zukunft
zukunft forschung 02 | 20
forschung
IDEEN UMSETZEN
thema: unternehmertum fördern | physik: chemische prozesse beobachten
betriebswirtschaft: bilanzkontrolle | pädagogik: gemeinsam lernen | covid-19:
sinn als stresspuffer | theologie: karl rahner & die bibel | ökologie: kreislaufwirtschaft
D
ie Pandemie stellt uns alle vor große Herausforde- ihre Ideen unternehmerisch nutzen und so direkt der Wirtschaft
rungen. Auch die Universität ist hier ständig bestrebt, ei- und Gesellschaft unseres Landes zu Gute kommen lassen. Auch
Minion
nerseits den Betrieb von Forschung und Lehre aufrecht- stellen wir Ihnen vor, mit welchen Maßnahmen wir das Un-
DE
zuerhalten und andererseits die Gesundheit von Studierenden ternehmertum sowohl unter den Studierenden als auch unter
und Mitarbeiter*innen bestmöglich zu schützen. Jenseits dieser unseren Wissenschaftler*innen in vielfältiger Weise fördern.
akuten Notwendigkeiten müssen wir uns aber auch Gedanken
über die Zeiten nach der COVID-Krise machen. Denn die dras- Neben dem Schwerpunktthema finden Sie in diesem Heft wie-
tischen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie werden der viele weitere Beispiele für die erfolgreiche Arbeit an unserer
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in vielen Bereichen unserer Gesellschaft deutliche Spuren hin- Universität. Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektürenachhaltig und
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nachhaltig
terlassen. Die Wissenschaftler*innen der Universität Innsbruck freuen uns über Ihre Fragen und Anregungen. Bleiben Sie undge-
bewirtschafteten
Wäldern
bewirtschafteten
Wäldern und
kontrollierten kontrollierten
setzen sich schon jetzt intensiv mit den wirtschaftlichen und sund! Quellen Quellen
IMPRESSUM
Herausgeber & Medieninhaber: Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Christoph-Probst-Platz, Innrain 52, 6020 Innsbruck, www.uibk.ac.at
Projektleitung: Büro für Öffentlichkeitsarbeit und Kulturservice – Mag. Uwe Steger (us), Dr. Christian Flatz (cf), Mag. Eva Fessler (ef)
Kontakt: public-relations@uibk.ac.at PEFC zertifiziert PEFC zertifiziert
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Verleger: KULTIG Werbeagentur KG – Corporate Publishing, Maria-Theresien-Straße 21, 6020 Innsbruck, www.kultig.at stammt aus stammt aus
Redaktion: Mag. Melanie Bartos (mb), Mag. Andreas Hauser (ah), Mag. Stefan Hohenwarter (sh), Lisa Marchl, MSc (lm), Daniela Pümpel, MA nachhaltig nachhaltig
bewirtschafteten bewirtschafteten
(dp), Mag. Susanne Röck (sr) Layout & Bildbearbeitung: Lara Hochreiter, Florian Koch Wäldern und Wäldern und
kontrollierten kontrollierten
Lektorat & Anzeigen: MMag. Theresa Rass Fotos: Andreas Friedle, Universität Innsbruck Druck: Gutenberg, 4021 Linz Quellen Quellen
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TITELTHEMA 8
FISHPROTECTOR. Barbara Brinkmeier revolutioniert mit einem
neuen Seilrechen die Möglichkeiten im Bereich des Fischschutzes. 8
FORSCHUNG
STANDORT. Warum die Unternehmensgruppe Getzner auf enge
Zusammenarbeit mit Universitäten setzt, erklärt Georg Comploj, ehe-
maliger Geschäftsführer der Holding Getzner, Mutter & Cie. 22
CHEMIE. Kathrin Breuker hat einen Mechanismus entschlüsselt, PHYSIK. Roland Wester lässt in seinem Labor
der für die Vermehrung des HI-Virus zentral ist. 30 I onen auf Moleküle prallen und will nun in die-
sen Ionen-Molekül-Reaktionen nach Effekten der
DIGITALISIERUNG. Editionen wandern zunehmend in den Quantenmechanik suchen.
digitalen Raum – das eröffnet auch neue Möglichkeiten. 30
36
PÄDAGOGIK. Thomas Hoffmann will Kinder mit Behinderung
besser in den Chemieunterricht einbeziehen. 32
ÖKOLOGIE. Anke Bockreis und Martin Stuchtey setzen bei der Beseiti-
gung von Plastikmüll auf das Konzept der Kreislaufwirtschaft. 38 PSYCHOLOGIE. Die Corona-Krise hat auch massive
psychische Folgen. Sinnforscherin Tatjana Schnell
THEOLOGIE. Karl Rahner prägte die Theologie des 20. Jahrhunderts. untersucht seit Beginn der Krise die Auswirkungen
Innsbrucker Forscher untersuchen nun sein V
erhältnis zur Bibel. 42 auf das psychische Wohlergehen.
RUBRIKEN
EDITORIAL/IMPRESSUM 3 | BILD DER WISSENSCHAFT: DAS AUGE EINER SCHWARZEN SOLDATENFLIEGE 4 | NEUBERUFUNG: JOHANNES HOFF 6 | FUNDGRUBE VERGANGENHEIT: DAS
HERBARIUM DES INSTITUTS FÜR BOTANIK 7 | MELDUNGEN 22 + 41 | PREISE & AUSZEICHNUNGEN 45 – 47 | ZWISCHENSTOPP: MAYARA SIVERIO LIMA 48 | SPRUNGBRETT INNS
BRUCK: URSULA DAXECKER 49 | ESSAY: OPEN SCIENCE – WISSENSCHAFTLICHES WISSEN VERWERTBAR MACHEN von Leonhard Dobusch 50
Auf Augenhöhe mit der Schwarzen Soldatenfliege arbeiten Forsche- der Larven im Detail geklärt, könnten diese industriell gezüchtet und
rinnen und Forscher von den Instituten für Mikrobiologie und Öko- als proteinreiches und nachhaltiges Futtermittel eingesetzt werden. Be-
logie. Sie untersuchen in mehreren Projekten den Einsatz der Solda- kannt ist bereits, dass symbiontisch lebende Mikroorganismen auf ihrer
tenfliegen-Larve in der Bioabfallverwertung: Sind die Zusammenhänge Haut und im Darm die Larven gesund halten, obwohl sie auf und von
zwischen der Nahrungszusammensetzung und dem Darm-Mikrobiom verdorbenem Bioabfall leben.
Fotos: Andreas Friedle (2), Michael Gunz (1); COVERFOTO: Rothoblaas; BILD DER WISSENSCHAFT: Wolfgang Dibiasi/dibiasiwelt.com
zukunft forschung 02/20 5
NEUBERUFUNG
M
it der Digitalisierung hat die
Moderne eine technologische
Ausformung erreicht, die für
Johannes Hoff den tiefgreifendsten ge-
sellschaftlichen Wandel seit der Einfüh-
rung der phonetischen Schrift mit sich
bringt. Hoff hat sich in seiner Habilitation
intensiv mit dem spätmittelalterlichen
Mystiker, Philosophen und Bischof von
Brixen Nikolaus von Kues beschäftigt.
In der Auseinandersetzung mit seinem
Werk hat er gelernt, die vormoderne Phi-
losophie nicht durch die moderne Brille
zu lesen, sondern aus ihrer Entstehungs- JOHANNES N. HOFF wurde 1962 in
zeit heraus zu begreifen. „Vieles, was formatikern und Fachleuten aus den Neu- Trier geboren. Er studierte Philosophie und
wir als selbstverständlich annehmen, ist rowissenschaften zusammen und traf auf Theologie an den Universitäten Tübingen
überhaupt nicht selbstverständlich und einem Diskussionspodium auch seine spä- und Bonn. Von 1995 bis 2006 war er
in der Geschichte eigentlich aus Zufällen tere Ehefrau, Sarah Spiekermann, die den wissenschaftlicher Assistent an der Uni
heraus entstanden“, sagt Hoff: „Ich habe Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Tübingen; von 2007 bis 2013 Professor
versucht, die logische Rationalität des Gesellschaft an der Wirtschaftsuniversität für philosophische Theologie am David‘s
Nikolaus von Kues als eine Denkform zu Wien innehat und sich mit digitaler Ethik College der University of Wales und von
rekonstruieren, die uns erlaubt, bestimmte beschäftigt. Gemeinsam mit anderen Phi- 2013 bis 2018 Professor für Systematische
Holzwege der Moderne kritisch zu über- losophen haben sie 2017 ein Manifest wi- und Philosophische Theologie an der Uni-
arbeiten und zu überdenken.“ Mit diesem der den Transhumanismus veröffentlicht. versity of London. Seit 2018 ist er Senior
Zugang war Hoff in Deutschland eher ein Research Associate am Von Hügel Institute
Exot. „Es war, als ob ich auf der falschen Selbsttechnologien der University of Cambridge und Honorar-
Straßenseite fahre“, erzählt der Theologe Die digitale Transformation steht auch im professor an der University of Durham,
und Philosoph, der nach Abschluss der Zentrum seines im nächsten Frühjahr er- seit 2020 Professor für Dogmatik an der
Habilitation nach England ging. „Als ich scheinenden Buches zur Verteidigung des Universität Innsbruck.
dort ankam, habe ich gesehen, dass ich Heiligen. Es stellt die Frage, wie wir mit
doch kein Geisterfahrer bin.“ Technik umgehen, wenn wir begriffen ha-
Schon in seiner Auseinandersetzung mit ben, dass sich nicht alles auf das Techni- Lebensnerv christlicher Dogmatik zu ent-
mathematischen Schriften des Nikolaus sche reduzieren lässt. Johannes Hoff, der decken. In diesen sieht Hoff den Schlüssel
von Kues ist Johannes Hoff auf die Frage auch mit führenden Vertretern zeitgenös- zu einer kritischen Revision des modern-
gestoßen: Lässt sich wirklich alles digitali- sischer Kunst – wie dem 2011 verstorbe- humanistischen Menschenbildes. In Inns-
sieren? „Das Zeitalter der Digitalisierung nen Performance-Künstler Christoph bruck möchte Johannes Hoff nicht nur die
begann im 15. und 16. Jahrhundert. Wir Schlingensief – zusammenarbeitet, stellt Studierenden und seine Kollegen, sondern
treten eigentlich nicht in das digitale, son- die Frage an die Religion, was sie für die auch die breitere Öffentlichkeit auf den
dern jetzt in das postdigitale Zeitalter ein“, Herausforderung, eine zivilisierte Lebens- historisch beispiellosen Epochenumbruch
sagt Hoff. „Wenn man alles digitalisiert form im digitalen Zeitalter zu entwickeln, der Digitalen Revolution vorbereiten, de-
hat, stellt man nämlich fest, dass irgend- anzubieten hat. In diesem Sinn versucht ren Tragweite seiner Meinung nach nicht
etwas unter die Räder gekommen ist.“ Der er, das holistische Denken des Christen- nur von Kirchen und Geisteswissenschaf-
Digitalisierung war auch sein Forschungs- tums des ersten Jahrtausends von seinen ten, sondern auch von politischen und zi-
programm in den vergangenen fünf Jahren modernen Übermalungen zu befreien und vilreligiösen Verantwortungsträgern un-
gewidmet. Dabei arbeitete er eng mit In- in spirituellen „Selbsttechnologien“ den terschätzt wird. cf
1 2 3 4
GEPRESSTE ZEITZEUGEN
Die Sammlung von getrockneten, gepressten, etikettierten und meist auf Papierbögen
aufgeklebten Pflanzen des Instituts für Botanik umfasst weit über 100.000 Objekte.
E
in Metallschrank ähnelt dem an- spruch einer Inventarisierung, das Ziel,
deren, doch Konrad Pagitz weiß, eine gesamte Flora zu dokumentieren
welchen er zu öffnen hat. Er zieht – sowohl gesammelt als auch geschrie-
an einer Lade, nimmt eine Mappe he- ben – bildete sich im 19. Jahrhundert,
raus, öffnet sie und hält behutsam ein vor allem in der zweiten Hälfte heraus.
Blatt in der Hand. Carex heleonastes, die 1804/05 beschrieb etwa Franz Schöpfer
Schlenken-Segge, gesammelt und archi- die Flora Oenipontana, in einem annä- SAMMLUNGSSTÜCKE:
viert vom Botaniker Rudolf Seeger (1888- hernd 50-Jahr-Rhythmus, so Pagitz, folg- 1 Carex heleonastes, Schlenken-Segge:
1917). Ohne Seeger wüsste man nichts ten weitere Werke zur heimischen Pflan- Historische Zeitzeugen – trotz gezielter
vom Vorkommen der Schlenken-Segge in zenwelt. Das damalige Wissen der Zeit Suche ohne aktuellen Nachweis gilt die
Nordtirol – sie ist eine von rund 120.000 wurde in den Werken zusammengetra- Art heute in Nordtirol als ausgestorben.
bis 130.000 Objekten, die das Herbarium gen. „Für diesen Zeitraum gibt es auch Ohne Belegmaterial würde man das Vor-
des Instituts für Botanik umfasst. „Der viel physisches Material in Sammlungen. kommen in Tirol grundsätzlich anzweifeln.
Großteil davon ist historisch“, sagt Her- Das ermöglicht uns, das Geschriebene 2 Hieracium levicaule ssp. vitulimontis,
barium-Kurator Pagitz, „einzelne unserer mit dem Gesammelten abzugleichen“, Glattstängel-Habichtskraut: Herbarmate-
Belege gehen bis 1770 zurück, ab dem 19. erläutert Pagitz. rial „lebt“ – historische und aktuelle Noti-
Jahrhundert wird es mehr, intensiv ge- Die gesammelten Objekte können aber zen zeugen von aktiver Arbeit am Material
sammelt wurde ab 1850. Das Herbarium noch mehr: sie sind „gepresste Zeitzeu- und wissenschaftlichem Austausch.
spiegelt auch die Interessen der Sammler gen“ ausgestorbener Pflanzen; sie sind 3 Eragrostis cilianens, Groß-Liebes-
wider, aber hauptsächlich stammen die mögliches Beweismaterial für Fehlbe- gras: Fehlschlag – die Art ist ein Beispiel
Objekte aus Tirol, dem Gebiet der k.u.k- stimmungen; sie sind Ausgangspunkt für nicht erfolgreiche Neophyten in der
Monarchie und dem Mittelmeerraum.“ von Forschungsarbeiten. Voraussetzung Tiroler Flora. Das kurze, nur wenige Jahre
ist, man kann sie „lesen“. Pagitz: „Natür- umfassende Gastspiel an der historischen
Nicht nur Aufbewahrungsort lich verblassen die Farben. An Strukturen Rauch’schen Bahn in Mühlau ist durch.
Der Wille zur Dokumentation, aber auch kann man an ihnen aber alles nachvoll- Aufsammlungen von Murr dokumentiert.
ein ästhetischer Aspekt – es ist für Pagitz ziehen.“ Die Innsbrucker Sammlung 4 Gentiana pneumonanthe, Lungen-
eine Art „Zwittersituation“, welche die wird ständig erweitert, es zeigen sich da- Enzian: Der Lungen-Enzian zählt zu den
Anlegung von Herbarien förderte. Etwa bei die Spezialisierungen der Forscherin- seltenen Arten in der Tiroler Flora und wie
Sammlungen von Kräutern, um Gesund- nen und Forscher. Man habe, meint Pa- viele andere Arten, die extensiv genutzte
heitsrelevantes festzuhalten, aber auch gitz, daher die wohl größte aktuelle Feuchtflächen besiedeln, kommt er regel-
zum Strauß „gebundene“ gepresste Blu- Sammlung der Planzengattung Rubus der mäßig unter die Räder bzw. das Messer.
men. Frühe Herbarien aus dem 16./17. Ostalpen am Institut – Brombeeren sind Hier dokumentiert mit einer Aufsammlung
Jahrhundert hatten auch nicht den An- eines seiner Forschungsgebiete. ah aus einer frisch gemähten Feuchtwiese.
W
Fische davon abhalten, in die asserkraft steht für sauberen Strom, meier ein Problem, das bisher bei der Konzep-
Turbinen von Wasserkraftwer- hat allerdings nach wie vor auch tion von Wasserkraftanlagen wenig Beachtung
ken zu schwimmen. negative Auswirkungen auf die Ge- fand. „Fischschutz war für die Betreiber weder
wässerökologie. Vor allem für Fische, die fluss- aus ökologischer noch aus rechtlicher Sicht von
abwärts schwimmen, können die Turbinen Bedeutung.“
der Kraftwerke zur tödlichen Gefahr werden. Mit der Einführung der Europäischen Was-
„Da der Schutz der Fische bis dato in Öster- serrahmenrichtlinie könnte sich dies nun aller-
reich noch nicht gesetzlich vorgeschrieben ist, dings ändern. „Die Richtlinie besagt, dass ein
wurde diesem Problem lange keine Beachtung guter ökologischer Zustand in den Gewässern
geschenkt“, erklärt Barbara Brinkmeier. Die erreicht werden muss. Dazu zählt auch der
Bauingenieurin beschäftigt sich schon seit ihrer Fischschutz“, verdeutlicht Brinkmeier. Auch
Dissertation mit Forschungsfragen, die Wasser- wenn die Europäische Richtlinie noch in die
kraftwerke ökologisch verträglicher machen nationalen Gesetzgebungen implementiert
sollen. Nun steht sie kurz vor der Gründung werden muss, haben die Forscher*innen bereits
einer GmbH, die dieses Ziel verfolgt. eine Lösung gefunden, die dem Fischschutz
dient, ohne die Effizienz des Kraftwerks zu
Barriere & Leitfunktion mindern.
