Verwertung von
biogenen Stoffströmen
stofflich
stofflich energetisch
energetisch
Kompostie-
rung/direkte Vergärung Verbrennung
Verwertung
I M P R ESS U M
ImprESSum
Umweltbundesamt (UBA)
Wörlitzer Platz 1 · 06844 Dessau-Roßlau
Internet: www.umweltbundesamt.de
Text: Dr. Michael Kern, Thomas Raussen, Thomas Graven (Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt u. Energie GmbH)
Dr. Claus-Gerhard Bergs (BMU, Referat WA II 4), Tim Hermann (UBA, FG III 2.4)
Redaktion: Dr. C.-André Radde (BMU, Referat WA II 4 – Siedlungsabfall)
1 VOrBEmErKuNG 4
2 EINLEITuNG 6
7 FÖrDEruNG DEr ENErGETISCHEN NuTZuNG VON BIO- uND GrÜNABFÄLLEN DurCH DAS EEG 44
9 WEITErGEHENDE INFOrmATIONSQuELLEN 50
10 GLOSSAr 51
Wie eine optimierte Erfassung und Verwertung von Der Sachverständigenrat für Umweltfragen stellte
Bioabfällen aussehen kann, welche zusätzlich er- 2007 fest, dass jährlich bundesweit rund 100 Millio-
schließbaren Potenziale vorhanden sind, welcher Auf- nen Tonnen „Biomassereststoffe“, also Bioabfälle und
wand erforderlich ist und wie sich der Nutzen in Re- ähnliche Materialien zum Beispiel aus der Forst- und
lation zum Aufwand darstellt, sind zentrale Fragen Landwirtschaft oder der Abwasser- und Abfallwirt-
der Abfallwirtschaft geworden, die im Rahmen dieser schaft, anfallen. Davon seien etwa 65 Prozent tech-
Schrift dargestellt werden. nisch und ökologisch sinnvoll nutzbar, immerhin ein
Potenzial von vier bis fünf Prozent des Primärener-
Es geht nicht darum, bestimmten Verfahren wie der giebedarfs in Deutschland. Der Ausschöpfung die-
Kompostierung, der Vergärung oder der thermischen ses Reststoffpotenzials, das zu erheblichen Teilen im
Nutzung das Wort zu reden, sondern darum, die Nut- kommunalen Verantwortungsbereich liegt, sollte eine
zenpotenziale der jeweiligen Bioabfälle so weit wie hohe Priorität gewidmet werden.
möglich auszuschöpfen und hierfür die jeweils opti-
male Kombination der Verfahren einzusetzen.
Der Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) stellt Gesamtbeitrag des AWm zum Klimaschutz
seit Anfang der 1990er Jahre mit einem ökologisch
ausgerichteten Konzept zur Vermeidung und Verwer- Die Münchner Trockenvergärungsanlage ist ein Bei-
tung von Abfällen die Weichen in Richtung Nachhal- spiel für den Einsatz innovativer Technologien in der
tigkeit und Klimaschutz. Verwertung von organischen Abfällen.
Zentral ist dabei auch die flächendeckende Erfas- Mit der konsequenten Umsetzung des ökologischen
sung von Bioabfällen. Seit Einführung der Biotonne Abfallwirtschaftskonzeptes ist es dem AWM im ver-
sind die eingesammelten Mengen stetig, auch gangenen Jahrzehnt gelungen, bedeutende Beiträge
infolge intensiver Öffentlichkeitsarbeit, bis auf rund zur CO2-Reduzierung und damit zur Treibhausgas-
42.000 Tonnen im Jahr 2011 gestiegen. Hinzukom- minderung zu leisten. Das erfreuliche Ergebnis: Die
men noch rund 15.000 Tonnen Gartenabfälle, die bei kommunale Abfallwirtschaft in München trägt mit
den Wertstoffhöfen abgegeben werden. 822.000 Tonnen CO2-Äquivalenten pro Jahr zur Treib-
hausgasminderung bei. Das entspricht in etwa dem
Vom Komposthaufen zur Hightech-Anlage Treibhauspotenzial, das rund 62.000 Einwohner in
einem Jahr verursachen.
