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B a u s t o f f Verarbeitung
und Baustellenprüfung
des Betons
Von
M i t 35 Abbildungen
Archiv-Nr. 110978
Satz von Walter de Gruyter & Co., Berlin W 35
Druck von Thormann & Goetsch, Berlin SW 61
P r i n t e d in G e r m a n y
Inhaltsverzeichnis
Seite
Schrifttum 5
Abkürzungen 6
Einleitung zur 1. Auflage : . . . 7
Vorbemerkungen zur 2. Auflage . 8
I. Baustoffe
A. D i e B a u s t o f f e und i h r e E i g e n s c h a f t e n . 10
1. Bindemittel 10
2. Hydraulische Zuschläge (Puzzolane) . . . 19
3. Betonzuschlagstoffe 21
4. Mischwasser 23
5. Zusätze zum Beton 25
6. Stahleinlagen 26
B. P r ü f u n g d e r B a u s t o f f e . 28
1. Prüfung des Zements . . 29
a ) Prüfung des Erstarrens 30
b ) Prüfung: auf Raumbeständigkeit 34
c) Prüfung der Mahlfeinheit 37
d) Bestimmung des Zementgewichts 38
e ) Prüfung der Festigkeit 40
2. Prüfung der Zuschlagstoffe 43
3. Prüfung des Anmachewassers 55
4. Prüfung der Bewehrung 57
5. Boden- und Qrundwasseruntersuchungen . . 58
6. Aufbewahren von Baustoffproben 60
II. Baustellenprüfung und Verarbeitung
des Betons
1. Beton arten 60
a) Stampfbeton 61
b) W e i c h e r Beton 62
c) Gußbeton 63
d) Rüttelbeton 64
e) Schüttbeton 65
f) Pumpbeton 65
g) Spritzbeton 66
h) Leichtbeton 68
i) Transportbeton . . . 69
k) Vorgespannter Beton 69
1*
4 Inhaltsverzeichnis
Seite
2. Mischungsverhältnis 71
3. Nachträgliche Ermittlung der Zusammensetzung
des Mörtels und des Betons 83
4. Verarbeitbarkeit des frischen Betons und Wasser-
zusatz 84
5. Lagerung und Zuteilung der Bindemittel und Zu-
schlagstoffe 91
6. Betonbereitung, Handmischung — Maschinen-
mischung — Mischweise — Mischdauer . . . . 94
7. Betonieren im Winter 98
8. Nachbehandlung des Betons 102
0. Einfluß naßkalter Witterung und der Bodenkälte 103
10. Gefahren des Liegenlassens von unverarbeitetem
Beton 105
11. Ausschalen '. 107
12. Kontrolle der Festigkeitsentwicklung des Betons 109
a) Prüfung auf Druckfestigkeit 110
b) Biegedruckfestigkeit 111
c) Prüfung auf Biegezugfestigkeit 112
d) Festigkeitsprüfung an ausgestemmten Prüfkörpern . . 115
e) Zerstörungsfreie Prüfung von Beton im fertigen Bauwerk 116
f) Probebelastungen 121
13. Prüfkisten 123
14. Bautagebuch 124
15. Bauunfälle 124
Schrifttum
Das in dieser S c h r i f t behandelte Gebiet ist s o g r o ß , daß die Er-
w ä h n u n g aller einschlägigen Bücher, Versuchsberichte und Aufsätze min-
destens den halben Inhalt des Bändchens ausmachen w ü r d e . Es sind deshalb
im folgenden nur die wichtigsten grundlegenden Veröffentlichungen ange-
geben, vor allem diejenigen, auf welche Bezug genommen ist. Außerdem
darf auf die vielen Fußnoten im Text hingewiesen w e r d e n .
Z e m e n t 225
Biegezug — — 1 25 | 50
Druck — •— | 110 | 225
Z e m e n t 325
Biegezug — 30 1 40 1 60
Druck — 150 225 325
Z e m e n t 425
Biegezug 25 50 1 60 I 70
Druck 100 300 I 360 | 425
Die Portlandzemente 325 und 425 wurden früher
als „Hochwertiger Portlandzement" bzw. „Höherwer-
tiger Zement" bezeichnet. Als praktische Vorteile für
den Beton- und Stahlbetonbau ergeben sich bei ihrer
Verwendung die frühere Ausschalungsmöglichkeit und
erhöhte zulässige Beanspruchung, wie diese auch in
den „Bestimmungen" des D. A. f. St. 2 ) in A § 13
DIN 1164, § 6.
2
) Bestimmungen des Deutschen Ausschusses f ü r Stahlbeton. 3. Aufl.,
Stand Mai 1949. Berlin 1949. V e r l a g Wilhelm Ernst & Sohn.
Bindemittel 13
(Schalungsfristen und Ausschalen) und in C § 13, Ta-
fel I (Zulässige Druck-Spannungen des Betons) nie-
dergelegt sind 1 ).
Die Eigenschaft der PZ. 325 und 425, wesentlich
schneller zu e r h ä r t e n als der normale PZ., führt oft
zu ihrer irrtümlichen Bezeichnung als „Schnellbinder".
Dagegen sind diese hochwertigen Zemente ebenfalls
„ N o r m a l b i n d e r " , d . h . ihr Erstarrungsbeginn liegt
wie bei den Normalzementen frühestens bei 1, Stunde
nach dem Anmachen. Dagegen erhärten sie aber nach
dem Abbinden schneller, sind also „ S c h n e i l e r -
härter".
Die ständige Überwachung der Erzeugung von Port-
landzement und den andern Normenzementen durch
staatliche Prüfstellen (Materialprüfungsämter) gewähr-
leistet eine einwandfreie Zusammensetzung und stets
gleichbleibende Güteeigenschaften dieser Zemente.
Auf ihrer Verpackung tragen sie das eingetragene
Warenzeichen der Normenüberwachung.
b) H o c h w e r t i g e r u n d H ö h e r w e r t i g e r
Zement
Wie bereits im Abschnitt I. A., 1 a) erwähnt, wer-
den bei allen drei Normenzementen (Portland-Eisen-
portland- und Hochofenzement) auch sog. höherwer-
tige Zemente hergestellt, welche nach 28 Tagen Was-
serlagerung, nach den Normen geprüft, Festigkeiten
von mindestens 325 und 425 kg/cm 2 erreichen müssen.
Zur äußeren Kennzeichnung solcher höherwertigen
Zemente und um Verwechslungen mit Zementen f o r -
maler Festigkeiten zu vermeiden, schreiben die deut-
schen Zementnormen vor, daß Zemente 325 in grünen
und Zemente 425 in roten Säcken zu verpacken sind,
Beispielsweise sind die Ausschalungsfristen f ü r Deckenplatten von
8 T a g e n bei Normalzement auf 4 T a g e bei hochwertigem und f ü r die
Stützung der Balken und weitgespannten Deckenplatten von 3 Wochen bei
Normalzement auf 8 T a g e bei hochwertigem Zement herabgesetzt. — Die
zul. Beanspruchungen von Beton auf Druck können bei hochwertigem
Zement u. U. bis zu 70 k g / c m 2 gehen.
14 Baustoffe
c) Eisenportlandzement
Eisenportlandzement ( E P Z . ) wird, ähnlich wie der
nachfolgend besprochene Hochofenzement, durch Zu-
gabe von Hochofenschlacke zum Portlandzementklin-
ker gewonnen. Da die Hochofenschlacke bekanntlich
im Eisenhüttenbetrieb anfällt, so werden die Eisen-
portland- und Hochofenzemente häufig auch mit dem
Sammelnamen „Hüttenzemente" bezeichnet. Zur Her-
stellung von Zementen aus Hochofenschlacke ieignet
sich indessen nicht jede, sondern nur die h o c h b a s i -
s c h e Schlacke. Diese entsteht bei der Erzeugung des
Gießereiroheisens und besitzt ein latent-hydraulisches
Erhärtungsvermögen, wenn sie durch Behandlung mit
kaltem Wasser oder kalter Luft schnell gekühlt wird.
Der Eisenportlandzement soll mindestens aus 70%
Portlandzementklinker und aus höchstens 30«/o Hoch-
ofenschlacke bestehen.
Die mittlere Zusammensetzung des Eisenportland-
zements schwankt zwischen folgenden Grenzen:
KalkCaO 54—61<y 0
Kieselsäure SiO ? 20—26 o/o
Tonerde und Eisenoxyd
Al203 + Fe2'03 9—150/0
Magnesia M g O 0,6—5o/o
e) T r a ß z e m e n t
Traßzement ist seit 1940 genormt. Nach DIN 1167
ist er ein hydraulisches Bindemittel, das aus normen-
gemäßem Traß (DIN DVM 1043) und normenge-
Die hier aufgezählten ISormenzemente sind auch in der kürzlich er-
schienenen V e r ö f f e n t l i c h u n g „Binde- und Zusatzmittel f ü r M ö r t e l und Be-
t o n " , Stand Januar 1949, in übersichtl. Darstellung: im Verlag von Wilhelm
Ernst & Sohn, Berlin 1949, zusammengestellt.
16 Baustoffe
mäßem Portlandzementklinker ( D I N 1164) hergestellt
ist. Es gibt 2 Normen-Traßzemente:
30 QT. Traß mit 70 QT. PZ. = Traßzement 30/70
40 QT. Traß mit 60 QT. PZ. = Traßzement 40/60.
Der Traßzement 30/70 wird als Regel-Traßzement
bezeichnet 1 ).
Im Vergleich zu P Z . , E P Z . und H O Z . weist der
Traßzement eine bedeutend größere Mahlfeinheit auf
(höchstens 8 % Rückstand auf dem 4900 Maschensieb),
wodurch die Herstellung von gut verarbeitbarem und
dichtem Beton ermöglicht wird. Da der Zuschlagstoff
T r a ß selbst fast kalkfrei ist (2 o/o C a O ) , liegt der Kalk-
gehalt des Traßzements wesentlich niedriger als bei
den anderen Normenzementen.
Traßzement eignet sich daher ganz besonders für
Wasserbauten aus Beton 2 ).
f) Erzzement
Dieser Zement verdankt seine vielseitige Anwen-
dung dem Umstand, daß die im normalen Portland-
zement gewöhnlich enthaltene T o n e r d e weitgehend
durch Eisenoxyd ersetzt ist. Dadurch wird eine ver-
gleichsweise höhere Sulfat- bzw. Seewasserbeständig-
keit der mit Erzzement errichteten Betonbauten erzielt.
