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5 Zugänge zu DaF
1. Literaturwissenschaftlicher Zugang: Hierbei handelt es sich um die interkulturelle
bzw. Die transnationale Germanistik, also die kulturelle Prägung in Texten
2. Linguistischer Zugang: Außerdem werden in DaF/DaZ das deutsche Sprachsystem,
Sprachkontraste sowie sozio- und diskurslinguistische Aspekte behandelt
3. Landeskundlich-kulturwissenschaftlicher Zugang: Es werden Fragen von
Mentalitäten behandelt, Stereotypen oder die Entstehung von Landesbildern
4. Lehr- und Lerntheoretischer Zugang: Fremdsprachendidaktik und
Sprachenforschung
5. Sprachenpolitischer Zugang: Rolle der deutschen Sprache im Rahmen der
(europäischen) Mehrsprachigkeit
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Lena Strehmann VO: Einführung in DaF/DaZ SoSe 2014
Halbsprachigkeit. Es geht bei der lebensweltlichen Mehrsprachigkeit eher darum zu
verstehen, wie Sprachen im Alltag zu welchem Zweck erworben werden.
Wann gilt eine Sprache als Zweitsprache?
Alter Erwerb Erwerb Bezeichnung
Sprache A Sprache B
+ + Bilingualer Erstsprachenerwerb
Spracherwerb Psychologie
Sprachkompetenzdiagnostik
Psycholinguistik
Sprachkontaktphänomene DaZ Pädagogische Diagnostik
Linguistik/Soziolinguistik Migrationspädagogik
Pädagogik
DaZ Förderung/Unterricht
Migrationsforschung Soziologie Politik, Recht, Ökonomie
Beispiele:
Deutsch-Lernende in Japan: Japan ist eine nicht amtlich-deutschsprachige Region,
wo die Sprache eher erlernt als erworben wird, da niemand im Umfeld Deutsch
spricht. Es handelt sich hier auch eher unwahrscheinlich um einen
Migrationskontext sondern um eine bewusste Entscheidung in einer (Sprach)Schule
Deutsch zu lernen. Die Lernenden haben mit großer Wahrscheinlichkeit die gleiche
L1 (Muttersprache), welche trotz dem Erwerb einer neuen Sprache dominant bleibt.
DaZ -Lernende mit Migrationshintergrund in Wien: Da Wien eine amtlich-
deutschsprachige Region ist, in der auch ausschließlich Deutsch im Alltag
gesprochen wird, handelt es sich hier eher um einen Erwerb als um ein Erlernen.
Der Erwerb der Sprache findet hier im Mitrationskontext statt, es gilt also als
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Lena Strehmann VO: Einführung in DaF/DaZ SoSe 2014
selbstverständlich, Deutsch zu lernen. Die Lernenden haben mit hoher
Wahrscheinlichkeit nicht die gleiche L1 und oft wird die L1 der Lernenden auch gar
nicht weiter gefördert. Das Erwerben von Deutsch ist hier von lebensweltlicher
Bedeutsamkeit.
unklare Beispiele: DaF/DaZ verschwimmt:
Internationale Studenten, die ein Jahr (oder mehrere) an der Universität Wien
studieren
Menschen in Guinea-Bissau, die nach Österreich migrieren wollen
Italienische SchülerInnen an der deutschen Schule in Rom
2 27 Länder Französisch
3 23 Länder Arabisch
4 21 Länder Spanisch
5 7 Länder Portugiesisch
Migration ist eine Tatsache, die Österreich in allen Lebensbereichen prägt und verändert.
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Lena Strehmann VO: Einführung in DaF/DaZ SoSe 2014
Migration stellt die Gesellschaftssysteme Österreichs daher vor eine von
Herausforderungen, die bewältigt werden müssen.
Migration als globales Phänomen: Migration läuft vielleicht ganz anders ab, als wir uns
das vorstellen. Es geht nämlich nicht nur um das Umziehen der Ärmeren aus dem Süden
in den reichen Norden. Migration ist räumlich auf bestimmte Kontinente begrenzt und
betrifft jeden siebten (wenn man auch die Binnenmigration einkalkuliert). In Österreich
gibt es hauptsächlich Deutsche, Serbische und Türkische Migranten und mehr als 50%
der Zuzüge im Jahr 2012 kamen aus der EU, dem Europäischen Wirtschaftsraum
(EWR) oder der Schweiz. Unter den 2012 Zugezogenen waren 18.697 Kinder nd
Jugendliche.
Österreich ist sehr stark von der Migration beeinflusst, was sich auch im alltäglichen
Leben bemerkbar macht. Ist Österreich nun eine Einwanderungs-, Zuwanderungs- oder
eine Migrationsgesellschaft? (Diskussion).
Migration generell betrifft alle Bereiche des täglichen Lebens, auch die Schule.
Professionalisierung im Hinblick auf die Verwendung von Begriffen muss nicht heißen,
immer zu wissen welcher Begriff verwendet werden kann. Es kann heißen, Begriffe im
Hinblick auf ihre hierarchisierende Wirksamkeit kritisch überprüfen zu können und
auch einmal nicht zu wissen, welcher Begriff der passende ist.
Sprachen
In Wiener Schulen sprachen mehr als 50% (54,5%) mehr als eine Sprache
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Lena Strehmann VO: Einführung in DaF/DaZ SoSe 2014
(angenommene Normalität)
Österreich ist eine mehrsprachige Migrationsgesellschaft (wobei mehrsprachig nicht
gleich Migration bedeutet, es hängt aber eng zusammen) und ein amtlich
deutschsprachiges Land
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Lena Strehmann VO: Einführung in DaF/DaZ SoSe 2014
4. Backflagging: ¨Hola!¨ im Restaurant
Funktionen:
Adressatenwechsel, -eingrenzung, -erweiterung
Wechsel des Themas/der Stimme
Zitate
Wiederholung
Fehlendes/abweichendes Wort/Konzept
beeinflussende Faktoren:
Ähnlichkeit der Sprachen
Prestige und Status
Sprachbeherrschung
Kontaktfaktoren
Zeitfaktoren
Meinungsfaktoren
Einsprachige Modelle:
Submersion: ohne Unterstützung erlernt man ¨im Sprachbad¨
gestützte Submersion: ausgebildete Lehrkräfte bieten DaZ-Unterstützung
Immersion: SchülerInnen werden in einer ganz anderen Sprache als L1 unterrichtet,
bewusst gestaltete Situation (Bildungsober- und -unterschicht)
Bilinguale Modelle:
Two-Way-Immersion-Modelle: Hier gibt es Unterricht in beiden Sprachen, die für
die Sozialisation der Kinder von Bedeutung sind
Spracherhaltsmodelle: hier werden einzelne Fächer in einer anderen Sprache
durchgenommen (um fachliches Vokabular in einem Gegenstand zu erhalten)
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Lena Strehmann VO: Einführung in DaF/DaZ SoSe 2014
berücksichtigende Modelle
Diese entwickeln sich im Rahmen von Schulveranstaltungen oder Schulversuchen und
sind auf den Umgang mit migrationsgesellschaftlicher Mehrsprachigkeit abgestimmt.
