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Weihnachtslegende oder frohe Botschaft der Liebe Gottes

Wohl in keinem Land wird das Weihnachtsfest von Jung Auch Vermutungen lassen das nicht zu. Das ist volks-
und Alt, von Frommen und Nichtfrommen so groß gefei- tümliche Legende. Sie fanden lediglich keinen Platz für
ert wie in Deutschland. Aber auch keins von den christli- sich und das Kind. So ist die Realität. Ein neu geborenes
chen Festen wird mit Legenden so sehr umgeben, dass Kind konnte man doch nicht schutzlos auf den Fußbo-
es für Viele zum Weihnachtsmärchen wird. Der Versuch, den legen! Es ist eindeutig, das die „Krippe“, also der
diesen Nimbus durch die biblische Wahrheit zu durch- Futtertrog für das Jesuskind in der Ausspanne stand,
brechen, wird von Nichtchristen und auch von vielen denn Luk.2,7 sagt knapp, aber klar, dass sie dort keinen
Christen als Störung empfunden oder sogar bekämpft. Platz fanden. Ob die volle Besetzung der Ausspanne
Die Einen fürchten um kommerzielle Nachteile, die Ande- etwas mit der Volkszählung zu tun hatte, ist gar nicht
ren um die weihnachtliche Stimmung. Vieles, was wir als erwiesen, zumal sie über Jahre dauerte.
selbstverständlich finden, entspricht jedoch nicht dem
biblischen Zeugnis und ist im Laufe der Jahre durch Aus- Die Hirten, die vom Feld kamen, gingen logischer-
schmückungen und Legenden zum Märchenhaften her- weise zuerst in die Ausspanne, um nach den Neuan-
abgesunken. Schriftnachweise stehen in Luk.2, 1-40 u. kömmlingen zu suchen, nicht etwa in ihren Stall, von
Matth.2,1-12. Im Ablauf der Ereignisse um die Geburt dem auch in der Engelsbotschaft keine Rede war. Die
Jesu, worum es zu Weihnachten geht, hängen diese bei- Häuser von Bethlehem waren, archäologisch bestätigt,
den Bibelabschnitte zusammen. als Einraumwohnungen angelegt mit einem etwas abge-
senkten Teil als Stall für die Tiere. Auf der Mauer zum
Als Erstes die Volkszählung. übrigen Wohnraum standen die Futtertröge für die Tiere.
Durch sie erhalten wir einen historischen Hinweis, um Mensch und Vieh lebten so in einem gemeinsamen
welches Jahr es sich handelte. Es war etwa im Jahr 6 vor Raum. Möglich wäre also auch, dass Josefs Verwandte
unserer Zeitrechnung, die nachweislich nicht mit der zwar die Familie aufnahmen, aber so schnell keinen
Geburt Jesu begann. Josef stammte aus Bethlehem und Platz für das neugeborene Kind fanden als eben einen
musste dorthin. Er nahm Maria mit, ein Zeichen für eine gerade leeren Futtertrog. Zu solchen natürlichen Lö-
feste Beziehung zu ihr. Weshalb sie von Josefs Verwand- sungen hatte man damals ein völlig anderes Verhältnis
ten nicht aufgenommen wurden, ist nicht gesagt, nur als wir zivilisierten Leute heute. Die Hirten beaufsichtig-
indirekt, dass es nicht geschah (Joh.1,11), was bei der ten die Tiere des ganzen Ortes. Sie wurden nur, wenn
üblichen Gastfreundschaft sehr ungewöhnlich war, zumal nötig, ins Dorf getrieben, wo jeder Besitzer seine Tiere
mit einer hochschwangeren Frau. Nach Luk. 2,6 hatte mit seiner eigenen Stimme aus der Herde herausrief und
sie gerade noch die Unterkunft erreicht und gebar in seinen eigenen Stall zur Unterbringung brachte (Joh.
(dort) das Kind, ehe sie das Haus ihrer Verwandten su- 10,3).