Die Überlegenheit des Erzzements ist in dieser Hin-
sicht durch viele praktische Ausführungen im See-
wasserbau bestätigt worden, da zur Bildung des be-
kanntlich gefährlichen Kalktonerdesulfats 3 ) („Zement-
bazillus") die notwendige T o n e r d e f e h l t 4 ) . In zahl-
reichen Fällen bietet die Verwendung von Erzzement
g) T o n e r d e z e m e n t
Dieser besonders niederkalkige Zement, auch
Schmelzzement (Ciment-Fondu, Ciment électrique)
genannt, verdankt seine Anwendung vor allem seinem
hohen Tonerdegehalt und ist deshalb namentlich ge-
genüber Sulfatwässern von hoher Widerstandsfähig-
keit. Er zeigt eine rasche Anfangserhärtung und ent-
wickelt beim Abbinden eine vergleichsweise hohe In-
nentemperatur, so daß er auch bei Arbeiten im Winter
vorteilhaft in Betracht kommt. Er wird aus Bauxit und
Kalk hergestellt, da aber Bauxit in Deutschland nicht
in ausreichender Menge zur Verfügung steht, so ist
sein Preis vorläufig wesentlich höher, als derjenige
des sonstigen hochwertigen Portlandzementes, was
allerdings dadurch einigermaßen ausgeglichen wird,
daß seine Festigkeiten bemerkenswert höher sind und
seine rasche Erhärtungsfähigkeit ihn namentlich für
solche Bauten geeignet erscheinen läßt, bei denen es auf
rasche Inbetriebnahme der betr. Bauten ankommt *).
h) G i p s s c h l a c k e n z e m e n t
Es ist dies ein Gemisch aus feingemahlener, basi-
scher Hochofenschlacke und feingemahlenem Gips
bzw. natürlichem oder künstlichem Anhydrid. Das Ge-
misch kann einen kleinen Zusatz von Portlandzement
oder Kalkhydrat erhalten. Der Anteil an Hochofen-
schlacke muß mindestens 75°/o und der Anteil an S 0 3
mindestens 5°/o betragen. Der Anteil an Portlandze-
ment oder Kalkhydrat darf 5% nicht überschreiten 2 ).
Da zur Herstellung dieses Zements nur wenig Kohle
F. W e c k e , Zement. 1942. V e r l a g von T h e o d o r Steinkopff, Dresden
und Leipzig. 2. Aufl., S. 149ff. K l e i n l o g e l , „ E i n f l ü s s e auf B e t o n " .
4. Aufl., 1941. V e r l a g W i l h e l m Ernst & Sohn. S. 221 f f . , 5. A u f l . ,
Berlin 1950.
2
) Deutsche B e g r i f f s e r k l ä r u n g f ü r Gipsschlackenzement.
K l e l n l o g e l , Baustoffverarbeltung. 2
18 Baustoffe
benötigt wird und aus den bisher bekanntgewordenen
Veröffentlichungen J ) die bautechnischen Eigenschaf-
ten des Gipsschlackenzements als sehr gut zu beurtei-
len sind, so besteht in der Baupraxis erhebliches In-
teresse an der Verwendung dieses Zements. Auch wird
dem Gipsschlackenzement eine erhöhte Salzwasserbe-
ständigkeit nachgerühmt, er entwickelt eine vergleichs-
weise geringe Abbindewärme und verarbeitet sich so,
daß ein schleimiger, zäher Beton entsteht.
i) R o m a n z e m e n t
Da dieser, aus tonreichem Kalkmergel bestehende
Zement unterhalb der Sintergrenze, also mit nicht so
hoher Temperatur, dazu meistens in Schachtöfen, ge-
brannt wird, erreicht er lange nicht die Festigkeit,
wie die Normenzemente, weshalb er heutzutage, wenn
überhaupt, nur zu ganz untergeordneten Bauteilen ver-
wendet wird. Immerhin sei dieser Zement deshalb hier
erwähnt, weil er einen sehr geringen Kalkgehalt (45
bis 5 5 ° / o ) und infolgedessen eine gewisse Widerstands-
fähigkeit gegen chemische Einflüsse, insbesondere
gegen die Einwirkung von Kohlensäure, besitzt 2 ).
Der Romanzement sollte möglichst frisch verwendet
werden, da er begierig Wasser und Kohlensäure lauf-
nimmt und deshalb bei längerer Lagerung an Güte er-
heblich verliert.
k) M i s c h b i n d e r
In dem Bestreben, tunlichst an Zement zu sparen,
sind in der letzten Zeit verschiedene Bindemittel auf
den Markt gekommen, die nach DIN 4207 zu beurtei-
0 H u m m e l , Gipsschlackenzement, ein kohlesparendes Bindemittel. B . S t .
H . 15/16 vom 15. 8 . 1944, S . 8 5 f f . G r ü n , Zemente aus Hochofenschlacke
und ihre V e r a r b e i t u n g . M i t t i g . Nr. 201 aus dem F o r s c h . Inst. d. Hütten-
zementind. H u m m e l - C h a r i s i u s , Bindemittel im Bauwesen. Neue Bau-
welt 1947, H . 15, S . 229.
=) K l e i n l o g e l , „ E i n f l ü s s e auf B e t o n " . 4 . A u f l . , B e r l i n 1941, S . 1 7 5 . —
5. Aufl., Berlin 1950. G r ü n , Der Zement. S . 4 und 15, Berlin 1927. V e r -
lag Julius S p r i n g e r ,
Hydraulische Zuschläge (Puzzolane) 19
k n sind, aber nur für untergeordnete Bauteile, wie für
Fundamente, gering beanspruchte Mauern und dergl.
verwendet werden dürfen. Die Mischbinder werden
durch Vermählen von hydraulischen Stoffen mit An-
regern, wie Portlandzement, Weißkalk, Dolomitkalk
oder auch Gips (nicht über 6%) hergestellt, als Haupt-
bestandteil wird Hochofenschlacke verwendet*). Auch
die Mischbinder dürfen mit dem Erstarren frühestens
1 Stunde nach dem Anmachen beginnen und sollen
spätestens nach 12 Stunden erstarrt sein. Nach 28 Ta-
gen Wasserlagerung muß eine Mindestdruckfestigkeit
von 150 kg/cm 2 sowie eine Biegezugfestigkeit von
35 kg/cm 2 erreicht sein 2 ).
Da gerade auf diesem Gebiet Vorsicht geboten ist,
möge angeraten werden, v o r Baubeginn eigene Ver-
suche mit dem beabsichtigten M i s c h u n g s v e r h ä l t - ,
nis d u r c h z u f ü h r e n .
3. Betonzuschlagstoffe
Es ist zu unterscheiden, zwischen den aus Gruben
oder aus Flüssen gewonnenen natürlichen Sanden,
Kiesen oder Kiessandgemischen und zwischen den-
jenigen Zuschlagstoffen, welche zur Zerkleinerung
aus Steinbrüchen, oder aus sonstigen größeren Vor-
kommen entstehen. Die erstgenannten Zuschlagstoffe
weisen, namentlich in Flüssen, infolge der rollenden
Weiterbewegung ein rundliches Korn auf, während die
Erzeugnisse der Zerkleinerung mehr eckige und kan-
tige Körnungen ergeben. Die kantigen Zuschlagstoffe
weisen im allgemeinen mehr Hohlräume auf und müs-
sen daher durch zweckmäßige Kornzusammensetzung
ergänzt werden Hierzu dient die bekannte Siebana-
lyse 2 ), mit Hilfe deren das fehlende, oder unzweck-
mäßige Korn zugesetzt bzw. verringert wird.
a) P r ü f u n g d e s E r s t a r r e n s
Mit die wichtigste Baustellenprüfung der Güteeigen-
schaften des zu verwendenden Zements, welche der
verantwortliche Bauleiter oder Unternehmer gemäß
den oben genannten „Bestimmungen" durchzuführen
hat, ist der Erstarrungsversuch (früher Abbindeprobe
genannt), worunter hier eine einfache Baustellenprobe
verstanden wird, durch welche mittels eines Zements-
kuchens vornehmlich der B e g i n n und dann auch das
Ende der Erstarrungszeit des betr. Bindemittels zu be-
stimmen ist. Nur auf diese Weise kann man vermeiden,
daß irrtümlicherweise sog. „Schnellbinder" (d. s. Ze-
mente, deren Erstarrungsbeginn wesentlich niedriger
als bei 1 Stunde liegt), zur Verwendung gelangen. Der
normale PZ. soll nach 1 Stunde beginnen zu erstar-
ren; spätestens 12 Stunden nach dem Anmachen ¡soll
das Erstarren beendet sein, d. h. es darf beim Ein-
drücken eines Stabes kein merklicher Eindruck mehr
auf der Oberfläche hinterbleiben. Im übrigen sind die
Aufwendungen an Material und sonstigen Kosten für
diese Probeversuche derart gering, daß sie — gemes-
sen an dem Wert des zu erstellenden Bauwerks >—
überhaupt nicht ins Gewicht fallen.
Kleinlogel, „ E i n f l ü s s e auf B e t o n " . 4. Aufl., Berlin 1941. Ab-
schnitt „ L a g e r u n g von Z e m e n t " , S. 124. Verlag Wilhelm Ernst & Sohn.
5. Aufl., Berlin 1950,
Prüfung des Zements 31
Insgesamt werden für den Erstarrungsversuch 2 Ze-
mentkuchen benötigt, zu deren Anfertigung 200 g Ze-
ment mit etwa 46 bis 6 0 g (23—30°/o) Wasser 3 Mi-
nuten lang unter Kneten zu einem steifen Brei gut
durchgearbeitet werden. Je die Hälfte dieses Zement-
breies wird dann in Klumpen auf eine ebene, leicht
geölte Glasplatte gelegt, welche solange aufgestoßen
wird, bis der Zementbrei zu gleichmäßig runden Ku-
chen von etwa 8—10 cm Durchmesser verläuft. Die
Kuchen haben im Querschnitt' eine Höhe von etwa
1,5 cm und laufen nach dem Rande zu flach auseinan-
der. Abb. 1 zeigt einen normengemäßen Kuchen im
Querschnitt (natürliche Oröße).
Abb. 3. Nadelgerät.
A b b . 4. T r e i b r i s s e im Zement- A b b . 5. S c h w i n d r i s s e im Z e m e n t -
kuchen. kuchen.
d) B e s t i m m u n g d e s Z e m e n t g e w i c h t s
Der Zement wird nach Gewicht zugemessen („Best."
Ä. § 8, Ziff. 2). Beim Festlegen der Mischung ist der
Zementanteil in Gewicht (kg) auf das m 3 Fertigbeton
anzugeben.
Das in Deutschland übliche Sackgewicht beträgt
50 kg, dasselbe darf keine größeren Schwankungen als
2»/o aufweisen. Es empfiehlt sich daher, das Sackge-
wicht durch Stichproben nachzuprüfen.
Für die Zumessung von l o s e m Zement, dessen
größere Wirtschaftlichkeit insbesondere für Großbau-
Aus H u m m e 1 - C h a r i s i u s , , . B a u s t o f f p r ü f u n g e n . Abschn. P r ü f u n g der
Bindemittel, T a f . 2, S. 8/9, Berlin 1947. Verlagsges. Max L i p f e r t m. b. H .
2. Aufl., Berlin 1949.
Prüfung des Zements
e) P r ü f u n g d e r Festigkeit
Namentlich auf größeren Baustellen muß die Ze-
mentfestigkeit der verschiedenen Lieferungen regel-
mäßig untersucht werden. Sind auf der Baustelle die
hierfür erforderlichen Einrichtungen nicht vorhanden,
so muß die Prüfung an Hand von Versuchskörpern in
den Materialprüfungsämtern der Technischen Hoch-
schulen oder sonstigen anerkannten P r ü f s t e l l e n v o r -
genommen werden. In diesem Falle ist eine Durch-
schnittsprobe von mindestens 3 kg Gewicht, die aus
Entnahmen aus verschiedenen Säcken bzw. verschie-
denen Stellen bei Verwendung von losem Zement zu-
sammenzusetzen ist, der Prüfstelle in feuchtigkeits-
sicherer Verpackung einzusenden.