Gemeint sind additive Angebote zur Entwicklung der Schulsprache.
Man kann auch bilinguale Modelle auf solche Situationen anpassen bzw.anwenden
(dadurch werden allerdings andere als die beiden Sprachen vernachlässigt).
Es gibt additive und integrative Sprachförderungen und eine Reihe anderer Konzepte,
die sich mit sprachlicher Bildung befassen (Durchgängige Sprachförderung -
Bildungssprache).
Sprachförderung - Sprachbildung
Sprachförderung: Fokus auf das Deutsche - eigentlich DEUTSCHförderung.
Perspektive ist die Anpassung der SchülerInnen an die Unterrichtssprache Deutsch.
Defizite entstehen nur in Konfrontation mit einer Norm. Wenn mit einer Norm
gearbeitet wird, die nicht das abdeckt, was SchülerInnen außerschulisch erworben haben,
dann gibt es eine Differenz, die hier DEFIZIT genannt wird. Wenn wir Sprachförderung
hören, handelt es sich meistens um additive Deutschförderungen.
Bildungssprache
Begriff ¨Schriftsprache¨ ist unspezifisch, da es in diesem Fall auch um die mündliche
Sprache geht, die in der Schule verwendet wird. Es ist also ein ganz spezifisches
Register, das einerseits durch Ziele und Traditionen der Bildungsinstitutionen geprägt ist,
andererseits nahezu ausschließlich in Bildungsinstitutionen angeeignet werden kann.
Bildungssprache kann nicht von Eltern vermittelt werden, weshalb es die Aufgabe von
Schule und Lehrkräften ist.
Ingrid Gogolin hat den Begriff neu aufgegriffen und ihn im Kontext von
Mehrsprachigkeit in monolingualen Schulen verwendet.
Bildungssprache ist sowohl ein Ziel und gleichermaßen ein Handwerkszeug. Die
SchülerInnen müssen mit Bildungssprache arbeiten und sie deshalb erlernen. In
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Lena Strehmann VO: Einführung in DaF/DaZ SoSe 2014
Monolingualen Schulen wird die Bildungssprache leider wenig bis gar nicht gefördert -
man braucht sie aber.
Sprachliche Bildung
Das monolingual geprägte Bildungswesen geht davon aus, dass alle nötigen
sprachlichen Grundlagen normalerweise außerhalb der Schule erworben werden, und
dass das, was noch fehlt, durch die Unterrichtsprozesse hindurch implizit
hinzugewonnen wird. Familien sind jedoch ungleich ausgestattet in Hinblick auf die
Möglichkeit, SchülerInnen mit Bildungssprache vertraut zu machen. Aus dieser
Ungleichheit sollte sich jetzt keine Ungleichstellung entwickeln.
Debatte: LehrerInnen mit Migrationshintergrund: einerseits sehr gut, weil sie verstehen
wie es den Kindern mit Migrationshintergrund in den Klassen geht, die selber überhaupt
kein Wort verstehen. Andererseits ist dies nicht mit Professionalität gleichzusetzen!
Diese haben nicht immer ausreichend Wissen über Sprachförderkonzepte und
Lehrtechniken. Die Unterstützung von ¨native speakern¨ oder Lehrkräften mit
Migrationshintergrund ist sehr hilfreich, nur ist es von großer Bedeutung, dass auch
Lehrtechniken, Methoden und Förderkonzepte vorhanden sind.
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Lena Strehmann VO: Einführung in DaF/DaZ SoSe 2014
sind.
Modellprogramm FÖRMIG
Zusammenarbeit mit vielen Schulen
Fokus auf Bildungssprache
Vorteile: Kinder müssen nicht in additive Maßnahmen abgeschoben werden, auch
soziale Vorteile
TROTZDEM gesonderter DaZ Unterricht zur Förderung
Durchgängigkeit heißt auch, dass man ein schul- und institutionsübrgreifendes
Netzwerk entwickelt, z.B. Bibliotheken-Elternhäuser-Schulen-Zusammenarbeit
integrierte Modelle: Aneignung der deutschen Sprache unterstützende Maßnahmen
sind in den Regelunterricht integriert
Durchgängige Sprachbildung
Ansatz zur Realisierung und Implementierung bildungssprachförderlichen
Unterrichts
sechs Qualitätsmerkmale
Merkmal 1: Die Lehrkräfte gestalten den Unterricht mit Blick auf das Register
Bildungssprache und stellen die Verbindung von Allgemein- und
Bildungssprache explizit her. (Heute beschreiben wir ein Experiment Dabei
werden wir besonders auf Konditionalsätze achten). Unterschiedliche
Möglichkeiten methodischer Umsetzung: Lernplakate, Sprachkärtchen, etc
Exkurs: Scaffolding (Gibbons 2002). Methode aus englischsprachigem
Raum, ¨aufbauende Sprachförderung¨, SchülerInnen werden ¨Gerüste¨
angeboten, mit denen sie z.B. Zu einer Bildungssprachlichen Äußerung
hingeleitet werden. Die ¨Gerüste¨ werden wieder denotiert wenn die
SchülerInnen bestimmte Lernschritte abgeschlossen haben. Es gibt Makro-
Scaffolding, bei der es eine Bedarfs- und Lernstandsanalyse gibt, worauf
basierend dann der Unterricht geplant wird. Beim Mikro-Scaffolding wird
aus dem Frage-Antwort Schema ausgebrochen, die Lehrer-Schüler-
Interaktion verlangsamt, Planungszeit für SchülerInnen wird gewährt und es
gibt Variationen in Interaktionsmustern.
