Pesos 1 874,50 1 976,90 + 9,27 WWWWWWWWWW 2 092,45 1 624,15
Zucker (Cents/lb) 14,91 +0,07 Blei 150,5 - 150,5 150,5 - 150,5
Cottbus 42,55 - 48,65 2 Rand 359,00 399,00 + 11,49 WWWWWWWWWWWW 411,25 306,55
Gerste (Cents/Bushel) 149,00 0 Kupfer (A) 570,9 - 570,9 573,9 - 573,9 Leipzig 44,20 - 49,30
WWWWWWW Dresden 41,55 - 44,50 1 Sovereign 363,50 392,40 + 11,88 WWWWWWWWWWWWW 410,35 310,40
Normalbenzin ($/gal) 1,06 -6,03 Kobalt 2 811,0 - 2 811,0 2 787,0 - 2 787,0 Lübeck 44,30 - 48,20
WWWWWW Düsseldorf 42,55 - 48,05 20 Franken Vreneli 289,50 337,50 + 10,50 WWWWWWWWWWW 354,50 250,25
Rohöl WTI ($/Barrel) 37,51 -5,21
Nickel 1 348,9 - 1 348,9 1 319,1 - 1 319,1 Frankfurt 43,25 - 52,50 München 45,70 - 47,05
Palladium ($/Unze) 2 245,7 WWWWW -4,60
Heizöl ($/gal) 1,11 WWWWW -4,36 Zink, spezial-hochgrädig 215,1 - 215,1 214,6 - 214,6 Hamburg 42,90 - 48,20 Rostock 43,75 - 47,30 Die Quelle der An- und Verkaufspreise (gültig für sehr gut erhaltene Stücke) ist die Degussa Goldhandel GmbH. Die Rendite entspricht dem Preis,
Silber ($/Unze) 23,54 WWWWW -4,19 Zinn 1 534,9 - 1 534,9 1 542,1 - 1 542,1 Hannover 44,10 - 50,35 Stuttgart 44,70 - 48,15 den die Quelle dem Anleger bei einem Goldverkauf bezahlt, abzüglich der Anschaffungskosten, die ihm beim Kauf vor einem Jahr entstanden sind.

‹+DQGHOVEODWW0HGLD*URXS*PE+ &R.*$OOH5HFKWHYRUEHKDOWHQ=XP(UZHUEZHLWHUJHKHQGHU5HFKWHZHQGHQ6LHVLFKELWWHDQQXW]XQJVUHFKWH#KDQGHOVEODWWJURXSFRP
 DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210 Geldanlage 39

IN DEUTSCHLAND ZUGELASSENE QUALITÄTSFONDS

Name Whrg. ISIN Ausg. Rückn. Perf. 3J. in % ARIDEKA TF* EU DE000DK2D7G4 163,94 163,94 – 7,35 BasisStr.Renten CF EU LU0107368036 104,40 103,37 – 1,08 DWS OFFENE IMMOBILIENFONDS
Mittwoch, den 28.10.2020 BasisStr.Renten TF EU LU0040778739 1338,59 1338,59 – 1,53
BasisStrat Flex CF* EU DE000DK2EAR4 112,43 108,37 + 3,45 grundb. europa IC: EU DE000A0NDW81 42,44 40,42 + 9,04
INVESTMENTFONDS1) BasisStrat Re.TF A EU LU1084635462 96,59 96,59 – 1,53 BasisStrat Re.TF A EU LU1084635462 96,59 96,59 – 1,53 grundb. europa RC EU DE0009807008 42,22 40,21 + 7,44
Berol.Ca.Chance EU LU0096429435 58,34 56,64 + 4,50 Berol.Ca.Premium EU LU0096429609 71,93 69,50 + 10,38 grundb. Fok Deu RC EU DE0009807081 55,55 52,90 + 9,00
www.ampega.de BerolinaRent Deka* EU DE0008480799 40,35 38,94 – 0,97 Berol.Ca.Sicherh. EU LU0096428973 43,48 42,42 – 1,24 grundb. Fokus D IC: EU DE0009807099 55,83 53,17 + 12,85

Amp Global Aktien EU DE0009847301 14,45 13,83 + 13,74 BW Zielfonds 2020* EU DE000DK0ECN3 39,07 38,30 + 0,32 Berol.Ca.Wachst. EU LU0096429351 39,83 38,76 – 7,91 grundb. global IC: EU DE000A0NCT95 55,15 52,52 + 9,31

Amp Global Renten EU DE0008481086 17,86 17,21 + 6,12 BW Zielfonds 2025* EU DE000DK0ECP8 44,60 43,73 + 1,18 DekaDeNebenwerte CF EU LU0923076540 209,54 201,97 + 5,08
grundb. global RC EU DE0009807057 54,82 52,21 + 7,89
Amp ISP Dynamik EU DE000A0NBPM2 116,44 111,96 – 2,31 BW Zielfonds 2030* EU DE000DK0ECQ6 50,47 49,48 + 3,83 DEKA-E.AKT.SPEZ.CF EU LU1227289516 114,75 110,60 + 0,64

Amp ISP Komfort EU DE000A0NBPL4 107,76 104,62 + 0,35 Deka-Deut.Bal. CF* EU DE000DK2CFB1 110,53 107,31 – 2,89 Deka-Eu.Stocks CF EU LU0097655574 37,32 35,97 – 8,77
www.aberdeenstandard.de
Amp ISP Sprint EU DE000A0NBPN0 138,46 131,87 – 0,32 Deka-Deut.Bal. TF* EU DE000DK2CFC9 105,90 105,90 – 3,92 DekaEuAktSpezAV EU LU1508335152 110,86 110,86 + 0,61
Asia Pacific Equ T US LU0011963245 96,61 + 19,19
Amp Rendite Renten EU DE0008481052 22,48 21,83 + 4,72 Deka-Dividen.Rh.Ed* EU DE000DK0EF98 89,76 86,52 – 9,34 DekaEuAktSpezCF(A) EU LU0835598458 161,97 156,12 + 0,36
China A Sh Eq A Acc US LU1146622755 20,73 + 56,65
Amp Reserve Renten EU DE0008481144 50,68 50,18 – 0,27 Deka-Dtschl Akt Str* EU DE0008479288 100,84 96,04 – 16,34 Deka-Europa Neb AV EU LU1496720951 141,93 141,93 + 20,01
Em Mkts Corp Bd A US LU0566480116 15,45 + 10,31
terrAss Akt I AMI EU DE0009847343 35,34 33,82 + 19,54 Deka-Eurol.Bal. CF* EU DE0005896872 56,40 54,76 – 2,85 Deka-EuropaVal.TF EU LU0100186849 43,05 43,05 – 7,17
Em Mkts Eq A Acc US LU0132412106 77,60 + 8,35
Deka-FlexZins CF EU LU0249486092 973,04 968,20 + 0,85 www.ethenea.com Telefon 00352-276921-10
Zan.Eu.Cor.B.AMI I* EU DE000A0Q8HQ0 123,83 123,83 + 6,43 Deka-Eurol.Bal. TF* EU DE000DK1CHH6 108,99 108,99 – 3,87
Europ Sm Comp A Acc* EU LU0306632414 33,36 33,36 + 20,71
Zan.Gl.Cred AMI Ia* EU DE000A1J3AJ9 110,60 110,60 + 13,35 Deka-Europa Akt Str* EU DE0008479247 66,00 62,86 – 1,40 Deka-FlexZins TF EU LU0268059614 969,93 969,93 + 0,79 Ethna-AKTIV A EU LU0136412771 134,39 130,48 + 1,12
European Eq A Acc EU LU0094541447 62,33 + 24,01
Zantke Eu.HY AMI Ia* EU DE000A0YAX49 120,39 120,39 + 1,21 DekaFonds CF* EU DE0008474503 103,63 98,45 – 14,53 DekaGlobAktLRCF(A) EU LU0851806900 183,55 176,92 + 9,13 Ethna-AKTIV T EU LU0431139764 141,21 137,10 + 1,17
Front Mkts Bd A Dis US LU0963865083 9,23 + 8,67
DekaFonds TF* EU DE000DK2D7T7 242,39 242,39 – 16,37 Deka-Indust 4.0 CF EU LU1508359509 180,40 173,88 + 41,26 Ethna-DEFENSIV A EU LU0279509904 138,31 134,94 + 3,79
Multi Asset Grth T EU LU1402171232 10,92 – 2,04
Deka-Glob Akt Str* EU DE0009799064 39,27 37,40 + 4,60 Deka-Indust 4.0 TF EU LU1508360002 169,27 169,27 + 38,24 Ethna-DEFENSIV T EU LU0279509144 173,13 168,91 + 3,76

Deka-Global Bal CF* EU DE000DK2J8N2 103,93 100,90 + 0,84 Deka-Inst Zielk CF EU LU1440686027 987,20 984,74 – 1,30 Ethna-DYNAMISCH A EU LU0455734433 84,98 80,93 + 3,04
ADEPT INVESTMENT MANAGEMENT PLC
Deka-Global Bal TF* EU DE000DK2J8P7 99,57 99,57 – 0,21 Deka-Inst Zielk TF EU LU1440686290 984,58 984,58 – 1,33 Ethna-DYNAMISCH T EU LU0455735596 88,43 84,22 + 3,01
Ad Inv.M.plc SF 1* EU IE00BP41KX67 18,09 + 23,94
Deka-MegaTrends AV* EU DE000DK2J811 1402,37 1402,37 + 35,41 Deka-Mul Asset Ert EU LU1508354294 98,44 97,47 – 2,26
Ad Inv.M.plc SF 15* EU IE00BP41KY74 10,28 – 0,64
Deka-MegaTrends CF* EU DE0005152706 97,54 94,01 + 33,37 Deka-NachhAkt CF EU LU0703710904 203,93 196,56 + 21,91 FIDELITY INVEST. MANAG. (IRELAND) LTD.
Akrobat-Europa A EU LU0138526776 287,55 273,86 + 2,10 Deka-Multi St G PB* EU DE000DK0LMW8 103,97 101,43 Deka-NachhRent CF EU LU0703711035 136,71 133,38 + 6,86 FILF StrlFd B Fl 2* GB IE0003511395 1,00 1,00
ALTE LEIPZIGER
Akrobat-Europa B EU LU1221107615 144,42 137,54 – 1,11 Deka-Nachh ManSel* EU DE000DK1CJS9 111,18 107,16 + 2,31 Deka-RentEu1-3CF A EU LU0044138906 1105,75 1078,78 + 0,41 FILF The$Fd A Fl 2* US IE0003358763 1,00 1,00
€uro Short Term EU DE0008471699 43,96 43,52 + 0,31
Ganador Cor.Alph.A* EU LU0294838924 92,03 91,12 – 9,13 Deka-PB Defensiv* EU DE000DK2CCQ6 115,90 113,63 + 0,59 Deka-USA Akti.S AV EU LU1508400584 130,83 130,83 + 22,80 FILF The$Fd B Fl 2* US IE0003511510 1,00 1,00
Aktien Deutschland EU DE0008471608 114,12 108,69 – 11,89
M-AXX Äquinoktium* EU LU0232016666 137,02 129,26 + 2,87 Deka-PB Man.Mandat* EU DE000DK2J7R5 119,96 116,47 + 6,36 HMI Chance EU LU0194947726 61,88 60,08 + 0,46 FILF The€Fd B Fl 2* EU IE0003511403 1,00 1,00
AL Trust €uro Relax EU DE0008471798 54,99 53,39 + 1,64
Deka-PB Multimana.* EU DE000DK2D9U1 119,95 116,46 + 1,24 HMI Chance+ EU LU0213544652 61,25 59,18 + 3,18 ILF EUR A Acc* EU IE0003323494 13776 – 1,45
AL Trust Stab. EU DE000A0H0PF4 66,69 64,75 + 8,21
Deka-Sachwer. CF* EU DE000DK0EC83 102,19 99,21 + 1,09 HMI Ertrag+ EU LU0194942768 37,88 37,14 – 5,53 ILF EUR A Flex Dis* EU IE0003323502 1,00 ± 0,00
AL Trust Wachst IT EU DE000A2PWPE6 58,47 58,47
Deka-Sachwer. TF* EU DE000DK0EC91 97,10 97,10 + 0,03 HMI Wachstum EU LU0194946595 42,70 41,66 – 8,97 ILF GBP A Acc* GB IE0003323270 20990 + 1,43
AL Trust Wachstum EU DE000A0H0PG2 79,84 76,77 + 10,35
DekaSe:Konservativ* EU DE000DK1CJR1 91,41 90,50 – 4,19 Köln Str.Chance EU LU0101437480 60,64 59,45 + 2,67 ILF GBP A Flex Dis* GB IE0003323387 1,00 ± 0,00
Trust €uRen IT EU DE000A2PWPA4 52,08 52,08
DekaSpezial CF* EU DE0008474669 406,57 391,87 + 17,05 Köln Str.Ertrag EU LU0101436672 44,68 43,80 – 3,89 ILF USD A Acc* US IE0003323619 18166 + 5,15
Trust €uro Renten EU DE0008471616 49,28 47,84 + 7,59
Deka-Strat.Inv. CF* EU DE000DK2EAD4 123,66 119,19 + 2,77 Köln Str.Wachstum EU LU0101437217 41,99 41,17 – 7,78
Trust Akt Europa EU DE0008471764 45,44 43,28 – 10,61 BNP Paribas Funds
Deka-Strat.Inv. TF* EU DE000DK2EAE2 116,63 116,63 + 0,59 KölnStr.Chance+ EU LU0117172097 51,82 50,80 + 7,04 FIRST PRIVATE INVEST. MANAG. KAG MBH
Trust Chance EU DE000A0H0PH0 84,38 80,36 + 11,26
Aqua* EU LU1165135440 147,16 + 21,90 UnterStrat Eu CF EU LU1876154029 144,37 139,15
DekaTresor* EU DE0008474750 88,56 86,40 + 2,10 FP Aktien Global A* EU DE000A0KFRT0 101,59 96,75 – 5,96
Trust Chance IT EU DE000A2PWPC0 61,88 61,88 Eq Euro Inc Def C* EU LU1049885806 72,51 – 34,10
Div.Strateg.CF A* EU DE000DK2CDS0 150,00 144,58 – 0,54 Wandelanleihen CF EU LU0158528447 77,99 75,72 + 2,03
FP EuroAkt.Staufer* EU DE0009779611 84,90 80,86 – 16,82
Trust Glb Inv IT EU DE000A2PWPB2 66,56 66,56 Euro Eq.* EU LU0823401574 511,24 – 2,76
DivStrategieEur CF* EU DE000DK2J6T3 82,71 79,72 – 7,36 Wandelanleihen TF EU LU0158529254 71,80 71,80 + 0,57 FP Europa Akt.ULM* EU DE0009795831 76,01 72,39 – 14,01
Trust Glbl Invest EU DE0008471715 108,51 103,34 + 26,94 Europe SCap* EU LU0212178916 224,07 + 2,65
DivStrategieEur S* EU DE000DK2J6U1 84,54 82,48 – 5,59 FP Wealth B* EU DE000A0KFTH1 62,05 60,24 – 17,79
Trust Stab IT EU DE000A2PWPD8 55,38 55,38 FlexIUSMortClassic* US LU1080341065 1828,31 + 6,26
D-RentSp EM 3/2021* EU DE000DK2J6K2 99,24 97,77 – 4,31 DEKA IMMOBILIEN INVESTMENT
Gl Environment* EU LU0347711466 233,34 + 19,41
Euro Potential CF* EU DE0009786277 161,01 155,19 + 15,80 Deka Immob Europa* EU DE0009809566 49,75 47,26 + 10,16
Russia Eq.* EU LU0823431720 127,03 + 8,95
EuropaBond CF* EU DE000DK091G0 123,48 119,88 + 9,41 Deka Immob Global* EU DE0007483612 57,80 54,91 + 5,48
SMaRT Food* EU LU1165137149 109,04 + 6,76
EuropaBond TF* EU DE0009771980 43,85 43,85 + 8,17 Deka-Immo Nordam* US DE000DK0LLA6 56,15 54,12 + 7,85
Strat.Stab.SRI Eur* EU LU0087047089 438,95 438,95 + 5,18
EuroRent-EM-Invest* EU DE0008479254 47,06 45,36 + 1,62 WestInv. InterSel.* EU DE0009801423 49,54 47,06 + 8,67
US SCap* US LU0823410997 268,80 + 20,20
Frankf.Sparinrent* EU DE0008479981 54,05 53,25 + 4,63
BNP Paribas Real Estate www.flossbachvonstorch.de Tel. +49 221 33 88 290
www.allianzglobalinvestors.de Frankf.Sparinvest* EU DE0008480732 132,77 126,45 – 11,81 DEKA-VERMÖGENSMANAGEMENT GMBH
BNP Pa MacStone P EU DE000A2DP6Y8 26,78 25,50
GlobalChampions CF* EU DE000DK0ECU8 225,14 217,00 + 31,33 MuAsset-Balanced R EU LU0323578145 168,20 160,19 + 7,46
Adifonds A EU DE0008471038 129,45 123,29 – 5,10 DBA ausgewogen* EU DE000DK2CFR7 117,43 112,91 – 5,00
INTER ImmoProfil EU DE0009820068 59,94 57,09 + 8,21
GlobalChampions TF* EU DE000DK0ECV6 198,85 198,85 + 28,52 MuAsset-DefensiveR EU LU0323577923 139,52 135,46 + 4,11
Aktien Europa A* EU DE0008471483 68,61 65,34 – 23,70 DBA Defensiv* EU DE000DK2CFS5 96,63 96,63 – 1,41
Mainfr. Strategiekonz.* EU DE000DK2CE40 160,84 160,84 + 1,11 MuAsset-Growth R EU LU0323578491 190,64 181,56 + 9,99
Concentra A EU DE0008475005 124,59 118,66 – 4,58 DBA dynamisch* EU DE000A2DJVV1 102,07 98,14
Mainfr. Wertkonz. ausg.* EU DE000DK1CHU9 102,77 102,77 + 2,16 Multiple Opp II R EU LU0952573482 159,31 151,72 + 18,09
Europazins A EU DE0008476037 58,17 56,48 + 9,05 DBA Dynamisch A30* EU DE000A2DJVT5 100,62 98,65

