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A bendm ahlsterm inologie außerhalb d er E insetzungsberichte

Erwägungen zur Traditionsgeschichte der Abendmahlsworte


Von Hermann Patsch
(287 Delmenhorst, Hedwigstraße 22)

Prof. D. Leonhard Goppelt zum 60. Geburtstag am 6 . H. 1971


Die Abendmahlsfeier h a tte für die Gemeinde des neutestam ent-
iiehen Zeitalters eine kaum zu übersehätzende Bedeutung. Die For-
schung ist sich einig darüber, daß die Beriehte, die die Einsetzung
dieses Mahles dureh Jesus sehildem (1 Kor 25-23 1‫ ^ ل‬k 14 22-25
Lk 22 15-20 Mt 26 26-29), ihren Sitz im Leben dieser Feier hatten und
in ihrer überlieferten Fassung den kultisehen Gemeindebraueh wider-
spiegeln1. Die versehiedenen Textfassungen, die nicht durch Filiation
zu erklären sind, stellen sich dabei als Frodukte eines umfassenden
übersetzungs- und Traditionsprozesses dar, an dem jede einzelne
Gemeinde auf ihre Weise und m it ihren Bedürfnissen beteiligt war.
Die mangelnde Deckungsgleichheit der Texte läßt auf einen lebendigen
und noch längst nicht erstarrten Überlieferungsvorgang schließen.
Seinen Ausgang nahm dieser Frozeß bei der notwendigen ü b e r-
Setzung des — in einer aramäischen bzw. hebräischen Urfassung zu
^ stu h e re n d e n — »Urberichtes« während des Überganges in die
griechisch sprechende W elt. Das muß schon im ersten Jahrzehnt nach
Jesu Tod geschehen sein. Die verschiedenen Übersetzungen mm
zeigen die relative Freiheit, aber auch die feste Grenze dieses Tradi-
rionsfhisses.
Die folgenden V e rleg u n g en unternehm en den Versuch, die
Untersuchungsbasis zu verbreitern. Sie gehen von der häufig in der
Forschung vertretenen Hypothese aus, daß die Speisungsberichte der
Evangelien in irgendeiner Weise m it den Abendmahlstexten in Ver-
bindung stehen, ja u. u. selbst »eucharistisch« zu deuten seien. Läßt
sich zeigen, daß die Terminologie der ntl. Speisungsberichte ihr über-
h t e r u ^ s ^ ^ c ^ l i c h e s Leben im Schlagschatten der Herrenmahls-
tradition führte, dann kann diese Beobachtung m it der formgeschicht-
hchen Einsicht gekoppelt werden, daß beide Komplexe einen ver-
schiedenen Sitz im Leben haben (Gemeindebelehrung bzw. Missions-

1 Den litrarkriUschen, form- und traditionsgeschichtlichen Problemen der Ein-


setzungsberichte bin ich im zweiten Hauptteil meiner Dissertation »Abendmahl und
historischer Jesus«, München 1969 (Masch.), nachgegangen.
Hermann Patsch, Abendmahlsterminologie außerhalb der Einsetzungsberichte 2 1 1

predigt einerseits, gottesdienstliche Feier andererseits) und folglich


unterschiedliche Entwicklungsstufen repräsentieren. Die Unterschiede
der Speisungstexte untereinander und zu den Abendmahlstexten
erlauben dann den Schluß, daß es Übersetzungsschichten gab,
die in den ntl. Eucharistieberichten keinen literarischen Niederschlag
gefunden haben, deren Spuren aber außerhalb dieser Berichte aufzu-
finden sind. Ein solches Ergebnis wäre ohne Zweifel von Gewicht bei
der B e s t i ^ u n g der K riterien der Überlieferungsbedingungen der
Abendmahlsworte im engeren Sinn.
Soll nicht das gewünschte Ergebnis im Ansatz vorweggenommen
werden, m uß ein solcher Versuch m it m ethodolo^scher Vorsicht durch-
geführt werden. E r bedarf durchaus nicht der Voraussetzung, daß die
ntl. Verfasser ihre Speisungsberichte als verkleidete Abendmahls-
berichte angesehen haben müssen. Zwar ist das in der Forschung
häufig behauptet worden2, und m an h a t sogar u. a. von ihnen aus auf
eine zweite W urzel der urchristlichen Eucharistie geschlossen2, aber die
Tradition dieser Berichte ist — vorliterarisch wie literarisch - nicht
ausschließlich, ja nicht einmal hauptsächlich von diesem Motiv be-
stim m t worden*. Unser Interesse gilt der Schilderung der e^enthchen
Speisungsakte, die u nter eucharistischem Einfluß auch dann gestanden
haben kann, wenn der jeweilige Tradent sein H auptaugenm erk auf
einen anderen Zug gerichtet hatte. Die Term inolo^e könnte sich im
Sinne einer »ch^tlichen Sprache«, die sich aus der Gemeindeliturgie

2 Vgl. neuerdings H. Braun, Qumran und das Neue Testament II, 1966, 40,* j . Schrei-
ber, Theologie des Vertrauens, Eine redaktionsgeschichtliche Untersuchung des
Markusevangeliums 196?, 118f. 122f. (bes. Anm. 125)‫ ت‬s. dazu die Auseinander-
Setzung in den Anmerkungen. Am weitesten ging wohl A. Schweitzer, Die Mystik
des Apostels Paulus 19542, 235. 23?, für den die Speisungen Jesu bereits historisch
eucharistische waren, nämlich Weihe für die künftige Teilnahme am messianischen
Mahl. Vgl. ders., Geschichte der Leben-Jesu-Eorschung 19264, 421f. 424.
3 Vor allem E. Lohmeyer in seinem Aufsatz »Das Abendmahl in der Urgemeinde«,
JBL 56, 193?, 21?— 252, bes. 224f. 234ff.*, vgl. im Literaturberieht »Vom urchrist-
liehen Abendmahl« ThR 9, 1937, 2?9ff.; 10, 1938, 91ff. Auch H. Lietzmann, Messe
und Herrenmahl 1926, 245f. weist auf die Speisungsberichte, ohne sie jedoch für
seine These in Anspruch zu nehmen. Eine groteske Übersteigerung findet sich neuer-
dings bei G. Schille, Anfänge der Kirche (BEvTh 43) 1966 (vgl. unten Anm. 53).
4 Vgl. vor allem j . Roloff, Das Kerygma und der irdische Jesus, Historische Motive
in den Jesus-Erzählungen der Evangelien 19?0, 237— 269, der jeglichen euchari-
stischen Einfluß bestreitet und zeigen will, daß »die Überlieferung davon Abstand
genommen hat, beide Komplexe übereinanderzuprojizieren« (264). »Unter Re-
spektierung der geschichtlichen Distanz« (263) haben die Speisungsgeschichten ihren
Sitz im Leben »in der Rückerinncrung an die Gemeinschaft der Erdentage Jesu«
(263). Die Einzelargumentation R.s bringt deutlich zu Bewußtsein, in welchem
Maße mehrdeutig die Texte in der Tat sind, so daß letztlich die Entscheidung am
Gesamtentwiiri fallen muß.
2 2 ‫ ل‬Hermann Patsch, Abendmahlsterminologie außerhalb der Einsetzungsberichte

herleitet, entw iekelt haben5, Speisungsberichte, die die Evange-


listen aufzeichnen, sind erzählt, nachdem die christliche Gemeinde
jahrzehntelang das A bendm ahl gefeiert hat! So wird die redaktions-
geschichthche Analyse jeweils von einer terminologischen U nter-
suchung begleitet sein müssen. In Vereinigung beider A rbeitsm ethoden
könnte sich der Einfluß sichtbar m achen lassen, den die liturgische
Sprache des Gemeindemahles auf die Speisungsberichte ausübte. Von
einem solchen Ergebnis her wären dann die angekündigten Schlüsse
auf vorliterarische ^ rs e tz u n g s s c h ic h te n methodologisch erlaubt.
Es rä t sich, von Berichten auszugehen, die Aussicht auf positiven
Befund versprechen, u n d dann die weniger er^ebigen Belegstellen zu
m ustern. D abei sollen zunächst die ?erikopen über die Speisung der
Vier- bzw. F ünftausend behandelt werden, deren »eucharisrische« Aus-
Wertung in der Forschung sehr um stritten ist5. F ast allgemein aner-
5 Beispiele für eiue »christliche Sprache« im Horizont des Abendmahls sind die
Begriffsverbindung κλάσι‫ ؟‬του άρτου bzw. κλαν άρτον, die der älteste Name für das
gottesdienstliche Mahl der Urchristenheit wurde: Act 2 42.46; 20 7 .1‫( ل‬vgl.
j . Behm, ThW f f f , 726ff.), und die Entwicldung des Begriffs ευχαριστία /εύχα-
ριστειν, der im 2. Jahrhundert der geläufige Name für das Herrenmahl als solches
ist: Did 91 (ευχαριστία = Agapenfeier plus Herrenmahl); 95 (rielleicht lediglich
Herrenmahl; der Satz stam m t vom Vf der Did, vgl. J.-P. Audet, La Didachè,
instruction des Apôtres 414 ,8 ‫ل‬9 ‫ ;) ة‬fgnEph 1‫ ; ﻟﺔ‬îgnPhld 4; îgn S m 8 1 ; vgl.
Justin Apol î, 6 5 f.; 1 Kor 1016 v . l . (zur W ortgeschichte s. T. Schermann,
Ευχαριστία und Εύχαριστειν in ihrem Bedeutungswandel bis 200 n. Chr., Philo-
logus 69, 1910, 375— 410, bes. 3 9 0 ff.; A. stuiber, Art. Eulogia RAC Vf, 900ff.;
unergiebig J.-P. Audet, Literary Forms and Contents of a Normal Ευχαριστία in the
First Century, Studia Evangehca (1), TU 73, 1959, 643— 662; ders.. Esquisse
historique du genre littéraire de la »bénédiction« juive et de Γ »eucharistie«
chrétienne, R B 65, 1958, 371— 399).
‫ ﺀ‬Neben gelegentlichen Hinweisen positiver (vgl. E. Lohmeyer, Das Evangelium des
Markus, K E K 2, 1959127 ‫ ﻣﺔل‬Anm. 5; 130.153 Anm. 4; V. Taylor, The Gospel
according to St. Mark 359 .357 .324 .321
963‫ل‬
,‫م‬ f.; w . Grundmann, Das Evangelium
nach M ark u s, ThHNT 2, 1962, 136f. 159‫ ؛‬E. Schweizer, Das Evangelium nach
Markus, NTD 1,1967, 77f. 88f. u. a.) und negativer (vgl. j . Schmid, Das Evangelium
nach Markus, RNT 2, 19635, 128; j. Schniewind, Das Evangelium nach Markus,
NTD 1, 2, 19588, 64; E. Haenchen, Der Weg Jesu, Eine Erklärung des Markus-
Evangeliums und der kanonischen Evangelien 1966, 250. 281) Art hat besonders
nachdrücklich G. H. Boobyer, The Eucharistie Interpretation of the Miracles of the
Loaves in St. Mark's Gospel, JThS NS 3, 1952, 161—171 eine solche Auswertung
bestritten, B. van Iersel, Die wunderbare Speisung und das Abendmahl in der
synoptischen Tradition, N ovTest 7, 1964/65, 167—194 ebenso eindrücklich bejaht
(dem sich A. Heising, Die Botschaft der Brotvermehrung, SBS 15, 1966 anschheßt).
Die ausführlichste Bestreitung eucharistischer Anklänge bietet Roloff, a. a. 0 .
237—269, m it den Mitteln der l^ ^ tio n sg e s c h ic h te . Den Rückschluß auf den
überlieferungsbestand der A en d m ah lstexte hat, so weit ich sehe, niemand unter-
n om m en -
Hermann Patsch, Abendmahlsterminologie außerhalb der Einsetzungsberichte
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«kannt ist, daß M atthäus seinen Speisungsberieht 1419 »eucharistisch


