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IMPRESSUM
Ablaze
Postfach 100226
98602 Meiningen ...ist die Zeit für ein kurzes Resümee gekommen. Vor einem Jahr haben wir uns zum
Germany Neustart des Ablaze entschlossen. Eine Entscheidung, welche in der B.M.-Szene so-
info@ablaze-magazin.de wohl große Zustimmung gefunden als auch Kritik hervorgerufen hat. Letztere bezog
www.ablaze-magazin.de sich einerseits auf die Namensgebung für das Magazin – damit würde man doch nur
den schnellen „kommerziellen Erfolg“ suchen wollen. Natürlich sind wir alle, die am
Ablaze mitarbeiten, innerhalb von einem Jahr zu fabelhaften Reichtum gekommen.
Redaktion: ;) So ein Vorwurf wird von Neidern geäußert, welche wohl die Idee zum Neustart
V.ic V.icious (VV), Steven Savage (SS),
des Ablaze selber ganz gerne umgesetzt hätten – dazu aber einfach unfähig waren.
Professor Depressor (PD),
Sylvia Fuerst (SF; V.i.S.d.P.).
Andererseits erregte unsere Einstellung zur Meinungsfreiheit ein – durchaus vor-
hersehbares – Mißfallen. Im angeblich „freiesten Staat auf deutschen Boden“ sind
Mitarbeiter: Denk- und Sprachverbote an der Tagesordnung. Im Ablaze aber nicht – und das wird
Ulf Hellbilly (UH), Kris Boehmunde (KB), auch zukünftig so bleiben! Intern konnten wir unsere Mannschaft kontinuierlich
N. Ansorg (N/A), Anna P. Richardson (APR), verstärken und verfügen mittlerweile über routinierte Mitarbeiter. Leider sind Fehler
Bneharg (BN), Hexenwind (HW), Nattens und Ungereimtheiten in den letzten Ausgaben aufgetreten, um deren Korrektur wir
Madrigal (NM), Death from Berlin (DFB), uns aber beständig bemühen. Da niemand von uns „Vollzeit“ für das Ablaze arbei-
Der Täufer (DT), Commander Morgor tet, fällt es manchmal schwer die nötige Zeit, um die eigenen und andere Beiträge
(CM), Contagion (DC), Longinus (LN), Ingo
mehrfach auf Flüchtigkeitsfehler zu überprüfen, zu finden. Aber wir arbeiten daran!
(HKG94), Lord A. (LA), Herr SubmitToSuicide
(HStS), Beast of Damnation (BOD).
Ausserdem haben wir das Layout in der vorliegenden Ausgabe dezent verbessert.
. Dabei soll es dann auch bleiben, denn wir wollen nicht nur inhaltlich sondern auch
Layout CD: optisch einen Kontrapunkt zur Konkurrenz bilden. Dass wir den Black- und Pagan
Mgla (MG) Metal-Untergrund tatkräftig unterstützen zeigt sich nicht nur an der Auswahl der
Bands, die wir im Heft interviewen und vorstellen, sondern auch an unserer Zusam-
Cover: menarbeit mit engagierten Veranstaltern, welche Konzerte und Festivals mit die-
Shamaatae / ARCKANUM sen Bands organisieren. Aktuell präsentieren wir euch das „Dunkelheit“-Festival, das
„Wolfszeit“-Festival, das „Pest-Fest“, das „Chaos Empire“-Festival und das „Fireblade
Layout Heft/Druck:
Force“-Festival. Dort könnt ihr uns auch persönlich treffen und kennenlernen.
Hans Sturm (HS).
In der Zwischenzeit: Schreibt uns! An: redax@ablaze-magazin.de
Erscheinungsweise:
Zweimonatlich V.ic V.icious
Death is certain, life is not.
Alle in dieser Zeitschrift abgedruckten Fotos und
Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Ent-
sprechende Eigentums-, Verlags- und Nachdrucks-
D er Täufer Top 5:
rechte liegen beim Herausgeber und werden 1. 5:45 - Notwehr
durch Sylvia Fuerst vertreten. Es ist nicht gestattet, 2. I SHALT BECOME - Requiem
die Fotos oder Abbildungen dieser Zeitschrift zu 3. TAAKE - Nattestid
V. ic V. icious Top 5: 4. ANTAEUS - Blood Libels
scannen, in Computern bzw. auf Datenträgern zu 1. ARCKANUM –Antikosmos 5. MOLESTED - Blod Draum
speichern oder in Computern zu verändern bzw. 2. FRANGAR – 1915
3. OSCULUM INFAME – Black Theology
einzeln oder zusammen mit anderen Bildvorlagen 4. SOMNOLENCE – As Midgard Weeps
K ris B oehmunde Top 5:
zu manipulieren. Auch die Wiederverwendung 1. VELES – The Black Ravens flew again
5. ARDITI - Omne Ensis Impera
2. ABSURD/GBK/SIGRBLOT - Weltenfeind
des Inhalts ist streng untersagt. All diese Verbote 3. RAHOWA – Cult of the Holy War
können nur mit schriftlicher Genehmigung des S ylvia F ürst Top 5: 4. DIES ATER – Odiums Spring
1. TONY WAKEFORD - Cupid And Death 5. FRANGAR - 1915
Herausgebers aufgehoben werden. Für unverlangt 2. DEAD CAN DANCE - The Serpents Egg
eingesandte Manuskripte, Fotos und Tonträger 3. CURRENT 93 - Birth Canal Blues
U lf H ellbilly Top 5:
wird keine Haftung übernommen. Beiträge mit 4. COLDWORLD - Melancholy 2
1. ABSURD/GBK/SIGRBLOT – Weltenfeind
5. IMPERIUM DEKADENZ - Dämmerung der Szenarien
namentlicher Kennzeichnung sind nicht unbe- 2. CRYPTOPSY – The unspoken King
dingt mit der Meinung der Redaktion identisch. In 3. UNLEASHED – Hammer Battalion
N. A nsorg Top 5: 4. VENOM – Hell
diesem Fall wird der Inhalt von den Autoren selbst 1. ODAL - Sturmes Brut 5. BONDED BY BLOOD – Feed the Beast
verantwortet. 2. FORNOST - Chaosaxt
3. MAYHEMIC TRUTH - In Memoriam
Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 01. Juli 4. AEBA - The Rising S teven S avage Top 5:
2008. 5. PESTNEBEL - In den schwarzen Abgründen... 1. FRANGAR - Totalitarian War
2. FRANGAR - 1915 Tutto Per la Patria
3. VARGSANG - Werewolf of Wysteria
P rof. D epressor Top 5:
Keine Ausgabe verpassen! 1. DARKSPACE - III
4.
5.
STURMKAISER - Veni, Vidi, Vici
BATTLE DAGORATH – Eternal Throne
2. OFFICUM TRISTE - Giving Yourself Away
3. TOTALSELFHATRED - Totalselfhatred
4. COLDWORLD - MelancholieA H err S ubmit to S uicide Top 5:
5. AMBER ASYLUM - Still Point 1. ARMAGEDDA – Only True Believers
2. ANAAL NATHRAKH – Hell is empty, and all the devils are here
3. AD HOMINEM – Theory 0
B east of D amnation Top 5: 4. TRANCELIKE VOID - Destroying Something Beautiful
1. MORBOSIDAD - Profana La Cruz Del Nazarenoâ 5. TIAMAT – Amanethes
2. FORCE OF DARKNESS - Force Of Darkness
3. GOATVOMIT - Advance Tape
4. ALMIGHTY SATHANAS/BLASPHEMOPHAGER/TYRANT’S BLOOD - Tyrannous Mutations of Sathanas H ans S turm Top 5:
5. MARTYRVORE - Possessed by Mayhemic Slaughter 1. LEGER DES HEILS - Gloria
2. ABSURD/GBK/SIGRBLOT – Weltenfeind
3. SOMNOLENCE – As Midgard Weeps
4. A CHALLENGE OF HONOUR - Trilogy
5. COMMAND - Kulturkampf

alle Infos dazu auf Seite 74


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„Da flatterte mir nun endlich die neuste Ausgabe Suche/Biete, usw.).“ Musik nicht hören bzw. das Ablaze nicht lesen. distanziert hatten. Nachdem alles reibungslos ab-
Eures Magazins in den Briefkasten und ich war gelaufen ist scheinen auch die Hetzer eingesehen
wieder einmal total von den Socken, was die Dennis zu haben dass keine politischen Absichten hinter
gewohnt geile Aufmachung und den (teilweise) dem Wolfszeit Festival stehen.
echt brisanten Inhalt angeht! Einen Kleinanzeigenteil soll es in Zukunft auch ge- „Der Veranstalter des Wolfszeit Festivals macht Das Ablaze kritisierte meines Wissens nach nicht,
Meinungs- und Informationsfreiheit sind wirklich ben; wir warten auf entsprechende personelle Ver- es nun den Herren vom Ragnarök nach und übt dass das Ragnarök Festival unpolitisch auftritt, son-
das wichtigste, wenn man objektiv und trotzdem stärkung, um einen Mitarbeiter für die Betreuung politische Korrektheit. Obwohl das Ablaze ge- dern das Anwerben der Leute für „Spitzeldienste“!
authentisch sein und nicht als billiges Propa- solcher Kleinanzeigen zur Verfügung zu haben. nau dieses Verhalten schwer kritisiert, tritt es als Wem es nicht passt, dass ich keinen Reichsparteitag
gandablättchen enden will! Ich finde, Ihr schafft Unterstützer des Wolfszeit Festivals auf. Phillip veranstalte, sondern ein Musik-Festival, der soll
das bisher ausnahmslos super, diese Balance zu schreibt im Forum des Festivals dazu: ‚In diesem doch einfach daheim bleiben. Wer hingegen wegen
halten und trotzdem, ohne Partei zu ergreifen, Forum ist kein Platz für: - NSBM jeglicher Art, der Musik kommt, dem Bier mit Freunden lachend
über so umstrittene Themen (z.B. The Paganfront) „Ich habe gestern euphorisch zur Kenntnis ge- - jegliche extremistischen Aussagen (ob ernst entgegensieht und ein geiles Wochenende mitneh-
zu berichten und damit so manchem Leser etwas nommen, dass es das Ablaze wieder gibt! Die gemeint oder nicht ist egal!). Selbiges gilt für das men will, der ist herzlich eingeladen.“
mehr Grundwissen für seine Meinungsbildung zu Freude war aber nur von kurzer Dauer, als ich Festival! Ich will keine Diskussion darüber haben
vermitteln! gesehen habe, dass ihr u.a. Artikel über die be- – die Entscheidung ist gefallen.‘ Damit reiht sich Tatsächlich kritisieren wir nicht den „unpolitischen“
Ich selbst bin extremer Musik und den Einstel- kanntlich rechten Bands ‚Absurd‘ und ‚Ad Homi- das Wolfszeit Festival in die Gruppe der Szenen- Charakter eines Festivals; unsere Kritik bezieht sich
lungen, die dahinter stehen, nicht abgeneigt nem‘ mit dabei habt. Falls es Euch wirklich nur polizei ein und unterwirft sich dem Gutmen- auf die Maßnahmen, welche von Veranstaltern
und habe mich über so manchen Bandbeitrag auf die Musik ankommt und ihr den Hintergrund schentum und der politischen Korrektheit. DAS ergriffen werden um diese Distanzierung von „po-
(Absurd!!!) sehr gefreut! Die Heft-CD kommt auch der Bands außen vor lassen wollt, dann kann ich IST KEIN BLACK METAL, MEINE HERREN ! Mich litischen Extremismus“ durchzusetzen. Diese sind
super daher und bedient, wie immer, wirklich das zwar irgendwie verstehen, aber ich bin über- würde mal interessieren was das Ablaze Magazin i.d.R. maßlos übertrieben, selektiv (mit Sicherheit
ein breites Brett an Ohrengift, das bei mir schon zeugt, dass ihr damit mehr Musikfreunde als nur zu dieser Tatsache zu sagen hat…“ wird niemand von so einer Veranstaltung ausge-
zum Kauf einiger Alben angeregt hat! Deshalb mich zum Nicht-Käufer macht. Für Rechtsextre- schlossen, weil er ein Che Guevara-Hemd anhat),
warte ich auch schon gespannt auf die nächste mismus, Rassismus und ähnliches Gedankengut Siegfried heuchlerisch, und faschistoid. Auf diese Weise wird
Ausgabe und hoffe, Ihr knallt mir wieder ein paar darf es auch im Black- & Death-Metal keine Tole- eine angeblich „unpolitische“ Veranstaltung eben
Sahnestücke um die Ohren und Augen!“ ranz geben. Ich denke/hoffe, dass ich damit für Dazu zunächst die Stellungnahme vom Veranstal- doch explizit politisch, weil man Menschen wegen
die Mehrheit Eurer potenziellen Leser spreche. ter: bestimmter (politischer) Meinungen verfolgt und
Ingo Ansonsten habt ihr das bisher beste Blatt für ex- „Mich in „politischer Korrektheit“ üben mache ich ausgrenzt. Wir werden aufmerksam beobachten,
treme Musik gemacht!“ sicher nicht - warum auch, es ist ein Metal- Festival was sich in dieser Hinsicht auf dem Wolfszeit-Festi-
und somit für mich selbstverständlich ohne poli- val abspielt.Sollte es zu ähnlichen Exzessen wie auf
„Habe die Nr.4 eures Magazines gestern zum Matze tischen Hintergrund. Wir haben hierzulande das anderen Veranstaltungen kommen, dann werden
ersten Mal in die Finger bekommen und bin be- Recht auf Meinungsfreiheit und ich verbiete weder wir – kritisch – darüber berichten.
geistert. Deshalb habe ich auch gerade sofort ein Es ist immer wieder erstaunlich, mit welcher Selbst- eine Meinung noch zwinge ich meine Meinung auf,
Abo abgeschlossen. verständlichkeit man sich einerseits zum Sprecher doch distanziere ich mich und das Festival scharf
Endlich habe ich ein Magazin gefunden, welches einer „schweigenden Mehrheit“ macht und anderer- von jeglicher politisch extremen Einstellung. Wa- „Ich habe die Hefte bereits in den Händen. Was
bei der politischen Verfolgung durch das Gut- seits Dogmen darüber, was Black Metal (nicht) sein rum? Ganz einfach, weil das Festival damit nichts mir ausgesprochen gut gefällt ist die Tatsache,
menschentums nicht mitmacht und auch über darf, aufstellt. Das Ablaze vertritt keine „politische“ zu tun hat. Traurig, dass man bei einer Musikveran- dass der Geist vom alten Ablaze (zumindest der
Bands mit nationalistischer Gesinnung berichtet! Meinung; wir unterdrücken – oder gar „bekämp- staltung mittlerweile darauf hinweisen muss, aber Geist der ersten 8 bis 9 Heften) geblieben ist, aber
Genau das habe ich immer vermisst und ich dan- fen“ - aber auch nicht die Meinungen, welche von auf anderem Weg scheinen es die selbsternannten der Inhalt ist viel besser geworden ohne wie beim
ke den Göttern dass es euch gibt. Wo andere Ma- Musikern in Interviews etc. kundgetan werden. Du „Gegner“ der Pagan Metal Szene nicht zu verstehen alten Ablaze die Photos in Bravomanier - soll heis-
gazine (Legacy, Hammer & Co.) politische Bands erwähnst selber die „extreme Musik“ – aber warum bzw. zu akzeptieren. sen, enorm grosse Photos aber kurzer Inhalt - zu
nur dann dulden wenn sie links stehen, räumt ihr soll dieses „Extrem“ ausschließlich auf die musika- Einer Behörde, die das Ganze genehmigen soll, veröffentlichen. So gefällt es mir; es gibt da Pho-
mit dieser politischen Verfolgung auf. Prima! End- lische Darbietung beschränkt sein? Im Black Metal kann man versuchen zu erklären, dass die Hetze, die tos die sehr gut sind, zu Beispiel die Photos wo
lich ein Magazine welches die Meinungsfreiheit gab es von Anfang an extreme und sogar extremi- im Internet betrieben wird, ohne jegliche Beweise auch der Darken, H.Moebus und der Steffen von
auch praktiziert. Hut ab! Ich hoffe das dies auch stische Positionen, welche von den Musikern vertre- auskommt und nur aus Vorurteilen bzw. gänzlich NC mit dabei sind. Ich würde mich freuen, wenn
so bleibt und sich nicht irgendwann mal ändert... ten worden sind. Dagegen ist „politisch korrekter“ falschen und verdrehten Informationen besteht. Ob es in diesem Tempo und Inhalt weitergeht.“
Was ich auch etwas vermisse, wäre ein Kleinan- Black Metal ein Oxymoron; das war schon immer so einem dass Ganze aber geglaubt wird bleibt frag-
zeigenteil wo man man eine kostenlose oder und wird zumindest im Untergrund auch immer der lich. Wir hatten das Problem im letzten Jahr, obwohl Boris
günstige Kleinanzeige aufgeben kann (Kontakte, Fall sein. Wer damit ein Problem hat, der soll diese wir uns auch zu diesem Zeitpunkt bereits deutlich

ABLAZE präsentiert die folgenden Veranstaltungen:


PestFest II - 27. September 2008 Holmgang (DK)
VARGSANG (GER) (1. Auftritt seit über 2 Jahren!) Orlog (GER)
HELLSAW (AT) Vardlokkur (DK)
WOLFTHORN vs. WINTERBLUT (GER) - 1. Auftritt von Winterblut über- Pagan Rites (SWE)
haupt!!! Besatt (POL)
ZAHRIM (DK) Cirith Gorgor (NL)
MORT (GER) Silva Nigra (CZ)
AMYSTERY (GER) Dusken (GER)
CTULU (GER) Thromos (GER)
Irrlycht (GER)
Eintritt 14 EUR - AK 16 EUR. Thyrgrim (GER)
Tickets auf 250 Stück limitiert.
Angrenzender Sportplatz steht zum Zelten für Gäste und Bands zur + 2 Überraschungsbands!!
Verfügung.
Beginn 18 Uhr - Einlass 17 Uhr. VVK: 27 €
Jede Band 45 Minuten Spielzeit. 0,5 l Bier nur 2 €
Merchandise-Stand von Tickets und Infos unter
PESTILENCE RECORDS. www.mephistopheles-concerts.de
97486 Altershausen/Königsberg
www.pestilence-records.de
Bands & Veranstalter: Schickt eure Konzerttermine an:
redax@ablaze-magazin.de
Fireblade Force Festival II – 10./11. Oktober 2008 in folgendem Format:
im UNI Lichtenstein/Sachsen
Kampfar (NOR) 1.DATUM
Elite (NOR) 2.EVENTNAME
Weltbrand (NL) 3.LOCATION
Heimdalls Wacht (GER) 4.BANDS
Vargsang (GER) 5.LINK ZUR WEBSITE

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DARKER THAN BLACK RECORDS lich niemanden ernsthaft behauptet... mus, durch den Varg in den letzten 15 In beiden CD’s wird es ausführliche
werden das neue Album von AD HO- Jahren für erheblichen Wirbel in Nor- Bemerkungen der Band sowie Illustra-
MINEM mit dem Titel “Dictator” ver- Im August werden zwei neue CD Ver- wegen gesorgt hat, will er mittlerweile tionen und Fotos geben. Die Entschei-
öffentlichen. Es soll das bisher persön- öffentlichungen über ETERNITY RE- abgeschlossen haben. Zu Gruppierun- dung zu dieser Wiederveröffentlichung,
lichste Werk von „Kaiser Wodhanaz“ CORDS erhältlich sein. Zum einen gen wie die – ohnehin nicht länger exi- so Bandgründer Erik, war auch von dem
werden; dabei zugleich Kompromisslo- VERHERN "verhern" CD (in Zusam- stente – „Allgermanische Heidnische Wunsch beeinflusst, dass diese Musik
sigkeit verdeutlichend als auch Experi- menarbeit mit FIMBUL PRODUC- Front“ (AHF) hat er nach eigener Aus- von WATAIN nicht auf Sammler und
mente zulassend. Im Oktober wird man TIONS) – siehe auch (www.myspace. sage schon seit Jahren keinen Kontakt vermögende Ebay-Käufer beschränkt
sich einen eigenen Eindruck von diesem com/verhern)- sowie WEHMUT "weh- mehr; auch sein Bezug zur Black Me- bleiben soll. Weitere Infos:
Album verschaffen können, kündigt das mut" CD – siehe auch (http://wehmut.ko- tal-„Szene“ scheint nur noch peripher www.templeofwatain.com
Label an. Vorher gibt es auch noch ein hop.de/dateien/wehmutdebutsamples. vorhanden zu sein. Jedenfalls sind Be-
neues T-Shirt mit dem bezeichnenden mp3). VERHERN ist bereits durch die obachter sich einig, dass Varg sich gute BLOODRED HORIZON RECORDS
Slogan „I hate you all“. Des Weiteren MySpace-Präsenz ein wenig bekannt Chancen auf seine Haftentlassung noch veröffentlichen folgendes Vinyl im
wurde die englische Pagan War Metal- geworden. WEHMUT erregte durch die in diesem oder spätestens im nächsten August: HELLSAW „Phantasm“-LP;
Band ETHEREAL FOREST unter Ver- kürzlich veröffentlichte Kassettenversi- Jahr machen kann. Die skandinavischen CRYFEMAL „Apoteosis Occulta“-
trag genommen. Diese Band versprüht on des Albums für Aufsehen und wird Staaten sind bekannt für eine liberale LP; NOSVROLOK “The Luciferian
den rauen Charme von ISENGARD und auch in einer der nächsten ABLAZE Handhabung bei der Vollstreckung von Doctrine”-LP. Die jeweils ersten 100 Ex-
STORM. Zur Zeit arbeitet man am De- Ausgaben mit einem "Interview" vertre- Freiheitsstrafen. Weitere Information, emplare werden als farbiges oder trans-
bütalbum. Weitere Informationen: ten sein! Kontakt: EternityRec@gmx.de und aktuelle Fotos, findet man hier: parentes Vinyl erscheinen. Weitere Infos
www.darker-than-black.com / www.eternityrecords.de www.burzum.org hier:
www.bloodred-horizon-records.com
Im Zusammenhang mit AD HOMINEM Die vorzeitige Haftentlassung von Varg Auf dem litauischen Label LEDO TA-
erreichte uns auch die befremdliche Vikernes/BURZUM wurde im Juni 2008 KAS RECORDS erscheint im Herbst Leser aus Österreich können das Abla-
Nachricht, dass das Debütalbum von zunächst abgelehnt, weil er nach Anga- das dritte Album von DISSIMULATI- ze direkt bei BLOODRED HORIZON
der BPjM indiziert worden ist. Besagte ben des norwegischen Justizministeri- ON – „Atiduokit Mirusius“. Zu hören RECORDS bestellen. Leser aus der
Veröffentlichung, erschienen im Jahr ums noch immer „zu gefährlich für die sind acht Black-/Thrash Metal-Lieder Schweiz können sich an BLACK TOW-
2002, wurde auf die sogenannte „Liste Allgemeinheit“ sein soll. Allerdings legte „voll des negativen Symbolismus und ER PRODUCTIONS (www.black-tower.
B“ gesetzt. Dadurch unterliegt sie einem sein Anwalt eine Beschwerde gegen die- Visionen der Selbstzerstörung“. Mehr ch) wenden.
absoluten Verbreitungsverbot innerhalb se Entscheidung ein, und man hat Varg Infos: www.ledotakas.net
von Deutschland. Der Bezug aus dem nun immerhin regelmäßigen Ausgang Aus Brasilien erreichte uns die Nach-
europäischen Ausland ist davon aller- zu seiner Familie genehmigt. Varg be- Die schwedischen WATAIN werden ihre richt, dass der Ex-Sänger von EVIL,
dings nicht betroffen. Welchen Zweck sitzt einen Bauernhof in der Nähe von ersten beiden Alben, „Casus Luciferi“ Henrique “Black Goat”, im Alter von 31
die BPjM heutzutage erfüllen soll bzw. Tromsø; der Bürgermeister in seiner und „Rabid’s Death Curse“, im Okto- Jahren verstorben ist. Er war seit 2001
überhaupt erfüllen kann, wäre sicherlich Wahlheimat hat bereits öffentlich mit- ber neu veröffentlichen. Das dafür ver- inhaftiert, verurteilt zu einer Freiheits-
eine nähere Betrachtung wert. Diese In- geteilt, dass man Varg in der Gemeinde antwortliche Label SEASON OF MIST strafe von 19 Jahren, nachdem ihm die
stitution ist, jedenfalls im „demokrati- willkommen heissen wird. Varg will nach teilt mit, dass beide Alben als Digipack Beteiligung an dem Mord an einem
schen“ Europa, einmalig – und dass die eigener Aussage ein „normales Leben“ erscheinen sollen – mit remasterten Homosexuallen zur Last gelegt wurde.
Jugend in unseren Nachbarstaaten, wo führen; sich um Haus, Hof, und Familie Sound und Bonusliedern („The Essence Mittlerweile erhielt er aber Vollzugsloc-
es eine derartige Zensurbehörde nicht kümmern; Bücher schreiben und sogar of Black Purity“ von gleichnamiger 7“EP kerungen und dachte an eine Rückkehr
gibt, nun deutlich mehr „gefährdet“ sei ein neues BURZUM-Album veröffent- und eine bisher unveröffentlichte Live- in die lokale Black Metal-Szene. Am
als die deutsche Jugend, wird von wirk- lichen. Mit seinem politischen Aktivis- Aufnahme des VON-Covers „Watain“). 17.07.2008 wurde er in seiner Gefängnis-
zelle tot aufgefunden. Die Todesursache
soll Herzversagen sein; diese offizielle
Darstellung wird von Freunden und der
Familie des Verstorbenen jedoch ange-
zweifelt.

DEBEMUR MORTI PRODUCTIONS


berichten, dass der Titel und die Ge-
staltung folgender, für Ende August ge-
planter, Veröffentlichungen feststehen:
INFESTUS' zweites Album, „aufgeladen
mit ewiger Dunkelheit und nächtlicher
Macht“, trägt den Titel "Chroniken Des
Ablebens". Darauf sind sieben Lieder
enthalten. Das Debütalbum von ARS
DIAVOLI, "Pro Nihilo Esse", enthält
sechs Lieder des “Selbsthasses, der Nie-
derlage und Verzweiflung”. Beide Alben
erscheinen Ende August 2008. Weitere
Infos hier: www.debemur-morti.com

Auf SCHWARZDORN PRODUCTIONS


ist das Debüt Album "Digital Violence"
von BIONIC ANGEL erschienen. Laut
Angabe des Labels wird es „so einige
Liebhaber finden, denn die 14 Tracks
haben es gewaltig in sich. Die Band
zelebriert eine düstere Art von Gothic,
verfeinert mit diversen Elektro Klän-
gen. Das ganze Album wirkt wie ein
spannender Spielfilm, bei dem sich das
Element immer wieder von Neuem auf-
baut.“ Weitere Infos hier: www.schwarz-
dorn.de

Korrektur: Auf der Heft-CD in Ausgabe


#4 wurde das Album von MALEFICUM
ORGIA falsch angegeben. Es heisst
nämlich nicht „Infernal Mass“, sondern
es ist nach der Band betitelt („S/T“).
Weitere Infos hier:
www.insidious-poisoning.com

Bands & Labels:


Schickt eure News und Updates an:
redax@ablaze-magazin.de

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Irgendwa
da, wir legen den Namen ab und können völlig frei
von jeglichen Erwartungen und Ansprüchen uns
gegenüber machen, was wir wollen.<< Der erste
Schritt wurde bereits mit dem dritten Album „Vi-
rus West“ getätigt, >>als dass wir auf diesem die
Pagan-Schublade, welche uns auferlegt wurde und
uns eine Hörerschaft eröffnete, die von uns als Ziel-
gruppe gar nicht angedacht war, sprengten und ein
äußerst archaisches und intensives, reines Black Me-
tal Album erschaffen haben, welches im Nachhinein
komischerweise das erfolgreichste wurde, obwohl die
anderen beiden Langspieler deutlich massenkompa-
tibler waren. Das ist jetzt nur meine persönliche Ein-
schätzung, aber rein vom musikalischen Empfinden
her sollte man meinen, dass „Srontgorrth“ der Zenit
NAGELFAR‘s war. Von der „Fanbasis“ her wurde „Virus
West“ allerdings deutlich besser angenommen als
alle andern.<< Noch deutlicher wurde dies anhand
des Stücks „Der Erlösung Totgeburt“ übermittelt,
welches auf dem „Wurzelgeister“-Sampler ver-
treten ist und den Abschluss der Bandgeschichte
darstellt. >>Das war so maßgeblich die Richtung,
die wir weiter gegangen wären. Es war ganz klar ein
Scheitelpunkt, an dem klar wurde, dass wir auch gar
Nachdem unser geplantes Email-Interview, aufgrund von Zingultus nicht mehr so hätten weiter existieren können oder
Zeitmangel, auf das „Under The Black Sun“-Festival verschoben wur- wollen. Wir hatten z.B. für uns entschieden, dass wir
nicht mehr das „Stage One“ besuchen, sondern selber
de, und die Live-Interview-Verabredung beim „UTBS“ leider aufgrund aufnehmen werden, um noch einen Schritt zurück
von ungezügelten Alkoholismus, absoluter Desorganisation und zu gehen und zu verdeutlichen, dass wir tatsächlich
puren Chaos beiderseits (Anmerkung des Autors: auch wenn meine
Wenigkeit hierbei wohl das dickere Bündel zu tragen hatte, hehe) ins
Für uns war einfach
Wasser gefallen war, starteten wir einen erneuten Versuch per Tele- der Zeitpunkt da, die-
fon...und waren doch tatsächlich erfolgreich, aller guten Dinge sind sen großen Namen mit
schließlich...?! all der Erwartungshal-
Wenn ich darüber nachdenke, wie dieses Interview mit jeder Menge tung, die mitschwang,
Alkohol im Blute beider Leiber auf dem Festivalgelände wohl aus- abzulegen, denn wir
gesehen hätte, dann könnte ich mir 666-mal in die Fresse schlagen, waren einfach nur
dies humoristische Schauspiel verpasst zu haben. Achtung, DIE Über- noch umgeben von
leitung des Jahres folgt: Manch einer mag ebenfalls autodestruktive Speichelleckern und
Emotionen in sich aufsteigen fühlen, NAGELFAR nie live gesehen zu Arschkriechern
haben. Keine Sorge, das können die wenigsten von sich behaupten,
ich ebenfalls nicht. Doch ändert es nichts an der Tatsache, dass diese eine Black Metal Band sind und nichts anderes. Da-
mit sind wir groß geworden und als wir ´93 angefan-
Truppe zu den Urgesteinen der deutschen Black Metal-Szene gehört gen haben, mit NAGELFAR Musik zu machen, gab es
und ihre, in meinen und auch vieler anderer Augen großartigen drei einfach noch keinen „Pagan“, „North“ oder was weiß
ich nich...es gab einfach nur Black Metal und da woll-
Langspielscheiben Kult- und Gütestatus par excellence erreicht haben. ten wir wieder hin zurück.<<
Zingultus, seines Zeichens Begleiter/Freund der Band von Anbeginn Erste unplanmäßige Zwischenfrage
meinerseits (AnmdA.: meine wörtliche Rede steht
und Sänger vom „Virus West“ Album an bis zur Auflösung NAGELFAR‘s, immer zwischen Kreuzen...hehe, wie mehrdeutig!):
war äußerst gesprächig und somit sei Euch geraten, dies Interview +Wie kams eigentlich dazu...hast Du eine Ahnung...
ging das nur von den Hörern aus oder wurde es
nicht beim nächsten Diarrhöe-Toilettengang, sondern in aller Ruhe im auch irgendwie vom Label in diese Ecke gedrückt,
bequemen Schaukelstuhl zu konsumieren. Aber Achtung: Nichts für also dass Ihr eben auf diese „Pagan“...romantische
Schiene gekommen seid?+ >>Ich denke, das kam
Baumknutscher! ;-) ganz klar aus den Texten heraus, denn die ersten
beiden Alben sind nunmal mythologischer Natur.<<

D
ie erste Falschinformation korrigiert Zin- Zorn wollte, dass Meilenwald und Zingultus die +Ja, nee, is klar...aber dass Ihr jetzt nur noch...sozu-
gultus gleich nach meiner Eingangsfrage, Truppe weiterführen.>>Für uns war einfach der sagen als das wahr genommen wurdet, letzten En-
hatte ich doch die Information, die Band Zeitpunkt da, diesen großen Namen mit all der Er- des...das meine ich damit!+ >>Ich glaube, wir hiel-
habe sich aufgrund von fehlender/m Schaffens- wartungshaltung, die mitschwang, abzulegen, denn ten damals einen ziemlichen Ausnahmestatus inne.
kraft bzw. Antrieb im Jahre 2002 getrennt. >>Das wir waren einfach nur noch umgeben von Speichel- Als das erste Album erschienen ist bzw. schon zu De-
ist so nicht ganz richtig. Eigentlich war der tatsäch- leckern und Arschkriechern. Wir konnten machen, mozeiten waren wir die erste Band, die ausschließlich
liche Auslöser der Ausstieg von Zorn, welcher neben was wir wollten und alles wurde für gut empfunden. mit deutschen Texten, versehen mit nordisch-mytho-
Meilenwald Gründungsmitglied war. Wir hatten Wir merkten schlichtweg, dass uns gegenüber keine logischen Namen, voran gegangen ist. Alles andere
innerhalb der Band immer die Satzung: Sollte einer Ehrlichkeit mehr präsent war und wir insofern auch war immer noch ein „Mischmasch“ aus Satanismus,
der beiden aussteigen, ist der Fall bzw. die Band er- eine falsche Bestätigung bekommen haben. Wir wa- Dunkelheit und was weiß ich nich für‘n Kram, all die-
ledigt.<< Daran hielten sie dann auch fest, obwohl ren einfach froh zu sagen: Ok, jetzt ist der Zeitpunkt ses typische Klischeezeug. Ich glaube, wir waren im

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ann wird die Szene tot sein
Vorfeld mit einer der ersten. Im Nachhinein betrachtet
ist es durchaus komisch, gerade mit einem Label wie
„Ars Metalli“, welches ja auf diese Pagan-Geschichte
ausgelegt war, den Schritt zurück gemacht zu ha-
ben.<< Die Vorankündigungen der Plattenfirmen
trugen keine Schuld an dieser Entwicklung. Auch
Kettenhund hat diesbezüglich eine weiße Weste;
beschrieb NAGELFAR als „unique Black Metal“,
was sicherlich keinen Rückschluss auf die „Pagan-
Schublade“ zulässt. Die Wahl des Bandnamens,
welcher „das Totenschiff“ bedeutet, wurde eben-
falls von weitaus weniger romantischen Gefühlen
begleitet, als man vielleicht meinen möchte. >>Es
gab keinen konkreten Punkt, an dem gesagt wurde,
wir müssen jetzt unbedingt den Namen NAGELFAR
wählen. Das war wirklich jugendlicher Leichtsinn,
wir brauchten was aus der nordischen Mythologie,
weil für uns die Thematik damals aktuell war und ich
glaube, das Stück „Nagelfar“ von ISENGARD hat uns
zusätzlich zur Namensgebung inspiriert. Es gibt also
keinen speziellen Grund, warum wir gerade diesen
Namen gewählt haben. Die Geschichte an sich ist
nicht herausstechend interessanter als jede andere
Geschichte aus der nordischen Mythologie, insofern
gab es keinen speziellen Hintergrund.<< dern konnte ich selbst bleiben und meine Kunst mit seine grundsätzliche Abneigung gegenüber so-
einbringen. Insofern gab es keine klaren Hierarchien genanntem „Suicidal Black Metal“. >>Wenn ich die
oder Aufteilungsweisen innerhalb der Band. Klar, Leute rumjammern höre, wie scheiße doch alles ist,
Ein ganzheitliches Konzept irgendwo hat sich jeder positioniert, sprich: ich hab dann muss ich sagen: Geht hin und hängt Euch an
und eine Form der Therapie mich verstärkt um die Texte und das Arrangieren der die nächste Laterne, aber geht mir nicht auf den Keks
Musik in Bezug auf die Texte gekümmert, während mit eurem Rumgejammer! Für mich muss Black Me-
Aber drücken wir doch erstmal auf „Start“: Es exi- Zorn und Meilenwald zusammen komponiert haben.
stierte ein „Vorläufer“ von NAGELFAR namens ME- Da habe ich mich dann weitesgehend rausgehalten,
TRORRHAGY, gegründet von Zorn und Meilend- weil sie ein eingespieltes Team waren und ich nicht Für mich muss Black
wald, welcher damals reinen Death Metal zockte. dazwischen funken wollte. Das war vorher nicht Metal Kraft und Stärke
Als die ersten Einflüsse des Black Metals innerhalb anders, da hatte Sven zwar als Bassist die Haupt-
dieser Band deutlich wurden, kam es zur Umben- verantwortlichkeit, was Texte betraf, aber niemand verkörpern.
ennung in NAGELFAR. Lange Zeit war das Line-up wurde ausgegrenzt, sich entsprechend mit einzu-
relativ instabil, bis Sven 1995 den Bass übernahm bringen.<< tal Kraft und Stärke verkörpern. Dieses Rumgejam-
und zeitgleich die Suche nach einem Sänger star- Die lyrische Umsetzung wartete bei NA- mer von irgendwelchen halbwüchsigen „Pimpernel-
tete. >>Die Entscheidung fiel dann auf Jander. Es GELFAR durchgehend mit einem sehr hohen Stan- len“...Ahhh...Da krieg ich schon...Nee, da krieg ich nen
war irgendwie eine ganz skurrile Geschichte, weil ich dard auf, >>und dementsprechend wichtig war sie Hals!<<
damals schon als Sänger mit eingebunden werden uns auch, die Texte sind ja auch alle abgedruckt wor- Für NAGELFAR war Musik eine Form der
sollte, auch gefragt wurde, aber zu der Zeit meine den. Vor meiner Zeit war Sven der Haupttexter, wel- Therapie, anhand welcher die einzelnen Bandmit-
andere Band recht gut am Laufen hatte und deshalb cher auch den mythologischen Einfluss mit einbrach- glieder ihre Emotionen und Alltagsbedürfnisse zu
abgesagt habe. Zeitgleich fragte Meilenwald den te. Die Bilder, mit denen Sven seine Texte ausstattete, verarbeiten suchten, um einen Ausgleich zu ih-
Jander und der hat dann zugegriffen. Somit wurde sind unnachahmlich, besonders beim „Srontgorrth“- rem, >>eigentlich eher harmonischen Alltagsleben
Jander der Sänger von NAGELFAR. Im Nachhinein Album. Wir beknien Sven immer wieder, dass er end- zu erschaffen. Nur dort können wir unseren Frust und
betrachtet ist es definitiv die bessere Wahl gewesen, lich ein Buch darüber schreibt, weil er sich damit fast dergleichen kompensieren und unseren Aggressio-
denn ich hätte niemals Alben wie „Hünengrab im schon eine eigene Mythologie erschaffen hat, aber nen freien Lauf lassen. So ist es zumindest heute und
Herbst“ einsingen können. Da gibt es auch keine Feh- ich glaube, es fehlt ihm dann doch die nötige Zeit.<< zumindest bezüglich meiner Person kann ich das be-
de zwischen dem Jander und mir. Wir respektieren Der Entstehungsprozess von Texten und Musik haupten. Früher spielte noch ganz viel jugendlicher
und akzeptieren uns gegenseitig, woran auch jeg- lässt sich schwer pauschalisieren, so entstand die Leichtsinn mit und da war mit Sicherheit auch ganz
liche Beeinflussung von außen nichts ändern kann. Lyrik teilweise bereits im Vorfeld, streckenweise viel...ja wie will man sagen...„Image“ dabei. Du kannst
Von wegen „Wer ist der bessere Sänger von beiden?“; wurden die Texte aber auch auf die Musik ge- schließlich nicht hingehen und sagen: Ich mache jetzt
jeder hatte seine eigene Art und jeder passte zu den schrieben. >>Es lässt sich schwer verallgemeinern, Heavy Metal und fange dann mit „Blümchenmusik“
Veröffentlichungen, die wir gemacht haben. Da gibt aber der lyrische Stellenwert an sich war schon recht an, weil ich da gerade Bock drauf habe. Heavy Metal
es nichts dran zu rütteln.<< Grundsätzlich hielt je- hoch. Wir sahen die komplettierten Stücke als Kunst- muss nunmal aggressiv, laut und schnell sein.<< Erst
des feste Bandmitglied einen gleichberechtigten objekt an sich, hatten aber auch das Gesamtbild im im Black Metal fanden die Deutschen den wirkli-
Status inne. So hatte Zingultus kein Problem, den Blick.<< Als Endresultat und fertiges Produkt wur- chen Ursprung und Urgedanken des Heavy Metals
Einstieg in die Band zu finden. >>Ich wusste genau, de eine NAGELFAR-CD erst mit Covergestaltung, wieder, welcher Anfang der 90er Jahre durch die
die nehmen mich, um von diesem „Rumgejammer“ Texten, Musik und allem drumherum angesehen. Kommerzialisierung des Death Metal negiert wur-
von Jander weg zu kommen und eine etwas aggressi- Ein Lied alleinstehend hätte es für das Trio nicht de. >>METALLICA lief im Supermarkt, man gehörte
vere Schiene zu bringen. Deswegen brauchte ich auch gemacht, ihm war die Kunst dieses Gesamtwerks keiner Revolution mehr an. All diese Flüchte und die
nie eine Jander-Kopie oder ähnliches zu werden, son- wichtig. >>Ich habe nichts gegen Leute, die kopierte Jugendkultur, die man damals kennengelernt hat,
CDs hören, das muss jeder selbst für sich entschei- waren verraten und du hast dich dann im Black Me-
Wir sahen die kom- den. Allerdings erhebe ich den Anspruch, mein Werk tal wieder gefunden. Eine neue Generation der Revo-
so qualitativ hochwertig zu gestalten, dass jeder das lution wurde gestartet, es wurde eine neue extreme
plettierten Stücke als Original haben will. Wenn einer meint, die Sachen im Figur und ein neues Feindbild erschaffen, das dann
Kunstobjekt an sich, Internet runterladen zu müssen, dann soll er sich die
Sachen runterladen und sich ganz banal eben nur
innerhalb der Subkultur des Metals auch nochmal
zusätzlich eingeschlagen hat. Wer die Zeit miterlebt
hatten aber auch das die Musik anhören. Unser Anspruch hingegen war hat, kann wohl behaupten, wir waren die Emos der
die Würdigung unseres kompletten Schaffens.<< In 90er (AnmdA.: eigentlich eine grandiose Über-
Gesamtbild im Blick. Bezug auf Black Metal setzt der Aachener Macht schriftenvorgabe!). Wir sind ausgelacht worden ob
und Aggression an vorderste Stelle. Daher auch der Schminke der Musiker, des räudigen Sounds und

9
Wir wurden damals
definitiv nicht ernst
genommen und total
ausgegrenzt. Und das
war auch ein stückweit
das, was für uns dieses
Mystische nochmal
zusätzlich ausgemacht
hat
allem „Pipapo“. Wir wurden damals definitiv nicht
ernst genommen und total ausgegrenzt. Und das war
auch ein stückweit das, was für uns dieses Mystische
nochmal zusätzlich ausgemacht hat und wir dann
tatsächlich das große „FUCK YOU!“ wieder gefunden
haben und sagten, hier wird etwas Neues gestartet,
was nach außen hin eine unheimlich intensive Kraft
ausstrahlt und Wert ist, gehegt und gepflegt zu wer-
den. Ja gut, jetzt, 15 Jahre später, sind wir schlauer
und merken, dass 80 Prozent der Geschichten, die wir ihre Credits so erarbeitet wie die alten Bands damals der Hammer hängt.<<
uns damals ausgemalt haben, völlig den Bach runter über Tape-Trading oder sonstwas. Keiner von denen Nicht nur musikalisch hat sich Zingultus
gelaufen sind, aber das ist dann nochmal eine ande- hat 300 Briefe geschrieben oder 300 Leerkassetten offensichtlich von der Szene zurück gezogen, sei-
re Geschichte.<< (AnmdA.: Bezüglich Emos kam kopiert, sich den Arsch abgespielt und Kontakte ge- ne früheren Aktivitäten mit anderen Black Metal-
mir der Vorfall aus Mexiko in den Sinn, bei wel- halten, um in irgendeiner Weise voran zu kommen. Involvierten haben ebenfalls merklich nachgelas-
chem Mitte März diesen Jahres ca. 1.000 Anhänger Heute machst du mit einer selbstgebrannten CD dein sen. >> Irgendwann kam der Punkt, das hing auch
von Heavy Metal, Hard Rock und Alternative eine eigenes Label auf. Da spielt für mich die Wertigkeit einfach mit meiner privaten Situation vor 4-5 Jahren
Hetzjagd auf sogenannte „Emos“ starteten, welche und Würdigung dessen und der Respekt gegenüber zusammen, an dem ich ganz klar und ganz stark aus
laut Berichten vier Verletzte und 28 Verhaftungen dem, was du selbst erschaffen hast, nur noch eine Zeitmangel selektieren musste, mit wem ich noch
forderte, detailgenau z.B. unter „http://www.laut. ganz geringe Rolle. Da muss ich sagen: Nee, das passt Kontakt halte und mit wem nicht. Ich kann an zwei
de/vorlaut/news/2008/03/13/18123/index.htm“ mir einfach nicht mehr. Die Szene ist zu schnelllebig Händen abzählen, mit wem ich noch Umgang habe
im Weltnetz nachzulesen. Diese schilderte ich ihm und irgendwie so herzlos geworden.<< (AnmdA.: und das sind alles Kontakte, die wirklich von ganz
kurz und fragte anschließend, was er davon hal- und wieder eine schöne Überschriftenvorgabe!) früher her resultieren. Wenn ich Namen nennen soll,
te bzw. dazu zu sagen habe) >>Ich glaube, für so Richtiggehend überschwemmt fühlt er muss ich die LUNAR AURORA-Leute nennen. Das ist
einen Quatsch bin ich zu alt, hehehe. Vor 15 jahren sich von dem, was im Internet musikalisch offeriert einfach unsere „Bruderband“, würde ich mal fast be-
wäre ich wahrscheinlich noch mitgerannt, aber heu- wird, kann für sich selbst keine Auswahl mehr tref- haupten, mit denen wir viele Jahre lang auf gleichen
te...Nee, vor 15 jahren hätte ich dem Pöbel angehört, fen und verzichtet daher mittlerweile größtenteils Labels usw. waren. Das sind Kontakte, die bestehen
definitiv! << (AnmdA.: und wieder eine grandiose gänzlich auf die Erkundungstour nach junger, hö- und die auch außerhalb der Szene noch Bestand
Überschriftenvorgabe!) renswerter Musik. >>Ich habe hier genug CDs, die haben würden, selbst wenn wir unser musikalisches
älter als 8 Jahre sind und die reichen mir auch noch, Schaffen beenden oder ins Popgeschäft einsteigen
Distanz zur Szene der ich brauche gar keine neue Band mehr. Ich müsste würden. Da ist einfach eine Freundschaft entstan-
jetzt ganz, ganz stark überlegen, um tatsächlich den.<< Viele Kontakte haben sich zu Freund-
Gegenwart etwas zu finden, das mir nach 1999, sage ich jetzt schaften entwickelt, die unabhängig von Musik
In den letzten fünf Jahren ist bei Zingultus privat mal ganz pro Forma, im- oder sonstigem überleben. Die
etwas Ruhe eingekehrt, >>weil ich mich der Szene poniert hat. Mir fällt nichts Die Entwicklung an unterschiedlichen Richtungen
einfach nicht mehr so intensiv angehörig fühle. Durch
den Split von NAGELFAR habe ich uns und die gesam-
ein, wirklich gar nichts.<<
+Wann haste dir denn
sich ist heute ganz und Strömungen des Black Me-
tal, ob musikalisch, politisch
te Szene nochmal vor meinem inneren Auge an mir die letzte CD gekauft?+ klar so, dass die oder kommerziell, bereiten
vorbei ziehen lassen und ganz stark reflektiert. Ei- >>Ähm...<< (AnmdA.: ihm keinerlei Probleme. >>Ich
gentlich war der Zeitpunkt genau der richtige, da wir, eisiges, markerschüt- ganzen neuen Bands mache keinen Hehl daraus, dass
meiner Meinung nach, eine der ersten Bands waren, terndes Schweigen) +... einfach nicht mehr ich mit den Leuten von ENDSTIL-
die sozusagen das sinkende Schiff verlassen haben. von ner neueren Band!+ LE gut befreundet bin und kann
Wenn ich überlege, wer von den großen, alten, deut- >>Jaja, ich überlege...Ich dieses intensive Ge- auch sagen, dass ich die letzte
schen Kapellen im Nachhinein alles mitgegangen ist,
dann ist wohl tatsächlich keiner mehr übrig geblie-
glaube...ähm...LPs zählen
ja auch, hehe, insofern...
fühl zu dem, was sie Platte ganz gut fand, wohinge-
gen mich der Rest nicht unbe-
ben. Nahezu alle anderen haben es ebenso aufge- Dann wars tatsächlich die da erschaffen oder dingt weggeblasen hat. Ich habe
geben, so dass wir fast schon überlegt haben: „Jetzt letzte PRIMORDIAL, die kein Problem damit, eine Platte
müssen wir aber nochmal ran!“. Die Entwicklung an hab ich mir direkt geholt. erschaffen wollen, gut zu finden, die sich 100.000
sich ist heute ganz klar so, dass die ganzen neuen Aber...PRIMORDIAL...Ja haben können. mal verkauft hat. Im Endeffekt ist
Bands einfach nicht mehr dieses intensive Gefühl gut, da weiß man auch es das Produkt, was mir gefallen
zu dem, was sie da erschaffen oder erschaffen wol- seit über 10 Jahren, wo muss und nicht die Leute oder die
len, haben können. Diese ganze MySpace-Generati- die Qualität ist und was man hat, wenn man sich Meinung, die dort vertreten sind bzw. ist. Ich kann
on!<< Gegen genanntes Internet-Phänomen hat ne Platte kauft.<< +Ja, stimmt. Von irgendner mit Leuten, die auf irgendwelchen Antifa-Demos
er grundsätzlich nichts einzuwenden, nutzt selbst neueren Band, die noch nicht so lange existiert, rumlaufen, genauso gut wie mit denen, die mit einer
auch „MySpace“ (AnmdA.: soll keine Werbung sein, haste dir in letzter Zeit nichts gekauft? Also irgend- BURZUM-Platte rumrennen.<<
wir wissen schließlich alle, wie beschissen dieses ne Neuentdeckung haste in letzter Zeit nicht mehr Mit den ehemaligen NAGELFAR-Mit-
Internet-Portal ist), um sich zu informieren, >>weil gehabt, diesen erleuchtenden Augenblick!?+ (An- streitern steht Zingultus immer noch in regem
ich mir anhand eines „Klicks“ eine Band anhören kann mdA.: langgezogenes Durchschnaufen)>>...Pfff... Kontakt. Besonders intensiv ist der zu Meilenwald,
und froh bin, dass ich nicht zwei Stunden lang rum- nö...MOMENT, DOCH!!! WOLVES IN THE THRONE welcher immer noch zu einem seiner engsten und
gesucht habe, um dann innerhalb von einer Minute ROOM!<< +AHHHHHHHHHH!!!+ >>Ok, ertappt! Die besten Freunden gehört. Die eigenen Bands der
festzustellen, wie scheiße sie doch ist, sondern die Band hat mich tatsächlich umgehauen, nach 1999, beiden halten sie jedoch momentan davon ab, auf
Selektive ist deutlich schneller. Keine dieser ganzen genauso wie DARKSPACE, die liegt direkt da drunter. künstlerischem Gebiet erneut etwas zusammen zu
„MySpace-Bands“ hingegen, die innerhalb von einer Aber das sind ja keine unbekannten Leute, sprich: Die machen. >>Da is immer noch was in Planung, aber
Minute mit einem Tastenklick mehr Menschen errei- machen ja auch nicht erst seit gestern Musik, muss immer noch nichts sicher. Auf jeden Fall gehört er
chen, als wir damals zu unserer Demophase, hat sich man dazu sagen. Die wussten auch schon vorher, wo zu meinen engsten Freunden, immer noch. Gleiches

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wage ich auch bei Sven zu behaupten. Mit Sven habe ich glaube, das war irgendwann ´98 oder so, wir hat- vice hinter sich.<< Bedenkt man die Tatsache, dass
ich ja nie aktiv bei NAGELFAR zusammen gespielt, der ten gerade das erste Album veröffentlicht. Er ist auf das „Virus West“ Album mit ungefähr 30.000 um-
ist vor mir ausgestiegen. Wäre der Sängerwechsel ihn losgestürmt, hat ihn wild beschimpft und meinte gesetzten Stück eine der meistverkauften deut-
früher gekommen, wäre Sven noch dabei gewesen ganz zum Schluss „MYSTIC CIRCLE and DIMMU BOR- schen Black Metal Platten ist und allein der Name
und die Band hätte mit Sicherheit noch ein paar wei- GIR are the same Shit!“, der Typ hatte ihn die ganze NAGELFAR auch damals schon Kultstatus erreicht
tere Jahre Bestand gehabt. Meilenwald und ich hat- Zeit einfach nur angeguckt, sich das alles angehört hatte, muss man den Jungs tatsächlich eine gewis-
ten nach meinem Einstieg versucht, den Sven wieder und dann die Faust geballt und ihm die Nase ge- se Naivität attestieren, >>aber es war einfach eine
zurück zu holen, aber das fruchtete damals nicht so. brochen. Ich fand die Aktion aber trotz alledem sehr wunderbare Zeit. Wir waren glücklich mit dem, was
Sven hatte nach seinem Ausstieg bei NAGELFAR tat- gelungen. Das sind halt so Geschichten, an die man wir hatten und wie wir es gemacht haben und inso-
sächlich kein einziges mal mehr den Bass in der Hand gerne zurück denkt, obwohl wir da eine Niederlage fern würde ich auch heute noch alles 100prozentig so
und entschied sich, musikalisch nicht mehr auf einer erfahren haben. Allein den Mumm zu finden, mit unterschreiben. Es war einfach eine ganz andere Zeit,
Höhe mit uns zu sein. Eigentlich schade, aber...na... einem besoffenen Kopf zu ihm hinzugehen und ihn wir haben uns den Arsch abgearbeitet und das sollte
egal, hehe. Zum Jander hatte ich nie den superinten- wild zu beschimpfen, war aber schon eine geile Akti- auch heute noch so sein. Was ich im Endeffekt jeder
siven Kontakt. Der studiert mittlerweile in Amsterdam on!<< jungen Band heute nur sagen kann, ist...äh...seufz...
und hat auch eigentlich GAR NICHTS mehr mit uns zu Bleiben wir doch bei den guten alten (AnmdA.: Denkpause!)...LERNT EURE INSTRUMEN-
tun. Wir haben locker seit 6 Jahren nichts mehr von Zeiten. Der Mensch neigt nunmal zur Verklärung TE! Hehehe...Ich weiß es nicht anders auszudrücken.
ihm gehört, auch nicht über ein paar weitere Ecken. und redet sich Vergangenes in seiner Erinnerung Wenn ich überlege, bei vielen Demos, die ich in die
Der macht auch, glaube ich, musikalisch überhaupt gerne schöner als es eigentlich war. Was das anbe- Hand gedrückt bekomme, denke ich echt: „Auweia,
nichts mehr. Zorn studiert auch immer noch, glaub langt, macht mir der gute Zingultus jedoch keine Junge, geh mal bitte zum Gitarrenlehrer!“<<
ich, hehe, aber wir haben auch kaum noch Kontakt. Sorgen. >>Ich würde sagen, wir waren damals ver-
Gelegentlich sieht man ihn nochmal in Aachen, wenn dammt unprofessionell. Wir haben uns tatsächlich
er zu Besuch ist, aber wir stehen nicht in stetem Kon- ganz klar unter Wert verkauft. Aber da spielte nunmal Das Bewahren der
takt. Zu Garvin, dem Keyboarder, nie festes Mitglied, eine ganz große Form der Ideologie mit, so dass es alten Werte
für uns eine absolut reine Geschichte ist. Wenn man
Wir haben uns überlegt: NAGELFAR spielt für einen Kasten Bier mit- Doch NAGELFAR selbst hatten anfangs durchaus
ten in der Zone und pennt dann auch noch im Spar- ihre Probleme, sich in der Black Metal Szene zu-
tatsächlich ganz kassenvorraum (AnmdA.: soll keine Werbung sein, recht zu finden.>>Wie gesagt, es ist mittlerweile
klar unter Wert wir wissen schließlich alle, wie beschissen diese
Bank ist), weil einfach die Kohle nicht reicht, um ir-
auch einiges an Zeit ins Land gegangen seit der Auf-
lösung NAGELFAR‘s und reflektierend ist klar, dass wir
verkauft. Aber da gendwie im Hotel zu übernachten. Da fasst man sich damals wirklich noch sehr naiv waren, auch was den
heute an den Kopf. Andere Bands pennen in dicken, Umgang mit neuen Szeneankömmlingen anbelangt.
spielte nunmal eine fetten Hotels und haben einen dicken Catering-Ser- Wenn ich bedenke, dass wir damals wirklich allen
ganz große Form
Werbung
der Ideologie mit,
so dass es für uns
eine absolut reine
Geschichte ist.
aber stetig festes Sessionmitglied am Keyboard, ha-
ben wir auch weiterhin Kontakt. Im Endeffekt sind
wir immer noch fleissig unterwegs und wären fast
zu jeder Zeit in der Lage, einen „Reuniongig“ zu ge-
ben, aber........DAS MACHEN WIR NICHT, hehe...<<
Untereinander gibt es offenbar kein böses Blut,
auch nicht in Richtung Zorn, welcher damals für
die Absage der geplanten 2-Tages-Tour sorgte.
>>Das war defintiiv der falsche Zeitpunkt und eine
Scheißsituation, wirklich 2 Tage den Leuten vor den
Bug zu kacken und zu sagen: „Sorry, wir kommen
nicht!“, während die teilweise ein Jahr lang darauf
hingearbeitet hatten. Das war schon eine verdammt
blöde Situation, in welcher wir dann entsprechend
leicht angepisst waren. Die Begründung, die er uns
gegenüber gebracht hat, sich einfach nicht mehr
mit der ganzen Geschichte identifizieren zu können,
war allerdings ausreichend für uns, zu sagen, selbst
für die zwei Tage hätten wirs für kacke empfunden,
wenn er sich da hätte verstellen sollen. Das wäre nie
und nimmer gut gegangen und hätte viel an Authen-
tizität eingebüßt. Gerade das war es immer, wofür
wir eingestanden sind, immer von grundauf ehrlich
zu sein. Im Nachhinein ist es auch noch so, dass die
Geschichte mmer noch daran scheitern würde, dass
wir Zorn nicht abnehmen könnten, einen erneuten
Sinneswandel durchzogen zu haben, um wieder mit
alter Authentizität in die Band zurück zu kehren. Und
somit wäre auch jede Reunion von NAGELFAR abso-
lut nicht ehrlich und überhaupt nicht denkbar.<< Es
gibt aber auch positiveres, amüsantes über Zorn
zu berichten: >>Also ganz spontan könnte ich ihn
jetzt in die Pfanne haun...mach ich jetzt auch, hehe.
Es gibt eine sehr lustige Geschichte, ich weiß nicht
auf welchem Festival das war. Ich war auch tatsäch-
lich nicht Augenzeuge, aber Meilenwald. Zorn hatte
inmitten des Gewühls den alten Schlagzeuger, frag
mich nicht welchen, von DIMMU BORGIR getroffen,

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entsprechenden Verantwortung, die wir teilweise für Leute ab und sagen: „Boah, was ist das für ein Arsch-
Die Ideologie hat bei Familie oder gegenüber dem Job haben, können wir loch!?“ Aber, ey, ich war nur freundlich, ich habe nur
solche Klöpse einfach nicht mehr reißen.<< +Solche meine Meinung gesagt!<<
uns weiterhin Be- WAS?!+ >...können wir solche Klöpse nicht mehr rei- In Bezug auf Zingultus wird ein star-
stand, was eigentlich ßen.<< +Klöpse???+ >>Ja!<< (AnmdA.: „Klöpse rei- ker Personenkult betrieben, mit dem er nur sehr
ßen“, muss ich mir merken, hehe) >>...öhhhm, was schwer umgehen kann, weshalb er sich auch auf
auch mit Bands wie jedoch nicht heißt, dass sie falsch waren. Aber jetzt der Bühne nie richtig wohl gefühlt hat. >>Ich
THE RUINS OF BEVE- müssen nunmal andere Leute zur Streitaxt greifen.
Wir können nur noch sagen, wie es funktioniert.<<
brauche das alles nicht, für mich war immer nur der
Prozess, die Entstehung der Musik, das, wofür ich die
RAST oder GRAUPEL Zu den Anhängern NAGELFAR‘s bzw. Musik gemacht habe und wofür ich gearbeitet habe.
zumindest zu denjenigen mit jenem Logo auf Das ganze Drumherum... da hätte man mich auch
deutlich wird. Mit dem Hemd, hat der erfahrene Musiker ein zwie- gut rausklammern können, mit allem!<<
diesen versuchen wir, spältiges Verhältnis, >>weil wir mittlerweile sehen, Insofern ist es auch nicht weiter ver-
dass diese sogenannte „Fanbasis“, die sich NAGELFAR wunderlich, dass es den Bandmitgliedern immer
den Spirit, die alte nicht unbedingt erkämpft hat, aber die heute noch relativ egal war, ob sich überhaupt jemand für ihre
Ideologie und die existiert, ein Klientel ist... ich glaube, ich mache mir
jetzt echt Feinde.. .das für uns überhaupt nicht als
Musik interessiert, >> weil für uns immer die Frage
war: Gefallen wir uns selber und sind wir uns selbst
alten Werte mit ins Zielgruppe ausgelegt war und uns, glaube ich, auch gegenüber noch authentisch? Diese konsequente
völlig missverstanden hat.<< +Ich hab auch ein Haltung hatte im Endeffekt dann auch mit einen
neue Jahrtausend NAGELFAR-Shirt, ne!...also: PASS AUF!, hehe...+ Anteil daran, dass wir die Band aufgelöst haben.
rüber zu bringen. >>*räusper*...Ok...*räusper*...Ich sage mal, mit 80 Es war einfach nicht mehr der Spaßfaktor dabei,
Prozent der Leute, die wir mit einem Shirt der Band dass wir uns in unserer Haut und dem Anzug, der
„Trendies“ die Tür vor der Nase zugeschlagen haben, auf irgendwelchen Konzerten sehen, möchte ich versucht wurde, uns anzuschneidern, wohl gefühlt
muss man sagen: kein Wunder, dass wir heute diese kein Bier trinken, weil die eben kein Bier trinken! Ich hätten. Dementsprechend sagten wir: „Nee, so kann
Subgenres im Black Metal haben. Wir haben die Wer- habe mal zu Meilenwald gesagt: „Was denken bloß es dann tatsächlich nicht weiter gehen.“ Wir haben
te, die wir damals selber eingetrichtert bekommen die ganzen Leute, die unsere Musik hören, durch den damals nie viel nach außen gehört. Klar, wenn einer
haben zu Anfang der 90er, nicht weiter vermittelt, Wald rennen und Bäume küssen, während wir hier ankam und sagte: „Supertolle Platte!“ oder sowas,
sondern schlossen die Leute aus. Die haben dann dann fühlte man sich natürlich schon ein bisschen
sozusagen ihre eigene Szene entwickelt und eigene gebauchpinselt und das ist ja alles ganz nett. Wenn
Werte erkämpft oder ausgedacht, die einfach nicht wenn wir wirklich jemand ankommt und sagt: „Ihr seid die größten
konform gingen mit dem, was wir vertreten haben. mit NAGELFAR noch- Vollidioten unter Deutschlands Sonne!“, dann kann
Die Ideologie hat bei uns weiterhin Bestand, was ich damit aber auch umgehen und sage: „Ok, dann
eigentlich auch mit Bands wie THE RUINS OF BEVE- mal was machen höre unsere Musik einfach nicht, das ist auch völlig
RAST oder GRAUPEL deutlich wird. Mit diesen versu-
chen wir, den Spirit, die alte Ideologie und die alten
würden, es wäre de- in Ordnung.“ Dem war ja aber nicht mal so, im Ge-
genteil. Wir hatten irgendwie den Eindruck, die ein-
Werte mit ins neue Jahrtausend rüber zu bringen. finitiv eine kürzere zigen richtigen, ehrlichen Rückmeldungen, die wir
Isses jetzt anmaßend und selbstverherrlichend, zu bekommen haben, waren lediglich die aus unserem
sagen...hehehe...es ist uns gelungen?!?<< Tour, um den Leuten Freundeskreis.<< Dies war der Grund, weshalb
+...(AnmdA.: eisiges, markerschütterndes Schwei- zu sagen: Es geht die letzten NAGELFAR-Aufnahmen, auf der omi-
gen)...öhm...pfffffffffff, HAHAHAHAHA...+ >>Hehe, nösen „Ragnarok“-EP veröffentlicht, nur noch an
ok...<< +Das möcht ich selbst nicht beurteilen, hier tatsächlich um Freunde der Band heraus gegeben wurde. >>Wir
hehehe...+ >>Hehe, ok. Ähh, WIR für unseren Teil
denken das, hehe,...<< +Ok!+ >>...weil wir halt tat-
blutige Nasen und hätten damals - und wir könnten auch heute noch
mit Sicherheit - einen Reibach mit dieser EP machen
sächlich sehen, dass es... Naja, wenn ich überlege, nicht um Baumharz! (können) und uns die Taschen voller Geld scheffeln,
dass die Leute sich schon darüber aufregen, dass sie aber das entspräche einfach keinem Qualitätsan-
sich nicht in Ruhe ein Konzert ANGUCKEN können, besoffen unterm Tisch liegen und rumpöbeln!? Das spruch. Jenen hegten und pflegten wir mit der Band
dann kommt mir die Galle hoch! Ich will kein Kon- glaubt uns doch kein Mensch!“ Das ist halt das Pro- und deshalb entschlossen wir uns, die Sachen, die
zert „angucken“, da wir nicht Philharmonika spielen! blem. Wir sind ja irgendwann in dieser Pagan-Ecke wir bis dahin aufgenommen hatten bzw. die fertig
Wir wollen letzten Endes die Energie vom Publikum gelandet und dort laufen eben nur, oder zumindest waren, nicht regulär zu veröffentlichen, sondern ein
beim Konzert übernehmen und ein Spiel zwischen viele „Baumknutscher“ rum, hehe, und Hobbyphilo- Abschiedsgeschenk oder ein Dankeschön für unsere
Publikum und Band stattfinden lassen. Das geht sophen und was weiß ich nich und uns geht es nun- Freunde daraus zu machen. Diese wissen zum einen,
nicht, wenn die Leute Bier schlürfend, voller Faszi- mal um etwas ganz anderes. Insofern, wenn wir wirk- die CD zu würdigen und zum anderen, wie sie da-
nation, Arme verschränkt vor der Bühne stehen oder lich mit NAGELFAR nochmal was machen würden, es mit umzugehen haben. Jeder 08/15-NAGELFAR-Fan
sich vielleicht sogar noch eine Sitzreihe besorgen.<< wäre definitiv eine kürzere Tour, um den Leuten zu würde die CD nehmen und sagen: „Boah, watt für ne
Diesbezüglich hat die Szene sehr viel an Aggres- sagen: Es geht hier tatsächlich um blutige Nasen und Scheiße! Was bin ich froh, dass die sich aufgelöst ha-
sion und Potential eingebüßt, was Zingultus erst nicht um Baumharz!<< Bei Zusammentreffen mit ben!“. Die Leute hingegen, die wissen, warum wir die
kürzlich anhand seines Auftritts mit GRAUPEL NAGELFAR-Hörern gibt sich Zingultus nie großar- Sachen rausgegeben haben, denken sich: „Boah, was
beim „Under The Black Sun“ Open Air zu spüren tig zu erkennen und ist außerdem ganz froh, dass für ne Scheiße! Aber scheißegal, das war das letzte,
bekam. >>Wir sind ja recht blutig unterwegs, das die einzelnen Bandmitglieder nur sehr reduziert was die Jungs gemacht haben und es ist halt nett, es
hat früher keine Sau interessiert. Heute pikiert man öffentlich dargestellt wurden, so dass sie nicht oft zu Hause zu haben und zwischendurch mal zu hören.
sich darüber, einen Tropfen Kunstblut abbekommen erkannt bzw. angesprochen werden. >>Das ge- Ok, das wäre jetzt vielleicht noch gekommen, aber ja,
zu haben, wobei von Vornherein vorausgesetzt wird, schieht sehr selten, ausgenommen selten. Aber ich es hat einfach nicht mehr gereicht.“<<
dass überhaupt Kunstblut verwendet wurde. Und glaube auch, die Leute wissen mittlerweile, dass es
wenn du dann sagst: „Ey, wir waren beim Schlach- nicht einfach ist, mich kennen zu lernen. Als Schutz-
ter...hehe...und haben uns Schweineblut geholt!“, funktion präsentiere ich wohl eine gewisse Arroganz Labels, Lizenzen und Limi-
dann geht‘s erst richtig los: „Iiiiiihhhhhhhh!!!“...HAL- nach außen hin. Ich kann aber auch ein unheimlich
LO?!?!?!?!?!? Ich denke an Anaberg ´97 oder ´96, das netter Kerl sein. Wenn irgendwelche Vögel zu mir tierungen
„Chicago“ schwamm im Blut, da hat keine Sau was kommen und fragen: „Krieg ich ein Autogramm von Was die finanzielle Bereicherung ein paar weniger
gesagt. Und heute ist „die Lederjacke verunreinigt“... dir?“, dann sag ich: „Was willste denn mit ner blöden anhand des völlig überteuerten Verkaufes limitier-
Auweia!!!“, hehe...<< Naja, klar...ok...joar...öhm, Unterschrift von mir?!? Wir können jetzt da drüben ter NAGELFAR-Werke über Ebay (AnmdA.: auch
pfff...hast du sonst noch irgendwas dazu zu sa- zur Theke gehen, trinken dort einen gemeinsam und hier wollen wir keine Werbung machen, da wir
gen, hehe?+ >>Hehehe, ich guck nochmal auf die dann schwafeln wir ne Zeit lang. Lass uns einfach für doch alle wissen, wie beschissen dieses Internet-
Frage, ob ich irgendwie abgeschweift bin, hehe...<< den Abend Kumpels sein, aber was willst du denn mit Auktionshaus ist!) oder anderweitige Handelshäu-
+Jahh...+ >>Öööööhhhhhhhhhm, achso...ey, da einer Unterschrift von mir?“. Die halten mir dann ein ser und/oder szeneinterne Plattformen anbelangt,
hab ich ja GAR NIX zu gesagt, hehehe!<< +HAHA...+ CD-Booklet unter die Nase, worauf ich sage: „Hey, wirkt der Deutsche weitaus entspannter als so
>>Ja, also, wir haben uns im Laufe der Zeit durchaus hätte ich gewollt, dass da mein Gekritzel drauf ist, manch anderer. >>Ich kann es sowieso nicht aufhal-
reflektiert und denken mittlerweile, dass die Aktio- hätt ich das vom Presswerk draufdrucken lassen und ten. Der NAGELFAR-Keks ist gegessen und wir haben
nen, welche wir damals gestartet haben, für den da- fange jetzt nicht an, das tolle Artwork zu verschan- uns damals bei einigen Veröffentlichungen für Limi-
maligen Zeitpunkt in Ordnung waren. Heute, mit der deln. Bitte, verschone mich, ja!?“. Dann hauen die tierungen entschieden. Die müssen auch weiterhin