Flexi Rentenf. A EU DE0008471921 93,79 90,62 + 0,82 Multi Asset In I A* EU DE000DK2J670 91,97 89,29 – 0,89 DBA Dynamisch A50* EU DE000A2DJVU3 100,81 97,87

Fondak A EU DE0008471012 181,00 172,38 – 7,35 Multi Asset In S A* EU DE000DK2J688 91,78 89,11 + 0,01 DBA konservativ* EU DE000DK2CFP1 104,61 102,56 – 2,68

Global Eq.Divid A EU DE0008471467 112,53 107,17 + 5,36 Multi Asset In.CFA* EU DE000DK2J662 91,87 89,19 – 1,48 DBA moderat* EU DE000DK2CFQ9 111,31 108,07 – 1,94

Industria A EU DE0008475021 101,34 96,51 – 2,99 Multirent-Invest* EU DE0008479213 33,12 32,16 – 4,31 DBA offensiv* EU DE000DK2CFT3 184,62 175,83 + 7,44
PB Balanced EU DE0008006263 56,02 53,35 – 3,91
Interglobal A EU DE0008475070 404,23 384,98 + 36,55 Multizins-INVEST* EU DE0009786061 28,99 28,15 – 4,29 DBA Zlstr offensiv* EU DE000A2DJVW9 103,42 101,39
PB Europa* EU DE0009770289 46,57 44,35 – 3,31
Kapital Plus A EU DE0008476250 68,64 66,64 + 6,79 Nachh Mlt Asset CF* EU DE000DK0V5F0 101,20 98,25 Deka-MM ausgew CF* EU DE000DK2J8Q5 107,58 104,19 – 0,68
PB Eurorent EU DE0008006255 58,22 56,52 + 2,95 www.franklintempleton.de info@franklintempleton.de
Nachh Mlt Asset TF* EU DE000DK0V5G8 97,84 97,84 Telefon 0800 / 073 80 02
Mobil-Fonds A EU DE0008471913 50,25 49,26 + 0,63 PB Megatrend EU DE0005317374 152,23 144,98 + 36,67 Deka-MM defensiv CF* EU DE000DK2J8R3 108,98 105,81 + 2,33

Nebw. Deutschl.A EU DE0008481763 331,16 315,39 + 1,49 Naspa-Ak.Gb NachCF* EU DE0009771956 70,43 68,21 + 9,89 Deka-PB Wert 4y* EU DE000DK0EC42 107,43 104,81 – 2,02 FRK Biot.Disc. A a* US LU0109394709 42,73 40,49 + 30,96
PB Triselect EU DE0009770370 47,39 45,13 + 5,14
Rentenfonds A EU DE0008471400 91,87 89,63 + 7,50 Naspa-Ak.Gb NachTF* EU DE000DK0LNH7 100,70 100,70 Deka-PfSel ausgew* EU DE000A2N44B5 102,24 99,26 FRK E.SM C.Gr. A a* EU LU0138075311 29,13 27,60 – 30,52

Rohstofffonds A EU DE0008475096 63,08 60,08 – 1,67 Naspa-Fonds* EU DE0008480807 41,60 40,59 – 3,56 Deka-PfSel dynam* EU DE000A2N44D1 102,62 99,63 FRK Eu.Corp.Bd A d* EU LU0496369892 11,73 11,38 + 4,34
COMMERZ REAL
Strategief.Stab.A2 EU DE0009797621 54,30 52,72 – 0,89 RenditDeka* EU DE0008474537 26,25 25,49 + 10,93 Deka-PfSel moderat* EU DE000A2N44C3 100,25 98,28 FRK Eu.Gov.Bd A d* EU LU0093669546 12,40 12,03 + 11,47
hausInvest EU DE0009807016 44,86 42,72 + 6,70
Thesaurus AT EU DE0008475013 999,85 952,24 – 5,34 RenditDeka TF* EU DE000DK2D640 33,01 33,01 + 10,51 DekaStruk.5Chance* EU DE000DK1CJP5 163,35 160,15 + 2,83 FRK Eu.Hi.Yi. A d* EU LU0109395268 5,92 5,74 + 1,89

Verm. Deutschl. A EU DE0008475062 164,21 156,39 – 17,10 RentenStratGl TF* EU DE000DK2J6Q9 93,57 93,57 + 0,78 DekaStruk.5Chance+* EU DE000DK1CJQ3 258,64 253,57 + 10,15 FRK Europ. Gr. A a* EU LU0122612848 12,08 11,45 – 30,05

Wachstum Eurol A EU DE0009789842 132,78 126,46 + 8,67 RentenStratGlob CF* EU DE000DK2J6P1 96,87 94,05 + 1,93 DekaStruk.5Ertrag* EU DE000DK1CJL4 98,47 96,54 – 4,12 FRK Gl.Fd.Stra.A d* EU LU0343523998 9,78 9,27 – 9,81

Wachstum Europa A EU DE0008481821 141,82 135,07 + 13,66 RentenStratGlob PB* EU DE000DK2J6R7 95,92 94,04 + 2,09 DekaStruk.5Ertrag+* EU DE000DK1CJM2 100,34 98,37 – 4,22 FRK Gl.Re.Est. A d* EU LU0523922176 11,69 11,08 – 8,41

RheinEdition Glob.* EU DE0009786129 32,57 32,57 – 8,95 DekaStruk.5Wachst.* EU DE000DK1CJN0 102,19 100,19 – 8,50 FRK Gl.SM C.Gr.A a* US LU0144644332 27,37 25,93 – 23,63

ALLIANZ GLOBAL INVESTORS GMBH, LUX. BRANCH Rntfds RheinEdit* EU DE0008480666 31,02 29,93 + 4,79 Hamb Stiftung D* EU DE000DK0LJ38 961,91 943,05 FRK Income A d* US LU0098860793 10,48 9,93 – 0,95

Rntfds RheinEdit oA* EU DE0009771915 30,82 30,82 + 3,85 Hamb Stiftung I* EU DE000A0YCK34 889,14 871,71 – 2,64 FRK India Fd. A d* EU LU0260862304 58,73 55,65 – 10,15
Best Sty Eur Eq AT EU LU1019963369 123,99 118,09 – 11,69 Precious Metal* US LI0016742681 144,31 144,31 + 36,13
Best Sty US Eq AT EU LU0933100637 240,59 229,13 + 25,34 Technologie CF* EU DE0005152623 55,42 53,42 + 69,86 Hamb Stiftung P* EU DE000A0YCK42 89,70 86,25 – 3,59 FRK Japan A a* EU LU0231790675 7,26 6,88 – 5,90

Dyn Mu Ass Str15 A EU LU1089088071 113,11 109,82 + 4,06 Technologie TF* EU DE0005152631 43,15 43,15 + 65,04 Hamb Stiftung T* EU DE000A0YCK26 111,09 106,82 – 3,60 FRK Mut.Europ. A a* EU LU0229938955 16,68 15,80 – 22,56
DAVIS FUNDS SICAV
Dyn Mu Ass Str50 A EU LU1019989323 134,49 129,32 + 2,33 UmweltInvest CF* EU DE000DK0ECS2 182,70 176,10 + 33,89 Haspa TrendKonz P EU LU0382196771 97,66 93,90 – 0,36 FRK Mut.Gl.Disc.Aa* EU LU0294219513 11,99 11,36 – 17,26
Global A* US LU0067889476 47,18 44,47 + 15,23
Dyn Mu Ass Str75 I EU LU1089088402 1407,22 1407,22 + 9,48 UmweltInvest TF* EU DE000DK0ECT0 159,81 159,81 + 31,02 Haspa TrendKonz V EU LU1709333386 103,29 99,32 FRK Nat.Res. A a* EU LU0300741732 3,16 2,99 – 44,99
Value Fund A* US LU0067888072 61,11 57,60 + 15,68
Enh ShTerm Euro AT EU LU0293294277 107,31 107,31 – 0,92 VAG-Weltzins-INV* EU DE000A2DJVM0 78,87 78,87 – 0,48 Keppler Gl Val-Inv* EU DE000A0JKNP9 29,69 28,28 – 6,56 FRK Select US Eq A* EU LU0211333967 25,96 24,60 + 37,89

Euro Bond A EU LU0165915215 12,86 12,49 + 8,55 Weltzins-Invest I* EU DE000A1JSHJ5 23,62 23,62 + 1,94 Keppler-EmMkts-Inv* EU DE000A0ERYQ0 33,46 31,87 – 7,39 FRK Strat.Inc. A a* EU LU0300742896 14,26 13,83 + 5,01

Europe SmCap Eq A EU LU0293315023 212,54 202,42 + 1,70 Weltzins-Invest P* EU DE000A1CXYM9 22,80 22,14 + 0,44 LBBW Bal. CR 20 EU LU0097711666 45,31 44,42 + 4,04 FRK Technology A a* EU LU0260870158 31,42 29,77 + 103,31

European Eq Div AT EU LU0414045822 226,80 216,00 – 20,75 Weltzins-Invest T* EU DE000A0M6KA6 31,39 31,39 + 2,02 LBBW Bal. CR 40 EU LU0097712045 50,20 49,22 + 4,37 FRK US Opp A d* EU LU0260861751 23,32 22,10 + 73,54

Fl Rate NoPl-VZi A EU LU1100107371 97,09 97,09 – 0,92 LBBW Bal. CR 75 EU LU0097712474 59,12 57,96 + 5,24 FRK World Per. A a* EU LU0390134954 32,50 30,79 + 18,03

Glb Agricult Tr. A EU LU0342688198 141,81 135,06 – 13,81 DEKA INTERN.(LUX)(DEKA-GRUPPE) Naspa Str.Chan.Pl. EU LU0202181771 107,85 105,74 + 5,87 FRK World Per. A a* US LU0390134368 28,13 26,65 + 19,64
Telefon +49 69 7147-652 www.deka.de 1822 Str.Cha.Pl. EU LU0151488458 122,32 117,62 + 6,25 Naspa Str.Chance EU LU0104457105 53,30 52,25 + 1,49 TEM Asian Bond A d* EU LU0260863377 8,80 8,54 – 2,31
Glb ArtIntellig AT EU LU1548497772 221,53 210,98 + 80,40

Glb Mu-Ass Cre-AH2 EU LU1480268660 96,64 93,83 – 1,75 Aktfds RheinEdit I* EU DE000DK2J7N4 97,61 95,23 – 12,34 1822 Str.Chance EU LU0151488029 81,09 78,35 + 0,20 Naspa Str.Ertrag EU LU0104455588 47,45 46,52 – 2,82 TEM Asian SmCp.A a* EU LU0390135415 52,30 49,55 – 11,33

Glb SmCap Eq AT US LU0963586101 15,18 14,46 + 12,12 Aktfds RheinEdit oA* EU DE0009771907 38,80 38,80 – 14,42 1822 Str.Ert.Pl. EU LU0151486320 47,02 45,87 – 5,16 Naspa Str.Wachstum EU LU0104456800 44,90 44,02 – 8,17 TEM BRIC A a* US LU0229945570 22,13 20,97 + 15,61

Income & Gro A USD* US LU0964807845 12,82 12,33 + 30,45 Aktfds RheinEdit P* EU DE0008480674 48,65 46,22 – 13,13 1822 Str.Wachstum EU LU0151487302 51,20 49,71 – 8,79 Priv BaPrem Chance* EU DE0005320022 135,83 128,14 + 10,90 TEM China A a* US LU0052750758 41,21 39,05 + 35,72

Income Gr A-H2-EUR* EU LU0766462104 126,66 121,79 + 20,68 AriDeka CF* EU DE0008474511 65,46 62,19 – 5,32 1822-Struk. Ertrag EU LU0224663640 42,97 42,13 – 5,47 Priv BaPrem Ertrag* EU DE0005320030 52,81 50,78 + 1,30 TEM East.EuropeA a* EU LU0078277505 19,78 18,74 – 22,00

‹+DQGHOVEODWW0HGLD*URXS*PE+ &R.*$OOH5HFKWHYRUEHKDOWHQ=XP(UZHUEZHLWHUJHKHQGHU5HFKWHZHQGHQ6LHVLFKELWWHDQQXW]XQJVUHFKWH#KDQGHOVEODWWJURXSFRP
40 Geldanlage DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210

tägliche Anteilspreisveröffentlichungen – mitgeteilt von Infront Financial Technology GmbH

Name Whrg. ISIN Ausg. Rückn. Perf. 3J. in % IFM INDEPENDENT FD. MANAGAMENT AG Equity for Life R* EU DE000A14N7X5 51,83 50,32 – 2,07 Real Protect* EU DE0008484452 97,54 95,63 – 0,15
TEM Em.Mkts A a* US LU0128522744 49,61 47,01 + 11,61 Europäischer M.(I)* EU DE000A2PF0N2 102,91 102,91 Real Protect R* EU DE000A1XDW13 94,98 93,12 – 1,27
ACATIS FV Akt.Gl.* EU LI0017502381 257,13 244,88 + 14,43
TEM Em.Mkts Bd A d* EU LU0496364158 4,55 4,41 – 21,44 Europäischer M.(R)* EU DE000A2PF0P7 105,70 102,62 Real Return* EU DE0008484361 621,90 609,71 + 10,02
TEM Em.Mkts.SmC.Aa* EU LU0300743431 13,87 13,14 – 11,94 FairInvest I* EU DE000A2JN5H1 48,94 48,94
TEM Front.Mkts.A a* US LU0390136736 16,47 15,61 – 21,42 INKA INTERN. KAPITALANLAGEGESELLSCHAFT
Telefon +49 69 78808 137 FO Core plus* EU DE000A2JN5A6 105,35 105,35
fonds@mainfirst.com www.mainfirst.com
TEM Gl.Bd. A d* EU LU0300745303 13,14 12,75 – 5,43 Aktien Welt* EU DE0009794701 47,28 45,03 + 2,02 Greiff Syst All I* EU DE000A2JN5B4 94,87 94,87
TEM Gl.Hi.Yi A d* EU LU0300744165 5,99 5,81 – 2,10 AbsRet Multi Ass A* EU LU0864714000 140,31 + 8,34
HiYld Spez INKA* EU DE000A0F4ZC4 10637 10131 + 4,09 Greiff Syst All R* EU DE000A2JN5C2 96,66 93,84
TEM Gl.Tot.Ret A d* EU LU0300745725 9,82 9,53 – 11,51 EmMkts CorpB Bal A2* EU LU0816909369 122,12 – 3,79
StSk. Dü. Abs. Ret.* EU DE000A0D8QM5 115,66 110,15 – 4,26 Guliver Demo. In.R* EU DE000A2DL395 133,58 127,22 + 29,81
TEM Gl.Tot.Ret AYd* EU LU0517465034 6,36 6,17 – 16,78 Germany Fund A* EU LU0390221256 186,73 – 17,86
Guliver Demo.In.I* EU DE000A2JN5K5 123,75 123,75
TEM Gr.(Eur) Aa* EU LU0114760746 16,40 15,54 – 9,84 Global Equities A* EU LU0864709349 302,51 + 39,11 am.oddo-bhf.com
HQAM G.Eq.DM4. (I)* EU DE000A2PEMD3 102,21 102,21
TEM Gr.(Eur) Ad* EU LU0188152069 16,20 15,35 – 9,81 Top Europ. Ideas A* EU LU0308864023 89,32 – 10,95
HQAM G.Eq.DM4. (R)* EU DE000A2PEME1 50,64 50,64 Algo Global DRW-€* EU DE000A141W00 110,21 104,96
TEM Lat.Amer. A d* EU LU0260865158 37,45 35,48 – 23,75
Innovation I* EU DE000A2JN5J7 60,38 60,38 Basis-Fonds I* EU DE0008478090 138,49 138,49 – 0,49

L&P Val EM SmCap I* EU DE000A2JN5G3 43,90 43,90 DC Value One I(t)* EU DE000A0YAX64 209,56 209,56 + 35,91

L&P Val EM SmCap R* EU DE000A2JQLZ5 44,97 43,66 DC Value One P(t)* EU DE000A0YAX72 196,39 187,04 + 34,00

