TRENT UNIVERSITY
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SCHLEGEL
PHILOSOPHISCHE LEHRJAHRE
KRITISCHE FRIEDRICH-SCHLEGEL-AUSGABE
ACHTZEHNTER BAND
ZWEITE ABTEILUNG
PHILOSOPHISCHE LEHRJAHRE
1:796—1806
ERSTER TEIL
herausgegeben
von
Ernst Behler
1963
THOMAS-VERLAG • ZÜRICH
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Alle Rechte, auch die des Nachdrucks im Auszug, der photomechanischen Wiedergabe
und der Übersetzung, Vorbehalten
© 1962 by Ferdinand Schöningh at Paderborn. Printed in Germany
Herstellung: Ferdinand Schöningh, Paderborn 1963
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FRIEDRICH SCHLEGEL,
EINTHEILUNG DER PHILOSOPHISCHEN LEHRJAHRE
130717
VORWORT
EINLEITUNG
PHILOSOPHISCHE LEHRJAHRE
BEILAGEN
sophischen Denken und Wissen eigentümliche Form«. Aber die sich ihm
natürlicherweise anbietende Form des Fragments hat Schlegel nur als
Vorstufe betrachtet, die er in umfassenderen Gestaltungen, z. B. im
Roman, überwinden wollte. Schon dieses Suchen und Experimentieren
Heß ihn die Veröffentlichung seiner Philosophie immer wieder hinaus¬
schieben. Erst in der Darstellung seiner Alters Vorlesungen glaubte
Schlegel eine Form der philosophischen Gedankenentwicklung gefunden
zu haben, die ihm die Veröffentlichung würdig erscheinen ließ.
Dieses Zögern wurde durch Bedenken und Zweifel verstärkt, die
sich mehr auf den Inhalt und die Methodik der hier erwachsenden Ge¬
danken richteten. Schlegel mußte bald empfunden haben, daß in seinen
philosophischen Notizheften etwas Ungewöhnliches erwuchs. Uber die
Richtung seines Denkens war er sich aber keineswegs von vornherein
im klaren. Schlegels Schwanken und Unsicherheit müssen dabei in
einem umfassenden Sinne verstanden werden. Sie bilden ein inneres
Wesensmoment seiner »Lehrjahre«, seiner ganz »im Werden begriffenen
und nicht vollendeten Philosophie«. »Ich schob den Zeitpunkt, da ich
reden wollte, immer weiter hinaus«, sagt er selbst in einem Brief an
Jacobi vom 7. November 18121: »Ich schrieb kritisch und literarisch
über Kunst, Geschichte und Literatur. Ich konnte es nicht verhindern,
daß nicht einiges Philosophische, einiges von dem, was mich eigentlich
mehr als alles andere beschäftigte, mit zum Vorschein kam«.
Während so die Aufzeichnungen seiner philosophischen Notizhefte
immer mehr an wuchsen und, wie natürlich, inneren Wandlungen unter¬
worfen waren, was ihre Publikation zunehmend erschwerte, stellte sie
Schlegel in den Jahren 1804/05 unter den umfassenden Titel der philo¬
sophischen Lehrjahre. Hiermit war eine Gesamtidee gegeben, die ihre
innere Einheit, wie auch ihre Zusammenfassung zu einer Veröffent¬
lichung ermöglichte, ohne daß an den vorliegenden Aufzeichnungen
von inzwischen gewonnenen oder noch zu gewinnenden Standpunkten
inhaltlich etwas zu ändern gewesen wäre. Wie hat aber Schlegel die
Idee der philosophischen Lehrjahre verstanden?
1 »Man ist ja wirklich nicht verpflichtet, ein Buch zu schreiben«, sagte
auch Bergson, um den Werdenscharakter seiner Philosophie zu betonen
(Denken und schöpferisches Werden, dt. 1948» 8. 109). — Vgl. R. Zoeppritz,
Aus Jacobis Nachlaß II, S. 104 f. — »Viele Systeme des Wissens, des Zwie¬
spalts und des Irrtums, der Zeit und der Vorzeit, habe ich auf diesem Wege
zu durchwandern gehabt: weil ich aber weder bei andern, noch in mir selbst
volle Befriedigung fand, so fühlte ich mich eben dadurch zurückgehalten,
öffentlich damit hervorzutreten«, sagt Schlegel im Jahre 1827 (Philosophie des
Lebens, S. 280 f.)
XII Einleitung
Damit ist schon ein entscheidender Aspekt der Idee der philo¬
sophischen Lehrjahre berührt, nämlich die genetische und zugleich
persönlichkeitsgebundene Auffassung der Philosophie im Sinne jener
»Geschichte meiner Bildung«, von der Schlegel in diesen Jahren so
häufig spricht. Die hauptsächlichsten Epochen dieses Bildungsweges
hat Windischmann auf Grund heute verschollener Manuskripte folgen¬
dermaßen umrissen2:
»Friedrich Schlegel hat in seinen handschriftlichen Jahresheften öfters
von der Art und dem Fortgang seiner philosophischen Studien gesprochen
und die Stufen dieses Fortgangs Epochen seiner philosophischen Lehrjahre
genannt. Die wichtigsten setzte er in die Jahre 1788, 1798, 1808 und 1818, als
in welchen Zeitpunkten und in die dazwischen liegenden Zeiträume auch
für sein inneres und äußeres Leben die wichtigsten Entscheidungen, Be¬
stimmungen und Umwandlungen fallen. Ei selbst bezeichnet die erste Epoche
(1788—1798) als die Zeit des dunklen Wollens, Sehnens und Suchens; die
zweite (1798—1808) als die des vorwaltend künstlerischen Bestrebens und der
Poesie, so wie des mehr und mehr erwachenden philosophischen Denkens
und theologischer Belehrung; die dritte (1808—1818) als praktische und ent¬
schiedene Hinwendung zu den wesentlichen und ewigen Interessen des Lebens
und als weitere Ausbildung der ihnen freiwillig unterworfenen und gehorsam
gewordenen Vernunft; die vierte Epoche (1818 bis zu seinem Tode) betrachtet
1 KA XI, S. 118 ff. — Diese Vorlesung wurde am 16. und 17. Januar
gehalten und im Zusammenhang der philosophischen Vorlesungen von Köln
(1804—1806) in geänderter Fassung wiederholt: Windischmann [Friedrich
Schlegel’s Philosophische Vorlesungen aus den Jahren 1804—1806. Nebst
Fragmenten vorzüglich philosophisch-theologischen Inhalts. Herausgegeben
von C. J. H. Windischmann, 2 Bde., Bonn 1836—1837] I» S. 361 ff.
2 Windischmann II, S. 524.
Die Idee dev philosophischen Lehrjahre XIII
Dies sind Sätze, die sich unmittelbar auf Schlegel selbst beziehen
können, der keineswegs in seiner Altersphilosophie jene selbstgenügsame
Ruhe fand, die ihm einige Historiker irrtümlich zugesprochen haben2.
Im Jahre 1817 sagt Schlegel selbst in einem heute verschollenen Manu¬
skript3 :
»In meinem Leben und philosophischen Lehrjahren ist ein beständiges
Suchen nach der ewigen Einheit (in der Wissenschaft und in der Liebe)
und ein Anschließen an ein äußeres, historisch Reales oder ideal Gegebenes
(zuerst Idee der Schule und einer neuen Religion der Ideen), dann Anschließen
an den Orient, an das Deutsche, an die Freiheit der Poesie, endlich an die
Kirche, da sonst überall das Suchen nach Freiheit und Einheit vergeblich war.
War jenes Anschließen nicht ein Suchen nach Schutz, nach einem festen
Fundamente ? Wie mir die rechte Philosophie nur gefunden ward durch das
Zusammentreffen der Einheit der Liebe und der Einheit des Wissens, so ist
die Auflösung des ganzen Problems meines Lebenslaufes wohl nur in dem
Punkte zu finden, wo keine andere äußere oder innere Freiheit gesucht wird,
als die ganz zusammenfällt mit der Liebe für die entdeckte und wieder-
1 KA XI, S. 120.
2 Josef Körner hat darauf aufmerksam gemacht: Neue philosophische
Schriften [Friedrich Schlegel, Neue philosophische Schriften, hrsg. von Josef
Körner, Frankfurt 1935], S. 9, daß die engeren Freunde Schlegels die Ver¬
mutung ausgesprochen hätten, »er habe auch im Katholizismus kein end¬
gültiges Genüge gefunden und kurz vor seinem Tode davon abzurücken
begonnen«: Ludwig Tieck und die Brüder Schlegel. Briefe hg. von H. Lü-
deke (Frankfurt a. M. 1930), S. 184; Friedrich von Raumer, Lebenserinne¬
rungen und Briefwechsel (Leipzig 1861) II, S. 294!.; Briefe an L. Tieck,
hg. von K. Holtei (Breslau 1864) III, S. 352 f. (Schleiermacher).
3 Windischmann II, S. 524 f.
XIV Einleitung
gefundene innere Einheit, die zugleich eine Einigkeit des Wissens und der
Liebe ist.«
»großer, eigentlicher ein superieurer Mann« ist1. Voltaires Witz, der das
»Verhältnis der gewöhnlichen Dinge zu einem superieuren Geiste, der
guter Laune ist«, zeigt, wird ihm zum unmittelbaren Anlaß, zusammen
mit dem Projekt einer philosophischen Biographie erstmals die Idee
der philosophischen Lehrjahre, ganz im Sinne der »Philosophie des
Lebens« als »Produkt aus der Philosophie eines Philosophen und aus
seinem Leben«2, also bereits nach den Gesichtspunkten der Ironie, frei¬
lich noch nicht autobiographisch zu entwickeln3. Schlegel legt diesen
durch Voltaire angeregten Plan seinem Bruder folgendermaßen dar4:
»Ich hatte noch vieles über ihn zu sagen, aber grade in diesem Augenblick
will es sich nicht zu Papier bringen lassen. — Ueberhaupt glaube ich —
könnte ich großen Geschmack gewinnen an dieser Art der Lektüre — die
Schriften und das Leben eines großen Mannes zusammen zu vergleichen,
und mir ein Ganzes daraus zu bilden. Es kann zu vielen Gedanken Anlaß
geben — indem man Alles Bemerkte zusammennimmt, so gut als möglich
auf etwas gemeinschaftliches zurückführt, indem man dieß weiter ausführt,
wie es in der höchsten Vollkommenheit gewesen sein würde, — indem man
sich zu erklären sucht wie es wurde, und wie es sich nach der jedesmaligen
äußern Welt modifizierte und an sie anschloß, indem man auf die Uebergänge
und Aenderungen achtet, oder die Anomalien zu entdecken sucht u.s.w. . . .
Das Leben eines außerordentlichen Mannes . . . zeigt eine Vollkommenheit
die in die verwickelten Verhältnisse hineingeschaffen, an ein stets wandel¬
bares Wesen befestigt, und gegen den ewigen Wiederstreit unendlich vieler
Wesen geschützt ist. Es erhöht also unser eignes Leben mehr als die höchste
der Wissenschaften und das schönste der Künste.«
1 Walzel, S. 8.
2 Neue philosophische Schriften, S. 1931.
3 Weitere Anlässe zu diesem Projekt sieht Schlegel in »Rousseau’s Ge¬
walt«, »Shaftesburys schöner Begeisterung«, »Hemsterhuys Einsicht in das
Wesen großer Männer«, »Kants ernster Erhabenheit« (Walzel, S. 51). —
In diesem Zusammenhang findet auch ein »merkwürdiges kleines Buch«,
nämlich die »Lebensgeschichte Salomon Maimon’s«, Schlegels Aufmerksam¬
keit (Walzel, S. 52): »Nicht das Spiel ungewöhnlicher starker Leidenschaften,
der Kampf großer Kräfte, auch nicht der feine Geist der Beobachtung gibt
diesem Werk Interesse. — Er hat nur eine hervorstechende Neigung, —
Wißbegierde, und Hang zum Uebersinnlichen; aber er erzählt seine traurigen
Schicksale gut und versetzt so ganz in die jüdische und Rabbinische Welt,
daß man glaubt Rabbi oder wohl gar Betteljude zu sein, — so sehr daß mir
wurde, als kröche und bisse es mich hier und dort. — Er scheint übrigens
ein helldenkender, gutgesinnter Mensch, nicht ohne Talent für abstrakte
Wissenschaften, daß man sich doch auch für ihn interessieren kann.« — Vgl.
auch das Fragment Ph. Lj. XI, Nr. 109.
4 Walzel, S. 15 f.
XVI Einleitung
daß die Wahrheit, die vollendete Einheit das notwendige obschon nie er¬
reichbare Ziel alles Denkens ist . . . Und laß michs hinzusetzen, daß der Geist
des Systems, der etwas ganz anders ist als ein System, allein zur Vielseitigkeit
führt — welches paradox scheinen kann, aber sehr unläugbar ist.«
II, 614.
2 Schlegel, Band 18
XVIII Einleitung
jenes Vermögen, das den Geist in der »Ahndung des Ganzen« immer
wieder von den Fixierungen der »begrenzten Ichheit« losreißt. Sie ist
damit die wesentliche Kraft für die »s7üider Unendlichkeit«.
Diese Funktion erfüllt aber die Ironie in engster Kooperation mit dem
kombinatorischen Witz1. So wie die Ironie auf die unendliche Fülle
bezogen ist, richtet sich der Witz auf die Vereinheitlichung der Fülle
und ist dabei um so erfinderischer und kombinatorischer, »je größer die
Fülle ist, die er umfaßt«2. Während also der kombinatorische Witz die
angeschaute, erahnte Fülle in wissenschaftliche Form zu bringen sucht,
weist die Ironie auf »die unendliche Größe und Erhabenheit, die nie zu
erschöpfende Fülle und Mannigfaltigkeit der höchsten Gegenstände
der Erkenntnis«3. In diesem Zusammenwirken sind Ironie und Witz
die grundlegenden Prinzipien für die dialektische Methodik der Schlegel-
schen Lehrjahre in ihrer progressiven Entfaltung.
Popularität. Die Menge muß es machen«1. Gegen Ende des Jahres 1796
begann Schlegel, dem Freund Novalis seine philosophischen Manuskripte
als »geschriebne Pakete« zu übersenden, die in dessen Kopf »derbe Nester«
machten und die Novalis mit »einem dicken Stoß Repliken undAddita-
menta«, vor allem auch mit Heften, die »viel Theosophie und Alchimie«
enthalten, beantworten wollte2. »Deine Hefte spuken gewaltig in meinem
Innern«, schreibt der Freund am 14. Juni 17973, »und so wenig ich mit
den einzelnen Gedanken fertig werden kann, so innig vereinige ich mich
mit der Ansicht des Ganzen und errate einen Überfluß des Guten und
Wahren.« Diese Arbeitsweise setzte sich auch in den späteren Lebens¬
epochen fort und führte bis zu Schlegels Tod zu 137 eigenhändigen
Heften zu den verschiedensten Wissensgebieten4, unter denen die Hefte
der philosophischen Lehrjahre die wichtigste uns erhaltene Sammlung
darstellt.
Die erste Phase des Schlegelschen Denkens steht unter dem Drei-
gestim von Winckelmann, Herder und Kant. Kant ist dabei der ent¬
scheidende Anstoß zu eigenem Philosophieren gewesen. »Kants Lehre
war die erste so ich etwas verstand, und ist die einzige, aus der ich
noch viel zu lernen hoffe«, schreibt er am 11. Oktober 1793 seinem
Bruder5. Jedoch verbindet sich gleich mit seiner Lektüre Kants der
Plan einer »Kritik der Kantischen Philosophie«, nicht allein auf dem
Gebiete der Ästhetik, sondern vor allem an der Geist- und Bewußtseins-
theorie, der Idee der Freiheit, Selbstsetzung und Selbstbestimmung der
Vernunft, die Schlegel weniger nach sittlichen Gesichtspunkten auf¬
faßt, sondern schon gleich unter das für ihn charakteristische Thema
einer schöpferischen Geistlehre universaler Bildung stellt. In dieser
Epoche ist er von dem Gedanken durchdrungen6, »die Philosophie müsse
kritisch sein, — aber in einem ganz anderen und viel höheren Sinne als
bei Kant«.
1 Walzel, S. 351. Ȇbrigens lieber Freund ist das nun ein unaufhaltsamer
Strom, da die Schleusen einmal aufgezogen«, heißt es in demselben Brief.
2 Friedrich Schlegel und Novalis. Biographie einer Romantikerfreund¬
schaft in ihren Briefen, hrsg. von Max Preitz, Darmstadt 1957, S. 66, 67, 109.
3 Friedrich Schlegel und Novalis, S. 96.
4 KA XI, S. XX: »Zusammen eigenhändige Hefte: 137«.
5 Walzel, S. 123. 6 Beilage XI, Nr. 296.
XXII Einleitung
Für diese Idee einer kritischen Philosophie hat Schlegel von Fichte
entscheidende Impulse empfangen. Fichte gab seinem Denken den
Anstoß, über Kant hinauszudringen. Schon während seiner frühen philo¬
sophischen Studien wird er von einer Bewunderung für diesen Denker
ergriffen, die sich trotz aller Gegensätze, die sich zwischen ihnen auftun,
bis in seine späten Lebensjahre erstreckt. Man möchte sagen, daß sich
Schlegel mit keinem anderen Philosophen so kontinuierlich und zu¬
gleich anregend auseinandergesetzt hat wie mit Fichte. Für die philo¬
sophischen Lehrjahre ist Fichte deshalb ein entscheidender Faktor,
der in allen Epochen seinen Einfluß ausübt. Bereits am 17. August 1795
schreibt er seinem Bruder1:
»Der größte metaphysische Denker, der jetzt lebt, ist ein sehr populärer
Schriftsteller . . . Vergleiche die hinreißende Beredsamkeit dieses Mannes
in den Vorlesungen über die Bestimmung des Gelehrten mit Schillers styli-
sierten Deklamationsübungen. Er ist ein solcher, nach dem Hamlet ver¬
gebens seufzte: jeder Zug seines öffentlichen Lebens scheint zu sagen:
dieß ist ein Mann«.
1 Walzel, S. 235 f.
2 Neue philosophische Schriften, S. 13. — In diesem Zusammenhang
ist oftmals bemerkt worden, daß Schlegels philosophischer Ausgangspunkt
auf einer Verwechslung des reinen und des empirischen Ich beruht habe.
Körner hat demgegenüber mit Recht hervorgehoben, daß Schlegel aus¬
drücklich selbst vor dieser Verwechslung gewarnt habe, »so daß es unbegreif¬
lich bleibt, wie die literarhistorische Forschung ihn selber selchen Mißver¬
ständnisses zeihen konnte«. Wenn sich Schlegel in der Theorie der romanti¬
schen Genialität oder in der Entwicklung des historischen Bewußtseins von
den Prinzipien Fichtes abwendet, geschieht dies zweifellos nicht aus einem
Mißverständnis, sondern aus klar bestimmten Absichten.
Die Epochen der philosophischen Lehrjahre XXIII
ebenso wie man in Fichtes Zurückweisung des »stehenden Seins« und der
»todgläubigen Seinsphilosophie« zugunsten des »fortfließenden Lebens«
den Ansatz zu Schlegels Idee der Lebensphilosophie erblicken kann. In
seinem Bestreben, die geistigen Erscheinungen historisch begründen zu
wollen, hielt Schlegel nicht mehr am Ich als dem höchsten Prinzip der
Wissenschaft fest. Ihm ging es um eine umfassende »Bildungsgeschichte
der verschiedenen Gestalten der geistigen Welt« in ihrer historischen Ei¬
gentümlichkeit1, im Ansatz bereits um eine historische Begründung der
Geisteswissenschaften.
Der sich hieran anschließende »Übergang zur zweiten moralischen
Epoche« (1797—1798) ist mit einem Ortswechsel verbunden. Im August
1797 war Schlegel über Weißenfels nach Berlin gegangen, wo er mit
Tieck, Schleiermacher und Dorothea Veit der romantischen Bewegung
wichtige neue Gestalten zuführte. »Das ist ein Kopf, in welchem Opera¬
tionen geschehen«, sagte Rahel Vamhagen angesichts dieses Denkers, der
nun in Berlin in Zusammenarbeit mit August Wilhelm Schlegel die
frühromantische Zeitschrift Athenäum begründet2. Für die Berliner
Epoche der philosophischen Lehrjahre ist Schleiermacher die wichtigste
Gestalt geworden. Durch diesen jungen Theologen, der als Prediger an
der Charite wirkte, gewinnt das Thema der Moral und Sittenlehre eine
hervorstechende Bedeutung. Gleich zu Beginn seines Berliner Aufent¬
haltes wurde Schlegel mit Schleiermacher auf Feßlers »Mittwochsgesell¬
schaft« durch Henriette Herz bekannt gemacht. Schleiermacher hat
den ersten Eindruck seiner Schwester mitgeteilt3:
»Er ist ein junger Mann von 25 Jahren, von so ausgebreiteten Kennt¬
nissen, daß man nicht begreifen kann, wie es möglich ist, bei solcher Jugend
so viel zu wissen, von einem originellen Geist, der hier, wo es doch viel Geist
und Talente gibt, alles sehr weit überragt, und in seinen Sitten von einer
Natürlichkeit, Offenheit und kindlicher Jugendlichkeit, deren Vereinigung
mit jenem allen vielleicht das wunderbarste ist. Er ist überall, wo er hin
kommt, wegen seines Wizes sowohl, als wegen seiner Unbefangenheit der
angenehmste Gesellschaftler, mir aber ist er mehr als das, er ist mir von sehr
großem, wesentlichen Nuzen . . .«
Wie schnell sie Freundschaft schlossen, geht auch aus der Tatsache
hervor, daß Schlegel bereits am 31. Dezember 1797 in Schleiermachers
Wohnung zog. »Es waren für beide die fruchtbarsten Jahre, in welchen
Rede geschieht, damit sich kein Sack an ihnen freuen und überfüllen
möge«. Kurz vorher hatte er Caroline über Schleiermachers Reden
mitgeteilt1: »Religion ist übrigens nicht viel darin, außer daß jeder
Mensch ein Ebenbild Gottes sei, und der Tod vernichtet werden soll«.
Hülsens »Religion von Familie, von Eltern und Kindern« hat für Schlegel
mehr »Nerv und Nachdruck«, als wenn »Schleiermacher so umher¬
schleicht wie ein Dachs um an allen Subjekten das Universum zu rie¬
chen«. Sein zentraler Einwand gegen die Schleiermachersche Religions¬
auffassung richtete sich aber gegen die Aufhebung individueller Bildungs¬
gestalten in die Unendlichkeit der religiösen Zentralschau. Schlegel
bedauert2, daß der Autor die »andern angebomen Eigenheiten des
Menschen, die Poesie, die Philosophie oder Moral bisweilen ziemlich übel
und nicht mit der gehörigen Religiosität zu behandeln scheint . . . daß
er die lebendige Harmonie der verschiednen Teile der Bildung und
Anlagen der Menschheit, wie sie sich göttlich vereinigen und trennen,
nicht ganz ergriffen hat«. Sein Abrücken von der Zentralschau der
Schleiermacherschen Religion hat also kultur- und bildungsphilo¬
sophische Veranlassungen. »Hier, wo Schlegels eigne Stärke lag, ent¬
deckt er die Schwäche des Freundes«, sagt Dilthey3. Es tritt aber noch
ein anderes wichtiges Motiv hinzu, das nun auch den Übergang in eine
neue Epoche der philosophischen Lehrjahre bestimmt.
Bisher hatte Schlegels Denken um die Idee einer kritischen und
historischen Philosophie gekreist. Diese Philosophie war auf die Selbst¬
anschauung des schöpferischen Geistes gegründet. Aber aus der Ein¬
sicht, daß jeder Geist nicht anders als beschränkt sein kann, strebte das
Denken Schlegels aus der bloßen Selbstanschauung heraus, um seine
Ergänzung in der Tiefe fremder Geistesmanifestationen zu suchen. Hier¬
mit war der Ansatz zur historischen Begründung der Geisteswissen¬
schaften gegeben. Die derart erwachsende Philosophie heißt bei Schlegel
Idealismus, wobei dieser Begriff mit dem der Geisteswissenschaft gleich¬
bedeutend ist4. Als »Anfang und ersten Anstoß der Lebensphilosophie oder
der Geisteswissenschaft« sieht Schlegel in der Begründung des Idealismus
Schlegel, S. 31).
1 Vgl. hierzu das Ludwig Klages gewidmete Sammelwerk von Chr. Ber-
noulli und Hans Kern, Romantische Naturphilosophie, Jena 1926.
XXXII Einleitung
des Geistes Ausdruck, in dem Schlegel neben dem Idealismus oder der
Geistesphilosophie das zweite wichtige Phänomen des Zeitalters er¬
blickte.
Für Schlegel und Novalis hat der Realismus der Naturanschauung
eine eigene, vornehmlich auf die dichterische Phantasie bezogene Be¬
deutung gewonnen. Dies zeigt sich in den Begriffen der Symbolik der
Natur oder der poetischen Physik, wobei der Begriff Physik natürlich
keinen naturwissenschaftlichen Anspruch zum Ausdruck bringt. Schlegel
findet in Spinoza, später in Jakob Böhme die Vorbilder dieser Natur¬
anschauung. Wie die Wissenschaftslehre Fichtes für den Idealismus als
Geistesphilosophie die Grundlage bildet, so sieht er in Spinoza den
»allgemeinen Grund« für diesen poetischen Realismus. Der sich der
Bewußtseinsphilosophie entziehende Strom der Naturformen und Orga¬
nisationen ist in diesem Erlebnis der natura naturans sinnlich und geistig
zu schauen. Er wird zum zündenden Funken der Poesie, alles wird
Beziehung und Verwandlung. Und dieses Anbilden und Umbilden in der
lebendigen Anschauung der Natur vollzieht sich im Witz der romanti¬
schen Poesie »als ein hieroglyphischer Ausdruck der umgebenden Natur
in dieser Verklärung von Phantasie und Liebe«, deren Urform die Arabes¬
ke, die »Indicazion auf unendliche Fülle« ist1. Seit dann Tieck die Werke
Jakob Böhmes in den Kreis der Romantiker eingeführt hatte2, sieht
Schlegel in dem teutonischen Philosophen die Prinzipien des objektiven
Idealismus am vollendetsten entwickelt. Keine Philosophie kommt
ihm jetzt der Böhmeschen gleich, »keine ist so reich an Allegorie und
1 Windischmann I, S. 425.
2 Dies kommt wieder besonders deutlich in der späten Fassung des Ge¬
sprächs über die Poesie zum Ausdruck (SW2 V,) S. 205.
3 Ph. Lj. Beilage XI, Nr. 145.
4 Friedrich Schlegel und Novalis, S. 130, 137 ff.; Caroline I, S. 465;
Walzel, S. 421.
5 Walzel, S. 416. 6 Friedrich Schlegel und Novalis, S. 140.
3 Schlegel, Band 18
XXXIV Einleitung
»Spinoza stieg bis zur Natur — Fichte bis zum Ich, ich bis zur These
Gott«, sagte Novalis1. Schlegel stellt sich die Frage2: »Gibt die Synthesis
von Goethe und Fichte wohl etwas anders als Religion ?« Gleichzeitig
mit seiner persönlichen und freundschaftlichen Anteilnahme fühlte sich
Schlegel also auch philosophisch und schriftstellerisch von den Fichte-
schen »Religionshändeln« angesprochen. Er plante eine Verteidigungs¬
schrift Für Fichte, deren Ansätze sich in zahlreichen Fragmenten
niedergeschlagen haben und deren Entwurf in unseren Beilagen abge¬
druckt ist.
Diese »religiöse Epoche« vom Herbst 1798 bis zum Herbst 1799 ist
eine Phase des Übergangs, der Vorbereitung und des Aufbruchs in die
Zeit des Jenaer Aufenthaltes von 1799—1802. Die Vorbereitung gilt
der Synthese des Idealismus der Geisteswissenschaften mit dem Realis¬
mus der Naturphilosophie zu jenem System der Universalpoesie, in dem
diese beiden Bestrebungen zum Einklang kommen sollen. Ȇber die
Poesie habe ich diesen Winter große Offenbarungen gehabt und freue
mich sehr mit Dir darüber reden zu können, denn mit Tieck blieb ich
doch mehr in den Außenwerken«, schreibt Schlegel am 10. August 17993,
kurz vor dem Aufbruch nach Jena an seinen Bruder. Die Poesie ist
hierbei in einem universellen Sinne zu verstehen. Sie ist eine ursprüngliche
Kraft, die in beiden Brennpunkten, in dem vom Idealismus ergründeten
schöpferischem Geist, und in der vom Realismus hervorgehobenen
schöpferischen Natur wirksam ist. In der Natur bekundet sie sich
als »formlose und bewußtlose Poesie«, im menschlichen Geist offen¬
bart sie sich als »eigenstes Wesen«, als »innerste Kraft«, wobei sie
freilich in der »beschränkten Ichheit« immer nur partiell als »zer-
spaltenes Bewußtsein« in Erscheinung tritt4. Auf ihrer höchsten Stufe
erscheint sie aber in der Kunstform der romantischen Poesie, wo sie
göttliche Züge trägt5.
1 Kluckhohn I, S. 20 f.
2 Friedrich Schlegel und Novalis, S. 140.
3 Walzel, S. 426.
4 Diese umfassende Bestimmung der Poesie zeigt sich am deutlichsten
in den Anfangssätzen des Gesprächs über die Poesie. Vgl. hierzu Oskar
Walzel, Grenzen von Poesie und Unpoesie, Frankfurt 1937, S. 114: »Wer
mit mir von älteren Äußerungen über das Wesen der Poesie kommt, kann
sich dem Eindruck nicht verschließen, daß hier ganz Neues und Ungewohntes
sich meldet. Keiner von den vielen, die ich zu mustern hatte, ist so weit
vorgedrungen.« Gleichzeitig läßt sich sagen, daß hiermit dem Begriff der
Poesie seine ursprüngliche, Platonische Bedeutung zurückgegeben wird.
Dies zeigt sich eindrucksvoll in einer von Hans Eichner entdeckten
Die Epochen der philosophischen Lehrjahre XXXV
und Bewußtsein als Einheit erscheinen. Die »Vielheit« ist die Epoche des
»Heraustretens der Philosophie aus sich selbst«, in der die Philosophie ins
Leben strömt, Theorie und Praxis, Wissenschaft und Kunst auseinander¬
treten. Die »Allheit« ist die Phase der »Rückkehr der Philosophie in sich
selbst«, die höchste, alles umgreifende Epoche der »Philosophie der
Philosophie« oder des symbolischen Wissens, die Schlegel sonst auch als
»neue Mythologie« bezeichnete1.
Der Grundriß dieser Gedanken aus der Epoche der Vorlesungen bildet
den Schlüssel zum Verständnis für den weiteren Gang der philosophischen
Lehrjahre Schlegels2. Die an gestrebte Synthese des Realismus und Dua¬
lismus in einem symbolischen oder magischen Idealismus deutet bereits
auf die intensiven Auseinandersetzungen mit dem realistischen Pantheis¬
mus und dem System des Dualismus in den kommenden Jahren hin, die
unter anderem auch eine scharfe Kontroverse mit Schelling auslösen. Die
Problematik, die Systeme der Einheit und der Vielheit in einer um¬
fassenden Allheit zu überwinden, weist auf das in den Pariser und Kölner
Jahren vorherrschende Bestreben, die erahnte »unendliche Fülle« des
Seins mit einer vom Geist geforderten »unendlichen Einheit« zu ver¬
binden, ohne daß der Einheit die Vielheit und Mannigfaltigkeit auf¬
geopfert würde. Schlegel hat diese Synthese in der Idee des Werdens,
der schöpferischen Entwicklung, des mannigfaltigen Lebensstromes
gesehen, wobei das Sein mit dem Werden völlig identisch ist. Hiermit
hat er grundlegende Probleme der Lebensphilosophie vorweggenommen
und Positionen entwickelt, die eine eigentümliche Verwandtschaft zum
Denken Bergsons aufweisen3. Von hier aus erschließt sich auch die
sehen Geistlehre liegt nämlich in der Idee einer Geschichte des Bewußt¬
seins in aufsteigender Entwicklung. Dieser höchsten Stufe des Geistes, die
in der Jenaer Epoche noch als »Rückkehr der Philosophie in sich selbst«
oder als »Philosophie der Philosophie« gesehen wird, in den folgenden
Jahren aber als Philosophie des Lebens erscheint, gehen neben dem
idealistischen Dualismus und dem pantheistischen Realismus eine
Vielzahl anderer philosophischer Bildungsstufen des Bewußtseins voraus,
die von Schlegel eingehend analysiert werden. Seine Bestimmung dieser
philosophischen Weltanschauungsformen fußt auf der alten mystischen
Idee des »zerspaltenen Bewußtseins«, die bereits seit 1796 eine wichtige
Grundlage für sein Denken bildet. Die verschiedenen Typen philo¬
sophischer Weltanschauung, die Schlegel in der Kölner Epoche besonders
eingehend entwickelt, erscheinen als eine umfassende »Phänomenologie
des Geistes«, die deutliche, bis in die Terminologie sich erstreckende
Einflüsse auf die Weltanschauungslehre Wilhelm Diltheys auf deckt.
»Sie stehen nicht allein auf der Höhe der damaligen Philosophie (1804
bis 1806) und Fr. Schlegel hatte nicht bloß alles, was damals schon hervor¬
gebracht war, sich angeeignet und selbständig verarbeitet, er hatte auch
selbst mit hervorgebracht und ging als ein divinatorischer Geist über das
schon zu Stande gekommene hinaus zu einem Idealismus, der alle Elemente
des natürlichen und geistigen Lebens vereinigen und zugleich das Unzu¬
reichende der bereits gemachten Versuche nachweisen sollte. Dieser Idealis¬
mus, den Abgrund des Absoluten (in der Natur und in der Ichheit) vermei¬
dend, beginnt mit der Theorie und Charakteristik des Bewußtseins und führt
die Geschichte desselben vom ersten Sehnen und Verlangen des Geistes
nach der Fülle des Lichtes und der Liebe, wodurch er allein befriedigt werden
kann, durch alle Momente seiner Entfaltung bis zur Fassung und Bekräfti¬
gung seiner selbst in der Anschauung jenes Ideals, welches zumal auch die
ewige Realität, also das Ziel und die Vollendung, das über alles Liebens¬
würdige, ist, um dessentwillen jedes Werden und Bestreben der Natur und
des Geistes ist.«
spräche und Weisheit der indier entsteht, intensiv" auf die indische
Geistesgeschichte, dann aber auch auf die Geschichte der europäischen
absoluten, reinen oder auch unendlichen Poesie; oder -y/ — für den
Begriff der höchsten Potenz des Maximums der Poesie. T1 bezeichnet
die Indifferenz oder den Indifferenzpunkt, A die Trias oder Trinität,
□ die Tetraktys. Andere wichtige Abkürzungen sind aus deutschen
Buchstaben gebildet, wie z. B. Ct für Zentrum, Rom oder R für Roman
und Romantisch, F für Phantasie, K für Kirnst, Ws oder Wsch für
Wissenschaft, Wl für Wissenschaftslehre.
Diese Abkürzungen, die entsprechend für eine ganze Reihe wei¬
terer Begriffe gebildet sind, werden von Schlegel ziemlich regelmäßig
verwandt, so daß man von einem wirklichen Abkürzungssystem sprechen
kann, selbst wenn es, wie unser Kommentar zu erkennen gibt, manchmal
zu Schwierigkeiten bei der Auflösung führt. Jedenfalls ermöglichten
es diese Zeichen, daß Schlegel die Fülle seiner philosophischen Fragmente
in jenen zwölf Heften aufzeichnen konnte, die das unserer Edition zu¬
grundeliegende Manuskript der philosophischen Lehrjahre bilden.
Schlegel hat diese Hefte selbst angefertigt. Sie bestehen aus großen,
in der Mitte gefalteten und zusammengenähten Blättern vom Format
40 X 25 cm, so daß die Hefte selbst 20 cm breit und 25 cm lang sind.
Wie man aus den in unserer Edition reproduzierten Seitenzahlen er¬
kennen kann, ist ihr Umfang schwankend. Unter diesem Gesichtspunkt
heben sich die Hefte aus den Jahren 1802—1806 (Ph. Lj. VI—XII),
also aus der Pariser und Kölner Zeit, deutlich von den vorausgehenden
ab. Sie sind entschieden dünner als diese und haben oft nur die Hälfte
des Umfanges. Das Heft Zur Philosophie nro. II. Paris. 1802. December
(Ph. Lj. VII) weist zudem das kleinere Format von 18 x 23 cm auf. Da¬
für hat Schlegel in den Jahren 1802, 1805 und 1806 aber jährlich zwei
Hefte angelegt. Das erste Heft der gesamten Reihe (Ph. Lj. I) ist im
Unterschied zu allen anderen nur auf den ersten 16 Seiten beschrieben.
Bei jedem dieser zwölf Hefte ist, wie in unserer Edition, ein Titel¬
blatt freigelassen, das von Schlegel mit kalligraphisch geformten Über¬
schriften versehen wurde (vgl. Tafelbeilage 2). Auch hier unterscheiden
sich die Hefte der Pariser und Kölner Periode von den vorausgehenden.
Während die Hefte bis zur Pariser Zeit (Ph. Lj. I—V) den Titel Philo¬
sophische Fragmente tragen, haben die folgenden Hefte (Ph. Lj. VI—XII)
den Obertitel Zur Philosophie. Den unserer Edition vorangestellten Titel
Philosophische Lehrjahre weist keines der zwölf Hefte auf ihren Deck¬
blättern auf. Dieser Titel gründet sich, wie im Abschnitt über die Edi¬
tionsverhandlungen dargestellt wird, auf Schlegels Pläne zur Veröffent¬
lichung dieser Hefte (vgl. Tafelbeilage 1).
Das Manuskript der philosophischen Lehrjahre XLIII
An dieser Stelle erhebt sich die Frage, ob diese zwölf Hefte denn das
vollständige Manuskript der philosophischen Lehrjahre dar stellen. Diese
Frage muß verneint werden, und zwar in einem viel weiteren Ausmaß,
als man ursprünglich angenommen hat. Als Windischmann um 1834
die schwierige Aufgabe übernahm, aus dem philosophischen Nachlaß
Schlegels die wichtigsten Texte mitzuteilen, wurden ihm von Dorothea
Schlegel unter anderem auch diese 12 Hefte übersandt, aus denen er
eine Anthologie zusammenstellte. Windischmann war sich bereits darüber
im klaren, daß man ihm nicht das gesamte Material zur Verfügung ge¬
stellt hatte. Am 20. Dezember 1834 schrieb er an Dorothea1:
»Der Jahrgang 1807 fehlt, ist ausgeliehen und nicht zurückgegeben wor¬
den, was wegen fernerer Folgen der schon im Jahrgang 1806 enthaltenen
vorbereitenden Gedanken zum wichtigsten Schritte des Lebens sehr zu
bedauern ist. Die Jahreshefte von 1808 und 1809 waren nicht aufgefunden.
Es ist zu vermuten, daß die Bearbeitung und Vollendung des Buches über die
Sprache und Weisheit der Indier die meiste Zeit hingenommen habe; in das
Jahr 1809 insbesondere aber fällt der Krieg Oesterreichs gegen Napoleon,
woran Fr. Schlegel den eifrigsten Anteil genommen.«
»Anstalten sind wenigstens genug dazu gemacht. Mir hat er, da er mir
einen Spaziergang durch seine philosophischen Manuskripte erlaubte, das
onns aufgelegt, daß ich sie, wie ein Trüffelhund habe abtreiben müßen, um
Fragmente oder Fragmentensamen aufzuwittern, und er selbst hat viele
ganze Tage nichts als Striche gemacht, wie ein Silberprobierer. Alles ist
auch nun crayoniert und es darf nur geschrieben werden.«
Die zahlreichen roten Striche, die sich in den Heften finden und die
im Kommentar verzeichnet sind, wurden aber nachweislich von Win-
dischmann eingetragen, als dieser die Fragmente für seine Auswahl
bearbeitete. Striche von Schlegel, die sich gar auf die Fragmente des
Athenäums beziehen, gibt es in den uns vorliegenden Heften nicht.
In diesem Zusammenhang fällt auch auf, daß die Fragmente, die Novalis
aus den Schlegelschen Heften notiert (vgl. Tafelbeilage 5), eine andere
Reihenfolge aufweisen als die Fragmente unserer Manuskripte.
Die Zweifel vertiefen sich angesichts der Anordnung, der Reihen¬
folge der oft durch Jahreszahlen gekennzeichneten Unterabschnitte
in diesen Heften. Ein Blick auf die rechten Kolumnentitel unserer Aus¬
gabe zeigt in aller Deutlichkeit, daß es sich hier nicht um chronologisch
aufeinanderfolgende Notizen handelt, sondern um die Zusammenstellung,
den Versuch einer Komposition von Aufzeichnungen aus verschiedenen
Epochen und von verschiedenen Orten, wobei auf eine genaue zeitliche
Reihenfolge keine Rücksicht genommen wurde, oft »ältere Gedanken«
nachgetragen wurden und sonstige rückblickende Zusätze zu erkennen
geben, daß Schlegel hier zum zweitenmal Hand an sein Werk legte.
Diese Zusätze beschränken sich keineswegs auf Zwischentitel. Sie be¬
ziehen sich häufig auf den Inhalt selbst und gewinnen dadurch den
Charakter rückblickenderKommentare, wie dies in Wendungen wie z. B.
»Zu dieser Epoche wollte ich . . .« zum Ausdruck kommt. Das Fragment
Ph. Lj. V, Nr. 442 ist in diesem Zusammenhang besonders aufschlu߬
reich. Schlegel steht hier offensichtlich vor dem Problem der Auflösung
1 Walzel, S. 343-
XLVIII Einleitung
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mente, selbst ihr gärender Zustand, scheint von ihm beibehalten zu sein,
wie jeder Leser dieser Texte sofort bestätigen wird. Zahlreiche erläuternde
oder kritische Randbemerkungen, mit denen er Fragen an sich selbst
stellt, verstärken diesen Eindruck. Die Beantwortung der Frage, zu
welchem Zeitpunkt und zu welchem Zweck diese Transskriptionen vor¬
genommen sein mögen, führt aber zu Schlegels Plänen, diese Dokumente
seiner philosophischen Lehrjahre zu veröffentlichen.
Wie bereits dargelegt wurde, hat Schlegel die hier edierten Fragmente
mit dem Ziel einer späteren Veröffentlichung in seinen Notizheften
festgehalten. Freilich bezog sich dieser Plan ursprünglich nicht auf das
erst allmählich erwachsende Gesamtwerk seiner philosophischen Lehr¬
jahre, und vielleicht hat Schlegel zu Anfang nicht einmal daran gedacht,
seine philosophischen Gedanken in der Form von Fragmenten mitzu¬
teilen. Die philosophischen Notizhefte, in die er unermüdlich neue Ideen
und neue Projekte eintrug, waren für ihn eine Art »Materialienmagazin«,
auf das er bei der Darstellung der ihn bewegenden Probleme und Themen
zurückgreifen wollte und das er auch mehrfach in diesem Sinne verwandt
hat. Aber im Zurückweichen von der zusammenhängenden Darstellung
hat er die den Heften entnommenen Gedankenkeime dann doch wieder
zu Fragmenten ausgearbeitet, wie sich dies bei den Fragmenten des
lyceums und Athenäums, wie auch bei den Ideen des Athenäums zeigt,
die als erste Veröffentlichungen aus Schlegels Notizheften angesehen
werden können.
Ein direkt auf diese philosophischen Manuskripte sich beziehendes
Publikationsprojekt hatte sich bereits im Herbst 1797 erhoben. Es
sollte in dem von Fichte und Niethammer herausgegebenen philo¬
sophischen JOURNAL EINER GESELLSCHAFT TEUTSCFIER GELEHRTEN ver¬
wirklicht werden, an dem Schlegel seit 1795 mit kleineren Beiträgen
mitgearbeitet hatte. In diesem Jahre 1797 waren seine Lyceums-Frag-
mente erschienen. Fichte, der Schlegels literarisches Talent schätzte,
übrigens einer der Bewunderer seiner lucinde wurde1 * * 4, durch persön-
4 Schlegel, Band 18
L Einleitung
»Was ich dafür anbieten kann ist 1) Physikalische Ideen 2) Ein philo¬
sophischer Abriß des Idealismus in Beziehung auf Encyklopaedie. 3) Eine
metrische Übersetzung aus dem Sanscrit, aber von einem etwas ernsthaften
didaktischen Werk •—- auch wohl ein Aufsatz über diese Sprache zur An¬
kündigung. Wäre Dir mit der Kritik des Plato mehr gedient als mit einem
von diesen Aufsätzen, so bitte ich es mir zu melden.«
»Ich bin fleißig, und denke auch besonders darauf, ein oder das andre
beträchtliche Werk in Prosa auszuarbeiten, sei es Geschichte der Literatur
oder System der Philosophie. Ich habe den Stoff in beiden durch meine
mancherlei Vorlesungen hinreichend verarbeitet. Wird der Krieg freilich
im Norden allgemein, so wird es wohl vor der Hand gar keine Literatur
wenigstens keine Ostermesse geben; ich arbeite indessen ruhig fort.«
1 Krisenjahre I, S. 271.
2 Krisenjahre I, S. 294.
3 Dorothea von Schlegel geb. Mendelssohn und deren Söhne Johannes
und Philipp Veit. Briefwechsel hrsg. von J. M. Raich Mainz. 1881 I, S. 212.
Pläne zur Veröffentlichung der philosophischen Lehrjahre LIII
»Außerdem habe ich schon lange im Sinne unter dem Titel philosophische
Lehrjahre, mein Spekulieren, wie ich seit 1796 Tagebuch darüber geführt,
genetisch zu schildern, wozu ich alle meine Papiere größtenteils noch in
Kölln in die gehörige Verfassung gebracht.«
In der Tat hatte sich Schlegel am 26. August 1807 an den Verleger
Reimer gewandt und ihm den Druck der philosophischen Lehrjahre
mit folgenden Worten vorgeschlagen3:
»Zweitens hab’ ich schon lange sehnlich gewünscht, eine Ausgabe meiner
sämtlichen Werke zu veranstalten, und das Wesentlichste in Bearbeitung
meiner Papiere pp. getan. Doch wenn die Zeiten, um daran zu denken, noch
zu schlecht sind, so möchte ich wenigstens die philosophischen Ideen zu
deren Verlag Sie sich einmal geneigt erzeigt, den übrigen voran in die Welt
schicken, als wesentlichste Rechenschaft von und vor mir selbst und andern.
Ich glaube, ich begehrte damals 2 Friedrichsdor. Hiezu sind die Papiere sehr
vollständig bearbeitet, doch kann ich den Bogenbetrag bis zur letzten Ab¬
schrift nicht genau bestimmen. Wahrscheinlich trägt es einen reichlichen
Band aus; sollte es aber nicht ganz so viel sein, so würde ich eine Abhandlung
entweder über Novalis oder über Jak. Böhme hinzufügen.«
1 Krisenjahre I, S. 294.
2 Krisenjahre II, S. 85.
3 Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel, S. 97 f.
LIV Einleitung
der Indier vollzog, verließ Schlegel Köln und wandte sich nach Wien,
wo er endlich eine gesicherte Situation zu finden hoffte. Dabei blieb
ein großer Teil seiner Manuskripte in Köln zurück. Auch als Dorothea
am 2. August 1808 unter den schwierigsten Umständen, mitten durch
den Aufmarsch der Armeen, zur österreichischen Metropole aufbrach,
konnte sie nur einen Teil der Handschriften mitbringen2. Am 23. Novem¬
ber 1808 begründet Schlegel vor Reimer die Verzögerung des Druck¬
manuskriptes3 :
«Für jene andre Verabredungen, welche eine sichtende Bearbeitung
meiner frühem Studien und Materialien betreffen, fehlt es mir aber so weit
ich auch schon in Kölln mit der Arbeit gekommen war, um sie abschließen
zu können, an einem Teil meiner Papiere, die leider in Kölln geblieben sind.
Für die philosophischen Lehrjahre fehlen mir zwar nur wenige Hefte aber
unentbehrl iche.»
wenn man aber erst durch ein Teleskop geschaut hat, so finde rnan sie auch
mit bloßem Auge wieder. Damals achtete ich nicht viel darauf, jetzt finde
ich einen tiefen Sinn darin.
Soviel über die Ansprüche der Wissenschaft und den behaupteten Vor¬
rang des Wissens über das Glauben. Ich gestehe Ihnen daß Lessings ver¬
meinter Fortschritt von Glaubens- also Gefühlswahrheiten zu Vernunft¬
wahrheiten mir eine wahre Herabsetzung scheint. Es liegt dabei dieselbe
trockne Ansicht zum Grunde, welche ihn im Aristoteles einen Euklides
der Poesie finden ließ, als ob ein solcher möglich wäre.«
neuere geschickte und der »Redaktion aller neueren und ältern Kunst¬
aufsätze« ebenfalls eine wichtige Rolle2. Die ursprünglich bei Cotta ge¬
plante Gesamtausgabe wurde jedoch erst in den Jahren 1822—1825 bei dem
Wiener Verleger Jacob Mayer in Angriff genommen. Infolge finanzieller
war schon im Druck erschienen. Aber Schlegel sah durch diese umfassen¬
den Darlegungen seine frühen philosophischen Hefte keineswegs als
überflüssig gemacht an. Diese Vorlesungsreihen waren selbst als ein
siebenfacher progressiver Zyklus aufgebaut. Neben den schon in Wien
gehaltenen Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte und die
Philosophie des Lebens und den für Dresden geplanten Vorlesungen
ÜBER DIE PHILOSOPHIE DER SPRACHE UND DES WORTES hatte er für
München, Bonn und Berlin weitere Vorlesungen über die Schöpfung, den
Zeitgeist und das Weltgericht geplant2, die von einem universalen
»System der gesamten christlichen Philosophie« gekrönt w'erden sollten,
unter dem speziellen Thema der »Einheit und Vereinigung«3. Mitten aus
diesem gewaltigen Projekt riß ihn der Tod. Aber wie Körner mit Recht
bemerkt4, würden wir selbst mit der Vollendung dieses Planes sein philo¬
sophisches Hauptwerk noch nicht besitzen: »Als solches schwebte ihm
bis ans Ende jenes auto-noographische Unternehmen der philosophischen
Lehrjahre vor, einer dokumentarischen Beschreibung von Aus- und
Fortgang seiner bezüglichen Studien und Erkenntnisse.« Dies zeigt sich
in einem Brief vom 24. Juli 1828 aus Wien, in dem Schlegel Christine von
Stransky den Plan einer Neuausgabe seiner sämtlichen Werke näher
entwickelt und im Anschluß an seine Darlegungen über die erste, histo¬
risch-politischen Schriften gewidmete Abteilung fortfährt5:
Diese Pläne wurden durch den Tod zunichte. Als Schlegel im Januar
1829 in Dresden, dem Ort seines jugendlichen Beginnens, plötzlich
starb, stand Dorothea vor der schweren Verpflichtung, den philosophi¬
schen und literarischen Nachlaß Schlegels zu betreuen. Sie wandte sich
an Tieck, an August Wilhelm Schlegel und Steingaß um Unterstützung
und fand schließlich in dem Bonner Professor C. J. H. Windischmann
einen Bearbeiter, der auch speziell für die Herausgabe der philoso¬
phischen Manuskripte geeignet erschien. Windischmann wurde der noch
erhaltene Teil des nach Schlegels Tod vielfach zerstreuten philosophi¬
schen Nachlasses übermittelt. Von diesen philosophischen Manuskripten
gab Windischmann den Kölner Vorlesungen von 1804—1806, die schon
Schlegel als Grundlage für sein »System der Philosophie« vorgeschwebt
hatten, den Vorzug. Er veröffentlichte diese Vorlesungen vollständig
in zwei Bänden und druckte im Anhang zu dieser Ausgabe aus den
Notizheften eine Auswahl ab. Windischmann war sich darüber im
klaren, daß er auf Wesentliches Verzicht geleistet hatte. In der Vor¬
erinnerung zum zweiten Band sagt er1:
»Indessen ist außerdem noch so vieles übrig, was in Bezug auf Dogmatik,
Exegese des A. und N. Testamentes und christliche Moral, so wie auf philo¬
sophische Kritik, christliche Naturphilosophie und Metaphysik von so reel¬
lem Interesse ist, daß es mir leid tut, für diesen Augenblick nichts davon
mitteilen zu können; es soll aber am guten Willen hiezu nicht fehlen, wenn
sich Gönner und Freunde eines solchen weiteren Unternehmens finden.
Übrigens muß noch bemerkt werden, daß unter diesen Fragmenten, beson¬
ders aus den spätesten Jahresheften, eine ansehnliche Zahl von einem In¬
halt ist, der erst nach gegenwärtigen Mitteilungen richtig verstanden werden
dürfte, da in vielen ausführlichem Fragmenten, die fast kleine Abhandlungen
zu nennen sind, die höchsten Interessen des religiösen und politischen Lebens
der Gegenwart und Zukunft mit scharfem und tiefem Blick aufgefaßt und
mit divinatorischem, ja nicht selten mit prophetischem Geist durchforscht
sind, wozu denn eben ein vertraulicherer Umgang mit den frühem und
spätem Studien und Arbeiten Friedrich Schlegel’s vorausgesetzt wird.
Nähme man dann bei etwa fortzusetzenden Mitteilungen den historischen
und politischen Nachlaß noch hinzu, so würde nicht bloß der Reichtum
dieses Geistes, sondern auch die Besonnenheit und Klarheit in Behandlung
desselben und insbesondere auch die Sachkenntniß in Beziehung auf die
1 Windischmann II, S. V f.
LX Einleitung
großen Fragen, welche jetzt die Welt bewegen, bei allen Billigen und Ge¬
rechten Anerkennung finden.«
Das öffentliche Interesse, von dem Windischmann weitere Publika¬
tionen aus Schlegels philosophischen Manuskripten abhängig gemacht
hatte, ist nicht ausgeblieben. Im Jahre 1846 erschien eine zweite Auflage
dieser Vorlesungen und Fragmente. Windischmann war jedoch kurz
nach Erscheinen des zweiten Bandes gestorben. Nach seinem Tod
gingen die ihm zur Verfügung gestellten Manuskripte dann an die Familie
Dorothea Schlegels zurück. Im Jahre 1878 hat eine Enkelin Dorothea
Schlegels, Franziska von Longard, geborene Veit, aus Sigmaringen, einen
großen Teil der Schlegelschen Manuskripte, darunter auch die hier
veröffentlichten zwölf Hefte der philosophischen Lehrjahre der Görres-
gesellschaft übergeben1. Aber auch hier hatten dieHandschriften zunächst
kein glückliches Geschick. Sie gerieten in Verschollenheit, und ihr Besitz
wurde von der Görresgesellschaft, u. a. in einer heftigen Polemik zwischen
Heinrich Finke, dem damaligen Präsidenten der Görresgesellschaft, und
Emst Robert Curtius2, zunächst bestritten. Alois Dempf hat die von
Franziska von Longard überlassenen Manuskripte und damit auch die
zwölf Hefte der philosophischen Lehrjahre nach dem zweiten Weltkrieg
wiederentdeckt und in den Besitz der Görresgesellschaft zurückgeführt.
ZUR EDITIONSTECHNIK
Obwohl sich Schlegel seit dem Sommer 1805 intensiv mit der »Sichtung
und Bearbeitung der so sehr angehäuften Materialien« seiner philo¬
sophischen Lehrjahre beschäftigt hat, um sie im Verlag Reimer heraus¬
zugeben, können diese in den Kölner Jahren neubearbeiteten Hand¬
schriften noch nicht als das Druckmanuskript angesehen werden, das
er zur Ausführung seines damaligen Vorhabens dem Verleger übergeben
wollte. Diese Arbeit war offensichtlich nur eine erste Bestandsaufnahme
des in Frage kommenden Materials, die in einem zweiten Akt in jene
Form der Schlegelschen Fragmente gebracht worden wäre, durch die
auch die anderen Veröffentlichungen aus dem »Materialienmagazin«
seiner Hefte bestimmt sind und die Schlegel mit der Definition umrissen
hat: »Ein Fragment muß gleich einem kleinen Kunstwerk von der um¬
gebenden Welt ganz abgesondert und in sich selbst vollendet sein wie ein
Igel«. Dieser Tatbestand wird durch den weiteren Verlauf der Editions¬
verhandlungen, wie auch durch den Charakter der Handschriften be¬
stätigt, die, schon wegen der in ihnen verwandten Abkürzungen, noch
keineswegs als das von Schlegel vorgesehene Druckmanuskript be¬
trachtet werden können. Ferner erstreckte sich die damalige »Sichtung
und Bearbeitung«, wie Schlegel selbst bestätigt, nur auf die ersten Hefte.
Diese Aussagen der Manuskripte sucht unsere Edition wiederzugeben,
in der, nach den Regeln dieser Ausgabe1, die ursprüngliche Schreibweise
beibehalten ist. Als Windischmann in den Jahren 1836/37 seine Auswahl
aus diesen Fragmenten veröffentlichte, löste er die Siglen und mannig¬
faltigen Abkürzungszeichen Schlegels stillschweigend auf. Diesem Ver¬
fahren wurde hier auch in eindeutigen Fällen nicht gefolgt; die voll¬
ständige Beibehaltung dieses originellen Abkürzungssystems mit seinen
griechischen und mathematischen Zeichen erscheint für den Charakter
der Schlegelschen Texte von Wichtigkeit. Die Auflösung dieser Zeichen
erfolgte in eckigen Klammern []. Nur wenn das Wort und durch den
Buchstaben u gekennzeichnet ist, wurde diese Abkürzung stillschweigend
aufgelöst. Die Auflösungen konnten meistens mit apodiktischer Gewi߬
heit vorgenommen werden, manchmal nur mit dem Grad der Wahr¬
scheinlichkeit, selten erhoben sich komplizierte Zweifelsfälle. Bei den
schwierigen Ergänzungen wurde, im Falle der Wahrscheinlichkeit,
die wahrscheinlichste Lösung angegeben, bei unüberwindlichen Zweifeln
wurde auf die Auflösung überhaupt verzichtet. In diesen Fällen nennt
der Kommentar die in Frage kommenden Möglichkeiten.
Schlegels Randbemerkungen und Zusätze zum Haupttext sind durch
spitze Klammern 0 kenntlich gemacht. Die durchstrichenen Wörter
und die damit zusammenhängenden Textvarianten sind im Kommentar
angegeben. Auch alle weiteren Beobachtungen und Feststellungen, die
für den Text von Wichtigkeit sind, Auskünfte über Unterschiede im
Schriftbild, wie sie durch die Verschiedenheit des Papiers, der Tinte oder
durch Schriftzüge aus verschiedenen Lebensepochen herrühren können,
sind in diesen textkritischen Kommentaranmerkungen enthalten.
Weitere Ergänzungen des Herausgebers, die durch eckige Klammern
gekennzeichnet sind, bilden die Numerierungen der zwölf Hefte durch
römische Ziffern. Sie sollen dazu beitragen, das Zitieren der Texte zu
erleichtern. Diese römischen Ziffern sind zur besseren Übersicht auf
den linken Kolumnentiteln reproduziert. Die rechten Kolumnentitel
nennen die Zwischentitel, mit denen Schlegel einzelne Abteilungen seiner
Die Register sind nicht nach Seitenzahlen, sondern nach den ara¬
bischen Ziffern der Fragmente und den römischen Ziffern der Hefte
erarbeitet.
Beilage 11. Aus der ersten Epoche. Zur Logik und Philosophie. 1796
(in Jena). — Das Manuskript dieser Fragmente ist verschollen. Sie
wurden von Windischmann im Zusammenhang seiner Auswahl aus den
philosophischen und theologischen Heften Schlegels als »Fragmente einer
kleinen Abhandlung, nur zur Probe« herausgegeben: Friedrich schle-
1 KA XI, S. XVII.
LXIV Einleitung
S. 405—410. Mit dem Zusatz Aus der ersten Epoche ergibt sich ein deut¬
licher Bezug zu dem Aufbau der philosophischen Lehrjahre, der im
einzelnen im Kommentar nachgewiesen ist. Der hier vorgelegte Text der
Beilage II ist ein unveränderter Nachdruck der Veröffentlichung Win-
dischmanns.
1 Walzel, S. 426.
2 Walzel, S. 428.
3 Walzel, S. 416 f.; Caroline I, S. 740; Fichtes Leben und literarischer
Briefwechsel II, S. 422 f., S. 425.
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5 Schlegel, Band 18
LXVI Einleitung
lesungen AUS DEN JAHREN 1804 BIS 1806. NEBST FRAGMENTEN VOR¬
[2] Hat man d [ie] Erlaubniß etwas Unbedingtes willkührl [ich] zu setzen; so
ist nichts leichter als alles zu erklären. Der Mystiker erreicht daher wirk¬
lich d[en] positiven Theil der philosophischen Aufgabe. Das hat niemand
so gut begriffen als die Griech. [ischen] Sophisten und d [ie] neuern Mysti¬
ker und unter ihnen Fichte. — Dieß ist ein neuer Grund warum d. [er]
My[stizis]mus unheilbar ist. Er hat eigentlich] durchaus kein Interesse für
das Technische und Historische. Bringt ihm aber was ihr wollt aus diesem
Gebiete um ihn in Verlegenheit zu setzen oder stutzig zu machen und zu
einer Bekehrung vorzubereiten; er wird lächeln und alles kinderleicht
durch seinen Talisman erklären, lösen — vernichten. Er ist eigentlich]
s. 2 Pabst in s. [einem] Gebiete, und | hat d [ie] unfehlbare Macht, Himmel und
Hölle durch s. [einen] Schlüssel zu öffnen und zu schliessen. Das ist
inconsequent an Fichte, daß er sich für d [ie] Verbreitung seiner 90 [Philo¬
sophie] interessirt.
[3] Jakobi ist ein empirischer Mystiker. Er hat ausgedient. Sein cp [philo¬
sophisches] Verdienst war, Fichte’n veranlaßt zu haben.
[5] Die Ismen sind unheilbar, aber der M[ystiker] E[klektiker] Skeptiker
kann geheilt werden <der Mystiker selbst heilbar durch Interesse am
Technischen und Historischen >, durch Inconsequenz und dann durch
Progreßion ein Philosoph werden.
[6] Die drei Abarten vernichten sich nicht nur gegenseitig sondern auch jede
selbst. Daß der consequente Skeptiker mit Stillschweigen und Nicht¬
denken endigen müßte = o, versteht sich von selbst. — Er müßte auch
aufhören zu widerlegen, weil er s. [ich] selbst widerspricht, es nicht d[er]
Mühe werth achten, aus Zwecklosigkeit — oder vielmehr auch wissen daß
er nur Widerlegbares widerlegen kann. — Die Mystiker endigen mit
dumpfem Hinbrüten in s. [ich] selbst. — Der empir [ische] Eklektiker
widerspricht sich selbst dadurch, daß er philosophiren will, also unbegränzt
wissen und doch mit einer Gr änze d [es ] Wissens anhebt. Er behauptet etwas
Widersprechendes; eine absolute sich selbst setzende Gränze d [es] Wissens,
da die Gränze doch nur aus d [em] Unbedingten entspringen kann.
[v] Die aller consequentesten crx [Skeptiker] My[stiker] Empiriker sind also
die welche wirklich und in der That aufhören zu philosophiren. Der ächte
s. 3 Mystiker will seine Meinung gar nicht \ mittheilen, bis zur Vernichtung
d [er] Humanität, die dann aber doch in d [en] Bessern d [en] Sieg davon
trägt. Fichte ist so sehr cpa [Philosoph] als es d [er] Mystiker nur sein kann.
Der Selbstvernichtung d [er] drei logischen Krankheiten muß die Selbst¬
erzeugung gegen über stehn. Vom Mysticism ist es klar, daß er s. [ich]
selbst erzeugt. Sein wesen und auch sein anfan g ist d [as] willkührl[iche]
Setzen d [es] Absoluten. Des consequenten Eklektizismus Wesen und
Anfang ist d[as] willkührl [iche] Vernichten d[es] Absoluten cUnbegränz-
ten> — das willkührl [iche] Setzen einer absoluten Gränze. —
|8] Läßt sich d [er] Empiriker aufs Philosophiren ein, so kann er gegen d [en]
Mystiker nicht Stich halten. Das willkührl [iche] Setzen eines Wider¬
spruchs hat er mit ihm gemein — sein Widerspruch ist noch gröber,
gleichsam ein Widerspruch in der zweiten Potenz, ja er setzt eine Vielheit
von Widersprüchen. —
[10] Die drei Abarten mag man im Gegensatz des Kriticismus auch Dogma¬
tismus nennen. Fichte ist ein Dogmatiker und Kant ein halber Kritiker.
[11] Die Mystiker sind es eigentl [ich], von denen wir jetzt die cp [Philosophie]
lernen müssen. —
[13] Der Mystiker ist freier als der crx [Skeptiker] und Emp [iriker]; er erzeugt
seinen Widerspruch; jene lassen sich denselben gehen — das ist Wider¬
sprach] in der dritten Potenz — es ist ein positiver Widerspruch. — |
s. 4 Der Emp. [iriker] baut auf d[ie] Leere, auf negative Widersprüche. —
Der Mystizismus] auch die nüchternste und solideste aller Rasereien,
wie d [ie] mäßigste. —
[14] So wie nur Ein System und nur Eine Philosophie, so gibts auch nur
EINE METHODE. —
[15] Alle drei haben ihre eigne Sprache und doch protestiren alle drei crx
[Skeptiker] Emp [iriker] My[stiker] gegen die Terminologie. Der Empiri¬
ker aus Unvermögen und weil er das Absolute für eine leere Abstraction
hält. Der crx [Skeptiker] aus Protestantismus und Bestimmungslosigkeit
und d[er] ächte Mystiker aus Haß d[es] Buchstabens. Der My [stiker] hat
es wie wohl auf andre Art nur mit Anschauung zu thun, haßt nicht nur
d[en] Buchstaben sondern auch d[en] Begriff .Apologie d[ es ] Buchstabens,
d. [er] als einziges ächtes Vehikel d[er] Mittheilung sehr ehrwürdig ist.—
[16] Den cp [philosophischen] Geist hat außer d [em] Kritiker nur der Sk [ep-
tiker] und My [stiker]; der Emp [iriker] redet nur Buchstaben ohne Geist,
Worte, spielt mit Formeln. Die Mystiker sind <nie> beständig, <Act des>
Annihilirens oder Apotheosirens. —- Gott = •§:-£ = o. Gott = Himmel.
[17] Unter d [en] Eklektikern behauptet Voltaire gewiß einen sehr hohen
Rang. —
[18] Das Gegebne womit d[er] 9a[Philosoph] anfängt, ist; Ich strebe nach
Allheit d[es] Wissens. — Wer dieß nicht thut d[er] ist nicht nur kein
9 [Philosoph] sondern er philosophirt auch gar nicht mehr. —
[19] Die Mystiker hassen alle Eintheilung als Schranke. In der Wissenschafts-
1 [ehre] ist ihr eigentl [iches] Gebiet; diese endigt mit d [er] Eintheilung in
verschiedne Vermögen und Wissenschaften. —
6 [I] Philosophische Fragmente Erste Epoche. I.
[20J Die Mystiker sind d [ie] sittlichsten, die antiksten die am wenigst sophisti¬
schen unter allen dreien. —
[21] Hemsterhuys ist ein eklekt. [ischer] Mystiker, aber der einzige | ächte
s. 5 Sokratiker seines Zeitalters. —
[22] Die My[stiker] haben Genie und Neigung am meisten für solche Wissen¬
schaften] die auf Vereinigung hinzielen. — Für die Politik also und für
die Historie — so paradox dieß klingt — müssen sie unter allen am meisten
Stamina enthalten. < Plato’s Beispiel, d[er] ein gewaltiger Mystiker war. >
In d[er] Theologie (Einheit d[es] Ich und d[es] Nicht-Ich) sind s [ie]
Meister. Diese ist aber eigentl [ich] keine eigne Wissenschaft, sondern nur
ein Theil d[er] Wissenschaftslehre. —
[23] Was die Historie betrifft, so ist es mir schon lange klar gewesen daß
Mysticism d [er] Anfang d [er] progreßiven Bildung und eine mystische
Idee, Ziel derselben sei. Nun ist aber die progreßive Bildung eben das¬
jenige wodurch Einheit in d. [ie] Geschichte kommt. —
[25] In d [er] Form und Materie d [es] Wissens strebt d [er] Mystiker nach ab¬
soluter Einheit. Die Mystiker sind unter einander ganz offenbar mehr Eins
als irgend eine andre Parthei, in allen Welttheilen und in allen Zeitaltern.
Sie heben sich, verstehn sich, errathen sich in einem unbegreifl [ichen] Gra¬
de. Dahingegen haßt ein Eklektiker d[en] andern und d [ie] Skept. [iker]
sind gleichgültig gegen einander. Der ächte My [stiker] verachtet nur den
Ekl. [ektiker aber ohne Bitterkeit d[en] ctx [Skeptiker] verachtet er mit
Mitleid, während die beiden andern ihn hassen und verfolgen. —
[26] Unterschied des Mystikers und des mystischen Sophisten; Jakobi ist ein
solcher. —-
[27] Unter d [en] Scholastikern sind gewiß d [ie] Mystiker die wichtigsten oder
vielmehr d[ie] allein wichtigen. Gute Emp[iriker] und crx [Skeptiker]
lassen sich hier gar nicht erwarten. —
[28] Der Mystiker] ist von d [em] Zustand d [er] übrigen Bildung und andrer
s.6 Wissens[chaften] am unabhängigsten. | Die Emp[iriker] und Eklektiker
verstehen s. [ich] allein aufs Historische und Technische und darum sind
sie am meisten geeignet, wissenschaftliche] Revoluzionen zu stiften._
[30] Kant hat einen starken Anstrich von d. [em] gemeinen eklektischen Haß
gegen die Mystiker. —
Zur Wissenschaftslehre 1796. 2.
7
[31] Wenn auch Kant d [er] Stifter d [er] kritischen cp [Philosophie] ist, so waren
doch schon viele Stamina derselben vor ihm besonders in d. [er] clas-
s. [ischen] cp [Philosophie] vorhanden. —
[32] Postulirt man Wissenschaft und sucht nur d.[ie] Bedingung ihrer Mög¬
lichkeit, so geräth man in d [en] Mysticism und d. [ie] consequenteste von
diesem Standpunkte einzig mögliche Auflösung d. [er] Aufgabe ist — das
Setzen eines absoluten Ich — wodurch Form und Inhalt d. [er] absoluten
Wissenschaftsl [ehre] zugleich gegeben wird. —
[33] was kann ich wissen? ist nur die eine Hälfte d [es] Problems; die andre
Hälfte ist; WIE kann ich wissen? —
[34] Die wahre cp [Philosophie] <Grundwissenschaft ein guter Nahme> muß alle
angebliche cp [Philosophie] widerlegen und sich selbst erweisen. —
[35] Was uns die Eklektiker preisend geben, ist oft nichts mehr als das ent¬
seelte Gerippe oder d. [er] faule Bodensatz d [es] zerstörten Mysticismus. —
[36] Die cp [Philosophie] <im eigentlichen] Sinne> hat weder einen Grundsatz,
noch einen Gegenstand, noch eine bestimmte Aufgabe. Die Wissen¬
schaftslehre hat einen bestimmten Gegenstand (Ich und Nicht Ich und
deren Verhältniße) einen bestimmten Wechselgrund und also auch eine
bestimmte Aufgabe. —
[37] Die cp [Philosophie] an sich ist gar keine Wissenschaft — in sofern aber alle
Wissens, [chaften] ein System machen, und cp [philosophisch] behandelt |
s. 7 werden sollen, kann man d [en] Inbegriff derselben auch 9 [Philosophie]
nennen. —
[38] Von d [en] NeuPlatonikern läßt sich viel erwarten. — Für d [en] Vortrag
von d [en] Mathematikern und selbst von d [en] Sophisten die beim Vortrag
am meisten interessirt sind. —
[39] Die Mystiker sind Meister in der Urwissenschaft d. [es] Absoluten. — Daß
d.[ie] Beschäftigung mit d [em] Absoluten sie ganz absorbirt und sie in
d [er] Welt durchaus unfähig macht und ungeschickt ist sehr begreiflich. —-
Sehr unkritisch ists ihre Denkart desfalls bloß pathologisch erklären zu
wollen. Es soll sich einer an logischer Kunst und Kraft messen mit
Spinosa und Fichte! •— Auch in andern nicht so guten Mystikern findet
sich die höchste Strenge und Schulgerechtigkeit. Sie sind also nicht aus
Unvermögen ungeschickt, sondern aus Vermögen. —
[41] Seltsamer Haß in Jakobi gegen d[en] Spinosism. Dieß ist Unvermögen,
ein empirisches Bedürfniß, Furcht. Er ist nicht zufrieden mit dem my-
8 [I] Philosophische Fragmente Erste Epoche. I.
stischen Gott; sondern will noch einen empirischen. Er ist nicht einmahl
ein rechter Mystiker. —
[42] Die Identität d[es] Subjekts und Objekts ein natürlicher Gedanke
d. [es] Mystikers. —
[43] Paradoxon; der ächte Mystiker ist heilig gesinnt und doch ist keine
Gräßlichkeit und keine Niederträchtigkeit, deren er nicht fähig wäre. —
[44] Reinhold hat auch durch sein verfluchtes Popularisiren d [as] Unglück
gestiftet daß die cp [Philosophie] ein Geschrei unter d [en] Nichtphilosophen
erregt hat. —
[46] Alles was Tendenz hat nach absoluter Harmonie —- oder einen harmo¬
nischen Ton ist von mystischer Verwandtschaft z. B. die Weiblichkeit.
Denn ihr Wesen ist innre Gleichartigkeit und Streben nach äußrer
Einheit. —
[47] Die klass. [ische] Alterthumskunde ist eine der den Mystiker lockenden
Wissenschaften. Denn Harmonie ist d. [as] Wesen des class.[ischen] Alter¬
thums. Winkelmann — Hemsterhuys. — Die Liebe, Ehe desgl [eichen]
durch d [ie] absolute Einheit, Vernichtung d[er] Persönlichkeit. —Des¬
gleichen] d[ie] Kunst und ihre Theorie, deren Wesen auch Harmonie ist. —
[48] Alles Göttliche, Würdige, Heilige, Große, Erhabne, Schöne usw ist
aus d[em] Gesichtspunkt des consequenten Empirikers Unsinn. Alles
dieß ist eigentl [ich] mystisch. Mit d [em] Mystischen fällt also auch das
Technische und Historische weg. —
[49] Man muß d [ie] Mystiker in Masse studiren, einer erklärt d [en] andern. —
[5oi Der Glaube daß die Mystik und alle Metaphysik nur ein Spiel mit leeren
Abstractionen und Formeln sei, gründet sich bloß auf den Eklekt [ischen]
Emp. [irischen] Gesichtspunkt. —
[51] Die Thesen und Antithesen d [er] Wissenschaftslehre werden s. [ich] gewiß
fast sämtl [ich] in d[en] Mystikern finden. Die Synthesen dazu zu finden,
dazu gehört skeptischer Geist und polem. [ische] Kraft. —
[52] Auch in der WL. [Wissenschaftslehre] muß die Methode kritisch sein;
das ist Fichte nicht. — Eine kritische Ges. [chichte] d [er] Mystik die beste
Propädeutik d [er] WL. [Wissenschaftslehre]. Die Mystik ist nichts andres
Zur Wissenschaftslehre 1796. 2.
s. 9 [53] Auch die Politik ist eine mystische Wissenschaft — geheime Gesellschaft
pp. —
[54] Die Anwendbarkeit ist eben so wenig ein Kriterium d[er] ächten
9 [Philosophie] wie d [ie] Mittheilbarkeit. Wer sie zum Kriterium macht,
der setzt voraus, daß die 9 [philosophische] Auflösung einer bestimmten
Aufgabe zur Erreichung einer bestimmten Absicht dienen soll; und
widerspricht sich selbst. —
[55] Wahr ist es daß niemand d. [ie] andern Systeme unkritischer behandelt
als die angeblichen Kritiker. —
[57] Je eklektischer eine Wissenschaft oder ein Denken ist, desto kritischer —
eigentl [ich] desto technischer und historischer; je mystischer desto prak¬
tischer; je skeptischer, desto polemischer. —
[58] Der Skeptiker hat kein eigentliches] Gebiet. Es gibt keine skeptische
Wissenschaft. Aber sein Aufenthalt ist in d [er] allgemeinen Einleitung zu
allen Wissenschaften, — in der cpu [Philosophie], und in d[er] Wissen¬
schaft] die das allg. [emeine] Werkzeug aller übrig[en] ist. —
[59] Der Mystiker versteht sich auf Ideen, d. [er] Empiriker auf Anschauung,
der Skeptiker auf Begriffe. Der Gegenseitige Vorwurf d [er] Leerheit
gehört mit zur Wechselvernichtung. —
[60] Jakobi geht aus von einer empirischen] Foderung und Aufgabe, von
einem besondern Optativ; ist also ein Empiriker, aber ein mystischer.
<Er verdient d [en] Nahmen eines Mystikers nicht. > —
[61] Geschichte d[er] Orden La Trappe, der Karthäuser pp. die mit Still¬
schweigen und o — 9a [Philosophie] endigten. Consequente Mystiker und
Skeptiker. —
[62] Wenn der Eklektiker] nach dem Absoluten strebt, so endigt er mit Ver¬
zweiflung — unendlicher] Leerheit, Ekel, Langeweile. So die bessern
unter d [en] verdorbenen Weltleuten. —
[63] Es läßt sich a priori erwarten, daß es in d [er] pa-9- [Mathematik] <90 [Phy-
sik]> eine Menge eklekt. [ischer] Irrthümer geben müsse; wenn ein skepti-
s. 10 scher | Mystiker diese skeptisch angriffe, so würde er auch die Mathema¬
tiker leicht annihiliren können. —■
IO [I] Philosophische Fragmente Erste Epoche. I.
[64] Die Mathematik ist d [er] Mittelpunkt und d [as] Hauptfeld d [er] Em¬
piriker; da muß man sie angreifen und vernichten! —
[65] Die Ekl [ektiker] und Empiriker sind die eigentl [ich] gefährlichen] Feinde
der 9 [Philosophie], weil sie ihr d[en] Eintritt in d[as] technische Gebiet
verwehren. Diese muß man nicht bloß in Masse sondern einzeln anni-
hiliren. Dieß ist leicht und einfach; indem man zeigt, daß sie gar nicht
philosophiren können; und also nicht wissen was sie wollen, oder daß sie
nicht wollen was sie vorgeben. —
[66] Das Technische beruht auf d [em] Praktischen, das Praktische aber auf
d[em] Absoluten (gegen d.[ie] widersinnige Beschuldigung, d [ie] Mystik
d [es] Widerspruchs zu beschuldigen). Daß aber das Absolute = o '• i —
^ — o — 0 sei kann man ^ ^ gleich zugeben. —
[67] Das willkührl[iche] Setzen d[es] Absoluten haben alle drei Systeme gemein.
