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https://archive.org/details/kritischefriedri0018schl
SCHLEGEL

PHILOSOPHISCHE LEHRJAHRE
KRITISCHE FRIEDRICH-SCHLEGEL-AUSGABE

HERAUSGEGEBEN VON ERNST BEHLER


UNTER MITWIRKUNG VON JEAN-JACQUES ANSTETT UND HANS EICHNER

ACHTZEHNTER BAND

ZWEITE ABTEILUNG

Schriften aus dem Nachlaß


FRIEDRICH SCHLEGEL

PHILOSOPHISCHE LEHRJAHRE
1:796—1806

nebst philosophischen Manuskripten aus den Jahren


1796—1828

ERSTER TEIL

Mit Einleitung und Kommentar

herausgegeben
von
Ernst Behler

Sonderausgabe für die


Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt

1963

MÜNCHEN • PADERBORN • WIEN

VERLAG FERDINAND SCHÖNINGH

THOMAS-VERLAG • ZÜRICH
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Alle Rechte, auch die des Nachdrucks im Auszug, der photomechanischen Wiedergabe
und der Übersetzung, Vorbehalten
© 1962 by Ferdinand Schöningh at Paderborn. Printed in Germany
Herstellung: Ferdinand Schöningh, Paderborn 1963
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FRIEDRICH SCHLEGEL,
EINTHEILUNG DER PHILOSOPHISCHEN LEHRJAHRE

(Ph. Lj. I, Nr. 121)

130717
VORWORT

Die in den Bänden 18 und 19 der kritischen Friedrich-Schlegel-


Ausgabe enthaltenen 7502 Fragmente der Philosophischen Lehrjahre
und die ebenfalls aus mannigfaltigen Fragmenten und Studien bestehen¬
den Beilagen zu diesen Schriften sind in der vorliegenden Edition als ein
in sich geschlossener Textzusammenhang aufgefaßt, d. h. sie werden
in Band 18 insgesamt eingeleitet und in Band 19 zusammenhängend
kommentiert und registriert. Die Aufteilung in zwei Bände ist durch
äußerliche Gründe veranlaßt.
Die Edition dieser Texte fußt auf den von Josef Körner entwickelten
und fruchtbar von Hans Eichner (Literary Notebooks, London 1957)
ausgebauten Grundsätzen zur Herausgabe der ungedruckten Fragmente
Friedrich Schlegels. Bei der Weiterentwicklung dieser Prinzipien zu dem
hier angewandten Verfahren haben Herr Professor Dr. Karl Polheim,
insbesondere Herr Dr. Karl Konrad Polheim aus Graz wichtige An¬
regungen gegeben. Die Zusammenhänge der romantischen Natur¬
philosophie Friedrich Schlegels mit den entsprechenden Manuskripten
des Novalis konnten in der Zusammenarbeit mit Herrn Professor Richard
Samuel aus Melbourne näher bestimmt werden. Die Förderung der
Friedrich-Schlegel-Forschung durch Frau Professor Jarmila Kömerova
aus Prag kam auch dieser Bearbeitung zugute. Frau Margarete Bitter
aus Opladen hat bei der Korrektur große Hilfe geleistet. Für diese Unter¬
stützungen bei der Herausgabe der Texte sprechen wir hier unseren
herzlichen Dank aus.
Herr Professor Dr. Alois Dempf hat die lange Zeit verschollenen
Manuskripte der philosophischen Lehrjahre Friedrich Schlegels der
wissenschaftlichen Forschung wieder zugeführt. Auf seine Veranlassung
hin haben wir diese Schriften in den Jahren 1953/54 im Aufträge der
Deutschen Forschungsgemeinschaft erstmals bearbeitet. Die Hand¬
schriften wurden dann im Jahre 1959 von der Görresgesellschaft, in
deren Besitz sie sich befinden, für die Edition zur Verfügung gestellt.
Hierfür sei Herrn Professor Dr. Alois Dempf und dem Präsidenten der
Görresgesellschaft, Herrn Professor Dr. Hans Peters, herzlich gedankt.
Unser Dank richtet sich ebenfalls an Herrn Dr. Emst Lieber aus Camberg
im Taunus, der weitere Manuskripte Friedrich Schlegels, die dem Nach-
VI Vorwort

laß C. J. H. Windischmanns entstammen, der Edition überließ, und an


Fräulein Christine Dopfer aus Sigmaringen, die den literarischen Nachlaß
Dorothea Schlegels diesen Arbeiten erschloß. Unser Dank gebührt
ferner der Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Kultusministeriums
des Landes Nordrhein-Westfalen, von der die Vorbereitungsarbeiten
zur Erstellung des Druckmanuskriptes gefördert wurden.

Bonn, Juli 1962


Ernst Behler
INHALTSVERZEICHNIS

EINLEITUNG

Die Idee der philosophischen Lehrjahre. XII


Die Epochen der philosophischen Lehrjahre. XXI
Das Manuskript der philosophischen Lehrjahre. XLI
Pläne zur Veröffentlichung der philosophischen Lehrjahre . . XLIX
Zur Editionstechnik. LX
Zur Edition der Beilagen. LXII

PHILOSOPHISCHE LEHRJAHRE

[I] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. I. [1796] • • • • 1


[II] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. II. [1796—1798] 17
[III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III. [1797—1801] 121
[IV] Philosophische Fragmente. Zweite Epoche. I. [1798—1799] 195
[V] Philosophische Fragmente. Zweite Epoche. II. [1798—1801] 323
[VI] Zur Philosophie nro. I. Paris. 1802 Jul.423
[VII] Zur Philosophie nro. II. Paris. 1802. December <October
...

BEILAGEN

[I] [Philosophische Fragmente 1796].5°5


[H] Aus der ersten Epoche. Zur Logik und Philosophie. 1796
(in Jena)..
[III] Für Fichte. An die Deutschen. [1799].522
[IV] [Gundsätze zum Werk Platons «0 1800].520
[V] [Einleitungen zu Parmenides und Phädon 1801/02] . . 531
[VI] [Observations sur l’ouvrage de Charles de Villers »La Philo¬
sophie de Kant« sa 1802/03].53&
[Vn] Zur Physik [«* 1802/03].548
[VIII] Zur Philosophie [«* 1803—1807].5 60

VERZEICHNIS DER TAFELBEILAGEN

Tafelbeilage 1: Ph. Lj. I, Nr. 121. IV

Tafelbeilage 2: Ph. Lj. XI, Titelblatt. XXXII

Tafelbeilage 3: Ph. Lj. I, Nr. 1 ff. XLVIII


Tafelbeilage 4: Ph. Lj. VI, Nr. 210 ff. LXIV
Tafelbeilage 5: Novalis. Papiere von Friedrich Schlegel . . . 146
'
EINLEITUNG

Im Unterschied zu den anderen Repräsentanten der romantischen


Schule ist Friedrich Schlegel der Philosoph dieser Bewegung gewesen.
Während August Wilhelm Schlegel vornehmlich der Philologie, Novalis
und Tieck besonders der Dichtung, Schleiermacher hauptsächlich der
Theologie zugewandt waren, konnte Friedrich Schlegel von sich sagen,
daß seit dem Jahre 1790 die Metaphysik die Hauptbeschäftigung seines
Lebens gewesen sei1. Dieses Streben nach philosophischer Erkenntnis
ist in allen seinen Werken vorherrschend. Schlegels Arbeiten zur Lite¬
raturwissenschaft, zur Historie, Staatstheorie und Theologie, seine
Studien zur Kunst, Sprache, Poetik und Literarkritik, ja selbst seine
Dichtungen stehen in einem unlösbaren Zusammenhang mit seiner
philosophischen Ideenwelt.
Jedoch sind aus Schlegels Frühzeit nur wenige Schriften mit einer
eigentlich philosophischen Themenstellung an die Öffentlichkeit gelangt.
Unsere Kenntnis der von Wilhelm Dilthey erstmals erschlossenen Früh¬
philosophie Schlegels stützt sich auf eine sehr schmale Textgrundlage.
Das ist um so erstaunlicher, als Schlegel bereits zu dieser Zeit als eine
wichtige Gestalt der deutschen Philosophie erscheint, die mit der Er¬
arbeitung der ästhetischen Prinzipien der romantischen Kunstanschau¬
ung, der Theorie der schöpferischen Genialität, der romantischen Ironie
oder der Konzeption einer Philosophie der Geschichte, überhaupt mit
der philosophischen Gedankenrichtung, die er der frühromantischen
Zeitschrift Athenäum gab, grundlegende Themen und Probleme auf¬
warf, die bis zu Dilthey fruchtbare Impulse ausübten. Die philosophi¬
schen Publikationen des jungen Schlegel erscheinen aber besonders im
Vergleich mit den philosophischen Werken aus seiner Spätzeit eigen¬
tümlich spärlich und reserviert. »Nur sehr unvollständig, ganz zufällig
und fragmentarisch ist in verschiedenen Epochen mir eins und das andre
von dieser meiner immer noch im Werden begriffnen, und nicht voll¬
endeten Philosophie, in meinen übrigen und frühem literarischen
Arbeiten und Werken zum Vorschein gekommen, oder herausgefahren«,

1 R. Zoeppritz, Aus Jacobis Nachlaß, Leipzig 1869, Bd. II, S. 104 f.


X Einleitung

sagte Schlegel selbst1 zu einer Zeit, als er mit umfassenderen philo¬


sophischen Abhandlungen an die Öffentlichkeit trat.
Wie zurückhaltend der junge Schlegel in seinen philosophischen
Veröffentlichungen war, zeigt sich am deutlichsten in der Tatsache, daß
die philosophischen Fragmente und Skizzen seiner frühen Lebensperiode
hier zum erstenmal vollständig erscheinen. Für diese Verzögerung lassen
sich zunächst Gründe der Form und Gestaltung anführen. Dabei ist
nicht einmal so sehr an die in der Literatur unermüdlich betonte
Verzweiflung Schlegels vor der systematischen Entwicklung seiner
im Überfluß erwachsenden Ideen zu denken, obwohl hiermit zweifel¬
los auch Richtiges gesehen ist. Es fällt Schlegel ebenso schwer, »den
Syllogismus in die Gewalt zu bekommen«, wie seinem Bruder in der
virtuosen Beherrschung der Silbenmaße nachzueifem2. Wie eine Selbst¬
rechtfertigung klingt auch das Athenäums-Fragment Nr. 82, wo
Schlegel sagt: »Die notwendigen Förmlichkeiten der Kunstphilosophie
arten aus in Etikette und Luxus. Als Legitimation und Probe der
Virtuosität haben sie ihren Zweck und Wert, wie die Bravourarien
der Sänger, und das Lateinschreiben der Philologen. Auch machen sie
nicht wenig rhetorischen Effekt. Die Hauptsache aber bleibt doch
immer, daß man etwas weiß, und daß man es sagt«. Aber hinter
diesen Bemerkungen verbirgt sich ein für Schlegel charakteristisches
Ringen um eine neue »Form der Philosophie«, die von der bisher üblichen
deutlich unterschieden sein sollte. Dieses Bestreben ist für Schlegel
immer bestimmend gewesen. In der Spätzeit äußert es sich in der For¬
derung »lebendiger Erkenntnis«, wie auch in scharfen Polemiken gegen
die »ängstlich demonstrierende Gedanken-Mechanik« in den Werken
des 17. und 18. Jahrhunderts, die ihre Form in Schlegels Augen der
Mathematik entlehnten, oder in den idealistischen Systemkonstruktio¬
nen, die er als »algebraisches Formelwesen« bezeichnet3. »Frei wie das
Leben«, sagt er4, »und wie der frei erschaffene Geist selbst, immer neu
und wunderbar biegsam und mannigfaltig, und unberechenbar ver¬
schiedenartig in der innern Struktur und äußern Gestaltung sind die
Wege des denkenden und wissenden Geistes, oder die diesem philo-

1 Philosophie des Lebens. In fünfzehn Vorlesungen gehalten zu Wien


im Jahre 1827, Wien 1828, S. 281.
2 Walzel [Friedrich Schlegels Briefe an seinen Bruder August Wilhelm
herausgegeben von Oskar F. Walzel, Berlin 1890], S. 443.
3 Philosophie des Lebens, S. 10 ff.
4 Philosophische Vorlesungen insbesondere über Philosophie der Sprache
und des Wortes, Wien 1830, S. 2.
Einleitung XI

sophischen Denken und Wissen eigentümliche Form«. Aber die sich ihm
natürlicherweise anbietende Form des Fragments hat Schlegel nur als
Vorstufe betrachtet, die er in umfassenderen Gestaltungen, z. B. im
Roman, überwinden wollte. Schon dieses Suchen und Experimentieren
Heß ihn die Veröffentlichung seiner Philosophie immer wieder hinaus¬
schieben. Erst in der Darstellung seiner Alters Vorlesungen glaubte
Schlegel eine Form der philosophischen Gedankenentwicklung gefunden
zu haben, die ihm die Veröffentlichung würdig erscheinen ließ.
Dieses Zögern wurde durch Bedenken und Zweifel verstärkt, die
sich mehr auf den Inhalt und die Methodik der hier erwachsenden Ge¬
danken richteten. Schlegel mußte bald empfunden haben, daß in seinen
philosophischen Notizheften etwas Ungewöhnliches erwuchs. Uber die
Richtung seines Denkens war er sich aber keineswegs von vornherein
im klaren. Schlegels Schwanken und Unsicherheit müssen dabei in
einem umfassenden Sinne verstanden werden. Sie bilden ein inneres
Wesensmoment seiner »Lehrjahre«, seiner ganz »im Werden begriffenen
und nicht vollendeten Philosophie«. »Ich schob den Zeitpunkt, da ich
reden wollte, immer weiter hinaus«, sagt er selbst in einem Brief an
Jacobi vom 7. November 18121: »Ich schrieb kritisch und literarisch
über Kunst, Geschichte und Literatur. Ich konnte es nicht verhindern,
daß nicht einiges Philosophische, einiges von dem, was mich eigentlich
mehr als alles andere beschäftigte, mit zum Vorschein kam«.
Während so die Aufzeichnungen seiner philosophischen Notizhefte
immer mehr an wuchsen und, wie natürlich, inneren Wandlungen unter¬
worfen waren, was ihre Publikation zunehmend erschwerte, stellte sie
Schlegel in den Jahren 1804/05 unter den umfassenden Titel der philo¬
sophischen Lehrjahre. Hiermit war eine Gesamtidee gegeben, die ihre
innere Einheit, wie auch ihre Zusammenfassung zu einer Veröffent¬
lichung ermöglichte, ohne daß an den vorliegenden Aufzeichnungen
von inzwischen gewonnenen oder noch zu gewinnenden Standpunkten
inhaltlich etwas zu ändern gewesen wäre. Wie hat aber Schlegel die
Idee der philosophischen Lehrjahre verstanden?
1 »Man ist ja wirklich nicht verpflichtet, ein Buch zu schreiben«, sagte
auch Bergson, um den Werdenscharakter seiner Philosophie zu betonen
(Denken und schöpferisches Werden, dt. 1948» 8. 109). — Vgl. R. Zoeppritz,
Aus Jacobis Nachlaß II, S. 104 f. — »Viele Systeme des Wissens, des Zwie¬
spalts und des Irrtums, der Zeit und der Vorzeit, habe ich auf diesem Wege
zu durchwandern gehabt: weil ich aber weder bei andern, noch in mir selbst
volle Befriedigung fand, so fühlte ich mich eben dadurch zurückgehalten,
öffentlich damit hervorzutreten«, sagt Schlegel im Jahre 1827 (Philosophie des
Lebens, S. 280 f.)
XII Einleitung

DIE IDEE DER PHILOSOPHISCHEN LEHRJAHRE

Der Begriff der philosophischen Lehrjahre lenkt den Blick unwill¬


kürlich auf Platon, der in der Zeit um 1804 von Schlegel als Urbild des
Philosophen in Vorlesungen dargestellt wurde. Schlegel sagt in diesen
Vorlesungen1:
»Die Philosophie eines Menschen ist die Geschichte, das Werden, Fort¬
schreiten seines Geistes, das allmähliche Bilden und Entwickeln seiner
Gedanken . . . Wenn der Philosoph eine bestimmte Quantität von Wahr¬
heiten vorzutragen hat, kann er immer die Form eines geschlossenen Systems,
einer systematischen Abhandlung, eines systematischen Lehrbuchs wählen.
Hat er aber mehr zu sagen, als in diese Form sich bringen läßt, so kann er
nur suchen, in den Gang und die Entwicklung und Darstellung seiner Ideen
jene eigentümliche Einheit zu bringen, die den objektiven Wert der Plato¬
nischen Werke ausmacht.«

Damit ist schon ein entscheidender Aspekt der Idee der philo¬
sophischen Lehrjahre berührt, nämlich die genetische und zugleich
persönlichkeitsgebundene Auffassung der Philosophie im Sinne jener
»Geschichte meiner Bildung«, von der Schlegel in diesen Jahren so
häufig spricht. Die hauptsächlichsten Epochen dieses Bildungsweges
hat Windischmann auf Grund heute verschollener Manuskripte folgen¬
dermaßen umrissen2:
»Friedrich Schlegel hat in seinen handschriftlichen Jahresheften öfters
von der Art und dem Fortgang seiner philosophischen Studien gesprochen
und die Stufen dieses Fortgangs Epochen seiner philosophischen Lehrjahre
genannt. Die wichtigsten setzte er in die Jahre 1788, 1798, 1808 und 1818, als
in welchen Zeitpunkten und in die dazwischen liegenden Zeiträume auch
für sein inneres und äußeres Leben die wichtigsten Entscheidungen, Be¬
stimmungen und Umwandlungen fallen. Ei selbst bezeichnet die erste Epoche
(1788—1798) als die Zeit des dunklen Wollens, Sehnens und Suchens; die
zweite (1798—1808) als die des vorwaltend künstlerischen Bestrebens und der
Poesie, so wie des mehr und mehr erwachenden philosophischen Denkens
und theologischer Belehrung; die dritte (1808—1818) als praktische und ent¬
schiedene Hinwendung zu den wesentlichen und ewigen Interessen des Lebens
und als weitere Ausbildung der ihnen freiwillig unterworfenen und gehorsam
gewordenen Vernunft; die vierte Epoche (1818 bis zu seinem Tode) betrachtet

1 KA XI, S. 118 ff. — Diese Vorlesung wurde am 16. und 17. Januar
gehalten und im Zusammenhang der philosophischen Vorlesungen von Köln
(1804—1806) in geänderter Fassung wiederholt: Windischmann [Friedrich
Schlegel’s Philosophische Vorlesungen aus den Jahren 1804—1806. Nebst
Fragmenten vorzüglich philosophisch-theologischen Inhalts. Herausgegeben
von C. J. H. Windischmann, 2 Bde., Bonn 1836—1837] I» S. 361 ff.
2 Windischmann II, S. 524.
Die Idee dev philosophischen Lehrjahre XIII

er als die des heranreifenden Verstandes, auf dessen fernere Erleuchtung


und Begründung in der wahren Liebe sein ganzes Verlangen und Bemühen
gerichtet ist.«

Aber noch ein zweites Motiv der philosophischen Lehrjahre hat


Schlegel von Platon entlehnt, nämlich den Gedanken der letzten Un¬
erreichbarkeit der Wahrheit, trotz allem bildungsmäßigen Hinstreben
zu ihr. So sagt er in seinen Pariser Vorlesungen1:
»Es ist schon bemerkt worden, daß Plato nur eine Philosophie, aber
kein System gehabt habe; so wie die Philosophie überhaupt mehr ein
Suchen, ein Streben nach Wissenschaft als eine Wissenschaft selbst ist, so ist
dies besonders mit jener des Plato der Fall. Er ist nie mit seinem Denken
fertig geworden und diesen immer weiter strebenden Gang seines Geistes
nach vollendetem Wissen und Erkenntnis des Höchsten, dieses ewige Wer¬
den, Bilden und Entwickeln seiner Ideen hat er in Gesprächen künstlich
darzustellen gesucht.«

Dies sind Sätze, die sich unmittelbar auf Schlegel selbst beziehen
können, der keineswegs in seiner Altersphilosophie jene selbstgenügsame
Ruhe fand, die ihm einige Historiker irrtümlich zugesprochen haben2.
Im Jahre 1817 sagt Schlegel selbst in einem heute verschollenen Manu¬
skript3 :
»In meinem Leben und philosophischen Lehrjahren ist ein beständiges
Suchen nach der ewigen Einheit (in der Wissenschaft und in der Liebe)
und ein Anschließen an ein äußeres, historisch Reales oder ideal Gegebenes
(zuerst Idee der Schule und einer neuen Religion der Ideen), dann Anschließen
an den Orient, an das Deutsche, an die Freiheit der Poesie, endlich an die
Kirche, da sonst überall das Suchen nach Freiheit und Einheit vergeblich war.
War jenes Anschließen nicht ein Suchen nach Schutz, nach einem festen
Fundamente ? Wie mir die rechte Philosophie nur gefunden ward durch das
Zusammentreffen der Einheit der Liebe und der Einheit des Wissens, so ist
die Auflösung des ganzen Problems meines Lebenslaufes wohl nur in dem
Punkte zu finden, wo keine andere äußere oder innere Freiheit gesucht wird,
als die ganz zusammenfällt mit der Liebe für die entdeckte und wieder-

1 KA XI, S. 120.
2 Josef Körner hat darauf aufmerksam gemacht: Neue philosophische
Schriften [Friedrich Schlegel, Neue philosophische Schriften, hrsg. von Josef
Körner, Frankfurt 1935], S. 9, daß die engeren Freunde Schlegels die Ver¬
mutung ausgesprochen hätten, »er habe auch im Katholizismus kein end¬
gültiges Genüge gefunden und kurz vor seinem Tode davon abzurücken
begonnen«: Ludwig Tieck und die Brüder Schlegel. Briefe hg. von H. Lü-
deke (Frankfurt a. M. 1930), S. 184; Friedrich von Raumer, Lebenserinne¬
rungen und Briefwechsel (Leipzig 1861) II, S. 294!.; Briefe an L. Tieck,
hg. von K. Holtei (Breslau 1864) III, S. 352 f. (Schleiermacher).
3 Windischmann II, S. 524 f.
XIV Einleitung

gefundene innere Einheit, die zugleich eine Einigkeit des Wissens und der
Liebe ist.«

So sind also die philosophischen Lehrjahre Schlegels als autobio¬


graphische Bildungsgeschichte, als »dokumentarische Beschreibung von
Aus- und Fortgang seiner bezüglichen Studien und Erkenntnisse«1 zu
verstehen. Damit weisen sie von selbst auf Goethes Roman Wilhelm
Meisters Lehrjahre als ein weiteres Vorbild zu dieser Idee, von wo
aus sich auch der Gedanke der Lebensverflochtenheit der Philosophie
noch besonders verdeutlicht. Die Lektüre dieses Bildungsromanes ist
für Schlegel bekanntlich ein umstürzendes Ereignis gewesen. Wie er
Goethes Roman als »Stufengang der Lehrjahre der Lebenskunst« ver¬
stand, so sah er seine eigene geistige Entwicklung, wie sie sich in den
philosophischen Manuskripten seit 1796 spiegelte, als Stufengang der
Lehrjahre seiner philosophischen Einsichten. Und wie Goethe die große
Wahrheit der Meisterschen Lehrjahre mit verklärter Ironie darin er¬
blickte, »daß alle die falschen Schritte zu einem unschätzbaren Guten
führen«, fand Schlegel die Leitidee seiner Lehrjahre in der Erkenntnis2:
»Der Mensch wird oft grade dadurch zur Wahrheit geführt daß er den
Irrtum ganz zu Ende treibt«.
Zweifellos stellen diese Anregungen aus Platon und Goethe wichtige
Impulse zur Schlegelschen Konzeption der Lehrjahre dar. Aber Schlegel
hat diese Motive keineswegs von diesen Denkern erst übernommen,
sondern ganz eigenständig in frühen Jahren als seine eigene Auffassung
der Philosophie entwickelt, wobei er vor allem auch dem Gedanken
des Zusammenhanges der Philosophie mit dem Leben des Philosophen
Ausdruck verlieh. Diese Idee der philosophischen Lehrjahre weist
tatsächlich bis in die Anfänge des Schlegelschen Studiums zurück.
Sie taucht erstmals in dem philosophischen Gedankenaustausch des
18-jährigen Schlegel mit seinem älteren Bruder August Wilhelm Schlegel
auf, der charakteristischerweise von Voltaire aus entwickelt wird. Von
Schillers Werken, die für ihn die Verse beschwören

Mit Tugendsprüchen und großen Worten


Gefällt man wohl an allen Orten:
Denn da denkt jeder bei sich allein:
So ein Mann magst Du auch wohl sein,

wendet sich Schlegel im Jahre 1791 zu dem Moralisten Voltaire, der


für ihn auf Grund seiner »moralischen Eigenschaften der Classe« ein

1 Neue philosophische Schriften, S. in.


2 Ph. Lj. X, Nr. 386.
Die Idee des philosophischen Lehrjahre XV

»großer, eigentlicher ein superieurer Mann« ist1. Voltaires Witz, der das
»Verhältnis der gewöhnlichen Dinge zu einem superieuren Geiste, der
guter Laune ist«, zeigt, wird ihm zum unmittelbaren Anlaß, zusammen
mit dem Projekt einer philosophischen Biographie erstmals die Idee
der philosophischen Lehrjahre, ganz im Sinne der »Philosophie des
Lebens« als »Produkt aus der Philosophie eines Philosophen und aus
seinem Leben«2, also bereits nach den Gesichtspunkten der Ironie, frei¬
lich noch nicht autobiographisch zu entwickeln3. Schlegel legt diesen
durch Voltaire angeregten Plan seinem Bruder folgendermaßen dar4:

»Ich hatte noch vieles über ihn zu sagen, aber grade in diesem Augenblick
will es sich nicht zu Papier bringen lassen. — Ueberhaupt glaube ich —
könnte ich großen Geschmack gewinnen an dieser Art der Lektüre — die
Schriften und das Leben eines großen Mannes zusammen zu vergleichen,
und mir ein Ganzes daraus zu bilden. Es kann zu vielen Gedanken Anlaß
geben — indem man Alles Bemerkte zusammennimmt, so gut als möglich
auf etwas gemeinschaftliches zurückführt, indem man dieß weiter ausführt,
wie es in der höchsten Vollkommenheit gewesen sein würde, — indem man
sich zu erklären sucht wie es wurde, und wie es sich nach der jedesmaligen
äußern Welt modifizierte und an sie anschloß, indem man auf die Uebergänge
und Aenderungen achtet, oder die Anomalien zu entdecken sucht u.s.w. . . .
Das Leben eines außerordentlichen Mannes . . . zeigt eine Vollkommenheit
die in die verwickelten Verhältnisse hineingeschaffen, an ein stets wandel¬
bares Wesen befestigt, und gegen den ewigen Wiederstreit unendlich vieler
Wesen geschützt ist. Es erhöht also unser eignes Leben mehr als die höchste
der Wissenschaften und das schönste der Künste.«

1 Walzel, S. 8.
2 Neue philosophische Schriften, S. 1931.
3 Weitere Anlässe zu diesem Projekt sieht Schlegel in »Rousseau’s Ge¬
walt«, »Shaftesburys schöner Begeisterung«, »Hemsterhuys Einsicht in das
Wesen großer Männer«, »Kants ernster Erhabenheit« (Walzel, S. 51). —
In diesem Zusammenhang findet auch ein »merkwürdiges kleines Buch«,
nämlich die »Lebensgeschichte Salomon Maimon’s«, Schlegels Aufmerksam¬
keit (Walzel, S. 52): »Nicht das Spiel ungewöhnlicher starker Leidenschaften,
der Kampf großer Kräfte, auch nicht der feine Geist der Beobachtung gibt
diesem Werk Interesse. — Er hat nur eine hervorstechende Neigung, —
Wißbegierde, und Hang zum Uebersinnlichen; aber er erzählt seine traurigen
Schicksale gut und versetzt so ganz in die jüdische und Rabbinische Welt,
daß man glaubt Rabbi oder wohl gar Betteljude zu sein, — so sehr daß mir
wurde, als kröche und bisse es mich hier und dort. — Er scheint übrigens
ein helldenkender, gutgesinnter Mensch, nicht ohne Talent für abstrakte
Wissenschaften, daß man sich doch auch für ihn interessieren kann.« — Vgl.
auch das Fragment Ph. Lj. XI, Nr. 109.
4 Walzel, S. 15 f.
XVI Einleitung

Auch der Unendlichkeitsbezug, wie auch Reflexionen zur fragmen¬


tarischen Form und Methodik des Schlegelschen Denkens klingen in
diesen frühen Briefen an. In seiner Antwort auf dieses Projekt muß
August Wilhelm Schlegel dem jüngeren Bruder den Vorschlag zu litera¬
rischer Betätigung unterbreitet haben. »Du fragst mich ob ich nicht Lust
zur Schriftstellerei bekäme?«, schreibt Schlegel in seinem folgenden
Brief1: »Allerdings habe ich sehr viele Plane dazu, und ich glaube ich
werde die meisten ausführen; nicht sowohl aus Liebe zum Werke als
aus einem Triebe, der mich von früh an schon besessen, dem verzehrenden
Triebe nach Tätigkeit, oder wie ich ihn noch lieber nennen möchte die
Sehnsucht nach dem unendlichen«. Damit setzt Schlegels literarischer
Lebensweg ein, zu dessen Beginn er aber vor allem zwei Punkte gegen¬
über dem Bruder als sein eigentümliches Anliegen verteidigt, nämlich
die Vernunft, d. h. den Anspruch, die Lebenswirklichkeit philosophisch
zu erfassen, und die Bezogenheit des philosophischen Denkens auf die
»unendliche Fülle« des Lebens, »das in allen, was entsteht und unter¬
geht, seine eigne unendliche Fülle, in wechselnder Liebe und wechseln¬
dem Kampf mit sich selbst, ewig umschlingt«2. So erheben sich schon
in den ersten Anfängen des Schlegelschen Denkens jene beiden Ideen
der erahnten »unendlichen Fülle« des Lebens und der von der Vernunft
erstrebten »unendlichen Einheit« des Systems, die für die philosophischen
Lehrjahre Schlegels in allen Epochen bestimmend sind und als deren
zentrale Leitideen angesehen werden müssen.

Über diesen Zusammenhang der unendlichen Fülle und der unend¬


lichen Einheit ist aus der frühen Korrespondenz eine aufschlußreiche
Briefstelle überliefert, in der diese philosophische Problematik bereits
beschlossen liegt, die das innerste Motiv der Schlegelschen Lehrjahre
erschließt. Am 28. August 1793 schreibt Friedrich Schlegel an seinen
Bruder3:
»Ich muß zwei Dinge gegen Dich in Schutz nehmen die Du verkennst,
das System und das Ideal. Ich weiß, der schändliche Mißbrauch sinn- und
seelenloser Vernünftler hat diese Namen für Dich sehr besudelt; aber Du
siehst nur darauf und verkennst, verachtest ungerechter Weise die köstlichen
lauten Urkunden unsres göttlichen Adels. — Was wir in Werken, Hand¬
lungen, und Kunstwerken Seele heißen (im Gedichte nenne ichs gern Herz)
im Menschen Geist und sittliche Würde, in der Schöpfung Gott, — leben¬
digster Zusammenhang — das ist in Begriffen System. Es gibt nur Ein wirk¬
liches System — die große Verborgne, die ewige Natur, oder die Wahrheit. —
Aber denke Dir alle menschliche Gedanken als ein Ganzes, so leuchtet ein.

1 Walzel, S. 18. 2 Walzel, S. 117 f. 3 Walzel, S. in.


Die Idee der philosophischen Lehrjahre XVII

daß die Wahrheit, die vollendete Einheit das notwendige obschon nie er¬
reichbare Ziel alles Denkens ist . . . Und laß michs hinzusetzen, daß der Geist
des Systems, der etwas ganz anders ist als ein System, allein zur Vielseitigkeit
führt — welches paradox scheinen kann, aber sehr unläugbar ist.«

Damit stehen wir unmittelbar am Ursprung der philosophischen


Lehrjahre Schlegels, wenn auch die Jahrgänge der Hefte erst drei Jahre
später einsetzen. Jedenfalls ist seine philosophische Bildungsgeschichte
in ihrem inneren Weiterdrängen, wie auch in ihrem Ungenügen an den
gewonnenen Standpunkten und Einsichten, aus diesem Spannungs¬
erlebnis zwischen der unendlichen Einheit des Systems und der unend¬
lichen Fülle des Lebens erwachsen. Alle weiteren Merkmale der so ent¬
stehenden Aufzeichnungen, ihre dialektische Methodik in dem Zusam¬
menhang von Ironie und Witz, ihre fragmentarische Form, wie auch die
Entfaltung der progressiven Bildungsstufen lassen sich von diesen Polen
des Schlegelschen Denkens verstehen. Aus der Spannung zwischen der
unendlichen Fülle und der unendlichen Einheit erwächst zunächst die
Dialektik der romantischen Ironie, die in dem Bewußtsein des »unauf¬
löslichen Widerstreites des Bedingten und Unbedingten« der eigentliche
Motor dieser philosophischen Lehrjahre ist. Da angesichts der erahnten
unendlichen Fülle des Lebens keine noch so umfassende Einheit des
Systems genügt, drängt die Erkenntnis zur »Parekbase«, in der sich der
Geist »über alles Bedingte unendlich erhebt«. Schlegels Ironiebegriff
ist im Gegensatz zu Hegels feindseliger Darstellung ganz Sokratisch
und Platonisch zu verstehen1. Er beruht auf der Einsicht über die Un¬
erreichbarkeit des letzten Ziels. In diesem Bewußtsein führt die Ironie
ferner zur Progression, zu einer genetischen Verwirklichung des Systems,
das »ewig nur werden, nie vollendet sein kann«. »Wer ein System hat«,
sagt Schlegel2, »ist so gut geistig verloren, als wer keins hat. Man muß
also beides verbinden«. Damit erfolgt der Anstoß zur »unendlichen Pro¬
gression« des Denkens im Sinne von Bildungsstufen der philosophischen
Lehrjahre, die in ihrem Bestreben nach Allheit, nach organischem
Zusammenhang, ganz wie später bei Henri Bergson, insgesamt ein
offenes, ein werdendes System darstellen. Dabei ist die Ironie für Schlegel

1 Emst Behler, Friedrich Schlegel und Hegel (Hegel-Studien Bd. II).


_Zu Schlegels Begriff der romantischen Ironie vgl. Ingrid Strohschneider-
Kohrs, Die romantische Ironie in Theorie und Gestaltung, München i960;
zu dem poetischen Aspekt vor allem die Studie von Raymond Immerwahr,
The subjectivity or objectivity of Friedrich Schlegel’s poetic irony (The
Germanic Review, 1951 Bd. XXVI, S. 173 ff.)
2 Dies ist die Urfassung des Athenäums-Fragmentes Nr. 53. Vgl. Ph. Lj.

II, 614.

2 Schlegel, Band 18
XVIII Einleitung

jenes Vermögen, das den Geist in der »Ahndung des Ganzen« immer
wieder von den Fixierungen der »begrenzten Ichheit« losreißt. Sie ist
damit die wesentliche Kraft für die »s7üider Unendlichkeit«.
Diese Funktion erfüllt aber die Ironie in engster Kooperation mit dem
kombinatorischen Witz1. So wie die Ironie auf die unendliche Fülle
bezogen ist, richtet sich der Witz auf die Vereinheitlichung der Fülle
und ist dabei um so erfinderischer und kombinatorischer, »je größer die
Fülle ist, die er umfaßt«2. Während also der kombinatorische Witz die
angeschaute, erahnte Fülle in wissenschaftliche Form zu bringen sucht,
weist die Ironie auf »die unendliche Größe und Erhabenheit, die nie zu
erschöpfende Fülle und Mannigfaltigkeit der höchsten Gegenstände
der Erkenntnis«3. In diesem Zusammenwirken sind Ironie und Witz
die grundlegenden Prinzipien für die dialektische Methodik der Schlegel-
schen Lehrjahre in ihrer progressiven Entfaltung.

Die Spannung zwischen der unendlichen Fülle und der unendlichen


Einheit bildet ferner den Ursprung für das Fragment als Form der
philosophischen Lehrjahre, die eng mit der romantischen Ironie Schlegels
zusammenhängt. Die nähere Bestimmung des Schlegelschen Fragments
erfolgt im zweiten Band dieser Ausgabe, bei Gelegenheit der Athenä¬
umsfragmente. Hier sei nur darauf hingewiesen, daß Schlegel die We¬
sensbestimmung des Fragments ähnlich wie die der Ironie auffaßt:
von Universalität«4, wie ja auch die berühmte Definition
der Ironie als »Gefühl von dem unauflöslichen Widerstreit des Unbe¬
dingten und des Bedingten, der Unmöglichkeit und Notwendigkeit
einer vollständigen Mitteilung«5 durchaus für das Fragment als »Form
der Universalphilosophie«6 zutreffend ist. »Als Fragment erscheint das
Unvollkommene noch am erträglichsten — und also ist diese Form der
Mitteilung dem zu empfehlen, der noch nicht im Ganzen fertig ist und
doch einzelne merkwürdige Ansichten zu geben hat«, sagt Novalis7.
Schlegel vertritt in seinen Lessingstudien8 eine ganz ähnliche Auffassung,

1 Eine tiefgehende Interpretation dieses Begriffes gibt Alfred Schlagden-


hauffen in seinem bedeutenden Werk: Fr6d6ric Schlegel et son groupe. La
doctrine de l’Athenaeum, Paris 1934, S. 119—126.
“ Windischmann II, S. 103 ff. 3 Windischmann I, S. 33.
4 Walzel, S. 376. 5 Lyceums-Fragment Nr. 108.
6 Athenäums-Fragment Nr. 259.
7 Novalis’ Schriften hrsg. von J. Minor I, Jena 1907, S. VI.
8 Lessings Gedanken und Meinungen aus dessen Schriften zusammen¬
gestellt und erläutert von Friedrich Schlegel, II, Leipzig 1804, S. 9 ff.
Die Idee der philosophischen Lehrjahre XIX

wobei er freilich die »Fülle« und »Universalität«, die der Möglichkeit


nach in dieser Form liegt, mehr hervorhebt.
In diesem Sinne hat Schlegel das Fragment als die ihm eigentümliche
»Naturform« bezeichnet. »Ich bin überzeugt, daß er seine Philosophie
vor der Hand nicht anders von sich geben kann«, sagt Schleiermacher
zu August Wilhelm Schlegel1. Freilich hatte Schlegel nicht von vorn¬
herein die Absicht, sein philosophisches Denken in Fragmenten mit¬
zuteilen. Diese Darstellungsweise hat sich ihm vielmehr von selbst
ergeben. »Du wirst höchst begreiflich finden, daß mir für jetzt Aus¬
führung und Vollendung unaussprechlich schwer wird; meine Absichten
müßten weniger umfassend und groß sein, wenn das nicht so wäre«,
schreibt er seinem Bruder bald nach dem Entschluß, literarisch zu
arbeiten2. Wie sich aus diesen Schwierigkeiten die fragmentarische
Produktivität entwickelte, geht aus einem interessanten Ratschlag
hervor, den er Ende 1795 August Wilhelm Schlegel erteilt3:
»Man muß die glückliche Stimmung nur gleich nutzen, wenn sie kommt:
wartet man darauf, so pflegt sie eigensinnig zu sein, wie eine schöne Frau.
Ich denke noch mit Schrecken an den Mismut und den Zeitverlust, den ich
mir im Sommer 94 selbst zuzog, da ich mich hinsetzte an einem Roman und
einigen alten philosophisch-moralischen Projekten zu erfinden und zu arbei¬
ten. Bei jeder Arbeit muß man einen äußern Anhalt haben, ein völlig Gegeb¬
nes, wo unser Geist daran hinwandelt, hineinarbeitet, vertieft, bestimmt,
tappt und leise fühlt. Wenn wir eben auch nicht jeden Augenblick große
Blicke ins Innre tun, so kommen wir doch ganz leise immer weiter. — Meine
Arbeiten über die Griechen.sind fast alle Arbeiten in diesem Sinne, und ich
befinde mich wohl dabei. Ich weiß, Du wirst nicht eher in Ruhe kommen,
nicht eher schöne Organisazion in Dein ganzes Leben bringen, bis Du ein
solches gefunden hast. Die Erfahrung würde Dich bald belehren, aber ich
möchte gern, daß Dir die kleinen Vorteile, die ich teuer erkauft habe, gleich
geschenkt wären. Für mich ist eine historische, kritische Arbeit eine solche
Grundlage, und ich habe guten Grund zu glauben, daß bei allen Menschen
eigentlich philosophische und poetische Arbeiten, Sache der Begeisterung
sind, und nicht permanent gebildet werden können. Von großem Vorteil ist es
mir gewesen, alle Plane sogleich zu Papier zu bringen, wenn auch nur mit
einigen Worten, was ein Buch werden soll. Ich wende dann rhapsodisch dazu,
was mir während der permanenten Arbeit selbst einfällt, und ich habe ge¬
wöhnlich zusammen mehr Plane, als ich bestreiten kann.«

So erwächst der »unaufhörliche Strom von Fragmenten«, der sich


in Schlegels »ungeheures Magazin von Materialien« ergießt angesichts

1 Euphorion XXI, S. 591.


2 Walzel, S. 108.
3 Walzel, S. 242 f.
XX Einleitung

dessen Dorothea am 16. Juni 1800 besorgt bei Schleiermacher anfragt1:


»Was sollen nur die Papierhaufen, die er stündlich mehrt ?«
Es gibt Perioden, in denen Schlegel mit Entschiedenheit das Frag¬
ment als seine spezifische Darstellungsform verteidigt hat. Der litera¬
rische Erfolg, der mit der Veröffentlichung seiner Fragmente, vor allem
auch bei Goethe verbunden war, mag ihn in dieser Ansicht bestärkt
haben. Aber in einer Ironie der Ironie hatte Schlegel doch kein rechtes
Zutrauen zu dieser Form. Schlagdenhauffen hat darauf aufmerksam
gemacht2, daß sich die Existenz des Fragments in den veröffentüchten
Schriften Schlegels auf den kurzen Zeitraum von drei Jahren beschränkt.
In die Zusammenstellung seiner sämtlichen Werke hat Schlegel kein
einziges Fragment übernommen. August Wilhelm Schlegels Bedenken
gegen die öffentliche Schaustellung der »fragmentarischen Genialität«
müssen ihn skeptisch und unsicher gemacht haben. Seit 1801 entwickelt
er die merkwürdigsten Werkpläne, von denen einige auch in die philo¬
sophischen Hefte eingegangen sind, um andere Darstellungsformen zu
finden. Auch seine ersten literarischen Veröffentlichungen greifen nicht
auf die philosophischen Fragmente, sondern auf die zusammenhängen¬
den Studien zur griechischen Kunst zurück.
Über diesen literarhistorischen Arbeiten setzt sich aber die Nieder¬
schrift philosophischer Fragmente fort, von denen Schlegel für das
lyceum und das Athenäum nur einen kleinen Teil aufgreift. Ihnen
schließen sich seit 1797 Hefte mit Fragmenten zur Poesie an3. Als
August Wilhelm Schlegel in der Athenäumszeit Sorgen äußerte, es möch¬
ten nicht genug Manuskripte zur Verfügung stehen, antwortete Friedrich
Schlegel4: »Wie kommst Du nur auf so einen wunderlichen Einfall, daß
ich nicht Fragmente genug hätte! Ich muß im Gegenteil recht viel zu¬
rücklassen«. In der Gründungszeit dieser Zeitschrift hatte er »an die sechs
Bogen voll Fragmente« in Aussicht gestellt, »die noch ein wenig aus
anderm Auge sehn sollen, als die im Lyceum5.« »Meine alten philosophi¬
schen Hefte, die Schleyermacher durchgesucht, hab’ ich nun noch gar
nicht angebrochen. Darunter sind sehr viele kleine pikante, 50—60. Auch
habe ich noch viel Griechische und philologische. Sehr große moralische
und neue philosophische, und viele Charakteristiken in 12° etc. Glaubt mir,
je mehr Fragmente gegeben werden, je weniger Monotonie, und je mehr

1 Schleiermacher [Aus Schleiermachers Leben. In Briefen, 4 Bde., hrsg.


von Ludwig Jonas und Wilhelm Dilthey, Berlin 1858—1863] III, S. 1903.
2 Fr6d6ric Schlegel et son groupe, S. 108.
3 Walzel, S. 399. 4 Walzel, S. 381. 5 Walzel, S. 315.
Die Epochen der philosophischen Lehrjahre XXI

Popularität. Die Menge muß es machen«1. Gegen Ende des Jahres 1796
begann Schlegel, dem Freund Novalis seine philosophischen Manuskripte
als »geschriebne Pakete« zu übersenden, die in dessen Kopf »derbe Nester«
machten und die Novalis mit »einem dicken Stoß Repliken undAddita-
menta«, vor allem auch mit Heften, die »viel Theosophie und Alchimie«
enthalten, beantworten wollte2. »Deine Hefte spuken gewaltig in meinem
Innern«, schreibt der Freund am 14. Juni 17973, »und so wenig ich mit
den einzelnen Gedanken fertig werden kann, so innig vereinige ich mich
mit der Ansicht des Ganzen und errate einen Überfluß des Guten und
Wahren.« Diese Arbeitsweise setzte sich auch in den späteren Lebens¬
epochen fort und führte bis zu Schlegels Tod zu 137 eigenhändigen
Heften zu den verschiedensten Wissensgebieten4, unter denen die Hefte
der philosophischen Lehrjahre die wichtigste uns erhaltene Sammlung
darstellt.

DIE EPOCHEN DER PHILOSOPHISCHEN LEHRJAHRE

Die erste Phase des Schlegelschen Denkens steht unter dem Drei-
gestim von Winckelmann, Herder und Kant. Kant ist dabei der ent¬
scheidende Anstoß zu eigenem Philosophieren gewesen. »Kants Lehre
war die erste so ich etwas verstand, und ist die einzige, aus der ich
noch viel zu lernen hoffe«, schreibt er am 11. Oktober 1793 seinem
Bruder5. Jedoch verbindet sich gleich mit seiner Lektüre Kants der
Plan einer »Kritik der Kantischen Philosophie«, nicht allein auf dem
Gebiete der Ästhetik, sondern vor allem an der Geist- und Bewußtseins-
theorie, der Idee der Freiheit, Selbstsetzung und Selbstbestimmung der
Vernunft, die Schlegel weniger nach sittlichen Gesichtspunkten auf¬
faßt, sondern schon gleich unter das für ihn charakteristische Thema
einer schöpferischen Geistlehre universaler Bildung stellt. In dieser
Epoche ist er von dem Gedanken durchdrungen6, »die Philosophie müsse
kritisch sein, — aber in einem ganz anderen und viel höheren Sinne als
bei Kant«.

1 Walzel, S. 351. Ȇbrigens lieber Freund ist das nun ein unaufhaltsamer
Strom, da die Schleusen einmal aufgezogen«, heißt es in demselben Brief.
2 Friedrich Schlegel und Novalis. Biographie einer Romantikerfreund¬
schaft in ihren Briefen, hrsg. von Max Preitz, Darmstadt 1957, S. 66, 67, 109.
3 Friedrich Schlegel und Novalis, S. 96.
4 KA XI, S. XX: »Zusammen eigenhändige Hefte: 137«.
5 Walzel, S. 123. 6 Beilage XI, Nr. 296.
XXII Einleitung

Für diese Idee einer kritischen Philosophie hat Schlegel von Fichte
entscheidende Impulse empfangen. Fichte gab seinem Denken den
Anstoß, über Kant hinauszudringen. Schon während seiner frühen philo¬
sophischen Studien wird er von einer Bewunderung für diesen Denker
ergriffen, die sich trotz aller Gegensätze, die sich zwischen ihnen auftun,
bis in seine späten Lebensjahre erstreckt. Man möchte sagen, daß sich
Schlegel mit keinem anderen Philosophen so kontinuierlich und zu¬
gleich anregend auseinandergesetzt hat wie mit Fichte. Für die philo¬
sophischen Lehrjahre ist Fichte deshalb ein entscheidender Faktor,
der in allen Epochen seinen Einfluß ausübt. Bereits am 17. August 1795
schreibt er seinem Bruder1:

»Der größte metaphysische Denker, der jetzt lebt, ist ein sehr populärer
Schriftsteller . . . Vergleiche die hinreißende Beredsamkeit dieses Mannes
in den Vorlesungen über die Bestimmung des Gelehrten mit Schillers styli-
sierten Deklamationsübungen. Er ist ein solcher, nach dem Hamlet ver¬
gebens seufzte: jeder Zug seines öffentlichen Lebens scheint zu sagen:
dieß ist ein Mann«.

Im Sommer 1796 ist Schlegel in Jena. Er steht dort in persönlichem


Verkehr mit Fichte und wird Mitarbeiter an dessen philosophischem
JOURNAL. In seiner Rezension dieser Zeitschrift soll Schlegel nach
Körner2 »das erste starke und treffende Wort über die Wissenschafts¬
lehre« gesagt haben. Freilich drängte Schlegel auch über die Grenzen der
Fichteschen Wissenschaftslehre, die er »zu eng« findet, hinaus. Zu diesen
Beschäftigungen mit der kritischen Philosophie Kants und der Wissen¬
schaftslehre Fichtes treten in dieser Frühzeit noch Antriebe hinzu, die
Schlegel als »mystische« Impulse empfand und die er vor allem in der
»empirischen Mystik« Jacobis, der »eklektischen Mystik« des Hemster-
huis, in Spinoza — des »besten uns bekannten Mystikers vor Fichte«,
in Platon, der ebenfalls »ein gewaltiger Mystiker war«, wie auch in

1 Walzel, S. 235 f.
2 Neue philosophische Schriften, S. 13. — In diesem Zusammenhang
ist oftmals bemerkt worden, daß Schlegels philosophischer Ausgangspunkt
auf einer Verwechslung des reinen und des empirischen Ich beruht habe.
Körner hat demgegenüber mit Recht hervorgehoben, daß Schlegel aus¬
drücklich selbst vor dieser Verwechslung gewarnt habe, »so daß es unbegreif¬
lich bleibt, wie die literarhistorische Forschung ihn selber selchen Mißver¬
ständnisses zeihen konnte«. Wenn sich Schlegel in der Theorie der romanti¬
schen Genialität oder in der Entwicklung des historischen Bewußtseins von
den Prinzipien Fichtes abwendet, geschieht dies zweifellos nicht aus einem
Mißverständnis, sondern aus klar bestimmten Absichten.
Die Epochen der philosophischen Lehrjahre XXIII

Leibniz entdeckte. Damit sind die hauptsächlichen geistigen Gestalten


der ersten Epoche (1796—1797) Umrissen1.
Diese Epoche ist durch die Aufenthaltsorte Dresden und Jena be¬
stimmt. In Dresden (1794—1796) hatte Schlegel die Basis für seine
kulturgeschichthchen Werke zur klassischen Literarhistorie gelegt. Im
August 1796 wandte er sich zu August Wilhelm und Caroline Schlegel
nach Jena, wo sich zwar der Konflikt mit Schiller vertieft, dafür aber die
Verbindung mit Goethe und Fichte entsteht. Walzel faßt das Resultat
dieses ersten, nur ein Jahr währenden Aufenthaltes in Jena in die Worte2.
»Friedrich findet den Standpunkt, von dem aus er das Programm der
Romantik verkünden kann.« Das vorherrschende philosophische Thema
dieser ersten Epoche ist die kritische Erweiterung der Wissenschafts¬
lehre, die Bereicherung des »Systems der gesamten Erfahrung« um die
romantischen Elemente der Bewußtseinslehre wie Liebe, Genialität,
Gesellschaft, Büdung, Witz und Kunst. Als weitere wichtige Gegeben¬
heit dieser ersten Epoche ist das in der Auseinandersetzung mit Fichte
und unter dem Einfluß Herders erwachende historische Bewußtsein her¬
vorzuheben3. Fichte, der im Gespräch mit Schlegel geäußert hatte4, er
wolle »lieber Erbsen zählen als Geschichte studieren«, hatte hierzu freilich
mit der Ausbildung der »genetischen Methode«, dem wissenschaftlichen Er¬
klären der Erscheinungen aus ihrem Werden, starke Anregungen geliefert,

1 Zur näheren Bestimmung der philosophischen Entwicklung Schlegels


sei neben Wilhelm Dilthey, Leben Schleiermachers, Berlin 1870, auf folgende
Literatur verwiesen: Die umfassendste Arbeit ist das Werk von Jean
Jacques Anstett, La pens6e religieuse de Friedrich Schlegel, Paris I941-
Rudolf Hayms Romantische Schule ist in ihren Darlegungen über Friedrich
Schlegels Entwicklungsgang durch das Werk von Alfred Schlagdenhauffen,
Fr6d6rich Schlegel et son groupe. La doctrine de l’Athenaeum, Paris 1934,
weitgehend überholt. — Einen speziellen Abriß der philosophischen Lehr¬
jahre gibt Josef Körner in der Einleitung zu den Neuen philosophischen
Schriften, S. 3—114. — Schlegels Stellung innerhalb der Philosophie des
deutschen Idealismus wird von Alois Dempf, Weltordnung und Heils¬
geschehen, Einsiedeln 1958, S. 79—109 (»Der frühe und der späte Friedlich
Schlegel«) bestimmt. — Weitere Werke zu diesem Thema sind: Fanny
Imle Friedrich von Schlegels religiöse Entwicklung von Kant zum Katholi¬
zismus, Paderborn 1927; Ludwig Wirz, Friedrich Schlegels philosophische
Entwicklung, Bonn 1939.
2 Walzel, S. XIII.
8 Eine wichtige Vorarbeit zu diesem Thema ist die Studie von F. Leder¬
bogen, Friedrich Schlegels Geschichtsphilosophie, Leipzig 1908
4 Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel, hrsg. von Josef
Körner, Berlin 1926, S. 9.
XXIV Einleitung

ebenso wie man in Fichtes Zurückweisung des »stehenden Seins« und der
»todgläubigen Seinsphilosophie« zugunsten des »fortfließenden Lebens«
den Ansatz zu Schlegels Idee der Lebensphilosophie erblicken kann. In
seinem Bestreben, die geistigen Erscheinungen historisch begründen zu
wollen, hielt Schlegel nicht mehr am Ich als dem höchsten Prinzip der
Wissenschaft fest. Ihm ging es um eine umfassende »Bildungsgeschichte
der verschiedenen Gestalten der geistigen Welt« in ihrer historischen Ei¬
gentümlichkeit1, im Ansatz bereits um eine historische Begründung der
Geisteswissenschaften.
Der sich hieran anschließende »Übergang zur zweiten moralischen
Epoche« (1797—1798) ist mit einem Ortswechsel verbunden. Im August
1797 war Schlegel über Weißenfels nach Berlin gegangen, wo er mit
Tieck, Schleiermacher und Dorothea Veit der romantischen Bewegung
wichtige neue Gestalten zuführte. »Das ist ein Kopf, in welchem Opera¬
tionen geschehen«, sagte Rahel Vamhagen angesichts dieses Denkers, der
nun in Berlin in Zusammenarbeit mit August Wilhelm Schlegel die
frühromantische Zeitschrift Athenäum begründet2. Für die Berliner
Epoche der philosophischen Lehrjahre ist Schleiermacher die wichtigste
Gestalt geworden. Durch diesen jungen Theologen, der als Prediger an
der Charite wirkte, gewinnt das Thema der Moral und Sittenlehre eine
hervorstechende Bedeutung. Gleich zu Beginn seines Berliner Aufent¬
haltes wurde Schlegel mit Schleiermacher auf Feßlers »Mittwochsgesell¬
schaft« durch Henriette Herz bekannt gemacht. Schleiermacher hat
den ersten Eindruck seiner Schwester mitgeteilt3:
»Er ist ein junger Mann von 25 Jahren, von so ausgebreiteten Kennt¬
nissen, daß man nicht begreifen kann, wie es möglich ist, bei solcher Jugend
so viel zu wissen, von einem originellen Geist, der hier, wo es doch viel Geist
und Talente gibt, alles sehr weit überragt, und in seinen Sitten von einer
Natürlichkeit, Offenheit und kindlicher Jugendlichkeit, deren Vereinigung
mit jenem allen vielleicht das wunderbarste ist. Er ist überall, wo er hin
kommt, wegen seines Wizes sowohl, als wegen seiner Unbefangenheit der
angenehmste Gesellschaftler, mir aber ist er mehr als das, er ist mir von sehr
großem, wesentlichen Nuzen . . .«

Wie schnell sie Freundschaft schlossen, geht auch aus der Tatsache
hervor, daß Schlegel bereits am 31. Dezember 1797 in Schleiermachers
Wohnung zog. »Es waren für beide die fruchtbarsten Jahre, in welchen

1 Vgl. hierzu Wilhelm Dilthey, Leben Schleiermachers, S. 226 ff.


2 Vgl. hierzu Emst Behler, Athenäum. Die Geschichte einer Zeitschrift
(Athenäum Bd. III, Neuaufl. Stuttgart-Darmstadt i960, Anhang).
3 Aus Schleiermachers Leben. In Briefen I, S. 169 f.
Die Epochen der philosophischen Lehrjahre XXV

sie in einer völligen Gemeinschaft aller Ideen lebten«, sagt Dilthey1;


»Jeder ward durch die mächtige Anziehung des Anderen eine Zeit lang
aus den Grenzen seiner Natur herausgerissen«.

Dieser gemeinschaftliche Gedankenverkehr der romantischen »Sym-


philosophie« führt zu einer Hochflut neuer philosophischer Fragmente.
Dabei werden die um die Begriffe Individualität, Originalität, Selbstän¬
digkeit oder Geselligkeit kreisenden moralistischen Reflexionen zu einer
umfassenden Theorie der Bildung, zu einem Verständnis der mensch¬
lichen Kultur »aus den Bildungsgesetzen ihrer einzelnen Sphären« aus¬
gearbeitet2. In kaum übersehbaren Ansätzen enthalten Schlegels Manu¬
skripte aus dieser Zeit vielfältige Entwicklungen der Stile und Formen
menschlicher Bildung und schöpferischer Gestaltung. Aus ihnen ragen
die Bestimmungen der großen Geistsysteme Philosophie, Poesie, Moral
und Religion hervor, in denen die Schlegelsche Theorie des Kultur¬
zusammenhanges zum Ausdruck kommt. Hiermit hat Schlegel die von
der Diltheyschule herausgearbeiteten Lebensformen mit den ihnen ent¬
sprechenden Institutionen bereits vorweggenommen und als Sinn¬
gebilde menschlicher Schöpferkraft, als Ausdruck ursprünglicher Grund¬
kräfte des menschlichen Geistes bestimmt. Ähnlich wird später auch
Schleiermacher den Kulturzusammenhang von Staat, freier Geselligkeit,
Wissenschaft und Kirche aus den organisierenden und symbolisierenden
Vernunfttätigkeiten entwickeln3. Bei Schleiermacher spielt freilich der
Gesichtspunkt der sittlichen Wertung eine größere Rolle als bei Schle¬
gel4, der den Sinn des Bildungslebens mehr in der Universalität, in der
schöpferischen Ausbildung der Anlagen des Menschengeistes erblickt.
Dieser geistesphilosophische Ansatz ist bei Schlegel ferner mit der
Erweiterung der transzendentalen Fragestellung durch das historische
Bewußtsein verbunden. Schlegel bleibt nicht bei der transzendental¬
philosophischen Ergrün düng des geistigen Seins stehen. Er ist tief von
der Notwendigkeit der historischen Erfahrung durchdrungen. Neben
der transzendentalen Poetik erhebt sich bei ihm die historische Poetik,
verbunden mit einer Theorie des geisteswissenschaftlichen Verstehens.
Dilthey hat hierin die große Leistung der Schlegelschen Frühphilosophie
erblickt. In seinem Werk über Schleiermacher sagt er5:

1 Leben Schleiermachers, S. 231.


2 Wilhelm Dilthey, Leben Schleiermachers, S. 232.
3 Besonders in den Entwürfen zu einem System der Sittenlehre, nach
den Handschriften neu herausgegeben von O. Braun, 2. Aufl. Leipzig 1927.
4 Albert Reble, Schleiermachers Kulturphilosophie, Erfurt 1935, S. 76.
5 Leben Schleiermachers, S. 354 ff.
XXVI Einleitung

»Bevor ein universales System gewagt wurde, arbeitete neben den


Naturphilosophen eine Anzahl von Denkern an der Ausbildung einer Geistes¬
philosophie, einer Philosophie der Geschichte. Es ist Friedrich Schlegels
Verdienst, für diese zweite und weitaus fruchtbarere Gruppe von Studien
der leitende Kopf gewesen zu sein . . . Man wird Friedrich Schlegel zugestehen
müssen: er erfaßte den geistigen Grundvorgang auf welchem die geschicht¬
lichen Wissenschaften beruhen, wenn er (ich weiß nicht ob von Schleier¬
macher angeregt oder selbständig) auf die Natur des Verstehens und des
Nachkonstruierens zurückging; und er erkannte das letzte Ziel, welches diesen
Wissenschaften gesteckt ist, wenn er Bildungsgesetze der einzelnen Systeme
der Kultur vermöge des Studiums der geschichtlichen Erscheinungen selber
entdecken wollte. So sprach er aus was dieser Epoche in Dichtern, Philo¬
sophen, Historikern aufzugehen begann.«

Wir berühren hier ein wichtiges Thema der philosophischen Lehr¬


jahre, das auch in den folgenden Jahren noch weiter ausgeführt ward
und sich als das Bemühen um eine theoretische Grundlegung der Geistes¬
wissenschaften aus der Transzendentalphilosophie und dem historischen
Bewußtsein bezeichnen läßt.
Noch ein weiteres zentrales Problem bestimmt diese Epoche der
Symphilosophie mit Schleiermacher. Es ist durch den Begriff der »Reli¬
gion des Universums« gekennzeichnet und leitet gleichzeitig die »natur¬
philosophische« und »religiöse«, allgemein die realistische Wendung
Schlegels ein, die ihn jedoch von Schleiermacher entfernt und für die
andere Gestalten des romantischen Kreises von größerer Bedeutung
geworden sind. Das Hervortreten einer religiös andächtigen Anschauung
des Universums in der Gedankenwelt der beiden Freunde ist eng mit
ihren Spinozastudien in diesen Jahren verbunden. Während sich der
Blick in der moralischen Epoche auf die Selbstanschauung konzentrierte,
richtet sich jetzt die Anschauung in ekstatischer, namenloser Liebe
auf die unendliche Fülle des Universums, wobei die Züge der individuell
umrissenen Geistgestalten als verschwimmende Manifestationen einer
in pantheistischer Mystik gefeierten Unendlichkeit erscheinen. Spinoza
ist das Urbild dieser Weltanschauung. »Ihn dui'chdrang der hohe Welt¬
geist, das Unendliche war sein Anfang und Ende, das Universum seine
einzige und ewige Liebe«, sagt Schleiermacher in den reden über die
RELIGION. Schlegels Idee der »Sehnsucht nach dem Unendlichen« erhält
hiermit eine religiöse Note1.
Jedoch ist der Religionsbegriff Schleiermachers, gegen den Goethe
gleich »eine gesunde und kräftige Abneigung« empfand2, für Schlegel

1 Josef Körner, Neue philosophische Schriften, S. 20 f.


a Aus Schleiermachers Leben. In Briefen III, S. 125.
Die Epochen der philosophischen Lehrjahre XXVII

nicht bestimmend geworden. Er wird zum Trennungspunkt der beiden


Freunde. »Was Ihr untereinander Spinozismus nennt«, wandte Fichte
dagegen ein1, ». . . liegt nach mir durchaus im Felde der Transzendenz,
auf welchem der Mensch nichts mehr versteht. Der Glaube an Freiheit
und Selbständigkeit der Form nach, bleibt nach mir in der vollendeten
menschlichen Denkart unangetastet. Der Materie nach aber ist mir ein
Plan vorgezeichnet, mir bestimmt, was ich werden soll. Zu diesem macht
mich nun keine fremde Macht, auch nicht des Unendlichen, sondern
ich mache mich dazu«. Der Hofprediger Sack, der Schleiermachers
pantheistische Philosophie bitter beklagte2, »die an der Spitze des Uni¬
versums kein sich selbst bewußtes, weises und gütiges Wesen anerkennt,
die mich zu dem Geschöpf einer Allmacht und Weisheit macht, die
nirgends ist und überall« und insgesamt jenen entgegenwirke, »deren
Religiosität noch an dem Glauben an einen seienden und gebietenden
Gott hängt, und denen Sterben etwas andres ist als ein Verschwinden
ins Universum«, machte hauptsächlich Schlegel für die spinozistische
Abirrung seines begabten Theologen verantwortlich. Schleiermacher
rechtfertigte seine Preisgabe der Persönlichkeit Gottes, die er als anthro-
pomorphistische Einkleidung des religiösen Gefühls ansah, mit der
Überlegung3:
»Der jetzt gewöhnliche Begriff von Gott ist zusammengesetzt aus dem
Merkmale der Außerweltlichkeit, der Persönlichkeit und der Unendlichkeit,
und er wird zerstört sobald eins von diesen fehlt. Ob nun diese wohl schon
damals (zur Zeit der Entstehung des Christentums) gebildet sein mögen?
Und wenn man manche Christen genannt hat, welche die Unendlichkeit
Gottes aufhoben, ob man nicht auch Christ sein könnte, wenn man in seiner
Philosophie eins von den andern beiden aufhebt ? Mein Endzweck ist ge¬
wesen, in dem gegenwärtigen Sturm philosophischer Meinungen die Unab¬
hängigkeit der Religion von jeder Metaphysik recht darzustellen und zu
begründen.«

Als aber Schleiermacher diese Rechtfertigung seiner Religionsauf¬


fassung schrieb, wußte er schon, daß er Schlegel in der Religion des
Universums nicht an seiner Seite hatte. Bereits nach dem Empfang
der zweiten Rede im März 1799 hatte Schlegel ihm geantwortet4:
»Etwas mager dagegen kam mir Dein Gott vor. Ich hoffe Du wirst an
dieser Stelle in der Folge schon tiefer graben wenn es auch nicht in dieser

1 Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel, S. 32.


2 Aus Schleiermachers Leben. In Briefen III, S. 275 ff.
3 Aus Schleiermachers Leben. In Briefen III, S. 280 ff.
4 Aus Schleiermachers Lebens. In Briefen III, S. 104.
XXVIII Einleitung

Rede geschieht, damit sich kein Sack an ihnen freuen und überfüllen
möge«. Kurz vorher hatte er Caroline über Schleiermachers Reden
mitgeteilt1: »Religion ist übrigens nicht viel darin, außer daß jeder
Mensch ein Ebenbild Gottes sei, und der Tod vernichtet werden soll«.
Hülsens »Religion von Familie, von Eltern und Kindern« hat für Schlegel
mehr »Nerv und Nachdruck«, als wenn »Schleiermacher so umher¬
schleicht wie ein Dachs um an allen Subjekten das Universum zu rie¬
chen«. Sein zentraler Einwand gegen die Schleiermachersche Religions¬
auffassung richtete sich aber gegen die Aufhebung individueller Bildungs¬
gestalten in die Unendlichkeit der religiösen Zentralschau. Schlegel
bedauert2, daß der Autor die »andern angebomen Eigenheiten des
Menschen, die Poesie, die Philosophie oder Moral bisweilen ziemlich übel
und nicht mit der gehörigen Religiosität zu behandeln scheint . . . daß
er die lebendige Harmonie der verschiednen Teile der Bildung und
Anlagen der Menschheit, wie sie sich göttlich vereinigen und trennen,
nicht ganz ergriffen hat«. Sein Abrücken von der Zentralschau der
Schleiermacherschen Religion hat also kultur- und bildungsphilo¬
sophische Veranlassungen. »Hier, wo Schlegels eigne Stärke lag, ent¬
deckt er die Schwäche des Freundes«, sagt Dilthey3. Es tritt aber noch
ein anderes wichtiges Motiv hinzu, das nun auch den Übergang in eine
neue Epoche der philosophischen Lehrjahre bestimmt.
Bisher hatte Schlegels Denken um die Idee einer kritischen und
historischen Philosophie gekreist. Diese Philosophie war auf die Selbst¬
anschauung des schöpferischen Geistes gegründet. Aber aus der Ein¬
sicht, daß jeder Geist nicht anders als beschränkt sein kann, strebte das
Denken Schlegels aus der bloßen Selbstanschauung heraus, um seine
Ergänzung in der Tiefe fremder Geistesmanifestationen zu suchen. Hier¬
mit war der Ansatz zur historischen Begründung der Geisteswissen¬
schaften gegeben. Die derart erwachsende Philosophie heißt bei Schlegel
Idealismus, wobei dieser Begriff mit dem der Geisteswissenschaft gleich¬
bedeutend ist4. Als »Anfang und ersten Anstoß der Lebensphilosophie oder
der Geisteswissenschaft« sieht Schlegel in der Begründung des Idealismus

1 Caroline. Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz vermehrt


herausgegeben von Erich Schmidt. Leipzig 1913, Bd. I, S. 501.
2 Athenäum II, 2, S. 294 ff.
3 Leben Schleiermachers, S. 429.
4 Dies kommt besonders deutlich in der späten Fassung seines Gesprächs
über die Poesie von 1822 zum Ausdruck: Friedrich von Schlegel’s sämtliche
Werke, Wien 1846, V, S. 198. — Unseres Wissens ist dies die erste bewußte
Prägung des Begriffs der Geisteswissenschaft. Vgl. Erich Rothacker, Logik und
Die Epochen der philosophischen Lehrjahre XXIX

die wichtigste intellektuelle Erscheinung des Zeitalters. Wie grundlegend


ihm aber auch der Idealismus als Maxime jener Wissenschaft erscheint, die
wir aus eigner Kraft und Freiheit ausüben — in spekulativer Hinsicht ist
er nur der Zweig einer umfassenderen Aufgabe für Schlegel. »Der Idealis¬
mus in jeder Form«, sagt Schlegel in seiner Rede über die Mythologie,
»muß auf eine oder die andre Art aus sich herausgehn, um in sich zurück¬
kehren zu können, und zu bleiben was er ist. Deswegen muß und wird
sich aus seinem Schooß ein neuer ebenso grenzenloser Realismus erheben«.
Der Idealismus der Freiheit — nach Schlegels Sprachgebrauch der sub¬
jektive Idealismus — und der pantheistische Realismus — von Schlegel
erstmals objektiver Idealismus genannt — erheben sich damit als die
beiden Brennpunkte seines Denkens. Jedoch wird dieser Realismus von
Schlegel nicht in der Religion des Universums, sondern in der gleich¬
falls als Religion gefeierten symbolistischen Naturanschauung der
»neuen Mythologie« gesucht. Damit haben wir den eigentlichen Tren¬
nungspunkt zwischen Schlegel und Schleiermacher vor Augen.
Bereits im Sommer 1798 setzt mit dem berühmten Sommeraufent¬
halt der Romantiker in Dresden diese Abwendung von der Berliner
Epoche ein. In diesen Monaten vollzieht sich Schlegels Wendung vom
Universum zur Natur, d. h. vom religiösen Gefühl zur poetischen Physik.
Wir berühren hier die Fragmente Zur Physik. Im Sommer 1798 zu
Dresden angefangen1. Schlegel war von Anfang Juli bis Anfang September
zusammen mit seinem Bruder nach Dresden gereist und hatte sich dort
mit Caroline, Novalis, Schelling und Fichte getroffen. Neben kunst-
historischen Themen, die vom Besuch der Dresdner Gemäldegalerien
inspiriert wurden, wohin die Romantiker auch den desinteressierten
Fichte zogen, waren die Dresdner Gespräche vornehmlich der romanti-

Systematik der Geisteswissenschaften, Bonn 19482, S. 6 ff.: »Es sind also


mehrere große geistige Ströme, welche in dem Begriff»Geisteswissenschaftem
zusammenfließen, Ströme, von denen in Deutschland der idealistische, gei¬
stesphilosophische von vornherein der weit stärkere war.« — Fichte ist auf
diese Umbildung des Begriffs des Idealismus zu dem der historisch orien¬
tierten Geisteswissenschaft übrigens sofort aufmerksam geworden. Er hat
sich freilich kritisch dazu geäußert. »Wir sollen durch Studium uns die
Werke großer Künstler der Vorzeit aneignen ? — Es kann sein, daß wir in
unsem ausgetrockneten Zeitaltern nichts besseres tun können«, schreibt
Fichte nach der Lektüre von Schlegels Gespräch über die Poesie, die ihn
im übrigen »mit der innigsten Freude« an der »sichtbaren Entwicklung« seines
Talents hat Anteil nehmen lassen (Briefe von und an Friedrich und Dorothea

Schlegel, S. 31).

1 Ph. Lj. III Nr. 249 ff.


XXX Einleitung

sehen Naturphilosophie gewidmet1. Novalis hatte dem Freund kurz vor


ihrer Zusammenkunft mitgeteilt2, er »habe die interessante Entdeckung
der Religion des sichtbaren Weltalls gemacht. Du glaubst nicht, wie weit
das greift. Ich denke hier Schelling weit zu überfliegen. Was denkst Du,
ob das nicht der rechte Weg ist, die Physik im allgemeinsten Sinn
schlechterdings symbolisch zu behandeln ?« Schlegel erwartete von dieser
»ungewöhnlichen Ansicht des gewöhnlichen Lebens« sehr viel, auch davon,
die »Religion und die Physik in Kontakt« zu setzen, konnte sich aber noch
nichts Rechtes dabei denken3. »Hardenberg ist dran, die Religion und die
Physik durch einander zu kneten. Das wird ein interessantes Rührei
werden«, so drückt er vor Schleiermacher sein Erstaunen über dieses
Projekt aus4. Nachdem aber Novalis in Dresden endlich eingetroffen
war, ging ihm »ein Licht auf«. Nun bricht sich der »Schlegelianismus
der Physik« in einem Strom neuer Fragmente Bahn. Am 9. September
1798 hat Novalis bereits die ersten Hefte zur Physik vor Augen und
teilt Caroline darüber mit5: »Friedrichs petillanter Geist hat wunderbare
Mischungen und Entmischungen im physikalischen Chaos zuwege ge¬
bracht. Seine Papiere sind durchaus genialisch — voll genialischer
Treffer und Fehler«. Es entstand der Plan, daß Schlegel und Novalis
ein gemeinschaftliches Werk, eine Symphilosofthie mit Hardenberg in
Briefen zu diesem Thema veröffentlichen sollten6. »Ich werde ganz
bescheiden auftreten, nur als Prophet; er selbst wird den Zauberer vor¬
zustellen die Ehre haben«, sagt Schlegel zu Schleiermacher7. Mitte
August hatte sich Schlegel zwar mit diesem Projekt etwas vertrauter
gemacht, aber seine Skepsis immer noch nicht überwunden. An Schleier-
macher schreibt er8:

1 Vgl. zu diesem Aufenthalt die Schilderung von J. D. Gries: E. Campe,


A m Leben von Johann Diederich Gries. Nach seinen eigenen und den
Briefen seiner Zeitgenossen, 1855, S. 28. — Zur Bedeutung dieses Aufent¬
haltes für Schlegel vgl. A. Schlagdenhauffen, F. Schlegel et son groupe,
S. 195 ff.
2 Friedrich Schlegel und Novalis, S. 120. — Novalis hatte Schlegel
schon früher für das Gebiet der romantischen Naturphilosophie zu inter¬
essieren versucht (S. 80, 83, 96 f., 109) .
3 Friedrich Schlegel und Novalis, S. 123.
4 Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Heraus¬
gegeben von Josef Körner, Brünn, Wien, Leipzig 1936, Bd. I, S. 7.
6 Caroline I, S. 454.
6 Friedrich Schlegel und Novalis, S. 117, 123.
7 Aus Schleiermachers Leben. In Briefen III, S. 77.
8 Aus Schleiermachers Leben. In Briefen III, S. 88.
Die Epochen dev philosophischen Lehrjahre XXXI

»Mein Briefwechsel mit Hardenberg wird wohl sehr physikalisch werden.


Ich muß doch diese Wissenschaft eben auch lernen, das kann nun bei der
Gelegenheit geschehen. Hefte zur Physik habe ich schon, also werde ich wohl
auch bald eine Physik haben. So weit bin ich schon, daß ich Brown für einen
rechten Spartaner halte. Indessen ist mir doch etwas bange, indem ich mich
auf ein so fremdes Feld wage, auf dem ich wohl immer nur Gast sein werde.«
Der Anlaß zu diesen Spekulationen der Romantiker liegt in einigen
naturwissenschaftlichen Entdeckungen des ausgehenden 18. Jahr¬
hunderts, die als Anzeichen einer neuen Sicht der Welt erschienen und
damit eine Parallele zu Herders historischer, wie auch zu Fichtes trans¬
zendentaler Geistesphilosophie bildeten. Es handelt sich hierbei vor
allem um die Entdeckung der »tierischen Elektrizität« oder des Galvanis¬
mus durch Galvani und Volta, um die Bestimmung der Zusammen¬
setzung der atmosphärischen Luft aus Sauerstoff und Stickstoff, wie auch
der Verbrennungsprozesse durch Priestley und Lavoisier; ferner um die
Erarbeitung neuer Ergebnisse in der Physiologie durch Haller, in der
vergleichenden Anatomie durch Blumenbach, Cuvier und Kielmeyer
und um die Wiederbelebung des Vitalismus durch die Entdeckung der
Irritabilität und Sensibilität. Diese Forschungen legten die Annahme
einer allgemeinen Lebenskraft nahe, die sich planmäßig in der Hervor¬
bringung verschiedener Organisationsformen äußere. Großen Nachhall
fand auch Mesmers Lehre über den »tierischen Magnetismus«, die zu der
Auffassung führte, daß den Kosmos eine Kraft durchströme, die in den
Lebewesen magnetische Erscheinungen hervorzurufen vermag. Auch
Werner, der Begründer der Erdgeschichte, gehört in diesen Zusammen¬
hang einer sich in der Wissenschaft abzeichnenden neuen Naturauf-
fassung1.
Die Auswirkung dieser Entdeckungen blieb nicht auf die Natur¬
wissenschaft beschränkt. Das neue Lebens- und Naturgefühl, wie es in
der Dichtung und in der Philosophie erwachte, empfing hiervon mächtige
Impulse. Goethe und die Romantiker sind dafür deutliche Beispiele.
Das sich neu abzeichnende Bild der Natur inspirierte aber auch die
Philosophie. Schelling bemühte sich um eine spekulative Konstruktion
der mannigfaltigen Naturerscheinungen, ähnlich wie Hegel später die
geisteswissenschaftlichen Ansätze dieser Epoche zu einer spekulativen
Konstruktion der Geschichte auszubauen suchte. Jedenfalls fand in diesen
naturwissenschaftlichen und naturphilosophischen Anschauungen jener
Realismus, jenes Heraustreten des Denkens aus der Selbstanschauung

1 Vgl. hierzu das Ludwig Klages gewidmete Sammelwerk von Chr. Ber-
noulli und Hans Kern, Romantische Naturphilosophie, Jena 1926.
XXXII Einleitung

des Geistes Ausdruck, in dem Schlegel neben dem Idealismus oder der
Geistesphilosophie das zweite wichtige Phänomen des Zeitalters er¬
blickte.
Für Schlegel und Novalis hat der Realismus der Naturanschauung
eine eigene, vornehmlich auf die dichterische Phantasie bezogene Be¬
deutung gewonnen. Dies zeigt sich in den Begriffen der Symbolik der
Natur oder der poetischen Physik, wobei der Begriff Physik natürlich
keinen naturwissenschaftlichen Anspruch zum Ausdruck bringt. Schlegel
findet in Spinoza, später in Jakob Böhme die Vorbilder dieser Natur¬
anschauung. Wie die Wissenschaftslehre Fichtes für den Idealismus als
Geistesphilosophie die Grundlage bildet, so sieht er in Spinoza den
»allgemeinen Grund« für diesen poetischen Realismus. Der sich der
Bewußtseinsphilosophie entziehende Strom der Naturformen und Orga¬
nisationen ist in diesem Erlebnis der natura naturans sinnlich und geistig
zu schauen. Er wird zum zündenden Funken der Poesie, alles wird
Beziehung und Verwandlung. Und dieses Anbilden und Umbilden in der
lebendigen Anschauung der Natur vollzieht sich im Witz der romanti¬
schen Poesie »als ein hieroglyphischer Ausdruck der umgebenden Natur
in dieser Verklärung von Phantasie und Liebe«, deren Urform die Arabes¬
ke, die »Indicazion auf unendliche Fülle« ist1. Seit dann Tieck die Werke
Jakob Böhmes in den Kreis der Romantiker eingeführt hatte2, sieht
Schlegel in dem teutonischen Philosophen die Prinzipien des objektiven
Idealismus am vollendetsten entwickelt. Keine Philosophie kommt
ihm jetzt der Böhmeschen gleich, »keine ist so reich an Allegorie und

1 Zum Begriff der Arabeske in seiner Bezogenlieit auf die »unendliche


Fülle« vgl. Karl Konrad Polheim, Studien zu Friedrich Schlegels poetischen
Begriffen (Deutsche Vierteljahresschrift für Literaturwissenschaft und
Geistesgeschichte 35, 1961, S. 369 ff.).
2 Aus Schellings Leben I, S. 245 ff. — Friedrich Schlegel und Novalis,
S. 140. — Neue philosophische Schriften, S. 70 f. — Im Sommer 1800
schreibt Schlegel an Schleiermacher (Aus Schleiermachers Leben. In Briefen
III, S. 192 f.): »Fast möchte ich es Dir zur Pflicht machen den Jak. Böhme zu
studieren. Es muß noch viel von ihm die Rede sein, weil in ihm grade das
Christentum mit zwei Sphären in Berührung steht, wo jetzt der revolutionäre
Geist fast am schönsten wirkt — Physik und Poesie. Ritter hat ihn sehr
studiert und will auch über seine Physik schreiben; das ist aber nur eine
Seite. Tieck legt sich gewaltig auf ihn und wird ihn hinlänglich tieckisieren;
denn in einen andern Geist einzudringen, das ist diesem Menschen nicht
gegeben.« Zu Schleiermachers Antwort vgl. III, S. 203. — Ferner: E. Eder-
heimer, Jakob Böhme und die Romantiker, Heidelberg 1904; W. Feilchen-
feld, Der Einfluß Jakob Böhmes auf Novalis (Germanische Studien Bd. 22),
Berlin 1922.
FRIEDRICH SCHLEGEL, ZUR PHILOSOPHIE 1806. I.
(Ph. Lj. XI, Titelblatt)
Die Epochen der philosophischen Lehrjahre XXXIII

sinnbildlicher Darstellung«. Die Auffassung des Urwesens als »eines


durchaus Beweglichen, nie Ruhenden und Beharrenden« kennzeichnet
Böhme als einen Denker, der die Philosophie nie »auf die menschliche,
bedingte Ichheit« beschränken wollte1. Schlegel hat dieser symbolischen
Naturanschauung bis in seine späten Lebensjahre hohe Bedeutung bei¬
gemessen2. Sie wird entscheidend zur theistischen Wendung seines
Denkens beitragen. Die christliche Symbolik erscheint ihm dann als
die Vollendung jener Symbolik, »die ich sonst als neue Mythologie für
die neue Zeit suchte«3.
Mit diesen Studien zur romantischen Naturphilosophie ist noch ein
weiteres wichtiges Thema dieser Epoche verbunden, an dem ebenfalls
Novalis mitbeteiligt war und das sich unmittelbar im Anschluß an den
Dresdner Sommerauf enthalt wie dessen natürliche Folge erhebt. Es
handelt sich dabei um den Plan, das in der Geistes- und Naturphilo¬
sophie neu erwachte Lebensgefühl in einem neuen Buch der Bücher,
in einer romantischen Bibel, als die neue Religion des Zeitalters zu ver¬
künden4. Als dieser Plan entwickelt wurde, weilte Schlegel bereits wieder
in Berlin, wo die weitere Redaktion des Athenäums auf ihn wartete
und wo er seinen Roman lucinde in Angriff nahm. Hier kommt es in
den Sommermonaten des Jahres 1799 auch zu einer neuen Begegnung
mit Fichte, der wegen des sogenannten Atheismusstreites die Jenaer
Universität verlassen hatte und in Berlin mit Schlegel, Dorothea Veit
und Schleiermacher in innigem Verkehr stand. Fichtes Mißhelligkeiten
bestärkten Schlegel in dem Plan der Darstellung seiner Religionsauf¬
fassung. Der subjektive Idealismus Fichtes, wie Schlegel ihn verstand,
war ja ein entscheidendes Glied seiner »neuen Religion«5. Mit der von
Spinoza und Böhme vertretenen Göttlichkeit der Natur erhob sich der
objektive Idealismus, der im Denken Goethes zu machtvollem Durch¬
bruch kam, während er in Schelling und Hülsen, wie Schlegel sagt6,
die »Fühlhörner« fand, »so die Schnecke der isolierten Philosophie gegen
das Licht und die Wärme des neuen Tags ausstreckt«. Fichte bildete
für die damals von Schlegel angestrebte Synthese den anderen Pol.

1 Windischmann I, S. 425.
2 Dies kommt wieder besonders deutlich in der späten Fassung des Ge¬
sprächs über die Poesie zum Ausdruck (SW2 V,) S. 205.
3 Ph. Lj. Beilage XI, Nr. 145.
4 Friedrich Schlegel und Novalis, S. 130, 137 ff.; Caroline I, S. 465;
Walzel, S. 421.
5 Walzel, S. 416. 6 Friedrich Schlegel und Novalis, S. 140.

3 Schlegel, Band 18
XXXIV Einleitung

»Spinoza stieg bis zur Natur — Fichte bis zum Ich, ich bis zur These
Gott«, sagte Novalis1. Schlegel stellt sich die Frage2: »Gibt die Synthesis
von Goethe und Fichte wohl etwas anders als Religion ?« Gleichzeitig
mit seiner persönlichen und freundschaftlichen Anteilnahme fühlte sich
Schlegel also auch philosophisch und schriftstellerisch von den Fichte-
schen »Religionshändeln« angesprochen. Er plante eine Verteidigungs¬
schrift Für Fichte, deren Ansätze sich in zahlreichen Fragmenten
niedergeschlagen haben und deren Entwurf in unseren Beilagen abge¬
druckt ist.
Diese »religiöse Epoche« vom Herbst 1798 bis zum Herbst 1799 ist
eine Phase des Übergangs, der Vorbereitung und des Aufbruchs in die
Zeit des Jenaer Aufenthaltes von 1799—1802. Die Vorbereitung gilt
der Synthese des Idealismus der Geisteswissenschaften mit dem Realis¬
mus der Naturphilosophie zu jenem System der Universalpoesie, in dem
diese beiden Bestrebungen zum Einklang kommen sollen. Ȇber die
Poesie habe ich diesen Winter große Offenbarungen gehabt und freue
mich sehr mit Dir darüber reden zu können, denn mit Tieck blieb ich
doch mehr in den Außenwerken«, schreibt Schlegel am 10. August 17993,
kurz vor dem Aufbruch nach Jena an seinen Bruder. Die Poesie ist
hierbei in einem universellen Sinne zu verstehen. Sie ist eine ursprüngliche
Kraft, die in beiden Brennpunkten, in dem vom Idealismus ergründeten
schöpferischem Geist, und in der vom Realismus hervorgehobenen
schöpferischen Natur wirksam ist. In der Natur bekundet sie sich
als »formlose und bewußtlose Poesie«, im menschlichen Geist offen¬
bart sie sich als »eigenstes Wesen«, als »innerste Kraft«, wobei sie
freilich in der »beschränkten Ichheit« immer nur partiell als »zer-
spaltenes Bewußtsein« in Erscheinung tritt4. Auf ihrer höchsten Stufe
erscheint sie aber in der Kunstform der romantischen Poesie, wo sie
göttliche Züge trägt5.

1 Kluckhohn I, S. 20 f.
2 Friedrich Schlegel und Novalis, S. 140.
3 Walzel, S. 426.
4 Diese umfassende Bestimmung der Poesie zeigt sich am deutlichsten
in den Anfangssätzen des Gesprächs über die Poesie. Vgl. hierzu Oskar
Walzel, Grenzen von Poesie und Unpoesie, Frankfurt 1937, S. 114: »Wer
mit mir von älteren Äußerungen über das Wesen der Poesie kommt, kann
sich dem Eindruck nicht verschließen, daß hier ganz Neues und Ungewohntes
sich meldet. Keiner von den vielen, die ich zu mustern hatte, ist so weit
vorgedrungen.« Gleichzeitig läßt sich sagen, daß hiermit dem Begriff der
Poesie seine ursprüngliche, Platonische Bedeutung zurückgegeben wird.
Dies zeigt sich eindrucksvoll in einer von Hans Eichner entdeckten
Die Epochen der philosophischen Lehrjahre XXXV

Der Dresdener Sommeraufenthalt von 1798 hatte die Vorzüge einer


umfassenden Vereinigung der romantischen Schule deutlich gemacht.
Das Zentrum des neuen Zusammentreffens im Herbst und Winter 1799
wird das Haus August Wilhelm und Caroline Schlegels im Löbdergraben
zu Jena, wohin Schlegel am 2. September 1799 reist. Am 6. Oktober
folgten Dorothea mit Philipp Veit nach, am 17. Oktober traf Tieck
mit seiner Frau dort ein. Novalis, der einige Herbstwochen in diesem
Kreise verbrachte, Schelling, der zu den ständigen Besuchern zählte,
wie auch Fichte, der im Herbst und Winter 1799 vorübergehend nach
Jena zurückkehrte, bildeten weitere Gestalten dieser »großen Sym¬
phonie«, die den geistigen Höhepunkt der romantischen Schule dar¬
stellt1.

Auch für die philosophischen Lehrjahre Schlegels ist diese Jenaer


Epoche vom Herbst 1799 bis zum Frühling 1802 ein wichtiger Abschnitt.
Diese Zeit ist der weiteren Ausbildung des Idealrealismus der Universal¬
poesie, der Zusammenschau des subjektiven und objektiven Idealismus
in einem höheren Wirklichkeitsbewußtsein gewidmet. Das ist der äußere
Rahmen der unablässig sprudelnden Fragmente, die sich jedoch keinem
der immer wieder verworfenen Systementwürfe vollständig einordnen.
Hierdurch ist auch die Epoche der Vorlesungen 1800/01 gekennzeichnet,
die einen besonderen Abschnitt innerhalb dieser Jahre bildet. Im Winter¬
semester 1800/01 hatte Schlegel als Privatdozent der Universität Jena
Vorlesungen über die Transzendentalphilosophie aufgenommen, in
denen er seine Ausbildung der idealistischen Philosophie darzustellen
suchte2. Schon die Darlegungen des Habilitationskolloquiums stehen in

mathematischen Formel Schlegels, die das Ideal der romantischen Poesie


als höchstes Maximum des F[antastischen], Sentimentalen] und Mimi¬
schen] Absolutum bestimmt:

»Das poetische Ideal

Hans Eichner, Friedrich Schlegel’s theory of romantic poetry (Publi-


cations of the Modem Language Association of America, LXXI 1956),
S. 1018 ff.
1 Ein umfassendes Bild des Jenaer Romantikerirreises entfaltet A.
Schlagdenhauffen, F. Schlegel et son groupe, S. 291 ff. — Neben den be¬
kannten Briefsammlungen enthalten hierzu auch Dorotheas Briefe an
Schleiermacher wichtige Angaben: Mitteilungen aus dem Literatur-Archiv
N.F. VII.
2 Josef Körner hat die näheren Umstände dieser Vorgänge eingehend
analysiert: Neue philosophische Schriften, S. 35 ff.
XXXVI Einleitung

einer deutlichen Beziehung zu unseren Fragmenten, wie ein Manuskript


aus dem Nachlaß Carolines zeigt, dem die große Spötterin eine parodi-
stische Übersetzung der acht lateinischen Thesen beigefügt hat1:

I. Platonis pliilosophia genuinus est Idealismus.


Meine Philosophie ist der einzige ächte Idealismus.
II. Realismi majores sunt partes in Idealismo producendo quam Dualismi.
Sie enthält nebenbey sehr viele Theile des Realismus, auch einige des
Dualismus.
III. Pliilosophia moralis est subordinanda politicae.
Die philosophische Moral ist der politischen unterzuordnen.
IV. Enthusiasmus est principium artis et scientiae.
Die Einbildung ist der Ursprung meiner Künste und Wissenschaften.
V. Poesis ad rempublicam bene constituendam est necessaria.
Die Poesie ist erforderlich um alles untereinander zu rühren.
VI. Mythologia est allegorice interpretanda.
Die Mythologie ist nach Gefallen auszulegen.
VII. Kantii interpretatio moralis evertit jundamenta artis criticae.
Die rechten Erklärungen müssen das Fundament der Dinge in die
Höhe kehren.
VIII. Non critice sed historice est philosophandum.
Nicht im Zusammenhänge sondern fragmentarisch muß man philo¬
sophieren.

In deutlicher Bezugnahme auf die Problematik Platons, die eleatische


und jonische Philosophie, die Systeme der Einheit und der Vielheit
zur Synthese zu bringen, ohne dabei aber selbst dem Platonischen
Dualismus von Idee und Wirklichkeit erliegen zu wollen2, strebt Schlegel
jetzt eine philosophische Synthese von Spinoza und Fichte, des pan-
theistischen Realismus und des idealistischen Dualismus an, wobei der
Realismus als das System der Beharrlichkeit der Substanz, der Einheit
und Unveränderlichkeit die negative Position bildet, der Dualismus als
das System des Wechselns und Werdens, der Veränderlichkeit und
Duplizität die positive Position ist. Es geht Schlegel um die Gewinnung
eines höheren »Indifferenzpunktes«, in dem diese Systeme zur Ver¬
söhnung kommen. Dieses Bestreben, Realismus und Dualismus in einem
höheren System zu verbinden, stellt sich bei Schlegel auch als Prozeß von
der »Einheit« über die »Vielheit« zur »Allheit« dar, wobei die erste Stufe
die »Selbstkonstituierung der Philosophie« bezeichnet, in der Dasein

1 Caroline II, S. 584 f.


2 Dies wird aus Schlegels Platonvorlesungen von 1804 deutlich: KA XI,
S. 118 ff.
Die Epochen der philosophischen Lehrjahre XXXVII

und Bewußtsein als Einheit erscheinen. Die »Vielheit« ist die Epoche des
»Heraustretens der Philosophie aus sich selbst«, in der die Philosophie ins
Leben strömt, Theorie und Praxis, Wissenschaft und Kunst auseinander¬
treten. Die »Allheit« ist die Phase der »Rückkehr der Philosophie in sich
selbst«, die höchste, alles umgreifende Epoche der »Philosophie der
Philosophie« oder des symbolischen Wissens, die Schlegel sonst auch als
»neue Mythologie« bezeichnete1.
Der Grundriß dieser Gedanken aus der Epoche der Vorlesungen bildet
den Schlüssel zum Verständnis für den weiteren Gang der philosophischen
Lehrjahre Schlegels2. Die an gestrebte Synthese des Realismus und Dua¬
lismus in einem symbolischen oder magischen Idealismus deutet bereits
auf die intensiven Auseinandersetzungen mit dem realistischen Pantheis¬
mus und dem System des Dualismus in den kommenden Jahren hin, die
unter anderem auch eine scharfe Kontroverse mit Schelling auslösen. Die
Problematik, die Systeme der Einheit und der Vielheit in einer um¬
fassenden Allheit zu überwinden, weist auf das in den Pariser und Kölner
Jahren vorherrschende Bestreben, die erahnte »unendliche Fülle« des
Seins mit einer vom Geist geforderten »unendlichen Einheit« zu ver¬
binden, ohne daß der Einheit die Vielheit und Mannigfaltigkeit auf¬
geopfert würde. Schlegel hat diese Synthese in der Idee des Werdens,
der schöpferischen Entwicklung, des mannigfaltigen Lebensstromes
gesehen, wobei das Sein mit dem Werden völlig identisch ist. Hiermit
hat er grundlegende Probleme der Lebensphilosophie vorweggenommen
und Positionen entwickelt, die eine eigentümliche Verwandtschaft zum
Denken Bergsons aufweisen3. Von hier aus erschließt sich auch die

1 Diese Gedanken sind auch in Schlegels Jenaer Vorlesungen näher


entwickelt (KA Bd. XII). Die Schlußsätze dieser Vorlesungen sind in diesem
Zusammenhang besonders aufschlußreich: »Die Philosophie soll eine Re¬
formation konstruieren. Das organische Ganze der Künste und Wissen¬
schaften ist so, daß jede das Ganze werde. Eine Wissenschaft, die, sowie die
Politik die Religion und Moral verbindet, alle Künste und Wissenschaften
in eine verbindet, die also die Kunst wäre, das Göttliche zu produzieren,
könnte mit keinem andern Namen bezeichnet werden als MAGIE«.
2 Die wichtigste Darstellung zu dem jetzt neu erwachenden religiösen
Denken Schlegels ist das Werk von Jean Jacques Anstett, La pens6e religieuse
de F. Schlegel, Paris 1941, S. 159 ff.
3 Windischmann I, S. 94 f. — »Prüderie Schlegel est donc un des premiers
repr^sentants de l’id6e vitaliste qui devait triompher au XIXe siede. II
est plus pres d’elle que Schelling qui ötablit le principe de l’indentitd de
l’esprit et de la matiere. La notion de la Vie, pierre angulaire de la Philo¬
sophie de Bergson et de Simmel, apparait ainsi comme la c!6 de la pens6e
XXXVIII Einleitung

theistische Wendung des Schlegelschen Philosophierens, die bereits in


der Pariser, dann vor allem in der Kölner Epoche zum Durchbruch
kommt. Das Prinzip nämlich, welches das »reine ewige Sein« mit der
Mannigfaltigkeit des Daseins verknüpft, die eigentliche Quelle des
Lebens und des Bewußtseins, wird von Schlegel mit Beziehung auf
Jakob Böhme als Liebe, als ein Sehnen und Streben bezeichnet. Dieses
Prinzip eröffnet sich ihm in der Ergründung des Bewußtseins bis zu seiner
»wahren Quelle und Wurzel«, wo es sich als Sehnen und Streben offen¬
bart und gleichzeitig auf den Urquell aller Liebe, auf den göttlichen
Grund des Seins weist* 1. Der in der Jenaer Epoche als »Philosophie der
Philosophie« bezeichnete Höhepunkt der philosophischen Besinnung
wird damit in den kommenden Jahren aus der vertieften Selbsterkenntnis
zu einer theistisch fundierten Philosophie des Lebens weiterentwickelt.

Hiermit hängt noch eine weitere wichtige Problematik zusammen,


die ebenfalls schon in der Jenaer Epoche zur Entfaltung kommt. Wäh¬
rend die Idee der Geisteswissenschaft aus dem Idealismus Fichtes ent¬
wickelt wurde und die Idee der Natursymbolik parallel zu Schellings
naturphilosophischen Spekulationen erwuchs, erscheint Schlegel mit
diesem Thema deutliche Bezüge zur Hegelschen Geistlehre aufzuweisen.
Es handelt sich dabei um die Idee des zu seinem Vollbesitz erwachenden
Geistes, um jene »Rückkehr der Philosophie in sich selbst«, die zu Jena
von Schlegel, ebenso wie das Ideal der romantischen Poesie, als gött¬
liche Erscheinung gewürdigt wurde, da in ihr der Prozeß des werdenden
Gottes zur Erfüllung kommt. Der umfassende Charakter des Schlegel¬
schen Geistbegriffes zeigt sich in zahlreichen Fragmenten dieser Jahre,
die deutlicher noch als das von Dilthey und Emmanuel Hirsch hervor¬
gehobene Athenäumsfragment Nr. 451 als »Weissagung« auf den ab¬
soluten Geist Hegels erscheinen2. Ein wichtiges Merkmal der Schlegel-

schl6gelienne des cette premi^re ann6e de l’Athenaeum«, sagt Schlagden-


hauffen (S. 162), der die eigentümliche Verwandtschaft mit Bergson eben¬
falls vom Intuitionismus des Schlegelschen »Witzes«, seiner genetischen
Auffassung des Systems, seiner spezifischen Bestimmung des »Chaos«, wie
auch von der Idee der röciprocitd aus betont.
1 Vgl. hierzu auch KA XI, S. 122 ff.

“ Emmanuel Hirsch, Die Beisetzung der Romantiker in Hegels Phäno¬


menologie (Die idealistische Philosophie und das Christentum, Gütersloh
I926), S. 117 f., S. 134. Hirsch bezieht sich besonders auf den Satz: »Das
Leben des universellen Geistes ist eine ununterbrochene Kette innerer Revo-
1 uzionen; alle Individuen, die ursprünglichen, ewigen nämlich leben in
ihm.«
Die Epochen der philosophischen Lehrjahre XXXIX

sehen Geistlehre liegt nämlich in der Idee einer Geschichte des Bewußt¬
seins in aufsteigender Entwicklung. Dieser höchsten Stufe des Geistes, die
in der Jenaer Epoche noch als »Rückkehr der Philosophie in sich selbst«
oder als »Philosophie der Philosophie« gesehen wird, in den folgenden
Jahren aber als Philosophie des Lebens erscheint, gehen neben dem
idealistischen Dualismus und dem pantheistischen Realismus eine
Vielzahl anderer philosophischer Bildungsstufen des Bewußtseins voraus,
die von Schlegel eingehend analysiert werden. Seine Bestimmung dieser
philosophischen Weltanschauungsformen fußt auf der alten mystischen
Idee des »zerspaltenen Bewußtseins«, die bereits seit 1796 eine wichtige
Grundlage für sein Denken bildet. Die verschiedenen Typen philo¬
sophischer Weltanschauung, die Schlegel in der Kölner Epoche besonders
eingehend entwickelt, erscheinen als eine umfassende »Phänomenologie
des Geistes«, die deutliche, bis in die Terminologie sich erstreckende
Einflüsse auf die Weltanschauungslehre Wilhelm Diltheys auf deckt.

Mit diesen sich unmittelbar aus der Jenaer Epoche erhebenden


Problemen sind bereits die großen Themen der nun folgenden Phasen
der philosophischen Lehrjahre aufgeworfen, die durch die Aufenthalts¬
orte Paris (1802—1804) und Köln (1804—1808) gekennzeichnet sind1.
Schlegel hatte im Sommer des Jahres 1802 Deutschland verlassen und
in Paris eine neue Wirkungsstätte gesucht. Die Pariser Epoche wird von
einschneidender Bedeutung für seine weitere Entwicklung, sie erscheint
als der eigentliche Wendepunkt seines Lebens. Sie führt zu fruchtbaren
Erweiterungen seiner literaturwissenschaftlichen und politisch-histo¬
rischen Arbeiten und bildet auch für die philosophischen Lehrjahre eine
wichtige Phase. Dies zeigt sich zunächst in dem allgemeinen Gärungs¬
charakter dieser Epoche, in der Überfülle philosophischer Systement¬
würfe und Werkpläne, mit denen Schlegel die Ergebnisse seines philo¬
sophischen Denkens in eine geordnete Form bringen will. Die philo¬
sophischen Reflexionen der Pariser Jahre richten sich aber nicht allein
auf die Systematisierung der bereits gewonnenen Erkenntnisse, die
übrigens noch zu keinem festen Ergebnis führt, sondern zeitigen auch
wichtige neue Ideen. In dieser Zeit setzt der bereits angedeutete »Weg
nach innen«, in den Lebensgrund des Bewußtseins ein, der Schlegels
Memorialehre, seine Theorie der Erinnerung der »Uroffenbarung« be¬
zeichnet und — ganz parallel zu Maine de Birans Methode der Intro¬
spektion — um die Idee eines »moi qui est plus moi-meme que moi-meme«,

1 Vgl. hierzu die historischen Einleitungen zu den Bänden KA IV (S.


XVIII ff.), XI (S. XXIX ff.) und XIV (S. IX ff.).
XL Einleitung

nämlich des göttlichen Urgrundes kreist. Die Verbindung zwischen der


Natur, die als ewiges Werden erscheint, und dem Grund des mensch¬
lichen Geistes offenbart sich in jener Sehnsucht und Liebe, die in der
Erinnerung der Uroffenbarung auf den Urquell aller Liebe, auf das
unendliche göttliche Wesen selbst zurückführt. Schlegel erarbeitet eine
Theorie des hebenden Gottes, der sich, wie Windischmann es formuliert1,
dem sehnenden Ich als das allein befriedigende Objekt zu erkennen gibt
und in dem »die Einigkeit so wie die Selbständigkeit des Ich und Du«
allein sichergestellt ist.
Hier münden die philosophischen Lehrjahre in die Kölner Epoche,
wo Schlegel diese im Ansatz bereits in Paris entwickelten Grundlagen
zu der Darstellung seiner philosophischen Vorlesungen von 1804—1806
ausbaut. Windischmann sagt über diese Vorlesungen2:

»Sie stehen nicht allein auf der Höhe der damaligen Philosophie (1804
bis 1806) und Fr. Schlegel hatte nicht bloß alles, was damals schon hervor¬
gebracht war, sich angeeignet und selbständig verarbeitet, er hatte auch
selbst mit hervorgebracht und ging als ein divinatorischer Geist über das
schon zu Stande gekommene hinaus zu einem Idealismus, der alle Elemente
des natürlichen und geistigen Lebens vereinigen und zugleich das Unzu¬
reichende der bereits gemachten Versuche nachweisen sollte. Dieser Idealis¬
mus, den Abgrund des Absoluten (in der Natur und in der Ichheit) vermei¬
dend, beginnt mit der Theorie und Charakteristik des Bewußtseins und führt
die Geschichte desselben vom ersten Sehnen und Verlangen des Geistes
nach der Fülle des Lichtes und der Liebe, wodurch er allein befriedigt werden
kann, durch alle Momente seiner Entfaltung bis zur Fassung und Bekräfti¬
gung seiner selbst in der Anschauung jenes Ideals, welches zumal auch die
ewige Realität, also das Ziel und die Vollendung, das über alles Liebens¬
würdige, ist, um dessentwillen jedes Werden und Bestreben der Natur und
des Geistes ist.«

Die philosophischen Hefte der Kölner Jahre enthalten zum großen


Teil Fragmente mit parallelen Gedanken zu den in diesen Vorlesungen
entwickelten Problemen. Aber auch entscheidend neue Themenstellungen
kommen in ihnen zum Ausdruck. Hierbei ist zunächst an die breiten
historischen Forschungen zu denken, die zum Teil ihren Niederschlag
in diesen Heften gefunden haben. Die Kölner Jahre leiten Schlegels
Vorstoß in die geschichtliche Welt ein. Seine geistesgeschichtlichen
Forschungen richten sich in dieser Epoche, in der das Werk über die

spräche und Weisheit der indier entsteht, intensiv" auf die indische
Geistesgeschichte, dann aber auch auf die Geschichte der europäischen

1 Windischmann II, S. 542.


2 Windischmann II, S. 541.
Das Manuskript der philosophischen Lehrjahre XLI

Philosophie. Bei diesen Untersuchungen hat sich Schlegel besonders


mit der patristischen und scholastischen Philosophie beschäftigt und
dabei eine erstaunliche Eindringungskraft in diese damals noch dunkle
und unerforschte Epoche des Geisteslebens erwiesen1. Sein Interesse
richtet sich neben Gestalten, die wie Johannes Scotus Eriugena, Nikolaus
von Kues und die deutschen Mystiker der idealistischen Bewegung
besonders nahe stehen, auch auf das »goldene Zeitalter« des 13. Jahr¬
hunderts und dann auf die Epoche der Spätscholastik, die einige Jahr¬
zehnte nach Schlegel erstmals von Karl Werner umfassend dargestellt
wird.

Im Zusammenhang dieser geistesgeschichtlichen Studien stehen auch


Schlegels historische Arbeiten zur Reformationsgeschichte. Hiermit ist
gleichzeitig ein neues, vielleicht das wichtigste Thema dieser Kölner
Epoche berührt, in dem die gekennzeichnete philosophische Entwicklung,
wie auch die geistesgeschichtlichen Studien zusammenlaufen, nämlich das
Thema der Konversion zum Katholizismus, die sich in ihrer allmählichen
Entwicklung deutlich in diesen Heften abzeichnet. Man wird sagen
können, daß die Fragmente der Kölner Epoche die wichtigste Quelle
für diesen häufig mißdeuteten Schritt seines Lebens darsteilen.

DAS MANUSKRIPT DER PHILOSOPHISCHEN LEHRJAHRE

Für Friedrich Schlegel ist es von lebendigem Interesse gewesen, die


Entwicklung seines philosophischen Denkens in ihren kaum überseh¬
baren Ansätzen in allen Einzelheiten festzuhalten. Das philosophische
Notizheft war sein ständiger Begleiter und ein wesentliches Ausdrucks¬
mittel seiner Natur. Auf Reisen, nach Gesprächen, zu Jena, Weißenfels,
Berlin, Dresden, Paris oder Köln hat er ständig die ihn beschäftigenden
Gedanken darin eingetragen.
Diese Eintragungen sind durch eine originelle Form bestimmt,
unvergeßlich für jeden, der sich näher mit ihnen beschäftigt hat. Die
am häufigsten verwandten Begriffe sind aus ökonomischen Gründen
mit ihren griechischen Anfangsbuchstaben bezeichnet. So wird die
Philosophie durch cp oder 9er dargestellt, die Poesie durch n. Weitere
charakteristische Abkürzungen sind z. B. cpA für Philologie, yp für
Grammatik, puD- für Mythologie, ya für Chaos, p für Rhetorik. Dazu
treten der Mathematik entlehnte Zeichen, wie ~ für den Begriff der

1 Vgl. hierzu Jean Jacques Anstett, La pens6e religieuse de F. Schlegel,


S. 165 f., wo diese Forschungen Schlegels erstmals herausgearbeitet werden.
XLII Einleitung

absoluten, reinen oder auch unendlichen Poesie; oder -y/ — für den
Begriff der höchsten Potenz des Maximums der Poesie. T1 bezeichnet
die Indifferenz oder den Indifferenzpunkt, A die Trias oder Trinität,
□ die Tetraktys. Andere wichtige Abkürzungen sind aus deutschen
Buchstaben gebildet, wie z. B. Ct für Zentrum, Rom oder R für Roman
und Romantisch, F für Phantasie, K für Kirnst, Ws oder Wsch für
Wissenschaft, Wl für Wissenschaftslehre.
Diese Abkürzungen, die entsprechend für eine ganze Reihe wei¬
terer Begriffe gebildet sind, werden von Schlegel ziemlich regelmäßig
verwandt, so daß man von einem wirklichen Abkürzungssystem sprechen
kann, selbst wenn es, wie unser Kommentar zu erkennen gibt, manchmal
zu Schwierigkeiten bei der Auflösung führt. Jedenfalls ermöglichten
es diese Zeichen, daß Schlegel die Fülle seiner philosophischen Fragmente
in jenen zwölf Heften aufzeichnen konnte, die das unserer Edition zu¬
grundeliegende Manuskript der philosophischen Lehrjahre bilden.
Schlegel hat diese Hefte selbst angefertigt. Sie bestehen aus großen,
in der Mitte gefalteten und zusammengenähten Blättern vom Format
40 X 25 cm, so daß die Hefte selbst 20 cm breit und 25 cm lang sind.
Wie man aus den in unserer Edition reproduzierten Seitenzahlen er¬
kennen kann, ist ihr Umfang schwankend. Unter diesem Gesichtspunkt
heben sich die Hefte aus den Jahren 1802—1806 (Ph. Lj. VI—XII),
also aus der Pariser und Kölner Zeit, deutlich von den vorausgehenden
ab. Sie sind entschieden dünner als diese und haben oft nur die Hälfte
des Umfanges. Das Heft Zur Philosophie nro. II. Paris. 1802. December
(Ph. Lj. VII) weist zudem das kleinere Format von 18 x 23 cm auf. Da¬
für hat Schlegel in den Jahren 1802, 1805 und 1806 aber jährlich zwei
Hefte angelegt. Das erste Heft der gesamten Reihe (Ph. Lj. I) ist im
Unterschied zu allen anderen nur auf den ersten 16 Seiten beschrieben.
Bei jedem dieser zwölf Hefte ist, wie in unserer Edition, ein Titel¬
blatt freigelassen, das von Schlegel mit kalligraphisch geformten Über¬
schriften versehen wurde (vgl. Tafelbeilage 2). Auch hier unterscheiden
sich die Hefte der Pariser und Kölner Periode von den vorausgehenden.
Während die Hefte bis zur Pariser Zeit (Ph. Lj. I—V) den Titel Philo¬
sophische Fragmente tragen, haben die folgenden Hefte (Ph. Lj. VI—XII)
den Obertitel Zur Philosophie. Den unserer Edition vorangestellten Titel
Philosophische Lehrjahre weist keines der zwölf Hefte auf ihren Deck¬
blättern auf. Dieser Titel gründet sich, wie im Abschnitt über die Edi¬
tionsverhandlungen dargestellt wird, auf Schlegels Pläne zur Veröffent¬
lichung dieser Hefte (vgl. Tafelbeilage 1).
Das Manuskript der philosophischen Lehrjahre XLIII

Die einzelnen Seiten dieser Hefte weisen einen breiten, zwischen


7 und 9 cm umfassenden Rand auf, der Gelegenheit zu Nachträgen,
Ergänzungen, zur Formulierung neuer Gesichtspunkte, auch neuer
Fragmente und kommentierender Anmerkungen bietet. Auch in dem
äußern Bild dieser Seiten differiert der Block der ersten Hefte (Ph. Lj.
I—V) von den späteren Jahrgängen (Ph.Lj. VI—VII). Alle zwölf
Hefte sind von Schlegel eigenhändig beschrieben. Aber während die
ersten fünf Hefte eine ziemlich regelmäßige, sorgfältige und saubere
Handschrift zeigen, bei der jede Zeile dicht gedrängt auf die andere
folgt, kaum Durchstreichungen und Änderungen wahrnehmbar sind
und auch die Randbemerkungen in einem oft deutlich erkennbaren
Bezug zum Haupttext stehen, bieten die Hefte der Pariser und Kölner
Zeit ein viel ungeordneteres Bild. Die Aufzeichnungen aus dem Jahre
1802/03 (Ph.Lj. VI) heben sich hiermit besonders hervor. In den
folgenden Jahren gleicht sich dieses unübersichtliche Bild zwar etwas
aus, aber der ruhige Duktus der ersten fünf Hefte ist nicht wieder fest¬
stellbar (vgl. Tafelbeilagen 3 und 4).

An dieser Stelle erhebt sich die Frage, ob diese zwölf Hefte denn das
vollständige Manuskript der philosophischen Lehrjahre dar stellen. Diese
Frage muß verneint werden, und zwar in einem viel weiteren Ausmaß,
als man ursprünglich angenommen hat. Als Windischmann um 1834
die schwierige Aufgabe übernahm, aus dem philosophischen Nachlaß
Schlegels die wichtigsten Texte mitzuteilen, wurden ihm von Dorothea
Schlegel unter anderem auch diese 12 Hefte übersandt, aus denen er
eine Anthologie zusammenstellte. Windischmann war sich bereits darüber
im klaren, daß man ihm nicht das gesamte Material zur Verfügung ge¬
stellt hatte. Am 20. Dezember 1834 schrieb er an Dorothea1:

»Endlich fehlen immer noch die (wie es im Verzeichnis heißt) an Herrn


Günther geliehenen 5 Hefte zur Philosophie vom Jahre 1797 2 Hefte von
1807 — diese sind mir sehr wichtig — und 6 Hefte vom Jahre 1824, die ich
gütig zu besorgen bitte.«

Windischmann hat diese Hefte nicht nachgeliefert bekommen. Die


an den Wiener Philosophen Anton Günther entliehenen Hefte aus dem
Jahre 1797 blieben verschollen, und über die Hefte seit 1807 sagt Win¬
dischmann in einer Fußnote zu seiner Auswahl2:

1 Briefe an Friedrich Schlegel, hrsg. von Heinrich Finke, Köln 1917,


S. 100.
2 Windischmann II, S. 453.
XLIV Einleitung

»Der Jahrgang 1807 fehlt, ist ausgeliehen und nicht zurückgegeben wor¬
den, was wegen fernerer Folgen der schon im Jahrgang 1806 enthaltenen
vorbereitenden Gedanken zum wichtigsten Schritte des Lebens sehr zu
bedauern ist. Die Jahreshefte von 1808 und 1809 waren nicht aufgefunden.
Es ist zu vermuten, daß die Bearbeitung und Vollendung des Buches über die
Sprache und Weisheit der Indier die meiste Zeit hingenommen habe; in das
Jahr 1809 insbesondere aber fällt der Krieg Oesterreichs gegen Napoleon,
woran Fr. Schlegel den eifrigsten Anteil genommen.«

Windischmann lagen erst wieder aus den Jahren 1810 philosophische


Hefte Schlegels vor. Da seine Auswahl dann mit dem Jahrgang 1818
abbricht, liegt die Vermutung nahe, daß ihm ebenfalls die Hefte von
1824 nicht nachgeliefert worden sind.
Um welche Hefte kann es sich bei diesen Jahrgängen gehandelt haben
und in welchem Verhältnis stehen sie zu unseren 12 Heften der philo¬
sophischen Lehrjahre? Obwohl keines dieser Hefte wieder aufgetaucht
ist, läßt sich diese Frage heute wenigstens in bezug auf ihren Titel und
ihren Themenzusammenhang bestimmen, seit vor einigen Jahren das von
Dorothea angefertigte Nachlaßverzeichnis Schlegels bekannt geworden
ist, das Windischmann an der genannten Briefstelle erwähnt1. Dieses
Nachlaß Verzeichnis nennt unter der sechsten Abteilung 13 Hefte Zur
Philosophie, unter denen auch die hier veröffentlichten 7 Hefte aus der
Pariser und Kölner Zeit (Ph. Lj. VI—XII) einbegriffen sind. Daß die
restlichen 5 Hefte dieser sechsten Abteilung aber nicht mit unseren
Heften Ph. Lj. I—V identisch sind, geht aus der Tatsache hervor, daß
diese mit ihrem vollen Titel unter der vierten Abteilung dieses Nachla߬
verzeichnisses genannt werden. Freilich sind dort nicht 5 Hefte auf¬
geführt, wie sie uns zur Verfügung stehen, sondern 6 Hefte. Es fehlt
uns aus der Abteilung Philosophische Fragmente das Heft Zweyte Epoche
III. Aus der Abteilung Zur Philosophie sind dann aber nicht nur die 5
an Anton Günther entliehenen Hefte von 1797 verschollen, sondern
insgesamt 6 Hefte, die in dem Nachlaß Verzeichnis folgende Titel tragen:

Zur Philosophie [17] 96, 4


Zur Grundlehre [17] 97, 1
Zur Philosophie [17] 97, 2
C17] 97- 3
[173 97. 4
[173 97 . 5-
Auch über die zweite Gruppe der von Windischmann vermißten
Hefte seit dem Jahrgang 1807 können wir an Hand dieses Nachlaß-

1 KA XI, S. XVI ff.


Das Manuskript der philosophischen Lehrjahre XLV

kataloges Auskünfte ermitteln. Es handelt sich hierbei um Manuskripte


aus der ungedruckten, 42 Hefte umfassenden Schriftenreihe Zur Philo¬
sophie und Theologie, die verschollen ist und trotz intensiver Nach¬
forschungen nicht mehr nachgewiesen werden konnte. Windischmann
war der Annahme, daß das Heft des Jahrgangs 1807 ausgeliehen sei
und daß aus den Jahren 1808 und 1809 wegen der Drucklegung von
ÜBER DIE SPRACHE UND WEISHEIT DER INDIER Und wegen Schlegels
Anteilnahme an dem österreichischen Feldzug gegen Napoleon überhaupt
keine Heft vorlägen. Aber diese Vermutung erweist sich als trügerisch.
Im Jahre 1808 hat Schlegel zwei Hefte mit philosophischen und theolo¬
gischen Fragmenten angelegt, und aus der Zeit des Feldzuges stammt
das Heft Gedanken, das wir in unserer Ausgabe als Beilage IX veröffent¬
lichen, ferner das verschollene Heft Gedanken während des Krieges 180g.
Das Nachlaß Verzeichnis Dorothea Schlegels nennt dann noch zwei
Hefte Zur Physik Köln (1804, 5, 6) 18061, die ebenfalls verschollen sind
und auch von Windischmann nicht erwähnt werden.
Wenn man auf Grund dieser Ergebnisse das vollständige Manuskript
der philosophischen Lehrjahre zusammenstellt, dann ergibt sich folgendes
Bild, bei dem die zeitlich parallelen Hefte nebeneinandergestellt sind
und die uns erhaltenen, hier veröffentlichten Manuskripte einen Stern
tragen:

Philos. Fragmente Erste Epoche I* Zur Philosophie 1796, 4


II* Zur Grundlehre 1797. 1
III Zur Philosophie 1797, 2
Zweyte Epoche I* 1797. 3
II* 1797. 4
III* 1797. 5
nro I. Paris 1802*
II 1802 December*
Zur Physik (1804, 5, 6) III 1804 Januar*
1805 I*
1805 II*
1806 1806 I*
1806 II*
Zur Theologie und Philosophie 1807
1808 I
Gedanken* 1808 II
Gedanken vjährend des Krieges 180g
1810
1810, 2
1811

1 KA XI, S. XIX, Nr. 11.


XL VI Einleitung

Zur Philosophie und Theologie 1811, 2


1812
1813
1813 II
1814 I
1814 II
1815 I (1816)
1816 I
1817
1818
1818, 2
1819
1820
1820 II
1821
1822 I
1822 II
1823
1824
1824 II
1824 III
1824 IV
1824 V
1824 VI
1825 I
1825 II
1825 III
1826 I
1826II
1826 III
1826 IV
1826 V
1826 VI
1826 VII
1827 I
182s

Von 65 der Philosophie gewidmeten Heften sind also nur 13 erhalten.