— verstanden7 oder doch wenigstens im eigentlichen Speisungsakt
-bew ußt oder unbew ußt — die rituelle Form elsprache des Gemeinde
mahles verstärkend aufgenommen h at. E r las bei Mk ‫ أ س‬λ α β ώ ν
τ ο ύ ‫؟‬٠ ٠ ٠ ά ρ του ‫؟‬٠ ٠ ٠ κατέκλασεν
ε ύ λκαί
όγησ
εδίδου
άεν
ρ τ οκα
υύ‫؛؟؟‬
ώ ν τ το ούι‫؟‬,‫؟ ؟‬٠ ٠
schreibt aber selbstλ α βμαθηται . ά ρ τ ο υ ‫ ؟‬٠٠εύ λ ό γ η σ εν.
εδωκεν
μαθηται
άκρ λόσ
ττοοτυοκαι‫ ؛؟؟؟؟‬gleicht also den Terminus
ύα‫؟‬,
für das Brechen und die Aufeinanderfolge der Verben (το ύ ‫ ؟‬ά ρ το υ ‫؟‬
,verliert seinen Flatz und bezieht sich nicht m ehr n u r auf das κ λ α ν
sondern auf das δούνα ι) der A bendm ahlstradition an. H and in H and
m it dieser terminologischen Ä nderung geht die Streichung der weiteren
,Erwähnung der Fische, die ja im H errenm ahl nicht Vorkommen
und die Betonung der Funktion der Jünger als Austeiler*. Es ist
-deutlich, wie sehr Mt seine Vorlage an den R itus der Gemeindefeier an
.gelehnt h a t
Das heißt nicht, daß Mt w underbare Speisung und Abendm ahl
übereinanderprojiziert, also den historischen A bstand zvdschen beiden
übersprungen hat, denn er läß t die im M k-Text überkom m enen
weiteren Motive durchaus unberührt und gibt auch in seinem Rückgriff
9f. — sich auch darin Mk 16 8)‫ل‬9 ‫ئ‬. ‫ ر‬m schließend ٠ keinen Hinweis
auf eine eventuelle eucharistische V o rw e ^ a h m e ‫ ط‬Jesu Tun. Aber
seine Eingriffe gerade im Speiseakt verraten, daß der Evangelist Jesus
dort, wo dieser als »Hausvater« seiner H örer erscheint, im Hinblick auf
-das Mahl stilisiert, das ihn als den gleichen im R ahm en der Abend
mahlseinsetzung erwies und das Mt aus der Feier seiner Gemeinde
geläufig war. Die Anlehnung an diesen Gem einderitus w ar also in
-erster Linie eine stilistische, nicht eine theologische. Mt ist Schrift
Steller genug, daß ihm bei der D arstellung der Speisungsszene eine ihm
.vertraute Topologie in die Feder fließt
Blickt m an von dieser »eucharistischen« Angleichung auf den
Abendmahlstext Mt 26 26, erlebt m an eine Ü berraschung: Mt h a t nicht

7 Vgl. G. Friedrich Die beiden Erzählungen von der Speisung in Mark. 631-44 81-9,
ThZ 20, 22—10 ,4 ‫ل‬9 ‫ ; ة‬H. j . Held, Matthäus als Interpret der Wundergeschichten
(in: Bornkamm — Barth — Held, Überlieferung und Auslegung im Matthäus-
evangelium, WMANT 1, 19654, 155— 287) 171— 1 7 4 .1 7 6‫ ؛‬E. Lohmeyer, Das Evan-
gelium des Matthäus (KEK Sb) 237 , ‫ل‬958‫( ة‬der 235 ff. von Mk unabhängige Tradi-
tion vermutet); V . Iersel, a. a. o. 170— 1 7 3 .192f.; Heising, a. a. ٠ . 72f. Anders
Roloff, a. a. o. 251#., der aber nicht erklärt, weshalb Mt den T ext des Mk ändert.
Der Befund in Mt 26 26 (ebd. 253 Anm. 181) läßt sich (s. u.) anders deuten.
8 Erwähnenswert, aber m. E. zu spitz, ist van Iersels weitere Ausdeutung: »Matthäus
schildert hier die Jünger Christi als die liturgischen Amtsttäger, die bei der Abend-
mahlsfeier das Brot heranbringen und das von Christus gespendete Brot an die
Gemeinde austeilen« (a. a. o . 192f.). Auf die Art der Feier in der Gemeinde des Mt
schließen auch Lohmeyer, Mt a. a. o. 237; Heising, a. a. 0 . 73.
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an seinen Text angeglichen! W ährend es in 1 4 19 λ α β ώ ν . . . ε υ λ ό γ η σ ε ν


και κ λά σα‫ ؟‬εδωκεν heißt, steht in 26 26 λ α β ώ ν . . ٠ και ευ λ ό γ η σ α‫ ؟‬εκλασεν
και δού‫ ؟‬. Ist der W ortbestand der gleiche, so ist doch die Syntax ver-
schieden. Mt h a t gegenüber Mk in 1 4 19 eine Parataxe beseitigt, wie es
seinem stilistischen Em pfinden entspricht^, h a t sich dam it aberderM ög-
lichkeit begeben, seinen Bericht ‫ س‬dem Einsetzungstext zu identifizie-
ren. Ob sich darin eine von 26 26 unabhängige Traditionsvariante aus-
spricht, ist unsicher™, bleibt aber erwägenswert, da λ α β ώ ν τ ο ν ά ρ τ ο ν
εύ λ ό γ η σ εν και κ λά σ α‫( ؟‬εττεδίδου) in Lk 24 30 begegnet (s. u.) u n d
εδωκεν (neben Mt 26 2?) im M k-E k-^eriieferungszw eig steht.
Blicken wir auf den zweiten Speisungsbericht bei M atthäus
(15 32-39) ! W enn auch gebrochen, so ist doch die »eucha-
ristische« Atm osphäre imverkennbar*!. Mt wili von unterschiedlichen
Ereignissen berichten (16 9f. par Mk 8 19f.), gleicht aber seine Berichte
einander sprachlich und sachlich an. W ieder arbeitet er die Verteiler-
rolle der Jünger stark heraus und streicht die E a n k s a ^ n g über den
Fischen. Diesmal zieht er ]edoch dieses Motiv vor in die D anksa^m g
über das Brot, so daß der Eindruck entsteht, als würden auch die
Fische gebrochen (v. 36)12!
9 Vgl. 2626 K a l 500 . ٠‫ ؟‬εΐ^εν
. diff Mk 1422 καί εδωκεν ٠ ٠ . καί είττεν; dazu H. Schür-
mann, Der Einsetzungsbericht Ek 2 2 19-20, II. Teil einer quellenkritischen Unter-
suchung des lukanischen Abendmahlsberichtes Lk 22, 7— 38 (NTA 26, 4) 1955, 4;
j . Schmid, Matthäus und Lukas, Eine Untersuchung des Verhältnisses ihrer Evan-
gelien (BSt 23, 2— 4) 1930, 39.
‫ ول‬Die Unsicherheit resultiert daraus, daß Mt aus der Kette der Parataxe 1419 2626
jeweils das letzte Glied durch Partizipiallügung beseitigt, so daß sich die vorliegende
Textform logisch ergibt. Er erhält an beiden stellen die ihm genehme Folge Partizip—
verbum ‫ ﻟﻪ^ إآلإل ؛‬. Andererseits wäre es, bei beabsichtigter Angleichung an die Eucha-
ristieformel, nicht schwer gewesen, auch 1419 λαβών . . ٠καί εύλογήσα‫ ؟‬Εκλασεν Kai
zu formulieren. Da mithin die ausgesprochene Absicht des Mt nicht voll durch-
geführt ist, bleibt die Möglichkeit einer Mt bekannten (bei Mts: einer vormt) Tradi-
tionsvariante zu bedenken. Zur Erage des Mts s. u. Anm. 16 und L. Cerfaux, La
section des pains (Synoptische Studien, FS A. Wikenhauser 1953, 6 4 -7 7 ). Daß Mt
nur an seinen Mahlbericht 2626 angleichen konnte (Roloff, a. a. G.), ist zu kurz
geschlossen.
11 Vgl. Held, a. a . 1 7 4 . ‫ ه‬ff. ; V . Iersel, a. a. o. 193f.‫ ث‬Lohmeyer, Mt a. a. ٠ . 257 (der zu
seinen Schlüssen wiederum kommt, weil er Mt für literarisch unabhängig von Mk
hält); Heising, a. ?. o. 7 3 f.; anders Roloff, a. a . 2 5 1 ‫ه‬. ff.
12 Mit Recht vermutet Held a. a. o. 176, daß Treue zur Überlieferung der Grund dieser
ungeschickten Einfügung sein wird. Roloff, a. a. o . 253 meint, der Judenchrist Mt
habe Anstoß daran genommen, daß in der Vorlage Mk 8 die jüdische Mahlsitte falsch
dargestellt ist — nach dem Lobspruch über dem Brot erübrigt sich ein solcher über
der Beikost (Stiack-Billerbeck, Kommentar zum N. T. aus Talmud und Midrasch IV,
1965*, 613f. 621; eine Ausnahme 616f.) — , und aus diesem Grund geändert. Diese
^ ite Beobachtung verkennt jedoch, daß nach dem vorliegenden Text auch für die
Fische das εύχαριστεΐν gilt.
Hermann Patsch, Abendmahlsterminologie außerhalb der Einsetzungsberichte 2 1 5

Angesichts der Tendenz der Angleichung an die erste Erzählung


m uß die starke ^ w e ic h u n g der Distributionsterminologie auffallen.
Mt las bei Mk καί λαβών ٠٠٠ ευχαρίστησα‫ ؟‬εκλασεν (καί έδίδου),
schreibt aber ελαβεν . ٠. ‫ أ س‬ευχαρίστησα‫ ؟‬εκλασεν (και έδίδου). Das
entspricht weder 1419 noch 26 2 6 . W as bei 14 ‫و ل‬unsicher bleiben
m ußte, ist darum für 15 36 erhebhch wahrscheinlicher: Mt hatte eine
abweichende Traditionsvariante im Ohr13. Diese Variante entspricht
exakt der, die Pis überliefert (1 Kor 1 1 2 4 ). Daraus ist zu schließen,
daß Mt an unserer Stelle ein Zeuge für den paulinischen Zweig der
A h n (^ ld s ü b e rlie fe ru n g ist**.
Mit einiger Sicherheit ist auch der Speisungsbericht des Lukas
9 10-17 »eucharistisch« zu deuten15. Wie Mt streicht Lk in V. 16 die
Austeilung der Fische und lenkt dam it alle Aufmerksamkeit auf das
Brot, wie dieser läß t er den Hinweis auf übrigbleibende Fische aus15.
Diese Betonung des Brot-Elementes ist ohne einen Einfluß der
Eucharistiefeier nur schwer erklärlich, auch wenn Lk so wenig wie Mt
eine ausgesprochen eucharistische Szene zeichnen will. Man ka^n noch
darauf hinweisen, daß er (wie in der »eucharistischen« Szene 24 29f.)
das Sich-Neigen des Tages betont und die Jüngerschar auf die ٠‫؛‬
δώδεκα begrenzt*‫؟‬.
Lk h at in seinem Bericht Mk 6 30ff. 8 Iff. und Sondergut ver-
arbeitet18, die D ublette h at er vermieden18. Um so beachtlicher ist die