Wenn nun der Kriticism unmöglich wäre, so würde d[ie] 917 [Philosophie]
schon um des willen d [en] Mysticism wählen, weil dieser mit Einem
Widerspruch auskommt und alle übrigen Knoten zerhaut (der Künstler
wird freil [ich] d [en] Eklekt [izismus] wählen). —
[70] Wenn F[ichte]s System ächter Mysticismus ist, so muß es sich selbst
annihiliren — er weiß auch gar nichts von Gränze, Eintheilung pp. Es
s. 11 fließt alles unaufhaltbar und Schrankenlos in ewigem | Kreislauf fort.
[71] Nicht allein das wirkt. [ich]willkührl[iche] Setzen d[es] Absoluten ist Wesen
des Mystizismus] sondern auch das offne Geständniß dieses Setzens.
ctx[Skeptizismus] und Empirismus] gegen ihn Kindereien. —
[72] In Rücksicht d [er] Anwendbarkeit und Mittheilbarkeit ist der Eklekt [i-
ker] am vorzüglichsten, der Empirik[er] 9a [philosophisch] gründlicher.
Da sie aber beide eigentlich] eine UN Philosophie und technische Anwend¬
barkeit ihr Princip ist, so ist der Eklekt.[iker] d[er] consequenteste. Der
consequente Emp [iriker] endigt mit einer eignen Art My [stizismus]_
Voltaire’s Le bout de tout le monde est rien. —
[73] Die Teleologie (Zwecklehre) nur ein Theil d [er] Historie der Bildungs¬
lehre. —
[74] Eine stete Vervollkommnung auch d [er] leblosen und lebendigen Natur
läßt sich gewiß a priori streng beweisen. Condorcet und Lichtenbergs
Zur Wissenschaftslehre 1796. 2. II
Gedanke, daß sich auch in d[er] leblosen alles je mehr und mehr zum
Frieden neige. —
[75] Eine cpa [philosophische] Streitfrage kann nur vor einem cp [philosophi¬
schen] Richterstuhl ausgemacht, ein cp [philosophisches] Urtheil nur von
einem cp [philosophischen] Richter gefällt werden; diejenigen welche an
d [en] gesunden Menschenverstand appelliren, legen also damit ein öffent¬
liches] Bekenntniß ihrer Unphilosophie ab — oder sie läugnen die Möglich¬
keit d[er] 9 [Philosophie] überhaupt. Aber freil[ich] ist nicht jeder Streit
mit einem cp [Philosophen] über seine cp [Philosophie] philosophisch. —
[76] Der ethische, aesthetische, politische Mensch hat als solcher Rechte gegen
d[en] 9 [Philosophen] und kann s.[eine] Freiheit behaupten. Dieß kann
nur vor dem Foro der hohem ächten Politiker geschehen; denn die
Politik umfaßt d.[ie] Verhältnisse nicht nur d[er] praktischen Indivi¬
duen, sondern auch der praktischen Arten und Gattungen. —
[77] Der Emp[iriker] und Ekl. [ektiker] betrachtet d[ie] Majorität d[es]
gesunden un9 [philosophischen] Verstandes als Richter der xp [Kritiker]
als Zeugen und Indication. —■
[78] Grundsatz der Emp [iriker] das Allgemeingeltende ist allgemein gültig. —
Das Allgemeine in d [er] Aussage d[es] un9 [philosophischen] Verstandes
kann man <nur> durch politische Principien auf suchen und ausmitteln; —
entweder nach d[er] demokratischen Fiction d.[er] Majorität, oder durch
ein aristokrat. [isches] Patriciat — Man muß d[ie] Stimmen zählen
oder wiegen. — |
s. 12 [79] Die Historie theilt sich in d[ie] Zwecklehre und in d.[ie] Bildungslehre.
Den Technism d [er] Natur muß man nicht auf d [as] Menschengeschlecht
übertragen — oder vielmehr auch er gehört in d[ie] Zwecklehre.
[so] Kritik ist d[as] Surrogat d[er] unmöglich] praktischen] Mathematik. Kri¬
tische Methode wäre daher diejenige, deren Princip wäre Totalität (nicht
bloß) d[er] logischen sondern überhaupt der praktischen] Mathematik.-
[81] Selbst die gemeinste Urkunde ist doch noch etwas Histoi isches und in¬
sofern Praktisches. So auch jede grammatische Kleinigkeit; denn die
Grammatik ist eine praktische Wissenschaft. Also selbst was im gewöhn¬
lichen] Sprachgebrauch Kritik heißt, schließt sich hier an.
6 Schlegel, Band 18
12 [I] Philosophische Fragmente Erste Epoche. I.
[83] Das Wesen d[es] Dogmatism liegt nicht in dieser oder in jener Meinung;
sondern in d [er] Methode. Jede unkritische Methode ist dogmatisch. Das
Polemisiren ist schon kritisch. Auch das ox [skeptische] und Emp [irische]
Fundament ist ein unkritisches Dogma. —
[84] Wenn es einen Kriticismus giebt, so muß es eine ächte Methode und ein
ächtes System geben, die unzertrennlich sind. — System ist eine durch¬
gängig gegliederte Allheit von wissenschaftlichem] Stoff, in durchgehen¬
der Wechselwirkung und organischem Zusammenhang. — Allheit eine
in sich selbst vollendete und vereinigte Vielheit. —-
[85] ächte Definitionen sind so selten wegen d[es] allgemeinen Mangels an
histor. [ischem] Stoff und kritischem Geist. — Für die Definitionen könnte
also der 9 [Philosoph] von d[en] witzigen Köpfen sehr viel lernen. —
[86] Präcision ist freilich] nicht Sache d[er] Gunst und d[es] Genies, aber
wohl der Blick und Standpunkt. — <Der logische Mathematiker muß
d[as] Augenmaß freilich] nachzählen.> |
s-ib [87] Der Eklektiker] muß das System als Schranke hassen. Statt d[er]
9 [philosophischen] Einheit wird er d[ie] aesthetische wählen. —
[88] Der Roman war von jeher das beste Organ d [er] besten Ekl. [ektischen]
9 [Philosophen] d [er] Modernen. Ekl. [ektische] 9 [Philosophie] im Wil¬
helm] Meister. — Die Eklektische 9 [Philosophie] = Lebensphilosophie. —
[89] Zwischen d[em] activen und passiven Mystiker ist sorgfältig zu unter¬
scheiden; so auch zwischen d [em] mystischen Philosophen und d !em]
mystischen Sophisten. —
[90] Der Mystiker hat Sinn für allen Geist, und haßt wie jeder Virtuose im
Geist d[en] Buchstaben.
[91] Die Methode in d [er] 9 [Philosophie] (nicht in d [er] WL [Wissenschafts¬
lehre]) nach einer erfindenden Methode analytisch in Aufgaben und
Auflösungen fortschreitend.
[92] Der Eklekticism führt zum Indifferentism; Beispiel an Goethe. _
[93] Es läßt sich a priori zeigen, daß crx[Skeptizismus] Empirismus] und
Mystizismus] unkritisch sein müssen. Es sind keine 9[Philosophien
und keine Systeme; sie geben das nur vor zu sein. —
[94] Es gibt noch keinen consequenten ox [Skeptizismus]; wohl d[er] Mühe
werth, einen aufzustellen, ox [Skeptizismus] = permanente Insurrection.
Eklekt[izismus] = Chaos. Mystizismus] = 9[philosophischer] Abgrund
aller Unphilosophie. Scheol. —
Zur Wissenschaftslehre ifg6. 2. 13
[95] Die Einheit, Vielheit, Allheit d [er] Widersprüche in Mystizismus],
Empirismus], crx [Skeptizismus] deuten auf eine Abtheilung a priori —
Genealogie d [er] Irrthümer.
[96] Es muß sich a priori zeigen lassen daß man nichts willkührl [ich] setzen
kann, als d [as] Widersprechende. —
[98] Die Synthesis läßt sich betrachten als d [as] logische Erzeugniß des logi¬
schen Mannes (Thesis) und der logischen Frau (Antithesis) < Sokrates
[xaieuT>. Die Demonstration ist eine logische Zeugungsgeschichte. Nur die
Synthesis bedarf einer Demonstr [ation]. Alle Thesen und Antithesen
sind unmittelbare Urtheile d. h. analytische Sätze. —
Das Wesentliche d [er] Deduction ist d [ie] Aechtheit d [er] geistigen
Geburth zu legitimiren — nicht bloß zu legalisiren. < (Wichtiger Unter¬
schied d[en] d[ie] meisten Kantianer verkennen.)> |
[100] In der cp [Philosophie] ist d [er] Gang durchaus analytisch, in der WL.
[Wissenschaftslehre] synthetisch. In allen andern Wissens, [chaften]
beides zugleich. —
[101] Das Wesen d [er] <p [Philosophie] ist d [ie] Allheit d.[es] Wissens zu
suchen. Darin liegt schon d[ie] Verneinung alles willkührl[ichen] Setzens
(was d [em] Wissen entgegengesetzt) und aller Widersprüche (was d [er]
Einheit und also d [er] Allheit entgegensteht). Also sind ctx[Skeptizismus]
Empirismus] Mystizismus] nur philosophirende Unphilosophie. —
[103] Mit d [er] dass, [ischen] Alterthumskunde könnte sich d [er] Eklekt. [iker]
doch d [er] cpcr [Philosophie] schon nähern.
[104] Wie d[ie] Mystiker im Vereinen, so sind die crx [Skeptiker] wohlimTrennen
am stärksten. Die Thesen d[er] WL. [Wissenschaftslehre] wird man fast
sämtlich] bei Mystikern finden; die Antithesen bei d[en] ctx [Skeptikern].
Die Synthesen sind Sache d [es] Kritikers. Der passive My [stizis] mus
(Jakobi) gar nicht cpcr [philosophischen] Ursprungs. Der Ekl.[ektizismus]
ist die politische Formation eines 9 [philosophischen] Stoffs. Das Funda¬
ment d [es] passiven Mystizismus] ist Postulat des Absoluten überhaupt;
das des aktiven, Postulat d [es] absoluten Wissens. —
14 [I] Philosophische Fragmente Erste Epoche. I.
[105] Vom crx [Skeptiker] läßt sich erwarten daß er in d [er] dass, [ischen]
9[Philosophie] die höchste Vollkommenheit erreicht habe; weil 9 [philoso¬
phische] Consequenz des crx [Skeptizismus] nur durch vollkommne Con-
sequenz (Classicität) d[es] Charakters d[er] Natur erreichbar ist. —
[106] Alle unsre Skeptiker sind doch nur Emp. [irische] Indifferentisten und
Ekl. [ektische] Skeptiker.
An 9 [philosophischem] Stoff für d [en] Eklekt. [izismus] sind wir unend¬
lich reicher. Aber für die polit [ische] Form und aesthet. [ische] Dar-
s. 15 Stellung sind die Sokratiker immer | noch classische Muster. Auch finden
sich bei ihnen die Anfänge d [es] Kriticism, nicht das Wesen desselben,
aber alle einzelnen Züge und Bestandtheile in kräftiger Vollkommen¬
heit. —
[109] Die Mittheilbarkeit und Anwendbarkeit ist d[as] Kriterium d[es] besten
Eklekt [izismus]; d [er] innre Zusammenhang d [er] Mystiker; die pole¬
mische Superiorität d [es] Skepticism.
[ui] Den gesunden unphilos. [ophischen] Verstand sollte man d [en] technischen
Verstand nennen. —
[112] Der Kritizism ist eine Synthesis der drei falschen (und einseitigen)
Philosophien.
[ns] Die Anwendbarkeit ist ein technisches, die Mittheilbarkeit ein politisches
Princip, dei Kritiker aber soll im logischen Gebiet durchaus nur nach
logischen Gesetzen und Kriterien Recht sprechen. —
Zur Philosophie. 1796. 3. 15
[114] Die Anwendbarkeit auch ein politisches Princip — weil d [ie] Politik
Harmonie d [es] Philosophischen, d [es] Moralischen und Aesthetischen
und niedern Politischen fodert. Die Mittheilbarkeit ist auch ein techni¬
sches Princip, weil alle Technik Mittheilung ist, voraussetzt. —
[115] Die aesthetische Kritik und klassische Alterthumskunde dürfte wohl d. [ie]
eigentliche] Propädeutik d[er] kritischen 9[Philosophie] sein. —
[116] < Nichts ist unsinniger als ein eklekt [isches] Systeme
[119] Recht behält der Eklektiker über den Skeptiker in s. [einer] Vindication
d [er] Realität d [es] Technischen, Empir [ischen] und Historischen (vor
dem Richterstuhle des unphilos.[ophischen] Verstandes, d. h. vor seinem
eignen) nur durch ein mystisches Postulat d.[es] Absoluten, Praktischen. —
[120] Der eklekt. [ische] Verstand vereinigt d [en] moral, [ischen] aesthet. fi¬
schen] histor. [ischen] und niedern politischen. Diesem gibt der höhere
politit. [ische] Verstand als Richter Recht gegen d [en] philosophischen
Verstand nach d[em] Princip d[er] Majorität.
i6 [I] Philosophische Fragmente Erste Epoche. I.
In vier Bücher
I. Positive Philosophie
<Philosophie d[es] Positiven auch positive Kritik>
II. Absolute Philosophie <mystische Skepsis>
III. Mythische Ansichten (Physisch aesthetisch)
IV. Moralische Ansichten (Religiös aesthetisch)
<Im dritten Buch — als Anhang ein Uebergang zur christl. [ichen] ^[Phi¬
losophie]. — gemeinschaftlich] von mir und Novalis. — Oder aber ein
Uebergang zur Religion ihrem innern Wesen nach ohne die äußre christliche
Form.
Texte mit Reden darüber. >
[II] PHILOSOPHISCHE FRAGMENTE
Erste Epoche. II.
KANT. (Noch in Jena.) 1796—1797.
[2] Seine gute Absicht zur Fixation bei d [er] scholast. [ischen] Form ist nun
erreicht. Das Kleid muß nun weggenommen werden. —
[5] Reinhold, der erste unter d [en] Kantisch [en] Sophist [en] hat eigent [lieh]
d [en] Kantianismus organisirt und auch das Mißversten gestiftet. —
Grundsucher. —
[6] Viele Gegner hielten Kants 7p [Christentum] nur für eine mauvaise
plaisanterie, wie d.[ie] Politiker, die d[en] Republik, [anismus] nicht
begreifen können. —
[7] Subjektives ist viel in d [er] Ansicht, die Gränzen d [er] Erkentniß nur
auf d [ie] Eingeschränktheit d [er] r [einen] V. [ernunft] zu beziehen und
nicht aus d [em] Gesichtspunkte als durch absolute Freiheit gesetzt zu
beziehen. —- <Kants Schreibart.>
[8] Es giebt nur zwei Sprach [en], die logische und die [poetische]. Die
politische und die rhetorische sind nur aus diesen gemischt. Klopstock
schreibt durchaus poetisch. —
[9] Die Mittheilbarkeit ist nur ein Kriterium für den besten Eklektizism,
nicht für den ächten Philosophen. Die Mischung der Idiome und die
feste Terminologie echt kritisch. — Eine x [Kritik] der eper [philosophi¬
schen] Sprache ist jetzt noch nicht möglich — in der tc[Poesie] ist es
etwas andres, da haben wir Classiker. —-
[10] DieUnkentniß d[erj Historie und die Einsicht von d[er] Nothwendigkeit
eines Mittelgliedes zwisch [en] der 0 [theoretischen] und Tcp eper [praktischen
Philosophie] hat großen Einfluß auf die Kantische Aesthetik gehabt. —
Die unredliche Hermeneutik (d[er] Kantianer) ist antihistorisch. —
[11] K[ant] hat eine Voltairische Weltansicht. —
20 [H] Philosophische Fragmente Erste Epoche. IE
[12] Kant ein Hypermoralist, der d[er] Pflicht d[ie] Wahrheit aufopferte.
Sein subj [ektiv] xp [kritischer] Gang veranlaßte das Praktisiren der
sogenannten np [praktischen] Postulate, welches Mißverständnisse von
Wahrheit aus Interesse aufgeopfert und logische Heteronomie ver¬
anlaßte. —
[13] Kants Religion] durchaus nicht Norm. Das Selbstrichten ist nur ein
Weg der sittlichen Bildung; dieser Weg ist unserm Zeitalter durchaus
nicht angemessen. —
[u] Wahr ist d [er] Vorwurf, daß er die Geschichte] der cpcr [Philosophie]
entstellt; aber er hat auch die Möglichkeit einer solchen zuerst begrün¬
det. -—
[15] Die ßavaucro!, die ein organ [isches] ctuctt [System] durch mechanische
Behandlung entweihen. — <Active und passive Schüler. —> |
[20] Klopstock wollte uns so eine classische Deutschheit machen wie uns
andre französiren wollten. Er ist d [er] Reinhold d [er] Deutscherei. —
[21] Eine progreßive Nation läßt sich nicht charakterisiren; nicht so wie
eine classische. —
[24] Kant hat das ethische Maximum (heil [igen]Willen und Reich Gottes in
s. [einem] Sinne) verwechselt mit dem praktischen, aus Mangel an poli-
t [ischem] und aesthet. [ischem] Sinn. Das formale Objekt der sittlichen]
Handlung ist nicht das ethische sondern das praktische Maximum. —
[25] Kant geht nicht von derTatsache aus; Erfahrung IST; wie Nieth[ammer],
Reinh.[old], Erh.fard] ihn mißverstanden haben; sondern von d[em]
Kant. (Noch in Jena.) 1796 -1797.
— 21
[27] <Der Wunsch daß ein Böser in d [er] Hölle bestraft und der Gute im
Himmel belohnt werde, scheint widersprechend, auch transcendent.
Im rech [ten] Himmel kann kein Unterschied der Person (Personalität)
Statt finden. Was im Himmel nicht sein kann, läßt s. [ich] bestimmen. —>
[28] So wie Kant aus subj. [ektiven] Gründen die Willensfreiheit in d [as]
Gebiet d [er] Geschichte übertragen hat, so auch in d [en] Himmel; daher
seine Definition] vom höchsten Gute durchaus subj[ektiv]. —- Trans¬
cendent ist alles was sein Gebiet überschreitet. (Auf einen so unvoll-
kommnen Himmel müßte man immer noch einen drauf setzen.) Der
Unwille über das Glück des Bösen und das Unglück des Guten ist
sittlich und heilsam. Aber er hat Gränzen, die bestimmt werden müssen |
s. 3 und die durch jene widersinnige Dichtung überschritten werden.
[29] Man sollte Kant ins Deutsche übersetzen; vielleicht ginge da d[en]
Schülern ein Licht auf. —
[bo] Die Kantische Formel ist nicht reine praktische Thesis — sondern ein
Schematism — gegen den sich vielleicht viel einwenden ließe. —
[34] Wenn die Königsb [erger] Post umwirft, so sitzt Jak[obi] auf d[em]
Trocknen. —
[37] Von d [er] Verwüstung, d. [iel s. [eine] Größe in kleinern Geistern ange¬
richtet hat. (Schiller.) —
22 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.
[38] Kant ein Virtuose d [er] Gerechtigkeit; insofern hat sein NR [Naturrecht]
einen hohen Werth. —
[40] Jeder nicht politische Practiker ist ein Schwärmer und Revoluzionär. —
[42] <Lamberts Xoy [Logik] und 9er [Philosophie]. Abhandlung] von Ber-
noulli. Berl[in] und Dess[au] 1782. iterB[and.] —>
[43] Der Jubel, daß die 9er [Philosophie] nun mit dem gern, [einen] Menschen-
verst. [and] ausgesöhnt sei, ist doch auch in Kant. —
[44] K.[ant] ein oscillirender Mensch, eitel, ohne die gewaltige durchgreifende
Kraft des Spinosa und Fichte. Er hat so Sinn für dieses und jenes wie
ein Eklektiker, selbst etwas ästhetischen, etwas 90 [philosophischen]
und viell. [eicht] auch ein wenig mystisch [en] Enthusiasmus. —<That-
lehre, Staatslehre, Kunstlehre, Sittenlehre, Denklehre, Bildungslehre.>
[45] Die Ganzheit s. [eines] ctuctt[Systems] ist grade das Subjektivste. Kein
festes, bleibendes System. —
[46] Ein Rigorist kann Kanten nicht für einen 917 [Philosophen] gelten lassen.
Er wünscht daß dieses und jenes wahr seyn möchte; er will Entdecker
seyn, er will’s seyn. Er erkennt d[en] unbedingten Werth d [er] Wahrheit
nicht genug. Er kleistert <flickt> und ist sich dessen bewußt. Sophist. —
Fermenta cognitionis zur xp 90[kritischen Philosophie], —
[47] Gehörte Leibniz nach m. [einer] Ansicht zu den Mystikern oder Empiri¬
kern ? —
[49] Ein 9X [Philologe] müßte kommen und ihnen den Kant erklären. _
(Kant = Wieland.) —
[52] K. [ant] hat eine große Vorliebe alles zu trennen. — Seine schlechte
Sprache Beweis eines Mangels an Mittheilungssinn und fähigkeit. _
Kritische Ausgabe s.[einer] praktischen] Schriften; Wegschneiden des
Gedanken (iygy. — auf der Reise nach Berlin, in Weißenfels.) 23
[53] < Skeptische Frag [mente] — die potF [mathematische] Widerlegung der
Newtonschen cpo [Physik]. >
[54] Bei d [en] Universalsten findet man durchhin die entgegengesezten Eigen¬
schaften der Classiker. — Mit ihrer Ungleichförmigkeit, Verwirrung,
Unreife muß man, wenn sie nur fast sind was sie sind und seyn sollen, so
gut Geduld haben, als mit d [er] Beschränktheit der Classiker. —
[55] In Shak [espeares] Trag[ödien] ist die Form dram.[atisch] der Geist
und Zweck romantisch. Die Absondrung der xcop [Komödie] und Tra¬
gödie] ist entweder Ueberbleibsel oder Annäherung zur Classik. —
[56] Classisch beschränkte Aesthetik, Moral, Politik, und 9er [Philosophie] an-
nihilirt s.[ich] selbst. — Absolute Classik also annihilirt sich selbst. —
[57] Es giebt weite Menschen wie große. Selbst gewöhnlich] geistvolle und
gebildete Menschen haben oft eine ganz außerordent [liehe], oft nicht
gleich sichtbare Weite. — Aber Bildung ist gewissermaßen Beschrän¬
kung. Je ungebildeter, je weiter. —
[59] Alle Bildung ist Classik, Abstraction. Nur durch diese erhält d[ie] Uni-
s.5 versalität einen Werth, ja erst dadurch | wird sie Universalität. —
[60] Verdient Moriz wohl den Nahmen eines guten oder doch leidlich [en]
Schülers von Winkelmann, der wenigstens etwas vom Geist d [es] Alter¬
thums und der Alterthumslehre hatte. Geist wohl, aber Moritzischer
nicht alter Geist! —
[ei] Nur die Beschränkung, die man sich selbst und freiwillig gesetzt hat,
ist tadellos; aber auch ganz, oft grade d [ie] Meistersinger d [er] Voll¬
endung. —-
24 [II] Philosophische Fragmente ErsteEpoche.il.
[62] Für die Xoy [Logik] besonders muß in <p [Psychologie] viel zu lernen seyn,
was freilich vorher praktisirt werden muß. —
[65] Selbst Mischgedicht ist in d [er] Definition des Romans eine unnütze
Tautologie. Der Rom [an] ist bloß d [em] Grade und nicht d [er] Art
nach verschieden; jeder Rom [an] ist eine Art für sich. Hier ist das
Rubriciren sehr illiberal. —
[69] Es ist nicht wahr, daß die cpc[Philosophie] durchaus antithetisch ist,
sonst müßte sie auch durchaus thetisch seyn.
[70] Alle 9 [philosophische] Emp[irie] läßt sich aufs Reine bringen, kann
[71] <Das Classische ist nur Approximazion. Bei d [er] künstlichen] Appro¬
ximation] auch zum wahren Fachwerk ohne Natur geht d [ie] Gleich¬
förmigkeit verlohren. —>
[73] Ich kann alles leiden, was ich mir als nothwendige Schranke einer prac-
tischen Kraft, eines historischen Wesens denken kann. Hard. [enberg]
alles was Attribut eines Individuums ist. —-
[74] Es giebt keine ganz reine ti [Poesie] oder cp [Philosophie]. — Es ist nicht
wahr daß die Individuen mehr Realität hätten als die Gattungen. — |
[77] Fichte leitet das Nothwendige zulezt doch wieder von d [em] Zufälligen
ab. —
[78] Die Classiker sind einzig unerreichbar der Gleichförmigkeit und Natür¬
lichkeit d [er] Gesetze wegen; aber übertrefflich, insofern sie nur Appro-
x. [imation] zu d [en] Geboten d [er] Vernunft sind. —
[79] Kant hat das Juristische und Moralische nicht so wohl vermischt, als
nur was allgemein jezt vermischt wird, nicht ganz und rein getrennt.
Statt die Emp. [irische] Moralität und Legalität zu trennen, trennt er
bloß d[as] Rationale und das Empirische, das Inteil [igible] und Trans¬
zendentale] vom Technisch [en], welches sich doch hier gar nicht
trennen läßt. Das Transc. [endentale] ist nicht mehr moralisch, sondern
hypermoralisch. —
[so] <Ich muß nur jedes Individ. [uum] classifiziren und rubriciren um es zu
verstehen und zu begreifen. —> Wer nicht Eins hat — <cp [Philosophie]
— Liebe — Genialität —> woraus er alles entschuldigen (sich mit allem
versöhnen) d. h. gegen alles gerecht seyn kann, der ist ein Philister, ein
bornirter Mensch. — Aus dem Transc. [endentalen] Gesichtspunkte sollte
das Zufällige und das Nothwendige wohl Eins seyn. — (Der Roman
hat keine Ecken; Goethe desfalls vorzüglich] dazu gemacht.) Doch
darf dieses Entschuldigten] aus sein[en] individuellen] Absolutum der
Strenge nicht nachtheilig seyn; daß die rigoristische absolute Liberalität
nicht Laxität werde. —
[82] In moral [ischen] Angelegenheiten muß man sehr oft die Menschen mehr
wie Sachen als wie Personen betrachten, welches in polit [ischer] Hinsicht
durchaus unerlaubt ist. Bildung zur practischen Abstraction ist das
wichtigste Stück der Erziehung. —■
[83] In Fichte’s cpo [Philosophie] schleicht sich denn doch etwas ein, was nicht
s. 7 Ich ist, noch aus dem | Ich kommt, und doch auch nicht bloß Nicht Ich
ist. Sonst Anstoß, jezt ursprüngliche] Zufälligkeit, Analogon vom
Ding an sich. —
[84] Eigensinnige 71p [Propheten] und Hist [oriker] nicht erklärbar, also bloß
<pu [physische] Individualitäten — moralische Sommersproßen — sind
eine nothwendige Schranke d [er] Progreßisten und werden eben dadurch
26 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.
[85] Alle Menschen sind ursprüngl [ich] (der Zeit und Entstehung, nicht d [em]
Grunde nach) Sachen für uns. Sie für Geister zu halt[en], ist ein Urbild,
dem wir uns nur ins ^[Unendliche] annähern können. Nur in rechten
Verhältnissen, überspringen wir die Glieder bis ans Ziel, und setzen alle
Menschen schlechthin geistig. —
[87] < Bildungslehre im p [rhetorischen] Styl, nach den polem. [ischen] Reden
eines Skeptikers. — >
[88] Alles Classische ist regreßiv. Von Homer bis auf d [en] letzten Hauch d [er]
Alten; bis jezt, bis zum lezten aller cpA[Philologen]. — Regreßiv ist
also classische Tendenz. — Das Alte bekommt durchs Alter selbst ein
classisches Etwas. Alles Alte wird neu durchs Stud[ium] des Classi-
schen und alles Neue sey alt, d. h. classisch und wird alt d. h. über¬
troffen, antiquirt. —
[89] Der Unterdrückung der Weiber liegt eine gewisse Furcht vor einer
erdichteten absoluten Lächerlich [keit] zum Grunde, was d [en] Menschen
mehr beherrscht, als Tod und Bibel, welches kindische Geistesschwäche
und barbarische Verkehrtheit verräth. Plato kannte es.
T92] Die Empfindung d [es] Schönen ein Totaleindruck; das Schöne insofern
es das ist, ein Absolutum. |
s. 8 [93j Die cp [Philosophie] muß mit unendl [ich] vielen Sätzen anfangen, d [er]
Entstehung nach (nicht mit Einem). — Doch in cp [philosophisch]-
Gedanken (1797. — auf der Reise nach Berlin, in Weißenfels.) 27
[95] Der wahre Roman muß mit allen Gattungen der Naturpoesie und der
gemischten Kunstpoesie auch d [ie] reinste und vollständigste allum¬
fassendste Gattung der Künste[poesie] verbinden; er muß Spoqji[Drama]
seyn. —
[96] <Was würden die Römer nicht in d[er] Naturwissenschaft] leisten, mit
ihrer Kraft, und unsrer K [unst] und Wissenschaft]! — Was würden wir
nicht in der 9X [Philologie] leisten, mit d[em] Enthusiasm der 9X
[Philologen] zur Zeit d [er] Medici. —>
[97] Die Glorie, die Unsterblichkeit d [er] Alten hat man in sich seihst; und da
ist die etwas sehr Großes. Werke, aus unserm Innersten, die ewig wirken,
wenn auch nicht seyn sollen. Da liegt doch aber d [er] ganze Unterschied;
wir sollen nicht ewig seyn, wie jene, sondern ewig wirken. —
[98] Die Natur d[er] Selbstgeschichte wäre wichtig für die Theorie d [er]
Historie. —
[99] Aller Witz tendencirt auf Nihilism (Voltaire, Swift). Voltaire ist in
s. [einen] Formen noch rigoristischer als Goethe, (aber sie sind auch
danach). —
lioo] Man sollte in d [er] Gesellschaft gar keine Attention für einander haben,
auch keine Schonung; aber absolute Gerechtigkeit. —
[102] Auch in der Bildung unsres Individui müssen wir oft regreßiren. —
[103] <Was rühmt doch Klopstock an d [em] trocknen Lambert ? Ein 9a [Philo¬
soph] muß so geistig so bunt schreiben wde möglich oder Fichtisch. —>
[104] Die Priester und Theologen sollten gar kein Stand seyn. —- Alle Bildungs¬
lehrer sollen Priester seyn, und insofern auch d[em] Geist nach Theologen.
Das übrige gehört zur 9er[Philosophie] oder zur 9X [Philologie]. — Nur
classische Bildungsarten qualificiren sich zu einem Stand. Auch Krieger
qualificiren s.[ich] nicht dazu; höchstens als Nebenart des politischen.
Hat es nicht christliche Secten gegeben, bei denen d [ie] Priester keinen
Stand bildeten ? Hier liegt das 7cpo>TOv (j'suScx;. Wenn das ^p [Christen¬
tum] so unvergänglich ist, als s. [eine] Priester wähnen (und wie es
s. s wirklich ist) so versucht es doch einmal | und bekümmert euch von
Staatswegen gar nicht darum! — Exempel einer nothwendigen Idee
7 Schlegel, Band 18
28 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. 11.
seyn zu wollen, ohne Progreß und 719 [Prophetie], wodurch sie doch
allein realisirbar ist, wie Asceten und Mönche, ist kein Rechtsgrund
einen Stand zu bilden. —
U05] <Die Wunder der Apostel und Chr. [isti] muß man subjektiv betrachten.
Man wird damit nicht ins Reine kommen, bis a priori deducirt ist, daß
dieß damals nothwendige Schranke dieser Männer war.>
[106] Sehr heftiger, dauernder Schmerz isolirt, und das ist das schlimmste
daran. —
[107] Es ist recht und billig, daß die Lebenden polemischer kritisirt werden
als die Todten. — Durch seine polemische Kraft siegte das yp [Christen¬
tum] über andre Rivalen. —
[108] Theodicee ein widersprechender Begriff. Vor und für Gott giebts kein
Recht. —
[loo] Die Furcht lächerlich zu seyn, ist fast immer d [er] Grund d [er] weib¬
lichen Ruchlosigkeit. Die kleinsten] Dinge, die man kaum nennen
kann, wirken fast alles böse. —
[110] Bei d [en] Alten war die polemische Tendenz und Ton in d [er] 9 [Philo¬
sophie] von d [er] ironischen und synkretistischen sehr weit entfernt; die
lezte kam zu spät. —
[111] Nur in d [er] Ehe findet volle Freundschaft Statt. Nur da kann die Ver¬
bindung einigermaßen sich d[em] Absoluten stets nähern durch d[ie]
Sinnlichkeit, die Kinder, daß die Frau absolute Antithese des Mannes
ist —ungetrenntes Beisammensejm, eine Art Gemeinschaft d [er] Güter —
kann unter Männern nicht Statt finden. Hier bleibts wohl immer vorüber¬
gehende — d. h. einmahl stillstehende nicht immer steigende und dann
nur in d [er] Erinnrung bleibende Verbindung. Wechselmeisterschaft
und Jüngerschaft der Sittlichkeit. — Doch kann die Ehe viel von d[er]
Freundschaft lernen, mehr als von d[er] sentim.[entalen] Liebe und ritter-
1. [ichen] Galanterie, besonders von der alten Fr. [eundschaft]. Wer
nicht Sinn für Freundschaft] hat, ist der eigentlichen] Ehe wohl
nicht fähig. —
[112] Sind die Fragen; »Wenn Caesar, wenn Christus nicht waren, würden
Röm. [ische] Desp [oten] und jp [Christen] gewesen seyn ? Wie wenn nun
Alexander gegen Rom gekriegt hätte?« — etwa historisch transcendent?
Desgl [eichen] wenn man was in der Hist [orie] zufällig erscheint, vom
Tr [anscendenten] Gesichtspunkte aber, wie alles, nothwendig, in d[em]
letzten zu betrachten. —
Gedanken (ijgj. — auf der Reise nach Berlin, in Weißenfels.) 29
[U3] Was Goethe’s jugendliche] Werke vor d[en] jetzigen voraus haben, das
s. 10 ist nicht s. [ein] eigenthümlicher Vorzug. | Man darf d [en] sinnl. [ichen]
Genuß nicht such[en], aber wohl mitnehmen. —
[114] Ein Schriftsteller für d [ie] Weiber muß vor all [en] Dingen das Lächerliche
auf s. [eine] Seite ziehn und es vernichten, in so fern es ihm entgegen¬
gesetzt werden könnte. Dann muß er nicht auf halbem Wege stehn
bleiben, wie sie alle selbst Plato gethan haben. Auf das Schicksal und
die Denkart über Weiblichkeit läßt sich die Stelle aus Nathan an wenden:
»Ein Bug der Nase — pp.«. —
[115] Kant hat oft Bombast und Affectation, nie Wärme und Empfindung. —
[U9] Liberalität des yp[Christentums] gleich vom Anfang an; große Ver¬
schiedenheit unter d [en] Aposteln; alles auf innre Gewalt berechnet, nicht
auf äußre. Verschiedenheit vom Muhamedanismus darin. — Mischung
der Bestandtheile — Persische Ideen — jüd.[ische] Revoluz[ion] —
Griech. [ische] Bildung (9a[Philosophie]) — Römische Universalität. Aber
durch Progr. [ession] und Beziehung auf Realisirung des Reichs Gottes
s. 11 unterscheidet sich | xp [Christentum] von Attischer 90[Philosophie].
[120] Luther und Christus zur Ges. [chichte] der 9a[Philosophie]. Sind die
jüdisch [en] Propheten nicht etwa classisch, so gut als die Griechischen]
Dichter, in Rücksicht des revoluz.[ionären] Eifers? —
<Unendliche Popularität des xp [Christentums]. — Der Muhammeda-
n. [ismus] bloß orientalisch — darin ist das xp [Christentum] weiter
classisch. >
30 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.
[121] Überall sind Priester die Anfänger und Lehrer d [er] erst [en] Bildung im
Ganzen wie im Einzelnen, im Classisch [en] wie im Progr. [essiven], Was
anfängt muß auch endig [en], <p<j [Philosophen] — 9X [Philologen] —
Dichter müssen zulezt auch wieder Priester werden. Priester ist gar keine
Classe — sie sind nicht Bildner, nicht Meister einer Bildungsart sondern
Idee für Alle. Die protest. [antischen] sind sanctionirte Schulmeister, die
kathol. [ischen] haben sich mit ihrer Kunst ins Intelligible zurückgezogen.
[122] Der Witz, der schmerzliche] Bilder enthält, wie Voltaire’s verräth zu¬
gleich] Beschränkung und atrocite. — Antithesen gegen das; Alle
haben Recht. — Niemand hat Recht. —
[124] Inconsequenz sich auf d[en] allgem. [einen] Verstand zu beruf [en], und
alle Magie und Divinazion schlechthin zu verwerfen, da nichts vom
erst[en] so ausgemacht angenommen, wie dieses zu allen Zeiten, unter
allen Verschiedenheiten. — <Eigentl [iche] Wunder <als Menschen werk
und Gewalt über die Natur> kommen bei Gr. [iechen] und R[ömem]
nicht vor — desto mehr Ahndung, Vorbedeutung. NB. (Unterschied des
Class[ischen] und Progressiven] Religiösen] und Myst[ischen].)>
[126] Was Fichte als ausgemacht und s. [ich] von selbst verstehend voraus¬
setzt, kann man fast immer ganz dreist widersprechen. —
[127] Es scheint den Mystikern eigen, etwas absolut Zufälliges neben ihr ab¬
solut Nothwendiges zu setzen. —
[128] Giebt es etwas Zufälliges oder ist dieß bloß Schein? Das eigentlich]
Zufällige wäre ein Wirkliches das nicht möglich wäre. Denn was zu¬
gleich] wirklich und nothwendig ist, ist nothwendig. —
[129] Das Deduciren hat nirgends ein Ende soll nirgends cm Ende haben. —
[132] Ist das Setzen eines absolut Zufälligen nicht der reine, klare Empiris¬
mus]? —
[133] Fichte duldet d[en] Witz bloß, mag ihn gern, sieht aber darauf herab.
Er hat etwas wp [praktische] Abstraction aber nicht viel. Fichte’s Gang
ist CSIfW}noch zu sehr grade aus, nicht absolut progr. [essiv] cyklisch^pjl
— Abstraction und besonders practische ist wohl am Ende nichts als
xp [Kritik]. —
[134] F. [ichte] ist ein kritisirter Polemiker. Er ist nicht genug absoluter Idealist,
weil er nicht genug xp [Kritiker] und Universalist ist. Ich und Harden-
b[erg] offenbar mehr. Er ist ein halber xp [Kritiker], offenbar auch nicht
Realist genug in jeder Bedeutung und Rücksicht. In d [er] polem. [ischen]
Schreibart ist er vollkommen Meister. Sein Styl ist fast nie ganz logisch,
sondern hat fast immer einen polemisch[en] Anstrich.
[iss] Das Transcendentale Ich ist nicht verschieden von d [em] transcenden-
s.18 tal[en] Wir. Es ist kein | persönliches. —
[136] Fichte ist nicht bloß Kunst9[philosoph] sondern auch Natur9 [philosoph]. -
32 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.
[137] Ist Fichte mehr nicht Id[ealist] genug, oder mehr nicht Re[alist] genug ?—
[138] Ich habe noch niemand gefunden, der an Fichte glaubte. Viele die ihn
bewundern, einige die ihn kennen, einen oder den andern, der ihn ver¬
steht. Fichte ist doch eigentlich] wie d[er] Besoffne, der nicht müde
wird von d [er] einen Seite auf das Pferd zu steigen und darüber trans-
cendirend herunter zu fallen. — Er idealisirt s. [ich] s. [eine] Gegner zu
vollkommnen Repräsentanten der reinen Unphilosophie. — F[ichte]s
7ip [Praxis] geht mehr darauf Mensch [en] zu bilden als Werke (doch
auch Unwerke zu zerstören).
[139] Wer auch noch so beschränkt ist in s. [einer] Sphäre, hat doch zu Zeiten
Aussichten in die andre Welt. So gehts F[ichte] wohl mit einigen Ahn¬
dungen über Aesthetik und dergleichen],
s. 14 logie]. | Nach F[ichte]s erstem Begriff ist sie zu weit; sie greift nähm-
l[ich] ein ins Gebiet der Xoy [Logik], verfolgt das Obj [ekt] derselben
zu weit. — Auch ist ein großer Fehler daß cp [Philosophie] und cp2 [Philo¬
sophie der Philosophie] nicht genug verschmolzen ist; beides steht einzeln.—
[144] Der Geist d[er] Fischtesch[en] Methode ist thetisch, daher alles so
isolirt. — Der Buchstabe derselben ist Algebra und Geometr. [ie]. —
Die W1 [Wissenschaftslehre] ist grade so p[rhetorisch] als Fichte selbst;
mit Rücksicht auf Indiv [idualität] ist sie eineFichtesche Darstellung des
Fichteschen Geistes in Fichteschen Buchstaben. — Schellings Methode anti¬
thetisch — die Methode ist entweder thetisch, antithetisch oder synthetisch. —
[146] Fichte’s Construiren s.[einer] selbst ist wahrer als er denkt; es ist auch
Emp [irisch] wahr. —
[149] Polemisch ist auch in d[er] Tendenz antithetisch; rhetorisch ist in d[er]
Tendenz thetisch. —
[150] Die ox [skeptischen] Emp [irischen] und pu [mystischen] Methoden sind
nur Manieren; der Mat [erialismus] und Spirit [ualismus] nur Hypo¬
thesen; Id [ealismus] und Re[alismus] nur Seiten des Systems, Profile,
Ansichten. —
[151] <Absoluter Idealismus ohne allen Re[alismus] ist Spiritualismus. >
[152] F. [ichte] deducirt bloß Abstracta, keine Individuen; also ists mit s. [einer]
Construct [ion] nicht weit her. —
[iss] Id [ealismus] ist xp [kritischer], realisirter Spiritualismus. Realismus]
ist idealisirter Materialismus. Mat [erialismus] ist idealisirter d. h.
isolirter und absolutirter Re[alismus]. Spiritualismus ist realisirter
Idealismus, wenn man was nur Idee ist zum Ding macht. crx[Skepti¬
zismus] ist bloß K [ritik]. —
[154] < Schellings Übersichten sind übersichtig. —>
[157] Die Form der K[ritik] isolirt und absolutirt ist Polemik. Der Stoff,
das Classische (endlich Potenzirte) desgleichen] wenn es absolutirt
wird Mystik. \
S.15 [iss] <Der ox [Skeptizismus] leidet keine andre als die p [rhetorische] Ironie
und muß eigentlich] furios seyn. 9«?[Philosophischer] Orlando furioso.
(Eine skeptische Romanze.) >
[i62j F [icht] e betrachtete ich immer als Gott oder als Sache. Recht so. —
[164] F [ichte]s Theorie d [er] Weiblichkeit. Die W eiber sind gar nicht passiv
sondern antithetisch, physisch und moralisch; nähml [ich] so die rechten._
[166] Das »Ich thut a, weil es das thut« — dürfte nie Vorkommen; denn das
ist Willkühr nicht Freyheit. In der Bildungslehre liegen die Principien
dieser freyen Nothwendigkeit und nothwendigen Freyheit; und zugleich
die Principien der Individualität. —
[167] Ein 9 [Philosoph] muß alles wissen wollen. Nach mir ist 9 [Philo¬
[168] Begriff ist d[er] Form nach bestimmt potenzirte Anschauung. Idee eine
unendlich potenzirte. (Innre Classification.)
Geist der Fichtischen Wissenschaftslehre. <1797—J79S.> 35
[169] Resultat über das M[anu]skript; das Ganze fließt, das Einzelne aber
ist gehacktes Blei, numerotirt. —
[173] Der wahre Historisch cruc; [systematische] Styl ist zugleich fließend und
fest, schwebend und stehend. ■—- Jede Anschauung enthält ein §[Unend-
JL
liches], sie ist = ~. — Die W1 [Wissenschaftslehre] fließt nicht bloß
sondern sie fließt auch über. —
[174] Die Demonstrativität eines 9p, [Philosophems] ist nur subjektive Legi¬
timation wie die schöne poetische Form eines Kunsturtheils. (Je clas-
sischer, bornirter ein 9 [Philosoph] ist, desto mehr hält er auf diese
S7u&eil;i<;.) Objektiv ist nur die historische, construirende Darstellung, |
s. 16 d[ie] gar keiner demonstrativen Form mehr bedarf. — Die Demonstra¬
tion] gehört also mit zur Popularität. Nichts soll und nichts kann be¬
wiesen werden. —
[175] Die Wl. [Wissenschaftslehre] ist nicht d.[ie] Naturgeschichte und Frey-
heitsgeschichte — die Bildungslehre d[er] reinen Ichheit; sondern Ein¬
fälle und Erzählungen eines schwebenden, reisend lustwandelnden
Mystikers. —
[176] Das Ich setzt sich nicht weil es sich setzt, sondern weil es sich setzen soll;
das ist ein sehr großer Unterschied. —
[177] Die Form d [es] cyklischen Denkens ist d [ie] Materie d [es] Begriffs vom
Ich — der cyklischen Praxis; des Begriffs vom Ich d. h. der Ichheit. —
Was das Ich anhält = x = Unbegreiflich] = Etwas. —
[179] Weil F.[ichte] nur Xoy [logische] Polemik hat, so hält er die moral [ische]
und ästhet. [ische] für Unrecht.
36 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.
[180] Viele vertheidigen Kants Lügentheorie eitrigst und lügen doch dabey;
das ist d[er] Primat d[er] praktischen] Vernunft.
[187] Das Ich soll seyn muß auch analytisch an und für sich demonstrirt
werden können, unabhängig vom Ich = Ich. — <Die Construction des
Satzes ist rein practisch; die Deduction ist Tr [anszendental].>
[190] F. [ichtes] Styl ist nichts weniger als schwebend; er liebt nur d[ie] Ver¬
änderung im Fixen. |
s.17 [191] Niemand kennt wohl eigentlich] d[en] Geist der Iv[anti]schen 9[Philo¬
sophie] weniger als d[ie] neusten Geistianer. —
[193] Das Ich setzt sich selbst und das Ich soll sich setzen sind wohl mit nichten
abgeleitete Sätze aus einem höhern; einer ist so hoch als der andre; auch
sind es zwei Grundsätze, nicht einer. Wechselgrundsatz. —
[195] Zur 9[Philosophie] kann man wohl eigentlich] <wohl> nicht einmal
Talent und Genie haben. Darüber ist sie hinaus. —
[197] Der Geist einer ©[Philosophie] ist ihre cp2[Philosophie der Philosophie]. —
[198] Die yp [grammatische] Formel Ich für das Absolute ist nur aus x© [kri¬
tischer Philosophie] zu rechtfertigen. Es ist die Erweiterung eines
yp [grammatischen] Begriffs. — Unendlich wichtig in s. [einen] Folgen
und doch bey vielen nur Ausdruck. Spinosa ist im Innern praktischer
und idealistischer als er scheint.
[199] In der Relig[ion] betrachtet man das Absolute als Du. < Keine Sache
ist Individuum]. Streng genommen nur Gott ein Individuum].>
[200] F. [ichte] sagt d [en] Leuten immer bücherlang, daß er eigent [lieh] nicht
mit ihnen reden wolle noch könne. —
[201] F [ichte]s cp2 [Philosophie der Philosophie] ist F [ichte]scher als s.[eine]
9[Philosophie] also auch besser. — Traurig ist’s, daß er nicht einmal d[en]
Mangel an Gemüth in Leibniz bemerkt. -— Die A ffinität der Logik hat auch
s.[eine] Wl[Wissenschaftslehre] inficirt. — Bei ihm ist wenigstens die con-
struirte Confusion in elementarische Masse aufgelößt. Die Unbegreiflich¬
keit des Spinosa und des Shakespeare] haben etwas Verwandtes. —Er hat
Id[ealität] und Re[alität]; aber beydes steht isolirt und roh da in ihm. —
[202] Alles, was F. [ichte] thut — so philosophirt er, indem ers thut. —
[206] F. [ichte] hat d [en] Ernst d [er] Transccp [endentalphilosophie] aber gar
nicht d [en] combinator. [ischen] Witz eines Leibniz, noch die Ironie und
Parodie der Systematiker. Er hat also ganz Recht immer vom Trans¬
zendentalen] Standpunkt zu reden — den absoluten hat er gar nicht
und eigent [lieh] auch nicht d [en] System [atischen]. -—
[207] Das fließend Schwebende pp. ist Merkmahl der guctt [systematischen]
9 [Philosophie]. —
[208] Von d[er] succeßiven0^[absoluten Analytik] hat F.[ichte] sehr viel, viel¬
leicht mehr als irgend ein andrer 9o[Philosoph] unter d[en] Modernen. Denn
bey d[en] Alten ists nichts seltenes in d[er] höchsten Vollkommenheit. —
38 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.
[209] Bei Kant und größtentheils auch bei Fichte ist d [ie] Moral außer dem was
sie sonst ist, auch noch die Hälfte d [er] Transop [endentalphilosophie]
die von d [er] absoluten Realität des Idealen handelt. Denn in d[er] xp
[Kritik] d[er] V.[ernunft] undWl [Wissenschaftslehre] ist doch eigent [lieh]
nur von der absoluten Idealität des Realen gehandelt. <Bei F.[ichte]
ist d [ie] Moral eigentlich] gar keine rtp [praktische] Ws [Wissenschaft]
mehr. -—> Die absolute Realität des Idealen wird F. [ichte] nie deduciren
können, weil er kein absoluter Idealist ist. —
[2ti] <NB. Sollten in hülsen(?) nicht Keime von Idealismus seyn, wie in
Novalis und baader? (Schleiermacher ist Spinosist).>
[212] F [ichte]s Polemik ist was die cp [Philosophie] darin betrifft, d[er] ange¬
wandte Theil seiner negativen cp2[Philosophie der Philosophie]. —
[214] Da ich überall in 7t [Poesie] und 9 [Philosophie] zuerst und aus Instinkt
auf das ctuctt [System] gegangen bin, so bin ich wohl ein Universalsyste¬
matiker d. h. ein Historiker. —
[215] <Nicht jeder d[er] etwas schreibt, ist oder soll ein Autor seyn. (so wenig
jeder d [er] ein Pferd hat, ein Bereiter ist.>
[216] Das Obj [ekt] der F[ichte]schen Polemik ist offenbar nur d[ie] Nullität,
oxiapa^ov. -—
[218] F. [ichte] ist auch in dem interessant was er nicht ist; er ist bis zur Größe
herzlich. —
[219] Darin hat F. [ichte] ganz Recht, daß er der lezte 9 [Philosoph] ist, und daß
es s. [einer] 9 [Philosophie] nicht so gehn kann, wie d [er] von Reinhold
und Kant.
[220] Ohne Sinn für Chaos kann man die W1 [Wissenschaftslehre] nicht ver¬
stehn. — Die W1 [Wissenschaftslehre] ist F[ichte]s Wert her. |
Geist der Fichtischen Wissenschaftslehre. <1797—1798.>
39
s. 19 [221] Geist und Buchstabe ist ein religiöser Unterschied. —
[223] Die Methode d [es] Universums kennen sie wohl aber nicht d [en] Gehalt
und Geist. —
[224] Jede Einleitung von F[ichte] ist doch nur wieder eine neue Wl. [Wissen¬
schaftslehre], d. h. eine 9er[philosophische] Religion] oder Construction
derselben. —
[225] F[ichte] ist bis zur Religion gekommen in der 9a [Philosophie]. — Den
Beweis hat die Wl. [Wissenschaftslehre] in der Universalität und in der
Religion. Unsinn, Relig[ion] beweisen zu wollen.
[226] F[ichte]s Form ist unendlich] viel mehr werth als seine Mat[erie].
Die erste Wl [Wissenschaftslehre] hat in Ton und Styl etwas Rein-
holdisches in der Hauptsache viel Kantisches Experimentiren. Viel-
1. [eicht] sollten F[ichte]s beide Methoden synthesirt werden, die
populäre und die abstracte.
[227] F[ichte]s Moral ist das Mittelglied seiner Religions9 [philosophie] und
s. [einer] Revoluzions©[philosophie]. — l
S. 20 7. KRITIK DER PHILOSOPHIE. 1797.
[229] Ohne eper [Philosophie] hat auch der größte 7i[Poet] oder cpA [Philologe]
Seiten, wo er so eigensinning dumm und dunkel ist, wie d. [er] gemeinste
Erdensohn, eper [Philosophische] Classicität und 9a [philosophische] Pro¬
greß, [ivität] hier ein Hauptbegriff. —
[230] Beck. Die Eintheilung in a priori und a posteriori ist durchaus trans-
cendental und nichts ist verschiedner als Emp [irisch] und a posteriori. —
[231] Was man gewöhnlich] inteil, [ektuelle] Ans. [chauung] nennt, sollte wohl
eigentlich] d.[as] ideale Factum heißen, Subj.fekt]. Das reale Factum ist
das Objekt. Beck ist gekommen bis zur Idealität des Objekts, des realis
abstractissimi. Weiter nicht, nicht einmal bis zur Idealität des Idealen
oder d[em] Begriff d.[es] Subjekts. —
[232] Ist Schein etwa d.[er] Buchstabe, angesehen vom Standpunkte d[es]
Geistes ? —
[233] Alle Arten d [er] Confusion finden Urbilder in der K [anti]schen 90 [Philo¬
sophie]. — <Kants Verdienst und Nutzen liegt wohl weit mehr in d [er]
Form als im Stoff. — Sein Buchstabe aber ist wohl mehr werth als s.fein]
Geist. >
[234] Idealität ist noch etwas ganz andres als Schein und Erscheinung.
< (Die Dinge an sich sind erkannt und erkennbar in der 911 [Physik] )>
Berkley sezt d[ie] Idealität alles Empirischen, d[ie] Kantianer empirisiren
das Ideale, setzen also die Empirie des Idealen. Leibniz auch die Idealität
Kritik der Philosophie. 1797.
41
alles Realen; Spinosa sogar die Identität des Idealen und Realen. Daß
s. 21 der horizontale Realismus nur das Aeußre d [es] Buchstabens d [es] Realen
|
kenne, der centrale (d.[er] sich mit d[em] Ding an sich beschäftigt) hingegen
d[en] Geist des Innern; das haben Leibn.[iz] und Spin, [oza] recht gut. —
Seit Spinosa ist man also in der Transccp[endentalphilosophie] eigent¬
lich] immer rückwärts gegangen. —
[235] Transzendental] ist doch nur ein epitheton ornans bey Idealism. Kritisch
sogar ein falsches. —
[237] Leibnitz. L.[eibnizj war ein Materialist in d[er] zweiten Potenz von Cha¬
rakter, der Vater der absoluten Kritik. (F[orm]: St [off] — Char [akter]).—
Er fing in der 9 [Philosophie] mit d [em] Begriff d [er] Individualität an
d. h. mit der Mat [erie] des Char [akters] mit d [em] materialen Absoluten.
Sein aliquid incompletum in der 90 [Physik] ist wie seine confusio in
d [er] Vorstellungslehre. — Mit combinat. [orisehen] Versuchen und dyna¬
mischen Theorien gleich. — Ein Genie im Projectiren. Die Sekte d[er]
nominalisten rühmt Leibniz besonders unter den Scholastikern, <i. e. die
Scotisten — Franciscaner — Idealisten. —> brucker p. CXXVIII. —
[239] Er bezieht fast alles aufs Nützliche — gehörte zu d [en] brauchenden und
an wendenden Naturen. —
[240] H olf redet von Leibniz und s.[einem] Verhältniß zu ihm fast wie F. ichte]
von Kant. —
[241] Die Mehrheit d [er] Welten sehr merkwürdig. Er isolirte und individua-
lisirte s. [ich] jeden verschiedenen Standpunkt, jede versch. [iedene]
Sphäre und objektivirte oder materialisirte diesen Gedanken dann. —
Keine Benennung ist wohl mehr misglückt, als die eines deutschen Plato
für ihn. <L.[eibniz] würde s.[ich] mit Dionys recht gut vertragen haben. > —
Er hätte noch sehr vieles entdecken können, wenn er sich concentrirt
hätte. —
[242j Ein sehr ya. [chaotischer] Begriff exist [entia] = complem. [entum] possi-
bilitatis. —
[243] Italiän. [ische] Politik in ihm und franz. [ösische] Galanterie. Seine
innern Principien nach denen er wirkl [ich] philosophirte, obgl [eich] er
s. [ie] nicht als Pr. [inzipien] aufgestellt hat, waren; alle Formen zu mate-
rialisiren, und alle Materien zu synthesiren (in sich und außer sich.)
Philosophische Scholien 1798. init. 43
[244] Genialität ohne Charakter scheint L[eibnizen]s Wesen zu seyn. < Große
Oberfläche — 7roXu7cpaY[Aocruv7) — Einmischung in alle Fächer und
Facultäten — nennt man Universalität.>
[245] Im Optimism und in der Harm[onia] praest. [abilita] wird eine un¬
endliche Willkühr gesetzt; recht im Geist d. [er] absoluten cpu [Philosophie].
<L[eibniz] ein Genie im Projektiren.> Seine Welt scheint eine Universal¬
monarchie, eine Einöde in der nur Einer lebt. —
[246] Die Theodicee muß das synthesirteste und charakteristischste s. [einer]
Werke seyn 1) ist es polemisch 2) zugl [eich] esoterisch und exoterisch
3) hat es d [en] meisten Umfang 4) ist es das einzige ausgeführte System. |
s. 23 Auf das Noth- und Hülfsgeschrei d [es] von Geist Schwachen gegen Gott
kann s.[ein] Advokat freyl[ich] nicht viel sagen als; »Hilf dir selber«.
Auf d [em] Standpunkt auf welchem Gott allmächtig und allwillkührlich
ist, giebts ohnehin weder Sünde noch Verdienst. Man hat sich also
umsonst gequält. —
[247] <Gnade ist 7] [Ethik] aus absoluter Willkühr Gottes. Sünde ist — 7] [Ethik]
aus absoluter Willkühr des Menschen. >
[248] L. [eibniz] thut mehr vornehm als daß ers wäre. — In der Theod[icee]
ist er oft ein Rabulist, macchiavellisch; in der Theol. [ogie] Jurist, in der
90 [Philosophie] ein Mediciner. —
[249] Die Präformation ist aus d[em] Innersten der L [eibniz]sehen 9 [Philo¬
sophie]; er synthesirte gern ganze Reiche von Individuen. Auf d[em]
absoluten Standpunkt kann man Gott keine Willkühr beilegen. —
[250] Er trennt in s. [einem] Optimism die Macht und d [en] Willen Gottes; und
giebt d [er] Macht eigentlich] d[en] Primat. Der Wille Gottes muß mit
d [em] was die Macht geschaffen hat, zufrieden seyn und Gott danken,
daß sie nur das Beste drunter wählen darf. Sein Wille Gottes ist eigent¬
lich] nur ein absolut freier Verstand; eine nicht absolute sondern bloß
logische Willkühr. —
[251] < Alle Schwierigkeit, aller Irrthum in der 9a [Philosophie] ist = ya [Chaos] =
Unordnung — ^[absolute Poesie]; der Grund lauter [XExaßam? ei? aXXo
yEvoc, im Großen.>
8 Schlegel, Band 18
44 [II] Philosophische Fragmente ErsteEpoche.il.
Hist [orischen] cp [Philosophie] aber die Theorie der causa occasion [alis]
und des influxus physic[us]. —
[253] Großer Einfluß der Convenienz bei L[eibniz]. — Ist Glaube nicht etwa
das Produkt der logischen Willkühr? Dann ist er freyl[ich] verschieden von
d[er] Vernunft, aber incommensurabel mit ihr. Ihr Berührungspunkt
ist dann die Convenienz. Der Geist der L [eibnizjschen 9 [Philosophie]
ist zugl [eich] monarchisch und anarchisch. S. [eine] Theodicee ist unter
all s. [einen] Schriften ohne Zweifel das Meisterstück der Convenienz. —
Liebe zur Continuität. — Das Beste in ihm ist immer die große Masse
von Activität. —
[254] Die Dogmen behandelt L. [eibniz] als Casus, als Theolog [isches] Spiel. —
Über die Labyrinthe in der 9 [Philosophie] spricht auch Leibn.[iz] oft.
24 [256] Hat nicht jede Art d [er] 9 [Philosophie] ihre eigne Theologie ? _ Die
Relig [lon] d[er] Weltseele ist nichts als höchst gebildete Vielgötterei
d. h. Eiern [entar] Relig [ion]. Jede Ws [Wissenschaft] hat zwar ihre
eigne Theol. [ogie] aber das Ganze gehört doch zur Absol [uten] 9 [Philo¬
sophie] weil Gott ein Obj.[ekt] des Glaubens, nicht d [es] Wissens ist,
und also ein Produkt d[er] absoluten Willkühr. —
[257] Von Xoy [Logik] hatte L. [eibniz] ganz andre und viel würdigere Begriffe
als Kant und so manche andre. —
[258] Das XP [Christentum] ist die erste moderne 9 [Philosophie] und insofern
schon unendlich] interessant — Die Absolute] 9[Philosophie] domi-
mrt §anz dann- Für die absolute Logik sehr viel im xp [Christentum] zu
lernen; das y_p [Christentum] ist die Mutter der großen Xoy [Logik], —
[259] <Wie einzelne Autoren müßte man auch ganze Wissenschaften dias-
keuastren können (wie die alte p [Rhetorik] - desgleichen vielleicht]
die -9-eoX [Theologie] —)>
m] Schlack‘n von Leibniz hat Kant sich alle zugeeignet, das Gold aber
liegen lassen.
[262] Gott Vater ist der Xoy [logische] Gott, Xp [Christus] und Mar[ia] der
7t [poetische], der heil[ige] Geist der rj [ethische]. —
Philosophische Scholien 1798. init. 45
[263] Das princ. [ipium] rat.[ionis] suff. [icientis] hängt zusammen mit d. [er]
Convenienz. Der Satz d [es] Widerspr. [uchs] mit der Individualität und
Einheit der gesamten Vernunft und Wahrheit. —
[265] Der Satz d [es] Widerspr. [uchs] ist material, der des Grundes formal
(sich beziehend auf Convenienz) — gegen d [ie] gewöhnl [iche] Meinung. —
[266] <Der Glaube ist kein Vermögen sondern Act eines Vermögens näml[ich]
d [er] Willkühr.>
[268] <Raum und Zeit und Kraft sind ewige Einbildung. —>
[269] Sein Satz vom zureichenden Grunde war durchaus praktisch, und man
mißversteht ihn ganz wenn man ihn mit d [em] Satze d. [er] Causalität
ganz mißdeutet. —
[270] <Liberalität ist Geist der Kritik wie Rigorism Geist d[er] Logik.
Moderantism ein falsches Surrogat vom erstens
d. [ICEE] § 68.
[272] In d [er] Theol. [ogie] scheint er mehr für d [en] Buchstaben als für d [en]
Geist zu seyn. —
s. 25 [273] Der Zufall | hat bei Leibn[iz] d[en] Primat vor d[er] Willkühr, und ist
eigent [lieh] d[er] Gott d[es] Systems — auch d[er] Regent s. [eines]
Lebens. Seine Arbeiten und Werke sind ein Aggregat, kaum etwas orga-
nisirt; sie lassen sich nicht aus ihm herausconstruiren. — Er ist eigent¬
lich] ein Theologe von Profession d. h. ein Absoluter] 9 [Philosoph],
dessen Wesen es ist mit anop^pocat. anzufangen und mit Desideratis zu
endigen. — <Lessing ging mehr auf a7rap [yjpaxa] Leibn[iz] auf Deside¬
rata]^
[274] Baco d [er] Vater d[es] absoluten Witzes bei d[en] Modernen. —
[276] <Der Materialismus ist nicht dem Spiritualismus sondern dem Forma¬
lismus entgegengesetzt. —>
[277] <Das princ. [ipium] indiscern. [ibilium] muß eine große Affinität mit
d[em] Satz des Wid [erspruchs] haben. >
[278] <Urtheil ein alle andre Vermögen begleitendes durch alle durchgehendes
Vermögen — Urtheil und Einbildungskr [aft] invent[io] Urtheil und
Verstand disposit[io] Urtheil und Vernunft elocut[io].>
[283] Sollte s. [ein] princ. [ipium] indiscern. [ibilium] und princ. [ipium] contra-
d [icitionis] etwa nur die reale und ideale, oder die materiale und formale
Seite <Hälfte> desselben Princips seyn ? — |
s. 26 [284] < Kants Projekt war es wohl, d [enj Bako, Locke und Leibniz zu verbinden. >
[286] Die große Ansicht, daß jeder Geist gleichsam nur eine Skizze ist, lebt
überall in L[eibnizen]’s 9 [Philosophie] und ist höchst kritisch. — Weder
d[er] Zufall, noch die Willkühr können in der rransc9[endentalphilosophie]
etwas zu thun haben — princ. phil. §63. omnia plena auch im Im¬
perativ s. [einer] 9 [Philosophie]. — Daß jegl.[iches] Individuum eigent-
Philosophische Scholien 1798. init. 47
[286J <Die Diaskeuase soll eine Polemik gegen d[en] Buchstaben sein.
[287] Jeder Mensch ein beschränkter Gott. Jedes Ding die ganze Welt.>
[289] <In der Absol[uten] 9 [Philosophie] ist d. [ie] Vernunft nur eine höhere
Potenz des Lebens, da sie alle Spontaneität zusammenfaßt. —>
[290] Descartes Zweifeln ist wohl nur ein Wegräumen und ganz Reinmachen
des Platzes, um dann mit einer Xoy [logischen] Schöpfung aus Nichts ganz
im Geist der Absol[uten] 9 [Philosophie] anfangen zu können. — Er ist
ein 7c9 [Prophet] im höchsten Styl — aber doch kein 9 [Philosoph]. —
Seine 719 [Prophetie] ist nicht Ws [Wissenschaft], keine K[ritik], bloß
großer Instinkt. —
[291] Connexion aller Materie. Diese Gradazion und Continuität ist das Wesen
der Progreßivität und also wohl kritischer Instinkt bei ihm. — Die Prae-
formazion ist nichts als umgekehrte Progreß [ion], —
[292] Die Identität des Absoluten und Relativen hat er wohl geahndet und da¬
durch streift er an Spinosa, so fremd ihm dieser auch sonst ist. Er
materialisirte die Formen. Hat denn auch Spinf oza] jene Identität oder |
s. 27 läugnet er bloß das Relative ?—Die Vorstell [ungs]kraft s. [einer] Monaden
ist nichts als Spontaneität, und Keim des Weltalls, aber nicht selbstän¬
dige Ichheit, cyklische; es ist hier nicht Ahndung von Idealism, wie
es scheint, sondern nur Absolutism, Enthusiasm. —
[293] <Die Formen der Transc9 [endentalphilosophie] sind Parallelism und
Centralisation. —>
[294] Die Moral vom Princip d [es] Willens Gottes ist wohl Absol [ute] 9 [Philo¬
sophie], Sie muß ihre Antithese haben, deren Princip eigne Willkühr
wäre, Willkühr der Menschen. —
48 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.
[295] Mit der absoluten Verschiedenheit der Mat[erie] und F[orm] muß die
Absol [ute] 9 [Philosophie] anfangen, und mit der Identität endigen. —
[296] Das Daseyn d [er] Monaden folgert er aus d [em] Dasejm des Zusammen¬
gesetzten. (In d [er] Monade liegt doch, daß alles lebendig und agil sey)
Die gemeinen nicht potenzirten Monaden sind nicht so wohl vorstellende,
als darstellende d [es] Universums. Die nothw. [endigen] Gesetze der Be¬
wegung leitet er aus d[em] Princip d[er] Convenienz ab, d. h. der ver¬
ständigen Willkühr. —
[297] <Wie die cyklischen Formen bei Plato und Arist [oteles] personificirt
sind, so bei L. [eibniz] die Progreß[ion] als Form der xp [Kritik].
NB. Ideen von Personificirung, Uebertragung in die Außenwelt und
Materialisirung <pa[philosophischer] Formen.>
[298] Auch in Gott trennt er das Id[eale] und Re[ale] — und die Willkühr
kommt durch Zufall nach. Ziehe die Wurzel aus s. [einer] 9 [Philosophie],
d. h. correctire sie; potenzire sie d. h. progreßivire sie d. h. charakterisire
sie im Gang der cp [Philosophie], ergänze das Fragment, erkläre das
Projekt und realisire es. —
[300] Der Teufel ist die Antithese nicht von Gott sondern von Christus. —
[301] Die ganze alte <pci[Philosophie] eigentlich] Ein Fr[agment] und d.[ie]
moderne Ein Proj [ekt]. -—
[302] Die crup<p [systematische Philosophie] muß viell. [eicht] anfangen mit d [er]
Antithesis vom ctuct[Systematischen] und Elementaren]. — Die Ab¬
sol [ute] cp [Philosophie] mit der des Absoluten] und abstr[akten]
[303] Die Absol [ute] 9 [Philosophie] kann und muß oft mit einer REStruction
s. 28 [304] L. [eibniz] hat fast gar keine practischen Folgen aus seinen großen
Blicken gezogen; sie waren ein todtes Capital in ihm. —
[306] In der Hist[orischen] Behandlung geht immer die Mat.[erie] voran; erst
d[ie] Charakteristik, dann die Construction. —<Wir sind alle noch Ter-
Philosophische Scholien 1798. init.
49
zianer in der Hist[orie], —- Die ganze alte 9 [Philosophie] muß bloß aus
sich, in sich und durch s. [ich] selbst historisirt werden. —>
[306] Will man L[eibnizen]’s 9 [Philosophie] nach s.[einer] Lehre von d!~er]
Consequenz behandeln, so ist keine Schwärmerei so arg, die man nicht
daraus herleiten kann. —
[307] Das Id [eale] und Re [ale] ganz getrennt in ihm — s. [eine] 9 [Philosophie]
und s. [eine] Gelehrsamkeit. -—-
[308] Alle x [Kritik] ist divinatorisch, ein Proj. [ekt] zu ergänzen ist grade
dasselbe, als ein Fr. [agment] zu ergänzen. —
[309] Sein Esoterisch und Exoterisch hat Lessing sehr veredelt; das blinde
Glück verfolgt ihn noch nach d [em] Tode.—Von einer 9 [Philosophie] die
in theoret.[ische] und praktische] eingetheilt wäre, hat er nie gehört. —-
Nicht einmal Virtuosität hat er geschweige denn Charakter. Er macht
kein Werk aus Moderantism, aus Lumperei. Lessing aus Enthusiasm.—
[310] Sein Gott ist die Monade der Harm[onia] praes [tabilita]. — <Darin
liegt das Alles lebt im vollsten Sinne des Wortes Leben. —> Seine
Bildersprache (wie schlummernde Monade) ist das einzige von Universa¬
lität was L.[eibniz] an s.[ich] hat. —
[311] Alles was noch gut in ihm ist, ist Instinkt. Seine Absicht = 0. So
auch seine Form, und sein Innres. Es ist nichts da, die Nullität ist da
absolut. —
[312] Sein Talent war von d [em] reinen Talent; er wußte so wenig was er that,
als die Biber von ihrer Kunst. Seine Sucht nach Geheimnissen mehr
diplomatisch als theolog [isch]; er wollte gern die Cabinetsgeheimnisse
d[er] Natur wissen. Alle s. [eine] Schriften haben etwas von Depechen.—
[314] <L.[eibniz] ist ein 9 [Philosoph] aus Instinkt gegen s.[eine] Absicht und ein
Deutscher aus Zufalle |
s. 29 [315] L[eibnizen]’s 9 [Philosophie] ist eine FacultätS9 [philosophie], zum Theil
auch noch Kants desgl [eichen]. Im Spinosa ist das Verhältniß d[er]
Theile nicht bloß abstract, sondern auch organisch, aber doch wohl
nicht progreßiv.
[316] Man kann freil[ich] leicht gegen L[eibnizen]’s Instinkt ungerecht seyn,
über die Jämmerlichkeit der Menschen. —
[317] Der physische Geist und d[er] historische ist es d[er] d[en] Spinosa
systematisch macht; er ist auch weit mythischer. —
[318] Das wenig Gute in L.[eibniz] ist ein Urbild von genialischem Unbewußt-
seyn. —
[319] L. [eibniz] bloß eine handelnde, keine schreibende Natur. Alle seine
Schriften nur schlechte Briefe. —
[320] Spinosa und Leibniz offenbar beide zugleich] Idealisten] und Rea¬
listen]. Spin.[oza] realisirt ein Ideal; L. [eibniz] idealisirt das Reale. Alles
ist S[pinoza]’s Princip. Nichts L[eibnizen]’s. Bayle der Tr[anszendenta-
list] des Spinös, [istischen] Cyclus. —
[321] Für Baco hat L. [eibniz] viel Vorliebe. < Baco vielleicht sein p. [Mythologe] —
(sein Aeschylus).>
[322] Leibn. [iz] potenzirt die Dinge nach Innen ins Kleine.
[324] Ohne pah- [Mathematik] wäre L. [eibniz] viell. [eicht] immer nur Jurist und
Theolog und Physiker geblieben. — Stufen der Bildung scheint es mir
nicht in s. [einer] 9 [Philosophie] zu geben. —
[325] L. [eibniz] wollte alles Räsonniren zum Calcül machen. Dahin ging auch
seine lingua characteristica universalis. Hat Wolf dieß nicht in gewissem
Sinne ausgeführt, so wie es möglich war, nach L[eibnizen]s eignem
Ideal? —
[326] <tom. v. p. 20. Verbindung der Moral und Meta9 [physik]. Er lobt die
Moral des Plato und will ihn in ein System bringen. — Uber den Plato
drückt er sich oft sehr gütig aus. —>
Philosophische Scholien 1798. init. 51
[327] Le parti le plus sur ist ein recht Leibn.[iz] scher Gedanke. —
[328] Ein großer Irrthum ists, den Satz d[es] Widerspruchs für etwas bloß
Xoy [Logisches] zu halten. — Die Convenienz ist offenbar ein histori¬
sches] Princip. —
[329] Als Litterator hat Lessing eine entfernte Aehnlichkeit mit Leibniz;
aber auch diese nicht echt. —
[330] L.[eibniz] wandte cp [Philosophie] auf Jurispr [udenz] und Theolog [ie]
an. Kant umgekehrt Jurispr. [udenz] und Theol[ogie] auf cpu [Philo¬
sophie]. — Sehr Leibnizisch ist d[ie] cr9- [Synthese] von Theol. [ogie]
und Jurispr [udenz].
30 [332] < Hypothese ist p. [mythlogischer] Satz Species facti ist 90 [physikalisch]
Observation == Historisch] (beides zugleich] nicht bloß species facti).>
[334] Es war historische Dynamik was er auf die cpu [Physik] anwandte. In
der Hist [orie] selbst ging er nur auf Curiositäten. Darin hat er einige
Aehnlichkeit mit Lessing. —
[337] Das meiste in s.[einer] 9.[Philosophie] ist Willkühr und Zufall, p. 355-
[338] Leibn. [iz] schließt sich ganz an den Moment, hat auch nicht eine Ahn¬
dung von andern Zeitaltern. — Man wird immer so zu Muthe, als ob man
einen Ballen gelehrter Zeitungen gelesen hätte rudis indigestaque
mo]es. — Seine 9 [Philosophie] (näml[ich] die Principien) muß ihm
aus d [en] Factis durch die Experimente entstanden seyn.
[339] L. [eibniz] ist ein klares Chaos, ohne Sinn dafür kann man ihn gar nicht
verstehen. — Klar d. h. homogen, nicht daß er reine Anschauung des¬
selben gehabt hätte, oder Ironie; noch weniger Universalität. Seine
Idee, alles zum Calcül zu machen, ist grade eine von seinen elendesten,
und steht ungefähr gleich mit Wolfs Analyse. —
52 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.
[340] <Vier große Gedanken hatte L. [eibniz] (die rat. [io] suff. [iciens] und der
Satz des Widerspr. [uchs] nebst convenange und princ.[ipium] indiscer-
n.[ibilium] sind keine Gedanken, sondern nur Bestandtheile zu Gedan¬
ken.) > < Jene vier Ged. [anken] wohl Harm, [onia] praestab. [ilita] —
Angebohrne Ideen, bewußtlose Vorstellungen — Monaden — Optimism
— Der Optimism eins mit d[em] Princip d[er] raison süffisante. >
[341] < Sollte er diaskeuasirt werden, so müßte die Form und die Ordnung aus
der Schrift Princ.[ipes] an Eugen, genommen werden. Alle s. [eine] Ge¬
danken sind Monaden isolirte Weltspiegel. —> |
S. 31 ALLGEMEINE ANMERKUNG.
ALLGEMEINE BEMERKUNG.
[344] < Statt Leibniz, der auch träumend erfand — müßte es heißen nur. —>
[345] Als Religiöser und als cp [Philosoph] steht Jakobi weit unter Lavater.
Lav. [ater] ist liberaler. —
[348] Sophist, ein jeder d. [er] ein Weiser seyn, ein Vernünftler, der nicht
bloß ein solcher werden will. —
[349] Die vollendete Polemik annihilirt sich selbst und führt zur Gesellschafts¬
lehre, zur Liberalität Bild[ungs]l[ehre] und zur positiven p[Rhetorik],—
Meine Polemik nicht bloß 9 [philosophischen sondern auch classischen
Ursprungs. —
[360] Das gesellschaftl [iche] Leben — als ob es mehr als ein Leben gäbe; so
ein Ausdruck wie große Welt. —
[353] Jakobi hat eine barbarische Tendenz bei sehr viel Bildung; dagegen
wird man doch reden dürfen. —
1355] Alle Engländer die Geist [haben], sind etwas verrückt; Burke, Bentley,
Swift, Sterne. —
[356] Jak [obi] enthält mehr Bruchstücke und Studien zur Polemik als irgend
ein andrer (moderner) 90[Philosoph]. Mystik nur eben so viel als er
braucht; Lavater weit mehr, kann Antithesen synthesiren, ist am
meisten Fichtisch.
[357] Der Zweck des xp [Christentums] ist, s. [ich] selbst zu annihiliren. Es ist
nur einTheil der Vervollkommnungslehre, d[er] Grundtheil; älter als die
Philosophische Satiren. Z797. 55
Urbildungslehre, dauernder als die Reform, [ations-] und Revoluz[ions]-
lehre. — Einen Virtuosen im xp [Christentum] giebts viell. [eicht] noch
nicht. —
[358j Jämmerliche] Idee von Einheit Gottes und von Erhaltung dieser
Idee unter d[en] Juden. — Gott ist Vier so gut als Eins. —
[359] Das jp [Christentum] muß von seihst kommen. Man muß sich gar keine
Mühe drum geben, sich nichts draus machen. — |
s. sä [360] <Diask. [euase] der Rec[ension] des Woldemar, müßte ein Werk einzig in
s. [einer] Art werden; ein Werk d[er] absoluten Willkühr, d. [as] sich aber
auf absolute Nothwendigkeit gründete
[362] <Idee einer xp[Kritik] der xp[Kritik]. Daß 9[Philosophie] nur durch
9[Philosophie] kritisirt werden kann; daß man also die 9[Philosophie]
nicht durch x [Kritik] bekommen und greifen kann. Daß alle x [Kritik] =
x2 also X9 [kritische Philosophie] = 92 [Philosophie in der zweiten Potenz].>
[364j Jak [obi] ist ein barbarischer Universalist, ein regreßirender Sentimen¬
talist wie Schiller. —
56 [II] Philosophische Fragmente ErsteEpoche.il.