Merkmal 2: Sprachstandsdiagnose - Berücksichtigung sprachlicher Ressourcen.
Anhand einer Diagnose der individuellen sprachlichen Voraussetzungen können
LehrerInnen dann Mittel zur individuellen Verbesserungen finden. Hier wird
eine schullaufbahnbegleitende Sprachkompetenz angepeilt.
Merkmal 3: Die Lehrkräfte stellen allgemein- und bildungssprachliche Mittel
bereit und modellieren diese mit Methoden wie systematischer Wortschatzarbeit,
Sprachrezeption (Lehrkraft als Vorbild, Vermittlung von Lesestrategien) und
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Lena Strehmann VO: Einführung in DaF/DaZ SoSe 2014
Sprachproduktion (Vorgabe von Formulierungshilfen, Satzanfänge,
Wortmaterial, Modelltexte, dialogisches Lernen)
Merkmal 4:Die SchülerInnen erhalten viele Gelegenheiten, allgemein- und
bildungssprachliche Fähigkeiten zu erwerben, aktiv einzusetzen und zu
entwickeln. Dies beinhaltet den Einbezug von L1-Kenntnissen (z.B.: zur
Aktivierung von Vorwissen, in Gruppenarbeitsphasen) oder vielfältige
Möglichkeiten zum Sprechen und Schreiben im Unterricht (sowie die Zeiit,
Beiträge bewusst zu konstruieren/planen)
Merkmal 5: Die Lehrkräfte unterstützen die SchülerInnen in ihren individuellen
Sprachbildungsprozessen. Es sollen differenzierte Aufgabenstellungen
angeboten werden sowie differenzierte unterschiedliche Hilfsmittel.
Merkmal 6: Lehrkräfte überprüfen und bewerten die Ergebnisse der
sprachlichen Bildung mit den SchülerInnen gemeinsam (konstruktive Haltung
Fehlern gegenüber, kompetenzorientiertes Korrekturverhalten,
kriterienorientierte Erfassung und Bewertung sprachlicher Leistungen,
Bewusstmachung von Fortschritten, Möglichkeiten zur Selbst- oder Schüler-
Korrektur)
Brochuren zu durchgängiger Sprachbildung
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Lena Strehmann VO: Einführung in DaF/DaZ SoSe 2014
¨Racialisation¨ = Herstellung von gesellschaftlichen Gruppen unter Nutzung
biologischer Begriffe
¨Race¨ wird im englischsprachigen Raum für die Konstituierung ethnischer
Gruppen verwendet
Rassismuskritische Untersuchungen
Der Begriff Rasse wird aufgrund seiner Willkürlichkeit der Verwendung
sozialwissenschaftlich als Herrschaftsinstrument verstanden und untersucht. Rasse ist
somit keine sinnvolle sozialwissenschaftliche Analysekategorie, wenn versucht wird,
Unterschiede zwischen Rassen zu beforschen (denn dadurch wird der Rassenbegriff nur
bestätigt). Zum Thema wird, wie Rassekonstruktionen im Alltag und in Institutionen
Verwendung finden nd wie mit ihnen Ungleichheit legitimiert wird.
Kultur-Rassismus (Neo-Rassismus)
Kultur-Rassismus (Balibar 1990): rassistische Handlungen können sich auf
kulturelle Verschiedenheiten beziehen.
Postkolonialer Rassismmus: Rassismus ohne Rassen, rassistisch wirksame
Herrschaftspraxis, die nicht unbedingt explizit auf das Rassen-Konzept zurückgreift
¨Kultur¨begriff könnte auch Ausgrenzungen und Ungleichbehandlungen
legitimieren (potentielle Variante des Rassismus)
Zweitschritt: Behauptung der Unvereinbarkeit kultureller Lebensformen, dann
Anstreben auf Beschränkung/Kontrolle/Entrechtung der anderen
Kultur/Lebensform
Institutioneller Rassismus
Mit institutionellem Rassismus ist jener gemeint, der sogar staatlich verankert ist. Dies
bedeutet, dass der Staat selber in seinen Beschlüssen, Aktionen und Handlungen
rassistisch handelt und dies ans Volk weitergibt. Dies kann sowohl die Organisation des
gesellschaftlichen Miteinanders betreffen, als auch das Berufsleben (Positionen,
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Lena Strehmann VO: Einführung in DaF/DaZ SoSe 2014
Auswahlverfahren).
Rassekonstruktionen
Konstruktionen von Gruppen durch Zuschreibung anderer
Naturalisierung der zugeschriebenen Merkmale
Polarisierung der Gruppen
Hierarchisierung
Ausschluss der inferiorisierten Gruppe
Linguizismus
Es passieren häufig auch Ausgrenzungen über das Merkmal ¨Sprache¨.
Sprache in der sozialsymbolischen/instrumentellen Funktion
offener Linguizismus: z.B.: Nationalsozialistische Handlungsweisen im Elsace:
französische Bücher wurden öffentlich verbrannt
verdeckter Linguizismus (Neolinguizismus): Integrationsvereinbarungen, bei denen
Sprache zu einem Auswahlkriterium wird
Institutionalisierung in Österreich
Im Jahr 1993 wurde dann der Lehrstuhl für DaF an der Universität Wien eingeführt und
es wurden neue Initiativen wie ¨peregrina¨ (1989) gegründet, die als Beratungs- und
Weiterbildungsinstitutionen für MigrantInnen dienen sollten.
In Linz gibt es heute das MAIZ, das ein Bildungs-, Beratungs-, Forschungs- und
Kulturzentrum ist.
In den 1990er Jahren brauchten auch Asylwerbende Sprachkurse, weshalb auch neue
Zielgruppen entstanden (Frauen: Mama lernt Deutsch). Seit der
Integrationsvereinbarung 2003 werden die Kurse vom Innenministerium finanziert.
Gegenwart
Seit 2011 gibt es das Fremdenrechtssänderungsgesetz, das ein Niveau von A1 bereits
vor dem Zuzug erwartet, A2 innerhalb der ersten 2 Jahre (Kostenzuschuss 50%) und B1
ohne finanzielle Unterstützung innerhalb von fünf Jahren.
