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Bogoridi-Liven
Sacerdos in Æternum
1
2
Die Feindschaft zwischen der katholischen Kirche und der Freimaurerei ist kein Ge-
heimnis. Es ist ein Kampf um Sein oder Nichtsein! Gekämpft wird vorwiegend mit
geistigen Waffen. Was aber ist der Grund für den Gegensatz dieser beiden Kräfte? Wer
von den beiden ist der Stärkere, der Geschicktere? Wer von den beiden übt auf den
anderen den stärkeren Druck und den größeren Einfluß aus?
Der Freimaurerbruder Albert Buddecke schrieb in der «Allgemeinen Logenzeitung»
im April 1928: «Wer die Freimaurerei angreift, der muß wissen, daß er damit die Ethik
bekämpft, die wir verkörpern wollen, und daß er einer Kulturmacht den Krieg erklärt.
Auf den muß es aus der Freimaurerei von allen Seiten nur so nieder blitzen und hageln,
daß er die Waffen strecken muß und er vor der Öffentlichkeit als ein Unwürdiger und
Unsittlicher dasteht…» 1
Trifft diese Drohung auch zu, wenn nachprüfbare Tatsachen aufgezeigt werden?
Die Freimaurerei hat viele Gesichter. Hier soll nur ihr Kampf gegen die Kirche kurz
beleuchtet werden. Das gesamte Spektrum der freimaurerischen Machenschaften vor-
zustellen und alle Erfolge, die diese Gesellschaft bis jetzt, am Beginn des einundzwan-
zigsten Jahrhunderts, verbuchen kann, aufzuzählen, würde Bände füllen.
Revolutionen beginnen nicht erst, wenn Schüsse fallen und Blut fließt, sondern sie
haben in der Regel eine lange Vorgeschichte, eine Zeit geistiger Vorbereitung, und sie
wirken meistens hinein in die Zukunft.
Die Wegbereiter der Aufklärung, der Domäne der Freimaurerei, waren sich des revo-
lutionären Charakters ihres Handelns voll bewußt; um die Mitte des achtzehnten Jahr-
hunderts betrieben sie einen regelrechten Propagandafeldzug, der sich in erster Linie
gegen die katholische Kirche als Erzfeindin der Aufklärung richtete. Sprüche wie:
«Rottet sie aus, die Verruchte» (gemeint ist hier die Kirche) von Voltaire (1694-1778),
oder «Die Welt wird nicht eher glücklich, bis der letzte König mit den Gedärmen des
letzten Priesters erwürgt ist» von Diderot (1713-1784), lassen an Deutlichkeit nichts
zu wünschen übrig und offenbaren den Geist, von dem diese Leute beherrscht wurden,
dessen Werkzeug sie waren und dessen Willen sie dienten.
Wen wundert es da, daß Papst Klemens XII. (1730-1740) im Jahre 1737 in der Bulle
«In Eminenti» die verschwörerischen Umtriebe der 1717 offiziell gegründeten Frei-
maurerei verurteilte?
Am 28. April 1738 machte Papst Klemens XII. (1730-1740) der Christenheit die
Gründe bekannt, die ihn dazu geführt hatten, die Exkommunikation über die Freimau-
rer auszusprechen. Es sei Pflicht seines Amtes, danach zu trachten, „vor allem die Un-
versehrtheit des wahren Glaubens zu erhalten und alles anzuwenden, was dazu dienen
kann, den Irrtümern und Lastern den Zugang zu versperren, um in diesen schwierigen
4
sich ausschließlich auf das erstreckt, was Gott geoffenbart hat und was historisch tat-
sächlich geschehen ist (I Tim. 6:20-21). (…)
8. «Die Freimaurerei ist autonom, nicht theonom, das heißt, die Ethik der Freimaurer
wird nicht aus der Offenbarung abgeleitet, sondern ebenso wie das Heil evolutioni-
stisch, also allmählich, gnostisch, das heißt durch innere Erkenntnis, und schließlich
humanistisch, also vom Menschen gesetzt." 4
«Die Bulle „In Eminenti” Klemens’ XII. fand, wie alle anderen Verurteilungen der
Freimaurer auch, wenig Beachtung,» und es ist bekannt, daß zur Zeit der Französischen
Revolution Hunderte von Franzosen ihren priesterlichen Gelübden einen Maurer-Eid
hinzufügten. «Trotzdem verfolgte Rom die Aktivitäten der Freimaurer weiterhin sehr
genau. Von der allerersten Verurteilung Klemens’ XII. an gibt es keinen Papst bis hin
zu Pius XII. (1939 bis Oktober 1958) einschließlich, der die Verurteilung und Warnun-
gen seiner Vorgänger nicht aufrecht erhalten hätte.» 5
So erneuerte Papst Benedikt XIV. (1740-1758) 1751 die Verurteilungen seines Vor-
gängers Klemens XII. und begründete sie wiederum mit der Verschwörung der Logen
gegen die Kirche und die katholischen Fürsten.
Papst Pius VI. (1775-1799) warnte 1775 eindringlich vor den - so wörtlich - «Sekten
des Verderbens», «die sogar fertigbringen, in das Heiligtum einzudringen».
Papst Pius VII. (1800-1823) äußerte in einem gegen die Freimaurer gerichteten
Schreiben den Verdacht, «daß sie nicht nur die Throne, sondern auch die Religion um-
stürzen wollen, besonders die einzig wahre Religion Jesu Christi…»
Papst Leo XII. (1823-1829) ging 1826 in seinem apostolischen Brief «Qua graviora»
ausführlich auf die freimaurerische Verschwörung ein.
Papst Pius VIII. (1829-1830) prangerte 1829 mit folgenden Worten die freimaureri-
sche Unterminierung an: «Diese Menschen, die durch einen mystischen Schwur das
Geheimnis ihrer unerlaubten. Gesellschaften wahren und mit allen Mitteln verbergen,
was in ihren Versammlungen geschieht, sind dadurch höchst verdächtig jener Ver-
ruchtheit, die… sich gegen jede Autorität in der Heiligen Kirche und der bürgerlichen
Gesellschaft erhebt.»
Papst Pius IX. (1846-1878) demaskierte bei zahlreichen Gelegenheiten die freimau-
rerische Verschwörung und schrieb einmal: «Um leichter die reine, unveränderte Lehre
der katholischen Kirche zu verderben, um die anderen besser täuschen und sie in die
Fallstricke ihrer Irrlehren ziehen zu können, sparen die Feinde weder Manöver noch
Ränke, damit sogar der Apostolische Stuhl selbst auf irgendeine Weise als Komplize
und Beschützer ihres Wahnsinns erscheinen soll.»
