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SIEGFRIED ZEPF

Formen narzißtischer Identitätsbildung,


Gewalt und die Neue Rechte

Wenn die Gesellschaft den Menschen der


heranwachsenden Generation eine kreative
Sinnerfüllung versagt, dann finden sie
schließlich ihre Erfüllung in der Zer-
störung.
ELIAS 1989, S. 297

Der Faschismus ist als Rebellion gegen


die Zivilisation nicht einfach eine Wie-
derholung des Archaischen, sondern des-
sen Wiedererzeugung in der Zivilisation
durch die Zivilisation.
ADORNO 1951, S. 41f.

In der Bundesrepublik haben in den letzten Jahren Gewalttaten


und Fremdenfeindlichkeit um mehrere Dimensionen zugenom-
men. Was lange Jahre in den Bierdünsten der Stammtische ver-
borgen vor sich hinbrütete,1 manifestierte sich zunächst in den
brutalen Aktionen der Hooligans und Skinheads, setzte sich in
Anschlägen auf Asylanten-Wohnheime fort, führte zur Schän-
dung jüdischer Friedhöfe (wie in Wuppertal), Gedenkstätten des
Holocaust (wie in Sachsenhausen) - 1992 wurden den Verfas-
sungsschutzbehörden insgesamt 77 derartige Schändungen ge-
meldet (taz v. 8.2.1993) - und zu rechtsradikalen Terrorakten - bis
Dezember 1992 wurden mehr als 2000 Anschläge und Übergriffe
registriert, die der Rechten zuzuordnen sind (Der Spiegel 1992,
Heft 50, S. 25) - , die mit dem Tode von 17 Menschen endeten.2
Statt mit Polizeigewalt unmißverständlich klar zu machen, daß
diese Art von Brandstifüng und Terror nicht geduldet wird, zogen
es die Politiker vor, die Evakuierung der Asylbewerber vor der
Pogromstimmung in Hoyerswerda zu veranlassen, und mit ihrer

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Debatte um eine Verschärfung des Asylrechtes3 rechtsradikale
Themen zu enttabuisieren. Ohne ernsthafte Folgen konnte der
bayerische Innenminister und heutige Ministerpräsident Bayerns
Stoiber die Position vertreten, man werde es nicht zulassen, daß
unsere Gesellschaft »durchrasst« werde (zit. n. HEITMEYER 1989,
S. 218), konnte der CSU-Bundestagsabgeordnete Scheu vorschla-
gen, homosexuellen Ausländem kein Asyl mehr zu gewähren, und
der CDU-Bundestagsabgeordnete Rudolf Karl Krause in einer
»Denkschrift« Asylbewerber als »organisierte Diebesbrut« de-
nunzieren (zit. n. Der Spiegel 1993, Heft 5, S.16f), konnten Gäste
in den Kneipen des Hamburger Bahnhofsviertels zur Weihnachts-
zeit ein abgewandeltes Adventslied grölen: »Advent, Advent,
ein Türke brennt«, Fans auf Fußballplätzen, die sich über den
Schiedsrichter ärgerten, »Jude nach Auschwitz« skandieren (zit.
n. Der Spiegel 1992, Heft 49, S. 20) und konnte der zwar inzwi-
schen zurückgetretene, aber in seiner Partei unverändert wohl-
gelittene und auch in seinen Parteifunktionen belassene CDU-
Bürgermeister der Moselgemeinde Senheim Franz Dieter
Schlagkamp an die »Zentralstelle der Juden in Deutschland«
(unter amtlichem Briefkopf) schreiben: Ich »bin froh, daß ich als
Bürgermeister einer kleinen 700- Einwohner-Gemeinde keinen
jüdischen Mitbürger habe, der den täglichen Dorffrieden mit
seinen Reizstacheln stört. Ich bete zu Gott, auch nie solche
Mitbürger zu bekommen (...)«. Während die Gewalt gegen Aus-
länder unter der Hand gefördert wurde, »schämten« sich die
Politiker öffentlich. Sie schämten sich freilich nicht sofort und
auch nicht für das, was den Opfern rechter Terrorakte angetan
wurde, sondern für das, was durch die Gewaltakte den Deutschen
zugefügt wurde. Zunächst schämte sich nur Innenminister Kupfer
von Mecklenburg-Vorpommern, und zwar dafür, daß deutsche
Polizisten in Rostock wegen Ausländern (!) gegen Deutsche vor-
gingen, wobei es nach dem Bericht des Polizeihauptkommissars
Skrocki scheint, daß sich die deutschen Randalierer mit der Poli-
zei dahingehend abgesprochen haben, daß sie bei ihrem Angriff
auf das Asylanten-Wohnheim zeitweise keine oder doch nur ge-
ringe Präsenz zeigt (Frankfurter Rundschau Nr. 29 v. 4.02.1993
und Nr. 30 v. 5.02.1993). Gänzlich unnachsichtig war freilich ihre
Präsenz bei einer jüdischen Demonstration, die auf die Gefahr
einer Wiedergeburt nationalsozialistischer Ideen aufmerksam

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machen wollte. So recht in Gang kam die öffentliche Schambe-
kundigung und verordnete Empörung aber erst nach der Ermor-
dung einer türkischen Frau und von zwei Mädchen einer tür-
kischen Familie im November 1992 in Mölln, und es scheint, als
ob mit deren Ermordung eine Schwelle auch deshalb überschrit-
ten wurde, weil diese türkische Familie kein Asyl suchte, sondern
lange Zeit in der BRD gelebt, gearbeitet und Steuern gezahlt
hatte. Gleichwohl war auch hier weniger von Mord und Mitleid
mit den Opfern als von einem Angriff auf das deutsche Volk die
Rede.4 Bundeskanzler Kohl nannte den Anschlag von Mölln ein
»bedrückendes Signal«, und Außenminister Kinkel erkannte auf
der Trauerfeier für die Möllner Opfer: »Deutschland erlebt eine
traurige Zeit« (zit. n. Der Spiegel 1992, Heft 49, S. 19), traurig vor
allem deshalb, weil durch die rechten Terrorakte das Erschei-
nungsbild der Deutschen im Ausland wieder bräunlich eingefärbt
würde. Einer Politur dieses Bildes soll denn auch das Verbot
rechtsextremer Organisationen wie der »Nationalen Front« die-
nen. Das Signal, das sich der ehemalige Bundesinnenminister
Seiters davon versprach, kam jedenfalls erst unter dem Druck des
Auslandes zustande und ist - nach eigenem Bekunden - in erster
Linie darauf gerichtet, mögliche wirtschaftliche Sanktionen ab-
zuwenden und den Industriestandort »Deutschland« zu sichern.
In soziologischen Versuchen, sich der Gründe des Fremden-
hasses zu versichern, wurden und werden immer wieder soziale
Umstände - wie Mangel an Wohnungen, geringe Zukunftsaus-
sichten und Arbeitslosigkeit - angeschuldigt. Eine derartige, auf
die gegenwärtige Situation in der Bundesrepublik bezogene Er-
klärung gibt auch BOHLEBER (1992): Die Zunahme von Fremden-
feindlichkeit sei auf einer politisch-gesellschaftlichen Ebene
»eine Folge der Wiedervereinigung und der dadurch ausgelösten Ver-
unsicherungen. In einer neuen nationalistischen Identifizierung wird
Orientierung, Sicherheit und Identität gesucht, die die aufgebrochenen
sozialen Verhältnisse nicht mehr bieten können. (...) Verunsicherung,
Angst um den Arbeitsplatz oder Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot
werden an Ausländem und Asylsuchenden festgemacht, die als diejeni-
gen angesehen werden, die etwas erhalten, was einem selber fehlt: Geld,
Wohnung und Jobs«.
Auf diese Weise würden »die Verteilungskonflikte in der wieder-
vereinigten deutschen Gesellschaft (...) verschoben«.

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Wie in allen bisherigen, so bleiben auch in dieser soziologi-
schen Erklärung Fragen offen. Warum etwa führen die durch die
Wiedervereinigung bewirkten Verunsicherungen zu einer Zunah-
me der Fremdenfeindlichkeit? Und warum werden die Ängste um
den Arbeitsplatz, Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot an Auslän-
dem und Asylsuchenden festgemacht, wo es doch ganz offen-
sichtlich ist, daß es genügend andere »Deutsche« gibt, »die etwas
erhalten, was einem selbst fehlt: Geld, Wohnung und Jobs«?
Gewiß, die objektive Funktion des Fremdenhasses - die Verschie-
bung der »Verteilungskonflikte in der wiedervereinigten deut-
schen Gesellschaft« - wird benannt. Bereits FENICHEL (1946a) hat
am Beispiel des Antisemitismus diese ideologische Funktion dar-
gestellt. In Beantwortung der Frage, »Welchem Zweck (...) die
Verbreitung der antisemitischen Propaganda« dient, bringt er
folgendes Beispiel aus dem zaristischen Rußland:
»Die Protokolle der Weisen Zions wurden von der zaristischen Polizei
gefälscht, die wußte, zu welchem Zweck sie sie fälschte. Als Ergebnis
der allgemein vorhandenen Armut gab es eine gegen die regierenden
Machthaber gerichtete aufrührerische Tendenz. Die Polizei vermutete,
daß, wenn die Propaganda Erfolg hätte, man die Juden für die Ursache
der Verhältnisse halten würde und nicht die Autoritäten, und daß die
revolutionäre Tendenz gegen sie gerichtet würde. Die schrecklichen
Pogrome zeigten, daß diese Absicht Erfolg hatte« (FENICHEL 1946a, S.
240).
Aber damit diese, auf die Durchsetzung ökonomischer Partialin-
teressen, das heißt auf eine Stabilisierung der herrschenden
Machtverhältnisse sich richtende antisemitische Propaganda ihr
Ziel erreichen konnte, mußte sie für die Mehrzahl der ohnmächtig
Gehaltenen auch eine subjektive, ihre inneren Widersprüche be-
seitigende Funktion erfüllen, eine Funktion, die dem einzelnen
zugleich ihre objektive verbarg. FENICHEL (1946a, S. 240) fährt
fort:
»Die Leute waren in einem Konflikt zwischen einer aufrührerischen
Tendenz und der Achtung vor Autorität, zu der sie erzogen waren. Der
Antisemitismus gab ihnen die Möglichkeit, diese entgegengesetzten
Tendenzen zur gleichen Zeit zu befriedigen; die aufrührerische Tendenz
durch destruktive Aktionen gegen wehrlose Leute, und die respektvolle
Tendenz durch gehorsames Verhalten als Antwort auf die Befehle der
regierenden Machthaber. Die Intrige der Polizei erreichte ihr Ziel: die
Leute glaubten, ihre Feinde seien gleichermaßen die Feinde der regie-
renden Machthaber«.

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Während so den Subjekten ein rationales, auf Veränderung des
Bestehenden drängendes Handeln zu einem irrationalen wird,
gewinnt für sie ihr unbewußt determiniertes, irrationales Verhal-
ten den Anschein eines wohlbegründeten, rationalen Handelns.
So fahndet auch BOHLEBER (1992) nach der unbewußten,
durch die gegenwärtige soziale Situation aktualisierten Konflikt-
lage, in deren Dynamik die unglückselige, eine Verschiebung der
Verteilungskämpfe ermöglichende Verflechtung von Nationalis-
mus und Fremdenhaß gründet. Er liest das Gefühl, einer Nation
anzugehören, als Resultat unbewußter narzißtischer Verschmel-
zungsphantasien mit der (präödipalen) Mutter:

»In der Liebe zum Vaterland und in der Verschmelzung mit der Nation,
aber auch in den Phantasien, für das Vaterland zu sterben, wird die
präödipale Vereinigung mit der Mutter illusionär wiedergefunden. (...)
Diese illusionäre, omnipotente narzißtische Dualunion bildet den Kern
der Attraktion, die das Phantasma der Nation auf das Individuum aus-
üben kann. Sie liefert die >emotionale Strahlkrafb (Elias) des Begriffs
der Nation. In einer narzißtischen Dualunion ist die unvermeidliche
Ambivalenz aufgehoben, zum Objekt wird eine regressive vorambi-
valente Beziehung aufgenommen« (BOHLEBER 1992).

Diese Beziehung führe zu einer Idealisierung der »Nation als das


höchste Gut« und - damit verbunden - zu einer »Abspaltung des
>Bösen< und dessen Projektion auf die Feinde«, mit denen deshalb
auch äußerst aggressiv umgegangen werde. Um diese Abspaltung
und Projektion verständlich zu machen, greift BOHLEBER (1992)
auf das SPiTzsche Konzept d e r - erstmalig ungefähr im 8. Monat
auftretenden - »Fremdenangst« zurück. Sie führe zur Bildung
einer Repräsentanz des Fremden, wodurch sich einerseits die
Beziehung zur Mutter intensivieren würde und auf die ande-
rerseits abgespaltene Teile der Selbst- und Mutterrepräsentanz
projiziert bzw. verschoben würden. Diese »Fremdenangst« sei
»als menschliche Reaktion ubiquitär, sie muß vom einzelnen
anerkannt und integriert werden (...). Erst dann kann er dem
Fremden ohne große Abwehr gegenübertreten«.
BOHLEBER (1992) macht seine Deutung des Nationalgefühls
als mystifizierte Erscheinung unbewußter, auf die präödipale
Mutter sich richtender Verschmelzungsphantasien an einer Viel-
zahl sozialer Phänomene plausibel. Seine Argumentationsfiguren
sind freilich keine eigenen, sondern strukturell den von REICH

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(1933) (auf einer ödipalen Beziehungsebene zur Mutter) formu-
lierten nachgebildet. Bei REICH (1933, S. 90f, Kursivierungen
aufgehoben, S. Z.) heißt es:

»Die Vorstellung von Heimat und Nation sind in ihrem subjektiv-


gefühlsmäßigen Kern Vorstellungen von Mutter und Familie. (...) Das
nationale Empfinden (...) wurzelt (...) in der fixierten Mutterbindung«,5

und genau aus dieser Verbindung von Mutter und Nation nährte
Goebbels in der Auffassung REICHS den Judenhaß.6 Während
REICH (1933) allerdings versucht, die historisch-spezifischen
Umstände zu erhellen, die im Faschismus Mutter, Nationalbe-
wußtsein und Antisemitismus ineinander verflechten, läßt BOH-
LEBER (1992) die besonderen Bedingungen gänzlich im Dunkeln,
unter denen die Integration der Fremdenangst nicht gelingt, nar-
zißtische Verschmelzungsphantasien fortbestehen und sich im
Nationalbewußtsein einen mystifizierten Ausdruck verschaffen.
Nationalismus, Fremdenangst und aggressive Reaktionen auf das
Fremde werden so von historisch-spezifischen auf allgemein-
menschliche Phänomene reduziert, die sich lediglich noch im
Grad unterscheiden können, in welchem sie sich offen manifestie-
ren. So heißt es bei BOHLEBER (1992), daß mit der Wiedervereini-
gung »fremdenfeindliche Vorurteile und Stereotypien wieder an
die gesellschaftliche Oberfläche (kommen, S. Z.), die untergrün-
dig immer vorhanden waren«. In der ehemaligen DDR würde das
auftauen, »was 45 Jahre unter einem staatlichen Antifaschismus
eingefroren war«. In der (ehemaligen) BRD wiederum sei der
»Antisemitismus (...) in der politischen und gesellschaftlichen
Kultur (...) nach 1945 labuisiert« worden. Zwar hätte er »seine
Funktion als politische Ideologie verloren«, aber »privatisiert als
diffuses Vorurteil« hätte er weiter existiert und sich neuerdings
wieder »im kulturellen und sozialen Bereich reorganisieren« kön-
nen.
Geht man den von BOHLEBER (1992) offen gelassenen Fragen
nach, dann erweisen sich auch die heutigen Gewaltakte gegen
Fremde als historisch-spezifische Phänomene, die in einem Zu-
sammenspiel von besonderer Primärsozialisation und ebenso be-
sonderen aktuellen gesellschaftlichen Lebensumständen gründen
und die eine dynamische Grundlage haben, die sich von ihrer
früheren qualitativ unterscheidet. Ich werde also zunächst die

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Sozialisationsbedingungen der heute 17- bis 21jährigen in der
BRD und (ehemaligen) DDR, aus denen sich über 70% der
Gewalttäter rekrutieren, in Abhebung von den früheren skizzie-
ren, sie dann unter Absehung von individuellen Besonderheiten in
das - in einem Exkurs - eingefügte psychoanalytische Kartenblatt
der narzißtischen Entwicklung eintragen und so versuchen, den
irrationalen Determinanten der beobachtbaren Gewaltakte auf die
Spur zu kommen.

Die psychoanalytischen Versuche (etwa REICH 1933; SIMMEL


1946), den Widerspruch zwischen objektiver Lage und subjekti-
vem Handeln größerer Menschengruppen am Ende der Weimarer
Republik und ihre Anfälligkeit für faschistisches Gedankengut
zu enträtseln, bewegen sich - mit unterschiedlichen Nuancierun-
gen - allesamt in einem theoretischen Bezugsrahmen, den FREUD
(1921) mit seiner Arbeit »Massenpsychologie und Ich-Analyse«
entworfen hatte. Soziologen wie ADORNO (1951) sahen im Fa-
schismus geradezu einen Beleg für die Richtigkeit der darin
vorgetragenen Überlegungen. Kernstück der FREUDschen Kon-
zeption war, daß in einer Masse die Individuen gemeinsam ihr
Über-Ich7 auf den Anführer projizieren, wodurch ihre Selbstliebe,
ihr Selbstwertgefühl davon abhängig wird, inwieweit sie mit
dessen Ge- und Verboten übereinstimmen. Sie werden dadurch zu
einer Bruderhorde, deren gemeinsamer Bezugspunkt die ideali-
sierte Autorität ist, über die sie miteinander »partiell( )« identifi-
ziert sind (FREUD 1921, S. 118).8 Diese Auffassung wurde um die
Einsicht ergänzt, daß im Faschismus damit zugleich auch die
verpönten aggressiven und sexuellen Triebimpulse, die dem Sub-
jekt zwar zu eigen sind, aber bisher als eigene nicht durchgelassen
wurden, weil sie durch das Über-Ich in Schach gehalten waren,
nun auf die Juden projiziert und dort bekämpft wurden. So merkt
SIMMEL (1946, S. 295) an:

»Den Massakern an Juden ging stets eine Hetzkampagne voraus, in der


die Juden eben jener Verbrechen bezichtigt wurden, die der Antisemit zu
begehen im Begriff stand. Bevor der Massenmensch die Juden ausraubt,
ihre religiösen Symbole zerstört, ihre Körper verstümmelt und ihre
Frauen vergewaltigt, beschuldigt er sie dieser Grausamkeiten«.

