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2 Vgl. neuerdings H. Braun, Qumran und das Neue Testament II, 1966, 40,* j . Schrei-
ber, Theologie des Vertrauens, Eine redaktionsgeschichtliche Untersuchung des
Markusevangeliums 196?, 118f. 122f. (bes. Anm. 125) تs. dazu die Auseinander-
Setzung in den Anmerkungen. Am weitesten ging wohl A. Schweitzer, Die Mystik
des Apostels Paulus 19542, 235. 23?, für den die Speisungen Jesu bereits historisch
eucharistische waren, nämlich Weihe für die künftige Teilnahme am messianischen
Mahl. Vgl. ders., Geschichte der Leben-Jesu-Eorschung 19264, 421f. 424.
3 Vor allem E. Lohmeyer in seinem Aufsatz »Das Abendmahl in der Urgemeinde«,
JBL 56, 193?, 21?— 252, bes. 224f. 234ff.*, vgl. im Literaturberieht »Vom urchrist-
liehen Abendmahl« ThR 9, 1937, 2?9ff.; 10, 1938, 91ff. Auch H. Lietzmann, Messe
und Herrenmahl 1926, 245f. weist auf die Speisungsberichte, ohne sie jedoch für
seine These in Anspruch zu nehmen. Eine groteske Übersteigerung findet sich neuer-
dings bei G. Schille, Anfänge der Kirche (BEvTh 43) 1966 (vgl. unten Anm. 53).
4 Vgl. vor allem j . Roloff, Das Kerygma und der irdische Jesus, Historische Motive
in den Jesus-Erzählungen der Evangelien 19?0, 237— 269, der jeglichen euchari-
stischen Einfluß bestreitet und zeigen will, daß »die Überlieferung davon Abstand
genommen hat, beide Komplexe übereinanderzuprojizieren« (264). »Unter Re-
spektierung der geschichtlichen Distanz« (263) haben die Speisungsgeschichten ihren
Sitz im Leben »in der Rückerinncrung an die Gemeinschaft der Erdentage Jesu«
(263). Die Einzelargumentation R.s bringt deutlich zu Bewußtsein, in welchem
Maße mehrdeutig die Texte in der Tat sind, so daß letztlich die Entscheidung am
Gesamtentwiiri fallen muß.
2 2 لHermann Patsch, Abendmahlsterminologie außerhalb der Einsetzungsberichte
7 Vgl. G. Friedrich Die beiden Erzählungen von der Speisung in Mark. 631-44 81-9,
ThZ 20, 22—10 ,4 ل9 ; ةH. j . Held, Matthäus als Interpret der Wundergeschichten
(in: Bornkamm — Barth — Held, Überlieferung und Auslegung im Matthäus-
evangelium, WMANT 1, 19654, 155— 287) 171— 1 7 4 .1 7 6 ؛E. Lohmeyer, Das Evan-
gelium des Matthäus (KEK Sb) 237 , ل958( ةder 235 ff. von Mk unabhängige Tradi-
tion vermutet); V . Iersel, a. a. o. 170— 1 7 3 .192f.; Heising, a. a. ٠ . 72f. Anders
Roloff, a. a. o. 251#., der aber nicht erklärt, weshalb Mt den T ext des Mk ändert.
Der Befund in Mt 26 26 (ebd. 253 Anm. 181) läßt sich (s. u.) anders deuten.
8 Erwähnenswert, aber m. E. zu spitz, ist van Iersels weitere Ausdeutung: »Matthäus
schildert hier die Jünger Christi als die liturgischen Amtsttäger, die bei der Abend-
mahlsfeier das Brot heranbringen und das von Christus gespendete Brot an die
Gemeinde austeilen« (a. a. o . 192f.). Auf die Art der Feier in der Gemeinde des Mt
schließen auch Lohmeyer, Mt a. a. o. 237; Heising, a. a. 0 . 73.
2 1 4 Hermann Patsch, Abendmahlsterminologie außerhalb der Einset¿ungsberichte
13 An sich könnte man sagen: Mt beseitigt die mk Asyndeta, weraus sich ελαβεν
erklärt. Aber 26 26f. rührte er, bei Durchführung derselben Absicht, λαβών nicht
an (λαβών . ٠. καί εύλογήσα ؟Ικλασεν. λαβών . . ٠καί ευχαρίστησα ؟εδωκεν diff
Mk) ؟Dagegen ändert 1 Kor 11 24 bei Einfügung des καί in ؛؟λαβεν.