[367] Der Christianismus läßt s. [ich] weder lehren noch lernen, es wäre Unsinn
ihn beweisen zu wollen. Er ist progr. [essive] 7) [Ethik] im Großen. War
der Muhamed.[anismus] vielleicht] eine Stufe der progressiven]
Relig. [ion] die man nicht hinlängl [ich] genutzt hat ? —
[368] Jak. [obi] der Glaubenslehrer, Reinhold der so viel Lehrer macht, der
Leerheitslehrer. —
[369] Blasphemischer Irrthum, daß es nur einen Gott gäbe. Thöricht ists
daß man nur Einen Mittler haben soll; für d [en] ächten Christen ist alles
s. 84 Mittler. | Wie viel Götter jemand haben will, das hängt lediglich] vou
s. [einer] absolut [en] Willkühr ab. —
[370] Ob die Tendenz des Woldemar gefährlich ist, weiß ich nicht; es geht mich
auch nichts an. Aber verächtlich finde ich sie, und das zu sagen habe
ich ein Recht. —
[372] Gott ist ein Individuum; daraus läßt s. [ich] d [ie] Dreyeinigkeit demon-
striren. Alle Ideen sollen Individuen werden und alle Indiv[iduen]
zugl[eich] Ideen seyn. Alle Realität soll idealisch seyn, und alle Idealität
real. Das ist die Grundlage des yp [Christentums].—
[373] Zur constr [uktiven] Char. [akteristik] gehört die Bestimmung des Cen¬
trums, des Horizonts, des Punkts, des Moments, der Linien. —
[374] <Ich will es andern zu überlegen überlassen, ob ich nach d[em] Geist,
nach d[em] Buchstaben oder etwa nach beyden zugleich interpretire.>
[375] Beydes; Kant und Fichte absolut verschieden und absolut identisch. —
K [ant] und F [ichte] sollen mich nicht lesen — ich wünsche mir mehr
Siculer als Consentimer. (Lucil[ius].) —
Historische Ansichten der Philosophie. 57
[ave] Die Universalhistorie (wie Kant sie sich denkt), ist eine Groteske, des¬
gleichen] die Tip [praktische] Interpretazion, und die Anthropologie. -
[382] 9X [Philologie] und 90 [Philosophie] sind alles oder nichts auf einer
Universität. Aber nur durch sie ist wohl ein Zusammenhang der
drey Facultäten möglich. — |
as [383] Fichte ist nicht mehr ein Deutscher 9 [Philosoph] — auch nicht mehr ein
Facultist. —
[384] x[Kritik] der x[Kritik] der 9 [Philosophie], x[Kritik] der Hist[orie] der
9[Philosophie], x[Kritik] der 9 [Philosophie] der Iiist[orie], x[Kritik]
der 9[Philosophie] der 9[Philosophie], — Nur eine 9[Philosophie] die
K [ritik] ist, kann Objekt der Hist[orie] seyn. —
[385] In der grotesken 9 [Philosophie] liegt doch d [er] Keim zugleich Abstr [akt]
und Universell] zu seyn. —
[386] <Ein Pack ganz scholast. [ischer] Kunstworte — aus Diderot z. B.>
[387] Ein 9[Philosoph] kann mit Schlosser oder Nikolai streiten; ein Histo¬
riker] darf sie nicht erwähnen. — Nicht eben für die Nachwelt, aber
für die Mitwelt im Geiste d[er] Nachwelt. —
[388] Die 9[Philosophie] besteht in den 9[Philosophen. Hier muß die Histo¬
rie] mehr auf die Menschen gehn. Bei der 71 [Poesie] mehr auf die Werke. —
Die 9 [Philosophie] kann auch nur so im Ganzen studirt werden, wie die
alte 7r[Poesie].
[389] Fichte unter d[en] bloß gebildeten Menschen gar nicht gehörig aner¬
kannt, d. h. die 9 [Philosophie] überhaupt nicht. —
[390] Uber d[en] Bauernstolz d[er] Dichter. Die n [poetische] Polemik ist sehr
niederträchtig gegen die Rechtlichkeit der Fichteschen. —
^8 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. 11.
[395] Je wichtiger die Sache bei Kant je tiefer sein Gedanke, desto schlechter
verworrner d[er] Vortrag. Er kanns nicht von sich geben, dreht sich nun
immer und würgt es hundertmahl hervor, immer etwas andres, nie ganz
klar. Was man nicht mittheilen kann, weiß man noch nicht recht. »Noch
so viele einzelne Blitze machen keinen hellen Tag« —■ sagt Lessing. —
[396] An rep [praktischer] Abstraction übertrifft Iv. [ant] nicht nur alle 9*7 [Philo¬
sophen], wo er noch allein sie besitzt, sondern auch in andern Gebieten
ist nichts dem Gleiches. Goethe allein hat sie in der tc[Poesie]. — Beyde
sind dabei nicht liberal und nicht rigoristisch genug, weil es an Totalität
fehlt. —
[398] K. [ant] ist ein Geometer und noch mehr ein Algebraist in d[er] Moral. —
Auch Voltaire hat auf ihn nur gewirkt; er hat ihn nicht studirt, wie
Fichte d[en] Rousseau um sich s. [eine] Formen zu zu eignen. — Es fehlt
ihm an Leichtigkeit — an Biegsamkeit, an Anmuth in der 9 [Philo¬
sophie], _ Er versteht d[ie] alte 9 [Philosophie] etwa wie Moriz die
alten Dichter und behandelt d[ie] Moral wie Sulzer die Kunstlehre. Nach
s. [einer] Eitelkeit und Förmlichkeit mußte Kant es auf eine solche < er¬
bärmliche] > Kathederherrschaft anlegen und sich darin sehr glücklich
fühlen, solche Objektivität zu besitzen glauben. —- Aus seiner Hist[orie]
kann man am besten d[iej Beschränktheit s.[einer] Sphäre kennen lernen.
Kant ist überall auf halbem Wege stehen geblieben; auch in d[em] Grund¬
satz nicht nach d[em] Erfolg, sondern nach d[em] Ursprung zu urtheilen.
Wenn er auch für nichts Sinn hat, so doch für gebildete vollendete
s.37 Mittelmäßigkeit; Hume, Garve. | Kant ist ein genialischer Pedant. —
[399] Kants 7) [Ethik] ist nicht bloß Xoy [logisch] sondern auch ttoA[politisch],
polemisch nicht bloß gegen die mechanische Moral sondern auch gegen
die 71 [poetische] Mor[al]. Moralische Moral giebts noch nicht. —
9 Schlegel, Band 18
6o [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.
[400] Daß d[er] menschliche] Geist unbeschränkt sei, ist historisch, nur in Stoff
und Form ist er beschränkt, durch das Erste d[ie] Sinnlichkeit durch
das zweite d[er] Verstand. Die Vernunft ist ganz unbeschränkt. Kant
hat mehr Verstand als Vernunft, versteht mehr d[ie] Vernunft, als daß
er s. [ie] selbst schöpferisch hätte. —
[401] Kant hat Legalität und Moralität nur in d[er] Form nicht im Stoff unter¬
schieden. —
[407] V.Er geht ins Unbedingte des Nutzens wegen, um d[er] Besondren Tugend¬
lehre Sicherheit und Lauterkeit zu verschaffen. IX. „Freiheit nicht
erklärlich“. -—- Alles ist erklärlich. Sehr schön das Zurückgehn auf die
ursprüngliche] Bedeutung von virtus, d.[en] Primat d[er] Tapferkeit. -
[408] Es muß nur Eine, unendlich viele und auch bestimmt viele Tugenden geben.
Die letzte Classif. [ikation] ist historisch. •—<Die ächte Classification ist
historisch, sowohl nach d[em] principio cognoscendi als nach dem prin-
c. [ipio] existendi. Alle Eintheil [ungen] in bestimmt Viele sind historisch.—
Kant immer für das nur eins oder bestimmt viel, Fichte mehr für das
unendlich viele. —>
[409] Die Sätze d [er] Alten vom xaipoi; haben einen sehr cdf [synthetischen]
Sinn, wenn auch d[er] Dumme nicht klug daraus wird. —
[410] Es giebt in der Constr [uktion] cpcr [philosophischer] Begriffe und für
jeden Satz ^[unendlich] viel Beweise; aber jeder dieser Beweise muß
ganz seyn; Nicht — »die Menge muß es machen«. —
Form der Kantischen Philosophie. 61
[411] Sittlicher Sinn nichts andres als Ehrgefühl + Liebe. Aller pract. [ische]
Sinn ist zugl. [eich] Gefühl. Gewissen ist sittliches Urtheil. —
[412] Die gesellschaftl [iche] Zartheit über d[en] Beischlaf hat K. [ant] ganz
s. 38 falsch erklärt. Nicht die | Handlung selbst, die besonders die Weiber als
heilig ehren, sondern ihre Oeffentlichkeit, dasDabeyseyn eines Fremden
beleidigt das sittl. [iche] Gefühl; denn der Zweck d[er] Handlung ist ja
eben unbedingte Vernichtung der Fremdheit, Vermischung mehrer
Personen. —
[413] Kants Moral und F[ichte]s NR[Naturrecht] beweisen wie dürftig alle
nicht Hist [orisch]-cp [philosophischen] Systeme ausfallen müssen. —
[415] <Warum ist bei Plato so viel Monolog, so wenig Dialog? — Nur der
wahre xcp [kritische Philosoph] kann wahre Dialoge schreiben.—>
[416] Mit paF [Mathematik] fing er an. Das np [Praktische] machte sich erst
spät Luft, wie in eine dicke Rinde eingehüllt. —
[417] Der x [kritische] Idealism ist Ka[nt] viell. [eicht] anfangs nur als
Deduction der Orthodoxie interessant gewesen, nachher bekam er <also
[419] Er war gewiß im Leben eben so mistrauisch als in d[er] Metacp [physik].
Seine x [Kritik] nur scholastisirte Behutsamkeit. Er ist ein Xoy [logischer]
Experimentator und mathematischer Dichter. —
[420] Warum erkennt K.[ant] die coexistente Nullität d[er] Welt und nicht
auch die succeßive ? Die histor. [ische] Approximazion ? —- Hat er
etwas Divinatorisches ? — Er weiß oft, da ist was, aber nicht was es
ist. Er ist d[er] Spürhund der 9 [Philosophie] Fichte d[er] Jäger. —
Ahndung vom Realen im Gegensatz des Logischen; auch eine falsche
Antithese. —
62 [II] Philosophische Fragmente ErsteEpoche.il.
[421] Die xp [Kritik] der r. [einen] V. [ernunft] ein großes logisches Experi¬
ment]. Alle spätem Schriften systematisirende Zusätze. — Er moralisirt
gern in der Xoy [Logik], das ist eigentlich] s. [eine] xp [Kritik], —
[422] K. [ant] hat nur die Tr [anszendentale] Vernunft kritisirt, nicht bloß die
Vernunft, sondern die Transzendentale] cpu [Philosophie]. —
[423] <Kant nach dem Kant erklären. Kant war immer ein Soxroov.> |
[425] Den Begriff der x [Kritik] hat Kant zwar nach vergrößernden Dimen¬
sionen genommen, aber sehr confus gedacht das wenige, was er davon
wußte. — Er hatte gar nicht die ganze Transc[endentalität] kritisirt;
er ist zu sehr Realist und hatte keinen andern Idealism als das ab-
solutirte Reale. Nun hinkt er mit der Praxis hinterdrein. Seine spätem
Schriften sind Ergänzungen. — Sein erstes ctuot [System] ist eine Idea-
lisation d [es] Realen; s. [ein] zweites soll eine Realisation des Idealen seyn.
Wäre er aber da nur so construirend verfahren wie im ersten. -— Die
Theorie des Himmels ist die klarste aber auch die langweiligste unter
s. [einen] Schr[iften]. —
[426] K.[ant] scheint mehr nicht alles zu sagen, als daß er wirklich viel zurück¬
behielte. Die Idealität des Realen ist wohl ganz gut bei ihm erwiesen,
aber nicht die Realität des Idealen; und so mit auch nicht die Realität
des Realen. —
[427] Erst nach d[er] Entdeckung ist K.[ant] ein Advocat der Orthodoxie
geworden. — Seine x[Kritik] ist oft logische Frömmelei. —
[428] K. [ant] construirt selten und charakterisirt nie. Beydes will er aber
immer. — Ideal der Confusion — Chor des ya [Chaos] aus Kant. — Die
Confus[ion] ist aber in ihm wenigstens ordentlich] construirt; es ist
das erste cpa [philosophische] Kunstya [chaos]. — clvann der cp [Philosoph]
dieselben Dienste in dieser Hinsicht leisten, wie nach Lessing die Bibel
dem Menschengeschlechte. —>
[429] Confusion ist die Wirkung des Transcendenten (jj,£raßacn,i; zic, ocXXo yevcx;)
worin K.[ant] alle andern cp [Philosophen] übertrifft. —<Sie liegt nicht in
der unvollkommenen] Darst.[ellung] noch an d[er] Sprache nach Wolf
und Leibn[iz] noch an der Neuheit der Ansicht — sondern in d[er]
innern Constr[uktion].>
[430] Die K [anti]sehe Moral ist eine d[er] Form nach transcendentalisirte und
polemisirte deutsche Rechtlichkeit. —
Form der Kantischen Philosophie. 63
[431] Sollte Kants Buchstabe nicht mehr werth seyn als sein Geist ? —-
[432] Viele Leute halten nur das für ein System, was einen großen Klumpen
in d[er] Mitte hat. —
[433] Seine Moral ist auch im Innersten negativ. —- <Ihr Geist ist centrale
Idealität und horizontale Realität. >
[434] Um jemand zu verstehn muß man erstl[ich] klüger seyn als er, dann
eben so klug und dann auch eben so dumm. Es ist nicht genug daß man
d[en] eigentlichen] Sinn eines confusen Werks besser versteht, als d[er]
Autor es verstanden hat. Man muß auch die Confusion selbst bis auf d[ie]
Principien kennen, charakterisiren und selbst construiren können. <Idee
einer reinen und angewandten Char[akteristik].>
[437] Schiller ist d [em] Geist nach d [er] beste Kantianer; derselbe Haß d [es]
Positiven und Centralen und constructe Dissonanzen.
[439] Wenn man Spinosa, Leibniz, Kant und Fichte synkretisirte, wäre denn
das sogar seicht ? —
[440] Bei d [en] kl. [eineren] Sehr [iften] muß man nur auf die Prin [zipien] sehen
nicht auf die succeßive Bildung; denn Kant war gleich Kant. — In
d[er] K.[ritik] d.[er] r. [einen] V.[ernunft] hat er d[ie] Unverständlichkeit
nicht bloß postulirt, sondern auch ordentlich] sanctionirt.
[441] Daran hat es gar nicht gelegen, daß K. [ant] nicht hoch genug deducirend
auf gestiegen wäre; denn auch d. [ie] Niedern hat er nicht gründlich de-
ducirt; getappt aber hat er bis ins Tiefste und Höchste. —
64 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.
[442] Die mittlere Epoche ist bei Kant wohl die beste gewesen. —
[444] Bis jezt ist nur das aus der K[anti]schen 9 [Philosophie] allgemein
angenommen, was ohnehin schon Geist des Zeitalters war. —
[445] Daß er d[ie] Meta9 [physik] d[er] Sitt[en] eher als d[ie] d[er] Natur
gefertigt hat, ist gewiß Respekt vor d[em] Primat d[er] prakt. [ischen]
Vern[unft], |
s. 41 [446] Das Mat[eriale] s. [einer] 7] [Ethik], die Regel des allg. [emeinen] Willens
ist paE [Mathematik]— desgl [eichen] s. [eine] Geschichte auch nur An¬
wendung einer pah [mathematischen] Figur. K[ant] hat nicht so wohl
Neigung und Geschicklichkeit zu classificiren als zu zählen. — Lambert
war auch ein solcher Xoy [logischer] Experimentator wie K[ant]. —
[449] Es ist nicht so wohl eine Polemik (im großen Sinne der Absol[uten]
9 [Philosophie]) als eine Ermordung d[er] Vernunft. — Er polemisirt aber
gar nicht die Tr [anszendentale] Vernunft, sondern die absolute — oder
auch wohl die systematische. — Den absoluten Id. [ealismus] hat er nie
geahndet. — Obj [ekt] = Horicontale abstractissimum Subject =
negativum abstractissimum. — Die Realität des Positiven und d. [ie]
Idealität des Centralen hat er nie geahndet; die Re [alität] des Negativen,
die Id[ealität] des Hz [Horizontalen] nie beweisen können, behauptet
und glaubt. — Von d[er] Identität des Id[ealen] und Re[alen] so wenig
Ahndung; daß die Ansicht von d[er] absoluten Verschiedenheit derselben
d[er] elastische] Punkt s.[einer] 9[Philosophie] ist. |
S. 42 SCHOLIEN.
[450] Erfahrung ist nicht Inbegriff d[er] sinnlichen] Kenntniß, sondern prak¬
tische Kenntniß.
[451] <Es giebt unmittelbare (s. [ich] auf d[en] Gegenstand nicht durch
Begr[iffe]) beziehende Urtheile.>
[452] Erscheinung ein noch rohes noch nicht vollständig historisirtes Factum,
gehört in die Hist [orische] 9 [Philosophie] nicht in die Tr [anszenden¬
tal] 9 [philosophie]. —
[455] Die Mat. [erien] unsrer Erkentniß geben Anschauung und Begriffe,
die Formen geben Ideen und Urtheile oder die Mat [erie] Ansch [auung]
und Urth[eile] die F[orm] Ideen und Begriffe], —
[457] Klar ist bei ihm die Identität d [er] Erfahrung und d [er] Erkentniß. Nach
ihm müßte es streng genommen gar keine reine Transzendental] 9 [philoso¬
phie] sondern nur eine angewandte geben — oder gehört d [ie] paF [Mathe¬
matik] auch zu d [en] Erfahrungen ? oder ist sie keine Kentniß ? —
[459] Leicht wäre es zu zeigen daß auch K [ant]s 9 [Philosophie] von Defini¬
tionen ausgehe und sich ganz auf dergleichen] gründe. — Von der
Idealität alles Positiven hat er nie auch nur d[en] Schimmer einer Ahn¬
dung gehabt. Schon die Positivität keines Idealen hat er einigermaßen
erweisen können. <Analytische Sätze die nichts setzen.>
[460] Von Vorstellung und Gegenstand muß Eins das Ct [Zentrum], das andre
der Hz [Horizont] seyn, oder beide sich gegenseitig und wechselweise
möglich nothwendig und wirklich machen. — Dieß dürfte über Fichte
hinaus seyn; Schelling ahndets. —
[461] <Absolute Abstract [ion] findet Statt in der Eiern [entar] 9 [philosophie]
bedingte Abstr [aktion] (hist [orisches] Urtheil) und bedingte Spek [u-
lation] (Beobachtungsgeist) in der Hist [orischen] 9 [Philosophie] Absolute
Spekul[ation] in d[er] Transzendentalen] 9[Philosophie].>
[462] <Urth[eils]kr [aft] ein sehr grotesker Begriff. Inteil [ektuelle] Ansch [au-
ung] der kategorische] Imp[erativ] der Theorie. Das Eine Fundament
und Ziel. Anal.[yse] der intellektuellen] Anschauung] für Absol[ute]
9 [Philosophie]. >
Form der Kantischen Philosophie. 67
s. 43 [464] Der Primat gehört nur in die Eiern [entar] cp [philosophie], in allen andern
gilt Freiheit und Gleichheit. —
[465] Wenn ein Original nur Systeme machen kann, ohne selbst eins zu seyn;
das ist nur Talent. —
[468] Offenbar müßte (in der Diaskeuase) die Dialektik der Analytik voran¬
gehn; so würde alles viel deutlicher werden.
<NB. Vielleicht auch die xp [Kritik]der Urth[eils]kr[aft] der xp [Kritik]
der 7Tp [praktischen] Vernunft. Damals meynte ich, die Ordnung sollte
seyn 1) K[ritik] d[er] rep [praktischen] V. [ernunft] 2) K[ritik] der Ur¬
teils] kr [aft] 3) K[ritik] der reinen Vernunft.>
[469] Seine kl. [eineren] Sehr, [iften] sind meist x [Kritik] der r. [einen] Ver¬
nunft] en miniature. Vieles von Kant könnte auch in Garve und
Nicolai stehen. —
[471] Kant hat von der crucrr [systematischen] 9 [Philosophie] eigent [lieh] gar
keine Notiz. Von der reinen ächten Absol[uten] 9 [Philosophie] auch
nichts oder wenig. Er ist ganz Elementar] und Tr [anszendental]
9 [Philosoph], das erste mehr. Fichte mehr Tr [anszendentalphilosoph]. |
». 4* VERMISCHTES (Auch Litter[atur].) 1798.
[483] Noch fehlt das Transzendentale] und das Eiern[entare] zu Hülsen und
zu Schelling (Hardenb. [erg] der Tr. [anszendentalist]). —
[484] Man analysirt d [ie] Liebe zu sehr und sucht ihr Wesen bloß in ~ [abso¬
[485] Jede Freundschaft muß sich auf Verhältnisse auf Symmetrie d [es] Geistes
nicht auf Sympathie gründen. Wenn zwei Geister neben einander stehn,
so berühren sie sich und haben Sinn für einander. Die Antipathie gehört
zur Liebe, nur da kann man sich von zwei Seiten berühren. —■
[486] Können identische Menschen Freunde seyn ? — Nein, sie können sich
nur mittheilen. Wahre Gesellschaft ist unendlich] selten; gut ist die
Gesellschaft wo man nicht allein ist. —-
[487] Ein System von grotesker Liebe in Nov [eilen] pp Eine Reihe Novellen
muß mit p [Rhetorik] anfangen und mit Ironie endigen. —- |
s. 45 [488] Die Einheit des Fr[agments] ist Individualität. Char [akteristik] ist
Hist [orisches] Fr[agment]. Die Char [akteristik] des Indiv. [iduums]
steht im Verhältniß mit der Char [akteristik] des Universums; jeder
Mensch ein Mikrokosmus.
[489] <Die Individualität] und die Cohäsion scheint Leibn. [iz] absolutirt
zu haben — nicht so auch die Totalität. — Er läugnete die Mehrheit
d[er] Welten. — Selbst d[er] Optimism vielleicht] dahin. —>
[490] Auch d [ie] Deutschen sind große Chemiker. Daher auch so große Agenten
d[es] Zeitalters. Die Engl, [änder] nur Sachen oder Moyens. —
[491] Noch ist die 9er [Philosophie] national. Soll sie je aufhören es zu seyn-
oder es noch mehr werden ? — In Rücks. [icht] auf litter. [arische] Classi,
f[ikation]. — Die zersetzten Theile halten sich immer für klüger als
das Ganze. —
[493] Die historischen] Ansichten, die x[Kritik] der 9[Philosophie] und der
Brander liegen in d[er] Mitte zwischen x9 [kritischer Philosophie] und
7]9[ethischer Philosophie]. — Es giebt offenbar mehre Dignitäten von
7] 9 [ethischer Philosophie] — die kritische, in der ich bisher gearbeitet
und jene 7]9 [ethische Philosophie] die eine Charakteristik des Menschen
und eine Constitution d[er] 9er[Philosophie] umfassen muß. Die lezte
viell. [eicht] ein Buch ohne Ende. —-
[494] Die eigentlich] stricte 9a[Philosophie] enthält wohl nichts als eine
Char [akteristik] d[es] Universums.
[495] Über den Menschen — auch die wahre 9 [Philosophie] für d [en] Menschen.
[496] Wenn es unendl [ich] viele tj [ethische] Schriften giebt und Eine Bibel, so
werden s. [ich] doch eigentlich] alle diese an rj9 [ethische Philosophie]
und 7]tu [ethische Poesie] anschließen und dieses ist unfehlbar das rechte.—
[500] Die Constit [ution] der 9 [Philosophie] muß gar nicht bloß einen Frieden
mit <in> der 9 [Philosophie], sondern einen allgemeinen bezwecken. —
[501] In der angewandten 9 [Philosophie] sollte man wohl ausgehn von einer
9 [philosophischen] Bibel, in einer reinen darauf hin. —
[502] In der Gesch. [ichte] der tt [Poesie] ist d[ie] Hauptsache d[ie] Darstellung
d[es] Eindrucks. —
[503] Es macht weit mehr Effekt wenn man von d[en] Principien ausgeht. Das
Berufen auf inteil, [ektuelle] Ansch. [auung] wie auf Sinn fürs Schöne
hilft nicht.
[506] Die cp [Philosophie] wohl nichts als eine universelle Grammatik und um¬
gekehrt. xp [Kritik] — Eiern [entar] Hist[orie] = Tr.[anszendental
7] [Ethik] = ctuot[systematisch], Roman = Absol. [ut]. 71 [Poesie] und
[519] Was das Ganze umfaßt, hat wohl keine Principien; die cpa [Philosophie]
nicht, die tc[Poesie] nicht, die Religion] nicht pp. Die Religion] kann
man nicht construiren; sie thut es nur selbst; so auch rc[Poesie] und
9 [Philosophie]. — Moral, Kritik und Hist, [orie] kann man nur charak-
terisiren. — Die Hist [orie] kann nur historisirt werden, die x [Kritik]
nur kritisirt, die r\ [Ethik] nur moralisirt. —
[520] Die Moral wird oft behandelt als materia medica oder Kochbuch, oder
Pathologie; sie theilt sich in d [ie] Facultäten, ist medicinisch, theologisch
oder juristisch.
[522] Fam[ilie] ein Begriff und keine Sache; für weltliche Menschen das das
beste; zum Staat muß man geistlich gesinnt seyn. — Man muß sich in
d[er] Familie nicht zu viel um das Innre des andern bekümmern. —
[523] Die Universität ist etwas durchaus moralisches; alle Professoren sollten
practische Menschen seyn; 9er[Philosophie] und 9X[Philologie] gehören
gar nicht auf eine Universität. |
s. 48 [524] Die Lehre vom Universum ist ein Evangelium und nicht 9a [Philo¬
sophie], — 9U[Physik] selbst im größten Sinne ist 9er[Philosophie], In
d[er] Mitte ist Leben, Geschlecht, menschl.[iche] Organisazion. 90 [Philo¬
sophie] == Sat [uriert] von Hist [orie] xp [Kritik] und 7] [Ethik]. —
[525] Wie es Grund ist zu sterben, wenn man keinen Beruf fühlt zu leben, so
auch wenn man ihn vollbracht hat, wenn man am Ziel ist. —
[526] Jede Bibel ist eingegeben. Vieles in der bisherigen Relig[ion] muß
negativ gesetzt werden; eine Ges [chichte] d [er] Rel [igion] giebts noch gar
nicht. —
[528] Ewigkeit d[er] Natur und Bildung des Stoffs durch d[en] weisen Werk¬
meister zusammen geben wohl d [en] Begriff einer Schöpfung aus Nichts.—
9<r [Philosophie] des Todes. —
[531] Die Erfindungskunst von Leibn[iz], das Organon von Lambert, die
x [Kritik] der r. [einen] Ver.[nunft] von Kant und die Bestimmung d[es]
Gelehrten eigentlich Ein und dasselbe Werk. —
[532] Erfinden soll die 9[Philosophie] wohl eigentlich] nicht sondern nur
finden. Die reale Logik oder Erfindungsk. [unst] ist aber allerdings nütze
und gut zur yj9[ethischen Philosophie], —
[534] Die 9 [Philosophie] der Alt [en] war zu getrennt; ihre tc [Poesie] hingegen
ein untheilbares Ganzes. Viell. [eicht] sollte der 9 [Philosoph] d [en] Vorsitz
führen über alle Facultäten. Jetzt sind 90 [Philosophie] und Hist[orie],
9X [Philologie], p [Rhetorik] doch auch getrennt, sollen es aber nicht
bleiben. —
[535] Eine republikan. [ische] Akademie der Wiss [enschaften] sollte in d[er]
Mitte der Xoy [Logik] thronen. —
[536] Als Weltlicher leben, als Geistlicher denken und das Handeln modi-
ficiren. —
[537] Die Frage über die Herrschaft d [es] Mannes ist die eigent [liehe] Antinomie
d[er] Häuslichkeit, Theorie und Praxis in Widerstreit. Eine Familie soll \
s. 49 gar keine Verfassung haben. —
[538] Der Staat ist wohl bloß da, damit es Familien gebe ? Eigenthum ist ein
Familienbegriff. Alles Eigenthum ist ein Familien-Eigenthum. Hier ver¬
einigen sich alle d[ie] sogenannten tituli. Eine gesunde Familie muß ein Ge¬
werbe treiben. Sollen d[ie] Kinder das Gewerbe des Vaters mit treiben ? —
Allerdings ist das besser; der Soldatenstand kann und soll kein Gewerbe
seyn. Gewerbe ist ein Begriff der sich ohne Familie nicht denken läßt.
Stand ist ein iur. [istischer] Begriff. Die Völker unter sich sollen weder
einen Staat wie bei d[en] Römern noch eine Familie bilden wie in d[er]
Kirche, sondern eine Gesellschaft. Das Völkerrecht sollte vegetabilisch
seyn. Constit [ution] und Repräs. [entation] sind Chimären gegen Ehre
und Frieden. —
[539] Jede echte Nation ist eine große Familie; so d[ie] Römer pp —
Christen und die Ritter d[er] besten Zeit. Viele Instituti [onen] für Arme,
Verbrecher, Kranke, Kinder— Schulen beziehn sich auf die Facultäten
0 [Theologie], iur[isprudenz], Medic[in], —
[541] Die W1 [Wissenschaftslehre] für xcp [kritische Philosophie] selbst in d[er]
Methode sehr classisch. — Jede xp [Kritik] muß mit einer W1 [Wissen¬
schaftslehre] d. h. mit einer cpcr [philosophischen] Religion oder Con-
struction derselben endigen. —
[542] Plato und Arist [oteles] lassen sich nur historisiren nicht kritisiren. —
[543] Die erste moderne cpcr [Philosophie] ist 7)9 [ethische Philosophie], die
zweite x9[kritische Philosophie], die dritte muß nun Historisch] seyn.
[545] Vielleicht] ist nicht Erziehung sondern Familie d[er] Geist d[es] Emile.
[546] Mein Stud. [ium] ein Abstrakter] x p [kritischer Mimus] als Einleitung
zu ^St[absoluter Historie].
[549] Verträglichkeit ist nicht das höchste Farn [ilien] Gut. Manche Männer
müssen eine negative Frau haben. —
[550] Der Geist von Schillers 9er [Philosophie] ist die völlige Identification
d[er] Form und Materie.
[551] Giebt es ein unmittelbares Bew. [ußtsein] eine inteil [igible] Ansch [au-
ung] d[er] Universalität und nur dieser? — Allerdings. |
[553] Viell. [eicht] gibts nur für die Gelehrten d[ie] Gebildeten eine Moral, für
d[ie] Layen bloß Religion], Daß die rj [Ethik] nicht für jedermann ist,
erhellt schon daraus daß es in ihr auf Grundsätze ankommt. —
[554] In d[er] Ironie giebts unendlich] viele Grade wie in d[er] Universalität.
Der sogenannte Betrug d[er] Religiösen ist wohl die höchste Ironie. —
hat mehr Musik mehr Harmonie. Die primitive Eigenschaft der Rel [igion]
ist wohl die Energie = ^[chaotische] Rel [igion]. Universalität =
aucrr [systematische] Rel [igion]. —
[557] Die Moral von Hist[orie] der constituirende Theil — 9er [Philosophie]
der Thätigkeit, Willkühr, Bildung, Kunst, Glaube usw. dieß ist die Seele
der Hist[orie], Diese Moral zugleich] eine Ges[chichte] d[er] Moral.
Aber nicht d[er] Meinungen sondern die lebendigen Principien. Jehova
war auch ein solcher Begriff bei d[en] Juden. Caesar (und Cato) bei d[en]
spätem Römern. Dahin die vier Tugenden d[er] Griechen], die drei d[er]
Christen, pp —
[558] Gewissen sollte viell. [eicht] nichts seyn als Gefühl des unendlichen Men¬
schen. Pflichten gehören nur für Hist[orie], wie Rechte. —
[560] Shakesp [eare] ist das klare Chaos des ewigen Menschen, Homer das reine
Factum und Goethe d[ie] Vollendung.
[561] Die wahre x [Kritik] der 9 [Philosophie] ist 90 [Philosophie] der p [Rheto¬
rik] und Xoy [Logik], —
[563] Die Beweise in der 9[Philosophie] sind weder recht obj.[ektiv] noch
recht subjektiv. Ist alle Wahrheit subjektiv so muß es auch ihr Beweis
seyn. So ist die Magie der p [Rhetorik] beschaffen. — Die obj. [ektiven]
Beweise sind wohl alle Hist [orisch]. |
[566] Das Setzen auf diesen oder jenen Standpunkt ist ein Postuliren, ein
Imperativ. —
10 Schlegel, Band 18
76 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.
[568] Der Satz d [es] Widerspr [uchs] und zur. [eichenden] Gr. [undes] setzen und
[569] Alles Wissen nur Ein Wissen, dieses unendl. [ich] theilbar. Die cp [Philo¬
sophie] und Wahrheit haben nach dieser epa [Philosophie] fast alle Eigen¬
schaften der Leibn. [izschen] Mat[erie]. — Ewig gleiche Quantität. —
[572] Gleicht die cp [Philosophie] d [es] Spinosa etwa d [em] Stein der Weisen ? —
^1^L<3r[absolut mineralischer] Geist. —-
[573] p [Rhetorik] gränzt von d [er] einen Seite an Magie, von d [er] andern an
Athletik. —
[574] Mein Gang ist überall yzp [chemisch] Abstr [akt] opy [organisch]. —
[575] Die Sprache ist in d[er] Mitte zwischen Geschichte und Wissenschaft. —
[576] Der Gang von i) [Ethik] muß seyn; yoc r\ [chaotische Ethik] — 9 [Philo¬
sophie] und 7i[Poesie] zugleich] — Universelle] [Ethik], —
[578] Die höchsten Princ[ipien] d[er] Hist [orie] sind auch wie d[ie] d[er]
Moral vegetabilisch. Das erklärt die nicht dass, [ischen] Völker. —
[579] Die Scholastiker viell [eicht] die populären 9er [Philosophen] der opy [or¬
ganischen] Periode. Allg[emein] /oc [Chaos] und Fluß wie in d[en] ältesten
Ritterromanen. —
[58ii Die jüdischen Propheten sind die Kirchenväter a parte ante, wenn man
so sagen darf. —
[583] Zur 7)cp [ethischen Philosophie] gehört Autorität. Der Aristoteles d[er]
ächten vjcp [ethischen Philosophie] soll die gesamte cpu [Philosophie] seyn
und was d[er] Katholicism d[en] Alten Scholastikern war, soll der
Menschenverstand, Hist[orie] seyn. Ohne diese doppelte Autorität
giebts keine r\cp [ethische Philosophie], —
[584] <Die wahre Popul [ar] cp [philosophie] muß am meist [en] von der cpX [Philo¬
logie] lernen. Diese und Rom.[antische] Mythologie] = tjtt[ethische
Poesie] sind das Wesen d[er] Hist[orie]. Nur die yj cp [ethische Philosophie]
soll kritisch seyn. —>
[585] Alles Moderne bis jezt ist wohl nur das yjx [Chaos] des punctum saliens
der modernen Welt. In dieser ist wieder der älteste Zustand der Dua¬
lismus des Geistlichen und Weltlichen. —
s. 52 [586] Hülsen verbindet alles wie Schelling alles dualisirt. | Der Dualismus
geht ins Große fort. Der größten positiven Masse kann immer wieder ein
— entgegengesetzt werden. —
[590] Giebt es nicht einen Hülsen und Schelling in der n [Poesie] ? Meine
Ws [Wissenschaft] und Tieck sind unendl.[ich] mehr. —
[591] Die gemeinsten Gegner der Revoluzion, die es als ein diabolisches Chaos
verabscheuen, weit besser als die welche sich auf d [ie] Princ [ipien] ein¬
lassen. Die Rev. [olution] ist das höchste was die Franzosen haben,
besser als diese ist sie nicht.
[592] Das Negative und Positive ist oft relativ ja willkührlich. Für Descartes
war die scholastische] <p[Philosophie] negativ; für Spin[oza] wieder
null. — Neutral ist noch verschieden von Null. Die Bestimmung dessen
was nur negativ, neutral und null seyn soll, ist das lezte d [er] Bildung.
Das Negative bildet oft ein System, eine Welt wie das Positive. —
Gährung ist das unregelmäßige Schwanken zwischen + und —. Ironie
ist gesetzt [icher] Wechsel, sie ist mehr als bloßes Oscilliren. Das Chaos
verhält sich zum Nichts wie die Welt zum Chaos. Chaos d. [er] einzig reale
78 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.
Begriff vom Nichts. Nichts selbst der bloß analytische Begriff. Die Be¬
stimmung des Positiven, Negativen, Neutralen uud Nullen enthält d[en]
Keim zur <pa [Philosophie] des Krieges. Soll man das Negative neutrali-
siren oder annihiliren oder negiren ? — Unendl.[iche] Agilität erscheint
als Nichts; aber auch das Neutrale ist confus und chaotisch. Null ist
wohl nur die Hälfte vom yjx. [Chaos]. <Unendl.[ich] — Gährung, Schwan-
s. 53 ken,> | Es giebt auch neutrale Theile in der Gesch [ichte] d[er] Mensch -
h[eit]. Die kommen weder vorwärts noch rückwärts, bewegen sich
aber doch. Ferner giebts nulle Theile, die bleiben immer auf demselben
Punkte stehen; »So ists, so war es und so wird es seyn«. — Offenbar
dominirt Neutralität und Nullität bis jezt am meisten in der -^[ethi¬
schen] Geschichte. — Im Reich Gottes und goldnen Zeitalter müssen
alle diese Arten zusammenfallen. — Nichts ist origineller als das Chaos. —
[594] Die (per [Philosophie] muß man a posteriori treiben, vom Einzelnen bis
zur Bibel. Die Poesie umgekehrt a priori; die Moral und Relig. [ion]
beydes. —
[595] Für Einen Gegenstand hat doch fast jeder Religion; für sich selbst.
Man kennt ein Objekt, wenn man Religion] dafür hat. Man soll unend-
1. [ich] viele Religionen haben. —
[596] Man kann ein Objekt auf doppelte Weise annuliren oder negativ setzen
i) durch Krieg, 2) durch absolute Neutralität; dadurch daß man gar
keine Notiz davon nimmt. — Die gewaltige Neutralität, Nullität und
Confusion in Deutschi, [and] ist ein Beweis für ihre Religiosität und
Moralität. —
[597] Für Voß ist die alte tz[Poesie] absolut positiv, aber auch sehr ^[chao¬
tisch], in einer modernen Ansicht und ohne Sinn und Verstand. —
[598] Bibel und Journal sind sich absolut entgegengesetzt. Ein Buch ist yp
[grammatisches] und puö- [mythologisches] ctuctt [System] — also ein
Religiöser] Begriff. Alle andern Schriften sind nur Abarten von der
heil, [igen] Schrift. Eine dritte classische Buchform viell [eicht] d. [er]
Roman, der von Bibel ausgeht, wie Journal darauf hingeht. —
[599] Schon das Regelmäßige in d [en] Buchstaben ist ein Beweis, daß sie sich
construiren lassen. — |
s.55 <ZUR PHILOSOPHIE, b. 1797.>
[602] Beispiele desselben Kritizismus sind unter d[en] Alten Aristoteles und
unter d[en] Neueren KANT (doch sind sie relativ die xpmxcoTocTot,). —
[603] Jede 9er [Philosophie] die nicht kritisirend sondern nur kritisirt ist,
ist nicht x9[kritische Philosophie]. —
[604] Sollte es nicht so viele Arten von Natur 9 [philosophie] geben als wie
Bildungsarten? — Gibbon ein historischer Goethe ein poetischer Natur-
9 [philosoph]. Nur von d[en] Maximis in d[en] Natur9 [philosophen] ist
zu lernen, vom Pöbel nichts. - Voltaire satirischer] Natur9[philosoph].
Rousseau rhetorischer], Hemsterhuys ein sokratischer'Ka.tmcp [philosoph].
Lessing hat unter allen modernen Natur9 [philosophen] allein 9a [philo¬
sophische] Form (transcendentale — sokratische Ironie.) Insofern ist
d[er] Vortrag seiner 9 [Philosophie] sehr fehlerhaft, daß sie niemand
verstanden, ja niemand gemerkt hat. Eigentlich] hat sie auch nichts
gewirkt. —
[605] Immanent; Was transcend.[ent] ist, ist nothwendig auch immanent. Der
absolute Dogmatism bleibt nothwendig beim Absoluten stehn, ohne
[einen] Uebergang zum Endlichen zu finden. Transcendent sind sie
in so fern sie das Empirische] mit d[em] Mystischen] verwechseln; also
sind sie freil [ich] nicht immanent, sie sind überhaupt nicht — weil sie
sich selbst annihiliren. —
8o [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.
[606] Der halbe x [Kritiker] ist mehr Idealist — Kant, Fichte — oder mehr
Realist — Jakobi — Mohr; denn eins absolut zu sein im Gegensatz und
getrennt von andern ist unmöglich. Nur der absolute Idealist ist absoluter
Realist und umgekehrt. — |
s. 56 [607] Die Scholastik und Mystik d [er] Juden und Christen die orphische Vorzeit
d[er] modernen 9[Philosophie]. —
[608] War Bako etwa so ein VorLeibnitz, wie Descartes ein VorSpinosa? —
[609] Es gibt eine ^ [Mystik] + x [Kritik] — w;e pichtes Punkt. Jeder 9 [Philo¬
soph] hat, muß einen solchen Punkt haben. Bei Spinosa war es wahr-
scheinl [ich] l*pl7stik] + >1» [Ethik] + x[Log«> da Spinosa eine äusserst
Punkte, die ihn nicht selten real beschränken, an die er sich accomodirt
Neuen und d[er] Alten hier oft so unauflöslich, bis zum Stillstehn alles
[610] Das —[absolut Kritische] ist die Eine Anschauung, der untheilbare Act,
mit d[em] d[ie] materiale Alterthumslehre anfängt und bei mir anfing.
beginnen. —
[612] Sind nicht alle Regeln Imperative, der sogenannte kategorische Im¬
perativ nur eine Generalregel ? Es gibt unendl [ich] viele Imperative, so
viel als praktische Sätze. —
[6i3j Jeder wackre Mensch, jeder ächte Cyniker fängt einmal an mit ?°iem
[absoluter Polemik]. So fing ich entschieden an, gegen meine Lage und
gegen d[ie] ganze Modernität. —
[6i4] Jeder 9 [Philosoph] hat auch seine Linie — Tendenz wie sein punctum
s. 57 (saliens) und seinen Cyclus. | Wer ein System hat, ist so gut geistig ver-
lohren, als wer keins hat. Man muß eben beides verbinden. —
Zur Philosophie. 1797. 81
[616] In einem gewissen Sinne fast jeder Atheist; in anderm ist Atheism
unmöglich. Illiberal Aergerniß daran zu nehmen. —
[621] Die Allegorie ist eine Vereinigung von 9 [Philosophie] und von 7:[Poesie],
und von Hist [orischer] 9X [Philologie]. — So wohl die producirende als die
reflektirende. Die Lehre von d[en] Allegorien gehört zur Mystik. Die
Allegorie ist ein künstlicher mystischer] <90:[philosophischer]> progres-
s [iver] Mythus. Die Allegorie ist ein mystisches Kunstwerk. Die Mönche
mystische Classiker.
[622] Es giebt eine Corruption und Depravation d [es] Geistes wie des Charak¬
ters Humbold, Schiller. — |
s. 58 [623] Ich bin eigent [lieh] ein universeller Menschenmesser. —
[624] Der platte Mensch beurtheilt alle andern Menschen wie Menschen, be¬
handelt sie aber wie Sachen und begreift nicht daß die andern Menschen
sind wie Er. Die Nothwendigkeit d [er] Polemik ist wohl besonders daraus
zu deduciren, daß Einer nicht Alles sein kann. Soll Einer dieß, der andre
das sein, so entsteht schon von selbst Streit, damit alles was sein soll
für sich bei seiner classischen Verschiedenheit und dazu nothwendigem
82 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.
[625] Kant versteht niemanden und ihn versteht auch niemand. Mehr An¬
strengung als Kraft, Eitelkeit, Förmlichkeit, moralische Pedanterie,
eine repräsentirende Natur ohne lebhafte Fantasie. —
[62V] Alle Modernen fodern wirklich Universalität von Jedermann; das ist
Geist d[er] progreßiven Bildung. —
[628] Alles was sich nicht selbst annihilirt, ist nicht frei und nichts werth. —
Polem
[629] —-—[absolute Polemik] ist an Kindern ein sichres Zeichen von Genia¬
lität. —
[630] Sinn und Vernunft beides Vermögen des absoluten Setzens und insofern
verwandt; jenes des nothwendigen Setzens, dieses des freien, absolut
willkührl [ichen] Setzens, der Fiction pp — Constitutives und exekutives
Vermögen.
[632] Daß alles (alle Kunst) Wiss. [enschaft] werden soll, ist ein Satz d [er] Logik
s.59 d[er] Wissensch[afts]lehre; daß alles, alle | Wissenschaften Künste werden
sollen, ist ein Satz der Kunstlehre. Beides aber auch ein Satz d[er
höhern Politik. —
[633] Alles was etwas werth ist, muß zugleich dieß sein und das Entgegen¬
gesetzte. —
[634] Nichts ist absolut transcendent; alles hat seine Sphäre. Was absolut
transc [endent] wäre, kann nicht existiren. —
[635] Idee einer epa [philosophischen] Mythologie Enthalten Garves und Engels
Schriften nicht die gemeindeutsche Naturphilosophie], oder anglisirte
Garve schon ? —
[636] Transcendent ist nur das, wenn man seinen Zweck überschreitet, seine
Kräfte überspringt; der Mensch xax’e^o^v kann das nicht. Es wäre
Lästerung es zu denken. —
[637] Bildung ist antithetische Synthesis, und Vollendung bis zur Ironie._
Bei einem Menschen, der eine gewisse Höhe und Universalität d[er]
Zur Philosophie, iygy. 83
Bildung erreicht hat, ist sein Innres eine fortgehende Kette der unge¬
heuersten Revoluzionen. —
[641] Eine vollständige Polemik muß alle Maniren parodiren, alle Ecken
zerstoßen, alle Linien zerschneiden, alle Cyklen zersprengen, alle
Punkte zerstechen, alle Wunden aufreißen, alle Beulen und Schwächen
auf decken.
[642] Der 9 [Philosoph] kann die 71 [Poesie] fassen, haben, kennen. Der 7r[Poet]
aber nicht umgekehrt. Auch nicht der vollkommenste ? |
s. 60 [643] Selbst die Natur9 [philosophie] d [er] Deutschen tendenzirt zur Kunst-
9 [philosophie], weil sie mit Nachahmung und Studium zugleich auf¬
gewachsen ist. —
[644] In Deutschi, [and] ist am meist [en] 9X [Philologie] der 9er [Philosophie]
und eben dadurch entsteht auch Tendenz zur *9 [kritischen Philo¬
sophie], —
[645] Die deutsche 9 [Philosophie] hätte auch ohne Kant kritisch werden können;
doch ists freilich so besser. < Gemeinigl [ich] betrachtet man die x9 [kri¬
tische Philosophie] so als ob sie vom Himmel gefallen wäre. —>
[646] Am Ende xp [Kritik] nichts andres als ein Theil d. [er] progreßiven Logik,
die absolute Antithese der progressiven Dialektik; eine universelle, reale,
practische Analytik. — < Synthetik. > xp [Kritik] entspringt aus der
Vereinigung von Polem[ik] und Mystik. Hermeneutik kann nur auf
Kritik folgen. — Auch Mystik ist nur ein Theil der Logik. Witz ist Natur¬
mystik, isolirte Kunstmystik. —
[647] Jeder Satz jedes Buch, so sich nicht selbst widerspricht, ist unvoll¬
ständig. —
[648] In d[em] ersten Werk (Briefe an Hardenb[erg]) 9X [Philologie] der 9er
[Philosophie] und 90 [Philosophie] der 9X [Philologie]. —
84 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.
[649] Kant absolutirt die gemeine empirische Moralität und wird dadurch
transcendent. -—
[650] Ein 9 [philosophisches] System hat mehr Aehnlichkeit mit einem rc [poeti¬
schen] und Hist [orischen] System, als mit einem mathematischen, was
man immer ausschließend für systematisch hielt. —
[651] Niemand versteht sich selbst, in so fern er nur er selbst und nicht zugleich
auch ein andrer ist. Z. B. wer zugleich cpA[Philologe] und 90[Philosoph]
ist, versteht seine cpu [Philosophie] durch seine cpA [Philologie] und seine
9A [Philologie] durch seine 9(7 [Philosophie]. —
[652] Liebe ist eine Vereinigung des sittlichen Gefühls mit dem poetischen
findet daher nur in d [er] modernen Ethik seinen Platz, nicht eigent [lieh]
in d. [er] antiken. —
[653] So wie es ein politisches und logisches Gefühl giebt, welches specifisch
verschieden ist, so giebt es auch einen specif[isch] verschiednen poeti¬
schen Verstand. —
s. 61 [655] Die Neigung der Alten zur | Unsterblichkeit ein sittliches Gefühl. —-
[656] Die xp [Kritik] ist es, welche zu d[er] Trennung von [Ethik] 7: [Poesie]
9 [Philosophie] tüoA [Politik] Hist[orie] führt. Der Grund dieser Tren¬
nung muß viel tiefer liegen als in d [en] verschiednen Gemüthsvermögen.—
Alle Trennungen sind Antithesen, aber Antithesen setzen Thesen voraus
und führen zu Synthesen. — Mit Mystik fängt alles an und hört alles
auf. Aus d[er] Mystik müssen 90 [Physik] Aoy [Logik] 71 [Poesie] y]h-
[Ethik] 7ioX [Politik] Hist[orie] erst abgeleitet werden. Ferner x [Kritik]
Polem. [ik] rrp [Praxis], —
[657] Nur der X9 [kritische Philosoph] kann s. [ich] selbst im Ganzen und Theil-
weisen richtig kennen. Nur Er kann mehr Wissenschaftsgeist als F.[ichte]
und mehr Kunstsinn als G.[oethe] in sich vereinigen. — Vom X9 [kriti¬
schen Philosophen] läßt sich alles sagen, was die Stoiker vom Weisen
behaupten. —
[658] Das xp [Christentum] führt bei einem Funken 9er [Philosophie] z.[ur]
absolutem Idealismus läßt sich Ein zugleich Gott und zugleich Mensch
begreifen. -—-
[659] Maria ist eine nothwendige Idee d. [er] reinen weiblichen] Vernunft wie
XP [Christus] —
[660] Es muß einen Standpunkt geben, wo man d[as] Recht hat, absolut zu
setzen, (auch gegen alle cpA [Philologie]) der empirische Christus von
Nazareth sei d. [er] absolute jp [Christus], <Dieser Standpunkt ist überall
außer in d[er] Historie; da ist er aber auch Verbrechen d. [er] beleidigten
Majestät. ■—>
[661] Nichts ist so recht Eins was nicht Drei ist; warum sollte es bei Gott anders
sein.
[662] Die drei größten Tendenzen unsres Zeitalters sind die Wl. [Wissenschafts¬
lehre] W[ilhelm] M. [eister] und die franz. [ösische] Revoluz [ion]. Aber
alle drei sind doch nur Tendenzen ohne gründliche Ausführung. —
[663] Selbst für das jp [Christentum] und die Liberalität desselben wäre eine
Geschichte desselben im Geist d [es] Herodot und Tacitus sehr nützlich. —
[664] Gott ist auch eine Sache, nicht bloß ein bloßer Gedanke. Er ist zugleich
Sache und Gedanke; wie alle Gedanken und alle Sachen. —
[665] < Scholastik ist reine Kunstform der cpcr [Philosophie] ohne alle Naturcpcr-
[philosophie]. >
[666] Der Prophet und d[er] Historiker sind beide beides, zugleich Philosoph
und zugleich Poet. |
[672] Ungeheurer Irrthum, daß von jedem Begriff nur Eine Definition möglich
sei. Unendlich] viele vielmehr, reale, synthetische. —
[673] Der Satz d [es] Widerspruchs nicht wahr, oder er widerspricht seiner Anti¬
these — alles widerspricht sich, gilt eben so gut. Der Satz des Wider¬
spruches ist ein Widerspruch d[es] Satzes. —
[674] <Ist nicht alle Einheit und Ganzheit poetisch? Ist System ein logischer
Begriff? —>
[675] Der ux[Skeptiz]ism die einzige bloß formelle 9er [Philosophie], -—-
[676] Historie ist kritische Wissenschaft, oder ein kritisches System, kritisirtes
und kritisirendes. — Alle xcp [kritische Philosophie] muß ein bestimmtes
Objekt haben, Individuum. —
[677] Die thetische Methode ist die der <pu [Physik] Emp [irie] paO- [Mathematik].
Es giebt auch eine antithetische Methode. Das ist die des Witzes, zu
welchem nur d[er] Geist synthetisch ist; in der Historie ist auch die
Form synthetisch. —
[678] Ironie ist d[ie] Pflicht aller cpa [Philosophie] die noch nicht Hist[orie]
nicht <7u<7t[System] ist. —
[681] Die reine Mystik ist durchaus thetisch; Dogmatism heißt so viel als
Glaubenslehre, oder Glaub er ei. —
[682] Hätten die Thiere nicht Thiere seyn wollen und würden sie nicht an sich
immer vollkommner, so dürften sie nicht sein; auch die größte histo¬
rische Zweckmäßigkeit dieser empfindenden Mittel könnte nicht ent¬
schuldigt werden.
[683] Projekt ist ein Subjekt, [iver] Keim eines Objekts. —
[684] Für die Wiss. [enschaft] sind die Weiber nicht gemacht, aber wohl für
die 9er[Philosophie]; überall für d.[as] Höchste. —
[686] Werth ist viell. [eicht] kein Volk d [er] Freiheit; das gehört aber nur vor das
forum Dei. —
Zur Philosophie. 1797. 87
[687] Alle Menschen sind wohl partial dumm oder partial närrisch. Es giebt
mehr Narrheit wie Dummheit. Sehr vieles was Dummheit scheint, ist
Narrheit d. h. absolute Schiefheit. Narrheit ist nichts als <absoluter>
Mangel an historischem Geist. —
[688] Bildung zur cpu [Philosophie]. Tieck durch p [Mythologie]. Wilh.[elm]
durch Hist [orische] cpa [Philosophie] und x cp [kritische Philosophie] und
cpA [Philologie] der 9a [Philosophie]. Hardenb. [erg] fehlt es an 9A [Philo¬
logie] und xp [Kritik]. Schlei [er macher] an tt [Poesie] und x [Kunst].
Zur aupupCT [Symphilosophie] da fehlts allen. Ohne 9a [Philosophie]
wird kein Mensch von Anlage und Bildung mit sich Eins. —
[689] Die Begeisterung d[er] Langeweile ist d.[ie] erste Regung der 9er [Philo¬
sophie], Alle Langeweile die man hat, macht man eigentlich] sich selbst.—
[690] Die Süßigkeit d[es] Ruhms liegt darin, daß es ein historisches Daseyn
giebt. —
[691] Hemsterhuys hat etwas vom höchsten historischen Geist. Seine Beziehung
der Weissagung auf Bildung, die Lehre von d [er] Mischung d [er] Seelen¬
kräfte. —
[693] Die Frau ist ein klassisches und klassicisirendes Wesen; der Mann ein
progressives]. Beide zusammen ein Hist[orisches] <ru<;[System],
S. 64 [695] Ernst im Gegensatz von 71 [poetischem] Spiel und Schein ist Anfang der
t)-9- [ethischen] Bildung. Desgl [eichen] Selbständigkeit, polit. [ischer] In¬
differentem, geistige Einsamkeit. —
[696] 9 [Philosophie] ist d [er] einzige wahre Adel. Alle rjH [Ethik] — 9 [Philo¬
sophie] hat einen Ökonom, fischen] Anstrich, auch bei d[er] höchsten
7r [Poesie] und großen Welt. —
[697] Alles — selbst Leiden—kann d. [er] Mensch eher ertragen als Wahrheit.
Man lebt nicht um glücklich zu sein, auch nicht um s. [eine] Pflicht zu
thun sondern um sich zu bilden. —
88 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.
[698] Erklärungen (reale) — lassen sich gar nicht machen aus d [em] Stegreife;
sie müssen kommen. —
[700] Jakobis Moral < (Naturmoral) > könnte man die poetische nennen. —
[701] ~ [absolute Kritik] entsteht wohl durch die Verbindung von Naturxp-
[702] Dem Shakesp. [eare] könnte man eine romantische Sittlichkeit zuschrei¬
ben. —
[704] Raum und Zeit sind transcendentale Facta. Facta sind Individuen des
Sinns, Kategorien sind Individuen des Verstandes, Ideale Individ[uen]
d[er] Vernunft. Ein Individuum ist ein bedingtes historisches Ganzes. —
0C “ xp
[705] Die mathematischen Manieren in der 9er [Philosophie] sind —
[absolut a-kritisch]. —
[706] Eine Erfindungskunst ist wohl eine Chimäre; nicht weil alles Erfindung,
wie d[er] Pöbel wähnt, Zufall wäre. Es gibt ein Erfinden welches Hist [o-
risch] nothwendig und transcend. [ental] betrachtet frei ist. — Dieß ist
das eigentlich] ächte Erfinden; alles andre ist nur ein Finden und
Entdecken. Es ist freil[ich] über alle Kunst hinaus; es zeigt sich da von
selbst, wo einer d [en] Geist einer ganzen Wissenschaft oder gar rnehrer |
s. 65 hat. Die Kunst sich und andre zu solcher Erfindung zu bilden ist die
9 [Philosophie]. —
[707] Lassen sich transcendentale Objekte charakterisiren und was ist d[er]
Unterschied einer solchen Charakteristik von einer historischen ? —-
[708] Ideal ist zugl. [eich] Factum und Idee. Princip ist eine logische Idee. —
Principien sind Facta die sich selbst unter einander construiren, de-
duciren und definiren und aus denen alles Übrige pp. —
[709] Ohne Principien kein System und umgekehrt. Ein gebildeter und sich
bildender Mensch ist wenigstens eine Approximation zu einem ou<;
[System] hat also Principien. —
Zur Philosophie. J797. 89
[710] Das war das so sehr Eigne meiner Kritik und Polemik, daß ich syste¬
matisch kritisirte und polemisirte. —
[712] Ist nicht in d[em] jurist. [ischen] Gebiet d[er] eigent [liehe] Sitz d[es]
Rigorismus; außer d[er] Deduction d[ie] Kant früher entlehnt hat, die
Species fakti, Inspedio ocularis, fictio juris — pp.
[714] Das Schwerste in d [er] xp [Kritik] ist die chemische Decomposition in die
Elemente, wie die Construction viell. [eicht] in der <p [Philosophie] in
der cd)'[Synthese], —
[715] Man kann nur Individuen charakterisiren. Es ist vieles nicht Indivi¬
duum] was man charakterisirt, und ist vieles Indiv. [iduum] was man
oft nicht dafür hält z. b. alle Ideale. Also auch d[ie] Gottheit läßt sich
in vollem Ernste charakterisiren. -— Aber nur Ideale nicht bloße Ab-
stracta lassen sich charakterisiren. —- Jedes Individuum ist ein System
und andre Systeme giebts nicht. Alle sind individuell. —
[718] Wenig Menschen haben Sinn für <allen> repräsentativen Werth d[en] es
s. 66 giebt. Es gibt in dieser Hinsicht kein langweiliges | Buch und jedermann
ist interessant. —
[719] Es giebt Wirklichkeit, die man nicht besser behandeln kann, als indem
man sie wie Poesie behandelt. Feindschaft, sogenanntes Unglück, Miß-
verhältniß. Dergleichen] tc[Poesie] giebt es sehr viel in d[er] Welt. Alle
Mitteldinge zwischen Mensch und Sachen sind Tu [Poesie]. Theoretisch
und artistisch muß sich d[er] Mensch auf jede beliebige Weise stimmen
können. —
[721] Methode ist gar nicht bloß ein cpu [philosophischer] Begriff sondern ein
ctucst [systematischer]. —
90 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.
[722] Die Form der Kantischen Moral ist juristisch die Materie historisch,
das Gute darin d[ie] Polemik.
[723] Aus der cpX [philologischen] Wissenschaft sehr viel für cpu [Philosophie]
zu lernen für die x9 [kritische Philosophie]. Welche Aufschlüsse über
Transcend [ental] <pa [philosophie] mag der Syntax enthalten. —
[724] Spinosas 9 [Philosophie] wohl nichts andres als eine Charakteristik d [er]
Gottheit. —
[725] Es giebt wenig Menschen die Individuen sind. —
[726] Die 7t [poetische] (künstlerische) Bildung macht einen Menschen massiv,
die 9 [Philosophie] und Consequenz rhapsodisch, das Genie fragmen¬
tarisch. —
[727] guctt [Systematik] ist etwas wovon wenig Menschen eine Ahndung haben;
niemand kann so aauciT [asystematisch] sein wie Aristoteles. Spinosa
allein hat ein gugt [System] gebildet und das Weltall rein construirt.—
<Prakt. [ische] Abstraction nach vergrößertem Maßstabe. —>
[728] Die transcendentale Historie ist d[as] System aller Individuen. An¬
wendung der 71 [poetischen] Eintheilung in Abstraktion] — Tr[ans-
zendentalität] — R[ealität] auf 9G [Philosophie]. —
[734] Um d[ie] Bildung eines Menschen behandeln zu können, ists nicht genug,
seine Elemente zu wissen; man muß auch seine Bewegungsart kennen.
Man muß ihn nach allen historischen Kategorien kennen. —
[737] Mein erster Keim der cp [Philosophie] war cjuctt t)& [systematische Ethik] —
meine erste Ahndung eine poetische Poetik, eine materiale Logik, eine
positive Politik und eine praktische Historie. —-
[740] Eigentlich] ist doch alles was Werk an einem Werke ist, Poesie; der
Buchstabe, d[er] Geist ist cpa [Philosophie]. —
1741] Nach d [er] Analogie der 7r [Poesie] muß es drei 9 [philosophische] Systeme
geben; eine cp cp [philosophische Philosophie], eine iz cp [poetische Philo¬
sophie] und eine •/)$-cp [ethische Philosophie].—
[742] Vielleicht sollte das Absolute nur in d[er] oucrr cp [systematischen Philo¬
sophie] Ich heißen. — In der bloßen Transc [endentalj cpcr [philosophie] viel¬
leicht Wir oder Er. In dem ^[Christentum] wirds doch auch als Wir
betrachtet. Es niemals, das wäre ein passives. —
[744] Jakobi geht wohl hie und da tief ein und blendet dadurch. Aber niemand
ist ungeschickter, jemand zu charakterisiren. Ihm ist Spinosa bloß
nicht anthropomorphistisch genug.
[745] Giebt es nicht <p [philosophische] Arten wie die Dichtarten, oder ist
jedes Individuum in der cp [Philosophie] eine Art? —
[746] Es giebt eine Art Stellen zu citiren, wodurch man sie zugleich transcen-
dentalisirt <d. h. zugleich idealisiren und realisirenx — Es ist nichts
andres als d[as] Ergänzen d[es] Antiquars en gros und im höheren Sinne. |
[748] Alle Transc [endental] cp [philosophie] ist ;jl [Mythologie]; alle R9 [Real¬
philosophie] ist Empirismus] — alle Abstr[akte] 9[Philosophie] ist
axzTiT [Skeptizismus] — alle ctucxt 9 [systematische Philosophie] ist x [Kri¬
tizismus]. —
[749] Jede Wissenschaft muß ihre eigene Theologie haben; auch die Poetik,
wovon Winkelmann Ahndungen hat. Das Gewöhnliche ist ein Gemisch
von $ [Theologie] d[er] Physik und d[er] Moral. — Zur 71 [poetischen
11 Schlegel, Band 18
92 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.
Theologie gehört auch d [iej künstlerische Ansicht Gottes als eines Dich¬
ters, d[er] Welt als eines Kunstwerks.
[760] Der Sinn für Projecte ist von d[em] für Fragm. [ente] nur durch die pro-
greßive Richtung verschieden. —
[761] Im Vergleich mit d[em] Ganzen ist d[as] Einzelne immer nur classisch,
das Ganze aber progreßiv. —
[752] Jede cpu[Philosophie] die individuell ist, ist ein cjucjt [System], In dieser
Rücksicht giebt es unendl [ich] viele cjucjt [Systeme]. Ein Beweis allein
beweißt nie; alle Beweise müssen systematisch und historisch sein; auch
ganze cjucjt [Systeme] werden erst gedichtet und gemacht, dann schreibt
man die Deduction hinterdrein. —
[753] Leibnitzens Sinn scheint zu sein; jedes Eins (Ich) ist Alles; also die Rück¬
seite des Spinosaschen Systems. —
[754] Die Formen der modernen 9 [Philosophie] sind ganz individuell — Briefe,
Autobiogr. [aphien] Romane, Fragmente. — Die p cp [rhetorische Philo¬
sophie] hat wohl Rousseau gestiftet; die ctuctt9[systematische Philo¬
sophie] Spinosa. —
[755] Das xp [Christentum] ist nur Kunst oder Factum, nicht eigentlich]
Wissenschaft. Es versteht sich jedoch, daß eine 9 [Philosophie] des
Xp[Christentums] in R9[Realphilosophie] ihre Stelle fände. —
[757] Kants 9 [Philosophie] in der Theorie bloß abstract, in d[er] Praxis bloß
spekulativ. Speculation en detail ist so schwer und so selten wie Ab-
straction en gros. —
[758] <Der Anfang jeder Hist [orischen] 9 [Philosophie] wohl a [Analytik] =
9 [Philosophie] Hist [orische] Fiction. >
[759J Fichte s erster Grundsatz hat noch etwas sehr Reinholdisches; in dfer]
Form empiristisch. — < Sein Anfangspunkt überhaupt sehr unsystema¬
tisch. Er ist zum Theil mit Accomodazionen und Reinholdischen Influ¬
enzen. > Fichte geht auf Identität d[es] Realen und Idealen, von dTer]
Identität d[es] Negativen und d[es] Positiven hat er Kenntnisse und
von der d [es] Centralen und Horizontalen wenigstens eine Xoy [logische]
Ahndung.
Zur Philosophie, iygy. 93
[760] Alle wollen die Transc [endental] 9 [philosophie] systematisiren, wodurch
sie aufhören würde Tr [anszendentalj cp [philosophie] zu sein. —
[761] Die Modernen gingen vorzüglich] auf ein System von Tr [anszendental]-
9 [philosophie]. Hier ist freilich d.[ie] Identität d[es] Realen und Idealen
d[ie] Hauptsache, ja Eins und Alles. Die Transc [endental]cp [philosophie]
ist auch in dfer] That das Fundament aller cpo[Philosophie]. Den Grund¬
satz scheinen sie alle <die meisten> gemein zu haben, nur die Tr [anszen¬
dental] 9 [philosophie] sei cp [Philosophie]. —
[762] Die Mystik offenbar d [ie] Grundlage derTransc [endental] cp [philosophie].
Kritizism aber Grundlage d[er] ctuctt 9 [systematischen Philosophie].
[763] Eine Schrift voll Revoluzionsgeist, worin d [ie] Franzosen doch noch rechte
Kinder sind. — <Polemon skeptische Satiren.>
[764] Kritizism in der Mitte zwischen Systematism und Skeptizism, wie
zwischen Empirism und Mysticism. —
[765] Ist d[ie] Welt unendlich oder wird sie es nur? —
[766] Der Geist d [er] Realcp [philosophie] ist trockner Ernst, der d [er] Idealcp-
[philosophie] Sc,S [didaktischer] Enthus. [iasmus] der d[er] Rep [Realphilo¬
sophie] Ironie. —
[767] Die Frucht und d [as] Ziel d [er] Polemik als Kunst, nicht als Theil der
Idealcp [philosophie] ist Revoluzion. —
[768] Vom Protestantism läßt sich gewiß viel für axenr [Skeptizismus] lernen.
Luther war wohl gar nicht d[as] größte protestantische Genie. —
[769] Es gibt taube Blüthen unter denen d [es] Geistes, aber auch wurmstichige
Früchte. —
[770] Ordnung d[er] Werke i) Kritik dfer] Philosophie 2) Historie 3) skeptische
Satiren 4) System der Transc [endental] 9 [philosophie] Dieß muß a) eine
Transc [endentale] Hist[orie] b) eine Hist[orie] der Transc [endental]-
9 [philosophie] enthalten. — I
s. «0 [771] Die Endigung Ismus kann nie ein cjucjt[System] bezeichnen, immer nur
Geist einer gewissen Art, oder Aeußerung, Darstellung dieses Geistes. —
Mystizismus] — Empirismus] — Systematism — ctx [Skeptizismus] —
xp [Kr]itizism sind nicht Systeme sondern nur Geistesdarstellungen, die
freilich so vollständig als möglich sein müssen. — Die passende Form ist
Rhapsodie — Fragment ist die Form für Transc [endental] 9 [philosophie]
Masse für R9[Realphilosophie]. —
[772] Der Emp[irismus] d[em] xp [Kritizismus], der crx [Skeptizismus] dem
Mystizismus] näher verwandt. —
94 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.
[773] Spekuzation en gros ist eigentlich] was man gewöhnlich Kritik nennt.
Systematism ist p [Mythologie] + Emp [irismus]. Alle diese Ismen
gehören zur Abstr[akten] cp [Philosophie], —
[774] Die Mystiker haben auch < immer> wenigstens eben so isolirt existirt wie
d[ie] Skeptiker.
[775] Die Moral d[es] Spinosa ist ganz ideal und zwar bis jetzt die einzige positive
dieser Art. <Leibnitzens Moral real.> Er und Leibnitz sind absolute Anti¬
thesen — sie haben das Gebiet d [er] Transc [endental] 9 [philosophie] unter
sich getheilt. — Kant ist nicht d[ie] Synthese sondern nur das Supple¬
ment jener Antithese; Fichte nur ein potenzirter Kant. Spinosa hat
neben der Transc [endental] 9 [philosophie] mehr von der Abstrakten]
9 [Philosophie], Leibnitz von d[er] R9 [Realphilosophie]. Wie versteht wohl
Schelling die beiden, da die Antithese d[es] Spinosa die er sucht, schon da
ist! — Leibnitz vielleicht doch nicht die ganze Antithese von Spinosa. —-
[776] Ist das SiS [Didaktische] und paff [Mathematische] in Spinosa verschmol¬
zen ? — Läßt sich die Form nicht besser construiren ? Bei solcher Voll¬
endung pflegt die Form richtig zu sein. —
[777] Keine andre Moral athmet so die Würde der Vernunft als die des Spinosa;
je idealer, je freier, je sittlicher ist sein Grundsatz. —
[778] Leibnitz hat seine 9 [Philosophie] mit eben so viel Energie expandirt,
wie Spinosa sie concentrirte. — |
s. 71 [779] Es ist eben so albern, im Spinosa irgend etwas aus d [er] Kleinheit d [es]
Zeitalters erklären zu wollen als in Shakespeare.
[782] In den skept. [ischen] Satiren, Kant als Classiker d[er] Confusion, Fichte
d[er] Desorganisazion, Jakobi der Dissonanz. — Dunkellehren. —
[790] Die inconsequenteste Art d [er] Polemik ist wohl die welche d [en] Autor
durch sich selbst annihilirt. Diese ist nichts als verlaufne Kritik. Sie
erkennt die Idee dies] Autors und also d[en] Autor an, als -^[absolute
Kritik] und dann wieder nicht. Wahre Polemik ist Vernichtung eines
Individuums von außen durch alle möglichen Kategorien. —
[802] Eine vollständige Definition würde zugl. [eich] Charakteristik und Hi¬
storie sein, Deduction und Construction. Die 9 [Philosophie] besteht
aus lauter Definitionen; das sind eigentlich] die Facta der 9[Philo¬
sophie]; alles übrige aus Umgebung. — Jede Definition sollte zugleich
Anweisung sein, ihr Objekt zu deduciren. —
[804] Ton und Colorit in Spinosa 818 [Didaktik] -f- pu& [Mythologie]; der Styl
aber -9-ex[Thetik] -f SiaX [Dialektik], — Im Kant d[er] Styl polemisch,
d[er] Ton central, d[asj Colorit mathematisch. — Leibn[izens] und Spin-
[oza]s Styl vielleicht] zu synthesiren zu einem vollkommnen Trans¬
zendental] Styl. — Der Transzendental] Styl aus 818 [Didaktik] —
fioH[Mythologie] — &sx[Thetik] — 8taX[Dialektik] verschmolzen. —
Das Cyklische im Spinosa müßte in der Diaskeuase noch mehr heraus
gehoben werden.
[805] Die Definizion charakterisirt nur Ein Individuum. Das System alle in
einer Sphäre befindlichen Individuen.
8.7# [so?] Die Idee des ewigen Friedens ist kein Objekt d [er] Politik son|dern d [er]
Historie. —
[808] Es gibt auch eine oekonomische Poesie — Voß; eine politische — Schil¬
ler. —
[809] Ein guctt[System] ist die Historie aller in einer Sphäre befindl. [ichen]
Individuen. Historie ist ein System von synthesirter Constr [uktion]
und Charakt [eristik]. Sind beide absolut wechselsaturirt; so ist Con¬
str [uktion] -f- Charakt [eristik] = Hist[orie]. Gesichtspunkt aus dem
die Eigenheit eines pexp [Metrums] und Caesars Thaten gleich wichtig
scheinen. —
[810] Kants Gott ist nichts recht reales; eine podl[mathematische] Figur. —
[8U] Ganz Europa denkt ökonomisch über die Weiber und die Weiblichkeit._
[812] Was nicht mehr multiplicirt werden kann, ist eben so gut absolutes
Individuum (untheilbares Element) in 9er [philosophischem] Sinne, als
was nicht weiter dividirt werden kann. —
[813] Scholien die Parekbase <NB. Chor?> eines Systems wie Prolog die
Einleitung. —
Zur Philosophie. 1797. 97
[822] Ein recht gebildeter Mensch muß zugleich ein Erwachsner und ein
Kind sein. |
8.74 [823] Eine Geschichte d[er] Ironie bei d[en] Alten für die x [Kritik] d[er]
9 [Philosophie].
[824] Wäre d[er] beste Nähme für auoijsystematische] und Abstrakte] 9 [Philo¬
sophie] nicht System d[es] Absoluten? —
[825] Meine Alterthumslehre ist Hist [orische] uuctt [Systematik] das Studium
zu p [rhetorischem] Re[alismus]. —
[826] Geistianer. — Daß Fichte und Schelling und selbst Kant in d[er] Aesthetik
so einen Vereinigungspunkt suchen; dabei liegt sicher etwas Transcen-
dentales zum Grunde. Vielleicht jedoch eine systematische Regung.
[828] Spinosa’s Moral ist unter d[en] Modernen d.[ie] einzige Transc.[endentale]
und praktische] zugleich. —
[829] Memorabilien nur ein Subjekt, [ives] System von Fragmenten, es muß
auch ein objektives geben. —
[834] Die moderne Geschichte kann nie ein System werden; also muß p [Mytho¬
logie] x [Kritik] Emp [irie] ox [Skepsis] in ihr dominiren, sie ein Kunst¬
werk in einer dieser Denkarten sein.
s.75 [837] Der Witz ist mehr etwas Synkretistisches als etwas rein Mystisches._
[839] Die Fächer der Charakteristik sind schlechthin nur drei; n[Poesie]
cp [Philosophie] und Tip [Praxis], Es giebt Menschen die darauf ausgehn,
alle drei insofern zu synthesiren, daß ihre cp [Philosophie] = 7t [Poesie]
oder ihre tt [Poesie] = cp [Philosophie] ist. Aber es gibt schlechterdings nur
diese drei Gesichtspunkte d. h. diese drei abstracten Gesichtspunkte. In
d[er] Transc [endentalen] Ansicht d[es] Charakterisatums ist d[ie] Ein¬
teilung noch ganz anders und noch anders in der historischen. —
[84oj Um ein Werk oder einen Autor charakterisiren zu können muß man das
d. h. die Welt kennen. Sonst kann man d[ie] Tendenzen d. h. das Innre
Zur Philosophie. J797.
99
[34i] In der r]T [Ethik] vereinigt sich n [Poesie] und cp [Philosophie], In d.[er]
Tr [Poesie] wie oft bemerkt, 9 [Philosophie] und yj» [Ethik]; in der 9 [Philo¬
sophie] 7]&[Ethik] und tc[Poesie]. Die 9 [Philosophie] ist nichts als eine
durch und durch moralische Poesie — eine poetisirte Ethik, die Ethik
d[er] Poesie und d[ie] Poesie d[er] Ethik. —
[842] Zu jedem polem. [ischen] Kunstwerk gehört positive Mystik, um das Ob¬
jekt wie die x [Kritik] erst als absolutes Individuum pp zu constituiren. —
Es wird absolutirt als irgend einer Idee entsprechen sollend. —
[843] Es ist blasphemisch, die 9 [Philosophie] wie Fichte nur so als eine unter
d[en] Wissenschaften] zu betrachten.
[844] Man nennt sehr oft Erfindung was nur Finden ist. — Die Menschen lesen
nehm[lich] die 9 [Philosophie] so analytisch, lange nicht poetisch genug. —
[845] Es giebt auch in jedem Individuo, in jedem Werk und Autor solche
0 [unendlichen] a7topy]p.aTa, auf die bei d[er] Charakteristik Rücksicht
zu nehmen ist. — Kants 9 [Philosophie] im Ganzen ein großes sehr
S. 76 potenzirtes und classisirtes a7ropy)|i,a aTcopyjpiaTCOv. | Seine xp [Kritik]
ist nichts als das Talent zu negiren und Sinn fürs objektive Nichts.
Auch Hume und Garve gehört zu diesen Neganten, die von d[en] Anni-
hilanten durchaus verschieden sind. Furcht und Abneigung vor allem
Positiven ihr Charakter. —
[846] Charakteristik ist d [as] Werk d [er] Kritik. Delectus classicorum das einzig
kritische System. —
[847] Der delectus Classicorum war bei d [er] alten Poesie eben so eine falsche
Tendenz als die Diaskeuase der tc [Poesie]. —
[848] Der Cynismus ist Natur9 [philosophie] und dass, [isches] yjT [ethisches]
Genie, mit annihilirender Polemik gegen d[ie] Oekonomie und Politik;
absoluter Indifferentism. —
[849] Bei Gelegenheit zu sagen, daß wir die Dinge an sich (Ct.[zentral] Trans¬
zendent]) erkennen können, und daß die Ueberzeugung vom Sein
Gottes Wissen (Transc[endentes]) und nicht Glaube ist. — Der Trans¬
zendente] Grund vom Sein Gottes, und vom Wissen dieses Seins muß
natürl. [ich] zugl. [eich] praktisch und theoretisch sein. Kants praktischer
100 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.
Glaube soll eine 7)9 [ethische] Xuai? eines cpo [philosophischen] a7rop7)pa
sein!!! Er hat auch hier d[en] Transc[endentalen] Standpunkt nicht.
