Werkstoffkunde
Dr. C. Kempmann
1. Einleitung
2. Aufbau der Werkstoffe
3. Einteilung und Eigenschaften
4. Legierungen und Phasen
5. Herstellung der Werkstoffe
6. Werkstoffprüfung und Kennwerte
7. Eisen, Stahl und Stahllegierungen
8. Wärmebehandlung
9. Nichteisenmetalle
10. Polymerwerkstoffe
s y
x x
z z z
dxz dyz dxy
y y y
x x x
Atome streben 8 Elektronen auf der Außenschale an, entweder durch Aufnahme
oder Abgabe von Elektronen oder gemeinsames Teilen von Elektronen
Metallbindung
nur zwischen Metallen, Metallatome geben ihre
Elektronen an das Elektronengas ab, welches sich
zwischen den Metallatomen bewegt (Leitfähigkeit)
z.B. Aluminium, Stahl, Messing, etc.
Ionenbindung
zwischen Metallen und Nichtmetallen, die Metallatome
geben Ihre Elektronen an die Nichtmetallatome ab,
z.B. Kochsalz (NaCl), etc.
Na + Cl Na+ Cl-
Kovalente Bindung
zwischen Nichtmetallen, die Nichtmetallatome teilen sich
ein gemeinsames Elektronenpaar, z.B. Wasser, Kunststoffe,
organische Verbindungen, etc.
Kovalente Bindung
H H H H
+ - + - +
Elektronen - + - + -
Nichtmetall-
+ - + - +
anion
H H
gemeinsames
Elektronenpaar
O
vereinfachte Schreibweise
Metallbindung, Ionenbindung
WK_2_Aufbau der Werkstoffe
= Primärbindung
Folie 8/37
Bindungsarten
Primärbindungen
Zu den Primärbindungen zählen die kovalente Bindung, die Metallbindung und die
Ionenbindung
hierbei besitzen die Atome eine vollständige Elektronenhülle
Die Vervollständigung der Elektronenhülle findet durch Abgabe oder Teilen von
Elektronen statt
Die Primärbindungen sind starke Bindungen, starke Anziehungskräfte
Sekundärbindungen (Nebenvalenzbindungen)
Zu den Sekundärbindungen zählen die Van der Waals, Dipol-Dipol-Wechselwirkung
und Wasserstoffbrückenbindungen
Diese treten eigentlich nur zwischen Molekülen auf (z.B. Wasser, Polymere)
Die Sekundärbindungen sind schwache Bindungen, schwache Anziehungskräfte
Bindung und Temperatur
Thermische Bewegung der Teilchen wirkt der Bindung entgegen
Teilchenbewegung wird bis zu einer bestimmten Temperatur durch Bindung kontrolliert
Aufbrechen der Bindung, falls thermische Bewegungsenergie größer als die
Bindungsenergie ist
Grenztemperatur für Aufbrechen der Bindung: Schmelz-, Verdampfungs-
Dissoziationstemperatur
Aggregatzustände
Durch den thermisch bedingten Bewegungszustand der Atome oder Moleküle wird
der Bindungszustand mehr oder weniger aufgehoben
Fester Zustand
Bindungszustand erlaubt Übertragung von Zug- und Schubspannungen
Grundvoraussetzung für Anwendung von Werkstoffen
Ordnung von Teilchen im gebundenen Zustand: kristallin oder amorph
Stabile Primär- oder Sekundärbindungen zwischen Teilchen
Flüssiger Zustand
Dynamischer Wechsel zwischen ungeordneter Bewegung und geordnetem
Bindungszustand
Bei Metallen wird die Primärbindung geschwächt, bei Kunststoffen werden die
Sekundärbindungen geschwächt
Gaszustand
Bindungen zwischen den Teilchen vollständig aufgehoben
Teilchen in unbehinderter, regelloser, thermisch verursachter Bewegung
Kristalliner Zustand
Teilchen in bestimmtem Muster räumlich und über größere Bereiche
regelmäßig zueinander geordnet