14 Es mag noch darauf hingewiesen werden, daß Mt 15 37 in Parallele zu 14 20 ( = Mk
6 42) zu εφαγον ein ττάντε ؟ergänzt (das Mk hier nicht bringt), was an 26 27 πίετε
ττάντε ؟erinnert.
15 Vgl. V . Iersel, a. a. 0 . 169— 173. 190ff.: B. s. Easton, The Gospel according to
St. Luke 1926, 137تHeising, a. a . 75 . هf.
16 Die gemeinsame Auslassung — die zu der gleichen Ungeschicktheit über das »Bre-
chen« der Fische führt —* kann nicht Zufall sein, sondern ist entweder auf gegen-
seitige Kenntnis (so z. B. Heising, a. a. o. 75f.) oder auf Abhängigkeit von einer
gemeinsamen Traditionsvariante (so T. Schramm, Der Markus-Stoff bei Lukas, Eine
liteak ritisch e und redaktionsgeschichtliche Untersuchung, Diss. Hamburg 1966
(Masch.), 92f.) zurückzuführen.
17 Auch Mt 1415 spezifiziert die Zeitangabe. Dem Ersatz des άνακλίνειν durch κατα-
κλινειν kann ich keinen Hinweis auf das Abendmahl entnehmen (gegen V . Iersel,
“ Vgl. Schramm, a. a. 0 . 92 f.
19 Mk 81-10 gehört zu der »großen Auslassung« von Mk 6 45—8 26 bei Lk, so daß eine
Beurteilung der Streichung schwierig ist. H. Schürmann, Die Dublettenvermeidungen
im Lukasevangelium, ZKTh 76, 1954, 83—93, 85 vermutet, daß Lk die zweite Brot-
Vermehrung habe aussparen wollen und daß dies ihm den Anlaß gab, die Auslassung
2 6 لHermann Patsch, Abendmahlsterminologie außerhalb der Einsetzungsberichte
IL
nach vorne und rückwärts großzügig zu erweitern. Dann hätte freilich Lk in größerem
Maße vorausschauend disponiert, als Schürmann sonst herausgearbeitet hat. Vgl.
ähnlich L. H. Jenkins, A Marcan Doublet, in: Studies in History and Religion,
Presented to H. ١٧. Robinson, ed. E. A. Payne 1942, 87—111, 93f., mit Hinweis auf
Streeter.
20 Lk ändert καί λαβών in λαβών δέ und beseitigt fälschlich den absoluten Gebrauch
von εύλογειν, indem er das Objekt αύτού ؟hinzufügt und dadurch das Tischgebet
zur Weihung macht (vgl. j . Jeremias, Die Abendmahlsworte Jesu 1967*, 167).
So auch Mk 8? (ευλόγησα ؟αυτά), woher Lk diesen Gebrauch haben kann. In
beiden Fällen bessern die Handschriften.
Hermann Patsch, Abendmahlstenninologie außerhalb der Einsetzungsberichte 2 1 7
31 Auch noch bei Justin Apol r, 668; dagegen nicht mehr in Did 9 2f.
32 Den gieichen Schiuß hat Schürmann, Paschamahibericht a. a. ٠ . (Anm. 24) 55 ge-
zogen. Wir haben hiei eine Begriffsverengung innerhaib der Bedeutungseinschrän-
kung, die die Evangelien an sich schon vertreten (Schermann, a. a. o . 410) اEine
innerchristliche Entwicklung nimmt auch j . M. Robinson, Die Hodajot-Eormel in
Gebet und Hymnus des Erüh^ristentums (Apophoreta, ES E. Haenchen 1964,
194—235) 202f. an, der den Wechsel von ευλογειν zu ευχαριστειν auf die Ersetzung
der Berakot-Eormel durch die Hodajot-Formel zurückführt. Die spezielle »eucha-
ristische« Wortverengung ist dabei leider nicht bedacht.
33 S. Anm. 5.
34 Diese Tatsache ist m. E. die beste Widerlegung der Behauptung, daß ευλογειν die
ältere Übersetzung von ברךsei, die allmählich durch εύχαριστεΐν ersetzt wurde.
Ein Ersatz wäre konsequenter durchgeführt worden! Vgl. auch das bezeichnende
Nebeneinander beider Stämme in I Kor 1416a. b Mk 8 6.? Josephus, Ant. Jud.
VIII, 111 (Hinweis bei A. Schlatter, Der Evangelist Matthäus 19483, 465) أDer Tat-
bestand läßt drei Deutungsmöglichkeiten zu : 1) ברךist von vornherein — u. u. mit
der Absicht der Differenzierung zwischen den beiden Danksagungsakten (vgl.