Auf der Baustelle selbst kann der geübte bauleitende
Ingenieur oder Polier an Hand der vorangegangenen
Raumbeständigkeitsprüfung natürlich bereits einen ge-
wissen Anhalt für die voraussichtliche Festigkeitsent-
wicklung des Zements gewinnen, so z. B. aus der
Bruchfestigkeit eines gekochten Kuchens oder durch
Klangprobe an einem 28 T a g e alten, in Wasser ge-
lagertem Zementkuchen. J e heller der Klang, desto
höhere Festigkeiten sind im allgemeinen zu erwarten.
Das sind aber — wie gesagt — nur ganz rohe, über-
1 ) Der D B V . hat ein „Verzeichnis von Prüfstellen für Beton, Zement und
Zement 225
Biegezug —
1 — 1 25 50
Druck —
1 —• 1 110 225
Zement 325
Biegezug —
1 30
1 40 60
Druck - - 1 150 | 225 325
Zement 425
Biegezug 25 1 50
1 60 70
Druck 100 | 300 | 360 425
In § 25 der gleichen Normvorschrift ist dann die
laboratoriumsmäßige Durchführung der Festigkeits-
versuche im Einzelnen behandelt.
Mit Hilfe des verhältnismäßig einfachen Frühling'-
schen Zerreißapparates (Abb. 7) kann auf größeren
Baustellen eine P r ü f u n g auf Zugfestigkeit vorgenom-
men w e r d e n 1 ) . Nach Herstellung der Prüfkörper m u ß
gewöhnlicher Zement dann nach 7 Tagen Erhärtung
(1 T a g in feuchter Luft, 6 T a g e unter Wasser) piin-
destens 12 kg/cm 2 Zugfestigkeit aufweisen.
Um nun aber dem Bauleiter bzw. Polier selbst Ein-
blick in die Eigenschaften des verarbeiteten Zementes
V g l . h i e r z u : H a e g e r m a n n , „ D i e Baukontrolle des Betons und die
Z e m e n t p r ü f u n g auf d e r B a u s t e l l e " . „ Z e m e n t " 1927, N r . 7. S. 12Ö.
42 Baustoffe
2. P r ü f u n g der Z u s c h l a g s t o f f e
A u ß e r d e r G ü t e d e s Z e m e n t s s i n d in e r s t e r Linie
die Z u s c h l a g s t o f f e , i n s b e s o n d e r e d e r e n R e i n h e i t u n d
Kornzusammensetzung, von ausschlaggebender Be-
d e u t u n g f ü r die F e s t i g k e i t s e n t w i c k l u n g d e s B e t o n s .
D i e „ B e s t . " e n t h a l t e n d a h e r in Teil F § § 1—7 ( D I N
4226 — B e t o n z u s c h l a g s t o f f e a u s n a t ü r l i c h e n V o r k o m -
m e n ) v o r l ä u f i g e R i c h t l i n i e n f ü r die L i e f e r u n g u n d
A b n a h m e der Zuschläge. Ferner sind A n w e n d u n g s v o r -
s c h r i f t e n e n t h a l t e n in den T e i l e n A bis E d e r „ B e s t . "
( D I N 1045, D I N 1046, D I N 1047, D I N 1048, D I N 4225),
in d e m M e r k b l a t t f ü r B e t o n s t r a ß e n , M e r k b l a t t f ü r die
H e r s t e l l u n g v o n Z i e g e l s p l i t t b e t o n , in d e r A M B . d e r
D e u t s c h e n R e i c h s b a h n u. a.
W a s n u n z u n ä c h s t die R e i n h e i t d e r Z u s c h l a g s t o f f e
w i e S a n d , Kies, S c h o t t e r , Splitt u s w . a n b e t r i f f t , ßo
k o m m e n n a c h A. § 5, Z i f f . 4 c d e r „ B e s t . " als s c h ä d -
liche B e s t a n d t e i l e , die d a s E r h ä r t e n u n d die F e s t i g k e i t
d e s B e t o n s n a c h t e i l i g b e e i n f l u s s e n o d e r die Stahlein-
l a g e n a n g r e i f e n , in B e t r a c h t :
a) mehlfeine Stoffe wie Lehm, Ton u. ä.
b) organische, humusartige Stoffe,
c) Kohlen-, besonders Braunkohlenteilchen,
d) Stücke mit großblasigem, schaumigem, und glasigem
Qefüge in der Hochofenstückschlacke.
e) Schwefelverbindungen,
44 Baustoffe
auf welche möglichen Verunreinigungen bereits im
vorangegangenen Abschnitt I. A., 3 hingewiesen
wurde.
a) D i e l e h m - u n d t o n h a l t i g e n B e i m e n g u n g e n
des Sandes lassen sich verhältnismäßig einfach fest-
stellen. Schon ein Reiben des Sandes zwischen den
Händen zeigt solche an, da der Lehm die Handflächen
gelbbraun verfärbt und an diesen haften bleibt. Eine
genauere Ermittlung des Lehmgehalts erfolgt durch
den A b s c h l ä m m v e r s u c h
Eine Probe wird bei 100 bis 110° C bis zum kon-
stanten Gewicht getrocknet und davon eine genau ab-
gewogene Menge durch mehrfaches Waschen und Ab-
gießen des Waschwassers -so lange gereinigt, bis das
Wasser klar abläuft. Die gewaschene Probe wird dann
wieder bei 100 bis 110° C getrocknet. Aus dem ent-
standenen Gewichtsverlust errechnet sich der Lehm-
gehalt in Prozenten, wie folgt:
urspr. Probegew.-Probegew. n. d. Waschen. 100
ursprüngliches Probegewicht
Rückstand Durchgang
auf durch Bezeichnung
dem Sieb das Sieb
mit Millimeter Natürliches Zerkleinerte
Lochdurchmesser Vorkommen Stoffe
Beton- ) Beton- ] Beton-
1 feinsand 1 Beton-
Beton- f S and Beton f brech-
1 7 grobsana J grobsandj Sand
Beton- )
7 30 feinkies 1 Beton- Betonsplitt
Beton- f k j e s Betonsteinschlag
30 70 grobkiesj
b) W e i c h e r o d e r P l a s t i s c h e r B e t o n
Weicher Beton wird fast allgemein bei Stahlbeton-
bauten verwendet, denn nur bei Steigerung des Was-
serzusatzes bis mindestens zur weichen Konsistenz
kann mit Sicherheit eine lückenlose Umhüllung der
Bewehrung auch bei leichtem Stampfen gewährleistet
werden. Durch den höheren Wasserzusatz wird die
Festigkeit zwar vermindert, indessen muß ja bei
Stahlbeton ohnedies eine Mindestmenge an Zement
zur Erzielung der Rostsicherheit verwendet werden.
Eine Erhöhung der Druckfestigkeit ließe sich deshalb
im Gegensatz zum Stampfbeton nur durch ein fetteres
Mischungsverhältnis, besseren Zement oder geeigne-
tere Kornzusammensetzung erzielen.
Betonarteli 63
c) G u ß b e t o n
Diese früher häufiger angewandte Betonart, bei
welcher ein flüssiger Beton mittels Qießrinnen in mög-
lichst gleichmäßigem Strom in die Schalung einge^
bracht wird (Abb. 17)*), hat heute mit Rücksicht auf die
mögliche Festig-
keitseinbuße und
Entmischungsge-
fahr viel an Bedeu-
tung verloren. Um
eine ausreichende
Fließbarkeit zu er-
reichen, benötigt
der Gußbeton einen
bedeutend höheren
Wasserzusatz (12—
15 Gew.-Proz. ge-
genüber 8—10 o/o
beim plastischen
und nur 6—7o/0
beim erdfeuchten
Beton), der aller-
dings in Verbin-
dung mit einer
richtigen Wahl der
Kornzusammen-
setzung (weder zu
viel Grobteile, noch Abb. 17. Zweckmäßig zusammengesetzter
zu wenig Feinst- Beton in der Gießrinne.
f) P u m p b e t o n
Unter „ P u m p b e t o n " wird ein weicher Beton ver-
standen, der mittels einer Betonpumpe über eine Stahl-
rohrleitung in die Schalung befördert wird. Dabei kön-
nen erhebliche Entfernungen (bis zu 200 m) und Hö-
henunterschiede (bis zu 40 m) überwunden werden.
Im allgemeinen wird innerhalb wirtschaftlicher Gren-
L e o n h a r d t , S c h ü t t b a u w e i s e in S t a h l s c h a l u n g . B a u r u n d s c h a u 1947,
H . 11/12, s . 3 0 4 f f . — D e r s . , „ B a u e n u n d W o h n e n " 1947, H . 1 0 / 1 1 .
S. 2 9 2 f f . — s. a . d a s S o n d e r h e f t 11/1949 „ S c h ü t t b e t o n " der Z e i t s c h r i f t
„ D i e B a u w i r t s c h a f t " mit Beiträgen von G r a f , W a l z , Leonhardt,
G r ü n u . a . — „ B e s t . " 1949, T e i l I, D I N 4232, G e s c h ü t t e t e L e i c h t b e t o n -
w ä n d e f ü r W o h n - u n d a n d e r e A u f e n t h a l t s r ä u m e . R i c h t l i n i e n f ü r die A u s -
führung.
K 1 e i n 1 o g e 1, B a u s t o f f v e r a r b e i t u n g . 5
66 Baustellenprüfung und Verarbeitung des Betons
zen Pumpbeton dort Verwendung finden, w o beson-
dere örtliche Verhältnisse das sonst übliche Einbrin-
gen des normalen Betons erschweren. Es ist klar, daß
eine weiche geschmeidige Beschaffenheit des Misch-
gutes vorliegen muß, wenn Störungen in der Förde-
rung, wie z. B. Verstopfen der Rohrleitungen vermie-
den werden sollen. Die zweckmäßige Beschaffenheit
des Pumpbetons wird erreicht durch:
a) zweckmäßige Wahl der Korngröße und Kornform der
Zuschlagstoffe,
g) S p r i t z b e t o n
Unter Spritzbeton versteht man einen ziemlich flüssi-
gen Beton, der mittels Preßluft unter Druck auf eine
Unterlage aufgespritzt wird, wobei der Beton eine
>) O o e r t z , „Ein Sonderfall für die Anwendung von Pumpbeton" B. E .
1938, H. 1. S . 12ff.
2 ) K a y s e r , „Herstellung und Verwendung von Pumpbeton" B. u. E. 1940,
H. 3, S . 3 3 « .
Betonarteli 67
außerordentliche Verdichtung erfährt und entspre-
chend höhere Festigkeiten aufweist (Abb. 18).
Die hauptsächlichsten Verfahren, die hier in Betracht
kommen, sind einerseits das T o r k r e t - V e r f a h r e n u n d
das Moser-Kraftbau-Verfahren 2 ). Im Gegensatz zum
Torkret-Verfahren, bei welchem der Materialstrom
t r o c k e n , also nur mit der im Zuschlagstoff enthalte-
nen natürlichen Feuchtigkeit, an die Spritzdüse her-
angeführt wird und erst dort kurz vor oder bei Aus-
tritt aus derselben die Wasserzugabe erhält, wird beim
Moser-Kraftbau-Verfahren dem Materialschlauch be-
reits das fertige, also wasserhaltige Gemisch Zement-
Sand zugeführt.
Bei letzterem Verfahren gibt es neuerdings eine
kleine, sehr handliche Maschine, die überall hin mit-
genommen werden kann und bei der alle beweglichen
Teile in Wegfall kommen.
J
) Aus den W e r b e s c h r i f t e n der T o r k r e t G . m . b . H., Berlin.
