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Viel fahren –
wenig tanken
Sparen ohne Verzicht. Die kleinen Oberklassediesel von Mercedes und Audi machen
es möglich. Der neue, 177 PS starke BMW 520d soll das sogar noch besser können
www.autostrassenverkehr.de
Fotos: Lindloff
G ehören Sie auch zu denjenigen, die mit guten Vor-
sätzen in das neue Jahr gestartet sind? Vielleicht
möchten Sie sich die über die Festtage angefutterten
Pfunde wieder abtrainieren? Abnehmen heißt Verzicht.
Verzicht auf all die süßen und leckeren Speisen, die ger-
ne auf den Hüften kleben bleiben – Kaloriensparen ist
oberstes Gebot. Das fällt den meisten schwer. Da haben
es die Fahrer von Oberklasse-Mobilen besser: Wer hier
Sprit sparen, aber nicht abnehmen möchte, muss weder
auf Leistung noch auf Luxus verzichten. Besonders
BMW verspricht mit dem neuen Basisdiesel 520d ausrei-
chend Leistung bei minimalem Verbrauch. Der Vierzy-
linder mit seinen 177 PS leistet nun genauso viel wie sein
Vorgänger 525d, soll dabei aber nur 5,1 Liter Diesel im
Durchschnitt verbrauchen. Und das sind volle 2,7 Liter
weniger als beim Sechszylinder-525er. Klingt so unglaub
lich wie eine erfolgreiche Pralinen-Diät gegen die Fest-
tagspfunde. Grund genug, dem BMW in bester Gesell-
schaft von Audi A6 2.7 TDI und Mercedes E 220 CDI auf
den Zahn zu fühlen.
Das heißt natürlich zuerst: Was leistet der neue Vier
zylinder von BMW? Hat man die kleine Anfahrschwäche
unterhalb von 1500 Umdrehungen überwunden, zeigt
er sich von seiner besten, nämlich unauffälligen Seite.
Nur auf den ersten Metern verrät sich der Diesel durch
leichtes Nageln. Ist die Betriebstemperatur erreicht,
knurrt der Vierzylinder erst oberhalb von 3500 Umdre-
hungen etwas rauer, aber nie unangenehm. Eine ähnliche
Geräuschkulisse bietet der Mercedes-Diesel. Keine große
Überraschung, handelt es sich hierbei doch ebenfalls um
einen Vierzylinder.
Besser, weil noch leiser, kann es der A6. Warum der
Audi hier mit einem Sechszylinder antritt? Ganz einfach,
weil es den bekannten Zweiliter-Vierzylinder-TDI im A6
nur mit 140 PS gibt. Wer jetzt aber glaubt, dass zwei zu-
sätzliche Zylinder und der wesentlich größere Hubraum
den Vergleich schon gewonnen haben, der sollte einen
Blick auf die technischen Daten werfen: Nur drei PS mehr
als der BMW und 20 Newtonmeter weniger Drehmo-
ment als der Mercedes rücken das Bild wieder gerade.
Damit dürfte zugleich die Frage beantwortet sein, ob
der momentan kleinste Diesel von BMW ausreicht. Er
reicht. Und wie! Im Sprint bleibt er dem Audi – auch
dank präziser Schaltung, geringeren Gewichts und guter
Traktion – dicht auf den Fersen. Der Mercedes verliert
Reine Formsache hier den Anschluss, da er nach jedem Schaltvorgang erst
Ob spacig mit Klarglas-Rückleuchten
wieder kurz Luft holen muss, um dann weiterzumar-
wie beim BMW, klassisch wie beim
schieren. Anders der A6: Vom ersten Meter an zieht der
Mercedes oder wuchtig wie beim A6 –
alles bleibt eine Frage des Geschmacks Sechszylinder die über 1,7 Tonnen nach vorn, als wäre es
ein Papierschiffchen. Einziges Problem sind die durch- ▶
Innenhöhe v/h 1010/965 mm für kurze Reisen oder Kinder als Passagiere. Komforta-
Innenbreite v/h 1500/1495 mm
Länge der Sitzfläche
bel ist die in die Fondbank integrierte Mittelarmlehne mit
v/h 540/515 mm 770 mm einem großen Fach und zwei Cupholdern. Der Längste
700 mm
in diesem Vergleich, der A6, bietet dem BMW hier aber
1468 mm
ordentlich Paroli. In der zweiten Reihe – vergleichbar
520 mm
großzügig geschnitten – kann er zudem mit dem größten
Kofferraumvolumen glänzen. Mit 546 Litern schluckt er
BMW 2888 mm sechs Liter mehr als der Mercedes und 26 Liter mehr als
4841 mm
der BMW. Aufpreispflichtig, aber empfehlenswert ist
Nm kW
bei allen dreien die umlegbare Rücksitzbank, die das
450 120
Gepäckabteil wesentlich variabler macht. Aber es ist
375 100
nicht nur das Platzangebot, das im Fünfer positiv über-
300 80
rascht. Auf poltrigen Straßen bleibt seine Karosse am ru-
225 60
higsten. Der sonst in Sachen Verarbeitungsqualität so viel
150 40
gelobte Audi knistert dagegen aus allen Ecken. Beson-
75 20
ders die 575 Euro teuren Dekorelemente aus Nussbaum-
0
1000 2000 3000 4000 5000
0
wurzelholz in den Türen knarzen merklich.
Drehzahl U/min
Überraschend auch, dass der Audi trotz seines leisen
Leistung Drehmoment
kW Nm Triebwerks bei 100 km/h zwei Dezibel lauter ist als
Sportskanone Der 520d mag Drehzahlen – im Extremfall bis zu 5200 in der Minute.