Dabei kann es durchaus strittig sein, ob die 42 Hefte Zur Philosophie
und 7 heologie und die zwei Hefte Gedanken dem Zusammenhang der
philosophischen Lehrjahre noch zuzurechnen sind. Von der inneren
Idee der Lehrjahre aus betrachtet kann man diese Frage mit derselben
Überzeugung bejahen, wie man sie unter dem Gesichtpunkt des Werk¬
titels und der von Schlegel vorgesehenen Veröffentlichung verneinen kann.
Daß die 12 hier veröffentlichten Hefte von Schlegel eigenhändig
verfaßt sind, wurde bereits festgestellt. Handelt es sich hierbei aber um
Das Manuskript der philosophischen Lehrjahre XLVII

eine ursprüngliche Niederschrift seiner Gedanken, oder um eine spätere


Nachschrift von voraushegenden Manuskripten? Bei der näheren Be¬
schäftigung mit diesen Handschriften müssen bald Zweifel erwachsen,
daß uns hier bei allen Heften die originalen Niederschriften vorhegen.
Diese Zweifel sind zunächst schon äußerlich begründet. So teilt z. B.
Schleiermacher am 15. Januar 1798 August Wilhelm Schlegel mit, daß
Friedrich Schlegel ihn bald mit einer »großen Masse« von Fragmenten
für das Athenäum überraschen werde1:

»Anstalten sind wenigstens genug dazu gemacht. Mir hat er, da er mir
einen Spaziergang durch seine philosophischen Manuskripte erlaubte, das
onns aufgelegt, daß ich sie, wie ein Trüffelhund habe abtreiben müßen, um
Fragmente oder Fragmentensamen aufzuwittern, und er selbst hat viele
ganze Tage nichts als Striche gemacht, wie ein Silberprobierer. Alles ist
auch nun crayoniert und es darf nur geschrieben werden.«

Die zahlreichen roten Striche, die sich in den Heften finden und die
im Kommentar verzeichnet sind, wurden aber nachweislich von Win-
dischmann eingetragen, als dieser die Fragmente für seine Auswahl
bearbeitete. Striche von Schlegel, die sich gar auf die Fragmente des
Athenäums beziehen, gibt es in den uns vorliegenden Heften nicht.
In diesem Zusammenhang fällt auch auf, daß die Fragmente, die Novalis
aus den Schlegelschen Heften notiert (vgl. Tafelbeilage 5), eine andere
Reihenfolge aufweisen als die Fragmente unserer Manuskripte.
Die Zweifel vertiefen sich angesichts der Anordnung, der Reihen¬
folge der oft durch Jahreszahlen gekennzeichneten Unterabschnitte
in diesen Heften. Ein Blick auf die rechten Kolumnentitel unserer Aus¬
gabe zeigt in aller Deutlichkeit, daß es sich hier nicht um chronologisch
aufeinanderfolgende Notizen handelt, sondern um die Zusammenstellung,
den Versuch einer Komposition von Aufzeichnungen aus verschiedenen
Epochen und von verschiedenen Orten, wobei auf eine genaue zeitliche
Reihenfolge keine Rücksicht genommen wurde, oft »ältere Gedanken«
nachgetragen wurden und sonstige rückblickende Zusätze zu erkennen
geben, daß Schlegel hier zum zweitenmal Hand an sein Werk legte.
Diese Zusätze beschränken sich keineswegs auf Zwischentitel. Sie be¬
ziehen sich häufig auf den Inhalt selbst und gewinnen dadurch den
Charakter rückblickenderKommentare, wie dies in Wendungen wie z. B.
»Zu dieser Epoche wollte ich . . .« zum Ausdruck kommt. Das Fragment
Ph. Lj. V, Nr. 442 ist in diesem Zusammenhang besonders aufschlu߬
reich. Schlegel steht hier offensichtlich vor dem Problem der Auflösung

1 Walzel, S. 343-
XLVIII Einleitung

seiner eigenen Abkürzung M und weiß an dieser Stelle nicht mehr, ob


sie als Mystik oder als Mythologie aufzulösen ist.
Durch zahlreiche Beobachtungen dieser Art, auch durch die vorhin
bei der Manuskriptbeschreibung erwähnten Charakterzüge, verstärkt
sich der Eindruck, daß die Hefte der philosophischen Lehrjahre, die
durch diese Merkmale gekennzeichnet sind, sicher nicht die originalen
Aufzeichnungen darstellen, sondern Übertragungen von ursprünglicheren
Manuskripten sind. Diese Annahme läßt sich jedoch nicht für alle 12
Hefte vertreten. Die genannten Indizien gelten lediglich für die ersten
5 Hefte, die Philosophischen Fragmente, während die 7 Hefte Zur
Philosophie schon von ihrem äußeren Bild her durchaus nicht den
Eindruck von Zweitschriften erwecken und auch sonst kein Merkmal
aufweisen, das diese Annahme stützen könnte. Lediglich in dem Manu¬
skript 1805 II, Ph. Lj. X, Nr. 136 ff. stößt man auf einen ähnlichen
Nachtrag aus einer früheren Epoche, wie sie sich in den ersten 5 Heften
ständig finden. Dort ist nämlich ein Abschnitt Aeitere Gedanken (Frühjahr
1804) eingefügt. Bei dem Nachtrag eines Fragments (Nr. 141) versteht
Schlegel auch eine eigene Wendung nicht mehr ganz, die er mit zwei
Fragezeichen und dem Versuch einer Erklärung versieht. Da dieser
Abschnitt aber auf einer neuen Seite beginnt und sich im Zusammenhang
dieses Heftes deutlich heraushebt, während die sich unmittelbar an¬
einanderschließende Abfolge von zeitlich auseinanderliegenden Ab¬
schnitten bei den ersten 5 Heften die Regel ist, scheint die Annahme
begründet, daß es sich bei den Heften der Philosophischen Fragmente
(Ph. Lj. I—V) um Zweitschriften, bei den Heften Zur Philosophie
(Ph. Lj. VI—XII) aber um die originalen Aufzeichnungen handelt.
Damit erheben sich die Fragen, wann diese neuen Niederschriften
der ersten 5 Hefte denn vorgenommen wurden und welches Maß an
Authentizität, an Wiedergabe der ursprünglichen Formulierungen ihnen
zugesprochen werden kann. Wenn diese Zweitschrift aus einer späteren
Epoche stammt, läßt es sich ja denken, daß Schlegel manche seiner
ursprünglichen Gedanken umgeändert und von seinen zu dieser Zeit
entwickelten Einsichten aus modifiziert hat. Bei der Beantwortung
dieser zweiten Frage erscheint nun die Annahme berechtigt, daß diese
Transskriptionen uns die ursprünglichen Gedanken aus den jeweiligen
Epochen übermitteln. Schlegels Idee der Lehrjahre erlaubte dies nicht
nur, sie forderte es sogar. Freilich sind die Gedankengänge hier nicht so
wirr und ungeordnet wie zum Beispiel in den Heften von 1802. Vielleicht
hat Schlegel bei der Übertragung den Text geglättet und einige seiner
Werkpläne weggelassen. Aber der ursprüngliche Charakter dieser Frag-
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FRIEDRICH SCHLEGEL, PHILOSOPHISCHE FRAGMENTE


ERSTE EPOCHE I.
(Ph. Lj. I, Nr. i ff.)
Pläne zur Veröffentlichung der philosophischen Lehrjahre XLIX

mente, selbst ihr gärender Zustand, scheint von ihm beibehalten zu sein,
wie jeder Leser dieser Texte sofort bestätigen wird. Zahlreiche erläuternde
oder kritische Randbemerkungen, mit denen er Fragen an sich selbst
stellt, verstärken diesen Eindruck. Die Beantwortung der Frage, zu
welchem Zeitpunkt und zu welchem Zweck diese Transskriptionen vor¬
genommen sein mögen, führt aber zu Schlegels Plänen, diese Dokumente
seiner philosophischen Lehrjahre zu veröffentlichen.

PLÄNE ZUR VERÖFFENTLICHUNG DER


PHILOSOPHISCHEN LEHRJAHRE

Wie bereits dargelegt wurde, hat Schlegel die hier edierten Fragmente
mit dem Ziel einer späteren Veröffentlichung in seinen Notizheften
festgehalten. Freilich bezog sich dieser Plan ursprünglich nicht auf das
erst allmählich erwachsende Gesamtwerk seiner philosophischen Lehr¬
jahre, und vielleicht hat Schlegel zu Anfang nicht einmal daran gedacht,
seine philosophischen Gedanken in der Form von Fragmenten mitzu¬
teilen. Die philosophischen Notizhefte, in die er unermüdlich neue Ideen
und neue Projekte eintrug, waren für ihn eine Art »Materialienmagazin«,
auf das er bei der Darstellung der ihn bewegenden Probleme und Themen
zurückgreifen wollte und das er auch mehrfach in diesem Sinne verwandt
hat. Aber im Zurückweichen von der zusammenhängenden Darstellung
hat er die den Heften entnommenen Gedankenkeime dann doch wieder
zu Fragmenten ausgearbeitet, wie sich dies bei den Fragmenten des
lyceums und Athenäums, wie auch bei den Ideen des Athenäums zeigt,
die als erste Veröffentlichungen aus Schlegels Notizheften angesehen
werden können.
Ein direkt auf diese philosophischen Manuskripte sich beziehendes
Publikationsprojekt hatte sich bereits im Herbst 1797 erhoben. Es
sollte in dem von Fichte und Niethammer herausgegebenen philo¬
sophischen JOURNAL EINER GESELLSCHAFT TEUTSCFIER GELEHRTEN ver¬
wirklicht werden, an dem Schlegel seit 1795 mit kleineren Beiträgen
mitgearbeitet hatte. In diesem Jahre 1797 waren seine Lyceums-Frag-
mente erschienen. Fichte, der Schlegels literarisches Talent schätzte,
übrigens einer der Bewunderer seiner lucinde wurde1 * * 4, durch persön-

1 Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel, S. 31. Fichte


teilte am 8. September 1799 seiner Gattin mit (Schulz II, S. 158): »Schlegels
Roman ist, einige Unreifheiten abgerechnet, eins der größten Genie-Produkte,
die ich kenne. Ich lese ihn jetzt zum drittenmale; und mit jeder neuen Lek¬
türe gefällt er mir besser.«

4 Schlegel, Band 18
L Einleitung

liehe Gespräche mit Schlegels philosophischer Gedankenwelt vertraut


war und bei diesen Unterhaltungen auch von seinen philosophischen
Notizheften gehört haben mußte, zeigte sich an einer Sammlung \on
philosophischen Fragmenten aus der Feder dieses Autors für das philo¬
sophische Journal ebenso interessiert wie Niethammer. Im Oktober
des Jahres 1797 scheint Schlegel noch geneigt gewesen zu sein, den Wün¬
schen Fichtes und Niethammers nachzukommen, aber in den folgenden
Monaten sucht er sich ihrem wiederholten Drängen zu entziehen1. Zwei
Gründe scheinen bei diesen Ausflüchten den Ausschlag gegeben zu haben.
Schlegel wurde sich bewußt, daß seine Fragmente nicht dem Geist des
Niethammerschen Journals entsprachen und weniger wegen ihrer Aus¬
sagen, sondern eher als belebender Faktor dieser Zeitschrift, wegen ihrer
Wirkung auf das Leserpublikum angefordert wurden. Im November
bittet er Caroline, Fichte seine Entschuldigung zu übermitteln2. Er
entschloß sich, diejenigen seiner Fragmente, die damals für eine Ver¬
öffentlichung in Frage kamen, in die eigene Zeitschrift, das Athenäum
zu übernehmen. »Kauf geht vor Miete. Herausgeben geht vor Mit¬
arbeiten. — Das sage Fichte doch, daß ich unter meinen Papieren so
wenig Fragmente fände, die im Sinn und Geist des Journals philo¬
sophisch-transzendental währen«, schreibt er am 12. Dezember 1797
an August Wilhelm Schlegel3.
Freilich müssen die damals den Notizheften entnommenen Gedanken
vor ihrer Drucklegung tiefgreifend umgearbeitet worden sein. Bei allen
gedanklichen Parallelen, die zwischen den Fragmenten des ATHENÄUMS
und den Notizen aus den entsprechenden Jahren bestehen, läßt sich
doch keiner der gedruckt erschienenen Aphorismen wörtlich in den
Handschriften nachweisen. So können die Fragmente des Athenäums
nur mit großen Einschränkungen als Veröffentlichungen aus Schlegels
philosophischen Heften angesehen werden. Schlegel ist übrigens selbst
der Meinung gewesen, daß die Athenäumsfragmente noch nicht seine
eigentliche philosophische Ideenwelt zum Ausdruck bringen. Als sie
gedruckt erschienen, mahnte er seinen Bruder, auf keinen Fall diesen
Eindruck erwecken zu wollen4:

»Wenn Du etwa Fichte oder Niethammer oder Hülsen meine philo¬


sophischen Fragmente im 5ten Bogen mitteilst, so tu es doch ja ohne den
mindesten Akzent drauf zu legen. Ich lege ihn selbst nicht drauf. In den
historischen Ansichten solls ganz anders kommen. Dieß ist nur provisorisch.«

1 Vgl. Archiv für Literatur-Geschichte 15, S. 433 (an Niethammer).


2 Caroline I, S. 442. 3 Walzel, S. 331. 4 Walzel, S. 378.
Pläne zur Veröffentlichung der philosophischen Lehrjahre LI

Diesen provisorischen Zustand wollte Schlegel in den weiteren Num¬


mern dieser Zeitschrift aber überwinden. Bereits die Ideen des fünften
Heftes greifen tiefer auf die philosophischen Gedanken dieser Zeit
zurück. Für das sechste Heft des Athenäums plante er, wie aus einem
Brief an Schleiermacher hervorgeht1, mit einer Studie über die Tendenz
des Idealismus die »Eröffnung meiner eigentlichen philosophischen Lauf¬
bahn«.
Aber das Athenäum stellte mit dem sechsten Heft sein Erscheinen
ein und die Studie über den Idealismus ist nicht mehr darin veröffent¬
licht worden. Wiederholt werden in der folgenden Zeit zwischen Friedrich
und August Wilhelm Schlegel Pläne zur Fortsetzung ihres romantischen
Journals erörtert. Bei diesen Überlegungen spielt die Einbeziehung der
philosophischen Manuskripte eine große Rolle. Am 31. Juli 1801 sieht
Schlegel den Text seiner philosophischen Vorlesungen von Jena für das
neue Athenäum vor, und als sich August Wilhelm Schlegel noch im
November 1803 nach den Beiträgen seines Bruders für die Wiederauf¬
nahme dieser Zeitschrift erkundigt, schlägt dieser ihm von Paris aus vor2:

»Was ich dafür anbieten kann ist 1) Physikalische Ideen 2) Ein philo¬
sophischer Abriß des Idealismus in Beziehung auf Encyklopaedie. 3) Eine
metrische Übersetzung aus dem Sanscrit, aber von einem etwas ernsthaften
didaktischen Werk •—- auch wohl ein Aufsatz über diese Sprache zur An¬
kündigung. Wäre Dir mit der Kritik des Plato mehr gedient als mit einem
von diesen Aufsätzen, so bitte ich es mir zu melden.«

In den Zusammenhang dieser Ausläufer, oder genauer dieser Meta¬


morphosen des Athenäums gehört auch Schlegels unerfüllt gebliebener
Plan vom Jahre 1800, gemeinschaftlich mit Schleiermacher ein »philo¬
sophisches Journal« zu begründen, das im Unterschied zu der exoteri¬
schen Linie des Athenäums die eigentlich philosophische Gedankenwelt
der Romantiker zur Darstellung bringen sollte3. Von Schleiermacher er¬
wartete Schlegel die »polemische und dialektische Seite«, während er
selbst mit der Eröffnung seiner philosophischen Hefte dazu beitragen
wollte. »Wenn ich bedenke«, schreibt er dem Freund4, »was ich seit vier,
fünf Jahren für Philosophie zusammengehamstert habe, so sollte ich
wohl den Mut haben, übers Jahr anzufangen, aber kaum wage ichs, wenn
Du nicht versprechen kannst, für das erste Stück das meiste zu tun.«

1 Aus Schleiermachers Leben. In Briefen III, S. 149.


2 Walzel, S. 525.
3 Vgl. hierzu Ernst Behler, Athenäum. Die Geschichte einer Zeitschrift,
S. 56 ff. — Aus Schleiermachers Leben. In Briefen III, S. 157 f., S. 175 f.
4 Aus Schleiermachers Leben. In Briefen III, S. 162 f.
LII Einleitung

Alle bisher genannten Pläne sind auf die Veröffentlichung einzelner


Teile und Abschnitte aus der sich im Laufe der Zeit ständig vermehrenden
Fragmentensammlung bezogen. In den Jahren 1805/06 dachte Schlegel
erstmals daran, die Ergebnisse seiner philosophischen Reflexionen in
einem umfassenden »System der Philosophie« darzustellen. Er weilte
damals in Köln und hatte dort eine sich über zwei Jahre erstreckende
philosophische Vorlesungstätigkeit entfaltet, in der auch zahlreiche
Gedanken seiner philosophischen Notizhefte aufgegriffen waren. Am
1. Januar 1806 schreibt er seinem Bruder1:

»Ich bin fleißig, und denke auch besonders darauf, ein oder das andre
beträchtliche Werk in Prosa auszuarbeiten, sei es Geschichte der Literatur
oder System der Philosophie. Ich habe den Stoff in beiden durch meine
mancherlei Vorlesungen hinreichend verarbeitet. Wird der Krieg freilich
im Norden allgemein, so wird es wohl vor der Hand gar keine Literatur
wenigstens keine Ostermesse geben; ich arbeite indessen ruhig fort.«

August Wilhelm Schlegel drängte seinen Bruder sehr, diese Pläne


auszuführen, unter denen ihm das »philosophische System« besonders
wichtig erschien2. »Seine Vorlesungen über Philosophie und Geschichte
der Philosophie sind mir sehr bedeutend«, schreibt er ein Jahr später
von Aubergenville, dem Schloß Madame de Staels, wo Friedrich Schlegel
gerade neue philosophische Vorlesungen gehalten hatte3: »Ich wollte
nur, daß er endlich einmal öffentlich aufträte, um seine Überlegenheit
über Schelling und den seligen und seligmachenden Fichte zu beweisen.
Freilich liegen mir seine poetischen Unternehmungen noch mehr am
Herzen.«
Die Veröffentlichung des Kölner »Systems der Philosophie« kam nicht
zustande. Windischmann hat die Nachschriften dieser Vorlesungen erst
in den Jahren 1836/37 herausgegeben. Damals hat sich Dorothea Schlegel
mit Zähigkeit der Publikation widersetzt. Selbst wenn Schlegel dieses
»System der Philosophie« verwirklicht hätte, könnte es doch nicht als
eine Veröffentlichung seiner philosophischen Manuskripte angesehen
werden, die vielleicht bei der Ausarbeitung herangezogen, dann aber
völlig vom Zusammenhang dieses Systems umgestaltet worden wären.
Allein, zur selben Zeit, in der Schlegel diesen Plan faßte, wandte er
sich auch der Gesamtheit der bis dahin vorliegenden philosophischen
Manuskripte zu, um sie in ihrem entwicklungsgeschichtlichen Aufbau

1 Krisenjahre I, S. 271.
2 Krisenjahre I, S. 294.
3 Dorothea von Schlegel geb. Mendelssohn und deren Söhne Johannes
und Philipp Veit. Briefwechsel hrsg. von J. M. Raich Mainz. 1881 I, S. 212.
Pläne zur Veröffentlichung der philosophischen Lehrjahre LIII

zu ordnen und als in sich geschlossenes Werk zu veröffentlichen. Offenbar


hat er in dieser Zeit den Begriff der philosophischen Lehrjahre als festen
Werktitel konzipiert und wohl jene Bearbeitung der ersten fünf Hefte
Philosophische Fragmente vorgenommen, von der wir bereits sprachen.
Dieses Werk der philosophischen Lehrjahre wurde von ihm auch viel
wichtiger genommen als das »System der Philosophie«, wie die lang¬
wierige Beschäftigung mit den Manuskripten sofort zeigt.
Bereits das Heft 1805 II (Ph. Lj. X. Nr. 548 ff.) weist zum Schluß
zahlreiche Eintragungen auf, die der geplanten Drucklegung dieser
Manuskripte gewidmet sind, welche ursprünglich ebenfalls die poetischen
und literarhistorischen Fragmentensammlungen umfassen sollte, dann
aber auf die eigentlichen philosophischen Lehrjahre konzentriert wurde.
Auch die Entwürfe zur Eintheilung der philosophischen Lehrjahre, die
sich am Ende des ersten und zweiten Heftes finden, scheinen aus den
Jahren 1805/06 zu stammen. Am 27. Februar 1806 teilt Schlegel seinem
Bruder mit, daß er seine »frühem philosophischen Papiere und Arbeiten
nun ganz in Ordnung gebracht« habe1. Daß diese ordnende Tätigkeit zum
Zweck einer Publikation vorgenommen wurde, wird aus einem Brief
nach der Beendigung des Feldzuges vom 18. November 1809 aus Ofen
bestätigt, in dem es heißt2:

»Außerdem habe ich schon lange im Sinne unter dem Titel philosophische
Lehrjahre, mein Spekulieren, wie ich seit 1796 Tagebuch darüber geführt,
genetisch zu schildern, wozu ich alle meine Papiere größtenteils noch in
Kölln in die gehörige Verfassung gebracht.«

In der Tat hatte sich Schlegel am 26. August 1807 an den Verleger
Reimer gewandt und ihm den Druck der philosophischen Lehrjahre
mit folgenden Worten vorgeschlagen3:

»Zweitens hab’ ich schon lange sehnlich gewünscht, eine Ausgabe meiner
sämtlichen Werke zu veranstalten, und das Wesentlichste in Bearbeitung
meiner Papiere pp. getan. Doch wenn die Zeiten, um daran zu denken, noch
zu schlecht sind, so möchte ich wenigstens die philosophischen Ideen zu
deren Verlag Sie sich einmal geneigt erzeigt, den übrigen voran in die Welt
schicken, als wesentlichste Rechenschaft von und vor mir selbst und andern.
Ich glaube, ich begehrte damals 2 Friedrichsdor. Hiezu sind die Papiere sehr
vollständig bearbeitet, doch kann ich den Bogenbetrag bis zur letzten Ab¬
schrift nicht genau bestimmen. Wahrscheinlich trägt es einen reichlichen
Band aus; sollte es aber nicht ganz so viel sein, so würde ich eine Abhandlung
entweder über Novalis oder über Jak. Böhme hinzufügen.«

1 Krisenjahre I, S. 294.
2 Krisenjahre II, S. 85.
3 Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel, S. 97 f.
LIV Einleitung

Reimer scheint diesen Vorschlägen ein freundliches Ohr geliehen


zu haben, denn am 29. März 1808 schreibt Schlegel ihm von neuem über
die Veröffentlichung seiner philosophischen Lehrjahre1:
»Sehr lieb ist es mir, daß Sie mir in Rücksicht der philosophischen Lehr¬
jahre und literarischen Bekenntnisse freie Hand lassen, 1 oder 2 Bände zu
geben, wenn im letzten Falle die Studien des Altertums dazu genommen
würden. Ich behalte mir also diese Freiheit vor, und werde Ihnen den status
causae ausführlich mit Vollendung des iten Bandes vorlegen, damit Sie
selbst entscheiden mögen, ob es besser sei die Studien des Altertums als
2ten Band oder als abgesondertes Werk für sich zu geben. An den philo¬
sophischen Lehrjahren habe ich seit Empfang Ihres letzten Briefes unaus¬
gesetzt täglich einige Stunden gearbeitet. Ich bin nun mit der Sichtung der
Materialien durchaus fertig, und kann wenigstens die Versicherung geben,
daß das Werk so wie in seiner Art eigentümlich, so auch im Inhalt reich¬
haltig sein wird. Es ist mir ein wichtiges Werk, denn ich betrachte es als voll¬
ständige Selbstrechenschaft für Mitwelt und Nachwelt. Schreiben Sie mir
nur wenn eher Sie den Druck anfangen zu können wünschen, damit ich meine
Einrichtung danach mache. Die eigentliche Arbeit ist überstanden, welche
in der Sichtung und Bearbeitung der so sehr angehäuften Materialien be¬
stand.«
Über dieser Vorbereitung der Drucklegung, die sich parallel zur
Erarbeitung des Manuskriptes von über die spräche und Weisheit

der Indier vollzog, verließ Schlegel Köln und wandte sich nach Wien,
wo er endlich eine gesicherte Situation zu finden hoffte. Dabei blieb
ein großer Teil seiner Manuskripte in Köln zurück. Auch als Dorothea
am 2. August 1808 unter den schwierigsten Umständen, mitten durch
den Aufmarsch der Armeen, zur österreichischen Metropole aufbrach,
konnte sie nur einen Teil der Handschriften mitbringen2. Am 23. Novem¬
ber 1808 begründet Schlegel vor Reimer die Verzögerung des Druck¬
manuskriptes3 :
«Für jene andre Verabredungen, welche eine sichtende Bearbeitung
meiner frühem Studien und Materialien betreffen, fehlt es mir aber so weit
ich auch schon in Kölln mit der Arbeit gekommen war, um sie abschließen
zu können, an einem Teil meiner Papiere, die leider in Kölln geblieben sind.
Für die philosophischen Lehrjahre fehlen mir zwar nur wenige Hefte aber
unentbehrl iche.»

1 Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel, S. 102 f.


2 Dorothea I, S. 278. — Unter diesen Manuskripten befanden sich die
Philosophischen Fragmente, die damals noch 6 Hefte bildeten, aber nicht
die Hefte Zur Philosophie: »Die übrigen Papiere liegen alle in dem großem
Koffer, den ich zu Köln gelassen habe. Du kannst sie also durch Sulpiz
[Boisser6e], wenn Du willst, mit den nachzuschickenden Büchern kommen
lassen.«
3 Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel, S. 113 f.
Pläne zur Veröffentlichung der philosophischen Lehrjahre LV

Deswegen kommt Schlegel auf den bereits früher erörterten Plan


einer Ausgabe seiner sämtlichen Werke zurück und schlägt Reimer vor,
diese Ausgabe mit dem Gedichtband zu beginnen, für den ihm sämtliche
erforderlichen Manuskripte zur Verfügung standen, um »dann nach
Ankunft der Papiere, jene beiden Werke die philosophischen Lehrjahre
und die Studien des Altertums als 2ten und 3ten Band« folgen zu lassen1.
Da diese Ausgabe bei Reimer nicht zustande kam, setzte sich Schlegel
im folgenden Jahr mit dem Verleger Julius Eduard Hitzig in Verbindung,
bei dem dann auch der Gedichtband als erster, freilich als einziger Band
der vorgesehenen Gesamtausgabe erschien.
Die Verhinderung des bereits weit entwickelten Planes zur Druck¬
legung der philosophischen Lehrjahre ließe sich also aus den historischen
Umständen dieser Kriegsjahre einleuchtend erklären. Dennoch hat dabei
ein weiterer Faktor eine Rolle gespielt, der mit Schlegels Idee der Lehr¬
jahre zusammenhängt und der sich, wie im Falle des Kölner »Systems der
Philosophie«, auch im Widerstand Dorotheas gegen diese Veröffentlichung
bekundet. Daß sich Schlegel nämlich innerlich gar nicht gedrängt fühlte,
diese seine »immer noch im Werden begriffene und nicht vollendete
Philosophie« zu veröffentlichen, zeigt sich deutlich in einer Begebenheit,
die ihre Publikation besonders dringend erscheinen lassen konnte. Im
Jahre 1808 war Schlegel in Köln zur katholischen Kirche übergetreten.
Dieser Schritt hatte im intellektuellen Deutschland einen Sturm der Ent¬
rüstung hervorgerufen und zu feindseligen Deutungen Anlaß gegeben,
deren herabsetzendste darin bestand, Schlegel hätte diesen Schritt
getan, um in Wien beruflich Karriere zu machen. Hier hätten die Auf¬
zeichnungen seiner philosophischen Notizhefte Klärung bringen können.
Die Idee der »vollständigen Selbstrechenschaft für Mitwelt und Nach¬
welt«, von der Schlegel in seinen Briefen an Reimer sprach, gewinnt
unter diesem Gesichtspunkt eine neue Bedeutung. Parallel zu diesen
persönlichen Vorgängen gab es noch einen Umstand mehr sachlicher
und philosophischer Natur, der die Veröffentlichung dieser Hefte nicht
weniger dringend erscheinen ließ. Im selben Jahr seines Übertrittes zur
katholischen Kirche hatte Schlegel sein Buch über die spräche und

Weisheit der indier, wie auch einige philosophische Studien in den


Heidelberger Jahrbüchern veröffentlicht und darin seine Auffassung
der idealistischen Philosophie zum Ausdruck gebracht, insbesondere
zum Pantheismusproblem grundsätzlich Stellung genommen. Schelling,
der sich von diesen Ausführungen Schlegels mit Recht unmittelbar an-

1 Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel, S. 114-


LVI Einleitung

gesprochen fühlte, hatte darauf ungemein empfindlich reagiert und in


seinen Untersuchungen über das wesen der menschlichen Freiheit

eine scharfe Polemik gegen Schlegels philosophischen Standpunkt ent¬


faltet, freilich auch tiefe Anregungen aus diesen Schriften empfangen,
die aber erst in der Folge zur Auswirkung kamen1. Auch im Zusammen¬
hang dieser Kontroverse hätte die Veröffentlichung der philosophischen
Manuskripte dazu beitragen können, den philosophischen Werdegang
Schlegels klarer sehen zu lassen. Hierüber gibt ein Brief August Wilhelm
Schlegels an Schelling vom 19. August 1809, in dem er sich über dessen
Kritik an seinem Bruder beschwert, deutlich Auskunft2:
»Keinem Beobachter der Ausbildung des neuern Idealismus in Deutsch¬
land kann es wohl entgehn, daß er aus dem Aphelium, worin er sich bei
seiner ersten Erscheinung befand, bis ins Perihelium der religiösen Vor¬
stellungsarten fortgerückt ist. Nehmen Sie nur einmal Fichte zum Beispiel.
Hatte er sich nicht die ganze Anklage wegen des Atheismus durch den
Leichtsinn zugezogen, womit er Forbergs metaphysische Witzeleien zu
billigen schien, und sagte: a propos von Gott, den ich bisher so ziemlich linker
Hand liegen lassen, nun will ich doch angeben, wie man sein Dasein nach der
Wissenschaftslehre vernünftiger Weise zugestehen mag. Und seitdem hat
er sich alle Ausdrücke der heil. Schrift zugeeignet, schon vor Jahren habe
ich ihn das Vaterunser mit Einschiebung des Absoluten statt Gottes beten
hören, und im Anfang des Evangeliums Johannis fand er das Wesentliche
der Wissenschaftslehre wieder.
Indessen was Fichte betrifft, so will ich gern seiner Versicherung glauben,
daß er bei dieser scheinbaren Umwandlung immer noch auf dem alten Flecke
steht. Bei Andern aber (und Novalis war einer der ersten) ist eine wahrhafte
Rückkehr zu längst aufgegebnen Ansichten und Gesinnungen unverkennbar.
Diese Rückkehr ist wohl schwerlich der Philosophie zuzuschreiben, die
dabei nur als Organ der Deutung und Verständigung mitwirkt; sie liegt
in einer Reaktion gegen unsre bisherige Bildung, über deren Nichtigkeit uns
die Weltbegebenheiten die furchtbarsten Aufschlüsse gegeben haben, und
so ist es die Vorsehung selbst welche uns dabei leitet.
Ich für meine Person bekenne gern, daß ich dem Zeitalter auch meinen
1 ribut abgetragen habe und von verderblichen Irrtümern zu ganz andern
ehemals verworfnen Überzeugungen zurückgekommen bin.
Wenn man sich jetzo sowohl im Gehalt der philosophischen Lehre als
in deren Ausdruck der heil. Schrift so sehr annähert, so däucht mir, sollte
man ihr auch seinen Dank für die empfangne Erleuchtung nicht vorenthalten.
Schwerlich kann es davon freisprechen, daß wir glauben für Wahrheiten
die dort bloß ausgesagt werden, Beweisgründe aufgefunden zu haben. Mein
Vater sagte mir einmal es verhalte sich mit der Spekulation und Offenbarung
wie mit entfernten Gegenständen, die das unbewaffnete Auge nicht erreicht,

1 Vgl. hierzu Horst Fuhrmans, Schellings Philosophie der Weltalter,


Düsseldorf 1954, S. 166 ff.
2 Krisenjahre II, S. 67 ff.
Pläne zur Veröffentlichung der philosophischen Lehrjahre LVII

wenn man aber erst durch ein Teleskop geschaut hat, so finde rnan sie auch
mit bloßem Auge wieder. Damals achtete ich nicht viel darauf, jetzt finde
ich einen tiefen Sinn darin.
Soviel über die Ansprüche der Wissenschaft und den behaupteten Vor¬
rang des Wissens über das Glauben. Ich gestehe Ihnen daß Lessings ver¬
meinter Fortschritt von Glaubens- also Gefühlswahrheiten zu Vernunft¬
wahrheiten mir eine wahre Herabsetzung scheint. Es liegt dabei dieselbe
trockne Ansicht zum Grunde, welche ihn im Aristoteles einen Euklides
der Poesie finden ließ, als ob ein solcher möglich wäre.«

In mehreren Briefen suchte August Wilhelm Schlegel seinen Bruder


zu veranlassen, doch endlich aus seiner Reserve herauszutreten. Dieses
Drängen muß man zu den bereits mit Reimer eingegangenen Verhand¬
lungen hinzunehmen, um den Komplex des Editionsplanes aus den
Jahren 1807—1809 vollständig zu sehen. Aber zur großen Enttäuschung
August Wilhelm Schlegels führten die wiederholten Versprechungen
seines Bruders zu keinem Ergebnis. Dorothea Schlegel hat, im Widerstand
gegen August Wilhelm Schlegels Drängen, die zögernde Seite in Friedrich
Schlegel verstärkt. Sie war ganz entschieden dagegen, daß Schlegel mit
seinen Gedanken an die Öffentlichkeit trat. Sie fürchtete, daß Schellings
Angriffe ihn schließlich doch zur Publikation seiner Philosophie zwingen
würden und Schlegel dann »eben so geschnürt und festgebannt werde als
er (Schelling) selbst ist«. »Geht es nach meinem Sinn«, sagt sie1, »so
kömmt sie als System erst nach seinem Tode heraus.«

In den folgenden Jahren, in denen Schlegel unter anderem durch


mannigfaltige tagespolitische Aufgaben beschäftigt war, hat er den
Plan zur Herausgabe seiner frühen philosophischen Manuskripte keines¬
wegs aufgegeben. Immer wieder kommt er darauf zurück, ohne aber
dieses Vorhaben je zum Erfolg zu führen. So begleiten ihn diese sich
weiterhin vermehrenden Hefte bis zu seinem Tod. Als er im Jahre 1818
auf der Rückreise vom Frankfurter Bundestag in Stuttgart mit Cotta
den Vertrag zur Herausgabe seiner sämtlichen Werke verfaßt, spielt
die »Vollendung meiner philosophischen Hefte« neben den damals im
Vordergrund stehenden Neubearbeitungen der Vorlesungen über die

neuere geschickte und der »Redaktion aller neueren und ältern Kunst¬
aufsätze« ebenfalls eine wichtige Rolle2. Die ursprünglich bei Cotta ge¬
plante Gesamtausgabe wurde jedoch erst in den Jahren 1822—1825 bei dem
Wiener Verleger Jacob Mayer in Angriff genommen. Infolge finanzieller

1 Krisenjahre II, S. 80 ff.


2 Briefe an Cotta II, S. 369. — Der Briefwechsel Friedrich und Doro¬
thea Schlegels 1818—1820, hrsg. von Heinrich Finke, München 1923, S. 215.
LVIII Einleitung

Komplikationen, die zur Auflösung dieses Verlagshauses führten, konnte


diese Ausgabe nicht über den io. Band hinausgeführt werden. Nach
den Angaben Jakob Minors1 befindet sich im sechsten Band dieser Ge¬
samtausgabe, der in der Wiener Universitätsbibliothek liegt, eine Ver¬
lagsankündigung, welche folgende Bände noch in Aussicht stellt:

Vermischte Schriften — ästhetische und literarische Aufsätze •— philo¬


sophische Lehrjahre, kleine philosophische und historische Schriften —
Geschichte der neueren Zeit.
Im Jahre 1828 hat sich Schlegel, bereits von Todesahnungen erfüllt,
abermals mit der Veröffentlichung dieser philosophischen Manuskripte
beschäftigt. Zu dieser Zeit hatte er bereits mit den großen philosophischen
Vorlesungen seiner Alterszeit begonnen. Die Philosophie des Lebens

war schon im Druck erschienen. Aber Schlegel sah durch diese umfassen¬
den Darlegungen seine frühen philosophischen Hefte keineswegs als
überflüssig gemacht an. Diese Vorlesungsreihen waren selbst als ein
siebenfacher progressiver Zyklus aufgebaut. Neben den schon in Wien
gehaltenen Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte und die
Philosophie des Lebens und den für Dresden geplanten Vorlesungen
ÜBER DIE PHILOSOPHIE DER SPRACHE UND DES WORTES hatte er für
München, Bonn und Berlin weitere Vorlesungen über die Schöpfung, den
Zeitgeist und das Weltgericht geplant2, die von einem universalen
»System der gesamten christlichen Philosophie« gekrönt w'erden sollten,
unter dem speziellen Thema der »Einheit und Vereinigung«3. Mitten aus
diesem gewaltigen Projekt riß ihn der Tod. Aber wie Körner mit Recht
bemerkt4, würden wir selbst mit der Vollendung dieses Planes sein philo¬
sophisches Hauptwerk noch nicht besitzen: »Als solches schwebte ihm
bis ans Ende jenes auto-noographische Unternehmen der philosophischen
Lehrjahre vor, einer dokumentarischen Beschreibung von Aus- und
Fortgang seiner bezüglichen Studien und Erkenntnisse.« Dies zeigt sich
in einem Brief vom 24. Juli 1828 aus Wien, in dem Schlegel Christine von
Stransky den Plan einer Neuausgabe seiner sämtlichen Werke näher
entwickelt und im Anschluß an seine Darlegungen über die erste, histo¬
risch-politischen Schriften gewidmete Abteilung fortfährt5:

1 Friedrich Schlegel, Seine prosaischen Jugendschriften, hrsg. von


Jakob Minor, Bd. II, Wien 1882, S. XI.
2 Friedrich Schlegels Briefe an Frau Christine von Stransky, hrsg. von
M. Rottmanner, Bd. II, Wien 1911, S. 319 ff.
3 Friedrich Schlegels Briefe an Frau Christine von Stransky, II, S. 327.
4 Neue philosophische Schriften, S. in.
5 Friedlich Schlegels Briefe an Frau Christine von Stransky II, S. 332.
Pläne zur Veröffentlichung der philosophischen Lehrjahre LIX

»Alle frühem philosophischen Bruchstücke, Fragmente, Rezensionen,


und alles was sonst dahin gehört — gedruckt und ungedruckt — macht dann
eine zweite Abteilung. Eine zusammenhängende Darstellung meines innren
philosophischen Suchens, die ich mir sonst unter dem Namen von philo¬
sophischen Lehrjahren gedacht habe, bildet das wichtigste Stück in dieser
Abteilung oder den Mittelpunkt des Ganzen.«

Diese Pläne wurden durch den Tod zunichte. Als Schlegel im Januar
1829 in Dresden, dem Ort seines jugendlichen Beginnens, plötzlich
starb, stand Dorothea vor der schweren Verpflichtung, den philosophi¬
schen und literarischen Nachlaß Schlegels zu betreuen. Sie wandte sich
an Tieck, an August Wilhelm Schlegel und Steingaß um Unterstützung
und fand schließlich in dem Bonner Professor C. J. H. Windischmann
einen Bearbeiter, der auch speziell für die Herausgabe der philoso¬
phischen Manuskripte geeignet erschien. Windischmann wurde der noch
erhaltene Teil des nach Schlegels Tod vielfach zerstreuten philosophi¬
schen Nachlasses übermittelt. Von diesen philosophischen Manuskripten
gab Windischmann den Kölner Vorlesungen von 1804—1806, die schon
Schlegel als Grundlage für sein »System der Philosophie« vorgeschwebt
hatten, den Vorzug. Er veröffentlichte diese Vorlesungen vollständig
in zwei Bänden und druckte im Anhang zu dieser Ausgabe aus den
Notizheften eine Auswahl ab. Windischmann war sich darüber im
klaren, daß er auf Wesentliches Verzicht geleistet hatte. In der Vor¬
erinnerung zum zweiten Band sagt er1:

»Indessen ist außerdem noch so vieles übrig, was in Bezug auf Dogmatik,
Exegese des A. und N. Testamentes und christliche Moral, so wie auf philo¬
sophische Kritik, christliche Naturphilosophie und Metaphysik von so reel¬
lem Interesse ist, daß es mir leid tut, für diesen Augenblick nichts davon
mitteilen zu können; es soll aber am guten Willen hiezu nicht fehlen, wenn
sich Gönner und Freunde eines solchen weiteren Unternehmens finden.
Übrigens muß noch bemerkt werden, daß unter diesen Fragmenten, beson¬
ders aus den spätesten Jahresheften, eine ansehnliche Zahl von einem In¬
halt ist, der erst nach gegenwärtigen Mitteilungen richtig verstanden werden
dürfte, da in vielen ausführlichem Fragmenten, die fast kleine Abhandlungen
zu nennen sind, die höchsten Interessen des religiösen und politischen Lebens
der Gegenwart und Zukunft mit scharfem und tiefem Blick aufgefaßt und
mit divinatorischem, ja nicht selten mit prophetischem Geist durchforscht
sind, wozu denn eben ein vertraulicherer Umgang mit den frühem und
spätem Studien und Arbeiten Friedrich Schlegel’s vorausgesetzt wird.
Nähme man dann bei etwa fortzusetzenden Mitteilungen den historischen
und politischen Nachlaß noch hinzu, so würde nicht bloß der Reichtum
dieses Geistes, sondern auch die Besonnenheit und Klarheit in Behandlung
desselben und insbesondere auch die Sachkenntniß in Beziehung auf die

1 Windischmann II, S. V f.
LX Einleitung

großen Fragen, welche jetzt die Welt bewegen, bei allen Billigen und Ge¬
rechten Anerkennung finden.«
Das öffentliche Interesse, von dem Windischmann weitere Publika¬
tionen aus Schlegels philosophischen Manuskripten abhängig gemacht
hatte, ist nicht ausgeblieben. Im Jahre 1846 erschien eine zweite Auflage
dieser Vorlesungen und Fragmente. Windischmann war jedoch kurz
nach Erscheinen des zweiten Bandes gestorben. Nach seinem Tod
gingen die ihm zur Verfügung gestellten Manuskripte dann an die Familie
Dorothea Schlegels zurück. Im Jahre 1878 hat eine Enkelin Dorothea
Schlegels, Franziska von Longard, geborene Veit, aus Sigmaringen, einen
großen Teil der Schlegelschen Manuskripte, darunter auch die hier
veröffentlichten zwölf Hefte der philosophischen Lehrjahre der Görres-
gesellschaft übergeben1. Aber auch hier hatten dieHandschriften zunächst
kein glückliches Geschick. Sie gerieten in Verschollenheit, und ihr Besitz
wurde von der Görresgesellschaft, u. a. in einer heftigen Polemik zwischen
Heinrich Finke, dem damaligen Präsidenten der Görresgesellschaft, und
Emst Robert Curtius2, zunächst bestritten. Alois Dempf hat die von
Franziska von Longard überlassenen Manuskripte und damit auch die
zwölf Hefte der philosophischen Lehrjahre nach dem zweiten Weltkrieg
wiederentdeckt und in den Besitz der Görresgesellschaft zurückgeführt.

ZUR EDITIONSTECHNIK
Obwohl sich Schlegel seit dem Sommer 1805 intensiv mit der »Sichtung
und Bearbeitung der so sehr angehäuften Materialien« seiner philo¬
sophischen Lehrjahre beschäftigt hat, um sie im Verlag Reimer heraus¬
zugeben, können diese in den Kölner Jahren neubearbeiteten Hand¬
schriften noch nicht als das Druckmanuskript angesehen werden, das
er zur Ausführung seines damaligen Vorhabens dem Verleger übergeben
wollte. Diese Arbeit war offensichtlich nur eine erste Bestandsaufnahme
des in Frage kommenden Materials, die in einem zweiten Akt in jene
Form der Schlegelschen Fragmente gebracht worden wäre, durch die
auch die anderen Veröffentlichungen aus dem »Materialienmagazin«
seiner Hefte bestimmt sind und die Schlegel mit der Definition umrissen
hat: »Ein Fragment muß gleich einem kleinen Kunstwerk von der um¬
gebenden Welt ganz abgesondert und in sich selbst vollendet sein wie ein

1 Josef Körner, Neue philosophische Schriften, S. 334 ff.


E. R. Curtius, Friedrich Schlegel und Frankreich (Zeitschrift für fran¬
zösischen und englischen Unterricht Bd. 31, 1932, S. 6, Anm. 1); Kölnische
Volkszeitung vom 26. September 1931 und 28. Februar 1932, Sonntagsbei¬
lagen.
Zur Editionstechnik LXI

Igel«. Dieser Tatbestand wird durch den weiteren Verlauf der Editions¬
verhandlungen, wie auch durch den Charakter der Handschriften be¬
stätigt, die, schon wegen der in ihnen verwandten Abkürzungen, noch
keineswegs als das von Schlegel vorgesehene Druckmanuskript be¬
trachtet werden können. Ferner erstreckte sich die damalige »Sichtung
und Bearbeitung«, wie Schlegel selbst bestätigt, nur auf die ersten Hefte.
Diese Aussagen der Manuskripte sucht unsere Edition wiederzugeben,
in der, nach den Regeln dieser Ausgabe1, die ursprüngliche Schreibweise
beibehalten ist. Als Windischmann in den Jahren 1836/37 seine Auswahl
aus diesen Fragmenten veröffentlichte, löste er die Siglen und mannig¬
faltigen Abkürzungszeichen Schlegels stillschweigend auf. Diesem Ver¬
fahren wurde hier auch in eindeutigen Fällen nicht gefolgt; die voll¬
ständige Beibehaltung dieses originellen Abkürzungssystems mit seinen
griechischen und mathematischen Zeichen erscheint für den Charakter
der Schlegelschen Texte von Wichtigkeit. Die Auflösung dieser Zeichen
erfolgte in eckigen Klammern []. Nur wenn das Wort und durch den
Buchstaben u gekennzeichnet ist, wurde diese Abkürzung stillschweigend
aufgelöst. Die Auflösungen konnten meistens mit apodiktischer Gewi߬
heit vorgenommen werden, manchmal nur mit dem Grad der Wahr¬
scheinlichkeit, selten erhoben sich komplizierte Zweifelsfälle. Bei den
schwierigen Ergänzungen wurde, im Falle der Wahrscheinlichkeit,
die wahrscheinlichste Lösung angegeben, bei unüberwindlichen Zweifeln
wurde auf die Auflösung überhaupt verzichtet. In diesen Fällen nennt
der Kommentar die in Frage kommenden Möglichkeiten.
Schlegels Randbemerkungen und Zusätze zum Haupttext sind durch
spitze Klammern 0 kenntlich gemacht. Die durchstrichenen Wörter
und die damit zusammenhängenden Textvarianten sind im Kommentar
angegeben. Auch alle weiteren Beobachtungen und Feststellungen, die
für den Text von Wichtigkeit sind, Auskünfte über Unterschiede im
Schriftbild, wie sie durch die Verschiedenheit des Papiers, der Tinte oder
durch Schriftzüge aus verschiedenen Lebensepochen herrühren können,
sind in diesen textkritischen Kommentaranmerkungen enthalten.
Weitere Ergänzungen des Herausgebers, die durch eckige Klammern
gekennzeichnet sind, bilden die Numerierungen der zwölf Hefte durch
römische Ziffern. Sie sollen dazu beitragen, das Zitieren der Texte zu
erleichtern. Diese römischen Ziffern sind zur besseren Übersicht auf
den linken Kolumnentiteln reproduziert. Die rechten Kolumnentitel
nennen die Zwischentitel, mit denen Schlegel einzelne Abteilungen seiner

1 Vgl. KA XI, Vorbemerkung.


LXII Einleitung

Fragmente überschrieben hat. Diese Zwischentitel enthalten oft wichtige


Angaben über den Ort, die Zeit oder die näheren Umstände bei der
Konzeption der unter ihnen begriffenen Fragmente. Auch diese rechten
Kolumnentitel sollen dazu beitragen, die Übersicht über die Abfolge der
einzelnen Fragmente zu erleichtern.
Bei den ersten fünf Heften erhob sich die Notwendigkeit, die ohne
Abschnitte aufeinander folgenden, oft nur durch Gedankenstriche ge¬
trennten Fragmente voneinander abzuheben. Dies Verfahren der Ab¬
trennung der einzelnen Fragmente weist über die Editionen Hans
Eichners, Josef Körners und Windischmanns bis auf Schlegel selbst
zurück. Schlegel hat seine Fragmente nicht allein in den gedruckten
Veröffentlichungen, sondern auch in den meisten Manuskripten von¬
einander abgehoben. Die Hefte I—V, die seine »Sichtung und Bearbeitung
der so sehr angehäuften Materialien« enthalten, stellen eine Ausnahme
dar. Die einzelnen Fragmente wurden heftweise mit arabischen Ziffern
numeriert. Zweifelsfragen, die hierbei auftauchten, mögliche Beziehungen
der Fragmente untereinander, auch wenn sich diese über die Reihenfolge
hinaus erstrecken, sind ebenfalls in den Kommentaranmerkungen be¬
handelt.

Hiermit bildet der Kommentar einen wesentlichen Teil dieser Aus¬


gabe. Neben den erwähnten textkritischen Bemerkungen sucht der
Kommentar auch ideengeschichtliche und biographische Zusammen¬
hänge zu erschließen, die für den Text von Wichtigkeit sind, und weist
darüber hinaus nach dem von Josef Körner begründeten Verfahren
Konkordanzen mit anderen Werken Schlegels nach.

Die Register sind nicht nach Seitenzahlen, sondern nach den ara¬
bischen Ziffern der Fragmente und den römischen Ziffern der Hefte
erarbeitet.

ZUR EDITION DER BEILAGEN

Wie aus dem von Dorothea Schlegel angefertigten Verzeichnis der


nachgelassenen Schriften Schlegels hervorgeht, sind die uns überlieferten
12 Hefte der Philosophischen Lehrjahre der Rest einer ursprünglich
reichhaltigeren Manuskriptensammlung zu diesem Thema. Aber neben
den 12 Heften, die dieser Gruppe von Handschriften zugehören, sind
weitere Texte und Manuskripte philosophischen Inhalts von Schlegel
überliefert, die zum Teil in der oben aufgeführten Zusammenstellung
seiner philosophischen Notizhefte nicht enthalten sind, zum Teil auch
im Nachlaß Verzeichnis nicht erwähnt werden, die jedoch sachlich dem
Zur Edition der Beilagen LXIII

Komplex der philosophischen Lehrjahre zugehören. Zu diesen Manu¬


skripten mit kleineren Sammlungen philosophischer Fragmente und
Entwürfen zu philosophischen Studien treten auch posthume Veröffent¬
lichungen philosophischer Schriften Schlegels hinzu, von denen die
Originalmanuskripte verloren sind.
Diese in sich sehr mannigfaltige Gruppe von Manuskripten und
Texten wurde in die Edition der philosophischen Lehrjahre mit auf¬
genommen. Da diese Texte jedoch nicht ursprünglich unter diesen Titel
fallen, wurden sie den Haupttexten als Beilagen beigegeben. Sie sind
in zeitlicher Reihenfolge beigeordnet und, wie die 12 Hefte der Lehrjahre,
mit römischen Ziffern bezeichnet. Die Fragmente dieser Beilagen sind
mit arabischen Ziffern numeriert. Es handelt sich hierbei im einzelnen
um folgende zwölf Manuskripte:

Beilage 1. [Philosophische Fragmente 1796]. — Das Manuskript


entstammt dem Besitz der Görresgesellschaft. Es ist offensichtlich das
Überbleibsel eines Heftes, dessen erste Seiten fehlen und das absichtlich
auseinandergetrennt wurde, um bestimmte Blätter herauszulösen. Das
Format beträgt 17 x 20,5 cm. Als Zeit der Niederschrift ergibt sich
aus den behandelten Themen und Werken mit aller Wahrscheinlichkeit
das Jahr 1796. Die in diesen Manuskripten enthaltenen Fragmente
können keineswegs, wie bei den ersten fünf Heften der philosophischen
Lehrjahre, als Zweitschrift angesehen werden. Offensichtlich handelt
es sich um eine ursprüngliche Niederschrift. Es haben sich keine Indizien
nachweisen lassen, die die Vermutung stützen könnten, daß dieses
Manuskript jenes Heft »ohne Umschlag« sein könnte, das unter den
verschollenen Heften Zur Philosophie aus den Jahren 1796/97 in der
sechsten Abteilung des Nachlaß Verzeichnisses aufgeführt ist1. Bei der
Edition dieses Manuskriptes wurden dieselben Grundsätze wie bei der
Edition der 12 Hefte der philosophischen Lehrjahre angewandt.

Beilage 11. Aus der ersten Epoche. Zur Logik und Philosophie. 1796
(in Jena). — Das Manuskript dieser Fragmente ist verschollen. Sie
wurden von Windischmann im Zusammenhang seiner Auswahl aus den
philosophischen und theologischen Heften Schlegels als »Fragmente einer
kleinen Abhandlung, nur zur Probe« herausgegeben: Friedrich schle-

GEL’s PHILOSOPHISCHE VORLESUNGEN AUS DEN JAHREN 1804 BIS 1806.


NEBST FRAGMENTEN VORZÜGLICH PHILOSOPHISCH-THEOLOGISCHEN IN¬

HALTS. Herausgegeben von C. J. H. Windischmann, Bd. II, Bonn 1837,

1 KA XI, S. XVII.
LXIV Einleitung

S. 405—410. Mit dem Zusatz Aus der ersten Epoche ergibt sich ein deut¬
licher Bezug zu dem Aufbau der philosophischen Lehrjahre, der im
einzelnen im Kommentar nachgewiesen ist. Der hier vorgelegte Text der
Beilage II ist ein unveränderter Nachdruck der Veröffentlichung Win-
dischmanns.

Beilage in. Für Fichte. An die Deutschen. [ 1799]■ — Auch zu diesem


Text ist das Manuskript nicht mehr erhalten. Wir entnehmen ihn eben¬
falls der Edition Windischmanns: Friedrich schlegel's philosophi¬
sche VORLESUNGEN AUS DEN JAHREN 1804 BIS 1806. NEBST FRAGMENTEN
vorzüglich philosophisch-theologischen Inhalts. Herausgegeben
von C. J. H. Windischmann, Bd. II, S. 423—427. Dieser Text ist die
nähere Ausführung zu Schlegels Plan einer Verteidigungsschrift für
Fichte im Zusammenhang des Atheismusstreites von 1799. Wie wir
bereits ausführten, stand Schlegel im Sommer 1799 in Berlin in innigem
Gedankenverkehr mit Fichte, der Anfang Juli die Jenaer Universität
verlassen hatte. »Mit Fichte leben wir sehr innig, angenehm und inter¬
essant«, schreibt Schlegel am 10. August 1799 seinem Bruder1: »Nur hat
er einige Gewohnheiten und Eigenheiten, die uns Zeit oder Geld oder
beides kosten. Auf die kurze Zeit mag es gehn, weil es so schön ist.«
Schlegel machte die Veröffentlichung seiner mehrfach erwähnten Ver¬
teidigungsschrift von einer »gemeinschaftlichen Beratschlagung« ab¬
hängig2, wobei die Überlegung mitgespielt hat, daß die Broschüre es ihm
unmöglich gemacht hätte, im Herbst 1799 nach Jena zu reisen3.

Beilage iv. [Grundsätze zum Werk Platons % 1800J. — Der Text


dieser Beilage gründet sich auf unsere maschinenschriftliche Transskrip¬
tion des im Besitz der Görresgesellschaft vorhanden gewesenen Original¬
manuskriptes, das heute verschollen ist. Die Edition konnte deswegen
nicht nach den textkritischen Grundsätzen vorgenommen werden, wie sie
sonst in dieser Ausgabe angewandt wurden. Diese Studie ist im
Zusammenhang der von Schlegel geplanten Platon-Übersetzung aus¬
gearbeitet, die er am 29. März 1800 im Intelligenzblatt der allge¬
meinen Literaturzeitung, wie auch in Tiecks poetischem Journal
(I, 2, 1800) mit folgenden Worten ankündigte:

»Ich habe mich entschlossen, eine genaue und vollständige Übersetzung


der sämtlichen Werke des Plato herauszugeben, von welcher der erste Band

1 Walzel, S. 426.
2 Walzel, S. 428.
3 Walzel, S. 416 f.; Caroline I, S. 740; Fichtes Leben und literarischer
Briefwechsel II, S. 422 f., S. 425.
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FRIEDRICH SCHLEGEL, ZUR PHILOSOPHIE NRO I.


PARIS, i 8 o 2 JUL.
(Ph. Lj. VI, Nr. 209 ff.)
Zur Edition der Beilagen LXV

zur Ostermesse 1801 im Verlage des Herrn Frommann erscheinen wird.


Warum ich es überhaupt und besonders jetzt nach der Erfindung und Auf¬
stellung der Wissenschaftslehre für nützlich, ja notwendig halte, das Stu¬
dium dieses großen Autors, mit welchem das der Philosophie am schick¬
lichsten angefangen und am würdigsten beschlossen wird, allgemeiner zu
verbreiten, werde ich in einer besonderen Abhandlung, welche das ganze
Werk eröffnen soll, zu entwickeln suchen; daß es auf dem Punkte der Aus¬
bildung, welchem die deutsche Sprache sich jetzt zu nähern anfängt, möglich
sei, diese schwere Aufgabe der Übersetzungskunst aufzulösen, wird am
besten durch die Tat selbst gezeigt werden. Ich darf also nichts mehr sagen,
als daß ich durch die Erklärung des Gedankenganges und Zusammenhanges
nicht nur den Forderungen des Philologen und den Erwartungen des Philo¬
sophen Genüge zu leisten hoffe, sondern auch durch begleitende Anmerkun¬
gen für das Bedürfnis des Laien sorgen werden. Friedrich Schlegel.«

Bekanntlich wurde dieses ursprünglich unter Mitarbeit von Schleier¬


macher geplante Unternehmen später von Schleiermacher allein aus¬
geführt, wobei es zu einer erheblichen Verstimmung zwischen den beiden
Freunden kam. Der hier veröffentlichte Text enthält jenen Entwurf
Schlegels zu einer Ordnung der Platonischen Dialoge, von dem in dem
Briefwechsel mit Schleiermacher seit März 1800 wiederholt die Rede ist.

Beilage v. [Einleitungen zu Parmenides und Phädon ne 1801/027. —■


Diese Beilage vergegenwärtigt weitere Bruchstücke zu dem Vorhaben
der Platon-Übersetzung. Die Manuskripte dieser Einleitungen sind nicht
mehr nachweisbar. Wir entnehmen den Text der zweiten Auflage von
Diltheys Schleiermacherwerk und hegen die Vermutung, daß sich die
Manuskripte in Diltheys Nachlaß befunden haben: leben schleier-
MACHERS VON Wilhelm dlithey, 2. Auflage, Berlin 1922, von H. Mulert,
S. 676—682.
Beilage vi. [Observations sur l’ouvrage de Charles de Villers La Philo¬
sophie de Kant ne 1802/03]. — Die Entwürfe zu diesem Aufsatz fanden
sich in einer Sammlung eigenhändiger Manuskripte Schlegels, die über
Windischmann in den Besitz von Herrn Dr. Ernst Lieber, einem Nach¬
fahren des Kulturpolitiken Moriz Lieber, in Camberg/Taunus gelangt
ist und von ihm zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt wurde. Sie
stehen im Zusammenhang des seit dem Sommer 1802 nachweisbaren
Planes, dem französischen Publikum die Entwicklung der deutschen
Philosophie seit Kant in einem umfassenden Werk darzustellen. Dieser
Plan zeigt deutliche Parallelen zu den kulturvermittelnden Bestiebungen
Charles de Villers, Madame de Staels und Victor Cousins. Er bildet das
Gegenstück zur der in Schlegels Zeitschrift Europa begonnenen Er¬
schließung der französischen Geisteswelt für das deutsche Publikum und

5 Schlegel, Band 18
LXVI Einleitung

findet noch in den Privatvorlesungen vor Madame de Stael vom Winter


1807 über die Transzendentalphilosophie einen Nachklang. Für Schlegel
war dieses Projekt darüber hinaus mit anspruchsvollen kulturpolitischen
Zielsetzungen verbunden. Einem Brief an Tieck zufolge1 beschäftigte er
sich im Jahre 1802 mit dem Gedanken, die Errichtung einer deutschen
Akademie und eines deutschen Nationalinstitutes in Paris zu bewir¬
ken. Zu diesem Zweck nahm er in Paris die Verbindung mit einigen
»Mitgliedern der Commission de l’instruction publique«, insbesondere mit
Cuvier auf2, dem er auch einen diesbezüglichen Vorschlag unterbreitete,
der im 20. Band dieser Schlegelausgabe, im Zusammenhang der politi¬
schen Denkschriften publiziert wird3. Wie Honecker und Jean-Jacques
Anstett erarbeitet haben4, wollte Schlegel die Öffentlichkeit mit dem
französischen Werk auf diese kulturpolitischen Pläne vorbereiten. Die
Aufsatzentwürfe der Beilage VI bilden eine Vorstufe zu diesem Plan
eines umfassenden Werkes über die deutsche Philosophie in französischer
Sprache. Der weitere Zusammenhang mit Schlegels kulturpolitischen
Projekten ist aus den hier entwickelten Gedanken über internationale
Wissenschaftsbeziehungen und über das wissenschaftlich-philosophische
Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich deutlich erkennbar.
Der Aufsatz ist im Entwurf stecken geblieben. August Wilhelm Schlegel,
der den Plan seines Bruders im November 1805 übrigens selbst ausführen
wollte5, nahm das Manuskript dieser Beilage nach dem Tode Friedrich
Schlegels zur Hand und stellte dabei die Verwandtschaft mit den Be¬
mühungen Victor Cousins sofort fest. Er beschreibt es folgendermaßen:

»Diese französisch geschriebenen Blätter enthalten nur Bruchstücke


des ersten Entwurfs von einem Aufsatze über die neuere deutsche Philo¬
sophie, veranlaßt durch die Schrift von Villers [Charles de Villers, La philo-
sophie de Kant ou principe fondamental de la philosophie transcendentale,
Paris 1802], vermutlich im Jahre 1802 oder 1803 geschrieben. Alles liegt in

1 Holtei III, S. 325.


2 Nach einem Brief Schlegels an F. A. Wolf vom 14. Januar 1803 (Neue
Quellen zur Geschichte der älteren romantischen Schule von O. Walzel:
Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien, Wien 1889, 40. Jg., S. 97 bis
102, 485—493).
3 Er wurde von Pierre Reboul im Nachlaß Cuviers entdeckt und ver¬
öffentlicht: Fr6d6ric Schlegel ä Paris. — Projet d’y constituer une acad6mie
allemande (1802) (Revue des Sciences Humaines, Lille-Paris 1952), S. 27—33.
4 Martin Honecker, Eine unbekannte philosophische Abhandlung
Fr. Schlegels (Forschungen und Fortschritte. Nachrichtenblatt der deut¬
schen Wissenschaft und Technik, VIII. Jg., 1932), S. 395 f. — Jean-Jacques
Anstett, La pens6e religieuse de F. Schlegel, S. 131 f.
5 Krisenjahre I, S. 248.
Zur Edition der Beilagen LXVII
Unordnung, ohne Seitenzahlen, es kommen Wiederholungen vor, als wenn der
Verfasser verschiedentlich von neuem angesetzt hätte. Mein Bruder war des
französischen Stils nicht Meister, von einer fremden Hand ist stark hinein
korrigiert. Der Aufsatz war für eine Pariser Zeitschrift bestimmt, wie darin
erwähnt wird. Frau von Schlegel wird ohne Zweifel wissen, ob er wirklich
vollständig ausgearbeitet und gedruckt worden ist oder nicht. In dem ersten
Falle könnte es der Mühe wert sein, diesen konziliatorischen Versuch einer
Mitteilung über die deutsche Philosophie mit dem späteren von Cousin zu
vergleichen. In der vorliegenden mangelhaften Gestalt aber ist er für den
Druck nicht geeignet. A. W. von Schlegel.<<

Das Manuskript besteht aus ursprünglich völlig ungeordneten 41 Sei¬


ten (22 Blättern) im Format 40 x 25 cm, aus deren neuer Zusammen¬
stellung sich ergab, daß es vier verschiedene Ansätze zu dem geplanten
Aufsatz enthält. Nach dieser Neuordnung enthalten die Seiten 1—6 die
letzte und ausgearbeitetste, aber kürzeste Fassung (A); die Seiten 7—20
bringen eine ausführlichere, über den Inhalt des letzten Entwurfs hin¬
ausreichende Darstellung, die vor dieser Letztfassung entstanden sein
muß (B); die Seiten 21—34 stellen den ersten rohen Entwurf dar (C);
die Seiten 35—41 enthalten Zusätze und Verbesserungen einzelner Sätze,
auch von fremder Hand, die sich ausschließlich auf die vorletzte Fassung
(S. 7—20) beziehen (D). Unsere Edition bringt den Text nach A und B,
wobei die Zusätze und Verbesserungen von D einbezogen sind und die
erste rohe Fassung C vollständig im Kommentar wiedergegeben ist. Unser
Text beginnt mit dem vollständigen Abdruck der Seiten 1—6 (A), wo¬
bei die entsprechenden Partien der Seiten 7—20 (B) petit darunter ge¬
setzt sind. Die in den Seiten 1—7 nicht enthaltene Fortsetzung des Auf¬
satzentwurfes wird nach den Seiten 7—20 gedruckt. Die Zusätze und
Verbesserungen der Seiten 35—41 (D) sind durch «» gekennzeichnet, die
Durchstreichungen und die damit zusammenhängenden Varianten sind,
wie üblich, im Kommentar angegeben.

Beilage vli. Zur Physik [ / ],


1802 03 — Das Manuskript zu diesen
Fragmenten besteht aus fünf Doppelblättern im Format 13,5 x 20,5 cm,
die den Titel Zur Physik tragen und fünf einfachen Blättern im Format
17,5 X 21 cm, von denen das erste den Titel Zur Physik trägt, wie im
Kommentar verzeichnet ist. Die Zusammenstellung dieser einzelnen
Blätter, die eigenhändige Manuskripte Schlegels darstellen, erfolgte
durch H[onecker], der sich in der Zeit um 1932 mit diesen, ebenfalls
aus dem Besitz Dr. Ernst Liebers in Camberg/Taunus stammenden
Manuskripten zum Zwecke ihrer Edition beschäftigt hat. Aus dem
Zustand dieses Manuskriptes, das aus ungebundenen Blättern ver-
LXVIII Einleitung

schiedenen Formates besteht, läßt sich begründen, daß es nicht mit


einem der beiden Kölner Hefte Zur Physik (1804, 5, 6) 1806 identisch
ist, die an einer späteren Stelle des Nachlaß Verzeichnisses nochmals als
»eigenhändige Hefte« genannt werden1.

Beilage viii. Zur Philosophie [za 1803/07]. — Auch dieses Manu¬


skript stammt aus dem Besitz Dr. Emst Liebers und weist ähnliche
äußere Merkmale auf wie die Handschrift der Beilage VII. Es handelt
sich um eigenhändige Manuskripte Schlegels, deren Zusammenstellung
ebenfalls durch Martin Honecker erfolgte. Das Manuskript besteht aus
neun Doppelblättern im Format 13,5 x 20,5 cm, die, wie der Kommen¬
tar zeigt, jeweils die Überschrift Zur Philosophie tragen; drei Doppel¬
blättern im Format 10,3 x 16,3 cm; und drei einzelnen Blättern vom
Format der neun großen Doppelblätter. Während sich aus dem Inhalt
der physikalischen Fragmente der Beilage VII als Zeit der Niederschrift
die Pariser Jahre 1802/03 ergeben, scheinen diese philosophischen Frag¬
mente der Beilage VIII einen ausgedehnteren Zeitraum zu umspannen
und in die Kölner Epoche hinüberzureichen. Sie enthalten Pläne für die
Zeitschrift Europa (Nr. 79), Notizen zur französischen Literatur (Nr. 92),
an anderen Stellen werden zentrale Themen der Kölner Periode be¬
handelt. Die äußere Form der Blätter kann diese Zuteilung zu einem
mehrere Jahre umfassenden Zeitraum unterstützen.

Beilage ix. Gedanken [ 1808/097- '— Die Fragmente dieses Manu¬


skriptes sind in einem Heft enthalten, das dieselben äußeren Merkmale
wie die Hefte aus der Kölner Epoche der philosophischen Lehrjahre
(IX—XII) aufweist. Es ist ein Besitzstück der Görresgesellschaft. Sein
Format beträgt 19 x 24 cm. Auch dieses Heft ist eigenhändig von
Schlegel beschrieben. Indem sich diese Beilage IX in der Reihenfolge
unserer Anordnung direkt an das Heft Ph. Lj. XII anschließt, zeigt es
auch den weiteren Gang von Schlegels philosophischem Denken, der ja,
da die Jahrgänge 1807 und 1808 verschollen sind, mit dem Kölner Heft
von 1806 II (Ph. Lj. XII) plötzlich abbricht. Dieses Heft ist noch in
Köln im Jahre 1808 begonnen und dann im Jahre 1809 fortgesetzt
worden. Noch unter einem anderen Gesichtspunkt kann dieses Heft die
weitere Entwicklung der Kölner Gedankenwelt und ihre Ausweitung
durch die Behandlung neuer Probleme verdeutlichen. In Köln setzt
Schlegels Beschäftigung mit der Geschichtsphilosophie, der Geschichts¬
forschung, insbesondere auch seine Zuwendung zur österreichischen

1 KA XI, S. XIX, S. XX.


Zur Edition der Beilagen LXIX

Geschichte ein, die in der Anlage entsprechender Hefte ihren Aus¬


druck findet. Eine biographische Parallele zu der Beschäftigung mit
dieser neuen Themenwelt zeigt sich in Schlegels Aufbruch von Köln
nach Wien im Jahre 1808. Hier trat er in den österreichischen Staats¬
dienst ein. Als im Jahre 1809 der Feldzug gegen Napoleon erfolgte, ge¬
hörte Schlegel zum engeren Stab des Erzherzogs Karl, und die Teil¬
nahme an diesem Feldzug führte ihn bis nach Ungarn. Das in Köln
begonnene Heft hat Schlegel offensichtlich bis nach Ungarn begleitet,
wie zahlreiche Bemerkungen zur ungarischen Kulturgeschichte gegen
Ende des Manuskriptes zeigen. Das sich manchmal bekundende For¬
schen nach sächsischen Spuren in diesem Land diente übrigens nicht
allein einem kulturhistorischen Interesse, sondern steht auch im Zu¬
sammenhang der Ahnenforschung, die später zur Erneuerung des Schle-
gelschen Adelsprädikates führt. So zeigt dieses Heft die Metamorphose
oder die Ausweitung der philosophischen Lehrjahre in das Gebiet der
Geschichte und Politik. In der hier vorherrschenden Verschlingung
der Themen Philosophie, Poesie und Literatur, Geschichte und Politik,
verdeutlicht es allgemein die Wandlungen des Schlegelschen Denkens
seit 1808.

Beilage x. Zur Philosophie und Theologie 1810—1818. — Die Weiter¬


führung der eigentlich philosophischen und theologischen Gedankengänge
Schlegels von 1807—1828 ist, wie schon erwähnt, in 42 eigenen Heften
entwickelt, die den Titel Zur Theologie und Philosophie bzw. Zur Philo¬
sophie und Theologie tragen, aber verschollen sind. Wie wir bereits dar¬
legten, ist es zweifelhaft, ob diese Schriftenreihe noch unter den Titel
der philosophischen Lehrjahre fällt. Wären diese Hefte erhalten, so
müßte ihre Edition wahrscheinlich in einem eigenen Zusammenhang
erfolgen. Da aus diesen Heften aber nur die kurzen Auszüge Windisch-
manns erhalten sind, fügen wir diese Auswahl als weitere Beilage den
philosophischen Lehrjahren an. Sie stellt einen unveränderten Abdruck
aus Windischmann dar: Friedrich schlegel’s philosophische Vor¬

lesungen AUS DEN JAHREN 1804 BIS 1806. NEBST FRAGMENTEN VOR¬

ZÜGLICH philosophisch-theologischen Inhalts. Herausgegeben von


C. J. H. Windischmann. Bonn 1836/37, Bd. II, S. 454—523. Die ein¬
zelnen Fragmente sind mit arabischen Ziffern numeriert.

Beilage xi. [Notizen zum Neuen Testament]. ■—- In diesen Problem¬


kreis des durch die christliche Theologie bestimmten Denkens fallen
auch die Notizen dieser Beilage, deren Originalmanuskripte dem Besitz
LXX Einleitung

Dr. Ernst Liebers entstammen. Sie bestehen aus 7 Blättern im Format


13,5 X 20,5 cm und 2 Blättern vom Format 23,5 x 18,5 cm mit der
Überschrift Schema zur Uebersicht der Apokalypse. Ein genauer Zeit¬
punkt ihrer Niederschrift war nicht zu ermitteln. Schrift und Themen¬
stellung sprechen für das letzte Beben sjahrzehnt.

Beilage xii. [Über die Endzeit der Geschichte. 1824—1828]. Diese


Beilage besteht aus drei kurzen Texten, die den geschichtsphilosophischen
und geschichtstheologischen Aspekt dieser späten Eebensjahre ver¬
deutlichen. Möglicherweise handelt es sich hierbei um Fragmente aus den
verschollenen Heften Zur Philosophie und Theologie. Die beiden ersten
Bruchstücke sind nicht von Schlegel eigenhändig verfaßt. Wir ent¬
nehmen sie den Notizbüchern Dorothea Schlegels, die sich in unserem
Besitz befinden. Dorothea Schlegel hat hierin ihr besonders teuer er¬
scheinende Bemerkungen anderer Autoren aufgezeichnet, darunter auch
die beiden hier wiedergegebenen Ausführungen Schlegels. Das dritte
Bruchstück ist eigenhändig von Schlegel verfaßt. Es findet sich auf einer
offensichtlich aus einem Heft, möglicherweise aus einem Heft Zur Philo¬
sophie und Theologie herausgetrennten Blatt (23,5 x 18,5 cm), das in
unserem Besitz ist und eine Vision über die endzeitliche Bestimmung der
Kirche darstellt.
[i] PHILOSOPHISCHE FRAGMENTE
Erste Epoche. I.
[1] seelig. — Wie d [er] Eklektiker ihn verlacht, so verachtet ja annihilirt er ihn.
Er kann es d [em] Eklektiker vollauf beweisen, daß er auf d [em] cp [philo¬
sophischen] Gebiet = o ist, wie er selbst freilich] auf d[em] Technischen
und Historischen = o ist. Den Skeptiker kann er leicht dadurch zum
Stillschweigen bringen, daß er ihm zeigt er widerspreche sich seihst,
welches sehr leicht zu zeigen. — Freilich wird dadurch d[er] Verdacht
d [er] Wechselvernichtung nicht gehoben. Da er aber, wenn er consequent
ist, die Mittheilung s. [eines] Systems für höchst gleichgültig hält und es
ganz zufrieden ist, im technischen und historischen Gebiete = o zu sein,
da er in s. [einem] Innern = [unendlich] ist; so kann ihn das nicht stören,
aber wohl d[en] Eklektikern Waffen in d.[ie] Hand geben, ihren Vorwurf
d[es] Unsinns, d. [er] nur aus ihrem Unvermögen entspringt, durch skep¬
tische Gründe zu rechtfertigen. Außer d[em] Verhältniß d[er] Wechsel¬
erzeugung findet auch noch das d. [er] Wechselvernichtung zwischen d[en]
drei Abarten Statt. —

[2] Hat man d [ie] Erlaubniß etwas Unbedingtes willkührl [ich] zu setzen; so
ist nichts leichter als alles zu erklären. Der Mystiker erreicht daher wirk¬
lich d[en] positiven Theil der philosophischen Aufgabe. Das hat niemand
so gut begriffen als die Griech. [ischen] Sophisten und d [ie] neuern Mysti¬
ker und unter ihnen Fichte. — Dieß ist ein neuer Grund warum d. [er]
My[stizis]mus unheilbar ist. Er hat eigentlich] durchaus kein Interesse für
das Technische und Historische. Bringt ihm aber was ihr wollt aus diesem
Gebiete um ihn in Verlegenheit zu setzen oder stutzig zu machen und zu
einer Bekehrung vorzubereiten; er wird lächeln und alles kinderleicht
durch seinen Talisman erklären, lösen — vernichten. Er ist eigentlich]
s. 2 Pabst in s. [einem] Gebiete, und | hat d [ie] unfehlbare Macht, Himmel und
Hölle durch s. [einen] Schlüssel zu öffnen und zu schliessen. Das ist
inconsequent an Fichte, daß er sich für d [ie] Verbreitung seiner 90 [Philo¬
sophie] interessirt.

[3] Jakobi ist ein empirischer Mystiker. Er hat ausgedient. Sein cp [philo¬
sophisches] Verdienst war, Fichte’n veranlaßt zu haben.

[4] Bei philosophischem Vermögen — absolutes Wissen — führt der Ek¬


lektizismus] und der ax[Skeptizismus] zum Mystizism; der Abgrund
in d[en] alles versinkt. —
4 [I] Philosophische Fragmente Erste Epoche. I.

[5] Die Ismen sind unheilbar, aber der M[ystiker] E[klektiker] Skeptiker
kann geheilt werden <der Mystiker selbst heilbar durch Interesse am
Technischen und Historischen >, durch Inconsequenz und dann durch
Progreßion ein Philosoph werden.

[6] Die drei Abarten vernichten sich nicht nur gegenseitig sondern auch jede
selbst. Daß der consequente Skeptiker mit Stillschweigen und Nicht¬
denken endigen müßte = o, versteht sich von selbst. — Er müßte auch
aufhören zu widerlegen, weil er s. [ich] selbst widerspricht, es nicht d[er]
Mühe werth achten, aus Zwecklosigkeit — oder vielmehr auch wissen daß
er nur Widerlegbares widerlegen kann. — Die Mystiker endigen mit
dumpfem Hinbrüten in s. [ich] selbst. — Der empir [ische] Eklektiker
widerspricht sich selbst dadurch, daß er philosophiren will, also unbegränzt
wissen und doch mit einer Gr änze d [es ] Wissens anhebt. Er behauptet etwas
Widersprechendes; eine absolute sich selbst setzende Gränze d [es] Wissens,
da die Gränze doch nur aus d [em] Unbedingten entspringen kann.

ZUR WISSENSCHAFTSLEHRE 1796. 2.

[v] Die aller consequentesten crx [Skeptiker] My[stiker] Empiriker sind also
die welche wirklich und in der That aufhören zu philosophiren. Der ächte
s. 3 Mystiker will seine Meinung gar nicht \ mittheilen, bis zur Vernichtung
d [er] Humanität, die dann aber doch in d [en] Bessern d [en] Sieg davon
trägt. Fichte ist so sehr cpa [Philosoph] als es d [er] Mystiker nur sein kann.
Der Selbstvernichtung d [er] drei logischen Krankheiten muß die Selbst¬
erzeugung gegen über stehn. Vom Mysticism ist es klar, daß er s. [ich]
selbst erzeugt. Sein wesen und auch sein anfan g ist d [as] willkührl[iche]
Setzen d [es] Absoluten. Des consequenten Eklektizismus Wesen und
Anfang ist d[as] willkührl [iche] Vernichten d[es] Absoluten cUnbegränz-
ten> — das willkührl [iche] Setzen einer absoluten Gränze. —

|8] Läßt sich d [er] Empiriker aufs Philosophiren ein, so kann er gegen d [en]
Mystiker nicht Stich halten. Das willkührl [iche] Setzen eines Wider¬
spruchs hat er mit ihm gemein — sein Widerspruch ist noch gröber,
gleichsam ein Widerspruch in der zweiten Potenz, ja er setzt eine Vielheit
von Widersprüchen. —

id Der Mystiker setzt nur einen Widerspruch, freiwillig zugebend daß es


ein solcher sei; der Empiriker eine unbestimmte Menge und d [er] Skeptiker
eine unendl. [iche] Menge, ein e Allheit von Widersprüchen. — Also ist d [er]
Zur Wissenschaftslehre 1796. 2.
5
Mysticism unter allen Rasereien die mäßigste und d [ie] wohlfeilste. —
Des crx [Skeptizismus] Wesen und Anfang ist das Setzen einer unend-
1. [ichen] Menge von Widersprüchen, was durchaus nur willkührUch sein
kann. —-

[10] Die drei Abarten mag man im Gegensatz des Kriticismus auch Dogma¬
tismus nennen. Fichte ist ein Dogmatiker und Kant ein halber Kritiker.

[11] Die Mystiker sind es eigentl [ich], von denen wir jetzt die cp [Philosophie]
lernen müssen. —

[12] Spinosa der beste uns bekannte Mystiker vor Fichte. —

[13] Der Mystiker ist freier als der crx [Skeptiker] und Emp [iriker]; er erzeugt
seinen Widerspruch; jene lassen sich denselben gehen — das ist Wider¬
sprach] in der dritten Potenz — es ist ein positiver Widerspruch. — |
s. 4 Der Emp. [iriker] baut auf d[ie] Leere, auf negative Widersprüche. —
Der Mystizismus] auch die nüchternste und solideste aller Rasereien,
wie d [ie] mäßigste. —

[14] So wie nur Ein System und nur Eine Philosophie, so gibts auch nur
EINE METHODE. —

[15] Alle drei haben ihre eigne Sprache und doch protestiren alle drei crx
[Skeptiker] Emp [iriker] My[stiker] gegen die Terminologie. Der Empiri¬
ker aus Unvermögen und weil er das Absolute für eine leere Abstraction
hält. Der crx [Skeptiker] aus Protestantismus und Bestimmungslosigkeit
und d[er] ächte Mystiker aus Haß d[es] Buchstabens. Der My [stiker] hat
es wie wohl auf andre Art nur mit Anschauung zu thun, haßt nicht nur
d[en] Buchstaben sondern auch d[en] Begriff .Apologie d[ es ] Buchstabens,
d. [er] als einziges ächtes Vehikel d[er] Mittheilung sehr ehrwürdig ist.—

[16] Den cp [philosophischen] Geist hat außer d [em] Kritiker nur der Sk [ep-
tiker] und My [stiker]; der Emp [iriker] redet nur Buchstaben ohne Geist,
Worte, spielt mit Formeln. Die Mystiker sind <nie> beständig, <Act des>
Annihilirens oder Apotheosirens. —- Gott = •§:-£ = o. Gott = Himmel.

[17] Unter d [en] Eklektikern behauptet Voltaire gewiß einen sehr hohen
Rang. —

[18] Das Gegebne womit d[er] 9a[Philosoph] anfängt, ist; Ich strebe nach
Allheit d[es] Wissens. — Wer dieß nicht thut d[er] ist nicht nur kein
9 [Philosoph] sondern er philosophirt auch gar nicht mehr. —

[19] Die Mystiker hassen alle Eintheilung als Schranke. In der Wissenschafts-
1 [ehre] ist ihr eigentl [iches] Gebiet; diese endigt mit d [er] Eintheilung in
verschiedne Vermögen und Wissenschaften. —
6 [I] Philosophische Fragmente Erste Epoche. I.

[20J Die Mystiker sind d [ie] sittlichsten, die antiksten die am wenigst sophisti¬
schen unter allen dreien. —

[21] Hemsterhuys ist ein eklekt. [ischer] Mystiker, aber der einzige | ächte
s. 5 Sokratiker seines Zeitalters. —

[22] Die My[stiker] haben Genie und Neigung am meisten für solche Wissen¬
schaften] die auf Vereinigung hinzielen. — Für die Politik also und für
die Historie — so paradox dieß klingt — müssen sie unter allen am meisten
Stamina enthalten. < Plato’s Beispiel, d[er] ein gewaltiger Mystiker war. >
In d[er] Theologie (Einheit d[es] Ich und d[es] Nicht-Ich) sind s [ie]
Meister. Diese ist aber eigentl [ich] keine eigne Wissenschaft, sondern nur
ein Theil d[er] Wissenschaftslehre. —

[23] Was die Historie betrifft, so ist es mir schon lange klar gewesen daß
Mysticism d [er] Anfang d [er] progreßiven Bildung und eine mystische
Idee, Ziel derselben sei. Nun ist aber die progreßive Bildung eben das¬
jenige wodurch Einheit in d. [ie] Geschichte kommt. —

[24] Xp [Christus] war ein reiner Mystiker. —

[25] In d [er] Form und Materie d [es] Wissens strebt d [er] Mystiker nach ab¬
soluter Einheit. Die Mystiker sind unter einander ganz offenbar mehr Eins
als irgend eine andre Parthei, in allen Welttheilen und in allen Zeitaltern.
Sie heben sich, verstehn sich, errathen sich in einem unbegreifl [ichen] Gra¬
de. Dahingegen haßt ein Eklektiker d[en] andern und d [ie] Skept. [iker]
sind gleichgültig gegen einander. Der ächte My [stiker] verachtet nur den
Ekl. [ektiker aber ohne Bitterkeit d[en] ctx [Skeptiker] verachtet er mit
Mitleid, während die beiden andern ihn hassen und verfolgen. —

[26] Unterschied des Mystikers und des mystischen Sophisten; Jakobi ist ein
solcher. —-

[27] Unter d [en] Scholastikern sind gewiß d [ie] Mystiker die wichtigsten oder
vielmehr d[ie] allein wichtigen. Gute Emp[iriker] und crx [Skeptiker]
lassen sich hier gar nicht erwarten. —

[28] Der Mystiker] ist von d [em] Zustand d [er] übrigen Bildung und andrer
s.6 Wissens[chaften] am unabhängigsten. | Die Emp[iriker] und Eklektiker
verstehen s. [ich] allein aufs Historische und Technische und darum sind
sie am meisten geeignet, wissenschaftliche] Revoluzionen zu stiften._

[29] Auch Pythagoras (durch Verbindung so vieler heterogener Elemente)


Sokrates, Plato, Aristoteles in einem gewissen Sinne Eklektiker. _

[30] Kant hat einen starken Anstrich von d. [em] gemeinen eklektischen Haß
gegen die Mystiker. —
Zur Wissenschaftslehre 1796. 2.
7
[31] Wenn auch Kant d [er] Stifter d [er] kritischen cp [Philosophie] ist, so waren
doch schon viele Stamina derselben vor ihm besonders in d. [er] clas-
s. [ischen] cp [Philosophie] vorhanden. —

[32] Postulirt man Wissenschaft und sucht nur d.[ie] Bedingung ihrer Mög¬
lichkeit, so geräth man in d [en] Mysticism und d. [ie] consequenteste von
diesem Standpunkte einzig mögliche Auflösung d. [er] Aufgabe ist — das
Setzen eines absoluten Ich — wodurch Form und Inhalt d. [er] absoluten
Wissenschaftsl [ehre] zugleich gegeben wird. —

[33] was kann ich wissen? ist nur die eine Hälfte d [es] Problems; die andre
Hälfte ist; WIE kann ich wissen? —

[34] Die wahre cp [Philosophie] <Grundwissenschaft ein guter Nahme> muß alle
angebliche cp [Philosophie] widerlegen und sich selbst erweisen. —

[35] Was uns die Eklektiker preisend geben, ist oft nichts mehr als das ent¬
seelte Gerippe oder d. [er] faule Bodensatz d [es] zerstörten Mysticismus. —

[36] Die cp [Philosophie] <im eigentlichen] Sinne> hat weder einen Grundsatz,
noch einen Gegenstand, noch eine bestimmte Aufgabe. Die Wissen¬
schaftslehre hat einen bestimmten Gegenstand (Ich und Nicht Ich und
deren Verhältniße) einen bestimmten Wechselgrund und also auch eine
bestimmte Aufgabe. —

[37] Die cp [Philosophie] an sich ist gar keine Wissenschaft — in sofern aber alle
Wissens, [chaften] ein System machen, und cp [philosophisch] behandelt |
s. 7 werden sollen, kann man d [en] Inbegriff derselben auch 9 [Philosophie]
nennen. —

[38] Von d [en] NeuPlatonikern läßt sich viel erwarten. — Für d [en] Vortrag
von d [en] Mathematikern und selbst von d [en] Sophisten die beim Vortrag
am meisten interessirt sind. —

[39] Die Mystiker sind Meister in der Urwissenschaft d. [es] Absoluten. — Daß
d.[ie] Beschäftigung mit d [em] Absoluten sie ganz absorbirt und sie in
d [er] Welt durchaus unfähig macht und ungeschickt ist sehr begreiflich. —-
Sehr unkritisch ists ihre Denkart desfalls bloß pathologisch erklären zu
wollen. Es soll sich einer an logischer Kunst und Kraft messen mit
Spinosa und Fichte! •— Auch in andern nicht so guten Mystikern findet
sich die höchste Strenge und Schulgerechtigkeit. Sie sind also nicht aus
Unvermögen ungeschickt, sondern aus Vermögen. —

[40] Die Mystik trachtet durchaus nach absoluter Einheit. —

[41] Seltsamer Haß in Jakobi gegen d[en] Spinosism. Dieß ist Unvermögen,
ein empirisches Bedürfniß, Furcht. Er ist nicht zufrieden mit dem my-
8 [I] Philosophische Fragmente Erste Epoche. I.

stischen Gott; sondern will noch einen empirischen. Er ist nicht einmahl
ein rechter Mystiker. —

[42] Die Identität d[es] Subjekts und Objekts ein natürlicher Gedanke
d. [es] Mystikers. —

[43] Paradoxon; der ächte Mystiker ist heilig gesinnt und doch ist keine
Gräßlichkeit und keine Niederträchtigkeit, deren er nicht fähig wäre. —

[44] Reinhold hat auch durch sein verfluchtes Popularisiren d [as] Unglück
gestiftet daß die cp [Philosophie] ein Geschrei unter d [en] Nichtphilosophen
erregt hat. —

[45] Wenn die Möglichkeit einer Grundwissenschaft zugegeben wird, so läßt


s. 8 sich a priori beweisen, | daß sie aus lauter Thesen und Antithesen bestehen
muß. Die Widersprüche, d [er] Unsinn d [es] Mystikers ist also ein seichter
Einwurf und kann viel — Sinn haben. —

[46] Alles was Tendenz hat nach absoluter Harmonie —- oder einen harmo¬
nischen Ton ist von mystischer Verwandtschaft z. B. die Weiblichkeit.
Denn ihr Wesen ist innre Gleichartigkeit und Streben nach äußrer
Einheit. —

[47] Die klass. [ische] Alterthumskunde ist eine der den Mystiker lockenden
Wissenschaften. Denn Harmonie ist d. [as] Wesen des class.[ischen] Alter¬
thums. Winkelmann — Hemsterhuys. — Die Liebe, Ehe desgl [eichen]
durch d [ie] absolute Einheit, Vernichtung d[er] Persönlichkeit. —Des¬
gleichen] d[ie] Kunst und ihre Theorie, deren Wesen auch Harmonie ist. —

[48] Alles Göttliche, Würdige, Heilige, Große, Erhabne, Schöne usw ist
aus d[em] Gesichtspunkt des consequenten Empirikers Unsinn. Alles
dieß ist eigentl [ich] mystisch. Mit d [em] Mystischen fällt also auch das
Technische und Historische weg. —

[49] Man muß d [ie] Mystiker in Masse studiren, einer erklärt d [en] andern. —

[5oi Der Glaube daß die Mystik und alle Metaphysik nur ein Spiel mit leeren
Abstractionen und Formeln sei, gründet sich bloß auf den Eklekt [ischen]
Emp. [irischen] Gesichtspunkt. —

[51] Die Thesen und Antithesen d [er] Wissenschaftslehre werden s. [ich] gewiß
fast sämtl [ich] in d[en] Mystikern finden. Die Synthesen dazu zu finden,
dazu gehört skeptischer Geist und polem. [ische] Kraft. —

[52] Auch in der WL. [Wissenschaftslehre] muß die Methode kritisch sein;
das ist Fichte nicht. — Eine kritische Ges. [chichte] d [er] Mystik die beste
Propädeutik d [er] WL. [Wissenschaftslehre]. Die Mystik ist nichts andres
Zur Wissenschaftslehre 1796. 2.

als eine unkritische Wissenschaftslehre. Kants Haß gegen d. [le] Mysti¬


ker Zusammenhalten mit d[er] Berliner Armuth. |

s. 9 [53] Auch die Politik ist eine mystische Wissenschaft — geheime Gesellschaft
pp. —

[54] Die Anwendbarkeit ist eben so wenig ein Kriterium d[er] ächten
9 [Philosophie] wie d [ie] Mittheilbarkeit. Wer sie zum Kriterium macht,
der setzt voraus, daß die 9 [philosophische] Auflösung einer bestimmten
Aufgabe zur Erreichung einer bestimmten Absicht dienen soll; und
widerspricht sich selbst. —

[55] Wahr ist es daß niemand d. [ie] andern Systeme unkritischer behandelt
als die angeblichen Kritiker. —

[56] Empir[isch] eklekt. [ische] Wissens, [chaften] sind jaaE[Mathematik] —


90 [Physik] — [Psychologie] — Histforie] zum Theil und 9X [Philolo¬
gie]. —

[57] Je eklektischer eine Wissenschaft oder ein Denken ist, desto kritischer —
eigentl [ich] desto technischer und historischer; je mystischer desto prak¬
tischer; je skeptischer, desto polemischer. —

[58] Der Skeptiker hat kein eigentliches] Gebiet. Es gibt keine skeptische
Wissenschaft. Aber sein Aufenthalt ist in d [er] allgemeinen Einleitung zu
allen Wissenschaften, — in der cpu [Philosophie], und in d[er] Wissen¬
schaft] die das allg. [emeine] Werkzeug aller übrig[en] ist. —

[59] Der Mystiker versteht sich auf Ideen, d. [er] Empiriker auf Anschauung,
der Skeptiker auf Begriffe. Der Gegenseitige Vorwurf d [er] Leerheit
gehört mit zur Wechselvernichtung. —

[60] Jakobi geht aus von einer empirischen] Foderung und Aufgabe, von
einem besondern Optativ; ist also ein Empiriker, aber ein mystischer.
<Er verdient d [en] Nahmen eines Mystikers nicht. > —

[61] Geschichte d[er] Orden La Trappe, der Karthäuser pp. die mit Still¬
schweigen und o — 9a [Philosophie] endigten. Consequente Mystiker und
Skeptiker. —

[62] Wenn der Eklektiker] nach dem Absoluten strebt, so endigt er mit Ver¬
zweiflung — unendlicher] Leerheit, Ekel, Langeweile. So die bessern
unter d [en] verdorbenen Weltleuten. —

[63] Es läßt sich a priori erwarten, daß es in d [er] pa-9- [Mathematik] <90 [Phy-
sik]> eine Menge eklekt. [ischer] Irrthümer geben müsse; wenn ein skepti-
s. 10 scher | Mystiker diese skeptisch angriffe, so würde er auch die Mathema¬
tiker leicht annihiliren können. —■
IO [I] Philosophische Fragmente Erste Epoche. I.

[64] Die Mathematik ist d [er] Mittelpunkt und d [as] Hauptfeld d [er] Em¬
piriker; da muß man sie angreifen und vernichten! —

[65] Die Ekl [ektiker] und Empiriker sind die eigentl [ich] gefährlichen] Feinde
der 9 [Philosophie], weil sie ihr d[en] Eintritt in d[as] technische Gebiet
verwehren. Diese muß man nicht bloß in Masse sondern einzeln anni-
hiliren. Dieß ist leicht und einfach; indem man zeigt, daß sie gar nicht
philosophiren können; und also nicht wissen was sie wollen, oder daß sie
nicht wollen was sie vorgeben. —

[66] Das Technische beruht auf d [em] Praktischen, das Praktische aber auf
d[em] Absoluten (gegen d.[ie] widersinnige Beschuldigung, d [ie] Mystik
d [es] Widerspruchs zu beschuldigen). Daß aber das Absolute = o '• i —
^ — o — 0 sei kann man ^ ^ gleich zugeben. —

[67] Das willkührl[iche] Setzen d[es] Absoluten haben alle drei Systeme gemein.
Wenn nun der Kriticism unmöglich wäre, so würde d[ie] 917 [Philosophie]
schon um des willen d [en] Mysticism wählen, weil dieser mit Einem
Widerspruch auskommt und alle übrigen Knoten zerhaut (der Künstler
wird freil [ich] d [en] Eklekt [izismus] wählen). —

[68] Kants dürftiges Moralprincip weit unter d[en] Mystikern. —

[69] Mysticism ist d[er] unvermeidliche] Abgrund jeder unkritischen aber


tüchtigen und consequenten 9a [Philosophie]. —

[70] Wenn F[ichte]s System ächter Mysticismus ist, so muß es sich selbst
annihiliren — er weiß auch gar nichts von Gränze, Eintheilung pp. Es
s. 11 fließt alles unaufhaltbar und Schrankenlos in ewigem | Kreislauf fort.

[71] Nicht allein das wirkt. [ich]willkührl[iche] Setzen d[es] Absoluten ist Wesen
des Mystizismus] sondern auch das offne Geständniß dieses Setzens.
ctx[Skeptizismus] und Empirismus] gegen ihn Kindereien. —

[72] In Rücksicht d [er] Anwendbarkeit und Mittheilbarkeit ist der Eklekt [i-
ker] am vorzüglichsten, der Empirik[er] 9a [philosophisch] gründlicher.
Da sie aber beide eigentlich] eine UN Philosophie und technische Anwend¬
barkeit ihr Princip ist, so ist der Eklekt.[iker] d[er] consequenteste. Der
consequente Emp [iriker] endigt mit einer eignen Art My [stizismus]_
Voltaire’s Le bout de tout le monde est rien. —

[73] Die Teleologie (Zwecklehre) nur ein Theil d [er] Historie der Bildungs¬
lehre. —

[74] Eine stete Vervollkommnung auch d [er] leblosen und lebendigen Natur
läßt sich gewiß a priori streng beweisen. Condorcet und Lichtenbergs
Zur Wissenschaftslehre 1796. 2. II

Gedanke, daß sich auch in d[er] leblosen alles je mehr und mehr zum
Frieden neige. —

[75] Eine cpa [philosophische] Streitfrage kann nur vor einem cp [philosophi¬
schen] Richterstuhl ausgemacht, ein cp [philosophisches] Urtheil nur von
einem cp [philosophischen] Richter gefällt werden; diejenigen welche an
d [en] gesunden Menschenverstand appelliren, legen also damit ein öffent¬
liches] Bekenntniß ihrer Unphilosophie ab — oder sie läugnen die Möglich¬
keit d[er] 9 [Philosophie] überhaupt. Aber freil[ich] ist nicht jeder Streit
mit einem cp [Philosophen] über seine cp [Philosophie] philosophisch. —

[76] Der ethische, aesthetische, politische Mensch hat als solcher Rechte gegen
d[en] 9 [Philosophen] und kann s.[eine] Freiheit behaupten. Dieß kann
nur vor dem Foro der hohem ächten Politiker geschehen; denn die
Politik umfaßt d.[ie] Verhältnisse nicht nur d[er] praktischen Indivi¬
duen, sondern auch der praktischen Arten und Gattungen. —

[77] Der Emp[iriker] und Ekl. [ektiker] betrachtet d[ie] Majorität d[es]
gesunden un9 [philosophischen] Verstandes als Richter der xp [Kritiker]
als Zeugen und Indication. —■

[78] Grundsatz der Emp [iriker] das Allgemeingeltende ist allgemein gültig. —
Das Allgemeine in d [er] Aussage d[es] un9 [philosophischen] Verstandes
kann man <nur> durch politische Principien auf suchen und ausmitteln; —
entweder nach d[er] demokratischen Fiction d.[er] Majorität, oder durch
ein aristokrat. [isches] Patriciat — Man muß d[ie] Stimmen zählen
oder wiegen. — |

s. 12 [79] Die Historie theilt sich in d[ie] Zwecklehre und in d.[ie] Bildungslehre.
Den Technism d [er] Natur muß man nicht auf d [as] Menschengeschlecht
übertragen — oder vielmehr auch er gehört in d[ie] Zwecklehre.

[so] Kritik ist d[as] Surrogat d[er] unmöglich] praktischen] Mathematik. Kri¬
tische Methode wäre daher diejenige, deren Princip wäre Totalität (nicht
bloß) d[er] logischen sondern überhaupt der praktischen] Mathematik.-

[81] Selbst die gemeinste Urkunde ist doch noch etwas Histoi isches und in¬
sofern Praktisches. So auch jede grammatische Kleinigkeit; denn die
Grammatik ist eine praktische Wissenschaft. Also selbst was im gewöhn¬
lichen] Sprachgebrauch Kritik heißt, schließt sich hier an.

[82] Anschauliche Construction reiner Begriffe — Schemata Maaßstebe


und Standpunkte zum Messen gibt der prakt. [ischen] Mathem. [atik] die
Historie und NUR sie.

6 Schlegel, Band 18
12 [I] Philosophische Fragmente Erste Epoche. I.

[83] Das Wesen d[es] Dogmatism liegt nicht in dieser oder in jener Meinung;
sondern in d [er] Methode. Jede unkritische Methode ist dogmatisch. Das
Polemisiren ist schon kritisch. Auch das ox [skeptische] und Emp [irische]
Fundament ist ein unkritisches Dogma. —
[84] Wenn es einen Kriticismus giebt, so muß es eine ächte Methode und ein
ächtes System geben, die unzertrennlich sind. — System ist eine durch¬
gängig gegliederte Allheit von wissenschaftlichem] Stoff, in durchgehen¬
der Wechselwirkung und organischem Zusammenhang. — Allheit eine
in sich selbst vollendete und vereinigte Vielheit. —-
[85] ächte Definitionen sind so selten wegen d[es] allgemeinen Mangels an
histor. [ischem] Stoff und kritischem Geist. — Für die Definitionen könnte
also der 9 [Philosoph] von d[en] witzigen Köpfen sehr viel lernen. —
[86] Präcision ist freilich] nicht Sache d[er] Gunst und d[es] Genies, aber
wohl der Blick und Standpunkt. — <Der logische Mathematiker muß
d[as] Augenmaß freilich] nachzählen.> |
s-ib [87] Der Eklektiker] muß das System als Schranke hassen. Statt d[er]
9 [philosophischen] Einheit wird er d[ie] aesthetische wählen. —

[88] Der Roman war von jeher das beste Organ d [er] besten Ekl. [ektischen]
9 [Philosophen] d [er] Modernen. Ekl. [ektische] 9 [Philosophie] im Wil¬
helm] Meister. — Die Eklektische 9 [Philosophie] = Lebensphilosophie. —

[89] Zwischen d[em] activen und passiven Mystiker ist sorgfältig zu unter¬
scheiden; so auch zwischen d [em] mystischen Philosophen und d !em]
mystischen Sophisten. —
[90] Der Mystiker hat Sinn für allen Geist, und haßt wie jeder Virtuose im
Geist d[en] Buchstaben.
[91] Die Methode in d [er] 9 [Philosophie] (nicht in d [er] WL [Wissenschafts¬
lehre]) nach einer erfindenden Methode analytisch in Aufgaben und
Auflösungen fortschreitend.
[92] Der Eklekticism führt zum Indifferentism; Beispiel an Goethe. _
[93] Es läßt sich a priori zeigen, daß crx[Skeptizismus] Empirismus] und
Mystizismus] unkritisch sein müssen. Es sind keine 9[Philosophien
und keine Systeme; sie geben das nur vor zu sein. —
[94] Es gibt noch keinen consequenten ox [Skeptizismus]; wohl d[er] Mühe
werth, einen aufzustellen, ox [Skeptizismus] = permanente Insurrection.
Eklekt[izismus] = Chaos. Mystizismus] = 9[philosophischer] Abgrund
aller Unphilosophie. Scheol. —
Zur Wissenschaftslehre ifg6. 2. 13
[95] Die Einheit, Vielheit, Allheit d [er] Widersprüche in Mystizismus],
Empirismus], crx [Skeptizismus] deuten auf eine Abtheilung a priori —
Genealogie d [er] Irrthümer.

[96] Es muß sich a priori zeigen lassen daß man nichts willkührl [ich] setzen
kann, als d [as] Widersprechende. —

[97] Die provisorische cp [Philosophie] zu d[em] Eklektizismus], —

[98] Die Synthesis läßt sich betrachten als d [as] logische Erzeugniß des logi¬
schen Mannes (Thesis) und der logischen Frau (Antithesis) < Sokrates
[xaieuT>. Die Demonstration ist eine logische Zeugungsgeschichte. Nur die
Synthesis bedarf einer Demonstr [ation]. Alle Thesen und Antithesen
sind unmittelbare Urtheile d. h. analytische Sätze. —
Das Wesentliche d [er] Deduction ist d [ie] Aechtheit d [er] geistigen
Geburth zu legitimiren — nicht bloß zu legalisiren. < (Wichtiger Unter¬
schied d[en] d[ie] meisten Kantianer verkennen.)> |

s. 14 [99] Die dialektischen Umschweife lassen immer Unbefriedigung und selbst


Mistrauen zurück. —

[100] In der cp [Philosophie] ist d [er] Gang durchaus analytisch, in der WL.
[Wissenschaftslehre] synthetisch. In allen andern Wissens, [chaften]
beides zugleich. —

[101] Das Wesen d [er] <p [Philosophie] ist d [ie] Allheit d.[es] Wissens zu
suchen. Darin liegt schon d[ie] Verneinung alles willkührl[ichen] Setzens
(was d [em] Wissen entgegengesetzt) und aller Widersprüche (was d [er]
Einheit und also d [er] Allheit entgegensteht). Also sind ctx[Skeptizismus]
Empirismus] Mystizismus] nur philosophirende Unphilosophie. —

[102] An einer Darstellung des consequenten Eklekticism fehlt es noch wohl


ganz; aber läßt sich eine solche auch von einer fliessenden Gedanken¬
masse geben? —

[103] Mit d [er] dass, [ischen] Alterthumskunde könnte sich d [er] Eklekt. [iker]
doch d [er] cpcr [Philosophie] schon nähern.

[104] Wie d[ie] Mystiker im Vereinen, so sind die crx [Skeptiker] wohlimTrennen
am stärksten. Die Thesen d[er] WL. [Wissenschaftslehre] wird man fast
sämtlich] bei Mystikern finden; die Antithesen bei d[en] ctx [Skeptikern].
Die Synthesen sind Sache d [es] Kritikers. Der passive My [stizis] mus
(Jakobi) gar nicht cpcr [philosophischen] Ursprungs. Der Ekl.[ektizismus]
ist die politische Formation eines 9 [philosophischen] Stoffs. Das Funda¬
ment d [es] passiven Mystizismus] ist Postulat des Absoluten überhaupt;
das des aktiven, Postulat d [es] absoluten Wissens. —
14 [I] Philosophische Fragmente Erste Epoche. I.

[105] Vom crx [Skeptiker] läßt sich erwarten daß er in d [er] dass, [ischen]
9[Philosophie] die höchste Vollkommenheit erreicht habe; weil 9 [philoso¬
phische] Consequenz des crx [Skeptizismus] nur durch vollkommne Con-
sequenz (Classicität) d[es] Charakters d[er] Natur erreichbar ist. —

[106] Alle unsre Skeptiker sind doch nur Emp. [irische] Indifferentisten und
Ekl. [ektische] Skeptiker.
An 9 [philosophischem] Stoff für d [en] Eklekt. [izismus] sind wir unend¬
lich reicher. Aber für die polit [ische] Form und aesthet. [ische] Dar-
s. 15 Stellung sind die Sokratiker immer | noch classische Muster. Auch finden
sich bei ihnen die Anfänge d [es] Kriticism, nicht das Wesen desselben,
aber alle einzelnen Züge und Bestandtheile in kräftiger Vollkommen¬
heit. —

[107] Der Mystizismus] scheint bei d[en] Alten am unvollkommensten ge¬


blieben zu sein. —

[108] Eine feste Terminologie] gehört zum Wesen d[er] xp[Kritik],

[109] Die Mittheilbarkeit und Anwendbarkeit ist d[as] Kriterium d[es] besten
Eklekt [izismus]; d [er] innre Zusammenhang d [er] Mystiker; die pole¬
mische Superiorität d [es] Skepticism.

ZUR PHILOSOPHIE. 1796. 3.

[110] Philosophische Kriterien sind die des Sk [eptizismus] und My [stizismus]


— polemische Ueberlegenheit und innre Consequenz; aber nur wenn
beide absolut und vollendet sind beweisen sie daß die 9 [Philosophie]
wirklich gefunden sei. Die Anwendbarkeit und Mittheilbarkeit sind
eigentlich] auch nicht einmal eine Bestätigung hinterdrein. Denn absolutes
(nicht bloß extensiv, sondern auch intensiv) Wissen bedarf keiner Be¬
stätigung. Und wie könnte man im voraus wissen ob die Wahrheit mit¬
theilbar anwendbar sein würde ? —

[ui] Den gesunden unphilos. [ophischen] Verstand sollte man d [en] technischen
Verstand nennen. —

[112] Der Kritizism ist eine Synthesis der drei falschen (und einseitigen)
Philosophien.

[ns] Die Anwendbarkeit ist ein technisches, die Mittheilbarkeit ein politisches
Princip, dei Kritiker aber soll im logischen Gebiet durchaus nur nach
logischen Gesetzen und Kriterien Recht sprechen. —
Zur Philosophie. 1796. 3. 15

[114] Die Anwendbarkeit auch ein politisches Princip — weil d [ie] Politik
Harmonie d [es] Philosophischen, d [es] Moralischen und Aesthetischen
und niedern Politischen fodert. Die Mittheilbarkeit ist auch ein techni¬
sches Princip, weil alle Technik Mittheilung ist, voraussetzt. —

[115] Die aesthetische Kritik und klassische Alterthumskunde dürfte wohl d. [ie]
eigentliche] Propädeutik d[er] kritischen 9[Philosophie] sein. —

[116] < Nichts ist unsinniger als ein eklekt [isches] Systeme

[117] Krankheitsgeschichte des gesunden Menschenverstandes.—<Wie d[ie]


Lustseuche ist sie übers Meer gekommene |

s. 16 [118] Die Klagen über die Schwäche d.[es] menschl[ichenJ Erkenntnißvermögens


kann man dem Ekl. [ektiker] und Sk [eptiker] wohl hingehn lassen;
wenn er damit nur d [en] gegenwärtigen Mangel des absoluten Wissens rügt.
Meint er aber ewige und eine absolute Schwäche, so widerspricht er s. [ich]
selbst aufs ungeheuerste, indem selbst d [er] Gedanke eines solchen das
Daseyn absoluter Kraft voraussetzt. —

[119] Recht behält der Eklektiker über den Skeptiker in s. [einer] Vindication
d [er] Realität d [es] Technischen, Empir [ischen] und Historischen (vor
dem Richterstuhle des unphilos.[ophischen] Verstandes, d. h. vor seinem
eignen) nur durch ein mystisches Postulat d.[es] Absoluten, Praktischen. —

[120] Der eklekt. [ische] Verstand vereinigt d [en] moral, [ischen] aesthet. fi¬
schen] histor. [ischen] und niedern politischen. Diesem gibt der höhere
politit. [ische] Verstand als Richter Recht gegen d [en] philosophischen
Verstand nach d[em] Princip d[er] Majorität.
i6 [I] Philosophische Fragmente Erste Epoche. I.

[121] EINTHEILUNG DER PHILOSOPHISCHEN LEHRJAHRE

In vier Bücher
I. Positive Philosophie
<Philosophie d[es] Positiven auch positive Kritik>
II. Absolute Philosophie <mystische Skepsis>
III. Mythische Ansichten (Physisch aesthetisch)
IV. Moralische Ansichten (Religiös aesthetisch)

Ob nun noch eine fünfte Abtheilung eigentl [ich] aesthetischer Ansichten


hinzuzufügen wäre oder historisch-idealistischer zweifelhaft.

Zwei Bücher in Kapiteln; dazwischen Aphorismen mit Scholien. — Ob


man alle Systeme d[er] <pcr [Philosophie] in d. [er] äußern Geschichte der¬
selben — oder in einem Individuo durchläuft — ist gleichbedeutend —
kann eben so instructiv sein.
Man wird mir d[en] Vorwurf machen, daß ich den Zeitgeist zurückdrehen
wolle — auf die Epoche von 1794—1802. (wie in Rücksicht d [er] Griechen
d [er] Indier, d [es] Mittelalters) — Eine genaue Geschichte dieser Epoche
allerdings sehr merkwürdig. —

Im zweiten Buch — Re[alismus] Mat[erialismus] — Pantheismus] —


Du [alismus] — Emanat [ion] Myth [izismus] —
oder so im Erst[en] Buche gy.[ Skeptizismus] (xp [Kritizismus] —

Empirismus] — Mystizismus] — Idealismus]) und PANTH[EISMUS]


als Uebergang zur hohem Stufe. —
Der Panth [eismus] d[er] Vernunft zu d[em] 1.1 Panth.[eismus] d[er] Fan¬
tasie und d[es] Gefühls ad II.