G. Dalman, Jesus-Jeschua 1922, 123) — doppelt übersetzt worden; 2) beide über-
lieferungseinheiten hatten eine verschiedene Entwicklung; 3) Mk hat zwei sich in der
^ ؟-T erm inologie unterscheidende Texte kombiniert. N. Turner, The sty le of St.
Mark's Eucharistie Words, JThS NS 8, 1957, 108-111, 109 weist darauf hin, daß
Synonyma in unmittelbarer Nähe bei Mk nicht selten sind. Hat er damit zwar noch
Hermann Patsch, Abendmahlstenninologie außerhalb der E in s e t z u n g s b e r ic h t e 219
H l.
L äßt sich dieses U rteil auch an den Speisungsberichten des
Markus bew ahrheiten ? W as für Mt und Lk gilt, besagt für Mk vorerst
nicht, wie er möchte, bewiesen, daß der wechseiseitige Gebrauch in Mk 1422f.
markinisch ist, sc ist doch gegenüber der vorschneiien Behauptung von Quelien-
kombination Vorsicht geboten.
ةةLk iügt zu εύλόγησεν ein αύτού( ؟s. Anm. 20), d. h. er erlaubt sich bei εύλογειν
einen Eingriff, den er bei εύ χ α ρ ι^ ε^ nicht wagt. Mk war ihm (8 7) vorausgegangen.
Diese Tatsache entwertet etwas das Ergebnis der philologischen Überlegungen zu
εύχαρισ־ι־ε1ν. »So hätte L. nicht geschrieben, wenn ihm εύλογειν ohne Objekt, das er
Mar. 6 41 las, noch geläufig gewesen wäre« (Schlatter, Lk a. a. o . 94). εύλογειν
C. acc. im Sinne von »preisen, das Lobgebet sprechen« war in der biblischen
Gräzität durchaus geläufig (εύλογειν τόν θεόν Lk 53 24 28 2 64 ;لτον κύριον
Jak 39), desgl. im Sinne von »segnen« (Lk 2 34 6 28 24 50f. Rm 12 14 Eph 1 3
Hbr 6 14 u. ö.); im Sinne von »die Tischbenediktion sprechen« (vgl. dazu
Billerbeck, a. a. o . I, 685ff.; Dalman, a .a .O . 122ff.) verträgt εύλογεΐν das
Objekt jedoch nicht, da nun das Brot als gesegnet erscheint (s. L. Brun, Segen
und Fluch im Urchristentum 1932, 48f.; H. w . Beyer, Art. εύλογέω κτλ ThW Η ,
760). Diesen W eg der Hellenisierung war schon die L X X gegangen, vgl. E x 23 25
εύλογειν τόν άρτον, 1 Βασ 9 13 εύλογειν ه θυσίαν, nicht jedoch — sow eit ich
sehe — Philo und Josephus (sowie die a l^ c h lic h e n Väter, die εύλογειν in diesem
Sinne gar nicht mehr gebrauchen). Ein Übergang ist das τό ποτήριον τη ؟εύλογία؟
δ εύλογούμεν (1 Kor 1016); die Möglichkett, daß auch in Mk 6 41 14 22 Mt 1 4 19
26 26 das Objekt (άρτο )؟aus dem Zusammenhang stillschweigend ergänzt wird,
ist nicht völlig von der Hand zu weisen (s. Bauer, Wb a. a. ٠ . 637). Lk ﺳآلdarum
nicht bewußt gewesen sein, daß sein stilistischer Eingriff zugleich ein sachlicher
w ar.
2 2 0 Hermann Patsch, Abendmahlsterminologie außerhalb der Einsetzungsberichte
noch nichts. Der Nachweis ist vor aiiem darum schwierig, weil die m k
R edaktion nur schwer abzuheben ist, es m ithin an sicheren Hinweisen
m angelt. Die Forschung ist darum recht skeptisch^. Van Iersel h a t
jedoch m it neuen A u m e n te n den Versuch unternom men, zu zeigen,
daß auch die Berichte bei Mk im Blick auf die Eucharistie gestaltet
seien^؟, so daß eine Diskussion lohnend ist.