Papst Leo XIII. (1878-1903) schrieb nicht nur eine ganze Enzyklika («Humanum ge-
nus») gegen die Freimaurerei, sondern stellte 1892 sogar fest, daß die Loge bereits in
die Geistlichkeit eingedrungen war.
Papst Pius X. (1903-1914) erklärte 1907 in der Enzyklika «Pascendi»: «Denn nicht
mehr von außen, sondern in ihrem Innern zetteln sie ihren Untergang an (gemeint ist
hier der katholische Klerus). Die Gefahr steckt heute schon fast in den Eingeweiden
5
und Blutgefäßen der Kirche.» Es war augenscheinlich geworden, daß in vielen Prie-
sterseminaren eine falsche Ausbildung im Sinne der Freimaurerei betrieben wurde.
Deshalb wurden unter dem Pontifikat Papst Pius’ X. Seminare vollständig geschlossen.
Dieses Reinigungsprogramm für die Seminare kam aber dann mit dem Tode Pius’ X.
1914 zum Stillstand.
Im 20. Jahrhundert gibt es keine großen Enzykliken gegen die Freimaurerei mehr.
Der französische Freimaurer Ramadier sagte auf dem Konvent von 1928 über Papst
Pius XI. (1922-1939) sogar «Der Papst hat keine Angst vor den freimaurerischen
Ideen, wenn er hoffen kann, sich diesen anzupassen». 6
Zurück zum 19. Jahrhundert. Auch Pius IX. (1846-1878) erkannte erst im Laufe sei-
nes Pontifikats die Gefahr, die von der Freimaurerei für die Kirche ausging. Zunächst
einmal aber zeigten die ersten Handlungen des neugewählten Papstes Pius IX. noch
seinen «liberalen Geist. Er führte im Kirchenstaat das konstitutionelle System ein und
ließ sich, berauscht vom Volksjubel, immer mehr Zugeständnisse abschmeicheln, bis
ihm bewußt wurde, was geplant war, nämlich die Vernichtung der Kirche. Er erkannte,
daß die Gefahr weit größer war, als von ihm angenommen, und anderswo sitzt, als
allgemein geglaubt wird, nämlich in der Kirche selbst! Pius IX. kam dahinter, daß er
in einer Trickgesellschaft lebte, in der nichts, was wahr aussieht, auch wahr ist!
Deshalb griff er die Verurteilungen seiner Vorgänger und die Warnungen Papst Leos
XII. (1823-1829) auf.» 7
Diese Warnungen wurden, wie schon gesagt, kaum beachtet, und die Freimaurer, die
Zeit und Geduld haben - Geduld ist bekanntlich eine Macht - konnten im Laufe von
150 Jahren ungeheure Fortschritte machen. Die Geheimdokumente der «Alta Venta»
der Carbonari, die Papst Gregor XVI. in die Hände gefallen waren, schienen in kirch-
lichen Kreisen vergessen. Die Carbonari waren ein italienischer Geheimbund, der enge
Beziehungen zu den Freimaurern unterhielt. Der Name - zu deutsch Köhler - leitet sich
ab von den schwarzen Mänteln, Masken und Hüten die die Mitglieder dieses Bundes
bei ihren Zusammenkünften trugen, und auf die von ihnen dem Köhlergewerbe ent-
lehnte Ausdrucksweise, mit der sich die Eingeweihten verständigten.
Die Geheimdokumente der Carbonari, die sich auf die Kirche beziehen, besagen u.a.:
«Die Arbeit, an die wir uns machen wollen, ist nicht das Werk eines Tages, noch eines
Monats, noch eines Jahres; sie kann mehrere Jahre dauern, vielleicht ein Jahrhundert,
aber in unseren Reihen fällt der Soldat und der Kampf geht weiter. Was wir verlangen,
was wir suchen müssen, wie die Juden den Messias erwarten, ist ein Papst nach unse-
ren Bedürfnissen!
Dieser Ruf wird unseren Doktrinen Zugang mitten hinein in den jungen Klerus und
in die Tiefen der Klöster verschaffen. In ein paar Jahren wird durch die Gewalt der
Tatsachen dieser junge Klerus alle Posten überschwemmt haben; er wird regieren, ver-
walten, richten, er wird den Rat des Souveräns bilden, er wird berufen werden, den
Papst zu wählen, der herrschen soll. Spannt eure Netze aus wie Simon Bar Jona, spannt
sie aus auf dem Boden der Sakristeien, der Seminare und Klöster, und wenn ihr nichts
6
überstürzt, versprechen wir euch einen wunderbareren Fischfang als der seine war.
Sorgt, daß der Klerus unter eurer Fahne marschiert und dabei immer noch glaubt, er
marschiere unter dem Banner der apostolischen Schlüssel.» 8
Die Taktik ist also, die Kirche dadurch zu vernichten, daß die Spitze ihrer Hierarchie
verdorben wird. Der Umsturz der Kirche und des Papsttums durch die Freimaurerei hat
ein großer Illuminat, der Exkanonikus Roca, in allen Einzelheiten bereits vor über hun-
dert Jahren beschrieben. Roca hat gelebt von 1830-1893. Er wurde 1858 zum Priester
geweiht. 1869 wurde er Ehrenkanonikus. Später exkommuniziert, predigte er die Re-
volution. «Er spricht von einer „Neuen Kirche”, die nichts mehr von der scholastischen
Lehre und von der Urform der früheren Kirche wird bewahren können, trotzdem aber
von Rom die Weihe und die katholische Jurisdiktion empfangen wird. Roca kündigt
auch die Liturgiereform an; er schreibt: „Gottesdienst, Liturgie, Zeremonial, Ritual,
wie die Vorschriften der römischen Kirche sie regeln, werden Umwandlungen durch-
machen und zwar”, das ist besonders aufschlußreich! „im Gefolge eines ökumenischen
Konzils”!» Und weiter heißt es: «„Das Papsttum wird fallen, es wird sterben unter dem
geheiligten Messer, das die Väter des Konzils schmieden werden…” Die neuen Prie-
ster, die auftreten werden, bezeichnet Roca als „Progressisten”, und er spricht von der
Abschaffung der Soutane, von der Priesterehe und all dem, was sich seit dem 2. Vati-
kanischen Konzil tatsächlich zugetragen hat.» 9
Zielsetzung und Vorgehensweise der Feinde der Kirche waren dem Klerus also recht-
zeitig und detailliert bekannt, hätten also abgeblockt werden können. Daß dies nicht
geschehen ist, beweist die Einfalt, Interesselosigkeit, Bequemlichkeit und Feigheit ei-
nes Großteils der Verantwortlichen. Großer geistiger Anstrengung jedenfalls hätte es
nicht bedurft, um die Gefahr zu erkennen, denn wie bereits gesagt hätten die zahlrei-
chen Verlautbarungen der Päpste gegen die Freimaurerei und den Liberalismus in ei-
nem Zeitraum von über zweihundert Jahren, Warnungen, die an Deutlichkeit und
Kampf geist nichts zu wünschen übrig ließen, hellhörig machen können und müssen!