In den Anfangsjahren lief der Hauptverwertungsweg
der Bioabfälle über konventionelle Kompostier-
anlagen. 2003 kam eine Vergärungsstufe (Trocken-
fermentation im Batch-Verfahren) hinzu, die bis 2008 Kommunale Abfallwirtschaft
auf eine genehmigte Verwertungskapazität für rund und Nachhaltigkeit
25.000 Tonnen Bioabfälle ausgebaut wurde. Ziel war
es, der Kompostierung ein hochmodernes Verfahren
zur Gewinnung von Biogas als klimaschonenden
Energieträger vorzuschalten.
˘ Bioabfälle aus der Biotonne sowie Insgesamt nutzen somit bundesweit fast 44 Millionen
˘ Grünabfälle (Garten- und Parkabfälle) Bürger, und damit mehr als die Hälfte aller Einwoh-
ner der Bundesrepublik, keine Biotonne.
unmittelbar zugänglich.1
Dies bedeutet, dass ein erheblicher Anteil an Bioab-
Die separate Erfassung von Bio- und Grünabfällen aus fällen nach wie vor über die Restabfallbehandlung
Haushalten erfolgt auf unterschiedlichen Wegen. beseitigt und damit nicht oder nur unzureichend
Typischerweise werden sie über Biotonnen beim Bür- genutzt wird. Die damit einhergehende Vernichtung
ger gesammelt. Weit verbreitet ist zudem die separa- von Ressourcen- und Energiepotenzialen widerspricht
te Einsammlung von Grünabfällen, zum Beispiel in den Zielen einer nachhaltigen Ressourcennutzung.
Wertstoffhöfen oder durch Straßensammlung.
hausmüllanalysen belegen, dass sich alleine im
deutschen restmüll noch Bio- und grünabfälle in
einer größenordnung von vier bis fünf Millionen
tonnen befinden dürften. von dieser Menge
wären, konservativ gerechnet, nahezu zwei Milli-
1 Eine genaue Definition der Abfallarten befindet sich im onen tonnen pro Jahr durch geeignete Maßnah-
Glossar am Ende der Broschüre. men abschöpfbar.
60
Einwohner in [Mio.]
50
40 Tatsächlicher
Anschlussgrad
30 56 %
20 14,3
10
0
Einwohner in Gebieten Einwohner in Gebieten
ohne Biotonne mit Biotonne
Datengrundlage: Abfallbilanzen der Länder 2010 Kommunen ohne Biotonne oder ≤ 5 kg/Ew*a Aufkommen organischer
(NRW und Thüringen 2009) Abfälle werden als nicht angeschlossen bewertet
Quelle: Witzenhausen-Institut
160
144,4 143,2 Bundesdurchschnitt
138,4 133,0
140 128,4 Gesamtaufkommen 108,9 kg/Ew*a
121,0
kg je Einwohner und Jahr
d
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Bioabfall Grünabfall Datengrundlage: Abfallbilanzen der Bundesländer 2010
(NRW und Thüringen 2009)
3.1.2 Landschaftspflegematerialien
Etwas unsicherer stellt sich die Datenlage bei den Das Aufkommen von Materialien aus Pflegemaßnah-
Landschaftspflegematerialien dar. Es kann allerdings men des Naturschutzes kann derzeit nicht quantifi-
davon ausgegangen werden, dass bundesweit jährlich ziert werden.
zwischen einer und drei Millionen Tonnen krautige
und holzige Materialien aus Pflegemaßnahmen an
Straßen, Schienen und Gewässern anfallen.
Potenziale an Landschaftspflegematerialien
*) jährliches Aufkommen bis Ende 2014, danach theoretisches Potenzial < 200.000 t FM/a
**) Extrapolation: Wassergehalt 60 %
n. bek. = Größenordnung nicht bekannt
Durch die Organisation der Leerung und gezielte So befinden sich zum Beispiel in den Biotonnen der
Öffentlichkeitsarbeit können zudem die mitunter dis- Geschossbebauung überwiegend feuchte bis nasse
kutierten Probleme von Gerüchen oder das Auftreten Küchenabfälle, während der Anteil von Grünabfällen
von Fliegen oder Maden stark reduziert werden. mit zunehmender Auflockerung der Bebauungs-
strukturen und damit ansteigenden Gartenanteilen
Zusammensetzung der Grünabfälle zunimmt.
