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Gegenstand. Als erster Teil seines „Systems der Wissenschaft“ geplant, W as ist Hermeneu-
tik ?
ist die Phänomenologie des Geistes (im Folgenden: PdG) näher besehen
die Hinführung zur Wissenschaft, wie Hegel sie konzipiert hat, nicht
schon deren systematische Entfaltung. Gleichwohl projiziert Hegel den
ganzen Reichtum der geschichtlichen Welt in diesen Entwicklungsgang,
der den Aufstieg des natürlichen zum wissenschaftlichen Bewusstsein
„erzählt“. In diesem Seminarskript soll in einer – sehr groben – Absatz-
für-Absatz-Kommentierung dem Argumentationsgang der „Einleitung“
und der fünften Station dieses Weges nachgegangen werden: dem Über-
gang vom Selbstbewusstsein zur (sich selbst beobachtenden) Vernunft.
Einführung. 1. Geschichtlicher Ort: Die Phänomenologie des Geistes gesc hichtli cher O rt
ist nicht Hegels erstes philosophisches Werk, wohl aber sein erstes
Hauptwerk. 1807, ein Jahr vor Goethes Faust I erschienen, hat Hegel
das Buch turbulenten Entstehungsumständen abgerungen. Auf die Je-
nenser Entwicklung des philosophischen Systems Hegels kann hier nicht
eingegangen werden (vgl. Siep 2000, 52–62; vor allem aber gibt der
Kommentar von Falke 1996 fortlaufende Seitenblicke auf das Jenenser
und spätere Heidelberger System); auch nicht auf die komplizierte Ge-
schichte der Drucklegung (vgl. editorischer Bericht), um die sich Le-
genden ranken, die Hegel zum Teil selbst befördert hat (etwa, dass den
Seiten noch der Pulverdampf der Schlachten bei Jena und Auerstädt
klebe). Sein geschichtlicher Ort ist in jedem Fall inmitten des vierten
Koalitionskrieges gegen Napoleon, so wie Hölderlins Hymne „Friedens-
feier“ ihren geschichtlichen Ort im Kontext des zweiten Koalitionskrie-
ges und des Friedens von Lunéville hat.
2. Begriff des Geistes: „Vor Hegel war es noch möglich, das Wort zu Begrif f des G eist es
umgehen“, schreibt Fritz Mauthner über den Begriff des Geistes und
verweist auf das Kuriosum, dass noch Kants Anhänger Salomon Mai-
mon 1791 ein Philosophisches Wörterbuch herausgeben konnte, in dem
das Lemma „Geist“ fehlt (Mauthner 1910, I, 578). Hundert Jahre später
wäre ein solches Vorgehen nicht mehr denkbar. Die deutschsprachige
Philosophie des 19. Jahrhunderts setzt sich mit Hegels Geistphilosophi e
auseinander wie mit keiner anderen Vollendungsgestalt der neuzeitli-
chen Metaphysik und hat dabei offenbar nur deren Lehre vom objekti-
ven Geist noch philosophisch ernst nehmen können. Wiederum ist es
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PHÄNOMEN OL O G IE (VERNUNFT ) (SOSE 2020) (W ESTERKAMP)
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HINFÜHRU N G UND EINLEITU NG
Hinführung zur „Einleitung“. 1. Gliederung: Dass die PdG einen Gliederung der
PdG
Gang vom subjektiven Bewusstsein zum objektiven Geist vollzieht,
schlägt sich auch in der – auf den ersten Blick – verwirrend erscheinen-
den Gliederung des Werks nieder. Sie changiert zwischen einer jeweili-
gen Doppelverwendung von arabischen Großbuchstaben und römischen
Zahlen. I – VIII sind die abstrakt aufgezählten Stationen des Wegs der
Seele (vgl. Einleitung § 5). Diese Stationen sind noch einmal gegliedert
durch A, B etc. und a), b) etc. gegliederten Abschnitte. Deutlich wird,
dass sie in den Vernunftgestalten des Geistes den ganzen Reichtum der
realen und geschichtlichen Welt einbegreift (vom stammelnden Zeigen,
über das Urinieren [GW 9, 192 29] zur französischen Revolution und
Schillers Gedicht „Die Freundschaft“). Insofern gibt die PdG, wie Hegel
in der Vorrede sagt, „die wie im Schattenrisse nachgezeichnete Ge-
schichte der Bildung der Welt“ (GW 9, 25 5).
Darunter liegt die systematische Ebene der Philosophie des Geistes als
(A) Bewußtseyn, (B) Selbstbewußtseyn, (C) Vernunft, die sich wiede-
rum als (AA) als abstrakte Vernunft, als (BB) objektiver Geist: Sittlich-
keit und Moralität und schließlich (CC) als Religion auslegt, um den
Übergang in das absolute Wissen (DD) der Philosophie zu machen.
2. Titel: Der erste Teil des Systems, die Phänomenologie, hat den Titel Titel der PdG
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PHÄNOMEN OL O G IE (VERNUNFT ) (SOSE 2020) (W ESTERKAMP)
Wahren. Das Problem ist, dass das „natürliche Bewusstsein“ (im Fol-
genden: NB) diesen Unterschied noch nicht begreift. Es bleibt – als
Verstandesdenken – beim Gegensatz stehen und weiß die Dinge nur als
gegeneinander stehende. Im Unterschied dazu ist der Geist das „reine
Selbsterkennen im absoluten Anderssein“.
Mit dem allgemeinen Erkenntnisinteresse, die PdG kommentierend zu
verstehen, verbinden sich evidenterweise besondere Erkenntnisinteres-
sen, etwa:
- den logischen Bau der Argumente und die Ableitung der tra-
genden Begriffe zu untersuchen (vgl. Scheier 1980);
- die pragmatische Bedeutungstheorie zu rekonstruieren, die in
Hegels Begriffsverwendung zum Vorschein kommt (vgl. Bran-
dom 2019);
- die historisch-systematischen Positionen und Diskussionen
(„historisches Substrat“) herauszuarbeiten, an denen sich He-
gels Darstellung abarbeitet (Falke 1996);
- den Durchgang und Aufbau der erkenntnistheoretisch-
philosophischen Themen zu erläutern, die Hegels Darstellung
aufgreift (Siep 2000);
- die aktuellen Forschungsdiskussionen zu einzelnen Kapiteln
der PdG aufzubereiten (vgl. Pöggeler [Hg.] 22006)
- die Begriffe und Argumente der PdG an gegenwärtige, vor al-
lem analytische Theoriedebatten anzuschließen (vgl. Stekeler
2014).
Die hier zusammengestellten und auch die folgenden Kommentare und
Erläuterungen beschränken sich auf die ersten drei Erkenntnisinteressen.
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HINFÜHRU N G UND EINLEITU NG
A. Kommentarliteratur Bibliographie
B. Zitierte Literatur
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