chen konnten. „Herbergen“, wie in vielen Übersetzungen Acht Tage nach der Geburt wurde das Kind beschnitten
geschrieben wird, gab es damals gar nicht. Es war eine (Luk.2,21-24) Nach insgesamt vierzig Tagen gingen
einfache sogenannte „Bleibe", eine in jedem größeren Josef und Maria mit ihm nach Jerusalem in den Tempel,
Ort befindliche „Ausspanne" (griech.: kataluma), in der um das erstgeborene männliche Kind Gott zu weihen
Reisende mit ihren Tieren rasteten, ihnen die Lasten (meistens übersetzt mit „darstellen"). Damit und mit der
abnahmen, Futter gaben und neben ihnen auf dem Fuß- anschließenden Opferung wurde das Gesetz erfüllt, wie
boden schliefen. Meistens waren es nach einer Seite es in 3.Mose 12,2-6 festgelegt ist. Bis dahin blieb die
offene Verschläge um einen Innenhof mit einer ver- Familie in Bethlehem, doch keinesfalls in der primitiven
schließbaren Tür. Eher selten gab es auch für die Rei- Unterkunft einer Ausspanne, noch dazu mit einem neu
senden selbst etwas zu essen. Als Jesus einen Platz für geborenen Kind. Bei der gebotenen Gastfreundschaft
das mit seinen Jüngern geplante Passahmahl suchte, wäre das nicht nur für Josefs Verwandte, sondern für
gebrauchte er das gleiche Wort „Bleibe" (Mark.14,4 u. jeden Einwohner Bethlehems ein grober Verstoß gegen
Luk.22,11), eine einfache Unterkunft. Gottes Gebot gewesen. Außerdem lag auf keinen Fall
das Kind so lange im Futtertrog. Das war nur eine Notlö-
Krippen aus Holz, wie wir sie heute meistens darstel- sung in der ersten Bedrängnis.
len, waren damals unüblich, wenn in Bethlehem nicht
sogar unbekannt. In ihrer Not nahm Josef einfach einen Nach Anbetung u. Prophetie durch Simeon u. Hanna
leeren Futtertrog aus Ton, weil es sonst nichts als reiste die Familie zurück nach Nazareth (Luk. 2,39)
Schutz für das neugeborene Kind gab. Sein Handeln Wenn sich hier die Flucht nach Ägypten anschließen
verursacht abenteuerliche Ausschmückungen in vielen würde, hätte Lukas das bestimmt erwähnt. Dazu ist es
Darstellungen. „Kein Raum" heißt einfach keinen Platz". sehr unwahrscheinlich, dass Josef mit Maria und dem
Nirgends ist von einem Stall oder einer Grotte die Rede. Kind in den Tagen der Unreinheit Marias nach Ägypten
floh und dann zum Tempel nach Jerusalem zurückkehr- geachtete Leute ganz sicher aber nicht in der Ausspan-
te, um das Kind Gott zu weihen. Dazu fürchteten sie sich ne. Unterstützt wird meine Erkenntnis auch dadurch,
viel zu sehr, abgesehen davon, dass Gottes Weisungen ja dass Matthäus beim Kommen der Magier betr. Jesus von
auch ganz anders lauteten (Matth. 2,22). paidion" (= Knäblein im Sinne von einem nicht mehr
Hier fehlt ein Stück des Ablaufes. Wir wissen den Tag der ganz kleinen Kind) schreibt. Das heißt, dass das Jesus-
Geburt Jesu nicht genau und müssen uns auf Vermutun- kind beim Besuch der Magier schon mehrere Monate alt
gen beschränken. Josef und Maria gingen nach Sitte des war.
Landes wenigstens einmal im Jahr zu einem der großen Die Aufforderung, nach Ägypten zu flüchten, kam erst
Feste (siehe 3.Mose 23,1) nach Jerusalem und nächtig- nach dem Besuch der Magier (Matth.2,13), unversehens
ten wahrscheinlich bei Josefs Verwandten in dem von und dringend. In Ägypten blieb die Familie einige Zeit
dort aus nur 10 km entfernten Bethlehem (v. Nazareth und wanderte nach einer erneuten Aufforderung durch
bis Jerusalem = 130-140 km). einen Engel wieder zurück nach Judäa ohne Nennung
eines bestimmten Ortes (Matth.2,20+21).
