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Neuregelung BilMoG: Kapitalkonsolidierung
gemäß § 301 Abs. 1 Satz 2 HGB/Neubewertungsmethode
Im Jahr 2009 wurde das Gesetz zur Modernisierung des Bilanzrechts (BilMoG) verab-
schiedet. Die neuen Regeln werden im Wesentlichen erstmalig für alle Geschäftsjahre
verbindlich, die am oder nach dem 01.01.2010 beginnen. Wahlweise können sie auch
(komplett) bereits für die Abschlüsse 2009 angewandt werden. Ziel des BilMoG ist es,
das deutsche Bilanzrecht den international üblichen Methoden der Rechnungslegung
anzunähern. Auch die Bilanzierung bei mittelständischen Unternehmen wird in vielen
Teilen an international übliche Rechnungslegungsprinzipien angenähert.
Der Fokus dieses Beitrags liegt auf den Änderungen hinsichtlich der geänderten
Regelungen bei der Kapitalkonsolidierung. Künftig besteht die Verpflichtung zur Anwen-
dung der Neubewertungsmethode. Das bisherige Wahlrecht zwischen der Buchwert-
und Neubewertungsmethode wurde durch das BilMoG abgeschafft. Nach § 301 Abs. 1
Satz 2 HGB ist zwingend die Neubewertungsmethode anzuwenden. Im Folgenden wird
Ihnen diese Konsolidierungsmethode näher erläutert.
Betroffen von der Neuregelung sind sämtliche Erwerbsvorgänge, die nach dem 31. Dezember
2009 vorgenommen werden (Art. 66 Abs. 5 EGHGB). In früheren Geschäftsjahren nach der
Buchwertmethode vorgenommene Erstkonsolidierungen müssen nicht angepasst werden.
Aus den Regelungen des BilMoG ergibt sich bislang nicht, wie in den Fällen zu verfahren ist,
in denen der Erwerbsvorgang zwar vor dem 31. Dezember 2009 lag, die Erstkonsolidierung
aber wegen erstmaligen Überschreitens der Größenkriterien des § 293 HGB oder wegen
Wegfalls eines bislang in Anspruch genommenen Einbeziehungswahlrechts gem. § 296
HGB erst nach dem 31. Dezember 2009 erfolgt. Nach Sinn und Zweck des BilMoG dürfte
hier von der Pflicht zur Anwendung des § 301 HGB in der Fassung des BilMoG und damit
von der verpflichtenden Anwendung der Neubewertungsmethode auszugehen sein.
Entsprechendes dürfte für die Erstkonsolidierung von Tochterunternehmen gelten, die
aufgrund der Änderung des § 290 HGB erstmals in den Konzernabschluss einzubeziehen
sind.
Bei der Neubewertungsmethode ist das Eigenkapital des Tochterunternehmens mit dem
Betrag anzusetzen, der dem im maßgebenden Verrechnungszeitpunkt „beizulegenden
Wert“ also dem Zeitwert der in den Konzernabschluss aufzunehmenden Vermögens-
gegenstände, und Schulden im Zeitpunkt der Erstkonsolidierung entspricht. Bereits vor
der Aufrechnung des Eigenkapitals des Tochterunternehmens mit dem Wertansatz der
Anteile beim Mutterunternehmen sind daher alle in den Konzernabschluss aufzunehmen-
den Aktiva und Passiva des Tochterunternehmens – ggf. in einer weiteren Ergänzungs-
rechnung – mit ihren Zeitwerten anzusetzen. Es erfolgt daher – unabhängig von der bisheri-
gen Bilanzierung und Bewertung des Tochterunternehmens – eine Aufdeckung stiller
Reserven und Lasten. Der Kaufpreis wird letztendlich auf die erworbenen Vermögens-
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Neuregelung BilMoG: Kapitalkonsolidierung
gemäß § 301 Abs. 1 Satz 2 HGB/Neubewertungsmethode
Durch die Neubewertung der Vermögensgegenstände und Schulden ergibt sich das
neubewertete Eigenkapital des Tochterunternehmens, welches im nächsten Schritt mit
dem Beteiligungsbuchwert des Mutterunternehmens verrechnet wird. Für den Fall der
Abweichung der Handelsbilanz von der Steuerbilanz sind im Rahmen der Neubewertung
regelmäßig die jeweils gegenläufigen latenten Steuereffekte zu berücksichtigen. Der auf
nicht konsolidierte Anteile (Fremdanteile) entfallende Betrag aus der Neubewertung wird
gemäß § 307 Abs. 1 Satz 2 HGB in den Ausgleichsposten für Anteile anderer Gesell-
schafter eingestellt.
Aufzunehmende Bilanzposten
Der Ansatz in der Neubewertungsbilanz darf nicht zu einer Umgehung von Bi-
lanzierungsverboten führen, die nach dem Recht des Mutterunternehmens für den
Konzernabschluss bestehen, z. B. zum Ansatz von Aufwendungen für die Gründung eines
Unternehmens.
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Neuregelung BilMoG: Kapitalkonsolidierung
gemäß § 301 Abs. 1 Satz 2 HGB/Neubewertungsmethode
Bewertungsverfahren
Die Wertermittlungen haben hiernach auf den Zeitpunkt des Erwerbs und mit Kenntnisstand
des hypothetischen Erwerbers sowie unter Zugrundelegung des Einzelbewertungs-
prinzips und der Methodenstetigkeit zu erfolgen. Für die Bewertung der einzelnen Ver-
mögenswerte und Schulden kommen grundsätzlich folgende drei Bewertungsverfahren/-
methoden infrage:
In der Praxis haben insbesondere die kapitalwertorientierten Verfahren eine hohe Be-
deutung (insbesondere bei der Bewertung von immateriellen Vermögenswerten). Die
Wertermittlungen sind entsprechend zu dokumentieren und plausibilisieren, sodass ein
sachverständiger Dritter diese nachvollziehen kann.
Bislang gestattete § 309 Abs. 1 HGB mit der planmäßigen Abschreibung, der ratierlichen
Tilgung und der Rücklagenverrechnung mehrere Möglichkeiten zur Folgebewertung des
Geschäfts- oder Firmenwertes aus der Kapitalkonsolidierung.
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Neuregelung BilMoG: Kapitalkonsolidierung
gemäß § 301 Abs. 1 Satz 2 HGB/Neubewertungsmethode
Auch dieses Wahlrecht wurde mit dem BilMoG beseitigt. Die Folgebewertung des
Geschäfts- oder Firmenwertes im Konzernabschluss folgt der ebenfalls durch das
BilMoG geänderten Behandlung des Geschäfts- oder Firmenwertes im Jahresabschluss:
Der Geschäfts- oder Firmenwert aus der Kapitalkonsolidierung ist nun zwingend
planmäßig über seine voraussichtliche Nutzungsdauer abzuschreiben. Bei Vorliegen der
entsprechenden Tatbestandsmerkmale ist zusätzlich eine außerplanmäßige Abschrei-
bung auf den niedrigeren beizulegenden Wert vorzunehmen. Ein Impairment-only-
Approach (entsprechend IFRS) wurde somit nicht in das HGB aufgenommen. Für in
Vorjahren vorgenommene Abschreibungen auf den Geschäfts- oder Firmenwert gilt ein
striktes Wertaufholungsverbot (§ 309 i.V.m. § 253 HGB).
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