Die Wahrheit, die er dabei geahndet, ist vielleicht die; Es ist ewig
umsonst, Menschen vom Sein Gottes überzeugen zu wollen; man muß
sie nur zur Anerkennung dieser Wahrheit bilden d. h. die Theologie als
Kunst, nicht als Wissenschaft treiben.
r85o] Wie für jede Kunst, so muß es auch für Polemik und Kritik einen eignen
Sinn geben. Der Sinn für Polemik hat viell. [eicht] Affinität mit dem
Cynismus. — Der Sinn für xp[kritische] Kunst, hat vielleicht] Affinität
mit d [em] Kunstsinn mit d [er] cpiXopoucna. — Dei poiem. [ische] Geist hat
Affinit.[ät] mit d[er] cpX[Philologie], der xp [ktitische] mit d[er] 90 [Philo¬
sophie]. — Fichte’s Polemik ist verlaufen schlechte Kritik. —
[851] Witz ist ein wesent [licher] Bestandtheil d [es] Cynismus, aber nur d [es]
s. 77 polemischen und naiven. Der Cyniker verachtet die Kunsttc [poesie] | und
Kunstcp [philosophie], hat aber Natum [poesie] <Naturcp [philosophie] >;
Ironie ist nicht in ihm. Cynismus ist gar nicht auf 7)9 [Ethik] einge¬
schränkt. — Cyn. [ismus] ist moralische Genialität. —
[852] Der Synkr[etismus] und Eklektizismus] sind d.[er] historische Geist.
[854] Die Polemik ist eine cynische Kunst. Die xp [Kritik] mehr pragmatisch.
[855] Goethe ist in so fern universeller Poet, als er Genie und Kunst synthesirt.—
[856] Einen vollständigen Realisten oder Idealisten weiß ich noch nicht auf¬
zufinden. Goethe ist überall nur Physiker, nicht p.oc9-[Mathematiker];
Spinosa und Leibnitz bloß positiv, Kant bloß negativ. Ist Fichte nicht
vollständ. [iger] Idealist ? —
[857] Meine 9 [Philosophie] ist ein System von Fragmenten und eine Pro¬
greß, [ion] von Projekten.
[860] Der Stoizismus eben so Geist d[es] NaturR[echts] als d[er] Cynismus
Geist d [er] Moral. Der Epikureism ist nur schlechter Cynism ohne Witz
und Geist. —
Zur Philosophie. IJ97. IOI
[862] Es gab bei d[en] Griechen auch einen cpX [philologischen] und poetischen
Cynismus und diesen scheinen d[ie] Römer mit d[er] 90 [Philosophie]
und mit ihrem eignen politischen Cynism verbunden zu haben. —
[863] Die Elementar^ [philosophie] ist die Einleitung zur Transc [endental]-
9 [Philosophie] <(oder Mittelglied zwischen der Hist [orischen] 9 [Philo¬
sophie] und Transc [endental] 9 [philosophie] > und bildet mit dieser zu¬
sammen das System d[er] absoluten 9er[Philosophie]. <Elementar ist das
Hist [orisch] Transcendentale.>
[864] Die au? [systematische] UeoX [Theologie] rangirt gar nicht mit als eine
der vier metaphys. [ischen] Wissenschaften]. Sie ist eine für sich, sie ist
das Centrum und Fundament d[es] Ganzen. —
[865] Die <7U<; [systematische] Logik muß zwei Theile haben, eine theoretische
Universal [philosophie], und eine practische Universakp [philosophie].
Die erst ist die Einleitung der drei theoret. [ischen] und die prak¬
tische] d[er] drei prakt. [ischen] Wissensch [aften]. Die Elementar-
9 [philosophie] hat vier Theile, negative 9 [Philosophie], positive 9 [Philo¬
sophie], centrale und horizontale 9 [Philosophie], — |
[867] Das yp [Christentum] behandelt d [en] innern Menschen wie oix [Ökonomie]
und Medicin den äußern. In dieser Rücksicht yp [Christus] nur d[er]
Meister der Schule. —
[868] Die Lehre von Einem obersten Grundsatz, Fundament d[es] menschlichen
Wissens gehört zur systemat. [ischen] Theologie. Dahin auch wohl der
Eine kategorische Imperativ. In d[er] ctuctt9 [systematischen Philosophie]
kann es nur Einer sein, weil d[a] alles Abstracte wieder synthesirt wird;
es kann verschieden sein vom Fundament, weil hier Theorie und Praxis
getrennt ist. Nur durch Theol.[ogie] kann ein prakt. [ischer] Satz als
absoluter Imperativ dargestellt werden. —
[869] Die große Logik ist das einzig vollständige System von Philosophie d[er]
Philosophie.
[870] Werke; Fragmente, -/.[Kritik] der 9 [Philosophie], Hist [orisch] claßi-
[fizierende] 9 [Philosophie ], Brander. —
[872] Die Logik ist das Kapitel de dispositione in d [er] absoluten 9 [Philosophie],
die Theologie das de inventione. Macht die #• [Theologie] d[en] Anfang
oder das Ende d [er] absolu [ten] cp [Philosophie] ? Wahrscheinlich beides.—
[873] Ists etwa d[ie] Bestimmung d[es] Christianismus die rft [ethischen],
7t [poetischen], 9 [philosophischen] a7TOp7]uaxa des einen durch die andern
zu lösen ? -—
[874] In d[er] Elementar [philosophie] dominirt d[erj Geist, auf d[en] Buch¬
staben kommt es da gar nicht an. Die Alten sind Meister darin, wie in
der Elementara [poesie], —
[875] Aristoteles war ein größerer 9X [Philologe] als Plato. Dieser mehr Kunst9~
[philosoph] und 9 [philosophischer] Poet als Sokrates. Dieser größer
im 7)-9- [Ethi] sehen, doch im Styl. —
[876] Kants 9 [Philosophie] ist im Wesen Eiern [entar], sie will Transc [endental]
und ouox [systematisch] sein; in der Methode ist sie abstract. Die
Elemente sind bei ihm sehr confus durch einander construirt. — |
». ;9 [877] Was ich bisher Abstr[akte] 9[Philosophie] genannt, ist doch eigentlich]
Hist [orische] 9 [Philosophie], weil doch das Princip d[er] Eintheilung
Historie ist. -—Nur die formelle Elementar] 9[philosophie] gehört zur
Logik, die materielle zum Systematism. —
[878] Die Eiern [entar] 9 [philosophie] kann noch nicht, die absolute 9 [Philo¬
sophie] nicht mehr System sein. — Das widerstreitet ihrem innern Wesen;
System bezeichnet und erfodert immer einen bestimmten Horicont. —
Die absolute cp [Philosophie] ist die Summe aller Wissenschaft. — Die
Transc [endentale] nur eine unter d[en] übrigen. —
[880] Projekte zu bilden, und Fragmente zu ergänzen, ist die Sache des Idealis¬
mus. —
[881] DerWitz ist ein Synkr[etistisches] und Eklekt. [isches] Vermögen; dieß
scheint aber auch mit dem Genie d[er] Fall zu sein. Genie ist Witz -j-
to 7uoi£iv, das Bildungsvermögen. Witz ist also eigentlich] fragmen-
t. [arische] Genialität. —
[882] Logik und Meta9 [physik] zusammen etwa 0110x9 [systematische Philo¬
sophie],— Die Transc [endentalphilosophie] kann vielleicht] gar kein
Zur Philosophie. 1797. 103
System bilden. DieTheol. [ogie] ein eignes Ganzes für sich, das am besten
absolute cp [Philosophie] hieße ? — Es giebt aber eine absolute cp [Philo¬
sophie], welche freil [ich] nicht mehr Theologie heißen dürfte. — Kann
sie dargestellt und geäußert werden ? — Die absolute cp [Philosophie] ist
Fundament und Ziel d[er] großen Logik, Fiction derselben. Sie ist Gott
und freil [ich] also Objekt der systemat. [ischen] Theologie. —
(883] So wie alle Systeme derAbstr [akten] Hist [orie] in ein System d. [er] ganzen
absoluten Hist, [orie] sich verbinden lassen, so auch wohl alle Systeme
d[er] Transc [endentalen] Hist [orie]. Das eine ist die praktische Historie;
die Summe aller Transc [endental-]Hist [orischen] ctuctt [Systeme] wäre die
theoretische Historie, die man bisher in d [er] Zwecklehre praktisch, so wie
die praktische durch die sogenannte historische] xp [Kritik] rein theo¬
retisch hat behandeln wollen. Beide zusammen bilden die absolute
Historie. Lassen sie sich verbinden ? — In der absoluten 9 [Philosophie]
ist nur Stoff und Form getrennt, aber aller Stoff vereinigt — Meta-
s. so physik, und alle Form vereinigt — Logik.— | Bis zur Vereinigung d[er]
theoret. [ischen] und prakt. [ischen] Historie kann es die Hist [orie] an
sich nicht bringen. —
[888] Logik und empir[ische] <\> [Psychologie] sind [xaF [Mathematik] und
Physik d.[er] Xoy [Logik],y)F [Ethik],[Poesie]—Moral und Natur R[echt]
sind die Dogmatik und Polemik d[es] Abstracten (y]T[Ethik], 71 [Poesie],
Xoy [Logik].) <Diese Vier gehören also zusammen.>
[892] In d [er] Bildung zur kritisch-polemischenKunst muß man mit d [er] Pole¬
mik als mit d[er] leichtern anfangen. —<Zur Kritik gehört mehr Genia¬
lität, zur Polemik mehr Enthusiasmus. Zur ersten mehr Speculation,
zur letzten mehr Abstraction. —>
[894] Untersuchung über die Arten und Elemente d [er] Confusion. Id [ealismus]
und Re [alismus] als Kräfte nicht als Denkarten, also praktischer Id [ealis¬
mus] und Re [alismus] identisch mit Enthusiasmus und Genialität.—
s. 81 [897] Nichts ist kläglicher als d [as] ewige Klagen über d [en] ewigen Streit in der
9c [Philosophie] und das langweil, [ige] Seufzen nach ewigem Frieden. —
[899] Nur durch ein y]-9- [ethisches] Zerhaun d [es] Knotens oder durch 7r [Poesie]
kann die 9 [Philosophie] irgend etwas werden und von Selbstvernichtung
zurückgehalten werden. -—
[900] Die 9[Philosophie] ist weit mehr als eine evidente Wissenschaft; auch
mehr als Kunst. —
[901] Die Formaldefinit [ion] ist d[ie] Construction, die Materialdef [inition] die
Charakteristik. —
[903] Synkret [ismus] und Eklekt. [izismus] gehören nicht d [er] Abstr [akten]
und Transzendentalen] 9 [Philosophie] sondern d[er] Hist [orischen]
9 [Philosophie] an. Geschichte d[ie] Kunstconfusion in d[er] 9 [Philo¬
sophie seit d[em] Descartes.
[904] Der Satz d[es] Widerspruchs ist auch nicht einmal d[as] Princip d[er]
Analyse nämlfich] der welche allein d[en] Nahmen verdient, d[er] ab-
Zur Philosophie, ijgj. 105
soluten d. h. d[er] Destruction. -—- Er ist bloß d[as] Princip der relativen
Analyse. <Auch das nicht einmal; relat. [ive] Anal, [yse] d. h. Charakte¬
ristik. -—>
[905] Absolut und Empirisch ist eine falsche Antithese. Dem Absoluten ist
nichts entgegengesetzt als d[as] Relative. —
[906] Eine vollständige Definit, [ion] ist Unsinn oder Widerspruch. Dann ist’s
nicht mehr Definition sondern Charakteristik.
[907] Die Transc [endental] cp [philosophie] muß die größte Affinität mit pa9-
[Mathematik] haben. Die pal)-[Mathematik] d[es] Unendlichen] sollte
wohl d[er] d[es] Endlichen vorangehn. Für ein Symbol d. [er] absoluten
<p [Philosophie] ward die paD [Mathematik] von einem Plato pp gehalten,
nicht bloß von ihren empirischen Vergötterern. —
[908] Die angewandte pa9-[Mathematik] ist Kunst; man hat aber alle reine
pa9-[Mathematik] immer als angewandte behandelt und sie nie rein aus
sich selbst construirt. —
[909] Die pa-9- [Mathematik] ist gleichsam die Logik <Formlehre> der absoluten
Historie. Klarheit = Wahrheit, — ist d[as] Princip d[er] grotesken Logik.
In dem Spinosaschen Verum est Index sui et falsi liegt viel mehr, ja
unendlich viel. |
s. 82 [910] ap^ai — Principien, sind immer im Plural, construiren sich unter ein¬
ander; nie nur Eins, wie d[ie] Grundwüthigen wähnen. —
[912] Wenn ein Ismus ein allg [emeiner] <p [philosophischer] Geist s. [ich] an
einem Individuo äußert, oder bei einem Surrogat zur Approximazion
einer unmögl [ichen] Aufgabe, entsteht cp [philosophische] Kunst. Frage
welche Fälle dieß sind, welches die Gränzen der Kunst in d[er] cpa [Philo¬
sophie] seien pp. —
[913] Dem Satz d[er] Identität und d[es] Widerspruchs muß ein Material
entsprechen, von dem jener nur d[ie] leere Schaale ist. —
[914] Die Idealität alles Realen und d [ie] Realität alles Idealen gehört in d [ie]
Transc [endental] 9 [philosophie]. Die Idealität <Realität> des Absoluten
und die Absolutheit des Idealen und Realen gehört in d[ie] Absol[ute]
cp [Philosophie]. —
[915] Raum und Zeit sind allgemeine coder transcendentale> Einbildungen, viel
richtiger als ursprüngl. [iche] Anschauungen. Kraft ist auch eine solche
allgemeine] Einbild[ung]. Es giebt deren noch viel mehre. — Form
IOÖ [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.
[916] <Alles Centrale ist horizontal, Alles Horizontale central, Alles Positive
ist negativ. Alles Negative ist positiv. >
[917] Jede Wissenschaft hat wohl ihre eigne Xoy [Logik] und \j.zxa.rp [physik],
die aber oft verschmolzen werden müssen. Jede Wiss. [enschaft] hat ihre
eigne Dogmatik und Polemik.
[918] Bloße Construct [ion] ohne alle Charakteristik, das gehört in d [ie] Eie¬
rn [entar] 9er [philosophie].
[919] Der Gegensatz von Witz ist nicht — wie gewöhnlich] Scharfsinn, denn
dieser ist doch eine Art von Sinn, und allerSinn gehört in d[as] element.[are]
Gebiet; sondern Geist als vornehmes, auswählendes Vermögen, nicht
bloß Fülle ohne Auswahl. Scharfsinn scheint sich auf x [Kritik] zu be-
ziehn, wie Tief sinn auf p. [Mythologie], —
[920] Methode ist nicht d [ie] Form d[er] Denkart, sondern d[ie] d[er Wissen¬
schaftsart. -—
[921] In d [er] absolut [en] 9 [Philosophie] wird nichts getrennt als Form und
Stoff; in d[er] cru<; [systematischen] nichts als Theorie und Praxis. —
[922] Zur wahren Kritik gehört viel mehr Tiefsinn als Scharfsinn. —
s.83 [924] Kunst ist d[as] Vermögen d[er] Form. Wissenschaft ist d[as; Vermögen
d[es] Stoffs; das sind d[ie] Vermögen die zur absolfuten] 9 [Philosophie]
gehören. Enthusiasmus ist d[as] Vermögen d[er] Theorie, Genialität d[as]
Vermögen d[er] Praxis. <Der Idealismus] und Re[alismus] ist in beiden
verbunden und nicht getrennt.> Der Enthus. [iasmus] interessirt sich für
d[ie] Realität seines Objekts, und ohne idealische Erzeugnisse verdient
ein Genie nicht s. [einen] Nahmen. —
[925] Methode ist logische Kunst. Methode und Philosophie zusammen lo¬
gische Genialität. —
[929] Es bleibt ewig wahr; als Affect und als Kunst ist die 9X [Philologie]
Fundament und Propädeutik und Alles für die Historie. —
Zur Philosophie. 1797. 107
[930] Kritik und Polemik sind wohl beide ganz unzertrennlich in d[er] Idee,
wenn auch in d[er] Ausübung eins oder das andre überwiegt. —
[931] Die x [Kritik] der 9 [Philosophie] muß enthalten 1) den delectus Classi-
corum 2) die Diaskeuasirlehre d[er] modernen 9a [Philosophie]. — Das
Ganze heißt billig Kritik weil sobald durch Synthesirung von Polemik
und Kritik ein System entstehn soll, oder sobald beide wirkl [ich] praktisch
werden sollen, Kritik d [as] Uebergewicht hat und haben muß. Polemik ist
also nur die Dienerin d [er] Kritik. — Auch schon in d [er] Charakteristik
hat xp [Kritik] d[as] Uebergewicht und ist Polemik nur Nebensache.
Sobald die xp [Kritik] systematisch wird, theilt sie sich in d[en] theoreti¬
schen Theil d.[ie] Classik, und d[en] praktischen, die Diaskeuastik.
[934] Eine Charakteristik soll gar nicht systematisch sein, sondern eilt Kunst¬
werk.
[935] Objekt ist das ens realissimum, Subjekt ist ens idealissimum. Gott ist
zugleich Ich und Nichtlch, nicht bloß das ens realiss. [imum] sondern
auch idealissimum. —
[936] Gedanken die bloß im Profil sind, haben keine Physiognomie. Es giebt
wenig Gedanken en face. —
[937] Ueber d [ie] Bildungsstufen d[er] Confusion; Kant ist d[er] Gipfel. —
s.84 [939] In der cuctt9 [systematischen Philosophie] ist alles Fundament, es giebt
hier unendlich] viele Principien. Jede absolute 9[Philosophie] aber ist
nur Ein Fundament. Ontol.[ogie] bezieht sich auf Transc[endental]-
<Elem[entar]> 9 [philosophie], wie Kosmol[ogie] auf gugt9 [systematische
Philosophie] und ^ [Psychologie] auf Transc [endental] 9 [philosophie] und
F [Theologie] auf absol. [ute] 9 [Philosophie]. —
[940] <NB. Die Idee von 9er [philosophischen] Grotesken entstand dadurch daß
vorausgesetzt ward — es gebe eine bestimmte Zahl objektiver 9er [philo-
12 Schlegel, Band 18
108 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.
[941] Ist Glaube und Wissen nicht eine ganz falsche Antithese. —
[942] Zwei Fundamente und Wechselconstruction, das scheint auf 000x9 [syste¬
matische Philosophie] und auf Absol [ute] 9 [Philosophie] zu passen. —
[943] Die Autoren welche ich analytisch und synthetisch genannt, könnten
weit besser centrale und horizontale, intensive und extensive genannt
werden. —
[944] Die Form d[es] Enthusiasmus] ist pa^ [Rhapsodie], die d[er] Genialität
Fr. [agment] der Kunst Masse pp. —
[945] Das absolute Setzen und das Setzen des Absoluten ist Charakter der
p, [Mythologie]. —
[946] Der Mensch ist ein sich ins Unendliche classificirendes Ich. Gott ist ein
durch s. [ich] selbst unendlich potenzirtes Ich. —
[947] Die Kritik ist über d[en] Witz hinaus wie die Historie über d[ie] Ironie.
[948] 9 [Philosophie] d[er] Willkühr; Apologie d[er] Convenienz, die hier ihr
Gebiet hat und nichts ist als d [as] System d [er] Willkühr. Daß Christus
Christus sei z. B. ist ein Satz d[er] Convenzion d. h. d. [er] allgemeinen
Willkühr. Jeder gebildete Mensch wird nicht anstoßen dagegen; Eigen¬
sinn ist hier Fehler. —
[949] Ein 7)8- [ethisch] 7toA [politischer] Mensch, der nicht weiß was Poeten und
9 [Philosophen] als solche für Rechte und Pflichten haben und wozu sie
zu brauchen sind, d. h. was sie sollen in d[er] Welt, und wozu nicht —
der steht nicht auf einer Höhe mit d[em] 7r[Poeten] der ihn darstellt,
und mit dem 9 [Philosophen] der ihn kennt. —
[9501 Ein System d[er] Eiern [entar] 9 [philosophie] läßt sich gar nicht anders
Schreiben als in Fr [agmenten]. —
[951] Eine ächte Logik muß Theorie d[er] Praxis und Praxis d[er] Theorie
sein. So auch eine ächte Meta9[physik]. Dieß ist ein xp [Kriterium] das
sich sehr gut brauch [en] läßt. —
[965] Eklektizismus] ist die Kunst d[en] Primat zu wählen, also gleichsam die
Kunst des Primates. —
[966] Es giebt zwei Arten von Synthesis; per Thesin, durch Verschmelzung;
per Antithesin durch bloße Vermischung. —
[968] Ironie geht auf die Absolutirung des Stoffs, wie Parodie auf die der
Form. —
[969] Geld ist auch eine Sache d[er] allgemeinen Willktihr, der Convenienz;
alles Geld ist Conventionsgeld. —
[970] Die kritische 9 [Philosophie] ist theils kritisirt, theils kritisirend. Hier
findet also die Eintheilung der 9 [Philosophie] in eine active und
passive Statt. —
[972] Im Mittelalter vieles was Sache des Staats ist, der allg.[emeinen] Willkühr
überlassen. Stiftungen pp —
g-9-
[974] Ist der Anfang der 9 [Philosophie]-— [absolute Synthesis], so muß die
[976] Der combinatorische Witz eines Leibnitz paßt recht eigentlich] für
Absolfute] 9[Philosophie]. Das Cyklische der ctuctt9 [systematischen
Philosophie] paßt zur Ironie, die ohnehin ein wesentl. [iches] Surrogat
der hier unmöglichen Absolutirung ist. —
[980] Ist das Abstr[akte] nicht auch ganz unentbehrlich? — Wohl, doch
F. [ichte] hat es nicht. —
[981] Die absol[ute] 9 [Philosophie] muß anfangen mit d[er] Constr [uktion]
d[es] Absoluten d. h. mit d[er] 9 [Philosophie] d[er] absoluten Vernunft
und mit d [er] Charakteristik. In d [er] Constr [uktion] der absol. [uten]
Vernunft muß auch schon die Constr [uktion] und Char. [akteristik] der
Constr [uktion] und die der Charakteristik hegen. —
[983] Es giebt ein ^[absolutes Analysieren] in die Länge, Fichte; und eins in
[984] Die vorherbestimmte Harmonie ist d.[ie] materialisirte Form der Trans-
c[endental] 9[philosophie], der große Parallellismus d[es] Idealen und d[es]
Realen. — Die absolute Realität alles Idealen, und die absolute Idealität
alles Realen zur Transc [endental] 9 [philosophie].
[985] Manches was Eigensinn d [er] Sprache, scheint sehr glücklich, fest und
s.87 nothwendig. Talent, Fähigkeit die ein Mensch | nur besitzt, was er nicht
selbst ist eigentlich]; und doch ists zugleich etwas so Gediegnes, eine
reine Masse. —
[987] Jede der 9 [philosophischen] Arten annihilirt s. [ich] selbst eigent [lieh]
So muß sie auch sich selbst ins Unendliche wieder generiren. Jede
ursprüngl [ich] reine Gattung der 9 [Philosophie] muß sich ewig aus sich
selbst erzeugen. —
1989] Wie stehts mit d[em] Primat d[es] Poetischen bei d[en] Alten, des
Philosophischen bei uns ? — Wird etwa noch eine Periode kommen.
112 [II] Philosophische Fragmente ErsteEpoche.il.
wo das Ethische d [en] Primat haben wird ? Wollen nicht einige schon
jetzt einen solchen Primat constituiren ? —
[990] Grundlinien zur Geschichte d[es] Etwas — <zu d[em] System der ya [cha¬
otischen] <p [Philosophie], —>
[991] Kritisch wird eine 9 [Philosophie] durch Synthesis mit ihrer 9 9 [Philo¬
sophie der Philosophie]. —-
[992] Theorie und Methodenlehre d[es] Chaotismus mit jenem Syst.[em] ver¬
bunden. —
[993] Das Transzendentalisiren einer 9 [Philosophie] besteht darin, daß man
sie idealisirt und realisirt. — Nicht bloß die absolute Identität des
Id[ealen] und Re[alen] ist Ct [Zentrum] d[er] Transc[endental]9[philo-
sophie] sondern auch die absolute Verschiedenheit, und so auch bei
d.[er] ctucjt[systematischen] und absol.[uten] 9[Philosophie], —
[994] Die Frage vom Verhältniß d[er] Theorie zur Praxis, der Form zum Stoff¬
ist eben so gut Problem der 9 [Philosophie] wie das von F. [ichte] an¬
gegebne. —
[995] Die Parodie ist eigent [lieh] d. [ie] Potenzirung selbst; die Ironie bloß
d[as] Surrogat d[es] ins Unendliche gehen sollenden.
[996] Genie ist untheilbar Eins. Man kann hier nie sagen wie der Mensch hat
Talente. Es liegt im Wesen d. [es] Genies, daß es ein System für sich ist,
daß also ein Genie kein andres versteht. —
[997] Ein 9 [Philosoph] versteht d [en] andern eben so wenig und viell. [eicht]
noch weniger als ein 7i[Poet] d[en] andern. Nur der Historische x [Kriti¬
ker] versteht beide. Ohne * [absolute Kritik] ist doch der Hist 1 oriker]
nichts.
[1000] Man kann Gott eigent [lieh] nicht lieben, nicht fürchten, nicht ehren pp —
[1001] Das Divinatorische, Prophetische hängt nicht mit d[em] Genie, sondern
mit dem Enthusiasmus zusammen. —
s.88 [1002] Der Witz ist wohl eigentlich] das Produkt und d[as] Gebiet d. [er]
absoluten logischen Willkühr. — Die Antithese von Willkühr ist Zufall
d. h. die absolutirte Nothwendigkeit, so wie Willkühr die absolutirte
Freiheit ist. — Willkühr und Zufall zur Absol [uten] 9 [Philosophie]. —
Das absolut \Villkührliche und Individuelle in d[er] Rtc [Romantischen
Zur Philosophie. 1797. 113
Poesie] ist also auch aus d[em] Absol[uten] Gebiet. —<Hardenberg mehr
Absoluter] cp [Philosoph] als <71x7x9 [systematischer Philosoph]. —> Spinoza
ist wohl d[er] einzig gefährliche Gegner d[es] Zufalls und d[er] Willkühr.
— Für den Spinoza war alles Mittler. —- Der Witz liegt nicht selbst im
Gebiet d[es] Absoluten, aber je absoluter, je gebildeter ist er freilich.—
[1003] Vielleicht ist d[as] deutsche Publicum bloß ein ens rationis, nichts als
d[er] Gemeinplatz d[es] deutschen Witzes. —
[1004] So wie es nicht ohne Verdienst ist, zu fragen, was und wie man soll, so
kann auch das Verneinen zu Kunst werden. —
[1005] Es muß eine inteil, [ektuelle] Ansch[auung] und einen kategor [ischen]
Imper. [ativ] d [er] chaotischen cp [Philosophie] geben, aus dem sich die
ganze Sippschaft kleiner Chaotismen wie d[ie] Thiere aus Noahs Kasten
ableiten lassen. —
[1006] Unter d [en] Classikern der Genialität würden Shakesp [eare] und Spinosa
oben an stehn. — Bei Plato dominirte wohl d[er] Enthus. [iasmus] über
Genialität]. —
[1008] Was d[en] Ideenreichthum eigentlich] macht, ist die Agilität, und das
Assimilazionsv er mögen, Zueignung. —
[1009] <Das Transc [endentale] trennt das Unendliche und d[as] Endliche —
das Absolute ist beides zugleich. —>
[1011] Geist wohl eigentlich] das absolute Vermögen. Seele und Gemüth für
Ti [Poesie] und y]F [Ethik] was Geist für Xoy [Logik], —
[1012] Die Vernunft im Sinne d[er] litter. [arischen] Oekonomen ist ein gelindes
Laxativ gegen d[ie] Leidenschaften, und die Kritik — Aufklärung und
eine große Lichtputze. —
[1013] Eiern [entar] 9 [philosophie] und Hist [orische] 9 [Philosophie] sind Natur-
9 [philosophie]. —
[ioi4] Die Kritik geht auf d[en] Geist, d[ie] Polemik auf d[en] Buchstaben.
Der Geist einer Sache ist das Absolute in d[er] Materie derselben. Gemüth
ist gleichsam die Blüthe d[er] sittlichen] Vernunft. |
114 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.
89 [ioi5] Die Absol [ute] 9 [Philosophie] ist die critica Divina d [er] Menschheit, die
Conjekturalkunst d[er] Bildung. Diaskeuasen des menschlichen] Geistes.
[1016] Sollten sich nicht in d[er] Jurisprudenz d[ie] ersten Keime der <700x9
[systematischen Philosophie] entwickelt haben, wie in jp [Christentum]
und Theol.[ogie] die d[er] Absol [uten] 9 [Philosophie] ? — <In d[er]
Medic[in] viell.[eicht] eine Art Transc[endental]9[Philosophie],>
[1017] Gott d[er] Vater ist d[as] Subjekt in d[er] Gottheit, yp [Christus] und
Maria das Objekt und d[er] heil[ige] Geist d[as] Projekt.
[1018] Oft kann man eine Sprache d. h. eine Wissenschaft schon conjugiren
und dekliniren und sogar orthographisch schreiben, aber noch nicht
construiren; die Syntax ist d[as] schwerste. —
[1019] Bisher hat man die Hist[orie] immer dolo malo studirt; nun versuche
man es auch einmal bona fide. —
[1020] Man kann nur eine Nation welche nicht fertig ist, charakterisiren d. h.
kritisiren, welches ohne Magie nicht möglich ist. —
[1021] Wird nicht alle 9 [Philosophie] zuletzt und soll sie nicht Hist [orische]
9 [Philosophie] werden, wie alle tz [Poesie] ■— R7i [Romantische Poesie] ? —
[1022] Man muß sehr viel Verstand haben, um manches nicht zu verstehn. —
[1024] <Alte Plane. Vom Werth d[es] Lebens — Von d[er'J Freundschaft — Von
d[er] Selbständigkeit und Freude. —>
[1025] Bei d[en] Thieren ist nur jede Gattung ein Individuum. Die Menschen
haben auch Instinct, aber jeder einen andern. —
[1027] Genialität, Enthus. [iasmus] Witz und Universalität sind d[ie] Elemente
der Bildung. —
[1028] Geist ist allgemeiner Sinn. — Ohne Kritik, ja ohne Divinazion keine
Progreßion. —
[1029] Die eigentliche] Form d[er] Universakp[philosophie] sind Fragmente.—
[1031] Illiberal an d[ie] Unsterblichkeit bloß glauben und nicht auch nicht
glauben zu wollen. —
Zur Philosophie. 1797. 115
[1032] Eine Geschichte d[er] Historie müßte eins d[er] interessantesten, lehr¬
reichsten Werke sein können. —
[1033] Die Antithese d[es] Mystikers ist Nichts oder Alles; d[es] Empirikers —
Etwas oder Mehr.
[1034] Es giebt viel praktische 9 [Philosophie] aber wenig pragmatische, tj-9-
[Ethik] + oix [Ökonomik] + 7toX [Politik] = pragmatische <p[Philo-
s.90 sophie], | Diese synthesirt mit Universalpoesie giebt Rhetorik, die also
auch zur 9 [Philosophie] d[es] R[ealen] gehört. —
[1035] Falsche Tendenzen sind mißverstandner Instinct. Naiv ist bloß was bis
zur Ironie Instinkt hat oder äußert. Der Instinct drückt sich oft bildlich
und unrichtig aus. —
[1036] Eine Naturxp [kritik] giebts nicht, wie eine Natur9 [philosophie] und
Natum [poesie]. —
[1037] Sollte nicht die moderne 9 [Philosophie] so classisch sein wie die alte
Poesie ? —
[1038] In d[er] Univ[ersal]9 [philosophie] giebts so viele Wissenschaften als
Individuen, unendlich viele.
[1039] Der ökonomischen Poetik, die so allgemein verachtet wird, steht eine
poetische 9[Philosophie] des Lebens und Politik] entgegen, welche im
Ardinghello noch am besten ausgeführt ist. Nero d[er] größte Virtuose
in diesem Sinn; auch bei d[enj Griechen viel. —
[1040] Wenn man sogleich Alles sein will, so wird man recht künstlich Nichts.
Es giebt ein Kunst-Nichts. —
[1041] Die Weiblichkeitslehre ein integranter Theil der grotesken Aesthetik. —
[1042] Alles hat Willkühr. Es giebt unendlich viel Willkühr in d[er] Welt. Ueber-
haupt hat d[ie] Natur es faustdick hinter d[en] Ohren. Die Willkühr
stempelt erst d[ie] Leidenschaft.
[1043] Jeder Mensch ist nur ein Stück von sich selbst. —
[1044] Ist es denn auch möglich, noch d[en] Geist zu erklären, d.[en] ganzen
Geist einer Schrift zu fassen ? Ist welcher drin, so ist er unendlich.
[1045] <In d [er] Kantischen Moral ist etwas von d [er] Theory of moral sentiment,
welches eine Erzgroteske ist, und von d[er] mittelmäßigen Humischen
Vernunftmoral — auch etwas Candide und etwas Emile.>
[1047] Jakobi ist zwischen die absol [ute] 9 [Philosophie] gerathen und zwischen
d.[ie] systematische, und da ist sein Geist zuSchanden gequetscht.—
Il6 [H] Philosophische Fragmente ErsteEpoche.il.
[1048] Hemsterhuys Aesthetik ist morakp [philosophisch] und seine Moral ist
durchaus aesthetisch. —
[1049] Jakobis Salto mortale ist nur ein blinder Lerm. Er bleibt immer da
wo er ist, ob er gleich nie ruhig sein kann; in d[er] Klemme. —
[1050] Spinosa d [er] einzige bei d [em] Wissenschaft und Kunst verschmolzen
s. 9i sind, d[er] hohe Priester der | unendlichen Vernunft. —
[i05i] Wer ein 9 [philosophisches] Phänomen und dabei ein Autor ist, kann
darauf rechnen, d[en] Ruhm eines großen Philosophen zu erhalten. —
[1052] Das Geschäft d[es] Satans ist zu verführen, Innres vernichten, Sünde
verbreiten. Satan lauter Absicht aus Instinct. Satanität <eine deutsche
Erfindung> ein Begriff d[er] grotesken Aesthetik, erst in Deutschi, [and]
recht ausgebildet. —
[1053] Man kann 9 [Philosophie] improvisiren wie Sokrates, aber nur Sokra-
tisch. —
[1055] Die Deutschen sind ein schwerfälliges Volk wie d[ie] Römer. -—
[1056] Ohne Sinn fürs Groteske giebts keine Universalität. Groteske ist
Universalspiel. —
[1058] Die vollendete Sittlichkeit, die Unschuld scheint gerne boshaft und
schalkhaft. —
[1059] Einen pragmatischen Dichter giebts fast noch nicht. Der einzige d[er]
etwas davon hat, ist Klopstock. Daher sein Lyrismus, sein großer Effekt.
[1060] In d [er] Polizei sind die Gewalten offenbar nicht getheilt; sie ist absoluter.
In d [er] Polizei mögen d[ie] Franzosen wohl bis zur Ironie gekommen
sein. —
[i06i] Descartes und Malebranche sind wohl gar keine Franzosen — so wenig
wie Spinosa einer Nation angehört. — Richelieu hat eigentlich] Frank¬
reich gemacht. —
Zur Philosophie. 1797. 117
[1062] Die xp [Kritik] war bei d[en] Alten <in der rc [Poesie] > viel vollkommner
als in der cp [Philosophie], —
[1063] Die xp [Kritik] ist nicht bloß absolut. Ohne ctuctt [Systematik] gelangt
sie nicht zur Charakt [eristik]. Es ist eine Universal 9 [philosophische]
Kunst. Es ist pragmatische Dialektik. —
[io64j Affinität der p[Mythologie] mit 7)& [Ethik], der Emp[irie] mit tc[Poesie],
der ax[Skepsis] mit Xoy[Logik], —
[1065] Ist nicht d[ie] Summe der 9 [Philosophie] in d[er] alten n [Poesie] —
vollkommner Empirismus, ein absoluter W [ilhelm] M [eister] ?
[1066] Das französische] Schimpfen auf die Prejuges war selbst ein Prejuge. — |
8.92 PHILOSOPHISCHE LEHRJAHRE.
Philosophische Lehrjahre oder Geist der Kritik. — Dieß letzte ist eigent¬
lich] das Objektive darin. — |
[Einteilung der Philosophischen Lehrjahre.] II9
< Vorrede
Also nur Lehrjahre statt Resultate, die Gesch.[ichte] der Entstehung
d[es] Syst, [ems] statt d[es] Syst, [ems] selbst, chaotische Einzelheiten
-Einheit nun wohl drin. Rückführung auf d[ie] ewige Wahrheit,
nicht Erfindung einer neuen — nicht so subj.[ektiv] wegen der objek-
t.[iven] Sphäre meiner Studien. —>
[III] PHILOSOPHISCHE FRAGMENTE.
Erste Epoche. III.
<1797- LETZTE NUMMER — SCHON 1798. IN IT. —>
[1] Idee von le grand tour durch die vier oder sechs Welttheile des mensch-
1. [ichen] Geistes. —
[3] Jede nicht paradoxe cp [Philosophie] ist sophistisch. Sophistisch ist was
d[em] gemeingeltenden Unsinn nicht widerspricht. — Das eigentliche]
Wesen d[er] Sophisten besteht in d[er] Feigheit. —<Sophist ist jeder,
der nur eine cp [philosophische] Sache ist, wo er eine cp [philosophische]
Person sein sollte. Plato nimmts so, und legts gar nicht bloß in die tiefe
Bosheit satanischer Absichtlichkeit.>
[4] Wichtig ists d. [ie] paff [mathematischen] Fantome von Idealen immer zu
unterscheiden. Ideale sind erreichbar, denn sie beruhen alle auf Synthesis
und Widerspruch, Schweben, Schwanken. Man kann sie freilich immer
wieder synthesiren; doch bleiben sie immer erreichbar. —
[5] Die Association d [er] Ideen ist gar nicht bloß mechanisch, wie man sie
bis jetzt genommen hat, sondern chemisch und auch organisch. —
[6] Das Verhältniß zwischen cpo [Physik], Hist[orie], puff [Mythologie] ist
nicht bloß mechanisch und abstract, sondern genetisch, organisch, pro-
greßiv. Noch ganz anders als das zwischen Xoy[Logik], 7t[Poesie],
7)9- [Ethik], —
[7] Die Mystik ist gar nicht bloß in d[er] Theologie einheimisch; sollte sie
etwa d[ie] moderne Mythologie sein ? Oder sollte d.[er] Witz die moderne
Mythol. [ogie] bilden ? —
[8] Die Mystiker sind die eigentlichen] Väter d. [er] modernen cp [Philo¬
sophie], —
[9] Auch d[er] Handel ist eine Universalkunst; warum ist d[er] Handel
keine Universitätswissensch [aft] ?
13 Schlegel, Band 18
124 [HI] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. 111.
[10] Der Witz ist viell. [eicht] eine mythische Kunst. — Mit Mystik hat d[er]
große moderne Witz angefangen und war seiner Art nach mystisch. —
[11] Im Christ, [entum] liegt d[ie] Idee zugleich Theologie und Jurisprudenz
zu sein offenbar, im Papismus Es ist auch wohl am meisten vom Geist
d[er] Medicin und des Handels darin. Der Christ wird darin mehr als
Patient, und d[er] Glaube als Waare behandelt. -—
[13] Viell. [eicht] ist alles nicht mystische yp [Christentum] nothwendig papi¬
stisch. — |
s. 2 [14] Mystik, Musik (im alten Sinne) <Gymnastik> und Kritik, das sind die
drei Bildungskünste. —<x [Kritik] nicht bloß cpX [Philologie] oder cpcr [Phi¬
losophie], sondern universell und praktisch. >
[15] Die Mythologie ist d[er] älteste Witz. Wenn man also nicht sagen kann,
wer d [en] Witz erfunden hat pp Die alte und auch d [ie] älteste Mytho¬
logie ist also allerdings mystisch zu erklären, obgleich ihre Urheber sie
nicht so meinten. —
[16] Die höchste xp [Kritik] steht in d[er] engsten Verbindung mit der Xoy [lo¬
gisch] prakt. [ischen] Musik und mit d[erj Xoy [logisch] prakt. [ischen]
Gymnastik. Kritik ist d [ie] Abstractionskunst. Witz d [ie] Combinations-
kunst. Historische Musik ist d[ie] gebildeteste Mystik. —
[18] In Xoy [Logik], n [Poesie], yh-[Ethik] ist Natur, Kunst und Wissenschaft
streng geschieden. In pull [Mythologie] 911er [Physik] Hist[orie] alles
vermischt. —
[19] Man muß auch in d[er] 9 [Philosophie] immer nur etwas machen wollen,
nicht mit einemmale alles entscheiden. —
[20] Witz, ars combinat. [oria], Kritik, Erfindungskunst, ist alles einerlei. —
[21] Das Classische und Progreßive paßt nur nach Mehr und Weniger auf
Antik und Modern; relativ, nicht absolut. —
[24] Idee einer großen auch praktischen Litteratur — Kritik — als d [ie] Kunst,
Werke zu bilden, freil [ich[ auch umzubilden, zu behandeln, zu diaskeua-
siren, zu kritisiren. —
3 [25] Im Handel sitzt d[er] moderne Unsinn recht dick. I Aller Handel der sich
nicht auf Fabrication gründet, wohl chimärisch, so d[er] von England. —
[261 Der Staat hat kein Recht, Wechsel aus reiner Willkühr gültiger zu
heiligen, als andre \ertrage. Das heißt die andren Verträge verspotten
und sich selbst annihiliren. —
[27] Der Landbau pp Behandlung d.[er] vegetabilischen] (und animalischen])
Natur ist wohl ganz verschieden von d[er] Behandlung der mechanischen
d. i. eigentlich] Fabrication und Handel. —
[28] Sogar Aertzte giebts die 9 [Philosophen] sein wollen, aber noch keinen
cpa[philosophischen] Kaufmann. —
[29] Die xTicrrische Kunst scheint mir sehr grosse Affinität mit d[er] Mytho¬
logie und mit d[em] Witz zu haben. —
[30] Zu einem Autor, einem logischen und poetischen xtictttj^, gehört außer
Rhetorik und Litteratur, auch Mythologie. —
[31] Alle reine uneigennützige Bildung ist gymnastisch. Jeder Priester muß My-
thologe, Mystiker sein. Priester soll jeder werden, niemand kanns sein.—
Die Griechen waren auch in d[er] Politik Mythologen, Priester, xticttoci. —
[32] Die allgemeine Vermittlungskunst und Schöpfungswissenschaft ist
Mythologie, Mystik, Witz, Christianismus. —
[33] Sollte nicht d[er] Endzweck aller Kriege außer d[em] gymnastischen
Nutzen in d[er] historischen Musik liegen? —
[34] Keine Wiss. [enschaft] ist positiv [er] als d [er] Witz, die Mythol. [ogie], —
[35] Pragmatisch ist was d[en] Geist d[er] großen Politik in sich hat. —
[36] Das einzig Antike, was man grotesk finden könnte, ist alte Mythologie. —
[37] Der Gesichtspunkt der Religion] ist im Durchschnitt medicinisch (für
passive Christen) oder merkantilisch. —
[38] Die Theilung in diese und jene Welt gehört wohl einer grotesken Historie
an. —
[39] Die chemischen Bildungsgesetze liegen wohl in d [en] Verhältnissen von
7t[Poesie], 7) [Ethik], 9 [Philosophie], Die organischen in p [Mythologie]:
90 [Physik] Hist[orie], — Apologie d[er] alten Physik zum Brander..
Mathem. [atik] ist abstracte Physik. —
I2Ö [HI] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. 111.
[43] Energie ist mehr als Kraft ist wirkende Kraft, nicht bloß Agilität, sondern
bestimmt nach außen wirkende Kraft, also nicht bloß wirkende sondern
auch gegenwirkende. —
[44] Das p.uF [Mythische] ist d [as] Göttliche, d [as] ist d [er] Styl in einem Werk.—
[45] Dem cpu [Physischen] entspricht eine Kunstlehre, dem Hist [orischen]
eine Bildungslehre, und so wohl dem p.uF [Mythischen] eine Wissenschafts-
lehre; sie sollte nichts sein als cp [Philosophie] des Mythischen, Mystischen.
Die Erjindungslehre ist in diesem Begriffe; eine andre giebt es nicht. —
[46] Charakterisiren ist wohl d [ie] Sache der Hist [orischen] Kritik — Diaskeua-
siren. Emendiren, technisch Bilden der 9U [physischen] Kritik. — Die
mythische Kritik ist d[ie] setzende, divinatorische d[ie] d[en] Werth be¬
stimmt, oder d [ie] Ideen nach denen, und d[ie] Autoren welche kritisirt
werden sollen. —
147] Der Virtuose, d [er] genialische Mensch will einen bestimmten Zweck durch¬
setzen, ein Werk bilden pp. Der energische Mensch benutzt immer d. [en]
Moment, ist immer fertig, hat unendl. [ich] viele Projekte oder gar keins;
unendl.[ich] biegsam. —<Energie ist universelle Kraft, das Princip der
Bildung, d [er] Fortschreitung. (Die Biegsamkeit giebt das schöne Fließen¬
de.) Der energische Mensch eine Welt von Welten in s. [einem] Innern. —>
[48] Litteratur (praktische] Krit [ik]) als Iv [unst] ist die energische, taktische
Schriftstellerei: Humaniora sind historische Gymnastik aber noch nicht
historische Musik; doch streben sie nach dieser Im xcapoc, vereinigt sich
Theorie und Praxis, Instinct und Absicht. —
[49] Liebe ist universelle Freundschaft, und Freundschaft ist abstracte Liebe,
partiale Ehe. —
[51] Jede Constitution ist mythisch; die Griechen ein xriaxisches Volk. —
[52] Es giebt einen spröden und weichen Styl. Der letzte besonders in Goethe,
Spinosa. — <Schiller höchst spröde.>
[53] Freundschaft ist ein Stück Ehe, Liebe ist Freundschaft von Kopf bis
zu Füßen. —
Nach dem Druck der Fragmente. 1798. 12p
[58] Die tu [Poesie] d. [er] Alten eben so abstract als die 9 [Philosophie] d[er]
Modernen. So die Eigenschaft d[er] Abstraction und Universalität vice-
versa vertheilt. —
[60] Jeder Mensch sollte ein Jurist sein und auch ein Theolog. — Also kein
eigner Stand, aber Bestandtheil d[er] Universität d. [er] Bildung. Auf
einer Universität sollte man gar nicht zu einem besondren Stande sich
vorbereiten. Den sollte man erst nachher wählen. —
[61] Eine Masse (in d. [er] Witzform) muß nie dünn sein, überall dicht und
breit und voll, ohne Poren und Lücken. —
[63] Jakobi’s Gespräch nicht geflügelt, nicht biegsam genug. Wir haben noch
gar keinen recht dialogischen Dialog, außer im Meister. Lessings Charak-
t.[ere] sind nur aus d[em] Dialog construirt; Jakobi’s Personen nur Seiten
eines Charakters. —
[64] Colorit ist Försters eigentl [icher] Vorzug; Jakobi hat viel Ton; im Winkel-
mann styl.
[65] Jakobi ist sehr absolut und hat nur fürs Absolute Sinn, Klopstock ist
sehr transcendental, Kant elementar und uuut [systematisch] ? —
[66] Es giebt ein trockenes und hartes Kolorit, d[en] Stylisten eigen, das
dünne, weiche und frische den Abstr[akten] tu [Poeten] eigen.
128 [HI] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.
[67] Das Verhältniß d[er] Bestandtheile ist in d[en] meisten Menschen nur
mechanisch, in andern chemisch, in andern organisch. — Am meisten
hat ein jeder mit s. [einer] Antithese zu thun; dieß ist bloß mechanische
Wirkung d. [er] Reaction.
[69] Die Rede ist von niemand an niemand, oder von allen an alle. Der Brief
ist von jemand an jemand, ganz bestimmt, <cyklisch, Strophe, Monodie,
s. 6 cyklisch [er] Natur> | Die wahre pa^ [Rhapsodie] muß zugl [eich] Brief sein
und absolute Rede, Dialog und Monolog — Parallellismus von Gedanken
wie bei Fichte. Der wahre Brief muß p [rhetorisch] sein, und dabei
sapphisch, strophisch. — Der Monolog ist eine cyklische Rede. —
[70] Es giebt dreierlei Einheiten in d[em] Geiste wie in d[er] Natur, die
mechanische, die chemische wie die organische. —
[72] Logische Einheit ist Analogie, poetische Harmonie, ethische ist Oekono-
mie. —
[73] Das Mittelalter ist wie die Epoche d[er] Krystallisation d[er] modernen
Bildung. Europäischer Geist damals wie eine große Korallenbank. —
[74] Wer Analogie hat und Harmonie und Oekonomie ist auch au<xr[svste-
matisch] und hat Totalität. —
[75] Die Italiäner eine ganz t: [poetische] Nation Andre < Franzosen > mehr
V) [ethisch] und 9 [philosophisch]. Die Deutschen alles zusammen. —
[76] Ironie ist gleichsam die ETuSsifo d[er] Unendlichkeit, d[er] Universalität,
vom Sinn fürs Weltall.
[7T] Man glaubt Autoren oft durch Vergleichung mit Fabrikwesen zu schmä¬
hen. Der wahre Autor soll Fabrikant sein, und hätten doch manche
Sudler nur etwas davon! —■
[80] Sparta, Rom und Athen zusammen würden viell. [eicht] eine vollkommne
Republik geben. —
[81] Die Ephoren waren vielleicht] die Hist [orische] Gewalt d[er] Spartaner,
nicht bloß die negative.—Eine mythische Gewalt hatten d.[ie] Dictatoren,
d [ie] Constituants. —
[82] Ein Deputirter und Repräsentant sind wesent [lieh] verschiedene Begriffe.—
[84] Die Aediles besorgten die öffentliche] Poesie, die Pontifices die öffent¬
liche] Wirthschaft, die Augures die öffent [liehe] Meinung. —
[86] Die Dictatura und Censura hätte in d[er] röm. [ischen] Verfassung immer
perpetua sein sollen <wie sie es ja auch unter d[en] Caesaren wurde> Der
sogenannte Despotismus eine Vervollkommnung d[er] römischen Ver-
s. 7 fassung, Ausführung | d[er] Idee die nun einmal darin lag. —
[87] Der Gegenbegriff zum Cabinet ist Parlament; es ist oft ohne d [en] Nahmen
da.—Hier (im Cab.[inett]) will man, ordnet an, ohne sich an d[ie] Formen
zu kehren hat s. [eine] Geheimnisse u.s.w. und läßt sie sprechen. — Das
franz. [ösische] Directorium ist ein wahres Cabinet. Die Administratoren
müssen bezahlt werden. Die Deputirten dürfen das nicht; nur sie sind
fähig die Majestät zu beleidigen. Die Repräsentanten sind sacrosankt. - -
[88] Geist ist p. [mythisch], Kraft ist cpu[physisch], Sinn ist Historisch] —
coder Sinn und Geist vice versa ?> —■
[89] Es giebt ein bloß negatives und ein positives Nicht verstehn.
[90] Trieb ist ein Hist.[orisches] Vermögen. Kraft ein mechanisches]. Witz
ein ehern [isches]. Universalisten wie Lessing sind mit d[en] Röm. [ern]
Varro — Plinius — Seneca — Cicero zu vergleichen. —
[91] Sinn für d[as] Weltall ist Hist [orischer] Geist. Ists nicht viell. [eicht] un¬
möglich, ihn zu haben, die Welt so in d [ie] Gewalt zu bekommen, wie ein
9[Philosoph] oder 7r[Poet] sein kleines Werk? — Nur das Universum
in s. [eine] Depart. [ements] einzutheilen, ist unermeßlich. —
[92] Poetisirt in einem gewissen Sinne hat Schiller die 9 [Philosophie], die
9 [Philosophie] die eben da war, nicht die 9 [Philosophie] überhaupt.
Von dem tt [Poetischen] in d.[er] 9 [Philosophie] weiß er gar nichts,
darauf geht Schelling. —
13° [HI] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. 111.
[93] Wie d[er] Witz d[er] alten cp [Philosophie] sich in d[er] modernen
7T[Poesie] findet und Platos paji [Rhapsodien] z. B. barokk wie Novellen
sind; so muß auch der Witz der alten Poesie in der 9 [Philosophie] wieder
kommen. Ich d[er] Wiederhersteller der epigrammatischen Gattung. —
[94] Die Probleme d[er] modernen 9 [Philosophie] sind die oft metamorpho-
sirten Mythen d[er] alten Poesie. —
[96] Alle wahre Freundschaft muß einseitig sein. Zwei Menschen die sich
lieben sollen, müssen sich in Allem symmetrisch <analogisch> verhalten.
Wo in einer Verbindung analog, [ische] oekonom. [ische] und harmon.-
[ische] Einheit ist, da ist Liebe. —
[93 Die Arithmetik eine logische Musik, die Geometrie Plastik und Mahlerei,
die Astronomie, als Combinat [ion] von beiden ist Mimik. — So lange
hat mans versucht, pah-[Mathematik] auf Musik und Mahlerei anzu¬
wenden; nun kehre man es doch einmal um! —
[98] Alte 9 [Philosophie] und moderne tt [Poesie] sind ganz lokal und ohne
Absicht ewig. !
[100] Je mehr Hist[orie], je mehr Sinn für n [Poesie] eine Frau hat, desto
weniger Adel und Unschuld. —
[101] Mit d[em] Höchsten sollte die paO-[Mathematik] anfangen. Die gemeinen
Axiome lassen sich nur daher construiren. Die jetzige Ordnung ist bloß
in usum Delphini. —
[104] Die Definition etwas Absolutes], die Demonstration ist cfuctt [systematisch].
Distinction (zugleich positiv und negativ) ist Abstr. [aktion]. —
[105] Die alte tc [Poesie] ward wie die moderne <p [Philosophie] immer zu gut
verstanden. —
[115] Auch die Begriffe wandern wie die Wissenschaften. So ist die Schöpfung
aus Nichts von der ©[Theologie] in die cp [Philosophie] übergangen. Jeder
glaubt der Erste zu sein. Die andern speisen sie immer mit Approxima-
zionen ab. Den absoluten Salto behalten sie für sich. —
[ne] Ein Mensch ist so viel werth wie eine Nation, wie d[ie] Menschheit.
denn auch nur ganz im Werden und von ihrem Sein ist nicht viel zu
rühmen.
[118] Sobald von großer Prosa die Rede ist, müssen die Dichter und Prosaisten
für eins gelten. —
[119] 9 [Philosophische] und 7i [poetische] Sprache im Römischen eigentl [ich]
so gut als gar nicht getrennt. Wenigstens Tendenz, die Trennung ganz
aufzuheben. —
[120] Die modernen Sprachen haben die Auswahl d[es] Künstlichsten aus
d[en] Alten, um sich damit zu bereichern. Das ist ein großer Vorzug
vor d[en] alten Sprachen. Die modernen Sprachen sind symbolischer in
d[er] Wortartung besser beziehungsvoller, reicher, bedeutender. —
[121] Die Griech. [ische] Sprache giebt das schönste Beispiel für eine Natur¬
geschichte d[er] Sprache. Vollkommenheit d [er] Wortbildung, d [er] Wort¬
artung und d [er] Wortstellung. Die römische muß auch hierin Supplement
d.[er] Griech. [ischen] sein. Die deutsche Sprache hat offenbar einen Hang,
sich durch fremde Worte zu bereichern. Daß die Fremdlinge bisher
immer wieder vertrieben sind, beweißt nichts als das man es bisher gar
nicht recht angefangen hat.
s. 10 [123] Die historische Harmonie des | Instincts beweißt, daß die Menschheit
wirklich schon Eine Person ist. —
[124] Die Beredsamkeit ist eine geistige Magie und die Poesie hat viel von
einem unendl. [ichen] op]([orchestrischen] pup. [mimischen] Theater.—
[125] Irrthum, daß der Staat die Wiss. [enschaften] und Künste beschützen
soll. Sie sollten umgekehrt ihn beschützen. Laissez nous faire, ist der
beste Schutz. —
[126] Kometen haben viel von 71 [Poesie], Monde von 9[Philosophie], Planeten
von 7) [Ethik].-—- Sollten nicht alle astronomischen Systeme wahr sein ? —
Es giebt eine Historische] Astronomie. —
[127] Unsterblichkeit ohne Individualität ist nichts rechtes. Der Gedanke ist
sehr 90[philosophisch], aber gar nicht Relig[iös]. Wir haben vor diesem
Leben existirt, und nach d[em] Tode wird uns das einfallen, wieder in
unser Bewußtsein treten. Dieß giebt d. [ie] Analogie d[er] irdischen
Bildung, besonders mit Rücksicht auf 9 [Philosophie] tc[Poesie] r] [Ethik].
— Das künftige Leben wird auch ganz menschlich sein. Man denkt sichs
gewöhnlich so unmenschlich abgeschnitten. — Kein Augenblick d[es]
Nach dem Druck der Fragmente. 1798. 133
Lebens ist d [er] Vergangenheit oder Zukunft näher wie d [er] andre. In
Rücksicht auf d[as] Ganze ist dieses Leben schlechthin Einheit. — <Nur
ist hie und da die Beziehung einleuchtender, wie die Bedeutsamkeit
d[er] Träume. >
im] Die Ewigkeit d[er] Welt ist gewiß, d[er] Materie und d[es] Künstlers.
Aber d[ie] Berührung beider nur durch Schöpfung aus Nichts begreiflich]
und die ist das eigentliche! Wesen d. [es] Menschen. Es giebt nichts als
Menschen. Thiere sind herabgelassne, zersetzte Manschen], Apologie des
Hylozoismus und d[er] Vorsehung über die Leiden d[er] Thiere. Das
künftige Leben wird Himmel und Hölle zugleich sein. Wahrscheinlich
extremer wie das jetzige, nicht so harmonisch, oder beides. —
[131] Sobald man jemand vollkommen glauben sieht, glaubt man selbst.
[133] Am Ende ist Brown doch nur ein Leibnizianer, der alle specifischen Ver¬
schiedenheiten der Krankheiten aufhebt, und alle Versch. [iedenheiten]
auf Grade zurückführt. Sind nicht alle Krankheiten lokal? —
[134] Nicht bloß die Leidenschaften sind Krankheiten sondern auch die Krank¬
heiten sind Leidenschaften, deren Theorie also vorangehn muß der
Theorie der Krankheit. —
[135] Die Wanderung d[er] Seele von Menschen und Thieren ist nach d[er]
wahren 9a [Philosophie] nicht ungereimt. —
[136] Bellettristische Ansicht d[es] Universums, von d[er] d[er] alte König
nicht frei war. —
[137] Vorurtheil der yz\x [chemischen] Periode alles auf tz [Poesie] und [Philo¬
sophie] zu beziehn< ?>.
P38] Witz und Religion stehn in d [er] genausten Beziehung; nichts ist witziger
als die alte Götterlehre und die Bibel. —
[140] In der A [Dreiheit] von Satir[e] Eleg[ie] Idyll [e] ist nicht Idyll [e]
sondern Eleg[ie] das höchste. —
134 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.
[141] Krieg ist Musik und Algebra d[es] politischen Lebens, Nichts und Alles,
d. [er] innerste Dualismus, Anfang und Ende von iur.[isprudenz] —
[143] Im Sentimentalen ist offenbar Bezug auf die Transc [endentale] Satire,
Elegie und Idylle. Also gehört auch sie zur religiösen Poesie, und ist
gleichsam die roh natürliche. Das Ideale und Reale hat dabei nur in so
fern zu thun, als jenes ^[chaotisch] dieses auav [systematisch] ist. —
[145] Freundschaft ist weit künstlicher, Liebe natürlicher; viell. [eicht] verhalten
sich Freundschaft und Liebe nur wie höhere Geometrie und Algebra, wie
Dynamik und Astronomie. Freundschaft ist Abstr[akte] Liebe, Liebe,
Liebe ist ja.[Chaos] und aucrr[System]. —-
[146] Grade die Individualität ist d [as] Ewige im Menschen und nur diese kann,
unsterblich sein. An d. [er] Personalität ist soviel nicht gelegen. Die ent¬
gegengesetzte und allgemein geltende Denkart achtet das Amt höher
als den Menschen. Und auch so; soll man denn nie avangiren? —
[147] Die höchste Tugend ist, die eigne Individualität als letzten Zweck zu
s. 12 treiben. Götti, [icher] Egoismus. —| Die Menschen haben also eigent-
1 [ich] Recht darin, daß sie Egoisten sind, wenn sie nur ihr Ich kennten,
welches man nur dadurch kann, daß man eins hat. Es ist immer eine
Indication. —
[148] Man kann aus Egoismus sich d[em] Geliebten, d[er] Kunst, d[em] Zeit¬
alter ganz hingeben; aus Bewußtsein, das sei unser Beruf. Diesel Egoismus
ist Historisch] und hängt nah zusammen mit d[er] Religion der Ver¬
nunft. —
[149] Sinn verhält sich zur Einbildungskraft wie Witz zu Verstand, und Urtheil
oder Geist zu Vernunft. —
[ist] Es ist Tendenz d[er] Historie, alles ohne Ausnahme classisch zu finden.
Die Gränze kann sie sich nur aus absoluter Willkühr setzen.
[155] Die Professoren sollten sich selbst als Akad. [emie] der Wissensch. Taften]
constituiren. Wer auf einer Univers. [ität] Professor ist, sollte es auf allen
sein. Die Univers. [itäten] sollten Gesandte an einander schicken, alle
zusammen eine Republik d[er] Gelehrten, eine Akad. [emie] der Wissen-
s. [chaften] ausmachen. —
SCHOLIEN.
[iss] Standpunkt ist wohl ein geometr. [ischer] Begriff wie Construction, die
beide eine so große Rolle spielen in d[er] jetzigen cpcr[Philosophie]. —
[iss] Licht ist Absol [ut], Luft ist auax[systematisch] Wasser Transzendental],
Erde Elem[entar], j
s. 13 [159] Die eigentliche Physik müßte eine Physik, eine Logik und eine Politik
d[er] Natur enthalten. Bildungslehre und Vervollkommnungslehre. —
[160] Daß die W [issenschafts]lehre nichts als ein Experiment sei, ist sehr wahr;
das größte und wichtigste was noch gemacht. Auch ists vollkommen ge¬
lungen. —
[161] Die Trigonometrie muß sehr r\ [ethisch] sein und allerdings über die
Religion viel Aufschluß geben wie die Elektr. [izität] über die Liebe. —
Findet sich die Quadratur d[es] Cirkels nicht in einem gewissen Sinne
im Dreieck ? —
[164] Es giebt nur vier Sinne; Geschmack Re [alität] und Geruch Id [ealität]
sind Ein Dichotomirter. Sollten nicht Hände und Füße specielle Organe
des Gefühls wie Nase und Zunge [sein]. Die Dichotomie d.[er] Sinne
etwas sehr merkwürdiges. —
[166] Geist und Körper ist durchaus eins und dasselbe. Dieß hat absolute
Gewißheit. Vielleicht besteht alles Nervenspiel in einem systematischen
Wechsel von Lähmung und von Zuckung Das Leben ist ganz eigentl [ich]
ein Krampf. Wie die organische Natur in d[em] Menschen, die vegetab. [i-
lische] in d [er] Blume, so ist die mineral, [ische] wohl in d [en] Metallen zu
studiren. Gesundheit ist nichts als die Mitte, animalische Harmonie, hat
aber mit dem Maaß d[er] Kraft nichts zu thun Die Krankheit liegt in
s.14 d[en] Extremen. Krankheit ist! ein unrichtiges Verhältniß von Lähmung
und Zuckung, so daß beide nur wechseln, sich ablösen, ohne sich harmo¬
nisch zu verbinden. —
[167] Fieber ist d[ie] Krankheit der flüssigen Theile, Gicht d[er] festen,
Schwindsucht der Gasartigen. —
fies] Das Seyn d[er] Gottheit ist so evident als daß der Natur, da beide die
Theile d. [er] Menschheit sind. —
[171] Eitelkeit, Eigensinn und Habsucht sind d[ie] drei Krankheiten d[es] sitt¬
lichen Menschen. Dei Keim dazu muß wohl in jedem Menschen liegen._
[172] Schwärmerei und Leidenschaft das Analogon d[es] Fiebers. Aller Luxus
ist fieberhaft, auch in der Poesie; Ueppigkeit. —
[173] Krampf ist Gicht in Handlung, und Gicht ist Krampf in Ruhe. Der
eigentliche] Wollüstling ist d[er] gemeine Egoist; dieser endigt auch im
geistigen Sinne mit Podagra. —
[174] Eüelkeit d[er] Schwindsucht zu vergleichen. _
[175] In d[er] Zeugung kömmt alles zusammen was von Elast, [izität] Mag¬
netismus] Elektr. [izität] im Menschen ist. —
[176] Das Wachen ist ein Krampf, der Schlaf eine Lähmung. Das Sterben, das
Ende d[es] Lebens ist Lähmung, der Anfang ist Krampf, das Leben also
ist beides.
Scholien.
137
[177] El [ementar] Tr [anszendental] Absol[ut] au<7T [Systematisch] Natur,
cp [Philosophie] tc [Poesie] 73 [Ethik] ist Gottheit und p [Mythologie]
cp [Physik] H[istorie] ist Menschheit. Eine Charakteristik d[es] Univer¬
sums <das 'sv xou 7tav der cpa [Philosophie] > würde alle diese umfassen.—
[178] Die Mathematik ist die Wissenschaft schlechthin, nicht die mit der man
anfängt, sondern die mit d[er] man endigt. —
[179] Politik, Logik, Physik sind vielleicht an sich bloß Künste, xp [Kritik] hin¬
gegen zugleich Wissenschaft und Kunst, cp [Philosophie] und Sprache
sind unzertrennlich.
[180] Die Mathem. [atik] selbst kann viell. [eicht] gar nicht in d[er] Sprache
mitgetheilt werden, sondern nur die Philosophie der Mathematik. —
[181] Die Menschheit liegt in d[er] Mitte, das ist eine triviale Wahrheit. Sie
zersetzt sich dann in Gottheit und Natur. —
s. 15 [182] Die jetzigen cpcr [Philosophen] con |struiren nur das logische Universum.—
[183] Eine philosophische Optik könnte wichtiger sein als eine philosophische
Algebra. —
[184] Die Physik, Logik und Politik als ein Syst[em]. Logik verbunden, näm-
1 [ich] im xp [kritischen] Geist, giebt die materiale große Logik, wozu Kant
und Fichte Keime enthalten. —
[185] Spinosa enthält ein System von Abstr [aktionen]. Im I Buch das Ganze,
die Constr. [uktion] d[er‘J Gottheit. II die Identität von Id[ealität] und
Re[alität] III von Obj [ekt] und Subj[ekt]. IV von Form und Mat[erie]
V. von Theorie und Praxis. —
[186] Die große Logik muß von Politik bis zur Geometrie steigen. Grammatik
muß als Wiss. [enschaft] wie höhere Logik behandelt werden. —
[187] Die Philosophie ist wohl allerdings nichts als Geschichte d [er] Philosophie,
wenn man Geschichte recht versteht. —
[iss] Die erste Periode d [er] modernen cpcr [Philosophie] zeichnet sich aus durch
heftige Opposition gegen d [ie] Scholastiker, die zweite kehrt schon wieder
zu ihnen zurück. —
[189] Metaphysik ist Constr [uktion] d[es] Universums und Logik ist Wiss. [en¬
schaft] und Kunstlehre d[es] Geistes. Also die beiden Pole des Geistes.—
[190] Wenn Leibnitz der Anfänger der jetzigen Periode ist, so ists ganz richtig,
daß Fichte als Beschliesser zu ihm zurück kehrt. —
[193] Kant hat nur drei eigenthüml[iche] Wiss.[enschaften], Kritik d[er] reinen
Vernunft ist Logik. Kritik d[er] praktischen Vernunft ist Politik, Ethik.
Kritik d[er] Urtheilskraft, Physik <(Aesthetik.)> Alles Doctrinale mußte
bei d [er] Diaskeuase in diese drei Theile verflochten werden. — |
s. 16 [194] Seltsam daß man die Verbindung des Unendlichen und d[es] Endlichen
d[er] Seele und d[es] Leibes schwierig findet, da beide Eins sind. —
[195] Glaube ist Wissensch [aft], wo gar nicht mehr die Frage ist von Wahrheit.
Alle intuitive Erkentniß ist doch eigentlich] nur diskursiv und symbo¬
lisch d. h. mittelbar. Unmittelbare Erkentniß ist Machen, Denken. —
[196] Das Ziel der christlichen] Religion] ist physische Verbindung, Begattung
mit Gott. Es ist niederträchtig, Anstoß daran zu nehmen. Die Mystiker
allein consequent. Man muß Gott essen können; das ist aber eigentlich]
nui ein niedrer Grad. Die sinnl. [ichen] Vorstellungen d[er] Mahomedaner
vom Himmel sind die rechten. Die Sacramente ein glänzender Theil
d[er] katholischen] Relig[ion], —
[193] Man ist so viel q [Ethiker] als man 7i[Poet] und cp [Philosoph] ist. —
[199] Ist viell. [eicht] die wahre Logik und die Charakteristik] des Universums
identisch ? Giebts nur unendl. [ich] viele 9 [philosophische] Kunstwerke—
wie Poemata — und Ein System. —
[200] Die Logik, die xp [Kritik] der cp [Philosophie] würde eine charakterisirende
Uebersetzung, oder eine übersetzende Charakteristik d [er] 9 [Philosophie]
sein. — Liesse sich aber auch wohl eine solche Charakteristik] d[es]
Universums schreiben das ein rein 9 [philosophisches] Werk wäre, oder
würde es nicht vielmehr Principien d[er1 Religion sein? — <Es würde
eine Centralschrift sein, nicht mehr isolirte q [ethische] Schrift die nicht
ganz 7t [poetisch] und nicht ganz 9 [philosophisch] wäre. Bibel im eigent¬
lichsten Sinne, heilige Schrift. —>
[201] Wenn man die Wl. [Wissenschaftslehre] mit Kants drei Kritiken syn-
thesirt, erhält man viell [eicht] eine ordentliche] Logik, ein Organon,
wenigstens die Form dazu; die Materie ist die Hist[orie] d[ie] 9[Philo¬
sophie] die xp [Kritik] derselben. —
Scholien. 139
[202] In d[er] Magie und in d[em] 7rpo<p7)Teustv wird die Religion energisch
und erzeugt Natur. —
[203] Das größte Produkt der römischen cpn [Philosophie] ist d[as] Corpus iuris.
Die römische 9 [Philosophie] ist ganz moralischer Art. —-
[204] Der Gegenstand des Fragments ist ein 9 [philosophisches] Individuum,
ein lebendiger Gedanke, conceptus. —
[205] Die alten Hebräer sind doch in so fern sehr interessant, daß die tt [Poesie]
und 9 [Philosophie] bei ihnen durchaus ungetrennt war, daß ihre I.it-
s. 17 teratur mit Gesch.[ichte] der Menschheit anfängt und mit Gesetz !gebung.
Ihre Poesie sehr aenigmatisch. Auch daß die ganze Nation nur Ein Buch
geschrieben hat. —
[206] Sobald 9er [Philosophie] mitgetheilt, bezeichnet wird, tritt sie ein ins
Gebiet der yp [Grammatik] und wird da wieder dem rigoristischen
Begriff von Wahrheit unterworfen. —
[207] Garve d [er] Repräsentant d [er] Engländ. [ischen] 9 [Philosophie] in
Deutschland. —
[208] Sollten nicht die Philosophen das Universum zu sehr philosophiren, wie
die alten Dichter es poetisiren? —-
[209] In jeder Gattung von Schelling scheint ein todtgebohrnes Kind voran¬
gegangen zu sein — das Förmchen, das Ich, die Natur 9 [philosophie]
§§, die Ideen desgleichen]. —
[210] Die Weiber haben eine weit zartere Sympathie. Brutalität, darin das
Wesen di~er] Tugend zu setzen; Thierdienst in d[er] feinsten Gestalt.—
[211] Theorie und Praxis ist d [ie] Eintheilung für d [en] Menschen, Form und
Materie für d[en] Künstler. —■
[214] Alles Dichten und Trachten Streben dfes] Menschen ist Offenbarung,
Geheimniß, Zauberei. Zahl und Ausdehnung gibt Bewegung. — Kraft ist
unendl. [iche] Bewegung, unendl. [iche] Zahl, unendl. [iche] Ausdehnung.
_Bewegung mit einer Zugabe von Zahl ist Maaß. Mit einer Zugabe
von Ausdehnung ist Gestalt. —
[215] Eine bedeutende Bestimmung ist ein Merkmahl, eine bedingende ist eine
Eigenschaft.
14 Schlegel, Band 18
140 [HI] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. 111.
[216] principien d[er] Religion, d [er] Kunst, d[er] Poesie — der Menschheit
(tj[ethische] Menschheit sei unendliche] Liebe, unendl. [iche] Selbstheit,
und unendl[iche] Harmonie.) —
[217] Wer 9(7 [Philosoph] ist ohne Mensch zu sein, der kann 9er [Philosophie]
machen aber nicht 9er [Philosoph] sein. Nur der Mensch kann 9*7 [Philo¬
soph] sein. -—-
[218] Die Char [akteristik] d[es] Universums allein 9(7 [Philosophie]. Dasselbe
wie Charakteristik] des Unendlichen. —-
[219] Der wahre Idealismus erzählt nicht bloß daß wir das Objekt machen;
sondern er constrirt d.[as] Universum und zeigt wie wirs machen; con-
struirt auch wohl unendlich viele Objekte und Welten.
[220] <Zachoriä <?> d[ie] Einheit des Staats und der Kirche> |
S. 18 VERMISCHTE GEDANKEN.
[221] Charakteristik ist das Princip sowohl von yp [Grammatik] als von puh
[Mythologie], also auch von cpX[Philologie]. —
[222] Nur das Vergangne ist Stoff d[er] Hist [orie], daher erhält man statt
d[er] gesuchten Charakteristik d[es] Zeitalters stets nur eine große aup.9
[Symphilosophie] mit dem Zeitalter, statt einer Charakteristik, ein sich
Verständlich machen, Orientiren.
[223] Die <pa [Philosophie] der Hist[orie] scheint durchaus religiös. Wie tief
historisch ist nicht d [er] Manichäismus, der aber auch wohl dem yp [Chri¬
stentum] wesentlich ist. — Anfang und Ende der Hist [orie] ist durchaus
Relig[ion]; die Mitte vielleicht auch. Die Historie kann auch nur mit und
durch Religiosität Kunstwerke erzeugen. —
[224] Eine Charakteristik] ist ein xp[kritisches] Experiment, ein Fr[agment]
ein xp [kritisches] Phänomen, ein geistiges. —
[225] Vielleicht ists nicht möglich über Relig[ion], Poesie, Kunst anders als
mit oupcp [Symphilosophie] zu philosophiren. — nupcp [Symphilosophie]
nähert sich dem Roman. —
[226] Offenbar ist jede Hist [orie] der alten Poesie ein unendliches kritisches
Experiment und wirds ewig bleiben wie kein andres; gehört also zur
xp [Kritik], — Die alte iz [Poesie] ist in jeder Rücksicht xp [kritisches]
ctuctt [System]. —
[227] Wolf gehört durchaus nicht bloß zur holländischen cpX [Philologie], —
[228] Die Kritik hat oft einen juristischen Charakter, die Moral einen medici-
nischen, die Historie einen theologischen. —
[229] Für die Deutsche Lethargie sind nur starke Incitamente nöthig; das
übrige giebt sich. Jede Moxa wirkt gut aufs Deutsche Publikum. —
[231] Das Universum ist nur ein Gegenstand der tt [Poesie] nicht der cpcr [Philo¬
sophie]; so auch die moralische Musik und Kunstlehre d[er] Tugend.—
[232] Die Poesie ist eine unendliche Rhetorik und eine logische geistige Musik
pp Die Mythologie enthält histor. [ische] Princ. [ipien] genug, giebt
viell. [eicht] Aufschluß über das Classische. — i
142 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.
[233] Ueher d[en] Werth d[er] Beredsamkeit und d[ie] Bestimmung der Ge¬
lehrten. — Wer zugl. [eich] Redner und Gelehrter ist, ist Priester. Ist
Wissenschaft und Gelehrsamkeit nicht im Wesen Eins ? —
[234] Gesetze sind Grundsätze d[es] Staats. — |
s.19 (235] Die einzige Pflicht ist, seinem Beruf zu gehorchen. — Ohne Grundsätze
giebts keine Pflicht, Pflicht und Recht können unabhängig voneinander
sein. —
[236] Er Zauberer, ich nur Prophet. — Ironie über das Experimentiren mit d [er]
Fantasie. Polit [ik] + Mythologie] giebt Religion] — Relig. [ion] d[er]
Physik. Es giebt allerdings göttliche Körper. Die Elemente, welche d [ie]
gebildetsten Nationen verehrt haben. Daß d[as] Licht so Mode sei. Apo¬
logie des Wassers; Pindar. Er und Baader möchten die Elemente wohl
anders verehren als Agamemnon und Homer. Die Erde auch gut. _
[237] Alle Gesellschaft ist heilig. Jeder Staat soll Hierarchie sein. —
GEDANKEN.
[238] Pflicht und Recht sind beide unendlich, Gesetz hingegen ist endlich und
bestimmt. —
[239] Der Witz ist ganz xp [kritisch]. Jedes bonmot zugleich Char[akteristik]
und Fr[agment], —
[240] Die Priester sind die eigentl [ichen] Witzkünstler. Geist und Erfindungs¬
kraft ist wohl dasselbe. —
[241] Umgang und Handel sind sehr verwandt; Umgang ist nichts als geistiger
Handel. —
[242] Sympathie d [er] Bildung, Symphilosophie ist das Wesen und Princip d [er]
Freundschaft. Die alten cpo [Philosophen] waren die größten Virtuosen
darin. —
[244] Die Poesie ist eine pu9' [mythologische absolute Rhetorik] < 4= > und
[245] Alles was man im Leben schön nennt, ist mehr reizend, die Natur hin¬
gegen erhaben. — |
s. 20 [246] Die Aesthetik muß nicht bloß beschauen und beurtheilen wollen, sondern
bilden und zur Ausübung unterrichten. —
[247] Für das eigentl [iche] Genie ist wohl nur die Poesie ein schickliches Organ.—
[248] Das alte Rom als Kunstkörper in d [er] Aestetik hist, [orisch] darzustellen,
ja auch die Apologie d [er] Sittlichkeit d [er] Römer aus d [er] aesthetischen
Ansicht darin aufzunehmen. |
s.21 ZUR PHYSIK.
Im Sommer ijg8 zu Dreßden angefangen.