2
) K l e i n l o g e l , „ E i n f l ü s s e auf B e t o n " . 5. Aufl. A b s c h n i t t : Das Moser-
K r a f t b a u - V e r f a h r e n . Berlin 1950. V e r l a g Wilhelm Ernst & Sohn.
6*
68 Baustellenprüfung und V e r a r b e i t u n g des B e t o n s
h) Leichtbeton
Im Gegensatz zum Kies- oder S c h w e r b e t o n des In-
genieurbaus, bei welchem vor allem höchste Festigkeit
und größtmögliche Dichte angestrebt werden, liegt
die g r o ß e Bedeutung des Leichtbetons in seinem ver-
gleichsweise geringen R a u m g e w i c h t und seiner hiermit
in engem Z u s a m m e n h a n g stehendem D ä m m - und Iso-
lierfähigkeit. Diese Eigenschaften ermöglichen auch
seine V e r w e n d u n g im H o c h - und insbesondere im W o h -
nungsbau zu Außenmauern, Ausfachungen, T r e n n w ä n -
den, Decken-Körpern oder sonstigen w ä r m e d ä m m e n -
den Zwischenlagen. Durch zweckmäßige Auswahl von
porigen Zuschlagsstoffen (Bims, Lavaschlacke, H o c h -
ofenschlacke, porösen T o n u. a.) oder durch Zusätze
zum Anmachewasser bzw. zum Zement, die eine Auf-
blähung des Gemisches hervorrufen ( G a s - u n d S c h a u m -
beton), erhält man j e nach der gewählten K o r n g r ö ß e
und dem spezifischen G e w i c h t des Zuschlags einen p o -
rigen Beton mit Raumgewichten, die weit unter denen
des Schwerbetons liegen. Die Festigkeiten des Leicht-
betons hängen weitgehend von der Eigenfestigkeit der
verwendeten Zuschlagstoffe ab, für welche wiederum
wegen ihrer verschiedenartigen Struktur keine allge-
meinen gültigen Regeln einer idealen Kornzusammen-
setzung aufgestellt werden können, wie etwa beim ge-
wöhnlichen Beton.
* ) In d e r S c h r i f t e n r e i h e „ F o r t s c h r i t t e und F o r s c h u n g e n i m B a u w e s e n " .
( O t t o E i s n e r V e r l a g s g e s . , B e r l i n ) w u r d e in den H e f t e n B 1 ( 1 9 4 2 ) , B 2
( 1 9 4 3 ) und B 5 ( 1 9 4 4 ) in z a h l r e i c h e n A u f s ä t z e n e i n g e h e n d ü b e r e i n e g r o ß e
A n z a h l v o n V e r s u c h e n m i t den v e r s c h i e d e n s t e n L e i c h t b e t o n a r t e n b e r i c h t e t .
In H e f t B 5 s i n d z. B . a u c h b e r e i t s , , V o r l ä u f i g e R i c h t l i n i e n f ü r die H e r -
s t e l l u n g von L e i c h t b e t o n mit D a m p f h ä r t u n g " e n t h a l t e n . — Hummel,
„ D a s B e t o n - A B C " , 10. Aufl., Berlin 1948. V e r l a g W i l h e l m Ernst » Sohn.
Betonarten 69
i) T r a n s p o r t b e t o n
Vor allem in Amerika und in Dänemark (Ing. K.
Hindhede) ist man schon frühzeitig praktisch der Frage
nähergetreten, für einen größeren Verwendungsbezirk
die Herstellung des Betons in zentralen Betonfabriken
zu bewerkstelligen, von wo aus dann der Beton in be-
sonders geeigneten Fahrzeugen an die Verwendungs-
stelle befördert wird. Trotzdem es klar ist, daß der auf
diese Weise unter ständiger Aufsicht, in bester Korn-
zusammensetzung und mit dem geringstmöglichen
Wasserzusatz hergestellte Beton in seinen Festigkeits-
eigenschaften dem sonst auf einzelnen Baustellen' er-
zeugten Beton deutlich überlegen und zudem billiger
ist, hat der Gedanke der Betonfabriken in Deutschland
noch wenig Anklang gefunden. Erst jetzt ßind derartige
Erwägungen im Gange, besonders nachdem manche
größere Baufirmen mit derartigen, jeweils für den betr.
Verwendungszweck zugeschnittenen Erzeugungsstel-
len, die besten Erfahrungen gemacht haben. Der Be-
griff „ T r a n s p o r t b e t o n " ist kein scharf umgrenzter,
denn aus solchen Betonfabriken wird Beton der ver-
schiedensten Zusammensetzung, je nach Bestellung ge-
liefert
k) V o r g e s p a n n t e r B e t o n
Die Fachwelt hatte sich lange Jahre damit abge-
funden, daß in Stahlbeton-Bauteilen schon unter den
Gebrauchslasten Risse auftreten, die zwar statisch
nichts zu bedeuten haben, die aber immerhin nicht nur
Schönheitsfehler, sondern auch die Einfallspforten sind
für alle möglichen chemischen Einflüsse nachteiliger
Art 2 ). Wenn aber die in den Zugzonen liegenden Stahl-
einlagen vorgespannt werden, so üben dieselben, je
J
) Kleinlogel, „ B e t o n f a b r i k e n " . In V o r b e r e i t u n g . — E n z w e i l e r ,
„ B e t o n f a b r i k und T r a n s p o r t b e t o n " . Bauingenieur 1949, H . 7, S. 203—212. —
H a n s H e l d , , ,Die Betonfabrik in D e u t s c h l a n d " . Die Bauwirtschaft 1949,
H . 4. S. 72 f f .
2
) K i e i n l o g e l , „ E i n f l ü s s e auf B e t o n " . 4. Aufl., Berlin 1941. V e r l a g
Wilhelm Ernst ft Sohn. 5. Aufl., Berlin 1950.
70 Baustellenprüfung und Verarbeitung des Betons
nach der Höhe ihrer Vorspannung, einen so großen
Druck auf den Beton aus, daß dieser innerhalb der
zulässigen Lasten überhaupt keine Zugbeanspruchung
erfährt und somit keine Risse mehr entstehen können.
Bis heute haben sich folgende Systeme mit Erfolg
durchgesetzt:
1. Der Stahlsaitenbeton nach H o y e r 1 ) ,
2. Der Spannbeton nach Freyssinet 2 ),
3. Die Schäfer-Platten nach Wilhelm Schäfer, Mann-
heim 8 ),
4. System Dischinger
5. System Finsterwalder 6 ).
Im übrigen unterliegt der für solche Konstruktionen
zu verarbeitende Beton genau denselben Regeln wie
anderer hochwertiger Beton. Es ist klar, daß hier nur
Beton von besonderer Güte verarbeitet werden darf,
da sonst die hochwertigen Stahleinlagen nicht genü-
gend ausgenützt werden können.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß in neue-
rer Zeit der sog. „Schwell- oder Quellzement" aufge-
kommen ist. Und zwar handelt es sich hier um eine Er-
findung des französischen Ingenieurs L o s s i e r 6 ) , wo-
nach dieser nach einem besonderen Verfahren zusam-
mengesetzte Zement die Eigenschaft hat, je nach sei-
ner Zusammensetzung so stark zu quellen, daß auf
diese Weise die Vorspannung der Stahleinlagen eben-
falls erreicht wird. Jedoch ist die Eignung dieses Son-
1
) H o y e r , Der Stahlsaitenbeton, T h e o r i e und Anwendung: des neuen
W e r k s t o f f e s , B d . I, B e r l i n 1939. O t t o E i s n e r V e r l a g s g e s e l l s c h a f t .
2
) L e n k , D i e E n t w i c k l u n g d e s S p a n n b e t o n s , B . S t . 1943, H . 19/20,
S . 145 f f .
3
) D i e M a n n h e i m e r B a u p l a t t e n , D e r B a u h e l f e r 1947, H . 7, S . 19.
G r a f und W e i l , Ergebnisse von Versuchen mit v o r g e s p a n n t e n Platten
n a c h d e m S y s t e m S c h ä f e r . F . F . R e i h e B, H . 5, „ L e i c h t b e t o n " , S. 32 f f .
4
) D i s c h i n g e r , E n t w i c k l u n g e n und F o r t s c h r i t t e im E i s e n b e t o n b a u . —
„ N e u e s B a u e n in E i s e n b e t o n " . — H e r a u s g e g e b e n v o m D B V . , B e r l i n 1937.
Zementverlag. .
5
) F i n s t e r w a l d e r , Eisenbetonträger mit Vorspannung durch W i r k u n g
d e s E i g e n g e w i c h t e s . Z . d . V . D . I., B d . £ 2 , 193S, N r . 45, S . 1301 f f .
6
) G e h l e r , „ D i e Bedeutung des Lossier'schen Expansiv (Quell-) Ze-
mentes". „ D i e T e c h n i k " , 1. B a n d , 1946, S. 8 7 . — M ö l l , „ D i e Q u e l l -
z e m e n t e u n d i h r e A n w e n d u n g " . — Ü b e r s e t z u n g e i n e s A u f s a t z e s von I n g ,
H e n r y L p s s i e r , B T - 1948, H , 3, S , 4 9 f f , I i , 4, S. ? 5 f f ,
Mischungsverhältnis 71
derzementes für die praktische Verwendung noch nicht
genügend erforscht, weshalb hier nur angedeutet wer-
den soll, wie vielfach die Bestrebungen sind, dem Be-
ton die leidige Eigenschaft zu nehmen, schon unter
den Gebrauchslasten zu Rissen zu neigen.
2. Mischungsverhältnis
Die richtige Festsetzung des Mischungsverhältnisses
ist neben der Wahl des Wasser-Zement-Wertes (s.
Verarbeitbarkeit Abschn. II. 4) a u s s c h l a g g e b e n d
für die Oüteeigenschaften des fertigen Betons hinsicht-
lich seiner zu erreichenden Festigkeit und Dichte. In
den Best, des D. A. f. St. sind daher in A. § 8 ausführ-
liche Vorschriften über die Art und Menge der Zu-
messung der einzelnen Bestandteile des Betons, über
Zementgehalt, Zuschläge, Wasserzusatz und die Misch-
weise niedergelegt.
Grundsätzlich ist bei der Bemessung der einzelnen
Bestandteile des Betongemisches zu unterscheiden
zwischen Raum- und Gewichtsteilen. Bei der leider
noch vielfach üblichen Angabe nach Raumteilen er-
gibt sich oft ein unrichtiges, zumindest aber unge-
naues Mischungsverhältnis, wenn nicht gleichzeitig
auch eine Überprüfung des Gewichtes vorgenommen
wird. So können bei lose angeliefertem Zement und
dann namentlich bei den Zuschlagstoffen erhebliche
Schwankungen im Raumgewicht je nach der Art des
Einfüllens (Schütthöhe) und des Eigenfeuchtigkeits-
grades a u f t r e t e n A u c h ist z. B. nicht allgemein be-
kannt, daß Sand bei einem mittleren Feuchtigkeitsge-
halt von 4—6°/o l e i c h t e r ist, als ganz trockener oder
ganz nasser Sand 2 ). Dagegen ist das Schüttgewicht
des Grobzuschlags, praktisch gesehen, lange nicht so
schwankend. — Um diese Ungenauigkeitsfaktoren (aus-
zuschalten, wi.d heute auch die Zugabe der Zuschläge
Siehe hierzu z. B. auch den A u f s a t z : „Mischungsverhältnis und Stoff-
bedarf beim Schwerbeton in der „ B e t o n s t e i n - Z e i t u n g " 1949, H . 8, S. 152ff.