Aber schon Papst Leo XII. (1823-1829) kommentiert: «Hätte es Gott gefallen, daß
jene, die damals an der Macht waren, diese Dekrete so zu schätzen gewußt hätten, wie
es das Heil der Religion und des Staates erforderte», und daß sie «ihre Macht ange-
wandt hätten, die Sekten, (er meinte damit die Freimaurer) deren Perfidie der Heilige
Apostolische Stuhl ihnen auf gedeckt hatte, zu bekämpfen und zu vernichten! Damals
hätten sie damit Erfolg gehabt…»
«Dies war nicht geschehen, und so wäre es im Jahre 1903 fast gelungen, daß ein in
die Geheimnisse der Hochgrade eingeweihter Kardinal Papst geworden wäre. Aus-
sichtsreichster Kandidat bei der Papstwahl im Konklave nach dem Tod Leos XIII. war
dessen Staatssekretär Kardinal Marianus Rampolla del Tindaro. Nachdem Rampolla
beim zweiten Wahlgang eine beträchtliche Anzahl von Stimmen auf sich vereint hatte,
legte beim dritten Wahlgang der polnische Primas und Kardinalmetropolit von Krakau,
Jan Puzyna, im Namen Kaiser Franz Josefs 1. (1830-1916) von Österreich-Ungarn ge-
gen die Wahl Rampollas zum Papst das Veto ein. Die österreichischen Kaiser hatten
7
bei Papstwahlen ein Mitspracherecht. In einem Vertrag zwischen Wien und dem Vati-
kan gab es eine Klausel, die eine Intervention kirchenrechtlich verbindlich machte.
Rampolla war, wie sich aus Dokumenten ergibt, die nach seinem Tod auf gefunden
wurden, Hochgradfreimaurer und sollte, neben anderem, eine Loge im Vatikan grün-
den, um so durch einen Umbruch die Kirche von innen her umwandeln zu können. Was
Kaiser Franz Josef dazu bewogen hat, gegen Rampolla die Exclusive auszusprechen,
ist nie eindeutig geklärt worden. Ob Franz Josef wußte, daß Rampolla Freimaurer war,
oder ob die Franzosenfreundlichkeit Rampollas den Ausschlag gegeben hat, bleibt of-
fen. Ob und inwieweit es Rampolla möglich war, den Auftrag, den er hatte, nämlich
eine Loge im Vatikan zu gründen, in Angriff zu nehmen, ist noch ungeklärt. Heute
jedenfalls sind die Schlüsselstellungen im Vatikan vielfach mit Brüder Maurern be-
setzt.» 10
Hier einige Beispiele:
«Franco Biffi (Rektor der päpstlichen Lateranuniversität), Alberto Bovone (Sekretär
der Glaubenskongregation), Giovanni Caprile S. J. (…) (langjähriger Direktor der of-
fiziösen Vatikanischen Jesuitenzeitung „Civilta Catholica”), Agostino Casaroli (ehe-
maliger vatikanischer Außenminister und Kardinalstaatssekretär), Virgilio Levi (lang-
jähriger Vizedirektor der offiziellen Vatikanischen Tageszeitung „L’Osservatore Ro-
mano”), Pasquale Macci (Sekretär Pauls VI.), Virgilio Noe (päpstlicher Zeremonien-
meister und Sekretär der Gottesdienstkongregation), Roberta Tucci (langjähriger Ge-
neraldirektor von Radio Vatikan), Jean Villot (Kardinalstaatssekretär, Vorgänger von
Casaroli), Annibale Bugnini (…) (er ist der Architekt der Neuen Meßordnung, des No-
vus Ordo Missae = NOM)» usw… 11
«Im Sommer 1976 wurde auf Betreiben von Erzbischof Marcel Lefebvre eine Liste
veröffentlicht, die im Vatikan von Hand zu Hand ging. Es war eine Aufstellung von
121 hohen kirchlichen Würdenträgern, von Kurienkardinälen, Erzbischöfen, Bischö-
fen, Prälaten und einigen Laien mit dem Datum ihres Eintritts in die Loge. Nur einer
dieser Logenbrüder reagierte in Form eines nicht-öffentlichen Dementis. Es war der
Kardinalstaatssekretär Jean Villot, bei dessen Tod sich aber herausstellte, daß er mit
diesem Widerruf die Unwahrheit gesagt hatte.
Im Vatikan selbst kam es nach dem Bekanntwerden der Liste zu einer sehr entlarven-
den Reaktion. Nicht etwa, daß die Kirchenfürsten im Interesse der Kirche und der rö-
mischen Kurie Strafantrag wegen Beleidigung oder Verleumdung gestellt hätten, son-
dern es wurde Jagd gemacht auf mögliche oder auch nur vermutete Informanten. Drei
der vermuteten sollen unter eigenartigen Umständen ums Leben gekommen sein, und
ein vierter soll anonyme Morddrohungen erhalten haben.» 12
Eigentlich hätte das den Großkommandeur der Freimaurer Mexikos, Carlos Vazquez
Rangel beruhigen können, denn Rangel war etwas besorgt, daß der mexikanische Bot-
schafter beim Heiligen Stuhl, der «ehrenhafte Streiter im Schottischen Ritus und aus-
gezeichnetste Freimaurer in den letzten Jahren» (so Rangel), der Logenbruder Enquez
8
Olivares Santana, in Rom auf gewisse Reaktionäre stoßen könnte. Es wurde Rangel
aber versichert, daß Olivares auf jeden Fall Maurer-Brüder finden würde, da «innerhalb
der acht Häuserblocks», aus denen der Vatikanstaat besteht, nicht weniger als vier Lo-
gen des Schottischen Ritus tätig sind. Viele der höchsten vatikanischen Würdenträger
sind Freimaurer. (Das war im Jahre 1992.)