13 An sich könnte man sagen: Mt beseitigt die mk Asyndeta, weraus sich ελαβεν
erklärt. Aber 26 26f. rührte er, bei Durchführung derselben Absicht, λαβών nicht
an (λαβών . ٠. καί εύλογήσα‫ ؟‬Ικλασεν. λαβών . . ٠καί ευχαρίστησα‫ ؟‬εδωκεν diff
Mk) ‫ ؟‬Dagegen ändert 1 Kor 11 24 bei Einfügung des καί in ‫؛؟‬λαβεν.
14 Es mag noch darauf hingewiesen werden, daß Mt 15 37 in Parallele zu 14 20 ( = Mk
6 42) zu εφαγον ein ττάντε‫ ؟‬ergänzt (das Mk hier nicht bringt), was an 26 27 πίετε
ττάντε‫ ؟‬erinnert.
15 Vgl. V . Iersel, a. a. 0 . 169— 173. 190ff.: B. s. Easton, The Gospel according to
St. Luke 1926, 137‫ت‬Heising, a. a . 75 .‫ ه‬f.
16 Die gemeinsame Auslassung — die zu der gleichen Ungeschicktheit über das »Bre-
chen« der Fische führt —* kann nicht Zufall sein, sondern ist entweder auf gegen-
seitige Kenntnis (so z. B. Heising, a. a. o. 75f.) oder auf Abhängigkeit von einer
gemeinsamen Traditionsvariante (so T. Schramm, Der Markus-Stoff bei Lukas, Eine
liteak ritisch e und redaktionsgeschichtliche Untersuchung, Diss. Hamburg 1966
(Masch.), 92f.) zurückzuführen.
17 Auch Mt 1415 spezifiziert die Zeitangabe. Dem Ersatz des άνακλίνειν durch κατα-
κλινειν kann ich keinen Hinweis auf das Abendmahl entnehmen (gegen V . Iersel,

“ Vgl. Schramm, a. a. 0 . 92 f.
19 Mk 81-10 gehört zu der »großen Auslassung« von Mk 6 45—8 26 bei Lk, so daß eine
Beurteilung der Streichung schwierig ist. H. Schürmann, Die Dublettenvermeidungen
im Lukasevangelium, ZKTh 76, 1954, 83—93, 85 vermutet, daß Lk die zweite Brot-
Vermehrung habe aussparen wollen und daß dies ihm den Anlaß gab, die Auslassung
2 6 ‫ ل‬Hermann Patsch, Abendmahlsterminologie außerhalb der Einsetzungsberichte

Tatsache, daß er den entscheidenden Vers, der die Speisungstermino-


logie enthält, nahezu w örthch20 von Mk übernommen hat. Eine
schlüssige Folgerung aus diesem Befund ist e rs tä n d lic h e ^ e is e n u r
schwer zu ziehen. Vielleicht ist das lediglich ein Zeichen dafür, daß
Lk keine abweichende Inform ation hatte, vielleicht aber auch, daß ihm
dieser Text — gerade weil er ihn im Lichte der Eucharistie sah ٠—
bereits so »heihg« war, daß er ihn nur geringfügig stilistisch zu ändern
wagte.
Der Blick auf den Abendmahlsbericht des Lk erbringt das nun
schon gewohnte Ergebnis: Lk 916 und 2219 sind nicht kongruent.
T k 9 1 6 : λ α β ώ ν δέ τ ο ύ‫ ؟‬. . . ά ρ το υ‫ ؟‬. . . εύ λό γη σ εν αυτού ‫أس ؟‬
κατέκλασεν ‫ أ س‬εδίδου,
Lk 22 19: ‫ا ص‬λ α β ώ ν ά ρ το ν ευ χα ρ ίσ τ η σ α‫ ؟‬εκλασεν ‫ أ س‬εδωκεν.
W enn Lk auf seinen Speisungsbericht formal die eucharistische
Gemeindefeier einwirken ließ, wie seine Redaktion verm uten läßt,
so ist dam it noch nicht bewiesen, daß er einen Einsetzungsbericht
kannte, der m it 9 16 übereinstim m t — er übernahm den Text ja von
Mk —-, wohl aber, daß ihm ein Text geläufig war, der möglicherweise
älter ist als sein 22 19 referierter Einsetzungsbericht. Ihm fiel nämlich
der Unterschied der Verben — hier εύλογειν, dort εύχαριστεΤν —· nicht
auf; eine »Ungeschicktheit« (wenn m an im Blick auf die »eucha-
ristische« Tendenz so sagen darf), die durch Angleichung an Mk 8 6
leicht zu umgehen gewesen wäre. Da Lk in seiner Erzählung beide
Berichte des Mk verarbeitete, warum ta t er das nicht auch bei 9 16,
wo es seiner Tendenz nach nahegelegen h ä tte ? Die Antwort auf diese
Frage kann nur sein, daß εύλογειν (9 16) ihm wie ευχαριστεΤν (2 2 1 9 )
in Eucharistie-Texten geläufig war.

IL

Das gibt Gelegenheit zu einer wortgeschiehthehen Analyse der


beiden Begriffe, die das bisherige Ergebnis unterm auern wird.

nach vorne und rückwärts großzügig zu erweitern. Dann hätte freilich Lk in größerem
Maße vorausschauend disponiert, als Schürmann sonst herausgearbeitet hat. Vgl.
ähnlich L. H. Jenkins, A Marcan Doublet, in: Studies in History and Religion,
Presented to H. ١٧. Robinson, ed. E. A. Payne 1942, 87—111, 93f., mit Hinweis auf
Streeter.
20 Lk ändert καί λαβών in λαβών δέ und beseitigt fälschlich den absoluten Gebrauch
von εύλογειν, indem er das Objekt αύτού‫ ؟‬hinzufügt und dadurch das Tischgebet
zur Weihung macht (vgl. j . Jeremias, Die Abendmahlsworte Jesu 1967*, 167).
So auch Mk 8? (ευλόγησα‫ ؟‬αυτά), woher Lk diesen Gebrauch haben kann. In
beiden Fällen bessern die Handschriften.
Hermann Patsch, Abendmahlstenninologie außerhalb der Einsetzungsberichte 2 1 7

ΕυχαριστεΤν ist als Übersetzung von ‫ ברך‬vielleicht^ jünger als


εύλογεΤν, auf jeden Fall hellenistischer^. Das Fehlen des Objektes23
bzw. des Bezugnebensatzes zeigt, daß auch durch ευχαριστεΤν der
semitische Sprachduktus nicht beseitigt ist24. W ir haben dam it zu
rechnen, daß gleichberechtigte Übersetzungsvarianten — und nicht
nachträglicher E rsatz von ευλογεϊν durch ευχαριστεΤν — vorliegen25.
D abei ist zu beachten, daß absolutes ευχαριστεΤν bei den vier Evange-
listen ledighch in den Einsetzungsberichten und in den von diesen
beeinflußten Speiseberichten vorkom m t26, so daß es nahe h e ^ , an
einen spezifisch christlichen, »eucharistischen« W ortgebrauch zu
denken. Ohne O bjekt kom m t ευχαριστεΤν in der jüdisch-hellenistischen
L iteratu r praktisch nicht vor27, die Bedeutung »das Dankgebet bei
Tisch sprechen« scheint außerhalb des NT unbekannt zu sein28. An
den beiden einzigen Stellen außerhalb der synoptischen Evangelien,
in denen die Danksagung vor der Mahlzeit m it ευχαριστεΤν bezeichnet
w ird (Act 27 35 Röm 14e), wird ein Objekt ergänzt23 und — ist
ents chieden nicht an ein eucharistisches Mahl gedacht80. W enn m an
31 So u. a. A. Schlatter, Das Evangelium des Lukas, Aus seinen Quellen erklärt I9602,
13?; stuiber, a. a . ‫ ه‬. (Anm. 5) 90?.
22 Vgl. w . L. Knox, Seme Hellenistic Elements in Primitive Christianity 1944, 3f. 9;
stuiber, a. a. o . 905ff.
23 Vgl. F. Blass — A. Debrunner, Grammatik des neutestamentlichen Griechisch 196512,
§ 18?, 8 und die bei Schermann a. a. 0 . (Anm. 5) gesammelten Beispiele.
24 Treffend sagt H. Schürmann, Der Paschamahlbericht Lk 22, ( ? 1 8 —15 (14‫־‬ (NTA)
1953, 55, daß die Gräzisierung nur eine »halbe« ist. Vgl. ders.. Die Semitismen im
Einsetzungsbericht bei Markus und bei Lukas (Mk 1422-24/Lk 22 19-20), ZKTh 73,
1951, 7 2 -7 7 , ?4.
25 Vgl. die ausführliche Erörterung bei Schürmann, ebd. 53—59; ders., Einsetzungs-
bericht a, a. o . (Anm. 9) 92f.; Jeremias, a. a. ٠ . (Anm. 20) 16?; P. Neuenzeit, Das
Herrenmahl, Studien zur paulinischen Eucharistieauffassung (StANT 1) 1960, 56ff.
26 Ich führe hiermit Schürmanns Beobachtungen (Paschamahlbericht, a. a. ٠ . 55f.) ein
wenig weiter.
27 L X X nur SapSal 182; vgl. die Beispiele bei Schermann, a. a. o.
28 Schermann, a. a. o. (Anm. 5) 380 bringt (wenige und späte) Belege für »beten«, aber
nicht für das Tischgebet. Eine Brücke bildet Philo, der εύχαριστειν »als eigenen
Terminus fül das Dankgebet bei Gpfem im Gegensatz zu dem dabei gebräuchlichen
Bittgebet« aufstellt (384). Aber die Brücke führt eher zu Did, Ign, Justin, d. h. außer-
halb des NT (vgl. 392ff.). Die vor allem bei Paulus häufige Bedeutung »Dank sagen,
dankend preisen« ist die in der hellenistischen Literatur übliche. Vgl. noch w . Bauer,
Griechisch-Deutsches Wörterbuch zu den S ch riften des Neuen Testaments und der
übrigen urchristlichen Literatur 648 , ‫ل‬958‫ة‬f.
29 Und zwar das auch in der L X X und bei Philo, Josephus und sonst übliche TCO 6‫أيﺀ‬
39 Act 2? 35 ist eben, wie sich hier zeigt, nicht ,a perfectly good, non-eucharistic parallel‘
zu den synoptischen S ^ is^ g sb erich ten (wie Boobyer, a. a. o . (Anm. 6) 163 meint,
ähnlich Roloff, a. a. o. 246 Anm. 155) und darum nicht kritisch gegen eine eucha-
ristische Interpretation dieser Stehen auszuwerten. Zu Act 2? 35 s. u.
2 1 8 Hermann Patsch, Abendmahlsterminologie außerhaib der Einsetzungsberichte

diesen Befund nicht für zufällig halten will, wird m an schließen


müssen, daß die völlige D re h fü h ru n g der Hellenisierung der jüdischen
Speisungsterminologie ٠ die durch die Hinzufügung des D ativobjektes
(bzw. durch einen Bezugssatz) geleistet ist — von den Tradenten n u r
dort durchgeführt werden konnte, wo sie keinen eucharistischen
Vorgang verm uteten. W enn sie aber Berichte überlieferten, die sie im
Lichte der Abendmahlseinsetzung lasen, war der konservierende E in-
fluß der liturgischen Sprache so überm ächtig, daß der Semitismus
erhalten blieb. Das ist in Mt 15 36 26 27 Mk 8 6 14 23 Lk 22 17 . 1 9
Joh 6 11 . 23 1 Kor 11 24 der Fall31. Man wird nicht zu weit gehen,
wenn m an sagt: in unserer L iteratur h a t objektloses ευχαριστειν die
Spezialbedeutung »das Eucharistiegebet sprechen«33. In dieser litur-
gischen Verfestigung liegt eine der W urzeln der späteren Entw icklung
des B e^iffes ευχαριστία zum Namen für das Herrenm ahl als ganzes33.
Dieses Ergebnis w irft ein interessantes Licht auf die Traditions-
schichten der eucharistischen Texte. D er Gebrauch von ευχαριστεΐν
bzw. ευλογειν verbindet im Brotteil Mk m it Mt zu einer Gruppe
(ευλογεΙν), Lk m it Pis (und Justin) (ευχαριστεΤν). Im Kelchteü ver-
zichten Lk und Pis auf das Verb, beziehen sich jedoch durch ώ σαυτω ‫؟‬
darauf (Justin: όμοίω‫ ;)؟‬Mk/Mt dagegen wechseln ihrerseits zu
ευχαριστειν über! W ir haben also — wie selbstverständlich —‫ ־‬bereits
in den Einsetzungsberichten selbst einen wechselseitigen Gebrauch
der beiden V e r b e n 3*.