[249] Die Blumen sind die elektr. [ischen] Funken und Strahlen der Pflanzen¬
welt. Die Pflanzen haben am meisten Witz und Menschlichkeit. —
[250] Hat die Bewegung dies] Lichtes nicht etwas Absolutes, des Wassers etwas
Transcendentales ? —
[252] In d[er] Kosmog[onie] sollte man von d[er] Constr[uktion] d. [er] Animalität
anfangen, dann Veget [abilisches], dann Mineral [isches]. Alle nicht vege¬
tabilische] und animal, [ische] Natur ist mineralisch, also ist die ganze
organisch. Sollte d. [ie] menschliche] Natur nicht außer dem Anima¬
lischen] auch noch Veget [abilisch] und Miner, [alisch] sein? hieher viel-
1. [eicht] alles was d.[em] menschl.[ichen] Thier als solch[em] eigenthümlich
ist. Physiognomie, Individualität; mehr Spielraum für Monstrosität deren
Ursprung wohl immer Veget [abilisch] und Miner [alisch] ist. —
[253] Der Aether d[er] Alten ist Gas, und zwar animalisch gedacht.
[254] Das Verdorren d[er] Pflanzen sehr verwandt mit d[er] Gicht. Das Fieber
scheint am meisten Animalität d [es] Ursprungs und Charakters zu haben.
Schwindsucht wäre eine Verwitterung, aber von Innen heraus; also doch
ursprüngl [ich] ein mineral, [ischer] Begriff.
[256] Warum hat die Tollheit am meisten Verbindung mit d[em] Fieber und
mit thierischem Gift ? Dieß beweißt einen sehr animalischen Charakter.
Die Korallen geben ein Beispiel vom Fortgang aus Anim, [alischem] zu
Miner [alischem] durch Veget [abilisches], ■—
[257] Die weibliche Gestalt ist ganz Blüthe und Frucht — der Blumen und
Fruchtkelch herrscht in ihrem Leibe. Die eckigere Organisation d[es]
Mannes ist viell. [eicht] mehr Miner [alisch]. —
[258] Die äußre Haut des Menschen hat viel von einer Blume, die Haare von
Laub. |
iü.22 [259] Die Blume ist mehr ganz und in sich vollendet als der Baum, die Pflanze
selbst. —
Zur Physik. Im Sommer 1798 zu Dresden angefangen. 145
[260] Das Weib ist magnetisch nach außen und elastisch nach Innen. —
Die Hände und Füße sind spröde Organe des Gefühls wie Nase, Mund
Augen, Ohren. —
[262] Edelsteine in djer] Mitte zwischen Kryst.[allen] Fels und Metall. Viel-
1. [eicht] liesse sich aus Edelsteinen Gold machen. Unter d[er] Erde ist
d[as] Archiv d[er] Natur. Antiquitäten d[er] Natur; sie muß schon durch
mehre Stufen hindurch gegangen sein. —
[263] Das Weib nähert sich auch durch s. [eine] mindere Locomotivität d[er]
Pflanze.
[264] Vielleicht macht erst Eine Fam[ilie] zusammen ein menschliches] Thier.
Der Platon, [ische] Mythus buchstäblich wahr. —
[265] Eine Race von Menschen muß als Pflanze beurtheilt werden, als vegeta-
b[ilisches] Ganzes aus einem Keim. —
[266] Alle Felsen viell. [eicht] versteinerte Thiere aus einer frühem Stufe d[er]
bildenden Natur. —
[267] Die Pflanzen leben unmittelbar von d[en] reinen Elementen. Erde läßt
sich im Mittelpunkte eines Planeten durchaus nicht erwarten. —- Wenn
ein Planet Licht entwickelt, so ist er viell.[eicht] reif. —
[268] <Die Natur ist ein unendl. [iches] Thier; die Natur ist eine unendl [iche]
Pflanze; die Natur ist ein unendl[icher] Stein.>
[269] Jeder Mann ist ein Thier eigner Gattung. So viel Bildungskraft nach
außen von Innen als die Weiber umgekehrt. Die Gleichartigkeit d[er]
Metalle etwas sehr erhabnes und Göttliches. — Im Mann mehr Gott und
mehr Thierheit - abgesondert — im Weibe ganz verschmolzen. Ist nicht un¬
ersättliche Gefräßigkeit d [er] wahre thierische Charakter des Mannes ? —
[270] Die elementare Natur ist besser als die mineralische. Die Natur endigt mit
d. [en] Elementen, fängt keineswegs damit an — Elast [izität] Magn [etis-
mus] Elektrizität] sind d[er] Lebensproceß d[er] elementaren Natur.
Krystallisation ist d[ie] Zeugung und Fortpflanzung dieses Staats. Die
Metalle viell. [eicht] die Früchte d. [er] elementaren Natur. |
s. 23 [271] Als es noch an Stoffen fehlte, mußte d[ie] erste Kraftäußerung d[er]
Thiere d[er] Tod sein. —
[272] Die Elemente scheinen selbst wieder das andre Extrem zu sein, wie auf
d[er] einen Seite d[er] Mensch. — Die Erde besteht also aus Mensch und
ist durchaus Gerippe. Die Gebirge hat man schon oft als d[en] Knochenbau
[III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.
146
der Erde angesehn. — Was Moses beschreibt ist nur die letzte Politur
unsres Planeten. —
[273] Die Elemente sind die Resultate d[er] mineral, [ischen] Natur, sie sind
die göttlichsten Naturen. —
[274] Jede künstliche Speise sucht die animal [ischen] oder vegetab. [llischen]
Stoffe so sehr als möglich zu elementarisircn. Der Mensch nährt sich also
zwar von gleichartigem wieThieren,er strebt aber auch in s. [einer] Speise
nach d. [em] Göttlichsten. Die Pflanzen nähren sich zwar auch von d[en]
Elementen aber von gleichartigen], nicht von Individuen die aus Eie¬
rn, [enten] gemischt sind. —
[275] Das opy[organische] Experiment dies] Thiers ist das Essen, das yz\i
[chemische] die Zeugung, das Abstrakte] (^[mechanische]) ist der
Sinn, d[ie] Wahrnehmung. Dieß ist das göttlichste Experiment d[er]
Animalität. —
[276] Um einen Gegenstand wahrzunehmen, muß ich ihn erst essen, und mich
dann mit ihm begatten, dann ihn als Keim setzen, ihn befruchten, selbst
empfangen und gebähren. Die gemeine cpn [philosophische] Analyse hat
viel Aehnlichkeit mit d[er] Onanie. —
[277] Die Verrückung viell. [eicht] mineralogische Tollheit. Blödsinn, ein narco-
tisches Uebel, die Gicht d[es] Geistes. —
[278] Wie klar ist nicht d.[ie] Aehnlichkeit d[er] Leidenschaft mit d[emj
Fieber \ Sie ist trivial auf dem gemeinen Standpunkte, für d[en] cp [Philo¬
sophen] ist <freilich> nichts trivial. -—-
[279] Alle Bilder d [er] Dichter sind buchstäblich wahr; alles unser Empfinden,
Fühlen, Wahrnehmen ist ein Dichten. —
[280] Unser Dichten ist animalisch, unser Denken mineralisch, unser Leben
s. 24 vegetabilisch ’oic, cpuXXoiv ysvsT]. | Liebe ist d[as] Leben des Lebens und
also höchst Veget [abilisch], Ihr Wesen ist Blüthe, ihr Ziel Zusammen¬
wachsen. Vorsicht und Genauigkeit das Rechte zu treffen; sonst giebts
statt großer Entdeckungen einen Bilderbrei. —
[281] Das Leben theilt sich viell. [eicht] in Wollen, Lieben und Handeln. Ge¬
fühle sind Facta, das Streben ein bloßes Experimentiren, Empfindungen
Resultate. Gleichartige Gediegenheit d[es] Metalls in d[en] Gedanken,
d[er] krystallisirende Gang in d[em] Denken selbst. —
[282] Arbeit ist oix [Ökonomie] Essen, Assimiliren. Zaubern ist Handeln ohne
Zweck, Fichte’s Agilität. —
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[283] Die wahre Liebe ist nicht eine einzelne Blume die gefunden wird und
welkt, sondern ein wunderbares Hervorbringen von großen und kleinen
Lebensblumen zu einem Ganzen. —-
[285] Wenn d[er] Chemiker ein Ding darum nicht für ein Ganzes hält, weil er
es zerlegen kann, das ist eben so wie die schlechten Kritiker es mit der
Poesie machen. — Ist die Welt nicht aus Schleim entstanden ? —
[286] Athmen ein göttl. [iches] Essen, ein Speisen d[es] Aether. —
[288] Jede Krankheit ist wohl zugl. [eich] sthenisch und asthenisch. —
[289] Das Zeugen ist ein gegenseitiges Essen .Schlafen ist Verdauen d[er] sinn¬
lichen Eindrücke und Bewegungen. Wachen ist Essen von Abstr[aktem]
Träume entstehn durch die wurmförmige Bewegung d[er] Eindrücke in
d[en] Eingeweiden d[es] Gehirns. Waches Träumen ist d[er] höchste
s. 25 Zustand, wird | auch immer seelig genannt. —-
[290] Es gibt reine Lichter und Stimmen, die so geistig und durchsichtig
scheinen und doch bis aufs Mark dringen. —
[291] In allen menschl. [ichen] Proceßen ist Abstraktion der höchste, Veget [a-
tion] aber d[er] schönste.
[292] Krankheit ursprünglich ein tj [ethischer] Begriff. Eigentlich] ist nur d [er]
Mensch krank. Offenbar sind d[ie] zahm gemachten humanisirten Thiere
und Pflanzen krankheitsfähiger als die wilden. —
[294] Die Schöpfung aus Nichts eine t)Y) [ethisch ethische] Ansicht. Bildung
derselben aus d [em] Chaos durch einen Demiurgos ist tt [poetische] An¬
sicht ; Ewigkeit des tcocv wozu auch die absolute Classizität gehört cp [philo¬
sophische] Ansicht. —
[295] Die Natur als Thier muß essen, sich begatten, und träumen, wachen und
schl afen.—Die Individuen sind Traumbilder< oder die Einfälle> d[er] Natur.
Sie allein ißt sich selber, wie sie sich selber erzeugt, und befruchtet. So muß
sie auch sich selbst wecken. Durch ihr Essen entstehn die Naturreiche. Die
Pflanze ist d[as] Thier was sich verdaut hat und so die Kryst[alle].—
148 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.
[296] Die cpu [Philosophie] der cpu [Physik] enthält nichts wie eine Charakteristik
der Natur als eines unendlichen Thiers, einer unendlichen Pflanze und als
eines unendlichen] Minerals.—<Dasist die Naturgeschichte d[er] Natur.>
[297] Die Natur hat nur Vorstellungen wie ein Thier; Zwecke sind unter ihrer
Würde. —
[298] cpa [Philosophie] der palt [Mathematik] wo d [er] Körper als ~ [absolutes
Chaos] von Zahlen, Figuren, Kräften dargestellt wird.
[306] Alle großen Entdeckungen sind durch Mischung der besondern cpu [phy¬
sikalischen] Wissenschaften] entstanden (aF [Synthese] —) aller durch
cpu [physikalische] Behandlung der cpu [Physik], —
[307] Was die Constr[uktion] d[er] ganzen Natur betrifft, so war es viel¬
leicht] ein großer Fehler, sie für sich construiren zu wollen. Das kann
nur Theil d.[er] Charakteristik d[es] Universums sein. _
Zur Physik. Im Sommer ijg8 zu Dresden angefangen. 149
[308] Die Natur als ein Ganzes zu betrachten, das in sich unendlich] zweck¬
mäßig ist. —
[3U] Ueberall spukt d[er] patt [mathematische] Begriff eines Körpers, Dinges
in der Physik. —
[312] In d [er] jetzigen Epoche strebt man nur nach den Gesetzen d [er] Natur —
was will man eigent [lieh] damit ? Man behandelt dadurch d [ie] Natur als
Machine.
[313] Raum und Zeit viell. [eicht] nur Arten d[er] Ausdehnung.
[314] Offenbar treiben d [ie] Ideale eines unendlichen Steins, Pflanze, Thiers in
d [er] alten magischen Physik ihr Wesen und Unwesen (Stein d [er] Weisen
-—Universalmedicin bezieht sich auf d[as] thier.[ische] Ideal.) Alles dieß
sind aber nur Produkte. Die Wissenschaftliche] epo [Physik] geht vielleicht
nur auf Proceße. —
s. 27 [315] Mehre dferl allg. [emeinen] Eigenschaften d[er] Körper scheinen l dem
unendl[ichen] Stein anzugehören. Ihm allein kann man eine vollkommne
Undurchdringlichkeit und Trägheit zuschreiben, die auf das podt [mathe¬
matische] Ding gar nicht paßt. — Der unendl. [iche] Stein kann weder
stoßen noch gestoßen werden, er stößt sich wahrsch [einlich] selbst und
drückt sich selbst. Er allein liegt ganz fest, er ist das So? poi 7ioi> cjtgi des
Archimedes. —
[316] Die ewig gleiche Quantität d [er] Materie gehört gar nicht in die Physik,
denn dfie] Natur ist gar nicht, sie wird bloß. —-
[317] Die Krystallisation ist d[er] Proceß d[es] Steins. — Das Erzeugen von
Licht, Feuer, Luft, Wasser, Erde ist d[er] letzte Proceß der krystall. [mi¬
schen] Natur. Darum sind es Elemente; nicht wegen einer eingebildeten
Einfachheit. —
[319] Die Natur ist nicht unendlich aber sie wird unendlich. Baader animalisirt
alles, Schelling chemisirt alles; das erste besser. —
[320] cHardenb. [ergs] 9er [Philosophie] will die 91» [Physik] verschlucken. Seine
Praxis ein Gemisch von Brown, Fichte, Sophie. Die Religion] wurzelt
150 [HI] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. 111.
[321] Wann ist d[er] Irrthum entstanden, daß patt [Mathematik] eine Wissen¬
schaft] bloß von d[er] Größe sei? —
[322] Alle Construct [ionen] sind eine cft [Synthese] vom Unendlichen und
Endlichen. —
[323] Sollte d[er] Tod nicht eine bloße Täuschung sein? Aller Tod ist partial,
aber es giebt ein totales Leben und d[as] Totale kann nur leben. Die
Sonnenfinsterniß kann nur ganz scheinen, die Sonne ist ganz. Warum
finden d[ie] Menschen nur ihre Träume so bedeutend, wie sie eigentl [ich]
alles finden sollten ? Sie werden es dann gewahr, daß sie ewig sich selbst
fremd sind. —
[324] Die Monde sind eine ganz andre Art von Weltkörpern wie die Planeten. —
[325] Der Vater liebt d[ie] Kinder wenn d.[ie] Mutter aufhört; erst bloß um
d[er] Mutter, dann um ihres Charakters willen. —
s.28 [32ß] Mensch ist was zugleich | Thier und Pflanze und Stein ist. Der Staat ist
eine mineral, [ogische] Masse von Menschen, der einzelne Mensch muß sich
zurPflanze bilden. Die höchste Moral ist vegetabilisch und d[ie] Humanität
ist eine Blüthe. Die Familie ist ein Thier von Menschen. Daraus ergiebt
sich zugleich was Natürlichkeit sei. Es ist wenn jemand in allen diesen
Verhältnissen cpu [physisch] ist. Alle Wollust und Leidenschaft laufen
darin zusammen. — <Also ist d[er] Staat etwas Natürliches und kann
ein Staatsmensch sehr wohl ein natürlicher Mensch sein. —>
[327] Schon d[er] Gedanke d[er] Natur wärmt unser ganzes Wesen und setzt
unsern Geist und Gemüth in kräftige Zeugungslust. Milder Puls d[er]
Unendlichkeit. —
[328] Mehre Menschen werden in d[er] nächsten Period[e] viell [eicht] Eins,
Verschmelzung und Zersetzung von Geistern. Ist etwa jene Natürlich¬
keit die beste Vorbereitung zum nächsten Leben — wird es nicht wilder
kräftiger, voller ausschweifender sein wie das jetzige? —Wie thöricht
also ist es, die kleinen Dissonanzen dieses mittleren Lebens nicht ertragen
können und dort Ruhe hoffen! —
[330] Jedes Glied eines unendl [ichen] Thiers wieder ein Thier. _
2799- Mat.[erialen] Kl[asseJ.
151
[331] Gold ist gleichsam die classische unter d[en] Materien. Die Krystalle und
was krystallisirt ist, will ins Leben oder kam aus dem Leben. Die Metalle
scheinen mehr poetisch; Feuer ist ganz religiös. —
[332] Die Welt im Ganzen und ursprüngl [ich] ist eine Pflanze und soll auch
wieder ganz Pflanze werden. Auch die Menschheit im Ganzen ist eine
Pflanze. —
s. 29 [334] Einige Geister sind mineral, [isch] und progreßiv, anidre animalisch und
cyklisch. Die höchsten aber wohl vegetabilisch. DerTod ist für d[en] Geist
vicll [eicht] zeitig und natürlich, wenn er es auch nicht für d[en] Leib ist.
Jeder Tod ist und muß natürlich sein. Alle Menschen sterben am Alter
d. h. sie fallen ab, weil sie reif sind.
[335] In d[er] Pflanze ist Leben und Bildung in innigster Harmonie, im Reich
d[er] Elemente ist beides in großen Massen geschieden, und es ist d[ie]
Sphäre d[er] Revoluzion. In d[er] Animalität ist eine Wechselwirkung
zwischen beiden und d[ie] Humanität ist die letzte schaffende Reflexion
d[er] Natur auf sich selbst. —
[337] Viell. [eicht] sind die Elemente Krankheiten. Offenbar muß d[er] Geist
mit einem Organ unmittelbar in Berührung stehn, denn sonst ging d[ie]
Vermittlung ins § [Unendliche] fort. Dieß ist d[as] Wahre an F[ichte]s
Theorie d[es] höhern Organs. Es heißt aber schicklicher auf alte Weise
Seele und ist weder bloß Natur noch bloß Geist, sondern ein Mittleres
zwischen beiden. —
[338] Seele d[er] Welt ist schon Objekt d[er] Religion. Vollkommnes Wesen
wirklich] ein pa-9-[mathematischer] Ausdruck für dasObj.[ekt] der Reli¬
gion. —
[339] Bei d [en] Thieren haben nur ganze Gattungen eine Seele, und darin liegt
die Erklärung d[er] Kunsttriebe. Das Eigene d.[es] Menschen ist, daß
jeder seine Seele fi-ir sich hat und daher Sympathie, Tollheit, Idiosynkrasie
und dergl. Soll Harmonie im Menschen entstehn, so muß sein Geist, sein
Leib ganz Seele werden. Die Seele selbst ist also das Mysterium d[er]
Harmonie. —
152 [HI] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. 111.
[340] Gefühl ist viell. [eicht] nur d[er] Seele eigen. Nur die Seele hat
Kraft. |
s.so [341] Arithm.[etik] steht in d[er] Mitte von Geom.[etrie] und Algebr.[a] wie
Pictur zwischen Musik und Architekt [ur]. —
[342] Dynamik die Wiss. [enschaft] welche handelt von d [er] Realität d [er]
paff [Mathematik]. —
[343] Schelling fehlt es bloß an d[er] Natur zur Physik. Die Dynamik ist ein
Mixtum aus Poesie und Mathem [atik], Leibnitzens ganze 9er [Philosophie]
muß dynamisch angesehn werden. Verschluckung und Entwicklung sind die
Actionen des mechanischen Lebens, die sich freil[ich] auch im Vegetabi¬
lischen] finden. Nach Sch. [elling] ist alles Dasein eine falsche Tendenz.
Nur die Naturgeschichte darf erklären wollen; die Dynamik muß rein
construiren. —
[344] Die Natur ist kein Gewächs, sondern ein Wachsen. Masse ist fixirter
Fluß. —
[345] Die Planeten mineralische Ganze. Ein Sonnensystem ist eine Familie,
eine Milchstraße eine Republik, ohne Centralsonne also oder wie sich
die bildet ists d[er] Anfang zum Ruin. —<An die Sonne. Apollo> Das
Licht d[as] Ephorat, d. [as] negative revoluz. [ionäre] Princip in dieser
universellen (im Werden) Republik. — Wahre Aufklärung wäre das
was Licht in diesem Sinne d. i. Religion. —
[346] Die Mineralien sind todt; also auch die Planeten selbst.
[347] Zweifel ob das Chaos Veget [abilisch] oder Anim, [alisch] gedacht werden
müsse? — Wir andern Pflanzen, Thiere, Menschen sind doch alle im
Sonnenwesen. Daher ist alle Naturgeschichte Astrologie. —
[348] Die Anatomie war wohl wie Alchemie in ihrem Ursprünge irreligiös. —
[349] Vielleicht ist jede Sonne ein Chaos. Astrologie ist der positive Pol dTer]
Theologie und nicht mehr 91) [Physik], — Theismus findet nur in d[er]
Astrol. [ogie] und Kabb. [ala] Statt. Der Begriff von Gott gehört unter die
völlig verlohrnen. —
[350] Das Eiern [enten] System ist in Gott selbst. Dann folgen d [ie] Gradazionen
von Steinen Pflanzen Thieren und d [ie] Menschen endl [ich] sind Refle¬
xionen Gottes auf sich selbst und in sich selbst. Wir sind Gottes
Gedanken, sein Bewußtsein. |
s.si [354] Giebt es denn eine bloße Mechanik in d[er] Natur — oder etwa bloß in
d[er] Welt, in d[en] Zwischenräumen der Natur? —
1799- Mat.[erialen] Kl[asseJ. 153
[352] Die Gesetze d[er] Kunst und die Verbindung d[er] Wissensch. [aften]
sind in ihrem innersten Wesen mechanisch und also göttlich. Auch die
Gesetze d[er] Seele desgl [eichen]. —
[353] Das Transcendentale ist Princip d [er] Physik, wie das Classische der
Kritik. < Besser dynamisch — Das Transcend. [entale] bezeichnet zu
sehr nur die Form des Cyklischen d[er] Vernunft.> —
[354] Ist nicht das Wasser etwa d[ie] Frucht des grossen Minerals ? — Nahrungs¬
stoff. —
[355] Im Kern d[er] Erde viell [eicht] ein xa [Chaos] von Min.[eralischem] Vege-
t. [abilischem] Anim [alischern]. Die Erde in der die Form der Krystall. [i-
sation] aufgehoben ist, gleicht d[en] abgetrennten Blättern, kurz d[er]
veget. [abilen] Materie nach getrennter Organisation. —
[356] Die Erde muß sich von innen heraus bilden. Woher d[er] Mensch? —
Aus d[er] Mitte d[er] Erde, deren Kern ein versteinter Gott ist. —
[357] Aller Glaube alle Zuversicht ist astrologisch. —
[358] Elektrizität] das Fantastische in d[er] Welt. Licht ist mystisch], Mag¬
netismus] wohl d[as] höchste Phänomen; Schwere und Licht nicht
davon zu trennen. Licht ist wieder Rückkehr zum Göttlichen oder
Urquell.
[359] Natur und Universum so wenig als ein Ich aus Eindrücken zu sammeln.
Die Natur ist Liebe zur< flüssigen> Materie geworden, wie das Universum,
objektivirte, fixirte Vernunft. Die Einheit d[er] Organisation ist nicht
eine vernünftige und wechselzweckige sondern Liebe ist Wurzel und
Kern. Viell. [eicht] fehlt es d[en] Thieren nur an Liebe nicht an Vernunft.
Von d[er] Natur kann man nur in Bildern reden. —
[360] Die Geschichte d[er] Natur bleibt d[em] Zeitalterder (neuen) Mythologie
überlassen. — <Mythol. [ogie] soll ins J [Unendliche] fortschreiten>
[361] Die Liebe ist der Funke d[er] Gottheit durch d[en] das Universum zur
Natur wird; und durch Vernunft kehrt d[ie] Natur wieder in d.[ie] Gott¬
heit zurück. — Viell.[eicht] wird d[as] Licht auch erst zuletzt erkannt
werden mit Mythologie],
s. 32 [363] Müßte es nicht d [er] Analogie nach vom Mittelpunkt d [er] Erde aus, wo
d[ie] Materie anfängt, einwärts gekehrte Menschen geben? —
[364] Die Sterne keimen unmittelbar aus d. [er] | Geisterwelt. Wo die Planeten
herkommen, da kommt auch die Sonne her. Also kein Ausstößen. —
[III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.
i54
[365] Schwere viel] [eicht] gleichzeit mit d[em] Licht, beide ganz andrer Modi-
ficationen fähig. —
[367] Daß es überhaupt Experimente giebt, sehr wunderbar und viell. [eicht]
nur astrologisch zu erklären. —
[370] Die Idee d [es] Schicksals d [er] Nemesis, ist immer und ewig d [ie] Grund¬
idee d[er] Historie und alle Historie ist also astrologisch. —
[371] Die Princ[ipien] d[er] pod)-[Mathematik] sind magisch; aber die der <pu
[Physik] Plast, [isch] und Hist[orie] astrologisch. Die Kabb. [ala] geht
[372] Die Planeten d [ie] d[er] Sonne am nächsten sind religiöser; die entfern¬
teren sehr romantisch. Wir in d.[er] universellen und mythol.[ogischen]
Mitte. —
[373] Die Gymnastik eine all [Synthese] von Plas[tik] und Hist[orie]. —
[374] (pucru; nur da wo ein cpueiv Statt findet, also nur in d [en] Sphären d [er]
Bildung. —
[375] Die Kometen sind vermuthl [ich] ganz irreligiös, bloß 7T [poetisch] und
9 [philosophisch], excentr [ische] Disharmonien — Unsre ewige Krankheit
dagegen ist die Mittelmäßigkeit.
[376] Divination ist das Princip der Astrol[ogie] und Historie; das ist das
gewisseste. Aller Witz ist im innersten Kern divinatorisch und astrolo¬
gisch. —
[378] Der Physiker hat es mit d [er] Natur zu thun, der paB- [Mathematiker] mit
d[em] Universum. Die Physik ist eine Kunst — Witz und Glauben gleich
sehr darin herrschend. — <Nichts ist erbärmlicher als ein Physiker ohne
Witz.> Alle Physik ist Lumperei die nicht auf Astrologie ausgeht. Der
s. 33 Spinosismus d[er] Physik bedeutet eigent [lieh] nur die Affinität! derselben
J799- Mat.[erialen] Kl[asse]. 155
mit d. [er] Poesie. Die Methode d[es] Physikers muß historisch sein —
sein letztes Ziel Mythologie. —
[379] Die höchste Darstellung der Physik wird nothwendig ein Roman. Ideen
d[er] Mythologie; die Bruchstücke von d[er] Geschichte der Natur. Das
ist aber schon Mythologie.
[381] Eine cpu [physikalische] Ansicht d[er] pa-9-[Mathematik] zur cpu [Physik].
Der Anfang der cpu [Physik] muß paD-[mathematisch] sein, wie d[er]
Anfang der paO-[Mathematik] physisch. —
[382] Die wahren axopot, sind die großen Individuen der Natur z. B. die Ele¬
mente, die sogenannten Reiche d[er] Natur, die Planeten und Sonnen¬
systeme]. Alle Materie ist Peripherie, d[as] Centrum liegt in d. [er]
Geist erwelt. —
[383] Die Materie ist ein Niederschlag d. [es] Geistes. Die Construction d[er]
Qualität und d.[ieJ Regel d[er] Succeßion die Hauptsache. Der Indifferenz¬
[384] Alle Empirie ist divinatorisch, die Empirie ist positive Divination,
Skepsis negative. —
[385] Was hemmt die Explosion d[er] Produktivität? — Daß die Natur Gott
ausdrücken soll. Nicht nur d[as] Einzelne in der Natur ist Hieroglyphe]
sondern auch sie selbst im Ganzen. Allegorie und Individualität sind in
d[er] Physik einheimisch; die Poesie hat sie nur zu Lehn. —
[388] Findet etwa zwischen Sonne Erde und Mond ein Galvanismus Statt ? —
15 Schlegel, Band 18
156 [HI] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.
s. 34 [390] Betrachtet man d[ie] Natur als frei durchaus idealistisch, so erhält man
Historie, deren Gegenstand d[as] freie Werden ist. —
[391] Viell.[eicht] läßt sich das Leben nicht rein physisch sondern nur historisch
erklären und construiren. Ja ohne Religion wirds keiner begreifen. —
[392] Die Natur ist durchaus mythol.[ogisch] und nicht mehr <pu [physikalisch].
Das Lehen d[er] Welt ist Gegenstand d[er] Physik, die Bildung d[er]
Menschh. [eit] ist Ct [Centrum] d[er] Hist[orie]. —
[393] Das Wesen d [es] Lichts muß aus d [em] Galv. [anismus] zu entdecken
sein. Magn[etismus] hat sein Wesen in d[er] Erde, Elektrizität] =
Feuer, jzy. [Chemie] beschränkter auf Wasser. —
[394] Es giebt auch eine [raff [mathematische] ^[Psychologie], die zur Mytho¬
logie] und zum Idealismus. —
[397] Luft, Wasser, Erde und Feuer müssen ihre Analoga im Menschen — wie
das Licht zum Beispiel die Religion ist. Wasser etwa Poesie — ein süßes
nahrhaftes Wesen — In d[er] cp [Philosophie] ist Lebensluft und Stick¬
stoff gemischt. — Feuer muß überall unsichtbar vorhanden sein — wo
Erde ist — das ist d[er] Sinn des Centralfeuers. Feuer ist das Esoterische,
Erde das Exoterische. —
[398] Die Ellipse, der Cirkel, die Parabel und Hyperbel sind nur Explosionen,
Entwicklungen d[es] Punkts, der höchst mystisch gedacht werden muß.
Im primitiven Punkt ist Dualität. Ellipse das erste Symbol desselben;
Cirkel und Parabel nur Abweichung, Extreme d [er] Progr. [ession] aller
Nüangen von Ell.[ipse] selbst nicht mehr. —
[399] Was d[er] Punkt für die Geometr[ie] ist x für Algebra. Näml[ich] das primi¬
[400] Die Linie an sich ist immer krumm; die grade Linie ist schon eine
Fläche. —
[402] Die wichtigste und höchste Ansicht der Natur ist wie Bruchstücke eines
großen unter gegangenen Dichters. Dieser Dichter ist Gott. — |
1799• B- zur Psychologie. 157
s. 85 [403] Das Ct [Zentrum] d [er] Erde ist d [as] Lehen, närnl [ich] die besondre Art
von Leben, die hie Statt findet. — Licht und Leben also die bekannten
Pole d[er] Physik — aber das System d[er] Geschichte d[er] Natur fehlt
uns es ist d[er] nächsten Generation Vorbehalten. —<Die jetzige Lage
d[er] 9U [Physik] darin grade umgekehrt wie die der Historie. > Das Lehen
ist nur das Mittlere zwischen d[em] Licht und d[er] Materie.
[404] Die paff [Mathematik] muß historisch, universell und chaotisch gemacht
werden wie die Hist[orie] — ouctt[systematisch], —
[405] Alle Mechanik geht auf eine Geschichte vom Ursprung d[er] Natur. Die
Dynamik geht auf Zauberformeln und ist magischer. —
[406] Jeder Gedanke ist ein jz\l [chemischer] Proceß; die Transc[endentale]
Methode ist Galv[anisch], Das 9a[Philosophieren] ist künstlich] 90
[407] [Psychologie] die Wiss. [enschaft] vom Beseelten, von d[er] Seele, auch
d[er] Welt, von d[er] niedrigsten Stufe bis zur höchsten. —
[408] Die Sexualität muß in d [ie] Elemente gesetzt werden — der chemische
Proceß gleicht d[er] Zeugung. Auch in d[en] Farben findet viell. [eicht]
Sexualität Statt.
[410] Die Poesie ist d [er] Instinct d [es] Relig. [iösen] Menschen, die 9er [Philo¬
sophie] seine Tendenz.
[411] Algebra ist Kunst, Geom. [etrie] ist Wiss. [enschaft] beide sind ideal.
Re[al] sind Mechanik] Dynam[ik] pp —
[412] Es gibt kein Universum als d[as] werdende, also Natur; die Natur aber
können wir nur durch die Sinne begreifen, also ist die Wissenschaft]
der Natur Aesthetik.
[413] Die Kraft d[er] Trägheit kein übler Ausdruck für das ursprünglich]
hemmende und bindende. Die Schwere ein mittleres Resultat zwischen
dieser und d[em] Licht. Oder Bewegung zwischen Schwere und Licht.—
[414] Wenn es mit d[em] Galv [anismus] seine Richtigkeit hat, so muß eine
ganz neue Logik durch ihn entstehn. —
158 [HI] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. 111.
[415] Viell. [eicht] ist jede Kunstfertigkeit eine Krankheit d[es] Geistes, die man
sich künstlich inokuliren muß und der innre Geist der geistigen Gym¬
nastik auf die Art pathologisch. Daher das Epidemische d[er] Kunst.—
[416] Materie ist Geist in asthenischem Zustande. Die Materie ist 1) chemisch
betrachtet erstarrter Geist 2) medicinisch betrachtet kranker Geist. — |
[418] Läßt sich jene Ansicht d[er] Materie aufs Ganze anwenden, so ist die
Natur ein kranker Gott, existirt gegen s. [einen] Willen und ist ein Werk
d[es] Teufels. —-
[419] Die Zeugung in Luft, Wasser, Erde wird erst durchs Licht und dessen
Brunst rege. — Die Sonne und die Planeten begatten sich offenbar. —
[420] Die Botanik und die Geogonie gränzen zunächst an Poesie. —- Auch
Medicin und Chemie ist nicht möglich ohne eine mytholog. [ische] An¬
sicht d[er] Natur; sonst fehlt es ihnen an Herz, die Principien aufs
Ganze mit Consequenz auszudehnen. -—-
[421] Es giebt nur drei Elemente — Erde, Wasser und Luft — Feuer ist ein
Proceß, ein Phänomen, kein Individuum, keine Masse. Wasser Vege¬
tabilisch] — Luft Anim, [alisch]. Giebts ein ursprüngl. [iches] Wasser, so
giebts auch eine Urpflanze. — Luft ist wohl d[as] erhaltende Princip;
Feuer das auflösende. —
matik], —
[424] Sind nicht alle Krankheiten, wenigstens die lokalen, organisch, wie die
epidemischen die Wirkung d[er] Gifte? — Falsche Tendenz d[es]
Bildungstriebes. Der Mediciner kann aber viell. [eicht] doch nichts als
den Instinct hemmen oder befördern, stärken oder schwächen, durchaus
nicht in seine Individualität eingreifen. —
[425] Wer nicht Mediciner oder Chemiker ist, kann nichts wollen in d [er] Physik
als Astrologie. —
[427] Da Feuer das Symbol d[er] Auflösung ist, und dieses so beziehungsvoll
gegen die Metalle, so wird vielleicht] die Natur selber am jüngsten Tage
Gold machen, und die Erde sich in solches auflösen, wenn Gold etwa
s. 37 Centralmetall ist. Also wäre es Hierolglyphe unsrer künftigen Befreiung.
J799- B. zur Psychologie. 159
Gold das höchste mittlere zwischen Licht und Erde, wie unter d[en]
Thieren d[er] Mensch. Die Mineralien zu d[en] Metallen wie Thiere zu
d [en] Menschen — Ohne Metalle ist d[er] Mensch nichts. Zweifel ob nicht
das Eisen Centr[al]inetall ist. Gold und Silber nur asthenisches Eisen —
oder die Affin [ität] desselben. Viell [eicht] ist das Eisen nur darum das
höchste Metall, weil es das Metall d[er] Erde ist. Gold ist viell. [eicht] ein
unvollkommnes Anstreben nach Sonne usw. —
[428] Die Mineralien viell. [eicht] nur unreife Metalle, wie Fische, Würmer
asthenische Thiere ?
[429] Die Id[eelle] Kraft d[es] Menschen als Instinkt d.[es] Menschen zu
betrachten; die Re [eile] ist ist d [ie] Fantasie die schaffende Einbildungs¬
kraft, die produktive Anschauung. <Die Fantasie ist d[as] Divinatorische
im Menschen.> Durch jene (^[Psychologie] wird Genialität] und Divi-
n[ation] der Wissenschaft] unterworfen. —
[430] Wie sich d [ie] Materie oder vielmehr die Bewegung überhaupt noch mathe¬
matisch construiren läßt — so läßt sich die Ellipse schon physisch de-
duciren. Wie mit jener d[ie] Chemie endigt, so beginnt mit dieser die
Geometrie.
[431] Genie ist die reelle Kraft des Menschen, wie Novalis den Idealismus
richtig ansieht, daß d[er] gesunde Verstand, d[as] allgemeine Denken
Produkt eines unbewußten Genies der niedrigsten Potenz ist. Genie ist
Erde Fantasie ist Licht Genie ist d[as] Vermögen d[er] Kunst, Fantasie
das letzte Princip aller Wissenschaft. —
[433] Die höchste Ansicht d[er] Sterne d[ie] von d[er] Musik der Sphären —
Nichts von Centralsonne, dies ist ein grober Tellurismus. Könnte die
Sonne nicht willkührlich Bewegung haben ? |
s. 88 [434] Da wir noch mit d[en] Sternen in Verbindung stehn, so muß sich auch
noch eine Analogie für die Sterne auf d [er] Erde finden ? — Etwa das
Wasser und die Pflanze als Symbol aller Entstehung ? —
[436] Die Scala d [er] Erde geht viell. [eicht] vom Eisen zum Menschen. Aber
darum ist nicht alles Gradation in d[er] Natur.
[437] Der Mensch kann und soll ganz Sinn werden, so geschiehts ihm in d[er]
Liebe. Aber Auge und Ohr sind die ersten Pforten.
i6o [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.
[438] Nur der Mann ist fähig die Natur zu erkennen. Die Frauen sinds nicht
aber die Relig[ion] sollten sie in sich bilden und durch sie sollte die
Religion] in Revoluzion gesetzt werden.
[439] Die Natur allein hat hierarchische Kraft, nur sie ist Ct [Zentrum], zu ihr
kommt man von allen Seiten. —
[441] Der Verstand ist einer unendl. [ichen] Ausbildung fähig, läßt sich ewig
immer höher organisiren — wo Genie ist und durch Genie, durch gött¬
liche Ansteckung.
[442] Alle Schöpfung die wir zu ahnden glauben ist nur Fortsetzung — er¬
scheint in d[er] Natur als Räthsel und Zufall; die unmittelbare Anschau¬
ung d[er] Schöpfung fehlt uns ewig. —-
[443] So wie der Mensch d. [er] Schöpfung sich d[ie] Natur nicht würde denken
können, so umgekehrt kann sich d [er] Mensch d [er] Natur d [ie] Schöpfung
nicht denken. —
[444] Der Vater ist d[as] Universum, d [er] Geist Schöpfung, d[er] Sohn Natur.
[445] Das Leben ist noch etwas mehr als jenes [chemische] Spiel — es ist
Symbol d[er] Schöpfung — Gegensatz d[er] Natur und in so fern hebt es
sich selber auf. —
[446] Die Natur kann sich nur der Dichter denken; dem <p<r[Philosophen] ist
die Vorstellung Gottes am natürlichsten, dem Physiker d[ie] d[er] Schöp¬
fung. —
[448] Das gemeinsame Princip für alles Spiel von Bewegung auf d [er] Oberfläche
d[er] Erde, ist in d[er] Luft zu suchen. — Oder wäre es Licht, Wechsel¬
wirkung d[er] Sonne und Erde? — <Wo dieses Spiel in d[er] höchsten
Potenz ist, muß es die Bewegung der Sterne bedeutend Und so ist Luft
ein eben solcher Repräsentant wie Eisen; die Scala d [er! Erde zwischen
Luft und Eisen, der Mensch das höchste Mittlere. —
[449] Der Teufel ist nur im Menschen (und auch in Engeln das ist gleich.)
nicht in d[er] Natur. Gewiß ists daß das Böse nur durch Ansteckung ent¬
steht. In d[er] Natur ist alles gut; was böse scheint, ists nur relativ wie
das Anorg[an]ische — nicht absolut. —
[450] Raum ist d.[as] Element d[er] Schöpfung, die in einem Atom von Zeit
gedacht werden muß; Zeit ist d [ie] Form d [er] Natur. Der Raum vielmehr
die Fessel der Natur, aber eben darum die Ursache, daß sie nicht unend-
J799- B- zur Psychologie. 161
lieh schnell abläuft. So ist Zeit die Fessel des Geistes, der Schöpfung,
ohne welche sie keinen Raum erfüllen würde.
[451] Die ganze Natur ist Christus, Morgenröthe oder Mittler. Der Geist — die
Tiefe, der Vater, das Centrum. Der Geist und d. [er] Sohn greifen überall
in einander, die Schöpfung dauert noch fort —.
[452] Die Natur und die Schöpfung sind d[er] große Dualismus d[er] Welt.
Die Schöpfung will Gott entfliehen, die Natur, grade das Gebildete will
wieder in ihn zurückfließen. Also ist nur d[er] Tod d[er] Weg zu Gott;
der Tod ist viell. [eicht] d[er] Zweck d[er'J Natur, das Leben nur das
Mittel dazu. —
d. h. genetisch. —
[455] Alle mystischen Gedanken, höchste vollendete Gedanken, haben keinen
andren Inhalt als die Natur und Gott. Aber eben das gilt auch von den
Anschauungen und Gefühlen. |
s. 40 [456] Die Natur ist eben so weit über die Wissensch. [aft] hinaus als über die
Kunst. Nicht als sollte man nicht ewig mit d[em] heiligsten Ernst und
d[er] strengsten Strenge studiren, als führte nicht Strenge und Tiefe der
Wissenschaft] in einer gewissen Höhe selbst zur Natur. Aber alles dieß
reicht noch nicht hin — auch ist das endliche Resultat eine Wiss. [en-
schaft] aber eine mystische; die W. [issenschaft] der Natur ist die Wis¬
senschaft] aller Wissenschaften.
[457] Licht und Schwere verhalten sich wie Metalle und Menschen. —
[458] Auf d[em] Monde sieht man alle Planeten im Universum aber keine Sonne.
[459] Wir denken uns das Universum, besonders wenn vom ewigen Leben und
dergleichen] die Rede ist, noch auf dieselbe Weise idealisch und doch
unter d[er] Wahrheit, wie d[er] Unerfahrne sich die Gesellschaft und die
Menschen denkt. Eine Aussicht in d. [ie] unbestimmte Ferne, so wie das
lose entfernte Verhältniß, in dem die Erde mit d[en] Sternen steht, gehört
zum eigentl [ichen] Wesen des Menschen.
[460] Wie Metalle im Feuer leben durchs Feuer wurden, so ist d[er] Mensch
viell. [eicht] nur eine Entwicklung — in der ältesten Revoluzion — aus
der Luft, in der d[ie] Kraft des Menschen schlummert. — Sollte es
nicht ursprünglich] und specifisch verschiedne Menschen geben nach
d [en] Planeten und d [er] Sonne wie Metalle ? —
[461] Ohne Vergötterung d[er] Thierheit ist an Plastik gar nicht zu denken.
IÖ2 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.
[462] Das Salz (so die Natur in grossen Massen hervorbringt) scheint das zu
sein, was die Metalle und Steine mit andren Sphären en rapport setzt.—
[463] Die praktischen Menschen sind ein Analogon d[es] Eisens; die Künstler
sind die solarischen Menschen. Viell. [eicht] giebt es unter d[en] Frauen
weder Gold noch Eisen, sondern nur von d [er] Art der mittleren Metalle.—
[464] Durch die chemische Ansicht wird die Natur zum Schein; auf d [en] ersten
Blick macht dieß d. [em] Enthusiasmus der 7i [Poesie] durchaus ein Ende.
Näher betrachtet giebts ein großes Fundament. —
s.4i [465] Wie d.[er] Wissenschaft |l[iche] Mediciner sich zur Physik verhält, grade
so sollte sich der wissenschaftl [iche] Kaufmann zur Algebra und Mathe¬
matik verhalten. —
[467] Wasser das Element des Elements; hier zeigt sich klar das u 9-[Synthese]
aus zwei Factoren d[er] Charakter d[es] Elements ist. —
[468] Das böse Princip in d[er] Natur ist die Schwere — dem Licht entgegen.
Alles Edle in d[er] Natur strebt nach d[em] Licht und sinkt endlich
wieder in d[ie] Schwere zurück. Alles was in d[er] Schwere und durch
die Schwere sein Dasein hat, nui relativ wie d[ie] Unvernunft. — Der
Ursprung d[er] Schwere muß eben so zufällig und eben so nothwendig
gedacht werden wie der Sündenfall. —
[469] Der Tod, einzeln betrachtet ist ein Schein im Schein, wie d[ie] Bosheit —
das Negative in d[er] zweiten Potenz.
[470] Für d[en] Menschen ist d[ie] Harmonie, der mittlere Durchschnitt von
Licht und Schwere das angemessenste,das schönste. Das ist sein Element,
seine Sphäre; je näher dem Durchschnitt, je menschenähnlicher. —
[472] Daß Negative hat nur in d[er] Sphäre seines Positiven Realität; außer¬
dem ists Nullität
[473] Das yj? [Christentum] ist nur immanente Religion. Sie ist nur für Menschen;
da es nun aber Charakter d [es] Menschen ist, mehr zu sein als ein Mensch,
so ist es wieder gar nicht hinreichend für ihn und die alte Relig [ion] ist
es weit mehr. —
1799■ B- zur Psychologie. 163
[474] Die Schwere ist das Isolirende und das Isolirte in d[er] Natur. Der
Mittelpunkt zwischen Licht und Schwere ist nicht ein leerer sondern
die organisirteste Organisation. — So auch d [er] Mittelpunkt der Poesie
zwischen Vernunft und Unvernunft. — |
[476] Nur d[as] Extreme und das Medium von hohem Werth in der Natur —
Metalle, Pflanzen, Menschen — Thiere und Krystalle sind unwürdiger.
Desgl [eichen] Feuer und Luft —Wasser, Licht und Erde d.[as] höchste.—
[477] Die Organisation kann nur teleologisch verstanden werden. Die Astrolo¬
gie ist die Wiss. [enschaft] von der Bedeutung d[er] Natur. Die Chemie
ists von ihrer Kraft. Der Dynamik (die mehr polemisch ist) entspricht
die Algebra -— der Astrol. [ogie] d[ie] Geometrie. Dieser — Astrol[ogie]
— realistische Factor <d[er] <pu[Physik]> ist d[er] höchste, denn nur
Deutsche sind a la hauteur desselben. — Viell. [eicht] selbst d[er] Dualismus
d[es] Antiken und Modernen zur Astrologie]. —
[478] Gegen d[as] Medium von Licht und Erde, welches die beste Sphäre für
d [en] Menschen ist, giebt es wohl auch einen Gegensatz, wo etwa Licht
und Erde am meisten von einander getrennt sind. —
[479] Die cd} [Synthese] von Menschen und Welt giebt erst d[en] Begriff von
Universum. Dessen Gegensatz ist Chaos, und ihre Mitte ist d[ie] Natur.
Daß d[er] Mensch sich nicht zur Natur mitrechnet, ist nur eine praktische
Täuschung. Das Moralische im Ursprung d[es] Menschen erklärt sich von
selbst, obgleich es ein Wunder ist. Aber das Physische ists worauf es
ankommt. —
[480] Sind nicht alle Arten von Pflanzen und Thieren nur falsche Tendenzen
d[er] Erde in ihrem Bestreben nach Menschheit, verunglückte (Versuche
nach derselben) Menschen ? —
[481] Sonderbare Divination d[er] Thiere, die wir Instinct nennen. Sie ist bei
d [en] Menschen mehr und weniger auch, anders gerichtet und zerstreut.—
[482] Da noch Ringe um Planeten sind, so liesse sich denken, daß sich noch
mehre Monde von d[er] Erde ablösen, und diese sich dadurch verjüngen
werde ? — Der Mond war am Ende dieselbe Tendenz nach Sonne, wie
alle Organisation auf der Oberfläche. Man könnte von dieser sagen, sie
s.43 sei | ein Mond der nicht Kraft genug hat sich loszureissen. —
[483] Es gab eine Menschheit vor uns und wird eine vor uns geben. Diese zu cha-
rakterisiren, dahin reicht unsre Divination. Die Menschheit ist aber auch
nur ein Proceß. Die Schlacke wird zum Mond, der Geist fliegt zur Sonne.—
164 [HI] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.
[484] Ist d[ie] Erhöhung d[er] Erde um den Aequator nicht fix, so muß sie
progreßiv sein und so muß es wieder dahin kommen, daß sich ein Ring
ablößt und ein Mond bildet. —
[485] Man kann so wenig Gold machen wollen als Titanen zeugen. Nach d[er]
gewöhnlichen] Ansicht ist es ziemlich unbegreiflich daß man jenes nicht
kann. —
[488] Wir sind jetzt auf d[em] Punkt wo wir Gott und ewiges Leben positiv
und materiell erkennen müssen.
[489] Die Tugend ist das was die Erde d[er] Sonne für das Licht zurückgiebt.
Sie ist also das eigentlich] dunkle Licht und nur in dieser Ansicht hat sie
Magie und Realität in der Welt. —<Die Liebe als Indifferenzpunkt der
Menschheit >
[490] Das Wesen d [er] Dinge bedeutet das Wesen d.[es] Ganzen, dieses kann nur
außer diesem Ganzen erkannt werden. Das unsre z. B. von d[em] ersten
Mensch [en] bis zur letzten Zeit wenn wir zuvor d [as] künftige Leben auf
d [er] Sonne, die vorige und die nächstkommende Epoche auf d [er] Erde
divinirt haben, und da einen Standpunkt für das jetzige Universum
gefunden. — Nur dieTiefe zu enthüllen, ist Sache d[er] Physik. Die volle
ganze Anschauung zur tt [Poesie]. — <Eben das gilt von d[er] Kentniß
d[es] Menschen. Also kann das Ganze dieser Kentniß nur in tc [Poesie]
mitgetheilt werden.>
[491] Wo Einheit ist, da ist auch Bewußtsein. Es ist Grund genug da, die
Sonne und Erde für Einheiten zu halten. (Die Gedanken der Erde müssen
s.44 sich construiren lassen) | Mit d[er] Freiheit streitet das nicht — viel¬
leicht] findet die auch nur da Statt, wo mehre in d[er] Gattung sind.
Ein Zeitalter d[er] Menschheit ist ein Gedanke d[er] Menschheit. Hier
auf diesem Standpunkt verschwindet die Freiheit d[es] Menschen.
[492] Das nächste Geschäft der 90 [Philosophie] als solcher für <pu [Physik]
müßte ctxstct [skeptisch] sein zum Gegengewicht der Empirie. _
[494] Es muß einen Indifferenzpunkt zwischen d[er] Sonne und d[erj Erde
geben, diesen bezeichne man aether; und ist das nicht eigentlich]
d[er] Olymp d[er] Alten, ist da nicht Himmel und Gottheit? — Die
Tiefe als Erebus. —
[495] Daß die Erde Bewußtsein hat, darum anzunehmen, weil sie eine wahre
Einheit ist und sich Menschheit aus ihr entwickelt. Das Bewußtsein d[er]
Erde und d [es] Menschen zusammen ist nur die Antithesis von d [em]
Bewußtsein d[es] Aethers. —
[496] Das letzte Resultat d [er] Dynamik, daß die Natur nur eine ins Unendliche
unendlich verschieden potenzirte Null ist, macht einen herrlichen Ein¬
gang zur Theosophie und Religion <Das Transzendentale] und das
Absol. [ute] als die beiden Factoren d[er] Theorie. -—>
[497] Die Liebe ist schon ein sehr potenzirter Indiff [erenz] punkt — der des
innern Menschen ist die Fantasie, der des äußern d[ie] Schönheit. Die
Liebe für beide, er selbst ein Gemisch von Aether und Eisen.
[498] Der Physiker, der Skepsis und Empirie in sich vereinigt wird dadurch
schon zum Kritiker, die Natur wird ihm Text, er inteipretirt die Natur
mit d[em] Sinne als der große Kritiker d[en] Autor. —
[499] In d[er] Dynamik ist das Problem das Seyn d[es] Werdens darzustellen,
in der Kosmogonie hingegen das Werden d[es] Seins. —
[500] Die Oberfläche d [er] Erde ist verkalktes Metall — die Verbrennung hat
also schon an gef an gen und dauert noch fort. Die Menschheit selbst als
s. 45 Proceß ist d [ie] höchste Potenz der | Oxydation für diese Epoche d [er]
Erde. —
1800. 1.
[501] Es läßt sich denken, daß d[er] jetzigen Epoche auf derselben Erdober¬
fläche noch eine andre bloß mineralische voranging, zur Bildung der¬
selben. Viell. [eicht] mit unvollkommnen Ansätzen von Vegetation] und
Anim[alität]. —
[502] Alle Metalle die zu uns kommen, sind viell. [eicht] nur durch eine zufällige
Reduction entstanden, die durch eine große Entzündung geschah, etwa
während d [em] Uebergang vom mineral, [ischen] zum humanen Abschnitt
d [er] jetzigen Epoche.— Sind dieTropfen sphärische Krystallisationen ? —
i66 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.
[503] Die Erde als Individuum muß jetzt eben, weil d[ie] Einzelnen in und an
und auf ihr leben, in einem negativen oder neutralen Zustande sich
befinden. Sie schlummert <Eine große Revoluzion ist ihr Wachen. >, sie
hält d[en] Athem an, schlägt ihr Puls einmal im Großen, dann wird alles
einzelne Leben still stehn. —
[504] Ein Hauptsatz in Baader ist, daß die Energie d[er] Materie nicht dieselbe
bleibt, daß sie perfektibel; daraus folgt von selbst daß die höchste Kent-
niß d[er] Natur nicht reine Wissenschaft sondern Geschichte ist. <Hier
hat d[ie] Divination ihr Gebiet> Etwas ähnliches setzt er in dfer] Luft,
in d[er] Monas, als d[as] centrirende Princip der Trias. —
[505] Die Monde kehren viell. [eicht] zunächst zurück in d [en] Aether, die Sonne
d[er] unmittelbare Niederschlag. — Oder ist die mittlere Region die der
Rückkehr und lösen wir uns zunächst in die unsichtbare allgegenwärtige
aetherische Centralsonne auf? Nach Baaders Ansicht kann auch Materie
vernichtet werden. —- Die Monde viell. [eicht] die Exkremente d[es] Uni¬
versums. — Es ist nicht eine Centralsonne, sondern ein Centralaether. —
Die Sonne zugl. [eich] mit d [er] Erde aus d [em] Aether niedergeschlagen;
die Kometen ein Gegensatz gegen beide.
[506] Die reine Physik muß von Mathematik völlig geschieden werden; dann
berührt sie unmittelbar die 71 [poetische] Ansicht der Natur. |
[508] Sehr gut daß d[er] Mond immer dieselbe Seite nach d[er] Erde kehrt.
Man lebt auf Sonne und Mond wohl nur in d.[er] Erinnerung, nicht in
d[er] Gegenwart. —
[509] Leben d[ie] Sonnen viell.[eicht] von d[en] Erden? Blättern sich Erden
von d[en] Sonnen ab, wie Monde von diesen? —
[510] Centralaether in d[er] höchsten Potenz ist Gott, <pu [physikalisch] ausge¬
drückt. Wo Gott körperlich gedacht werden muß, nicht prak[tik]abel
aber materiell — Luft y — °. —
[511] Die Milchstraßen sind viell. [eicht] in eben d[em] freien Verhältniß wie
d [ie] Sonnen unter sich.
i8oo. i. 167
C512J Die Mittelmäßigkeit unsres Daseins ist so groß, daß sie sich auch noch
aufs nächste erstrecken muß, obieich dieß schon entschiedner sein kann.
[513] Die Alten dachten sich die Unterwelt bloß auf d [er] Erde; die [Christen]
unmittelbare Rückkehr in d[en] Centralaether; die Wahrheit liegt
zwischen beiden.
[514] Die Dynamik hat nur einen negativen Werth wie die jetzige <pcr[Philo¬
sophie] — von der Furcht vor d[em] Unendlichen und von der empiri-
stischen Beschränktheit zu heilen. —
[515] Meine alte Idee vom Universum als erstarrter Vernunft ist d[er] Gesichts¬
punkt d[er] Dynamik; die entgegengesetzte d[er] Natur als einer flüßig
gewordnen Liebe ist d[ie] Ansicht d[er] Astrologie. —
[516] Baaders 7^ noch ferner sehr anwendbar. Luft und Wasser im positiven
und negativen Zustand so auch Pflanze und Thier; die Mineralien
stehn im Indifferenzpunkt, sind jetzt neutral, das Leben in ihnen
latent (Gott ist überall latent.) Licht als viertes Element der Hauch von
oben, so wie im Menschen. —-
[517] Nicht nur die Erde sondern auch Luft und Wasser sind schon ver¬
brannt. —
[518] Auf d[em] dynamischen Standpunkt müßte auch die Verschiedenheit
s.47 zwischen Geist und Materie 1 bloß graduell erscheinen, wenn er nicht
d [en] Geist streng genommen läugnete. — Bewegung (qualitative) Wärme,
<
Leben, Seele und Geist zu construiren in einer Scala. — Wärme in dieser
Scala d[er] Centralproceß.>
[519] Die Kometen vielleicht] das Göttliche in dem A des Weltsystems,
eben wegen d[er] großem Unregelmäßigkeit.
[52uj Im Blut zugl. [eich] Metall und Salz — alle Steine viell [eicht] eine oT [Syn¬
these] aus Metall und Salz —Oel (Blut, Wein) das göttliche Mineral.—
[521] Mit d[er] Organisation endigt d[ie] Dynamik, sie kann sie nicht mehr
construiren, eben so wenig als die Elemente. —
[522] Wenn d [ie] Kometen die Gemeinschaft der Sonnen unter sich zu erhalten
bestimmt sind, so versteht sichs ohnehin daß sie für diese das göttliche
Princip sind. —
[523] Die Dynamik strebt alle Materie in Aether zu verwandeln. — <DerAether
gehört nicht mit in die Scala d [er] Dynamik, sondern wird durch einen
Salto gesetzt, wie bei Kant und Fichte Gott und Freiheit. —>
[524] Die Urgebirge sind viell. [eicht] zugleich mit d [em] Mond entstanden, haben
diesen, da er noch Erdrinde war abgesprengt. Die zweite vorgeblich]
i68 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.
durch Wasser gebildete wäre dann etwa ein Produkt der vormensch¬
lichen Epoche seit Entstehung d[es] Mondes. DieUrgebirge ein Aushauch
der innern Erde, die jetzt d[en] Athem anhält. —
[525] Daß man durch d [as] Glühen oxydirte Körper desoxydiren kann, spricht
für meine Vermuthung daß Wärme d[er] mezzo termine zwischen jenen
beiden Processen sei. Der Körper kehrt also durch d[en] höchsten Grad
d[er] Wärme, wenn er vorher oxydirt war, in sein natürliches Gleich¬
gewicht zurück. —
[526] Verstehn die ältern Chemiker etwa unter d[em] Phlogiston d[as] Impon-
derable, d[en] Aether? — Gott ist das Ct [Zentrum] aller Ct[Zentral]-
äther —to 7rpcoxov xivouv <xxiv7]tov. <Der Aether ist axtv/]TOV> — Phlogi¬
ston das Mittlere zwischen d [em] Aether und der Erde en masse. —
[527] Außer d[er] Empirie ist das Geschäft des Physikers Analogie, die nur
wo großer Vorrath von Empirie ist, fruchtbar sein kann. Hier ist ^[Syn¬
these] für Dynamik und Astrol [ogie]. Sie muß nur Analogie bleiben,
nicht System werden wollen. |
s. 48 [528] In jeder Hypothese ist d[as] Primitive gewiß wahr, wenn auch schlecht
gesagt. —
[530] Licht und Bildungstrieb die Principien d[er] Natur. Für das Princip des
gestörten Gleichgewichts giebts also kein bessres Schema als das der
Krankheit. Was nicht Licht ist oder Aether ist Krankheit in d[er] Natur.
Das Ende d [er] Dynamik ist also sehr theologisch, daß die ganze Natur
krank ist und Gott als Centralaether alle Realität in sich faßt. _
[532] Für d[en] Physiker gibt es mehr eine dynamische Denkart als einen
einzelnen Satz. —
[533] Der Mond ein Thier, die Sonne eine Pflanze, die Erde ein Krystall. Die
Mineralogie geht darauf die Individualität d[er] Körper zu charakterisiren.
Statt d[er] brennbaren Materialien könnte man also die Gifte dazu neh¬
men. Es muß ein absolutes Gift geben, was für die Erde en masse gilt _
i8oo. i. 169
[534] Den einzelnen Menschen kann man wohl nicht d[ie] Nativität stellen,
gewiß aber d[em] Zeitalter; Theorie d[er] Revoluzion nach dieser
Idee. —
[535] Nach d. [er] großen Farbenlehre muß alles Gift ursprünglich blau sein,
d[er] Durchschnitt d[er] Metalle roth. Das Colorit d[es] Correggio ist
negativ, Raphaels positiv; die blaue Seite der Farbenleiter ist offenbar
die der verschmelzenden Uebergänge; die rothe d.[ie] d.[er] entschiednen
Stufe. — |
s. 49 [536] Im Centrum d [er] Erde Sonne und Mond noch ganz unentschieden bei¬
sammen, Gift und Metall ganz verwickelt. Die Keime der künftigen
Organisation sind zuvor Gift und auch die Schlacken der Verwesung
sind es.
[537] Die Erde ist d[er] Eierstock aller Pflanzen und Thiere; der Aether ist das
männl. [iche] Glied.
[539] Die Metalle sind viell. [eicht] nur darum giftig, weil sie Gegengifte sind
deren Gifte wir nicht kennen. —
[540] Gott ist wohl nicht möglich zu construiren ohne Madonna. Viell. [eicht]
ist diese der culminirende Punkt, jp [Christus] der positive, rothe,
blutige. Satan der negative, blaue; hier giebts nur Verschmelzung dort
Stufen.
[541] Die Zeit auch nach dem A zu construiren. Die Gegenwart T- [indifferent],
die Vergangenheit ist —[negativ] die Zukunft + [positiv], der Geist das
Denken oder das Gefühl ist das belebende Centrum. — Die Zeit richtig
zu construiren ist eine magische Kunst. —
[542] Auf d [er] Sonne werden d [ie] Seeligen d [en] wahren Tod klar voraussehen
und d [er] hohen Vernichtung würdig, die Rückkehr in d [ie] Gottheit als
die letzte Wonne in einer unübersehlichen Reihe von steigenden Seelig-
keiten im Auge haben. —
[543] Magie ist Kunst der Seeligkeit, sich und andre ewig und seelig zu machen.
Kein noch so heiliger Mensch auf Erden ist würdig zu sterben, wenn das
Sterben nur genommen wird in d [em] Sinne wie es selbst irdische Mystiker
genommen haben; und aus diesem Standpunkte muß man freil [ich] gegen
d[en] Selbstmord sein. —
170 [HI] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. 111.
[544] Nach d [em] Grundsätze von d[er] Gradation d[es] Negativen muß es
unendlich] viele Gifte geben, aber eine bestimmte Zahl Metalle. —
[545] Gott das beseelende Centrum; Natur + [positiv] und Universum — [nega¬
tiv] ja [Chaos] = [indifferent] Die Natur ist gut aber die Welt ist
verderbt. —
zerlegt sich Gott auf jene Weise. Das belebende Centrum ist d.[er]
heil[ige] Geist. Die Indifferenz] viell. [eicht] der Vater mit d[en] Engeln.
Der Sohn soll uns nur von den bösen Geistern erretten und uns mit d[em]
Vater versöhnen.
1800. 2.
[548] Die Mahlerei ist eine 7tcp [prophetische] Kunst; ihre Bestimmung ist die
Gestalten d [er] Sonne zu mahlen — die Musik geht wohl noch höher hinauf
in d[en] Centralaether. —
[549] Die Scala d[es] Tons muß sein wie jede andre. Man sollte erst d[en]
Indifferenzpunkt suchen, den Ton, der am meisten Consonanzen nach¬
klingt etwa. Von da aus dann nach Grundsätzen d[er] Scalität auf d[er]
positiven Seite die bestimmten Stufen, auf d[er] negativen d[ie] Kette
d [er] Gradationen constituiren. Sehr klar theilt sich die Musik ihrem
wesentlichsten Wesen nach in consonirend und dissonirend, wie Raphael
und Correggio. —
[552] Europa und Asien wohl in d[er] positiven Hälfte d[er] Erde. —
[554] Das Leben ist ein elliptischer Proceß, Anfang und Ende viell [eicht]
parabolisch und hyperbolisch. /E ist das Skelett der Natur. —
[555] Jede Construction ist auch wieder ein Universum und schwerlich] wird
wohl ein andrer als ein Kantianer oder Fichtianer glauben können, er
habe sie vollendet.
[556] Die Theosophie muß recht eigentlich] das alte Testament d[er] 9a[Philo¬
sophie] werden, orientalisch in Sprache und Geist. Viell.[eicht] auch d.[ie]
reelle Sprachlehre zur Theos, [ophie] so daß diese also mit Biblik endigte.
[559] Das Hirn culminirt im Menschen, das Herz T[indifferent], also tritt
es wieder in seine große alte Function. —
[560] Hypomochlion ist nur Symbol, das wahre ist schwebend; der thätige
freie Mensch ist sein eignes Hypomochlion. —
[561] Das absolute Objekt ist nur dasjenige welches zugleich wieder Subjekt
ist, also Gott. Theosophie ist also absolute 90[Philosophie]. — Für die
16 Schlegel, Band 18
172 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.
Theos, [ophie] das Construiren gar nicht genug, sie soll das Universum
construiren. —
[562] Es gibt nur eine organische Materie — gift. Sie ist eben desfalls und
wegen ihrer Formlosigkeit im Gebiet d[es] Organismus d[as] Göttliche.
Gift ist Saame an d[er] Unrechten Stelle gleichsam. Die Assimilation ist
da im Leben die im Metall gebildet und in Ruhe erscheint. |
s. 52 [563] Physik ohne Religion ist platter Unsinn. <pu [Physik] und paö-[Mathe¬
matik] eine ganz unnatürliche Trennung; Beide nur Eins — theoretische
und praktische 91» [Physik] Theosophie und Magie. Physik näml[ich] ein
Mittelglied der <pa[Philosophie] und d[er] Religion], Xoy [Logik] das
irreligiöse Princip wie sich an d[er] isolirten Aoy [Logik] = crxs^ [Skepsis]
zeigt. Soll vielleicht] d[ie] ganze cpcr[Philosophie] Physik werden ? —
[564] Himmelblau ist d[ie] Farbe d[es] Verlangens, d[er] Sehnsucht, d[er]
Wehmuth; Indigo drückt wohl d[en] Zorn aus; Violett d[en] Haß und
d[ie] Verzweiflung. Roth die Liebe, Braun die Kraft — auch die Wollust.
Eifersucht, Neid etwa Gelb. —
[565] Aus Sehnsucht und Zorn wird Haß. Aller Haß also verschmähte Liebe.—
[567] Sollte das Gift nicht so entstehn wie es wirkt, eben so wie d [ie] Vernunft
im Menschen, durch Ansteckung durch bloßes Beisammensein, also durch
ein Wunder. —
[568] Die sieben freien Künste beziehn sich wohl auf d. [ie] Planeten. Eine große
Entdeckung wäre es die Erdkunst zu finden; aber am Ende wenn sie
alle andern verschlungen hat, muß auch sie sich in Religion auflösen
wenn die Oxydation oder Bildung d[er] Menschheit vollendet ist. Es ist
offenbar die Historie. —
[569] Der interessanteste aller Planeten ist offenbar Mars. Merkurius ist d [er]
Gott der Poesie, doch unter d[em] Apollo; Venus die Göttin d[er] Poesie.
Mars ist im Zustande d[er] Religion. Alles Irdische kann nur durch d[en]
Mars zur Sonne sich erheben. Gleichsam d[er] Aether d[er] Künste ist was
sich in ihm auf die Sonne bezieht. —
[570] Die Sonne hat keinen bestimmten Repräsentanten auf d[er] Erde; nur
s.53 aus d[em] Centro | der 71 [Poesie] und 90[Philosophie], der 90 [Physik!
und poucj[Musik] erhebt sich ein Strahl dahin. —
i8oo. 2. 173
[571] Alle Menschen sind Repräsentanten d[er] Sonne auf Erden, alle
Künstler noch mehr; viell[eicht] d[ie] Metalle und auch d[ie] Gifte.
»Werde Mars so entsteht Sonne, mache Silber so blüht Gold.« —
[572] Sollte nicht auch in d[em] Gifte d[er] Charakter d[er] Planeten sich
offenbaren. Welche Fülle von Reflexion und Relig[ion] dazu auf d[em]
Uranus — wie viele und häufige Mondablösungen, welche Leichtigkeit
und Verklärung. Daß alle Künste historisch werden und das Eisen
wieder alleinherrschend wird, das Gold bloß ein heiliges Spiel, ist ein
und dieselbe Revoluzion. — Man sollte viell. [eicht] Silber machen um
das Gold in s. [einen] ursprüngl [ichen] Zustand zu versetzen. —
[573] Wie d[er] Misbrauch d[er] edelsten Metalle so ist es auch das Edelste im
Menschen was alles verwirrt, seine Liebe, seine Musik, das aesthetische
Princip. —
[574] Alchemie die einzige solide Art in d[ie] Revoluzion einzugreifen und auf
andre Nationen zu wirken. — Sollten nicht auch d[ie] Krankheiten sich
auf d[ie] Planeten beziehn? Besonders die Verrückung könnte planeta-
risch sein. Vielleicht zerfallen alle Krankheiten in wunderartige und
verrückungsähnliche. Es ist d[er] eigenthümliche Vorzug d[es~J mensch-
1. [ichen] Körpers, daß er verrückt werden kann. —
[575] Gift wohl auch auf d[er] Sonne sehr thätig; die Anschauung andrer
Planeten d. h. ihr [er] Wechseldurchdringung wird da durch Gift vor
sich gehn. — Mars in jener Ansicht also d[er] höchste Gott d[er] Erde.
Jupiter als Gott d [es] Aethers, in andrer und zwar in höherer Rücksicht
d[er] höchste. —
[576] Alle Körper sind verbrennlich, keiner ist absolut verbrannt. Ist d.[as]
Verbrennen nicht unendlicher Potenzirung fähig wie auch d[ie] Ent¬
stehung— also die Wässerung, also die Bildung? —Wasser d[em] Feuer
wohl nur entgegen, als Wasser; näml. [ich] seiner Form und Flüssigkeit
nach, nicht d[en] Bestandtheilen. —
[577] Viell. [eicht] haben auch die verschiednen Gemüthskräfte auf d. [ie]
s.54 Planeten Beziehung. Die mavortische Wissenschaft | viell. [eicht] schick¬
licher Moral genannt als Religion, aber dennoch in d [ie] revoluzionäre
oder kindliche eingetheilt — die kindliche ist Annäherung zur Religion].
Opferflamme aus dem Center nach oben. Das goldne Zeitalter d[er]
gleichmäßigen Temperatur bezieht sich viell. [eicht] auf d[ie] Erdepoche
vor d[em] Mond und unterhält dieser die kleine revoluz.[ionäre] Bewegung
auf d[er] Erde; macht das Wetter, stört d[as] Gleichgewicht. — Die
Grundstoffe daraus planetarisch.
i74 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.
[578] Sollte es nicht mit der Physik dahin kommen, wo zu Euklides Zeit schon
die Mathematik war, daß man sagen könnte; Gebt mir so viel Ox[ygen],
Az [ot] usw so mache ich eine Sonne, eine Erde, einen Mond ? —
[580] Selbst die paS- [mathematischen] Erfindungen wurden von d [en] Erfindern
divinirt; und d[er] Sinn, d.[er] Grund der pa$ [Mathematik] im Ganzen
kann auch wohl nie bis zur Vollendung gewußt werden. —
[581] Sollte nicht das Glänzen d[er] Metalle und alles Farbehaben nur wie
das Leuchten d [es] Phosphors ein sanftes gelindes Verbrennen sein ? —
[582] Das Centrum der Natur ist Gott, d [er] Aether d [ie] Weltseele. Der Abyssus
das fixe Princip, der Orient die Rückkehr aus dem fixen ins flüchtige. —
[583] Giebts nicht auch einen negativen und positiven Raum wie Zeit (das
Leere). Für die Universalmedicin läßt sich das sagen; die eigentümliche
Speise d[es] Menschen kann noch nicht entdeckt sein. Die Versuche von
Essen, die wir bis jetzt haben, sind falsche Tendenzen. Die Mannigfaltig¬
keit unsrer Speise ist wohl eine Indikation auf das Rechte, aber mehr nicht.
Wird die specifische Menschenspeise entdeckt, so hört viell. [eicht] der
s. 55 Ackerbau auf und die Menschheit wird noch | einmal umgekehrt. Vielleicht
ist d[as] böse Princip im Ackerbau eben so mächtig als im Handel. Nicht
bloß die Thierspeise ist unmenschlich sondern auch die vegetabilische —
Er sollte nur die Elemente essen. Nach Entdeckung jener Speise werden
alle Menschen wieder zugl. [eich] Krieger und Künstler werden. —
[584] Frage ob die Länder welche der Sitz d[er] Cultur waren sich nicht in Rück¬
sicht auf d[en] ErdMagn [etismus] und Elektr [izität] sehr auszeichnen.
Auf diese Art Hesse sich viell. [eicht] d[er] Sitz d[es] Urvolkes bestimmen. -
[586] Durch Magie wäre es gedenkbar, daß die Menschen dahin kämen, die
Ablösung d[er] Erdrinde durch freie That zu bewirken, die sie thäten
weil sie einsähen, es sei nun Zeit — Krieg und Frieden beides zugl [eich]
in d[er] höchsten Potenz. —Die Bestimmung d[es] Menschen ist s. [ich]
selbst zu zerstören. Aber dazu muß er freilich] erst würdig werden;
noch ist ers nicht. —
[586] Das Wurzelwort d[er] jetzigen Menschheit in d[er] vorigen zu suchen, als
d [er] Mond noch Erde war. —
[588] Ist Musik die tellurische Grundkunst, so muß alle Sprache sich wieder
in Musik auflösen. Man löse nur alle Wissenschaften und Künste in Reli¬
gion auf, so werden sie von selbst Musik werden. —
[589] Was kann klarer sein als daß das Menschengeschlecht eben so wunderbar
aufhören muß, wie es angefangen hat ? —
[590] Ein herrlicher Ausdruck ist d [as] Firmament — nur der Aether ist absolut
fest; näml.[ich] d[er] Centralaether. —
[591] Sollte nicht d [ie] Bestimmung d [er] Erde sein — etwa Sonnenstoff zu
werden oder zu bereiten — alles mit d [em] Licht en rapport zu setzen ?
Aufklärung also der Zweck d[er] Natur.
[592] Was nicht Erinnerung an die goldne Zeit ist, ist nur angelegt auf den
einen großen Moment d[er] Selbstzerstörung in Masse; das ist d[as]
s.66 Fest aller Feste. Es kann keinen andren | Inhalt haben. Das ^[Unend¬
liche] d[er] Gegenwart (bloß Form) geht aus dieser Sphäre d[er] Mensch¬
heit heraus, darauf erstreckt sichs also nicht.
[593] Salze etwa = Luft -f- Erde Metalle = Wasser -f- Erde ? —
[696] Die Pflanze mehr Erinnerung d [er] vorigen Epoche, die Thiere Ahndung
d[er] künftigen. Die Weiber viell. [eicht] mehr im Charakter d[er] Ver¬
gangenheit; die Männer in d[em] der Zukunft. —
[697] In d [en] Verhältnißzahlen liegt d [as] Geheimniß d [er] Natur; die Algebra
wird noch die Menschheit umgestalten. —
[698] Wasser, Feuer, Luft und Erde sind bloß Symbole d[er] Kosmogonie.
Wasser und Feuer d[er] Entstehung und Zerstörung; Luft des Lebens,
176 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.
Erde d[er] Bildung Nach jener Analogie war die vorige Menschheit ohne
Hölle, und die nächste wird zwei haben. —
[599] Als d. [asl entgegengesetzte Princip des Lichts etwa das Phlogiston (im
Grunde nichts andres als die Schwere) Viell. [eicht] fehlts nur an d[er]
rechten Temperatur um mit d[em] Azote so experimentiren zu können,
s.57 wie mit | d[em] Oxygen. Ehe man nicht die künstliche] Erkältung so
anwenden kann wie die künstliche] Erwärmung, ist nicht viel von
d[er] Chemie zu erwarten. —
[600] Das Newtonsche System wohl nichts andres als eine Ansicht d[es] Uni¬
versums aus d[em] Standpunkt d[er] Elasticität. —
[601] Die Princ [ipien] der cpu [Physik] müssen die Grundlehren d[er] Allegorie
enthalten. —
[602] Vielleicht sind die Urstoffe in einander, können sich unter gewissen Be¬
dingungen in einander verwandeln, sind allgegenwärtig und nur ver-
schiedne Formen von Licht : Phlogist [on]. —
[603] Die Chemie wird erst verständlich werden, wenn die Algebra körperlich
gemacht ist. —
[604] Sollten d[ie] drastischen Säuren nicht d[en] edlen Metallen correspon-
diren? — Auflöslichkeit d[es] Silbers in Salp [eter] Säure, des Goldes in
Salzsäure. —
[605] Physik zerfällt so in die zwei Factoren d[er] Chemie und Naturgeschichte
wie Historie in d[ie] des Antiken und Modernen. —
[606] Sauerstoff und Azote die Princ [ipien] d[es] Lebens, Kohle das Princip d[er]
Bildung Sonderbar daß das Kohlengas so wenig in d [er] Atmosphäre vor¬
handen ist und so viel in d[er] Erde selbst. Alle Kohlensäure in d[er] Atmo¬
sphäre ist d [er] Starrheit wohl nur zufällig und gewaltsam entrissen. In
d [en] hohem Regionen mag es weit mehr inflammable Luft geben._
[607] Sind Kupfer, Zinn und Blei etwa Nachahmungen von Gold, Silber, Eisen,
mit einigen Versetzungen in Rücksicht d[es] Starrheitsgrades und d[er]
Auflösungsverhältnisse ? —
[608] Es giebt nur die beiden Sinne Auge und Ohr. —
[609] Sieht man die Planeten von d[er] Sonne etwa farbig, wie ein Prisma ihrer
selbst — die Erde etwa gelb — d[en] Mars grün. —
[61#] Der Sohn ist das Gebildete was d[en] Tod d[er] Liebe stirbt — der Satan
ist die falsche Tendenz — aus der das unächte Leben entspringt, das
Mysterium magnum.
<Im Winter 1800—1801 während der Vorlesungen.> 177
[6U] Kupfer, Zinn und Blei, dergl es im Herzen des Menschen, der Kunst
und d[er] Liebe giebt — seine besten Symbole. — |
[612] Die Kasten d[er] oriental [ischen] Völker entsprechen viell.jeicht] d[en]
sieben Farben ? — Die Priester das Licht — die verworfne Kaste =
Finsterniß — Stand, der ausdrücklich] d[em] Tode geweiht ist. Wie d[ie]
Alten natürlich, so leben nur die im Orient göttlich. —
[613] Die wahre Pathologie müßte christlich sein — alle Krankheiten als falsche
Tendenz zu betrachten — also Verrücktheit. Der Fürst d[er] falschen
Tendenz ist Satan. — Sehr merkwürdig ists daß Eisen so heilsam und die
falschen Metalle so giftig oder giftverwandt sind. —
[614] Die Scala der Farben muß sich in d [en] Metallen, Säuren in d [en] Gattun¬
gen d[er] Pflanzen und Thiere wieder finden. —
[615] Das Alterthum org. [anisch] Griech [en] = Veget [abilisch] Römer = Am¬
in [alisch]. —
[616] Die Epoche d[er] Völkerwanderung war negativ, d[ie] d[er] Hierarchie
positiv, jetzt sind wir im Indifferenzpunkt. Daher d. [er] Schein von
Nullität in unsrem Zeitalter und die ungeheuren latenten Kräfte. —
[618] Die Schwere bloß Cohäsion en gros die Cohäsion d [er] Erde. Coherenz =
Organismus. Wäre d[er] Aether nicht incoherent in sich selbst, so könnte
gar keine Organisation entstehn.