Auch das Aufkommen der Grünabfälle und ihre Zu-
sammensetzung ist saisonal unterschiedlich: Die Beim Garten- und Parkabfall lässt sich aus dem holz-
größten Mengen sind während der Vegetationsperi- reichen Material des Winterhalbjahrs ein Holzbrenn-
ode bis in den Herbst hinein zu verzeichnen. Dabei stoff aufbereiten. Das Feinmaterial und das Material
fällt halmartiges Material wie Rasenschnitt und aus dem Sommerhalbjahr sollten kompostiert und/
„Unkraut“ relativ konstant über die Wachstumszeit oder vergoren werden.
an, holzige Materialien wie Strauch- und Baumschnitt
vor allem im Winter und Frühjahr. Zusammenfassung:
Entsprechendes gilt auch für die Reststoffe aus der ˘ Die Zusammensetzung und Qualität der biogenen
Landschaftspflege. Abfallströme ist jahreszeitlich unterschiedlich.
Qualitäten getrennt erfasster Bio- und Grünabfälle ˘ Eine gezielte und kontinuierliche Öffentlichkeits-
Ob die Qualität der getrennt erfassten Bio- und Grün- arbeit ist unabdingbare Voraussetzung, um die
abfälle eher für die Verwertung in der Kompostie- erfassbaren Mengen zu steigern, die Qualitäten zu
rung, der Verbrennung oder der Vergärung geeignet sichern und zu verbessern sowie den Störstoffanteil
ist, hängt neben dem Inputmaterial auch vom zu reduzieren.
Sammelsystem, dem verfügbaren Behältervolumen,
der Behältergröße und den Gebietsstrukturen des ˘ Bio- und Grünabfälle sowie Landschaftspflege-
Sammelgebietes ab. materialien sind häufig für die stoffliche und/oder
energetische Nutzung geeignet. Unter Energie-
und Klimaaspekten ist die Kombination unter-
schiedlicher Verwertungswege meist sinnvoll.
Kunststoffschnellkomposter
Kompostierungsverfahren
quasidynamisch
Û Etagenreaktoren
Û Tunnel
Û Turm
Û Container
Zum einen zeigt die Kompostanlage inWitzenhausen, setzt. Zweimal wöchentlich werden diese dann mit
dass auch bei einer kleineren Inputkapazität von einem mobilen Umsetzgerät umgelagert. Regelmäßi-
5.000 Tonnen pro Jahr wirtschaftlich qualitativ hoch- ge Temperaturkontrollen stellen einen Rotteprozess
wertiger Kompost erzeugt werden kann. Andererseits sicher, der eine vollständige Hygienisierung der
ist diese Anlage quasi die Geburtsstätte der techni- Fertigprodukte gewährleistet. Nach sieben bis acht
schen Kompostierung in Deutschland und Europa. Wochen Rottezeit wird das Material abgesiebt und
Denn seit 1983 wurden an diesem Standort die konfektioniert. Der Siebüberlauf wird erneut dem
bundesweit ersten Versuche zur Kompostierung biologischen Prozess zugeführt.
im technischen Maßstab durch die Universität
Kassel/Witzenhausen durchgeführt. Die so entstandenen RAL-gütegesicherten Qualitäts-
komposte werden vor allem regional in die Landwirt-
Die angelieferten Bioabfälle werden vor der Kompos- schaft, aber auch in größeren Mengen in den Hobby-
tierung mit Strukturmaterial, das heißt geschredder- gartenbau abgegeben. Zudem werden auf der Anlage
ten Grünabfällen vermischt. Diese Mischung wird auf den Bürgern noch Rindenmulch und hochwertige
einer überdachten Rottefläche zu circa zwei Meter Blumenerden zum Verkauf angeboten.