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Mensch - Tyrann - Flut – Ragnarök
Wir hatten irgend- Die Alben von NAGELFAR:
wie den Eindruck,
die einzigen richti- >>Als der Himmel sich schwärzte, fielen unsere Brüder,
Mit dem sterbenden Licht eines klaren Wintertages,

gen, ehrlichen Rück-


erlagen ihre Körper dem blutroten Schnee,
und über weite Felder - der Trauer - sah ich den Krieg...“<<
(Textauszug aus “Hünengrab Im Herbst”)
meldungen, die wir
Die Bedeutung von NAGELFAR für den Black Metal, speziell in Deutschland aber auch weltweit, kann m.E. gar
bekommen haben, nicht hoch genug eingeschätzt werden. Nachdem das skandinavische Schwarzmetall in der Glut ausgebrannter
Stabkirchen neu geschmiedet wurde, erwachten auch andernorts die musikalischen Ambitionen zorniger, junger
waren lediglich die Männer zu lodernden Leben. In Deutschland kamen Bands wie UNGOD, DESASTER, DAWNFALL, ABSURD, COVEN
OF THE WORM zum Vorschein – und NAGELFAR. Nach zwei Demos und einer SplitEP mit DARK EMBRACE war es
aus unserem Freun- im Jahr 1997 endlich soweit: Das erste Album, „Hünengrab im Herbst“, wurde auf dem, frisch ins Leben gerufenen,
deutschen Label KETTENHUND Records veröffentlicht. Damit hatte man gleich einen phänomenalen Einstand

deskreis gegeben, sowohl was die Klasse ihrer dargebrachten Musik, als auch ihren Erfolg beim Black Metal Hörer der
frühen Phase anbelangt. Einer Platte, die lyrisch mit obig zitiertem Text beginnt, mit >>Über den Tälern wird er krei-
sen, seine Ewigkeit verkünden, der, die diese Botschaft niemals erhalten will. Der Rabe wird sie nimmermehr hören,denn tote Worte hallen still.<<
endet und dazwischen mit aggressiven Turbogasattacken, in friedlicher Koexistenz mit vollendeter Grazie wunderschöner Melodiebögen
Bestand haben. Alles andere wäre Verarsche am Fan existierend, aufzuwarten weiß, konnte man zu damaligem Zeitpunkt nicht nur ein gewisses Erfolgs-, sondern auch zukünftiges Kultpotential
selber, der sich damals oder auch noch heute einen prophezeihen. Angenommen natürlich, der Begriff “kult” war schon früh dermaßen plakativ besetzt und in Szene gesetzt wie heutzutage.
Ast darüber freut, dass er z.B. die Split mit Bluttaufe in Gesanglich pendelte Jander die Lieder allesamt zwischen epochalem und/oder melancholischem Klargesang, verzweifeltem und/oder ag-
gressivem Kreischen und ein paar wenigen gesprochenen Passagen ein. Die gewagte, aber qualitativ ihrem Anspruch vollends genügende
blauem Vinyl hat, wovon es nur 20 Stück oder so gibt, Symbiose aus kraftvoller Epik, Highspeed-Kriegstreiberei und alles umwehender, verletzlicher Melancholie entlud sich in sechs musikalische
ich weiß es nicht, ich habe selber keine. Wenn wir Kapitel plus Einklang zu einer Gesamtspielzeit von knapp 55 Minuten. Somit gönnten die Aachener durchschnittlich jedem ihrer Lieder eine
Spielzeit von 9,5 Minuten, was Mitte der Neunziger sicherlich nicht alltäglich, jedoch nicht annähernd so gewagt war wie die Wahl der deut-
jetzt hingehen und sagen würden: „Kommt, Jungs,
schen Muttersprache als Intonierungsmittel. Heutzutage singt man im Black Metal bekanntlich auch in ganz andren geographischen Orten
wir hauen nochmal 500 Stück davon raus!“, wäre das der Welt auf deutsch, damals hingegen wurde NAGELFAR gerade dafür verachtet und bespuckt. Zum Glück existierte in jüngeren Jahren
keine Wertschätzung gegenüber den Leuten, die sich noch keine notgeile, oder sollte ich sagen “auf Not geilende” politische Einmischung seitens Organisationen wie “Antifa” oder ähnlichem in
Jungendmusiksubkulturen und so wurde zwar vieles bemängelt, jedoch damals trotz der offensichtlich altgermanisch bzw. heidnisch inspi-
damals bemüht haben, die Sachen auch zu bekom- rierten Texte kein “Nazi-Verdacht” (sollte nicht “Privatkneipe” das “Unwort des Jahres 2008” werden, so doch bitte wenigstens “Nazi-Verdacht”
men. Klar ist es unfair gegenüber demjenigen, der uns das “BM-Unwort” oder “NSBM-Unwort des Jahres 2008”, um es auf die Spitze zu treiben) generell oder im Speziellen erhoben. Sowohl Seelen-
erst im Nachhinein entdeckt hat, aber das ist nunmal länder, Schwanengesänge, Rabenflüge als auch eine Apokalypse wurden damals noch völlig unbehelligt und strukturell äußerst vielseitig in
Szene bzw. Klang gesetzt und haben auch 10 Jahre später nichts an Innovations- oder Durchschlagkraft eingebüßt.
der Zahn der Zeit. Ich kann schließlich auch nicht zu-
gucken, wie das Rad erfunden wird, obwohl ich mich >>Freiheit ist mein. Kein Tageslicht zerrüttet meine dunkle Seele,
prähistorisch sehr interessiere. Insofern muss man Meine starren Blicke durchforsten die Öde der undurchdringbaren Nacht,
Menschenleben - nichtig; Ich richte mich auf,
damit wohl leben. Was er an Wertschätzung für diese Schatten durchqueren diese unwirkliche Welt,
Art der Veröffentlichung übrig hat, muss jeder selbst alles Leben in sich aufsaugend - kein Entkommen,
entscheiden, ob er dafür nun 100 oder nur 5 Euro Um mich herum - der Tod,
Befreit um zu sterben - mein Schicksal.<<
ausgeben will. Derjenige, der sie verkauft, der will sie (Textauszug aus “Srontgorrth”)
nicht mehr haben, ok, dann gibt er sie ab. Ich glaube,
die Geschichten resultieren noch aus der Zeit, in der Weiter ging es dann zwei Jahre später ebenso frei mit der KETTENHUND-Veröffentlichung von “Srontgorrth (Die
Macht Erfaßte Das Meine Wie Die Angst Das Blut Der Anderen)”, ihrem zweiten Langalbum, auf welchem fünf Lie-
noch keine Sammeleinkäufe zwecks Wertsteigerung dern eine Gesamtspielzeit von nunmehr ganzen 70 Minuten gewährt wurde, durchschnittlich also jedes der Lie-
statt gefunden haben. Insofern, denke ich, kann ich der die 10-Minuten-Grenze weit überschreitet. Deutlich keyboardlastiger, symphonischer war die Musik in Szene
auch ganz gut vertreten, dass die alten Veröffentli- gesetzt, ihr mangelte jedoch nicht an genug Kraft und Härte, um jedem daher gelaufenen Hünen sein eigen Grab
zu schaufeln. Desweiteren glänzte “Sronthgorrth” durch eine weitere Neuerung im Vergleich zum Vorgängerwerk,
chungen über Auktionen rausgehauen werden.<< nämlich der Verwendung von Samples. Generell wirkte die Zweitveröffentlichung weitaus experimenteller, stili-
Ganz anders hingegen sieht es bei Bootlegs oder stisch gewagter, wenn auch in sich selbst als Einheit geschlossener und ironischerweise außerdem weniger auf-
geschlossen. An diesem Album schieden sich die Geister, für viele das bei weitem schlechteste Werk NAGELFARs,
falschen Lizenzierungen aus. Dies kann Zingultus für andere hingegen der erste Funke der Truppe, mit dem sie in Kontakt treten oder schlichtweg überhaupt etwas anfangen konnten. Für
keinesfalls gut heißen, sieht darin gar Leichenfled- jeden Black Metal-Chronisten jedenfalls nicht zu übersehen und in seiner kompositorischen Eigenständigkeit auch innerhalb der Bandge-
derei und Hehlerei. >>Unautorisierte T-Shirts zu schichte hervorstechend, geizt “Sronthgorrth” mit leisen, melancholischen, gar melodramatischen, wie auf “Hünengrab...” zu bestaunenden
Ruhepassagen, reduziert diese auf eher epochal-mächtig wirkende Zwischenspiele, vorzüglich aus Gesprochenem und Klimper- oder an-
verkaufen, finde ich absoluten Müll, weil die einfach derweitig keyboard-erzeugten Tönen. Den Hauptanteil der Musik machen selbstredend immer noch wendig und kräftig zerrende Gitarren,
nicht dem qualitativen Standard der Bands entspre- ein teils sehr dominant, ausgefeiltes Schlagwerk und ein räudiges, mal verzweifelt, mal anklagend wirkendes Kreischorgan, untereinander
chen und es uns gegenüber außerdem total unfair aus. Auch die Qualität bezüglich Komposition, Temperament und Nachhaltigkeit der Stücke ist unzweifelhaft die ursprüngliche geblieben.
Laden wunderschöne, dramatische Melodiebögen immer wieder zum Träumen, Schwelgen, Hinweggleiten ein, so kann im nächsten Mo-
ist. Wenn ich überlege, dieses ominöse „Freiheit Ist ment auch schon die Infanterie durchs Tor brechen und das Luftschloss mit metallenen Pauken, Trommeln und klirrender Gitarrerie, unter-
Mein“-T-Shirt war eine offizielle Lizenz, die damals spült von beißender Gischt aus gekrächztem Hass und gespiehener Agonie, zerschlagen. Aber auch diesem Angriff wird sich Janders äußerst
von „Kettenhund“ an „Last Episode“, glaube ich, ab- variables Organ schon kurze Zeit später anhand neuer Kreischattacken erwehren. Als Sprecher und Sänger von lyrischer Feinheit und tri-
umphalem Chorale hingegen zeichnen auf diesem Labum Meilenwald und Zorn verantwortlich. Nachdem Janders komplett eingesungene
gegeben wurde und plötzlich kamen dann die gelbe Tonspur in ihrer Gesamtheit als nicht repräsentativ empfunden wurde, ging die Band erneut ins Studio, um abgesehen vom Kreischen alle
und die weiße Version raus. Auf einmal gab es auch anderen Gesangseinlagen neu aufzunehmen. Meilenwald und Zorn sind also für die Stimmen hinter den Organen fernab der Kreischerei
noch Kapuzenpullis und wir sagten: „Ey, was geht verantwortlich, was in der Bandgeschichte eine weitere ebenso interessante wie überraschende Ausnahmeerscheinung darstellt. Sofern die
metallischen Komponenten nicht gerade von trance-ähnlicher Klimperkomposition in andere Sphären getragen werden, nehmen die tech-
denn jetzt ab?“. Im Endeffekt ist es uns wurscht, da noiden Elemente auf “Srontgorrth” eine generell nicht zu unterschätzende Stellung ein, wirken teilweise gar im Vordergrund als Grundele-
wir sowieso nicht hinterher rennen und sagen: „Ey, ment, nicht nur als bloße Untermalung oder atmosphärischer Klangteppich. Nein, der Synthetik wird hier ausgiebiger gehuldigt, jedoch auf
wir brauchen jetzt Kohle dafür!“ oder sonstwas. Wie wunderbar masseninkompatible Art und Weise, so dass sich selbst ein aufgeschlossener “OldSchooler” mit ein bisschen Selbstüberwindung
durchaus schneller darin wiederfinden kann als es der aufgeschlossenste “Symphonic Black Metal”-Liebhaber je könnte. Führt man sich die,
gesagt, NAGELFAR ist für uns gegessen, aber wir gin- im Vergleich zu “Hühnengrab...” weniger offensiv plastisch, weniger selbsterklärend zur Schau gestellten Texte vor Augen, so verwundert der
gen dennoch hin und sagten: „Pass mal auf, Du hast auch mit diesem Album weiter stetig gestiegene Anteil der Neu/Neoheiden an der Gesamthörerschaft NAGELFARs Ende der Neunziger Jah-
hier „Hoodies“ mit unserem Logo drauf gemacht. re keinesfalls. >>Sonnenfinsternis - Zeit des Erwachens, Sonnenfinsternis - unsere Zeit<< lässt da sicherlich so manch eine Faust etwas verfrüht
und unüberlegt kampfeslustig gen Himmel schnellen, der zitierte Text des Lieds “Willkommen Zu Haus” wird nämlich von folgender Zeile
Jeder von der Band hätte ganz gerne einen davon, beschlossen: >>...und unter grau - schweren Wolken ein Wind der Verwesung...<<, sowie auch die gesamte Platte.
also lass mal jeweils einen rüber wachsen und dann
>>Zum Morgengrauen breitet der Horizont sein Gefieder,
verlieren wir kein Wort mehr drüber, dann kannste Gigantische Schwingen verschlucken das Licht,
damit machen, was Du willst!“. Wenn ich dann noch Wer den Tod kennt, hat weiten Blick,
nichtmal diesen blöden Pulli zugeschickt bekomme, Und lacht, wenn Wahrheit Lüge empfängt.<<
(Textauszug aus “Virus West”)
werde ich schon zickig. Da wird es dann mal Zeit, da
muss dann auch mal ein Laden ausgeräumt werden. Wie war das noch...aller guten Dinge sind...?...zumindest war das beim Interview mit Zingultus der Fall, wie in
Und...ähm...da haben wir natürlich entsprechende diesem Heft nachzulesen. Jener stieß noch vor Veröffentlichung der Split mit BLUTTAUFE auf “Christhunt Produc-
tions” 2000 und der im selben Jahr erschienen und auf genau 1 (EIN!!!) Stück limitierten, selbstveröffentlichten
Kontakte und das ist dann bei den letzten Sachen EP namens “Garzweiler II” zu Meilenwald und Zorn und brachte sich und somit ganz frischen, vielmehr härter als
beinahe passiert, hehe.<< rauer anmutenden Wind in die Band. Jander hatte NAGELFAR bereits vor der Split einvernehmlich mit den ande-
Wenn wir schonmal bei den negativ- ren den Rücken gekehrt und so stand das wohl typischste, charakteristischste der Musik unter dem Einfluss des
Wandels, nämlich ein großer Teil der so variabel dargebrachten Gesangseinlagen. “Virus West” lautet der Titel des
sten Seiten von, dem Kapitalismus bzw. ihrem per- nächsten Albums und ein treffenderes hätte es für einen solchen Bastard kaum geben können. Das 2001 auf neu-
sönlichen Kapital zu stark huldigenden Personen em Label “Ars Metalli” erschienene ist das härteste der deutschen Barden, sozusagen weg vom Bäume knutschen
sind, bleiben wir auch gleich dort. Zingultus muss (auch wenn dies laut eigener Aussage nie eine erstrebenswerte Tätigkeit der Band war und weit von sich gewiesen wird, siehe Interview in
dieser Ausgabe!) hin zum fällen jener. Dies wird ausgiebigst getan, so schlägt der westliche Virus 62 Minuten lang (den 10-Minütern sind sie
allerdings erstmal eine lange Denkpause einlegen, glücklicherweise immer treu geblieben) nicht nur in die, von der Bearbeitung mit längst veraltetem Liedgut bereits tief gewölbte Kerbe vor-
bevor er loslegt: >>Geldgier von Menschen, mit de- heriger Werke, sondern saust mit solcher Wucht hernieder, dass so lange alles weggebrettert wird, bis die Holzhütte des Hünen nicht mehr
nen wir zusammen gearbeitet haben? Da muss ich steht, geschweige denn das “Srontgorrth”-Luftschlösschen. Stellt das Debütalbum meiner Meinung nach so etwas wie eine goldene Mitte
aus den beiden anderen Werken dar, so nimmt das nachfolgende das Extrem der atmosphärischen, spacigen, melancholischen Aufgeschlos-
sagennnnn....nein! Zumindest damals zu NAGELFAR- senheit ein, wohingegen “Virus West” wohl, auch wieder höchst ironischwerweise, als der Kettenhund des NAGELFAR-Rudels anzusehen ist,
Zeiten, nein! Obwohl...mit GRAUPEL auch nicht, nein! wenn auch auf “Ars Metalli” erschienen. Textlich und kompositorisch hat sich das ganze jedoch in keinster Weise von seinem qualitativem
Das ist ein ganz klares NEIN! Wir hatten ja das Glück,

13
Ich glaube, das ist uns in Bezug auf die „Virus West“-
Thron entfernt, weiß ganz im Gegenteil gerade hier, wie die anderen Werke auch, zu punkten, zu begeistern. Muss
ich an das Gesamtwerk der Deutschen denken, so habe ich zwei markante Begriffe sofort abrufbereit im Kopf: Wiederveröffentlichung ganz gut gelungen.<< An
Klargesang und Liedtexte! So vieles mehr wäre zu sagen und doch dominieren jene beiden Begriffe meine Assozia- jener wurden nur minimale Veränderungen vorge-
tionskraft vollkommen, was wohl mitunter darin begründet liegt, dass beides bei NAGELFAR ganz anders als bei an- nommen, die das Trio gestört haben, jedoch keine
deren war...und eben immer noch ist! Einen markanteren, eigentümlicher verwendeten klaren Männergesang habe
ich noch bei keiner anderen Schwarzmetall-Truppe vernommen. Gerade die von Jander gesungenen Texte, welche Bonus-Tracks oder sonstiges hinzugefügt. Ledig-
sowohl die, von Sveinn hauptverantwortlich verfassten, bildgewaltigen Gleichnisse als auch Zingultus apokalypti- lich um die erneute Erhältlichkeit der Platte ging
sche Szenarien widerspiegeln, sind intelligent geschriebene, durchdacht aufeinander abgestimmte Zeugnisse von
Dichterseelen im Taumel negativer Gefühlswallungen diverser Couleur. Sinnbild und Assoziation, die Kunst, beides
es ihnen hierbei. >>Diese komische Russenversion
fein zu streuen, teilweise auch mit völlig konträren Gedankengängen lyrisch zu beschreiben, dies kann man bis heute, meines Wissens nach, mit -zigtausend Fehlern war untragbar, wir wollten
in vollendeter Anmut und Grazie nur bei der “Band mit E” finden. Zingultus wählte eine andere, etwas knackigere, abgespeckte Variante eine qualitativ hochwertige und von uns vertretbare
von Sveinns phantasievollen Abgesängen auf Welt und Mensch, steht seinem Vorgänger jedoch in keinster Weise nach, wenn man sich Zeit
und Mühe macht, sich mit seinen, auf den ersten Blick etwas simpler, einfältiger wirkenden Texten eingehender zu befassen. So verfehlen
Version des Albums.<<
Aussprüche wie >>Warum schützt mich die Sonne immer noch vor der Nacht...?<< oder >>Habt ihr euer Paradies jemals selbst gesehen...?<<
(“Hetzjagd Durch Palästina”) keinesfalls ihre Wirkung, im Kon-Text zum Ganzen! Thematisch verlässt die dritte NAGELFAR-Gondel ein wenig
die vorgegebenen altertümlich heidnischen Schienen und verpasst sich lieber blasphemische Graffitis, jene jedoch auf oberstem Niveau Das fehlende E
und gänzlich allegorischer Gestalt, ein “Heil Satan!” sucht man hier vergebens. Selbst rein musikalisch ist sich die Mannschaft in ihren Grund-
zügen und -dynamiken über die Jahrtausendwende treu geblieben, platt massenmedialtypisch beworben vielleicht mit einem “NAGELFAR Mit den schwedischen Fast-Namensvettern NAGL-
Millennium +” auf den Punkt bzw. das Plus zu bringen. Die elegischen, verträumten Passagen fehlten und fehlen mir zwar hie und da ganz FAR hatte Zingultus noch nie Probleme, ganz im
eindeutig, wird doch auf sentimentales Verlieren in solchen konsequent verzichtet, dem Album mangelt es jedoch keinesfalls an Atmosphä-
re oder Tiefe. Die konsumierende Masse schien dies ähnlich zu sehen, führt das dritte Langwerk verkaufszahlentechnisch doch die Hitliste Gegenteil, weiß er später doch noch eine amüsan-
der Veröffentlichungen an...bis heute. te Anekdote auszukramen. >>Musikalisch sagen sie
mir GAR NICHTS, also da mag ich sie nicht. Persönlich
Seit ihrer inoffiziellen Abschieds-EP (welche laut Metal Archives-Webseite auf immerhin 20-25 Stück limitiert war) “Ragnarök” existiert auf
den audiellen Weltmeeren leider kein Totenschiff mehr “mit E”, ihre Konserven und die anderweitigen, neuerlicheren musikalischen Betäti- haben wir überhaupt keine Probleme mit ihnen ge-
gungen der einzelnen NAGELFAR-Veteranen hingegen werden den Konsumenten hochwertiger schwarzmetallischer Kost, den Anhänger habt. Wir standen auch eine Zeit lang durch dieses...
von Klangkunst niveauvoller Interpretation, auch in Zukunft weiterhin überraschen wie beglücken. Somit verbleibe ich mit den schlanken, öhmja, eigentlich war es das „Rock Hard“ (AnmdA.:
wohl gewählten Worten:
auch das soll keine Werbung sein und den Rest
>>Auf weiter Flur verhallt der Chor der toten Matrosen, verkneife ich mir ausnahmsweise), das diese Fehde
Wie bebender Donner in heulender Nacht,
Wir sind der Alptraum im Schlaf der Heuchelei,
angezettelt hat...mit den Leuten von der Band in Kon-
Meuterei, takt und haben für uns klar gemacht: Wir kommen
Wir sind erwacht<< aus zwei unterschiedlichen Musikrichtungen. Wir
(Textauszug aus “Virus West”)
kommen uns da nicht in die Quere und das „E“ bleibt
bei uns, hehe. Die haben halt kein „E“. Es gab ÜBER-
mit dem Andreas Lacher (AnmdA.: R.I.P.) und „Ketten- gestellt, dass der Jörg (AnmdA.: Veranstalter des HAUPT keinen Stress zwischen den Bands. Das ist von
hund“ wirklich jemanden zu haben, der unabhängig UTBS) gar nichts davon weiß, hehe, der hat ganz den Medien hochstilisiert worden, persönlich gibt es
von seiner Labelarbeit ein sehr, sehr enger Freund schön blöd geguckt. Uns war aber immer klar, wenn da überhaupt keine Probleme. Es gab allerdings auch
von uns war und außerdem jemand, dem wir wirk- wir irgendwie bei Open Airs unterwegs sind, dann als noch eine norwegische Band namens NAGLFAR.<<
lich blind vertrauen konnten. Und klar, er musste in Gäste und um dort Spaß zu haben, aber die wirklich +mit „E“?+ >>BittE?<< +mit „E“?+ >>Äh, nEE, ohne
irgendeiner Weise gucken, dass er sein Label am Lau- großen Bühnen sind einfach nicht für uns gemacht „E“!<< +achso, okEE. (AnmdA.: Hehe)+ >>Da gibt
fen hält und in gewisser Weise war er natürlich auch bzw. gemacht gewesen.<< Dabei hätte die er- es auch noch eine ganz lustige Geschichte. Ich glau-
Geschäftsmann, aber durch die Freundschaft an sich folgreiche Truppe auch ohne weiteres auf dem be, es war vor 2 Jahren als die schwedischen NAGL-
waren wir ja auch entsprechend zu Kompromissen „Wacken Open Air“ spielen können, das „Party.San FAR mit DARK FUNERAL auf Tour waren. Die Leute
bereit. Es war klar, dass wir nicht hingehen und sa- Open Air“ und das „Mil- von ENDSTILLE waren auch
gen: „Hör mal, Andi, bring mal hier 5.000 CDs von uns waukee Metal Fest“ frag- dabei und dementsprechend
unter die Leute, aber wir machen kein Interview oder ten damals ebenfalls an, trafen wir durch ENDSTILLE bei
sonstwas.“. Diesbezüglich muss man sich ein Stück >>aber...Nee danke, wir einem Besuch in Essen auf die
weit gegenseitig die Hand reichen und insofern war habens halt immer schon schwedischen NAGLFAR-Leute.
die Geschichte wirklich 100prozentig rein. Bei „Ars klein gehalten, weil dann Dem Gitarristen, wie auch
auch einfach der Kontakt immer der Vogel heißen mag,
zum Publikum intensiver habe ich einen Schlüsselan-
Wenn Frau Dobber- ist. Als Festival-Besucher hänger, ein „E“, geschenkt, bin
stein heute glücklich immer wieder gerne, aber zu ihm hingegangen und habe
nicht als Band!<< Auf ein gesagt: „Hier ist das fehlende
mit ihren Brüsten ist sich hartnäckig halten- „E“ in eurem Bandnamen!“<<
und wir dazu unseren des Gerücht bezüglich
Live-Darbietung will
+HAHAHAHAHAHAHAHA...+
>>...und das fand er total lu-
Teil beitragen konn- und muss Zingultus un- stig und hat 3 Wochen später
bedingt noch eingehen, in Belgien einem Bekannten,
ten, dann, ok, dann geistert die Vermutung, NAGELFAR gäbe es noch der ihn drauf angesprochen hat, dass er uns eben-
soll das so sein einmal auf der Bühne zu sehen, doch seit Jahren falls kenne, ganz stolz dieses „E“ gezeigt.<< +HAHA-
lebenslustig in der Szene umher. >>Ich möchte HAHAHA...+ >>Er hatte es immer noch an seinem
Metalli“ war es etwas ganz anderes. Da konnte keine es nicht kategorisch ausschließen, aber die Zeichen Schlüsselanhänger hängen.<< +HAHAHA... (An-
Geldgier aufkommen, als dass kein Geld da war. Dort stehen ganz, ganz schlecht. Wie gesagt, es wäre mdA.: Lachsackbestellungen bitte an „pro.dep@
sind wir einfach menschlich mitunter der größten aktuell einfach nicht authentisch und ehrlich und ablaze-magazin.de“ senden!)+ >>Also, wie gesagt,
Enttäuschung entgegen gegangen, die wir in unse- in naher Zukunft wird es wohl auch keinen Wandel wir sind untereinander absolut im Reinen und da
rer Karriere jemals erlebt haben. Wir sind definitiv zur diesbezüglich geben. Somit wird das ganze weiterhin gibt es keine bösen Worte. Wir haben das ganze mit
Sanierung von Herr oder Frau Dobbersteins privatem abgeschlossen sein.<< Auch was Wiederveröffent- Humor genommen.<< +...HAHAHAHAHAHAHA...
Konto und Schuldenberg ausgebootet, von vorne lichungen anbelangt, halten sich die ehemaligen Nee, ich werds wahrscheinlich nicht machen,
bis hinten verarscht worden. Das hatte dann aber NAGELFAR-Mitstreiter weitgehend aus allem aber...HAHAHA...Falls ich mich dazu entschlie-
wahrscheinlich nicht viel mit Geldgier, sondern per- heraus, >>versuchen auch dort, uns selbst nicht zu ßen sollte, hättst du was dagegen, wenn ich als
sönlichem Schicksal an sich, zu tun. Wenn Frau Dob- verraten. Es ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der Überschrift nehme: “Wir haben NAGL“...oder: „Wir
berstein heute glücklich mit ihren Brüsten ist und wir einen Seite sehen wir, dass andre Leute streckenwei- haben den schwäää“...Ich glaub, des rafft jeder,
dazu unseren Teil beitragen konnten, dann, ok, dann se über Internet-Bootlegs oder sonstiges einen Rei- wenn ichs so schreibe: „Wir haben NAGLFAR ein
soll das so sein, hehehe.<< bach mit unseren Demo-Aufnahmen machen. Auf
Ob die Dame Dobberstein heutzuta- der anderen Seite könnte man wohl gut und gerne Im Alltag werden
ge auf dreckigen, lauten, alkoholdurchtränkten nochmal eine offizielle Version rausbringen, aller-
Festivals herumstöckelt, wage ich zu bezweifeln, dings ohne irgendeinen Kaufanreiz für diejenigen zu einfach meine Anten-
und so bietet mir mein Zweifel eine klasse (An-
mdA.: oder auch weniger klasse, hehe) Überlei-
erstellen, die die Geschichten bereits haben. Ich den-
ke, man sollte die Veröffentlichungen als Monument
nen ausgefahren, die
tung zum Thema Sommerfestivals, sog. Open Air ansehen und nicht anfangen, die Sachen in irgendei- dann als Blitzableiter
Veranstaltungen.>>In Bezug auf NAGELFAR? Na, ner Weise zu verändern. Die Leute, die sie bereits 10
das ist einfach: „Nee, Open Airs, zum Kotzen!!!“ Wir Jahre im Schrank stehen haben, sollten nicht noch-
in Musik und Lyrik
hatten kurz vor unserer Auflösung mal dem „Under mal erneut animiert werden, sich das alles zu holen umgesetzt werden.
The Black Sun“ zugesagt. Ich habe vor kurzem fest- bzw. nicht nochmal einen Kaufanreiz bekommen.

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„E“ geschenkt“?...HAHAHA...+ >>Kannst du gerne
machen!<< (AnmdA.: es gab aber noch sooo viele
andere, tolle Überschriftenvorgaben!)

Blick zurück nach vorn


Zingultus will sich selbst nicht limitieren, was die
Auswahl seiner Inspirationsquellen anbelangt, so
weist seine Neugier von den Simpsons bis Nietz-
sche kaum eine potentielle Anregung von Vorn-
herein zurück. >>Ich bin diesbezüglich sehr, sehr
offen. Ich konzentriere mich nicht konkret auf eine
Sache. Das, was ich verarbeite, ob lyrisch oder mu-
sikalisch, kommt immer aus dem Alltag heraus und
da spielen auch jegliche Komponenten eine Rolle. Ich
setze mich nicht hin, lese ein Buch und sage dann:
Das haut mich jetzt so um, dass ich irgendwie einen
Text drüber schreiben muss oder ähnliches. Im Alltag
werden einfach meine Antennen ausgefahren, die
dann als Blitzableiter in Musik und Lyrik umgesetzt
werden.<< Heutzutage nutzt er dies für seine ak-
tuelle Band GRAUPEL, wobei sich die Intentionen
des Sängers nicht verändert haben. Auch jetzt
noch versucht er, die Ideologie und Werte der
Black bzw. Death/Black Metal Bands der frühen
90er Jahre, der zweiten Welle sozusagen, zu ver- wurde, auf meinem Mist gewachsen ist. Die Konzep- eine konzeptionelle Idee, die nie umgesetzt wurde,
mitteln. >>Viel hat sich nicht verändert, lediglich die tion und die Umsetzung der Konzeption, mal abge- und ich mir irgendwann andere Mitstreiter suchen
Thematiken, über die wir schreiben und die Intensität sehn von der Musik, die wir alle gemeinsam schrei- musste. Insofern ist die Info halb-korrekt, dass Sven
der Musik an sich variieren nun. Das liegt zum größ- ben, liegen vollkommen in meinen Händen, GRAUPEL mal Bassist bei GRAUPEL war. Gnarl, unser jetziger
ten Teil daran, dass zum einen andere Leute die Musik ist einfach meine Band. Da kann auch nichts anderes Gitarrist, hat 3 oder 4 Live-Shows mit NAGELFAR ge-
schreiben und zum andren wir tatsächlich mit GRAU- zwischenfunken. Konträr dazu stehen GRAVEN, bei spielt, aber er war nie fester Bestandteil der Band.<<
PEL von Vornherein den Weg gegangen sind, den wir welchen ich einfach als Freundschaftsdienst den Po- Zu den Leuten, mit welchen Zingultus damals zu-
mit NAGELFAR auch eingeschlagen hätten.<< Den sten des Sängers übernommen habe. Ich bin, ohne sammen wirkte, herrscht auch heute noch reger
Hörer zu manipulieren, steht ihm nicht im Sinn, im Vorfeld irgendwas gehört zu haben, ins Studio ge- Kontakt. >>Wir sind immer noch alle zusammen
eine Wirkung zu hinterlassen jedoch durchaus. gangen und habe gesagt: „So, was soll ich machen?“ in einem Proberaum, besuchen uns gegenseitig bei
>>Es sind ja viele Emotionen, die die Musik auslösen und die haben geantwortet „Brüll, hier sind deine Proben und machen auch noch zusammen Musik,
kann. Die einen mögen anfangen zu weinen und die Texte und los geht‘s!“, hehe.<< Reine Improvisation schöne Jam-Sessions werden das. In Bezug auf Alex-
anderen in Raserei enden. Im Endeffekt denke ich mir war und ist diesbezüglich gefragt. Sollte es bei der ander (AnmdA.: Alexander = Meilenwald) kann ich
jedoch nicht, dies und das müsse passieren oder das Band bleiben, will er diese Arbeitsweise beibehal- behaupten, dass eine ganz, ganz, ganz bestimmte
wünsche ich mir. Es geht vielmehr darum, dass sich ten und grundsätzlich nur zum Einsingen der Texte Magie zwischen uns statt findet. Da ist es egal, was
jeder mit seinen Emotionen in der Musik fallen lassen vorbei kommen. >>Nichts anderes, damit ich mich wir spielen, Alexander an irgendeinem Instrument
kann. Das wäre ein Stück weit mein Wunschdenken. eben 100prozentig auf GRAUPEL konzentrieren kann. und ich am Mikro, da fühle ich mich immer wieder
Wenn es dich berührt, dann nimm es so, wie du willst NAGELFAR war tatsächlich so ein Zwischendings. Auf Zuhause. Ich verstehe mich einfach blind mit ihm
und mach daraus, was du draus machen willst!<< der einen Seite bin ich natürlich auf einen fahren- und weiß, wo er hin will und was er macht. Ich denke,
Neben GRAUPEL wirkt der vielbeschäftigte Mann, den Zug aufgesprungen, wurde aber ganz schnell irgendwann werden wir mit Sicherheit nochmal was
der auch schon bei Magazinen mitgearbeitet und nach vorne gesetzt, um ein Stück weit das Steuer zu miteinander machen, weil wir uns, unabhängig von
außerdem noch Labelarbeit geleistet hat, jenes al- übernehmen. Durch die ganzen Interviews, die ich unserer Freundschaft, auch auf der musikalischen
lerdings nicht unter dem Pseudonym „Zingultus“, machen musste oder sollte und zu dem Zeitpunkt Ebene sehr intensiv respektieren und gegenseitig
sondern mit einem anderen Namen, außerdem auch machen wollte, wurde ich durchaus ins Ram- eine hohe Wertschätzung füreinander übrig haben.
noch bei GRAVEN mit. >>Die drei Bands sind drei penlicht gedrückt, sozusagen als „Frontsau“, hehe.<< Sowas ist selten.<< Auch für THE RUINS OF BEVER-
unterschiedliche Paar Schuhe bei mir. GRAUPEL ist Vielleicht war seine private Nähe zur Band dabei AST, Meilenwalds aktuelles musikalisches Projekt,
einfach mein ganz, ganz, ganz persönliches Baby, kein unwichtiger Faktor, fungierte er doch seit schlägt Zingultus künstlerisches Herz. >>Ich war
weil alles, was mit GRAUPEL erreicht und erschaffen Gründung der Band stets als freundschaftlicher damals und bin auch heute noch ein großer Fan
Berater, welcher alles zusammen mit ihr durch- seiner Musik. THE RUINS OF BEVERAST haben viel
was dann tatsäch- standen hat. >>Insofern wusste ich, wie der Hase in- von dem übernommen, was Alexander und ich uns
nerhalb von NAGELFAR läuft. Schuld an der Tatsache,
lich auch heißt, dass dass es so lange gedauert hat, bis ich tatsächlich als
damals für NAGELFAR gewünscht hatten. Alexander
hat damit unseren Wunschtraum verwirklicht. Al-
wir uns und das, neuer Sänger präsentiert wurde, war der Umstand, lerdings möchte ich mir dann doch nicht anmaßen,
dass ich mit Zorn auf der persönlichen Ebene lange zu sagen, es sei unser beider Wunschgedanke, weil
was wir verkörpert Zeit überhaupt nichts anfangen konnte. Ganz im Ge- THE RUINS OF BEVERAST dafür grundsätzlich eine
haben, also, was wir genteil, wir waren uns überhaupt nicht grün und das
hat sich eigentlich erst mit einem Gespräch zur da-
zu starke emotionale Bindung von Alexander ist.
Sprich, es ist sein ganz eigenes Baby und es ist tat-
gepredigt haben, nie maligen Aufnahme in die Band relativiert. Da sagten sächlich auch seine ganz, ganz, ganz individtuelle
wir uns dann, dass wir eigentlich alt genug sind, dass Sache. Aber eigentlich ist es Quark, über THE RUINS
in irgendeiner Wei- wir miteinander auskommen können. Wir haben OF BEVERAST zu reden, da klar ist, dass wir aufgrund
se verraten haben. uns dann aneinander gewöhnt und zu der Zeit hat unserer Freundschaft auch weiterhin gegenseitig ein
das auch ganz gut geklappt.<< Durch die intensive Stück weit unsere Musik mögen.<< +Mir sind noch
Dass wir immer Freundschaft zwischen Zingultus und Meilenwald zwei Fragen eingefallen. Ist das OK für Dich?+
authentisch und fand Zorn in dieser Dreierkonstellation eine ganz
andere und alleinige Position, >>was mit Sicherheit
>>Is Ok!<< +Und zwar, ähm...wenn Du überlegst...
wenn in, sagen wir, 50 Jahren irgendjemand einen
ehrlich waren und mitunter dazu beigetragen hat, dass er sich mit dem, großen Rückblick auf die Black Metal Geschichte
was wir gemacht haben, mehr und mehr unwohl ge- von den Anfängen...wie möchtest Du denn, dass
im Endeffekt dann fühlt hat. Ich denke, der Stempel und das Ruder sind NAGELFAR in, sagen wir, 50 Jahren, also wenn das
tatsächlich auch ganz klar von Meilenwald und mir übernommen ganze, keine Ahnung, so richtig groß oder so rich-
worden.<< tig tot oder wie auch immer ist, wie würdest Du
kompromisslos bis Zur Gründungszeit von GRAUPEL war denn gerne die Leute...oder was würdest Du denn
zum Schluss Sven am Bass wieder zu finden, Meilenwald und
Zingultus ergänzten ihn. >>Das war jedoch mehr
gerne, dass die Leute...wie sollen die Leute NAGEL-
FAR im Gedächtnis behalten?+ >>Ähm...<<

15
(AnmdA.: Nein, ich unterbreche nicht meinen te? Nochmal!<< +Haste dir schonmal Gedanken stand haben könnte. Ähm...ich glaube in 50 Jahren
vergrätzten Laberfluss) +Was...ähm...zum Beispiel drüber gemacht, wie die Black Metal Szene in 50 wird sich das ganze so weit entwickelt haben, dass
MAYHEM, da denkt man sofort „Ok, der Sänger Jahren aussehen könnte?+ >>Hehe...<< +Hehe...+ wir uns die Extreme heute nicht mehr ausmalen kön-
hat sich selbst getötet, blabla“...und das berühm- >>Ääähhh...nö. Aaalt und grau wird sie aussehn... nen. Dann wird die Elektronik einen großen Bestand
te Foto...und...und...was...was...was sollen die Leu- hehe...nein, ich weiß nicht, ähh, schwer zu sagen... haben und...wie gesagt...ich kann es mir einfach
te (AnmdA.: die Leute...seltsame Spezies) für ein ähm...<< +Meinste, das ganze wird sich ...öhm... nicht vorstellen.<< +Ok. Gut, dann jetzt die wirk-
Bild im Kopf haben oder für...für Gedanken ha- immer weiter...öhm, ja, keine Ahnung...+ >>Nein, lich letzte Frage...und zwar auch nur, wenn Dir da
ben, wenn sie an NAGELFAR zurück denken? Was also es ist schon ne Stagnation da...ähm...ich glau- irgendwas zu einfällt...wenn Du das ganze, was Du
wäre Deine Vorstellung?+ >>*hust*<< +Dein... be, es wird sie irgendwann auf jeden Fall nicht mehr mit NAGELFAR erlebt hast, das ganze, für was die
Dein Wunsch?+ (Gatzgatzgatz...es war aber auch geben. All unsre digitalen CDs werden ihre Daten Band stand oder steht und...ähm, ja...alles so...das
schon fast 2 Uhr nachts und ich völlig entkräftet) verloren haben und alles ist verloren. Nur ich erfreue ganze Universum von NAGELFAR...wenn Du das in
>>Ähhhhhm...ich wünsche, dass da steht, wir haben mich an meiner tollen Schallplatten-Sammlung in einen Satz packen müsstest oder in ein Wort, was
alles richtig gemacht.<< +Harharhar...+ >>Hehehe, Vinyl...ähm...nein, jetzt ernsthaft...ich denke, nichts würdest Du dann sagen, was würde Dir einfallen?+
ähhhhh...ähm, was dann tatsächlich auch heißt, im Black Metal hat die Kraft ein Klassiker zu werden >>Ähm...Nostalgie!<< +Ok...OK, gut.+ >>Also, mitt-
dass wir uns und das, was wir verkörpert haben, also, wie...ähm...„See you later, Alligator“...<< +Hehe...+ lerweile Nostalgie, hehe...vor 2, 3 Jahren hätt ich
was wir gepredigt haben, nie in irgendeiner Weise >>Es wird keinen „Black Metal-Evergreen“ geben. noch gesagt...ähm...ja, da waren wir alle noch nicht
verraten haben. Dass wir immer authentisch und so sehr im Reinen mit dieser Zeit. Wir können uns halt
ehrlich waren und im Endeffekt dann tatsächlich Wenn über Metal erst jetzt mittlerweile wirklich damit anfreunden, Teil
auch kompromisslos bis zum Schluss. Wir sind unse-
ren Weg gegangen und irgendwann war der Punkt
oder Rock gespro- dieser Geschichte zu sein. Den Weg bzw. das, was wir
erreicht haben, haben wir uns selbst erarbeitet und
gekommen und der Punkt setzt das Ende.<< +Ok. chen wird, dann wird für uns angenommen. Wir sind immer noch dem Un-
Gut, ähm...+ >>Wir denken, es wäre halt schon nicht derground zugehörig und mit ihm verbunden...uns
schlecht, die Wertschätzung zu erhalten, die größte man sich weiterhin interessiert bei THE RUINS OF BEVERAST oder GRAU-
und legendärste Black Metal Band aller Zeiten ge- an BLACK SABBATH PEL nicht wirklich, ob irgendwer von NAGELFAR mit-
wesen zu sein, hehehe...<< +OK, hehe...+ >>Nein... spielt, als dass die Geschichten mittlerweile zu eigen-
ich glaube auch manchmal, dass die Band trotz aller oder IRON MAIDEN ständig sind bzw. insofern eigenständig sind, dass
furiosen Geschichten und Jubelgesänge für das, was
sie tatsächlich ins Laufen gebracht hat, unterschätzt
erinnern, aber nicht sie sich ganz klar von NAGELFAR und dem, was wir
damals gemacht haben, abgrenzen. Es ist nichts ver-
wird. Ich glaube, dass wir der Szene weniger im mu- mehr an Black Metal. gleichbares da, so dass NAGELFAR eine Geschichte
sikalischen als vielmehr auf der lyrischen Basis als In- ist, die eigenständig genug ist, wo wir sagen „Abge-
spirationsquelle getaugt haben. Wir haben die deut- Irgendwann wird die Szene tot sein und, äh, es wird hakt, es war eine gute Zeit, aber wir gehen jetzt halt
sche Sprache im Black Metal hoffähig gemacht, weil sich kein Mensch mehr an MAYHEM, BURZUM oder andere Wege und diese Wege sind ebenso gut.“<<
im Vorfeld wirklich keine andre Band ausschließlich was weiß ich nich erinnern. Wenn über Metal oder Amen!
auf deutsch gesungen hat. Und ich weiß noch, welch Rock gesprochen wird, dann wird man sich weiter- (PD)
Riesenschelte wir damals bekommen haben, dass hin an BLACK SABBATH oder IRON MAIDEN erinnern,
wir deutsche Texte hatten, was heute undenkbar ist. aber nicht mehr an Black Metal.<< +Huhhh, ne Weitere Informationen:
Mir fallen nur THA-NORR und LUNAR AURORA ein, gewagte These!+ >>Bitte?<< Eine gewagte These! http://www.wod-van.de/Data/Nagelfar/nagelfar.
die im Vorfeld teilweise selbst deutsche Texte hatten, Vielleicht nehm ich DAS als Überschrift, hehe!+ htm
allerdings nicht ausschließlich. Korrigiere mich, wenn (AnmdA.: Gesagt, getan!) >>Hehehe...<< +Ja, ok, www.graupel.org
dir jemand andres einfällt...aber...<< +Ich hab kei- ähm...+ >>Nö, also das muss man doch ganz klar se- http://www.graven-horde.de/
ne Ahnung!+ (AnmdA.: habe ich generell nicht!!!) hen. Dafür...ähm...dafür sind wir einfach nicht mas-
>>Ich kenn tatsächlich niemanden.<< +Ok. Ja, senkompatibel genug. Wer weiß, vielleicht läuft auch
ähm...dann ist mir nochwas eingefallen...und zwar, irgendwann tatsächlich mal...nagut, ENDSTILLE im
wenn Du dazu irgendwas sagen möchtest, dann... Supermarkt kann ich mir ja schon vorstellen, hehe...
hast du irgendne Vorstellung, wie die Black Me- aber, ich glaub es einfach nicht. Dafür ist die Musik
tal Szene in 50 Jahren aussehen könnte?+ >>Bit- an sich zu extrem, als dass sie noch in 50 Jahren Be-

16
Die pure brennende Emotion hinter der Musik

D
ie Musik des Ein-Mann-Projektes drehte
sich stiltechnisch bereits einmal um die
gesamte Achse. >>Gegründet wurde OC-
TOBER FALLS in einem etwas harscherem Gewand.
Als ich bemerkte, dass diese Aufnahmen nirgendwo-
hin führen, nutzte ich lediglich das Akustikmaterial,
die beiden Akustiklieder der offiziellen „Tuoni“ Veröf-
fentlichung. Nach ein paar weiteren Alben wurde mir
klar, dass ich mich in meinem Ausdruck nicht auf sol-
cherlei Material beschränken möchte, während mein
Interesse für harschere Gebärde erneut wuchs.<<
Schließlich brach er das ganze in der Mitte durch
und entwickelte zwei unterschiedliche Richtun-
gen. Man möchte annehmen, ein Seitenprojekt
anderen Namens zu erschaffen und die „toughere“
Schiene gänzlich in diesem auszuleben, wäre an
dieser Stelle gängige Praxis, >>für mich verfolgen
beide Pfade jedoch das selbe Ziel, dieselben Prinzipi-
en und deshalb wäre es Unsinn, ihnen verschiedene
Namen zu geben. OCTOBER FALLS ist grundsätzlich,
was auch ich bin und „vice versa“. Wenn du mit bzw.
an etwas lange genug arbeitet, wird es ein Teil von
dir, ob du willst oder nicht.<< Er selbst beherrscht
Akustik- und E-Gitarre, Bass, etwas Keyboard und Nun ist der Oktober nicht unbedingt des 08/15-Schwarzmetallers
ist auch ein wenig mit dem Schlagzeug vertraut. Lieblingsmonat. November, Dezember, Januar, Februar gar; stehen
>>Diese Instrumente sind als Werkzeug meines Aus-
drucks wichtiger als alles andere. Heutzutage spiele
aufgrund ihrer wetterbedingten „Trveness“ weitaus höher im Kurs. Se-
ich grundsätzlich nur dann selbst, wenn ich kompo- hen wir uns den Oktober jedoch einmal genauer an, so wird schnell
niere oder etwas neues aufnehme. Der jugendliche
Enthusiasmus am Spielen alleine ist längst verflogen
deutlich, mit welch tiefsinnigen Naturschauspielen er aufzuwarten
und hat einem brennenden Drang nach purer Ex- weiß. Die bunten Blätter versprühen eine heitere, freundliche Atmo-
pression Platz gemacht.<<
Mitte der 90er Jahre kam Mikko Lehto,
sphäre, laden ein zum Verweilen, Beobachten und Staunen, doch nur
so des Meisters überraschend „trve“ (im wort- deshalb, weil sie bereits, dem Tode geweiht, ihre letzten Atemzüge er-
wörtlichen Sinne) klingender Name, zum ersten
mal mit extremer Musik in Kontakt. >>Ich hörte
ledigen. Die Tiere begeben sich auf die Reise in wärmere Gefilde oder
schwedischen Death (EDGE OF SANITY, OPETH, etc.) bauen sich einen warmen Winterschlafplatz. Alles strebt in die Ferne,
und norwegischen Black Metal (ULVER, BORKNAGAR,
SATYRICON, etc.) und hatte in dieser Anfangspha-
in den Schlaf, in die Ewigkeit. All dies im Kontext einer unglaublichen
se sowie auch viele Jahre später keine Ahnung von Heiterkeit, von seltener Anmut und Schönheit begleitet. Der Oktober
unserer lokalen Szene. Ein paar Leute und Bands gewährt uns einen warmen, freundlichen und versöhnlichen Blick auf
kannte ich zwar, aber das wars. Grundsätzlich denke
ich, dreht sich bei guter Musik alles um Emotionen. den Tod. Bald bricht der zehnte Monat des Jahres wieder über uns
Black Metal transportiert meiner Meinung nach die herein. Haltet die Augen für eben beschriebenes Naturschauspiel weit
richtige Atmosphäre und passende Gefühle, um mich
als Hörer und Künstler weiterhin zu beschäftigen.<< offen und Eure Ohren bereit für den perfekten Soundtrack dazu: OC-
Vor OCTOBER FALLS war er in keine anderweitigen TOBER FALLS!
musikalischen Projekte involviert. >>Ich bin nicht
die richtige Person für Kompromisse mit anderen, in- kann man eben doch bessere Abläufe kreieren als Land, bevor ich überhaupt erst mit dem Abmischen
sofern war das Arbeiten als Solokünstler für mich im- jemand wie ich, der auf diesem Instrument wenig anfangen konnte. Da ich die Lieder mit einem, mir
mer die bessere Wahl.<< Sessionmusiker benötigt bewandert ist.<< Vorschläge seiner Mitmusikanten nicht vertrauten Programm aufgenommen hatte,
er ausschließlich für seine harscheren Aufnahmen. bezüglich der Komposition nimmt er jederzeit ger- benötigte das ganze sehr viel Zeit, schließlich musste
Vor dem tatsächlichen Einspielen produziert er ne entgegen, möchte sich jedoch die Freiheit nicht ich mich gleichzeitig auch noch mit dem Programm
immer erst ein paar „Rough Mix“ Demos vom neu- nehmen lassen, selbst über deren Nutzen und An- auseinander setzen.<< Doch auch sein persönlicher
en Material. >>Diese Lieder verändern sich dann im wendung bestimmen zu können. >>Die Aufteilung Perfektionismus trug nicht gering zur Verlänge-
Laufe der Aufnahme ein wenig. Für das neue Album der Band in akustisches wie harscheres Material rung dieses Vorgangs bei. So waren 75 Prozent des
schrieb V. Metsola die kompletten Basslinien. Trotz führte dazu, dass ich mit OCTOBER FALLS nun alle Albums bereits von einem Drummer eingeprügelt
der Tatsache, dass ich auf dem Demo das Schlagzeug meine Ideen verwirklichen kann. Die eher untypische worden, >>aus verschiedenen Gründen entschied
programmiert hatte, kam M. Tarvonen mit einigen Musik, welche ich aufgenommen habe und als nicht ich mich jedoch, das ganze nochmal mit einem an-
Ideen an. Daraufhin veränderten wir ein paar Teile passend für die Band empfinde, benutze ich nicht deren Trommler einzuspielen. In dieser Zeit schrieb
des Schlagzeug-Arrangements, was sich als wirklich für irgendein zweitklassiges Seitenprojekt, sondern ich auch die Texte um und denke rückblickend, dass
guter Schritt heraus stellte. Als erfahrener Drummer hebe es einfach für mich persönlich auf.<< Er hätte beides die richtige Entscheidung war.<< Von seinen
dafür auch gar keine Muse, da er all seine Freizeit Sessionmusikern fordert er ein gewisses Maß an
Black Metal trans- in OCTOBER FALLS investiert, >>wahrscheinlich Hingabe, außerdem eine bessere Beherrschung
portiert meiner Mei- sogar viel zu viel davon. Dies möchte ich allerdings
nicht ändern und somit wäre die Existenz eines zwei-
des jeweiligen Instrumentes als es ihm selbst
möglich ist, >>andernfalls könnte ich das alles auch
nung nach die richti- ten Projektes für mich unmöglich zu realisieren. Die gleich alleine einspielen. Mit meinen Musikern muss
Band gibt mir viel, aber sie zerstört auch bestimmte ich nicht unbedingt befreundet sein, aber natürlich
ge Atmosphäre und andere Dinge. Man kann wohl unmöglich etwas ist es angenehmer, wenn der eigene Freundeskreis
passende Gefühle, Neues schaffen, ohne etwas anderes dafür zu opfern. genügend fähige Musiker abwirft, dass man nicht
Ich bin fähig, damit umzugehen, denn ich benötige anderweitig suchen muss. OCTOBER FALLS benötigt
um mich als Hörer diese Kreativität gewissermaßen zum Leben.<< sowieso nur dann Hilfe von außen, wenn etwas neues
und Künstler weiter- Der Einspielprozess seines aktuellen
Albums „Womb Of Primordial Nature“ dauerte ein
aufgenommen wird. Insofern ist es mir wichtiger, fä-
hige Musiker zu finden, anstelle nach Personen zu su-
hin zu beschäftigen. halbes Jahr an. >>Von den ersten Schlagzeug- bis chen, mit denen ich z.B. während einer gemeinsamen
zur finalen Gesangsaufnahme zogen 6 Monate ins Tour menschlich gut auskäme.<< Die Arbeit mit an-

17
deren Künstlern, Labels oder Individuen innerhalb muss der Musik seine Seele schenken, dann kann sie
des Black Metal Zirkus unterscheidet sich in seinen auch als Katharsis für den eigenen Geist genutzt wer-
Man muss der Musik
Augen kaum von der mit Personen außerhalb der den. Leute zu beeinflussen oder ihnen gar Richtlinien seine Seele schenken,
Szene. >>Egal, welchen Sektor des Lebens man zur vorzugeben, liegt fern meiner Ideale. Nichtsdesto-
Hand nimmt, man trifft überall auf dieselben geistig trotz ist die beste Bestätigung, die man als Musiker
dann kann sie auch
Schwachen und Betrüger. Manche Schwarzmetal- oder Künstler generell erhalten kann, die offensicht- als Katharsis für den
ler sind zu egoistisch eingestellt und wieder andere liche Wirkung des eigenen Werkes auf den Konsu-
entpuppen sich als großartige Menschen, genauso menten. Ich glaube nicht daran, dass Musik alleine eigenen Geist ge-
wie im alltäglichen Leben auch. Ich persönlich hat- eine Person zum Gutmenschen, Teufelsanbeter oder
te fast immer Glück, auf
nutzt werden. Leute
seriöse und vernünftige zu beeinflussen oder
Individuen gestoßen zu
sein, welche unsere Zu- ihnen gar Richtlinien
sammenarbeit ernsthaft „Der Ströme Seelen, der Winde Wesen vorzugeben, liegt
angingen.<<
Zwischen- Gehet rein in den Abend hinunter, fern meiner Ideale
menschlichkeiten, wel- In den schilfigen Buchten, wo herber und bunter
che lediglich über das welches ihm inne wohnt. >>Das Werk erörtert das
Medium Internet ausge- Die brennenden Wälder im Herbste verwesen. wahre Gesicht des Biestes (des Wolfes) im Menschen,
lebt werden, hält er für Die Schiffe fahren im blanken Scheine, welches unter gewissen Umständen frei gelassen
überbewertet. >>Der wird, egal wie pur oder friedvoll jener unter normalen
ganze Zirkus um all diese Und die Sonne scheidet unten im Westen, Umständen sein mag. Dies kann als Segen oder Fluch
sogenannten Freunde mit Aber die langen Weiden mit traurigen Ästen wahr genommen werden, kann dich in einen Helden
all ihren nutzlosen „Hof- oder Verräter verwandeln, abhängig davon, in wel-
fe, alles ist OK bei dir!?“- Hängen über die Wasser und Weine. cher Lage du dich befindest und wie du das ganze
Nachrichten, spricht In der sterbenden Gärten Schweigen, rückwirkend betrachtest. Jeder trägt diese Ur-Kraft in
mich in keinster Weise sich. Wird jemand nur stark genug provoziert, macht
an. Ich kann mich in In der goldenen Bäume Verderben sie sich Luft.<<
diese Art Verhalten über- Gehen die Stimmen, die leise steigen
haupt nicht einfügen und
möchte OCTOBER FALLS In dem fahlen Laube und fallenden Sterben. Fröstelnd geht die Zeit spazieren.
mit so etwas auch nicht Aus gestorbener Liebe in dämmrigen Stegen Was vorüber schien, beginnt.
in Bezug gebracht wissen. Chrysanthemen blühn und frieren.
Der Nutzen als Werbe- Winket und wehet ein flatterndes Tuch, Fröstelnd geht die Zeit spazieren.
plattform für Labels und Und es ist in den einsamen Wegen Und du folgst ihr wie ein Kind.
fast in gleichem Maße für Geh nur weiter, bleib nicht stehen.
Bands ist offensichtlich, Abendlich kühl, und ein welker Geruch. Kehr nicht um, als sei‘s zuviel.
aber das tangiert mich Aber die freien Felder sind reiner Bis ans Ende musst du gehen,
nicht.<< Vorzugsweise
grenzt Mikko solcherlei
Da sie der herbstliche Regen gefegt. hadre nicht in den Alleen.
Ist der Weg denn schuld am Ziel?
Werbeaspekte aus sei- Und die Birken sind in der Dämmerung kleiner, Geh nicht wie mit fremden Füßen
nem Leben komplett aus
und glaubt daran, dass
Die ein Wind in leiser Sehnsucht bewegt. und als hättst du dich verirrt.
Willst du nicht die Rosen grüßen?
potentielle Liebhaber Und die wenigen Sterne stehen Laß den Herbst nicht dafür büßen,
seiner Musik auch über
andere Wege Zugang
Über den Weiten in ruhigem Bilde. dass es Winter werden wird.
Auf den Wegen, in den Wiesen
zu seinem Werk finden Laßt uns noch einmal vorübergehen, leuchten, wie auf grünen Fliesen,
werden. Nichtsdesto-
trotz erkennt er das Po-
Denn der Abend ist rosig und milde.“ Bäume bunt und blumenschön.
Sind‘s Buketts für sanfte Riesen?
tential des Weltnetzes Geh nur weiter, bleib nicht stehn.
neidlos an. >>Heutzuta- Georg Heym Blätter tanzen sterbensheiter
ge ist dieses Medium ein „Der Herbstliche Garten“ ihre letzten Menuetts.
ziemlich wichtiger Weg, Folge folgsam dem Begleiter.
um Veröffentlichungen Bleib nicht stehen. Geh nur weiter,
zu bewerben und vor denn das Jahr ist dein Gesetz.
allem Platten zu ver- Nebel zaubern in der Lichtung
kaufen oder zu tauschen. Ohne Frage gibt es aber Rassisten machen kann. Die Klänge kreieren lediglich eine Welt des Ungefährs.
viele Dinge, von denen ich mich lieber fern halte eine Atmosphäre, welche jeder einzelne für sich selbst Raum wird Traum. Und Rausch wird Dichtung.
wie z.B. „MySpace“, „Facebook“ oder ähnliches. All erschließen muss. Diese mag Fragen aufwerfen, wird Folg der Zeit. Sie weiß die Richtung.
dies lässt sich auch sehr leicht umgehen, wenn man jedoch wohl kaum Antworten bereit halten.<< „Stirb und werde!“ nannte Er‘s.
sich daran nicht beteiligen möchte. Diese ganzen Bei OCTOBER FALLS ist ihm das Gesamt-
Internetforen weisen im besten Fall einen riesigen konzept primär von Wichtigkeit. Seine Veröffentli- Erich Kästner
Wissensschatz auf, im schlimmsten sind sie jedoch chungen werden neben der Musik erst durch das „Der Oktober“
das genaue Gegenteil davon.<< Für den Finnen Artwork und die lyrische Ausstattung komplet-
ist Musik generell mehr als reine Unterhaltung tiert. >>Ist ein einziger dieser Teilaspekte fehlerhaft, Über sein Privatleben vermag Mikko nur sehr li-
für jedermann. Auch der schnöde Mammon liegt kann das sehr leicht das Gesamtkonzept des Albums mitiert Auskunft zu geben. >>Ich kann diesbezüg-
jenseits seines Betätigungsfeldes. >>Wie oft sich ruinieren. Neben meiner Musik fotografiere ich auch lich schlecht objektiv bleiben, behaupte jedoch mit
meine Alben verkaufen, interessiert mich nicht. Man sehr gerne und in der Vergangenheit malte ich au- Nachdruck, dass ich mich nicht als typischen „Black
ßerdem sehr viel. Leider hat das in den letzten Jahren Metaller“ wahr nehme. Mich interessiert viel eher die
aufgrund von Zeitmangel sehr nachgelassen. Aber dunkle Seite von Natur und Mensch, weniger etwaige
Egal, welchen Sektor egal, was ich mache, ob ich nun komponiere oder religiöse Aspekte wie Teufelsanbetung oder ähnliche
des Lebens man zur fotografiere, all dies transportiert dieselbe dunkle Aktivitäten. Ich kann wohl nicht abstreiten, in gewis-
Aura, jener Aspekt ist nicht auf die Musik allein redu- ser Weise ein spirituelles oder gar philosophisches
Hand nimmt, man ziert.<< Wesen zu sein, glaube jedoch nicht daran, dass man
trifft überall auf die- Als Solokünstler verfasst er all seine
Texte selbst. Das Gesamtkonzept seines aktu-
in Büchern fertige Antworten oder jene durch Beleh-
rung oder eine einzige Erfahrung finden kann. Viel
selben geistig Schwa- ellen Albums „The Womb Of Primordial Nature“ zu oft sehe ich Leute, die ein oder zwei Bücher gele-
beschäftigt sich mit dem fragilen Gleichgewicht sen haben und anschließend davon überzeugt sind,
chen und Betrüger zwischen dem Menschen an sich und dem Biest, alles verstanden zu haben, aber so einfach ist das

18
nicht.<< Nicht zuletzt deshalb
hält er wenig davon, seine An-
sichten mit anderen zu teilen.
>>Jeder sollte seinen eigenen
Weg der Erkenntnis beschreiten,
anstatt die Ideale anderer direkt
zu übernehmen. Mich selbst sehe
ich nicht als pessimistischen
Misanthropen, obgleich mich
die meisten Menschen kaum in-
teressieren.<< Als „pro-human“
möchte er allerdings auch nicht
hingestellt werden, eher als
Befürworter der Natur an sich.
Gegen Menschen an sich hat er
nichts, >>gegen die gegenwärti-
ge Gesellschaft, in welcher ältere
kulturelle Aspekte aus verschie-
denen Gründen oft vergessen
oder verbannt werden, durch-
aus. Menschen tendieren dazu,
die Vergangenheit zu vergessen
oder gar völlig zu leugnen, lieber
kein Wort darüber zu verlieren.
Sie sollten vielmehr darüber
sprechen und aus ihr lernen.<<
Spuren seiner Ideale lassen sich
auch bei OCTOBER FALLS fin-
den, jedoch nicht als Richtlinien gedacht, sondern letztlich präferiere ich jedoch meine Beschäftigung bestimmten Leuten bzw. Labels. Aufgrund der klei-
eher, um eigenständige Fragen beim Hörer zu eru- mit der Musik. All diese kulturellen Elemente erge- nen Kreise sind Verkauf- und Tauschaktionen inner-
ieren. >>Musik kann sicherlich als Katharsis auf den halb dieser sogenannten „Szene“ leicht zu realisieren,
Geist wirken und ich denke, sie kann auch als gutes ohne große Gefahr zu laufen, abgezockt zu werden.
Ausdrucksmittel für jenen funktionieren. Auf mich Mich interessiert Meine negativsten wie auch positivsten Erfahrun-
persönlich hat sie mein Leben lang einen starken Ein-
fluss ausgeübt und nimmt einen großen Stellenwert
viel eher die dunkle gen basieren zuvorderst auf der Arbeit mit diversen
Labels. Manche von ihnen arbeiteten sogar besser
in meinem Alltag ein. Hier geht es nicht um Erleuch- Seite von Natur und als vereinbart war, andere hingegen taten genau
tung, sondern um die Purifikation des Geistes. Be- das Gegenteil. Wie auch immer, sein neues Album
griffe wie Trauer, Melancholie usw. versinnbildlichen Mensch, weniger letztlich veröffentlicht zu sehen, stimmt versöhnlich
perfekt die Thematiken meiner Musik. Ich persönlich etwaige religiöse gegenüber vorangegangener Probleme.<< Momen-
genieße sie und ziehe Kraft aus ihr, wenn man es so tan sieht er vor allem Schweden, Deutschland und
ausdrücken mag. In meinem bisherigen Leben gab es Aspekte wie Teu- auch Norwegen als wiederauferstehende Black
keinen speziellen Wendepunkt bezüglich meiner gei-
stigen Entwicklung, eher wuchs ich innerlich an der
felsanbetung oder Metal-Hochburgen an, aufgrund von Bands wie
z.B. KAOSRITUAL, MARE, CELESTIAL BLOODSHED.
Gesamtheit meiner Erfahrungen. Manche Menschen ähnliche Aktivitäten >>Global betrachtet kommen auch viele gute Bands
mögen einen solchen Wandel miterleben, ich selbst aus der Ukraine oder Russland. Alles in allem sind das
befinde mich in einer langsamen, aber konkreten ben zusammen eine großartige Inspirationsquelle, aber lediglich Bands, welche ich heutzutage gerne
Evolution.<< zusammen mit der Mystik der Natur.<< Bücher hält
So fällt es nicht weiter schwer zu glau-
ben, dass sich der Allround-Musiker gerne bei
er für mächtig genug, die Weiterentwicklung bzw.
Veränderung einer Person anzuregen. Solange
Begriffe wie Trauer,
einem guten Film oder Buch entspannt. >>Auch dies ohne Zwang abläuft, sieht er darin keinerlei Melancholie usw.
Museen stellen keine unbekannten Orte für mich dar, Problem. >>Es ist wohl keine simple Angelegenheit,
einen normal-gefestigten mensch- versinnbildlichen
lichen Geist zu manipulieren, quali- perfekt die Thema-
tativ hochwertige Lektüre hingegen
kann und sollte Fragen aufwerfen, tiken meiner Musik.
genauso wie gute Musik.<< Mikko
fühlt sich in schwarzmetallischen
Ich persönlich genie-
Sphären am wohlsten, lauscht je- ße sie und ziehe Kraft
doch auch sanfterer Musik. Dabei
geht es ihm vordergründig um aus ihr, wenn man es
die richtige Atmosphäre, >>weni- so ausdrücken mag
ger die Musikrichtung. Solange die
Musik das für mich perfekte Ambi- höre, musikalisch werde ich eher von etwas älteren
ente transportiert, ist mir Herkunft Bands inspiriert.<<
und Richtung egal. Natürlich sind Sein nächstes Langspielalbum wird
mir sowohl die Musik als auch die höchstwahrscheinlich wieder in dieselbe Kerbe
vermittelte Philosophie wichtig, die harscherer Gangart hauen, so wie das aktuel-
pure brennende Emotion hinter der le. >>Dies wird allerdings einige Zeit in Anspruch
Musik ist jedoch der für mich aus- nehmen, dieses Jahr sowieso nicht mehr. Trotz der
schlaggebende Faktor.<< Tatsache, dass ich bereits viel neue Musik kompo-
Über die finnische Black niert habe, spielt der temporäre Faktor eine nicht zu
Metal Szene hat er ausschließlich unterschätzende Rolle. Natürlich besteht weiterhin
positives zu berichten. >>Unser ebenfalls die Möglichkeit, dass ich vor jenem zuerst
Land hat viele, sehr starke Black Me- nochmal ein Akustikalbum veröffentlichen werde.<<
tal Projekte zu bieten, als da wären Live-Auftritte gab es von OCTOBER
BEHEXEN, CLANDESTINE BLAZE, FALLS bislang noch nicht. Der Finne will das auch
BAPTISM und so weiter, die Liste ist in Zukunft so beibehalten. >>Konzerte zu geben
endlos. Da Finnland relativ klein ist, interessiert mich zum einen so gut wie gar nicht,
findet man sehr leicht Kontakt zu zum anderen würde es sehr viel Arbeit und Zeit in