Daß die Bemühungen dieser Kräfte nicht vergeblich waren, geht aus päpstlichen Ver-
lautbarungen und Aktionen seit Johannes XXIII. (1958-1963) klar hervor. Die Kirche
ist seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil nicht mehr die von vor diesem Konzil. Der
Einfluß hoher Kirchenfunktionäre, deren Logenzugehörigkeit durch die besagte Liste
belegt ist, macht sich bemerkbar. Vor allem die Erklärungen «Gaudium et spes» (=
«Freude und Hoffnung») und «Dignitatis humanae personae» («über die Religionsfrei-
heit») als Nährboden für den «Gebetstag der Weltreligionen» in Assisi vom 27. Okto-
ber 1986 und alle anderen an verschiedenen Orten nachfolgenden gleichwertigen in-
terreligiösen vielgötterkultischen Veranstaltungen lassen die Quellen, aus denen dieser
Verrat am Christentum gespeist wird, gewahr werden. So konnte auch ein Freimaurer
(Pocin) mit Recht sagen: «Der Progressismus des II. Vatikanischen Konzils ist ein le-
gitimes Kind der Freimaurerei.»
Die Verlautbarungen des Zweiten Vatikanischen Konzils leiteten einen neuen Ab-
schnitt in der Geschichte der Kirche ein, einen Abschnitt, der entgegen allen anderen
vorhergegangenen Kirchenversammlungen ein ganz anderes Bild ergibt. Johannes
XXIII. stellte nicht (!) die Verkündigung neuer Glaubenssätze zur Aufgabe, sondern
ein aggiornamento, eine Anpassung der Kirche an die bestehenden weltlichen Zustän-
de. Deutlich wird die veränderte Einstellung der Kirche zur Freimaurerei.
Daß dieses Vatikankonzil in ein Treffen und eine Umarmung mit den Freimaurern
mündete, wurde ganz offiziell und von höchster Stelle, nämlich von Papst Paul VI.
(1963-1978) selbst, in einem entlarvenden Passus seiner Schlußrede auf jener ökume-
nischen Versammlung bestätigt. «Die Kirche des Konzils» (gemeint ist das Zweite Va-
tikanische Konzil von 1962 bis 1965) (zu beachten ist der ausdrückliche Hinweis auf
das Konzil!) sagte Montini, «hat sich recht ausführlich nicht nur mit sich selbst und mit
der Beziehung beschäftigt, die sie mit Gott verbindet, sondern auch mit dem Menschen,
so wie er heute ist: ein lebendiger, ganz mit sich selbst beschäftigter Mensch, ein
Mensch, der sich nicht nur in den Mittelpunkt jedes Interesses rückt, sondern sich selbst
zum Prinzip jeglicher Vernunft und jeglicher Wirklichkeit zu erklären wagt… Die Re-
ligion des Gottes, der Mensch geworden, ist der Religion (denn um eine solche handelt
es sich) des Menschen begegnet, der sich zum Gott erhoben hat. Was ist geschehen?
Ein Zusammen stoß, ein Kampf, ein Anathem? Es hätte so sein können, aber es ist
nicht so gekommen. Die alte Geschichte vom barmherzigen Samariter ist das Para-
digma (griech.-lat., das Beispiel, Vorbild, Muster, Leitbild; Anm. d. Verf.) der Fröm-
migkeit des Konzils gewesen. Eine ungeheure Sympathie hat es ganz und gar er-
füllt.» 13
dere Erich Ludendorffs, in dessen Mittelpunkt das Buch «Vernichtung der Freimaure-
rei durch Enthüllung ihrer Geheimnisse» stand, sowie durch das Verbot der Freimau-
rerei im 3. Reich, das zum Teil auch eine Folge des Aufklärungskampfes gewesen ist,
haben die Freimaurerlogen mehr als zwei Drittel ihrer Mitglieder verloren. Danach
waren die Logen in Deutschland stark überaltert. (Zitat: Roland Bohlinger, Viöl)
17 vgl. Manfred Adler, a.a.O. S. 60 ff
11
völlig unzutreffenden Bemerkung vom Canossagang der autonomen und «ehrenwer-
ten» Maurerbrüder, den neuen Dialog um ein Haar vorschnell beendet, wenn das In-
teresse der Logenwelt an diesem Dialog nicht so außerordentlich groß gewesen wäre.
«Und so wurde, nach mehreren Aussprachen mit Pater Muckermann, der freimaure-
risch-jesuitische Dialog weiter fortgesetzt.»
Die Situation war sogar günstig, denn es wurde ein neuer gemeinsamer Feind ent-
deckt, der wie gerufen kam. Es war der in Deutschland aufkommende Nationalsozia-
lismus. Das hatte sogar Auswirkungen auf den freimaurerisch-jesuitischen Dialog in
Frankreich, der dort von einem Freimaurer-Fachmann aus dem Jesuitenorden kräftige
Impulse erhielt. Es war Pater Joseph Berteloot, und sein Gegenüber der Hochgradfrei-
maurer Albert Lantoine, Mitglied des Obersten Rates des Alten und Angenommenen
(A. und A.) Schottischen Ritus in Frankreich und dessen Historiker.
Dieser «brüderliche Dialog» hat es zuwege gebracht, sich den Gegner zum Freund zu
machen und ihn damit als Widersacher auszuschalten.
«Nach dem Tod Pius’ XI. im Jahre 1939 zum Beispiel widmete die Schweizer Groß-
loge Alpina diesem Papst einen bemerkenswerten Nachruf, in dem es unter anderem
heißt: „Unter dem Pontifikat Pius’ XI. ist ein starkes Abklingen des Geistes der Kul-
turkampfzeit eingetreten. Und darum senken wir heute in Ehrfurcht den Degen am
Sarge des Papstes…”.» 18
Mit diesem Dokument ist der Dialog nicht nur beachtlich erweitert, sondern auch auf
eine höhere Ebene gehoben worden. Freimaurerische Großlogen nehmen jetzt offiziell
den zunächst noch schriftlichen Dialog mit den Bischöfen des Landes auf und wenden
sich - wie im Falle des Nachrufs der Großloge «Alpina» - an die ganze katholische
Welt.
Unter dem Nachfolger Pius’ XI., dem Papst Pius XII., einem Mann mit großen Gei-
stesgaben, hatte die autonome Freimaurerei und ihre Dialogstrategie kaum eine
Chance. Neben Aussprachen, denen kaum eine Bedeutung beigemessen werden kann,
kam es allerdings im August 1948 auf Initiative österreichischer Freimaurer in Bad
Hofgastein zu einem Gipfelgespräch zwischen dem österreichischen Großmeister Se-
heichelbauer und dem Wiener Erzbischof Kardinal Innitzer. Infolge dieses Gesprächs
sind 1952 Kontakte zwischen der österreichischen Freimaurerei und der apostolischen
Nuntiatur in Wien zustande gekommen. Diese Annäherungsversuche wurden vom Va-
tikan sofort unterbunden(!), und im Jahre 1953 kam ein Buch von Großmeister Sehei-
chelbauer auf den Index der verbotenen Bücher. Auch wird von einer Bemühung be-
richtet, die von einem Herrn von Cles von der Botschaft in Rom im Jahre 1955 unter-
nommen worden sein soll. Das Pontifikat Pius’ XII. brachte den dialogfreudigen Brü-
dern in Kirche und Loge manche herben Enttäuschungen und Mißerfolge. Leider hatte
Papst Pius XII. während seines Pontifikats in der Kriegs- und Nachkriegszeit wenig
Gelegenheit zu Ansätzen, seine Stimme gegen die Freimaurerei zu erheben. Offizielle
Fortschritte auf dem Wege der Verbrüderungsbestrebungen gab es jedenfalls trotzdem
nicht. Das sollte sich aber nach dem Tod des großen Pacelli-Papstes gründlich ändern!