Bestehende Rechenanlagen – vertikal ange- Unter der Leitung von Markus Aufleger
brachte Metallstäbe – vor den Turbinen der haben Barbara Brinkmeier, Ruben Tutzer und
Wasserkraftwerke dienen derzeit dem Schutz Jonas Haug vom Arbeitsbereich für Wasserbau
der Turbinen vor Treibgut, das vor allem bei am Institut für Infrastruktur einen Seilrechen
Hochwasserereignissen eingetragen wird. entwickelt, der aus horizontal gespannten
„Um Fische am Durchschwimmen zu hin- Stahlseilen besteht. Diese lassen sich auch oh-
dern, müssten die Abstände der einzelnen ne im Gewässer schwierig zu verwirklichende
Rechenstäbe viel geringer sein, was wiederum Träger über Flussläufe spannen. Neben der
negative Auswirkungen wie zum Beispiel grö- mechanischen Barriere setzen die Wissen-
ßere hydraulische Verluste hätte und somit die schaftler*innen bei ihrer Entwicklung auch auf
Effizienz des Kraftwerks
schmälern würde. Zudem
„Indem wir die Seile unter Strom setzen, erzeugen wir
würde ein engerer Ab-
stand zwischen den Stä-
ein elektrisches Feld im Wasser. Dieses ist so gering,
ben dazu führen, dass der dass es keine Gefahr für die Fische darstellt, sie
Rechen oft verlegt wird“, nehmen es allerdings wahr, was dazu führt, dass sie
schildert Barbara Brink- gar nicht erst zu den Seilen schwimmen. Barbara Brinkmeier
10 zukunft forschung 02/20 Fotos: Barbara Brinkmeier (3), Andreas Friedle (1)
TITELTHEMA
eine Verhaltensbarriere. „Indem wir die Seile versität Innsbruck ein europäisches Patent an,
unter Strom setzen, erzeugen wir ein elektri- das 2016 zur Erteilung gebracht werden konn-
sches Feld im Wasser. Dieses ist so gering, dass te und seither von der Universität finanziert
es keine Gefahr für die Fische darstellt, sie neh- wird. Bei der Einreichung für ein FFG Spin-off
men es allerdings wahr, was dazu führt, dass Fellowships zur Förderung von Ausgründun-
sie gar nicht erst zu den Seilen schwimmen. gen wurde Brinkmeier 2017 von den Mitarbei-
So bekommt das System zudem eine gewisse ter*innen aus dem projekt.service.büro und
Leitfunktion, da die Fische den Seilen folgen, der Transferstelle intensiv unterstützt. Die Be-
bis sie in einem Bypass abgeleitet werden und mühungen waren von Erfolg gekrönt und das
so das Kraftwerk umschwimmen können“, be- Projekt HYFISH mit 500.000 Euro gefördert.
schreibt Barbara Brinkmeier die Entwicklung, „Dieses Programm und zahlreiche Angebo-
die mittlerweile auch patentiert ist. te an der Uni Innsbruck haben mich sehr gut
Nachdem mittlerweile sowohl Deutschland auf die Unternehmensgründung vorbereitet“,
als auch die Schweiz den Fischschutz vor Was- sagt Brinkmeier. Neben dem patentierten Seil-
serkraftwerken gesetzlich vorschreiben, wollen rechen haben die Wissenschaftler*innen mitt-
Brinkmeier und Aufleger das von ihnen ent- lerweile auch die Schutzrechte für ein System
wickelte System nun auch vertreiben. Erste beantragt, mit dem bestehende Rechenanlagen
Pilotanlagen sind gebaut und die Gründung unter Strom gesetzt werden können. „Damit
einer GmbH ist mit Jahresbeginn 2021 geplant. könnten Kraftwerksbetreiber bestehende Re-
Um mit dem Produkt auch auf dem österrei- chenanlagen, die bisher nur dem Turbinen-
chischen Markt erfolgreich sein zu können, be- schutz dienten, auch für den Fischschutz auf-
darf es allerdings noch einiger Überzeugungs- rüsten“, erklärt Brinkmeier.
arbeit. „In Österreich wurde die Europäische Dass sie und ihr Team am Arbeitsbereich für
Wasserrahmenrichtlinie in Bezug auf den Wasserbau Problemlöser sind, zeigt auch ihr
Fischschutz mit der Begründung noch nicht aktuellstes Projekt: Bei der elektrischen Aus-
in die nationale Gesetzgebung implementiert, rüstung des Systems gibt es noch Anpassungs-
dass es keine technisch geeignete Möglichkeit bedarf beim Korrosionsschutz und in Sicher- BARBARA BRINKMEIER,
dafür gibt – das müssen wir jetzt widerlegen“, heitsfragen. In Kooperation mit dem Innsbruck geboren 1981 in Villach,
so Brinkmeier. Power Electronics Lab am Institut für Mecha- studierte Bauingenieurwissen-
tronik wird nun gemeinsam nach praktikablen schaften an der Technischen
Unternehmerin durch Zufall Lösungsansätzen gesucht. „Die Universität Universität Graz. Im Anschluss
Der Weg zum eigenen Unternehmen war bei bietet uns hier optimale Möglichkeiten inter- promovierte sie im Fach-
der Bauingenieurin nicht vorgezeichnet: „Ich disziplinär zu arbeiten. Neben unserem Wissen gebiet Wasserkraft an der
wusste relativ schnell nach meinem Dokto- im Bereich der Bauingenieurwissenschaften Universität Innsbruck. Seit
rat, dass der klassische Weg an der Univer- haben wir uns mittlerweile auch sehr detailliert 2012 ist Barbara Brinkmeier
sität nicht meine erste Wahl ist, dass ich ein in die Themenbereiche Fischbiologie und Elek- am Arbeitsbereich Wasserbau
Unternehmen gründen werde, ist allerdings trotechnik eingearbeitet und arbeiten auch er- am Institut für Infrastruktur
auch eher dem Zufall geschuldet.“ Nachdem folgreich mit Kolleginnen und Kollegen ande- der Uni Innsbruck tätig. Ihre
der Seilrechen entwickelt und entsprechend rer Disziplinen zusammen“, so Barbara Brink- Arbeit wurde bereits mehrfach
getestet war, wurde der Weg zur Unterneh- meier. Derzeit unterziehen die Wissenschaft- ausgezeichnet, unter anderem
mensgründung klarer. Um der Forscherin und ler*innen ihren FishProtector in einer Pilotan- mit dem Tiroler Businessplan-
ihrem Team einen sicheren Markteintritt und lage an der Wertach in Bayern dem Praxistest, wettbewerb adventure X 2019
Wettbewerbsvorteil gegenüber Konkurrenten künftig soll er Fischen vor vielen Wasserkraft- und dem zweiten Platz beim
am Markt zu ermöglichen, meldete die Uni- anlagen das Leben retten. sr NEPTUN Wasserpreis 2019.
AUGMENTED REALITY
VON DER STANGE
Brigit Danthine und Gerald Hiebel machen sich für die Darstellung von a rchäologischen
Forschungsergebnissen semantische Datennetzwerke z unutze. Daraus könnte sich auch ein
Mehrwert für Museen und deren Besucher ergeben.
D
ie Informationstafel ist schon län- am Institut für Archäologien, die Situa- und Erkenntnisse in der Aufbereitung
ger in die Jahre gekommen, der tion. Gemeinsam mit ihrem Fachkolle- und Darstellung von archäologischen
Audioguide eigentlich auch be- gen Gerald Hiebel, der auch am Digital Forschungsergebnissen Museen zur Ver-
reits überholt. Die Erwartungen an einen Science Center (DiSC) beschäftigt ist, hat fügung stellen könnte. „Wir arbeiten
Museumsbesuch steigen ebenso wie die sie 2020 beim Startup.Tirol.Award mit ih- bereits seit einiger Zeit mit relationalen
technischen Möglichkeiten der Informati- rer Geschäftsidee „DiscovAR“ einen ers- Daten und gehen sogar einen Schritt da-
onsaufbereitung. In vielen großen Muse- ten Lösungsvorschlag für dieses Dilemma rüber hinaus, indem wir unsere Daten
en wie zum Beispiel dem British Museum präsentiert und dafür den 4. Platz errun- mit semantischen Netzwerken repräsen-
oder dem Bayerischen Nationalmuseum gen. Der Weg dorthin war ein für Geistes- tieren. Die Zusammenhänge zwischen
hat Augmented Reality (AR) als Vermitt- wissenschaftler eher ungewöhnlicher, wie historischen Ereignissen, Fundstücken,
lungskonzept Einzug gehalten: Die Besu- sich Danthine und Hiebel einig sind. Fundplätzen, Personen und unseren
cherinnen und Besucher können zu be- Über die Teilnahme an den regelmäßi- wissenschaftlichen Analysen sind – so
gen Treffen des Doktoranden- und Post-
doktoranden-Netzwerkes RESI sind die
beiden im InnCubator-Programm für
Gründerinnen und Gründer gelandet.
„Ich war irgendwie immer der Meinung,
solche Programme sind nur für Natur-
wissenschaftler und Techniker. Ich hätte
mir nicht gedacht, dass es da auch für
Geisteswissenschaftler Möglichkeiten
gibt“, meint Danthine, die schließlich von
Gründungsberater*innen vom Gegenteil
überzeugt wurde: „Und wir haben uns
für den InnCubator beworben.“
„Wir haben die Idee stark „Wenn man sich auf eine
In der Unternehmensschmiede der
konkretisiert und an einer Universität Innsbruck und der Tiroler Gründung einlässt, muss man
entsprechenden Kommunikation Wirtschaftskammer entstand dann die sie auf der Prioritätenliste ganz
und Präsentation bei möglichen konkrete Idee zu „DiscovAR“, einem nach oben setzen. Das war ein
Kunden gearbeitet.“ Brigit Danthine neuartigen und nutzerfreundlichen Tool, Lehrstück für uns.“ Gerald Hiebel
das es Museen ermöglichen soll, mittels
stimmten Ausstellungsobjekten Videos, AR Geschichten über ihre Objekte zu er- glauben wir – so viel besser abbildbar“,
3D-Modelle, Animationen oder interak- zählen. Und das zu einem auch für klei- erläutert Gerald Hiebel. „Auch Museen
tive Karten und Spiele über eine App auf nere und kleine Museen leistbaren Preis. haben solche Daten; Know-how, Zeit und
dem Smartphone abrufen. Für kleinere Ist das Tool einmal gekauft, kann man es Geld zur weiteren Aufbereitung fehlen
Museen ist es allerdings schwierig, auf für jede Ausstellung wieder neu mit In- aber oft.“
diesen Zug aufzuspringen. halten bespielen, so das Konzept. Bis vor zwei Jahren gingen seine Über-
„Die Umsetzung von Augmented- legungen allerdings nicht sehr weit über
Reality-Konzepten ist mit einem hohen Forschung weiterdenken ein vages „Da könnte man mal was ma-
Kosten- und Zeitaufwand verbunden Gerald Hiebel, der ursprünglich aus dem chen“ hinaus. Denn Forschungsprojekte,
und wird meist extern und für jede Aus- Arbeitsbereich Vermessung und Geoin- so bedauert er, enden meist, wenn die
stellung neu zugekauft“, schildert Brigit formation kommt, denkt schon länger Grundlagenforschung abgeschlossen ist.
Danthine, Archäologin und Doktorandin darüber nach, wie man die Erfahrungen Auslöser für ein Weiterdenken war die
ANHAND DES ARCHÄOLOGISCHEN Museums der Uni Innsbruck zeigen Brigit Danthine und Gerald Hiebel die Möglichkeiten und die
Funktionsweise. Wichtig ist ihnen die einfache Bedienbarkeit des Tools, denn in kleinen Museen mangelt es oft an Budget, Personal und Zeit.
Teilnahme am InnCubator. „Wir haben tiert hat. Potenzielle Kunden gäbe es laut Eine Erkenntnis haben die Wissen-
die Idee stark konkretisiert und an einer ihrer Marktanalyse durchaus, und einzel- schaftler aber auch gemacht. „Wenn man
entsprechenden Kommunikation und ne Museen haben in Gesprächen bereits sich auf eine Gründung einlässt, muss
Präsentation bei möglichen Kunden gear- Interesse signalisiert. Um DiscovAR als man sie auf der Prioritätenliste ganz nach
beitet. Natürlich haben wir uns auch mit fertiges Produkt zu realisieren und auf oben setzen. Das war ein Lehrstück für
Aspekten wie Marktgröße auseinander- den Markt zu bringen, sind außerdem fi- uns. Wir haben gedacht, dass dies auch
setzen müssen“, beschreibt Danthine, die nanzielle Mittel für die Entwicklung der neben laufenden Forschungsprojekten
von der Unternehmensschmiede profi- IT-Infrastruktur nötig. realisierbar ist“, berichten die beiden. Aus
diesem Grund ist derzeit noch offen, wie
und wann es mit DiscovAR weitergeht,
MENSCHEN KÖNNEN Informationen aus dem Kontext erschließen und bauen unbe- denn derzeit lässt die Arbeit an aktuellen
wusst Verknüpfungen zwischen verschiedenen Informationsquellen auf. Maschinen muss Forschungsprojekten zu wenig Spiel-
diese Fähigkeit erst beigebracht werden. Daten werden für Maschinen les- und verwert- raum. Gerald Hiebel hofft aber auf die
bar, indem mithilfe von Knowledge-Graphen ein sogenanntes semantisches Netzwerk Genehmigung eines Forschungsvorha-
darübergelegt wird. Google verwendet beispielsweise semantische Netzwerke. Gibt man bens in Kooperation mit dem Naturhisto-
zum Beispiel einen Begriff wie Washington ein, so erhält man nicht nur Treffer, in denen rischen Museum und den Ausgrabungen
das Wort vorkommt, sondern auch eine geclusterte Unterscheidung zwischen der Haupt- in Hallstatt, wo es u. a. auch um die Prä-
stadt, dem Bundesstaat oder dem Präsidenten und jeweils unterschiedlichen Informatio- sentation und Aufbereitung von Daten in
nen von Texten bis hin zu Karten und Flugverbindungen. semantischen Netzwerken geht. ef
THOMAS MONZ: „AQT konzentriert sich auf die Hardware. Mit Software-Partnern loten wir aus, in welche Anwendungsrichtung es gehen soll.“
D
ie neuen Büroräumlichkeiten sind Erste Überlegungen, Quantencomputer Stück für Stück näher rückte, und Thomas
gerade bezogen, corona-bedingt nicht nur fürs Labor, sondern auch für die Monz, selbst wissenschaftlicher Mitarbei-
sind sie nur schütter besetzt – und Praxis zu bauen, kamen 2016 auf, „bald ter am Institut für Experimentalphysik
doch hält Thomas Monz, Geschäftsfüh- haben wir aber gemerkt, dass wir ohne der Universität Innsbruck. Das Jahr 2017
rer der Alpine Quantum Technologies Firmengründung nicht weiterkommen, nutzte man zur Erstellung eines Business-
GmbH, kurz und knackig AQT genannt, dass wir keine Verträge abschließen, ja plans und zur Klärung der Frage, wie
fest: „Eigentlich braucht‘s schon wieder nicht einmal Räumlichkeiten anmieten denn ein Team auszusehen habe. Bald
was Größeres. Stand Anfang November können“, sagt Monz. Wir, das sind der war klar: Es braucht Personen mit Quan-
sind wir zwölf Mitarbeiter.“ Noch nicht Theoretische Physiker und Quantencom- tenphysik- und Industriehintergrund. Fi-
ganz drei Jahre ist es her, dass die AQT als puter-Vordenker Peter Zoller, der Experi- nanzielle Unterstützung beim Schritt ins
wohl erstes Quantentechnologieunterneh- mentalphysiker Rainer Blatt, der im Labor Unternehmertum bekam man durch eine
men Österreichs gegründet wurde. Das der Realisierung eines Quantencomputers Preseed-Förderung der aws. 2018 war –
ehrgeizige Ziel: der Bau eines kommer- neben der inhaltlichen Arbeit – das Jahr
ziellen Quantencomputers. 1995 wurde der Verhandlungen, galt es doch, sich mit
„Wir können uns gegenüber
erstmals ein auf einer Ionenfalle basie- der Universität Innsbruck und der Öster-
rendes Konzept eines Quantencomputers
US-Firmen wie Google, IBM reichischen Akademie der Wissenschaften
vorgestellt (siehe Infobox Seite 15), 25 Jah- oder Intel behaupten. Im über die Verwertung der dort erbrachten
re später hat die von AQT realisierte Ver- akademischenBereich machen wissenschaftlichen Arbeiten zu einigen.
sion (derzeit) in zwei Serverracks Platz. wir das seit 20 Jahren.“ Thomas Monz „Im Frühjahr 2019 waren die IP-Verträ-
ge unter Dach und Fach“, erzählt Monz, DER BAUPLAN FÜR einen Ionenfallen- Rechenleistung: „Die größten derzeitigen
mit dem „Freedom to Operate“ und den Quantencomputer und eine schaltungs- Rechner können 50 Qubits gerade noch
ersten zwei Mitarbeitern ging man auf In- basierte Quantencomputerarchitektur im simulieren.“ Denn Qubits können – im
vestorensuche. Allgemeinen basiert auf einem Konzept, Gegensatz zu Bits, die nur den Zustand
„Schlussendlich war das Angebot der das 1995 an der Universität Innsbruck [1] oder [0] annehmen können – gleichzei-
FFG und der Universität Innsbruck das von den Theoretischen Physikern Peter tig im Zustand [1] und [0] sein bzw. auch
beste für uns“, sagt Monz. Die FFG betei- Zoller und Ignacio Cirac (heute Max- in theoretisch unendlich vielen Zustän-
ligte sich mit fünf Millionen Euro aus Mit- Planck-Institut für Quantenoptik in den dazwischen. Mit zwei Bits kann man
teln der Nationalstiftung für Forschung Garching) vorgestellt wurde. Im Jahr folglich nur vier Kombinationen (0-0, 0-1,
und Technologieentwicklung an der 2005 gelang es dem Team des Innsbru- 1-0, 1-1), sprich Zahlen darstellen, die vie-
AQT, die Universität Innsbruck ebenfalls cker Experimentalphysikers Rainer Blatt, len Möglichkeiten der Qubits lassen die
mit fünf Millionen über die Leistungs- erstmals acht Qubits auf kontrollierte Art Rechenleistung eines Quantencomputers
vereinbarung mit dem Bund. Ebenso am und Weise zu verschränken und damit extrem ansteigen.