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Da die verpönten Triebregungen wie auch »(d)ie Einzelheiten der
Beziehung zwischen Ich und Über-Ich (...) durchwegs (...) auf das
Verhältnis des Kindes zu seinen Eltern« zurückzuführen sind
(FREUD 1938, S. 69), entwickelt sich so in Wendung eines inneren
(Abwehr)kampfes in einen äußeren zwischen den Individuen und
ihrem Anführer jene libidinös-abhängige, von jedweder Ambiva-
lenz befreite Beziehung, die vordem noch der Beziehung zu ihren
Eltern, vorzugsweise dem Vater innewohnte. Indem der Führer
»den aufgestauten Aggressionen ein Ziel bietet«, kann der »antisemiti-
sche Massenmensch (...) (d)urch Teilhabe am Kollektiv-Ich (...) die
veräußerlichte elterliche Gewalt in zwei Teile spalten: in den Führer,
den man liebt, und in den Juden, den man haßt« (SIMMEL 1946, S. 294f).
Dieses, im Nationalsozialismus auf Hitler projizierte Über-Ich
bildet sich im wesentlichen in noch feudal-patriarchalisch struk-
turierten, kleinbürgerlichen Familien als Niederschlag der väter-
lichen Autorität, die im Kleinbauerntum und der mittleren
Kaufmannschaft sachlich abgesichert war, sich aber auch im
»Beamtentum« (REICH 1933, S. 71, Kursivierungen aufgehoben,
S. Z.) fand. Noch Ende des 19. und Anfang des 20.Jahrhunderts
verdankte sich das familiäre Wohlergehen den von den Vätern
gelenkten mittelständischen Handwerksbetrieben und Unterneh-
men. »Der Erfolg des Unternehmens«, schreibt HORKHEIMER
(1949, S. 344),
»beruhte zum großen Teil auf der Solidarität der Familie. Die Söhne des
Geschäftsmannes aus der Mittelklasse waren einerseits weitgehend un-
abkömmlich im Geschäft ihres Vaters, andererseits auch nicht in der
Lage, eine ähnlich zufriedenstellende Position außerhalb des väterlichen
Betriebs zu finden. Die Töchter wurden sowohl zuhause wie im Geschäft
gebraucht«.
Was sich unter diesen Bedingungen mehrheitlich bildete, waren
autoritätsgebundene Charakterstrukturen (ADORNO et al. 1950).
Gemeint sind damit
»Menschen, die auf der einen Seite beherrscht sind von verdrängter Wut,
aber auf der andren Seite, eben weil sie sich nicht haben entwickeln
können, wieder dazu tendieren, mit der sie unterdrückenden« und ihr
externalisiertes Über-Ich repräsentierenden »Autorität sich zu identifi-
zieren und dadurch ihre unterdrückten und aggressiven Instinkte an
anderen, und zwar im allgemeinen an Schwächeren, auszulassen. Der
autoritätsgebundene, der spezifisch antisemitische Charakter ist wirk-

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lieh der Untertan, wie Heinrich Mann ihn darstellte, oder, wie man
es schlicht auf gut deutsch sagt, die Radfahrematur - charakterisiert
durch eine gewisse Art des pseudorebellischen >da-muß-doch-endlich-
was-geschehen, da-muß-doch-endlich-mal-Ordnung-geschaffen-werden<;
aber dann ständig bereit, vor den Trägem der wirklichen Macht, der
ökonomischen oder welcher auch immer, sich zu ducken und es mit ihr
zu halten« (ADORNO 1962, S. 120).

Es ist gewiß unstreitig, daß solche Charaktere auch heute nicht


gänzlich verschwunden sind, sondern sich immer noch in grö-
ßerer Anzahl finden. Nicht übersehen werden kann jedoch, daß
mit der Entwicklung zum Monopolkapitalismus vor rund 50
Jahren in der BRD jene sie produzierende Familie in die Ge-
schichte entlassen wurde, in der die personale, durch seine Tätig-
keit als selbstständiger Produzent auch sachlich abgesicherte Au-
torität des Vaters dominierte.9 Mit der Bildung aufgetürmter Kon-
zerne entzog der technologische Fortschritt einer Vielzahl bisher
selbständiger Kleinunternehmer die wirtschaftliche Grundlage.
Von selbständigen Produzenten, von relativ autonom handeln-
den, das Lebensschicksal ihrer Kinder wesentlich bestimmenden
Subjekten wurden die Väter mehr und mehr zu Angestellten in
einem zunehmend anonymer werdenden gesellschaftlichen Pro-
duktions- und Reproduktionsprozeß.10 Durch diesen Verfall der
ökonomischen Autonomie stürzen auch die Väter in den bürgerli-
chen Familien aus ihrer, durch Autorität gekennzeichneten Rolle,
denn der Verlust vererbbarer Güter und Verfügungsgewalten, die
den Kindern bisher ihre Zukunft sicherten, höhlte ihre Autori-
tät sachlich so aus, daß auch ihre personale entzaubert wurde."
Die Väter wurden für die Kinder zunehmend unsichtbar, ver-
schwanden in einem »Schattenreich« (MITSCHERLICH 1963,
S. 203), und die Zeit, die sie noch mit den Kindern verbrachten,
reduzierte sich weitgehend auf ein gemeinsames und passives
Konsumieren.12 In dieses »Schattenreich« verflüchtigten sich
zunehmend auch die Mütter. Während 1957 nur 32% und 1965
36% aller Mütter mit Kindern unter 18 Jahren berufstätig waren,
war 1972 bereits nahezu jede zweite Mutter berufstätig, wo-
bei über ein Drittel ein oder mehrere Kinder unter 6 Jahren hatte
13
(MENSCHIK 1971). Darüber hinaus wuchsen immer mehr Kin-
der zugleich oder nacheinander in Ersatzfamilien, Kinderkrip-
pen, Kindergärten14 und Kinderheimen auf oder wurden von

121
Tagesmüttern, Großeltern und Verwandten betreut (NAVE-HERZ
1988).
Aber auch in der ehemaligen DDR lösten sich die Mütter und
Väter in einem »Schattenreich« auf. Beide Elternteile waren
nahezu voll berufstätig (1973 waren in der DDR ca. 83% aller
Frauen im Arbeitsprozeß [HENKEL 1978, vgl. a. HORTMANN
1992]). Über 90% der Kinder besuchten einen Kindergarten (wo
für 15-20 Kinder eine Betreuerin zur Verfügung stand [ISRAEL
1990]), und 1970 hielten sich 25% und 1974 40% aller Kinder
unter 3 Jahren in Kinderkrippen auf (Stat. Jhrb. DDR 1975, S.31).
Ende der 70ger Jahre wurden 60% (KRECKER et al. 1978), Ende
der 80ger Jahre ca. 80% (KUHN 1991, S.166) der Säuglinge in
Kinderkrippen betreut. Teils kamen die Kinder nach dem Mutter-
jahr - in dieser Zeit wurden oft die Großeltern zur Pflege in
Anspruch genommen (ISRAEL 1992) -, teils aber auch schon
früher - 85% der Kinder wurden zwischen dem 3. und 14. Lebens-
monat aufgenommen (ISRAEL 1992) - in die Krippen und blieben
dort 9-10 Stunden am Tage (HORTMANN 1992).
Es scheint femer, als ob in der BRD auch die Mütter zunehmend
ihr Interesse an gemeinsamen Aktivitäten mit ihren Kindern ver-
loren. So zeigt die Untersuchung von KOTELCHUK (1976), daß die
nicht-berufstätigen Mütter durchschnittlich 9 Stunden pro Tag mit
ihren Kindern in einem Raum verbringen, aber sich nur 1 Stunde
mit ihnen beschäftigen. Bei der berufstätigen Mutter wiederum
halbiert ihre Doppelbelastung nicht nur ihr Interesse am Kind,
sondern macht selbst die noch möglichen Beziehungen zu ihm
ambivalent. Oft als funktionelles Objekt der Repräsentation ver-
wandt - und dadurch zu einem nicht unerheblichen »Kostenfak-
tor« geworden« - bedeutet ein Kind, so MITSCHERLICH (1963, S.
80), erst einmal
»eine Unterbrechung der Arbeitstätigkeit, eine Schwächung der Wirt-
schaftskraft der Familie und bringt die Mutter wieder in größere fi-
nanzielle Abhängigkeit. Damit erfährt sie aber, gemessen am gesell-
schaftlichen Trend zur Bestimmungsfreiheit (in Freizeit und Konsum),
Bedingungen, die sie als hartes, oft ungerechtes Opfer empfindet«.
Die Folge ist, daß das »Kind (...) mehr oder weniger zum Objekt
(wird, S. Z.), an dem sie ihre Unlustspannungen ausläßt«. Statt
mit dem Kind in Beziehung zu treten, ließ man es durch einen
Walkman in den Schlaf singen und sich durch technologische

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Geräte wie Femsehen, Computerspiele, Kassettenrecorder oder
automatisiertes Spielzeug repräsentieren (s. dazu KÖNIG 1988). In
der BRD besaßen 1986 98% der Haushalte einen Femseher, der
durchschnittlich 3,5 Stunden eingeschaltet war (LUKESCH 1988,
S.175), und KUNZIK (1982) stellt in einer empirischen Untersu-
chung fest, daß der Femseher oder Videoapparat von den Eltern
hauptsächlich als Betreuer-Surrogat, als elektronischer Babysitter
eingesetzt wird. FRANK (1978, S. 14) berichtet, daß von den 3- bis
5jährigen Kinder über ein Drittel den Femseher selbst bedienen,
bei den 6- bis 9jährigen sind es fast zwei Drittel. Studien zeigen
femer, daß mit dem Einschalten des Femsehers die interpersonale
Kommunikation und Interaktion abgeschaltet werden (z.B. KELL-
NER 1978, S. 27).
Selbst eher konservativ orientierten Soziologen wie SCHELS-
KY (1954) ist nicht entgangen, daß mit der ansteigenden Techni-
sierung der immer mehr auch die Mütter in sich einbeziehenden
Arbeitswelt eine zunehmende »Entinnerlichung«, eine innere Er-
kaltung der Familien vor allem in den gebildeteren, städtischen
Mittelschichten einherging, in denen die Erziehung der Kinder
nun nahezu wissenschaftlich geplant wurde, »von der wohlaus-
gewogenen Diät bis zum ebenso wohlausgewogenen Verhältnis
von Lob und Tadel, wie die populärpsychologische Literatur es«
empfahl (HORKHEIMER 1949, S. 351). Die gesamte, insbesondere
auch die mütterliche Einstellung zu den Kindern wurde rationaler,
pragmatischer und zunehmend instrumentell,«und selbst die Lie-
be wurde nun gehandhabt wie ein Bestandteil pädagogischer
Hygiene« (HORKHEIMER 1949, S. 351). Anders ausgedrückt: Eine
verstärkte materielle Zuwendung ging einher mit einer emotiona-
len, innerlichen Abwendung. »Heute«, so merkte ADORNO (1962,
S. 121) an, »entscheidet in der Erziehung weniger die väterliche
Brutalität (...), sondern eine bestimmte Art von Kälte und Be-
ziehungslosigkeit, die die Kinder in ihrer frühen Kindheit erfah-
ren«. Der Umgang mit den Kindern wurde zunehmend sachlich,
das heißt, mit ihnen wurde zunehmend wie mit einer Sache
umgegangen, sei es, daß man wegen eines später zu erwartenden
Gewinns in die Ausbildung bestimmter Eigenschaften investierte,
oder daß man sie zum Träger der Aufstiegshoffhungen machte,
die von den Eltern selbst nicht eingelöst werden konnten (z.B.
RICHTER 1972, S. 113); WURZBACHER 1958, S. 215).

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Einem vorwiegend sachlichen Umgang sahen sich auch die
Kinder in der DDR ausgesetzt. Kinder waren ein »gesellschaftlich
gestützte(s) Statussymbol, Druckmittel für scheinbar größere so-
ziale Freiheiten, wie größere Wohnung, Kindergeld, Befreiung
von Arbeitsplatzbindung oder Schichtdienst« (ISRAEL 1992),
wobei sich freilich die Eltern nicht von technologischen Spielge-
räten, sondern von den Betreuerinnen in den Kinderkrippen ver-
treten ließen. Deren Realität beschreibt ISRAEL (1992) folgender-
maßen:

»Die Kleingruppen hatten in der Regel zwei Erzieherinnen, die sich im


2-Schichten-System ablösten (von 6 bis 18 Uhr). Geplant waren Grup-
pengrößen von 8 Kindern, de facto waren es aber bis zu 20 Kindern. Der
Tagesablauf verlief straff strukturiert nach Plan, mit festen Fütterungs-,
Topf-, Spaziergehe-, Spiel-, Sport- und später auch anderen Beschäfti-
gungszeiten. Der geistige Hintergrund war (...) der von der totalen
Erziehbarkeit und Erziehungsbedürftigkeit des Menschen vom 1.Le-
benstag an (...) Das hieß, das Kind müsse über Bildung und Erziehung
allmählich angefüllt werden. Die Vorstellung, man könne aus jedem
Kind alles machen, wenn es nur recht erzogen werde, bestimmte das
Handeln. Vor Bevorzugung, individueller Hinwendung und Extravagan-
zen wurde gewarnt. Der Erziehungsplan stand vor der Beziehungsgestal-
tung. Und selbst wenn die Krippenerzieherinnen diese Auffassung nicht
teilten, war es ihnen rein praktisch kaum möglich, als emotionaler
Bezugspunkt zu wirken«.

Wie auch im späteren Leben in der DDR war auch in den Kinder-
krippen »(d)er Wert des einzelnen (...) dem der Gruppe total
untergeordnet« (ISRAEL 1992), weil »(i)n der sozialistischen Ge-
sellschaft (...) sozialistische Persönlichkeiten in Kollektiven, mit
Hilfe von Kollektiven und durch das kollektive Leben geformt«
werden (HIEBSCH 1971, S. 152). Ganz offenkundig wird die
Versachlichung des Kindes, wenn man sich etwa die im »Lehr-
buch« der Erziehung in Krippen von SCHMIDT-KOLMER (1984, S.
24) vorgetragene »wissenschaftliche Grundlage« anschaut, den
der Erziehungsplan für sich beanspruchte. An keiner Stelle wird
der Frage nachgegangen, wie pädagogischen Maßnahmen vom
Kind erlebt werden, bzw. welche Auswirkungen sie auf das kind-
liche Erleben haben. Die Entwicklung der Innenwelt des Kindes
ist in der »wissenschaftlichen« Begründung gänzlich suspendiert.
Die Innenwelt, das Erleben des Kindes, wird nur als Mittel
reklamiert, um »Aufzuchtstrategien« (HIEBSCH 1971, S. 26)

124
durchsetzen zu können. So schreibt SCHMIDT-KOLMER (1984, S.
200):
Die kindliche »Anhänglichkeit (...) oder Abhängigkeit«, seine »emotio-
nale Bindung bildet eine wichtige Grundlage für die Erziehbarkeit des
Kindes. Sie gibt den Betreuem ein Mittel an die Hand, schon von Anfang
an die Tätigkeit des Kindes zu steuern, erwünschte Verhaltensweisen
und Reaktion zu bekräftigen, unerwünschte abzulehnen und dem Kind
auf elementare Weise eine Beurteilung und Bewertung seines Verhal-
tens verständlich zu machen, d.h. seinem Verhalten wertende Bedeutung
zu geben und dem Kind die gesellschaftlichen Normen des Verhaltens
und dessen sittlich-moralische Bewertung zu vermitteln«.
Diese behaviouristische Konzeption, in der die Prägung mensch-
licher Verhaltensweisen mit der Dressur von Tieren identisch ist,
findet sich auch bei HIEBSCH (1971, S. 26), der nicht umsonst von
»Ausscheidungsdressuren« spricht. Erfolg und Mißerfolg, positi-
ve und negative Sanktionen sind für ihn die zentralen Strategien
»für die beiden Grundformen des Erwerbs von Verhaltensweisen (und
>Eigenschaften<) (...), nämlich a) die Auslese bzw. Verstärkung sozial
erwünschter Verhaltensweisen aus dem Repertoire der angeborenen
(unbedingtreflektorischen) Reaktionen und b) der Neuerwerb der kom-
plizierteren Verhaltensweisen, die sich auf den unbedingtreflektorischen
aufbauen« (HIEBSCH 1971, S. 54).

ISRAEL(1990, Kursivierungen aufgehoben, S. Z.) faßt so zusam-


men: Das Kind wurde behandelt
»als zu formendes Objekt, das reibungslos zu funktionieren hatte: Be-
reits der Säugling war vom ersten Tag an zu erziehen. Körperliche und
moralische Gewalt waren legitim. Über das Objekt >Kind< wurde verfügt
(...)«,
und zwar entsprechend den allgemeinen »Gesetzen«, denen nach
Ansicht der Planer die »Herausbildung allseitig entwickelter so-
zialistischer Persönlichkeiten« (Gesetzblatt der DDR v. 13.8.
1973, Teil I, Nr.36) unterlag und über die eine »grenzenlose( )
Ergebenheit gegenüber den Idealen des Kommunismus« erreicht
werden sollte (MARGOT HONECKER 1974). Das Kind wird hier als
bloßes Rohmaterial gesehen, als eine Art diffuser Knetmasse, die
in jene Verhaltensweisen einzuzwingen ist, die die Erzieher für
richtig erachten. »Es gibt kein Kind, dessen Charkter man nicht
umerziehen könnte« heißt es im Lehrbuch »Psychologie für Kin-
dergärtnerinnen« (zit. n. ELSCHENBROICH 1991, S.206). Persön-

125
lichkeitsbildung wird so zu einem Prozeß des Herausschneidens
und Zusammensetzens bestimmte herausgeschnittener Verhal-
tensweisen, der das sozial Unerwünschte amputiert und als Abfall
hinterläßt.
Es ist gewiß einsichtig, daß sich in Sozialisationen, in denen
die Eltern und Betreuer zwar noch als Figuren vorhanden, aber als
Personen weitgehend verschwunden sind, auch affektiv getönte
personale Beziehungen zu ihnen nur mehr rudimentär und brü-
chig entfalten können. Da eine sich in gemeinsamen Interaktio-
nen darstellende Liebe der Eltern - in der DDR ergab eine 1973
durchgeführte repräsentative Umfrage von 800 Eltern, daß sich
50%) mit einem Kind und 68% mit zwei Kindern durch sie in
ihrem Freizeitverhalten mittel bis stark eingeschränkt sahen (PIN-
TER 1991, S. 161), und dieses Ergebnis unterstreicht nachdrück-
lich die Feststellung von ISRAEL (1992), nämlich daß in der DDR
»(d)as Kind (...) im System Familie nicht als ein Mitglied betrach-
tet (wurde, S. Z.), das erst einmal etwas zu bekommen hat,
sondern in den Status des Gebenden geschoben« wurde - und der
sie ersetzenden Krippenerzieherinnen nur sporadisch erfahren
wird, führen erlittene Enttäuschungen auch zu einem schnelleren
Abbruch und zu einem Rückzug des Kindes auf sich selbst. Was
dies genau heißt, wird deutlich, wenn man die Sozialisations-
bedingungen in der BRD und DDR im Kontext eines, an anderer
Stelle vorgelegten Konzeptes betrachtet (ZEPF 1985), in dem die
narzißtische Entwicklung im Rahmen der »Theorie der Interak-
tionsformen« (LORENZER 1972, 1974) verfolgt wurde. Um den
Gang der Diskussion transparent zu halten, will ich wenigstens
die Grundlinien dieses Konzeptes einfügen, das die Entwicklung
der narzißtischen Bedürftigkeit (im Wechselspiel mit der triebhaf-
ten) bis zur Einführung von Sprache idealtypisch zur Darstellung
bringt.