31 Auch noch bei Justin Apol r, 668; dagegen nicht mehr in Did 9 2f.
32 Den gieichen Schiuß hat Schürmann, Paschamahibericht a. a. ٠ . (Anm. 24) 55 ge-
zogen. Wir haben hiei eine Begriffsverengung innerhaib der Bedeutungseinschrän-
kung, die die Evangelien an sich schon vertreten (Schermann, a. a. o . 410) ‫ ا‬Eine
innerchristliche Entwicklung nimmt auch j . M. Robinson, Die Hodajot-Eormel in
Gebet und Hymnus des Erüh^ristentums (Apophoreta, ES E. Haenchen 1964,
194—235) 202f. an, der den Wechsel von ευλογειν zu ευχαριστειν auf die Ersetzung
der Berakot-Eormel durch die Hodajot-Formel zurückführt. Die spezielle »eucha-
ristische« Wortverengung ist dabei leider nicht bedacht.
33 S. Anm. 5.
34 Diese Tatsache ist m. E. die beste Widerlegung der Behauptung, daß ευλογειν die
ältere Übersetzung von ‫ ברך‬sei, die allmählich durch εύχαριστεΐν ersetzt wurde.
Ein Ersatz wäre konsequenter durchgeführt worden! Vgl. auch das bezeichnende
Nebeneinander beider Stämme in I Kor 1416a. b Mk 8 6.? Josephus, Ant. Jud.
VIII, 111 (Hinweis bei A. Schlatter, Der Evangelist Matthäus 19483, 465) ‫ أ‬Der Tat-
bestand läßt drei Deutungsmöglichkeiten zu : 1) ‫ ברך‬ist von vornherein — u. u. mit
der Absicht der Differenzierung zwischen den beiden Danksagungsakten (vgl.
G. Dalman, Jesus-Jeschua 1922, 123) — doppelt übersetzt worden; 2) beide über-
lieferungseinheiten hatten eine verschiedene Entwicklung; 3) Mk hat zwei sich in der
‫^ ؟‬-T erm inologie unterscheidende Texte kombiniert. N. Turner, The sty le of St.
Mark's Eucharistie Words, JThS NS 8, 1957, 108-111, 109 weist darauf hin, daß
Synonyma in unmittelbarer Nähe bei Mk nicht selten sind. Hat er damit zwar noch
Hermann Patsch, Abendmahlstenninologie außerhalb der E in s e t z u n g s b e r ic h t e 219

Diese A ustauschbarkeit w ar den E vai^eiisten so selbstverständ-


lieh und in eucharistischem Zusamm enhang so geläufig, daß sie zu
Angleichungen keine Notwendigkeit sahen. Schon Mk h a t in seinen
Speisungsberichten beide Verben (641 ‫ ت‬εύλογειν 86: εύχαριστεΐν,·
dazu 8 ? ‫ت‬εύλογειν). Mt, der die Anklänge an das Herrenm ahl der
Gemeinde verstärkt, ist ihm darin gefolgt. Auch Lk, der seinem Stil-
em pfinden einen E in ^ iff erlau b t^ , h a t das Bedürfnis nach einer ü b e r-
nähm e des Term inus — den ihm der Paralleltext bei Mk eb en so nahe
l e ^ e wie sein eigener Einsetzungsbericht — nicht gespürt.
E s läß t sich an dieser Stelle ein Zwischenergebnis formulieren.
Die Analyse der Speisungsberichte bei Mt und Ek konnte wahrschein-
hch machen, daß die s^moptischen Seitenreferenten bei ihrer Nieder-
Schrift eucharistische Texte im Ohr h atten , und zwar solche, die m it
denen bei der D arstellung des letzten Abends nicht deckungsgleich
sind. Es gab, so ist zu schließen, ü b e ra e ^ n g ssc h ic h te n , die in den ntl.
Eucharistieberichten keinen li^rarischen Niederschlag gefunden
haben, ihre Spuren aber in den Speisungsberichten hinterheßen.

H l.
L äßt sich dieses U rteil auch an den Speisungsberichten des
Markus bew ahrheiten ? W as für Mt und Lk gilt, besagt für Mk vorerst
nicht, wie er möchte, bewiesen, daß der wechseiseitige Gebrauch in Mk 1422f.
markinisch ist, sc ist doch gegenüber der vorschneiien Behauptung von Quelien-
kombination Vorsicht geboten.
‫ ةة‬Lk iügt zu εύλόγησεν ein αύτού‫( ؟‬s. Anm. 20), d. h. er erlaubt sich bei εύλογειν
einen Eingriff, den er bei εύ χ α ρ ι^ ε^ nicht wagt. Mk war ihm (8 7) vorausgegangen.
Diese Tatsache entwertet etwas das Ergebnis der philologischen Überlegungen zu
εύχαρισ‫־‬ι‫־‬ε1ν. »So hätte L. nicht geschrieben, wenn ihm εύλογειν ohne Objekt, das er
Mar. 6 41 las, noch geläufig gewesen wäre« (Schlatter, Lk a. a. o . 94). εύλογειν
C. acc. im Sinne von »preisen, das Lobgebet sprechen« war in der biblischen
Gräzität durchaus geläufig (εύλογειν τόν θεόν Lk 53 24 28 2 64 ‫ ;ل‬τον κύριον
Jak 39), desgl. im Sinne von »segnen« (Lk 2 34 6 28 24 50f. Rm 12 14 Eph 1 3
Hbr 6 14 u. ö.); im Sinne von »die Tischbenediktion sprechen« (vgl. dazu
Billerbeck, a. a. o . I, 685ff.; Dalman, a .a .O . 122ff.) verträgt εύλογεΐν das
Objekt jedoch nicht, da nun das Brot als gesegnet erscheint (s. L. Brun, Segen
und Fluch im Urchristentum 1932, 48f.; H. w . Beyer, Art. εύλογέω κτλ ThW Η ,
760). Diesen W eg der Hellenisierung war schon die L X X gegangen, vgl. E x 23 25
εύλογειν τόν άρτον, 1 Βασ 9 13 εύλογειν ‫ه‬ θυσίαν, nicht jedoch — sow eit ich
sehe — Philo und Josephus (sowie die a l^ c h lic h e n Väter, die εύλογειν in diesem
Sinne gar nicht mehr gebrauchen). Ein Übergang ist das τό ποτήριον τη‫ ؟‬εύλογία‫؟‬
δ εύλογούμεν (1 Kor 1016); die Möglichkett, daß auch in Mk 6 41 14 22 Mt 1 4 19
26 26 das Objekt (άρτο‫ )؟‬aus dem Zusammenhang stillschweigend ergänzt wird,
ist nicht völlig von der Hand zu weisen (s. Bauer, Wb a. a. ٠ . 637). Lk ‫ ﺳآل‬darum
nicht bewußt gewesen sein, daß sein stilistischer Eingriff zugleich ein sachlicher
w ar.
2 2 0 Hermann Patsch, Abendmahlsterminologie außerhalb der Einsetzungsberichte

noch nichts. Der Nachweis ist vor aiiem darum schwierig, weil die m k
R edaktion nur schwer abzuheben ist, es m ithin an sicheren Hinweisen
m angelt. Die Forschung ist darum recht skeptisch^. Van Iersel h a t
jedoch m it neuen A u m e n te n den Versuch unternom men, zu zeigen,
daß auch die Berichte bei Mk im Blick auf die Eucharistie gestaltet
seien^‫؟‬, so daß eine Diskussion lohnend ist.
Mk h a t von zwei verschiedenen Ereignissen erzählen wollen
( 8 ‫و ل‬.‫ ;ﺀر‬er hat, so wird m an verm uten dürfen, m it jeder Geschichte
etw as anderes zum Ausdruck bringen wollen^®. Es interessieren hier
nur die Speisungsakte. In 6 41 fällt, innerhalb der recht geschlossenen
Erzählung, die sprachliche Unausgewogenheit auf. Jesus spendet
Brote und Eische, aber die Gewichte der Darstellung sind verschieden
verfeilt. Die Handlungen, die das B rot betreffen, werden um ständlich
berichtet, die Austeüung der Fische knapp und lakonisch a n g efü ^ .
Daß die Jünger an deren Verfeilung beteiligt waren, darüber verlautet
nichts. Ebenso klappt in V . 43 das καί α π ό τ ω ν ιχθ ύω ν sichtlich nach.
In V. 44 heißt es lediglich, daß Brote gegessen wurden. Schon hier
haben wir also die Tendenz der Betonung des Brotmom entes, der wir
in verstärktem Maße bei Mt und Lk begegneten.
Die Unausgeglichenheit läßt redaktionelle Ü berarbeitung ver-
m uten. Das Nachklappen des Fisch-Motives legt zunächst nahe, es aus-
zuscheiden. Aber das ist nicht ratsam . Gerade die Tatsache, daß es
zuriickgedrängt werden m uß, z e i^ , daß es der Geschichte urspriinglich
zugehörf. Es gäbe auch keinen plausiblen Grund dafür, die Austeilung