Mk h a t von zwei verschiedenen Ereignissen erzählen wollen
( 8 و ل. ;ﺀرer hat, so wird m an verm uten dürfen, m it jeder Geschichte
etw as anderes zum Ausdruck bringen wollen^®. Es interessieren hier
nur die Speisungsakte. In 6 41 fällt, innerhalb der recht geschlossenen
Erzählung, die sprachliche Unausgewogenheit auf. Jesus spendet
Brote und Eische, aber die Gewichte der Darstellung sind verschieden
verfeilt. Die Handlungen, die das B rot betreffen, werden um ständlich
berichtet, die Austeüung der Fische knapp und lakonisch a n g efü ^ .
Daß die Jünger an deren Verfeilung beteiligt waren, darüber verlautet
nichts. Ebenso klappt in V . 43 das καί α π ό τ ω ν ιχθ ύω ν sichtlich nach.
In V. 44 heißt es lediglich, daß Brote gegessen wurden. Schon hier
haben wir also die Tendenz der Betonung des Brotmom entes, der wir
in verstärktem Maße bei Mt und Lk begegneten.
Die Unausgeglichenheit läßt redaktionelle Ü berarbeitung ver-
m uten. Das Nachklappen des Fisch-Motives legt zunächst nahe, es aus-
zuscheiden. Aber das ist nicht ratsam . Gerade die Tatsache, daß es
zuriickgedrängt werden m uß, z e i^ , daß es der Geschichte urspriinglich
zugehörf. Es gäbe auch keinen plausiblen Grund dafür, die Austeilung
٠٠ Daran schon scheitert A. Loisys Hypothese einer sekundären Herleitung aus der
Eucharisrieteier : ,De récit de la ^ Im p lication des pains était un véritable mythe de
la cène eucharistique‘ (D ״Évangile selon Marc 1912, 196).
40Vielleicht will das nachklappende καί άπο τω ν Ιχθύων ( ه٧ رو. die Gewichte wieder
teilweise zurechtrücken. Mt und Dk haben dieses Einsprengsel wieder ausgeschieden.
Vgl. Taylor, a. a . ه. (Anm. 6) 326.
41 a. a. 0 . l?4f.
42 Vgl. Ziener, a. a . ه. (Anm. 33) 234; Dohmeyer, Mk a. a. o . 163 Anm. 4; Grundmann,
Mk a. a. ٠ . 169; Taylor, a .a .O . 3 5 7 .359f.; Schweizer, a .a .O . 88f.; dagegen
Boobyer, a. a. o. 162; Haenchen, a. a. o. 281; Roloff, a. a. ٠ . 2 4 1 -2 6 1 .
Zeitschr. £. d. neutest. Wiss., 62. Band, 1971 16
2 2 2 Hermann Patsch, Abendmahlsterminologie außerhalb der Einsetzungsberichte
Mk 38 ةMt 1417 δύο Ιχθύα ־—؟Lk 913 ؛χθύε ؟δύο, anders Mk 6 41 parr). Aus ﺔ1ﻟ
dem ist zu schließen: 1) V . 7 fällt sprachlich aus dem K ontext heraus, 2) ist nicht
spezifisch markinisch und روgab, nicht zuletzt deshalb, leicht Anlaß zu Korrek-
turen.
48 Auch Mk 819. 20 ist nur mehr vom Brot die Rede.
49 Daß es verschiedene Varianten gab, ist ja durch die Dublette, durch Joh 6 und das
verarbeitete Sondergut bei Lk erwiesen. Zu beachten sind die verschiedenen Begriffe
für Fisch: Ιχθύ ؟Mk 6, Ιχθύδιον Mk 8, όψάριον }oh 6. Die Angleichung war also
keine literarische. — Die bei Schlatter, Mt a. a . ه. (Anm. 84) 494f. referierten
G rö^ u nterschied e der Fische werden kette Rolle gespielt haben.
50Van Iersel argumentiert freilich anders: Das Fisch-Motiv hätte auch wie bei Mt 15
eingefügt werden können. Das Vorgehen des Mk hänge darum »irgendwie mit der
Scheu zusammen . . ., in die Formel von V . 6 b einzugrehen . . . Diese Scheu fand ihre
Ursache wohl in den bei der Formulierung von V . 6 hervorgerufenen Assoziationen
m it dem Abendmahl« (a. a. o . 176f.). Diese Vermutung ist jedoch nicht verifizierbar.
51 Es berührt merkwürdig, wie in der Forschung mittels der redaktionsgeschichtlichen
M ettode die Absicht des Mk in der doppelten Erzählung herausgearbeitet wird, ohne
daß 8 1 مﺀوBerücksichtigung fände, wo nun gerade das mk Redakrionsverfahren m it
Händen zu greifen ist. Eine Ausnahme bilden A. Farrer, St. Matthew and St. Mark
19662, 57— 80 (der dann freilich die Speisungsberichte spirittalisrisch interpretiert)
und vor allem Roloff, a. a . 251— 246 . ه.