Die Fonds-Designer Lazard Global Corp* EU DE000A14N7R7 104,43 104,43 + 5,36 ETFplus Portf Balan EU DE000A0M1UN9 65,02 63,13 + 1,03
www.ipconcept.com Lupus alpha R I* EU DE000A0MS726 124,09 119,32 + 9,16
EURO ShTm Bd FT DR* EU DE000A2JJ1R5 101,25 100,25
Telefon 089/2489-2489 Lupus alpha R R* EU DE000A0MS734 59,32 57,04 + 6,22
ME Fonds PERGAMONF EU LU0179077945 741,88 706,55 + 0,69 FMM-Fonds EU DE0008478116 536,91 511,34 – 0,80
info@meag.com www.meag.com
investments@goam.de Monega BestInvEURA* EU DE0007560781 52,29 49,80 – 3,46
ME Fonds Special V EU LU0150613833 3061,96 2916,15 + 15,16 FT EuroGovernm. M* EU DE000A0NEBR5 54,38 52,80 + 0,09
Dividende A* EU DE000A1W18W8 45,90 43,71 – 16,37 Monega Chance* EU DE0005321079 44,60 42,68 + 11,00
Gothaer Mlt Sel A* EU DE000A0NA4W4 149,34 143,60 + 6,51 KapitalPrivatPortf* EU DE000A0MYEF4 53,62 51,07 + 1,00
Multiadv-Priv. Inv EU LU0116164616 376,44 358,51 + 10,64
EM Rent Nachh.* EU DE000A1144X4 52,33 50,32 + 4,73 Monega Dä.C.B.LDR* EU DE000A2JQL59 51,48 50,72
O.BHF € ShTe Bd FT* EU DE0008478124 116,07 114,92 + 0,62
PVV CLASSIC EU LU0225421923 45,95 45,95 + 0,48 ERGO Vermög Ausgew* EU DE000A2ARYT8 53,75 51,44 + 1,31
GUTMANN KAPITALANLAGE Monega Dän.Co.Bds* EU DE000A1JSW48 102,24 102,24 + 3,07
ERGO Vermög Flexi* EU DE000A2ARYP6 53,29 50,75 + 0,39 O.BHF AlgoEur CRW* EU DE0008478181 284,87 271,30 – 9,16
Stuttg. Aktienfd. EU LU0383026803 110,53 105,27 + 19,86 Monega Dän.Co.BdsI* EU DE000A141WH1 105,65 105,65 + 8,09
PRIME Val Growth T EU AT0000803689 142,32 135,54 – 0,81
ERGO Vermög Robust* EU DE000A2ARYR2 52,38 50,37 + 0,91 O.BHF AlgoGlob CRW* EU DE0009772988 71,21 67,82 + 13,69
Monega Dän.Co.BdsR* EU DE000A1143N7 51,59 50,83 + 2,39
Prime Values Inc T EU AT0000973029 138,46 134,42 – 1,23 Stuttg. Divid.fd. EU LU0506868503 87,90 83,71 + 11,38
EuroBalance* EU DE0009757450 56,11 53,95 + 2,59 Monega Ertrag* EU DE0005321087 59,87 57,85 – 2,86 O.BHF FRA EFF* EU DE0008478058 205,24 195,47 – 17,35
Stuttg. Energiefd. EU LU0434032149 32,48 30,93 – 12,09
EuroCorpRent A* EU DE000A1W1825 58,76 56,77 + 4,57 O.BHF Green Bd CR* EU DE0008478082 331,67 322,01 + 15,00
HANSAINVEST Monega Euro-Bond* EU DE0005321061 56,17 54,53 + 7,29
EuroErtrag* EU DE0009782730 68,08 65,78 + 0,02 Monega Euroland* EU DE0005321053 40,40 39,03 – 5,07 O.BHF MoneyMark CR* EU DE0009770206 69,45 69,45 – 1,49
antea - R EU DE000ANTE1A3 99,20 94,48 + 3,86
KANAM GRUND KAPITALANLAGEGES.MBH EuroFlex* EU DE0009757484 43,62 43,19 – 1,56 Monega FairInv.Akt* EU DE0007560849 50,04 47,66 – 0,28 O.BHF MoneyMark DR* EU DE000A0YCBQ8 47,88 47,88 – 1,50
Eff-Spiegel Aktien EU DE000A2N82J8 100,96 96,15
Leading Cities EU DE0006791825 111,47 105,66 + 9,25 EuroInvest A* EU DE0009754333 75,80 72,19 – 9,96 Monega Germany* EU DE0005321038 74,76 72,23 – 9,91 O.BHF MoneyMark G* EU DE000A1CUGJ8 4955,94 4955,94 – 1,34
Eff-Spiegel AnlMix EU DE000A2N82K6 102,85 97,95

Strat Welt Secur EU DE000A0DPZH2 21,43 21,01 – 3,13 Polaris Mod DRW-€* EU DE000A0D95Q0 71,15 69,08 + 7,79

Strat Welt Select EU DE000A0DPZG4 22,65 21,57 – 3,02 Portf Opportunity EU DE000A0NEBL8 77,19 73,51 + 6,57

TBF SM. POWER € R* EU DE000A0RHHC8 52,15 49,67 – 15,19

DIE BESTEN IMMOBILIENFONDS IM VERGLEICH S&H GlobaleMaerkte* EU DE000A0MYEG2 63,63 60,60 + 9,21

PREIS PERFORMANCE IN % Sch&Ptnr Glob Def* EU DE000A0M1UL3 67,66 64,44 + 10,47

TITEL ISIN 28.10.’20 1 M. 6 M. 1 J. 3 J. 5 J. LFD. KOSTEN %
HANSAINVEST LUX S.A. Schmitz&PtnrGloOff* EU DE000A0MURD9 59,73 56,89 – 4,95
Catella MAX DE000A0YFRV7 19,15 EUR + 0,10 + 3,46 + 6,04 + 29,27 + 81,53 WWWWWWW 0,97
Interbond EU LU0012050133 110,28 106,55 + 12,23 Catella European R DE000A0M98N2 15,02 EUR + 0,40 + 2,84 + 6,61 + 28,64 + 49,94 WWWWWWWWWWW 1,69 Substanz-Fonds* EU DE000A0NEBQ7 1184,04 1149,55 + 10,49
Henderson PanEuro Prop Eq A2* LU0088927925 49,90 EUR + 0,44 + 6,78 – 7,87 + 16,26 + 17,47 WWWWWWWWWWWWW 1,88
Catella Nachh Immo DE000A2DHR68 10,93 EUR + 0,36 + 1,75 + 3,66 + 11,18 - WWWWWWWWWW 1,49 Vermögens-Fonds* EU DE000A0MYEJ6 796,30 773,11 + 9,06

Deka Immo b Europa* DE0009809566 47,26 EUR + 0,23 + 0,98 + 2,63 + 10,16 + 16,36 WWWWWWW 0,97 Westfalicaf. Ak.Re* EU DE000A1XDYE4 60,55 59,95 + 9,63
Henderson Horizon Asia* LU0229494975 18,47 USD + 0,05 + 9,61 – 8,93 + 9,88 + 18,47 WWWWWWWWWWWWW 1,93
KanAM Spz Leading Cities DE0006791825 105,66 EUR + 0,15 + 0,90 + 2,40 + 9,25 + 17,01 WWWWWWW 1,08
DWS Gb. grundb. Fok Deu RC DE0009807081 52,90 EUR + 0,23 + 1,79 + 2,45 + 9,00 + 15,64 WWWWWW 0,86 ODDO BHF ASSET MANAGEMENT LUX.
Catella Wohnen Eur DE000A141UZ7 10,50 EUR + 0,19 + 1,81 + 3,19 + 8,84 - WWWWWW 0,86 BHF Flex. Alloc.FT EU LU0319572730 83,53 79,55 + 11,04
Deka Immo WestInv. InterSel.* DE0009801423 47,06 EUR + 0,23 + 1,11 + 2,14 + 8,67 + 13,30 WWWWWW 0,90
www.hauck-aufhaeuser.com Catella Bavaria DE000A2AS909 10,47 EUR + 0,10 + 1,06 + 2,54 + 8,32 - WWWWWWW 1,06 BHF Flex. Ind. FT EU LU0325203320 76,83 74,59 + 11,47
UniRealEst UniImmo:Dt.* DE0009805507 92,41 EUR + 0,14 + 0,88 + 2,34 + 8,23 + 14,66 WWWWWW 0,93
ERBA Invest OP EU LU0327349527 34,65 33,00 + 7,04 BHF Rendite P.FT EU LU0319572904 54,75 53,16 + 5,88
BNPP REIM INTER ImmoProfil DE0009820068 57,09 EUR + 1,19 + 1,26 + 5,13 + 8,21 + 28,90 WWWWWWWWW 1,34
H&A Akt.Sm.Cap EMU EU LU0100177426 125,57 119,59 – 8,73 Grand Cru EU LU0399641637 170,38 168,69 – 0,45
DWS Gb. grundb. global RC DE0009807057 52,21 EUR + 0,17 + 1,19 + 2,19 + 7,89 + 12,44 WWWWWWW 1,07
H&A Dynamik Plus B EU LU0090344473 112,59 107,23 + 13,83 Deka Immo Deka Immo Nordam* DE000DK0LLA6 54,12 USD + 0,32 + 0,65 + 1,62 + 7,85 - WWWWWWW 0,97 Grand Cru (CHF) CH LU0580157419 123,05 121,83 – 1,34
DWS Gb. grundb. europa RC DE0009807008 40,21 EUR + 0,55 + 1,93 + 1,89 + 7,44 + 13,50 WWWWWWW 1,08
H&A Glb Bond Opp B EU LU0328784664 124,06 121,63 + 9,54
O.BHF POLARIS BAL EU LU0319574272 77,93 75,66 + 6,63
H&A Rend. Pl. CI EU LU0456037844 119,87 115,82 + 5,36 Alle dargestellten Investmentfonds sind Teilnehmer am Funds Service, sortiert nach 3-Jahresperformance, berechnet nach BVI Methode.
Laufende Kosten % = Anteil der Verwaltungskosten eines Fonds, hoher Prozentsatz = hoher Kostenanteil. Erscheinungstäglich wechselnde Katego- O.BHF POLARIS DY EU LU0319577374 88,30 85,77 + 19,68
MB Fd Max Value EU LU0121803570 122,08 116,27 – 32,68 rien: Aktien-, Renten-, Geldmarkt-, Misch-, Immobilien- und wertgesicherte Fonds. Keine Anlageberatung und -empfehlung.
ODBHF Em.Co.Dem.CR EU LU0632979331 88,63 84,41 + 5,15
MB Fund Flex Plus EU LU0230369240 59,11 58,52 – 1,97
SMS Ars selecta EU LU0118271369 48,21 46,36 – 0,95
MB Fund Max Global EU LU0230368945 86,96 82,82 – 2,89

MB Fund S Plus EU LU0354946856 96,84 92,23 – 30,80 LILUX EuroKapital* EU DE0009757468 46,17 43,97 – 1,31 Monega Glob Bond I* EU DE000A1143J5 107,92 107,92 + 10,25

EuroRent A* EU DE0009757443 32,82 31,71 + 6,38 Monega Glob Bond R* EU DE000A1JSW06 54,09 52,26 + 9,05
LiLux Convert* EU LU0069514817 228,42 221,77 + 1,32
FairReturn A* EU DE000A0RFJ25 56,64 54,99 – 2,12 Monega Innovation* EU DE0005321020 76,22 73,64 + 16,61
LiLux-Rent* EU LU0083353978 226,31 219,72 + 5,04
Glb Real Est Val A* EU DE000A2PFZQ4 35,93 34,88 Monega Mi.&Im.F.I* EU DE000A2JQL26 99,85 98,86
GlobalBalance DF* EU DE0009782763 67,77 65,16 + 11,04 Monega Mi.&Im.F.R* EU DE000A2JQL34 50,84 49,36

LLB INVEST KAPITALANLAGEGES.MBH GlobalChance DF* EU DE0009782789 64,48 61,41 + 10,57 Monega Rohstoffe* EU DE000A0YJUM2 36,50 35,10 – 8,11
Growing Mkts 2.0 EU LU0800346016 209,90 199,90 + 20,17
Nachhaltigkeit A* EU DE0001619997 108,60 103,43 + 16,84 PRIV ETF-DAk gl(I)* EU DE000A141WQ2 97,16 97,16 – 1,06
Telefon: +49 89 287238-0 Constantia ZZ1 EU AT0000989090 172,00 156,30 – 12,49
ProInvest* EU DE0009754119 175,09 166,75 – 4,85 Klima EU LU0301152442 111,52 106,21 + 61,83
www.hellerich.de, info@hellerich.de Privacon ETF Akt I* EU DE000A14N7Z0 99,66 99,66 – 7,28
ZZ TREND* EU AT0000617675 168,20 160,10 – 6,16 VermAnlage Komfort* EU DE000A1JJJP7 59,01 57,01 – 6,67 Öko Rock‘n‘Roll EU LU0380798750 167,36 159,39 + 20,12
Privacon ETF Akt I* EU DE000A2DL4E9 104,86 104,86
VermAnlage Ret A* EU DE000A1JJJR3 67,17 64,59 – 1,23 SALytic Active Eq* EU DE000A1JSW22 51,19 51,19 – 16,45 ÖkoVision Classic EU LU0061928585 220,83 210,31 + 23,20
Global-Flexibel A EU LU0365982395 746,97 711,40 – 1,64

LRI INVEST S.A. SALytic Bd Opp I* EU DE000A1JSW30 49,78 49,78 + 2,59 Water For Life C EU LU0332822492 198,17 188,73 + 16,12
Sachwertaktien A EU LU0459025101 185,88 177,03 – 8,68
MERIDIO FUNDS SALytic Bd Opp P* EU DE000A2PEMF8 60,21 58,46
M&W Capital* EU LU0126525004 99,30 95,48 + 88,06
Green Balance P EU LU0117185156 125,60 119,62 + 0,51 SALytic Strategy* EU DE000A2DL4D1 50,00 50,00 PAYDEN & RYGEL GLOBAL LTD.
NW Global Strategy* EU LU0303177777 93,69 89,23 + 18,44 Short Tra.SGB A* EU DE0005321004 46,29 45,83 – 1,73 Gl.Em.Mkts Bd € A* EU IE00B04NLM33 20,59 – 2,57
METZLER ASSET MANAGEMENT GMBH Sparda OptiAnAusEA* EU DE000A0NGFH2 51,61 50,60 + 1,53 Global HY Bond USD* US IE0030624831 28,83 + 12,86

RWS-Aktienfonds* EU DE0009763300 88,39 84,18 – 2,89 SWuK Prämienfond C* EU DE000A2JQL00 88,69 88,69 International Bd $* US IE0007440070 29,29 + 16,70
RWS-DYNAMIK A* EU DE0009763334 30,89 29,42 – 2,15 Top Dividend* EU DE000A14N7Y3 50,57 48,16 – 7,17 International Bd €* EU IE0031865870 17,64 + 8,21
www.hwb-fonds.com | info@hwb-fonds.com
Tel +49 651 1704 301 | +352 48 30 48 30 RWS-ERTRAG A* EU DE0009763375 15,29 14,84 – 0,01 Top Dividend T* EU DE000A2DL4G4 56,91 54,20

HWB Alex.Str.Ptf R* Tresono – Aktien E* EU DE000A0HGMB3 980,12 980,12 – 23,71

EU LU0322055855 76,87 73,21 – 13,60 QUINT:ESSENCE CAPITAL S.A.
HWB Alex.Str.Ptf V* EU LU0322055426 76,90 73,24 – 13,60 MONEGA KAPITALANLAGEGES.MBH Tresono – Rent Int* EU DE000A1JUVP9 867,21 867,21 – 0,57
Strategy Defensive* EU LU0063042062 123,69 121,26 + 2,04
HWB DfdsV.V.Vici R* EU LU0322916437 59,42 57,69 – 8,86 AI Leaders* EU DE000A2PF0M4 136,83 136,83 VM Sterntaler* EU DE000A0X9SB8 151,40 145,58 – 6,44
Telefon (0251) 702 49 www.lvm.de
Strategy Dynamic* EU LU0063042229 232,44 225,67 + 18,97
HWB DfdsV.V.Vici V* EU LU0322915462 59,42 57,69 – 8,87 ASVK Subst&Wachst* EU DE000A0M13W2 57,03 54,31 + 44,48 VM Sterntaler II* EU DE000A14N7V9 119,88 115,27 – 4,30
Euro-Kurzläufer* EU IE0000641252 28,90 28,81 + 0,07 VM SterntalerEurol* EU DE000A1JSW14 123,52 118,77 – 1,29
HWB Europe Pf.* EU LU0119626884 4,54 4,32 – 14,12 Barmenia Nachh.Bal* EU DE000A141WN9 53,67 52,62 + 5,08

HWB Glb.Conv.Plus* EU LU0219189544 91,10 88,45 – 7,96 Europa-Aktien* EU IE0000663926 23,19 22,03 – 6,72 Barmenia Nachh.Dyn* EU DE000A141WP4 54,92 53,84 + 3,76 WahreWerteFonds I* EU DE000A141WM1 105,91 105,91 + 4,73

HWB Inter.Pf.* EU LU0119626454 4,70 4,48 – 8,91 Bueno Gb. Strategy* EU DE000A2DL387 49,78 49,78 + 3,27 WahreWerteFonds R* EU DE000A141WL3 51,20 49,23 – 3,06
Euro-Renten* EU IE0000663256 38,76 37,60 + 4,66
HWB Pf. Plus R* EU LU0277940762 96,81 92,20 – 3,35 C-QUAD Qua.Eu Fl R* EU DE000A2PEMC5 45,47 44,15 WGZ Corporate M R* EU DE000A1143P2 102,17 100,66 + 1,37
Inter-Aktien* EU IE0000664338 33,87 32,18 + 32,70
HWB Pf. Plus V* EU LU0173899633 96,78 92,17 – 3,35 C-QUAD Qua.Gl Fl R* EU DE000A2PEMA9 43,86 42,58 WGZ Mittelst.-Rent.* EU DE000A1JSWX5 98,64 98,64 + 2,41

HWB Vict.Str.Pf. R* EU LU0277941570 1311,52 1249,07 – 5,45 Inter-Renten* EU IE0000663470 35,65 34,58 + 6,03 DEVK Anlageko Re* EU DE000A2JN5D0 54,86 53,78 Telefon +49 69 271355 0
www.santanderassetmanagement.de
HWB Vict.Str.Pf. V* EU LU0141062942 1312,08 1249,60 – 5,44 DEVK Anlagekon RMa* EU DE000A2JN5F5 56,12 54,49 NOMURA ASSET MANAGEMENT DEUTSCHLAND
ProBasis* EU IE00B13XV652 30,54 29,47 + 1,90 LatAm Corp Bd I* US LU0363170191 1993,46 1993,46 + 7,25
HWB Wdelan + R* EU LU0277940929 50,55 49,08 – 12,86 DEVK Anlkon RenPro* EU DE000A2JN5E8 55,76 54,40 Asia Pacific* EU DE0008484072 187,05 178,14 + 27,14

HWB Wdelan + V* EU LU0254656522 50,56 49,09 – 12,87 ProFutur* EU IE0000663694 30,02 28,97 – 2,38 Equity for Life I* EU DE000A14N7W7 99,43 99,43 + 1,18 Asian Bonds* EU DE0008484429 68,64 66,64 + 11,31 Select Income AD* EU LU1590077316 45,71 45,71 – 1,65

‹+DQGHOVEODWW0HGLD*URXS*PE+ &R.*$OOH5HFKWHYRUEHKDOWHQ=XP(UZHUEZHLWHUJHKHQGHU5HFKWHZHQGHQ6LHVLFKELWWHDQQXW]XQJVUHFKWH#KDQGHOVEODWWJURXSFRP
 DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210 Geldanlage 41

tägliche Anteilspreisveröffentlichungen – mitgeteilt von Infront Financial Technology GmbH