hohen und 30 Meter langen Dreiecksmieten aufge-
Dazu wurde am Standort Ratingen-Lintorf ein moder- In den letzten Jahren sah die KDM einen Schwerpunkt
nes Kompostwerk mit einer vollständig eingehausten, ihrer Tätigkeit zudem in der Aufbereitung und Ver-
vollautomatischen Zeilenkompostierung errichtet, in marktung von aus Grünabfällen gewonnenen Mate-
dem jährlich bis zu rund 50.000 Tonnen organische rialien und Hölzern als Ausgangsmaterial zur ener-
Reststoffe zu vermarktungsfähigen Komposten und getischen Nutzung in Biomasse-Heizkraftwerken. Aus
Brennstoffen verarbeitet werden. Zur Aufbereitung Frischholz/Kappholz etc. und Holzhackschnitzeln stellt
und Konfektionierung wird das Material zerkleinert, die KDM qualitativ hochwertige Brennstoffe für Holz-
gesiebt, durch einen Fe-Abscheider von Metallen be- hackschnitzelheizungen her.
freit und zusätzlich noch händisch sortiert (Störstoffe
> 60 Millimeter). Erzeugt werden Fertig- und Frisch-
komposte.
Kapazität: 50.000 t (Kompostwerk) Bio- und Grünabfälle, 60.000 t (Holzanlage) Alt- und Frischholz
inbetriebnahme: 1997/2009
Verfahrenstechnik: Vollständig eingehauste, automatisierte Zeilenkompostierung mit automatisierter Umsetzung
mitarbeiter: 16
Dauer der intensivrotte: circa 4–5 Wochen
erzeugte Produkte: Fertig- und Frischkompost
abnehmer/Vermarktung: Erdenwerk, Hobbygartenbau, Landwirtschaft, öffentliche Hand
Kontakt: KDM – Kompostierungs- und Vermarktungsgesellschaft für Stadt Düsseldorf/Kreis Mettmann GmbH
Lintorfer Weg 83 | 40885 Ratingen
Tel.: 02102/30 22-0 | Fax: 02102/30 22-222
E-Mail: info@kdm-gmbh.com | Internet: kdm-gmbh.com
Vergärungsverfahren
Zusammenfassung:
* Holzasche kann aufgrund von Gehalten an Pflanzennährstoffen als Dünger verwertbar sein. Rechtliche Anforderungen
sind einzuhalten.
** Thermische Nutzung kann je nach Anlagenkonzept Wärmebereitstellung oder kombinierte Strom- und Wärmebereit-
stellung bedeuten.
Feuerungswärmeleistung: 4.605 kW
Thermische Nutzleistung: 3.900 kW
elektrische leistung: 600 kW
Brennstoff: 13.000 t/Jahr unbehandeltes Holz, davon 50 % Holz aus Grünabfall
investition: circa 4 Mio. Euro
inbetriebnahme: Dezember 2005
Stromerzeugung: 4,5 Mio. kWh/Jahr – Einspeisung in das Stromnetz
Nutzwärmeerzeugung: 24,5 Mio. kWh/Jahr – Einspeisung in das Fernwärmenetz der Stadtwerke Oerlinghausen GmbH
Klimaeffekte: Reduktion um 7.900 t/Jahr CO2
Kontakt: Holzheizkraftwerk Oerlinghausen GmbH
An der Bleiche 21 | 33813 Oerlinghausen
Internet: www.stadtwerke-oerlinghausen.de
Durch ihre Gehalte an wesentlichen Pflanzennähr- In zunehmendem Maße werden Komposte als Misch-
stoffen, insbesondere Phosphor und Stickstoff, sind komponenten bei der Herstellung von Blumenerden
Komposte und Gärrückstände gute organische Dün- und Kultursubstraten in Erdenwerken eingesetzt und
gemittel und ausgezeichnete Bodenverbesserer. tragen hierdurch zu einer Reduzierung des Torf-
Kompost und kompostierte feste Gärrückstände sind einsatzes in diesen Bereichen und damit ebenfalls zur
für die Humusreproduktion besonders geeignet. So- Einsparung von CO2 bei.
wohl feste als auch flüssige Gärrückstände enthalten
unmittelbar pflanzenverfügbare Nährstoffe, während Fazit:
sie der Kompost allmählich zur Verfügung stellt. Dies
ist bei einer Düngeplanung zu berücksichtigen. Bioabfallkomposte und Gärrückstände tragen zur Ver-
besserung von Humusbilanzen bei. Komposte liefern
Komposte und Gärrückstände aus Bio- und Grünabfall Pflanzennährstoffe wie etwa Phosphor und Stickstoff.