Es gibt verschiedene Prüfungen, die man in diesem Zuge ablegen kann, wie
beispielsweise den ÖIF-Test Neu (A2) ¨Fit für Österreich¨. Hart ist die
Ausschlussdiagnostik, denn wer den Test nicht besteht der darf auch eventuell nicht in
Österreich bleiben, weshalb es massive Kritik an dieser Zwangsverpflichtung zum
Deutschkurs seitens der NGOs und der Wissenschaft gibt.
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Lena Strehmann VO: Einführung in DaF/DaZ SoSe 2014
Perspektiven, Paternalismus (pädagogisches Verhältnis einer behandelnden und
einer behandelten Person).
90er: fachsprachliche Orientierung, Identitätsdiskurs (Forderuung auf
Berücksichtigung der Herkunftssprachen, Im Rahmen des Paternalismus stark
kritisiert, man kann ja keine Identität anbieten)
Nation ist nicht der einzige Bestandteil einer Kultur
transkulturelle Entwicklungen fördern
Angebote des berufsbezogenen Deutsch
2000er: Kritik an der Essentialisierung und Identität (Mehrfachzugehörigkeit) --
>natio-ethtno-kulturelle Mehrfachzugehörigkeit (die ¨Migrationsanderen¨)
Mit Fragen zum Sprachenrecht haben sich beispielsweise Verena Plutzar, Thomas
Fritz, Hans-Jürgen Krumm oder Rudolf del Cillia beschäftigt
Stichwort Hybridität: Vermischung verschiedener Kulturen
Themenfelder
Lehrper-
son
DaF-
Unterricht
Lernende Lernge-
genstand
Themenfeld Lehrperson
European Profile Grid: Interaktives Profilraster, man arbeitet sich durch
verschiedene Kompetenzen und kann mit Hilfe einer Evaluierung sich selbst
einschätzen
Themenfeld Lerner
Lernen Frauen Sprachen besser als Männer? (Nein)
Lernen Kinder Sprachen besseer als Erwachsene? (Ja)
Lernen bilingual Aufgewachsene Sprachen besser als monolingual
Aufgewachsene? (Ja)
Lernen Schriftkundige Sprachen besser as Schriftunkundige? (Nein
Lernen extrovertierte Menschen Sprachen besser als introvertierte Menschen?
(Nein)
Lernen integrativ motivierte Lerner Sprachen besser als instrumentell motivierte
Lerner? (Nein)
Lernen Niederländer die Deutsche Sprache besser als Vietnamesen? (Ja)
Themenfeld Lerngegenstand
Niveaus A1-C2 (europäischer Referenzrahmen)
Elementare/selbstständige/kompetente Sprachverwendung
GeR (Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen)-Skalen für sprachliche
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Lena Strehmann VO: Einführung in DaF/DaZ SoSe 2014
Aktivitäten:
mündliche Produktion
schriftliche Produktion
Hörverstehen
Leseverstehen
Mündliche Interaktion
Schriftliche Interaktion
GeR-Skalen für kommunikative Sprachkompetenzen
linguistische Kompetenzen (lexikalisch, grammatikalisch, semantisch,
phonologisch, orthographisch, ...)
soziolinguistische Kompetenzen
pragmatische Kompetenzen (Flexibilität, Sprecherwechsel,
Themenentwicklung, Kohärenz & Kohäsion)
GeR-Skalen für Flüssigkeit und Genauigkeit
viele andere GeR-Skalen , in denen einzelne Bereiche gut abgeprüft und
evaluiert werden
Deutsch für spezifische Berufsfelder (Deutsch für chinesische KFZ-
Mechatroniker)
Themenfeld Lehr-/Lernmaterial
verschiedene Lehrbücher werden in Hinblick auf Lernziele evaluiert
Authentisch bedeutet genaue Quellenangabe
Lehrbücher werden auch auf Authentizität evaluiert
Themenfeld Lernprozess
Beziehung Lernende-Lerngegenstand: Studie von Farkas: Forschungspartner
sollen einen Text lesen (Zeitung, Sachtext, Geschichte, ...) und dabei ihre
Gedanken laut ausdrücken um herauszufinden, wie Studierende beim Lesen
vorgehen. Die Aufgabe wurde einzeln und in Paaren durchgeführt.
Text mit komplizierten Schachtelgliedsätzen - Gedanken der Studierenden zum
mitlesen
Themenfeld Lehrprozess
Gruppen deutscher und amerikanischer Studierender haben E-mails und Chats
auf Englisch und auf Deutsch geschrieben, wobei es immer Teilnehmer- und
Beobachterrollen gab, die die Chats mitgelesen haben. Nach 3 Wochen gab es
jeweils eine Intervention von Lehrpersonseite. Die AmerikanerInnen schrieben
beispielsweise keine Modalpartikel - dann gab es eine erste Intervention der
Lehrperson über die Verwendung von Modalpartikeln, die sich in der
Evaluierung der Texte, die nach der Intervention entstanden sind, deutlich
bemerkbar machte. (Studie Belz&Vyatkina 2008)
Studie Ware&Krams 2005: E-Mail Austausch zwischen Amerika und
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Lena Strehmann VO: Einführung in DaF/DaZ SoSe 2014
Deutschland, allerdings übergreifend Deutsch- und Englisch Lernende.
Jugendliche kommen auf das Thema des 2. WKs und es gibt kulturelle
Missverständnisse, auf die die Lehrpersonen auch eingehen müssen.
Forschungsmethoden
Historische Forschung (Dokumentensammlung)
Konzeptionelle Forschung (Auseinandersetzung mit theoretischen und empirischen
Forschungsbeiträgen)
Empirische Forschung (Erheben von Daten)
a. Qualitative Forschung (Feld, nicht-messbare Daten (in der Regel verbale Daten),
interpretative Auswertung, emische Perspektive)
b. Quantitative Forschung (Labor, messbare Daten (in der Regel Testergebnisse),
statistische Auswertung, etische Perspektive)
Die Kasseler Glossen bzw. Kasseler Gespräche (um 800), deren Verfasser vermutlich
aus Bayern stammte (Dialekt), umfassten thematisch geordnete Einzelwörter,
Befehlswendungen und kurze Dialoge sowie eine systematische Einführung
unterschiedlicher Flexionsmuster:
Die Pariser Gespräche bzw. Altdeutschen Gespräche (um 900) beinhalten ca 100
Einzelwörter, Redewendungen und Kurzdialoge. Leider gibt es nur noch eine Kopie
einer verlorenen Vorlage, die an den Rändern eines lateinischen Textes aufgezeichnet
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Lena Strehmann VO: Einführung in DaF/DaZ SoSe 2014
war. (Manuskriptteile in Paris und Rom)
Man vermutet, dass der Kopist (und Verfasser) der Pariser Gespräche Deutsch nur als
Zweitsprache gesprochen hat, da sie viele charakteristische Flexionsfehler
(Nichtdifferenzierung zw. Dativ und Akkusativ, ...) beinhalten. Außerdem war der
Verfasser wohl mit der Orthographie des Althochdeutschen nicht vertraut.