2
) D r . W . G r ü n , „ B e t o n richtig und g u t " . S. 77, Düsseldorf-Lohausen
1948. W e r n e r - V e r l a g O. m. b. H .
72 Baustellenprüfung und Verarbeitung des Betons
möglichst nach G e w i c h t verlangt. W i r d j e d o c h
nach Raumteüen abgemessen, so sind die G e w i c h t e
der entsprechenden Zuschlagmengen häufig nachzu-
prüfen
M a n c h e Unternehmer glauben heute noch, innerhalb
ihrer Verantwortlichkeit alles getan zu haben, wenn sie
angeben oder nachweisen können, „ d a ß sie 1 : 4 oder
1 : 5 g e m i s c h t " haben.
W i r wissen aber, daß mit solchen Angaben nur ge-
sagt ist, daß auf 1 Raumteil Bindemittel 4 o d e r 5 R a u m -
teile der Zuschlagstoffe verarbeitet wurden. Über die
Korn Zusammensetzung der Z u s c h l a g s t o f f e und
ü b e r d e n W a s s e r - Z e m e n t - W e r t enthält aber eine
solche Angabe gar nichts und es ist bekannt g e n u g ,
daß man mit 1 : 4 oder 1 : 5 einen ebenso guten wie
auch einen ebenso schlechten Beton erzeugen kann,
worüber z. B. in dem Abschnitt „Verarbeitbarkeit des
frischen Betons und W a s s e r z u s a t z " (Abschn. II. 4 ) das
Nötige gesagt ist.
W e n n z. B. ein Raummischungsverhältnis mit 1 : 4 an-
gegeben ist, dann ergibt sich das G e w i c h t s - M i s c h u n g s -
verhältnis bei Annahme nachgenannter Raumgewichte
wie folgt:
1 : 4 in Rtl.
1 m3 Z e m e n t = 1200 k g
4 m 3 Kiessand 4.1800 = 7200 k g
1200:7200 = 1 : 6 in G e w . T l .
und u m g e k e h r t folgt aus 1 : 4 G e w . T l . :
1000 kg Z e m e n t : 1200 = 0,83 m 3
400U k g Kiessand: 1800 = 2,22 m 3
0,83:2,22 = 1 : 2 , 7 in Rtl.
Ist aber z. B. bei 1 : 4 in Raumteilen das Litergewicht
des Zements 1,2 kg und dasjenige eines 5°/o Eigen-
Hummel, „Das Beton-ABC", Kap. V I . Die Betonmischungsver-
hältnisse. S . 103. 10. Aufl., Berlin 1948. V e r l a g W i l h e l m Ernst & Sohn.
Graf hat in seinen verschiedenen Veröffentlichungen auch immer wieder
darauf hingewiesen.
Mischungsverhältnis 73
feuchtigkeit enthaltenden Kiessandes 1,5, so ergibt sich
für 1:4 (in Raumteilen):
1 m 3 Zement 1200 kg
4 m Kiessand 4.1500 = 6000 kg
1200:6000 = 1:5 in Gew. Teilen.
Die Angabe in G e w i c h t s t e i l e n zeigt also immer
die g r ö ß e r e n Zahlen und zeigt außerdem deutlich,
daß Angaben in Raumteilen sehr ungenau sind.
Bei Beton der Güteklasse B 120 dürfen gemäß den
„Best." die Zuschläge ungetrennt in einer Körnung ver-
wendet werden. Jedoch m u ß ihre Zusammensetzung
mindestens dem brauchbaren Bereich der Sieblinien
nach G r a f (vergl. „Best." A. § 5) entsprechen.
Bei den Güteklassen B 160 und B 225 müssen die
Zuschlagstoffe g e t r e n n t in z w e i verschiedenen Kör-
nungen, unter 7 mm und über 7 mm, angeliefert und
beim Mischen derart zugegeben werden, daß die Korn-
zusammensetzung des gesamten Zuschlags mindestens
im brauchbaren Bereich liegt. Jedoch darf bei der Güte-
klasse B 225 das Gewichtsverhältnis zwischen Feinem
(unter 7 mm) und Groben (über 7 mm) im Gesamtge-
menge nicht größer als 60:40 sein.
Bei der Güteklasse B 300 sind die Zuschläge g e -
t r e n n t zum mindesten nach den d r e i Körnungen 0
bis 3 mm, 3—7 mm und über 7 mm anzuliefern und so
zu mischen, daß die Kornzusammensetzung des San-
des und des gesamten Gemenges im besonders guten
Bereich der Sieblinien liegt.
Über die Bedeutung des richtigen W a s s e r z u s a t z e s
ist bereits an anderer Stelle (s. Kap. II, 4) das Erforder-
liche gesagt, woraus hervorgeht, daß der Einfluß der
Wasserzugabe demjenigen des Zementzusatzes nicht
nachsteht. Es kann darum gar nicht oft genug hervor-
gehoben werden, daß der Wasserzusatz nicht größer
sein soll, als es die gewählte Verarbeitungsweise ver-
langt. (Vgl. auch „Best." A. § 8, Ziff. 3.)
74 Baustellenprüfung und Verarbeitung des Betons
Der Z e m e n t a n t e i l des Betongemisches ist nach
dem Gewicht (kg/m 3 Fertigbeton) anzugeben. Das
Mischgut muß (§ 8, Ziff. 2 der „Best.") so viel Ze-
ment enthalten, daß ein dichter Beton entsteht, der
eine rostsichere Umhüllung der Stahleinlagen gewähr-
leistet. Im allgemeinen müssen mindestens 300 kg Ze-
ment in 1 m 3 fertigen Beton enthalten sein, denn dann
ist der Zement auch am ausgiebigsten ausgenutzt. Mit
abnehmendem Zementgehalt sinkt nicht nur die Festig-
keit, sondern auch die Dichtigkeit des Betons. Anderer-
seits steigt die Betonfestigkeit aber auch nicht propor-
tional mit der zugegebenen Zementmenge an, d. h. bei
einer beispielsweise verdoppelten Zementzugabe bei
sonst gleichem Mischungsverhältnis wird keineswegs
die doppelte Festigkeit erreicht (Abb. 19) 1 ). Ein allzu
hoher Zementgehalt ist deshalb zur Erreichung beson-
ders hoher Festigkeiten nicht notwendig. Er kann sich
im Gegenteil eher schädlich insofern auswirken, als
dann die Schwindneigung gefördert und die Ver-
schleißfestigkeit des Betons herabgesetzt werden
kann.
Will man nun das Mischungsverhältnis ermitteln, ¡so
werden zunächst S i e b p r o b e n mit den vorhandenen
Zuschlagstoffen angestellt, und zwar mit einer gut ge-
trockneten Durchschnittsprobe von je 5 kg. So lag z. B.
Prof. Graf von der Materialprüfungsanstalt an der
Technischen Hochschule Stuttgart 2 ) ein Kiessand als
Baggerkies vor, der zur Herstellung eines Betons mit
300 kg Zement auf 1 m 3 fertigen Beton bei 10% Was-
serzusatz dienen sollte und der folgende Siebanalyse
ergab:
1 , J A
1 1 :5 unabgesiebter,
stark s a n d hal-
tiger R h e i n s a n d
im Anlief.-
Zustand 11,7 weich 153
auf der
Baustelle >> yi nur 110
2 1 :5 desgl. 13,4 sehr 124
weich
3 1 :5 1 Tl. Rheinsand 9,7 weich 251
2 Tie. Rheinkies
4 1 : 10 1 Tl. Rheinsand 6,3 erd- 209
1,5 Tie. Basalt feucht
10 m m
1,5 Tie. Porphyr
70—80 mm
' ) B e s t . d. D . A, f . S t . A. § 6, Z i f f . 3 a .
Mischungsverhältnis 81
G r u p p e 1 zeigt bei einem falsch gewählten Mischungs-
verhältnis (zu großer Anteil an feinem Sand) eine Druck-
festigkeit von nur 153 kg/cm 2 , obwohl die Herstellung des
Betons mit größter Sorgfalt und Genauigkeit im Labora-
torium vorgenommen wurde. Auf der Baustelle wurden
bei gleich ungünstigem Mischungsverhältnis sogar nur
tfitdiesem „j-i/pp/gem"
- tfe/ciier rnotncf?ma/ 6e/' S/raße/7~ -
6at/ar6e/'fen angeu/andwird,
-&et>en 2/3 ¿/'s 3A der erre/efria*
ren f e s / / g / r e / f ver/oren.
TO SO 90 foo 720 HO *SO 180 -/fo Zoo
1. D e r E i n d r i n g v e r s u c h
Diese von Prof. G r a f vorgeschlagene Vorrichtung
(Abb. 24) 4 ) eignet sich nur f ü r Stampfbeton, sowie
für solchen Beton, der weniger Zement enthält als im
1) K l e i n l o g e l , „ E i n f l ü s s e auf B e t o n " . 4. A u f l . , B e r l i n 1941. A b s c h n i t t :
„ V e r a r b e i t b a r k e i t " ( W a l z ) . S. 2 3 0 f f . — 5. A u f l . , B e r l i n 1950. Verlag
W i l h e l m Ernst & Sohn, Berlin.
2
) K l e i n l o g e l , „ E i n f l ü s s e auf B e t o n " . 5. A u f l . , A b b . 64. A b s c h n i t t :
„Verarbeitbarkeit" (Walz).
») „ D e r B a u " , 1949, N r . 6, S. 147,
«) D . A. f . E „ H . 71, S. 57.
Verarbeitbarkeit d. frischen Betons u. Wasserzusatz 89
allgemeinen für Stahlbeton gefordert wird, da es sich
hier um verhältnismäßig wasserärmere Mischungen
handelt 1 ).
Das Eindringgerät hat einen 15 kg schweren Ein-
dringkörper a mit einer Länge von 30 cm und einem
Durchmesser von 10 cm. Das Ganze wird in einem
Gestell b geführt, das auf den zu prüfenden, in einer
Schalung befindlichen Betonkörper (meistens ein W ü r -
fel von 3 0 x 3 0 x 3 0 cm) aufgesetzt wird, wobei der
Stempel so weit hochgezogen und festgehalten wird,
daß dessen tiefster Punkt 20 cm von der Betonober-
fläche entfernt ist. Dann läßt man den Eindringkörper
fallen und mißt an der oberen Zentimeterteilung des
Führungsstabes die Eindringtiefe, die als M a ß der
Steife gilt. Als steifer Beton gilt ein solcher mit einem
Eindringmaß bis 12 cm. Für weiche Betonarten ist der
Eindringversuch nicht geeignet.
2. D e r A u s b r e i t v e r s u c h
Dieser gibt vor allem Auskunft darüber, ob der Be-
ton zur Entmischung neigt oder ob er den gewünschten
erforderlichen Zusammenhalt besitzt. Es ist dies ein
ebenfalls von Prof. G r a f entwickeltes und in die Pra-
xis eingeführtes Gerät, das aus einem 70 X 70 cm gro-
ßen Ausbreittisch besteht (Abb. 25), dessen Oberfläche
mit einer 2mm dicken Blechplatte abgedeckt ist 2 ). Auf
diesen Tisch wird ein 20 cm hoher Kegelstumpftrich-
ter aus 2 mm dickem Blech (Abb. 26) aufgesetzt, der
oben 13 cm und unten 20 cm lichten Durchmesser hat.