Mercedes und BMW. Schuld daran sind die höheren
Im unteren Bereich offenbart er eine leichte Anfahrschwäche, die aber schnell überwunden ist Windgeräusche. Leichtes Poltern ist im Mercedes zu ver-
nehmen, wenn er auf schlechten Straßen schnell aufein-
anderfolgende Schlaglöcher verarbeiten muss. Hier
Innenhöhe v/h 1000/950 mm scheint die Federung etwas überfordert und kommt mit
Innenbreite v/h 1455/1440 mm dem Ausfedern nicht mehr nach. Auf solch schlechten
Länge der Sitzfläche
v/h 500/480 mm 790 mm Strecken gerät aber auch der Audi mit seiner optionalen
660 mm Luftfederung für 1950 Euro an seine Grenzen. Im Kom-
1483 mm
fort-Modus schlägt er sich noch ganz passabel und ist
465 mm
dabei auf einem Level mit der E-Klasse. Die Dynamic-
Stellung ist eher was für Masochisten und nur für topf
Mercedes 2854 mm ebene Pisten geeignet. Einen Tick besser und mit dem
4856 mm
gelungensten Kompromiss zwischen Komfort und Sport-
Nm kW
lichkeit rollt der BMW über die Marterstrecke. Sehr er-
450 120
freulich, wenn man bedenkt, dass der Fünfer mit Run-
375 100
Flat-Reifen ausgerüstet ist. Denn in der Vergangenheit
300 80
gaben diese beim Federungskomfort oft Anlass zur Kri-
225 60
tik wegen ihrer schlechten Eigendämpfung.
150 40
Alles in allem sind die Unterschiede gering. Fest steht:
75 20
Egal, ob A6 2.7 TDI, 520d oder 220 CDI – jeder erfüllt
0
1000 2000 3000 4000 5000
0
den Premiumanspruch. Und wer bei den Sonderausstat-
Drehzahl U/min
tungen nach Lust und Laune zuschlägt, erhält eine Luxus
Leistung
kW
Drehmoment
Nm limousine, aus der man gar nicht mehr aussteigen möchte.
Kraftprotz Besonders aus dem Drehzahlkeller spielt der 220 CDI sein Plus an Dreh
Ärgerlich ist nur die magere Grundausstattung. Ob Mittel-
moment aus, wie die guten Durchzugswerte belegen. Im oberen Bereich wird er etwas müde armlehne, umklappbare Rücksitzlehnen oder Isofix Kin-
dersitzhalterung – alles muss teuer bezahlt werden. Mit
einigen Extras muss man Preise von gut über 50 000 Euro
Innenhöhe v/h 980/950 mm verschmerzen können. Wer dazu in der Lage ist, wird sich
Innenbreite v/h 1530/1490 mm an einer Pralinen-Diät der besonderen Art erfreuen. Reich-
Länge der Sitzfläche
v/h 520/510 mm 790 mm lich Leistung und Luxus bei minimalem Verbrauch – da
660 mm
TESTERGEBNIS preis-leistungs-verhältnis
455 mm
Der Mercedes BMW vor
Audi 2843 mm leistet sich keine Audi und
4916 mm
Schwäche Mercedes
Nm kW
450 120
375 100
300 80
225 60
150 40
Der Mercedes ist in jeder Der Mercedes ist bei An
75 20
Disziplin vorn mit dabei schaffung und Unterhalt
0
1000 2000 3000 4000 5000
0
und sammelt so fleißig der Teuerste. Durch gerin
Drehzahl U/min seine Punkte. Der sparsame geren Verbrauch und damit
Leistung
kW
Drehmoment
Nm
BMW ist der Tipp für Viel günstigere Monatskosten
fahrer. Bei Audi sind wir gewinnt der BMW diese
Fotos: Lindloff
Flüsterdiesel Der 2,7-Liter-Sechszylinder im A6 ist ein Musterknabe an Laufkultur und eine bessere Verarbeitungs Wertung. Die PLIX-Besten
Ansprechverhalten. Nur der Durst – gut acht Liter – sollte gezügelt werden qualität gewohnt. liste auf Seite 48.
Anfällig
Die graue Innenausstattung
verschmutzt recht schnell.
Audi Durchreiche für 168 Euro
Mechanisch
Die Stoff-Sportsitze
(508 Euro) lassen sich nicht
elektrisch einstellen
Extra
Navigationsgerät mit MMI
(3065 Euro), Sportlenkrad
(330 Euro) und andere
Nettigkeiten treiben den
Fotos: Lindloff
Preis auf über 50 000 Euro
Feudal
Platz satt gibt es in der
zweiten Reihe. Praktisch ist
BMW die breite Mittelarmlehne
Sportlich
Die Sportsitze in Teilleder
bieten Komfort und Seiten-
halt. Kosten: 1360 Euro
Extravagant
Gewöhnungsbedürftig ist
der zweite Buckel über
dem Navi. Das beheizbare
Sportlenkrad (290 Euro)
liegt gut in den Händen
Vorbildlich
Stoßleisten ringsum besitzt
nur die E-Klasse
Rücksichtsvoll
Die hinteren Kopfstützen
lassen sich per Knopfdruck in
Mercedes der Hutablage versenken
Teuer
Über 2000 Euro kosten
die beheizbaren Komfort-
sitze mit Belüftung
Logisch
Alles an Bord und eine
Bedienung, die intuitiv
funktioniert. Aber: Komplett
ausgestattet, ist auch der
Preis absolute Oberklasse