19
Anspruch nehmen, Sessionmusiker für ein funktio-
nales Zusammenspiel zu finden. Ich möchte auf der
Bühne außerdem nichts darstellen, was nicht per-
fekt vorbereitet wäre. Kategorisch möchte ich das
durchaus nicht ausschließen, vielleicht eines Tages,
aber vorerst ist nichts diesbezügliches geplant.<<
Zu seinem aktuellen Plattenlabel „Debemur Mor-
ti“ kam Mikko fast wie die Jungfrau zum Kinde.
>>Ich hatte bereits im Vorfeld Gutes über ihre Arbeit
gehört. Als sie an mich heran traten und fragten, ob
sie „The Streams Of The End“ und später auch noch
„The Womb Of Primordial Nature“ veröffentlichen
dürften, dachte ich nicht zweimal darüber nach.<<
Seit zwei Jahren arbeitet er nun mit dem franzö-
sischen Label und fand kein einziges mal Anlass
zu Beschwerde. Ihre Bandpromotion erachtet er
als großartig und hatte an der Einhaltung gemein-
samer Vereinbarungen niemals etwas zu bemän-
geln. So gilt sein Abschlusskommentar wohl nicht
nur meiner Wenigkeit: >>Kiitos, Vielen Dank!<<
Bleibt zu hoffen, dass der Oktober
nicht klimaerwärmungsbedingt allzu bald seinen
Charakter verlieren und sich zum Pöbel stinkiger,
heißer Sommermonate gesellen wird. Spätestens
in 50 Jahren wird man sich sowieso jene Oktober-
gedichte schockiert zu Gemüte führen und fragen,
wo der Glanz und die Magie dieser Herbstzeit, die-
ses güldenen Monats, geblieben sind. Wollen wir
ihm im Jahre 2008 ein wenig mehr Aufmerksam-
keit, ein wenig mehr Achtung schenken, begleitet
ADALRUNA, was wörtlich so viel wie „Noble Runes“
von den verzaubernden, ambienten wie schwarz- (Edle Runen) bedeutet, ist ein britisches Ein-Mann-Pro-
metallischen Melodien OCTOBER FALLS im Disc-
man bzw. MP3-Player! (PD) jekt aus Chesterfield, welches mit interessanten Klän-
There’s an absent of light, gen bereits seit zwei Jahren zu bestehen weiß. Wulf-
a hunger towards eternity
And a chained, primordial
helm, der Mann hinter der Musik, veröffentlicht dieses
nature unleashed Jahr sein drittes Album „A Wolf in Hallowed Places“ bei
From the womb of ash, DARKER THAN BLACK und stand mir in einem Inter-
to the stronghold of silence
view Rede und Antwort….
The bloodlines of the past, ls erstes interessiert mich natürlich, wie und
the ashes of hope
Towards the horizon and beyond,
into depths and below
A wann es zur Gründung dieses Projektes
kam. >>Ich gründete ADALRUNA im Som-
mer 2006, nachdem ich einige Songs schrieb, die in
meinen Augen „zu gut” für mein vorheriges Projekt
With the mark of the north, waren. Ich wollte etwas ernsthafteres, musikalisch,
scarred to the bones sowie lyrisch und ideologisch. Zuvor beinhaltet mei-
ne Musik meistens nur Science Fiction und andere
The chalice of past, „Teenager Fantasien“. Das war nichts mehr für mich.
the deep flames to aspire Kurze Zeit nachdem ich nun mein altes Projekt aufge-
The empty starlight subliming the blind geben hatte, nahm ich mein erstes Demo „Rediviva“
unter dem Namen ADALRUNA auf. Seitdem habe
And outshining the pyres of the fallen ones ich kein einziges Mal zurück geschaut!<< Wulfhelm
A thousand lifetimes, that have streamed to waste ist das einzige Mitglied dieser Formatierung und
dies hat sich bisher stets bewährt. >>Ich hatte
The statues of stone and fire, auch einige Male einen Drummer dabei, was jedoch
the thrones of ash aufgrund verschiedener Umstände nie so recht funk-
The ever burning darkness, tioniert hat. Somit verlasse ich mich weiterhin auf
the luminous shadows meine Drum-Maschine, weil ich das Schlagzeugspie-
len schlicht und ergreifend nicht selber beherrsche.
Towards the womb of primordial nature Vielleicht sollte ich zukünftig nach einigen Mitglie-
dern Ausschau halten, doch im Moment noch bin
The ardent souls roaming, towards the core ich mit mir selber sehr zufrieden.<< Trotzdem ist
Casting the shadows, the deep abyss rising auf den vorherigen Scheiben stets auch ein Bei-
trag einer anderen Band zu finden, da Wulfhelm
The nature’s strength and
the firm touch of mortality
Ich habe mich hier auch gerne Split-CDs o.ä. veröffentlicht, sowie
mit anderen Musikern zusammenarbeitet. >>Ich
Fading into the womb of primordial nature vom immer selben bin das einzige Mitglied, trotzdem hatte ich auf mei-
ner letzten Scheibe einige zusätzliche Beiträge bei
rauen Black Metal den Gitarren-, sowie gesanglichen Parts. <<, wie er
OCTOBER FALLS entfernt und mehr mittels seiner Diskographie, sowie seiner neuen
„The Womb Of Primordial Nature“ Scheibe erklärt. >>Die letzte Veröffentlichung „The
auf „Dark Ambiente“ Broken Swords of Despotic Villainy“ war eine Split-CD
Weiterführende Informationen im Internet:
http://koti.welho.com/mlehto4/of/of.html
mit metallischen Ein- mit der englischen Band HARD VENOM, welche auf
100 Stück limitiert war und bei LOKISSON REC. veröf-
flüssen konzentriert fentlicht wurde. Davor gab es zwei Full-length Alben
„Der geheime König und die Schwarze Sonne“, sowie

20
ADALRUNA - Black Metal aus Albion

„Cestrefeld 1362“, welche bei DAEMONOKRATIA und die Macht über die Massen-Medien besitzen und das Erlebnis der Musik ruinieren.<< ADALRUNA ist
CLOVENHOOF PROC. erschienen. Seitdem hat sich das Leben vieler Leute auf diese Weise regieren, was (überraschenderweise?) zur Zeit das einzige Pro-
ADALRUNA musikalisch weiterentwickelt, was man vor 50 oder 60 Jahren noch lächerlich erschienen jekt von Wulfhelm. >>Im Moment habe ich keine
auf der neuen Scheibe „A Wolf in Hallowed Places“ wäre. Je mehr Menschen auf die alten, traditionellen Nebenprojekte am Laufen. Allerdings habe ich Ide-
hören kann. Sie wird demnächst auf DARKER THAN Schriften aufmerksam gemacht werden, z.B. Johann en, die eventuell nicht mit dem zusammenpassen,
BLACK erscheinen. Ich habe mich hier vom immer sel- Bure’s „Adalruna“, Karl Maria Wiligut’s Esoterik, sowie was ADALRUNA zurzeit darstellt. Es wäre interessant,
ben rauen Black Metal entfernt und mehr auf „Dark Sagen der Edda, u.a., desto besser. Jeder, der sich mit ein komplettes Ambiente Projekt zu haben, aber im
Ambiente“ mit metallischen Einflüssen konzentriert. so etwas beschäftigt und diese Ideologie teilt, sollte Moment konzentriere ich mich einzig und allein auf
Somit kann ich epischen Klängen besser Ausdruck das Mindeste tun, was in seiner Macht steht.<< Klare ADALRUNA. Ich bin trotzdem immer gerne an einer
verleihen, was ich bisher mit Gitarre und Bass nicht Zusammenarbeit mit anderen Projekten und Musi-
umsetzen konnte, aber immer in meiner Musik zum Meine Ideologie ba- kern interessiert! <<
Ausdruck bringen wollte. << Beteiligst du dich in an Organisationen
Doch wie kam die Zusammenarbeit mit
siert auf der Erneue- wie zum Beispiel der „Paganfront“? >>Vor einigen
dem deutschen Label? >>Zurzeit bin ich bei DAR- rung des Heidnischen Monaten trat ich dem Heathen Circle als Supporter
KER THAN BLACK unter Vertrag, nachdem ich ihnen bei; weil ich der Meinung bin, dieser Gemeinschaft
mein Demo „Summoning the Ancient Power of the Glaubens. Meine bedarf es mehr Aufmerksamkeit, und weil ich mir
Runes“ zugesandt hatte. Dies resultierte nun in der
Veröffentlichung von „A Wolf in Hallowed Places“,
Band ADALRUNA ist eine zusätzliche Werbung für ADALRUNA dadurch
erhofft. Der HC steckt bisher noch in den Anfängen,
welches der erste Teil einer Vertonung der Völsungsa- einfach ein Werkzeug doch ich bin daran interessiert zu sehen, wie er sich
ga ist. Es ist eine große Ehre für mich mit diesem Label zukünftig entwickelt.<< Zuletzt werfen wir noch
zusammen zu arbeiten, neben vielen anderen, groß-
der Propaganda einen Blick auf die britische Szene im Allgemei-
artigen Bands. << nen. Wenig englischer Black Metal ist hierzulande
Nun interessiert mich natürlich auch, bekannt und geschätzt, und somit interessiert es
woher der interessante Name ADALRUNA stammt Worte! Jedoch grenzt er sich von anderen „politi- mich noch mehr, wie Wulfhelm die Situation ein-
und wie Wulfheim auf die Idee kam, sein Projekt so schen“ Bands ab: >>Ich schreibe nicht (zumindest schätzt. Doch eine wirklich zufriedenstellende
zu benennen. Er erklärt mir, erst kurz zuvor von ei- jetzt noch nicht) über „politische“ Themen. Es ist Antwort bleibt er mir schuldig… >>Es gibt sehr
nem Buch mit dem Titel „Johannes Bureus and the lediglich meine persönliche Entscheidung, denn ich viele Black Metal Bands in Großbritannien, mit un-
Adalruna” von Edred Thorsson gelesen zu haben, finde Lieder über Mythologie viel interessanter, als terschiedlichen Qualitäten. Es gibt natürlich einige,
welches ihn auf die entscheidende Idee brachte. solche über Politik.<< sehr wenige gute Bands, jedoch auch viele, die meine
>>[Dieses Buch stellt] eine kurze biografische Ab- Aufgrund der engen Besetzung von ideologische Weltanschauung nicht teilen und vielen
handlung des schwedischen Runosphisten [dar], ADALRUNA, gab und wird es keine Live Auftritte ist es wenig ernst mit der Sache. Ich habe keinerlei
sowie sein grundlegendes okkultes Konzept: Das geben. >>Ich habe mit ADALRUNA noch nie live Verbindungen zu solchen Menschen und bin defini-
Adalruna, welches ein Alphabet ist und aus 15 Runen gespielt, weil mir die anderen Mitglieder fehlen. Ich tiv kein Teil einer so genannten „Szene“!<< An dieser
besteht. Im Englischen bedeutet es soviel, wie „Noble will nicht sagen, dass das nie passieren wird, aber Stelle herzlichen Dank für das Gespräch und viel
Runes“, weshalb ich zu dem Entschluss kam, dass die- ich bezweifle es. Ich bin nicht sehr an einer „Live- Erfolg im weiteren Verlauf! >> Thanks! Cheers, Wulf-
ser Name sehr passend für mein Projekt ist.<< Kom- Atmosphäre“ interessiert, denn ich finde in einigen helm. >>
men wir nun zum Inhalt deiner Musik: Welcher Fällen lässt es all die Mystik und das Besondere der (N/A)
Weltanschauung und Ideologie gehst du nach und Musik verschwinden und kann im Endeffekt sogar
verdeutlichst du in deinen Texten? Wulfhelm gibt
mir hierauf eine klare und einleuchtende Antwort: ADALRUNA “A Wolf in Hallowed Places”-CD
>>Ich bin definitiv ein Patriot, wenn es um ethnische, Darker Than Black
kulturelle und religiöse Standpunkte geht. Meine
Dieses britische Ein-Mann-Projekt klingt äußerst interessant und kann als „Symphonic / Dark Ambiente
Ideologie basiert auf der Erneuerung des Heidni- Black Metal“ bezeichnet werden. Das erste Lied mag sich dieser Beschreibung allerdings noch entzie-
schen Glaubens. Meine Band ADALRUNA ist einfach hen, klingt es sehr metallisch und mit kreischender, klagender Stimme. Doch schon ab „Skadi and the
ein Werkzeug der Propaganda; eine neo-kulturelle Hunt of Sigi and Bredi“ weiß man, dass dieses Werk sehr ruhig und nachdenklich angelegt ist. „A Wolf
in Hallowed Places“ ist das nunmehr dritte Full-length Album von Wulfhelm und vertont den ersten
Übertragung mittels „Broadcast Entertainment“!<< Teil der Völsungasaga, einer mythologischen Abhandlung. Einen vergleichbaren Vorgänger habe ich
Weiterhin betont er, wie wichtig es ist alte Werte leider nicht zum Anhören, jedoch ist dieses Werk, laut Wulfhelm, das erste dieser Art. Manche Frag-
und mythologisches Gedankengut wieder aufle- mente klingen, völlig fern von jeglichem Metall, sehr ruhig und mystisch. „The Gathering of an Army
and the Seizing of Hunland“ ist das passende Beispiel. Allerdings gleiten die Lieder schnell in immer
ben zu lassen und sich damit zu beschäftigen... wiederkehrende Monotonie ab und das Anhören dieser interessanten Klänge wird streckenweise langweilig. Alles in allem haut mich das
>>Es ist sicherlich auch ein effektives Werkzeug, Album zwar nicht sehr vom Hocker, aber dies liegt ja zum Glück in der subjektiven Betrachtungsweise eines jeden einzelnen. Davon kann
sich also jeder selber überzeugen! (N/A)
welches von unseren Feinden benutzt wird, welche

21
LOITS – Ku
wäldler-Black Metal-Plattenfirmen, die größtenteils
einfach nur den allerletzten Schrott veröffentlichen.
Dadurch ist es schwierig bis geradezu unmöglich
geworden, die wahren Untergrundperlen noch ir-
gendwie ausfindig zu machen. Die Informationsge-
sellschaft hat dafür gesorgt, dass jeder die gleichen
Chancen hat, einen mit seinem Scheiß vollzumüllen.
Genau die gleiche brechreizerregende akustische
Qual ist es mit diesen widerlich überproduzierten
modernen Metal Bands. Metal wurde als direkte und

Die Informationsge-
sellschaft hat dafür
gesorgt, dass jeder
die gleichen Chan-
Je kleiner die Szene, desto kreativer und origineller ihre Bands…!? cen hat, einen mit
Diesen Eindruck kann man durchaus gewinnen, denkt man zum ei- seinem Scheiß voll-
nen an die glorreiche Vergangenheit der Black Metal-Szene zurück zumüllen
und schaut sich zum anderen die Bands aus kleinen und peripher ge-
legenen Ländern an. LOITS ist so eine Band; sie stammt aus dem balti- lebendige Sache geboren. Moderne Produktion tötet
einfach alles ab, was den Metal hörenswert macht.
schen Estland, wo sie bereits zum nationalen Kulturgut zählt, und sie Jetzt hört sich alles genauso monoton, maschinen-
will sich nun auch im Rest der Welt angemessenes Gehör verschaffen. artig, trocken und blutleer an. Mein Job verlangt von
mir, dass ich mir mindestens acht Stunden am Tag
Die Chancen auf internationalen Erfolg sind günstig, denn bei LOITS neue Musik reinziehe, und lass Dir gesagt sein – es
handelt es sich um eine authentische Band mit tiefsinniger Lyrik und ist ein wahrer Segen, wenn eine von hundert Plat-
ten wirklich mal hörenswert ist. Deshalb ziehe ich
mitreißender Musik. Aufgrund der herausragenden Originalität hat den Hut vor Bands wie MAYHEM, ELECTRIC WIZARD
man sogar einen eigenen Musikstil erschaffen: Militant Flak’n’Roll. Also und PRIMORDIAL. Wenn es sonst keinen Grund gäbe,
dann sind ihre neuesten Alben alleine schon wegen
höchste Zeit, um die Esten auch hierzulande einem breiten Publikum ihrem Sound interessant, frisch und lebendig.<<
vorzustellen – Feuer frei! Aber Ahto befürchtet auch, dass ihm so manche
gute Band trotz seiner täglichen Beschäftigung mit
n Anbetracht der Tatsache, das ihr doch eher dann das Instrument, was einem persönlich am mei- (neuer) Musik verborgen bleiben könnte. >>Was

I kleines Heimatland über eine dennoch sehr


vitale und international bekannte Metal-Sze-
ne verfügt, kommen LOITS nicht umhin, zunächst
sten liegt, hängt mit Kumpels rum, und wenn man
nicht grade durch - SAUFEN! - davon abgehalten wird,
spielt man auch mal ein paar Liedchen. So lief es je-
mich echt erschreckt, ist der Umstand, dass durch
diesen allgegenwärtigen Informationslärm und die
extreme Zersplitterung der Szene man dieser Tage
einmal die lokale Szene vorzustellen. Also, wie denfalls bei allen von uns (Kaire mal ausgenommen). wirklich nicht mehr mit allzu vielen hochklassigen
schaut es in Estland aus und welche Position neh- Und irgendwann war dann der Moment gekommen, Bands in Berührung kommt. Allerdings mag diese
men LOITS dort ein? was anderes und persönliches auszuprobieren; als Zersplitterung sehr wohl auch neue und aufregende
>> Estland ist verdammt klein, und die ich dann die Nase voll davon hatte, nur mit mir al- Mischungen und Kombinationen hervorbringen.<<
lokale Metal- Szene natürlich auch dementspre- lein zu proben, fragte ich meine besten Freunde und Der Musik von LOITS merkt man deut-
chend eher winzig; hier kennt jeder jeden, zumindest, verwandte Seelen, ob sie nicht mitmachen wollen, lich an, dass sie von Menschen gemacht wird die
was die aktiveren Leute betrifft<<, erklärt Ahto. und so kam die ganze Flak’n’Roll Sache an den Start. sich mit insbesondere den tragischen Seiten un-
>>Schaut euch mal auf der Internetseite www.Esto- Kann man sich auch alles in unserer bescheidenen serer Existenz auseinandersetzen. Woher bezieht
nianMetal.com um, da werdet ihr sehen, wie vernetzt kurzen Dokumentation “Vere Kutse” anschauen.<< man diese Einflüsse? >> Das Leben an sich<<,
die ganzen bedeutenderen Bands miteinander sind. Mittlerweile kann meint Ahto kurz und knapp. Denn
Die meisten von uns sind ungefähr gleichaltrig und man aber bestimmt Wenn der Tourbus >>das letzte Album klingt hauptsäch-
schon seit einer ganzen Weile Kollegen, es gibt also
ein wirklich greifbares Gefühl des Schulterschlusses
auch in Estland
davon sprechen,
von LOITS bei einem lich deswegen so deprimierend und
herzergreifend, weil unser Bassist, der
zwischen uns allen. Zum Beispiel eben Estonian- dass die Szene sich Unfall Totalschaden alle Texte und die meiste Musik dafür
Metal.com; das ist ein kommunales Projekt, und im Laufe der Jahre geschrieben hat, gerade einen schwie-
das vordergründige Ziel von Nailboard Records war enorm verändert erleiden würde, wäre rigen Lebensabschnitt zu bewältigen
auch der gemeinsame Versuch, sich gegenseitig aufs hat. Wie betrachtet das eine Katastrophe hatte, um es mal milde auszudrücken.
nächsthöhere Level zu hieven. Was mir grad noch so und bewertet ihr Das hat die Musik langsam, heavy und
dazu einfällt: Wenn der Tourbus von LOITS bei einem diese Entwicklung? für die ganze Szene melancholisch sowie die Texte tiefgrei-
Unfall Totalschaden erleiden würde, wäre das eine
Katastrophe für die ganze Szene hier, weil nämlich
>>Wie immer, hat al-
les seine Höhen und
hier, weil nämlich fend und traurig gemacht. Das Unrecht
stirbt nie!<< Diese Aussage bezieht
eine Menge von den aktiveren Leuten schon mit die- Tiefen<<, stellt Ahto eine Menge von den sich auch auf historisches Unrecht,
sem Teil unterwegs waren... <<, fügt er mit einem fest. >>Einerseits wie es der kleinen estnischen Nation
Augenzwinkern an. ist es natürlich echt aktiveren Leuten mehr als einmal in ihrer Geschichte
Ja, und wie hat es dann mit dieser Sze- cool, dass jedes Kind, schon mit diesem Teil widerfahren ist. Das Benennen dieses
ne im allgemeinen, und mit LOITS im speziellen, das genügend Geld Unrechts wird hierzulande als „Ge-
angefangen? Ahto schüttelt den Kopf: >>Entschul- für ein Instrument unterwegs waren... schichtsrevisionismus“ abgewertet.
dige bitte mein Französisch, aber wer zur Hölle will zusammenkratzen Es handelt sich aber um eine andere
denn wissen, wie alles anfing – insbesondere, wenn kann (und die Instru- Perspektive auf die Geschichte und
es doch bei jedem so ziemlich gleich abgelaufen sein mente kosten ja heutzutage auch nicht mehr die nicht etwa um den Versuch, die Geschichte neu
dürfte?<< Aber dann erzählt er doch über diese Welt), schon nach ein paar Monaten Proben ein Al- zu schreiben, wenn zum Beispiel LOITS den Ein-
Anfangsphase. >>Zuerst mal wird man durch die bum aufnehmen kann; das ist nun ziemlich einfach marsch der Roten Armee im Baltikum, zum Ende
Medien und Freunde überhaupt auf die Musik auf- und preiswert zu bewerkstelligen. Andererseits bin des Zweiten Weltkriegs, als Besetzung und nicht
merksam gemacht, irgendwann beschafft man sich ich so total gelangweilt von den Zillionen von Hinter- als „Befreiung“ thematisieren. Dafür haben sie sich

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unst ohne Zweck ist keine Kunst!
den Vorwurf, „faschistisch“ zu sein, aus linksradi-
kalen Kreisen eingehandelt. Ahto ist keineswegs
überrascht: >>Also, sobald du mit solchen speziellen
Behauptungen ankommst, wird es mir eine Freude
sein, das unverzüglich als Schwachsinn zu entlarven.
LOITS haben einfach die schwere Bürde auf sich ge-
nommen, auch mal eine ganze Menge unpopulärer
Themen anzusprechen, über die offensichtlich bis
zum heutigen Tag Missverständnisse vorherrschen;
deshalb erstaunt uns auch dieser beständige Aufruhr
um uns überhaupt nicht. Ich würde jedem, der zu
diesem Thema seine Meinung vom Stapel lassen will,
dringend anraten, sich erst mal mit den Themen der
Lieder von LOITS vertraut zu machen und so lange
von diesen willkürlichen Angriffen auf uns Abstand
zu nehmen. Wenn euch das schon zuviel ist, dann
bleibt mir nichts weiter übrig als zu konstatieren,
das ihr entweder unheilbare Idioten oder vorsätzli-
che Übeltäter seid. Und das seid ihr natürlich nicht,
oder?<<
Die angesprochenen Themen werden
nicht nur musikalisch und lyrisch, sondern auch
visuell verarbeitet. Zum Beispiel im Video zu dem
Lied Video „Haavad uulitsal“ („Wunden der Stras-
se“), welches eine „vielschichtige Vision der Estlän-
der, von Schicksal, Leben, Tod, Kriegen und dem
Unabwendbaren” wiedergibt, wie es Regisseur Li-
ina Paakspuu zum Ausdruck brachte. Wer hatte die
Idee zu diesem Video, und wie präsentiert LOITS? waren, während des Freiheitskrieges rausgeworfen. kleines Heimatland von Zeit zu Zeit immer noch er-
>> Das Lied “Haavad uulitsal” hinterließ so einen Der Zweite Weltkrieg besänftigte diese Feindselig- schüttern und die lokalen Zeitungen vollgepackt sind
starken Eindruck auf meine Freundin Kessu, welche keit in gewisser Weise. Ich kann mich noch gut an mit geschichtsbezogenen Artikeln. Zweitens, weil die
auch für den größten Teil der Hüllengestaltung bei Geschichten meiner Urgroßeltern über die wohlerzo- Blau-Schwarz- Weißen Farben unserer Fahne in den
LOITS verantwortlich zeichnet, dass sie einen Traum genen deutschen Soldaten erinnern. Der Gegensatz Zeiten der Besatzung in den Herzen der Estländer hö-
über dieses Video hatte. Wir haben diesen Traum un- zwischen den Besatzermächten war enorm. Ich spre- her als gewöhnlich gehalten wurden, darum haben
serem guten Bekannten Liina beschrieben, und von che dabei hier von zwischenmenschlicher Kommuni- wir unsere Stimmen auch lauter erhoben, als die Zeit
da an setzten sich die Dinge plötzlich in Bewegung. kation, nicht von der politischen Pornographie. Eine der relativen Freiheit anbrach. Und zuguterletzt, die
Wir sind mehr als zufrieden mit dem Resultat, durch Besatzung bleibt eine Besatzung, dafür gibt es keine Erhaltung des Wissens über Kultur und Geschichte ist
die Neubelebung des Textes hat “Haavad uulitsal” Rechtfertigung<<, macht er deutlich. >>Es gibt die Grundlage der Bewahrung der Estländischkeit.
eine ganz neue Dimension zu LOITS hinzugefügt. nichtsdestotrotz widersprüchliche Erinnerungen an Die Esten widmen dem einfach mehr Aufmerksam-
Es ist sozusagen wie ein Kurzfilm über das tragi- die Baltisch-Deutsche Herrschaft. Ich bin mir sicher, keit, als dies wohl bei größeren Nationen der Fall
sche Schicksal der estländischen Nation.<< Dieses dass während der Zeit der nationalen Erweckung die ist.<< Estnische Künstler wie LOITS möchten ihren
Schicksal hängt auch mit den historischen Bezie- Reibungen zu weit getrieben wurden. Es gibt genü- Beitrag zur Erhaltung dieses Geschichtsbewusst-
hungen des Deutschen Reiches mit dem Baltikum gend Beweise dafür, sagen zu können, dass es zur da- seins leisten. Denn >>Musik war schon immer ein
zusammen. Kann Ahto diese Beziehungen aus sei- maligen Zeit keine großartige Feindschaft zwischen wirksames Mittel, um Aufmerksamkeit auf schmerz-
ner Sicht einmal zusammenfassen? >>Auch wenn den baltischen Deutschen und den Esten gab. Es gab
die Deutschen uns mehr als nur einmal besetzt ha-
ben, gibt es keine direkt deutschfeindlichen Tenden-
schließlich oft Heiraten zwischen Baltendeutschen
und estnischen Frauen; und eine Menge an gegen-
Musik war schon
zen unter den Esten, was man traurigerweise über seitigem kulturellen Austausch. Auf diesen Zeitab- immer ein wirk-
unseren östlichen Nachbarn nicht behaupten kann. schnitt wird oft mit Humor zurückgeschaut, ein gutes
Man muss sich dazu aber auch ins Gedächtnis rufen, Beispiel dafür ist das Buch “Rehepapp” (“The Old Bar- sames Mittel, um
das bei letzteren die Wunden noch frisch und nicht ny”) von Andrus Kivirähk, das auch, wenn ich mich Aufmerksamkeit
verschorft sind. Vor dem zweiten Weltkrieg war die nicht täusche, ins Deutsche übersetzt wurde oder
Situation noch viel geladener. Zusätzlich zur Roten gerade wird.<< Mittlerweile sind sowohl Deutsch- auf schmerzhafte
Armee wurden auch die Landwehr-Kräfte, die sich
hauptsächlich aus baltischen Deutschen zusam-
land als auch Estland in der Europäischen Union
vereint. Eine positive Entwicklung? Ahto ist da sehr
Probleme zu lenken,
mensetzten, die hier seit Jahrhunderten die Herren skeptisch. >>Ein kleines Land hat wieder einmal das die sich in der Gesell-
Recht eingebüßt, für sich selbst zu entscheiden, und
diesmal ganz ohne Schlachten. Neue Union, alte schaft breitmachen
LOITS haben einfach Regeln... Die Menschen sind betäubt worden mit Ver-
die schwere Bürde sprechen von Wohlstand und Sicherheit. Irgendwann hafte Probleme zu lenken, die sich in der Gesellschaft
wird die Seifenblase aber platzen und wir werden alle breitmachen. Vergesst nicht, die Esten haben sich
auf sich genommen, verdutzt guckend dastehen und uns fragen, was da schon einmal freigesungen. Kunst ohne Zweck ist
auch mal eine ganze wohl falsch gelaufen ist... <<
LOITS sind eine Kultband in Estland.
keine Kunst.<<
Für Aufregung in ihrem Heimatland sorg-
Menge unpopulä- Insbesondere junge Menschen gehören zu ihren ten LOITS unlängst mit einem kleinen Skandal bei
Fans; Jugendliche, die sich mehr wünschen, als der estnischen Musikpreis-Gala. Was ist denn da pas-
rer Themen anzu- von Musik nur „unterhalten“ zu werden. Ist denn siert? Ahto muss auch jetzt noch darüber lachen. >>
sprechen, über die die estnische Jugend mehr an der jüngeren Hei- Also<<, erzählt er, >>die estnische Musikpreis-Gala
matgeschichte interessiert, als das in anderen wurde live von TV3 übertragen, und der charismati-
offensichtlich bis europäischen Ländern der Fall ist? Ahto bejaht sche Skandalautor Sven Kivisildnik gab LOITS als die
zum heutigen Tag diese Vermutung, und erklärt: >>Ich denke mal, der
durchschnittliche estnische Jugendliche weiß mehr
Gewinner in der Kategorie „Metal/Punk“ bekannt.
Wir stapften also auf die Bühne und nahmen den
Missverständnisse über die neuere Geschichte seines Landes als seine Al- Preis ganz pompös in Empfang. In Wirklichkeit sollte
tersgenossen im restlichen Europa. Zum ersten, weil nämlich die Band FINISH ME OFF der Gewinner sein,
vorherrschen die Nachwirkungen des Zweiten Weltkrieges unser was vor der Veranstaltung auch schon allgemein

23
bekannt war. Im Publikum machte sich betretene
Stille breit, während man aus den Ohrmonitoren
panisches Gekreische hören konnte. Was geschehen
war: LOITS hatten diese Eulenspiegelei zusammen
mit Kivisildnik minutiös vorbereitet. Was den Abend
insgesamt betrifft; LOITS als ganzes waren ziemlich
enttäuscht von diesen abgekarteten Spielchen, die
da hinter den Kulissen der lokalen Musikindustrie
getrieben werden. Hinter der Bühne trafen wir einen
Kollegen von der Band HND, der uns noch über eine
weitere schmutzige Machenschaft aufklärte. Das
war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brach-
te; und als Kivisildnik, der in der festen Überzeugung
zu der Gala kam, den Preis an LOITS zu überreichen,
darüber in Kenntnis gesetzt wurde, war die Sache
entschieden. Mittlerweile hat sich dank dieser Ge-
schehnisse vieles geändert. LOITS und METSATÖLL
sind nun wieder „unabhängige Künstler“, etc.<<
LOITS erregen nicht nur daheim, son-
dern auch im Rest der Welt, einige Aufmerksamkeit.
Das spiegelt sich zum Beispiel in der vielfältigen
Zusammenarbeit mit ausländischen Plattenfirmen
wider. >>Wir hatten bereits Unterstützung aus der
ganzen Welt. Unsere Alben wurden in Lettland von
Beverina, in Litauen von Ledo Takas, in Polen von Se-
ven Gates Of Hell, in Deutschland von Eisenwald Ton-
schmiede, in Finnland von Searing Spear, in Mexiko denn insbesondere mit dem aktuellen „Must“- nochmal soviel Power. Ein echt spektakuläres Gefühl,
von Witchcraft etc. verlegt. Loits haben eine Menge Album haben LOITS eine qualitativ hochwertige von dem man leicht abhängig werden kann.<< Al-
Veröffentlichung vorgelegt. Was meint Ahto dazu? lerdings gibt Ahto auch zu: >>Was mich persönlich
>> Soundtechnisch, und hinsichtlich der Atmosphä- betrifft, bin ich allerdings nicht sonderlich gut drauf,
Tradition und Origi- re, ist es bis jetzt das beste, was LOITS rausgebracht was Unterhaltungen mit dem Publikum angeht. Aus-
nalität sind auf dem haben. Tradition und Originalität sind auf dem “Must
album” gut ausbalanciert, das selbe kann man auch
wendig gelernte, obligatorische Sprüche, die das Pu-
blikum animieren sollen, erscheinen zumindest mir
“Must album” gut über die Botschaft des ganzen und über die Musik sa- falsch und aufgesetzt, ich mache meinen Mund auf,
gen. Heavy, rostig, nostalgisch, melancholisch; aber wenn ich es für angebracht halte, ansonsten lasse ich
ausbalanciert, das gleichzeitig auch aggressiv genug, um sich immer die Musik für mich sprechen.<<
selbe kann man auch noch Flak’n’Roll nennen zu können. Das ist genug Aber über die Zukunftspläne von LOITS
dazu, denke ich. Den Rest könnt ihr selber rausfinden kann Ahto uns doch bestimmt noch etwas verra-
über die Botschaft und ich verspreche euch, ihr werdet es nicht bereu- ten, nicht wahr? >>Einige interessante Sachen sind
des ganzen und über en.<< LOITS kann man am besten über eine ihrer
Live-Darbietungen kennenlernen, welche eine seh
in Arbeit und werden noch dieses Jahr erscheinen<<,
gibt er zur Antwort. >>Die Vinyl-Version vom “Must“-
die Musik sagen mitreißendes Erlebnis darstellen. Denn >>LOITS ist Album wird bald über Eisenwald Tonschmiede veröf-
eine starke Liveband, und wir werden diesbezüglich fentlicht. Momentan sind wir sehr damit beschäftigt,
täglich besser. Auf der Bühne gelangt solche Musik unsere erste offizielle DVD zusammenzustellen. Diese
Angebote aus dem Ausland erhalten, in letzter Zeit wie unsere erst zu ihrer wahren Power, das muss man DVD, die hauptsächlich das Video zu “Haavad uulit-
ist unser Briefkasten mit Offerten von Firmen auch einfach direkt erlebt haben. Wir sind überall, wo wir sal” promoten soll, wird auch alle unsere früheren
mit bedeutender Größe und Reichweite geradezu gespielt haben, herzlich empfangen worden, und Videos enthalten, sowie auch die besten Arbeiten
übergequollen.<< Völlig zu Recht, wie ich meine, wenn die Menge mitgeht, dann gibt das der Band aus dem LOITS-Heimvideo-Wettbewerb. Dazu wird
es auch noch den Skandal
von der estnischen Musik
Awards Gala zu sehen geben,
und noch vieles, vieles mehr.
Ich kann euch versichern, wir
haben Material in Hülle und
Fülle.<< Und: >>Wir werden
extra, um die DVD rauszu-
bringen, unsere eigene Firma
Flak‘n‘Roll Records gründen,
und uns auch bemühen, mit
einer neuen CD- Version vom
“Ei kahetse midagi” Album rü-
berzukommen. Was auch be-
deutet, dass alle Plattenfirmen
und Verbündeten, die das hier
lesen und Interesse an regio-
nalen Lizenzen sowohl für die
DVD als auch die “EKM”-CD
haben, uns kontaktieren soll-
ten.<< Das hoffe ich sehr, da-
mit dieser beeindruckenden
Band aus dem Baltikum neue
Hörerkreise jenseits ihrer
Heimat erschlossen werden
können. Wer sich weiter mit
LOITS befassen möchte, kann
das hier tun: http://www.
myspace.com/loits
(VV)

24
usik zu machen war für Climaxia schon tik befreit sieht, war

M immer etwas vollkommen persönli-


ches, unabhängig von jeglichem Ge-
schlechter-Chauvinismus. >>Solche Dinge hatten
sie mit den ihr en-
tgegen gebrachten
Reaktionen doch vol-
nie Einfluss auf mein Art und Weise, Black Metal zu lends zufrieden.
fühlen und zu leben. Ich habe also nicht einmal eine Wie viele
richtige Meinung zu dem Ganzen. Ich will hierbei andere, begann ihr
keine Stellung beziehen. Aufgrund meiner Erfahrung ganz persönliches
kann ich dazu höchstens sagen, dass es bestimmten musikalisches Ent-
Frauen an Überzeugung und Ernsthaftigkeit man- wicklungsrogramm
gelt, wenn es um die ernsthafte Aufrechterhaltung mit dem mehrjäh-
eines eigenen musikalischen Projektes geht.<< Sie rigen Erlernen des
selbst stieß durch Hochschulfreunde auf extreme Klaviers. Auch heute
Musik. Über Death Metal gelangte sie schlussen- spielt sie dieses In-
dlich in schwarzmetallische Gefilde. >>Ich war strument weiterhin,
gewohnt, Musik nicht nur als Konsument zu erle- >>weil ich es immer
ben. Bevor ich mit extremer Musik in Kontakt kam, noch mag. Allerdings
begann ich Gitarre zu spielen. Es war also ein ganz bevorzuge ich seit vie-
natürlicher Vorgang für mich, die Musik, die ich len Jahren die Gitarre.
mochte, auch selbst erzeugen zu wollen. MELENCO- Als ich bei MELEN-
LIA ESTATICA wurde ursprünglich aus einer Art “inne- COLIA ESTATICA Bass
rer Autobiographie” heraus geboren. Vor dieser Band spielte, wuchs in mir
spielte ich in einem Projekt namens V.O.R.A.G.O., eine Leidenschaft für
welches leider nur ein einziges Demo veröffentlichte dieses Instrument und
aufgrund von ständiger Line Up-Wechsel. Ich erinne- diese gestattete mir,
re mich sehr wohlwollend an diese Truppe, da ohne etwas neues zu be-
ihr Scheitern mein Soloprojekt niemals möglich ginnen. Das Bassspie-
gewesen wäre. Anhand des “Melencolia Estatica” len werde ich wohl
Albums drückte ich schließlich meine starken und nie aufgeben, auch
bedeutenden Erfahrungen von vor langer Zeit aus. nicht außerhalb ME-
Insofern reflektierte meine erste Veröffentlichung viel LENCOLIA ESTATICA‘s.
von mir selbst.<< Während das zweite Album “Le- Die Art und Weise, Obgleich die Partizipation von Frauen im Black Metal
tum” entstand, veränderten sich viele Teile der Mu- wie man sein Instru-
sik, das gesamte Konzept gar, die Kompositionen ment spielt, ist das
heutzutage keine Invention mehr darstellt, scheint
waren reifer und ausgewogen abgemischt. >>Der unvermittelte Resul- es wenige weibliche Musiker zu geben, die sowohl
“Modus Operandi” war besser durchstrukturiert. tat der Stimmung, von der Muse geküsst als auch von ihrem eigenen
“Letum” bzw. sein Entstehungsprozess schenkte mir die man ausdrücken
Erfahrung, welche ich nun in außergewöhnlichen möchte.<< Die Kunst Ansporn in den Arsch getreten werden. Nimmt man
Situationen oder zum Beispiel auch bei der Arbeit generell hält sie für die staatlich errechnete “Frauenquote” von typi-
an anderen Musikprojekten nutzen kann.<< In den das direkteste aller
letzten vier Jahren gab es im Hause MELENCOLIA ihr bekannten Kom- schen Männerberufen wie Schlosser oder Elektriker
ESTATICA einige Veränderungen, gerade in Bezug munikationsmittel. zur Hand, so fügt sich die geschlechtliche Aufteilung
auf “Letum”. >>Für mich fühlt sich dieses Album wie >>Anhand von Musik
ein Meilenstein an. Ich habe durch “Letum” meinen kann man die unter- der schwarzmetallischen Szene wohl sehr synchron
eigenen Stil entwickelt, was Komposition und Klan- schiedlichsten Emo- in diese Statistik ein. Die Italienerin Climaxia ist eine
gerzeugung anbelangt.<< tionen empfinden,
Bei der zweiten Platte konnte die sofern man sensibel der wenigen Ausnahmeerscheinungen im dünn be-
Italienerin, im Gegensatz zu ihrer ersten Veröf- und offen dafür ist, siedelten, femininen Zweig. Gleich drei musikalischen
fentlichung, mehr Zeit in Aspekte wie lyrische sofern man fähig ist,
Untermalung und Layout stecken, >>welche eine die Botschaften zu de- Kindern schenkte sie Leben: V.O.R.A.G.O., ABSENTIA
Schlüsselrolle auf “Letum” spielen. Die “Pax Studios” kodieren. Bilder oder LUNAE und nicht zuletzt MELENCOLIA ESTATICA, zu
bezüglich Aufnahme und Abmischung zu besuchen, Artworks gaben mir
war ebenfalls von großer Wichtigkeit. Mit verschiede- oft Anstoss zu Selbst- welchem Projekt ich sie näher befragt habe.
nen Aufnahmestudios zusammen zu arbeiten, stellte reflektion und Einbringung meiner eigenen Gedan- durch ihre ganz persönlichen Filter und Ansichten
sich bei der Suche nach dem richtigen Klanggewand ken in mein musikalisches Schaffen. Im Endeffekt wahrnehmen.<<
fürs Album und dem Gesamtkonzept für MELENCOLIA kann uns wohl alles zu Reflektion und Aufmerksam- Bevor die Italienerin auf das dunkelste
ESTATICAs zukünftige Veröffentlichungen als nützlich keit anhalten. Jeder ist im Besitz eines individuellen aller Metalle traf, verwirklichte sie sich bereits an-
für mich heraus.<< “Letum” Schlüssels der Interpretation, hand mehrerer Musikprojekte, vor allem des klas-
gestattete ihr in vielen Für mich fühlt sich besonders im Hinblick auf Kunst, sischen Sektors. >>Zuerst kam ich dann zum Death
Aspekten einen Wandel
der gewohnten Arbeit-
dieses Album wie ein Politik, Spiritualität und Philoso- Metal, daraufhin folgte die Black Metal Musik. Diesen
phie.<< Die Entwicklung einer Genres fühlte ich mich näher als allen anderen zuvor.
sweise. Einst musste sie Meilenstein an. Ich eigenen Meinung bezüglich des Anfangs beteiligte ich mich nicht am Komponieren
500 Kilometer zu Thorns, Lebens in all seinen Aspekten der Lieder für die Bands, in welchen ich spielte, nach
welcher in einer anderen habe durch “Letum” hält Climaxia für durchaus wich- und nach begann ich dann aber, eine Art von Musik
Region Italiens beher- meinen eigenen tig. Musik hat sie schon immer zu erschaffen, die man rein stil- und konzepttech-
bergt ist, fahren. >>Auf der auf äußerst eigennützige Weise nisch als depressiv bezeichnen könnte.<< Als Käm-
Autobahn traf ich auf die Stil entwickelt, was betrachtet. >>Ich bin weder so pferin gegen irgendetwas, sei es Gesellschaft, die
unterschiedlichsten widri-
gen Wetterbedingungen.
Komposition und arrogant noch unrealistisch zu ganze Welt oder den Menschen an sich, möchte
glauben, dass ich die Hörer an- sie sich nicht verstanden wissen. >>Wer auch
Zuerst war es neblig, dann Klangerzeugung hand meiner Veröffentlichungen immer MELENCOLIA ESTATICA als rein depressiv
regnete es. Später traf ich in irgendeiner Weise beeinflussen betitelt, besonders was die zweite Veröffentlichung
auch noch auf Schnee und anbelangt. könne. Da in MELENCOLIA ESTA- anbelangt, hat mich und dieses Projekt nicht erfasst.
dann auf Sonne, so dass ich TICA viel von meinem emotiona- Wie gesagt, ich erlebe und schaffe Musik auf sehr
das Risiko einging, mich zu verspäten und in Folge len und kulturellen Hintergrund zu finden ist, habe eigennützige Weise. Das Debütalbum ist in beson-
dessen das Gelingen der Schlagzeug-Aufnahmen ich immer versucht, das zu tun, was ich fühle, ohne derem Maße von meinem persönlichen emotionalen
gefährdete. Zum Glück passierte nichts dergleichen, an die Art und Weise meines Einflusses auf die Hörer Background durchstrahlt, ohne dass ich dies allzu
aber diese Reise werde ich wohl nicht vergessen.<< zu denken. Es gibt so unglaublich viele persönliche offensichtlich gestaltet hätte. Die lyrische Unterma-
Die Majorität der Hörer reagierten auf das Album Sichtweisen, dass ich oft sehr erfreut bin, wenn ich lung wurde für die wiederaufgelegte Version nicht
positiv. Obgleich sich Climaxia mitnichten von Kri- bemerke, dass die Konsumenten meiner Musik diese verändert, genauso wenig wie bei meinen anderen

25
MELENCOLIA ESTATICA - In der ru
Wiederveröffentlichungen.<< Ihrem Unbehagen LUNAE befand sich damals ebenso in der Entste- die Vermeidung allzu emotionaler Involviertheit
Ausdruck zu verleihen, war ihr zwar wichtig, dies hungsphase. Insofern war ich vor allem auf das an oberste Stelle. Distanz zu wahren und auf seri-
fand jedoch anhand der Musik an sich, nicht auf di- Produzieren von “Marching Upon Forgotten Ashes” öse, professionelle Art zu agieren empfindet sie als
rekte Weise über Texte statt. >>Dies offenbart wohl (AnmdA.: das erste Demo eben genannter Truppe) beste Möglichkeit, funktionales Schaffen aufrecht
unweigerlich auch einen Teil meiner Persönlichkeit fokussiert.<< Schon immer strebte sie ihr eigenes zu erhalten. >>Trotz allem spielt der freundschaft-
und wie ich mit gewissen Situationen umgehe, in- Nebenprojekt an, benötigte allerdings etwas Zeit, liche Aspekt wohl keine allzu untergeordnete Rolle,
dem ich meine Gefühle z.B. nicht ausschweifend oder um ausreichend Antrieb für die Realisation dessel- sofern man viele Jahre lang zusammen arbeitet.<<
allzu direkt ausdrücke.<< Wichtig ist ihr primär, das ben zu finden sowie das beste- ABSENTIA LUNAE hal-
spielen zu können, was sie gerade spielen möchte. hende Material nach ihrer eige- Im Endeffekt kann ten im musikalischen
>>Völliger Unsinn wäre es doch, als Künstler ein nen Willkür umzuformulieren, um Wachstum und künst-
Musikprojekt am Leben zu erhalten, das einen selbst der Vision nahe zu kommen, die uns wohl alles zu lerischen Ausdruck der
gar nicht reflektiert. Neben meiner auditiven Leiden-
schaft male ich auch noch sehr gerne, die Themen
sie für MELENCOLIA ESTATICAs
erste Veröffentlichungen hatte.
Reflektion und Auf- Italienerin eine Schlüs-
selrolle inne. >>Ohne
meiner Bilder variieren jedoch stark. Soll heißen: Bei >>Glücklicherweise habe ich bei merksamkeit an- meine Erfahrungen mit
jedem Gemälde instrumentalisiere ich mich selbst im der Arbeit an und dem Vortragen dieser Band hätte ich mit
Hinblick auf Ausdruck, jedes einzelne Bild zeigt einen von meinen musikalischen Projek- halten. Jeder ist im meinen beiden MELEN-
anderen Aspekt meiner Persönlichkeit.<< Durch die ten, sowohl mit ABSENTIA LUNAE Besitz eines individu- COLIA ESTATICA Alben
Musik kann sie bestimmte Teile ihres Wesens au- als auch meinem Soloprojekt, gute keinesfalls den Standard
sdrücken, wohingegen das Malen wieder andere Erfahrungen sammeln können. In ellen Schlüssels der erreicht, den sie haben.
Bereiche ihrer Seele nach außen trägt. Keinesfalls
möchte sie ihr Leben auf depressive Emotionen
meiner Anfangsphase als Musiker
traf ich vorerst auf Leute, denen es
Interpretation, be- Ungern möchte ich mei-
ne Präferenzen auf eines
oder negative Ansichten beschränkt wissen. >>Die an der notwendigen Ernsthaftigkeit sonders im Hinblick der beiden Projekte kon-
Grundlagen meiner ersten beiden Alben differenzie- mangelte, um in ein Langzeitmu- zentrieren, da beide sehr
ren sehr. Von einem “depressiven Stil” zu sprechen, sikprojekt involviert zu werden.<< auf Kunst, Politik, unterschiedlich sind,
würde das ganze doch sehr limitieren. Ich möchte Trotz der ständigen Line Up- Spiritualität und Phi- rein gar nichts gemein
einfach Thematiken und Emotionen mithilfe meines Wechsel brachten sie nichts kon- haben. Die ABSENTIA
ganz persönlichen Interpretationsschlüssels dechif- kretes zustande. Auch mit der er- losophie LUNAE-Richtung ist viel
frieren. Auf “Letum” kann man z.B. meine Deutung sten Black Metal Band, in welcher direkter, gewalttätiger
von “Transition/Übergang” finden, welche sich nicht Climaxia mit süßen 16 Jahren spielte, lief nicht und komplexer, verglichen mit meinem Soloprojekt,
auf den Tod bezieht, sondern eher als ewigliche emo- alles planmäßig. >>Kurz nachdem wir unsere erste, beide repräsentieren mich als Künstler aber voll-
tionale Vorhölle anzusehen ist.<< editierte Demo CD in Händen hielten, entschloss sich ends.<< Aufgrund der großen stilistischen Ferne
������������������������������������
Climaxias erste Veröffentlichung be- der Kopf der Band, jene zu liquidieren. Dies war wohl der Bands, kann sie beide erfolgreich separiert
stand aus Material, welches sie bereits vor 2004 das schlimmstes Erlebnis, was ich bezüglich meiner halten. So hat sie die Möglichkeit, sich in verschie-
komponiert hatte. >>Ich wollte einfach ein “Eine- Musik je hatte. Nach so vielen Jahren ist es rückblic- denen Richtungen auszutoben und dennoch ihre
Frau-Projekt” starten, doch zu jener Zeit war es nichts kend aber eigentlich ganz lustig, oder?<< Bezüglich ganz persönliche Art des Musikmachens zu kulti-
als eine fixe Idee. Mein anderes Projekt ABSENTIA Bandkollegen setzt sie gegenseitigen Respekt und vieren bzw. auszudrücken.
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26
uhigen Symphonie des Übergangs...
>>MELENCOLIA ESTATICA wurde als mein
persönliches Kind geboren. Ich verließ mich allerdings
auf Sessionmusiker, welche sich selbst natürlich mit
einbrachten. Bei “Letum”beruhte die Zusammenar-
beit mit Solitudo letztlich vor allem im gegenseitigen
Austausch bezüglich der Lyriken.<< Als sehr interes-
sant empfand die selbsterkorene Nicht-Sängerin
hierbei seinen “Modus Operandi” im Hinblick auf
seine greifbaren, vergleichenden Texte. Dasselbe
galt für Thorns: >>Meine Ideen bezüglich Schlag-
werk entwickelte er unter Berücksichtigung seines
eigenen Stils weiter, wurde meinen Erwartungen
allerdings jederzeit gerecht. Ich gab mein bestes in
mehrerlei Hinsicht. Damals wünschte ich mir, “Le-
tum” würde den Kern dessen darstellen, was MELEN-
COLIA ESTATICA ausmacht. << Von verschiedenen
Personen wurde sie hierbei in schweren Zeiten
unterstützt, so z.B. von ihren Sessionmusikern,
welche die Aufnahmedauer so kurz wie möglich
hielten, obgleich sie in Tonstudios spielten, welche
weit entfernt lagen. Das heutzutage wohl sch-
nellste Medium zum Übermitteln diverser Daten,
stellt das Internet dar, welchem Climaxia jedoch
äußerst skeptisch gegenüber tritt. >>Um bekannt
zu werden, möchte ich das Weltnetz nicht nutzen,
weder für die Band noch für mich selbst. Diese gan-
zen Blogs, MySpace-Seiten und all das Zeug begei-
stern mich nicht sonderlich. Meiner Natur widerstrebt
diese Selbstentblösung sowie auch das Erstellen von eigenen Bösartigkeit” aus und ist als eine Art Suche als resolute und passionierte Zeitgenossen. Meine
Online-Profilen. In gewissem Maße bin ich mit dieser anzusehen, welche nicht durch schiere kosmische Zusammenarbeit mit letzteren würde ich als sehr
kollektiven Notwendigkeit, mit anderen Menschen Depression, sondern von einer viel weiteren Reise interessant bezeichnen, halfen sie mir doch, Dinge
unter Nutzung solch oberflächlicher Handhabung ins eigene Selbst des Individuums bestimmt wird, aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Um
in Kontakt zu treten, um sein persönliches Bedürfnis welche ausschließlich der persönlichen Weiterent- ehrlich zu sein, habe ich meine Aufmerksamkeit im
nach Bekanntheit zu befriedigen, überhaupt nicht wicklung entspringt. Ich bin der Meinung, ATMF Laufe der letzten Jahre vermehrt von der Metal und
einverstanden.<< Bereits einige Leute vor mir ha- haben genau das hervorgehoben, im speziellen Black Me-
ben die Italienerin zu diesem Thema befragt, sind
ihre Projekte doch kaum per Internet “festzuna-
was ich als meine Weltsicht zusam-
menfassen würde.<< Von der ersten
Diese ganzen Blogs, tal Szene abgewandt,
da ich diverse stereoty-
geln”. >>Ich ziehe es vor, mich diesbezüglich rar zu Veröffentlichung an verwendete MySpace-Seiten und pe Menschen einfach
machen, da dies nunmal meine Art ist. Ich möchte sie keinerlei Liedtitel, sondern fas- satt hatte.<< Generell
nicht jemand sein, der ich nicht bin.<< Und doch ste die namenlosen Lieder unter all das Zeug begei- wollte sie sich einfach
hat sie zum Thema Internet auch positiveres los- einem einzigen Begriff zu einem stern mich nicht vor ungemütlichen
zuwerden. So hält sie Foren durchaus für eine gute Album zusammen, >>da ich die Erfahrungen schüt-
Methode der Gegenüberstellung, des Vergleichs, einzelnen Lieder eines Werkes schon sonderlich. Meiner zen, kann aber keinen
>>sofern sie nicht dazu missbraucht werden, um
Bands zu beleidigen, aber diesbezüglich haben wir
immer als ein Miteinander verfloch-
tener Teile eines Ganzen angesehen
Natur widerstrebt bestimmten Auslöser
benennen. Möglicher-
wohl alle unsere eigenen Überzeugungen. Über Fo- habe. Vor allem deshalb habe ich die diese Selbstentblö- weise spielt die bloße
ren habe ich bereits einige Demos sehr interessanter Stücke beider Alben lediglich “medi- Einteilungsfanatik be-
Musiker bezogen, insofern hat das ganze tatsächlich tatio” und “letum” genannt und die- sung sowie auch das stimmter Szeneinvol-
auch eine positive Seite. Ohne das Internet hätte se durchnummeriert. Das ist jedoch Erstellen von Online- vierter dabei eine gar
ich diese Bands niemals kennengelernt. Ich denke in keinster Weise als Kompromiss nicht mal so unterge-
allerdings, dass das oder Generalisation zu Profilen ordnete Rolle. >>Man-
ganze bereits außer sehen.<< Für die Aus- che Menschen leben
Kontrolle geraten ist arbeitung passender Texte scheint sich ihr Leben nach dem sogenannten “Black Metal Spi-
und die Musik nicht Climaxia ebenfalls lediglich peripher zu rit”, da dies scheinbar genau das unterstreicht, was
selten in den Hinter- interessieren. >>Die lyrische Unterma- sie für echt und wahr halten. Ich hingegen wahre
grund rückt.<< lung war in gewisser Weise schon immer eine kohärente Bindung zu dem, woran ich glaube,
In den sekundär für meine Musik, durch letztere besonders wenn es um meine eigene Person geht.
Vordergrund wis- allein habe ich eh und je versucht, mich Überhaupt empfinde ich Aussagen wie “Du bist nicht
sen die Werbezei- gänzlich auszudrücken. “Letum” eruier- Black Metal, weil du nicht durchgehend T-Shirts
len der “Aeternitas te in mir das Gefühl der Notwendigkeit bekannter Metal Bands trägst” als ziemlich minder-
Tenebrarum Music bezüglich meines Fokussierens auf das bemittelt.<< Die Italienerin respektiert ergo auch
Foundation”, kurz Gesamtkonzept anhand der umsichti- jeden, der ihr ohne Bandshirt am Leib, dafür aber
ATMF, MELENCOLIA gen Liedkomposition, wohingegen Soli- mit musikalischem Hintergrund und in seiner Mei-
ESTATICA hingegen tudo die textlichen Ergüsse ablieferte.<< nung gefestigt, entgegen tritt. >>Wenn ich eines
zu tragen, so ist Zusätzlich erlaubte ihr dieses Konzept, gelernt habe, dann, dass man ein Buch nicht nach
auf deren Webseite Ideen beider zu kombinieren, um das seinem Umschlag beurteilen darf. Nur Überzeugun-
folgende Botschaft zu lesen: “Not stopping in a Album vielschichtiger und qualitativ hochwertiger gen, Ideen, Ambitionen machen Menschen wirklich
poor Perspecitve of Existentialism where its Bearer zu gestalten. >>“In the silent Symphony of Transi- interessant und glaubwürdig.<< Bei solch weiser
struggles himself in a Bed of Anguish but contem- tion, all Traces of what happened are erased” ist ein Wortwahl verwundert es nicht, dass sich Clima-
pling what was originally called Melencolia in its besonders signifikanter Vers für mich.<< xias Aufmerksamkeit nicht ausschließlich auf die
purest Form.” Markige, doch sehr passende Worte, �����������������������������������������
Über die Jahre hinweg hat sie viele Musi- Black Metal Szene konzentriert, >>auch nicht auf
wie Climaxia weiter ausführt: >>Diese Werbezei- ker getroffen und auch mit einigen unter den Ban- die italienische allein. Meiner Meinung nach gibt es
len heben das Gesamtkonzept von MELENCOLIA nern MELENCOLIA ESTATICA und ABSENTIA LUNAE auch außerhalb dieser musikalischen Schranken in-
ESTATICA hervor, welches von antiker Philosophie zusammen gearbeitet. >>Die Zusammenarbeit mit teressante Dinge zu erkunden. Erst kürzlich hörte ich
beeinflusst ist und daher auch seinen Namen hat. vielen von ihnen stellte sich als Zeitverschwendung mir ein Stück von LIFELOVER‘s letztem Album an und
Desweiteren drückt es die Idee des “Ursprungs der heraus. Ein paar andere hingegen entpuppten sich fand es großartig. Außerdem fand ich bei SPITE EX-

27
sik ein mächtiges, bewegendes Werkzeug, das der kann, wo wir bei der Manipulation angekommen
Nur Überzeugungen, Katharsis oft dienlich sein kann. >>Häufig werde wären. Das hängt alles davon ab, wie sich derjenige
Ideen, Ambitionen ich von den Klängen, welche ich höre, tief berührt. Ich
denke, ein Promotion-Text, wie der weiter oben zitier-
fühlt. Empfindet er sich an einem gewissen Punkt sei-
nes Lebens als schwach, so ist die Wahrscheinlichkeit
machen Menschen te, wirkt für die weniger reifen Hörer wie ein Dekoder, groß, dass er von höchst einflussreichen Dingen fas-
um bestimmte Stimmungen und Gefühle zu erklären ziniert ist. Wer an seinen eigenen Idealen und Über-
wirklich interessant bzw. frei zu legen.<< Momente der Erkenntnis oder zeugungen festhält, der wird wohl kaum anhand
und glaubwürdig. auch Entfremdung, was ja oft Hand in Hand geht, solcher Dinge zu faszinieren, manipulieren oder gar
trifft sie in ihrem Erinnerungsschatz durchaus an, vom Gegenteil zu überzeugen sein.<<
wovon sich einer besonders dramatisch in ihr Ge- So wie ich die Italienerin einschätze,
TREME WING‘s “Vltra” ein paar interessante Anregun- dächtnis brannte. Jenen erlebte Climaxia, als sie wird sie wohl auch kaum von ihrer Meinung ablas-
gen. Eigentlich habe ich mich von flüchtigen Trends vor vielen Jahren eine gothische Kirche besuchte. sen, vorerst keine Konzerte mit MELENCOLIA ESTA-
nie sonderlich beeindrucken lassen.<< Kein Wunder >>Ich war von dem bemalten Gewölbe dieser maje- TICA zu geben. >>Das ist nicht geplant, da es immer
also, dass sie von Anfang an versuchte, etwas per- stätischen Kathedrale schier erschlagen. Jenes wirk- noch große Schwierigkeiten mit der Live-Besetzung
sönliches zu kreiieren, was einem als junge Band te aufgrund der Lichteffekte und der Architektonik sowie der Suche nach einem geeigneten Veranstal-
bekanntlich nicht gerade leicht gemacht wird, unendlich. Ich starrte es einige Sekunden an, nein, tungsort gäbe. Um ehrlich zu sein habe ich schon oft
sind Vergleiche zu bereits bestehenden Artisten eigentlich waren es darüber nachgedacht, aber nach den
doch allzu schnell bei der Hand. >>Primär höre ich
durchaus Black Metal, mag allerdings auch andere
Minuten. Am Ende
fühlte ich eine tota-
Wie viele andere Live-Erfahrungen innerhalb meines
Land, ist all mein Enthusiasmus plöt-
Musik, wie z. B. klassische Soundtracks von Filmen, le Entfremdung von Menschen auch, zilch verdampft.<< Live-Auftritte von
die ich mag, Ambient/Industrial oder auch Neo-Folk. der Realität und war MELENCOLIA ESTATICA will sie jedoch
Oberste Priorität hat immer das Gefühl, die in mir völlig konfus. Das ignoriere ich das Ge- für die Zukunft nicht kategorsich
entfachten Emotionen, welche mich ergreifen. An- war wohl eines der fühl des Hasses lieber ausschließen, sofern es irgendwann
schließend versuche ich, meine Aufmerksamkeit auf stärksten Gefüh- einmal optimale Bedingungen dafür
das Konzept und die Grundphilosophie hinter der le, die ich je erlebt anstatt es aktiv zu geben sollte. Apropos Zukunft: AB-
Musik zu lenken. Es kommt ganz darauf an, was ich
höre, handelt es sich um mir unbekanntes Material,
habe.<<
�������� Ihr Leb-
empfinden. Wenn SENTIA LUNAE haben zusammen mit
Climaxia gerade mit der Aufnahme
ist gerade beschriebenes in besonderem Maße zu- tag lang hat sie sich du im Kern, deinem neuer Schlagzeug-Rhythmiken an-
treffend.<< immer am liebsten gefangen. >>Somit dürften alle Lieder
Climaxia sieht sich selbst als spirituelles mit Musik und tiefsten Innern, stark des neuen Albums Anfang Herbst zum
Wesen. >>Besonders in letzter Zeit habe ich meine Kunst auseinander bist, wird es kaum Abmixen bereit stehen. Aufgrund des-
Aufmerksamkeit der griechischen und orientali- gesetzt. >>Gerade sen werde ich mit meinem Soloprojekt
schen Philosophie gewidment. Ich empfinde es als jetzt, als Erwachse- möglich sein, deine erstmal ein paar Monate Auszeit neh-
sehr wichtig, mein Wissen sowohl auf kulturellem
als auch spirituellem Weg zu erweitern.<< Religion
ner, muss ich mich
gewissen Verant-
Gefühle zu manipu- men, bevor ich mit dem Komponieren
neuer MELENCOLIA ESTATICA Stücke be-
hingegen war nie integraler Bestandteil ihrer spi- wortungen wie z.B. lieren. ginnen werde.<< Als Endkommentar
rituellen Vergangenheit, weder glaubt sie an Gott der Arbeit stellen, wählt die Dame ihren Lieblingsvers:
noch praktiziert die Musikerin irgendeine Religion. bestimmte Ver- >>In der ruhigen Symphonie des Über-
>>Da ich die Menschheit nicht unbedingt liebe, habe pflichtungen erfüllen, und ähnliches. Ich schaffe es gangs sind alle Spuren des Geschehenen ausgelö-
ich das Konzept meiner Veröffentlichungen immer dennoch, mir soviel freie Zeit abzuzweigen, um mei- scht.<< (PD)
aus meinem eigenen, unabhängigen Blickwinkel be- nen Hobbies nachgehen zu können. Ein weniger lei- Weitere Informationen im Internet:
trachtet. Misanthropie passt wohl nicht unbedingt zu denschaftliches Leben kann ich mir nicht vorstellen. http://www.atmf.net/label/melencolia.htm
meiner Natur. Der Misanthrop verabscheut die und Viele Dinge haben sich seit Beenden der Hochschule
misstraut der gesamte(n) Menschheit, insofern wird verändert.<< Trotz der widrigen Umstände hat sie
er von Gefühlen der Isolation angetrieben.<< Die ihre Interessen jedoch erfolgreich kultiviert, ohne
Musikerin hingegen nutzt ihre Einsamkeit lieber, sie dem alltäglichen Leben zu opfern. Diese Wil- ...sind alle Spuren des
um nachzudenken und sich selbst zu erforschen. lensstärke beginnt aber nicht beim Alltäglichen,
>>Wie viele andere Menschen auch, ignoriere ich das sondern setzt viel früher, viel tiefer in der Entwic- Geschehenen ausgelö-
Gefühl des Hasses lieber anstatt es aktiv zu empfin- klung eines Menschen ein. >>Ob sich jemand von
den. Wenn du im Kern, deinem tiefsten Innern, stark Büchern oder Gemälden beeinflussen lässt, hängt scht!
bist, wird es kaum möglich sein, deine Gefühle zu letztlich davon ab, ob er sich entweder beeinflussen
manipulieren.<< Sie erkennt in dem Medium Mu- lassen will oder sich nicht dagegen zur Wehr setzen

Konzerte UND Festivals


INQUISITION, ELITE, IMPEROUS MALEVOLENCE
28.12.2007 im K-17, Berlin schneidenden Gitarre sowie dem röchelnden Gesang Dagons zuzuhören so-
wie sich den knüppelnden Takten Incubus´ Schlagzeug hinzugeben. INQUI-
Hielt sich die Begeisterung zum Zeitpunkt des inquisitorischen Höhepunk- SITION könnten prinzipiell einmal im Quartal auftauchen, langweilig würde
tes im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit bisweilen stark bei Grenzen, es wohl nie werden! Das war es auch bei den beiden Vorbands nicht. Eröff-
so erfreut sich heutzutage die moderne Inquisition wachsender Beliebtheit, nen durfte den Abend die Brasilianer von IMERIOUS MALEVOLENCE, deren
besonders bei den früher ins Visier geratenen Häretikern. Dass es sich in die- Death/Black-Gemisch genug Sprengstoff hatte, um bei den Anwesenden für
sem Kontext nur um die amerikanischen Black Metal-Institution gleichen Na- viele positive Reaktionen zu sorgen. Die südamerikanische Herkunft des Trios
mens handelt, sollte dem Kenner klar sein. Auch wenn sich das Duo Dagon war nicht zu überhören und auch die Energie, die sie auf der Bühne entluden,
und Incubus häufiger in unseren Breitengraden aufhält, ist es immer wieder war mehr als ein anständiger Auftakt des Konzertes. Im Anschluss daran er-
ein musikalischer Genuss, ihren Konzerten beizuwohnen. Und so strömten klommen die Norweger von ELITE die kleine Bühne, und legten mit „Volvens
auch diesmal trotz der geringen Vorverkaufszahlen viele Metaljünger in das Vinterseid“ gleich mal richtig los. Im Gepäck hatte sie ihr neues Album „We
Zentrum Berlins, um im K-17 in genau diesen Genuss zu kommen. Der Auf- own the Mountains“, was just über das Berliner Label Folter Records veröffent-
tritt fand nicht wie gewohnt in der großen Halle statt, sondern wurde in die licht wurde und sich somit zu einer Art Release-Party entwickelte. Die Songs
zweite Etage des nebenan gelegenen Gebäudes verlegt, wo zu später Stunde kamen auch live sehr wuchtig rüber, Sänger Bent keifte in bester Manier ins
parallel der reguläre Diskothekenbetrieb aufgenommen wurde – was sich im Publikum, das die neuen Songs mit Begeisterung aufsaugte. Auch wenn der
Hof zu einer seltsamen Melange aus Black Metallern, Gothik-Puppen (sowohl Fünfer optisch etwas gedrängt auf der kleinen Bühne aussah, hatten die Nord-
weiblich als auch männlich), EBM-Freunden und allerhand mehr entwickelte. männer doch eine Menge Spaß und konnten sich sicher sein, dass das neue
INQUISITION dürfte das wenig beeindruckt haben, zockten sie ihr altbewähr- Album auch live seine Freunde finden wird. Alles in allem ein netter Samstag-
tes Programm nähmaschinenartig und mit all ihrer Erfahrung herunter. Mit abend – aber was kann man bei INQUISITION schon falsch machen?! (SS)
zwei riesigen Bannern flankiert zockten sie sich eine gute Stunde durch ihre
Alben. Ansagen wurden prinzipiell nicht gemacht, es reichte, der ins Fleisch

28
MOREDHEL – Die Speerspitze Oberbayerns
on (Vocals & Lyrics), Antaryon (Gitarren) und Isgul
(Schlagzeug & Bass auf den Aufnahmen) besteht.
MOREDHEL spielen Black Metal in Rein-
form, ohne irgendwelche Schnörkeleien, mit viel
Melodie vermischt, wobei der Tritt aufs Gaspedal
nicht zu kurz kommen darf. >>Vom den musikali-
schen Einflüsse gesehen ist es ein sehr eigener Stil<<,
klärt Antaryon auf. >>Ich wüsste jetzt nicht, mit
welcher Band man das vergleichen sollte. Ich persön-
lich finde, man hört, dass es nach MOREDHEL klingt
und das ist das, was wir erreichen wollen und dass
wir nicht wie 2000 andere Bands klingen wollen. <<
Ein sehr elitärer Anspruch, den die Bayern als Mar-
schrichtung ausgegeben haben. Auch Nevcairion
schlägt in die selber Kerbe und bescheinigt der
Band ein ähnliches Ziel: >>Wie wollen in erster Li-
nie Musik machen, die uns gefällt. Was andere Leute
denken, ist uns egal, wenn ich ehrlich sein soll. Wir
Dass der Black Metal Untergrund in Deutschland ein sehr liegen da alle auf einer gleichen Wellenlänge. Unsere

fruchtbarer ist, dürfte der geneigte Hörer dieser Musikrich- Eine Black Metal
tung nicht erst seit gestern wissen. Immer wieder tauchen Band, die sich nicht
Bands aus den Tiefen der deutschen Lande auf, um die Welt mit Thema Oppositi-
mit ihren Kompositionen zu bereichern. Eine dieser bestreb- on zum Christentum
ten Bands sind die Ingolstädter von MOREDHEL, die Anfang beschäftigt, darf
2002 aus der Taufe gehoben wurden, dann allerdings immer sich meiner Meinung
mal wieder verschwanden. Seit diesem Jahr stehen sie wie- nach nicht Black Me-
der an der Front, um mit ihrem Hateful Teutonic Metal nicht tal Band schimpfen.
Das ist die Urquint-
nur ihre Heimatstadt aufzumischen.
essenz des Black
Metal und man sollte
A
m Rande des STORM OF DESTRUCTION- Dann ging allerdings alles wieder zu Bruch und wir
Festivals in ihrer Heimatstadt nahm ich haben vier Monate Pause gemacht. Danach habe
deshalb die Gelegenheit wahr, um mit ich ein paar Leute aus unserem Bekanntenkreis ge- die Wurzeln respek-
der Band einen Plausch abzuhalten, den wir auf-
grund der hohen sommerlichen Temperaturen in
holt und dann ging alles sehr schnell. Wir haben die
ersten Demos eingespielt und in Ingolstadt ein paar
tieren
deren gekühlten Proberaum abhielten, der in ei- Liveauftritte gehabt. Das war so bis 2004. Wir haben
nem ehemaligen Güterbahnshofsgebäude gleich uns dann Ende 2007 aufgelöst, weil es charakterlich Musik sollte einen Old-School Touch haben, aber im-
neben dem Ohrakel (Veranstaltungsort des Festi- nicht zusammengepasst hat. Im Januar 2008 haben mer noch MOREDHEL sein.<<
vals, siehe auch Konzertreview in dieser Ausgabe) Scodra und ich mit neuem Gitarristen und Bassisten Sowohl inhaltlich als auch textlich gesehen wan-
liegt. Zu Beginn lasse ich gleich Sänger Nevcairion wieder angefangen zu proben. Seitdem funktioniert delt die Band auf einem Pfad, der in die Schlacht
den am Vorabend gespielten Gig Revue passieren: die Band<<. In der Zwischenzeit hat sich die Band gegen gesellschaftliche Stupidität und deren
>>Ich war sehr zufrieden mit unserer Performance. allerdings von Schlagzeuger Scodra getrennt, so herdenartige Dienerschaft führt, wobei auch der
Dafür, dass wir noch so unbekannt sind, haben vie- dass das aktuelle Line-Up momentan aus Nevcairi- ewigwährende Kampf gegen christliche Unter-
le Leute, die uns noch nie gesehen haben, sehr po-
sitiv reagiert und sind in den ersten Reihen richtig
abgegangen. Wir haben uns bestimmt ab und zu
mal verspielt, aber das kommt halt vor. Wir konn-
ten aufgrund der wenigen Proben nur fünf eigene
Songs spielen und haben dann noch drei Cover von
SARCOFAGO, NARGAROTH und SLAYER mit drauf
gepackt. << Dass es bei so wenigen eigenen Kom-
positionen blieb, hängt auch zwangsläufig mit der
Vergangenheit der Band zusammen. Der Front-
mann erklärt daraufhin in einer kurzen Retrospek-
tive den bisherigen Werdegang von MOREDHEL:
>>Damals, 2002, habe ich mit einem Bekannten von
mir beschlossen, eine Band zu gründen, allerdings
erst nur mit Gitarre und Gesang. Wir haben dann
noch einen Schlagzeuger dazu geholt, den wir aber
nach zwei Wochen wieder rausgeworfen haben.