Spin-off beteiligt ist die Tiroler Industriel- ein „Quantenbyte“ zu erzeugen. 2011 Leistungen, die für große Rechenzent-
lenvereinigung. „Sie unterstützt die Inns- verschränkten sie 14 Qubits, inzwischen ren, im Bereich der Finanzwirtschaft, der
brucker Quantenphysik schon seit 20 Jah- können 20 bis hin zu 50 Qubits kontrol- Chemie oder der Materialwissenschaft in-
ren und ist bei uns eingestiegen, bevor die liert werden. In den letzten Jahren kamen teressant sind. „Wir verfügen inzwischen
IP-Verträge fixiert waren“, betont Monz. von Innsbrucker Forscherinnen und über eine Maschine, die sehr vielverspre-
Auch international machte das junge Forschern regelmäßig neue Vorschläge, chend ist“, sagt Monz salopp. Mit Soft-
Unternehmen auf sich aufmerksam: 2020 die zur Realisierung eines Quantencom- warepartnern wird derzeit eruiert, wel-
gab das Weltwirtschaftsforum wie jedes puters beitragen sollen – und wurden in cher Bereich am lukrativsten ist und wel-
Jahr seine Auswahl von über 100 der viel- Experimenten umgesetzt. Die Fortschritte, che Adaptionen – z. B. Anzahl der Qubits
versprechendsten Technologie-Pioniere welche die Innsbrucker Quantenspe- – es dafür benötigt. Das Ergebnis soll in
bekannt – darunter war AQT das einzige zialistinnen und -spezialisten erzielten, einen Demonstrator einfließen, mit dem
österreichische Unternehmen. schlagen sich auch in der Hardware nie- man kommendes Jahr potenziellen Kun-
der. Fanden die ersten Experimente noch den zeigen will, „was das Ding kann.“
Vielversprechende Technologie auf zwei billardtischgroßen Tischen statt, Monz nennt ein – fiktives – Beispiel aus
Doch was ist an der Innsbrucker Techno- findet der Quantencomputer von AQT in der Finanzwirtschaft: „Die Analyse von
logie derart vielversprechend? Bei auf zwei „klassischen“ Serverracks Platz. Aktienportfolios ist klassisch rechenauf-
Ionenfallen basierenden Quantencom- wendig – wir wollen Lösungen im Bruch-
putern werden einzelne geladene Atome teil einer Sekunde anbieten.“
in Vakuumkammern – bei Temperaturen Auch in der modularen Bauweise sieht
nahe Null Kelvin – gefangen. „Das Coo- Thomas Monz einen unternehmerischen
le daran ist“, erläutert Monz, „dass wir Aspekt. Der Rechner ist aufgebaut wie
diese tiefen Temperaturen in der Falle eine klassische Stereoanlage, die einzel-
mit Laserkühlung von außen durch ein nen, komprimierten Komponenten – Pro-
kleines Fenster erzeugen können. Unser zessor, Lasereinheit, Stabilisator, Vertei-
Quantencomputer kann also bei Raum- ler… – passen in ein Serverrack: „Das ist
temperatur betrieben werden. Andere interessant, falls jemand nur eine dieser
Technologien benötigen einen ‚Kühl- Komponenten benötigt.“ Vom AQT-
schrank‘, in denen der Rechner arbeitet.“ Know-how soll auch die Universität
Eine Folge: Der Quantenrechner arbeitet Innsbruck profitieren. „Wir stehen als
extrem sparsam, der Stromverbrauch ent- Industriepartner für gemeinsame Projek-
spricht „grob dem eines Wasserkochers“. te zur Verfügung“, erläutert der AQT-Ge-
Ein weiterer Vorteil liegt in der Methode. schäftsführer. Zwei solcher Kooperatio-
Monz: „Wir fangen im Vakuum Ionen, nen – eines mit dem Institut für Experi-
können z. B mit fünf anfangen, dann mentalphysik und dem Institut für Theo-
sechs, dann sieben – wir müssen an der retische Physik, das andere mit Experi-
Hardware nichts ändern.“ mentalphysikern und Mechatronikern –
Jedes derart gefangene Ion repräsen- wurden von der FFG schon genehmigt.
tiert ein Qubit, welches einzeln durch „Gemeinsam gelingt es uns, an der Spitze
präzise Laserpulse manipuliert und ge- zu bleiben“, ist Monz überzeugt, ebenso,
messen wird. Bei 20 solcher Qubits steht dass man sich gegenüber US-Größen wie
AQT derzeit, langfristig will man 50 Google, IBM oder Intel behaupten kann:
Qubits kontrollieren. 50 Qubits mögen „Im akademischen Bereich machen wir
in Zeiten von Mega-, Giga- und Terabyte das seit 20 Jahren. Und in Innsbruck kön-
wenig klingen, doch der Experimental- nen wir auf einer Basis aufbauen, die
physiker Monz veranschaulicht deren sonst keiner hat.“ ah
Punktgestützte Flachdecken
Der Spider-Connector – der Name ergibt
sich aus den acht Extremitäten: sechs Ar-
me, Stützenkopf und Stützenfuß – besteht
aus Stahl und ist vor allem als Verstär-
kungsmaßnahme für Konstruktionen in
Brettsperrholzbauweise gedacht. „Dabei
handelt es sich um Platten aus mehre-
DER SPIDER-CONNECTOR ermöglicht punktgestützte Flachdecken in Holzbauweise. ren rechtwinklig miteinander verleim-
ten Holzlamellen, die im Holzbau neben
R
oland Maderebner hat früher viel decken aus Beton gebaut. Dabei handelt Wandscheiben heute vor allem für De-
betoniert. Dass dies seine Denk- es sich um Deckensysteme, die lediglich ckenkonstruktionen eingesetzt werden“,
weise beeinflusst hat, wurde ihm „punktförmig“ auf Stützen und ohne Un- erklärt Maderebner. Bisher wurden reine
von Kritikern seiner Erfindung – dem terzüge hergestellt werden. „Meist haben Holzdecken, die lediglich auf Stützen auf-
Spider-Connector – oft vorgeworfen. Als wir uns aufgrund der Formensprache für gelagert sind, immer mit Hilfe von Trä-
promovierter Bauingenieur, der unter an- Beton entscheiden müssen, da vor allem gerbalken mit einem Abstand von bis zu
derem auch im Tunnelbau tätig war, hat bei mehrgeschoßigen Büro- und Wohn- sechs Metern errichtet. Mit dem Spider-
er als selbstständiger Baumeister immer bauten Unterzüge vielfach nicht den äs- Connector ist es nun möglich, Brettsperr-
wieder sogenannte punktgestützte Flach- thetischen Ansprüchen der Architektur holzplatten ohne Unterzüge nur auf Stüt-
zen mit Abständen von bis zu 7,5 x 7,5 zu leisten, war ich mittlerweile gewohnt
Meter zu realisieren. „Für Architekt*in- und so ist es mir gelungen, vier der größ-
nen bedeutet das flexiblere Gestaltungs- ten Brettsperrholzhersteller – Binderholz,
möglichkeiten für Räume; Bauherr*innen Stora Enso, Hasslacher und KLH – mit ins
sparen dadurch Kosten, weil Trägerkons- Boot zu holen. Ich habe dann in Summe
truktionen wegfallen. Zudem können 75 Kubikmeter Brettsperrholz für weitere
mithilfe punktgestützter Flachdecken Tests erhalten“, beschreibt Maderebner.
bei gleicher Bauhöhe zum Beispiel zehn
Geschoße realisiert werden, wo hingegen Punktuelle Tragkraft
bei herkömmlichen Holzbauweisen mit Mit seinem Kollegen Bernhard Maurer
Unterzügen nur neun möglich wären“, sowie dem Team der Technischen Ver- ROLAND MADEREBNER, geboren
erläutert Maderebner die Vorteile. suchs- und Forschungsanstalt der Uni- 1980 in Schladming, studierte Bauinge-
Nachdem die ersten Tests seines Proto- versität fand er perfekte Bedingungen, nieurwissenschaften an der Universität
typs gezeigt haben, dass die Idee funk- um seine Erfindung im Team weiterzu- Innsbruck und war in diversen Planungs-
tionieren könnte, lag allerdings noch ein entwickeln und experimentell untersu- büros, im Tunnelbau sowie als selbststän-
langer Weg vor dem Bauingenieur. „Die chen zu können. Durch Prüfungen an diger Baumeister tätig. 2010 begann er
Bauteilen konnte dann auch gezeigt wer- am Arbeitsbereich Holzbau am Institut für
„Die Einwerbung von Mitteln, den, dass der Spider-Connector besser Konstruktion und Materialwissenschaf-
um ein marktreifes Produkt funktioniert, als die Berechnungen vor- ten zu arbeiten und ist seit 2018 zudem
hergesagt haben. „In unseren Rechen- stellvertretender Leiter der akkreditierten
zu e ntwickeln, war mitunter
modellen sind wir davon ausgegangen, Technischen Versuchs- und Forschungs-
eine der schwierigsten aber dass der Spider-Connector eine definitive anstalt an der Universität Innsbruck. Mit
auch wichtigsten Aufgaben im Erhöhung der Belastbarkeit rechtwinklig seiner Erfindung, dem Spider-Connector,
gesamten Entwicklungsprozess.“ zur Plattenebene von rund 100 Prozent gewann er bereits mehrere Preise, unter
Roland Maderebner bringen wird. Das Experiment hat dann anderem den Cast Award 2015 und den
sogar eine Erhöhung im Vergleich zur Structural Timber Award United Kingdom
Einwerbung von Mitteln, um ein markt- unverstärkten Platte um rund 250 Pro- 2019.
reifes Produkt zu entwickeln, war mit- zent gezeigt“, erklärt Roland Mader
unter eine der schwierigsten, aber auch ebner. Konkret heißt das, dass mit dem
wichtigsten Aufgaben im gesamten Ent- Spider-Connector in Gebäuden bei einer Mit diesen Ergebnissen konnte der
wicklungsprozess“, erklärt er. Schließlich Deckenlast von rund 1.000 kg/m² rein Wissenschaftler dann auch die letzten
war er aber auch dabei erfolgreich und theoretisch ein gesamtes Deckenfeld von Kritiker überzeugen. Die Entwicklung
erhielt eine Förderzusage der Österreichi- 50 m² nur mit einer Stützen-Querschnitts- bis zur Marktreife sowie der Zulassung
schen Forschungsförderungsgesellschaft fläche von 200 x 200 mm aufgelagert dauerte dann weitere drei Jahre, in denen
FFG gemeinsam mit dem Projektpartner werden kann – ein absolutes Novum im Roland Maderebner einen Großfeldver-
Rothoblaas Srl. Daran geknüpft war al- Holzbau. Durch das spezielle Design des such zum Schwingungsverhalten durch-
lerdings auch die Bedingung, sämtliches Verbinders können zusätzlich senkrech- führte, Patentanträge schrieb und weitere
Holzmaterial, das für die Versuche benö- te Lasten bis zu 750 Tonnen von darüber Verbesserungen und Optimierungen zur
tigt wurde, nicht aus diesen Fördermit- liegenden Geschoßen von Stütze zu Stüt- Reduktion der Produktionskosten des
teln zu finanzieren. „Überzeugungsarbeit ze weitergeleitet werden. Verbinders vornahm. Denn um Holzde-
cken mit mehreren Metern Spannweite
zu konstruieren, müssen die Brettsperr-
holzplatten, die nicht unmittelbar auf
den Stützen aufliegen, an den Platten-
kanten Stoß an Stoß biege- und schub-
steif miteinander verbunden werden. Um
dies zu lösen, folgte eine Reihe weiterer
Entwicklungen, die mittlerweile eben-
falls zum Patent angemeldet wurden.
Ein erstes Gewerbegebäude mit einem
Stützenraster von 7 x 7 Meter wurde in Ti-
rol gemeinsam mit ATP Planungs- und
Beteiligungs AG sowie der ausführenden
Firma HTB Baugesellschaft m. b. H. bereits
mit dem Spider-Connector realisiert und
gilt in der Branche als Weltrekord. Weitere
SEINEN NAMEN verdankt der Spider-Connector seinen acht Extremitäten: sechs Arme Gebäude in Deutschland, Italien und Nor-
sowie Stützenkopf und Stützenfuß. wegen sind bereits in Planung. sr
WASCHECHTE
GRÜNDER
Das Uni-Spin-off TEXIBLE vertreibt und entwickelt intelligente Textilien.
Die Grundlagen dafür entstanden am Forschungsinstitut für Textilchemie
und Textilphysik, wo Thomas Fröis forschte, bevor er sich 2016 entschied,
ein eigenes Unternehmen zur gründen.
S
Manuel Scheiderbauer (v. li.) mart Textiles sind intelligente Textilpro- „Ich bin 2011 an das Forschungsinstitut ge-
entschieden sich 2016, Texible dukte, in die häufig elektronische Appli- kommen, um verschiedene Projekte für die
zu gründen, um aus Proto- kationen integriert sind. Sie leisten viel von der Vorarlberger Stickerei-Wirtschaft in-
typen reale Textilprodukte zu mehr als konventionelle Textilien, müssen itiierte Plattform Smart Embroideries umzu-
machen. aber nichtsdestotrotz der Beanspruchung des setzen“, erzählt Thomas Fröis, der eigentlich
täglichen Gebrauchs standhalten. So wie das Elektrotechniker ist. Die Stickerei-Wirtschaft
Produkt-Flaggschiff von TEXIBLE, eine Bett- – die im Ländle übrigens eine lange Tradi-
einlage mit eingestickten Sensoren, die über tion hat – wollte mit dieser Initiative die Ent-
einen Sender einen Alarm auslöst, sobald sie wicklung technischer Textilien vorantreiben.
nass wird, und so die Pflege von Inkontinenz- „Ich war damals das Bindeglied zwischen
patienten erleichtert. Sie ist das Ergebnis und den Stickern und dem Forschungsinstitut
die Weiterentwicklung jahrelanger Forschung, der Universität und u. a. für den beidseitigen
die Thomas Fröis am Forschungsinstitut für Know-how-Transfer verantwortlich“, so Fröis
Textilchemie und Textilphysik der Universität über seinen Einstieg in den Textilbereich.
Innsbruck federführend durchgeführt hat. Am Forschungsinstitut war er fünf Jahre an
UNI HOLDING
Die Universität Innsbruck Unternehmensbeteiligungsgesellschaft mbH ist
ein Unternehmen, das sich seit seiner Gründung 2008 an kommerziell aus-
gerichteten Spin-offs der Universität Innsbruck beteiligt. Derzeit umfasst
das Portfolio die Software-Unternehmen 2PCS Solutions, GRID-IT, hydro-IT,
Laserdata, Onlim, QE LaB Business Services und WeMatch IT Solutions, die
Technologiefirmen Alpine Quantum Technologies, BioTreaT, incremental3D
und ParityQC, die Beratungsfirmen alpS, Innfoliolytix, iui-innsbruck univer-
sity innovations, die Biotechexperten INNotope, Sinsoma und UriSalt, den
Textilspezialisten Texible und das Veranstaltungszentrum Gurgl Carat.
-> www.uibk.ac.at/transferstelle/beteiligungen
INNCUBATOR
Die Universität Innsbruck und die Wirtschaftskammer Tirol haben 2016 am WIFI Tirol ein
eigenes Gründerzentrum eröffnet – den InnCubator. Hier werden Unternehmensgrün-
der*innen bei der Entwicklung ihrer Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle
begleitet und unterstützt, in einem Coworking Space werden Arbeitsplätze zur Verfügung
gestellt und es gibt die Möglichkeit des Prototypen-Baus. Die angebotenen Leistungen sind
individuell und flexibel auf die Start-ups zugeschnitten und greifen auf die Kraft der Netz-
werke von Universität und Wirtschaftskammer zurück. -> www.inncubator.at
PROJEKT.SERVICE.BÜRO
Das projekt.service.büro wurde vor 20 Jahren gegründet und unterstützt Wissen-
schaftler*innen bei der Antragstellung, dem Management und der Abrechnung
von Projekten. Es kümmert sich aber auch um die Identifizierung, Sicherung und
Verwertung geistigen Eigentums. Diese ist oft die Grundlage für eine spätere Unter-
nehmensgründung. „Das projekt.service.büro ist eine Erfolgsgeschichte an unserer
Universität: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler finden hier die kompetente
Unterstützung, die sie neben ihrer wissenschaftlichen Expertise brauchen, um inter-
national erfolgreich zu sein“, erklärt Rektor Tilmann Märk, der die Serviceeinrichtung
seit mittlerweile 17 Jahren zunächst als Vizerektor für Forschung und später als Rek-
tor der Universität begleitet hat. -> www.uibk.ac.at/projektservice
1669 – PROTOTYPENFÖRDERUNG
Der Förderkreis 1669 der Universität Innsbruck gewährt Anschubfinanzierungen für
die Entwicklung und Weiterentwicklung von Prototypen. Dem Willen der zahlreichen
Förderer folgend werden damit Forschungsergebnisse, die sich in einem frühen Rei-
festadium befinden und wirtschaftliches Potenzial haben, finanziell gefördert, um
Prototypen zu erstellen und die kommerziellen Verwertungschancen zu erhöhen.
Außerdem unterstützt der Förderkreis RESI und die Einrichtung eines Internet of
Things-Makerspace. Wer auch einen dauerhaften und aktiven Beitrag zur Zukunfts-
fähigkeit der Universität Innsbruck leisten möchte, findet alle Informationen und
Kontaktmöglichkeiten im Web. -> www.uibk.ac.at/foerderkreis1669
internationale Standards zu schaffen. Ich sität Innsbruck, sind aber auch stark mit
bin nach wie vor der Meinung: Wenn man der TU Graz und der Montanuniversität
in Europa produzieren will, muss man in Leoben verbunden. Das sind unsere drei
irgendeiner Art technologisch führend Anker in Österreich, von denen wir unser
sein. Das geht nur in enger Zusammen- Know-how und Personal beziehen. Es
arbeit mit universitären Einrichtungen. bestehen aber auch darüber hinaus Ver-
ZUKUNFT: Getzner ist führend in der Her- bindungen zu Universitäten – wenn man
stellung von afrikanischem Bekleidungs- weltweit tätig ist, muss man auch welt-
damast, was man nicht unbedingt mit weit Kontakte knüpfen.
einem Produktionsstandort in Vorarlberg ZUKUNFT: Welchen Stellenwert nimmt ge-
verbindet – war das Zufall? GEORG COMPLOJ (*1951) studier- nerell F&E bei Getzner ein?