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Lena Strehmann VO: Einführung in DaF/DaZ SoSe 2014
Glossar und allgemeine sowie spezifisch kaufmännische Termini), der zweite ist
VERBLISTEN gewidmet und der dritte besteht aus DIALOGEN (Wortschatz aus
Glossar und Verblisten wird wieder aufgegriffen; Themen: Geschäftsalltag von
Textilhändlern und Erlernen der Deutschen Sprache).
Abschnitt 3:
Präsentatoin und Imitation der Syntax im Rahmen der Dialoge
zwei ausführliche Handelsdialoge (zwischen venezianischem Textilhändler,
deutschem Kaufmann und staatlich lizenziertem Handelsmakler)
Sammlung von kommunikativen Versatzstücken und Kurzdialogen
Funktion: Einlesen, dialogisches Lesen zwischen Schüler und Sprachmeister, ...
(vermutlich sollten die einzelnen Dialog-Bestandteile im Lernprozess abgewandelt
werden)
Das Sprachbuch unterscheidet sich nicht nur durch seinen größeren Umfang von
vergleichbaren Überlieferungen. Es geben ihnen die Lebensnähe und die Verbundenheit
mit der pädagogischen Praxis erst den Wert einer didaktischen Meisterleistung.
Venedig war eine der ersten Buchdruckereien (1469) und man konnte somit schon früh
eine Vielzahl von Büchern drucken.
Im Jahr 1477 erschien dann das erste gedruckte Lehrwerk vom Drucker Adam von
Rottweil (Venedig) mit dem Titel ¨Introito e porta¨, das als DaF-Selbstlernmaterial
dienen soll. Es ist eine sehr stark gekürzte Version von Georgs Sprachbuch, die im
Taschenbuchformat erhältlich war. Auch dieses Werk war zweisprachig - Italienisch und
Deutsch - und diente zum Erlernen beider Sprachen, also Deutsch oder/und Italienisch.
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Lena Strehmann VO: Einführung in DaF/DaZ SoSe 2014
Auch Anmerkungen zur Aussprache waren enthalten, was das Werk zu einem frühen
Zeugnis einer schriftbasierten Phonetik macht. Bis ins 17. Jahrhundert wurde es mehr
als 80 ma in verschiedenen Sprachkombinationen neu aufgelegt und es hatte
weitreichend großen Einfluss auf die europäische Lehrbuchproduktion.
Reformen im Bereich der elementaren Bildung unter Maria Theresia: Im Jahr 1774
wurde Johann Ignaz Felbiger, der der Verfasser der Allgemeinen Schulordnung für die
deutschen Normal-, Haupt- und Trivialschulen in sämtlichen kaiserlich königlichen
Erbländern sein sollte, nach Wien berufen. Die Allgemeine Schulordnung
veröffentlichte er am 6. Dezember desselben Jahres. Sie beinhaltete eine
Modernisierung und Vereinheitlichung des Primarschulwesens, eine Einführung der
allgemeinen Unterrichtspflicht für sechs- bis zwölfjährige Kinder, sowie eine
Einführung des Zusammenunterrichtens der Schulkinder.
Im Jahr 1775 erschien zusätzlich ein Methodenbuch für Lehrer der deutschen Schulen in
den kaiserlich-königlichen Erblanden.
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Lena Strehmann VO: Einführung in DaF/DaZ SoSe 2014
sprachlichen Ressourcen der Habsburger Monarchie wurden also gut genützt, indem
man beispielsweise rumänischsprachige Lehrbücher aus Siebenbürgen in der Bukowina
einsetzte. Man berücksichtigte dabei jedoch die dort gesprochene Sprachvarietät des
Rumänischen, da die Bukowina selber eine vielsprachige Region war (armenisch,
russisch, rumänisch, deutsch, ...). Außerdem förderte die Monarchie zweisprachige
Lehrbücher.
Deutsch als Fremd- und Zweitsprache an den Gymnasien der Habsburger Monarchie:
Im Reskript vom 27. November 1747 stand geschrieben, dass der Piaristenorden in
seinem Lehrplan für die Gymnasien der deutschen aber auch böhmischen Muttersprache
eine größere Bedeutung zugeschrieben werden solle. Im Studienplan für Gymnasien
von Gratian Marx (1775) wurde Deutsch als Unterrichtssprache in denn ersten beiden
Klassen und in den Nebenfächern festgelegt.
1779 wurde auch an den vier letzten Gymnasien mit tschechischer Unterrichtssprache
Tschechisch durch Deutsch ersetzt.
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Lena Strehmann VO: Einführung in DaF/DaZ SoSe 2014
Spracherwerbsforschung.
Erwerbsverlauf
heftige Diskussion: Kann man überhaupt sagen dass es Phasen des Spracherwerbs
gibt, die alle Lerner gemein haben? Konsens ist weitgehend, dass es durchaus eine
Art Erwerbsverlauf speziell im syntaktischen Bereich gibt.
Stufe 0: Bruchstückhafte Äußerungen ohne finites Verb: (akustisch) nicht
verstehbare Äußerung
grammatisch unvollständige Äußerungen
Floskel- oder formelhafte Äußerungen (danke, bisschen, ich auch, ...)
keine Syntax vorhanden
Stufe 1: finites Verb in einfachen Äußerungen: ¨Der Benjamin hat einen Schlitten¨.
Stufe 2: Separierung finiter und infiniter Verbteile:
Perfekt mit Hilfsverb hat/sein und Vollverb: ¨Und ich habe dann geweint.¨
Modalverb und Vollverb: ¨Ich wollte den auch hinwerfen.¨
trennbare Vorsilbe am Satzende: ¨Ich bring noch Legos mit.¨
Stufe 3: Subjekt nach finitem Verb nach vorangestellten Deiktika oder
Adverbialausdrücken:
¨Da ist der Papa.¨
¨Und dann hat der Hund äh gegessen.¨
¨Auf einmal hat es gekracht¨.