EXKURS: Die narzißtische Entwicklung

Begreift man mit LORENZER (1972) »Trieb« als Produkt der in den
realen Interaktionen des Sozialisationsprozesses produzierten In-
teraktionsformen,15 dann heißt dies zunächst, daß sich ein abstrak-
ter Triebbedarf erst über die Registrierung von Interaktionen in

126
konkrete und dem sich bildenden Subjekt auch intentional ver-
fügbare Triebbedürfnisse nach bestimmten, lustvoll erlebten
sensorischen Kontakten qualifiziert. Interaktionsformen sind die
Resultate vergangenen und die Muster künftigen lustvollen In-
teragierens. Dieses Verständnis eröffnet eine bestimmte Sicht auf
die narzißtische Bedürftigkeit, denn mit der Aufhebung zunächst
undifferenzierter Körperspannungen im Interagieren wird im
Neugeborenen zugleich wieder jener Zustand hergestellt, den
verschiedene Autoren (Lit. s. ZEPF 1985) mehr oder weniger
explizit als Ziel definieren, auf das sich die narzißtische Bedürf-
tigkeit richtet: ein spannungsloser und unlustfreier Zustand, wel-
cher der intrauterinen Ungeschiedenheit von Bedarf und Be-
darfsstillung, von mütterlichem und kindlichem Organismus ent-
spricht. Dieses Ziel stellt sich ein, nachdem im Geburtsakt die
Ungeschiedenheit aufgehoben wurde. Subjektives Korrelat der
Trennung sind die dabei auftretenden Körperspannungen des
»Geburtstraumas« (FREUD 1926, S. 165),16 welche durch die nun
einsetzenden Interaktionen nicht nur inhaltlich qualifiziert, son-
dern auch wieder rückgängig gemacht werden. Das Kind fallt in
den Schlaf zurück, der von FREUD (1916a, S. 412f.) als eine
Regression der Libidoentwicklung begriffen wird, die »bis zur
Herstellung des primitiven Narzißmus« reicht.17
Objektiv erweist sich somit die narzißtische Bedürftigkeit als
Resultat eines traumatischen Eingriffs von außen, der sich subjek-
tiv im Auftreten unlustvoller Körperspannungen darstellt. Wäh-
rend sich also die triebhafte Bedürftigkeit auf lustvolles Interagie-
ren richtet, visiert die narzißtische die Vermeidung unlustvoller
Zustände an (s.d.a. JOFFE u. SANDLER 1967b). Wenn nun der
»Wechsel von Triebbefriedigung und Versagung (...) als Motor
der Entwicklung betrachtet« werden muß (LORENZER 1972, S.
28), dann heißt dies, daß die psychische Entwicklung subjektiv
dadurch angetrieben wird, daß im Verhältnis zum früheren auf
dem späteren Entwicklungsstand die Relation von lustvollen und
unlustvollen Erfahrungen18 günstiger ist. Sonst gäbe es für das
Individuum keinen Grund, einen erreichten Entwicklungsstand zu
verlassen.
Subjektiv steht mithin die Entwicklung unter dem Diktat,
lustvolle Entspannung zu erzielen und Unlust möglichst zu ver-
meiden. Da ein Gefühlszustand immer inhaltlich definiert ist

127
durch die Bedingungen, die ihn hervorrufen (RUBINSTEIN 1945, S.
21), wird es dem Kind darum gehen, die Bedingungen, in denen in
seiner Sicht die Lust gründet, zu sichern, und jene zu suspendie-
ren, unter denen Unlust auftritt. Unter dem Titel der »halluzinato-
rischen Wunscherfüllung« beschreibt FREUD (1900, S. 571) die
Ausgangslage der weiteren Entwicklung des noch ganz auf der
Ebene des »Primärvorgang(s)« (FREUD 1938, S. 86) operierenden
Neugeborenen. Antwortet die Mutter zeit- und formgerecht auf
eine aktualisierte Interaktionsform, dann genügt hier bereits eine
gesteigerte Besetzung der »Erinnerungsspur« (FREUD 1895, S.
376), in subjektiver Sicht das bloße Auftreten einer Interaktions-
form, einer Vorstellung - die innerpsychische Wiederholung »je-
ner Wahrnehmung, welche mit der Befriedigung des Bedürfnisses
verknüpft« gewesen war -, für ein mit der »Abfuhr der Beset-
zung« (FREUD 1900, S. 571) einhergehendes Lustempfinden.
Wenn aber die Mutter nicht zeitgerecht oder nicht der aktuali-
sierten Interaktionsform entsprechend antwortet, dann ist das
Erleben von Unlust die Folge. Die aktualisierte Interaktionsform
wird nicht in Minderung der Körperspannung entaktualisiert, sie
zerbricht vielmehr in die Bestandteile, aus denen sie sich aufbau-
te, so daß jene undifferenzierte - und deshalb unlustvoll erlebte -
»unmastered tension« (FENICHEL 1946b, S. 132), jene Unlust
bereitende »ökonomische Störung durch das Anwachsen der Erle-
digung heischenden Reizgrößen« wieder auftritt, die im Geburts-
akt erstmalig vorlag (FREUD 1926, S. 168, S. 163).
Für das Verständnis der weiteren Entwicklung ist nun die
Einsicht von einigem Gewicht, daß zwar beide qualitativ diffe-
rente Erfahrungen mit objektiv verschiedenen Vorstellungsinhal-
ten einhergehen mögen, sie sich aber subjektiv gleichwohl nicht
auf je besondere, sondern auf Vorstellungen überhaupt beziehen.
Wenn der psychische Apparat des Neugeborenen noch ausschließ-
lich auf der Ebene des Primärvorganges operiert, dann kann
jedenfalls nicht unterstellt werden, daß es bereits zwischen ver-
schiedenen Vorstellungen unterscheiden kann. Für seelische Ope-
rationen, die dem Primärvorgang19 unterliegen, gilt nicht nur
»Widerspruchslosigkeit, (...) Zeitlosigkeit und Ersetzung der äu-
ßeren Realität durch die psychische (...)« (FREUD 1913, S. 286),
sondern auch, daß »die entscheidenden Regeln der Logik (...)
keine Geltung« haben, Unterschiede und »Gegensätze nicht aus-

128
einandergehalten, sondern wie identisch behandelt werden«
(FREUD 1938, S. 91). Ein Individuum aber, in dessen psychischer
Tätigkeit es keine Zeitperspektive,20 keine Negation und keine
Gegensätze gibt, wird sich nicht darüber klar werden können, daß
»diese« Vorstellung nicht »jene«, sondern eine andere ist.21
Objektiv verschiedene Vorstellungsinhalte sind mithin subjektiv
identisch.
Was man aber auf diesem Entwicklungsstand findet, ist eine
affektsymbolische Differenzierung des Identischen. Unbeschadet
differenter Inhalte wird das Nämliche, das bloße Auftreten einer
Vorstellung zur subjektiven Bedingung lustvoller wie unlustvoller
Erfahrungen, wobei die letzteren dem Kind die Insuffizienz sei-
nes bisherigen Mittels signalisieren. Die Halluzination, die bloße
Vorstellung allein, erweist sich ihm als »untüchtig, das Aufhören
des Bedürfnisses, also die mit der Befriedigung verbundene Lust
herbeizuführen« (FREUD 1900, S. 604). Diese Insuffizienz ergibt
sich aus der Lebenspraxis - die Mutter wird nicht immer zeit- und
formgerecht antworten können - und führt zur Einführung dessen,
was FREUD (1911, S. 231f; vgl. a. 1900, S. 572) »Realitätsprin-
zip« nannte: Wurde zunächst

»das Gedachte (Gewünschte) einfach halluzinatorisch gesetzt«, so hat


nun »das Ausbleiben der erwarteten Befriedigung, die Enttäuschung,
(...) zur Folge, daß dieser Versuch der Befriedigung auf halluzinatori-
schem Wege aufgegeben wurde. Anstatt seiner mußte sich der psychi-
sche Apparat entschließen, die realen Verhältnisse der Außenwelt vor-
zustellen und reale Veränderungen anzustreben«.
Das heißt freilich nicht, daß die bisherige Bedingung von Lust
und Unlust - die Vorstellung - in Gänze aufgegeben wird. Weil sie
subjektiv nicht nur Bedingung der Unlust, sondern auch Bedin-
gung der Lust war, wird sie - unter Veränderung ihres Status -
beibehalten. Sie verweist nun auch subjektiv auf etwas ihr Äußer-
liches. Die unlustvollen Erfahrungen bzw. der Versuch, den nar-
zißtischen, von jeglicher Unlust freien Zustand wieder zu errei-
chen, nötigt das kindliche Individuum zu einer Unterscheidung
von Vorstellung und Wahrnehmungsperzepten, von Interaktions-
form und Interaktion, das heißt von Innen und Außen.
Mit dieser Trennung wird das Außen zur subjektiven Bedin-
gung lustvoller Entspannung.22 Diese Trennung wird allerdings
nur dann aufrechterhalten werden können, wenn die mit ihr ver-

129
bundene Lust-Unlust-Relation günstiger ist als jene, die auf dem
Stadium der halluzinatorischen Wunscherfüllung vorlag. Zwar
resultiert die subjektive Aufdifferenzierung des psychisch Regi-
strierten in Vorstellung und Wahrnehmung aus punktuellen un-
lustvollen Erfahrungen. Es würde für das kindliche Individuum
keinen Anlaß geben, die halluzinatorische Wunscherfüllung auf-
zugeben, wenn jede Bedürfnisregung unmittelbar mit einer zeit-
und formgerechten Antwort des Interaktionspartners einher gin-
ge. Soll jedoch die Orientierung der Vorstellung auf Wahrneh-
mungsperzepte beibehalten werden, dann setzt dies voraus, daß
die Interaktionen mit der Außenwelt mehrheitlich in einen Zu-
stand führen, welcher für das kindliche Individuum befriedigen-
der ist als jener, der sich über bloßes Halluzinieren erreichen ließ.
Unlustvolle Spannungszustände können aber auch nach dieser
Trennung nicht gänzlich vermieden werden. Sie treten freilich
nicht nur auf, wenn sich die Mutter in einer Weise verhält, die der
vom Kind antizipierten Beziehungssituation total entgegenge-
setzt ist, sondern auch dann, wenn ihre Antwort - etwa in der
Herstellung einer neuen Interaktionsform - nur punktuell der im
Kind aktualisierten entspricht.23 Die Folge ist, daß sich im Zusam-
menspiel von formgerechten und nicht-ganz-formgerechten müt-
terlichen Antworten die Innen- und Außenwelt subjektiv weiter
aufdifferenziert. Interaktionsformen, deren Realisierung allein
nicht zur lustvollen Entspannung führt, werden von jenen abge-
grenzt, die dies leisten, aber dazu deren Realisierung als Be-
dingung benötigen. Resultat solch punktueller Frustration ist eine
subjektive Aufgliederung der Interaktionsformen in solche, die
der Befriedigung näher stehen, und in jene, die ihr femer sind.
Diese letzteren Interaktionsformen können als »instrumenteile«
bezeichnet werden. Für das Subjekt werden sie zu jenem Kom-
plex, den die Psychoanalyse als »Ich-Funktionen« beschreibt.24
Über punktuelle Erfahrungen von Unlust qualifizieren sie sich
subjektiv als notwendige, aber keineswegs hinreichende Bedin-
gung für die ersteren, die als »triebbestimmt« zu charakterisieren
sind. Laufen die instrumentellen Programme ab, dann folgt dar-
aus nicht, daß auch die antizipierte triebbestimmte Interaktions-
form realisiert werden kann. Laufen sie jedoch nicht ab, dann
wird auch die triebbestimmte Interaktionsform nicht realisiert
werden können.

130
Natürlich kann auch auf diesem Entwicklungsstand die objek-
tive Verschiedenheit der instrumentellen Interaktionsform subjek-
tiv noch nicht eingeholt werden. Durch ihr gemeinsames Af-
fektsymbol - einer bestimmten »Lust-Unlust-Relation« - sind
objektiv verschiedene instrumentelle Interaktionsformen dem
Subjekt ebenso identisch, wie ihm verschiedene triebbestimmte
durch ihr gemeinsames Affektsymbol »Lust« deckungsgleich
sind. Das Subjekt kann zwar zwischen instrumentellen und trieb-
bestimmten Interaktionsformen im allgemeinen, nicht jedoch
zwischen verschiedenen triebferneren und triebnäheren unter-
scheiden. Im Identischen - der Unlust bzw. der Lust - kann noch
nicht das Verschiedene ausgemacht werden.
Daß auch diese Aufgliederung Unlust nicht verhindern kann,
ist offensichtlich. Weil auch im weiteren Verlauf die mütterlichen
Antworten nicht immer zeitgerecht erfolgen und den aktualisier-
ten Interaktionsformen auch nicht immer zumindest partiell ent-
sprechen, wird das kindliche Interaktionsbedürfhis auch weiter-
hin von Zeit zu Zeit in die Leere laufen. Wenn aber die Außenwelt
nicht mit der in der triebbestimmten Interaktionsform antizipier-
ten Befriedigung korrespondiert, dann wird sie in der Perspektive
des Subjekts zur Bedingung der Unlust, weshalb es auch versu-
chen wird, sie abzuschaffen. »Abschaffen der Außenwelt« heißt
hier Rückkehr in jene psychische Lage, in der Innen und Außen
noch ungeschieden waren. Dieser Regression steht freilich ent-
gegen, daß die Außenwelt aber auch durchaus vielen aktualisier-
ten Interaktionsformen entsprechend antwortet, so daß Interak-
tionen auch lustvoll sind. Da sie eine Trennung implizieren, muß
zugleich an der Außenwelt festgehalten werden.
Das Dilemma, im dem sich das Kind befindet, ist offenkundig.
Aus Gründen der Unlustvermeidung wird es zu einer Suspendie-
rung kommen und aus Gründen lustvoller Triebbefriedigung muß
es die Existenz einer Außenwelt anerkennen.25 Eine Lösung die-
ses Dilemmas setzt voraus, daß beiden Bestrebungen Genüge
getan wird. Dazu steht nur ein Weg offen, nämlich daß sich das
kindliche Individuum im Versuch, die Bedingungen für eine lust-
volle Entspannung selbst herzustellen, die instrumentellen, von
der Psychoanalyse als »Hilfs-Ich« (z.B. SPITZ 1965, S. 275)
beschriebenen Funktionen der Objektwelt im Zuge einer selekti-
ven Identifikation aneignet und die Objekte in ihrer triebbefriedi-

131
genden Funktion, in ihrem Beziehungscharakter in der Außenwelt
beläßt. Gelingt dies, dann richtet sich die triebhafte Bedürftigkeit
auf die Realisierung triebbestimmter Interaktionsformen mit der
Objektwelt, während sich die narzißtische auf die innerpsychi-
sche Übereinstimmung von realisierten und idealen, das heißt
jenen instrumentellen Interaktionsformen zentriert, die über die
Objektwelt eine Triebbefriedigung ermöglichen und zugleich Un-
lust vermeiden helfen.