Der Beton wird in zwei gleich hohen Schichten einge-
füllt und jede Schicht wird mit einem Holzstab von
4 x 4 c m Querschnitt durch 10 Stöße leicht bearbeitet.
Eine halbe Minute nach dem Füllen wird der Trichter
an den Griffen vorsichtig hochgezogen, wobei sich der
Beton bereits mehr oder weniger setzt. Der Tisch hat
einen seitlichen Anschlag, der einen Hub von 4 cm ge-
1) B e s t . d. D . A . f . S t . T e i l D , D I N 1048, II § 3, Z i f f . 2.
- ) B e s t . d. D . A . f . S t . T e i l D , D I N 1048, II § 3. Z i f f . 3.
90 Baustellenprüfung und Verarbeitung des Betons
7. Betonieren im Winter 1 )
Es muß heute als ein überwundener Standpunkt
gelten, daß man bei Kälte und Frost nicht betonieren,
vielmehr die Arbeiten einstellen soll. Die volkswirt-
schaftliche Bedeutung der gleichmäßigen Beschäftigung
der Belegschaften und der rechtzeitigen Fertigstellung
der Bauten ist viel zu groß, als daß die altgewohnte
Unterbrechung noch weiterhin verantwortet werden
könnte. Außerdem darf es jetzt als erwiesen ange-
sehen werden, daß sich die Mehrkosten derartiger win-
terlicher Arbeiten in durchaus vertretbaren Grenzen
halten 2 ).
Im Hinblick auf die in den Fußnoten genannten aus-
führlichen Veröffentlichungen mag es genügen, wenn
hier die wichtigsten Maßnahmen für den Schutz der
Baustoffe und des fertigen Betons nur kurz besprochen
werden. Vor allem aber: m a n d a r f s i c h k e i n e s w e g s
v o m F r o s t ü b e r r a s c h e n l a s s e n , es müssen alle
Maßnahmen so vorbereitet und getroffen sein, daß die-
selben im Ernstfalle sofort in Wirksamkeit treten kön-
nen. Dazu gehört auch, daß bei einem Bau, dessen
Ausführung sich bestimmt über einen oder zwei Win-
ter hinzieht, die voraussichtliche Frostperiode mit in
den A r b e i t s p l a n aufgenommen und mit allen ihren
Auswirkungen berücksichtigt ist.
Die Einwirkung des Frostes auf frischen Beton be-
steht darin, daß das Mörtelwasser, noch ehe es durch
den Zement chemisch gebunden ist, zu Eis gefriert.
Es ist dann ein Abbinden einerseits unmöglich, ande-
K l e i n l o g e l , W i n t e r a r b e i t e n im Beton- u. S t a h l b e t o n b a u . 3. A u f l .
Berlin 1947. V e r l a g Wilhelm Ernst & Sohn. B ö h m , Das Betonieren bei
F r o s t . 4. Aufl., Berlin 1944. V e r l a g Wilhelm Ernst & Sohn.
2
) Siehe den A b s c h n i t t : „ D i e Mehrkosten der W i n t e r a r b e i t e n " in dem
Buche von K l e i n l o g e l , „ W i n t e r a r b e i t e n " . Siehe auch die „Bestim-
mungen des Deutschen Ausschusses f ü r S t a h l b e t o n " — D I N O R M 1045 —
Teil A. § 10, 3. Aufl. Stand Mai 1949, Berlin 1949. V e r l a g Wilhelm
Ernst & Sohn.
Betonieren im Winter 99
rerseits wird aber das Betongefüge durch die räum-
liche Ausdehnung bei der Umwandlung des Wassers
in Eis gelockert, so daß eine erhebliche Festigkeits-
verminderung hervorgerufen wird und evtl. mit einer
Zerstörung beim Auftauen zu rechnen ist. Dieser Ein-
fluß ist umsoweniger gefährlich, je weiter das Abbin-
den bzw. Erhärten vor der Einwirkung des Frostes
vorgeschritten ist. Es dürfte deshalb ohne weiteres
einleuchten, wie schädlich sich bei Frostwetter jedes
überschüssige Mischwasser auswirken muß: es darf
also keineswegs der im Sommer wegen der Verdun-
stung eher erlaubte größere Wasserzusatz verwendet
werden.
Selbstverständlich kann bei großen Abmessungen
(Massenbeton), wie z. B. bei Ufermauern, Talsperren
und dgl., der Frost keinen nennenswerten Schaden an-
richten, da der Beton dann in sich eine ausreichende
Eigenwärme entwickelt und auch beibehält.
In d e r H a u p t s a c h e k o m m t es d a r a u f a n , d e n
B e t o n m i n d e s t e n s so l a n g e v o r d e r E i n w i r k u n g
des F r o s t e s zu s c h ü t z e n , bis er e i n e F e s t i g k e i t
von 100kg/cm 2 e r r e i c h t hat. Hierbei kommen fol-
gende Maßnahmen in Betracht:
1. Erwärmen der Zuschlagstoffe,
2. Erwärmen des Anmachewassers,
3. Schutz des frischen Betons durch Abdecken oder Be-
heizen,
4. Umhüllung einzelner Bauglieder oder des ganzen
Bauwerks,
5. Verwendung von Frostschutzmitteln.
1. B e h a n d l u n g d e r Z u s c h l a g s t o f f e
Schon die Lagerung derselben kann auf heizbaren
Rosten oder in ebensolchen Silos geschehen. Kleinere
Mengen werden nach Entnahme vom Lager über Heiz-
schlangen oder alten Eisenrohren angewärmt, größere
Massen werden in überdachten Schuppen gelagert, die
am Boden mit Heizrohren oder mit Kanälen versehen
sind, durch welche Heißluft oder Dampf geleitet wird.
7*
100 Baustellenprüfung und Verarbeitung des Betons
Die Zuschlagstoffe oder die ganzen fertigen Misch-
ungen können auch erst in der Mischmaschine gelbst
durch eingeleiteten Dampf (teilweise auch statt des
Wassers) oder durch Gasflammen erwärmt werden.
2. D a s A n m a c h w a s s e r
Man soll dasselbe im allgemeinen nicht über 50° C
erwärmen. Eine höhere Temperatur kommt nur dann
in Frage, wenn Vorsorge getroffen wird, daß das heiße
Wasser zuerst mit den Zuschlagstoffen in Berührung
kommt, daß also erst dann der Zement zugegeben
wird. Bei der Wahl der Wassertemperatur ist u. a. zu
überlegen, daß die Menge des Wassers im allgemei-
nen gering ist im Vergleich mit der gesamten Beton-
masse. Wirtschaftlich gesehen, kann man also mit dem
Erwärmen des Wassers nicht so viel ausrichten als
z. B. mit der Erwärmung der Zuschlagstoffe.
3. S c h u t z d e s F r i s c h b e t o n s
Das einfache Abdecken des eben eingebrachten Be-
tons genügt nur bei den sog. kühlen Temperaturen
von - f 8 ° C bis 1°C. Sowie das Thermometer unter
0° C sinkt, muß Vorsorge getroffen werden, daß die
Kälte nicht eher auf den Beton einwirken kann, als
bis derselbe bei Hochbauten eine Festigkeit von min-
destens 100 kg/cm 2 erreicht hat 1 ). Bei Wasserbauten,
bei denen der Beton in durchfeuchteten Zustand öfte-
rem Gefrieren und Wiederauftauen ausgesetzt äst,
sollten vorher mindestens 150 kg/cm 2 erreicht wer-
den 2 ). Vielfach wird der Raum unterhalb der betr.
Decke mit Kokskörben beheizt oder es werden an die
Schalung Dampfleitungsrohre angehängt. Die obere
Abdeckung über dem ohnedies vorhandenen Bretter-
4. U m h ü l l u n g e i n z e l n e r B a u t e i l e o d e r g a n z e r
Bauwerke
Wenn natürlich eine Art von geschlossenen Räumen
hergestellt wird, die womöglich beheizt werden, so
ist der Beton so am besten dem unmittelbaren Einfluß
des Frostes entzogen. Hierfür kommt meistens unter
Benützung des ohnehin vorhandenen Holzgerüstes eine
Verkleidung mit Dachpappe, mit Zeltdecken oder mit
leichten Dämmplatten in Frage.
5. F r o s t s c h u t z m i t t e l
Die Wirkung von Frostschutzmitteln besteht in der
Hauptsache in der Herabsetzung des Gefrierpunktes
des Wassers, sowie in einer Beschleunigung des Ab-
bindens des Zements und der Erhärtung des Betons.
Aber es ist grundsätzlich zu beachten, daß jeder Ze-
ment wieder ein anderes Verhalten zeigt und daß es
somit notwendig ist, immer rechtzeitig vorher eigene
V e r s u c h e durchzuführen, um die Eignung des betr.
Frostschutzmittels festzustellen. Die meisten einschlä-
gigen Erzeugnisse enthalten Chlorcalcium (CaCI 2 ), ein
stark Wasser anziehendes Salz, das an der Luft rasch
zerfließt, dasselbe wird in der Praxis viel verwendet
und hat sich auch gut bewährt, nur ist vor einer zu
reichlichen Zugabe zu warnen, mit 1—2°/o des Ze-
mentgewichtes im Anmachewasser ist schon eine aus-
reichende Wirkung zu erzielen.
Vielfach ist die Meinung vertreten, daß bei Stahl-
betonbauten der Zusatz von Frostschutzmitteln ein
Rosten der Stahleinlagen hervorrufe, auch der Deut-
102 Baustellenprüfung und Verarbeitung des Betons
sehe Beton-Verein und die Deutsche Reichsbahn haben
sich auf Griind von Versuchen von Haegermann ge-
gen die Verwendung solcher Zusätze bei Stahlbeton
ausgesprochen*), jedoch erscheint es viel wichtiger,
vor allem für die satte Ummörtelung der Stahleinr
lagen und überhaupt für einen d i c h t e n B e t o n zu
sorgen.
Ferner ist zu erwägen, die Eigenwärme des Betons
dadurch zu erhöhen, daß man die Zementmenge etwas
erhöht, oder (mit Vorsicht) einen schnellbindenden
bzw. einen Zement verwendet, der wie der allerdings
teure und schwer erhältliche Tonerdezement beim Ab-
binden bekanntlich erhebliche Wärmegrade (in der-
artigem Beton wurden schon bis 45° C gemessen) ent-
wickelt und so der äußeren Kälte einen inneren wirk-
samen Wärmespeicher entgegensetzt.
6. S o n s t i g e M a ß n a h m e n
Auf alle Fälle ist sowohl bei Temperaturen «von
- f - 5 ° C an abwä.ts als namentlich bei Frost die A u s -
s c h a l u n g s f r i s t zu verlängern. Gegenüber den üb-
lichen und sonst vorgeschriebenen Zeiten sollten für
jeden Frosttag 2 Tage zugegeben werden.
Ein sicheres Urteil hierüber erhält man durch gleich-
zeitige Herstellung und gleichartige Lagerung von
Probewürfeln oder Probebalken, bei denen, ganz ab-
gesehen vom Zerdrücken derselben, schon das ein-
fache Zerschlagen genügenden Einblick in den statt-
gehabten Erhärtungsvorgang vermittelt.
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60
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20
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Alter des Betons.