Name Whrg. ISIN Ausg. Rückn. Perf. 3J. in % Eu Ma Vol P* EU LU0456116986 11,94 11,94 + 7,41 US Val Spot B USD* US LU1159224242 11,57 – 2,94 UNION INVESTMENT (LUXEMBURG) UNIVERSAL-INVESTMENT-LUXEMBOURG S.A.
Eu Su Co.Bd Ind I* EU LU0579408914 12,08 12,08 + 5,51 US Val Spot USD* US LU1159224085 11,11 11,11 – 5,09 CondorBalance-UI* EU LU0112268841 90,70 86,38 + 6,39
Aktien Europa A* EU LU1572664461 104,29 99,32 – 0,36
Eu.Co.Bd.In.Fd I* EU LU0438092701 15,74 15,74 + 6,51 Wld Ind Eq B USD* US LU1159234985 16,50 + 24,99 CondorChance-UI* EU LU0112269146 80,12 76,30 + 20,01
PrivatFonds: Nachh* EU LU1900195949 54,50 54,50
Eu.Co.Bd.In.Fd P* EU LU0438092883 12,25 12,25 + 6,03 Wld Ind Eq I EUR* EU LU1159235107 15,42 15,42 + 23,03 CondorTrends-UI* EU LU0112269492 92,31 87,91 + 27,24
PrivFd:Konseq.* EU LU0493492200 94,90 94,90 – 4,94
EuCo ex-Fin BdIndI* EU LU1112176968 10,24 10,24 + 6,80 Wld Ind Eq I USD* US LU1159234712 16,33 16,33 + 24,25
PrivFd:Konseq.pro* EU LU0493584741 104,99 104,99 – 10,65
Telefon: 0800 1685555 www.sauren.de
EuCo ex-Fin BdIndP* EU LU0956453996 11,94 11,94 + 6,32 Wld Ind Eq P EUR h* EU LU1159235289 14,70 14,70 + 15,96
Uni.Eur. M&S.Caps* EU LU0090772608 56,77 54,59 + 0,38
Sauren Abs Return A EU LU0454070557 10,97 10,65 – 2,20 EuCoex-Fin BdIndI€* EU LU0956453640 12,04 12,04 + 6,80 Wld Ind Eq P USD* US LU1159234803 15,99 15,99 + 22,71
UniAbsoluterEnet-A* EU LU1206679554 44,36 44,36 – 6,90
Sauren Gl Bal A EU LU0106280836 19,61 18,68 + 5,05 EuIs Sc CorBd In I* EU LU0704618890 11,67 11,67 + 4,98 Wld SRI Ind Eq B $* US LU1159235529 17,57 + 27,72
UniAbsoluterErt. A* EU LU1206678580 45,06 44,18 – 6,08
Sauren Gl Def A EU LU0163675910 16,08 15,61 + 0,39 EuIsScCorBdInICHFh* CH LU0956151988 10,63 10,63 + 3,60
Wld SRI Ind Eq I $* US LU1159235362 16,57 16,57 + 26,56
UniAsia* EU LU0037079034 88,48 84,27 + 16,25
Sauren Gl Growth A EU LU0095335757 40,10 38,19 + 17,13 Eur Corp Bd Ind B* EU LU0773064711 13,68 + 6,99
Sauren Gl Opport A EU LU0106280919 37,02 35,26 + 11,33 UniAsia Pac.net* EU LU0100938306 148,94 148,94 + 15,29 www.walserprivatbank.com Telefon +43 5517 202-01
EurCorTrea Bd IndB* EU LU0773064984 13,00 + 9,96
UniAsia Pacific A* EU LU0100937670 151,42 145,60 + 16,50
Sauren Gl Stab Gr A EU LU0136335097 28,35 27,00 + 7,39 EurInfl LiBd Ind I* EU LU0956454291 11,96 11,96 + 6,87 Wal. Pf Akt USA US LU0121930688 290,91 277,06 + 18,10

Europe Enh Equity I* EU LU1112179558 11,17 11,17 – 6,42 UniAusschü. net- A* EU LU1390462262 46,80 46,80 + 1,02 Wal. Pf Akt.Europa EU LU0121929912 107,78 102,65 + 1,42

Europe Enh Equity P* EU LU1112179475 9,76 9,76 – 7,10 UniAusschüttung A* EU LU1390462189 47,36 45,98 + 1,94 Wal. Pf EmMkt Sel EU LU0572807518 114,57 109,11 + 2,68

Europe Ind Equ B* EU LU1159236683 10,92 – 7,81 UniCommodities* EU LU0249045476 44,60 42,48 – 3,08 Wal. Pf German Sel EU LU0181454132 221,40 210,86 – 4,30
Telefon: +49 69 130 203 85 UniDividAss net A* EU LU0186860663 46,33 46,33 – 6,10 Wal. Pf Syst Glob EU LU1559531956 94,47 91,72 – 5,96
Europe Ind Equ I* EU LU1159236337 11,46 11,46 – 2,86
www.swisscanto.de
Europe Ind Equ P* EU LU1159236501 11,22 11,22 – 4,07 UniDividendenAss A* EU LU0186860408 48,58 46,71 – 5,10 Wal. Weltpf 10 EU LU0327378385 141,68 138,90 + 2,83
BF Gl AR H€A* EU LU0957586737 82,84 + 0,49
Europe Sm Equity P* EU LU1112178824 10,16 10,16 – 6,86 UniDyn.Eur-net A* EU LU0096427066 62,79 62,79 + 13,36 Wal. Weltpf 25 EU LU0327378468 145,02 140,80 + 3,40
SEB Conc. Biotech.* EU LU0118405827 99,33 + 3,89 BF Gl Corp ATH€* EU LU0494188096 152,13 + 8,18
Europe Value Sp. B* EU LU0892046151 11,64 – 17,96 UniDyn.Europa A* EU LU0085167236 107,09 102,97 + 14,52 Wal. Weltpf 45 EU LU0327378542 146,20 141,94 + 2,47
SEB TrdSys®Rent.II* EU LU0170040694 56,20 + 3,32 BF Secured HY H€A* EU LU1057798958 83,91 – 5,37
Europe Value Sp. I* EU LU0892045930 8,16 8,16 – 19,79 Wal. Weltpf 65 EU LU0327378625 141,72 134,97 + 1,45
UniDyn.Gl.-net- A* EU LU0096426845 52,12 52,12 + 50,39
BF ShTm Gl HY H€A* EU LU0830970272 75,57 – 3,44
Europe Value Sp. P* EU LU0892045856 10,38 10,38 – 21,66 UniDynamic Gl. A* EU LU0089558679 85,50 82,21 + 52,88
SECURITY KAPITALANLAGE AG BF SustGlCred AAH€* EU LU1813279442 109,17
Eurozone Val Sp. B* EU LU0892046409 13,23 – 13,65 UniEM Fernost* EU LU0054735278 1579,87 1504,64 – 9,39
Schelh Pf dynam A* EU AT0000855614 76,85 73,89 + 5,69 EF Gl Water Inv AT* EU LU0302976872 217,04 + 20,16
Eurozone Val Sp. I* EU LU0892046318 11,25 11,25 – 15,56
UniEM Osteuropa* EU LU0054734388 1622,48 1545,22 – 9,80
Schelh Pf dynam T* EU AT0000A07HS7 105,47 101,41 + 5,70 EF Sust Em Mkts AT* US LU0338548034 155,00 + 5,71
Eurozone Val Sp. P* EU LU0892046235 11,45 11,45 – 17,64
UniEMGlobal* EU LU0115904467 95,35 90,81 + 4,11
SUP1-Ethik Rent A* EU AT0000855606 72,99 71,21 + 3,14 EF Sustainable A* EU LU0161535835 193,46 + 30,56
EurSus CorBd Ind I* EU LU0579408831 13,83 13,83 + 5,49
UniEuRe Corp A* EU LU0117072461 54,33 52,75 + 5,51
SUP1-Ethik Rent T* EU AT0000A07HR9 92,36 90,11 + 3,13 PF Resp Amb (€) AA* EU LU0161533970 138,77 + 4,31
EurSus CorBdIn A2€* EU LU1259993019 10,76 10,76 + 5,68
UniEuRe Emerg Mkt* EU LU0149266669 47,93 46,53 – 0,10 Telefon +49 40 3282-5100 www.warburg-fonds.com
SUP1-Ethik Rent T4* EU AT0000A20CS1 1068,65 1042,59 Pf Resp Sel (€) AA* EU LU0112799290 120,64 + 4,99
Flex Ass A. Plus B* EU LU1112178238 10,84 10,84 + 2,97
UniEuRe Real Zins* EU LU0192293511 63,24 61,40 + 4,89 Advisor Global* EU DE0005547160 94,54 90,04 + 11,41
SUP3-Ethik A* EU AT0000904909 807,01 787,33 + 4,34 PF Sust Bal (€) AA* EU LU0208341965 128,55 + 14,75
Flex Ass A. Plus I* EU LU1112178154 10,49 10,49 + 1,42
SUP3-Ethik T* EU AT0000A07HT5 1073,02 1046,85 + 4,34 UniEurKap Corp-A* EU LU0168092178 37,59 36,85 + 0,24 AE&S Struktur Sel* EU DE000A0LBS16 40,39 38,47 – 12,61
Flex Ass A. Plus P* EU LU1112178071 10,19 10,19 – 0,53
SUP3-Ethik T4* EU AT0000A20CT9 1092,32 1065,68 UniEurKap.Co.net A* EU LU0168093226 37,43 37,43 – 0,64 AFA Gl Werte Stab* EU DE000A0HGL63 12,37 11,66 – 34,59
G Ag Bd Ind I CHFh* CH LU0956450976 11,18 11,18 + 5,87
SUP4-Ethik Akt A* EU AT0000993043 92,84 89,27 + 9,62 UniEuroAnleihen* EU LU0966118209 59,92 58,17 + 9,11 Degussa Pf.Priv.Ak.* EU DE000A0MS7D8 76,02 72,40 – 22,11
Gl Agg Bd Ind I* US LU0438093188 11,89 11,89 + 13,53
SUP4-Ethik Akt T* EU AT0000A07HU3 103,65 99,66 + 9,62 UniEuroKapital* EU LU0046307343 65,26 63,98 – 1,13 DirkMüllerPremAkti* EU DE000A111ZF1 95,86 92,17 – 1,84
Gl Agg Bd Ind I $h* US LU0956450620 12,85 12,85 + 15,29
SUP4-Ethik Akt T4* EU AT0000A20CV5 1184,36 1138,81 UniEuroKapital-net* EU LU0089559057 41,12 41,12 – 2,01 Euro Renten-Trend* EU DE0009784801 126,84 123,15 – 3,87
Gl Agg Bd Ind I £h* GB LU0956450893 12,05 12,05 + 10,59
SUP5-Ethik Kurz A* EU AT0000A01UQ7 101,66 101,15 + 1,60 G&W-HDAX-Trendfds* EU DE0009765446 44,43 42,31 – 13,06
Gl Agg Bd Ind I €h* EU LU0956450547 11,59 11,59 + 7,32 UniEuropa* EU LU0047060487 2291,65 2182,52 + 11,58
Tel: +49 89 599 890 314 Fax: +49 89 599 890 324 MPF Global* EU DE0005153860 46,83 46,83 + 2,50
SUP5-Ethik Kurz T* EU AT0000A01UR5 120,82 120,22 + 1,60 funds@thomas-lloyd.com www.thomas-lloyd.com UniEuropaRen.-netA* EU LU2093139280 50,99 50,99
Gl Def Equity B $* US LU1255422120 12,65 + 3,32
SUP5-Ethik Kurz T4* EU AT0000A20CW3 1025,87 1020,77 Zinstrend-Fonds* EU DE000A0NAU45 75,48 73,28 – 10,39
Gl Def Equity I $* US LU1255422393 12,98 12,98 + 7,57 Sus Infrstr Inc R€* EU LU1439435931 928,60 928,60 UniEuropaRenta* EU LU0003562807 52,37 50,84 + 10,44

Gl EM Ind Equity B* US LU1159236170 16,26 + 9,75 Sust Infra R CZK A* CZ LU1108670180 993,48 993,48 UniEuroSt.50 A* EU LU0090707612 49,95 48,03 – 4,82
SEMPER CONSTANTIA INVEST GMBH W&W ASSET MANAGEMENT DUBLIN
Gl EM Ind Equity I* US LU1159235958 16,01 16,01 + 8,76 Sust Infrastruc IA* EU LU1108653095 731,63 731,63 UniEuroSt.50-net* EU LU0096427496 40,35 40,35 – 5,67
Constantia ZZ1 EU AT0000989090 172,00 156,30 – 12,49 SouthEast Asian Eq* EU IE0002096034 119,95 + 13,69
Gl EM Ind Equity P* US LU1159236097 15,28 15,28 + 5,74 Sust Infrastruct I* US LU1108670347 1170,94 1170,94 UniFavorit: Renten* EU LU0006041197 24,57 24,09 + 1,52
ZZ TREND* EU AT0000617675 168,20 160,10 – 6,16
Gl Enh Eq I $ Cap* US LU1159225991 14,56 14,56 + 18,31 UniGlobal Div A* EU LU1570401114 104,24 99,28 + 7,85

Gl Enh Eq I $ Dis* US LU1162507138 13,43 13,43 + 18,13 UniGlobal Div-netA* EU LU1570401544 98,41 98,41 + 7,02