82Lohmeyer, Mk a .a .O . 157; M. Dibelius, Die Formgeschichte des Evangeliums
230 , ل9 ة9 ةhaben gut beobachtet, daß Mk 814-21 »johanneischen« Zuschnitt hat.
Man wird diese Beobachtung nicht dahin ausweiten können, daß Mk in joh Weise
Jesus als das Lebensbrot bezeichnet (so wieder Schreiber, a. a. o. (Anm. 2) 118,
15*
2 2 4 Hermann Patsch, Abendmahlsterminologie außerhalb der Einsetzungsberichte
unter Berufung auf ενα άρτον V. 14), wenngleieh sieh hier ein ähnlieher Ansatz abzu-
zeichnen beginnt. Mk will sagen, daß Jesus, der schon zweimal mit wenig Brot viele
gespeist hat, auch mit dem ενα δ:ρτον den Jüngern Genüge schaffen kann, d. h. deren
Sorge unbegründet ist. Mit dieser »historischen« Argumentation wird nur in zweiter
Linie auf die Gemeinde abgezielt. Daß die Szene im Zusammenhang des Evangeliums
auch noch eine übertragene Bedeutung hat, nämlich in bezug auf das Jünger-
Unverständnis der Person Jesu gegenüber, soll dabei nicht bestritten werden (vgl.
die verschiedenen Entwürfe dazu etwa bei ] . Gnilka, Die Verstockung Israels,
StANT 3, 1961, 36ff. ; Roloff, a. a. ٠٠ 246ff.), zumal ab V. 16 von dem einen vorhan-
denen Brot gar nicht mehr die Bede ist. Aber die »historisierende« Anknüpfung darf
dabei nicht aus dem Auge gelassen werden. Auf jeden Fall ist übertrieben zu sagen*.
»Touch with history is not lost, but catechetical interests supervene« (Taylor, a.a.O .
364).
53 Dieser Sachverhalt ändert sich bekanntlich in späterer Zeit. Das Fisch-Motiv in
Lk 2442 und Joh 2 1 9ff. ist ungeklärt. Schille, a. a. 0 . (Anm. 3) 166, vgl. 179f.,
schließt, phantastisch genug, auf eine »Dankfeier der galiläischen Fischer bei Brot
und Fischzukost« im Unterschied zum (b^hanisch-judäisehen) eschatologischen
Abendmahl. Zur jüdischen Fischmahl-Tradition s. nach F. j . Dölger, Ichthys 11,
Der heilige Fisch in den antiken Religionen und im Christentum 1922 zuletzt E. R.
Goodenough, Jewish Symbols in the Greco-Roman Period V, 1956, 41 ff. 50ff., der
ein jüdisches sakramentales Mahl (cena pura) erschließt, das Fisch, Brot und Wein
enthalten habe.
*ﺀVgl. Anm. 35,
55 Daß sich bei gleichbleibendem Wortlaut eine inhaltliche Verschiebung ergeben
konnte, deren äußerlicher Ausdruck dann die Einfügung des Objektes bildet, ist in
Anm. 35 dargetan.
Hermann Patsch, Abendmahlsterminologie außerhalb der Einsetzungsberichte 2 2 5
56 Hingewiesen sei noch darauf, daß in V . ? das stereotype καί λαβών fehlt (vgl. dazu
K. Petersen, Zu den Speisungs- und Abendmahlsberichten, ZNW 32, 1933, 217f.,
der aber sehr kurzschlftssig von der Textgeschichte her argumentiert). Eine Bil-
dung wie καί λαβών τά Ιχθύδια όλίγα εύλογήσα ؟εΓττεν wäre لa durchaus möglich
gewesen. In nichteucharistischer Umgebung war jedoch kein Grund zu dieser
Bildung.
57Ließe sich die oben für Mk 6 erwogene, aber verworfene Vermutung bewahrheiten,
daß auch dort das Fisch-Motiv redaktionell ergänzt ist, bestände eine genaue vormk
Parallele zu *Mk 3. Dann wäre zu erwarten gewesen, daß Mk beidemal auf dieselbe
Weise ergänzte. Das aber ist nicht der Fall. Man müßte also schon eine zweite, einge-
arbeitete Variante zu ♦Mk 6 — ־unabhängig von der zu *Mk 3 — postulieren, was zu
spekulativ ist.