A b b . 28. Verzögerung der Erhärtung des Betons bei niederen W ä r m e -
graden nach M c . Daniel. ( A u s : K l e i n l o g e l , Einflüsse auf Beton, 4 . Aufl.,
Berlin 1941, 5 . Aufl., Berlin 1950, V e r l a g W i l h e l m Ernst & Sohn.)
b) B i e g e d r u c k f e s t i g k e i t
Der Nachweis der Biegedruckfestigkeit, welche frü-
her mittels bewehrter Probebalken (Emperger'scher
H u m m e l - C h a r i s i u s , „ B a u s t o f f p r ü f u n g e n " . Berlin 1947, S. 1 4 5 f f .
Verlagsgesellschaft m. b. H . Max Lip'fert. (2. Aufl., Berlin 1949.)
2
) H u m m e l , „ D a s Beton-ABC". 10. Aufl., Berlin 1948, S. 8 9 f f . Ver-
lag Wilhelm Ernst & Sohn.
3
) V e r l a g G e b r ü d e r Jänecke, Abt. Buchverlag, Hannover. 1948.
112 Baustellenprüfung und Verarbeitung des Betons
Kontrollbalken) von 2,20 m Länge, 7 cm Breite und
10 cm Höhe festgestellt wufde, wird in den „Best."
heute nicht mehr verlangt. Auf Grund von mehr als
1000 durchgeführten Versuchen des D. A. f. St. in Be-
zug auf das Verhältnis Biegedruckfestigkeit: Würfel-
druckfestigkeit kann im allgemeinen als feststehend
angesehen werden, daß die Biegedruckfestigkeit etwa
1,4 mal größer ist als die Würfeldruckfestigkeit 1 ). Al-
lerdings nähern sich diese Verhältniswerte, je größer
die Druckfestigkeit des Betons ist, und können bei
höchstwertigem Beton nahezu gleich werden.
c) P r ü f u n g auf B i e g e z u g f e s t i g k e i t
Die Einzelheiten der Prüfung auf Biegezugfestigkeit
sind in den „Best." D §§ 9—13 niedergelegt. Zur
Verwendung gelangen unbewehrte Rechteckbalkeji
von 70 cm Länge, 15 cm Breite und 10 cm Höhe, oder
Prismen 56 x 10 x 10 cm, wobei für jede Altersklasse
mindestens 3 Balken anzufertigen sind. Bei der Her-
stellung der Balken in dichten, gut versteiften Stahl-
oder Holzformen aus gehobelten Brettern ist zu unter-
scheiden zwischen solchen
a) aus steifem Beton,
b) aus weichem bis flüssigem Beton.
Wichtig ist auch, daß jede Form für sich auf eine
ebene, unnachgiebige Unterlage aufgestellt wird und
daß Holzformen vor der Verwendung mindestens
1 Tag lang naß gelagert und ebenso wie die Stahl-
formen vor dem Füllen leicht geölt werden,
a) B a l k e n a u s s t e i f e m B e t o n :
Der Beton wird in einer Schicht von 12 bis 13 cm
Höhe in die mit Aufsatzrahmen versehene Form ein-
gebracht und zunächst geebnet, wobei mit Kelle oder
Spachtel längs der Formwandung heruntergestoßen
wird, um Hohlräume und Fehlkanten zu vermeiden.
Die Verdichtung des Betons erfolgt mittels Normal-
1
) S a l i g e r , „Grundsätzliche F e s t i g k e i t s f r a g e n des S t a h l b e t o n s " . B. u.
St. 1944, H . 17/18, S. 9 7 f f .
Kontrolle der Festigkeitsentwicklung des Betons 113
Stampfer von 12 kg Gewicht und 12 x l 2 c m Grund-
fläche, wie diese auch bei der Herstellung der Prüf-
würfel angewendet werden. Der Beton ist in der in
Abb. 31 angegebenen Reihenfolge zu stampfen, d. h.
die Stampfstellen erhalten nacheinander zunächst je
einen Schlag, wobei der Stampfer 15 cm frei herab-
fallen soll. Dieser Vorgang ist sechsmal zu wieder-
holen, so daß jede Stampfstelle 6 Schläge und der
ganze Balken insgesamt 84 Schläge erhält. („Best."
D § 11).
Nach dem Stampfen wird der Aufsatzrahmen ent-
fernt, der überstehende Beton beseitigt und die Ober-
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Abb. 31. Herstellung der Probebalken.
d) F e s t i g k e i t s p r ü f u n g aji a u s g e s t e m m t e n
und a u s g e b o h r t e n P r ü f k ö r p e r n
Die Nachprüfung der Bauwerksfestigkeit an Prüf-
körpern wie Würfeln, Zylindern und dgl., die durch
Ausstemmen oder Ausbohren aus dem fertigen Bau-
werk entnommen werden, ist nur bei großen Bauwer-
ken üblich. Da aber das innere Gefüge leicht durch
stärkere Stemmschläge zerstört werden kann, ist hier
mit besonderer Sorgfalt vorzugehen. Aus diesem
Grunde empfiehlt es sich, auch erst aus einem größe-
ren ausgestemmten Stück mittels Steinsäge einen
kleinen Würfel auszuschneiden, der dann zur Druck-
prüfung verwendet wird. Die Druckflächen müssen
durchaus eben und parallel sein, andernfalls ist erst
eine entsprechende Abgleichung mit hochwertigem
Zement vorzunehmen.
Ein weiteres Verfahren zur Ermittlung der Beton-
drucktestigkeit am fertigen Bauwerk, das namentlich
im Betonstraßenbau Anwendung findet, ist die Ent-
nahme zylinderförmiger Betonkerne aus der Beton-
straßendecke mittels einer geeigneten Bohrmaschine
und anschließender Prüfung unter einer Druckpresse.
Gegenüber dem Herausstemmen hat dieses Verfahren
den Vorteil, daß das Gefüge des Betons weitgehend
erhalten bleibt und kaum nennenswert gestört wird.
Ihre Begrenzung finden jedoch beide genannten Ver-
fahren dann, wenn es sich um mehr oder weniger stark
b e w e h r t e Bauteile handelt, bei denen sich solche Ein-
griffe praktisch von selbst verbieten.
! ) a . a . O . , S . 130.
2) H u m m e l , „Das Beton-ABC". 10. Aufl.. Berlin 1948, S . 13. Ver-
lag W i l h e l m Ernst & Sphn.
8*
116 Baustellenprüfung Und Verarbeitung des Betons
e) Z e r s t ö r u n g s f r e i e P r ü f u n g v o n B e t o n
im f e r t i g e n B a u w e r k
Der praktisch tätige Unternelvner, der für die Aus-
führung verantwortliche Polier und
der bauleitende Ingenieur wollen
vor allem wissen, ob die getroffe-
nen Maßnahmen für die Mischung,
Herstellung und Nachbehandlung
des Betons auch zu d e m Erfolg ge-
führt haben, daß der Beton minde-
stens die vorgeschriebene Festig-
keit erlangt hat. In den voran-
gehenden Abschnitten sind die bis-
her ' üblichen Verfahren (Würfel-
probe, Kontrollbalken und dgl.) er-
örtert worden, seit neuerer Zeit
sind aber Verfahren bekannt und
in die Praxis mit gutem Erfolg ein-
geführt worden, die gestatten, d e n
f e r t i g e n B e t o n im B a u w e r k
s e l b s t auf s e i n e F e s t i g k e i t zu
p r ü f e n 1 ) . Es handelt sich dabei
um folgende Geräte:
1. D e r F e d e r h a m m e r n a c h
Gaede2).
Die in Abb. 32 wiedergegebene
sinnreiche Vorrichtung ermöglicht
es, einen mit einer gleichbleibenden
Federkraft ausgeübten S c h l a g auf
die zu prüfende Betonfläche auszu-
üben. Dadurch wird dort eine etwa
kreisrunde Vertiefung, eine sog.
... „ _F e d.e r h. a m m e r D e l l e ,' erzeugt,
Abb. 32. ,v '
aus , deren
.. .
Durch-
,
c D
nach Gaede. messer auf die zugehörige Beton-
1
) K l e i n l o g e l , Z e r s t ö r u n g s f r e i e P r ü f u n g von Beton im f e r t i g e n Bau-
w e r k . Betonstein-Zeitung 1949, H . 2, S. 17 f f .
2
) O a e d e , Ein neues V e r f a h r e n zur F e s t i g k e i t s p r ü f u n g des Betons im
Bauwerk. Der Bauingenieur 1934, S. 356 f f . — Ders., Die P r ü f u n g der
Kontrolle der Festigkeitsentwicklung des Betons 117
festigkeit geschlossen wird. Auf Grund vieler Versuche
hat Qaede (T. H. Hannover) eine empirische Formel
entwickelt, die lautet
... 6,fi0
Wkg/cm*
(l — ]/\ — (d: D)2)1.5 '
f) P r o b e b e l a s t u n g e n
Probebelastungen nach der Ausführung stellen
selbstverständlich ebenfalls eine Güteprüfung sowohl
für den Beton als auch für die gesamte Bauausführung
dar. Sie sind bei Brückenbauten zwar allgemein üb-
lich, bei Hochbauten dagegen sollen sie jedoch nur
auf den unbedingt nötigen Umfang beschränkt blei-
ben, da sie einem Stahlbetonbauwerk wegen einer
leicht eintretenden Oberbeanspruchung des Materials
nicht gerade zum Vorteil gereichen und den wirklichen
Sicherheitsgrad doch nicht zeigen. Der Zeitpunkt der
Probebelastung darf auf alle Fälle nicht zu früh ge-
wählt werden, sonst sind Schäden wie Zugrisse oder
auch nur Haarrisse unvermeidlich. Im einzelnen schrei-
ben die „Best." zur Durchführung solcher Probebe-
lastungen im Abschnitt A § 7 folgendes vor:
1. Probebelästungen sollen auf das unbedingt Notwendige
beschränkt werden. Sie sind bei Hochbauten nicht vor
4 5 t ä g i g e r Erhärtung des Betons vorzunehmen. Hierbei
ist darauf zu achten, daß bei balkenartigen Tragwerken
keine in der Festigkeitsberechnung nicht vorgesehene
Einspannung oder Qewölbewirkung eintritt. In beson-
deren Fällen empfiehlt es sich, einzelne Bauteile durch
13. Prüfkisten
Der Deutsche Beton-Verein hat auf Grund vor-
liegender günstiger Erfahrungen und zwecks Erleich-
terung der vorgeschriebenen Baustellenprüfungen des
Zements, der Zuschlagstoffe und des Betons die schon
1937 herausgegebenen und bisher in Gebrauch gewe-
senen P r ü f k i s t e n wieder herstellen lassen, in denen
die benötigten Geräte in guter Beschaffenheit trans-
portfest verpackt sind 2 ). Zu einem Satz gehören die
folgenden Geräte:
für die Z e m e n t p r ü f u n g — : Geräte für den Kochversuch
und für den einfachen Erstarrungsversuch,
für die Z u s c h l a g p r ü f u n g — : Geräte für den Siebversuch,
für die B e t o n p r ü f u n g : Rütteltisch, Setztrichter, W a a g e
und W ü r f e l f o r m e n .
J
) R ö t s c h e r u. J a s c h k e , Dehnungsmessungen und ihre Auswertungen.
Berlin 1939. Springer-Verlag.
2
) Rundschreiben N r . 2/1949 des Deutschen Beton-Vereins vom 15. 5. 1949.