Während Stickstoff in flüssigen Gärrückständen rasch
˘ tragen zur Einsparung energieaufwändig herge- verfügbar ist, stellen Komposte den Nährstoff allmäh-
stellter synthetischer Mineraldünger bei, schonen lich zur Verfügung.
die Ressourcen und haben positive Effekte auf die
CO2-Bilanz, Die energetische Verwertung von Bioabfällen in Ver-
bindung mit einer stofflichen Nutzung der in den
˘ leisten einen wichtigen Beitrag zur Humusrepro- Bioabfällen enthaltenen Pflanzennährstoffe kann
duktion im Boden und als „hochwertige Verwertung“ (Kaskadennutzung)
angesehen werden.
˘ wirken regulierend auf denWasserhaushalt.
1) kompostierte Gärrückstände
2) kurz- und mittelfristige Verfügbarkeit
3) bei energetischer Nutzung des Siebüberlaufs
300
250
200
kWhel/t Input
Vergärung:
150 circa 190–250 kWh Strom (netto)
plus gleiche Menge Wärme .......... Überschuss
100 Kompostierung:
circa 15–80 kWh .......................... Bedarf
50
0
Trockenfermentation Trockenfermentation Nassfermentation Teilstrom
diskontinuierlich kontinuierlich Perkolat oder Presssaft
Treibhauseffekt
Einsparung Belastung
GS Torf
KOMPOSTIERUNG
(Fertig-Kompost) GS Rindenhumus
(Durchschnitt D) -39 GS Mineraldünger
GS Stroh
GS Zwischenfrüchte
GS Bewässerung
VERGÄRUNG
mit Gärrest- GS Mineralboden
kompostierung GS Strom
-99
(Durchschnitt D) GS Wärme
GS C-Senke
Anlage
VERGÄRUNG Kompost
mit Gärrest- Klimagutschrift
kompostierung
-194
(Stand der Technik)
Quelle: ifeu-Institut 2012/Optimierung der Verwertung organischer Abfälle (UFOPLAN 3709 33 340), geändert
Zusammenfassung:
˘ Durch die getrennte Erfassung und Verwertung ˘ Die Vergärung erzielt insbesondere durch das
von Bio- und Grünabfall lassen sich durch deren entstehende Biogas und damit der Substitution
Behandlung in Kompostierungs- oder kombinier- fossiler Energieträger eine positive Energie- und
ten Vergärungs- und Kompostierungsanlagen Klimabilanz.
hochwertige Bodenverbesserer und Nährstoff-
dünger regenerativ herstellen. ˘ Bei der Kompostierung kann eine Klimagutschrift
von 39 Kilogramm eingesparten CO2-Äquivalenten
˘ Die stoffliche Nutzung der Gärrückstände ist als pro Tonne Bioabfall erzielt werden. Bei der Ver-
erneuerbare Quelle für Pflanzennährstoffe sowie gärung beträgt die Klimagutschrift circa 99 Kilo-
Humus und dadurch auch für die Klimabilanz gramm (Durchschnitt der Anlagen) beziehungs-
wesentlich. weise 194 Kilogramm (Stand-der-Technik-Anlagen)
eingesparten CO2-Äquivalenten.
˘ Die rechtlichen Rahmenbedingungen und die
Gütesicherung garantieren hochwertige Kompost- ˘ Ungewollte Emissionen, insbesondere von Methan,
und Gärprodukte. Lachgas und Ammoniak, müssen durch technische
und betriebliche Maßnahmen weiter reduziert und
in der gesamten Prozesskette minimiert werden.