36 Vgl. Boobyer, a. a. ٠ . (Anm. 6) 162f. ; Scbmld, Mk a. a. 0 . (Anm. 6) 128; Haenchen,


a. a. ٠ . 250; R©l©ti, a. a . ‫ه‬. 241
25—‫ﻣﻞ‬
37 a. a . ‫ ه‬. (Anm. 6) 173—179; ebens© Heising, a. a . 71— 01 .‫ ; ه‬Sebreiber, a. a. o .
(Anm. 2) 118f. ; Schweizer, a. a. ٠ . 77f.; A.-M. Denis, La secti©n des pains sel©n
S. Marc (6 30— 8 26), une thé©l©gie de l'Eucharistie (Studia Evangélica IV, ed.
E. L. Cross, TU 102, 1968, 171— 179). A. Shaw, The Marcan Eeeding Narratives,
ChQR 162, 1961, 2 6 8 -2 7 8 ; A. Richards©n, The Eeeding of the Eive Th©usand (Mk
6 34-44), Interpretati©n 9, 1955, 144r—149 differenzieren zwischen Mk 6 und 8 in der
Weise, daß Mk 6 sich auf das letzte Abendmahl — als jüdische Speisung — beziehe,
Mk 8 aber auf die — hellenistische — Eucharistie (nach Heising, a. a. ٠ . 64 Anm. 79).
38 Eriedrich, a. a. o. (Anm. 7) und G. Ziener, Die Brotwunder im Markusevangelium
BZ NE 4,1960, 282—285 verweisen für Mk 6 35-44 auf das Hirtenm©tiv und deuten es
auf die M©se-T}fp©l©gie, während V . Iersel, a. a. o . (Anm. 6) 183—190 die bekannte
These, es handele sich in Mk 6 um eine Speisung der Juden, Mk 8 del Heiden (s.
Friedrich, ebd. 10f.), dahingehend m©difiziert, daß Mk 6 in palästinischem, Mk 8 aber
in hellenistischem Milieu seine F©rmung erhalten habe und Mk es im Referat beider
»um die Teilnahme am Abendmahl v©n Juden und H eid en . . ., um einen gleich-
berechtigten Platz aller am Tisch des Herrn« gehe (189). Ähnlich, bei interessanter
Verknüpfung m it Act 6 1 -6, L©hmeyer, a. a. o . (Anm. 3) 231—242. Wh* können diese
Frage hier auf sich beruhen lassen.
Hermann Patsch, Abendmahlsterminologie außerhalb der Einsetzungsberichte 2 2 1

der Fische zu der des Brotes zu ergänzen39. Die Entwicklung m uß


um gekehrt verlaufen sein: bei zunehmender eucharistischer Inter-
p retation w ird das Fisch-Motiv reduziert40.
Dann aber w ird van Iersels R ekonstruktion diskutabel. E r nim m t
an, daß das zweimalige ‫ أ س‬TOUS δύο Ιχθύα‫ ؟‬in V. 41 anzeige, daß ein
Einschub erfolgt sei, wobei die Textvorlage m it dem zweiten κα'ι τού‫؟‬
δύο Ιχθύα‫ ؟‬wieder aufgenommen wurde. Die rekonstruierte Vorlage
lau tet : Kai λαβών τού‫ ؟‬πέντε άρτου‫ ؟‬Kai τού‫ ؟‬δύο ‫؛‬χθύα‫ ؟‬έμέρισεν πασιν41.
D er Inhalt von V. 41 wäre kaum verändert, die Bestandteile der Aus-
teilung wären ausgewogen. Der Einschub könnte als Angleichung an
das H errenm ahl verstanden werden. Ob der Eingriff von Mk vorge-
nom men wurde oder schon in einer früheren Traditionsphase, m üßte
offen bleiben.
Diese H ypothese van Iersels ist erhellend und kann das W erden
der vorhegenden Textfassung gut durchsichtig machen, aber sie bleibt
eine Möglichkeit, die sich über V. 41 hinaus nicht bewahrheiten läßt,
d. h. ihre innere Überzeugungskraft nur aus diesem einen Vers bezieht.
In V . 43 und 44 ist die Betonung des Brot-M otives ebenso ausgeprä^;,
aber durchaus nicht als Tendenz der Angleichung an die Eucharistie;
im Gegenteil: in V. 43 ist diese Tendenz durch die Einfügung von
και < ‫ﻌ ﺊ‬τω‫ ﻓ‬ν ΐχθύων rückläufig! Man kann durch hterarkritische
Operationen aus V. 43Í. keinen T ext erhalten, der eine Ausgewogenheit
der Bestandteile der Mahlzeit böte. Mithin ist es ratsam , von allen
lh ^a rk ritisc h en R e s t r i k t i o n e n abzusehen und sich m it der
Beobachtung zu bescheiden, daß im vorhegenden Traditionsbestand
das Brot-M otiv stark herausgearbeitet, das Fisch-Motiv aber an den
R and gedrängt ist. Diese Entw icklung ist, soweit ersichtlich, bereits
vorm k. Ob sie aus der Tendenz der Angleichung an das H errenm ahl
zu erklären ist, m uß diskutiert werden.
Ehe jedoch weitere Schlüsse gezogen werden können, m uß der
parallele Speisungsbericht Mk 8 1 - 1 0 untersucht werden. Hier ist,
was die »eucharistische« V e ra rb e itu n g betrifft, die Forschung etwas
zuversichtlicher43. Dem kom m t entgegen, daß dieser Bericht als eine
formgeschichtlich jüngere Variante zu der Speisung der 5000 zu

٠٠ Daran schon scheitert A. Loisys Hypothese einer sekundären Herleitung aus der
Eucharisrieteier : ,De récit de la ^ Im p lication des pains était un véritable mythe de
la cène eucharistique‘ (D‫ ״‬Évangile selon Marc 1912, 196).
40Vielleicht will das nachklappende καί άπο τω ν Ιχθύων ( ‫ه‬٧ ‫رو‬. die Gewichte wieder
teilweise zurechtrücken. Mt und Dk haben dieses Einsprengsel wieder ausgeschieden.
Vgl. Taylor, a. a . ‫ ه‬. (Anm. 6) 326.
41 a. a. 0 . l?4f.
42 Vgl. Ziener, a. a . ‫ ه‬. (Anm. 33) 234; Dohmeyer, Mk a. a. o . 163 Anm. 4; Grundmann,
Mk a. a. ٠ . 169; Taylor, a .a .O . 3 5 7 .359f.; Schweizer, a .a .O . 88f.; dagegen
Boobyer, a. a. o. 162; Haenchen, a. a. o. 281; Roloff, a. a. ٠ . 2 4 1 -2 6 1 .
Zeitschr. £. d. neutest. Wiss., 62. Band, 1971 16
2 2 2 Hermann Patsch, Abendmahlsterminologie außerhalb der Einsetzungsberichte

betrachten ist43. E r scheint in hehenistischem Milieu tradiert worden


zu sein44. Schaut m an auf den Speisungsakt, so fällt der U nterschied
zu 6 4 1 sofort ins Auge. Jesus fragt nach der Anzahl der Brote, in der
A ntw ort ist von Fischen sowenig die Rede wie in der Austeilung u n d
der Sammlung der Brocken. Nirgends wird, wie es Mt sogleich in seinem
R eferat getan hat, ein Kai όλίγα Ιχθυδια hinzugefügt (15 34. 36) ‫ت‬ohne
V . ? würde nichts darauf hindeuten, daß Jesus die Menge m it etwas
anderem als lediglich m it B rot gespeist habe.
Die Brotspeisung V. 5. 6. 8 ist ein in sich gerundeter Bericht.
In V. ? wird daneben ein völlig eigenes, speziell aus Fischen bestehen-
des Mahl beschrieben: »Und m an h a tte wenige Fischlein. Und er
weihte sie45 und befahl, auch diese daraureichen«. Verräterisch ist die
selbständige Einführung κα '1 είχαν ίχθύδια όλίγα. Es kann kaum
bezweifelt werden, daß hier eine redaktionelle N aht vorliegt4®. D as
Griechisch des Verses unterscheidet sich — trotz der angestrebten
Farallelität zu V. 6 — von dem vorhergehenden*‫؟‬. Der Schluß ist
43 Vgl. R. Bultmann, Die Geschichte der synoptischen Tradition 19584, 232. Daß damit
nicht gesagt ist, die Dublette sei in allen einzelnen Zügen jünger, hat bereits B.
betont.
44 Vgl. Jenkins, a. a. ٠ . (A nm .‫ ; ) ول‬Knox, a. a . ‫ ه‬. (Anm. 22) 3 ff. ; Taylor, a. a. ٠ . 324.
359; V . Iersel, a. a. 86 ٠. ‫ل‬83‫ل ־‬. Die Forscher schießen freilich über das Ziel hinaus,
wenn sie unmittelbare Rückschlüsse auf die Gemeindesituation der hellenistischen
^ m ein d e ziehen, dergestalt, daß »hier der eucharistische Tischdienst vom Amt der
Zwölf losgelöst erscheint«, d. h. »die Tradition . . . aus einer Gemeinde stammt,
in der die Zwölf keinem Amt oblagen« (v. Iersel 186), bzw. daß »The action of the
disciples in distributing the bread (τταρέθηκαν τω οχλω) is also in line with early
eucharistie practice in which the deacons distributed the elements received from the
presiding bishop« (Taylor 359f., unter Berufung auf G. Dix, The Shape of the
Liturgy 19547,135f.). Man darf nicht einfach Vorstellungen des zweiten Jahrhunderts
in diesen Text eintragen‫ ؟‬Sichere Indizien für hellenistisches Traditionsmiheu sind
jedenfalls εύχαριστεΐν V . β, εύλογεΐν αυτά V . 7, wobei jedoch V . ‫ ﺀ‬und 7 traditions-
geschichtlich getrennt gewachsen sind (s. ٠٠).
45 Zu ευλογείν C. acc. == »weihen« s. Anm. 35 und Jeremias, a. a. ٠٠ (Anm. 20) 167.
Daß die Anfügung des αύτά von Mk vorgenommen wurde (ebd. 91 Anm. 4), ist damit
nicht erwiesen.
46 Vgl. Jenkins, a. a. ٠. 98; V . Iersel, a. a. ٠. 176f. ; vorsichtig Taylor, a. a. ٠. 360.
47 ευλογείν αύτά statt εύχαριστεΐν, είττεϊν plus inf. sta tt Konstruktion m it iva (dazu
Blass-Debrunner, a. a. ٠ . (Anm. 23) § 392 Einl.). Bei V . 7 herrscht in den Hand-
Schriften ein Schwanken zwischen εΓιτεν (καί αυτού‫ ؟‬έκέλευσεν D) τταρατιθέναι-
τταραθεΐναι — ‫׳‬τταραθηναι — ‫־‬τταρατεθηναι; der Sprachgebrauch empfiehlt Fut.
Pass. (vgl. Blass-Debrunner § 392, 4) : s. Mk 5 43 6 27 (wo Nestle-Aland jedoch das
A ktiv vorziehen); 10 49 V . 1. Wahrscheinlich ist statt εΐχον (Nestle-Aland) είχαν
zu lesen (so Taylor, a. a. ٠٠ 360; j . H. Moulton, Einleitung in ‫؛‬he Sprache des
Neuen Testam ents 1911, 76; bes. L. Radermacher, Neutestamentliche Grammatik,
H N T 1, 19252, 95), wie sonst nur Apk 98.9 (anders Nestle-Aland). Die Stellung
ίχθύδια ολίγα ändert Mt sogleich in όλίγα Ιχθύδια (15 34; Parallelerscheinung
Hermann Patsch, Abendmahlsterminologie außerhalb der Einsetzungsberichte 2 2 3

unausweichlich: V. 7 ist in die Brctspeisung eingeschoben. D ann m uß


die Betonung des Brot-Elem entes, die wir in Mk 6 und bei den Seiten-
referenten antrafen, ‫ ط‬einem s o d iu m der T radition bereits so weit
fortgeschritten gewesen sein, daß das Fisch-Elem ent gänzlich ausge-
schieden war48. Denn daß die Speisung m it Fischen den Speisungs-
berichten erst sekundär hinzugewachsen wäre, ist ‫ —־‬wie oben dar-
gelegt — äußerst unwahrscheinlich! Diese Entwicklung ist durch V. 7
rückgängig gemacht. Von wem un d w arunr? Den sprachlichen Merk-
m alen nach w ird m an nicht m it einer m k Bildung rechnen können;
denkbar sind entw eder eine vorm k Ergänzung oder ehie m k Quellen-
kom bination49. Der G rund kann nur die Angleichung an die D ublette
sein.
Dieses Ergebnis ist in m ehrfacher Hinsicht aufschlußreich. Zum
einen legt sich nicht m ehr die Annahm e nahe, daß Mk 8 eucharistisch
eingefärbt sei. Denn entweder h a t Mk den Einschub bereits Übernom‫־‬
m en: dann feh len uns die m e th o d isc h e n M ittel eines Rückschlusses auf
seine A bsicht; oder er selbst h a t das Fisch-M otiv eingefügt: dann h a t
er der angeblichen eucharistischen Tendenz selbst geschadet89. In
seinem redaktionellen Rückgriff 8 19f.51 ist von einer solchen gleichfalls
nichts zu m erken52.