[619] Elektr [izität], Galv [anismus], Magn[etismus] in d[er] Natur was Genie
im Menschen (-)-=F) zusammen das gute Princip, wie der chemische
Proceß das böse. —
[620] Der magnetische <A>, elektrische <o>, galvanische <0>, optische, elasti¬
sche <□>, chemische < X>, organische < = > und logische < C> I Proceß müssen
sich auf die Scala der 7 Figuren beziehn. <C opy [organisch] Xoy [logisch]
= > Der optische ist wahrscheinlich] der allgemeine. Diese Scala muß sich
größer in d[er] Geschichte wieder finden. Die katholische Menschheit muß
viell[eicht] jene 7 Stufen d.[er] geometr. [ischen] Scala durchgehn. —
178 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.
. 59 [621] Die Menschen sind nur Menschen weil sie in d [en] Indifferenzpunkt der
Animalität fallen. Ist die Erde nun etwa eine indifferente Pflanze. Eine
Pathologie d[er] Natur d[er] Anfang aller Naturwissenschaft. Das eigent¬
lich] menschliche Dasein fällt ja auch in d[en] Indifferenzpunkt zwischen
Kindheit und Alter. <— oder fällt es nicht vielmehr an das Ende des einen
Pols. Auch d[er] Sitz d[er] Seele ist nicht im [Indifferenzpunkt] der
Nerven und Musk[eln] sondern am Extrem d[er] Nerven, das Lehen hin¬
gegen in d[er] Indifferenz zwischen jenen.> —
[622] Man sollte in d[er] Anatomie gar nicht von der teleologischen Voraus¬
setzung d. [er] absolut technischen Vollkommenheit ausgehn, sondern viel¬
mehr die Geschichte d. [es] Menschen in s. [einem] Innern studiren wie die
Geschichte d[er] Erde in ihrem Innern. Man fände da vielleicht Ruinen
Fragmente voriger längst verfloßner Zeiten. —
[623] Die Kunst ist gleichfalls zu suchen nicht in d [er] Indifferenz sondern an
d[em] einen Pol d[er] Menschheit. In d[em] + [Indifferenzpunkt] liegt
das republikanische Leben. —
[624] Gefühl und Trieb sind das Subjektive im Menschen — Nerv und Muskel._
[625] Der Gegensatz zwischen Negern und Celten in Rücksicht auf Organis. [a-
ti°n] nicht zu verwerfen; beide in ihrer primitiven Kraft d [en] Titanen
näher. Alle andren Ragen d[em] Indifferenzpunkt näher. —
[626] Es könnte ja auch wohl Pflanzenmenschen geben. Die Erde lebendig und
beseelt, da ist die Veget. [abilische] Menschheit zu finden und zwar als
“F [indifferente] Vegetation], Dahingegen d[er] Mensch d[er] äußerste
Pol d. [er] Thierheit ist. —
[627] Die Consonanten einzutheilen nach eisen, Wasser, Luft. _ i und e
weiß und schwarz; dentale, labiale, hauchende a und o die farbigen
Vokale; die Diphtonge die Mittelfarben. —
[628] Im Aether ist mehr als Bewußtsein Indifferenz zwischen Bewußtsein
und Unbewußtsein. <Der Aether = heil.[iger] Geist.> |
60 [629] Alles will Sonne werden d. h. ein verklärtes Verbrennen. Die Physik muß
schlechthin aufhören theoretisch zu sein, bloß praktisch in Magie. _
[630] Aether ist Quelle, daher -^-[absolute Indifferenz], Sonne ist d[as] letzte
daher harmonisch, die letzte Sonne Gott selbst. _
[631] Die Millionen Säkula d[er] Indier für die Weltbildung sehr richtig.
[632] Aus dem [absolut positiv Animalischen] ist d[ie] ganze Medicin
abzuleiten. —
<Im Winter 1800—1801 während der Vorlesungen.y 179
[633] Der Organismus muß so wohl ins Kleine als ins Große bestimmte Gränzen
haben, die Natur auch auf diese Weise nach außen hin endlich — oder
Realität eines leeren Raums. —
[634] Der chemische process ist das böse Princip, Rückkehr zur Formlosig¬
keit, falsches Verbrennen, voreiliges. —
[635] Das Schlafen und Träumen ist ein Zurücksinken in d [en] Schooß d [er]
Erde. Das Denken ist ein Erzeugniß d[es] Lichts, d[er] Luft, d[es]
Mittags. Alle Poesie also Morgenröthe und Abendröthe. —
[636] Könnten nicht die Thiere Intervalle von Vernunft haben, wie d[er]
Mensch Intervalle von Raserei ? —
[637] Warum sind die Amphibien so schrecklich ? Regt sich da etwa in uns
die bewußtlose Titanomachie, Erinnerung an d [ie] Titanen ?
[639] Schlange und Schmetterling sehr hohe Symbole; jene bezieht sich mehr
auf d.[en] ersten Menschen, auf d[en] Titanen; dieser auf d[en] letzten.
Bewegliche Blüthe. Ist nicht schon d [er] Schmetterling so etwas ? Wird die
Menschheit ein Baum werden ? — Baum des Lebens. —
[640] Bei d. [er] letzten Entwicklung werden das Hören und das Essen, das
Sehen und das Fühlen coincidiren, die Intensität d. [er] niedern Sinne
sich über die ganze Sphäre der höhern erstrecken. — Ja es wird sich alles
in Zeugen und Empfangen verkehren. Jeder wird d[en] Leib und das
s.6i Blut jedes andern genießen, und | jeder wird der Herr sein. —
[642] Sehen <+> — Hören <—>. Man hört d[ie] Liebe d[ie] Sehnsucht, man
sieht d[ie] Kunst oder Gott. —
[643] Die eigenthüml [iche] Form unsers Denkens ist Reflexion; das Entgegen¬
gesetzte ist das objektive Denken — produktive Fantasie. Also ist d[ie]
Kunst nicht menschlich sondern göttlich.
[644] Granit und Basalt wohl auch Residuen von titanischen Pflanzen oder
Thieren. —
[645] Denken ist nichts als =F [Indifferenz] zwischen Hören und Sehen. Das
Sehen und Hören ist viell [eicht] so allgemein wie d [er] Geist, aber es kann
viele Gestalten annehmen. Die Sonne sieht und hört ganz anders als ein
i8o [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.
[646] Künstler sind Veget. [abilische] Helden sind titanische Menschen. Denken
ist höher allgemeiner als Bewußtsein. Bewußtsein ist nur unsre selt¬
same und jämmerliche Art zu denken. Die höchsten Momente d[er] pro¬
duktiven Fantasie selbst bei uns durch Bewußtlosigkeit charakterisirt.
Metalle viell. [eicht] Dendriten nach d[em] Sonnensystem. Ein gleiches
auch in d[en] höhern Menschen, nur in den Künstlern, nicht in d[en]
titanischen Menschen oder Helden. —
[647] Der Punkt ist kein Cirkel, sondern ein Quadrat; daher seine Festigkeit
0 ‘ Liebe
C Leben ^ Denken
□ Kunst
[648] Centrum d[er] Erde = Metall + Edelstein. Eben weil das Eisen auf d[er]
jetzigen Oberfläche herrscht, kann es im Centrum nicht herrschen. — |
s.62 [649] Müssen nicht auch d[ie] Kometen Repräsentanten auf der Erde haben?
Vielleicht enthalten sie die erregende Potenz d[er] Mondablösung._
[652] Wasser ist eben so wohl ein Metall als eine Säure. Eine d[er] wuchtigsten
Entdeckungen wäre es die Bedingung zu finden, unter der Wasser =
Kohle + Azote erscheinen muß.
< Säure
Kohlenseite Wasser Kaltseite
Metall>
[653] Im Gewitter befruchtet die Luft sich selbst — die Luft ist eine Pflanze_
auch Abenröthe und Morgenröthe sind eine Blume. —
[654] Die Form Gottes = (Luft + Mensch) Metall. Diesem Ideal nähert sich
d[ie] Kunst.
[655] Fieber viell. [eicht] nichts als daß das Blut, die Contracti [on] und Expan-
s. [lon] d[es] Körpers aus Schwäche desselben, vom individ. [uellen] Orga¬
nismus in d[en] allgemeinen zurückfällt etwa in d[em] Gesetz d[er] Ebbe
und Fluth. —
<Im Winter 1800—1801 während der Vorlesungen > 181
[656] Ehe mans nicht im Hydrogoniren so weit gebracht hat als im Oxydiren
ist an kein System d[er] Chemie zu denken.
[657] Der Aether aller Planeten ist viell. [eicht] Eine Pflanze, die nicht bloß
hier sondern dort wurzelt. —
[658] Die Stärke d[es] weiblichen] Geschlechts liegt offenbar nicht in Nerven
und Muskeln, sondern im Blut als [Indifferenz] von beiden. Im Manne
treten die Pole mehr aus einander.
[659] Planetarische Form in d [en] Metallen; das Eisen hat offenbar Trabanten.—•
[660] Für d[en] Charakter d[er] Körper ist d[ie] Proportion d[er] Elemente
viell [eicht] bei weitem nicht so entscheidend als die Ordnung d [er] Pro-
ceße. a im gleichen Grade oxydirt, dann hydrogonirt ist total verschieden
s. 63 vom a erst | in demselben Grade hydrogonirt und dann oxydirt.
[661] Aller Org [anismus] auf d [er] Erde geht aus sich selbst heraus; der d [es]
Mondes viell. [eicht] absolut nach innen, die Rinde ganz roh, im Innern
die wüthendste Selbstvernichtung. DieThiere sind auf der jetzigen Rinde
im Abnehmen, gleichsam nur noch wenige Reste d[er] alten Rohheit.
— Die Pflanzen im Zunehmen. Bei der letzten Ablösung wird der spiritus
rector dieser großen Pflanzenmasse der Sonne oder d[em] Aether zueilen,
die Schlacke einen neuen Mond bilden. — Der ganze Aether ist eine
Pflanze, die Planeten nur Wurzelknollen derselben. —
[662] Weibl. [icher] Charakt [er] sichtbar in Ziege, Schaaf, Affe dergl Im Löwen
scheinen beide Geschlechter wieder zusammen zu kommen. Die jetzigen
Menschen verhalten sich ungefähr zu den ursprünglichen] wie Hunde
und Schaafe zu Löwen und Elephanten. —
[663] Nach Steffens System muß Carbon Reitz, Azote Nahrung sein; Oxy-
g[en] und Hydr. [ogen] bloß Vehikel. —Luft müßte also nähren, wenn
d[ie] Form nicht hinderlich wäre. —
[664] Nicht d.[ie] Gegenwart ist =F [indifferent], sondern d[ie] Zukunft. Sie
steht eben so ewig vor uns als d [ie] Gegenwart, und doch so fern und
außer uns wie d[ie] Vergangenheit. —
[665] Das Innre jedes thierischen Körpers ist ein Unterirdisches. Aus diesem
wird einst eine physische Revoluzion des menschlichen] Körpers aus¬
brechen. Wahre Medicin müßte diese prophezeien können. —
[666] Alle Materie ist ein Produkt d[er] Liebe; Zorn und Lust muß also darin
ausgedrückt sein. Zorn und Lust sind so allgem. [eine] Factoren d[er]
Natur, als Pflanze und Thier. —
i82 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.
[667] yz\x[Chemie], Vernunft, Mond Princ. [ipien] d[er] Hölle; <dann noch
Zorn und etwa ein cpu [physisches] Princip> |
64 [668] Kometen sind die tauben Blüthen im Universum. In d[en] Frauen er¬
scheint d[iej Sonne; es giebt Sonnenfrauen und Mondfrauen. Die Männer
sind titanisch oder hierarchisch — die andren sind Sklaven. Kometen
gleichen die meisten Männer.
[670] Das Negative und Trigonische scheint sehr herrschend auf unsrer Erde;
das ist eben d[ie] Mittelmäßigkeit. —
[671] Mögliche Entstehung neuer Planeten noch jetzt, viell. [eicht] zwischen
Tellus und Mars. Offenbar sind die mondreichsten Planeten die ältesten.
Jup.[iter] Sat.[urn] Ur[anus] = Künstler (A, Bildung, Complication.)
□ das Feststehende am Kunstwerk, eben darum Fixation, Tod, Ne¬
gatives. <Mars demnach der jüngste in unsrer □>
[672] Die Erde ist 'jung — negativ — dann indifferent (mittelmäßig) und end¬
lich noch im Minimo.
[673] Die guten praktischen Männer sind martialisch, die gebildeten künst¬
lerisch, saturnisch. —
[674] Man könnte sagen, die Welt ist nicht aus einem Ey entstanden, aber sie
wird endlich eins werden. —
[675] Schlafen ist ein temporäres Aufhören d[es] Conflicts zwischen Muskeln
und Nerven. —
[676] Der Schweif d[es] Kometen nur eine andre Form von Mondablösung. —
[677] Afrika, Asien und Europa wollen die Erde gürten. Amerika will von
einem Pol zum andren; daher das Schlechte dieses Erdtheils. Viell. [eicht]
d [er] titanische und d [er] paradiesische Ursprung d [es] Menschen; beides
richtig, jenes für Afrika, dieses für Asien. —
[678] Fast alle Bildung d [er] Menschheit in einem kleinen nordwestlichen Strich
s. es von China bis Spanien. | Aethiopen und Skythen d[ie] Pole d[er] Mensch¬
heit.
[679] Ist yz\x [Chemie] überhaupt d[as] böse Princip in d[er] Natur, so ist das
Wasser d[er] erste grosse Sündenfall d[er] Erdoberfläche, was aber allmäh-
lig wieder überwunden wird. Wo ist nun das Wasser des Weltalls? <der
leere Raum?> Uns gewiß nicht sichtbar, noch fühlbar. —
[eso] Die Sonne ist eine durch und durch leuchtende und lichte Erde._Alles
Gute = Licht + Erde = Sonne. — Die Sonnen individueller nicht so
<lm Winter 1800—1801 während der Vorlesungen.> 183
systematisch wie d [ie] Planeten; das ist gegen ihre Würde. Die Sonnen
bewegen sich viell. [eicht] willkührlich. — <NB. Die kleinern mondarmen
Planeten, wozu d [ie] Erde gehört, vermuthl [ich] nur eine Mittelgattung
zwischen d[en] Kometen und d. [en] alten Hauptplaneten>
[682] In d [er] Revoluzion d [er] Erde muß diese zugleich zeugend, empfangend
und gehährend gedacht werden. — Metalle viell. [eicht] ein Produkt d[er]
frühem Epoche; dann müßte Metallbildung schlechthin unmöglich
sein. —
[683] Das Erzeugen d[er] Würmer im Körper (Ungeziefer) ist ein bloßes
Zurücksinken d[er] Organisation auf eine niedere Stufe. —
[686] Das Licht viell. [eicht] Pflanze d [er] höhern Potenz; Luft die Wurzel d [er]
Thierheit Die Erde ein Thier, also Ichheit ihr Bewußtsein, die Liebe nur
das zweite; Persönlichkeit im Uebermaaß.
[687] Die Witterung durchaus ein Echo d[er] Tiefe; sonderbares Gefühl d[er]
Thiere von dieser. Sie hängen im Bewußtsein sehr mit d[er] Erde zusam¬
men. Die Erde frißt Luft, und der Mond ist ein Excrement der Erde. —
[688] Sollte nicht in den Pflanzen etwas sein, was jener Ahndung d[er] Thiere
entspricht ? Machen etwa die Pflanzen den Wind, statt von ihm bewegt
zu werden? Das Rauschen pp. |
[690] Die Frauen sind mehr an die Gegenwart gefesselt, der Mann aber findet
leichter die ursprüngliche] Leere. —
[691] Weinen und Lächeln haben Beziehung auf d [as] Organ des Gefühls; es
ist ein Oeffnen und Schließen, aber beides mit d[em] Vorgefühl d[es]
Gegensatzes. Mischung des Widersprechenden. —
[692] Wie in d[en] Thieren sich die Erde, die Tiefe äußert, in d[en] Pflanzen
das Licht anklingt — so viell. [eicht] in d.[en] menschl.[ichen] Begeben¬
heiten d [ie] Sterne. Bestimmtes Glück und Unglück daraus zu erklären.—
Aber nur den Zeitaltern kann man ihr Horoskop stellen. — Nur der
kosmische Mann hat Sterne, ein Geschick. Das Geschick ins Kleine hinab
organisirt, ein vielverschlungen Gewächs.
184 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.
[693] Man wird sich auf d [er] Sonne inniger fühlen und haben; darum ist das
Sehen jetzt so rührend, weil man sich bloß sieht.
[694] In d [en] Kindern ist d [ie] Erinnrung am stärksten; die erste Luft tritt
hier wieder hervor. Daher ihr Träumen, ihr Spielen.
[695] <Eine Batterie mit differentem Wasser — (Meerwasser und süßes) >_
[696] Die Frauen haben noch das Gefiihl der Erde, daher ihr 7ip [Prophezeihen]—
viell.[eicht] auch mehr Visionen und Vorbedeutungen wegen d[erl nähern
Verhältnisse mit Sonne und Mond. —
[697] Die Erden müssen förmlich sterben nach Art d[er] Thiere; viell. [eicht]
ist da das Sterben eins mit dem Schlafen; jetzt ist sie todt. _
[698] In d[em] gewöhnlichen Manne tritt d[er] Affe und d[er] Hund zum Er¬
staunen deutlich] heraus. —
[699] Die Fruchtbäume wohl eine ganz andre Reihe, schon weit thierähnlicher.—
[702] Die Bildungen d [er] Erde —wenn sie wacht und lebt, zeugt und gebiehrt_
theils aus d[em] Innern hervor theils von d[er] Luft erregt. Die Luft ist da
das Männliche, die Erde das Weibliche, aber nur die Tiefe hat Vernunft,
die Luft ist unvernünftig. —
[703] Die aegyptischen Hieroglyphen nur eine falsche Tendenz von Natur¬
schrift. —
[704] Im Neger tritt das hupixov und £7u9-up]Ttxov mehr heraus. Im Indier mehr
das '^yspovixov. —
[705] Möglichkeit daß einige Seelen d [er] Menschen von d [er] Erde festgehalten
werden, und mehr als einmal wiederkehren; und das besonders die side-
rischen. Sie kosten d [ie] Erde große Anstrengung hervor zu bringen. Sie
sinken dann recht eigentlich] in d[en] Schooß d[er] Erde zurück. —
[708] Die Elephanten sind viell. [eicht] alle blödsinnig aus Schwermuth. —
[709] Die wahren Steine sind Organe d[er] Zeugung und Nahrung, die d. [ie]
Erde ausstreckt, ihre Arme Fühlhörner, die im Augenblick d[er] Frucht¬
barkeit heraustreten. Die Erde ist die wahre Mutter aller Heroen und
siderischen Männer. —
[710] Gehn nicht Frauen noch über den Sonnencharakter heraus? Licht¬
gestalten ? —
[711] Constr [uktion] d[er] ganzen Luft so gut wie d[er] innern Erde. Wie weit
wird die Atmosphäre d [er] Erde gehn und die des Mondes ? — Die Erde
muß fast bis an den Mond gehen; denn wie sollte sie ihn weiter aus¬
geworfen haben, als aus sich heraus. — |
s.68 [712] Die Erde ist in d[er] Tiefe ein Thier; in d[er] Luft eine Pflanze. —
[713] Tod zu Stein, Thier und Wasser; Feuer zu Licht, Luft und Pflanze. —
[714] Ansteckung ist d[ie] Art wie Fantasie sich mittheilt. Der gemeine Haufe
hat nur die Möglichkeit des Bewußtseins und durch Ansteckung eine Art
von Schein des wirklichen. —
[715] Die Tiefe kann nur hören. Trunkenheit ist d[as] Denken in d[er] Form
der Wollust oder des Todes. Alle Thiere sind unsinnig theils blödsinnig,
theils rasend, je nachdem Furcht oder Zorn überwiegt. Die Pflanzen
träumen vielleicht — oder sie sind trunken — liebestrunken, sonnen-
<und licht->trunken. Erde und Luft etwa trunken? Die Winde etwa der
Art — Gewitter. —
[716] Feuer für d [ie] Gottheit was das Wasser für die Erde ist. Das Feuer geht
noch weiter zurück als das Wasser. <Feuer = Zorn = ev-9-ouct[Enthusias¬
mus]
Harmonie = svT [Enthusiasmus] + Ironie
Tod = Ironie = Wehmuth
Stein Feuer Luft
Wasser Tod Licht
Thier Wollust Pflanze. >
[717] Die Mannichfaltigkeit d [es] Saturn muß sich mehr in d [er] Thierbildung
als in d[en] Pflanzen zeigen.
[718] -f und — kann in d [er] ursprüngl [ichen] Luft nicht so begierig auf ein¬
ander sein, wie hier auf Erden. Sonst hätte gar keine Welt zu Stande
i86 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.
kommen können. Das Feuer ist also das Wiedersehen d [er] ersten Lieben¬
den — Adam und Eva.
[720] Der Mond muß alle Hauptkrankheiten haben, und diese wieder die Natur
d[es] Mondes. —
[721] Die Form d[er] Materie hat im Geiste nur d[en] Syllogismus als böses
Princip. Trunkenheit nur Aufhebung des Syllog [ismus]. Trunkenheit =
Feuer -f Wollust + Tod. Weiß die höchste Farbe = Purpur -)- Grün.
[722] Auch d[er] wahre Bösewicht hat eine siderische Form innen Stein und
außen Gewitter. —
[723] <Viell. [eicht] ist auch das Auge und Ohr nicht vollendet; Musik und
Mahlerei viell. [eicht] bestimmt, diese Lücke zu ergänzen. —>
[724] Sollten nicht bestimmt jedem Weibe zwei Seelen inwohnen? — Sollte
nicht d [ie] Erde auch die guten unter diesen an sich halten zur letzten
s. 69 Katastrophe ? — | Schwerlich kann sie hier d [er] unmittelbaren Gewalt
der Sonne und des Mondes Wiederstand leisten. —
[725] Das Grundgefühl d [er] Erde ist vielleicht Schrecken (Furcht in Manchen
Combinationen und Modificationen) Versteinerung Der Mensch ist nur
dadurch Mensch daß er dieses Grundgefühl besitzt. Wollust und Zorn
sind nicht so wichtig in ihm, sind im Thier stärker. — Das Licht ist
männlich gegen die Erde, aber weiblich gegen die Sonnen, wächst von
diesen. Die Welt wird immer heller. —
[726] Die erste Zahl = Liebe = i, 'ev. Die zweite = £ • j = Raum, leerer =
OC7T£t.pOV.
[727] Merkwürdig daß alle Mahler zunächst nur sich selbst mahlen können,
nach d[er] Natur d[er] Sinne. Das ist das Princip der Manier. —
[728] Der Schlaf viell. [eicht] d [ie] Nahrung d[er] Nerven.
[730] Muß die Erde nicht krank sein? <Innen Gewitter und außen Stein als
Form d[es] Bösen> — Dann ist sie’s wahrscheinlich] am Nordpol, die
zunehmende Erstarrung und Erkaltung ist eine solche Krankheit. Viel¬
leicht sind die Vulkane ein Ausschlag. Amerika das Rückenmark, die
alte Welt gleichsam das Gehirn. <Die Passatwinde eine Art von Umlauf
d[es] Bluts. > Das Land ist noch ein Embryo. Bis das Wasser überwunden
ist, werden auch die Menschen dauern. In Indien sind die ersten Weiher
entstanden. Die Ekliptik ist durchaus ein Fieber. Dieses Schwanken d [er]
<Im Winter 1800—1801 während der Vorlesungen.> 187
Erde durchaus dasselbe. <Die Erdbeben sind Krämpfe> Auch das Wasser
ist offenbar schon eine Krankheit. —
[731] Die Deutschen vielleicht] nach Europa gekommen, wie Cyrus d[en] Krösus
überwand. — Amerika und Nordasien viell. [eicht] im Verhältniß d[er]
Wechselbevölkerung. Die Weisheit und Vernünftigkeit d[er] Scythen
stimmt sehr mit ihrem Gegensatz gegen d. [ie] Mohren. —
[732] Mit drei Ergießungen von Menschen aus Nordasien kann man alles
erklären 1) Phönicier, Hellenen, Hetrusker, Gallier, Celten, Araber,
Juden, Syrer, ja auch Inder und Sinesen 2) Perser, Deutsche, edle
Tataren, Scythen 3) Amerikaner, unedle Tataren, wendische Nationen,
Hunnen. -—|
s. 70 [733] Amerika ist jünger als die Elephanten. Nirgends die Elephanten so
häufig als in Indien — Eben daher dieses das Vaterland d[er] Weiber. —
[734] Das Wandern das Aus sich selbst herausgehn ein ursprüngl [icher] Charak¬
terzug der Nordasiaten. —
[735] Zur Zeit d[er] Elephanten war das Land vielleicht] viel höher und ist
nun tief hereingesunken; das Ganze etwa viel mathematischer construirt.
Viell. [eicht] war es damals regelmäßig um den Nordpol und schwächer in
d[er] Linie. Ist die Ekliptik so alt als die jetzige Erdrinde ? —Erst nach
d[er] Senkung d[es] Landes am Nordpol floß das Wasser zu das dann
bald gefror. — Es gab eine Periode wo Meer und Land viel härter und
weiter geschieden waren; jetzt nähert sich alles einer Indifferenz von
beiden. Nicht alle Mineralien mögen aus d[er] alten Epoche sein; viele
sind nicht älter als d[er] Mensch, viell. [eicht] sogar die Metalle und Edel¬
steine. Die ursprünglichen] Gebirge alle aus der aeschylischen Epoche.—
[736] Die eine Krankheit, das Wasser kann vielleicht nur durch die andre über¬
wunden werden. Viell. [eicht] nimmt die Ekliptik zu bis an den Pol. Die
Vollendung des Landes viell. [eicht] ein Sterben. —
[737] Viell. reicht] die Sonne eine gemeinschaftliche] Ejection aller ältesten
Planeten. Ehe die Erden rotirten, alles in völliger Starrheit und Tode.
Die Erden reißen immer Luft an sich, daher der erste Mond näher als
die folgenden. Unsre jetzige Luft geht nun also schon über den Mond
hinaus. Gewiß wird die Erde zuletzt so rotiren, daß die Sonne gleich¬
mäßig jeden Tag alles erleuchtet.
[738] Könnte man nicht die Thiere nach d[em] Schema von Zorn, Wollust,
Furcht zum Bewußtsein, zur Fantasie bilden. Bisher hat mans so verkehrt
s. 71 angefangen, sie zur Vernunft bilden zu wollen. | Zur Vernunft müßte
man die Thiere bloß durch sich selbst, durch gleichartige bilden. —
17 Schlegel, Band 18
i88 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.
[739] Die Flüsse fallen nicht mechanisch ins Meer, sondern sie streben organisch
dahin. Vielleicht aber ist diese Tendenz nicht um das Meer zu vergrößern,
sondern um es zu lindern, gleichsam die freudige Eil des süßen Trostes.—
[740] Der yz\i [chemische] Proceß als böses Princip und als Krankheit zu be¬
trachten. —
[741] Nur d[er] weibliche Leib ist eigentlich] ein Leib zu nennen, wegen d[er]
sichtbaren Andeutung d [es] Innern. Viele Thiere werden ganz aussterben ;
so auch das Geschlecht d[er] Männer. —
[742] Das Erste war Hoffnung = Zukunft. Das Zweite Wehmuth = Vergangen¬
heit; das Dritte Schrecken = Gegenwart. Nun (Erstaunen) trat allmählig
wieder die alte Sehnsucht ein, aber dringend und brünstig, mit Angst
verbunden und so entstand der leere Raum. —
[743] Die ursprüngliche] Dummheit d[es] Menschen ist mit Liebe durchaus
vereinigt, das Naive. Ist nicht alle Narrheit = Dummheit ? — Das ist d[er]
erste Grund d. [es] Witzigen, aber die Form desselben ist zertheilt nach
d[en] Kategorien d[er] Kunst. —
[744] Europa besteht aus zwei Stücken — mit d [em] südlichen hing ehedem
Nordafrika zusammen, das später zurücktrat. —
[745] In den Tendenzen d[er] Erde sich selbst quer mit Land zu umgürten und
von einem Pol zum andren mit Land zu gehn, liegt schon d. [ie] frühere
ursprüngliche das Meer zu vertilgen. —
[746] Der landlose Südpol viell. [eicht] ein ganz andres Organ d[er] Erde. Es
gab in d[er] ersten Epoche wohl Nord und Swrf-Elephanten. Die nordi¬
schen existiren zum Theil noch in d[en] Seeungeheuern. <Es muß gleich-
s. 72 sam die sichtbare Hölle auf Erden gewesen sein.> | Der Norden viell. [eicht]
das Herz d[er] Erde, d[er] Südpol ein andres Organ; das Gehirn in jener
Bildungslinie von Indien bis Spanien; die Geburthstheile der Süden,
viell. [eicht] Mittelafrika. —
[747] Grade in einem solchen embryonisch unvollkommnen Zustand wie jetzt
das feste Land hat, muß d[er] innre Organismus der Tiefe auf d[er]
Oberfläche sichtbar werden. —
[748] Das Fleisch foa [Chaos] des thierischen Körpers) hat einen sehr vegeta¬
bilischen Charakter, zugleich Blüthe und Frucht. — Die Blätter wieder
nur ein Bild von d [er] Fülle der Nebenbildungen des schaffenden Triebes_
platt ausgedrückt falsche Tendenzen. —
[749] Der Dumme denkt was er sieht, der Narr sieht was er denkt. —
<Im Winter 1800—1801 während der Vorlesungen.> 189
[750] Viell. [eicht] haben die Götter eingewirkt zur Entwicklung d [es] Bewußt¬
seins im Menschen, entweder die Erde selbst, oder die Luft — oder die
höhere Luft, das Licht, oder d[ie] Sonne. — Orient und Occident viel-
1. [eicht] in d[er] Luft zu suchen. "Der Olymp an einer bestimmten Gegend
der Luft, nicht um die ganze.
[751] Wir können nichts denken als Liebe und nichts sehen als Leben. Es sollte
viell. [eicht] umgekehrt sein, wir sollten die Liebe sehen und das Leben
denken. —
1752] Was wir als Licht kennen, ist wahrscheinl [ich] nur Luft, ein Wiederschein
derselben auf Veranlassung d[er] Sonne. Unmittelbares Licht wäre ganz
etwas andres. —
[753] Die Pflanze und auch d[ie] Erde sind ganz nur Gefühl, Trieb, Sehnsucht,
Wollust, Zeugung; ganz Liebe. Das Licht dagegen ist gleichsam bloß Auge,
ein in sich unendlich reflectirtes Sehen — ganz Fantasie. Nur dieses
konnte das Bewußtsein d. [es] Menschen entwickeln, aber nur in dieser
Krisis wirkt es in Masse revoluzionär auf den Menschen. — |
s. 73 [754] Das Wasser d[er] Erde eine Nachbildung des höchsten Wassers und also
das süße älter; das salzige nur eine Verderbung. Feuer -f Wasser — Licht.
Giebts nicht eben so zweierlei Feuer, wie salziges und süßes Wasser ? —
Die Musik im Wasser sehr merkwürdig. —<Feuer: Salz = Wasser: Me¬
tall. NB. Wasser ein Metall. Die Metalle festes Wasser. FEUER in vier¬
facher Gestalt Salz, Salpeter, Phosphor, Schwefel? Sollten nicht Kali
und Säuren schon Krankheiten sein ?>
[756] Wasser = Wehmuth = Tod aber doch das Wasser sehr wollüstig.
Wasser ist todtes, gestorbenes, erloschenes Feuer. — Hydrogen ist das
älteste noch kindlich spielend. Wollust = Witz = Veget [abilität] -)-
Anim [alität].
[757] Saturn ganz wollüstig; Kometen zornig, und unsre Erde furchtsam; das
negative Princip nimmt sehr viele Gestalten an Armuth, Ungeschicklich¬
keit, Furcht, Noth, List. Aus Unvollkommenheit Merkur und Venus
vielleicht noch zu keiner Mondabsondrung gelangt, obgleich älter als die
Erde. —
[759] Sonderbar daß d[er] Mensch nur die Thiere ißt, die ihm sehr ähnlich
sind; doch im Ganzen Pflanzenfressende. —
[761] In d[er] Schwindsucht wird wohl ein unsichtbares höheres Organ un¬
mittelbar angegriffen. —
[762] Korn ist nebst d[em] Gelde das zweite Princip d[er] Welt im obigen
Sinne. Soll d. [er] Mensch seiner Erdbestimmung nach nicht etwa Luft
verzehren, sich von der nähren ? — Oder soll er überhaupt gar nicht auf
die Erde im Ganzen wirken ? —
[763] Das persönliche Bewußtsein, d [er] Geist ist nur dazu da, um die Gegen¬
wart zu vernichten. —
[76i] Offenbar ist die Tugend selbst schon ein fieberhafter Zustand und das
Alter ein gichticher. |
s. 74 [765] ctr. supr. Der Geist soll also ganz in Vergangenheit und in Zukunft leben.
Wird die Gegenwart unendlich voll gedacht, so ist auch das Denken d [er]
Gegenwart gut wie bei d[en] Frauen. —
[<66] Viell. [eichtj sollten d[ie] Kinder natürlicherweise gar nicht so groß zur
Welt kommen.
[767] Eine Theorie der Krankheiten kann nur ihre Geschichte sein, seit Ent¬
stehung d[es] Menschen. Wahrscheinl [ich] sind alle Krankheiten nur
zufällig entstanden. —
[768] Giebt es nicht bestimmte Mondproductionen auf d [er] Erde ? — Woher das
In sich zurückkehrende d [er] ganzen Thierheit ? Ist sie etwa durchaus von
Ursprung böse? — Woher kam dann aber in d[er] vorigen Mondepoche
das Böse ? — Sind die Erden selbst schon böse — gemischt — oder d [er]
Urspiung schlecht, aber doch Gutes im Herzen, das Gute ist Zorn und
Wollust. —
[769] Alle Krankheit ist für d[en] Artzt asthenisch — und jede Hypersthenie
nur scheinbar und indirekte Asthenie; denn der Mensch kann nicht zu
stark sein, weil er auch körperlich nach dem Unendlichen strebt, durch
und durch im innersten Wesen. —
[770] Das Alterniren und Progeßiren der Reizmittel ist d. [as] wichtigste; ihre
medicinische Anwendung viell. [eicht] so cornplicirt wie d[ie] Algebra.
[77ij Geht nicht im Schlaf eine Selbstbefruchtung vor sich ? aber welche ?_In
d[er] Zeugung ist viell [eicht] durch d[ie] Liebe noch eine andre zwischen
Körper und Geist enthalten; die Neutralisation von beiden heißt Seele._
<Im Winter 1800—1801 während der Vorlesungen.>
[772] Phosphor, Schwefel, Salpeter haben sehr den Anschein zu einer Universal-
medicin verbunden werden zu müssen, und dann Gold und Eisen. —
[773] Viell. [eicht] ist das Schlafen wie d[as] Essen eine Nachahmung der Erde
und eben darum bei d [en] Thieren entschiedner und mächtiger wie bei
d[en] Pflanzen.
s. 75 [774] Das Ziel d [er] Magie müßte sein, d [ie] Oberfläche | d [er] Erde reif zu
machen, d. h. sie in absolute Cohärenz zu versetzen. Cohäsion ist d[as]
Ziel der Erde; ist die Cohäsion vollendet, so hört die Schwere auf. —
[775] Zukunft ist nur im Geist; Gegenwart auch im Körper. Vergangenheit ist
4- [indifferente] Zeit, der zweite Moment war Schrecken = Gegenwart =
□ . Einst wird es nur Vergangenheit geben; daher d[er] große Sinn
der avap.v/]ai^. —
[776] Die jetzige Epoche d[er] Natur ist siderisch. Das hat zwei Momente,
einen fantast, [isch] constr[uktiven] = (^[Christus] = Tod) einen ganz
Wollustsüßen yv. [Chaos] = (Maria — Wollust) [Christus] wird per¬
sönlich wiederkommen. —
[777] Dummheit ist d[er] Grundcharakter d[es] menschl. [ichen] Bewußtseins.
Die Aufgabe ist, diese in Raserei zu verwandeln. — Die Welt zu über¬
winden ist d [ie] höchste Aufgabe — durch Wollust, Kunst, Zorn. Die
Dummheit ist d[ie] Schöpferin der Welt. —
[778] Die erste Epoche endigte tragisch; Raserei d[er] Schwermuth im Unter¬
gänge d[er] Titanen. Die künftige wird im Witz komisch enden. Die
jetzige im Romantischen, dessen Wesen ist aber Wollust. —
[779] Die Menschheit ist vollendet, wenn die Gegenwart für sie vernichtet ist.
Die Menschheit wird einmal in Masse vor Wollust sterben. Wenn Tod +
Wollust = Sehnsucht. Wenn die Erinnerung vollendet ist, heißt das,
fortgesetzt bis zum ursprünglichen Bewußtsein, und allgemein.
[780] <Gott
— [negativ] T7 [indifferent] 4- [positiv]
[783] Das Gefühl ist offenbar magnetisch, das Gesicht elektrisch und so muß
auch das Gehör galvanisch [sein]. Musik also viell[eicht] sehr anwendbar
zur Vervollkommnung des Galv [anismus]. —
[784] <Von d[er] Natur wissen wenige, sie meinen d[ie] Welt wenn sie von
d[er] Natur reden.> |
s.76 [785] Die letzte Revolution d[er] Welt wird eine unendliche Geburth sein; sie
selbst dann eine ewige Zeugung, in d[er] alle ehemaligen Zeugungen
wieder kommen. Tod — die letzte Geburth, wo alle Sonnen sich in Licht
verwandeln. Wenn alle Sonnen sterben, dann ist die Erlösung vollendet.
Es müßte möglich sein vor Gesundheit zu sterben (dahin d[er] Tod aus
Freude, Schwermuth, selbst die edelste Schwindsucht). Die höchste Ge¬
sundheit ist unerträglich. Man müßte eigentlich] in d[em] Gipfel d[er]
Jugendblüthe und Schönheit durchaus sterben. Das Licht befruchtet
d. [ie] Sonne, die Seele d [en] menschl [ichen] Körper. — (Im Manne hegt
offenbar d[er] Keim einer längern, nicht so vergänglichen Jugend =
Mavortisches.) Man könnte wohl auch an Besonnenheit sterben. —
[786] Für die vorige Epoche Sprache durchs Gefühl und durchs Auge. Das Auge
kann noch sprechen, weniger die Hand. — Sprache viell. [eicht] (jetzt)
falsche Tendenz (für d[en] Menschen), gehört ganz d[er] Zukunft. —
[787] 77 [Poesie] und 9a [Philosophie] nur d. [ie] Vorbereitung; aber bis erst volle
Harmonie hervorgebracht ist, müssen sie herrschen. Religion war in dfer]
ersten Epoche das Herrschende, auch noch während der Menschheit
das erste und älteste. Jetzt ists die Zeit der tt [Poesie] und 9 [Philo¬
sophie], —
[789] Kann es aber nicht auch viell. [eicht] mit d[er] Menschengeschichte ein
recht elendes Ende nehmen sollen, halb tragisch, halb komisch, so daß
nichts daraus wird, und diejenigen Recht hätten, d [ie] das Reich Gottes
schlechthin nur jenseits suchen.
[790] Die Bäume besonders die kolossalen entsprechen d[er] ersten Periode; die
Blumenpflanzen d[er] dritten, die Fruchtbäume und Korn und Gras der
jetzigen. —
. 77 [791J Die Muscheln als die ersten Thiere | zu setzen, da ihre Schaalenbildung
der Mondabsondrung am meisten entspricht. Der Mond muß nach
dieser Analogie fast ganz alkalinischer Natur sein. Könnte d[er] Mond
viell. [eicht] auf einer Seite nur Hölle, auf der andren d [er] Sonne zuge¬
kehrten reiner Traum, wesenlose Schattenwelt sein? _
<Im Winter 1800—1801 während der Vorlesungen.> 193
[792] Die Felsenöffnungen sind nicht durch Wasser gerissen; sondern die
Felsen haben sich selbst geöffnet, damit das Wasser da fliessen sollte. —
1793] Die Erde schläft aus d. [er] entgegengesetzten Ursache wie wir. Sie
schläft jetzt, weil Luft und Tiefe aus einander gehalten, die Factoren
also völlig zerlegt sind. Bei uns soll dieß nach d[en] Chemikern Ursache
d[es] Wachens sein. —
[794] Das Ohr kann noch gekitzelt werden, nicht auch d [as] Auge ? —
[795] Der Traum spiegelt die Welt ganz passiv; daher seine tiefsinnige Be¬
deutung.
[796] Der Geist ist d[as] ursprüngl [ich] Weibliche. Daher Reflexion, Fantasie
besser. —
[797] Ist nicht d[ie] Natur mehr im Zustande d[er] Raserei als d[er] Dumm¬
heit. Das Leben ist eine indirecte Asthenie. Freude und Schmerz sind
ganz nur d.[em] Thier eigen — liegen eben in d[er] Trennung des Guten
und Bösen, die da Statt findet. Der rechte Zustand eine gegenseitige
Saturation. Die beste Freude ist die mit Schmerz saturirte. Der höchste
Schmerz ist d[er] mit Lust vermischte, gleichsam im Kitzel. Das ist
d[er] grimmig böse Schmerz. In d[er] Grausamkeit ist mehr Kitzel als
in d[er] Wollust selbst. —
[798] Das Wasser eine Pflanze, die Flamme ein Thier. Oder ist nur das Licht
allein eine Pflanze? — Die Luft ein Thier wie die Erde?
[IV] PHILOSOPHISCHE FRAGMENTE
Zweite Epoche. I.
ZUR MORAL.
[1] Kann man wohl an die Griechen glauben und soll man es? —
[2] Dem Candide kann nur ein aesthet. [ischer] Optimismus entgegengesezt
werden; daß diese Welt die schönste sei. —
13] Auch die Liebe entspringt aus der Universalität, aber yx [chaotisch]. —
[4] Die alten Projekte von einer Bildungslehre gehören zu d. [en] Orakeln
d[er] Vernunft <sich ganz beziehend auf Logik und Moral>. — Die Idee
einer aesthet. [ischen] Historie liegt offenbar sehr vielen Versuchen zum
Grunde. —
[6] Der Sinn für Deutschheit ist d [ie] Ahndung einer deutschen Religion. —
< Kritik d [es] Zeitalters—Deutschland» Die Religionen werden nun wieder
national. —
p] Die Schönheit liegt in d[er] Art d.[er] Vorstellung und Anschauung und
in d[er] aesthet [ischen] Ansicht d[er] Welt sieht man wirklich alle Dinge
in Gott. Die Aesthetik hat einen Mittelpunkt und der ist eben der —
Menschheit, Schönheit, Kunst — goldnes Zeitalter ist das Centrum dieses
Centrums. — <Nach d[er] Kunst (in d[en] aesthet[ischen] Versuchen —
das goldne Zeitalter zu behandeln — die Sokrat[ische] 9er [Philosophie] und
der Optimism. >
[9] Schiller hat d[en] kantischen Begriff d[er] Schönheit auf d. [en] Menschen
angewandt, Ich auf Kunst, Fichte wird ihn selbst sublimiren. Die Ktc
[Kunstpoesie] entsteht, wenn die K[unst] Religion wird. —
[10] Die Begriffe von 8p [Drama] — ett [Epos] — Xup [Lyrik] anwendbar auf.
Die Moral ist lyrische 90[Philosophie]. —
[11] Durch eine ähnliche Tetraktys, wie von Aesthet. [ik] zu R[oman] geht wohl
auch der Weg von Meta9 [physik] zu A18 [didaktischer] Fant[asie]. —
198 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
< (Dante gehört zur Fantasie — nicht zum Universum. — Sollte wohl
A18[didaktische] Fant[a.sie] sein.) Spinosa und Fichte die Metacp
[physik] zu dem A18 [Didaktischen] über die Fantasie. — Beide bis zur
Poesie gekommen. Fantasie besteht im 'sv xai 7iav, im Schaffen und
Vernichten. —>
hü Ist nicht alles was wir jezt R[oman] nennen nur 7] 9 [ethische Philo¬
sophie] und 7]7T[ethische Poesie]? —
[ie] Eine eigne Classe der deutschen Autoren die tollen, <— Aufklärer —
Opponenten> darunter Hamann.
[17] Fichtes Prosa ist ^?[rein ethische Philosophie]; Goethes ^rre;n ethi-
sehe Poesie], —
[23] Das Centrum des it Sternbald die Kunst, des 2t die rc[Poesie], des
dritten wird Relig[ion] sein; sehr merkwürdig.
[25] Die Lecttire ist eine Kunst. — Dialogen sind opy aupcp [organische Sym-
philosophie], wahre aupcp[Symphilosophie], werdende. — (Alles Ediren
soll ein Diaskeuasiren sein.) -—
[26] Der cpa [philosophische] Roman hat es mit d [em] Abstractum des mensch-
1. [ichen] und mit dessen eccentr. [ischen] Spitzen zu thun. — Die wahren
ecc. [entrischen] Extreme sind die göttlichen Momente im Leben. — <Hat
der Meister nicht in einem gewissen Sinne auch drei Theile? —■ (au<;
[System] von erot. [ischen] Novellen.) >
[27] Zimmerm. [ann] selbst halb spanisch halb plattdeutsch, wie er von d[en]
althannöver. [anischen] Sitten sagt. —
[29] Die Moral soll am meisten als Kunst behandelt werden, cp [Philosophie]
als Wss [Wissenschaft], n [Poesie] als Bildung als beider ah [Synthese].—
[31] Ein Roman und eine AtS [didaktische] Fant. [asie] ist ein biblisirterBrief.—
[32] Die Bekentnisse sind Katech. [etische] Predigt und Gebet zugleich], aber
wie 7icp [Prophetie] wo Evangel. [ium], Apokalypse und Epistel in Eins
fließen. — Jede gute Confession wird Rfoman] und jedes gute
Ti epp [poetische Philosophem] wird At,S [didaktische] Fant [asie],
[33] Die Fr [agmente] als bibl. [ische] cpa [Philosophie] müssen im Ct [Zentrum]
der Encyklopacdie thronen. —
[35] pta-Ö- [Mathematik] und cpu [Physik] auf eine gebildete Weise zu behandeln
in Abstr[akt] r\ [ethischer] Wissenschaftslehre. —
[36] < Aphorismen sind zusammenhängende Fr[agmente], Spruch ist zugleich
Fr[agment] und Dialog (monologischer-) >
[37] < Bestimmung des Gelehrten nebst Theorie d[er] Lektüre und der Uni¬
versitäten. — CODEX DER EHRE. —>
[38] Die Frage von d[er] Moralität d[er] K.[unst] gehört ganz eigentlich] zur
Aesthetik und ist Anfang und Ende derselben. — Kunstlehre d [er] Tugend
und Tugendlehre der Kunst. —
[39] (Popularität zur Aesth. [etik] liberale Erziehung — Humanität — schöne
Wss [Wissenschaft] im guten gerechtfertigten Sinne. 0 [Theorie] d[es]
Genies, des guten Tons pp historische] Moral aus d[en] Dichtem.)
— MORALISCHE MUSIK. —
[40] Sollte Gleichheit sein, so müßten die Frauen alles Eigenthum besitzen.
Die Begier nach Besitz würde bei ihnen wirklich schön sein, von selbst.
s.a Nur um eine Frau | und Mutter kann sich eine Familie crystallisiren.
Ist alles Eigenthum Fam[ilieneigentum] so ist dieß auch rechtlich. —
Sie sollten eben so in d[er] Familie herrschen als die Männer im Staat. —
[41] In der xp [kritischen] Moral bleibt eine ewige Lücke zwischen 0 [Theorie]
und 7tp [Praxis] auch unauflösl [iche] Knoten, die nur durch 7r [Poesie] und
Historische] Tugend gefällt und zerschnitten werden können. — <Die
Theorie der Städte ein wichtiges Stück der x [kritischen] Moral. —>
[42] Gott ist gar kein Gegenstand der 9 [Philosophie], die ihn immer, je besser
sie ist, je mehr in Natur verwandelt. Unsterblichkeit und Freiheit d[es]
Willens d. h. Wunder und Weissagung — auch weder der 71 [Poesie]
noch der 9[Philosophie] wie Gott, bloß Religion], —
[43] Moses, Christus, Mahomet, Luther nähern s. [ich] stufenweise immer mehr
d[em] Autor. —
[44] Es ist gut sich so absolut zu setzen wie Fichte; aber es ist doch auch gut,
wenn man gleich Goethe’n andere nöthigt, einen so zu setzen. _
[45] Statt der Gesetze ein Katechism — Statt der ncp [Prophetie] Predigten_
statt der Psalmen Gebete — Offenbarung vom Zeitalter, Evangelium]
von Gott Unsterblichkeit] und Freiheit der Menschen nicht bloß d[es]
Willens. In diesen drei Rubriken und in d[er] von Geist und Buchstaben,
welche auch ganz ein Eigenthum der Religion] ist, hat d[ie] 9a[Philo¬
sophie] gleichsam d[en] Geist an d[er] Schwelle d.[er] neuen Rel.[igion]
abgesezt. —
Zur Moral. <Angefangen 1798 in Dreßden im Sommer. —•> 201
[46] Die Gränze der Religion] und n[Poesie] ist viell[eicht] d. [ie] Bildung,
auch ein Eigenthum der Relig[ion] wie Liebe und Menschheit. —
[47] <Das Allerheiligste in d[er] 0 [Theorie] d[er] Liebe und Menschh. [eit]
findet nur in der heil, [igen] Sehr, [ift] Statt. Auch die Char [akteristik]
des Zeitalters gehört zur Religion], Gedicht über die Religion>
[48] In d [er] Algebra liegen viell. [eicht] die tiefsten 9er [philosophischen] Ent¬
deckungen und Wahrheiten verborgen.
[49] Sind etwa alle Predigten nothwendig polemisch und müssen alle gegen
d[en] Teufel sein. —
[51] Die 9 [Philosophie] kann es doch zu nichts weiter bringen als zu einer
Fiction von Willkühr, die 7r [Poesie] zu einer sraS [eiife] . —-
[52] Die Liebe schwebt zwischen Universum und Natur. —
[53] Was nicht in symbol. [ischen] Sinne Wunder und Weissagung ist, ist nicht
Relig[ion]; also sind sie doch die Kriterien (Epistel an die Ungläubigen,
an die Christen, an die geheimen Gesellschaften). —
[54] Könnte nicht Gott — wie d.[ie] Natur ein -^—[reines Tier] — Pflanze
[55] Im Lutherthum ist Gott zweieinig; der heil, [ige] Geist ist nichts rechts. —
Die Zeit d[er] Zweieinigkeit Gottes ist gekommen. Geist und Wort sind
Gott und d. [er] Keim dieser 0 [Theorie] liegt im neuen Testament. —
[56] Freiheit (die einzig natürl [iche] Magie) besteht in Wunder und Offenbar¬
rung, und auch in unendlich, j
s. 4 [57] Fragmente (Sprüche) sind die eigentl. [iche] Form des biblischen Vor¬
trags. — Die historische] und religiöse Unsterblichkeit in Contact gesezt;
die Ewigkeit des Classischen und d[es] Originellen. — Ironie steht in
d[er] nächsten Beziehung auf Gott. —
[58] Die ^ [Psychologie] ist die Hälfte von Med [ialer] rj [Ethik] und viell [eicht]
ein Theil d [er] Aesthetik. ^ [Psychologie] ist identisch mit Moral. — Meine
Ansicht d[er] Natur ist aesthetisch. Giebts nicht viell. [eicht] unendlich
202 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
viele Capitel d [er] Aesthet. [ik] und sollten es auch darum nicht Briefe
sein. ^[Psychologie] = 6[Theorie] der Triebe und Gefühle. Anthro-
pol. [ogie] die Pathologie, materia medica, Diätetik des Gemüths. —
[59] Gesetz und Liebe sind wohl die Pole d[er] Unsterblichkeit; beide im Clas-
s [ischen] vereinigt; oder Gesetz und Geheimniß, Kraft und Allgemeinheit.
Die Gottheit ist ein Geheimniß, die Unsterblichkeit ein Glaubensartikel
und die Freiheit eine Offenbarung. —
[60] Die Welt als Musik betrachtet, ist ein ewiger Tanz aller Wesen, ein all¬
gemeines Lied alles Lebendigen, und ein rhythmischer Strom von
Geistern. —
[61] Jede Uebersetzung ist poetisch; ein Werk an und für sich ist schon etwas
poetisches.
[63] < Jedes Comp, [endium] eine Art Encykl. [opädie] aber subj.[ektiv], nicht
obj[ektiv], — Construirt muß sie sein, nicht ein Aggregat sondern ein
System. Bis jezt ist die Universität selbst nur ein Aggregat. —>
<Athenaeum>.
[64] Der Anfang jedes Essay muß p [rhetorisch], das Ende Ironisch sein.
— coder mit Ironie anfangen und mit p [Rhetorik] endigen. —>
[65] Jeder Monolog muß wohl einen Epilog (auch Prol. [og]) haben. Im Brief
Parekbase Die cp [Philosophie] d[er] Essays die einseitig sein dürfen eine
Art Experimentaler[philosophie] sein. — Der Essay als Rcpcr[Real¬
philosophie]. —
[66] Alle Sätze der Mathem. [atik] sind indemonstrabel. Die wahre Form der
[67] Ironie ist chemischer Enthusiasmus; Rhetorik ist /ep [chemische] Ener¬
gie. —
Zur Moral. <Angefangen 1798 in Dreßden im Sommer. ■—> 203
[68] Die Predigt ist der mystische Essay. — <Die Gegenstände des Essay —
Individuen — Facta, Labyrinth die nun ganz analysirt werden kön¬
nen.> Humor im Ganzen sehr gut. Je witziger der Essai je mehr
p [Rhetorik], je besser. —|
s. 5 [69] Die Eloge ist der Hist [orische] Essay, will nur Eine Ansicht vom
Gegenstand geben, wie auch d[ie] Predigt. —
bi] Ein guter Essay muß auch taktisch sein; Lessing ist dieß sehr. —
[72] Die Selbständigkeit eine Cardinaltugend für einen Autor. Die Extreme
sind auch gut, nur aus diesen kann die Mitte entstehen. — Selbständig¬
keit] ist etwas leligiöses; Verlust derselben aus Verzweiflung; das ist
Atheismus. — Ohne Ironie giebts wohl keine Selbständigkeit]. Alle
Tapferkeit und Relig[ion] ohne S.[elbständigkeit] ist immoralisch; so
auch alle Liebe ohne sie. — Selbst [ändigkeit] und Liebe sind das 'sv xoa
7iav der Sittlichkeit. — Selbst.[ändigkeit] ist Umgang mit s.[ich] selbst. —
Heiligkeit der Fülle und Würde d.[er] Selbstbeschrßänkung] gehört zu
Selbst, [ändigkeit] und Liebe. Thätigkeit ist histor. [ische] Tapferkeit. —
[77] Das Ende (der Abhandl.[ung] von d[er] Selbstä.[ndigkeit]) d[ie] Selbst-
vemichtung stiller Heiligkeit, und Verhältniß derselben zur Thätigkeit;
die Th.[ätigkeit] geht in d[as] Extreme, S.[elbständigkeit] in der Mitte.—
[78] Der Cyniker ist d[er] sokrat. [ische] Heilige im Kampf gegen d[en] Staat
und Familienbande; der Stoiker im Kampf gegen d[ie] Natur. Der Reli¬
giöse in Verbindung mit Gott. Wenn d.[er] Sokratiker thätig wird, so
wird er Autor. —
[79] Nur der Autor ist wahrer Priester und Taktiker und Oekonom näml. [ich]
geistiger. —
[80] Der wahre univ.[ersal] thätige Religiöse ist d[er] Christ.
18 Schlegel, Band 18
204 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
[81] Popularität ist kein Verdienst d[es] Menschen aber wohl des Autors. —
Soll nicht alle Autorschaft populär sein und 9 [Philosophie] und n [Poesie]
der Mitte, 7) [Ethik] hingegen den Extremen nähern ? —
[82] <Die Abhandlung geht auf die Principien und erschöpft ihren Gegenstand;
der Versuch nicht und ist unendlich Char [akteristik] ist ein Werk.>
[83] Moralität ohne Sinn für Paradoxie ist gemein. —
[84] Hülsen ist Meister in d[er] Curve, Fichte in d[er] Parallelle und im
Punkte. —
[es] Für den 7)[ethischen] Menschen ist nichts gemein; er lebt in göttlichem
Element. —
[86] Der Styl der pouji [Rhapsodie] muß von der AiS [Didaktik] Fülle, Glanz und
£7iiS. [si^ip] haben. Er liebt am meisten neue Worte. Die Glieder der Peri¬
ode so lang voll und groß wie mögl [ich]; aber wenige, d [ie] Periode selbst
kurz. < Im Fr [agmentarischen] Styl dagegen so viele und so versetzte und
zerhackte Glieder als möglich, und mehr antike als neudeutscheWTorte._> |
[88] Jede Historie, die s. [ich] nicht auf die Chronologie d[es] Geistes die
Geographie des Universums, Uebersetzung d.[er] Menschheit bezieht,
ist nur ein Essay. — Fast alle historischen] Werke die nicht Urkunden
sind sind diaskeuastische UeherSetzungen. —
[89] Im moralischen] Essay ist das Experiment selbst Zweck und Mittel;
in d[er] popul.[ären] Hist[orie] <Darstellung> doch die Facta, auch ohne
Kunstform, und auch die Princip.jien] brauchen nicht erschöpft zu wer-
^en' Jedes Werk sollte Abhandlung, Darstellung und Versuch sein._
[90] Unter d[en] Alten sind bei d[er] aristotelischen] Schule die besten
Essays zu suchen. Aristoteles selbst für d[ie] Kunstform d[es] logischen
Experimentirens ein Meister. —
[92] Die wahre Predigt sollte nicht bloß tj [ethisch] sondern biblisch und
exegetisch sein. —
[93] Jeder Essay ist die Symbol, [ische] Etymologie eines paradoxen Begriffs._
Zur Moral. <Angefangen 1798 in Dreßden im Sommer. ■—-> 205
[98] Fr[agmente] haben viel Affinität mit Edelsteinen, paj» [Rhapsodien] mit
Landschaften, vegetab. [ilischer] Welt, Blumen, Blättern pp Hist [orie]
mit opy [organischen] animal.[ischen] Körpern. —
[101] Der Ton wird Colorit in d[en] beseelten Accenten. Numerus ist wohl
orchestischer Styl. — Im Num. [erus] ist auch Euphonie und schöne
Assonanz begriffen. —
[102] Wie selten Menschen sind; durch — [reine Ethik] allein zum Menschen.
Man muß aber nicht bloß lieben, sondern auch um s. [eine] Liebe wissen.—
[104] Die Weltmenschen kennen nur die repräsentirende Sittlichkeit d[er] Fran¬
zosen. —
[105] <Die Uebergänge im Ess. [ay] ironisch, der Schmuck symbolisch, die
Tendenz der Gang etymologisch im großen Sinne (Richtung auf das
Primitive) >
[106] Soll und muß nicht jeder Cyniker ein Egoist sein ?
[los] Farniente ist das Element d[er] Ironie und d[er] Sittlichkeit. Ideen sind
innre Bilder, organische Vorstellungen die zugl[eich| Gedanken (d. h.
Begriffe und Anschauungen) und Empfindungen und Wollungen sind —
206 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
[109] Alle Thätigkeit muß egoistisch [sein]; man lebt nur in so fern man nach
s.[einen] Ideen lebt, nicht bloß nach s. [einen] Grundsätzen. — Man
muß also Ideen haben um sittlich zu sein, nicht bloß sich zu ihnen
erheben. —
[uo] Fantasie ist das Princip d. [er] moral[ischen] Thätigkeit und das einzige
moral[ische] Princip der Thätigkeit <näml[ich] Princip aller egoistischen
Energie. > —
[in] Religion ist d[em] moralischen Menschen was eine Predigt über d[ie]
Zufriedenheit dem der seine Geliebte fand, und nun in Ruhe lebt. —
[ii2] Alle Thätigkeit muß ein Farniente göttlicher Ruhe begleiten. Alle
moral, [ische] Thätigkeit muß religiös sein und alle Religion thätig; die
Extreme verbinden, führt zur Mitte zurück. —
[U3] Ohne Religion ohne Energie annihilirt sich ^ [reine Ethik] selbst. Ewiger
Wechsel und Kampf. Stete Reihe innrer Revoluzionen, und zwar perio¬
disch. —
[in] In d[er] Moral ist nichts so seltsam als das einfachste. Ironie ist d[ie]
Idee, Universum. —Es hat Fantasie, nicht sie hat ihn. Wer Fantasie hat,
läuft Gefahr, s. [ich] ins Universum zu verliehren. Wie Liebe die Neigung
aller Neigungen, so ist Ironie die Meinung aller Meinungen. —
[in] Nicht d[ie] Moral, sondern d[ie] Aesthetik befiehlt; doch ist Imperativ
viell.[eicht] nur der Religion] eigen. —
[ns] Metapher und Epitheton gehn auf einzelne Worte, Parisose und Antithese
auf xcoAa, Hyperbaton und Anakoluthon, Hysteron Proteron auf d[ie]
ganze Periode. Alle diese Figuren sollten allegorisch sein. Nicht bloß
der Periode, sondern auch der Abschnitt sollte construirt sein. Einige
Figuren sind syntaktisch, andre etymol [ogisch] (auf einzelne W[orte].)
[120] Der Ess.[ay] ist so zu schreiben, wie wir denken, sprechen, für uns schrei¬
ben oder im Zusammenhang frei reden, Briefe schreiben — über einen
Zur Moral. <Angefangen 1798 in Dreßden im Sommer. —> 207
s. 8 [121] <Zu d [er] 9 [philosophischen] Episode gehören auch dit Andeutungen, An¬
spielungen, Aussichten ins Unendliche pp.>
[122] Die Symphilosophie muß viel von r\ Ap [ethischem Drama] haben, das
Symposion von d.[er] Novelle und von d[er] Char[akteristikJ. —
[123] Diotima eine nothwendige Idee d.[er] Sokrat [ischen] 9 [Philosophie] wie
Madonna der katholischen] Religion. —
[124] Hemsterhuys hat d[en] Begriff d[es] Schönen auf Sokrat [ische] 9er [Philo¬
sophie] und goldnes Zeitalter angewandt. —
[125] Mit d. [em] Ideal beginnt d[er] zweite Theil d[er] Aesthetik, und dieser
ist Leibnitzigen Ursprungs — die sinnliche Vollkommenheit ist nichts
andres. — Das Ideal ist das Centrum des Centrums. — Mit einem Brief
über die Religionen muß der ganze aesthet. [ische] Cyclus auch wieder
schliessen. —
[126] Die Ansicht von der schönsten Welt hebt d[en] Menschen theoretisch
so sehr über alles Detail d.[er] Schlechtigkeit weg, daß sie ihn sogar
praktisch aus Toleranz und Liberalität grausam machen kann. —
[131] In d[er] Lehre von d[er] Natur ist die Hauptsache d[ie] von d[er]
schönen <aesth. [etischen]> Behandlung d[er] Natur; die schöne Ansicht
giebt s.[ich] von selbst. —
[132] Die Aesth.[etik] ist die 9a[Philosophie] über d[en] ganzen Menschen.—
< Von d [er] Natur kein besondres Cap [itel]; das gehört ganz zur Schönheit
— Genie — Popul. [arität] — Griechen]. —>
U34] Die religiöse Idee d[er] Aesthetik ist die Liebe. — Nicht zu dem Coeur
vom Ideal, sondern im Centr[um] d[er] Schönheit hat die aesthet [ische]
9a [Philosophie] von d[er] Liebe ihren Sitz. —
208 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
[135] Nichts ist schön was nicht eine Hindeutung enthält auf [reine
ihre Verbindung. Daher ist alles Menschliche so schön. — Das wäre eine
[136] Der Mensch im Ganzen hat Magie — die Kunst Mysterien — die Natur
Orgien. In diesen dreien besteht das Ideal. — Liebe und die schönste
Welt so d[er] Dualismus des Ideals. — Ideal vielleicht] der Mittel¬
punkt, Schönheit das Ganze, das umgebende yy[Chaos], —
[138] Der ganze Plato scheint aesthet.[isch] Aristot. [eles] hing [egen] metaphy¬
sisch]. Daher jener d [er] Fürst d[er] Mystiker, dieser d [er] Scholastiker. —
[139] pip [Mimik] entspricht d [er] Natur poua [Musik] d [er] Schönheit, Plast [ik]
d[erj Kunst.
[iio] Durch die Harmonie des Natürlichen und d[es] Künstlichen wird das
Menschliche sehr gut erklärt. Die eigenthüml[iche] Bewußtseinsart für
Aesthe [tik] diej [enige] in d [er] man s. [ich] des ganzen Menschen bewußt
wird — Gefühl nicht Gedanke. —
[in] Daß nur Schönheit der Gegenstand d[er] Liebe ist der aesthet. [ische]
Pol d[er] Moral, daß man die Schönheit nur durch Liebe fühle, d. [er]
moral, [ische] Pol der Aesthetik. —
[143] Die Religion] beginnt mit Enthus.[iasmus] gelangt durch Energie zur
Harmonie. Der Weg der <p<r[Philosophie] ist umgekehrt. —
[144] Die cpiT [Philosophie] ist Abstr. [aktion] Reflex, [ion] Specul. [ation], —
(Virtuosität und Talent darin.) — Poesie ist mythischer Enthusiasmus.
[146] Poesie ist moral [ische] Spekulazion (90 [Philosophie] moral [ische] Ab-
straction). Die Poesie ist die intellekt.[uale] Anschauung der Menschheit.—
Zur Moral. <Angefangen 17 q8 in Dreßden im Sommer. —> 209
[148] Allegor. [ie] Symbol, [ik] Personifikation] nebst Symmetr.[ie] und p [rheto¬
rischen] Fig[uren] sind Principien d[er] Poesie, nicht Elemente. Elemente
sind todte Masse. Die <p [Philosophie] und die tu [Poesie] müssen ihre
Princ. [ipien] in s. [ich] selbst haben und zwar in d[er] Mitte. Das wäre
sonst ihrer ganz unwürdig. —
[150] Der Gegensatz d [es] Gedankens ist das Gefühl; beide müssen aus d [em]
Triebe deducirt werden. —
[151] Vision <d.[ie] Portrait sein soll> ist der eigenthüml [iche] Act d[er]
Genialität, <tT[Synthese] von Enthusiasmus] und Energie
[152] Die eigentliche xp [Kritik] bezieht sich auf Hist [orische] Hist[orie] oder
d[as] Universum. —
[153] System von Visionen = F[antasie], —
[155] Der Gehalt d[er] Conversation besteht wohl aus Sentenzen und Anek¬
doten; sind d[ie] Elemente derselben. —
[157] <Der Haarwurf gehört auch zur Drapperie im weiten Sinne. —->
[158] Für die Abhandlung (die auf d[ie] Princ. [ipien] geht) Aphorism [us]; für
d[en] Versuch (der auf das Exper.[iment] selbst geht) eine Gnome; für
d[ie] Darstellung (die auf die Facta geht) eine Anekdote, welches auch
neue Ansicht alter bekannter Geschichte sein kann. —
{159] Moyens das Mittelglied zwischen dem Calkül und dem Effekt.y
s. 10 [162] Die Gleichnisse, Beispiele, Bilder, Beschreibungen sollten wohl nach ihren
Analogis in d[er] veget [ativen] anim. [alischen] und miner. [alischen]
Natur behandelt werden. — Metamorphose, Metern^ [psychose] — Ana-
stomose pp —
[163] Muß der wahre Essay viell.[eicht] immer so abreißen wie ein Platon.[i-
[165] Das ^ [rein Ethische] ist d[er] elektrische Funken <das —-^--[rein Ab¬
strakte] der Elastischer
[174] Der Bericht d[es] Recensenten muß nur auf die Absicht und Tendenz
gehn, die Klagschrift pp auf die Ausführung, und dann in einem Gut¬
achten ein endliches Decisum geben. Alles so 8ix[dikanisch] als möglich,
äug ßouX [Symbouleutisches] und em8 [Epideiktisches] nur als Episode.
Belege ist auch ein juristischer] Gebrauch. Urkunden und Zeugen sogar
werden gebraucht. Ausarbeitung wie Manufactur. —
[175] Die ursprüngliche] paieuci? ist wohl d[er] Monolog. — Die paicuau; viel-
1.[eicht] nichts als die Magnetische] Elastische] Elektrische] Methode
der opy 90[organischen Philosophie].
[176] Die Metern«];[psychose] der Gr.[iechischen] Trag, [ödie] sehr eigen; hier
nahm derselbe Leib oft eine neue Seele an. —
[177] Die Römer sind classisch in d[er] Briefiorm. <ANTIQUARISCHE Briefer
Zur Moral. <Angefangen 1798 in Dreßden im Sommer. -—•> 211
[178] Die Mischung von Prosa und Versen stammt wohl aus d.[em] Symposion.—\
s. 11 [179] Die Moral hält wohl die Mitte zwischen d [er] äußersten Analyse und Syn¬
these d[er] 71 [Poesie] und zwischen d[er] Einheit der 9 [Philosophie], die
lange nicht so subdichotomirt und nicht so systematisirt ist als die
7t[Poesie], — Müssen 7t[Poesie] und 9[Philosophie] sich nicht in diesem
Stücke künftig gleich werden. —
[180] Kann die Geschichte] d[erj gesamten 7][ethischen] Bildung auch als
aucT[systematische] Hist [orie] behandelt werden oder würde es nicht
vielmehr eine gigantische] Darstell.[ung] sein — Universalhistorie? —
<nach d[em] Zweck der Geschichte der Menschheit. —>
[181] Meine Hist [orische] Hist [orie] und xp [Kritik] hängen genau zusammen
und gehn beide aufs Universum und die Class. [ifikation] desselben. —
< Je ähnlicher Hist [orische] Hist [orie] einer U eher Setzung, je vortreflicher>
[182] Die 9a [Philosophie] d[er] Moral läßt s. [ich] nur in Abhandl. [ungen]
geben, die Poesie d[er] Moral in Darstellungen (die ganze Universal-
hist. [orie] sollte darstellend abgehandelt werden.) —
[183] Analogie ist Princip auch der poaeucm;. — Ein xpoTio? ist nichts als eine
7r [poetische] Methode. — (Analogie ist wohl zunächst Princip d[er] Ety-
mol.[ogie] dann deryp [Grammatik] derxp [Kiitik] dercpcr[Philosophie].)—
[iss] Ironie bezieht sich wohl auf r\ [Ethik] Logik und p [Rhetorik]. —
[187] Die Gottheit und die Natur gehören selbst zum yj [ethischen] oekon. [omi-
schen] gymn. [astischen] Physikalischen] und Codex d.[er] Humanität.—
[iss] Die Constr [uhtion] d.ßerj ganzen Menschheit und dann d[er] Natur und
d [er] Gottheit dürften wohl nur durch Anwendung d.[er] Moral auf die
X9<7[kritische Philosophie] möglich sein; aber weder bloß durch d[en]
Glauben noch durch die Praxis, sondern durch die Moral selbst. —
Diese Constr [uktion] ist wohl Inhalt d[er] Char. [akteristik] d[es]
Universums. — Müßte aber hier nicht Analyse vorangehn ? Oder dürfte
in dieser Charakteristik] aller Charakteristiken] diese auch bloß con-
struirend sein ? — Unendlich muß s. [ie] freilich sein, v. [on] jedem Punkt
aus, aber feste Base könnte sie doch sein. Sie würde die F[ichte]sche
90[Philosophie] vollenden, nicht mit ihr streiten. —
212 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
[189] Die Geschichte d[er] Menschheit müßte zugl [eich] Geschichte d[er]
Natur und Geschichte d[er] Gottheit sein; denn auch eine solche muß
es geben. —
[190] Wissensch. [aft] ist das yjy) [ethisch Ethische] eben so wohl als Kunst.—
[191] Das Universum zu construiren, war von jeher das lezte Ziel d [er] größten
cp(j [Philosophen]. —
[192] cpX [Philologie] und cpu [Philosopie] nur verschiedne Dignitäten derselben
Sache. —
[193] Wissenschaft ist göttlicher als Kunst. —
[i9t] Ist viell.[eicht] Natur was zugleich] Wissenschaft und Kunst ist?
[i95j Wahr ist etymologisch gut wie Schön symbolisch gut ist. —
[196] Schrift ist symbolischer] Gesang poua [Musik] — der höchste Gesang
ist Schweigen. — Alle Schrift soll heilig sein. —
[197] Das Wesen d[es] Cynismus ist Absonderung von Jur [isprudenz] und
Fam [ilie] Die Ironie und die Selbständigkeit wird hier gleichsam z. [um]
Stand und Geschäft d[es] Lebens. — |
[199] Die spätem Römer haben die Griechen wohl übei troffen in Rücksicht
d[es] Ideals vom Sapiens. Trajan viell. [eicht] d[er] größte Stoiker,
Horaz d[er] größte Cyniker, Atticus und Lucullus Epik[ureer]. —
[201] Die sittlichen Ideale d[er] modernen Welt sind d[ie] Ritter, d [er] Christ.
Der Christ hat eine Tendenz gegen Fam[ilie], weil er das Universum zu
einer Fam [ilie] machen möchte. —
[202] Für jedes liebende Paar, d[er] Mann Heiland, die Frau Madonna. —
Sat
[203] Ohne — [reine Satire] kann man nicht in d[er] großen Welt leben.
Sat [ire] kann nur durch Sat [ire] behandelt werden. —
[204] Scholien, wo d[as] Universum der Text wäre, Classikon der 9er [Philo¬
sophie], —
[200] Unthätige Relig[iosität] ist Satanität, irrel. [igiöse] Thätigkeit ist Bruta¬
lität. —
Zur Moral. <Angefangen 1798 in Dreßden im Sommer. —> 2x3
[207] Liebe — Selbst.[ändigkeit] — Ir.[onie] ist weit mehr ein Beweis gegen
d.[ie] Vorsehung und für d[ie] Unsterblichkeit als d[as] berüchtigte
Mißverhältniß zwischen Verdienst und Glück. — Der kleinste Mislaut
ist für d[en] Religiösen eine Beglaubigung der Ewigkeit. —
[208] Die sittl. [ichen] Ideale d[er] Römer sind nach d[en] Aemtern einge-
theilt. —
[210] Die kathol.[ische] Rel[igion] ist wohl eben so 9 [philosophisch] als 7c [poe¬
tisch, aber die protest. [antische] ist 7] [ethisch], die reform. [ierte] rein
7) [ethisch], die lutherische schon in d[er] Mitte zwischen beiden. —
[211] Gnome dürfte wohl der politische oder logische Theil d[er] Poesie sein.—
[212] Die moderne Fabel eine Art von Räthsel (zugl. [eich] Gleichniß und Gnome).
—- Der physische Theil besteht in d[en] Gleichnissen und Bildern. —
[213] Die Analogie ist das Princip für die Char. [akteristik] des Universums. —
[215] Der Periodenbau beruht viell. [eicht] auf geometr. [ischen] Principien. —
[216] Das Interessante beruht auf d. [er] Energie; das Classische auf Enthu¬
siasmus] und Relig[ion]. Das höchste Schöne muß beides zugl.[eich]
sein. —
[217] Die Regeln der Syntax könnten viel Aufschluß über d [ie] Erfindungskunst
geben. —
[219] Der Gipfel d[er] göttl. [ichen] Poesie muß auch eine Darstellung d[es]
Universums seyn; diese ist aber nicht mehr tz [Poesie] noch 9 [Philo¬
sophie] sondern beides. — |
9.13 [220] 9[Philosophie] läßt s.[ich] gar nicht kritisiren ohne 7r [Poesie], — <Die
9 [Philosophie] kann auch was nicht 9 [Philosophie] <tc [Poesie] > ist
charakterisiren. —>
[221] Die reine Med [ial] 9 [philosophie] ist Logik. — Bildungsl. [ehre] Ety-
mol. [ogie] Syntax im größten Sinne —
[222] Die U eher Setzungen der xp9 a [kritischen Philosophie] können nur 9 [Philo¬
sophie] zum Gegenstand haben, die Char [akteristik] auch 7r [Poesie],
die Fr[agmente] das Universum. —
214 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
[223] Die Abstr [akte] iz [Poesie] = Plast [isch], Metr [isch], opy [orchestrisch]. —
Die ye;p [chemische] = pouo [musikalisch] Pitt[oresk] und pip [mimisch],
also ganz prosaisch, d.[ie] Novelle. —
[224] Der Begriff d[er] Ehre sollte gar nicht auf Farn [ilie] angewandt werden.