Hobbygartenbau 10 % Landschaftsbau/Rekultivierung 11 %
Sonderkulturen 5 %
Erwerbsgartenbau 3 %
Sonstiges 2 % Erdenwerke 15 %
Landwirtschaft 55 %
14 Phosphor (P2O5)
12 Kalium (K2O)
10 Kalk (CaO)
8 Magnesium (MgO)
6 Kompost-Humus (C)
4
2
0
6
2
01
01
01
01
01
00
00
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Ju
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Ju
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Ja
Ja
Ja
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Ja
Ja
Ja
80
70
60
Euro t/Input
50
40
30
Mehrkosten Vergärung: 0 bis 30 EUR/Mg
20
10
0
bis 10.000 t/a bis 20.000 t/a bis 40.000 t/a
Zusammenfassung:
˘ Durch die Vermarktung von Komposten und Gär- ˘ Die Mehrkosten für die Nachrüstung einer Kom-
rückständen als attraktive Substitutionsprodukte postierungsanlage um eine Vergärungsstufe liegen
für mineralische Dünger und Bodenverbesserer im Schnitt bei null bis 30 Euro pro Tonne Bioabfall.
lassen sich in der Regel Erlöse erzielen. In Einzelfällen kann sogar eine Kostenreduktion
eintreten.
˘ Regionale Vermarktungskonzepte und die Erzeu-
gung hochwertiger Erden und Substrate können zu
einer Absatzsteigerung von Komposten beitragen.
˘ anlagenbezogene Vorschriften mit Anforderungen Von besonderer Bedeutung für die energetische Nut-
an die Errichtung und den Betrieb von Anlagen zung von Bio- und Grünabfällen ist das Erneuerbare-
(zum Beispiel Bundes-Immissionsschutzgesetz und Energien-Gesetz (EEG) in der am 1. Januar 2012 in
Verordnungen/Verwaltungsvorschriften auf Grund- Kraft getretenen novellierten Fassung. Es dient der
lage des Gesetzes) und Förderung und Entwicklung regenerativer Strom-
erzeugung in Deutschland.
˘ stoffbezogene Regelwerke, die anfallende Material-
ströme schadlos und effizient in die Wirtschafts- Das EEG garantiert die Einspeisung erneuerbar
kreisläufe lenken sollen (zum Beispiel Bioabfall- erzeugten Stroms in das Stromnetz sowie ein Ver-
verordnung, Düngemittelverordnung). gütungssystem, das Betreiber von Stromnetzen zur
Zahlung einer festen Vergütung an die Erzeuger Eine zusätzliche Vergütung kann in diesem Bereich
von Strom aus erneuerbaren Energien verpflichtet. durch die Aufbereitung des Biogases auf Erdgasquali-
Für die Vergärung bestimmter Bioabfälle wurde tät und Einspeisung in das Erdgasnetz erzielt werden.
mit § 27a EEG eine besondere Vergütungsvorschrift Je nach Leistungsklasse der Biogasaufbereitungsanla-
mit etwas erhöhten Vergütungssätzen geschaffen. ge können dies zusätzlich 1 bis 3 Cent/kWhel sein
(§ 27c).
Voraussetzung für die Vergütung ist vor allem, dass
Strom aus der Vergärung anderer biogener Abfälle
(1) mindestens 90 Masseprozent der Inputstoffe erhält nach § 27 Vergütungssätze zwischen
eines Kalenderjahres getrennt erfasste Bioabfälle 14,3 Cent/kWhel und 6 Cent/kWhel. Die gleichen
der Abfallschlüssel-Nummer: Vergütungssätze können beim Einsatz von Bio- und
• 20 02 01 (Garten- und Parkabfälle) Grünabfall in Holzheizkraftwerken für den erzeugten
• 20 03 01 (Biotonne) Strom erzielt werden.
• 20 03 02 (Marktabfälle)
Für den Einsatz bestimmter biogener Abfälle, wie ins-
sind, besondere Güllesubstrate, kann zur Grundvergütung
nach § 27 eine anteilige einsatzstoffbezogene Zusatz-
(2) die Einrichtungen zur anaeroben Vergärung der vergütung von bis zu 8 Cent/kWhel hinzukommen.
Bioabfälle unmittelbar mit einer Einrichtung zur Zur Einordnung der Inputstoffe hinsichtlich ihrer
Nachrotte der festen Gärrückstände verbunden Vergütungsklasse wurden in der Biomasseverordnung
sind und sogenannte Einsatzstoffvergütungsklassen mit jeweils
stoffspezifischem Energieertrag definiert.
(3) die nachgerotteten Gärrückstände stofflich ver-
wertet werden.