Mk 38 ‫ ة‬Mt 1417 δύο Ιχθύα ‫ ־—؟‬Lk 913 ‫؛‬χθύε‫ ؟‬δύο, anders Mk 6 41 parr). Aus ‫ﺔ‬1‫ﻟ‬
dem ist zu schließen: 1) V . 7 fällt sprachlich aus dem K ontext heraus, 2) ist nicht
spezifisch markinisch und ‫ رو‬gab, nicht zuletzt deshalb, leicht Anlaß zu Korrek-
turen.
48 Auch Mk 819. 20 ist nur mehr vom Brot die Rede.
49 Daß es verschiedene Varianten gab, ist ja durch die Dublette, durch Joh 6 und das
verarbeitete Sondergut bei Lk erwiesen. Zu beachten sind die verschiedenen Begriffe
für Fisch: Ιχθύ‫ ؟‬Mk 6, Ιχθύδιον Mk 8, όψάριον }oh 6. Die Angleichung war also
keine literarische. — Die bei Schlatter, Mt a. a . ‫ ه‬. (Anm. 84) 494f. referierten
G rö^ u nterschied e der Fische werden kette Rolle gespielt haben.
50Van Iersel argumentiert freilich anders: Das Fisch-Motiv hätte auch wie bei Mt 15
eingefügt werden können. Das Vorgehen des Mk hänge darum »irgendwie mit der
Scheu zusammen . . ., in die Formel von V . 6 b einzugrehen . . . Diese Scheu fand ihre
Ursache wohl in den bei der Formulierung von V . 6 hervorgerufenen Assoziationen
m it dem Abendmahl« (a. a. o . 176f.). Diese Vermutung ist jedoch nicht verifizierbar.
51 Es berührt merkwürdig, wie in der Forschung mittels der redaktionsgeschichtlichen
M ettode die Absicht des Mk in der doppelten Erzählung herausgearbeitet wird, ohne
daß 8 1‫ مﺀو‬Berücksichtigung fände, wo nun gerade das mk Redakrionsverfahren m it
Händen zu greifen ist. Eine Ausnahme bilden A. Farrer, St. Matthew and St. Mark
19662, 57— 80 (der dann freilich die Speisungsberichte spirittalisrisch interpretiert)
und vor allem Roloff, a. a . 251— 246 . ‫ ه‬.
82Lohmeyer, Mk a .a .O . 157; M. Dibelius, Die Formgeschichte des Evangeliums
230 , ‫ل‬9 ‫ ة‬9‫ ة‬haben gut beobachtet, daß Mk 814-21 »johanneischen« Zuschnitt hat.
Man wird diese Beobachtung nicht dahin ausweiten können, daß Mk in joh Weise
Jesus als das Lebensbrot bezeichnet (so wieder Schreiber, a. a. o. (Anm. 2) 118,
15*
2 2 4 Hermann Patsch, Abendmahlsterminologie außerhalb der Einsetzungsberichte

V. 7 ist noch aus einem weiteren Grund aufschlußreich. Bei einem


Fischmahl konnte in der frühen Christenheit wohl noch niem and a n
die Eucharistie denken^, d. h. die Mahlterminologie wird ohne H inter-
gedanken verwendet. Unterscheidet sie sich von der eucharistisch
beeinflußter Stellen? Das ist in der T at der Fall. S ta tt ευχα ρ ισ τειν,
wie in V. 6, findet sich das vielleicht ältere, sicher aber weniger helle-
nistische εύλογείν, das später — als Speisungsterminus — ausgestorben
ist. Die hellenistische Überarbeitung h a t nicht das Verbum ersetzt,
sondern ein Objekt hinzugefügt. Das ist bei ευχα ρ ιστειν nie, bei
ευλογειν sonst nur an der erörterten Stelle Lk 9 16 geschehen54. Der —
von uns literarkritisch isoherte — V. 7 zeigt also, daß er traditions-
geschichtlich einen eigenen Weg gegangen ist ; und das nicht n u r in dem
äußerlichen Sinne, daß er unabhängig von V. 5f. 8 überliefert wurde,
sondern auch sachlich in der Weise, daß die jüdische Speisungs-
terainologie dem hellenistischen Vora^llungshorizont in ganz ande-
ram Maße angeglichen wurde: während die — ‫ ط‬ihrem Ursprung
identische — Terminologie in eucharistischen bzw. eucharistisch ver-
standenen Texten syntaktisch streng dem jüdischen W ortlaut nach-
gebildet blieb55, h a t sie in »profanen« S^isungsberichten der helle-

unter Berufung auf ενα άρτον V. 14), wenngleieh sieh hier ein ähnlieher Ansatz abzu-
zeichnen beginnt. Mk will sagen, daß Jesus, der schon zweimal mit wenig Brot viele
gespeist hat, auch mit dem ενα δ:ρτον den Jüngern Genüge schaffen kann, d. h. deren
Sorge unbegründet ist. Mit dieser »historischen« Argumentation wird nur in zweiter
Linie auf die Gemeinde abgezielt. Daß die Szene im Zusammenhang des Evangeliums
auch noch eine übertragene Bedeutung hat, nämlich in bezug auf das Jünger-
Unverständnis der Person Jesu gegenüber, soll dabei nicht bestritten werden (vgl.
die verschiedenen Entwürfe dazu etwa bei ] . Gnilka, Die Verstockung Israels,
StANT 3, 1961, 36ff. ; Roloff, a. a. ٠٠ 246ff.), zumal ab V. 16 von dem einen vorhan-
denen Brot gar nicht mehr die Bede ist. Aber die »historisierende« Anknüpfung darf
dabei nicht aus dem Auge gelassen werden. Auf jeden Fall ist übertrieben zu sagen*.
»Touch with history is not lost, but catechetical interests supervene« (Taylor, a.a.O .
364).
53 Dieser Sachverhalt ändert sich bekanntlich in späterer Zeit. Das Fisch-Motiv in
Lk 2442 und Joh 2 1 9ff. ist ungeklärt. Schille, a. a. 0 . (Anm. 3) 166, vgl. 179f.,
schließt, phantastisch genug, auf eine »Dankfeier der galiläischen Fischer bei Brot
und Fischzukost« im Unterschied zum (b^hanisch-judäisehen) eschatologischen
Abendmahl. Zur jüdischen Fischmahl-Tradition s. nach F. j . Dölger, Ichthys 11,
Der heilige Fisch in den antiken Religionen und im Christentum 1922 zuletzt E. R.
Goodenough, Jewish Symbols in the Greco-Roman Period V, 1956, 41 ff. 50ff., der
ein jüdisches sakramentales Mahl (cena pura) erschließt, das Fisch, Brot und Wein
enthalten habe.
‫ *ﺀ‬Vgl. Anm. 35,
55 Daß sich bei gleichbleibendem Wortlaut eine inhaltliche Verschiebung ergeben
konnte, deren äußerlicher Ausdruck dann die Einfügung des Objektes bildet, ist in
Anm. 35 dargetan.
Hermann Patsch, Abendmahlsterminologie außerhalb der Einsetzungsberichte 2 2 5

nistischen Einschm elzung auch stilistisch nachgeben können56. W ir


-können diese Beobachtung als weiteren Beleg für die erörterte H ypo
.these buchen
,Is t das letzte W ort zu den ^ e i ^ ^ e r i c h t e n des Mk gesagt
wenn herausgearbeitet wurde, daß eine Tendenz der G l e ic h u n g
an das Abendm ahl durch Mk nicht e ^ ie s e n werden kann ? Im m erhin
h a tte sich bei der Analyse beider Perikopen ergeben, daß die Texte
schon vorm arkinisch eine Tendenz der Betonung des Brot-M omentes
verraten, die *Mk85f.8 bereits bis zurV erdrängung des Fisch-Momentes
-fortgeschritten war57 ! Biese Beobachtung erfordert eine weitere U nter
.suchung
Es ließ sich (gegen van Iersel) zeigen, daß sich bei Mk keine
Tendenz eucharistischer Ü berarbeitung feststellen läßt. Ein Vergleich
seiner Speisungstexte m it dem Abendm ahlstext erbringt das gleiche
.Ergebnis: Mk h a t an keiner Stelle in erm ittelbarer Weise angeglichen
:Die Synopse beweist das eindeutig
Mk
14 22 :‫ أ س‬٠ ευλόγησα λαβών
.. άρτον ‫؟‬
λαβών τού εύλόγησεν καί κατέκλα
Mk ά
Mk 8 6: και
ευχαρίστησα
κλασεν‫؛؟‬
λαβών
άρτου‫؟؟‬τού
...‫؟‬
Mk
14 22 : ‫ أ س‬αυτοί εδωκεν‫؟‬
και
Mkεδίδου
μαθηται
6 41
άρτου
:τοι
τού‫؟؟؟؟‬
Mk 8 6 : και έδίδου
μαθηται το‫؟!؟‬
-Bei der Frage nach der m k R edaktion ist der Blick auf die U nter
scliiede aufschlußreich, bei der Frage nach der vorm k R edaktion der
Blick auf die W eichheiten! Die Ähnlichkeit der Texte ist gerade bei
Beachtung der Variationen frappant. Is t sie dadurch hinreichend
erklärt, daß es sich jeweils um ,common, devout Jewish practice . . . a t
meals
? ^ handele
‫״‬
Im m erhin kann sich diese Meinung auf Apg 2? 35 berufen, wo
Paulus sich der jüdischen Sitte gemäß v e rh ä lt : ‫ أ س‬λ α β ώ ν ά ρ τ ο ν

56 Hingewiesen sei noch darauf, daß in V . ? das stereotype καί λαβών fehlt (vgl. dazu
K. Petersen, Zu den Speisungs- und Abendmahlsberichten, ZNW 32, 1933, 217f.,
der aber sehr kurzschlftssig von der Textgeschichte her argumentiert). Eine Bil-
dung wie καί λαβών τά Ιχθύδια όλίγα εύλογήσα‫ ؟‬εΓττεν wäre ‫ل‬a durchaus möglich
gewesen. In nichteucharistischer Umgebung war jedoch kein Grund zu dieser
Bildung.
57Ließe sich die oben für Mk 6 erwogene, aber verworfene Vermutung bewahrheiten,
daß auch dort das Fisch-Motiv redaktionell ergänzt ist, bestände eine genaue vormk
Parallele zu *Mk 3. Dann wäre zu erwarten gewesen, daß Mk beidemal auf dieselbe
Weise ergänzte. Das aber ist nicht der Fall. Man müßte also schon eine zweite, einge-
arbeitete Variante zu ♦Mk 6 —‫ ־‬unabhängig von der zu *Mk 3 — postulieren, was zu
spekulativ ist.
58 Boobyer, a. a . 1 6 2 ‫ه‬. f.
2 2 6 Hermann Patsch, Abendmahlsttr^inologie außerhalb der Einsetzungsberichte

ευχα ρ ίσ τη σ εν TCO θεφ ε νώ π ιο ν π ά ν τ ω ν ‫أس‬ κ λ ά σ α‫ ؟‬ή ρ ξ α τ ο εσθίειν.


Es ist zw^r sehr veriockend, m it Bo Reicke auch diese Stelle eucha-
ristisch zu interpretieren59, aber daß Paulus hier das heidnische
Schiffsvolk »an einer P räfi^ tratio n des christlichen Herrenm ahls als
potentieller Vorbereitung späterer Jüngerschaft teilnehm en läßt«5®,
legt in Tischbenediktion und Brotbrechen einen Sinn, der m. E. nicht
im Bück ist5*. Dieser Text ist vielmehr gerade wegen der Art der
Differenzen innerhalb der allgemeinen Parallelität von Gewicht:
Paulus dankt, bricht — und fängt an zu essen, ohne auszuteilen52; sein
gutes Beispiel erm utigt zur Nachahm ung (v. 36). W ir haben das Ideal-
bild eines Juden — versteht sich: eines christlichen Juden — vor uns,
für den die Tischbenediktion ebenso selbstverständlich ist wie die
übliche A rt der Brotzerteilung*5.