124 Baustellenprüfung und Verarbeitung des Betons
14. Bautagebuch
Nach den Bestimmungen des Deutschen Ausschus-
ses für Stahlbeton, Teil A § 4, muß der verantwort-
liche Bauleiter oder sein Vertreter auf der Baustelle
ein Tagebuch führen, in welchem alle wichtigen Vor-
fälle und der ganze Ablauf der Ausführung enthalten
sein müssen. Insbesondere müssen hieraus die Zeit-
abschnitte nachgewiesen werden, innerhalb deren die
einzelnen Arbeiten erfolgten. Die Schalungsfristen und
das Ausschalen (A § 13) sind besonders zu vermer-
ken und die etwaigen Frosttage mit Angabe der Tem-
peratur dürfen ebenfalls nicht fehlen. Überhaupt sind
jeden Tag Eintragungen über die Witterungsverhält-
nisse zu machen. Selbstverständlich müssen in dem
Bautagebuch auch die Ergebnisse der Baustoffunter-
suchungen und der Kontrollversuche mit Betonwür-
feln oder -Balken, am besten in Tabellenform, ent-
halten sein. Der Inhalt eines Bautagebuches dient
namentlich bei Streitfällen oder bei Bauunfällen als
wichtige Unterlage, wie überhaupt alle irgendwie be-
merkenswerten Vorkommnisse bei der Ausführung
eines Bauwerks zu verzeichnen sind.
Das Tagebuch muß den Aufsichtsbeamten auf Ver-
langen vorgelegt werden.
15. Bauunfälle
In der „Vorbemerkung" zu DIN 1045 — Bestimmungen
für die Ausführung von Bauwerken aus Stahlbeton — heißt
es ausdrücklich:
„Entwurf und Ausführung von Stahlbetonbauten for-
dern eine gründliche Kenntnis und Erfahrung in dieser
Bauart."
Dasselbe gilt natürlich ebenso für reine Betonbauten.
Aber wie sieht es in der Praxis aus? — Im „Handbuch für
E i s e n b e t o n b a u " 4 . Aufl., Band II füllen die Berichte über
Bauunfälle aller Art weit über 100 Seiten und die bevor-
stehende Neubearbeitung dieses Kapitels wird manche Er-
V e r l a g Wilhelm Ernst & Sohn. Berlin.
Bauunfälle 125
eignisse aus der neueren Zeit bringen. In den meisten
Fällen handelt es sich um Verstöße gegen die klaren
amtlichen Bestimmungen, also um eine u n s a c h g e m ä ß e
A u s f ü h r u n g , sowie namentlich auch um m a n g e l h a f t e
Kenntnis der B a u s t o f f e oder deren u n s a c h g e m ä ß e
Verarbeitung.
Wenn die Gesetze und Erfahrungen, die sich aus Ver-
such und Praxis hinsichtlich Kornzusammensetzung und
Wasser-Zement-Wert, hinsichtlich Einfluß von Hitze und
Kälte, sowie bezüglich der Nachbehandlung des Betons
ergeben haben, nicht beachtet werden, wenn es versäumt
wird, die vorherige r e c h t z e i t i g e Prüfung der Baustoffe
vorzunehmen und wenn alles, wie man es leider da und
dort feststellen muß, einfach in den Wind geschlagen wird,
so darf man sich nicht wundern, wenn es schief geht.
Der frühere Deutsche Ausschuß für Eisenbeton hatte län-
gere Zeit eine Unfallstatistik geführt und hat dadurch viel
dazu beigetragen, die wahren Ursachen eingetretener Bau-
unfälle, abseits von Propaganda und Selbstzweck, aufzu-
decken. Diese Statistik konnte später erfreulicherweise
aufgegeben werden, weil sich die segensreiche Wirkung
des Deutschen Beton-Vereins im Sinne einer deutlichen
Verminderung unliebsamer Vorkommnisse immer mehr
durchsetzte. In n e u e r e r Z e i t a b e r hat der verlorene
letzte Krieg auch im Bauwesen seine Spuren hinterlassen,
indem da und dort versucht wird, die amtlichen Bestim-
mungen zu umgehen oder eigenmächtig auszulegen, indem
nicht einwandfreie Baustoffe verarbeitet werden mit der
Entschuldigung, daß man eben nichts anderes bekommen
konnte und ähnliches mehr. Umso notwendiger ist eine
scharfe B a u k o n t r o l l e 1 ) , und der Deutsche Beton-Ver-
ein hat sich neuerdings wieder ein besonderes Verdienst
um die Beton- und Stahlbetonbauweise dadurch erworben,
daß er einerseits eine neue (8.) Auflage seiner „Leitsätze
für die Bauüberwachung im Beton- und Stahlbetonbau"
herausgegeben h a t 2 ) und andererseits, wie schon vor dem
Kriege, auch jetzt wieder weitere besondere Baustellen-
Ingenieure, sog. B a u b e r a t e r , eingesetzt hat, die den
Mitgliedern des Vereins kostenlos zur Verfügung stehen
und die Aufgabe haben, die Poliere und bauleitenden In-
Technik
SAMMLUNG GÖSCHEN
Analysis
Elemente der von X. Knopp.
Funktionentheorie 3. Aufl. Mit 23 Fig. 144 S. 1949. 1109
Geometrie
Darstellende Geometrie von R. Tiaussner.
1. Teil: Elemente, ebenflächige Gebilde
6., unveränderte Auflage.
Mit 110 Fig. 207 S. 1947. 142
2. Teil: Perspektive ebener Gebilde,
Kegelschnitte. J., unveränderte Aufl.
Mit 88 Fig. 168 S. 1947. 143
3
^Mathematik
Angewandte Mathematik
Vermessungskunde von P. Werkmeister.
I. Stüdemessung und Nivellieren
9. A u f l . Mit 145 Figuren. 172 S. 1949. 468
II. Messung von Horizontalwinkeln.
Festlegung von Punkten im Koordinaten-
system. Absteckungen.
7. A u f l . Mit 63 Fig. 151 S. 1949. 469
III. Trigonometrische und barometrische
Höhenmessung. Tachymetrie und Topo-
graphie. 6. A u f l . Mit 64 Fig. 147 S. 1951.
In Vorbereitung. 862
4
Physik / Chemie
Geschichte
Geschichte der von J. €. llo\man.
Mathematik I: Von den Anfängen bis zum Auftreten
von Format und Descartes.
192 S. 1951. In Vorbereitung. 236
Physik
Physikalische Formel- von Q. Mahler.
sammlung 8., verbess. Aufl. 153 S. 1950. 136
Chemie
Allgemeine und anorganische Chemie
Geschichte der Chemie Bd. I: Vom Altertum bis zur Entdeckung
des Sauerstoffs von Q. Lodkemann.
Mit 8 Abb. 143 S. 1950. 261
Chemie
Organische Chemie
Organische Chemie von ~W. Scblenk.
5. A u f l . Mit 17 Fig. 239 S. 1949. 38
Experimentelle Chemie
Analytische Chemie von J. Hoppe. I : Reaktionen.
5., verbesserte A u f l . 135S. 1950. 247
Elektrochemie
Elektrochemie und ihre von A. Dossier. Bd. I :
physikalisch-chemischen Mit 21 Abb. 149 S. 1950. 252
Grundlagen Bd. II: Mit 17 Abb. 178S. 1950. 253
Naturwissenschaften
Biologie
Hormone von Q. Koller. 2. Aufl. Mit 60 Abb. und
19Tab. 187S. 1949. 1141
Geschlecht und Ge- von Tri. yiartmann. 2. Anfl.
schlechtsbestimmung im Mit 62 Abb. 155 S. 1951. In Vorbereitung. 1127
Tier- und Pflanzenreich
"Fortpflanzung im von J. Jämmerling. 2., ergänzte Aufl.
Tier- und Pflanzenreich M i t l O l A b b . 135 S. 1951. 1138
Grundriß der all- von "W. Sânoartz. Band I.
gemeinen Mikrobiologie Mit 17 Abb. 104 S. 1949. 1155
Band II. Mit 12 Abb. 93 S. 1949. 1157
Symbiose der Tiere mit von P.Hudmer. 2., verb. und vermehrte
pflanzlichen Mikro- Auflage. Mit 121 Abb. 130 S. 1949. 1128
Organismen
Botanik
Entwicklungsgeschichte von Jf.Jieil. 2. Aufl.
des Pflanzenreiches M i t 9 4 A b b . und 1 Tab. 138S. 1950. 1137
Morphologie der von £. Qeitler.
Pflanzen 3. Aufl. 1951. In Vorbereitung. 141
7
Naturwissensdbaften
Zoologie
G e o l o g i e - M i n e r a l o g i e - Kristallographie
II: Bewässerung, ü d l a n d k u l t u r , U m l e g u n g .
4., neubearb. A u f l . 150 S. 1948. 692
Ingenieurwissenschaften
Allgemeines
9
Jncjenieurwissensdbaften
Maschinenbau
Die Maschinenelemente von £. vom Ende. 2., verbesserte Aufl.
Mit 175 Fig. und 12 Taf. 159 S. 1950. 3
Das Maschinenzeichnen von "W. 7od>termann.
mit Einführung in das I : Das Masdiinenzeidinen.
Konstruieren 4. Aufl. Mit 77 Tafeln. 156 S. 1950. 589
II: Ausgeführte Konstruktionsbeispiele.
4. Aufl. Mit 58 Tafeln. 130 S. 1950. 590
Die Dampfkessel und in Theorie. Konstruktion und Berechnung.
Feuerungen einschließ- von 'IC. Marcará, neubearb. von X. Bedfe.
lich Hilfseinrichtungen I: Die theoretischen Grundlagen.
Wärme, Verbrennung, Wärmeübertragung.
Mit 42 Abb. und 16 Tab. 150 S. 1951.
In Vorbereitung. 9
II: Dampfkessel.
Mit 53 Abb. und mehreren Tab.
2. Aufl. 138 S. 1951. In Vorbereitung. 521
Gießereitechnik vonH.Jungblutb. I . T e i l : Eisengießerei.
Mit zahlreichen Abb. 136 S. 1951.
In Vorbereitung. 1159
Autogenes Schweißen von 7t. bliese. 5. Aufl., neubearb. von
und Schneiden J . Küdbler. Mit 71 Fig. 136 S. 1951.
In Vorbereitung. 499
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Jntjenieurwissensdbaften
Elektrotechnik
Die Gleichstrom- von X. Tlutnburg. I: Durchgesehener
maschine Neudruck. Mit 59 Abb. 102 S. 1949. 257
II: Durchgesehener Neudruck.
Mit 38 Abb. 98S. 1949. 881
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Jedbnoìogie
Wasserbau
Verkehrswasserbau von 71. D e b n e r t .
I : Eniwurfsgrundlagen. Flußregelungen
Mit 52 T e x t a b b . 102 S . 1950. 585
11: Flußkanalisierungen und Sdiiffahrts-
kanäle. Mit 60 T e x t a b b . 92 S . 1950. 597
III. Schleusen und Hebewerke.
M i t 70 T e x t a b b . 98 S . 1950. 1152
Technologie
Warenkunde von K. "Massak und £ Beutel.
Bd. I : Anorganisdie W a r e n sowie Kohle
und Erdöl. M i t 19 Fig. 116 S . 1947. 222
Bd. I I : Organische W a r e n .
Mit 32 Fig. 143 S . 1949 . 223
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