Gl Ma Vol Equ. A $* US LU1111599558 13,85 13,85 + 14,97 UniGlobal II A* EU LU0718610743 115,01 109,53 + 26,15
Gl Ma Vol Equ. B* US LU0773065528 20,92 + 16,66
Exchange Traded Funds (ETF)
UniIndustrie 4.0A* EU LU1772413420 65,11 62,61
Gl Ma Vol Equ. I €* EU LU1111597263 15,16 15,16 + 14,30 Produktname Währung ISIN NAV2)
UniMarktf. A* EU LU0103244595 57,55 55,34 + 27,89
Gl Ma Vol Equ. P* US LU0450104905 16,84 16,84 + 13,35
UniOpti4* EU LU0262776809 97,40 97,40 – 1,42
Telefon 069 58998-6060
www.starcapital.de I 0800 - 6941900 Gl Tr Bd I $h Cap* US LU0522796233 14,19 14,19 + 15,26 www.union-investment.de UniOptimus-net-* EU LU0061890835 682,61 682,61 – 1,86
Gl Tr Bd I $h Dis* US LU0956451271 12,23 12,23 + 14,83
SC Lo/Sh Allocator EU LU0425811519 135,82 131,86 – 9,93 Priv.Fonds:Flex.* EU DE000A0Q2H14 95,92 95,92 – 10,02 UniRak EM net A* EU LU0383775664 160,05 160,05 – 0,36
Gl Tr Bd I £h* GB LU0956451438 11,08 11,08 + 10,98
Priv.Fonds:FlexPro* EU DE000A0RPAL7 128,21 128,21 – 4,59 UniRak Em. Mkts* EU LU0383775318 168,36 161,88 + 0,68
Gl Tr Bd I €h* EU LU0956451354 11,86 11,86 + 7,40
STATE STREET PrivFd:Kontr.* EU DE000A0RPAM5 129,17 129,17 – 0,10 UniRak Na.Kon. A* EU LU1572731245 116,09 113,81 + 13,83 Telefon: 069/29 807 0
Gl Val Spot I $* EU LU0759082885 15,27 15,27 – 2,35 etf.invesco.com
Luxembourg Funds PrivFd:Kontr.pro* EU DE000A0RPAN3 151,90 151,90 + 2,05 UniRak Nach.K-net-* EU LU1572731591 113,94 113,94 + 12,51
Gl Val Spot P $* EU LU0759083180 14,81 14,81 – 4,64 Invesco AT1 Capital Bd GBP* GB IE00BYZLWM19 40,57
Asia Pac Val S B* US LU1159225132 15,36 + 17,17 Uni21.Jahrh.-net-* EU DE0009757872 34,22 34,22 + 14,13 UniRak Nachh.A net* EU LU0718558728 84,86 84,86 + 16,69 Invesco AT1 Capital Bd USD* US IE00BG0TQB18 21,36
Gl.Tr. Bd Ind.Fd I* US LU0438093345 12,65 12,65 + 13,74
Asia Pac Val S I* US LU1159224911 14,75 14,75 + 14,56
UniDeutschl. XS* EU DE0009750497 174,31 167,61 – 0,91 UniRak NachhaltigA* EU LU0718558488 89,74 87,13 + 17,92 Invesco Dynamic US Mrkt* US IE00B23D9240 19,49
Gl.Trea.Bond Fnd.P* US LU0438093428 12,47 12,47 + 13,20
Aust Ind Equity I* AU LU1159240107 14,20 14,20 + 13,43 Invesco EQQQ Nasdaq-100* EU IE0032077012 147,50
UniDeutschland* EU DE0009750117 197,70 190,10 – 12,16 UniRenta Corp A* EU LU0039632921 102,07 99,10 + 17,43
Aust Ind Equity P* AU LU1159240289 13,92 13,92 + 12,08 Global Val Spot B* EU LU0759082612 18,43 – 0,12 Invesco EQQQQ Na 100 ETF* US IE00BFZXGZ54 194,35
UniEuroAktien* EU DE0009757740 69,46 66,15 – 5,41
UniRenta EmergingM* EU LU0252123129 23,80 23,11 – 25,31 Invesco EuroMTS Cash 3M* EU IE00B3BPCH51 100,41
Can Ind Equity I* CA LU1159237574 13,15 13,15 + 5,89 GlobalAdvFd EMHV* EU LU0047906267 1992,86 1897,96 – 7,39
UniEuropa-net-* EU DE0009750232 72,36 72,36 + 10,96
GlobalAdvFd MMHV* EU LU0044747169 2732,36 2602,25 – 12,23 UniRenta Osteuropa* EU LU0097169550 41,11 39,91 – 0,45 Invesco FTSE RAFI EM* US IE00B23D9570 7,61
Can Ind Equity P* CA LU1159237657 12,89 12,89 + 4,64
UniEuroRenta* EU DE0008491069 68,93 66,92 + 2,33 Invesco FTSE RAFI Eu MS* EU IE00B23D8Y98 16,83
Jap Ind Eq B JPY* JP LU1159239869 12,28 – 0,03 UniRes: Euro Corp.* EU LU0247467987 42,33 42,33 + 1,42
EC Treas Bd Ind IC* EU LU0570151364 14,09 14,09 + 9,46 Invesco FTSE RAFI Europe* EU IE00B23D8X81 7,33
UniEuroRentaHigh Y* EU DE0009757831 36,24 35,18 + 4,28
Jap Ind Eq I EUR* EU LU1159240016 13,28 13,28 + 6,95 UniReserve: Euro A* EU LU0055734320 495,94 495,94 – 0,96
EC Treas Bd Ind ID* EU LU0773064802 11,86 11,86 + 9,46 Invesco FTSE RAFI US 1000* EU IE00B23D8S39 15,90
UniFav.:Akt. -net-* EU DE0008007519 99,74 99,74 + 20,34
Jap Ind Eq I JPY* JP LU1159239604 12,15 12,15 – 0,66 UniReserve: USD* US LU0059863547 1057,99 1057,99 + 5,99 Invesco IMII AT1 CapBd €Hd* EU IE00BFZPF439 20,19
EC Treas Bd Ind P* EU LU0570151448 12,79 12,79 + 8,95
Unifavorit: Aktien* EU DE0008477076 165,44 157,56 + 21,44
EM Asia Equity P* EU LU1112180481 11,27 11,27 – 1,61 Jap Ind Eq P JPY* JP LU1159239786 11,91 11,91 – 1,82 UniSec. Bas. Ind.* EU LU0101442050 114,57 110,16 + 3,50 Invesco IMII AT1 CapBd Acc* US IE00BFZPF322 24,18
UniFonds* EU DE0008491002 53,93 51,36 – 7,10 Invesco Inv VarRate Pref A* US IE00BHJYDT11 46,29
EM Asia Equity P $* US LU1112180309 11,91 11,91 – 0,61 Multi-Factor Eq I* US LU1110725071 13,29 13,29 + 7,20 UniSec. BioPha.* EU LU0101441086 132,63 127,53 + 20,17
UniFonds-net-* EU DE0009750208 76,05 76,05 – 9,69 Invesco Invesco Pref Sh Ac* US IE00BG482169 47,77
EM Sel Eq P USD* US LU1112177008 10,08 10,08 – 7,28 NorthAm Enh Eq I $* US LU1112177776 16,43 16,43 + 30,48 UniSec. High Tech.* EU LU0101441672 146,96 141,31 + 61,13
Invesco InvMSCIEurLeadCath* EU IE00BG0NY640 40,27
UniGlobal* EU DE0008491051 265,94 253,28 + 27,01
EM Sel Eq Prem P* EU LU0379089245 10,29 10,29 – 8,17 Pac ex jap Ind I $* US LU1161082836 13,95 13,95 + 1,68 UniStruktur* EU LU1529950914 101,08 98,14 – 3,22 Invesco Pref Sh UCITS ETF* US IE00BDVJF675 19,88
UniGlobal-net-* EU DE0009750273 151,97 151,97 + 25,48
EM SRI Enh Eq I* US LU0810595867 13,81 13,81 + 6,40 Pac ex jap Ind P $* US LU1161083644 13,67 13,67 + 0,47 UniVa. Europa A* EU LU0126314995 44,69 42,97 – 16,36 Invesco USD Float Rate ETF* US IE00BDRTCQ08 19,72
UniJapan* EU DE0009750125 60,01 57,15 + 11,66 Invesco Var Ra Pref Sh ETF* US IE00BG21M733 40,54
EM Vol Equity I €* EU LU0456116804 23,57 23,57 + 9,36 PacexJap Ind Eq B$* US LU1161085342 14,09 + 2,30
UniVa. Global A* EU LU0126315885 99,04 95,23 + 2,13
UniKapital* EU DE0008491085 109,32 107,18 – 2,94
Em.Mark. Sel Eq* EU LU0379088940 11,85 11,85 – 5,29 SSgA Glb ManVolEqI* US LU0450104814 24,85 24,85 + 15,40
UniVa.Euro.-net-A* EU LU0126315372 43,23 43,23 – 17,21
UniKapital-net-* EU DE0009750174 38,90 38,90 – 3,89 * Fondspreise/ETF-Preise etc. vom Vortag oder letzt verfügbar
EMU Equity I* EU LU0379090334 25,23 25,23 – 6,88 Swi Ind Eq I CHF* CH LU1159239190 13,35 13,35 + 15,86
UniVa.Glb-net-A* EU LU0126316180 94,54 94,54 + 1,40 1)
UniKlassikMix* EU DE0009757682 90,84 88,19 + 14,87 Investmentfonds nach Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB)
EMU Equity P Cap* EU LU0379090680 9,89 9,89 – 9,74 Swi Ind Eq P CHF* CH LU1159239273 13,09 13,09 + 14,47 2)
NAV: Nettoinventarwert
Swi Ind Eq P EUR* EU LU1159239513 13,32 13,32 + 24,51 UniNachhaltig A Gl* EU DE000A0M80G4 119,46 113,77 + 24,48
EMU Equity P Dis* EU LU1112183824 9,70 9,70 – 9,74 Währungen: AU=Australischer Dollar, CH=Schweizer Franken,
UNION INVESTMENT REAL ESTATE CA=Canadischer Dollar, DK=Dänische Krone, EU=Euro, GB =Brit.
UK Ind Eq I EUR* UniNordamerika* EU DE0009750075 393,72 374,97 + 43,68
EMU Gov Bnd Ind B* EU LU0773065015 14,09 + 12,41 EU LU1159238978 8,92 8,92 – 17,66 Pfund, JP=Japanische Yen, NO=Norwegische Krone, PL=Polnische
UniImmo:Dt.* EU DE0009805507 97,03 92,41 + 8,23 Zloty, SE=Schwedische Krone, SG=Singapur-Dollar, US=US-Dollar
UK Ind Eq I GBP* GB LU1159238465 10,97 10,97 – 15,94 UnionGeldmarktfds* EU DE0009750133 47,95 47,95 – 1,38
EMU Gov Bnd Ind I* EU LU0438092966 14,44 14,44 + 11,90
UniImmo:Europa* EU DE0009805515 57,52 54,78 + 6,89 Bei der ausschüttenden Tranche ist die Währung gefettet.
UK Ind Eq P GBP* GB LU1159238549 10,75 10,75 – 16,94 UniRak* EU DE0008491044 133,35 129,47 + 9,53
EMU Gov Bnd Ind PC* EU LU0438093006 15,35 15,35 + 11,36
UniImmo:Global* EU DE0009805556 51,92 49,45 + 3,51 Weitere Fonds-Infos unter:
EMU Gov Bnd Ind PD* EU LU0963596084 12,07 12,07 + 11,38 UK Index Eq B GBP* GB LU1159238622 11,54 – 10,71 UniRak Kons.-net-A* EU DE000A1C81D8 115,54 115,54 – 0,27 http://finanzen.handelsblatt.com/fonds_suche.htn
Fondskurse für Profis im "vwd market manager" ab Seite 120.
EMU Gov LoBd Ind I* EU LU0956453301 18,75 18,75 + 34,63 US Corp Bd Ind I* US LU0956452675 13,85 13,85 + 20,71 UniRak Konserva A* EU DE000A1C81C0 119,49 117,15 + 0,79
Alle Angaben ohne Gewähr; keine Anlageberatung oder -empfehlung
EMU Ind Equity B* EU LU1159238119 11,99 – 5,62 US I S C In I €h* EU LU0868465948 12,43 12,43 + 10,04 UniRak -net-* EU DE0005314462 69,87 69,87 + 8,37

EMU Ind Equity I* EU LU1159237905 11,87 11,87 – 6,20 US I S C In I CHFh* CH LU0956151715 11,15 11,15 + 8,66 UniRenta* EU DE0008491028 20,75 20,15 + 9,99

EMU Ind Equity P* EU LU1159238036 11,62 11,62 – 7,38 US Ind Eq B USD* US LU1159237061 19,09 + 40,71 UniSel. Global I* EU DE0005326789 85,75 83,25 + 19,06

Enh EM Equity B* US LU0773064398 16,37 + 9,84 US Ind Eq I EUR* EU LU1159237228 17,84 17,84 + 38,52 UniStrat: Ausgew.* EU DE0005314116 65,11 63,21 + 4,08

ENH. EM EQ I EUR* EU LU0579408591 14,57 14,57 + 7,22 US Ind Eq I EUR h* EU LU1159237491 16,93 16,93 + 29,31 UniStrat: Dynam.* EU DE0005314124 54,52 52,93 + 4,12 Kontakt für B2B-Partner: Telefon +49 69 71043-900
ENH. EM EQ I USD* US LU0446997610 15,66 15,66 + 8,25 www.universal-investment.de
US Ind Eq I USD* US LU1159236840 18,90 18,90 + 39,86 UniStrat: Konserv.* EU DE0005314108 71,75 69,66 + 2,15

ENH. EM EQ P USD* US LU0446997701 15,09 15,09 + 6,56 US Ind Eq P USD* US LU1159236923 18,51 18,51 + 38,19 UniStrat:Offensiv* EU DE0005314447 52,26 50,74 + 3,40 Spiekerm.& Co Str* EU DE000A0M13R2 122,62 116,78 + 3,75

‹+DQGHOVEODWW0HGLD*URXS*PE+ &R.*$OOH5HFKWHYRUEHKDOWHQ=XP(UZHUEZHLWHUJHKHQGHU5HFKWHZHQGHQ6LHVLFKELWWHDQQXW]XQJVUHFKWH#KDQGHOVEODWWJURXSFRP
42 Spezial DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210

Einblick

Start-ups
beflügeln
Konzerne
Gemeinsam ist man stärker: Immer
mehr junge Unternehmen arbeiten auf
die eine oder andere Weise mit etab-
lierten Konzernen oder Mittelständlern
zusammen. Das zeigt eine Umfrage des
Digitalverbands Bitkom unter mehr als
200 Start-ups. Gaben im vergangenen
Jahr noch 79 Prozent der jungen Fir-
men an, eine solche Kooperation zu
haben, waren es in diesem Sommer be-
reits 90 Prozent. In den meisten Fällen
wird dabei laut der Befragung gemein-
sam an der Entwicklung von neuen
Produkten oder Dienstleistungen ge-
arbeitet. Diese Art der Kooperation
sorgt oft bei den Start-ups für erste
Umsätze und wichtige Kontakte in die
Branche – die etablierten Firmen erhof-
fen sich von den jungen Gründerteams
häufig eine Art Frischzellenkur für die
Unternehmenskultur. Andere Formen
der Zusammenarbeit umfassen die Ko-
operation innerhalb eines Gründer-
wettbewerbs oder die finanzielle Betei-
ligung eines älteren Unternehmens.
ullstein bild - Westend61 / Jose

Mehr Austausch
Wie kooperieren Sie als Start-up
mit etablierten Unternehmen?
2019 2020

Gemeinsame Entwicklung
60 %
68 %

Kontakte, z.B. über Wettbewerbe Strategien für die Frühphase

Fokus gesucht
46
59

Finanzielle Beteiligung
17
24

Keine Zusammenarbeit
16
7 Gründer haben oft gute Ideen, aber begrenzte Ressourcen. Auf dem Weg zum
Befragt wurden 206 deutsche Start-ups
funktionierenden Geschäftsmodell gilt es, auch Rückschläge zu verarbeiten.
HANDELSBLATT Quelle: Bitkom, 2020

Manuel Heckel Köln

D
Gerade bei den großen Konzernen ist
die Arbeit mit Start-ups häufig fast ge- er Leuchtturm beginnt zu strahlen: „Pharos“
neralstabsmäßig aufgesetzt. Allein die hat das Start-up Semalytix sein zentrales
30 Dax-Konzerne kommen zusam- Programm getauft – nach dem berühmten
men auf über 50 verschiedene Pro- Leuchtturm vor dem Hafen von Alexandria,
gramme für den Austausch mit oder dessen Richtfeuer schon im dritten Jahrhun-
die Beteiligung an jungen Firmen. Im dert vor Christus aufblitzte. Die Software der Bie-
MDax haben immer noch 23 der 60 lefelder Gründer soll Pharmakonzernen signalisie-
dort notierten Unternehmen mindes- ren, über welche Krankheiten, Therapien oder Ne-
tens ein Instrument für die Kooperati- benwirkungen im Internet gesprochen wird. Die
on mit Start-ups. Auf diese Zahlen kam Erkenntnisse sollen die Entwicklung von Medika-
die Stuttgarter Unternehmensberatung menten beschleunigen: „Wenn man dieses Wissen
MM1 bei einer Auswertung im Som- in die Pipeline überführt, kann man schneller an den
mer. wichtigen Problemen arbeiten“, erläutert Mitgrün-
Je kleiner etablierte Firmen wer- der und CEO Janik Jaskolski.
den, desto schwieriger wird es jedoch, Vor fünf Jahren startete Semalytix. Ausgangs-
eine strukturierte Zusammenarbeit mit punkt war der Einsatz von Künstlicher Intelligenz
Gründern zu erreichen. Das Engage- bei der Auswertung von großen, unstrukturierten
ment kostet viel Zeit und Geld, bringt Datenmengen. Zunächst arbeitete das Team ohne
aber in den ersten Jahren häufig mehr Investoren und durchwühlte für Unternehmen Fo-
Erkenntnisse als zählbare Ergebnisse. ren oder Datenbanken – auch um Erkenntnisse
40 Prozent der Start-ups bemängeln für die eigene Software zu gewinnen. „Dann haben
in der Bitkom-Umfrage, dass es am In- wir gemerkt, was der kleinste gemeinsame Nenner
teresse der etablierten Unternehmen der Projekte ist – und haben das Produkt gebaut“,
mangele. Verbandspräsident Achim sagt Jaskolski. Heute hat Semalytix 70 Mitarbeiter,
Berg spricht sich für mehr Mut aus: Investoren stellten gut vier Millionen Euro an Ri-
„Diesen direkten Austausch zwischen sikokapital bereit. So tastet sich das Start-up in die
Gründern und Etablierten zu fördern lukrative Branche vor. Die Technik ist im Einsatz,
ist gleichermaßen aktive Start-up- wie aber sie werde stetig weiterentwickelt, sagt der
Wirtschaftsförderpolitik.“ Manuel Heckel Gründer: „Pharos ist jetzt kurz vor der Version 1.0.
Ich will gar nicht wissen, wie viele 0.X-Versionen
es zwischenzeitlich gab.“
und vielen möglichen Abzweigungen. Welches Pro-
blem löst ein neues Produkt? Wer ist bereit, für eine
Software oder Dienstleistung zu zahlen? Und wel-
cher Preis ist der richtige? Manche Entscheidung
führt in eine Sackgasse, eine andere auf die Über-
holspur. Klar ist nur: Um aus dem ersten Geistes-
blitz ein echtes Unternehmen zu machen, braucht
es viel Geduld und Hartnäckigkeit. „Ganz selten
ist die Idee von Anfang an ein Volltreffer“, sagt Alex
von Frankenberg, Geschäftsführer des Frühphasen-
Investors High-Tech Gründerfonds. „Dahin
kommt man erst durch zahlreiche Richtungsände-
rungen – bis irgendwann ein Sog entsteht.“
Auf den ersten Metern einer Gründung gilt es
daher, die Balance zwischen großer Vision und den
konkreten nächsten Schritten zu finden. „Wir se-
Es ist emotional hen viele vielversprechende Basistechnologien,
schwierig, die scheitern, weil sich die Gründer nicht fokus-
sieren“, sagt von Frankenberg. In den ersten Mo-
sich einzugestehen, naten ist das eine besondere Herausforderung: Ein
dass eine Idee verkaufsfertiges Ergebnis gibt es nicht, potenzielle
nicht so fliegt wie Kunden schon gar nicht – und oft sind es nur die
zwei oder drei Gründer, die ihre Arbeitstage ir-
erhofft. gendwie aufteilen müssen. Wichtig sei es, sich
Josef Brunner dann komplett auf das Produkt und den Markt zu
Relayr konzentrieren, rät von Frankenberg. Die Suche
nach einem schönen Büro oder bunte PR-Aktivi-
täten gehören nicht dazu.
Von hoher Bedeutung ist die Frage, wem eine
Idee den Alltag erleichtern könnte. Da geht es um
eine erste grobe Entscheidung der möglichen Kun-
Privat

IMPRESSUM Das Beispiel der Bielefelder zeigt: Eine Grün- dengruppen: Der „Start-up Monitor“, eine Um-
Redaktion: M. Heckel, T. Mersch, S. Merx dung ist ein langer Weg – mit ungewissem Ausgang frage unter etwa 2000 jungen Tech-Unternehmen

‹+DQGHOVEODWW0HGLD*URXS*PE+ &R.*$OOH5HFKWHYRUEHKDOWHQ=XP(UZHUEZHLWHUJHKHQGHU5HFKWHZHQGHQ6LHVLFKELWWHDQQXW]XQJVUHFKWH#KDQGHOVEODWWJURXSFRP
 DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210 Innovation & Gründer 43

aus Deutschland, zeigte jüngst, dass die Befragten Corona-Folgen

fast 70 Prozent ihrer Umsätze mit Geschäftskun-
den machen. Gut 25 Prozent der Erlöse stammen
von Endkunden, fünf Prozent von Behörden. Dämpfer für den Gründergeist
Ist die Zielgruppe definiert, geht es darum, die
richtigen Ansprechpartner zu finden. Mit seinem Die nächste Gründergeneration – der höchste Wert seit Beginn neue Unternehmungen diese
ersten Start-up JouleX versuchte Josef Brunner zu- könnte ein wenig kleiner ausfal- der Erhebung vor 20 Jahren. Die Kriterien.
nächst, eine Energiemanagement-Software an IT- len: Fünf Prozent der aktuell Daten zeigten, „dass wir in Doch mit Beginn der Pande-
ler zu verkaufen – während die Facility-Manager Studierenden haben während Deutschland einen Kulturwan- mie fürchteten viele Digitalfir-
der Kunden davon profitierten. „Das ging brachial der Coronakrise beschlossen, del hin zu mehr unternehmeri- men um Kunden und An-
in die Hose“, erinnert sich Brunner. Auch bei seiner entgegen früheren Plänen nicht scher Selbstständigkeit erleben“, schlussfinanzierungen. „Durch
nächsten Firma Relayr in Berlin verschob das Team mehr freiberuflich oder selbst- jubelte damals der Mittelstands- die Coronakrise droht die Ge-
mehrfach das Geschäftsmodell, weg von der IT hin ständig arbeiten zu wollen. Das beauftragte der Bundesregie- fahr, eine ganze Start-up-Gene-
zu geschäftlichen Anwendungen rund um das „In- zeigt eine aktuelle Umfrage der rung, Thomas Bareiß. ration zu verlieren“, mahnte die