Unsere Musik sollte


einen Old-School
Touch haben, aber
immer noch
MOREDHEL sein

29
bin davon überzeugt, weil ich glaube, dass die Leute
in der BM-Szene, die ihren Verstand nutzen, es erken-
nen können, wenn eine Band ernsthaft ist und nicht
nur in ihrer Freizeit spielt! Es ist die Authentizität, die
wichtig ist. Ich selbst kenne drei Bands, die jetzt Black
Metal spielen, aber vor zwei, drei Jahren noch einen
auf GangstaRap gemacht haben.“ Nun zu behaup-
ten, dass dies nahe liegen würde, da ein gewisser
Berliner Teilzeitgangster Intros einer norwegischen
Black Metal-Band in seinen künstlerischen Inter-
pretationen nutzte, würde allerdings den Rahmen
sprengen.
Den Ansprüchen, die die Band knüpft,
sollen natürlich auch Taten folgen, konnten bis-
lang lediglich drei Demos das Antlitz dieser kalten
Welt erblicken. >>Ja, bislang gibt es drei Demos>>,
erzählt der Sänger. >>Das erste Tape („Oskorei“,
2003) enthielt nur den gleichnamigen Song. Danach
kam eine CD („…vom Zeitalter der Woelfe“, 2003),

Es ist die Authenti-


zität, die wichtig ist.
Ich selbst kenne drei
drückung eine tragende Rolle spielt, was in einem den Geist dieser Zeit in sich trägt. Und das ist etwas Bands, die jetzt auf
Bundesland wie Bayern geradezu ketzerisch wirkt.
>>Es sind meine Gedanken, alles das was mich be-
ganz Wichtiges. Man kann nichts dafür, wann man
geboren wurde, aber man kann den Geist erfassen,
Black Metal machen,
wegt – vor allem düstere und morbide Gedanken, diesen Dämonen, den man in sich spürt. Das merke aber vor zwei, drei
<< erzählt Nevcairion. >>Es umfasst all das, was ich ich vor allem bei Konzerten, wenn ich fühle, dass die-
mit der Musik ausdrücken will: Wut, Hass, Verzweif- ser Dämon raus muss und ihn mir dann aus der Seele Jahren noch einen
lung. In den Texten versuche ich natürlich auch die schreie!<< auf GangstaRap ge-
anti-christliche Einstellung in Worte zu packen. Eine Da dieser Dämon nicht nur auf der Büh-
Black Metal-Band, die sich nicht mit Thema Opposi- ne in den Köpfen und Herzen der Musiker herum- macht haben
tion zum Christentum beschäftigt, darf sich meiner geistert, ist es natürlich auch interessant, wie sie
Meinung nach nicht Black Metal schimpfen. Das ist ihn im Alltagsleben bändigen. >>Ich beschäftige von der wurden 500 Stück rausgebracht. Dazu gab es
die Urquintessenz des Black Metal und man sollte mich die meiste Zeit mit BM, << lässt Antaryon ei- noch eine auf 25 Stück limitierte Tape-Version. Und
die Wurzeln respektieren. Und wenn man das anders nen Einblick in sein Privates zu. >>Das hängt auch als letztes erschien noch ein Tape mit drei Songs und
sieht, dann hat man in der Szene nichts verloren! << damit zusammen, dass ich noch zusätzlich selbst ein einem „Transylvanian Hunger“ Cover („Klänge des
Starke Worte einer jungen Band, deren Bandprojekt habe. Das alles nimmt einen Großteil Triumphs“, 2006). Alle Demos sind komplett ausver-
Altersdurchschnitt bei ungefähr Mitte Zwanzig meines Lebens ein und ich lebe so, dass ich die Musik kauft und mittlerweile kannst du diese Demos aber
liegt und die diese Wurzeln selbst nicht miter- ausleben kann. Ich mache einen Job, weil ich mir da- komplett in die Tonne kicken. Die Lieder, die wir jetzt
leben konnten. >>Wir sind noch eine recht junge von Instrumente kaufen und Aufnahmen finanzieren machen, klingen ganz anders. Das sind Welten –
Band und hören, zumindest was mich angeht, diese kann. Man kann also sagen, dass ich für die Musik auch vom Stil her! << Da wird man natürlich neu-
Musik seit 1995, dennoch glaube ich durchaus, und lebe. Wenn es mir gut geht, kann ich das im Black Me- gierig und fragt, wann es denn soweit sein wird
da leg ich meine Hand ins Feuer, dass jeder von uns tal ausleben, und wenn es mir schlecht geht, kann ich mit einem ersten Album. Nevcairons Stimme wird
dies ebenso im Black Metal ausleben. etwas düsterer: >>Wir hätten schon ein Album ma-
Es ist gar nicht mehr wegzudenken chen können, da wir bereits Kontakt zu zwei Labels
aus meinem Leben. Ich bin damit in hatten. Eines gibt es jedoch nicht mehr, der Typ hat
die Pubertät gekommen! Haha! << sich nicht mehr bei uns gemeldet und war nicht mehr
Wer von sich selbst behaup- zu erreichen. Und das andere Label war eine ähnliche
tet, nicht mit Trends zu schwimmen Geschichte. << Es ist immer wieder traurig zu se-
und stattdessen eine Kriegserklä- hen, wie die durch die Selbstüberschätzung man-
rung gegen Konformismus und Ein- cher kleinerer Label den Hoffnungen junger Bands
heitsbrei in den Äther zu schmet- der Garaus gemacht wird. Allerdings steckt in dem
tern, fordert damit natürlich auch gebeutelten Black Metal Herz genug Antrieb, um
einen Anspruch an sich selbst und sich von solchen Rückschlägen nicht beeindruc-
als Musiker an die Band im Spezi- ken zu lassen und lässt eine Band wie MOREDHEL
ellen. Auch und gerade als junge nicht vom eingeschlagenen Weg abbringen. >>
Band, deren Mitglieder auch nicht Nach dem STORM OF DESTRUCTION wollen wir end-
erst seit gestern diese Musik hören, lich mal was aufnehmen und anschließend ein paar
gilt es, mit seinem Schaffen und Tapes rumschicken. Mal schauen, was sich dann
Können etwas beweisen zu wollen. ergibt…<< Wer sich von den neuen MOREDHEL
>> Ich sehe uns nicht als die Speer- gerne ein Bild beziehungsweise ein Ohr machen
spitze des Black Metals in Europe oder möchte, kann dies auf ihren Internetpräsenzen
Deutschland, << wiegelt Nevcairon (www.moredhel-horde.de oder www.myspace.
die Frage nach dem Anspruch MO- de/moredhelhorde) machen.
REDHELs ab, kontert jedoch auch Kurz bevor diese Ausgabe in die den
gleich: >>In unserer Stadt und der Druck ging, lies mich Nevcairon wissen, dass ein
größeren Umgebung zusammen mit Demo mit fünf neuen Songs sowie einem SODOM-
zwei anderen Bands aber auf jeden Cover mit einer Auflage von 100 Stück fertiggestellt
Fall! Es fällt mir keine Band ein, die wurde. Dieses wird erstmals bei ihrem Auftritt auf
annähernd an uns herankommt! dem Teutonian Warcry-Konzert in Ingolstadt am
Dafür gibt es MOREDHEL schon zu 18.10.2008 verkauft. Wollen wir hoffen, dass an
lange. Wir sind eine kleine Band und dieser Stelle dann auch bald eine Rezession eines
wir sind noch im Kommen, aber ich ersten Albums stehen wird, denn norwegische
bin davon überzeugt, dass wenn wir Bands hat der Black Metal bereits genug!
ein Album rausbringen, wir positive (SS)
Resonanzen bekommen werden. Ich

30
Wir sind nur Gastmusiker

sehr bewusst gegangen. Darkspace enthält für uns ders klanglich.<< Die Schweizer sind
jenes Gefühl, welches dem Black Metal vor Jahren durchgehend um Op- timierung ihres
noch sehr eigen war. Extern benutzen wir eher die Werkes bemüht. Das aktuelle Album
Bezeichnung „Psychedelic Black Darkmetal“, da ge- „Dark Space III“ halten sie für ihr kontrast-
wisse Kriterien des Black Metal nicht erfüllt werden. reichstes, spannungsgeladenstes Werk. >>Geblie-
Diese Art von Musik lässt uns träumen, ist zugleich ben ist, von uns aus gesehen, die Atmosphäre und
-:- Transmission IN005 -:- energiereich und hypnotisierend. Ein schöner Aspekt
von Musik an sich ist, dass sie einen umgeben und
ein Klanggewand, welches die Fähigkeit hat, den
Hörer zu umhüllen. Die drei Veröffentlichungen bil-
man mit geschlossenen Augen darin versinken kann. den eine Reise, welche durch verschiedene Regionen
Wir sind jedoch der Überzeugung, dass DARKSPACE und Energiezustände führt. Während „Dark Space I“
First there was Darkness, then auch durch jede andere Kunstform transportiert wer- nach Aufbruch und Chaos klingt, ist in „Dark Space
den könnte.<< II“ so etwas wie ein Ziel zu erkennen, in welches wir
came the Strangers. uns vertieft haben. „Dark Space III“ führt durch neue
They were a Race as old as Time -:- End of Transmission -:-
Gefilde, in welchen Formen und Energien ausgepräg-
ter und bewusster wahrgenommen und vertont wur-
itself. den.<< Eingangs zitiertes Sample von ihrem Debü-
talbum ist ein gutes Beispiel für die Sorgfalt und
They had mastered the ultimate Umsichtigkeit, welche die Herren und Dame bei
Technology, the Ability to alter der Verfeinerung ihrer audiellen Darbietung wal-
ten lassen. So wird die Wahl eines Auszugs >>nicht
physical Reality by Will alone. -:- Transmission -:- nur von dessen „Botschaft“ bestimmt. Jede Stimme
hat eine Klangfarbe, einen Rhythmus und kann Emo-
They called this Ability “Tuning.” Zorgh, Wroth und Zhaaral selbst sehen sich als tionen ausdrücken. „Das Gesagte“ steht jeweils in
Transformatoren, oder spirituell gesprochen als einem klaren Zusammenhang zum Gefühl, welches
But they were Dying. „Medien“, welche DARKSPACE in eine hörbare ein bestimmter Abschnitt eines Stücks bei uns aus-
Their Civilization was in Decline. Form bringen. >>Wir wissen nicht, ob wir im Bezug
auf DARKSPACE überhaupt von „Existenzberechti-
löst.<< Neben Ausschnitten fremder Tonspuren,

And so they abandoned their gung“ sprechen können. DARKSPACE würde auch Diese Art von Musik
World, seeking a Cure for their
existieren, wenn wir es nicht künstlerisch aufgreifen
und zu Musik formen würden, wir sind nur Gastmu-
lässt uns träumen,
own Mortality. siker.<< Ihre Auseinandersetzung mit DARKSPACE ist zugleich energie-
ist emotional, energetisch sehr intensiv und nicht
reich und hypnoti-
Their endless Journey brought immer einfach. >>Wir investieren uns oft bis über
die Grenze in DARKSPACE. Der seelische Stellenwert sierend. Ein schöner
them to a small little World, in the scheint also enorm zu sein.<< Nichtsdestotrotz hat
die Existenzgrundlage von DARKSPACE offensicht- Aspekt von Musik
farthest Corner of the Galaxy. lich nicht das geringste mit den emotionalen Zu-
an sich ist, dass sie
ständen humaner Erdenbewohner zu tun. >>Wir
glauben, dass DARKSPACE auch noch existieren wird, einen umgeben und
-:- End of Transmission -:- wenn die Menschheit längst von diesem Planeten
man mit geschlos-
verschwunden sein wird. Diese Themen haben si-
cherlich Einfluss auf uns und wie wir DARKSPACE senen Augen darin
umsetzen und weiterleiten. Der Kern wird aber kaum
davon betroffen sein, obwohl - oder gerade weil - wir versinken kann
viel Zeit dafür aufwenden, solche Diskussionen zu
-:- Transmission -:- führen.<< fungieren die Laute, welche ihrem eigenen Kehl-
kopf entweichen, ebenfalls als ein Instrument, das
Nun liegt das schöne Schweizer Land, in wel- Emotionen ausdrücken soll. >>Dabei ist es unnötig,
chem die Herren und Dame hausen, zwar nicht -:- End of Transmission -:- diese in eine bestimmte Sprache zu transformieren.
am Arsch der Galaxie, die sphärischen, fremdartig Bei jeder Übersetzung geht im Grunde ein Stück In-
anmutenden Welten, in welche DARKSPACE uns halt verloren. Wir verstehen die Stimmen als in uni-
zu tragen wagen, hingegen sind geographisch versaler Sprache ausgedrückte Empfindungen, als
wohl kaum greifbar, emotional schon unglaub- Lyrics, die verstanden werden können.<<
lich schwer zu fassen, wenn überhaupt. Bedenkt
man folgende Erläuterung des Trios bezüglich -:- Transmission -:- -:- End of Transmission -:-
ihres Bandnamens, wird schnell deutlich, warum:
>>DARKSPACE ist für uns nicht der Name einer Band, DARKSPACE bewegt sich in den Augen der Mu-
sondern Bezeichnung einer Wesenheit, welche durch siker selbst auf einer Ebene, auf der menschliche
die Aktivitäten der Band aufgegriffen wird.<< Die Wertesysteme nicht existieren. >>Die Musik ist
musikalische Entwicklung verlief bei allen dreien somit werteneutral. Als menschliche Hörer empfin-
sehr unterschiedlich. >>Für die Bandgründung ha- den wir jedoch die teilweise sprühende „Agression“
ben wir uns gesucht und gefunden, wofür wir sehr oder die „verzweifelten“ Schreie als Quelle positiver -:- Transmission -:-
dankbar sind. Die Erkundung, was DARKSPACE ver- Emotionen. Die Wahrnehmung eines Werkes setzt
körpert, hat uns drei wohl zusammen geführt. Das sich unter anderem aus Atmosphäre, Musik und Für DARKSPACE arbeiten die drei zu jeder Zeit im
Zusammentreffen dieser Persönlichkeiten bot die Klang zusammen. Jede Veröffentlichung ist eine Kollektiv. Sollte zu einem gewissen Zeitpunkt nicht
Grundlage dafür, einen zwar nicht geplanten, jedoch Momentaufnahme und wir lieben jede unserer bis- jedes Individuum physisch präsent sein, >>so be-
in seiner Art vorgegebenen Weg zu gehen. Diesen herigen Veröffentlichungen. Rückblickend könnte gleitet er/sie die anderen spirituell in ihrem Schaffen.
Weg haben wir nicht bewusst gewählt, sind ihn aber man natürlich immer noch etwas verbessern, beson- So unterschiedlich die drei Charaktere auch sein mö-

31
gerade wenig. >>Wir können sicher nicht ohne wei- und totaler Ablehnung haben wir vieles erlebt. Diese
„Dark Space III“ führt teres ein Konzert spielen. Die Reaktionen des Publi- Spannungen und unsere ganz persönlichen Reaktio-
durch neue Gefilde, kums hängen sehr stark vom Konzertprogramm ab.
Wenn sich ausdrücklich das Kollektiv versammelt,
nen darauf sind es auch, die ein Konzert jedes mal zu
einem eindrucksvollen Erlebnis werden lassen, das
in welchen Formen zum Beispiel für die Releasekonzerte, sind die Reak- oft eine Weile braucht, um verarbeitet zu werden.
tionen meistens positiv. Oft sind wir auf der Bühne Dies ist auch der Grund, weshalb DARKSPACE-Kon-
und Energien ausge- nicht im Stande, ein Feedback richtig aufzunehmen, zerte bisher rar gesät waren. Wir hoffen, das ganze
prägter und bewus- geschweige denn, es richtig zu interpretieren. Wenn anhand einer kleinen Tournee etwas zusammenfas-
uns die Feedbacks der Zuschauer nicht wichtig wä- sen zu können.<<
ster wahrgenommen ren, hätten wir keinen Grund, überhaupt Konzerte
und vertont wurden zu spielen.<< Momentan befinden sie sich in der
Planungsphase einer kleinen Europatournee, im -:- End of Transmission -:-
gen, sie vervollkommnen sich zu einem Ganzen, das
letztendlich den Blick in eine einzige Richtung wirft. Die Hörer sollen sich
Es gibt viele Künstler, auch solche fernab der Welt frei mit DARKSPACE
des Metal, die wir sehr schätzen. Daraus resultierten
natürlich auch immer Einflüsse. Konkret sind diese beschäftigen kön- -:- Transmission -:-
Einflüsse aber kaum hörbar. Auch für uns nicht.<<
Das äußere Konzept von DARKSPACE zeichnet
nen, was einerseits Unter welcher Prämisse, mit welchen Hinterge-
sich durch nicht weniger intensive Reduktion aus. in sich manipulativ danken und auch unter Einfluss welcher Mittel
>>Wir schränken dies so stark wie möglich ein. Es der geneigte Hörer DARKSPACE live oder von
gibt keine Album- und Liedertitel, welche die Hörer ist, andererseits ist es Tonkonserve konsumieren mag, tangiert die
in eine bestimmte Richtung beeinflussen würden. Je für uns unmöglich zu erfahrenen Musiker wenig. >>Für uns spielt es
weniger Anhaltspunkte der Hörer hat, desto grösser keine Rolle, in welchem körperlichen oder geisti-
ist das Spektrum der möglichen Emotionen, die mit erkennen, wo sich die gen Zustand die Hörer sich befinden. So lange der
der Musik ausgelöst werden können. Die Hörer sollen
sich frei mit DARKSPACE beschäftigen können, was
Welten befinden, in Wunsch besteht, sich mit DARKSPACE auseinander
setzen zu wollen, steht dieser Begegnung nichts
einerseits in sich manipulativ ist, andererseits ist es welche die Hörer an- im Wege. Ob der primäre Zugang in Form ratio-
für uns unmöglich zu erkennen, wo sich die Welten naler Analyse oder umnebelter Phantasie erfolgt,
befinden, in welche die Hörer anhand unserer Musik hand unserer Musik spielt keine Rolle. Letztendlich empfinden wir es
reisen.<< reisen als möglich, DARKSPACE ganzheitlich zu erfahren.
Die Selektive, auf welchem Weg dies erfolgen soll,
ist die individuelle Entscheidung des Einzelnen.<<
-:- End of Transmission -:- Rahmen welcher >>auch mindestens ein Datum in
Deutschland enthalten sein wird. Eine Tour ist ener-
getisch gesehen sicherlich effizienter als ein einzelnes -:- End of Transmission -:-
Konzert.<<

-:- Transmission -:- -:- End of Transmission -:-


Wer sich vom dunklen Raum live komplett gefan- -:- Transmission -:-
gen nehmen lassen wollte, musste bislang teilwei-
se sehr weit reisen, waren Auftritte der Berner doch
leider rar gesäht. Dies könnte sich in naher Zukunft Über persönliche Konstellationen, Einstellungen,
womöglich ändern. >>Es fällt uns nicht schwer, uns -:- Transmission -:- Dynamiken schweigt sich die Band eisern aus,
vorzustellen, was DARKSPACE auf der Bühne dem womöglich um die pure Essenz von DARKSPACE
Auge bieten sollte. Im Grunde ist ein Konzert nur eine Live aufzutreten bedeutet für die Schweizer überra- nicht zu verunreinigen, vielleicht auch aus ganz
von vielen Möglichkeiten, die Musik zu visualisieren schenderweise primär Arbeit, weniger Vergnügen. anderen Gründen. Wer weiß!? Das „privateste“, was
und mit dem Publikum Kontakt aufzunehmen. Dem >>Nach unseren Konzerten sind wir total entkräftet den Schweizern zu entlocken ist, soll als Abschlus-
Kollektiv die Möglichkeit zu geben, den besonderen und emotional aufgekratzt. Kraft und Erkenntnis skommentar genügen: >>So wie „Haunter of the
Moment der Veröffentlichung eines neuen Albums kommen zu einem viel späteren Zeitpunkt.<< Stie- Dark“ zu seiner Zeit das richtige Label für uns war, so
mit uns zu teilen, kann als Geschenk von uns an das ßen sie am Anfang ihrer musikalischen Laufbahn ist es heute „Avantgarde Music“. Wir sind sehr glück-
Publikum gesehen werden und war von Anfang an bei Konzerten vornehmlich auf distanzierte, ir- lich mit dem Erlebten. End of Transmission IN005.<<
einer dieser Schritte, die, ohne bestimmte Ziele errei- ritierte und ablehnende Reaktionen, haben sich (PD)
chen zu wollen, einfach gemacht wurden.<< DARK- diese in der Zwischenzeit fast zum Gegenteil mo-
SPACE fordert auf technischer Ebene jedoch nicht difiziert. >>Zwischen überschwenglicher Euphorie

32
TODFEIND - Was einst war ersteht zu Neuem
Damals hießen sie noch MAGOG, anschliessend BLUT- Schmerz über die Liebe bis hin zum Tod. Die Texte
entstehen sehr unterschiedlich. Meistens sind es ein
STAHL, und heute nennen sich die fünf Musiker aus der paar Gedanken, die ich dann einfach aufschreibe und
Sächsischen Schweiz TODFEIND. Anlässlich ihres neu- weiter ausbaue. << In welche Nebenprojekte seid
ihr des weiteren involviert? >> Da gibt es einige<<,
en und zweiten Albums „Der Tod ist erst der Anfang“, bat antwortet mir Bizarr und Krieger führt weiterhin
aus: >> Raknar und ich arbeiten an einem Studiopro-
ich Krieger, Gitarrist der Band, sowie Bizarr (Sänger) um jekt namens OBSKUR. Auch da ist in ferner Zukunft
eine neue Scheibe angedacht. Ragnar begleitet dann
ein Gespräch… und wann, auf verschiedenen Mittelalterveranstal-
ODFEIND wurde im Jahr 2004 in der Säch- Resonanz der Scheibe sind wir sehr gespannt. << Die tungen, einen Dudelsackspieler als Trommler. Ein,

T sischen Schweiz am Fuße der Festung


Königstein gegründet. Damals hieß die
Formierung noch BLUTSTAHL und hatte eine kom-
CD wird voraussichtlich im August erscheinen. Sie
beim passenden Label zu veröffentlichen war dann
erstmal der nächste Stein, der im Weg lag… Krieger
zwei Sachen sind noch in der Vorbereitung, welche
aber noch nicht spruchreif sind. Ein paar Leute un-
serer Band versuchen auch, jedes Jahr ein kleines ei-
plett andere Besetzung. Ein neuer Schlagzeuger, erläutert: >>Das war der schwierigste Weg genes mittelal-
Bassist, sowie Bandname kamen hinzu. >>Der
Wunsch, eigene Musik zu machen war groß und so
für uns und unserer neues Album. Verschiede-
ne Labels boten sich an, jedoch entstanden
Heidnische Bräuche terliches Event
auf die Beine zu
wurde kurzer Hand eine neue Band gegründet.<< Es Differenzen bezüglich der CD Aufmachung. und Traditionen, wie stellen.<< Die-
wurden einige Konzerte gespielt und neue Lieder Wir sollten aus finanziellen Gründen des ses soll näch-
geschrieben. >>Als damals MAGOG begraben wur- Verlegers Abstriche machen. TODFEIND ist zum Beispiel Son- stes Jahr wie-
de, konnte ich meine ganze Energie in TODFEIND jedoch NICHT gewillt von der Gestaltung des nenwenden, sollten der stattfinden.
stecken. << Aus BLUTSTAHL CD- Covers in Form eines Kann
wurde TODFEIND, da es be- Die deutsche Spra- gestanzten Digi-Packs und müssen gefeiert man euch
reits eine ähnlich klingen-
de Formatierung in diesem
che in unseren abzuweichen! „Der Tod
ist erst der Anfang“ wird
werden denn auch mal
live sehen oder
Land gab. >>Jeder machte Texten ist uns sehr nun bei Dominik von gab es bereits
sich nun so seine Gedanken LAST-RESORT-STORE erscheinen Auftritte in der Vergangenheit? >>Bevor wir mit
und irgendwann kam Bizarr wichtig. Da war und ist unter www.last-resort- dem neuen Material ins Studio gegangen sind, spiel-
mit einem neuen Namen natürlich klar, dass store.de zu erwerben. Für die ten wir auf einigen Konzerten. Besonders genial war
(TF). Die deutsche Sprache in Veröffentlichung des Albums dabei der Auftritt mit den Ex-Leuten von EXCALIBUR.
unseren Texten ist uns sehr der Bandname auch wird von uns der August ange- Da wir im eigentlichen Sinne eine Live-Band sind und
wichtig. Da war natürlich
klar, dass der Bandname
in Deutsch gehalten strebt.<<
Weiterhin interessiert mich,
unsere Musik auf der Bühne am besten rüber bringen
können, ist es uns sehr wichtig vor Publikum zu spie-
auch in Deutsch gehalten werden musste welche Ideologie TODFEIND in len, und das macht auch am meisten Spaß. Konzerte
werden musste.<< ihren Texten behandelt. Bizarr sind dieses Jahr noch geplant, wann und wo jedoch,
Die Gruppe besteht aus insgesamt antwortet darauf: >>In unserer Band gehen die Ge- steht noch nicht fest. Die Termine werden dann aber
fünf Mitgliedern: Bizzar am Mikrofon, Krieger und danken in dieser Hinsicht schon auseinander. Jeder rechtzeitig auf unserer MySpace-Seite bekannt ge-
Donar als Gitarristen, Tyran am Bass und Raknar hat da so seine Eigenheiten. Natürlich ist die Liebe zur geben. << Diese, sowie weitere Infos gibt es dem-
am Schlagzeug. Aus alten Zeiten ist dabei ledig- Heimat und das Heidentum allgegenwärtig. Heidni- nach auf: www.myspace.com/todfeind. Das Lied
lich Krieger übrig geblieben. >>Zu damaliger Zeit sche Bräuche und Traditionen, wie zum Beispiel Son- „Euer Gott ist tot“ kann auf der Heft-CD angehört
spielte unser jetziger Gitarrist Donar noch den Bass. nenwenden, sollten und müssen gefeiert werden. Es werden. Ich bedanke mich an dieser Stelle für die
Da wir aber unbedingt einen zweiten Gitarristen ist natürlich schwer in der heutigen Zeit all die Bräuche Bereitschaft, ein paar lästige Fragen beantwortet
brauchten, wechselte Donar zur Gitarre.<< So kam zu erhalten und zu leben. Was die Texte angeht: Sie zu haben ;) und wünsche euch für den weiteren
es, dass Tyran 2007 regelmäßig Proben der Band beinhalten alles, was ein Menschenleben ausmacht. Verlauf eurer Band viel Erfolg! >>Besondere Grüße
besuchte und aufgrund seines Talents schnell Es geht vom gehen an unsere Familien und alle Freunde, die uns
aufgenommen wurde. Kurz vorher, im unterstützt haben. Danke für die Zusammen-
Sommer 2006, erschien die erste CD arbeit und macht
„Die Jagd hat begonnen“, welche weiter
unter sehr schwierigen, techni- so!<<
schen Bedingungen entstand. (N/A)
>>Die Aufnahmen des aktu-
ellen Machwerks „Der Tod
ist erst der Anfang“ waren
das ganze Gegenteil. Das
Studio an sich war nahezu
perfekt. Die Arbeit hat trotz
des ganzen Stresses richtig
Spaß gemacht. Die Lieder
treiben richtig voran.<< Wer
einmal in die neue Scheibe
hören will, dem sei „Euer Gott
ist tot“ oder „Der Tod ist erst der
Anfang“ ans Herz gelegt. >>Auf die

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FILMREZENSIONEN
„Paris - So Ist Paris“ in Zerstörung, Vollkommenheit in Zersetzung zu Film eine ganz andere, weitaus härtere Gangart LIE PRIVÉE – PRIVATE MADNESS) hat zusammen
verzaubern, sondern beschert dem Zuschauer ein. Wäre das Wort nicht dermaßen ausgelutscht, mit FRANCOIS PIROT (RETRAITE) am Drehbuch
Kinostart: 17.07.2008 visuell nicht minder Anlass zum Hochgenuss. würde ich fast unter Neo-Realismus einordnen, gewerkelt und gönnt dem Zuschauer nichts als
Weite Blickwinkel, großzügige Kamerafahrten, was anhand der Adjektive greifbar, direkt und blanke Realität. Da diese gemeinhin ja eher aus
satte Farben und sich harmonisch über das Bild kompromisslos Rückschlüsse auf tiefe Tragik im Mahlzeiten denn Musik besteht, verunreinigt bis
ergießende, dessen Intensität potenzierende Kontext der Komödie zulässt. >>Was´n das für´n zum Ende kein einziger Begleitakkord das tragi-
Klänge werden durch den dynamischen, intelli- Staat, in dem man nicht mal seinen eigenen Arm sche, sich unaufhaltsam potenzierende Gesche-
gent akzentuierten Schnitt vervollkommnet. So- behalten kann!?<<, so einer der Charaktere des hen. Erst in den letzten Minuten des 90minütigen
gar Animationen gibt es zu bewundern, welche Films, nachdem er im Krankenhaus erwacht und Werkes darf sich die aufgestaute Emotion des Zu-
trotz der perfekten Programmierung vielmehr die Amputation seines Armes mit der Kranken- schauers am äußerst stimmigen, musikalischen
durch ihre grandios pointierte Komik glänzen. schwester diskutiert. Die Lacher sind größtenteils Ausklang entladen. Den Mahlzeiten hingegen
Bücher könnte ich über dieses, den Tod als spiri- von bitterem Charakter, jedoch immer wohlpoin- wird während des Aufbaus der Dramatik ausgie-
tuellen Begleiter der Menschen begreifende wie tiert und zeitlich mit Bedacht gesetzt. Wer gerne bigst gehuldigt. LAFOSSE dazu: >>Essen gehört
akzeptierende Werk verfassen, aber wer wollte zwischen den Zeilen liest, wird mit BERND BÖH- zu jenen Dingen, die wir im Leben am häufigsten
die lesen?! Somit belasse ich es bei meiner kur- LICHs Filmkunst möglicherweise seine Fähigkeit tun, es ist ein Trieb des Lebens. Wenn ich zeige, wie
zen Analyse und weise abschließend lediglich auf zu multiplen mentalen Orgasmen entdecken. So die zwei Brüder nie aufhören zu essen, und wie die
das vielschichtige, in plakativer und doch subtiler kann man die Amputationsgeschichte auch noch Mutter sie entsprechend verpflegt, mache ich auch
Das Stadtgebiet hat eine Fläche von 105,4 Qua- Weise Alpha und Omega, Geburt und Tod ver- unter einem ganz anderen Gesichtspunkt be- etwas Signifikantes sichtbar bei dieser Familie: Sie
dratkilometern. Das entspricht weniger als zwölf schmelzende Finale hin, welches letztlich in einer trachten: Der Arm, welcher zu Beginn des Films fressen sich gegenseitig auf.<< Nicht von ungefähr
Prozent der Fläche Berlins. Die Metropolregion simplen Geste kulminiert, die mehr sagt als tau- schmerzend nach Liebe und Freiheit schreit, wird stammt wohl die Phrase „zum Fressen gern ha-
hat eine Bodenfläche von 14.518 Quadratkilo- send Worte, gleich dem gesamten Film. „SO IST am Ende amputiert. Dies könnte man, im minde- ben“ und so ist „NUE PROPRIÉTÉ“, führt der Fran-
meter. Das entspricht etwa der Fläche Schleswig- PARIS!“ gelingt das Kunststück, nicht >>so wie alle stens so melancholischen wie lustigen Grundte- zose weiter aus, >>eine Reflektion über Eigentum.
Holsteins. Aha, Schnitt!!! notorisch Witzigen nur die Leere übertünchen<< zu nor des Films schwelgend, durchaus als Sinnbild Filme zu machen, bedeutet unter anderem, Dinge
Wer sich das Hirn gerne komplett heraus reißen >> wollen, die Angst vor dem Tod<< (Filmzitat), für die Resignation bezüglich des Verlustes der zu genießen, auch ohne sie zu besitzen.<< Inwie-
und von markerschütternd langweiligen Reise- sondern unterhält und amüsiert im Kontext zu ei- Freiheit deuten. Wer weniger Lust hat, sein Ober- weit der Zuschauer dessen fähig ist, muss jeder
leitern anhand von Zahlen und Begriffen in den ner stets präsenten Vergänglichkeit, eines immer- stübchen zu sehr anzustrengen, dem wird der selbst für sich entscheiden. Wohin Gegenteiliges
Boden stampfen lassen möchte, der soll ruhigen zu greifbaren Verfalls, setzt sich damit gar aktiv Urlaubsflirt von Hanna, während welchem im führen kann, wird ihm auf intelligente, psycho-
Gewissens eine Pauschaf-, Entschuldigung, Pau- auseinander. So wäre dieses französische Juwel, Hintergrund unbarmherzig „Sherry Sherry Lady“ logisch ausgeklügelte und einfach nachvollzieh-
schalreise in die Hauptstadt Frankreichs buchen. selbst ohne den wohl charmantesten Striptease von MODERN TALKING aus den Boxen dröhnt bare Weise dargelegt. Zuguterletzt noch soll die
Alle anderen, welche sowohl einen kurzen Blick der Filmgeschichte, ein heißer Anwärter auf mei- und dem ganzen einen wunderbar ironisch-sar- äußerst stimmige darstellerische Leistung, ein
auf die Sehenswürdigkeiten erhaschen, ihr Inter- nen Titel „Komödie des Jahres 2008“, denn >>ein kastischen Tenor verleiht, dem ein oder anderen intensives, greifbares Spiel mit Menschlichkeiten
esse jedoch vielmehr den Pariser Einwohnern, bisschen Paris steckt in jedem von uns<<!!! (PD) einen Lacher ins Gesicht zaubert. Ungern beende und aus diesen unweigerlich erwachsenden Un-
deren zwischenmenschlichen Verquickungen ich diese Rezension mit gerade genannter Band menschlichkeiten, nicht unerwähnt bleiben. (PD)
und emotionalen Dramen schenken wollen, blei- im letzten Satz und deshalb schreibe ich noch
ben besser hier, schleppen ihr Gemächt lediglich „Der Mond Und diesen hier: Wer „DU BIST NICHT ALLEIN“ moch-
bis zum nächsten Kino mit gutem Programm und Andere Liebhaber“ te oder generell viel von realitätsnahem, viel-
„Die Eisbombe“
lassen sich verzaubern.
Kinostart: 24.07.2008 schichtigem Humor hält, der ist mit dem Mond Kinostart: 07.08.2008
Im Alltag der Millionenmetropole Paris prallen als Liebhaber im Kino sehr gut aufgehoben. Und
Welten aufeinander, wenn sich die Wege ganz zuguterletzt lasse ich noch die Darstellerin der
gewöhnlicher, jedoch völlig individueller Men- Dani, FRITZI HABERLANDT, zu Wort kommen:
schen kreuzen. Ein Gemüsehändler auf senti- >>Diese Mischung aus Komik und großer Tragik
mentalen Abwegen, ein BAUDELAIRE rezitie- hat für mich etwas sehr Menschliches. Diese Rollen
render Uniprofessor auf der Jagd nach jungen sind alle nicht ausgedacht.<< (PD)
Frauen, ein Tänzer auf der Schwelle zum Tode,
ein Mannequin mit etwas naiver Weltsicht, eine
Sozialarbeiterin im Dauereinsatz, eine Bäckers- „Nue Propriété“
frau mit unkonventionellen Überzeugungen, Kinostart: 07.08.2008
ein illegal eingewanderter Immigrant in der
Stadt seiner Träume.>>Sie finden sie vielleicht
nicht ungewöhnlich, aber für jeden von ihnen ist
das Leben einzigartig. Sie denken vielleicht, ihre
Probleme seien unbedeutend, aber für sie sind es Tom (EIKE WEINREICH) ist Lehrerkind, Regenpho-
die wichtigsten der Welt.<<, so der Regisseur und Mit „Der Mond Und Andere Liebhaber“ kommt
biker, Neurotiker und das ständige Sorgenkind
Drehbuchautor CÈDRIC KLAPISCH (LUMIÉRE AND am 24.07.2008 eine vorzügliche Tragikomödie ins
und Experimentierfeld seiner überängstlichen
COMPANY, BARCELONA FÜR EIN JAHR). Gefilmt Kino, und zwar eine deutsche. Ein Kinomärchen,
Familie (Mutter: KAROLINE EICHHORN, Vater:
wurde an spektakulären Plätzen, die jeder kennt das die Geschichte einer leidenschaftlichen Frau
PEER MARTINY). Denn die Schuhmann-Weils sind
und liebt wie etwa am Eiffelturm oder der sym- erzählt, die nicht viel will, sondern einfach alles:
radikale Verfechter von Umweltschutz, Naturkost
bolträchtigen Bastille, ebenso wie an unbekann- Das Gefühl, am Leben zu sein. Als ihr ehemaliger
und viel Bewegung. Umgeben von einer Famili-
ten Ecken der „Cité de l´amour“, deren Charme Betrieb, eine Kosmetikbude, Pleite macht, reißt
enbande im Öko-Fieber, scheint Tom der einzig
sich erst beim zweiten Hinschauen offenbart. Die Hanna (KATHARINA THALBACH) Kisten voller
Vernünftige in einer schrecklich netten Familie zu
eigentliche Qualität des Films liegt jedoch ganz Parfum an sich. Vom neuen Job an der Tankstel-
„Private Property“, so lautet der Titel des französi- sein. Als ein mysteriöser Eisklotz in das Familien-
offen und dennoch tief verborgen in Form von le, den stetigen Avancen von Knuti (STEFFEN
schen Films übersetzt und bringt den gesamten haus einschlägt, evakuieren sich die Schuhmann-
Umsetzung, Entwicklung und Verwebung der SCHEUMANN) bis zu einer Reise in die Türkei
dramaturgischen Inhalt prägnant auf den Punkt. Weils generalstabsmäßig in ihren Luftschutzbun-
einzelnen Schiksale, der ganz persönlichen klei- hangelt sie sich durchs Leben – bis sie ihrer gro-
Um die Privateigentümer von Seelenlandschaf- ker, doch Tom nutzt die Gelegenheit zur Flucht.
nen Alltagsdramen. Zu keinem Werk, das ich vor ßen Liebe begegnet. Doch Gansar (BIROL ÜNEL)
ten handelt „NUE PROPRIÉTÉ“, um die einzelner Er will es mit den ganz normalen Gefahrenzonen
diesem gesehen habe, notierte ich mir jemals so ist gebunden. Hanna stürzt sich in eine Amour
Mitglieder einer augenscheinlich als typisch zu es Lebens und vor allem mit der burschikosen Lu-
viele Eindrücke, fühlte ich mich gezwungen, den Fou, die sie einigen Überlebenswillen und meh-
erachtenden Scheidungsfamilie, welche sich den cie (KATHARINA SCHÜTTLER) aufnehmen, in die
Reichtum an visuell wie dramaturgisch grandios rere Liter Parfum kostet. BERND BÖHLICH gelingt
Platz ihres Familienbesitzes geographisch teilen, er sich Hals über Kopf verliebt hat. Prompt wird
ästhetisierten, mit großer Vielfalt an Metaphern das seltene Kunststück, die Schönheit des Hässli-
emotional jedoch längst in weit entfernten Hemi- seine Mutter zur Öko-Märtyrerin und sendet
und Tiefsinnigkeiten gespickten Fragmenten chen direkt im Hässlichen einzufangen, ohne die
sphären schweben. Die, sich bereits im Erwachse- ihm Botschaften aus dem Bunker. Trotz Wehweh-
für mich selbst greifbar zu machen. Sei es die Hässlichkeit zu negieren. Nach „DU BIST NICHT
nenalter befindlichen Zwillinge Thierry (JÉRÉMIE chen, Neurosen und Nervositäten entbrennt ein
schlitzorig ironisch in Szene gesetzte Diskussion ALLEIN“ 2007 kehrt der gebürtige Dresdner mit
RENIER) und Francois (YANNICK RENIER) leben erbitterter Kampf um Freiheit, Liebe und Selbst-
der Sozialarbeiter über die, von den übrigen gar einer weiteren Perle „neuer deutscher Direktheit“
mit ihrer Mutter Pascale (ISABELLE HUPPERT) bestimmung. Wo dieser Kampf enden wird, sei
zu Egomanie stilisierte Bitte ihrer Kollegin Elise auf die Leinwand zurück. Das Drehbuch stammt
auf dem Land. Während sie zum gelegentlich hier verschwiegen, wo er geführt wird, nämlich
(JULIETTE BINOCHE) um etwas mehr persönliche aus eigener Feder, was wohl generell die beste
auftauchenden Vater (PATRICK DESCAMPS) eine am Wendepunkt jeder einzelnen Entscheidung
Freiheit, etwas weniger Arbeit, welche nicht auf Voraussetzung ist, um einen homogenen, in
distanzierte Beziehung pflegen, ist das Verhält- jeder einzelnen Persönlichkeit, ist ganz offen-
fundierte Gegenargumentation, sondern allge- sich stimmigen Film zu erschaffen. KATHARINA
nis zu ihrer Mutter umso intensiver, die drei sind sichtlich. In Zeiten der Überbevölkerung, der ge-
mein akzeptierte Entrüstung der Arbeitskollegen THALBACH, welche bereits in seinem letzten
eine eingespielte Gemeinschaft. Doch Pascales genseitigen Intoxikation der Menschenmassen
stößt. Der Franzose KLAPISCH kritisiert hiermit Werk brillierte, füllt die Hauptrolle mit vollem
elterliche Fürsorge stösst langsam an ihre Gren- untereinander, sind Phänomene wie der immer
auf wortwitzig komische Art die, vom „Normal- schauspielerischem Einsatz aus und verleiht der
zen. Von der Routine ihres Alltags zunehmend populärer werdende Bio-Boom oder die Mas-
bürger“ als legitim erachteten Grundfesten einer Figur Hanna eine solche Authentizität, dass man
ernüchtert, möchte sie das Haus verkaufen, um senflucht der Seelen hin zu multipel erleuchte-
in sich manipulativen, ausbeuterischen Gesell- meinen möchte, die Rolle wäre ihr auf den Leib
mit ihrem Freund Jan (KRIS CUPPENS) neu anzu- ten Esoterik-Gurus, unschwer nachzuvollziehen.
schaft, welche den Begriff „Arbeitsmoral“ auf per- geschrieben worden. Über die Arbeit von Regis-
fangen. Bei den Söhnen stossen diese Gedanken Was „DIE EISBOMBE“ daraus macht, ist zwar, was
fide Weise als allgemeingültigen Ersatz für „Skla- seur/Autor des Films weiß sie zu berichten: >>Ich
auf wenig Gegenliebe, zumal die Zwillinge kei- Ausdruck und Eindringlichkeit anbelangt, etwas
venpflicht“ in die Köpfe ihrer Bürger zu hämmern liebe die Bücher von BERND BÖHLICH. Es steht
ne Absicht erkennen lassen, einen natürlichen schwach, die Aussage des 95minütigen Werkes
weiß, ohne Rücksicht auf deren Verluste. Dies soll immer so viel zwischen den Zeilen, dass man gar
Ablösungsprozess in Gang zu setzen. Vor allem dagegen offensichtlicherer Natur. >>Die ständi-
als Beispiel der zu entdeckenden, greifbar ge- nicht alles spielen kann.<< Recht hat sie, versteht
Thierry wehrt sich heftig gegen die Vorstellung, gen Anleitungen, die unser tägliches Leben beglei-
machten Gleichnisse und Analysen von Mensch- es genannter doch vorzüglich, seinem Publikum
aus seinem Elternhaus ausziehen zu müssen. Er ten, weisen einen ja erst darauf hin, was man alles
lichkeit und Zwischenmenschlichkeit in „SO IST subtile Momente der Erkenntnis, der Assoziation
lehnt sich gegen seine Mutter auf. Auch Francois, falsch machen kann. Sie lenken einen davon ab, auf
PARIS!“ angeführt werden. Das extrem kurzwei- und der Interpretation zu schenken. Die ruhige
der ahnt, dass eine Veränderung unabdingbar ist, seine innere Stimme zu hören. Dadurch wird man
lige, obgleich 129minütige Potpourri strotzt nur Filmmusik wirkt auf angenehme Weise auf den
sieht sich zunehmend Thierrys Agressionen aus- weder sicherer, noch schlauer – nur ängstlicher.<<,
so vor Ideenreichtum und Vielschichtigkeit und Zuschauer, lässt ihn fast durch die 101 Minuten
gesetzt. Als Pascale schließlich auszieht, sehen so der deutsche Regisseur OLIVER JAHN (IJON
ist nichtsdestoweniger jederzeit ganz nah an den gleitend schweben, verleiht ihm ein positives Ge-
sich die Jungs, orientierungslos und zum ersten TICHY). Die Frage bleibt, ob alltägliche Rituale
Seelenzuständen seiner Protagonisten, in völ- fühl des Aufbruchs, von Bewegung und Freiheit.
Mal auf sich allein gestellt, unfähig, mit der eska- und selbstauferlegte Dogmen tatsächlich ein
liger Intimität mit dem einzelnen Schicksal. Als So könnte man zusammenfassend auch behaup-
lierenden Situation umzugehen. Es kommt zum Lebenshelfer sein können oder nicht doch eher
„romantische Komödie“ vermarktet, weiß das hu- ten, „DER MOND UND ANDERE LIEBHABER“ strah-
Eklat. Und das ganz still und leise, in wunderbar als Pflicht, als Zwang gar vom Individuum wahr
moristische Drama aber nicht nur durch seine fei- le ein gewisses Roadmovie-Flair aus. Als luftig
vielsagende, dennoch subtile Sinnbilder zwi- genommen werden, und sei es unterbewusst.
nen dramaturgischen Übergänge menschlicher locker und leicht ist jedoch lediglich die Grund-
schenmenschilcher Korruption gemeißelt. Der „DIE EISBOMBE“ will in erster Linie unterhalten,
Emotionen von Leichtigkeit in Bitterkeit, Genuss dynamik zu bezeichnen, inhaltlich schlägt der
französische Regisseur JOACHIM LAFOSSE (FO- ist sich nur leider in den seltensten Momenten

34
schlüssig, ob als schwarze Komödie oder Satire. hätte er dies auch nur in Ansätzen erlebt. Aber den gewissen Hauch von Verletztlichkeit, von 120minütige Film nicht auf plump-agitatorische
Das ist nunmal ein großer Unterschied und leider nicht nur wir Deutschen, auch der Rest Europas Authentizität. „ELEGY“ gewährt dem Zuschauer Weise, sondern beobachtet, pflückt auseinan-
gelingt dem Film weder das eine noch das ande- dürfte aus einer ziemlich beschlagenen Brille auf 108 Minuten lang einen dezidierten Blick auf der und überzeichnet lediglich fein an Punkten
re überzeugend. OLIVER JAHN, welcher nicht nur die Geschichte und das Erbe Dschingis Khans Menschen, die sich nur mithilfe der Liebe in un- menschlicher Lebensführung, zwischenmensch-
Regie geführt, sondern in Zusammenarbeit mit blicken. So sollte man dem russischen Regisseur serer gegenwärtigen Welt des Chaos und der Zer- lichen Verhaltens, die auch ohne seine Mithilfe
STÉPHANE BITTOUN auch das Drehbuch verfasst SERGEJ BODROV (BEAR´S KISS, NOMAD) allein störung zurecht zu finden scheinen. Aber bei der bereits vor Lächerlichkeit strotzen, nur oft an-
hat, war es zum einen wichtig, >>den Film so zu schon für seinen Mut und seine Entschlossenheit Liebe hört der Kampf ja bekantlich noch lange hand von zu viel pompösen Ballast vor kritischen
inszenieren, dass alles was passiert, real sein könn- danken, einen Film über diesen, in negativem wie nicht auf, kann sie doch weitaus erfüllender, auf- Blicken von außen geschützt sind. Der tschechi-
te. Nichts ist so fiktiv, dass es nicht möglich wäre.<<, positivem Sinne, verklärten Menschen zu drehen. regender, aber auch gefährlicher und schmerz- sche Regisseur wendet seine Augen nicht ab,
zum anderen legt er hingegen Wert darauf, dass Seine Charakterzeichung lässt tatsächlich äu- hafter sein als die pure sexuelle Lust. >>Die Liebe sondern weiß anhand von tiefstschwarz gefärb-
es >>weh tut, nur dann nimmt man als Zuschauer ßerst feine, edle Züge des mongolischen Kriegers schneidet nämlich nicht nur ins Fleisch, sondern tem, jedoch sehr reifem Humor sowohl älteres als
aus dem Kino auch etwas mit nach Hause.<< Sehr erkennen. Das Drehbuch wurde von BODROV zu- auch tief in die Seele ein.<<, so erklärt es der auch jüngeres Publikum zu beglücken und macht
lobenswerte Vorsätze, nur fehlt dem ganzen sammen mit ARIF ALIJEV verfasst, inspiriert durch Verleih und BEN KINGSLEY ergänzt: >>Das ein- dabei weder vor Staat, Kirche noch irgendeiner
leider etwas Pfeffer im Gesäß und so dümpelt das Werk „Die Geheime Geschichte Der Mongo- zige, das diesen Planeten, diese ganze verdammte Moralvorstellung halt. Die Majorität der Komik ist
der Film weite Strecken zwischen Klischees und len“ von LEV GUILEV: >>Ich habe mich da nur Menschheits-Show, zusammenhält, ist die Liebe.<< im Detail zu finden und manifestiert sich ebenso
Pointen, die nicht ganz so schmerzen, wie sie es an die überlieferten Fakten gehalten. Er war sehr Liebe und Hass, Geburt und Tod, all das ist enger stark in diversen „Running Gags“ wie auch luftig-
eigentlich sollten, im Unterholz umher, wirkt oft offen für andere Überzeugungen und praktizierte miteinander verknüpft, als man oberflächlich leichten, originell anmutenden Kamerafahrten
einfach nur bieder. Unterhalten kann er dennoch Toleranz: In seinem Reich durften russische Kirchen betrachtet meinen mag. KINGSLEY bestätigt mir mit dem gewissen Augenzwinkern im Anschlag,
jene, die eine etwas gemäßigtere Schiene bevor- und buddhistische Klöster weiter bestehen und das mit seiner Antwort auf die Frage, wie er einen welche den gesamten Film durchziehen. Allein
zugen oder dermaßen starke feindselige Gefühle mussten noch nicht einmal Steuern bezahlen. In extrem „liebeshungrigen“ Blick in Richtung PENÉ- die Idee des in die Luft geworfenen Kleingelds ist
gegen alternative Trends in sich tragen, dass ihre seiner Armee gab es Soldaten, die allen möglichen LOPE CRUZ hinbekommen habe: >>Ich habe mei- grandios und hat mich immer und immer wieder
Antennen jeden kleinen Funken Komik, jede Religionen angehörten. Ich sehe das deshalb so: Er nen eigenen Tod angeschaut.<< Zwischen den lachen lassen. Besonders die gehobenen, reichen
winzige Lächerlichkeit sofort zu einem Lacher ist nicht modern, er ist eine Gestalt der Zukunft!<< Zeilen gibt es einiges zu entdecken, gewährt uns Schichten haben im aktuellem Werk des Tsche-
potenzieren. Was mich persönlich bei dieser gan- Allerdings habe ich dem, für den Auslands-Oscar die gebürtige Spanierin ISABEL COIXET nicht nur chen wenig zu lachen, aber das dürfte jene kaum
zen Bio-Öko-Freak-Geschichte etwas aufstoßen nominierten Film, trotz all seiner figürlichen Tiefe einen einfachen, sondern viele kleine, ineinan- tangieren, Zitat: >>“Arbeit adelt den Menschen!“,
lässt, ist der Umgang der Öffentlichkeit mit der doch ein wenig Verklärung und übertriebenes der übergreifende Blicke auf die Charaktere und das haben dieselben gesagt, die sich den ganzen
Thematik, hält jene den sogenannten „Jesuslat- Pathos zu attestieren. Zwischenmenschliche deren Seelenzustände. An einer Stelle des Films Tag mit den Damen vergnügten.<< Wer jetzt neu-
schenträgern“ doch allzu gerne den, ins Lächerli- Niedertracht oder gar Intrigen, welche Menschen sagt Consuela zu Kepesh: >>Du bist so ein Zyni- gierig geworden ist und wessen Humor auch bei
che ziehenden Zerrspiegel vor die Nase und lenkt mit dermaßen großem Machtanspruch notwen- ker!<<, woraufhin jener entgegnet: >>Ich bin so einer Amputierten-Musikkapelle nicht ins Schluc-
anhand dessen von einem eigentlich sehr nahe digerweise umgeben, werden ausgeklammert, ein Realist!<<. Einfach ist es sicher nicht, in dieser ken kommt, dem sei „ICH HABE DEN ENGLISCHEN
liegenden Gedanken ab: In welcher Welt leben der Khan als edler Menschenfreund dargestellt, unserer Welt zwischen Realismus und Zynismus KÖNIG BEDIENT“ allerwärmstens ans schwarze
wir eigentlich, in der nahezu alles Konventionelle der nie unüberlegt oder unfair tötet. Dies kann zu entscheiden, „ELEGY“ hingegen fällt dies nicht Herz gelegt. Wie sagt Jan Dite am Ende so tref-
im Verdacht steht, Gift in unsere Eingeweide zu ich dem, rasant inszenierten Werk nicht so recht schwer, verlässt er doch nie die „Fahrrinne“ des fend: >>Hier werde ich Stammgast, das Bier ist gut
spülen, in der die alltägliche Kalkulation bereits abnehmen, ändert jedoch nichts an der Quali- warmherzigen Blicks auf seine Figuren. >>Wir hier!<< (PD)
die grenzwertige Vergiftung des anderen mit tät von Umsetzung, schauspielerischer Leistung sind so vom Äußeren geblendet, dass wir das Innere
einrechnet und man sich selbst zum Außenseiter und der angenehmen Erzähldynamik, was sich gar nicht mehr wahr nehmen.<< (PD)
machen muss, wenn man sich dem nicht konti- zu einem elegisch dichten Monumentalepos
„Les Chansons D´Amour -
nuierlich aussetzen möchte? Das Wörtchen „bio“ gehobener Klasse vermischt. Besonders die äu-
„Obsluhoval Jsem Anglického Chanson Der Liebe“
allein ist jedenfalls bereits ein Armutszeugnis für ßerst atmosphärische, native Filmmusik hat es Kinostart: 21.08.2008
uns Menschen. Aber das nur am Rande, zurück mir angetan, legt sie sich doch wie ein schmei- Krále - Ich Habe Den
zum Film. Gelangweilt habe ich mich sicher nicht, chelnder Hauch über die satten und mit Bedacht
weiß „DIE EISBOMBE“ doch auch mit ein paar fotografierten Aufnahmen. Die Natur in all ihrer
Englischen König Bedient“
netten Ideen, fetziger Filmmusik und stellenwei- unberührten Anmut fungiert neben dem mon- Kinostart: 21.08.2008
se amüsanten Dialogen aufzuwarten, wirklich golischen Krieger als wichtigstes Element dieses
gepackt hat mich das Werk aber ebenso wenig. zweistündigen Abenteuerfilms, allein jene Bilder
Eines muss man ihm jedoch neidlos zugestehen: rechtfertigen das Eintrittsgeld. Abschließend
der Schlussgag fetzt gewaltigst!!! (PD) fällt mir noch ein nettes Zitat des Filmhelden
ein: >>Wenn ihr einen Menschen in Ketten seht,
so vergesst nicht, dass sie ihm irgendwer angelegt
„Mongol - Der Mongole“ haben muss.<< Ein Pflichtfilm für jeden Liebhaber
Kinostart: 07.08.2008 hirstorischer Abenteuerepen! (PD)

„Elegy“
Während für den sinnfreien ABBA-Memorial-
Kinostart: 14.08.2008 Musicalfilm „MAMMA MIA!“ (Ich muss ihn mir
nicht ansehen, um das zu wissen!) zur Zeit aller-
orts die Werbetrommel gerührt wird, kann „LES
Die Tschechen haben einen ganz eigenen,
CHANSONS D´AMOUR – CHANSON DER LIEBE“
wunderbar sarkastisch-liebenswerten Humor,
wohl froh sein, wenn er sich auch nur ein paar
welcher sicher nicht jedem mundet. Wem die
wenige Progammkino-Plätze ergattern wird.
spitzbübische, schwarz angehauchte Seite humo-
Ginge es hierbei nicht um den schnöden „Mam-
ristischer Lebens- und Weltaufarbeitung zusagt,
maMammon“, sondern um Inhalt, Aussage und
dürfte mit „ICH HABE DEN ENGLISCHEN KÖNIG
Tiefe der Werke, so stänke das Hollywood-Werk
BEDIENT“ allerdings sein Sommerjuwel gefun-
wie 666 Mephitidaes, umgangssprachlich auch
den haben. Erzählt wird die außergewöhnliche
Stinktiere genannt, gegen seinen französischen
„DER MONGOLE“ erzählt von dem monumenta- Geschichte um den Provinzkellner Jan Dite (jung:
Musical-Bruder ab, soviel ist klar. Wo erstgenann-
len Aufstieg eines jungen Mannes zu einem der IVAN BARNEV, alt: OLDRICH KAISER), der von sich
ter seinen Schwerpunkt auf lebenslustig-lockere
legendärsten Stammesführer der Geschichte: selbst behauptet: >>Es war schon immer mein
Attitüde an der glitzernden Oberfläche konzen-
Dschingis Khan. Sommer 1172. Temudgin (TA- Glück, dass ich Unglück hatte.<< und das auch
triert, taucht „LES CHANSONS D´AMOUR“ tief ein
DANOBU ASANO), Sohn eines Khans, findet in Seit jeher wird der charismatische Professor Ke- ganz genau so meint. Ein großes Ziel hat er sich
in die Dunkelheit, die nur schwer erhellbaren
dem Mongolenmädchen Borte (KHULAN CHU- pesh (BEN KINGSLEY) von schönen und abenteu- gestellt: Millionär zu werden. Um den Traum sei-
Abgründe des Menschen...und ist dennoch ein
LUUN) seine große Liebe. Eine Liebe, die Jahre erlustigen Studentinnen nur so umschwärmt. So nes Lebens zu erfüllen, bedient er sich einer ganz
waschechtes, unterhaltsames Musical, voller
voller Gewalt, Leid und Tod überstehen wird. wenig er einer heißen Affäre je abgeneigt war, so besonderen Fähigkeit: Alles sehen, alles hören,
Witz, Kraft und Charisma. Zum Inhalt: Ismael
Die Entführung Bortes durch einen verfeindeten sehr lässt er keine seiner Eroberungen wirklich an nichts sagen. Mit Naivität und Schläue schlittert
(LOUIS GARREL) und Julie (LUDIVINE SAGNIER)
Stamm gleicht Temudgin einer Kriegserklärung. sich heran. Er genießt ihre Bewunderung – vor das Stehaufmännchen durch die tschechische
sind verliebt, trauen ihrer Beziehung aber nicht,
Er zieht in einen opferreichen Kampf für seine allem jetzt, da er selbst bereits ein reiferes Al- Geschichte des 20. Jahrhunderts, immer bereit,
weshalb sie eine Ménage à Trois mit Alice (CLO-
Liebe und erkennt seine Bestimmung: Er muss ter erreicht hat. Aber wenn es ihm zu viel wird, jede Chance zu ergreifen. Im besten Restaurant
TILDE HESME) beginnen. Als diese bei einem
als Khan aller Mongolen sein Volk vereinen und zieht er sich zurück. Das ändert sich, als Consuela Prags endet seine Odysse vorerst. Nach dem
Konzert jedoch mit Gwendal (YANNICK RENIER)
in eine sichere Zukunft führen. >>Verachtet nie Castillo (PENÉLOPE CRUZ) den Hörsaal betritt. gleichnamigen Bestseller von BOHUMIL HRABAL
flirtet, verschwindet Julie spurlos. Ihre Schwester
ein schwaches Junges, es könnte ein brutaler Tiger Mit ihrer Schönheit und Selbstsicherheit ist die erzählt der Meisterregisseur und Drehbuchautor
Jeanne (CHIARA MASTROIANNI) will den plötz-
werden.<<, so lautet ein mongolisches Sprich- Tochter kubanischer Immigranten nicht nur eine JIRÍ MENZEL (TEN MINUTES OLDER: THE CELLO)
lichen Verlust überwinden, indem sie zu Ismael
wort und passt damit zu Dschingis Khan wie die atemberaubende Erscheinung, sie ist dem altern- mit funkelndem Witz und warmherzigen Char-
zieht und bei ihm Trost sucht. Doch die Liebes-
Faust aufs Auge. Der mongolische Krieger, der die den Professor auch intellektuell gewachsen. Con- me. Der Autor HRABAL schrieb den Roman da-
wirren aller Beteiligten nehmen kein Ende. Was
turko-mongolischen Stämme vereinte und weite suela weiß, was sie will, ist temperamentvoll und mals in kürzester Zeit als spontane Reaktion auf
sich nach einer relativ altbackenen Handlung
Teile Zentralasiens und Nordchinas unter seine überaus emotional. Vielleicht zum ersten Mal in den emotionalen und sozialen Druck, unter dem
anhört, entpuppt sich als rasantes Spiel mit all-
Kontrolle brachte, regierte als erster Großkhan seinem Leben spürt Kepesh, dass ihm tatsächlich er in der „Normalisiserungsperiode“ nach 1968
zumenschlichen Zuständen, Hoffnungen und
der Mongolen von 1206 bis 1227. Er einigte die jemand seine Grenzen aufzeigen könnte. Immer stand, als er als Autor Berufsverbot hatte. Dies
Ängsten, Genuss und Schmerz, Liebe und Hass.
mongolischen Stämme der heutigen zentralen mehr entwickelt sich seine Zuneigung zu einer ist dem, teilweise zum Schreien komischen Werk
In drei Abschnitte ist die Handlung aufgeteilt,
und nördlichen Mongolei und führte sie zum regelrechten Obsession. Doch seine rasende aufgrund seiner Intensität und Radikalität durch-
als da wären „Der Aufbruch“, „Die Abwesenheit“
Sieg gegen mehrere benachbarte Völker. Seine Eifersucht und Fantasien von Verrat und Betrug aus anzumerken. In „ICH HABE DEN ENGLISCHEN
und „Die Rückkehr“ und jeder einzelne bietet
Eroberungen waren von grandioser Natur und beginnen, ihre Beziehung zu bedrohen. Als KÖNIG BEDIENT“ existieren weder weiße Westen
dem interessierten, aktiv mit dem Film mitden-
nicht zuletzt dies hat ihm wohl seinen Ruf des Consuela ihn schließlich verlässt, ist Kepesh am tragende Gutmenschen, noch lässt er anhand der
kenden Zuschauer ein rießiges Arsenal an subtil
unbesiegbaren, rücksichtslos-brutalen Kriegs- Boden zerstört. Zwei Jahre später jedoch kehrt wunderbaren Off-Kommentare des Hauptakteurs
oder auch ganz direkt offenbarten Botschaften,
führers eingehandelt. Gerüchte und Mythen sie unvermittelt in sein Leben zurück, hat einen auch nur ein gutes Haar an Indoktrination von
die durchaus zum Nachdenken über sich selbst
ranken sich um seine Figur, so standen einer dringenden Wunsch, der alles verändern wird. Seiten staatlicher Exekutive bzw. Legislative. Und
anregen können und sollten. So heißt es an einer
mongolischen Legende nach am Anfang des Der Spanierin ISABEL COIXET (PARIS, JE T´AIME) doch schimmert unter all dem niederträchtigen
Stelle im Film: >>Weißt du, was das ekelhafte am
Stammbaums von Dschingis Khan (und damit ist, basierend auf dem Roman „DAS STERBEN- Geschehen immer ein Funken Anteilnahme am
Egoismus ist? Dass er oft moralisch ist.<< Es lohnt
aller Mongolen) ein Wolf und eine Hirschkuh, die DE TIER“ von PHILIP ROTH, in Zusammenarbeit Schicksal der Hauptfigur Jan Dite und der ihn Um-
sich sicherlich, einen oder gar mehrere Gedanken
sich nahe dem heiligen Berg „Burchan Chaldun“ mit dem Drehbuchautor NICHOLAS MEYER, ein gebenden durch. Darsteller IVAN BARNEV trägt
an dieses Zitat zu verlieren, genauso wie über
am Ufer des dort entspringenden „Onon“ nieder- tiefgründiges, warmherziges und nicht zuletzt durch seinen spitzbübisch-frechen Ausdruck viel
den Rest des amüsanten Musical-Highlights. Die
ließen. In deutschen Breitengraden wird seine Le- intellektuell forderndes Drama über Sehnsucht, dazu bei und war definitiv die richtige Wahl, wie
einzelnen Figuren wissen erfrischend luzid, sich
gende allerdings durch die Existenz einer zusam- Verlangen, bittere Einsichten und daraus ent- auch der Rest der Besetzung. JIRÍ MENZEL über
ihres eigenen Schicksals ob ihrer emotionalen
mengecasteten Band namens „Dschingis Khan“ springende Katharsis der Involvierten gelungen. sein Werk: >>Der Mensch ist erst dann schlecht,
Verwicklungen bewusst, mit diversen Höhe- und
und ihrem gleichnamigen Ohrwurm, anhand Neben BEN KINGSLEY und PENÉLOPE CRUZ agie- wenn er schlecht handelt, aber nicht, wenn er einer
Tiefpunkten umzugehen und verleihen dem
welchem Ralph Siegel 1979 den vierten Platz des ren DENNIS HOPPER, PATRICIA CLARKSON, PETER irrigen Theorie verfällt. Das ist meine Erfahrung. Wir
musikalischen Film aufgrund ihrer erfrischend
„Eurovision Song Contest“ einheimsen konnte, SARSGAARD und DEBORAH „BLONDIE“ KERR auf sind doch alle mehr oder weniger Opportunisten,
ironischen Attitüde die nötige Leichtigkeit. Nicht
verwässert. Der tote Krieger wäre im Grab rotiert, höchstem Niveau, verleihen allen Involvierten deshalb klage ich auch nicht an.<< So kritisiert der