<Im dritten Buch — als Anhang ein Uebergang zur christl. [ichen] ^[Phi¬
losophie]. — gemeinschaftlich] von mir und Novalis. — Oder aber ein
Uebergang zur Religion ihrem innern Wesen nach ohne die äußre christliche
Form.
Texte mit Reden darüber. >
[II] PHILOSOPHISCHE FRAGMENTE
Erste Epoche. II.
KANT. (Noch in Jena.) 1796—1797.

hl Man muß es ihnen unmöglich machen sich an Kant zu hängen, wie an


ein Panier d[es] Irrthums < Amulet d [er] Wahrheitx —

[2] Seine gute Absicht zur Fixation bei d [er] scholast. [ischen] Form ist nun
erreicht. Das Kleid muß nun weggenommen werden. —

[3] Eine Freundschaft zwisch[en] Kant und Klopstock wäre natürlich


gewesen. —
[4] Regreßive Tendenz d[er] Hyperkritiker d.[ie] sich nur an Kants Buch¬
stabe halten, wie d[ie] Mystiker an Kants Geist. —

[5] Reinhold, der erste unter d [en] Kantisch [en] Sophist [en] hat eigent [lieh]
d [en] Kantianismus organisirt und auch das Mißversten gestiftet. —
Grundsucher. —

[6] Viele Gegner hielten Kants 7p [Christentum] nur für eine mauvaise
plaisanterie, wie d.[ie] Politiker, die d[en] Republik, [anismus] nicht
begreifen können. —
[7] Subjektives ist viel in d [er] Ansicht, die Gränzen d [er] Erkentniß nur
auf d [ie] Eingeschränktheit d [er] r [einen] V. [ernunft] zu beziehen und
nicht aus d [em] Gesichtspunkte als durch absolute Freiheit gesetzt zu
beziehen. —- <Kants Schreibart.>
[8] Es giebt nur zwei Sprach [en], die logische und die [poetische]. Die
politische und die rhetorische sind nur aus diesen gemischt. Klopstock
schreibt durchaus poetisch. —
[9] Die Mittheilbarkeit ist nur ein Kriterium für den besten Eklektizism,
nicht für den ächten Philosophen. Die Mischung der Idiome und die
feste Terminologie echt kritisch. — Eine x [Kritik] der eper [philosophi¬
schen] Sprache ist jetzt noch nicht möglich — in der tc[Poesie] ist es
etwas andres, da haben wir Classiker. —-

[10] DieUnkentniß d[erj Historie und die Einsicht von d[er] Nothwendigkeit
eines Mittelgliedes zwisch [en] der 0 [theoretischen] und Tcp eper [praktischen
Philosophie] hat großen Einfluß auf die Kantische Aesthetik gehabt. —
Die unredliche Hermeneutik (d[er] Kantianer) ist antihistorisch. —
[11] K[ant] hat eine Voltairische Weltansicht. —
20 [H] Philosophische Fragmente Erste Epoche. IE

[12] Kant ein Hypermoralist, der d[er] Pflicht d[ie] Wahrheit aufopferte.
Sein subj [ektiv] xp [kritischer] Gang veranlaßte das Praktisiren der
sogenannten np [praktischen] Postulate, welches Mißverständnisse von
Wahrheit aus Interesse aufgeopfert und logische Heteronomie ver¬
anlaßte. —

[13] Kants Religion] durchaus nicht Norm. Das Selbstrichten ist nur ein
Weg der sittlichen Bildung; dieser Weg ist unserm Zeitalter durchaus
nicht angemessen. —

[u] Wahr ist d [er] Vorwurf, daß er die Geschichte] der cpcr [Philosophie]
entstellt; aber er hat auch die Möglichkeit einer solchen zuerst begrün¬
det. -—

[15] Die ßavaucro!, die ein organ [isches] ctuctt [System] durch mechanische
Behandlung entweihen. — <Active und passive Schüler. —> |

s. 2 [16] Kant moralisirt gewaltig in d [er] Politik, Aesthetik und Historie. In


d [er] Moral hingegen legalisirt d. h. politisirt er. —

[17] Unvereinbarkeit d[es] deutschen] und französ. [ischen] Nationalcharak¬


ters. Unglückliche] ewig sterbende Opfer der versuchten Vereinigung.—

[18] Subjektivität der K[anti]schen Pflichtenlehre, scholastische' Form, Ter¬


minologie pp. —

[19] K. [ant] ist classisch und progreßiv in hohem Grade. —

[20] Klopstock wollte uns so eine classische Deutschheit machen wie uns
andre französiren wollten. Er ist d [er] Reinhold d [er] Deutscherei. —

[21] Eine progreßive Nation läßt sich nicht charakterisiren; nicht so wie
eine classische. —

[22] Beide haben eine unkritische ja unhistorische Ansicht, die Französisten


(Friedrich der Gr.[oße]), und die Deutschsten (Klopstock) — schlimmer
noch sind die Schwebemänner. —

[23] Angewandt wird eine Ws [Wissenschaft] nicht durch Emp [irischen]


Stoff sondern Beziehung auf einen individ. [uellen] Gegenstand z. B.
Gramm [atik] Geometr [ie].

[24] Kant hat das ethische Maximum (heil [igen]Willen und Reich Gottes in
s. [einem] Sinne) verwechselt mit dem praktischen, aus Mangel an poli-
t [ischem] und aesthet. [ischem] Sinn. Das formale Objekt der sittlichen]
Handlung ist nicht das ethische sondern das praktische Maximum. —

[25] Kant geht nicht von derTatsache aus; Erfahrung IST; wie Nieth[ammer],
Reinh.[old], Erh.fard] ihn mißverstanden haben; sondern von d[em]
Kant. (Noch in Jena.) 1796 -1797.
— 21

unerwiesnen aber zu erweisenden Satze Erfahrung muss seyn wie


Beck, Schelling und Fichte ihn richtig verstanden haben. Dieser Satz
muß aber durchaus erwiesen werden. —

[26] <Ihr seyd berechtigt vorauszusetzen, es sei Übereinstimmung zwischen


Ist und Soll. Aber das Wie könnt Ihr nicht erkennen und dürft Ihr nicht
bestimmen. Woher also die Befugniß die Unsterblichkeit eines andern
anzunehmen ? —>

[27] <Der Wunsch daß ein Böser in d [er] Hölle bestraft und der Gute im
Himmel belohnt werde, scheint widersprechend, auch transcendent.
Im rech [ten] Himmel kann kein Unterschied der Person (Personalität)
Statt finden. Was im Himmel nicht sein kann, läßt s. [ich] bestimmen. —>

[28] So wie Kant aus subj. [ektiven] Gründen die Willensfreiheit in d [as]
Gebiet d [er] Geschichte übertragen hat, so auch in d [en] Himmel; daher
seine Definition] vom höchsten Gute durchaus subj[ektiv]. —- Trans¬
cendent ist alles was sein Gebiet überschreitet. (Auf einen so unvoll-
kommnen Himmel müßte man immer noch einen drauf setzen.) Der
Unwille über das Glück des Bösen und das Unglück des Guten ist
sittlich und heilsam. Aber er hat Gränzen, die bestimmt werden müssen |
s. 3 und die durch jene widersinnige Dichtung überschritten werden.

[29] Man sollte Kant ins Deutsche übersetzen; vielleicht ginge da d[en]
Schülern ein Licht auf. —

[bo] Die Kantische Formel ist nicht reine praktische Thesis — sondern ein
Schematism — gegen den sich vielleicht viel einwenden ließe. —

[31] Klopst. [ocks] Deutschheit wie die Attische aoxoxFovia. —

[32] Die Anbetung d[es] Gesetzes hat Kanten zu mehren transcendenten


Sätzen verleitet. In K[ant]s Schriften liegt nur ein Keim, aber ein
organischer Keim des skept. [ischen] Mystizism, der aus ihm hervorgehn
mußte. —

[33] Kant schreibt für einen Logiker viel zu saturirt. —

[34] Wenn die Königsb [erger] Post umwirft, so sitzt Jak[obi] auf d[em]
Trocknen. —

[35] K. [ant] im Grunde höchst unkritisch. —

[36] Die Erklärung eines organischen Produkts, eines organischen Wesens


muß HISTORISCH seyn, nicht mechanisch. —

[37] Von d [er] Verwüstung, d. [iel s. [eine] Größe in kleinern Geistern ange¬
richtet hat. (Schiller.) —
22 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.

[38] Kant ein Virtuose d [er] Gerechtigkeit; insofern hat sein NR [Naturrecht]
einen hohen Werth. —

[39] Kant schreibt eigentlich] zu gut für einen <p<r[Philosophen]. Sammlung


großer Xoy [logischer] Schnitzer aus Kant. —

[40] Jeder nicht politische Practiker ist ein Schwärmer und Revoluzionär. —

[41] Kants cpcr[Philosophie] ist kein System (nicht objektiv).

[42] <Lamberts Xoy [Logik] und 9er [Philosophie]. Abhandlung] von Ber-
noulli. Berl[in] und Dess[au] 1782. iterB[and.] —>

[43] Der Jubel, daß die 9er [Philosophie] nun mit dem gern, [einen] Menschen-
verst. [and] ausgesöhnt sei, ist doch auch in Kant. —

[44] K.[ant] ein oscillirender Mensch, eitel, ohne die gewaltige durchgreifende
Kraft des Spinosa und Fichte. Er hat so Sinn für dieses und jenes wie
ein Eklektiker, selbst etwas ästhetischen, etwas 90 [philosophischen]
und viell. [eicht] auch ein wenig mystisch [en] Enthusiasmus. —<That-
lehre, Staatslehre, Kunstlehre, Sittenlehre, Denklehre, Bildungslehre.>

[45] Die Ganzheit s. [eines] ctuctt[Systems] ist grade das Subjektivste. Kein
festes, bleibendes System. —

[46] Ein Rigorist kann Kanten nicht für einen 917 [Philosophen] gelten lassen.
Er wünscht daß dieses und jenes wahr seyn möchte; er will Entdecker
seyn, er will’s seyn. Er erkennt d[en] unbedingten Werth d [er] Wahrheit
nicht genug. Er kleistert <flickt> und ist sich dessen bewußt. Sophist. —
Fermenta cognitionis zur xp 90[kritischen Philosophie], —

[47] Gehörte Leibniz nach m. [einer] Ansicht zu den Mystikern oder Empiri¬
kern ? —

[48] Drei Perioden des Kantianismus, die Emp [irische] — mt [skeptische] —


s. 4 Mystische. Deduction daß er sich so entwickeln mußte | und durch diese
drey Elemente reinigend durchgehen mußte. —

[49] Ein 9X [Philologe] müßte kommen und ihnen den Kant erklären. _
(Kant = Wieland.) —

[50] Kants practische 90[Philosophie] wenigstens eben so subjektiv als der


Woldemar. -—-

[51] <Motto ev euFeiau; Sei (TxeiyovTa 0UT£XpU7rre:i pp Pindar.>

[52] K. [ant] hat eine große Vorliebe alles zu trennen. — Seine schlechte
Sprache Beweis eines Mangels an Mittheilungssinn und fähigkeit. _
Kritische Ausgabe s.[einer] praktischen] Schriften; Wegschneiden des
Gedanken (iygy. — auf der Reise nach Berlin, in Weißenfels.) 23

Theoretischen, d.[er] Wiederhohlung, d[es] Undeutschen, der Sprach¬


fehler.

[53] < Skeptische Frag [mente] — die potF [mathematische] Widerlegung der
Newtonschen cpo [Physik]. >

GEDANKEN (1797. — auf der Reise nach Berlin, in Weißenfels.)


<Die Drachensöhne, (cpa[Philosophische]) Krankheitsgeschichte d [es]
gesunden Menschenverstandes. >

[54] Bei d [en] Universalsten findet man durchhin die entgegengesezten Eigen¬
schaften der Classiker. — Mit ihrer Ungleichförmigkeit, Verwirrung,
Unreife muß man, wenn sie nur fast sind was sie sind und seyn sollen, so
gut Geduld haben, als mit d [er] Beschränktheit der Classiker. —

[55] In Shak [espeares] Trag[ödien] ist die Form dram.[atisch] der Geist
und Zweck romantisch. Die Absondrung der xcop [Komödie] und Tra¬
gödie] ist entweder Ueberbleibsel oder Annäherung zur Classik. —

[56] Classisch beschränkte Aesthetik, Moral, Politik, und 9er [Philosophie] an-
nihilirt s.[ich] selbst. — Absolute Classik also annihilirt sich selbst. —

[57] Es giebt weite Menschen wie große. Selbst gewöhnlich] geistvolle und
gebildete Menschen haben oft eine ganz außerordent [liehe], oft nicht
gleich sichtbare Weite. — Aber Bildung ist gewissermaßen Beschrän¬
kung. Je ungebildeter, je weiter. —

[58] Wie im classischen Gedichte, alle Menschen, Charaktere und Leiden¬


schaften, kurz d [er] Stoff classisch ist; so sollten alle Personen im Roman
fortschreitend seyn; Max[imum] von Progreßivität ist sein Ideal. —
Meistens sehr unvollkommen. —

[59] Alle Bildung ist Classik, Abstraction. Nur durch diese erhält d[ie] Uni-
s.5 versalität einen Werth, ja erst dadurch | wird sie Universalität. —

[60] Verdient Moriz wohl den Nahmen eines guten oder doch leidlich [en]
Schülers von Winkelmann, der wenigstens etwas vom Geist d [es] Alter¬
thums und der Alterthumslehre hatte. Geist wohl, aber Moritzischer
nicht alter Geist! —

[ei] Nur die Beschränkung, die man sich selbst und freiwillig gesetzt hat,
ist tadellos; aber auch ganz, oft grade d [ie] Meistersinger d [er] Voll¬
endung. —-
24 [II] Philosophische Fragmente ErsteEpoche.il.

[62] Für die Xoy [Logik] besonders muß in <p [Psychologie] viel zu lernen seyn,
was freilich vorher praktisirt werden muß. —

[63] Produktionskraft ist schon Beschränkung. •—

[64] Neigung der mod[ernen] tu [Poesie] zum Satanismus.

[65] Selbst Mischgedicht ist in d [er] Definition des Romans eine unnütze
Tautologie. Der Rom [an] ist bloß d [em] Grade und nicht d [er] Art
nach verschieden; jeder Rom [an] ist eine Art für sich. Hier ist das
Rubriciren sehr illiberal. —

[66] Verworrenheit, Ungeschick, Inconsequenz <Charakterlosigkeit ja sogar


Gemeinheit ;>, Fehler der progreßiven Menschen. <Vornehm = Classisch.>
Ohne Classizität werden progreßive Menschen regressiv. < Unser ganzes
Zeitalter auch ein progreßiver Mensch; daher dieselbe Toleranz nöthig.—>
Da liegt die Deduction der cpX [Philologie], die Nothwendigkeit d[es]
Studiums d[er] Alten. —

[67] Gewöhnlich] unrichtiger Gedanke, daß d[ie] Historiker die Begeben¬


heiten aus einer gewissen Entfernung ansehn, und daß diese Entfernung
das Wesen des histor. [ischen] Gesichtspunktes sei. — Es ist Abstraction,
aber nicht diese übersichtige Allgemeinheit und Flachheit. —

[68] <Es giebt nur Eine Welt, Eine d. h. unendlich viele>

[69] Es ist nicht wahr, daß die cpc[Philosophie] durchaus antithetisch ist,
sonst müßte sie auch durchaus thetisch seyn.

[70] Alle 9 [philosophische] Emp[irie] läßt sich aufs Reine bringen, kann

objektiv werden, wenn auch nicht seyn.—Alle .<P_LPhllosoPhie) jst mlphilo-


y [Grammatik] r Lr
sophische] Emp[irie], —

[71] <Das Classische ist nur Approximazion. Bei d [er] künstlichen] Appro¬
ximation] auch zum wahren Fachwerk ohne Natur geht d [ie] Gleich¬
förmigkeit verlohren. —>

[72] Alles muß aus reinem höhern Egoism geschehen. —

[73] Ich kann alles leiden, was ich mir als nothwendige Schranke einer prac-
tischen Kraft, eines historischen Wesens denken kann. Hard. [enberg]
alles was Attribut eines Individuums ist. —-

[74] Es giebt keine ganz reine ti [Poesie] oder cp [Philosophie]. — Es ist nicht
wahr daß die Individuen mehr Realität hätten als die Gattungen. — |

s.6[75] Meister = eip [ironische] 7t [Poesie] (wie Sokrat[es] ironische cp [Philo¬


sophie]), weil es tc 7r [Poesie der Poesie], —
Gedanken (1797. —• auf der Reise nach Berlin, in Weißenfels.) 25

[76] Progreßiver Primat der cpo [Philosophie]. —

[77] Fichte leitet das Nothwendige zulezt doch wieder von d [em] Zufälligen
ab. —

[78] Die Classiker sind einzig unerreichbar der Gleichförmigkeit und Natür¬
lichkeit d [er] Gesetze wegen; aber übertrefflich, insofern sie nur Appro-
x. [imation] zu d [en] Geboten d [er] Vernunft sind. —

[79] Kant hat das Juristische und Moralische nicht so wohl vermischt, als
nur was allgemein jezt vermischt wird, nicht ganz und rein getrennt.
Statt die Emp. [irische] Moralität und Legalität zu trennen, trennt er
bloß d[as] Rationale und das Empirische, das Inteil [igible] und Trans¬
zendentale] vom Technisch [en], welches sich doch hier gar nicht
trennen läßt. Das Transc. [endentale] ist nicht mehr moralisch, sondern
hypermoralisch. —

[so] <Ich muß nur jedes Individ. [uum] classifiziren und rubriciren um es zu
verstehen und zu begreifen. —> Wer nicht Eins hat — <cp [Philosophie]
— Liebe — Genialität —> woraus er alles entschuldigen (sich mit allem
versöhnen) d. h. gegen alles gerecht seyn kann, der ist ein Philister, ein
bornirter Mensch. — Aus dem Transc. [endentalen] Gesichtspunkte sollte
das Zufällige und das Nothwendige wohl Eins seyn. — (Der Roman
hat keine Ecken; Goethe desfalls vorzüglich] dazu gemacht.) Doch
darf dieses Entschuldigten] aus sein[en] individuellen] Absolutum der
Strenge nicht nachtheilig seyn; daß die rigoristische absolute Liberalität
nicht Laxität werde. —

[81] Giebt es nicht Collisionsfälle wo aller Verstand stille steht, practischße]


Unauflöslichkeit, wie es noch viele cpu [Philosophien] theoretisch gibt ? —
Nein! —

[82] In moral [ischen] Angelegenheiten muß man sehr oft die Menschen mehr
wie Sachen als wie Personen betrachten, welches in polit [ischer] Hinsicht
durchaus unerlaubt ist. Bildung zur practischen Abstraction ist das
wichtigste Stück der Erziehung. —■

[83] In Fichte’s cpo [Philosophie] schleicht sich denn doch etwas ein, was nicht
s. 7 Ich ist, noch aus dem | Ich kommt, und doch auch nicht bloß Nicht Ich
ist. Sonst Anstoß, jezt ursprüngliche] Zufälligkeit, Analogon vom
Ding an sich. —

[84] Eigensinnige 71p [Propheten] und Hist [oriker] nicht erklärbar, also bloß
<pu [physische] Individualitäten — moralische Sommersproßen — sind
eine nothwendige Schranke d [er] Progreßisten und werden eben dadurch
26 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.

wieder aus Sacheigenschaft — Geistereigenschaft und fügen sich


wieder unter d [en] histor. [ischen] Gesichtspunkt. —

[85] Alle Menschen sind ursprüngl [ich] (der Zeit und Entstehung, nicht d [em]
Grunde nach) Sachen für uns. Sie für Geister zu halt[en], ist ein Urbild,
dem wir uns nur ins ^[Unendliche] annähern können. Nur in rechten
Verhältnissen, überspringen wir die Glieder bis ans Ziel, und setzen alle
Menschen schlechthin geistig. —

[86] 7i [Poesie] — <po [Philosophie] — ttoX [Politik] — militärisch, Meister¬


schaft und Jüngerschaft, und Gesellenschaft und Bruderschaft und
Gemeinschaft, Liebe endlich; alles das ist nicht Freundschaft. Was denn ?
Etwa moralische Gemeinschaft, Harmonie d [er] Individuen ? — Diese
ist offenbar weit mehr und weit besser in der Ehe. —

[87] < Bildungslehre im p [rhetorischen] Styl, nach den polem. [ischen] Reden
eines Skeptikers. — >

[88] Alles Classische ist regreßiv. Von Homer bis auf d [en] letzten Hauch d [er]
Alten; bis jezt, bis zum lezten aller cpA[Philologen]. — Regreßiv ist
also classische Tendenz. — Das Alte bekommt durchs Alter selbst ein
classisches Etwas. Alles Alte wird neu durchs Stud[ium] des Classi-
schen und alles Neue sey alt, d. h. classisch und wird alt d. h. über¬
troffen, antiquirt. —

[89] Der Unterdrückung der Weiber liegt eine gewisse Furcht vor einer
erdichteten absoluten Lächerlich [keit] zum Grunde, was d [en] Menschen
mehr beherrscht, als Tod und Bibel, welches kindische Geistesschwäche
und barbarische Verkehrtheit verräth. Plato kannte es.

[so] Ein gutes epp, [Philosophem] müßte so seyn, daß es cp [philosoph]iren


lehrte, ohne irgendeine Individualität zu postuliren oder zu beschränken.
— < Geständniß daß meine epo [Philosophie] individuell und beschränkt
sey; dagegen ist sie aber auch etwas und zwar etwas Bestimmtest

[9i] In historischer Rücksicht kann an Einem Individuo mehr gelegen seyn,


als an einem ganzen Volke. In moral, [ischer] Hinsicht ist jedes Indivi¬
duum] absolut, und in polit [ischer] ist an einem so viel gelegen als an
allen. —

T92] Die Empfindung d [es] Schönen ein Totaleindruck; das Schöne insofern
es das ist, ein Absolutum. |

s. 8 [93j Die cp [Philosophie] muß mit unendl [ich] vielen Sätzen anfangen, d [er]
Entstehung nach (nicht mit Einem). — Doch in cp [philosophisch]-
Gedanken (1797. — auf der Reise nach Berlin, in Weißenfels.) 27

Empirischer] Rücksicht muß es einen objektiven oder doch objekti-


virenden Gang gegen alle jene individuellen geben. —

[94] <In Moriz eine gewisse Mikrologie d[er] Empfindung. —>

[95] Der wahre Roman muß mit allen Gattungen der Naturpoesie und der
gemischten Kunstpoesie auch d [ie] reinste und vollständigste allum¬
fassendste Gattung der Künste[poesie] verbinden; er muß Spoqji[Drama]
seyn. —

[96] <Was würden die Römer nicht in d[er] Naturwissenschaft] leisten, mit
ihrer Kraft, und unsrer K [unst] und Wissenschaft]! — Was würden wir
nicht in der 9X [Philologie] leisten, mit d[em] Enthusiasm der 9X
[Philologen] zur Zeit d [er] Medici. —>

[97] Die Glorie, die Unsterblichkeit d [er] Alten hat man in sich seihst; und da
ist die etwas sehr Großes. Werke, aus unserm Innersten, die ewig wirken,
wenn auch nicht seyn sollen. Da liegt doch aber d [er] ganze Unterschied;
wir sollen nicht ewig seyn, wie jene, sondern ewig wirken. —

[98] Die Natur d[er] Selbstgeschichte wäre wichtig für die Theorie d [er]
Historie. —

[99] Aller Witz tendencirt auf Nihilism (Voltaire, Swift). Voltaire ist in
s. [einen] Formen noch rigoristischer als Goethe, (aber sie sind auch
danach). —

lioo] Man sollte in d [er] Gesellschaft gar keine Attention für einander haben,
auch keine Schonung; aber absolute Gerechtigkeit. —

[101] Aller W[it]z hat Verwandtschaft mit 9er[Philosophie]. —-

[102] Auch in der Bildung unsres Individui müssen wir oft regreßiren. —

[103] <Was rühmt doch Klopstock an d [em] trocknen Lambert ? Ein 9a [Philo¬
soph] muß so geistig so bunt schreiben wde möglich oder Fichtisch. —>

[104] Die Priester und Theologen sollten gar kein Stand seyn. —- Alle Bildungs¬
lehrer sollen Priester seyn, und insofern auch d[em] Geist nach Theologen.
Das übrige gehört zur 9er[Philosophie] oder zur 9X [Philologie]. — Nur
classische Bildungsarten qualificiren sich zu einem Stand. Auch Krieger
qualificiren s.[ich] nicht dazu; höchstens als Nebenart des politischen.
Hat es nicht christliche Secten gegeben, bei denen d [ie] Priester keinen
Stand bildeten ? Hier liegt das 7cpo>TOv (j'suScx;. Wenn das ^p [Christen¬
tum] so unvergänglich ist, als s. [eine] Priester wähnen (und wie es
s. s wirklich ist) so versucht es doch einmal | und bekümmert euch von
Staatswegen gar nicht darum! — Exempel einer nothwendigen Idee

7 Schlegel, Band 18
28 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. 11.

seyn zu wollen, ohne Progreß und 719 [Prophetie], wodurch sie doch
allein realisirbar ist, wie Asceten und Mönche, ist kein Rechtsgrund
einen Stand zu bilden. —

U05] <Die Wunder der Apostel und Chr. [isti] muß man subjektiv betrachten.
Man wird damit nicht ins Reine kommen, bis a priori deducirt ist, daß
dieß damals nothwendige Schranke dieser Männer war.>

[106] Sehr heftiger, dauernder Schmerz isolirt, und das ist das schlimmste
daran. —

[107] Es ist recht und billig, daß die Lebenden polemischer kritisirt werden
als die Todten. — Durch seine polemische Kraft siegte das yp [Christen¬
tum] über andre Rivalen. —

[108] Theodicee ein widersprechender Begriff. Vor und für Gott giebts kein
Recht. —

[loo] Die Furcht lächerlich zu seyn, ist fast immer d [er] Grund d [er] weib¬
lichen Ruchlosigkeit. Die kleinsten] Dinge, die man kaum nennen
kann, wirken fast alles böse. —

[110] Bei d [en] Alten war die polemische Tendenz und Ton in d [er] 9 [Philo¬
sophie] von d [er] ironischen und synkretistischen sehr weit entfernt; die
lezte kam zu spät. —

[111] Nur in d [er] Ehe findet volle Freundschaft Statt. Nur da kann die Ver¬
bindung einigermaßen sich d[em] Absoluten stets nähern durch d[ie]
Sinnlichkeit, die Kinder, daß die Frau absolute Antithese des Mannes
ist —ungetrenntes Beisammensejm, eine Art Gemeinschaft d [er] Güter —
kann unter Männern nicht Statt finden. Hier bleibts wohl immer vorüber¬
gehende — d. h. einmahl stillstehende nicht immer steigende und dann
nur in d [er] Erinnrung bleibende Verbindung. Wechselmeisterschaft
und Jüngerschaft der Sittlichkeit. — Doch kann die Ehe viel von d[er]
Freundschaft lernen, mehr als von d[er] sentim.[entalen] Liebe und ritter-
1. [ichen] Galanterie, besonders von der alten Fr. [eundschaft]. Wer
nicht Sinn für Freundschaft] hat, ist der eigentlichen] Ehe wohl
nicht fähig. —

[112] Sind die Fragen; »Wenn Caesar, wenn Christus nicht waren, würden
Röm. [ische] Desp [oten] und jp [Christen] gewesen seyn ? Wie wenn nun
Alexander gegen Rom gekriegt hätte?« — etwa historisch transcendent?
Desgl [eichen] wenn man was in der Hist [orie] zufällig erscheint, vom
Tr [anscendenten] Gesichtspunkte aber, wie alles, nothwendig, in d[em]
letzten zu betrachten. —
Gedanken (ijgj. — auf der Reise nach Berlin, in Weißenfels.) 29

[U3] Was Goethe’s jugendliche] Werke vor d[en] jetzigen voraus haben, das
s. 10 ist nicht s. [ein] eigenthümlicher Vorzug. | Man darf d [en] sinnl. [ichen]
Genuß nicht such[en], aber wohl mitnehmen. —

[114] Ein Schriftsteller für d [ie] Weiber muß vor all [en] Dingen das Lächerliche
auf s. [eine] Seite ziehn und es vernichten, in so fern es ihm entgegen¬
gesetzt werden könnte. Dann muß er nicht auf halbem Wege stehn
bleiben, wie sie alle selbst Plato gethan haben. Auf das Schicksal und
die Denkart über Weiblichkeit läßt sich die Stelle aus Nathan an wenden:
»Ein Bug der Nase — pp.«. —

[115] Kant hat oft Bombast und Affectation, nie Wärme und Empfindung. —

[U6] Selbst in d[em] Standpunkte der gemeinen französ. [ischen] Persiflage


liegt eine Foderung absoluter Vollkommenheit zum Grunde. —

[U7] Wie im Anfang der progreßiven Bildung (und) des xp [Christentums]


alles, prophetisch und wunderbar ist, so kommen diese Zeiten gewiß
auch wieder. Unsre cpu [physikalische] Kunst bewirkt schon jetzt wahre
Wunder. Giebt es erst eine wissenschaftliche] Geschichte, so giebt es
auch eine K[unst], die Zukunft wissenschaftlich] vorauszusagen. <Das
Xp [Christentum] ist eine Kunst weit mehr als eine Ws [Wissenschaft].>

[118] In d[er] progr [essiven] Bildungkann es schnell praeponderirende Bildungs¬


arten geben. Die cpu [Philosophie], die rj [Ethik], die tcoA [Politik], ja
auch die Aesthetik haben ihren progr [essiven] Gesichtspunkt, aus dem
jede von ihnen d[ie] höchste ist; jede hat ihren Ort und Zeit und Styl,
wo sie präponderiren soll. Wissenschaftliche] K[unst] (Experimen¬
telle] 90 [Physik]) ist freyl[ich] in so fern nota characterist.[ica] weil die
beste Gesinnung ohne sie nicht progreßirt. —

[U9] Liberalität des yp[Christentums] gleich vom Anfang an; große Ver¬
schiedenheit unter d [en] Aposteln; alles auf innre Gewalt berechnet, nicht
auf äußre. Verschiedenheit vom Muhamedanismus darin. — Mischung
der Bestandtheile — Persische Ideen — jüd.[ische] Revoluz[ion] —
Griech. [ische] Bildung (9a[Philosophie]) — Römische Universalität. Aber
durch Progr. [ession] und Beziehung auf Realisirung des Reichs Gottes
s. 11 unterscheidet sich | xp [Christentum] von Attischer 90[Philosophie].

[120] Luther und Christus zur Ges. [chichte] der 9a[Philosophie]. Sind die
jüdisch [en] Propheten nicht etwa classisch, so gut als die Griechischen]
Dichter, in Rücksicht des revoluz.[ionären] Eifers? —
<Unendliche Popularität des xp [Christentums]. — Der Muhammeda-
n. [ismus] bloß orientalisch — darin ist das xp [Christentum] weiter
classisch. >
30 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.

[121] Überall sind Priester die Anfänger und Lehrer d [er] erst [en] Bildung im
Ganzen wie im Einzelnen, im Classisch [en] wie im Progr. [essiven], Was
anfängt muß auch endig [en], <p<j [Philosophen] — 9X [Philologen] —
Dichter müssen zulezt auch wieder Priester werden. Priester ist gar keine
Classe — sie sind nicht Bildner, nicht Meister einer Bildungsart sondern
Idee für Alle. Die protest. [antischen] sind sanctionirte Schulmeister, die
kathol. [ischen] haben sich mit ihrer Kunst ins Intelligible zurückgezogen.

[122] Der Witz, der schmerzliche] Bilder enthält, wie Voltaire’s verräth zu¬
gleich] Beschränkung und atrocite. — Antithesen gegen das; Alle
haben Recht. — Niemand hat Recht. —

[123] <Die Polizei sollte alle Diebstähle ersetzend

[124] Inconsequenz sich auf d[en] allgem. [einen] Verstand zu beruf [en], und
alle Magie und Divinazion schlechthin zu verwerfen, da nichts vom
erst[en] so ausgemacht angenommen, wie dieses zu allen Zeiten, unter
allen Verschiedenheiten. — <Eigentl [iche] Wunder <als Menschen werk
und Gewalt über die Natur> kommen bei Gr. [iechen] und R[ömem]
nicht vor — desto mehr Ahndung, Vorbedeutung. NB. (Unterschied des
Class[ischen] und Progressiven] Religiösen] und Myst[ischen].)>

[125] Die chronolog. [ische], geograph. [ische] und genealogische] Ordnung


und Classification in d [er] Geschichte ist nicht anwendbar weg [en] der
steten Regreßion und Regreßionen, histor. [ischen] Sympathie des Ent¬
ferntesten. Wenn Geschichte Wissenschaft seyn soll, muß die Ordnung
ideal seyn (was etwas ist, wird erst mit d [em] Fortschritte d [er] Zeiten
sichtbar. — Alle jene sind faktisch, deuten auf einen Punkt, wo d[ie]
Materialien zur Geschichte noch nicht historisirt d. h. philosophirt und
auch poetisirt sind. Nur das letzte waren sie vollkommen bei den Alten. —
Ob die genealog. [ische] Classification ein wenig systematisirt ist, wie in
d [er] Theorie von d[en] Ragen, thut dab[ei] nichts zur Sache. Doch
war diese Classif [ikation] in der Entstehung der Wis [senschaftlichen]
Hist[orie] von Nutzen. — (
s. 12 GEIST DER FICHTISCHEN WISSENSCHAFTSLEHRE.
<1797—1798. >

[126] Was Fichte als ausgemacht und s. [ich] von selbst verstehend voraus¬
setzt, kann man fast immer ganz dreist widersprechen. —

[127] Es scheint den Mystikern eigen, etwas absolut Zufälliges neben ihr ab¬
solut Nothwendiges zu setzen. —

[128] Giebt es etwas Zufälliges oder ist dieß bloß Schein? Das eigentlich]
Zufällige wäre ein Wirkliches das nicht möglich wäre. Denn was zu¬
gleich] wirklich und nothwendig ist, ist nothwendig. —

[129] Das Deduciren hat nirgends ein Ende soll nirgends cm Ende haben. —

[130] Das absolut Zufällige, Indeducible und rein Empirische, ursprünglich]


Gefühlte, ist gar nichts 9 [Philosophisches, kann also nicht 9 [philo¬
sophisch deducirt werden. Es ist etwas Physisches oder Historisches.
Die Nothwendigkeit indessen eines solchen muß aus d [er] Möglichkeit
der Ichheit abgeleitet werden. —
[131] Fichte’s 9a [Philosophie] ist zugleich Punkt, Cirkel und grade Linie.

[132] Ist das Setzen eines absolut Zufälligen nicht der reine, klare Empiris¬
mus]? —
[133] Fichte duldet d[en] Witz bloß, mag ihn gern, sieht aber darauf herab.
Er hat etwas wp [praktische] Abstraction aber nicht viel. Fichte’s Gang
ist CSIfW}noch zu sehr grade aus, nicht absolut progr. [essiv] cyklisch^pjl
— Abstraction und besonders practische ist wohl am Ende nichts als
xp [Kritik]. —
[134] F. [ichte] ist ein kritisirter Polemiker. Er ist nicht genug absoluter Idealist,
weil er nicht genug xp [Kritiker] und Universalist ist. Ich und Harden-
b[erg] offenbar mehr. Er ist ein halber xp [Kritiker], offenbar auch nicht
Realist genug in jeder Bedeutung und Rücksicht. In d [er] polem. [ischen]
Schreibart ist er vollkommen Meister. Sein Styl ist fast nie ganz logisch,
sondern hat fast immer einen polemisch[en] Anstrich.

[iss] Das Transcendentale Ich ist nicht verschieden von d [em] transcenden-
s.18 tal[en] Wir. Es ist kein | persönliches. —
[136] Fichte ist nicht bloß Kunst9[philosoph] sondern auch Natur9 [philosoph]. -
32 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.

[137] Ist Fichte mehr nicht Id[ealist] genug, oder mehr nicht Re[alist] genug ?—

[138] Ich habe noch niemand gefunden, der an Fichte glaubte. Viele die ihn
bewundern, einige die ihn kennen, einen oder den andern, der ihn ver¬
steht. Fichte ist doch eigentlich] wie d[er] Besoffne, der nicht müde
wird von d [er] einen Seite auf das Pferd zu steigen und darüber trans-
cendirend herunter zu fallen. — Er idealisirt s. [ich] s. [eine] Gegner zu
vollkommnen Repräsentanten der reinen Unphilosophie. — F[ichte]s
7ip [Praxis] geht mehr darauf Mensch [en] zu bilden als Werke (doch
auch Unwerke zu zerstören).

Er ist cl^ß [absolut klassisch] und —[absolut progressiv] ist voll¬


endet und correct — auch s.[eine] kunstvollste Methode ist Natur bei ihm
durchs Ongefähr mit Eins entstanden, nicht technisch durch Studium
allmählig gebildet. —

[139] Wer auch noch so beschränkt ist in s. [einer] Sphäre, hat doch zu Zeiten
Aussichten in die andre Welt. So gehts F[ichte] wohl mit einigen Ahn¬
dungen über Aesthetik und dergleichen],

[140] F[ichte]s Cykliren, das Schwebende s.[einer] Terminologie und s.[eine]


vollendet correcte Analytik ist sehr kritisch; aber nur kritisirt nicht
kritisirend, weil er nicht weiß daß er xp [Kritiker] ist. — An s. [einem]
Anstoß bin ich immer angestoßen. — Er will viel zu viel demonstriren
und lange nicht genug. <—Viele solche Demonstr. [ationen] nur schein¬
bar, die eigentlich] absolut thetische Sätze sind.> Nichts muß de-
monstrirt werden oder auch Alles, wie mans nehmen will. —

[141] Er ist zu pcxb[mathematisch] aber nicht aoc, [systematisch] d. h. nicht


historisch] genug. Er ist wie jeder dass, [ische] cpu[Philosoph] mit Leib
und Seele nichts als sein System; um etwas bei ihm zu gelten darf man
der Wl. [Wissenschaftslehre] nur nach d[em] Maule reden. —

[142] Zu der geschriebnen W[issenschaftsjlehre. X eine F[ichte]sche Manier.


Nur ein x oder unendlich] viele, oder bestimmt viele (in crucrx[syste¬
matischer] Hist[orie]) oder unbestimmt viele, beliebig viele. —

[143] Das Charakterisiren meist nur Titulatur. Die Wl [Wissenschaftslehre]


ist zu eng; es werden nur d [ie] Principien von Fichte darin deducirt
d. h. d [ie] Xoy [logischen] und die nicht einmal alle, und die rep [prakti¬
schen] und p [moralischen] oder vjb [ethischen] ? — Gesellschaft, Bildung,
Witz, Kunst usw. hätten gleichfalls Recht hier auch deducirt zu werden.
Würde dieß bis zur Vollendung d [er] Stammtafel d [er] W [issenschaften]
fortgesezt so wäre die Gränzbestimmung Encykl [opädie] und <pX [Philo-
Geist der Fichtischen Wissenschaftslehre. <1797—ijg8.> 33

s. 14 logie]. | Nach F[ichte]s erstem Begriff ist sie zu weit; sie greift nähm-
l[ich] ein ins Gebiet der Xoy [Logik], verfolgt das Obj [ekt] derselben
zu weit. — Auch ist ein großer Fehler daß cp [Philosophie] und cp2 [Philo¬
sophie der Philosophie] nicht genug verschmolzen ist; beides steht einzeln.—

[144] Der Geist d[er] Fischtesch[en] Methode ist thetisch, daher alles so
isolirt. — Der Buchstabe derselben ist Algebra und Geometr. [ie]. —
Die W1 [Wissenschaftslehre] ist grade so p[rhetorisch] als Fichte selbst;
mit Rücksicht auf Indiv [idualität] ist sie eineFichtesche Darstellung des
Fichteschen Geistes in Fichteschen Buchstaben. — Schellings Methode anti¬
thetisch — die Methode ist entweder thetisch, antithetisch oder synthetisch. —

[145] Die Eintheilung in x[Kritizismus], p [Mystizismus], ox[Skeptizismus],


Emp [irismus] bezieht sich gar nicht bloß auf d [ie] Methode (die in p
[Mystizismus] und Emp [irismus] gleich thetisch ist) sondern auf d [ie]
ganze Form, auf Styl, Ton, Manier, Geist d[er] Form.

[146] Fichte’s Construiren s.[einer] selbst ist wahrer als er denkt; es ist auch
Emp [irisch] wahr. —

[147] <Bestandteile der Char [akteristik] oder xp [kritische] Elemente, xp [kri¬


tische] Kategorien. >
[148] F[ichte] ist analytisch] und synthetisch] aber bey des nur isolirt nicht
verschmolzen. Also nur xp [Kritiker], <noch> nicht Hist [orischer] ouc;
[Systematiker]. —

[149] Polemisch ist auch in d[er] Tendenz antithetisch; rhetorisch ist in d[er]
Tendenz thetisch. —
[150] Die ox [skeptischen] Emp [irischen] und pu [mystischen] Methoden sind
nur Manieren; der Mat [erialismus] und Spirit [ualismus] nur Hypo¬
thesen; Id [ealismus] und Re[alismus] nur Seiten des Systems, Profile,
Ansichten. —
[151] <Absoluter Idealismus ohne allen Re[alismus] ist Spiritualismus. >

[152] F. [ichte] deducirt bloß Abstracta, keine Individuen; also ists mit s. [einer]
Construct [ion] nicht weit her. —
[iss] Id [ealismus] ist xp [kritischer], realisirter Spiritualismus. Realismus]
ist idealisirter Materialismus. Mat [erialismus] ist idealisirter d. h.
isolirter und absolutirter Re[alismus]. Spiritualismus ist realisirter
Idealismus, wenn man was nur Idee ist zum Ding macht. crx[Skepti¬
zismus] ist bloß K [ritik]. —
[154] < Schellings Übersichten sind übersichtig. —>

[155] <cp [Philosophie] = Xoy [logische] Chemie. >


34 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. 11.

[156] Meine elastischen Punkte waren materiale Aoy [Logik], praktische


Historie, positive Politik. — Geschichte meiner 9 [Philosophie].

[157] Die Form der K[ritik] isolirt und absolutirt ist Polemik. Der Stoff,
das Classische (endlich Potenzirte) desgleichen] wenn es absolutirt
wird Mystik. \

S.15 [iss] <Der ox [Skeptizismus] leidet keine andre als die p [rhetorische] Ironie
und muß eigentlich] furios seyn. 9«?[Philosophischer] Orlando furioso.
(Eine skeptische Romanze.) >

[159] Die VOLLENDETE [x [Mystik] = v^hik]° + + n [Poesie] • _

[160] Giebts nicht auch mystische Kunstwerke wie polemische ? O, ja der¬


gleichen] sind Romane, Historien, Fragmente. Hardenbergs 9*7[Philo¬
sophie] ist kritisirender Mystizismus. Schlei [ermacher]s 9 [Philosophie]
ist mystisirender Kritizismus. —

[161] Nur d[er] Kritiker kann crx[skeptische] und Empirische] Kunstwerke


machen; nur er ist Künstler Kunst9 [philosophie] = K [ritik]. —
<Natur9[philosophie] = kritischer] Geist.>

[i62j F [icht] e betrachtete ich immer als Gott oder als Sache. Recht so. —

[163] Die kritische Methode ist zugleich] 90[philosophisch] und 9X[philolo¬


gisch] .

[164] F [ichte]s Theorie d [er] Weiblichkeit. Die W eiber sind gar nicht passiv
sondern antithetisch, physisch und moralisch; nähml [ich] so die rechten._

[165] Um die Aufgabe, Re [alismus] und Id [ealismus] zu vereinigen, zu erfüllen,


muß man d[em] Emp [irisch] Idealen Tr [anszendentale] Realität und
d[em] Emp [irisch] Realen Tr [anszendentale] Idealität beylegen. —

[166] Das »Ich thut a, weil es das thut« — dürfte nie Vorkommen; denn das
ist Willkühr nicht Freyheit. In der Bildungslehre liegen die Principien
dieser freyen Nothwendigkeit und nothwendigen Freyheit; und zugleich
die Principien der Individualität. —

[167] Ein 9 [Philosoph] muß alles wissen wollen. Nach mir ist 9 [Philo¬

sophie] = —[absolute Wissenschaft] nach F.[ichte] 9[Philosophie] =


W [issenschaft]
y [Grammatik]'

[168] Begriff ist d[er] Form nach bestimmt potenzirte Anschauung. Idee eine
unendlich potenzirte. (Innre Classification.)
Geist der Fichtischen Wissenschaftslehre. <1797—J79S.> 35

[169] Resultat über das M[anu]skript; das Ganze fließt, das Einzelne aber
ist gehacktes Blei, numerotirt. —

[ho] Die ganze W1 [Wissenschaftslehre] ist ein Hysteronproteron. — <Viele


Uebersichten sind nur Umsichten, wo man stehn geblieben war.> Der
Anfang ist stc[episch], das Ende Xup [lyrisch], die Mitte dramatisch. —

[171] Die meisten philosophiren immanent, näml[ich] bornirt. —

[172] Die Vorwissenschaft sollte 9X [philologisch] und 9a [philosophisch] ge¬


schrieben werden, die Grundlehre x[kritisch], die materiale Xoy [Logik]
hist [orisch] gugt [systematisch]. —

[173] Der wahre Historisch cruc; [systematische] Styl ist zugleich fließend und
fest, schwebend und stehend. ■—- Jede Anschauung enthält ein §[Unend-
JL
liches], sie ist = ~. — Die W1 [Wissenschaftslehre] fließt nicht bloß
sondern sie fließt auch über. —

[174] Die Demonstrativität eines 9p, [Philosophems] ist nur subjektive Legi¬
timation wie die schöne poetische Form eines Kunsturtheils. (Je clas-
sischer, bornirter ein 9 [Philosoph] ist, desto mehr hält er auf diese
S7u&eil;i<;.) Objektiv ist nur die historische, construirende Darstellung, |
s. 16 d[ie] gar keiner demonstrativen Form mehr bedarf. — Die Demonstra¬
tion] gehört also mit zur Popularität. Nichts soll und nichts kann be¬
wiesen werden. —

[175] Die Wl. [Wissenschaftslehre] ist nicht d.[ie] Naturgeschichte und Frey-
heitsgeschichte — die Bildungslehre d[er] reinen Ichheit; sondern Ein¬
fälle und Erzählungen eines schwebenden, reisend lustwandelnden
Mystikers. —

[176] Das Ich setzt sich nicht weil es sich setzt, sondern weil es sich setzen soll;
das ist ein sehr großer Unterschied. —

[177] Die Form d [es] cyklischen Denkens ist d [ie] Materie d [es] Begriffs vom
Ich — der cyklischen Praxis; des Begriffs vom Ich d. h. der Ichheit. —
Was das Ich anhält = x = Unbegreiflich] = Etwas. —

[178] Man empfängt die Wl [Wissenschaftslehre] durch Sinn und Bildung,


gar nicht durch Demonstrazionen. — Falscher aber allgemeiner Ge¬
danke, daß das Unverständliche durch Erklärung verständlich werden
soll! —

[179] Weil F.[ichte] nur Xoy [logische] Polemik hat, so hält er die moral [ische]
und ästhet. [ische] für Unrecht.
36 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.

[180] Viele vertheidigen Kants Lügentheorie eitrigst und lügen doch dabey;
das ist d[er] Primat d[er] praktischen] Vernunft.

[ist] Je populärer (im Ausdruck) ein epp.[Philosophem] ist, je paradoxer in


d [er] Erscheinung. —

[182] Elendes Einragen der 9a[Philosophen] wenn von einem eigentlichen]


Problem der 90 [Philosophie] geredet wird, wie Fichte so oft thut.—

[183] Es giebt keine 9a [philosophischen] Irrthümer; in diesem Gebiet gilt


Leibnitzens Lehre von Unvollkommenheit = reine Negazion. — Doch in
92 [Philosophie der Philosophie] kann es Irrthümer, barbar.[ische] Maxi¬
men geben. —

[184] Auch ohne F.[ichte] hätte die Wl.[Wissenschaftslehre] entstehn müssen.—

[iss] Construction ist weit mehr als Deduction. —

[186] F[ichte]s ganze 9er[Philosophie] ist sehr politisch d. h. sehr dialektisch


und sehr polemisch und juristisch streng. —

[187] Das Ich soll seyn muß auch analytisch an und für sich demonstrirt
werden können, unabhängig vom Ich = Ich. — <Die Construction des
Satzes ist rein practisch; die Deduction ist Tr [anszendental].>

[188] yjp [Christentum] = Hist2 [Historie in der zweiten Potenz] populär. —

[189] F. [ichte] könnte auch einen Diaskeuasten brauchen. —

[190] F. [ichtes] Styl ist nichts weniger als schwebend; er liebt nur d[ie] Ver¬
änderung im Fixen. |

s.17 [191] Niemand kennt wohl eigentlich] d[en] Geist der Iv[anti]schen 9[Philo¬
sophie] weniger als d[ie] neusten Geistianer. —

[192] Geist besteht aus durchgängigen Widersprüchen. —

[193] Das Ich setzt sich selbst und das Ich soll sich setzen sind wohl mit nichten
abgeleitete Sätze aus einem höhern; einer ist so hoch als der andre; auch
sind es zwei Grundsätze, nicht einer. Wechselgrundsatz. —

[194] Die Wl [Wissenschaftslehre] ein rohes Gemisch von Systematik, Pole¬


mik, Mystik und Logik. —

[195] Zur 9[Philosophie] kann man wohl eigentlich] <wohl> nicht einmal
Talent und Genie haben. Darüber ist sie hinaus. —

[196] Spinosa’s Gott = Ich; — gramm.[atischer] Fehler. Armseeligkeit an Spinosa


nur die Consequenz zu bewundern (nicht einmal das cuctt[System]).
Er verstand wohl mehr von d[er] Freiheit, wie Schelling und Consorten.
Geist der Fichtischen Wissenschaftslehre. <1797—1798.> 37

[197] Der Geist einer ©[Philosophie] ist ihre cp2[Philosophie der Philosophie]. —

[198] Die yp [grammatische] Formel Ich für das Absolute ist nur aus x© [kri¬
tischer Philosophie] zu rechtfertigen. Es ist die Erweiterung eines
yp [grammatischen] Begriffs. — Unendlich wichtig in s. [einen] Folgen
und doch bey vielen nur Ausdruck. Spinosa ist im Innern praktischer
und idealistischer als er scheint.

[199] In der Relig[ion] betrachtet man das Absolute als Du. < Keine Sache
ist Individuum]. Streng genommen nur Gott ein Individuum].>

[200] F. [ichte] sagt d [en] Leuten immer bücherlang, daß er eigent [lieh] nicht
mit ihnen reden wolle noch könne. —

[201] F [ichte]s cp2 [Philosophie der Philosophie] ist F [ichte]scher als s.[eine]
9[Philosophie] also auch besser. — Traurig ist’s, daß er nicht einmal d[en]
Mangel an Gemüth in Leibniz bemerkt. -— Die A ffinität der Logik hat auch
s.[eine] Wl[Wissenschaftslehre] inficirt. — Bei ihm ist wenigstens die con-
struirte Confusion in elementarische Masse aufgelößt. Die Unbegreiflich¬
keit des Spinosa und des Shakespeare] haben etwas Verwandtes. —Er hat
Id[ealität] und Re[alität]; aber beydes steht isolirt und roh da in ihm. —

[202] Alles, was F. [ichte] thut — so philosophirt er, indem ers thut. —

[203] F. [ichte] hat die K [anti]sche cp [Philosophie] praktisirt, materialisirt und


transcendentalisirt; er allein ist ein Kantianer. Fichte’s Ich = guc [systema-

tisirte]--- [absolute Transzendentalität]. Es ist das absolut syste-


matisirte Ideal-Reale. Schellings Ich wohl das ens idealissimum. —

[204] F [ichte] wird besonders dadurch so unverständlich, daß er d. [as] Anti-


thetisiren absolut cyklisiren will. — |
s. 18 [205] F. [ichte] hat d [ie] Moral nicht so wohl abgeleitet als aasgeleitet. —

[206] F. [ichte] hat d [en] Ernst d [er] Transccp [endentalphilosophie] aber gar
nicht d [en] combinator. [ischen] Witz eines Leibniz, noch die Ironie und
Parodie der Systematiker. Er hat also ganz Recht immer vom Trans¬
zendentalen] Standpunkt zu reden — den absoluten hat er gar nicht
und eigent [lieh] auch nicht d [en] System [atischen]. -—
[207] Das fließend Schwebende pp. ist Merkmahl der guctt [systematischen]
9 [Philosophie]. —

[208] Von d[er] succeßiven0^[absoluten Analytik] hat F.[ichte] sehr viel, viel¬

leicht mehr als irgend ein andrer 9o[Philosoph] unter d[en] Modernen. Denn
bey d[en] Alten ists nichts seltenes in d[er] höchsten Vollkommenheit. —
38 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.

[209] Bei Kant und größtentheils auch bei Fichte ist d [ie] Moral außer dem was
sie sonst ist, auch noch die Hälfte d [er] Transop [endentalphilosophie]
die von d [er] absoluten Realität des Idealen handelt. Denn in d[er] xp
[Kritik] d[er] V.[ernunft] undWl [Wissenschaftslehre] ist doch eigent [lieh]
nur von der absoluten Idealität des Realen gehandelt. <Bei F.[ichte]
ist d [ie] Moral eigentlich] gar keine rtp [praktische] Ws [Wissenschaft]
mehr. -—> Die absolute Realität des Idealen wird F. [ichte] nie deduciren
können, weil er kein absoluter Idealist ist. —

[210] Reflex[iver] Inhalt d [er] Tr<p [Transzendentalphilosophie] i. e. das Poten-


zirende und Potenzirte. Das Bew[ußtsein] ist schon etwas Potenzirtes.
Das ist sehr classisch. F[ichte]s ganze 9 [Philosophie] ist ein antithe¬
tisch [es] Reich von Potenzirungen und Quadraturen. Das Ich und
Nicht-Ich sind das -f- und — Obj [ekt] und Subj [ekt] der dass, [ischen]
Trcp [Tranzendentalphilosophie], die absolutirte und in Aeußres und
Innres getheilte also elementar] sirte Reflexion. —

[2ti] <NB. Sollten in hülsen(?) nicht Keime von Idealismus seyn, wie in
Novalis und baader? (Schleiermacher ist Spinosist).>

[212] F [ichte]s Polemik ist was die cp [Philosophie] darin betrifft, d[er] ange¬
wandte Theil seiner negativen cp2[Philosophie der Philosophie]. —

[213] F[ichte]s Agilität ist mehr eine mechanische als chemische. —

[214] Da ich überall in 7t [Poesie] und 9 [Philosophie] zuerst und aus Instinkt
auf das ctuctt [System] gegangen bin, so bin ich wohl ein Universalsyste¬
matiker d. h. ein Historiker. —

[215] <Nicht jeder d[er] etwas schreibt, ist oder soll ein Autor seyn. (so wenig
jeder d [er] ein Pferd hat, ein Bereiter ist.>

[216] Das Obj [ekt] der F[ichte]schen Polemik ist offenbar nur d[ie] Nullität,
oxiapa^ov. -—

[217] p. [ichte] am meist [en] 1 r[anszendentalist] und El[ementarist], Hülsen


mehr ctuut[Systematiker], Schelling Absol[utist]. —

[218] F. [ichte] ist auch in dem interessant was er nicht ist; er ist bis zur Größe
herzlich. —

[219] Darin hat F. [ichte] ganz Recht, daß er der lezte 9 [Philosoph] ist, und daß
es s. [einer] 9 [Philosophie] nicht so gehn kann, wie d [er] von Reinhold
und Kant.

[220] Ohne Sinn für Chaos kann man die W1 [Wissenschaftslehre] nicht ver¬
stehn. — Die W1 [Wissenschaftslehre] ist F[ichte]s Wert her. |
Geist der Fichtischen Wissenschaftslehre. <1797—1798.>
39
s. 19 [221] Geist und Buchstabe ist ein religiöser Unterschied. —

[222] Warum wirkt die W1 [Wissenschaftslehre] nicht mehr? Aus denselben


Gründen warum d[er] Meister nicht mehr wirkt. —

[223] Die Methode d [es] Universums kennen sie wohl aber nicht d [en] Gehalt
und Geist. —

[224] Jede Einleitung von F[ichte] ist doch nur wieder eine neue Wl. [Wissen¬
schaftslehre], d. h. eine 9er[philosophische] Religion] oder Construction
derselben. —

[225] F[ichte] ist bis zur Religion gekommen in der 9a [Philosophie]. — Den
Beweis hat die Wl. [Wissenschaftslehre] in der Universalität und in der
Religion. Unsinn, Relig[ion] beweisen zu wollen.

[226] F[ichte]s Form ist unendlich] viel mehr werth als seine Mat[erie].
Die erste Wl [Wissenschaftslehre] hat in Ton und Styl etwas Rein-
holdisches in der Hauptsache viel Kantisches Experimentiren. Viel-
1. [eicht] sollten F[ichte]s beide Methoden synthesirt werden, die
populäre und die abstracte.

[227] F[ichte]s Moral ist das Mittelglied seiner Religions9 [philosophie] und
s. [einer] Revoluzions©[philosophie]. — l
S. 20 7. KRITIK DER PHILOSOPHIE. 1797.

< Philosopheme eines Philologen, (hierzu — Geist der F [ichte]sehen


Wl.[Wissenschaftslehre]. Form der K[anti]sehen qg [ Philosophie], von
d.[er] (Sok[ratischen]) Ironie.) >

[228] x[Kritik] der 9er[Philosophie] = 9A [Philologie] der eper [Philosophie],


das ist Eins. — Da die 9 [Philosophie] so vieles ja fast alles im Himmel
und auf Erden kritisirt hat; so kann sie sichs ja wohl gefallen lassen, daß
man sie auch einmal kritisire.
— Polemisch ist nicht mehr xp [kritisch], das also nicht hier. — Ist das
Objekt nicht classisch so muß die Form classisch sein, ein xp [kritisches]
Kunstwerk. — Die cp [Philosoph]en hier so dargestellt wie Caesar
die Pompejaner, mit dem satirischen Anstrich. —

[229] Ohne eper [Philosophie] hat auch der größte 7i[Poet] oder cpA [Philologe]
Seiten, wo er so eigensinning dumm und dunkel ist, wie d. [er] gemeinste
Erdensohn, eper [Philosophische] Classicität und 9a [philosophische] Pro¬
greß, [ivität] hier ein Hauptbegriff. —

[230] Beck. Die Eintheilung in a priori und a posteriori ist durchaus trans-
cendental und nichts ist verschiedner als Emp [irisch] und a posteriori. —

[231] Was man gewöhnlich] inteil, [ektuelle] Ans. [chauung] nennt, sollte wohl
eigentlich] d.[as] ideale Factum heißen, Subj.fekt]. Das reale Factum ist
das Objekt. Beck ist gekommen bis zur Idealität des Objekts, des realis
abstractissimi. Weiter nicht, nicht einmal bis zur Idealität des Idealen
oder d[em] Begriff d.[es] Subjekts. —

[232] Ist Schein etwa d.[er] Buchstabe, angesehen vom Standpunkte d[es]
Geistes ? —

[233] Alle Arten d [er] Confusion finden Urbilder in der K [anti]schen 90 [Philo¬
sophie]. — <Kants Verdienst und Nutzen liegt wohl weit mehr in d [er]
Form als im Stoff. — Sein Buchstabe aber ist wohl mehr werth als s.fein]
Geist. >
[234] Idealität ist noch etwas ganz andres als Schein und Erscheinung.
< (Die Dinge an sich sind erkannt und erkennbar in der 911 [Physik] )>
Berkley sezt d[ie] Idealität alles Empirischen, d[ie] Kantianer empirisiren
das Ideale, setzen also die Empirie des Idealen. Leibniz auch die Idealität
Kritik der Philosophie. 1797.
41
alles Realen; Spinosa sogar die Identität des Idealen und Realen. Daß
s. 21 der horizontale Realismus nur das Aeußre d [es] Buchstabens d [es] Realen
|

kenne, der centrale (d.[er] sich mit d[em] Ding an sich beschäftigt) hingegen
d[en] Geist des Innern; das haben Leibn.[iz] und Spin, [oza] recht gut. —
Seit Spinosa ist man also in der Transccp[endentalphilosophie] eigent¬
lich] immer rückwärts gegangen. —

[235] Transzendental] ist doch nur ein epitheton ornans bey Idealism. Kritisch
sogar ein falsches. —

[236] Hülsens Gedankengang ist absolut originell, religiös, beinah eigensinnig.


Baader ist viell [eicht] noch religiöser und chaotischer. |
8. 22 PHILOSOPHISCHE SCHOLIEN 1798. init.

[237] Leibnitz. L.[eibnizj war ein Materialist in d[er] zweiten Potenz von Cha¬
rakter, der Vater der absoluten Kritik. (F[orm]: St [off] — Char [akter]).—
Er fing in der 9 [Philosophie] mit d [em] Begriff d [er] Individualität an
d. h. mit der Mat [erie] des Char [akters] mit d [em] materialen Absoluten.
Sein aliquid incompletum in der 90 [Physik] ist wie seine confusio in
d [er] Vorstellungslehre. — Mit combinat. [orisehen] Versuchen und dyna¬
mischen Theorien gleich. — Ein Genie im Projectiren. Die Sekte d[er]
nominalisten rühmt Leibniz besonders unter den Scholastikern, <i. e. die
Scotisten — Franciscaner — Idealisten. —> brucker p. CXXVIII. —

[238] <Chronol[ogie]. — de principio individui — de arte combinatoria —


Diß. ad Nizol. —- Theoria motus, 1) concr 2) abstr — 1670 Defensio
trinitatis — 1684 de ideis — Protogaea — de ipsa natura — Systema
de unione inter corpus et animam. Meditat [iones] ad Locke. — Theo-
dicaea. — Princip. [ia] 9 [philosophiae] ad Eugen. >

[239] Er bezieht fast alles aufs Nützliche — gehörte zu d [en] brauchenden und
an wendenden Naturen. —

[240] H olf redet von Leibniz und s.[einem] Verhältniß zu ihm fast wie F. ichte]
von Kant. —

[241] Die Mehrheit d [er] Welten sehr merkwürdig. Er isolirte und individua-
lisirte s. [ich] jeden verschiedenen Standpunkt, jede versch. [iedene]
Sphäre und objektivirte oder materialisirte diesen Gedanken dann. —
Keine Benennung ist wohl mehr misglückt, als die eines deutschen Plato
für ihn. <L.[eibniz] würde s.[ich] mit Dionys recht gut vertragen haben. > —
Er hätte noch sehr vieles entdecken können, wenn er sich concentrirt
hätte. —

[242j Ein sehr ya. [chaotischer] Begriff exist [entia] = complem. [entum] possi-
bilitatis. —

[243] Italiän. [ische] Politik in ihm und franz. [ösische] Galanterie. Seine
innern Principien nach denen er wirkl [ich] philosophirte, obgl [eich] er
s. [ie] nicht als Pr. [inzipien] aufgestellt hat, waren; alle Formen zu mate-
rialisiren, und alle Materien zu synthesiren (in sich und außer sich.)
Philosophische Scholien 1798. init. 43

[244] Genialität ohne Charakter scheint L[eibnizen]s Wesen zu seyn. < Große
Oberfläche — 7roXu7cpaY[Aocruv7) — Einmischung in alle Fächer und
Facultäten — nennt man Universalität.>
[245] Im Optimism und in der Harm[onia] praest. [abilita] wird eine un¬
endliche Willkühr gesetzt; recht im Geist d. [er] absoluten cpu [Philosophie].
<L[eibniz] ein Genie im Projektiren.> Seine Welt scheint eine Universal¬
monarchie, eine Einöde in der nur Einer lebt. —
[246] Die Theodicee muß das synthesirteste und charakteristischste s. [einer]
Werke seyn 1) ist es polemisch 2) zugl [eich] esoterisch und exoterisch
3) hat es d [en] meisten Umfang 4) ist es das einzige ausgeführte System. |
s. 23 Auf das Noth- und Hülfsgeschrei d [es] von Geist Schwachen gegen Gott
kann s.[ein] Advokat freyl[ich] nicht viel sagen als; »Hilf dir selber«.
Auf d [em] Standpunkt auf welchem Gott allmächtig und allwillkührlich
ist, giebts ohnehin weder Sünde noch Verdienst. Man hat sich also
umsonst gequält. —
[247] <Gnade ist 7] [Ethik] aus absoluter Willkühr Gottes. Sünde ist — 7] [Ethik]
aus absoluter Willkühr des Menschen. >
[248] L. [eibniz] thut mehr vornehm als daß ers wäre. — In der Theod[icee]
ist er oft ein Rabulist, macchiavellisch; in der Theol. [ogie] Jurist, in der
90 [Philosophie] ein Mediciner. —
[249] Die Präformation ist aus d[em] Innersten der L [eibniz]sehen 9 [Philo¬
sophie]; er synthesirte gern ganze Reiche von Individuen. Auf d[em]
absoluten Standpunkt kann man Gott keine Willkühr beilegen. —

[250] Er trennt in s. [einem] Optimism die Macht und d [en] Willen Gottes; und
giebt d [er] Macht eigentlich] d[en] Primat. Der Wille Gottes muß mit
d [em] was die Macht geschaffen hat, zufrieden seyn und Gott danken,
daß sie nur das Beste drunter wählen darf. Sein Wille Gottes ist eigent¬
lich] nur ein absolut freier Verstand; eine nicht absolute sondern bloß
logische Willkühr. —

[251] < Alle Schwierigkeit, aller Irrthum in der 9a [Philosophie] ist = ya [Chaos] =
Unordnung — ^[absolute Poesie]; der Grund lauter [XExaßam? ei? aXXo

yEvoc, im Großen.>

[252] In der Transc9[endentalphilosophie] ist das Verhältniß nicht von Leib


und Seele — denn das sind gar keine Transc[endental]begriffe aber
wohl von Id[ealität] und Realität] — viell. [eicht] aus Spinosa’s Identität
und L [eibnizen]s harm[onia] praest [abilita] zu synthesiren. In der

8 Schlegel, Band 18
44 [II] Philosophische Fragmente ErsteEpoche.il.

Hist [orischen] cp [Philosophie] aber die Theorie der causa occasion [alis]
und des influxus physic[us]. —

[253] Großer Einfluß der Convenienz bei L[eibniz]. — Ist Glaube nicht etwa
das Produkt der logischen Willkühr? Dann ist er freyl[ich] verschieden von
d[er] Vernunft, aber incommensurabel mit ihr. Ihr Berührungspunkt
ist dann die Convenienz. Der Geist der L [eibnizjschen 9 [Philosophie]
ist zugl [eich] monarchisch und anarchisch. S. [eine] Theodicee ist unter
all s. [einen] Schriften ohne Zweifel das Meisterstück der Convenienz. —

Liebe zur Continuität. — Das Beste in ihm ist immer die große Masse
von Activität. —

[254] Die Dogmen behandelt L. [eibniz] als Casus, als Theolog [isches] Spiel. —
Über die Labyrinthe in der 9 [Philosophie] spricht auch Leibn.[iz] oft.

[255j <Widerspruch konnte er nicht vertragen, um die hinreichenden Gründe


kümmerte er sich nicht. L[eibnizen]’s 9 [Philosophie] im Buchstaben
willkührl [ich] im Geist despotisch in der Form anarchisch. —> |

24 [256] Hat nicht jede Art d [er] 9 [Philosophie] ihre eigne Theologie ? _ Die
Relig [lon] d[er] Weltseele ist nichts als höchst gebildete Vielgötterei
d. h. Eiern [entar] Relig [ion]. Jede Ws [Wissenschaft] hat zwar ihre
eigne Theol. [ogie] aber das Ganze gehört doch zur Absol [uten] 9 [Philo¬
sophie] weil Gott ein Obj.[ekt] des Glaubens, nicht d [es] Wissens ist,
und also ein Produkt d[er] absoluten Willkühr. —

[257] Von Xoy [Logik] hatte L. [eibniz] ganz andre und viel würdigere Begriffe
als Kant und so manche andre. —

[258] Das XP [Christentum] ist die erste moderne 9 [Philosophie] und insofern
schon unendlich] interessant — Die Absolute] 9[Philosophie] domi-
mrt §anz dann- Für die absolute Logik sehr viel im xp [Christentum] zu
lernen; das y_p [Christentum] ist die Mutter der großen Xoy [Logik], —

[259] <Wie einzelne Autoren müßte man auch ganze Wissenschaften dias-
keuastren können (wie die alte p [Rhetorik] - desgleichen vielleicht]
die -9-eoX [Theologie] —)>

[260] L. [eibniz] ist durchaus Moderantist. —

m] Schlack‘n von Leibniz hat Kant sich alle zugeeignet, das Gold aber
liegen lassen.

[262] Gott Vater ist der Xoy [logische] Gott, Xp [Christus] und Mar[ia] der
7t [poetische], der heil[ige] Geist der rj [ethische]. —
Philosophische Scholien 1798. init. 45

[263] Das princ. [ipium] rat.[ionis] suff. [icientis] hängt zusammen mit d. [er]
Convenienz. Der Satz d [es] Widerspr. [uchs] mit der Individualität und
Einheit der gesamten Vernunft und Wahrheit. —

[264] Wahrscheinlich ist ein Ausspruch der Klugheit; Wahrscheinlichkeit] ist


das Gebiet der Kl[ugheit]; was einige Logiker so nennen, ist — nur
Möglichkeit. —

[265] Der Satz d [es] Widerspr. [uchs] ist material, der des Grundes formal
(sich beziehend auf Convenienz) — gegen d [ie] gewöhnl [iche] Meinung. —

[266] <Der Glaube ist kein Vermögen sondern Act eines Vermögens näml[ich]
d [er] Willkühr.>

[267] Optimism = C°^V [absolute Konvenienz] Theod[icee] -^-—[absolute

Konvenienz in der zweiten Potenz]. —

[268] <Raum und Zeit und Kraft sind ewige Einbildung. —>

[269] Sein Satz vom zureichenden Grunde war durchaus praktisch, und man
mißversteht ihn ganz wenn man ihn mit d [em] Satze d. [er] Causalität

vermengt. — Der Satz des Wid[erspruchs] als [absolute Analysis]

ganz mißdeutet. —

[270] <Liberalität ist Geist der Kritik wie Rigorism Geist d[er] Logik.
Moderantism ein falsches Surrogat vom erstens

[271] Der kategorische Imperativ deutlich] bei Cartesius, Leibn[iz] theo-

d. [ICEE] § 68.
[272] In d [er] Theol. [ogie] scheint er mehr für d [en] Buchstaben als für d [en]
Geist zu seyn. —

s. 25 [273] Der Zufall | hat bei Leibn[iz] d[en] Primat vor d[er] Willkühr, und ist
eigent [lieh] d[er] Gott d[es] Systems — auch d[er] Regent s. [eines]
Lebens. Seine Arbeiten und Werke sind ein Aggregat, kaum etwas orga-
nisirt; sie lassen sich nicht aus ihm herausconstruiren. — Er ist eigent¬
lich] ein Theologe von Profession d. h. ein Absoluter] 9 [Philosoph],
dessen Wesen es ist mit anop^pocat. anzufangen und mit Desideratis zu
endigen. — <Lessing ging mehr auf a7rap [yjpaxa] Leibn[iz] auf Deside¬
rata]^

[274] Baco d [er] Vater d[es] absoluten Witzes bei d[en] Modernen. —

[275] Die großen modernen 9 [Philosophen] zerfallen in zwei Classen, in die


(juctt [Systematiker] und in die Absol [utisten], d.[ie] s.[ich] parallell unter-
46 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. 11.

einander bewegten, ohne s. [ich] zu berühren. Zu d[en] 2ten gehört Baco,


Locke. Eine dritte Reihe sind die Grotesken, die vom ius naturae. Kant
hat diese und die Absol [utisten] synthesirt um die ctuut [Systematiker]
sich auch nicht sehr bekümmert. — Merkwürdig ist’s wie Leibn.[iz]
sich um Locke bekümmert, in ihn eingreift und um Spinosa nicht. —

[276] <Der Materialismus ist nicht dem Spiritualismus sondern dem Forma¬
lismus entgegengesetzt. —>

[277] <Das princ. [ipium] indiscern. [ibilium] muß eine große Affinität mit
d[em] Satz des Wid [erspruchs] haben. >

[278] <Urtheil ein alle andre Vermögen begleitendes durch alle durchgehendes
Vermögen — Urtheil und Einbildungskr [aft] invent[io] Urtheil und
Verstand disposit[io] Urtheil und Vernunft elocut[io].>

[279] Die Reformatoren und Revoluzionärs in der 9 [Philosophie] waren meistens


die Diaskeuasten, die großen Logiker d. h. absolute Polemiker —

[280] Was ist eigentlich] Indifferentism? — Er hat Beziehung auf Absol[ute]


9 [Philosophie] und Affinität mit d[em] Moderantism. Etwa isolirter
Enthusiasm ? Er ist d [ie] Antithese des Quietismus; ganz etwas andres
noch als Libertinismus d. h. isolirte Liberalität; deren Antithese ist wohl
die Pedanterie d. h. isolirter Rigorismus. — Dominirt bei ihm die Con-
venienz oder d[ie] Materialität? —

[281] L[eibnizen]’s Satz d[es] Widerspr[uchs], ein Imperativ d[er] Individuali¬


tät. Desc. [artes] cogito ergo sum wohl nur ein schlechter Ausdruck für
die intellekt. [uelle] Anschauung. —

[282] Auch in dem NR [Naturrecht] war L.[eibniz] ganz Absoluter] 9 [Philo¬


soph] und dadurch höchst Antifichtisch. — < Seine 9 [Philosophie] ist
dann besser als die Fichtische, daß ihr lezter Grund nicht der Zufall,
sondern die Willkühr ist. —>

[283] Sollte s. [ein] princ. [ipium] indiscern. [ibilium] und princ. [ipium] contra-
d [icitionis] etwa nur die reale und ideale, oder die materiale und formale
Seite <Hälfte> desselben Princips seyn ? — |

s. 26 [284] < Kants Projekt war es wohl, d [enj Bako, Locke und Leibniz zu verbinden. >

[286] Die große Ansicht, daß jeder Geist gleichsam nur eine Skizze ist, lebt
überall in L[eibnizen]’s 9 [Philosophie] und ist höchst kritisch. — Weder
d[er] Zufall, noch die Willkühr können in der rransc9[endentalphilosophie]
etwas zu thun haben — princ. phil. §63. omnia plena auch im Im¬
perativ s. [einer] 9 [Philosophie]. — Daß jegl.[iches] Individuum eigent-
Philosophische Scholien 1798. init. 47

[lieh] absolut ist ein großer Hauptsatz der Absol[uten] 9 [Philosophie]


besonders des xp [kritischen] Theils. — Alles Göttliche in s. [einer]
9 [Philosophie] ist kritischer Instinkt — Projecte und Fragmente. —
Daß es unendlich] viele Individuen gebe, auch ein Hauptsatz der
L[eibniz]sehen und der Absol[uten] 9 [Philosophie] überhaupt — In
d[en] princ[ipia] weht sogar ein Hauch von Enthusiasmus; alles nur
Bruchstück einer Unendlichkeit. — Wenn er zuerst die absolute Ver¬
schiedenheit des Idealen und Realen eingesehen, so ist er der Vater
der Transc9 [endentalphilosophie]. —

[286J <Die Diaskeuase soll eine Polemik gegen d[en] Buchstaben sein.

[287] Jeder Mensch ein beschränkter Gott. Jedes Ding die ganze Welt.>

[288] L[eibnizen]’s und F[ichte]’s 9[Philosophie] könnte man eigentlich]


Hyperkritizismus nennen. (Doch in gewissem Sinne auch Hypokv [itizis-
mus]. Sie sind noch nicht kritisch genug.) —

[289] <In der Absol[uten] 9 [Philosophie] ist d. [ie] Vernunft nur eine höhere
Potenz des Lebens, da sie alle Spontaneität zusammenfaßt. —>

[290] Descartes Zweifeln ist wohl nur ein Wegräumen und ganz Reinmachen
des Platzes, um dann mit einer Xoy [logischen] Schöpfung aus Nichts ganz
im Geist der Absol[uten] 9 [Philosophie] anfangen zu können. — Er ist
ein 7c9 [Prophet] im höchsten Styl — aber doch kein 9 [Philosoph]. —
Seine 719 [Prophetie] ist nicht Ws [Wissenschaft], keine K[ritik], bloß
großer Instinkt. —
[291] Connexion aller Materie. Diese Gradazion und Continuität ist das Wesen
der Progreßivität und also wohl kritischer Instinkt bei ihm. — Die Prae-
formazion ist nichts als umgekehrte Progreß [ion], —

[292] Die Identität des Absoluten und Relativen hat er wohl geahndet und da¬
durch streift er an Spinosa, so fremd ihm dieser auch sonst ist. Er
materialisirte die Formen. Hat denn auch Spinf oza] jene Identität oder |
s. 27 läugnet er bloß das Relative ?—Die Vorstell [ungs]kraft s. [einer] Monaden
ist nichts als Spontaneität, und Keim des Weltalls, aber nicht selbstän¬
dige Ichheit, cyklische; es ist hier nicht Ahndung von Idealism, wie
es scheint, sondern nur Absolutism, Enthusiasm. —
[293] <Die Formen der Transc9 [endentalphilosophie] sind Parallelism und
Centralisation. —>
[294] Die Moral vom Princip d [es] Willens Gottes ist wohl Absol [ute] 9 [Philo¬
sophie], Sie muß ihre Antithese haben, deren Princip eigne Willkühr
wäre, Willkühr der Menschen. —
48 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.

[295] Mit der absoluten Verschiedenheit der Mat[erie] und F[orm] muß die
Absol [ute] 9 [Philosophie] anfangen, und mit der Identität endigen. —

[296] Das Daseyn d [er] Monaden folgert er aus d [em] Dasejm des Zusammen¬
gesetzten. (In d [er] Monade liegt doch, daß alles lebendig und agil sey)
Die gemeinen nicht potenzirten Monaden sind nicht so wohl vorstellende,
als darstellende d [es] Universums. Die nothw. [endigen] Gesetze der Be¬
wegung leitet er aus d[em] Princip d[er] Convenienz ab, d. h. der ver¬
ständigen Willkühr. —

[297] <Wie die cyklischen Formen bei Plato und Arist [oteles] personificirt
sind, so bei L. [eibniz] die Progreß[ion] als Form der xp [Kritik].
NB. Ideen von Personificirung, Uebertragung in die Außenwelt und
Materialisirung <pa[philosophischer] Formen.>

[298] Auch in Gott trennt er das Id[eale] und Re[ale] — und die Willkühr
kommt durch Zufall nach. Ziehe die Wurzel aus s. [einer] 9 [Philosophie],
d. h. correctire sie; potenzire sie d. h. progreßivire sie d. h. charakterisire
sie im Gang der cp [Philosophie], ergänze das Fragment, erkläre das
Projekt und realisire es. —

[299] Jemanden kritisiren heißt — s. [eine] Fr[agmente] und s. [eine] Pro¬


jekte] bestimmen. —

[300] Der Teufel ist die Antithese nicht von Gott sondern von Christus. —

[301] Die ganze alte <pci[Philosophie] eigentlich] Ein Fr[agment] und d.[ie]
moderne Ein Proj [ekt]. -—

[302] Die crup<p [systematische Philosophie] muß viell. [eicht] anfangen mit d [er]
Antithesis vom ctuct[Systematischen] und Elementaren]. — Die Ab¬
sol [ute] cp [Philosophie] mit der des Absoluten] und abstr[akten]

(Relativen) und die Transc[endental] cp [philosophie] mit der des Trans-


c[endentalen] und Historischen]. Vielleicht könnte durch dieses Medium
die Eiern [entar]cp [philosophie] zu jeder cp [Philosophie] eine -°^ [absolut
analytische] Einleitung hergeben. —

[303] Die Absol [ute] 9 [Philosophie] kann und muß oft mit einer REStruction

(Diask[euase]) statt einer Construc [tion] anfangen. |

s. 28 [304] L. [eibniz] hat fast gar keine practischen Folgen aus seinen großen
Blicken gezogen; sie waren ein todtes Capital in ihm. —

[306] In der Hist[orischen] Behandlung geht immer die Mat.[erie] voran; erst
d[ie] Charakteristik, dann die Construction. —<Wir sind alle noch Ter-
Philosophische Scholien 1798. init.
49
zianer in der Hist[orie], —- Die ganze alte 9 [Philosophie] muß bloß aus
sich, in sich und durch s. [ich] selbst historisirt werden. —>

[306] Will man L[eibnizen]’s 9 [Philosophie] nach s.[einer] Lehre von d!~er]
Consequenz behandeln, so ist keine Schwärmerei so arg, die man nicht
daraus herleiten kann. —

[307] Das Id [eale] und Re [ale] ganz getrennt in ihm — s. [eine] 9 [Philosophie]
und s. [eine] Gelehrsamkeit. -—-

[308] Alle x [Kritik] ist divinatorisch, ein Proj. [ekt] zu ergänzen ist grade
dasselbe, als ein Fr. [agment] zu ergänzen. —

[309] Sein Esoterisch und Exoterisch hat Lessing sehr veredelt; das blinde
Glück verfolgt ihn noch nach d [em] Tode.—Von einer 9 [Philosophie] die
in theoret.[ische] und praktische] eingetheilt wäre, hat er nie gehört. —-
Nicht einmal Virtuosität hat er geschweige denn Charakter. Er macht
kein Werk aus Moderantism, aus Lumperei. Lessing aus Enthusiasm.—

[310] Sein Gott ist die Monade der Harm[onia] praes [tabilita]. — <Darin
liegt das Alles lebt im vollsten Sinne des Wortes Leben. —> Seine
Bildersprache (wie schlummernde Monade) ist das einzige von Universa¬
lität was L.[eibniz] an s.[ich] hat. —

[311] Alles was noch gut in ihm ist, ist Instinkt. Seine Absicht = 0. So
auch seine Form, und sein Innres. Es ist nichts da, die Nullität ist da
absolut. —

[312] Sein Talent war von d [em] reinen Talent; er wußte so wenig was er that,
als die Biber von ihrer Kunst. Seine Sucht nach Geheimnissen mehr
diplomatisch als theolog [isch]; er wollte gern die Cabinetsgeheimnisse
d[er] Natur wissen. Alle s. [eine] Schriften haben etwas von Depechen.—

[313] <Theol.[ogie] und Jurispr[udenz] groteske Facultäten. Da ist L.[eibniz]


eigentlich] zu Hause. Jede Unreinigkeit behandelte er als einen Scha¬
den und Krankheit, chirurgisch und medicinisch, oder diplomatische

[314] <L.[eibniz] ist ein 9 [Philosoph] aus Instinkt gegen s.[eine] Absicht und ein
Deutscher aus Zufalle |
s. 29 [315] L[eibnizen]’s 9 [Philosophie] ist eine FacultätS9 [philosophie], zum Theil
auch noch Kants desgl [eichen]. Im Spinosa ist das Verhältniß d[er]
Theile nicht bloß abstract, sondern auch organisch, aber doch wohl
nicht progreßiv.
[316] Man kann freil[ich] leicht gegen L[eibnizen]’s Instinkt ungerecht seyn,
über die Jämmerlichkeit der Menschen. —

[317] Der physische Geist und d[er] historische ist es d[er] d[en] Spinosa
systematisch macht; er ist auch weit mythischer. —

[318] Das wenig Gute in L.[eibniz] ist ein Urbild von genialischem Unbewußt-
seyn. —
[319] L. [eibniz] bloß eine handelnde, keine schreibende Natur. Alle seine
Schriften nur schlechte Briefe. —

[320] Spinosa und Leibniz offenbar beide zugleich] Idealisten] und Rea¬
listen]. Spin.[oza] realisirt ein Ideal; L. [eibniz] idealisirt das Reale. Alles
ist S[pinoza]’s Princip. Nichts L[eibnizen]’s. Bayle der Tr[anszendenta-
list] des Spinös, [istischen] Cyclus. —

[321] Für Baco hat L. [eibniz] viel Vorliebe. < Baco vielleicht sein p. [Mythologe] —
(sein Aeschylus).>

[322] Leibn. [iz] potenzirt die Dinge nach Innen ins Kleine.

[323] Der jetzige deutsche Cyklus: p, [Mythologie] 9 [Philosophie] 71 [Poesie],


nun muß wieder ein 9 [Philosophie] tt [Poesie] rj [Ethik] kommen. —

[324] Ohne pah- [Mathematik] wäre L. [eibniz] viell. [eicht] immer nur Jurist und
Theolog und Physiker geblieben. — Stufen der Bildung scheint es mir
nicht in s. [einer] 9 [Philosophie] zu geben. —

[325] L. [eibniz] wollte alles Räsonniren zum Calcül machen. Dahin ging auch
seine lingua characteristica universalis. Hat Wolf dieß nicht in gewissem
Sinne ausgeführt, so wie es möglich war, nach L[eibnizen]s eignem
Ideal? —

[326] <tom. v. p. 20. Verbindung der Moral und Meta9 [physik]. Er lobt die
Moral des Plato und will ihn in ein System bringen. — Uber den Plato
drückt er sich oft sehr gütig aus. —>
Philosophische Scholien 1798. init. 51

[327] Le parti le plus sur ist ein recht Leibn.[iz] scher Gedanke. —

[328] Ein großer Irrthum ists, den Satz d[es] Widerspruchs für etwas bloß
Xoy [Logisches] zu halten. — Die Convenienz ist offenbar ein histori¬
sches] Princip. —

[329] Als Litterator hat Lessing eine entfernte Aehnlichkeit mit Leibniz;
aber auch diese nicht echt. —

[330] L.[eibniz] wandte cp [Philosophie] auf Jurispr [udenz] und Theolog [ie]
an. Kant umgekehrt Jurispr. [udenz] und Theol[ogie] auf cpu [Philo¬
sophie]. — Sehr Leibnizisch ist d[ie] cr9- [Synthese] von Theol. [ogie]
und Jurispr [udenz].

[331] In dem kleinsten hingeworfensten von Lessing mehr Virtuosität als in


d[er] Theodicee. Labyrinth, chaotische Masse obscurorum virorum von
histor. [ischer] Nullität, ohne sie zu adeln. |

30 [332] < Hypothese ist p. [mythlogischer] Satz Species facti ist 90 [physikalisch]
Observation == Historisch] (beides zugleich] nicht bloß species facti).>

[333] Poesis = lingua Angelorum, mehr als einmal. —

[334] Es war historische Dynamik was er auf die cpu [Physik] anwandte. In
der Hist [orie] selbst ging er nur auf Curiositäten. Darin hat er einige
Aehnlichkeit mit Lessing. —

[335] TOM. v. p. 331. Von deutschen Versen in alten Metris.

[330] Die Vollkommenheitsmovdl thetisch in L’[eibnizen]s 9 [Philosophie] ge¬


gründet, so auch wohl die 0-soX [theologisch] juristische ins Kants.
<Ist nicht die Theol.[ogie] die ^[mythologische] Facultät?>

[337] Das meiste in s.[einer] 9.[Philosophie] ist Willkühr und Zufall, p. 355-

Die mystische Theol.[ogie] sei nicht ganz verwerflich], verhalte sich


zur gemeinen wie tz [Poesie] zur Beredsamkeit, aber est modus in rebus.

[338] Leibn. [iz] schließt sich ganz an den Moment, hat auch nicht eine Ahn¬
dung von andern Zeitaltern. — Man wird immer so zu Muthe, als ob man
einen Ballen gelehrter Zeitungen gelesen hätte rudis indigestaque
mo]es. — Seine 9 [Philosophie] (näml[ich] die Principien) muß ihm
aus d [en] Factis durch die Experimente entstanden seyn.

[339] L. [eibniz] ist ein klares Chaos, ohne Sinn dafür kann man ihn gar nicht
verstehen. — Klar d. h. homogen, nicht daß er reine Anschauung des¬
selben gehabt hätte, oder Ironie; noch weniger Universalität. Seine
Idee, alles zum Calcül zu machen, ist grade eine von seinen elendesten,
und steht ungefähr gleich mit Wolfs Analyse. —
52 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.

[340] <Vier große Gedanken hatte L. [eibniz] (die rat. [io] suff. [iciens] und der
Satz des Widerspr. [uchs] nebst convenange und princ.[ipium] indiscer-
n.[ibilium] sind keine Gedanken, sondern nur Bestandtheile zu Gedan¬
ken.) > < Jene vier Ged. [anken] wohl Harm, [onia] praestab. [ilita] —
Angebohrne Ideen, bewußtlose Vorstellungen — Monaden — Optimism
— Der Optimism eins mit d[em] Princip d[er] raison süffisante. >

[341] < Sollte er diaskeuasirt werden, so müßte die Form und die Ordnung aus
der Schrift Princ.[ipes] an Eugen, genommen werden. Alle s. [eine] Ge¬
danken sind Monaden isolirte Weltspiegel. —> |
S. 31 ALLGEMEINE ANMERKUNG.

[342] Man könnte L[eibnizen]'s cp [Philosophie] wohl so betrachten.


1) angebohrne Ideen, bewußtlose Vorstellungen; An¬
schluß an Descartes pp.
2) Drei Principia 1) indiscernib [ilium] ganz theoret [isch]
Sein System 2) princ [ipium] contrad. [ictionis] zu-
selbst d[er] gl [eich] -9- [theoretisch] und 7rp [prak¬
Form und tisch]
Materie 3) princ.[ipium] rat[ionis] suffic.[ientis]
nach. ganz 7tp [praktisch].
3) Monaden sein eigenthümlichstes.
4) Harm, [onia] praestab. [ilita] und Optimism. Esote-
r[ische] — Exoter [ische] Hypothesen —

ALLGEMEINE BEMERKUNG.

[343] Meine damalige Idee von ctuctt [systematischer] cp [Philosophie] — Irans-


c [endental] 9 [philosophie] — Absol[uter] cp [Philosophie] — Eiern [entar]-
cp[philosophie] — sehr wichtig; nur Eiern[entar]cp[philosophie] ist nicht
ganz klar. — Die ersten drei wären eben so viele verschiedene Durch¬
führungen der absolut[en] Identität in der Dualität gewesen; unstreitig
neigte ich damals gegen das Ende der ersten Epoche zum System d [er]
Identität,und absolutem Realismus; wie selbst noch in d[er] ersten Hälfte
der zweiten Epoche. — Idealistisch war vielleicht] am meisten das
erste der ersten Epoche, die historische Ansicht der Classik und Pro¬
greßion, vor der Mehrheit der Imperative. — |
S. 32 PHILOSOPHISCHE SATIREN. 1797.

[344] < Statt Leibniz, der auch träumend erfand — müßte es heißen nur. —>

[345] Als Religiöser und als cp [Philosoph] steht Jakobi weit unter Lavater.
Lav. [ater] ist liberaler. —

[346] Skeptische Fragmente, Apologie d [er] Mystiker, Grundlage d [er] Annihi-


lations-<Vernichtungs->kunst. —

[347] In d [er] Griechischen] D-ecopia schöner Begriff von festlicher Beschauung,


ohne Eigennutz. —

[348] Sophist, ein jeder d. [er] ein Weiser seyn, ein Vernünftler, der nicht
bloß ein solcher werden will. —

[349] Die vollendete Polemik annihilirt sich selbst und führt zur Gesellschafts¬
lehre, zur Liberalität Bild[ungs]l[ehre] und zur positiven p[Rhetorik],—
Meine Polemik nicht bloß 9 [philosophischen sondern auch classischen
Ursprungs. —

[360] Das gesellschaftl [iche] Leben — als ob es mehr als ein Leben gäbe; so
ein Ausdruck wie große Welt. —

[351] Theorie (Charakteristik]) d[er] Gottheit mit Variationen. —

[352] Alle Rom [antiker] sind 9 [Philosophen] als Lebenskünstler im Wissen¬


schaftsgange. —

[353] Jakobi hat eine barbarische Tendenz bei sehr viel Bildung; dagegen
wird man doch reden dürfen. —

[354] Die modernen Frauen streben auch nach d[er] Unbedingtheit. —

1355] Alle Engländer die Geist [haben], sind etwas verrückt; Burke, Bentley,
Swift, Sterne. —

[356] Jak [obi] enthält mehr Bruchstücke und Studien zur Polemik als irgend
ein andrer (moderner) 90[Philosoph]. Mystik nur eben so viel als er
braucht; Lavater weit mehr, kann Antithesen synthesiren, ist am
meisten Fichtisch.

[357] Der Zweck des xp [Christentums] ist, s. [ich] selbst zu annihiliren. Es ist
nur einTheil der Vervollkommnungslehre, d[er] Grundtheil; älter als die
Philosophische Satiren. Z797. 55
Urbildungslehre, dauernder als die Reform, [ations-] und Revoluz[ions]-
lehre. — Einen Virtuosen im xp [Christentum] giebts viell. [eicht] noch
nicht. —

[358j Jämmerliche] Idee von Einheit Gottes und von Erhaltung dieser
Idee unter d[en] Juden. — Gott ist Vier so gut als Eins. —

[359] Das jp [Christentum] muß von seihst kommen. Man muß sich gar keine
Mühe drum geben, sich nichts draus machen. — |

s. sä [360] <Diask. [euase] der Rec[ension] des Woldemar, müßte ein Werk einzig in
s. [einer] Art werden; ein Werk d[er] absoluten Willkühr, d. [as] sich aber
auf absolute Nothwendigkeit gründete

[361] Wenn Jak[obi] 9 [Philosophie] gehabt hätte so müßte er ein absoluter


Skeptiker werden. — Er wollte etwas Bestimmtes absolut wissen. Um
Etwas zu wissen, muß man Alles wissen wollen. Er ist ein rein antitheti¬
sches Wesen. Gegen Niemand ist er so polemisch wie gegen s. [ich] selbst.
Keins s. [einer] Bücher hat ein wahres Ende; er muß ewig schwanken
und sich selbst zerstören. Zwischen Th[eorie] und rup [Praxis], zwischen
My[stik] und Emp[irie]. Er dreht s. [ich] in allen s. [einen] Schr[iften]
in dems. [eiben] Cirkel herum. Er ist ein lehrreich warnendes Beispiel
wohin Mangel an x [Kritik] und unvollkommne Synthese führt. Eine
polemische Beurtheilung thut ihm kein Unrecht, weil er selbst absolut
polemisch ist. Seine Polem. [ik] ist Natur, meine Kunst und Freyheit.—
Doch ist er gar nicht bloß schädlich sondern auch nützlich — aus d [em]
liberalen histor. [ischen] Standpunkt; es ist so viel darin — Bildung —
Prosa — Polemik — 9 [philosophische] Incitamente pp. Daß er schreibt
ist doch 9[philosophisch] aber zugleich] auch sehr a9[philosophisch].
Niemand fühlt s. [eine] Selbstvernichtung in jedem Moment so grausam.—
Alle x [Kritik] lebender Menschen wird polemisch. Jak. [obi] ein Beweis
daß die Polemik s. [ich] selbst annihilirt. Angst ist ein Hauptzug in
s. [einem] Charakter, Weichlichkeit und absolute Eitelkeit; diese Dinge
müssen doch beim Nahmen genannt werden. —

[362] <Idee einer xp[Kritik] der xp[Kritik]. Daß 9[Philosophie] nur durch
9[Philosophie] kritisirt werden kann; daß man also die 9[Philosophie]
nicht durch x [Kritik] bekommen und greifen kann. Daß alle x [Kritik] =
x2 also X9 [kritische Philosophie] = 92 [Philosophie in der zweiten Potenz].>

[363] Die Deutschen sind ein kritisches Volk.

[364j Jak [obi] ist ein barbarischer Universalist, ein regreßirender Sentimen¬
talist wie Schiller. —
56 [II] Philosophische Fragmente ErsteEpoche.il.

[365] <cp [Philosophie] der Interpunction als Kunststück einer cp [Philosophie]


über ein Minimum. >

[366] Engbrüstigkeit derj [enigen] die das yp [Christentum] durch bloße


Regreßion auf das ursprüngl [iche] [Christentum] bilden wollen.
Nur ein Deutscher kann ein rechter Christ seyn. —

[367] Der Christianismus läßt s. [ich] weder lehren noch lernen, es wäre Unsinn
ihn beweisen zu wollen. Er ist progr. [essive] 7) [Ethik] im Großen. War
der Muhamed.[anismus] vielleicht] eine Stufe der progressiven]
Relig. [ion] die man nicht hinlängl [ich] genutzt hat ? —

[368] Jak. [obi] der Glaubenslehrer, Reinhold der so viel Lehrer macht, der
Leerheitslehrer. —

[369] Blasphemischer Irrthum, daß es nur einen Gott gäbe. Thöricht ists
daß man nur Einen Mittler haben soll; für d [en] ächten Christen ist alles
s. 84 Mittler. | Wie viel Götter jemand haben will, das hängt lediglich] vou
s. [einer] absolut [en] Willkühr ab. —

[370] Ob die Tendenz des Woldemar gefährlich ist, weiß ich nicht; es geht mich
auch nichts an. Aber verächtlich finde ich sie, und das zu sagen habe
ich ein Recht. —

[371] Jak[obi]s cp [Philosophie] könnte man die 9 [Philosophie] vom Sprunge


nennen — ich 9 [philosoph]ire ruckweise — Kant windet und krümmt
[sich] — Fichte geht den Spartanischen < ? > Schritt. —

[372] Gott ist ein Individuum; daraus läßt s. [ich] d [ie] Dreyeinigkeit demon-
striren. Alle Ideen sollen Individuen werden und alle Indiv[iduen]
zugl[eich] Ideen seyn. Alle Realität soll idealisch seyn, und alle Idealität
real. Das ist die Grundlage des yp [Christentums].—

HISTORISCHE ANSICHTEN DER PHILOSOPHIE.

[373] Zur constr [uktiven] Char. [akteristik] gehört die Bestimmung des Cen¬
trums, des Horizonts, des Punkts, des Moments, der Linien. —

[374] <Ich will es andern zu überlegen überlassen, ob ich nach d[em] Geist,
nach d[em] Buchstaben oder etwa nach beyden zugleich interpretire.>

[375] Beydes; Kant und Fichte absolut verschieden und absolut identisch. —
K [ant] und F [ichte] sollen mich nicht lesen — ich wünsche mir mehr
Siculer als Consentimer. (Lucil[ius].) —
Historische Ansichten der Philosophie. 57

[ave] Die Universalhistorie (wie Kant sie sich denkt), ist eine Groteske, des¬
gleichen] die Tip [praktische] Interpretazion, und die Anthropologie. -

[377] Systeme de la nature wie eine Grundform der französischen] Litterfatur]


desgleichen] esprit <confessions> Candide — Encyclopedie pp —
Der .praktische] Geist d[er] Franzosen ist toX [Politik], der Engländer
oix [Ökonomie]. — Prejuges detruits, les progres de l’esprit humain die
leichten Truppen. —
[378] Fichte ist Kantisch, wie Plato Sokratisch. —
[379] Die Mode die höchste 7ip [praktische] Groteske. —
[380] Die Revoluzion die tragische Arabeske des Zeitalters. —
[081] Die Heloise ist gar kein Roman, sondern ein Compend. [ium] der hohem
Oekonomie. —

[382] 9X [Philologie] und 90 [Philosophie] sind alles oder nichts auf einer
Universität. Aber nur durch sie ist wohl ein Zusammenhang der
drey Facultäten möglich. — |
as [383] Fichte ist nicht mehr ein Deutscher 9 [Philosoph] — auch nicht mehr ein
Facultist. —

[384] x[Kritik] der x[Kritik] der 9 [Philosophie], x[Kritik] der Hist[orie] der
9[Philosophie], x[Kritik] der 9 [Philosophie] der Iiist[orie], x[Kritik]
der 9[Philosophie] der 9[Philosophie], — Nur eine 9[Philosophie] die
K [ritik] ist, kann Objekt der Hist[orie] seyn. —
[385] In der grotesken 9 [Philosophie] liegt doch d [er] Keim zugleich Abstr [akt]
und Universell] zu seyn. —
[386] <Ein Pack ganz scholast. [ischer] Kunstworte — aus Diderot z. B.>
[387] Ein 9[Philosoph] kann mit Schlosser oder Nikolai streiten; ein Histo¬
riker] darf sie nicht erwähnen. — Nicht eben für die Nachwelt, aber
für die Mitwelt im Geiste d[er] Nachwelt. —
[388] Die 9[Philosophie] besteht in den 9[Philosophen. Hier muß die Histo¬
rie] mehr auf die Menschen gehn. Bei der 71 [Poesie] mehr auf die Werke. —
Die 9 [Philosophie] kann auch nur so im Ganzen studirt werden, wie die
alte 7r[Poesie].
[389] Fichte unter d[en] bloß gebildeten Menschen gar nicht gehörig aner¬
kannt, d. h. die 9 [Philosophie] überhaupt nicht. —

[390] Uber d[en] Bauernstolz d[er] Dichter. Die n [poetische] Polemik ist sehr
niederträchtig gegen die Rechtlichkeit der Fichteschen. —
^8 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. 11.

[391] Constituirung eines ganzen Menschen, im Gegensatz des cp [philosophi¬


schen]. — Daß ich 90 [Philosoph] und auch nicht 9a [Philosoph] sei. —

[392] Die Französische] und England[ische] 9[Philosophie] ist schlechthin


nicht 9a [Philosophie] für diese selbst. So auch für die Deutschen welche
sie für absolut <*9 [aphilosophisch] halten. Die Hist[orie] der 9 [Philo¬
sophie] macht sie sich zur 9CJ [Philosophie] indem sie sie in sich auf¬
nimmt. In 90 [Physik], 9X[Philologie], pocF [Mathematik] mischt sich
die Nationalität nicht sehr, wenigstens findet doch mehr Mittheilung
Statt als in der 9er [Philosophie].

[393] <NB In diese Epoche fällt die A [Dreiheit]


[xoF[Mythologie] pey [Mechanik] = Abstrakte] 9[Philosophie]
90 [Physik] yz[L [Chemie] = Univ [ersehe] 9 [Philosophie]
Hist [orie] opy [Organologie] = Hist [orische] 9 [Philosophie] > |
FORM DER KANTISCHEN PHILOSOPHIE.

[394] Sokrates als revoluzionäres Genie in der cp [Philosophie]. —-

[395] Je wichtiger die Sache bei Kant je tiefer sein Gedanke, desto schlechter
verworrner d[er] Vortrag. Er kanns nicht von sich geben, dreht sich nun
immer und würgt es hundertmahl hervor, immer etwas andres, nie ganz
klar. Was man nicht mittheilen kann, weiß man noch nicht recht. »Noch
so viele einzelne Blitze machen keinen hellen Tag« —■ sagt Lessing. —

[396] An rep [praktischer] Abstraction übertrifft Iv. [ant] nicht nur alle 9*7 [Philo¬
sophen], wo er noch allein sie besitzt, sondern auch in andern Gebieten
ist nichts dem Gleiches. Goethe allein hat sie in der tc[Poesie]. — Beyde
sind dabei nicht liberal und nicht rigoristisch genug, weil es an Totalität
fehlt. —

[397] Kants Objektivität wird von Maimon sehr ungeschickt geläugnet.


Darüber läßt sich erst am Ende der Zeiten entscheiden. Alles was er
gesagt hat, ist viell. [eicht] widerlegbar; alles wird noch zu s. [einer] Zeit
bestätigt werden. —

[398] K. [ant] ist ein Geometer und noch mehr ein Algebraist in d[er] Moral. —
Auch Voltaire hat auf ihn nur gewirkt; er hat ihn nicht studirt, wie
Fichte d[en] Rousseau um sich s. [eine] Formen zu zu eignen. — Es fehlt
ihm an Leichtigkeit — an Biegsamkeit, an Anmuth in der 9 [Philo¬
sophie], _ Er versteht d[ie] alte 9 [Philosophie] etwa wie Moriz die
alten Dichter und behandelt d[ie] Moral wie Sulzer die Kunstlehre. Nach
s. [einer] Eitelkeit und Förmlichkeit mußte Kant es auf eine solche < er¬
bärmliche] > Kathederherrschaft anlegen und sich darin sehr glücklich
fühlen, solche Objektivität zu besitzen glauben. —- Aus seiner Hist[orie]
kann man am besten d[iej Beschränktheit s.[einer] Sphäre kennen lernen.
Kant ist überall auf halbem Wege stehen geblieben; auch in d[em] Grund¬
satz nicht nach d[em] Erfolg, sondern nach d[em] Ursprung zu urtheilen.
Wenn er auch für nichts Sinn hat, so doch für gebildete vollendete
s.37 Mittelmäßigkeit; Hume, Garve. | Kant ist ein genialischer Pedant. —

[399] Kants 7) [Ethik] ist nicht bloß Xoy [logisch] sondern auch ttoA[politisch],
polemisch nicht bloß gegen die mechanische Moral sondern auch gegen
die 71 [poetische] Mor[al]. Moralische Moral giebts noch nicht. —

9 Schlegel, Band 18
6o [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.

[400] Daß d[er] menschliche] Geist unbeschränkt sei, ist historisch, nur in Stoff
und Form ist er beschränkt, durch das Erste d[ie] Sinnlichkeit durch
das zweite d[er] Verstand. Die Vernunft ist ganz unbeschränkt. Kant
hat mehr Verstand als Vernunft, versteht mehr d[ie] Vernunft, als daß
er s. [ie] selbst schöpferisch hätte. —

[401] Kant hat Legalität und Moralität nur in d[er] Form nicht im Stoff unter¬
schieden. —

[402] <Witz gehört zur histor[ischen] Xoy[Logik], als angewandte, mystische,


politische, synthetische. Witz ist der Anfang d[er] materialen Logik.>

SCHOLIEN ZU KANTS TUGENDLEHRE. —

[403] Zweifel an d[er] Identität d[er] Sokratischen und d[er] katechetischen


Methode; die erste aus einem dialektischen Imperativ.

[404] K[ant]s classicirendes Genie zur p [rhetorischen] nicht Hist [orischen]


Deduction der barbarischen Classen und Formen verschwendet.

[405] < cp [Philosophie] über a = Encykl[opädie], (doch nicht Historie der

Tr [anszendentalen] Ansicht von a = ^°>

[406] System reiner Vernunftbegriffe eine Wolkenjuno, die so viele in Morast


geführt hat. Jedes nothw[endig] nothw[endige] zugleich] Emp[irisch]
und rational. —-

[407] V.Er geht ins Unbedingte des Nutzens wegen, um d[er] Besondren Tugend¬
lehre Sicherheit und Lauterkeit zu verschaffen. IX. „Freiheit nicht
erklärlich“. -—- Alles ist erklärlich. Sehr schön das Zurückgehn auf die
ursprüngliche] Bedeutung von virtus, d.[en] Primat d[er] Tapferkeit. -

[408] Es muß nur Eine, unendlich viele und auch bestimmt viele Tugenden geben.
Die letzte Classif. [ikation] ist historisch. •—<Die ächte Classification ist
historisch, sowohl nach d[em] principio cognoscendi als nach dem prin-
c. [ipio] existendi. Alle Eintheil [ungen] in bestimmt Viele sind historisch.—
Kant immer für das nur eins oder bestimmt viel, Fichte mehr für das
unendlich viele. —>

[409] Die Sätze d [er] Alten vom xaipoi; haben einen sehr cdf [synthetischen]
Sinn, wenn auch d[er] Dumme nicht klug daraus wird. —

[410] Es giebt in der Constr [uktion] cpcr [philosophischer] Begriffe und für
jeden Satz ^[unendlich] viel Beweise; aber jeder dieser Beweise muß
ganz seyn; Nicht — »die Menge muß es machen«. —
Form der Kantischen Philosophie. 61

[411] Sittlicher Sinn nichts andres als Ehrgefühl + Liebe. Aller pract. [ische]
Sinn ist zugl. [eich] Gefühl. Gewissen ist sittliches Urtheil. —

[412] Die gesellschaftl [iche] Zartheit über d[en] Beischlaf hat K. [ant] ganz
s. 38 falsch erklärt. Nicht die | Handlung selbst, die besonders die Weiber als
heilig ehren, sondern ihre Oeffentlichkeit, dasDabeyseyn eines Fremden
beleidigt das sittl. [iche] Gefühl; denn der Zweck d[er] Handlung ist ja
eben unbedingte Vernichtung der Fremdheit, Vermischung mehrer
Personen. —

[413] Kants Moral und F[ichte]s NR[Naturrecht] beweisen wie dürftig alle
nicht Hist [orisch]-cp [philosophischen] Systeme ausfallen müssen. —

[414] Sollten Laxität und Lügenhaftigkeit nicht d[ie] Hauptfehler K[ant]s


seyn ?

[415] <Warum ist bei Plato so viel Monolog, so wenig Dialog? — Nur der
wahre xcp [kritische Philosoph] kann wahre Dialoge schreiben.—>

KANTS KLEINE SCHRIFTEN.

[416] Mit paF [Mathematik] fing er an. Das np [Praktische] machte sich erst
spät Luft, wie in eine dicke Rinde eingehüllt. —

[417] Der x [kritische] Idealism ist Ka[nt] viell. [eicht] anfangs nur als
Deduction der Orthodoxie interessant gewesen, nachher bekam er <also

war’s Zufall> dadurch Hoffnung auf [absolute Systematik]. Die

Confusion ist ursprünglich bei ihm. — <Dieses zufällig gefundne

[absolute System] hat er dann mathematisirt und experimentalisirt.>

[418] <The Peripatetic, or Sketches of the heart, of nature and Society by


Thellwall. Vol. I—III. London 8 —>

[419] Er war gewiß im Leben eben so mistrauisch als in d[er] Metacp [physik].
Seine x [Kritik] nur scholastisirte Behutsamkeit. Er ist ein Xoy [logischer]
Experimentator und mathematischer Dichter. —

[420] Warum erkennt K.[ant] die coexistente Nullität d[er] Welt und nicht
auch die succeßive ? Die histor. [ische] Approximazion ? —- Hat er
etwas Divinatorisches ? — Er weiß oft, da ist was, aber nicht was es
ist. Er ist d[er] Spürhund der 9 [Philosophie] Fichte d[er] Jäger. —
Ahndung vom Realen im Gegensatz des Logischen; auch eine falsche
Antithese. —
62 [II] Philosophische Fragmente ErsteEpoche.il.

[421] Die xp [Kritik] der r. [einen] V. [ernunft] ein großes logisches Experi¬
ment]. Alle spätem Schriften systematisirende Zusätze. — Er moralisirt
gern in der Xoy [Logik], das ist eigentlich] s. [eine] xp [Kritik], —

[422] K. [ant] hat nur die Tr [anszendentale] Vernunft kritisirt, nicht bloß die
Vernunft, sondern die Transzendentale] cpu [Philosophie]. —

[423] <Kant nach dem Kant erklären. Kant war immer ein Soxroov.> |

s. 39 [424] Er ist nicht zufälligerweise sondern ursprünglich revoluzionär. —

[425] Den Begriff der x [Kritik] hat Kant zwar nach vergrößernden Dimen¬
sionen genommen, aber sehr confus gedacht das wenige, was er davon
wußte. — Er hatte gar nicht die ganze Transc[endentalität] kritisirt;
er ist zu sehr Realist und hatte keinen andern Idealism als das ab-
solutirte Reale. Nun hinkt er mit der Praxis hinterdrein. Seine spätem
Schriften sind Ergänzungen. — Sein erstes ctuot [System] ist eine Idea-
lisation d [es] Realen; s. [ein] zweites soll eine Realisation des Idealen seyn.
Wäre er aber da nur so construirend verfahren wie im ersten. -— Die
Theorie des Himmels ist die klarste aber auch die langweiligste unter
s. [einen] Schr[iften]. —

[426] K.[ant] scheint mehr nicht alles zu sagen, als daß er wirklich viel zurück¬
behielte. Die Idealität des Realen ist wohl ganz gut bei ihm erwiesen,
aber nicht die Realität des Idealen; und so mit auch nicht die Realität
des Realen. —

[427] Erst nach d[er] Entdeckung ist K.[ant] ein Advocat der Orthodoxie
geworden. — Seine x[Kritik] ist oft logische Frömmelei. —

[428] K. [ant] construirt selten und charakterisirt nie. Beydes will er aber
immer. — Ideal der Confusion — Chor des ya [Chaos] aus Kant. — Die
Confus[ion] ist aber in ihm wenigstens ordentlich] construirt; es ist
das erste cpa [philosophische] Kunstya [chaos]. — clvann der cp [Philosoph]
dieselben Dienste in dieser Hinsicht leisten, wie nach Lessing die Bibel
dem Menschengeschlechte. —>

[429] Confusion ist die Wirkung des Transcendenten (jj,£raßacn,i; zic, ocXXo yevcx;)
worin K.[ant] alle andern cp [Philosophen] übertrifft. —<Sie liegt nicht in
der unvollkommenen] Darst.[ellung] noch an d[er] Sprache nach Wolf
und Leibn[iz] noch an der Neuheit der Ansicht — sondern in d[er]
innern Constr[uktion].>

[430] Die K [anti]sehe Moral ist eine d[er] Form nach transcendentalisirte und
polemisirte deutsche Rechtlichkeit. —
Form der Kantischen Philosophie. 63
[431] Sollte Kants Buchstabe nicht mehr werth seyn als sein Geist ? —-

[432] Viele Leute halten nur das für ein System, was einen großen Klumpen
in d[er] Mitte hat. —

[433] Seine Moral ist auch im Innersten negativ. —- <Ihr Geist ist centrale
Idealität und horizontale Realität. >

[434] Um jemand zu verstehn muß man erstl[ich] klüger seyn als er, dann
eben so klug und dann auch eben so dumm. Es ist nicht genug daß man
d[en] eigentlichen] Sinn eines confusen Werks besser versteht, als d[er]
Autor es verstanden hat. Man muß auch die Confusion selbst bis auf d[ie]
Principien kennen, charakterisiren und selbst construiren können. <Idee
einer reinen und angewandten Char[akteristik].>

[435] K [ant]s cp [Philosophie] ist im Innersten verrenkt und widersinnig wie


s. 40 Spin’[oza]s im Innersten symmetrisch. —- Er ist par|theyisch fürs
Horizontale und Negative und leidenschaftlich gegen alles Centrale
und Positive. In der rup [Praxis] negirt er d[en] Menschen noch so ins
Ct [Zentrum] hinein, und setzt ihn gegen s.[ich] selbst in Belagerungs¬
stand. Also centraler Negativismus. Seine Theorie hingegen = nega¬
tiver Centralismus. (Spin [ozas] 7ip [Praxis] hingegen ist ct [zentraler]
Positivismus und s. [eine] 9-[Theorie] ist posit.[iver] Centralismus.)
<■9 [Theorie]
- = Idealism des horiz [ontalen] Re[alismus] 71p [Praxis]
= Re[alismus] des negativen Id[ealismus].> Dieß sind nur die Schief¬
heiten die man auf dem Tr.[anszendentalen] Standpunkte erblickt.

[436] K’[ants] Confusion ist im eigentlichen] Sinne des Worts unendlich.


Fichte kann noch bis zur absoluten Desorganisazion kommen. —

[437] Schiller ist d [em] Geist nach d [er] beste Kantianer; derselbe Haß d [es]
Positiven und Centralen und constructe Dissonanzen.

[438] K [ants] xp [Kritik] ist logische Legalität. —

[439] Wenn man Spinosa, Leibniz, Kant und Fichte synkretisirte, wäre denn
das sogar seicht ? —

[440] Bei d [en] kl. [eineren] Sehr [iften] muß man nur auf die Prin [zipien] sehen
nicht auf die succeßive Bildung; denn Kant war gleich Kant. — In
d[er] K.[ritik] d.[er] r. [einen] V.[ernunft] hat er d[ie] Unverständlichkeit
nicht bloß postulirt, sondern auch ordentlich] sanctionirt.

[441] Daran hat es gar nicht gelegen, daß K. [ant] nicht hoch genug deducirend
auf gestiegen wäre; denn auch d. [ie] Niedern hat er nicht gründlich de-
ducirt; getappt aber hat er bis ins Tiefste und Höchste. —
64 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.

[442] Die mittlere Epoche ist bei Kant wohl die beste gewesen. —

[443] K[ant]’s Gesichtsp.[unkt] nie rein Tr [anszendental]. Selbst die Identität


des Positiven und Negativen hat er viell [eicht] nie ganz begriffen und
hat sich sehr mühsam dazu erhoben. — In der Demonstr[ation] pp viel
Sinn für pocE [mathematische] Anmuth und Zierlichkeit—vom Zusammen -
hang des Unendlichen und Endlichen keine Ahndung. Noch weniger von
der Transzendentalen] Identität des Möglichen, Wirklichen und Noth-
wendigen. -—

[444] Bis jezt ist nur das aus der K[anti]schen 9 [Philosophie] allgemein
angenommen, was ohnehin schon Geist des Zeitalters war. —

[445] Daß er d[ie] Meta9 [physik] d[er] Sitt[en] eher als d[ie] d[er] Natur
gefertigt hat, ist gewiß Respekt vor d[em] Primat d[er] prakt. [ischen]
Vern[unft], |

s. 41 [446] Das Mat[eriale] s. [einer] 7] [Ethik], die Regel des allg. [emeinen] Willens
ist paE [Mathematik]— desgl [eichen] s. [eine] Geschichte auch nur An¬
wendung einer pah [mathematischen] Figur. K[ant] hat nicht so wohl
Neigung und Geschicklichkeit zu classificiren als zu zählen. — Lambert
war auch ein solcher Xoy [logischer] Experimentator wie K[ant]. —

[447] Der Ton der ersten Periode K[ant]s im Ganzen poc9-[mathematisch],


d[er] 2ten 7rp [praktisch] 7] [ethisch], d[er] 3ten universalistisch und
polemisch. — In d[er] Polemik ist er geschickter als in der xp[Kritik],
Alles nach der Iv. [ritik] d. [er] r. [einen] V. [ernunft] ist Supplement,
Anwendung, Episode pp. Mit d[er] großen Ankündigung d[es] Dok-
trinalen ist es reine Windbeutelei. Das Trotzige und Verzagte. — In
d[er] 3ten Periode schiedsrichterliche] Aufsätze — solche zur ele¬
ganten 9 [Philosophie] — protegirend — unmaaßgeblich. — <auftra-
gende, patriarchal, [ische] Predigten —- einmischen vieler Patronats¬
rechte. —> Die monarchischen kl. [eineren] Schr[iften] sind intro-
ducirend, oder judicirend, repräsentirend, oder decertirend. — Versuch
und Flicken gehört zu s. [einem] oix [oekonomischen] Grundcharakter.
Er ist ein Revoluzionär — by chance only — eigent [lieh] ein oix [Öko¬
nom] von d [er] flickenden Art. —

[448] K[ant]’s Schriften


1) Centrale, nur Eine
2) Systematisirende
a) kritische die besten
b) doctrinale.
Form der Kantischen Philosophie. 65
3) Charakteristische
b) propädeutische, organisch-embryonische
c) episodische supplementirende. Diese wieder:
a) monarchisch;
ß) republikanisch]. —

Die Vorreden, Einleitungen pp der x [Kritik] pp <und Doktr [in]> machen


noch eine eigne Classe die grundreißende aus. — Ein Auszug aus d[en]
embryonischen Schriften wäre zu der Diaskeuase sehr dienlich. Ein-
theilung s.[einer] Schr[iften] nach s.[einem] eignen Begriff von Ragen.
Giebts nicht auch halbschlächtige (Mestizen und Mulatten) unter s. [einen]
Schr[iften]? —<Stillschweigen von 1770—1781.>

ZUR KRITIK DER REINEN VERNUNFT.

[449] Es ist nicht so wohl eine Polemik (im großen Sinne der Absol[uten]
9 [Philosophie]) als eine Ermordung d[er] Vernunft. — Er polemisirt aber
gar nicht die Tr [anszendentale] Vernunft, sondern die absolute — oder
auch wohl die systematische. — Den absoluten Id. [ealismus] hat er nie
geahndet. — Obj [ekt] = Horicontale abstractissimum Subject =
negativum abstractissimum. — Die Realität des Positiven und d. [ie]
Idealität des Centralen hat er nie geahndet; die Re [alität] des Negativen,
die Id[ealität] des Hz [Horizontalen] nie beweisen können, behauptet
und glaubt. — Von d[er] Identität des Id[ealen] und Re[alen] so wenig
Ahndung; daß die Ansicht von d[er] absoluten Verschiedenheit derselben
d[er] elastische] Punkt s.[einer] 9[Philosophie] ist. |

S. 42 SCHOLIEN.

[450] Erfahrung ist nicht Inbegriff d[er] sinnlichen] Kenntniß, sondern prak¬
tische Kenntniß.

[451] <Es giebt unmittelbare (s. [ich] auf d[en] Gegenstand nicht durch
Begr[iffe]) beziehende Urtheile.>

[452] Erscheinung ein noch rohes noch nicht vollständig historisirtes Factum,
gehört in die Hist [orische] 9 [Philosophie] nicht in die Tr [anszenden¬
tal] 9 [philosophie]. —

[453] Tr [ anszendentaler] Id [ealismus] ist eine Tautologie; kritischer, wenn


dabei auf die Kunstxp [kritik] mit Inbegriff der Polemik gesehn wird,
besser. —
66 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.

