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Klischees ausgiebig bedient

Zum Auftakt der neuen Spielsaison des BZ-Theaterrings gab’s eine Operette in
ausverkauftem Haus.

19. Oktober 2011, Badische Zeitung


BAD SÄCKINGEN. Reiche Lebemänner in Frack und Zylinder, aufreizende Mädchen vom Variéte
und ein Fürst, der eine "Tingeltangel-Dame" liebt: Ins mondäne Milieu des Vergnügungstempels
"Orpheum" in Budapest und in Wiener Adelspalais um 1914 führte die Erfolgs-Operette "Die
Csárdásfürstin" von Emmerich Kálmán zum Saisonauftakt des BZ-Theaterrings im restlos
ausverkauften Bad Säckinger Gloria-Theater.
In einer dreistündigen, recht opulenten Inszenierung brachte das Operettentheater Salzburg diese
Geschichte um die Liebeswirrnisse zwischen einem Aristokraten und einer "Brettl-Diva" auf die
Bühne. Freizügige Variéte-Schönheiten schmücken die Kulissenbilder im Revuepalast "Orpheum",
wo sich die leichtlebigen Herren vergnügen. Es sind die Verehrer der umschwärmten Chansonette
Sylva Varescu. Im roten Kleid, mit Federn-Kopfputz hat die Titelheldin ihren ersten großen Auftritt:
Anmutig und verführerisch setzt sich Armela Fortuna als Csárdásfürstin in Szene. Ihr
Erscheinungsbild, auch ihre eher dramatische Sopranstimme sind mehr die einer Opernsängerin als
einer Operettendiva. Wie sie die männerbetörende Sylva verkörpert, sich leidenschaftlich ihrem
Liebesschmerz hingibt, hat etwas Melodramatisches, fast Tragisches, als sei sie eine tragische
Heldin aus La Traviata oder Madame Butterfly. Aber in anderen Liedern kommt auch der zündende
ungarische Funke auf, das gepfefferte Temperament, das neben dem wienerischen Gemüt in
Kálmáns Meisteroperette steckt.
Den vornehmen Aristokraten Edwin, hin und her gerissen zwischen der Adelsfamilie und der Liebe
zu seiner Sylva, gibt der Tenor Daniel Zihlmann darstellerisch überzeugend. Stimmlich klingt er
bisweilen etwas angestrengt, aber in den Liebesduetten mit Sylva wie dem schwelgend
melancholischen "Weißt du es noch" singt er gefühlvoll und nobel. Zum Publikumsliebling
avanciert Georg Leskovich als charmanter Luftikus und Bonvivant Graf Boni, der mit
augenzwinkernd komödiantischer Spiellaune und dem flotten "Ganz ohne Weiber geht die Chose
nicht" amüsiert. Mit der bezaubernden Soubrette Katrin Fuchs als Komtesse Stasi gibt Graf Boni
ein reizendes Buffopaar ab. Der gestandene Operettensänger Daniel Ferlin gefällt als Lebemann und
Schwerenöter Feri, der sich im Nachtclub zwischen den "Mädis vom Chantant" zu Hause fühlt.
Auch Komik kommt ins Spiel, wenn Josef Krenmair als täppische Durchlaucht von seiner resoluten
Fürstin (Franziska Stenner) herumkommandiert wird.
Das Orchester des Operettentheaters Salzburg unter Dirigent Dimitar Panov bringt die herrlichen
Kálmán-Melodien mit rhythmischem Elan und Walzerflair schön zur Wirkung, so dass das
Publikum die Sänger und Musiker mit enthusiastischem Beifall ausgiebig feiert.

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