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zuletzt die, auf hohem Nievau vorgetragenen darin, das Action-Publikum zu seinem Recht kom- dem, von der gebürtigen Kenianerin GURINDER man in ihr doch gar ein Sinnbild des schizophre-
Gesangseinlagen wissen zu unterhalten und zu men zu lassen, also reine Unterhaltung zu liefern, CHADHA (KICK IT LIKE BECKHAM) routiniert in nen gesellschaftlichen Standes des ältesten Ge-
verzaubern, gleichermaßen. In keinster Weise ohne dabei auf Momente mit schwerwiegenden Szene gesetzten, 100minütigen Film keinesfalls werbes der Welt sehen. Im Sinne des Stilbruchs
wirken diese aufgesetzt oder allzu delegiert, son- persönlichen Konflikten oder die Widersprüche der zu unterstellen. Ganz im Gegenteil, weiß er doch wird der Gang, welcher die sechs Schlafzimmer
dern versprühen jugendlichen, aber keinesfalls Figuren zu verzichten. Er bringt beides unter einen durch seine realitätsnahe und gleichsam karikie- und ihre Gemeinschaftsküche verbindet, sowohl
naiven Charme! Dieser intelligente Seelenstreich- Hut, ohne Kompromisse einzugehen.<< Diese Er- rende Attitüde sowohl zu unterhalten wie auch von altbacken wirkenden Orientteppichen als
ler von Film lässt seine Zuschauer wunderbar barmungslosigkeit denkt der gebürtige Londo- Anstoß zu persönlicher Reflektion zu bieten. Die, auch einer, durchgehend farblich variierenden,
luftig-locker über die niedersten Instinkte des ner auch in solchen Momenten bis zum bitteren teils stark überzeichnete Komik ist sicher nichts futuristischen Neonbeleuchtung ausgeschmückt.
Menschen lachen, bei den tragischen und auch Ende, in denen ein gewisser JOEL SCHUMACHER, für humoristische Feinfühler, höchstwahrschein- Die kleinen Kuriositäten am Rande, als da un-
schönen Momenten mitfiebern und ist dabei je- welcher die kitschigen Knalltüten „BATMAN FO- lich aber ein Gaumenschmaus für Liebhaber lau- ter anderem der „Bruder Jakob“-Klingelton des
derzeit ganz nah an der Realität, selbst wenn sich REVER“ (inoffizieller Teil 3) und „BATMAN & RO- ter Töne. Der rockige Soundtrack letztlich weiß Bordell-Telefons wäre, welcher ständig präsent
die Darsteller in Gesangseinlagen verlieren. Das BIN“ (inoffizieller Teil 4) verbrochen hat, sicherlich diesem britischen Ausnahme-Jugendfilm seinen durch die Luft schwirrt, sowie auch der äußerst
Allroundtalent CHRISTOPHE HONORÉ (MA MÉRE) die Tränen- oder Zynismusnotbremse gezogen finalen ungeschliffenen Schliff zu verpassen. Dies nüchterne Einblick in ihren abwechslungsreichen
zeichnet sowohl für Regie wie auch Drehbuch und selbst ein TIM BURTON (Regisseur von „BAT- alles bleibt selbtredend im Rahmen, handelt es Arbeitsalltag, dürften Anregung genug sein, um
verantwortlich und lässt filmisch-musikalisch die MAN“ und „BATMAN RETURNS“, Teil 1 und 2 also) sich doch um eine, vor allem auf Zuschauer jün- sich als Kinobesucher einmal tiefergehend und
Funken nur so sprühen. Wer sich sein Hirn lieber relativiert und verkitscht hätte. Jene arbeiteten geren Alters zugeschnittene Komödie. Das ganze sehr intim mit dem auseinander zu setzen, was in
von zerstreuenderer Materie wegballern lassen allerdings auch nicht nach eigenem Drehbuch ist also alles in allem ein recht harmloses, wenn unserer Gesellschaft immer noch verspottet und
will, kann sich auch einfach „MAMMA MIA!“ rein- und hatten somit etwas weniger persönliche auch vor Ironie versprühendes, abgeklärtes Ver- angespiehn wird. Zur gleichen Zeit aber ist eine
ziehen. Ich werde mir dies definitiv ersparen und Möglichkeiten. CHRISTOPHER NOLAN, dessen gnügen. Wer nach einem Kinder/Jugendfilm mit Zivilisation ohne Prositution wohl kaum denkbar.
lieber dem charmanten Franzosen einen zweiten Bruder JONATHAN (bei „THE DARK KNIGHT“) und Charme und Tiefgang sucht, der sei mit „FRON- Solange dieser Zwiespalt herrscht, werden Lady
Kinobesuch abstatten! (PD) DAVID S. GOYER trugen anhand der selbst ver- TALKNUTSCHEN“ bestens beraten! Eins muss ich Tara, Nadine, Linda und Cindy, allesamt ganz nor-
fassten Drehbücher ihrer letzten beiden Filme unbedingt noch loswerden: Angus, ich will ein male Frauen von nebenan, weiterhin Arbeit ha-
die Dunkelheit zurück nach Gotham City, von Kind von dir! Und wenn das schon nicht möglich ben, eine gut bezahlte, wenn auch nicht immer
„The Dark Knight“ wo sie vorher von SCHUMACHER vertrieben wor- ist, dann hätte ich zumindest gerne eines der „An- ganz einfache. Aber seht selbst! (PD)
Kinostart: 21.08.2008 den war. Wie sagt der Joker an einer Stelle doch gus Rules“ T-Shirts, welches Robbie am Ende des
so schön? >>Das Chaos ist fair!<<, wer mehr als Films trägt. Daumen hoch! (PD)
einen oder zwei Gedanken im Kontext zum Film
„Wolke 9“
daran verschwendet, wird ihm vielleicht recht Kinostart: 04.09.2008
geben. Die 152 Minuten Laufzeit bescheren den
„Five Sexrooms Und
Kinobetreibern 1-2 Euro Überlängenaufpreis pro Eine Küche“
Besucher zusätzlich in der Kasse und dem Zu- Kinostart: 28.08.2008
schauer Zweifel ob seines Zeitempfindens. Für
mich war der Film jedenfalls gefühlte 90 Minuten
lang und das, obgleich ich mitnichten ein Freund
von Comicverfilmungen bin. Der Fledermaus-
mann ist halt doch von etwas anderem Kaliber als
Super- oder Spiderman und hat sich dank seines
Gegenspielers Joker einen Platz in meinem Herz
erkämpft. >>Manchen Menschen sind logische
>>Entweder stirbt man als Held...oder man lebt so Motive, wie etwa Geld, absolut fremd. Man kann
lange, bis man selbst zum Bösewicht wird.<< sie weder kaufen, einschüchtern, durch Argumente
Ein neuer Batman ist geboren! Oder ist es etwa überzeugen noch mit ihnen verhandeln. Manche
nicht der Fledermausmann, der hier den Ton an- Menschen wollen einfach zusehen, wie die Welt in
gibt? Ist es gar sein Gegenspieler Joker, der sich Inge geht auf die 70 zu, aber fühlt sich wie 17. Sie
Flammen aufgeht.<< Ja, manche Menschen wol-
selbst wieder und wieder in den Schatten stellt? hat sich verliebt. Karl wird bald 80. Es ist Leiden-
len das! (PD)
Ich tendiere zu letzterem, und zwar mitnich- schaft. Es ist Sex. Dass ihr das noch einmal pas-
Das horizontale Gewerbe ist eines der vielschich- siert, hätte sie nicht gedacht. Inge ist mit Werner
ten aufgrund des Todes HEATH LEDGERs! Aber
erstmal zum Inhalt: Unterstützt von Leuitenant „Angus, Thongs And Perfect tigsten, in sich selbst konträrsten der Welt. In verheiratet. Seit 30 Jahren. Sie liebt ihren Mann.
kaum einem anderen Beruf findet man perver- Er war immer gut zu ihr. Liebe braucht Zeit. Die
Jim Gordon (GARY OLDMAN) und Staatsanwalt Snogging – Frontalknutschen” sestes Elend und Leid genauso wie Spaß an der haben alle drei nicht mehr. Nach der dokumen-
Harvey Dent (AARON ECKHART), setzt Batman
(CHRISTIAN BALE) sein Vorhaben fort, das Verbre-
Kinostart: 28.08.2008 Arbeit und absolute Hingabe. Kaum eine Profes- tarischen Beschäftigung mit real käuflicher Liebe,
sion wird in unserer Gesellschaft abgeurteilt und widmet sich ein weiteres deutsches Werk einem
chen in Gotham endgültig zu zerschlagen. Doch
dringendst benötigt gleichermaßen, eine wahre heißen Thema, diesmal in Form eines Spielfilms
das schlagkräftige Dreiergespann sieht sich bald
Hass-Liebe also. „FIVE SEXROOMS UND EINE KÜ- bezüglich der Sexualität im Alter. Regisseur AN-
einem genialen, immer mächtiger werdenden
CHE“ besucht das Wohnungsbordell von ein paar DREAS DRESEN (HALBE TREPPE, SOMMER VORM
Kriminellen gegenüber gestellt, der als Joker
Vollblutweibern, welche mit ihren „Liebesdien- BALKON) zu seinem aktuellen Werk: >>“Cloud 9“
(HEATH LEDGER) bekannt ist. Er stürzt Gotham
sten“ völlig offen und selbstbewusst umgehen, ist das englische Idiom für unseren siebten Himmel.
in ein anarchisches Chaos und zwingt den dunk-
andernfalls hätten sie sich sicher nicht für diese Ich bin darauf zum ersten mal in einem meiner
len Ritter immer näher an die Grenze zwischen
Dokumentation gewinnen lassen. Ohne jegli- Lieblingssongs von John Lennon, „Nobody Loves
Gerechtigkeit und Rache. Die Geschichte ist
chen Off-Kommentar gönnt EVA C. HELDMANN You“ vom „Walls And Bridges“-Album, gestoßen. Ins
dramaturgisch überzeugend wie unterhaltsam
(FREMD GEHEN. GESPRÄCHE MIT MEINER FREUN- Deutsche übertragen bekommt es ja noch eine ganz
ausgearbeitet und optisch-technisch selbstre-
DIN), für Regie und Drehbuch zuständig, ihrem andere Bedeutung: Noch größere Gefühle, noch hö-
dend überwältigend. Vergleicht man die, 1992
Publikum einen unverfälschten, äußerst puri- her fliegen – was immer beinhaltet, dass man auch
realisierte Comicverfilmung „THE CROW“ bzw.
stischen Blick auf die Befindlichkeiten und das tiefer fallen kann.<< Dem gebürtigen Geraner ist
deren Hauptfigur Eric Draven mit „THE DARK
Miteinander der einzelnen Huren. Lady Tara, die ein realistisches, kompromissloses Abbild einer
KNIGHT“ bzw. Joker, so werden signifikante Ähn-
Die Gedankengänge der Filmverleih-Mitarbeiter kluge, reflektierte Domina ist die Betreiberin des Liebe am Rande gesellschaftlicher Akzeptanz
lichkeiten offenbar. Zum einen wäre da natürlich
vom britischen Originaltitel „ANGUS, THONGS Bordells. Drei weitere Frauen arbeiten mit ihr. Na- geglückt, ohne auf deren Konventionen Rück-
der Tod der, die jeweiligen Rollen verkörpernden
AND PERFECT SNOGGING“ hin zum deutschen dine ist verliebt in einen Tunesier, welcher durch sicht zu nehmen. In Zeiten des Jugendwahns, der
Schauspieler, zu nennen, aber wollen wir es uns
Pendant „FRONTALKNUTSCHEN“ hätte ich doch seine finanziellen Forderungen die Reinheit ihrer großen Todesflucht, ist es sicherlich gewagt, in
auf unterstem Regenbogenpresseniveau nicht
allzu gerne mitverfolgt, letzten Endes sind beide Gefühle boykottiert und sie folgerichtig stark ins einem künstlerischen Rahmen wie dem Kino le-
zu gemütlich machen. Zum anderen gehen bei-
Titel aussagekräftig und passen zum Film. Geor- Grübeln bringt. Tina ist eine erfahrene, liebevolle bende, liebende und sexuell aktive Menschen zu
de mit ähnlichem lapidar-dahingeschissenem
gia (GEORGIA GROOME) lebt zusammen mit ihrer Prostituierte und die dritte im Bunde. Auf Cindy, portraitieren, die keiner Kosmetikwerbung enst-
Lausbubencharme und fatalistisch-selbstzer-
lebhaften Familie, zu der neben den, in ihren die Anfängerin und auch die Jüngste im Bordell, prungen sein könnten, noch nicht einmal mehr
störerischem Pathos ans Werk. Desweiteren
Augen etwas peinlichen Eltern und der kleinen sind die Kolleginnen zuweilen eifersüchtig. Der in der ach so geprießenen „Mitte des Lebens“ ste-
sind sowohl „der Krähenmann“ als auch Joker
Schwester Connie (KAREN TAYLOR) auch ein tem- deutsche Film fungiert als Ventil für die Überzeu- hen. DRESEN, welcher zusammen mit JÖRG HAU-
Vogelfreie, welche weder etwas zu verlieren
peramentvoller, höchst eigensinniger Kater na- gungen der, dem Springer-Verlag anhand ihres SCHILD, LAILA SCHIELER und CONNY ZIESCHE
haben, noch auf irgendwen, der um ihren Tod
mens Angus gehört, welcher so einiges über sich Lesekonsums von sowohl „Bild“, als auch „Bild der am Drebuch werkelte, sieht auch dann nicht weg,
trauern würde, Rücksicht nehmen müssen. Eine
ergehen lassen muss. Die pubertierende 14jäh- Wissenschaft“ in die Hände wirtschaftenden Da- wenn sich nackte Körper in sexueller Erregung
gute Comicverfilmung benötigt einen moralisch
rige hat noch nie einen Jungen geküsst und ge- men. Jene vertreiben sich ihre Pausen auch ger- begegnen. >>Ich wollte keine verschämten Sexsze-
unangreifbaren Rächer oder aber einen völlig a-
hört damit zu einer Minorität in heutigen Zeiten. ne mit Videospielen, dem Konsum eines Buches nen, denn ich hasse es, wenn jene in Filmen irgend-
moralischen Charakter, wenn sie eine etwas tief-
Sie ist zu allem bereit, um diesem beschämenden oder dem gemütlichen Tratsch untereinander. wie so allgemein und verschwiemelt daherkom-
gründigere Geschichte als nur den erfolgreichen
Zustand ein Ende zu bereiten. Zusammen mit Dieser ist für den Zuschauer wunderbar offen- men. Keine Umwege, keine verschämten Szenen,
Kampf gegen das Böse erzählen möchte. „THE
ihrer besten Freundin Jas (ELEANOR TOMLIN- herzig und amüsant zu goutieren, nehmen die stattdessen volles Tageslicht, das war von Anfang
DARK KNIGHT“, welcher selbstredend mit den
SON) tritt sie den Kampf gegen die Ignoranz der redegewandten „Freudenmädchen“, allen voran an klar.<< Neben der offensiven Körperlichkeit,
von BOB KANE ins Leben gerufenen Charakteren
Männewelt und ihren eigenen Hormonhaus- Lady Tara, doch kein Blatt vor den Mund. >>Im- die jedoch zu keiner Zeit aufgesetzt oder gar
hantiert, gelingt dies spielerisch, und zwar allein
halt an. Rasierte Augenbrauen, Selbstbräuner mer diese prüden Damen...in der Disco nach 2 Cola- exhibitionistisch wirkt und vielleicht gerade auf-
anhand der Figur des Jokers, der so einiges von
und Kusslektionen sollen ihr Erfolg bei Robbie Whiskey vögeln die alles!<<, entschlüpft es unter grund dessen recht unterschiedliche Reaktionen
sich gibt, was den Zuschauer zum Nachdenken
(AARON JOHNSON) bescheren, dem Sexgott anderem ihrem Mund, sowie auch eine reflektier- im Publikum hervorrufen dürfte, bietet „WOLKE
bringen sollte, sofern er es denn möchte. Genau
der Schule. Der ist leider mit der Vorzeige-Zicke te Meinung in Bezug auf die Prekarisierung ihres 9“ noch einiges mehr. Wunderschöne Naturauf-
hier sind wir am Scheidepunkt angelangt, weiß
Lindsay (KIMBERLEY NIXON) zusammen und Gewerbes von Seiten des Staates: >>Manche nahmen, so prachtvoll wie mehrdeutig, wirken
der inoffiziell sechste Batman-Film, genauso wie
schenkt Georgia erst die von ihr heiß ersehnte Frauen sind auch in ihrer Ehe unglücklich, deshalb beschaulich auf den Zuschauer und schenken
sein, ebenfalls von CHRISTOPHER NOLAN ge-
und erkämpfte Aufmerksamkeit, als diese fälsch- wird diese auch nicht gleich abgeschafft.<< Man ihm neben all der Dramatik die Möglichkeit, seine
drehter, direkter Vorgänger „BATMAN BEGINS“,
licherweise vorgibt, ihr Kater Angus sei entlaufen. möchte meinen, die Kamera würde von einem eigenen Gedanken spielen zu lassen. Alte Bäume
mehr im Zuschauer zu eruieren, als Spaß am Spaß
Die Suche im Park endet mit einer wilden Verfol- Schuhfetischisten geführt, hält sie doch immer im Wind stellen nur eines der vielen Sinnbilder
auf der Leinwand. Nein, Batman befindet sich in
gungsjagd des Katers...und zwar auf einen Hund. und immer wieder auf die gefährlich und un- filmisch-innovativen Ideenreichtums dar. Die,
einer tiefen Schaffenskrise, an deren stahlharten
Besonders die skurrilen Einfälle am Rande sind bequem wirkenden Stöckelschuhe der Damen. gänzlich ohne unterstützende Filmmusik aus-
Schale nur noch ein Vollblutanarchist wie Joker
es, die „FRONTALKNUTSCHEN“, basierend auf den Daneben fängt sie auch allerhand anderes, auf kommende, 98minütige Charakterstudie glänzt
etwas ändern kann. Gut und Böse, dass scheint
Büchern von LOUISE RENNISON, zu einem rund- den ersten Blick nebensächliches ein, das zum durch Tiefgang und unbedingte Anteilnahme am
auf der Leinwand zu verschmelzen, sich inein-
um gelungenen Kinoereignis machen, für Groß Grinsen oder Staunen animiert. Eines durchzieht Leben, der Lust und den sich daraus ergebenden
ander aufzulösen und genau das ist es, was „THE
genauso wie für Klein. Als zweites Gütesiegel sei den gesamten Film: die Selbstverständlichkeit dramatischen Verstrickungen ihrer Figuren. Der
DARK KNIGHT“ so universal gut macht. Nicht nur
die teils zotige, durchgehend spitzbübische Aus- und Routine, mit welcher die vier ihre Arbeit Mensch altert und wächst im günstigsten Falle an
der Genre- oder Comicfan wird sich entzückt im
strahlung der Hauptakteurin GEORGIA GROOME betrachten und angehen. Äußerst erfrischend sich selbst im Laufe seines Lebens, ein über allem
Kinosessel winden ob der perfekt durchstylten
zu erwähnen, führt diese uns doch keck durch wirken diverse, experimentelle Einstellungen stehender, rein rational-vernünftiger Geist wird
Actionsequenzen, die durchgehend, mit coolen
den gesamten Film und lässt uns auf ehrliche, wie die Überlagerung des Stillebens im Gang der jedoch auch nach 90 Jahren Lebenserfahrung
Sprüchen gepfeffert, von glorreichen Heldenta-
bodenständige Art und Weise an ihrem turbulen- Bordellwohnung mit der Tonspur einer „Freier- kaum im Menschen wohnen. Dies offenbart der
ten träumen lassen. Auch dem Kino-“Denker“ hat
ten Leben und innerseelischen Konflikten teil ha- Abfertigung“. Allein schon die Ausstattung der deutsche Film auf wunderbar eingängige Weise,
dieses düstere Juwel einiges zu bieten. So CHRI-
ben. Kitsch, Verklärung oder gar Zerstreuung ist Räumlichkeiten regt zum Schmunzeln an, könnte immer ganz nah bei den nachvollziehbar darge-
STIAN BALE: >>CHRIS´ große Begabung besteht

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stellten Seelenzuständen seiner Akteure verwei- Strecken etwas kalt, sei es die Inszenierung, die rasante Schnitte und wilde körperliche Auseinan- die eigentlich recht sachliche Feststellung, ging
lend. Obendrauf schenkt das realistische Drama sich nur allzu gerne in plumpem, zynischem Ni- dersetzungen, vorgetragen von einer durchaus es ihr hierbei doch um den bald eintreffenden
Momente, die auch den jüngeren Kinobesucher hilismus entlädt, oder auch die emotionalen Ver- glaubwürig agierenden Schauspielerriege. Kei- körperlichen Tod der Menschen, metaphysich für
ob seines eigenen Liebeslebens und seines per- wicklungen des Hauptcharakters. Jener vermag nesfalls will ich den Film zu etwas tiefgründige- sich zu nutzen weiß. Derlei Momente hat „B.A.D.“
sönlichen Umgangs mit Leidenschaft und zwi- zwar ironisch-sarkastisch die Geschichte um die rem stilisieren, als er ist, schlussendlich bekommt (haha) einige zu bieten. Wer mir jetzt noch verra-
schenmenschlicher Fairness ins Grübeln bringen Bewusstwerdung eines Verlierers, anfangs völlig der Zuschauer hier eine Actiongranate geboten, ten kann und möchte, welch satanisches Symbol
können und sollten. In einigen Dingen haben die apathisch und resigniert im gleichmütigen Strom verfeinert mit ein wenig hintergründigem Char- VIN DIESELs Hals ziert, der bekommt einen Lolli
alternden Liebenden ihren nachfolgenden Gene- gesellschaftlicher Agonie schwimmend, zu er- me und leise anklingender Gesellschaftskritik, oder wahlweise ein Bier von mir spendiert (rich-
rationen einiges an Gelassenheit und Weitsicht zählen, jedoch den Zuschauer nicht emotional für die er dem erwachsenen Chance-Darsteller tige Lösung bitte an: pro.dep@ablaze-magazin.
voraus. Logisch ist, dass, wer dem Tod näher als zu fesseln. Seis drum, wer feingeistige Dramatik und außerdem als Drehbuchautor des Films fun- de)! Den deutschen Starttermin auf den sagen-
der Geburt steht, zweimal über den Sinn einer und tiefe Seelendarstellungen erwartet, besucht gierenden RICK YUME zu danken hat. Es ist und umwobenen 11. September zu legen, ist ein ge-
bösartigen Auseinandersetzung mit seinem Part- von Vornherein einen Kinosaal mit anderweitiger bleibt nichtsdestotrotz ein Actionfilm für Gen- schickter Schachzug vom Verleiher Concorde, der
ner nachdenken wird. Dass dies jedoch kein Ga- Zelluloid-Bestrahlung, sicher nicht eine Comic- refans, alle anderen würden sich streckenweise „BABYLON A.D.“ zusätzlich Zuschauer einbringen
rant für ein immer ausgeglichenes Gemüt und of- Adaption namens „Wanted“. Und doch bleibt wahrscheinlich doch recht langweilen. (PD) dürfte. KASSOVITZs Antwort auf die Frage, ob er
ferierten Frieden untereinander ist, hat ANDREAS ein fader Nachgeschmack, besonders was die mit seinem Werk zufrieden sei, lautet: >>Doch,
DRESEN ebenfalls über die Leinwand transpor- Gewaltverherrlichung bzw. -verharmlosung in das bin ich.<< Ich auch! (PD)
tiert. >>Davon handelt schließlich der Film, er wei- Bezug auf Tiere anbelangt, werden jene doch auf
„Babylon A.D.“
tet sich zur Tragödie. Es gibt doch diese Suche nach das Niveau von Plastiksprengstoff reduziert...und Kinostart: 11.09.2008
dem Irrationalen in uns, nach dem Schicksalhaften. folgerichtig auch demenstprechender Behand-
„The Love Guru“
„WOLKE 9“ ist ein Film darüber, dass man sich nie zu lung unterzogen. Dies kann jedoch nicht darüber Kinostart: 02.10.2008
sicher fühlen sollte.<< Wer sein Hirn im Kino nicht hinweg täuschen kann, dass der Hollywood-
komplett ausschaltet, dürfte dies und so manch Streifen Popcorn-Unterhaltung der Extraklasse
anderes erhellendes entdecken. Wollen wir un- ist, beim bevorzugt jugendlichen Publikum, auf
sere Vorfahren ehren, den Alten Anstand und das er zugeschnitten ist, höchstwahrscheinlich
Aufrichtigkeit entgegen bringen, so dürfen wir gar Begeisterungsausbrüche auslösen wird. Allen
eines niemals tun: Ihre Sexualität negieren. Wir Freunden von stilistisch ausgefeilten Schieße-
selbst werden einst am eigenen, gealterten Leibe reien, kompromissloser Darstellung von Gewalt,
erfahren, wieviel Leben, wieviel Energie noch in gibt es doch auch einige sehr gorige Szene zu
uns stecken wird. (PD) bewundern, wortwitzigen Dialogen und allüber-
greifender Coolness sei „WANTED“ ironischerwei-
se wärmstens empfohlen! Das Ende zwinkert uns
„Wanted“ entgegen: >>Six weeks ago, I was ordinary and
Kinostart: 04.09.2008 pathetic...Just like you!<< (PD) In nicht allzu ferner Zukunft erhält Toorop (VIN
DIESEL), ein desillusionierter Söldner, von der
osteuropäischen Mafia den Spezialauftrag, eine Guru Pitka (MIKE MEYERS) ist mit unendlicher
„The 5th Commandment – Du geheimnisvolle junge Frau namens Aurora (MÉ- Weisheit gesegnet, im internationalen Erleuch-
Sollst Nicht Töten“ LANIE THIERRY) aus den Weiten Russlands sicher tungsgeschäft aber nur die Nummer 2. Gerade
nach New York zu geleiten und sie dort einer recht kommt da der Auftrag von Jane (JESSICA
Kinostart: 04.09.2008 mächtigen religiösen Organisation zu überstellen ALBA), der Besitzerin eines Eishockey-Teams.
– was nach einem einfachen Job klingt, entpuppt Wenn das Team noch den Pokal gewinnen will,
sich als lebensgefährlicher Höllenritt. Wie üblich, braucht es den 100prozentigen Einsatz ihres
ist es auch diesmal nicht Toorops Art, den Auftrag besten Spielers Darren (ROMANY MALCO). Doch
zu hinterfragen oder moralische Bedenken anzu- der kriegt keinen Schlittschuh mehr vor den
melden. Für ihn muss nur die Höhe des Honorars anderen, seit seine Frau mit Jacques „Le Coq“
stimmen, dann ist er bereits, jeden Job zu erle- Grande (JUSTIN TIMBERLAKE) durchgebrannt ist.
digen. Was der Mafia-Boss Gorsky, von GÉRARD Jetzt kann Guru Pitka beweisen, wie viel er wirk-
DEPARDIEU zum Wegwerfen komisch in Szene lich von Wahrheit, Freude und Liebe versteht.
>>Schaf oder Wolf - Wähle dein Schicksal<<, so gesetzt, ihm anbietet, ist sicherlich mehr wert als Oder auch nicht. 16 Jahre ist es her, dass MIKE
lautet der Untertitel dieses Shootout-Actioners jede, noch so reich sprudelnde Einnahmequel- MYERS, der bereits mit jeweils einem eigenen
und, abgesehen von dessen Plakativität, ist er le: Ein neues Leben in Amerika, eine Existenz, Stern auf dem „Walk Of Fame“ in Kanada sowie
durchaus gut gewählt. Basierend auf MARK MIL- mit der er seine rohe, gesetzlose Vergangenheit Hollywood geehrt wurde, in „WAYNE´S WORLD“
LARs revolutionären „Graphic Novels“ gibt der endgültig hinter sich lassen kann. Der Regisseur seinen Durchbruch feierte. Der wohl mitunter
Russe TIMUR BEKMEMBETOV (WÄCHTER DER MATHIEU KASSOVITZ (HASS, DIE PURPURNEN blödeligste Vollblutkomiker des Filmbusiness hat
Der Kinostar-Verleih hat sich erneut auf dünnes
NACHT, WÄCHTER DES TAGES) sein Hollywoodde- FLÜSSE): >>Der Titel „BABYLON A.D.“ steht für das in der Zwischenzeit fleißig Agentenparodien ge-
Eis gewagt und beschert uns mit „THE 5TH COM-
büt. Der 25jährige Wesley Gibson (JAMES MCA- babylonische Zeitalter und jene Stadt, die als Hort dreht, dem animierten Antihelden „SHREK“ seine
MANDMENT – DU SOLLST NICHT TÖTEN“ einen
VOY) ist ein Klischee-Loser, wie er im Buche steht. der Sünde und Dekadenz galt. Außerdem konnte Stimme geliehen und wohl auch ansonsten jede
Genrekracher, der sich gewaschen hat ! Action
Zwischen seiner stressigen Arbeit, weil ständig ich mit den Initialen das schöne Logo „B.A.D.“ ge- Menge Unfug getrieben. 2008 meldet er sich mit
lautet das Gesetz der Stunde und das wird völlig
von der bösartig mobbenden Chefin umgeben, stalten, haha.<< Was der Titel verspricht, hält der „THE LOVE GURU“ zurück, sozusagen in geheimer
puristisch und zweifelsfrei kompromisslos durch-
einem desolaten Prviatleben, weil von keinem Film tatsächlich, gibt es doch einiges mehr an Missionarstellung, laut „Ohhhhhm“ vor sich hin-
gezogen. Soll heißen, wer irgendetwas anderes
ihn liebenden Menschen umgeben, nicht einmal Hintergründigem zwischen den Zeilen zu lesen murmelnd. Und das ist für den geneigten Sym-
als krachende Schläge, knallende Schusswaffen,
sich selbst, und im Grunde bereits längst in Ka- bzw. in den Film hinein zu interpretieren. Der Au- patisanten des, im kanadischen Scarborough (wo
harte Kerle, hübsche Mädels und den allumwe-
pitulation übergegangenem Grundtenor seiner tor der Buchvorlage, MAURICE G. DANTEC, hatte übrigens ein „Mike Myers Drive“ existiert) gebore-
henden Kampf um Gerechtigkeit erwartet, nennt
Seele dümpelt er apathisch durch seine Exitenz. nach eigener Aussage >>grenzenloses Vertrau- nen Produzenten, sowie, in Zusammenarbeit mit
sich möglicherweise bibeltreuer Christ (siehe
Er fühlt sich als Nichts, als ein Niemand, umringt en<< in die Vision und Arbeit des Regisseurs und GRAHAM GORDY, Drehbuchautors dieses Films,
Filmtitel!) und/oder ist definitiv auf dem falschen
von lauter heller scheinenden Lichtern als er es ließ ihm alle Freiheiten. Es hat sich ausgezahlt, erneut ein Angriff auf die Lachmuskeln. Wie ge-
Dampfer! Bei einer Schießerei mit dem Killer der
ist. Mit seinem Leben hat er bereits so gut wie ist dem Franzosen, der zahlreiche Änderungen sagt, WENN man seine Art und Weise mag, an-
Drogenmafia „Z“ (ROGER YUAN) kommen die
abgeschlossen. Als eines Tages aus heiterem vornahm und den Film nur noch als auf dem sonsten wird man sich wohl zu Tode langweilen
Eltern des kleinen Chance (als Kind: BOO BOO
Himmel die ebenso sinnliche wie mysteriöse Fox Buch basierend bezeichnen möchte, doch ein oder gar schlimmeres. Der eigenwillige Humor,
STEWART) ums Leben. Der Auftragskiller Max
(ANGELINA JOLIE) in einem Supermarkt neben vielschichtiges, intelligentes und nichtsdesto- sein unbarmherziger Hang zur Extremstblödelei
Templeton (KEITH DAVID) nimmt den kleinen
ihm steht und ihm erklärt, er sei der Sohn einer, trotz äußerst schillerndes, unterhaltsames Werk und subtil mitschwingende Lausbuben-Charme
Waisenjungen bei sich und seinem Sohn Miles
am Tag zuvor ermordeten Killerlegende, ist das geglückt. Dazu trägt vor allem eine sehr wendi- erzeugen im Zuschauer Zuneigung oder Hass,
(BOKEEM WOODBINE) auf. Im Laufe der Zeit bil-
der Auftakt zu einem Crashkurs in Sachen „All- ge, atmosphärisch-gleitende Kameraführung bei, dazwischen ist kaum etwas denkbar. Die Ge-
det er Chance ebenfalls zum Killer aus. Jahre spä-
tagskonfiguration“. Urplötzlich steht Wes nicht doch auch die Filmmusik weiß durch Atmosphä- schichte um Guru Pitka offeriert selbstredend
ter hat sich Miles Templeton, der Sohn von Max,
nur mitten in einem Kugelhagel, aus dem ihn re und Dichte zu gefallen. Dramaturgisch weiß einiges an „Verarsche-Potential“, so wird vom
zu einem der besten Bodyguards des Landes ge-
Fox gerade noch retten kann, sondern findet sich das Endzeitszenario zwischen beklemmendem Martial Arts-Kampfstreifen über laut-grellen Bol-
mausert und außerdem den Auftrag, die Sängerin
auch schon im Hauptquartier eines mächtigen Realismus und überschwenglicher Phantastik ge- lywood-SingSang bis hin zu sektistischen Esote-
Angel (DANIA RAMIREZ) in Bangkok zu beschüt-
Geheimbundes wieder, der es sich zur Aufgabe schickt zu pendeln, was den Zuschauer 101 Mi- rik-Selbsthilfegruppen wirklich nichts unversucht
zen. Doch der Killer, der auf Angel angesetzt wur-
gemacht hat, schlechte Menschen zu töten. AN- nuten lang bei Atem hält. Vordergründig werden gelassen, die vom Westen instrumentalisierten
de, ist hartnäckig – und ein alter Bekannter, „Z“!
GELINA JOLIE hatte keine allzu schwere Aufgabe, poppige Rhythmen a´la Hip Hop und Trance ge- Klischees fernöstlicher Hemisphäre durch den
Was sich nach einem 08/15-Actionplot anhört, ist
die da nämlich lautete, cool, cooler, am coolsten boten, doch auch ein SCHUBERT findet in „BABY- Kakao zu ziehen. Wer tiefgründig-investigativen
tatsächlich einer, allerdings einer der besseren,
gar zu agieren. Wunderschön natürlich ebenso, LON A.D.“ seinen berechtigten Platz. Die Rolle der Humor erwartet, wird sicherlich enttäuscht sein,
was dem Film letztlich, neben der ehrenwerten
aber das ist für die Ehefrau von BRAD PITT, mit Aurora wird von der wunderschönen, trotz ihrer aber das würde bei „THE LOVE GURU“ wohl auch
Einstellung des Verleihs, auch weniger erfolgver-
welchem sie fünf Kinder groß zieht, ein Klacks. 1,60 m Körpergröße höchst erfolgreich als Model niemand tun. Insofern bleiben die MYERS-Fans
sprechenden Werken eine Chance auf deutschen
Auch von den anderen Darstellern ist keine gro- arbeitenden MÉLANIE THIERRY eindrücklich ver- unter sich und können geifernd und Popcorn
Leinwänden zu geben und den Genrefan zu er-
ße charakterliche Darstellung gefragt, dümpeln körpert, genügt es doch völlig, sie anzusehen, um kauend eine Blödelei nach der anderen abfeiern.
freuen, wohl den Weg ins Kino geebnet hat. Die
die Figuren doch im eher eindimensionalen sich verzaubert in ferne Galaxien tragen zu las- Regisseur MARCO SCHNABEL (AUSTIN POWERS
Figur der Popsängerin Angel etwa fungiert nicht
Bereich vor sich hin, fungieren vordergründig sen. Besetzungstechnisch wurde hier sowieso al- IN GOLDMEMBER) hat bereits Erfahrung im rich-
nur als optische Augenweide, sondern kritisiert
als Anheizer der Action, weniger dienen sie der les richtig gemacht. VIN DIESEL überzeugt als die tigen Umgang mit dem Komiker und dessen Po-
anhand ihrer, sich äußerst dramatisch potenzie-
Entwicklung einer Geschichte. Jene ist durchaus obercoole Sau, die er schon immer war, die Asia- tential und beweist auch mit seinem neuen Film
renden Verwicklungen mit der korrupten, geld-
von Simplizität geprägt, auch wenn die Drama- tin MICHELLE YEOH, welche KASSOVITZ als die ein Händchen für Timing und Optik. Jeder JUSTIN
gierigen Plattenindustrie auch ganz offen die
turgie mit einigen überraschenden Wendungen >>schönste Frau der Welt<< bezeichnet, brilliert TIMBERLAKE-Hasser sollte der us-amerikanischen
Mechanismen gewissenloser Wirtschaftspolitik.
aufzuwarten weiß, vor allem gegen Ende hin. als anfangs etwas verklemmte, im Laufe der Dra- Komödie allein schon aufgrund dessen CÉLINE
Der Film hat zwischen den körpergestählten
Die Effekte machen dort weiter, wo „THE MATRIX“ matik jedoch kämpferisch aufblühende Kloster- DION-Gesangseinlagen, fast mehr aber noch we-
Kampf-Zeilen jedoch noch etwas mehr zu bieten.
aufhörte, ist der Großteil des Films doch am Com- schwester Rebecca und zuguterletzt schenkt die gen der prolligen Assi-Ausstattung, welche man
So wird auch das Spiel zwischen Heldentum und
puter entstanden. Neben der, mittlerweile allseits Rolle der Neolite Priestess, von einer unglaublich dem Armen optisch verpasst hat, eine Chance
Niedertracht auf mehreren Ebenen ausgetragen.
bekannten Zeitlupen-Shootouts gibt es auch genial-fiesen CHARLOTTE RAMPLING verkörpert, geben. Jene Momente sind tatsächlich ein Fest
>>Zum Zeitpunkt unserer Geburt gibt es noch kein
kleine, feine Ideen am Stil-Rande, wie das „Kur- dem Film sein I-Tüpfelchen. Neben den wohl- für die Lachmuskeln, im Ganzen betrachtet leidet
Gut und Böse...die Verhältnisse , in denen wir leben,
venschießen“, welches keine gerade Schusslinie proportionierten, einen Großteil des Werks aus- „THE LOVE GURU“ jedoch ein wenig an Einfalt.
haben einen Einfluss auf unser Handeln und am
mehr als Voraussetzung benötigt, zu entdecken. machenden Actionsequenzen, weiß die in sich So hätte man noch viele andere, frische Ideen
Ende ist ein jeder von uns für das verantwortlich,
Nimmt man das System „Ein Film – Ein Wort“ zur stimmige Apokalypse düstere Gemüter anhand einbringen können, als auf den wenigen, jedoch
was er in seinem Leben erreicht hat.<<, so der Re-
Hand, so gibt es kein Vorbeikommen an dem, von allerlei gesellschaftskritischem und philoso- grandios geglückten Pointen ewig herum zu
gisseur JESSE V. JOHNSON über sein Werk. Der
bereits ausgiebig erwähnten Anglizismus „cool“, phischem Augenzwinkern und rabenschwarzem reiten. Auf Dauer kann das ganze also durchaus
in Thailand gedrehte, von einem durchgängig
denn mir fiele keine Sekunde des 110minütigen Humor zu begeistern. So entfährt es der schönen etwas ermüdend wirken. Der eingefleischte Ver-
präsenten, hippen Soundtrack mit vor allem Hip
Werks ein, die jenes Adjektiv von sich weisen Aurora, vor einer Ansammlung aus zig Fern- ehrer des Komikers und Hauptdarstellers wird
Hop/R & B-Interpreten wie CASSIE oder HOOD-
könnte. Coole Action, coole Sprüche, coole sehgeräten sitzend, einmal: >>They´re all dead! jedoch gütig darüber hinweg sehen und sich
MAN untermalte „THE 5TH COMMANDMENT –
Menschen, coole Outfits, cooler Look des Films (Über.: Sie sind alle tot!)<<, was jedem Misanthro- dennoch wegschmeißen vor Entzücken. MYERS:
DU SOLLST NICHT TÖTEN“ packt diese Weisheit in
an sich. Was so cool ist, wirkt leider über große pen das Herz zum Glühen bringen sollte, wenn er >>Noch nie hatte ich bei einem Film so viel Vergnü-

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gen. Je häufiger ich das mache, desto stärker be- „Diary of the Dead“-DVD Gegenmittel für diese Mutation zu finden. In - ein Drehbuch, welches auf einer logisch nach-
greife ich, dass mir das Lachen des Publikums mehr seinem festungsartig ausgebauten Haus hat er vollziehbaren Geschichte aufbaut, gibt es nicht.
als alles andere auf der Welt bedeutet. Das ist meine Genius Entertainment ein unterirdisches Labor, wo er an Tieren und Da Neil Marshall sein Handwerk versteht, wird
Freude und Erfüllung.<< Ich für meinen Teil glau- eben auch an gefangenen Mutanten experi- dieser Umstand wohl beabsichtigt sein. Ihm geht
be ihm das aufs Wort, es schhhhwiiinnnnggggt mentiert. Doch alles scheint vergebens, die von es offensichtlich darum, den Zuschauer auf eine
jedenfalls auch 16 Jahre später noch ganz ange- Menschen erschaffene Seuche ist unheilbar. Nur 90-minütige, schädelspaltende und knochen-
nehm! (PD) wenige Menschen wie der Doktor sind von Natur brechende, Achterbahnfahrt der spektakulären
aus immun, und diese Menschen wurden von Unterhaltung mitnehmen zu wollen. Das ist ihm
den Mutanten ausgerottet. Aber der Doktor hat m.E. auch vortrefflich gelungen. Fans des Genre
„Das Fremde In Mir“ die Hoffnung nicht aufgegeben. Er sendet eine können bedenkenlos zuschauen: „Doomsday“ ist
Kinostart: 16.10.2008 Radionachricht in den Äther und wartet jeden Genuss ohne Reue! (VV)
Tag auf das Erscheinen gesunder Mitmenschen.
Nachdem die Mutanten seinen Hund getötet
haben, entschließt er sich zu sterben. Doch in
diesem Moment tauchen eine junge Frau und ihr
NOKTURNAL MORTUM
Sohn auf; sie erzählen von einer Kolonie gesun- „Live in Kattowitz“-DVD
der Menschen in den Bergen von Vermont. Der No Colours
George A. Romero hat ein weiteres und - aller Doktor hat just in diesem Augenblick auch das
Voraussicht nach – letztes Mal die Zombies auf Gegenmittel entdeckt! Er glaubt zwar nicht an die
die Menschheit gehetzt. Nachdem der vorletzte Existenz besagter Kolonie; aber als die Mutanten
Film in dieser Serie, „Land of the Dead“, die Ereig- sein Haus angreifen und es zum letzten Kampf
nisse in einer postapokalyptischen Welt, welche zwischen Mensch und Mutant kommt, übergibt
von den Zombies bereits verwüstet worden ist, er das Gegenmittel an seine Besucherin und er-
schilderte, kehrt Romero mit „Diary of the Dead“ möglicht ihr durch seinen Heldentod die Flucht
ganz an den Anfang zurück. Noch ist die Welt in in die real existierende Kolonie… Vorlage für das
Nach dem kontroversen JODIE FOSTER-Vehikel Ordnung, als eine Gruppe von Filmstudenten, Drehbuch ist der Roman „Ich bin Legende“ von
„DIE FREMDE IN MIR“ erhellt nun auch noch unter Anleitung ihres Professors, im nächtlichen Richard Matheson. Dieses Thema wurde bereits
„DAS FREMDE IN MIR“ deutsche Lichtspielhäuser. Wald einen Horrorfilm in klassischer „B-Movie“- in The Last Man on Earth, Der Omega-Mann und
Deutet der Titel des letzteren zwar ein Augen- Manier drehen wollen. Da erreichen sie die ersten I Am Omega verfilmt. „I am Legend“ hat sich die-
zwinkern in Richtung des ersteren an, so haben Nachrichten über Tote, die einfach nicht sterben ser Vorlagen als nicht würdig erwiesen. Zu sehr
diese beiden Werke doch nicht viel gemein. Le- wollen und welche sich stattdessen an den Le- orientiert man sich an Hollywood-typischen Kli-
diglich die Thematik der Selbstjustiz, zieht diese benden vergreifen. Aufgeschreckt von diesen schees – insbesondere an dem Drang zum „Hap-
Meldungen, macht man sich auf den Weg nach Nachdem die ukrainischen Pagan Metaller von
sich doch unleugbar durch die Gedankengänge py End“; der in einem alternativen Ende, in dem
Hause. Diese Reise oder, besser gesagt, Odysee NOKTURNAL MORTUM auf dem „Kolovorot“-Fe-
jeder postnatal-depressiven Frau. Voller Freude der Hauptdarsteller überlebt, gipfelt – und den
bildet die Rahmenhandlung des Filmes. Denn stival im Dezember 2007 neue Lieder vorstellten,
erwarten Rebecca (SUSANNE WOLFF) und Julian aktuellen Standards bei der Computeranimation.
man kehrt nicht etwa in die „heile Welt“ zurück, welche eher nach Pink Floyd’schen Gitarrenrock
(JOHANN VON BÜLOW) die Geburt ihres ersten Letztere ermöglicht zwar visuell beeindruckende
sondern dringt immer tiefer in das Herz der Fin- als nach schwarzmetallischen Heidenlärm klin-
Kindes. Doch kaum ist das Baby geboren, erfasst Kulissen, sie reduziert die Mutanten aber auch
sternis ein. Mit dabei die Kameras, welche anstatt gen; und aufgrund der Absage des dritten „Frey
Rebecca eine unbegreifliche Angst und Hilflo- auf schablonenhafte Videospielcharaktere. Zuge-
dem fiktiven nun den realen Schrecken aufzeich- Faxi“-Festivals und der dadurch entfallenen Mög-
sigkeit. Das kleine Wesen, das von ihr abhängig geben, Will Smith ist auch wirklich nicht die beste
nen. „Diary of the Dead“ orientiert sich dabei an lichkeit, diese Band in unseren Breitengraden auf
ist, ist ihr vollkommen fremd. Rebeccas Zustand Wahl um die Seelenpein eines völlig vereinsam-
semi-dokumentarischen Filmen wie „Witch Blair“ der Bühne zu erblicken, kommt die vorliegende
verschlechtert sich von Tag zu Tag, bis sie schließ- ten Menschen, der zudem an massiven Schuld-
und „Cloverfield“. Der Zuschauer erlebt also Live-DVD wie gerufen. Es handelt sich dabei um
lich befürchten muss, zu einer Bedrohung für gefühlen leidet, darzustellen. Das Drehbuch
„hautnah“ mit, wie eine Gruppe von Menschen einen Mitschnitt ihres Konzertes in Kattowitz
ihr eigenes Kind zu werden. Regisseurin EMILY nimmt es mit der Logik nicht so genau, was auf-
aus dem bisherigen Alltag in einen Alptraum (Polen), im Jahr 2004. Auf diversen Videoporta-
ATEF (MOLLY´S WAY), eine in Berlin geborene, je- grund der bereits erwähnten Mängel aber auch
katapultiert wird. Die Kameraführung erlaubt len im Weltnetz konnte man diese Aufnahmen
doch in verschiedenen Ländern aufgewachsene nicht mehr besonders erschwerend ins Gewicht
natürlich keine derartigen Perspektiven oder gar bereits besichtigen. Allerdings wurden sie für
Franko-Iranerin, hat ihr aktuelles Werk und ersten fällt. Summa summarum: „Eye candy“ für Posta-
rasanten Schnitte, wie man es ansonsten von Ki- die DVD digital nachbearbeitet und aufpoliert,
Kinofilm in Deutschland verwirklicht. Erzählt pokalyptiker. (VV)
nofilmen gewöhnt ist. Oftmals geschieht etwas, um die Bildqualität deutlich zu verbessern. Au-
wird eine äußerst eindringliche Geschichte von
was man allenfalls hört aber, wie eben auch der ßerdem hat man besagte Aufnahmen so editiert,
Hoffnung und Enttäuschung, Verpflichtungen
Kameramann, erst Augenblicke später zu sehen dass das Bildmaterial nun den Ansprüchen der
gegenüber Staat und Ehepartner, Verbindungen
zwischen Menschen privater und institutionel- bekommt. Ich habe damit ein latentes Problem; „Doomsday“-DVD bundesdeutschen Gesetzeslage genügt. ;) Der
Zuschauer merkt davon jedoch nichts, denn die
ler Natur. Die dezent eingesetzte Oboe erinnert weil es eben nicht meinen „Sehgewohnheiten“ Concorde entsprechende Aufbereitung der Aufnahmen
angenehm-düster an Vertonungen von Gebrü- bei Kinofilmen entspricht, wenn ich sozusagen
an einen Kameramann „gebunden“ bin. Wie dem ist professionell erfolgt. Nun denn, insgesamt
der Grimm-Märchen und lässt eine Tiefe unter
auch sei, dieses Stilmittel soll natürlich die Au- sieben lange Lieder werden dargeboten: „Black
der Oberfläche erahnen, sowohl bezüglich der
thentizität des Filmes steigern. Die Schauspieler Raven“, „Weltanschauung“, „Kolyada“, „Into the
Hauptfigur als auch des Films an sich. Unterstützt
schaffen es gekonnt, den gleitenden Übergang Flames of Wooden Churches“, “Valkyria”, “Perun’s
wird dieser Effekt von träumerisch-schwebenden
von einer zivilisierten in eine barbarische Welt zu Celestial Silver”, und “Hailed be the Heroes!”.
Kamerafahrten und außergewöhnlichen Blick-
vermitteln. Deftige Splattereffekte sind bei Ro- NOKTURNAL MORTUM legen sich ordentlich ins
winkeln. Nichtsdestotrotz wird hier ganz nüch-
mero natürlich Pflicht! Wichtiger als die Schock- Zeug, mit heidnisch-mystischer Kostümierung
tern und leise erzählt, völlig ohne Glitter oder
momente war ihm aber sicherlich die hintergrün- und nahezu perfekten Zusammenspiel auf der
künstlich aufgedonnerte Dramaturgie. Der psy-
dige Botschaft des Filmes, welche – man kann es Bühne. Die Band wird vom Publikum frenetisch
chische Absturz Rebeccas ist sehr intim und doch
sich bereits denken – die Frage aufwirft, ob nun gefeiert; und Frontmann Knjaz Varggoth versteht
mit dem nötigen sachlichen Abstand ihr gegen-
der untote Zombie oder der lebendige Mensch es geschickt, wechselnde Emotionen bei seinen
über nachvollziehbar eingefangen. Im Kontext
das wahre Monster ist. Für Fans der „Zombie“-Fil- Zuhörern bzw. Zuschauern auszulösen. Während
klarer Analyse eruiert der Film gerade aufgrund
me des George A. Romero ist „Diary of the Dead“ „Into the Flames of Wooden Churches“ noch ber-
der kargen Umgebung, in welcher die junge Mut-
sowieso Pflichtprogramm; und wer von Horrorfil- serkerhafte Rauschzustände in der Fangemeinde
ter zurecht kommen muss, tiefe Emotionen beim Regisseur Neil Marshall kann u.a. mit „The
men ein gewisses künstlerisches Niveau erwartet, hervorruft, gleitet diese bei den hypnotischen,
Zuschauer, gwährt ihm die Möglichkeit, mitzu- Descent“ einen wahrlich genialen Einstieg in
der sollte hier ebenfalls reinschauen. (APR) progressiven Gitarrenklängen von „Valkyria“ in
hoffen und ebenso mitzuleiden. Dass eine solche die Filmbranche vorweisen; nunmehr mit einem
einen Zustand der Trance hinüber. Phänomenal!
postnatale Depression keinesfalls ausschließlich nicht zu knappen Millionenbudget und einem
Das muss man gesehen oder, besser noch, selbst
ein endogenes, also aus dem, für krank Empfun- Drehbuch, welches ganz bewusst auf jegliche Lo-
erlebt haben! Aber wie schon gesagt, ein Auftritt
denen selbst entstehendes, Phänomen ist, wird „I am Legend“ – DoppelDVD gik verzichtet, ausgestattet, konnte er sich ganz
von NOKTURNAL MORTUM in Zentraleuropa ist
anhand der Alltagsschilderungen des Dramas nach Belieben austoben. Das geschieht in einem
deutlich. Fordernd, kalt und ungemütlich sind die Warner Home zukünftigen Großbritannien, welches von einer
momentan nicht geplant. Sehr schade! Als Er-
satzbefriedigung kann man sich diese Live-DVD
Umstände, in denen Rebecca zurecht kommen tödlichen Seuche heimgesucht wird, woraufhin
ohne Bedenken zulegen; die Soundqualität ist
muss. Ihre zweite Hälfte, Julian, kann aufgrund die Regierung ganz Schottland hermetisch abrie-
ebenfalls zufriedenstellend. (KB)
seiner Vollzeitarbeit kaum Hilfestellung bieten, geln lässt. Die Quarantäne scheint zunächst auch
ist ganz im Gegenteil selbst ein Getriebener, der zu funktionieren, aber nach 15 Jahren bricht die
leicht den Boden unter seinen Füßen verlieren Seuche in London aus. Weil auf aktuellen Satelli-
könnte, wäre er nicht durch den Alltagrhythmus tenbildern zu erkennen ist, dass es scheinbar (im-
vor allzu intensiver Beschäftigung mit sich selbst mune) Überlebende in Schottland gibt, wird eine
und der Gesamtsituation bewahrt. Dies scheint Elitetruppe des Militärs dorthin geschickt um
in den emotionalen Dialogen der beiden immer ein Gegenmittel zu beschaffen. Angeführt wird
wieder durch. Auch in anderen bekannten oder diese Truppe von einer knallharten Amazone,
verwandten Menschen findet Rebecca kaum die, die bei dieser Gelegenheit nach ihrer verscholle-
für sie notwendige Unterstützung und Anteilnah- nen Mutter suchen möchte. Die Hintergrundge-
me, auch wenn alle vorgeben, ihr Hilfe zuteil wer- schichte ist völlig belanglos; nach Logik braucht
den lassen zu wollen. Vieles in diesem Film wirkt man nicht fragen und eine (versteckte) Botschaft
eisig, eintönig und steril, ironischerweise eben in Will Smith macht gerade als Superheld, der ger- im „Subtext“ auch gar nicht erst suchen. Denn in
besonderem Maße jenes, das der zwiegespalte- ne in Fettnäpfchen tritt, eine gute Figur auf der diesem Film geht es um eines: blutige, rasante,
nen Mutter eigentlich helfen, ihre Seele heilen Kinoleinwand. Vorher erfolgte mit „I am Legend“ aberwitzige Action bis das Adrenalin überkocht!
oder zumindest handwerkliche Unterstüzung der Ausflug in eine postapokalyptische Zukunft. Neil Marshall hat sich aus dem reichhaltigen Fun-
bieten sollte. So kann man im Laufe des 99mi- Als wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem Pro- dus anderer Endzeitfilme ganz schamlos bedient
nütigen Werks leicht den Eindruck gewinnen, die gramm, mit dem genetisch veränderte Viren zur – und erweist diesen Vorbildern („Mad Max 2“,
postnatale/-partale Depression sei kaum mehr als Bekämpfung von Krebszellen eingesetzt werden, „Escape from New York“, „28 Days Later“; um nur
eine logische Reaktion auf die gesellschaftlichen muss er die totale Katastrophe miterleben. Denn einige zu nennen) augenzwinkernd Reverenz. Er
und privaten Verhältnisse, die um die 32-Jährige diese Viren verändern letztlich den gesamten sorgt zugleich dafür, dass „Doomsday“ kein lang-
herum existieren. Das von EMILY ATEF in Zusam- Menschen, machen ihn zu einem blutrünstigen weiliges Plagiat bleibt. Als besagte Elitetruppe im
menarbeit mit ESTHER BERNSTORFF verfasste Mutanten, der seine Mitmenschen tötet soweit zerstörten Schottland eintrifft, wird sie mit einer
Drehbuch endet jedoch nicht ganz so tragisch, sie nicht selbst infiziert sind. Nach drei Jahren postapokalyptischen Punk-/Kannibalen-„Kultur“
wie es beginnt, so erstgenannte über ihren Film: ist wohl die gesamte Menschheit ausgerottet konfrontiert. Klar, dass da im buchstäblichen Sin-
>>Schlussendlich ist es auch eine Liebesgeschich- bzw. mutiert, und scheinbar hat nur der Haupt- ne die Fetzen fliegen! Nonstop-Action, garniert
te zwischen zwei Menschen, die zwischenzeitlich darsteller überlebt. Somit beginnt „I am Legend“ mit heftigen Blutverlust! Später trifft man auch
zu Fremden werden und sich dann auf eine Weise mit phantastischen Bildern einer entvölkerten noch auf Überlebende, welche sich im Mittelalter
nahe kommen, die ohne diese Krise vielleicht nicht New York City, wo der einsame Doktor, nur von gemütlich eingerichtet haben und die Tatsache,
möglich gewesen wäre.<< (PD) seinem treuen Hund begleitet, auf der Jagd dass sie von der Seuche nicht ausgerottet wur-
ist. Schließlich bemüht er sich noch immer, ein den, mit Sozialdarwinismus erklären. Wie gesagt

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ARCKANUM – In Feindschaft mit dem Stillstand
ben von Shamaatae spielen und das sich dieser
Umstand immer auf die eine oder andere Art und
Weise in allen Dingen, die er tut, manifestiert. Aber
woher kommt diese Faszination und Hingabe?
>>Ich war ungefähr 15, als ich mich für das Okkul-
te zu interessieren begann. Ich entdeckte Satanis-
mus, das Nekronomikon und Pan – das befeuerte
die hungrige schwarze Flamme in meinen mittleren
Teenager- Jahren in mir. Um das Jahr 2000 herum
kam ich dann mit Leuten aus der 218 – Tradition
in Kontakt und erkannte auf einen Schlag, dass ich
meinen Weg gefunden hatte. Und seitdem bin ich tief
verbunden mit der antikosmischen Tradition.<< “An-
tikosmos” beinhaltet einen Song namens “Blóta
Loka”, der eine ritualistische Aufführung zu sein
scheint, eine Beschwörung des nordischen Got-
tes Loki. Was für eine Absicht steht dahinter, so
etwas mit aufs Album zu nehmen, können wir da-
von ausgehen, dass es sich um eine authentische
Aufzeichnung handelt? Shamaatae erklärt: >>Das
“Antikosmos” – bereits der Titel des neuen ARCKANUM- Al- ganze Album ist eine Chaos - Beschwörung, die Einlei-
tung ist das Eröffnungsritual, “Blóta Loka” ist ein an-
bums macht klar, was man hier erwarten kann, nämlich ei- tikosmisches Loki- Ritual, und die Ausleitung ist das
Abschlussritual. Natürlich ist das ganze authentisch,
nen antikosmischen Ausbruch des finstersten Black Metals. meine Ergebenheit den dunklen Göttern gegenüber
ist sehr real. Der Gedanke hinter dem “Antikosmos”
Bereits ein Jahrzehnt ist seit dem Erscheinen des 1998er Album und seinen ritualistischen Elementen ist An-
Vollalbums “Kampen” verstrichen, aber in der Zwischenzeit betung. Jedes einzelne Lied und selbst die Gestaltung
sind meine Widmung an die antikosmischen Chaos-
wurde eine Anzahl verschiedener anderer Releases getätigt, Götter.<< Na gut, dann wäre es jetzt interessant zu
erfahren, wie viel Bedeutung du der praktischen
diverse Splits (nämlich sowohl zusammen mit den großar- Anwendung des Satanismus jenseits der sozusa-
gen sicheren schriftlichen Verwahrung in Büchern
tigen SVARTSYN als auch den mittelmäßigen CONTAMI- beimisst. �����������������������������������������
Der praktische Aspekt scheint ja ein zen-
NO), EP’s und ein Compilation - Album mit altem Material. traler Bestandteil deiner Arbeit zu sein. Shamaatae
pflichtet dem bei: >>Die praktische Anwendung ist
Shamaatae, aka Johan Lahger, war fast von Beginn an das unerlässlich, ohne Praxis gibt es kein Verständnis des
ganzen. Bücher sind nur Hilfsmittel, sie allein werden
einzige Bandmitglied und machte dadurch alles zu einer dich niemals „dorthin“ bringen, aber nicht mal das
hochgradig persönlichen Angelegenheit, welche direkt mit scheinen die Leute zu kapieren.<<
Wie wir nun also bereits festgestellt ha-
seinen eigenen magischen Arbeiten in Verbindung stand. ben, ist die Agenda von ARCKANUM sehr stark auf
die Alte Nordische Religion ausgerichtet, mit der
Daraus resultiert doch so einiges an Verwirrung, eine Men- Shamaatae meines Wissens aus einer antikosmi-
schen Perspektive arbeitet. Ich frage mich daher,
ge Fragen sind aufgekommen und die Veröffentlichung des ob Shamaatae diese Tradition für mächtiger als
neuen Albums gibt uns nun die Möglichkeit, besser zu ver- andere hält, oder ob es vor allem mit seiner skan-
dinavischen Herkunft zu tun hat. Zum Beispiel The
stehen, um was es bei ARCKANUM musikalisch als auch be- Temple of the Black Light (Der Tempel des Schwar-
zen Lichtes), der bekannteste (bzw. einzige be-
züglich der spirituellen Doktrin geht. deutsame) religiöse Orden, der sich den antikosmi-
schen satanischen Praktiken verschrieben hat, legt
ber alles der Reihe nach. Ich gehe mal machen brauche, das jemand anderes diesen Namen in seinen für die Öffentlichkeit bestimmten Un-

A davon aus, das der Name ARCKANUM


sich von dem lateinischen Wort Arcanum
ableitet. Man könnte dieses Wort also auf deutsch
stehlen kann. Eine Kleinigkeit ist dir aber entgangen,
das nämlich das alte schwedische Wort “arkanum”
auch Gift bedeuten kann, und die beiden Bedeutun-
terweisungen keinen gesteigerten Wert auf diese
Tradition, sondern widmet sich stattdessen einer
Reihe anderer Traditionen. Shamaatae, bist du der
mit„Geheimnis“ übersetzen (“hemlighet” in schwe- gen “Geheimnis” und “Gift” geben die Essenz von Ansicht, dass es von Nutzen ist, aus verschiedenen
disch), es kann aber auch die Bedeutung haben, ARCKANUM wieder.<< Das ist zugegebenermaßen
das etwas früher einmal geheim war und nun ent- wirklich passend. Die Verwendung alter schwedi- Um das Jahr 2000
hüllt wurde (z.B. siehe Emanuel Swedenborgs “De scher Sprache ist ein markanter Bestandteil des
Caelo et Ejus Mirabilibus et de inferno, ex Auditis ARCKANUM - Konzeptes, da die Texte alle in die- herum kam ich dann
et Visis.” – wahrscheinlich bekannter unter “Heaven
and Hell”, von 1758.). Das führt mich zu der Frage,
ser Art präsentiert und gesungen werden. Das
mag natürlich gut geeignet sein, um beim absolut
mit Leuten aus der
ob der Name gewählt wurde, um die Enthüllung größten Teil der Anhänger der Band Verwirrung zu 218 – Tradition in
esoterischer Gedanken durch deine Texte zu prä- stiften, da nicht einmal die meisten Schweden in
sentieren? Deine Schreibweise des Wortes, sowohl der Lage sind, dies zu verstehen, aber darin sieht Kontakt und erkann-
mit c als auch k, scheint eine Kombination des la- Shamaatae kein Problem, ganz im Gegenteil. >>Ja, te auf einen Schlag,
teinischen Wortes und der schwedischen Version klar, ich verstehe schon, was Du meinst, das ist wie
davon, nämlich Arkanum, zu sein. Warum hast du mit deinen Überlegungen, das der Name ARCKANUM dass ich meinen Weg
diese spezielle Schreibweise gewählt? >>Wow, bis
jetzt hat sich noch niemand die Mühe gemacht, so
die Bedeutung eines Geheimnisses hat, welches ent-
hüllt worden ist. Enthüllt, aber doch verborgen… Da
gefunden hatte.
tiefsinnig über den Namen nachzudenken! Also, du es sich bei den Texten um Rituale nach der alten tra- Und seitdem bin ich
bist schon sehr nahe an der Wahrheit dran. Das “ck” ditionellen nordischen Magie handelt, schreibe ich
ist eine gebräuchliche Schreibweise in schwedisch sie eben bevorzugt in runischem Schwedisch, um die tief verbunden mit
und vermittelt dem Leser ein altertümliches Feeling, vollständige Essenz zu erfassen.<< der antikosmischen
ich habe es so ausgewählt, um meinen ganz eigenen Es ist ziemlich offensichtlich, das die
Namen zu haben und damit ich mir keine Sorgen okkulten Künste eine sehr lebendige Rolle im Le- Tradition
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Quellen zu schöpfen, arbeitest du persönlich auch ditionelle Praxis sehr tiefgründig, ich bin sozusagen Der Vertrag mit FMP
mit anderen Traditionen als der alten Nordischen? besessen von den Runen, das bringt mir eine Menge
>>Ich gehe immer mit einer aufgeschlossenen Ein- an Wissen und Verständnis. Das wiederum hat dazu hatte sich in dem Mo-
stellung an Satanismus heran, ansonsten würde ich
auf der Stelle treten, und der Stillstand ist mein Feind.
geführt, das ich zwei neue Bücher angefangen habe,
nach meinem ersten Buch “PanParadox: Pan Towards
ment erledigt, als ich
Ich studiere und praktiziere verschiedene Systeme, Chaos”, eines davon handelt von der dunklen Riesin gesehen habe, was
aber meine hauptsächliche Praxis besteht in der der schwarzen Runen und der Schwarzen Magie–
alten nordischen Tradition aus antikosmischer Per- Gullveig – ich nenne es “GullveigaRbók”. Das andere er da mit den CDs
spektive. Das passt am besten zu meinem Geist und befasst sich mit der alten nordischen schwarzmagi- gemacht hat. Ich war
macht es auch einfacher und natürlicher für mich, schen Hexerei, es heißt “URAM”. Beide natürlich aus
da ich ja eben in Schweden lebe.<< Die nordischen antikosmisch satanischer Perspektive und Interpre- echt sauer und un-
Götter haben judeochristliche Entsprechungen
(ebenso wie andere) und die Arbeit unter Einbe-
tation geschrieben. <<
Da ich bezweifle, das alle Leser des Ab-
zufrieden, und habe
ziehung verschiedener Quellen mag wohl durch- laze Magazin so sehr an den religiösen Aspekten den Vertrag sofort
aus dazu geeignet sein, einem neue Einblicke zu der Band interessiert sind, sollten wir uns nun dem
gewähren, wenn man diese vorgenannten Ent- Hauptthema zuwenden– nämlich der Musik. Abge- aufgekündigt
sprechungen eingehender betrachtet. Der Weg sehen von der sehr bedeutsamen antikosmischen
zur Weisheit ist weit davon entfernt, geradlinig zu Botschaft, existiert ARCKANUM auch aus eher irdi- derveröffentlichung der Alben bestand darin, eine
sein. Man könnte die verschiedenen Traditionen schen Gründen. >>Wenn Fans meine Arbeit loben wirklich schöne und qualitativ hochwertige CD zu
auch als verschiedene „Sprachen“ betrachten, wel- und ich gute Reviews lese, dann bin ich glücklich.<< haben, die niemals mehr ausverkauft sein würde.<<
che die gleichen Ideen durch verschiedene Namen sagt Shamaatae dazu. Die lange Abwesenheit ei- Um das Thema bezüglich der Wiederveröffentli-
und Zusammenhänge erklären und zum Ausdruck nes weiteren Vollalbums war nicht geplant oder chungen abzuschließen, gerüchtehalber ist auch
bringen, die Essenz des Ganzen ist aber immer angedacht, es hatte sich einfach so ergeben. Mei- ein Box-Set in Arbeit? >>Ja, es wird eine Vinyl-Box
dieselbe. Shamaatae liefert einen kurzen Überblick ner Meinung nach zeigt das auch einiges an künst- geben. Eigentlich hatte ich geplant, das die Box letz-
über seine Gedanken und Einblicke bezüglich der tes Jahr erscheinen sollte, momentan habe ich keine
Übereinstimmung zwischen einigen zentralen Ahnung, wann sie nun endlich kommen wird. Enthal-
dunklen Gottheiten: >>Satan ist das höchste anti- ten sein werden schöne Vinylversionen der ersten drei
kosmische Prinzip, der König und Gebieter über die Alben, ein extra 10” Vinyl mit unveröffentlichtem Ma-
schwarzen Legionen und Essenzen des Chaos. Satan terial, ein T-Shirt, Poster und noch so einiges anderes
ist für mich der Surtr der nordischen Tradition, Surtr an guten Sachen.<<
wird am Tag des Zorns erscheinen, gefolgt von all Es wurde mal verlautbart, dass sich
seinen Legionen, um den Kosmos und alles darin in ein viertes Album in der Mache befand, von dem
Schutt und Asche zu legen. Lucifer vergleiche ich mit das meiste Material bereits für Aufnahme und
Loki, dem Bringer des schwarzen Lichtes, dem Erlö- Veröffentlichung fertig war. Das sollte klargestellt
ser, dem Tapferen, der die wütenden Flammen von werden, um weiteren nutzlosen Spekulationen
Ragna Røk entfacht, um den Kosmos wie mit der ab- Einhalt zu gebieten. >>Ja, ich hab die Hälfte des
scheulichen Sense der Hel auszufegen!<< Hail Ragna Materials, das ich für “Faunaz Samgang” (welches
Røk! für eine Veröffentlichung als mein viertes Album ein
Der Gott Pan ist im Zusammenhang Jahr nach Kampen” angedacht war) geschrieben
mit ARCKANUM etliche Male im Laufe der Jahre und geplant hatte, weggeschmissen. Ich mochte es
erwähnt worden. Pan bleibt immer irgendwie einfach nicht mehr, und ich wollte auch ein paar fri-
mysteriös, seine Mythologie ist in der Tat sehr ob- sche Ideen auf dem “Antikosmos” Album haben. Ich
skur. Augenscheinlich möchte Shamaatae es auch habe keinen wirklich guten Grund dafür, warum ich
weiterhin auf diese Weise handhaben. >>Wer er ist, zehn Jahre gebraucht habe, um das vierte Album zu
kann ich hier nicht sagen, ich hab ein Buch über ihn veröffentlichen, ich bringe einfach immer dann et-
geschrieben, es gäbe da eindeutig zu viel darüber zu was raus, wenn mir eben danach ist, und ich denke
erzählen. Ich kam Anfang der 90er Jahre mit seiner da nicht allzu viel drüber nach.<< Wir können also
Mythologie in Berührung, ich war schon nach kurzer nur mutmaßen, wie “Faunaz Samgang” geklungen
Zeit geradezu besessen davon und habe mich mehr hätte, wenn es jemals fertiggestellt worden wäre.
als zehn Jahre lang mit ihm beschäftigt. Und diese Möglicherweise eben wie ein Übergang ins neue
geradezu panische Beschäftigung mit dem Thema lerischer Integrität auf und das man nicht allzu Jahrtausend und eine neue Ära in der Karriere
hat sich natürlich auch in meinen ARCKANUM- viel in die obigen Worte von Shamaatae bezüglich von ARCKANUM, hervorgebracht von der damals
Schöpfungen niedergeschlagen. Meine ersten drei seiner Freude an Lobpreisungen durch seine Fans heraufdämmernden chaosgnostischen Initiation..
Alben sind Pan gewidmet! Hail Pan 131!<< Dann hineindeuten sollte. >>Ich war mir gar nicht sicher, Meiner Ansicht nach hat sich die Musik seit dem
erzähl uns doch mal was über deine Arbeit als ob ich ein weiteres Vollalbum rausbringen möchte, letzten Vollalbum von 1998 auch etwas entwickelt.
Schriftsteller! Du bist mit einigen Buchprojekten in der Zwischenzeit habe ich die Gelegenheit wahr- Die Essenz von ARCKANUM ist nichtsdestotrotz im
beschäftigt? >>Yeah, ich bin eine sehr kreative und genommen, einiges an seltsamen und coolem Mate- Laufe der Jahre offenkundig ersichtlich geblieben
konstruktive Person und ich muss meine Kreativität rial zu veröffentlichen, meine ersten drei Alben sind (mit einigen Verbesserungen, wie ich denke), aber
irgendwie kanalisieren. Das Material für die Bücher sogar auf Vinyl erschienen.<< Neben diesen drei ich wage zu behaupten, das der bereits diskutierte
sammelte sich sozusagen im Selbstlauf an, meine von Blut & Eisen getätigten Vinylveröffentlichun- satanische Aspekt in den letzten Jahren mehr und
Notizbücher sind voll von Anmerkungen, Philoso- gen, nahm das amerikanische Label Full Moon mehr in den Vordergrund gerückt wurde, wohl
phien, Theorien und praktischen Erkenntnissen. Ich Productions kürzlich eine Wiederveröffentlichung aufgrund der oben erwähnten Initiation. Hat sich
erforsche die alte nordische Mythologie und ihre tra- der ersten drei Alben in jeweils auf 1000 Stück limi- Deine Art, zu komponieren und zu schreiben, im
tierten CD–Versionen vor. Die Second Hand-Preise Laufe der Zeit geändert? Ich würde meinen, dass
Satan ist für mich der für die Originalversionen liegen mittlerweile sehr die Leute, die Gefallen an der “Kaos Svarta Mar”
hoch, und mit dieser im Gegensatz zur Nachfrage Split-CD mit SVARTSYN (deren Part dabei auch
Surtr der nordischen stehenden Limitierung der Wiederveröffentlichun- wirklich exzellent war) gefunden haben, definitiv
Tradition, Surtr wird gen gehe ich mal davon aus, dass das selbe auch
bei den Nachpressungen geschehen wird? Sha-
auch ihre Freude mit “Antikosmos” haben werden,
da es sich doch ähnlich und wie eine Art Fortset-
am Tag des Zorns er- maatae erklärt: >>Der Vertrag mit FMP hatte sich in zung anhört. >>Ja, das könnte man so sagen. Ich
dem Moment erledigt, als ich gesehen habe, was er habe mich sowohl musikalisch als auch magisch/
scheinen, gefolgt von da mit den CDs gemacht hat. Ich war echt sauer und spirituell entwickelt, und das hat selbstverständlich
all seinen Legionen, unzufrieden, und habe den Vertrag sofort aufgekün- auch drastische Auswirkungen auf ARCKANUM –
digt. Ich würde niemandem empfehlen, diese Nach- denn ich lebe in Feindschaft mit dem Stillstand. Die
um den Kosmos und pressungen zu kaufen, die sehen einfach nur scheiße satanische Essenz in ARCKANUM ist stärker gewor-
alles darin in Schutt aus! Das Ganze ist limitiert, weil ich ihm gesagt habe,
er soll damit aufhören, diese CDs zu pressen. Er war
den, ebenso wie die satanische Essenz meines Gei-
stes. Was auch immer mit mir geschieht, hinterlässt
und Asche zu legen dann auch einverstanden und hat die Pressungen seine Spuren bei ARCKANUM. Das schlimmste, was
tatsächlich eingestellt. Meine Intention bei der Wie- ich hätte machen können, wäre der Versuch eines