Stufe 4: Nebensätze mit finitem Verb in Endstellung nach subordinierenden
Konjunktionen (dass, wenn, weil, ...)
¨... Weil der auch mal mit seiner Klasse gefahren ist.¨
Stufe 5: (nicht mehr so großer Konsens) Insertion eines [Nebensatzes] in ein
Satzgefüge: ¨Eva hat das Buch, [das ihr so gut gefiel], ausgelesen.¨
Stufe 6: (nicht mehr so großer Konsens): EPA Erweitertes Partizipialattribut in einer
Nominalkonstruktion: ¨Eva hat das [von Peter empfohlene] Buch ausgelesen.¨
Von diesen sechs Stufen nehmen wir an, dass Lerner sie nicht überrspringen können. Sie
müssen der Reihe nach erreicht werden.
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Lena Strehmann VO: Einführung in DaF/DaZ SoSe 2014
Diese Stufen wurden eigentlich mit dem ungesteuerten Erwerb in Verbindung gebracht,
doch auch im Klassenzimmer findet man große Ähnlichkeiten in den Erwerbsstufen.
Studie Diehl et al 2000: Man hat 1000 Aufsätze aus drei verschiedenen Schulstufen
innerhalb von 2 Jahren eingesammelt und im Nachhinein nicht nur das Unterrichtete,
sondern auch das, was in der schriftlichen Produktion an grammatikalischen
Phänomenen verwendet wurde. Die Analysekategorien waren ähnlich wie die der
Analyse des ungesteuerten Erwerbs. Stufe 1: Subjekt und Verb, Stufe 2: Koordinierte
Hauptsätze, Stufe 3: Separierung, Stufe 4: Nebensätze, Stufe 5: Inversion
(bemerkenswert: hier ist das der letzte Schritt). Ebenfalls bemerkenswert ist, dass diese
Analyse nun quantitativ aufgetragen wird. Im Kasusbereich hat man ähnliche Analysen
gemacht und drei verschiedene Schulstufen untersucht. Phase 1: Hauptsatz =
Subjekt+Verb, Phase 2: Nur ein kasus wird benutzt, Phase 3: Zweikasussystem
(Nominativ+zweiten Kasus), Phase 4: Dreikasussystem (Nominativ, Akkusativ, Dativ).
Sehr viele DaF-Schüler bleiben auch nach Abschluss des Unterrichts auf Stufe 3 hängen
und lernen es nie, die Kasuslehre vollständig zu beherrschen.
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Lena Strehmann VO: Einführung in DaF/DaZ SoSe 2014
Dann kommt eine Übung, bei der angewendet werden muss. --> langsame Übung,
schriftlich, Einsatzübung, Lückentext mit vorgegebenen Wörtern, Partizip II
Formen müssen eingesetzt werden
Dann wieder inhaltlicher Bezug auf das Tagebuch.
Es gibt auch weitere Übungen zur Flüssigkeit der Verwendung, die mündlich sind.
Der Satz wird von hinten aufgerollt. ¨gemacht - Urlaub in Wien gemacht - Verena
hat Urlaub in Wien gemacht¨
es schließt sich im Lehrwerk noch ein zweiter Teil zum Perfekt an. In einem
weiteren Tagebuchausdruck finden die Lerner heraus, dass es auch ein Perfekt mit
ist als Hilfsverb gibt, sowie dass nicht alle Partizipe auf -t enden.
Man findet in der Grammatikdidaktik verschiedene Sequenzen vor. Die Grammatik
muss immer in mit inhaltlichen Zusammenhängen verbunden werden und kann
niemals pur vermittelt werden.
grammatikdidaktische Debatte: Wie viel wollen wir lehren und wie viel wollen wir
reduzieren? Ist es nützlich Regeln wegzulassen weil sie Lerner nur verwirren oder
sollte man den Lernern gleich alles erklären?
Stufen: (in dieser Reihenfolge)
Inhaltsfokussierung
Formfokussierung und (induktive) Regelfindung
(Deduktives) kontrolliertes und halbkontrolliertes Üben
Freie Verwendung
Auch im studio21 Buch wird der Wortschatz erweitert. In der dargestellten Lektion wird
das Thema Urlaub behandelt. Es gibt drei Fotos (Strand, Berge, Stadt) und ein Kästchen
mit lauter Wörtern, die den Bildern thematisch zuzuordnen sind.
Deshalb wird in der Regel nicht die zweisprachige Vokabelliste empfohlen, sondern es
wird empfohlen, anhand von Wortnetzen zu lernen. (Beispiel: Handlungsassoziationen
zu Jahreszeiten: im Frühling = im Garten arbeiten, spazieren gehen, Fahrrad fahren).
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Lena Strehmann VO: Einführung in DaF/DaZ SoSe 2014
Gerade die Semantisierung muss gut vorbereitet werden, bei der Festigung müssen auch
viele Übungen bereitgestellt werden und Strategien zum Vokabelerwerb vermittelt
werden.
Segmentalia:
deutsche Phoneme sind in der Erstsprache unbekannt (z.B.: /f/ im Koreanischen),
hier ist es wichtig zu erklären, wie und wo die Laute genau entstehen (Fotos)
Allophone des Deutschen (z.B.: Ich- und Ach-Laut)
Auslautverhärtung des Deutschen (z.B. Lied - Lieder) - weich- bzw. Hart
ausgesprochenes D
vokalisiertes <r> (z.B.: Messer) - r wird nicht wirklich ausgesprochen
...
Suprasegmentalia (bezieht sich auf ganze Wörter/Sätze, nicht nur auf einzelne
Phoneme --> noch viel Wichtiger!)
Wortakzente
Satzmelodie
...
hierbei sollte man die Lerner anhand von Hörbeispielen eintauchen lassen, dann
sollte man die Laute/Phänomene diskriminieren (analysieren), dann sollte das
Phänomen bewusstgemacht werden (Beschlagen des Spiegels bei ¨ch¨ laut) und
am Ende sollte das entsprechende Phänomen korrekt produziert werden.
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Lena Strehmann VO: Einführung in DaF/DaZ SoSe 2014
wissenschaftlichen Feld untersucht. (Bsp.: Vergleich deutsche/chinesische Rezensionen).
Dies ist auch für den Diskurs und die Mündlichkeit feststellbar.