58 Boobyer, a. a . 1 6 2 ه. f.
2 2 6 Hermann Patsch, Abendmahlsttr^inologie außerhalb der Einsetzungsberichte
59 B. Rcicke, Die Mahlzeit mit Paulus auf den Wellen des Mittelmeers Act 27 33-38,
ThZ 4, 0ل 948
40 ل, 4—
( لebd. An m. 3— لFcrscher-Katene pro et contra). R. geht
davon aus, daß Pis hier als θείος άνήρ geschildert sei, der nicht lediglich eine gewöhn-
liehe, sondern eine sakramentale Mahlzeit — in der Linie der Speisungsberichte
(408) — ausrichtete. Darauf weise auch die mystische Zahl 276 (407ff.). Die Termi-
nologie sei absichtlich nach der Form des Herrenmahls stilisiert (403ff.), die Zahlen-
angabe nach den Brotvermehrungsberichten (der formgeschichthche Unterschied zu
Lk 9 14 erkläre sich dabei aus der Wir-Quelle; 407 Anm. 10). An R. schließt sich an
P.-H. Menoud, Les Actes des Apôtres et l’Eucharistie, RHPhR 33,1953, 2 3 6 ﺳﻞ,
32ff.; ohne Kenntnis beider plädiert M. Wilcox, The Semitisms of Acts 1965, 82 für
eucharistischen Einfluß auf die Formulierung, was aber sekundär sei. Vgl. noch E. V .
Severus, Art. Brotbrechen, RAC H, 623 (zögernd); R. D. Richardson, The Place of
Luke in the Eucharistie Tradition (Studia Evangélica I, TU 73, 1959, 663— 675, 671:
bewußte Anspielung des Lk).
eoa. a . 409 . ه. R. ist überzeugt, daß diese »rituelle Stilisierung der Handlung« vom
historischen Paulus vorgenommen wurde, »gleich in der ursprünglichen Situation«
(420). So auch Menoud.
61 Ablehnend auch Haenchen, Conzelmann, Wikenhauser in ihren Kommentaren zu
Act z. St.
62 Die Austeilung wird von einigen Handschriften nachgetragen: έτπδιδούς καί ήμιν
614 pe syh sa. Reicke, a. a . 405 . هberuft sich auf 1 Kor ﻟﻞ23ﻣﺚund Apg 2011, wo
gleichfalls nicht von einer Austeilung die Rede sei; aber beidemal ist sie impliziert,
da es sich um ein Gemeindemahl handelt — in Act 27 35 eben nicht. Daß von einer
übernatürlichen Mahlzeit die Rede sei, die alle sättigt — R. erwägt ein Brotver-
mehrungswunder — أ, sehe ich nicht; »daß die Teilnehmer trotz der Knappheit der
Rationen gesättigt wurden« (407), nimmt sich neben V . 3 3 wunderlich aus, wo Ge-
treide ins Meer geworfen wird. R.s Argumentation kann nirgendwo überzeugen, sie
gipfelt in der zitierten Aussage von der »Präfiguration« des sakramentalen Mahles
für eine zukünftige Jüngerschaft — eine Vorstellung, die der ntl. Abendmahls-
theologie strikt widerstreitet.
63 Vgl. Billerbeck:, a. a. o . I, 685ff.; ! ٢٠ 611— 639. H. Conzelmann, Die Apostel-
geschickte (HNT 7) 1963, 145 spricht von einer Angleichung an die christliche Mahl-
sitte — die aber natürlich der jüdischen entspricht.
Hermann Patsch, Abendmahlsterminologie außerhalb der Einsetzungsberiehte 2 2 7
IV.
Der Speisungsbericht bei Johannes (6 1 5 )ل־bringt eine selbstän-
dige Tradition; eine literarische Abhängigkeit von einem der Synop
67 s .ebd. 178.
68 V . Iersel·, a. a. ٠٠ 178 meint, daß die vorausiiegende einzige Tradition für beide
Berichte bereits eucharistisch geprägt war, was aber m. E. zu scharfsinnig gefoigert
ist. Die eucharistische Interpretation kann durchaus زeweﻟﻦs eigenständig erfolgt sein
und muß keinen gemeinsamen Anfangspunkt haben, die Parallele zum Herrenmahl
lag ja für jeden Christen unmittelbar auf der Hand. Ich kann ihm auch darin nicht
folgen, daß die Brotvermehrungserzählung ihren Sitz im Leben in der Didache der
Abendmahlsfeier gehabt habe (178— 182). Is. daran anknüpfende Erwägungen sind
m. E. unhaltbar; sie fallen gegenüber den philologischen Beobachtungen stark ab.