II

Angetrieben von dem Ziel, unlustvolle Spanungszustände zu ver-


meiden, d.h. unter veränderten inneren und äußeren Bedingungen
wieder jenen bedürfnislosen, dem intrauterinen analogen Zustand
der »primären Ungeschiedenheit« (JOFFE u. SANDLER 1967a) von
Mutter und Kind herzustellen, entwickelt sich mithin die narzißti-
sche Bedürftigkeit - gelesen in der Perspektive des Subjekts -
unter dem Primat lustvoller Entspannung von der Abschaffung
der Vorstellung über die Herstellung einer Ungeschiedenheit mit
der Außenwelt hin auf die Übereinstimmung von antizipierten
und realisierten instrumentellen Interaktionsformen. Trägt man
nun auf dieser idealtypischen durchgezeichneten Entwicklungsli-
nie die angeführte Sozialisationspraxis ein, dann lassen sich ihre
dadurch bedingten Verbiegungen mühelos aufspüren. Wenn sich
lustvolle Gemeinsamkeiten, elterliche Spontaneität und einfühl-
same Zuwendung in einen eher technischen Routinebetrieb auflö-
sen, dann wird es auch an personalen Interaktionen mangeln, die
sich selektiv und mit konstant vorhandenen Beziehungspersonen
so wiederholen, daß sie sich als befriedigende Interaktionsformen
in das heranwachsende Kind eintragen können. Resultat ist eine
mangelnde Differenzierung des Triebbereichs, wodurch die kind-
lichen Möglichkeiten, bei den allfalligen Frustrationen »dieser«
Interaktionsform sie zu verändern oder die Befriedigung einer
anderen als Ersatz anzustreben, eingeengt werden, so daß unlust-
volle Körperspannungen nicht nur länger andauern, sondern auch
eher und häufiger auftreten. Wurde in der idealtypisch durchge-
zeichneten Entwicklung lustvolles Interagieren nur punktuell
durch die Erfahrung von Unlust unterbrochen, so dreht sich hier

132
diese Sachlage um. Lustvolle Ereignisse sind hier nurmehr spora-
disch in unlustvolle Erfahrungen eingeflochten, so daß das Ver-
meiden von Unlust für das sich bildende Subjekt wesentlich
wichtiger wird als das Streben nach lustvollem Interagieren Und
das heißt: Bei einer eingeschränkten personalen Interaktions-
praxis steht die Sozialisation nicht mehr unter dem Primat lustvol-
le Entspannung, sondern unter dem Diktat der Unlustvermeidung.
Dies hat u.a. Folgen für die Ausbildung der sogenannten
»Achtmonatsangst«. SPITZ (1965, S. 167) beobachtete bei Kin-
dern im Alter von 6 bis 8 Monaten individuell verschiedene Grade
von Ängstlichkeit, wenn sich ihnen ein Fremder näherte, und
schlußfolgerte daraus, daß diese Angst eine Reaktion ist »auf die
Wahrnehmung, daß das Gesicht des Fremden nicht mit den Ge-
dächtnisspuren vom Gesicht der Mutter übereinstimmt«. Die dy-
namische Grundlage dieser Angst ist die folgende. Das Kind ist
hier in der Lage, die Augen-Nasen-Partie der Mutter als eine
spezifische Reizkonfiguration von anderen zu unterscheiden.
Aufgrund ihrer konstanten Anwesenheit in verschiedenen befrie-
digenden Situationen wurde diese spezifische Reizkonfiguration
im Vorgang einer »Realabstraktion« subjektiv herausgehoben und
von der Erinnerungsspur einer »allgemeinen« Augen-Nasen-Kon-
figuration - im Alter von 3 Monaten reagiert das Neugeborene mit
einem Lächeln, und zwar unabhängig davon, ob diese Konfigu-
ration von der Mutter, einem Fremden oder in Gestalt einer
bloßen Maske dargeboten wird (SPITZ 1965, S. 104ff) - abge-
grenzt. Sie wird mit einer Reihe befriedigender Interaktions-
engramme - dem neokortikalen Substrat der Interaktionsformen -
zusammengeschaltet. Fehlt nun die spezifische visuelle Reizkon-
figuration des mütterlichen Gesichts, dann bedeutet dies für das
Kind, daß eine triebbefriedigende, in lustvolle Entspannung füh-
rende Interaktion unmöglich wird. Das Neugeborene reagiert mit
Angst. Sie wird ausgelöst durch eine Differenz von allgemeiner
und besonderer Augen-Nasen-Konfiguration. Die allgemeine Au-
gen-Nasen-Konfiguration wird zum besonderen Merkmal dro-
hender Unlust und die besondere der Mutter zum allgemeinen
Merkmal lustvoller, triebbefriedigender Interaktionen.
Genau diese Bedingung für das Entstehen der »Achtmonats-
angst« wird nun aber in einer Sozialisation systematisch unterlau-
fen, in der lustvolle Erfahrungen eher die Ausnahme sind. Unter

133
diesen Bedingungen kann jedenfalls das Kind die besondere
mütterliche Augen-Nasen-Konfiguration nicht mehr in Abgren-
zung von der allgemeinen Figur aus einer Vielzahl befriedigender
Interaktionen real herausabstrahieren. Wenn aber dies mißlingt,
dann bleibt es bei einer allgemeinen Augen-Nasen-Konfigura-
tion, die weniger mit lustvollen als mit unlustvollen Erfahrungen
verbunden ist. Zwar kann dann noch eine globale, aber keine
spezifische Fremdenangst mehr entwickelt werden.
Einsichtig wird damit, daß die Fremdenangst keineswegs ubi-
quitär, sondern an Bedingungen gebunden ist, die außer Kraft
gesetzt werden können. SPITZ (1954, S. 102-105) verweist selbst
darauf: Kinder von Müttern, die
»nicht gern in nahen (körperlichen, S. Z.) Kontakt mit ihnen (kommen,
S. Z.) und vermeide(n) (...), das Kind zu betreuen«, die »in ihrer
Fähigkeit zur Aufnahme sozialer Beziehungen« gestört sind, können
»keine normalen Objektbeziehungen herstellen (...), können die Mutter
gefühlsmäßig nicht von einer fremden Person unterscheiden und haben
infolgedessen auch vor Fremden keine Angst«.26
Die heute beobachtbaren Aggressionen gegen Fremde können
dann auch nicht mehr ausschließlich auf eine nicht integrierte
Fremdenangst zurückgeführt werden. Ehe ich aber die Frage nach
den irrationalen Determinanten des Fremdenhasses weiter ver-
folge, will ich noch zwei weitere Konsequenzen anführen, die aus
dieser Sozialisationspraxis resultieren. Die eine betrifft die Bil-
dung des Über-Ich. Wenn Mutter und Vater dem Kind gegenüber
affektiv eher gleichgültig sind, dann fehlt auch für das Kind
zumal dann das Motiv, seine in der ödipalen Entwicklungsphase
aufkeimenden genital-sexuellen Triebbedürfnisse auf sie zu rich-
ten, wenn Erfahrungen es gelehrt haben, daß sie dort doch nur
eine unzulängliche Befriedigung erfahren könnnen. Unter diesen
Umständen kann sich - wenn überhaupt - ein ödipaler Konflikt
nur mehr rudimentär ausbilden.27 Bleibt aber die ödipale Situation
in diffuser Weise offen, dann ist auch »das Über-Ich in seiner
Stärke und Ausbildung verkümmert« (FREUD 1932, S. 70). Statt
von lebenslang gültigen inneren Normen geleitet zu werden, ist
das Verhalten der Betroffenen »zeitlebens auf unvermittelte ge-
sellschaftliche Anleitungen angewiesen (...)« (HÖRN 1971, S. 24).
Die andere bezieht sich auf die Entwicklung instrumenteller
Interaktionsformen, der sogenannten Ich-Funktionen. Instrumen-

134
teile Interaktionsformen sind zunächst bloße Suchbewegungen,
die nach einer Antwort von der Außenwelt verlangen. Ihre Ent-
wicklung und Verfestigung als taugliche Instrumente der Be-
dürfnisbefriedigung setzt nicht nur punktuelle Erfahrungen von
Unlust, sondern ebenso sehr voraus, daß die Außenwelt auch
entsprechend der aktualisierten triebbestimmten Interaktionsform
antwortet und den körperlichen Spannungszustand in eine lust-
volle Entspannung einmünden läßt. Wie etwa aus den Hospitalis-
mus-Untersuchungen von SPITZ (1965, S. 279ff) überzeugend
hervorgeht, können instrumentelle Interaktionsformen28 ohne
wiederholte mütterliche, reale Bedürfhisse befriedigende Aktio-
nen weder gebildet noch aufrechterhalten werden. Wenn im Ver-
hältnis zu lustvollen unlustvolle Erfahrungen dominieren, wenn
also die eigenen Mittel mehrheitlich nicht als tauglich erfahren
werden, Spannungszustände in Herstellung lustvoller Entspan-
nung zu bewältigen, dann gibt es für das Kind auch keinen Anlaß,
die Trennung von instrumentellen und triebbestimmten Interakti-
onsformen beizubehalten.
Desgleichen kann auch die Außenwelt bei überwiegend un-
lustvollen Erfahrungen nicht zureichend in instrumentelle und
triebbefriedigende Funktionen aufdifferenziert werden. Da die
vom Kind ausgehenden Aktivitäten mehrheitlich in Unlust enden,
bleibt die Außenwelt freilich die einzige Instanz, die in der Sicht
des heranwachsenden Kindes Unlust noch lindem kann. Deshalb
wird die Außenwelt »idealisiert«. Diese Idealisierung tritt ein im
Gefolge der narzißtischen Kränkungen, dem Erleben der eigenen
Aktivitäten als insuffiziente Mittel der Unlustbewältigung. Je in-
suffizienter die eigenen Aktivitäten erlebt werden, um so mehr
werden die Aktivitäten der Außenwelt »psychisch erhöht«
29
(FREUD 1914, S. 161). Nimmt man hinzu, daß in Sicht des
Subjekts eine intendierte »bestimmte« Aktivität jeweils für alle
potentiell verfügbaren steht, daß in dieser Aktivität jeweils das
ganze Kind und die ganze Außenwelt existiert, dann wird einsich-
tig, daß es sich hierbei um eine sog. »primitive Idealisierung«
(KERNBERG 1976, S. 49) handelt. Durch diese Sachlage wird ein
Versagen der eigenen Aktivität ebenso totalisiert, wie sich auch
die nachfolgende Idealisierung nicht mehr auf eine bestimmte,
sondern auf die von der Außenwelt initiierten Aktionen überhaupt
bezieht.

135
Aus permanenten Frustrationen, die bis zur Auflösung der
Erinnerungsspuren ehemals befriedigender Interaktion führen
können, resultiert somit auf vorsprachlicher Ebene eine totale
Idealisierung der Außenwelt, die eine ebenso totale Abhängigkeit
von ihr bedeutet. Läßt nun diese idealisierte Außenwelt auch
weiterhin die Beziehungswünsche des Kindes überwiegend offen,
dann richtet sich dessen narzißtische Bedürftigkeit auf die Aufhe-
bung der unlustbereitenden Trennung von Innen und Außen. Ein
Rückzug auf das Stadium der halluzinatorischen Wunscherfül-
lung ist aber verstellt, weil die auf dieser Entwicklungstufe er-
fahrene Lust/Unlust-Relation noch ungünstiger war als die, die
nach der Trennung von Innen und Außen erlebt wurde (sonst hätte
es keinen Grund gegeben, die Stufe der halluzinatorischen
Wunscherfüllung zu verlassen). Es muß also an der Trennung von
Innen und Außen festgehalten und zugleich muß die Außenwelt
aufgegeben werden. Aufgegeben wird die idealisierte Außenwelt
dadurch, daß sich das Kind mit ihr total (das heißt, nicht nur in
ihren instrumentellen, sondern auch mit ihren triebbefriedigenden
Funktionen) identifiziert. Die Folge dieser »Introjektion« (FREUD
1923, S. 257)30 ist eine Selbstidealisierung des Kindes, die mit
einer innerlichen Abkehr von der personalen Außenwelt einher-
geht. Im Erleben seiner Selbst bleibt das Kind als ein Unikat
zurück: Für sich selbst ist es die einzige Person auf dieser Welt,
welche die Außenwelt nurmehr zur Bestätigung ihrer eigenen
Allmachtsvorstellungen benötigt.
Aber auch diese, immer wieder aufs Neue benötigte Bestäti-
gung der Abwehrformation gegen seine Insuffizienzgefühle wird
ihm von der personalen Außenwelt vorenthalten. Statt Personen
steht dem Kind aber ein großes Angebot von Sachen gegenüber,
die im Gegensatz zur personalen Außenwelt konstant vorhanden
sind, keinerlei Eigenaktivität zeigen und die sich gegen die ei-
genen Interessen so wenig zur Wehr setzen, wie sich das Kind
gegen die elterlichen Interessen wehren konnte, so daß sich im
Umgang mit ihnen die eigene narzißtische Größe verifizieren
läßt. Das heißt, die innere Abkehr von der personalen geht mit
einer Hinwendung zur sachlichen Außenwelt einher. Vorbereitet
und unterstützt wird diese Hinwendung zum Apersonalen31 noch
durch die auf eine unspezifische Globalangst vor menschlichen
Augen-Nasen-Konfigurationen reduzierte Fremdenangst. Zur

I36
Vermeidung narzißtischer Kränkungen benötigt das Kind keine
Menschen mehr, aber es benötigt dazu Sachen. Da die Interaktio-
nen mit Sachen den immer drohenden Zusammenbruch des idea-
lisierten Selbstbildes eher verhindern als der Umgang mit Men-
schen, gehen sie mit dem Erleben einer »Funktionslust« (FENI-
CHEL 1946b, S. 70) einher, weil durch sie das Auftreten von
Unlust verhindert wird.32
Der narzißtische Gewinn freilich, der sich daraus ziehen läßt,
resultiert nicht nur aus der Verfügbarkeit über die Gegenstände
nach eigenem Gutdünken. Unterschwellig ist auch im Umgang
mit ihnen die Tendenz wirksam, in die »primäre Ungeschieden-
heit« (JOFFE U. SANDLER 1967a) von Innen und Außen zurückzu-
kehren. Zwar hatte ihre Realisierung eine Selbstidealisierung des
Kindes zur Folge. Diese Selbstidealisierung ist aber nur ein Re-
sultat dieser Tendenz, zu dem sie unter bestimmten Bedingungen
führt. Außer Kraft gesetzt ist sie damit nicht. Dialektisch negiert
präsentiert sie sich nun im Gewände dieser Selbstidealisierung
mit einer anderen Zielsetzung. Sie wird nun genutzt, um die
Selbstidealisierung aufrechtzuerhalten. So macht sich nun das
Kind mit seinen Spielfiguren ungeschieden, indem es seine nar-
zißtische Allmacht auf sie projiziert und sie an seiner Stelle
agieren läßt, oder indem es etwa seine narzißtische Größe über
Identifikationsprozesse in Handlungsformen eingießt, mit denen
die Kulturindustrie diese Figuren ausstattet.33
Damit wird der Grundstein für eine narzißtische Identität
gelegt, die sich zunächst über weitere Identifizierungen - etwa
mit den Helden des Films, Femsehens, der Reklamespots und der
Comic-Hefte - konkretisiert, und die auch im späteren Leben
nicht in sich selbst ruhen kann. Da sie eine Abwehrformation
darstellt, muß sie sich auch künftig immer wieder bestätigen.
Wenn freilich diese Sozialisationstypik von einer eher besonderen
mehr und mehr zur allgemeinen wird, dann dürfte auch im Er-
wachsenenleben die Anerkennung der eigenen narzißtischen Grö-
ße von anderen, ebenfalls auf Bestätigung der eigene Größe
Bedachten, kaum zu erreichen sein. Mehrheitlich ist dann jeder
nur auf sich selbst zentriert34 und erfährt so in seinen mitmensch-
lichen Beziehungen immer wieder jenes Desinteresse an seiner
Person, das er bereits in seiner Primärsozialisation erdulden muß-
te. In Wiederholung des Vergangenen wendet er sich auch als

137
Erwachsener von seinen Mitmenschen ab und der dinglichen Welt
zu und sucht sich nun von seiner narzißtische Allmacht dort zu
überzeugen, wo dies heute noch am ehesten möglich ist - auf dem
Terrain des Konsums. So wie früher, wo er in Bestätigung seiner
Allmacht weitgehend nach Belieben mit seinen Spielsachen um-
gehen konnte, kann er sich heute - unter der Voraussetzung einer
ausreichenden finanziellen Ausstattung - auf diesem Terrain fast
vollständig nach eigenem Gutdünken bewegen und sich für be-
stimmte Waren entscheiden. Wie früher, so setzt sich auch hier die
Tendenz zur Ungeschiedenheit durch. Was wirklich gekauft wird,
so der amerikanische Werbestratege DICHTER (1964, S. 89f.) »ist
die Persönlichkeit, das Marktbild, die Größe der Ware und die
Marke, also all das, was sie psychologisch und nicht technisch
(...) leisten kann«. Was sie psychologisch ist, das bestimmt die
Werbung, und es ist kaum zu übersehen, daß sie genau an diese
Allmacht appelliert. Etwa: Der Freund, der durch die Zubereitung
eines bestimmten Fertiggerichtes naturgesetzlich von den An-
wesenden bewundert wird, der Marlboro-man, der jedes Abenteu-
er übersteht (s. dazu KÖNIG 1989), oder der Mann, dessen duften-
des Parfüm die Dame willenlos macht und ihm so ausliefert, wie
früher seine Spielzeuge ihm ausgeliefert waren. Indem man sich
mit den Bildern identifiziert, wird man eins mit den Waren, die sie
vermitteln, und präsentiert durch ihren Besitz zugleich seine
besondere Identität den anderen. Indem man die Waren A bis U
besitzt, hebt sich die eigene Identität von der jener Person ab, die
nur die Waren C bis R besitzt.
Um Mißverständnisse zu vermeiden, ist anzumerken, daß
damit nicht die Darstellung der personalen Identität durch den
Besitz besonderer Waren gemeint ist, sondern daß vielmehr diese
besonderen Waren selbst identitätsbildend wirken und sich hier in
der Person darstellen. Der Erwerb der Waren bestätigt den eige-
nen Narzißmus und führt hier zur Bildung einer »Warenidentität«
(HÖRN 1969, S. 342), weil mit den Waren nicht nur eine äußere
Ausstattung, sondern zugleich auch eine »Innenausstattung«
(HÖRN 1969, S. 345) gekauft wird. So zeigt etwa die Untersu-
chung von LURIE (1981, S. 24), daß heranwachsende Mädchen
mit dem Tausch ihrer Kleider auch ihre Identität austauschen.
>»Warenidentität< heißt, daß Waren als Statussymbol (...) sich
zum Symbol für die gesamte Identität aufschwingen und die

138
Verhältnisse der Menschen zueinander auch unmittelbar psy-
chologisch zu bestimmen beginnen« (HÖRN 1969, S. 342). In
vielfaltigen Untersuchungen ließ sich diese These in der Empirie
verankern. So konnte etwa DICHTER (1964, S. 89f.) zeigen, daß
»die Waren, die die Befragten besaßen oder besitzen wollten, einen
entscheidenden Einfluß auf ihre Verhaltensweisen ausfübten, S. Z.), und
»daß bestimmte Produkte, die der Einzelne besaß, oft die Reaktionen
anderer gegen ihn auf ganz bestimmte Weise beeinflußten«,
und CSIKSZENTMIHALYI (1982, S. 5f.) hält als wesentlichstes Er-
gebnis seiner Untersuchungen (CSIKSZENTMIHALYI U. ROCHBERG-
HALTON 1981) fest, daß

»the objects we possess and consume are (...) wanted because (...) they
teil us things about ourselves that we need to hear in Order to keep our
selves from falling apart. This information includes the recognition that
follows upon the display of Status Symbols (...)«.
Auch BELK (1988), der die Ergebnisse der empirischen Arbeiten
über das Käufer-Verhalten zusammenfaßt, sieht durch sie die
Aussage von TUAN (1980, Kursivierung von S. Z., s. a. ROSEN-
BAUM 1972) bestätigt, daß »(o)ur fragile sense of seif needs
support, and this we get by having and possessing things because,
to a large degree, we are what we have and possess«.