COMPLOJ: Auch durch eine dieser Krisen, te an der ETH Zürich Maschinenbau. COMPLOJ: Das ist schwer quantifizierbar.
genau da, als ich zur Firma kam. Wir wa- Anschließend arbeitete er fünf Jahre in Tatsache ist, dass beide Tochterfirmen
ren früher schwerpunktmäßig Hersteller Schweizer Industriebetrieben, danach einen sehr hohen Aufwand betreiben.
von hochwertiger Damastbettwäsche. war er Produktionsleiter, Vorstand und Wenn ich zum Beispiel unser chemisches
Durch irgendeinen Zufall haben wir ent- Vorstandsvorsitzender mit Verantwortung Labor anschaue – da ist alles vorhanden,
deckt, dass die Moslems in Westafrika für Technik, Produktion, Entwicklung bei was auch an einem Universitätsinstitut
Bekleidung tragen, die dieser Damast- der Getzner Textil AG. Von 2013 bis 2019 vorhanden ist. Wir sind in diesem Bereich
bettwäsche sehr ähnlich sieht. Es ist eine war Georg Comploj Geschäftsführer der sehr gut ausgerüstet, weil wir in beiden
sehr alte Tradition mit eher bunten, stark Holding Getzner, Mutter & Cie, die 1818 Sparten von einem überzeugt sind: Wenn
gemusterten hochwertigen Bekleidun- gegründet worden ist. Die 1980 aus der wir hier produzieren und überleben wol-
gen. Für einen Boubou, der von Männern Holding ausgegliederte Getzner Textil AG len, ist es nur mit Technologie möglich.
getragen wird, braucht man etwa zehn ist ein international tätiger Textilhersteller ZUKUNFT: Was erwartet sich die Vor-
Meter. Wir hatten ein volles Lager und mit Hauptsitz in Bludenz. Das Unter- arlberger Industrie von der Universität
haben versucht, es dort abzusetzen – und nehmen mit knapp 1.700 Mitarbeitern Innsbruck?
das ging reibungslos. Es war von Anfang zählt zu den größten Buntwebern der COMPLOJ: Es gibt hier in Vorarlberg im-
an ein interessantes Geschäft und wir Welt. Die Getzner Werkstoffe GmbH, mer wieder die Diskussion, im Land eine
lernten, die Wünsche dieser Kunden zu gegründet 1969 in Bürs, ist Spezialist für Universität einzurichten. Das ist Nonsens,
erfüllen und haben dafür Technologien Schwingungsisolierung in den Bereichen Vorarlberg braucht keine eigene Univer-
entwickelt, die in der Literatur nicht be- Bahn, Bau und Industrie und beschäftigt sität. Wir versuchen aber natürlich, den
kannt sind. Das ist ein Geheimnis, sehr weltweit 500 Mitarbeiter. Beide Unter- Kontakt zu Universitäten zu intensivie-
hilfreich war dafür die Universität Inns- nehmen sind Teil der Holding Getzner, ren. Das Institut für Textilchemie und Tex-
bruck mit ihrem Institut für Textilchemie Mutter & Cie. tilphysik und das COMET-Projekt sind da
und Textilphysik in Dornbirn. Wir haben Vorzeigeprojekte, dass man – auch wenn
sehr viel gemeinsame Entwicklungsarbeit man nicht direkt Universitätsstadt ist –
gemacht und das Produkt zu industrieller Wirtschaftskammer. Dieser Verein sam- sehr eng mit Universitäten kooperieren
Größe geführt. Und offensichtlich haben melt Forschungsgelder, mit dem wir uns kann. Es entstehen auch weitere Koopera-
wir das Richtige gemacht. an Projekten beteiligen, die unseren Inte- tionen, natürlich mit Innsbruck, aber auch
ZUKUNFT: Mit den Textil-Sparten Mobility ressen entgegenkommen. Wir dokumen- mit anderen – etwa mit der ETH Zürich
und Technische Textilien haben sie weite- tieren damit, dass es im Sinne der Vorarl- oder der Hochschule St. Gallen. Das eine
re forschungsintensive Bereiche… berger Textilindustrie ist, somit ist es ein- oder andere Thema versuchen wir in die
COMPLOJ: Auch hier kooperieren wir sehr facher, entsprechende weitere Geldmittel Fachhochschule Dornbirn einzubringen.
eng mit dem Institut für Textilchemie und zu lukrieren. Es spielen alle Vorarlberger Themen, die für uns lebensnotwendig
Textilphysik. Textiler mit, natürlich mit unterschied- sind. Nicht nur, weil wir uns schwer tun,
ZUKUNFT: Wie wichtig ist für die Vorarl- lichem Nutzen und Einsatz – die einen Personal zu rekrutieren, sondern auch,
berger Textilindustrie generell die Anbin- weniger intensiv, die anderen mehr, wir weil wir zwingend eine wissenschaftliche
dung an Forschungseinrichtungen wie sehr intensiv, da wir sehen, dass ohne die- Komponente im Land brauchen.
das Institut für Textilchemie und Textil- se universitäre Unterstützung eine Tech- ZUKUNFT: Sie sind Mitglied des Förder-
physik der Universität Innsbruck oder nologieentwicklung extrem schwierig ist. kreises der Universität Innsbruck. Was
das COMET-Center „Textile Competence ZUKUNFT: Gibt es auch bei Getzner Werk- bedeutet das für Sie?
Centre Vorarlberg“? stoffe F&E-Anknüpfungspunkte an die COMPLOJ: Die Anfrage hat uns sehr über-
COMPLOJ: Wir halten es für sehr wichtig, Universität Innsbruck? rascht, es war für uns auch ein Zeichen
wir haben beim Aufbau der beiden Ein- COMPLOJ: Die Herstellung dieser Produk- der Anerkennung. Nach kurzem Nach-
richtungen intensiv mitgewirkt. Meine te ist reine Chemie, ihre Anwendung ist denken haben wir zugesagt, das zu unter-
Vorgänger haben den sogenannten Tex- reine Physik. Insofern haben wir einen er- stützen, weil wir hier im Land so gute
tilverein gegründet, er ist deckungsgleich höhten Bedarf an Zusammenarbeit sowie Erfahrungen mit der Universität Inns-
mit den Mitgliedern der Fachgruppe an Physikern und Chemikern. Wir rekru- bruck haben und das auch nach außen
„Textil Bekleidung“ in der Vorarlberger tieren viele Studierende von der Univer- dokumentieren wollen. ah
PFLANZENSELBSTSCHUTZ
ETHISCHER ALS
ERWARTET
Eine experimentelle Studie zeigt: Finanzexperten agieren im Rahmen
ihrer Branche ehrlicher als in abstrakten Entscheidungssituationen.
P U
flanzen geben große Mengen des nehrliches Verhalten in der Finanz- spielt. „Sie verhalten sich ehrlicher in ei-
Kohlenwasserstoffs Isopren an die industrie, wie Bilanzbetrug oder nem Finanzkontext oder einer neutralen
Atmosphäre ab, die Hälfte davon Insiderhandel, beschäftigen immer Situation und unehrlicher in einem ab
stammt von tropischen Wäldern. Das wieder die Öffentlichkeit. Hohe Kosten für strakten Umfeld“, sagt Christoph Huber.
entspricht etwa der jährlichen Emission Private und Unternehmen, aber auch für „Bei den Studierenden fanden die For-
von Methan auf der Erde. „Es wird ver- die Volkswirtschaft als Ganzes sind die scher dagegen keine solchen Unterschiede
mutet, dass Bäume Isopren emittieren, Folge. Christoph Huber und Jürgen Huber – sie verhalten sich meist unehrlicher als
um sich vor oxidativem Stress zu schüt- vom Institut für Banken und Finanzen der die Banker.“ Die Wirtschaftsforscher zei-
zen“, erläutert Armin Hansel vom Insti- Universität Innsbruck haben nun in einem gen in ihrer Studie, dass unterschiedliche
tut für Ionenphysik und Angewandte kontrollierten Experiment mit 415 Bankern Situationen unterschiedliche soziale Nor-
Physik. Mit Wissenschaftlern aus und Finanzprofis sowie 270 Studierenden men hervorrufen. Dies kann das Entschei-
Deutschland, Finnland und den USA hat als Kontrollgruppe die Einstellungen zum dungsverhalten zumindest teilweise erklä-
er diese Wechselbeziehung von Atmo- Thema Ehrlichkeit in der Finanzindustrie ren. „Weiters fürchten die Banker offenbar
sphäre und Pflanzenwelt näher unter- untersucht. Dabei zeigte sich, dass für Fi- einen möglichen Reputationsverlust. Sie
sucht. Anhand der gesammelten Daten nanzexperten und leitende Bankmitarbei- wollen vermeiden, als ‚unehrliche Bran-
konnte gezeigt werden, dass Bäume die ter die Situation, in der Entscheidungen che‘ angesehen zu werden“, schildert Jür-
für sie schädlichen Verbindungen in ihre getroffen werden, eine wichtige Rolle gen Huber seine Schlussfolgerungen.
Blätter aufnehmen und in die ungefähr-
liche Verbindung Methylethylketon um-
wandeln. Durch Analysen der Blätter im
Helmholtz Zentrum München konnte
ein Enzym identifiziert werden, das sehr
wahrscheinlich für den Entgiftungspro-
zess verantwortlich zeichnet. „Da dieses
Enzym in Pflanzen weltweit vorkommt,
gehen wir davon aus, dass dieser Pro-
zess global von großer Bedeutung ist“,
sagt Eva Canaval, Erstautorin der nun
im Magazin Communications Earth & En-
vironment erschienenen Arbeit. WIRTSCHAFTSFORSCHER Christoph und Jürgen Huber (v. li.)
AUSFALLSICHERE QUANTENCOMPUTER
Q ubits, die Träger von Quanteninformation, sind anfällig für Fehler, die durch unerwünschte Wechsel-
wirkungen mit der Umwelt verursacht werden. Diese Fehler häufen sich während einer Quanten-
rechnung an, ihre Korrektur ist für den zuverlässigen Einsatz von Quantencomputern entscheidend. Ähnlich
wie der klassische Computer benötigt auch der Quantencomputer eine funktionierende Fehlerkorrektur.
Inzwischen können Quantencomputer mit gewissen Rechenfehlern umgehen. Zusätzlich zu diesen Fehlern
können jedoch auch Qubits ganz aus dem Quantenregister verloren gehen. Je nach Art des Quanten-
computers kann dies auf den tatsächlichen Verlust von Teilchen zurückzuführen sein, oder darauf, dass
Quantenteilchen in unerwünschte Energiezustände übergehen. Ein Team rund um Rainer Blatt vom Institut
für Experimentalphysik hat in Zusammenarbeit mit Physikern in Deutschland und Italien fortgeschrittene
Methoden entwickelt und implementiert, die es ihrem Ionenfallen-Quantencomputer erlauben, sich in
Echtzeit an den Verlust von Qubits anzupassen und den Schutz der fragilen Quanteninformation aufrecht-
zuerhalten. Das Konzept wurde von der Theorie-Gruppe um Markus Müller an der RWTH Aachen und dem
Forschungszentrum Jülich in Zusammenarbeit mit Davide Vodola von der Universität Bologna entwickelt.
24 zukunft forschung 02/20 Fotos: Uni Innsbruck (2), Uni Innsbruck/Harald Ritsch (1)
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ROLAND WESTER untersucht elementare chemische Reaktionen, wie sie z. B. in interstellaren Molekülwolken ablaufen.
GESCHWINDIGKEIT
DER REAKTION
Im Frühjahr 2020 wurde der Physiker Roland Wester mit einem ERC Advanced Grant a usgezeichnet. In
seinem Labor am Institut für Ionenphysik und Angewandte Physik lässt er Ionen auf Moleküle prallen und
will nun in diesen Ionen-Molekül-Reaktionen nach Effekten der Q
uantenmechanik suchen.
W
asserstoff (H) ist das häufigste Der Forscher griff dabei auf spezielle wurde gemessen, mit welcher Geschwin-
Element im Universum, mit der Detektoren zurück, die Ende der 1990er- digkeit und in welche Richtung Teilchen
Bildung eines Wasserstoffmole- Jahre für Anwendungen in der Photo- danach wegfliegen“, sagt Wester, der als
küls (H2) – Hauptbestandteil von inter- physik und Photochemie gebaut wurden. Postdoc an der University of California
stellaren Gaswolken – beginnt die Che- „Moleküle wurden mit Laserlicht beschos- Überlegungen anstellte, ob diese Methode
mie des Weltalls. Kosmische Strahlung sen, damit sie platzen. Mit den Detektoren auch bei Ionen-Molekül-Reaktionen an-
kann Wasserstoffmoleküle ionisieren, es wendbar wäre – die Umsetzung erfolgte
bilden sich Wasserstoff-Moleküli onen in seiner Zeit an der Universität Freiburg.
(H2+). Diese Ionen können nun wieder „Wir waren die erste Gruppe, die damit
mit Wasserstoffmolekülen reagieren. angefangen hat“ erinnert er sich. Ebenso
„Diese Reaktion von H 2+ und H2 ist ei- erinnert er sich an die Aussagen mancher
ne der häufigsten Reaktionen in kalten Kollegen, dass das nie gelingen könne.
interstellaren Gaswolken“, erläutert der „Für einen Wissenschaftler auf der Suche
Physiker Roland Wester, „seit rund 100 nach einem Habilitationsthema und dem
Jahren kennt man auch das Ergebnis. Es Wunsch nach einer Fixanstellung nicht ge-
bildet sich H3+ und ein Wasserstoffatom.“ rade förderlich“, lacht er heute.
Was aber im Detail dabei passiert, welche
Molekülschwingungen angeregt werden, Erstmalige Beobachtung
wie viel Energie in Bewegung übergeht Der Zweifel weckte aber auch den Ehr-
etc. ist bis dato unbekannt – es fehlt ein- geiz, zudem war er Warnung, „daher
fach die experimentelle Vorrichtung, um haben wir alles doppelt und dreifach ab-
mit der dafür notwendigen Auflösung zu gesichert.“ Dem jungen Team gelang es
messen. Roland Wester will dies nun än- IN DER VON Roland Wester konstruier- schließlich, das Experiment erfolgreich
dern. In seinem Labor am Institut für Io- ten Apparatur prallen zwei Gasströme bei aufzubauen (siehe Infobox) und die Aus-
nenphysik und Angewandte Physik der einer Geschwindigkeit von typisch rund tauschreaktion von negativ geladenen
Universität Innsbruck soll eine Messap- 1.000 Meter pro Sekunde aufeinander. Chlor-Atomen (Cl) mit Iodmethan-Mo-
paratur aufgebaut werden, mit der diese Neutrales Gas expandiert aus einem lekülen (CH3I) – es entsteht das Molekül
und andere Ionen-Molekül-Reaktionen Druckbehälter durch ein kleines Loch ins CH3Cl und ein negativ geladenes Jod-
exakt beobachtet werden können. So ex- Vakuum und bildet einen millimetergroßen Atom (I) – zu beobachten. Westers Team
akt, dass Westers Team dabei auch Effek- Strahl. Richtung und Geschwindigkeit des war es damit erstmals gelungen, die ato-
te der Quantenmechanik messen will. ähnlich dünnen Ionenstrahls werden durch mare Dynamik einer sogenannten nuk-
Bei chemischen Reaktionen entstehen elektrische Felder eingestellt. Im rund leophilen Substitutionsreaktion genau zu
aus den Ausgangsstoffen neue Stoffe mit einen Kubikmillimeter großen Kreuzungs- beobachten.
neuen Eigenschaften, nur durch das Ver- punkt treffen rund 100.000 Ionen auf 2010 wechselte Wester an die Universi-
ständnis ihrer Abläufe kann man etwa Milliarden Teilchen. „Eines davon reagiert“, tät Innsbruck und setzte hier seine Arbeit
die Herstellung von Kunststoffen und beschreibt Roland Wester den Vorgang. fort. „Im Laufe der letzten zehn Jahre
Medikamenten verbessern. „Wie solche Gemessen werden dann Geschwindigkeit sind die Experimente komplexer gewor-
chemische Reaktionen ablaufen, unter- und Flugrichtung der Reaktionsprodukte, den. Wir haben mit größeren Molekülen
sucht man daher seit mehr als 50 Jah- aus den Messdaten von eingehenden und gearbeitet, das Chlor durch andere Subs-
ren“, berichtet Wester. Mit immer wieder ausgehenden Teilchen lässt sich ableiten, tanzen ersetzt, das Ion zu einem Cluster
neuen Techniken wurden Moleküle be was im Augenblick der Reaktion geschieht vergrößert, die Kontrolle verbessert oder
obachtet, wie sie im Vakuum miteinander – ob sich beispielsweise Zwischenpro- die Moleküle vor dem Experiment mit ei-
wechselwirken. Eine davon hat Roland dukte bilden oder die Reaktionspartner in nem Laser in Schwingung versetzt“, zählt
Wester entwickelt. Schwingung versetzt werden. Wester auf. Teilweise stieß man auch an
NEUER MECHANISMUS
ENTDECKTT
Ein Team um die Chemikerin Kathrin Breuker hat einen Mechanismus entschlüsselt, der für die
Vermehrung des HI-Virus zentral ist und ein neues Angriffsziel für eine Therapie bietet.
KATHRIN BREUKER nahm mit ihrem Team den Replikationsmechanismus des HI-Virus genauer unter die Lupe. (Grafik: Angie Fox / worldofviruses.unl.edu)
M
illionen von Menschen weltweit schnell den Zellkern verlassen kann. mäne des rev-Proteins entspricht, sowie
sind mit dem Immunschwä- Schon lange beschäftigt die Wissenschaft unterschiedlich lange Segmente der Vi-
che-Virus (HIV) infiziert. Wird die Frage, wo genau an der RNA und in rus-mRNA. Deren Interaktionen beob-
dessen Vermehrung nicht mit Hilfe von welcher Reihenfolge diese rev-Proteine achteten sie mit Hilfe der Elektrospray-
antiviralen Mitteln eingedämmt, führt anlagern. Denn hier liegt ein möglicher Massenspektrometrie und Kollisions-ak-
eine Infektion nach einiger Zeit zu einer Angriffspunkt für eine gezielte Therapie, tivierter Dissoziation. „Wir fanden ne-
AIDS-Erkrankung. Viele Wissenschaft- um den zerstörerischen Zyklus der Vi- ben RNA mit einem Peptid auch Kom-
ler forschen immer noch intensiv nach rusvermehrung zu unterbrechen. Bisher plexe mit zwei Peptiden. Bei längeren
neuen Angriffspunkten des Virus, um ef- wurde versucht, mit Hilfe von Kernspin- RNA-Stücken beobachteten wir auch
fizientere Therapien zu entwickeln. Die resonanz-Spektroskopie, Kristallografie solche mit fünf Peptiden“, sagt Breuker,
Arbeitsgruppe um Kathrin Breuker vom und biochemischen Experimenten das die mit ihrem Team diese Konstrukte ge-
Institut für Organische Chemie hat nun Rätsel zu lösen. Für die strukturgeben- nauer unter die Lupe nahm und eine
ein weiteres solches Ziel identifiziert. den Methoden wurden aber modifizierte neue Bindungsstelle entdeckte, die bis-
Um sich zu vermehren und auszubrei- Moleküle verwendet, weil die natürli- her nicht detektiert werden konnte. „Es
ten, dringt das HI-Virus in menschliche chen Moleküle zu dynamisch sind und handelt sich hier um eine transiente Bin-
Zellen ein und baut seine Erbinformati- in den betroffenen Bereichen nicht kris- dungsstelle, die die rev-Proteine ein-
on im Zellkern in die DNA ein. Dadurch tallisieren. „Mit diesen Methoden wurde fängt und dann an die bereits bekannten
wird aus der eingebauten Virus-DNA vor einigen Jahren auch eine wichtige Bindungsstellen weiterreicht und so die
neue Virus-mRNA produziert, die aus Bindungsstelle entdeckt“, erzählt Kathrin Bildung von stabilen RNA-Protein-Kom-
dem Zellkern in das Cytosol transpor- Breuker. Mit ihrem Team hat sie nun eine plexen ermöglicht“, erläutert Breuker
tiert und dort in virale Proteine, die der neue Methode genutzt, um den Repli- das überraschende Ergebnis, das in der
Virus-Replikation dienen, umgeschrieben kationsmechanismus des Virus genauer Fachzeitschrift Nature Communications
wird. Um die Virus-mRNA schnell aus unter die Lupe zu nehmen. veröffentlicht wurde. Dieser Fund ist
dem Zellkern zu lotsen, bringt das Vi- nicht nur in Hinblick auf eine neue The-
rus ein bestimmtes Protein mit, das rev Neue Bindungsstelle rapie interessant, sondern klärt auch
heißt. Es ist bekannt, dass etwa acht bis Das Innsbrucker Team baute die natür- viele Forschungsergebnisse, die bisher
zehn solcher rev-Moleküle an die Virus- lichen Moleküle im Labor synthetisch nicht oder nur teilweise verstanden wur-
RNA binden müssen, damit die mRNA nach: ein Peptid, das der Bindungsdo- den. cf
Foto: Andreas Friedle; Grafik: Angie Fox / worldofviruses.unl.edu zukunft forschung 02/20 29
DIGITALISIERUNG
E
ditionen der Werke bekannter Kul-
turschaffender sind Teil der Arbeit
von Forscherinnen und Forschern in
den Literatur- und Kulturwissenschaften
– häufig dienen hier als Grundlage Nach-
lässe, werden Briefe, Manuskripte und
weitere zuvor nicht öffentlich zugängliche
Materialien aufgenommen und kontex
tualisiert. Joseph Wang-Kathrein ist einer
dieser Kulturwissenschaftler, er arbeitet
selbst an einer Edition des Nachlasses von
Ludwig Wittgenstein mit. Ein Teil dieses
Nachlasses befindet sich am Forschungs-
institut Brenner-Archiv der Universität
Innsbruck. Joseph Wang-Kathrein trägt
dabei sozusagen einen Doppelhut: Er ar-
beitet zugleich am Brenner-Archiv und im
Forschungsschwerpunkt Digital Science
Center (DiSC), sein Gebiet ist nämlich
das Digitale Edieren, also die erwähnte
Edition von Texten für digitale Ausgabe-
formate. „Die Arbeiten an einer analogen
Edition, also für ein Buch, und an einer
digitalen ähneln einander natürlich stark.