7,6
ternet der Dinge“. Das weckte auch das Interesse Beratungsgesellschaft EY unter Forschungsabteilung KfW Re-
von Munich Re. Der Rückversicherer kaufte Relayr mehr als 2000 Studenten. search in einem Report, der
vor zwei Jahren – und bewertete das Start-up mit Nachrichten über Unternehmer jüngst erschienen ist.
stolzen 300 Millionen Dollar. in akuten Existenznöten auf der Doch gleichzeitig birgt die
Suche nach staatlicher Hilfe Krise auch Chancen. In den ver-
Kühler Blick auf die Zahlen dürften zu diesem Ergebnis bei- gangenen Wochen setzten so-
Heute hilft die Digitalfirma mit ihrer Technik und getragen haben. „Die Ergebnisse wohl Verbraucher als auch zahl-
mit Beratung Unternehmen dabei, ihre Produkte zeigen, wie belastend die Coro- reiche Branchen noch einmal
statt zum Einheitspreis abhängig von der Nutzung na-Pandemie auch für junge mehr auf digitale Produkte und
zu vermarkten. Ganz frisch gestartet ist ein Projekt Menschen sein kann“, sagte Oli- Prozent Kommunikationswege. „Mit
mit dem Werkzeugmaschinenhersteller Trumpf. ver Simon, Personalchef von EY der deutschen Bevölkerung dem Corona-Gebot des Ab-
Dessen Kunden müssen die Anlagen nun nicht im deutschsprachigen Raum. haben in den vergangenen Jahren standhaltens rücken solche Ge-
mehr erwerben und über lange Jahre abschreiben Zugleich forderte er: „Die Stu- ein Unternehmen gegründet oder schäftsmodelle stärker in den Fo-
dies geplant.
– sie können auch pro Bauteil zahlen, das auf einer dierenden, die in diesem Jahr auf kus von Gründerinnen und
Quelle: Global Entrepreneurship Monitor
Trumpf-Maschine gefertigt wurde. Doch bis das den Arbeitsmarkt streben, brau- Gründern“, heißt es in der KfW-
Geschäftsmodell endgültig stand, musste Relayr chen Orientierung und dürfen Research-Studie. Das beginnt
immer wieder nachjustieren. „Es ist emotional nicht alleingelassen werden.“ Dazu hatte auch die wachsende beim Einkauf von Lebensmit-
schwierig, sich einzugestehen, dass eine Idee nicht Vor Corona sahen die Zah- Bedeutung von Start-ups beige- teln, Getränken oder auch Ver-
so fliegt wie erhofft“, sagt Brunner. Der Blick auf len noch anders aus. Für 2019 tragen. Diese unterscheiden sich sicherungen – und zieht sich hin
konkrete Zahlen habe ihm geholfen, neutraler auf hatte der in London ansässige von anderen Gründungen durch bis zu neuen Kommunikations-
solche Entscheidungen zu blicken. Global Entrepreneurship Moni- einen Fokus auf technische In- plattformen für Unternehmen,
Der permanente Blick auf Kennzahlen ist ein tor Ende April einen Rekord- novationen und ein hohes deren Mitarbeiter im Homeof-
wichtiger Begleiter auf dem Weg der Gründung. stand bei der Gründungsquote Wachstumstempo – oft unter- fice sitzen. Wer eine solche Idee
Experten erkennen hier ein Umdenken. „Start-ups vermeldet. 7,6 Prozent der stützt durch Risikokapital aus verfolgt, darf sich also in diesen
entstanden früher sehr bauchgetrieben. In den deutschen Bevölkerung zwi- privaten oder staatlichen Quel- Monaten bestätigt fühlen. Und
letzten Jahren ist die Arbeit immer strukturierter schen 18 und 64 Jahren hatten len. Für das Jahr 2019 zählte die wer sein Unternehmen bereits
und wissenschaftlich fundierter geworden“, sagt innerhalb der letzten dreieinhalb staatliche Förderbank KfW gestartet hatte, der konnte mit
Oliver Hanisch, Leiter der Heilbronner Initiative Jahre gegründet oder sich aktiv 70.000 Start-ups. Zum Ver- ein wenig Glück seinen Kunden-
Campus Founders. Sie unterstützt Start-ups und mit einer Gründung beschäftigt gleich: 2016 erfüllten nur 54.000 kreis ausbauen. Manuel Heckel
Teambesprechung: Mittelständler aus der Region bei der Entwicklung
Gründer brauchen von innovativen Ideen.
eine gute Balance Auch Mut zur Offenheit kann sich lohnen. Mit Anzeige
zwischen großer schnell gefertigten Prototypen lässt sich früh testen,
Vision und kleinen ob eine Idee in der Praxis ankommt – oder ob etwa
Arbeitsschritten.
noch Funktionen fehlen. Einige Gründer halten ihre
Pläne zu lange im Geheimen, um sie vor einer Ko-
 
pie zu schützen, berichtet Hanisch. Das stille Käm-  

merlein ist aber der falsche Ort für Innovation:
„Man muss rausgehen, Experimente machen, die
ersten Hypothesen validieren.“
Mutig auf den Markt treten – das gilt auch für
eine weitere zentrale Baustelle: Wie will ein junges
Unternehmen am Ende überhaupt Geld verdie-
nen? Die wenigsten Tech-Gründungen geben ihre
Produkte heute noch zu einem Fixpreis ab. Im
*, ,2,  ,
.) !,)! !*
Software-Geschäft gewinnen Lizenzmodelle an
Bedeutung, bei denen die Kunden monatlich oder
jährlich ihre Verträge verlängern. Das dämpft zu
Beginn zwar die Erlöse. Doch über die Jahre
Wir sehen viel-
versprechende
wächst der Umsatzstrom des Start-ups stetig an.
Auch an einer Umsatzbeteiligung versuchen sich
Gründer immer wieder: Wenn ihre Angebote bei
).!-!(
Basistechno- den Kunden für große Einsparungen oder zusätz-
logien, die liche Einnahmen sorgen, wollen sie daran finan-
- ,2, #)),   ).!) -! !,)! !*!")
ziell teilhaben. Berater Hanisch erlebte aber vor
scheitern, weil Kurzem, dass diese Hypothese bei einem Start-up
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sich die vielversprechend klang, doch überhaupt nicht
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Gründer nicht funktionierte: „Die potenziellen Kunden wussten )0,)! ") ! )  .)! !    -!,)*,.,2, 
nicht, wie sie so etwas budgetieren sollen.“ , !/-! -! 1! !!2)-!!'
fokussieren. Im Zweifel ist also doch ein konkretes Preis-
Alex schild notwendig. Hanisch war früher im Silicon   
von Frankenberg Valley tätig – er habe dort erlebt, dass deutsche  ,) ),2-!   .)! , * 2- $33 & * ),)*"*
HTGF Start-ups ihre Produkte immer wieder zu billig ver- 
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kauften: „Dann glauben die Kunden nicht, dass das  !,)* #))), 2-)
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werthaltig ist“, sagt er. Doch der passende Preis ist
kein einfaches Unterfangen, wenn ein Produkt etwa ) ))! -!,)  

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eine komplett neue Kategorie erschließen soll.
Die Internet-Auswerter von Semalytix haben
sich zur Orientierung angeguckt, wie aufwendig
bisher die traditionelle Marktforschung in der Phar-
maindustrie ist: „Oft dauert das sechs bis zwölf Mo-
nate und kostet die Unternehmen 150.000 Euro
pro Fragestellung“, erläutert Jaskolski. Bei der Ab-
rechnung gehen die Bielefelder ganz simpel nach
der Zahl der beleuchteten Krankheiten pro Phar-
maunternehmen vor. „Wir wollen es den Kunden
so einfach wie möglich machen“, sagt der Sema-
lytix-Gründer, „und es scheint zu funktionieren.“