[454] cp [Philosophie] begreift die Spekulation] (Tr [anszendental] 9 [philoso-


phie] und Abstraction (Abstr[akte] 9 [Philosophie]) und Eiern [entar]-
9[philosophie]. — x [Kritik] den Historischen] Sinn, d[en] ctuot[syste¬
matischen] Geist und die Tendenz auf Absol[ute] 9 [Philosophie]
(x[Kritik] mit Inbegriff der Polemik). —

[455] Die Mat. [erien] unsrer Erkentniß geben Anschauung und Begriffe,
die Formen geben Ideen und Urtheile oder die Mat [erie] Ansch [auung]
und Urth[eile] die F[orm] Ideen und Begriffe], —

[456] Formlos sind Synkretismus] und Eklektizismus] = Witz. Werden sie


wissenschaftlich] combinirt, so entsteht Systematism. (Enthusias¬
mus] = F [theoretischer] Systematism, Genialität = 7rp [praktischer]
Syst[ematismus].) Werden sie als x[Kritik] combinirt, so entsteht
Kritik und Polemik. —

[457] Klar ist bei ihm die Identität d [er] Erfahrung und d [er] Erkentniß. Nach
ihm müßte es streng genommen gar keine reine Transzendental] 9 [philoso¬
phie] sondern nur eine angewandte geben — oder gehört d [ie] paF [Mathe¬
matik] auch zu d [en] Erfahrungen ? oder ist sie keine Kentniß ? —

[458] <Die intellektuelle] [Philosophie] = Spekulation] + Abstr[aktion]


das Produkt des 90 [philosophischen] svFouc [Enthusiasmus] und dieser
selbst. >

[459] Leicht wäre es zu zeigen daß auch K [ant]s 9 [Philosophie] von Defini¬
tionen ausgehe und sich ganz auf dergleichen] gründe. — Von der
Idealität alles Positiven hat er nie auch nur d[en] Schimmer einer Ahn¬
dung gehabt. Schon die Positivität keines Idealen hat er einigermaßen
erweisen können. <Analytische Sätze die nichts setzen.>

[460] Von Vorstellung und Gegenstand muß Eins das Ct [Zentrum], das andre
der Hz [Horizont] seyn, oder beide sich gegenseitig und wechselweise
möglich nothwendig und wirklich machen. — Dieß dürfte über Fichte
hinaus seyn; Schelling ahndets. —

[461] <Absolute Abstract [ion] findet Statt in der Eiern [entar] 9 [philosophie]
bedingte Abstr [aktion] (hist [orisches] Urtheil) und bedingte Spek [u-
lation] (Beobachtungsgeist) in der Hist [orischen] 9 [Philosophie] Absolute
Spekul[ation] in d[er] Transzendentalen] 9[Philosophie].>

[462] <Urth[eils]kr [aft] ein sehr grotesker Begriff. Inteil [ektuelle] Ansch [au-
ung] der kategorische] Imp[erativ] der Theorie. Das Eine Fundament
und Ziel. Anal.[yse] der intellektuellen] Anschauung] für Absol[ute]
9 [Philosophie]. >
Form der Kantischen Philosophie. 67

[463] Die Transc[endentaljbegriffe behandelt K.[ant] wie homerische Gäste;


erst lange nach d[em] Empfang werden sie gefragt, wer sie sind. — Seine
Confusion ist epidemisch, inficirend. Dies ist groß. |

s. 43 [464] Der Primat gehört nur in die Eiern [entar] cp [philosophie], in allen andern
gilt Freiheit und Gleichheit. —

[465] Wenn ein Original nur Systeme machen kann, ohne selbst eins zu seyn;
das ist nur Talent. —

[466] Nur synthesirt und angewandt auf Hist[orie] sind Synkretismus]


und Eklektizismus] = Hist[orischer] Sinn. —

[467] Die Quantität ist Eiern [entar], Qualität Transzendental], Relation


crucTT[systematisch], Modalität ist Absol[ut], —<Die Factoren des Eie¬
rn [entaren] sind also Einheit und Fülle. >

[468] Offenbar müßte (in der Diaskeuase) die Dialektik der Analytik voran¬
gehn; so würde alles viel deutlicher werden.
<NB. Vielleicht auch die xp [Kritik]der Urth[eils]kr[aft] der xp [Kritik]
der 7Tp [praktischen] Vernunft. Damals meynte ich, die Ordnung sollte
seyn 1) K[ritik] d[er] rep [praktischen] V. [ernunft] 2) K[ritik] der Ur¬
teils] kr [aft] 3) K[ritik] der reinen Vernunft.>

[469] Seine kl. [eineren] Sehr, [iften] sind meist x [Kritik] der r. [einen] Ver¬
nunft] en miniature. Vieles von Kant könnte auch in Garve und
Nicolai stehen. —

[470] K.[ant] durchaus x[kritisch], wie Fichte moralisch oder praktisch. —

[471] Kant hat von der crucrr [systematischen] 9 [Philosophie] eigent [lieh] gar
keine Notiz. Von der reinen ächten Absol[uten] 9 [Philosophie] auch
nichts oder wenig. Er ist ganz Elementar] und Tr [anszendental]
9 [Philosoph], das erste mehr. Fichte mehr Tr [anszendentalphilosoph]. |
». 4* VERMISCHTES (Auch Litter[atur].) 1798.

[472] Die Griechischen] Hist[oriker] sind von der Abstract[ion]. Thuk[y-


dides] -— Transzendental], Herod. [ot] — Eiern [entar], Xenophon
ctugt [systematisch], Tacitus hat am meisten Ton, Livius mehr Styl.
[473] Drei Dinge zerrütten d[ie] Selbständigkeit — Die Verhältnisse (Welt,
Schicksal, Natur) die Gesellschaft (Liebe, Freundschaft, Umgang) und
die Religion (Größe, Ehre.)
[474] Im Brief muß alles auf die Spitze getrieben werden, nicht cyklisch son¬
dern gradeaus. -—
[475] Könnte man nicht auch so auf d[en] Effekt philosophiren, wie Gozzi
dichtete, ohne d. [er] Würde etwas zu vergeben ? —
[476] Jeder Essay muß in einer d[er] Abstrakten] Formen der Prosa seyn. —
[477] Wie konnte Lessing als aucrx [systematischer] cp [Philosoph] und 7z [Poet]
zugl [eich] Abstr [akter] Prosaist sein ? —
[478] Garve hat die rechten Gegenst. [ände] für Essays, Lessing d[en] Geist und
d[ie] Form, Zimmermann, Thümmel —Engel d[en] Styl, Ton und Colorit.
[479] Im großen pa^ [Rhapsodischen] ist Plato weit über Aristot [eles],
Cicero hat es bisweilen, nur fehlt es an Gleichmäßigkeit.
[480] Die Gegenstände der Ess. [ais] müssen nicht Abstractionen seyn, nicht
Individuen und nicht Ideale. —
[481] < In diese Epoche fällt die Eintheilung in opy [organisch] — ycp [chemisch]
— (XEy [mechanisch] >
Sat
[482] Cicero hat Anlage zur -^-[absoluten Satire], —

[483] Noch fehlt das Transzendentale] und das Eiern[entare] zu Hülsen und
zu Schelling (Hardenb. [erg] der Tr. [anszendentalist]). —

[484] Man analysirt d [ie] Liebe zu sehr und sucht ihr Wesen bloß in ~ [abso¬

luter Pathetik] oder in ^[absoluter Ethik] oder in ^[absoluter

Mythologie] (-^[absoluter Phantasie]) — da doch ihr Wesen bloß


in d[er] Verbindung von allen dreyen besteht. —
Vermischtes (Auch Litter[atur].) iyg8. 6g

[485] Jede Freundschaft muß sich auf Verhältnisse auf Symmetrie d [es] Geistes
nicht auf Sympathie gründen. Wenn zwei Geister neben einander stehn,
so berühren sie sich und haben Sinn für einander. Die Antipathie gehört
zur Liebe, nur da kann man sich von zwei Seiten berühren. —■

[486] Können identische Menschen Freunde seyn ? — Nein, sie können sich
nur mittheilen. Wahre Gesellschaft ist unendlich] selten; gut ist die
Gesellschaft wo man nicht allein ist. —-

[487] Ein System von grotesker Liebe in Nov [eilen] pp Eine Reihe Novellen
muß mit p [Rhetorik] anfangen und mit Ironie endigen. —- |

s. 45 [488] Die Einheit des Fr[agments] ist Individualität. Char [akteristik] ist
Hist [orisches] Fr[agment]. Die Char [akteristik] des Indiv. [iduums]
steht im Verhältniß mit der Char [akteristik] des Universums; jeder
Mensch ein Mikrokosmus.

[489] <Die Individualität] und die Cohäsion scheint Leibn. [iz] absolutirt
zu haben — nicht so auch die Totalität. — Er läugnete die Mehrheit
d[er] Welten. — Selbst d[er] Optimism vielleicht] dahin. —>

[490] Auch d [ie] Deutschen sind große Chemiker. Daher auch so große Agenten
d[es] Zeitalters. Die Engl, [änder] nur Sachen oder Moyens. —

[491] Noch ist die 9er [Philosophie] national. Soll sie je aufhören es zu seyn-
oder es noch mehr werden ? — In Rücks. [icht] auf litter. [arische] Classi,
f[ikation]. — Die zersetzten Theile halten sich immer für klüger als
das Ganze. —

[492] Auch in Rücksicht d[er] Schnelligkeit ist die [chemische] 9 [Philo¬


sophie] eine Revoluzion und revoluzionär. Die Gesch [ichte] der 9 [Philo¬
sophie] von Kant bis Fichte ist so umfassend, als die Geschichte] der
9 [Philosophie] von Descartes und Baco bis zu d [en] letzten Engl, [ändern]
und Franz [osen]. I
3. 46 GEDANKEN. <Zur zweiten Epoche.>

[493] Die historischen] Ansichten, die x[Kritik] der 9[Philosophie] und der
Brander liegen in d[er] Mitte zwischen x9 [kritischer Philosophie] und
7]9[ethischer Philosophie]. — Es giebt offenbar mehre Dignitäten von
7] 9 [ethischer Philosophie] — die kritische, in der ich bisher gearbeitet
und jene 7]9 [ethische Philosophie] die eine Charakteristik des Menschen
und eine Constitution d[er] 9er[Philosophie] umfassen muß. Die lezte
viell. [eicht] ein Buch ohne Ende. —-

[494] Die eigentlich] stricte 9a[Philosophie] enthält wohl nichts als eine
Char [akteristik] d[es] Universums.

[495] Über den Menschen — auch die wahre 9 [Philosophie] für d [en] Menschen.

[496] Wenn es unendl [ich] viele tj [ethische] Schriften giebt und Eine Bibel, so
werden s. [ich] doch eigentlich] alle diese an rj9 [ethische Philosophie]
und 7]tu [ethische Poesie] anschließen und dieses ist unfehlbar das rechte.—

[497] Die alten Götter, gewissermassen ein Brief an sie selbst. —

[498] Historische Aphorism[en] über die Römer.

[499] xp 9 [Kritische Philosophie] und 7] 9 [ethische Philosophie] scheinen bei


d. [en] Deutschen vereinigt; X9[kritische Philosophie] das dominirende
Princip. —

[500] Die Constit [ution] der 9 [Philosophie] muß gar nicht bloß einen Frieden
mit <in> der 9 [Philosophie], sondern einen allgemeinen bezwecken. —

[501] In der angewandten 9 [Philosophie] sollte man wohl ausgehn von einer
9 [philosophischen] Bibel, in einer reinen darauf hin. —

[502] In der Gesch. [ichte] der tt [Poesie] ist d[ie] Hauptsache d[ie] Darstellung
d[es] Eindrucks. —

[503] Es macht weit mehr Effekt wenn man von d[en] Principien ausgeht. Das
Berufen auf inteil, [ektuelle] Ansch. [auung] wie auf Sinn fürs Schöne
hilft nicht.

[504] Gesch [ichte] der 90 [Philosophie] wohl am besten char [akterisirend]


experimentirend zu behandeln; desgl [eichen] die der mod [ernen]
7r [Poesie] — die Gesch. [ichte] der alten und modernen tj [Ethik] in
Fragmenten] und dualistisch. —
Gedanken. <Zur zweiten Epoche. > 71

[505] yp[Grammatik] = Med[ium] zwischen] cpu[Physik] und Humanis¬


mus]. Auch d[ie] Künste haben ihre Sprache, ja überhaupt der Geist.
Die Natur und das Leben sind Worte des Geistes. Die Vocale sind
7) [Ethik]. —

[506] Die cp [Philosophie] wohl nichts als eine universelle Grammatik und um¬
gekehrt. xp [Kritik] — Eiern [entar] Hist[orie] = Tr.[anszendental
7] [Ethik] = ctuot[systematisch], Roman = Absol. [ut]. 71 [Poesie] und

9 [Philosophie] das ycn [Chaos] dazu. Relig[ion] das Univ[ersal]-


ouctt [System], —
[507] Sind nicht Moral, 7]7t [ethische Poesie], Kritik und Historie Theile von
der Relig[ion]P Alles das muß Zusammenkommen zu einer Bibel. —
[508] Es ist sehr unwahrscheinlich, daß die Revoluzion jemahls aufhören wird;
sie ist allem Anschein nach ewig. Man braucht nicht in Paris gewesen
zu seyn; Burke besser als so viele andre Reisende. — |
s. 47 [509] 7t [Poesie] = yjx [Chaos], x [Kritik], Hist[orie], rj [Ethik], Rom [an] sind □
[eine Vierheit], 9[Philosophie] = ctuut[Systematik]. Aber was das
/a[Chaos] schafft, belebt und organisirt in jenen vier, was diese wieder
bindet, ist Religion], —
[510] Die jetzigen Menschen sind wieder geistlich oder weltlich. Doch giebts
schwankende und verbindende. —
[511] Gott ist unter d[en] Geistern, was die Bibel unter d[en] Büchern. Nur
hat mans bisher damit gemacht, wie d[ie] Chalifen mit d[em] Koran
in der Alex, [andrinischen] Bibel. —
[512] Der Roman eine angewandte 7t[Poesie]. —
[513] Jede Uebersetzung ist eigentlich] Sprachschöpfung. Nur der Ueber-
setzer ist ein Sprachkünstler.
[514] Hist[orie] ist weit mehr Relig[ion] als x[Kritik].
[515] Die alte 90 [Philosophie] erschöpft sich viell. [eicht] mit einer Hist [ori-
schen] Char [akteristik] des Plato und Aristoteles; die aber nicht getrennt
werden dürfen. —<geben durch ihre entfaltete Universalität d[er] Cha¬
rakteristik] einen unendlichen] Stoff>. —
[516] Das Universum zu neutralisiren ist wohl das wahre Wesen der Relig[ion].
[517] Alle Religion] ist egoistisch und fängt mit d[er] Unsterblichkeit an. —
[518] Die Schriftsteller sind jetzt d[ie] Geistlichen in Deutschland] d[em]
Stande nach; in der Republik] sind es die Soldaten. —<bei uns die
positiven Juristen und Politikern. —
72 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.

[519] Was das Ganze umfaßt, hat wohl keine Principien; die cpa [Philosophie]
nicht, die tc[Poesie] nicht, die Religion] nicht pp. Die Religion] kann
man nicht construiren; sie thut es nur selbst; so auch rc[Poesie] und
9 [Philosophie]. — Moral, Kritik und Hist, [orie] kann man nur charak-
terisiren. — Die Hist [orie] kann nur historisirt werden, die x [Kritik]
nur kritisirt, die r\ [Ethik] nur moralisirt. —

[520] Die Moral wird oft behandelt als materia medica oder Kochbuch, oder
Pathologie; sie theilt sich in d [ie] Facultäten, ist medicinisch, theologisch
oder juristisch.

[521] Alle X9 [kritische Philosophie] nimmt viel Rücksicht aufs Zeitalter.


Das ist das Wesen eines Journals, und also ist jedes Journal kritisch.
Ein Journal ein iur[istisches] oder ein Fam. [iliäres] Ganzes? Das erste,
daher s. [eine] Unendlichkeit, s. [eine] Eroberungssucht. Journal, das
zugleich] monarchisch und republikan. [isch] wäre. —

[522] Fam[ilie] ein Begriff und keine Sache; für weltliche Menschen das das
beste; zum Staat muß man geistlich gesinnt seyn. — Man muß sich in
d[er] Familie nicht zu viel um das Innre des andern bekümmern. —

[523] Die Universität ist etwas durchaus moralisches; alle Professoren sollten
practische Menschen seyn; 9er[Philosophie] und 9X[Philologie] gehören
gar nicht auf eine Universität. |

s. 48 [524] Die Lehre vom Universum ist ein Evangelium und nicht 9a [Philo¬
sophie], — 9U[Physik] selbst im größten Sinne ist 9er[Philosophie], In
d[er] Mitte ist Leben, Geschlecht, menschl.[iche] Organisazion. 90 [Philo¬
sophie] == Sat [uriert] von Hist [orie] xp [Kritik] und 7] [Ethik]. —

[525] Wie es Grund ist zu sterben, wenn man keinen Beruf fühlt zu leben, so
auch wenn man ihn vollbracht hat, wenn man am Ziel ist. —

[526] Jede Bibel ist eingegeben. Vieles in der bisherigen Relig[ion] muß
negativ gesetzt werden; eine Ges [chichte] d [er] Rel [igion] giebts noch gar
nicht. —

[527] Die 7r [poetischen] Fragmente ganz biblisch — Sprüche. —

[528] Ewigkeit d[er] Natur und Bildung des Stoffs durch d[en] weisen Werk¬
meister zusammen geben wohl d [en] Begriff einer Schöpfung aus Nichts.—
9<r [Philosophie] des Todes. —

[529] 9 [Philosophie] und 71 [Poesie] beruhn beide auf yp [Grammatik] und


pull [Mythologie] und sind daher nur Arten von Religion. _
Gedanken. <Zur zweiten Epoche.>
73

[530] Als 9[philosophisches] Experiment] ist die xp[Kritik] der r. [einen]


Vem. [unft] classisch. Man suche erst die Formen d[er] Anschauung,
Kategorien und Antinomien und endl [ich] die Ideen und Principien. —

[531] Die Erfindungskunst von Leibn[iz], das Organon von Lambert, die
x [Kritik] der r. [einen] Ver.[nunft] von Kant und die Bestimmung d[es]
Gelehrten eigentlich Ein und dasselbe Werk. —

[532] Erfinden soll die 9[Philosophie] wohl eigentlich] nicht sondern nur
finden. Die reale Logik oder Erfindungsk. [unst] ist aber allerdings nütze
und gut zur yj9[ethischen Philosophie], —

[533] Beredsamkeit ist d[ie] Profession der Gelehrten. —

[534] Die 9 [Philosophie] der Alt [en] war zu getrennt; ihre tc [Poesie] hingegen
ein untheilbares Ganzes. Viell. [eicht] sollte der 9 [Philosoph] d [en] Vorsitz
führen über alle Facultäten. Jetzt sind 90 [Philosophie] und Hist[orie],
9X [Philologie], p [Rhetorik] doch auch getrennt, sollen es aber nicht
bleiben. —

[535] Eine republikan. [ische] Akademie der Wiss [enschaften] sollte in d[er]
Mitte der Xoy [Logik] thronen. —

[536] Als Weltlicher leben, als Geistlicher denken und das Handeln modi-
ficiren. —

[537] Die Frage über die Herrschaft d [es] Mannes ist die eigent [liehe] Antinomie
d[er] Häuslichkeit, Theorie und Praxis in Widerstreit. Eine Familie soll \
s. 49 gar keine Verfassung haben. —

[538] Der Staat ist wohl bloß da, damit es Familien gebe ? Eigenthum ist ein
Familienbegriff. Alles Eigenthum ist ein Familien-Eigenthum. Hier ver¬
einigen sich alle d[ie] sogenannten tituli. Eine gesunde Familie muß ein Ge¬
werbe treiben. Sollen d[ie] Kinder das Gewerbe des Vaters mit treiben ? —
Allerdings ist das besser; der Soldatenstand kann und soll kein Gewerbe
seyn. Gewerbe ist ein Begriff der sich ohne Familie nicht denken läßt.
Stand ist ein iur. [istischer] Begriff. Die Völker unter sich sollen weder
einen Staat wie bei d[en] Römern noch eine Familie bilden wie in d[er]
Kirche, sondern eine Gesellschaft. Das Völkerrecht sollte vegetabilisch
seyn. Constit [ution] und Repräs. [entation] sind Chimären gegen Ehre
und Frieden. —

[539] Jede echte Nation ist eine große Familie; so d[ie] Römer pp —

[540] Entartete Familienkraft wird Herrschsucht. Die Priester, die Manda¬


rinen sollten herrschen — die 9er [Philosophen] nach Plato. Die Gelehrten
müssen sich als Hum. [anisten] Stand selbst constituiren, wie d[ie] ersten
[II] Philosophische Fragmente ErsteEpoche.il.
74

Christen und die Ritter d[er] besten Zeit. Viele Instituti [onen] für Arme,
Verbrecher, Kranke, Kinder— Schulen beziehn sich auf die Facultäten
0 [Theologie], iur[isprudenz], Medic[in], —
[541] Die W1 [Wissenschaftslehre] für xcp [kritische Philosophie] selbst in d[er]
Methode sehr classisch. — Jede xp [Kritik] muß mit einer W1 [Wissen¬
schaftslehre] d. h. mit einer cpcr [philosophischen] Religion oder Con-
struction derselben endigen. —
[542] Plato und Arist [oteles] lassen sich nur historisiren nicht kritisiren. —

[543] Die erste moderne cpcr [Philosophie] ist 7)9 [ethische Philosophie], die
zweite x9[kritische Philosophie], die dritte muß nun Historisch] seyn.

[544] Die beiden ^[Psychologien] = Eiern.[entare] Ontol[ogie] und Cosmol[o-


gie] = Tr [anszendentale] Mor[al] und NR [Naturrecht] = ctogt [systema¬
tische] Theol[ogie] und Aesth[etik] — zu Absoluter Philosophie], —

[545] Vielleicht] ist nicht Erziehung sondern Familie d[er] Geist d[es] Emile.

[546] Mein Stud. [ium] ein Abstrakter] x p [kritischer Mimus] als Einleitung
zu ^St[absoluter Historie].

[547] Theodicee, Architektonik, Organon, Princ[ipien] der 9a [Philosophie]


sind doch sehr x [kritische] Begriffe.—

[548j <Bibel, Glaube, Kirche — ein A [Dreieck] der Religion].>

[549] Verträglichkeit ist nicht das höchste Farn [ilien] Gut. Manche Männer
müssen eine negative Frau haben. —

[550] Der Geist von Schillers 9er [Philosophie] ist die völlige Identification
d[er] Form und Materie.

[551] Giebt es ein unmittelbares Bew. [ußtsein] eine inteil [igible] Ansch [au-
ung] d[er] Universalität und nur dieser? — Allerdings. |

s. so [552] Alle Energie ist Magie, Allmacht im Stande der Erniedrigung. —

[553] Viell. [eicht] gibts nur für die Gelehrten d[ie] Gebildeten eine Moral, für
d[ie] Layen bloß Religion], Daß die rj [Ethik] nicht für jedermann ist,
erhellt schon daraus daß es in ihr auf Grundsätze ankommt. —

[554] In d[er] Ironie giebts unendlich] viele Grade wie in d[er] Universalität.
Der sogenannte Betrug d[er] Religiösen ist wohl die höchste Ironie. —

[556] pouCT [Musik] — Gymn[astik] — yp [Grammatik] — Mythologie] viel¬


leicht] in einiger Beziehung auf — Liebe — Genialität — Ironie — Origi¬
nalität. Die moderne Rel[igion] ist gymnastischer energischer, die alte
Gedanken. <Zur zweiten Epoche.> 75

hat mehr Musik mehr Harmonie. Die primitive Eigenschaft der Rel [igion]
ist wohl die Energie = ^[chaotische] Rel [igion]. Universalität =
aucrr [systematische] Rel [igion]. —

[556] Ein höherer Joh. [annes] Müller. —

[557] Die Moral von Hist[orie] der constituirende Theil — 9er [Philosophie]
der Thätigkeit, Willkühr, Bildung, Kunst, Glaube usw. dieß ist die Seele
der Hist[orie], Diese Moral zugleich] eine Ges[chichte] d[er] Moral.
Aber nicht d[er] Meinungen sondern die lebendigen Principien. Jehova
war auch ein solcher Begriff bei d[en] Juden. Caesar (und Cato) bei d[en]
spätem Römern. Dahin die vier Tugenden d[er] Griechen], die drei d[er]
Christen, pp —

[558] Gewissen sollte viell. [eicht] nichts seyn als Gefühl des unendlichen Men¬
schen. Pflichten gehören nur für Hist[orie], wie Rechte. —

[559] Sophokl[es] zur histor. [ischen] Musik. —

[560] Shakesp [eare] ist das klare Chaos des ewigen Menschen, Homer das reine
Factum und Goethe d[ie] Vollendung.

[561] Die wahre x [Kritik] der 9 [Philosophie] ist 90 [Philosophie] der p [Rheto¬
rik] und Xoy [Logik], —

[562] Alle Menschen in Einen Menschen zusammen zu schmelzen ist sehr


9<j [philosophisch]. Was soll das aber heißen wenn es nicht so geschieht
wie es Spinosa that ?

[563] Die Beweise in der 9[Philosophie] sind weder recht obj.[ektiv] noch
recht subjektiv. Ist alle Wahrheit subjektiv so muß es auch ihr Beweis
seyn. So ist die Magie der p [Rhetorik] beschaffen. — Die obj. [ektiven]
Beweise sind wohl alle Hist [orisch]. |

s. 51 [564] Im Sp.[inoza] ist eine unendliche Beredsamkeit. —

[565] begriffe zu charakterisiren in Scholien. —

[566] Das Setzen auf diesen oder jenen Standpunkt ist ein Postuliren, ein
Imperativ. —

[567] Eindruck des Spinosa. Duft d[er] Unendlichkeit — klare Unverständ¬


lichkeit — Magie unendl. [icher] Beredsamkeit — Majestät s. [einer]
Gedanken — Harmonie d[es] ewigen Worts — Universum s. [einer]
Gedanken. — Spin, [oza] annihilirt alle andre 9 [Philosophie] actu,
indem gar von ihr nicht mehr die Rede ist. —

10 Schlegel, Band 18
76 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.

[568] Der Satz d [es] Widerspr [uchs] und zur. [eichenden] Gr. [undes] setzen und

enthalten nichts als ^[absolute Synthesis] und ^[absolute Analysis]

der (pu[Philosophie], also [absolute Chemie] derselben. —

[569] Alles Wissen nur Ein Wissen, dieses unendl. [ich] theilbar. Die cp [Philo¬
sophie] und Wahrheit haben nach dieser epa [Philosophie] fast alle Eigen¬
schaften der Leibn. [izschen] Mat[erie]. — Ewig gleiche Quantität. —

[570] T07i[Topik] — Stelle orientiren im Universum — ScaX [Dialektik] wahre


Mittheilung — avX[Analytik] Entwicklung alles Innerlichen; das ist
d[er] wahre cp [philosophische] Beweis. —

[571] Die Hauptidee der opy [organischen] rj [Ethik] = Feudalism. —

[572] Gleicht die cp [Philosophie] d [es] Spinosa etwa d [em] Stein der Weisen ? —
^1^L<3r[absolut mineralischer] Geist. —-

[573] p [Rhetorik] gränzt von d [er] einen Seite an Magie, von d [er] andern an
Athletik. —

[574] Mein Gang ist überall yzp [chemisch] Abstr [akt] opy [organisch]. —

[575] Die Sprache ist in d[er] Mitte zwischen Geschichte und Wissenschaft. —

[576] Der Gang von i) [Ethik] muß seyn; yoc r\ [chaotische Ethik] — 9 [Philo¬
sophie] und 7i[Poesie] zugleich] — Universelle] [Ethik], —

[577] Hist [orie] ist nichts als rr [Poesie] : 9 [Philosophie]0. —

[578] Die höchsten Princ[ipien] d[er] Hist [orie] sind auch wie d[ie] d[er]
Moral vegetabilisch. Das erklärt die nicht dass, [ischen] Völker. —

[579] Die Scholastiker viell [eicht] die populären 9er [Philosophen] der opy [or¬
ganischen] Periode. Allg[emein] /oc [Chaos] und Fluß wie in d[en] ältesten
Ritterromanen. —

[580] <Universum — K[ritik der 9 [Philosophie] — Ewiger Friede — Brander —


Spinosa — Ansichten. >

[58ii Die jüdischen Propheten sind die Kirchenväter a parte ante, wenn man
so sagen darf. —

[582] Nicht epa[Philosophen] sondern Moralisten] waren es die Kant d[en]


Anstoß gaben — Voltaire, Hume und etwa Rousseau. — <er mußte
xp [Kritiker] seyn wollen wegen des Zusammenhangs mit t] 9 [ethischer
Philosophie]. >
Gedanken. <Zur zweiten Epoche. > 77

[583] Zur 7)cp [ethischen Philosophie] gehört Autorität. Der Aristoteles d[er]
ächten vjcp [ethischen Philosophie] soll die gesamte cpu [Philosophie] seyn
und was d[er] Katholicism d[en] Alten Scholastikern war, soll der
Menschenverstand, Hist[orie] seyn. Ohne diese doppelte Autorität
giebts keine r\cp [ethische Philosophie], —
[584] <Die wahre Popul [ar] cp [philosophie] muß am meist [en] von der cpX [Philo¬
logie] lernen. Diese und Rom.[antische] Mythologie] = tjtt[ethische
Poesie] sind das Wesen d[er] Hist[orie]. Nur die yj cp [ethische Philosophie]
soll kritisch seyn. —>
[585] Alles Moderne bis jezt ist wohl nur das yjx [Chaos] des punctum saliens
der modernen Welt. In dieser ist wieder der älteste Zustand der Dua¬
lismus des Geistlichen und Weltlichen. —

s. 52 [586] Hülsen verbindet alles wie Schelling alles dualisirt. | Der Dualismus
geht ins Große fort. Der größten positiven Masse kann immer wieder ein
— entgegengesetzt werden. —

[587] <Die active Plattheit ist die Religion] des Ahriman.>


[588] Im goldnen Zeitalter und im Reich Gottes ist kein Streit. Der ganz[en]
Hist[orischen] Menschheit muß aber ein — entgegengesetzt werden
können, oder es muß sich doch in + und — trennen.
[589] Die Moralist [en] scheinen sich wenig nach d[en] historischen Perioden
zu richten, sind immer Ausnahmen. Ist es nicht ganz natürlich und
richtig daß jede Recensionsanstalt so viel von Inquisition und heim¬
lichem] Gericht annimmt, d[en] Ernst ausgenommen? —

[590] Giebt es nicht einen Hülsen und Schelling in der n [Poesie] ? Meine
Ws [Wissenschaft] und Tieck sind unendl.[ich] mehr. —

[591] Die gemeinsten Gegner der Revoluzion, die es als ein diabolisches Chaos
verabscheuen, weit besser als die welche sich auf d [ie] Princ [ipien] ein¬
lassen. Die Rev. [olution] ist das höchste was die Franzosen haben,
besser als diese ist sie nicht.
[592] Das Negative und Positive ist oft relativ ja willkührlich. Für Descartes
war die scholastische] <p[Philosophie] negativ; für Spin[oza] wieder
null. — Neutral ist noch verschieden von Null. Die Bestimmung dessen
was nur negativ, neutral und null seyn soll, ist das lezte d [er] Bildung.
Das Negative bildet oft ein System, eine Welt wie das Positive. —
Gährung ist das unregelmäßige Schwanken zwischen + und —. Ironie
ist gesetzt [icher] Wechsel, sie ist mehr als bloßes Oscilliren. Das Chaos
verhält sich zum Nichts wie die Welt zum Chaos. Chaos d. [er] einzig reale
78 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.

Begriff vom Nichts. Nichts selbst der bloß analytische Begriff. Die Be¬
stimmung des Positiven, Negativen, Neutralen uud Nullen enthält d[en]
Keim zur <pa [Philosophie] des Krieges. Soll man das Negative neutrali-
siren oder annihiliren oder negiren ? — Unendl.[iche] Agilität erscheint
als Nichts; aber auch das Neutrale ist confus und chaotisch. Null ist
wohl nur die Hälfte vom yjx. [Chaos]. <Unendl.[ich] — Gährung, Schwan-
s. 53 ken,> | Es giebt auch neutrale Theile in der Gesch [ichte] d[er] Mensch -
h[eit]. Die kommen weder vorwärts noch rückwärts, bewegen sich
aber doch. Ferner giebts nulle Theile, die bleiben immer auf demselben
Punkte stehen; »So ists, so war es und so wird es seyn«. — Offenbar
dominirt Neutralität und Nullität bis jezt am meisten in der -^[ethi¬
schen] Geschichte. — Im Reich Gottes und goldnen Zeitalter müssen
alle diese Arten zusammenfallen. — Nichts ist origineller als das Chaos. —

[593] <Eiern, [entare] Kateg[orien] d[er] Genial, [ität]


Originalität
Energie Genialität Enthusiasmus
Ironie>

[594] Die (per [Philosophie] muß man a posteriori treiben, vom Einzelnen bis
zur Bibel. Die Poesie umgekehrt a priori; die Moral und Relig. [ion]
beydes. —

[595] Für Einen Gegenstand hat doch fast jeder Religion; für sich selbst.
Man kennt ein Objekt, wenn man Religion] dafür hat. Man soll unend-
1. [ich] viele Religionen haben. —

[596] Man kann ein Objekt auf doppelte Weise annuliren oder negativ setzen
i) durch Krieg, 2) durch absolute Neutralität; dadurch daß man gar
keine Notiz davon nimmt. — Die gewaltige Neutralität, Nullität und
Confusion in Deutschi, [and] ist ein Beweis für ihre Religiosität und
Moralität. —

[597] Für Voß ist die alte tz[Poesie] absolut positiv, aber auch sehr ^[chao¬
tisch], in einer modernen Ansicht und ohne Sinn und Verstand. —

[598] Bibel und Journal sind sich absolut entgegengesetzt. Ein Buch ist yp
[grammatisches] und puö- [mythologisches] ctuctt [System] — also ein
Religiöser] Begriff. Alle andern Schriften sind nur Abarten von der
heil, [igen] Schrift. Eine dritte classische Buchform viell [eicht] d. [er]
Roman, der von Bibel ausgeht, wie Journal darauf hingeht. —

[599] Schon das Regelmäßige in d [en] Buchstaben ist ein Beweis, daß sie sich
construiren lassen. — |
s.55 <ZUR PHILOSOPHIE, b. 1797.>

ENDE DER ERSTEN

UND UEBERGANG ZUR MORALISCHEN EPOCHE.

[600] Noch ists keinem Kantianer eingefallen, ernstlich zu untersuchen, oder


auch nur oberflächlich] zu fragen, wie Kants cpa[Philosophie] ent¬
standen, wie er auf d [en] Gedanken gerathen, wie es bei dieser Schöpfung
hergegangen ? —-Es müßte dieser Untersuchung freil [ich] eine andre
vorhergehn über den Gang d[er] nothwendigen Bildungsstufen und
Fortschreitung d. [er] modernen (per [Philosophie] als Wissenschaft und
als Kunst. —-

[601] In einer x [Kritik] der cp [Philosophie] muß die cp [Philosophie] nothwendig


als K[unst] betrachtet werden. —

[602] Beispiele desselben Kritizismus sind unter d[en] Alten Aristoteles und
unter d[en] Neueren KANT (doch sind sie relativ die xpmxcoTocTot,). —

[603] Jede 9er [Philosophie] die nicht kritisirend sondern nur kritisirt ist,
ist nicht x9[kritische Philosophie]. —

[604] Sollte es nicht so viele Arten von Natur 9 [philosophie] geben als wie
Bildungsarten? — Gibbon ein historischer Goethe ein poetischer Natur-
9 [philosoph]. Nur von d[en] Maximis in d[en] Natur9 [philosophen] ist
zu lernen, vom Pöbel nichts. - Voltaire satirischer] Natur9[philosoph].
Rousseau rhetorischer], Hemsterhuys ein sokratischer'Ka.tmcp [philosoph].
Lessing hat unter allen modernen Natur9 [philosophen] allein 9a [philo¬
sophische] Form (transcendentale — sokratische Ironie.) Insofern ist
d[er] Vortrag seiner 9 [Philosophie] sehr fehlerhaft, daß sie niemand
verstanden, ja niemand gemerkt hat. Eigentlich] hat sie auch nichts
gewirkt. —

[605] Immanent; Was transcend.[ent] ist, ist nothwendig auch immanent. Der
absolute Dogmatism bleibt nothwendig beim Absoluten stehn, ohne
[einen] Uebergang zum Endlichen zu finden. Transcendent sind sie
in so fern sie das Empirische] mit d[em] Mystischen] verwechseln; also
sind sie freil [ich] nicht immanent, sie sind überhaupt nicht — weil sie
sich selbst annihiliren. —
8o [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.

[606] Der halbe x [Kritiker] ist mehr Idealist — Kant, Fichte — oder mehr
Realist — Jakobi — Mohr; denn eins absolut zu sein im Gegensatz und
getrennt von andern ist unmöglich. Nur der absolute Idealist ist absoluter
Realist und umgekehrt. — |

s. 56 [607] Die Scholastik und Mystik d [er] Juden und Christen die orphische Vorzeit
d[er] modernen 9[Philosophie]. —

[608] War Bako etwa so ein VorLeibnitz, wie Descartes ein VorSpinosa? —

[609] Es gibt eine ^ [Mystik] + x [Kritik] — w;e pichtes Punkt. Jeder 9 [Philo¬

soph] hat, muß einen solchen Punkt haben. Bei Spinosa war es wahr-
scheinl [ich] l*pl7stik] + >1» [Ethik] + x[Log«> da Spinosa eine äusserst

ethische Natur ist. Ein progreßiver 9 [Philosoph] kann mehr als

einen solchen Punkt haben, succeßive. Bei Fichte war es wohl


[Mystik] j-^gx[Skepsis]. — Jeder 9 [Philosoph] hat andre veranlaßende

Punkte, die ihn nicht selten real beschränken, an die er sich accomodirt

pp — So Descartes für Spinosa, Kant für Fichte pp. Bei solchen

Punkten bleiben dann im System dunkle Stellen. Die Mischung der

Neuen und d[er] Alten hier oft so unauflöslich, bis zum Stillstehn alles

Verstandes, wie in ähnlichen Fällen im •/) 9- [ethischen] Gebiet. -— Der erste

Punkt kann auch polemisch sein; so beim Skeptiker. —

[610] Das —[absolut Kritische] ist die Eine Anschauung, der untheilbare Act,

mit d[em] d[ie] materiale Alterthumslehre anfängt und bei mir anfing.

Mit einer ähnl [ichen] ~ [absoluten Poesie] mußte Sh [akespeare]’s Poesie

beginnen. —

[611] Locke der Vor-Rousseau, Montaigne d[er] VorVoltaire. —

[612] Sind nicht alle Regeln Imperative, der sogenannte kategorische Im¬
perativ nur eine Generalregel ? Es gibt unendl [ich] viele Imperative, so
viel als praktische Sätze. —

[6i3j Jeder wackre Mensch, jeder ächte Cyniker fängt einmal an mit ?°iem

[absoluter Polemik]. So fing ich entschieden an, gegen meine Lage und
gegen d[ie] ganze Modernität. —

[6i4] Jeder 9 [Philosoph] hat auch seine Linie — Tendenz wie sein punctum
s. 57 (saliens) und seinen Cyclus. | Wer ein System hat, ist so gut geistig ver-
lohren, als wer keins hat. Man muß eben beides verbinden. —
Zur Philosophie. 1797. 81

1615] In d [er] Handlung und Bestimmung, welche d [er] gesetzgebenden aus¬


übenden oder richterlichen] Gewalt zur Erreichung ihres Zwecks unent¬
behrlich sind, kommt oft etwas absolut Willkührliches vor, welches
unvermeidlich ist, und sich aus d[em] Begriff jener Gewalten doch nicht
ableiten läßt. Ist nicht das Recht dazu von d[er] constitutiven Gewalt
entlehnt, die daher auch nothwendig ein Veto haben müßte, nicht bloß
ein Recht d [es] Interdicts ? Geschehen nicht alle absolut willkührlichen
Bestimmungen Kraft d [er] constitutiven Gewalt ? —

[616] In einem gewissen Sinne fast jeder Atheist; in anderm ist Atheism
unmöglich. Illiberal Aergerniß daran zu nehmen. —

[617] Hume als Muster der ict^vou ^apaxTTjpoi; in der 9[Philosophie]. —

[618] Jede der classificirten Wissenschaften —- Logik, Ethik, Poetik, Politik,


Historie ■— behauptet ihre Rechte (und Individ.[ualität]), wiewohl jede
dieser Wissenschaften], progreßiv behandelt, universell ist und also
alle übrigen umfaßt.
[619] Die Franzosen glänzen in Witz, Natui'9 [philosophie], Pol[itik], Die
Engländer in Naturkunde], Hist[orie], Emp[irie], sentimentaler
7i[Poesie], Fichte ist ein viel größrer Kunst9 [philosoph] wie Kant, dieser
aber Natur9X[philologe] dabei. —■
[620] Daß die Dialektik bei d[en] Scholastikern als d[er] wichtigste Theil
d[er] 9 [Philosophie] angesehen ward, schon ein tiefliegender Beweiß von
Bildung und ein Anfang von progreßiver 9a [Philosophie]. —

[621] Die Allegorie ist eine Vereinigung von 9 [Philosophie] und von 7:[Poesie],
und von Hist [orischer] 9X [Philologie]. — So wohl die producirende als die
reflektirende. Die Lehre von d[en] Allegorien gehört zur Mystik. Die
Allegorie ist ein künstlicher mystischer] <90:[philosophischer]> progres-
s [iver] Mythus. Die Allegorie ist ein mystisches Kunstwerk. Die Mönche
mystische Classiker.
[622] Es giebt eine Corruption und Depravation d [es] Geistes wie des Charak¬
ters Humbold, Schiller. — |
s. 58 [623] Ich bin eigent [lieh] ein universeller Menschenmesser. —

[624] Der platte Mensch beurtheilt alle andern Menschen wie Menschen, be¬
handelt sie aber wie Sachen und begreift nicht daß die andern Menschen
sind wie Er. Die Nothwendigkeit d [er] Polemik ist wohl besonders daraus
zu deduciren, daß Einer nicht Alles sein kann. Soll Einer dieß, der andre
das sein, so entsteht schon von selbst Streit, damit alles was sein soll
für sich bei seiner classischen Verschiedenheit und dazu nothwendigem
82 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.

Rigorism erhalten und gegen einander in seinen Rechten geschützt


werde.

[625] Kant versteht niemanden und ihn versteht auch niemand. Mehr An¬
strengung als Kraft, Eitelkeit, Förmlichkeit, moralische Pedanterie,
eine repräsentirende Natur ohne lebhafte Fantasie. —

[626] Die 9 [Philosophie] ein zuoq, fängt in d.[er] Mitte an. —

[62V] Alle Modernen fodern wirklich Universalität von Jedermann; das ist
Geist d[er] progreßiven Bildung. —

[628] Alles was sich nicht selbst annihilirt, ist nicht frei und nichts werth. —
Polem
[629] —-—[absolute Polemik] ist an Kindern ein sichres Zeichen von Genia¬
lität. —

[630] Sinn und Vernunft beides Vermögen des absoluten Setzens und insofern
verwandt; jenes des nothwendigen Setzens, dieses des freien, absolut
willkührl [ichen] Setzens, der Fiction pp — Constitutives und exekutives
Vermögen.

[631] Der Katholizismus ist naives xp [Christentum]. Der Protestantismus]


sentimentales. Das progreßive fängt erst an. — Es giebt noch eigent [lieh]
kein wahres yp [Christentum]; Ausspruch des gesunden Menschenver¬
standes. —

[632] Daß alles (alle Kunst) Wiss. [enschaft] werden soll, ist ein Satz d [er] Logik
s.59 d[er] Wissensch[afts]lehre; daß alles, alle | Wissenschaften Künste werden
sollen, ist ein Satz der Kunstlehre. Beides aber auch ein Satz d[er
höhern Politik. —

[633] Alles was etwas werth ist, muß zugleich dieß sein und das Entgegen¬
gesetzte. —

[634] Nichts ist absolut transcendent; alles hat seine Sphäre. Was absolut
transc [endent] wäre, kann nicht existiren. —

[635] Idee einer epa [philosophischen] Mythologie Enthalten Garves und Engels
Schriften nicht die gemeindeutsche Naturphilosophie], oder anglisirte
Garve schon ? —

[636] Transcendent ist nur das, wenn man seinen Zweck überschreitet, seine
Kräfte überspringt; der Mensch xax’e^o^v kann das nicht. Es wäre
Lästerung es zu denken. —

[637] Bildung ist antithetische Synthesis, und Vollendung bis zur Ironie._
Bei einem Menschen, der eine gewisse Höhe und Universalität d[er]
Zur Philosophie, iygy. 83

Bildung erreicht hat, ist sein Innres eine fortgehende Kette der unge¬
heuersten Revoluzionen. —

[638] Friedrich II ein nur in der Schwerfälligkeit und Treuherzigkeit deutscher


Nachahmer d[er] Franzosen. —

[639] Meister das beste tc [poetische] Natunppfphilosophem], Förster mehr


sittlicher Naümp [philosoph]; Garve eine ganz logische Natur. —

[640] Gründliche 90 [philosophische] Gelehrsamkeit, 9X [Philologie] der


90 [Philosophie] macht zum Kunstphilosophen. Classische Werke von
barbarischer Tendenz (in denen das Barbarische dominirt) sind d[er]
schönste Gegenstand d[er] Polemik. ■—-Was würdiger Gegenstand d[er]
Polemik sein soll, muß unendlich modern sein. —

[641] Eine vollständige Polemik muß alle Maniren parodiren, alle Ecken
zerstoßen, alle Linien zerschneiden, alle Cyklen zersprengen, alle
Punkte zerstechen, alle Wunden aufreißen, alle Beulen und Schwächen
auf decken.

[642] Der 9 [Philosoph] kann die 71 [Poesie] fassen, haben, kennen. Der 7r[Poet]
aber nicht umgekehrt. Auch nicht der vollkommenste ? |

s. 60 [643] Selbst die Natur9 [philosophie] d [er] Deutschen tendenzirt zur Kunst-
9 [philosophie], weil sie mit Nachahmung und Studium zugleich auf¬
gewachsen ist. —
[644] In Deutschi, [and] ist am meist [en] 9X [Philologie] der 9er [Philosophie]
und eben dadurch entsteht auch Tendenz zur *9 [kritischen Philo¬
sophie], —
[645] Die deutsche 9 [Philosophie] hätte auch ohne Kant kritisch werden können;
doch ists freilich so besser. < Gemeinigl [ich] betrachtet man die x9 [kri¬
tische Philosophie] so als ob sie vom Himmel gefallen wäre. —>

[646] Am Ende xp [Kritik] nichts andres als ein Theil d. [er] progreßiven Logik,
die absolute Antithese der progressiven Dialektik; eine universelle, reale,
practische Analytik. — < Synthetik. > xp [Kritik] entspringt aus der
Vereinigung von Polem[ik] und Mystik. Hermeneutik kann nur auf
Kritik folgen. — Auch Mystik ist nur ein Theil der Logik. Witz ist Natur¬
mystik, isolirte Kunstmystik. —
[647] Jeder Satz jedes Buch, so sich nicht selbst widerspricht, ist unvoll¬
ständig. —
[648] In d[em] ersten Werk (Briefe an Hardenb[erg]) 9X [Philologie] der 9er
[Philosophie] und 90 [Philosophie] der 9X [Philologie]. —
84 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.

[649] Kant absolutirt die gemeine empirische Moralität und wird dadurch
transcendent. -—

[650] Ein 9 [philosophisches] System hat mehr Aehnlichkeit mit einem rc [poeti¬
schen] und Hist [orischen] System, als mit einem mathematischen, was
man immer ausschließend für systematisch hielt. —

[651] Niemand versteht sich selbst, in so fern er nur er selbst und nicht zugleich
auch ein andrer ist. Z. B. wer zugleich cpA[Philologe] und 90[Philosoph]
ist, versteht seine cpu [Philosophie] durch seine cpA [Philologie] und seine
9A [Philologie] durch seine 9(7 [Philosophie]. —

[652] Liebe ist eine Vereinigung des sittlichen Gefühls mit dem poetischen
findet daher nur in d [er] modernen Ethik seinen Platz, nicht eigent [lieh]
in d. [er] antiken. —

[653] So wie es ein politisches und logisches Gefühl giebt, welches specifisch
verschieden ist, so giebt es auch einen specif[isch] verschiednen poeti¬
schen Verstand. —

[654] Die deutsche tc[Poesie]. — 7rx[Poetische Kritik] tendenzirte lange vor


Kant auf x9[kritische Philosophie] desgleichen] die deutsche Kunst-
9a [philosophie]. —

s. 61 [655] Die Neigung der Alten zur | Unsterblichkeit ein sittliches Gefühl. —-

[656] Die xp [Kritik] ist es, welche zu d[er] Trennung von [Ethik] 7: [Poesie]
9 [Philosophie] tüoA [Politik] Hist[orie] führt. Der Grund dieser Tren¬
nung muß viel tiefer liegen als in d [en] verschiednen Gemüthsvermögen.—
Alle Trennungen sind Antithesen, aber Antithesen setzen Thesen voraus
und führen zu Synthesen. — Mit Mystik fängt alles an und hört alles
auf. Aus d[er] Mystik müssen 90 [Physik] Aoy [Logik] 71 [Poesie] y]h-
[Ethik] 7ioX [Politik] Hist[orie] erst abgeleitet werden. Ferner x [Kritik]
Polem. [ik] rrp [Praxis], —

[657] Nur der X9 [kritische Philosoph] kann s. [ich] selbst im Ganzen und Theil-
weisen richtig kennen. Nur Er kann mehr Wissenschaftsgeist als F.[ichte]
und mehr Kunstsinn als G.[oethe] in sich vereinigen. — Vom X9 [kriti¬
schen Philosophen] läßt sich alles sagen, was die Stoiker vom Weisen
behaupten. —

[658] Das xp [Christentum] führt bei einem Funken 9er [Philosophie] z.[ur]

X9[kritischen Philosophie]. Um d[en] Begriff eines Mittlers anzu¬

nehmen muß man X9 [kritischer Philosoph] oder ganz thöricht sein.


x<p [kritischer Philosoph!
oder Denn nur aus
x<p [kritischer Philosoph] '
Zur Philosophie. 1797. 85

absolutem Idealismus läßt sich Ein zugleich Gott und zugleich Mensch
begreifen. -—-
[659] Maria ist eine nothwendige Idee d. [er] reinen weiblichen] Vernunft wie
XP [Christus] —
[660] Es muß einen Standpunkt geben, wo man d[as] Recht hat, absolut zu
setzen, (auch gegen alle cpA [Philologie]) der empirische Christus von
Nazareth sei d. [er] absolute jp [Christus], <Dieser Standpunkt ist überall
außer in d[er] Historie; da ist er aber auch Verbrechen d. [er] beleidigten
Majestät. ■—>
[661] Nichts ist so recht Eins was nicht Drei ist; warum sollte es bei Gott anders
sein.
[662] Die drei größten Tendenzen unsres Zeitalters sind die Wl. [Wissenschafts¬
lehre] W[ilhelm] M. [eister] und die franz. [ösische] Revoluz [ion]. Aber
alle drei sind doch nur Tendenzen ohne gründliche Ausführung. —
[663] Selbst für das jp [Christentum] und die Liberalität desselben wäre eine
Geschichte desselben im Geist d [es] Herodot und Tacitus sehr nützlich. —
[664] Gott ist auch eine Sache, nicht bloß ein bloßer Gedanke. Er ist zugleich
Sache und Gedanke; wie alle Gedanken und alle Sachen. —
[665] < Scholastik ist reine Kunstform der cpcr [Philosophie] ohne alle Naturcpcr-
[philosophie]. >
[666] Der Prophet und d[er] Historiker sind beide beides, zugleich Philosoph
und zugleich Poet. |

s. 62 [667] Der Historiker ist ein rückwärts gekehrter Prophet. —

[668] Die Ironie ist eine permanente Parekbase. —


[669] Man kann Sinn für Witz haben ohne Witz, und Sinn für Seele ohne Seele
und ohne Witz. Der Unterschied d[er] Tohrheit und Narrheit besteht
bloß darin, daß die letzte willkührlich ist wie d[ie] Dummheit. —
[670] Die Franzosen und die Griechen beweisen, daß auch die vollkommenste
Naturcp [philosophie], die sogar absolut classisch ist oder bei dominirender
Gesellschaftlichkeit, ohne x9 [kritische Philosophie] doch endlich zu
absoluter Polemik führt (bellum omnium contra omnes). —
[671] Sobald die qxr[Philosophie] Wissenschaft] wird, giebts Hist[orie]. Alles
cruoT [System] ist Historisch] und umgekehrt. - Die mathematische Me¬
thode ist grade die antisystematische. — Wenn die 9er [Philosophie] Kunst
wird, so entsteht auch Kritik. Durch die Vereinigung von 9X [Philologie]
und 9(7[Philosophie] werden beide von selbst Kunst = xp[Kritik].
86 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.

[672] Ungeheurer Irrthum, daß von jedem Begriff nur Eine Definition möglich
sei. Unendlich] viele vielmehr, reale, synthetische. —

[673] Der Satz d [es] Widerspruchs nicht wahr, oder er widerspricht seiner Anti¬
these — alles widerspricht sich, gilt eben so gut. Der Satz des Wider¬
spruches ist ein Widerspruch d[es] Satzes. —

[674] <Ist nicht alle Einheit und Ganzheit poetisch? Ist System ein logischer
Begriff? —>
[675] Der ux[Skeptiz]ism die einzige bloß formelle 9er [Philosophie], -—-
[676] Historie ist kritische Wissenschaft, oder ein kritisches System, kritisirtes
und kritisirendes. — Alle xcp [kritische Philosophie] muß ein bestimmtes
Objekt haben, Individuum. —

[677] Die thetische Methode ist die der <pu [Physik] Emp [irie] paO- [Mathematik].
Es giebt auch eine antithetische Methode. Das ist die des Witzes, zu
welchem nur d[er] Geist synthetisch ist; in der Historie ist auch die
Form synthetisch. —

[678] Ironie ist d[ie] Pflicht aller cpa [Philosophie] die noch nicht Hist[orie]
nicht <7u<7t[System] ist. —

s. 63 [679] x [Kritik] der cp [Philosophie] bloß Repressalie der | alles kritisirenden


cpcr[Philosophie]. — Man muß die x9[kritische Philosophie] nur xp[kri¬
tisch] machen, da sie eben angefangen hat, 9 [philosophisch] zu sein. —

[eso] Jede 9[philosophische] Rec[ension] muß zugleich] 9[Philosophie] der


Rec[ension] sein d. h. _-^ec [ension]« —
o

[681] Die reine Mystik ist durchaus thetisch; Dogmatism heißt so viel als
Glaubenslehre, oder Glaub er ei. —

[682] Hätten die Thiere nicht Thiere seyn wollen und würden sie nicht an sich
immer vollkommner, so dürften sie nicht sein; auch die größte histo¬
rische Zweckmäßigkeit dieser empfindenden Mittel könnte nicht ent¬
schuldigt werden.
[683] Projekt ist ein Subjekt, [iver] Keim eines Objekts. —
[684] Für die Wiss. [enschaft] sind die Weiber nicht gemacht, aber wohl für
die 9er[Philosophie]; überall für d.[as] Höchste. —

[685] Alle constitutiven zum Ephorat gehörigen Rechtshandlungen sind über


die Form weg, müssen formlos sein. —

[686] Werth ist viell. [eicht] kein Volk d [er] Freiheit; das gehört aber nur vor das
forum Dei. —
Zur Philosophie. 1797. 87

[687] Alle Menschen sind wohl partial dumm oder partial närrisch. Es giebt
mehr Narrheit wie Dummheit. Sehr vieles was Dummheit scheint, ist
Narrheit d. h. absolute Schiefheit. Narrheit ist nichts als <absoluter>
Mangel an historischem Geist. —
[688] Bildung zur cpu [Philosophie]. Tieck durch p [Mythologie]. Wilh.[elm]
durch Hist [orische] cpa [Philosophie] und x cp [kritische Philosophie] und
cpA [Philologie] der 9a [Philosophie]. Hardenb. [erg] fehlt es an 9A [Philo¬
logie] und xp [Kritik]. Schlei [er macher] an tt [Poesie] und x [Kunst].
Zur aupupCT [Symphilosophie] da fehlts allen. Ohne 9a [Philosophie]
wird kein Mensch von Anlage und Bildung mit sich Eins. —
[689] Die Begeisterung d[er] Langeweile ist d.[ie] erste Regung der 9er [Philo¬
sophie], Alle Langeweile die man hat, macht man eigentlich] sich selbst.—
[690] Die Süßigkeit d[es] Ruhms liegt darin, daß es ein historisches Daseyn
giebt. —
[691] Hemsterhuys hat etwas vom höchsten historischen Geist. Seine Beziehung
der Weissagung auf Bildung, die Lehre von d [er] Mischung d [er] Seelen¬
kräfte. —

[692] Xp [Christentum] = - 9 [absolute Real Philosophie]. Analogie d [er]


Theile d[er] modernen n[Poesie] mit denen der 9a [Philosophie],
9 [Philosophischer] R [ealismus] = Witz. — p [Mythologie] =
+ F fantastisch] S [entimental] p0jem — F fantastisch] S [entimental]

[693] Die Frau ist ein klassisches und klassicisirendes Wesen; der Mann ein
progressives]. Beide zusammen ein Hist[orisches] <ru<;[System],

[694] Thätigkeit und Wahrhaftigkeit, Grund und Anfang aller Sittlichkeit.


Ist p [Mythologie] da, so muß diese nur mobil gemacht zuT p [indifferenter
Mythologie] erhöht werden. <Dann ist alles Abstract pp> |

S. 64 [695] Ernst im Gegensatz von 71 [poetischem] Spiel und Schein ist Anfang der
t)-9- [ethischen] Bildung. Desgl [eichen] Selbständigkeit, polit. [ischer] In¬
differentem, geistige Einsamkeit. —

[696] 9 [Philosophie] ist d [er] einzige wahre Adel. Alle rjH [Ethik] — 9 [Philo¬
sophie] hat einen Ökonom, fischen] Anstrich, auch bei d[er] höchsten
7r [Poesie] und großen Welt. —
[697] Alles — selbst Leiden—kann d. [er] Mensch eher ertragen als Wahrheit.
Man lebt nicht um glücklich zu sein, auch nicht um s. [eine] Pflicht zu
thun sondern um sich zu bilden. —
88 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.

[698] Erklärungen (reale) — lassen sich gar nicht machen aus d [em] Stegreife;
sie müssen kommen. —

[699] Kritisirender Eklekt[izismus] = Synkretismus]. Kritisirender Mysti¬


zismus] = Sokratism. Kritisirender Emp. [irismus] = Natrmp [philo-
sophie]. —-

[700] Jakobis Moral < (Naturmoral) > könnte man die poetische nennen. —

[701] ~ [absolute Kritik] entsteht wohl durch die Verbindung von Naturxp-

[kritik] = cpX[Philologie] mit oxsttt[Skeptizismus], — ox£7tt[Skeptizis¬

mus] ----- -—x[Kritik], —

[702] Dem Shakesp. [eare] könnte man eine romantische Sittlichkeit zuschrei¬
ben. —

[703] An nichts macht man so viel Prätensionen als an d [ie] 9 [Philosophie].


Sie soll die Menschen d[ie] nicht wollen können, wollen machen. —-

[704] Raum und Zeit sind transcendentale Facta. Facta sind Individuen des
Sinns, Kategorien sind Individuen des Verstandes, Ideale Individ[uen]
d[er] Vernunft. Ein Individuum ist ein bedingtes historisches Ganzes. —
0C “ xp
[705] Die mathematischen Manieren in der 9er [Philosophie] sind —
[absolut a-kritisch]. —

[706] Eine Erfindungskunst ist wohl eine Chimäre; nicht weil alles Erfindung,
wie d[er] Pöbel wähnt, Zufall wäre. Es gibt ein Erfinden welches Hist [o-
risch] nothwendig und transcend. [ental] betrachtet frei ist. — Dieß ist
das eigentlich] ächte Erfinden; alles andre ist nur ein Finden und
Entdecken. Es ist freil[ich] über alle Kunst hinaus; es zeigt sich da von
selbst, wo einer d [en] Geist einer ganzen Wissenschaft oder gar rnehrer |
s. 65 hat. Die Kunst sich und andre zu solcher Erfindung zu bilden ist die
9 [Philosophie]. —

[707] Lassen sich transcendentale Objekte charakterisiren und was ist d[er]
Unterschied einer solchen Charakteristik von einer historischen ? —-

[708] Ideal ist zugl. [eich] Factum und Idee. Princip ist eine logische Idee. —
Principien sind Facta die sich selbst unter einander construiren, de-
duciren und definiren und aus denen alles Übrige pp. —

[709] Ohne Principien kein System und umgekehrt. Ein gebildeter und sich
bildender Mensch ist wenigstens eine Approximation zu einem ou<;
[System] hat also Principien. —
Zur Philosophie. J797. 89

[710] Das war das so sehr Eigne meiner Kritik und Polemik, daß ich syste¬
matisch kritisirte und polemisirte. —

[711] Witz ist abbreviirte Weisheit. —

[712] Ist nicht in d[em] jurist. [ischen] Gebiet d[er] eigent [liehe] Sitz d[es]
Rigorismus; außer d[er] Deduction d[ie] Kant früher entlehnt hat, die
Species fakti, Inspedio ocularis, fictio juris — pp.

[713] <-f- p. [Mythologie] -f- Emp[irie] = Hist[orie] Emp[irie] — p[Mytholo-

[714] Das Schwerste in d [er] xp [Kritik] ist die chemische Decomposition in die
Elemente, wie die Construction viell. [eicht] in der <p [Philosophie] in
der cd)'[Synthese], —

[715] Man kann nur Individuen charakterisiren. Es ist vieles nicht Indivi¬
duum] was man charakterisirt, und ist vieles Indiv. [iduum] was man
oft nicht dafür hält z. b. alle Ideale. Also auch d[ie] Gottheit läßt sich
in vollem Ernste charakterisiren. -— Aber nur Ideale nicht bloße Ab-
stracta lassen sich charakterisiren. —- Jedes Individuum ist ein System
und andre Systeme giebts nicht. Alle sind individuell. —

[716] Die epa [Philosophie], eine Art von transcendentaler Chemie. —

[717] Auf d[em] historischen Gesichtspunkte giebts allerdings Zwecke, auf


d[em] transcendentalen nicht. Da ist alles zugleich Zweck und Erfolg,
Nothw[endigkeit]. pp

[718] Wenig Menschen haben Sinn für <allen> repräsentativen Werth d[en] es
s. 66 giebt. Es gibt in dieser Hinsicht kein langweiliges | Buch und jedermann
ist interessant. —

[719] Es giebt Wirklichkeit, die man nicht besser behandeln kann, als indem
man sie wie Poesie behandelt. Feindschaft, sogenanntes Unglück, Miß-
verhältniß. Dergleichen] tc[Poesie] giebt es sehr viel in d[er] Welt. Alle
Mitteldinge zwischen Mensch und Sachen sind Tu [Poesie]. Theoretisch
und artistisch muß sich d[er] Mensch auf jede beliebige Weise stimmen
können. —

]72o] Mystik und Polemik verschmolzen bilden die uuctt xp [systematische


Kritik. ■—

[721] Methode ist gar nicht bloß ein cpu [philosophischer] Begriff sondern ein
ctucst [systematischer]. —
90 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.

[722] Die Form der Kantischen Moral ist juristisch die Materie historisch,
das Gute darin d[ie] Polemik.
[723] Aus der cpX [philologischen] Wissenschaft sehr viel für cpu [Philosophie]
zu lernen für die x9 [kritische Philosophie]. Welche Aufschlüsse über
Transcend [ental] <pa [philosophie] mag der Syntax enthalten. —

[724] Spinosas 9 [Philosophie] wohl nichts andres als eine Charakteristik d [er]
Gottheit. —
[725] Es giebt wenig Menschen die Individuen sind. —
[726] Die 7t [poetische] (künstlerische) Bildung macht einen Menschen massiv,
die 9 [Philosophie] und Consequenz rhapsodisch, das Genie fragmen¬
tarisch. —
[727] guctt [Systematik] ist etwas wovon wenig Menschen eine Ahndung haben;
niemand kann so aauciT [asystematisch] sein wie Aristoteles. Spinosa
allein hat ein gugt [System] gebildet und das Weltall rein construirt.—
<Prakt. [ische] Abstraction nach vergrößertem Maßstabe. —>

[728] Die transcendentale Historie ist d[as] System aller Individuen. An¬
wendung der 71 [poetischen] Eintheilung in Abstraktion] — Tr[ans-
zendentalität] — R[ealität] auf 9G [Philosophie]. —

[729] Die Scholastik die barbarische 9 [Philosophie]. Spinosa zugleich der


Dante und d[er] Shakespeare der 9G [Philosophie]. —

[730] Witz ist Transc [endentale] Xoy [Logik], fragmentarische Mystik.

[731] Die 9 [Philosophie] muß einmal aufhören x9 [kritische Philosophie] zu


sein und gugt [systematisch] werden.

[732] Der Katholicismus ist politischer und aesthetischer und consequenter


als das Luthertum, das nur durch Polemik und Philologie Verdienst
hat. — |
s. 67 [733] Die Lehre von d [er] Verbindung d [er] Wissenschaften zur Systematik. —

[734] Um d[ie] Bildung eines Menschen behandeln zu können, ists nicht genug,
seine Elemente zu wissen; man muß auch seine Bewegungsart kennen.
Man muß ihn nach allen historischen Kategorien kennen. —

[735J Das Transzendentalisiren besteht im Idealisiren und Realisiren. Mytho¬


logie ist Naturhistorie, Naturphilosophie und Naturpoesie. —

[736] Transc [endental]9G [philosophie] ist T p. [indifferente Mythologie] und


9 [philosophische] Hist[orie] Absol[ute] 9 [Philosophie] = t]F [Ethik] —
7i [Poesie] —Xoy [Logik] —7ioX [Politik], R9 [Realphilosophie] — Histo¬
rische] 9 [Philosophie], [x[Mythologie] ist d[er] absoluteste Idealismus.—-
Zur Philosophie. 1797.
91

[737] Mein erster Keim der cp [Philosophie] war cjuctt t)& [systematische Ethik] —
meine erste Ahndung eine poetische Poetik, eine materiale Logik, eine
positive Politik und eine praktische Historie. —-

[738] Practische Ahstraction ist d. [as] Wesen d[er] x [Kritik]. —

[739] Die Systematik ist eine R[eal]Wissenschaft. —

[740] Eigentlich] ist doch alles was Werk an einem Werke ist, Poesie; der
Buchstabe, d[er] Geist ist cpa [Philosophie]. —

1741] Nach d [er] Analogie der 7r [Poesie] muß es drei 9 [philosophische] Systeme
geben; eine cp cp [philosophische Philosophie], eine iz cp [poetische Philo¬
sophie] und eine •/)$-cp [ethische Philosophie].—

[742] Vielleicht sollte das Absolute nur in d[er] oucrr cp [systematischen Philo¬
sophie] Ich heißen. — In der bloßen Transc [endentalj cpcr [philosophie] viel¬
leicht Wir oder Er. In dem ^[Christentum] wirds doch auch als Wir
betrachtet. Es niemals, das wäre ein passives. —

[743] In d[em] Transc[endentalen] Idealismus] und Re[alismus] nicht ge¬


trennt, sondern nur das Positive und Negative.

[744] Jakobi geht wohl hie und da tief ein und blendet dadurch. Aber niemand
ist ungeschickter, jemand zu charakterisiren. Ihm ist Spinosa bloß
nicht anthropomorphistisch genug.

[745] Giebt es nicht <p [philosophische] Arten wie die Dichtarten, oder ist
jedes Individuum in der cp [Philosophie] eine Art? —

[746] Es giebt eine Art Stellen zu citiren, wodurch man sie zugleich transcen-
dentalisirt <d. h. zugleich idealisiren und realisirenx — Es ist nichts
andres als d[as] Ergänzen d[es] Antiquars en gros und im höheren Sinne. |

s. 68 [747] Es muß auch verschiedne 9 [philosophische] Arten <System ein schlechter


Ausdruck> geben nach Anleitung d[es] Uebergewichts von Tjff[Ethik],
7r[Poesie], 9[Philosophie], tcoX[Politik], Hist[orie], —- Ethicismus (Spin¬
osa) — Politicismus — Logicismus — Poeticismus — Historismus. —

[748] Alle Transc [endental] cp [philosophie] ist ;jl [Mythologie]; alle R9 [Real¬
philosophie] ist Empirismus] — alle Abstr[akte] 9[Philosophie] ist
axzTiT [Skeptizismus] — alle ctucxt 9 [systematische Philosophie] ist x [Kri¬
tizismus]. —

[749] Jede Wissenschaft muß ihre eigene Theologie haben; auch die Poetik,
wovon Winkelmann Ahndungen hat. Das Gewöhnliche ist ein Gemisch
von $ [Theologie] d[er] Physik und d[er] Moral. — Zur 71 [poetischen

11 Schlegel, Band 18
92 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.

Theologie gehört auch d [iej künstlerische Ansicht Gottes als eines Dich¬
ters, d[er] Welt als eines Kunstwerks.

[760] Der Sinn für Projecte ist von d[em] für Fragm. [ente] nur durch die pro-
greßive Richtung verschieden. —

[761] Im Vergleich mit d[em] Ganzen ist d[as] Einzelne immer nur classisch,
das Ganze aber progreßiv. —

[752] Jede cpu[Philosophie] die individuell ist, ist ein cjucjt [System], In dieser
Rücksicht giebt es unendl [ich] viele cjucjt [Systeme]. Ein Beweis allein
beweißt nie; alle Beweise müssen systematisch und historisch sein; auch
ganze cjucjt [Systeme] werden erst gedichtet und gemacht, dann schreibt
man die Deduction hinterdrein. —

[753] Leibnitzens Sinn scheint zu sein; jedes Eins (Ich) ist Alles; also die Rück¬
seite des Spinosaschen Systems. —

[754] Die Formen der modernen 9 [Philosophie] sind ganz individuell — Briefe,
Autobiogr. [aphien] Romane, Fragmente. — Die p cp [rhetorische Philo¬
sophie] hat wohl Rousseau gestiftet; die ctuctt9[systematische Philo¬
sophie] Spinosa. —

[755] Das xp [Christentum] ist nur Kunst oder Factum, nicht eigentlich]
Wissenschaft. Es versteht sich jedoch, daß eine 9 [Philosophie] des
Xp[Christentums] in R9[Realphilosophie] ihre Stelle fände. —

[756] AlleTransc [endental] 9 [philosophie] ist zugleich theoretisch und practisch.


Dieß übersehen zu haben, ist wohl ein Hauptfehler von Kant. — Auch
in d[er] 9 [Philosophie] soll nur d[as] Classische kritisirt werden, das
s.69 Transcendentale aber | historisirt. Alle 9 [Philosophie] als Kunst soll =
x [Kritik] sein. Das meynt und weiß er aber gar nicht. —

[757] Kants 9 [Philosophie] in der Theorie bloß abstract, in d[er] Praxis bloß
spekulativ. Speculation en detail ist so schwer und so selten wie Ab-
straction en gros. —
[758] <Der Anfang jeder Hist [orischen] 9 [Philosophie] wohl a [Analytik] =
9 [Philosophie] Hist [orische] Fiction. >
[759J Fichte s erster Grundsatz hat noch etwas sehr Reinholdisches; in dfer]
Form empiristisch. — < Sein Anfangspunkt überhaupt sehr unsystema¬
tisch. Er ist zum Theil mit Accomodazionen und Reinholdischen Influ¬
enzen. > Fichte geht auf Identität d[es] Realen und Idealen, von dTer]
Identität d[es] Negativen und d[es] Positiven hat er Kenntnisse und
von der d [es] Centralen und Horizontalen wenigstens eine Xoy [logische]
Ahndung.
Zur Philosophie, iygy. 93
[760] Alle wollen die Transc [endental] 9 [philosophie] systematisiren, wodurch
sie aufhören würde Tr [anszendentalj cp [philosophie] zu sein. —
[761] Die Modernen gingen vorzüglich] auf ein System von Tr [anszendental]-
9 [philosophie]. Hier ist freilich d.[ie] Identität d[es] Realen und Idealen
d[ie] Hauptsache, ja Eins und Alles. Die Transc [endental]cp [philosophie]
ist auch in dfer] That das Fundament aller cpo[Philosophie]. Den Grund¬
satz scheinen sie alle <die meisten> gemein zu haben, nur die Tr [anszen¬
dental] 9 [philosophie] sei cp [Philosophie]. —
[762] Die Mystik offenbar d [ie] Grundlage derTransc [endental] cp [philosophie].
Kritizism aber Grundlage d[er] ctuctt 9 [systematischen Philosophie].
[763] Eine Schrift voll Revoluzionsgeist, worin d [ie] Franzosen doch noch rechte
Kinder sind. — <Polemon skeptische Satiren.>
[764] Kritizism in der Mitte zwischen Systematism und Skeptizism, wie
zwischen Empirism und Mysticism. —
[765] Ist d[ie] Welt unendlich oder wird sie es nur? —
[766] Der Geist d [er] Realcp [philosophie] ist trockner Ernst, der d [er] Idealcp-
[philosophie] Sc,S [didaktischer] Enthus. [iasmus] der d[er] Rep [Realphilo¬
sophie] Ironie. —
[767] Die Frucht und d [as] Ziel d [er] Polemik als Kunst, nicht als Theil der
Idealcp [philosophie] ist Revoluzion. —
[768] Vom Protestantism läßt sich gewiß viel für axenr [Skeptizismus] lernen.
Luther war wohl gar nicht d[as] größte protestantische Genie. —
[769] Es gibt taube Blüthen unter denen d [es] Geistes, aber auch wurmstichige
Früchte. —
[770] Ordnung d[er] Werke i) Kritik dfer] Philosophie 2) Historie 3) skeptische
Satiren 4) System der Transc [endental] 9 [philosophie] Dieß muß a) eine
Transc [endentale] Hist[orie] b) eine Hist[orie] der Transc [endental]-
9 [philosophie] enthalten. — I
s. «0 [771] Die Endigung Ismus kann nie ein cjucjt[System] bezeichnen, immer nur
Geist einer gewissen Art, oder Aeußerung, Darstellung dieses Geistes. —
Mystizismus] — Empirismus] — Systematism — ctx [Skeptizismus] —
xp [Kr]itizism sind nicht Systeme sondern nur Geistesdarstellungen, die
freilich so vollständig als möglich sein müssen. — Die passende Form ist
Rhapsodie — Fragment ist die Form für Transc [endental] 9 [philosophie]
Masse für R9[Realphilosophie]. —
[772] Der Emp[irismus] d[em] xp [Kritizismus], der crx [Skeptizismus] dem
Mystizismus] näher verwandt. —
94 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.

[773] Spekuzation en gros ist eigentlich] was man gewöhnlich Kritik nennt.
Systematism ist p [Mythologie] + Emp [irismus]. Alle diese Ismen
gehören zur Abstr[akten] cp [Philosophie], —

[774] Die Mystiker haben auch < immer> wenigstens eben so isolirt existirt wie
d[ie] Skeptiker.

[775] Die Moral d[es] Spinosa ist ganz ideal und zwar bis jetzt die einzige positive
dieser Art. <Leibnitzens Moral real.> Er und Leibnitz sind absolute Anti¬
thesen — sie haben das Gebiet d [er] Transc [endental] 9 [philosophie] unter
sich getheilt. — Kant ist nicht d[ie] Synthese sondern nur das Supple¬
ment jener Antithese; Fichte nur ein potenzirter Kant. Spinosa hat
neben der Transc [endental] 9 [philosophie] mehr von der Abstrakten]
9 [Philosophie], Leibnitz von d[er] R9 [Realphilosophie]. Wie versteht wohl
Schelling die beiden, da die Antithese d[es] Spinosa die er sucht, schon da
ist! — Leibnitz vielleicht doch nicht die ganze Antithese von Spinosa. —-

[776] Ist das SiS [Didaktische] und paff [Mathematische] in Spinosa verschmol¬
zen ? — Läßt sich die Form nicht besser construiren ? Bei solcher Voll¬
endung pflegt die Form richtig zu sein. —

[777] Keine andre Moral athmet so die Würde der Vernunft als die des Spinosa;
je idealer, je freier, je sittlicher ist sein Grundsatz. —

[778] Leibnitz hat seine 9 [Philosophie] mit eben so viel Energie expandirt,
wie Spinosa sie concentrirte. — |

s. 71 [779] Es ist eben so albern, im Spinosa irgend etwas aus d [er] Kleinheit d [es]
Zeitalters erklären zu wollen als in Shakespeare.

[780] Kant wohl nur ein Supplement zu Leibnitz. —-

[781] Spekulation] en detail und Abstract.[ion] en gros ist eigentlich] Witz¬


stoff, der immer paradox sein muß. —

[782] In den skept. [ischen] Satiren, Kant als Classiker d[er] Confusion, Fichte
d[er] Desorganisazion, Jakobi der Dissonanz. — Dunkellehren. —

[783] Sollte d [as] Ich nicht besser heißen das Ideale ? —

[784] Gehörte nicht zu d[en] revoluz. [ionären] 9 [philosophischen] Werken


auch eins, welches in der Confus.[ion] Desorganisation] Disson.[anz]
vollendet wäre ? — Oder kann Kant hierin nicht übertroffen werden ?_
Es müßte aber natürlich] mit absoluter Klarheit und selbständiger]
Analyse dargestellt sein. —

[785] An genialischem Unbewußtsein übertreffen die 9 [Philosophen] die


Poeten doch sehr weit. —
Zur Philosophie. J797. 95

[786] Fichte hat d[en] Kant spinosisirt. —


1787] Der Synkretismus] und Eklekt. [izismus] sind nur Methoden d[es] Syste-
matismus.
[788] Für Monologe sind meine M [anu] skripte nicht offen, nicht individuell
genug, wenige ausgenommen. Für Materialien vieles zu unreif. Natur¬
fragmente. —

[789] Spinosa ist kein Mystiker, sondern ein Systematiker.

[790] Die inconsequenteste Art d [er] Polemik ist wohl die welche d [en] Autor
durch sich selbst annihilirt. Diese ist nichts als verlaufne Kritik. Sie
erkennt die Idee dies] Autors und also d[en] Autor an, als -^[absolute
Kritik] und dann wieder nicht. Wahre Polemik ist Vernichtung eines
Individuums von außen durch alle möglichen Kategorien. —

[791] Was in Xoy[Logik], tjö-[Ethik], 7u[Poesie] zertheilt wird, ist R[ealität].


Im eigent [liehen] R[ealismus] soll cp [Philosophie], n [Poesie] und rjF
[Ethik] gemischt sein (nach d[en] Princ.[ipien] und Elementen, in 710X
[Politik] nach Gattungen und Individuen). Philosophische Rp[Real¬
mythologie] ist also nur ein R[ealitäts]Analogon. Eine Definizion die nicht
witzig ist, taugt nichts. — |
s. 72 [792] Die Abstr[akte] Hist[orie] ist d. [ie] nach der ich bisher gestrebt, die
R [eal]Hist [orie] ist die gewöhnliche Universalhist [orie]. —
[793] Ein rechtes ctuctt [System] cp [philosophischer] p [Mythologie] nach antiker
Art wie Hist [orie] in Bücher abgetheilt. —
[794] Die moderne Casuistik, eine moralische Topik. Die Politik, so wie d[ie]
Alten sie ganz ethisch behandelten, d [ie] ethische Syntax. —
[795] Ist in jedem System — Prolog, Epilog, und Parekbase erlaubt ? —
[796] Die Oekonomie gleichsam die ethische Metrik oder Orthographie. —
[797] Die Moral ist central und positiv — das Naturrecht negativ und hori¬
zontal. —
[798] Der positive Idealismus ist zu synthesiren aus der scholastischen
^[Psychologie], D-[Theologie] und y)D-[Ethik]. Der horizontale Realismus
aus Ontol. [ogie] Kosmol [ogie] und NaturR [echt]. —
[799] Historie und systematische 9a [Philosophie] sind völlig identisch. —
[800] Constructionslehre — Syntax. —
[801] Religion = Naturtheologie.yp[Christentum] = Theol[ogie] + Relig[ionJ.
96 [II] Philosophische Fragmente ErsteEpoche.il.

[802] Eine vollständige Definition würde zugl. [eich] Charakteristik und Hi¬
storie sein, Deduction und Construction. Die 9 [Philosophie] besteht
aus lauter Definitionen; das sind eigentlich] die Facta der 9[Philo¬
sophie]; alles übrige aus Umgebung. — Jede Definition sollte zugleich
Anweisung sein, ihr Objekt zu deduciren. —

[803] Construct[ion] = polt[Mythologie] 4- SixX[Dialektik] Charakteristik]


= D-ex [Thetik] + 818 [Didaktik]. —

[804] Ton und Colorit in Spinosa 818 [Didaktik] -f- pu& [Mythologie]; der Styl
aber -9-ex[Thetik] -f SiaX [Dialektik], — Im Kant d[er] Styl polemisch,
d[er] Ton central, d[asj Colorit mathematisch. — Leibn[izens] und Spin-
[oza]s Styl vielleicht] zu synthesiren zu einem vollkommnen Trans¬
zendental] Styl. — Der Transzendental] Styl aus 818 [Didaktik] —
fioH[Mythologie] — &sx[Thetik] — 8taX[Dialektik] verschmolzen. —
Das Cyklische im Spinosa müßte in der Diaskeuase noch mehr heraus
gehoben werden.

[805] Die Definizion charakterisirt nur Ein Individuum. Das System alle in
einer Sphäre befindlichen Individuen.

[8061 Transc [en dental] 9 [philosophie] = Elementarlehre Abstr[akte] 9 [Philo¬


sophie = Methodenlehre. R9 [Realphilosophie] = Resultatslehre. —

8.7# [so?] Die Idee des ewigen Friedens ist kein Objekt d [er] Politik son|dern d [er]
Historie. —

[808] Es gibt auch eine oekonomische Poesie — Voß; eine politische — Schil¬
ler. —

[809] Ein guctt[System] ist die Historie aller in einer Sphäre befindl. [ichen]
Individuen. Historie ist ein System von synthesirter Constr [uktion]
und Charakt [eristik]. Sind beide absolut wechselsaturirt; so ist Con¬
str [uktion] -f- Charakt [eristik] = Hist[orie]. Gesichtspunkt aus dem
die Eigenheit eines pexp [Metrums] und Caesars Thaten gleich wichtig
scheinen. —

[810] Kants Gott ist nichts recht reales; eine podl[mathematische] Figur. —

[8U] Ganz Europa denkt ökonomisch über die Weiber und die Weiblichkeit._

[812] Was nicht mehr multiplicirt werden kann, ist eben so gut absolutes
Individuum (untheilbares Element) in 9er [philosophischem] Sinne, als
was nicht weiter dividirt werden kann. —

[813] Scholien die Parekbase <NB. Chor?> eines Systems wie Prolog die
Einleitung. —
Zur Philosophie. 1797. 97

[814] Die Form der Transc[endental] 9 [philosophie] im Großen und Kleinen


These und Antithese. — Die der Rep [Realphilosophie] ist Synthese, die der
Abstr[akten] 9 [Philosophie] ist Analyse im Großen und Kleinen. —
[815] Ich bin ein fragmentarischer Systematiker und romantischer 9er [Philo¬
soph] und systematischer Kritiker. —
[816] Es gibt vier Transc [endentale] Theile jedes Abstr [akten] <ru<; [Systems].—
Einen R[ealen] Theil der durch Division triplirt wird; drei abstracte
Theile welche durch Division triplirt werden; zusammen 16 Theile ? —
[817] Jede Wissenschaft hat ihre Dogmatik und Polemik, so wie ihre Physik
und Mathematik. —
[818] Historie = R9[Realphilosophie].
[819] Die x [Kritik] der 9 [Philosophie] muß eine reine klare gediegne Masse
werden. Jede Wissens [chaft] jedes Abstr [akte] auerr[System] hat seine
p,[Mythologie] seine xp[Kritik] Emp[irie] und ox[Skepsis], pp. —
[820] [Psychologie] + frcoX [Theologie] gibt Ideakp [philosophie]; synthe-
sirt mit Mor[al] = Dogmatik — mit NaturR[echt] = Polemik. —
[821] xp [Kritische] Kunstreden gehören zur Hist[orischen] R9[Realphilosophie]
zum Kritizism. Transcendental ist nur das Hist [orische] oder Abstr [akte]
was absolut wird. Absolute 9 [Philosophie] = R9 [Realphilosophie] =
Hist [orische] 9 [Philosophie]. —

[822] Ein recht gebildeter Mensch muß zugleich ein Erwachsner und ein
Kind sein. |
8.74 [823] Eine Geschichte d[er] Ironie bei d[en] Alten für die x [Kritik] d[er]
9 [Philosophie].
[824] Wäre d[er] beste Nähme für auoijsystematische] und Abstrakte] 9 [Philo¬
sophie] nicht System d[es] Absoluten? —

[825] Meine Alterthumslehre ist Hist [orische] uuctt [Systematik] das Studium
zu p [rhetorischem] Re[alismus]. —

[826] Geistianer. — Daß Fichte und Schelling und selbst Kant in d[er] Aesthetik
so einen Vereinigungspunkt suchen; dabei liegt sicher etwas Transcen-
dentales zum Grunde. Vielleicht jedoch eine systematische Regung.

[827] Wirklichkeit, Möglichkeit, Nothwendigkeit sind nur in d [er] Abstr [akten]


9 [Philosophie] geschieden. — In d[er] Transc [endental] 9 [philosophie]
sind sie absolut identisch. Das wußte Spinosa und man hat ihn auch hierin
gar nicht verstanden. Selbst in d[em] Hist [orischen] Daseyn (in Zeit und
98 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.

Ort— Daseyn des Transzendentalen] also Unsinn) ist Wirkl. [ichkeit]


Mögl. [ichkeit] und Nothwendigkeit gar nicht geschieden. -—

[828] Spinosa’s Moral ist unter d[en] Modernen d.[ie] einzige Transc.[endentale]
und praktische] zugleich. —

[829] Memorabilien nur ein Subjekt, [ives] System von Fragmenten, es muß
auch ein objektives geben. —

[830] Idealismus etwa = p [Mythologie] -f- crx [Skepsis] Realismus = x [Kritik]


+ Emp[irie]. —
[831] Seele ist reizendes Leben, Regsamkeit d [es] Gemüths, Geist ist Leben d [es]
Verstandes; Klugheit ist sittlicher Verstand. —

[832] Ein rechtes cruax[System] von Fragmenten] müßte ZUGLEICH subjektiv


und objektiv sein. —
[833] p [Mythologie] + x [Kritik] = philosophischer Geist, x [Kritik] + Em-
p [irie] = Kunstsinn p [Mythologie] + Emp [irie] ist Witz und Sinn für
Genialität; ist das nicht einerlei. Idealismus] ist p[Mythologie] +
ctx [Skepsis]; Realismus] ist x [Kritik] + Emp [irie], —

[834] Die moderne Geschichte kann nie ein System werden; also muß p [Mytho¬
logie] x [Kritik] Emp [irie] ox [Skepsis] in ihr dominiren, sie ein Kunst¬
werk in einer dieser Denkarten sein.

[835] Synkret [ismus] = p [Mythologie] + Emp [irie] + x [Kritik], Eklektizis¬


mus] = Emp [irie] + x [Kritik] + crx [Skepsis]. —

[836] Philologie, Philosophie, Philomathie, und Philomusie drücken mehr ein


bestimmtes Streben und Emp [irie], x [Kritik] p [Mythologie] ox Skepsis]
einen bestimmten Charakter d[es] Geistes aus. |

s.75 [837] Der Witz ist mehr etwas Synkretistisches als etwas rein Mystisches._

[838] p [Mythologie] + x [Kritik] + crx [Skepsis] = Polemik als Kunst. —


p[Mythologie] + E[mpirie] + crx [Skepsis] = Kritik als Kunst. —

[839] Die Fächer der Charakteristik sind schlechthin nur drei; n[Poesie]
cp [Philosophie] und Tip [Praxis], Es giebt Menschen die darauf ausgehn,
alle drei insofern zu synthesiren, daß ihre cp [Philosophie] = 7t [Poesie]
oder ihre tt [Poesie] = cp [Philosophie] ist. Aber es gibt schlechterdings nur
diese drei Gesichtspunkte d. h. diese drei abstracten Gesichtspunkte. In
d[er] Transc [endentalen] Ansicht d[es] Charakterisatums ist d[ie] Ein¬
teilung noch ganz anders und noch anders in der historischen. —

[84oj Um ein Werk oder einen Autor charakterisiren zu können muß man das
d. h. die Welt kennen. Sonst kann man d[ie] Tendenzen d. h. das Innre
Zur Philosophie. J797.
99

desselben nicht fassen; was es will und wo es hingehört. — Es kann also


nie vollendete Wissenschaft werden, bleibt immer nur Kunstwerk. Ueber-
haupt scheint es d [ie] Bestimmung der Kunst, die gigantischen aruopy)-
P-octgc <die absolute Verlegenheit> d[er] Wissenschaft zu lösen. —
<Sollte es nicht auch umgekehrt d[er] Fall sein? —>

[34i] In der r]T [Ethik] vereinigt sich n [Poesie] und cp [Philosophie], In d.[er]
Tr [Poesie] wie oft bemerkt, 9 [Philosophie] und yj» [Ethik]; in der 9 [Philo¬
sophie] 7]&[Ethik] und tc[Poesie]. Die 9 [Philosophie] ist nichts als eine
durch und durch moralische Poesie — eine poetisirte Ethik, die Ethik
d[er] Poesie und d[ie] Poesie d[er] Ethik. —

[842] Zu jedem polem. [ischen] Kunstwerk gehört positive Mystik, um das Ob¬
jekt wie die x [Kritik] erst als absolutes Individuum pp zu constituiren. —
Es wird absolutirt als irgend einer Idee entsprechen sollend. —

[843] Es ist blasphemisch, die 9 [Philosophie] wie Fichte nur so als eine unter
d[en] Wissenschaften] zu betrachten.

[844] Man nennt sehr oft Erfindung was nur Finden ist. — Die Menschen lesen
nehm[lich] die 9 [Philosophie] so analytisch, lange nicht poetisch genug. —

[845] Es giebt auch in jedem Individuo, in jedem Werk und Autor solche
0 [unendlichen] a7topy]p.aTa, auf die bei d[er] Charakteristik Rücksicht
zu nehmen ist. — Kants 9 [Philosophie] im Ganzen ein großes sehr
S. 76 potenzirtes und classisirtes a7ropy)|i,a aTcopyjpiaTCOv. | Seine xp [Kritik]
ist nichts als das Talent zu negiren und Sinn fürs objektive Nichts.
Auch Hume und Garve gehört zu diesen Neganten, die von d[en] Anni-
hilanten durchaus verschieden sind. Furcht und Abneigung vor allem
Positiven ihr Charakter. —

[846] Charakteristik ist d [as] Werk d [er] Kritik. Delectus classicorum das einzig
kritische System. —

[847] Der delectus Classicorum war bei d [er] alten Poesie eben so eine falsche
Tendenz als die Diaskeuase der tc [Poesie]. —

[848] Der Cynismus ist Natur9 [philosophie] und dass, [isches] yjT [ethisches]
Genie, mit annihilirender Polemik gegen d[ie] Oekonomie und Politik;
absoluter Indifferentism. —

[849] Bei Gelegenheit zu sagen, daß wir die Dinge an sich (Ct.[zentral] Trans¬
zendent]) erkennen können, und daß die Ueberzeugung vom Sein
Gottes Wissen (Transc[endentes]) und nicht Glaube ist. — Der Trans¬
zendente] Grund vom Sein Gottes, und vom Wissen dieses Seins muß
natürl. [ich] zugl. [eich] praktisch und theoretisch sein. Kants praktischer
100 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.

Glaube soll eine 7)9 [ethische] Xuai? eines cpo [philosophischen] a7rop7)pa
sein!!! Er hat auch hier d[en] Transc[endentalen] Standpunkt nicht.
Die Wahrheit, die er dabei geahndet, ist vielleicht die; Es ist ewig
umsonst, Menschen vom Sein Gottes überzeugen zu wollen; man muß
sie nur zur Anerkennung dieser Wahrheit bilden d. h. die Theologie als
Kunst, nicht als Wissenschaft treiben.

r85o] Wie für jede Kunst, so muß es auch für Polemik und Kritik einen eignen
Sinn geben. Der Sinn für Polemik hat viell. [eicht] Affinität mit dem
Cynismus. — Der Sinn für xp[kritische] Kunst, hat vielleicht] Affinität
mit d [em] Kunstsinn mit d [er] cpiXopoucna. — Dei poiem. [ische] Geist hat
Affinit.[ät] mit d[er] cpX[Philologie], der xp [ktitische] mit d[er] 90 [Philo¬
sophie]. — Fichte’s Polemik ist verlaufen schlechte Kritik. —

[851] Witz ist ein wesent [licher] Bestandtheil d [es] Cynismus, aber nur d [es]
s. 77 polemischen und naiven. Der Cyniker verachtet die Kunsttc [poesie] | und
Kunstcp [philosophie], hat aber Natum [poesie] <Naturcp [philosophie] >;
Ironie ist nicht in ihm. Cynismus ist gar nicht auf 7)9 [Ethik] einge¬
schränkt. — Cyn. [ismus] ist moralische Genialität. —
[852] Der Synkr[etismus] und Eklektizismus] sind d.[er] historische Geist.

[853] Horazens Sat.[iren] sehr cynisch. Förster oix. [ökonomisch] im schönsten,


edelsten, liebenswürdigsten Sinn und ohne alle Illiberalität.

[854] Die Polemik ist eine cynische Kunst. Die xp [Kritik] mehr pragmatisch.

[855] Goethe ist in so fern universeller Poet, als er Genie und Kunst synthesirt.—

[856] Einen vollständigen Realisten oder Idealisten weiß ich noch nicht auf¬
zufinden. Goethe ist überall nur Physiker, nicht p.oc9-[Mathematiker];
Spinosa und Leibnitz bloß positiv, Kant bloß negativ. Ist Fichte nicht
vollständ. [iger] Idealist ? —

[857] Meine 9 [Philosophie] ist ein System von Fragmenten und eine Pro¬
greß, [ion] von Projekten.

[858] In d[er] systemat.[ischen] Ansicht ist ^[Psychologie] = ^Theolo^ie]

und »[Theologie] = 4I?!V555!2i!f3 „ieovr [Ontologie]-


ov [Ontologie]
und xocrp. [Kosmologie] =

[859] Die Fragmente die eigenthümliche Form der Naümp [philosophie]. —

[860] Der Stoizismus eben so Geist d[es] NaturR[echts] als d[er] Cynismus
Geist d [er] Moral. Der Epikureism ist nur schlechter Cynism ohne Witz
und Geist. —
Zur Philosophie. IJ97. IOI

[861] Die Kritik ist technisch — die Polemik poetisch — genialisch. —

[862] Es gab bei d[en] Griechen auch einen cpX [philologischen] und poetischen
Cynismus und diesen scheinen d[ie] Römer mit d[er] 90 [Philosophie]
und mit ihrem eignen politischen Cynism verbunden zu haben. —

[863] Die Elementar^ [philosophie] ist die Einleitung zur Transc [endental]-
9 [Philosophie] <(oder Mittelglied zwischen der Hist [orischen] 9 [Philo¬
sophie] und Transc [endental] 9 [philosophie] > und bildet mit dieser zu¬
sammen das System d[er] absoluten 9er[Philosophie]. <Elementar ist das
Hist [orisch] Transcendentale.>
[864] Die au? [systematische] UeoX [Theologie] rangirt gar nicht mit als eine
der vier metaphys. [ischen] Wissenschaften]. Sie ist eine für sich, sie ist
das Centrum und Fundament d[es] Ganzen. —

[865] Die <7U<; [systematische] Logik muß zwei Theile haben, eine theoretische
Universal [philosophie], und eine practische Universakp [philosophie].
Die erst ist die Einleitung der drei theoret. [ischen] und die prak¬
tische] d[er] drei prakt. [ischen] Wissensch [aften]. Die Elementar-
9 [philosophie] hat vier Theile, negative 9 [Philosophie], positive 9 [Philo¬
sophie], centrale und horizontale 9 [Philosophie], — |

s. 78 [866] Mittler eine Fiction der euer [systematischen] Theologie. —

[867] Das yp [Christentum] behandelt d [en] innern Menschen wie oix [Ökonomie]
und Medicin den äußern. In dieser Rücksicht yp [Christus] nur d[er]
Meister der Schule. —

[868] Die Lehre von Einem obersten Grundsatz, Fundament d[es] menschlichen
Wissens gehört zur systemat. [ischen] Theologie. Dahin auch wohl der
Eine kategorische Imperativ. In d[er] ctuctt9 [systematischen Philosophie]
kann es nur Einer sein, weil d[a] alles Abstracte wieder synthesirt wird;
es kann verschieden sein vom Fundament, weil hier Theorie und Praxis
getrennt ist. Nur durch Theol.[ogie] kann ein prakt. [ischer] Satz als
absoluter Imperativ dargestellt werden. —

[869] Die große Logik ist das einzig vollständige System von Philosophie d[er]
Philosophie.
[870] Werke; Fragmente, -/.[Kritik] der 9 [Philosophie], Hist [orisch] claßi-
[fizierende] 9 [Philosophie ], Brander. —

[871] Witz ist wohl nichts als Empirische] 9[Philosophie] — individuelle


90 [Philosophie] — wie der poetische Witz — absolut individuelle
■k[Poesie] — gesellschaftlicher Witz — individuelle] 7)9-[Ethik] 00c
[Ökonomik] 710X [Politik] — individuell in Form und Stoff. —
102 [II] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. II.

[872] Die Logik ist das Kapitel de dispositione in d [er] absoluten 9 [Philosophie],
die Theologie das de inventione. Macht die #• [Theologie] d[en] Anfang
oder das Ende d [er] absolu [ten] cp [Philosophie] ? Wahrscheinlich beides.—

[873] Ists etwa d[ie] Bestimmung d[es] Christianismus die rft [ethischen],
7t [poetischen], 9 [philosophischen] a7TOp7]uaxa des einen durch die andern
zu lösen ? -—

[874] In d[er] Elementar [philosophie] dominirt d[erj Geist, auf d[en] Buch¬
staben kommt es da gar nicht an. Die Alten sind Meister darin, wie in
der Elementara [poesie], —

[875] Aristoteles war ein größerer 9X [Philologe] als Plato. Dieser mehr Kunst9~
[philosoph] und 9 [philosophischer] Poet als Sokrates. Dieser größer
im 7)-9- [Ethi] sehen, doch im Styl. —

[876] Kants 9 [Philosophie] ist im Wesen Eiern [entar], sie will Transc [endental]
und ouox [systematisch] sein; in der Methode ist sie abstract. Die
Elemente sind bei ihm sehr confus durch einander construirt. — |

». ;9 [877] Was ich bisher Abstr[akte] 9[Philosophie] genannt, ist doch eigentlich]
Hist [orische] 9 [Philosophie], weil doch das Princip d[er] Eintheilung
Historie ist. -—Nur die formelle Elementar] 9[philosophie] gehört zur
Logik, die materielle zum Systematism. —

[878] Die Eiern [entar] 9 [philosophie] kann noch nicht, die absolute 9 [Philo¬
sophie] nicht mehr System sein. — Das widerstreitet ihrem innern Wesen;
System bezeichnet und erfodert immer einen bestimmten Horicont. —
Die absolute cp [Philosophie] ist die Summe aller Wissenschaft. — Die
Transc [endentale] nur eine unter d[en] übrigen. —

[879] <p [Mythologie] + Prinzipien-] 9 [Philosophie] = Dogmatik, x [Kritik]


+ N9 [Naturphilosophie] = Polemik. Emp[irie] -j- Q9 [Zentralphilo¬
sophie] = 91»[Physik], gx[Skepsis] -f- HZ9[Horizontalphilosophie] =
paff [Mathematik], Abstr [akte] 9 [Philosophie] = 9 [Philosophie]
Ö

[880] Projekte zu bilden, und Fragmente zu ergänzen, ist die Sache des Idealis¬
mus. —
[881] DerWitz ist ein Synkr[etistisches] und Eklekt. [isches] Vermögen; dieß
scheint aber auch mit dem Genie d[er] Fall zu sein. Genie ist Witz -j-
to 7uoi£iv, das Bildungsvermögen. Witz ist also eigentlich] fragmen-
t. [arische] Genialität. —

[882] Logik und Meta9 [physik] zusammen etwa 0110x9 [systematische Philo¬
sophie],— Die Transc [endentalphilosophie] kann vielleicht] gar kein
Zur Philosophie. 1797. 103

System bilden. DieTheol. [ogie] ein eignes Ganzes für sich, das am besten
absolute cp [Philosophie] hieße ? — Es giebt aber eine absolute cp [Philo¬
sophie], welche freil [ich] nicht mehr Theologie heißen dürfte. — Kann
sie dargestellt und geäußert werden ? — Die absolute cp [Philosophie] ist
Fundament und Ziel d[er] großen Logik, Fiction derselben. Sie ist Gott
und freil [ich] also Objekt der systemat. [ischen] Theologie. —

(883] So wie alle Systeme derAbstr [akten] Hist [orie] in ein System d. [er] ganzen
absoluten Hist, [orie] sich verbinden lassen, so auch wohl alle Systeme
d[er] Transc [endentalen] Hist [orie]. Das eine ist die praktische Historie;
die Summe aller Transc [endental-]Hist [orischen] ctuctt [Systeme] wäre die
theoretische Historie, die man bisher in d [er] Zwecklehre praktisch, so wie
die praktische durch die sogenannte historische] xp [Kritik] rein theo¬
retisch hat behandeln wollen. Beide zusammen bilden die absolute
Historie. Lassen sie sich verbinden ? — In der absoluten 9 [Philosophie]
ist nur Stoff und Form getrennt, aber aller Stoff vereinigt — Meta-
s. so physik, und alle Form vereinigt — Logik.— | Bis zur Vereinigung d[er]
theoret. [ischen] und prakt. [ischen] Historie kann es die Hist [orie] an
sich nicht bringen. —

Moral und NaturR[echt] Transc[endentale] Formen für Abstr[akten]


Stoff oder Ontologie, Kosmologie und Psychologie Abstr [akte] Formen
für Transc [endentalen] Stoff — Arabesken und Grotesken d[er] cp [Philo¬
sophie],

[885] Die Trennung der ^[Psychologie] in rationale und Emp[irische]


vollends ganz unsinnig. —

[886] Theologie ist ein widersprechender Begriff — es giebt keine Wissenschaft


von Gott. —■ Die Theol. [ogie] ist eine Transc [endentale] und Abstr [akte]
Behandlung des Stoffs der absoluten cp [Philosophie], Also auch Grotes¬
ken •— Schlußstein des Systems der philosophischen Grotesken. —

[887] <System d[er] absoluten 9 [Philosophie] —Eine <p [philosophische] Gro¬


teske Cachinno opt. not.>

[888] Logik und empir[ische] <\> [Psychologie] sind [xaF [Mathematik] und
Physik d.[er] Xoy [Logik],y)F [Ethik],[Poesie]—Moral und Natur R[echt]
sind die Dogmatik und Polemik d[es] Abstracten (y]T[Ethik], 71 [Poesie],
Xoy [Logik].) <Diese Vier gehören also zusammen.>

[889] Ist Mythologie nicht die idealistische Behandlung des Realen ? —

[890] Die Meta9 [physik] ist theoretisch, die Logik praktisch. —

[891] Verhält sich Fichte zu Kant nicht, wie Spinosa zu Descartes ? —


104 [II] Philosophische Fragmente ErsteEpoche.il.

[892] In d [er] Bildung zur kritisch-polemischenKunst muß man mit d [er] Pole¬
mik als mit d[er] leichtern anfangen. —<Zur Kritik gehört mehr Genia¬
lität, zur Polemik mehr Enthusiasmus. Zur ersten mehr Speculation,
zur letzten mehr Abstraction. —>

[893] Das Nichtverstehen kommt gar nicht vom Mangel an Verstände,


sondern vom Mangel an Sinn. Absoluter Kritizism ist skeptisch und
polemisch. —

[894] Untersuchung über die Arten und Elemente d [er] Confusion. Id [ealismus]
und Re [alismus] als Kräfte nicht als Denkarten, also praktischer Id [ealis¬
mus] und Re [alismus] identisch mit Enthusiasmus und Genialität.—

[895] In d [er] tjU [ethischen] Universalität haben es die Römer am weitesten


gebracht. Der y]^-[ethische] Mensch übersieht und braucht und beur-
theilt den cp [Philosophen] und tc [Poeten], ohne das selbst zu sein. So
freilich auch der <p [Philosoph] und 7c[Poet]. —

[896] Paradoxon ist ein exoterisch gemachtes Esoterikon. Symphilosophie


setzt esoterische 9 [Philosophie] voraus. |

s. 81 [897] Nichts ist kläglicher als d [as] ewige Klagen über d [en] ewigen Streit in der
9c [Philosophie] und das langweil, [ige] Seufzen nach ewigem Frieden. —

[898] Allgemeine Symphilosophie, das wäre möglich; sonst unendl. [iche]


Langweile. —

[899] Nur durch ein y]-9- [ethisches] Zerhaun d [es] Knotens oder durch 7r [Poesie]
kann die 9 [Philosophie] irgend etwas werden und von Selbstvernichtung
zurückgehalten werden. -—

[900] Die 9[Philosophie] ist weit mehr als eine evidente Wissenschaft; auch
mehr als Kunst. —

[901] Die Formaldefinit [ion] ist d[ie] Construction, die Materialdef [inition] die
Charakteristik. —

[902] In d [er] Abstr [akten] 9 [Philosophie] ist d [as] Erste Gränzbestim-


mung, 1x90p mpos, Contour d[er] Definition; sie fängt an mit Charakte¬
ristik und endigt mit Construction. —

[903] Synkret [ismus] und Eklekt. [izismus] gehören nicht d [er] Abstr [akten]
und Transzendentalen] 9 [Philosophie] sondern d[er] Hist [orischen]
9 [Philosophie] an. Geschichte d[ie] Kunstconfusion in d[er] 9 [Philo¬
sophie seit d[em] Descartes.

[904] Der Satz d[es] Widerspruchs ist auch nicht einmal d[as] Princip d[er]
Analyse nämlfich] der welche allein d[en] Nahmen verdient, d[er] ab-
Zur Philosophie, ijgj. 105

soluten d. h. d[er] Destruction. -—- Er ist bloß d[as] Princip der relativen
Analyse. <Auch das nicht einmal; relat. [ive] Anal, [yse] d. h. Charakte¬
ristik. -—>

[905] Absolut und Empirisch ist eine falsche Antithese. Dem Absoluten ist
nichts entgegengesetzt als d[as] Relative. —

[906] Eine vollständige Definit, [ion] ist Unsinn oder Widerspruch. Dann ist’s
nicht mehr Definition sondern Charakteristik.

[907] Die Transc [endental] cp [philosophie] muß die größte Affinität mit pa9-
[Mathematik] haben. Die pal)-[Mathematik] d[es] Unendlichen] sollte
wohl d[er] d[es] Endlichen vorangehn. Für ein Symbol d. [er] absoluten
<p [Philosophie] ward die paD [Mathematik] von einem Plato pp gehalten,
nicht bloß von ihren empirischen Vergötterern. —

[908] Die angewandte pa9-[Mathematik] ist Kunst; man hat aber alle reine
pa9-[Mathematik] immer als angewandte behandelt und sie nie rein aus
sich selbst construirt. —

[909] Die pa-9- [Mathematik] ist gleichsam die Logik <Formlehre> der absoluten
Historie. Klarheit = Wahrheit, — ist d[as] Princip d[er] grotesken Logik.
In dem Spinosaschen Verum est Index sui et falsi liegt viel mehr, ja
unendlich viel. |

s. 82 [910] ap^ai — Principien, sind immer im Plural, construiren sich unter ein¬
ander; nie nur Eins, wie d[ie] Grundwüthigen wähnen. —

[911] Die Empiriker sind die Oekonomen der cpcr [Philosophie].

[912] Wenn ein Ismus ein allg [emeiner] <p [philosophischer] Geist s. [ich] an
einem Individuo äußert, oder bei einem Surrogat zur Approximazion
einer unmögl [ichen] Aufgabe, entsteht cp [philosophische] Kunst. Frage
welche Fälle dieß sind, welches die Gränzen der Kunst in d[er] cpa [Philo¬
sophie] seien pp. —

[913] Dem Satz d[er] Identität und d[es] Widerspruchs muß ein Material
entsprechen, von dem jener nur d[ie] leere Schaale ist. —

[914] Die Idealität alles Realen und d [ie] Realität alles Idealen gehört in d [ie]
Transc [endental] 9 [philosophie]. Die Idealität <Realität> des Absoluten
und die Absolutheit des Idealen und Realen gehört in d[ie] Absol[ute]
cp [Philosophie]. —

[915] Raum und Zeit sind allgemeine coder transcendentale> Einbildungen, viel
richtiger als ursprüngl. [iche] Anschauungen. Kraft ist auch eine solche
allgemeine] Einbild[ung]. Es giebt deren noch viel mehre. — Form
IOÖ [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.

und Mat.[erie] gehören gar nicht in d.[ie] Transc [endental] 9 [philosophie],


sind da gar nicht getrennt. —

[916] <Alles Centrale ist horizontal, Alles Horizontale central, Alles Positive
ist negativ. Alles Negative ist positiv. >

[917] Jede Wissenschaft hat wohl ihre eigne Xoy [Logik] und \j.zxa.rp [physik],
die aber oft verschmolzen werden müssen. Jede Wiss. [enschaft] hat ihre
eigne Dogmatik und Polemik.

[918] Bloße Construct [ion] ohne alle Charakteristik, das gehört in d [ie] Eie¬
rn [entar] 9er [philosophie].

[919] Der Gegensatz von Witz ist nicht — wie gewöhnlich] Scharfsinn, denn
dieser ist doch eine Art von Sinn, und allerSinn gehört in d[as] element.[are]
Gebiet; sondern Geist als vornehmes, auswählendes Vermögen, nicht
bloß Fülle ohne Auswahl. Scharfsinn scheint sich auf x [Kritik] zu be-
ziehn, wie Tief sinn auf p. [Mythologie], —

[920] Methode ist nicht d [ie] Form d[er] Denkart, sondern d[ie] d[er Wissen¬
schaftsart. -—

[921] In d [er] absolut [en] 9 [Philosophie] wird nichts getrennt als Form und
Stoff; in d[er] cru<; [systematischen] nichts als Theorie und Praxis. —

[922] Zur wahren Kritik gehört viel mehr Tiefsinn als Scharfsinn. —

[923] Kritisch travestiren sich d[ie] Menschen immer in einer panegyrisch


oder juristisch anklagenden Rhetorik. — |

s.83 [924] Kunst ist d[as] Vermögen d[er] Form. Wissenschaft ist d[as; Vermögen
d[es] Stoffs; das sind d[ie] Vermögen die zur absolfuten] 9 [Philosophie]
gehören. Enthusiasmus ist d[as] Vermögen d[er] Theorie, Genialität d[as]
Vermögen d[er] Praxis. <Der Idealismus] und Re[alismus] ist in beiden
verbunden und nicht getrennt.> Der Enthus. [iasmus] interessirt sich für
d[ie] Realität seines Objekts, und ohne idealische Erzeugnisse verdient
ein Genie nicht s. [einen] Nahmen. —

[925] Methode ist logische Kunst. Methode und Philosophie zusammen lo¬
gische Genialität. —

[926] <Charakteristik ist ein Hist, [orisches] Absolutum. —>

[927] <Die wahre Kritik ein Autor in der 2 t Potenz. —>

]928| Die erhabne Mikrologie der 9X [Philologie] ist enthusiastisch. —

[929] Es bleibt ewig wahr; als Affect und als Kunst ist die 9X [Philologie]
Fundament und Propädeutik und Alles für die Historie. —
Zur Philosophie. 1797. 107

[930] Kritik und Polemik sind wohl beide ganz unzertrennlich in d[er] Idee,
wenn auch in d[er] Ausübung eins oder das andre überwiegt. —

[931] Die x [Kritik] der 9 [Philosophie] muß enthalten 1) den delectus Classi-
corum 2) die Diaskeuasirlehre d[er] modernen 9a [Philosophie]. — Das
Ganze heißt billig Kritik weil sobald durch Synthesirung von Polemik
und Kritik ein System entstehn soll, oder sobald beide wirkl [ich] praktisch
werden sollen, Kritik d [as] Uebergewicht hat und haben muß. Polemik ist
also nur die Dienerin d [er] Kritik. — Auch schon in d [er] Charakteristik
hat xp [Kritik] d[as] Uebergewicht und ist Polemik nur Nebensache.
Sobald die xp [Kritik] systematisch wird, theilt sie sich in d[en] theoreti¬
schen Theil d.[ie] Classik, und d[en] praktischen, die Diaskeuastik.

[932] <i) x [Kritik] der 9 [Philosophie] — absolute 9 [Philosophie]


2) Die Fragmente] — Eiern[entar]9[philosophie]
3) Grundlage d[er] Alterthumslehre — Hist [orische] 9 [Philosophie]
4) Hist[orisch-]claß[ische] 9 [Philosophie] —Abstr [akte] 9 [Philosophie]
5) Brander — Transc[endental] 9 [philosophie]
6) Systematism — ctuctt 9 [systematische Philosophie] >

[933] Die 9X [Philologie] ist polemischer, die 9er [Philosophie] kritischer. —

[934] Eine Charakteristik soll gar nicht systematisch sein, sondern eilt Kunst¬
werk.
[935] Objekt ist das ens realissimum, Subjekt ist ens idealissimum. Gott ist
zugleich Ich und Nichtlch, nicht bloß das ens realiss. [imum] sondern
auch idealissimum. —
[936] Gedanken die bloß im Profil sind, haben keine Physiognomie. Es giebt
wenig Gedanken en face. —
[937] Ueber d [ie] Bildungsstufen d[er] Confusion; Kant ist d[er] Gipfel. —

[938] Einige Oekonomen hauen, andre flicken, andre bringen (übersetzen)


andere treiben, legen alles zurecht, machen Fächer, versuchen immer.
<Alle Nachahmer sind eigentlich] verirrte Oekonomen.> |

s.84 [939] In der cuctt9 [systematischen Philosophie] ist alles Fundament, es giebt
hier unendlich] viele Principien. Jede absolute 9[Philosophie] aber ist
nur Ein Fundament. Ontol.[ogie] bezieht sich auf Transc[endental]-
<Elem[entar]> 9 [philosophie], wie Kosmol[ogie] auf gugt9 [systematische
Philosophie] und ^ [Psychologie] auf Transc [endental] 9 [philosophie] und
F [Theologie] auf absol. [ute] 9 [Philosophie]. —

[940] <NB. Die Idee von 9er [philosophischen] Grotesken entstand dadurch daß
vorausgesetzt ward — es gebe eine bestimmte Zahl objektiver 9er [philo-

12 Schlegel, Band 18
108 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.

sophischer] Arten. Elem [entar] cp [philosophie] — Transc [endental]-


<p [philosophie] Absol [ute] <p [Philosophie] — Syst [ematische] 9 [Philo¬
sophie] (Abstr[akte] cp [Philosophie] — Re [al] Historische] 9 [Philo¬
sophie]) und wenn man unter diesen allerlei verkehrte Versetzung[en]
bildet, so entstehn daraus d[ie] cpo [philosophischen] Grotesken. >

[941] Ist Glaube und Wissen nicht eine ganz falsche Antithese. —

[942] Zwei Fundamente und Wechselconstruction, das scheint auf 000x9 [syste¬
matische Philosophie] und auf Absol [ute] 9 [Philosophie] zu passen. —

[943] Die Autoren welche ich analytisch und synthetisch genannt, könnten
weit besser centrale und horizontale, intensive und extensive genannt
werden. —

[944] Die Form d[es] Enthusiasmus] ist pa^ [Rhapsodie], die d[er] Genialität
Fr. [agment] der Kunst Masse pp. —

[945] Das absolute Setzen und das Setzen des Absoluten ist Charakter der
p, [Mythologie]. —

[946] Der Mensch ist ein sich ins Unendliche classificirendes Ich. Gott ist ein
durch s. [ich] selbst unendlich potenzirtes Ich. —

[947] Die Kritik ist über d[en] Witz hinaus wie die Historie über d[ie] Ironie.