Es gibt aber einen zentralen Unterschied:
Wir schreiben in der digitalen Edition
nicht nur für Personen, also die künftigen
Leserinnen und Leser, sondern auch für
Algorithmen“, erklärt der Forscher.
30 zukunft forschung 02/20 Fotos: Andreas Friedle (1), Brenner-Archiv, Sig. 41/53-51 (1), Wang-Kathrein (1)
DIGITALISIERUNG
Der „ideale“ Text für die Edition oder Person unwichtig Er- meistens auch Briefe, allerdings bis auf
„Die Idee beim Edieren ist, dass es sozu- scheinendes auch weg – bei Wittgenstein wenige Ausnahmen nur die, die die jewei-
sagen den ‚idealen‘ Text gibt, ohne Fehler nicht, der ist als Person zu wichtig, aber lige Person erhalten hat, nicht jene, die er
und gut verständlich. Wir machen natür- diese Fälle kommen vor.“ oder sie verschickt. Am Brenner-Archiv
lich alle Fehler beim Schreiben, und bei Die Art dieser Bearbeitung hängt auch haben wir zum Beispiel eine ganze Reihe
älteren Texten ist die Sprache als solche von der Edition und der wissenschaftli- an Briefen an Ludwig Wittgenstein, eben
schon schwer verständlich – alles das chen Disziplin ab, in der die Edition ge- aus Wittgensteins Nachlass, an deren digi-
wird bei Editionen behutsam behoben. macht wird: Eine historische Edition hat taler Edition ich gerade arbeite“, erläutert
Die Edition bringt diesen ‚idealen‘ Text einen anderen Fokus als solche in den der Wissenschaftler. Wittgensteins Briefe
zum Vorschein und bringt den Aus- Literatur- und Sprachwissenschaften, die sollen in Zukunft auch auf ‚correspSearch‘
gangstext in eine für heutige Leserinnen Leserinnen und Leser erwarten sich an- zur Verfügung stehen – und damit, sofern
und Leser verständliche Form, ohne das dere Verweise. „Für Historikerinnen und die Datenbank dort entsprechend wächst,
Original zu verlieren“, sagt Joseph Wang- Historiker sind alle historischen Zeugnis- komplette Korrespondenzketten nachvoll-
Kathrein. Um diese Texte digital lesbar zu se wichtig. Einen Brief weniger intensiv ziehbar machen.
machen, werden sie zuerst transkribiert, zu bearbeiten oder sogar ganz wegzu- Ein Hindernis für den Zugang zu digi-
teilweise auch halb-automatisiert mittels lassen, weil er für den konkreten Zweck talen Editionen ist häufig das Urheber-
Scans und automatischer Texterkennung. der Edition nicht gebraucht wird, kommt recht: Selbst wenn Schutzfristen abgelau-
BRIEF von Ludwig Wittgenstein an Ludwig von Ficker vom 14.7.1914: links im Original, rechts im „Oxygen XML-Editor“ für die digitale Edition.
„Der Text liegt dann digital vor und wir dort gar nicht in Frage“, sagt der Philo- fen sind, verlangen Archive häufig Geld
reichern diesen Text an: Anspielungen, loge. „Um diese unterschiedlichen Arten, für Scans älterer Materialien, online ver-
Personennamen, Ortsnamen und der- Editionen zu erstellen, dennoch einiger- öffentlicht werden können dann nur
gleichen markieren wir und versehen sie maßen vergleichbar zu halten, hat sich Transkripte. „Ich befürworte Open-
mit Erläuterungen und Verweisen, je nach ein Standard herausgebildet, der Mar- Access-Publikationen sehr und publiziere
der gedachten Leserschaft bereiten wir kierungen für bestimmte Textmerkmale nach Möglichkeit auch selbst so. Gerade,
den Text entsprechend auf. Wie viel hier definiert und der erlaubt, Metadaten zu was den digitalen Zugang zu Scans be-
nötig ist, hängt natürlich auch von der notieren, und das alles in maschinenles- trifft, wäre eine rechtliche Regelung hier
Textbasis ab: Einen mittelalterlichen Text barer Form“, erklärt Joseph Wang-Ka- hilfreich – wenn das Ausgangsmaterial
müssen wir mit deutlich mehr Kontext threin. Diese von der Text Encoding In- gemeinfrei ist, sollte auch die digitale Re-
versehen, ihn weitergehend annotieren, itiative (TEI) entwickelten Definitionen produktion gemeinfrei und damit Open
kommentieren und teilweise sogar über- basieren auf XML und erlauben umfas- Access sein.“ Joseph Wang-Kathrein ver-
setzen, als einen Briefwechsel aus dem 20. sende Annotation und Kommentierung wendet das TEI-Framework nicht nur
Jahrhundert.“ von Texten. selbst inzwischen bereits seit mehreren
Wang-Kathrein nennt ein Beispiel, das Jahren, sondern unterstützt im Rahmen
verdeutlicht, wie aufwändig diese Kon- Verknüpfungen seiner Arbeit am Forschungsschwerpunkt
textualisierung sein kann: „Wenn ich „Ein schönes Beispiel, das zeigt, was digi- DiSC auch Forscherinnen und Forscher
einen Zettel im Nachlass habe, auf dem tale Editionen mit Querverweisen leisten der Uni Innsbruck und anderer Institute
sinngemäß steht: ‚Ja, ich komme gern können, ist ‚correspSearch‘, ein unter an- – digitale Methoden gewinnen in den
zum Abendessen‘ – dann kostet das gar derem von der Deutschen Forschungsge- Geisteswissenschaften immer mehr an
nicht wenig Zeit, herauszufinden, welches meinschaft gefördertes Projekt“, erläutert Bedeutung und Editionen spielen in vie-
Abendessen das war, wann und wo und Wang-Kathrein. In ‚correspSearch‘ können len Disziplinen eine Rolle: „Gerade an der
mit wem. Wir überlegen uns als Philolo- Archive und Institutionen digital edierte interdisziplinären Zusammenarbeit am
gen aber auch, welche Informationen tat- Briefe aus ihrem Bestand erfassen und DiSC zeigen sich neue Chancen für die
sächlich relevant sind und lassen mitunter verknüpfen: „In Nachlässen befinden sich Editionsphilologie.“ sh
GEMEINSAM LERNEN
Thomas Hoffmann beschäftigt sich mit der Frage, wie Kinder mit Behinderung besser
in den Unterricht einbezogen werden können. Ein spezielles Augenmerk legt er auf
den Chemieunterricht und plädiert für mehr Experimente und methodische Vielfalt.
E
s knallt und pfeift, es raucht und für LehrerInnenbildung und Schulfor- Hoffmann. Wenn, wurde das Thema im
sprüht, bunte Farben wechseln schung der Universität Innsbruck beru- Sinne von Naturkunde behandelt, etwa
sich ab – ein Feuerwerk ist ein fen wurde. „Der Igel im Herbst“. Hoffmann stellt
faszinierendes Ereignis. Ähnlich faszi- aber auch fest, „dass sich das allmählich
nierend ist der Herbst, wenn die Blätter Chemie erkunden ändert.“ Noch in Deutschland konnte der
der Laubbäume ihr Grün verlieren, sich 1990, vor seinem Studium, absolvierte Forscher in einigen Unterrichtsprojekten
gelb, orange und rot verfärben, ehe sie zu Hoffmann seinen Zivildienst an einer zeigen, dass sich Kinder mit Beeinträch-
Boden fallen. Zwei unterschiedliche Phä- Schule für geistig Behinderte in Hamburg, tigung sehr wohl für Naturwissenschaft
nomene, denen chemische Prozesse zu- seither beschäftigt ihn die Frage, wie denn interessieren. „In einem Projekt sollten
grunde liegen und die – wie viele andere Kinder mit kognitiven Beeinträchtigungen 16-, 17-jährige Schülerinnen und Schüler
auch – bestens geeignet wären, „den Che- in den Unterricht, speziell in jenen in na- zehn- bis zwölfjährigen Kindern mit kog-
mieunterricht interessant zu gestalten“, turwissenschaftlichen Fächern, einbezo- nitiven Beeinträchtigungen ‚Chemieunter-
meint Thomas Hoffmann. „Und zwar für gen werden können, welche Lernmöglich- richt‘ geben“, berichtet Hoffmann: „Spaß
alle Kinder, auch für jene mit Lernbeein- keiten für sie die passenden sind. „Lange gemacht hat es allen, einige der älteren
trächtigungen“, ergänzt der gebürtige Zeit wurde diesen Kindern überhaupt Kindern steigerten sogar ihre eigenen
Hamburger, der 2018 als erster Professor abgesprochen, dass sie sich mit Natur- schulischen Leistungen.“ So meinte etwa
für Inklusive Pädagogik an das Institut wissenschaft beschäftigen können“, weiß eine Schülerin, dass sie das erste Mal mit
32 zukunft forschung 02/20 Fotos: Andreas Friedle (2), Andi Weiland/Gesellschaftsbilder.de (1)
PÄDAGOGIK
Interesse in ihr Chemiebuch geschaut ha- Spricht man von inklusivem Unter- die in sich abgeschlossene Lerneinheiten
be, musste sie chemische Beispiele doch richt, ist es, so Hoffmann, wichtig, Schule (z. B. zu den Themen „Europa“, „Blukreis-
verstehen, um sie erklären zu können. als gemeinsamen Lernort zu begreifen. lauf“ oder „Insekten“) beinhalten – de-
Die Schülerin veranschaulichte damit „Es geht nicht um eine Pädagogik für eine taillierte Lehranweisungen für die Lehr-
aber auch eine Hauptcrux des Chemie bestimmte Zielgruppe, vielmehr um die kräfte, Lernkarten, differenzierte Aufga-
unterrichts – er gilt, ähnlich wie Physik, Frage, wo sich im Unterricht bestimmte benstellungen, didaktische Materialien…
als Schreckensfach. „Eigentlich wären Barrieren zeigen, an denen Kinder schei- „Ausgangspunkt ist die Entwicklung und
Chemie und Physik spannend“, ist Hoff- tern“, sagt der Forscher. Nicht die Schü- Implementierung von pädagogisch wirk-
mann überzeugt, „diese Fächer sind aber lerinnen und Schüler seien das Problem, samen Konzepten und Handlungsstrate-
unbeliebt, weil sie abstrakt gestaltet wer- man müsse vielmehr darauf achten, wie gien im Sinne einer inklusiven Schul- und
den.“ Formeln, Periodensysteme und jedes Kind mit seinen Möglichkeiten die Unterrichtskultur, in deren Mittelpunkt
THOMAS HOFFMANN erstellt mit Studierenden „Lernkisten“ für inklusiven Unterricht, wie hier jene zum Thema Hirnforschung.
Gleichungen anstatt experimentieren bestmögliche Leistung erbringen und sein das kooperative Lernen am gemeinsamen
und erkunden, anstatt phänomen- und Entwicklungspotenzial ausschöpfen kön- Gegenstand steht“, erläutern Hoffmann
handlungsorientiertes Lernen. Hoffmann ne. Zur Umsetzung dieser Forderung be- und seine Mitarbeiterin Miriam Sonntag.
räumt zwar ein, dass in diesen Fächern nötigt es spezielles Lehrmaterial, im neu- Rund 15 solcher Kisten wurden mit Stu-
aufgrund des Lehrplans meist die Zeit en Lehr-Lern-Labor (LLL) am Institut für dierenden des Lehramtsstudiums Inklusi-
fehle, er erkennt aber auch einen Wandel LehrerInnenbildung und Schulforschung ve Pädagogik bislang erstellt. „Das Studi-
in der naturwissenschaftlichen Fachdi- beginnt Hoffmann mit dessen Aufbau. um wurde 2016 im Rahmen der LehrerIn-
daktik: „Lange Zeit orientierten sie sich nenbildung neu eingerichtet“, erklärt
an den vermeintlich ‚normalen‘ Kindern. Lernen mit Kisten Hoffmann. Rund 90 Studierende zählt
Doch auch das stimmte ja nicht, wenn Das Konzept des LLL verfolgt das Prinzip diese Spezialisierung, die wie ein „norma-
man sich die Schwierigkeiten, die schon einer Lernwerkstatt als Ort des forschen- les“ Fach studiert wird. Unter den Studie-
Kinder ohne Beeinträchtigung mit die- den Lernens. Als Kernelement bezeichnet renden hatte Hoffmann auch eine Lehre-
sen Fächern haben, anschaut.“ In dem Hoffmann die sogenannten „Lernkisten“, rin, die an einer Berufsschule unterrichtet,
Umdenken der naturwissenschaftlichen darunter auch Schülerinnen und Schüler
Fachdidaktik ab den 1990er-Jahren sieht mit Lernbeeinträchtigungen. „Sie soll an-
er eine Chance, „differenzierte Angebote THOMAS HOFFMANN (* 1971) studier- gehenden Malern Chemie und Physik nä-
zu erstellen und auf unterschiedliche Wei- te Soziologie, Psychologie und Politologie her bringen, unter anderem den Kapillar-
se bestimmte Gegenstände zu erarbeiten.“ an der Universität Hamburg und der effekt, was sie bis dahin auf theoretischer
Doch auch in der Behindertenpädagogik Freien Universität Berlin. Ab 2001 war Ebene versucht hat.“ Für Malerinnen und
hat ein Wandel eingesetzt. „Sie hat das er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Maler ist der Effekt nicht unwichtig, sorgt
Thema der Fachdidaktik lange ignoriert. Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg er doch dafür, dass sich einerseits Pinsel
Die fachliche Vermittlung stand im Hin- und der Universität zu Köln, war aber auch – durch die Hohlräume zwischen den
tergrund, es ging vielmehr um alltags- als Erzieher in der Behindertenhilfe und Pinselhaaren – mit Farbe vollsaugen, an-
und lebenspraktische Dinge“, so der der Erwachsenenbildung tätig. Hoffmann dererseits Oberflächen mit Hohlräumen
Erziehungswissenschaftler. Diese zwei promovierte 2011 im Fach „Allgemeine – wie z. B. Holz – Farbe aufsaugen. „Im
Ansätze würden sich, sagt Hoffmann, in Sonderpädagogik“. 2015/16 hatte er eine Seminar haben wir eine Art Lernkiste er-
seiner Arbeit sehr gut ergänzen – so kam Vertretungsprofessur an der Pädago- arbeitet, um den Kapillareffekt auf einer
es etwa zur Kooperation mit dem Chemie- gischen Hochschule Heidelberg inne, Handlungsebene zu unterrichten. Einige
didaktiker Jürgen Menthe von der Univer- 2016/17 eine Gastprofessur an der Hum- Studierende waren anfangs skeptisch –
sität Hildesheim in Richtung einer inklu- boldt-Universität zu Berlin. 2018 folgte er doch es hat funktioniert. Die Schülerinnen
siven Fachdidaktik im Chemieunterricht. einem Ruf an die Universität Innsbruck. und Schüler haben es verstanden.“ah
GRENZEN DER
BILANZKONTROLLE
Der Bilanzskandal beim ehemaligen Börsenliebling Wirecard hat die
zuständigen Prüfstellen in die Kritik gebracht. Warum sie dennoch wichtig
sind, wissen Pia Meusburger und Christoph Pelger.
B
2015 Professor für Financial örsennotierte Unternehmen müssen ten Wirtschaftsprüfern abgesegnet, sondern
Accounting an der Fakultät im Rahmen ihrer Informationspflicht auch durch externe Prüfstellen kontrolliert. In
für Betriebswirtschaft der Uni- an die Öffentlichkeit Bilanzen legen, Österreich und Deutschland sind dies priva-
versität Innsbruck. die Einblick in die Geschäftstätigkeit der te Vereine, die die veröffentlichten Bilanzen
PIA MEUSBURGER ist Sti- Firmen geben. Dafür wurden in den vergan- aller börsennotierten Unternehmen stich-
pendiatin der Österreichischen genen Jahren auch internationale Rechnungs- probenweise regelmäßig einer zusätzlichen
Akademie der Wissenschaften legungsstandards entwickelt, die die Art und Kontrolle unterziehen. In Deutschland wurde
und Doktorandin am Institut Weise regeln, wie kapitalmarktorientierte diese Form der Bilanzkontrolle bereits 2005
für Rechnungswesen, Steuer- Unternehmen ihre Bilanzen erstellen und ihre eingeführt, in Österreich gibt es sie seit 2013.
lehre und Wirtschaftsprüfung Gewinne ermitteln. Diese bilden eine wesent- „Damit sollte einerseits die Kontrolle verbes-
der Universität Innsbruck. liche Entscheidungsgrundlage für mögliche sert und andererseits den Abschlussprüfern
Investoren. Um hier größtmögliche Transpa- der Rücken gestärkt werden“, sagt Christoph
renz zu gewährleisten, werden die Bilanzen Pelger vom Institut für Rechnungswesen,
nicht nur von den von den Firmen beauftrag- Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung an der
Uni Innsbruck. Neben den privaten Prüfstel- aktiv unterstützt, indem sie regelmäßig Vor-
len für Rechnungslegung gibt es nachgelagert träge halten und Kontakt mit den Akteuren
auch noch eine staatliche Bilanzkontrolle in Unternehmen und Wirtschaftsprüfungs-
– in Österreich die Finanzmarktaufsicht, in kanzleien suchen.