14
Dann hat der Nachfolger Johannes’ XXIII., Giovanni Battista Montini, als Paul VI.
am 4. Oktober 1964 vor der UNO, der eindeutig freimaurerisch ausgerichteten Welt-
Organisation, gesprochen. Er sagte unter anderem: «Als Experten sozusagen für die
Menschlichkeit tragen Wir Ihrer Institution in diesem Augenblick die Unterstützung
Unserer letzten Vorgänger (richtiger hätte er sagen müssen: unseres letzten(!) Vorgän-
gers [Anmerkung des Verfassers]), die aller katholischen Bischöfe und Unsere persön-
liche an.»
Einen weiteren Erfolg konnten die Freimaurer genau ein Jahr nach Beendigung des
Zweiten Vatikanischen Konzils, im Oktober 1966, verbuchen, als die skandinavische
Bischofskonferenz als erste beschloß, daß jeder einzelne Bischof unter gewissen Um-
ständen einem Katholiken gestatten könne, Mitglied einer Freimaurerloge zu sein. Bald
darauf folgten diesem Beschluß die Bischofskonferenzen von England und Wales. Da
diese Beschlüsse von Rom nicht verurteilt wurden, ist anzunehmen, daß der Vatikan
sie gutheißt oder zumindest toleriert hat.
Zwischen dem Großmeister des italienischen Groß-Orients, dem Freimaurer Gam-
berini persönlich, und dem Jesuiten Pater Esposito, als delegiertem offiziellem Ge-
sprächspartner des Vatikan, wurden (Ende) 1969 in Savona halbgeheime Verhandlun-
gen geführt. Dazu ist anzumerken, daß der italienische Groß-Orient von jeher als der
am meisten antireligiöse von allen betrachtet wurde.
Ebenfalls ein Meilenstein in der Geschichte des freimaurerisch-katholischen Dialogs
war die Tagung der gemischten Dialogkommission, die am 4. und 5. Juli 1970 auf dem
österreichischen Schloß Lichtenau bei Haslach oberhalb von Linz stattgefunden hat.
Die Dialogteilnehmer waren: von der freimaurerischen Seite Dr. Ing. Theodor Vogel,
Großmeister der Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGL), Rolf Appel, Mitglied
des Senats der Vereinigten Großlogen; Ernst Walter, Mitglied des Senats der Vereinig-
ten Großlogen; Dr. Karl Hoede, Universitäts-Professor und Altgroßredner; von der
Schweizerischen Großloge „Alpina" Dr. Alfred Roesli, Altgroßsekretär Alpina und
Franco Fumagalli, Meister vom Stuhl Alpina. Von Österreich: Dr. Kurt Baresch, de-
putierter Großmeister der Großloge von Österreich; Rüdiger Vonwiller, Altstuhlmei-
ster der Großloge von Österreich. Von katholischer Seite waren es: Dr. Johannes B. de
Toth, Apostolischer Protonotar, Domherr vom Lateran in Rom; Dr. Engelbert
Schwarzbauer, Päpstlicher Hausprälat, Theologieprofessor in Linz/Donau; und Dr.
Herbert Vorgrimler, Theologieprofessor in Luzern-Freiburg.
Bei dieser Begegnung wurde ein «Papier» verabschiedet, die sogenannte «Lich-
tenauer Erklärung», die streng vertraulich - nur für das Oberhaupt der Konzilskirche,
Johannes Paul II., und die Kardinäle Franz König von Wien, den eigentlichen Initiator
der gemischten Kommission, und Kardinal Seper beziehungsweise die Glaubenskon-
gregation bestimmt war. Die «Architekten» der Erklärung waren Rolf Appel, Kurt Ba-
resch, Kardinal König und Professor Schwarzbauer.
Bei einer Ansprache an die Kommission in Lichtenau am 5. Juli 1970 führte Kardinal
König unter anderem aus, daß er am 8. Juli nach Rom fahren wolle, wo er dem Papst
und Kardinal Seper die Erklärung zeigen, eventuell aber auch nur darüber referieren
werde. Er werde versuchen, darauf hinzuwirken, und sei sich mit dem Papst und Seper
15
darin einig, daß der Exkommunikations-Canon in den neuen Codex Juris Canonici
nicht mehr aufgenommen werde (wie es dann tatsächlich ja auch geschehen ist).
Als er das letzte Mal beim Papst gewesen sei, hätte dieser, als die Rede auf die Frei-
maurerei gekommen sei, gar nicht antipathisch reagiert, nur sei eine positive Äußerung
zur Freimaurerei derzeit noch schwierig, weil im Volk die Vorstellung herrsche, Frei-
maurer seien Kirchenfeinde. Darüber könne ein übereiltes Vorgehen Verwirrung stif-
ten. Auch er, Kardinal König, empfehle langsame kleine Schritte und vorerst keine Pu-
blizität in den Zeitungen. Ebenso empfehle er Zurückhaltung betreffs einer Information
der deutschen Bischofskonferenz, da es gut sei, wenn die Dinge vorerst in einem Kanal
verblieben. Man möge zuerst registrieren, an welchen Orten, in welchen Ländern was
für Kontakte mit wem angebahnt wurden.
Daß die kirchliche Öffentlichkeit im positiven Sinne über die Freimaurerei auf geklärt
und Verunglimpfungen unterbunden würden, sei ein äußerst berechtigtes Anliegen.
Freilich, von da aus gesehen müsse man die Bischofskonferenzen doch informieren,
denn die Diözesen hätten selbständige Kirchenzeitungen mit ziemlich selbständigen
Redakteuren, und nur die Bischofskonferenzen könnten eine gewisse Gewähr für Di-
rektiven geben. Und dann hieß es noch: «Schauen wir, wie wir, ohne uns zu belästigen
oder besser gesagt zu behelligen, unsere Reihen enger schließen.» Weiter wurde aus-
geführt, daß das Kirchenvolk von den angesprochenen Fragen sowieso nichts verstehe,
und daß bei einer öffentlichen Diskussion über «Kirche und Freimaurerei» nur unnötig
Krach zu erwarten sei von Seiten der Konservativen. 20
Im Juni 1971 wurde zum ersten Mal ein Bischof in eine Loge, und zwar von der
Grande Loge de France, eingeladen.