Vgl. auch die ablehnende Argumentation bei Roloff, a. a. ٠ . 244 Anm. 147, der mit
Recht einwendet, daß dann ein deutendes Wort nicht fehlen dürfte.
Hermann Patsch, Abendmahlsterminologie außerhalb der Einsetzungsberichte 2 2 9
®®Vgl. R. Bultmann, Das Evangelium des Jobannes (KEK 2) 1959, 155; Haencben,
a. a. 0 . (Anm. 6) 281— 284; ders., Johanneische Probleme (Gott und Mensch 1965,
?8— 118) 90—93; Schramm a. a. ٠٠, (Anm. 16) 92 und Anm. 467; bes. C. H. Dodd,
Historical Tradition in the Fourth Gospel 1 9 6 3 ,1 9 ^ 2 2 2 . Anders z. B. C. K. Barrett,
The Gospel according to St John 1965e, 226ÍÍ.; j . H. Sanders * B. ٨ . Mastin,
A Commentary on the Gospel according to St. John 1968, 9. 175«. Einen Überblick
über die Forschung zur joh Quellenlage gibt j. Blinzler, Johannes und die Synoptiker
(SBS 5) 1965, 1 0 -6 0 .
®؟Boobyers ablehnender Hinweis auf Joh 11 41 (a. a. ٠ . 164) sticht nicht, da dort das
Objekt steht (σοι) und keine Tischbenediktion vorliegt. Auch in der Reflexion 623
(wenn nicht überhaupt eine Glosse vorliegt) fehlt das Objekt.
71 p 66 hat ευχαριστήσας ^δωκεν; אD (al)it haben εύχαρίστησεν καί εδωκεν, wohl
keine Annäherung an einen Abendmahlstext.
72 Daß es sich um die Termini der jüdischen Mahlzett handelt (Bultmann, Joh a. a. 0 .
15? Anm. 5), widerspricht dem nicht.
73 Nach H. strathmann, Das Evangelium nach Johannes (NTD 4) 19599, 113 ist sie
»als eine typologische Vorausdarstellung des künftigen Herrenmahls verstanden und
gestaltet«; ähnlich A. Wikenhauser, Das Evangelium des Johannes (RNT 4) 195?2,
120; A. j. B. Higgins, The lo r d ’s Supper in the Hew Testament 19563, 79— 84;
Barrett, a. a. o . 230 u. a. Energischer Protest bei Boobyer, a. a. 0 . 163 ff. ; Roloff,
a. a. 0 . 264—269; Heising, a. a. ٠٠ 78. Auf die Manna-Typologie verweist F. Hahn,
Die alttestamentlichen Motive in der urchristlichen Abendmahlsüberlieferung,
EvTh 27, 1967, 337— 374, 347ff.
74Der Einschub der Seewandel-Perikope ist durch die Tradition vorgegeben (vgl.
Mk 645-52), die nachfolgende Jüngerbelehrung (unter dem Stichwort σημεϊον) auch
(vgl. Mk 8 U ff. م(مﺀﻫﻞS. Dodd, a. a. ٠٠ (Anm. 69) 212«. 218ff.
2 3 0 Hermann Patseh, Abendmahlsterminologie außerhalb der Einsetzungsberichte
75 Ob Job 6 51-58 ٧٠^ Evaugebsten oder vom Redaktor stammen, ist für diese Frage
irrelevan t.
7 ﺀDodd, a. a. o . 202t. spriebt direkt von ,sacramental acts׳. Er verm utet, unter
Berufung auf Did ل0 1 مdaß έμττίμττλασθαι (6 1 2 ) auf eine btur^sche Tradition
zurückgebe, die von der differiere, die hinter den Synoptikern begt (wo es statt-
dessen, gleichbedeutend, χορτάζεσθαι beißt) (204 Anm. 2) ; eine Parallebtät der
κλάσμοττα zu Did 94 lehnt er dagegen ab (20? Anm. 1).
77 D (frsys) verdeutbchen: ευχαριστήσα ة؟8 ﺳﻤﺎدت.
78 Vgl. Bultmann, Joh a. a. o . 549f.; Barrett, a. a. ٠ . 484. Der Bezug auf 61-15 ist
durch όψάριον eindeutig. Die eucharistischen Anklänge bestreitet Roloff, a. a. 0 .
260.