59 B. Rcicke, Die Mahlzeit mit Paulus auf den Wellen des Mittelmeers Act 27 33-38,
ThZ 4, 0‫ل‬ 948
40 ‫ل‬, 4—
‫( ل‬ebd. An m. 3—‫ ل‬Fcrscher-Katene pro et contra). R. geht
davon aus, daß Pis hier als θείος άνήρ geschildert sei, der nicht lediglich eine gewöhn-
liehe, sondern eine sakramentale Mahlzeit — in der Linie der Speisungsberichte
(408) — ausrichtete. Darauf weise auch die mystische Zahl 276 (407ff.). Die Termi-
nologie sei absichtlich nach der Form des Herrenmahls stilisiert (403ff.), die Zahlen-
angabe nach den Brotvermehrungsberichten (der formgeschichthche Unterschied zu
Lk 9 14 erkläre sich dabei aus der Wir-Quelle; 407 Anm. 10). An R. schließt sich an
P.-H. Menoud, Les Actes des Apôtres et l’Eucharistie, RHPhR 33,1953, 2 3 6 ‫ ﺳﻞ‬,
32ff.; ohne Kenntnis beider plädiert M. Wilcox, The Semitisms of Acts 1965, 82 für
eucharistischen Einfluß auf die Formulierung, was aber sekundär sei. Vgl. noch E. V .
Severus, Art. Brotbrechen, RAC H, 623 (zögernd); R. D. Richardson, The Place of
Luke in the Eucharistie Tradition (Studia Evangélica I, TU 73, 1959, 663— 675, 671:
bewußte Anspielung des Lk).
eoa. a . 409 . ‫ ه‬. R. ist überzeugt, daß diese »rituelle Stilisierung der Handlung« vom
historischen Paulus vorgenommen wurde, »gleich in der ursprünglichen Situation«
(420). So auch Menoud.
61 Ablehnend auch Haenchen, Conzelmann, Wikenhauser in ihren Kommentaren zu
Act z. St.
62 Die Austeilung wird von einigen Handschriften nachgetragen: έτπδιδούς καί ήμιν
614 pe syh sa. Reicke, a. a . 405 .‫ ه‬beruft sich auf 1 Kor ‫ ﻟﻞ‬23‫ﻣﺚ‬und Apg 2011, wo
gleichfalls nicht von einer Austeilung die Rede sei; aber beidemal ist sie impliziert,
da es sich um ein Gemeindemahl handelt — in Act 27 35 eben nicht. Daß von einer
übernatürlichen Mahlzeit die Rede sei, die alle sättigt — R. erwägt ein Brotver-
mehrungswunder ‫ — أ‬, sehe ich nicht; »daß die Teilnehmer trotz der Knappheit der
Rationen gesättigt wurden« (407), nimmt sich neben V . 3 3 wunderlich aus, wo Ge-
treide ins Meer geworfen wird. R.s Argumentation kann nirgendwo überzeugen, sie
gipfelt in der zitierten Aussage von der »Präfiguration« des sakramentalen Mahles
für eine zukünftige Jüngerschaft — eine Vorstellung, die der ntl. Abendmahls-
theologie strikt widerstreitet.
63 Vgl. Billerbeck:, a. a. o . I, 685ff.; ! ٢٠ 611— 639. H. Conzelmann, Die Apostel-
geschickte (HNT 7) 1963, 145 spricht von einer Angleichung an die christliche Mahl-
sitte — die aber natürlich der jüdischen entspricht.
Hermann Patsch, Abendmahlsterminologie außerhalb der Einsetzungsberiehte 2 2 7

Sind darum M^ 6 41 8 6 wie Act 27 35 zu beurteiien, sind auch sie


lediglich Beispiele für die jüdische Tischsitte? Sachlich läßt sich
zunächst einwenden, daß in Mk 6 und 8 Jesus wie beim Abendm ahl als
H ausvater handelt, Paulus in Apg 27 nicht. Auch die Terminologie ist
nicht deckungsgleich, denn in V. 35 heißt es εύχαρίστησεν τω θεόο, wir
h atten aber oben herauszuarbeiten versucht, daß gerade objektloses
εύχαριστειν auf die urchristliche Mahlfeier verweise. Beide Einwände
wären jedoch allein nicht durchschlagend, käm en nicht andere E r-
Wägungen hinzu.
Mt und Lk hatten, unbeschadet der »profanen« jüdischen spei-
sungstercninologie, ihre B ro^erm ehrungsberichte im Lichte der eucha-
ristischen Gemeindefeier gelesen. Bei den Mk-Perikopen h a tte sich
zeigen lassen, daß schon vorm k die Tendenz der Reduzierung des
Fisch-Elementes — bis zur völligen Ausscheidung in ♦Mk 8 — und der
Heraushebung des Brot-Elem entes herrschend war. Hinzu kom m t
eine dritte Beobachtung**. Vergleicht m an die Berichte in Mk 6 und
Mk 8, die — wie vorausgesetzt sei — auf dasselbe Ereignis verweisen**,
so ergibt sich folgendes Ergebnis : W ährend das verschiedene traditions-
geschichtliche Milieu bewirkt h at, daß sich die Berichte ‫ ط‬erheblichem
Umfang auseinander entwickelten, ist dies bei der Kemformel (6 41f.
8 6b. 8a) in erstaunlichem Maße nicht derFall**. Die V arianten sind
im Verhältnis wesentlich geringer und — was besonders wichtig ist —
haben ihre Parallelen in den Abendmahlsberichten. Sehen wir von der
unterschiedlichen Zahlenangabe ab, von dem Aufblick zum Himmel
und dem Einschub eines αυτοΟ, so ist wesentlich, daß wir in 6 41 lesen
εύλό γη σ εν και κατέκλασεν, i n 8 6 aber ευ χα ρ ισ τ ή σ α‫ ؟‬εκλασεν. Innerhalb
des Kem verses ist das eine ^richtige Variante, zugleich aber ist zu be-
achten, daß sie wörtlich m it Lk 22 19 ‫ ل‬K or 1 1 24 ^ e re in stim m t. Das
kann m an schwerlich für Zufall halten. Man wird vielmehr annehmen
müssen, daß sie unter dem Eindruck einer Abendm ahlstradition ent-
standen ist, deren literarischen Ausläufern wir in Lk 22 und 1 K or 11
begegnen.
An dieser Stelle legt sich die Frage nahe, welcher Schluß aus der
Entdeckung der verschiedenartigen Häufung der Textübereinstim-
mungen zwischen Mk 6 und 8 zu ziehen ist, wenn m an sie m it der
Beobachtung der »eucharistischen« Variation in der Kemformel
koppelt. M. E. gibt es darauf nur folgende A ntw ort: Der Traditions-
prozeß, der zu den verschiedenen Form en der Berichte geführt h at,
hatte seine Grenze da, wo der Text »heilig« wurde, d. h. wo er eine
e4 Vgl. V . Iersel, a. a. o . 177ÍÍ.; Jenkins, a. a . 98 - 95‫ ه‬. .
65 Der letzte gegenteilige Versueh von j . Knackstedt, Die beiden Brotvermehrungen
im Evangelium, NTS 10,1963/64, 309—335 läuft darauf hinaus, daß nicht sein kann,
was nicht sein darf.
66 V. lersel gibt an: 15,9°/0— 45,4% bzw. (bei Ausschaltung von8,7) 59% (a. a. o. 178).
2 2 8 Hermann Patsch, Abendmahlsterminologie außerhalb der Einsetzungsberichte

eucharistische H andlung zu beschreiben schien®‫؟‬, wo dem T radenten


aus seiner Gemeindefeier ein terminoiogisches, festes Form ular zur
H and war. Schon vorm k wurde die Erzählung von der B rotver-
m ehrung — wie dann später bei Mt, Lk (und Joh) — »eucharistisch«
interpretiert; den aus der Abendmahlsliturgie bekannten Form eln
durfte auch der Text jeweils akkomm odiert werden. D am it war dem
traditionsgeschichtlichen W achstum ein klares Limit gesetzt. Die vor‫־‬
literarische wie literarische R edaktion — die, wie etw a die u n ter‫־‬
schiedlichen Zahlen zeigen, daneben von anderen als lediglich der
eucharistischen Tendenz bestim m t war — h a t sich verbaliter an diese
Grenze gehalten, sie h a t zudem durch die H erausarbeitung des Brot-
Elem entes und das Zurückdrängen des Fisch-Elementes gezeigt,
wie wichtig ihr dieser Zug ihrer Darstellung war, in der Jesus scheinbar
lediglich als jüdischer H ausvater ^ sc h ild e rt wird68.
Gehen wir nun, im Verfolgen der anfangs skizzierten Aufgabe,
den Schritt vom eucharistisch interpretierten Text zur überlieferten
Abendmahlsformel! Es wurde bereits deutlich, daß Mk 8 6b in einer
traditionsgeschichtlichen Linie m it Lk 22 1‫ و‬und 1 Kor 1 1 2‫ ه‬hegt.
Auch hier haben wir eine U b ss^ zu n g ssch ich t, die m it keinem der
literarisch überkommenen Texte völlig zu identifizieren ist. Wie steht
es m it Mk 6 1‫ ? ه‬Nach dem bisher Dargelegten wird m an den gleichen
T atbestand annehmen können. Der Text steht durch den Gebrauch
von εύλογείν dem Überlieferungszweig von Mk 14 nahe, bringt jedoch
die interessante Übersetzungsvariante κατακλαν.
Ehe nun, nach der Erörterung der s^moptischen Speisungsberichte,
das Ergebnis abschließend form uliert wird, soll noch in aller Kürze
auf andere Texte eingegangen werden, die für sich allein wenig be-
weisend sind, im Bhck auf das bisher E rarbeitete aber Interesse ver-
d ien en .

IV.
Der Speisungsbericht bei Johannes (6 1 5 ‫ )ل־‬bringt eine selbstän-
dige Tradition; eine literarische Abhängigkeit von einem der Synop­
67 s .ebd. 178.
68 V . Iersel·, a. a. ٠٠ 178 meint, daß die vorausiiegende einzige Tradition für beide
Berichte bereits eucharistisch geprägt war, was aber m. E. zu scharfsinnig gefoigert
ist. Die eucharistische Interpretation kann durchaus ‫ز‬ewe‫ﻟﻦ‬s eigenständig erfolgt sein
und muß keinen gemeinsamen Anfangspunkt haben, die Parallele zum Herrenmahl
lag ja für jeden Christen unmittelbar auf der Hand. Ich kann ihm auch darin nicht
folgen, daß die Brotvermehrungserzählung ihren Sitz im Leben in der Didache der
Abendmahlsfeier gehabt habe (178— 182). Is. daran anknüpfende Erwägungen sind
m. E. unhaltbar; sie fallen gegenüber den philologischen Beobachtungen stark ab.
Vgl. auch die ablehnende Argumentation bei Roloff, a. a. ٠ . 244 Anm. 147, der mit
Recht einwendet, daß dann ein deutendes Wort nicht fehlen dürfte.
Hermann Patsch, Abendmahlsterminologie außerhalb der Einsetzungsberichte 2 2 9

tiker ist, wie neuere F is c h u n g e n gezeigt haben, nicht erweislich69.