Es war der amtierende Weihbischof von Paris, Msgr. Pezeril, der die Einladung auch
ohne Zögern angenommen hat. Vor dem Empfang des Pariser Weihbischofs fand am
17. und 18. November 1970 unter dem Vorsitz von Kardinal Franjo Seper, Präfekt der
«Heiligen Kongregation (=Vereinigung) für die Glaubenslehre», innerhalb der Glau-
benskongregation eine wichtige Diskussion über die Freimaurerei statt, an der etwa
zwölf Kardinäle teilnahmen. Das Ergebnis dieser Aussprache war für den deputierten
Großmeister der Großloge von Österreich, Dr. Kurt Baresch, «sehr zufriedenstellend».
Dies, nachdem er am 24. November 1970 einen entsprechenden Anruf von dem dama-
ligen Vorsitzenden der österreichischen Bischofskonferenz, dem Wiener Kardinal
Franz König, erhalten hatte. Baresch konnte hinsichtlich des Ergebnisses der in der
Glaubenskongregation geführten Diskussion «lieben Freunden» mitteilen, daß «ein-
hellig festgestellt wurde, daß die bisherige Haltung der Kirche gegenüber der Freimau-
rerei überholt sei und daher Maßnahmen zur Korrigierung dieser (kirchlichen Haltung)
nötig sind. Die große Frage in der Glaubenskongregation war nur, wie das geschehen
soll.»
Am 3. März 1997 hat der emeritierte Professor für Dogmatik in Münster, Dr. Herbert
Vorgrimler, während eines Vortrags in der Kölner Freimaurer-Loge «Ver Sacrum»
die Stiftung der Kirche durch Christus geleugnet.
17
Bausymbolik der Freimaurer erinnert: „Des öfteren wird die Kirche auch Gottes BAU-
WERK genannt. Der Herr selbst hat sich mit dem Stein verglichen, den die Bauleute
verworfen haben, der aber zum Eckstein geworden ist. Auf diesem Fundament wird
die Kirche von den Aposteln erbaut, von ihm empfängt sie die Festigkeit und den Zu-
sammenhalt. Dieser Bau trägt verschiedene Benennungen: Haus Gottes, in dem näm-
lich die Familie Gottes wohnt, Wohnstatt Gottes im Geiste, Zelt Gottes unter den Men-
schen, vor allem aber heiliger Tempel, den die heiligen Väter in den steinernen Heilig-
tümern dargestellt sehen und preisen und der in der Liturgie mit Recht verglichen wird
mit der heiligen Stadt, dem neuen Jerusalem. In diesen Bau werden wir schon auf Er-
den als lebendige Steine eingefügt. Diese heilige Stadt sieht Johannes bei der Erneue-
rung der Welt aus dem Himmel von Gott herabsteigen, bereitet wie eine Braut, die
geschmückt ist für ihren Mann.”»
Bei diesem Text ist der freimaurerische Einfluß auf das Zweite Vatikanische Konzil
unverkennbar.
Der ungarische Freimaurer und Exjesuit Töhötöm Nagy (gesprochen: Natsch) führt
in seinem Buch «Jesuiten und Freimaurer» Papst Johannes XXIII. laufend als Ge-
währsmann an, denn Johannes XXIII. hat die Kirche auf jenen «neuen Weg» geführt,
der ihn für jeden halbwegs vernünftigen Freimaurer tolerierbar macht. Das Gesamtziel
Johannes’ XXIII. war dasselbe wie es das der Freimaurer ist, und die Enzyklika
«Pacem in Terris» (1963) entspricht voll den Zielsetzungen und Idealen der Freimau-
rer. So Nagy in seinem Buch.
Abschließend noch ein Buch, das den Altgroßmeister Böni aus Bern zum Verfasser
hat. Böni, acht Jahre als katholischer Geistlicher tätig, wirkte im Anschluß daran 35
Jahre lang als reformierter Pfarrer.
Böni stellt fest, daß die Verlautbarungen des Zweiten Vatikanischen Konzils einen
neuen Abschnitt in der Geschichte der Kirche einleiteten, ein Abschnitt, der entgegen
allen vorausgegangenen Kirchenversammlungen ein ganz anderes Bild ergibt. Johan-
nes XXIII. stellte nicht die Verkündigung neuer Glaubenssätze zur Aufgabe, sondern
ein Aggiornamento, eine Anpassung der Kirche an die bestehenden weltlichen Zu-
stände. Ich weise hin auf die Erklärungen des Konzils zur Religionsfreiheit, auf «Gau-
dium et spes», auf «Nostra aetate». Deutlich wird hier die geänderte Einstellung der
Kirche zur Freimaurerei.
Böni schreibt über die vierte Session des Konzils unter anderem: «Papst Johannes
XXIII. hatte bei der Ankündigung des Zweiten Vatikanischen Konzils gehofft, das
Konzil solle das Angesicht der Kirche erneuern… Bei solcher Erneuerung konnte es
sich nicht um eine Weiterentwicklung in Richtung auf noch vollkommenere Institution
und Vergesetzlichung handeln. Syllabus, Unfehlbarkeitserklärung und Antimoder-
nisteneid stellen unübertreffliche Höhepunkte dar. Also blieb nur eine Öffnung… auf
die moderne Welt hin.»
Interessant ist, daß nicht nur Kardinal Bea, sondern auch Paul VI. insgeheim daran
arbeiteten, die Logen in der katholischen Kirche gesellschaftsfähig zu machen. Wir
wissen davon aus einer Aktennotiz des bereits erwähnten Altgroßmeisters der Verei-
nigten Großlogen von Deutschland, Theodor Vogel, die sich auf ein hinter dem Rücken
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der katholischen Öffentlichkeit geführtes Gespräch Vogels mit dem Logen-Sympathi-
santen Kardinal Franz König bezieht.
Pater Dr. Alois Kehl aus Bonn untersuchte das neue Verhältnis zwischen umfunktio-
nierter Neukirche und Freimaurerei anhand der im Zweiten Vatikanischen Konzil ge-
wonnenen Erkenntnisse. Zwar sei die Freimaurerei dort nicht namentlich erwähnt wor-
den, doch lasse sich vieles auf sie beziehen. Bilanz: das Konzil vertrat mit Entschie-
denheit wesentliche Standpunkte der freimaurerischen Weltanschauung. Geistige Li-
nien führen die Neukirche und die Freimaurer zusammen. Leon de Poncins, der zu den
bestinformierten und hervorragendsten Freimaurerforschern Frankreichs zählt, sagte
zu den progressiven Änderungen, die sich in Rom mehr und mehr durchsetzen: «Die
neuen Methoden hinterlistiger Beeinflussung erlauben der Freimaurerei, die Kirche zu
infiltrieren, wo sie in den Milieus der Progressisten tatkräftige Unterstützung findet…»
Mit anderen Worten, der Progressismus des Zweiten Vatikanischen Konzils ist ein
Kind der Freimaurerei, denn zwischen der Maurerei und dem Progressismus besteht
enge verwandtschaftliche Beziehung hinsichtlich der geistigen Konzeption.