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44 Unternehmer/in des Tages
Zerstrittene Erben
einigen sich – fürs Erste
Kein Showdown, eher eine Annäherung: Die Gesellschafter von Tengelmann trafen sich
in Mülheim an der Ruhr. Zwei von drei neuen Beiräten wurden gemeinsam bestimmt.
Anja Müller, Florian Kolf Düsseldorf
N
ach wochenlangem öffentlichen Streit ha-
ben die Erben der Tengelmann-Dynastie
überraschend wieder einen Schritt auf-
einander zu gemacht. So haben sich die
Familienmitglieder bei einem Treffen der
Gesellschafter an diesem Mittwoch auf
die Besetzung des Beirats des Familienunterneh-
mens geeinigt.
Ab 1. Januar 2021 wird es einen neuen Beirat
bei Tengelmann geben. Klar ist jetzt, dass Astrid
Hamker, Gesellschafterin und Beirätin des Faci-
lity-Dienstleisters Piepenbrock und Präsidentin
des CDU-Wirtschaftsrats, sowie Beiersdorf-Vor-
stand Thomas Ingelfinger in das Gremium ein-
ziehen. Ingelfinger ist als Vorsitzender des Gre-
miums vorgesehen.
Das dritte Mitglied wird noch bestimmt. Die
Amtszeit soll fünf Jahre betragen. Bei der dritten
Person könne es sich um einen der Vorschläge von
Katrin Haub handeln, der Frau des verschollenen
dritten Tengelmann-Bruders Karl-Erivan. Sie hat-
te unter anderem Barbara Lambert, Aufsichtsrätin
der Deutschen Börse, und den Finanzmarkt-
experten Carl-Thomas Epping vorgeschlagen. Die
endgültige Auswahl des dritten Beirats werde der
designierte Beiratsvorsitzende Ingelfinger inner-
halb der nächsten zwei Wochen treffen, teilte der
Anwalt von Christian Haub, Mark Binz, dem
Handelsblatt mit.
„Die heutige Gesellschafterversammlung war
zumindest in Teilen erfolgreich“, teilte die Familie
von Katrin Haub auf Nachfrage mit. Mit der ge-
meinsamen Verständigung auf einen qualifizier-
ten Beirat sei ein für das Unternehmen wichtiger
Schritt getan worden. „Wir begrüßen es, dass
Christian und Georg Haub heute unserem Kom-
promissvorschlag für eine ausgewogene Beset-
zung des Gremiums zugestimmt haben“, hieß es
danach.
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dpa
Tengelmann
Der Streit über den Beirat ist nur ein Teil der
Thorsten Jochim für Handelsblatt
Auseinandersetzung innerhalb der Haub-Familie.
Aber alle weiteren kritischen Punkte wurden bei
der Gesellschafterversammlung vertagt. „Wir be-
dauern, dass heute unsere Vorschläge zu einer Fi-
nanzierung der möglicherweise auf unserer Seite
anfallenden Erbschaftsteuer von unseren Mit-
gesellschaftern erneut ohne Begründung abge-
lehnt worden sind“, teilte die Familie von Katrin
Haub mit.
Katrin Haub: Die Ehefrau des Seitdem der damalige Tengelmann-Chef
Verschollenen erstritt sich Karl-Erivan Haub von einer Gletschertour am
juristischen Beistand. Kleinen Matterhorn nicht zurückkehrte und auch
nach einer aufwendigen Suchaktion nicht gefun-
den werden konnte, streitet die Familie des Ver-
schollenen mit den anderen Gesellschaftern über
Marko Priske für Handelsblatt
die Frage, wer die fällige Erbschaftsteuer in Höhe
von mindestens 450 Millionen Euro zahlen soll.
Offenbar hatte Karl-Erivan Haub keinerlei Vor-
kehrungen getroffen, um solche Steuerfragen
noch zu Lebzeiten zu klären.
Schließlich geht es nicht nur um eine hohe
Summe für die Unternehmerfamilien, die als
deutsche und amerikanische Staatsbürger in bei-
Astrid Hamker: Die erfahrene den Ländern der Erbschaftsteuer unterliegen,
Aufsichtsrätin hat Mandate bei sondern auch um 90.000 Arbeitsplätze einer Fir-
Dräger und Schmitz Cargobull. mengruppe mit mehr als acht Milliarden Euro
Umsatz im Jahr 2019. Zur Tengelmann-Gruppe
zählen die Baumarktkette Obi, der Bekleidungs-
discounter Kik, Beteiligungen an Tedi und Za-
lando sowie ein großes Immobiliengeschäft und
zahlreiche Anteile an Start-ups.
Seit einigen Wochen hat der Streit an Schärfe
zugenommen. Das Unternehmen selbst sowie die
beiden Brüder Christian und Georg Haub haben
Beiersdorf
bei der Staatsanwaltschaft Köln beantragt, ihren
Bruder für tot erklären zu lassen, schließlich lastet
auch die drohende Erbschaftsteuer-Frage auf dem
Thomas Ingelfinger: Der Unternehmen. Zudem sei ein normales Tages-
Beiersdorf-Vorstand soll den geschäft nicht möglich, wenn Gesellschafter über
Beirat ab 2021 führen. Grundlegendes uneins sind.
DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210
Georg und Christian Haub (v. l.): Die
beiden Brüder des verschollenen Karl-Eri-
van Haub halten zusammen 65,5 Prozent.
Mitte Oktober dann hatte Christian Haub
dem Handelsblatt erklärt, dass er ein Angebot vor-
legen werde. Er wolle für 1,1 Milliarden Euro die
Anteile der Familie von Karl-Erivan Haub über-
nehmen. Laut einem Gutachten der Wirtschafts-
prüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG liege
der Unternehmenswert bei vier Milliarden Euro.
Mit dem 1,1-Milliarden-Euro-Angebot würde die
Familie seines verschollenen Bruders mehr be-
kommen als ihr zustünde.
Christian Haub hatte sich zudem kurz vor der
Gesellschafterversammlung über die „Westdeut-
sche Allgemeine Zeitung“ zu Wort gemeldet. In
einem Interview hatte er die fehlende Vorsorge
seines verschollenen Bruders für den Erbfall kri-
tisiert: „Kein Gesellschafter von uns hat in den
letzten 20 Jahren mehr an Gewinnausschüttun-
gen, Haftungsprämien, Tantiemen und Gehalts-
zahlungen erhalten als Karl-Erivan“, sagte Chris-
tian Haub.
Sein verschollener Bruder habe schon immer
einen Macht- und Alleinvertretungsanspruch un-
ter den drei Brüdern erhoben und sei darin von
seinen Eltern, „als deren Lieblingssohn er galt“,
auch noch unterstützt worden. „Mein Vertrauen
schwand, als herauskam, dass Karl-Erivan über
Jahre hinweg seinen Bruder Georg und andere
ihm nahestehende Personen für viele Millionen
Euro auf Kosten des Unternehmens ausspionie-
ren ließ.“
In dieser Lage war die Spannung groß vor der
Gesellschafterversammlung, zu der sich zwei der
drei Stämme in Mülheim an der Ruhr zusam-
mengefunden hatten, Georg hatte sich vertreten
lassen. Katrin Haub und ihre Kinder hatten sich
das Recht, einen Anwalt mitzunehmen, erst vor
Gericht erkämpft. Der zuständige Richter hatte
schon einmal zu ihren Gunsten geurteilt. Vor
wenigen Monaten hatte Katrin Haub die Beirats-
wahl von Franz-Markus Haniel angefochten.
Ihm hätte die notwendige Dreiviertelmehrheit
gefehlt.
Die Amtszeit des noch amtierenden Beirats
endet zum Jahreswechsel. Die Familie des Ver-
schollenen äußerte sich gegenüber dem Handels-
blatt, man habe in der Sitzung klargestellt, dass
sie nicht aus dem Unternehmen ausscheiden wol-
le und weiter alle Optionen zu einer Finanzierung
der Erbschaftsteuer prüfe. „Ein Verkauf der An-
teile kommt für unsere Familie allenfalls dann in
Betracht, wenn Christian Haub dies als einzige
Lösung für eine Beilegung des Familienstreits
sieht und uns ein angemessenes, faires Angebot
Kein Gesellschafter von uns hat in den
letzten 20 Jahren mehr an Gewinn-
ausschüttungen, Haftungsprämien,
Tantiemen und Gehaltszahlungen er-
halten als Karl-Erivan.
Christian Haub
Tengelmann-CEO
zur Übernahme unterbreitet. Ein solches Angebot
liegt uns bislang nicht vor.“
Christian Haub zeigte sich derweil erleichtert,
dass nun wenigstens in der Beiratsfrage Einigkeit
erzielt werden konnte. Mit seinem Wunschkan-
didaten Thomas Ingelfinger als designiertem Vor-
sitzendem sei eine hochkarätige Unternehmerper-
sönlichkeit gefunden, die in den nächsten Jahren
die weitere Entwicklung der Unternehmensgrup-
pe kompetent begleiten werde. „Allerdings sind
wir noch keinen Schritt weiter, was die Beendi-
gung des Gesellschafterstreits betrifft.“ Hier sei
man finanziell immer noch viel zu weit auseinan-
der, als dass aussichtsreiche Verkaufsverhandlun-
gen geführt werden könnten.
Der Streit im Hause Tengelmann wird wei-
tergehen. Da immerhin war man sich nach der Sit-
zung ziemlich einig.
 DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210
Den Verbrauchern auf der Spur
Das Marktforschungsunternehmen Streetbees sammelt 33 Millionen Euro ein.
Mit Künstlicher Intelligenz will es Kundenwünsche finden, die kein Fragebogen offenbart.
M
arktforschung in Echtzeit und
Einblicke, wie Konsumenten
wirklich ticken: Tugce Bulut,
38, will mit neuen Technolo-
gien etablierten Marktforschern
wie der Gesellschaft für Konsumfor-
schung (GfK), TNS Infratest und Niel-
sen das Geschäft streitig machen. Ihr
Start-up Streetbees chattet automati-
siert mit Millionen Menschen weltweit,
die in Textnachrichten, Fotos und Vi-
deos über ihren Alltag berichten – etwa
wie sie Wäsche waschen, beim Compu-
terspielen snacken oder mit Freunden
zu Abend essen. Aus den riesigen Da-
tensätzen ermittelt ein Algorithmus
dann Konsumtrends, die bei der Ent-
wicklung neuer Produkte und Marke-
tingkampagnen helfen.
„Diese Form von Forschung war bis-
her nicht möglich, weil wir Künstliche
Intelligenz brauchen, um diese Millio-
nen von Datenpunkten überhaupt aus-
werten zu können“, sagt Tugce Bulut.
Das 2015 gestartete Start-up arbeitet mit
Bilderkennungsalgorithmen und lin-
guistischer Datenverarbeitung – also ei-
ner Technologie, die aus Texten auch
die Stimmung des Absenders heraus-
lesen kann: War er etwa müde, einsam
oder frustriert, als er das Eis aus dem
Kühlfach holte?
Die Erkenntnisse werden in einer
Datenbank für die Kunden einfach
durchsuchbar gemacht, Künstliche In-
telligenz übersetzt sie in 60 Sprachen.
Gegen eine Abogebühr pro Jahr, Land
und Produktkategorie können Kunden
zum Beispiel Ergebnisse für bestimmte
Lebensmittel, Markennamen oder Mo-
mente wie das Abendessen durch-
suchen. Der Ansatz überzeugt nicht nur
Konsumgüterriesen wie Adidas, Hen-
Wie sich Corona auf Männerwünsche auswirkt
Outfittery-Gründerin Julia Bösch weiß, wie sich Männer kleiden wollen. Das ändert sich gerade in Zeiten der Pandemie.
J
ulia Bösch hat sehr detaillierte
Einblicke in den Kleiderschrank
des deutschen Mannes. Als Grün-
derin der Onlineplattform Outfit-
tery, die Kleidung personalisiert zu-
sammenstellt, merkte sie während der
Coronakrise, dass sich Vorurteile be-
stätigten.
„Die Nachfrage nach Jogginghosen
und Basecaps hat deutlich zugenom-
men“, berichtet die 36-Jährige über das
Verhalten ihrer Kunden in Coronazei-
ten. Der Schluss, den diese Beobach-
tung zulässt: Männer wollten zu Hause
vor allem bequem angezogen sein und
ihre durch die Friseur-Schließungen
gewachsenen Haare verdecken.
Dass Julia Bösch so genau Bescheid
weiß über das, was ihre Kunden wollen,
ist mehr als eine nette Anekdote – es ist
ihr Geschäftsmodell. Ihr Unternehmen
bietet personalisierte Outfits mithilfe
von Stylisten und Algorithmen über das
Internet an. „Wir versuchen, den Kun-
den über die Zeit immer besser kennen
zu lernen“, sagt Bösch, „und so seine
Garderobe weiterzuentwickeln.“
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Unternehmer/in des Tages
Tugce Bulut
wird. Insgesamt schätzen die Neuinves-
toren den Markt für diese Form der
Konsumentenforschung auf mehr als
330 Milliarden Euro.
„Ich wollte immer eine Maschine
bauen können, die entschlüsselt, warum
Menschen tun, was sie tun“, sagt Bulut,
die diese Idee nun zusammen mit ihrem
Mitgründer Oliver May vorantreibt.
Als Studentin der britischen Cam-
bridge-Universität hat die in der Türkei
geborene Gründerin die Methoden der
Sozialforschung kennengelernt und war
später in ihrem Job als Strategieberaterin
von EY frustriert, wie wenig Unterneh-
men tatsächlich über Konsumenten he-
rausfinden können. „Unser Hirn funk-
tioniert so komplex, dass Entscheidun-
gen nicht auf die verschiedenen
Antwortmöglichkeiten in einer Multi-
ple-Choice-Umfrage reduziert werden
können“, sagt sie mit Blick auf her-
Streetbees
kömmliche Ansätze – zudem könnten
sich die Teilnehmer zum Befragungs-
zeitpunkt kaum noch an ihre Entschei-
dungen erinnern.
kel, PepsiCo und Unilever. Das Londo- Tugce Bulut: Die Die Coronakrise habe auch gezeigt,
ner Marktforschungs-Start-up hat in ei- Streetbees-Gründe- dass Erkenntnisse in Echtzeit kritisch
ner zweiten Finanzierungsrunde auch rin war als Strate- für die Produktchefs in den Unterneh-
bei Investoren 33 Millionen Euro einge- gieberaterin von EY men sein könnten, sagt Lakestar-Part-
sammelt – unter anderem beim Berliner darüber frustriert, ner Schuh. Und das spiegle sich auch im
wie wenig Unter-
Kapitalgeber Lakestar. Zu den Be- Erfolg von Streetbees wider: „Obwohl
nehmen tatsäch-
standsinvestoren zählen die namhaften lich über Kon-
die großen Hersteller in der Krise ihre
englischen Wagniskapitalfirmen Ato- sumenten heraus- Budgets zusammenhalten müssen, ist
mico und Octopus. finden können. Streetbees im Vorjahresvergleich um
„Das Start-up ist technologisch 150 Prozent gewachsen.“
spannend, weil der Machine-Learning- Bei der Recherche nach möglichen
Algorithmus aus Bildern, Videos und Konkurrenten hat der Investor nach ei-
Texten systemisch herausfinden kann, genen Aussagen auf dem Markt nichts
was zum Beispiel gerade in Taiwan im Vergleichbares gefunden. Einen Vor-
Trend ist“, sagt Lakestar-Partner Chris- sprung dürfte sich Streetbees auch mit
toph Schuh, der künftig im Beratungs- seinen 3,5 Millionen Nutzern in 190
gremium des Start-ups mitarbeiten Ländern erarbeitet haben. „Als wir das
Julia Bösch
Die Idee dazu kam Bösch bei einer Datenbasis erfolgreich sein werden, um
Reise nach New York 2011, wo sie mit- ihr Geschäftsmodell „kosteneffizient
bekam, wie sich ein Freund mit Ein- weiterentwickeln und skalieren zu
kaufsunlust einen „Personal Shopper“ können“. Er stellt die Prognose auf:
leistete, der ihm den Kleiderschrank „Maßgeblicher Erfolgsfaktor wird der
stilvoll füllen sollte. „Ich habe mich ge- dahinterstehende Algorithmus und
fragt, wie man das online umsetzen nicht der einzelne Stylist sein.“
und so allen zur Verfügung stellen Auch Julia Bösch setzt mit Outfit-
kann“, erinnert sich Bösch. tery stark auf die technologische Kom-
Aus der Idee wurde ein Online- ponente: „Wir haben über 20 Algorith-
Dienstleister mit 150 Stylisten und ins- men, die bestimmen sollen, welche
gesamt 350 Mitarbeitern, der den Kun- Outfits die höchste Behaltewahr-
den das Shopping-Erlebnis aus New scheinlichkeit haben“, erklärt sie. Doch
York auch auf dem heimischen Sofa ohne die menschliche Komponente
bieten sollte. echter Stylisten gehe es auch nicht, sagt
Für Thomas Täuber, Handels- Bösch: „Wir glauben an die Kombina-
experte und Geschäftsführer bei Ac- Julia Bösch: tion aus beidem.“
centure, fehlt bei diesem Modell des Sie vertraut auf Die Coronakrise hat das Unterneh-
Gregor Hohenberg für Handelsblatt
„betreuten Shoppens“ im Internet al- Stylisten und men nicht nur in Bezug auf eine erhöh-
lerdings die emotionale Komponente Algorithmen. te Nachfrage nach Jogginghosen getrof-
eines Verkaufsgesprächs. Seine Ein- fen. „Wir haben mit Start des Lock-
schätzung: „Das Erlebnis einer persön- downs einen Nachfragerückgang
lichen Stilberatung lässt sich mit diesen gesehen“, sagt Julia Bösch ,„über den
Modellen nur zu einem gewissen Grad Sommer folgte dann aber eine gute Er-
abbilden.“ holung.“
Täuber rechnet damit, dass vor al- Medienberichte, denen zufolge das
lem Anbieter mit einer umfassenden Unternehmen zehn Millionen Euro
45
erste Mal eine Untersuchung für Viet-
nam durchführen sollten, mussten wir
unsere Praktikanten zum internationa-
len Flughafen schicken“, erzählt Bulut.
Dort hätten sie die Passagiere nach Vi-
etnam gefragt, ob sie Vietnamesen seien
und bei Streetbees mitmachen wollten
– wie andere Marktforschungsinstitute
zahlt das Start-up dafür Aufwandsent-
schädigungen.
Ich wollte immer eine
Maschine bauen kön-
nen, die entschlüsselt,
warum Menschen tun,
was sie tun.
Tugce Bulut
Streetbees-Gründerin
Später habe sich Streetbees vor al-
lem über Mund-zu-Mund-Propaganda
verbreitet. Kunden können einsehen,
auf welchen Fallzahlen die Trenderhe-
bungen jeweils beruhen.
Mit dem Geld aus der zweiten gro-
ßen Finanzierungsrunde will sich Street-
bees neue Produktkategorien und Kun-
den erschließen, unter anderem Finanz-
institute. Die überlegten auch, die
Erhebungen von Streetbees in ihre In-
vestmentstrategien aufzunehmen, sagt
Bulut. In den nächsten zwölf Monaten
soll Streetbees von 100 auf 230 Mit-
arbeiter wachsen. Zu Büros in London,
Portugal und den USA soll auch eines in
Deutschland hinzukommen, so Bulut.
Larissa Holzki
Staatshilfe zur Finanzierung benötigt,
dementiert die Gründerin. Sie sei aber
regelmäßig im Gespräch mit Investo-
ren, denn „wir haben noch große Plä-
ne“. Dazu zählt unter anderem eine
weitere Expansion auf dem europäi-
schen Markt.
Zum Zeitpunkt der Übernahme
des Konkurrenten Modomoto 2019
habe das Unternehmen 80 Millionen
Euro Umsatz gemacht. Aktuellere
Zahlen möchte Julia Bösch nicht kom-
munizieren. Die Frage, ob Outfittery
profitabel arbeitet, beantwortet sie mit:
„Wir sind nah dran.“ Teresa Stiens
Female Founders Award
Im Rahmen des Digitalpreises „The Spark“
verleihen Handelsblatt und McKinsey am
12. November einen Sonderpreis für
weibliche Gründer. Wir stellen in loser Folge
die 14 Nominierten vor.
Alle Hintergründe unter:
handelsblatt.com/thespark
46 Unternehmer/in des Tages DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210

Lisa Su

Verfolgungsjagd
mit Intel
Als Lisa Su im Oktober 2014 auf dem Chefsessel
von AMD Platz nahm, war eine Aktie des kalifor-
nischen Chipherstellers für drei Dollar zu haben.
Mittlerweile kosten die Papiere fast das 30-Fache.
Das nutzt die promovierte Elektroingenieurin
jetzt für den ganz großen Sprung: Die 50-Jährige
übernimmt den Wettbewerber Xilinx für 35 Mil-
liarden Dollar – und zahlt in Aktien. Dass es über-
haupt so weit kam, ist ihr Verdienst. Beim Amts-
antritt von Su stand der Konzern aus dem Silicon
Valley mit dem Rücken zur Wand. Weltmarkt-
führer und Erzrivale Intel war enteilt, technisch
und finanziell. Bis heute ist AMD viel kleiner als
Branchenführer Intel. Aber das Geschäft wächst
rasant, die Prozessoren sind inzwischen Weltklas-
se. Im dritten Quartal ist der Umsatz um mehr als
die Hälfte in die Höhe geschossen.
Damit nicht genug: Su scheint sich für das
überlegene Geschäftsmodell entschieden zu ha-

SSAB
ben. Sie bezieht ihre Prozessoren, das Gehirn ei-
nes jeden Rechners, von TSMC, dem weltweit Martin Lindqvist: Wasserstoff statt Koks bei der Stahlproduktion.
führenden Auftragsfertiger. Das spart Milliarden
für Maschinen und sichert AMD den Zugang zu
den modernsten Produktionsabläufen. Intel hin- Martin Lindqvist
gegen leistet sich teure eigene Werke und hinkt

Manager mit
TSMC seit Jahren doch nur hinterher.
Mit Xilinx könnte Su nun endgültig auf Augen-
höhe zu Intel gelangen. Sie drängt in Wachstums-
bereiche, die auch Intel im Auge hat, den Mobil-
funkstandard 5G etwa; sie will die Rechenzentren

Anziehungskraft
erobern und ins Geschäft mit der Autoindustrie
einsteigen. AMD beliefert bislang vor allem Com-
puterhersteller und Anbieter von Spielekonsolen.
An der Börse ist der Aktienkurs zwar deutlich zu-
rückgegangen, seit es Mitte Oktober erste Gerüch-
te über den bevorstehenden Deal mit Xilinx gab.
Dass sich die Investoren nicht in großem Stil ab- Der schwedische Stahlkonzern SSAB gilt als Wunsch-Fusionspartner großer
gewandt haben, hat aber einen entscheidenden
Grund: Su vermeidet die Fehler der Vergangenheit.
Konkurrenten. Doch der CEO lässt sich nicht in die Karten schauen.
2006 hatte sich AMD mit einer milliardenschwe-
ren Übernahme des Grafikkarten-Spezialisten ATI
hochverschuldet und jahrelang schwer darunter Kevin Knitterscheidt Düsseldorf von klimaneutralem Wasserstoff benötigt wird.“

A
gelitten. Weil sie in Aktien bezahlt, muss Su nun
keine Kredite aufnehmen. Mehr noch: Mit Xilinx n Ambitionen mangelt es Martin
wird AMD sogar noch profitabler. Lindqvist nicht. Der 58-Jährige ist Vor-
Entscheidungsfreudig war Su vom ersten Tag standschef beim schwedischen Stahlher-
an als CEO. Nach einer Woche im Amt strich sie steller SSAB – und will der erste Manager
bereits 700 von damals 10.000 Stellen. Anschlie- sein, der seine Kunden mit klimaneutral
produziertem Stahl beliefert. „Wir haben
uns vorgenommen, der erste Stahlhersteller zu
sein, der Stahl ohne Einsatz fossiler Energieträger
produziert“, sagte der Schwede im Gespräch mit
dem Handelsblatt. „Das Interesse speziell von un-
seren Kunden hat in den vergangenen Jahren dra-
matisch zugenommen“, so der Manager. Bis 2026
soll das Vorhaben gelingen. Bis 2045 will der Kon-
zern dann komplett klimaneutral sein.
Es ist ein großer Schritt für SSAB – aber auch
für die gesamte Branche, die ihre technologische
Basis wegen immer schärferer Emissionsgrenzen
in der EU bis zum Jahr 2050 nahezu vollständig
AMD
Hinzu komme eine eigene Versorgung an Eisen-
erz, die unter anderem über LKAB sichergestellt
werde. „Diese Kombination gibt uns einen Wett-
bewerbsvorteil gegenüber anderen europäischen
Herstellern: Wir können unsere komplette Wert-
schöpfungskette klimaneutral aufstellen.“
Es sind diese Rahmenbedingungen, die SSAB
für viele europäische Konkurrenten als Fusions-
partner attraktiv macht. Der Konzern gilt als po-
tenzieller Partner sowohl für die Stahlsparte von
Thyssen-Krupp als auch für die europäische
Tochter von Tata Steel, die beide schwer von der
Corona-Pandemie getroffen sind. Die Schweden
hingegen sind bislang mit einem Umsatzeinbruch
von lediglich 15 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro
zwischen Januar und Oktober eher glimpflich
durch die Krise gekommen.
Insider berichten, dass SSAB derzeit mit bei-
den Firmen im Gespräch ist, um einen Teil des

Lisa Su: Überlegenes Geschäftsmodell.
ßend setzte sie nach und nach eine ganze Reihe
Topmanager vor die Tür. Doch die Börse hatte
anfangs wenig Vertrauen in die Neue: Nach ihrer
Ernennung stürzte der Kurs ab, Analysten stuften
die Aktie herunter. Dabei gab es an ihrer fachli-
chen Eignung nie einen Zweifel. Bevor Su bei
AMD anfing, war sie Technik-Chefin beim Au-
tochip-Spezialisten Freescale, einem Infineon-
Wettbewerber. Zuvor arbeitete sie beim IT-Rie-
sen IBM unter anderem als technische Assistentin
des langjährigen Vorstandschefs Lou Gerstner.
Su ist in Taiwan geboren, in frühen Jahren
wanderten ihre Eltern in die USA aus. Sie wuchs
in New York auf, studierte und promovierte am
renommierten Massachusetts Institute of Tech-
nology (MIT). Sorgen ums Geschäft muss sich Su
heute nicht mehr machen, im Gegenteil: Es läuft
trotz Coronakrise glänzend. Sie verspricht fürs
laufende Quartal einen Umsatz von rund drei Mil-
liarden Dollar, gut zehn Prozent mehr, als Ana-
lysten erwartet hatten. Joachim Hofer
erneuern muss. Denn bislang wird das eingesetzte
Eisenerz mittels Koks, der wiederum aus Kohle
gewonnen wird, zu Roheisen geschmolzen. Dabei
wird viel CO2 freigesetzt – weswegen die Stahl-
herstellung im Moment zu den emissionsinten-
sivsten Industrieprozessen zählt.
Nicht nur SSAB, auch Konkurrenten wie
Thyssen-Krupp, Salzgitter oder Arcelor-Mittal
wollen deshalb den Koks in ihren Prozessen durch
Wasserstoff ersetzen. Dafür müssen die Unter-
nehmen viele Milliarden Euro in Anlagen inves-
tieren, die mit dem neuen Energieträger arbeiten
können. Erste Versuche lassen sich bereits besich-
tigen – etwa im schwedischen Luleå, wo SSAB
im August zusammen mit dem schwedischen
Bergbaukonzern LKAB und dem Energieversor-
ger Vattenfall eine entsprechende Pilotanlage in
Betrieb genommen hat.
Dabei sieht sich Lindqvist gegenüber seinen
Kollegen aus Mitteleuropa im Vorteil. „Als ein
Unternehmen mit Sitz in Schweden sind wir in
einer einzigartigen Situation“, sagt der Manager.
„Wir haben einen Überschuss an fossilfreier Ener-
gie im Norden des Landes, die für die Herstellung
jeweiligen Geschäfts zu übernehmen. Darauf an-
Wir können gesprochen, gibt sich Lindqvist allerdings zuge-
unsere kom- knöpft. „Ich möchte Gerüchte nicht kommentie-
ren“, sagte der SSAB-Chef. Man sei jederzeit in
plette Wert- Kontakt mit Stahlherstellern auf der ganzen Welt.
schöpfungs- „Wir sind aber stolz, wenn jemand SSAB als ein
kette klima- Unternehmen nennt, mit dem man sich eine Zu-
sammenarbeit vorstellen könnte.“
neutral auf- Gelingt es Lindqvist tatsächlich, grünen Stahl
stellen. innerhalb der nächsten sechs Jahre zur Marktreife
zu bringen, dürfte die Zahl der Interessenten noch
Martin Lindqvist einmal deutlich steigen. Denn erste Abnehmer,
Ceo SSAB
darunter Autohersteller und Maschinenbauer, ha-
ben bereits angekündigt, ihre Wertschöpfungs-
ketten in den nächsten Jahren dekarbonisieren
zu wollen. Das geht nur mit grünem Stahl – wes-
halb dem ersten Hersteller, der ihn anbieten kann,
enormes Wachstumspotenzial winkt.
Auf Staatshilfen will sich SSAB bei dieser
Transformation nicht verlassen – sondern eher
auf verstärkte Regulierung. „Die Technologie
muss wettbewerbsfähig sein“, so Lindqvist. „Und
das wird sie umso mehr, je teurer es wird, CO2
auszustoßen.“