Jetzt erst kommen die Magier. Es waren weder Kö- Wahrend ihrer Abwesenheit in Ägypten entbrannte die
nige, noch waren es drei. Nirgends ist ein Name von Wut des Königs Herodes, weil ihn die Magier nach Auf-
ihnen erwähnt. Das griechische Wort „magos“ bedeutet forderung des Engels im Stich gelassen hatten. Sie wa-
Astronom oder Astrologe, Leute, die über magische Din- ren nicht zu ihm zurückgekehrt, um ihn über Jesus zu
ge am Himmel Bescheid wussten. Es ist nur von „(die) informieren. Nach Matth. 2,7+16 hatte Herodes den
Magier", also der Mehrzahl berichtet (Matth. 2,1). Mor- möglichen Termin für die Geburt Jesu genau bei den
genland ist die Gegend im Euphratgebiet um Babylon. Es Magiern erforscht. Er wusste also, dass die Geburt des
waren danach persische Magier, die für ihre Weisheit vermeintlichen Königs schon einige Zeit zurück lag. Des-
sehr bekannt waren (1.Kön.5,10). Sie entdeckten im halb entschied er sich bei der Tötung der Kinder in Beth-
Sternbereich Israels den erwähnten Stern als zeitliches lehem zur eigenen Sicherheit für eine Karenzzeit von
Zeichen für die Geburt eines neuen Königs. Nach einigen zwei (!!) Jahren betr. des Alters der Kinder von Bethle-
Vorbereitungen, die eine gewisse Zeit brauchten, bega- hem, die er bei der Suche nach einem Baby nicht nötig
ben sie sich auf eine weite Reise, die auf jeden Fall Mo- gehabt hätte. Mit zwei Jahren hat ein Kind gewisse Fä-
nate dauerte. Unmöglich lag das Jesuskind so lang im higkeiten, woran man sein Alter erkennen kann, denn
Stall in Bethlehem, wie es meistens dargestellt wird. Sie Geburtsnachweise gab es damals, wie zum größten Teil
folgten auch nicht ,blind" dem Stern, der sozusagen vor auch heute noch, nicht im Orient. Das ist ein Zeichen
ihnen herzog. Es war logisch, den neuen König von Isra- dafür, dass seine Mordpläne durchdacht waren.
el in Jerusalem zu suchen. Der Stern - wenn schon als Der Engel hatte Josef nur zur Rückkehr nach lsrael auf-
Führer - hätte sie ganz bestimmt auch nicht nach Jeru- gefordert. Offenbar erwog Josef, wieder nach Bethlehem
salem, sondern gleich nach Bethlehem geführt. Erst zu gehen, weil es viel näher als Nazareth lag. Wiederum
dort entdeckten sie ihn neu (Matth.2,9) und freuten wurde er von Gott gewarnt - diesmal in einem Traum
sich. (Matth.2,22), nicht nach Judäa zu gehen, sondern nach
Durch perfektes Timing Gottes erreichten die Magier den Galiläa. Die ursprüngliche Planung von Josef ist erneut
neu geborenen König genau zu dem Zeitpunkt, als er ein Hinweis darauf, dass er in Bethlehem Verwandte hat-
sich mit seinen Eltern im Zusammenhang mit einem te, wo er sich mit Frau und Kind sicher fühlte und erst
Festbesuch in Jerusalem in Bethlehem befand. Zuvor mal die Lage sondieren wollte. Ob er konkret vom Kin-
hatten sie durch die Beratung des Königs Herodes einen dermord wusste, ist nicht bekannt, aber dass das Kind
Zwischenaufenthalt in Jerusalem. So fanden sie also die tödliche Feinde hatte, wusste er schon durch den Engel
heilige Familie mindestens erst einige Monate nach Ent- (Matth.2,13).
deckung des Sternes. In Matth.2,11 ist ebenfalls nicht Auf jeden Fall war er froh, dass Gott ihre geplante Route
von einem Stall die Rede, sondern von einem Haus änderte. Da sie aus Nazareth in Galiläa stammten (Luk.
(griech.: oikia) im Sinne von Heim. Das Wort ist darüber 2,4) war es naheliegend, dass sie dorthin zurückkehr-
hinaus bildlich zu verstehen und bedeutet in diesem Fall ten. Obwohl Archelaus, der Nachfolger Herodes des
ebenso Familie oder Hausgenossenschaft, was wieder- Großen, auch Tetrarch (Vierfürst) über Galiläa war, ver-
um auf Verwandte von Josef schließen lässt. Da hinein mutete Niemand in Nazareth einen neu geborenen Kö-
kamen die Magier. Und dort beteten sie auf ihre Weise nig. Alle weiteren Geschehnisse um Jesus gingen von
das Kind an und übergaben ihm sehr wertvolle Ge- Nazareth aus. Sicherlich sind solche Erkenntnisse nicht
schenke. Aus der Anzahl der Geschenke lässt sich kei- heilsnotwendig in Bezug auf das wunderbare Geschehen
neswegs auf drei Personen der Geber schließen. Die in Bethlehem. Aber sie sind Beweis dafür, wie durch
hätte sogar Einer allein tragen können. Wo sie über- emotional ausgeschmückte Legenden und Volksbräuche
nachteten, ist nicht berichtet, aber dass sie es taten biblische Wahrheiten entstellt und in die Nähe von mär-
(Matth.2,12 Traumgesicht). Entweder schliefen sie bei chenhaften Erzählungen gerückt werden und so bei Vie-
der Familie Josefs oder woanders, als vornehme und len an Glaubwürdigkeit einbüßen. © G.E.

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