Fernordnung im Kristallgitter
Gleichmäßige Bindungen durch regelmäßige Atomabstände
Auflösung der Bindung erfolgt bei diskreter Temperatur Tm: Schmelztemperatur
Stabiler Zustand
Häufig bei Metallen und Keramiken
Amorpher Zustand
Strukturelle Ordnung im Bereich der nächsten Atome
Nahordnung im Molekülnetzwerk oder Molekülknäuel
Sekundärbindungen unterschiedlicher Intensität durch unregelmäßige
Atomabstände
Auflösung der Bindung erfolgt in einem Temperaturbereich, der bei der
Glasübergangstemperatur Tg einsetzt
Metastabiler oder instabiler Zustand, der in kristallinen Zustand übergehen
kann
Häufig bei Kunststoff oder Glas
WK_2_Aufbau der Werkstoffe
Folie 13/37
Entstehung amorpher Strukturen
Elementarzelle Kristallgitter
Elementar-
zelle
Mikroskopaufnahme
schematisch
Schnittebene
abnehmende Temperatur
Schnelle Abkühlung: Viele Keime bilden sich und wachsen zu kleinen Körnern
Langsame Abkühlung: Wenige Keime bilden sich und wachsen zu großen Körner
Dendriten
WK_2_Aufbau der Werkstoffe
Folie 23/37
Einschlüsse und Löcher im Gefüge
Einschlüsse
Korngrenzen
Löcher
Fremdatom
(substituiert)
Leerstelle
Fremdatom
(eingelagert)
Zwischengitteratom
Leerstellen
Leerstellen werden gebildet durch Abschrecken bei hoher Temperatur, plastische
Deformation, Bestrahlung mit energiereichen Teilchen
Entstehen durch Gitterbewegungen im thermischen Gleichgewicht
Temperaturabhängige Mindestzahl
Linien-und flächenförmige Fehler sind Quellen und Senken für Leerstellen
Wichtig für thermisch bedingte Transportvorgänge, d.h. Diffusion
Fremdatome
Substituiert an Gitterplätzen
Eingelagert an Zwischengitterplätzen;
Häufig bei kleinen Atomen wie H, C, N
Zwischengitteratome
Nicht im Kristallgitter eingebaute Atome des Grundmaterials
Können zum Ausheilen von Leerstellen beitragen
A
B
C
A
B
A
B
Stapelfolge im kubisch-flächenzentrierten C
Gitter: ABCABCABC.... Stapelfehler
Stapelfehler liegt vor bei Stapelfolge
ABCACABC
Atomebenen "passen nicht so gut" wie bei
idealer Gitterstruktur, da größere Lücken
Stapelfehlerenergie bei unterschiedlichen
Metallen sehr unterschiedlich
WK_2_Aufbau der Werkstoffe
Folie 32/37
Korngrenzen (Großwinkelkorngrenzen)
Großwinkelkorngrenzen
Korngrenze besteht aus ungeordnetem
Bereich, d.h. inkohärente Grenzfläche
Breite des Übergangsbereichs beträgt
2-3 Atomabstände
Korngröße bestimmt die Werkstoff-
eigenschaften wie Festigkeit
Typische Korngrößen bei Metallen
bis ca. 0,015 mm = 150 μm: Feinkorn
bis ca. 0,25 mm: Grobkorn
Typische Korngrößen bei Hochleistungs-
keramiken ca. 1-5 μm
Feinkornvarianten haben meist bessere
mechanische Eigenschaften
Kleinwinkelkorngrenzen: übereinander
angeordnete Stufenversetzungen
Orientierungen der benachbarten
Kristalle unterscheiden sich durch einen
Winkel von weniger als 15°
Teilkohärente Grenzfläche
Zwillingsbildung:
Spiegelbildliche Anordnung von Kristallen
Symmetrieebene = Zwillingsgrenze
Atome der Zwillingsebene gehören
beiden Bereichen an
Kohärente Grenzfläche, da vollständiger
Gitterzusammenhalt
Zwillinge entstehen beim Wachsen von
Kristallen oder bei mechanischer
Beanspruchung
z.B. bei Martensitbildung
Gleitebenen