Das letzte Kapitel in Bönis Buch «Kirche heute und morgen, Quo vadis Ecclesia?
eine Bestandsaufnahme» ist für uns von großer Bedeutung. Dieses Kapitel ist über-
schrieben mit «Zu neuen Ufern - Ökumene der Religionen». Hier ist von «der Religion,
in der alle Menschen übereinstimmen», einem der Ziele der Freimaurerei, die Rede.
In diesem Zusammenhang ist daran zu denken, was die Grande Loge de France im
Oktober 1928 im Geheimnis ihres Konvents (Seite 128) beschlossen hat: «Weben wir
mit unseren geschickten Händen das Grabtuch, das eines Tages alle Religionen ein-
hüllen soll.» 21
Kurz noch ein Beispiel, wie mit Büchern manipuliert wird. Auch hier sei nur ein Buch
herausgegriffen. Es sind die Visionen der Anna Katharina Emmerich. Der eine Text
des Buches ist einer Ausgabe von 1873 entnommen, und der andere Text einer Aus-
gabe von 1970. Hier der Text von 1873: «Ich sah die Peterskirche und eine ungeheure
Menge Menschen, die beschäftigt waren, die Peterskirche niederzureißen. Ich sah auch
andere, die wieder an ihr herstellten. Es zogen sich Linien von handlangernden Arbei-
tern durch die ganze Welt, und ich wunderte mich über den Zusammenhang. Die Ab-
brechenden rissen ganze Stücke hinweg, und es waren besonders viele Angehörige von
Sekten und Abtrünnige dabei.
Wie nach Vorschrift und Regel aber rissen Leute ab, die weiße, mit blauem Rand
eingefaßte Schürzen mit Taschen trugen und Maurerkellen im Gürtel stecken hatten.
Sie hatten sonst Kleider aller Art an, und es waren große und dicke vornehme Leute in
Uniformen und Sternen dabei, die aber nicht selbst arbeiteten, sondern nur mit der
Kelle an den Mauern Stellen anzeichneten, wo und wie abgebrochen werden sollte. Zu
meinem Entsetzen waren auch katholische Priester bei diesen Freimaurern.
Manchmal aber, wenn sie nicht gleich wußten, wie abbrechen, nahten sie, um sicher
zu gehen, einem der Ihrigen, der ein großes Buch hatte, als stünde die ganze Art des
Baues und Abbruches darin verzeichnet. Und dann zeichneten sie wieder eine Stelle
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freimaurerischen Auszeichnung des Landes gewürdigt worden war, vom Vatikan nicht
gemaßregelt!
Presseerzeugnisse gab es aber nicht nur in Form von Büchern. Auch Zeitschriften und
andere Organe widmeten sich dem Thema «Freimaurerei». Zu nennen ist hier zum
Beispiel die römische Jesuitenzeitschrift «La Civiltä Cattolica», in der ein Pater
Giovanni Caprile regelmäßig Artikel veröffentlichte, in denen die antireligiöse Aktivi-
tät der Freimaurer angeprangert wurde. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil
herrschte jedoch - soviel ich weiß - eine Phase des Stillschweigens, und als Pater
Caprile seine Artikel in den Nummern vom März, April und Mai 1970 wieder schrieb,
hatte er eine totale Kehrtwendung um exakt 180 Grad gemacht, und zwar im Sinne des
Vergessens, um nicht zu sagen der Verleugnung aller päpstlichen Verurteilungen. Be-
absichtigt ist, zu einer Übereinstimmung und Einigung mit der Freimaurerei ganz all-
gemein zu gelangen.
Und weil hierzu auch die Optik ihren Beitrag zu leisten vermag, machen sich Sym-
bole der Freimaurerei ganz offen in vormals katholischen Kirchen breit. Neben dem
Mahltisch fallen auch Kirchenfenster auf, wie zum Beispiel das «Schöpfungsfenster»
in der Kapelle des Erzbischöflichen Collegiums Marianum in Neuss, in dem Zirkel und
offenes Dreieck, eine Darstellung, die sich im unteren Teil des Fensters fortsetzt, ge-
zeigt werden.
Auch Altäre und kubische Grundrisse von Baukörpern neuer Kirchen und Kapellen
(Mettmann, Kapelle der philosophisch-theologischen Hochschule St. Georgen in
Frankfurt am Main) sowie Ausgestaltung moderner sakraler Räume lassen den frei-
maurerischen Einfluß oft deutlich erkennen.
In einer Kirche in Aschaffenburg gibt es einen Kreuzweg, auf dessen Bildern das
Kreuz so an den Bildrand gerückt ist, daß nur der Längsbalken und die Hälfte des
Querbalkens zu sehen sind, so daß statt eines Kreuzes nur ein rechter Winkel(!) daraus
entstanden ist!
Auf Casein, in Pfarrbriefen usw. sind Kreuze aus zwei oder vier isolierten rechten
Winkeln zusammengesetzt, und auch das Würfelkreuz ist bekannt.
Zusammenfassend ist zu erkennen: Führende Männer der Kirche haben die Eigen-
schaften übernommen, derentwegen die Freimaurer früher von der Kirche exkommu-
niziert wurden. Jahrelang setzten sich Kardinäle wie Suenens, Alfrink, König und an-
dere für die Denkbilder der Freimaurer ein. Mellor nennt die Freimaurer «unsere ge-
trennten Brüder», der Teilhard-Spezialist Kapuzinerpater Wildiers bricht eine Lanze
für die Freimaurerei, der Jesuitenpater Riquet hält einen Vortrag in einer Loge und
spricht von «Übereinstimmung der Herzen», der Jesuitenpater Caprile wirbt für Ver-
ständnis gegenüber der Freimaurerei und der Jesuitengeneral Arrupe ist «weich»; Die-
rickx hält eine Strafrede (Philippica), in der er die Aufhebung der Exkommunikation
der Freimaurer fordert, und der Rahner-Schüler Vorgrimler pflichtet bei. Die Umfunk-
tionierer der Kirche saßen im eigenen Apparat! Die Freimaurerei ist nicht in erster Li-
nie eine «geschlossene Gesellschaft», der man beitreten müßte, sondern eine häreti-
sche, ja apostatische Ideologie.