Deutschland die Finanzdienstleistungsauf- Den Ablauf der Prüfung selbst beschreibt
sicht BaFin –, die bei auftretenden Problemen Christoph Pelger als Diskussionsprozess, in
im Prüfverfahren tätig wird. dem die Unternehmen ihre Argumente für
die Auslegungen der Regeln vorbringen und
Einfluss der Bilanzpolizei versuchen, die Prüfer zu überzeugen. „Es
Christoph Pelger hat gemeinsam mit der kommt zu einem Wettstreit der Argumente
Doktorandin Pia Meusburger untersucht, darüber, was richtige Bilanzierung ist“, so
welchen Einfluss diese Kontrollinstanzen auf Pelger über den Alltag in der Bilanzkontrolle.
die Praktiken im Alltagsgeschäft der Unter- Interessant ist, dass die private Kontrolle,
nehmen haben. Sie haben dazu zahlreiche wie es sie in Österreich und Deutschland gibt,
Interviews unter anderem mit jenen Personen international ein Exot ist. Üblicherweise sind
geführt, die in börsennotierten Unternehmen es staatliche Behörden, wie die US-amerika-
für die Bilanzerstellung verantwortlich sind. nische Securities and Exchange Commission
„Unsere Auswertungen zeigen, dass die Bi- (SEC), die für die Bilanzkontrolle verant-
lanzkontrolle die Praktiken im Alltag sehr wortlich sind. Für die privaten Prüfstellen
stark prägt“, sagt Pia Meusburger. Vieles in spreche, dass sie relativ einfach Expertinnen
der Bilanzlegung ist in den Standards nicht und Experten rekrutieren können, weil die
exakt vorgegeben. „Es ist hier viel Ausle- Prüfstellen durchaus als wichtiger Zwischen-
gungsarbeit zu leisten und das schafft auch stopp einer erfolgreichen Laufbahn gesehen
entsprechende Spielräume“, so Meusburger. werden.
„Die Unternehmen berücksichtigen bereits
bei der Bilanzerstellung, wie sie bestimmte Skandale trotz Bilanzkontrolle?
Entscheidungen bei einer möglichen Prü- In der Wirecard-Affäre geriet die private und
fung durch die Prüfstelle rechtfertigen kön- öffentliche Bilanzkontrolle stark in die Kritik. NACHDEM ÜBER JAHRE
nen.“ Die Abschlussprüfer verstärken diesen Es wurde gefragt, warum ein an der Börse immer wieder Gerüchte
erfolgreiches Unternehmen mit über möglichen Betrug bei
„Die Unternehmen berücksichtigen bereits einer Bilanzsumme von acht Wirecard kursierten, gestand
Milliarden Euro über Jahre be- das Unternehmen am 18. Juni
bei der Bilanzerstellung, wie sie bestimmte
trügerisch tätig sein konnte, oh- 2020 ein, dass die Wirtschafts-
Entscheidungen bei einer möglichen Prüfung ne dass die Kontrollmaßnahmen prüfungsgesellschaft EY keine
durch die Prüfstelle rechtfertigen können.“ Pia Meusburger griffen. „Hier gerät das existie- ausreichenden Nachweise
rende Kontrollsystem an seine über die Existenz von Bankgut-
Zugang noch einmal, indem sie von den Grenzen, weil es nicht dafür geschaffen ist, haben auf Treuhandkonten in
Unternehmen solche Begründungen verlan- solchen Betrug aufzudecken“, betont Chris- der Höhe von 1,9 Milliarden
gen. „Insgesamt kann man sagen, dass die toph Pelger. „Das System ist nicht dafür ge- Euro ermitteln konnte. Dieser
Kontrollverfahren hier schon sehr frühzeitig macht, die grundlegenden Tatsachen zu prü- Betrag entsprach etwa einem
präventiv wirken“, betont Christoph Pelger. fen, also ob zum Beispiel das Geld tatsächlich Viertel der Bilanzsumme
auf einem bestimmten Konto liegt. Dafür der Wirecard AG. Drei Tage
Wettstreit der Argumente fehlt den privaten Prüfstellen schlichtweg das später teilte das Unternehmen
Die Untersuchungen der Innsbrucker Wissen- Mandat. Die Prüfer sind hier auf die Koope- mit, dass die Guthaben auf
schaftler zeigen auch, dass sich die Akteure ration der Unternehmen angewiesen. Aber den Treuhandkonten „mit
aus Unternehmen und Kontrollinstanzen auch für staatliche Behörden stellt sich dies überwiegender Wahrschein-
regelmäßig austauschen. „Sie bilden ge- mitunter schwierig dar.“ Pelger sieht deshalb lichkeit nicht existieren“. Am
meinsam ein Netzwerk, das Vorstellungen das Versagen eher bei den externen Wirt- 25. Juni 2020 stellte Wirecard
von akzeptabler Auslegung der Standards schaftsprüfern. „Hier kann man schon fragen, einen Insolvenzantrag wegen
entwickelt“, erklärt Pelger. „Denn die Stan- ob nicht erwartet werden kann, dass ein sol- drohender Zahlungsunfähig-
dards für die Rechnungslegung sind relativ cher Betrug bei der Prüfung aufgedeckt keit und Überschuldung. Es
abstrakt formuliert und müssen von den wird.“ Das Versagen sieht Pelger aber vor folgten Anzeigen gegen die
Unternehmen entsprechend interpretiert allem beim Unternehmen selbst. „Dass keine ehemaligen Vorstände und
werden. Dafür benötigt es interne Expertise der beteiligten Personen, interne Revision umfangreiche Ermittlungen
und Prozesse, damit die Berichte vor den Ab- oder Aufsichtsrat den Schwindel aufgedeckt der Behörden. Am 24. August
schlussprüfern und der Prüfstelle für Rech- haben, hat wesentlich dazu beigetragen, dass schied der frühere Börsen-
nungslegung standhalten.“ Die Bildung von die Täuschung bei Wirecard so lange Bestand liebling aus dem deutschen
Netzwerken wird auch durch die Prüfstellen hatte“, sagt Pelger. cf Aktienindex DAX aus.
B
ereits zahlreiche Studien haben steigt mit dem Alter an; ältere Menschen schränkungen war die Lage für alle klar.
darauf hingewiesen, dass die Aus- sind oft besser in der Lage, Metaperspek- Es gab eindeutige Vorgaben und alle wa-
wirkungen der Coronavirus-Pan- tiven einzunehmen und profitieren somit ren sozusagen im gleichen Boot. Diese ‚Wir
demie auf die psychische Gesundheit der auch in ihrer psychischen Stabilität stär- packen das’-Stimmung hat sich für viele
Menschen enorm groß sein können und ker von ihrer Lebenserfahrung“, so die Menschen wohl eher positiv ausgewirkt.“
weite Teile der Bevölkerung betreffen. Für Forscher*innen. In den Wochen nach den Lockerungen
Tatjana Schnell vom Existential Psycholo- der strikten Ausgangsbeschränkungen
gyLab am Institut für Psychologie der Klarheit wichtig registrierten Schnell und Krampe sowohl
Universität Innsbruck wurde im Frühling Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich, zunehmende Sinnkrisen und schwerere
2020 rasch klar, dass Erkenntnisse der em- dass die allgemeine psychische Belastung psychische Belastungen als auch gesunke-
pirischen Sinnforschung und existenziel- während der ersten Monate der Pandemie nes Sinnerleben und Defizite in der
len Psychologie von Bedeutung für den deutlich erhöht war. „Menschen, die in Selbstkontrolle. „Wir gehen davon aus,
Umgang mit der Pandemie sein können. ihrem Leben einen starken Sinn sahen, be- dass die Selbstkontrolle bereits kurz nach
Auf diesen Gebieten gilt Tatjana Schnell richteten aber insgesamt von einer weni- dem Lockdown – aber inzwischen auch
als international renommierte Expertin ger starken psychischen Belastung. Auch gesamtgesellschaftlich gut beobachtbar –
und beschäftigt sich bereits seit 20 Jah- die Fähigkeit der Selbstkontrolle – die im deshalb abgenommen hat, weil die Sinn-
ren mit Fragen des Lebenssinns auf ver- Hinblick auf die Einhaltung der Restrik- haftigkeit der Restriktionen weniger deut-
schiedensten Ebenen. Im Frühjahr hat die tionen sicherlich eine Ressource darstellt – lich nachvollziehbar ist: In Österreich und
Wissenschaftlerin gemeinsam mit ihrem war dem psychischen Befinden zuträglich. Deutschland haben die Maßnahmen zu
Kollegen Henning Krampe von der Kli- Beide, Sinnerfüllung und Selbstkontrolle, Beginn so gut funktioniert, dass die Situ-
nik für Anästhesiologie der Charité Berlin wirkten als eine Art Puffer: Sie schwäch-
eine umfassende quantitative Studie ins ten den Zusammenhang zwischen CO-
„Die Probleme waren während
Leben gerufen. Erste Ergebnisse dieser VID-19-Stress und psychischer Belastung
Untersuchung wurden bereits im Journal ab“, erläutert Schnell. des strikten Lockdowns offenbar
Frontiers in Psychiatry veröffentlicht, wei- Interessant war für die Wissenschaft- weniger schlimm als danach. Die
tere Publikationen dazu werden in den ler*innen dabei auch der Verlauf über Einführung der L ockerungen hat
kommenden Monaten folgen. mehrere Monate gesehen: „Die Probleme dann nicht zu einer V erbesserung
waren während des strikten Lockdowns der psychischen Situation geführt
Lebenssinn & Selbstkontrolle offenbar weniger schlimm als danach. Die – sondern im Gegenteil.“ Tatjana Schnell
Im Zeitraum von 10. April bis 28. Mai Einführung der Lockerungen hat dann
wurden insgesamt 1.538 deutschsprachi- nicht zu einer Verbesserung der psychi-
ge Personen vor allem aus Österreich und schen Situation geführt – sondern im Ge- ation nicht eskaliert ist, was dazu ver-
Deutschland in Form von Online-Fra- genteil.“ Warum das so ist, können auch führt, die Sinnhaftigkeit der Maßnahmen
gebögen zu ihren Lebensbedingungen, Schnell und Krampe nur vermuten: „Eine in Frage zu stellen – das sogenannte Prä-
ihrer Wahrnehmung der Pandemie-Situ- Sorgenquelle sind natürlich wirtschaftliche ventionsparadox. Hinzu kommt, dass in
ation und zu verschiedenen Merkmalen Einbußen. Darüber hinaus weisen unsere den letzten Monaten die Kommunikation
der seelischen Gesundheit befragt. Das Daten auf einen möglichen Zusammen- durch die Behörden weniger deutlich und
Hauptaugenmerk legte Schnell dabei auf hang mit der Eindeutigkeit der Situation nachvollziehbar war. Wenn die Sinnhaf-
die Aspekte Sinnerfüllung und Selbst- hin: Während der strengen Ausgangsbe- tigkeit aber nicht erkennbar ist, ist es für
kontrolle. „Wir haben uns in dieser Studie viele Menschen schwer, Selbsteinschrän-
angesehen, welchen Einfluss der Faktor kungen auf Dauer aufrecht zu erhalten“,
Lebenssinn für die Menschen in der Zeit verdeutlicht Tatjana Schnell – verbunden
des restriktiven Lockdowns und danach mit einem Appell an die Verantwortlichen
hatte. Konnten Menschen, die einen Sinn in der Politik: „Wer eine gesamtgesell-
in ihrem Leben gefunden haben, besser schaftliche Akzeptanz anstrebt, sollte
mit der Situation umgehen?“, sagt Tatjana auch partizipativ agieren. Das würde be-
Schnell. „Unser zweiter Fokus lag auf der deuten, dass Politikgestaltung verschie-
Selbstkontrolle, das heißt auf der Frage, dene Perspektiven einbezieht, also neben
wie gut die Menschen in der Lage waren, Medizin und Wirtschaft auch Sozial- und
ihre Bedürfnisse einzuschränken und an DIE SINNFORSCHERIN Tatjana Schnell Geisteswissenschaften. Darüber hinaus
die Ausnahmesituation anzupassen“, so ist assoziierte Professorin für Persönlich- bedeutet demokratische Beteiligung auch
Schnell zu den Zielen der Studie. Generell keits- und Differentielle Psychologie am die aktive Einbindung von Minderheiten
konnten Schnell und Krampe feststellen, Institut für Psychologie der Universität und wesentlicher Interessensgruppen.
dass ältere Menschen besondere Resilienz Innsbruck, dort leitet sie das Existential Wenn dies gelingt, dann hat Selbstkon
zeigen. Die Daten wiesen darauf hin, dass Psychology Lab. Seit Herbst 2020 ist trolle weniger mit Gehorsam oder Wider-
sie mit deutlich weniger negativen psychi- Schnell auch Professor of Psychology of stand zu tun, sondern ist ein mögliches
schen Konsequenzen zu kämpfen hatten Religion and Existential Psychology an der Ergebnis einer informierten persönlichen
als jüngere Personen: „Das Sinnerleben MF Specialized University in Oslo. Entscheidung.“ mb
„ELIMINATE, INNOVATE,
CIRCULATE“
Anke Bockreis und Martin Stuchtey forschen für eine nachhaltige Zukunft. Bei der Beseitigung von
Plastikmüll und Maßnahmen zum Klimaschutz setzen beide auf das Konzept der Kreislaufwirtschaft.
ZUKUNFT: Herr Stuchtey, in einer kürz- ein internationales Wertschöpfungssystem jeden Tag in der Höhe des Patscherkofels
lich veröffentlichten Studie zeichnen und sie ist zutiefst in unser Konsumver- ansammeln. Für das Land Tirol führen wir
Sie ein düsteres Bild. Demnach würden halten verwoben. Die gute Nachricht ist, gerade eine Studie durch, um ein Mehr-
trotz massiver Anstrengungen 2040 jähr- dass es bereits mit heutiger Technologie wegbechersystem einzuführen. Denn
lich noch mehr als fünf Millionen Tonnen und ohne massive ökonomische Ein- obwohl wir in Österreich ein funktionie-
Kunststoff in die Ozeane gelangen. Ist es schränkungen möglich wäre, den derzei- rendes Entsorgungssystem haben, landet
bereits zu spät, um zu handeln? tigen Eintrag in die Umwelt drastisch zu trotzdem vieles noch in der Umwelt.
MARTIN STUCHTEY: Es ist nie zu spät, um reduzieren. Wir müssen aber noch einen ZUKUNFT: Wie kann man diesem Problem
ins Handeln zu kommen. Es ist aber wich- Schritt weitergehen und durch Innovation großflächiger entgegentreten?
tig, sich mit der Ausgangslage vertraut zu bessere Materialien, bessere Entsorgungs- BOCKREIS: Momentan ist in Österreich
machen. Die ist in der Tat sehr herausfor- systeme und eine bessere digitale Nach- die Debatte um das Einwegpfand ent-
dernd, wenn nicht gar dramatisch und verfolgung von Materialströmen schaffen. brannt, wie es das etwa schon seit Jahren
vielen unbekannt. Die Kunststoffindus- ZUKUNFT: Frau Bockreis, ihr Forschungs- in Deutschland gibt. Ich spreche mich klar
trie ist ein weltweiter Wachstumsmotor. schwerpunkt umfasst neben der Abfall- dafür aus, um künftig die Recyclingziele
Wir müssen damit rechnen, dass sich die behandlung auch die nachhaltige Verwer- der EU zu erreichen. Man merkt in dieser
Produktion bis 2040 verdoppelt. Wenn wir tung und die Vermeidung von Abfällen. Diskussion aber stark das Lobbying der
jetzt nicht handeln, wird sich die Menge Woran arbeiten Sie derzeit, um das Prob- betroffenen Industrien, die darunter lei-
an Kunststoff, die in Ökosysteme ent- lem „Plastik“ in den Griff zu bekommen? den würden. Das PET, um das es haupt-
weicht, bis 2040 auf rund 29 Millionen ANKE BOCKREIS: Wir arbeiten an Projek- sächlich geht, ist ein sehr hochwertiges
Tonnen jährlich verdreifachen. ten, die ein Bewusstsein dafür schaffen, Plastik. Recyclingunternehmen haben
ZUKUNFT: Was sollte man Ihrer Meinung was für ein massives Problem mit unse- Angst, dass sie ohne PET nur noch den
nach tun? rem unbekümmerten Plastikverbrauch schlechter zu verwertenden Kunststoff
STUCHTEY: Das Problem ist komplex: Die einhergeht. Das fängt bei den Einweg- und dadurch enorme Umsatzeinbußen
Kunststoffindustrie ist sehr groß, sie ist bechern an, die wir alleine in Innsbruck hätten. Große Konzerne wie etwa Coca
38 zukunft forschung 02/20 Fotos: AdobeStock/ Farknot Architect (1), Andreas Friedle (1), privat (1)
ÖKOLOGIE
19 Fachbereichen
beim renommierten Shanghai-Ranking in unter 1600 Universitäten weltweit
in Österreich im
Bildungsbereich zum
International
vernetzt:
4. Mal Beste Spin-off-Strategie:
Österreichweit führend mit
European-
in der
Universities-Allianz
in Folge
19 Unternehmens-
dank spannender Arbeitsinhalte, beteilungen
„Aurora“
familienfreundlicher Arbeits- durch die 2008 gegründete
bedingungen und einem Beteiligungsholding
internationalen Arbeitsumfeld
Quelle:
mit neun europäischen Universitäten Quelle: Ranking „Österreichs beste Arbeitgeber 2020“ www.uibk.ac.at/
von Reykjavik bis Neapel der Zeitschrift trend transferstelle/beteiligungen/
öffentlicher Forschungsmittel
national und international eingeworben 4000 neue Fachleute
E
die auf dem aktuellen Stand
20% Steigerung in 4 Jahren der Forschung ausgebildet wurden
Quelle: Universität Innsbruck in Zahlen 2020 Quelle: Universität Innsbruck in Zahlen 2020
I
n einem vom Wissenschaftsfonds Zoologen den Bogen vom städtischen Le- liche Leistungsreduktion, sie schlafen
FWF geförderten Projekt untersuchen bensraum in Innsbruck bis hin zu den schlechter und verfallen oft in einen
Marion Chatelain und Michael Trau- umliegenden Gemeinden. intensiven Grübel-Modus. Alexander
gott den Einfluss von Nahrungsverfüg- Karabatsiakis sucht als Molekularbiologe
barkeit und Lebensraumqualität in städ- und Systemischer Neurowissenschaftler
tischen Gebieten auf das Wanderverhal- nach biologischen Veränderungen, die
ten von Meisen. „Kohl- und Blaumeisen bei Depressionen auftreten. „Das Gehirn
sind beliebte Modellorganismen, um den ist eines der Organe mit dem höchsten
Einfluss von Städten auf ökologische und Energieverbrauch im menschlichen Körper.