Es geht stark darum, vergleichend vorzugehen und die Textmuster des Deutschen zu
kennen, um sie dann mit Textmustern aus der eigenen Kultur zu vergleichen.
Typischerweise verläuft die Sequenz folgendermaßen:
Text/Diskursart rezipieren (Inhalt)
Handlungsmuster/Textmuster/Diskursmuster (vergleichend) analysieren
sprachliche Mittel für Handlungsschritte fokussieren (Redemittel für solche
Textbausteine zur Verfügung stellen)
Text-/Diskursart produzieren
Spracherwerbshypothesen
Es wurden in letzter Zeit viele Hypothesen entworfen, wie der Spracherwerb abluft.
Hypothese 1: Kontrastiv-Hypothese: Der Spracherwerb des Deutschen ist durch die
Erstsprache beeinflusst. Ähnliche Phänomene aus der Erstsprache werden im Deutschen
auch leichter erlernt, anderes schwieriger.
Hypothese 3: Interlanguage-Hypothese: Li ist weder L1 noch L2, der Lerner bildet ein
eigenes System mit bereits erlernter Grammatik
Hypothese 4: Input-Hypothese: (80er)) Möglichst viel lesen, hören, vorlesen, reden (im
besten Fall ist der Input ein bisschen über dem Niveau des Lerners, damit Fortschritte
passieren) -> natural approach
Hypothese 5: Interaktionshypothese: Der Lerner muss nachfragen und auf diese Art und
Weise wird gelernt. Die Bedeutungen müssen ausgehandelt werden und Fragen
bearbeitet.
Soziokulturelle Theorien: weg vom kognitiven Bereich und es kommt das Paradigma
der soziokulturellen Theorien; es geht hierbei darum, ob es Lernern der Fremdsprachen
gelingt, in die Gruppen einzudringen und Zugang zu Kulturen zu erlangen. Wie gelingt
es Menschen auch mit geringen Sprachgrenzen trotzdem zu partizipieren/einen
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zumindest periphären Status in deutschsprachigen Gruppen zu erhalten?
Fehlerkorrektur
Wird unter Lehrpersonen für einen sehr wichtigen Bereich gehalten. Ein Fehler wird als
(unbewusste) Abweichung von der Norm definiert.
Es gibt alle möglichen interessanten Fehler:
Interferenzfehler: Etwas wird falsch gemacht, das in der Erstsprache anders ist. (*
Ich habe Filim gesehen: koreanisch: lm hintereinander gibt es im Koreanischen
nicht, weshalb aus Film Filim gemacht wurde. Auch den Artikel vor dem Film gibt
es in der koreanischen Sprache nicht.
Übergeneralisierungen: (gute Fehler): (*Ich habe zur Bäckerei gelauft.) Der Lerner
hat schon eine ganze Menge verstanden, nur wird die Regel in einem Bereich
angewendet, wo sie nicht wirksam ist.
Kompetenz- und Performanzfehler: Die Lerner haben das Thema noch nicht
behandelt und probieren etwas aus. Bei Performanzfehlern macht der Lerner in der
Geschwindigkeit und unter Handlungsdruck Fehler (in der Eile)
Fragen: soll überhaupt korrigiert werden? Welche Fehler sollen korrigiert werden? Wie
soll korrigiert werden (Kürzel, Sätze?)? Von wem soll korrigiert werden?
Auf all diese Fragen gibt es bis heute keine Antworten.
Mündliche Fehlerkorrektur:
Wer initiiert die Fehlerbearbeitung? Ist es der Schüler selbst, der nach
Fehlerbearbeitung verlangt oder interveniert der Lehrer?
Wer verbessert dann den Fehler? Soll der Schüler sich auf den Hinweis vom Lehrer
selber verbessern oder macht es der Lehrer gleich?
Gelingt es, die geplante Äußerungsabsicht zu realisieren? Reparatur vs. Korrektur
In den 50er Jahren entdeckte man mit dem Sprachlabor auch die Audiolinguale Methode.
Diese war stark an den Behaviorismus und den Strukturalismus angelehnt.
Behaviorismus (Gewohnheit), weil die Methode stark in die lernpsychologische
Richtung geht. Hier gibt es also keine Spekulationen, denn man orientiert sich am
beobachtbaren Vokabular. Strukturalismus (Muster) deswegen, weil die Audiolinguale
Methode sehr stark auf Mündlichkeit fokussiert ist. (In den USA hat man in dieser Zeit
sogar mündlich tradierte Indianersprachen erforscht). Man könnte fast meinen, diese
Methode ähnelt einer Dressur, dem Auswendiglernen, Einüben oder Trainieren. Die
Übungen werden so oft mündlich wiederholt, bis der Sprecher sie intus hat. Es handelt
sich also um kein deduktives Verfahren, da die Regeln gar nicht erst erklärt werden. Es
ist eher ein induktives Verfahren, bei dem die Regeln erst nach dem Automatisieren der
Phrasen erklärt werden (wenn überhaupt). Fehler werden sehr sehr genau korrigiert.
Man erkennt einen audiolingualen Lerner daran, dass er zwar keine Regeln kennt, aber
normalerweise keine Fehler macht (aus Gewohnheit). In der Klasse wird diese Methode
oft durch das ¨im Chor sprechen¨ angewandt.
Im Weiteren pendelt die Geschichte stets irgendwo zwischen dem Extrem der
audiolingualen Methode und der Grammatik-Übersetzungsmethode. Im 19. Jahrhundert
war die Übersetzungsmethode vorherrschend (W. Victor), von 1880 - 1920 waren es
direkte Methoden (L. Bloomfield, B.F. Skinner), von 1950 bis 1970 glaubte man an die
audiolingualen bzw. audiovisuellen Methoden und N. Chomsky brachte neue Ansicht
auf die Grammatik.
Doch neben diesen Polen der Methodik wurden auch einige alternative Methoden zum
Spracherwerb entwickelt. Diese haben allerdings wenig bis gar keine sprachtheoretische
und lernmethodische Grundlage, sind dennoch nicht zu unterschätzen.
Total Physical Response (Bewegungen zum Erlernen)
Dramapädagogik (Elemente aus Theater: Rollen, Skulpturen, ...)