— <Das rj Ap [ethische Drama] ist Farn [iliär], wie t] xp [ethische Kritik] =
iur [istisch].>
[225] Das Symposion ist ein gugt [System] von Experimenten, ein gugt [syste¬
matisches] Experiment. —
[226] <Die vier Species sind wie das Decliniren und Conjugiren in d[er] yp
[Grammatik], >
[229] Nicht dieses oder jenes Laster, sondern Mangel an yj [Ethik] ist d[as]
größte aller Laster. Geiz ist mit —rj [negativer Ethik] verknüpft. —
[230] Das Gebet als Relig[ion] ist wohl auch ein Sacrament. —
[232] <Zu x<p [kritischer Philosophie] muß wohl die ganze 9 [Philosophie] und
71 [Poesie] combinirt werden. —>
[233] Orakel sind alleg [orisch], Relig.[ion] ist symbolisch ist vielleicht]
Produkt von Mythologie und Mystik. —
[234] Die em&.p [epideiktische Rhetorik] sollte Ironie haben und yjFop; die
Sixav. [dikanische] sollte heilig und rein sein. —
P35] Die Char. [akteristik] ist pocF [mathematisch] genug; die Gesetze — dyna¬
mische] Astron. [omie] ihres Objekts — die Optik d[er] Gesichts¬
punkte — die Progr. [ession] Proport [ion] — Combin [ation] und Con-
str[uktion] pp spezif. [isches] Gewicht — Sector und Tangenten.—
[236] Alle Objekte sind nur Werkzeuge zum Anbau unsers Innern. _
[237] Alle Bezeichnung hat viel von Mystik und Mythologie], — Himmels¬
charte für d [ie] 9 [Philosophie] —Verzeichniß vom Apparat einer 9 [Philo¬
sophie]. Materialien, Instrumente und Regeln sind die Principien der Aus¬
führung oder der Erfindung. — <i) Plan 2) Apparat 3) Ausführung. Die
Erfindung muß auch drei Acte haben wie Anordnung und Beizeichnung._>
1238] Jede Gesellschaft ist Farn [ilie]; Häuslichkeit ist ihr Princip. _
Zur Moral. <Angefangen 1798 in Dreßden im Sommer. —• >
215
[240] Jede Gottheit ist classisch — <Sie sind Resultate d[er] Mystik und
Rhetorik> die eigentliche] Mythologie gehört in d[ie] Gymnastik. —
[241] Geschmack ist ganz richtig, weil d.[er] Mensch d[as] Schöne geniessen soll,
weil es Speise und Trank für sein Gemüth sein soll. —
[242] Sollte die cptr [Philosophie] d[er] Liebe etwa nur in Novellen vorgetragen
werden ? —
[243] Idee einer Secte von Menschen (d[eren] Menschen ganz Menschen sein
wollen.) —
[245] <Die Religion ist nur ein Theil der Mystik, nicht umgekehrt. —>
s. 14 [247] Gut ist in d[er] Mitte zwischen Nützlich und Heilig und ist einerlei mit
Schicklich. Alle sittl [iche] Bildung bezieht s. [ich] aufs Wahre, Schöne
und Gute d. h. Schickliche. —
[248] Der Ess.[ay] nicht Ein Exp.[eriment] sondern ein beständiges Experimen-
tiren. —- Auch Kants Schriften Ess[ays], —
[249] Auch 7) [Ethik] (in d[er] Gesch. [ichte]) muß x [kritisch] behandelt werden
können; charakterisirend — fragmentirend — diaskeuastisch — oder
alles dreies zugleich. — <Die Anordnung kann sein taktisch, juristisch,
oekon. [omisch] und endl. [ich] harmonisch. In d[er] Sixav [dikanischen]
Gattung bei d[en] Alten Wechselberedsamkeit und daher am meisten
Kraft dazu erfodert. —>
[250] In d[er] sittl. [ichen] Bildung findet weder Vervollkommnung noch
Kreislauf allein Statt, wie in 9 [Philosophie] und r. [Poesie], In 7) [Ethik]
ist schnellster Wechsel; jeder Augenblick trägt unendlich viel Zukunft in
sich. — Im thier. [ischen] Leben en detail Kreislauf das herrschende,
in d[er] Machine Vervollkommnung. —
[251] Plutarch ist ein delect.[ierlicher] Classic.[er] von Lehrjahren d [er] Lebens¬
kunst. —
[253] Das Schöne ist mehr als d[as] Vollkommne und nicht bloß dessen Sinn¬
bild. —
2IÖ [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
[254] rp] [Ethisch ethischer] Essay ist d[ie] Gattung selbst — Abhandl. [ung]
Vers, [uch] und Darst. [ellung] zugleich. —
[255] em8 [Epideiktisch] aupßouA[symbouleutisch] Stxav [dikanisch] = Mag¬
netisch], Elast[isch], Elektrisch]. —
[256] Praecision ist ganz 7)<p [ethisch philosophischer] Begriff, gesellschaft-
1 [iche] Schärfe. —
[257] Die Freundschaft läßt sich auch als Schule d.[er] Selbständigkeit betrach¬
ten; sie ist es mehr als d[ie] Liebe. —
[258] Die gewöhnlichen] kleinen Dialoge von Plato nur 7)<p[ethische Philo¬
sophie]; rep [ublik] und vop. [Nomoi] s.[ein] Corp.[us] jur.[is] oder Politik
Symp. [osion] 7)7) [ethisch ethische] Logik in d[em] großen antisoph. [i-
stischen] Philebus große Moral Tim. [aios] Physik. —
[259] Schöpfungsgeschichte d[es] Witzes — Zeitalter der Bildung — Urbilder
der Lebenskunst. —
[260] Der Begriff d[er] Zwecklosigkeit ist wohl Med[ial]. Wir verlangen
auch von d [er] Liebe Absichtslosigkeit — so auch von d [em] Wahren
(Wahr ist was ohne Nebenabsichten redet.) —
[261] <Das Erhabne ist nicht sich selbst vollendet, aber s.[ein] Zweck ist un¬
endlich.»
[262] Nach d. [er] gewöhnl [ichen] Meinung ist Verstand mehr als Vernunft und
das ist auch wohl ganz richtig. —
[263] Der Mann ist erhabner d [as] Weib reizender; beide gleich schön; verdienen
beide d[en] Preiß. —
[264] Witzig (im Styl) ist zugl. [eich] treffend und schön. —
[265] Der Staat hat d [as] Recht alle Bürger in Requisition zu setzen, aber nicht
Menschen zu Soldaten und Schreibern zu verhunzen gegen ihren Beruf
und ohne Rücksicht auf diesen. Eltern haben es auch nicht. —
[266] Arger Misgriff Selbstbekentnisse zu schreiben, statt s.[ein] Leben bescheiden
zu romantisiren. —
[267] < Aphorismen popul [äre] Fr. [agmente] wie Recens. [ionen] populäre Cha-
r [akteristiken]. >
[270] Es ist viel nöthiger, 7] [Ethik] gegen cp [Philosophen] als gegen n [Poeten]
in Schutz zu nehmen; die ersten wollen s. [ie] gar verdrängen und des-
potisiren; die lezten verachten sie bloß.
[271] Das Treffende, Kurze, Klare ist wohl das Wesentliche des 739 [ethisch
philosophischen] Styls, und übrigens so viel Ueb [erzeugend] als möglich.
— Das Ideal der R71 [romantischen Poesie] ist höchste Bedeutsamkeit
<aber witzig> — für die iredko ist d. [as] Crescendo eine Hauptsache. —
[276] Die wahre Sittlichkeit muß in d [er] Mitte zwischen eiserner Standhaftig¬
keit und Veränderlichkeit schwanken. —
[277] Constr [uktion] des Fragens; ich würde nur mich selbst fragen wenn auch
die Orakel nicht verstummt wären. —
[278] Die allg. [emeine] Liebe besteht in d[er] Theilnahme an allem Leben.
Aufgebot in Masse aller schlummernder Kräfte. —- Die Schöpfung ist
noch nicht geendigt; wer thätig ist, nimmt Theil an der Schöpfung.
[279] Ironie kann wohl niemand haben, der keinen Daemon hat. Dieß ist
gleichsam d [ie] Potenz d. [er] Individualität. Der Cyniker thut nichts
als s. [ich] mit d[em] Daemon besprechen. Dieser verstummt in d[er]
Zerstreuung und redet lauter bei der Zerstreuung. Fantasie ist viell [eicht]
Sinn für die Sprache des Daemons. — <Ironie ist Universelles] Ex¬
periment Liebe desgl[eichen],>
[284] DieUebergänge (in d[er] r\ [ethischen] Schrift) urban, ironisch, die Tendenz
etymologisch (aufs Primitive) und symbolisch d. [ie] Verzierung.
[285] Nicht eine, nicht diese oder jene Welt sondern die Welt schlechthin die
Eine ungeheure, mit allen Welten d. [ie] s. [ie] in s. [ich] schließt ist
Gegenstand aller Gegenstände. — |
[288] Das Wesen des Xoy [logischen] Experiments besteht im Vergleich d[es]
Gegenstandes mit d[er] Welt; das Entstehen lassen ist noch gar nicht
genügend. —
[289] Reise um die Welt mit dem Gedanken, nicht von d [er] Wiege bis zur Hoch¬
zeit oder zum Sarge begleiten, wie in einem R[oman],—Wie mit einem Ge¬
sellschafter und persönl [ichen] Wesen muß man mit ihm verfahren Jeder
Gedanke ist zugleich] auch nicht bloß Gedanke,sondem ein realissimum.—
[290] Eben so wie es eine Gefahr giebt, sich ins Universum zu verliehren, so
auch in s.[ich] zu versinken. — Ist es möglich, in d[er] Selbständigkeit]
zu wachsen oder dieselbe zu verliehren? — <Selbst.[ändigkeit] ist gar
nicht bloß ein Begriff. Um das Wachsthum zu beurtheilen muß [man!
doch s. [einen] Ursprung und s. [ein] Werden wissen. —>
[291] In d [er] Ironie vereinigt s. [ich] d. [ie] Selbstbeschränkung und die Theil-
nahme an allem Leben. — Selbst, [ändigkeit] ist das Leben des Lebens.—
[292] Wenn ich eigentlich] lebe, so erweitert sich mir jeder Gegenstand zur
Welt, und d.[er] Gegenstand] aller Gegenstände wird mir d[ie] Welt
selbst, nicht diese oder jene, sondern die wirklich ganze. —
[293] Die Atmosphäre dieses Lebens ist ein Meer von Geistern, in deren jedem
man eine Reihe von Weltspiegeln <vervielfacht> sieht. Ueberall öffnen
s. [ich] Eingänge in d[as] Labyrinth d[er] Unendlichkeit.
[296] Ideen sind die Produkte d[es] Witzes, Gedanken d[er] Vernunft, Ideale
d. [es] Geistes. Sinn ist offenbar ein belebendes erzeugendes Princip, und
steht in Beziehung aufs Universum; Geist hat die innigste Affinität mit
cpXyp [philologischer Grammatik]. —
[297] Das Symbolische <und Allegoiische> in Herders Sprache ist gut für d[en]
Essay, die Richtung s. [eines] Denkens ist oft etymologisch. [Reine
Chemie] <oder ^-[reines Chaos]> von Keimen, Blumen, Früchten bei ihm.
Ein eignes Chiaroscuro oft auch Scuro Scuro. — Er hat Colorit, Lessing
Styl. -
[298] Schillers Prosa hat viel Aehnlichkeit mit d[er] Garveschen. — Garve
recensirt (in d. [er] gemeinen Bedeutung) die Objekte über die er philo-
sophiren will. —
[299] <Ideal des deutschen Essay oder Charakt. [eristik] d. [er] deutschen
Essayisten — Zur Abh. [andlung] von d [er] Popularität, (in einem Briefe,
weil es polemisch gegen cp [Philosophen] und n [Poeten] sein soll. —>
[300] Plato hat bis jetzt am meisten vom Geist der 7] [ethischen] Schrift <daher
so pa^ [rhapsodisch] >. —
[301] Die Lüge ist d [ie] Antithese d [er] Ironie und eigentl [ich] —tqyj [negative
ethische Ethik]. —
s. 17 [302] Die p [rhetorische] Ironie (oder ganz 7] [ethische]) spielt | nur unendliche
Achtung oder Verachtung. Daher oft d.[er] Schein oder Anhauch von Bos¬
heit.— Der sittl [iche] Mensch achtet und verachtet mit Begeisterung und
jedes Gefühl wird bei ihm zur Handlung, die aber wenn er reif ist auf
s.[einer] Oberfläche nur spielen werde. Ironie ist eigentlich] das höchste
Gut und d[er] Mittelpunkt der Menschheit. —
[303] Ansicht des Saturn zu d[en] alten Göttern. — < darin d[ie] Religion der
Alten als Religion kritisirt. — Apologie d[es] Polytheism — daß wohl
Einheit in d [er] alten Religion sei. — Madonna und Hermacp [phrodit]
gegen einandergestellt — In der Selbständigkeit] 7][Ethik] im Verhält-
niß zu sich; in d [er] Popul [arität] 7] [Ethik]: cp [Philosophie] und 7r [Poesie].
In d[en] alten Göttern die Extreme des 7] [Ethischen] verknüpft. — Die
alte Religion ist gar nicht bloß Repräsentantin d. [er] Natur. — (Wie die
Alten selbst die Plastik verachteten.)>
[304] Bescheidenheit ist d[as] Princip d[er] Sittlichkeit — es giebt auch eine
d[es] Geistes; Selbstbeschränkung ist ihr Produkt. —
19 Schlegel, Band 13
220 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
[305] Ein ganzer Mensch ist wer bis in d[en] Mittelpunkt d[er] Menschheit
gekommen. Nur der ist ein ganzer Mensch der d[en] ganzen Instinct
d[er] Menschh.[eit] zur Absicht in s.[ich] bildet; dazu cp [Philosophie] und
tu [Poesie] nothwendig. yj [Ethische] Praxis auch nicht hinreichend. —
[so?] Jede Sixav. [dikanische] Abhandlung sollte mit einem Decret schliessen. —
Eine Vorrede muß nicht immerEssay sein sondern was das Werk selbst ist.—
[3os] Tendenz unsres Zeitalters,5 alle Wss [Wissenschaften] zu essayiren. —
[so»] Erhaben und Reizend sind die Pole d[er] [Poesie], Schön die Mitte und
der magnetische Kreisstrom (Ocean) die alles umgiebt. — Der Poet geht
immer aufs Erhabne oder Reizende; nur der Mensch aufs Schöne. _
Die Analoga bei Gut sind Recht, Lieb — Göttlich, Nützlich. — Für das
Wahre ? — Wissenschaft und Geschichte. Der cp [Philosoph] geht ent¬
weder nur auf d[en] göttlichen] Theil d[er] Wahrheit oder auf d[en]
irdischen. Nur d[er] Mensch trift d[ie] Diagonale. —
[3to] Müller ist gar nicht bloß d[er] tacitirte Livius d[er] Schweiz, sondern
ein Archäolog der Moral und der Politik von Geburth und Umgebung
ein Schweizer. —-
[312] Darf d.[ie] Universalität der dass.[ischen] Obj.[ekte] oder doch das
Expei [iment] der Universalisation im xp [kritischen Mimus] ironirt
werden? — <Idee einer romantischen 9er[Philosophie]>
[313] — Die Arabeske enthält viell. [eicht] eine [Synthese] d[es] Plafond,
Miniatur und Alfresco und wäre so d[ie] eigentliche] Mutter, d[er]
Keim der ganzen modernen Mahlerei ? —
[an] <Auch Matthison und Iffland sind Essayisten. — Auch M[eister] und
Wschl. [Wissenschaftslehre] am Ende Essays>
|3i6] Wie ein moderner Künstler das Universum der 71 [Poesie] umfaßt, so
zeigt sich in d [er] Folge s. [einer] Perioden oft d. [ie] Geschichte des¬
selben in nuce. —
s. 18 [318] <Der Essay ist ein wechselseit. [iger] Galvanism d[es] Autors und d[es]
Lesers und auch ein innrer für jeden allein; syst, [ematischer] Wechsel
zwischen Lähmung und Zuckung. -— Er soll Motion machen, gegen
d. [ie] geistige Gicht ankämpfen, die Agilität befördern^
[319] Die Frauen brauchen d[ie] Bildung nur als Verzierung Schmuck, Schein
und Spiel bilden die wahre Natura[poesie].
[320] Im 7] [Ethischen] sind die Extreme Natur, die Mitte aber ist Kunst. Der
Versuch muß von d[er] Mitte zu d[en] Extremen, oder von diesen zu
d[er] Mitte gehen. <Harmonie der Mittelpunkt von 7)[Ethik],>
[321] Colorit theilt s. [ich] in Glanz, Lichter, Blüthe und das Frische. (Durch¬
gehende Anwendung der Kategorien d[er] materiellen Kunst auch auf
die Prosa und prosaische Composition.) —
[322] Enthus. [iasmus] Genial, [ität] und Energie sind offenbar rj [ethisch]; es
sind die Principien d[er] Religion, der Liebe und d[er] Oekonomie. —
Die Experimentalpolitik ist d[ie] Cultur. —
[323] Beobachtung d. [er] Phänomene muß Geist jeder Darstellung sein und
Prüfung d [er] Hypothese Char. [akter] der Abhandlung. —
[324] <Die kom.[isch] satyr.[ischen] Bildungen unter den alten Statuen nähern
s. [ich] den Basreliefs. >
[325] Die Taktik die res militaris eine juristische Medicin. —
Ethik] da seyn. —
[328] Die Platon, [ischen] Dialoge sind mehr Mimen als Dialogen. Es giebt Ab-
handl. [ungen] und Essays (die kleinen) unter d[en] Platonischen], auch
eigentliche] Darstellungen. <Nota BRIEF eine durchaus moderne Form;
wie d [ie] Rede bei den Alten. In der Mitte zwischen Monolog und Dialog.—
Compendium findet sich wohl auch schon beim Aristoteles. Unsterblich¬
keit der Seele. Sympos. [ion]. Wechselbrief über die Liebe>
222 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
[329] Nicht bloß -^[rein Ethisches] soll mit Med [ial] 9 [philosophie] und
Med [ialjTt [poesie] en rapport gesezt werden, sondern auch alles 7] [ethi¬
sche] Detail. Am meisten aber muß es durch s. [eine] eignen Extreme
elektrisirt werden. Das erste ist wohl das Isoliren. —
[331] Der (tuct[systematische] Essay soll ein Thema mit Variazionen sein. Die
Episoden des Essay sind der Analogie wegen, um d[em] Essay dadurch
Universalität zu geben und ihn ins Hist [orisch] Hist [orische] der xp [Kri¬
tik] zu spielen, ohne daß er doch dadurch s.[eine] Gränzen überschreite.—
[333] Auch die 7] [ethischen] Gedanken beruhen auf einer Schöpfung aus
Nichts, wie alles r\ [Ethische]. —
[334] Das wahre Journal ist universell d. h. moralisch. — Der allmählige Gang,
das Schritt vor Schritt und die feine Wendung gehört zur Tisdko. —
[335] Ehre und Friede soll d[er] Geist d[er] gegenwärtigen Verhältnisse der |
s.19 Staaten sein; Eigenthum und eigentlicher] Vertrag ist darauf nicht
anwendbar. —
[336] Die Orientalen] sind opy [organisch] die Griechen] Abstr[akt] (Kunst) die
Römer sind ^ep [chemisch]; daher ist ihre [reine Familien-] > Ge¬
schichte jezt an d[er] Tagesordnung.
[337] In 7] [Ethik] hat d[as] neue Zeitalter am ersten begonnen. Friedrich, der
amerik. [anische] Krieg, die Revoluz. [ion] und Engl, [ische] Meerherr¬
schaft. —
[339] Eine Char [akteristik] ist ein unendlich universelles Experiment. Ge¬
schichte] des Jahrh. [underts] ist d[er] Symbol, [ische] Codex der
cp [Philosophie] und tz [Poesie],
Zur Moral. <Angefangen 1798 in Dreßden im Sommer. —-> 223
[340] Man darf s. [ich] zu Zeiten d[er] Wehmuth überlassen wie nach G.[oethe]
d [em] Eigensinn und Zorn.
[341] Stoff der innem Symcp [philosophie] sind die inveterirten < verwickelten >
schadhaften Probleme. —
[342] <Preußen — Ein Subj.[ekt] in allen. Ein guter Preuße muß keinen
Charakter haben. — Dieß giebt mit einemmale Licht über die Preußi¬
sche Litteratur. Preußen El[ementar] Rußl. [and] Tr [anszendental]
(Realisirung eines Ideals) Frankreich] ouct[systematisch] <Th[eorie]
7rp[Praxis]> Engl [and] Absol.[ut] <F[orm] M[aterie]>.>
[344] Campe will d [ie] deutsche Sprache erziehen nach d [en] Grundsätzen des
väterl. [ichen] Raths. -—
[346] Wenn man d [en] Selbstmord für unerlaubt hält, als einen Eingriff in d [ie]
unsichtbare Welt; das ist wie d [en] Leuten, was sie träumen, bedeutender
scheint als das Wachen. -—
[347] Rabener constituirt s. [ich] dadurch zum Satiriker daß er beständig über
Satire und ihren Nutzen und Erlaubtheit predigt. —< Schriftsteller mit
Manchetten aus d[er] goldnen Zeit.> Rab. [ener] nennt d[en] Reim d[en]
Witz d[er] Verse; Beispiel] eines zufälligen Tiefsinns. —
[348] Gemein ist aller Witz dessen leztes Ziel das Lazareth und das Tollhaus
ist. —
[349] Morizens Moral ist ein düstrer Traum oder Brüten über d[en] Zweck
des Menschen. — Er sucht s.[eine] Träume auf der That zu ergreifen.
Träumen und Beobachten, beides that er wie ein Mensch. Er wünschte
ein Mensch zu sein. — Der Zweck d[er] Welt ist ihm, gedacht zu werden.
Vom Warum gebe es kein Warum. — |
s.20 [350] Hemsterhuys d[er] eigentliche] Classiker des moral.[ischen] Essay, er
allein hat nicht p [Rhetorik] sondern Peitho. Er ist in d [er] Mitte gewesen
und ist d[er] höchste. Kleiner Essay im großen Styl. —
224 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
[351] Die große Welt ist darum Welt, weil sie es sein will, schlechthin will,
sichs über alle Zweifel hinaus selbst weiß macht. Ohne ein solches ab¬
solutes Wollen kann auch die kleinste Stiftung nicht entstehn und dieß
ist das Lebensprincip auch der größten. Dieß ist nicht bloß magisch
sondern auch völlig despotisch, und darin liegt die eigentl [iche] Apologie
des Despotismus. —
[352] Daß uns das höchste Elend in Masse nur Spiel scheint, kann aus d[er]
höchsten und tiefsten Quelle fließen, aus Herzlosigkeit und aus Bewußt¬
sein d[er] besten Welt und ewiger Harmonie. —
[353] Furcht und Hoffnung sind die Leidenschaften d [er] Kinder; das Unendliche
der ersten kennen und fühlen sie am besten. —
[356] Laune ist nicht durchaus weichliche Entartung. Es liegt der ursprüng¬
liche] Dualismus darin, moralischer Puls. Laune ist in d[er] Mitte
zwischen Freude und Schmerz, zugl. [eich] positiv und negativ. —
[357] Es konnte vor der j etzigen Periode kein eigentl [iches] t) [Ethos] geben (?) —
[358] Der Zweck d[es] Staats ist so wenig bloß das Recht, als der Zweck der
Ehe d[er] Nutzen. Min[eralitat]^Hum[anität] ^ der Zweck des Staa(s
Die Könige sind von Gott eingesezt, nämlich durch iur. [istisches]
Genie. —
[363] Die erste gar nicht potenzirte r\ 71 [ethische Poesie] ist Hist[orie] wie sie
d[ie] Alten hatten. Alle alte Hist[orie] = Rfoman],
[364] Jedes Zeitalter hat s. [einen] eignen sensus communis, auf d[en] -ryp
[ethische Philosophie] sich zunächst beziehn aber nicht bei ihm stehn
bleiben sondern ihn an 9 [Philosophie] und dem sensus communis andrer
Zeitalter berichtigen muß. — ]
s. 21 [365] Die unendl. [iche] Hoffnung kindlicher Gemüther ist d[ie] Neugier
(Nichts war mir sonst so unbegreiflich als die Leichtigkeit mancher so
armen Menschen. Ich ahndete überall unendlich viel.) —
[366] Naturgefühl ist d[ie] Quelle der Energie; je mehr Naturgefühl, je mehr
Energie. -—
[369] So wie Katechism r\r\ [ethische Ethik], ist Predigt typ [ethische Philosophie],
Gebet 7]tt[ethische Poesie], Romantische Gebete könnten sehr interessant
sein. Alle Predigten beziehn sich auf d[en] ewigen Frieden.
[370] Natur, Liebe, Glaube und Ehre sind d[ie] Quellen der Sittlichkeit. Der
Glaube am nächsten verwandt mit der Selbständigkeit], —
ristik] sollte Rücksicht nehmen auf d[en] Moment das Publ[ikum] wie
die Rec[ension], —
[375] Politik gehört zu Moral, Religion und Historie die nur d[er] Dignität
nach verschieden sind. —
226 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
[376j In d. [er] Moral müssen auch Religion und Historie vereinigt sein, zu
gleichen Theilen schweben. — Eben deswegen weil alles da schweben und
gleich sein soll, ist die Moral oft die Heimath d [er] Nullität. Wenn jemand
immer sagt; du sollst und du sollst nicht; das nennt man Moral. Wie elend,
wenn einer nicht den Beruf hat das zu sagen! Wie göttlich, wenn er ihn
hat, wie Moses, Christus, Mohammed, und Luther! — So heißt es auch
immer; Ja nicht ganz, aber doch auch nicht halb. —<Der dritte Charak¬
terzug der platten Moral ist zu sagen; sei liebenswürdig, weise, groß,
habe Kraft. — Die Moral traut sich Schöpfungsvermögen zu; mit Recht>
[377] Eigent [liehe] Moralisten wohl Seneca, der Autor der Dialogi und Quinc-
tilianus; auch die Griech. [ischen] Rhetoren. —
[378] ln einer recht moral, [ischen] Schrift muß d[er] Gegenstand geschaffen
sein. —
[380] <Ein Journal soll vorzüglich] Gespräche mit d[em] Leser enthalten. —>
[382] Relig [ion] ist Med [ial] tz [Poesie] -— 91) [Physik] ist Med [ial] 9 [Philosophie]
und bildet mit Hum [anität] zusammen Hist [orie].Hist [orie] ist nichts als
9<7 [Philosophie] und dieser Name könnte ganz abgesetzt werden. _
[383] Durch Xoy [Logik] und p.a& [Mathematik] wird 910 [Physik] die wirkliche
Natur. So Hum [anität] durch iur.[isprudenz] und Farn [ilie].— Also auch
hier Wirklichkeit und Unendlichkeit (beides Eins) in der Mitte._|
s.22 [384] ln Relig [ion] giebts nur Ein Buch, in p [Rhetorik], Hist [orie] und Moral
unendlich viele. —
[385] Religion and Moral sollen gar nicht mehr getrennt sein und es soll
keine 9 [Philosophie] geben als Historie. —
[386] Absolut moralisch ist keine Schrift; nur mehr oder weniger. —
[387] Es giebt so eine Art von Gedanken wobei alle übrigen in einen Zustand
d[es] Schwankens gerathen. —
[388] Was Gemeinheit scheint, ist oft nur Verwirrung. Die Zweckbestimmung
derselben ist, ein anreizendes Chaos für Menschen zu sein. Der Anhänger
d[es] Ahriman giebts nur wenige, viell. [eicht] ist die active Plattheit
ganz Täuschung. —
Zur Moral. <Angefangen 1798 in Dreßden im Sommer. —> 227
[389] Eben so lumpicht und lendenlahm als das Befehlen unberufner Mora¬
listen, ist auch ihr Bitten. »Wir sind alle Menschen — heißt bei ihnen —
arme Sünder.« Auch der unbedeutenden Völker wie d[er] platten Men¬
schen Zweckbestimmung ist ya [Chaos], —
[390] Ueber die nothwendige Religiosität aller tz [Poesie] zu d[en] alten Göttern.
Künste [poesie] ist wohl die Relig [iosität] die Musik sein will.—
[391] Die neue Bibel müßte für die Deutschen werden, was die Revoluzion
für die Franzosen.
[394] Die weibl[iche] Bildung besonders sollte ganz Ironie sein. — Das bloße
Schwanken ist bei weitem noch nicht Ironie.
[396] Es ist eine hohe und viell [eicht] die lezte Stufe d [er] Geistesbildung, sich
die Sphäre d[er] Unverständlichkeit und Confusion selbst zu setzen. Das
Verstehen des ya [Chaos] besteht im Anerkennen —
[397] Wer dürfte wohl einer gebildeten Frau d[en] unbedeutenden Zimmer¬
mann, d[en] langweiligen Engel, d[en] albernen Thümmel zur Lectüre
empfehlen ? — Nur für den Autor sind sie classisch. —
[398] Die alte Relig [ion] ist puE [mythisch] die moderne yp [grammatisch].
Die neue Religion] ist poetisch. —
[401] Nicht die Furcht hat d. [ie] Götter erfunden, sondern d[er] Enthusiasmus.
s. 23 Das ] Princip d[er] Sprache hingegen ist die Energie. —
[402] Die allgemeine Polemik in Deutschi.[and] ist auch eine Tendenz zur
Relig [ion]. —
[403] Die Revoluzion war die (antireligiöse) Rel.[igion] d[er] Franzosen Durch
Worte hat s. [ie] Wunder gewirkt; auch hat sie ihre Mythologie. —
[404] yp [Grammatik] und puE [Mythologie] erzeugen Poesie. Dichtung ist das
Werk d.[er] Religion und d. [er] Poesie. —<Alles was in hohem Grade
22o [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
[405] Auch in d[er] leiblichen Bildung sollte Musik sein, und auch die geistige
Gymnastik.
[406] Das Wesen des <alles> ya [Chaos] scheint in einer absoluten Negativität
zu bestehn. —
[407] Ausgemacht daß die cp [Philosophie] was geschieht meistens erst hinter¬
drein versteht; so auch n[Poesie]. —
[408] Der Ahriman d. [es] Zeitalters ist die Mediocrität; Garve und Nicolai
dürften es wohl bis zur Religion darin gebracht haben. —<Voß und
Wieland für tt[Poesie], Matthison in d[er] Nullität classisch. —>
[411] Ironie ist klares yoc [Chaos] in Agilität, inteil, [ektuale] Anssch. [auung]
eines ewigen ya [Chaos] eines unendlich] vollen, genial, [ischen] ewig
cykl[ischen]. — <Liebe vielleicht] das ya [Chaos] vor der Ironie. —
Allmacht schlummernder Kräfte in einem Jünglinge >
[413] Orakel, Mysterien Magie scheinen die <p [philosophische] Seite d[erj
Relig[ion]; Gebet, Predigt, Sacrament die yp [grammatische] Seite. —
[415] Universalität findet nur im ausgebildeten Werke Statt, ist also später als
Enthus.[iasmus] und Energie. — Ironie und Univers.[alität] zusammen
erzeugen erst Originalität. —
NOTIZEN. —
[418] Der Mensch ist ein Mikrokosmus; zur Char.[akteristik] d [es] Individuums
gehört Char. [akteristik] d[es] Universums. —
[419] Aechte Popularität haben Lessings Schriften doch nicht; nur für Kenner
ist s.[eine] Prosa, aber Conversations Prosa für Kennei, nicht große Kunst¬
prosa. —
s. 24 [421] Vielleicht geht d[er] Absol.[ute] Gedankengang nicht eben geradeaus wie
eine Linie, sondern es ist wie ein Winkel. —ctuctt[systematisch] wie jede
Curve, nicht bloß d[er] Cirkel. Diese paff[Mathematik] des Abstrakten]
Gedankenganges ist sehr merkwürdig. Ein Quadrat ist Symbol d [er] Ana¬
logie, ein Cirkel d[er] Harmonie und ein Triangel d[er] Oekonomie. —
[425] In Hist [orie] müssen auch wohl d.[ie] einzelnen Masse pyramidal, konisch
oder eyförmig sein, nicht musikalisch endigen wie Rtt [Romanpoesie]. —
Alle Constru [ktion] und Configuration ist pa-9-[mathematisch]. —
[427] Ein Winkel ist das Symbol d[er] Willkührlichkeit. Sind nicht alle Linien
paiallell? Weiß man was ein Punkt ist? —
[430] Zweck der Hist[orie] ists, Facta zu apotheosiren. Das erzeugt den komi¬
schen Gang. —
[431] Wenn nicht die paff [Mathematik] schaffen, construiren kann, so ists
nichts. Eine Wss [Wissenschaft] a priori, die durch Zufall entdeckt. —
[432] Ein <p [Philosoph] ist, wer glaubt daß man das Universum kennen
könne. —
[433] Meister der erste ordent [liehe] ctuctt [systematische] R[oman], —
[434] Zweifel ob es von jeder Gattung unbestimmt viele Romane geben kann,
oder nur einen classischen ? —
[436] Die Figurazion in Tiecks R [omanen] ist zugl [eich] Novelle und Mährchen;
die Lizenzen von beiden. —
[437] Was noch zunächst ist der ganz schwere 9 [philosophisch] tt [poetisch]
y] [ethisch] gesättigte opy [organische] R[oman], ein höherer, besserer
Jacobi. —
[438] Gozzi und Beaumarchais sind die Meister der Effectpoesie. —
[439] stt [Epos] = ycp [chemisch]. - Aop [Lyrik] = ps^ [mechanisch] Ap [Drama] =
opy [organisch] Die alte 71 [Poesie] fängt ganz in d[er] Mitte an. I
8.25 [440] Witz ist Universalchemie. —
[441] Adlich zu seyn ist ein Extrem. — Ist nicht jeder König facto ein Bürger¬
licher? —
[442] Viell. [eicht] muß es von allen R[oman]arten nur Einen, bestimmt viele,
und unendlich viele geben. —
[444] Atheist ist wer keinen Sinn für ps^ [Mechanik] hat. Man kann ihn freil [ich]
haben aus podf [mathematischem] aus Plastischem] mus.[ikalischem]
Architektonischem] Sinn und aus Moral.
[445] Der Essay aller Essays für die Engl, [ische] Nation ist der on national
wealth. —
[446] <Es soll keinen Essay geben so wenig als Effekt tc [poesie] oder 9[-philo-
sophie].>
[448] Eine gute Predigt (viell [eicht] = ein mystischer Aufsatz) muß zugleich
Gespräch, Erzählung, Brief und Monolog sein; — Also ist sie doch ver¬
schieden vom Essay. —
[451] In d[er] Geometrie muß mit d[em] Kegel angefangen werden, wenn
dieser wirklich] aus d[em] Cubus und Kugel synthesirt ist. —
[452] Die Etymol[ogie] ist der paE [mathematische] <der puh- [mythologische] ?>
pe/ [mechanische] Theil, der Syntax der opy [organische] Theil von
yp [Grammatik]. —
[454] Reine Mystik und Physik und Historie ist 9 [philosophische] Univ [ersa¬
ht ät], —
[455] Mythologie ist nur der mystische <pu> Theil der Hist[orie], p [Rhetorik]
der /yp[chemische],
[457] Die reine Mystik pe/ [mechanisch] behandelt ist wohl die Religion. Magie
ist /ep [chemische] Mystik, nebst Alchemie. Prophezeiung ist magische
Historie aus Offenbarung. — Theologie ist 9 [philosophische] Mystik,
Religion y] [ethische] Mystik.
[458] Die Chemie muß drei Princ.[ipien] haben. 9 [Philosophie] und 7r [Poesie] =
Azote? Oxygen yj [ethische] Atmosphäre. Die jetzige 9 [Philosophie]
wohl reine Lebensluft. —
[459] Die tc [poetische] Chemie ist die xp [Kritik], die zwar viel Affinität hat
mit yp [Grammatik] und mit 9X [Philologie], aber doch noch etwas für
sich ist. —
[460] Die 7i [Poesie] bringt d[ie] Götter auf die Erde, die 9 [Philosophie] er¬
hebt d[ie] Menschen zu d[en] Göttern. Die Politik giebt der Menschheit
Haltung, vermischt beide. — |
gl. [eich] sichtbar und unsichtbar. Licht und Auge sind Organ und
Medium des yz\i[Chemischen],
[462] Alles Wz [Witzige] ist doch zuerst yp [grammatisch] und in sofern 90 [phi¬
losophisch] . Das aucT[System] der yzy.[chemischen] Fr.[agmente] muß mit
Apotheose des Wz [Witzes] endigen, das der mystischen mit d [er] d [er]
Physik, der Hist [orie] mit d[er] d[er] Mythologie. — Die xp [Kritik] d[er]
9 [Philosophie] endige mit d[em] Ideal d[er] Diaskeuase. — Der Schluß
der x [Kritik] der 9 [Philosophie] sei eine Wss [Wissenschafts]lehre der
90 [Philosophie], d. [er] d.[er] skept. [ischen] Satiren eine Kunstlehre der¬
selben ; d [er] der Hist [orisch] daß [ischen] 9 [Philosophie] eine Bildungs¬
lehre der 9 [Philosophie]. —
[463] <Die x [Kritik] der 9 [Philosophie] und die pa^ [rhapsodische] Ansicht eine
Geographie und Chronologie der 90 [Philosophie]. —>
[464] Physik, Rhetorik und Philologie waren die Facultäten der Alten.
[465] Die Allegorie ist eine Wss [Wissenschaft], Ironie eine K[unst], Mytho-
sche] Genialität. —
[466] Aller aktiver Witz ist Allegorie = p, [mythologisch] Ironie ysp. [chemisch]
Urbanität Hist [orisch]. Alle diese sind göttlich und lächeln, xp [Kritik]
[470] Witz ist nicht in d[er] Mitte, sondern eccentrisch. — Witz viell. [eicht]
[473] Die Etymologie wird immer in einer pa^ [Rhapsodie] von Fr[agmenten]
behandelt.
[476] Der wahre Autor muß zugleich] Priester und Oekonom sein. Ein Buch
ist gar nicht bloß ein Werk. —
[47<] Moral, [ische] Mystik giebt Theologie — Moral, [ische] Oekon.[omie] giebt
Jurisprudenz. —
[4<s] Offenbar ist die hamilie zugl[eich] Staat, und ein Gewebe von Liebe,
Freundschaft und Umgang. —
[479] Die Religion, die Moral und die Oekonomie eines Volks bestimmen seinen
sittlichen Charakter. —
[480] Oekonomie ist Kunst das Nichtlch zu bilden. Nur gegen dieses sollte
man Krieg führen; die Oekon. [omie] eigentlich] taktisch. —
[481] Alle < Jede> Vorstellung sollte sittlich sein; freil[ich] ist Ironie auch der
Mittelpunkt d[er] zartesten feinsten Mystik wie auch der geistigsten,
reinsten Energie. — Rege Sittlichkeit, die spricht, ist witzig. — |
S.27 [482] Der Sokratische Heilige lebt symbolisch und betrachtet alles allegorisch.
Wenn er thätig sein will, so wird er ein Autor.
[483] Betrug ist eine Versetzung von Wahr und Falsch, Täuschung nur eine
Vermischung. Im Schein vielleicht] beides. Schönheit ist Styl d[es]
Universums, Reiz ist Illusion Colorit; Erhaben ist was unendlich tönt.
Schmuck ist wohl zugleich] Spiel und Schein. Alle ächten Spiele sind
mystisch, musikalisch oder gymnastisch. Die ersten müssen allegorisch
sein. —
[484] Cyclisch ist der Gang d[er] mod fernen] tz [Poesie] und <p [Philosophie]
durchaus nicht, sondern mehr konisch. — < Rhythm [isch], Melisch,
Chorisch ist \±zy [mechanisch] — yz\i [chemisch] — opy [organisch] —
Gang d[er] Bildung von pcy [mechanisch] zu opy [organisch] oder vice
versa und dann rückwärts. — >
[485] Der wahre Mensch sieht in jedem Gegenstände ein Analogon der Welt. —
Mährchen, Novelle, Historie — Romanze — sind die Grundlage aller
234 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
opy [organische]x
Formen d. [er] modernen tt [Poesie]. <Romanze =
o
tu [Poesie] der Keim und die Frucht von allen. >
[486] Dante’s Moral ist religiös, desgl [eichen] d[ie] Moral der alten Dichter.—
[487] £7u [Epos] Id [eal] — Aup [Lyrik] Eiern [entar]—Tpay [Tragödie] ctuctt [syste¬
matisch] [Komödie] Absolfut] als Abstrfakte] □ Tetraktys.
[488] Ovid hat mehr Zier, Schein und Spiel als Virgil; er ist d. [er] poetische,
Virgil ist d. [er] moralische, Hist [orische] rj[Ethiker]; so ist die Aeneidc
zu nehmen. •—
[489] Metamorphosen haben d. [ie] modernen Formen eben so wohl erlebt als
die Griechischen; die römischen nur Revoluzionen. —
[492] Das <wahre> Epigramm sollte konisch sein und eine Apotheose ent¬
halten. —
[493] Die römische] tc[Poesie] hat gar keine dass, [ische] Form als die Satire
hervorgebracht. —
[494] Pindar ist zugl[eich] Id[ealist] und Re[alist], wie Homer und Sophokles
und Aristophanes nicht weiter dichotomiren sondern synthesirt sind. —
[495] < Geist — [x [mythisch] Natur — cp [philosophisch] Bildung — H [istorisch]. >
[496] Die Willkühr macht eine historische Dynamik eben so wenig unmöglich
als der Zufall die Astronomie. —
[497] Die röm [ische] Poesie ist nicht in Formen sondern in Individuen (oder
in Perioden) classifizirt. —
[498] Zu einem guten <p7u [philosophischen Poeten] müßte man den Lucretius
und Spenser verbinden in Dante’s Form. — <Young (falsche) Tendenz
nach AiF[dithyrambischer] F[antasie].>
S. 28 [500] In d[er] Geschichte] d[er] alten 7t[Poesie] sollte jedes Gedicht erst Grie¬
chisch, und dann romantisch betrachtet werden. Alles Classische bezieht
J 799 - init.> 235
sich auf d[ie] Geographie d[er] Menschheit und Chronologie des Geistes.
— Man braucht nicht bloß aus dem Classischen alte und fremde Worte zu
nehmen, aber nur classische. —
[501] Ein Originalwerk ist eine Uebersetzung in d. [er] zweiten Potenz. — <Die
opy [organische] Poesie die göttliche >
[502] Wie Char [akteristik] = ~ [rein kritischer Mimus] das vollendete Werk
d[er] x [Kritik], so ist Uebersetzung d[as] Werk d[er] Humaniora und die
heit, überall noch Afrika.) Dieses ist der Inbegriff der höchsten cpX [Philo¬
logie] oder xp [Kritik]. Zur Production eines Werks gehört alles dreies; man
muß sein Ideal übersetzen, nachher einen Grundriß davon entwerfen, dann
eine Char [akteristik]. Litteratur also (praktisch genommen als die Kunst
d[er] Werkbildung) ist die höchste cpX [Philologie]. —
[503] Hist [orische] Werke müssen Med [ial] übersezt werden, 9 [philosophische]
und 7r [poetische] immer extrem, Abstr[akte] müssen organisirt werden,
opy [organische] mit abstracter Treue. —
[504] Wie es eine Geographie und Charakteristik] d[es] Universums giebt,
so muß es auch eine Uebersetzung d[es] Universums geben. —
<1799. init.>
[506] <Die Aesthetik muß endigen mit d[en] Principien der Poesie. >
[508] Die Grundsätze von d[er] Stellung d[er] Worte abzuleiten aus d[er] Metrik.
[509] Die Poesie ist eine Personification des ewigen Menschen — Allegorische
pup. [Mimik] poua [Musik] und Plast [ik] und Symbol [ik] der Natur. —
20 Schlegel, Band 18
236 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
s.29 [514] Der vierte R[oman] (Maria) der Religion so nahe als [reine Lyrik]. —
<Da die alten Götter usw.> Der R[oman] kann nicht religiös genug sein;
wohl von d[er] 9 [Philosophie] aus — viell [eicht] kann man da aber
immer tiefer dringen ins ^[Unendliche] fort. —
[515] Die W1 [Wissenschaftslehre] als eine Art Constit. [ution] d[es] Zeitalters,
als Symbol, [ische] Bücher der 9a [Philosophie]; aber die Stiftung des
Deutschen Bundes d[ie] Const [itution] d[es] Zeitalt.[ers] selbst kann sie
allein nicht geben. —
[517] Ein historischer 9 [Philosoph] existirt noch gar nicht — das Classische
darin muß erst noch erscheinen. —
[518] Die wahre ctuot [systematische] Logik zugleich Architektonik und Organon
d[es] Geistes. —
1521] In d[er] Religion] ist die Tetraktys eigentlich] zu Hause. In ihr muß
jede dass, [ische] Religion] durch xcp [kritische Philosophie] und Med[i-
al] Tr [poesie] diaskeuasirt werden. Im R[oman] werden it [Poesie] und
cp [Philosophie] ^[chaotisch] synthesirt, in Moral aber auaT[systema¬
tisch]. Leben und Religion in R[omanen] ctuctt [systematisch] synthesirt,
in d [er] moral [ischen] cp [Philosophie] aber yjy. [chaotisch] und deshalb so
mythol [ogisch], —<Die einer Elegie als Concentr.[ation] aller alten Tragö¬
dien — Diaskeuase der gantzen römischen Poesie in eine große Satire>
[522] Die Persönlichkeit von Zeit und Raum, der Geist des yp [Christentums]
zu d[em] Adt[Dithyrambus], — <Die Med[ial][Poesie] = Eleg.[isch]>
[523] Consequenz ein bloß succeßiver Begriff ist das Princip der Oekonomie,
welcher in der Mor [al] cp [Philosophie] die Syntaxis und d[er] Calcül
untergeordnet sind. —
[524] Dante auch zu d [en] Novellen; Dante ist wohl unendlich vielerVariazionen
fähig. —
[525] Ein Comp [endium] gränzt schon sehr an —
[526] Zur Mor [alischen] Relig[ion] viell. [eicht] bloß die Deutsche Religion und
d[ie] Revoluzion. — (Spinosa im 9er[philosophischen] Sinne d[er] einzige
Theist.) Die Franzosen haben wirklich die Religion] vernichtet, zu¬
gleich] aber auch die 9 [Philosophie] und n[Poesie], —
[527] Die gesamte Litt, [eratur] der Engl [änder] hat einen xp [kritischen] An¬
strich, die d[er] Franzosen einen p [rhetorischen]. —
[528] Die einseitigsten Menschen sind die welche eine kleine Rolle in d[er]
Revoluzion gespielt haben. Alles andre verachten sie gegen diese und
diese selbst betrachten s. [ie] nur aus d[em] Gesichtspunkte der Kleinig¬
keit d. [ie] sie gethan und gesehn haben. —
[529] Gott ist d [ie] Bildung ? — Zugl [eich] Bildung und Leben = Geist und
Wort. — |
s. 30 [530] Die Politik am Ende nichts als eine große Technologie und Cultur d[er]
Staat eine große Oekonomie. —
[531] Die Hierarchie muß s. [ich] immer gründen auf Mysterien und Magie,
besonders auf die lezte. -— Myst[erien] sind unabhängig von biblischer]
Kunst und v.[on] Mythologie.—
[532] Der Landbau <a\s Symbol —> (Cultur pp) zu d[en] (moral [ischen]) Reden.
Krieg als ^ [reines Chaos] —q — [reines Leben] zur Mythologie. —
238 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
[533] Der aesthetische Pol endigt in \u.\i [Mimik], der meta9 [physische] in
cpu[Physik], pip, [Mimik] und (pu[Physik] sind das geringste, obgleich
sie die größten Gegenstände haben — <nicht bloß Natur> Welt und
Menschheit — eben darum. Sie haben gar keine eigne Form. —
[535] Principien (als Werkform) so viel Affinität mit Hist[orie], als Fantasien
mit R[oman], —
[536] Freude ist Gefühl d[er] Bildung, Schmerz ist Gefühl d[es] Lebens; beide
sollten ganz Eins sein, völlig verschmolzen. — <Natur = Leben + Bil-
dung>
[537] Die älteste Gesch. [ichte] Roms ist ein Seitenstück zu d. [er] heroischen
Mythologie d [er] Griechen und zu d. [er] modernen Romanze von
Rittern. —
[538] < Romanzen mit allem 90 [physisch] Wunderbaren d [er] Mährchen und dem
grot.[esken] etc [Epos] d[er] Balladen. Ein R[oman] für d[as] Studenten¬
leben nach Art d[er] Novellen d[es] Cerv[antes].>
[539] Die natürliche] Religion ist wohl d[er] Gegensatz d[es] modernen My¬
stizismus, der bei Kathol. [iken] Protest [anten] und Sekten viell [eicht]
nur durchs Colorit verschieden ist. Im Gange d[er] Religion] viell. [eicht]
zugleich] Perioden und Revoluzionen. —
[540] Liehe und Haß scheinen die Pole der bibl. [ischen] Religion], Der Gegen¬
stand des reinen Hasses ist das Endliche, d [er] Buchstabe. Furcht und Hoff¬
nung sind d[ie] Pole d[er] Fantasie; Handeln und Wollen der Principien.
— Der reine Haß ein Gut wie d[er] gesunde Schmerz. Glauben ist nur ein
schlechtes Wort für Hoffen. — Univ[ersalität] = Geist d[er] Natur
[542] <Was Endlich ist, ist Nichts und Verwirrung. Alles Unendliche ist har¬
monisch. —>
.[543] Jede künstliche Constit [ution] nichtig, auch die auf ein Ephorat ge¬
gründete — die Hierarchie der einzig rechtmäßige Staat. _
<1799■ init.> 239
[544] Die ganze Cultur dieses Zeitalters ist oberflächlich — dagegen d [ie] d [es]
Mittelalters von Grund aus; Es giebt wohl mehr als ein Mittelalter —
eine Pause voll Chaos in d[er] Cultur. |
s. 31 [545] Der gewöhnl [iche] Manuf acturR [oman] der Engländer, worin Smollet am
höchsten steht, gleicht ihren Fabriken. —
[546] Credit ist d[er] dritte Gott des Zeitalters, neben d[er] Mode und der
Industrie. —
[547] Die gesamte neue Litter[atur] der Engl, [änder] Franz [osen] und selbst
Deutschen könnte auch als Ein Ganzes angesehn werden. —
[548] < Sophokles als Ideal d[es] Lebens zu d[en] Idyllen, Goethe mit Fichte zu
d [en] Reden ? —>
[549] <Constit[ution] d[er] Litteratur (aus d[em] Standpunkt d[er] Techno¬
logie] und Agricultur angesehen) >
[550] Objekt: Subj.[ekt] ist das Wesen der Menschheit Form: Stoff, ist d[as]
Wesen d [er] Welt; Spinosa verwandelt d [ie] Menschheit in Welt, Plato die
Welt in Menschheit.
[552] Ganz offenbar hat man d [ie] Animalität d [er] alten Plastik noch zu wenig
in Betracht gezogen. Jupiter als Löwe — Herkules als Stier pp.
[553] Giebt nicht jede Landschaft eine Aussicht ins Unendliche? Das Portrait
scheint mir beinah d. [ie] Grundlage d[er] Mahlerei zu sein. —
[555] Gott ist oft [Synthese] von x<p [kritischer Philosophie] und AiÖ- 7t [dithy¬
rambischer Poesie] von Mensch und Gott.
[556] Visionen der poetischen Politik, sehr 7t [poetisch] aber ganz in Prosa.
Gott und Welt in Religion] Eins und auch mit d[er] Schöpfung Eins;
Gott ist die Schöpfung selbst. — <In Hume’s Essays fehlts ganz an einem
zureichenden Grund warum sie aufhören. —>
durchführen ? —
240 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
[558] Die Frage über die Bildungslage d[er] Kü[nste] und Wschen [Wissen¬
schaften] ist bisher gar nicht histor. [isch] behandelt worden, sondern
artistisch, so als ob es eine Kunst gäbe 9 [Philosophie] und 71 [Poesie]
zu machen; Blasphemie! —
[559] Ideale für die Fantasie, was Princ [ipien] für d [ie] Vernunft, für die Speku¬
lazion. —
[560] Der Dualismus in allen Progreß.[ionen] und eben darum ist er progres¬
siv] und auch potenzirt. —
[561] Die Griechischen] p[Rhetoriker] gingen auf Vorbilder auf Grundsätze,
noch mehr die römischen. Viele vernachläßigten darüber sogar d[en]
Effect, das (7upßouX[Symbouleutische] über d[em] etuSsixt [Epideikti¬
schen] — und waren eigentl [ich] immer Sixav [dikanisch] gemeint. — Sixav
[Dikanisch] die heilige p [Rhetorik] wohl nie. — Der Essay soll zugl [eich]
cmS [epideiktisch] und Six [dikanisch] sein, das eigent [hch] aup.ßouX[Sym-
bouleutische] ist weit magischer. — j
s.82 [562] <Luxus ist d.[er] vierte Gott des Zeitalters; Circulation desgl[eichen].
Eine künstliche Balanz d[er] schlimmste Götze, um welchen Krieg zu
führen man für sittlich hält — das ist ganz unerlaubt.>
[563] Es ist sehr irreligiös und sehr unhistorisch in d [er] Hist [orie] erklären zu
wollen. —
[564] Nur in d[er] Universalität liegt d[ie] Entschuldigung und Erklärung
d. [aß] d[er] Essay wesentlich Oberflächlichkeit. —
[565] Für die Geschichte d[er] Cultur giebts viell.[eicht] keinen Dualismus d[er]
alten und d[er] modernen Welt wie in 9 [Philosophie] und tc[Poesie], —
Die Geschichte] und Bildung d[er] Rel[igion] ist bis ins Innerste und
Aeußerste polemisch. —
[567] <Das Gesetz nichts zu erschöpfen wird im Essay fast pünctlicher beob¬
achtet als in d[er] Conversation; nur mehr egaler Strich.
[568] Je näher der Rel.[igion] ein Essay von Hume, je leichter behandelt je
näher d[em] Gelde, je mehr Form wenigstens von Gründlichkeit.>
<ijgg. init.> 241
[569] Visionen als W [indifferente] Form der Mystik zwischen Fantasie und
Principien? — <Geist und Wort als Stoff einer Vision. Geheimniß und
Glauben eben so. Nicht auch d[as] ewige Leben. >
[570] Ist das Wesen d [er] Antike Mythol. [ogisch] d [er] Modernen moralisch ? —
[571] Ein Wort über die sogenannte Unvorsichtigkeit; Christus und Paulus
waren sehr unvorsichtig. Damals war heil, [iger] Geist in der heil, [igen]
Schrift. Jezt nicht mehr, nur für den, der ihn sehn will. —
[572] Schmerz und Freude verliehren sich in einander. Alle Freude ist Miner.[a-
lisch] Veget. [abilisch] Anim [alisch]. Im Schmerz fühlt man s. [ich] offen¬
bar am meisten allein. —
[573] Mit der Relig[ion], für sie und zu ihr muß man nichts thun als sie voll¬
ständig machen — zum System bilden und sie in Eins bringen, in Con-
tact setzen, damit es nur Eine gebe in unendlich vielen. —
[574] <PRINC.[IPIEN] der Deutschen Litter.[atur]>
[575] Es giebt keine Kunst glücklich zu seyn — das Glück läßt sich nicht
erkünsteln. — Zur Vollkommenheit gelangt man nur durchs Glück nach
d[em] Willen d[er] Götter, wenn man ihren Stimmen folgt. Ob man s.[ie]
recht vernommen, zeigt sich durchs Glück, denn alles Glück ist Gnade.
Sollte das Med [ium] nicht Mysterien heißen ? — Hier im Mittelpunkte trift
das Esoterische der alten und d[er] christl [ichen] Religion zusammen.—
[576] Rousseau’s Charakter ein Gemisch von Kindlichkeit und Weiblichkeit.
Weder ein Held wie er selbst oft träumte, aber auch kein miserable.
Gemeiner und einziger als er es weiß; denn s. [eine] Einzigkeit liegt nicht
da wo er sie sucht. — Aventurier nur durch ein Reich falscher Tenden¬
zen von Idealismus. —
[577] <In d [er] Schwerfälligkeit hat Rousseau etwas Deutsches wie Voltaire in
d[er] Begierde alles zu wissen. —>
s.33 [578] Orakel d[er] VERNUNFT oder Magie dasselbe. — Ist nicht die Vernunft
die Mittlerin zwischen Menschheit und Universum; ihr untergeordnet
der Witz und viell[eicht] d[ie] Fantasie? —
[579] <Die gute Brochüre muß durchaus formlos sein.>
[580] Was wir mechan. [ische] Bewegung nennen, ist nicht todt sondern mine¬
ral, [isches] Leben — er ist albanische] Organisation]. Nur ist hier d.[er]
Proceß des Lebens von s. [einen] Produkten entschiedner getrennt.
[581] Die Hist[orie] geht von 9a[Philosophie] zu tc[Poesie], die Mor[al] hingegen
von 7r [Poesie] zu 9 [Philosophie]. Nach Relig [ion] graben sie in die Mitte.—
242 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
[582] Alle mystischen Werke parallell mit d[en] romant. [ischen] in Prosa, ja
eigentlich] in einer Classe mit diesen. Roman und Mystik zu synthesiren;
die prosaischen könnten wohl mit Plato endigen, die poetischen mit
Spinosa anfangen. —
[584] Die Religion ist nicht bloß das Fundament der Hist [orie] und Mor [al]
sondern das Centrum — aber eben darum auch das Fund[ament]. -—
Durch Gradazionen gehn Mor[al] und Hist [orie] von <p [Philosophie] zu
7i [Poesie] und umgekehrt.
[585] Das größte Hist, [orische] Individuum ist viell. [eicht] die alte Poesie. -—
[586] Die Versuche scheinen s. [ich] durchaus auf das Studium des Menschen
zu beziehn — Fr. [agmente] mehr aufs Universum selbst. —
[587] Hist [orie] mehr Mythol. [ogie] Mor[al] mehr Mystik = Innre Religion]
jenes äußre Religion].—
[588] <^p [Reine Kritik] zu Litt, [eratur] Princ [ipien]. ~ [Reine Rhetorik] zu
Princ[ipien] [der] Religion],>
[589] Hist [orie] und Mor[al] suchen sich der 9 [Philosophie] und 71 [Poesie]
aufs äußerste zu nähern. Die Mysterien der Alten eine falsche Tendenz;
im Ganzen nicht mehr als xp [christliche] Mythologie. —
[591] Mysterien der Religion — eine Rede an d[ie] Gemeinde der Menschen. —
cUeber das Studium der Religion Stud.[ium] <System Principien> der
Mythologien
[593] Niemand sollte kritisiren ohne selbst zugl. [eich] zu litterarisiren — zur
£7aSei,^i(; s. [einer] Litter[atur] und um das Bürgerrecht zu verdienen.—
[594] Moral eine Wss [Wissenschaft] d[es] Lebens, d[es] Menschlichen d[es]
Göttlichen; also soll d [ie] gesamte 9 [Philosophie] Moral werden und sie
will es auch — wie Plato, Spinosa und Fichte zeigen. —
<1799- init- > 243
[595] Die Franz [ösische] Rev. [olution] fing an mit d[er] Selbstvergötterung
d[er] Nation und endigt auch wieder damit; sie haben manches con-
stituirt, nur keine Constitution. —
[596] Char [akteristik] des Zeitalters nicht mehr Gegenstand der Hist[orie]
sondern Mor[al], —<Der Rom [an] vom Zeitalter eher als der Faust.—>
[597] Die wahre Historie charakterisirt die Begebenheiten, die falsche erklärt
sie. Publicum und Werk sind Correlata wie Autor und Leser (jedes Werk
ist Bibel und jedes Publ.[ikum] eine unsichtbare Kirche. |
s. 34 [598] Sehr schön ist Müllers < stillschweig [ende] > Idee von d[er] legislativen
Kraft d[er] Historie. —
[601] Die Bestimmung d [er] moral [ischen] Reden ists ein wahres Publ [ikum]
zu sammeln. — <Moralische Reden (an die unsichtbare Gemeinde d[er]
Gebildeten an d[ie] Jünglinge Frauen Männer) über d[ie] Menschheit,
Familie, Religion>
[602] Die Constitution ist die lächerliche Seite d [er] franz [ösischen] Revol [u-
tion]. —
[603] Der Staat ist d [as] ganze Leben d [er] Menschen, etwas sehr Heiliges. —
Die Ehe ist ins Unendliche potenzirbar. —
[604] Prosa und Verse sind neutral für 9[Philosophie] und n[Poesie], —
[605] Gott ist nichts als das Individuum in der höchsten Potenz; nur Indivi¬
duen können einen Gott haben, der also durchaus subjektiv ist, nicht
bloß d [er] Beschaffenheit sondern auch d [em] Dasein nach. Aber freil [ich]
ist die Welt auch ein Individuum — das läßt sich erkennen — also muß
auch sie einen Gott haben, und dieß ist das Urbild. —
[606] Sehr häufig wird historische Vollheit mit Gehalt verwechselt. — Alles,
wa sich aufs Unendliche bezieht, hat directen Nutzen, was das Endliche
ins ^[Unendliche] erweitert, nur indirecten. —
[608] Ossian ist nicht d[er] Gegensatz v.[on] Homer sondern von Tausend und
Eine Nacht. —
[609] Die Alten behandelten das Leben selbst als Religion; recht auffallend
zeigt sich dieß in d[em] antiken Patriotismus. —
244 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
[610] <Die Revoluzion samt der xp [Kritik] des Zeitalters zum Studium der
Rel[igion] .>
[611] Es giebt auch ein bildendes Lesen, wie ein solches Schriftstellen — im
Ganzen so xp [kritisch] wie das der cpX [Philologie], im Einzelnen so lax
wie das gemeine, aber doch mit ti [poetischem] und cp [philosophischem]
Geist. —
[613] Das 'ev xoo, 7iav des Stud[iums] über d[en] Menschen ist wohl daß d[ie]
Menschheit nie Kunst werden soll. —
[614] Der gemeine Verstand läßt sich nicht anders denken als in Form einer
geheimen Gesellschaft. Alle geh. [eimen] Ges. [ellschaften] sollen aufhören.
Auch das an eien regime beruhte auf einer geh. [eimen] Gesellschaft], In
Deutschland] existirt eine unsichtbare Kirche d[er] Plattheit, die aber
leider nur allzusichtbar wird. Die wahre geheime Gesellschaft müßte
selbst d[en] Mitgliedern ein Geheimniß sein. Der Teufel ist d[er] einzige
unbekannte Obere. — Eine geh. [eime] Ges. [ellschaft] soll nicht bloß
s. 35 Umgang | sondern auch zugleich Erziehung sein. — Nur durch d[ie]
Religion kann d[en] Menschen die Aufklärung kommen. —
[615] Skizze als eine besondre Nebengattung der Studien (<N> vielmehr der Cha¬
rakteristik]) ein wichtiger Begriff. — Die Principien d[er] Geschichte,
das Ideal d[es] Lebens und die Skizze des Zeitalters sämtl[ich] zum Stu¬
dium d[es] Menschen. —<Orgien d[er] Menschheit als Lebenskunst. Ueber
Fantasie und Vernunft (das gehört zur Religion],) Vom Werth d[er]
Beredsamkeit Ueber d[ie] Bestimmung des Gelehrten.>
[617] Manche kleinen Dial. [oge] des Plato, Lysis z. b. sind nichts weniger als
skeptisch; es sind wahre Kunstwerke d[er] intellekt.[ualen] Anschauung,
Darstellung des transc.[endentalen] Schwebens. —
[eis] Sind Architektur und Metrik viell. [eicht] nur angewandte Musik —?
oder sind das alle Künste ? —
[620] Jedes Buch hat seine eigne polit. [ische] Constit. [ution] ist monarchisch,
demokratisch], aristokr[atisch]. In d[em] Luc.[retius] schöne x\narchie.
<1799- init.> 245
[621] pup. [Mimik] und opx [Orchestrik] viell. [eicht] nur Theile einer einzigen
Kunst. —
[622] Ist die Logik eine Oekonomie oder eine Politik der cpcr [Philosophie] ?
[623] Stud [ium] der 71 [Poesie] = Const. [itution] der xp [Kritik]. Studium d[es]
Menschen = Constit. [ution] d[er] Moral oder der Historie. — Daß es
mehr als eine cp [philosophische] Moral giebt, daß auch die Poesie ihre
Moral hat. — Die Historie muß durchaus nicht moralisch werden. —
<Princ [ipien] d[er] tc [Poesie] und 9 [Philosophie] im Stud [ium] d[er]
Relig [ion]. >
[624] Universitäten sind bloß Wss [wissenschaftliche] Gesellschaften — sollte
es nicht ähnlich[e] für Künstler geben? Die Religion aber wohl gar
nicht in feste gesellschaftl [iche] Form zu bringen. —
[625] Ein Zeitalter allein kann man gar nicht kritisiren, sondern nur alle in
Masse. — <Idee einer Enzyklopaedie>
[626] Die Poesie ist nicht geschickt eine Religion die da ist, zu suchen, wohl
aber eine die da ist, auszusprechen. —
[630] Zum Gegensatz d[er] Schrift, wie d[ie] Alten d[en] Tod gebildet
Wie sie das Leben gebildet. —
[631] Die aestet. [ischen] pa^ [Rhapsodien] können ins Unendliche fortgesezt
werden. — Ethische Skizzen — viell. [eicht] auch die Logik in potJ>
[Rhapsodien] oder Skizzen Viell.[eicht] d[ie] Politik zur Const.[itution]
d[es] Zeitalters. —
[632] Ist nicht auch Lucr.[etius] ein R[oman] über die Natur?
[633] Der Fichtesche Begr[iff] d[er] Pflicht und d[es] absoluten Idealismus
schon an d[er] Gränze d[er] Religion. |
s.86 [634] Der recht aesthet.[ische] Atheist ist Diderot. <Desgleichen] auch
Lucr etius. > Der Atheismus muß aesthetisch, der Egoismus aber meta¬
physisch sein. — Daß Bildung d[as] höchste Gut sei, zur Moral.
Viell.[eicht] sind Aesthetik und Metaphysik die Pole d[er] Moral.
246 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
[635] (Das *sv xou rcav ist W1 [Wissenschaftslehre] = wahre xp [Kritik], Hist [o-
rie] 7i [Poesie] und Litter[atur] —) — Die ältere 9 [Philosophie] neigt
sich wohl ganz auf Mor [al] und xp [Kritik], die jetzige auf W[issenschafts]-
lehre, die scholastische auf Hist[orie], Schon d[ie] Kirchenväter sind sehr
historisch. ■—•
[637] Das jetzige Zeitalter ist d [as] Zeitalter xax’ z'cpyrp. Eine 0 [Theorie] d [er]
Revoluzion wäre das jtx [Chaos] zur Politik. —
[638] Herder und Moriz sind neutral, nicht recht gut und nicht recht bös. —
[639] Die W[issenschafts]lehre ist unser national wealth und unser taste. Der
Jakobinism für Jurisprudenz, was Brown für d[ie] Medicin. — Die
W[issenschafts]lehre als wahre Jurisprudenz, Medicin Theologie im
geistigen Sinne. — Die Gränze d[er] W[issenschafts]lehre wohl sehr be¬
stimmt, daß sie ewig gx£7ct [skeptisch] bleiben müsse. Nur durch freie
Religion kann d. [er] Knoten zerhauen werden; aber nicht yjx [chaotische]
Religion] sondern gugt[systematische] Religion], Also auch das Stu-
d. [ium] d[er] Rel. [igion] identisch damit. —
[641] F[ichte]’s W[issenschafts]lehre ein -/a [Chaos], die neue soll gugt[systema¬
tisch] sein. — Viell [eicht] kann eine gugt [systematische] W [issenschafts]-
lehre nur von d[er] Religion aus construirt werden. —
[643] Nach d[er] Tugend zu streben ist wohl d[er] schlechteste Zeitvertreib
nächst d[er] Uebung zur Gottseligkeit. Könnt Ihr Euch eine Seele, einen
Geist erüben ?
[645] Werke <nur> wo Zweck an sich ist, Werkzeuge was nur Mittel. Lästerung,
die Kunst d[es] Menschen könne nur Werkzeuge bilden. —
<1799- init.> 247
Du hast die Anschauung des Unendlichen; diese ist zwiefach, eine Sub-
stitution] > |
S. 37 <BEI GELEGENHEIT
DER FICHTESCHEN RELIGIONSHÄNDEL.>
[648] Gott kann nicht ohne Vermittlung emaniren; Natur und Universum
s[in]d d[ie] Emanationen Gottes. —
[650] Die cp [Philosophie] geht nicht bis zum schlechthin Ursprünglichen, kann
das nicht. Nicht das Unendliche sondern das Ursprüngliche in s. [einer]
ganzen Fülle gedacht ist göttlich. Der urspriingl [iche] Zustand des
Menschen ist Gott zu denken und zu fühlen, also das goldne Zeitalter.—
[651] <Ist Consequenz etwa Idee der rcoA [Politik] der oix [Ökonomie] oder
beider? -—>
[654] Jakobi hat das Zeitalter behandelt wie Mendels, [sohn]; aber wer ist dann
am Ende d[er] Betrogne ? Wenn nun das was er am Ende will, durchaus
platt und armselig ist? — <Daß wir Gott empfinden —>
[655] Zum Göttlichen soll man durchs Menschliche führen; aber ableiten soll
man d[as] Göttliche nicht. —
[656] Die Princfipien] der Hist[orie] durchaus relig[iös]. —
[658] Alle 7c [Poesie] und cp [Philosophie] ist Mystik, Mysterien als K[unst]
und Wissenschaft]. —
[661] Gott ist [Chaos] und Ideal = d[es] absolut Irrationalen. — 9 [Philo¬
sophie] griff zu weit um sich in das Gebiet d[er] Religion], 71 [Poesie]
aber war schüchtern und zu leer von Religion], <Das Unbedingte und
Bedingte zur 90[Philosophie], — Das Unendliche und Endliche zur
Ti [Poesie]. >
< Bei Gelegenheit der Fichteschen Religionshändel. > 249
[662] Der Gedanke des [Chaos], das Gefühl d[es] Ideals ist unmittelbar. Gott
also nehmen wir unmittelbar wahr, uns selbst nur mittelbar.
[663] Alle Mythologie] zu d[er] Offenb. [arung] d[er] Natur; das andre Ct
[Zentrum] Myst.ferium] der Allegorie < = Ct [Zentrum] d[er] modernen
7u[Poesie], Shak [espeare] am nächsten. —> Allegorie ist das Ct [Zentrum]
von 7r[poetischem] Spiel und Schein. <Etwas gegen das Uebel der An¬
dacht auf d [en] Gassen ? —>
1664] Tier Idealismus der Magie ist mit n[poetischem] Realismus] gesättigt,
der Re[alismus] der Astrologie mit tc[poetischem] Idealismus]. -—Astro¬
logie hat am meisten Affinität mit n[Poesie], Magie mit cpo[Philosophie],
— <Elemente d[er] Mystik Gesetz der Vernunft — viell [eicht] sind nur
. . Med
Orgien poetische Mysterien —— [reines Medium] wie Hieroglyphen>
[665] Nichts ist reeller als die Menschheit; sie ist das ens realissimum. —
[666] Alle Bestimmungen d[er] Welt sind nur Bestimmungen d[er] Vernunft,
das ganze Objekt ist deren Produkt; nicht so die Materie. —
[667] Ist falsche Tendenz nicht nothwendige Begleitung jedes schlechthin
Esoterischen? — Das Exoteiische falsche Tendenz und nichts mehr. —
[670] Wollt Ihr Personalität Gottes, so bleibt doch wenigstens ja bei d [er] alten
Dreieinigkeit. Ihr habt da wenigstens eine Persönl[ich]k. [eit], die auch
s. 38 keine und durchaus unbegreiflich] ist, | und in d[er] Form dieser Unbe¬
greiflichkeit liegt d[er] Keim und Anstoß für d[en] Geist, wenn er s.[ich]
besinnt, die Idealität seines Gedankens gewahr zu werden. —
[671] <Das Alterthum eine Allegorie auf die vollständige] Menschheit>
[672] Nicht Oel ins Feuer gießen wollen wir, wie Fanatiker, sondern den Strom
in d[ie] natürliche] Gränze leiten. — Schellings 90[Physik] ist gefähr¬
liche] falsche Tendenz. —
[673] Im Idealismus wird die Empirie als ein Kunstwerk betrachtet. Mystik
ist die Kunst und Wissenschaft] aus Eiern[enten] der Menschheit]
und Bild [un]g organische Wesen hervorzubringen. Ohne Mystik noch
nie 7r[Poesie], 9[Philosophie], Mor[al] Religion],
[674] Viell. [eicht] nicht bloß Familie sondern auch Republik ein oix [ökono¬
mischer] Begriff. —
250 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
FICHTE. —
[679] Fichte’s Lehre ist Relig[ion] in Form der <p [Philosophie]. Er hat die Reli¬
gion] in d[er] Tiefe d[es] Geistes entdeckt cnämlich daß sie frei sei>. —
[eso] Von der <pa[Philosophie] hänge das Heil der deutschen Litt, [eratur] ab;
ihre Freiheit könne nur unbedingt sein oder gar nicht; daß die 9[Philo¬
sophie] sich selbst constituiren müsse. — Es sei Pflicht hier für d[ie]
Wahrheit ein Zeugniß abzulegen; keine angenehme, unter das Gewühl
tretend. —<Jede Brochüre muß wohl polemisch sein. —> Die 9 [Philo¬
sophie] sei d[as] Organ um Religion zu entdecken. —
[68i] 9 [Philosophie] theilt sich inTh [eorie] und 7rp [Praxis], ist Id [ealis]mus oder
Re[alis]mus. —Glaube als Princip d[er] 9 [Philosophie] ganz religiös.—
Man müßte, was so künstlich gedacht ist, auch eben so künstlich lesen. —
Diese Künstlichkeit d [es] Denkens ist schon gegen Zweifler und Schwär¬
mer nothwendig. Fichte’s Gott ist die Wechselwirkung; sein Mittler die
Reflexion. — 9 [Philosophie] und Rel[igion] haben s.[ich] in ihm bis zur
Wechselsättigung durchdrungen. 9a[Philosophie] ist hier Kunst, Reli¬
gion] aber Wissenschaft. — Wie in der poc-9- [Mathematik] und 90 [Phy¬
sik], 9er [Philosophie] gebunden ist, so in der 9a [Philosophie] — Reli¬
gion], — Nothwendig daß die Religion erscheine ohne ihre Form;
gebundene, unbestimmte Religion muß wohl immer unendlich sein. —|
s.89 [682] Es ist eine absolut unendliche Masse gebundener, unbewußter Religion
in bichte, und eine eben so große von log. [ischem] Mechanismus, von
9 [philosophischer] Künstlichkeit. Beide afficiren sich gegenseitig. Durch
die Wirk[un]g der Religion] geht d[er] Mechanismus d[er] Reflexion
überall nach allen Richtungen ins Unendliche. Und viell. [eicht] ists doch
nur die Wirkung dieses Mechanismus], wodurch d[as] Borniren und
Borniren in ihm erzeugt wird. — Das 7rpcoTov ^eu8o<; liegt wohl darin, daß
Fichte das Universum, nicht zufrieden es zu charakterisiren, motiviren
<Aus der zweiten Epoche (1799 fin.)> 251
will, ableiten. — Daß er die ganze cp [Philosophie] als Ein großes Problem
und Experiment betrachtet ist sehr paE [mathematisch] und cpu [physi¬
kalisch] aber nicht cpcr [philosophisch]. —- Fichte philosophirt immer nur
aus Gelegenheit —- auf jedes Incitament; hat eine unendlich große
cp<7 [philosophische] Erregbarkeit. —
[683] Primat des Praktischen weil nur da die Dualität concentrisch in sich
vollendet ist oder ihm erscheinen muß. — Fichte’s Methode theilt sich
auch sehr bestimmt in die construirende und in die katechetische. —
[685] Auf die Frage was die Religion sei, kann man nur charakterisirend ant¬
worten, oder practisch, indem man eine Religion] macht — »Was sie
nicht«, will ich Euch wohl sagen — die Vorsichtigkeit — das ist ihr »wahrer
Gegensatz«. —
[686] <Herders Metakr.[itik] ein Heringssalat von Ontol. [ogie] und yp [Gram¬
matik] — [unleserlich] redet immer neben [unleserlich] weg — ein Dialog
wie sie zu sein pflegten >
[687] Polemik nur um d.[ie] Vernunft zu schärfen. Heiliger Zorn muß in andrer
Form. Polemik hat immer einen Zweck und Richtung. —
[688] Das Leben ist nicht natürlich, sondern göttlich und aus d[er] Liebe ent¬
sprungen wie alles Sein auf Geist deutet.
[689] Die jetzige Philosophie ist militans, die nächste wird triumphans sein.
[690] Relig[ion] und Moral verhalten sich wie res divinae atque humanae.
[691] Wie in cp [Philosophie] das Subjekt göttlich ist, so in d[er] 71 [Poesie] die
Materie; im Centr[um] d[er] Erde ist Menschheit.
[692] <Brama — Osiris pp als einzelne Bücher d[ie] Schrift über das Univer¬
sum, nach Art d[es] Herodot. —
21 Schlegel, Band 18
252 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
[694] Herder ist der Wieland d[er] Moral und der Religion. —
io [695] Gemüth als das unbestimmteste (Vermögen für Religion], Das Gemüth
kann nur ahnden. —
[696] Orgien der Fantasie als Gegensatz zu d[en] Elementen d[er] Mystik.
< Eiern [ent e] -^[reiner Logik] zu schreiben^
[voi] Der Ideahsmus bedeutet nichts als daß alle Vernunft universell ist. Sie
ist das Organ des Menschen fürs Universum. —
Pos] Die Encyklopaedie d[er] Alten war 9A [philologisch], die d[er] Neuem bis
jezt 90 [physikalisch] nun fehlt noch die mystische. Die wahre Encyk-
l[opädie] ist die Mystik. — Das Organisiren ist d[er] Mystik eigen.
[o)4] Eine polit. [ische] Constitution ist etwas durchaus irrationales. Es giebt
nur eine Republik, die aller Menschen. — ot.x[Ökonomie] ist realistisch
tcoX [Politik] idealistisch. Viell [eicht] sollte nur die Familie eine Con-
stit [ution] haben, die Republik] nur Repräs. [entation]. Es bleibt ewig
nur Kunst und Annäherung. —< Politik hat mehr Affinität mit Hist [orie],
xp [Kritik], p [Rhetorik] Oekonomie mit Plast [ik], poucr [Musik], nah [Ma¬
thematik] >
[705] Vor d[er] Einseitigkeit der tt [Poesie] und 9 [Philosophie] findet d. [er]
gesunde Sinn nur bei d[em] Mystiker Schutz; nur dieser ist allgemein
verständlich. —
[706] Die Enc. [yklopädie] ist ein Lehrbuch der Universalität, Centrum Cen-
trorum, zum Theil mystisch, zum Theil polit. [isch] oekonomisch. —
[707] Genie ist geistiger Organismus. Individuen organisiren kann nur das
Genie. Philosophien heißt idealisch denken. — <Witz ist chemischer
Geist >
[708] <Mystiker giebts gar nicht mehr, sondern nur Pietisten, die schlechtesten
aller Sorten. >
<Aus der zweiten Epoche (179g fin.) > 253
[709] Die Bibel ist unter d[en] Werken d[es] Künstlers, was der Künstler
selbst unter den Menschen.
[710] Harmonie das zweite Ct [Zentrum] d [er] tz [Poesie] nebst d [er] Allegorie.—-
[711] Schön was 71 [poetisch] idealistisch ist, wahr was cp [philosophisch] ideali¬
stisch; Gut zur Bildung, Edel zur Menschheit. —
[712] Der Baum d[es] Lebens, Quell d[er] Freude, Morgenroth d[er] Liebe;
schöne Symbole; nicht bloß d[ie] goldne Zeit, sondern auch Elysium
dargestellt. Alles das in Gott, die heiligen Spiele in ihm. —
[713] Daß ein Mensch d[en] andren versteht, ist cpa [philosophisch] unbegreif¬
lich, wohl aber magisch. Es ist das Geheimniß der Gottwerdung; die
Blüthe d. [es] Einen wird Saame für den andren. —
[714] Es soll unendlich viele Gedichte geben, wie nur Eine cpa [Philosophie] ;
jedes Poem ein Individuum; eben darum muß das Wesen von d[en]
Dichtarten ganz aufhören ? —
[717] Die Natur, das Universum lassen sich so wenig construiren, als ein Ich
aus Eindrücken sammeln. —
[718] Pietismus und Fantasmus sind die beiden Abarten und Krankheiten
d[er] Mystik — wie Empirismus] und <rx[Skeptizismus] von <p[Philo¬
sophie], Sinnlichkeit und Künstelei von rc[Poesie], —
[719] Die Ansicht d[er] Menschheit aus d[em] Standpunkt d[es] Universums]
oder Nat[ur] nicht mehr cp [philosophisch] und 7r [poetisch], sondern
magisch und astrologisch. —- Magie ist mystische yp [Grammatik],
Astrologie ist mystische Physik. —
[720] Der Glaube an Gott ist nicht willkührlich oder practisch, sondern
mystisch und magisch. —
mit d[er] combinat. [orischen] Kunst d[es] Chaos und d[er] Ideen.—
[722] Man kann sich Gott nur durch die Vernichtung des Bösen nähern
<— dahin meine alte Polemik gegen das Leben.> Der Witz ist der all¬
gemeine (geistige) Mittler. —
254 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
[723] Die Alten kann man nur durch CtCt [zentrale Zentral] Poesie verstehn.