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Die zunehmende Neugestaltung einer universellen Kirche, die nach freimaurerischer
Vorstellung alle Religionen umfaßt, wurde durch das Pontifikat Johannes Paul II. we-
sentlich beschleunigt. Der Geist von Assisi am 27. Oktober 1986 hat die überlieferte
Heilslehre (extra ecclesiam nulla salus) negativ beeinträchtigt.
Die unter dem Pontifikat Johannes Pauls II. vom Vatikan befürwortete Trennung von
Staat und Kirche in mehreren Ländern wäre durch eine eigene Schrift hervorzuheben.
Freimaurerei und offizielle Neukirche haben gemeinsame Großeltern, die Französi-
sche Revolution, die Aufklärung und die moderne Philosophie! Aggiornamento und
Apertura machen das nach wie vor Häretische straflos und sind damit selbst häretisch!
Es ist eine Naivität, ernsthaft anzunehmen, daß die Freimaurerei ihre von Anfang an
gesetzten Ziele auf gegeben hätte oder diese jemals auf geben würde. Ihre Methoden
mögen sich geändert haben, aber ihre Ziele sind dieselben geblieben! So schrieb der
Großmeister der Schweizer Großloge «Alpina», Quartier-La-Tente, über die Versöh-
nung von Freimaurerei und Christentum: «Die Versöhnung ist nicht mehr möglich. Es
kann daher nur Kampf geben, einen Kampf ohne Gnade, der mit dem Sieg der Wissen-
schaft und des Gewissens enden wird. Der Maurer ist ein freier Mensch; der Katholik
ist ein Sklave, der einer erzwungenen Disziplin des Geistes unterworfen ist. Und nichts
ist unverträglicher mit freimaurerischem Geist.» 22
Der Beweggrund des Verderbens liegt in der gottwidrigen Ideologie der Mensch-
heitsvergötzung und dem Stolz als Triebfeder der Kräfte, die die Wahrheit Gottes be-
kämpfen! Es gilt klar zu sehen, wer der Gegner ist und wo der Gegner steht. Es ist
wichtig, sich in keine falsche Frontstellung hineinmanövrieren zu lassen und Positio-
nen zu beziehen, die die Gefahr nicht sehen, nicht erkennen oder falsch einschätzen.
Fundierte, nachweisbare Informationen sind deshalb die unabdingbare Voraussetzung,
um den Weg aufzuzeigen, um die jeweils entsprechenden Abwehrmaßnahmen ergrei-
fen zu können.
Es gilt, sich nicht mit Symptomen aufzuhalten, sondern die Ursache des Übels zu
bekämpfen!!
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GREGORIANA: (Collegium Romanum), die von Ignatius von Loyola 1551 gegrün-
dete päpstliche Universität; heute nach ihrem Hauptförderer Gregor XIII. «Pontifica
Universitas Gregoriana» (kurz: Gregoriana) genannt.
IGNATIUS v. LOYOLA geb. 1491, gest. 1556, Gründer des Jesuitenordens; zu-
nächst spanischer Offizier, nach schwerer Verwundung religiöse Einkehr. Nach dem
Studium der Theologie 1534 Gründung einer religiösen Vereinigung; als «Compania
de Jesus» unterstellte sie sich dem Papst. Dieser (Paul III.) bestätigte 1540 den Orden
der Jesuiten. Ignatius gründete in Rom 1551 das Collegium Romanum, und 1552 das
Collegium Germanicum.
INNITZER, THEODOR: geb. 1875, gest. 1955. Österreichischer katholischer Theo-
loge; 1929 bis 1930 Bundesminister für soziale Verwaltung, 1932 Erzbischof von
Wien, 1933 Kardinal; veröffentlichte soziale und theologische Studien.
LUDENDORFF, ERICH FRIEDRICH WILHELM: geb. 1865 auf Gut Kruszewnia
in Pommern (jetzt Posen), gest. 1937 in Tutzing. Setzte sich vor dem 1. Weltkrieg
(1914 - 1918) als Generalstabsoffizier vergeblich für die Heeresverstärkung ein, nahm
bei Kriegsbeginn die Zitadelle von Lüttich, brachte 1914 als Stabschef Hindenburgs
mit diesem die «russische Dampfwalze» zum Stehen (Tannenberg); wurde 1916 zum
Generalquartiermeister (= Chef des Generalstabs) ernannt und der eigentliche Leiter
der Kriegshandlung. Groß als Stratege und als Organisator. Wegen Vorschlag für Waf-
fenstillstand von Kaiser Wilhelm II. entlassen. Ludendorff beteiligte sich 1923 am Hit-
lerputsch (Marsch zur Feldherrnhalle in München), war von 1924 bis 1928 völkischer
Reichstagsabgeordneter, wehrte sich ab 1933 gegen Hitler. Ludendorff kämpfte gegen
die Kirche und die überstaatlichen Mächte (Judentum, Freimaurerei).
MARCION (MARKION): geb. 85 n. Chr., gest. nach 160, Gründer einer kleinasiati-
schen christlich-gnostischen Sekte, die bis zu ihrer Verfolgung im vierten Jahrhundert
verbreitet war.
MODERNISMUS: (n.lat.), Bezeichnung für die um 1900 einsetzenden Bestrebungen
katholischer Theologen, den Katholizismus dem modernen Denken anzunähern; Ver-
urteilung durch die katholische Kirche 1907 im Dekret «Lamentabili» und in der En-
zyklika «Pascendi»; Anprangerung des Modernismus als Sammelbecken aller Häre-
sien; 1910 Forderung des Antimodernisteneides. Der sogenannte Neu-Modernismus in
Frankreich wurde von Papst Pius XII. in der Enzyklika «Humani generis» 1950 verur-
teilt.
SYLLABUS: (griech. Verzeichnis), der katholischen Kirche: 1. das von Papst Pius
IX. 1864 herausgegebene Verzeichnis von achtzig «Zeitirrtümern» über die rechte
Ordnung des sozialen und politischen Lebens, über Kirche und Staat, Geistes- und Ge-
wissensfreiheit. Dieser Syllabus ist streng konservativ und antiliberal; 2. das von Papst
Pius X. 1907 herausgegebene Verzeichnis von fünfundsechzig philosophischen und
theologischen Irrtümern des Modernismus. Beide S. verpflichten den Katholiken so-
lange, als sie vom HI. Stuhl nicht zurückgezogen oder abgeändert werden.
VOLTAIRE, eigentlich Francois Marie Arouet: geb. 1694, gest. 1778, französischer
Philosoph und Schriftsteller der Aufklärung.
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