Zusammenfassung:
Sind diese Voraussetzungen sowie einige weitere
spezifizierte technische Anforderungen an die Mit dem EEG wurde ein Rahmen geschaffen, der
Anlagen erfüllt, so wird der Strom bis zu einer Jahres- die Einspeisung regenerativ erzeugten Stroms in das
arbeit von 4,38 Millionen kWhel (Bemessungsleistung Stromnetz sowie ein monetäres Fördersystem sicher-
500 kWel) mit 16 Cent/kWhel vergütet und darüber stellt und damit den Ausbau innovativer Energie-
hinaus erzeugter Strom (bis max. 20 MW Bemes- nutzungskonzepte wie der energetisch-stofflichen
sungsleistung) mit 14 Cent/kWhel. Nutzung von Bio- und Grünabfällen vorantreibt.
Schritt 2:
Ziele Ökonomische, ökologische
und soziale Ziele und Visionen
definieren
Schritt 3:
Handlungsbedarf Abgleich des Status quo
mit den Zielvorstellungen
feststellen
Schritt 4:
Festlegung der Verfahrensvarianten
Lösungsmöglichkeiten
und Prioritäten
erarbeiten
Schritt 5:
Praktische Organisatorische und
technische Projektrealisierung
Umsetzung
ZIELVORGABE:
Bio- und Grünabfälle werden einer hochwertigen stofflichen
und/oder energetischen Verwertung zugeführt
1. Die Verwertung der Bio- und Grünabfälle erfolgt weitgehend in der Region.
2. Es wird ein hochwertiger Kompost beziehungsweise Gärrückstand erzeugt, der eine hochwertige
stoffliche Verwertung nach guter fachlicher Praxis ermöglicht.
3. Für die Vergärung besonders geeignete Materialien werden einer Vergärungsanlage (Vorschaltanla-
ge) zugeführt und das Biogas zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt beziehungsweise aufbereitet
ins Erdgasnetz eingespeist.
4. Der holzige Anteil der Bio- und Grünabfälle (auch Siebüberlauf) wird abgetrennt und energetisch in
einem Biomassekraftwerk oder zur Wärmegewinnung genutzt. Bei der Kompostierung verbleibender
Bio- und Grünabfälle sowie Gärreste ist mit Blick auf eine emissionsarme Rotteführung darauf zu ach-
ten, dass ausreichend holzige Anteile als Strukturmaterial für eine aerobe Rotte verbleiben.
JA NEIN
2. Mehr als zwei Drittel der Haushalte sind an 2. Mehr als zwei Drittel der Haushalte betrei-
das System angeschlossen. ben eine gut funktionierende Eigenkompos-
tierung (durch Kontrollen belegt).
3. Die Sammelqualität ist ausreichend gut 3. Sehr hohe spezifische Erfassung von Grünab-
(Störstoffanteil ist kleiner als fünf Prozent). fällen (mehr als 100 kg/E*a).
4. In der Abfall- und Gebührensatzung werden 4. Der Organikanteil im Restmüll ist kleiner als
wirtschaftliche Anreize zur getrennten Er- ein Drittel (Hausmüllanalyse).
fassung von Bioabfällen gegeben.
BEWERTUNG
Je geringer die Zahl der angekreuzten Fra- Je geringer die Zahl der angekreuzten Fra-
gen, desto intensiver sollten noch bestehen- gen, desto intensiver sollte die Einführung
de Optimierungspotenziale bei der Bioab- der Biotonne geprüft werden.
fallerfassung geprüft werden.
JA NEIN
2. Mindestens zweimal im Jahr wird Grünabfall 2. Sehr hohe spezifische Erfassung von Bioab-
(Baum- und Strauchschnitt, Weihnachtsbäu- fällen (Biotonne) (größer 100 kg/E*a) mit
me) beim Bürger gesammelt. hohem Anteil an Grünabfall.
3. Alle Bürger können ihren Grünabfall an einer 3. Der Organikanteil im Restmüll ist kleiner als
Sammelstelle abgeben. ein Drittel (Hausmüllanalyse).
BEWERTUNG
Je geringer die Zahl der angekreuzten Fra- Je geringer die Zahl der angekreuzten Fra-
gen, desto intensiver sollten noch bestehen- gen, desto intensiver sollte die Einführung
de Optimierungspotenziale bei der Grünab- einer separaten Grünabfallerfassung geprüft
fallerfassung geprüft werden. werden.