Jede Prosa über das höchste ist unverständlich. —
[724] Die Ideen der Encykl [opädie] sind Classisch, Primitiv und Universell. —
[725] Das ewig Bewußtlose und schlechthin unauflösliche <und dieses ist eben
immer und ewig Mysterien, die nur durch Allegorie angedeutet werden
können.> ist die Liebe, und diese ist das andre Ct [Zentrum] der Poesie.
Natur ist frei und beweglich gemachte Liebe. — Das Universum wird
nicht sondern es ist.— Offenbarung d[er] Liebe und Mysterien der Natur.—
[726] Id[eal] und Re[al] zugleich scheint der <pa [philosophische] Uebergang
zur Mystik <oder Myst[ik] selbst.> — Adel und Schönheit so die ein¬
zigen Gegenstände d[er] Liebe. Ein Mann von äußrem Adel und eine
schöne Frau, das ist das Ideal für d [en] Pöbel. — Der Mann von Seele
schön, die Frau edel das höchste. —
[727] Daß man alles Transzendentale] Id[eal] übersetzen kann, beweißt nur
Ct
daß es ein — [absolutes Zentrum] sei. —
[728] Die Adf[Dithyramben] enthalten die rnr[poetische Poesie]; von Gott als
Gott muß da gar keine Erwähnung geschehen. —
[729] Das wahre organon d [er] Universalität, der Objektivität und Materialität
ist Encykl [opädie] <als Lexikon. Die Princ. [ipien]der Praxis als Codex.>
Sie macht daß das Individuum classisch und universell wird. —
[730] Basis einer ewigen Revoluzion. (Christus führt immer noch Krieg.) Das
Chaos was bisher in d [er] modernen Welt bewußtlos und passiv war, muß
activ wiederkommen; ewige Revoluzion. —
[731] Man kann wohl d. [er] Menschheit aber nicht dem Menschen d. [ie] Con-
stellation bestimmen. —
[732] Die Ad> [Dithyramben] eine Offenbarung d[er] Natur durch d[ie]
Mysterien d[er] Liebe In den Fantasien viell. [eicht] die Poesie andrer
Planeten nachgeahmt oder der Sonne. —
[733] Nur wenige Menschen bringen es so weit, daß ein böses Princip in ihnen
ist. —
[734] Hymnen auf das Chaos; Ursprung d [es] Chaos aus d [er] Liebe. Die Bedeu¬
tung d [er] Welt gehört mit zur Poesie d. [er] Ahndung. Der Stand derNatur
ist Verehrung d[es] Chaos und n [Poesie] ist d[er] Stand der Natur. |
s.42 [735] Vielleicht K[unst] = Wss[Wissenschaft] + Bildung] nicht B[ildung]
= Wss [Wissenschaft] -f K[unst]. —
<Aus der zweiten Epoche (1799 fin.)> 255
[736] Die Sonne in Adt[Dithyramben] dargestellt. Sonne und Erde in Ein Ge¬
dicht. In d[en] Myst.[erien] bloß d[ie] esoterische Geschichte d[er] Natur;
in d[en] Fant.[asien] jene Welt, nach d[en] Visionen; in d[en] Romanzen
die Stellen dieser wo jene durchschimmert. —- Wechselgesänge über
Natur und Liebe, Tod und Leben, Adel und Schönheit. —
[737] Ohne ein Meer von Geistern mag[ischj läßt sich Gott nicht denken.—-
[738] Die Sonne als d[er] Sitz d[es] Elysiums. Der Mond ist eccentrischer wie
die Erde, wir müssen also nach d[er] Sonne streben. —
[739] Mythologie (als das Mittlere von rc [Poesie] und cp [Philosophie]) kann d.[er]
7r [Poesie] nicht allein eigen sein, da ja auch die cp [Philosophie] die ihre
hat. — Ist Tr [Poesie] und cp [Philosophie] Eins, dann wird die Menschheit
Eine Person. Viell [eicht] würde dann die Sprache selbst auch Mytholo¬
gie. — Zur neuen Menschheit die Griechen und das Urvolk die Indier
etwa synthesirt. — <Die Werke werden alsdann sein — Gesänge —
Gespräche auch Reden und Geschichte wird es wieder geben. Das Ct
[Zentrum] wird Mythologie sein; dann werden Künstler und Menschen
nicht mehr getrennt sein. Dann wird auch in der Welt selbst Natur,
Universum und Gottheit zerfließen.>
[741] < Jeder Mensch ist gebohrner Künstler. Selbst d[ie] Griechen waren
Künstler in Masse, das Volk war künstlerische
[742] Ein Gedicht ist weit mehr als ein Gemählde in Worten; aber das höchste
Gemählde ist nichts weiter als ein Gedicht in Farben. —
[743] In d[er] Welt finde ich immer nur die Natur oder das Universum. Im
Menschen allein erblickst du Göttliches. —
[744] Man kann nur Einen Mittler auf einmal haben, weil man nur mit d[em]
Blick, der schlechthin auf Eins geht, ins Ct [Zentrum] dringen und Gott
schauen kann. —
256 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
s. 43 [745] Die Mythologie kann nur ein Monarch stiften; der wird | der lezte sein
und dann wird Republik] beginnen. — Cultus, wie man es nennt, wird
ganz aufhören; bloß Mythologie und Feste und Priester. —
[746] Die Welt bei mir Obj .[ekt] d [er] Astrologie, die Geister auch die Menschen
(einzeln können sie nur magisch gedacht werden) Objekt d[er] Magie.—
[747] Jezt sollte d[er] Künstler lernen, mehr als Eine Sprache originell zu
schreiben. •—-
[748] Fichte und Goethe consules jener bello, dieser domi. —
[749] Zur Zeit d [er] Republ [ik] werden d [ie] Künstler auch keinen besondren
Stand mehr machen. —
[750] Sollten etwa die werkbildenden und menschenbildenden Künstler ge¬
trennt sein, und unter d [en] ersten wieder die yp [Grammatiker] und die
<pu [Physiker] ?
[751] Die Mythologie läßt sich nicht schließen, sondern nur durch eine Reihe
von Monarchen hervorbringen. Doch muß sie als solche bald erscheinen
durch einen Geist, der prophetisch wie es noch keiner war. —
[752] In den Adt [Dithyramben] der Mensch als höchstes Gewächs d. [er] Erde.
[753] — <Idee von biblischen Formen für cpcr[Philosophie] — Evangel.[ium] —
Thora — Apokal[ypse]. NB Vielleicht] das alles zusammen in d[en]
Begriff von REDEN und <po[philosophischen] Predigten wie ich sie mir
dachte. Oder doch Theorie des yp [Christentums]. Testament 9a [philo¬
sophisches] Interim Confession Symbolisches] Glaubensb.[ekenntnis]
(Katechismus) Constitution der Vernunft. Princ. [ipien] d[er] Empirie
Const.[itution] d[er] Praxis (oder Maximen Ideal,) Const.fitution] der
deutschen Litteratur. >
[754] Auch für das 71p [praktische] Gebiet muß es Monarchen geben. Auch hier
ist wohl das Wesentlichste, d[ie] Monarchen zu finden. — (Giebts auch
gebohrne Ephoren ?) —
[755] Für die 90 [Philosophen] unter einander heißts recht eigentlich —
Freiheit, Gleichheit, und Brüderschaft oder d[en] Tod. —
[756] Durch d. [ie] Vergötterung d. [er] Kunst allein kann d. [ie] gemeine Masse
s.[ich] an d[ie] höhern Menschen anschließen. — Könnte man diese
nicht gleichsam zum Cultus machen ? —
[757] Die Natur kann d. [ie] einzige sichre Garantie einer Constitution sein. —
[758] Wie jezt d[as] Antike, so muß beim Anfänge d[er] Mythologie das Orien¬
talische dominiren, wegen der Romantischen] Rom[an]Form.—
Gedanken.
257
[759] Anfang und Ende der Hist[orie] wird erst Myth. [ologie] fassen, mir
verborgen bleiben. Nichts ist göttlicher als seine Gränzen zu kennen._
[760] Die jetzigen Anfänge von Mittheilung d[es] Höchsten sind die ersten
dunkeln Regungen vom Bewußtsein d[er] Menschheit als einer Person.
Constituirt wird sie dazu erst jezt. —
[761] In d[er] nächsten Epoche könnte cpo [Physik] wohl ganz zergehn in Poli¬
tik] und Oek [onomie], Pol. [itik] giebts noch gar nicht. —
[762] Müßte der Monarch nicht jedem Künstler seine Bahn construiren kön¬
nen ? — Das wird kaum d[er] dritte vermögen. —
[763] Verstehen, Berühren, Verbinden ist was ich vermag, nicht einmal Er-
rathen. —
[764] Durch die Myth. [ologie] wird die Lectüre und d[er] Buchhandel ein Ende
nehmen. Das Lesen ist nah daran sich selbst zu vernichten. — Journale
sollten ganz aufhören; höchstens kann es nur ein polem. [isches] geben =
Satiren, die s.[ich] ganz an die Zeit anschließen müssen, + 7rocp<p§ zn
[parodistisches Epos] ind[er] Form, xp [Kritik], Hist[orie] und p [Rheto¬
rik] werden versinken in 7r[Poesie], 9 [Philosophie] und Mythologie.—|
s. 44 [765] Vielleicht das cpa [philosophische] Interim die Theorie d[er] Historie.
Alle Historie nur interimistisch. —
[767] <Const [itution] der Moral in einer Urkunde der Menschheit. System der
Vernunft, ganz saturirt mit piaE[Mathematik], IM evangel.[ium] Auf¬
erstehung d.[es] Geistes. Von der Würde d[es] Witzes>
(1799 fin —
GEDANKEN.
[769] Jezt herrschen d. [ie] politischen Künstler; die Ritter waren herrschende
Naturen. —
[770] Die menschliche Thätigkeit ist auch befördernd, nicht bloß ergänzend;
vielleicht auch verbindend. Daher d. [er] moral, [ische] Geist d[es] yp
[Christentums], —
[771] Die wahre Reform der Staaten muß davon anfangen, daß man Herren
und Diener bildet. — Der Künstler (Priester) darf eben so wenig herr¬
schen als dienen wollen. —
[774] Eine Bibel ist etwas prophetisches und die Absicht ist magisch. Nur d [er]
Leser macht die Bibel zur Bibel. —
[775] Das Spiel d[es] Endlichen und Unendlichen zur Moral; Pflicht und Recht
mehr zu einer Bildungslehre. —
[776] In d [er] Kraft des Wortes liegt d [as] Element d [er] künstlichen Mensch¬
heit. —
[778] Es liegt in d [er] Religion d [er] Alten sich alle Mythen anzueigenen und
umzubilden. Durch dieses Medium sollten alle nationalen Religionen
classisch gemacht werden. Also ist Universalität d[em] ^[Christentum]
nicht allein eigen, so wenig als Religion d[er] Religion. —
[779] Das jetzige ist das erste ganze Zeitalter in Masse, daß es giebt. — |
[782] Zur Vielseitigkeit gehört nicht bloß ein weltumfassendes System, son¬
dern auch Sinn für das Chaos außerhalb — wie zur Menschheit ein Sinn
Gedanken. 259
für das Jenseits. Es ist Puls und Wechsel zwischen Universalität und
Individualität. -—
[783] Die alte Relig.[ion] ist historisch, die neue ist moralisch. — Der [christ¬
liche] Gegensatz d.[er] Natur ist das Reich Gottes; im Universum beides
vereinigt. —
[784] Eben so nothwendig wie die Constr [uktion] d[er] Relig[ion] ist es, den
Witz zu constituiren als Wss. [Wissenschaft] und als K[unst], als Princip
d. [er] combinat. [orischen] K[unst]. Er scheint weit mehr Affinität mit
d[er] Universalität zu haben als Rel[igion]; er dürfte leicht Religion
nur in andrer Form sein. — Offenbar ist auch die polit. [ische] Ge¬
schichte d[er] Modernen sehr grotesk und witzig. —
[785] Reden, Studien und solche Werkformen sind nicht bloß ins Unendliche
fortschreitend, sondern auch ergänzend und viell. [eicht] centrirend. —
[786] <Die Constitution der Deutschen Litteratur. — Skeptische Reden < Ara¬
besken Kritische Fragmente Mystische Satiren. Theorie d[es] Witzes.
Bibi, [ische] Arabesken. Christ.[liehe] Mysterien. >
[787] Die Christ.[liehen] Mysterien und die alten Götter etwa als Pole zu d[en]
Principien der Religion —- dann noch ein viertes — wodurch die neue
Religion constituirt wird. —
[788] eper [Philosophisches] Chaos, umfassend was sich auf d.[ie] Wiedergeburth
der epor [Philosophie] bezieht, und diese constituirend. —
[789] <Geschichte des Witzes im alten Styl. — Die Einleitung in die 9a [Philo¬
sophie], das Fundament als S7W><;. Empirisches ztcoc,.>
[790] Die Revoluzion ist d[er] Schlüssel zur ganzen modernen Geschichte; die
Reformation und d [ie] partiellen bürgerl [ichen] Kriege in Europa wohl
nur Vorbilder von ihr, und Beziehung auf sie. —
[791] Die Menschheit ist etwas ganz innerliches; hier gibt es auch eigentlich]
keine Fortschritte. —
[792] In d[en] Princ. [ipien] der Rel. [igion] etwa Fichte und Spinosa und Plato
zu synthesiren? Es muß da die romant. [ische] Religion der Fantasie
constituirt [werden]; denn das ist doch elementar, daß erst d. [ie] Ein¬
zelnen Rel. [igion] haben — ehe es zu objektiven Mythen und Mysterien
kommen kann. — (Es giebt immer noch einen Fetischdienst. Einer ver¬
göttert d [ie] Acacia, ein andrer die Runkelrübe.)
[793] Die Revoluzion wird gar nicht eine französische bleiben. — <Deutsche
[794] An d.[ie] Religion in Masse muß man freilich] glauben, und in so fern
ist Glaube d[ie] Grundlage des Ganzen. —
[795] In d[er] Mitte d[er] Menschheit findet man d[ie] tiefste und reichste
s.46 Offenbarung d[es] Universums. | Das Unendliche in <d. [er]> Beziehung
auf die ganze Menschheit und alle Kräfte = Universum. —
[796] <Princ. [ipien] der Religion System d[er] Moral Organon d[er] Historie
als ein Ganzes. <da d[er] Dualismus d.[er] Antiken und Modernen zu
constituiren. Orakel als drittes Glied zu Mythen und Mysterien. —»
[797] In d [er] Würde d.[es] Buchstabens könnte der Keim der neuen 9(7 [Philo¬
sophie] dicht an die Gränze der alten gelegt werden. Der Buchstabe als
Princip der K [unst] und Wss [Wissenschaft] als Element d [er] Relig [ion]
und Organ des Witzes. In 71p [prophetischer] Sprache, wenn auch nicht
in solcher Form. —- Die Schrift schließe sich an die Constit. [ution] der
deutschen Litter [atur], und endige mit dem Ideal der 9X [Philologie]
und daß 90 [Philosophie] = Wss [Wissenschaft] + 9X [Philologie]
sßi- Dahin denn auch die Apotheose der Kritik und Rhetorik. Dann
Apoth.[eose] d[es] Witzes — und da wieder den Tr. [anszendentalen]
Standpunkt und die synthet. [ische] Methode angeknüpft. —
[798] Wissenschaft muß Poesie eben so wohl sein als die 9a [Philosophie]
Kunst. —
[799] Die geheimen Gesellschaften gehn offenbar auf eine Klrche d [er] Vernunft
und d[er] Bildung. —
[800] Durch die Exegese ist die Bibel gewiß im Einzelnen aufgeklärt. — Die
natürl. [iche] Religion ist etwas von der 9a [Philosophie] wesentlich und
ewig verschiednes. Das Bestreben der 90 [Philosophie] die Religion zu
erklären und zu begründen, ist davon noch ganz verschieden. — Die
Exegese ist durchaus irreligiösen Charakters; wie auch die sogenannte
natürliche Religion, es ist eben eine Exegese der Religion], —
[801] Elemente sind die Gründe, die man durch Analyse findet; Principien,
die welche man durch Relig. [ion] synthetisch constituirt. —
[803] Zweifel ob d[er] Staat das Recht hat, Zinsen zu garantiren. Diese sind
absolute Unvernunft; Geld der Gegensatz von Land und Boden. —
<Aelter. (1798. Sommer)> 261
[804] In d[er] 71 [Poesie] dominirt freil [ich] d.[as] Charakterisiren oder das
kritische Element; aber in d[er] Mythol.[ogie] kann das nicht d[er] Fall
sevn, da muß die Form d[er] Religion herschen. —
[805] Ein großes Hist [orisches Werk] muß ein System von Darstellungen ent¬
halten ; die tu [Poesie] ist nicht darstellend genug. Ein großes Hist [orisches]
Werk muß auch Rhapsodien von Fragmenten enthalten und Fragmente
von Rhapsodien. — <In meiner alten Ges.[chichte] Homer ein System von
Fragmenten, die Dram. [atische] Periode eine Masse von Massen. —>
[806] Der Ton in einer Schrift kann steigend und sinkend sein, oder schwebend
oder schneidend, oder fließend. — <Auch die Perioden konisch. > In d[er]
eigentl [ichen] Masse muß selbst d [as] Colorit und d [er] Styl gewisser-
massenTon werden, wie in d[en] Fr.[agmenten] das Colorit und der Ton
selbst Styl wird. Manieren sind Blumen als Ton. —-
s. 47 [808] Das Princip d[er] Sprachreinheit in pa^ [Rhapsodien] ist wohl d[er]
Schmelz und S7u8ei!;u;. Massen der 71 [Poesie] am günstigsten wie Frag¬
mente] der cp [Philosophie], pa^ [Rhapsodien] d [er] Moral. Auch die Masse
von Fr[agmenten] muß im Ganzen periodisch sein, einen bestimmten
Rhythmus und eine bestimmte Beleuchtung haben. — ncp [Prophetie]
Physik d[ie] cpa[Philosophie] und Mythologie und Religion dasselbe.—
Der Gegenstand der Massen muß d[ie] Organisazion d[es] Universums
seyn. — Sollte es nicht eine göttliche Logik geben, eine Logik d[es] Uni¬
versums. So auch eine Physik d[es] Universums und eine Politik des¬
gleichen]. —-
[809] Müssen jezt nicht alle Schriften von Plato größer wiederkommen —-
ein neuer Timaeos, auch eine neue größere Republik. —
[810] Wie Hist [orie] : opy [organischer] Masse, und Essay : poaj; [Rhapsodien] =
Abstraktes] gugt[System] : Fragmenten], — Satz, Theil und Ganzes
muß Fr[agment], pcop [Rhapsodie] und Masse so zugleich sein, daß es
keines besonders ist. —
[811] Sollte die Hist [orie] über das Universum nicht etwa in großem Hist to¬
rischen] Styl behandelt werden ? — Das erste Gesetz auch für d [en] Autor
lautet; »Trachtet nach d[em] Reich Gottes, so wird Euch solches alles
262 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
[813] Alles Relative ist real, und alles Absolute ideal. Der Witz entsteht bloß
aus d[er] oEfSynthese] «nämlich —[reinen Synthese]» des Dichoto-
mirten. —
[814] Reines poup [Rhapsodisches] wie ein Gewand um eine alte Statue, kein
eigentlicher xp [kritischer Mimus], —
[815] Gnomen sind tc[poetische] Fragmente; auch Aenigmen. Das Zeitalter,
Menschheit, Universum vielleicht] in Gnomen, Scholien, Aphorismen,
Aenigmen, «Fr[agmenten]> zu charakterisiren. — Beziehn sich nicht
alle am Ende auf Geographie d [es] Universums ? — 719 [Prophetische]
Gnomen, metrisch. —
[816] Es ist sehr die Tendenz d[er] Fr[agmente], die Tt [Poesie], 9 [Philosophie],
7][Ethik] en rapport zu setzen; in so fern sind sie sehr kritisch. —
[817] Fr [agment] ist Gesetz pa^ [Rhapsodie] Gespräch, Masse ist Werk. —
[818] Alle Fr [agmente] charakterisiren Classifikationen d [es] Universums, des
Zeitalters, der Menschheit. —
[819] Der Commentar soll d[em] Text nicht entgegengesezt scheinen und seyn,
sondern vielmehr sein Nachbild scheinen. So ists in allen xp [kritischen]
Werken. -— «Auch die p. 125. der Geschichte der tc [Poesie] als originell
angegebnen Aristot. [elischen] Lehren sind Platonisch. —>
[820] Aus d [em] Copiren d [er] Mahler, d [em] Componiren d [er] Musiker und
dem (Diask. [euasieren]) Declamiren d[es] Schauspielers ist viel für die
Uebersetzung und auch für die Charakteristik zu lernen. Der Autor sollte
immer auch Buchhändler und Bibliothekar sein. —
[821] Mineralische, vegetabilische, animalische 7c [Poesie]; jedes gute Mährchen
ist mineralisch. —
[822] In d [er] italiän [ischen] so oft getadelten Prosa liegt ein Ideal von Hist to¬
rischer] Hist [orie] zum Grunde. — <Novelle oft nur ein 7c [poetischer]
Essay d. h. ein pitt. [oreskes] Conversationsstück. —> |
<Aelter. (1798. Sommer) > 263
S.48 [823] Das Ausgezeichnete d[es] Judenthums ist gar nicht die Einheit Gottes,
sondern daß er zugleich Natur und Universum und doch ein Mensch
und ein Jude ist. —<Auch in vielen Religionen] wo es nicht so scheint
ist doch die Liebe das Objekt, näml[ich] die Liebe zum Universum, oder
auch die Liebe zur tz [Poesie] und zur Kunst. >
[824] puh [Mythologie] gar nicht zur Religion] sondern nebst yp[Grammatik]
und cpX [Philologie] zur Magie. —
[825] Die deutsche cpX [Philologie] eine cdt [Synthese] der Englischen] Hol¬
ländischen] und Franz [ösischen], — Alle cpX [Philologie] besteht aus
Antiquitäten, Kritik und Litteratur. Jeder Essay muß in Rücksicht auf
ya [chaotische] Individualität — Char [akteristik] und Fr [agment] seyn,
nur popularisirt. (Principien sind noch tiefer und centraler, sind Char [ak¬
teristik] und Fr [agment] zugleich.—) Gymnastik d[es] Geistes <Zweck>
und Musik <Witz> des Buchstabens ist Wesen d[er] p [Rhetorik],— <Die
Prosa in d[en] Novellen eigentlich] schön — die Umgebung erotisch.
Darstellung d[er] ganzen Liebe. Jede Novelle ist eine Charakteristik. —>
[826] Die Mythologie d [er] Alten ist von Mysterien und d [en] adoptirten Theilen
ihrer Rel[igion] ganz unabhängig. — In d[er] innersten Relig[ion] die
Alten groß; das Höchste hatten sie, Ironie Enthus [iasmus] — Harmonie
•—Genialität, Originalität. -— Die Griechen sind allerdings für die
Religion] d[er] Bildung ein göttlicher, heiliger Gegenstand. —- Noch
giebts keine Rel. [igion] sondern nur Magie; in d[er] neuen Religion]
keine Mysterien. —
[827] Im NaturR[echt] muß es ein ius feudale und canonicum geben; das
sogenannte ius gentium gehört zur Moral. —
[828] Aus d [em] höhern Egoismus entspringt d [ie] moral, [ische] Schönheit, und
insofern müßte Orig, [inalität] zur Aesthetik gehören; nur ein origineller
Mensch kann sich in s. [einer] ganzen Menschheit ausbilden und nur mit
solchen kann man symphilosophiren. Politik gehört wohl zur Magie. -—
Perfektibilität und Kreislauf ist viell. [eicht] der tiefste Dualism von
Abstr[akter] tj[Ethik], Mineralische und organische Bildung. —
[829] Nicht sowohl d [er] Gegenstand als d [ie] Behandlung macht einen Ver¬
such aesthetisch. —
[830] Fr. [agmente] sind Studien und Materialien zugleich zur Schriftsteller¬
kunst. Nur d[ie] Deutschen und Franzosen haben Fr [agmente]. Lessing
und Chamfort. Unter d[en] Alten die 9X [Philologen] und die bona dicta
d [er] Römer, die yvwpat, der Dichter. — Die Fr [agmentarier] lieben irra¬
tionale Sätze. — Geistige Brüderschaft d[er] neuen Zeitgenossen. Die
264 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
[832] Poesie sollte man für d [ie] Vorwelt schreiben wie cp [Philosophie] für die
Nachwelt. Auch das Revoluz[ionäre] d[er] poucr[Musik] in p[Rhetorik].
[833] Jeder Moderne ließt nur Stellen in d[en] Alten und dann die Form des
Ganzen. |
s. 49 [834] Der metrische D[on] Q[uichote] von G ist eine Novellen Idee(?) —
[835] Viele physische Krankheiten nach Analogie d[er] moral, [ischen] Metho¬
den zu heilen. —
[839] Fichte hat gar nicht erklärt, wie das Ich alles setzen und schaffen kann.
Dieses läßt s. [ich] nur aus seiner Totalität begreifen. — < Genial [ität] =
Origfinalität] + Universalität.> Etwas ist nicht; alles Etwas ist Nichts.
Apologie <Char[akteristik]> d[es] Nichts.
[840] Die Benennung von Kritikern und Dogmatikern muß aufgehoben werden.
Der Unterschied von Empirikern] ctx[Skeptikern] Mystikern] viel-
1. [eicht] ewig. —
[841] Nicht-Ich ist gebildetes Nichts. — Ewigkeit d[er] Metacp [physik] gegen
Schelling; Schriftlichkeit gegen Hülsen. Der Gang cyklisch; crx [Skepti¬
zismus] Emp[irismus] Mystizismus] immer nach einander. Das Ganze
nie als Werk behandeln sondern als Essay. —- < Populäre Metacp [physik]
in einer Reihe von Problemen — umfassend alle rein theoret. [ischen]
Streitfragen. Fichte d[er] Erfinder d[er] populären Metacp [physik]. Mein
Weitergehn dabei nur ein besseres Zurückgehn. —>
<Aelter. (1798. Sommer)> 265
[842] Die Aufgabe d [le] m d [en] Kategorien verborgen liegt, ist eine species
facti der meta<p [physischen] Vernunft. —
[843] Wäre das Beten eine Kjunst] und Wss[Wissenschaft], so müßte jedes
Gebet erfüllt werden und also ein Orakel sein. _
[844] Die roheste Religion] war ganz Mysterien — Ceres Isis, Bakchus,
Orgien — die gebildete war durchaus Politik die jüdpsche], xp [christ¬
liche] (indische) die neue Rel.figion] muß ganz Magie sein. Ist nicht alle
K [unst] Magie? Alle Politik ist religiös, alle Wss [Wissenschaft] Mystik,
alle Bildung Orgien ? —
[847] Die Ideale d [er] K[unst] und Wss [Wissenschaft] treten auch schon ins
Gebiet d[er] Relig.[ion] ein und ein Werk das jene umfaßte dürfte wohl
die Prolegomena d[er] Religion enthalten im Geiste d[es] alten Testa¬
ments. —
[848] Orakel ein Eingriff d[er] alten Religion] in Judentum] und XP [Christen¬
tum], — Alle Universalhist[orie] sollte moralisch zugleich] aber auch
Gesch.[ichte] d[er] natürlichen] Meta<p[physik] des menschlichen] Ver¬
standes sein; die Staatenhistorie aber juristisch und selbst aesthetisch,
in Beziehung auf d[en] <als Char. [akteristik] des> Nationalcharakter. —
[849] Von d[er] neuen bibl.[ischen] Schrift wird man sagen können; da ist
nun die Aufklärung. —
[850] Man muß so lange lesen, bis man eine Bibel findet. —
[852] Die Bücher und Buchstaben sind freil. [ich] nur Erinnerungszeichen,
aber nicht des von außen Empfangnen, sondern alles Ewigen in uns.
[854] <Die Principien müssen aus Fragmenten] bestehn, deren jedes auch
Char [akteristik] ist. —> |
sind alle gebohrne Metaphysiker; der Nutzen der Meta9 [physik] ist
nicht bloß negativ.
[857] Von jedem Obj.[ekt] giebt es eine Religion; das Wesen derselben liegt
gar nicht in d[em] Gegenstände, sondern in d[er] Behandlung.- <Bei
d[en] Griechen war d[ie] Natur Gott; bei Jud[en] und xp [Christen] d[ie]
Menschheit. — Nur Geist und Wort und jene von neuem. — Dreieinigkeit
ist das Wesen d[er] Menschheit — Dreiheit und Einheit jezt verbunden
in jener Zweiheit.>
[858] p [Rhetorik] Rel.[igion] poua [Musik] macht d[ie] ganze Büdung welche
d[ie] Natur und d.[ie] Menschheit vermittelt. —■
[859] Fragmente sind Materialien zu einem Buche, aber freil [ich] nur wenn
Schriftstellerei und Lectüre als K[unst] und als Wss [Wissenschaft]
behandelt werden. —
[860] Ein Projekt und ein Ideal viell. [eicht] nur durch \erhältniß ver¬
schieden. —
[861] Die wahren Principien d. [er] Erfindungskunst müssen so gut für 71 [Poesie]
gelten als für cpu [Philosophie]. — Soll etwas Poetisches erfunden werden,
so muß ein cpcr [philosophisches] ya. [Chaos] gegeben sein, und umgekehrt
wenn etwas cp [Philosophisches] erfunden werden soll, ein Wz [witziges]
Xa [Chaos], — Die tz [Poesie] und Wz [Witz] an sich chaotisiren, 9 [Philo¬
sophie] systematisirt; die bisherige Praxis meist umgekehrt. —
[862] Die Genesis d[er] Triebe im Platon.[ischen] Sinne viell.[eicht] zur Aes-
thet[ik]. Plato und Aristoteles Urbilder in Aesthetik und Metaphysik. —
[863] Id[ealität] — Re[alität]. Obj [ekt] — Subj[ekt]. F[orm] — St [off].
Th [eorie] — 7tp [Praxis] wohl die eigentl [ich] angebohrnen Ideen. ■— Die
alten und neuen Akademiker in d [en] vielen Gradationen ihres Systems
viell. [eicht] als Classiker d[es] Eklektizismus zu betrachten, wie die
spätem Sophisten und Griech. [ischen] Scholastiker als solche im Syn¬
kretismus. —
[864] <Eine Diaskeuase d[er] Minnesänger und andrer. >
[865] Der neuere ox [Skeptizismus] ist immer nur provisorisch. — Der Kriti¬
zismus soll allerdings Mystizismus] ox[Skeptizismus] Empirismus]
und dann Eklekt [izismus] und Synkr [etismus] vereinigen; welcher aber
ist derjenige Ismus wodurch alle übrigen behandelt werden ? Der
Systematismus, oder d[er] Dogmatismus ? —
[866] <Die natürliche] Meta9[physik] des Zeitalters also d[er] gemeine Ver¬
stand gehört zur Meta9 [physik].>
<Aelter. (1798. Sommer)> 267
[867] Viell. [eicht] sind Engländer und Franzosen schon Eine Nation; der poli-
t.jische] Dualismus trennt sie so wenig als der zwischen Preußen und
Oesterreich gegen d.[ie] Deutschheit. —
[868] Auch d[er] Ursprung d[er] Kunst, ihr goldnes Zeitalter und ihr Reich
Gottes gehören in d [ie] A esthetik. — Die Lehre vom Menschen muß vorher¬
gegangen sein, ehe man die von d[er] Schönheit verstehn kann, sodann die
von d[er] Natur, und dann erst die Kunst <Aesthetische Schriften sind
die Fantasie über d[ie] K[unst], W[ilhelm]s Gemählde, Sprache, Dante;
Förster pp. Könnte man nicht Gemählde beschreiben die bloß in unserm
s.51 Gemüth existiren ? —> j Die Aesthetik ist eine moral, [ische] Wissenschaft.
— Aristot.[eles’] Mitte ist wohl auch aesthetisch. — Alle Fantasien über
die Kunst sollten d[en] Ursprung und das Ende derselben betreffen. —
Bildung ist das höchste Gut; sollte nicht daher dieser Begriff aethetisch
sein ? —
[870] Schön nicht bloß = Geistig -f Sinnlich, sondern auch zugleich] künst¬
lich -f- Natürlich. Nur durch Witz kann man d [ie] Sprache adeln und
bilden; die Sprache selbst ist ein Erzeugniß d.[es] Witzes. — Alle Con-
versation muß witzig sein, ja auch Kleidung und Figur. Nur durch
Witz kann man d. [ie] Schönheit adeln. —Die Griechen selbst sind das
Ideal. —
[871] In d [er] Lehre von d [er] Bildung geht d [er] Kreis (d [er] Aesthetik) wie¬
der in s. [ich] selbst zurück. — Nicht jede Wss [Wissenschaft] endigt mit
Religion, einige fangen damit an, umschließen sie. — <(alte Idee von
einem umgebenden yjx[Chaos] der cpa[Philosophie],> Ewiger Friede im
Gebiete d[er] Aesthetik. — Die Aesth.[etik] macht auch die Natur
menschlich, die Metao [physik] denkt selbst den Geist animalisch. — Die
Schönheit d [er] Natur ist yp [grammatisch] — puD- [mythologisch] —- Reli-
g[iös] — in d[er] Aesth. [etik] muß sie eins sein, ohne Dreiheit. In Vege-
t [ation] geht wohl alles zusammen. — <Zu d [en] aesthet. [ischen] Sehr [if-
ten] <von Less. [ings] Schriften (selbst von d[enj Platon, [ischen]) >
Diaskeuasen (Da werden die Formen immer wiederhohlt, wie in Metacp
[physik] dieselben Gegenstände — Kategorien Ideen pp aber immer
in einem neuen Sinne. >
[872] Im yp [Christentum] wird Gott — Mensch; in d [er] neuen Relig [ion] wird
er durch Bildung Gott. —
[873] Liebe ist das Rel [igiöse] Ende des Romans und Dichtung d [es] Ailf [Di¬
thyrambus], —
22 Schlegel, Band 18
268 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
1874] Das Reich Gottes ist wohl Gegenstand einer Offenbarung. Im sogenannten
7] [Ethischen] dominirt d[ie] K[unst],im Hist [orischen] die Wss [Wissen¬
schaft] in K[unst] die Bildung. -—
[876] Der Roman strebt gar nicht nach d [em] Unbedingten, sondern nur aus
d[em] Unendlichen heraus. —
[877] Der Geist mehr bei den Katholiken in d[er] Form d[es] Pabstes, die
Schrift und das Symbol und das Wort bei d[en] Lutheranern. —
[878] Der ächte Kritiker ist ein Adam, der den Thieren Namen giebt. —
[879] Die Epidemien d[es] Geistes hat man noch gar nicht recht medicinisch
betrachtet. Die Geschichte] d[er] Menschheit umfaßt bloß d[en] Ur¬
sprung, das Ende und die Universalität d[er] Menschheit. — Die ein¬
zige Art, den thierischen Menschen zu moralisiren, ist die aesthetische
Behandlung. —
1882] Diej [enigen] welche alles im Menschen aus Organis. Lation] Erziehung
oder Regierung herleiten, läugnen die historische Originalität, von d.[er]
man vielmehr ausgehn sollte, woraus sich dann Universalität und Genia¬
lität leicht deduciren lassen. — Nichts ist unsinniger als Menschen außer
solchen (d. h. jur. [istischen]) Verhältnissen juristisch zu behandeln und
im Individuo nicht d[ie] Individualität sondern die Gattung ehren zu
wollen, da die Menschheit doch in jener besteht. <Eine unendliche An¬
maßung !> |
s.52 [883] Auf d [em] Handwerke beruht die Stadt, auf dem Handel die Provinz._
[884] In d[er] deutschen Rep. [ublik] müßte d[er] Adel beibehalten werden.
[886] Der ganze Rom [an] weiblich, At.F [dithyrambische] Fant[asie] männlich.
<Aelter. (iyg8. Sommer) > 269
[887] W as nicht classisch ist, ist nichts; alles Positive ist activ, alles Negative
aber passiv. —
[888] Religion d[er] Bildung. Eine Nazion durch Handel sind die Gelehrten. —
[890] Man hält es für ein kühnes Paradoxon, daß die Menschheit eine Person,
ein Individuum werden soll, und doch ists sie schon in Rücksicht auf
die Symmetrie d [es] Instincts und in hohem histor. [ischem] Sinne. Die
neue Mischung d[er] Alten so in dieser Ansicht bloß erhaltend; aber im
Erhalten höher als alles Fortschreiten. Das Rechte ist schon da und soll
nicht noch erst kommen. <Also auch 9 [Philosophie] und tc [Poesie] Die
Bildung ist in einer Ansicht ganz da und steht still. —>
[891] Die cpX [Philologen] behandeln die Dichter schon wissenschaftlich, aber
nur d. [ie] einzelnen und mehr für p.uf)' [Mythologie] und yp [Grammatik] als
für 7i [Poesie] selbst. — Ideale <auch> von tc [Poesie] für cp [philosophische]
Werke, und umgekehrt.
[892] Alle Religion ist historische Medicin und hat viel vom Geiste d[er]
lezten. —
[893] <Weder von d[er] eigentlichen] Schriftstellerei noch von Universitäten
kann das Heil ausgehn sondern von gebildeten und bildenden Werken. >
Das neue Testament die erste wahre Bibel; das alte nicht so.
[894] Der Charakter d[er] Uebersetzung ist durchaus p [rhetorisch] und [jluS
[mythologisch] —- §ix[dikanisch] — aupißouX [symbouleutisch] — £7ci-
$st,xT[epideiktisch] —und Alleg.[orie] Symbol, Personifikation] •—-
[895] Gold ist d.[ie] eigentlich] classische Materie. —
[896] Das jüngste Gericht ist eigentlich schon da, das ewige Wort sondert die
Todten und die Lebendigen in Himmel und Hölle. -— < Auch d. [er] Messias
ist jezt gekommen, und die Religion d[er] Juden ist jezt zu Ende. —>
Die cp<T [Philosophen] und die tc [Poeten] haben bisher so in ecclesia pressa
gelebt, wie die ersten Christen. —
[897] Das Wesen d [er] Bildung besteht darin daß man etwas zur Natur <warum
nicht auch zur Welt ?> macht und auch zum Menschen. Bildung besteht
in Verbindung von Natur und Menschheit. Dieser Begriff hat d [ie] größte
Affinität auch mit Gott. —<cpcr[Philosophie] = cpu [Physik] -f- cpX[Philo¬
logie] ? In d[er] bibl.[ischen] Schrift der Mensch Metacp [physisch] be¬
trachtet, die Natur aestnetisch. —>
[898] Vernunft ist religiöser Verstand und Witz. — Witz ist wohl aesthetischer
s.53 Verstand; Sinn ist vielleicht] Metacp [physisches] Gefühl. | Alle Ver-
270 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
[899] Es giebt wohl nur zwei Offenbarungen, von d [er] Gottheit und von der
Liebe. — Die Freiheit und die Unsterblichkeit bedürfen keiner Offen¬
barung; die verstehn s.[ich] von selbst und schliessen sich an die Liebe. —
[901J Gott ist das Princip (Fundament und Ideal) der Kritik, Liebe das der
Moral und Leben das der Historie. — < Gehören Ideale (als Werkform)
mehr zur xp [Kritik] oder zur Aesthet [ik] ? — Mysterien d [es] Buch¬
stabens und Schematismus des Geistes. —- Theorie d [er] Universitäten
d[es] Buchhandels. Begriff der cpX [Philologie] >
[902] Eine Nation ist wie Staat ein mineral, [isches] Ganzes; ein Zeitalter hin¬
gegen ein animalisches. Ein Cyklus, eine Welt (wie alte und neue) hin¬
gegen ist ein vegetabilisches. —
[903] Italiäner und Spanier verhalten sich fast wie Griechen und Römer. —
[904] Der erste Dualis [mus] d [er] modernen Historie besteht in d [en] Germaniern
und Arabern. Jene endigten mit Hierarchie, wie diese damit anfingen;
beides sind universelle Nationen. —
[905] Adel, Reichthum und Schönheit müssen allerdings d[en] Werth solcher
Personen bestimmen, die keine Individuen sind. —
[906] Die xp [kritische] Religion muß auch eine Revoluzion in d [en] Künsten
bewirken. —
<Aelter. (1798. Sommer) > 271
[907] Einbildungskraft ist cpa [philosophisch] und bezieht sich auf Vernunft und
Witz. — Die cpu [Physik] im Ganzen ist eine K[unst] und keine Wss
[Wissenschaft]. — Auch die schönen Künste müssen nun Wissenschaften
werden.
s. 54 [909] <pX [Philologie] entsteht viell [eicht] durch Anwendung von cpu [Physik]
und paff [Mathematik] auf - [Poesie] und cp [Philosophie]. —
[911] Alles ist vom Nichts bloß dadurch unterschieden daß es voll ist. —
1912] Im Orient giebts kein Antik und Modern. Diese ganze Eintheilung ist
nur occidentalisch. — Die Aegypter im Ganzen antik, die Araber haben
etwas modernes. — Die Juden und Araber sind auch Nomaden und
Apostaten d[es] Orients. -— Die Wilden sind d [er] Gegensatz d[er] Orien¬
talen; dort alles natürlich, hier alles künstlich. — Die Franzosen und die
Revoluz. [ion] haben einen ganz arabischen Ton. —
[9i3] Die Griech [ische] Sprache für 7c [Poesie] und cp [Philosophie] besonders
geeignet; die römische zu Hist[orie], p[Rhetorik] und selbst xp[Kritik]
besser durch Salz Mischung und Kürze. —
[9i4j Auch die Deutschen müssen d[en] romant. [ischen] Geist von d[en]
Spaniern annehmen und lernen. —
[915] Kritik, Historie, Moral sind eine antike Erfindung, so wie Theologie,
Jurisprudenz und selbst Medicin als Facultät moderne. — Das Problem
der cpu [Philosophen] war bisher eine vierte System, [atische] Facultät
zu finden. —
1916] Es giebt unendlich viele Religionen jetzt, wie ehedem unendlich viele
Götter. —
[917] Das Studium der Religion hat zwei Theile 1) Die Religion] soll classisch
gemacht werden 2) Das Classische soll als Religion behandelt werden.
<Kritische Pandecten. — Saturnalien d[er] Vernunft.>
272 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
[als] Edel ist ein Begriff d[er] gar nicht in d[ie] Aesthetik, sondern bloß in
d[ie] Moral gehört. —
[920] Wenn die 90 [Physik] ganz ist, so hat sie wohl auch Magie, die immer auf
Totalität zu beruhen scheint. — In der 9er[philosophischen] Religion]
muß viel 90 [Physik] und fxa&[Mathematik] enthalten [sein], ja d.[ie]
Princ. [ipien] derselben Wss [Wissenschaften]. — Die 90[Philosophie]
[921] In d[er] Wl. [Wissenschaftslehre] muß das Universum aus einer intellek-
t. [ualen] Anschauung deducirt werden, der Mensch hingegen dialektisch
construirt. |
«5 [922] Die Wss [Wissenschaft] welche d[er] Poetik grade gegenübersteht, ist die
Politik. Sie ist ganz Wss [Wissenschaft] und oix [Ökonomie] ist Kunst.—
Historie und Logik sind sich nicht entgegengesezt sondern sie sind sich
gleich; entstehen aus Encykl[opädie] nicht aus xp [Kritik], So auch
Aesthet. [ik] und Meta9 [physik], —
[924] Der Mensch. Er ist die Krone, das 'ev xca 7rxv der aup.9 [ Svmphilosophie]. —
[925] xp [Kritik] ist nichts als juristische] und medic [inische] 9X [Philologie].—
In d[er] xp [Kritik] ist die Hochzeit der 9X [Philologie] und 907 [Philo¬
sophie] zur Constitution der Wahrheit. —
[927] Viell.[eicht] Hesse sich d.[er] Contrat social diaskeuasiren, mit Rücksicht
auf die Republik d[er] Gelehrten (von Klopst[ock]) oder dieser selbst.—
[928] Seneca ein eigentlich] moralischer Autor. <Viell.[eicht] auch einer oder
d[er] andre von d[en] spätem Sophisten. Antoninus>
[929] Viell. [eicht] giebt es eine 90[Philosophie] d[es] Universums wie eine 90
[930] <Zinsen sind ganz unrechtlich, so auch Pfänder; es sollte aller Credit
annihilirt werden. >
<A elter. (ijg8. Sommer) > 273
[931J Die Politik muß eben so historisch seyn, als die Poetik; nur geht diese
eben so sehr auf die Vergangenheit als jene auf die Zukunft. — Auch die
Logik eben so historisch als die Ethik. —
[934] Die Religion d[er] Griechen ist mehr tt [poetisch], die jüdische mehr
cpa [philosophisch] und revoluzionär. —
[938] Rohe poucr [Musik] und cpu [Physik] und p.af> [Mathematik] ohne tt [Poesie]
und cp [Philosophie] ist oix [ökonomisch] gemein. —
[940] Die Politik verliehrt s. [ich] immer in Orakel, die höchste p [Rhetorik] ist
Magie. —<Die Politik (Rhe[torik]) d[er] religiöse Pol d[er] Historie>
[941] Die gemeine gemischte 9U [Physik] gehört gar nicht in den gebildeten
Kreiß, sondern zur oix [Ökonomie].
[942] Encycl. [opädie] hat zwei religiöse Pole, die W1 [Wissenschaftslehre]
und die p[Rhetorik].
[943] Die Äiit [Dithyramben] können im Ganzen keinen andren Gegenstand
haben als die Liebe Gottes. — (In d[er] Form der Adt [Dithyramben]
viel Geist d[er] Algebra, wegen d[er] Mag[ie].) —
[944] Wie die Kunstrc [poesie] — Poesie schlechtweg, so die Encykl [opädie],
9a [Philosophie] schlechtweg. |
s.56 [945] Homer ist ein historischer Dichter; Aristophanes d[er] einzige rhetorische
und Demosthenes d[er] einzige Sixav[dikanische] Redner. —
[947] Die Geometrie und die Arithmetik müssen aus dem Vollen anfangen, nicht
aus d[em] Leeren, Abstracten. —
274 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
[948] Die Wl. [Wissenschaftslehre] ist nicht bloß theoret. [ischer] sondern auch
practischer Idealismus. —
[950] ctuctt [System] und jcn[Chaos], yp [Grammatik] und puff [Mythologie] sind
d[er] Stoff der W[issenschafts]lehre, Witz d[as] Princip und pa-9-[Mathe¬
matik] die Form. —
[951] Genähert haben s.[ich] die cpcr [Philosophen] d[er] Rel [igion] genug; das
half nichts oder giebt schlechtes Chaos. Die besten bleiben deutlich
stehn an d.[er] Gränze. —
[953] Künste[poesie] und R[oman] kommt her aus Religion], die Adf
[Dithyramben] gehn hin zu ihr; Religion] ist d[er] einzige Gegenstand
derselben. — <Logische Studien Aesth.[etik] und Meta<p [physik] in
poop [Rhapsodien]. >
[954] Die gesamte Geometrie ist cyklisch und classisch — die Algebra absolut,
also bloß in s. [ich] selbst construirt und progreßiv. —
[955] Durch die c-9- [Synthese] des centrifugalen Plato und d[es] centripetalen
Spinosa entsteht wohl die W [issenschafts]lehre ? —
[957] Sollte es nicht auch eine antike Chemie geben, wie eine antike 8 [Ma¬
pa- -
oix [ökonomisch]) —
[959] Vielleicht] ist die Progreßion so das ’sv xar. 7tav der Arithmetik, wie
Construction d[er] Geometrie. —
[960] Die xp [kritische] cpcr [Philosophie] hat bisher gradezu vieles aus einer
Religion entlehnt, die noch nicht existiert. — Die jüdische Rel. [igion]
ist <ganz> Apotheose d[er] Zukunft. \
S. 57 KRITIK DER PHILOSOPHIE
[963] Wie die 7t [Poesie] revoluzionär, so müßte die cp [Philosophie] jezt arti¬
stisch (nach Goethe’s Art im M.[eister]) behandelt werden. Aus d[em]
dialektischen Felde kommt man nie zu einer Geschichte der cp [Philo¬
sophie]. -— <Materialiter die Methode in der x[Kritik] der <p[Philo¬
sophie] spinosist [isch] (die 9 [Philosophie] als spin [ozistische] Gotth.[eit]
behandelt) in d[er] Form Fichtisch. Die x [Kritik] vollendet, wenn alle
9 [Philosophie] positiv oder negativ behandelt ist.>
[964] Gott ist uE [Synthese] des Geistes und d[er] Natur. — Raum und Zeit =
Organe d [er] Ewigkeit: In d [er] Charakteristik der Gottheit diese auch
dualistisch zu denken, mit Polarität.
[965] Die 9(7 [Philosophie] ist eine unendliche Xoy [Logik] 90 [Physik] (j.aE
[Mathematik] — Hist[orie], x[Kritik], Moral. Um s.[ie] ganz zu cha-
rakterisiren, muß s.[ie] dann auch wieder als Nebenglied der Poesie in
d [ein] großem Ganzen charakterisirt werden; beide beziehn s. [ich] sehr
auf Liebe, Bildung, Menschheit.— < Jezt soll die 9 [Philosophie] gar nicht
mehr abgesondert existiren> Nach äußern Merkmahlen darf man die
9 [Philosophie] nicht charakterisiren, da sie sie viell. [eicht] alle näch¬
stens mit der 7r [Poesie] wechseln dürfte. —
[966] Leibniz in d[er] Form moralisch, Kant xp [kritisch], Fichte historisch.—
[967] Die Tendenz d[er] jetzigen 9[Philosophie] geht dahin -—-[reine Mathe¬
matik] ^ [reine Physik] mit X°T [reiner Logik] zu identificiren. Sie
enthält d[en] dass, [ischen] Stoff d[er] 9 [Philosophie], die alte d[ie]
dass, [ische] Form beide aber nur ya[chaotisch]. -—<Alle polem. [ischen]
Projekte zur Logik, in so fern diese zur Absicht hat, das Ende aller 9er
[969] <Hume das Ct[Zentrum] und Geist d[er] ganzen Englischen] x[Kritik],
Hist[orie] und rj [Ethik] (9c [Philosophie]) Gibbon ist ein Humianer
Das Moral Sentiment der Engländer ist ihre Aesthetik. —>
[971] Recht viele Indicationen daß die 9 [Philosophie] als solche aufhören
soll. —
[972] Geist ist x[Kritik], Seele Hist [orie] (Seelengröße) und Gemüth7) [Ethik].—
[973] Der Vorzug d[er] Alten ist d[er] Umfang in d[er] Form; das macht sie
romantisch. —
[975] Die Kantianer negiren die Princ. [ipien] ihrer eignen 9 [Philosophie], sie
gehn auf irrationale Facta aus; Kant will diese zulezt lösen, sezt sie
negativ. — Rouss.[eau] und Voltaire treffen zusammen im Setzen der
absoluten Negativität. — Die Idee einer Wss [Wissenschaft] welche die
Princ [ipien] aller Wss [Wissenschaften] enthalten soll ist irrational.
Jede Wss [Wissenschaft] soll ihre Princ [ipien] in s. [ich] selbst haben
und hat sie auch. |
58 [976] Der Stoff der popul [ären] 90 [Philosophie] ist der Inbegriff d [er] Kent-
nisse und Neigungen d[es] Zeitalters — sie ist von encyklop. [ädischer]
Natur. —
1977] Lambert ist nicht bloß Leibnizianer (weil er doch nach d [em] Grundsatz
d[es] Wid[erspruchs] und zur. [eichenden] Gr. [undes] philosophirt) son¬
dern zugleich ein Kantianer vor Kant. —
1981] Hülsen und Schilling sind Fichte’s poetische Fühlhörner, (die gegen die
neue 9a [Philosophie] gekehrte Fühlh. [örner]) —
[982] Sokrates und die Cyniker sind unter d [en] pract [ischen] 9 [Philosophen]
der Alten bis zur Relig[ion] gekommen. —
Kritik der Philosophie 2 77
{988] < ? ? — Die zweite cp [Philosophie] ist progressiv] selbstvernichtend und
Xa[chaotisch]; die erste ist cyklisch, positiv und systematisch.>
1984] Die Akademiker s[in]d d[ie] einzigen wahren Eklektiker, aus schöner Origi¬
nalität.—Auch Spinosa ist schon sehr aesthetisch — seine Moral eine sitt¬
liche Schönheitslehre; an Objekt, [ivität] macht sie gar keinen Anspruch.—
[985] Die Aesthetik der Franzosen ist enthalten im Anacharsis und in der
Heloise. —-
[986] Moral sentiment — political justice < common sense > — und national
wealth sind die drei großen Essays der Engl, [ischen] Nation. — <In
d[em] highlife der Engländer] und in ihrem Parliament herscht jezt
d[er] kleinliche Geist des critical review.>
[988] Der schöne Mensch kann nicht allein sein; was ist eine aethet.[ische]
Familie ? —-
[989] Die Art d[er] cp [Philosophie] in der xp [Kritik] so zu behandeln, wie die
Art d[er] alten tz[Poesie], —
[991] Die Theodicee ist etwas sehr aesthet [isches] und rt<p [ethisch Philosophi¬
sches] — s. [ich] beziehend auf die Schönheit und Einheit d[er] Welt.
Leibn. [izens] Begr. [iff] von Vollkommenheit sehr eigen, tief und voll. —
[992] Die Deutsche cpcr [Philosophie] zugl.[eich] progressiv] und claß[isch] die
Französische] und Englische] bloß progressiv] und darum hat s.[ie]
[sich] selbst annihilirt. —
[994] Die Metacp [physik] ist und bleibt und soll bleiben das Gebiet ewiger
Streitigkeiten, in d[er] Aesthetik dagegen herscht ewiger Frieden. —
[995] <Ich und Nicht Ich viell [eicht] identisch mit ya[Chaos] und ctuctt/"System]
und mit Geist und Buchstaben.>
[997] Lessing läuft die Diagonale von xp [Kritik] — Aesthet. [ischer] Metacp
[physik].
[998] Raum und Zeit d [er] große Dualis [mus] der Metacp [physik] l
s.so [999] Viell. [eicht] giebts unendl.[ich] viele Kategorien wie Ideen. <Der metacp
[1000] Was will die Logik denn sonst, wenn sie nicht die 9 [Philosophie] zur
Kunst erheben will ? —
[1002] Anaxagoras ist sehr Aesthet, Solon viell. [eicht] der höchste jon[ische]
9a [Philosoph], —
[1004] Nirgends ist jezt die Thätigkeit lebhafter, als in Meta9 [physik] und
Aesthet [ik]. Die 9a[Philosophie] will s.[ich] in Religion ausströmen.
Vasari der Baco der Aesthetik. —
[1005] Der Zweck der x[Kritik] der 9 [Philosophie], dieselbe als Kunst zu con-
stituiren. —
[1006] Philebus ist ein Urtheil zwischen Meta9 [physik] und Aesthet [ik] — vou<;
und '7]Sovr). —
[1007] Der Geist des Eklekt [izismus] ist poucr [Musik] und Gymnast [ik]. —
[1008] Sophokles gehört zur Abstrakten] i] [Ethik] als Ideal für die Linie des
Schönen und Schicklichen. —
[1009] <Pythag. [oräer] Cyn.[iker], Epik, [uräer] Stoa bilden eine Tetraktys
und s [in] d vereinigt im Soldatischen wie Mystik, Skepsis, Empirie
und Kritik im System>
[1010] Förster und Müller und Herder und Moritz zusammen zu synthesiren. —
[1011] Luther vielleicht] auch noch ein Scholastiker wie Baco, und Vasari.—
[1013] Die eigentlichen] NeuPlatoniker sind die Erfinder d[er] Theologie, wie
die peripat. [etische] 9 [Philosophie] sich endlich in Medicin, die römische
in Jurispr[udenz] verlohr. —
fioi5] borm und Zahl der Mo[ral]9[philosophie] ganz unbestimmt; ein Autor
kann unendlich viele Fr[agmente] und Char [akteristiken] schreiben und
oF[Synthesen] von diesen. —
[1017] Jede 9a[Philosophie] will ein logisches Universum werden; das ist ihr
Wesen. Charakteristik d[es] Menschen als [reines Chaos] als'sv xou 7i5cv,
dualistisch. —
[1018] Spinosa steht wohl so einzeln in der Gesch. [ichte] der 9 [Philosophie] wie
Sokrates; Descartes bloß Anstoß, und schon Franzose wie auch Locke.
<Keiner steht in wahrer Berührung mit Spinosa; das alles ist nur
Schein. —> |
S.6Ö ZUR METAPHYSIK.
[1019] Kant hat d. [as] Ende d[er] Metacp [physik] entdeckt — in d[en] drei
Ideen, Gott, Freiheit, Unsterblichkeit — Fichte aber d[en] Anfang,
nicht aber im Ich und Nicht Ich, sondern in d[er] innern Freiheit d[er]
Reflexion. (Diese bezieht sich auf inteil, [ektuale] Ansch [auung], wie Ab¬
straktion] auf Kategorien, Spekulation] auf Ideen) — Realität d[es]
Raums und d[er] Zeit gerechtfertigt. —
[1020] Dreieinigkeit viell. [eicht] ein Krit.[erium] aller Metacp [physik], oder
vielmehr Dreiheit, Zweiheit der xp [Kritik] und Einheit d[er] Aesthet[ik],
Zeit und Raum haben Dreiheit. —
[i02i] Die Aesth. [etik] macht sogar d[ie] Natur menschlich, sprechend; die
Metacp [physik] macht selbst d[en] Geist animalisch. Metacp [physik] der
Aesth. [etik] absolut entgegengesezt. —<Zeit und Raum sind sehr -x -.>
o x
[io22] Der Timaeos ist noch etwas weit höheres wie Hist[orie] des rrScv. —
[1023] Gegenstand d[er] Metacp [physik] ist das Spekulirte, Reflexe und Ab-
stracte — alle Ideen, inteil, [ektuale] Anschauung und Kategorien. —
Wie in der Aesthet[ik] die Behandl[ung] von und für d[en] ganzen
Menschen, so hier von und für die reine Vernunft. —
[1024] Die Metacp [physik] chaotisirt alle Wss [Wissenschaften], die Logik hin¬
gegen systematisirt sie und behandelt s. [ie] als dass, [ische] Produkte.
Diese enthält allein d. [ie] Princ. [ipien] aller Wss [Wissenschaft], —
< Metacp [physik] = ars combin [atoria]. Wss [Wissenschaft] der Wss
[Wissenschaften] die allgemeine] Char.[akteristik] [der] Sprache Pole¬
mik da recht zu Hause >
[1025] Ein großes Unglück wäre es, wenn Gott pp sich wissen ließe, dann ginge
die reine Wissenschaftliebe verlohren. —
[1026] Die inteil.[ektuale] A nschauung ist nichts als das Bewußtsein einer prä¬
stabil, [ierten] Harmonie, eines nothwendigen, ewigen Dualisfmusj. —
[1027] Die Kategorie ist ein Bewußtsein] der Monas — und alle Ideen sind
angebohren. — Alles Wissen ist unmittelbar und alles Wissen ist ein¬
fach. —
Zur Metaphysik. 2<S T
H028] Sprache und Witz gehört zur Metacp [physik]; Metacp [physik] die nicht
witzig ist, taugt nichts. —
[1029] Logik und Metacp [physik] haben gleichen Anspruch an d[en] Nahmen
s. 61 Wissenschaftslehre. Eigentl [ich] paßt er aber nur | für die Encykl [opädie],
deren bloße Organe Xoy [Logik] und Meta9 [physik] sind. —-
[1030] Der höchste Witz wäre die wahre ling. [ua] char. [akteristica] universalis
und zugleich die ars combinat [oria]. —
fio3i] Thier — Pflanze — Stein sind die großen Kategorien der Natur; diese
ist, die Welt wird. —
[1032] Leben ist die inteil, [ektuale] Anschauung] der Natur — viell [eicht] auch
d[as] Geschlecht; beide wohl eins in verschiedener] Ansicht, fix und flie¬
ßend, coexistent und succeßiv.—< Viell. [eicht] giebt es kein Unendliches als
die Bildung d[as] höchste Gut. Alles Unendliche ist ein Dualis [mus],—>
[1033] Jede Monas ist wohl 'sv xoa toxv. Es giebt in jeder Art nur eine intell.[ek¬
tuale] Ansch. [auung] bestimmt viele Kateg[orien] und unendl.[ich] viele
Ideen. Der zureichende Grund d [es] Widerspruchs ist die praestabilirte
Harmonie. — Die Idee einer unendlichen Analysis ist nichts als die
Idee, alle Wss [Wissenschaften] zu chaotisiren. — Der zureichende Grund
bezieht sich mehr auf d[ie] Ideen. Es muß ein Motiv da seyn, um
aus d [em] Unendlichen ins Endliche überzugehn; der Satz d [es] Wider-
spr. [uchs] auf die Kategorien; man kann d[en] angebohrnen Monaden
nicht widersprechen. -—
[1034] Ist Geist und Wort etwa für Wss. [Wissenschaft] was Leben und Ge-
schl. [echt] für Natur ? — Wissenschaft (Capit. [el] der Metacp [physik]) be¬
ginnt viell [eicht] mit Geist und Wort und endigt mit Ich und Nicht Ich.
Vernunft (auch ein solches Cap.[itel]) beginnt mit Raum und Zeit und
endigt mit Seyn und Werden <Ich und Nicht Ich> — umfaßt also Onto¬
togie] und Kosmol [ogie]. Die Metacp [physik] beginnt also doch mit Gott
(Geist und Wort) und mit Freiheit und Unsterbl.[ichkeit] (Ich und Nicht
Ich) oder endigt mit Freiheit und Unsterbl. [ichkeit] als Dualis [mus],
aus d[em] Gott s. [ich] entwickelt und zwischen d[em] er selbst die
praestabil. [ierte] Harmonie ist. — <Die Metacp [physik] endigt mit einer
praestabil [ierten] Disharmonie. —>
[1035] Ist nicht ctuctt [System] die Form d[er] Wss [Wissenschaft] ya [Chaos] der
Stoff ? —<System vielleicht] die Ideeder Wss[Wissenschaft].> Kefl[exion]
Abstraktion] Spek[ulation] die Kategorien des Wissens. Das Ideal des
Sapiens muß ganz erreichbar sein; man kann ein 9a[Philosoph] im
vollsten Sinne d[es] Worts sein. —
2 82 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
[1038] Ist das Ziel erreicht, so daß die Metacp [physik] umkehren kann, so ist sie
absolut fertig und doch ewiger Fortschreitung fähig. Es muß unendl [ich]
viele Zugänge zur Metacp [physik] geben, und zwar ohne Salto, ohne daß
der bezauberte Geist auch nur einen Ruck fühlt. —
[1039] Die Popularität d[es] Witzes d[er] Polemik und d[er] unendl. [ichen]
Analyse ist die d[er] Metacp [physik] Das höchste Wissen ist Glauben.
Glaube ist das Genie d[er] Vernunft. —
[1040] Der zur. [eichende] Grund und der Satz des Widerspr. [uchs] müssen
durchaus nicht bloß theoret. [isch] genommen werden, sondern auch
practisch wie beim Leibn[iz], —
[1041] <Werden das Wesen der Welt — also Ursprung der Welt — Ende der
Dinge pp>
[1042] In d.[er] Metacp [physik] ists wahr und gut, daß alle cpa [Philosophen]
nur einen Kopf haben. —
[1043] In d[en] 2 t Cyklus der Metacp [physik] gehört die xp [Kritik] d[er]
reinen Vernunft, welche d[ie] Monaden d[er] Vernunft, ihre praestabilirte
Harmonie und ihre Mysterien enthält und mit Organon und Architek¬
tonik endigt, die auf alle Wss [Wissenschaft] und K[unst] anwendbar
sind. — < Physik d[es] Geistes, Logik d[er] Natur. >
[1044] Die natürl. [iche] Theologie umfaßt d[en] Ursprung d[erj Welt und das
Ende aller Dinge. —
[1045] Das Cap. [itel] Vernunftlehre schließt mit d. [er] Subjektivität alles Wis¬
sens; die Wissenschaftslehre mit der Objektivität, daß näml[ich] alles
Geist und Wort sei. —<I\ritik des Geistes, Mystik des Buchstabens.>
[1046] Die Weltlehre schließe mit absolutem Idealismus; die Naturlehre mit
absolutem Realismus. —
[1047] Beweisen heißt in der Metacp [physik] zeigen, daß man einen metacp [phy¬
sischen] Stoff in metacp [physischer] Form behandelt. Jene Beweise
Zur Metaphysik. 283
sind allerdings durch bloße Analyse möglich und es läßt sich also alles in
der cpcr [Philosophie] demonstriren, freyl[ich] nicht für den, der sie
nicht hat. —
iio48] Das Ganze muß anfangen mit einer Reflexion über die Unendlichkeit
des Wissenstriebes. — <NB (Der Gang dieser Metacp [physik] sollte
in mehreren Cyklen sein, immer weiter und größer.) Wenn das Ziel
erreicht, sollte sie immer wieder von vorn anfangen. — wechselnd zwischen
Xa[Chaos] und aucrr [System], yoc[Chaos] zu cucnr[System] bereitend
und dann neues ya [Chaos], (Dieser Gang sehr cpa[philosophisch].)
Der Timaeos des Plato eine Logik der Natur>
I1049] Durch die Idee (als Princip d[er] Mittheilung und als nothwendig mit
s. «a einem eigentlichen] Ich verwebt.) einer unendlichen | Polemik gegen sich
selbst, erhält die Theorie ein ganz neues Licht — die unendl. [iche] Ana¬
lyse darin sehr schön. — Ein Anti Götze gegen d[en] Common Sense.—-
Nach d[em] Common Sense ist d [ie] Erscheinung d[es] ächten Ringes in
der Metacp [physik] so unwahrscheinlich, als daß d [er] Messias kommen
werde. — <Die eigentliche] Metacp [physik] viell [eicht] zwischen der
Physik des Geistes und d[er] Logik der Natur in d[er] Mitte. (NB
Organon — A rchitekt[onik] xp [Kritik] d [er] V. [ernunft] — Theorie
d[er] VV [Verstandesvermögen] pp viell. [eicht] gute Ideen zur Logik.)
Philosophische Rhapsodien>
[1050] Der Unterschied zwischen Ich und Nicht Ich ist Sache des Glaubens.—
[1051] Von der transc. [endentalen] Seite verkehrt sich die Metacp [physik] in
[1052] Erst mit 'sv xou, 7rocv und mit Willkühr und Unsterblichkeit ist Geist und
Wort = Gott. —Willkühr und Unsterb[lieh]k.[eit] gehören zu Aesthet.[ik],
auch d[ie] erste, da sie doch nur durch Beziehung auf d[en] ganzen
Menschen möglich und von Unsterblichkeit nicht trennbar. — 1) das
Subj [ekt] als Subj [ekt] 2) das Obj [ekt] als Obj [ekt] 3) das Subj [ekt]
als Obj [ekt] 4) das Obj [ekt] als Subj [ekt], — Vernunft ist relig[iös]
yp [grammatisch] puh [mythologisch]; Verstand ist das eigentlich]
Metacp [physische] Vermögen — 1) Charakt. [eristik] der Natur 2) Prin-
c. [ipien] des Verstandes (nicht d[er] Vernunft.) 3) Skizze d[er] Welt 4)
(über das) Studium der Gottheit. — Alle Wss [Wissenschaft] ist Stu¬
dium der Gottheit. — Die eper[Philosophie] der epa[Philosophie] wird doch
eigentlich] erst mit d[er] Lehre vom Studium der Gottheit geendigt
23 Schlegel, Baud 18
284 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
die Trichotomie in d[er] Aesthet [ik], und der Dualism in der xp [Kritik],>
[1053] Caussalität mehr ein bloß Hist [orischer] Begriff, gehört wenigstens nicht
zu diesen ursprünglichen] Kategorien. — <Alles was geschieht, geschieht
aus Instinkt und Motiv (Pole wie Negativ und Positiv.) > Die Substanz
ist die Seele des Systems, selbst aber sehr antisyst [ematisch]. Erst durch
die Causalität läßt sich ein gugt[System] construiren. Subst[anz] ist in
der Mitte = El[ementar] Transzendental] Abs[olut] Religiös]. — Die
Dualismen zu diesen Einheiten sind die Pole der 90 [philosophischen]
ctuot [Systematik] gegen ya. [chaotische] 7t [Poesie]. —
[1054] Eigentl [ich] gehört wohl nur die Welt nicht die Natur in die Metacp [phy¬
sik]. — Die Aesthet [ik] beginnt mit d[er] Natur und endigt mit d[er]
Welt — mit d[em] Ideal d[er] schönsten. -— Die Metatp [physik] sollte
also umgekehrt mit d[em] Universum beginnen. — Die Meta9 [physik]
s.64 so gut practisch als theoret. [isch] beides vermischt. | Die ganze Meta9
[physik] muß erst mehr moralisirt werden. Das Unendliche muß in ihr
s. [einen] besondren Sitz haben.—<Die Meta9 [physik] ist zwar nicht
mit d[em] Univ[ersum] zufrieden, sollte es aber wohl sein>
[1055] Plato und Aristoteles sind beides historische 9a [Philosophen] und ge¬
hören zur Logik d[es] Universums. Wahrscheinlich dahin auch Plotinus
und d[ie] Kirchenväter (Paradieß und Reich Gottes). <Warum ist Plato
romantisch ? — Die Universalität macht es.> Schon im Arist [oteles] geht
die Xoy [Logik] nicht auf 9 [Philosophie] sondern aufs Universum. —
[1056] Mystik und Empirie für 9[Philosophie] vielleicht] wie y)9-op und ttocö-o^
in der 71 [Poesie], Die Wahrheit schwebt zwischen beiden — <Aehnliche
Kategorien Erhaben — Mystisch Schön — Kritisch Reizend — Em¬
pirisch Gewiß, Wahr, Wahrscheinlich damit zu vergleichen. >
[1069] Pindar ist viell [eicht] d [er] einzige in diesem Sinne moralische Dichter. —
Sophokles und Spinosa die beiden Pole dieser Moral. Die Liebe Gottes ist
ihre Gränze. — Die Universalität d[es] Menschen und die Schönheit des
Universums. Alle angewandte Moral ist romantisch. Moral selbst = My-
sterie d[er] Bildung. Nur Schönheit ist d[er] Gegenstand d[er] Liebe.—
[1070] Wie Politik (der Hist [orische] <ot.x [ökonomische]> Pol) so ist Mystik
viell [eicht] d[er] religiöse Pol der Moral. Sobald man die beiden Pole
d[er] Moral durch Liebe verbindet, so entsteht ein Drittes und hört auf
Moral zu seyn. —
[1071] <xp [Kritik] der yah [Mathematik] und 90 [Physik] in d[er] Form co-
ordinirt, nicht d[er] Mor[al] und Hist[orie]. Die Mor[al] aber der
p [Rhetorik] und viell [eicht] d[er] Politik. —>
[1072] Chr.[istus] mehr für die Moral als Salomo. Chr[istus] nicht mehr zur
Moral, wohl aber Sokrates. — < Politische Briefe an Alle. Paulus der
religiöse Classiker dazu.>
[1074] Die äußerliche] Geschichte] d[er] Menschheit (in d[er] Mor[al]) negativ
zu setzen. Verschied, [enheit] des Egoismus aus d [em] Standp [unkt] jener
Mor[al], des Atheismus als Lehre von d[er] Schönheit d[er] Welt. |
s. 66 [1075] Statt d [er] Tugenden — Eine Tugend. Statt d [er] Vorschriften, Maximen,
Pflichten — Ein Ideal. — Es giebt nur Eine Pflicht, die sich zu bilden. —
Bildung ist das höchste Gut für dieses Leben und für jenes. — Pflicht
schwebt zwischen Bestimmung, Beruf und Bildung. —
[1076) Originalität und Individualität sind moral [ische] Begriffe, viell. [eicht]
auch Enthus. [iasmus], Harm[onie], Energie. —
[1077] <Die ganze Moral scheint auf Spekulation] zu beruhen Refl[exion] zur
[1078] < Kants 9er [Philosophie] eigentl [ich] doch nichts als ein essay on human
understanding and moral sentiment. >
(io8i] Nichts ist weniger skeptisch als die xcp [kritische Philosophie] aber d[ie]
Mor[alische] 9 [Philosophie] ist durchaus skeptisch, in ihr ist d[ie] Ironie
zu Hause, aber die ächte alte Skepsis der Akademiker. Die Moral ist die
eigentlich] schöne und mittlere <pa[Philosophie]. Das Wesen der Sk[epsis]
besteht im Schweben. —
[1083] Im moralischen] Sinne besteht die Religion bloß im 'sv xai raxv, in d[er]
durchgängigen Beziehung aufs Unendliche. Welche Religion haben sie
und was sind sie als Menschen; gleichbedeutende Fragen —
[1085] Es giebt noch wenig menschliche Schriften. Der Syntax enthält viel-
1.[eicht] die Regeln d[er] Familie und d[es] Umgangs. <(Die Familie muß
mineralisch sein)> Die Consequenz ist für d[en] isolirten Menschen d[er]
einzige Zweck an sich. <Die wahre Consequenz muß auch cyklisch
sein. —> Die Natürlichkeit d[es] Menschen wohl schon zu R[eligion]
oder Aesthet[ik], Conseq. [uenz] ist nichts ohne Individ. [ualität] auf die
es in d[er] Mor[al] wohl noch mehr ankommt wie auf Originalität.—
[1086] Edel, Gut und Nützlich entspricht wohl d[em] Erhaben, Schön und
Reizend. —
[1087] Zur Originalität kann man s. [ich] nicht selbst bilden, also gehört sie
nicht mehr ganz zur Mor[al]. —
67 [1089] Ideal ist Idee und Gedanke, Begriffe \ sind Ideen und Facta. —
[1090] Die Lüge ist unedel, die Trägheit ist häßlich. Feigheit ist beides. —
[1091] Der Mensch ist ein yoc [Chaos] des Endlichen und des Unendlichen und
auch wieder ein ctucjt[System]. Das ist d[ie] Natur d[es] Menschen, sein
Ideal ist ein ctuctt [System] von beidem zu seyn. Selbst Plato ist bald auf
die eine bald auf die andre Art ausschweifend. -—<Char [akteristik] des
Endlichen] und Unendl. [ichen] zur Mor[al].>
[1092] Allheit — Einheit und Vielheit sind die Eiern[ente] zur Char[akteristik]
der Vernunft oder des Gedankens. < Gedanken d[er] Gegensatz von
Gedichten? —>
[1093] Klugheit und Liebe sind die beiden Pole d [er] einen untheilbaren Tugend.—
(Tapferkeit) —
[1094] Auch die Association d[er] Ideen viell [eicht] zur Mor[al] cp [philosophie].—
288 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.
[io%] Das Wesen der Härte ist, das Ideal vor sich zu haben, das unerreichbare.
— Ueppig ists, wenn mans hinter sich hat.
[los«] Der Daemon ist schon zu Relig[iös] für Mor [al], auch die Priesterschaft.—
[1097] Der Beweis der Descartes und Spinosa für das Daseyn des Nothwendigen
paßt eben nur für diese für das Abstr[akt] Unendliche, aber nicht für das
Wesen der Wesen. —
[1098] (Nur bei d[en] kathol. [ischen] (Spaniern) werden wahre Monarchen ge¬
funden.) —
[t099] Eine Uebersetzung ist ein K [unstjwerk des Witzes; bezieht sich auf d [en]
Begriff d[es] Dialekts. Der Imperativ d [es] Uebersetzens beruht wohl auf
d[em] Postulat d[er] Spracheinheit. — Alle Uebersetzungen sollten wenig¬
stens Studien seyn können. — <Alle bisherigen Uebersetzungen nur
Essays. >
[uoo] In Religion] dominiren d[ie] Modernen und Orientalen vielleicht] wie
Griechen und Römer in 7r [Poesie] und tcoX [Politik]. —
[uoi] Eigentl [ich] ist alle Kraft d [er] Menschen practisch; ob unsre Ideen in
einigen Jahrh. [underten] realisirt werden oder jezt, das ist für einen
universellen Geist einerlei. — Ehre uni Frieden das höchste Gut aus
diesem moral, [ischen] Gesichtspunkte für den Einzelnen. — Unendlich¬
keit des Menschen und Göttlichkeit d[er] Dinge. —
[uo3] Das Universum im acht histor. [ischen] Sinne ist kein Objekt d[er]
moral [ischen] 9 [Philosophie], wohl aber die Götter. —
[iio4] Alle Wss [Wissenschaft] bezieht s. [ich] nicht auf d[ie] Natur, sondern
auf d[en] Geist (der Dinge). — Wss [Wissenschaft] der K[unst] ent-
gegengesezt; der Natur vielleicht die Seele, der Geist. —
[1105] <Die Regierung hat die Franzosen zur Nation gemacht, ohne daß sie
wußten was sie thaten.>
[1106] <pah [Mathematik] und yp [Grammatik] der Dualis [mus] der 9(79(1 [philo¬
sophischen Philosophie] >
[1107] Die inteil, [ektuale] Ansch.[auung] ist das Princ [ip] der gesamten mora-
1 [ischen] 9er [Philosophie] und alle Beweise derselben sind s7rt.8axTi.xGi9 —
[lioe] Eine Nation ist mineralisch], ein Zeitalter animal.[isch] ein Universum
vegetab [ilisch]. — Alles dieses, die Natürlichkeit aller Verhältnisse ist
wohl ein Begriff der großen Oekonomie. Nach diesem Begriff leben
heißt natürlich leben. —
Zur Religion, pp 289
[1109] <Nichts ist moralischer als eine Religion ohne Gott. —>
[1110] Die höchste Idee der Mor[al] ist Priester und Priesterin der Menschheit |
s. es [1111] Die Lehre vom Classischen wohl eigentl [ich] einheimisch in der Xoy [Logik]
vom Universum.
ZUR RELIGION, pp
[1112] Nur d[as] Unbedingte ist nützlich. Jeder der nicht alles will, geht in so
fern grade aufs Nichts zu. —
[ui3] Die reine Ansch. [auung] ist im stetem Flusse, so wie sie festgehalten
wird, ist sie schon Begriff; die Fantasie ist also eigentl [ich] das Vermögen
der Anschauung
[liu] < Constitution der Deutschen Litteratur.>
[ins] Die Moral steht in d[er] Mitte zwischen Aesthetik und Metacp [physik].
[1U6] Die Voraussetzung, ein Geistlicher sei ein Virtuose der Religion ist als
ob man glauben wollte, ein Buchhändler sei ein Gelehrter. —