[948] 9 [Philosophie] d[er] Willkühr; Apologie d[er] Convenienz, die hier ihr
Gebiet hat und nichts ist als d [as] System d [er] Willkühr. Daß Christus
Christus sei z. B. ist ein Satz d[er] Convenzion d. h. d. [er] allgemeinen
Willkühr. Jeder gebildete Mensch wird nicht anstoßen dagegen; Eigen¬
sinn ist hier Fehler. —

[949] Ein 7)8- [ethisch] 7toA [politischer] Mensch, der nicht weiß was Poeten und
9 [Philosophen] als solche für Rechte und Pflichten haben und wozu sie
zu brauchen sind, d. h. was sie sollen in d[er] Welt, und wozu nicht —
der steht nicht auf einer Höhe mit d[em] 7r[Poeten] der ihn darstellt,
und mit dem 9 [Philosophen] der ihn kennt. —

[9501 Ein System d[er] Eiern [entar] 9 [philosophie] läßt sich gar nicht anders
Schreiben als in Fr [agmenten]. —

[951] Eine ächte Logik muß Theorie d[er] Praxis und Praxis d[er] Theorie
sein. So auch eine ächte Meta9[physik]. Dieß ist ein xp [Kriterium] das
sich sehr gut brauch [en] läßt. —

[952] <Natui'9 [philosophie] = Eiern [entar] 9 [philosophie] + Hist [orische]


9[Philosophie] Kunst9 [philosophie] = 000x9 [systematische Philosophie]
+ Eiern [entar] 9 [philosophie]>
Zur Philosophie, iygy. 109

[953] £7uXeyo[xeva der Kantisch [en] cp [Philosophie] — da man soviele Prolego-


mena hat, auch einmal zur Abwechslung. Kants ganze cpG [Philosophie]
ist ein großes Prolegomenon. Es giebt Menschen die nichts machen
können als Prolegomena. —
[954] Es giebt eine absolute Vernunft die von d[er] Transzendentalen] noch
ganz verschieden ist. —
[955] Auch das Leben ist Fr [agmentarisch] pacp [rhapsodisch] massiv nur bei
seltnen Genies ists gugt [System], Die Kindheit betrachtet man als Prole-
s.85 gomena des | Lebens und die Erwachsnen als Fabricanten von Kindern.—
[956] Robespierre wollte das ganze Gebiet d [er] freien Convenienz politisiren,
das war sein Maximum von Tyrannei, als Maximum immer groß. Er
ist d[er] Gipfel d[er] franz [ösischen] Revoluz [ion], —
[957] Zerstreuung ist ein intervallum stupidum. —
[958] Die Mode ist eine Periode, eine Bildungsstufe d[er] allgemeinen Will-
kühr. •—
[959] Die freie Convenienz ist allgemeiner Cynismus.
[960] Wissenschaft, scheints, nimmt d[ie] Parthei d[er] Natur gegen d[ie]
Kunst, und Kunst gegen d[ie] Wissenschaft. —
[961] Bildung ist d[ie] Sache d[er] absol[uten] cp [Philosophie], Wissenschafts-
1. [ehre] und Kunstlehre zusammen sind Bildungslehre. Die Ironie hat in

d[er] gugt9 [systematischen Philosophie] ihren eigentl [ichen] Sitz; beide


haben etwas Cyklisches. Die Universalcp [philosophie] ist die Histori¬
sche] cp [Philosophie]. —
[962] Der systematische Gang besteht in einem Cyklus von einem theore-
t [ischen] und prakt [ischen] und poet [ischen] Theil. —
[963] Zur gugtcp [systematischen Philosophie] der --- [absolut synthetische]
Anfang mit intell.[ektueller] Ansch.[auung] kategorischem] Imper [ativ],
— Der [absolut analytische] Anfang, mit dem ich mich sonst so viel
beschäftigte, zur gu<;cp [systematischen Philosophie]. — Die absolute
9 [Philosophie] fängt mit Polemik an, und durch diese ist ein [absolut
analytischer] Anfang möglich. — <Es giebt auch eine absolute — gugt

[systematische] —Eiern [entare] —Transc [endentale] Historie. >

[964] In d [er] ganzen Abstr [akten] cp [Philosophie] dominirt 71 [Poesie], in d[er]


gugtcp [systematischen Philosophie] — 7)E[Ethik], in d[er] Transc [enden-
talen] — cp [Philosophie]. —
IIO [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.

[965] Eklektizismus] ist die Kunst d[en] Primat zu wählen, also gleichsam die
Kunst des Primates. —

[966] Es giebt zwei Arten von Synthesis; per Thesin, durch Verschmelzung;
per Antithesin durch bloße Vermischung. —

[967] Wenn man die Fragmentarisch] py.S[rhapsodische] Massenform aus


criKTT [Systematik] wegdenkt, so bleibt nur die cyklische Form übrig, die
in keiner der andern steckt. —

[968] Ironie geht auf die Absolutirung des Stoffs, wie Parodie auf die der
Form. —

[969] Geld ist auch eine Sache d[er] allgemeinen Willktihr, der Convenienz;
alles Geld ist Conventionsgeld. —

[970] Die kritische 9 [Philosophie] ist theils kritisirt, theils kritisirend. Hier
findet also die Eintheilung der 9 [Philosophie] in eine active und
passive Statt. —

[971] Die Deductionen gehören eigentlich] in d[er] gvgx9[systematischen Philo-


8.86 sophie] | zu Hause. Sie sind wie d[ie] Ahnenprobe d[er] ächten Ab¬
stammung eines Theorems von d.[em] intellekt.[uelle] Ansch.[auung] eines
Problems von d[em] kateg. [orischen] Imperat. [iv] dargethan wird. Die
Constr. [uktion] und Charakt. [eristik] gehören in die absol[ute] 9 [Philo¬
sophie], Die Demonstrazion in die Transzendental] 9 [philosophie]. —

[972] Im Mittelalter vieles was Sache des Staats ist, der allg.[emeinen] Willkühr
überlassen. Stiftungen pp —

[973] Die Religion ist Sache d[er] Willkühr. —

g-9-
[974] Ist der Anfang der 9 [Philosophie]-— [absolute Synthesis], so muß die

Ausführung ^[absolute Analysis] sein; ist der Anfang —[absolute

Analysis], so muß die Ausführung — [absolute Synthesis] sein. —

[975] Jedes meiner Werke in d[er] 9 [Philosophie] Prolegomenon des folgenden


und Epilegomenon d. [es] vorigen. —

[976] Der combinatorische Witz eines Leibnitz paßt recht eigentlich] für
Absolfute] 9[Philosophie]. Das Cyklische der ctuctt9 [systematischen
Philosophie] paßt zur Ironie, die ohnehin ein wesentl. [iches] Surrogat
der hier unmöglichen Absolutirung ist. —

[977] Für Transzendental]9[philosophie] ist wohl —[absolute Analysis] im


Styl sehr gut. —
Zur Philosophie, iygy. III

[978] System d.[er] chaotis[chen] 9 [Philosophie]. Eine transc.[endentale] Ara¬


beske.

[979] Was eigentlich] den 9[Philosophen] macht, ist das Transc[endentale]


und das Praktische] und das Kritis[che]. —

[980] Ist das Abstr[akte] nicht auch ganz unentbehrlich? — Wohl, doch
F. [ichte] hat es nicht. —

[981] Die absol[ute] 9 [Philosophie] muß anfangen mit d[er] Constr [uktion]
d[es] Absoluten d. h. mit d[er] 9 [Philosophie] d[er] absoluten Vernunft
und mit d [er] Charakteristik. In d [er] Constr [uktion] der absol. [uten]
Vernunft muß auch schon die Constr [uktion] und Char. [akteristik] der
Constr [uktion] und die der Charakteristik hegen. —

[982] < Gehören die Identitäten der Gegensätze — Id[ealität] Re[lität] —


F[orm] Mat[erie] —jede in ihre 9 [philosophische] Art, oder alle in d[ie]
Hist [orische] 9 [Philosophie]. —>

[983] Es giebt ein ^[absolutes Analysieren] in die Länge, Fichte; und eins in

die Breite, Reinhold. —

[984] Die vorherbestimmte Harmonie ist d.[ie] materialisirte Form der Trans-
c[endental] 9[philosophie], der große Parallellismus d[es] Idealen und d[es]
Realen. — Die absolute Realität alles Idealen, und die absolute Idealität
alles Realen zur Transc [endental] 9 [philosophie].

[985] Manches was Eigensinn d [er] Sprache, scheint sehr glücklich, fest und
s.87 nothwendig. Talent, Fähigkeit die ein Mensch | nur besitzt, was er nicht
selbst ist eigentlich]; und doch ists zugleich etwas so Gediegnes, eine
reine Masse. —

[986] Die intell.[ektuelle] Anschauung] und d[er] kateg.[orische] Imper.[ativ]


sind offenbar Acte d[es] absoluten Vermögens. —

[987] Jede der 9 [philosophischen] Arten annihilirt s. [ich] selbst eigent [lieh]
So muß sie auch sich selbst ins Unendliche wieder generiren. Jede
ursprüngl [ich] reine Gattung der 9 [Philosophie] muß sich ewig aus sich
selbst erzeugen. —

[988] Der — [absolut analytische] Eingang der 9 [Philosophie] zur Ele¬

mentar] 9 [philosophie].-Muß die Hist [orische] 9 [Philosophie nicht auch

ihre Identität haben, ihre Selbstschöpfung und Selbstvernichtung. —

1989] Wie stehts mit d[em] Primat d[es] Poetischen bei d[en] Alten, des
Philosophischen bei uns ? — Wird etwa noch eine Periode kommen.
112 [II] Philosophische Fragmente ErsteEpoche.il.

wo das Ethische d [en] Primat haben wird ? Wollen nicht einige schon
jetzt einen solchen Primat constituiren ? —

[990] Grundlinien zur Geschichte d[es] Etwas — <zu d[em] System der ya [cha¬
otischen] <p [Philosophie], —>

[991] Kritisch wird eine 9 [Philosophie] durch Synthesis mit ihrer 9 9 [Philo¬
sophie der Philosophie]. —-

[992] Theorie und Methodenlehre d[es] Chaotismus mit jenem Syst.[em] ver¬
bunden. —
[993] Das Transzendentalisiren einer 9 [Philosophie] besteht darin, daß man
sie idealisirt und realisirt. — Nicht bloß die absolute Identität des
Id[ealen] und Re[alen] ist Ct [Zentrum] d[er] Transc[endental]9[philo-
sophie] sondern auch die absolute Verschiedenheit, und so auch bei
d.[er] ctucjt[systematischen] und absol.[uten] 9[Philosophie], —

[994] Die Frage vom Verhältniß d[er] Theorie zur Praxis, der Form zum Stoff¬
ist eben so gut Problem der 9 [Philosophie] wie das von F. [ichte] an¬
gegebne. —
[995] Die Parodie ist eigent [lieh] d. [ie] Potenzirung selbst; die Ironie bloß
d[as] Surrogat d[es] ins Unendliche gehen sollenden.

[996] Genie ist untheilbar Eins. Man kann hier nie sagen wie der Mensch hat
Talente. Es liegt im Wesen d. [es] Genies, daß es ein System für sich ist,
daß also ein Genie kein andres versteht. —

[997] Ein 9 [Philosoph] versteht d [en] andern eben so wenig und viell. [eicht]
noch weniger als ein 7i[Poet] d[en] andern. Nur der Historische x [Kriti¬
ker] versteht beide. Ohne * [absolute Kritik] ist doch der Hist 1 oriker]
nichts.

[998] Glaube und Vernunft, eine falsche Antithese d[er] Christianer.

[999] Alle nur ernsthafte 9 [Philosophie] ohne Ironie ist halb. —

[1000] Man kann Gott eigent [lieh] nicht lieben, nicht fürchten, nicht ehren pp —

[1001] Das Divinatorische, Prophetische hängt nicht mit d[em] Genie, sondern
mit dem Enthusiasmus zusammen. —

s.88 [1002] Der Witz ist wohl eigentlich] das Produkt und d[as] Gebiet d. [er]
absoluten logischen Willkühr. — Die Antithese von Willkühr ist Zufall
d. h. die absolutirte Nothwendigkeit, so wie Willkühr die absolutirte
Freiheit ist. — Willkühr und Zufall zur Absol [uten] 9 [Philosophie]. —
Das absolut \Villkührliche und Individuelle in d[er] Rtc [Romantischen
Zur Philosophie. 1797. 113

Poesie] ist also auch aus d[em] Absol[uten] Gebiet. —<Hardenberg mehr
Absoluter] cp [Philosoph] als <71x7x9 [systematischer Philosoph]. —> Spinoza
ist wohl d[er] einzig gefährliche Gegner d[es] Zufalls und d[er] Willkühr.
— Für den Spinoza war alles Mittler. —- Der Witz liegt nicht selbst im
Gebiet d[es] Absoluten, aber je absoluter, je gebildeter ist er freilich.—

[1003] Vielleicht ist d[as] deutsche Publicum bloß ein ens rationis, nichts als
d[er] Gemeinplatz d[es] deutschen Witzes. —

[1004] So wie es nicht ohne Verdienst ist, zu fragen, was und wie man soll, so
kann auch das Verneinen zu Kunst werden. —

[1005] Es muß eine inteil, [ektuelle] Ansch[auung] und einen kategor [ischen]
Imper. [ativ] d [er] chaotischen cp [Philosophie] geben, aus dem sich die
ganze Sippschaft kleiner Chaotismen wie d[ie] Thiere aus Noahs Kasten
ableiten lassen. —

[1006] Unter d [en] Classikern der Genialität würden Shakesp [eare] und Spinosa
oben an stehn. — Bei Plato dominirte wohl d[er] Enthus. [iasmus] über
Genialität]. —

[1007] Das Positive in d[er] gewöhnlichen] Bedeutung findet nur in Willkühr-


sachen Statt. —

[1008] Was d[en] Ideenreichthum eigentlich] macht, ist die Agilität, und das
Assimilazionsv er mögen, Zueignung. —

[1009] <Das Transc [endentale] trennt das Unendliche und d[as] Endliche —
das Absolute ist beides zugleich. —>

[1010] Affinität d[es] [Christentums] und d[es] Witzes durch Absol[ute]


9 [Philosophie], yp [Christentum] ist der beste Witzstoff, darin hat
Voltaire Recht, verstand sich aber eigent [lieh] doch schlecht auf diesen
Witz. —

[1011] Geist wohl eigentlich] das absolute Vermögen. Seele und Gemüth für
Ti [Poesie] und y]F [Ethik] was Geist für Xoy [Logik], —

[1012] Die Vernunft im Sinne d[er] litter. [arischen] Oekonomen ist ein gelindes
Laxativ gegen d[ie] Leidenschaften, und die Kritik — Aufklärung und
eine große Lichtputze. —

[1013] Eiern [entar] 9 [philosophie] und Hist [orische] 9 [Philosophie] sind Natur-
9 [philosophie]. —

[ioi4] Die Kritik geht auf d[en] Geist, d[ie] Polemik auf d[en] Buchstaben.
Der Geist einer Sache ist das Absolute in d[er] Materie derselben. Gemüth
ist gleichsam die Blüthe d[er] sittlichen] Vernunft. |
114 [II] Philosophische Fragmente Erste Epoche. II.

89 [ioi5] Die Absol [ute] 9 [Philosophie] ist die critica Divina d [er] Menschheit, die
Conjekturalkunst d[er] Bildung. Diaskeuasen des menschlichen] Geistes.

[1016] Sollten sich nicht in d[er] Jurisprudenz d[ie] ersten Keime der <700x9
[systematischen Philosophie] entwickelt haben, wie in jp [Christentum]
und Theol.[ogie] die d[er] Absol [uten] 9 [Philosophie] ? — <In d[er]
Medic[in] viell.[eicht] eine Art Transc[endental]9[Philosophie],>

[1017] Gott d[er] Vater ist d[as] Subjekt in d[er] Gottheit, yp [Christus] und
Maria das Objekt und d[er] heil[ige] Geist d[as] Projekt.

[1018] Oft kann man eine Sprache d. h. eine Wissenschaft schon conjugiren
und dekliniren und sogar orthographisch schreiben, aber noch nicht
construiren; die Syntax ist d[as] schwerste. —

[1019] Bisher hat man die Hist[orie] immer dolo malo studirt; nun versuche
man es auch einmal bona fide. —

[1020] Man kann nur eine Nation welche nicht fertig ist, charakterisiren d. h.
kritisiren, welches ohne Magie nicht möglich ist. —

[1021] Wird nicht alle 9 [Philosophie] zuletzt und soll sie nicht Hist [orische]
9 [Philosophie] werden, wie alle tz [Poesie] ■— R7i [Romantische Poesie] ? —

[1022] Man muß sehr viel Verstand haben, um manches nicht zu verstehn. —

[1023] Es giebt viele Skizzen von großen Menschen. —

[1024] <Alte Plane. Vom Werth d[es] Lebens — Von d[er'J Freundschaft — Von
d[er] Selbständigkeit und Freude. —>

[1025] Bei d[en] Thieren ist nur jede Gattung ein Individuum. Die Menschen
haben auch Instinct, aber jeder einen andern. —

[1026] Große 90 [Philosophen], 9X [Philologen], tz [Poeten], Y]9-[Ethiker] die


nur das sind, verstehn sehr vieles absolut nicht, und wissen das oft, oft
auch nicht. —

[1027] Genialität, Enthus. [iasmus] Witz und Universalität sind d[ie] Elemente
der Bildung. —
[1028] Geist ist allgemeiner Sinn. — Ohne Kritik, ja ohne Divinazion keine
Progreßion. —
[1029] Die eigentliche] Form d[er] Universakp[philosophie] sind Fragmente.—

[1030] Hist[orie] ist zugleich] Univ[ersal]9[philosophie], R71 [Romanpoesie]


und p[Rhetorik], —

[1031] Illiberal an d[ie] Unsterblichkeit bloß glauben und nicht auch nicht
glauben zu wollen. —
Zur Philosophie. 1797. 115

[1032] Eine Geschichte d[er] Historie müßte eins d[er] interessantesten, lehr¬
reichsten Werke sein können. —

[1033] Die Antithese d[es] Mystikers ist Nichts oder Alles; d[es] Empirikers —
Etwas oder Mehr.
[1034] Es giebt viel praktische 9 [Philosophie] aber wenig pragmatische, tj-9-
[Ethik] + oix [Ökonomik] + 7toX [Politik] = pragmatische <p[Philo-
s.90 sophie], | Diese synthesirt mit Universalpoesie giebt Rhetorik, die also
auch zur 9 [Philosophie] d[es] R[ealen] gehört. —

[1035] Falsche Tendenzen sind mißverstandner Instinct. Naiv ist bloß was bis
zur Ironie Instinkt hat oder äußert. Der Instinct drückt sich oft bildlich
und unrichtig aus. —
[1036] Eine Naturxp [kritik] giebts nicht, wie eine Natur9 [philosophie] und
Natum [poesie]. —
[1037] Sollte nicht die moderne 9 [Philosophie] so classisch sein wie die alte
Poesie ? —
[1038] In d[er] Univ[ersal]9 [philosophie] giebts so viele Wissenschaften als
Individuen, unendlich viele.

[1039] Der ökonomischen Poetik, die so allgemein verachtet wird, steht eine
poetische 9[Philosophie] des Lebens und Politik] entgegen, welche im
Ardinghello noch am besten ausgeführt ist. Nero d[er] größte Virtuose
in diesem Sinn; auch bei d[enj Griechen viel. —

[1040] Wenn man sogleich Alles sein will, so wird man recht künstlich Nichts.
Es giebt ein Kunst-Nichts. —
[1041] Die Weiblichkeitslehre ein integranter Theil der grotesken Aesthetik. —

[1042] Alles hat Willkühr. Es giebt unendlich viel Willkühr in d[er] Welt. Ueber-
haupt hat d[ie] Natur es faustdick hinter d[en] Ohren. Die Willkühr
stempelt erst d[ie] Leidenschaft.
[1043] Jeder Mensch ist nur ein Stück von sich selbst. —
[1044] Ist es denn auch möglich, noch d[en] Geist zu erklären, d.[en] ganzen
Geist einer Schrift zu fassen ? Ist welcher drin, so ist er unendlich.

[1045] <In d [er] Kantischen Moral ist etwas von d [er] Theory of moral sentiment,
welches eine Erzgroteske ist, und von d[er] mittelmäßigen Humischen
Vernunftmoral — auch etwas Candide und etwas Emile.>

[1046] Die Bestimmung d[es] Gelehrten gleichsam d[er] deutsche Emile. —

[1047] Jakobi ist zwischen die absol [ute] 9 [Philosophie] gerathen und zwischen
d.[ie] systematische, und da ist sein Geist zuSchanden gequetscht.—
Il6 [H] Philosophische Fragmente ErsteEpoche.il.

[1048] Hemsterhuys Aesthetik ist morakp [philosophisch] und seine Moral ist
durchaus aesthetisch. —

[1049] Jakobis Salto mortale ist nur ein blinder Lerm. Er bleibt immer da
wo er ist, ob er gleich nie ruhig sein kann; in d[er] Klemme. —

[1050] Spinosa d [er] einzige bei d [em] Wissenschaft und Kunst verschmolzen
s. 9i sind, d[er] hohe Priester der | unendlichen Vernunft. —

[i05i] Wer ein 9 [philosophisches] Phänomen und dabei ein Autor ist, kann
darauf rechnen, d[en] Ruhm eines großen Philosophen zu erhalten. —

[1052] Das Geschäft d[es] Satans ist zu verführen, Innres vernichten, Sünde
verbreiten. Satan lauter Absicht aus Instinct. Satanität <eine deutsche
Erfindung> ein Begriff d[er] grotesken Aesthetik, erst in Deutschi, [and]
recht ausgebildet. —

[1053] Man kann 9 [Philosophie] improvisiren wie Sokrates, aber nur Sokra-
tisch. —

[1054] Die Identification von 9 [Philosophie], tt[Poesie], 7)9-[Ethik] unter¬


scheidet die pragmatische 90 [Philosophie] von d[er] moralischen. Z. b.
Spinosa. Er hat unendlich] viel praktischen] Sinn, ohne Plato s falsche
politische Tendenz. —

[1055] Die Deutschen sind ein schwerfälliges Volk wie d[ie] Römer. -—

[1056] Ohne Sinn fürs Groteske giebts keine Universalität. Groteske ist
Universalspiel. —

[1057] Der Paganism ist d[em] XP [Christentum] gar nicht entgegengesetzt;


die andern so gar nicht Mittler sind gar nicht Mittler, sondern Bilder d [er]
Gottheit. Ihrer Natur nach, aber gar nicht ihrem Geschäft nach sind
sie Mittler. —

[1058] Die vollendete Sittlichkeit, die Unschuld scheint gerne boshaft und
schalkhaft. —

[1059] Einen pragmatischen Dichter giebts fast noch nicht. Der einzige d[er]
etwas davon hat, ist Klopstock. Daher sein Lyrismus, sein großer Effekt.

[1060] In d [er] Polizei sind die Gewalten offenbar nicht getheilt; sie ist absoluter.
In d [er] Polizei mögen d[ie] Franzosen wohl bis zur Ironie gekommen
sein. —

[i06i] Descartes und Malebranche sind wohl gar keine Franzosen — so wenig
wie Spinosa einer Nation angehört. — Richelieu hat eigentlich] Frank¬
reich gemacht. —
Zur Philosophie. 1797. 117

[1062] Die xp [Kritik] war bei d[en] Alten <in der rc [Poesie] > viel vollkommner
als in der cp [Philosophie], —

[1063] Die xp [Kritik] ist nicht bloß absolut. Ohne ctuctt [Systematik] gelangt
sie nicht zur Charakt [eristik]. Es ist eine Universal 9 [philosophische]
Kunst. Es ist pragmatische Dialektik. —

[io64j Affinität der p[Mythologie] mit 7)& [Ethik], der Emp[irie] mit tc[Poesie],
der ax[Skepsis] mit Xoy[Logik], —

[1065] Ist nicht d[ie] Summe der 9 [Philosophie] in d[er] alten n [Poesie] —
vollkommner Empirismus, ein absoluter W [ilhelm] M [eister] ?

[1066] Das französische] Schimpfen auf die Prejuges war selbst ein Prejuge. — |
8.92 PHILOSOPHISCHE LEHRJAHRE.

fio67] <In zwei Bücher


I. Kritik
II. Religion
Diese Fragmente so sehr als möglich in dasReinDeutsche zu übersetzen.—>
Besser doch in drei Büchern
1) Das eigentl [ich] cpcr [Philosophische] aus d [er] Ansicht des Alterthums
Hist [orie] — die erste xp [Kritik] — Kant und Winkelmann
2) Unendliche Fülle — (Lessing) d[es] Witzes und d[er] Natur
3) Einheit d[er] Liehe Novalis. —

Vielleicht zwei Theile


I. cpc [Philosophie] als Wissen. Von den ersten an Kant sich schließenden
Versuchen — Historie bis zu d[en] experimentirenden Vorlesungen —
Befangen im Absoluten. <Wissen und Nichtwissen Natur und Liehe.
Mit Noten —>
II. 9 [Philosophie] als Erkentniß. Vielleicht vermischt mit Fragm. [enten]
von Novalis. — Texte und Reden darüber. —

<Die Eintheilung in 1) <Witz>


2) Panth [eismus] <Mythol. [ogie]>
3) Dualismus —
kann doch wohl nicht gebraucht werden ?
Ein stilles, halb unbewußtes Wachsen. —>

Es enthalten meine Fragmente eine vollständige Scala der natürlichen


Offenbarung des Witzes, der Liebe und der Begeisterung oder des Natur¬
gefühles. —
<1. Metaphysik
II. Philosophie
Texte und Scholien — wäre wohl die beste Benennung.

Philosophische Lehrjahre oder Geist der Kritik. — Dieß letzte ist eigent¬
lich] das Objektive darin. — |
[Einteilung der Philosophischen Lehrjahre.] II9

s.9s PHILOSOPHISCHE LEHRJAHRE.

[1068] cLitterar. [ische] Bekenntnisse und Studien>

Die Eintheilung der Fragmente könnte dreifach sein 1) Emp [irie] —


die ganze erste Epoche bis zur Physik und Moral 2) Fantasie Physik
und Religion und etwa Poesie 3) Moral, Liehe, ^[Christentum] in
der Andeutung, durch Reden commentirt.
Mehre Massen in den Fragm. [enten] bilden Punkte des Uebergangs
zwischen diesen drei Epochen.
Polemik — Witz — Physik — Poesie — <Id[ealismus]> —
Vielleicht nur zwei Massen; die erste zwischen 1) und 2) die andre
zwischen 2) und 3).

Die letzte Eintheilung wohl die bessere; in zwei Epochen.


1) Polem. [ischer] Witz — 90 [Physik] — Anschauung der unendlichen
Fülle sowohl d.[er] intellektuellen als der materiellen. (Noch getrennt
die Fülle)
2) Moral.[ische] Religion — Poesie — Idealismus — mit einem Com-
mentar. — Einheit der Liehe
Eigentlich] aber die histor[ische] Ansicht d.[er] Griechen eine frühere
Epoche — Streben nach Ganzheit Allheit

< Vorrede
Also nur Lehrjahre statt Resultate, die Gesch.[ichte] der Entstehung
d[es] Syst, [ems] statt d[es] Syst, [ems] selbst, chaotische Einzelheiten
-Einheit nun wohl drin. Rückführung auf d[ie] ewige Wahrheit,
nicht Erfindung einer neuen — nicht so subj.[ektiv] wegen der objek-
t.[iven] Sphäre meiner Studien. —>
[III] PHILOSOPHISCHE FRAGMENTE.
Erste Epoche. III.
<1797- LETZTE NUMMER — SCHON 1798. IN IT. —>

[1] Idee von le grand tour durch die vier oder sechs Welttheile des mensch-
1. [ichen] Geistes. —

[2] Das Zugleichsein zwei entgegengesetzter Zustände findet sich überall


in d [er] ganzen Natur.— Eine liebende Frau z.b. will und will auch nicht,
sie gibt sich ganz und verweigert sich ganz. — Solcher Beispiele giebts
sehr viele. —

[3] Jede nicht paradoxe cp [Philosophie] ist sophistisch. Sophistisch ist was
d[em] gemeingeltenden Unsinn nicht widerspricht. — Das eigentliche]
Wesen d[er] Sophisten besteht in d[er] Feigheit. —<Sophist ist jeder,
der nur eine cp [philosophische] Sache ist, wo er eine cp [philosophische]
Person sein sollte. Plato nimmts so, und legts gar nicht bloß in die tiefe
Bosheit satanischer Absichtlichkeit.>

[4] Wichtig ists d. [ie] paff [mathematischen] Fantome von Idealen immer zu
unterscheiden. Ideale sind erreichbar, denn sie beruhen alle auf Synthesis
und Widerspruch, Schweben, Schwanken. Man kann sie freilich immer
wieder synthesiren; doch bleiben sie immer erreichbar. —

[5] Die Association d [er] Ideen ist gar nicht bloß mechanisch, wie man sie
bis jetzt genommen hat, sondern chemisch und auch organisch. —

<Schon 1798. >

[6] Das Verhältniß zwischen cpo [Physik], Hist[orie], puff [Mythologie] ist
nicht bloß mechanisch und abstract, sondern genetisch, organisch, pro-
greßiv. Noch ganz anders als das zwischen Xoy[Logik], 7t[Poesie],
7)9- [Ethik], —

[7] Die Mystik ist gar nicht bloß in d[er] Theologie einheimisch; sollte sie
etwa d[ie] moderne Mythologie sein ? Oder sollte d.[er] Witz die moderne
Mythol. [ogie] bilden ? —

[8] Die Mystiker sind die eigentlichen] Väter d. [er] modernen cp [Philo¬
sophie], —

[9] Auch d[er] Handel ist eine Universalkunst; warum ist d[er] Handel
keine Universitätswissensch [aft] ?

13 Schlegel, Band 18
124 [HI] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. 111.

[10] Der Witz ist viell. [eicht] eine mythische Kunst. — Mit Mystik hat d[er]
große moderne Witz angefangen und war seiner Art nach mystisch. —

[11] Im Christ, [entum] liegt d[ie] Idee zugleich Theologie und Jurisprudenz
zu sein offenbar, im Papismus Es ist auch wohl am meisten vom Geist
d[er] Medicin und des Handels darin. Der Christ wird darin mehr als
Patient, und d[er] Glaube als Waare behandelt. -—

[12] Aus Mystik ist alle Reformation entstanden. —

[13] Viell. [eicht] ist alles nicht mystische yp [Christentum] nothwendig papi¬
stisch. — |

s. 2 [14] Mystik, Musik (im alten Sinne) <Gymnastik> und Kritik, das sind die
drei Bildungskünste. —<x [Kritik] nicht bloß cpX [Philologie] oder cpcr [Phi¬
losophie], sondern universell und praktisch. >

[15] Die Mythologie ist d[er] älteste Witz. Wenn man also nicht sagen kann,
wer d [en] Witz erfunden hat pp Die alte und auch d [ie] älteste Mytho¬
logie ist also allerdings mystisch zu erklären, obgleich ihre Urheber sie
nicht so meinten. —

[16] Die höchste xp [Kritik] steht in d[er] engsten Verbindung mit der Xoy [lo¬
gisch] prakt. [ischen] Musik und mit d[erj Xoy [logisch] prakt. [ischen]
Gymnastik. Kritik ist d [ie] Abstractionskunst. Witz d [ie] Combinations-
kunst. Historische Musik ist d[ie] gebildeteste Mystik. —

[17] Die Charakterisirkunst ist pragmatische xp [Kritik].

[18] In Xoy [Logik], n [Poesie], yh-[Ethik] ist Natur, Kunst und Wissenschaft
streng geschieden. In pull [Mythologie] 911er [Physik] Hist[orie] alles
vermischt. —

[19] Man muß auch in d[er] 9 [Philosophie] immer nur etwas machen wollen,
nicht mit einemmale alles entscheiden. —

[20] Witz, ars combinat. [oria], Kritik, Erfindungskunst, ist alles einerlei. —

[21] Das Classische und Progreßive paßt nur nach Mehr und Weniger auf
Antik und Modern; relativ, nicht absolut. —

[22] In d[er] 9 [Philosophie] d[es] gesunden Menschenverstandes liegt d[ie]


Idee einer physischen Logik. Eine historische Logik in d[er] Geschichte
d[es] menschlichen] Verstandes. Mythische Logik muß in Spinosa, Bako
pp liegen. Leibnitzens Klarheit wohl auch ein logischer Mythus. —

[23] Ton, Colorit, Leben Individualität ist nur in p.u9-[Mythologie] 900[Phy¬


sik] Hist[orie]. —
[*797198] 125

[24] Idee einer großen auch praktischen Litteratur — Kritik — als d [ie] Kunst,
Werke zu bilden, freil [ich[ auch umzubilden, zu behandeln, zu diaskeua-
siren, zu kritisiren. —

3 [25] Im Handel sitzt d[er] moderne Unsinn recht dick. I Aller Handel der sich
nicht auf Fabrication gründet, wohl chimärisch, so d[er] von England. —
[261 Der Staat hat kein Recht, Wechsel aus reiner Willkühr gültiger zu
heiligen, als andre \ertrage. Das heißt die andren Verträge verspotten
und sich selbst annihiliren. —
[27] Der Landbau pp Behandlung d.[er] vegetabilischen] (und animalischen])
Natur ist wohl ganz verschieden von d[er] Behandlung der mechanischen
d. i. eigentlich] Fabrication und Handel. —
[28] Sogar Aertzte giebts die 9 [Philosophen] sein wollen, aber noch keinen
cpa[philosophischen] Kaufmann. —
[29] Die xTicrrische Kunst scheint mir sehr grosse Affinität mit d[er] Mytho¬
logie und mit d[em] Witz zu haben. —
[30] Zu einem Autor, einem logischen und poetischen xtictttj^, gehört außer
Rhetorik und Litteratur, auch Mythologie. —
[31] Alle reine uneigennützige Bildung ist gymnastisch. Jeder Priester muß My-
thologe, Mystiker sein. Priester soll jeder werden, niemand kanns sein.—
Die Griechen waren auch in d[er] Politik Mythologen, Priester, xticttoci. —
[32] Die allgemeine Vermittlungskunst und Schöpfungswissenschaft ist
Mythologie, Mystik, Witz, Christianismus. —
[33] Sollte nicht d[er] Endzweck aller Kriege außer d[em] gymnastischen
Nutzen in d[er] historischen Musik liegen? —
[34] Keine Wiss. [enschaft] ist positiv [er] als d [er] Witz, die Mythol. [ogie], —
[35] Pragmatisch ist was d[en] Geist d[er] großen Politik in sich hat. —
[36] Das einzig Antike, was man grotesk finden könnte, ist alte Mythologie. —
[37] Der Gesichtspunkt der Religion] ist im Durchschnitt medicinisch (für
passive Christen) oder merkantilisch. —
[38] Die Theilung in diese und jene Welt gehört wohl einer grotesken Historie
an. —
[39] Die chemischen Bildungsgesetze liegen wohl in d [en] Verhältnissen von
7t[Poesie], 7) [Ethik], 9 [Philosophie], Die organischen in p [Mythologie]:
90 [Physik] Hist[orie], — Apologie d[er] alten Physik zum Brander..
Mathem. [atik] ist abstracte Physik. —
I2Ö [HI] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. 111.

[40] Wer hat denn das Erfinden erfunden? —


[41] Die ältesten Denkmahle der Witzkunst sind die Götter. —
[42] Freundschaft ist abstracte Verbindung, 7t [poetisch] cp [philosophisch]
s. 4 [ethisch], | Liebe ist universelle individuelle p. [mythische] cpu [phy¬
sische] Hist [orische] Verbindung.

[43] Energie ist mehr als Kraft ist wirkende Kraft, nicht bloß Agilität, sondern
bestimmt nach außen wirkende Kraft, also nicht bloß wirkende sondern
auch gegenwirkende. —

[44] Das p.uF [Mythische] ist d [as] Göttliche, d [as] ist d [er] Styl in einem Werk.—

[45] Dem cpu [Physischen] entspricht eine Kunstlehre, dem Hist [orischen]
eine Bildungslehre, und so wohl dem p.uF [Mythischen] eine Wissenschafts-
lehre; sie sollte nichts sein als cp [Philosophie] des Mythischen, Mystischen.
Die Erjindungslehre ist in diesem Begriffe; eine andre giebt es nicht. —

[46] Charakterisiren ist wohl d [ie] Sache der Hist [orischen] Kritik — Diaskeua-
siren. Emendiren, technisch Bilden der 9U [physischen] Kritik. — Die
mythische Kritik ist d[ie] setzende, divinatorische d[ie] d[en] Werth be¬
stimmt, oder d [ie] Ideen nach denen, und d[ie] Autoren welche kritisirt
werden sollen. —

147] Der Virtuose, d [er] genialische Mensch will einen bestimmten Zweck durch¬
setzen, ein Werk bilden pp. Der energische Mensch benutzt immer d. [en]
Moment, ist immer fertig, hat unendl. [ich] viele Projekte oder gar keins;
unendl.[ich] biegsam. —<Energie ist universelle Kraft, das Princip der
Bildung, d [er] Fortschreitung. (Die Biegsamkeit giebt das schöne Fließen¬
de.) Der energische Mensch eine Welt von Welten in s. [einem] Innern. —>

[48] Litteratur (praktische] Krit [ik]) als Iv [unst] ist die energische, taktische
Schriftstellerei: Humaniora sind historische Gymnastik aber noch nicht
historische Musik; doch streben sie nach dieser Im xcapoc, vereinigt sich
Theorie und Praxis, Instinct und Absicht. —

[49] Liebe ist universelle Freundschaft, und Freundschaft ist abstracte Liebe,
partiale Ehe. —

[so] Die Uebersetzungen sind mythisch, physisch (technisch) oder historisch. —

[51] Jede Constitution ist mythisch; die Griechen ein xriaxisches Volk. —

[52] Es giebt einen spröden und weichen Styl. Der letzte besonders in Goethe,
Spinosa. — <Schiller höchst spröde.>

[53] Freundschaft ist ein Stück Ehe, Liebe ist Freundschaft von Kopf bis
zu Füßen. —
Nach dem Druck der Fragmente. 1798. 12p

[54] Eine genetische Classification ist ein Naturgesetz. — |

s.5 [55] vollkommen ist was zugleich göttlich — pu9-[mythisch] — vollendet


(90 [physisch] -f [technisch]) und groß (Hist [orisch]) ist. —

[56] Wie es ein ^[Unendliches] giebt, wo puh [Mythisches] cpu [Physisches]


Hist [orisches] und cp [Philosophisches] tz [Poetisches] 7] [Ethisches] ver¬
mischt im Keime liegt, so wohl auch wo ctuut [Systematisches] und
Absol.[utes] Tr. [anszendentales] und El. [ementares] beisammen und
nicht geschieden ist. —

[57] Kritizism ist identisch mit Systematism, Kritischer Dogmatism ist


Systematism. —

[58] Die tu [Poesie] d. [er] Alten eben so abstract als die 9 [Philosophie] d[er]
Modernen. So die Eigenschaft d[er] Abstraction und Universalität vice-
versa vertheilt. —

[59] Die groteske 9 [Philosophie] scheint nah an der Ironie zu sein. —

[60] Jeder Mensch sollte ein Jurist sein und auch ein Theolog. — Also kein
eigner Stand, aber Bestandtheil d[er] Universität d. [er] Bildung. Auf
einer Universität sollte man gar nicht zu einem besondren Stande sich
vorbereiten. Den sollte man erst nachher wählen. —

[61] Eine Masse (in d. [er] Witzform) muß nie dünn sein, überall dicht und
breit und voll, ohne Poren und Lücken. —

[62] Die eigentliche] Natur d[es] Gesprächs ist rhapsodisch. —

[63] Jakobi’s Gespräch nicht geflügelt, nicht biegsam genug. Wir haben noch
gar keinen recht dialogischen Dialog, außer im Meister. Lessings Charak-
t.[ere] sind nur aus d[em] Dialog construirt; Jakobi’s Personen nur Seiten
eines Charakters. —

[64] Colorit ist Försters eigentl [icher] Vorzug; Jakobi hat viel Ton; im Winkel-
mann styl.

NACH DEM DRUCK DER FRAGMENTE. 1798.

[65] Jakobi ist sehr absolut und hat nur fürs Absolute Sinn, Klopstock ist
sehr transcendental, Kant elementar und uuut [systematisch] ? —

[66] Es giebt ein trockenes und hartes Kolorit, d[en] Stylisten eigen, das
dünne, weiche und frische den Abstr[akten] tu [Poeten] eigen.
128 [HI] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.

[67] Das Verhältniß d[er] Bestandtheile ist in d[en] meisten Menschen nur
mechanisch, in andern chemisch, in andern organisch. — Am meisten
hat ein jeder mit s. [einer] Antithese zu thun; dieß ist bloß mechanische
Wirkung d. [er] Reaction.

[68] Naiv ist Natürlich in der zweiten Potenz. —

[69] Die Rede ist von niemand an niemand, oder von allen an alle. Der Brief
ist von jemand an jemand, ganz bestimmt, <cyklisch, Strophe, Monodie,
s. 6 cyklisch [er] Natur> | Die wahre pa^ [Rhapsodie] muß zugl [eich] Brief sein
und absolute Rede, Dialog und Monolog — Parallellismus von Gedanken
wie bei Fichte. Der wahre Brief muß p [rhetorisch] sein, und dabei
sapphisch, strophisch. — Der Monolog ist eine cyklische Rede. —

[70] Es giebt dreierlei Einheiten in d[em] Geiste wie in d[er] Natur, die
mechanische, die chemische wie die organische. —

[71] i) Eiern [entar]<p [philosophie] 2) Tr<p [Transzendentalphilosophie] 3) Ab¬


solute] 9[Philosophie] 4) Cykl[isches] cruar[System]. Dieß d[er] beste
Gang. —

[72] Logische Einheit ist Analogie, poetische Harmonie, ethische ist Oekono-
mie. —

[73] Das Mittelalter ist wie die Epoche d[er] Krystallisation d[er] modernen
Bildung. Europäischer Geist damals wie eine große Korallenbank. —

[74] Wer Analogie hat und Harmonie und Oekonomie ist auch au<xr[svste-
matisch] und hat Totalität. —

[75] Die Italiäner eine ganz t: [poetische] Nation Andre < Franzosen > mehr
V) [ethisch] und 9 [philosophisch]. Die Deutschen alles zusammen. —

[76] Ironie ist gleichsam die ETuSsifo d[er] Unendlichkeit, d[er] Universalität,
vom Sinn fürs Weltall.

<ENDE der Fragmente>

[7T] Man glaubt Autoren oft durch Vergleichung mit Fabrikwesen zu schmä¬
hen. Der wahre Autor soll Fabrikant sein, und hätten doch manche
Sudler nur etwas davon! —■

[781 Die priesterl[iche] Gewalt im Staat ist pu'mythisch] Feldherr 9u[physisch]


der Richtei ist Hist[orisch] 7raX[politisch]. Diese vereinigt geben einen
spai tanischen König. Plato’s ßacuAcia eine ähnliche Idee. — Der König
(p.9 H [mythisch physisch historischer] Fürst) oft ein Repräsentant. Der
Feldherr immer ein gesetzlicher Despot. —
Nach dem Druck der Fragmente. 1798. 129

[79] Die spartanische Verfassung war durchaus romantisch. —

[80] Sparta, Rom und Athen zusammen würden viell. [eicht] eine vollkommne
Republik geben. —

[81] Die Ephoren waren vielleicht] die Hist [orische] Gewalt d[er] Spartaner,
nicht bloß die negative.—Eine mythische Gewalt hatten d.[ie] Dictatoren,
d [ie] Constituants. —

[82] Ein Deputirter und Repräsentant sind wesent [lieh] verschiedene Begriffe.—

[83] Die Administration sollte monarchisch, die Direction demokratisch und


d. [ie] Repräsentation aristokratisch sein. —

[84] Die Aediles besorgten die öffentliche] Poesie, die Pontifices die öffent¬
liche] Wirthschaft, die Augures die öffent [liehe] Meinung. —

[85] Jeder Imperator sollte einen ecpopoi; zur Seite haben. —

[86] Die Dictatura und Censura hätte in d[er] röm. [ischen] Verfassung immer
perpetua sein sollen <wie sie es ja auch unter d[en] Caesaren wurde> Der
sogenannte Despotismus eine Vervollkommnung d[er] römischen Ver-
s. 7 fassung, Ausführung | d[er] Idee die nun einmal darin lag. —

[87] Der Gegenbegriff zum Cabinet ist Parlament; es ist oft ohne d [en] Nahmen
da.—Hier (im Cab.[inett]) will man, ordnet an, ohne sich an d[ie] Formen
zu kehren hat s. [eine] Geheimnisse u.s.w. und läßt sie sprechen. — Das
franz. [ösische] Directorium ist ein wahres Cabinet. Die Administratoren
müssen bezahlt werden. Die Deputirten dürfen das nicht; nur sie sind
fähig die Majestät zu beleidigen. Die Repräsentanten sind sacrosankt. - -

[88] Geist ist p. [mythisch], Kraft ist cpu[physisch], Sinn ist Historisch] —
coder Sinn und Geist vice versa ?> —■
[89] Es giebt ein bloß negatives und ein positives Nicht verstehn.
[90] Trieb ist ein Hist.[orisches] Vermögen. Kraft ein mechanisches]. Witz
ein ehern [isches]. Universalisten wie Lessing sind mit d[en] Röm. [ern]
Varro — Plinius — Seneca — Cicero zu vergleichen. —

[91] Sinn für d[as] Weltall ist Hist [orischer] Geist. Ists nicht viell. [eicht] un¬
möglich, ihn zu haben, die Welt so in d [ie] Gewalt zu bekommen, wie ein
9[Philosoph] oder 7r[Poet] sein kleines Werk? — Nur das Universum
in s. [eine] Depart. [ements] einzutheilen, ist unermeßlich. —

[92] Poetisirt in einem gewissen Sinne hat Schiller die 9 [Philosophie], die
9 [Philosophie] die eben da war, nicht die 9 [Philosophie] überhaupt.
Von dem tt [Poetischen] in d.[er] 9 [Philosophie] weiß er gar nichts,
darauf geht Schelling. —
13° [HI] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. 111.

[93] Wie d[er] Witz d[er] alten cp [Philosophie] sich in d[er] modernen
7T[Poesie] findet und Platos paji [Rhapsodien] z. B. barokk wie Novellen
sind; so muß auch der Witz der alten Poesie in der 9 [Philosophie] wieder
kommen. Ich d[er] Wiederhersteller der epigrammatischen Gattung. —

[94] Die Probleme d[er] modernen 9 [Philosophie] sind die oft metamorpho-
sirten Mythen d[er] alten Poesie. —

[95] Ist d [ie] Scholastik etwa nichts als Erfindungskunst, Wissenschaftslehre


d [es] Mittelalters ? —

[96] Alle wahre Freundschaft muß einseitig sein. Zwei Menschen die sich
lieben sollen, müssen sich in Allem symmetrisch <analogisch> verhalten.
Wo in einer Verbindung analog, [ische] oekonom. [ische] und harmon.-
[ische] Einheit ist, da ist Liebe. —

[93 Die Arithmetik eine logische Musik, die Geometrie Plastik und Mahlerei,
die Astronomie, als Combinat [ion] von beiden ist Mimik. — So lange
hat mans versucht, pah-[Mathematik] auf Musik und Mahlerei anzu¬
wenden; nun kehre man es doch einmal um! —

[98] Alte 9 [Philosophie] und moderne tt [Poesie] sind ganz lokal und ohne
Absicht ewig. !

8 [99] Unendlich stolz sind alleUniv [ersalen] Menschen (Takt.[iker] Medic.[iner]


Piiester, energische Virtuosen) gegen 9 [Philosophen], tt [Poeten] und
auch wohl gegen 7][Ethiker]. Diese wieder gegen d. [ie] Univ [ersalen] ist
nicht Grund darin. —<Im 7) [ethischen] Werden trift das gewissermassen
zusammen; Absicht und doch Instinkt d[er] Ewigkeit. Lassen sich y] [ethi¬
sche] Schriftsteller übersetzen, oder müssen sie diaskeuasirt werden ? —
Vielleicht beides zusammen d. h. nachgebildet. Großer Begriff. _>

[100] Je mehr Hist[orie], je mehr Sinn für n [Poesie] eine Frau hat, desto
weniger Adel und Unschuld. —

[101] Mit d[em] Höchsten sollte die paO-[Mathematik] anfangen. Die gemeinen
Axiome lassen sich nur daher construiren. Die jetzige Ordnung ist bloß
in usum Delphini. —

[102] In d[er] Algebra ist d[er] pah-[mathematische] Witz und Enthusiasmus]


zu Hause. Für d[en] 9 [philosophischen] Witz auch wieder viel aus ihr zu
lernen. Die Verbindung der paö-[Mathematik] und 9 [Philosophie] eine
nothwendige Aufgabe; je ähnlicher die 9[philosophische] Sprache d[er]
pa-9-[mathematischen], desto besser. Nach Analogie der Poesie. —
1103] Veränderung ist historische Bewegung. —
Nach dem Druck der Fragmente. ijg8. 131

[104] Die Definition etwas Absolutes], die Demonstration ist cfuctt [systematisch].
Distinction (zugleich positiv und negativ) ist Abstr. [aktion]. —
[105] Die alte tc [Poesie] ward wie die moderne <p [Philosophie] immer zu gut
verstanden. —

[106] cpo [Philosophie] + palt [Mathematik] = kritische <pa [Philosophie], —


[107] Jedes Factum ist zugl. [eich] Mysterium und Experiment. Jedes Factum
ist Hypothese, das versteht sich. —
[los] Speculation vielleicht] nichts als eine Hypothese im Geist d[er] Univer¬
salität. <1 deale sind d[ie] Produkte d[er] Speculation. —>

[109] Müßte es nicht eine höhere cp [philosophische] Casuistik geben können ? —


Bisher hat man die Casuistik nur Abstr[akt] behandelt. In d[er] Idee
einer historischen Casuistik liegt schon viel. — Giebts denn auch ein
Factum was eines wäre, rein isolirt ? —
[110] <Abstraction und Spekul. [ation] gar nicht auf cp [Philosophie] einge¬
schränkt. Abstraction hatten d[ie] alten Poeten im hohen Grade.>
[in] Empfindungen müssen um sittlich zu sein nicht bloß schön sondern
zugl [eich] weise sein. — Die Ehre das 71 [poetische] Princip d[er] Sitt¬
lichkeit. —
[112] Die Mathem[atik] mit der yp [Grammatik] zusammen müßte die orga¬
nische Logik erzeugen. — Die Astronomie eine geometrische Bildungs¬
lehre. — Gewöhnlich] denkt man sich Ideale nur paff [mathematisch]
mechanisch; oft auch chemisch mechanisch, jetzt hie und da chemisch,
noch selten organisch. — |
s. 9 [113] Cyklisch denken heißt relativ denken. Die csdcst[systematische] 9 [Philo¬
sophie] sollte die relative cp [Philosophie] heißen. —

[114] Eine vollendete x [kritische] cp [Philosophie] wäre doch immer nur


chemisch vollendet, nicht organisch. —

[115] Auch die Begriffe wandern wie die Wissenschaften. So ist die Schöpfung
aus Nichts von der ©[Theologie] in die cp [Philosophie] übergangen. Jeder
glaubt der Erste zu sein. Die andern speisen sie immer mit Approxima-
zionen ab. Den absoluten Salto behalten sie für sich. —

[ne] Ein Mensch ist so viel werth wie eine Nation, wie d[ie] Menschheit.

[117] Handeln ist p[mythisch] <pe^[mechanisch]> Sein ist cpu[physisch]


<chem[isch]> und Werden <opy [organisch]> ist zugleich Handeln und
Sein. Reines universelles Handeln ist Schaffen. Die cp [Philosophie] ist
132 [HI] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. 111.

denn auch nur ganz im Werden und von ihrem Sein ist nicht viel zu
rühmen.
[118] Sobald von großer Prosa die Rede ist, müssen die Dichter und Prosaisten
für eins gelten. —
[119] 9 [Philosophische] und 7i [poetische] Sprache im Römischen eigentl [ich]
so gut als gar nicht getrennt. Wenigstens Tendenz, die Trennung ganz
aufzuheben. —
[120] Die modernen Sprachen haben die Auswahl d[es] Künstlichsten aus
d[en] Alten, um sich damit zu bereichern. Das ist ein großer Vorzug
vor d[en] alten Sprachen. Die modernen Sprachen sind symbolischer in
d[er] Wortartung besser beziehungsvoller, reicher, bedeutender. —

[121] Die Griech. [ische] Sprache giebt das schönste Beispiel für eine Natur¬
geschichte d[er] Sprache. Vollkommenheit d [er] Wortbildung, d [er] Wort¬
artung und d [er] Wortstellung. Die römische muß auch hierin Supplement
d.[er] Griech. [ischen] sein. Die deutsche Sprache hat offenbar einen Hang,
sich durch fremde Worte zu bereichern. Daß die Fremdlinge bisher
immer wieder vertrieben sind, beweißt nichts als das man es bisher gar
nicht recht angefangen hat.

[122] Idee zu einer nationalen 9(7[Philosophie] wie rc[Poesie], näml[ich] für


einen besondren Staat. —

s. 10 [123] Die historische Harmonie des | Instincts beweißt, daß die Menschheit
wirklich schon Eine Person ist. —

[124] Die Beredsamkeit ist eine geistige Magie und die Poesie hat viel von
einem unendl. [ichen] op]([orchestrischen] pup. [mimischen] Theater.—

[125] Irrthum, daß der Staat die Wiss. [enschaften] und Künste beschützen
soll. Sie sollten umgekehrt ihn beschützen. Laissez nous faire, ist der
beste Schutz. —
[126] Kometen haben viel von 71 [Poesie], Monde von 9[Philosophie], Planeten
von 7) [Ethik].-—- Sollten nicht alle astronomischen Systeme wahr sein ? —
Es giebt eine Historische] Astronomie. —

[127] Unsterblichkeit ohne Individualität ist nichts rechtes. Der Gedanke ist
sehr 90[philosophisch], aber gar nicht Relig[iös]. Wir haben vor diesem
Leben existirt, und nach d[em] Tode wird uns das einfallen, wieder in
unser Bewußtsein treten. Dieß giebt d. [ie] Analogie d[er] irdischen
Bildung, besonders mit Rücksicht auf 9 [Philosophie] tc[Poesie] r] [Ethik].
— Das künftige Leben wird auch ganz menschlich sein. Man denkt sichs
gewöhnlich so unmenschlich abgeschnitten. — Kein Augenblick d[es]
Nach dem Druck der Fragmente. 1798. 133

Lebens ist d [er] Vergangenheit oder Zukunft näher wie d [er] andre. In
Rücksicht auf d[as] Ganze ist dieses Leben schlechthin Einheit. — <Nur
ist hie und da die Beziehung einleuchtender, wie die Bedeutsamkeit
d[er] Träume. >

im] Die Ewigkeit d[er] Welt ist gewiß, d[er] Materie und d[es] Künstlers.
Aber d[ie] Berührung beider nur durch Schöpfung aus Nichts begreiflich]
und die ist das eigentliche! Wesen d. [es] Menschen. Es giebt nichts als
Menschen. Thiere sind herabgelassne, zersetzte Manschen], Apologie des
Hylozoismus und d[er] Vorsehung über die Leiden d[er] Thiere. Das
künftige Leben wird Himmel und Hölle zugleich sein. Wahrscheinlich
extremer wie das jetzige, nicht so harmonisch, oder beides. —

[129] Vernichtung (der Erinnerung) und Fortdauer sind gleich wahr. —

[130] Lesen und Schreiben nur d[em] Grade nach verschieden. —

[131] Sobald man jemand vollkommen glauben sieht, glaubt man selbst.

[132] Hardenbergs Geist ist [absolute Physik], [absolute Religion],

s-n - [absolute Familie]. Sein | Royalismus ist Familiären] Ursprungs.—

Seine Magie ist oix[Ökonomie] und Religion]: 90[Physik], —

[133] Am Ende ist Brown doch nur ein Leibnizianer, der alle specifischen Ver¬
schiedenheiten der Krankheiten aufhebt, und alle Versch. [iedenheiten]
auf Grade zurückführt. Sind nicht alle Krankheiten lokal? —

[134] Nicht bloß die Leidenschaften sind Krankheiten sondern auch die Krank¬
heiten sind Leidenschaften, deren Theorie also vorangehn muß der
Theorie der Krankheit. —

[135] Die Wanderung d[er] Seele von Menschen und Thieren ist nach d[er]
wahren 9a [Philosophie] nicht ungereimt. —

[136] Bellettristische Ansicht d[es] Universums, von d[er] d[er] alte König
nicht frei war. —

[137] Vorurtheil der yz\x [chemischen] Periode alles auf tz [Poesie] und [Philo¬
sophie] zu beziehn< ?>.

P38] Witz und Religion stehn in d [er] genausten Beziehung; nichts ist witziger
als die alte Götterlehre und die Bibel. —

[139] Gehalt muß unendlich sein, sonst ists gar keiner. —

[140] In der A [Dreiheit] von Satir[e] Eleg[ie] Idyll [e] ist nicht Idyll [e]
sondern Eleg[ie] das höchste. —
134 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.

[141] Krieg ist Musik und Algebra d[es] politischen Lebens, Nichts und Alles,
d. [er] innerste Dualismus, Anfang und Ende von iur.[isprudenz] —

[142] Zum Faust; Allegorischer] Tanz von tz[Poesie] und 9[Philosophie]


zur Verachtung derselben gegen 719 [Prophetie]. —

[143] Im Sentimentalen ist offenbar Bezug auf die Transc [endentale] Satire,
Elegie und Idylle. Also gehört auch sie zur religiösen Poesie, und ist
gleichsam die roh natürliche. Das Ideale und Reale hat dabei nur in so
fern zu thun, als jenes ^[chaotisch] dieses auav [systematisch] ist. —

[144] Die besten Dogmen sind die originellen die ketzerischen. —

[145] Freundschaft ist weit künstlicher, Liebe natürlicher; viell. [eicht] verhalten
sich Freundschaft und Liebe nur wie höhere Geometrie und Algebra, wie
Dynamik und Astronomie. Freundschaft ist Abstr[akte] Liebe, Liebe,
Liebe ist ja.[Chaos] und aucrr[System]. —-

[146] Grade die Individualität ist d [as] Ewige im Menschen und nur diese kann,
unsterblich sein. An d. [er] Personalität ist soviel nicht gelegen. Die ent¬
gegengesetzte und allgemein geltende Denkart achtet das Amt höher
als den Menschen. Und auch so; soll man denn nie avangiren? —

[147] Die höchste Tugend ist, die eigne Individualität als letzten Zweck zu
s. 12 treiben. Götti, [icher] Egoismus. —| Die Menschen haben also eigent-
1 [ich] Recht darin, daß sie Egoisten sind, wenn sie nur ihr Ich kennten,
welches man nur dadurch kann, daß man eins hat. Es ist immer eine
Indication. —

[148] Man kann aus Egoismus sich d[em] Geliebten, d[er] Kunst, d[em] Zeit¬
alter ganz hingeben; aus Bewußtsein, das sei unser Beruf. Diesel Egoismus
ist Historisch] und hängt nah zusammen mit d[er] Religion der Ver¬
nunft. —

[149] Sinn verhält sich zur Einbildungskraft wie Witz zu Verstand, und Urtheil
oder Geist zu Vernunft. —

[150] Im Feud. [alismus] ist d[as] Stiftungsrecht d[as] wichtigste. —

[ist] Es ist Tendenz d[er] Historie, alles ohne Ausnahme classisch zu finden.
Die Gränze kann sie sich nur aus absoluter Willkühr setzen.

[152] Universalität ist d[er] astronom.[ische] Bestandtheil d[er] Religion],


Individualität die Dynamik oder Algebra. —

[153] Witz, ein Medizinisches] Vermögen; Einbildungskraft und Sinn nicht


weniger. —
Scholien. 135
[154] Die Religion könnte ein ganz neuer Mittelpunkt für die Universität
werden, was die cpa [Philosophie] bis jetzt sein wollte und nur nach d[em]
Maaß ihrer Religiosität war. — Die Logik ist viell [eicht] d [ie] Religion
d[er] Universität. —

[155] Die Professoren sollten sich selbst als Akad. [emie] der Wissensch. Taften]
constituiren. Wer auf einer Univers. [ität] Professor ist, sollte es auf allen
sein. Die Univers. [itäten] sollten Gesandte an einander schicken, alle
zusammen eine Republik d[er] Gelehrten, eine Akad. [emie] der Wissen-
s. [chaften] ausmachen. —

SCHOLIEN.

[iss] Standpunkt ist wohl ein geometr. [ischer] Begriff wie Construction, die
beide eine so große Rolle spielen in d[er] jetzigen cpcr[Philosophie]. —

[157] Die auax [systematische] cp [Philosophie] ganz subjektiv, die Absol[ute]


ganz objektiv. —

[iss] Licht ist Absol [ut], Luft ist auax[systematisch] Wasser Transzendental],
Erde Elem[entar], j

s. 13 [159] Die eigentliche Physik müßte eine Physik, eine Logik und eine Politik
d[er] Natur enthalten. Bildungslehre und Vervollkommnungslehre. —

[160] Daß die W [issenschafts]lehre nichts als ein Experiment sei, ist sehr wahr;
das größte und wichtigste was noch gemacht. Auch ists vollkommen ge¬
lungen. —

[161] Die Trigonometrie muß sehr r\ [ethisch] sein und allerdings über die
Religion viel Aufschluß geben wie die Elektr. [izität] über die Liebe. —
Findet sich die Quadratur d[es] Cirkels nicht in einem gewissen Sinne
im Dreieck ? —

[162] Das Beste in Schelling ist eine gewisse chemische Besessenheit. Er


chemisirt alles wie d[er] alte Elegiker z. b. alles elegisirt. Nach Schelling
kriecht die ganze Natur in Einen Prozeß, in Ein Experiment zusammen.
— Die ganze Natur ist wohl yz\i [chemisch], die Gottheit [mechanisch]
die Menschheit opy [organisch] en gros. — Schellings cpa [Philosophie] ein
lebendiges + und —. Meine Praxis (Oxygene, Azote = Theorie) endigt
mit Schwindsucht wie d. [as] Athmen im Oxygene. —

[163] Hydrogene und Kohlenstoff wie Id[ealität] und Re[alität],


136 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.

[164] Es giebt nur vier Sinne; Geschmack Re [alität] und Geruch Id [ealität]
sind Ein Dichotomirter. Sollten nicht Hände und Füße specielle Organe
des Gefühls wie Nase und Zunge [sein]. Die Dichotomie d.[er] Sinne
etwas sehr merkwürdiges. —

[165] Um den Galvanism des Geistes zu verstehen, müßte man bestimmen,


was Muskel und Nerv in ihm ist; ferner auch eine Theorie d [er] Leiter,
auch das Princip d. [er] Berührung, die Organe d. [er] Berührung. —

[166] Geist und Körper ist durchaus eins und dasselbe. Dieß hat absolute
Gewißheit. Vielleicht besteht alles Nervenspiel in einem systematischen
Wechsel von Lähmung und von Zuckung Das Leben ist ganz eigentl [ich]
ein Krampf. Wie die organische Natur in d[em] Menschen, die vegetab. [i-
lische] in d [er] Blume, so ist die mineral, [ische] wohl in d [en] Metallen zu
studiren. Gesundheit ist nichts als die Mitte, animalische Harmonie, hat
aber mit dem Maaß d[er] Kraft nichts zu thun Die Krankheit liegt in
s.14 d[en] Extremen. Krankheit ist! ein unrichtiges Verhältniß von Lähmung
und Zuckung, so daß beide nur wechseln, sich ablösen, ohne sich harmo¬
nisch zu verbinden. —

[167] Fieber ist d[ie] Krankheit der flüssigen Theile, Gicht d[er] festen,
Schwindsucht der Gasartigen. —

fies] Das Seyn d[er] Gottheit ist so evident als daß der Natur, da beide die
Theile d. [er] Menschheit sind. —

[169] Schellings cpcr [Philosophie] ist suroxydirt. —


[i7oj Geiz ist kaltes Fieber, Ruhmsucht hitziges, Wollust faules. — Gichtisches
Uebel am hartnäckigsten. —

[171] Eitelkeit, Eigensinn und Habsucht sind d[ie] drei Krankheiten d[es] sitt¬
lichen Menschen. Dei Keim dazu muß wohl in jedem Menschen liegen._

[172] Schwärmerei und Leidenschaft das Analogon d[es] Fiebers. Aller Luxus
ist fieberhaft, auch in der Poesie; Ueppigkeit. —

[173] Krampf ist Gicht in Handlung, und Gicht ist Krampf in Ruhe. Der
eigentliche] Wollüstling ist d[er] gemeine Egoist; dieser endigt auch im
geistigen Sinne mit Podagra. —
[174] Eüelkeit d[er] Schwindsucht zu vergleichen. _

[175] In d[er] Zeugung kömmt alles zusammen was von Elast, [izität] Mag¬
netismus] Elektr. [izität] im Menschen ist. —

[176] Das Wachen ist ein Krampf, der Schlaf eine Lähmung. Das Sterben, das
Ende d[es] Lebens ist Lähmung, der Anfang ist Krampf, das Leben also
ist beides.
Scholien.
137
[177] El [ementar] Tr [anszendental] Absol[ut] au<7T [Systematisch] Natur,
cp [Philosophie] tc [Poesie] 73 [Ethik] ist Gottheit und p [Mythologie]
cp [Physik] H[istorie] ist Menschheit. Eine Charakteristik d[es] Univer¬
sums <das 'sv xou 7tav der cpa [Philosophie] > würde alle diese umfassen.—

[178] Die Mathematik ist die Wissenschaft schlechthin, nicht die mit der man
anfängt, sondern die mit d[er] man endigt. —

[179] Politik, Logik, Physik sind vielleicht an sich bloß Künste, xp [Kritik] hin¬
gegen zugleich Wissenschaft und Kunst, cp [Philosophie] und Sprache
sind unzertrennlich.

[180] Die Mathem. [atik] selbst kann viell. [eicht] gar nicht in d[er] Sprache
mitgetheilt werden, sondern nur die Philosophie der Mathematik. —

[181] Die Menschheit liegt in d[er] Mitte, das ist eine triviale Wahrheit. Sie
zersetzt sich dann in Gottheit und Natur. —

s. 15 [182] Die jetzigen cpcr [Philosophen] con |struiren nur das logische Universum.—

[183] Eine philosophische Optik könnte wichtiger sein als eine philosophische
Algebra. —
[184] Die Physik, Logik und Politik als ein Syst[em]. Logik verbunden, näm-
1 [ich] im xp [kritischen] Geist, giebt die materiale große Logik, wozu Kant
und Fichte Keime enthalten. —

[185] Spinosa enthält ein System von Abstr [aktionen]. Im I Buch das Ganze,
die Constr. [uktion] d[er‘J Gottheit. II die Identität von Id[ealität] und
Re[alität] III von Obj [ekt] und Subj[ekt]. IV von Form und Mat[erie]
V. von Theorie und Praxis. —
[186] Die große Logik muß von Politik bis zur Geometrie steigen. Grammatik
muß als Wiss. [enschaft] wie höhere Logik behandelt werden. —

[187] Die Philosophie ist wohl allerdings nichts als Geschichte d [er] Philosophie,
wenn man Geschichte recht versteht. —

[iss] Die erste Periode d [er] modernen cpcr [Philosophie] zeichnet sich aus durch
heftige Opposition gegen d [ie] Scholastiker, die zweite kehrt schon wieder
zu ihnen zurück. —
[189] Metaphysik ist Constr [uktion] d[es] Universums und Logik ist Wiss. [en¬
schaft] und Kunstlehre d[es] Geistes. Also die beiden Pole des Geistes.—

[190] Wenn Leibnitz der Anfänger der jetzigen Periode ist, so ists ganz richtig,
daß Fichte als Beschliesser zu ihm zurück kehrt. —

[191] Die <J>[Psychologie] in der Wölfischen Eintheilung die Transzendentale]


Wiss. [enschaft] die razionale Id[ealität] die empirische Re[alität].
138 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.

Ontologie die Elem [entari 9 [philosophie] Kosmologie die ctucjt [syste¬


matische] und Theologie die absolute. — Alle diese Wiss. [enschaften]
beziehn sich auf d[ie] zersetzte Construction d[es] Universums. —

[192] Moral und Naturr[echt] ist positiv und negativ. —

[193] Kant hat nur drei eigenthüml[iche] Wiss.[enschaften], Kritik d[er] reinen
Vernunft ist Logik. Kritik d[er] praktischen Vernunft ist Politik, Ethik.
Kritik d[er] Urtheilskraft, Physik <(Aesthetik.)> Alles Doctrinale mußte
bei d [er] Diaskeuase in diese drei Theile verflochten werden. — |

s. 16 [194] Seltsam daß man die Verbindung des Unendlichen und d[es] Endlichen
d[er] Seele und d[es] Leibes schwierig findet, da beide Eins sind. —

[195] Glaube ist Wissensch [aft], wo gar nicht mehr die Frage ist von Wahrheit.
Alle intuitive Erkentniß ist doch eigentlich] nur diskursiv und symbo¬
lisch d. h. mittelbar. Unmittelbare Erkentniß ist Machen, Denken. —

[196] Das Ziel der christlichen] Religion] ist physische Verbindung, Begattung
mit Gott. Es ist niederträchtig, Anstoß daran zu nehmen. Die Mystiker
allein consequent. Man muß Gott essen können; das ist aber eigentlich]
nui ein niedrer Grad. Die sinnl. [ichen] Vorstellungen d[er] Mahomedaner
vom Himmel sind die rechten. Die Sacramente ein glänzender Theil
d[er] katholischen] Relig[ion], —

[197] Judaism, Muham [medanismus] und jp [Christentum] scheinen eine


systematische A [Dreiheit] zu bilden. —

[193] Man ist so viel q [Ethiker] als man 7i[Poet] und cp [Philosoph] ist. —

[199] Ist viell. [eicht] die wahre Logik und die Charakteristik] des Universums
identisch ? Giebts nur unendl. [ich] viele 9 [philosophische] Kunstwerke—
wie Poemata — und Ein System. —

[200] Die Logik, die xp [Kritik] der cp [Philosophie] würde eine charakterisirende
Uebersetzung, oder eine übersetzende Charakteristik d [er] 9 [Philosophie]
sein. — Liesse sich aber auch wohl eine solche Charakteristik] d[es]
Universums schreiben das ein rein 9 [philosophisches] Werk wäre, oder
würde es nicht vielmehr Principien d[er1 Religion sein? — <Es würde
eine Centralschrift sein, nicht mehr isolirte q [ethische] Schrift die nicht
ganz 7t [poetisch] und nicht ganz 9 [philosophisch] wäre. Bibel im eigent¬
lichsten Sinne, heilige Schrift. —>

[201] Wenn man die Wl. [Wissenschaftslehre] mit Kants drei Kritiken syn-
thesirt, erhält man viell [eicht] eine ordentliche] Logik, ein Organon,
wenigstens die Form dazu; die Materie ist die Hist[orie] d[ie] 9[Philo¬
sophie] die xp [Kritik] derselben. —
Scholien. 139
[202] In d[er] Magie und in d[em] 7rpo<p7)Teustv wird die Religion energisch
und erzeugt Natur. —
[203] Das größte Produkt der römischen cpn [Philosophie] ist d[as] Corpus iuris.
Die römische 9 [Philosophie] ist ganz moralischer Art. —-
[204] Der Gegenstand des Fragments ist ein 9 [philosophisches] Individuum,
ein lebendiger Gedanke, conceptus. —
[205] Die alten Hebräer sind doch in so fern sehr interessant, daß die tt [Poesie]
und 9 [Philosophie] bei ihnen durchaus ungetrennt war, daß ihre I.it-
s. 17 teratur mit Gesch.[ichte] der Menschheit anfängt und mit Gesetz !gebung.
Ihre Poesie sehr aenigmatisch. Auch daß die ganze Nation nur Ein Buch
geschrieben hat. —
[206] Sobald 9er [Philosophie] mitgetheilt, bezeichnet wird, tritt sie ein ins
Gebiet der yp [Grammatik] und wird da wieder dem rigoristischen
Begriff von Wahrheit unterworfen. —
[207] Garve d [er] Repräsentant d [er] Engländ. [ischen] 9 [Philosophie] in
Deutschland. —
[208] Sollten nicht die Philosophen das Universum zu sehr philosophiren, wie
die alten Dichter es poetisiren? —-
[209] In jeder Gattung von Schelling scheint ein todtgebohrnes Kind voran¬
gegangen zu sein — das Förmchen, das Ich, die Natur 9 [philosophie]
§§, die Ideen desgleichen]. —
[210] Die Weiber haben eine weit zartere Sympathie. Brutalität, darin das
Wesen di~er] Tugend zu setzen; Thierdienst in d[er] feinsten Gestalt.—

[211] Theorie und Praxis ist d [ie] Eintheilung für d [en] Menschen, Form und
Materie für d[en] Künstler. —■

[212] Gedanken sind mehr als Ideale in der 9[Philosophie].

[213] opy [organisches] 9 [philosophisches] Vermögen etwa Einbildungskraft,


yep [chemisches] Vernunft — pey [mechanisches] Verstand.

[214] Alles Dichten und Trachten Streben dfes] Menschen ist Offenbarung,
Geheimniß, Zauberei. Zahl und Ausdehnung gibt Bewegung. — Kraft ist
unendl. [iche] Bewegung, unendl. [iche] Zahl, unendl. [iche] Ausdehnung.
_Bewegung mit einer Zugabe von Zahl ist Maaß. Mit einer Zugabe
von Ausdehnung ist Gestalt. —
[215] Eine bedeutende Bestimmung ist ein Merkmahl, eine bedingende ist eine
Eigenschaft.

14 Schlegel, Band 18
140 [HI] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. 111.

[216] principien d[er] Religion, d [er] Kunst, d[er] Poesie — der Menschheit
(tj[ethische] Menschheit sei unendliche] Liebe, unendl. [iche] Selbstheit,
und unendl[iche] Harmonie.) —

[217] Wer 9(7 [Philosoph] ist ohne Mensch zu sein, der kann 9er [Philosophie]
machen aber nicht 9er [Philosoph] sein. Nur der Mensch kann 9*7 [Philo¬
soph] sein. -—-

[218] Die Char [akteristik] d[es] Universums allein 9(7 [Philosophie]. Dasselbe
wie Charakteristik] des Unendlichen. —-

[219] Der wahre Idealismus erzählt nicht bloß daß wir das Objekt machen;
sondern er constrirt d.[as] Universum und zeigt wie wirs machen; con-
struirt auch wohl unendlich viele Objekte und Welten.

[220] <Zachoriä <?> d[ie] Einheit des Staats und der Kirche> |
S. 18 VERMISCHTE GEDANKEN.

[221] Charakteristik ist das Princip sowohl von yp [Grammatik] als von puh
[Mythologie], also auch von cpX[Philologie]. —

[222] Nur das Vergangne ist Stoff d[er] Hist [orie], daher erhält man statt
d[er] gesuchten Charakteristik d[es] Zeitalters stets nur eine große aup.9
[Symphilosophie] mit dem Zeitalter, statt einer Charakteristik, ein sich
Verständlich machen, Orientiren.

[223] Die <pa [Philosophie] der Hist[orie] scheint durchaus religiös. Wie tief
historisch ist nicht d [er] Manichäismus, der aber auch wohl dem yp [Chri¬
stentum] wesentlich ist. — Anfang und Ende der Hist [orie] ist durchaus
Relig[ion]; die Mitte vielleicht auch. Die Historie kann auch nur mit und
durch Religiosität Kunstwerke erzeugen. —
[224] Eine Charakteristik] ist ein xp[kritisches] Experiment, ein Fr[agment]
ein xp [kritisches] Phänomen, ein geistiges. —
[225] Vielleicht ists nicht möglich über Relig[ion], Poesie, Kunst anders als
mit oupcp [Symphilosophie] zu philosophiren. — nupcp [Symphilosophie]
nähert sich dem Roman. —
[226] Offenbar ist jede Hist [orie] der alten Poesie ein unendliches kritisches
Experiment und wirds ewig bleiben wie kein andres; gehört also zur
xp [Kritik], — Die alte iz [Poesie] ist in jeder Rücksicht xp [kritisches]
ctuctt [System]. —
[227] Wolf gehört durchaus nicht bloß zur holländischen cpX [Philologie], —

[228] Die Kritik hat oft einen juristischen Charakter, die Moral einen medici-
nischen, die Historie einen theologischen. —

[229] Für die Deutsche Lethargie sind nur starke Incitamente nöthig; das
übrige giebt sich. Jede Moxa wirkt gut aufs Deutsche Publikum. —

[230] Sprüchwörter sind x?) [kritische Ethik] — Maximen.

[231] Das Universum ist nur ein Gegenstand der tt [Poesie] nicht der cpcr [Philo¬
sophie]; so auch die moralische Musik und Kunstlehre d[er] Tugend.—

[232] Die Poesie ist eine unendliche Rhetorik und eine logische geistige Musik
pp Die Mythologie enthält histor. [ische] Princ. [ipien] genug, giebt
viell. [eicht] Aufschluß über das Classische. — i
142 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.

[233] Ueher d[en] Werth d[er] Beredsamkeit und d[ie] Bestimmung der Ge¬
lehrten. — Wer zugl. [eich] Redner und Gelehrter ist, ist Priester. Ist
Wissenschaft und Gelehrsamkeit nicht im Wesen Eins ? —
[234] Gesetze sind Grundsätze d[es] Staats. — |

s.19 (235] Die einzige Pflicht ist, seinem Beruf zu gehorchen. — Ohne Grundsätze
giebts keine Pflicht, Pflicht und Recht können unabhängig voneinander
sein. —

SYMPHILOS.[OPHIE] MIT HARDENBERG. IN BRIEFEN

[236] Er Zauberer, ich nur Prophet. — Ironie über das Experimentiren mit d [er]
Fantasie. Polit [ik] + Mythologie] giebt Religion] — Relig. [ion] d[er]
Physik. Es giebt allerdings göttliche Körper. Die Elemente, welche d [ie]
gebildetsten Nationen verehrt haben. Daß d[as] Licht so Mode sei. Apo¬
logie des Wassers; Pindar. Er und Baader möchten die Elemente wohl
anders verehren als Agamemnon und Homer. Die Erde auch gut. _
[237] Alle Gesellschaft ist heilig. Jeder Staat soll Hierarchie sein. —

GEDANKEN.

[238] Pflicht und Recht sind beide unendlich, Gesetz hingegen ist endlich und
bestimmt. —

[239] Der Witz ist ganz xp [kritisch]. Jedes bonmot zugleich Char[akteristik]
und Fr[agment], —

[240] Die Priester sind die eigentl [ichen] Witzkünstler. Geist und Erfindungs¬
kraft ist wohl dasselbe. —

[241] Umgang und Handel sind sehr verwandt; Umgang ist nichts als geistiger
Handel. —

[242] Sympathie d [er] Bildung, Symphilosophie ist das Wesen und Princip d [er]
Freundschaft. Die alten cpo [Philosophen] waren die größten Virtuosen
darin. —

[2«] Der Geistliche ist zugleich Landmann, Fabrikant, Kaufmann, Soldat,


Civihst, Mediciner — aber alles im symbolischen Sinne. Diese Universali-
Gedanken. T43
tat ist unstreitig der Grund seiner Privilegien. Erziehung ist symbolischer
Landbau. —

[244] Die Poesie ist eine pu9' [mythologische absolute Rhetorik] < 4= > und

TP !i°0U<I[grammatikalische absolute Musik] < =£ >. Eine moralische Reli¬


gion. — Rubriken d.[er] populären Poetik. Ueber d[en] Styl <^>, die
alten Götter < + >, über die Prosa — die Theorie d[er] Dichtarten, über die
Kritik — über das Schöne. Grundzüge der Dramaturgie. —

[245] Alles was man im Leben schön nennt, ist mehr reizend, die Natur hin¬
gegen erhaben. — |
s. 20 [246] Die Aesthetik muß nicht bloß beschauen und beurtheilen wollen, sondern
bilden und zur Ausübung unterrichten. —
[247] Für das eigentl [iche] Genie ist wohl nur die Poesie ein schickliches Organ.—
[248] Das alte Rom als Kunstkörper in d [er] Aestetik hist, [orisch] darzustellen,
ja auch die Apologie d [er] Sittlichkeit d [er] Römer aus d [er] aesthetischen
Ansicht darin aufzunehmen. |
s.21 ZUR PHYSIK.
Im Sommer ijg8 zu Dreßden angefangen.

[249] Die Blumen sind die elektr. [ischen] Funken und Strahlen der Pflanzen¬
welt. Die Pflanzen haben am meisten Witz und Menschlichkeit. —

[250] Hat die Bewegung dies] Lichtes nicht etwas Absolutes, des Wassers etwas
Transcendentales ? —

[251] Bewegung und Materie wohl nicht verschieden. —

[252] In d[er] Kosmog[onie] sollte man von d[er] Constr[uktion] d. [er] Animalität
anfangen, dann Veget [abilisches], dann Mineral [isches]. Alle nicht vege¬
tabilische] und animal, [ische] Natur ist mineralisch, also ist die ganze
organisch. Sollte d. [ie] menschliche] Natur nicht außer dem Anima¬
lischen] auch noch Veget [abilisch] und Miner, [alisch] sein? hieher viel-
1. [eicht] alles was d.[em] menschl.[ichen] Thier als solch[em] eigenthümlich
ist. Physiognomie, Individualität; mehr Spielraum für Monstrosität deren
Ursprung wohl immer Veget [abilisch] und Miner [alisch] ist. —

[253] Der Aether d[er] Alten ist Gas, und zwar animalisch gedacht.

[254] Das Verdorren d[er] Pflanzen sehr verwandt mit d[er] Gicht. Das Fieber
scheint am meisten Animalität d [es] Ursprungs und Charakters zu haben.
Schwindsucht wäre eine Verwitterung, aber von Innen heraus; also doch
ursprüngl [ich] ein mineral, [ischer] Begriff.

[255] Die Edelsteine sind mineral, [ische] Blumen.

[256] Warum hat die Tollheit am meisten Verbindung mit d[em] Fieber und
mit thierischem Gift ? Dieß beweißt einen sehr animalischen Charakter.
Die Korallen geben ein Beispiel vom Fortgang aus Anim, [alischem] zu
Miner [alischem] durch Veget [abilisches], ■—
[257] Die weibliche Gestalt ist ganz Blüthe und Frucht — der Blumen und
Fruchtkelch herrscht in ihrem Leibe. Die eckigere Organisation d[es]
Mannes ist viell. [eicht] mehr Miner [alisch]. —
[258] Die äußre Haut des Menschen hat viel von einer Blume, die Haare von
Laub. |
iü.22 [259] Die Blume ist mehr ganz und in sich vollendet als der Baum, die Pflanze
selbst. —
Zur Physik. Im Sommer 1798 zu Dresden angefangen. 145

[260] Das Weib ist magnetisch nach außen und elastisch nach Innen. —
Die Hände und Füße sind spröde Organe des Gefühls wie Nase, Mund
Augen, Ohren. —

[261] Grämt, Basalt pp. viell. [eicht] alles versteinerte Thiere. —

[262] Edelsteine in djer] Mitte zwischen Kryst.[allen] Fels und Metall. Viel-
1. [eicht] liesse sich aus Edelsteinen Gold machen. Unter d[er] Erde ist
d[as] Archiv d[er] Natur. Antiquitäten d[er] Natur; sie muß schon durch
mehre Stufen hindurch gegangen sein. —

[263] Das Weib nähert sich auch durch s. [eine] mindere Locomotivität d[er]
Pflanze.

[264] Vielleicht macht erst Eine Fam[ilie] zusammen ein menschliches] Thier.
Der Platon, [ische] Mythus buchstäblich wahr. —

[265] Eine Race von Menschen muß als Pflanze beurtheilt werden, als vegeta-
b[ilisches] Ganzes aus einem Keim. —

[266] Alle Felsen viell. [eicht] versteinerte Thiere aus einer frühem Stufe d[er]
bildenden Natur. —

[267] Die Pflanzen leben unmittelbar von d[en] reinen Elementen. Erde läßt
sich im Mittelpunkte eines Planeten durchaus nicht erwarten. —- Wenn
ein Planet Licht entwickelt, so ist er viell.[eicht] reif. —

[268] <Die Natur ist ein unendl. [iches] Thier; die Natur ist eine unendl [iche]
Pflanze; die Natur ist ein unendl[icher] Stein.>

[269] Jeder Mann ist ein Thier eigner Gattung. So viel Bildungskraft nach
außen von Innen als die Weiber umgekehrt. Die Gleichartigkeit d[er]
Metalle etwas sehr erhabnes und Göttliches. — Im Mann mehr Gott und
mehr Thierheit - abgesondert — im Weibe ganz verschmolzen. Ist nicht un¬
ersättliche Gefräßigkeit d [er] wahre thierische Charakter des Mannes ? —

[270] Die elementare Natur ist besser als die mineralische. Die Natur endigt mit
d. [en] Elementen, fängt keineswegs damit an — Elast [izität] Magn [etis-
mus] Elektrizität] sind d[er] Lebensproceß d[er] elementaren Natur.
Krystallisation ist d[ie] Zeugung und Fortpflanzung dieses Staats. Die
Metalle viell. [eicht] die Früchte d. [er] elementaren Natur. |

s. 23 [271] Als es noch an Stoffen fehlte, mußte d[ie] erste Kraftäußerung d[er]
Thiere d[er] Tod sein. —

[272] Die Elemente scheinen selbst wieder das andre Extrem zu sein, wie auf
d[er] einen Seite d[er] Mensch. — Die Erde besteht also aus Mensch und
ist durchaus Gerippe. Die Gebirge hat man schon oft als d[en] Knochenbau
[III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.
146

der Erde angesehn. — Was Moses beschreibt ist nur die letzte Politur

unsres Planeten. —
[273] Die Elemente sind die Resultate d[er] mineral, [ischen] Natur, sie sind
die göttlichsten Naturen. —

[274] Jede künstliche Speise sucht die animal [ischen] oder vegetab. [llischen]
Stoffe so sehr als möglich zu elementarisircn. Der Mensch nährt sich also
zwar von gleichartigem wieThieren,er strebt aber auch in s. [einer] Speise
nach d. [em] Göttlichsten. Die Pflanzen nähren sich zwar auch von d[en]
Elementen aber von gleichartigen], nicht von Individuen die aus Eie¬
rn, [enten] gemischt sind. —

[275] Das opy[organische] Experiment dies] Thiers ist das Essen, das yz\i
[chemische] die Zeugung, das Abstrakte] (^[mechanische]) ist der
Sinn, d[ie] Wahrnehmung. Dieß ist das göttlichste Experiment d[er]
Animalität. —

[276] Um einen Gegenstand wahrzunehmen, muß ich ihn erst essen, und mich
dann mit ihm begatten, dann ihn als Keim setzen, ihn befruchten, selbst
empfangen und gebähren. Die gemeine cpn [philosophische] Analyse hat
viel Aehnlichkeit mit d[er] Onanie. —

[277] Die Verrückung viell. [eicht] mineralogische Tollheit. Blödsinn, ein narco-
tisches Uebel, die Gicht d[es] Geistes. —

[278] Wie klar ist nicht d.[ie] Aehnlichkeit d[er] Leidenschaft mit d[emj
Fieber \ Sie ist trivial auf dem gemeinen Standpunkte, für d[en] cp [Philo¬
sophen] ist <freilich> nichts trivial. -—-

[279] Alle Bilder d [er] Dichter sind buchstäblich wahr; alles unser Empfinden,
Fühlen, Wahrnehmen ist ein Dichten. —

[280] Unser Dichten ist animalisch, unser Denken mineralisch, unser Leben
s. 24 vegetabilisch ’oic, cpuXXoiv ysvsT]. | Liebe ist d[as] Leben des Lebens und
also höchst Veget [abilisch], Ihr Wesen ist Blüthe, ihr Ziel Zusammen¬
wachsen. Vorsicht und Genauigkeit das Rechte zu treffen; sonst giebts
statt großer Entdeckungen einen Bilderbrei. —

[281] Das Leben theilt sich viell. [eicht] in Wollen, Lieben und Handeln. Ge¬
fühle sind Facta, das Streben ein bloßes Experimentiren, Empfindungen
Resultate. Gleichartige Gediegenheit d[es] Metalls in d[en] Gedanken,
d[er] krystallisirende Gang in d[em] Denken selbst. —

[282] Arbeit ist oix [Ökonomie] Essen, Assimiliren. Zaubern ist Handeln ohne
Zweck, Fichte’s Agilität. —
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NOVALIS, PAPIERE VON FRIEDRICH SCHLEGEL


(Die Freiberger Studienhefte)
(Mit freundlicher Genehmigung des Freien Deutschen Hochstiftes)
Zur Physik. Im Sommer 1798 zu Dresden angefangen. 147

[283] Die wahre Liebe ist nicht eine einzelne Blume die gefunden wird und
welkt, sondern ein wunderbares Hervorbringen von großen und kleinen
Lebensblumen zu einem Ganzen. —-

[284] Vielleicht ist die sogenannte Bildsamkeit d[es] menschlichen] Leibes


durchaus mineralisch. Das langsame Wachsthum hingegen ist eine
Aehnlichkeit mit d[en] Pflanzen. —

[285] Wenn d[er] Chemiker ein Ding darum nicht für ein Ganzes hält, weil er
es zerlegen kann, das ist eben so wie die schlechten Kritiker es mit der
Poesie machen. — Ist die Welt nicht aus Schleim entstanden ? —

[286] Athmen ein göttl. [iches] Essen, ein Speisen d[es] Aether. —

[287] Vor der A [Dreiheit] Anim[alität] Veget[abilität] Min [eralität] (oder


opy [organisch] ysp [chemisch] p.s:y[mechanisch]) war xa0<; aber anima-
lisirtes; Hesiodus geht tiefer als Moses. —

[288] Jede Krankheit ist wohl zugl. [eich] sthenisch und asthenisch. —

[289] Das Zeugen ist ein gegenseitiges Essen .Schlafen ist Verdauen d[er] sinn¬
lichen Eindrücke und Bewegungen. Wachen ist Essen von Abstr[aktem]
Träume entstehn durch die wurmförmige Bewegung d[er] Eindrücke in
d[en] Eingeweiden d[es] Gehirns. Waches Träumen ist d[er] höchste
s. 25 Zustand, wird | auch immer seelig genannt. —-

[290] Es gibt reine Lichter und Stimmen, die so geistig und durchsichtig
scheinen und doch bis aufs Mark dringen. —

[291] In allen menschl. [ichen] Proceßen ist Abstraktion der höchste, Veget [a-
tion] aber d[er] schönste.

[292] Krankheit ursprünglich ein tj [ethischer] Begriff. Eigentlich] ist nur d [er]
Mensch krank. Offenbar sind d[ie] zahm gemachten humanisirten Thiere
und Pflanzen krankheitsfähiger als die wilden. —

[293] <Aphorismen als Notizen der innern crup.9[Symphilosophie].>

[294] Die Schöpfung aus Nichts eine t)Y) [ethisch ethische] Ansicht. Bildung
derselben aus d [em] Chaos durch einen Demiurgos ist tt [poetische] An¬
sicht ; Ewigkeit des tcocv wozu auch die absolute Classizität gehört cp [philo¬
sophische] Ansicht. —

[295] Die Natur als Thier muß essen, sich begatten, und träumen, wachen und
schl afen.—Die Individuen sind Traumbilder< oder die Einfälle> d[er] Natur.
Sie allein ißt sich selber, wie sie sich selber erzeugt, und befruchtet. So muß
sie auch sich selbst wecken. Durch ihr Essen entstehn die Naturreiche. Die
Pflanze ist d[as] Thier was sich verdaut hat und so die Kryst[alle].—
148 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.

[296] Die cpu [Philosophie] der cpu [Physik] enthält nichts wie eine Charakteristik
der Natur als eines unendlichen Thiers, einer unendlichen Pflanze und als
eines unendlichen] Minerals.—<Dasist die Naturgeschichte d[er] Natur.>
[297] Die Natur hat nur Vorstellungen wie ein Thier; Zwecke sind unter ihrer
Würde. —

[298] cpa [Philosophie] der palt [Mathematik] wo d [er] Körper als ~ [absolutes
Chaos] von Zahlen, Figuren, Kräften dargestellt wird.

[299] Aus d[er] Selbstbegattung d[er] Natur entstehn d[ie] Geschlechter.


Jedes Geschlecht hat das göttl. [iche] Vermögen d[erj Selbstbegattung als
Einheit betrachtet und im Gegensatz andrer Geschlechter. —
[300] Manches in d[er] Natur was uns zufällig und willkührl.[ich] scheint, ist
ihr Wachen und Schlafen, und Träumen. — Alles was die Natur im
Einzelnen ist sie auch im Ganzen. — Das Leben und das Sterben der
Einzelnen ist das Wachen und Schlafen d[er] Natur. Sie wacht und
schäft durch sich selber, ewig und überall beides zugleich im Wechsel. — |
s. 26 [301] Isoliren, Armiren, und in Contact setzen scheinen d [ie] großen Operationen
d[es] Experimentirens zu sein. Die n [Poesie] armirt ihr Objekt, die
cp [Philosophie] isolirt es, tj [Ethik] setzt in Contact. —
[302] <Dem Menschen geht es mit d [er] Wahrheit, wie d [unleserlich] mit d[em]
Golde, wenn er sie mit Händen greift, so weiß er s. [einen] Reichthum
nicht und denkt es sei Tand und Bild. —>
[303] Die Natur athmet sich selbst — wenn sie sich selbst fühlt, entsteht
Affinität. —
[304] Die ganze Natur theilt sich in Produkte, Proceße und Elemente. Das geht
durch alle drei Reiche. — Die sogen, [annte] Mineralogie, Chemie und
Experim.cpu [Experimentalphysik] sind nur Eine Wissenschaft. —
[305] Was ist eigentlich] d[ie] Gährung? Viell.[eicht] das Gemisch aller thier.[i-
schen] Proceße — viell. [eicht] d[er] Mittelzustand beim Essen und
Wachsen (Verdauen) beim Zeugen und Empfangen. Die Gährung hat
viel Affinität mit dem Träumen. —

[306] Alle großen Entdeckungen sind durch Mischung der besondern cpu [phy¬
sikalischen] Wissenschaften] entstanden (aF [Synthese] —) aller durch
cpu [physikalische] Behandlung der cpu [Physik], —
[307] Was die Constr[uktion] d[er] ganzen Natur betrifft, so war es viel¬
leicht] ein großer Fehler, sie für sich construiren zu wollen. Das kann
nur Theil d.[er] Charakteristik d[es] Universums sein. _
Zur Physik. Im Sommer ijg8 zu Dresden angefangen. 149

[308] Die Natur als ein Ganzes zu betrachten, das in sich unendlich] zweck¬
mäßig ist. —

[309] Die Physik kann nur werden, nicht vorhanden sein. —

[310] Licht das Elementare] Eiern [ent]. —

[3U] Ueberall spukt d[er] patt [mathematische] Begriff eines Körpers, Dinges
in der Physik. —

[312] In d [er] jetzigen Epoche strebt man nur nach den Gesetzen d [er] Natur —
was will man eigent [lieh] damit ? Man behandelt dadurch d [ie] Natur als
Machine.

[313] Raum und Zeit viell. [eicht] nur Arten d[er] Ausdehnung.

[314] Offenbar treiben d [ie] Ideale eines unendlichen Steins, Pflanze, Thiers in
d [er] alten magischen Physik ihr Wesen und Unwesen (Stein d [er] Weisen
-—Universalmedicin bezieht sich auf d[as] thier.[ische] Ideal.) Alles dieß
sind aber nur Produkte. Die Wissenschaftliche] epo [Physik] geht vielleicht
nur auf Proceße. —

s. 27 [315] Mehre dferl allg. [emeinen] Eigenschaften d[er] Körper scheinen l dem
unendl[ichen] Stein anzugehören. Ihm allein kann man eine vollkommne
Undurchdringlichkeit und Trägheit zuschreiben, die auf das podt [mathe¬
matische] Ding gar nicht paßt. — Der unendl. [iche] Stein kann weder
stoßen noch gestoßen werden, er stößt sich wahrsch [einlich] selbst und
drückt sich selbst. Er allein liegt ganz fest, er ist das So? poi 7ioi> cjtgi des
Archimedes. —

[316] Die ewig gleiche Quantität d [er] Materie gehört gar nicht in die Physik,
denn dfie] Natur ist gar nicht, sie wird bloß. —-

[317] Die Krystallisation ist d[er] Proceß d[es] Steins. — Das Erzeugen von
Licht, Feuer, Luft, Wasser, Erde ist d[er] letzte Proceß der krystall. [mi¬
schen] Natur. Darum sind es Elemente; nicht wegen einer eingebildeten
Einfachheit. —

[318] Alle 90 [physikalischen] Bewegungen sind wohl actiones in distans.


Cohäsion ein fixirtes Wachsen. — Sehr merkwürdig ists daß die
Gährung ansteckt. Stoß ist sicernirende Cohäsion, Attraction assimili-
rende Cohäsion muß man sich wohl als einen fixirten Wechsel denken.—

[319] Die Natur ist nicht unendlich aber sie wird unendlich. Baader animalisirt
alles, Schelling chemisirt alles; das erste besser. —

[320] cHardenb. [ergs] 9er [Philosophie] will die 91» [Physik] verschlucken. Seine
Praxis ein Gemisch von Brown, Fichte, Sophie. Die Religion] wurzelt
150 [HI] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. 111.

am tiefsten in ihm. — Die Relig[ion] ist ganz iz[Poesie] nicht 7) [Ethik],


die 7)[ethische] Religion] ist gar keine rechtem

[321] Wann ist d[er] Irrthum entstanden, daß patt [Mathematik] eine Wissen¬
schaft] bloß von d[er] Größe sei? —

[322] Alle Construct [ionen] sind eine cft [Synthese] vom Unendlichen und
Endlichen. —

[323] Sollte d[er] Tod nicht eine bloße Täuschung sein? Aller Tod ist partial,
aber es giebt ein totales Leben und d[as] Totale kann nur leben. Die
Sonnenfinsterniß kann nur ganz scheinen, die Sonne ist ganz. Warum
finden d[ie] Menschen nur ihre Träume so bedeutend, wie sie eigentl [ich]
alles finden sollten ? Sie werden es dann gewahr, daß sie ewig sich selbst
fremd sind. —

[324] Die Monde sind eine ganz andre Art von Weltkörpern wie die Planeten. —

[325] Der Vater liebt d[ie] Kinder wenn d.[ie] Mutter aufhört; erst bloß um
d[er] Mutter, dann um ihres Charakters willen. —

s.28 [32ß] Mensch ist was zugleich | Thier und Pflanze und Stein ist. Der Staat ist
eine mineral, [ogische] Masse von Menschen, der einzelne Mensch muß sich
zurPflanze bilden. Die höchste Moral ist vegetabilisch und d[ie] Humanität
ist eine Blüthe. Die Familie ist ein Thier von Menschen. Daraus ergiebt
sich zugleich was Natürlichkeit sei. Es ist wenn jemand in allen diesen
Verhältnissen cpu [physisch] ist. Alle Wollust und Leidenschaft laufen
darin zusammen. — <Also ist d[er] Staat etwas Natürliches und kann
ein Staatsmensch sehr wohl ein natürlicher Mensch sein. —>

[327] Schon d[er] Gedanke d[er] Natur wärmt unser ganzes Wesen und setzt
unsern Geist und Gemüth in kräftige Zeugungslust. Milder Puls d[er]
Unendlichkeit. —

[328] Mehre Menschen werden in d[er] nächsten Period[e] viell [eicht] Eins,
Verschmelzung und Zersetzung von Geistern. Ist etwa jene Natürlich¬
keit die beste Vorbereitung zum nächsten Leben — wird es nicht wilder
kräftiger, voller ausschweifender sein wie das jetzige? —Wie thöricht
also ist es, die kleinen Dissonanzen dieses mittleren Lebens nicht ertragen
können und dort Ruhe hoffen! —

[329] Die ursprüngliche] Trägheit d[es] Menschen viell.[eicht] nicht negativ,


sondern nur entartetes Streben nach Harmonie. Oder giebts keine Urania,
weil Venus auch Pandemos genannt wird? —

[330] Jedes Glied eines unendl [ichen] Thiers wieder ein Thier. _
2799- Mat.[erialen] Kl[asseJ.
151

[331] Gold ist gleichsam die classische unter d[en] Materien. Die Krystalle und
was krystallisirt ist, will ins Leben oder kam aus dem Leben. Die Metalle
scheinen mehr poetisch; Feuer ist ganz religiös. —

[332] Die Welt im Ganzen und ursprüngl [ich] ist eine Pflanze und soll auch
wieder ganz Pflanze werden. Auch die Menschheit im Ganzen ist eine
Pflanze. —

[333] Die Edelsteine haben Individualität; daher ihr Werth. —

s. 29 [334] Einige Geister sind mineral, [isch] und progreßiv, anidre animalisch und
cyklisch. Die höchsten aber wohl vegetabilisch. DerTod ist für d[en] Geist
vicll [eicht] zeitig und natürlich, wenn er es auch nicht für d[en] Leib ist.
Jeder Tod ist und muß natürlich sein. Alle Menschen sterben am Alter
d. h. sie fallen ab, weil sie reif sind.

J799. MA T.[E RI ALI EN] KL [ASSE].

[335] In d[er] Pflanze ist Leben und Bildung in innigster Harmonie, im Reich
d[er] Elemente ist beides in großen Massen geschieden, und es ist d[ie]
Sphäre d[er] Revoluzion. In d[er] Animalität ist eine Wechselwirkung
zwischen beiden und d[ie] Humanität ist die letzte schaffende Reflexion
d[er] Natur auf sich selbst. —

[336] Zu d[er] Plastik hat d[ie] Mythologie d[ie] Principien aufzustellen. —

[337] Viell. [eicht] sind die Elemente Krankheiten. Offenbar muß d[er] Geist
mit einem Organ unmittelbar in Berührung stehn, denn sonst ging d[ie]
Vermittlung ins § [Unendliche] fort. Dieß ist d[as] Wahre an F[ichte]s
Theorie d[es] höhern Organs. Es heißt aber schicklicher auf alte Weise
Seele und ist weder bloß Natur noch bloß Geist, sondern ein Mittleres
zwischen beiden. —

[338] Seele d[er] Welt ist schon Objekt d[er] Religion. Vollkommnes Wesen
wirklich] ein pa-9-[mathematischer] Ausdruck für dasObj.[ekt] der Reli¬
gion. —
[339] Bei d [en] Thieren haben nur ganze Gattungen eine Seele, und darin liegt
die Erklärung d[er] Kunsttriebe. Das Eigene d.[es] Menschen ist, daß
jeder seine Seele fi-ir sich hat und daher Sympathie, Tollheit, Idiosynkrasie
und dergl. Soll Harmonie im Menschen entstehn, so muß sein Geist, sein
Leib ganz Seele werden. Die Seele selbst ist also das Mysterium d[er]
Harmonie. —
152 [HI] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. 111.

[340] Gefühl ist viell. [eicht] nur d[er] Seele eigen. Nur die Seele hat
Kraft. |

s.so [341] Arithm.[etik] steht in d[er] Mitte von Geom.[etrie] und Algebr.[a] wie
Pictur zwischen Musik und Architekt [ur]. —

[342] Dynamik die Wiss. [enschaft] welche handelt von d [er] Realität d [er]
paff [Mathematik]. —

[343] Schelling fehlt es bloß an d[er] Natur zur Physik. Die Dynamik ist ein
Mixtum aus Poesie und Mathem [atik], Leibnitzens ganze 9er [Philosophie]
muß dynamisch angesehn werden. Verschluckung und Entwicklung sind die
Actionen des mechanischen Lebens, die sich freil[ich] auch im Vegetabi¬
lischen] finden. Nach Sch. [elling] ist alles Dasein eine falsche Tendenz.
Nur die Naturgeschichte darf erklären wollen; die Dynamik muß rein
construiren. —

[344] Die Natur ist kein Gewächs, sondern ein Wachsen. Masse ist fixirter
Fluß. —

[345] Die Planeten mineralische Ganze. Ein Sonnensystem ist eine Familie,
eine Milchstraße eine Republik, ohne Centralsonne also oder wie sich
die bildet ists d[er] Anfang zum Ruin. —<An die Sonne. Apollo> Das
Licht d[as] Ephorat, d. [as] negative revoluz. [ionäre] Princip in dieser
universellen (im Werden) Republik. — Wahre Aufklärung wäre das
was Licht in diesem Sinne d. i. Religion. —

[346] Die Mineralien sind todt; also auch die Planeten selbst.

[347] Zweifel ob das Chaos Veget [abilisch] oder Anim, [alisch] gedacht werden
müsse? — Wir andern Pflanzen, Thiere, Menschen sind doch alle im
Sonnenwesen. Daher ist alle Naturgeschichte Astrologie. —

[348] Die Anatomie war wohl wie Alchemie in ihrem Ursprünge irreligiös. —

[349] Vielleicht ist jede Sonne ein Chaos. Astrologie ist der positive Pol dTer]
Theologie und nicht mehr 91) [Physik], — Theismus findet nur in d[er]
Astrol. [ogie] und Kabb. [ala] Statt. Der Begriff von Gott gehört unter die
völlig verlohrnen. —

[350] Das Eiern [enten] System ist in Gott selbst. Dann folgen d [ie] Gradazionen
von Steinen Pflanzen Thieren und d [ie] Menschen endl [ich] sind Refle¬
xionen Gottes auf sich selbst und in sich selbst. Wir sind Gottes
Gedanken, sein Bewußtsein. |

s.si [354] Giebt es denn eine bloße Mechanik in d[er] Natur — oder etwa bloß in
d[er] Welt, in d[en] Zwischenräumen der Natur? —
1799- Mat.[erialen] Kl[asseJ. 153

[352] Die Gesetze d[er] Kunst und die Verbindung d[er] Wissensch. [aften]
sind in ihrem innersten Wesen mechanisch und also göttlich. Auch die
Gesetze d[er] Seele desgl [eichen]. —

[353] Das Transcendentale ist Princip d [er] Physik, wie das Classische der
Kritik. < Besser dynamisch — Das Transcend. [entale] bezeichnet zu
sehr nur die Form des Cyklischen d[er] Vernunft.> —

[354] Ist nicht das Wasser etwa d[ie] Frucht des grossen Minerals ? — Nahrungs¬
stoff. —

[355] Im Kern d[er] Erde viell [eicht] ein xa [Chaos] von Min.[eralischem] Vege-
t. [abilischem] Anim [alischern]. Die Erde in der die Form der Krystall. [i-
sation] aufgehoben ist, gleicht d[en] abgetrennten Blättern, kurz d[er]
veget. [abilen] Materie nach getrennter Organisation. —

[356] Die Erde muß sich von innen heraus bilden. Woher d[er] Mensch? —
Aus d[er] Mitte d[er] Erde, deren Kern ein versteinter Gott ist. —
[357] Aller Glaube alle Zuversicht ist astrologisch. —

[358] Elektrizität] das Fantastische in d[er] Welt. Licht ist mystisch], Mag¬
netismus] wohl d[as] höchste Phänomen; Schwere und Licht nicht
davon zu trennen. Licht ist wieder Rückkehr zum Göttlichen oder
Urquell.

[359] Natur und Universum so wenig als ein Ich aus Eindrücken zu sammeln.
Die Natur ist Liebe zur< flüssigen> Materie geworden, wie das Universum,
objektivirte, fixirte Vernunft. Die Einheit d[er] Organisation ist nicht
eine vernünftige und wechselzweckige sondern Liebe ist Wurzel und
Kern. Viell. [eicht] fehlt es d[en] Thieren nur an Liebe nicht an Vernunft.
Von d[er] Natur kann man nur in Bildern reden. —

[360] Die Geschichte d[er] Natur bleibt d[em] Zeitalterder (neuen) Mythologie
überlassen. — <Mythol. [ogie] soll ins J [Unendliche] fortschreiten>

[361] Die Liebe ist der Funke d[er] Gottheit durch d[en] das Universum zur
Natur wird; und durch Vernunft kehrt d[ie] Natur wieder in d.[ie] Gott¬
heit zurück. — Viell.[eicht] wird d[as] Licht auch erst zuletzt erkannt
werden mit Mythologie],

[362] Auch als Hermaphrodit ist d[ie] Pflanze das höchste. —

s. 32 [363] Müßte es nicht d [er] Analogie nach vom Mittelpunkt d [er] Erde aus, wo
d[ie] Materie anfängt, einwärts gekehrte Menschen geben? —

[364] Die Sterne keimen unmittelbar aus d. [er] | Geisterwelt. Wo die Planeten
herkommen, da kommt auch die Sonne her. Also kein Ausstößen. —
[III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.
i54

[365] Schwere viel] [eicht] gleichzeit mit d[em] Licht, beide ganz andrer Modi-
ficationen fähig. —

[366] < Ideelle Ontologie Reelle cp [Psychologie] >

[367] Daß es überhaupt Experimente giebt, sehr wunderbar und viell. [eicht]
nur astrologisch zu erklären. —

[368] <Empirisirte Mathematik muß Physik geben.>

[369] Poesie Dendrit d[er] Menschheit Versuch von Sonnenleben, tt [Poesie]


ist mehr Bild, <p[Philosophie] Leben, n[Poesie] herrscht wahrscheinlich]
auf allen Planeten, cp [Philosophie] auf d[en] Kometen. Alle Kunst ist Aus¬
druck d[er] Natur, ist hieroglyphisch: < Hieroglyphen Fermenta religionis>

[370] Die Idee d [es] Schicksals d [er] Nemesis, ist immer und ewig d [ie] Grund¬
idee d[er] Historie und alle Historie ist also astrologisch. —

[371] Die Princ[ipien] d[er] pod)-[Mathematik] sind magisch; aber die der <pu

[Physik] Plast, [isch] und Hist[orie] astrologisch. Die Kabb. [ala] geht

lediglich aufs Unendliche — "^[absolute Grammatik] auch dazu und

Mythol. j-aksoiuj.e Mythologie]. —

[372] Die Planeten d [ie] d[er] Sonne am nächsten sind religiöser; die entfern¬
teren sehr romantisch. Wir in d.[er] universellen und mythol.[ogischen]
Mitte. —

[373] Die Gymnastik eine all [Synthese] von Plas[tik] und Hist[orie]. —

[374] (pucru; nur da wo ein cpueiv Statt findet, also nur in d [en] Sphären d [er]
Bildung. —

[375] Die Kometen sind vermuthl [ich] ganz irreligiös, bloß 7T [poetisch] und
9 [philosophisch], excentr [ische] Disharmonien — Unsre ewige Krankheit
dagegen ist die Mittelmäßigkeit.

[376] Divination ist das Princip der Astrol[ogie] und Historie; das ist das
gewisseste. Aller Witz ist im innersten Kern divinatorisch und astrolo¬
gisch. —

[377] Bewegung und Materie ist ursprüngl [ich] Eins. —

[378] Der Physiker hat es mit d [er] Natur zu thun, der paB- [Mathematiker] mit
d[em] Universum. Die Physik ist eine Kunst — Witz und Glauben gleich
sehr darin herrschend. — <Nichts ist erbärmlicher als ein Physiker ohne
Witz.> Alle Physik ist Lumperei die nicht auf Astrologie ausgeht. Der
s. 33 Spinosismus d[er] Physik bedeutet eigent [lieh] nur die Affinität! derselben
J799- Mat.[erialen] Kl[asse]. 155

mit d. [er] Poesie. Die Methode d[es] Physikers muß historisch sein —
sein letztes Ziel Mythologie. —

[379] Die höchste Darstellung der Physik wird nothwendig ein Roman. Ideen
d[er] Mythologie; die Bruchstücke von d[er] Geschichte der Natur. Das
ist aber schon Mythologie.

[380] Das Experiment geht darauf aus, d[as] Phänomen zu isoliren d. h. es


in seiner classischen Reinheit zu bekommen. Das wahre Phänomen ist
Repräsentant d[es] Unendlichen, also Allegorie, Hieroglyphe — also weit
mehr als ein Factum. —

[381] Eine cpu [physikalische] Ansicht d[er] pa-9-[Mathematik] zur cpu [Physik].
Der Anfang der cpu [Physik] muß paD-[mathematisch] sein, wie d[er]
Anfang der paO-[Mathematik] physisch. —

[382] Die wahren axopot, sind die großen Individuen der Natur z. B. die Ele¬
mente, die sogenannten Reiche d[er] Natur, die Planeten und Sonnen¬
systeme]. Alle Materie ist Peripherie, d[as] Centrum liegt in d. [er]
Geist erwelt. —

[383] Die Materie ist ein Niederschlag d. [es] Geistes. Die Construction d[er]

Qualität und d.[ieJ Regel d[er] Succeßion die Hauptsache. Der Indifferenz¬

punkt d[er] Natur liegt im Universum. — Die bloße Construction d[er]


Materie ohne d. [ie] Charakteristik ist gar nicht hinreichend <dahin geht

mein ^^[rein Mineralisches] V<~— [rein Vegetabilisches] [rein

Animalisches] d[er] Natur. >

[384] Alle Empirie ist divinatorisch, die Empirie ist positive Divination,
Skepsis negative. —

[385] Was hemmt die Explosion d[er] Produktivität? — Daß die Natur Gott
ausdrücken soll. Nicht nur d[as] Einzelne in der Natur ist Hieroglyphe]
sondern auch sie selbst im Ganzen. Allegorie und Individualität sind in
d[er] Physik einheimisch; die Poesie hat sie nur zu Lehn. —

[386] Die Verschmelzung und Untrennbarkeit d[es] Ideellen und Reellen in


der cpu [Physik] eben so absolut wie in d[er] Historie. Aber das Reelle
siegt und herrscht. —

[387] In d[er] Mitte aller Experimente und besondren Wissenschaften muß


sichs in Gott verliehren. Alle tt [Poesie] und Mythol. [ogie] der Natur
quillt aus der Mitte. —

[388] Findet etwa zwischen Sonne Erde und Mond ein Galvanismus Statt ? —

15 Schlegel, Band 18
156 [HI] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.

[389] Ist nicht jeder chem.[ische] Proceß eine Lichtentwicklung ? |

s. 34 [390] Betrachtet man d[ie] Natur als frei durchaus idealistisch, so erhält man
Historie, deren Gegenstand d[as] freie Werden ist. —

[391] Viell.[eicht] läßt sich das Leben nicht rein physisch sondern nur historisch
erklären und construiren. Ja ohne Religion wirds keiner begreifen. —

[392] Die Natur ist durchaus mythol.[ogisch] und nicht mehr <pu [physikalisch].
Das Lehen d[er] Welt ist Gegenstand d[er] Physik, die Bildung d[er]
Menschh. [eit] ist Ct [Centrum] d[er] Hist[orie]. —

[393] Das Wesen d [es] Lichts muß aus d [em] Galv. [anismus] zu entdecken
sein. Magn[etismus] hat sein Wesen in d[er] Erde, Elektrizität] =
Feuer, jzy. [Chemie] beschränkter auf Wasser. —

[394] Es giebt auch eine [raff [mathematische] ^[Psychologie], die zur Mytho¬
logie] und zum Idealismus. —

[395] Schwere ist d[as] Entgegengesetzte von Licht. —

[396] Geometrie und Algebr.[a] als reelle und ideelle pcxD-[Mathematik]. —

[397] Luft, Wasser, Erde und Feuer müssen ihre Analoga im Menschen — wie
das Licht zum Beispiel die Religion ist. Wasser etwa Poesie — ein süßes
nahrhaftes Wesen — In d[er] cp [Philosophie] ist Lebensluft und Stick¬
stoff gemischt. — Feuer muß überall unsichtbar vorhanden sein — wo
Erde ist — das ist d[er] Sinn des Centralfeuers. Feuer ist das Esoterische,
Erde das Exoterische. —

[398] Die Ellipse, der Cirkel, die Parabel und Hyperbel sind nur Explosionen,
Entwicklungen d[es] Punkts, der höchst mystisch gedacht werden muß.
Im primitiven Punkt ist Dualität. Ellipse das erste Symbol desselben;
Cirkel und Parabel nur Abweichung, Extreme d [er] Progr. [ession] aller
Nüangen von Ell.[ipse] selbst nicht mehr. —

[399] Was d[er] Punkt für die Geometr[ie] ist x für Algebra. Näml[ich] das primi¬

tive, schlechthin unauflösliche x = x . Das Irrationale was nach

allen Richtungen ins £ [Unendliche] fort irrat. [ional] ist. —

[400] Die Linie an sich ist immer krumm; die grade Linie ist schon eine
Fläche. —

[401] Xa [Chaos] ist d[er] Grundbegriff d[er] Mythologie. —

[402] Die wichtigste und höchste Ansicht der Natur ist wie Bruchstücke eines
großen unter gegangenen Dichters. Dieser Dichter ist Gott. — |
1799• B- zur Psychologie. 157

s. 85 [403] Das Ct [Zentrum] d [er] Erde ist d [as] Lehen, närnl [ich] die besondre Art
von Leben, die hie Statt findet. — Licht und Leben also die bekannten
Pole d[er] Physik — aber das System d[er] Geschichte d[er] Natur fehlt
uns es ist d[er] nächsten Generation Vorbehalten. —<Die jetzige Lage
d[er] 9U [Physik] darin grade umgekehrt wie die der Historie. > Das Lehen
ist nur das Mittlere zwischen d[em] Licht und d[er] Materie.

[404] Die paff [Mathematik] muß historisch, universell und chaotisch gemacht
werden wie die Hist[orie] — ouctt[systematisch], —

[405] Alle Mechanik geht auf eine Geschichte vom Ursprung d[er] Natur. Die
Dynamik geht auf Zauberformeln und ist magischer. —

[406] Jeder Gedanke ist ein jz\l [chemischer] Proceß; die Transc[endentale]
Methode ist Galv[anisch], Das 9a[Philosophieren] ist künstlich] 90

[physisch] wie das 71 [Poetisieren] natürlich. —

[407] [Psychologie] die Wiss. [enschaft] vom Beseelten, von d[er] Seele, auch
d[er] Welt, von d[er] niedrigsten Stufe bis zur höchsten. —

[408] Die Sexualität muß in d [ie] Elemente gesetzt werden — der chemische
Proceß gleicht d[er] Zeugung. Auch in d[en] Farben findet viell. [eicht]
Sexualität Statt.

[409] Die Vorstellung grade ist der Galv. [anismus] im Geist. —

[410] Die Poesie ist d [er] Instinct d [es] Relig. [iösen] Menschen, die 9er [Philo¬
sophie] seine Tendenz.

179g. B. ZUR PSYCHOLOGIE.

[411] Algebra ist Kunst, Geom. [etrie] ist Wiss. [enschaft] beide sind ideal.
Re[al] sind Mechanik] Dynam[ik] pp —

[412] Es gibt kein Universum als d[as] werdende, also Natur; die Natur aber
können wir nur durch die Sinne begreifen, also ist die Wissenschaft]
der Natur Aesthetik.

[413] Die Kraft d[er] Trägheit kein übler Ausdruck für das ursprünglich]
hemmende und bindende. Die Schwere ein mittleres Resultat zwischen
dieser und d[em] Licht. Oder Bewegung zwischen Schwere und Licht.—

[414] Wenn es mit d[em] Galv [anismus] seine Richtigkeit hat, so muß eine
ganz neue Logik durch ihn entstehn. —
158 [HI] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. 111.