˘ www.bmu.de
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit
˘ www.uba.de
Umweltbundesamt
˘ www.witzenhausen-institut.de
Witzenhausen-Institut
˘ www.ask-eu.de
Wissensportal
˘ www.kompost.de
Bundesgütegemeinschaft Kompost e. V.
˘ www.biogas.org
Fachverband Biogas e. V.
˘ www.vhe.de
Verband der Humus- und Erdenwirtschaft e. V.
Bioabfälle: Über die Biotonne erfasste Küchenabfälle bei anteiliger Miterfassung von Gartenabfällen
(Abfallschlüssel 20030104 „Abfälle aus der Biotonne“; gemäß Statistischem Bundesamt).
Biogas: Biogas entsteht durch den bakteriellen Abbau organischer Substanz (Biomasse) unter Luftabschluss
(anaerobes Milieu). Hauptkomponente des Biogases ist Methan. Biogas findet sich zum Beispiel in
Sümpfen und Mooren, im Verdauungstrakt von Wiederkäuern oder kann in technischen Anlagen
aus Biomasse hergestellt werden (Vergärungsanlagen).
grünabfälle: Über separate Sammelsysteme (Hol- und/oder Bringsysteme) erfasste Gartenabfälle und Strauch-
schnitt (ohne Vermischung mit nassen Küchenabfällen) (Abfallschlüssel 200201 „Biologisch abbau-
bare Abfälle aus Garten- und Parkabfällen“).
gärrückstand: Bei der Fermentation in der Anaerobphase der Vergärung entstehende Gärreste.
gärprodukt: Bei der Separation von Gärrückständen entstehende Endprodukte, die entweder als flüssige
Gärprodukte direkt in die Landwirtschaft abgegeben und stofflich verwertet werden oder dem
Stoffkreislauf nach einer Kompostierung als festes Gärprodukt wieder zur Verfügung stehen.
Zertifizierte Gärprodukte werden durch unabhängige Überwachung durch eine Gütegemeinschaft
qualitätsgesichert.
nassfermentation2: Die Vergärung von Flüssigkeiten (in der Regel bei Trockenmassegehalten unter drei Pro-
zent) und die Vergärung von festen Substraten kann mit Verfahren der Nassfermentation erfolgen.
Dabei ist der Fermenterinhalt immer pumpfähig. Dieser Zustand kann durch die Zumischung von
Flüssigkeiten (zum Beispiel Wasser) erreicht werden.
spezifisches abfallaufkommen: Das spezifische Abfallaufkommen gibt die Frischmasse eines Abfalls an, der
pro Bürger und Jahr anfällt. Die Angabe erfolgt in den meisten Fällen als Angabe in Kilogramm pro
Einwohner und Jahr (kg/E*a).
technisches Potenzial2: Das technische Potenzial ist der Teil des theoretischen Potenzials, der unter Berück-
sichtigung der oben genannten gegebenen Restriktionen tatsächlich nutzbar ist.
theoretisches Potenzial2: Das theoretische Potenzial beschreibt das innerhalb eines Zeitraums theoretisch
physikalisch nutzbare Energieangebot (zum Beispiel die in der Pflanzenmasse gespeicherte Energie)
in einer Region. Wegen unüberwindbarer Hemmnisse (technische, ökologische, strukturelle, admi-
nistrative Grenzen) kann das theoretische Potenzial in der Regel nur anteilig erschlossen werden.
trockenfermentation2: Die Trockenfermentation ist ein Verfahren zur Erzeugung von Biogas durch Vergä-
rung, bei dem ausschließlich feste Substrate mit hohen Trockenmassegehalten (in der Regel oberhalb
20 Prozent) verarbeitet werden. Der Fermenterinhalt ist in diesen Fällen nicht mehr pumpfähig.
Er ist jedoch im Normalfall stapelfähig. Eine Verdünnung mit Flüssigkeiten erfolgt nicht.
Grundgesetz, Artikel 20 a
Diese Publikation ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministeriums für Umwelt,
Naturschutz und Reaktorsicherheit. Sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum
Verkauf bestimmt. Gedruckt auf Recyclingpapier.