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 DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210
Ende eines Mandats
Der Bundestagsvizepräsident und FDP-Politiker vertritt nicht länger die Interessen von
Hanno Berger. Der Steueranwalt gilt als „Spiritus Rector“ von Cum-Ex-Geschäften.
M
ehr als sieben Jahre lang stand Wolfgang
Kubicki als Strafverteidiger an der Seite
von Hanno Berger. Es war ein bemer-
kenswertes Mandat, das nun beendet ist
– galt Berger doch als der „Spiritus
Rector“ sogenannter Cum-Ex-Geschäfte. Dieser
Aktienhandel war darauf ausgelegt, Finanzämter
zur mehrfachen Erstattung von Kapitalertragsteu-
ern zu verleiten. Als solche Methoden 2013 bei
der Landesbank in Kubickis politischer Heimat
Schleswig-Holstein bekannt wurden, sagte der
FDP-Politiker: „Die Geschäfte erfüllen ohne jeden
Zweifel den objektiven und subjektiven Tatbe-
stand der Steuerhinterziehung.“
Dann mandatierte ihn Berger. Kubicki änderte
seinen Ton. Er habe zwar ein „Grundverständnis
dafür“, dass diese Art der Steuergestaltung als
„ökonomisch unsinnig und gegebenenfalls auch
als moralisch unvertretbar empfunden wird“,
schrieb Kubicki an die Staatsanwaltschaft. Das
Wolfgang Kubicki:
Allergische
Reaktionen bei
Fragen nach der
Moral.
imago images/Eibner
Privates Geld für den Wahlkampf
Den möglichen Präsidentschaftssieg Joe Bidens lässt sich der US-Milliardär einiges kosten.
Der US-Milliardär Mike Bloomberg steckt weitere
15 Millionen Dollar aus seinem Privatvermögen
in Wahlkampfwerbung für den demokratischen
Präsidentschaftskandidaten Joe Biden. Die Spots
werden in den Staaten Ohio und Texas geschaltet
und von Bloombergs politischem Aktionskomitee
Independence USA PAC bezahlt, wie am Diens-
tag bekannt wurde. Super PACs sind Organisatio-
nen, die Spenden in unbegrenzter Höhe anneh-
men und sie zur Werbung für bestimmte Kandi-
daten oder politische Anliegen verwenden
können. Damit ist ihr Einfluss auf den Wahlkampf
groß – auch wenn die Gruppen Kandidaten nicht
direkt Gelder zukommen lassen dürfen.
AP
Bloomberg hat schon zugesagt, zugunsten
von Biden in Florida – einem traditionell zwischen
Demokraten und Republikanern umkämpften
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Politiker/in des Tages 47
Wolfgang Kubicki
imago images/Jens Schicke
Strafrecht sei aber nicht der Ort, gesetzgeberische
Entscheidungen zu korrigieren. Die Mehrfachan-
rechnung einer nur einmal abgeführten Kapital- Franziska Giffey: Der politische Gegner
ertragsteuer sei eine solche Entscheidung gewesen. gießt noch einmal Öl ins Feuer.
Im Januar, wenn Berger vor Gericht stehen soll,
wird Kubicki nicht mehr neben ihm stehen. Sein Franziska Giffey
Mandat ist nach Recherchen des Handelsblatts be-
Ich finde es auch un-
moralisch, dass der
endet. Die Frage nach dem Warum ließ er unbe-
antwortet. Seine Rechtsauslegung in der Steuer-
Ein Seitenhieb
Staat von mir Geld
sache freilich galt schon vor dem Mandatsende als
überholt. Zahlreiche Finanzgerichte entschieden, der CDU vor
haben will und damit dass Cum-Ex-Geschäfte rechtswidrig waren. Eine
Unsinn treibt. „Glanzleistung“ nannte sie der Präsident des Fi-
nanzgerichts Köln, Benno Scharpenberg, im Juli
der Kür
Wolfgang Kubicki 2019. „Aber eben eine kriminelle Glanzleistung.“ Ein Schelm, wer Böses dabei denkt: Nur
Bundestagsvizepräsident Das erste Strafurteil in der Sache kam aus 72 Stunden vor der Kür von Franziska
Bonn. Zwei Angeklagte wurden im März 2020 Giffey zur neuen SPD-Vorsitzenden in
verurteilt. Der Vorsitzende Richter Roland Zickler Berlin hat die Berliner CDU ein vernich-
griff künftigen Verhandlungen vor. Die Vorstel- tendes Gutachten zur Plagiatsaffäre der
lung, es gebe eine Gesetzeslücke, die eine dop- Bundesfamilienministerin präsentiert.
pelte Erstattung einer nur einmal gezahlten Steu- Während sich Giffey innerlich schon auf
er ermögliche, sei abwegig. Es möge ja richtig sein, ihre Rede im Hotel Estrel vor 278 De-
dass der Gesetzgeber unglückliche Formulierun- legierten am Samstag konzentriert, ver-
gen wählte. „Aber es gab keine Gesetzeslücke“, kündete der Wissenschaftsrechtler
sagte Zickler. Es sei nicht alles erlaubt, was nicht Klaus Gärditz am Mittwoch, die von der
ausdrücklich verboten sei. Und überhaupt: „Wol- Freien Universität Berlin angelegten
len wir alle in einer Welt leben, wo es normal ist, Maßstäbe an die Beurteilung einer Pro-
dass jeder jeden bescheißt?“ motionsleistung seien „unrechtmäßig“.
Es wäre interessant geworden, Kubicki dazu Der Fall ist bekannt: Die Internet-
im Gerichtssaal zu hören. Sowohl der Anwalt als plattform Vroniplag monierte Anfang
auch sein ehemaliger Mandant Berger reagierten 2019 zahlreiche Stellen in Giffeys Dis-
geradezu allergisch, wann immer in der Diskus- sertation als unsauber. Daraufhin ließ
sion um Cum-Ex-Geschäfte die Frage der Moral die Freie Universität (FU) die Arbeit
aufkam. „Was interessiert Sie meine Moral?“, frag- nochmals prüfen. In der Folge befand
te Kubicki einen Journalisten im Dezember 2019. ein vierköpfiges Gremium zwar, dass
„Ich finde es unmoralisch, dass Leute nicht arbei- die Sozialdemokratin in ihrer Arbeit
ten wollen und dann Geld vom Staat verlangen. vorsätzlich getäuscht habe, was „ein
Ich finde es auch unmoralisch, dass der Staat von sanktionswürdiges wissenschaftliches
mir Geld haben will und damit Unsinn treibt.“ Fehlverhalten“ sei. Die Uni sprach al-
Bei Cum-Ex sei die Sache glasklar, sagte Ku- lerdings nur eine „Rüge“ aus. Giffey
bicki. Der Handel, der den Steuerzahler um Mil- durfte den Doktortitel behalten.
liarden schädigte, war seiner Meinung nach unter Natürlich trifft die aktuelle Exper-
bestimmten Umständen legal. Dass es Gerichts- tise, die im Auftrag der Berliner CDU
entscheidungen gab, die genau dies bestritten, erstellt wurde, vornehmlich die Hoch-
sagte Kubicki nicht. Mit seiner Trennung von Ber- schule und die Berliner Senatsverwal-
ger verzichtet er nun darauf, öffentlich eines Bes- tung für Wissenschaft. Denn Gärditz
seren belehrt zu werden – und bleibt sich damit legt auf 26 Seiten dezidiert dar, dass die
in gewisser Weise treu. Schon in seiner Jugend Erteilung einer Rüge rechtswidrig ge-
habe er zwar als prügelfreudig gegolten, sagte Ku- wesen sei und die Universität „von der
bicki, als er im September 2019 in Berlin seine Au- Rechtsprechung allgemein anerkannte
tobiografie vorstellte. Sein Motto damals: „Auf Anforderungen an die Entziehung von
die Fresse geben ist besser als auf die Fresse krie- Doktorgraden wegen festgestellter Pla-
gen.“ R. Bender, S. Iwersen, V. Votsmeier giate“ missachtete habe.
Dass die Senatsverwaltung als
Rechtsaufsicht nicht eingeschritten sei,
wird angesichts der „gravierenden ne-
Mike Bloomberg gativen Folgen“ für den Wissenschafts-
standort als „voraussichtlich ermes-
sensfehlerhaft“ bewertet. Dennoch
schaffte es die Berliner CDU mit dem
Gutachten, dass Giffey und ihre offen-
kundigen Verfehlungen wieder in das
Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken.
Dass der politische Gegner noch
Staat – 100 Millionen Dollar auszugeben. Doch einmal kräftig Öl ins Feuer gießt, zeigt
Bloombergs politische Organisation nahm am jedoch, wie ernst er Giffey nimmt.
Wochenende neue Meinungsumfragen vor und Zwar steht ihre SPD in Berlin derzeit
entschied sich daraufhin für Investitionen auch mit 15 Prozent in den Umfragen denk-
in Ohio und Texas. Beide Staaten galten bisher bar schlecht da. Doch die 42-jährige
als sichere Bank für Amtsinhaber Donald Trump, Bundesministerin gilt als Hoffnungs-
der 2016 sowohl in Ohio als auch in Texas ge- trägerin. Es gilt als sicher, dass sie noch
wann. Allerdings scheinen sich dort die Gewichte im Dezember ihre SPD-Spitzenkandi-
diesmal zu verschieben: Umfragen sehen jeden- datur für die Abgeordnetenhauswahl
falls ein knappes Rennen voraus. Die Spots in im kommenden Jahr erklärt, um Regie-
Ohio werden insbesondere auf Trumps Umgang rende Bürgermeisterin zu werden.
mit der Corona-Pandemie und Bidens Forderun- Davor dürfte allerdings ein weiteres
gen nach neuen Investitionen in dem Staat abzie- Gutachten zur Causa Giffey erschei-
len. In Texas soll die Wahlkampfwerbung sowohl nen: Der Staatsrechtler Ulrich Battis
in englischer als auch in spanischer Sprache aus- befasst sich ebenfalls mit der Rechtmä-
Mike Bloomberg: Werbespots gestrahlt werden und sich ebenfalls auf Trumps ßigkeit der Rüge – im Auftrag der Frei-
in Florida, Ohio und Texas. Corona-Krisenmanagement fokussieren. dpa en Universität. Heike Anger
48 Gastkommentar DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020, NR. 210

Der Autor ist

Die Entdeckung Präsident der Bundesnetz-

agentur in Bonn.

der Märkte
Die Forderung nach besseren Rahmenbedingungen für
Stromspeicher hält Jochen Homann für verfehlt. Die Energiewende
lebt vom Wettbewerb. Eine Replik auf den Investor Frank Thelen.

Marko Priske für Handelsblatt [M]

L
etzte Woche hat Frank Thelen an dieser Stelle
sein Unternehmen „Kraftblock“ vorgestellt und
die Politik gemahnt, die Rentabilität für Strom-
speicher und damit auch für sein Unternehmen
zu verbessern: Speicher würden durch die „dop-
pelte“ Zahlung von Umlagen benachteiligt, und
die Förderung von Stromspeichern sei eine vernachläs-
sigte Aufgabe der Energiepolitik.
Ein Blick ins Gesetz zeigt: Es gibt keine „doppelte“
Zahlung von Umlagen für Speicher mehr. Das Energie-
recht ist 2017 so angepasst worden, dass es nicht mehr
an den Regeln liegt, wenn Stromspeicher (noch?) nicht
rentabel sind.
Die Zahl der Studien und der Experten, die akribisch
beschreiben und berechnen, welche Technologien für
das Gelingen der Energiewende erforderlich sind, ist
Legion. Sie alle leiden an einem grundlegenden Fehler.
Sie wähnen sich klüger als ein effizienter Markt. Wenn
sie das wirklich wären, würden sie ihr Wissen für sich
behalten und am Markt nutzen. Tatsächlich beklagen
sie meist, dass der Markt die jeweilige technologische
Lösung nicht nachfragt, und suchen die Ursache dafür
nicht etwa beim Produkt, sondern bei den Rahmenbe-
dingungen.
Wettbewerbliche Märkte wirken als Entdeckungsverfah- in Deutschland. Deswegen braucht die Integration von
ren für effiziente Lösungen, so der Wirtschaftsnobelpreis- immer größeren Mengen an erneuerbarem Strom eine
träger von Hayek. Was Märkte „entdecken“, ist aber
nicht immer das, was man schon vorher wusste, son-
dern mitunter überraschend: Auf den ersten Blick
lassen Solaranlagen und Windräder zwar einen hohen
Speicherbedarf vermuten, aber der Markt reagiert
darauf aktuell nicht mit einer erhöhten Nachfrage nach
Stromspeichern, sondern integriert die schwankende
Erzeugung anders.
Der Strommarkt reagiert schon längst dynamisch auf
viele unterschiedliche Schwankungen – nicht nur auf die
von Wind und Sonne, sondern auch auf die der Strom-
nachfrage. Der erneuerbare Strom ist in diesen Markt
integriert, und sobald die Sonne aufgeht, fahren Kohle-
kraftwerke runter. Würde man heute mehr solaren
Strom speichern, würden die Kohlekraftwerke weniger
herunterfahren. Ob und inwieweit sich die Rolle der
Stromspeicher in einer kohlefreien Zukunft ändert, wird
der Wettbewerb zu entscheiden haben; Stromspeicher
werden damit leben müssen, dass andere Instrumente
voraussichtlich kostengünstiger bleiben werden.
Stromspeicher sind zu klein, um die schwankende
erneuerbare Erzeugung vollständig auszugleichen. Die
größten Batteriespeicher in Deutschland haben heute
eine Kapazität von 15 Megawattstunden. Von einem
Windpark mit 20 Megawatt Leistung könnten sie nicht
einmal die Stromproduktion einer Stunde speichern.
Umgekehrt: Um den deutschen Strombedarf eines
halben Wintertags zu decken, müsste man Speicher-
kapazitäten von 720 Gigawattstunden errichten. Das
entspricht dem 30-Fachen der heutigen Pumpspeicher
große Bandbreite an Lösungen.
Herr Thelen identifiziert als wichtiges Kriterium die
Effizienz der Stromspeicherung, also den Wirkungsgrad
vom Strom über die Speicherung zurück zum Strom.
Die Zahlen aber ernüchtern: Die Bundesnetzagentur hat
Speicher einer sorgfältigen Analyse unterzogen (www.
bnetza.de/speicherpapier) und bei Pumpspeichern
Verluste von bis zu 40 Prozent des Stroms festgestellt.
Dadurch geht jährlich fast so viel Strom verloren, wie die
Netzbetreiber wegen Netzengpässen an erneuerbarem
Strom abregeln. Noch mehr Strom geht in der Kette
„Power to Gas to Power“ verloren, rund 70 Prozent.
Auch bei den von Herrn Thelen erwähnten Konzepten
von Kränen, die Betonklötze stapeln, und in Hochtem-
peratursystemen ergeben sich erhebliche Verluste.
Trotz hoher Verluste sind nicht alle Konzepte der
Stromspeicherung unrentabel. Die Industrie setzt
Stromspeicher ein, um Netzentgelt-Begünstigungen zu
verwirklichen, und in privaten Haushalten erhöhen
Stromspeicher den Eigenverbrauch. Treiber dieser
Konzepte sind aber gerade weder die Volatilität von
Wind und Sonne noch das wettbewerbliche Strompreis-
signal. Diese Speicher machen die Energiewende nicht
leichter, sondern schwerer.
Nur eine wettbewerbliche Einbindung der Stromspei-
cherung schafft einen Anreiz zugunsten verlustarmer
Speichersysteme und weckt Innovationskraft. Solche
vorteilhaften Wirkungen entfalten gut organisierte
Märkte in vielen Lebensbereichen. Im Strommarkt
melden sich aktuell aber vor allem diejenigen zu Wort,
die einen Vorteil gegen den Markt erkämpfen wollen –
die Marktverzerrungen mehren sich. Jedes Förderpro-
gramm und jede Begünstigung lastet auf dem Strom-
markt. Dabei sollte dieser in Zukunft dafür sorgen, die
Integration des erneuerbar erzeugten Stroms effizient
zu verwirklichen.

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