III
Obgleich auch in der DDR mit den Kindern weniger personal als
sachlich umgegangen wurde, trugen die sozialen Umstände, die
dort vorherrschten, in die Entwicklung ihrer narzißtischen Be-
dürftigkeit gleichwohl eine Differenz ein. Bei oberflächlicher
Betrachtung ist man zunächst geneigt, als Resultat einer Krippen-
sozialisation auch jene Ergebnisse zu unterstellen, die SPITZ
(1965, S. 279-295) in seinen Hospitalismus-Untersuchungen zu-
tage förderte. Dem steht freilich entgegen, daß die von SPITZ
(1965, S. 82-293) im Zuge eines Entzugs mütterlicher affektiver
Zufuhr beobachteten Zeichen einer »anaklitischen Depression« in
den Beschreibungen der Krippenkinder ebenso fehlen, wie eine
erschreckend erhöhte Sterblichkeitsrate, ein Zurückbleiben der
Kinder in der psychomotorischen und Sprachentwicklung. Zwar

139
zeigte ein 1963 durchgeführter Vergleich des mittleren Entwick-
lungsstandes von 215 zu Hause aufgewachsener mit 385 in Krip-
pen erzogener Kinder, daß die
»überprüften Familienkinder in fast allen Seiten der Entwicklung an der
Spitze (liegen, S. Z.). Ihnen am nächsten stehen die Kinder aus den
Tageskrippen, im Abstand folgen dann Kinder aus den Wochenkrippen.
Die festgestellten Differenzen zwischen den Mittelwerten der Leistun-
gen der Familienkinder und deren Kinder aus den Kindereinrichtungen
sind im 2. und 3. Lebensjahr hoch signifikant« (SCHMIDT-KOLMER 1963,
S. 71).
Bei einem 1978 durchgeführten Vergleich der mittleren Ergebnis-
se der Tageskrippenkinder von 1971-1976 mit denen der 1955/56
und 1971-1974 in familiärer Umgebung aufgewachsenen Kinder
fanden sich jedoch weder in der Beherrschung der Motorik, noch
in der Sprachentwicklung statistisch signifikante Unterschiede
(SCHMIDT-KOLMER 1984, S. 325). Was jedoch durchgängig be-
schrieben wurde, ist ein sogenanntes »Adaptationssyndrom« der
Kinder bei ihrer Aufnahme in die Krippe:
»Viele reagieren mit emotionalen Zustandsänderungen (Verstimmheit,
Weinen, Gehemmtheit etc.), Veränderungen in der gegenständlichen
und kommunikativen Tätigkeit, gefolgt von Schlaf-, Appetitstörungen,
Gewichtsverlust, Verringerung der unspezifischen Resistenz gegen In-
fekte, besonders der Atemwege, die bei einigen bis zu manifesten
Erkrankungen gehen können« (SCHMIDT-KOLMER 1984, S. 211).
An diesem Syndrom ließ sich eine akute, subakute und kompen-
satorische Phase unterscheiden. In der akuten waren die Verände-
rungen der verschiedenen Parameter am ausgeprägtesten, in der
subakuten waren sie nur noch auf wenigen Parametern nach-
weisbar, und in der Phase der Kompensation zeigten »sich deut-
lich positive Veränderungen im Verhalten der Kinder« (SCHMIDT-
KOLMER 1984, S. 215). Zwar war der Zeitpunkt, an dem dieses
Syndrom nach der Aufnahme in die Krippe auftrat, abhängig von
der Qualität der bisherigen Bindung an die Mutter - bei Kinder
mit einer »sicheren« Bindung trat es früher auf als bei solchen mit
einer »unsicheren« (ROTTMANN u. ZIEGENHAIN 1988) -, führte
aber gleichermaßen und unabhängig vom Alter über eine akute, in
der Regel 15-30 Tage dauernde Adaptationsperiode in eine sub-
akute Periode, die

140
»bei Kindern im frühen Lebensalter 4 bis 6 Monate, bei älteren 2-3
Monate (dauert, S. Z.). Danach kommt es zu einem >Aufholen<; das
Entwicklungstempo überholt etwas die altersentspechenden Mittelwer-
te. Die Periode der Kompensation umfaßt etwa 3 bis 6 Monate, und
danach entspricht das Entwicklungstempo dem normalen Trend«
(SCHMIDT-KOLMER 1984, S. 216).

Dieser sequentielle Ablauf entspricht nun aber der Sache nach in


vollem Umfang demjenigen, den BOWLBY (1961/62) in seiner
Untersuchung von gesunden, 15-30 Monate alten Kindern fand,
die für eine Untersuchung oder einen chirurgischen Eingriff in ein
Krankenhaus oder in ein Heim eingewiesen wurden. Sie wurden
dort in traditioneller Weise gepflegt, gingen durch die Hände
einer Reihe fremder Pflegerinnen, die sie abwechselnd versorg-
ten. Die Pflegerinnen arbeiteten in einem bestimmten Turnus.
Alle wechselten innerhalb weniger Wochen in andere Abteilun-
gen über. Wie lieb auch immer jede Einzelne während ihrer
Pflegezeit gewesen sein mag - es gab keine Pflegerin für das
Kind, die es kennenlernen und mit der es eine stabile Beziehung
eingehen konnte. Ihre Mütter sahen die Kinder täglich nur für
kurze Zeit, oft aber noch seltener. Kurz nach ihrer Einlieferung
begannen die Kinder, die zuvor alle als normal zu bezeichnende
Beziehungen zu ihren Müttern unterhielten und von ihnen noch
nie länger getrennt waren, eine Abfolge bestimmter Verhaltens-
weisen zu zeigen. Eine Phase des Protests ging in Verzweiflung
über, die schließlich von Gleichgültigkeit gegenüber anderen
Menschen gefolgt wurde. In der Phase des Protests, die sich über
einige Stunden bis zur Dauer von einer Woche erstrecken konnte,
versuchten die Kinder durch lautstarkes Weinen und Schreien ihre
Mütter wiederzugewinnen. In der Phase der Verzweiflung, die ca.
einen Monat dauerte, gaben die Kinder ihre lautstarken Bemü-
hungen auf und begannen sich weitgehend apathisch zu verhalten.
Die motorischen Aktivitäten gingen zurück, ein monotones Wei-
nen und eine erhöhte Infektanfälligkeit setzte sein. Die Kinder
stellten keine Forderungen mehr an die Umwelt. Dies änderte sich
in der Phase der Gleichgültigkeit. Hier erweckten die Kinder den
Anschein, als würden sie sich sowohl geistig als auch körperlich
erholen. Die Kinder gaben sich vergnügt und scheinbar unbe-
schwert, waren angstlos, zeigten sich leistungsfähig und fügten
sich problemlos in den Tagesablauf auf ihrer Station ein. Zugleich

141
aber wurden sie zunehmend auf sich selbst bezogen, richteten ihre
Gefühle und Wünsche nicht mehr auf Menschen, sondern waren
von materiellen Dingen - wie Spielsachen, Geschenke und mitge-
brachte Süßigkeiten - präokkupiert, mit denen sie sich lustvoll
beschäftigten. Sie gerieten nicht mehr außer Fassung, wenn Pfle-
gerinnen wechselten. Kamen die Mütter zu Besuch, dann blieben
die Kinder distanziert, begrüßten sie nicht mehr, wandten sich
lautlos von ihnen ab und gierig den mitgebrachten Geschenken
zu. Es war, so notiert BOWLBY (1961/62), als ob den Kindern
»niemand mehr am Herzen« lag.
Genau diese reaktive, aus einer Enttäuschung von Personen
geborene und in Bestätigung der eigenen narzißtischen Größe
eine »Funktionslust« (FENICHEL 1946b, S. 70) gewährende Hin-
wendung zur Gegenstandswelt war aber den Krippenkindern ver-
stellt. Sie war deshalb nicht möglich, weil in den Krippen der
ehemaligen DDR zum einen nicht - wie in der westlichen Welt -
ein entsprechendes Angebot an Spielzeugen technologischer und
anderer Art zur Verfügung stand, und weil zum anderen die
Erzieherinnen das Kind nicht sich selbst überließen, sondern ihm
ein Zusammenleben mit anderen Kindern, ein Leben im Kollektiv
abforderten. Gewiß, auch unter den Bedingungen einer Primärso-
zialisation, in der das Kind zunächst im wesentlichen bloß Mittel
für elterliche, ihm fremde Zwecke war und in der dem einzelnen
Kind während seines Krippenaufenthaltes nur 1/10 bis 1/20 einer
mütterlichen Figur zur Verfügung stand, wird sich der Trieb-
bereich nur rudimentär aufdifferenzieren und die Trennung von
triebbestimmten und instrumentellen Interaktionsformen wie
auch die Bildung eines Über-Ichs nur mangelhaft entfalten kön-
nen. Auch hier steht die Sozialisation nicht unter dem Primat
lustvoller Triebbefriedigung, sondern unter dem der Unlustver-
meidung und wird in vielen Fällen zu einer »primitive(n) Idea-
lisierung« (KERNBERG 1976, S. 49) der Außenwelt führen. Ob aus
ihr freilich mehrheitlich die Etablierung eines narzißtischen, stän-
dig der Bestätigung bedürftiges Größenselbst folgen kann, ist
fraglich. Zwar mag bei einigen, denen es gelingt, »beim Ausüben
von >Ämtern< in der Krippe (...) etwa ab Ende des 2. und vor allem
im 3.Lebensjahr« durch »öffentliche Anerkennung« (SCHMIDT-
KOLMER 1984, S. 65, S. 210) die Selbstidealisierung (als Resultat
der Identifikation mit der idealisierten Außenwelt) aufrechterhal-

142
ten bleiben. Die Anzahl der kleinen »Ämter« war freilich nicht
unbegrenzt und die von ISRAEL (1990) beschriebene Erziehungs-
praxis, in der ein »(b)estimmtes Verhalten (...) abverlangt (wurde,
S. Z.), sofort und total«, in der es »(e)inen Prozeß des Werdens,
ein wertfreies >noch-nicht< (...) nicht« gab, in der »ein Kind so-
fort und ohne Widerrede zu gehorchen« hatte, und die sie ex-
emplarisch mit dem Verhalten eines Kindes erläutert, das dessen
Mutter so beschrieb: »Mein Kind legte sich sofort stramm ins
Gitterbett, wenn ich den Ton der Krippentante nachahmte: >leg
Dich hin!<«, legen eher die Vermutung nahe, daß diese Selbst-
idealisierung von der Mehrheit der Kinder nicht durchgehalten
werden konnte.35
Vieles spricht vielmehr dafür, daß die Kinder mehrheitlich in
einer abhängigen Position von der idealisierten Außenwelt ver-
harren und zur Minderung ihrer Unlust ihre sämtlichen Aktivitä-
ten immer wieder aufs Neue darauf richten, von ihr nicht verlas-
sen, bzw. mit ihr eins zu werden. Die »Wirklichkeitsprüfung«
solcher Kinder, schrieb BALINT (1959, S. 65f.) zwingt sie »nicht,
viele persönliche Fertigkeiten zu erwerben, außer dieser einen
sehr wirksamen Methode, sich anzuklammern, und (...) von (ih-
ren, S. Z.) Objekten als eine Art Klammerparasit angenommen zu
werden«.

LAEWEN (1992) schildert diesen typischen Verlauf in einem eindrucks-


vollen Fallbeispiel. Bei diesem 8 Monate alten Kind »genügte am 2.Tag
das Verdecken seines Gesichts beim Abtrocknen nach dem Baden, um
ein untröstliches, für die nächsten 3 Tage (...) seines Aufenthaltes in der
Krippe andauerndes Weinen auszulösen. (...) Am 5.Tag seines Aufent-
halts kam es zu einer dramatischen Wende im Verhalten des Kindes.
Nachdem seine Mutter gegangen war, spielte der kleine Junge auf der
Bodenmatte und begann dann zu jammern. Die Erzieherin, die, für ihn
nicht sichtbar, mit der Versorgung eines anderen Kindes beschäftigt war,
antwortete auf seine Jammerlaute und ging auf ihn zu. Während sie das
tat, orientierte der Kleine seine Körperhaltung auf ihr Stimme hin und
beruhigte sich. An diesem Tag weinte er kaum noch, solange sie in
seiner Nähe war. Am 7.Tag orientierte der Junge seine Körperhaltung
wie eine Kompaßnadel auf die im Raum herumgehende Erzieherin,
suchte aktiv ihre Körpernähe, beruhigte sich, wenn sie ihn aufnahm,
klammerte sich an und weinte, wenn sie ihn abzusetzen versuchte. (...)
Vom Beginn der 3.Woche an akzeptierte der Junge zunächst geringe,
später größere Entfernungen von >seiner< Erzieherin, bis er ab der
4.Woche zufrieden war, wenn sie im Raum anwesend war. Bei Irri-

143
tationen (z.B. durch hereinkommende Personen) suchte er ihre Nähe und
weinte noch über Monate, wenn sie den Raum verließ«.

Wenn solche Kinder - wie in Krippen mit bis zu 20 Kindern und


Schichtdienst der Erzieherinnen üblich - wiederholt den Verlust
ihres mütterlichen Ersatzes erfahren, dem sie zunächst immer
wieder Vertrauen entgegenbrachten, dann kann »das Potential an
Vertrauen und Hoffnung (...) prospektiv« nicht »das Potential von
Mißtrauen und Verzweiflung übersteigen« (LOCH 1972, S. 346),
so daß sie zeitlebens »zur Aufrechterhaltung ihres >narzißtischen
Gleichgewichtsystems< auf die Realpräsenz eines »Ideal-Ob-
jekts) angewiesen« bleiben (LOCH 1972, S. 353f). Ihre narzißti-
sche Bedürftigkeit visiert dann nicht die Bestätigung eigener
Größe, sondern die Verschmelzung mit dem Ideal-Objekt - aus
Sicht des Kindes mit der idealisierten Außenwelt - an. Diese
Verschmelzung wird von zwei Bestrebungen getragen. Zum einen
wird die Rückkehr in jenen Zustand der »primären Ungeschie-
denheit« (JOFFE U. SANDLER 1967a) intendiert, in dem sie vor
narzißtischen, unlustbereitenden Kränkungen geschützt waren,
und zum anderen wird durch diese Vereinigung mit dem allmäch-
tigen Objekt zugleich auch versucht, jene narzißtische Größe
wiederzugewinnen, die sich vordem in der Praxis nicht erreichen
und stabilisieren ließ.
Wird in der westlichen Sozialisation diese regressive Tendenz
als Mittel der Stabilisierung der eigenen Größe eingesetzt, so
diente sie hier überwiegend der Herstellung einer narzißtisch-
grandiosen Symbiose mit dem Mächtigen. Was in den Kinder-
krippen begann, setzte sich in Kindergärten, den Schulen, der
FDJ, den Universitäten, den Arbeitsbrigaden und politischen Ka-
dern der SED fort: »Das Leben in der DDR vollzog sich von der
frühesten Kindheit an bis in das Erwachsenenalter überwiegend in
hierarchisch strukturierten Klein- und Großgruppen nach dem
Modell: Führer-Geführte, Rede ohne Gegenrede« (ISRAEL 1992).
Vertreten durch unterschiedliche Personen und Personengruppen
war das Ideal-Objekt, war die Macht des »sozialistischen« Staates
DDR allgegenwärtig, so daß auch ein Großteil der Heranwach-
senden in Realisierung ihrer Tendenz zur Ungeschiedenheit in
Bildung eines »Staatsbewußtseins« mit dem als mächtig erlebten
DDR-Staat eins wurden. Bildete der einzelne in der BRD vorwie-

144
gend eine »Warenidentität« aus, so subsumierte er sich hier unter
eine kollektive Identität, die sich inhaltlich durch die besondere
Ideologie des DDR-Staates definierte. Konnten sich im Westen
die einzelnen noch durch ein je spezifisches Waren-set voneinan-
der abgrenzen, so begrenzte sich hier ihre besondere kollektive,
unterschiedslose Identität durch ein anderes Besonderes: den
»Klassenfeind« BRD.

IV
Von hieraus wird auch einsichtig, was geschehen konnte, als mit
der Wiedervereinigung die sozialistischen Ideale sich als schöner
Schein entlarvten, Leitfiguren (und Freunde) als Stasi-Spitzel
oder in die eigene Tasche Wirtschaftende und aufrechte Soziali-
sten als Kollaborateure enttarnt wurden, als die grandiose kollek-
tiv-narzißtische, sich über die Zugehörigkeit zum DDR-Staat
vermittelnde Identität in sich zusammenbrach. So wie man früher
nicht nur auf die DDR, sondern auch auf jich selbst stolz war,
wenn etwa DDR-Schwimmerinnen bei olympischen Wettkämp-
fen mehrere Goldmedaillen nach Hause brachten - sie hatten es
dem »Klassenfeind« wieder einmal gezeigt -, so wurde auch jetzt
der Zusammenbruch der DDR von den einzelnen zugleich als
Zerstörung ihrer Identität und das heißt als Vernichtung der eige-
nen Person erlebt. Sie fanden sich mithin in einer Situation
wieder, in der sie sich genau so hilflos und sich selbst überlassen
fühlten, wie sie es waren, als sie in den Kinderjahren von ihrem
Ideal-Objekt allein gelassen wurden. Deshalb werden sie auch
wie damals zunächst versuchen, ein narzißtisches Größenselbst
über die Bildung einer »Warenidentität« auf jenem sachlichen
Terrain einzurichten und zu stabilisieren, welches ihnen früher
verschlossen war (und wonach sie sich insgeheim sehnten -
Freizeitverhalten, Medienkonsum und Mode waren bei den Ju-
gendlichen in der DDR weitgehend west-bestimmt [HENKEL
1978, S. 51]), das sich ihnen aber nun zu eröffnen schien. Weil
ihnen jedoch die hierzu erforderliche ökonomische Ausstattung
fehlte, war dieser Weg aber für sie heute ebensowenig wie früher
gangbar.
In der gleichen Lage befinden sich aber auch die Jugendlichen

145
in der BRD, deren materielle Mittel nicht mehr ausreichen, um
über einen perennierenden Konsum ihr narzißtisches Größen-
selbst zu stabilisieren. Mit dem Verlust der Möglichkeit, immer
wieder aufs neue Güter erwerben zu können, gehen auch sie ihrer
Identität verlustig. Während sich die Jugendlichen der ehemali-
gen DDR der Beziehung zu Menschen nicht entwinden konnten,
weil ihnen die Bildung einer »Warenidentität« verstellt blieb,
zwang die Jugendlichen in der BRD im Versuch, die Zerstörung
ihres Selbstbildes, ihre Selbstzerstörung zu verhindern, der Ent-
zug von Sachen in die Beziehung zu Menschen zurück. Beide
befinden sich in derselben Situation. Von den Mitmenschen wie
auch von den gesellschaftlichen Institutionen wird ihnen nun aber
das gleiche Desinteresse entgegengebracht, das sie früher in der
Beziehung zu ihren Eltern oder ihren Erzieherinnen in der Krippe
erführen. Da sich Identität auf Dauer nur aufrechterhalten läßt,
insofern sie auch von anderen anerkannt wird (ERIKSON 1970,
S.139f; KRAPPMANN 1971, S. 8-35),36 und die anderen die narziß-
tische Identität dieser Personen - die Vorstellungen, die sie von
sich selbst haben - nicht nur nicht bestätigen, sondern im Gegen-
teil - wie früher - mit ihnen wie mit einer Sache umgehen, mußte
die Gefahr einer Zerstörung der eigenen Person verhindert und
ihre narzißtische Identität auf andere Weise wieder hergestellt
werden.
Dazu wurde es notwendig, die eigene Identität gegenüber
anderen negativ einzugrenzen und inhaltlich so zu bestimmen,
daß im Verhältnis zu anderen die eigene Größe sichtbar wird. Da
die anderen diese Differenz nicht bestätigten, mußte man sie
selbst eintragen, mußte man andere als minderwertig deklarieren
und sich immer wieder davon überzeugen, daß dieses Gefälle
auch besteht. Das geeignete Mittel hierzu sind aggressive Verhal-
tensweisen37 gegenüber denjenigen, von denen man sich unter-
scheiden möchte. Dies deshalb, weil Aggressionen das bedrohte
narzißtische Selbstbild in einem doppelten Sinn restaurieren.
Einmal, weil aggressive Verhaltensweisen »mit einem außeror-
dentlich hohen narzißtischen Genuß verknüpft (sind, S. Z.)( in-
dem sie dem Ich die Erfüllung seiner alten Allmachtswünsche«
zeigen (FREUD 1930, S. 480), und zum anderen, weil es gelingt,
mit dieser blinden »Zerstörungswut« die Aufmerksamkeit auch
derjenigen auf sich zu zentrieren, die ehemals die Bestätigung der