[415] Viell. [eicht] ist jede Kunstfertigkeit eine Krankheit d[es] Geistes, die man
sich künstlich inokuliren muß und der innre Geist der geistigen Gym¬
nastik auf die Art pathologisch. Daher das Epidemische d[er] Kunst.—

[416] Materie ist Geist in asthenischem Zustande. Die Materie ist 1) chemisch
betrachtet erstarrter Geist 2) medicinisch betrachtet kranker Geist. — |

s. 3« [417] Enthusiasmus ist epidemisches Genie. —

[418] Läßt sich jene Ansicht d[er] Materie aufs Ganze anwenden, so ist die
Natur ein kranker Gott, existirt gegen s. [einen] Willen und ist ein Werk
d[es] Teufels. —-
[419] Die Zeugung in Luft, Wasser, Erde wird erst durchs Licht und dessen
Brunst rege. — Die Sonne und die Planeten begatten sich offenbar. —

[420] Die Botanik und die Geogonie gränzen zunächst an Poesie. —- Auch
Medicin und Chemie ist nicht möglich ohne eine mytholog. [ische] An¬
sicht d[er] Natur; sonst fehlt es ihnen an Herz, die Principien aufs
Ganze mit Consequenz auszudehnen. -—-

[421] Es giebt nur drei Elemente — Erde, Wasser und Luft — Feuer ist ein
Proceß, ein Phänomen, kein Individuum, keine Masse. Wasser Vege¬
tabilisch] — Luft Anim, [alisch]. Giebts ein ursprüngl. [iches] Wasser, so
giebts auch eine Urpflanze. — Luft ist wohl d[as] erhaltende Princip;
Feuer das auflösende. —

[422] Beziehen sich die Metalle viell.[eicht] auf die Planeten? —

[423] Medicin ist ^[absolute Physik], wie Algebr[a] [absolute Mathe¬

matik], —

[424] Sind nicht alle Krankheiten, wenigstens die lokalen, organisch, wie die
epidemischen die Wirkung d[er] Gifte? — Falsche Tendenz d[es]
Bildungstriebes. Der Mediciner kann aber viell. [eicht] doch nichts als
den Instinct hemmen oder befördern, stärken oder schwächen, durchaus
nicht in seine Individualität eingreifen. —

[425] Wer nicht Mediciner oder Chemiker ist, kann nichts wollen in d [er] Physik
als Astrologie. —

[426] In d[en] Sternbildern ist d[ie] ursprüngliche] Anschauung zu suchen wie


sich die Sterne zu einander verhalten. —

[427] Da Feuer das Symbol d[er] Auflösung ist, und dieses so beziehungsvoll
gegen die Metalle, so wird vielleicht] die Natur selber am jüngsten Tage
Gold machen, und die Erde sich in solches auflösen, wenn Gold etwa
s. 37 Centralmetall ist. Also wäre es Hierolglyphe unsrer künftigen Befreiung.
J799- B. zur Psychologie. 159

Gold das höchste mittlere zwischen Licht und Erde, wie unter d[en]
Thieren d[er] Mensch. Die Mineralien zu d[en] Metallen wie Thiere zu
d [en] Menschen — Ohne Metalle ist d[er] Mensch nichts. Zweifel ob nicht
das Eisen Centr[al]inetall ist. Gold und Silber nur asthenisches Eisen —
oder die Affin [ität] desselben. Viell [eicht] ist das Eisen nur darum das
höchste Metall, weil es das Metall d[er] Erde ist. Gold ist viell. [eicht] ein
unvollkommnes Anstreben nach Sonne usw. —

[428] Die Mineralien viell. [eicht] nur unreife Metalle, wie Fische, Würmer
asthenische Thiere ?
[429] Die Id[eelle] Kraft d[es] Menschen als Instinkt d.[es] Menschen zu
betrachten; die Re [eile] ist ist d [ie] Fantasie die schaffende Einbildungs¬
kraft, die produktive Anschauung. <Die Fantasie ist d[as] Divinatorische
im Menschen.> Durch jene (^[Psychologie] wird Genialität] und Divi-
n[ation] der Wissenschaft] unterworfen. —

[430] Wie sich d [ie] Materie oder vielmehr die Bewegung überhaupt noch mathe¬
matisch construiren läßt — so läßt sich die Ellipse schon physisch de-
duciren. Wie mit jener d[ie] Chemie endigt, so beginnt mit dieser die
Geometrie.
[431] Genie ist die reelle Kraft des Menschen, wie Novalis den Idealismus
richtig ansieht, daß d[er] gesunde Verstand, d[as] allgemeine Denken
Produkt eines unbewußten Genies der niedrigsten Potenz ist. Genie ist
Erde Fantasie ist Licht Genie ist d[as] Vermögen d[er] Kunst, Fantasie
das letzte Princip aller Wissenschaft. —

[432] Substantialität und Caussalität die Factoren d[er] Ontol[ogie], Sub-


st. [antialität] der Factor d [er] Kunst, die ovtox; ovt<x — Ideas zu geben hat.

[433] Die höchste Ansicht d[er] Sterne d[ie] von d[er] Musik der Sphären —
Nichts von Centralsonne, dies ist ein grober Tellurismus. Könnte die
Sonne nicht willkührlich Bewegung haben ? |

s. 88 [434] Da wir noch mit d[en] Sternen in Verbindung stehn, so muß sich auch
noch eine Analogie für die Sterne auf d [er] Erde finden ? — Etwa das
Wasser und die Pflanze als Symbol aller Entstehung ? —

[435] Das Bewegungsgesetz d[er] Sterne im Menschen zu suchen; es muß frei¬


artig und unregelmäßig sein.

[436] Die Scala d [er] Erde geht viell. [eicht] vom Eisen zum Menschen. Aber
darum ist nicht alles Gradation in d[er] Natur.

[437] Der Mensch kann und soll ganz Sinn werden, so geschiehts ihm in d[er]
Liebe. Aber Auge und Ohr sind die ersten Pforten.
i6o [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.

[438] Nur der Mann ist fähig die Natur zu erkennen. Die Frauen sinds nicht
aber die Relig[ion] sollten sie in sich bilden und durch sie sollte die
Religion] in Revoluzion gesetzt werden.

[439] Die Natur allein hat hierarchische Kraft, nur sie ist Ct [Zentrum], zu ihr
kommt man von allen Seiten. —

[440] Das Salz wohl ebenso geheimnißvoll als die Metalle. —

[441] Der Verstand ist einer unendl. [ichen] Ausbildung fähig, läßt sich ewig
immer höher organisiren — wo Genie ist und durch Genie, durch gött¬
liche Ansteckung.

[442] Alle Schöpfung die wir zu ahnden glauben ist nur Fortsetzung — er¬
scheint in d[er] Natur als Räthsel und Zufall; die unmittelbare Anschau¬
ung d[er] Schöpfung fehlt uns ewig. —-

[443] So wie der Mensch d. [er] Schöpfung sich d[ie] Natur nicht würde denken
können, so umgekehrt kann sich d [er] Mensch d [er] Natur d [ie] Schöpfung
nicht denken. —

[444] Der Vater ist d[as] Universum, d [er] Geist Schöpfung, d[er] Sohn Natur.

[445] Das Leben ist noch etwas mehr als jenes [chemische] Spiel — es ist
Symbol d[er] Schöpfung — Gegensatz d[er] Natur und in so fern hebt es
sich selber auf. —

[446] Die Natur kann sich nur der Dichter denken; dem <p<r[Philosophen] ist
die Vorstellung Gottes am natürlichsten, dem Physiker d[ie] d[er] Schöp¬
fung. —

s.39 [447] Das Feuer ist in d[er] Natur gleichsam | unterdrückt. —

[448] Das gemeinsame Princip für alles Spiel von Bewegung auf d [er] Oberfläche
d[er] Erde, ist in d[er] Luft zu suchen. — Oder wäre es Licht, Wechsel¬
wirkung d[er] Sonne und Erde? — <Wo dieses Spiel in d[er] höchsten
Potenz ist, muß es die Bewegung der Sterne bedeutend Und so ist Luft
ein eben solcher Repräsentant wie Eisen; die Scala d [er! Erde zwischen
Luft und Eisen, der Mensch das höchste Mittlere. —

[449] Der Teufel ist nur im Menschen (und auch in Engeln das ist gleich.)
nicht in d[er] Natur. Gewiß ists daß das Böse nur durch Ansteckung ent¬
steht. In d[er] Natur ist alles gut; was böse scheint, ists nur relativ wie
das Anorg[an]ische — nicht absolut. —

[450] Raum ist d.[as] Element d[er] Schöpfung, die in einem Atom von Zeit
gedacht werden muß; Zeit ist d [ie] Form d [er] Natur. Der Raum vielmehr
die Fessel der Natur, aber eben darum die Ursache, daß sie nicht unend-
J799- B- zur Psychologie. 161

lieh schnell abläuft. So ist Zeit die Fessel des Geistes, der Schöpfung,
ohne welche sie keinen Raum erfüllen würde.

[451] Die ganze Natur ist Christus, Morgenröthe oder Mittler. Der Geist — die
Tiefe, der Vater, das Centrum. Der Geist und d. [er] Sohn greifen überall
in einander, die Schöpfung dauert noch fort —.

[452] Die Natur und die Schöpfung sind d[er] große Dualismus d[er] Welt.
Die Schöpfung will Gott entfliehen, die Natur, grade das Gebildete will
wieder in ihn zurückfließen. Also ist nur d[er] Tod d[er] Weg zu Gott;
der Tod ist viell. [eicht] d[er] Zweck d[er'J Natur, das Leben nur das
Mittel dazu. —

[453] Bewegung zur Zeit, wie Ausdehnung zum Raum. —


[454] In der 9 [Mathematik] müßte offenbar die Methode historisch sein
pa- -

d. h. genetisch. —
[455] Alle mystischen Gedanken, höchste vollendete Gedanken, haben keinen
andren Inhalt als die Natur und Gott. Aber eben das gilt auch von den
Anschauungen und Gefühlen. |
s. 40 [456] Die Natur ist eben so weit über die Wissensch. [aft] hinaus als über die
Kunst. Nicht als sollte man nicht ewig mit d[em] heiligsten Ernst und
d[er] strengsten Strenge studiren, als führte nicht Strenge und Tiefe der
Wissenschaft] in einer gewissen Höhe selbst zur Natur. Aber alles dieß
reicht noch nicht hin — auch ist das endliche Resultat eine Wiss. [en-
schaft] aber eine mystische; die W. [issenschaft] der Natur ist die Wis¬
senschaft] aller Wissenschaften.

[457] Licht und Schwere verhalten sich wie Metalle und Menschen. —

[458] Auf d[em] Monde sieht man alle Planeten im Universum aber keine Sonne.

[459] Wir denken uns das Universum, besonders wenn vom ewigen Leben und
dergleichen] die Rede ist, noch auf dieselbe Weise idealisch und doch
unter d[er] Wahrheit, wie d[er] Unerfahrne sich die Gesellschaft und die
Menschen denkt. Eine Aussicht in d. [ie] unbestimmte Ferne, so wie das
lose entfernte Verhältniß, in dem die Erde mit d[en] Sternen steht, gehört
zum eigentl [ichen] Wesen des Menschen.

[460] Wie Metalle im Feuer leben durchs Feuer wurden, so ist d[er] Mensch
viell. [eicht] nur eine Entwicklung — in der ältesten Revoluzion — aus
der Luft, in der d[ie] Kraft des Menschen schlummert. — Sollte es
nicht ursprünglich] und specifisch verschiedne Menschen geben nach
d [en] Planeten und d [er] Sonne wie Metalle ? —

[461] Ohne Vergötterung d[er] Thierheit ist an Plastik gar nicht zu denken.
IÖ2 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.

[462] Das Salz (so die Natur in grossen Massen hervorbringt) scheint das zu
sein, was die Metalle und Steine mit andren Sphären en rapport setzt.—

[463] Die praktischen Menschen sind ein Analogon d[es] Eisens; die Künstler
sind die solarischen Menschen. Viell. [eicht] giebt es unter d[en] Frauen
weder Gold noch Eisen, sondern nur von d [er] Art der mittleren Metalle.—

[464] Durch die chemische Ansicht wird die Natur zum Schein; auf d [en] ersten
Blick macht dieß d. [em] Enthusiasmus der 7i [Poesie] durchaus ein Ende.
Näher betrachtet giebts ein großes Fundament. —

s.4i [465] Wie d.[er] Wissenschaft |l[iche] Mediciner sich zur Physik verhält, grade
so sollte sich der wissenschaftl [iche] Kaufmann zur Algebra und Mathe¬
matik verhalten. —

[466] Alle Organisation ist nur astrologisch zu verstehn — in Beziehung aufs


Ganze. Giebts nicht ein immanentes böses Princip in d[er] Natur, wie
d [ie] Unvernunft in d [er] Menschheit und welches kann dieß sein ? —

[467] Wasser das Element des Elements; hier zeigt sich klar das u 9-[Synthese]
aus zwei Factoren d[er] Charakter d[es] Elements ist. —

[468] Das böse Princip in d[er] Natur ist die Schwere — dem Licht entgegen.
Alles Edle in d[er] Natur strebt nach d[em] Licht und sinkt endlich
wieder in d[ie] Schwere zurück. Alles was in d[er] Schwere und durch
die Schwere sein Dasein hat, nui relativ wie d[ie] Unvernunft. — Der
Ursprung d[er] Schwere muß eben so zufällig und eben so nothwendig
gedacht werden wie der Sündenfall. —

[469] Der Tod, einzeln betrachtet ist ein Schein im Schein, wie d[ie] Bosheit —
das Negative in d[er] zweiten Potenz.

[470] Für d[en] Menschen ist d[ie] Harmonie, der mittlere Durchschnitt von
Licht und Schwere das angemessenste,das schönste. Das ist sein Element,
seine Sphäre; je näher dem Durchschnitt, je menschenähnlicher. —

[471] Der Indifferenzpunkt d[er] Menschheit oder derjenige wo Vernunft und


Unvernunft sich saturiren und durchdringen, ist da wo wir die Götter
berühren. Dieß ist d[er] Fall in allen Mysterien, Mythen, in der Poesie.—

[472] Daß Negative hat nur in d[er] Sphäre seines Positiven Realität; außer¬
dem ists Nullität

[473] Das yj? [Christentum] ist nur immanente Religion. Sie ist nur für Menschen;
da es nun aber Charakter d [es] Menschen ist, mehr zu sein als ein Mensch,
so ist es wieder gar nicht hinreichend für ihn und die alte Relig [ion] ist
es weit mehr. —
1799■ B- zur Psychologie. 163

[474] Die Schwere ist das Isolirende und das Isolirte in d[er] Natur. Der
Mittelpunkt zwischen Licht und Schwere ist nicht ein leerer sondern
die organisirteste Organisation. — So auch d [er] Mittelpunkt der Poesie
zwischen Vernunft und Unvernunft. — |

[475] Evangel[ium] d[er] Natur muß das neue ^[Christentum] anfangen.

[476] Nur d[as] Extreme und das Medium von hohem Werth in der Natur —
Metalle, Pflanzen, Menschen — Thiere und Krystalle sind unwürdiger.
Desgl [eichen] Feuer und Luft —Wasser, Licht und Erde d.[as] höchste.—

[477] Die Organisation kann nur teleologisch verstanden werden. Die Astrolo¬
gie ist die Wiss. [enschaft] von der Bedeutung d[er] Natur. Die Chemie
ists von ihrer Kraft. Der Dynamik (die mehr polemisch ist) entspricht
die Algebra -— der Astrol. [ogie] d[ie] Geometrie. Dieser — Astrol[ogie]
— realistische Factor <d[er] <pu[Physik]> ist d[er] höchste, denn nur
Deutsche sind a la hauteur desselben. — Viell. [eicht] selbst d[er] Dualismus
d[es] Antiken und Modernen zur Astrologie]. —

[478] Gegen d[as] Medium von Licht und Erde, welches die beste Sphäre für
d [en] Menschen ist, giebt es wohl auch einen Gegensatz, wo etwa Licht
und Erde am meisten von einander getrennt sind. —

[479] Die cd} [Synthese] von Menschen und Welt giebt erst d[en] Begriff von
Universum. Dessen Gegensatz ist Chaos, und ihre Mitte ist d[ie] Natur.
Daß d[er] Mensch sich nicht zur Natur mitrechnet, ist nur eine praktische
Täuschung. Das Moralische im Ursprung d[es] Menschen erklärt sich von
selbst, obgleich es ein Wunder ist. Aber das Physische ists worauf es
ankommt. —

[480] Sind nicht alle Arten von Pflanzen und Thieren nur falsche Tendenzen
d[er] Erde in ihrem Bestreben nach Menschheit, verunglückte (Versuche
nach derselben) Menschen ? —

[481] Sonderbare Divination d[er] Thiere, die wir Instinct nennen. Sie ist bei
d [en] Menschen mehr und weniger auch, anders gerichtet und zerstreut.—

[482] Da noch Ringe um Planeten sind, so liesse sich denken, daß sich noch
mehre Monde von d[er] Erde ablösen, und diese sich dadurch verjüngen
werde ? — Der Mond war am Ende dieselbe Tendenz nach Sonne, wie
alle Organisation auf der Oberfläche. Man könnte von dieser sagen, sie
s.43 sei | ein Mond der nicht Kraft genug hat sich loszureissen. —

[483] Es gab eine Menschheit vor uns und wird eine vor uns geben. Diese zu cha-
rakterisiren, dahin reicht unsre Divination. Die Menschheit ist aber auch
nur ein Proceß. Die Schlacke wird zum Mond, der Geist fliegt zur Sonne.—
164 [HI] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.

[484] Ist d[ie] Erhöhung d[er] Erde um den Aequator nicht fix, so muß sie
progreßiv sein und so muß es wieder dahin kommen, daß sich ein Ring
ablößt und ein Mond bildet. —

[485] Man kann so wenig Gold machen wollen als Titanen zeugen. Nach d[er]
gewöhnlichen] Ansicht ist es ziemlich unbegreiflich daß man jenes nicht
kann. —

[486] Die moralische Unsterblichkeit liegt schon in der physischen, indem


näml [ich] die Proportion d [er] Moralität d [er] d [er] Realität völlig ent¬
sprechen wird. Was in d[er] Menschheit als Moralität erscheint, ist außer
ihr Realität. —

[487] Eine moral, [ische] Unsterblichkeit, physisch gedacht, ist unendlich


witzig.

[488] Wir sind jetzt auf d[em] Punkt wo wir Gott und ewiges Leben positiv
und materiell erkennen müssen.

[489] Die Tugend ist das was die Erde d[er] Sonne für das Licht zurückgiebt.
Sie ist also das eigentlich] dunkle Licht und nur in dieser Ansicht hat sie
Magie und Realität in der Welt. —<Die Liebe als Indifferenzpunkt der
Menschheit >

[490] Das Wesen d [er] Dinge bedeutet das Wesen d.[es] Ganzen, dieses kann nur
außer diesem Ganzen erkannt werden. Das unsre z. B. von d[em] ersten
Mensch [en] bis zur letzten Zeit wenn wir zuvor d [as] künftige Leben auf
d [er] Sonne, die vorige und die nächstkommende Epoche auf d [er] Erde
divinirt haben, und da einen Standpunkt für das jetzige Universum
gefunden. — Nur dieTiefe zu enthüllen, ist Sache d[er] Physik. Die volle
ganze Anschauung zur tt [Poesie]. — <Eben das gilt von d[er] Kentniß
d[es] Menschen. Also kann das Ganze dieser Kentniß nur in tc [Poesie]
mitgetheilt werden.>

[491] Wo Einheit ist, da ist auch Bewußtsein. Es ist Grund genug da, die
Sonne und Erde für Einheiten zu halten. (Die Gedanken der Erde müssen
s.44 sich construiren lassen) | Mit d[er] Freiheit streitet das nicht — viel¬
leicht] findet die auch nur da Statt, wo mehre in d[er] Gattung sind.
Ein Zeitalter d[er] Menschheit ist ein Gedanke d[er] Menschheit. Hier
auf diesem Standpunkt verschwindet die Freiheit d[es] Menschen.

[492] Das nächste Geschäft der 90 [Philosophie] als solcher für <pu [Physik]
müßte ctxstct [skeptisch] sein zum Gegengewicht der Empirie. _

[493] Combinat.[orische] Ideen, transcend.[entale] Ansichten hat d.[er] Dichter


eben so gut und besser von d[er] Natur als d[er] 90[Philosoph], —
i8oo. i. 165

[494] Es muß einen Indifferenzpunkt zwischen d[er] Sonne und d[erj Erde
geben, diesen bezeichne man aether; und ist das nicht eigentlich]
d[er] Olymp d[er] Alten, ist da nicht Himmel und Gottheit? — Die
Tiefe als Erebus. —

[495] Daß die Erde Bewußtsein hat, darum anzunehmen, weil sie eine wahre
Einheit ist und sich Menschheit aus ihr entwickelt. Das Bewußtsein d[er]
Erde und d [es] Menschen zusammen ist nur die Antithesis von d [em]
Bewußtsein d[es] Aethers. —

[496] Das letzte Resultat d [er] Dynamik, daß die Natur nur eine ins Unendliche
unendlich verschieden potenzirte Null ist, macht einen herrlichen Ein¬
gang zur Theosophie und Religion <Das Transzendentale] und das
Absol. [ute] als die beiden Factoren d[er] Theorie. -—>

[497] Die Liebe ist schon ein sehr potenzirter Indiff [erenz] punkt — der des
innern Menschen ist die Fantasie, der des äußern d[ie] Schönheit. Die
Liebe für beide, er selbst ein Gemisch von Aether und Eisen.

[498] Der Physiker, der Skepsis und Empirie in sich vereinigt wird dadurch
schon zum Kritiker, die Natur wird ihm Text, er inteipretirt die Natur
mit d[em] Sinne als der große Kritiker d[en] Autor. —

[499] In d[er] Dynamik ist das Problem das Seyn d[es] Werdens darzustellen,
in der Kosmogonie hingegen das Werden d[es] Seins. —

[500] Die Oberfläche d [er] Erde ist verkalktes Metall — die Verbrennung hat
also schon an gef an gen und dauert noch fort. Die Menschheit selbst als
s. 45 Proceß ist d [ie] höchste Potenz der | Oxydation für diese Epoche d [er]
Erde. —

1800. 1.

[501] Es läßt sich denken, daß d[er] jetzigen Epoche auf derselben Erdober¬
fläche noch eine andre bloß mineralische voranging, zur Bildung der¬
selben. Viell. [eicht] mit unvollkommnen Ansätzen von Vegetation] und
Anim[alität]. —

[502] Alle Metalle die zu uns kommen, sind viell. [eicht] nur durch eine zufällige
Reduction entstanden, die durch eine große Entzündung geschah, etwa
während d [em] Uebergang vom mineral, [ischen] zum humanen Abschnitt
d [er] jetzigen Epoche.— Sind dieTropfen sphärische Krystallisationen ? —
i66 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.

[503] Die Erde als Individuum muß jetzt eben, weil d[ie] Einzelnen in und an
und auf ihr leben, in einem negativen oder neutralen Zustande sich
befinden. Sie schlummert <Eine große Revoluzion ist ihr Wachen. >, sie
hält d[en] Athem an, schlägt ihr Puls einmal im Großen, dann wird alles
einzelne Leben still stehn. —

[504] Ein Hauptsatz in Baader ist, daß die Energie d[er] Materie nicht dieselbe
bleibt, daß sie perfektibel; daraus folgt von selbst daß die höchste Kent-
niß d[er] Natur nicht reine Wissenschaft sondern Geschichte ist. <Hier
hat d[ie] Divination ihr Gebiet> Etwas ähnliches setzt er in dfer] Luft,
in d[er] Monas, als d[as] centrirende Princip der Trias. —

[505] Die Monde kehren viell. [eicht] zunächst zurück in d [en] Aether, die Sonne
d[er] unmittelbare Niederschlag. — Oder ist die mittlere Region die der
Rückkehr und lösen wir uns zunächst in die unsichtbare allgegenwärtige
aetherische Centralsonne auf? Nach Baaders Ansicht kann auch Materie
vernichtet werden. —- Die Monde viell. [eicht] die Exkremente d[es] Uni¬
versums. — Es ist nicht eine Centralsonne, sondern ein Centralaether. —
Die Sonne zugl. [eich] mit d [er] Erde aus d [em] Aether niedergeschlagen;
die Kometen ein Gegensatz gegen beide.

[506] Die reine Physik muß von Mathematik völlig geschieden werden; dann
berührt sie unmittelbar die 71 [poetische] Ansicht der Natur. |

s. 46 [so?] Um so unmittelbar in d [en] Centralaether zurückzukehren, sind wir wohl


zu schlecht. Also scheidet sich die Menschheit nach d [er] Sonne und nach
d[em] Monde hin. Der letzte viell. [eicht] nur die fixirte Vernichtung d. h.
Hölle. <Bleibt nicht bei jeder Verbrennung schlechter Bodensatz zurück,
Asche — Schlacke. >

[508] Sehr gut daß d[er] Mond immer dieselbe Seite nach d[er] Erde kehrt.
Man lebt auf Sonne und Mond wohl nur in d.[er] Erinnerung, nicht in
d[er] Gegenwart. —

[509] Leben d[ie] Sonnen viell.[eicht] von d[en] Erden? Blättern sich Erden
von d[en] Sonnen ab, wie Monde von diesen? —

[510] Centralaether in d[er] höchsten Potenz ist Gott, <pu [physikalisch] ausge¬
drückt. Wo Gott körperlich gedacht werden muß, nicht prak[tik]abel
aber materiell — Luft y — °. —
[511] Die Milchstraßen sind viell. [eicht] in eben d[em] freien Verhältniß wie
d [ie] Sonnen unter sich.
i8oo. i. 167

C512J Die Mittelmäßigkeit unsres Daseins ist so groß, daß sie sich auch noch
aufs nächste erstrecken muß, obieich dieß schon entschiedner sein kann.

[513] Die Alten dachten sich die Unterwelt bloß auf d [er] Erde; die [Christen]
unmittelbare Rückkehr in d[en] Centralaether; die Wahrheit liegt
zwischen beiden.

[514] Die Dynamik hat nur einen negativen Werth wie die jetzige <pcr[Philo¬

sophie] — von der Furcht vor d[em] Unendlichen und von der empiri-
stischen Beschränktheit zu heilen. —

[515] Meine alte Idee vom Universum als erstarrter Vernunft ist d[er] Gesichts¬
punkt d[er] Dynamik; die entgegengesetzte d[er] Natur als einer flüßig
gewordnen Liebe ist d[ie] Ansicht d[er] Astrologie. —

[516] Baaders 7^ noch ferner sehr anwendbar. Luft und Wasser im positiven
und negativen Zustand so auch Pflanze und Thier; die Mineralien
stehn im Indifferenzpunkt, sind jetzt neutral, das Leben in ihnen
latent (Gott ist überall latent.) Licht als viertes Element der Hauch von
oben, so wie im Menschen. —-
[517] Nicht nur die Erde sondern auch Luft und Wasser sind schon ver¬
brannt. —
[518] Auf d[em] dynamischen Standpunkt müßte auch die Verschiedenheit
s.47 zwischen Geist und Materie 1 bloß graduell erscheinen, wenn er nicht
d [en] Geist streng genommen läugnete. — Bewegung (qualitative) Wärme,
<
Leben, Seele und Geist zu construiren in einer Scala. — Wärme in dieser
Scala d[er] Centralproceß.>
[519] Die Kometen vielleicht] das Göttliche in dem A des Weltsystems,
eben wegen d[er] großem Unregelmäßigkeit.

[52uj Im Blut zugl. [eich] Metall und Salz — alle Steine viell [eicht] eine oT [Syn¬
these] aus Metall und Salz —Oel (Blut, Wein) das göttliche Mineral.—

[521] Mit d[er] Organisation endigt d[ie] Dynamik, sie kann sie nicht mehr
construiren, eben so wenig als die Elemente. —

[522] Wenn d [ie] Kometen die Gemeinschaft der Sonnen unter sich zu erhalten
bestimmt sind, so versteht sichs ohnehin daß sie für diese das göttliche
Princip sind. —
[523] Die Dynamik strebt alle Materie in Aether zu verwandeln. — <DerAether
gehört nicht mit in die Scala d [er] Dynamik, sondern wird durch einen
Salto gesetzt, wie bei Kant und Fichte Gott und Freiheit. —>

[524] Die Urgebirge sind viell. [eicht] zugleich mit d [em] Mond entstanden, haben
diesen, da er noch Erdrinde war abgesprengt. Die zweite vorgeblich]
i68 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.

durch Wasser gebildete wäre dann etwa ein Produkt der vormensch¬
lichen Epoche seit Entstehung d[es] Mondes. DieUrgebirge ein Aushauch
der innern Erde, die jetzt d[en] Athem anhält. —

[525] Daß man durch d [as] Glühen oxydirte Körper desoxydiren kann, spricht
für meine Vermuthung daß Wärme d[er] mezzo termine zwischen jenen
beiden Processen sei. Der Körper kehrt also durch d[en] höchsten Grad
d[er] Wärme, wenn er vorher oxydirt war, in sein natürliches Gleich¬
gewicht zurück. —

[526] Verstehn die ältern Chemiker etwa unter d[em] Phlogiston d[as] Impon-
derable, d[en] Aether? — Gott ist das Ct [Zentrum] aller Ct[Zentral]-
äther —to 7rpcoxov xivouv <xxiv7]tov. <Der Aether ist axtv/]TOV> — Phlogi¬
ston das Mittlere zwischen d [em] Aether und der Erde en masse. —

[527] Außer d[er] Empirie ist das Geschäft des Physikers Analogie, die nur
wo großer Vorrath von Empirie ist, fruchtbar sein kann. Hier ist ^[Syn¬
these] für Dynamik und Astrol [ogie]. Sie muß nur Analogie bleiben,
nicht System werden wollen. |

s. 48 [528] In jeder Hypothese ist d[as] Primitive gewiß wahr, wenn auch schlecht
gesagt. —

[529] Das Phlogiston nicht die leichtmachende sondern die schwermachende


Materie d [er] Erde. Alles Individuelle und Positive auf d [er] Erde aus
d[em] Aether, nicht aus d[em] Phlogiston zu erklären. Dieses ist nur das
Negative also Allgemeine d[er] Erde. Was auf d[er] Erde imponderabel
ist, ist gegen den Indifferenzpunkt der Sonne und Erde zu schwer, also
ists auf der Erde negativ schwer. —

[530] Licht und Bildungstrieb die Principien d[er] Natur. Für das Princip des
gestörten Gleichgewichts giebts also kein bessres Schema als das der
Krankheit. Was nicht Licht ist oder Aether ist Krankheit in d[er] Natur.
Das Ende d [er] Dynamik ist also sehr theologisch, daß die ganze Natur
krank ist und Gott als Centralaether alle Realität in sich faßt. _

[531] Auch das'£vxai7iocvwird in derTheos.[ophie] vorbereitet—Identität d [es]


Geistes und d[er] Materie —und Realität d[es] absoluten Objekts.—

[532] Für d[en] Physiker gibt es mehr eine dynamische Denkart als einen
einzelnen Satz. —

[533] Der Mond ein Thier, die Sonne eine Pflanze, die Erde ein Krystall. Die
Mineralogie geht darauf die Individualität d[er] Körper zu charakterisiren.
Statt d[er] brennbaren Materialien könnte man also die Gifte dazu neh¬
men. Es muß ein absolutes Gift geben, was für die Erde en masse gilt _
i8oo. i. 169

[534] Den einzelnen Menschen kann man wohl nicht d[ie] Nativität stellen,
gewiß aber d[em] Zeitalter; Theorie d[er] Revoluzion nach dieser
Idee. —

[535] Nach d. [er] großen Farbenlehre muß alles Gift ursprünglich blau sein,
d[er] Durchschnitt d[er] Metalle roth. Das Colorit d[es] Correggio ist
negativ, Raphaels positiv; die blaue Seite der Farbenleiter ist offenbar
die der verschmelzenden Uebergänge; die rothe d.[ie] d.[er] entschiednen
Stufe. — |

s. 49 [536] Im Centrum d [er] Erde Sonne und Mond noch ganz unentschieden bei¬
sammen, Gift und Metall ganz verwickelt. Die Keime der künftigen
Organisation sind zuvor Gift und auch die Schlacken der Verwesung
sind es.

[537] Die Erde ist d[er] Eierstock aller Pflanzen und Thiere; der Aether ist das
männl. [iche] Glied.

[538] Im Menschen Metall und Gift wieder am innigsten durchdrungen. Wird


das Goldmachen entdeckt, so beginnt eine neue Menschheit und wer
weiß ob diese Epoche so fern ist. Erst dann eine große Revoluzion mög¬
lich. —

[539] Die Metalle sind viell. [eicht] nur darum giftig, weil sie Gegengifte sind
deren Gifte wir nicht kennen. —

[540] Gott ist wohl nicht möglich zu construiren ohne Madonna. Viell. [eicht]
ist diese der culminirende Punkt, jp [Christus] der positive, rothe,
blutige. Satan der negative, blaue; hier giebts nur Verschmelzung dort
Stufen.

[541] Die Zeit auch nach dem A zu construiren. Die Gegenwart T- [indifferent],
die Vergangenheit ist —[negativ] die Zukunft + [positiv], der Geist das
Denken oder das Gefühl ist das belebende Centrum. — Die Zeit richtig
zu construiren ist eine magische Kunst. —

[542] Auf d [er] Sonne werden d [ie] Seeligen d [en] wahren Tod klar voraussehen
und d [er] hohen Vernichtung würdig, die Rückkehr in d [ie] Gottheit als
die letzte Wonne in einer unübersehlichen Reihe von steigenden Seelig-
keiten im Auge haben. —

[543] Magie ist Kunst der Seeligkeit, sich und andre ewig und seelig zu machen.
Kein noch so heiliger Mensch auf Erden ist würdig zu sterben, wenn das
Sterben nur genommen wird in d [em] Sinne wie es selbst irdische Mystiker
genommen haben; und aus diesem Standpunkte muß man freil [ich] gegen
d[en] Selbstmord sein. —
170 [HI] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. 111.

[544] Nach d [em] Grundsätze von d[er] Gradation d[es] Negativen muß es
unendlich] viele Gifte geben, aber eine bestimmte Zahl Metalle. —

[545] Gott das beseelende Centrum; Natur + [positiv] und Universum — [nega¬
tiv] ja [Chaos] = [indifferent] Die Natur ist gut aber die Welt ist
verderbt. —

[546] Es giebt unendlich] viele Universen, jede geschloßne Sphäre, jedes

s.50 ^ ist ein Universum. I Gott allein das grosse Universum:

Constr.[uktion] Gottes d[er] Anfang d[er] Magie. — Nur im Menschen

zerlegt sich Gott auf jene Weise. Das belebende Centrum ist d.[er]

heil[ige] Geist. Die Indifferenz] viell. [eicht] der Vater mit d[en] Engeln.

Der Sohn soll uns nur von den bösen Geistern erretten und uns mit d[em]

Vater versöhnen.

[547] <Größe ein ausZahl und Ausdehnung zusammengesetzter Begriff. Mathe¬


matik der beste Nähme, höchst wissenschaftliche] Wissenschaft, was
sich schlechthin lehren und lernen läßt. -—>

1800. 2.

[548] Die Mahlerei ist eine 7tcp [prophetische] Kunst; ihre Bestimmung ist die
Gestalten d [er] Sonne zu mahlen — die Musik geht wohl noch höher hinauf
in d[en] Centralaether. —

[549] Die Scala d[es] Tons muß sein wie jede andre. Man sollte erst d[en]
Indifferenzpunkt suchen, den Ton, der am meisten Consonanzen nach¬
klingt etwa. Von da aus dann nach Grundsätzen d[er] Scalität auf d[er]
positiven Seite die bestimmten Stufen, auf d[er] negativen d[ie] Kette
d [er] Gradationen constituiren. Sehr klar theilt sich die Musik ihrem
wesentlichsten Wesen nach in consonirend und dissonirend, wie Raphael
und Correggio. —

[550] Die Thierarten consoniren, die Pflanzenarten dissoniren; die Luftarten —


Metalle consoniren, die Wasserarten — Gifte dissoniren. Eine gute
Dynamik müßte eine pragmatische Anleitung sein wie man construiren
soll, was man noch gar nicht sonderlich versteht. Zur Theorie d[er]
Construction der Hebel äußerst wichtig. Jedes Universum z.b. hat sein
Hypomochlion wie seinen Indifferenzpunkt. — Jedes Universum hat
i8oo. 2. 171
auch seine Temperatur und gewisse Grundaccorde. Accord findet offen¬
bar nur am positiven Arm, Temperatur nur am negativen Statt. Beide
sind aber doch schon eine Rückkehr zum Centrum. Der Mensch z. b. ein
animalischer Accord aber eine vegetabilische Temperatur. —

[551] Vielleicht ist das Centrum in jedem Universum doppelt im eigentlichen]


Sinne heterogen, Eins aus zweien, zwei zugleich aus verschiednen Ord¬
nungen z.b. die Erde lebt nicht bloß von d[er] Sonne sondern von d[er]
Sonne und d [em] Centralaether. Daher lebt sie elliptisch, wie alles Leben |
s. 51 krummlinicht ist. Wir stehn mit d [er] Sonne nur in Connexion durch d [en]
Aether. Dieser aber gehört zu einer ganz andren höhern Ordnung d[er]
Dinge, und steht in unmittelbarer Verbindung mit d [em] Centralaether.—

[552] Europa und Asien wohl in d[er] positiven Hälfte d[er] Erde. —

[553] Pictur und Musik theosophische Künste. —

[554] Das Leben ist ein elliptischer Proceß, Anfang und Ende viell [eicht]
parabolisch und hyperbolisch. /E ist das Skelett der Natur. —

[555] Jede Construction ist auch wieder ein Universum und schwerlich] wird
wohl ein andrer als ein Kantianer oder Fichtianer glauben können, er
habe sie vollendet.

[556] Die Theosophie muß recht eigentlich] das alte Testament d[er] 9a[Philo¬
sophie] werden, orientalisch in Sprache und Geist. Viell.[eicht] auch d.[ie]
reelle Sprachlehre zur Theos, [ophie] so daß diese also mit Biblik endigte.

[557] Die Harmonie ^[indifferent] Melodie —[negativ] Rhythmus -j- [posi¬


tiv]. —
[558] Alles Materielle und Individuelle in d[er] Anschauung kommt aus dem
Geiste. Es wird mit jeder neuen Berührung d[es] Objektiven gleichsam
ein neues Stück d[er] im Subjekt gebundenen Gottheit frei und sichtbar.
Also was wir schauen, schauen wir Gott; darum ist alles nur Zeichen,
nichts dessen Bedeutung wir verstehn nur Täuschung. Religion d[er]
Funke von oben in d[em] gugt [System] höhrer Wiss [enschaft]. Theo¬
sophie das Ganze, d[er] Idealismus das Hypomochlion. —

[559] Das Hirn culminirt im Menschen, das Herz T[indifferent], also tritt
es wieder in seine große alte Function. —
[560] Hypomochlion ist nur Symbol, das wahre ist schwebend; der thätige
freie Mensch ist sein eignes Hypomochlion. —

[561] Das absolute Objekt ist nur dasjenige welches zugleich wieder Subjekt
ist, also Gott. Theosophie ist also absolute 90[Philosophie]. — Für die

16 Schlegel, Band 18
172 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.

Theos, [ophie] das Construiren gar nicht genug, sie soll das Universum
construiren. —

[562] Es gibt nur eine organische Materie — gift. Sie ist eben desfalls und
wegen ihrer Formlosigkeit im Gebiet d[es] Organismus d[as] Göttliche.
Gift ist Saame an d[er] Unrechten Stelle gleichsam. Die Assimilation ist
da im Leben die im Metall gebildet und in Ruhe erscheint. |

s. 52 [563] Physik ohne Religion ist platter Unsinn. <pu [Physik] und paö-[Mathe¬
matik] eine ganz unnatürliche Trennung; Beide nur Eins — theoretische
und praktische 91» [Physik] Theosophie und Magie. Physik näml[ich] ein
Mittelglied der <pa[Philosophie] und d[er] Religion], Xoy [Logik] das
irreligiöse Princip wie sich an d[er] isolirten Aoy [Logik] = crxs^ [Skepsis]
zeigt. Soll vielleicht] d[ie] ganze cpcr[Philosophie] Physik werden ? —

[564] Himmelblau ist d[ie] Farbe d[es] Verlangens, d[er] Sehnsucht, d[er]
Wehmuth; Indigo drückt wohl d[en] Zorn aus; Violett d[en] Haß und
d[ie] Verzweiflung. Roth die Liebe, Braun die Kraft — auch die Wollust.
Eifersucht, Neid etwa Gelb. —

[565] Aus Sehnsucht und Zorn wird Haß. Aller Haß also verschmähte Liebe.—

[566] Das Kunstwerk ist im eigentlichen] Sinne Frucht näml.[ich] Saamenbe-


hältniß. Jedes enthält Saame zu einem gleichartigen und ehe nicht dieser
alles was für ihn ist, aus dem umgebenden Stoff an sich gezogen hat,
ist das Werk nicht reif nicht genießbar. —

[567] Sollte das Gift nicht so entstehn wie es wirkt, eben so wie d [ie] Vernunft
im Menschen, durch Ansteckung durch bloßes Beisammensein, also durch
ein Wunder. —

[568] Die sieben freien Künste beziehn sich wohl auf d. [ie] Planeten. Eine große
Entdeckung wäre es die Erdkunst zu finden; aber am Ende wenn sie
alle andern verschlungen hat, muß auch sie sich in Religion auflösen
wenn die Oxydation oder Bildung d[er] Menschheit vollendet ist. Es ist
offenbar die Historie. —

[569] Der interessanteste aller Planeten ist offenbar Mars. Merkurius ist d [er]
Gott der Poesie, doch unter d[em] Apollo; Venus die Göttin d[er] Poesie.
Mars ist im Zustande d[er] Religion. Alles Irdische kann nur durch d[en]
Mars zur Sonne sich erheben. Gleichsam d[er] Aether d[er] Künste ist was
sich in ihm auf die Sonne bezieht. —

[570] Die Sonne hat keinen bestimmten Repräsentanten auf d[er] Erde; nur
s.53 aus d[em] Centro | der 71 [Poesie] und 90[Philosophie], der 90 [Physik!
und poucj[Musik] erhebt sich ein Strahl dahin. —
i8oo. 2. 173
[571] Alle Menschen sind Repräsentanten d[er] Sonne auf Erden, alle
Künstler noch mehr; viell[eicht] d[ie] Metalle und auch d[ie] Gifte.
»Werde Mars so entsteht Sonne, mache Silber so blüht Gold.« —

[572] Sollte nicht auch in d[em] Gifte d[er] Charakter d[er] Planeten sich
offenbaren. Welche Fülle von Reflexion und Relig[ion] dazu auf d[em]
Uranus — wie viele und häufige Mondablösungen, welche Leichtigkeit
und Verklärung. Daß alle Künste historisch werden und das Eisen
wieder alleinherrschend wird, das Gold bloß ein heiliges Spiel, ist ein
und dieselbe Revoluzion. — Man sollte viell. [eicht] Silber machen um
das Gold in s. [einen] ursprüngl [ichen] Zustand zu versetzen. —

[573] Wie d[er] Misbrauch d[er] edelsten Metalle so ist es auch das Edelste im
Menschen was alles verwirrt, seine Liebe, seine Musik, das aesthetische
Princip. —

[574] Alchemie die einzige solide Art in d[ie] Revoluzion einzugreifen und auf
andre Nationen zu wirken. — Sollten nicht auch d[ie] Krankheiten sich
auf d[ie] Planeten beziehn? Besonders die Verrückung könnte planeta-
risch sein. Vielleicht zerfallen alle Krankheiten in wunderartige und
verrückungsähnliche. Es ist d[er] eigenthümliche Vorzug d[es~J mensch-
1. [ichen] Körpers, daß er verrückt werden kann. —

[575] Gift wohl auch auf d[er] Sonne sehr thätig; die Anschauung andrer
Planeten d. h. ihr [er] Wechseldurchdringung wird da durch Gift vor
sich gehn. — Mars in jener Ansicht also d[er] höchste Gott d[er] Erde.
Jupiter als Gott d [es] Aethers, in andrer und zwar in höherer Rücksicht
d[er] höchste. —
[576] Alle Körper sind verbrennlich, keiner ist absolut verbrannt. Ist d.[as]
Verbrennen nicht unendlicher Potenzirung fähig wie auch d[ie] Ent¬
stehung— also die Wässerung, also die Bildung? —Wasser d[em] Feuer
wohl nur entgegen, als Wasser; näml. [ich] seiner Form und Flüssigkeit
nach, nicht d[en] Bestandtheilen. —
[577] Viell. [eicht] haben auch die verschiednen Gemüthskräfte auf d. [ie]
s.54 Planeten Beziehung. Die mavortische Wissenschaft | viell. [eicht] schick¬
licher Moral genannt als Religion, aber dennoch in d [ie] revoluzionäre
oder kindliche eingetheilt — die kindliche ist Annäherung zur Religion].
Opferflamme aus dem Center nach oben. Das goldne Zeitalter d[er]
gleichmäßigen Temperatur bezieht sich viell. [eicht] auf d[ie] Erdepoche
vor d[em] Mond und unterhält dieser die kleine revoluz.[ionäre] Bewegung
auf d[er] Erde; macht das Wetter, stört d[as] Gleichgewicht. — Die
Grundstoffe daraus planetarisch.
i74 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.

[578] Sollte es nicht mit der Physik dahin kommen, wo zu Euklides Zeit schon
die Mathematik war, daß man sagen könnte; Gebt mir so viel Ox[ygen],
Az [ot] usw so mache ich eine Sonne, eine Erde, einen Mond ? —

[579] Wie viel Factoren gehören zu einem individuellen Körper? — Zu


einem organischen wohl sieben, zu einem elementaren 2 ? —

[580] Selbst die paS- [mathematischen] Erfindungen wurden von d [en] Erfindern
divinirt; und d[er] Sinn, d.[er] Grund der pa$ [Mathematik] im Ganzen
kann auch wohl nie bis zur Vollendung gewußt werden. —

[581] Sollte nicht das Glänzen d[er] Metalle und alles Farbehaben nur wie
das Leuchten d [es] Phosphors ein sanftes gelindes Verbrennen sein ? —

[582] Das Centrum der Natur ist Gott, d [er] Aether d [ie] Weltseele. Der Abyssus
das fixe Princip, der Orient die Rückkehr aus dem fixen ins flüchtige. —

[583] Giebts nicht auch einen negativen und positiven Raum wie Zeit (das
Leere). Für die Universalmedicin läßt sich das sagen; die eigentümliche
Speise d[es] Menschen kann noch nicht entdeckt sein. Die Versuche von
Essen, die wir bis jetzt haben, sind falsche Tendenzen. Die Mannigfaltig¬
keit unsrer Speise ist wohl eine Indikation auf das Rechte, aber mehr nicht.
Wird die specifische Menschenspeise entdeckt, so hört viell. [eicht] der
s. 55 Ackerbau auf und die Menschheit wird noch | einmal umgekehrt. Vielleicht
ist d[as] böse Princip im Ackerbau eben so mächtig als im Handel. Nicht
bloß die Thierspeise ist unmenschlich sondern auch die vegetabilische —
Er sollte nur die Elemente essen. Nach Entdeckung jener Speise werden
alle Menschen wieder zugl. [eich] Krieger und Künstler werden. —

[584] Frage ob die Länder welche der Sitz d[er] Cultur waren sich nicht in Rück¬
sicht auf d[en] ErdMagn [etismus] und Elektr [izität] sehr auszeichnen.
Auf diese Art Hesse sich viell. [eicht] d[er] Sitz d[es] Urvolkes bestimmen. -

[586] Durch Magie wäre es gedenkbar, daß die Menschen dahin kämen, die
Ablösung d[er] Erdrinde durch freie That zu bewirken, die sie thäten
weil sie einsähen, es sei nun Zeit — Krieg und Frieden beides zugl [eich]
in d[er] höchsten Potenz. —Die Bestimmung d[es] Menschen ist s. [ich]
selbst zu zerstören. Aber dazu muß er freilich] erst würdig werden;
noch ist ers nicht. —

[586] Das Wurzelwort d[er] jetzigen Menschheit in d[er] vorigen zu suchen, als
d [er] Mond noch Erde war. —

[587] <Das Gewissen ein dunkles Bewußtsein d[er] ursprünglichen Menschheit,


Eiinnerung (dahin aber aucßEta die doch nicht gegen das Rechte ist.)
(Blutvergießen — Blutschande — unnatürliche] Wollust)>
i8oo. 2. 175

[588] Ist Musik die tellurische Grundkunst, so muß alle Sprache sich wieder
in Musik auflösen. Man löse nur alle Wissenschaften und Künste in Reli¬
gion auf, so werden sie von selbst Musik werden. —

[589] Was kann klarer sein als daß das Menschengeschlecht eben so wunderbar
aufhören muß, wie es angefangen hat ? —

[590] Ein herrlicher Ausdruck ist d [as] Firmament — nur der Aether ist absolut
fest; näml.[ich] d[er] Centralaether. —

[591] Sollte nicht d [ie] Bestimmung d [er] Erde sein — etwa Sonnenstoff zu
werden oder zu bereiten — alles mit d [em] Licht en rapport zu setzen ?
Aufklärung also der Zweck d[er] Natur.

[592] Was nicht Erinnerung an die goldne Zeit ist, ist nur angelegt auf den
einen großen Moment d[er] Selbstzerstörung in Masse; das ist d[as]
s.66 Fest aller Feste. Es kann keinen andren | Inhalt haben. Das ^[Unend¬
liche] d[er] Gegenwart (bloß Form) geht aus dieser Sphäre d[er] Mensch¬
heit heraus, darauf erstreckt sichs also nicht.

[593] Salze etwa = Luft -f- Erde Metalle = Wasser -f- Erde ? —

[594] Der Raum ist fixirte, gestörte verveßte, todte Zeit. —

[595] Merkwürdig wie im Anim[alischen] und Vegetabilischen] alles auf die


vier großen Grundstoffe sich reducirt. Sollten diese sich nicht auf Sonne,
Mond, Aether und Erde beziehn? <auf Magn[etismus] Elektrizität]
Galv [anismus] die stickstoffhaltige zum Galv. [anismus] am geschick¬
testen. —> Stickstoff stört d[as] Leben und hält es an = Mond. Sauerstoff
nährt, befördert es — Sonne. — Wasserstoff viell. [eicht] d[er] Reprä¬
sentant d[es] Aethers. Kohlenstoff der Erdstoff wie im Veget [abilischen]
und An.[imalischen] sehr sichtbar. In d.[er] vorigen Period[e] gab es viel-
1. [eicht] kein Stickgas, man lebte sehr leicht und schnell. — Ist Kohlen¬
stoff der Repräsentant d[er] Erde, so ist d[er] Kern d[er] Erde etwa
Diamant Eisen viell. [eicht] nur ein Repräsentant d[er] zweiten Ordnung
— wie d[er] Mensch Repräsentant, ist d[er] Diamant d[ie] Erde selbst.—

[696] Die Pflanze mehr Erinnerung d [er] vorigen Epoche, die Thiere Ahndung
d[er] künftigen. Die Weiber viell. [eicht] mehr im Charakter d[er] Ver¬
gangenheit; die Männer in d[em] der Zukunft. —
[697] In d [en] Verhältnißzahlen liegt d [as] Geheimniß d [er] Natur; die Algebra
wird noch die Menschheit umgestalten. —

[698] Wasser, Feuer, Luft und Erde sind bloß Symbole d[er] Kosmogonie.
Wasser und Feuer d[er] Entstehung und Zerstörung; Luft des Lebens,
176 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.

Erde d[er] Bildung Nach jener Analogie war die vorige Menschheit ohne
Hölle, und die nächste wird zwei haben. —
[599] Als d. [asl entgegengesetzte Princip des Lichts etwa das Phlogiston (im
Grunde nichts andres als die Schwere) Viell. [eicht] fehlts nur an d[er]
rechten Temperatur um mit d[em] Azote so experimentiren zu können,
s.57 wie mit | d[em] Oxygen. Ehe man nicht die künstliche] Erkältung so
anwenden kann wie die künstliche] Erwärmung, ist nicht viel von
d[er] Chemie zu erwarten. —
[600] Das Newtonsche System wohl nichts andres als eine Ansicht d[es] Uni¬
versums aus d[em] Standpunkt d[er] Elasticität. —
[601] Die Princ [ipien] der cpu [Physik] müssen die Grundlehren d[er] Allegorie
enthalten. —
[602] Vielleicht sind die Urstoffe in einander, können sich unter gewissen Be¬
dingungen in einander verwandeln, sind allgegenwärtig und nur ver-
schiedne Formen von Licht : Phlogist [on]. —
[603] Die Chemie wird erst verständlich werden, wenn die Algebra körperlich
gemacht ist. —
[604] Sollten d[ie] drastischen Säuren nicht d[en] edlen Metallen correspon-
diren? — Auflöslichkeit d[es] Silbers in Salp [eter] Säure, des Goldes in
Salzsäure. —

[605] Physik zerfällt so in die zwei Factoren d[er] Chemie und Naturgeschichte
wie Historie in d[ie] des Antiken und Modernen. —
[606] Sauerstoff und Azote die Princ [ipien] d[es] Lebens, Kohle das Princip d[er]
Bildung Sonderbar daß das Kohlengas so wenig in d [er] Atmosphäre vor¬
handen ist und so viel in d[er] Erde selbst. Alle Kohlensäure in d[er] Atmo¬
sphäre ist d [er] Starrheit wohl nur zufällig und gewaltsam entrissen. In
d [en] hohem Regionen mag es weit mehr inflammable Luft geben._
[607] Sind Kupfer, Zinn und Blei etwa Nachahmungen von Gold, Silber, Eisen,
mit einigen Versetzungen in Rücksicht d[es] Starrheitsgrades und d[er]
Auflösungsverhältnisse ? —
[608] Es giebt nur die beiden Sinne Auge und Ohr. —
[609] Sieht man die Planeten von d[er] Sonne etwa farbig, wie ein Prisma ihrer
selbst — die Erde etwa gelb — d[en] Mars grün. —
[61#] Der Sohn ist das Gebildete was d[en] Tod d[er] Liebe stirbt — der Satan
ist die falsche Tendenz — aus der das unächte Leben entspringt, das
Mysterium magnum.
<Im Winter 1800—1801 während der Vorlesungen.> 177

[6U] Kupfer, Zinn und Blei, dergl es im Herzen des Menschen, der Kunst
und d[er] Liebe giebt — seine besten Symbole. — |

[612] Die Kasten d[er] oriental [ischen] Völker entsprechen viell.jeicht] d[en]
sieben Farben ? — Die Priester das Licht — die verworfne Kaste =
Finsterniß — Stand, der ausdrücklich] d[em] Tode geweiht ist. Wie d[ie]
Alten natürlich, so leben nur die im Orient göttlich. —

[613] Die wahre Pathologie müßte christlich sein — alle Krankheiten als falsche
Tendenz zu betrachten — also Verrücktheit. Der Fürst d[er] falschen
Tendenz ist Satan. — Sehr merkwürdig ists daß Eisen so heilsam und die
falschen Metalle so giftig oder giftverwandt sind. —

[614] Die Scala der Farben muß sich in d [en] Metallen, Säuren in d [en] Gattun¬
gen d[er] Pflanzen und Thiere wieder finden. —
[615] Das Alterthum org. [anisch] Griech [en] = Veget [abilisch] Römer = Am¬
in [alisch]. —
[616] Die Epoche d[er] Völkerwanderung war negativ, d[ie] d[er] Hierarchie
positiv, jetzt sind wir im Indifferenzpunkt. Daher d. [er] Schein von
Nullität in unsrem Zeitalter und die ungeheuren latenten Kräfte. —

[617] Nerven und Muskeln der T- [Indifferenzpunkt] des Thiers. Im Indifferenz¬


punkt zwischen beiden tritt die Seele ein, das ist d[er] Ort d[er] Seele,
obgl.[eich] dieser Ort viell. [eicht] durchgängig d[en] Charakter d[es]
Unendlichen hat — zugleich] Fläche und Punkt, schwankend usw. —

[618] Die Schwere bloß Cohäsion en gros die Cohäsion d [er] Erde. Coherenz =
Organismus. Wäre d[er] Aether nicht incoherent in sich selbst, so könnte
gar keine Organisation entstehn.

<IM WINTER 1800—1801 WÄHREND DER VORLESUNGEN.»

[619] Elektr [izität], Galv [anismus], Magn[etismus] in d[er] Natur was Genie
im Menschen (-)-=F) zusammen das gute Princip, wie der chemische
Proceß das böse. —
[620] Der magnetische <A>, elektrische <o>, galvanische <0>, optische, elasti¬
sche <□>, chemische < X>, organische < = > und logische < C> I Proceß müssen
sich auf die Scala der 7 Figuren beziehn. <C opy [organisch] Xoy [logisch]
= > Der optische ist wahrscheinlich] der allgemeine. Diese Scala muß sich
größer in d[er] Geschichte wieder finden. Die katholische Menschheit muß
viell[eicht] jene 7 Stufen d.[er] geometr. [ischen] Scala durchgehn. —
178 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.

. 59 [621] Die Menschen sind nur Menschen weil sie in d [en] Indifferenzpunkt der
Animalität fallen. Ist die Erde nun etwa eine indifferente Pflanze. Eine
Pathologie d[er] Natur d[er] Anfang aller Naturwissenschaft. Das eigent¬
lich] menschliche Dasein fällt ja auch in d[en] Indifferenzpunkt zwischen
Kindheit und Alter. <— oder fällt es nicht vielmehr an das Ende des einen
Pols. Auch d[er] Sitz d[er] Seele ist nicht im [Indifferenzpunkt] der
Nerven und Musk[eln] sondern am Extrem d[er] Nerven, das Lehen hin¬
gegen in d[er] Indifferenz zwischen jenen.> —

[622] Man sollte in d[er] Anatomie gar nicht von der teleologischen Voraus¬
setzung d. [er] absolut technischen Vollkommenheit ausgehn, sondern viel¬
mehr die Geschichte d. [es] Menschen in s. [einem] Innern studiren wie die
Geschichte d[er] Erde in ihrem Innern. Man fände da vielleicht Ruinen
Fragmente voriger längst verfloßner Zeiten. —

[623] Die Kunst ist gleichfalls zu suchen nicht in d [er] Indifferenz sondern an
d[em] einen Pol d[er] Menschheit. In d[em] + [Indifferenzpunkt] liegt
das republikanische Leben. —
[624] Gefühl und Trieb sind das Subjektive im Menschen — Nerv und Muskel._

[625] Der Gegensatz zwischen Negern und Celten in Rücksicht auf Organis. [a-
ti°n] nicht zu verwerfen; beide in ihrer primitiven Kraft d [en] Titanen
näher. Alle andren Ragen d[em] Indifferenzpunkt näher. —

[626] Es könnte ja auch wohl Pflanzenmenschen geben. Die Erde lebendig und
beseelt, da ist die Veget. [abilische] Menschheit zu finden und zwar als
“F [indifferente] Vegetation], Dahingegen d[er] Mensch d[er] äußerste
Pol d. [er] Thierheit ist. —
[627] Die Consonanten einzutheilen nach eisen, Wasser, Luft. _ i und e
weiß und schwarz; dentale, labiale, hauchende a und o die farbigen
Vokale; die Diphtonge die Mittelfarben. —
[628] Im Aether ist mehr als Bewußtsein Indifferenz zwischen Bewußtsein
und Unbewußtsein. <Der Aether = heil.[iger] Geist.> |

60 [629] Alles will Sonne werden d. h. ein verklärtes Verbrennen. Die Physik muß
schlechthin aufhören theoretisch zu sein, bloß praktisch in Magie. _

[630] Aether ist Quelle, daher -^-[absolute Indifferenz], Sonne ist d[as] letzte
daher harmonisch, die letzte Sonne Gott selbst. _

[631] Die Millionen Säkula d[er] Indier für die Weltbildung sehr richtig.

[632] Aus dem [absolut positiv Animalischen] ist d[ie] ganze Medicin
abzuleiten. —
<Im Winter 1800—1801 während der Vorlesungen.y 179

[633] Der Organismus muß so wohl ins Kleine als ins Große bestimmte Gränzen
haben, die Natur auch auf diese Weise nach außen hin endlich — oder
Realität eines leeren Raums. —

[634] Der chemische process ist das böse Princip, Rückkehr zur Formlosig¬
keit, falsches Verbrennen, voreiliges. —

[635] Das Schlafen und Träumen ist ein Zurücksinken in d [en] Schooß d [er]
Erde. Das Denken ist ein Erzeugniß d[es] Lichts, d[er] Luft, d[es]
Mittags. Alle Poesie also Morgenröthe und Abendröthe. —

[636] Könnten nicht die Thiere Intervalle von Vernunft haben, wie d[er]
Mensch Intervalle von Raserei ? —
[637] Warum sind die Amphibien so schrecklich ? Regt sich da etwa in uns
die bewußtlose Titanomachie, Erinnerung an d [ie] Titanen ?

[638] Die Natur und Gott = U-6 = —. —

[639] Schlange und Schmetterling sehr hohe Symbole; jene bezieht sich mehr
auf d.[en] ersten Menschen, auf d[en] Titanen; dieser auf d[en] letzten.
Bewegliche Blüthe. Ist nicht schon d [er] Schmetterling so etwas ? Wird die
Menschheit ein Baum werden ? — Baum des Lebens. —

[640] Bei d. [er] letzten Entwicklung werden das Hören und das Essen, das
Sehen und das Fühlen coincidiren, die Intensität d. [er] niedern Sinne
sich über die ganze Sphäre der höhern erstrecken. — Ja es wird sich alles
in Zeugen und Empfangen verkehren. Jeder wird d[en] Leib und das
s.6i Blut jedes andern genießen, und | jeder wird der Herr sein. —

[641] Fische sind potenzirte Infusionsthierchen — Vögel sind Insecten in ver¬


größertem Maaßstabe. — Der Instinct d[er] Insecten und d[er] Vögel
ist sehr analog d[em] Instinct d. [es] Menschen. —

[642] Sehen <+> — Hören <—>. Man hört d[ie] Liebe d[ie] Sehnsucht, man
sieht d[ie] Kunst oder Gott. —
[643] Die eigenthüml [iche] Form unsers Denkens ist Reflexion; das Entgegen¬
gesetzte ist das objektive Denken — produktive Fantasie. Also ist d[ie]
Kunst nicht menschlich sondern göttlich.
[644] Granit und Basalt wohl auch Residuen von titanischen Pflanzen oder
Thieren. —
[645] Denken ist nichts als =F [Indifferenz] zwischen Hören und Sehen. Das
Sehen und Hören ist viell [eicht] so allgemein wie d [er] Geist, aber es kann
viele Gestalten annehmen. Die Sonne sieht und hört ganz anders als ein
i8o [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.

Mensch. — Elliptischer, trigonischer, kubischer Proceß. Im Farbenbilde


sieht man Gott. Raumkunst und Gott ist Eins. Ein Sandkorn ist größer
als die erste Liebe. —

[646] Künstler sind Veget. [abilische] Helden sind titanische Menschen. Denken
ist höher allgemeiner als Bewußtsein. Bewußtsein ist nur unsre selt¬
same und jämmerliche Art zu denken. Die höchsten Momente d[er] pro¬
duktiven Fantasie selbst bei uns durch Bewußtlosigkeit charakterisirt.
Metalle viell. [eicht] Dendriten nach d[em] Sonnensystem. Ein gleiches
auch in d[en] höhern Menschen, nur in den Künstlern, nicht in d[en]
titanischen Menschen oder Helden. —

[647] Der Punkt ist kein Cirkel, sondern ein Quadrat; daher seine Festigkeit
0 ‘ Liebe
C Leben ^ Denken
□ Kunst
[648] Centrum d[er] Erde = Metall + Edelstein. Eben weil das Eisen auf d[er]
jetzigen Oberfläche herrscht, kann es im Centrum nicht herrschen. — |

s.62 [649] Müssen nicht auch d[ie] Kometen Repräsentanten auf der Erde haben?
Vielleicht enthalten sie die erregende Potenz d[er] Mondablösung._

[eso] Ist Schwefel etwa = Kohle(I Phosphor = Azote(y. _

[6di] Offenbar wärmt d[ie] Musik. Möglicher] Zusammenhang d[es] Schalls


mit Wärme d. h. mit dem Wechselverhältniß d[er] Schwere und Cohä-
sion. —

[652] Wasser ist eben so wohl ein Metall als eine Säure. Eine d[er] wuchtigsten
Entdeckungen wäre es die Bedingung zu finden, unter der Wasser =
Kohle + Azote erscheinen muß.
< Säure
Kohlenseite Wasser Kaltseite
Metall>
[653] Im Gewitter befruchtet die Luft sich selbst — die Luft ist eine Pflanze_
auch Abenröthe und Morgenröthe sind eine Blume. —

[654] Die Form Gottes = (Luft + Mensch) Metall. Diesem Ideal nähert sich
d[ie] Kunst.

[655] Fieber viell. [eicht] nichts als daß das Blut, die Contracti [on] und Expan-
s. [lon] d[es] Körpers aus Schwäche desselben, vom individ. [uellen] Orga¬
nismus in d[en] allgemeinen zurückfällt etwa in d[em] Gesetz d[er] Ebbe
und Fluth. —
<Im Winter 1800—1801 während der Vorlesungen > 181

[656] Ehe mans nicht im Hydrogoniren so weit gebracht hat als im Oxydiren
ist an kein System d[er] Chemie zu denken.

[657] Der Aether aller Planeten ist viell. [eicht] Eine Pflanze, die nicht bloß
hier sondern dort wurzelt. —

[658] Die Stärke d[es] weiblichen] Geschlechts liegt offenbar nicht in Nerven
und Muskeln, sondern im Blut als [Indifferenz] von beiden. Im Manne
treten die Pole mehr aus einander.

[659] Planetarische Form in d [en] Metallen; das Eisen hat offenbar Trabanten.—•

[660] Für d[en] Charakter d[er] Körper ist d[ie] Proportion d[er] Elemente
viell [eicht] bei weitem nicht so entscheidend als die Ordnung d [er] Pro-
ceße. a im gleichen Grade oxydirt, dann hydrogonirt ist total verschieden
s. 63 vom a erst | in demselben Grade hydrogonirt und dann oxydirt.

[661] Aller Org [anismus] auf d [er] Erde geht aus sich selbst heraus; der d [es]
Mondes viell. [eicht] absolut nach innen, die Rinde ganz roh, im Innern
die wüthendste Selbstvernichtung. DieThiere sind auf der jetzigen Rinde
im Abnehmen, gleichsam nur noch wenige Reste d[er] alten Rohheit.
— Die Pflanzen im Zunehmen. Bei der letzten Ablösung wird der spiritus
rector dieser großen Pflanzenmasse der Sonne oder d[em] Aether zueilen,
die Schlacke einen neuen Mond bilden. — Der ganze Aether ist eine
Pflanze, die Planeten nur Wurzelknollen derselben. —

[662] Weibl. [icher] Charakt [er] sichtbar in Ziege, Schaaf, Affe dergl Im Löwen
scheinen beide Geschlechter wieder zusammen zu kommen. Die jetzigen
Menschen verhalten sich ungefähr zu den ursprünglichen] wie Hunde
und Schaafe zu Löwen und Elephanten. —

[663] Nach Steffens System muß Carbon Reitz, Azote Nahrung sein; Oxy-
g[en] und Hydr. [ogen] bloß Vehikel. —Luft müßte also nähren, wenn
d[ie] Form nicht hinderlich wäre. —
[664] Nicht d.[ie] Gegenwart ist =F [indifferent], sondern d[ie] Zukunft. Sie
steht eben so ewig vor uns als d [ie] Gegenwart, und doch so fern und
außer uns wie d[ie] Vergangenheit. —
[665] Das Innre jedes thierischen Körpers ist ein Unterirdisches. Aus diesem
wird einst eine physische Revoluzion des menschlichen] Körpers aus¬
brechen. Wahre Medicin müßte diese prophezeien können. —

[666] Alle Materie ist ein Produkt d[er] Liebe; Zorn und Lust muß also darin
ausgedrückt sein. Zorn und Lust sind so allgem. [eine] Factoren d[er]
Natur, als Pflanze und Thier. —
i82 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.

[667] yz\x[Chemie], Vernunft, Mond Princ. [ipien] d[er] Hölle; <dann noch
Zorn und etwa ein cpu [physisches] Princip> |

64 [668] Kometen sind die tauben Blüthen im Universum. In d[en] Frauen er¬
scheint d[iej Sonne; es giebt Sonnenfrauen und Mondfrauen. Die Männer
sind titanisch oder hierarchisch — die andren sind Sklaven. Kometen
gleichen die meisten Männer.

[669] Der Tod ist die Neutralisation entgegengesetzter Lebensarten. Er sinkt


daher /ep[chemisch] zurück in das ya.[Chaos]. —

[670] Das Negative und Trigonische scheint sehr herrschend auf unsrer Erde;
das ist eben d[ie] Mittelmäßigkeit. —
[671] Mögliche Entstehung neuer Planeten noch jetzt, viell. [eicht] zwischen
Tellus und Mars. Offenbar sind die mondreichsten Planeten die ältesten.
Jup.[iter] Sat.[urn] Ur[anus] = Künstler (A, Bildung, Complication.)
□ das Feststehende am Kunstwerk, eben darum Fixation, Tod, Ne¬
gatives. <Mars demnach der jüngste in unsrer □>
[672] Die Erde ist 'jung — negativ — dann indifferent (mittelmäßig) und end¬
lich noch im Minimo.
[673] Die guten praktischen Männer sind martialisch, die gebildeten künst¬
lerisch, saturnisch. —
[674] Man könnte sagen, die Welt ist nicht aus einem Ey entstanden, aber sie
wird endlich eins werden. —
[675] Schlafen ist ein temporäres Aufhören d[es] Conflicts zwischen Muskeln
und Nerven. —
[676] Der Schweif d[es] Kometen nur eine andre Form von Mondablösung. —

[677] Afrika, Asien und Europa wollen die Erde gürten. Amerika will von
einem Pol zum andren; daher das Schlechte dieses Erdtheils. Viell. [eicht]
d [er] titanische und d [er] paradiesische Ursprung d [es] Menschen; beides
richtig, jenes für Afrika, dieses für Asien. —
[678] Fast alle Bildung d [er] Menschheit in einem kleinen nordwestlichen Strich
s. es von China bis Spanien. | Aethiopen und Skythen d[ie] Pole d[er] Mensch¬
heit.

[679] Ist yz\x [Chemie] überhaupt d[as] böse Princip in d[er] Natur, so ist das
Wasser d[er] erste grosse Sündenfall d[er] Erdoberfläche, was aber allmäh-
lig wieder überwunden wird. Wo ist nun das Wasser des Weltalls? <der
leere Raum?> Uns gewiß nicht sichtbar, noch fühlbar. —

[eso] Die Sonne ist eine durch und durch leuchtende und lichte Erde._Alles
Gute = Licht + Erde = Sonne. — Die Sonnen individueller nicht so
<lm Winter 1800—1801 während der Vorlesungen.> 183

systematisch wie d [ie] Planeten; das ist gegen ihre Würde. Die Sonnen
bewegen sich viell. [eicht] willkührlich. — <NB. Die kleinern mondarmen
Planeten, wozu d [ie] Erde gehört, vermuthl [ich] nur eine Mittelgattung
zwischen d[en] Kometen und d. [en] alten Hauptplaneten>

[681] Vielleicht d[ie] Vermischung der beiden Menschenarten, der titanischen


und der paradiesischen auch zum bösen Princip. — Könnten die Scythen
nicht ursprünglich Amerikaner sein — nur asiatisirt ? —

[682] In d [er] Revoluzion d [er] Erde muß diese zugleich zeugend, empfangend
und gehährend gedacht werden. — Metalle viell. [eicht] ein Produkt d[er]
frühem Epoche; dann müßte Metallbildung schlechthin unmöglich
sein. —
[683] Das Erzeugen d[er] Würmer im Körper (Ungeziefer) ist ein bloßes
Zurücksinken d[er] Organisation auf eine niedere Stufe. —

[684] Jede Wunde wird zum Organ d[es] Gefühls.

[685] Die eigentlichen] Thiere sind die wilden.

[686] Das Licht viell. [eicht] Pflanze d [er] höhern Potenz; Luft die Wurzel d [er]
Thierheit Die Erde ein Thier, also Ichheit ihr Bewußtsein, die Liebe nur
das zweite; Persönlichkeit im Uebermaaß.

[687] Die Witterung durchaus ein Echo d[er] Tiefe; sonderbares Gefühl d[er]
Thiere von dieser. Sie hängen im Bewußtsein sehr mit d[er] Erde zusam¬
men. Die Erde frißt Luft, und der Mond ist ein Excrement der Erde. —

[688] Sollte nicht in den Pflanzen etwas sein, was jener Ahndung d[er] Thiere
entspricht ? Machen etwa die Pflanzen den Wind, statt von ihm bewegt
zu werden? Das Rauschen pp. |

s. 66 [689] Die Meteorologie durchaus nur astrologisch begreiflich. —

[690] Die Frauen sind mehr an die Gegenwart gefesselt, der Mann aber findet
leichter die ursprüngliche] Leere. —
[691] Weinen und Lächeln haben Beziehung auf d [as] Organ des Gefühls; es
ist ein Oeffnen und Schließen, aber beides mit d[em] Vorgefühl d[es]
Gegensatzes. Mischung des Widersprechenden. —

[692] Wie in d[en] Thieren sich die Erde, die Tiefe äußert, in d[en] Pflanzen
das Licht anklingt — so viell. [eicht] in d.[en] menschl.[ichen] Begeben¬
heiten d [ie] Sterne. Bestimmtes Glück und Unglück daraus zu erklären.—
Aber nur den Zeitaltern kann man ihr Horoskop stellen. — Nur der
kosmische Mann hat Sterne, ein Geschick. Das Geschick ins Kleine hinab
organisirt, ein vielverschlungen Gewächs.
184 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.

[693] Man wird sich auf d [er] Sonne inniger fühlen und haben; darum ist das
Sehen jetzt so rührend, weil man sich bloß sieht.

[694] In d [en] Kindern ist d [ie] Erinnrung am stärksten; die erste Luft tritt
hier wieder hervor. Daher ihr Träumen, ihr Spielen.

[695] <Eine Batterie mit differentem Wasser — (Meerwasser und süßes) >_

[696] Die Frauen haben noch das Gefiihl der Erde, daher ihr 7ip [Prophezeihen]—
viell.[eicht] auch mehr Visionen und Vorbedeutungen wegen d[erl nähern
Verhältnisse mit Sonne und Mond. —

[697] Die Erden müssen förmlich sterben nach Art d[er] Thiere; viell. [eicht]
ist da das Sterben eins mit dem Schlafen; jetzt ist sie todt. _

[698] In d[em] gewöhnlichen Manne tritt d[er] Affe und d[er] Hund zum Er¬
staunen deutlich] heraus. —

[699] Die Fruchtbäume wohl eine ganz andre Reihe, schon weit thierähnlicher.—

[700] Jedes Verbrennen nur ein Wiederhohlen d[er] ältesten Liebesgeschichte.


Das Oxyg. [en] stürzt mit Ungestüm auf das Hydrog[en] und dieses
entflieht. Kein andrer Liebender ist so wüthend, kein Weib so leicht und
spröde. —

s. 67 Naturschrift ist Maklerei und Natursprache Musik. Giebt es noch eine |


[701] Natursprache, so ists die älteste. Daher d [ie] Tendenz d[er] Poesie in die
älteste Sprache zurück. —

[702] Die Bildungen d [er] Erde —wenn sie wacht und lebt, zeugt und gebiehrt_
theils aus d[em] Innern hervor theils von d[er] Luft erregt. Die Luft ist da
das Männliche, die Erde das Weibliche, aber nur die Tiefe hat Vernunft,
die Luft ist unvernünftig. —

[703] Die aegyptischen Hieroglyphen nur eine falsche Tendenz von Natur¬
schrift. —

[704] Im Neger tritt das hupixov und £7u9-up]Ttxov mehr heraus. Im Indier mehr
das '^yspovixov. —

[705] Möglichkeit daß einige Seelen d [er] Menschen von d [er] Erde festgehalten
werden, und mehr als einmal wiederkehren; und das besonders die side-
rischen. Sie kosten d [ie] Erde große Anstrengung hervor zu bringen. Sie
sinken dann recht eigentlich] in d[en] Schooß d[er] Erde zurück. —

[706] Manche außerordentl [iche] Menschen nur Vorbereitungen, Versuche fürs


Künftige, andre hingegen Rückfälle, Erinnerungen, Denkmahle dies]
Alterthums. Das Bewußtsein d[er] Erde viell. [eicht] zum Theil in d[er]
Atmosphäre befindlich; daher d.[er] Olymp erklärbar und die alten Götter.
<Int Winter 1800—1801 während der Vorlesungen.>
185
[707] Metalle und Edelsteine viell.[eicht] in d[em] Steinreich Versuche zur
Pflanze und zum Thier. —

[708] Die Elephanten sind viell. [eicht] alle blödsinnig aus Schwermuth. —

[709] Die wahren Steine sind Organe d[er] Zeugung und Nahrung, die d. [ie]
Erde ausstreckt, ihre Arme Fühlhörner, die im Augenblick d[er] Frucht¬
barkeit heraustreten. Die Erde ist die wahre Mutter aller Heroen und
siderischen Männer. —

[710] Gehn nicht Frauen noch über den Sonnencharakter heraus? Licht¬
gestalten ? —

[711] Constr [uktion] d[er] ganzen Luft so gut wie d[er] innern Erde. Wie weit
wird die Atmosphäre d [er] Erde gehn und die des Mondes ? — Die Erde
muß fast bis an den Mond gehen; denn wie sollte sie ihn weiter aus¬
geworfen haben, als aus sich heraus. — |

s.68 [712] Die Erde ist in d[er] Tiefe ein Thier; in d[er] Luft eine Pflanze. —

[713] Tod zu Stein, Thier und Wasser; Feuer zu Licht, Luft und Pflanze. —

[714] Ansteckung ist d[ie] Art wie Fantasie sich mittheilt. Der gemeine Haufe
hat nur die Möglichkeit des Bewußtseins und durch Ansteckung eine Art
von Schein des wirklichen. —

[715] Die Tiefe kann nur hören. Trunkenheit ist d[as] Denken in d[er] Form
der Wollust oder des Todes. Alle Thiere sind unsinnig theils blödsinnig,
theils rasend, je nachdem Furcht oder Zorn überwiegt. Die Pflanzen
träumen vielleicht — oder sie sind trunken — liebestrunken, sonnen-
<und licht->trunken. Erde und Luft etwa trunken? Die Winde etwa der
Art — Gewitter. —

[716] Feuer für d [ie] Gottheit was das Wasser für die Erde ist. Das Feuer geht
noch weiter zurück als das Wasser. <Feuer = Zorn = ev-9-ouct[Enthusias¬
mus]
Harmonie = svT [Enthusiasmus] + Ironie
Tod = Ironie = Wehmuth
Stein Feuer Luft
Wasser Tod Licht
Thier Wollust Pflanze. >

[717] Die Mannichfaltigkeit d [es] Saturn muß sich mehr in d [er] Thierbildung
als in d[en] Pflanzen zeigen.

[718] -f und — kann in d [er] ursprüngl [ichen] Luft nicht so begierig auf ein¬
ander sein, wie hier auf Erden. Sonst hätte gar keine Welt zu Stande
i86 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.

kommen können. Das Feuer ist also das Wiedersehen d [er] ersten Lieben¬
den — Adam und Eva.

[719] <Azote wird carbonirt und Carbone azotirt im Feuer. >

[720] Der Mond muß alle Hauptkrankheiten haben, und diese wieder die Natur
d[es] Mondes. —

[721] Die Form d[er] Materie hat im Geiste nur d[en] Syllogismus als böses
Princip. Trunkenheit nur Aufhebung des Syllog [ismus]. Trunkenheit =
Feuer -f Wollust + Tod. Weiß die höchste Farbe = Purpur -)- Grün.

[722] Auch d[er] wahre Bösewicht hat eine siderische Form innen Stein und
außen Gewitter. —

[723] <Viell. [eicht] ist auch das Auge und Ohr nicht vollendet; Musik und
Mahlerei viell. [eicht] bestimmt, diese Lücke zu ergänzen. —>

[724] Sollten nicht bestimmt jedem Weibe zwei Seelen inwohnen? — Sollte
nicht d [ie] Erde auch die guten unter diesen an sich halten zur letzten
s. 69 Katastrophe ? — | Schwerlich kann sie hier d [er] unmittelbaren Gewalt
der Sonne und des Mondes Wiederstand leisten. —

[725] Das Grundgefühl d [er] Erde ist vielleicht Schrecken (Furcht in Manchen
Combinationen und Modificationen) Versteinerung Der Mensch ist nur
dadurch Mensch daß er dieses Grundgefühl besitzt. Wollust und Zorn
sind nicht so wichtig in ihm, sind im Thier stärker. — Das Licht ist
männlich gegen die Erde, aber weiblich gegen die Sonnen, wächst von
diesen. Die Welt wird immer heller. —

[726] Die erste Zahl = Liebe = i, 'ev. Die zweite = £ • j = Raum, leerer =
OC7T£t.pOV.

[727] Merkwürdig daß alle Mahler zunächst nur sich selbst mahlen können,
nach d[er] Natur d[er] Sinne. Das ist das Princip der Manier. —
[728] Der Schlaf viell. [eicht] d [ie] Nahrung d[er] Nerven.

[729] Salz = Wasser. Also Gold in Wasser auflösbar. —

[730] Muß die Erde nicht krank sein? <Innen Gewitter und außen Stein als
Form d[es] Bösen> — Dann ist sie’s wahrscheinlich] am Nordpol, die
zunehmende Erstarrung und Erkaltung ist eine solche Krankheit. Viel¬
leicht sind die Vulkane ein Ausschlag. Amerika das Rückenmark, die
alte Welt gleichsam das Gehirn. <Die Passatwinde eine Art von Umlauf
d[es] Bluts. > Das Land ist noch ein Embryo. Bis das Wasser überwunden
ist, werden auch die Menschen dauern. In Indien sind die ersten Weiher
entstanden. Die Ekliptik ist durchaus ein Fieber. Dieses Schwanken d [er]
<Im Winter 1800—1801 während der Vorlesungen.> 187

Erde durchaus dasselbe. <Die Erdbeben sind Krämpfe> Auch das Wasser
ist offenbar schon eine Krankheit. —
[731] Die Deutschen vielleicht] nach Europa gekommen, wie Cyrus d[en] Krösus
überwand. — Amerika und Nordasien viell. [eicht] im Verhältniß d[er]
Wechselbevölkerung. Die Weisheit und Vernünftigkeit d[er] Scythen
stimmt sehr mit ihrem Gegensatz gegen d. [ie] Mohren. —
[732] Mit drei Ergießungen von Menschen aus Nordasien kann man alles
erklären 1) Phönicier, Hellenen, Hetrusker, Gallier, Celten, Araber,
Juden, Syrer, ja auch Inder und Sinesen 2) Perser, Deutsche, edle
Tataren, Scythen 3) Amerikaner, unedle Tataren, wendische Nationen,
Hunnen. -—|
s. 70 [733] Amerika ist jünger als die Elephanten. Nirgends die Elephanten so
häufig als in Indien — Eben daher dieses das Vaterland d[er] Weiber. —

[734] Das Wandern das Aus sich selbst herausgehn ein ursprüngl [icher] Charak¬
terzug der Nordasiaten. —
[735] Zur Zeit d[er] Elephanten war das Land vielleicht] viel höher und ist
nun tief hereingesunken; das Ganze etwa viel mathematischer construirt.
Viell. [eicht] war es damals regelmäßig um den Nordpol und schwächer in
d[er] Linie. Ist die Ekliptik so alt als die jetzige Erdrinde ? —Erst nach
d[er] Senkung d[es] Landes am Nordpol floß das Wasser zu das dann
bald gefror. — Es gab eine Periode wo Meer und Land viel härter und
weiter geschieden waren; jetzt nähert sich alles einer Indifferenz von
beiden. Nicht alle Mineralien mögen aus d[er] alten Epoche sein; viele
sind nicht älter als d[er] Mensch, viell. [eicht] sogar die Metalle und Edel¬
steine. Die ursprünglichen] Gebirge alle aus der aeschylischen Epoche.—

[736] Die eine Krankheit, das Wasser kann vielleicht nur durch die andre über¬
wunden werden. Viell. [eicht] nimmt die Ekliptik zu bis an den Pol. Die
Vollendung des Landes viell. [eicht] ein Sterben. —
[737] Viell. reicht] die Sonne eine gemeinschaftliche] Ejection aller ältesten
Planeten. Ehe die Erden rotirten, alles in völliger Starrheit und Tode.
Die Erden reißen immer Luft an sich, daher der erste Mond näher als
die folgenden. Unsre jetzige Luft geht nun also schon über den Mond
hinaus. Gewiß wird die Erde zuletzt so rotiren, daß die Sonne gleich¬
mäßig jeden Tag alles erleuchtet.
[738] Könnte man nicht die Thiere nach d[em] Schema von Zorn, Wollust,
Furcht zum Bewußtsein, zur Fantasie bilden. Bisher hat mans so verkehrt
s. 71 angefangen, sie zur Vernunft bilden zu wollen. | Zur Vernunft müßte
man die Thiere bloß durch sich selbst, durch gleichartige bilden. —

17 Schlegel, Band 18
i88 [III] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.

[739] Die Flüsse fallen nicht mechanisch ins Meer, sondern sie streben organisch
dahin. Vielleicht aber ist diese Tendenz nicht um das Meer zu vergrößern,
sondern um es zu lindern, gleichsam die freudige Eil des süßen Trostes.—

[740] Der yz\i [chemische] Proceß als böses Princip und als Krankheit zu be¬
trachten. —
[741] Nur d[er] weibliche Leib ist eigentlich] ein Leib zu nennen, wegen d[er]
sichtbaren Andeutung d [es] Innern. Viele Thiere werden ganz aussterben ;
so auch das Geschlecht d[er] Männer. —
[742] Das Erste war Hoffnung = Zukunft. Das Zweite Wehmuth = Vergangen¬
heit; das Dritte Schrecken = Gegenwart. Nun (Erstaunen) trat allmählig
wieder die alte Sehnsucht ein, aber dringend und brünstig, mit Angst
verbunden und so entstand der leere Raum. —
[743] Die ursprüngliche] Dummheit d[es] Menschen ist mit Liebe durchaus
vereinigt, das Naive. Ist nicht alle Narrheit = Dummheit ? — Das ist d[er]
erste Grund d. [es] Witzigen, aber die Form desselben ist zertheilt nach
d[en] Kategorien d[er] Kunst. —
[744] Europa besteht aus zwei Stücken — mit d [em] südlichen hing ehedem
Nordafrika zusammen, das später zurücktrat. —

[745] In den Tendenzen d[er] Erde sich selbst quer mit Land zu umgürten und
von einem Pol zum andren mit Land zu gehn, liegt schon d. [ie] frühere
ursprüngliche das Meer zu vertilgen. —

[746] Der landlose Südpol viell. [eicht] ein ganz andres Organ d[er] Erde. Es
gab in d[er] ersten Epoche wohl Nord und Swrf-Elephanten. Die nordi¬
schen existiren zum Theil noch in d[en] Seeungeheuern. <Es muß gleich-
s. 72 sam die sichtbare Hölle auf Erden gewesen sein.> | Der Norden viell. [eicht]
das Herz d[er] Erde, d[er] Südpol ein andres Organ; das Gehirn in jener
Bildungslinie von Indien bis Spanien; die Geburthstheile der Süden,
viell. [eicht] Mittelafrika. —
[747] Grade in einem solchen embryonisch unvollkommnen Zustand wie jetzt
das feste Land hat, muß d[er] innre Organismus der Tiefe auf d[er]
Oberfläche sichtbar werden. —
[748] Das Fleisch foa [Chaos] des thierischen Körpers) hat einen sehr vegeta¬
bilischen Charakter, zugleich Blüthe und Frucht. — Die Blätter wieder
nur ein Bild von d [er] Fülle der Nebenbildungen des schaffenden Triebes_
platt ausgedrückt falsche Tendenzen. —

[749] Der Dumme denkt was er sieht, der Narr sieht was er denkt. —
<Im Winter 1800—1801 während der Vorlesungen.> 189

[750] Viell. [eicht] haben die Götter eingewirkt zur Entwicklung d [es] Bewußt¬
seins im Menschen, entweder die Erde selbst, oder die Luft — oder die
höhere Luft, das Licht, oder d[ie] Sonne. — Orient und Occident viel-
1. [eicht] in d[er] Luft zu suchen. "Der Olymp an einer bestimmten Gegend
der Luft, nicht um die ganze.

[751] Wir können nichts denken als Liebe und nichts sehen als Leben. Es sollte
viell. [eicht] umgekehrt sein, wir sollten die Liebe sehen und das Leben
denken. —

1752] Was wir als Licht kennen, ist wahrscheinl [ich] nur Luft, ein Wiederschein
derselben auf Veranlassung d[er] Sonne. Unmittelbares Licht wäre ganz
etwas andres. —

[753] Die Pflanze und auch d[ie] Erde sind ganz nur Gefühl, Trieb, Sehnsucht,
Wollust, Zeugung; ganz Liebe. Das Licht dagegen ist gleichsam bloß Auge,
ein in sich unendlich reflectirtes Sehen — ganz Fantasie. Nur dieses
konnte das Bewußtsein d. [es] Menschen entwickeln, aber nur in dieser
Krisis wirkt es in Masse revoluzionär auf den Menschen. — |

s. 73 [754] Das Wasser d[er] Erde eine Nachbildung des höchsten Wassers und also
das süße älter; das salzige nur eine Verderbung. Feuer -f Wasser — Licht.
Giebts nicht eben so zweierlei Feuer, wie salziges und süßes Wasser ? —
Die Musik im Wasser sehr merkwürdig. —<Feuer: Salz = Wasser: Me¬
tall. NB. Wasser ein Metall. Die Metalle festes Wasser. FEUER in vier¬
facher Gestalt Salz, Salpeter, Phosphor, Schwefel? Sollten nicht Kali
und Säuren schon Krankheiten sein ?>

[755] Merkur viell. [eicht] mondähnlicher, Venus sonnenähnlicher.

[756] Wasser = Wehmuth = Tod aber doch das Wasser sehr wollüstig.
Wasser ist todtes, gestorbenes, erloschenes Feuer. — Hydrogen ist das
älteste noch kindlich spielend. Wollust = Witz = Veget [abilität] -)-
Anim [alität].

[757] Saturn ganz wollüstig; Kometen zornig, und unsre Erde furchtsam; das
negative Princip nimmt sehr viele Gestalten an Armuth, Ungeschicklich¬
keit, Furcht, Noth, List. Aus Unvollkommenheit Merkur und Venus
vielleicht noch zu keiner Mondabsondrung gelangt, obgleich älter als die
Erde. —

[758] Welt = Gemeinheit = die Verwirrung kleinlicher Verhältnisse im mensch-


1. [ichen] Leben. Was entspricht diesem Begriff in d[erj Natur. Es muß
unter den Körpern auch Erdphilister geben. Ameisen, Bienen sehr
merkwürdig. —
190 [HI] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. III.

[759] Sonderbar daß d[er] Mensch nur die Thiere ißt, die ihm sehr ähnlich
sind; doch im Ganzen Pflanzenfressende. —

[760] Felsen schon thierartig.

[761] In d[er] Schwindsucht wird wohl ein unsichtbares höheres Organ un¬
mittelbar angegriffen. —

[762] Korn ist nebst d[em] Gelde das zweite Princip d[er] Welt im obigen
Sinne. Soll d. [er] Mensch seiner Erdbestimmung nach nicht etwa Luft
verzehren, sich von der nähren ? — Oder soll er überhaupt gar nicht auf
die Erde im Ganzen wirken ? —

[763] Das persönliche Bewußtsein, d [er] Geist ist nur dazu da, um die Gegen¬
wart zu vernichten. —

[76i] Offenbar ist die Tugend selbst schon ein fieberhafter Zustand und das
Alter ein gichticher. |

s. 74 [765] ctr. supr. Der Geist soll also ganz in Vergangenheit und in Zukunft leben.
Wird die Gegenwart unendlich voll gedacht, so ist auch das Denken d [er]
Gegenwart gut wie bei d[en] Frauen. —

[<66] Viell. [eichtj sollten d[ie] Kinder natürlicherweise gar nicht so groß zur
Welt kommen.

[767] Eine Theorie der Krankheiten kann nur ihre Geschichte sein, seit Ent¬
stehung d[es] Menschen. Wahrscheinl [ich] sind alle Krankheiten nur
zufällig entstanden. —

[768] Giebt es nicht bestimmte Mondproductionen auf d [er] Erde ? — Woher das
In sich zurückkehrende d [er] ganzen Thierheit ? Ist sie etwa durchaus von
Ursprung böse? — Woher kam dann aber in d[er] vorigen Mondepoche
das Böse ? — Sind die Erden selbst schon böse — gemischt — oder d [er]
Urspiung schlecht, aber doch Gutes im Herzen, das Gute ist Zorn und
Wollust. —

[769] Alle Krankheit ist für d[en] Artzt asthenisch — und jede Hypersthenie
nur scheinbar und indirekte Asthenie; denn der Mensch kann nicht zu
stark sein, weil er auch körperlich nach dem Unendlichen strebt, durch
und durch im innersten Wesen. —

[770] Das Alterniren und Progeßiren der Reizmittel ist d. [as] wichtigste; ihre
medicinische Anwendung viell. [eicht] so cornplicirt wie d[ie] Algebra.
[77ij Geht nicht im Schlaf eine Selbstbefruchtung vor sich ? aber welche ?_In
d[er] Zeugung ist viell [eicht] durch d[ie] Liebe noch eine andre zwischen
Körper und Geist enthalten; die Neutralisation von beiden heißt Seele._
<Im Winter 1800—1801 während der Vorlesungen.>

[772] Phosphor, Schwefel, Salpeter haben sehr den Anschein zu einer Universal-
medicin verbunden werden zu müssen, und dann Gold und Eisen. —

[773] Viell. [eicht] ist das Schlafen wie d[as] Essen eine Nachahmung der Erde
und eben darum bei d [en] Thieren entschiedner und mächtiger wie bei
d[en] Pflanzen.
s. 75 [774] Das Ziel d [er] Magie müßte sein, d [ie] Oberfläche | d [er] Erde reif zu
machen, d. h. sie in absolute Cohärenz zu versetzen. Cohäsion ist d[as]
Ziel der Erde; ist die Cohäsion vollendet, so hört die Schwere auf. —
[775] Zukunft ist nur im Geist; Gegenwart auch im Körper. Vergangenheit ist
4- [indifferente] Zeit, der zweite Moment war Schrecken = Gegenwart =
□ . Einst wird es nur Vergangenheit geben; daher d[er] große Sinn
der avap.v/]ai^. —
[776] Die jetzige Epoche d[er] Natur ist siderisch. Das hat zwei Momente,
einen fantast, [isch] constr[uktiven] = (^[Christus] = Tod) einen ganz
Wollustsüßen yv. [Chaos] = (Maria — Wollust) [Christus] wird per¬
sönlich wiederkommen. —
[777] Dummheit ist d[er] Grundcharakter d[es] menschl. [ichen] Bewußtseins.
Die Aufgabe ist, diese in Raserei zu verwandeln. — Die Welt zu über¬
winden ist d [ie] höchste Aufgabe — durch Wollust, Kunst, Zorn. Die
Dummheit ist d[ie] Schöpferin der Welt. —
[778] Die erste Epoche endigte tragisch; Raserei d[er] Schwermuth im Unter¬
gänge d[er] Titanen. Die künftige wird im Witz komisch enden. Die
jetzige im Romantischen, dessen Wesen ist aber Wollust. —
[779] Die Menschheit ist vollendet, wenn die Gegenwart für sie vernichtet ist.
Die Menschheit wird einmal in Masse vor Wollust sterben. Wenn Tod +
Wollust = Sehnsucht. Wenn die Erinnerung vollendet ist, heißt das,
fortgesetzt bis zum ursprünglichen Bewußtsein, und allgemein.
[780] <Gott
— [negativ] T7 [indifferent] 4- [positiv]

Welt Natur Mensch


Seele
Geist >
[781] Die Kunst nur eine Episode, die Liebe ist mehr; nur sie wird die Welt
überwinden. —
[782] Im Feuer trennt sich offenbar Azote und Carbone; (die Kohle geht fort
— das Kali d [er] Asche bleibt) im Wasser neutralisirt sichs und ist eben
drum gar nicht sichtbar. —
192 [HI] Philosophische Fragmente. Erste Epoche. 111.

[783] Das Gefühl ist offenbar magnetisch, das Gesicht elektrisch und so muß
auch das Gehör galvanisch [sein]. Musik also viell[eicht] sehr anwendbar
zur Vervollkommnung des Galv [anismus]. —

[784] <Von d[er] Natur wissen wenige, sie meinen d[ie] Welt wenn sie von
d[er] Natur reden.> |

s.76 [785] Die letzte Revolution d[er] Welt wird eine unendliche Geburth sein; sie
selbst dann eine ewige Zeugung, in d[er] alle ehemaligen Zeugungen
wieder kommen. Tod — die letzte Geburth, wo alle Sonnen sich in Licht
verwandeln. Wenn alle Sonnen sterben, dann ist die Erlösung vollendet.
Es müßte möglich sein vor Gesundheit zu sterben (dahin d[er] Tod aus
Freude, Schwermuth, selbst die edelste Schwindsucht). Die höchste Ge¬
sundheit ist unerträglich. Man müßte eigentlich] in d[em] Gipfel d[er]
Jugendblüthe und Schönheit durchaus sterben. Das Licht befruchtet
d. [ie] Sonne, die Seele d [en] menschl [ichen] Körper. — (Im Manne hegt
offenbar d[er] Keim einer längern, nicht so vergänglichen Jugend =
Mavortisches.) Man könnte wohl auch an Besonnenheit sterben. —

[786] Für die vorige Epoche Sprache durchs Gefühl und durchs Auge. Das Auge
kann noch sprechen, weniger die Hand. — Sprache viell. [eicht] (jetzt)
falsche Tendenz (für d[en] Menschen), gehört ganz d[er] Zukunft. —

[787] 77 [Poesie] und 9a [Philosophie] nur d. [ie] Vorbereitung; aber bis erst volle
Harmonie hervorgebracht ist, müssen sie herrschen. Religion war in dfer]
ersten Epoche das Herrschende, auch noch während der Menschheit
das erste und älteste. Jetzt ists die Zeit der tt [Poesie] und 9 [Philo¬
sophie], —

[788] Die Indier viell. [eicht] Flüchtlinge aus d[em] Paradiese

[789] Kann es aber nicht auch viell. [eicht] mit d[er] Menschengeschichte ein
recht elendes Ende nehmen sollen, halb tragisch, halb komisch, so daß
nichts daraus wird, und diejenigen Recht hätten, d [ie] das Reich Gottes
schlechthin nur jenseits suchen.

[790] Die Bäume besonders die kolossalen entsprechen d[er] ersten Periode; die
Blumenpflanzen d[er] dritten, die Fruchtbäume und Korn und Gras der
jetzigen. —

. 77 [791J Die Muscheln als die ersten Thiere | zu setzen, da ihre Schaalenbildung
der Mondabsondrung am meisten entspricht. Der Mond muß nach
dieser Analogie fast ganz alkalinischer Natur sein. Könnte d[er] Mond
viell. [eicht] auf einer Seite nur Hölle, auf der andren d [er] Sonne zuge¬
kehrten reiner Traum, wesenlose Schattenwelt sein? _
<Im Winter 1800—1801 während der Vorlesungen.> 193

[792] Die Felsenöffnungen sind nicht durch Wasser gerissen; sondern die
Felsen haben sich selbst geöffnet, damit das Wasser da fliessen sollte. —

1793] Die Erde schläft aus d. [er] entgegengesetzten Ursache wie wir. Sie
schläft jetzt, weil Luft und Tiefe aus einander gehalten, die Factoren
also völlig zerlegt sind. Bei uns soll dieß nach d[en] Chemikern Ursache
d[es] Wachens sein. —

[794] Das Ohr kann noch gekitzelt werden, nicht auch d [as] Auge ? —

[795] Der Traum spiegelt die Welt ganz passiv; daher seine tiefsinnige Be¬
deutung.

[796] Der Geist ist d[as] ursprüngl [ich] Weibliche. Daher Reflexion, Fantasie
besser. —

[797] Ist nicht d[ie] Natur mehr im Zustande d[er] Raserei als d[er] Dumm¬
heit. Das Leben ist eine indirecte Asthenie. Freude und Schmerz sind
ganz nur d.[em] Thier eigen — liegen eben in d[er] Trennung des Guten
und Bösen, die da Statt findet. Der rechte Zustand eine gegenseitige
Saturation. Die beste Freude ist die mit Schmerz saturirte. Der höchste
Schmerz ist d[er] mit Lust vermischte, gleichsam im Kitzel. Das ist
d[er] grimmig böse Schmerz. In d[er] Grausamkeit ist mehr Kitzel als
in d[er] Wollust selbst. —
[798] Das Wasser eine Pflanze, die Flamme ein Thier. Oder ist nur das Licht
allein eine Pflanze? — Die Luft ein Thier wie die Erde?
[IV] PHILOSOPHISCHE FRAGMENTE
Zweite Epoche. I.
ZUR MORAL.

(Ueber die Form moralischer Schriften — Aesthetik — Metaphysik —


Religion.) <Angefangen 1798 in Dreßden im Sommer. —>

[1] Kann man wohl an die Griechen glauben und soll man es? —

[2] Dem Candide kann nur ein aesthet. [ischer] Optimismus entgegengesezt
werden; daß diese Welt die schönste sei. —

13] Auch die Liebe entspringt aus der Universalität, aber yx [chaotisch]. —

[4] Die alten Projekte von einer Bildungslehre gehören zu d. [en] Orakeln
d[er] Vernunft <sich ganz beziehend auf Logik und Moral>. — Die Idee
einer aesthet. [ischen] Historie liegt offenbar sehr vielen Versuchen zum
Grunde. —

[5] In dem Anti-candide auch die Apologie d.[es] Egoismus. —

[6] Der Sinn für Deutschheit ist d [ie] Ahndung einer deutschen Religion. —
< Kritik d [es] Zeitalters—Deutschland» Die Religionen werden nun wieder
national. —

[d Berkley viell [eicht] ein aesthetischer 9 [Philosoph], verhält s. [ich] zur


Lehre von d[er] Schönheit, wie Spinosa zu d[er] vom Menschen. —

p] Die Schönheit liegt in d[er] Art d.[er] Vorstellung und Anschauung und
in d[er] aesthet [ischen] Ansicht d[er] Welt sieht man wirklich alle Dinge
in Gott. Die Aesthetik hat einen Mittelpunkt und der ist eben der —
Menschheit, Schönheit, Kunst — goldnes Zeitalter ist das Centrum dieses
Centrums. — <Nach d[er] Kunst (in d[en] aesthet[ischen] Versuchen —
das goldne Zeitalter zu behandeln — die Sokrat[ische] 9er [Philosophie] und
der Optimism. >

[9] Schiller hat d[en] kantischen Begriff d[er] Schönheit auf d. [en] Menschen
angewandt, Ich auf Kunst, Fichte wird ihn selbst sublimiren. Die Ktc
[Kunstpoesie] entsteht, wenn die K[unst] Religion wird. —

[10] Die Begriffe von 8p [Drama] — ett [Epos] — Xup [Lyrik] anwendbar auf.
Die Moral ist lyrische 90[Philosophie]. —

[11] Durch eine ähnliche Tetraktys, wie von Aesthet. [ik] zu R[oman] geht wohl
auch der Weg von Meta9 [physik] zu A18 [didaktischer] Fant[asie]. —
198 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

< (Dante gehört zur Fantasie — nicht zum Universum. — Sollte wohl
A18[didaktische] Fant[a.sie] sein.) Spinosa und Fichte die Metacp
[physik] zu dem A18 [Didaktischen] über die Fantasie. — Beide bis zur
Poesie gekommen. Fantasie besteht im 'sv xai 7iav, im Schaffen und
Vernichten. —>

[12] In der 9 [Philosophie] scheint grade das opy [Organische] am meisten


Kunst zu sein — Chemie, Logik und Politik. —

[13] 7] [Ethik] d[er] eigentliche] Mittelpunkt d[er] Kunst. Im 7) [Ethischen]


und 7)Y) [ethisch Ethischen] Natur und K [unst] nicht getrennt. — Religion
und Oekonomie = Natury) [ethik]; Civilisation Kunsty] [ethik">. —

kritische Skizzen, (über deutsche Moralisten).

hü Ist nicht alles was wir jezt R[oman] nennen nur 7] 9 [ethische Philo¬
sophie] und 7]7T[ethische Poesie]? —

[15] Lavater ist Leibnizianer im Wesentlichen, wie Jakobi. Lessing <kommt


jezt mehr> zur Abhandlung, Herder Versuche (Essai), Moriz <7) [ethische]>
Darstellung. — Müller liebt das Alte so sehr, daß ihm alles unter der
Hand antik wird. — Jakobi s Romane sind von der abhandelnden Art;
Richter experimentirt bloß ohne darzustellen; er armirt d. [ie] Objekte
und sezt sie in Contact. —

[ie] Eine eigne Classe der deutschen Autoren die tollen, <— Aufklärer —
Opponenten> darunter Hamann.

[17] Fichtes Prosa ist ^?[rein ethische Philosophie]; Goethes ^rre;n ethi-

sehe Poesie], —

[18] Zu allen 7] [ethischen] Schriften gehört p [Rhetorik] aber Hu™[rein


o L
humanistische] p[Rhetorik], —

[19] Je älter, je bröcklicher Garve, je besser je Garvischer. Paßt diese 9 [Philo-


s. 2 sophie] auf irgend einen Zustand, so ists dieser matte | schläfrige der
so gut darstellt und auf d[en] er immer zurückkommt. —

[20] Sonderbar daß der 7c [poetische] R [oman] = ^~ [rein systematisch] der

9 [philosophische] so fragmentarisch ist. —

[21] DieConfusion in Hippels und Richters Begebenheiten ist eigentlich] treues


Bild d[es] Lebens; modificirt müßte sie werden, mehr aber auch nicht._
Zur Moral. <Angefangen 1798 in Dreßden im Sommer. —>
r99

[22] Tiecks Absichten sind hypostasirte Fragmente d. [es] Instincts, der


Individualität. —

[23] Das Centrum des it Sternbald die Kunst, des 2t die rc[Poesie], des
dritten wird Relig[ion] sein; sehr merkwürdig.

[24] Wie muß rj [Ethik] cp [Philosophie] und 7r [Poesie] versezt werden zu


R[oman] ? -—- Welche cpa [Philosophie] ist R[oman] ? -—- Alle die zugleich
7) [ethisch] und tc [poetisch] ist. —<Die Jacobische cpa [Philosophie] macht
d[en] Woldemar so wenig zum bessern Roman, als die Kantische d[en]
Hippel. — Richter hat dagegen schon dass, [isches] Studium in s. [einer]
Gattung. >

[25] Die Lecttire ist eine Kunst. — Dialogen sind opy aupcp [organische Sym-
philosophie], wahre aupcp[Symphilosophie], werdende. — (Alles Ediren
soll ein Diaskeuasiren sein.) -—
[26] Der cpa [philosophische] Roman hat es mit d [em] Abstractum des mensch-
1. [ichen] und mit dessen eccentr. [ischen] Spitzen zu thun. — Die wahren
ecc. [entrischen] Extreme sind die göttlichen Momente im Leben. — <Hat
der Meister nicht in einem gewissen Sinne auch drei Theile? —■ (au<;
[System] von erot. [ischen] Novellen.) >

[27] Zimmerm. [ann] selbst halb spanisch halb plattdeutsch, wie er von d[en]
althannöver. [anischen] Sitten sagt. —

[28] Winkelmann behandelte s.[eine] Kunstgeschichte auch religiös als Bibel.


— Wie viel Bücher giebt es dann wohl in diesem Sinne ? —• Spinosa’s
Ethik, Wink, [elmanns] Kunstgeschichte], Dantes Gedicht. —

[29] Die Moral soll am meisten als Kunst behandelt werden, cp [Philosophie]
als Wss [Wissenschaft], n [Poesie] als Bildung als beider ah [Synthese].—

[30] [chemische] Fr.[agmente], — Alles ysp [Chemische] in cp [Philosophie]


Ti [Poesie] tj [Ethik] Alle xw Aoy [chemische Logik] (Univ [ersalität]) bisher
in Fr. [agmenten] behandelt. —>

[31] Ein Roman und eine AtS [didaktische] Fant. [asie] ist ein biblisirterBrief.—

[32] Die Bekentnisse sind Katech. [etische] Predigt und Gebet zugleich], aber
wie 7icp [Prophetie] wo Evangel. [ium], Apokalypse und Epistel in Eins
fließen. — Jede gute Confession wird Rfoman] und jedes gute
Ti epp [poetische Philosophem] wird At,S [didaktische] Fant [asie],

[33] Die Fr [agmente] als bibl. [ische] cpa [Philosophie] müssen im Ct [Zentrum]
der Encyklopacdie thronen. —

[34] Der Monolog


200 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

[35] pta-Ö- [Mathematik] und cpu [Physik] auf eine gebildete Weise zu behandeln
in Abstr[akt] r\ [ethischer] Wissenschaftslehre. —
[36] < Aphorismen sind zusammenhängende Fr[agmente], Spruch ist zugleich
Fr[agment] und Dialog (monologischer-) >
[37] < Bestimmung des Gelehrten nebst Theorie d[er] Lektüre und der Uni¬
versitäten. — CODEX DER EHRE. —>
[38] Die Frage von d[er] Moralität d[er] K.[unst] gehört ganz eigentlich] zur
Aesthetik und ist Anfang und Ende derselben. — Kunstlehre d [er] Tugend
und Tugendlehre der Kunst. —
[39] (Popularität zur Aesth. [etik] liberale Erziehung — Humanität — schöne
Wss [Wissenschaft] im guten gerechtfertigten Sinne. 0 [Theorie] d[es]
Genies, des guten Tons pp historische] Moral aus d[en] Dichtem.)
— MORALISCHE MUSIK. —

[40] Sollte Gleichheit sein, so müßten die Frauen alles Eigenthum besitzen.
Die Begier nach Besitz würde bei ihnen wirklich schön sein, von selbst.
s.a Nur um eine Frau | und Mutter kann sich eine Familie crystallisiren.
Ist alles Eigenthum Fam[ilieneigentum] so ist dieß auch rechtlich. —
Sie sollten eben so in d[er] Familie herrschen als die Männer im Staat. —
[41] In der xp [kritischen] Moral bleibt eine ewige Lücke zwischen 0 [Theorie]
und 7tp [Praxis] auch unauflösl [iche] Knoten, die nur durch 7r [Poesie] und
Historische] Tugend gefällt und zerschnitten werden können. — <Die
Theorie der Städte ein wichtiges Stück der x [kritischen] Moral. —>
[42] Gott ist gar kein Gegenstand der 9 [Philosophie], die ihn immer, je besser
sie ist, je mehr in Natur verwandelt. Unsterblichkeit und Freiheit d[es]
Willens d. h. Wunder und Weissagung — auch weder der 71 [Poesie]
noch der 9[Philosophie] wie Gott, bloß Religion], —
[43] Moses, Christus, Mahomet, Luther nähern s. [ich] stufenweise immer mehr
d[em] Autor. —
[44] Es ist gut sich so absolut zu setzen wie Fichte; aber es ist doch auch gut,
wenn man gleich Goethe’n andere nöthigt, einen so zu setzen. _
[45] Statt der Gesetze ein Katechism — Statt der ncp [Prophetie] Predigten_
statt der Psalmen Gebete — Offenbarung vom Zeitalter, Evangelium]
von Gott Unsterblichkeit] und Freiheit der Menschen nicht bloß d[es]
Willens. In diesen drei Rubriken und in d[er] von Geist und Buchstaben,
welche auch ganz ein Eigenthum der Religion] ist, hat d[ie] 9a[Philo¬
sophie] gleichsam d[en] Geist an d[er] Schwelle d.[er] neuen Rel.[igion]
abgesezt. —
Zur Moral. <Angefangen 1798 in Dreßden im Sommer. —•> 201

[46] Die Gränze der Religion] und n[Poesie] ist viell[eicht] d. [ie] Bildung,
auch ein Eigenthum der Relig[ion] wie Liebe und Menschheit. —

[47] <Das Allerheiligste in d[er] 0 [Theorie] d[er] Liebe und Menschh. [eit]
findet nur in der heil, [igen] Sehr, [ift] Statt. Auch die Char [akteristik]
des Zeitalters gehört zur Religion], Gedicht über die Religion>

[48] In d [er] Algebra liegen viell. [eicht] die tiefsten 9er [philosophischen] Ent¬
deckungen und Wahrheiten verborgen.

[49] Sind etwa alle Predigten nothwendig polemisch und müssen alle gegen
d[en] Teufel sein. —

[so] Die Geisterseher, so keine Relig[ion] stifteten, gehören entweder zu


AtS 7i [didaktischer Poesie] vom Universum, oder zu Med[ialer] xcp
[kritischer Philosophie], —

[51] Die 9 [Philosophie] kann es doch zu nichts weiter bringen als zu einer
Fiction von Willkühr, die 7r [Poesie] zu einer sraS [eiife] . —-
[52] Die Liebe schwebt zwischen Universum und Natur. —

[53] Was nicht in symbol. [ischen] Sinne Wunder und Weissagung ist, ist nicht
Relig[ion]; also sind sie doch die Kriterien (Epistel an die Ungläubigen,
an die Christen, an die geheimen Gesellschaften). —

[54] Könnte nicht Gott — wie d.[ie] Natur ein -^—[reines Tier] — Pflanze

[reine Pflanze] — —[reiner Stein] ist — so ein ^°hn [reiner Sohn —

Vetter j-re-ner ya]-er] — Jungfrau Mutter j-re~ne jungfrau — Mutter] sein ?

Sind das nicht die drei ursprünglichen] Arten d[es] Menschen. —

[55] Im Lutherthum ist Gott zweieinig; der heil, [ige] Geist ist nichts rechts. —
Die Zeit d[er] Zweieinigkeit Gottes ist gekommen. Geist und Wort sind
Gott und d. [er] Keim dieser 0 [Theorie] liegt im neuen Testament. —

[56] Freiheit (die einzig natürl [iche] Magie) besteht in Wunder und Offenbar¬
rung, und auch in unendlich, j

s. 4 [57] Fragmente (Sprüche) sind die eigentl. [iche] Form des biblischen Vor¬
trags. — Die historische] und religiöse Unsterblichkeit in Contact gesezt;
die Ewigkeit des Classischen und d[es] Originellen. — Ironie steht in
d[er] nächsten Beziehung auf Gott. —

[58] Die ^ [Psychologie] ist die Hälfte von Med [ialer] rj [Ethik] und viell [eicht]
ein Theil d [er] Aesthetik. ^ [Psychologie] ist identisch mit Moral. — Meine
Ansicht d[er] Natur ist aesthetisch. Giebts nicht viell. [eicht] unendlich
202 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

viele Capitel d [er] Aesthet. [ik] und sollten es auch darum nicht Briefe
sein. ^[Psychologie] = 6[Theorie] der Triebe und Gefühle. Anthro-
pol. [ogie] die Pathologie, materia medica, Diätetik des Gemüths. —

[59] Gesetz und Liebe sind wohl die Pole d[er] Unsterblichkeit; beide im Clas-
s [ischen] vereinigt; oder Gesetz und Geheimniß, Kraft und Allgemeinheit.
Die Gottheit ist ein Geheimniß, die Unsterblichkeit ein Glaubensartikel
und die Freiheit eine Offenbarung. —

[60] Die Welt als Musik betrachtet, ist ein ewiger Tanz aller Wesen, ein all¬
gemeines Lied alles Lebendigen, und ein rhythmischer Strom von
Geistern. —

[61] Jede Uebersetzung ist poetisch; ein Werk an und für sich ist schon etwas
poetisches.

[62] Die Encycl [opädie] und xp [Kritik] sind unzertrennlich verbunden.


Die 0 [Theorie] d.[er] Universität identisch mit cp [Philosophie] der En-
cykl.[opädie]. Doch umfaßt diese auch Theorie der Lectüre und Schrift¬
stellerei. — Nicht die Logik sondern Encykl [opädie] sollte d.[er] Gott
d[er] Universitäten sein.

[63] < Jedes Comp, [endium] eine Art Encykl. [opädie] aber subj.[ektiv], nicht
obj[ektiv], — Construirt muß sie sein, nicht ein Aggregat sondern ein
System. Bis jezt ist die Universität selbst nur ein Aggregat. —>

<Athenaeum>.

[64] Der Anfang jedes Essay muß p [rhetorisch], das Ende Ironisch sein.
— coder mit Ironie anfangen und mit p [Rhetorik] endigen. —>

[65] Jeder Monolog muß wohl einen Epilog (auch Prol. [og]) haben. Im Brief
Parekbase Die cp [Philosophie] d[er] Essays die einseitig sein dürfen eine
Art Experimentaler[philosophie] sein. — Der Essay als Rcpcr[Real¬
philosophie]. —

[66] Alle Sätze der Mathem. [atik] sind indemonstrabel. Die wahre Form der

pa& [Mathematik] ist die Fr[agmentarische] = [rein mechanische].

In d[er] reinen poch-[Mathematik] giebts keine Probleme. Jedes pah [ma¬

thematische] Fr[agment] muß Tr. [anszendentale] El. [ementare] Ab-


s. [olute] und crucrx [systematische] cp [Philosophie] enthalten. —

[67] Ironie ist chemischer Enthusiasmus; Rhetorik ist /ep [chemische] Ener¬
gie. —
Zur Moral. <Angefangen 1798 in Dreßden im Sommer. ■—> 203

[68] Die Predigt ist der mystische Essay. — <Die Gegenstände des Essay —
Individuen — Facta, Labyrinth die nun ganz analysirt werden kön¬
nen.> Humor im Ganzen sehr gut. Je witziger der Essai je mehr
p [Rhetorik], je besser. —|

s. 5 [69] Die Eloge ist der Hist [orische] Essay, will nur Eine Ansicht vom
Gegenstand geben, wie auch d[ie] Predigt. —

ho] Ironie ist nicht immer witzig, aber immer enthusiastisch. —

bi] Ein guter Essay muß auch taktisch sein; Lessing ist dieß sehr. —

[72] Die Selbständigkeit eine Cardinaltugend für einen Autor. Die Extreme
sind auch gut, nur aus diesen kann die Mitte entstehen. — Selbständig¬
keit] ist etwas leligiöses; Verlust derselben aus Verzweiflung; das ist
Atheismus. — Ohne Ironie giebts wohl keine Selbständigkeit]. Alle
Tapferkeit und Relig[ion] ohne S.[elbständigkeit] ist immoralisch; so
auch alle Liebe ohne sie. — Selbst [ändigkeit] und Liebe sind das 'sv xoa
7iav der Sittlichkeit. — Selbst.[ändigkeit] ist Umgang mit s.[ich] selbst. —
Heiligkeit der Fülle und Würde d.[er] Selbstbeschrßänkung] gehört zu
Selbst, [ändigkeit] und Liebe. Thätigkeit ist histor. [ische] Tapferkeit. —

[73] Wahre Moral doch nirgends als im Spinosa und im Plato. —

[74] Freundschaft und Gesellschaft nur eine Art von Liebe. —


[75] Der Heroismus ist noch ganz verschieden von d[er] Caesarischen Tapfer¬
keit. —
[76] Ironie ist innerlich; der Witz nur die Erscheinung derselben. — Ironie
ist zugleich] S.[elbständigkeit] und Liebe, ohne Sinn fürs Univ.[ersum]
unmöglich, steht in enger Verbindung mit Eudaemonie (d. h. Voll¬
kommenheit.) — Es giebt eine Tapferkeit und Größe ohne Sinn fürs
Unendliche. Ironie ist schöne Heiligkeit. Die Ironie deutet auf r\ [Ethik]
und auf cpcr[Philosophie] + 7t [Poesie]. —

[77] Das Ende (der Abhandl.[ung] von d[er] Selbstä.[ndigkeit]) d[ie] Selbst-
vemichtung stiller Heiligkeit, und Verhältniß derselben zur Thätigkeit;
die Th.[ätigkeit] geht in d[as] Extreme, S.[elbständigkeit] in der Mitte.—

[78] Der Cyniker ist d[er] sokrat. [ische] Heilige im Kampf gegen d[en] Staat
und Familienbande; der Stoiker im Kampf gegen d[ie] Natur. Der Reli¬
giöse in Verbindung mit Gott. Wenn d.[er] Sokratiker thätig wird, so
wird er Autor. —
[79] Nur der Autor ist wahrer Priester und Taktiker und Oekonom näml. [ich]
geistiger. —
[80] Der wahre univ.[ersal] thätige Religiöse ist d[er] Christ.