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weiteren “Kostogher” oder “Kampen” gewesen. Das verdammt nochmal, markant ist wie früher. Das hat größtenteils auch
wäre wirklich dumm und armselig.<< mit deiner Mitwirkung bei den bereits erwähnten
Mit der Veröffentlichung des “Anti- was haben sie ge- THE HEARSEMEN zu tun. Warum hast du dich dazu
kosmos” Albums und einer Vorab- 7”Ep gleichen
Namens tauchte ein neues Label in der Liste der
dacht, wer ich bin? entschieden, “die Maske abzulegen”? Ich meine
das sowohl im wahrsten Sinne des Wortes als auch
engsten Verbündeten von ARCKANUM auf. Verant- Ein Troll, der in den in übertragener Bedeutung. >>Also, eigentlich hat-
wortlich für die Veröffentlichungen der Band sind te ich durch meine Beteiligung bei THE HEARSEMEN
nun die Franzosen von Debemur Morti, die allem Wäldern in einer ja gar keine andere Wahl, haha. Das wäre ja doch et-
Anschein nach ein sehr professionell und seriös Höhle haust? Ich hab was komisch gewesen, bei ihnen weiterhin die Maske
agierendes Unternehmen sind, welches bereits zu tragen, oder…? Haha.<< scherzt Shamaatae,
Bands wie NÅSTROND und HELL MILITIA unter sei- tatsächlich Fanpost fährt aber dann in ernsthafterem Tonfall fort: >>Ich
nem Banner vereinigen konnte. >>Ich war schon
vorher mit Debemur Morti im Geschäft und wusste
bekommen, wo ich benutze mein “Image” bei ARCKANUM auch weiter-
hin und behalte daher auch meine Ritualmaske bei.
daher, das sie ein professionelles und solides Label solche Dinge gefragt Mir war klar, das es eine Menge enttäuschter Fans
sind. Und nachdem wir den Vertrag für “Antikosmos” geben würde, aber verdammt nochmal, was haben
durchgesprochen hatten, kamen wir auch zu einer werde, ob ich im sie gedacht, wer ich bin? Ein Troll, der in den Wäldern
diesbezüglichen Übereinkunft. Und bis jetzt haben Wald wohne, in einer in einer Höhle haust? Ich hab tatsächlich Fanpost
sie wirklich phantastische Arbeit geleistet! Alles, was bekommen, wo ich solche Dinge gefragt werde, ob
sie von ARCKANUM produziert haben, ist von höch- Höhle, und lauter ich im Wald wohne, in einer Höhle, und lauter sol-
ster Qualität, einfach perfekt. Die Kommunikation che Scheiße... << Ja, zur Hölle, was ist da los!? Egal,
zwischen uns läuft auch hervorragend, wir sind gute
solche Scheiße... Troll oder nicht, das war’s erst mal, also kommen
Freunde, was für mich wirklich eine wichtige Sache wir zum Ende. “Antikosmos” ist wahrhaft ein gr-
bei der Zusammenarbeit mit einem Label ist – das wieder hierher zu kommen. Außerdem wollte ich die- undsolides Album, auf das zu warten sich gelohnt
man jemandem voll und ganz vertrauen kann.<< sen finsteren und heavy Sound, der von der schwedi- hat ! >>Danke, ich weiß diesen Zuspruch wirklich zu
In deiner offiziellen Biographie lässt du schen Death Metal- Szene der frühen 90er beeinflusst schätzen! ek kalla ragna røk!<<
verlauten, das du deine Musik sowohl „einfach, ist. << Dazu könnte man auch anmerken, das du Für weitere Informationen über
schnell und esoterisch“ als auch „dreckig und im Laufe der Jahre immer weniger undurchsichtig Shamaatae’s Autorschaft, besucht bitte www.ve-
thrashig“ magst. Ich würde sagen, das beschreibt wurdest, man könnte sagen, das du ein wenig aus xior.se oder www.ixaxaar.com.
ARCKANUM ziemlich gut. Weitab von diesem Kon- den Schatten herausgetreten bist, und diese my- (DC)
zept, so glaube ich, beanspruchen andere Bands steriöse Gestalt hinter ARCKANUM nicht mehr so
der 218 - Strömung (z.B. DISSECTION) für sich, ihre
Musik gemäß schwarzmagischer Rezepte und ARCKANUM „Fran Marder“
Necropolis/Fullmoon
einer Art “antikosmischer Gematrie” zu kompo-
nieren. Hast du auch auf diese Art und Weise bei Nach einigen Demokassetten in den frühen 90ern wurde das Debütalbum von ARCKANUM dann endlich im Jahre 1995 aufgenommen und
veröffentlicht. Abgesehen vom seltsamen Mix, mit zwar guten, aber viel zu lauten Drums, sind Sound und Produktion für meinen Geschmack
ARCKANUM gearbeitet? >>Nicht so hochentwickelt wirklich passend (Lob an Peter Tägtgren und sein Abyss Studio). Wenn es sich auch zuweilen etwas gewöhnlich anhört, ist der Gesamtein-
wie bei DISSECTION. Jon war ein musikalisches Genie druck von „Fran Marder“ doch ziemlich gut. Man sollte dabei im Hinterkopf behalten, wo und wann das ganze vollbracht wurde, im Kontext
und Set ein extrem talentierter Gitarrist, ich bin noch seiner Zeit würde ich das Werk nämlich über dem damaligen Standard befindlich sehen. Der musikalische Gehalt ist auf gleichbleibendem
Level, von einigen seltenen Höhepunkten (dafür ohne jegliche Tiefpunkte) mal abgesehen. Was mich bei dieser Aufnahme am meisten
nicht mal ansatzweise ein so fähiger Gitarrist wie die beeindruckt hat, sind die Vocals des damals noch jungen Shamaatae – einfach atemberaubend und geradezu perfekt passend. (DC)
beiden. Aber um deine Frage zu beantworten, ja, ich

ARCKANUM „Kostogher“
Die satanische Es- Necropolis/Fullmoon

senz in ARCKANUM Ganz im Gegensatz zum Syndrom des schwierigen zweiten Albums wird „Kostogher“ von vielen ARCKANUM - Fans als das beste Werk der
Band betrachtet. Was dem Hörer möglicherweise zuerst auffällt, sind der leise Pegel und der irgendwie verschwommene Sound, verglichen
ist stärker gewor- mit dem Debüt. Von diesen kleinen Dämpfern abgesehen, beinhaltet “Kostogher” einige der besten Riffs und Harmonien, die jemals von
ARCKANUM gebracht wurden. Wie jede andere ARCKANUM –Veröffentlichung auch, ist dieses Album von 1997 eine harsche, aber eingängi-
den, ebenso wie die ge Angelegenheit, zuweilen sogar ein bisschen thrashmäßig. Die melodischen und atmosphärischen Parts sind weit über dem angesiedelt,
was die Konkurrenz zu bieten hat, meiner Meinung nach sind sie zu einem Großteil überhaupt die besten Momente der Band. Nichtsdesto-

satanische Essenz trotz gibt es, wie auch schon beim Debüt, auch hier langweilige und mittelmäßige Momente, aber das ist nur meine persönliche Ansicht, die
von vielen anderen wahrscheinlich nicht geteilt wird. (DC)

meines Geistes. Was ARCKANUM „Kampen“


auch immer mit mir Necropolis/Fullmoon

geschieht, hinterlässt Aus gewissen Gründen denke ich, das ARCKANUM mit der Veröffentlichung von „Kampen“ in einigen Aspekten einen Schritt zurück gemacht
haben. Die Soundqualität und die spielerische Leistung sind hier ein wenig fehlerbehaftet (was andere wiederum gerade so anziehend an

seine Spuren bei


der Sache finden mögen) und die Musik hat zwar ihre Momente, ist aber in keiner Weise herausragend. Versteht mich nicht falsch, es ist kein
schlechtes Album, es ist schon gut, aber eben nicht so wirklich interessant und überzeugend als Nachfolger von sowohl „Fran Marder“ als
auch „Kostogher“. Und diesmal nimmt es mit den Naturgeräuschen mit Eulen und rauschenden Wassern auch ein wenig überhand. Man darf
ARCKANUM nicht vergessen, es handelt sich schließlich bereits um das dritte Album (1998) und man hat diese Geräusche nun wirklich schon oft und satt
zu Hören bekommen. Mir ist schon bewusst, das wahrscheinlich einige Baumknuddel – Black Metaller wegen der Naturgeräusche Pipi in
die Hose machen, aber ich bin nun mal keiner von denen. „Kampen“ ist der Abschluss dessen, was man wohl als die klassische Periode von
schreibe meine Musik entsprechend einiger schwarz- ARCKANUM bezeichnen könnte - die Triade des Pan. Danach konzentrierte sich Shamaataes Aufmerksamkeit auf die chaosgnostische Lehre,
magischer Praktiken.<< und darum ist dies das letzte Album mit Schwerpunkt auf Pan. (DC)
“Antikosmos” wurde im Sunlight Stu-
dio aufgenommen und im Necromorbus Studio ARCKANUM „Antikosmos“
Debemur Morti
gemastert. Während letzteres dieser Tage bei den
orthodoxen satanischen Black Metal Horden sehr Wie man allerorten lesen kann, ist also tatsächlich ein geschlagenes Jahrzehnt ins Land gezogen, bis nun wieder ein Vollalbum vom Troll-
populär ist, wage ich zu behaupten, dass es noch schamanen mit der Nagelkeule vorliegt, so schnell fliegen die Jahre dahin. Und aus den finsteren Schatten moosbewachsener Felsbrocken
in geheimnisvoll murmelnden schwedischen Wäldern hat sich Shamatae diesmal direkt ins gleißende Licht, nein, nicht einer aufgeklappten
vor wenigen Jahren für die meisten Black Metal- Schatztruhe voller Goldstücke, sondern der Sonne selbst, genauer gesagt, ins altehrwürdige Sunlight-Studio von Tomas Skogsberg, ge-
Bands nicht in Frage gekommen wäre, ins Sunlight schleppt, dort, wo dereinst ENTOMBED den Pfad linkerhand zum mittlerweile patentierten Schwedentodsound wiesen. Nein, eine staubige
Studio zu gehen. Aber möglicherweise hat sich die Grabplatte kriegt man hier deswegen soundtechnisch nicht vor den Schädel geschlagen, wenn man die Lautsprecher nicht bis zum An-
schlag aufreißt, bekommt man wahrscheinlich gar nicht mit, dass die Platte nicht im nichtsdestotrotz gediegenen HELL SOUNDS in Bul-
scharfe Verachtung für den “Hund mit Erkältung”- lerbüh aufgenommen worden ist, sondern für -zigtausend EUR in einer Top Location. Abstreiten kann man aber nicht, dass ARCKANUM
Sound (eine anno dazumal von Euronymous von heutzutage mit dem besten Sound ihrer Karriere und auch spieltechnisch sauber wie nie zuvor wie eine echt professionelle schwedische
Black Metal-Band mit dezentem Thrash- Einschlag ein fettes Flächenbombardement aus der Luke schießen. Aber ist es das, was der Hörer mit
MAYHEM gebrauchte Formulierung) mittlerweile
kindlich erwartungsfroh feuchten Kulleraugen erwartet hatte, in seiner nostalgischen Fantasiewelt vom integren trve kvlt Black metal?! Das
in Wohlgefallen aufgelöst. Nach Ansicht von Sha- der Troll jetzt nicht mehr mit der rostigen Nagelkeule um sich schlagen, sondern mit einer blank geputzten Trendknarre um sich schießen
maatae ist die Death Metal-Reputation des Studios will?! Man könnte nun wohl wie auch bei der einen oder anderen wohlverhassten Band darüber streiten, ob nun gerade der verwaschene
punkige Garagensound früherer Tage die Authentizität und den Kult einer Band ausgemacht hat, oder ob nun erst mit „ordentlichem“
sogar eine positive Sache: >>Mit der anderen Band, Sound und gesteigerter Spielkultur ihr wahres Potential zur Geltung kommt, ausschlaggebend wird wie immer die individuell gefilterte
in der ich spiele, THE HEARSEMEN, waren wir eben- Wahrnehmung durch den Hörer sein, entweder man lässt sich drauf ein oder eben nicht, wer es gut finden will, wird seine Freude dran
falls im Sunlight Studio, um unser Debütalbum auf- haben, denn die diversen ARCKANUM- Trademarks sind noch immer unverkennbar vorhanden, wer was dran zu nörgeln haben möchte,
wird ganz sicher genug abgehackte Finger in der Suppe finden. Der Shamatae geht um, dreht euch nicht um, wer sich umdreht oder lacht,
zunehmen. Wir sind so wunderbar mit Tomas klarge- kriegt den Buckel vollgekracht!!! (UH)
kommen, und haben auf einer wirklich persönlichen
Ebene miteinander gearbeitet, das ich mich ent-
schlossen habe, für die Aufnahmen zu “Antikosmos”

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FRANGAR – Alles für das Mutterland
In der Retrospektive des Ersten Weltkrieges werden zumeist der die neue MCD ankündigte, wird auf die „wah-
ren Helden, die niemals vergessen werden“ hinge-
die apokalyptischen Schlachtfelder in Zentraleuropa wie wiesen. Ist es in unseren Breitengraden verpönt,
Ypern oder Verdun genannt, in denen vor allem deutsche herausragende militärische Leistungen in ein
positives Licht zu rücken, versuchen die Italiener,
und französische Soldaten fliegengleich ihr Leben lassen diesen Teil ihrer Geschichte aufzuarbeiten, wobei
das Konzept in der Erinnerung der Vergangenheit
mussten; in Schützengräben elendig vergast oder im Mo- und im Speziellen ihrer Soldaten liegt. >>Wir sind
alle patriotisch und leben in einer Gesellschaft, die
rast erschossen und erdolcht. Dass in dieser Wahrnehmung die eigene Geschichte, die eigenen Helden und die
viele andere kriegsteilnehmende Länder fehlen, ist ein Um- eigene Vergangenheit verleugnet oder überhaupt
nichts davon weiß,<< bestätigt der Sänger meine
stand, den FRANGAR versuchen, wettzumachen. Die Italie- Aussage. >>Wir wollen nicht vergessen, wir wollen
in die Welt hinausschreien, dass unser Mutterland
ner wollen aber nicht pädagogisch agieren, sondern an die voller Helden war, mutigen Männern, Soldaten, die
mit dem Messer zwischen den Zähnen und der Na-
Helden ihrer Geschichte erinnern. tionalflagge in den Armen starben…sie waren Männer
>>Alle Gründungsmitglieder stammen aus dem er weiter, >>wie er sich in der Folge bei unserem Bei- voller Stolz. Davano tutto per la patria! << Solch
Gebiet von Novara und hatten bereits eigene, wenn trag zum „B.M.I.A.“ – Sampler („La Grande Orma“ – d. selbstverständliches Bewusstsein der eigenen Ge-
auch unbekannte Bands. Wir waren alle gute Freun- Red.) und der neuen MCD zeigt. Auf „1915…“nutzen schichte gegenüber, ist nicht häufig anzutreffen,
de und so beschlossen wir, eine Band zu gründen. Wir wir einen dreckigeren Sound, weil die Songs richtige wird man ansonsten doch vorschnell als „Ewig-
trafen uns ab und zu im Proberaum und nach gut Bastarde sind. Der Sound in den neuen Songs muss gestriger“ oder „Verblendeter“ mit übersteigerten
einem Jahr beschlossen wir daraus ein ernstes Pro- an das Chaos erinnern, er muss die Sprache des Krie- Nationalbewusstsein abgestempelt.
jekt zu machen: FRANGAR!<<, erklärt Il Colonnello, ges sprechen!<< Zu diesem Bewusstsein gehören bei
seines Zeichens Frontmann der Band. Der Name >>Als wir begannen, war unser Stile eher FRANGAR zusätzlich auch gewisse grundlegende
FRANGAR entstammt dem lateinischen Spruch „klassisch“ geprägt, aber Werte, die Il Colonnello bereitwil-
„frangar, non flector“, was soviel bedeutet wie „ich wir versuchten jeden Tag ligt erklärt: >>Ohne Aktivität („Ac-
breche entzwei, werde mich aber nicht beugen“, einen persönlicheren Wir wollen nicht tion“) gibt es keine Bewegung, man
und so steht FRANGAR gleichbedeutend für „bre- Sound zu finden, etwas, vergessen, wir wollen ist nur statisch. Wir sind das Leben,
chen“. Neben ihm steht mit Il Milite K (Schlagzeug), dass nach FRANGAR wir sind Bewegung. Kraft („Power“)
Il Reverendo (Gitarre), Thevenot (Bass) und Kaiser klingt. Auf „Totalitarian in die Welt hinaus- bedeutet, dass man sowohl im
Wodhanaz (Gitarre) ein schlagkräftiges Line-Up,
um ihre Message in die Welt hinauszutragen. Er-
War“ kann man das gut
sehen, wo wir einige äl-
schreien, dass unser Körper als auch im Verstand stark
sein muss, um kommandieren zu
wähnenswert ist besonderes die Zugehörigkeit tere Songs wie „Veleno“ Mutterland voller können, um Entscheidungen tref-
des Kaisers, seines Zeichens Mastermind hinter haben und welche im fen zu können. Entweder man ge-
AD HOMINEM, zum festen Line-Up von FRANGAR. neuen Stil wie der Ti- Helden war, mutigen winnt oder man ist nur ein Sklave.
Im Interview in Ausgabe #4 hat er dies auch schon teltrack oder „1943“, die Männern, Soldaten, Konsequenterweise ist ohne Dis-
angekündigt, deshalb wollte ich von Il Colonnello auch den Stil der MCD ziplin („Discipline“) alles nutzlos,
wissen, wie dieser Umstand nun zustande gekom- und alles was noch kom- die mit dem Messer denn dann gibt es nur Anarchie
men ist. >>Ich war mit meiner anderen Band „The-
Tombers“ in Frankreich spielen und nach dem Kon-
men wird, vorgegeben
haben. Ich bin davon
zwischen den Zähnen und Chaos. Ein guter Mastiff-Hund
ohne einen guten Herrn ist nur ein
zert begannen wir miteinander zu sprechen. Es war überzeugt, dass das neue und der National- Hund der geschlachtet werden
gleich ein gutes Gefühl da, aus der eine Freundschaft Line-Up uns sehr viel wei- muss. Mut und Kühnheit („Audici-
wurde und so beschloss er nach Italien zu ziehen. Wir terhelfen wird und dass flagge in den Armen ty“ und „Boldness“) sind alles im Le-
suchten sowieso einen zweiten Gitarristen und so be- es jetzt eine gute Periode starben…sie waren ben, weil man im Leben über allem
gann er, für uns zu spielen, zuerst als Session-Musiker für die FRANGAR sein stehen muss!<< Wie man sehen
und dann als Vollzeitmitglied. Ich muss sagen, dass wird! Alle von uns sind im Männer voller Stolz kann, nehmen die fünf Wahrer
ich sehr glücklich bin, den Kaiser mit uns zu haben! Black Metal verwurzelt der Geschichte das Projekt FRAN-
<< und hat seinen eigenen Stil, aber alle von uns mögen GAR mehr als ernst und können mit Authentizität
Es dauerte jedoch sieben Jahre, bis MOTÖRHEAD und Hardrock, so dass wir versuchen, in puncto Konzept wahrlich mehr als punkten.
2007 mit „Totalitarian War“ das erste vollständige diese Energie in unseren Sound einzubauen.<< Auch Dennoch gibt auch einen Punkt, den man nicht
Album erschien. Der Sänger versucht, ein wenig bezüglich der Aufnahmeprozeduren überrascht ohne weiteres stehen lassen kann, wird der Begriff
Licht in diesen Dornröschenschlaf zu bringen: Il Colonnello mit einem
>>Nach der offiziellen Gründung begannen wir innovativen Ansatz; so
live zu spielen und nahmen 2002/2003 das Demo erzählt er, dass >>das
(„Frangar“ – d. Red.) auf. Wir haben sehr viele gute Licht im Aufnahmeraum
Reviews bekommen und wir mochten unsere Songs, nur aus alten und kleinen
allerdings war das einzige Problem der Band die Zeit. Kerzen [bestand] und wir
Alle Mitglieder der Band arbeiten und bedingt durch umgeben von Armeeklei-
andere Bandprojekte war es schwierig, Dinge wie dung und Tagebüchern
den Proberaum, Konzerte und das Studio unter einen aus dem Ersten Weltkrieg
Hut zu bekommen. Nun ist aber alles besser und das [waren]! Wir versuchten
wichtigste ist, dass wir gute Songs haben!<< Und die damit, den Geist des Krie-
kann FRANGAR definitiv vorweisen, überrascht das ges heraufzubeschwö-
Debüt mit einem sehr eigenwilligen und druck- ren. Die Bedeutung des
vollen Stil, der dem alteingesessenen Black Metal Titels stammt von einem
frisches Blut in die Adern treibt (siehe Review). Ring, den jeder Freiwilli-
Jüngst erschien nun eine neue MCD mit dem Titel ge des Ersten Weltkrieges
„1915 – Tutto per la Patria“ (siehe Review), die die bekommen hat mit der
Weiterentwicklung der Band konstant beschreibt. Inschrift „1915 - Alles für
Auf ihr sind drei Hymnen im Stile „Totalitarian Black das Mutterland“. Italien
Thrash“ („Inno Alla X Mas“, „La Settima Di Dio“ und und seine Bewohner woll-
„Presente“) zu finden; einer Selbstkategorisierung, ten diese alten Abgren-
die beim Anhören der neuen Stücke genau zutrifft. zungen…es gab wieder
>>Nach der Veröffentlichung von „Totalitarian War“ Helden und Patriotismus.
hatten wir unseren perfekten Stil gefunden,<< erklärt << Auch auf dem Flyer,

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„Totalitaris- rühmten italienischen Song namens Unsere Musik ist eine Land sein sollte!<<
mus“ mehr- „Ta-pum“ (die Bedeutung von Ta-pum Besucher des
fach genutzt, ist der Klang, der entsteht, wenn es in Kriegsbotschaft, Storm of Destruction
entweder
um ihren
einem Tal eine Explosion gibt), auch
aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Auf
folgerichtig berei- - Festivals hatten
Ende Mai im bay-
Musikstil zu der neuen MCD nutze ich einige Reden ten wir uns auf der rischen Ingolstadt
beschreiben aus einem alten Kriegsfilm sowie den die Möglichkeit,
oder ein Al- „Piave-Song“, der die Geschichte der Bühne auf den Krieg FRANGAR bei deren
bum damit Kämpfe der italienischen Streitkräfte vor! Wir müssen wie ersten Auftritt auf
zu benennen. um den Fluss Piave erzählt. (bei denen deutschem Boden
Vermittelt die österreich-ungarische Armee in Soldaten aussehen beizuwohnen (siehe
diese dikta-
torische Herr-
drei erfolglosen Schlachten in den
Jahren 1917/18 noch versuchte, eine
und die Bühne muss Livebericht Ausga-
be #5). Trotz einiger
schaftsform Entscheidung im Krieg mit Italien zu wie ein Militärlager störender Umstände
neben der erzwingen – d. Red.)<< spielten sie einen
Einmischung FRANGAR versuchen mit aussehen sehr souveränen
in soziale innovativen Ideen und Konzepten Gig und konnte vie-
Verhältnisse eine neue Generation italienischer Bands jen- le Sympathiepunkte beim Publikum gewinnen.
auch den An- seits der Alpen bekannter zu machen, wird die Auch der Sänger sieht die Deutschland-Premiere
spruch, einen italienische Black Metal Szene mit Bands wie NE- recht positiv, auch wenn nicht ohne Selbstkritik:
„neuen Men- CROMASS oder MONUMENTUM assoziiert, die al- “Nun, sie war gar nicht so schlecht. Wir spielten ei-
schen“ mittels bestimmter Ideologien zu formen, lerdings ihren epischen Höhepunkt in den 1990er nen Song ohne Sound und danach mussten wir für
ist es im Geschichtsbewusstsein unausweichlich, hatten. Seitdem ist es verhältnismäßig ruhig auf 15 Minuten den Set aufgrund eines Polizeieinsatzes
den Sänger auf die Bedeutung im Kontext der der Apenninen-Halbinsel, abgesehen von verein- unterbrechen. Danach spielten wir einen Song mit
Band anzusprechen. >>Uns ist es egal, ob er poli- zelten kompositorischen Ausbrüchen. Der Front- halben Sound und die Polizei stoppte uns wieder für
tisch korrekt ist. Er ist der perfekte Begriff und wir mö- mann sieht die Situation in seinem Land auf einem 20 Minuten. Aber danach spielten wir einen ernsten
gen ihn, weil wir von unserer Geschichte fasziniert guten Weg; sieht er doch, dass es >>in den letzten Gig! Er hätte vom Spielerischen bestimmt besser
sind und es gibt zu viele Leute die Respekt und Fas- zwei, drei Jahren eine kleine Wiedergeburt der italie- sein können und wir können sicherlich einige Fehler
zination mit Fanatismus und Politik vermischen,<< nischen Szene [gab]. Es gibt einige gute neue Bands, entdecken, aber ich hoffe, dass wir bald wieder in
relativiert er meine Ausführungen. >>Die Frage und die Bands, die bislang nur in Italien bekannt Deutschland spielen können - und dieses Mal ohne
ist verständlich, aber wenn man bedenkt, dass die waren, erweitern ihren Bekanntheitsgrad im restli- Unterbrechungen! << Einige Kollegen der schrei-
Kirche 1000 Jahre eine Politik chen Europa. Das Wichtigste benden Zunft konnten sich in ihren Festivalberich-
des Terrors anwandte, war sie wir wollen, dass sich aber ist, dass wir einen neuen ten Seitenhiebe auf die Bühnendekoration und
eine „totalitäre Kirche“, aber
niemand sagt etwas dagegen.
die Leute nicht nur Stil/Sound/Atmosphäre
funden haben und das ist sehr
ge- das Auftreten der Band nicht verkneifen, wurde
es als „kommunistisches Manifest“ und Il Colon-
Und nun ist sie nur eine pädo- Gedanken über un- wichtig „ ansonsten wird man nello gar als „Che-Guevera-Verehrer“ denunziert.
phile Kirche mit einem Unmaß sofort vergessen! Es gibt so vie- Von diesen journalistischen Meisterleistungen hat
an Konsens!<< Argumentativ sere Musik machen, le Bands in Europa, so dass es er auch schon gehört und kann sich ein Lachen
trifft diese Aussage nicht un- sondern auch über notwendig ist, etwas Neues zu ebenso nicht verkneifen. >>Ja, davon habe ich ge-
bedingt den Kern der Sache, bringen, etwas Spezielles mit hört. Hahahaha! Ich weiß nicht, welche Art von Kon-
möchten die Italiener mit unsere Geschichte, einem eigenen Stil. Wenn man zert diese „Journalisten“ gesehen haben, aber ich bin
ihrem Konzept aber ledig-
lich den Zeitgeist des Itali-
den Helden, den nicht daran arbeitet, ist es nur
Zeitvergeudung! << Die Band
mir sicher, dass der Verstand dieser armen Leute voll
von Konfusion ist. Einige bezichtigen uns als „Ultran-
ens des frühen zwanzigsten Idealen, die Italien in selbst ist Teil einer Organisati- azis“ oder „Kommunisten“! Haha! Auf unserer Seite
Jahrhunderts widergeben on namens B.M.I.A., der „Black habe ich eine Deklaration niedergeschrieben, in der
- mit all seinen Facetten. So mehr als 2000 Jah- Metal Invitta Armata“, die in ich das Konzept von FRANGAR erklärt habe, aber ich
kann der geneigte Hörer ren groß gemacht erster Linie eine Versamm- denke, dass es sinnlos ist, weil jeder von ihnen sowie-
auf allen Veröffentlichun- lung italienischer Bands ist so nur das schreibt, was er sich einbildet. Bevor ich
gen FRANGAR‘s vielerorts haben. Ich denke, mit dem Ziel, die italienische nach Deutschland gekommen bin, habe ich einem
Samples raushören, die aus
längst vergangenen Zeiten
dass jeder stolz auf Flamme am Leben zu erhal-
ten. Über die elementaren
Freund im Spaß gesagt, dass ich mir einen langen
Bart wachsen lassen, so dass mich die Leute für einen
zu stammen scheinen, wie sein Land sein sollte Gründe weiß Il Colonnello zu Kommunisten halten. Aber sie tun es auch wirklich!
beispielsweise italienische berichten: >>Zu allererst sind Es scheint besser, wenn sich Leute mit der Geschichte
Reden mit Grammofon-Charme oder martialische wir alle gute Freunde und Musiker mit den gleichen beschäftigen und nicht so einen Mist verzapfen wür-
Klänge vom Schlachtfeld. >>Ich liebe es, Samples zu Idealen und Verehrung unseres Mutterlandes. Wir den!<<
verwenden! Es ist mein Stil! << erzählt Il Colonnello wollen als Bands und als Individuen wachsen und auf >>Bezüglich der Bühnendekoration: Un-
mit großer Begeisterung und führt gleich weiter unserem Sampler sprechen wir über die wichtigste sere Musik ist eine Kriegsbotschaft, folgerichtig be-
aus: >>Da mir die Technologie jetzt sehr viel helfen historische Periode oder über die Ideale unseres Lan- reiten wir uns auf der Bühne auf den Krieg vor! Wir
kann, nutze ich sie und werde sie auch weiterhin des, so als ob wir sie studieren würden. Wir versuchen müssen wie Soldaten aussehen und die Bühne muss
nutzen. Die Lieder, die man auf dem Debüt finden die gesamte Geschichte unseres Landes zu erfassen, wie ein Militärlager aussehen. Es ist ein wichtiges
kann, sind Flughymnen („In Armi“) und der Salut an so dass wir viele Zusammenhänge verstehen kön- Element unserer Show… wir ziehen in den Krieg und
die Schiffsmänner, es sind sehr alte militärische Lie- nen. Wir wollen diese Message in einem starken und verkaufen keine Süßigkeiten! Die Musik ist sehr ge-
der ohne politischen Bezug, die ich sehr mag! In „La direkten Weg senden, wir wollen, dass sich die Leu- waltig, so dass auch die Performance auf der Bühne
Grande Orma“ (B.M.I.A.–Sampler – d. Red.) nutze te nicht nur Gedanken über unsere Musik machen, gewaltig sein muss! << Somit sollte in Zukunft jeder
ich einige Passagen einer Propagandarede für die sondern auch über unsere Geschichte, den Helden, wissen, was ihn oder sie erwartet, wenn sich FRAN-
Kämpfe, die die Italiener mit den Türken führten den Idealen, die Italien in mehr als 2000 Jahren groß GAR wieder auf einer Bühne präsentieren werden.
und in einem großen Break verwende ich einen be- gemacht haben. Ich denke, dass jeder stolz auf sein Bezüglich solcher Auftritte beziehungsweise neu-
em Material weiß der Sänger auch schon Neues zu
FRANGAR “1915 – Tutto per la Patria” berichten: >>Es gibt bereits einige neue Songs für
BMIA ein neues Album und ich hoffe, dass wir im Januar ins
Die Bewahrer der italienischen Heldenepen sind zurück: FRANGAR überbrücken die Wartezeit bis zum neuen Album, welches voraussicht-
Studio gehen werden - der Sound wird ein Killer! Im
lich Anfang des kommenden Jahres erscheinen wird, mit einer MCD namens „1915 – Tutti per la Patria“ („Alles für das Mutterland“). Geboten September werden wir zusammen mit AD HOMINEM
werden drei neue Stücke mit einer Spielzeit von knapp 17 Minuten und vollzieht die Entwicklung, die bereits auf dem Debut zu erkennen in Südfrankreich sowie in Italien zusammen mit IM-
war, konsequent weiter (siehe Interview). FRANGAR nennen ihren Stil nun „Totalitarian Black Thrash“ und das kann man so gelten lassen,
bietet „1915“ weniger Black Metal-Elemente als noch auf „Totalitarian War“, dafür umso mehr geradezu rockige Elemente, was die Songs PALED NAZARENE, SINISTER und AD HOMINEM auf-
extrem eingängig macht und zum Haareschütteln mehr als nur einlädt. Diese rockigen Elemente sind besonders beim ersten Song „Inno treten. Ich arbeite auch an einigen weiteren Konzer-
Alla X Mas“ sehr ausgeprägt. „Settima Di Dio“ fährt ebenso eine sehr einprägsame Riffing-Schiene auf versetzt mit einigen Samples, die Il ten und vielleicht spielen wir auch bald in Berlin!<<
Colonnello bereits zu seinem Steckenpferd erklärt hat. Das letzte Stück „Presente“ beginnt mit einer Synthesizer-Einleitung, bevor es in ein
sehr Mid-Tempo-lastiges Stück übergeht. Die Texte sind traditionell in Italienisch verfasst und hasserfüllt vorgetragen, wobei sich im Booklet (SS)
aber auch wie gewohnt die englischen Übersetzungen befinden. Für das Artwork zeichnet sich Neumitglied Kaiser Wodhanaz aus, welches
sehr gelungen ist und die Stimmung der MCD adäquat widergibt. (SS)

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„Ankunft“, dem Hörer offeriert. Das erste, in welchem der beißenden Harmonie aus Gitarre und zur Unterstützung in Potenz! Cold Dimensions schreibt und ich unterstreiche
suizidale „Entschluss“ zunächst gefasst wird, wirkt äußerst eingestreutem, atmosphärischem Keyboardteppich eine hiermit: >>Melancholie wird zu Melodie – Melodie wird zu
disharmonisch an manchen, getragen-vorfreudig an an- kränkelnde, wenn auch kraftvolle wie homogene Aura. Ein Melancholie²<< (PD)
deren Stellen. Lediglich Keyboard wurde hier verwendet, qualitativ überzeugendes Werk, dessen selbst weniger in-
jedoch kein Geklimper, sondern langgezogene, dissonant teressante Lieder noch mit voller Punktzahl in den Fächern
in sich selbst wirkende Klangteppiche ausgebreitet. Leider
sind die sechs Teile nicht durch Nummern auf der halbstün-
„kompositorischer Tiefgang“ und „disharmonische Melo-
dikentwicklung“ aufwarten können. Die äußerst räudigen,
HELLLIGHT
“Funeral Doom”-CD
digen CD voneinander getrennt, sondern laufen in einem tiefen, rotzig ins Mikro gebrüllten bzw. gegrummelten
durch. Das hat natürlich den Vorteil, dass der Künstler somit Texte wissen ob ihrer Güte zu gefallen und versprühen ei- Ancient Dreams
dem „Teileinlauschen“ vorbeugen und dem Hörer lediglich nen äußerst nihlistischen, alles verachtenden Charme. Die Etwas länger brauchte ich, um mit dem Höllenlicht warm
die Wahl zwischen komplett oder gar nicht hören überlässt. Geschwindigkeit pendelt geschickt zwischen Raserei und zu werden. Nicht nur warm wurde es dann schließlich, son-
Der Nachteil jedoch besteht ganz offensichtlich in der feh- dem gemäßigten Midtempo-Bereich. >>Kondensierende dern gar hitzig. So heiß, dass sich bestimmte Liedteile als
lenden Übersicht über den jeweiligen Beginn eines neuen Gewänder...kein Schein sich regt. Zerborstene Schwingen mir Ohrwürmer in meine zerebralen Hirnwände brannten und
Abschnittes. Gut, so in etwa lässt sich das selbstredend geleiten, Erdrückende Angst, ein Ausfall der Zeit. Gezehrte dort mehrere Tage verweilten. An manchen Tagen erwach-
von der Musik ablesen, variiert jene doch stark im Laufe Existenz, am Minimum hadernd.<< , soll nur ein Beispiel für te ich aus dem Schlaf und hatte sofort die Melodie eines
des Tonträgers. Der, nach ca. 8 Minuten beginnende Teil die durchgehend hochwertige lyrische Untermalung des der „Funeral Doom“-Stücke im Ohr. Witzigerweise bieten
„Erinnerungen“ wirkt durch Verwendung einer Akustikgi- deutschen Ein-Mann-Projektes sein. Das optisch schönste die brasilianischen HELLLIGHT nicht das, was man anhand
tarre, welche lebhaft, aber nichtsdestotrotz sentimental an diesem Album ist die Kreatur auf der Rückseite der CD! des CD-Titels erwarten würde, sondern zocken klassischen
im höchsten Grade gewandt der Melodik huldigt, äußerst So weiß das Booklet schon nicht mit optischen Reizen zu Doom Metal mit Anleihen diverser anderer, diesem sehr
lebendig, eben wie eine greifbare Erinnerung. Plötzlich, geizen, das Backcover allerdings setzt dem ganzen die verwandter Stilrichtungen, sei es Epic Doom oder Gothic
bei 10:48 Minuten angelangt, setzt eine E-Gitarre ein und Krone auf. Fast möchte ich erwähnen, dass, wer an ihm Metal. Meine Lieblingsstücke bilden die exakte Mitte des
zweiten Langspielers und ersten Labelveröffentlichung
VARGSANG ich frage mich, ob dieser Übergang die „Tat“ darstellen soll,
dauert der Einsatz jener doch nicht allzu lange. Daraufhin
Gefallen findet, auch die Musik von KARGVINT lieben wird,
doch ich verkneife es mir, um nicht lobend in den Himmel der Brasilianer, nämlich Lied 3 („Nexus Alm“), Lied 4 („The
“Werewolf of Wysteria”-CD folgt etwas Synthetikgelimper, was wiederum etwas bun- zu heben, was schreiend am Boden kauert. Letzten Endes Diary“) und mein absoluter Spitzenreiter Lied 5, „Life In
Darkness“ genannt. Ist erstgenanntes mit den Adjektiven
Undercover ter und vitaler wirkt und somit gut und gerne das „Far- bleibt mir wohl nur noch das Zitieren: >>Hasse oder liebe es,
lethargisch, gleitend, schwer zu seinem Recht verholfen,
Meister Vargsang ist zurück – und wie! Nachdem das benspiel“ darstellen könnte. „Flug“ und „Ankunft“ lasse ich dazwischen gibt es keine Kompromisse!<< (PD)
den interessierten Leser ausnahmsweise selbst erkunden. so lässt mich „The Diary“ grübeln ob der Nichtverwendung
2005er Album „Throne of the Forgotten“ zu einem meiner
Soviel sei verraten, es wird noch anständiger Black Metal/ seines, im Booklet abgedruckten Textes. Was ist passiert,
Dauerbrenner mutierte, war ich gespannt wie Flitzebogen
Ambient geboten, der fliegen lässt...direkt in den Abgrund. weshalb wurden die, in meinen Augen schönsten und aus-
auf den Nachfolger. Und wurde definitiv nicht enttäuscht!
Sollte sich mein Selbstmord einst ähnlich schön anhören, gefeiltesten lyrischen Ergüsse des Albums nicht intoniert?
Auch anno 2008 walzt der Raw Black Metal der Bayern
dürft Ihr meinen Abgang gerne belauschen, vorerst offe- Das weiß wohl nur die ewige Verdammnis. >>Happiness is
wuchtig und vernichtend aus den Boxen, „Werewolf of
riert SIEGHETNAR aber auch einen sehr ansehnlichen Ster- for the hopeful ones. And this hope, Is the shine on the numbed
Wysteria“ stanzt ein weiteres Brandmal in die Gesichter
beklang. Der Musiker hat noch ein paar wenige Exemplare eyes of the fools. To feel another soul, Is being able to die more
aller Poser und Trendies. Wüsste man es nicht besser, so
extra für geneigte „Ablaze“-Leser reserviert. Wer Interesse than once.<< Abgerundet wird das Stück mit der letzten,
würde man denken, wir befinden uns noch immer in den
hat, sollte sich jedoch beeilen, die Stückzahl ist nämlich ebensowenig vorgetragenen Textzeile >>And I decided to
1990ern, so sehr hat VARGSANG den Spirit von Bands wie
sehr begrenzt! Email: Thorkraft@gmx.net (PD) die every day.<<, was mich schaudern lässt ob der stilisti-
DARKTHRONE oder CARPATHIAN FOREST verinnerlicht.
schen Schönheit des Ganzen in sich. Schade, dass die Band
Mit einer Spielzeit von knapp über 40 Minuten zerfetzen
gerade dieses Stück zum Instrumental degradiert haben,
Songs wie „Crush the Whores“, „Sadistic Art of Torture“ oder
„Gothic-Slut Impalement“ jedes Trommelfell und predigen SVARTI LOGHIN auch wenn es diese Aufgabe vollends zufriedenstellend
zu erfüllen weiß. Die Brasilianer taten sich übergreifend
Hass und Misanthropie. „Werewolf of Wysteria“ ist ein sehr „Empty World“-CD etwas schwer mit der englischen Sprache, so sind hie und
kaltes, dunkles und rohes Machtwerk, das sehr dumpf pro-
ATMF da ein paar grammatikalische Schnitzer zu finden. Aber
duziert wurde; was aber daran liegt, dass über die letzten
>>Viele haben Angst, ihren Geist leer zu machen. Sie fürchten scheiß doch auf Korrektheit, solange es klingt wie bei HELL-
zwei Jahre im Proberaum eingespielt und anschließend in
in die Leere zu fallen, und wissen nicht, daß ihr eigener Geist LIGHT, inhaltlich die nötige Stringenz und Tiefe besitzt. Das
den Sound Bridge Studios in Schriesheim gemixt und ge-
die Leere ist. Ich brauche nur meinen Geist leer zu machen, um sechste, komplett in Klargesang vorgetragene Lied des
mastert wurde. Doch genau durch diese Vorgehensweise
zu sehen, daß alle leer sind.>> Zen-Meister Huang-Po erkennt Albums mit dem Titel „Afterlife“ weiß mit einem äußerst
bleibt der gewisse Underground Charme erhalten, ohne
die Leere der Welt und nicht weniger scheinen dies SVARTI fragil wirkenden Chorus aufzuwarten, sowohl vom Sänger
Gefahr zu laufen, zu billig und zu einfach zu klingen. Under-
LOGHIN zu tun, ist ihr Debütalbum, welches Mitte September der Band als auch von einer zusätzlichen Gesangsspur, und
cover Records haben mit VARGSANG definitiv einen Roh-
erhältlich sein wird, doch mit „Empty World“, übersetzt „leere zwar einer Kinderstimme, intoniert. Vor allem eine Textzei-
diamanten im Portfolio, den es nie zu schleifen gilt! (SS)
Welt“, betitelt. Ohne große Begrüßungsfloskeln ziehen uns le wie >>If you try the afterlife, You try to be someone who
die Schweden mit dem ersten Lied in jene des depressiven
COLDWORLD died<< verströmt aufgrund der involvierten Präsenz eines

BATTLE DAGORATH Black Metals. Die Gitarren schrubbeln sich rauh, gewandt,
äußerst melodisch und kompositorisch durchgehend auf „Melancholie²“-CD
Menschen am Anfang seines Lebens einen besonders ab-
gründigen, tragischen, desillusionierten Charme. Äußerst
„Eternal Throne“-CD hohem Niveau die Seele aus dem Leib. Die Gitarrenläufe Cold Dimensions verstörend und dennoch perfekt mit der instrumentalen
Mercenary verschmelzen mit dem zurückhaltenden, nichtsdestotrotz Ein wahrer Erguss an dissonant angeordneten Gitarren- Musik des Quartetts harmonierend, bahnt sich der poten-
Obwohl bereits seit 2002 existierend, erscheint erst heuer gekonnt prügelnden Schlagzeug und dem hohen, verzag- läufen zieht über des Hörers Haupt hinweg, weiß diesen tielle Ohrwurm-Refrain seine Gänge in die tiefsten Tiefen
das Debüt-Album namens „Eternal Throne“ der Amerikaner ten, sich fast überschlagenden und somit sehr verletzlich geschickt anhand von süßlich-gebrechlicher Schönheit des Konsumenten Seele. Begleitet wird dies von wunder-
von BATTLE DAGORATH. „An Opus of Cold Bleak Atmosphe- wirkenden Kreischorgan zu eingängigen Melodien des zu verzaubern, ihn in ein Reich fließenden Siechtums zu schönen Keyboard-Arrangements, die zu keiner Sekunde
res and Intense Glorification of Darkness“ kündigt der Bei- Niedergangs, der Leere. Wo keine Leere zu spüren ist, da stoßen. Fast wie eine stilistische Mischung aus Klassik und störend, sondern immer potenzierend auf Hörerstimmung
packzettel des Promos an und liegt damit auch gar nicht ist das Album von Lauten des Leids durchzogen, ganz Ambient kommt das ganze daher, denkt man sich die elek- und muskalische Atmosphäre wirken. Hat man sich einmal
so falsch. Die Selbstkategorisierung in „Freezing Epic Black wie im echten Leben. Das Trio weiß durch Variation von tronische Gitarren in diverses Instrumentarium klassischer mit „Funeral Doom“ angefreundet, so bestehen gute Chan-
Metal“ unterschreib ich ohne irgendwelche Einwände, Melodik und Geschwindigkeit, geschickt Akzente zu set- Orchestren um. Dies will das aktuelle COLDWORLD-Album cen, dass diese Bindung ein Leben lang anhält. Man möch-
denn genau das ist es, was BD machen: Der schleppende zen und wirkt, trotz der ursprünglichen Nähe, ergo der jedoch gar nicht sein, sondern wohl eher klassischer Black te sich nicht mehr von der Selbstsucht nach persönlicher
Groove im Stile früher ISVIND ist allgegenwärtig, aber auch Räudigkeit und Einfachheit, durchaus abwechslungsreich. Metal mit Ambient-Anleihen. Fast durchgehend von teils Fröhlichkeit blenden lassen, sondern jeden Tag aufs neue
Tempoverschärfungen machen aus dem Album ein sehr >>Wir leiden an einer Leere auf hohem Stressniveau.<< so dominierenden, meist jedoch unterstützenden Keyboard- bewusst sterben. >>A heartless soul can never die!<< (PD)
komplexes Werk, welches auch nach mehrmaligem Anhö- das Magazin „Psychologie heute“ und ausgehend davon klangteppichen getragen, weiß das Erfurter Ein-Mann-
ren keinerlei Langeweile aufkommen lässt. Dass Vinterriket könnte man die Musik SVARTI LOGHINs als die Intonierung Projekt selbst in tastenfernen Passagen mit grandios dü-
nicht nur die Finger beim Abmischen, sondern auch beim von Leere auf hohem Schwarzmetall-Niveau ansehen. Und steren, depressiv-abgründigen Melodiken zu verzaubern
In- sowie Outro dabei hat, sorgt für die nötige Qualität der wenn ich, meiner eigenen Worte müde, gleich weiter zitie- und nichtsdestotrotz gleichsam schwebend in luftige
amerikanischen Black Ambient Combo. Das Triumphirat ren darf: >>Glück ist heutztage, wenn man im neugekauften Höhen zu tragen. Aus diesen stürze ich mich gerne hinab
Black Sorceror, Wulfskreiger und Witch Hammer bringen es Auto mit 150 km/h durch die innere Leere fährt.<<, um es mit ins Dunkel, in die Ungewissheit, die doch sofern sicher ist,
fertig, selbst an einem heissen Sommertag den nordischen einem Zitat von Sigismund von Radecki auf den Punkt zu als dass sie nichts zerstreuendes, unterhaltendes, sondern
Frost auf der Haut zu spüren. Keine weiteren Kommentare bringen. Sollte dieses Auto einen CD-Player besitzen, so die eisige Düsternis, das Schwarze hinter dem Abrund
nötig – Kaufen! (SS) wären SVARTI LOGHIN als Untermalung sicherlich eine aus- birgt. „Melancholie²“ ist nach der EP „TheStarsAreDead-
gezeichnete Wahl. (PD) Now“ der zweite Lichtblick und das erste Langspiel des
Deutschen. Die Gitarren bahnen sich rauh und dennoch
ORDER OF THE WHITE HAND sehr mächtig, äußerst kraftvoll und melodisch ihren Weg
durch den Niedergang, von routiniert beherrschtem, zwi-
„Through Woods and Fog“-CD schen verschiedenen Geschwindigkeitsebenen geschickt
Tanhu pendelndem Schlagwerk begleitet. Speziell ein oder zwei
Nach einem Demo im Vorjahr erscheint nunmehr die De- Lieblingslieder zu erwählen fällt mir schwer, höre ich das
büt-CD der mysteriösen Finnen. Dumpf dröhnt es aus der Album doch immer und immer wieder von vorne bis hin-
Rumpelkammer, ähem, den Lautsprechern. Soundtech- ten komplett durch und bin von jedem Stück gleichsam
nisch hat man ein professionelles Studio gescheut wie der angetan. „Hymn To Eternal Frost“ hat es mir vielleicht ein
Teufel das Weihwasser – und warum auch nicht? Denn zu klein wenig intensiver angetan als der Rest, ist dieses doch
einer Band wie OOTWH passt dieser dreckige Sound ganz durch eine verzückend düstere Geige, kraftvoll-mächtige
wunderbar! Musikalisch klingt man alles andere als „skan- Schlagzeug-Rhythmen und wohltuend verstörend klin-
dinavisch“, sondern man orientiert sich an einschlägigen
Bands aus Polen und Deutschland. Die Lieder sind also vor-
gende Keyboardklänge aufgewertet. Gleich darauf folgt
„My Dead Bride“ und macht in ähnlicher Intensität weiter, TOTALSELFHATRED
rangig getragen-hymnisch, teilweise auch ruppig-rockig, von grandios verzweilt kreischendem Gesang untermalt. “Totalselfhatred”-CD
und kommen mit der grundsoliden Instrumentierung von Überhaupt nichts wirkt auf „Melancholie²“ fehl am Platze, Osmose
Schlagzeug, Gitarre und Bass aus. Als Referenzpunkt kön- weder die Aufmachung der CD, welche mit einem wunder- Der neue Stern am depressiven Himmel hat sich mir offen-
nen bspw. BILSKIRNIR und ISENGARD herangezogen wer- schönen Cover glänzen kann, noch die Zusammenstellung bart in Form von TOTALSELFHATRED‘s selbstbetitelten De-
den. Stellenweise bleibt man instrumental; aber man klingt der einzelnen Lieder. Alles in allem haben wir es hier mit butalbum. Gleich dem Wahnsinn wird der Hörer hinab ge-
ohnehin immer abwechslungsreich und atmosphärisch. einem höchstpotenten, in sich völlig homogenen Projekt rissen in eine Mischung aus Kraft und Depression, wie man
Die heisere Stimme trägt Schlachtengesang und heidni- erster Güteklasse zu tun, was das aktuelle, knapp 50minü- es sonst nur von Kapellen des Kalibers SHINING gewohnt
sche Beschwörungen sehr überzeugend vor. Das sind zehn tige Album eindrucksvoll beweist. Anmut und Depression ist. Bevor ich diese Rezension auch nur ins Auge fasste, ver-
Lieder, die einen rauen Charme versprühen! Im Jahr 2008
ist eine Band wie OOTWH, welche herrlich altmodisch ist
KARGVINT
ohne antiquitiert zu wirken, ein absolut notwendiger Kon-
trapunkt zu den auf Hochglanz polierten, jeglicher Identität
beraubten, Mainstream-Produktionen des skandinavischen
„Seelenwerk´s Fortgang“-CD
Fimbul/Eternity
TO P C D + + + TO P C D + + + + TO P C D
Black Metal. Geheimtipp! (KB) >>Hasse oder liebe es, dazwischen gibt es keine Kompromis-
se!<< (Eternity Records)
Markige Werbeworte? Das sicherlich, aber noch viel mehr,
ABSURD/GRAND BELIAL’S
SIEGHETNAR stimme ich diesen doch durchaus zu. KARGVINT bewegt
KEY/SIGRBLOT
„Endlösung“-CD sich in einem Raum, der irgendwo zwischen den Stühlen
existiert, nicht auf ihnen. So wird dem jugendlichen „Suicial „Weltenfeind“-CD
Nordsturm Black Metal“-Einsteiger sicherlich die Räudigkeit der Deut- W.T.C.
Auf gerade mal 50 Einheiten ist diese, aufwendige, im
schen schwer zusetzen, so wie auch der Liebhaber rauhen Was lange währt, wird endlich böse…im Gespräch war diese
DVD-Cover daher kommende Veröffentlichung begrenzt.
Schwarzmetalls alter Schule, ob der mitgelieferten De- Scheibe schon vor mehr als vier Jahren, bereits zwei Jahre ist
Als wäre die Limitierung nicht schon genug, wird es dem
pression und stilistischen Schönheit, wenig Selbstfindung es her, dass ABSURD zusammen mit GRAND BELIAL’S KEY in
geneigten Hörer durch ein Vorhängeschloss noch schwerer
erleben mag. Und doch haben wir es hier mit melancho- New York zum Tanz aufspielten und GBK- Vocalist Richard
gemacht, an die Tonkonserve zu gelangen. Hatte ich zuerst
lischem Black Metal ganz alter und nicht zuletzt hoher Mills noch am Leben war. Die hier enthaltenen GBK- Auf-
etwas ganz anderes, durchgeknalltes vermutet, so stellte
Schule zu tun. KARGVINT gleicht tatsächlich, auch wenn nahmen sind die letzten Aufnahmen der Band überhaupt,
sich doch heraus, dass der Code relativ leicht zu knacken
mir der Sinn gar nicht nach Wortspielen steht, einem kar- eben noch mit Richard am Mikrofon. Was soll man ansonsten
ist (der an dieser Stelle jedoch selbstredend nicht verraten
gen, ursprünglichen Wind, einem mit rauher Stimme und noch zu dieser CD schreiben, ohne Sprengstoffgürtel nach
wird). Hat man dies einmal erfolgreich hinter sich gebracht,
sterbendem Herzen klagenden. Jedes Stück für sich tritt an Jerusalem zu tragen? Es handelt sich auf jeden Fall schon mal
so wird man anfangs mit äußerst ruhigem, gleitendem
im Wettkampf um Hymnenqualität, und fast jedes Stück nicht um ein verfaultes Osterei wie bei der „Eastern Hammer“-
Ambient belohnt, der sich im Laufe seiner Existenz, mit
gewinnt diesen Kampf auch. So komme ich doch stark ins SplitCD mit grade mal einem läppischen Liedchen pro Band,
einsetzenden E-Gitarren verfeinert, zu einem gesanglosen,
Grübeln ob der Frage, welches der Lieder auf dem Album stattdessen feuert der Terminator hier mit dem schweren MG
schwarzmetallischen Fluss steigert. War ich vom Debütal-
als mein aktuelles Dauer-Traumata auserkoren werden soll. über den Korridor der Bundesprüfstelle, bis das Rohr glüht,
bum des deutschen Ein-Mann-Projekt namens „Verfallen &
Ganz besonders dürfte hierbei wohl das Lied „Seelenwerks jeweils vier neue und exklusiv polierte Marschflugkörper
Verendet“ sehr angetan, so weiß auch diese, weitaus harmo-
Fortgang (Essenz durch Phasen)“ hervor gehoben werden. werden von den beteiligten Räuberbanden gezündet. Die
nischer und leichter anmutende Musik meine Gehörgänge
Jenes weiß durch eine wunderschön überlagerte und ak- Sau wird durch den Tempel gepeitscht, vermummte Gestalten
zu verwöhnen. Das Album trägt den Zusatztitel „...Von Der
zentuierte Akustikgitarren-Tonspur über der eigentlichen schießen Raketen in den Arsch von Jahweh, und das Bajonett bleibt so manchem Zeitgenossen beim Schlucken quer im
Vertonung Eines Selbstmordes!“, was mich schaudern lässt,
aus elektrischen zu verzaubern. Doch auch „Reproduktio- Hals stecken. Hier hat sich einfach der Abschaum der Szene zusammengefunden, und der Schaum, er schwimmt oben. Und
ob der Anmut, welche jedes einzelne Kapitel, die da wären
nen (Schatten toter Mechanismen)“ ist von nicht zu leug- wenn es auch ansonsten für Dich heißt: „Du kommst hier net rein!“, mit dem Kauf dieser CD kannst Du Dich kurzzeitig der
„Entschluss“, „Erinnerungen“, „Tat“, „Farbenspiel“, „Flug“ und
nender Schönheit, verstrahlt anhand der sich wundervoll Illusion hingeben, Du wärst Bestandteil der Mega-Party, denn einer geht noch, einer geht noch rein...ins Massengrab! (UH)

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sind sie keineswegs einer der zahllosen Klone, sondern ori- Impressionen aus dem Land der Berge, Wälder und Fjorde