146
eigenen narzißtischen Größe verweigerten. »Ich schmeiße mit
Steinen, also bin ich« gab ein Randalierer der sächsischen Polizei
zu Protokoll (zit. n. Der Spiegel 1992, Heft 50, S. 25).
Diese Aggressionen setzen sich gänzlich ungemildert durch.
Üblicherweise wird die Realisierung aggressiver Verhaltenswei-
sen entweder durch die Angst vor Liebesverlusten - »Das Böse ist
(...) dasjenige, wofür man mit Liebesverlust bedroht wird; aus
Angst vor diesem Verlust muß man es vermeiden« (FREUD 1930,
S. 484) - oder durch das Über-Ich in Schach gehalten, weil bei
einer Verletzung seiner Verbote das Erleben von Schuld, das heißt
wieder eine narzißtische Kränkung droht. Entbehrte man freilich
der Liebe, dann gibt es auch später keinen Grund mehr, sich vor
dem Liebesverlust zu ängstigen, so daß sich aggressive Verhal-
tensweisen zumal dann gänzlich ungebrochen durchsetzen kön-
nen, wenn im Erleben zwischen Menschen und Sachen kein
Unterschied mehr besteht und beide nur dem Nachweis dienen
sollen, daß man selbst mehr ist als sie, wenn kein Über-Ich
vorhanden ist, das Grenzen setzt, und die aggressiven Verhaltens-
weisen deshalb nicht zu einer narzißtischen Kränkung, sondern zu
ihrer Vermeidung führen, indem sie einen von der eigenen Größe
wieder überzeugen.
Genau diese Struktur des aggressiven Verhaltens ist nun kenn-
zeichnend für die jugendlichen Randalierer unserer Zeit. Gleich-
gültig, ob sie als Hooligans, Skinheads oder als Neofaschisten in
Erscheinung treten, allen scheint die ökonomische Lage zu ver-
bieten, ihre narzißtische Allmacht in Bildung einer »Warenidenti-
tät« durch ständigen Konsum zu stabilisieren. Die Randalierer
sind überwiegend männlich, zwischen 17 und 21 Jahre alt, meist
Schüler, die einem Schulabschluß zustreben, der oft unter ihren
und den Erwartungen ihrer Eltern liegt - die Untersuchung von
KALINOWSKY et al. (1986) zu politischen Straftaten bei verurteil-
ten Rechtsextremisten zeigt, daß 70% aufgrund von Qualifikati-
ons- und Zugangsschwierigkeiten den in der Regel über den Beruf
fixierten Status ihrer Herkunftsfamilie nicht erreicht haben -, und
der kaum mehr als die Perspektive einer frustrierenden Lehre
eröffnet, oder Lehrlinge, die die Erfahrung machen, daß die
Gesellschaft für sie nur untergeordnete Positionen und nicht den
sozioökonomischen Status bereithält, den sie für die Befriedigung
ihrer Konsumwünsche benötigen. Fast 80% der Jugendlichen in

147
Mecklenburg-Vorpommern etwa sehen sich nach Einschätzung
des Landesjugendamtes als Menschen zweiter Klasse (Der Spie-
gel 1992, Heft 50, S. 26). Obwohl nur 7% dieser Jugendlichen
keiner geregelten Arbeit nachgehen, sind die Herden der Nazi-
Kids nach Ansicht von STEINERT (zit. n. Der Spiegel 1992, Heft
50, S.26) Cliquen von »Versagern«, von sozial Benachteiligten,
die in trostlosen Ghettos der Großstädte hausen, und auch im
Urteil von STREECK-FISCHER (1992) stehen Skinheads - konfron-
tiert mit den Erwartungen ihrer Herkunftsfamilie, »einen höheren
gesellschaftlichen Status zu erwerben oder zumindest den er-
reichten Status nicht zu gefährden« - »meist als Gescheiterte da«,
die ihre krude Weltsicht über Horrorvideos, rechtsradikale Rock-
musik und »Fanzines« bilden. Ohne die Möglichkeit, die eigene
narzißtische Allmacht im Konsum zu bestätigen, werden von
allen jeweils andere Menschengruppen für minderwertig erklärt
und aggressiv behandelt. Bei den Hooligans sind es die Fans und
Spieler anderer Vereine - wird einer auf dem Spielfeld brutal
gefoult und krümmt sich vor Schmerzen, heißt es: »Steh auf, Du
Sau!« - , bei den jugendlichen Neofaschisten sind es vor allem
Asylanten, bei den Skinheads kommen noch Homosexuelle, Ob-
dachlose und Behinderte hinzu. Diese negative Eingrenzung ihrer
Identität durch als minderwertig Denunzierte wird inhaltlich
durch den Verein oder die Nation ausgefüllt: Man ist kein Fan von
Bayern München etc., sondern von Borussia Dortmund, oder man
ist kein Asylant, Behinderter oder Homosexueller, sondern Deut-
scher. So fanden sich in einer Untersuchung von Jugendlichen in
Sachsen im Oktober 1990 bei 15-20% der ostdeutschen Jugendli-
chen ausländerfeindliche Haltungen sowie nationalistische, auto-
ritäre und Gewalt akzeptierende Orientierungen. 40% der Ju-
gendlichen zeigten ein hohes Maß an Intoleranz gegenüber
Ausländem und Andersdenkenden. Die Hälfte aller Befragten
schloß sich dem Neo-Nazi-Schlachtruf »Deutschland den Deut-
schen« an (FRIEDRICH et al. 1991; SCHUBART U. FRIEDRICH 1991).
Nach einer später durchgeführten Studie der Forschungsstelle
Sozialanalysen in Leipzig lehnen 54% der Jugendlichen in Ost-
deutschland Ausländer ab, und nach der IBM-Jugendstudie sind
28% der Jugendlichen im gesamten Bundesgebiet mehr oder
minder ausländerfeindlich (zit. n. Der Spiegel 1992, Heft 50, S.
25).

148
Die durch den Entzug von Sachen zerstörte, beziehungsweise
durch die eigene ökonomische Lage unmöglich gewordene Bil-
dung einer »Warenidentität« wird so in anderer Form wieder-
hergestellt. Während freilich die Jugendlichen in der BRD zu-
nächst durch den Besitz von Waren untereinander abstrakt
identisch und durch das je spezifische Warenset, mit dem sie eins
wurden, immerhin noch so konkret verschieden voneinander wa-
ren, wie sich ein grüner Granny-Smith-Apfel von einem roten
oder einem gelben Cox Orange unterscheidet, wird nun auch ihre
Identität in einer Weise bestimmt, mit der die DDR-Jugendlichen
längst vertraut waren. Auch ihre Identität wird zu einer kollekti-
ven. Waren sie früher noch jeweils ein besonderer Teil des All-
gemeinen und hatten so auch für sich eine konkrete, von anderen
unterscheidbare Identität, so bestimmt sich nun ihre Identität
nicht mehr als das Besondere im Allgemeinen, sondern nurmehr
als allgemeiner Teil eines besonderen Ganzen. Die Gruppen, die
sich hier bilden, haben - wie früher in der DDR - nicht mehr die
Struktur einer Masse; die einzelnen Gruppierungen sind vielmehr
einer Menge jeweils gleicher Äpfel vergleichbar, deren Identität
sich darin erschöpft, daß sie sich sagen, daß sie Äpfel, weil keine
verfaulten Birnen sind. Die »führende Idee«, schrieb FREUD
(1921, S. 110), »könnte( ) auch sozusagen negativ werden; der
Haß gegen eine bestimmte Person oder Institution könnte ebenso
einigend wirken (...) wie die positive Anhänglichkeit«. Da es aber
dem Narzißmus der einzelnen gänzlich gleichgültig bleibt, ob sie
sich als Äpfel oder als Bananen von fauligen Birnen oder ver-
gammelten Orangen unterscheiden, wird »die Idee«, wird die
inhaltliche Ausgestaltung ihrer kollektiven Identität zu einer aus-
tauschbaren Schablone. Wichtig ist nur die Differenz, das Gefalle
zwischen beiden, und daß die Bedeutung der Schablone irrational
so überhöht ist bzw. sich so vergrößern läßt, daß sie der Größe des
ehemaligen Ideal-Objekts entspricht und die eigenen Größenvor-
stellungen darin aufbewahrt bleiben, wenn man angetrieben vom
Ziel, in jenen Zustand der Subjektlosigkeit zurückzukehren, in
dem narzißtische Kränkungen durch andere noch nicht möglich
waren, in Realisierung der (unbewußten) Tendenz zur »primären
Ungeschiedenheit« (JOFFE U. SANDLER 1967a) mit ihr eins wird.
Ganz offensichtlich werden die besonderen Inhalte dieser
Schablonen nicht im Inneren der Jugendlichen ausgebrütet. Der

149
typische Randalierer hat jedenfalls im Urteil von TIMM, Chef des
LKA Wiesbaden, »keine rechtsextremistische Biographie«, und
bei den meisten sei ein rechtes Engagement - so beklagt das
Skinhead-Blatt Oisterreich »nur eine Modesache« (zit. n. Der
Spiegel 1992, Heft 50, S. 24). Dank eines mangelhaften Über-Ichs
»zeitlebens auf unvermittelte gesellschaftliche Anleitung ange-
wiesen« (HÖRN 1971, S. 24) scheint es, als würden auch diese
Schablonen der Gesellschaft - genauer: der Art und Weise ent-
nommen, in der herrschende gesellschaftliche Gruppierungen mit
anderen Menschen umgehen. Die alltägliche gesellschaftspoli-
tische Diskriminierung der Homosexuellen, Obdachlosen und
Ausländer durch Deutsche sind die Schablonen, welche die Ge-
sellschaft den Jugendlichen für eine negative Eingrenzung und
inhaltliche Bestimmung ihrer narzißtischen Identität zur Verfü-
gung stellt. Wie sich die Politiker zur Durchsetzung ökonomi-
scher Partialinteressen für die Öffentlichkeit allgemein-menschli-
che Begründungen ausleihen, so borgen auch sie sich eine
politische Begründung für ihre Aggressionen aus. »Skinheads«,
so SCHNIBBEN (1992, S. 36), »sind keine rechte RAF, sie sind
nicht aus politischen Gründen zu Gewalttätern geworden, sie sind
Gewalttäter, die sich politische Begründungen ausleihen«.
Politisch zunächst eher indifferent macht genau die Suche
nach einer geeigneten Schablone für die Restaurierung und Auf-
rechterhaltung ihrer narzißtischen Identität die Jugendlichen an-
fällig für die Parolen der organisierten Neonazis, die das Deutsch-
tum, die »Größe« der Nation verherrlichen. HEITMEYER (1987, S.
16) charakterisiert die beiden Grundelemente rechtsextremisti-
scher Orientierungsmuster folgendermaßen:

»a) Die Idee der Ungleichheit der Menschen« mit »folgende(n) Facetten:
Nationalistische bzw. >völkische< Selbstübersteigerung - Rassistische
Sichtweise/Fremdenfeindlichkeit - Unterscheidung von >lebenswertem<
und >unwertem< Leben (etwa durch Eugenik) - Behauptung >natürlicher<
Hierarchien (über Soziobiologie) - Betonung des >Rechtes des Stärke-
rem (Sozialdarwinismus) - totalitäres >Norm<-Verständnis, d.h. Aus-
grenzung des >Anderssein« b) (Die, S. Z.) Gewaltperspektive und -
akzeptanz« mit »folgende(n) Facetten: Ablehnung rationaler Diskurse/
Überhöhung von Irrationalismen - Betonung des alltäglichen >Kampfes
ums Dasein< - Ablehnung demokratischer Regelungsformen von sozia-
len und politischen Konflikten - Betonung autoritärer und militärischer
Umgangsformen und Stile«.

150
Es sind mithin nicht die »psychologische(n) Dispositionen«,
schrieb ADORNO (1951, S. 62), die »wirklich Faschismus verursa-
chen, sondern Faschismus bezeichnet eigentlich ein psychologi-
sches Gebiet, das von Kräften, die ihn aus ganz unpsychologi-
schen Interessengründen fördern, erfolgreich ausgenutzt werden
kann«. Weil eine Bedürftigkeit nach dieser kollektiven Größe
besteht, wird die Gewaltszene zum bevorzugten Agitationsfeld
der organisierten Rechten. Die braunen Parteien würden sich »um
diese dumpf-rechten, nur anpolitisierten Jugendlichen« reißen,
meint Hessens Chef des Verfassungsschutzes, Fromm, und sich
sehr bemühen, »diese jungen Leute einzubinden und ihnen eine
politische Heimat zu geben« (zit. n. Der Spiegel 1992, Heft 50, S.
30). Gelingt diese Einbindung, dann verschwindet auch die Diffe-
renz der einzelnen, weil jeder mit dem Nämlichen, mit der die
Mutter repräsentierenden Nation in illusionärer Verkennung zu
einer ungeschiedenen Einheit verschmilzt. Waren bei der »Wa-
renidentität« die einzelnen unter sich nur abstrakt identisch, so
sind sie hier konkret identisch geworden. Es resultiert eine psy-
chische Unterschiedslosigkeit der Gruppenmitglieder, die dann
ihren sichtbaren Ausdruck im gleichen Outfit findet - etwa im
Tragen der Vereinsfarben der Fans oder in den glattrasierten
Köpfen, Bomberjacken mit Emblemen und »Doc Martens«-Stie-
feln der Skinheads.
Auch diese Form einer kollektiven Identitätsbildung scheint
sich strukturell an gesellschaftlichen Vorbildern zu orientieren.
Man denke hier aber nicht nur an den typischen Banker-, Yuppie-,
Preppie-, Motorrad-Gang- oder Manta-Outfit, sondern auch an
das, was GOFFMAN (1961) für Individuen beschrieben hat, die in
Gefängnissen inhaftiert oder in psychiatrische Krankenhäuser,
Altersheime, militärische Ausbildungszentren, Internate und Klö-
ster aufgenommen werden. Den Aufgenommenen wird dort oft
ihr ganzes persönliches Habe (einschließlich Kleider, Geld und
manchmal sogar ihr Name) weggenommen, ihr Körper wird bis
zu einem gewissen Grad standardisiert (etwa durch einen militäri-
schen Haarschnitt), und ihr Verhalten wie auch ihre Konversation
werden stark reglementiert. In Form standardisierter Kleidung
und Gegenstände, die sie zwar gebrauchen, aber nicht mehr
besitzen können, erhalten sie eine Art normierenden »Identitäts-
Kid« in einem Verfahren, dessen erklärtes Ziel es ist, ihre konkre-

151
te Einmaligkeit (»uniqueness« heißt es bei SNYDER U. FROMKIN
[1981]) zu vernichten. Was hier unter einem äußeren Zwang von
»oben« geschieht und auf Zerstörung angelegt ist, wird bei den
Skins von »unten« angetrieben, geschieht aus einer inneren Not-
wendigkeit und dient dazu, die eigene Zerstörung zu verhindern.
Natürlich haben die einzelnen Gruppierungen auch ihre An-
führer. Diese fungieren aber nicht mehr als Personen, die für die
Gruppenmitglieder einen »Vaterersatz« (FREUD 1921, S. 102) in
Gestalt eines »Über-Vater(s)« (HORKHEIMER 1949, S. 350) dar-
stellen und an die sie sich deshalb auch aus irrationalen Gründen
noch libidinös gebunden fühlen. Wie ehemals für die Jugendli-
chen aus der DDR die führenden Personen bloße Agenten der
abstrakten Staatsmacht waren, so sind ihnen auch heute die
Anführer bloße Funktionäre, in denen sich zwar die abstrakte
»Größe« der »Nation« repräsentiert, die man aber vor allem für
die Logistik benötigt. Für die BRD-Jugendlichen wiederum sind
sie eine Art lebender Plastikfiguren, deren Verhalten demjenigen
der Helden des Films, Femsehens und der Comics nachgestellt ist
und die im Erleben der Mitglieder jene narzißtische Größe in
einer selbstevidenten, zweifelsfreien Form aufzuweisen scheinen,
die sie sich zwar selbst zuschreiben, von der sie sich aber dennoch
immer wieder überzeugen müssen. Was bei ihnen mit den comic-
artigen Spielfiguren begann, setzt sich über die Begeisterung für
die Turtles und Superman, Karate Kid, Michael Jackson, Madon-
na, Jean-Claude van Damme, Sylvester Stallone oder Arnold
Schwarzenegger fort in die Bewunderung von Menschen, in de-
nen sich die von der Kulturindustrie vorfabrizierten Verhaltens-
schablonen personifizierten. Diese Individuen werden um so
mehr bewundert (und beneidet), je weniger ihre narzißtische
Größe noch eines Belegs bedarf. So kennt etwa die Karriere eines
Skinheads fünf Stufen: 1. Einen Ausländer zusammenschlagen; 2.
ein Asylantenheim angreifen; 3. eine Schlägerei mit mehreren
Ausländem durchstehen; 4. einen Polizisten niederschlagen; 5.
einen Aufenthalt im Knast durchhalten (SCHNIBBEN 1992, S. 36).
Je höher man auf dieser Karriereleiter steigt, desto sicherer kann
man sich in der Annahme wähnen, von den tiefer Postierten
anerkannt und bewundert, zumindest aber beneidet zu werden.
Freilich, mit der Herstellung einer omnipotenten Einheit unter
dem Titel der Nation ist die angestrebte Ungeschiedenheit noch