18 Schlegel, Band 18
204 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

[81] Popularität ist kein Verdienst d[es] Menschen aber wohl des Autors. —
Soll nicht alle Autorschaft populär sein und 9 [Philosophie] und n [Poesie]
der Mitte, 7) [Ethik] hingegen den Extremen nähern ? —

[82] <Die Abhandlung geht auf die Principien und erschöpft ihren Gegenstand;
der Versuch nicht und ist unendlich Char [akteristik] ist ein Werk.>
[83] Moralität ohne Sinn für Paradoxie ist gemein. —

[84] Hülsen ist Meister in d[er] Curve, Fichte in d[er] Parallelle und im
Punkte. —

[es] Für den 7)[ethischen] Menschen ist nichts gemein; er lebt in göttlichem
Element. —

[86] Der Styl der pouji [Rhapsodie] muß von der AiS [Didaktik] Fülle, Glanz und
£7iiS. [si^ip] haben. Er liebt am meisten neue Worte. Die Glieder der Peri¬
ode so lang voll und groß wie mögl [ich]; aber wenige, d [ie] Periode selbst
kurz. < Im Fr [agmentarischen] Styl dagegen so viele und so versetzte und
zerhackte Glieder als möglich, und mehr antike als neudeutscheWTorte._> |

6 [87] Uebersetzen ist offenbar etwas 9^ [Philologisches] wie Charakterisiren ■


beides ist Sache d[er] K [unst] aber auch der Wss [Wissenschaft], — Jede
Uebersetzung ist Verpflanzung oder Verwandlung oder beides. _ Eine
Abhandlung] muß ODA Form haben; hängt zusammen mit <d[er]
Geselligkeit und> d[em] Streben nach Universalität (d[ie] Römer d. Tie]
ersten U[ebersetzer].) Jede wahre Ueb [ersetzung] muß eine Verjüngung
sein. —

[88] Jede Historie, die s. [ich] nicht auf die Chronologie d[es] Geistes die
Geographie des Universums, Uebersetzung d.[er] Menschheit bezieht,
ist nur ein Essay. — Fast alle historischen] Werke die nicht Urkunden
sind sind diaskeuastische UeherSetzungen. —

[89] Im moralischen] Essay ist das Experiment selbst Zweck und Mittel;
in d[er] popul.[ären] Hist[orie] <Darstellung> doch die Facta, auch ohne
Kunstform, und auch die Princip.jien] brauchen nicht erschöpft zu wer-
^en' Jedes Werk sollte Abhandlung, Darstellung und Versuch sein._

[90] Unter d[en] Alten sind bei d[er] aristotelischen] Schule die besten
Essays zu suchen. Aristoteles selbst für d[ie] Kunstform d[es] logischen
Experimentirens ein Meister. —

[91] Weber die alten Götter. Princ.[ipien] d[er] alten Religion.»

[92] Die wahre Predigt sollte nicht bloß tj [ethisch] sondern biblisch und
exegetisch sein. —

[93] Jeder Essay ist die Symbol, [ische] Etymologie eines paradoxen Begriffs._
Zur Moral. <Angefangen 1798 in Dreßden im Sommer. ■—-> 205

[94] Alle crupßouXEUT. [symbouleutische] p [Rhetorik] bezieht s.[ich] auf d[en]


xocipop. —

[95] Die Abhandlungen] cpcr [philosophisch] die Versuche moralisch], Dar¬


stell [ungen] Hist [orisch], <Parallelle ist Tr [anszendental] (etwa Ge¬
schichte] eines Krieges) — Biographie ist cjoctt [systematisch] (etwa
Gesch[ichte] einer Nation. —>

[96] Jede Abhandlung muß juristisch d. h. moralisch bestimmend sein; ein


Definitivurtheil enthalten. —

[97] <Etwas über historische] Casuistik. — (verwandt mit Algebra — muß


mit Ironie endigen, daß es nicht anders seyn konnte und seyn sollte.) >

[98] Fr[agmente] haben viel Affinität mit Edelsteinen, paj» [Rhapsodien] mit
Landschaften, vegetab. [ilischer] Welt, Blumen, Blättern pp Hist [orie]
mit opy [organischen] animal.[ischen] Körpern. —

[99] Die Religion nur in einem Gespräch zu behandeln. —

[100] Um d[er] Nationalität willen, nationaler schreiben zu wollen, als d. [er]


gebildete Theil der Nation spricht, ist eine deutsche Narrheit. —

[101] Der Ton wird Colorit in d[en] beseelten Accenten. Numerus ist wohl
orchestischer Styl. — Im Num. [erus] ist auch Euphonie und schöne
Assonanz begriffen. —

[102] Wie selten Menschen sind; durch — [reine Ethik] allein zum Menschen.

Man muß aber nicht bloß lieben, sondern auch um s. [eine] Liebe wissen.—

[103] Es giebt eine Liebe die zu heilig ist zur Ehe. —

[104] Die Weltmenschen kennen nur die repräsentirende Sittlichkeit d[er] Fran¬
zosen. —
[105] <Die Uebergänge im Ess. [ay] ironisch, der Schmuck symbolisch, die
Tendenz der Gang etymologisch im großen Sinne (Richtung auf das
Primitive) >

[106] Soll und muß nicht jeder Cyniker ein Egoist sein ?

[io?] Fantasie ist wenn man Erscheinungen <(Projekte, Visionen)> sieht;


s. 7 das erste ist der Strom | von Ideen (d. h. v[on] Gedanken die zugleich
9 [philosophisch] tz [poetisch r\ [ethisch] sind) das zweite ist die groteske
Verknüpfung. —

[los] Farniente ist das Element d[er] Ironie und d[er] Sittlichkeit. Ideen sind
innre Bilder, organische Vorstellungen die zugl[eich| Gedanken (d. h.
Begriffe und Anschauungen) und Empfindungen und Wollungen sind —
206 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

[109] Alle Thätigkeit muß egoistisch [sein]; man lebt nur in so fern man nach
s.[einen] Ideen lebt, nicht bloß nach s. [einen] Grundsätzen. — Man
muß also Ideen haben um sittlich zu sein, nicht bloß sich zu ihnen
erheben. —

[uo] Fantasie ist das Princip d. [er] moral[ischen] Thätigkeit und das einzige
moral[ische] Princip der Thätigkeit <näml[ich] Princip aller egoistischen
Energie. > —

[in] Religion ist d[em] moralischen Menschen was eine Predigt über d[ie]
Zufriedenheit dem der seine Geliebte fand, und nun in Ruhe lebt. —

[ii2] Alle Thätigkeit muß ein Farniente göttlicher Ruhe begleiten. Alle
moral, [ische] Thätigkeit muß religiös sein und alle Religion thätig; die
Extreme verbinden, führt zur Mitte zurück. —

[U3] Ohne Religion ohne Energie annihilirt sich ^ [reine Ethik] selbst. Ewiger

Wechsel und Kampf. Stete Reihe innrer Revoluzionen, und zwar perio¬
disch. —

[in] In d[er] Moral ist nichts so seltsam als das einfachste. Ironie ist d[ie]
Idee, Universum. —Es hat Fantasie, nicht sie hat ihn. Wer Fantasie hat,
läuft Gefahr, s. [ich] ins Universum zu verliehren. Wie Liebe die Neigung
aller Neigungen, so ist Ironie die Meinung aller Meinungen. —

[ns] <Ueber d[ie] Selbständigkeit Ueber d[ie] Popularität>

[ii6] In 7) [ethischen] Schriften alle Seitengedanken absolut entfernt; man muß


hier weder Vorbereitung noch Apparat noch besondre Stimmung brau¬
chen. Man muß die Eingebung haben wenn man will, man kann sich
selbst improvisiren wenn man lebt, und man soll leben, wenn man nicht
todt ist. —

[in] Nicht d[ie] Moral, sondern d[ie] Aesthetik befiehlt; doch ist Imperativ
viell.[eicht] nur der Religion] eigen. —

[ns] Metapher und Epitheton gehn auf einzelne Worte, Parisose und Antithese
auf xcoAa, Hyperbaton und Anakoluthon, Hysteron Proteron auf d[ie]
ganze Periode. Alle diese Figuren sollten allegorisch sein. Nicht bloß
der Periode, sondern auch der Abschnitt sollte construirt sein. Einige
Figuren sind syntaktisch, andre etymol [ogisch] (auf einzelne W[orte].)

[119] Mystik eine innere Mythologie. —

[120] Der Ess.[ay] ist so zu schreiben, wie wir denken, sprechen, für uns schrei¬
ben oder im Zusammenhang frei reden, Briefe schreiben — über einen
Zur Moral. <Angefangen 1798 in Dreßden im Sommer. —> 207

sittlichen Gegenstand, aus reinem Interesse daran, nicht 9 [philosophisch]


und nicht 71 [poetisch], |

s. 8 [121] <Zu d [er] 9 [philosophischen] Episode gehören auch dit Andeutungen, An¬
spielungen, Aussichten ins Unendliche pp.>

[122] Die Symphilosophie muß viel von r\ Ap [ethischem Drama] haben, das
Symposion von d.[er] Novelle und von d[er] Char[akteristikJ. —

[123] Diotima eine nothwendige Idee d.[er] Sokrat [ischen] 9 [Philosophie] wie
Madonna der katholischen] Religion. —

[124] Hemsterhuys hat d[en] Begriff d[es] Schönen auf Sokrat [ische] 9er [Philo¬
sophie] und goldnes Zeitalter angewandt. —

[125] Mit d. [em] Ideal beginnt d[er] zweite Theil d[er] Aesthetik, und dieser
ist Leibnitzigen Ursprungs — die sinnliche Vollkommenheit ist nichts
andres. — Das Ideal ist das Centrum des Centrums. — Mit einem Brief
über die Religionen muß der ganze aesthet. [ische] Cyclus auch wieder
schliessen. —
[126] Die Ansicht von der schönsten Welt hebt d[en] Menschen theoretisch
so sehr über alles Detail d.[er] Schlechtigkeit weg, daß sie ihn sogar
praktisch aus Toleranz und Liberalität grausam machen kann. —

[127] Der R[oman] die eigentl [iche] aesthetische Poesie. —


[128] Nur in d[er] Gattung des Laokoon kann Etn Kunstwerk der bildenden
Kunst dieselbe ganz enthalten. —

[129] Schönheit ist d[ie] Diät der Menschen. —


[130] Die erste Hälfte d[er] Aesth. [etik] — Schönheit angewandt auf d[en]
ganzen Menschen 2) angewandt auf Kunst Hemsterhuys und Shaftes-
bury die Classiker humaner Schiiftstellerei. —

[131] In d[er] Lehre von d[er] Natur ist die Hauptsache d[ie] von d[er]
schönen <aesth. [etischen]> Behandlung d[er] Natur; die schöne Ansicht
giebt s.[ich] von selbst. —
[132] Die Aesth.[etik] ist die 9a[Philosophie] über d[en] ganzen Menschen.—
< Von d [er] Natur kein besondres Cap [itel]; das gehört ganz zur Schönheit
— Genie — Popul. [arität] — Griechen]. —>

[133] Gefühl ist das eigentlich] aesthet.[ische] Vermögen und schwebt so in


d[er] Mitte zwischen Trieb und Empfindung. —

U34] Die religiöse Idee d[er] Aesthetik ist die Liebe. — Nicht zu dem Coeur
vom Ideal, sondern im Centr[um] d[er] Schönheit hat die aesthet [ische]
9a [Philosophie] von d[er] Liebe ihren Sitz. —
208 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

[135] Nichts ist schön was nicht eine Hindeutung enthält auf [reine

Animalität], [reine Vegetabilität], —^[rein Mineralität] oder

ihre Verbindung. Daher ist alles Menschliche so schön. — Das wäre eine

reale Definition von d[er] Schönheit. — <für diesen Mittelpunkt d. [er]


Schönheit giebts noch gar keine Vorai beiten >

[136] Der Mensch im Ganzen hat Magie — die Kunst Mysterien — die Natur
Orgien. In diesen dreien besteht das Ideal. — Liebe und die schönste
Welt so d[er] Dualismus des Ideals. — Ideal vielleicht] der Mittel¬
punkt, Schönheit das Ganze, das umgebende yy[Chaos], —

[137] NurdieAesthetik führt uns zur intellektualen Anschauung des Menschen. —|

s-9 <Aesthet.[ische] Skizzen.>

[138] Der ganze Plato scheint aesthet.[isch] Aristot. [eles] hing [egen] metaphy¬
sisch]. Daher jener d [er] Fürst d[er] Mystiker, dieser d [er] Scholastiker. —

[139] pip [Mimik] entspricht d [er] Natur poua [Musik] d [er] Schönheit, Plast [ik]
d[erj Kunst.

[iio] Durch die Harmonie des Natürlichen und d[es] Künstlichen wird das
Menschliche sehr gut erklärt. Die eigenthüml[iche] Bewußtseinsart für
Aesthe [tik] diej [enige] in d [er] man s. [ich] des ganzen Menschen bewußt
wird — Gefühl nicht Gedanke. —

[in] Daß nur Schönheit der Gegenstand d[er] Liebe ist der aesthet. [ische]
Pol d[er] Moral, daß man die Schönheit nur durch Liebe fühle, d. [er]
moral, [ische] Pol der Aesthetik. —

[142] Aesthet.fische] Kategorien etwa—Universalität, Originalität,Genialität —


Enthus. [iasmus] Harm, [onie] Energie — Styl, Ton, Colorit pp tjF [Ethik]
puF [Mythologie] tox& [Pathetik] — <Zweifel gleich dabei>

[143] Die Religion] beginnt mit Enthus.[iasmus] gelangt durch Energie zur
Harmonie. Der Weg der <p<r[Philosophie] ist umgekehrt. —

[144] Die cpiT [Philosophie] ist Abstr. [aktion] Reflex, [ion] Specul. [ation], —
(Virtuosität und Talent darin.) — Poesie ist mythischer Enthusiasmus.

[145] aiKTT[System] und yy[Chaos] sind Xoy[logische] Begriffe; alle Mor[al]


ist yy[chaotisch].

[146] Poesie ist moral [ische] Spekulazion (90 [Philosophie] moral [ische] Ab-
straction). Die Poesie ist die intellekt.[uale] Anschauung der Menschheit.—
Zur Moral. <Angefangen 17 q8 in Dreßden im Sommer. —> 209

[147] Der Witz ist ein Talent. Genie ist-[reine Personifikation], —

[148] Allegor. [ie] Symbol, [ik] Personifikation] nebst Symmetr.[ie] und p [rheto¬
rischen] Fig[uren] sind Principien d[er] Poesie, nicht Elemente. Elemente
sind todte Masse. Die <p [Philosophie] und die tu [Poesie] müssen ihre
Princ. [ipien] in s. [ich] selbst haben und zwar in d[er] Mitte. Das wäre
sonst ihrer ganz unwürdig. —

fi49] puF [Mythologie] ist [Chaos] von [Ethik] und TcaF[Pathetik],

[150] Der Gegensatz d [es] Gedankens ist das Gefühl; beide müssen aus d [em]
Triebe deducirt werden. —

[151] Vision <d.[ie] Portrait sein soll> ist der eigenthüml [iche] Act d[er]
Genialität, <tT[Synthese] von Enthusiasmus] und Energie

[152] Die eigentliche xp [Kritik] bezieht sich auf Hist [orische] Hist[orie] oder
d[as] Universum. —
[153] System von Visionen = F[antasie], —

[154] <Situazionen gehören wohl zur Illusion. —>

[155] Der Gehalt d[er] Conversation besteht wohl aus Sentenzen und Anek¬
doten; sind d[ie] Elemente derselben. —

[156] Sind Fabeln nicht Rom [antische] Gnomen ? — Räthsel — Spielgnomen.—

[157] <Der Haarwurf gehört auch zur Drapperie im weiten Sinne. —->

[158] Für die Abhandlung (die auf d[ie] Princ. [ipien] geht) Aphorism [us]; für
d[en] Versuch (der auf das Exper.[iment] selbst geht) eine Gnome; für
d[ie] Darstellung (die auf die Facta geht) eine Anekdote, welches auch
neue Ansicht alter bekannter Geschichte sein kann. —

{159] Moyens das Mittelglied zwischen dem Calkül und dem Effekt.y

[160] Recension in deutscher Form ist ein kritisches Gutachten, Responsum. —

[161] Cultur, Politur, Ascetik sind Coordinaten. — Politur enthält Liberalität,


Urbanität, Humanität |

s. 10 [162] Die Gleichnisse, Beispiele, Bilder, Beschreibungen sollten wohl nach ihren
Analogis in d[er] veget [ativen] anim. [alischen] und miner. [alischen]
Natur behandelt werden. — Metamorphose, Metern^ [psychose] — Ana-
stomose pp —

[163] Muß der wahre Essay viell.[eicht] immer so abreißen wie ein Platon.[i-

scher] Dialog. - Braucht jeder Essay eine Veranlaßung? oder fängt er am

besten mit d[er] -^[reinen Ethik] an, daraus er entspringen muß. —


210 [IV] Philosophische Fragments Zweite Epoche. I.

[164] In d[er] 9 [Philosophie] muß dieTetraktys der Abstraction erst getrennt


und dann wieder verbunden werden; in d. [er] Moral gar nicht getrennt.—

[165] Das ^ [rein Ethische] ist d[er] elektrische Funken <das —-^--[rein Ab¬
strakte] der Elastischer

[166] Absicht ist 0[theoretisches] Gemüth, Instinkt aber rrp [praktisches]. —


[167] Form, [aler] Geist ist Willkühr, mat. [erialer] Geist Zufall, Sinn = Ct [Zen¬
trum] -f- Hz [Horizont] Seele = Id[ealität]: Re[alität]. —
[168] Im Thema des Essay selbst muß schon d[ie] Antwort gewissermassen
gegeben sein, doch keine volle Antwort, nicht in d[er] 9 [philosophischen]
Form d[er] Ironie.-Die logische Universalität —der symbolfische] Strom.-
[169] Motiv ein Kunstwort der oix[ökonomischen] Moral. —
[170] Es muß auch Abhandl. [ungen] geben die wie Demosth [enes] nicht bloß
Sixav [dikanisch] sondern zugleich crupßouX [symbouleutisch] und zm-
Seixt [epideiktisch] sind. —
[171] Das deutsche Recfensions]Wesen durchaus ein Mittelding zwischen
Jurispr[udenz] und xp[Kritik], Die Recfension] keine Charakteristik],
sondern xp [kritischer] Bericht, Essay. — Sie vereinigt Abhandl. [ung]
Versuch und Darstellung. —
[172] Es ist etwas Juristischer] und Farn [iliärer] Geist in d[er] Conversation;
und d[ie] Ironie dominirt darin. —
[173] Der paieu [maieutische] Essay scheint sich d[em] Symposion zu nähern,
in Rücksicht der Wechsel-Gedankenentwicklung. Alle paieu [maieutische]
9 [Philosophie] sollte in Form von Essays behandelt werden. _

[174] Der Bericht d[es] Recensenten muß nur auf die Absicht und Tendenz
gehn, die Klagschrift pp auf die Ausführung, und dann in einem Gut¬
achten ein endliches Decisum geben. Alles so 8ix[dikanisch] als möglich,
äug ßouX [Symbouleutisches] und em8 [Epideiktisches] nur als Episode.
Belege ist auch ein juristischer] Gebrauch. Urkunden und Zeugen sogar
werden gebraucht. Ausarbeitung wie Manufactur. —
[175] Die ursprüngliche] paieuci? ist wohl d[er] Monolog. — Die paicuau; viel-
1.[eicht] nichts als die Magnetische] Elastische] Elektrische] Methode
der opy 90[organischen Philosophie].
[176] Die Metern«];[psychose] der Gr.[iechischen] Trag, [ödie] sehr eigen; hier
nahm derselbe Leib oft eine neue Seele an. —
[177] Die Römer sind classisch in d[er] Briefiorm. <ANTIQUARISCHE Briefer
Zur Moral. <Angefangen 1798 in Dreßden im Sommer. -—•> 211

[178] Die Mischung von Prosa und Versen stammt wohl aus d.[em] Symposion.—\

s. 11 [179] Die Moral hält wohl die Mitte zwischen d [er] äußersten Analyse und Syn¬
these d[er] 71 [Poesie] und zwischen d[er] Einheit der 9 [Philosophie], die
lange nicht so subdichotomirt und nicht so systematisirt ist als die
7t[Poesie], — Müssen 7t[Poesie] und 9[Philosophie] sich nicht in diesem
Stücke künftig gleich werden. —

[180] Kann die Geschichte] d[erj gesamten 7][ethischen] Bildung auch als
aucT[systematische] Hist [orie] behandelt werden oder würde es nicht
vielmehr eine gigantische] Darstell.[ung] sein — Universalhistorie? —
<nach d[em] Zweck der Geschichte der Menschheit. —>

[181] Meine Hist [orische] Hist [orie] und xp [Kritik] hängen genau zusammen
und gehn beide aufs Universum und die Class. [ifikation] desselben. —
< Je ähnlicher Hist [orische] Hist [orie] einer U eher Setzung, je vortreflicher>

[182] Die 9a [Philosophie] d[er] Moral läßt s. [ich] nur in Abhandl. [ungen]
geben, die Poesie d[er] Moral in Darstellungen (die ganze Universal-
hist. [orie] sollte darstellend abgehandelt werden.) —

[183] Analogie ist Princip auch der poaeucm;. — Ein xpoTio? ist nichts als eine
7r [poetische] Methode. — (Analogie ist wohl zunächst Princip d[er] Ety-
mol.[ogie] dann deryp [Grammatik] derxp [Kiitik] dercpcr[Philosophie].)—

ri84] Charakteristik d[er] Menschheit noch unterschieden von Universal¬


historie. —

[iss] Ironie bezieht sich wohl auf r\ [Ethik] Logik und p [Rhetorik]. —

[186] Macchiavelli gehöit nicht zu d[en] 9 [Philosophen], sondern zu d[en] Mo¬


ralisten. — Luther war auch bloß Moralist und nicht cpa[Philosoph], —-

[187] Die Gottheit und die Natur gehören selbst zum yj [ethischen] oekon. [omi-
schen] gymn. [astischen] Physikalischen] und Codex d.[er] Humanität.—

[iss] Die Constr [uhtion] d.ßerj ganzen Menschheit und dann d[er] Natur und
d [er] Gottheit dürften wohl nur durch Anwendung d.[er] Moral auf die
X9<7[kritische Philosophie] möglich sein; aber weder bloß durch d[en]
Glauben noch durch die Praxis, sondern durch die Moral selbst. —
Diese Constr [uktion] ist wohl Inhalt d[er] Char. [akteristik] d[es]
Universums. — Müßte aber hier nicht Analyse vorangehn ? Oder dürfte
in dieser Charakteristik] aller Charakteristiken] diese auch bloß con-
struirend sein ? — Unendlich muß s. [ie] freilich sein, v. [on] jedem Punkt
aus, aber feste Base könnte sie doch sein. Sie würde die F[ichte]sche
90[Philosophie] vollenden, nicht mit ihr streiten. —
212 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

[189] Die Geschichte d[er] Menschheit müßte zugl [eich] Geschichte d[er]
Natur und Geschichte d[er] Gottheit sein; denn auch eine solche muß
es geben. —

[190] Wissensch. [aft] ist das yjy) [ethisch Ethische] eben so wohl als Kunst.—

[191] Das Universum zu construiren, war von jeher das lezte Ziel d [er] größten
cp(j [Philosophen]. —

[192] cpX [Philologie] und cpu [Philosopie] nur verschiedne Dignitäten derselben
Sache. —
[193] Wissenschaft ist göttlicher als Kunst. —

[i9t] Ist viell.[eicht] Natur was zugleich] Wissenschaft und Kunst ist?

[i95j Wahr ist etymologisch gut wie Schön symbolisch gut ist. —

[196] Schrift ist symbolischer] Gesang poua [Musik] — der höchste Gesang
ist Schweigen. — Alle Schrift soll heilig sein. —

[197] Das Wesen d[es] Cynismus ist Absonderung von Jur [isprudenz] und
Fam [ilie] Die Ironie und die Selbständigkeit wird hier gleichsam z. [um]
Stand und Geschäft d[es] Lebens. — |

s. 12 [198] <Bildung = Verhältnisse von yj [Ethik], cp [Philosophie], 7r [Poesie],>

[199] Die spätem Römer haben die Griechen wohl übei troffen in Rücksicht
d[es] Ideals vom Sapiens. Trajan viell. [eicht] d[er] größte Stoiker,
Horaz d[er] größte Cyniker, Atticus und Lucullus Epik[ureer]. —

[200] < Stoizismus, Epik, [ureismus] Cynismus sind coordinirt. 9 [Philosophie]


in ihnen so 910 [physisch] daß sie praktisch rj [Ethik] wird. Sapiens, Alles
in Eins ist ihr Grund und Ziel.>

[201] Die sittlichen Ideale d[er] modernen Welt sind d[ie] Ritter, d [er] Christ.
Der Christ hat eine Tendenz gegen Fam[ilie], weil er das Universum zu
einer Fam [ilie] machen möchte. —

[202] Für jedes liebende Paar, d[er] Mann Heiland, die Frau Madonna. —
Sat
[203] Ohne — [reine Satire] kann man nicht in d[er] großen Welt leben.
Sat [ire] kann nur durch Sat [ire] behandelt werden. —

[204] Scholien, wo d[as] Universum der Text wäre, Classikon der 9er [Philo¬
sophie], —

[205] Gnomensammlung müßte ein Codex d[er] Ironie sein. _

[200] Unthätige Relig[iosität] ist Satanität, irrel. [igiöse] Thätigkeit ist Bruta¬
lität. —
Zur Moral. <Angefangen 1798 in Dreßden im Sommer. —> 2x3

[207] Liebe — Selbst.[ändigkeit] — Ir.[onie] ist weit mehr ein Beweis gegen
d.[ie] Vorsehung und für d[ie] Unsterblichkeit als d[as] berüchtigte
Mißverhältniß zwischen Verdienst und Glück. — Der kleinste Mislaut
ist für d[en] Religiösen eine Beglaubigung der Ewigkeit. —

[208] Die sittl. [ichen] Ideale d[er] Römer sind nach d[en] Aemtern einge-
theilt. —

[209] Sat[ire] ein n [poetischer] Essay. —

[210] Die kathol.[ische] Rel[igion] ist wohl eben so 9 [philosophisch] als 7c [poe¬
tisch, aber die protest. [antische] ist 7] [ethisch], die reform. [ierte] rein
7) [ethisch], die lutherische schon in d[er] Mitte zwischen beiden. —

[211] Gnome dürfte wohl der politische oder logische Theil d[er] Poesie sein.—

[212] Die moderne Fabel eine Art von Räthsel (zugl. [eich] Gleichniß und Gnome).
—- Der physische Theil besteht in d[en] Gleichnissen und Bildern. —

[213] Die Analogie ist das Princip für die Char. [akteristik] des Universums. —

[214] Reineke Fuchs ist eine vortrefliche Morality — große Weltgnome. —

[215] Der Periodenbau beruht viell. [eicht] auf geometr. [ischen] Principien. —

[216] Das Interessante beruht auf d. [er] Energie; das Classische auf Enthu¬
siasmus] und Relig[ion]. Das höchste Schöne muß beides zugl.[eich]
sein. —

[217] Die Regeln der Syntax könnten viel Aufschluß über d [ie] Erfindungskunst
geben. —

[218] pA [Rhetorische Didaktik] ist t)tu [ethische Poesie] (wie Rec[ension]:


Char [akteristik]) In der charakteristischen 7c [Poesie] müßte das Epi¬
gramm eine grosse Rolle spielen. —

[219] Der Gipfel d[er] göttl. [ichen] Poesie muß auch eine Darstellung d[es]
Universums seyn; diese ist aber nicht mehr tz [Poesie] noch 9 [Philo¬
sophie] sondern beides. — |

9.13 [220] 9[Philosophie] läßt s.[ich] gar nicht kritisiren ohne 7r [Poesie], — <Die
9 [Philosophie] kann auch was nicht 9 [Philosophie] <tc [Poesie] > ist
charakterisiren. —>

[221] Die reine Med [ial] 9 [philosophie] ist Logik. — Bildungsl. [ehre] Ety-
mol. [ogie] Syntax im größten Sinne —

[222] Die U eher Setzungen der xp9 a [kritischen Philosophie] können nur 9 [Philo¬
sophie] zum Gegenstand haben, die Char [akteristik] auch 7r [Poesie],
die Fr[agmente] das Universum. —
214 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

[223] Die Abstr [akte] iz [Poesie] = Plast [isch], Metr [isch], opy [orchestrisch]. —
Die ye;p [chemische] = pouo [musikalisch] Pitt[oresk] und pip [mimisch],
also ganz prosaisch, d.[ie] Novelle. —

[224] Der Begriff d[er] Ehre sollte gar nicht auf Farn [ilie] angewandt werden.
— <Das rj Ap [ethische Drama] ist Farn [iliär], wie t] xp [ethische Kritik] =
iur [istisch].>

[225] Das Symposion ist ein gugt [System] von Experimenten, ein gugt [syste¬
matisches] Experiment. —

[226] <Die vier Species sind wie das Decliniren und Conjugiren in d[er] yp

[Grammatik], >

[227] Das Colorit theilt sich in Töne, Lichter, Tinton. —

[228] Die yep[chemischen] Uebel sind immer d.[ie] schlimmsten; so Geiz,


Gicht, Aberglauben. —

[229] Nicht dieses oder jenes Laster, sondern Mangel an yj [Ethik] ist d[as]
größte aller Laster. Geiz ist mit —rj [negativer Ethik] verknüpft. —

[230] Das Gebet als Relig[ion] ist wohl auch ein Sacrament. —

I23i] Die physischen Leiden — Krankheit, Schmerz, Armuth, Schande —


sind erst recht zu Hause in Farn [ilie]. Für d[en] Cyniker, für d[en]
isolirten Menschen sind sie nicht von sonderlicher Bedeutung. —

[232] <Zu x<p [kritischer Philosophie] muß wohl die ganze 9 [Philosophie] und
71 [Poesie] combinirt werden. —>

[233] Orakel sind alleg [orisch], Relig.[ion] ist symbolisch ist vielleicht]
Produkt von Mythologie und Mystik. —

[234] Die em&.p [epideiktische Rhetorik] sollte Ironie haben und yjFop; die
Sixav. [dikanische] sollte heilig und rein sein. —

P35] Die Char. [akteristik] ist pocF [mathematisch] genug; die Gesetze — dyna¬
mische] Astron. [omie] ihres Objekts — die Optik d[er] Gesichts¬
punkte — die Progr. [ession] Proport [ion] — Combin [ation] und Con-
str[uktion] pp spezif. [isches] Gewicht — Sector und Tangenten.—

[236] Alle Objekte sind nur Werkzeuge zum Anbau unsers Innern. _

[237] Alle Bezeichnung hat viel von Mystik und Mythologie], — Himmels¬
charte für d [ie] 9 [Philosophie] —Verzeichniß vom Apparat einer 9 [Philo¬
sophie]. Materialien, Instrumente und Regeln sind die Principien der Aus¬
führung oder der Erfindung. — <i) Plan 2) Apparat 3) Ausführung. Die
Erfindung muß auch drei Acte haben wie Anordnung und Beizeichnung._>

1238] Jede Gesellschaft ist Farn [ilie]; Häuslichkeit ist ihr Princip. _
Zur Moral. <Angefangen 1798 in Dreßden im Sommer. —• >
215

[239] Zweifel ob Mystik und Religion zu r\ [Ethik] oder zu 71 [Poesie] gehören. —

[240] Jede Gottheit ist classisch — <Sie sind Resultate d[er] Mystik und
Rhetorik> die eigentliche] Mythologie gehört in d[ie] Gymnastik. —

[241] Geschmack ist ganz richtig, weil d.[er] Mensch d[as] Schöne geniessen soll,
weil es Speise und Trank für sein Gemüth sein soll. —

[242] Sollte die cptr [Philosophie] d[er] Liebe etwa nur in Novellen vorgetragen
werden ? —

[243] Idee einer Secte von Menschen (d[eren] Menschen ganz Menschen sein
wollen.) —

[244] Die Popularität ganz eigentlich] Princip d.[er] Autorschaft. —

[245] <Die Religion ist nur ein Theil der Mystik, nicht umgekehrt. —>

[246] Das Max[imum] von Gesellschaftlichkeit im Ausdruck gehört nur für


v)9 [ethische Philosophie] nicht für 7) [Ethik], wo d. [er] Ausdruck eigent¬
lich] schön, ganz einfach und natürlich sein muß. Ganz bildlos wenig¬
stens so schmucklos als möglich. |

s. 14 [247] Gut ist in d[er] Mitte zwischen Nützlich und Heilig und ist einerlei mit
Schicklich. Alle sittl [iche] Bildung bezieht s. [ich] aufs Wahre, Schöne
und Gute d. h. Schickliche. —
[248] Der Ess.[ay] nicht Ein Exp.[eriment] sondern ein beständiges Experimen-
tiren. —- Auch Kants Schriften Ess[ays], —

[249] Auch 7) [Ethik] (in d[er] Gesch. [ichte]) muß x [kritisch] behandelt werden
können; charakterisirend — fragmentirend — diaskeuastisch — oder
alles dreies zugleich. — <Die Anordnung kann sein taktisch, juristisch,
oekon. [omisch] und endl. [ich] harmonisch. In d[er] Sixav [dikanischen]
Gattung bei d[en] Alten Wechselberedsamkeit und daher am meisten
Kraft dazu erfodert. —>
[250] In d[er] sittl. [ichen] Bildung findet weder Vervollkommnung noch
Kreislauf allein Statt, wie in 9 [Philosophie] und r. [Poesie], In 7) [Ethik]
ist schnellster Wechsel; jeder Augenblick trägt unendlich viel Zukunft in
sich. — Im thier. [ischen] Leben en detail Kreislauf das herrschende,
in d[er] Machine Vervollkommnung. —

[251] Plutarch ist ein delect.[ierlicher] Classic.[er] von Lehrjahren d [er] Lebens¬
kunst. —

[252] Jeder ^ [rein ethisch-ethische] Aufsatz ein innres Sympos[ion],

[253] Das Schöne ist mehr als d[as] Vollkommne und nicht bloß dessen Sinn¬
bild. —
2IÖ [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

[254] rp] [Ethisch ethischer] Essay ist d[ie] Gattung selbst — Abhandl. [ung]
Vers, [uch] und Darst. [ellung] zugleich. —
[255] em8 [Epideiktisch] aupßouA[symbouleutisch] Stxav [dikanisch] = Mag¬
netisch], Elast[isch], Elektrisch]. —
[256] Praecision ist ganz 7)<p [ethisch philosophischer] Begriff, gesellschaft-
1 [iche] Schärfe. —
[257] Die Freundschaft läßt sich auch als Schule d.[er] Selbständigkeit betrach¬
ten; sie ist es mehr als d[ie] Liebe. —
[258] Die gewöhnlichen] kleinen Dialoge von Plato nur 7)<p[ethische Philo¬
sophie]; rep [ublik] und vop. [Nomoi] s.[ein] Corp.[us] jur.[is] oder Politik
Symp. [osion] 7)7) [ethisch ethische] Logik in d[em] großen antisoph. [i-
stischen] Philebus große Moral Tim. [aios] Physik. —
[259] Schöpfungsgeschichte d[es] Witzes — Zeitalter der Bildung — Urbilder
der Lebenskunst. —
[260] Der Begriff d[er] Zwecklosigkeit ist wohl Med[ial]. Wir verlangen
auch von d [er] Liebe Absichtslosigkeit — so auch von d [em] Wahren
(Wahr ist was ohne Nebenabsichten redet.) —
[261] <Das Erhabne ist nicht sich selbst vollendet, aber s.[ein] Zweck ist un¬
endlich.»
[262] Nach d. [er] gewöhnl [ichen] Meinung ist Verstand mehr als Vernunft und
das ist auch wohl ganz richtig. —
[263] Der Mann ist erhabner d [as] Weib reizender; beide gleich schön; verdienen
beide d[en] Preiß. —
[264] Witzig (im Styl) ist zugl. [eich] treffend und schön. —
[265] Der Staat hat d [as] Recht alle Bürger in Requisition zu setzen, aber nicht
Menschen zu Soldaten und Schreibern zu verhunzen gegen ihren Beruf
und ohne Rücksicht auf diesen. Eltern haben es auch nicht. —
[266] Arger Misgriff Selbstbekentnisse zu schreiben, statt s.[ein] Leben bescheiden
zu romantisiren. —

[267] < Aphorismen popul [äre] Fr. [agmente] wie Recens. [ionen] populäre Cha-
r [akteristiken]. >

[268] Witz: Verstand = Geist: Einbildungskr[aft] = Urtheil: Vernunft. Es


ist Verstand in d[er] zweiten Potenz. |
s.15 [269] Gränzen d[er] Mittheilung schaden d. [er] Freundschaft nicht, nur muß
jeder in d[em] andern etwas LTnendliches ahnden. —
Zur Moral. <Angefangen 1798 in Dreßden im Sommer. —>
217

[270] Es ist viel nöthiger, 7] [Ethik] gegen cp [Philosophen] als gegen n [Poeten]
in Schutz zu nehmen; die ersten wollen s. [ie] gar verdrängen und des-
potisiren; die lezten verachten sie bloß.

[271] Das Treffende, Kurze, Klare ist wohl das Wesentliche des 739 [ethisch
philosophischen] Styls, und übrigens so viel Ueb [erzeugend] als möglich.
— Das Ideal der R71 [romantischen Poesie] ist höchste Bedeutsamkeit
<aber witzig> — für die iredko ist d. [as] Crescendo eine Hauptsache. —

[272] Für d [en] R [oman] Europa als alleg. [orisches] Mährchen. —

[273] Es ist wohl eine Eigenschaft d[es] 9 [philosophischen] R [omans], daß


Menschen sich darin d[en] Engeln oder d[en] Teufeln nähern. —

[274] So bedeutend wie man Träume <Erinnrung und Ahnung — Traum>


findet, sollte man eigentlich] ailes finden, und so ists auch bei d[en]
gebildeten Menschen. Die Deutung liegt also hier im Deuten selbst,
das Räthsel ist daß man räth. -—

[275] Ironie <Idealismus] — Re[alismus]>, Harmonie, Energie und Enthusias¬


mus <F[orm] M[aterie]> als Transzendentale] ougt [systematische]
Elementare] Abs[olute] Bestandtheile d. [er] Sittlichkeit. — Oder statt
d. [er] Energie Individualität und Originalität — Genialität. — Ironie ist
evE [Enthusiasmus] Genial, [ität] Virtuosität und Energie zusammen. —

[276] Die wahre Sittlichkeit muß in d [er] Mitte zwischen eiserner Standhaftig¬
keit und Veränderlichkeit schwanken. —

[277] Constr [uktion] des Fragens; ich würde nur mich selbst fragen wenn auch
die Orakel nicht verstummt wären. —

[278] Die allg. [emeine] Liebe besteht in d[er] Theilnahme an allem Leben.
Aufgebot in Masse aller schlummernder Kräfte. —- Die Schöpfung ist
noch nicht geendigt; wer thätig ist, nimmt Theil an der Schöpfung.

[279] Ironie kann wohl niemand haben, der keinen Daemon hat. Dieß ist
gleichsam d [ie] Potenz d. [er] Individualität. Der Cyniker thut nichts
als s. [ich] mit d[em] Daemon besprechen. Dieser verstummt in d[er]
Zerstreuung und redet lauter bei der Zerstreuung. Fantasie ist viell [eicht]
Sinn für die Sprache des Daemons. — <Ironie ist Universelles] Ex¬
periment Liebe desgl[eichen],>

[280] Empfindungen <Neigungen> Transzendental] — Anschauungen <Be-


dürfnisse> Eiern[entar] — Bilder <Fähigkeiten> Abs.[olut] — Begriffe
<Meinungen> ctugt[systematisch], —

[281] Manche Offenheit öffnet sich wie die Blume um zu duften. —


2l8 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

[282] < Selbstgesellschaft (Monolog) ist ein innrer Spatziergang. —>

[283] Zu d[em] 9 [philosophischen] Experimentiren bedarf es keiner Machine


als solcher die jeder in sich hat. —

[284] DieUebergänge (in d[er] r\ [ethischen] Schrift) urban, ironisch, die Tendenz
etymologisch (aufs Primitive) und symbolisch d. [ie] Verzierung.

[285] Nicht eine, nicht diese oder jene Welt sondern die Welt schlechthin die
Eine ungeheure, mit allen Welten d. [ie] s. [ie] in s. [ich] schließt ist
Gegenstand aller Gegenstände. — |

s. 16 [286] Sätze sind 9 [philosophische] Gedanken, Einfälle n [poetische] Zwecke


7] [ethische]. —
[287] Dem auax[System] ist d[ie] höchste Innerlichkeit und Realität eigen;
Verabscheuung des Idealen und d[er] Aeußerlichkeit. —

[288] Das Wesen des Xoy [logischen] Experiments besteht im Vergleich d[es]
Gegenstandes mit d[er] Welt; das Entstehen lassen ist noch gar nicht
genügend. —
[289] Reise um die Welt mit dem Gedanken, nicht von d [er] Wiege bis zur Hoch¬
zeit oder zum Sarge begleiten, wie in einem R[oman],—Wie mit einem Ge¬
sellschafter und persönl [ichen] Wesen muß man mit ihm verfahren Jeder
Gedanke ist zugleich] auch nicht bloß Gedanke,sondem ein realissimum.—

[290] Eben so wie es eine Gefahr giebt, sich ins Universum zu verliehren, so
auch in s.[ich] zu versinken. — Ist es möglich, in d[er] Selbständigkeit]
zu wachsen oder dieselbe zu verliehren? — <Selbst.[ändigkeit] ist gar
nicht bloß ein Begriff. Um das Wachsthum zu beurtheilen muß [man!
doch s. [einen] Ursprung und s. [ein] Werden wissen. —>

[291] In d [er] Ironie vereinigt s. [ich] d. [ie] Selbstbeschränkung und die Theil-
nahme an allem Leben. — Selbst, [ändigkeit] ist das Leben des Lebens.—

[292] Wenn ich eigentlich] lebe, so erweitert sich mir jeder Gegenstand zur
Welt, und d.[er] Gegenstand] aller Gegenstände wird mir d[ie] Welt
selbst, nicht diese oder jene, sondern die wirklich ganze. —

[293] Die Atmosphäre dieses Lebens ist ein Meer von Geistern, in deren jedem
man eine Reihe von Weltspiegeln <vervielfacht> sieht. Ueberall öffnen
s. [ich] Eingänge in d[as] Labyrinth d[er] Unendlichkeit.

[294] <Empfindung ist d[er] Akt, Gefühl d.[as] Vermögen. —>

[295] Sinn 9 [philosophische] Seele 71 [poetische] Gemüt 7] [ethische] Vernunft


[mechanische] Universalität] Witz x^V[chemische] Universalität]
Geist opy [organische] Univ[ersalität].
Zur Moral. <Angefangen ijg8 in Dreßden im Sommer. —> 219

[296] Ideen sind die Produkte d[es] Witzes, Gedanken d[er] Vernunft, Ideale
d. [es] Geistes. Sinn ist offenbar ein belebendes erzeugendes Princip, und
steht in Beziehung aufs Universum; Geist hat die innigste Affinität mit
cpXyp [philologischer Grammatik]. —

[297] Das Symbolische <und Allegoiische> in Herders Sprache ist gut für d[en]
Essay, die Richtung s. [eines] Denkens ist oft etymologisch. [Reine

Chemie] <oder ^-[reines Chaos]> von Keimen, Blumen, Früchten bei ihm.
Ein eignes Chiaroscuro oft auch Scuro Scuro. — Er hat Colorit, Lessing
Styl. -

[298] Schillers Prosa hat viel Aehnlichkeit mit d[er] Garveschen. — Garve
recensirt (in d. [er] gemeinen Bedeutung) die Objekte über die er philo-
sophiren will. —

[299] <Ideal des deutschen Essay oder Charakt. [eristik] d. [er] deutschen
Essayisten — Zur Abh. [andlung] von d [er] Popularität, (in einem Briefe,
weil es polemisch gegen cp [Philosophen] und n [Poeten] sein soll. —>

[300] Plato hat bis jetzt am meisten vom Geist der 7] [ethischen] Schrift <daher
so pa^ [rhapsodisch] >. —

[301] Die Lüge ist d [ie] Antithese d [er] Ironie und eigentl [ich] —tqyj [negative
ethische Ethik]. —
s. 17 [302] Die p [rhetorische] Ironie (oder ganz 7] [ethische]) spielt | nur unendliche
Achtung oder Verachtung. Daher oft d.[er] Schein oder Anhauch von Bos¬
heit.— Der sittl [iche] Mensch achtet und verachtet mit Begeisterung und
jedes Gefühl wird bei ihm zur Handlung, die aber wenn er reif ist auf
s.[einer] Oberfläche nur spielen werde. Ironie ist eigentlich] das höchste
Gut und d[er] Mittelpunkt der Menschheit. —
[303] Ansicht des Saturn zu d[en] alten Göttern. — < darin d[ie] Religion der
Alten als Religion kritisirt. — Apologie d[es] Polytheism — daß wohl
Einheit in d [er] alten Religion sei. — Madonna und Hermacp [phrodit]
gegen einandergestellt — In der Selbständigkeit] 7][Ethik] im Verhält-
niß zu sich; in d [er] Popul [arität] 7] [Ethik]: cp [Philosophie] und 7r [Poesie].
In d[en] alten Göttern die Extreme des 7] [Ethischen] verknüpft. — Die
alte Religion ist gar nicht bloß Repräsentantin d. [er] Natur. — (Wie die
Alten selbst die Plastik verachteten.)>

[304] Bescheidenheit ist d[as] Princip d[er] Sittlichkeit — es giebt auch eine
d[es] Geistes; Selbstbeschränkung ist ihr Produkt. —

19 Schlegel, Band 13
220 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

[305] Ein ganzer Mensch ist wer bis in d[en] Mittelpunkt d[er] Menschheit
gekommen. Nur der ist ein ganzer Mensch der d[en] ganzen Instinct
d[er] Menschh.[eit] zur Absicht in s.[ich] bildet; dazu cp [Philosophie] und
tu [Poesie] nothwendig. yj [Ethische] Praxis auch nicht hinreichend. —

[306] Sollte nicht Consequenz die eigentliche] yj [Ethik] der cp [Philosophie]


sein, also wohl auch Energie ? —

[so?] Jede Sixav. [dikanische] Abhandlung sollte mit einem Decret schliessen. —
Eine Vorrede muß nicht immerEssay sein sondern was das Werk selbst ist.—
[3os] Tendenz unsres Zeitalters,5 alle Wss [Wissenschaften] zu essayiren. —

[so»] Erhaben und Reizend sind die Pole d[er] [Poesie], Schön die Mitte und
der magnetische Kreisstrom (Ocean) die alles umgiebt. — Der Poet geht
immer aufs Erhabne oder Reizende; nur der Mensch aufs Schöne. _
Die Analoga bei Gut sind Recht, Lieb — Göttlich, Nützlich. — Für das
Wahre ? — Wissenschaft und Geschichte. Der cp [Philosoph] geht ent¬
weder nur auf d[en] göttlichen] Theil d[er] Wahrheit oder auf d[en]
irdischen. Nur d[er] Mensch trift d[ie] Diagonale. —

[3to] Müller ist gar nicht bloß d[er] tacitirte Livius d[er] Schweiz, sondern
ein Archäolog der Moral und der Politik von Geburth und Umgebung
ein Schweizer. —-

[311] In d [er] Moral scheinen die 9 [Philosophen] oekonomischer die n [Poeten]


religiöser zu sein. Die Jesuiten sind in d[er] Moral bis zur Ironie gekom¬
men. —

[312] Darf d.[ie] Universalität der dass.[ischen] Obj.[ekte] oder doch das
Expei [iment] der Universalisation im xp [kritischen Mimus] ironirt
werden? — <Idee einer romantischen 9er[Philosophie]>

[313] — Die Arabeske enthält viell. [eicht] eine [Synthese] d[es] Plafond,
Miniatur und Alfresco und wäre so d[ie] eigentliche] Mutter, d[er]
Keim der ganzen modernen Mahlerei ? —

[an] <Auch Matthison und Iffland sind Essayisten. — Auch M[eister] und
Wschl. [Wissenschaftslehre] am Ende Essays>

|3i6] Wie ein moderner Künstler das Universum der 71 [Poesie] umfaßt, so
zeigt sich in d [er] Folge s. [einer] Perioden oft d. [ie] Geschichte des¬
selben in nuce. —

[316] Interpunktion, Perspektive und Takt geben Präcision und Klarheit. —

[317] A [Dreieck] d[er] Mahlerei — Perspektive], Colorit, Cheirose. A [Dreieck]


d [er] Musik — Takt, Manieren, Tempo — Rhythm.[us] Mel.:[odie] Har-
Zur Moral. <Angefangen 1798 in Dreßden im Sommer. —> 221

m.ßoniej. A [Dreieck] der Declamation — Interpunktion, Accent und


Ton. — |

s. 18 [318] <Der Essay ist ein wechselseit. [iger] Galvanism d[es] Autors und d[es]
Lesers und auch ein innrer für jeden allein; syst, [ematischer] Wechsel
zwischen Lähmung und Zuckung. -— Er soll Motion machen, gegen
d. [ie] geistige Gicht ankämpfen, die Agilität befördern^

[319] Die Frauen brauchen d[ie] Bildung nur als Verzierung Schmuck, Schein
und Spiel bilden die wahre Natura[poesie].

[320] Im 7] [Ethischen] sind die Extreme Natur, die Mitte aber ist Kunst. Der
Versuch muß von d[er] Mitte zu d[en] Extremen, oder von diesen zu
d[er] Mitte gehen. <Harmonie der Mittelpunkt von 7)[Ethik],>

[321] Colorit theilt s. [ich] in Glanz, Lichter, Blüthe und das Frische. (Durch¬
gehende Anwendung der Kategorien d[er] materiellen Kunst auch auf
die Prosa und prosaische Composition.) —

[322] Enthus. [iasmus] Genial, [ität] und Energie sind offenbar rj [ethisch]; es
sind die Principien d[er] Religion, der Liebe und d[er] Oekonomie. —
Die Experimentalpolitik ist d[ie] Cultur. —
[323] Beobachtung d. [er] Phänomene muß Geist jeder Darstellung sein und
Prüfung d [er] Hypothese Char. [akter] der Abhandlung. —

[324] <Die kom.[isch] satyr.[ischen] Bildungen unter den alten Statuen nähern
s. [ich] den Basreliefs. >
[325] Die Taktik die res militaris eine juristische Medicin. —

[326] Die Cultur umfaßt noch d[ie] Humanität, Liberalität, Urbanität. —


Cultur d. [er] Humanität ist der Geist des Essays. —

[327] Die Erfindung Elektrisch], die Ausführung Elast[isch], der Vortrag


magnet[isch]. — Das Elektrisiren d[es] Urkeims (s. [ich] selbst zum
Erfinden reizen) ist nicht ein Schaffen aus Nichts. Es geschieht durch
Friction mit 9[Philosophie] und tc[Poesie]; doch muß freilich J[reine

Ethik] da seyn. —

[328] Die Platon, [ischen] Dialoge sind mehr Mimen als Dialogen. Es giebt Ab-
handl. [ungen] und Essays (die kleinen) unter d[en] Platonischen], auch
eigentliche] Darstellungen. <Nota BRIEF eine durchaus moderne Form;
wie d [ie] Rede bei den Alten. In der Mitte zwischen Monolog und Dialog.—
Compendium findet sich wohl auch schon beim Aristoteles. Unsterblich¬
keit der Seele. Sympos. [ion]. Wechselbrief über die Liebe>
222 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

[329] Nicht bloß -^[rein Ethisches] soll mit Med [ial] 9 [philosophie] und
Med [ialjTt [poesie] en rapport gesezt werden, sondern auch alles 7] [ethi¬
sche] Detail. Am meisten aber muß es durch s. [eine] eignen Extreme
elektrisirt werden. Das erste ist wohl das Isoliren. —

[330] Es giebt indikative, imperative, Optative, ja auch conjunktive Gestus;


auffallende Analogie mit yp [Grammatik]. —

[331] Der (tuct[systematische] Essay soll ein Thema mit Variazionen sein. Die
Episoden des Essay sind der Analogie wegen, um d[em] Essay dadurch
Universalität zu geben und ihn ins Hist [orisch] Hist [orische] der xp [Kri¬
tik] zu spielen, ohne daß er doch dadurch s.[eine] Gränzen überschreite.—

[332] <Nota Essay — Schrift — von Schriftstellerei als Manufaktur (daher


so physikalisch und nach Art d[er] materiellen Künste als möglich.)
Essay = Abhandlung -f Darstellung, bezieht sich auf Char[akteristik],
denn jede Char[akteristik] ist nur Versuch, aber nicht jeder Versuch =
Char [akteristik] oder xp [kritischer Mimus].>

[333] Auch die 7] [ethischen] Gedanken beruhen auf einer Schöpfung aus
Nichts, wie alles r\ [Ethische]. —

[334] Das wahre Journal ist universell d. h. moralisch. — Der allmählige Gang,
das Schritt vor Schritt und die feine Wendung gehört zur Tisdko. —

[335] Ehre und Friede soll d[er] Geist d[er] gegenwärtigen Verhältnisse der |
s.19 Staaten sein; Eigenthum und eigentlicher] Vertrag ist darauf nicht
anwendbar. —

[336] Die Orientalen] sind opy [organisch] die Griechen] Abstr[akt] (Kunst) die
Römer sind ^ep [chemisch]; daher ist ihre [reine Familien-] > Ge¬
schichte jezt an d[er] Tagesordnung.

[337] In 7] [Ethik] hat d[as] neue Zeitalter am ersten begonnen. Friedrich, der
amerik. [anische] Krieg, die Revoluz. [ion] und Engl, [ische] Meerherr¬
schaft. —

[338] Die ältesten Modernen sind opy [organisch] — Germaniens Mittelalter_


die zweiten sind Abstr[akt]. — Die Alten und Neuen sind nicht Zeitalter,
Perioden sondern verschiedne Welten. —

[339] Eine Char [akteristik] ist ein unendlich universelles Experiment. Ge¬
schichte] des Jahrh. [underts] ist d[er] Symbol, [ische] Codex der
cp [Philosophie] und tz [Poesie],
Zur Moral. <Angefangen 1798 in Dreßden im Sommer. —-> 223

[340] Man darf s. [ich] zu Zeiten d[er] Wehmuth überlassen wie nach G.[oethe]
d [em] Eigensinn und Zorn.

[341] Stoff der innem Symcp [philosophie] sind die inveterirten < verwickelten >
schadhaften Probleme. —

[342] <Preußen — Ein Subj.[ekt] in allen. Ein guter Preuße muß keinen
Charakter haben. — Dieß giebt mit einemmale Licht über die Preußi¬
sche Litteratur. Preußen El[ementar] Rußl. [and] Tr [anszendental]
(Realisirung eines Ideals) Frankreich] ouct[systematisch] <Th[eorie]
7rp[Praxis]> Engl [and] Absol.[ut] <F[orm] M[aterie]>.>

[343] Garve’s vornehmthuende Steifheit und kalte Haltung im Ausdruck, die


niemand braucht, um sie lächerlich zu machen; sie thut es selbst. Er
betet das Zeitalter wiewohl mit der Kälte, doch auf seine stille Weise
an. — Man spricht von einem ehemal. [igen] Garve; mais je n’en crois
rien. Es ist ein unangenehmer Schein von Gründlichkeit in d[en] <s. [ei¬
nen] > ältern Sachen. —Garve’s Essay ein Pfahl in d[er] Mitte, woran ein
ziemlich langer Strick; er geht mit diesem so lange herum als d[er]
Strick reicht und dann wieder rückwärts. —

[344] Campe will d [ie] deutsche Sprache erziehen nach d [en] Grundsätzen des
väterl. [ichen] Raths. -—

[345] Durch Engel bekommt man Hochachtung vor Garve. —

[346] Wenn man d [en] Selbstmord für unerlaubt hält, als einen Eingriff in d [ie]
unsichtbare Welt; das ist wie d [en] Leuten, was sie träumen, bedeutender
scheint als das Wachen. -—
[347] Rabener constituirt s. [ich] dadurch zum Satiriker daß er beständig über
Satire und ihren Nutzen und Erlaubtheit predigt. —< Schriftsteller mit
Manchetten aus d[er] goldnen Zeit.> Rab. [ener] nennt d[en] Reim d[en]
Witz d[er] Verse; Beispiel] eines zufälligen Tiefsinns. —

[348] Gemein ist aller Witz dessen leztes Ziel das Lazareth und das Tollhaus
ist. —
[349] Morizens Moral ist ein düstrer Traum oder Brüten über d[en] Zweck
des Menschen. — Er sucht s.[eine] Träume auf der That zu ergreifen.
Träumen und Beobachten, beides that er wie ein Mensch. Er wünschte
ein Mensch zu sein. — Der Zweck d[er] Welt ist ihm, gedacht zu werden.
Vom Warum gebe es kein Warum. — |
s.20 [350] Hemsterhuys d[er] eigentliche] Classiker des moral.[ischen] Essay, er
allein hat nicht p [Rhetorik] sondern Peitho. Er ist in d [er] Mitte gewesen
und ist d[er] höchste. Kleiner Essay im großen Styl. —
224 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

[351] Die große Welt ist darum Welt, weil sie es sein will, schlechthin will,
sichs über alle Zweifel hinaus selbst weiß macht. Ohne ein solches ab¬
solutes Wollen kann auch die kleinste Stiftung nicht entstehn und dieß
ist das Lebensprincip auch der größten. Dieß ist nicht bloß magisch
sondern auch völlig despotisch, und darin liegt die eigentl [iche] Apologie
des Despotismus. —

[352] Daß uns das höchste Elend in Masse nur Spiel scheint, kann aus d[er]
höchsten und tiefsten Quelle fließen, aus Herzlosigkeit und aus Bewußt¬
sein d[er] besten Welt und ewiger Harmonie. —

[353] Furcht und Hoffnung sind die Leidenschaften d [er] Kinder; das Unendliche
der ersten kennen und fühlen sie am besten. —

[354] Kinder sind -/cp,[chemisch] Jugend opy[organisch] Männer Abstr[akt],


Alte wieder yz\x [chemisch]. Daher die Aehnlichkeit d[er] Weiber mit
Kindern. -—
[355] Bei d[en] Griechen giebt es nur einige wenige moralische Naturen, wenn
Dinge, die eigentl [ich] getrennt waren, Zusammenkommen; wie im Iso-
krates. —

[356] Laune ist nicht durchaus weichliche Entartung. Es liegt der ursprüng¬
liche] Dualismus darin, moralischer Puls. Laune ist in d[er] Mitte
zwischen Freude und Schmerz, zugl. [eich] positiv und negativ. —

[357] Es konnte vor der j etzigen Periode kein eigentl [iches] t) [Ethos] geben (?) —

[358] Der Zweck d[es] Staats ist so wenig bloß das Recht, als der Zweck der
Ehe d[er] Nutzen. Min[eralitat]^Hum[anität] ^ der Zweck des Staa(s

Die Könige sind von Gott eingesezt, nämlich durch iur. [istisches]
Genie. —

[359] <Das politische Deutschland wird durch Ungeschicklichkeit zu Grunde


gehen.—>

[360] Hemsterh.[uis] und Hume sind Moralisten und nicht 90 [Philosophen];


so auch Emile, lettres Persannes tj [ethische] nicht 9 [philosophische]
Schriften. —
[361] Newton und Locke sind d[er] Aristoteles d. [er] Popula^ [philosophie]
und d[ie] Mode ihre Kirche. —

[362] Ohne einen gewissen originellen Mystizismus keine ächte y) 9 [ethische


Philosophie]. —
Zur Moral. <Angefangen ijg8 in Dreßden im Sommer. —> 225

[363] Die erste gar nicht potenzirte r\ 71 [ethische Poesie] ist Hist[orie] wie sie
d[ie] Alten hatten. Alle alte Hist[orie] = Rfoman],

[364] Jedes Zeitalter hat s. [einen] eignen sensus communis, auf d[en] -ryp
[ethische Philosophie] sich zunächst beziehn aber nicht bei ihm stehn
bleiben sondern ihn an 9 [Philosophie] und dem sensus communis andrer
Zeitalter berichtigen muß. — ]

s. 21 [365] Die unendl. [iche] Hoffnung kindlicher Gemüther ist d[ie] Neugier
(Nichts war mir sonst so unbegreiflich als die Leichtigkeit mancher so
armen Menschen. Ich ahndete überall unendlich viel.) —

[366] Naturgefühl ist d[ie] Quelle der Energie; je mehr Naturgefühl, je mehr
Energie. -—

[367] Durch das geringste Uebergewicht von 9 [Philosophie] oder 7t [Poesie]


geht der 7]7] [ethisch-ethische] Charakter einer Schrift verlohren. —

[368] Eine crucrr oup9 [systematische Symphilosophie] wäre eine vollständige


9 [Philosophie] für d.[en] Menschen. Entscheidung aller ursprüngl [ichen]
Streitfragen und Freundschaft, <Wiederlegung aller Vorurtheile> Ein-
verständniß mit allen Menschen; ein 90[philosophischer] ewiger Friede.
Die 9er [Philosophie] für den Menschen ein Katechism in Luthers Form.—
<Nur in einer Bibel d[er] Vernunft ließe sich d[ie] Moral behandeln. —>

[369] So wie Katechism r\r\ [ethische Ethik], ist Predigt typ [ethische Philosophie],
Gebet 7]tt[ethische Poesie], Romantische Gebete könnten sehr interessant
sein. Alle Predigten beziehn sich auf d[en] ewigen Frieden.

[370] Natur, Liebe, Glaube und Ehre sind d[ie] Quellen der Sittlichkeit. Der
Glaube am nächsten verwandt mit der Selbständigkeit], —

[371] <Episteln an d[ie] verschiedenen Nationen. —>

[372] Rec[ension] sollte auf ——[reine Charakteristik] gehn und Charakte¬

ristik] sollte Rücksicht nehmen auf d[en] Moment das Publ[ikum] wie

die Rec[ension], —

[373] Je dualistischer die Hist[orie] behandelt wird, je richterlicher, je mehr


7]Y] [ethisch-ethisch]. —

[374] 7]7i [Ethische Poesie] = Mythologie rjcp [ethische Philosophie] = yp [Gram¬


matik] = 9X [Philologie]. — <opy9 [Organische Philosophie] als eine
solche die ins Unendliche fortgeht. —>

[375] Politik gehört zu Moral, Religion und Historie die nur d[er] Dignität
nach verschieden sind. —
226 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

[376j In d. [er] Moral müssen auch Religion und Historie vereinigt sein, zu
gleichen Theilen schweben. — Eben deswegen weil alles da schweben und
gleich sein soll, ist die Moral oft die Heimath d [er] Nullität. Wenn jemand
immer sagt; du sollst und du sollst nicht; das nennt man Moral. Wie elend,
wenn einer nicht den Beruf hat das zu sagen! Wie göttlich, wenn er ihn
hat, wie Moses, Christus, Mohammed, und Luther! — So heißt es auch
immer; Ja nicht ganz, aber doch auch nicht halb. —<Der dritte Charak¬
terzug der platten Moral ist zu sagen; sei liebenswürdig, weise, groß,
habe Kraft. — Die Moral traut sich Schöpfungsvermögen zu; mit Recht>

[377] Eigent [liehe] Moralisten wohl Seneca, der Autor der Dialogi und Quinc-
tilianus; auch die Griech. [ischen] Rhetoren. —

[378] ln einer recht moral, [ischen] Schrift muß d[er] Gegenstand geschaffen
sein. —

[379] Die kühne witzige Form, welche im 7; [Ethischen] so nothwendig ist,


hat die Bibel — das 'ev xai ttöcv, der Spinosistische Gott unter d. [en]
Büchern im höchsten Grade.

[380] <Ein Journal soll vorzüglich] Gespräche mit d[em] Leser enthalten. —>

[38t] <Der Zweck d[es] Briefs, tj [Ethik] und 9 [Philosophie] in Contact zu


setzen. —>

[382] Relig [ion] ist Med [ial] tz [Poesie] -— 91) [Physik] ist Med [ial] 9 [Philosophie]
und bildet mit Hum [anität] zusammen Hist [orie].Hist [orie] ist nichts als
9<7 [Philosophie] und dieser Name könnte ganz abgesetzt werden. _

[383] Durch Xoy [Logik] und p.a& [Mathematik] wird 910 [Physik] die wirkliche
Natur. So Hum [anität] durch iur.[isprudenz] und Farn [ilie].— Also auch
hier Wirklichkeit und Unendlichkeit (beides Eins) in der Mitte._|
s.22 [384] ln Relig [ion] giebts nur Ein Buch, in p [Rhetorik], Hist [orie] und Moral
unendlich viele. —

[385] Religion and Moral sollen gar nicht mehr getrennt sein und es soll
keine 9 [Philosophie] geben als Historie. —

[386] Absolut moralisch ist keine Schrift; nur mehr oder weniger. —

[387] Es giebt so eine Art von Gedanken wobei alle übrigen in einen Zustand
d[es] Schwankens gerathen. —

[388] Was Gemeinheit scheint, ist oft nur Verwirrung. Die Zweckbestimmung
derselben ist, ein anreizendes Chaos für Menschen zu sein. Der Anhänger
d[es] Ahriman giebts nur wenige, viell. [eicht] ist die active Plattheit
ganz Täuschung. —
Zur Moral. <Angefangen 1798 in Dreßden im Sommer. —> 227

[389] Eben so lumpicht und lendenlahm als das Befehlen unberufner Mora¬
listen, ist auch ihr Bitten. »Wir sind alle Menschen — heißt bei ihnen —
arme Sünder.« Auch der unbedeutenden Völker wie d[er] platten Men¬
schen Zweckbestimmung ist ya [Chaos], —

[390] Ueber die nothwendige Religiosität aller tz [Poesie] zu d[en] alten Göttern.
Künste [poesie] ist wohl die Relig [iosität] die Musik sein will.—

[391] Die neue Bibel müßte für die Deutschen werden, was die Revoluzion
für die Franzosen.

[392] Enthus.ßiasmus], Iron.ßie], Genial[ität] gehören alle zur Relig [ion], —

Enthusiasmus] = —[reines Chos] Ironie = [reine Indifferenz], —

[393] Jedes Buch muß in einem gewissen Grade Bibel sein. —

[394] Die weibl[iche] Bildung besonders sollte ganz Ironie sein. — Das bloße
Schwanken ist bei weitem noch nicht Ironie.

[395] Genial[ität] etwa — Enthusiasmus] + Energie. —

[396] Es ist eine hohe und viell [eicht] die lezte Stufe d [er] Geistesbildung, sich
die Sphäre d[er] Unverständlichkeit und Confusion selbst zu setzen. Das
Verstehen des ya [Chaos] besteht im Anerkennen —

[397] Wer dürfte wohl einer gebildeten Frau d[en] unbedeutenden Zimmer¬
mann, d[en] langweiligen Engel, d[en] albernen Thümmel zur Lectüre
empfehlen ? — Nur für den Autor sind sie classisch. —

[398] Die alte Relig [ion] ist puE [mythisch] die moderne yp [grammatisch].
Die neue Religion] ist poetisch. —

[399] Principien (als Werkform) sind immer poetisch. —

[400] Je origineller, individueller, biblischer, mythologischer eine Schrift


auch in ihrer Form ist, desto moralischer ist sie. —

[401] Nicht die Furcht hat d. [ie] Götter erfunden, sondern d[er] Enthusiasmus.
s. 23 Das ] Princip d[er] Sprache hingegen ist die Energie. —

[402] Die allgemeine Polemik in Deutschi.[and] ist auch eine Tendenz zur
Relig [ion]. —

[403] Die Revoluzion war die (antireligiöse) Rel.[igion] d[er] Franzosen Durch
Worte hat s. [ie] Wunder gewirkt; auch hat sie ihre Mythologie. —

[404] yp [Grammatik] und puE [Mythologie] erzeugen Poesie. Dichtung ist das
Werk d.[er] Religion und d. [er] Poesie. —<Alles was in hohem Grade
22o [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

Religiös und originell ist, hat seine p.u-9-[Mythologie] und yp [Gram¬


matik] . >

[405] Auch in d[er] leiblichen Bildung sollte Musik sein, und auch die geistige
Gymnastik.

[406] Das Wesen des <alles> ya [Chaos] scheint in einer absoluten Negativität
zu bestehn. —

[407] Ausgemacht daß die cp [Philosophie] was geschieht meistens erst hinter¬
drein versteht; so auch n[Poesie]. —

[408] Der Ahriman d. [es] Zeitalters ist die Mediocrität; Garve und Nicolai
dürften es wohl bis zur Religion darin gebracht haben. —<Voß und
Wieland für tt[Poesie], Matthison in d[er] Nullität classisch. —>

[409] Alle Mystik ist moralisch und religiös. —

[410] Klopstock hat doch auf ein biblisches] Werk gearbeitet. —

[411] Ironie ist klares yoc [Chaos] in Agilität, inteil, [ektuale] Anssch. [auung]
eines ewigen ya [Chaos] eines unendlich] vollen, genial, [ischen] ewig
cykl[ischen]. — <Liebe vielleicht] das ya [Chaos] vor der Ironie. —
Allmacht schlummernder Kräfte in einem Jünglinge >

[412] Universalität ist <Tup.7u[Sympoesie]. ——und -Gesellschaft — Religion._

[413] Orakel, Mysterien Magie scheinen die <p [philosophische] Seite d[erj
Relig[ion]; Gebet, Predigt, Sacrament die yp [grammatische] Seite. —

[414] Das Metrum s. [einer] Natur nach eraSeiXTixov tl —

[415] Universalität findet nur im ausgebildeten Werke Statt, ist also später als
Enthus.[iasmus] und Energie. — Ironie und Univers.[alität] zusammen
erzeugen erst Originalität. —

[416] Wie Fam. [ilie] Hum. [anität] iur[isprudenz] = Anim[alisch] — Vegeta¬


bilisch] — Miner [alisch] seyn muß, so muß wohl auch d[er] Geist und
d[ie] Natur und s.[ein] Wesen eines Menschen Fam. [ilie] Hum. [anität]
iur [isprudenz] sein. —

[417] Gesundheit (o-GxppoGUvr)) ist Rechtlichkeit d[es] Wesens; Menschlichkeit


d[es] Wesens erzeugt die größte Allgemeinheit, Häuslichkeit d[es] Geistes
viell- [eicht] s. [eine] größte Tugend — Oekonomie, Handel, Manufactur
nicht minder.
Notizen. 229

NOTIZEN. —

[418] Der Mensch ist ein Mikrokosmus; zur Char.[akteristik] d [es] Individuums
gehört Char. [akteristik] d[es] Universums. —

[419] Aechte Popularität haben Lessings Schriften doch nicht; nur für Kenner
ist s.[eine] Prosa, aber Conversations Prosa für Kennei, nicht große Kunst¬
prosa. —

[420] Die Tr [anszendentale] Prosa muß am meisten von d[em] scholastischen]


cxucfT [System] haben, die paip [rhapsodische] von d.[er] Conversation. Hi¬
storische] opy [organisch]. — <Fichtes Prosa denn doch nur p™[rein
rhapsodisch].> |

s. 24 [421] Vielleicht geht d[er] Absol.[ute] Gedankengang nicht eben geradeaus wie
eine Linie, sondern es ist wie ein Winkel. —ctuctt[systematisch] wie jede
Curve, nicht bloß d[er] Cirkel. Diese paff[Mathematik] des Abstrakten]
Gedankenganges ist sehr merkwürdig. Ein Quadrat ist Symbol d [er] Ana¬
logie, ein Cirkel d[er] Harmonie und ein Triangel d[er] Oekonomie. —

[422] opy [Organische] Prosagattung giebts erst in Deutschland]; die Formen


der opY [organischen] Prosa sind noch unentdeckt. —
[423] Alle Formen sind palt [mathematisch]; pah [Mathematik] ist überall.
Die Kugel ist synthesirt aus ODA- — Die mystische Math, [ematik]
giebt d[en] Aufschluß über palt [Mathematik]. —

[424] Sollte es nicht auch einen scholastischen Roman geben können ? —

[425] In Hist [orie] müssen auch wohl d.[ie] einzelnen Masse pyramidal, konisch
oder eyförmig sein, nicht musikalisch endigen wie Rtt [Romanpoesie]. —
Alle Constru [ktion] und Configuration ist pa-9-[mathematisch]. —

[426] Die ConversationsR [omane] sind die Essays der Poesie. —

[427] Ein Winkel ist das Symbol d[er] Willkührlichkeit. Sind nicht alle Linien
paiallell? Weiß man was ein Punkt ist? —

[428] Das Bizarre entsteht aus Versetzung von □ A O- —


R R
[429] Irn Cerv. [antes] und Meister ist + - und — - [positiver und negativer
reiner Roman] Stoff. — Idee eines pex [mechanischen] — x^P [chemi¬
schen] — opy [organischen] — R [omans]. Der Meister d[er] erste pex
[mechanische].
230 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

[430] Zweck der Hist[orie] ists, Facta zu apotheosiren. Das erzeugt den komi¬
schen Gang. —

[431] Wenn nicht die paff [Mathematik] schaffen, construiren kann, so ists
nichts. Eine Wss [Wissenschaft] a priori, die durch Zufall entdeckt. —

[432] Ein <p [Philosoph] ist, wer glaubt daß man das Universum kennen
könne. —
[433] Meister der erste ordent [liehe] ctuctt [systematische] R[oman], —

[434] Zweifel ob es von jeder Gattung unbestimmt viele Romane geben kann,
oder nur einen classischen ? —

[435] Die originellsten Erscheinungen unter d [en] Deutschen R [omanen] sind


Ardinghello, Woldemar, Geisterseher, Werther; die ersten gültigen
Meister, Richter und Tieck. —

[436] Die Figurazion in Tiecks R [omanen] ist zugl [eich] Novelle und Mährchen;
die Lizenzen von beiden. —

[437] Was noch zunächst ist der ganz schwere 9 [philosophisch] tt [poetisch]
y] [ethisch] gesättigte opy [organische] R[oman], ein höherer, besserer
Jacobi. —
[438] Gozzi und Beaumarchais sind die Meister der Effectpoesie. —

[439] stt [Epos] = ycp [chemisch]. - Aop [Lyrik] = ps^ [mechanisch] Ap [Drama] =
opy [organisch] Die alte 71 [Poesie] fängt ganz in d[er] Mitte an. I
8.25 [440] Witz ist Universalchemie. —

[441] Adlich zu seyn ist ein Extrem. — Ist nicht jeder König facto ein Bürger¬
licher? —
[442] Viell. [eicht] muß es von allen R[oman]arten nur Einen, bestimmt viele,
und unendlich viele geben. —

[443] Die größten Effets[philosophen] giebts unter d[en] Franzosen;


Rousseau, Voltaire, Diderot.

[444] Atheist ist wer keinen Sinn für ps^ [Mechanik] hat. Man kann ihn freil [ich]
haben aus podf [mathematischem] aus Plastischem] mus.[ikalischem]
Architektonischem] Sinn und aus Moral.

[445] Der Essay aller Essays für die Engl, [ische] Nation ist der on national
wealth. —
[446] <Es soll keinen Essay geben so wenig als Effekt tc [poesie] oder 9[-philo-
sophie].>

[447] Ein guter Autor müßte schreiben können so viel er wollte. —


Notizen. 231

[448] Eine gute Predigt (viell [eicht] = ein mystischer Aufsatz) muß zugleich
Gespräch, Erzählung, Brief und Monolog sein; — Also ist sie doch ver¬
schieden vom Essay. —

[449] <Die 7] [ethische Form ist d[er] Brief>

[450] Das pe/9p [mechanische Philosophem] ist Abhandlung, Dissertazion,


die immer etwas Abstractes erschöpfen und ins Reine bringen muß; der
Essay giebt viele Ansichten eines Individuums. Das System verbindet
beides. Die Char [akteristik] ist oft nur ein xp [kritischer] Essay, sollte
aber freyl[ich] gugt[systematisch] sein. —

[451] In d[er] Geometrie muß mit d[em] Kegel angefangen werden, wenn
dieser wirklich] aus d[em] Cubus und Kugel synthesirt ist. —

[452] Die Etymol[ogie] ist der paE [mathematische] <der puh- [mythologische] ?>
pe/ [mechanische] Theil, der Syntax der opy [organische] Theil von
yp [Grammatik]. —

[453] Handwerk das pe/[Mechanische] Landbau das /yp [Chemische], Handel


das opy [Organische] von Oekonomie. —

[454] Reine Mystik und Physik und Historie ist 9 [philosophische] Univ [ersa¬
ht ät], —
[455] Mythologie ist nur der mystische <pu> Theil der Hist[orie], p [Rhetorik]
der /yp[chemische],

[456] Könnte es nicht eine ächte histor. [ische] Casuistik geben. —

[457] Die reine Mystik pe/ [mechanisch] behandelt ist wohl die Religion. Magie
ist /ep [chemische] Mystik, nebst Alchemie. Prophezeiung ist magische
Historie aus Offenbarung. — Theologie ist 9 [philosophische] Mystik,
Religion y] [ethische] Mystik.

[458] Die Chemie muß drei Princ.[ipien] haben. 9 [Philosophie] und 7r [Poesie] =
Azote? Oxygen yj [ethische] Atmosphäre. Die jetzige 9 [Philosophie]
wohl reine Lebensluft. —

[459] Die tc [poetische] Chemie ist die xp [Kritik], die zwar viel Affinität hat
mit yp [Grammatik] und mit 9X [Philologie], aber doch noch etwas für
sich ist. —
[460] Die 7i [Poesie] bringt d[ie] Götter auf die Erde, die 9 [Philosophie] er¬
hebt d[ie] Menschen zu d[en] Göttern. Die Politik giebt der Menschheit
Haltung, vermischt beide. — |

s. 26 [46i] Der mystische <pe/ [mechanische]> Bestandtheil ist in 9 [Philosophie]


und tc [Poesie] sichtbar und materiell, /ep [Chemisches] ist überall zu-
232 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

gl. [eich] sichtbar und unsichtbar. Licht und Auge sind Organ und
Medium des yz\i[Chemischen],

[462] Alles Wz [Witzige] ist doch zuerst yp [grammatisch] und in sofern 90 [phi¬
losophisch] . Das aucT[System] der yzy.[chemischen] Fr.[agmente] muß mit
Apotheose des Wz [Witzes] endigen, das der mystischen mit d [er] d [er]
Physik, der Hist [orie] mit d[er] d[er] Mythologie. — Die xp [Kritik] d[er]
9 [Philosophie] endige mit d[em] Ideal d[er] Diaskeuase. — Der Schluß
der x [Kritik] der 9 [Philosophie] sei eine Wss [Wissenschafts]lehre der
90 [Philosophie], d. [er] d.[er] skept. [ischen] Satiren eine Kunstlehre der¬
selben ; d [er] der Hist [orisch] daß [ischen] 9 [Philosophie] eine Bildungs¬
lehre der 9 [Philosophie]. —

[463] <Die x [Kritik] der 9 [Philosophie] und die pa^ [rhapsodische] Ansicht eine
Geographie und Chronologie der 90 [Philosophie]. —>

[464] Physik, Rhetorik und Philologie waren die Facultäten der Alten.

[465] Die Allegorie ist eine Wss [Wissenschaft], Ironie eine K[unst], Mytho-

l[ogie] = Gymn[astik] (Bildung) — Enthus. [iasmus] ist das Princip

d[er] Mythologie. Enthusiasmus] [reine Mythologie] Genial [ität] =

~ [reine Chemie] Energie = —^ [reine Historie]. - Ironie ist yzp. [chemi¬

sche] Genialität. —

[466] Aller aktiver Witz ist Allegorie = p, [mythologisch] Ironie ysp. [chemisch]

Urbanität Hist [orisch]. Alle diese sind göttlich und lächeln, xp [Kritik]

die 90[philosophische] Kunst d[er] ^[reinen Chemie]. —

<9 [philosophisch] tc [poetisch] 7] [ethisch]


p. [mythologisch] Physik Mythologie Theologie
yz\x [chemisch] Logik Rhetorik Medicin
<Romantik>
opy [organisch] Historie Gymnastik Jurisprudenz >
<9Ä [Philologie] > <Dramaturgie>

[468] <9^ [Philologie] = Univ [ersehe] yp [Grammatik], Taktik = Politik] +


Gymn [astik], Xoy [Logik] + p [Rhetorik] = Ironie, Wz [Witz]. >

[469] In d [er] rechten Mythologie wird d[ie] ganze p. [Mythologie] poetisch


behandelt. —

[470] Witz ist nicht in d[er] Mitte, sondern eccentrisch. — Witz viell. [eicht]

das [reine philosophische, ethische, poetische] Princip —


Notizen.
233

[471] Die antike Kleidung med[ial], die moderne exc[entrischj. —

[472] Die Arithmetik ist eine Experimentalmathematik. —

[473] Die Etymologie wird immer in einer pa^ [Rhapsodie] von Fr[agmenten]
behandelt.

[474] Giebt es nicht eine religiöse und eine taktische Ironie? —

[475] Diaskeuase ist histor [ische] xp [Kritik] < ([xs^-Ttpaxx [mechanisch-prak¬


tische]) besser>, Emendation yz\x [chemische] <xp [kritische] >

[476] Der wahre Autor muß zugleich] Priester und Oekonom sein. Ein Buch
ist gar nicht bloß ein Werk. —

[47<] Moral, [ische] Mystik giebt Theologie — Moral, [ische] Oekon.[omie] giebt
Jurisprudenz. —

[4<s] Offenbar ist die hamilie zugl[eich] Staat, und ein Gewebe von Liebe,
Freundschaft und Umgang. —

[479] Die Religion, die Moral und die Oekonomie eines Volks bestimmen seinen
sittlichen Charakter. —

[480] Oekonomie ist Kunst das Nichtlch zu bilden. Nur gegen dieses sollte
man Krieg führen; die Oekon. [omie] eigentlich] taktisch. —

[481] Alle < Jede> Vorstellung sollte sittlich sein; freil[ich] ist Ironie auch der
Mittelpunkt d[er] zartesten feinsten Mystik wie auch der geistigsten,
reinsten Energie. — Rege Sittlichkeit, die spricht, ist witzig. — |

S.27 [482] Der Sokratische Heilige lebt symbolisch und betrachtet alles allegorisch.
Wenn er thätig sein will, so wird er ein Autor.

[483] Betrug ist eine Versetzung von Wahr und Falsch, Täuschung nur eine
Vermischung. Im Schein vielleicht] beides. Schönheit ist Styl d[es]
Universums, Reiz ist Illusion Colorit; Erhaben ist was unendlich tönt.
Schmuck ist wohl zugleich] Spiel und Schein. Alle ächten Spiele sind
mystisch, musikalisch oder gymnastisch. Die ersten müssen allegorisch
sein. —

[484] Cyclisch ist der Gang d[er] mod fernen] tz [Poesie] und <p [Philosophie]
durchaus nicht, sondern mehr konisch. — < Rhythm [isch], Melisch,
Chorisch ist \±zy [mechanisch] — yz\i [chemisch] — opy [organisch] —
Gang d[er] Bildung von pcy [mechanisch] zu opy [organisch] oder vice
versa und dann rückwärts. — >

[485] Der wahre Mensch sieht in jedem Gegenstände ein Analogon der Welt. —
Mährchen, Novelle, Historie — Romanze — sind die Grundlage aller
234 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

opy [organische]x
Formen d. [er] modernen tt [Poesie]. <Romanze =
o
tu [Poesie] der Keim und die Frucht von allen. >

[486] Dante’s Moral ist religiös, desgl [eichen] d[ie] Moral der alten Dichter.—

[487] £7u [Epos] Id [eal] — Aup [Lyrik] Eiern [entar]—Tpay [Tragödie] ctuctt [syste¬
matisch] [Komödie] Absolfut] als Abstrfakte] □ Tetraktys.

[488] Ovid hat mehr Zier, Schein und Spiel als Virgil; er ist d. [er] poetische,
Virgil ist d. [er] moralische, Hist [orische] rj[Ethiker]; so ist die Aeneidc
zu nehmen. •—
[489] Metamorphosen haben d. [ie] modernen Formen eben so wohl erlebt als
die Griechischen; die römischen nur Revoluzionen. —

[490] Die <prosaischen> Unzuchtsbücher der Gr.[iechen] zu d[em] R[oman] —


das £7uo<; Novelle — das Alexandr. [inische] Drama in s. [einerl fantasti¬
schen Sonderbarkeit = Mährchen. Im ztzoc, ist nicht bloß Einheit d.[er]
Analogie, sondern auch Harmonie, ja eine Art von Oekonomie. —
[491] <Die Idylle schon ein 7r[poetischer] Essay die Elegie mehr cpA-yp [philo¬
logisch-grammatisch] bei d[en] Alten >

[492] Das <wahre> Epigramm sollte konisch sein und eine Apotheose ent¬
halten. —
[493] Die römische] tc[Poesie] hat gar keine dass, [ische] Form als die Satire
hervorgebracht. —
[494] Pindar ist zugl[eich] Id[ealist] und Re[alist], wie Homer und Sophokles
und Aristophanes nicht weiter dichotomiren sondern synthesirt sind. —
[495] < Geist — [x [mythisch] Natur — cp [philosophisch] Bildung — H [istorisch]. >

[496] Die Willkühr macht eine historische Dynamik eben so wenig unmöglich
als der Zufall die Astronomie. —

[497] Die röm [ische] Poesie ist nicht in Formen sondern in Individuen (oder
in Perioden) classifizirt. —
[498] Zu einem guten <p7u [philosophischen Poeten] müßte man den Lucretius
und Spenser verbinden in Dante’s Form. — <Young (falsche) Tendenz
nach AiF[dithyrambischer] F[antasie].>

[499] Im alten Dra[ma] Mythologie und Rhetorik vereinigt mit Gymnastik.


Auch im Pindar. — (Auch pou<; [musikalische] Gymnastik in aller wett¬
kämpfenden tu [Poesie] der Alten. —) |

S. 28 [500] In d[er] Geschichte] d[er] alten 7t[Poesie] sollte jedes Gedicht erst Grie¬
chisch, und dann romantisch betrachtet werden. Alles Classische bezieht
J 799 - init.> 235

sich auf d[ie] Geographie d[er] Menschheit und Chronologie des Geistes.
— Man braucht nicht bloß aus dem Classischen alte und fremde Worte zu
nehmen, aber nur classische. —

[501] Ein Originalwerk ist eine Uebersetzung in d. [er] zweiten Potenz. — <Die
opy [organische] Poesie die göttliche >

[502] Wie Char [akteristik] = ~ [rein kritischer Mimus] das vollendete Werk

d[er] x [Kritik], so ist Uebersetzung d[as] Werk d[er] Humaniora und die

höchste Wss [Wissenschaft] ist Chronologie d[es] Geistes und Topo¬


graphie d. [es] innern Menschen (diese ist fast noch in homerischer Kind¬

heit, überall noch Afrika.) Dieses ist der Inbegriff der höchsten cpX [Philo¬
logie] oder xp [Kritik]. Zur Production eines Werks gehört alles dreies; man
muß sein Ideal übersetzen, nachher einen Grundriß davon entwerfen, dann

eine Char [akteristik]. Litteratur also (praktisch genommen als die Kunst
d[er] Werkbildung) ist die höchste cpX [Philologie]. —

[503] Hist [orische] Werke müssen Med [ial] übersezt werden, 9 [philosophische]
und 7r [poetische] immer extrem, Abstr[akte] müssen organisirt werden,
opy [organische] mit abstracter Treue. —
[504] Wie es eine Geographie und Charakteristik] d[es] Universums giebt,
so muß es auch eine Uebersetzung d[es] Universums geben. —

[505] Fichte’s ganze Moral ist tcoX [politisch]. Mittheilung, Rechtlichkeit,


Gesetzlichkeit, Freyheit mit Mystik. —

<1799. init.>

[506] <Die Aesthetik muß endigen mit d[en] Principien der Poesie. >

[507] Die Moral ist eigentliche] Kunstcp[philosophie], die W1 [Wissenschafts¬


lehre] ist mehr. Das Ideal der 9 [Philosophie] und tc [Poesie] kann wohl
nur in 71 [Poesie] gegeben werden (in d[em] letzten R[oman]). —

[508] Die Grundsätze von d[er] Stellung d[er] Worte abzuleiten aus d[er] Metrik.

[509] Die Poesie ist eine Personification des ewigen Menschen — Allegorische
pup. [Mimik] poua [Musik] und Plast [ik] und Symbol [ik] der Natur. —

[510] Für Fr[agmente] und Char[akteristiken] im Aristoteles wohl sehr viel


Sinn und Geist und Stoff. —
[511] < Studium d[er] Religion Studium d[es] Menschen>

20 Schlegel, Band 18
236 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

[512] Moral.[ische], aesthet.[ische] und metaphys[ische] 9 [Philosophie] viel-


1. [eicht] wie Aup [lyrische] — sn [epische] — Spap [dramatische] — 71 [Poe¬
sie], Jene Trennung soll aber aufhören; die ächte A [Dreiheit] d[er]
9 [Philosophie] findet nur in Hist [orie] Statt — yjff [Ethik] — 90 [Phy¬
sik] — Aoy [Logik] — <nur diese Kunst9 [philosophie]>. Moral ist Natur9
[philosophie]; das Comp[endium] d[er] W1 [Wissenschaftslehre] kann
schon nicht anders als Religion] sein. Was heißt diaskeuasiren anders
als principiiren ? Es giebt nur drei Arten d[er] 9 [Philosophie] — die
historische, die moralische und die ohne Namen. —

[513] <Aesthetik so wenig Kl [Kunstlehre] als Metaphysik W1 [Wissenschafts¬


lehre]. Alle Schriftstellerei zur Poesie [im] weitesten Sinne. > |

s.29 [514] Der vierte R[oman] (Maria) der Religion so nahe als [reine Lyrik]. —

<Da die alten Götter usw.> Der R[oman] kann nicht religiös genug sein;

im R[oman] alles mit Religion behandelt. Timaeos und Republik schon


relig. [iöse] Schriften. Die tt[poetische] Religion] mehr eine Art Timaeus

als Kl [Kunstlehre]. Char [akteristik] d[er] Liebe Gottes in d[em]

[Dithyrambus], Die Religion] muß in d[er] Mitte anfangen, aber doch

wohl von d[er] 9 [Philosophie] aus — viell [eicht] kann man da aber
immer tiefer dringen ins ^[Unendliche] fort. —

[515] Die W1 [Wissenschaftslehre] als eine Art Constit. [ution] d[es] Zeitalters,
als Symbol, [ische] Bücher der 9a [Philosophie]; aber die Stiftung des
Deutschen Bundes d[ie] Const [itution] d[es] Zeitalt.[ers] selbst kann sie
allein nicht geben. —

[516] Es muß unendlich viele Bibeln geben können. —

[517] Ein historischer 9 [Philosoph] existirt noch gar nicht — das Classische
darin muß erst noch erscheinen. —

[518] Die wahre ctuot [systematische] Logik zugleich Architektonik und Organon
d[es] Geistes. —

[519] Die Definition d[es] Journals in oekon.[omische] und politische] Litter.[a-


tur], so wie in pipJMimik] poua[Musik] Plast[ik] — 9A[Philologie], 9u[Phy¬
sik], poch[Mathematik] die d[es] Werks und Systems. In p[Rhetorik] Litte-
r[atur] als Relig[ion], Vielleicht Hist[orie] der künftigen 9[Philosophie] ?—

[520] Cynismus ist auch Religiös] wie Pythagor.[eischer] Bund. <Wieder-


geburth [des] P}dhagoras> Das Corpus iuris auch eine Art Bibel; alle
Bibeln zu diaskeuasiren. In Luc[retius] schon d[er] Keim zur roman¬
tischen] Ansicht d[er] alten Relig [ion], —
<1799- init-> 237

1521] In d[er] Religion] ist die Tetraktys eigentlich] zu Hause. In ihr muß
jede dass, [ische] Religion] durch xcp [kritische Philosophie] und Med[i-
al] Tr [poesie] diaskeuasirt werden. Im R[oman] werden it [Poesie] und
cp [Philosophie] ^[chaotisch] synthesirt, in Moral aber auaT[systema¬
tisch]. Leben und Religion in R[omanen] ctuctt [systematisch] synthesirt,
in d [er] moral [ischen] cp [Philosophie] aber yjy. [chaotisch] und deshalb so
mythol [ogisch], —<Die einer Elegie als Concentr.[ation] aller alten Tragö¬
dien — Diaskeuase der gantzen römischen Poesie in eine große Satire>

[522] Die Persönlichkeit von Zeit und Raum, der Geist des yp [Christentums]
zu d[em] Adt[Dithyrambus], — <Die Med[ial][Poesie] = Eleg.[isch]>

[523] Consequenz ein bloß succeßiver Begriff ist das Princip der Oekonomie,
welcher in der Mor [al] cp [Philosophie] die Syntaxis und d[er] Calcül
untergeordnet sind. —
[524] Dante auch zu d [en] Novellen; Dante ist wohl unendlich vielerVariazionen
fähig. —
[525] Ein Comp [endium] gränzt schon sehr an —
[526] Zur Mor [alischen] Relig[ion] viell. [eicht] bloß die Deutsche Religion und
d[ie] Revoluzion. — (Spinosa im 9er[philosophischen] Sinne d[er] einzige
Theist.) Die Franzosen haben wirklich die Religion] vernichtet, zu¬
gleich] aber auch die 9 [Philosophie] und n[Poesie], —

[527] Die gesamte Litt, [eratur] der Engl [änder] hat einen xp [kritischen] An¬
strich, die d[er] Franzosen einen p [rhetorischen]. —
[528] Die einseitigsten Menschen sind die welche eine kleine Rolle in d[er]
Revoluzion gespielt haben. Alles andre verachten sie gegen diese und
diese selbst betrachten s. [ie] nur aus d[em] Gesichtspunkte der Kleinig¬
keit d. [ie] sie gethan und gesehn haben. —
[529] Gott ist d [ie] Bildung ? — Zugl [eich] Bildung und Leben = Geist und
Wort. — |
s. 30 [530] Die Politik am Ende nichts als eine große Technologie und Cultur d[er]
Staat eine große Oekonomie. —
[531] Die Hierarchie muß s. [ich] immer gründen auf Mysterien und Magie,
besonders auf die lezte. -— Myst[erien] sind unabhängig von biblischer]
Kunst und v.[on] Mythologie.—

[532] Der Landbau <a\s Symbol —> (Cultur pp) zu d[en] (moral [ischen]) Reden.
Krieg als ^ [reines Chaos] —q — [reines Leben] zur Mythologie. —
238 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

[533] Der aesthetische Pol endigt in \u.\i [Mimik], der meta9 [physische] in
cpu[Physik], pip, [Mimik] und (pu[Physik] sind das geringste, obgleich
sie die größten Gegenstände haben — <nicht bloß Natur> Welt und
Menschheit — eben darum. Sie haben gar keine eigne Form. —

[534] Compendien über Nationen. — <Revoluz.[ionäre] Reden. Biblische


Reden. Moralische Reden.>

[535] Principien (als Werkform) so viel Affinität mit Hist[orie], als Fantasien
mit R[oman], —

[536] Freude ist Gefühl d[er] Bildung, Schmerz ist Gefühl d[es] Lebens; beide
sollten ganz Eins sein, völlig verschmolzen. — <Natur = Leben + Bil-
dung>

[537] Die älteste Gesch. [ichte] Roms ist ein Seitenstück zu d. [er] heroischen
Mythologie d [er] Griechen und zu d. [er] modernen Romanze von
Rittern. —

[538] < Romanzen mit allem 90 [physisch] Wunderbaren d [er] Mährchen und dem
grot.[esken] etc [Epos] d[er] Balladen. Ein R[oman] für d[as] Studenten¬
leben nach Art d[er] Novellen d[es] Cerv[antes].>

[539] Die natürliche] Religion ist wohl d[er] Gegensatz d[es] modernen My¬
stizismus, der bei Kathol. [iken] Protest [anten] und Sekten viell [eicht]
nur durchs Colorit verschieden ist. Im Gange d[er] Religion] viell. [eicht]
zugleich] Perioden und Revoluzionen. —

[540] Liehe und Haß scheinen die Pole der bibl. [ischen] Religion], Der Gegen¬

stand des reinen Hasses ist das Endliche, d [er] Buchstabe. Furcht und Hoff¬

nung sind d[ie] Pole d[er] Fantasie; Handeln und Wollen der Principien.

— Der reine Haß ein Gut wie d[er] gesunde Schmerz. Glauben ist nur ein
schlechtes Wort für Hoffen. — Univ[ersalität] = Geist d[er] Natur

Menschheit Wort d[er] Götter = Gott. Chaos hat eine besondre

Beziehung auf bibl.[ische] Religion und auf Fantasie. —

[541] Mysterien, Magie, Hierarchie nichts als Wss[Wissenschaft], K[unst],


Gesellsch [aft] mit d[er] Idee d[es] Unendlichen und d[er] Religion
gesättigt. —

[542] <Was Endlich ist, ist Nichts und Verwirrung. Alles Unendliche ist har¬
monisch. —>

.[543] Jede künstliche Constit [ution] nichtig, auch die auf ein Ephorat ge¬
gründete — die Hierarchie der einzig rechtmäßige Staat. _
<1799■ init.> 239

[544] Die ganze Cultur dieses Zeitalters ist oberflächlich — dagegen d [ie] d [es]
Mittelalters von Grund aus; Es giebt wohl mehr als ein Mittelalter —
eine Pause voll Chaos in d[er] Cultur. |

s. 31 [545] Der gewöhnl [iche] Manuf acturR [oman] der Engländer, worin Smollet am
höchsten steht, gleicht ihren Fabriken. —

[546] Credit ist d[er] dritte Gott des Zeitalters, neben d[er] Mode und der
Industrie. —

[547] Die gesamte neue Litter[atur] der Engl, [änder] Franz [osen] und selbst
Deutschen könnte auch als Ein Ganzes angesehn werden. —

[548] < Sophokles als Ideal d[es] Lebens zu d[en] Idyllen, Goethe mit Fichte zu
d [en] Reden ? —>
[549] <Constit[ution] d[er] Litteratur (aus d[em] Standpunkt d[er] Techno¬
logie] und Agricultur angesehen) >

[550] Objekt: Subj.[ekt] ist das Wesen der Menschheit Form: Stoff, ist d[as]
Wesen d [er] Welt; Spinosa verwandelt d [ie] Menschheit in Welt, Plato die
Welt in Menschheit.

[551] Progreßiv bezieht sich vielleicht] auf Absolut und Relativ. —

[552] Ganz offenbar hat man d [ie] Animalität d [er] alten Plastik noch zu wenig
in Betracht gezogen. Jupiter als Löwe — Herkules als Stier pp.

[553] Giebt nicht jede Landschaft eine Aussicht ins Unendliche? Das Portrait
scheint mir beinah d. [ie] Grundlage d[er] Mahlerei zu sein. —

[554] (Der Handel hat Analogie mit d[em] Witz)

[555] Gott ist oft [Synthese] von x<p [kritischer Philosophie] und AiÖ- 7t [dithy¬
rambischer Poesie] von Mensch und Gott.

[556] Visionen der poetischen Politik, sehr 7t [poetisch] aber ganz in Prosa.
Gott und Welt in Religion] Eins und auch mit d[er] Schöpfung Eins;
Gott ist die Schöpfung selbst. — <In Hume’s Essays fehlts ganz an einem
zureichenden Grund warum sie aufhören. —>

[557] Zu d[en] cpu [philosophischen] Principien auch alle cpcr [philosophischen]


Kunstworte, die als Talisman zu gebrauchen sind. Zu d[er] 7t [poetischen]
Fantasie alle Dichter die nach [reiner Fantasie] streben. Sollten
nicht alle Hist [orischen] Werke ihr Objekt bis zur Selbst Vernichtung

durchführen ? —
240 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

[558] Die Frage über die Bildungslage d[er] Kü[nste] und Wschen [Wissen¬
schaften] ist bisher gar nicht histor. [isch] behandelt worden, sondern
artistisch, so als ob es eine Kunst gäbe 9 [Philosophie] und 71 [Poesie]
zu machen; Blasphemie! —

[559] Ideale für die Fantasie, was Princ [ipien] für d [ie] Vernunft, für die Speku¬
lazion. —
[560] Der Dualismus in allen Progreß.[ionen] und eben darum ist er progres¬
siv] und auch potenzirt. —
[561] Die Griechischen] p[Rhetoriker] gingen auf Vorbilder auf Grundsätze,
noch mehr die römischen. Viele vernachläßigten darüber sogar d[en]
Effect, das (7upßouX[Symbouleutische] über d[em] etuSsixt [Epideikti¬
schen] — und waren eigentl [ich] immer Sixav [dikanisch] gemeint. — Sixav
[Dikanisch] die heilige p [Rhetorik] wohl nie. — Der Essay soll zugl [eich]
cmS [epideiktisch] und Six [dikanisch] sein, das eigent [hch] aup.ßouX[Sym-
bouleutische] ist weit magischer. — j

s.82 [562] <Luxus ist d.[er] vierte Gott des Zeitalters; Circulation desgl[eichen].
Eine künstliche Balanz d[er] schlimmste Götze, um welchen Krieg zu
führen man für sittlich hält — das ist ganz unerlaubt.>

[563] Es ist sehr irreligiös und sehr unhistorisch in d [er] Hist [orie] erklären zu
wollen. —
[564] Nur in d[er] Universalität liegt d[ie] Entschuldigung und Erklärung
d. [aß] d[er] Essay wesentlich Oberflächlichkeit. —

[565] Für die Geschichte d[er] Cultur giebts viell.[eicht] keinen Dualismus d[er]
alten und d[er] modernen Welt wie in 9 [Philosophie] und tc[Poesie], —
Die Geschichte] und Bildung d[er] Rel[igion] ist bis ins Innerste und
Aeußerste polemisch. —

[566] Alle -[reinen Fantasie] gedichte selbst Dante zu Mythol [ogie]. —


Demosthenes zu d[en] moral.[ischen] Reden. Zu Gelegenheitsschr [iften]

bloß die revoluz.[ionäre] p[Rhetorik], — Fichte’s Gelegenheitsschr.[iften]


sind zu rein logisch und moralisch. Alle Religion zwischen Moral und
Mythologie ist wohl Mystik. — Alle dass, [ischen] Deutschen Werke sind
Individuen die nicht rein aufgehn. — <Luther als znoc,. —>

[567] <Das Gesetz nichts zu erschöpfen wird im Essay fast pünctlicher beob¬
achtet als in d[er] Conversation; nur mehr egaler Strich.

[568] Je näher der Rel.[igion] ein Essay von Hume, je leichter behandelt je
näher d[em] Gelde, je mehr Form wenigstens von Gründlichkeit.>
<ijgg. init.> 241

[569] Visionen als W [indifferente] Form der Mystik zwischen Fantasie und
Principien? — <Geist und Wort als Stoff einer Vision. Geheimniß und
Glauben eben so. Nicht auch d[as] ewige Leben. >
[570] Ist das Wesen d [er] Antike Mythol. [ogisch] d [er] Modernen moralisch ? —
[571] Ein Wort über die sogenannte Unvorsichtigkeit; Christus und Paulus
waren sehr unvorsichtig. Damals war heil, [iger] Geist in der heil, [igen]
Schrift. Jezt nicht mehr, nur für den, der ihn sehn will. —
[572] Schmerz und Freude verliehren sich in einander. Alle Freude ist Miner.[a-
lisch] Veget. [abilisch] Anim [alisch]. Im Schmerz fühlt man s. [ich] offen¬
bar am meisten allein. —
[573] Mit der Relig[ion], für sie und zu ihr muß man nichts thun als sie voll¬
ständig machen — zum System bilden und sie in Eins bringen, in Con-
tact setzen, damit es nur Eine gebe in unendlich vielen. —
[574] <PRINC.[IPIEN] der Deutschen Litter.[atur]>
[575] Es giebt keine Kunst glücklich zu seyn — das Glück läßt sich nicht
erkünsteln. — Zur Vollkommenheit gelangt man nur durchs Glück nach
d[em] Willen d[er] Götter, wenn man ihren Stimmen folgt. Ob man s.[ie]
recht vernommen, zeigt sich durchs Glück, denn alles Glück ist Gnade.
Sollte das Med [ium] nicht Mysterien heißen ? — Hier im Mittelpunkte trift
das Esoterische der alten und d[er] christl [ichen] Religion zusammen.—
[576] Rousseau’s Charakter ein Gemisch von Kindlichkeit und Weiblichkeit.
Weder ein Held wie er selbst oft träumte, aber auch kein miserable.
Gemeiner und einziger als er es weiß; denn s. [eine] Einzigkeit liegt nicht
da wo er sie sucht. — Aventurier nur durch ein Reich falscher Tenden¬
zen von Idealismus. —
[577] <In d [er] Schwerfälligkeit hat Rousseau etwas Deutsches wie Voltaire in
d[er] Begierde alles zu wissen. —>
s.33 [578] Orakel d[er] VERNUNFT oder Magie dasselbe. — Ist nicht die Vernunft
die Mittlerin zwischen Menschheit und Universum; ihr untergeordnet
der Witz und viell[eicht] d[ie] Fantasie? —
[579] <Die gute Brochüre muß durchaus formlos sein.>
[580] Was wir mechan. [ische] Bewegung nennen, ist nicht todt sondern mine¬
ral, [isches] Leben — er ist albanische] Organisation]. Nur ist hier d.[er]
Proceß des Lebens von s. [einen] Produkten entschiedner getrennt.
[581] Die Hist[orie] geht von 9a[Philosophie] zu tc[Poesie], die Mor[al] hingegen
von 7r [Poesie] zu 9 [Philosophie]. Nach Relig [ion] graben sie in die Mitte.—
242 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

[582] Alle mystischen Werke parallell mit d[en] romant. [ischen] in Prosa, ja
eigentlich] in einer Classe mit diesen. Roman und Mystik zu synthesiren;
die prosaischen könnten wohl mit Plato endigen, die poetischen mit
Spinosa anfangen. —

[583] <Practische Ansicht der tt [Poesie] und 9 [Philosophie] in Mor[al] —


Constitution der 9[Philosophie], Pathologie d[er] Kunst. — ©[Theorie]
des Rom. [antischen] der Hist[orie] und Mor[al] in diese selbst. —>

[584] Die Religion ist nicht bloß das Fundament der Hist [orie] und Mor [al]
sondern das Centrum — aber eben darum auch das Fund[ament]. -—
Durch Gradazionen gehn Mor[al] und Hist [orie] von <p [Philosophie] zu
7i [Poesie] und umgekehrt.

[585] Das größte Hist, [orische] Individuum ist viell. [eicht] die alte Poesie. -—

[586] Die Versuche scheinen s. [ich] durchaus auf das Studium des Menschen
zu beziehn — Fr. [agmente] mehr aufs Universum selbst. —

[587] Hist [orie] mehr Mythol. [ogie] Mor[al] mehr Mystik = Innre Religion]
jenes äußre Religion].—

[588] <^p [Reine Kritik] zu Litt, [eratur] Princ [ipien]. ~ [Reine Rhetorik] zu
Princ[ipien] [der] Religion],>

[589] Hist [orie] und Mor[al] suchen sich der 9 [Philosophie] und 71 [Poesie]
aufs äußerste zu nähern. Die Mysterien der Alten eine falsche Tendenz;
im Ganzen nicht mehr als xp [christliche] Mythologie. —

[590] Offenbar dominiert p [Rhetorik] in Mor[al], xp [Kritik] in Hist [orie], —

[591] Mysterien der Religion — eine Rede an d[ie] Gemeinde der Menschen. —
cUeber das Studium der Religion Stud.[ium] <System Principien> der
Mythologien

[592] <Mor[al] — Hist [orie]


Litt [eratur] — Rom [an]
Cult [ur] — Religion]
9 [Philosophie] — 71 [Poesie]
puF [Mythologie] — puor [Mystik] >

[593] Niemand sollte kritisiren ohne selbst zugl. [eich] zu litterarisiren — zur
£7aSei,^i(; s. [einer] Litter[atur] und um das Bürgerrecht zu verdienen.—

[594] Moral eine Wss [Wissenschaft] d[es] Lebens, d[es] Menschlichen d[es]
Göttlichen; also soll d [ie] gesamte 9 [Philosophie] Moral werden und sie
will es auch — wie Plato, Spinosa und Fichte zeigen. —
<1799- init- > 243
[595] Die Franz [ösische] Rev. [olution] fing an mit d[er] Selbstvergötterung
d[er] Nation und endigt auch wieder damit; sie haben manches con-
stituirt, nur keine Constitution. —

[596] Char [akteristik] des Zeitalters nicht mehr Gegenstand der Hist[orie]
sondern Mor[al], —<Der Rom [an] vom Zeitalter eher als der Faust.—>

[597] Die wahre Historie charakterisirt die Begebenheiten, die falsche erklärt
sie. Publicum und Werk sind Correlata wie Autor und Leser (jedes Werk
ist Bibel und jedes Publ.[ikum] eine unsichtbare Kirche. |

s. 34 [598] Sehr schön ist Müllers < stillschweig [ende] > Idee von d[er] legislativen
Kraft d[er] Historie. —

[599] Die wahre Physik wird selbst Historie. —

[600] Historie und Roman sind regenerirte 9 [Philosophie] und 7r[Poesie]. —

[601] Die Bestimmung d [er] moral [ischen] Reden ists ein wahres Publ [ikum]
zu sammeln. — <Moralische Reden (an die unsichtbare Gemeinde d[er]
Gebildeten an d[ie] Jünglinge Frauen Männer) über d[ie] Menschheit,
Familie, Religion>

[602] Die Constitution ist die lächerliche Seite d [er] franz [ösischen] Revol [u-
tion]. —

[603] Der Staat ist d [as] ganze Leben d [er] Menschen, etwas sehr Heiliges. —
Die Ehe ist ins Unendliche potenzirbar. —

[604] Prosa und Verse sind neutral für 9[Philosophie] und n[Poesie], —

[605] Gott ist nichts als das Individuum in der höchsten Potenz; nur Indivi¬
duen können einen Gott haben, der also durchaus subjektiv ist, nicht
bloß d [er] Beschaffenheit sondern auch d [em] Dasein nach. Aber freil [ich]
ist die Welt auch ein Individuum — das läßt sich erkennen — also muß
auch sie einen Gott haben, und dieß ist das Urbild. —

[606] Sehr häufig wird historische Vollheit mit Gehalt verwechselt. — Alles,
wa sich aufs Unendliche bezieht, hat directen Nutzen, was das Endliche
ins ^[Unendliche] erweitert, nur indirecten. —

[607] (Goethe’s vermischte Gedichte sind ein [Chaos], so umfassend wie


s. [ein] guctt[System] classisch[er] 7r[Poesie].)' —

[608] Ossian ist nicht d[er] Gegensatz v.[on] Homer sondern von Tausend und
Eine Nacht. —

[609] Die Alten behandelten das Leben selbst als Religion; recht auffallend
zeigt sich dieß in d[em] antiken Patriotismus. —
244 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

[610] <Die Revoluzion samt der xp [Kritik] des Zeitalters zum Studium der
Rel[igion] .>

[611] Es giebt auch ein bildendes Lesen, wie ein solches Schriftstellen — im
Ganzen so xp [kritisch] wie das der cpX [Philologie], im Einzelnen so lax
wie das gemeine, aber doch mit ti [poetischem] und cp [philosophischem]
Geist. —

[612] <Med[iale] tj[Ethik] behandelt (^[psychologische] Abstracta aesthetisch;


die Med[iale] Hist[orie] aber Individuen metaphysisch. —

[613] Das 'ev xoo, 7iav des Stud[iums] über d[en] Menschen ist wohl daß d[ie]
Menschheit nie Kunst werden soll. —

[614] Der gemeine Verstand läßt sich nicht anders denken als in Form einer
geheimen Gesellschaft. Alle geh. [eimen] Ges. [ellschaften] sollen aufhören.
Auch das an eien regime beruhte auf einer geh. [eimen] Gesellschaft], In
Deutschland] existirt eine unsichtbare Kirche d[er] Plattheit, die aber
leider nur allzusichtbar wird. Die wahre geheime Gesellschaft müßte
selbst d[en] Mitgliedern ein Geheimniß sein. Der Teufel ist d[er] einzige
unbekannte Obere. — Eine geh. [eime] Ges. [ellschaft] soll nicht bloß
s. 35 Umgang | sondern auch zugleich Erziehung sein. — Nur durch d[ie]
Religion kann d[en] Menschen die Aufklärung kommen. —

[615] Skizze als eine besondre Nebengattung der Studien (<N> vielmehr der Cha¬
rakteristik]) ein wichtiger Begriff. — Die Principien d[er] Geschichte,
das Ideal d[es] Lebens und die Skizze des Zeitalters sämtl[ich] zum Stu¬
dium d[es] Menschen. —<Orgien d[er] Menschheit als Lebenskunst. Ueber
Fantasie und Vernunft (das gehört zur Religion],) Vom Werth d[er]
Beredsamkeit Ueber d[ie] Bestimmung des Gelehrten.>

[616] <Möser viell [eicht] nur ein falscher Müller. >

[617] Manche kleinen Dial. [oge] des Plato, Lysis z. b. sind nichts weniger als
skeptisch; es sind wahre Kunstwerke d[er] intellekt.[ualen] Anschauung,
Darstellung des transc.[endentalen] Schwebens. —

[eis] Sind Architektur und Metrik viell. [eicht] nur angewandte Musik —?
oder sind das alle Künste ? —

[619] cpu [Physik] — podl [Mathematik]: epa [Philosophie] = p [Rhetorik] —


pouo [Musik]: 7t [Poesie] = oix [Ökonomie] — 710X [Politik]: y<x [Chaos]
Leben.

[620] Jedes Buch hat seine eigne polit. [ische] Constit. [ution] ist monarchisch,
demokratisch], aristokr[atisch]. In d[em] Luc.[retius] schöne x\narchie.
<1799- init.> 245

[621] pup. [Mimik] und opx [Orchestrik] viell. [eicht] nur Theile einer einzigen
Kunst. —

[622] Ist die Logik eine Oekonomie oder eine Politik der cpcr [Philosophie] ?

[623] Stud [ium] der 71 [Poesie] = Const. [itution] der xp [Kritik]. Studium d[es]
Menschen = Constit. [ution] d[er] Moral oder der Historie. — Daß es
mehr als eine cp [philosophische] Moral giebt, daß auch die Poesie ihre
Moral hat. — Die Historie muß durchaus nicht moralisch werden. —
<Princ [ipien] d[er] tc [Poesie] und 9 [Philosophie] im Stud [ium] d[er]
Relig [ion]. >
[624] Universitäten sind bloß Wss [wissenschaftliche] Gesellschaften — sollte
es nicht ähnlich[e] für Künstler geben? Die Religion aber wohl gar
nicht in feste gesellschaftl [iche] Form zu bringen. —

[625] Ein Zeitalter allein kann man gar nicht kritisiren, sondern nur alle in
Masse. — <Idee einer Enzyklopaedie>

[626] Die Poesie ist nicht geschickt eine Religion die da ist, zu suchen, wohl
aber eine die da ist, auszusprechen. —

[627] Mysterien als Wiederherstellung d.[es] Eleusin.[ischen] und d[es] Pytha-


gor. [äischen] Bundes und entgegengesezt d. [er] Freimaurerei — eine
öffentl. [iche] Gesellschaft. —

[628] Litterar[ische] Studien müssen in Masse gegeben werden, sonst sind es


nicht Studien (Journal.)
[629] Das Wort Ideal kann ganz entbehrt werden; — Natur, Menschheit,
Kunst und Schönheit sind d[ie] Abtheilungen d[er] Aesthetik. —

[630] Zum Gegensatz d[er] Schrift, wie d[ie] Alten d[en] Tod gebildet
Wie sie das Leben gebildet. —

[631] Die aestet. [ischen] pa^ [Rhapsodien] können ins Unendliche fortgesezt
werden. — Ethische Skizzen — viell. [eicht] auch die Logik in potJ>
[Rhapsodien] oder Skizzen Viell.[eicht] d[ie] Politik zur Const.[itution]
d[es] Zeitalters. —

[632] Ist nicht auch Lucr.[etius] ein R[oman] über die Natur?