FLOP CD +++ FLOP CD ++++ FLOP CD entieren sich mit Geschick an Eigenständigkeit, auch wenn
ihnen sicherlich kein Preis für Innovation verliehen werden
wird. Inhaltlich beschreiten sie jedoch neue Wege, erzählen
vermitteln. LÖNNDOM, deren Musiker hauptamtlich bei der
schwedischen B.M.-Kapelle ARMAGEDDA angestellt sind, fol-
gen der Tradition von STORM und BAK DE SYV FJELL. Zum ei-
EQUILIBRIUM sie in acht Kapiteln (Capitolo I-VII) den Mythos des Hom-
selvareg, einer atavistischen Kreatur, die in den Alpen ihr
nen mit der Tatsache, dass man Nebenprojekt einer B.M.-Band
ist, und zum anderen mit der Musik, welche zwar auf einem
„Sagas“-CD Unwesen trieb, wie es norditalienische Folklore überliefert. metallischen Grundgerüst aufbaut, sich ansonsten aber aus
Nuclear Blast Die folkloristischen Teile der Sage werden vereinzelt durch Rock- und Folk-Anteilen zusammensetzt. Das ist sicherlich
Es ist ein Sommermärchen wie aus Hollywood’s Traumfabrik; Akkustikpassagen untermalt, ohne der Black Metal-Raserei Geschmackssache; ich kann zumindest nicht behaupten, die-
eine Handvoll Würstchen aus der Dose dürfen auch mal auf den Wind aus den Segeln zu nehmen. Das selbstbetitelte se Musik wäre weniger emotional berührend als (Black) Metal
dem ganz großen Grill liegen. Ganz klar, wenn ich noch eben- Album wurde zuerst selbstveröffentlicht, bevor sich De – vielleicht sogar noch mehr so, weil von solchen Folk Rock/
so wie an den Weihnachtsmann daran glauben würde, dass Tenebrium Principio dazu entschloss, das Teil zu remastern Metal-Bands der „technische“ Aspekt bei der musikalischen
der Ferrarifahrer von Nuclear Blast als einstmalig zauselhaa- und mit drei Songs des „Lend Your Heart to the Night“ De- Umsetzung zu Gunsten von authentischer Darbietung ver-
riger Importeur von Hardcore-, Crustcore- und Grindcore- mos aufzuwerten und so einer grösseren Schar vorzustel- nachlässigt wird. Anspieltipps sind auf alle Fälle „Himlalågor“
Platten ein true brother of Metal ist, der aus reiner Liebe zum len. Eine gute Idee! (SS) und „Ripeluokte II“; das Album überzeugt aber ohnehin als
Heavy Metal das neue Meisterwerk „Sagas“ von EQUILIBRIUM Gesamtkunstwerk. Eine schön aufgemachte LP-Version gibt
einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen wollte, könnte es i.ü. bei Eisenwald (www.eisenton.de) zu erwerben. (VV)
ich unbeschwerten Herzens mit dem Running Wild –Altrocker
Arm in Arm uns gegenseitig mit Bier vollschwappend auf
ANTICOSM
„Alcoholic Darkness“-CD
einem Festival herumtorkeln, während EQUILBRIUM mit von
der Dorfkirmes bekanntem karibischem Flair bei „Unbesiegt“ Eigenproduktion STURMKAISER
Das noch aus dem letzten Jahr vorliegende Demo der ame- „Veni, Vidi, Vici“-CD
die Sonne in unsere Herzen scheinen lassen. Ich bin aber ein
ungläubiger Heide, Schande über mein unwürdiges Haupt, rikanischen ANTICOSM habe ich immer vor mir hergescho- Frenteuropa/Darker Than Black
und frage mich stattdessen staunend, wie EQUILIBRIUM aus ben und ganz unten in den Noch-zu-Erledigen-Stapel ge- Der Kaiser kam, sah und siegte. Aber welcher Kaiser? Es
unzähligen eingängig klingenden Versatzstücken in jahrelan- packt. Rein äusserlich spricht ja aber auch gar nichts für die ist der STURMKAISER, der sich wie einst seine Vorfahren
ger Puzzlearbeit ein hochgradig unoriginelles massenkom- fünf-köpfige Band aus New Jersey / USA: Eine mit Filzstift durch die Hauptstadt des römischen Reiches fahren lässt,
patibles Album zusammengeschustert haben. Schön haben besudelte CD-R, deren Hieroglyphen den bekloppten Titel nur statt auf dem Vierspanner nun auf einem gewaltigen
sie’s gemacht, wie emsige Bienchen überall den Nektar geschlürft, von FINNTROLL über ENSIFERUM, RIGER bis MENHIR. namens „Alcoholic Darkness“ beschreiben sollen sowie ein Panzer thronend. Und wie ein solcher fegt das neue Album
Ja, das Casting war sicherlich nicht einfach, bei der Auswahl an einschlägigen Bands, aber die Wahl des Branchenriesen im milde ausgedrückt kindisch-lächerlicher Schriftzug mach- der italienischen Schwarzmetal-Krieger über die Schlacht-
Bemühen darum, auf den populären Pagan Metal Trip mit einem einheimischen Vertreter aufzuspringen, war über jeden ten mich nicht gerade neugierig auf dieses Demo. Mal noch felder jenseits der Boxen. Rasanter War Metal, sehr schnell
Zweifel erhaben erfolgreich. Denn die viel älteren deutschen Bands, die hier unter anderem kopiert werden, sind leider schnell einen Blick auf Metal Archives geworfen, wo man gespielt und doch durchzogen mit melodischer Finesse, so
nicht politisch korrekt genug, um für die ganz große Werbemaschinerie zu taugen. RIGER, die haben doch sogar mit den ein putziges Live-Bildchen zu sehen und als textliche The- zeigt „Veni, Vidi, Vici“ sein breites Spektrum. Der Nachfolger
unsäglichen ABSURD schon zusammen auf einer Bühne gestanden, MENHIR, das sind doch die, die bei so einer neonaziver- matik „Alcohol, Mythology, Black Metal“ zu lesen bekommt, des 2004er Debüts „Mors Tua, Vita Mea“ huldigt mit Titeln
seuchten Schaukampftruppe mitmischen. Es musste schon eine Band sein, die ernsthaft solche Sprüche nachplappert, wie bestätigen meine mehr als bescheidene Vorfreude. Aber wie „Warangel“, „Sturmkaiser“ oder „We are Storm and Legi-
den, dass die unschuldige Pagan Metal-Szene von der NPD unterwandert wird, und denen man im Vertrauen nahe legen oho…so schlecht wie das Teil verpackt ist, ist es gar nicht! on of Beast“ den kriegerischen Auseinandersetzung und ist
kann, auf ihrem Majoralbum nicht zu Pagan, nicht zu Viking, nicht zu Germanisch und nicht zu Troll zu klingen, sondern von Zugegeben, es ist nicht wirklich Black Metal, was diese nicht zuletzt eine Ode an die italienische Heimat, was sich
allem ein bisschen, um einfach alle irgendwie anzusprechen. Sogar für Fans von Dokumentarfilmen über die afrikanischen Amis hier verzapfen, es ist mehr eine Mischung aus meh- mittlerweile als Standard bei allen Bands der Appeninhalb-
Steppen sind passende Soundschnipsel dabei, bevor das Piratenschiff wieder über den nächsten Teich schippert. Also ich reren Metal-Stilen, die auf einem BM-Gerüst aufbauen. Die insel eingeschlichen zu haben scheint. Die neun Songs sind
glaube ja, dass in Wirklichkeit nicht die NPD, sondern fleißige und tugendsame Gymnasiasten mit einem Tick für Fantasy Band selbst gibt einen progressiven Touch auch zu, Schub- durchweg mit einer druckvollen Produktion ausgestattet
und Rollenspiel und ein bisschen bluna sein die Szene unterwandert haben. Katlenburger Met ist zwar nicht so stark und ladenstecken ist aber sowieso völlig unmöglich. „You´re und können in puncto Eigenständigkeit und Abwechs-
eher geschmacksneutral im Vergleich zu selbstgebrautem, aber besoffen macht er auch irgendwann, wenn man nur genug Dead“ hat beispielsweise gewisse TESTAMENT-Anleihen, lung durchaus überzeugen. Ob das Album allerdings „ein
davon säuft. Wohl bekomm’s! (UH) während „The Reaper“ nordische Klassiker wie INFERNÖ , blutiger Meilenstein des modernen War Metals“ ist, sollte
BEWITCHED oder NIFLHEIM huldigt. Da Sänger Graveless jeder für sich entscheiden. Am Besten kann man sich schon
Carcass (was für ein Name!) russischen Ursprungs ist, finden mal einen Eindruck auf der diesem Heft beiligenden CD
gingen Stunde um Stunde, in welchen ich mir das Album sphäre kommt wie gewünscht herüber, ohne allzu klischee- sich neben den obligatorisch englisch/amerikanischen Ly- machen, auf der der STURMKAISER mit „Sturmkaiser Pt. II“
immer und immer wieder anhörte, unter den unterschied- haft zu wirken. Die beiden Finnen haben wirklich ein geiles rics auch solche in seiner Heimatsprache („Sneg Sibirskiy“). vertreten ist. Ich jedenfalls muss zugeben, dass sich die
lichsten Umständen, einmal gar Apfel essend. Ist jene Album geschaffen, dass auch teilweise mit schnellen Parts Das Demo ist wie die USA selbst – ein Schmelztiegel ver- Scheibe schon mehr als nur einmal in meinen CD-Schacht
Frucht doch das Vorzeige-Idol aller Gesundheitsapostel, aufzuwarten weiss. Ich behaupte mal, hier stimmt einfach schiedener Stile und wer auf Abwechslung nicht nur im CD- verirrt hat – denn Bands wie der STURMKAISER bilden eine
so hat es meiner autoaggressiven Stimmung jedoch nicht alles. Geiler Gesang, coole Riffs und beseeltes Drumming, die Wechsler steht, sollte sich die Band mal anhören. (SS) willkommene Erfrischung in dem ansonsten recht langwei-
geschadet. Manche Truppen erschaffen Sphären, die nicht mit den guten Kompositionen die gewünschte Stimmung zu ligen Einheitsbrei momentaner Veröffentlichungen. (SS)
zu durchbrechen sind. Wäre vor mir eine rießige Leinwand erzeugen wissen und erst recht bei negativen, kranken Gestal-
mit den lieblichsten, die Menscheit verklärendsten Bildern ten Emotionen wecken können. Empfehlenswert! (HKG94)
erschienen, ich hätte sie nicht einmal anspeien müssen, so
egal wäre mir das alles gewesen. TOTALSELFHATRED hät-
ten mir ein emotionales und geistiges Nest präsentiert, das
um so vieles reicher gewesen wäre, dass ich jenen Bildern
LUCTUS/ARGHARUS
„ Sonitus Caeli Ardentis“-CD
wahrscheinlich noch eine Kusshand zugeworfen hätte. Je-
des Lied weist ganz eigene Charakteristika auf, sei es der Ledo Takas
dezente Einsatz von Keyboards, dark-doomigem Klarge- Wieder einmal ein neues Lebenszeichen von Ledo Takas
sang oder brachialem, schnittweise einsetzendem Death Records aus Litauen. Der Mann ist mit seinem Label nun
Metal-Gepolter. Man mag es vorhergeganenem Satz nicht schon seit 14 Jahren im Geschäft und hat wirklich schon
anmerken, aber ich spreche hier von ultimativer Homogeni- viele gute Veröffentlichungen herausgebracht. Und auch
tät, nicht auch nur die winzigste Note wirkt in irgendeinem mit dieser Split CD fährt er mit der Tradition fort, unbe-
Sinn aufgesetzt oder gar fehl am Platz. Wenn ich eine Band kannte Bands aus dem Baltikum zu unterstützen und uns
dem Begriff „Progressive Depressive Black Metal“ (und was hierzulande näher zu bringen. Noch besser macht es die
sich reimt, ist gut!) zuordnen müsste, dann sicherlich das Tatsache, dass beide Combos richtig guten und fett pro-
finnische Quintett. Richtig gehört, hier leisten gleich fünf duzierten Black Metal spielen. Nach einem kurzen Intro
Personen Schwerstarbeit, unter anderem betätigen sich lassen LUCTUS kurz thrashige Einflüsse anklingen, die aber
zwei am Gesang und drei an der Gitarre (Bass kommt extra danach von brutalem Black Metal niedergemetzelt werden.
noch hinzu), was der Musik eine wundervolle Dichte und So bleibt es auch die restlichen 25 Minuten – mit rasiermes-
Kraft verleiht. Ich kann nicht anders, der Text ihrer Webseite serscharfen Riffs, rasend peitschenden Kriegstrommeln
muss hier unbedingt zitiert werden, andernfalls kratze ich und Dauergekreische werden die patriotischen Texte in
die übrige Welt gekotzt. Kurz klingen immer wieder mal
mir die Pulsadern wund: >>They named it along their lives`
thrashige Einflüsse und melodische Gitarrenläufe während SIGHTLESS
spiritual inspiration source: The hate towards the self. To point
it out clear! The band is dedicated to the searching, not to der 6 Songs durch. Überwiegend jedoch regiert der heidni- “Larvae of Trinity”-CD SOMNOLENCE
the self-pity. TOTALSELFHATRED is a symbol for ressurrection sche Hammer, wie erwähnt in einem klasse Soundgewand. Stay Heavy Horse “As Midgard Weeps”-CD
through pain. A pool for the frustrated, for the desperate in life, Wenn es überhaupt etwas zu beanstanden gäbe dann wä- Holla, die Waldfee. SIGHTLESS geben von Minute Eins Darker Than Black/Kulturkrieg
for those living and bleeding towards a higher truth. To crush ren es die meiner Meinung nach programmierten Drums. energisch Vollgas, messerscharfe Riffs schneiden sich tief In der letzten Ausgabe hat Dan von AKASHAH über sein
the circles of self-inflicted suffering! For I am my worst en- Es stört aber nicht sonderlich und LUCTUS bekommt von ins Fleisch, das Schlagzeug trommelt die Eingeweide in Projekt SOMNOLENCE gesprochen, und nun liegt auch
emy...<< Wahnsinn im positivsten Sinne! Ich gebe zu, wohl mir das Prädikat „absolut hörenswert“. Die zweite Band einem Stück durch die Bauchdecke, während der wütende schon das Promo zur Debüt-CD auf meinem Schreibtisch
leider keine sehr objektive Kritik abgeben zu können, bin ARGHARUS stammt ebenfalls aus Litauen und haben „Gesang“ dem Ohreninnersten eine Lehrstunde in Sachen bzw. in meiner Soundanlage. Dan beschrieb AKASHAH als
ich doch volllends geplättet und gefangen genommen von sich wie auch LUCTUS dem Black Metal verschrieben. Ins- Folter abhält. Saubere Sache – aber wer ist SIGHTLESS? Stilmix, der mit Einflüssen von THE CURE bis hin zu TEMNO-
ihren Hymnen des Niedergangs, ebenso wie von all dem, gesamt vier schwarze Ergüsse die es auf knapp über 20 Obwohl die Band anscheinend schon seit 1995 besteht, ZOR arbeitet, und tatsächlich fällt es erst einmal gar nicht
was dahinter steht. Die 7 Lieder der Scheibe stellen, jedes Minuten bringen und in der Heimatsprache vorgetragen kommt erst jetzt mit „Larvae of Trinity“ das Erstlingswerk leicht, die Musik von SOMNOLENCE in irgendeine gewohn-
für sich, eine qualitativ auf höchstem Niveau befindliche, werden, was bei diesem Gekeife aber wohl kaum jemand auf den Markt. Passenderweise umschreibt ihr Label Stay te Schublade zu stecken. Denn im Gegensatz zu vielen
abgrundtiefe, nein abgrundtiefere gar, Selbstaufgabe dar. heraushören kann. Stilistisch noch etwas mehr dem Black Heavy Horse SIGHTLESS als „Finland´s best kept secret in Bands, die ein ähnliches „Crossover“ versuchen, klingt die
Wie gesagt, was sich reimt ist gut und wenn Osmose jemals Metal verbunden, gibt es neben den vielen Hochgeschwin- extreme metal“, wobei es eine Glücksache ist, dass dieses Musik von SOMNOLENCE nicht wie „ein bißchen von allem“,
auf die Idee kommen, eine gemeinsame Tour von SHINING digkeitsorgien auch mal den ein oder anderen Midtempo Geheimnis gelüftet wurde. Auf dem Album gibt es elf sondern durchaus verblüffend eigenständig. An Black Metal
und TOTALSELFHATRED zu organisieren, dann Schande auf und sogar langsamen Part zu genießen. Auch ARGHARUS Songs technischen Satanic Death / Black Metal, und damit erinnern allenfalls gewisse Gesangseinlagen. Die Musik ist
deren Haupt, sollten letztere nicht als Headliner spielen! haben einen stimmungsvollen Sound bekommen, und ich dürfte die Marschrichtung klar sein: Es gibt kein Erbarmen! auf lange Strecken sehr ruhig gehalten, ohne jedoch an Dy-
Soviel dazu. Eines ist jedenfalls glasscherbennarbenklar: sehe trotz dieser Black Metal-Veröffentlichungsschwemme Beeinflusst von Szenegrößen wie BEHEMOTH, MORBID namik einzubüßen. Die Gitarrenarbeit, verstärkt durch de-
TATELSELFHATRED reihen sich mühelos in den Olymp des der letzten Jahre keinen Grund, um euch diese wirklich ANGEL oder DIMMU BORGIR beenden SIGHTLESS ihr Lar- zentes Keyboardspiel, webt einen düsteren Klangteppich,
depressiven Schwarzmetalls ein, neben Größen wie BURZ- gelungene Split-CD, die darüber hinaus noch mit einem vendasein und bieten auf einer knappen Dreiviertelstunde in welchen die gedankenschwere Lyrik wie prachtvolle Or-
UM; ABYSSIC HATE oder SHINING. Die einfach und klar schmucken 16-seitigen Booklet ausgestattet ist, nicht zu ein sehr sauber produziertes Werk, welches sehr viel Spass namente, in dunklen Farbtönen gehalten, eingearbeitet ist.
abgefasste, teils in lieblichen Melodiebögen versinkende empfehlen. Daumen hoch! (BOD) macht und keinerlei Langeweile versprüht. Selbst elektro- Erinnerungen an SISTERS OF MERCY könnten aufkommen,
Endsymphonie wirkt wie ein reinigender, wenn auch oder nische Einflüsse wie bei „Beauty Lies in Blasphemy“ lassen aber allenfalls als entfernter Widerhall. Lieder wie „Faustian
wohl eher, weil alles zermalmender, süßer, sommerlicher einen mit dem Kopf wackeln, bevor es unmittelbar danach Enterprise“ und „Dreaming Idavoll“ sind ebenso schwer-
Schauerregen höchstpotenter Atombomben. Die Jungs wieder in ein stakkato-artiges Riffing geht. Einen besonde- mütige wie kraftvolle Hymnen des gegenwärtigen Fin de
verstehen ihr Handwerk, spielt doch unter anderem auch ren Anspieltip zu geben würde heissen, den anderen Songs siècle; dieses Album ist defintiv nichts für Jammerlappen
ein ehemaliger HONRA-Gitarrist und der aktuelle KOR- die Anerkennung zu verhindern, die sie verdienen. Death / die sich in rührseligen Depressionen winden wollen. Zwar
GONTHURUS-Bassist/Gitarrist in der Depri-Kapelle. Anspiel- Black – Enthusiasten sind hier genau richtig!!! (SS) ist die Aufmachung der CD schlicht, aber der Sound ist erst-
tips? Jedes Stück einzeln müsste hier Erwähnung finden, klassig. Metaller mit offenen Horizont sollten dieses Album
meinen minimal herausstechenden Favoriten allerdings antesten, alle anderen können sich ja vorher das Lied auf
stellt „Ruoska“ (übersetzt: Peitsche) dar, welches dank der LÖNNDOM der Heft-CD anhören. (KB)
beiden Sänger von einem solch intensiven Dauergekrei- „Fälen Från Norr“-CD
sche begleitet wird, dass mir jedes mal ganz anders wird.
Letztlich komme ich ein erneutes mal nicht umhin, ihre
Nordvis
Ein Freund nordischer Folklore werde ich wohl nie werden, VAE VICTIS
Webseite zu zitieren: >>Over 45 minutes of highly intense at- besonders nicht, wenn er im Black Metal seinen Einzug hält “Black Fucking Thrash Metal”-CD
mospheric, melancholic, depressive and desperate black metal und von Männern vorgetragen wird. LÖNNDOM gehören Galgenstrang
ranging from calm acoustic parts to furious grindcorish blasts auch dieser Kategorie Bands, genauer gesagt gehören sie Manches ist einfach nicht tot zu kriegen, Thrash Metal
and from deep choirs to piercingly raw screeches accompa- zu der Gattung Folk Metal / Rock und nehmen den Hörer gehört wohl dazu. Erinnert man sich noch an KREATOR,
nied by professional production and great sound.<< Damit auf eine Reise durch die tiefsten nordischen Wälder und SODOM und DESTRUCTION aus Kindheitstagen, oder die
wäre nun wirklich alles gesagt, aber ich unterstreiche es Berge, leider völlig langweilig und uninspiriert vorgetra- Black Thrash Bastarde z.B. von den Norwegern AURA NOIR
gerne noch dreimal! Diese Scheibe macht Lust, große Lust, gen. Das Label empfiehlt dem geneigten Hörer auch, das aus dem vergangenen Jahrzehnt, scheint das Ganze doch
unglaublich intensive Lust...auf Selbstentleibung...auch mit Teil im Winter anzuhören oder während man in einer frosti- trotzdem den staubigen Ruch einer Kiste auf dem Dach-
Apfel im Magen. Wenn die Akkorde der Akustikgitarre am gen Winterlandschaft am Lagerfeuer sitzt. Da wir momen- boden zu haben - aber siehe da, man klappt wie in einem
Ende der Platte im schwarzen Nichts verklingen, wird die
Vertonung menschlicher Apokalypse perfekt, begleitet von HOMSELVAREG tan Sommer und um die 25 Grad Celsius haben, hol ich das
Teil in gut sechs Monaten wieder hervor und versuch einen
Fantasyfilm den Deckel auf, und ein reichhaltiges, buntglit-
zerndes Universum der Sensationen präsentiert sich dem
einem warmen Schauer auf zumindest meiner Haut. Volle “HomSelvareg”-CD neuen Anlauf. Bis dahin: Setzen, 6. (SS) Auge und Ohr des Betrachters. Wenn man genauer hin-
Punktzahl...mit 3 Sternchen! (PD) De Tenebrium Principio schaut, sieht man altgediente Bands, die mit aktuellen Wer-
Kontra-Meinung: „Mit Prologo: Il Canto della Foresta“ eröffnet ein stimmiges
Akkustikgitarrenstück den ersten Longplayer von HOM
Kontra-Meinung: ken auf dem Markt präsent sind, wie EXODUS, TESTAMENT,
Im Gegensatz zu meinem werten Kollegen habe ich eine OVERKILL oder DEATH ANGEL, man entdeckt aber auch
Grundsolider depressiver Black Metal. Eigentlich interessiert SELVAREG, einer 2005 gegründeten Black Metal Combo aus Schwäche für düsteren, naturmystizistischen und national- haufenweise neue Bands, die zwar teilweise schamlos die
mich solche Musik schon gar nicht mehr, weil das Genre so Como, Italien. Und genau danach klingt es auch: schnörkel- romantischen, „Folk Metal“ aus Skandinavien. Spätestens Urväter kopieren, aber wer sollte das in der inzuchtgeplag-
dermassen ausgelutscht ist und wenig neue Inspiration hin- loser Schwarzmetal, kraftvoll vorgetragen und schön vor- seit ISENGARD, ULVER und STORM dürfte klar sein, dass die ten Black Metal- Szene ernsthaft kritisieren wollen? Bisher
einkommt. Aber genau das ist es, was Total Self Hatred so antreibend. Geprägt sind die Lombarden von den früheren nordische Folklore nicht ausschließlich im musikalischen Ge- zumindest mir völlig unbekannte Namen wie EVILIZE, MER-
interessant macht. Bei dieser Art von Musik interessiert mich Werken von ULVER, WINDIR oder ENSLAVED, was man aus wand eines eisigen Hagelsturmes daherkommen muss. Auch CILESS DEATH, HATCHET, BONDED BY BLOOD, WARBRIN-
es nicht, ob sie innovativ oder avantgardistisch ist. Die Atmo- den Kompositionen durchaus heraushören kann. Jedoch mit besinnlicheren Klängen kann man dem geneigten Hörer GER, FUELED BY FIRE und etliche mehr schwirren einem

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wie blutbeschmierte Kreissägeblätter um die Ohren und gefällt mir jedoch von vorne bis hinten ausnahmslos gut, Auf kompositorischer Ebene schleppen HEOROT eine gan- Amerikaner eine Kriegs-Atmosphäre, wozu manch andere
watschen einen mit hängengebliebenen Gedärmfetzen sehr gut sogar! Ein synthetisches Intro weist den Weg mit ze Menge frischer Ideen an, die „Ragnarök“ zwar nicht un- Gruppe dieses Genres ein Dutzend Lieder benötigen. Die
ab. Und in diesen lustigen Reigen reihen sich die norddeut- sphärischen Klängen hinab in die hoffnungslose Unterwelt verwechselbar, dafür aber umso detailreicher und durch- schnellen Riffs werden zum Maschinengewehr; die knüp-
schen VAE VICTIS mit ihrer Debüt-CD ganz formidabel ein; des Amis, aus der weder ein melodisches „An Atteridgeville dachter machen. Schade, dass nicht auch die Produktion pelharten Bass-Passagen werden zur Flak; der räudige,
durch die gepflegte Thrash-Nostalgie eben noch gemütlich Horror“ noch das disharmonisch harmonierende „Beggars derart zufriedenstellend ausgefallen ist, denn klanglich teils gekreischte Gesang zur Propaganda; und das rasante
im Ohrensessel dahinschlummernd, wacht man plötzlich Belief“ einen Notausgang weisen. Die Stimme hat teils gro- kommt das Liedgut zu unausgegoren daher und leidet un- Schlagzeug-Gebolze wird zum Bombensturm. Abgerundet
von einem lichthellen Schmerz durchzuckt auf, wenn VAE ße Ähnlichkeit mit den growligeren Passagen Kvarforths ter einer verwaschenen Aufnahmequalität. Alles in allem wird diese Atmosphäre von den jeweiligen Outros am Ende
VICTIS einem mit ihrer Black Metal Infusion bei Thrash- (SHINING) und weiß sehr wohl um ihre negative Wirkung ernten HEOROT mit „Ragnarök“ aber meinen Zuspruch und jedes Liedes. Von dieser Band darf man noch einiges mehr
Granaten wie „Barfly“, „Bloodlust Rhapsody“ oder „Song of auf das Menschengemüt. Fallen lassen, um sich von den im Dienste des Viking Metal bleibt nur zu hoffen, dass es erwarten, denn schon beim ersten Abspielen dieser CD
Revolt“ einen Kübel Salzsäure ins zarte Gesicht geschüttet auditiven Wellen hinfort tragen zu lassen, schlussendlich einen Nachfolger geben wird, der auch tontechnisch keine kommt man davon nicht mehr los. Fans von ENDSTILLE
haben; der Henker köpft im Akkord-ICE-Tempo und weil es qualvoll in ihnen zu ersticken, so wie ein in Zeitlupe ablau- Wünsche offen lässt. (DT) und NEGATOR sollten auf jeden Fall zu greifen, und auch
zu jedem Opfer noch einen Schnappes zu trinken gibt, wird fender Erstickungstod eines an Land gezogenen Fisches. anderen Schwarzmetallern ist sie in den Schützengraben
auch mal munter in die Schulter gehackt oder das halbe Das komplettierende Outro reißt die Angelschnur mit, das zu legen. (LN)
Gesicht abgeschlagen, damit das Blut fröhlich spritzen Leben negierenden, einsamen Klängen brutal heraus und JUMALHÄMÄRÄ
kann! Wie man im Metal Brothers-Jargon so nett zu sagen hinterlässt eine tiefe Wunde. Das einzig wahre Requiem ist „Slaughter The Messenger“-CD
pflegt, VAE VICTIS warten hier mit einer oberamtlichen Voll- schließlich jenes, das nicht um Tote trauert, sondern ster- Hammer Of Hate FOLKEARTH
bedienung auf, die einem das kribblige Gefühl vermittelt, ben lässt. Wer die Gewalten des Schwarzen Meeres nicht Zwei ehemalige Mitglieder der inzwischen aufgelösten „Drakkars In The Mist“-CD
man müsste seinen Barhocker jetzt unverzüglich dringend fürchtet, kann hier getrost zugreifen! (PD) Black Doom-Kapelle MÖRKÖ sind es, die dieser Tage unter Stygian Crypt
einem völlig unbeteiligten Vollspasten auf den Wanst hau- dem Namen JUMALHÄMÄRÄ auf sich aufmerksam machen. Jeder Folk Metal-Anhänger, dem FOLKEARTH aus Litauen
en. Großes Kino, ihr alten Säcke! (UH) Zwar existiert die Band bereits seit zwölf langen Jahren, au- bislang kein Begriff waren, sollte sich schleunigst im Tal der
ßer zwei Demos, einem Live-Album und einer EP ist jedoch Hoffnungslosen vergraben lassen, schließlich handelt es
I SHALT BECOME noch nichts weiter an die Öffentlichkeit gelangt.
Auch die Scheiblette „Slaughter The Messenger“ bringt es
sich bei der Truppe um die besatzungsstärkste Kombo die-
ses Genres - ganze vier Langspieler wurden in den vier Jah-
„Requiem“-CD nicht über den Status der EP hinaus, was schade ist, denn ren des Bestehens bereits aufgenommen und ans Ohr der
Darker Than Black das musikalische Material der beiden Lappen ist kein drö- Öffentlichkeit gelegt. Man sollte meinen, einem solchen
Zehn Jahre ist es her, dass der US-Amerikaner S. Holliman ger Durchschnittsschrott, sondern Material, an dem sich Folk-Massiv kann es weder an Fähigkeit noch an Erfahrung
unsere verzweifelten Herzen mit „Wanderings“ verarzte- die Geister scheiden werden. Da die CD keinerlei Hinweise mangeln, ein wirklich großes Werk zu kreieren.
te. Nun sind kurze Zeit hintereinander gleich zwei neue I auf Band und Inhalt bereitstellt, ist es unvermeidlich, Nach- Sollte dieser Mangel tatsächlich nicht vorhanden sein, so
SHALT BECOME Werke erschienen, „In The Falling Snow“ bei forschungen im weltweiten Netz anzustellen, wobei man gelingt es FOLKEARTH im Falle ihres Albums “Drakkars
No Colours und „Requiem“ bei Darker Than Black. Welches JUMALHÄMÄRÄ betreffend über Klassifikationen wie Expe- In The Mist” meisterlich, ihre Talente im Verborgenen zu
der beiden Ausgeburten besser ist, dürfte äußerst schwer rimental Black Metal und Psychedelic Black Metal stolpert. halten. Schon das erste Viertel der Scheibe zerschlägt alle
zu sagen sein. Mein persönlicher Favorit ist jedenfalls letzt- Führt man sich sodann die drei Kompositionen zu Gemüte, hohen Erwartungen und beschiesst den Hörer mit tonnen-
genanntes Album, da es ein wenig ambienter wirkt und so findet man sich eindeutig in einer dieser beiden Schub- schweren, uninteressanten Rhythmusfolgen, die zu allem
somit schwärzer und monotoner, sprich noch hoffnungs- laden wieder. Eigentlich hat „Slaughter The Messenger“ mit Übel noch von völlig schiefem Klargesang begleitet wer-
loser als sein direkter Vorgänger ist. Auch der Gesang ist Black Metal nichts zu tun - eigentlich dann aber doch wie- den. Ab der Hälfte der Spielzeit kann sich das am Boden lie-
ein anderer, in höchstem Maße experimenteller. Kreischte der mehr als man zunächst denken möchte. gende Niveau berappeln und FOLKEARTH meistern doch
sich der gute Herr bis vor kurzem wie ein durchschnittlicher So klimpern im Hintergrund unaufhörlich verträumte noch zahlreiche eingängige Riffs und nachvollziehbare Me-
Schwarzmetaller die geschundene Seele aus dem Leibe, so Gitarrenklänge, während der Vordergrund mit seichten lodien. Der Gesang allerdings kann dem Album auch in den
growlt, grunzt und brummt er sich auf seiner eigenen Be- Elektroklängen und einer bescheidenen Kreischstimme abschließenden Sequenzen keine Pluspunkte verschaffen
gräbnisfeier die Lungenwände wund. Hie und da ist auch gefüllt wird. Insgesamt machen die Klangbauten einen und ist als schlicht katastrophal zu deklarieren.
ein wundervoll geglücktes Gekrächze zu vernehmen. Die recht derangierten Eindruck, worin aber das Besondere Unterm Strich erkämpfen FOLKEARTH ein torloses Unent-
tiefen stimmlichen Klänge dominieren jedoch das erste
wie das letzte Lied, und, abgesehen vom instrumentalen HEOROT und wirklich Einzigartige zu finden ist. JUMALHÄMÄRÄ
setzen ihre Musik nicht aus sinnlos aneinander gereihten
schieden zwischen positiven und negativen Aspekten und
werden ihre treue Anhängerschaft mit “Drakkars In The
„Seven Days To Dead“, auch den Rest. Ein Tasteninstrument „Ragnarök“-CD Tönen zusammen, nein, sie beschreiten mit ihren psyche- Mist” enttäuschen. Es ist schwer zu sagen, warum dieses
vedichtet die Atmosphäre mit unterstützenden Klängen, Stygian Crypt delischen Singspielen schlicht und einfach einen Pfad, den Album nicht hat gelingen wollen - vielleicht verderben zu
die aufgrund ihres dezenten Temperaments keinem Key- Die finnischen Viking Metaller HEOROT stehen aktuell mit noch nie viele Köche doch den Brei und FOLKEARTH sollten in der
board-Hasser negativ ins Ohr stechen dürften. Gerne höre ihrem ersten Langspieler „Ragnarök“ in den Startlöchern zuvor eine Metal-Band begangen hat - JUMALHÄMÄRÄ Zukunft Personal abbauen. Besser als viele andere Veröf-
ich die Scheibe per Discman unterwegs, diese sich selbst und ordnen sich damit gleich ein zwischen KORPIKLAANI, bieten in der Tat etwas Neues. fentlichungen der Folk-Sparte, aber weit entfernt von alter
antreibende, dabei eine mehr getrieben als selbstbewusst AMON AMARTH und SKYFORGER. Sicher, qualitativ ist die- Ob sich diese experimentelle Geschichte auf Dauer durch- Stärke und Qualität. (DT)
wirkende Aura ausstrahlende Schwarzmalerei passt gar ser Vergleich wohl leicht übertrieben, da es dem Tonmate- setzen wird, möchte ich bezweifeln – dennoch Daumen
wunderbar zu den gebeutelten, verhärteten Gesichtsaus- rial der Finnen doch noch etwas an Saft in den Knochen hoch für diese interessante und ansprechende EP! (DT)
drücken, dem geducktem, unbewusst schuldbewusstem fehlt.Als stilistische Einordnung sollte diese Schublade WOLFMARE
Gang der Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel unserer aber durchgehen, schliesslich wird hier derber und doch „Whitemare Rhymes“-CD
Zeit. Müsste ich meine Beschreibung des ca. 40minütigen stimmungsvoller Metal geboten, der alle wesentlichen Ele- KOMMANDANT CCP
Albums kurz und prägnant auf den Punkt bringen, so wür- mente von Viking-, Folk- und Pagan Metal auf sich vereinen „Iron hands on Scandinavia“-Demo Mit WOLFMARE aus St. Petersburg springt uns eine na-
de mir sofort „dynamisch dahinsiechend“ in den Sinn kom- kann und auch vor einem gelegentlichen Death Metal-An- Eigenproduktion gelneue Folk-Band auf dem Schirm, die mit “Whitemare
men, hier darf der Hörer einen sehr originellen, gleichsam strich nicht zurückschreckt. Neun Singspiele haben sich die Mit „Iron hands on Scandinavia“ entfesseln KOMMANDANT Rhymes” auch gleich ihren Debüt-Langspieler verlautbaren
kraftvollen wie langsamen Tod sterben. Die sich teils mehr- Herren aus den Rippen geschnitten und füllen damit eine eine wahre Stahlbestie des Panzer Black Metals. Rau und lässt. Aus insgesamt acht Musikanten setzt sich die Band
fach überlappenden, Weltschmerz beklagenden Melodien dreiviertel Stunde Langeweile sinnvoll aus. ungestüm wird auf dieser Schlachtplatte dem Hörer ein zusammen und serviert uns paganen Folk Metal mit allen
von Grunddramatik und Leadgitarre harmonieren selbst Mal schleichend, mal polternd geht man zu Werke und abwechslungsreicher und gut gemachter Panzer- und Haken und Ösen, und durch und durch klischeetriefend.
in ihrer Disharmonie und kreieren mit Leichtigkeit eine greift dabei neben dicken Gitarrenriffs hauptsächlich auf Kriegs- Black Metal um die Ohren geschossen, wie man ihn Schon mit dem Booklet bestätigt man sämtliche Vorurteile,
Symbiose aus wunderbar verzerrten, in höchstem Maße Flöten zurück, deren Einsatz aber zu keiner Zeit inflationär leider nur selten zu hören bekommt. Dem Hörer werden die es bezüglich einer Folk-Band zu fällen gibt. Instrumen-
depressiven Saiteninstrumenten, einem in sich ruhenden, oder gezwungen wirkt. Angetrieben von rauher Singstim- mit drei Liedern - bei einer Spiellänge von über 9 Minu- tal sieht es genauso aus. Neben den üblichen schwerme-
routinierten Schlagwerk, abgründigen Growls und einem me und einem nahezu allmächtigen Schlagzeug mar- ten - eine Flacksalve nach der anderen in die Gehörgange tallischen Instrumenten finden auch Cello, Dudelsack,
mindestens ebenso jenseitigen Keyboard. In besonderem schiert der Instrumentenreigen nach vorne, sorgt für herz- gefeuert. Der unverwechselbare Klang der Scheibe lässt Mandoline, Violine und diverse Pfeifen und Flöten Platz auf
Maße hat es mir das vierte Lied namens „Enigma“ aufgrund erfrischende und gleichermaßen bedrohliche Atmosphäre vergessen, dass es sich um ein Demo handelt. In der lei- “Whitemare Rhymes”. Handwerklich leistet man freundli-
seiner todtraurigen Melodiebögen angetan. Das Album und lädt ein zum Tanz ums prasselnde Lagerfeuer. der zu knapp bemessenen Zeit der Scheibe erschaffen die cherweise makellose Arbeit, lediglich die klare Stimme

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lässt doch ordentlich an Pfeffer vermissen. Im mittelschnel- „Heimwehr Schlesien“-CD Musikalisch hat man sich dem Death Metal verschrieben, TORM. Ein echter Hinhörer ist der abgöttische Kreischge-
len Tempo hantierend folgt man gestandenen Genrekol- MMPX mit doomigen Anteilen. Dadurch bleibt man tempomäßig sang, der in seiner Intensität und Garstigkeit auch gegen
legen wie KORPIKLAANI und dudelt eine knappe Stunde Es gehört zu den Ironien der Geschichte, dass die Sprache zumeist im Mittelfeld, ab und zu prescht man aber auch die mieseste Produktion anzuschreien vermag und zu je-
Humppa-Mucke auf die Scheibe. Das wesentliche Problem der Amerikaner das Englische und nicht das Deutsche ist. vorwärts. Selbst sanfte Keyboardklänge kommen stellen- der Zeit seinen Weg durch Mark und Bein findet. Trotz aller
des Albums zeigt sich erst beim durchgehenden und un- Denn ursprünglich segelten mehr Germanen als Engländer weise zum Einsatz. Das klingt alles recht originell und wird akustischen Komplikationen schade, dass nur vier Lieder -
unterbrochenen Hörgenuss: Spannungsbögen fehlen, au- in die „Neue Welt“. Die Urenkel dieser deutschen Einwande- auch nach mehrmaligen Anhören nicht langweilig. Sollte darunter mit “Gate Of Nanna” übrigens ein BEHERIT-Cover
ßerdem wartet man vergeblich auf echte Höhepunkte. Alle rer haben ihr Erbe nicht immer vergessen, wie vorliegende man zumindest antesten, wenn man auf extravaganten - Platz auf “Death. Defiance. Decadence.” erhalten haben,
neun Kompositionen erstarren im qualitativen Mittelfeld Veröffentlichung beweist. BLOOD AND IRON kommen aus Death Metal gespannt ist. (LN) denn ich möchte es als echtes Untergrund-Juwel katego-
zu Salzsäulen und vermögen es nicht, den Hörer in ihren dem sonnigen Miami, doch ihr Debütalbum beschäftigt risieren, was uns HAILSTORM da auf die sich drehenden
Bann zu ziehen. Dies ist gerade im Bereich des Folk Metal, sich mit der ostdeutschen Provinz Schlesien, die nach Teller legen. So und nicht anders hat Black Metal zu klingen
welcher vorrangig mit sowohl positiven als auch negativen dem 2. Weltkrieg von Polen annektiert wurde. Wer nun vor - ruppig, garstig, kalt und böse. Volltreffer! (DT)
Stimmungen zu spielen weiss, ein großes Manko. diesem Hintergrund an „NSBM“ und „ewiggestrigen Revan-
Verstehen es Lieder nicht, ihren Konsumenten zu packen,
so ist ihnen ein Schicksal in ewiger Bedeutungslosigkeit
chismus“ denkt, der liegt völlig falsch. „Heimwehr Schlesi-
en“ bietet gut durchdachten Pagan Metal, der Vergleiche ADVERSAM
gewiss - und auf dieses Ziel scheinen es auch WOLFMARE mit HELDENTUM oder MENHIR nicht zu scheuen braucht. „Proclama“-CD
abgesehen zu haben. Viele andere Bands machens wesent- Als besten Titel kann man mit gutem Gewissen das „Schle- Bloodred Horizon
lich besser. (DT) sierlied“ benennen, ein altes Volkslied im metallischen Lange ließ der Nachfolger der 1999er Scheibe „Animad-
Gewand. BLOOD AND IRON verstehen es, ruhige Metal- verte“ auf sich warten; aber wie der Volksmund zu sagen
BLACK JADE Passagen mit harten Death Metal-Attacken zu paaren. An
manchen Stellen kann man sogar von lupenreiner Rock
pflegt: „Gut Ding will Weile haben“. Das ist im vorliegenden
Fall durchaus zutreffend. Klanglich mit den neuen DIMMU
„Helvetica Diabolica“-CD Musik reden, für jeden Geschmack halten die Exil-Deut- BORGIR entfernt vergleichbar, entfesseln die fünf Italiener
Black Tower schen etwas bereit. Thematisch geht es vor allem um die ein wahres Feuerwerk des modernen Black Metal. Das
Mit „Helvetica Diabolica“, erscheint bereits der vierte Streich Erfahrung von Vertreibung und Verlust, denn die Vorfahren Keyboard kommt nur selten zum Einsatz, dafür dann aber
von Solokünstler „Naragarth“. Was sich schon an Plattenco- dieser Musiker stammen aus dem von ihnen besungenen umso effektvoller. Auch die restlichen Instrumente werden
ver, Booklett und Hülleninneren zeigt, bestätigt sich bereits Schlesien. In drei Liedern spricht man Englisch, ansonsten meisterhaft beherrscht und erzeugen einen diabolischen
am Intro. Anstatt das Thema Tolkien erneut aufzugreifen, sind die restlichen der insgesamt acht Titel in der Mut- Klangsturm, der von einem bitterbösen Kreischorgan des
beschäftigte sich der Schweizer dieses Mal mit seinem tersprache der jungen Schlesier verfasst. Mit „Heimwehr Sängers gekrönt wird. Textlich geht es natürlich um Sata-
Heimatland und dem Lokalpatriotismus. Mit Dudelsack- Schlesien“ machen BLOOD AND IRON für ihre erste Veröf- nismus und Okkultismus. Alles in allem ist das Black Metal,
spiel, und der sich daran anschließenden alten National- fentlichung eine mehr als gute Figur. Respekt! (LN) wie er im Jahr 2008 klingen sollte: modern und dennoch
hymne der Schweiz, wird der Hörer empfangen. Mit dem traditionell. (LN)
ersten Titel „Schneefall“ wird kalt und rau vorgegangen;
mit teils ruhigeren Parts erschafft der Musiker ein Gefühl CARCHAROTH HAILSTORM
als würden einem kalte Schauer den Rücken herunterlau- „Desolated Battelfields“-CD
„Death. Defiance. Decadence.“-CD
BLACK FLAME
fen. Aber dann bekommt man mit „Hail Domina Helvezia“ Black Tower „Conquering Purity”-CD
eines auf die Fresse. Mit schweren Gitarren-Riffs und einem Nach drei Jahren und einem Labelwechsel veröffentlichen Black Serenade Worship Him
Schlagzeug, dass mehr im Hintergrund zur Geltung kommt, die Spanier ein Album mit sechs neuen Liedern. Black Pa- Hin und wieder geschieht es, dass ich mich vom äusseren Die Italiener sind momentan stark im Kommen, wenn es
stampft das Lied aus den Boxen. Um allerdings einige Au- gan Metal will man spielen, wobei das „Pagan“ allenfalls im Erscheinungsbild einer Veröffentlichung kurzzeitig auf um guten Black Metal geht. BLACK FLAME spielen auf ih-
genblicke später wieder zum gewohnten Stil BLACK JADES‘ Logo und in den Texten, die sich u.a. mit der Naturverbun- einen falschen Dampfer schicken lasse - üble Vorurteile rem mittlerweile siebten Album eine furiose Melange aus
zurückzukehren. „Auf alten Pfaden“ beginnt ruhig und denheit der Heiden befassen, zum Ausdruck kommt. Musi- keimen in mir auf, wie im Falle der deutschen Schwarzwur- Black Metal mit Anteilen des Death- und Thrash Metal. In
mit Naturgeräuschen. Thematisch dreht sich der eher im kalisch erinnert das Ganze eher an War Black Metal. Dabei zelmannschaft HAILSTORM und ihrem Scheibchen “Death. insgesamt acht Liedern setzt man sich gekonnt in Szene
mittleren Tempo angesiedelte Song um das alte Schweizer bietet das Album alle Ingredenzien, welche man bei dieser Defiance. Decadence.”. Das im Booklet abgedruckte Band- und entfesselt ein musikalisches Sturmgewitter, das nie-
Land mit seinen tapferen Bewohnern; besonders hier wird Musik einfach voraussetzt. Ein starkes Lied ist zum Beispiel foto ist es in diesem Falle, welches eher an eine Schulband mals überzogen oder gar lächerlich wirkt. Auch soundtech-
auf Patriotismus gesetzt. „Winterwald“ ist der wohl heraus- „As one with the woods“, welches nicht von ungefähr an denn an eine Black Metal-Formation erinnert und mich vor- nisch kann man druckvoll und kompakt erscheinen. Fans
ragendste Titel diese Veröffentlichung. alte BURZUM erinnert. Denn der sehr einprägsame Kreisch- übergehend am Ernst der Lage zweifeln lässt. der Band werden bestens bedient; und wer sonst noch
Schnellere Riffs und schweres Bass-Geschredder harmo- gesang von Lord Nausea, zusammen mit dem perfekt ab- Lausche ich aber den vier musikalischen Darbietungen, nach einem guten Album ohne Experimente sucht, der
nieren mit Keyboard sowie klaren und kreischenden Dop- gestimmten Gitarren- und Bassspiel von Denethor, Hermod so stelle ich überrascht fest, dass es den Paderbornern an kann hier beherzt zugreifen. (LN)
pelgesang. Hier kommt am besten der Einfluss des Pagan und Jarleth - der neben Bass auch noch das Schlagzeug klanglicher Authentizität nicht mangelt und “Death. Defi-
Metal zur Geltung. Mit dem darauf folgenden „Andacht“ spielt – können überzeugen und lassen auf weitere Veröf- ance. Decadence.” ein amtliches und nicht zu verachtendes
wird der Hörer wieder in ruhigere Gefilde zurückgebracht,
Frauenstimme und Geige spielen hier die dominante Rolle.
fentlichungen dieser jungen Truppe hoffen. (LN) Stück Hass darstellt, welches vorrangig seiner Einfachheit
wegen voll überzeugt und mit geringen Mitteln ein beein-
EVILFEAST
„Du kämpfst - Du Siegst“ ist ein typischer Black Metal-Kra- druckendes Ergebnis erzielt. Obwohl an Keyboardklängen „Funeral Sorcery“-CD
cher, sowohl musikalisch als auch thematisch. So wie die
CD angefangen hat, findet sie ihr - leider zu rasches - Ende,
ETHEREAL WOODS nicht gespart wird, enthält die Kurzstrecke keinerlei positive
Energie und generiert Kälte und Depression im Übermass.
Alles Stenar
Grimm Spirit seines Zeichen Chef und einziges Mitglied
mit Dudelsack und der neuen Schweizer Nationalhymne
„Kenilworth“-CD Eine verwaschene Gitarre schrammelt maschinengleich von EVILFEAST, sendet uns nach einem Jahr ein neues Le-
verabschiedet „Naragarth“ seine Hörer. BLACK JADE ist die Supernal urtümliche Melodien aufs Band und auch die Aktivitäten benszeichen. Sechs neue Lieder gibt es zu hören, darunter
Antwort der Schweiz auf Deutschlands‘ CREATURE und Diese Band habe ich zuvor überhaupt nicht wahrgenom- des Schlagzeugers sind nur bedingt zu bestaunen, da eine auch zwei die in deutscher Sprache verfasst wurden. Dem
HEIMDALLS WACHT. (LN) men, obwohl man innerhalb von zwei Jahren bereits zwei Aufnahmequalität quasi nicht vorhanden ist und die einzel- Hörgenuss solcher Lieder wie „Krone aus kalten Sternen“
Alben veröffentlicht hat. Also habe ich mir die sehr schön nen Spuren eher als Durcheinander denn transparent ver- oder „Im Schatten der Majestät des Eistodes“ tut es keinen
aufgemachte CD umgehend zu Gehör bringen müssen. Sie- nommen werden müssen. Macht aber nichts, denn gerade Abbruch, das manche Textzeilen nun nicht gerade im per-
BLOOD AND IRON ben Lieder mit insgesamt 38 Minuten werden dargeboten. dieser Minimalismus ist der Wind in den Segeln von HAILS- fektem Deutsch geschrieben sind. Das Titellied ,„Funeral

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Sorcery“, beginnt mit einem Intro, welches mit Keyboard- vor einigen Lenzen zusammengetan haben, um unter dem der treibt, er könne es mit dem tausendsten x-beliebigen andere „Süßstoffe“ zu finden, allerdings der kalte Sound,
klängen, Kirchengesang und Glockengeläut eine recht be- Namen MENSCHENTOD einen weiteren Schub Authenti- Klon nordischer Viking Metal-Ikonen zu tun haben. Freund- der uns in eine Welt der Leere,Schinderei und Aussichts-
klemmende und kalte Atmosphäre aufbaut, die aber schon zität in die untergründige Black Metal-Szene zu bringen. licherweise geben sich THURS aber nicht damit zufrieden, losigkeit versetzt. Zudem ist da kein Intro, kein Outro und
kurz darauf von der Tongewalt Grimm Spirits‘ überwältigt Die erste selbstfinanzierte Langstrecke “Die For The Cult” in die großen Fußstapfen ihrer musikalischen Vorväter zu auch keine Ambient-Passagen während der Songs. Von
wird. Unverfälschter Schwarzmetall wird dargeboten; mit ist der aktuelle Anlass, kritischen Einblick ins musikalische treten, sondern mühen sich redlich um eigene Akzente und Anfang bis zum Ende hören wir Suizid-Schwarzmetal in
Kreischgesang, schweren Riffs und wuchtigen Schlagzeug. Schaffen des Duos zu nehmen. Und hier habe ich eine zumindest einen Funken Eigenständigkeit. Dies gelingt ih- seiner besten Form. Lauscht man dem Titelstück, glaubt
Geschickt versteht es Grimm Spirit, zwischendrin auch das wahrhaft hohe Hürde zu überwinden. Es wäre nämlich nen auch, denn als abgekupfert würde ich die drei darge- man, es wäre die ganz eigene Reise ins Jenseits auf die
Keyboard erklingen zu lassen ohne zu nerven. Es handelt eventuell klüger gewesen, das Material nicht zur Rezension botenen Klangkreationen nicht bezeichnen, auch nicht als man geschickt worden ist. Die meisten Texte sind länger,
sich durchweg um Black Metal mit viel Liebe zum Detail. Da einzuschicken, um negative Gefühlswallungen seitens des unkreativ und langweilig. Sicher orientiert man sich extrem der von selbigem ist jedoch recht kurz, nur ganze fünf Zei-
bleiben keine Wünsche übrig – ausser nach mehr Tonmate- Schreibers von vorne herein auszuschliessen. Sei’s drum, an alten Erfolgsrezepten, schlägt mit seiner Fusion von len. Jene handeln von Betrübnis, Einsamkeit, Depression
rial und hoffentlich eines Tages auch einer Live-Darbietung. die Platte ist da, also wird sie auch besprochen. Rohheit stolperndem Schwarzmetall und behäbigem Wikingerstoff und Dingen wie toten Wäldern - Standard gewissermaßen,
Nur weiter so! (LN) und Kälte sind es, die minimalistischen Schwarzmetall aus- jedoch in eine extrem dankbare Kerbe, wie sie von vielen ausgenommen der Titel über Beatrik selbst, nach welchem
zeichnen müssen, um einen gewissen Wirkungsgrad beim Konsumenten aller Voraussicht nach gerne aufgegriffen sich benannt wurde. Für die, die es nicht wissen: er ist laut
Hörer zu erreichen. Dummerweise bieten MENSCHENTOD werden wird. Nicht übermäßig aufwendig instrumentiert Aussage der Musiker ein abscheulicher Jäger, der, begleitet
EVILFEAST zwar konsequenten Minimalismus in Reinkultur, sonst aber präsentiert man gitarrenlastiges, schnörkelloses Tonmate- von blutrünstigen Hunden, sein Unwesen in den Wäldern
„Isenheim“ nichts weiter. Dank des nicht vorhandenen Songwritings rial, dem neben der kurzen Spielzeit von einer viertel Stun- treibt um jedes menschliche Leben zu vernichten, welches
reissen sämtliche Akkordketten wie seidene Fäden und de höchstens die etwas einfallsarme Schreistimme etwas es wagt seinen Weg zu kreuzen. Summa Summarum: eine
MARBLEBOG bringen Kompositionen wie “Stalking Prey”, “Beasts Of
The Mind” und im Prinzip auch die restlichen neun Stücke
den Wind aus den Segeln nimmt. Auch dank der brauchba-
ren, im heimischen Studio gefertigten Aufnahmequalität
CD, welche die ideale Begleitmusik zur Selbstzerstörung
werden kann.
„Abyss Calls…“ -CD
des Albums gewaltig ins Schwimmen. Während vom Bass zeigt sich “Mot Nord” ansonsten aber recht lückenlos und (HStS)
Alles Stenar nichts und vom Schlagzeug nur wenig überhaupt wahr- lässt weder Wünsche noch Fragen offen. Ich denke, dass
Auf dieser CD kommen zwei sehr gute Untergrund-Bands nehmbar ist, frickelt die Gitarre wie dem Veitstanz verfallen THURS in Zukunft noch von sich hören lassen werden -
zusammen, zum einen EVILFEAST aus Polen und zum
anderen MARBLEBOG aus Ungarn. Den Anfang macht
chaotische Riffs vom Leder, was offenkundig dazu dienen ein Angebot, welches alle neugierigen Ohren annehmen JANUS
soll, dem leicht variablen, aber recht unmotiviert anmu- sollten. (DT) „Fulgures“-CD
Grim Spirit, mit seinem Soloprojekt EVILFEAST, mit drei tenden Gesang Rückendeckung zu geben. Nach diesem
Liedern. Das erste Lied „Dawn of Winter“ ist komplett mit ATMF
Schema arbeiten sich Snaer und Surtalog durch eine satte
dem Keyboard eingespielt und erinnert zum Beispiel an
BURZUM‘s „Hildskjalf“-Album. Mit dem Lied entführt uns
dreiviertel Stunde wirrer Klangwelten, scheinbar intensiver TOTAL NEGATION Ein Schwarzmetall-Album mit Spirit und Melancholie -
genau das richtige zum Rückzug in die eigene dunkle
darauf aus, durch Nichtskönnen denn durch Können ins „A Life Lead By Sorrow And Welt,um dort zu verweilen. Die Einheit von Musik,Lyrik und
der Pole in die vereisten und schneebedeckten Tiefen der Gedächtnis der neugierigen Menge vorzustoßen und eine
polnischen Wälder. Der zweite Titel „Isenheim“ ist der wohl Not By Myself”-Demo Gesang wirkt emotional sowie qualitativ überzeugend. Im
einmalige Präsentation aufs Parkett zu legen. Dies gelingt, Jahr 2003 rief Vinctor, zuständig für Gitarre und Vokals, sein
kräftigste Beitrag für diese Veröffentlichung. Die rauen Gi- denn etwas Vergleichbares habe ich in der Tat selten ge- Eigenproduktion
tarren wechseln sich an manchen Stellen mit den kurzen Nicht von ihm selbst, sondern von Sorgen wird das Leben Soloprojekt JANUS ins Leben. Auf dieser CD wird er am
hört. Schlussendlich heimsen MENSCHENTOD doch noch Bass, an den Schlagwerken und an den Tasten unterstützt.
Keyboard-Parts in perfekter Harmonie ab. Das Schlusslied einen Pluspunkt ein, denn die Gestaltung des Booklets ist von Wiedergänger beherrscht, was ihn dazu veranlasste,
„My Journey into cold Infinity“ ist dann eine Ode des das Depressive Black Metal-Projekt TOTAL NEGATION Zudem ist kein geringerer Gast als Argento mit einem eige-
wirklich ordentlich geraten - sauberer Druck, alle Texte ent- nen Stück vertreten. Von ihm heißt es, er sei einer der Väter
Menschenhasses, auch sehr gelungen! Den zweiten Teil halten - da gibt es nichts zu meckern. Ansonsten scheine aus der Taufe zu heben. Weitere Mitstreiter hat er bislang
dieser Veröffentlichung übernimmt die Ambient/Black nicht an seine Seite holen wollen oder können, deshalb der italienischen Black Metal Szene. „Melancolia“ macht
ich dem Ansinnen der Band aber nicht auf die Schliche zu seinem Namen alle Ehre - das langsamste Stück von den
Metal Truppe MARBLEBOG aus Ungarn, mit „Abyss Calls…“. kommen, denn mit “Die For The Cult” dürften sich sogar die bedient er alle Instrumente selbst und ist auch für sämt-
Ebenso wie EVILFEAST starten die drei Ungarn mit einem liche Stimmlagen zuständig. Glücklicherweise fordert die sieben Liedern. Für mich die totale klangliche Assoziation
genügsamsten Schwarzmetaller schwer tun. (DT) dieses Wortes schlechthin! Ansonsten geht es etwas rauer
Ambient-Keyboard Titel: „Hiv A Melyseg / Abyss Calls…“. depressive Schiene des schwarzen Metalls keine hand-
Danach geht es mit Black Metal-Liedern weiter, welche werklichen Höhenflüge ein, weshalb Wiedergänger mit zu, aber Schwermut bestimmt das gesamte Album. Die Tex-
etwas „moderner“ - aber nicht weniger gut - als der Beitrag seinen schmalen musikalischen Künsten spielend in der te sind in italienisch, jedoch mit englischer Übersetzung im
von EVILFEAST klingen. Insbesondere für Fans von EVILF- Lage ist, eine morbide und bedrückende Grundstimmung Begleitheft veröffentlicht. (SF)
EAST ist diese CD durchaus zu empfehlen. (LN) NAZARENE DECOMPOSING zu kreieren. Drei üppige Kompositionen füllen das erste
„Nazarene Decomposing“-Demo
TOTAL NEGATION-Demo “A Life Lead By Sorrow And Not
By Myself” und entführen den Hörer in eine düstere Welt LOCUS MORTIS
GERMANENBLUT Eigenproduktion
Man eröffnet pompös, mit einem klangvollen, syntheti-
aus Todessehnsucht und Klageliedern. Etwas untypisch „Voust“-CD
„Wandelnd in der Einsamkeit für den Depressive Black Metal ist es, elektronische Tast- ATMF
schen Intro, ehe man sich einer besonders rabiaten Mach- entöne zur Abrundung der groben und ungeschliffenen Zum Todesort, so die Übersetzung des Bandnamen, fan-
abgrundtiefer Gedanken“-CD art des rohen Black Metal zuwendet und scheinbar in völli- Singspiele zu verwenden. Genau dies tut Wiedergänger den sich zwei Italiener zusammen die u.a.auch der Gruppe
Eigenproduktion ger Hysterie beginnt, schneidende Akkorde von der Gitarre aber, und es steht seinen Klangbauten wahrlich nicht
Nach zwei Jahren gibt es ein neues Lebenszeichen dieser URNA,welche mit ihrem Funeral Doom Black Metal schon
zu nehmen, das klappernde Schlagzeug zu bearbeiten und schlecht zu Gesicht. Im Allgemeinen weicht er jedoch nicht seit 2004 Gehör und Aufmerksamkeit findet, angehören.
dreiköpfigen Band, und zwar in Form des selbst produzier- dem geplagten Heiland garstigste Beschimpfungen an weit von der stilistischen Checkliste ab und zerkratzt den
ten Debüt-Albums. Allzu „germanisch“ klingt man im er- Diese beiden möchten sich mit dem Projekt speziell einer
den blutenden Kopf zu werfen. Ganz schön dick, was die vertrockneten Tonträger mit schroffem Gitarrengesäge, Art von okkulter Musik widmen, haben sie sich doch die-
sten Moment aber gar nicht. Stattdessen erschafft man hier Passauer Schwarzseelen NAZARENE DECOMPOSING da auf einschläferndem Schlagzeugklappern und einer gepeinig-
eine kalte, misantrophische, beklemmende und vor allem sem Teilbereich der Esoterik als einer eigenen Wissenschaft
ihrem gleichnamigen Demo auftragen. Blanker Hass, Wut ten Jammerstimme, der man ihr Schmerzempfinden nur verschrieben. Man präsentiert sich betont mystisch und
frostige Atmosphäre. Schon das erste Stück „Einleitung“ und Aggression, Dunkelheit und Verdammnis - nichts wei- allzu gerne für bare Münze nimmt. Dünner als dünn ist die
gibt die Marschrichtung vor; eine kalte Stimme entführt versucht das auch musikalisch umzusetzen. Die Klänge ih-
ter findet sich in vertonter Form auf dem knapp 15-minüti- Aufnahmequalität ausgefallen - macht aber nichts, gehört res zweiten Albums sind qualitativ ansprechend,im Grunde
uns in eine beklemmende Klangwelt aus Keyboardspiel, gen Scheibchen, das in seiner Ungeschliffenheit auch den sich schliesslich so. Nicht übel, das erste Lebenszeichen
leichten Gitarrenriffs und Klagegesang. Mit „Der Seherin schnörkellos, aber weniger besonders als es offensichtlich
hartgesottensten Schwarzmetallern gehörig in den Hin- von TOTAL NEGATION. Es ist eben nie falsch, auf fahrende in der Absicht der Okkultisten lag. Das Klangbild erinnert
Prophezeiung“ ertönt mein Favorit auf dieser Scheibe; tern tritt. Platzregengleich stürzen die Gitarrenriffs auf den Züge aufzuspringen, sofern man genügend eigene Energie
kreischender und klagender Gesang wechseln sich perfekt an Gruppen wie SETHERIAL, ist also allenfalls guter Durch-
Hörer ein, die sich einer durchweg einfachen und durch- besitzt, um sich im Laufe der Fahrt weiterzuentwickeln und schnitt. Da hilft auch die Mystifizierung (Kürzel,Kutten
ab und erschaffen eine bedrohliche Stimmung. Wie der weg überzeugenden Durchschlagskraft bedienen und in sich zu einem vollwertigen Kettenglied zu mausern. War-
Tod an der Sense, so halten diese drei Schwarzmetaller und Kapuzen) drum herum nicht viel. Allerdings muss an
punkto Funktionalität nicht besser hätten arrangiert wer- ten wir also ab, was in der Zukunft von TOTAL NEGATION dieser Stelle unbedingt betont werden, dass „Voust“ eine
an der menschenfeindlichen und lebensverneinenden den können. Schon die skandinavischen Altmeister verfuh- noch zu hören sein wird. (DT)
Atmosphäre des Albums fest. „Ich erwache im Nichts“ ist großartige Weiterentwicklung bietet - verglichen mit dem
ren instrumental auf selbige Art und Weise und pflanzten Erstlingswerk „Inter Uterum Et Loculum“ aus dem Jahre
der wohl kälteste Titel von „Wandelnd in der Einsamkeit wirkungsvollste Epen minimalistischer Bösartigkeit in die
abgrundtiefer Gedanken“; die Abgründe und Hoffnungen,
die sich in jedem Menschen wiederfinden, werden in ri-
Gehörgänge ihrer Konsumenten. Hätte neben dem wüsten
Schlagzeug die Kreischstimme eine noch helleren Farbe,
INFERNAL RITES 2005. (SF)

„My Immortal Coffin“-CD


tualisierter Form beschworen. „Flammenfest“ ist für diese
Veröffentlichung ein ungewohnt schnelles Stück. Selbst
so könnte man sich handwerklich zeitweilig sogar an alte
SATYRICON-Aufnahmen zurückerinnert fühlen. Nicht aus- Death Choir NECROMESSIAH
ein Titel in Englisch fand hier seinen Platz, „My Hate“. Den gereift genug um mit norwegischen Ikonen verglichen zu Hier hört sich ein Stück nach BURZUM an,da eines nach „Antiklerical Terroristik
Abschluß dieses Meisterwerkes bilden die beiden Stücke werden ist leider das Songwriting ausgefallen, welches sich MAYHEM und dort klingt‘s DARK THRONE-like. Da kann Death Squad“-CD
„Allein“ und „Schwebend in der Materie aus Nichts“, die zu des geringen Aufwandes wegen zimelich im Kreis dreht Jemand seine Einflüsse nicht leugnen. Tut Achamoth aller- Blasphemous Underground
meiner Enttäuschung mit schlechten Texten ausgestattet und wenige Ansatzpunkte für das kompositorische Interes- dings auch nicht,welcher Herz und Geist der Gruppe ist; in Eine italienische Truppe, die höllische Freude in die
wurden. Von einer guten Umsetzung kann der erfahrene se Aussenstehender bietet. NAZARENE DECOMPOSING ha- welcher ansonsten die Mitstreitenden ein- und ausgehen. schwarzmetallischen Herzen bringen dürfte! Man merkt
Metaller hier auch nicht sprechen. Abgesehen davon, ist ben es hörbar aber auch nicht auf komplexe Strickmuster Ein Gitarrist und Vokalist braucht schließlich zur Unterstüt- ihnen den Spaß am infernalen Spektakel wirklich an. Mit
der Silberling eine Anschaffung durchaus wert. (LN) abgesehen, sondern auf eiskalte Blasphemie und totale zung den Bass und das Schlagzeug, um seine Werke vollen- Album Nr.2 wird uns Black/Thrash der Klasse A um die
Vernichtung. Und genau hierfür kreierten sie mit diesem den zu können. Davon sieben an der Zahl bekommen wir Ohren geprügelt! Die 10 Stücke sind mit aussagekräftigen
nun auf dem zweiten Album voll infernaler Leidenschaft
GOD Demo den perfekten Soundtrack. (DT)
geboten. Alles ist recht einfach gehalten, auch die Texte.
Rohheit, Satanisches, Tod und Kampfeslust sind feste Be-
Titeln versehen, in denen kaum ein unheilvolles Wort ver-
gessen wurde. Evil, hell, blasphemy, churches burn… alles,
„Hell and Heaven“-MCD was man braucht um seinen Hass auf die christliche Reli-
Khaeotica SAGITTARIUS standteile der Gesamtidee und das wird hörbar gemacht!
Dazu gibt’s ein Coverbild vom „Jüngsten Gericht“, als hätte
gion auszuspeien! Die Coverzeichnung hat es in sich und
Das GOD etwa eine – oder gar Viking Metal-Band sind, ist “Songs From The Ivory Tower”-CD ist einen zweiten bzw. näheren Blick wert, wenn man sich
Achamoth den Soundtrack zu nichts geringerem liefern gern an Boshaftigkeiten erfreut. Ein kampfeslustiges Intro
auf den ersten Blick nun nicht gerade erkennbar. Name und Cold Spring wollen… (SF)
Aufmachung der neuen MCD lassen eher auf ein Gothic- Ich selbst bin bewusst wenig bewandert auf dem Gebiet läutet das satanische Terror-Fest ein, zu dem wir uns als
oder Emo-Projekt schließen. Erst beim reinhören wird klar, der Neoklassik - auch in Verbindung mit schwermetalli- eingeladen betrachten können. Wilde Riffs, wütige Drums,
dass es sich um Pagan Metal handeln soll. Allerdings hat schen Klängen ist dieses Genre ein weisser Fleck auf der ein ordentlicher Bass und der Wahnsinn kann seinen Lauf
man sich schon recht eindeutig bei namhaften Bands des Landkarte für mich. Völlig ohne harte Töne kommen Corne- nehmen! Standesgemäß ist die Scheibe in einem auf 1000
Genres bedient. Von daher kann man sogar von einer Mo- lius Mikael Waldner und sein Projekt SAGITTARIUS auf der Exemplare limitierten Digipack in Form eines umgedrehten
gelpackung sprechen; weil zum einen Bandname, Titel und aktuellen Scheibe “Songs From The Ivory Tower” aus - hier Kreuzes zu ergattern. Also stürzt Euch drauf! (SF)
Gestaltung der MCD in eine andere Richtung weisen und zeigt sich Waldner nämlich gänzlich gegenläufig zu seinen
weil zum anderen die Band gar keine Eigenständigkeit auf-
weisen kann. Vielleicht ändert sich das ja mit der nächsten
sonstigen und bisherigen Betätigungsfeldern HAILSTORM,
WARLOGHE und SECRETS OF THE MOON und rudert mit RITUS
Veröffentlichung – „Forefathers- A Spiritual Heritage“. (LN) gemächlichen, sanften Kompositionen auf dem seichten „Von nächtlichen Gedanken“-Demo
See moderner Klassik. Im Grunde bestehen die fünfzehn Eigenproduktion
HUNAZ Singspiele allesamt lediglich aus mal schwermütigen, mal
heiteren Klavierklängen und einer hellen Singstimme, die
Man bekommt heute doch noch hin und wieder Demo-
Kassetten, die so gestaltet sind, dass sie Erinnerungen an
„Unser Wald“-CD zwar nicht an die Extraklasse von Operntenören heran- die frühen 1990er wach rufen - zwar auch von der Qualität
Drolingsvarst reicht, für meine Ohren aber sicher und lupenrein einge- her, aber hier kommt es noch aufs Empfinden, die Under-
Nachdem „Hunaz“ sich mit FIMBULTYR hinreichend kreativ trällert worden ist. Auf dieses Fundament werden nach und ground-Attitüde gewissermaßen, an. Diese seltenen Teile
verwirklicht hat, beschloss er nun mit seiner neuen Band nach einzelne Bausteine gesetzt - synthetisches Tastenspiel sollten auf dem übersättigten Markt der Hochglanz CD-
HUNAZ zu ebenso neuen Ufern aufzubrechen. Auf der ist da zu vernehmen, ausserdem des öfteren eine Flöte und Produktionen nicht ganz untergehen, haben sie doch Re-
vorliegenden Debüt-Scheibe werden sieben ordentliche auch akustische Gitarrenparts meine ich mir eingebildet likt-Charakter und könnten noch so manchem Schwarzme-
Hymnen dargeboten. Noch im selben Jahre stürmten diese zu haben. Angesichts dieser doch recht spartanischen In- tall-Hörer der ersten Stunden am Herzen liegen. Natürlich
Haudegen das Studio und stellen uns 7 ordentliche Hym- strumentierung ist es sehr erfreulich, dass Waldner sich als kommen keine originell-neuen Spielweisen, Themen und
nen auf ihrem Debüt „Unser Wald“ vor. Rauer Gesang er- grosses Talent erweist, der scheinbar eine weiterführende Vocals mehr zu Vorschein, dafür aber Black Metal in seiner
tönt, Gitarren und Schlagwerk kommen meist schleppend musikalische Ausbildung genossen zu haben scheint, denn Ursprünglichkeit. Ich war auf jeden Fall ganz angenehm
daher. Mit „Ehre das Feuer“ kommen wir zu dem Ruhepol hätte sich ein Künstler geringerer Qualität an “Songs From überrascht von diesem vier Stücke umfassenden Demo.
des Albums. HUNAZ erschufen ein perfektes Neofolk- The Ivory Tower” versucht, wäre die Hörerschaft wohl lau-
fen gegangen - wie schnell ist schliesslich eine Flötenspur
BEATRIK Man startet mit einem ganz einfachen, aber atmosphä-
rischen Gitarrensolo. Durchweg ist die Instrumentierung
Stück, welches mich an eine Mischung aus HALGADOM „Journey Through The End
und ODROERIR erinnert. Chorgesänge runden diese Hei- verpfuscht oder klarer Gesang auf der schiefen Bahn un- genau so, und natürlich rauscht es auf so einer Musikkas-
terwegs. Eingänglich wird über die Verse von Dichtern wie Of Life“-CD sette im Hintergrund. Auf die Klänge konzentriert und mit
denhymne perfekt ab. Das Lied „Windzeit - Wolfzeit“ konn-
te mich leider nicht sehr überzeugen und mitreißen, wenn Gottfried Benn und Stefan George doziert, begleitet von ATMF dem richtigen „Undergroundfeeling“ kann man das aber
man es mit den vorherigen Titeln dieser CD vergleicht. Was den erläuterten leisen Tönen - das war’s; mehr verbirgt sich Hier handelt es sich um etwas älteres Material, weil die CD verschmerzen. In den Texten wird von Wald und Winter,
zum Glück mit Titeln wie „Odin“ und „Mondsüchtig“ wieder nicht hinter dem Album. Mehr muss es für echte Freunde bereits 2002 veröffentlicht wurde. Nacht und Beschwörung alter Geister erzählt. Die Vocals
wett gemacht wurde. Musikalisch sind die Titel etwas zu dieser Musik aber auch gar nicht sein, denn mag man der Ich denke, man braucht dieses Werk den Fans von solchen hört man kreischend, krächzend, bis dunkel. Dem steht
monoton gehalten was ich allerdings bei so einem anson- Neoklassik sein Ohr leihen, so bekommt man von SAGITTA- Gruppen wie BURZUM, FORGOTTEN WOODS oder WIGRID die Musik in nichts nach - atmosphärisch und roh zugleich.
sten gut gelungenen Debüt für vernachlässigbar halte. RIUS ein Festmahl aufgetischt. (DT) gar nicht vorzustellen.. Der geneigte und interessierte Hö- Nichts ist überflüssig oder störend. Im letzten Abschnitt
Selbst ein Video zu „Unser Wald“ fand noch seinen Platz. rer kommt schwerlich daran vorbei. Sechs Stücke sind auf nehmen die durch Mark und Bein gehenden Schreie zu
dem Album zu finden. Auf der LP-Version wird zusätzlich und die Gitarrensaiten werden nochmal richtig gequält.
Jedem echten Heidenlärmer ist die Veröffentlichung zu
empfehlen. (LN) THURS ein Cover des BURZUM Titels „Spell Of Destruction“ präsen-
tiert, was sich durchaus bereichernd auswirkt. Obwohl die
„Zu spät!“ erklingt es mit einer Stimme aus dem Hinter-
“Mot Nord”-CD grund immer wieder, bis zum Ende der Litanei.. Geschehen
Formation aus Italien kommt, werden wir vom ersten Stück um den Hörer? (SF)
Eigenproduktion
MENSCHENTOD Ganz oben auf der paganen Viking Black Metal-Welle
an mit geradezu hysterischen Vocals bearbeitet, die Gitar-
ren sägen wie schneidende Rasierklingen und die Schlag-
„Die For The Cult“-CD
Eigenproduktion
schwimmen neuerdings die fünf Nordmänner von THURS
mit Sitz in Stavanger, Norwegen. “Mot Nord” ist der Titel
zeugarbeit passt voll und ganz. Vom Tempo her bewegt
sich alles im mittleren Bereich – so, wie es hier sein sollte.
NEBIROS
Vor eine nahezu unlösbare Aufgabe stellen mich die bei- ihrer ersten Demo-Scheibe, die dem Rezensenten schon „Kurwa Satana“-CD
Foltert mich zu Tode; aber auf diesem Machwerk sind kei-
den deutschen Misanthropen Snaer und Surtalog, die sich ihrer äusseren Aufmachung wegen den Schreck in die Glie- nerlei Keyboardklänge, weibliche Gesangseinlagen oder No Colours