evolutionäre Prozesse bei wildlebenden Energie ist die Voraussetzung für Arbeit,
Tieren zu analysieren“, sagt Projektleite- und Leistung ist definiert als Arbeit pro
rin Marion Chatelain. Die Wissenschaftler Zeit. Da betroffene Patientinnen und Pati-
erhoffen sich aus Feldversuchen, die sie enten weniger psychosomatische Leistung
in und um Innsbruck durchführen, ge- abrufen können, deutet vieles darauf hin,
nauere Erkenntnisse über das Wanderver- dass mit dem Energiestoffwechsel etwas
halten von Meisen, speziell in den Win- nicht in Ordnung ist. Im Fokus unserer
termonaten und zur Brutzeit. Dazu wer- Forschung stehen die Mitochondrien, die
den sie untersuchen, welche Nahrungs- Kraftwerks-Organellen in unseren Zellen“,
quellen den Vögeln in Tirol je nach Jah- erläutert Karabatsiakis. „Als biologische
reszeit zur Verfügung stehen und wie sich Ursache könnte die Depression aus einer
das auf die Wahl des Lebensraums bei funktionellen Veränderung des mitochon-
den Meisen auswirkt. Sie sammeln Kot-
proben der Vögel, die Aufschluss über
ihre Futterquellen geben. Um ihr Wander-
verhalten nachzuvollziehen, untersuchen
sie auch die Schwermetallbelastung im
Gefieder der Vögel – je nachdem, welche
und wie viele Metalle sich in den Federn MARION CHATELAIN analysiert, welche
angereichert haben, können Rückschlüsse Nahrungsquellen den Vögeln in Tirol zur
auf den Lebensraum gezogen werden. In Verfügung stehen und wie sich das auf die
dem umfangreichen Projekt spannen die Wahl des Lebensraums der Meisen auswirkt.
ALEXANDER KARABATSIAKIS unter-
sucht biologische Veränderungen in den
MENSCHEN UND KLIMA VERURSACHTEN MASSENSTERBEN Mitochondrien.
PRÄGENDER THEOLOGE
Der Jesuit Karl Rahner, fast 20 Jahre Professor für Dogmatik an der Universität Innsbruck, hat
die Theologie des 20. Jahrhunderts entscheidend beeinflusst. In einem FWF-Projekt untersuchen
Innsbrucker Theologen nun sein Verhältnis zur Bibel.
E
gal, wohin man als Theologin, erklärt Collinet. Voraussetzung war eine gelnde Präsenz, die nach Rahners Tod
wohin man als Theologe kommt, ins Deutsche übersetzte Bibel, ein Vor- Kritik laut werden ließ. Rahner habe sich
sagt man, ich arbeite an der Uni- haben, das von katholischen gemeinsam für die Inhalte der Bibel kaum interessiert
versität Innsbruck, bekommt man ‚Ah, mit evangelischen Theologinnen und und habe sie philosophisch überhöht. Ein
die Universität, wo Karl Rahner lehrte‘ Theologen ab 1962 umgesetzt und 1980 anderer Kritikpunkt lautete, Rahner habe
zur Antwort“, beschreibt Benedikt Colli- mit einer approbierten Einheitsüberset- sich wenig für das Judentum und daher
net vom Institut für Bibelwissenschaften zung abgeschlossen wurde. auch nicht für das Alte Testament interes-
und Historische Theologie die Bedeu- „Im Zuge dieser Entwicklung wurde siert. Auch wenn der Priester Rahner sich
tung, die der Theologe Karl Rahner auch die Beschäftigung mit der Bibel ab den in Predigten und Exerzitien mit der Bibel
knapp 40 Jahre nach seinem Tod noch 1960er-Jahren immer wichtiger, in den und dem Leben Jesu auseinandergesetzt
hat. Rahner, der von 1937 bis 1964 (unter- Arbeiten Rahners, von denen viele vorher haben musste, motivierte die Kritik die
brochen durch das nationalsozialistische entstanden sind, war die Bibel aber nicht Innsbrucker Theologen zu dem Projekt
Gauverbot für Jesuiten) an der Univer- so präsent“, erläutert Collinet. Eine man- „Karl Rahner und die Bibel“. Einen Start-
sität Innsbruck lehrte und forschte, gilt vorteil hatten sie im Bücherregal – 2018
als einer der bedeutendsten Theologen wurde die Werkausgabe Rahners, 40 Bän-
des 20. Jahrhunderts, nicht nur für den de mit tausenden Seiten, mit dem Regis-
deutschen Sprachraum, so Collinet, son- terband abgeschlossen.
dern auch weltweit. Insofern mutet es für
Laien seltsam an, dass Collinet in einem Erste Zwischenbilanz
vierjährigen, von Georg Fischer SJ gelei- „Allein der Registerband entkräftet einen
teten FWF-Projekt der Frage nachgeht, Kritikpunkt“, hält Collinet fest, „er ent-
wie es Rahner denn mit der Bibel hielt. hält 40 Seiten mit Bibelstellen.“ Gearbei-
tet hat Rahner mit einem altgriechischen
Konziltheologe Neuen Testament, „die lateinische Vulga-
„Rahner hat die Theologie seiner Zeit ta hatte er im Kopf.“ Dem quantitativen
entscheidend mitgeprägt. Von der Profes- KARL RAHNER wurde am 5. März 1904 Nachweis folgt die inhaltliche Überprü-
sion her war er Systematischer Theologe, in Freiburg im Breisgau geboren. Wie auch fung der Textstellen, rund zwei Drittel
hauptwissenschaftlich hatte er daher mit sein Bruder Hugo trat er in die Gesellschaft der chronologisch angelegten Werkaus-
der Bibel direkt nichts zu tun, obwohl Jesu ein. Nach der ordensüblichen Aus- gabe hat Collinet schon hinter sich. „Wir
sie natürlich in die Arbeit miteinbezogen bildung absolvierte er ein philosophisches können feststellen, dass das Zweite Vati-
wurde“, sagt Projektmitarbeiter Collinet. Spezialstudium in Freiburg, wo er Martin kanische Konzil einen Umbruch in seinen
Hinterfragt wurde Rahners Einstellung Heidegger als Lehrer hatte. Vor Abschluss Argumenten mit sich bringt“, deutet er
zur Bibel durch eine Entwicklung, die er dieses Studiums wurde er von seinen Or- eine Zwischenbilanz an. Ab den 1930er-
maßgeblich mitbeeinflusst hat und die densoberen auf Theologie „umbestimmt“. Jahren brachte sich Rahner stark in die
im Zweiten Vatikanischen Konzil (11. Rahner promovierte und habilitierte sich Diskussion ein, dass Bibelwissenschaften
Oktober 1962 bis 8. Dezember 1965) ihren in Innsbruck und begann hier 1937 auch anders und frei denken dürfen müssen,
Niederschlag fand. Rahner untersuchte seine Dozententätigkeit, die aber durch er war überzeugt, dass die katholische
ab 1961 für den Wiener Kardinal Franz die Aufhebung der Theologischen Fakultät Exegese hinter der protestantischen zu-
König die Vorlagen für das angekün- und das Gauverbot für Jesuiten durch die rücksteht, da Rom keine Freiheit der
digte Konzil, von Papst Johannes XXIII. Nationalsozialisten abgebrochen wurde. Forschung zuließ. „Das Konzil bewirkte
wurde er zum Theologen des Konzils Danach wirkte er bis 1944 in Wien, das eine Veränderung. Für Rahner war das
ernannt und hatte an dessen Vorberei- Kriegsende erlebte er als Pfarrer in Nieder- Problem somit gelöst und er beschäf-
tung wesentlichen Anteil. Eine Folge der bayern. Von 1948 bis 1964 war Rahner tigte sich nicht mehr damit“, sagt der
dreijährigen Zusammenkunft war, dass Professor für Dogmatik in Innsbruck, da- Projektmitarbeiter. Ein weiterer Punkt
neben der lateinischen Sprache auch die nach bis 1967 in München als Nachfolger betrifft die Ökumene. „Rahner versuchte
jeweilige Landessprache in der Liturgie Romano Guardinis, bis 1971 schließlich in immer, ökumenisch zu denken. Er war
zugelassen wurde. „Die Messe konnte so- Münster. 1981 kehrte er nach Innsbruck überzeugt, dass es wichtig ist, als Katho-
mit auch auf Deutsch gelesen werden“, zurück, wo er am 30. März 1984 starb. lik und Katholikin mit Protestantinnen
42 zukunft forschung 02/20 Fotos: Universität Innsbruck (1), Grace Cathedral/San Francisco (1)
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SOSNOVSKY-PREIS
FÜR MICHAEL JUEN
Der Sosnovsky-Preis wurde im Oktober an den Chemiker Michael Juen
verliehen. Er hat in seiner Dissertation eine intensive Untersuchung von
Nukleinsäuren durchgeführt.
PREISVERLEIHUNG im
M
it Hilfe von Methoden der Kern- biologischen Methoden in Nukleinsäuren ein- Archäologischen Museum der
spinresonanzspektroskopie (NMR- gebaut und konnten so zu komplexen Makro- Universität Innsbruck. Im Bild
Spektroskopie) konnte Michael molekülen verknüpft werden. Aufgrund der von links: Hubert Huppertz
Juen in seiner ausgezeichneten Dissertation NMR-aktiven Kerne innerhalb der Nuklein- (Dekan der Fakultät für Chemie
strukturelle und dynamische Eigenschaften säuren war es möglich, strukturelle und dyna- und Pharmazie) , Joachim
von DNAs und RNAs analysieren und ver- mische Eigenschaften sowohl von einzelnen Schantl (Preis-Kuratorium),
stehen. Auch seit der Erkenntnis, dass Nu- Nukleinsäuren als auch Nukleinsäure-Kom- Preisträger Michael Juen, Ulrike
kleinsäuren nicht nur als Speichereinheiten plexen oder Interaktionen von Nukleinsäuren Tanzer (Vize-Rektorin für For-
fungieren, sondern selbst biologische Rele- mit Proteinen oder anderen Molekülen detail- schung) und Christoph Kreutz,
vanz aufweisen können, rückt diese Klasse liert zu untersuchen und zu verstehen. Doktorvater des Preisträgers.
von Makromolekülen immer stärker in den Die Stifter des Preises, Christine und Georg
Fokus wissenschaftlicher Bemühungen. Um Sosnovsky, haben in den ersten Nachkriegs-
den komplexen Fragestellungen begegnen zu jahren an der Universität Innsbruck Chemie
können, hat Juen in seiner Forschungsarbeit studiert. Ihre berufliche Laufbahn führte sie
am Institut für Organische Chemie in der Ar- zunächst nach Australien und später in die
beitsgruppe von Christoph Kreutz eine Viel- USA, wo sie einen Großteil ihres Berufslebens
zahl unterschiedlicher Methoden verbunden. verbrachten. Anlässlich ihres „Goldenen Dok-
Unter Zuhilfenahme der organischen Syn- torjubiläums“ kamen Christine und Georg
these war es möglich, NMR-aktive Kerne in Sosnovsky 50 Jahre nach ihrer Promotion wie-
Bausteine von Nukleinsäuren zu integrieren. der nach Innsbruck und stifteten im Jahr 1999
Diese Bausteine wurden mit chemischen oder den nach ihnen benannten Preis.
INTERNATIONALE AUSZEICHNUNG
Die Internationale
Glaziologische Gesell-
schaft IGS hat dem
Innsbrucker Glaziolo-
gen Michael Kuhn die
Ehrenmitgliedschaft
verliehen. Die wissen-
schaftliche Gesell-
schaft würdigt damit Kuhns über 50-jährige
glaziologische und meteorologische For-
schung in den Alpen, der Arktis und der Ant-
arktis. Kuhn war überdies mehr als 40 Jahre
lang als Chefredakteur der Zeitschrift für
Gletscherkunde und Glazialgeologie tätig.
NEUER VORSITZENDER
Der Innsbrucker
Mobilitätsexperte Ste-
phan Tischler ist zum
neuen Vorsitzenden
von CIPRA Österreich AUSGEZEICHNET: Kulturlandesrätin Beate Palfrader, Förderpreisträgerin Gabriella Koltai,
gewählt worden. Bei Preisträger Christoph Spötl und Rektor Tilmann Märk (v. li.)
seiner Tätigkeit für die
österreichische Vertre-
tung der Alpenschutzkommission will Tisch-
ler Prioritäten in der Alpinen Raumordnung,
dem Verkehr und dem Freiraum(-schutz) set-
LANDESPREIS FÜR
WISSENSCHAFT
zen. Der diplomierte Raum- und promovierte
Verkehrsplaner forscht, plant und lehrt als
Senior Scientist am Arbeitsbereich Intelligen-
te Verkehrssysteme der Uni Innsbruck.
Die mit 14.000 Euro dotierte Auszeichnung des Landes Tirol für
EU-AUSZEICHNUNG
Die EU zeichnet jedes
außergewöhnliche Leistungen im Bereich der Wissenschaften ging
Jahr die fünf wirk- in diesem Jahr an Christoph Spötl.
mächtigsten Projekte
D
aus, die aus EU-For- er Geologe und Quartärforscher folgten 60 Drittmittelprojekte mit einer
schungsmitteln ge- Christoph Spötl, Leiter der Bewilligungssumme von insgesamt
fördert werden. Mit Arbeitsgruppe für Quartärfor- knapp fünf Millionen Euro. Von 2007
„Transkribus“ erhielt schung am Institut für Geologie, erhielt bis 2010 war Spötl Präsident der Öster-
nun ein Projekt der im September den Tiroler Landespreis reichischen Geologischen Gesellschaft
Uni Innsbruck den Horizon Impact Award, für Wissenschaft 2020. „Universitäts- und von 2010 bis 2014 Vizepräsident
der mit je 10.000 Euro dotiert ist. In dem professor Spötl ist ein weltweit führen- der Deutschen Quartärvereinigung. Seit
Projekt wurde eine Technologie entwickelt, der Forscher auf dem Gebiet der jüngs- dem Jahr 2013 ist Spötl wirkliches Mit-
mit der dank künstlicher Intelligenz selbst ten geologischen Vergangenheit, dem glied der mathematisch-naturwissen-
Laien handschriftliche Dokumente lesbar Quartär, und leistet durch die Rekons- schaftlichen Klasse der Österreichischen
machen können. Seit 2019 wird Transkribus truktion der alpinen Klimageschichte Akademie der Wissenschaften (ÖAW).
von der europäischen Genossenschaft READ- als Geologe wertvolle Beiträge zur Kli- 2019 erhielt der Geologe den renom-
COOP SCE als eigenständiges Unternehmen maforschung“, sagte Landesrätin Beate mierten Weiss-Preis des FWF. Christoph
geführt. „Wir sind inzwischen auch kommer- Palfrader: „Sein hohes internationales Spötl wurde 1964 in Innsbruck geboren.
ziell erfolgreich und führen Aufträge für die und nationales Ansehen spiegelt sich Der mit 4.000 Euro dotierte Förde-
Bundes- und Nationalarchive in Finnland, in zahlreichen Preisen und Funktionen rungspreis des Landes Tirol für Wissen-
Schweden, Norwegen, den Niederlanden, wider.“ schaft ging auf Vorschlag von Chris-
der Schweiz und Luxemburg durch“, freut Im Jahr 1999 gewann Spötl als erster toph Spötl an die Geologin Gabriella
sich Projektleiter Günter Mühlberger vom Innsbrucker Wissenschaftler den an- Koltai, eine Mitarbeiterin der Arbeits-
Bereich Digitalisierung & Elektronische Archi- gesehenen START-Preis des österrei- gruppe für Quartärforschung am Insti-
vierung am Institut für Germanistik. chischen Wissenschaftsfonds FWF. Es tut für Geologie.