[633] Der Fichtesche Begr[iff] d[er] Pflicht und d[es] absoluten Idealismus
schon an d[er] Gränze d[er] Religion. |

s.86 [634] Der recht aesthet.[ische] Atheist ist Diderot. <Desgleichen] auch
Lucr etius. > Der Atheismus muß aesthetisch, der Egoismus aber meta¬
physisch sein. — Daß Bildung d[as] höchste Gut sei, zur Moral.
Viell.[eicht] sind Aesthetik und Metaphysik die Pole d[er] Moral.
246 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

[635] (Das *sv xou rcav ist W1 [Wissenschaftslehre] = wahre xp [Kritik], Hist [o-
rie] 7i [Poesie] und Litter[atur] —) — Die ältere 9 [Philosophie] neigt
sich wohl ganz auf Mor [al] und xp [Kritik], die jetzige auf W[issenschafts]-
lehre, die scholastische auf Hist[orie], Schon d[ie] Kirchenväter sind sehr
historisch. ■—•

[636] <Ideen vonWerkformen Hist [orische] Aphorismen xp [kritische] Symposien>

[637] Das jetzige Zeitalter ist d [as] Zeitalter xax’ z'cpyrp. Eine 0 [Theorie] d [er]
Revoluzion wäre das jtx [Chaos] zur Politik. —

[638] Herder und Moriz sind neutral, nicht recht gut und nicht recht bös. —

[639] Die W[issenschafts]lehre ist unser national wealth und unser taste. Der
Jakobinism für Jurisprudenz, was Brown für d[ie] Medicin. — Die
W[issenschafts]lehre als wahre Jurisprudenz, Medicin Theologie im
geistigen Sinne. — Die Gränze d[er] W[issenschafts]lehre wohl sehr be¬
stimmt, daß sie ewig gx£7ct [skeptisch] bleiben müsse. Nur durch freie
Religion kann d. [er] Knoten zerhauen werden; aber nicht yjx [chaotische]
Religion] sondern gugt[systematische] Religion], Also auch das Stu-
d. [ium] d[er] Rel. [igion] identisch damit. —

[640] Mystizismus ist einheimisch in Mor[al]. Emp[irismus] in Hist.[orie]


also gx [Skeptizismus] in p [Rhetorik] und W[issenschafts]lehre. —

[641] F[ichte]’s W[issenschafts]lehre ein -/a [Chaos], die neue soll gugt[systema¬
tisch] sein. — Viell [eicht] kann eine gugt [systematische] W [issenschafts]-
lehre nur von d[er] Religion aus construirt werden. —

[642] xp [Kritik] nur in d [er] 90 [philosophischen] Rel [igion] möglich, xp [Kritik]


ist schon d [ie] Relig [ion] d [er] Deutschen (wie Pol [itik] und Oek [ono-
mie] d[er] Engländer] und Franzosen). Das beweisen unsre Class.[ischen]
Originale]. Sie kann aber auch auf Universitäten eingeführt werden.—
Aus allen Religionen eine zu synthesiren. —

[643] Nach d[er] Tugend zu streben ist wohl d[er] schlechteste Zeitvertreib
nächst d[er] Uebung zur Gottseligkeit. Könnt Ihr Euch eine Seele, einen
Geist erüben ?

[644] Kunst und W. [issenschaft] sind Mittler. R[eligion] Mor[al] 71 [Poesie]


9 [Philosophie] können gar nicht unmittelbar auf Pol. [itik] und Oek. [o-
nomie] angewandt werden. Woldemar ist eine sehr unreine Darstellung
d.[er] reinen Liebe. Jakobi mehr Mor[alisch] als Religiös], —

[645] Werke <nur> wo Zweck an sich ist, Werkzeuge was nur Mittel. Lästerung,
die Kunst d[es] Menschen könne nur Werkzeuge bilden. —
<1799- init.> 247

[646] Ohne Univ [ersum] kein Tr.[anszendentales] möglich. — Du hast Sinn d. h.

Du hast die Anschauung des Unendlichen; diese ist zwiefach, eine Sub-

j [ektive] und eine objektive. — <Das Universum ist Xoy [logisch]

[reine Primitivität] [reine Dynamik] und Constit [reine Kon¬

stitution] > |
S. 37 <BEI GELEGENHEIT
DER FICHTESCHEN RELIGIONSHÄNDEL.>

[647] Fichte ist im Ganzen durchaus nicht frei. —

[648] Gott kann nicht ohne Vermittlung emaniren; Natur und Universum
s[in]d d[ie] Emanationen Gottes. —

[649] Die bewußtlose Vorstellung ein Analogon des Tr [anszendentalen]


Setzens. -—

[650] Die cp [Philosophie] geht nicht bis zum schlechthin Ursprünglichen, kann
das nicht. Nicht das Unendliche sondern das Ursprüngliche in s. [einer]
ganzen Fülle gedacht ist göttlich. Der urspriingl [iche] Zustand des
Menschen ist Gott zu denken und zu fühlen, also das goldne Zeitalter.—

[651] <Ist Consequenz etwa Idee der rcoA [Politik] der oix [Ökonomie] oder
beider? -—>

[652] <Alle Individualität] ist rc[poetisch]. Char[akter] ist cpc[philosophisch].>

[653] Gott ist weder Objekt noch Materie d[er] Religion. —

[654] Jakobi hat das Zeitalter behandelt wie Mendels, [sohn]; aber wer ist dann
am Ende d[er] Betrogne ? Wenn nun das was er am Ende will, durchaus
platt und armselig ist? — <Daß wir Gott empfinden —>

[655] Zum Göttlichen soll man durchs Menschliche führen; aber ableiten soll
man d[as] Göttliche nicht. —
[656] Die Princfipien] der Hist[orie] durchaus relig[iös]. —

[657] Freiheit magisch zu denken, Unsterblichkeit astrologisch. Wirksamkeit


d[er] Absicht ist noch lange nicht Freiheit. —

[658] Alle 7c [Poesie] und cp [Philosophie] ist Mystik, Mysterien als K[unst]
und Wissenschaft]. —

[659] Im Woldemar — moralische Epilepsie — ^[christliche] Schwermuth. —


[660] <Aup [Lyrik] und Ap [Dramatik] gehn in einander über. —>

[661] Gott ist [Chaos] und Ideal = d[es] absolut Irrationalen. — 9 [Philo¬
sophie] griff zu weit um sich in das Gebiet d[er] Religion], 71 [Poesie]
aber war schüchtern und zu leer von Religion], <Das Unbedingte und
Bedingte zur 90[Philosophie], — Das Unendliche und Endliche zur
Ti [Poesie]. >
< Bei Gelegenheit der Fichteschen Religionshändel. > 249

[662] Der Gedanke des [Chaos], das Gefühl d[es] Ideals ist unmittelbar. Gott
also nehmen wir unmittelbar wahr, uns selbst nur mittelbar.

[663] Alle Mythologie] zu d[er] Offenb. [arung] d[er] Natur; das andre Ct
[Zentrum] Myst.ferium] der Allegorie < = Ct [Zentrum] d[er] modernen
7u[Poesie], Shak [espeare] am nächsten. —> Allegorie ist das Ct [Zentrum]
von 7r[poetischem] Spiel und Schein. <Etwas gegen das Uebel der An¬
dacht auf d [en] Gassen ? —>

1664] Tier Idealismus der Magie ist mit n[poetischem] Realismus] gesättigt,
der Re[alismus] der Astrologie mit tc[poetischem] Idealismus]. -—Astro¬
logie hat am meisten Affinität mit n[Poesie], Magie mit cpo[Philosophie],
— <Elemente d[er] Mystik Gesetz der Vernunft — viell [eicht] sind nur
. . Med
Orgien poetische Mysterien —— [reines Medium] wie Hieroglyphen>

Wissenschaft] und K[unst] durchaus unzertrennlich und darin liegt das


Princip der Universalität. —

[665] Nichts ist reeller als die Menschheit; sie ist das ens realissimum. —
[666] Alle Bestimmungen d[er] Welt sind nur Bestimmungen d[er] Vernunft,
das ganze Objekt ist deren Produkt; nicht so die Materie. —
[667] Ist falsche Tendenz nicht nothwendige Begleitung jedes schlechthin
Esoterischen? — Das Exoteiische falsche Tendenz und nichts mehr. —

[668] <Würde des Witzes Urkunde der Menschheit>


[669] Wo strahlt d [er] ewige Orient ? Ueberall wo ein Mensch zur vollen Be¬
sinnung kommt. — Gott vermittelt unser Bewußtsein. —

[670] Wollt Ihr Personalität Gottes, so bleibt doch wenigstens ja bei d [er] alten
Dreieinigkeit. Ihr habt da wenigstens eine Persönl[ich]k. [eit], die auch
s. 38 keine und durchaus unbegreiflich] ist, | und in d[er] Form dieser Unbe¬
greiflichkeit liegt d[er] Keim und Anstoß für d[en] Geist, wenn er s.[ich]
besinnt, die Idealität seines Gedankens gewahr zu werden. —
[671] <Das Alterthum eine Allegorie auf die vollständige] Menschheit>

[672] Nicht Oel ins Feuer gießen wollen wir, wie Fanatiker, sondern den Strom
in d[ie] natürliche] Gränze leiten. — Schellings 90[Physik] ist gefähr¬
liche] falsche Tendenz. —
[673] Im Idealismus wird die Empirie als ein Kunstwerk betrachtet. Mystik
ist die Kunst und Wissenschaft] aus Eiern[enten] der Menschheit]
und Bild [un]g organische Wesen hervorzubringen. Ohne Mystik noch
nie 7r[Poesie], 9[Philosophie], Mor[al] Religion],
[674] Viell. [eicht] nicht bloß Familie sondern auch Republik ein oix [ökono¬
mischer] Begriff. —
250 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

FICHTE. —

[675] Alle Streitigkeiten sind Religionsstreitigkeiten Die Relig[ion] nicht


bloß eine populäre <p [Philosophie], sie ist allgegenwärtig. — Allgemeiner
Haß gegen die welche sie nicht verstehen können. —
[676] Weit besserund aufrichtiger haben si.[ch] doch in d[en] leztenTagen die
cp [Philosophen] betragen als die Religiösen. —
[677] Die Religion] die einzig wahre Einleitung zur cpu[Philosophie], —
[678] L[essing]’s Freimaurerei ist das Ideal d[er] Kirche. —

[679] Fichte’s Lehre ist Relig[ion] in Form der <p [Philosophie]. Er hat die Reli¬
gion] in d[er] Tiefe d[es] Geistes entdeckt cnämlich daß sie frei sei>. —

[eso] Von der <pa[Philosophie] hänge das Heil der deutschen Litt, [eratur] ab;
ihre Freiheit könne nur unbedingt sein oder gar nicht; daß die 9[Philo¬
sophie] sich selbst constituiren müsse. — Es sei Pflicht hier für d[ie]
Wahrheit ein Zeugniß abzulegen; keine angenehme, unter das Gewühl
tretend. —<Jede Brochüre muß wohl polemisch sein. —> Die 9 [Philo¬
sophie] sei d[as] Organ um Religion zu entdecken. —
[68i] 9 [Philosophie] theilt sich inTh [eorie] und 7rp [Praxis], ist Id [ealis]mus oder
Re[alis]mus. —Glaube als Princip d[er] 9 [Philosophie] ganz religiös.—
Man müßte, was so künstlich gedacht ist, auch eben so künstlich lesen. —
Diese Künstlichkeit d [es] Denkens ist schon gegen Zweifler und Schwär¬
mer nothwendig. Fichte’s Gott ist die Wechselwirkung; sein Mittler die
Reflexion. — 9 [Philosophie] und Rel[igion] haben s.[ich] in ihm bis zur
Wechselsättigung durchdrungen. 9a[Philosophie] ist hier Kunst, Reli¬
gion] aber Wissenschaft. — Wie in der poc-9- [Mathematik] und 90 [Phy¬
sik], 9er [Philosophie] gebunden ist, so in der 9a [Philosophie] — Reli¬
gion], — Nothwendig daß die Religion erscheine ohne ihre Form;
gebundene, unbestimmte Religion muß wohl immer unendlich sein. —|

s.89 [682] Es ist eine absolut unendliche Masse gebundener, unbewußter Religion
in bichte, und eine eben so große von log. [ischem] Mechanismus, von
9 [philosophischer] Künstlichkeit. Beide afficiren sich gegenseitig. Durch
die Wirk[un]g der Religion] geht d[er] Mechanismus d[er] Reflexion
überall nach allen Richtungen ins Unendliche. Und viell. [eicht] ists doch
nur die Wirkung dieses Mechanismus], wodurch d[as] Borniren und
Borniren in ihm erzeugt wird. — Das 7rpcoTov ^eu8o<; liegt wohl darin, daß
Fichte das Universum, nicht zufrieden es zu charakterisiren, motiviren
<Aus der zweiten Epoche (1799 fin.)> 251

will, ableiten. — Daß er die ganze cp [Philosophie] als Ein großes Problem
und Experiment betrachtet ist sehr paE [mathematisch] und cpu [physi¬
kalisch] aber nicht cpcr [philosophisch]. —- Fichte philosophirt immer nur
aus Gelegenheit —- auf jedes Incitament; hat eine unendlich große
cp<7 [philosophische] Erregbarkeit. —
[683] Primat des Praktischen weil nur da die Dualität concentrisch in sich
vollendet ist oder ihm erscheinen muß. — Fichte’s Methode theilt sich
auch sehr bestimmt in die construirende und in die katechetische. —

[684] Fichte’s cp [Philosophie] ist nicht im (aal)'[mathematischen] Sinne ein


Problem — sondern im cpo [physikalischen] als Anstoß zu einer Hypothese;
die ist es und zugleich Experiment. Merkwürdig in der ersten W[issen-
schafts]lehre das Dialektisiren mit sich allein. Es ist das Ich seiner
cpcr [Philosophie] ohne das Nicht Ich. Das Bestimmen verhält sich zum
Setzen wie Nicht Ich zum Ich, wie Endliches zum Unendlichen. Die
constitutive Macht des Ich ist höchst Religiös], —

[685] Auf die Frage was die Religion sei, kann man nur charakterisirend ant¬
worten, oder practisch, indem man eine Religion] macht — »Was sie
nicht«, will ich Euch wohl sagen — die Vorsichtigkeit — das ist ihr »wahrer
Gegensatz«. —

<NB. hier folgt: aus der zweiten Epoche. (N. Beil[age].)>

[686] <Herders Metakr.[itik] ein Heringssalat von Ontol. [ogie] und yp [Gram¬
matik] — [unleserlich] redet immer neben [unleserlich] weg — ein Dialog
wie sie zu sein pflegten >
[687] Polemik nur um d.[ie] Vernunft zu schärfen. Heiliger Zorn muß in andrer
Form. Polemik hat immer einen Zweck und Richtung. —

[688] Das Leben ist nicht natürlich, sondern göttlich und aus d[er] Liebe ent¬
sprungen wie alles Sein auf Geist deutet.
[689] Die jetzige Philosophie ist militans, die nächste wird triumphans sein.

[690] Relig[ion] und Moral verhalten sich wie res divinae atque humanae.

[691] Wie in cp [Philosophie] das Subjekt göttlich ist, so in d[er] 71 [Poesie] die
Materie; im Centr[um] d[er] Erde ist Menschheit.

[692] <Brama — Osiris pp als einzelne Bücher d[ie] Schrift über das Univer¬
sum, nach Art d[es] Herodot. —

21 Schlegel, Band 18
252 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

[693] Aller Witz ist divinatorisch. —

[694] Herder ist der Wieland d[er] Moral und der Religion. —

io [695] Gemüth als das unbestimmteste (Vermögen für Religion], Das Gemüth
kann nur ahnden. —

[696] Orgien der Fantasie als Gegensatz zu d[en] Elementen d[er] Mystik.
< Eiern [ent e] -^[reiner Logik] zu schreiben^

[69V] Ist das Constitutive etwa das tzoK [politisch] Tr [anszendentale] ? _

[698] Ohne Chaos und Ideal keine K[unst] und Wissenschaft], _

[699] Die constitutive p [Rhetorik] wie die divinatorische xp [Kritik] wohl


nicht d. [ie] ursprüngliche reine. —

[voo] Zweifel ob nicht Individualität d[ie] Idee der Plastik\ _

[voi] Der Ideahsmus bedeutet nichts als daß alle Vernunft universell ist. Sie
ist das Organ des Menschen fürs Universum. —

[702] Die 9 [Philosophie] soll constituiren, die n [Poesie] aber charakterisiren. —

Pos] Die Encyklopaedie d[er] Alten war 9A [philologisch], die d[er] Neuem bis
jezt 90 [physikalisch] nun fehlt noch die mystische. Die wahre Encyk-
l[opädie] ist die Mystik. — Das Organisiren ist d[er] Mystik eigen.

[o)4] Eine polit. [ische] Constitution ist etwas durchaus irrationales. Es giebt
nur eine Republik, die aller Menschen. — ot.x[Ökonomie] ist realistisch
tcoX [Politik] idealistisch. Viell [eicht] sollte nur die Familie eine Con-
stit [ution] haben, die Republik] nur Repräs. [entation]. Es bleibt ewig
nur Kunst und Annäherung. —< Politik hat mehr Affinität mit Hist [orie],
xp [Kritik], p [Rhetorik] Oekonomie mit Plast [ik], poucr [Musik], nah [Ma¬
thematik] >

[705] Vor d[er] Einseitigkeit der tt [Poesie] und 9 [Philosophie] findet d. [er]
gesunde Sinn nur bei d[em] Mystiker Schutz; nur dieser ist allgemein
verständlich. —

[706] Die Enc. [yklopädie] ist ein Lehrbuch der Universalität, Centrum Cen-
trorum, zum Theil mystisch, zum Theil polit. [isch] oekonomisch. —

[707] Genie ist geistiger Organismus. Individuen organisiren kann nur das
Genie. Philosophien heißt idealisch denken. — <Witz ist chemischer
Geist >

[708] <Mystiker giebts gar nicht mehr, sondern nur Pietisten, die schlechtesten
aller Sorten. >
<Aus der zweiten Epoche (179g fin.) > 253

[709] Die Bibel ist unter d[en] Werken d[es] Künstlers, was der Künstler
selbst unter den Menschen.

[710] Harmonie das zweite Ct [Zentrum] d [er] tz [Poesie] nebst d [er] Allegorie.—-

[711] Schön was 71 [poetisch] idealistisch ist, wahr was cp [philosophisch] ideali¬
stisch; Gut zur Bildung, Edel zur Menschheit. —

[712] Der Baum d[es] Lebens, Quell d[er] Freude, Morgenroth d[er] Liebe;
schöne Symbole; nicht bloß d[ie] goldne Zeit, sondern auch Elysium
dargestellt. Alles das in Gott, die heiligen Spiele in ihm. —

[713] Daß ein Mensch d[en] andren versteht, ist cpa [philosophisch] unbegreif¬
lich, wohl aber magisch. Es ist das Geheimniß der Gottwerdung; die
Blüthe d. [es] Einen wird Saame für den andren. —

[714] Es soll unendlich viele Gedichte geben, wie nur Eine cpa [Philosophie] ;
jedes Poem ein Individuum; eben darum muß das Wesen von d[en]
Dichtarten ganz aufhören ? —

[715] Principien der Praxis eines d.[er] nothwendigsten Werke. |


s. 4i [716] Aller Glaube ursprünglich astrologisch. —

[717] Die Natur, das Universum lassen sich so wenig construiren, als ein Ich
aus Eindrücken sammeln. —

[718] Pietismus und Fantasmus sind die beiden Abarten und Krankheiten
d[er] Mystik — wie Empirismus] und <rx[Skeptizismus] von <p[Philo¬
sophie], Sinnlichkeit und Künstelei von rc[Poesie], —

[719] Die Ansicht d[er] Menschheit aus d[em] Standpunkt d[es] Universums]
oder Nat[ur] nicht mehr cp [philosophisch] und 7r [poetisch], sondern
magisch und astrologisch. —- Magie ist mystische yp [Grammatik],
Astrologie ist mystische Physik. —
[720] Der Glaube an Gott ist nicht willkührlich oder practisch, sondern
mystisch und magisch. —

[721] Die Pole— [absolut polemischen] Satiren offenbar etwas Mystisches,


Ct
vielleicht [absolutes Zentrum] und Inhalt d [er] Kabbala verschmolzen

mit d[er] combinat. [orischen] Kunst d[es] Chaos und d[er] Ideen.—

<— Sat[iren] müssen ^[absolut chaotisch] sein. —> Die Astrol.[ogie]

ist die Kunst d[es] Schicklichen. —

[722] Man kann sich Gott nur durch die Vernichtung des Bösen nähern
<— dahin meine alte Polemik gegen das Leben.> Der Witz ist der all¬
gemeine (geistige) Mittler. —
254 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

[723] Die Alten kann man nur durch CtCt [zentrale Zentral] Poesie verstehn.
Jede Prosa über das höchste ist unverständlich. —
[724] Die Ideen der Encykl [opädie] sind Classisch, Primitiv und Universell. —
[725] Das ewig Bewußtlose und schlechthin unauflösliche <und dieses ist eben
immer und ewig Mysterien, die nur durch Allegorie angedeutet werden
können.> ist die Liebe, und diese ist das andre Ct [Zentrum] der Poesie.
Natur ist frei und beweglich gemachte Liebe. — Das Universum wird
nicht sondern es ist.— Offenbarung d[er] Liebe und Mysterien der Natur.—
[726] Id[eal] und Re[al] zugleich scheint der <pa [philosophische] Uebergang
zur Mystik <oder Myst[ik] selbst.> — Adel und Schönheit so die ein¬
zigen Gegenstände d[er] Liebe. Ein Mann von äußrem Adel und eine
schöne Frau, das ist das Ideal für d [en] Pöbel. — Der Mann von Seele
schön, die Frau edel das höchste. —

[727] Daß man alles Transzendentale] Id[eal] übersetzen kann, beweißt nur
Ct
daß es ein — [absolutes Zentrum] sei. —

[728] Die Adf[Dithyramben] enthalten die rnr[poetische Poesie]; von Gott als
Gott muß da gar keine Erwähnung geschehen. —

[729] Das wahre organon d [er] Universalität, der Objektivität und Materialität
ist Encykl [opädie] <als Lexikon. Die Princ. [ipien]der Praxis als Codex.>
Sie macht daß das Individuum classisch und universell wird. —
[730] Basis einer ewigen Revoluzion. (Christus führt immer noch Krieg.) Das
Chaos was bisher in d [er] modernen Welt bewußtlos und passiv war, muß
activ wiederkommen; ewige Revoluzion. —
[731] Man kann wohl d. [er] Menschheit aber nicht dem Menschen d. [ie] Con-
stellation bestimmen. —

[732] Die Ad> [Dithyramben] eine Offenbarung d[er] Natur durch d[ie]
Mysterien d[er] Liebe In den Fantasien viell. [eicht] die Poesie andrer
Planeten nachgeahmt oder der Sonne. —
[733] Nur wenige Menschen bringen es so weit, daß ein böses Princip in ihnen
ist. —

[734] Hymnen auf das Chaos; Ursprung d [es] Chaos aus d [er] Liebe. Die Bedeu¬
tung d [er] Welt gehört mit zur Poesie d. [er] Ahndung. Der Stand derNatur
ist Verehrung d[es] Chaos und n [Poesie] ist d[er] Stand der Natur. |
s.42 [735] Vielleicht K[unst] = Wss[Wissenschaft] + Bildung] nicht B[ildung]
= Wss [Wissenschaft] -f K[unst]. —
<Aus der zweiten Epoche (1799 fin.)> 255

[736] Die Sonne in Adt[Dithyramben] dargestellt. Sonne und Erde in Ein Ge¬
dicht. In d[en] Myst.[erien] bloß d[ie] esoterische Geschichte d[er] Natur;
in d[en] Fant.[asien] jene Welt, nach d[en] Visionen; in d[en] Romanzen
die Stellen dieser wo jene durchschimmert. —- Wechselgesänge über
Natur und Liebe, Tod und Leben, Adel und Schönheit. —

[737] Ohne ein Meer von Geistern mag[ischj läßt sich Gott nicht denken.—-

[738] Die Sonne als d[er] Sitz d[es] Elysiums. Der Mond ist eccentrischer wie
die Erde, wir müssen also nach d[er] Sonne streben. —

[739] Mythologie (als das Mittlere von rc [Poesie] und cp [Philosophie]) kann d.[er]
7r [Poesie] nicht allein eigen sein, da ja auch die cp [Philosophie] die ihre
hat. — Ist Tr [Poesie] und cp [Philosophie] Eins, dann wird die Menschheit
Eine Person. Viell [eicht] würde dann die Sprache selbst auch Mytholo¬
gie. — Zur neuen Menschheit die Griechen und das Urvolk die Indier
etwa synthesirt. — <Die Werke werden alsdann sein — Gesänge —
Gespräche auch Reden und Geschichte wird es wieder geben. Das Ct
[Zentrum] wird Mythologie sein; dann werden Künstler und Menschen
nicht mehr getrennt sein. Dann wird auch in der Welt selbst Natur,
Universum und Gottheit zerfließen.>

[740] Monarchie auch in d[er] Kunstgeschichte; es konnte nur Einen Sophokles


geben und nur Einen Spinosa. Dualismus aber ist zwischen Sh.[akespeare]
und Cerv.Fantes] — Raffael undCorreg[gio]. — Dieß gränzt an Schlei [er-
macher]s Idee vom Mittler. — So gewiß es immer Menschen von Sinn und
Liebe und Geist, doppelte <potenzirte> Menschen geben muß, so gewiß
strebt die Kunst nach einemMonarchen.Aberdersoll nichtdirigiren wollen,
sondern er soll eben Genius d [er] Zeit, Repräsentant für diese Form d.[er]
Kunst und Menschheit sein; sacrosanctus und Priester voll Majestät; nein,
nicht Priester sondern Gott. — Das Ziel d. [er] hohem xp [Kritik], die auf
das ovtcoi; ov geht, ist d[en] Monarchen zu finden; selbst die Schule
kann nur Einen Meister haben; Zeiten d. [es] gefährlichen Schisma. —

[741] < Jeder Mensch ist gebohrner Künstler. Selbst d[ie] Griechen waren
Künstler in Masse, das Volk war künstlerische
[742] Ein Gedicht ist weit mehr als ein Gemählde in Worten; aber das höchste
Gemählde ist nichts weiter als ein Gedicht in Farben. —

[743] In d[er] Welt finde ich immer nur die Natur oder das Universum. Im
Menschen allein erblickst du Göttliches. —
[744] Man kann nur Einen Mittler auf einmal haben, weil man nur mit d[em]
Blick, der schlechthin auf Eins geht, ins Ct [Zentrum] dringen und Gott
schauen kann. —
256 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

s. 43 [745] Die Mythologie kann nur ein Monarch stiften; der wird | der lezte sein
und dann wird Republik] beginnen. — Cultus, wie man es nennt, wird
ganz aufhören; bloß Mythologie und Feste und Priester. —
[746] Die Welt bei mir Obj .[ekt] d [er] Astrologie, die Geister auch die Menschen
(einzeln können sie nur magisch gedacht werden) Objekt d[er] Magie.—
[747] Jezt sollte d[er] Künstler lernen, mehr als Eine Sprache originell zu
schreiben. •—-
[748] Fichte und Goethe consules jener bello, dieser domi. —
[749] Zur Zeit d [er] Republ [ik] werden d [ie] Künstler auch keinen besondren
Stand mehr machen. —
[750] Sollten etwa die werkbildenden und menschenbildenden Künstler ge¬
trennt sein, und unter d [en] ersten wieder die yp [Grammatiker] und die
<pu [Physiker] ?
[751] Die Mythologie läßt sich nicht schließen, sondern nur durch eine Reihe
von Monarchen hervorbringen. Doch muß sie als solche bald erscheinen
durch einen Geist, der prophetisch wie es noch keiner war. —
[752] In den Adt [Dithyramben] der Mensch als höchstes Gewächs d. [er] Erde.
[753] — <Idee von biblischen Formen für cpcr[Philosophie] — Evangel.[ium] —
Thora — Apokal[ypse]. NB Vielleicht] das alles zusammen in d[en]
Begriff von REDEN und <po[philosophischen] Predigten wie ich sie mir
dachte. Oder doch Theorie des yp [Christentums]. Testament 9a [philo¬
sophisches] Interim Confession Symbolisches] Glaubensb.[ekenntnis]
(Katechismus) Constitution der Vernunft. Princ. [ipien] d[er] Empirie
Const.[itution] d[er] Praxis (oder Maximen Ideal,) Const.fitution] der
deutschen Litteratur. >
[754] Auch für das 71p [praktische] Gebiet muß es Monarchen geben. Auch hier
ist wohl das Wesentlichste, d[ie] Monarchen zu finden. — (Giebts auch
gebohrne Ephoren ?) —
[755] Für die 90 [Philosophen] unter einander heißts recht eigentlich —
Freiheit, Gleichheit, und Brüderschaft oder d[en] Tod. —
[756] Durch d. [ie] Vergötterung d. [er] Kunst allein kann d. [ie] gemeine Masse
s.[ich] an d[ie] höhern Menschen anschließen. — Könnte man diese
nicht gleichsam zum Cultus machen ? —
[757] Die Natur kann d. [ie] einzige sichre Garantie einer Constitution sein. —
[758] Wie jezt d[as] Antike, so muß beim Anfänge d[er] Mythologie das Orien¬
talische dominiren, wegen der Romantischen] Rom[an]Form.—
Gedanken.
257

[759] Anfang und Ende der Hist[orie] wird erst Myth. [ologie] fassen, mir
verborgen bleiben. Nichts ist göttlicher als seine Gränzen zu kennen._

[760] Die jetzigen Anfänge von Mittheilung d[es] Höchsten sind die ersten
dunkeln Regungen vom Bewußtsein d[er] Menschheit als einer Person.
Constituirt wird sie dazu erst jezt. —

[761] In d[er] nächsten Epoche könnte cpo [Physik] wohl ganz zergehn in Poli¬
tik] und Oek [onomie], Pol. [itik] giebts noch gar nicht. —

[762] Müßte der Monarch nicht jedem Künstler seine Bahn construiren kön¬
nen ? — Das wird kaum d[er] dritte vermögen. —

[763] Verstehen, Berühren, Verbinden ist was ich vermag, nicht einmal Er-
rathen. —

[764] Durch die Myth. [ologie] wird die Lectüre und d[er] Buchhandel ein Ende
nehmen. Das Lesen ist nah daran sich selbst zu vernichten. — Journale
sollten ganz aufhören; höchstens kann es nur ein polem. [isches] geben =
Satiren, die s.[ich] ganz an die Zeit anschließen müssen, + 7rocp<p§ zn
[parodistisches Epos] ind[er] Form, xp [Kritik], Hist[orie] und p [Rheto¬
rik] werden versinken in 7r[Poesie], 9 [Philosophie] und Mythologie.—|

s. 44 [765] Vielleicht das cpa [philosophische] Interim die Theorie d[er] Historie.
Alle Historie nur interimistisch. —

[766] Zur Allegorie die rc [poetische] Diction, p [rhetorische] Figuren und


cpcr [philosophische] Universalsprache. — 'aipeais ist willkührl. [iche] Ab¬
weichung vom Gange d. [er] Zeit. —

[767] <Const [itution] der Moral in einer Urkunde der Menschheit. System der
Vernunft, ganz saturirt mit piaE[Mathematik], IM evangel.[ium] Auf¬
erstehung d.[es] Geistes. Von der Würde d[es] Witzes>
(1799 fin —

GEDANKEN.

[768] Die Constructionsregel d[er] Hist[orie] noch nicht gefunden Sollte es


nicht Tendenz d[er] Hist[orie] sein, die ganze Litt, [eratur] in ein Buch
zu verwandeln ? —Die Bibel ist auch durch die absichtliche Fortsetzung
und Bejahung Ein Buch. — Die Bibel ist wie ein organisches Wesen in
stetem Flusse —- die schriftliche] Bibel ist nur ein Nachbild von d[er]
heil[igen] Schrift d[er] Natur, und dieses Nachbild selbst ist nie ganz
da, es hat nur eine idealische Existenz. — <Evangelium d[er] Natur. >
258 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

[769] Jezt herrschen d. [ie] politischen Künstler; die Ritter waren herrschende
Naturen. —

[770] Die menschliche Thätigkeit ist auch befördernd, nicht bloß ergänzend;
vielleicht auch verbindend. Daher d. [er] moral, [ische] Geist d[es] yp
[Christentums], —

[771] Die wahre Reform der Staaten muß davon anfangen, daß man Herren
und Diener bildet. — Der Künstler (Priester) darf eben so wenig herr¬
schen als dienen wollen. —

[772] Auch alle Polemik ist historisch. — Hülsens cp [Philosophie] eben so


centripetal als Schelling centrifugal. — Wie die Historie in d [em] System
derselben absolutirt wird, so die Moral in d[er] Magie d[er] Vernunft.
In beiden Theorie und Praxis — Realismus und Idealismus getrennt
und verbunden. — <Organon System der Historie. — Evang[elium] der
Hist[orie] — Ideal d[er] deutschen Litt[eratur], — Princ. [ipien] d[er]
Relig [ion] — Char. [akteristik] der Bibel — Myst. [ik] d [es] Alterthums —
Geist d[es] Zeitalters. ■—->

[773] Ist nicht alle Religion — Mystik und Mythologie ?

[774] Eine Bibel ist etwas prophetisches und die Absicht ist magisch. Nur d [er]
Leser macht die Bibel zur Bibel. —

[775] Das Spiel d[es] Endlichen und Unendlichen zur Moral; Pflicht und Recht
mehr zu einer Bildungslehre. —

[776] In d [er] Kraft des Wortes liegt d [as] Element d [er] künstlichen Mensch¬
heit. —

[777] <Fr[agmente]: Gedanken = Charakteristik]: Versuche

[778] Es liegt in d [er] Religion d [er] Alten sich alle Mythen anzueigenen und
umzubilden. Durch dieses Medium sollten alle nationalen Religionen
classisch gemacht werden. Also ist Universalität d[em] ^[Christentum]
nicht allein eigen, so wenig als Religion d[er] Religion. —

[779] Das jetzige ist das erste ganze Zeitalter in Masse, daß es giebt. — |

s.45 [780] xp[Christentum] : Moral = Mythologie] : Hist[orie] ? -—-

[781] Kein ^[christlicher] Begriff so Mor[alisch] wie der eines Mittlers. —


In d[er] romant [ischen] Religion wird Mystik und Mythologie durchaus
vermischt -—- dahin das Geisterwesen; Gott als Individuum selbst. —

[782] Zur Vielseitigkeit gehört nicht bloß ein weltumfassendes System, son¬
dern auch Sinn für das Chaos außerhalb — wie zur Menschheit ein Sinn
Gedanken. 259

für das Jenseits. Es ist Puls und Wechsel zwischen Universalität und
Individualität. -—

[783] Die alte Relig.[ion] ist historisch, die neue ist moralisch. — Der [christ¬
liche] Gegensatz d.[er] Natur ist das Reich Gottes; im Universum beides
vereinigt. —

[784] Eben so nothwendig wie die Constr [uktion] d[er] Relig[ion] ist es, den
Witz zu constituiren als Wss. [Wissenschaft] und als K[unst], als Princip
d. [er] combinat. [orischen] K[unst]. Er scheint weit mehr Affinität mit
d[er] Universalität zu haben als Rel[igion]; er dürfte leicht Religion
nur in andrer Form sein. — Offenbar ist auch die polit. [ische] Ge¬
schichte d[er] Modernen sehr grotesk und witzig. —

[785] Reden, Studien und solche Werkformen sind nicht bloß ins Unendliche
fortschreitend, sondern auch ergänzend und viell. [eicht] centrirend. —

[786] <Die Constitution der Deutschen Litteratur. — Skeptische Reden < Ara¬
besken Kritische Fragmente Mystische Satiren. Theorie d[es] Witzes.
Bibi, [ische] Arabesken. Christ.[liehe] Mysterien. >

[787] Die Christ.[liehen] Mysterien und die alten Götter etwa als Pole zu d[en]
Principien der Religion —- dann noch ein viertes — wodurch die neue
Religion constituirt wird. —

[788] eper [Philosophisches] Chaos, umfassend was sich auf d.[ie] Wiedergeburth
der epor [Philosophie] bezieht, und diese constituirend. —

[789] <Geschichte des Witzes im alten Styl. — Die Einleitung in die 9a [Philo¬
sophie], das Fundament als S7W><;. Empirisches ztcoc,.>

[790] Die Revoluzion ist d[er] Schlüssel zur ganzen modernen Geschichte; die
Reformation und d [ie] partiellen bürgerl [ichen] Kriege in Europa wohl
nur Vorbilder von ihr, und Beziehung auf sie. —

[791] Die Menschheit ist etwas ganz innerliches; hier gibt es auch eigentlich]
keine Fortschritte. —

[792] In d[en] Princ. [ipien] der Rel. [igion] etwa Fichte und Spinosa und Plato
zu synthesiren? Es muß da die romant. [ische] Religion der Fantasie
constituirt [werden]; denn das ist doch elementar, daß erst d. [ie] Ein¬
zelnen Rel. [igion] haben — ehe es zu objektiven Mythen und Mysterien
kommen kann. — (Es giebt immer noch einen Fetischdienst. Einer ver¬
göttert d [ie] Acacia, ein andrer die Runkelrübe.)

[793] Die Revoluzion wird gar nicht eine französische bleiben. — <Deutsche

Revolution = neue Hierarchie. — Organon d[er] Historie System der


2Ö0 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

Moral.y Bibi, [ische] Formen für Mor[al] revoluz [ionäre] bibl[ische]

q [rein rhetorische] Schriften. Auferstehung des Alterthums — Das Reich

d.[er] alten Götter. —

[794] An d.[ie] Religion in Masse muß man freilich] glauben, und in so fern
ist Glaube d[ie] Grundlage des Ganzen. —

[795] In d[er] Mitte d[er] Menschheit findet man d[ie] tiefste und reichste
s.46 Offenbarung d[es] Universums. | Das Unendliche in <d. [er]> Beziehung
auf die ganze Menschheit und alle Kräfte = Universum. —

[796] <Princ. [ipien] der Religion System d[er] Moral Organon d[er] Historie
als ein Ganzes. <da d[er] Dualismus d.[er] Antiken und Modernen zu
constituiren. Orakel als drittes Glied zu Mythen und Mysterien. —»

[797] In d [er] Würde d.[es] Buchstabens könnte der Keim der neuen 9(7 [Philo¬
sophie] dicht an die Gränze der alten gelegt werden. Der Buchstabe als
Princip der K [unst] und Wss [Wissenschaft] als Element d [er] Relig [ion]
und Organ des Witzes. In 71p [prophetischer] Sprache, wenn auch nicht
in solcher Form. —- Die Schrift schließe sich an die Constit. [ution] der
deutschen Litter [atur], und endige mit dem Ideal der 9X [Philologie]
und daß 90 [Philosophie] = Wss [Wissenschaft] + 9X [Philologie]
sßi- Dahin denn auch die Apotheose der Kritik und Rhetorik. Dann
Apoth.[eose] d[es] Witzes — und da wieder den Tr. [anszendentalen]
Standpunkt und die synthet. [ische] Methode angeknüpft. —

[798] Wissenschaft muß Poesie eben so wohl sein als die 9a [Philosophie]
Kunst. —

[799] Die geheimen Gesellschaften gehn offenbar auf eine Klrche d [er] Vernunft
und d[er] Bildung. —

[800] Durch die Exegese ist die Bibel gewiß im Einzelnen aufgeklärt. — Die
natürl. [iche] Religion ist etwas von der 9a [Philosophie] wesentlich und
ewig verschiednes. Das Bestreben der 90 [Philosophie] die Religion zu
erklären und zu begründen, ist davon noch ganz verschieden. — Die
Exegese ist durchaus irreligiösen Charakters; wie auch die sogenannte
natürliche Religion, es ist eben eine Exegese der Religion], —

[801] Elemente sind die Gründe, die man durch Analyse findet; Principien,
die welche man durch Relig. [ion] synthetisch constituirt. —

[802] Historie ist nur da möglich, wo etwas geschieht. —

[803] Zweifel ob d[er] Staat das Recht hat, Zinsen zu garantiren. Diese sind
absolute Unvernunft; Geld der Gegensatz von Land und Boden. —
<Aelter. (1798. Sommer)> 261

[804] In d[er] 71 [Poesie] dominirt freil [ich] d.[as] Charakterisiren oder das
kritische Element; aber in d[er] Mythol.[ogie] kann das nicht d[er] Fall
sevn, da muß die Form d[er] Religion herschen. —

<Aelter. (1798. Sommer) >

[805] Ein großes Hist [orisches Werk] muß ein System von Darstellungen ent¬
halten ; die tu [Poesie] ist nicht darstellend genug. Ein großes Hist [orisches]
Werk muß auch Rhapsodien von Fragmenten enthalten und Fragmente
von Rhapsodien. — <In meiner alten Ges.[chichte] Homer ein System von
Fragmenten, die Dram. [atische] Periode eine Masse von Massen. —>

[806] Der Ton in einer Schrift kann steigend und sinkend sein, oder schwebend
oder schneidend, oder fließend. — <Auch die Perioden konisch. > In d[er]
eigentl [ichen] Masse muß selbst d [as] Colorit und d [er] Styl gewisser-
massenTon werden, wie in d[en] Fr.[agmenten] das Colorit und der Ton
selbst Styl wird. Manieren sind Blumen als Ton. —-

[807] Die sogenannte Universalhistorie auch nur eine Uebersetzung. — |

s. 47 [808] Das Princip d[er] Sprachreinheit in pa^ [Rhapsodien] ist wohl d[er]
Schmelz und S7u8ei!;u;. Massen der 71 [Poesie] am günstigsten wie Frag¬
mente] der cp [Philosophie], pa^ [Rhapsodien] d [er] Moral. Auch die Masse
von Fr[agmenten] muß im Ganzen periodisch sein, einen bestimmten
Rhythmus und eine bestimmte Beleuchtung haben. — ncp [Prophetie]
Physik d[ie] cpa[Philosophie] und Mythologie und Religion dasselbe.—
Der Gegenstand der Massen muß d[ie] Organisazion d[es] Universums
seyn. — Sollte es nicht eine göttliche Logik geben, eine Logik d[es] Uni¬
versums. So auch eine Physik d[es] Universums und eine Politik des¬
gleichen]. —-

[809] Müssen jezt nicht alle Schriften von Plato größer wiederkommen —-
ein neuer Timaeos, auch eine neue größere Republik. —

[810] Wie Hist [orie] : opy [organischer] Masse, und Essay : poaj; [Rhapsodien] =
Abstraktes] gugt[System] : Fragmenten], — Satz, Theil und Ganzes
muß Fr[agment], pcop [Rhapsodie] und Masse so zugleich sein, daß es
keines besonders ist. —

[811] Sollte die Hist [orie] über das Universum nicht etwa in großem Hist to¬
rischen] Styl behandelt werden ? — Das erste Gesetz auch für d [en] Autor
lautet; »Trachtet nach d[em] Reich Gottes, so wird Euch solches alles
262 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

von selbst zufallen.« — Im poojj [rhapsodischen] Styl sollten wohl weder


alterthüml [iche] noch mo [no]log. [ische] Worte Vorkommen; <wenigstens
nicht ohne Analyse. —> in M[asse] beides.
[812] Sinn 9 [philosophisch] Seele 7r [poetisch] Gemüth yj [ethisch] sind cpTcrj
[Philosophie Poesie Ethik], —Begriff gvgt[systematisch] UrtheilTr [ans¬
zendental] Anschauung Eiern[entar] Bild Absol[ut], — «Tollheit Eie¬
rn.[entar] -— Schwermuth Transzendental] Narrheit Abs[olut] Wahn¬
sinn gvgt [systematisch] wenn der Irrthum 7ip [praktisch] wird>

[813] Alles Relative ist real, und alles Absolute ideal. Der Witz entsteht bloß
aus d[er] oEfSynthese] «nämlich —[reinen Synthese]» des Dichoto-
mirten. —

[814] Reines poup [Rhapsodisches] wie ein Gewand um eine alte Statue, kein
eigentlicher xp [kritischer Mimus], —
[815] Gnomen sind tc[poetische] Fragmente; auch Aenigmen. Das Zeitalter,
Menschheit, Universum vielleicht] in Gnomen, Scholien, Aphorismen,
Aenigmen, «Fr[agmenten]> zu charakterisiren. — Beziehn sich nicht
alle am Ende auf Geographie d [es] Universums ? — 719 [Prophetische]
Gnomen, metrisch. —
[816] Es ist sehr die Tendenz d[er] Fr[agmente], die Tt [Poesie], 9 [Philosophie],
7][Ethik] en rapport zu setzen; in so fern sind sie sehr kritisch. —

[817] Fr [agment] ist Gesetz pa^ [Rhapsodie] Gespräch, Masse ist Werk. —
[818] Alle Fr [agmente] charakterisiren Classifikationen d [es] Universums, des
Zeitalters, der Menschheit. —
[819] Der Commentar soll d[em] Text nicht entgegengesezt scheinen und seyn,
sondern vielmehr sein Nachbild scheinen. So ists in allen xp [kritischen]
Werken. -— «Auch die p. 125. der Geschichte der tc [Poesie] als originell
angegebnen Aristot. [elischen] Lehren sind Platonisch. —>
[820] Aus d [em] Copiren d [er] Mahler, d [em] Componiren d [er] Musiker und
dem (Diask. [euasieren]) Declamiren d[es] Schauspielers ist viel für die
Uebersetzung und auch für die Charakteristik zu lernen. Der Autor sollte
immer auch Buchhändler und Bibliothekar sein. —
[821] Mineralische, vegetabilische, animalische 7c [Poesie]; jedes gute Mährchen
ist mineralisch. —
[822] In d [er] italiän [ischen] so oft getadelten Prosa liegt ein Ideal von Hist to¬
rischer] Hist [orie] zum Grunde. — <Novelle oft nur ein 7c [poetischer]
Essay d. h. ein pitt. [oreskes] Conversationsstück. —> |
<Aelter. (1798. Sommer) > 263

S.48 [823] Das Ausgezeichnete d[es] Judenthums ist gar nicht die Einheit Gottes,
sondern daß er zugleich Natur und Universum und doch ein Mensch
und ein Jude ist. —<Auch in vielen Religionen] wo es nicht so scheint
ist doch die Liebe das Objekt, näml[ich] die Liebe zum Universum, oder
auch die Liebe zur tz [Poesie] und zur Kunst. >
[824] puh [Mythologie] gar nicht zur Religion] sondern nebst yp[Grammatik]
und cpX [Philologie] zur Magie. —
[825] Die deutsche cpX [Philologie] eine cdt [Synthese] der Englischen] Hol¬
ländischen] und Franz [ösischen], — Alle cpX [Philologie] besteht aus
Antiquitäten, Kritik und Litteratur. Jeder Essay muß in Rücksicht auf
ya [chaotische] Individualität — Char [akteristik] und Fr [agment] seyn,
nur popularisirt. (Principien sind noch tiefer und centraler, sind Char [ak¬
teristik] und Fr [agment] zugleich.—) Gymnastik d[es] Geistes <Zweck>
und Musik <Witz> des Buchstabens ist Wesen d[er] p [Rhetorik],— <Die
Prosa in d[en] Novellen eigentlich] schön — die Umgebung erotisch.
Darstellung d[er] ganzen Liebe. Jede Novelle ist eine Charakteristik. —>
[826] Die Mythologie d [er] Alten ist von Mysterien und d [en] adoptirten Theilen
ihrer Rel[igion] ganz unabhängig. — In d[er] innersten Relig[ion] die
Alten groß; das Höchste hatten sie, Ironie Enthus [iasmus] — Harmonie
•—Genialität, Originalität. -— Die Griechen sind allerdings für die
Religion] d[er] Bildung ein göttlicher, heiliger Gegenstand. —- Noch
giebts keine Rel. [igion] sondern nur Magie; in d[er] neuen Religion]
keine Mysterien. —
[827] Im NaturR[echt] muß es ein ius feudale und canonicum geben; das
sogenannte ius gentium gehört zur Moral. —
[828] Aus d [em] höhern Egoismus entspringt d [ie] moral, [ische] Schönheit, und
insofern müßte Orig, [inalität] zur Aesthetik gehören; nur ein origineller
Mensch kann sich in s. [einer] ganzen Menschheit ausbilden und nur mit
solchen kann man symphilosophiren. Politik gehört wohl zur Magie. -—
Perfektibilität und Kreislauf ist viell. [eicht] der tiefste Dualism von
Abstr[akter] tj[Ethik], Mineralische und organische Bildung. —
[829] Nicht sowohl d [er] Gegenstand als d [ie] Behandlung macht einen Ver¬
such aesthetisch. —
[830] Fr. [agmente] sind Studien und Materialien zugleich zur Schriftsteller¬
kunst. Nur d[ie] Deutschen und Franzosen haben Fr [agmente]. Lessing
und Chamfort. Unter d[en] Alten die 9X [Philologen] und die bona dicta
d [er] Römer, die yvwpat, der Dichter. — Die Fr [agmentarier] lieben irra¬
tionale Sätze. — Geistige Brüderschaft d[er] neuen Zeitgenossen. Die
264 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

Char [akteristiken] sind d[er] Arm d[er] Principien. — <Werk =


Systeme
[831] Die Aesthetik und d[ie] Metaphysik sind die gegen die Religion] gewand¬
ten und in sie übergehenden Pole der cpcr [Philosophie], — <In d[en] alten
Gött.[ern] Ideal einer schönen Religion. —>

[832] Poesie sollte man für d [ie] Vorwelt schreiben wie cp [Philosophie] für die
Nachwelt. Auch das Revoluz[ionäre] d[er] poucr[Musik] in p[Rhetorik].

[833] Jeder Moderne ließt nur Stellen in d[en] Alten und dann die Form des
Ganzen. |
s. 49 [834] Der metrische D[on] Q[uichote] von G ist eine Novellen Idee(?) —

[835] Viele physische Krankheiten nach Analogie d[er] moral, [ischen] Metho¬
den zu heilen. —

[836] (Eine Geschichte] d[es] eignen cpc[philosophischen] Experimentirens


und Symphilosophirens, aber nicht die Einfälle und die xp [Kritiken]
und die Projekte, sondern bloß der experimentirende Faden über d[ie]
Gegenstände der Metap [physik] selbst. — Die Meta<p [physik] ist d[ie]
einzige ganz allgemeine, reine und durchaus uneigennützige Wss
[Wissenschaft]. —
[837] Lucr. [etius] und Ovid zur AiF[dithyrambischen] 71 [Poesie], — Roman
und AiF [Dithyrambus] sind Werke, Ap [Drama] und Uebersetzung
nebst Novelle sind tt [poetische] Studien, Diaskeuasen, Essays. —

[838] In einer xp [kritischen] Zeitung müßte das Publikum eben so wohl


recensirt werden als die Autoren.

[839] Fichte hat gar nicht erklärt, wie das Ich alles setzen und schaffen kann.
Dieses läßt s. [ich] nur aus seiner Totalität begreifen. — < Genial [ität] =
Origfinalität] + Universalität.> Etwas ist nicht; alles Etwas ist Nichts.
Apologie <Char[akteristik]> d[es] Nichts.

[840] Die Benennung von Kritikern und Dogmatikern muß aufgehoben werden.
Der Unterschied von Empirikern] ctx[Skeptikern] Mystikern] viel-
1. [eicht] ewig. —
[841] Nicht-Ich ist gebildetes Nichts. — Ewigkeit d[er] Metacp [physik] gegen
Schelling; Schriftlichkeit gegen Hülsen. Der Gang cyklisch; crx [Skepti¬
zismus] Emp[irismus] Mystizismus] immer nach einander. Das Ganze
nie als Werk behandeln sondern als Essay. —- < Populäre Metacp [physik]
in einer Reihe von Problemen — umfassend alle rein theoret. [ischen]
Streitfragen. Fichte d[er] Erfinder d[er] populären Metacp [physik]. Mein
Weitergehn dabei nur ein besseres Zurückgehn. —>
<Aelter. (1798. Sommer)> 265

[842] Die Aufgabe d [le] m d [en] Kategorien verborgen liegt, ist eine species
facti der meta<p [physischen] Vernunft. —

[843] Wäre das Beten eine Kjunst] und Wss[Wissenschaft], so müßte jedes
Gebet erfüllt werden und also ein Orakel sein. _

[844] Die roheste Religion] war ganz Mysterien — Ceres Isis, Bakchus,
Orgien — die gebildete war durchaus Politik die jüdpsche], xp [christ¬
liche] (indische) die neue Rel.figion] muß ganz Magie sein. Ist nicht alle
K [unst] Magie? Alle Politik ist religiös, alle Wss [Wissenschaft] Mystik,
alle Bildung Orgien ? —

[845] Baader ist ^[reiner Physiker] wie ich *p[reiner Kritiker], —

[846] <Der Buchstabe ist d[er] wahre Zauberstab. >

[847] Die Ideale d [er] K[unst] und Wss [Wissenschaft] treten auch schon ins
Gebiet d[er] Relig.[ion] ein und ein Werk das jene umfaßte dürfte wohl
die Prolegomena d[er] Religion enthalten im Geiste d[es] alten Testa¬
ments. —

[848] Orakel ein Eingriff d[er] alten Religion] in Judentum] und XP [Christen¬
tum], — Alle Universalhist[orie] sollte moralisch zugleich] aber auch
Gesch.[ichte] d[er] natürlichen] Meta<p[physik] des menschlichen] Ver¬
standes sein; die Staatenhistorie aber juristisch und selbst aesthetisch,
in Beziehung auf d[en] <als Char. [akteristik] des> Nationalcharakter. —
[849] Von d[er] neuen bibl.[ischen] Schrift wird man sagen können; da ist
nun die Aufklärung. —

[850] Man muß so lange lesen, bis man eine Bibel findet. —

[851] Fichte’s Ich ist ctuctt[System] sein Nicht Ich Xa[Chaos], —

[852] Die Bücher und Buchstaben sind freil. [ich] nur Erinnerungszeichen,
aber nicht des von außen Empfangnen, sondern alles Ewigen in uns.

[853] Alles y)[ethische] R[omantische] ist Sentimental] und Ad)[dithyram¬


bische] dagegen Fantastisch],

[854] <Die Principien müssen aus Fragmenten] bestehn, deren jedes auch
Char [akteristik] ist. —> |

so [855] Aller Witz ist musikalisch, nämlich yp [grammatisch] (mb [mythologisch]


im Geist d[er] [xouor [Musik].

[856] Nur in d[er] Metacp[physik] ist die Wissenschaft] zugleich Wissen¬


schaftliche] W[issenschaft] ins ^[Unendliche] fort. Die 9er[Philosophie]

im Ganzen ist p [rhetorisch] wie 71 [Poesie] = poucr[musikalisch], —Wir


266 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

sind alle gebohrne Metaphysiker; der Nutzen der Meta9 [physik] ist
nicht bloß negativ.
[857] Von jedem Obj.[ekt] giebt es eine Religion; das Wesen derselben liegt
gar nicht in d[em] Gegenstände, sondern in d[er] Behandlung.- <Bei
d[en] Griechen war d[ie] Natur Gott; bei Jud[en] und xp [Christen] d[ie]
Menschheit. — Nur Geist und Wort und jene von neuem. — Dreieinigkeit
ist das Wesen d[er] Menschheit — Dreiheit und Einheit jezt verbunden
in jener Zweiheit.>
[858] p [Rhetorik] Rel.[igion] poua [Musik] macht d[ie] ganze Büdung welche
d[ie] Natur und d.[ie] Menschheit vermittelt. —■
[859] Fragmente sind Materialien zu einem Buche, aber freil [ich] nur wenn
Schriftstellerei und Lectüre als K[unst] und als Wss [Wissenschaft]
behandelt werden. —
[860] Ein Projekt und ein Ideal viell. [eicht] nur durch \erhältniß ver¬
schieden. —
[861] Die wahren Principien d. [er] Erfindungskunst müssen so gut für 71 [Poesie]
gelten als für cpu [Philosophie]. — Soll etwas Poetisches erfunden werden,
so muß ein cpcr [philosophisches] ya. [Chaos] gegeben sein, und umgekehrt
wenn etwas cp [Philosophisches] erfunden werden soll, ein Wz [witziges]
Xa [Chaos], — Die tz [Poesie] und Wz [Witz] an sich chaotisiren, 9 [Philo¬
sophie] systematisirt; die bisherige Praxis meist umgekehrt. —
[862] Die Genesis d[er] Triebe im Platon.[ischen] Sinne viell.[eicht] zur Aes-
thet[ik]. Plato und Aristoteles Urbilder in Aesthetik und Metaphysik. —
[863] Id[ealität] — Re[alität]. Obj [ekt] — Subj[ekt]. F[orm] — St [off].
Th [eorie] — 7tp [Praxis] wohl die eigentl [ich] angebohrnen Ideen. ■— Die
alten und neuen Akademiker in d [en] vielen Gradationen ihres Systems
viell. [eicht] als Classiker d[es] Eklektizismus zu betrachten, wie die
spätem Sophisten und Griech. [ischen] Scholastiker als solche im Syn¬
kretismus. —
[864] <Eine Diaskeuase d[er] Minnesänger und andrer. >
[865] Der neuere ox [Skeptizismus] ist immer nur provisorisch. — Der Kriti¬
zismus soll allerdings Mystizismus] ox[Skeptizismus] Empirismus]
und dann Eklekt [izismus] und Synkr [etismus] vereinigen; welcher aber
ist derjenige Ismus wodurch alle übrigen behandelt werden ? Der
Systematismus, oder d[er] Dogmatismus ? —
[866] <Die natürliche] Meta9[physik] des Zeitalters also d[er] gemeine Ver¬
stand gehört zur Meta9 [physik].>
<Aelter. (1798. Sommer)> 267

[867] Viell. [eicht] sind Engländer und Franzosen schon Eine Nation; der poli-
t.jische] Dualismus trennt sie so wenig als der zwischen Preußen und
Oesterreich gegen d.[ie] Deutschheit. —

[868] Auch d[er] Ursprung d[er] Kunst, ihr goldnes Zeitalter und ihr Reich
Gottes gehören in d [ie] A esthetik. — Die Lehre vom Menschen muß vorher¬
gegangen sein, ehe man die von d[er] Schönheit verstehn kann, sodann die
von d[er] Natur, und dann erst die Kunst <Aesthetische Schriften sind
die Fantasie über d[ie] K[unst], W[ilhelm]s Gemählde, Sprache, Dante;
Förster pp. Könnte man nicht Gemählde beschreiben die bloß in unserm
s.51 Gemüth existiren ? —> j Die Aesthetik ist eine moral, [ische] Wissenschaft.
— Aristot.[eles’] Mitte ist wohl auch aesthetisch. — Alle Fantasien über
die Kunst sollten d[en] Ursprung und das Ende derselben betreffen. —
Bildung ist das höchste Gut; sollte nicht daher dieser Begriff aethetisch
sein ? —

[869] Der einzige Stoff d[er] wahren Allegorie ist Religion. —

[870] Schön nicht bloß = Geistig -f Sinnlich, sondern auch zugleich] künst¬
lich -f- Natürlich. Nur durch Witz kann man d [ie] Sprache adeln und
bilden; die Sprache selbst ist ein Erzeugniß d.[es] Witzes. — Alle Con-
versation muß witzig sein, ja auch Kleidung und Figur. Nur durch
Witz kann man d. [ie] Schönheit adeln. —Die Griechen selbst sind das
Ideal. —

[871] In d [er] Lehre von d [er] Bildung geht d [er] Kreis (d [er] Aesthetik) wie¬
der in s. [ich] selbst zurück. — Nicht jede Wss [Wissenschaft] endigt mit
Religion, einige fangen damit an, umschließen sie. — <(alte Idee von
einem umgebenden yjx[Chaos] der cpa[Philosophie],> Ewiger Friede im
Gebiete d[er] Aesthetik. — Die Aesth.[etik] macht auch die Natur
menschlich, die Metao [physik] denkt selbst den Geist animalisch. — Die
Schönheit d [er] Natur ist yp [grammatisch] — puD- [mythologisch] —- Reli-
g[iös] — in d[er] Aesth. [etik] muß sie eins sein, ohne Dreiheit. In Vege-
t [ation] geht wohl alles zusammen. — <Zu d [en] aesthet. [ischen] Sehr [if-
ten] <von Less. [ings] Schriften (selbst von d[enj Platon, [ischen]) >
Diaskeuasen (Da werden die Formen immer wiederhohlt, wie in Metacp
[physik] dieselben Gegenstände — Kategorien Ideen pp aber immer
in einem neuen Sinne. >

[872] Im yp [Christentum] wird Gott — Mensch; in d [er] neuen Relig [ion] wird
er durch Bildung Gott. —

[873] Liebe ist das Rel [igiöse] Ende des Romans und Dichtung d [es] Ailf [Di¬
thyrambus], —

22 Schlegel, Band 18
268 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

1874] Das Reich Gottes ist wohl Gegenstand einer Offenbarung. Im sogenannten
7] [Ethischen] dominirt d[ie] K[unst],im Hist [orischen] die Wss [Wissen¬
schaft] in K[unst] die Bildung. -—

[875] Giebt es nicht eine schöne Vernunft ? —

[876] Der Roman strebt gar nicht nach d [em] Unbedingten, sondern nur aus
d[em] Unendlichen heraus. —

[877] Der Geist mehr bei den Katholiken in d[er] Form d[es] Pabstes, die
Schrift und das Symbol und das Wort bei d[en] Lutheranern. —

[878] Der ächte Kritiker ist ein Adam, der den Thieren Namen giebt. —

[879] Die Epidemien d[es] Geistes hat man noch gar nicht recht medicinisch
betrachtet. Die Geschichte] d[er] Menschheit umfaßt bloß d[en] Ur¬
sprung, das Ende und die Universalität d[er] Menschheit. — Die ein¬
zige Art, den thierischen Menschen zu moralisiren, ist die aesthetische
Behandlung. —

[880] Gegenst [ände] der ^ [Psychologie] sind — Tod, Schmerz, Weiblichkeit —


Tollheit, Traum, Schlaf. — Der Tod ist ein Gemisch von Schlaf und
Schmerz. —

[881] < Quantität — Id[ealität] : Re[alität]


Qualität — Obj [ekt] : Subj. [ekt]
Modalität — F[orm] : St. [off]
Relation •— Th[eorie] : Pr. [axis]>

1882] Diej [enigen] welche alles im Menschen aus Organis. Lation] Erziehung
oder Regierung herleiten, läugnen die historische Originalität, von d.[er]
man vielmehr ausgehn sollte, woraus sich dann Universalität und Genia¬
lität leicht deduciren lassen. — Nichts ist unsinniger als Menschen außer
solchen (d. h. jur. [istischen]) Verhältnissen juristisch zu behandeln und
im Individuo nicht d[ie] Individualität sondern die Gattung ehren zu
wollen, da die Menschheit doch in jener besteht. <Eine unendliche An¬
maßung !> |

s.52 [883] Auf d [em] Handwerke beruht die Stadt, auf dem Handel die Provinz._

[884] In d[er] deutschen Rep. [ublik] müßte d[er] Adel beibehalten werden.

[885] I ranscendenter Handel wie der mit Wechseln. Immanenter Handel


sollte in steter Beziehung auf Manufactur und Ackerbau sein. — <In
d[em] Handel mit Edelsteinen liegt eine von sichermTact für
d[en] Werth d[er] Dinge jenseits d[er] Gränzen d[es] Calcüls. —>

[886] Der ganze Rom [an] weiblich, At.F [dithyrambische] Fant[asie] männlich.
<Aelter. (iyg8. Sommer) > 269

[887] W as nicht classisch ist, ist nichts; alles Positive ist activ, alles Negative
aber passiv. —
[888] Religion d[er] Bildung. Eine Nazion durch Handel sind die Gelehrten. —

[889] Der deutsche Nationalcharakter muß gemacht und construirt werden. —

[890] Man hält es für ein kühnes Paradoxon, daß die Menschheit eine Person,
ein Individuum werden soll, und doch ists sie schon in Rücksicht auf
die Symmetrie d [es] Instincts und in hohem histor. [ischem] Sinne. Die
neue Mischung d[er] Alten so in dieser Ansicht bloß erhaltend; aber im
Erhalten höher als alles Fortschreiten. Das Rechte ist schon da und soll
nicht noch erst kommen. <Also auch 9 [Philosophie] und tc [Poesie] Die
Bildung ist in einer Ansicht ganz da und steht still. —>

[891] Die cpX [Philologen] behandeln die Dichter schon wissenschaftlich, aber
nur d. [ie] einzelnen und mehr für p.uf)' [Mythologie] und yp [Grammatik] als
für 7i [Poesie] selbst. — Ideale <auch> von tc [Poesie] für cp [philosophische]
Werke, und umgekehrt.

[892] Alle Religion ist historische Medicin und hat viel vom Geiste d[er]
lezten. —
[893] <Weder von d[er] eigentlichen] Schriftstellerei noch von Universitäten
kann das Heil ausgehn sondern von gebildeten und bildenden Werken. >
Das neue Testament die erste wahre Bibel; das alte nicht so.

[894] Der Charakter d[er] Uebersetzung ist durchaus p [rhetorisch] und [jluS
[mythologisch] —- §ix[dikanisch] — aupißouX [symbouleutisch] — £7ci-
$st,xT[epideiktisch] —und Alleg.[orie] Symbol, Personifikation] •—-
[895] Gold ist d.[ie] eigentlich] classische Materie. —
[896] Das jüngste Gericht ist eigentlich schon da, das ewige Wort sondert die
Todten und die Lebendigen in Himmel und Hölle. -— < Auch d. [er] Messias
ist jezt gekommen, und die Religion d[er] Juden ist jezt zu Ende. —>
Die cp<T [Philosophen] und die tc [Poeten] haben bisher so in ecclesia pressa
gelebt, wie die ersten Christen. —

[897] Das Wesen d [er] Bildung besteht darin daß man etwas zur Natur <warum
nicht auch zur Welt ?> macht und auch zum Menschen. Bildung besteht
in Verbindung von Natur und Menschheit. Dieser Begriff hat d [ie] größte
Affinität auch mit Gott. —<cpcr[Philosophie] = cpu [Physik] -f- cpX[Philo¬
logie] ? In d[er] bibl.[ischen] Schrift der Mensch Metacp [physisch] be¬
trachtet, die Natur aestnetisch. —>

[898] Vernunft ist religiöser Verstand und Witz. — Witz ist wohl aesthetischer
s.53 Verstand; Sinn ist vielleicht] Metacp [physisches] Gefühl. | Alle Ver-
270 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

nunft ist practisch oder wenigstens ungetheilt. Gewissen ist NR [natur¬


rechtliche] Vernunft, nicht Gefühl sondern Sinn für Ehre; Geschmack ist
Hist[orisch] 7r [poetische] Vernunft, nicht Verstand sondern Witz über tz
[Poesie],—Fantasie ist d [as] religiöse unter d [en] tz [poetischen] Vermögen.
— Reflexion r\ [ethisch], Abstraction Xoy [logisch] — Speculation xp [kri¬
tisch] ? —<N Statt Speculation besser Divination — oder Combination>
Gemüth in d[er] Mitte zwischen Gewissen und Geschmack (Seele). —
Seele ist natürliche] Schönheit und schöne Natur und Sinn dafür; ist
offenbar sehr aesthet [isch], Gemüth ist Gefühl d [es] innern Menschen und
d[esj menschl.[ichen] Innern. — Gemüth ist meta<p[physische] Seele. —
Die Bildung = höchstes Gut — GOTT. Geist und Wort entspringt aus
d[em] Witz. Witz ist ya [Chaos] von K[unst] und Wss[Wissenschaft]. —
Liebe ist durchaus Relig[ion], — Die Religion und d[as] wahre Leben
identisch, näml [ich] das durch 9 [Philosophie] und k [Poesie] erläuterte.
In diesem Sinne ists wahr, daß alles Religion werden soll. —

[899] Es giebt wohl nur zwei Offenbarungen, von d [er] Gottheit und von der
Liebe. — Die Freiheit und die Unsterblichkeit bedürfen keiner Offen¬
barung; die verstehn s.[ich] von selbst und schliessen sich an die Liebe. —

[900] Ist Liebe etwa poucr [musikalische] Gymna[stik]? — Harm, [onische]


Bildung — Mitbildung, Wechselbildung; alle Liebe bezieht s.[ich] auf
Bildung. — Die Liebe Gottes ist das Ct [Zentrum] d[er] Religion. —

[901J Gott ist das Princip (Fundament und Ideal) der Kritik, Liebe das der
Moral und Leben das der Historie. — < Gehören Ideale (als Werkform)
mehr zur xp [Kritik] oder zur Aesthet [ik] ? — Mysterien d [es] Buch¬
stabens und Schematismus des Geistes. —- Theorie d [er] Universitäten
d[es] Buchhandels. Begriff der cpX [Philologie] >

[902] Eine Nation ist wie Staat ein mineral, [isches] Ganzes; ein Zeitalter hin¬
gegen ein animalisches. Ein Cyklus, eine Welt (wie alte und neue) hin¬
gegen ist ein vegetabilisches. —

[903] Italiäner und Spanier verhalten sich fast wie Griechen und Römer. —

[904] Der erste Dualis [mus] d [er] modernen Historie besteht in d [en] Germaniern
und Arabern. Jene endigten mit Hierarchie, wie diese damit anfingen;
beides sind universelle Nationen. —

[905] Adel, Reichthum und Schönheit müssen allerdings d[en] Werth solcher
Personen bestimmen, die keine Individuen sind. —

[906] Die xp [kritische] Religion muß auch eine Revoluzion in d [en] Künsten
bewirken. —
<Aelter. (1798. Sommer) > 271

[907] Einbildungskraft ist cpa [philosophisch] und bezieht sich auf Vernunft und
Witz. — Die cpu [Physik] im Ganzen ist eine K[unst] und keine Wss
[Wissenschaft]. — Auch die schönen Künste müssen nun Wissenschaften
werden.

r908] <<]i [Psychologische] Essays über, Kinder, Leidenschaften, Narrheiten


pp. gegen einzelne Vorurtheile leidenschaftliche] Neigungen oder Ge¬
wohnheiten. — Ideals d[es] Lebens Principien d[er] Geschichte Skizze
d[es] Zeitalters Studium des Menschen. > |

s. 54 [909] <pX [Philologie] entsteht viell [eicht] durch Anwendung von cpu [Physik]
und paff [Mathematik] auf - [Poesie] und cp [Philosophie]. —

[910] Kann es nicht [philosophische] Satiren — Dithyramben, Idylle, Elegien,


Novellen, Romanzen Epigr[amme] Dr[amen] ep[en] geben ? — (Logische
Fantasien) dazu auch das crucnr [System] der ja. [chaotischen] cpu [Philo¬
sophie] als Komödie. — <Dadurch würde dann eine romant. [ische] cpor
[Philosophie] constituirt. —>

[911] Alles ist vom Nichts bloß dadurch unterschieden daß es voll ist. —

1912] Im Orient giebts kein Antik und Modern. Diese ganze Eintheilung ist
nur occidentalisch. — Die Aegypter im Ganzen antik, die Araber haben
etwas modernes. — Die Juden und Araber sind auch Nomaden und
Apostaten d[es] Orients. -— Die Wilden sind d [er] Gegensatz d[er] Orien¬
talen; dort alles natürlich, hier alles künstlich. — Die Franzosen und die
Revoluz. [ion] haben einen ganz arabischen Ton. —

[9i3] Die Griech [ische] Sprache für 7c [Poesie] und cp [Philosophie] besonders
geeignet; die römische zu Hist[orie], p[Rhetorik] und selbst xp[Kritik]
besser durch Salz Mischung und Kürze. —

[9i4j Auch die Deutschen müssen d[en] romant. [ischen] Geist von d[en]
Spaniern annehmen und lernen. —

[915] Kritik, Historie, Moral sind eine antike Erfindung, so wie Theologie,
Jurisprudenz und selbst Medicin als Facultät moderne. — Das Problem
der cpu [Philosophen] war bisher eine vierte System, [atische] Facultät
zu finden. —
1916] Es giebt unendlich viele Religionen jetzt, wie ehedem unendlich viele
Götter. —
[917] Das Studium der Religion hat zwei Theile 1) Die Religion] soll classisch
gemacht werden 2) Das Classische soll als Religion behandelt werden.
<Kritische Pandecten. — Saturnalien d[er] Vernunft.>
272 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

[als] Edel ist ein Begriff d[er] gar nicht in d[ie] Aesthetik, sondern bloß in
d[ie] Moral gehört. —

[919] Magie und Mysterien scheinen d[er] Dualis[mus] d[er] Religion. —

[920] Wenn die 90 [Physik] ganz ist, so hat sie wohl auch Magie, die immer auf
Totalität zu beruhen scheint. — In der 9er[philosophischen] Religion]
muß viel 90 [Physik] und fxa&[Mathematik] enthalten [sein], ja d.[ie]
Princ. [ipien] derselben Wss [Wissenschaften]. — Die 90[Philosophie]

muß zur Religion erhoben werden. —<Princ[ipien] der 9X [Philologie]

Ideal der 91» [Physik] — zu Encykl.[opädie]>

[921] In d[er] Wl. [Wissenschaftslehre] muß das Universum aus einer intellek-
t. [ualen] Anschauung deducirt werden, der Mensch hingegen dialektisch
construirt. |

«5 [922] Die Wss [Wissenschaft] welche d[er] Poetik grade gegenübersteht, ist die
Politik. Sie ist ganz Wss [Wissenschaft] und oix [Ökonomie] ist Kunst.—
Historie und Logik sind sich nicht entgegengesezt sondern sie sind sich
gleich; entstehen aus Encykl[opädie] nicht aus xp [Kritik], So auch
Aesthet. [ik] und Meta9 [physik], —

[923] Spinosa die eigentliche] 90[Philosophie] für Frauen d. h. für Menschen.


Fichte für Univers. [itäten] auch Leibn.[iz] Manier d[er] Facultäten. —

[924] Der Mensch. Er ist die Krone, das 'ev xca 7rxv der aup.9 [ Svmphilosophie]. —

[925] xp [Kritik] ist nichts als juristische] und medic [inische] 9X [Philologie].—
In d[er] xp [Kritik] ist die Hochzeit der 9X [Philologie] und 907 [Philo¬
sophie] zur Constitution der Wahrheit. —

[926] Plotin viell [eicht] wichtig als erster Theolog. —

[927] Viell.[eicht] Hesse sich d.[er] Contrat social diaskeuasiren, mit Rücksicht
auf die Republik d[er] Gelehrten (von Klopst[ock]) oder dieser selbst.—

[928] Seneca ein eigentlich] moralischer Autor. <Viell.[eicht] auch einer oder
d[er] andre von d[en] spätem Sophisten. Antoninus>

[929] Viell. [eicht] giebt es eine 90[Philosophie] d[es] Universums wie eine 90

[Philosophie] d.[es] Menschen. Die 9 [Philosophie] des Menschen syn-


thesirt Politik und Historie in Aesthetik. Die Moral liegt in d[er] Mitte
zwischen Aesthetik und Meta9 [physik]. Es giebt bis jezt nur einen Mora¬
listen, d[en] Spinosa. — <Die 9er[Philosophie] d[es] Menschen ein chjctt
[System] von Stud. [ien] Fr. [agmenten] Charakteristiken] undSkizzen.>

[930] <Zinsen sind ganz unrechtlich, so auch Pfänder; es sollte aller Credit
annihilirt werden. >
<A elter. (ijg8. Sommer) > 273

[931J Die Politik muß eben so historisch seyn, als die Poetik; nur geht diese
eben so sehr auf die Vergangenheit als jene auf die Zukunft. — Auch die
Logik eben so historisch als die Ethik. —

[9321 Religion] = cjoctt[systematisches] Leben, cax [Ökonomie] = ^[chao¬


tisches] Leben. Verachtung d[er] Welt, Haß der oix [Ökonomie] ist Kenn¬
zeichen d[er] Religion. —

[933] cpu [Physik] und ptcd)-[Mathematik] ganz revoluzionär zu behandeln. —-

[934] Die Religion d[er] Griechen ist mehr tt [poetisch], die jüdische mehr
cpa [philosophisch] und revoluzionär. —

[935] Weder Gott noch die Liebe hat Spinosa charakterisirt. —

[336] Encykl[opädie] = [rein systematisch].

[937] In der Relig[ions-] (Schrift) alle (Religionen]) ^[chaotisch] gemischt,


in d[er] zweiten alle isolirt, in d[er] dritten wieder gemischt aber ctuot

[systematisch]. Nicht Gott aber die Religion ist dreyeinig. —

[938] Rohe poucr [Musik] und cpu [Physik] und p.af> [Mathematik] ohne tt [Poesie]
und cp [Philosophie] ist oix [ökonomisch] gemein. —

[939] <cpX[Philologie] -f 90[Physik] = Hist[orie].>

[940] Die Politik verliehrt s. [ich] immer in Orakel, die höchste p [Rhetorik] ist
Magie. —<Die Politik (Rhe[torik]) d[er] religiöse Pol d[er] Historie>

[941] Die gemeine gemischte 9U [Physik] gehört gar nicht in den gebildeten
Kreiß, sondern zur oix [Ökonomie].
[942] Encycl. [opädie] hat zwei religiöse Pole, die W1 [Wissenschaftslehre]
und die p[Rhetorik].
[943] Die Äiit [Dithyramben] können im Ganzen keinen andren Gegenstand
haben als die Liebe Gottes. — (In d[er] Form der Adt [Dithyramben]
viel Geist d[er] Algebra, wegen d[er] Mag[ie].) —

[944] Wie die Kunstrc [poesie] — Poesie schlechtweg, so die Encykl [opädie],
9a [Philosophie] schlechtweg. |
s.56 [945] Homer ist ein historischer Dichter; Aristophanes d[er] einzige rhetorische
und Demosthenes d[er] einzige Sixav[dikanische] Redner. —

[946] Es giebt allerdings eine absolute *a[rein chaotische] Rel.[igion] gegen


welche die Aufklärer auch mit Religion] Krieg führen. —

[947] Die Geometrie und die Arithmetik müssen aus dem Vollen anfangen, nicht
aus d[em] Leeren, Abstracten. —
274 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

[948] Die Wl. [Wissenschaftslehre] ist nicht bloß theoret. [ischer] sondern auch
practischer Idealismus. —

[949] NaturR. [echt] ein Gemisch von Mor[al] und Hist[orie], —

[950] ctuctt [System] und jcn[Chaos], yp [Grammatik] und puff [Mythologie] sind
d[er] Stoff der W[issenschafts]lehre, Witz d[as] Princip und pa-9-[Mathe¬
matik] die Form. —

[951] Genähert haben s.[ich] die cpcr [Philosophen] d[er] Rel [igion] genug; das
half nichts oder giebt schlechtes Chaos. Die besten bleiben deutlich
stehn an d.[er] Gränze. —

[952] Dante ist wohl eben so Religiös] als Plato’s Timaeus. —

[953] Künste[poesie] und R[oman] kommt her aus Religion], die Adf
[Dithyramben] gehn hin zu ihr; Religion] ist d[er] einzige Gegenstand
derselben. — <Logische Studien Aesth.[etik] und Meta<p [physik] in
poop [Rhapsodien]. >

[954] Die gesamte Geometrie ist cyklisch und classisch — die Algebra absolut,
also bloß in s. [ich] selbst construirt und progreßiv. —

[955] Durch die c-9- [Synthese] des centrifugalen Plato und d[es] centripetalen
Spinosa entsteht wohl die W [issenschafts]lehre ? —

[956] <Aphorismen über die römische Geschichte. —>

[957] Sollte es nicht auch eine antike Chemie geben, wie eine antike 8 [Ma¬
pa- -

thematik] ? — Die Lehre von d [en] Elementen und d [em] urspriing-


l[ichen] Dualismus. —

[958] Die Etymologie Historisch, der Syntax mor.[alisch] (i. e. ttoA[politisch]

oix [ökonomisch]) —

[959] Vielleicht] ist die Progreßion so das ’sv xar. 7tav der Arithmetik, wie
Construction d[er] Geometrie. —

[960] Die xp [kritische] cpcr [Philosophie] hat bisher gradezu vieles aus einer

Religion entlehnt, die noch nicht existiert. — Die jüdische Rel. [igion]
ist <ganz> Apotheose d[er] Zukunft. \
S. 57 KRITIK DER PHILOSOPHIE

[961] Locke d[er] andre Pol zu Cartes[ius], Berkeley sein Malebranche

[962] Alle cp [Philosophie] der cp [Philosophie] ist x [Kritik] der 9 [Philosophie]


und mit dieser muß Abstr[akt] 7)9 [ethische Philosophie] anfangen Das
Princip ein absolutes Setzen d[er] Popularität und der Einheit der cpc
[Philosophie], histor.[ische] Behandlung derselben; daß alle Hist[orie]
der cpc [Philosophie] moralisch sein muß. —

[963] Wie die 7t [Poesie] revoluzionär, so müßte die cp [Philosophie] jezt arti¬
stisch (nach Goethe’s Art im M.[eister]) behandelt werden. Aus d[em]
dialektischen Felde kommt man nie zu einer Geschichte der cp [Philo¬
sophie]. -— <Materialiter die Methode in der x[Kritik] der <p[Philo¬
sophie] spinosist [isch] (die 9 [Philosophie] als spin [ozistische] Gotth.[eit]
behandelt) in d[er] Form Fichtisch. Die x [Kritik] vollendet, wenn alle
9 [Philosophie] positiv oder negativ behandelt ist.>

[964] Gott ist uE [Synthese] des Geistes und d[er] Natur. — Raum und Zeit =
Organe d [er] Ewigkeit: In d [er] Charakteristik der Gottheit diese auch
dualistisch zu denken, mit Polarität.

[965] Die 9(7 [Philosophie] ist eine unendliche Xoy [Logik] 90 [Physik] (j.aE
[Mathematik] — Hist[orie], x[Kritik], Moral. Um s.[ie] ganz zu cha-
rakterisiren, muß s.[ie] dann auch wieder als Nebenglied der Poesie in
d [ein] großem Ganzen charakterisirt werden; beide beziehn s. [ich] sehr
auf Liebe, Bildung, Menschheit.— < Jezt soll die 9 [Philosophie] gar nicht
mehr abgesondert existiren> Nach äußern Merkmahlen darf man die
9 [Philosophie] nicht charakterisiren, da sie sie viell. [eicht] alle näch¬
stens mit der 7r [Poesie] wechseln dürfte. —
[966] Leibniz in d[er] Form moralisch, Kant xp [kritisch], Fichte historisch.—

[967] Die Tendenz d[er] jetzigen 9[Philosophie] geht dahin -—-[reine Mathe¬
matik] ^ [reine Physik] mit X°T [reiner Logik] zu identificiren. Sie
enthält d[en] dass, [ischen] Stoff d[er] 9 [Philosophie], die alte d[ie]
dass, [ische] Form beide aber nur ya[chaotisch]. -—<Alle polem. [ischen]
Projekte zur Logik, in so fern diese zur Absicht hat, das Ende aller 9er

[Philosophien] im bisherigen Sinne auszusprechen>


276 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

[968] Voltaire’s ganze cp [Philosophie] liegt im Candide. Die franz [ösische]


9 [Philosophie] strebt ganz Leben und Praxis zu werden, die Engl, [ische]
aber Hist[orie] und x[Kritik]; beide annihiliren s.[ich] historisch. —

[969] <Hume das Ct[Zentrum] und Geist d[er] ganzen Englischen] x[Kritik],
Hist[orie] und rj [Ethik] (9c [Philosophie]) Gibbon ist ein Humianer
Das Moral Sentiment der Engländer ist ihre Aesthetik. —>

[970] Die scholast[ische] 9 [Philosophie] zerfließt in Religion. —

[971] Recht viele Indicationen daß die 9 [Philosophie] als solche aufhören
soll. —

[972] Geist ist x[Kritik], Seele Hist [orie] (Seelengröße) und Gemüth7) [Ethik].—

[973] Der Vorzug d[er] Alten ist d[er] Umfang in d[er] Form; das macht sie
romantisch. —

[974] Rousseau hat d[ie] Erziehung mit Religion behandelt. —

[975] Die Kantianer negiren die Princ. [ipien] ihrer eignen 9 [Philosophie], sie
gehn auf irrationale Facta aus; Kant will diese zulezt lösen, sezt sie
negativ. — Rouss.[eau] und Voltaire treffen zusammen im Setzen der
absoluten Negativität. — Die Idee einer Wss [Wissenschaft] welche die
Princ [ipien] aller Wss [Wissenschaften] enthalten soll ist irrational.
Jede Wss [Wissenschaft] soll ihre Princ [ipien] in s. [ich] selbst haben
und hat sie auch. |

58 [976] Der Stoff der popul [ären] 90 [Philosophie] ist der Inbegriff d [er] Kent-
nisse und Neigungen d[es] Zeitalters — sie ist von encyklop. [ädischer]
Natur. —

1977] Lambert ist nicht bloß Leibnizianer (weil er doch nach d [em] Grundsatz
d[es] Wid[erspruchs] und zur. [eichenden] Gr. [undes] philosophirt) son¬
dern zugleich ein Kantianer vor Kant. —

[978] Leibn. [izens] Nebengedanken Beispiele] zur Theorie d. [er] tauben


Geistesblüthen. —

[979] <Alle 9a [philosophischen] Schriften von Voltaire nur angewandter Can¬


dide. Seine 90[Philosophie] bloß eine Stimmung>

1980] Die deutschen Natur9 [philosophen] keine 9 [Philosophen] sondern Virtu¬


osen d[es] Witzes, schreibende Priester. —

1981] Hülsen und Schilling sind Fichte’s poetische Fühlhörner, (die gegen die
neue 9a [Philosophie] gekehrte Fühlh. [örner]) —

[982] Sokrates und die Cyniker sind unter d [en] pract [ischen] 9 [Philosophen]
der Alten bis zur Relig[ion] gekommen. —
Kritik der Philosophie 2 77
{988] < ? ? — Die zweite cp [Philosophie] ist progressiv] selbstvernichtend und
Xa[chaotisch]; die erste ist cyklisch, positiv und systematisch.>

1984] Die Akademiker s[in]d d[ie] einzigen wahren Eklektiker, aus schöner Origi¬
nalität.—Auch Spinosa ist schon sehr aesthetisch — seine Moral eine sitt¬
liche Schönheitslehre; an Objekt, [ivität] macht sie gar keinen Anspruch.—

[985] Die Aesthetik der Franzosen ist enthalten im Anacharsis und in der
Heloise. —-

[986] Moral sentiment — political justice < common sense > — und national
wealth sind die drei großen Essays der Engl, [ischen] Nation. — <In
d[em] highlife der Engländer] und in ihrem Parliament herscht jezt
d[er] kleinliche Geist des critical review.>

[987] Die holländische cpX[Philologie] existirt eigentlich] nur in Deutschland] .—

[988] Der schöne Mensch kann nicht allein sein; was ist eine aethet.[ische]
Familie ? —-

[989] Die Art d[er] cp [Philosophie] in der xp [Kritik] so zu behandeln, wie die
Art d[er] alten tz[Poesie], —

[990] Alle Werke von Kant sind Ergänzung oder Vorbereitung. —

[991] Die Theodicee ist etwas sehr aesthet [isches] und rt<p [ethisch Philosophi¬
sches] — s. [ich] beziehend auf die Schönheit und Einheit d[er] Welt.
Leibn. [izens] Begr. [iff] von Vollkommenheit sehr eigen, tief und voll. —

[992] Die Deutsche cpcr [Philosophie] zugl.[eich] progressiv] und claß[isch] die
Französische] und Englische] bloß progressiv] und darum hat s.[ie]
[sich] selbst annihilirt. —

[993] Die Deutschen Leibnizianer wie d[er] Schweif eines Kometen. —

[994] Die Metacp [physik] ist und bleibt und soll bleiben das Gebiet ewiger
Streitigkeiten, in d[er] Aesthetik dagegen herscht ewiger Frieden. —

[995] <Ich und Nicht Ich viell [eicht] identisch mit ya[Chaos] und ctuctt/"System]
und mit Geist und Buchstaben.>

[996] Hemsterhuys vermittelt d[en] Plato und d[en] Spinosa. —

[997] Lessing läuft die Diagonale von xp [Kritik] — Aesthet. [ischer] Metacp
[physik].

[998] Raum und Zeit d [er] große Dualis [mus] der Metacp [physik] l

s.so [999] Viell. [eicht] giebts unendl.[ich] viele Kategorien wie Ideen. <Der metacp

[physische] Gott vielleicht


278 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

[1000] Was will die Logik denn sonst, wenn sie nicht die 9 [Philosophie] zur
Kunst erheben will ? —

[1001] <Id[ealität] Re[alität] — Obj [ekt] Subj [ekt] — Th[eorie] Pr[axis]


St [off] F[orm] — in ewigem Streit in der Meta9 [physik], in ewigem
Frieden in d[er] Aesthetik.>

[1002] Anaxagoras ist sehr Aesthet, Solon viell. [eicht] der höchste jon[ische]
9a [Philosoph], —

[1003] Der Gang der Franz[ösischen] und Englischen] 9[Philosophie] viel¬


leicht] ganz unregelmäßig wie die Convulsionen eines Agonisirenden. Die
moderne 9 [Philosophie] wohl nur darum die classische weil sie so ganz
aus d[er] Religion herausgearbeitet ist, wie die alte 7t [Poesie]. —

[1004] Nirgends ist jezt die Thätigkeit lebhafter, als in Meta9 [physik] und
Aesthet [ik]. Die 9a[Philosophie] will s.[ich] in Religion ausströmen.
Vasari der Baco der Aesthetik. —

[1005] Der Zweck der x[Kritik] der 9 [Philosophie], dieselbe als Kunst zu con-
stituiren. —

[1006] Philebus ist ein Urtheil zwischen Meta9 [physik] und Aesthet [ik] — vou<;
und '7]Sovr). —

[1007] Der Geist des Eklekt [izismus] ist poucr [Musik] und Gymnast [ik]. —

[1008] Sophokles gehört zur Abstrakten] i] [Ethik] als Ideal für die Linie des
Schönen und Schicklichen. —

[1009] <Pythag. [oräer] Cyn.[iker], Epik, [uräer] Stoa bilden eine Tetraktys
und s [in] d vereinigt im Soldatischen wie Mystik, Skepsis, Empirie
und Kritik im System>

[1010] Förster und Müller und Herder und Moritz zusammen zu synthesiren. —

[1011] Luther vielleicht] auch noch ein Scholastiker wie Baco, und Vasari.—

[1012] In Fichte’s eigentlicher] W1 [Wissenschaftslehre] viel Aesthet [ik]. Das


Problem der Deutschen 9 [Philosophie] war eine vierte höhere Facultät
zu finden. Im Leibniz herscht d[er] Geist d[er] oix [Ökonomie] und toX
[Politik] im Kant der 90[Physik] und paF [Mathematik], im Fichte
p[Rhetorik] und poua [Musik]. —

[1013] Die eigentlichen] NeuPlatoniker sind die Erfinder d[er] Theologie, wie
die peripat. [etische] 9 [Philosophie] sich endlich in Medicin, die römische
in Jurispr[udenz] verlohr. —

[1014] Jakobi scheint fast eine skeptische Religion zu haben. —


Kritik der Philosophie 279

fioi5] borm und Zahl der Mo[ral]9[philosophie] ganz unbestimmt; ein Autor
kann unendlich viele Fr[agmente] und Char [akteristiken] schreiben und
oF[Synthesen] von diesen. —

[ioi6] <Die ovtgk; ovxa — Constit [ution] d[es] Classischen.>

[1017] Jede 9a[Philosophie] will ein logisches Universum werden; das ist ihr

Wesen. Charakteristik d[es] Menschen als [reines Chaos] als'sv xou 7i5cv,

dualistisch. —

[1018] Spinosa steht wohl so einzeln in der Gesch. [ichte] der 9 [Philosophie] wie
Sokrates; Descartes bloß Anstoß, und schon Franzose wie auch Locke.
<Keiner steht in wahrer Berührung mit Spinosa; das alles ist nur
Schein. —> |
S.6Ö ZUR METAPHYSIK.

[1019] Kant hat d. [as] Ende d[er] Metacp [physik] entdeckt — in d[en] drei
Ideen, Gott, Freiheit, Unsterblichkeit — Fichte aber d[en] Anfang,
nicht aber im Ich und Nicht Ich, sondern in d[er] innern Freiheit d[er]
Reflexion. (Diese bezieht sich auf inteil, [ektuale] Ansch [auung], wie Ab¬
straktion] auf Kategorien, Spekulation] auf Ideen) — Realität d[es]
Raums und d[er] Zeit gerechtfertigt. —

[1020] Dreieinigkeit viell. [eicht] ein Krit.[erium] aller Metacp [physik], oder
vielmehr Dreiheit, Zweiheit der xp [Kritik] und Einheit d[er] Aesthet[ik],
Zeit und Raum haben Dreiheit. —

[i02i] Die Aesth. [etik] macht sogar d[ie] Natur menschlich, sprechend; die
Metacp [physik] macht selbst d[en] Geist animalisch. Metacp [physik] der
Aesth. [etik] absolut entgegengesezt. —<Zeit und Raum sind sehr -x -.>
o x
[io22] Der Timaeos ist noch etwas weit höheres wie Hist[orie] des rrScv. —

[1023] Gegenstand d[er] Metacp [physik] ist das Spekulirte, Reflexe und Ab-
stracte — alle Ideen, inteil, [ektuale] Anschauung und Kategorien. —
Wie in der Aesthet[ik] die Behandl[ung] von und für d[en] ganzen
Menschen, so hier von und für die reine Vernunft. —

[1024] Die Metacp [physik] chaotisirt alle Wss [Wissenschaften], die Logik hin¬
gegen systematisirt sie und behandelt s. [ie] als dass, [ische] Produkte.
Diese enthält allein d. [ie] Princ. [ipien] aller Wss [Wissenschaft], —
< Metacp [physik] = ars combin [atoria]. Wss [Wissenschaft] der Wss
[Wissenschaften] die allgemeine] Char.[akteristik] [der] Sprache Pole¬
mik da recht zu Hause >

[1025] Ein großes Unglück wäre es, wenn Gott pp sich wissen ließe, dann ginge
die reine Wissenschaftliebe verlohren. —

[1026] Die inteil.[ektuale] A nschauung ist nichts als das Bewußtsein einer prä¬
stabil, [ierten] Harmonie, eines nothwendigen, ewigen Dualisfmusj. —

[1027] Die Kategorie ist ein Bewußtsein] der Monas — und alle Ideen sind
angebohren. — Alles Wissen ist unmittelbar und alles Wissen ist ein¬
fach. —
Zur Metaphysik. 2<S T

H028] Sprache und Witz gehört zur Metacp [physik]; Metacp [physik] die nicht
witzig ist, taugt nichts. —

[1029] Logik und Metacp [physik] haben gleichen Anspruch an d[en] Nahmen
s. 61 Wissenschaftslehre. Eigentl [ich] paßt er aber nur | für die Encykl [opädie],
deren bloße Organe Xoy [Logik] und Meta9 [physik] sind. —-

[1030] Der höchste Witz wäre die wahre ling. [ua] char. [akteristica] universalis
und zugleich die ars combinat [oria]. —

fio3i] Thier — Pflanze — Stein sind die großen Kategorien der Natur; diese
ist, die Welt wird. —
[1032] Leben ist die inteil, [ektuale] Anschauung] der Natur — viell [eicht] auch
d[as] Geschlecht; beide wohl eins in verschiedener] Ansicht, fix und flie¬
ßend, coexistent und succeßiv.—< Viell. [eicht] giebt es kein Unendliches als
die Bildung d[as] höchste Gut. Alles Unendliche ist ein Dualis [mus],—>

[1033] Jede Monas ist wohl 'sv xoa toxv. Es giebt in jeder Art nur eine intell.[ek¬
tuale] Ansch. [auung] bestimmt viele Kateg[orien] und unendl.[ich] viele
Ideen. Der zureichende Grund d [es] Widerspruchs ist die praestabilirte
Harmonie. — Die Idee einer unendlichen Analysis ist nichts als die
Idee, alle Wss [Wissenschaften] zu chaotisiren. — Der zureichende Grund
bezieht sich mehr auf d[ie] Ideen. Es muß ein Motiv da seyn, um
aus d [em] Unendlichen ins Endliche überzugehn; der Satz d [es] Wider-
spr. [uchs] auf die Kategorien; man kann d[en] angebohrnen Monaden
nicht widersprechen. -—
[1034] Ist Geist und Wort etwa für Wss. [Wissenschaft] was Leben und Ge-
schl. [echt] für Natur ? — Wissenschaft (Capit. [el] der Metacp [physik]) be¬
ginnt viell [eicht] mit Geist und Wort und endigt mit Ich und Nicht Ich.
Vernunft (auch ein solches Cap.[itel]) beginnt mit Raum und Zeit und
endigt mit Seyn und Werden <Ich und Nicht Ich> — umfaßt also Onto¬
togie] und Kosmol [ogie]. Die Metacp [physik] beginnt also doch mit Gott
(Geist und Wort) und mit Freiheit und Unsterbl.[ichkeit] (Ich und Nicht
Ich) oder endigt mit Freiheit und Unsterbl. [ichkeit] als Dualis [mus],
aus d[em] Gott s. [ich] entwickelt und zwischen d[em] er selbst die
praestabil. [ierte] Harmonie ist. — <Die Metacp [physik] endigt mit einer
praestabil [ierten] Disharmonie. —>

[1035] Ist nicht ctuctt [System] die Form d[er] Wss [Wissenschaft] ya [Chaos] der
Stoff ? —<System vielleicht] die Ideeder Wss[Wissenschaft].> Kefl[exion]
Abstraktion] Spek[ulation] die Kategorien des Wissens. Das Ideal des
Sapiens muß ganz erreichbar sein; man kann ein 9a[Philosoph] im
vollsten Sinne d[es] Worts sein. —
2 82 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

[1036] Die Formen der xp [Kritik] — Principien — Charakt[eristiken] — My¬


sterien — Ideal — auch auf Metacp [physik] anwendbar. Alles Werden
ist Ich und Nicht Ich; damit beginnt die Welt (Cap[itel] der Metacp
[physik]) sie endigt mit Freiheit] und Unsterbl. [ichkeit] als dem
Subjektiven] und Obj. [ektiven] Unendlichen. <Daß alles lebt und
nichts stirbt — ist wohl eine Idee der Natur — das Ideal des Lebens ist
d[er] Mensch und s. [ein] Geist> |
s.62 |i037] Ein System ist zugleich] Welt und Natur. — Dogmatik und Polemik
viell[eicht] verschmolzen im crucrr[System]. —

[1038] Ist das Ziel erreicht, so daß die Metacp [physik] umkehren kann, so ist sie
absolut fertig und doch ewiger Fortschreitung fähig. Es muß unendl [ich]
viele Zugänge zur Metacp [physik] geben, und zwar ohne Salto, ohne daß
der bezauberte Geist auch nur einen Ruck fühlt. —

[1039] Die Popularität d[es] Witzes d[er] Polemik und d[er] unendl. [ichen]
Analyse ist die d[er] Metacp [physik] Das höchste Wissen ist Glauben.
Glaube ist das Genie d[er] Vernunft. —
[1040] Der zur. [eichende] Grund und der Satz des Widerspr. [uchs] müssen
durchaus nicht bloß theoret. [isch] genommen werden, sondern auch
practisch wie beim Leibn[iz], —

[1041] <Werden das Wesen der Welt — also Ursprung der Welt — Ende der
Dinge pp>
[1042] In d.[er] Metacp [physik] ists wahr und gut, daß alle cpa [Philosophen]
nur einen Kopf haben. —

[1043] In d[en] 2 t Cyklus der Metacp [physik] gehört die xp [Kritik] d[er]
reinen Vernunft, welche d[ie] Monaden d[er] Vernunft, ihre praestabilirte
Harmonie und ihre Mysterien enthält und mit Organon und Architek¬
tonik endigt, die auf alle Wss [Wissenschaft] und K[unst] anwendbar
sind. — < Physik d[es] Geistes, Logik d[er] Natur. >

[1044] Die natürl. [iche] Theologie umfaßt d[en] Ursprung d[erj Welt und das
Ende aller Dinge. —
[1045] Das Cap. [itel] Vernunftlehre schließt mit d. [er] Subjektivität alles Wis¬
sens; die Wissenschaftslehre mit der Objektivität, daß näml[ich] alles
Geist und Wort sei. —<I\ritik des Geistes, Mystik des Buchstabens.>

[1046] Die Weltlehre schließe mit absolutem Idealismus; die Naturlehre mit
absolutem Realismus. —
[1047] Beweisen heißt in der Metacp [physik] zeigen, daß man einen metacp [phy¬
sischen] Stoff in metacp [physischer] Form behandelt. Jene Beweise
Zur Metaphysik. 283

sind allerdings durch bloße Analyse möglich und es läßt sich also alles in
der cpcr [Philosophie] demonstriren, freyl[ich] nicht für den, der sie
nicht hat. —

iio48] Das Ganze muß anfangen mit einer Reflexion über die Unendlichkeit
des Wissenstriebes. — <NB (Der Gang dieser Metacp [physik] sollte
in mehreren Cyklen sein, immer weiter und größer.) Wenn das Ziel
erreicht, sollte sie immer wieder von vorn anfangen. — wechselnd zwischen
Xa[Chaos] und aucrr [System], yoc[Chaos] zu cucnr[System] bereitend
und dann neues ya [Chaos], (Dieser Gang sehr cpa[philosophisch].)
Der Timaeos des Plato eine Logik der Natur>

I1049] Durch die Idee (als Princip d[er] Mittheilung und als nothwendig mit
s. «a einem eigentlichen] Ich verwebt.) einer unendlichen | Polemik gegen sich
selbst, erhält die Theorie ein ganz neues Licht — die unendl. [iche] Ana¬
lyse darin sehr schön. — Ein Anti Götze gegen d[en] Common Sense.—-
Nach d[em] Common Sense ist d [ie] Erscheinung d[es] ächten Ringes in
der Metacp [physik] so unwahrscheinlich, als daß d [er] Messias kommen
werde. — <Die eigentliche] Metacp [physik] viell [eicht] zwischen der
Physik des Geistes und d[er] Logik der Natur in d[er] Mitte. (NB
Organon — A rchitekt[onik] xp [Kritik] d [er] V. [ernunft] — Theorie
d[er] VV [Verstandesvermögen] pp viell. [eicht] gute Ideen zur Logik.)
Philosophische Rhapsodien>

[1050] Der Unterschied zwischen Ich und Nicht Ich ist Sache des Glaubens.—

[1051] Von der transc. [endentalen] Seite verkehrt sich die Metacp [physik] in

Hist[orie], wie Ansch[auung] von d[er] relativen in d[ie] Aesthet[ik],


Die religiösen Ideen der Metacp [physik] sind Nichts und Alles, Schöpfung
und Unendlichkeit, Geist und Wort. —

[1052] Erst mit 'sv xou, 7rocv und mit Willkühr und Unsterblichkeit ist Geist und
Wort = Gott. —Willkühr und Unsterb[lieh]k.[eit] gehören zu Aesthet.[ik],
auch d[ie] erste, da sie doch nur durch Beziehung auf d[en] ganzen
Menschen möglich und von Unsterblichkeit nicht trennbar. — 1) das
Subj [ekt] als Subj [ekt] 2) das Obj [ekt] als Obj [ekt] 3) das Subj [ekt]
als Obj [ekt] 4) das Obj [ekt] als Subj [ekt], — Vernunft ist relig[iös]
yp [grammatisch] puh [mythologisch]; Verstand ist das eigentlich]
Metacp [physische] Vermögen — 1) Charakt. [eristik] der Natur 2) Prin-
c. [ipien] des Verstandes (nicht d[er] Vernunft.) 3) Skizze d[er] Welt 4)
(über das) Studium der Gottheit. — Alle Wss [Wissenschaft] ist Stu¬
dium der Gottheit. — Die eper[Philosophie] der epa[Philosophie] wird doch
eigentlich] erst mit d[er] Lehre vom Studium der Gottheit geendigt

23 Schlegel, Baud 18
284 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

|\J<p<7 [Philosophiejj. <Die Tetraktys einheimisch in der Meta 9 [physik],

die Trichotomie in d[er] Aesthet [ik], und der Dualism in der xp [Kritik],>

[1053] Caussalität mehr ein bloß Hist [orischer] Begriff, gehört wenigstens nicht
zu diesen ursprünglichen] Kategorien. — <Alles was geschieht, geschieht
aus Instinkt und Motiv (Pole wie Negativ und Positiv.) > Die Substanz
ist die Seele des Systems, selbst aber sehr antisyst [ematisch]. Erst durch
die Causalität läßt sich ein gugt[System] construiren. Subst[anz] ist in
der Mitte = El[ementar] Transzendental] Abs[olut] Religiös]. — Die
Dualismen zu diesen Einheiten sind die Pole der 90 [philosophischen]
ctuot [Systematik] gegen ya. [chaotische] 7t [Poesie]. —

[1054] Eigentl [ich] gehört wohl nur die Welt nicht die Natur in die Metacp [phy¬
sik]. — Die Aesthet [ik] beginnt mit d[er] Natur und endigt mit d[er]
Welt — mit d[em] Ideal d[er] schönsten. -— Die Metatp [physik] sollte
also umgekehrt mit d[em] Universum beginnen. — Die Meta9 [physik]
s.64 so gut practisch als theoret. [isch] beides vermischt. | Die ganze Meta9
[physik] muß erst mehr moralisirt werden. Das Unendliche muß in ihr
s. [einen] besondren Sitz haben.—<Die Meta9 [physik] ist zwar nicht
mit d[em] Univ[ersum] zufrieden, sollte es aber wohl sein>

[1055] Plato und Aristoteles sind beides historische 9a [Philosophen] und ge¬
hören zur Logik d[es] Universums. Wahrscheinlich dahin auch Plotinus
und d[ie] Kirchenväter (Paradieß und Reich Gottes). <Warum ist Plato
romantisch ? — Die Universalität macht es.> Schon im Arist [oteles] geht
die Xoy [Logik] nicht auf 9 [Philosophie] sondern aufs Universum. —

[1056] Mystik und Empirie für 9[Philosophie] vielleicht] wie y)9-op und ttocö-o^
in der 71 [Poesie], Die Wahrheit schwebt zwischen beiden — <Aehnliche
Kategorien Erhaben — Mystisch Schön — Kritisch Reizend — Em¬
pirisch Gewiß, Wahr, Wahrscheinlich damit zu vergleichen. >

[1057] Die intellekt.[uale] Anschauung] ein ya.[Chaos] von Spekulation]


Refle[xion] Abstraktion] für 9[Philosophie] was puh-[Mythologie] für
tc[Poesie], ein ya[Chaos] von Symbol.[ik] Personifikation] Allegorie],—

[1958] Wirklichkeit Gottes ist ein besserer Ausdruck als Daseyn. —

[1059] Abstraktion] = Hist, [orisch] Spekulation] = Mor[alisch] Refl[exion]


= xp [kritisch]. — <Die Historische 90 [Philosophie] braucht Data die
moralische 9a [Philosophie] viell. [eicht] Postulata. Die dritte Art der
90 [Philosophie] die kritische. — Theorie dieser Arten nach Methode und
Styl von d[en] Dichtarten (NB Diese Eintheilung paßt gut zur A [Drei¬
heit] des auax[Systems] sowohl 1) Idealismus] <xp[Kritik]> 2) Kosm[o-
Zur Metaphysik. 285

logie] <Hist[orie]> 3) Mor[al] als 1) Kosmologie] 2) Mor[al] 3) Aesth[e-


tik] <xp[Kritik]>) Nicht die moralische] 90 [Philosophie] sondern die
Hist[orische] sollte romantisch sein. -—>
[1060] In d[er] Moral darf die Refl [exion] nicht ins Unendliche fortgesezt
werden. — Die Refl. [exion] ist d[er] Potenz fähig und ins Unendliche
theilbar, auch negativ oder positiv. —
[1061] Das ganze Räsonnement d [es] Plato gründet sich immer auf die Analogie;
er geht aus von Datis und deutet auf Mystik. — Die moral [ische] cpcr
[Philosophie] geht im Gegentheil von Mystik zur Empirie. — Die
Analogie eine durchaus moralische Art zu beweisen. — Der Daemon des
Sokr[ates] viell [eicht] nur ein populärer Name für die intell [ektuale]
Anschauung seines moral, [ischen] Sinnes. —
[1062] Spekul [ation] viell [eicht] bloß zur Relig [ion] nicht zur 90 [Philosophie];
das dritte Glied zu Refl [exion] und Abstr [aktion] etwa Combination. —
[1063] Die alten gx [Skeptiker] gehören wahrscheinl [ich] nicht zur xcp [kritischen
Philosophie]; sie haben s. [ich] nicht erhoben zur Apotheose des Dualis¬
mus. Die inteil, [ektuale] An sch [auung] ist das Gefühl des urspr. [üng-
lichen] Dualismus. —
[1064] Was man SK [Skeptizismus] nennt, ist negativer My [stizismus], Polemik;
s.65 der positive | ist Dogmatik. —
[1065] So realistisch als die Char [akteristik] der Natur ist, so idealistisch muß
die d[er] Vernunft, d[es] Gedankens sein. <Plotinus vielleicht] schon
Relig[iös] nicht mehr Hist [orisch]> Phänomene sind ungebildetes Uni¬
versum — subjektiv nicht classisch. — Dahin d[ie] Dinge an sich. —
Alles Classische ist Ding an sich und umgekehrt. —-
[1066] Nur in der cpa [Philosophie] des Universums hat d[er] Satz d[es] Wider-
spr[uchs] und d[es] zureich, [enden] Grundes Bedeutung und Realität.—
[1067] Der Glaubensartikel für qxj[Philosophie] des Universums] ist jene
Welt. -— Wie ein Mensch einen unendl. [ichen] Sinn hat für andre Men¬
schen, so hat die Menschheit einen Sinn für jene welt — für ein Jen¬
seits. Warum aber diese Antithesis ? Jene Welt ist schon hier. So lange
man noch sagt, diese und jene Welt, hat man noch gar keinen Sinn für
die Welt. — Giebts wohl einen andren Namen für meine Ironie, und ist
sie nicht wirklich die innerste Mysterie der xp [kritischen Philosophie] ? —
[1068] <Das ja[Chaos] und das gugt[System] (im 90[philosophischen] Werk)
jedes muß s.[ich] selbst constituiren. —oder auch erst nachher das ja
[Chaos] aus d[em] gugt [System] deducirt werden. Alles ja. [Chaos] ent¬
springt aus d[em] Witz. >
286 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

ZUR MORAL. 1799.


<In Briefen zu behandeln>

[1069] Pindar ist viell [eicht] d [er] einzige in diesem Sinne moralische Dichter. —
Sophokles und Spinosa die beiden Pole dieser Moral. Die Liebe Gottes ist
ihre Gränze. — Die Universalität d[es] Menschen und die Schönheit des
Universums. Alle angewandte Moral ist romantisch. Moral selbst = My-
sterie d[er] Bildung. Nur Schönheit ist d[er] Gegenstand d[er] Liebe.—

[1070] Wie Politik (der Hist [orische] <ot.x [ökonomische]> Pol) so ist Mystik
viell [eicht] d[er] religiöse Pol der Moral. Sobald man die beiden Pole
d[er] Moral durch Liebe verbindet, so entsteht ein Drittes und hört auf
Moral zu seyn. —

[1071] <xp [Kritik] der yah [Mathematik] und 90 [Physik] in d[er] Form co-
ordinirt, nicht d[er] Mor[al] und Hist[orie]. Die Mor[al] aber der
p [Rhetorik] und viell [eicht] d[er] Politik. —>

[1072] Chr.[istus] mehr für die Moral als Salomo. Chr[istus] nicht mehr zur
Moral, wohl aber Sokrates. — < Politische Briefe an Alle. Paulus der
religiöse Classiker dazu.>

[1073] Originalität und Liebe sind die Angeln d[er] Moral. —

[1074] Die äußerliche] Geschichte] d[er] Menschheit (in d[er] Mor[al]) negativ
zu setzen. Verschied, [enheit] des Egoismus aus d [em] Standp [unkt] jener
Mor[al], des Atheismus als Lehre von d[er] Schönheit d[er] Welt. |

s. 66 [1075] Statt d [er] Tugenden — Eine Tugend. Statt d [er] Vorschriften, Maximen,
Pflichten — Ein Ideal. — Es giebt nur Eine Pflicht, die sich zu bilden. —
Bildung ist das höchste Gut für dieses Leben und für jenes. — Pflicht
schwebt zwischen Bestimmung, Beruf und Bildung. —

[1076) Originalität und Individualität sind moral [ische] Begriffe, viell. [eicht]
auch Enthus. [iasmus], Harm[onie], Energie. —

[1077] <Die ganze Moral scheint auf Spekulation] zu beruhen Refl[exion] zur

Wl. [Wissenschaftslehre] >

[1078] < Kants 9er [Philosophie] eigentl [ich] doch nichts als ein essay on human
understanding and moral sentiment. >

[1079] (Stud[ium] des Menschen = schöne ^[Psychologie]) Hemsterliuys hat


die re [Poesie] und 9 [Philosophie] moralisch verbunden. —

[1080] Jeder ganze Mensch hat einen Daemon. —


Zur Moral. 1799. 287

(io8i] Nichts ist weniger skeptisch als die xcp [kritische Philosophie] aber d[ie]
Mor[alische] 9 [Philosophie] ist durchaus skeptisch, in ihr ist d[ie] Ironie
zu Hause, aber die ächte alte Skepsis der Akademiker. Die Moral ist die
eigentlich] schöne und mittlere <pa[Philosophie]. Das Wesen der Sk[epsis]
besteht im Schweben. —

[1082] <In der aesth.[etii<] Natur, Kunst, Schönheit zu skizziren. In der


MetAcp[Physik] — Verstand, Wissenschaft und Wahrheit.>

[1083] Im moralischen] Sinne besteht die Religion bloß im 'sv xai raxv, in d[er]
durchgängigen Beziehung aufs Unendliche. Welche Religion haben sie
und was sind sie als Menschen; gleichbedeutende Fragen —

[1084] cThränen sind die Flüche d[er] Frauen.>

[1085] Es giebt noch wenig menschliche Schriften. Der Syntax enthält viel-
1.[eicht] die Regeln d[er] Familie und d[es] Umgangs. <(Die Familie muß
mineralisch sein)> Die Consequenz ist für d[en] isolirten Menschen d[er]
einzige Zweck an sich. <Die wahre Consequenz muß auch cyklisch
sein. —> Die Natürlichkeit d[es] Menschen wohl schon zu R[eligion]
oder Aesthet[ik], Conseq. [uenz] ist nichts ohne Individ. [ualität] auf die
es in d[er] Mor[al] wohl noch mehr ankommt wie auf Originalität.—

[1086] Edel, Gut und Nützlich entspricht wohl d[em] Erhaben, Schön und
Reizend. —

[1087] Zur Originalität kann man s. [ich] nicht selbst bilden, also gehört sie
nicht mehr ganz zur Mor[al]. —

[1088] Spinosa der einzige class.[ische] Autor der moralischen] cpu[Philosophie].

67 [1089] Ideal ist Idee und Gedanke, Begriffe \ sind Ideen und Facta. —

[1090] Die Lüge ist unedel, die Trägheit ist häßlich. Feigheit ist beides. —

[1091] Der Mensch ist ein yoc [Chaos] des Endlichen und des Unendlichen und
auch wieder ein ctucjt[System]. Das ist d[ie] Natur d[es] Menschen, sein
Ideal ist ein ctuctt [System] von beidem zu seyn. Selbst Plato ist bald auf
die eine bald auf die andre Art ausschweifend. -—<Char [akteristik] des
Endlichen] und Unendl. [ichen] zur Mor[al].>

[1092] Allheit — Einheit und Vielheit sind die Eiern[ente] zur Char[akteristik]
der Vernunft oder des Gedankens. < Gedanken d[er] Gegensatz von
Gedichten? —>
[1093] Klugheit und Liebe sind die beiden Pole d [er] einen untheilbaren Tugend.—
(Tapferkeit) —
[1094] Auch die Association d[er] Ideen viell [eicht] zur Mor[al] cp [philosophie].—
288 [IV] Philosophische Fragmente Zweite Epoche. I.

[io%] Das Wesen der Härte ist, das Ideal vor sich zu haben, das unerreichbare.
— Ueppig ists, wenn mans hinter sich hat.

[los«] Der Daemon ist schon zu Relig[iös] für Mor [al], auch die Priesterschaft.—

[1097] Der Beweis der Descartes und Spinosa für das Daseyn des Nothwendigen
paßt eben nur für diese für das Abstr[akt] Unendliche, aber nicht für das
Wesen der Wesen. —

[1098] (Nur bei d[en] kathol. [ischen] (Spaniern) werden wahre Monarchen ge¬
funden.) —
[t099] Eine Uebersetzung ist ein K [unstjwerk des Witzes; bezieht sich auf d [en]
Begriff d[es] Dialekts. Der Imperativ d [es] Uebersetzens beruht wohl auf
d[em] Postulat d[er] Spracheinheit. — Alle Uebersetzungen sollten wenig¬
stens Studien seyn können. — <Alle bisherigen Uebersetzungen nur
Essays. >
[uoo] In Religion] dominiren d[ie] Modernen und Orientalen vielleicht] wie
Griechen und Römer in 7r [Poesie] und tcoX [Politik]. —

[uoi] Eigentl [ich] ist alle Kraft d [er] Menschen practisch; ob unsre Ideen in
einigen Jahrh. [underten] realisirt werden oder jezt, das ist für einen
universellen Geist einerlei. — Ehre uni Frieden das höchste Gut aus
diesem moral, [ischen] Gesichtspunkte für den Einzelnen. — Unendlich¬
keit des Menschen und Göttlichkeit d[er] Dinge. —

[uo2] Kann es nicht eine Kritik der Kritik geben? —

[uo3] Das Universum im acht histor. [ischen] Sinne ist kein Objekt d[er]
moral [ischen] 9 [Philosophie], wohl aber die Götter. —

[iio4] Alle Wss [Wissenschaft] bezieht s. [ich] nicht auf d[ie] Natur, sondern
auf d[en] Geist (der Dinge). — Wss [Wissenschaft] der K[unst] ent-
gegengesezt; der Natur vielleicht die Seele, der Geist. —

[1105] <Die Regierung hat die Franzosen zur Nation gemacht, ohne daß sie
wußten was sie thaten.>

[1106] <pah [Mathematik] und yp [Grammatik] der Dualis [mus] der 9(79(1 [philo¬
sophischen Philosophie] >

[1107] Die inteil, [ektuale] Ansch.[auung] ist das Princ [ip] der gesamten mora-
1 [ischen] 9er [Philosophie] und alle Beweise derselben sind s7rt.8axTi.xGi9 —

[lioe] Eine Nation ist mineralisch], ein Zeitalter animal.[isch] ein Universum
vegetab [ilisch]. — Alles dieses, die Natürlichkeit aller Verhältnisse ist
wohl ein Begriff der großen Oekonomie. Nach diesem Begriff leben
heißt natürlich leben. —
Zur Religion, pp 289

[1109] <Nichts ist moralischer als eine Religion ohne Gott. —>

[1110] Die höchste Idee der Mor[al] ist Priester und Priesterin der Menschheit |

s. es [1111] Die Lehre vom Classischen wohl eigentl [ich] einheimisch in der Xoy [Logik]
vom Universum.

ZUR RELIGION, pp

[1112] Nur d[as] Unbedingte ist nützlich. Jeder der nicht alles will, geht in so
fern grade aufs Nichts zu. —

[ui3] Die reine Ansch. [auung] ist im stetem Flusse, so wie sie festgehalten
wird, ist sie schon Begriff; die Fantasie ist also eigentl [ich] das Vermögen
der Anschauung
[liu] < Constitution der Deutschen Litteratur.>

[ins] Die Moral steht in d[er] Mitte zwischen Aesthetik und Metacp [physik].

[1U6] Die Voraussetzung, ein Geistlicher sei ein Virtuose der Religion ist als
ob man glauben wollte, ein Buchhändler sei ein Gelehrter. —