U m so m ehr m uß uns interessieren, wie seine Kernformel lau tet und in
welchem redaktionsgeschichtlichen K ontext er steht. In V. 11 heißt es:
ελαβεν ٧٠τού‫؟‬ ^ άρτου‫ ؟‬ό Μησου ‫ أ س؟‬εύχαριστήσα‫ ؟‬διέδωκεν. D er T ext
stim m t m it keiner der Parallelen überein, denn das κλαν ist ausge-
lassen. Auffällig ist das objektlose εύχαριστεϊν, dessen Sonderbedeutung
wir oben herausgearbeitet haben70, διαδιδόναι ist — wie κατακλαν in
M k6 41 — eine Ü bersetzungsvariante71. Nach den bei den synop-
tischen Speisungsberichten herausgearbeiteten K riterien ist anzu-
nehmen, daß die Formel unter dem Einfluß der Abendm ahlstexte steht
und so ihre E igenart behalten h a t72: m an beachte die Nähe zu 1 K or
1 1 2 4 (Joh: ελαβεν . . . και εύχαριστήσα‫ ; ؟‬Pis: ελαβεν . . . καί εύχα-
ριστήσα‫)؟‬. Eine andere Frage ist, ob der Evangehst die Speisung
eucharistisch verstand73. Eine abgesicherte A ntw ort könnte nur aus
der G esam tstruktur des johanneischen Denkens gegeben werden.
Zu beachten ist auf jeden Fall, daß die Einleitung — anders als bei
den Synoptikern — auf die Nähe des Passafestes verweist (v. 4),
daß auf das Brotw under die Brotrede folgt7*, die eucharistisch aus­

®®Vgl. R. Bultmann, Das Evangelium des Jobannes (KEK 2) 1959, 155; Haencben,
a. a. 0 . (Anm. 6) 281— 284; ders., Johanneische Probleme (Gott und Mensch 1965,
?8— 118) 90—93; Schramm a. a. ٠٠, (Anm. 16) 92 und Anm. 467; bes. C. H. Dodd,
Historical Tradition in the Fourth Gospel 1 9 6 3 ,1 9 ^ 2 2 2 . Anders z. B. C. K. Barrett,
The Gospel according to St John 1965e, 226ÍÍ.; j . H. Sanders * B. ٨ . Mastin,
A Commentary on the Gospel according to St. John 1968, 9. 175«. Einen Überblick
über die Forschung zur joh Quellenlage gibt j. Blinzler, Johannes und die Synoptiker
(SBS 5) 1965, 1 0 -6 0 .
‫®؟‬Boobyers ablehnender Hinweis auf Joh 11 41 (a. a. ٠ . 164) sticht nicht, da dort das
Objekt steht (σοι) und keine Tischbenediktion vorliegt. Auch in der Reflexion 623
(wenn nicht überhaupt eine Glosse vorliegt) fehlt das Objekt.
71 p 66 hat ευχαριστήσας ^δωκεν; ‫ א‬D (al)it haben εύχαρίστησεν καί εδωκεν, wohl
keine Annäherung an einen Abendmahlstext.
72 Daß es sich um die Termini der jüdischen Mahlzett handelt (Bultmann, Joh a. a. 0 .
15? Anm. 5), widerspricht dem nicht.
73 Nach H. strathmann, Das Evangelium nach Johannes (NTD 4) 19599, 113 ist sie
»als eine typologische Vorausdarstellung des künftigen Herrenmahls verstanden und
gestaltet«; ähnlich A. Wikenhauser, Das Evangelium des Johannes (RNT 4) 195?2,
120; A. j. B. Higgins, The lo r d ’s Supper in the Hew Testament 19563, 79— 84;
Barrett, a. a. o . 230 u. a. Energischer Protest bei Boobyer, a. a. 0 . 163 ff. ; Roloff,
a. a. 0 . 264—269; Heising, a. a. ٠٠ 78. Auf die Manna-Typologie verweist F. Hahn,
Die alttestamentlichen Motive in der urchristlichen Abendmahlsüberlieferung,
EvTh 27, 1967, 337— 374, 347ff.
74Der Einschub der Seewandel-Perikope ist durch die Tradition vorgegeben (vgl.
Mk 645-52), die nachfolgende Jüngerbelehrung (unter dem Stichwort σημεϊον) auch
(vgl. Mk 8 U ff.‫ م(مﺀﻫﻞ‬S. Dodd, a. a. ٠٠ (Anm. 69) 212«. 218ff.
2 3 0 Hermann Patseh, Abendmahlsterminologie außerhalb der Einsetzungsberichte

m ündet75. Die ursprüngliche jüdische Tischsitte, soweit ist zu schließen,


ist zum theologischen Topos geworden, der die T radition affizierte75.
E rw ähnt sei, daß im N achtrag (Joh) 2 1 13 (ερχεται Ίησου ‫أ س؟‬
λαμβάνει τον άρτον καί δίδωσιν77 αυτοί‫؟‬, και τό όψάριον <‫>؛‬μοίω‫ )؟‬das
Brotverm ehrungswunder nachträghch als Abbild des Abendm ahls
gedeutet wird78.
Zu bedenken sind schließlich noch zwei Stellen bei Lukas. D aß der
Evangelist bei der Gethsemane-Szene το ποτήριον τούτο (Mk 14 36)
seinem Einsetzungsbericht (Lk 22 2ßb) gemäß in τούτο τό ‫־‬ττοτήριον
(22 42) um stellt, ist denkbar™. W ichtiger ist die Schilderung der B rot-
spende in Em m aus Lk 24 30. Es heißt dort λαβών τον άρτον ευλόγησεν
και κλάσα‫ ؟‬έπεδίδου αυτοί‫؟‬. Die alte Kirche h a t auch hier Jesus als den
Eucharistie-Spender gesehen8®; die K om m entare verweisen darauf,
daß Jesus lediglich als H ausvater dargestellt sei, der Tischgemeinschaft
übt. Nach der Analogie zu den Speisungsberichten ist traditions-
geschichtlich wahrscheinlich, daß die Formel unter dem konser-
vierenden Eindruck der Einsetzungsberichte ihre E igenart erhalten
h a t81. Eine Erzählung von der Tischgemeinschaft des Auferstandenen

75 Ob Job 6 51-58 ٧٠^ Evaugebsten oder vom Redaktor stammen, ist für diese Frage
irrelevan t.
7‫ ﺀ‬Dodd, a. a. o . 202t. spriebt direkt von ,sacramental acts‫׳‬. Er verm utet, unter
Berufung auf Did ‫ل‬0 1 ‫ م‬daß έμττίμττλασθαι (6 1 2 ) auf eine btur^sche Tradition
zurückgebe, die von der differiere, die hinter den Synoptikern begt (wo es statt-
dessen, gleichbedeutend, χορτάζεσθαι beißt) (204 Anm. 2) ; eine Parallebtät der
κλάσμοττα zu Did 94 lehnt er dagegen ab (20? Anm. 1).
77 D (frsys) verdeutbchen: ευχαριστήσα ‫ة؟‬8 ‫ ﺳﻤﺎدت‬.
78 Vgl. Bultmann, Joh a. a. o . 549f.; Barrett, a. a. ٠ . 484. Der Bezug auf 61-15 ist
durch όψάριον eindeutig. Die eucharistischen Anklänge bestreitet Roloff, a. a. 0 .
260.
78 Vgl. H. Schürmann, Lk 22 4 2 a das älteste Zeugnis für Lk 22 20 ? (Traditionsgeschicht-
liehe Untersuchungen zu den synoptischen Evangeben 1968, 198— 19?). Das wäre
immerhin ein Beweis für die Ursprünglichkeit des Lk-Langtextes ١ .
80 S. j . Schmid, Das Evangebum nach Lukas (RNT 3) I9604, 358; L. Ragg, s t Luke
(Westminster Comm.) 1922, 316.
81 Der Text ist Lk 9 10 ähnbeh, aber bezeichnenderweise fehlt die luk Anfügung des
Akkusativobjektes (s. Anm. 35), was bei den starken Lukanismen des sonstigen
Textes (E. Klostermann, Das Lukasevangebum, HNT 5, 19292 z. St.) auffällig
genug ist. Noch größer ist die Ähnlichkeit zu Mt 14 ‫ ﻣﻮا‬Viebeicht weisen beide Texte
auf eine gemeinsame tibersetzungstradition (s. oben zu Mt 1410). Roloff, a. a. D.
25? lehnt eine eucharistische Interpretation wegen mangelnder Übereinstimmung
von 2420 und 2210 ab. j . Dupont, The Meal at Emmaus (in: j . Delorme u. a., The
Eucharist in the N. T. 19652, 105— 121) 115ff. meint, daß ein Christ in der griechisch
sprechenden Welt gar nicht anders als eucharistisch verstehen konnte. Vgl. zuletzt
H. D. Betz, Ursprung und Wesen christlichen Glaubens nach der Emmauslegende,
ZThK 66, 1969, ?— 21,12.
Hermann Patseh, Abendmahlsterminologie außerhalb der Einsetzungsberichte 2 3 1

konnte nur schwerlich von dem Gemeindemahi absehen, das faktisch


diese Gemeinschaft nach Ostern fortsetzte.

V.
Ais Ergebnis läßt sich folgendes zusammenfassend formulieren:
In m ehreren Uberlegungsgängen h a t sich zeigen lassen, daß die
A bendm ahlstem iinolo^e außerhalb der Einsetzungsberichte ihr über-
h e f e ^ g g s c h ic h tlic h e s Leben im Schatten der H erce!^ahlstradition
führte. Dieser T atbestand erwies sich darin, daß die durch diese
Terminologie geprägten Erzählungen der Gemeindefeier gemäß
gestaltet wurden, daß εύχαριστειν sachlich und formal eine Sonder-
entwicldung durchm achte und daß die Berichte in den Speisungs-
akten zu charakteristischer Stereotypie erstarrten. Die drei Beobach-
tungen, am E inzehext gewonnen und erst ‫ ط‬der Reihung beweis-
kräftig, stützen sich gegenseitig. Die Texte, wie die Abendmahlstexte
selbst, bedienen sich der jüdischen Speisungsterminologie ; aber der
bloße Hinweis auf diese Tatsache reicht im Blick auf den erarbeiteten
Befund nicht m ehr aus, die eucharistische Beeinflussung der behan-
delten Stellen zu b estre iten .
Wenn es sich so verhält, dann muß auch der zu Anfang anvisierte
Rückschluß erlaubt sein. Koppelt man die traditionsgeschichtlichen
Beobachtungen m it der formgeschichtlichen Voraussetzung, daß die
untersuchten Texte einen anderen Sitz im Leben haben als die Ein-
setzungsberichte, dann bekommen die herausgestellten Unterschiede
der Speisungstexte u ^ r e in a n d e r und besonders zu den Abendmahls-
texten ihre Relevanz. Es h a t sich gezeigt, daß es übersetzungs-
schichten gab, die in den ntl. Eucharistie-Berichten keinen litera-
rischen Niederschlag gefunden haben, deren Spuren aber außerhalb
dieser Berichte aufzufinden sind.
Einen neuen Text zu rekonstruieren, kann nicht das Ergebnis
dieser Spurensuche ‫ س‬-entdeckung sein, denn das Unternehm en galt
nur der Speisungsterminologie, nicht den sonstigen theologischen Aus-
sagen der A ^ d n ^ l s t e x t e . Die zu ziehenden Eolgerungen sind jedoch
über diesen Teilaspekt hinaus wichtig. Die herauspräparierten ü b e r-
srtzu g ssch ich ten sind ein illustratives Beispiel dafür, ‫ ط‬welchem
bewegten Traditionsfluß die Abendmahlstexte sich in der frühchrist-
liehen Zeit befanden, sie zeigen aber auch, daß dieser Fluß seine festen
Grenzen hatte. Analoges ist für die Überlieferung der sonstigen
Bestandteile der Eucharistie-Berichte zu folgern.
‫آلﻣﺂورلم؛‬

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