152
nicht in Gänze erreicht. Außer der Apfel-Identität gibt es noch
andere Identitäten, etwa die von Birnen, Bananen, Tomaten etc.
Da sich die eigene Identität immer nur in Abgrenzung von ande-
ren bestimmen läßt, wäre eine Ungeschiedenheit erst dann total,
wenn die Besonderheiten der anderen von der Welt verschwinden
würden. Zwei Wege stehen dazu offen, die beide gleichermaßen
aggressiv sind: Entweder man sucht sich die anderen einzuver-
leiben und sie unter die eigene kollektive Identität zu subsumie-
ren, indem man etwa Birnen, Bananen und Tomaten auffordert,
ihre Besonderheit abzustreifen und zu Äpfeln zu werden. Genau
diese Assimilierung der Ausländer wird von rechtslastigen Po-
litikern gefordert. TAGUIEFF (1991) nennt dies einen »xenophagen
(fremdenfressenden) uniformierenden Imperialismus«. Was hier
den anderen zugemutet wird, ist eine absolute Homogenisierung,
eine Zerstörung ihrer eigenen Identität. Sie sollen zu homogenen
Partikeln eines unterschiedslosen Ganzen werden. Oder aber man
vernichtet sie. Beide Male freilich entschwindet mit der Beson-
derheit der anderen auch die eigene besondere kollektive Identität
dem Bewußtsein und löst sich in einem unterschiedslosen und
damit auch identitätslosen Allgemeinen auf.
Dieser Sachverhalt läßt aggressive Verhaltensweisen in einem
neuen Licht erscheinen. Sie dienen nicht nur der Bestätigung der
eigenen Allmacht, sondern sie sind zugleich von dem Ziel ange-
trieben, unter veränderten Bedingungen in den noch ungeschie-
denen narzißtischen Zustand von Mutter und Kind wieder zurück-
zukehren. Dies gilt auch für die ersten Identifikationsprozesse mit
der idealisierten Außenwelt. Auch hier wird die Rückkehr in die-
sen Urzustand auf aggressive Weise gesucht. FREUD (1905, S. 98;
s.a. S. 58; 1921, S. 116) verweist darauf in folgender Bemerkung:
»Eine erste (...) prägenitale Sexualorganisation ist die orale, oder, wenn
wir wollen, kannibalistische. Die Sexualtätigkeit ist hier von der Nah-
rungsaufnahme noch nicht gesondert (...). Das Objekt der einen Tätig-
keit ist auch das der anderen, das Sexualziel besteht in der Einverleibung
des Objektes, dem Vorbild dessen, was späterhin als Identifizierung eine
so bedeutsame psychische Rolle spielen wird«.
Mit der realen Einverleibung wird die Erfahrung gemacht, daß
dadurch auch die reale Existenz des Objekts vernichtet werden
kann (FENICHEL 1946b, S. 212), und genau aus dieser Erfahrung
speist sich der aggressive Charakter der Introjektion, »die eine Art

153
von Regression zum Mechanismus der oralen Phase ist« (FREUD
1923, S. 257), »in welcher man sich das begehrte und geschätzte
Objekt durch Essen einverleibte und es dabei als solches vernich-
tete« (FREUD 1921, S. 116). In Wiederherstellung der Ungeschie-
denheit wird durch sie zwar nicht die objektive, wohl aber die
psychische, d.h. die Existenz des Objekts für das Subjekt vernich-
tet.38
Auch findet man diese Grundfigur, in der aggressive Verhal-
tensweisen in die Befriedigung der narzißtischen Bedürftigkeit
eingebunden sind, bereits auf der Ebene der »Warenidentität«.
Nicht nur, daß man auch hier subjektiv die objektive, von einem
getrennte Existenz der Waren aufhebt, indem man mit ihnen eins
wird. Wenn sie ihre »Warenidentität« nicht verlieren wollen, dann
sehen sich die Individuen auch hier aufgefordert, sich mit der
Firma, für die sie arbeiten, zu identifizieren, ihre Identität in einer
kollektiven »corporated identity« aufgehen zu lassen, und ent-
sprechend den ökonomischen Gesetzen unserer kapitalistischen
Wirtschaftsform, wo jeder ein virtueller Feind des anderen ist,
Konkurrenten im Kampf um die Absatzmärkte entweder ökono-
misch zu erledigen oder sie aufzukaufen und der eigenen Firma
einzuverleiben und in der eignen Firma beim Aufstieg auf der
Karriereleiter Kollegen auszuschalten. Wenn aber eine Gesell-
schaft im wesentlichen nichts anderes als die ökonomische Ver-
nichtung anderer als »kreative Sinnerfüllung« (ELIAS 1989, S.
274) zur Verfügung stellt, dann kann es nicht befremden, wenn
Menschen, die diese Möglichkeit nicht haben, andere wirklich
zerstören. Aggressives Verhalten wird hier in Situationen ausge-
löst, in denen ihrer Accessoires beraubte Menschen sich als das
loslassen, was von ihnen dann noch übrig bleibt. »Erst haben die
Menschen (...) sich selber gewissermaßen den Dingen gleichge-
macht. Dann machen sie, wenn es ihnen möglich ist, die anderen
zu Dingen« (ADORNO 1966, S. 94f). Sie bestätigen »(i)m läppi-
schen Zeitvertreib des Totschlags« noch »das sture Leben (...), in
das man sich schickt« (HORKHEIMER U. ADORNO 1947, S. 200).
Unter diesem Blickwinkel betrachtet bringt das Verhalten der
Hooligans, Skinheads und Rechtsradikalen lediglich jene
Menschlichkeit im Umgang miteinander auf den praktischen Be-
griff, die unserer kapitalistischen, auf Profitmaximierung aus-
gerichteten Gesellschaftsform noch innewohnt.

154
»Der Faschismus«, so ADORNO (1951, S. 41 f.), ist (...) nicht
einfach eine Wiederholung des Archaischen, sondern dessen Wie-
dererzeugung in der Zivilisation durch die Zivilisation«. Auch
wenn die rechtsgerichteten, antidemokratischen Orientierungen
vorwiegend an den »Rändern der Gesellschaft« erscheinen (HEIT-
MEYER 1987, S. 15), so sind ihre Wurzeln gleichwohl nicht dort,
sondern im ökonomischen Zentrum, in der kapitalistischen Pro-
duktionsweise unserer Gesellschaftsform aufzusuchen. Indem das
Verhalten der Nazi-Kids das Normale, jedweder kapitalistischen
Gesellschaftsformation auf bestimmtem Entwicklungsstand Im-
manente sichtbar macht, ist es zugleich eine praktische Kritik39 an
den Formen der Entmenschlichung des gesellschaftlichen Sy-
stems, in dem wir alle leben. Wurde früher die Gesellschaft im
Lichte unbewußt gewordener Kindheitsdramen als eine Gemein-
schaft mißverstanden, die sie nicht war, so wird sie nun in diesem
Lichte praktisch als das begriffen, was sie wirklich ist. Es kann
dann auch nicht verwundem, daß die heutige Fremdenfeindlich-
keit in einer Demokratie und nicht - wie die frühere - unter einer
Diktatur entsteht. Daß der heutige Haß auf sozial Schwache und
Diskriminierte der gefahrlichere, weil keiner direkten Anleitung
mehr bedürftige ist, steht außer Frage. Seine Realisierung hängt
nur noch am (roh)seidenen Faden der »Warenidentität«.40
Daß die in ökonomischem Gewände verborgenen Formen der
Entmenschlichung sichtbar werden, scheint auch von einem Teil
der Menschen befürchtet zu werden, die in Gestalt von »Lichter-
ketten« in deutschen Großstädten gegen Ausländerhaß und auf-
keimenden Rechtsradikalismus demonstrierten. Abgesehen da-
von, daß die flächendeckenden Demonstrationen, die denen in
München und Hamburg folgten, gelegentlich mehr und mehr zu
einem Gemisch aus Sankt Martins-Zug und kollektivem, Coca-
Cola- und Grog-getränkten (»Hamburger Matrosen saufen für
Asylbewerber« [Thomas Gottschalk, zit. n. Der Spiegel 1993,
Heft 5, S. 170]) Schaufensterbummel »mit Kerzen« degene-
rierten, das die Teilnehmer gleichwohl nicht nur als »spitzenhu-
manistisch gesonnene Eins A Top-Mitmenschen« (»Ich bremse
auch für Asylbewerber«; DROSTE 1993) entließ, sondern dies auch
noch durch Wachsflecken und Teilnehmeraufkleber öffentlich
machte4' - wie jedenfalls ein Nachrichtensprecher des ZDF zu
berichten wußte, waren die ersten Aufmärsche vor allem an das

155
Ausland gerichtet, auch damit Deutschland nicht - wie Südafrika
zu Zeiten der Apartheid - ins ökonomische Abseits gerät.42 Mit
dem Verlust der ökonomischen Möglichkeiten ginge auch ihre
eigene, sich über Waren konstituierende Identität verloren, und
sie würden sich in jener rücksichtslosen Unmenschlichkeit wie-
derfinden, der eine intakte Ökonomie noch den Glanz des Hu-
manen verleiht. SPITZ (1965, S. 310f.) hat die Erwachsenen, die
sich praktisch als »Niemandskinder« (MITSCHERLICH 1946) so-
zialisierten, so beschrieben: Der frühe
»Mangel an Gefühlsbeziehungen hindert das Individuum daran, zwi-
schenmenschliche Beziehungen zu anderen Erwachsenen seiner Gesell-
schaft anzuknüpfen oder aufrechtzuerhalten, die über die Grenzen des
unmittelbaren wirtschaftlichen Gewinns hinausgehen. (...) Das Elend
dieser Kinder wird in die Trostlosigkeit der sozialen Beziehungen des
Heranwachsenden umgesetzt. Da ihnen die affektive Nahrung vorent-
halten wurde (...), ist ihr einziges Hilfsmittel die Gewalt. Der einzige
Weg, der ihnen noch offensteht, ist die Zerstörung einer Gesellschafts-
ordnung, deren Opfer sie sind. Das Kind wurde um die Liebe betrogen,
dem Erwachsenen bleibt nur der Haß«.
Da eine Entmenschlichung anderer nur möglich ist, wenn diejeni-
gen, die entmenschlichen, selbst Menschlichkeit, Selbstrespekt
und Würde entbehren oder entbehrten (MOSES 1990, S. 113),
würde der Preis, den sie für ihre entleerte und durch Waren
abgestützte »Menschlichkeit« zu bezahlen gewillt waren und
sind, sinnlich-unmittelbar als das erfahrbar werden, was er dem
Wesen nach ist: ein Rückfall in jene Barbarei, deren ökonomi-
scher Erscheinung sie sich anheim gegeben haben.

Anmerkungen
1 Seit Ende des II.Weltkrieges hat die empirische Sozialforschung
ein stabiles, über die Jahrzehnte hinweg unverändertes Potential an
latentem Antisemitismus registriert (SILBERMANN u. SALLER 1975).
2 In der Zeit, die von der Niederschrift dieses Artikels bis zur
Korrektur im August 1993 verstrich, kamen nach Angaben des Bundes-
kriminalamts bis März 1993 noch 1539 ausländerfeindlich motivierte
Straftaten und bis Mai 1993 noch 5 Tötungsdelikte hinzu.
3 Zwischenzeitlich haben sich die regierenden Parteien mit der

I56
SPD auf eine Grundgesetzänderung geeinigt, die das Asylrecht zwar
formal erhält, aber so aushöhlt, daß es praktisch von keinem Asylsu-
chenden mehr in Anspruch genommen werden kann.
4 »Asylstreit hin oder her«, so etwa die Süddeutsche Zeitung v.
5.12.1992, »was seit Rostock zur Routine wird, ist ein Anschlag gegen
die gesamte Republik«. Diese Begründung wurde auch im Prozeß um
Bombenanschläge auf ein jüdisches Mahnmal und ein Asylbewerber-
heim in Berlin übernommen. Der 31jährige Hauptangeklagte wurde zu
fünf Jahren und neun Monaten Haft, der 35jährige Mitangeklagte zu
zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Mit den Anschlägen, so
urteilte der Vorsitzende Richter, hätten die Angeklagten »die Interessen
der Bundesrepublik aufs gröblichste verletzt«. Ihr Motiv, »ein Zeichen
gegen Juden und Ausländer zu setzen«, habe lediglich strafverschärfend
gewirkt (Frankfurter Rundschau Nr.65 v. 18.03.1993).
5 An diese »nie gelöstef ), unbewußt verankerte( )« Mutterbindung
appellierte, wie REICH (1933, S. 90f.) meinte, Goebbels in einem Auf-
satz zum »>Muttertag<« 1933 im »>Angriff<: >(...) Die Idee des Mutterta-
ges ist dazu angetan, das zu ehren, was die deutsche Idee versinn-
bildlicht: Die deutsche Mutter. Nirgendwo fallt der Frau und Mutter
diese Bedeutung zu, als im neuen Deutschland. Sie ist die Wahrerin
eines Familienlebens, aus dem die Kräfte spriessen, die unser Volk
wieder aufwärts führen sollen. Sie - die deutsche Mutter - ist die
alleinige Trägerin deutschen Volksgedankens. Mit dem Begriff >Mutter<
ist >Deutschsein< ewig verbunden - kann uns etwas enger zusammenfüh-
ren, als der Gedanke gemeinsamer Mutterehrung?«
6 REICH (1933, S. 93, Kursivierungen aufgehoben, S. Z.) verweist
auf die Antwort Goebbels auf die Frage, ob der Jude ein Mensch sei:
»>Wenn jemand deine Mutter mit der Peitsche durchs Gesicht schlägt,
sagst du dann auch: Danke schön! Er ist auch ein Mensch!? Das ist kein
Mensch, das ist ein Unmensch! Wieviel Schlimmeres hat der Jude
unserer Mutter Deutschland angetan und tut es ihr heute noch an!<«.
7 In der FREUDschen (1921) Arbeit war noch vom »Ich-Ideal« die
Rede, das damals alle Phänomene umfaßte, die später dem »Über-Ich«
zugeschrieben wurden. Dazu gehörten »die Funktionen der Selbstbeob-
achtung, das moralische Gewissen, die Traumzensur und (der, S. Z.)
Haupteinfluß bei der Verdrängung«, sowie »die Summe aller Einschrän-
kungen, denen das Ich sich fügen soll«, so daß es »immer zu einer
Empfindung von Triumph (kommt, S. Z.), wenn etwas im Ich mit dem
Ich-Ideal zusammenfällt« und »Schuldgefühl (und Minderwertigkeits-
gefühl)« als »Ausdruck der Spannung zwischen Ich und Ich-Ideal (...)
verstanden werden« können (FREUD 1921, S. 121, S. 147).
8 »Wir ahnen (...), daß die gegenseitige Bindung der Massenindi-
viduen von der Natur einer (...) (partiellen, S. Z.) Identifizierung durch
eine wichtige affektive Gemeinsamkeit ist, und können vermuten, diese
Gemeinsamkeit liege in der Art der Bindung an den Führer« (FREUD
1921, S. 118).

157
9 Die daraus resultierenden Veränderungen in der familialen So-
zialisation der heute 15-40jährigen wurden andernorts genauer darge-
stellt (ZEPF 1993).
10 In der Zeit von 1933 bis 1968 sank die Zahl der Selbstständigen
und mithelfenden Familienangehörigen von 37% auf 19%, die Zahl der
Arbeiter blieb konstant (47,4% rsp. 47,3%), während die Zahl der
Angestellten und Beamten von 16,6% auf 33,6% anstieg (RITSERT U.
ROLSHAUSEN 1973, S. 32f). Diese Tendenz setzte sich weiter fort. 1989
waren von den Erwerbstätigen noch knapp 9% selbständig, 51% waren
Beamte und Angestellte, und 39% waren Arbeiter.
11 GORER (1948) hat die dadurch bewirkte Entzauberung der väter-
lichen Autorität für amerikanische Verhältnisse ausführlich beschrie-
ben. Sie wurde von den Kindern der Lächerlichkeit preisgegeben.
12 Erwerbstätige Männer sind in unsere Gesellschaft täglich durch-
schnittlich 9 Stunden außer Haus. In der verbleibenden Zeit wenden sie
im Durchschnitt 12 Minuten pro Werktag für die Pflege und Versorgung
ihrer Kinder auf und 20 Minuten für sonstige gemeinsame Aktivitäten
mit ihnen (FTHENAKIS 1985, S. 158), wobei bei Kindern, die älter als 6
Jahre sind, die Hälfte dieser Zeit mit ihnen vor dem Femseher verbracht
wird (WINN 1977).
13 Bezogen auf den Zeitraum von 1957 bis 1970 ist die Zahl der
erwerbstätigen Mütter erheblich schneller, nämlich um 19%, angewach-
sen als die Gesamtzahl der Mütter, die nur um 4,5% angestiegen ist. Das
heißt, daß 1970 relativ und absolut mehr Mütter mit Kindern erwerbs-
tätig waren als 1957 (MENSCHIK 1971, S. 102).
14 Anfang der 70ger Jahre besuchten bsp. 40% der Kinder eine
Kindertagesstätte oder einen Kindergarten. Dieser Anteil hat sich inner-
halb der nächsten 10 Jahre verdoppelt (FAUSER et al. 1979, S. 127).
15 »Trieb ist e definitione: Körperbedürfnis >in-Beziehung-zu<. Er-
lebnis als körperbestimmte Interaktion realisiert sich in angebbaren
szenischen Erfahrungen des Kindes, ist ein in der Realität verankerter
Bildungsprozeß. Erlebnis ist der Niederschlag real erfahrener körperbe-
stimmter Interaktion« (LORENZER 1972, S. 17). Deshalb gilt: »Das
konkrete >Es< ist als reale Triebpotenz ein Komplex hergestellter Inter-
aktionsformen« (LORENZER 1974, S. 120, Sperrungen aufgehoben, S.
Z.).
16 Es ist FREUD (1926, S. 166) »nicht glaubhaft, daß das Kind
andere als taktile und Allgemeinsensationen vom Geburtsvorgang be-
wahrt hat«.
17 Desgleichen schreibt FREUD (1921, S.146; s.a. 1916/17, S. 432):
»So haben wir mit dem Geborenwerden den Schritt vom absolut selbst-
genügsamen Narzißmus zur Wahrnehmung einer veränderlichen Außen-
welt und zum Beginn der Objektfindung gemacht, und damit ist ver-
knüpft, daß wir den neuen Zustand nicht dauernd ertragen, daß wir ihn
periodisch rückgängig machen und im Schlaf zum früheren Zustand der
Reizlosigkeit und Objektvermeidung zurückkehren«.