Silent Way (Sprachenlernen durch stilles Nachdenken; der Lehrer sagt nichts,
kognitives Element; Parallelen zur Grammatik-Übersetzung
Community Language Learning (Gruppendynamik, Alles sitzen im Kreis, Lehrerin
steht hinter dem Lerner der spricht, und stärkt ihm den Rücken beim Übersetzen)
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Suggestopädie (wenig theoretische Hintergründe, maximale Entspannung, lehnt an
Yoga an, im stark entspannten Zustand soll die Sprache aufgebaut werden (Skandal:
man behauptete, im Schlaf lernen zu können)
Natural Approach
In den 70er Jahren dominierte dann der von Stephen Krashen entwickelte ¨natural
approach¨ die Lernmethodik, allerdings hauptsächlich im US-amerikanischen Raum. Es
geht hier um die Gegenüberstellung von Erwerb und Lernen. Es sind deutliche
Parallelen zur Identitätshypothese zu ziehen, die behauptet, eine Zweit- oder
Fremdsprache lasse sich ähnlich wenn nicht gleich wie die Erstsprache erlernen.
Krashen schlägt einen verständlichen Input vor (höchstens 5 aus 100 Wörtern
unbekannt), der in Form von Lesen und Hören vermittelt werden soll. Hierbei steht
nicht die Produktion im Vordergrund, da es auch stille Phasen oder Zeiten des
Schweigens geben soll. Aus diesem Grund werden auch Fehler ignoriert, da sie sich von
selber geben werden. Mit dem richtigen Input, kommt die Sprache irgendwann von
selber heraus. Methodisch werden viele Spiele gespielt und es wird auf Kommunikation
gesetzt.
Kommunikativer Ansatz
Ein anderer Ansatz ist der Kommunikative Ansatz. Dieser orientiert sich am Lernen mit
Kopf, Hand und Herz - ist also handlungsorientiert. Kopf, Hand und Herz, was
ursprünglich eine christliche Konnotation aufweist, ist in diesem Fall aber eher an eine
emotionale Ebene gebunden. Damit ist gemeint, dass Lernen nicht reine Kopfarbeit ist,
sondern dass es auch praktische Ansätze geben muss, um eine Sprache korrekt zu
erlernen. Der Sprechhandlungscharakter der Pragmatik gerät hierbei in den Vordergrund
(Formel der Begrüßung, des sich Entschuldigens, ...). Der Lerner muss laut dieser
Methode frei sprechen und riskieren. Fehler werden nicht unbedingt korrigiert. Eine
gute Übung sind hier kommunikative Übungen wie Rollenspiele oder
Informationslücken (Partnerarbeit: beide haben Informationen, die dem anderen fehlen.
Sie müssen sich darüber austauschen). (Beispiele: ein Gespräch in einer Reinigung
führen, Deutsch im Krankenhaus, etc.). Generell lässt sich bei dieser Methode also eine
Aufgaben- und Handlungsorientierung feststellen. (Sanduhrenmodell - Stundenplanung
nach der Sanduhr-Methode von Brady 2001)
Autonomieorientierung
Eine weitere Methode ist die Autonomieorientierung, die hauptsächlich in
Grundschulen zu finden ist. Lernende dürfen hierbei selbst entscheiden was sie machen,
wann sie es machen und wie. Sie setzen ihre eigenen Ziele und suchen ihren eigenen
Weg, dorthtin zu kommen. Je nach dem wie hoch die Ziele gesteckt sind, kann die
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Lehrperson dann eingreifen und die Lerner mit Material unterstützen.
Autonomieorientiertes Lernen wird oft mit Freiarbeit, Wochenplanarbeit oder
Werkstattunterricht verbunden. Zu speziellen Methoden gehören folgende:
Stationen lernen
Webquest: neue form des Projekts mit Hilfe digitaler Medien. Drei Phasen:
Phase I: Instruktion: Sprachlernsoftware, blended learning (Artikelschießen,
Spiele) Autonomie: Lerner wählt selber aus und arbeitet alleine für sich am
Computer
Phase II: Informationsfunktion: Webquest; die Lerner machen eine
Schnitzeljagd im Internet, Sie organisieren einen Trip nach Zürich und werden
dabei von bestimmten, vom Lehrer ausgewählten, Websites, gelenkt (z.B.: Seite
der Schweizer Bahn). Dies wird in Gruppenarbeit durchgeführt und beansprucht
ca. 5-6 Unterrichtseinheiten.
Phase III: Kommunikationsfunktion; E-mail, Chat und Videokonferenz
Projekt: Projektwochen, Lerner setzen sich als Gruppe ein Ziel, Flughafenprojekt
z.B.:
Eine weitere Lernmethode ist die der Ampelstrategie, in der man sich Worte auf
Kärtchen notiert, sie in einie Box einsortiert und dann einmal pro Woche abprüft. Je
nach dem ob richtig oder falsch geantwortet wurde, bekommen die Kärtchen eine neue
Position im Kasten mit ¨grünem¨ oder ¨rotem¨ Licht.
Post-Methoden-Ära
Heute befinden wir uns in einer sogenannten Post-Methoden-Ära. Wenn neue Methoden
entwickeltt werden, glaubt man nicht wirklich daran, dass es die neue Methode ist, die
alle anderen ersetzen wird. Es macht also nach heutigen Ansichten eine gute Mischung
den besten Lehrer. Auch die Vergleichsproblematik der Methoden führte zu dieser Ära.
Die Suche nach der ¨richtigen Methode¨ ist somit überwunden und es herrscht eine
weitgehende ¨Methodenvielfalt¨.
Sozialformen
Es gibt vier verschiedene Sozialformen im Unterricht, zwischen denen man sich bei der
Vermittlung einer Phase/Lernstufe entscheiden muss.
Klassenunterricht: Hier unterscheidet man zwischen Frontalunterricht, (fragen-
entwickelndem) Unterrichtsgespräch und dem Kreisgespräch
Gruppenarbeit
Partnerarbeit: Hier gibt es Differenzierungen zwischen Kooperation (Rollenspiel),
Helfer- bzw. Tutorensystemen oder ¨reciprocal teaching¨ (Unterrichtsform zur
Förderung des Leseverständnisses: Textabschnitte werden einzeln bearbeitet und
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auch separat ausgehändigt, ein Schüler übernimmt jeweils einen Textabschnitt und
moderiert dann eine Runde, in der der Textabschnitt auf verschiedene Fragen
abgearbeitet wird)
Einzelarbeit
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