46 zukunft forschung 02/20 Fotos: Land Tirol/Huldschiner (1), fotostanger.com (1),privat (2)
PREISE & AUSZEICHNUNGEN
PREISGEKRÖNT
FALLING WALLS LAB FINALISTIN
Chiara Herzog vom
Forschungsinstitut für
Biomedizinische Al-
ternsforschung konn-
Philipp Zauner, Juniorchef der Bad Ischler Kurkonditorei,
te im September die
wurde zum Studierenden des Jahres 2020 an den Jury beim Falling Walls
wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten gekürt. Lab an der Universität
Innsbruck mit ihrer
Präsentation überzeugen. Die Nachwuchs-
P
hilipp Zauner hat das Bachelorstu- wissenschaftlerin holte einen Heimsieg und
dium „Management and Econo- durfte im November gemeinsam mit dem
mics“ an der Universität Innsbruck zweitplatzierten Quantenphysiker Martin
im Juli in Mindeststudienzeit erfolgreich Ringbauer vom Institut für Experimental-
abgeschlossen. Bereits früh hatte er sich physik am internationalen Finale des Falling
dazu entschlossen, eines Tages den el- Walls Lab teilnehmen.
terlichen Betrieb in Bad Ischl weiter-
zuführen und die beinahe 200-jährige TOP-PUBLIKATION
Geschichte des ehemaligen k. u. k. Hof- Im Jahr 2001 hat der
lieferanten Zauner fortzusetzen. So hat er Quantenphysiker Hans
bereits die Tourismusschule Klessheim Briegel mit seinem da-
bei Salzburg und eine Konditorlehre ab- maligen Doktoranden
geschlossen. Seine Entscheidung für ein Robert Raussendorf
Studium an der Universität begründet er das Konzept für einen
damit, dass auch der betriebswirtschaft- messungsbasierten
liche Aspekt für einen Handwerksbetrieb oder Einweg-Quan-
eine wesentliche Rolle spielt. Den Fami- tencomputer präsentiert. Vor Kurzem wählte
lienbetrieb in Bad Ischl wird er in diesem PHILIPP ZAUNER: Nach Konditorlehre die Fachzeitschrift Physical Review A die
Winter übernehmen und dann in der be- und Tourismusschule erfolgreiches Bachelor- Ausarbeitung dieses Konzepts aus dem Jahr
reits siebten Generation führen. studium „Management and Economics“ 2003 zu einem der 26 wichtigsten Beiträge
Neben seinem Studium der Wirt- in der fünfzigjährigen Geschichte der Zeit-
schaftswissenschaften an der Universität Jedes Jahr können sich an der Univer- schrift. Der von Briegel und Raussendorf
Innsbruck kümmert sich Philipp Zauner sität Innsbruck Studierende des Bache- entwickelte Quantencomputer unterschei-
als Aufsichtsrat des Tourismusverban- lorstudiums Wirtschaftswissenschaften det sich vom klassischen Schaltkreismodell
des Bad Ischl auch um touristische und und des Diplomstudiums Internationale dadurch, dass darin zunächst ein von der
kulturelle Angelegenheiten im Salzkam- Wirtschaftswissenschaften um den Titel Fragestellung unabhängiger, verschränkter
mergut, ist als Botschafter der österrei- „Student of the Year in Managament Quantenzustand generiert wird. Die For-
chischen Mehlspeiskultur tätig und hat and Economics“ bewerben. Neben sehr schungsarbeit wurde von Fachkolleginnen
zur erfolgreichen Bewerbung Bad Ischls guten Studienleistungen sind auch ge- und -kollegen bisher über 800-mal zitiert.
als Europäische Kulturhauptstadt 2024 sellschaftliches und soziales Engagement
beigetragen. der Studierenden Voraussetzung für die- NEW ORLEANS-PREIS
Die Wahl der Preisträger erfolgt durch sen Preis. Mit Anerkennungspreisen zu Die Koordinatorin der
den Stiftungsrat der Bank Austria För- je 500 Euro gewürdigt wurden in diesem jährlichen Summer
derstiftung, dem auch Susanne Wendler, Jahr Emma Obermair und Tabea Braun. School der University
Vorstand der Unternehmerbank der Uni- Aufgrund der aktuellen Corona-Situa- of New Orleans (UNO)
Credit Bank Austria, und Dieter Hengl, tion fand in diesem Jahr keine festliche in Innsbruck, Irene
Vorstandsvorsitzender der Schoeller- Preisverleihung statt. Ziegler, wurde im
bank, angehören. „Wir sind stolz, dass „Für mich ist auch das soziale Engage- Oktober von der UNO
wir im Rahmen unseres gesellschaftli- ment ein ganz wichtiges Kriterium, das mit der „Gordon ‚Nick‘
chen Engagements seit so vielen Jahren neben der internationalen Ausrichtung Mueller International Leadership Medallion“
Tiroler Studentinnen und Studenten mit und der starken regionalen Verankerung ausgezeichnet. „Diese Auszeichnung bedeu-
diesem Preis fördern“, sagt Hengl. „Die ein wichtiger Teil unserer Unterneh- tet mir in vielerlei Hinsicht so viel. Während
Auszeichnung verbindet aus unserer menskultur ist. Diese Schwerpunkte set- meiner gesamten Zeit bei der UNO habe ich
Sicht hervorragend Regionalität und In- zen wir auch in Tirol und dieser Preis für Nick Mueller gekannt und bewundert, der
ternationalität und spiegelt damit auch Tiroler Studentinnen und Studenten ist mich auf meinem Weg von der studenti-
unser Selbstverständnis als erfolgreiche ein schönes Zeichen dafür,“ sagt Markus schen Mitarbeiterin bis zur Programmdirek-
paneuropäische Geschäftsbank wider“, Sappl, UniCredit Bank Austria Landes- torin der Sommerschule immer unterstützt
sagt Wendler. direktor in Tirol. hat“, so Ziegler bei der Preisverleihung.
Fotos: Foto Hofer (1), Uni Innsbruck (1), UNO (1), Privat (1) zukunft forschung 02/20 47
ZWISCHENSTOPP INNSBRUCK
STRASSEN NACHHALTIG
VERBESSERN
Mayara Siverio Lima ist für drei Jahre als junge Wissenschaftlerin zu Gast an der Uni Innsbruck.
Mit ihrer Arbeit möchte sie dazu beitragen, Straßenoberbaumaterialien, Straßenbautechniken sowie die
Erhaltung und E ntwicklung von urbanen Straßennetzen nachhaltig zu verbessern.
D
ie gebürtige Brasilianerin Maya- alien vor allem auch Entscheidungsfin-
ra Siverio Lima studierte in ihrer dungsprozesse bei Straßenbauprojekten
Heimat Bauingenieurwesen und unterstützen möchte.
Werkstofftechnik mit dem Schwerpunkt Im Rahmen ihres Auslandsaufenthaltes
Verkehrsinfrastrukturen. Schon in ihrer in Lettland wurde sie auf das Horizon
Masterarbeit beschäftigte sich die Nach- 2020-Projekt SAFERUP! aufmerksam, für
wuchswissenschaftlerin mit der Anwen- das sie an die Uni Innsbruck wechselte,
dung von Abfällen und Reststoffen in wo sie seit Jänner 2019 am Institut für
Straßenbaumaterialien und fokussierte Konstruktion und Materialwissenschaft
sich dabei auf das Materialverhalten von am Arbeitsbereich Baubetrieb, Bauwirt-
Asphalt. „Mein Ziel als Forscherin war es schaft und Baumanagement tätig ist.
schon immer, neue Lösungen zu finden
und so zu einer nachhaltigen Gesellschaft Innovative Entwicklungen
beizutragen“, so Lima. Ziel von SAFERUP! ist es, innovative Lö-
sungen für Städte zu erarbeiten, die zur
„Die Universität Innsbruck wurde Steigerung der Lebensqualität beitragen.
Dabei fokussieren sich die 15 Teil-Projekte
zu meiner zweiten Heimat. Vor
des Horizon 2020-Projekts, welche koope-
allem die qualitativ sehr hoch- rativ von 13 europäischen Forschungsein-
wertige Ausbildung bringt mich richtungen durchgeführt werden, auf die
in meiner Forschung weiter.“ Entwicklung innovativer Straßenkon-
Mayara Siverio Lima struktionen. „Menschen benützen täglich
urbane Straßen und Verkehrswege. Mit
Mit dem Ziel, ihre Forschungen zu intelligenten, recycelten und dauerhaften
vertiefen und internationale Erfah- Oberbaumaterialien bzw. -konstruktionen
rungen zu sammeln, verbrachte Mayara wollen wir die Zugänglichkeit und den
Lima zwei Jahre als Austauschstudentin Schutz für gefährdete Nutzer erhöhen, das
in Riga. „Auf Deponien werden Fest- Abwassermanagement verbessern sowie
stoffabfälle ohne weitere Anwendung strukturell bzw. akustisch optimierte
gelagert. In meiner Forschung habe ich Oberbaulösungen ermöglichen“, erläutert
mich darauf konzentriert, Lösungen zu Lima, die sich sehr über ihren wissen- MAYARA SIVERIO LIMA studierte
deren weitere Verarbeitung zu analysie- schaftlichen Zwischenstopp in Innsbruck Bauingenieurwesen und Werkstofftechnik
ren. Bauherren und Entscheidungsträger freut. „Die Universität Innsbruck wurde mit dem Schwerpunkt auf Verkehrsinfra-
lassen sich leider nicht allein durch die zu meiner zweiten Heimat und ich habe struktur. Im Rahmen eines Forschungsauf-
Garantie von hochwertigen Baumateri- das Gefühl, hier eine zweite Familie ge- enthalts verbrachte sie zwei Jahre an der
alien zur Verwendung von Reststoffen funden zu haben. Vor allem die qualitativ Universität in Riga, Lettland, wo sie auf
als Rohstoff überzeugen. Deren Anwen- sehr hochwertige Ausbildung bringt mich das Projekt SAFERUP! aufmerksam wurde.
dung soll vor allem günstig sein und in meiner Forschung weiter. Ich habe mich Im Jahr 2019 wechselte sie an die Uni In-
nur bedingt eine positive Umweltbilanz aber auch in die Stadt, die Menschen und nsbruck, wo sie für drei Jahre am Institut
haben bzw. dem Wohl der Gesellschaft die Kultur verliebt und ich möchte mit für Konstruktion und Materialwissenschaft
zugutekommen“, erläutert Lima, die meiner Arbeit beitragen, die Lebensquali- am Arbeitsbereich Baubetrieb, Bauwirt-
mit ihrer ganzheitlichen Analyse von tät und die Nachhaltigkeit von Städten zu schaft und Baumanagement tätig ist, mit
Lebenszyklen von Straßenbaumateri- verbessern“, so Lima. dp dem Ziel, ihre Dissertation zu verfassen.
POLITISCHE GEWALT
VERSTEHEN
Die Politikwissenschaftlerin Ursula Daxecker kam über die USA nach Amsterdam,
wo sie als ERC-Preisträgerin Gewalt bei demokratischen Wahlen untersucht.
F
ür die Politik hatte sich Ursula Daxe- Gewalt Menschen beeinflusst und welche mals bis heute aufrechterhalten, obwohl er
cker schon früh interessiert. In der Rolle dabei die Parteien spielen. „Parteien erst drei war, als wir in die USA übersie-
Auseinandersetzung mit der Nazi- sind prinzipiell gut und wichtig für die delten.“ Nach den Erfahrungen im Aus-
vergangenheit Österreichs beschäftigte Demokratie, können aber auch zur Gewalt land resümiert Daxecker über die österrei-
sie sich intensiv mit der Frage, unter wel- beitragen“, sagt Daxecker und zeigt dies chische Politikwissenschaft: „Das Unisys
chen Umständen normale Menschen Bö- am Beispiel Indien: „Die BJP, die regie- tem in Österreich hat zwar noch immer
ses unterstützen oder tun. Heute sind es rende Bharatiya Janata Partei, hat dort in viele Nachteile zum Beispiel im Vergleich
Gewaltausbrüche im Zusammenhang mit der Vergangenheit Gewalt gegen Muslime zu den Niederlanden, wo man schon viel
Wahlen, die im Zentrum ihres Interesses unterstützt und auch politisch davon pro- früher wissenschaftlich unabhängig sein
stehen. Für ihr Vorhaben erhielt sie vom fitiert. Mein Ziel ist es zu verstehen, unter kann. Aber es verändert sich auch in Ös-
Europäischen Forschungsrat einen ERC welchen Umständen Parteien für oder ge- terreich einiges und es gibt gute Leute an
Starting Grant, die höchste EU-Förderung gen friedliche Wahlen arbeiten.“ den Instituten.“ Die Bedeutung der Politik-
für Nachwuchswissenschaftler*innen. wissenschaft zeigt sich für sie auch in der
„Eine wichtige Frage in der Politikwissen- Ausgangspunkt Innsbruck aktuellen Pandemie: „In einer Krisensitua-
schaft ist, wie man Interessenskonflikte In einem Seminar von Anton Pelinka ist tion kann man nicht erwarten, dass Men-
löst“, erklärt die Politologin. „Es geht in Daxecker der amerikanischen Tradition schen sich freiwillig an alle möglichen Re-
unserer Gesellschaft ja ständig darum, der Politikwissenschaft zum ersten Mal geln halten. Solche Normen entwickeln
wer was und wieviel bekommt. Demokra- begegnet und hat sich nach dem Bachelor sich nur über lange Zeit. Regierungen spie-
tische Wahlen sind für mich klar das beste für ein Masterstudium in New Orleans len deshalb eine wichtige Rolle und müs-
System, um solche Konflikte friedlich zu entschieden. „Aus dem Master ist letzt- sen die Einhaltung der Regeln kontrollie-
lösen. Schließlich wissen die Wahlverlie- endlich ein PhD geworden – ich bin da al- ren und mit Belohnung, aber auch Strafen
rer, dass sie nach ein paar Jahren selbst so ein bisschen hineingerutscht“, blickt sie durchsetzen.“ Während sie in den Nieder-
zu Gewinnern werden könnten.“ Dort, zurück. Noch während des Bachelorstudi- landen den zweiten Lockdown erlebt, weil
wo Demokratie institutionell noch nicht ums wurde sie unerwartet Mutter und ihre die dortige Regierung zu spät und zu lax
sehr gefestigt ist, und es viele ethnische Beziehung ging rasch in die Brüche. „Vor eingegriffen hat, denkt Daxecker auch ger-
und religiöse Spannungen gibt, kommt und nach der Vorlesung nach Hause zum ne an Innsbruck. „Wie besonders die Mög-
es regelmäßig zu Wahlgewalt. Daxecker Stillen“, erinnert sie sich, „das war schwie- lichkeiten sind, Natur in Tirol zu erleben,
untersucht, unter welchen Umständen in rig. Sehr geholfen hat mir die Kinderkrip- weiß ich erst, seitdem ich woanders gelebt
verschiedenen Landesteilen Wahlgewalt pe der Uni. Erstaunlicherweise konnte habe“, sagt sie: „Gerade in der jetzigen
stattfindet, wer die Gewalt begeht, wie mein Sohn viele Freundschaften von da- Krise geht mir das ab.“ cf
WISSENSCHAFTLICHES WISSEN
VERWERTBAR MACHEN
Leonhard Dobusch über die schöpferische Rekombination von
gemeinwirtschaftlicher Produktivität mit Innovation und Entrepreneurship.
V
„Open Science erglichen mit dem Alter der Univer- nehmensgründung. Außerdem trägt die For-
ist ein Weg für sität Innsbruck, die letztes Jahr ihren schung und Lehre zu Entrepreneurship auch
350. Geburtstag gefeiert hat, ist die Be- dazu bei, unternehmerisches Scheitern zu ent-
Wissenschaftler*innen,
triebswirtschaftslehre eine vergleichsweise stigmatisieren: Ein Unternehmen zu gründen
die Verwertbarkeit ihrer junge Disziplin. Erst vor gut 100 Jahren hat bedeutet immer auch, ein Risiko einzugehen.
Ergebnisse zu steigern, die BWL den Sprung von stark praxisorien- Die Mehrheit neugegründeter Start-ups schei-
ohne deshalb gleich tierten Handelshochschulen an Universitäten tert, nur eine kleine Minderheit wird einmal
selbst unternehmerisch geschafft. Um Akzeptanz in akademischen ein größeres Unternehmen – und das ist auch
tätig werden zu Kreisen bemüht, suchte man damals den Bei- gut so. Experimentieren, Ausprobieren, Schei-
müssen.“ trag betriebswirtschaftlicher Forschung gera- tern sind alles notwendige Teile von Innova-
de in Abgrenzung zu individuellem Profitstre- tionsprozessen und einer kreativen Grün-
ben zu betonen: im Fokus stehe, so einer der dungskultur.
Gründerväter der universitären BWL Eugen
Schmalenbach, „die Fabrik als Fabrik und Gleichzeitig ist es wichtig, in Erinnerung zu
nicht als Veranstaltung eines Unternehmers“. rufen, dass Wissenschaft und Universitäten
BWL als Wissenschaft sollte der „gemeinwirt- auch auf eine ganz andere Weise einen Beitrag
schaftlichen Produktivität”, nicht dem Unter- für unternehmerisches Handeln und darüber
nehmertum dienen. Auch nach dem Zweiten hinaus leisten: durch eine möglichst freie und
Weltkrieg fokussierte die BWL Erich Guten- breite Verbreitung ihrer Forschungsergebnis-
bergs vor allem die Steigerung der betrieb- se. Wissen, das nicht patentiert, sondern frei
lichen Produktivität, der kreative Unterneh- zugänglich der Öffentlichkeit zur Verfügung
mergeist wurde als „irrationale Wurzel” von gestellt wird, verbessert die Produktivität
der Betrachtung ausgeklammert. nicht nur eines Einzigen, sondern potenziell
ganzer Branchen und Sektoren. Neue Ge-
In den letzten 20 Jahren hat sich dieser Fokus schäftsmodelle entstehen oft aus kreativer
verschoben. Wenn heute neue BWL-Professu- Rekombination von bekanntem Wissen. Je
ren eingerichtet werden, dann immer häufi- einfacher und niederschwelliger der Zugang
ger mit einem Schwerpunkt in den Bereichen zu wissenschaftlichem Wissen, desto mehr
„Innovation” oder „Entrepreneurship”. Er- Menschen und Unternehmen können ihren
forschung und Förderung unternehmerisch- eigenen Wissens- und Erfahrungsschatz da-
kreativen Handelns rücken dabei zunehmend mit schöpferisch in Beziehung setzen. Am
ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Aber auch allerbesten funktioniert das, wenn nicht nur
jenseits der BWL ist das Konzept „Entre- die Ergebnisse, sondern auch Rohdaten und
preneurship” auf dem Vormarsch. Vor allem Methoden frei im Netz zugänglich gemacht
Naturwissenschaftler*innen werden angehal- werden.
LEONHARD DOBUSCH ist Be- ten, unternehmerische Verwertbarkeit ihrer
triebswirt und Jurist und forscht Erkenntnisse mitzudenken und Hochschulen Solcherart offene Wissenschaft – Open Science
als Professor für Organisation an bemühen sich, bei Patentierungsprozessen zu – ist deshalb ein Weg für Wissenschaftler*in-
der Universität Innsbruck zum unterstützen. Hinzu kommt die Einführung nen, die Verwertbarkeit ihrer Ergebnisse zu
Management digitaler Gemein- von Studiengängen in „Entrepreneurship und steigern, ohne deshalb gleich selbst unterneh-
schaften und zu organisationaler Innovationsmanagement”, die gerade Nicht- merisch tätig werden zu müssen. Aus Pers-
Offenheit. Für seinen offenen BWLer*innen zur Gründung von Unterneh- pektive der Betriebswirtschaft würde das be-
Online-Kurs „Organizing in men ermächtigen soll. deuten, die neuen Erkenntnisse zu Innovation
Times of Crisis: The Case of CO- und Entrepreneurship mit der Schmalenbach-
VID19” wurde er 2020 mit dem Diese Entwicklung ist prinzipiell begrüßens- schen Idee von der Steigerung gemeinwirt-
renommierten „Ideas Worth wert. Denn vieles am Unternehmertum ist schaftlicher Produktivität als wissenschaftli-
Teaching Award“ des Aspen Handwerk. Eine gute (Geschäfts-)Idee allein che Aufgabe zusammenzubringen. Eine
Institute ausgezeichnet. reicht kaum je für eine erfolgreiche Unter- schöpferische Rekombination also.
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Bei der Produktion von aktuell über 80.000 Paar Tourenfellen fallen
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