158
18 Für die erkenntnislogischen Voraussetzungen , an die das Erle-
ben von Lust und Unlust gebunden ist, s. ZEPF (1985) und ZEPF U.
HARTMANN (1989).
19 Zwar räumt FREUD (1900, S. 609) in der »Traumdeutung« noch
vorsichtig ein, daß ein psychischer Apparat, der ausschließlich nach dem
Primärvorgang funktioniere, eine »theoretische Fiktion« sei. Auch läßt
er die Frage offen, ob das Neugeborene in Wirklichkeit ausschließlich
auf dieser Funktionsebene operiere. Später jedoch heißt es dezidiert:
"Die Primärvorgänge sind auch die zeitlich früheren, zu Anfang des
Seelenlebens gibt es keine anderen" (FREUD 1920, S.68). Gegen den
Einwand, daß sich der Säugling mit dieser Funktionsweise wohl kaum
am Leben erhalten könne, argumentiert FREUD (191 la, S.232), daß sich
diese Annahme "durch die Bemerkung (rechtfertigt, S.Z.), daß der
Säugling, wenn man nur die Mutterpflege hinzunimmt, ein solches
psychisches System nahezu realisiert".
20 Fehlt die Zeitperspektive, dann kann Gegenwärtiges nicht zu
Vergangenem in Beziehung gesetzt werden. Ein reproduzierter Vorstel-
lungsinhalt - eine aktualisierte Erinnerungsspur - kann dann auch nicht
mehr als Erinnerung gelesen und somit auch nicht wiedererkannt wer-
den.
21 Dazu müßte in einem Schluß vom Allgemeinen zum Besonderen
ihre »Zugehörigkeit« (RAPAPORT et al. 1968, S. 189ff.) ermittelt werden
können, der im allgemeinen inhaltlich ausgewiesene und extensional
eingegrenzte »Sprachsymbole« (LORENZER 1974; ZEPF 1985) zur Vor-
aussetzung hat. Kann ihre Zugehörigkeit nicht bestimmt werden, dann
lassen sich Vorstellungsinhalte auch nicht gegeneinander abgrenzen.
22 Mit der Sonderung von Vorstellung und Wahrnehmung verläuft
die Triebbefriedigung nun innerpsychisch »von der als Zielvorstellung
genommenen Befriedigungserinnerung bis zur identischen Besetzung
derselben Erinnerung, die auf dem Wege über die motorischen Erfah-
rungen wieder erreicht werden soll« (FREUD 1900, S. 607).
23 Beispielsweise wenn sie bei der aktualisierten Vorstellung des
»Nuckeins« das Kind zwar aus dem Bettchen nimmt, es aber auf die
Wickelkommode legt und streichelt oder sich selbst überläßt, statt es an
die Brust zu legen, oder das Kind im Bettchen läßt, seinen Kopf anhebt
und ihm einen Schnuller reicht.
24 Das Ich, schrieb HARTMANN (1964, S. 13), ist »ein Teilgebiet der
Persönlichkeit und wird durch seine Funktionen bestimmt«.
25 Aus demselben Grund ist auch der Versuch problematisch, die
Außenwelt etwa in einer »narzißtischen Wut« zu zerstören oder sich
total von ihr abzuwenden.
26 Implizit bringt auch SPITZ (1965, S. 309f.) das Fehlen einer
Achtmonatsangst in Beziehung zur »rapiden Verschlechterung der Mut-
ter-Kind-Beziehung, (...) die mit Beginn der Industrialisierung der Pro-
duktion einsetzte« und die zu einer praktischen wie emotionalen »Abwe-
senheit der Mutter« führte.

159
27 Dies zeigt etwa eine Untersuchung von 38 zufällig ausgewählten
Erwachsenen, die in ihrer frühen Kindheit durchschnittlich 2 Jahre in
einem Heim verbrachten, bis sie von Pflegeeltern aufgenommen wurden
oder wieder zu ihren Eltern zurückkamen (BERES u. OBERS 1950, S.214-
217). 4 hatten eine Psychose, 21 wiesen eine narzißtische Charakterstö-
rung im Sinne einer deutlichen Selbstbezogenheit auf, 4 waren geistig
zurückgeblieben, 2 zeigten eine neurotische Symptomatik und 7 eine
befriedigende Anpassung ohne gravierende Auffälligkeiten. Bei keinem
der Erwachsenen fand sich eine ödipale Problematik. Die Autoren be-
gründen dies mit zwei Faktoren: »(E)inmal, daß die libidinöse Entwick-
lung dieser Kinder nicht das Niveau erreichte, das für die Entwicklung
des ödipalen Konfliktes notwendig wäre und zweitens, daß die Störung
innerhalb der Familienkonstellation so groß war, daß der ödipale Kon-
flikt gar nicht auftauchte« (BERES U. OBERS 1950, S. 225).
28 Bei SPITZ (1965, S. 89) firmieren die instrumentellen Interakti-
onsformen als »Ich-Funktionen«.
29 Idealisierung nennt FREUD (1914, S. 161) einen »Vorgang mit
dem Objekt, durch welchen dieses ohne Änderung seiner Natur vergrö-
ßert und psychisch erhöht wird«. Gewiß hat die Außenwelt in der
Perspektive des Kindes noch nicht den Charakter eines Objektes. In
subjektiver Sicht ist es zunächst nur etwas dem Kind Äußerliches, das es
als Bedingung für die Vermeidung von Unlust benötigt.
30 FREUD unterscheidet u.a. zwei Formen der Identifizierung. Die
eine ist »hysterisch()« (FREUD 1916b, S. 437) und »partiell()« und führt
zu einer Verdoppelung bestimmter Eigenschaften des Objekts im Sub-
jekt, indem »das Ich (gemeint ist das Subjekt, S. Z.) Eigenschaften des
Objekts an sich nimmt«, weil es sich »in dieselbe Lage« versetzen will,
in der sich das Objekt befindet (FREUD 1921, S. 117f), beläßt aber die
Beziehung zum Objekt unberührt. Die andere nennt FREUD (1916b, S.
436) eine »narzißtische«. Sie tritt ein im Gefolge »einer realen Kränkung
oder Enttäuschung von Seiten der geliebten Person« und führt zu einer
»Aufrichtung des Objekts im Ich (gemeint ist wieder das Subjekt, S.Z.)«
und damit zu einem »Aufgeben des Objekts« (FREUD 1923, S. 257).
»Wir dürfen«, so faßt FREUD (1916b, S. 437) zusammen, »(...) den
Unterschied der narzißtischen Identifizierung von der hysterischen darin
erblicken, daß bei ersterer die Objektbesetzung aufgelassen wird, wäh-
rend sie bei letzterer bestehen bleibt und eine Wirkung äußert, die sich
gewöhnlich auf einzelne Aktionen und Innervationen beschränkt«. Nar-
zißtische Identifizierung ist eine »Introjektion« (FREUD 1916b, S. 435),
wodurch das Objekt in Gänze dem Subjekt einverleibt wird (s. dazu
FENICHEL 1926). Dieser Vorgang - und um einen solchen handelt es sich
hier - ist »in den frühen Entwicklungsphasen ein sehr häufiger, und kann
die Auffassung ermöglichen, daß der Charakter des Ichs (gemeint ist
auch hier das Subjekt, S. Z.) ein Niederschlag der aufgegebenen Ob-
jektbesetzungen ist, die Geschichte dieser Objektwahlen enthält«
(FREUD 1923, S. 257). Diese narzißtische Identifikation ist für FREUD

160
(1923, S. 257) überhaupt »die Bedingung, unter der das Es seine Objekte
aufgibt«.
31 Die Untersuchungen von HAAF U. BELL (1967) unterstützen
diese These.
32 Diese »Funktionslust« wurde andernorts (ZEPF 1993) mit dem
Garnrollen-Beispiel von FREUDS (1920, S. 12) Enkel erläutert. FREUDS
Enkel spielt in Abwesenheit seiner Mutter ihr Weggehen und Wieder-
kommen mit einer an einem Bindfaden befestigten Garnrolle durch, die
er zunächst über sein verhängtes Bettchen wirft und ihr dadurch bewirk-
tes Verschwinden mit einem bedauernden »o-o-o-o« begleitet, um sie
dann wieder hervorzuziehen und ihr Wiedererscheinen mit einem freu-
digen »Da« zu begrüßen. FREUDS (1920, S. 13) Deutung ist, daß das
Kind das »Verschwinden und Wiederkommen (der Mutter, S. Z.) mit
den ihm erreichbaren Gegenständen selbst in Szene setzte« und dadurch
die Unlust, die durch das Verschwinden der Mutter bewirkt wurde, nun
selbst bewältigt, indem es sie in Gestalt der Garnrolle wieder herbeizi-
tiert. Natürlich ist diese »Funktionslust« nicht auf den Umgang mit
Sachen beschränkt. Auch als triebbestimmt erscheinende Interaktions-
formen können zum Zwecke der Unlustvermeidung eingesetzt werden.
Dies ist dann der Fall, wenn ihre Realisierung im wesentlichen der
Vermeidung einer narzißtischen Kränkung dient. Beispiele wären etwa
ein Kind, das bei Abwesenheit der Mutter am eigenen Daumen nuckelt,
oder der phallische Narzißt, der sich ständig seine Potenz beweisen muß.
Auch hier wandelt sich die an ein bestimmtes Objekt gebundene triebbe-
friedigende Lust in eine narzißtische, objektlose »Funktionslust«.
33 Man denke hier an die Sciene-Fiction-Spielzeuge wie die He-
man-Serien, Ghostbusters, Mask oder Transformers. Die Spielzeuge
sind weitgehend auf Action aufgebaut, alles scheint machbar, auch die
größten Hindemisse können durch technische oder magische Überlegen-
heit überwunden werden, stets wird der siegreiche Held gefeiert, und die
Geschichten spielen sich in einem utopischen, in der Zukunft liegenden
Handlungsraum ab, der von der unmittelbaren Gegenwart des Kindes
ebenso weit entfernt ist wie sein vergangenes - und als Utopie weiter
existierendes - »Sich-eins-Fühlen mit der Mutter« (JOFFE U. SANDLER
1967b).
34 LASCH (1979) sieht in unserer Epoche das »Zeitalter des Narziß-
mus«, und BELLAK (1961, S. 215-217), der den selbstbezogenen, narziß-
tischen Alltagscharakter ebenfalls als typisch für die moderne Gesell-
schaft einschätzt, betont besonders die schwachen, kaum noch libidinös
zu nennenden Objektbeziehungen. Auch im Spektrum psychischer
Krankheitsbilder wird eine Zunahme früher, vor allem narzißtisch ein-
gefärbter Störungen diagnostiziert (Lit. s. ZEPF 1993).
35 Daß es in der Schule nicht anders zuging, zeigt das Verhalten
eines Erstklässlers, der zu Hause »Schule« spielt: »Alles Verhalten wird
zensiert, besonders die >Disziplin<, eine Strichliste wird geführt, im
Kommandoton gesprochen, Falschgeschriebenes darf nur mit Lineal und

l6l
einem besonderen Stift ausgebessert werden. Der erstaunte Vater wird
zurechtgewiesen >Das verstehst Du nicht, das muß so sein<« (ISRAEL
1990).
36 Auf einer unbewohnten Insel hat man, wie DE LEVITA (1971, S.
190) feststellte, »keine Identität, sondern nur insofern man >mit anderem
ist«.
37 Für die Produkte einer narzißtischen Sozialisation gilt unter den
angeführten Bedingungen in vollem Umfang der Satz FREUDS (1932, S.
112): »(E)s sieht wirklich so aus, als müßten wir andere und anderes
zerstören (...), um uns vor der Tendenz zur Selbstdestruktion zu be-
wahren«.
38 Maskiert in der Lebens-Todestriebhypothese, in der der nach
Außen gewendete Todestrieb als Destruktions- oder Aggressionstrieb
erscheint, findet sich diese Grundfigur der Aggression auch bei FREUD.
Der insbesondere im Hinblick auf den Todestrieb geschriebene Satz -
»Ein Trieb wäre also ein dem belebten Organischen innewohnender
Drang zur Wiederherstellung eines früheren Zustandes, welchen dieses
Belebte unter dem Einflüsse äußerer Störungskräfte aufgeben mußte«
(FREUD 1920, S. 38, Kursivierungen aufgehoben, S. Z.) - liest sich im
entfalteten Kontext als natur-philosophisch mystifizierte Fassung des
Versuchs, in den spannungslosen, unlustfreien narzißtischen Zustand
zurückzukehren.
39 Gelegentlich wird diese Kritik auch verbal artikuliert. In einem
im Spiegel (1992, Heft 50, S. 26) abgedruckten Interview sagte ein
rechtsradikaler Jugendlicher: >»In unserer Weltanschauung, die national
und sozialistisch ist, haben ideelle Werte den Vorrang vor materiellen
Werten. Diese Gesellschaft baut dagegen fast ausschließlich auf materi-
ellen Dingen auf. Jeder ist bestrebt, sich Geld und damit dicke Autos,
Designerklamotten oder teure Wohnungen zu beschaffen. Das kann
nicht so weitergehen und nicht der Sinn des Lebens sein<«. Und in einer
Werbebroschüre der »Nationalen Offensive« wird gegen »Gewinnsucht,
Wohlstandsdenken und Ellenbogenmentalität und Konsumrausch« ge-
wettert (zit. n. Der Spiegel 1992, Heft 50, S. 27).
40 Auch wenn heute sicherlich nicht von einem monokausalen
Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und dem Aufkommen faschi-
stischer Tendenzen auszugehen ist, so können die von BAETHGE et al.
(1980) und ROSEN (1985) publizierten Zahlen gleichwohl als Beleg für
die vorgetragene These eines Zusammenhanges zwischen Konsumein-
schränkung und rechtsorientierten Gewaltakten angesehen werden. Liest
man die von diesen Autoren veröffentlichen Zahlen zusammen, dann
läßt sich nämlich feststellen, daß rechtsextremistische Ausschreitungen
mit dem Anstieg arbeitsloser Jugendlicher (im Alter zwischen 15 und 25
Jahren) ebenfalls anstiegen. 1967 waren 43.534 Jugendliche arbeitslos,
wobei 387 Ausschreitungen registriert wurden, 1974 waren bei 184
Ausschreitungen 18.175 Jugendliche ohne Arbeit, 1980 waren es 1.643
Ausschreitungen bei 224.581 und 1981 waren es 1.888 Ausschreitungen

162
bei 365.010 arbeitslosen Jugendlichen. Auch zeigt die Untersuchung
von LIEPELT (1967) für den Zeitraum Juni 1966 bis März 1967 einen
deutlichen Zusammenhang zwischen einer Wahlentscheidung für die
NPD und verminderten privaten Wirtschaftserwartungen.
41 Natürlich bedarf dieses Gemisch noch einer genaueren Aufklä-
rung. In politischer Hinsicht ist es jedenfalls bedeutsam, daß an dem
Wochenende, an dem in München die nationale Lichterketten-Show
eröffnet wurde, sich Regierung und SPD auf eine Rechtsverordnung zum
Asylverfahren einigten, die Deutschland künftig mit einer selbstgezoge-
nen Sicherheitszone umgibt, wodurch Flüchtlinge »an den deutschen
Grenzen abprallen wie an einer Gummiwand« (Süddeutsche Zeitung v.
30.11.1992). Die Forderungen der Rechtsradikalen zur »Bekämpfung
der Asylantenflut« werden damit voll erfüllt. Wurden im »Dritten Reich«
die deutschen Gebiete »judenfrei« gemacht, so soll Deutschland künftig
»asylantenfrei« gehalten werden. Wie früher, wo man »innerlich« dage-
gen war und doch mitgemacht hat, so ist man auch hier dagegen und
macht doch mit, denn dieser »Asylkompromiß« kam nicht gegen den,
sondern unter dem Druck von großen Teilen jener Deutschen zustande,
die zur gleichen Zeit unter dem Titel »Gegen Ausländerfeindlichkeit«
sonntagabends in Massen auf Marktplätzen herumstanden und ihr Ge-
wissen entsorgten, indem sie gegen das demonstrierten, was an Wo-
chentagen ihr praktisches Handeln bestimmte.
Fragt man nach der Psychodynamik, dann spricht einiges dafür, daß
sich die Individuen in diesem Gemisch - hier zeitlich befristet - der
gleichen, die narzißtischen Größenvorstellungen bewahrenden Regres-
sion in die subjekt- und objektlose Welt der »primären Ungeschie-
denheit« (JOFFE U. SANDLER 1967a) überantworten, von der auch die
rechtsradikalen Gruppierungen unterfüttert sind. Jedenfalls macht diese
Interpretation einige beobachtbare Phänomene einsichtig - so die stum-
me Gleichartigkeit der Teilnehmer, die fehlenden emotionalen Bezie-
hungen untereinander, ihre Subsumtion unter die folgenlos bleibende,
die Differenz zwischen »Deutschen« und anderen bewahrende Parole
»Deutsche gegen Fremdenhaß«, die in einer schlechten Welt »Gutsein«
und »Deutschsein« in eins setzte und so die Vorstellung erlaubte, einer
»großen«, weil guten, zumindest aber besseren Nation anzugehören,
sowie das Abchecken der präsentierten Waren als Möglichkeiten einer
sich aus der Ungeschiedenheit ausgrenzenden Identitätsbildung - »Was
durch das Geld für mich ist, was ich zahlen, d.h. was das Geld kaufen
kann, das bin ich, der Besitzer des Geldes selbst« (MARX 1844, S. 564).
42 Das türkische Außenministerium warf den deutschen Behörden
Untätigkeit vor, Reiseveranstalter aus Frankreich, England und den USA
stornierten ihre Deutschland-Kontingente für 1993, und die New York
Times empfahl, die Deutschen notfalls mit einem ökonomischen Boy-
kott zur Raison zu bringen (Der Spiegel 1992, Heft 49, S. 18). Dies hatte
zur Folge, daß auch die Industrie um das Ansehen der Exportnation
Deutschland zu fürchten begann. Weniger von Betroffenheit und Mitge-

163
fühl als von Geld ist dann auch die Rede. So stellte Necker, Präsident des
BDI, fest: »Die Ausländerfeindlichkeit macht uns häßlich und unsere
Produkte schwer verkäuflich«, und Stihl, Präsident des Deutschen Indu-
strie- und Handelstages, fügte in einer von IG Metall und Arbeitgebern
gemeinsam verfaßten Broschüre hinzu: »Wenn die Rechtsradikalen so
weitermachen, kostet uns das Milliarden. Aufträge werden storniert,
Touristen und Investitionen bleiben aus« (zit. n. Der Spiegel 1992, Heft
52, S. 88f).

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