78 Vgl. H. Schürmann, Lk 22 4 2 a das älteste Zeugnis für Lk 22 20 ? (Traditionsgeschicht-
liehe Untersuchungen zu den synoptischen Evangeben 1968, 198— 19?). Das wäre
immerhin ein Beweis für die Ursprünglichkeit des Lk-Langtextes ١ .
80 S. j . Schmid, Das Evangebum nach Lukas (RNT 3) I9604, 358; L. Ragg, s t Luke
(Westminster Comm.) 1922, 316.
81 Der Text ist Lk 9 10 ähnbeh, aber bezeichnenderweise fehlt die luk Anfügung des
Akkusativobjektes (s. Anm. 35), was bei den starken Lukanismen des sonstigen
Textes (E. Klostermann, Das Lukasevangebum, HNT 5, 19292 z. St.) auffällig
genug ist. Noch größer ist die Ähnlichkeit zu Mt 14 ﻣﻮاViebeicht weisen beide Texte
auf eine gemeinsame tibersetzungstradition (s. oben zu Mt 1410). Roloff, a. a. D.
25? lehnt eine eucharistische Interpretation wegen mangelnder Übereinstimmung
von 2420 und 2210 ab. j . Dupont, The Meal at Emmaus (in: j . Delorme u. a., The
Eucharist in the N. T. 19652, 105— 121) 115ff. meint, daß ein Christ in der griechisch
sprechenden Welt gar nicht anders als eucharistisch verstehen konnte. Vgl. zuletzt
H. D. Betz, Ursprung und Wesen christlichen Glaubens nach der Emmauslegende,
ZThK 66, 1969, ?— 21,12.
Hermann Patseh, Abendmahlsterminologie außerhalb der Einsetzungsberichte 2 3 1
V.
Ais Ergebnis läßt sich folgendes zusammenfassend formulieren:
In m ehreren Uberlegungsgängen h a t sich zeigen lassen, daß die
A bendm ahlstem iinolo^e außerhalb der Einsetzungsberichte ihr über-
h e f e ^ g g s c h ic h tlic h e s Leben im Schatten der H erce!^ahlstradition
führte. Dieser T atbestand erwies sich darin, daß die durch diese
Terminologie geprägten Erzählungen der Gemeindefeier gemäß
gestaltet wurden, daß εύχαριστειν sachlich und formal eine Sonder-
entwicldung durchm achte und daß die Berichte in den Speisungs-
akten zu charakteristischer Stereotypie erstarrten. Die drei Beobach-
tungen, am E inzehext gewonnen und erst طder Reihung beweis-
kräftig, stützen sich gegenseitig. Die Texte, wie die Abendmahlstexte
selbst, bedienen sich der jüdischen Speisungsterminologie ; aber der
bloße Hinweis auf diese Tatsache reicht im Blick auf den erarbeiteten
Befund nicht m ehr aus, die eucharistische Beeinflussung der behan-
delten Stellen zu b estre iten .
Wenn es sich so verhält, dann muß auch der zu Anfang anvisierte
Rückschluß erlaubt sein. Koppelt man die traditionsgeschichtlichen
Beobachtungen m it der formgeschichtlichen Voraussetzung, daß die
untersuchten Texte einen anderen Sitz im Leben haben als die Ein-
setzungsberichte, dann bekommen die herausgestellten Unterschiede
der Speisungstexte u ^ r e in a n d e r und besonders zu den Abendmahls-
texten ihre Relevanz. Es h a t sich gezeigt, daß es übersetzungs-
schichten gab, die in den ntl. Eucharistie-Berichten keinen litera-
rischen Niederschlag gefunden haben, deren Spuren aber außerhalb
dieser Berichte aufzufinden sind.
Einen neuen Text zu rekonstruieren, kann nicht das Ergebnis
dieser Spurensuche س-entdeckung sein, denn das Unternehm en galt
nur der Speisungsterminologie, nicht den sonstigen theologischen Aus-
sagen der A ^ d n ^ l s t e x t e . Die zu ziehenden Eolgerungen sind jedoch
über diesen Teilaspekt hinaus wichtig. Die herauspräparierten ü b e r-
srtzu g ssch ich ten sind ein illustratives Beispiel dafür, طwelchem
bewegten Traditionsfluß die Abendmahlstexte sich in der frühchrist-
liehen Zeit befanden, sie zeigen aber auch, daß dieser Fluß seine festen
Grenzen hatte. Analoges ist für die Überlieferung der sonstigen
Bestandteile der Eucharistie-Berichte zu folgern.
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