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Nach elf Jahren erscheint das Debut der deutsch-polni- KE, ENSLAVED für ihre psychedelische Performance, DARK- ist diese CD-R limitiert, viel mehr Leute dürfte die Musik Hel! Warum bin ich so voreingenommen mies zu sprechen
schen Schwarzmetaller NEBIROS namens „Kurwa Satana“ THRONE für ihre Kombination aus Rock‘n‘Roll-Arroganz mit auch nicht interessieren. Positiv zu vermerken ist natürlich, auf diese CD ?! Weil es ein Wiedergänger ist; früher mal ein
und wer dem Polnischen ein wenig mächtig ist, weiß, Black Metal, dazu noch SHINING wegen der depressiven dass sich die Texte gegen den Islam richten (“Exekution respekteinflößender, kühler Recke; heute nur noch eine
dass der Titel weniger eine Glorifizierung des Gehörnten Melodien und dem Hang zur Melancholie zur Vereinigung Allahs”, “Islam = Frieden”). Dazu noch ein paar Bilder von stinkende, nervtötende, fäulniszerfressene Leiche, die man
darstellen soll, sondern das Gegenteil. Auf dem Cover ist bringen sollen. Also ich habe selten so eine Scheisse gele- fanatischen Moslems im Booklet. Die Band distanziert sich einfach mit dem Hackebeil zerstückeln und die Einzelteile
dann auch der Baphomet in seiner ganzen Pracht zu sehen, sen. Kommt die Musik schon absolut lächerlich rüber, tut von Faschismus jeglicher Art, sollte noch erwähnt sein. Die getrennt voneinander verbuddeln möchte, damit man
flankiert von Nonnen, die jeweils eine AK-47 im Anschlag der Beipackzettel ein übriges. Ein paar bekannte Bandna- Musik ist aber gar nicht mal so schlecht, ist nämlich auch endlich seine Ruhe davor hat. Ja, schön, Applaus für’s „sie
haben. So viel zum Äusseren, doch was kann man jetzt er- men durcheinanderwürfeln und das soll es sein? Marketing improvisiert “eingespielt” worden. Der Gesang ist ganz ok, –haben-sich-bemüht“- Nachahmen anderer erfolgreicher
warten? Ein geiles Brett, will ich meinen! Die Herren Rozpul ist albern, aber anscheinend erst recht österreichisches. die Texte lassen sich verstehen. Wer also mit extrem primi- Bands, aber für die CD wird ja auch noch Geld verlangt, da
(Gitarre), Solvernus (Schlagzeug) und Blachur (Bass und Diese italienische Band ist so homoerotisch wie TAAKE, so tiver Musik etwas anfangen kann, der sollte hier ruhig mal kann dem Hobby- Germanowiking eine Kiste Bier sicher
Vocals) legen mit „Pluje Krwia“ wie die Feuerwehr los, ge- langweilig wie ENSLAVED und so behindert wie SHINING. reinhören. Mir gefällt es auf gewisse Art und Weise. Wider- mehr an freudiger Lebensqualität vermitteln. Ich hatte mir
boten wird blasphemischer Death/Black im Stile der alten Wenn sie denn wenigstens so versoffen wie DARKTHRONE liches Islam-Gelaber als Intro und Outro. Also alles in allem einfach von vorneherein mehr von der CD erhofft, aufgrund
BEHERIT, doch auch gewisse AUTOPSY-Einflüsse lassen sich wären, könnte man dem langweiligen Gedudel noch etwas ganz nett diese 16 Minuten. (HKG94) des äußeren Anscheins, als drin steckt, es ist mehr Schein
nicht verleugnen, vor allem beim Gesang. Bis zum fünften abgewinnen. Keine Atmosphäre, keine Seele, nichts hat als Sein, und dabei sollte es doch genau andersherum sein,
Song , „Otchlan Marnosci“, sind sich die Stücke in ihrem diese Musik. Schrott! (HKG94) haben schon die alten Preußen gesagt. (UH)
Aufbau sehr ähnlich, soll heissen, dass Geschwindigkeit WITHERSHIN
großgeschrieben wird. Besagtes Stück nimmt sehr viel „Ashen Banners“-CD
von diesem Tempo raus und ist ein grandioser Mid-Tempo- AD NOCTUM Canonical Hours WARCROWN
Headbanger. Danach wird erst mal wieder ordentlich Gas- “Arrogance”-CD Die vier Schweden bieten uns hier ein recht solides Black(/ „Eat me“-Demo
gegeben, doch ist die zweite Hälfte der Platte eindeutig Undercover Death)-Album an, das von Devo Andersson produziert Eigenproduktion
abwechslungsreicher und nicht ganz so monoton. Double- Dies ist ein Re-Release der 2006er-Veröffentlichung von wurde. Der Sound weiss eigentlich zu gefallen, relativ bru- WARCROWN schimpft sich eine junge Gruppe aus Koblenz,
Bass-Attacken wechseln sich mit groovigen Passagen, die vier Dänen, die teilweise bei APOLLYON und DENIAL OF tal und alle Instrumente gut herauszuhören. Der Gesang ist die sich laut eigener Aussage dem Death/Thrash Metal
wieder sehr an die amerikanischen Leichenschänder erin- GOD mitwirken. Die Musik ist wirklich gut gespielt und bie- etwas langweilig und droht bisweilen unterzugehen. Beim verschrieben haben. Das behaupten tausend andere Bands
nern, was besonders im Stück „Brain Damage“ zu erkennen tet erfrischenden Black Metal, der mich aus irgendeinem 7. Lied gibt es noch ein paar Clean Vocals, die jetzt aber heutzutage auch von sich und es bedarf schon etwas an
ist. Nach dem Genuss dieser Platte wird sich jeder reumütig Grunde an SORHIN erinnert. Die CD könnte aber wirklich nicht so der Bringer sind. Das trifft eigentlich auch auf das Klasse um aus der unerschöpflichen Masse herauszuragen.
an die guten alten Zeiten zurück erinnern und in der Plat- aus der zweiten Hälfte der Neunziger sein. Ist also nichts gesamte Album zu, es ist in Ordnung. Aber zu selten gibt Nun gut – malen wir den Teufel nicht gleich an die Wand
tensammlung graben, um die Juwelen rauszuholen, denen wirklich neues, aber bei dem ganzen vielen Dreck, den man es wirklich richtig geile Riffs. Mir scheint, ich hätte all das und hören nach dem kurzen Intro gespannt den ersten
„Kurwa Satana“ huldigt. Weiter so!! (SS) sonst so geliefert bekommt, ist diese Scheibe mal wieder schon hundert Mal gehört, was ja nicht unbedingt schlecht Tönen. Und hoppla, was erklingt denn hier auf einmal für
eine willkommene Alternative. Mehr von solchen hasser- sein muss. Das Schlagzeug ist recht dynamisch, hier und da ein abartig tiefes Gegrunze, das sich nach Kehlkopfkrebs
FRANGAR füllten Bands, die auch noch spielen können. Ganz klar
lohnenswert. (HKG94)
noch ein paar coole Melodien oder Solos. Das Album ist
zum Reinhören auf jeden Fall mal hörenswert. Das dritte
im Endstadium anhört, aus der Anlage? Die Antwort lau-
tet Sascha „Hirntot“ Probsfeld der wahrhaft mit einem
„Totalitarian War“-CD Lied “Reincarnation” ist vielleicht das stärkste Lied. (HKG94) mörderischen Organ gesegnet ist und der sich Gedanken
The Oath/Darker Than Black machen sollte ob das seine Stimmbänder noch lange mit-
Die nun folgende Scheibe ist zwar bereits im letzten Jahr AVSKED/SCHLAFLOS machen. Auf dieser 4-Song Demo-CD namens „Eat me“ sind
erschienen, hat aber nicht die Aufmerksamkeit erhaschen „Split“-CD MEGALITH sie auf jeden Fall noch uneingeschränkt zu genießen. Ab
können, die sie definitiv verdient. FRANGAR aus Norditali- Ashen „Gipfelstürmer“-CD und an teilt er sich die Vocals noch mit seinem Kollegen,
en könnten es fertigbringen, was so ziemlich den meisten Diese Split-CD zweier deutscher Bands kommt in einem ARTicaz der das Ganze noch mit Black Metal lastigem Gekreische
italienischen Bands in den letzten zehn Jahren verwehrt ansprechenden Digipack daher, beeindruckt mich aber Es dürfte sehr schwer fallen MEGALITH in irgendeine bereichert. Ansonsten kann man über die vier Stücke nicht
geblieben ist: Kultstatus zu erreichen. Obwohl bereits 2000 nicht sonderlich. AVSKED versucht zwar, mit einem ver- Genreschublade zu stecken, denn irgendwie passen sie viel Schlechtes sagen. WARCROWN decken das gesamte
gegründet, erschien erst heuer das Debutalbum des Fün- waschenen Underground-Sound Punkte zu erlangen, aber in jede Schublade und doch wieder nicht. „Gipfelstürmer“ Spektrum des Death Metals ab. Es gibt genügend Blast-
fers, der sich dem Black Thrash Metal verschworen hat. Und irgendwie klingt mir das alles zu gewollt. Der Gesang ist heißt der jüngste Output der Wiesbadener Truppe. Hier ist beats und gute Gitarrensolis für die Geschwindigkeitsfana-
„Totalitarian War“ bietet so ziemlich alles, was es in dieser auch richtig scheisse pseudo-emotional und bisweilen so- wirklich für jeden Geschmack etwas dabei. Schon wie beim tiker (mich inbegriffen) und Brutalität ist auch ausreichend
Liga braucht: Hass, Energie und genügend einprägsame gar lächerlich. Der Bass nervt irgendwie auch und richtig sehr hoch gelobten Debüt, setzen MEGALITH wieder auf vorhanden. Die Stücke lassen auf jeden Fall noch mehr in
Songs, die auch das zwanzigste Mal noch Spaß machen. geile Parts finde ich auf der Scheibe nicht vor. Belangloser aussagekräftige und wortgewaltige Texte, die literarisch in- der Zukunft erwarten. Die Demo-CD ist für günstiges Geld
Bereits das erste Stück „In Armi“ knallt nach einem militari- Mist, der hier präsentiert wird. Die angekündigte Aura der spiriert sind. Bekanntlich sagt ja der Volksmund: „Das Auge über die Band zu bekommen und die Death Metal Maniacs
stisch-angehauchten Trommel-Intro sehr eingängig durch Verzweiflung und was das österreichische Label da noch isst mit“ - im Falle von MEGALITH muss man wohl sagen, unter Euch sollten keine Berührungsängste mit Warcrown
die Boxen, gefolgt von Up-tempo-Krachern wie „1943“ oder so ankündigt kommt überhaupt nicht rüber. SCHLAFLOS das Auge hört mit, denn das Booklet hat satte 28 Seiten haben. Es könnte sich durchaus für den Ein oder Anderen
meines Favoriten, „Totalitarian War“. Frontmann Il Colonnel- ist dagegen viel interessanter. Zum grössten Teil ist die mit allen Liedtexten sowie Biographien und Zitate von ver- lohnen. (BOD)
lo umschreibt die jüngere kriegerische Geschichte seines Musik instrumental und schafft es ab und an, hypnotisch schiedenen Schriftstellern. Hier gelingt es MEGALITH, den
Heimatlandes, d.h. des Italiens des 20. Jahrhunderts in all zu wirken. Auch wenn die Songtitel wie “Endloses Meer ruhigen Gesang mit starkem, ausdrucksvollem und teils
seinen Facetten und vor allem als Huldigung der italieni- aus Scheisse” eher zum Schmunzeln anmuten, haut dieser melancholischen Gesang in den richtigen Augenblicken zu
schen Frontkämpfer. Folgerichtig sind die Texte auch in Teil der Split den schlechten Eindruck von AVSKED wieder kombinieren. Musikalisch stehen die sechs Musiker dieser
Italienisch verfasst, aber für alle Nichtfremdsprachler ist raus, so dass sich die CD ansatzweise doch wieder lohnt. Vielschichtigkeit in keinster Weise nach, denn hier verflech-
jede Zeile im schön schwarz-weiß aufgemachten Booklet in (HKG94) tet man Elemente aus Avantgarde-, Gothic-, Heavy-, Black-
Englisch übersetzt worden. „Totalitarian War“ umfasst acht und Folk-Metal geschickt mit einer Portion neuer deutsche
Songs mit einer Spielzeit von mehr als 45 Minuten, wobei Härte, sowie teils mit Neo-Klassik. Trotz dieser sehr unge-
„Polvere Piombo“ mehr eine klangliche Zeitreise ins Italien
des ersten Weltkrieges darstellt, mit Gesangsaufnahmen
OCTOBER FALLS wöhnlichen Mischung klingt der Sound in keinster Weise
“The Womb Of Primordial zusammengewürfelt, sondern weist einen kraftvollen
mit Schallplattencharme und klassischen martialischen und kristallklaren Klang auf; was leider nur sehr wenigen
Samples. Alles in Allem ein sehr gelungenes Debut einer Nature “-CD
Musikern heute gelingt. Selbst sanfte Keyboard-Passagen
sehr interessanten Band, die in der nächsten Ausgabe Rede Debemur Morti fanden ihren Platz zwischen harten Riffs. Absoluter Anspiel-
und Antwort stehen und uns hoffentlich mit noch mehr ita- Dass das französische Label schon immer ein gutes Händ- tipp ist das Stück - oder soll ich sagen, Hymne? -„Deutsches
lienischer Black Metal Kunst verwöhnen wird – denn davon chen bei ihrer Bandauswahl bewiesen hat, dürfte sich Herz“, welche perfekt und ohne Kitsch umgesetzt wurde.
gab es nicht wirklich viel in den letzten Jahren! (SS) inzwischen herumgesprochen haben. Bisher kam fast nur Das Album kann mit satten 54 Minuten glänzen. (LN)
Qualität von diesem engagierten Franzosen. Die Finnen
von OCTOBER FALLS stellen hier nicht unbedingt eine Aus-
BENIGHTED nahme dar. Als Dark Folk Metal wird ihr Material bezeich- SPELLCRAFT
„Identisick“-CD net, und diesem Anspruch wird die Scheibe auch gerecht.
Mir persönlich gefällt es nicht ganz so gut, aber wer sich mit „The Souldevourer”-CD
Osmose Eigenproduktion
Dies ist ein Rerelease der 2006er Veröffentlichung der solchen Melodien anfreunden kann, wird mit dieser CD auf
jeden Fall glücklich werden. Die Produktion ist erfreulich Wenn man diese CD mit einem kurzen Satz beschreiben
französischen Brutal Deather BENIGHTED. Sehr gute Pro- müsste, würde der „zurück zu den alten Tagen“ lauten.
räudig, aber gut gehalten und ab und an gibt es auch geile
duktion, brutale Vocals, geile Riffs und perfektes Schlag-
zeug. Hätte ich nicht gedacht, dass Franzosen so etwas und aggressive Parts. Mir ist das Werk auf die Dauer etwas Denn was hier dargeboten wird, hätte genauso gut im
Jahre 1990 veröffentlicht werden können. Schon der Ope-
URSKUMUG
hinbekommen. Die ganze Scheibe wird eigentlich nie lang- zu langweilig, obwohl es nicht an Abwechslung mangelt. „Am Nodr“-CD
Teilweise etwas zu vorhersehbar. Der Gesang ist nicht be- ner und gleichzeitige Namensgeber dieses Werkes, „The
weilig, das hohe Niveau wird über alle elf Songs konstant Souldevourer“, legt die Meßlatte verdammt weit hoch. Ledo Takas
gehalten, abwechslungsreich, intensiv und in höchstem sonders gut, aber Atmosphäre wissen die Jungs schon zu Scheint so als bläst Ledo Takas Records zum Black Metal-
erzeugen. Kann man mal reinhören. (HKG94) Allerdings gelingt es, diese auch oben zu behalten. Das
Masse energiegeladen. Das ist wirklich mal eine der besten Promo beinhaltet vier gut produzierte, harte sowie auch Angriff auf die Vormachtstellung der einst übermächtigen
CDs aus diesem Genre, dich ich seit langem erhalten habe. melodische Genickbrecher. Der Silberling wird von höllisch Skandinavier. Die haben allerdings inzwischen auch viel
Hätte ich nicht gedacht, dass sowas noch mal passiert. Die
geilen Blast-Beats und auch sonst auf höchstem techni- PRETERNATURAL schnellem Schlagzeugspiel dominiert, der mit den klaren
Riffs zu einem soliden Klangteppich verschmilzt. Diese CD
Pulver verschossen, so dass dieses Unterfangen gar nicht
so aussichtslos erscheinen mag. Vor allem dann nicht,
schen Niveau gespielten Drums sowie perfekte Gitarren- „Statical“-CD wenn man so viele gute Bands an die Front schicken kann.
ist wirklich ein grandioser Einstieg einer noch viel grandi-
und Bass-Arbeit lassen das Herz höher schlagen. Viele Aghast oseren Band. Alle Achtung, es müsste mehr von solchen Das halb minütige, schräge Intro verheißt zwar nichts
Überraschungsmomente sind in den Songs eingebaut. Schön schön. Die Band hat es echt drauf. Richtig gute Truppen im Black Metal geben. (LN) Gutes, aber als das über sieben Minuten-Epos „Time of
Hier stimmt echt mal alles! Da bin ich schwer beeindruckt. Kompositionen, gute Gitarrenarbeit mit schicken Melodien the Jackdaw“ in Bathory-mäßiger Power und Wucht her-
Perfekt! (HKG94) und einigen Soli. Die Breaks sind auch ganz interessant, der einplatzt ist bei mir die Welt wieder in Ordnung. Alsbald
Gesang erinnert an Shagrath, und sogar noch ein paar ein-
fallsreiche Keyboard-Tracks sind dabei. Fantastische Truppe
KAISERREICH ziehen die Balten das Tempo extrem an und erinnern musi-
kalisch an die alten Norweger die schon lange nicht mehr
PORTAL mit einer grandiosen CD, die hier uns aus Lettland ange- „KRRH“-CD
Funeral Moonlight
so klingen wollen wie URSKUMUG es jetzt tun. Die eiskalten
“Seepia”-CD boten wird, sollte man meinen. Mir gefällt es aber ganz Gitarren, welche die Stücke meist ständig mit glänzenden
und gar nicht. Nach ein paar Minuten nervt der Sound so Dass es auch in den südlichen Ländern wie Italien kalt Melodien begleiten, und das Black Metal-Gekeife, das auch
Profound Lore und grimmig zugehen kann, sollte nach der Szenegröße
Profound Lore Records hat das 2003er Album der Australier dermassen, das Keyboard-Geklimper ist sowieso nicht zum mal tiefe Töne nicht scheut, nennt man hier Tribal Black
Aushalten und dieser extrem alberne Gesang erst recht. FORGOTTEN TOMB klar sein. Mit KAISERREICH liefert Itali- Metal. Manchmal klingen sie jedoch einen Tick zu schräg,
noch einmal neu herausgebracht, und es hat sich wirklich en erneut einen Beweis dafür. Beim ersten Reinhören von
gelohnt. Diese neu gemasterte Version erzeugt eine so Wenn dann mal das penetrante Keyboard und der Gesang was eher die Ausnahme ist. Angereichert werden die acht
ausbleibt, gibt es ab und an sogar Parts, die ganz geil rü- „KRRH“ wird klar, dass sich KAISERREICH in keinster Weise Songs noch durch kurze Industrial und sonstige Sound-
geniale dunkle Atmosphäre, dass es einem das Blut in den hinter ihren berühmten Landsleuten verstecken brauchen.
Adern gefrieren lässt. Die Musik ist so dermassen brutal berkommen könnten. Den Vogel schiessen sie aber ab mit collagen, was dem Ganzen noch die nötige Abwechslung
einem Cover von Depeche Mode’s “Enjoy the Silence”. Das Mit viel Eigenständigkeit, und vor allem mit kalten, kom- gibt. Leider auch hier wieder programmierte, meist sehr
und intensiv, dass man die CD immer wieder durchlaufen promisslosen und atmosphärischem Black Metall können
lassen muss. Richtig geil ekliger Sound mit einem Gesang, klingt so lächerlich wie jeder Vogel selbst, der versucht vol- schnelle Drums (gibt es denn keine vernünftige Schlag-
ler Hass zu sein. Ich brauche solche Musik nicht. Wer mit diese fünf Herren auf ganzer Linie punkten. Acht Lieder, zeuger in Litauen?) die allerdings von echten Könnern
der allerdings nur besserer Durchschnitt ist. Aber die Riffs davon die meisten in der Muttersprache von KAISERREICH,
hauen alles raus. Krank und alles zermalmend. Für manche ausgereiftem Black oder Death oder was auch immer Metal gehandhabt werden. „ Am Nodr“ ist wieder im Phoenix
mit allem drum und dran was anfangen kann, kann es hier gesellen sich auf diesen Silberling. (LN) Studio eingehämmert worden; was klaren, brutal produ-
Hörer mag das hier nur eine dissonante nervige Geräusch-
kulisse sein, aber wer sich wirklich mit pechschwarzem versuchen zu bekommen. (HKG94) zierten Sound verspricht. Einen kleinen Kritikpunkt gibt es
Material auseinandersetzen will, findet hier seine Erfüllung. HELFAHRT trotzdem noch: Die kurzen Folk Einsprengsel rechtfertigen
noch nicht die Bezeichnung „Tribal Black Metal“. Das könnte
Chaos! (HKG94)
SOUL STEALER „Wiedergang“-CD man in Zukunft noch etwas mehr ausbauen. NOKTURNAL
“Soul Stealer”-CD Trollzorn MORTUM oder auch das Urgestein SKYFORGER aus Litauen
PORTAL Ledo Takas Dieses Album, was nicht einmal mehr die großzügige Tole-
ranz gegenüber einem Erstlingswerk für sich in Anspruch
haben schon gezeigt wie so etwas geht. Ein neues Album
ist schon in der Mache, wie ich gehört habe. Mit dem hier
„Outre“-CD Alles sehr professionell, was die 5 Jungs aus Litauen uns
hier anbieten. Heavy Power Metal soll es sein. Der Sänger nehmen kann, da es sich hierbei um Wiedergänger bzw. kann man schon mal ganz gut leben. (BOD)
Profound Lore Wiederholungstäter handelt, ist ein perfektes Beispiel da-
Was die Australier hier abliefern auf ihrem 2007er Album, hat es wirklich drauf und hat wohl auch sein Land bei der
lässt sich schwer in Worte fassen. Richtig geile dunkle At-
mosphäre verbreiten die Jungs hier. Furchterregend, böse
Eurovision vertreten. Der Gitarrist ist von OBTEST, die je-
dem ein Begriff sein sollten. Im Infoblatt steht auch noch,
für, wie der ewig suchende Konsument in hübscher Verpac-
kung ein Produkt ohne jeglichen Nährwert untergejubelt DISSIMULATION
dass Litauisch nach Italienisch die zweitbeste Sprache zum bekommt; das Label preist die CD, die es logischerweise so „Prakeikimas“-CD
und einfach nur infernalischer Sound dringt aus den Boxen. oft wie möglich verkaufen will, in höchsten Tönen, ein huld-
Geil dissonant, chaotisch und einfach nur brutal. Die häm- Singen sei. Die meisten Lieder sind auch in der Landesspra- Ledo Takas
che gesungen, ein paar auf Englisch. Da fängt es aber auch voller Schreiberling gewährt z.B. noch eine wohlwollend DISSIMULATION aus Litauen sind in ihrer Heimat keines-
mern hier was zusammen, ohne dick auftragen zu müssen. blumige Besprechung in einem dicken bunten Heavy Metal
Wo andere Bands sich durch tolle Aufmachungen und schon an. Genauso wie ich Italienisch in Musik nicht leiden wegs unbekannt und auch schon hierzulande konnte man
kann, nervt das Gesinge hier auch, klingt auch wirklich -Konsumentenkatalog, das CD- Cover ist verheißungsvoll die eine oder andere Veröffentlichung der Band erhaschen.
dummes Gesülze Aufmerksamheit zu ergattern suchen, stimmig, die Liedtitel klingen auch gediegen und nicht gar
schmiedet diese Combo hier ein Brett, was endlich mal das nach Pizzeria-Musik. Das schwule Keyboard tut ein übriges. Meine erste Berührung mit DISSIMULATION datiert ein paar
Ich finde das Ganze total abartig. Die Band wird aber mit zu schwülstig, alles wäre also bestens geeignet, um erfolg- Jahre zurück, in Form des Kaufes einer Tape Version ihrer
zelebriert, was jeder Anhänger dunkler Energie erwartet. reich dem Pagan Metal- Trend hinterherzugeiern, wenn
Totale Dunkelheit in jeglicher Hinsicht. Kaufen! (HKG94) Sicherheit Erfolg haben. Viel Spass dabei, aber ohne mich. „Miglose“ Ep aus dem Jahre 2000. Die konnte mich damals
(HKG94) nicht einfach alles an der Scheibe strunzenlangweilig wäre, schon überzeugen, und so blickte ich hoffnungsvoll auf
der Sound/die Produktion ist biedere Hausmannskost, die das neue Album namens „Prakeikimas“ - was übersetzt
MALNATT GENICKSCHUSS
Musik ist ödes Geschnarche, was man vor zehn Jahren
schon genau so und besser hören konnte (ehrlich, Jungs,
soviel wie Verdammnis heißen soll. Verdammen wollen
wir dieses Teil auf keinen Fall; dafür beginnt das Ganze mit
„La Voce Dei Morti“-CD ihr habt den Dreh raus, wie man für ein paar Sekunden mal einem viel zu bombastischen Intro, das einem Film namens
„Ein Neuer Feind“-CD
CCP eine Maultrommel anschlagen kann ?! Suuuperrr!), ist das „Trinity and Beyond( The Atomic Bomb)“ entliehen wurde.
Da kündigen uns die Österreicher von CCP eine Band an, die Eigenproduktion KAMPFAR 1998 oder ANCIENT 1995 oder oder oder ?! Nein
Die Band bezeichnet ihr Liedgut selbst als räudige, primi- Es stimmt uns erwartungsvoll ein und die ersten melodi-
die kranken Atmosphären von NEGURA BUNGET und TAA- Mann, das ist HELFAHRT 2008 und fahrt doch einfach zur schen Töne könnten einer Pagan Metal Band entstam-
tive Kakophonie. Das trifft es auch ganz gut. Auf 20 Stück

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men. Doch kurz danach besinnt man sich eines besseren
und legt ein astreines, geniales Black Metal Riff ein. Diese
Pluspunkten des Albums. Der Gesang kommt auch schön
fies und keifend rüber, wenngleich man damit niemand CELESTIAL BLOODSHED zweites Album und lohnt sich definitiv anzuschaffen! Mehr
Infos: www.ixxi.nu! (N/A)
Rhythmus-Wechsel finden recht häufig in den insgesamt mehr erschrecken kann. Zu den Minuspunkten des Albums „Cursed, Scarred and Forever
sechs Songs statt und machen dieses Album dadurch gehört auf jeden Fall der Sound. Der ist meiner Ansicht Possessed“-CD
nicht eintönig. Leider trübt am Ende des Openers ein be- nach zu clean, worunter das Schlagzeug leidet. Der hätte Debemur Morti SIEGETHNAR
fremdlicher Chorus den ansonsten Klasse Eindruck. DISSI- ruhig etwas dreckiger ausfallen dürfen, wenn man schon Nach einem ruhigen Intro geht es auf dieser Scheibe so „Erhabenheit“-CD
MULATION verstehen es hervorragend, extrem old school den Heroen nacheifern will. Mit einem damaligen Grieghal- richtig los. Rasantes Geknüppel vom Feinsten wird abge- Eigenproduktion
lastige Thrash Riffs in ihre Songs einzustreuen, die sie nicht len Sound und einem 1993/94er Veröffentlichungsdatum löst von schwerem, düsteren Black Metal und umgekehrt. Diese CD ist mal wieder ein ganz besonders individuell und
künstlich auf alt getrimmt anhören wie bei den meisten würde „Sower of Death“ einiges besser wegkommen. Es Wieder eine klassische Black Metal Band aus Norwegen; künstlerisch hochwertiges Werk. „Erhabenheit“ kam mir in
anderen Nachäffern. Dieser powervolle Bass, der ja vielen bleibt aber nach wie vor ein hörenswertes Album das nicht wem das noch gefällt, dem wird auch das Erstlingswerk einer Metallhülle zu, deren Inneres mit Samt gekleidet war
Black Metal Bands abgeht, erinnert einen an uralte Thrash originell sein will, was ich in jedem Falle begrüße. Fans des dieser drei Musiker gefallen! Auf „Cursed, Scarred and Fo- und der sowohl Fotos, als auch ein eigens gebasteltes Heft
Anfangszeiten an denen noch ein Cliff Burton den Bass von kalten nordischen Black Metals sollten ABOMINO AETAS rever Possessed“ werden 6 Lieder zum Besten gegeben, beilagen. Letzteres wurde mit viel Liebe zum Detail zusam-
METALLICA malträtierte, bevor die nach seinem traurigen eine Chance geben. (BOD) plus Intro. Die Aufmachung der CD ist schlicht und passend men geklebt und ich brauche eine Weile, um zu verstehen,
Abgang zur Hausfrauencombo mutierte. Man könnte noch – wie eine Black Metal-CD eben sein sollte. Die Änderung was es beinhaltet. Es sind ein paar Noten abgebildet, doch
viele Einflüsse nennen :Von SLAYER angefangen bis über
neuere SATYRICON ist alles auf „Prakeikimas“ anwesend. Es THE KONSORTIUM von schnellem, triebhaften zu schwermütigem und dunk-
lem Black Metal hört sich sehr gut an und bietet sicher
ich weiß leider nicht, wie ich sie zuordnen könnte. Weiterhin
sind der CD einige Fotos beigelegt, auf denen man düstere
gibt aber auch Anlass zur Kritik. Diese viele Richtungswech- „Demo 2008“ für verschiedene Hörer etwas. Die Stimme des Steingrim Motive sehen kann, die mit je einem Wort kommentiert
sel gehen manchmal zu Lasten des Spielflusses der perfekt Eigenproduktion Torson ist teilweise grölend, teilweise schreiend. Was mir wurden und zum Nachdenken anregen sollen. SIEGETH-
vorgetragenen Kompositionen. Auch der letzte Song, der Der Klebestreifen der Demo-CD Hülle wollte fast nicht ab- allerdings weniger gefällt sind die streckenweise immer NAR wurde 2005 gegründet und heute unter NORDSTURM
eigentlich keiner ist, wird unverständlicherweise auf 10 Mi- gehen, was ich schon beinahe als böses Omen betrachtete. wiederkehrenden Riffs. Doch das Schlagzeug kann dies PROD. vertrieben (mit Ausnahmen). „Erhabenheit“ ist auf
nuten ausgedehnt und somit die Gesamtspielzeit von einer Als ich die vier vom Originalitätswahn befallenen Stücke perfekt wieder ausgleichen. Einzig frage ich mich, was wohl 50 Einheiten limitiert aber bei weitem nicht die einzige, in-
halben Stunde auf knapp über 40 Minuten angehoben. Das durchgehört hatte schoss es mir durch den Kopf „wäre es mit „Gospel of Hate“ gemeint ist, bei der Beschreibung der dividuell kreative CD. >> Die Sondereditionen sind für all die-
ist in meinen Augen Mogelei, aber was soll’s. Deswegen will doch lieber zugeklebt geblieben.“ THE KONSORTIUM sind eigenen Musik im Booklet!? Wir sind hier ja nicht bei den jenigen Erschaffen worden, welche sich speziell für meine Ton-
ich DISSIMULATION nicht die rote Karte zeigen. SLAYER’s eine technisch hervorragende Band, die einfach keine gut Schwarzen…. Das äquivalente Lied dazu ist außerdem viel kunst interessieren und bekommen sie per Mail angeboten.
“Reign in Blood“ ging auch nur 28 Minuten und ist ein Kult- zugängliche Songs schreiben will und manchmal so schrä- zu brachial und gefällt mir eher weniger. „Demon of Old“ << Auf der CD selber befindet sich nur ein einziges Stück,
album geworden. Bei „Prakeikimas“ benötigt es allerdings ge Melodien und Gesang abliefern das einem die Haare beendet das Werk, ein ausgezeichnetes Stück! www.home. welches ca. 30 min lang ist. Es ist ruhig und besinnlich ge-
mehrere Durchläufe um die Klasse anzuerkennen. Das zu Berge stehen. Die Norweger, die mit selten dämlicher no/mittrike (N/A) halten, Metal kommt so gut wie gar nicht vor. Stellenweise
Phoenix Studio kreierte wieder mal den passenden Sound Maskierung und Kostümierung aufwarten, schmeißen wird die Ambiente Musik durch Gitarren und ein schnelles
dazu und somit kann man die Letten ohne schlechtes Ge- sämtliche Stilelemente von Black/Thrash hin zum Rock in Schlagzeug untermalt, das Werk ist also kein Black Metal im
wissen empfehlen. (BOD) den Mixer und wundern sich das am Ende nichts genießba- ENSOM SKOGEN eigentlichen Sinne. Trotzdem hat das Album eine gewisse
res dabei rauskommt. Dabei fängt es unter der schwarzen “Demo”-MC Faszination auf mich ausgeübt. Man kann sehr gut abschal-
DROWNED Flagge ( „Under the Black Flag“ ) recht annehmbar an. Die
ersten Töne sind ziemlich hart und druckvoll und gehen in
Eigenproduktion
Vor ein paar Wochen erreichte mich mal wieder ein Album
ten beim Hören dieser Klänge und sich seine Gedanken zu
Aufmachung und Sinn machen. Neben einigen anderen
„Viscera Terrx“-CD stimmige Gitarrentöne über. Auch der raue Gesang weiß im klassischen Kassetten-Format. Es handelt sich hierbei Veröffentlichungen in der Vergangenheit gibt es zur Zeit
Worship Him bis dahin zu gefallen. Bis nach zwei Minuten Member um das Erstlingswerk zweier Musiker aus Sachsen/Thürin- noch: „Endlösung ...von der Vertonung eines Selbstmor-
Wieso bleibt man dieser extremen Musikrichtung über so 001 oder 004 ( oder war es doch 002?) in schräge Töne gen, welches sich bisher auf dieses Demo beschränkt. Die des“ – limitierte Box auf 50 Einheiten (>> in Eigenregie mit
viele Jahre treu obwohl doch beinahe 90 Prozent der end- verfällt und schon mal schlechtes andeutet. Nach knapp Formatierung besteht seit 2006 und stellt sich durch diese silbernem DVD Case, handnummeriert, umwickelt mit einer
losen Veröffentlichungsschwemme belanglos bis Schrott vier Minuten gibt es dann sogar noch Blastbeats und der Veröffentlichung dar. Die Aufmachung des Tapes ist simpel Metallkette und verschlossen mit einem Zahlenschloss <<),
ist. Die Antwort lautet DROWNED. Solche Bands geben mir erste Song zieht sich noch recht gut aus der Affäre. Auch in schwarz gehalten und passt gut zur Musik. ENSOM SKO- „Bewusstseinserweiterung“ - erscheint in Kürze, lim. CD
immer wieder die Bestätigung, dass es sich nach wie vor „Gasmask Prince“ beginnt recht cool mit rollendem Bass GEN sind zum einen M.V. „devastation / throat”, welcher am auf 1000 Einheiten (bei AZERMDOTH RECORDS, Mexiko).
lohnt im Underground nach den raren, immer noch vor- und erinnert einem vielleicht an ältere ARCTURUS. Mann Schlagzeug sitzt, sowie den Gesang gestaltet und zum an- Ebenso erscheinen demnächst die limitier-
handenen Perlen zu suchen. Diese fast akribische Suche muss anerkennen, dass die Musik der Norweger über weite deren S.E. „rusty chainsaw”, der sich an der Giatarre betätigt. ten Boxen als Digipack Version bei einem Label
belohnt diese Dreierformation mit vier düster klingenden Strecken recht gut ist aber zu oft von schrägen Chören bis Sogar ein Bild der 2 Mannen ist abgedruckt, in meinen (der Prozess ist aber noch nicht abgeschlossen).
Todesblei-Hymnen, die es in sich haben. DROWNED wur- hin zu operettenhaften Gesang zerstört wird. Wenn das ori- Augen eine ansehnliche erste Aufmachung, mehr muss Für Sammler, die gerne limitierte und extravagante Werke
den mir mal von Ryan Förster empfohlen und jetzt weiß ginell sein soll, dann kann ich darauf gerne verzichten. Die nicht sein! Das erste Stück nach dem Intro gibt einen guten besitzen, ist das hier genau das Richtige! Wer an einem
ich auch warum. Das hier Dargebotene verdient wahrhaft vier Mitglieder, die sich unsinnigerweise Member 001 bis Eindruck in den Stil der Gruppe und läd ein, sich noch mehr Exemplar interessiert ist, kann sich bei nordsturm@gmx.de
die Bezeichnung „True Old School Death Metal“. Man fühlt 004 nennen, sollten sich besser darauf konzentrieren etwas anzuhören. Die Lieder sind einfach gespielt, was man an melden. (N/A)
sich gleich um zwei Jahrzehnte zurückversetzt, wenn der geradlinigere Songs mit einer harten Stimme zu schreiben. den immer wiederkehrenden Akkorden hört. Sie klingen
Opener „Embrace the Beast“ aus den Boxen donnert. Dann Dass sie dies beherrschen zeigen sie desöfteren beeindruc-
diese Grabesstimme die einem irgendwie sehr bekannt kend auf ihrer Demo CD. Ich kann mir ganz gut vorstellen,
sehr rau, was auch nicht zuletzt an der Aufnahmequalität
liegt. Es wurde bewusst kein Wert auf „clean productions” XERION
vorkommt und wirklich einem Biest entstammen könnte. dass man mit dieser Musik großen Zeitungen gut imponie- gelegt, was auch mich nicht sonderlich interessiert. Ich “Nocturnal Misantropia”-CD
Ein Blick auf das Booklet bestätigt den heißen Anfangs- ren kann. Mich lassen THE KONSORTIUM momentan kalt. finde, es hört sich somit noch etwas dreckiger an und ist Schwarzdorn
verdacht. Hierbei handelt es sich um keinen geringeren als Für die ganz Aufgeschlossenen unter Euch vielleicht das auf jeden Fall akzeptabel. Das zweite Lied gefällt mir per- Dieses spanische Projekt gründete sich im Jahre 2001 und
Mors Dalos Ra von NECROS CHRISTOS, der auch für dieses Richtige. (BOD) sönlich sehr gut. Es ist schnell gespielt und ohne Kinkerlit- wurde seit dem im Alleingang von Nocturno bestritten, bis
musikalische Ungetüm seinen Höllenschlund aufreißt. zchen bringt es zum Ausdruck, was wohl beabsichtigt ist, 2003 neue Mitglieder hinzukamen. 2006 wurde dieses Al-
Im Gegensatz zu seiner Hausband betätigen DROWNED mit dieser Musik zu verdeutlichen: Klassischer, rauer Black bum nun beendet und dieses Jahr unter SCHWARZDORN
alle fünf Gänge. Will heißen man wildert im Gegensatz Metal, der das Schwarze und Düstere glorofiziert und zum PROD. vertrieben. Der CD sind weiterhin ein paar Bilder,
zu NECROS CHRISTOS auch gerne in schnelleren Gefilden Ausdruck bringt. Nicht mehr und nicht weniger. Meine Kri- sowie ein Videoclip hinzugefügt. Die Scheibe fängt mit
was der Musik sehr gut tut und Langweile erst gar nicht tik allerdings muss ich am Schriftzug üben. Das Logo gefällt einem flötenhaften Intro an, bis gleich düsterer Black Metal
aufkommen lässt. Nach vier Minuten erinnert einem das mir so gar nicht und ist in meinen Augen auch nicht sehr einspielt. Dieser erste Titel überzeugt mich eher weniger,
Gitarrensolo stark an die schwedischen Götter GROTE- darauf ausgerichtet, sich als visueller Bestandteil mit der bis „Nocturnal Misantrophia“ als Vorzeigestück des Albums,
SQUE, die wohl als Einfluss der Band zu nennen sind. Die Musik zu identifizieren bzw. später damit assoziiert zu wer- beginnt. Dieses Lied überzeugt mit schnellem Black Metal,
Gitarren sind überhaupt eine Klasse für sich und gele- den. Es sieht, im Vergleich zur Musik, zu unkoordiniert und welcher mit gelegentlichen Keyboard-Passagen untermalt
gentlich gibt es noch ein paar stimmungsvolle und düster chaotisch aus und sollte bei der nächsten Veröffentlichung ist. Es ist weiterhin als Video Clip auf der CD zu finden. Al-
klingende Keyboardeinsätze. Dazu ist der Sound richtig mit ein bisschen mehr Perfektion gezeichnet werden. lerdings relativiert sich diese gute Absicht, da das Video in
schön tief runtergestimmt. Nach 20 Minuten ist der Spuk Die zweite Seite der Kassette nun beginnt mit dem Lied meinen Augen schlicht und ergreifend langweilig, unvor-
leider schon vorbei und mir bleibt nichts anderes übrig als „Rückkehr zum Kult”, welches ein typisches Beispiel für die teilhaft gestaltet und somit eher unnütz ist. „Nocturnal
nochmals von vorne anzufangen, und das am Besten mit Verbesserungswürdigkeit des Demos ist. Den Stücken fehlt Misantropia“ besteht aus insgesamt 7 Liedern, die alle in
maximaler Lautstärke. Es handelt sich hierbei übrigens um es stellenweise an der gewissen Besonderheit, die sie indi- einem spanisch-ähnlichem Sprachstil gehalten sind. „Ate A
das Demo von 2006, das hier von WORSHIP HIM RECORDS viduell klingen lässt. Potential ist dazu allemal da, das steht Morte...“ ist mal wieder ein reines Akustik-Stück, mit Gloc-
als MCD und NUCLEAR WINTER RECORDS als MLP wieder nicht zur Diskussion! „Ein Hail zur Nacht” ist nochmal der kengeräuschen, oder so was in der Art. Der Stil dieser Band
veröffentlicht worden, und fast schon als Pflichtkauf zu krönende Abschluss und ein einprägsames Lied, welches gefällt mir an sich ganz gut, er ist düster und schroff und
bezeichnen ist. Das ist Death Metal in Reinkultur – beide mit interessanter Melodie und zügigem Takt glänzt. Alles hat seine ganz eigene Art. Allerdings fehlt mir das gewisse
Daumen hoch. (BOD) in allem bin ich recht positiv überrascht, was in dieser Kas- Etwas der Scheibe, um sagen zu können, dass sie sich zum
sette steckt. Diese Form des Black Metal ist simpel gehalten Anschaffen auch wirklich lohnt. Das lässt sich hier einfach
OBTEST und lässt Freiraum für weitere gute Veröffentlichungen. Bei nicht finden…. „No Paxo derruido da Existencia“ ist wieder
ein sehr gutes Stück der Scheibe, zeigt allerdings auch, dass
„Is Kartos I Karta“-CD sich das Album mitunter etwas eintönig anhört. Hier gefällt
Ledo Takas mir vor allem das Schlagzeug sehr gut! Alles in allem zeigt
Gleich vorweg – mit dieser Veröffentlichung macht es mir
Ledo Takas nicht leicht. OBTEST spuken schon seit 1994 in
der dunkelsten Ecke des Undergrounds herum und nen-
nen ihren Mix aus etlichen Stilen „Heathen War Heavy Me-
tal“. Mir fällt es unendlich schwer die Band mit irgendetwas
zu vergleichen, was ja heutzutage gar nicht so einfach ist.
Die ebenfalls aus Litauen stammende Formation hat einige
hymnisch, melodische Abschnitte, ergänzt durch Power
Metal Einlagen. Dazu jede Menge Tempowechsel und ei-
nen Sänger, der weder kreischt oder brüllt sondern einfach
nur seine Kompositionen kraftvoll in der Heimatsprache
vorträgt. Wirklich sehr abwechslungsreiche, ehrliche, mit
viel Gitarrenarbeit verspielte 43 Minuten; die Anhänger sol-
cher Bands vom Schlage MITHOTYN oder EINHERJER nicht
enttäuschen sollte. Die Produktion ist auch wieder sehr
ordentlich ausgefallen und ich empfehle den Viking/Hea-
then und ebenso den eher melodisch angehauchten Black
Metal-Maniacs einmal „Is Kartos I Karta“ anzutesten. (BOD)
ABOMINO AETAS ensomskogen@web.de ist das Demo für 3€ erhältlich. (N/A)

„Sower of Death“-CD AKRIVAL IXXI


Firestorm „Vitriolic“- CD „Nocturnal Misantropia“ durchaus, was es für Qualitäten
Auch wenn sich ABOMINO AETAS als die Erben von MAY- Pictonian “Assorted Armament”-CD hat, am besten einfach mal reinhören: www.otronodexeri-
HEM, BURZUM und THORNS sehen muss ich die Norweger Man könnte meinen, unsere Hauptstadt ist in Sachen qua- Sigilla Malae on.com! (N/A)
leider enttäuschen. Die Zeiten, als unerreichte Black Metal- litativem Black Metal ein gähnendes Ödland. Abhilfe schaf- Das Album beginnt mit einem ruhigen, seltsamen Intro.
Songs wie „Dark Medieval Times“, „Under a Funeral Moon“,
„Slaget I Skogen Bortenfor“, „Unholy Forces of Evil“,“I am
fen nun AKRIVAL mit „Vitriolic“, dem neuesten Release der
inzwischen fünf Berliner, die schon seit 1994 wild um sich
Ich höre Mäusequietschen und weitere Stimmen, bevor
das erste Lied „Armageddon Nobility“ einsetzt. Das geht SIKARYUS
the Black Wizards“ und noch viele mehr (deren Aufzählung schlagen. Mit „Vitriolic Circles“ jagt das Teil los und schlägt runter wie Butter, genialer Takt und einfach sehr gut ge- “Unrestrained”-CD
hier den Rahmen sprengen würde) uns in völlige Ekstase gnadenlos in die Magengrube jener, die Black Metal mit fie- macht! Die Aufmachung der CD ist schlicht schwarz ge- Eigenproduktion
brachten, sind schon lange vorbei. Und zwar endgültig sen Keys und albernem Pagan Gehabe verwechseln. Nicht halten und somit sehr schick, sowie passend zur Musik. Dieses deutsche Black Metal Trio veröffentlichte im letzten
und unwiderruflich. Ein Fakt den ich sehr bedauere! Dieses nur das Cover Artwork lässt einige typische Death Metal Allerdings bemerkt man schon beim zweiten Stück, dass Jahre ihr Erstlingswerk „Unrestrained”, welches auf 100
Glücksgefühl lag zum einen daran, dass es damals etwas Elemente mit einfliessen, weshalb ich finde, man hätte sich der Stil der 5 Schweden schnell ablutscht. Einige Lie- Stück limitiert ist. Die Formation besteht aus Mahr an der
völlig neuartiges war und zum anderen auch weil das le- beim ursprünglichen Namen APOSTASY bleiben können. der hören sich sehr ähnlich an, was etwas nervig ist. „The Gitarre, Lodr am Schlagzeug und Bjul als Sänger. Zum Al-
gendäre und kultige Grieghallen Studio jeder Band einen Spätestens jetzt bekomme ich Haue. ;) Aber ich sage Euch Oath“ unterbricht plötzlich mit ruhigen Tönen, was man bum kann ich kaum viel sagen: Diese Scheibe ist einfach
eigenen passenden Sound verpasste. Das waren noch eins: Tod, Krieg und Verderben stehen heute auf der Speise- bisher nicht erwartet hätte und führt damit den Stil von geil! Diese Art des Black Metal ist wohl zwar nicht innovativ,
Zeiten…! Inzwischen sind wir einiges älter und „vielleicht“ karte und so wird unnachgiebig gebrettert, was das Zeug IXXI in ganz neue Richtungen…. Bis mit „That we may kill aber definitiv sehr gelungen! Die Gruppe besteht bereits
auch reifer und alles erscheint einem tausendfach gehört hält. Das Ganze hat wirklich einen super Sound und ist the mocking World“ wieder ein geniales Lied losgeht. Der seit dem Jahre 2004, wobei dies als erste Demo angese-
und ausgelutscht. Wenn man von diesem Umstand absieht ausgefeilt produziert. Für viel Abwechslung sorgen brutale Stil von IXXI ist schneller und klassischer Black Metal. „As- hen werden kann. Das Werk beeinhaltet 7 Lieder, inklusive
kann man auch mit den Sämännern des Todes auf seine Ko- Vocals, geniale Bassläufe und die vertrackten Tempiwech- sorted Armament” beeinhaltet insgesamt 11 Lieder und ist Intro und bildet auch mit seinem Äußeren eine perfekte
sten kommen. Nach einem irreführenden und bedeutungs- sel der donnernden Drums und diabolische Gitarren. Mit das Nachfolgewerk der Debut-Scheibe „IXXI“ von letztem Einheit: Heft, sowie CD sind optisch top gestaltet! Wenn es
losem Intro mit dem Namen „Sodomizing Satan“ (der Arme „War Commands“ finden die neun Songs ihren krönenden Jahr. >> Repulsive and macabre Black Metal with savage überhaupt was zu meckern meinerseits geben würde, wä-
) geht es gleich recht zügig mit „Penetrating the Darkness“ Abschluss und ich stelle fest, ich habe mir 45 Minuten lang riffage and powerful and effective production. <<, wie im ren das allemal die teilweise wiederkehrende Riffs, die im
los. Zu meiner Überraschung muss ich gestehen, dass mir sehr unlangweilig mein kleines Oldschool-Herzchen ver- Beizettel angespiesen, beschreibt wohl am besten diese einen oder anderen Stück auch mal nervig werden können.
bei den Norwegern die langsamen Abschnitte fast besser dreschen lassen. Definitiv nichts für Warmduscher! Zieht Musik. „In the Name of Nothing” ist wieder eher ruhiger Ansonsten ist diese Scheibe einfach klasse von vorne bis
gefallen. Der nächste Song „Black Angel“ wird wirklich von die Spandex hoch und ab zur nächsten Show! (DFB) gehalten und zeigt die mannigfaltige Qualität der Musik. hinten! Weiter so! www.sikaryus.de (N/A)
herrlich alt norwegisch klingenden Gitarrenläufen beglei- Die Stimme des Sängers ist meistens schreiend, aber nie
tet und ist einer der stärksten der 11 Titel. Die tauchen im übertriebenen Maße, manchmal jedoch auch singend
immer wieder während den Songs auf und zählen zu den und im normalen Ton. Alles in allem ist dies ein sehr gutes

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INFAUST –

INFAUST verkörpern seit acht Jahren brachialen, misantro-


phischen, beklemmenden und atmosphärischen Black Me-
tal. Mittlerweile ist das zweite Album, „Blutbad und Melan-
cholie“, erschienen. Aus diesem Anlass habe ich mich mit
Mortifer und Sadistic M. zum Zwiegespräch verabredet, da-
mit die Bandgeschichte und insbesondere die aktuelle Ver-
öffentlichung gemeinsam erörtert werden können.
egründet wurde die Band vor acht Jahren; welches zu dieser Zeit mit Drumcomputer unterlegt

G damals noch zusammen mit A., der aber


später die Band verlassen hat. Kann Gi-
tarrist Mortifer diese Gründungsphase schildern?
wurde; dieses wurde auch auf dem Debüt verwendet
und dann mit richtigem Schlachtwerk eingespielt.
Der Grossteil der Songs zu „Des Schmerzes Macht“
Dieser Aufforderung kommt er gerne nach und entstand jedoch innerhalb von 2 Jahren.<< >>die Melancholie im Metal ein ständiger Begleiter
berichtet: >>Zur Gründung im Jahre 2000 stand als Nach eigener Aussage auf der Netzsei- bleiben, aber der schnelle, rohe, brachiale Metal im-
ernsthaftes Konzept fest, rohen und brachialen Black te der Band versucht man den (Un)Geist des ur- mer triumphieren<< wird.
Metal zu kreieren. Wir probten einmal pro Woche in sprünglichen Black Metal zu verkörpern, obwohl Bei dieser Gelegenheit stellt sich na-
einem dreckigen Loch und behandelten unsere In- beim ersten Anblick der Texte doch der Eindruck türlich auch die Frage nach den Einflüssen, denen
strumente alles andere als pfleglich. Mit der Zeit je- entsteht, INFAUST sind dem „suicidal Black Metal“ die Band – freiwillig oder auch nicht – ausgesetzt
doch wurde der Anspruch höher und A. war diesem zuzurechnen. Wie verhält es sich damit? Mortifer ist, und welche ihr kreatives Schaffen prägen.
nicht mehr gewachsen. Trotz alledem hatte er an der stimmt grundsätzlich zu: >>Ich muss dir zwar Recht >>Wenn man Musik macht, wird man zwangsläu-
Bandgründung einen erheblichen geben, das gerade fig immer von äußeren Einwirkungen geprägt<<,
Anteil.<< Eins steht jedoch fest, „Blutbad & Melancho- gibt Mortifer zu bedenken. >>Allerdings wüsste ich
Dann musste man ja sechs Jahre lie“ in diese Richtung keine Band die mich sonderlich beeinflusst hätte.<<
lang auf das Debütalbum „Des die Zeiten werden tendiert, dennoch Und Sadistic M. legt nach: >>Das eigene Interesse
Schmerzes Macht“ warten. Zum
Glück fiel dann die Pause zwi-
mieser und der Sound- sind viele Elemente
des ursprünglichen
stand immer im Vordergrund - keine anderen Bands

schen diesem und dem neuen track dazu auch Black Metal präsent. Als Inspiration unserer
Album nicht mehr so lange aus.
Warum aber hat es mit dem ersten musikalischen
Wir versuchen halt
unsere eigene Interpretation dessen, ohne die Wur-
Stücke dienen vor al-
Lebenszeichen so lange gedauert? >>Um die zeln zu verleugnen. Ob diese Stilrichtung Zukunft hat lem Eindrücke aus dem
Songs für die erste Scheibe zu schreiben, brauchten kann ich so nicht beantworten. Eins steht jedoch fest,
wir keine sechs Jahre<<, stellt Mortifer klar. >>Zwi- die Zeiten werden mieser und der Soundtrack dazu Alltag, man braucht
schenzeitlich entstand einiges an Rohmaterial, auch.<< Und Sadistic M. gibt zu bedenken, dass die Augen nur auf zu
machen, da gibt es
genug Scheiße in allen
Ecken

zu kopieren, eigene Gefühle frei zu setzen: Hass, Wut,


Zorn, Trauer…! << Tatsächlich kann man beim An-
hören von „Blutbad und Melancholie“ nicht sagen,
dass andere Bands einen erkennbaren Einfluss auf
INFAUST ausgeübt hätten. >>So eine Aussage be-
stätigt unsere Arbeit, denn wir sind orientiert eigen
zu klingen und andere Bands nicht abzukupfern.<<
Sicherlich gibt es noch weitere Inspirationsquel-
len zu benennen, oder? >>Als Inspiration unserer
Stücke dienen vor allem Eindrücke aus dem Alltag,
man braucht die Augen nur auf zu machen, da gibt
es genug Scheiße in allen Ecken. Menschen die sich
komplett aufgegeben haben und nur zu faul oder zu
blöd sind, sich den Rest zu geben. Aber auch Filme,
Musik und Bücher wirken äußerst anregend<<, zählt
Mortifer auf. Sadistic M. ergänzt: >>Lasse mich
überwiegend von der Thematik Mensch inspirieren,
die Kombination verschiedener charakteristischer
Kennzeichen. Es sind nachvollziehbare, realistische

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– Das Blutbad ist angerichtet

Formenkreise.<< nity gut befreundet bin, erübrigt sich diese Frage. sollst.<< Sadistic M. sieht das genau so.
Nach welchem Prinzip entsteht eure F.O.A.D. Im Angesicht dieser Thematik ziehen wir we- >>Wir sind mit diesen Aufnahmen absolut zufrieden,
Tonkunst? Ist es ein Gemeinschaftsprojekt oder der Fluch noch Segen auf uns<<, verkündet Schlag- es spiegelt die Zeit unserer detailreichen Fertigkeiten
liegt alles in den Händen der einzelnen Mitglie- zeuger Sadistic M. Und wie ist das Verhältnis zwi- wieder, welches mit recht kleinen Mitteln realisiert
der? Mortifer erklärt: >>Der überwiegende Teil der schen INFAUST und ihrer Plattenfirma Eisenwald? wurde.<<
musikalischen Ideen stammt zwar von mir, dennoch >>Wir stehen mit Nico schon seit längerer Zeit im INFAUST sind auch live beeindruckend.
hat jedes Bandmitglied gleiches Mitspracherecht guten Kontakt, so dass die Zusammenarbeit mit Ihm Welchen Stellenwert haben Auftritte für die Band?
und trägt einen immensen Anteil am Gesamtsound harmoniert. Seine Veröffentlichungen sind immer >>Liverituale mit bekannteren oder befreundeten
bei. Was die Texte anbelangt, so haben auf der aktu- hoch qualitativ bestrebt und auf Perfektion ausge- Horden zu vollziehen ist immer etwas besonderes,
ellen Scheibe Psycho , Sadistic M. und ich die Schrif- richtet. Des Weiteren engagiert gerade als nicht so bekannte
ten verfasst.<< Welche Bedeutung wird den Texten er sich sehr für INFAUST, um die Mit „Blutbad & Band ist es immer ein Vorteil
beigemessen? Für manche Bands scheinen sie ja Band voran zu treiben.<< sich vor größerem Publi-
nebensächlich zu sein, weil man sich vor allem auf Wie seid ihr selbst Melancholie“ ist uns kum zu präsentieren und
die technischen Aspekte der Musik konzentriert.
Aber für INFAUST gilt: >>So wichtig wie die Musik
mit dem fertigen Album „Blut-
bad und Melancholie“ zufrie-
ein Album gelungen etablieren zu können.<<
Wann kann man euch dann
sind natürlich auch die Texte, da beides nur Sinn er- den? hinter dem wir zu wieder auf der Bühne er-
gibt, wenn es im absoluten Einklang steht.<< Mortifer verkündet stolz: >>Mit blicken? >>Was Auftritte
Von den ebenfalls in Thüringen ansäs- „Blutbad & Melancholie“ ist uns 100% stehen anbelangt, so sehen wir zu,
sigen ETERNITY stieß der erwähnte Psycho zu IN- ein Album gelungen hinter dem dass wir ab Herbst wieder in
FAUST, welcher seitdem als Sänger aktiv ist. Wie ist wir zu 100% stehen. Stolz macht uns vor allem die die Gänge kommen. Ich denke, da bieten sich noch
das Verhältnis zwischen beiden Bands? ETERNITY Tatsache, dass wir bis aufs Master die Scheibe ohne einige Möglichkeiten uns mal Live zu erleben.<< Und
werden ja – zu Unrecht – von gewissen Personen- jegliche fremde Hilfe komplett selbst produziert ha- davon abgesehen, womit ist noch zu rechnen?
kreisen immer wieder diffamiert – bereitet sowas ben. Einige Bands bezahlen Unmengen an Kohle für >>Geplant sind außerdem noch „Des Schmerzes
auch euch irgendwelche Probleme? >> Da ich ihre Aufnahmen und wenn du es dir dann anhörst, Macht“ als Vinylversion und eine 7“ Split. Ideen für die
selbst schon mehrere Jahre mit den Jungs von Eter- weißt du nicht ob du Lachen oder aufs Klo rennen dritte Scheibe nehmen auch schon langsam Formen
an...<<
INFAUST „ Blutbad und Melancholie“ INFAUST können zu Recht als Hoff-
Eisenwald nungsträger für die vielerorts schon ins Lächerli-
Vor zwei Jahren erschien des Debütalbum „Des Schmerzes Macht“, mit dem INFAUST aus Thüringen che verkommene Black Metal-Szene angesehen
bereits ordentlich punkten konnten. Nun erscheint also das neue Album der fünfköpfigen Band, mit werden, weil diese Band den Wurzeln des B.M.
dem passenden Titel „Blutbad und Melancholie“. Denn in den insgesamt sechs Liedern besingt man treu bleibt und dennoch eine bemerkenswerte
Themen wie Todessehnsucht, Selbstmord, Begräbnis, und huldigt auch dem Sensenmann mit der
gebührenden Aufmerksamkeit, die er – gerade in diesem Genre – zweifelsfrei verdient hat. Der Sän- Originalität entwickelt. Die neue CD ist uneinge-
ger Psycho jammert, schreit und brüllt sich die Seele aus dem Leib; auch der Rest der Truppe liefert schränkt empfehlenswert; und wer die Gelegen-
perfekte Arbeit ab, mit präzisen Schlagzeugspiel und Gitarrenmelodien, welche gekonnt ins (eigene) heit bekommt, sich INFAUST auch einmal live an-
Fleisch schneiden. Sehr hörenswert sind zum Beispiel „Toteneiche“, „Hoffnung des Sterbenden“ und
„Todesgleich“, bei denen das ausgezeichnete Zusammenspiel zwischen Text und Musik sehr gut zur zuschauen, der sollte nicht zögern. Denn es lohnt
Geltung kommt. Im Gegensatz zu anderen Vertretern des „suicidal Black Metal“ kombinieren INFAUST einen kraftvollen Sound mit harter sich – und das nicht nur für Melancholiker!
Musik und durchdachten Texten. Hier wird nicht weinerlich das eigene Elend beklagt sondern brachial die Vergänglichkeit des irdischen
(LN)
Daseins zelebriert. Sollte man sich nicht entgehen lassen! (LN)

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Der Tanz um den Popanz
obert Schupitta, Inhaber des österreichi- eine angeblich „rechtsextreme“ Gesinnung diver- Zufall, dass den sog. „V-Leuten“ der Verfassungs-

R schen Labels Ashen Productions, staun-


te wohl nicht schlecht, als er aus dem
Urlaub zurückgekommen ist. Während seiner
ser Bands, die auf dem Festival auftreten sollen.
Die „Beweiskraft“ ist beispielsweise von dieser
Qualität: „Die deutsche Band ‚Annihilation 666‘
schutzämter ebenfalls nachgesagt wird, sie wür-
den erst im Auftrag ihrer Geldgeber einen Popanz
aufbauen, den es andernfalls gar nicht gegeben
Abwesenheit wurde er wegen des „Verdachts der dürfte sich intensiv mit dem Nationalsozialismus hätte.
Wiederbetätigung“ im Sinne des österreichischen auseinandersetzen, zumindest heißt ein Lied der Eine gewisse Affinität so mancher B.M.-
NS-Verbotsgesetzes angezeigt – von der Kommu- Gruppe „Kristallnacht“ – offensichtlich in Anspie- Bands und Fans zu „extremistischen“ Ansichten
nistischen Partei Österreichs (KPÖ). Völlig uner- lung an die antisemitische Pogromnacht der Na- und Meinungen ist natürlich vorhanden. In jeder
wartet wurde er damit jedoch nicht konfrontiert, tionalsozialisten am 09. November 1938.“ Ja, in der pluralistischen und heterogenen Gesellschaft
denn >>eigentlich habe ich schon seit Jahren (ge- Tat: Die „Antifa“ behauptet, dass eine Band dem gibt es soziale, politische, und eben auch kultu-
nauer gesagt seit der Antifa-Kampagne gegen das Nationalsozialismus positiv gegenüberstehen relle Phänomene, die sich extrem positionieren
„Dunkelheit“-Festival 2005) damit gerechnet, daß soll, weil diese einen Liedtitel „in Anspielung“ an und artikulieren und sich dabei sogar gegen die
da wieder mal was kommen müßte. Der Zeitpunkt ein historisches Ereignis gewählt haben „dürfte“. Grundlagen dieser Gesellschaftsordnung richten
erscheint etwas willkürlich, aber wenn man bedenkt, Nichts genaues weiss man nicht, dafür spekuliert können. Dissenz und Opposition sind immanente
daß bei uns bald wieder gewählt wird, macht das al- und fabuliert man ins Blaue hinein – und schon hat Bestandteile einer freiheitlichen Demokratie. Man
les schon Sinn...<< man auf einem Festival vermeintlich
Die KPÖ beschreibt den Vorwurf gegen „rechte und neonazistische“ Bands
Robert Schupitta folgendermaßen: „Von Ashen identifiziert. Für Björn Eichhorn,
Productions werden Tonträger von Musikgrup- Veranstalter des „Fireblade Force“-
pen, die rechtsextreme bis neonazistische Inhal- Festivals, kommt die virtuelle At-
te verbreiten, angeboten. Einige dieser Gruppen tacke der „Antifa“ auch keineswegs
verherrlichen den Nationalsozialismus und/oder überraschend. >>Es ist heutzutage
den Mord an Juden und verbreiten antisemitische doch nur eine Frage der Zeit, bis die-
Liedtexte.“ Sein Label und Versandhandel sollen se selbst ernannte „Szenepolizei“ mit
„Bestandteil eines internationalen Netzwerkes“ der Überwachung eines Black Metal-
zur Verbeitung von „National Socialist Black Me- Festivals beginnt. In Anbetracht ihrer
tal“ (NSBM) sein. Das sieht er natürlich anders, pedantischen Manie, mit welcher
und erklärt: >>Mich persönlich interessieren mein die Aussagen von Musikern aus dem Zusamenhang kann derartige Meinungen, welche als „extremi-
Land, mein Volk, die „Szene“ und überhaupt alles, gerissen und in ihren Sinngehalt verfälscht werden, stisch“ empfunden werden, natürlich ablehnen.
was nichts mit meinem direkten Umfeld zu tun hat, darf es niemanden verwundern, wenn dann eines Ta- Man kann sogar sagen, dass man diese Meinun-
einen Scheißdreck, und dementsprechend läßt mich ges – wie aktuell geschehen – ein diffamierender Ar- gen im eigenen sozialen Umfeld nicht tolerieren
Politik – egal aus welcher Richtung – auch völlig kalt. tikel im Internet veröffentlicht wird. Wahrscheinlich wird. Aber solche Meinungen verbieten zu wollen
Black Metal hat für mich mit weltlichen oder gar so- müsste man die Liste der Bands, welche man auf das und ihre Äußerung unter Strafe zu stellen – eine
zialen Themen nichts zu tun, und danach richte ich Festival einladen möchte, an die PDS schicken und derartige Einstellung ist nicht etwa „demokra-
mich auch bei der Arbeit und Veröffentlichungen auf von denen genehmigen lassen, um als Veranstalter tisch“, sie ist totalitär. Die „Antifa“ verfolgt das Ziel
Ashen Productions. Bei den Artikeln, die ich „nur“ ver- von derartigen Angriffen, welche teilweise durchaus der „Entnazifizierung“ des Black Metal. Es dürfe
treibe, sieht die Sache naturgemäß etwas anders aus, existenzgefährdend sein können, verschont zu blei- auch in dieser Musikszene keine Toleranz für „Ras-
denn wenn ich mich hier nur streng nach meinem ben.<< Robert Schupitta ergänzt: >>Bei Konzer- sismus und Faschismus“ geben. Eine echte Aus-
Geschmack und meiner Einstellung richten würde, ten hat man halt das Problem, dass die Besitzer der einandersetzung mit dem Black Metal, mit seinem
hätte ich vielleicht 50 Artikel im Shop und könnte das angemieteten Rämlichkeiten gerne mal kalte Füße Ursprung und Wesensgehalt, gibt es dabei natür-
ganze gleich dicht machen. Hier ziehe ich die Gren- bekommen und man durch das entstandene Chaos lich nicht. Die Musik wird zum Politikum. In den
ze bei Bands, die ihre Musik ganz offensichtlich nur finanziell gewaltig auf die Schnauze fliegen kann.<< vergangenen Jahren hat sich herausgestellt, dass
als Vehikel für politische Aussagen oder sonstigen Betrachtet man nun die Vorwürfe, wel- jene Personenkreise, die sich ebenso öffentlich-
weltlichen Unfug nutzen; da kann ich mir gleich die che gegen die beiden Konzertveranstalter Robert keitswirksam wie beifallheischend gegen „Rassis-
„Informationseinschaltungen“ in der Vorwahlzeit an- Schupitta und Björn Eichhorn im speziellen erho- mus und Faschismus“ im Black Metal engagieren,
sehen, sowas beleidigt meine Intelligenz.<< ben werden, und die Kritik, welche an die Black nicht etwa um den „guten Ruf“ der Szene besorgt
Robert Schupitta erwähnt die Kam- Metal-Szene im allgemeinen gerichtet ist, von ei- sind. Nein, es geht ihnen um etwas ganz anderes.
pagne der sog. „Antifa“ gegen das „Dunkelheit“- nem neutralen Standpunkt aus, dann wird ohne Da möchte ein Autor auf einem Lehrstuhl an einer
Festival, an dessen Organisation er beteiligt ist, weiteres deutlich, mit welch fadenscheinigen sozialwissenschaftlichen Fakultät sitzen; ein Verein
vor drei Jahren. Damals wurden diverse Bands, die Argumenten die „Antifa“ ihre Kampagnen zusam- möchte seine Subventionierung durch staatliche
auf besagten Festival auftreten sollten, bezichtigt, menstrickt. Als Quellenangaben wird zumeist das Fördermittel im „Kampf gegen Rechts“ sicherstel-
Anhänger oder doch zumindest Sympathisanten Buch „Unheilige Allianzen“ der „antifaschistischen“ len; und eine Partei möchte mit Alarmismus im
des Nationalsozialismus zu sein. Das sei durch Autoren „Christian Dornbusch“ und „Hans-Peter Wahlkampf punkten. Dass man sich bei alledem
Aussagen in Interviews, Liedtexten, oder einfach Killguss“ angegeben, wenn man die diffamieren- die Black Metal-Szene als Mittel zum Zweck ausge-
auch nur durch die Bekanntschaft der betreffen- den Behauptungen nicht gleich ganz aus der Luft sucht hat, macht laut Robert Schupitta durchaus
den Band mit einer anderen Band, die wiederum gegriffen hat. „Unheilige Allianzen“ ist aber kein Sinn, denn >>schließlich wird vor allem im deutsch-
dem „NSBM“ zugerechnet wird, beweisbar; so Sachbuch von wertfreien Wissenschaftlern, wel- sprachigen Raum „rechts“ nach wie vor mit „Nazi“
die „Antifa“. Nach dem selben Muster wird zum che bei einer soziologischen Untersuchung der gleichgesetzt und da geben viele Bands natürlich ein
gegenwärtigen Zeitpunkt eine neue Kampagne Black Metal-Szene deren Geistesverwandtschaft leichtes Ziel ab... und daß ihnen dabei egal bzw. sogar
von Seiten der „Antifa“ gegen ein anderes Festi- mit dem Nationalsozialismus herausgefunden hät- recht ist, daß sie Schaden anrichten, sollte auch klar
val betrieben, und zwar das „Fireblade Force“ in ten; nein, dieses Buch wurde unter der Prämisse, sein, schließlich sind wir in ihrem schlichten Weltbild
Sachsen. Wieder präsentiert man „Beweise“ für den „neonazistischen“ Charakter des Black Metal auch die Bösen. Damit hätte ich im Prinzip ja nicht
beweisen zu wollen, geschrieben mal ein Problem, Black Metal sollte schließlich auch
und veröffentlicht. Bezeichnender- kein Tummelplatz für politisch korrekte Kleingeister
weise haben die „beiden“ Autoren und ihr sozial verträgliches Weltbild sein bzw. in ab-
zu keinem Zeitpunkt mit Bands und soluter Opposition zu selbigen stehen... es nervt nur
Fans gesprochen. Stattdessen wurde etwas, daß immer alles auf „Links vs. Rechts“ hinaus-
ein Phantom ins Leben gerufen, wel- läuft, weil den meisten offenbar die geistigen Kapazi-
ches ein jahrelanges Eigenleben als täten fehlen, um die Dinge jenseits dieser Kategorien
bekennender „Neonazi“ in der Black zu betrachten, aber derlei primitives Verhalten liegt
Metal-Szene geführt hat. Auf diese nun mal in der Natur des Menschen.<<
Weise wurden die angeblichen „Be- Bemerkenswerterweise ist der „Nazis-
weise“, welche sich in besagten Buch mus“, welcher 1945 doch militärisch und moralisch
wiederfinden, doch eher fabriziert als besiegt worden sein soll, heutzutage angeblich
wirklich ermittelt. Es ist sicherlich kein genau so vital und virulent, als hätte es den Zu-

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sammenbruch des „Dritten Reiches“ nie gegeben. Prinzip, um den Pissern zu zeigen, daß es nicht ganz Zutreffend bemerkt Robert Schupitta: >>Wenn
Mal ist der „Neo-Nazi“ schon in der „Mitte der Ge- ohne Folgen bleibt, wenn man mich mit so einem man mit solchen Leuten vernünftig diskutieren
sellschaft“ angekommen, aber dann „unterwan- Scheiß belästigt.<< Und während andere Konzert- könnte, gäbe es die ganzen Scherereien gar nicht.
dert“ er wiederum Jugendkulturen am Rande veranstalter auf vorwurfsvolle Nachfragen, welch << Stattdessen würde er sich >> wahrscheinlich
der Gesellschaft. Er taucht immer dann auf - als umstrittene Bands sie da auf die Bühne holen, eine darauf beschränken, systematisch zu provozieren
Feindbild und als Drohkulisse - wenn er von de- wenig glaubhafte Unwissenheit vortäuschen und und zu beleidigen, das geht bei solchen Witzfiguren
nen, die mit ihm ihren Lebensunterhalt verdienen obendrein behaupten, bei Kenntnis des „wahren“ ja ziemlich einfach und macht auch noch Spaß!<<
und/oder Karriere machen wollen, ge- Der einzige, angemessene Umgang mit der
rade gebraucht wird. Seit einigen Jah- „Antifa“ kann doch nur darin bestehen, sie
ren eben auch in der Black- und Pagan einerseits zu ignorieren und sie andererseits
Metal-Szene. Auf einmal schreiben selbst als verblendete Zealoten einer totalitären
ernannte „Experten“ ihre Bücher über die Agenda bloßzustellen. Im Endeffekt kann
angebliche „Unterwanderung der Black die „Antifa“ immer nur so erfolgreich sein,
Metal-Szene durch Neo-Nazis“; die „An- wie man sie lässt. Denn wer sich von ihren
tifa“ versucht Konzerte von angeblich Hetzkampagnen nicht beeindrucken und
„rechtsextremen“ Black Metal-Bands zu beirren lässt, der wird nämlich gar nicht erst
verhindern; die Bundesprüfstelle für ju- in die Verlegenheit kommen, sich mit den
gendgefährdende Medien (BPjM) indi- dubiosen Vorwürfen aus der linken Ecke aus-
ziert angeblich „gewaltverherrlichende“ einandersetzen zu müssen. Doch wer sich
und „volksverhetzende“ Black Metal-Ton- erklären und rechtfertigen will, der befindet
träger. Und wie reagiert man in der Szene auf diese Sachverhalts hätten sie eine solche Band gar nicht sich bereits in der Defensive und wird dort von der
Instrumentalisierung? Leider nur selten mit jener erst eingeladen, stellt Björn Eichhorn kategorisch „Antifa“ weiter bedrängt.
Souveräntität, die man bei „elitären Misanthro- fest, dass >>keine von den Bands, die auf dem Stattdessen kann allen Bands und Fans,
pen“ oder „germanischen Neuheiden“ eigentlich Fireblade Force spielen, mit ihren Texten oder ihrer Labelbesitzern und Versandhändlern, Redakteu-
voraussetzen und erwarten darf. Allzu oft flüchtet Bühnenshow gegen deutsche Gesetze verstößt. Nur ren und Veranstaltern nur eindringlich empfohlen
man sich in Distanzierungen aller Art und leistet darauf kommt es uns an, denn über Geschmack lässt werden, dass man Haltung bewahren muss und
Lippenbekenntnisse auf den „politisch korrekten“ sich ebenso streiten wie über die Relevanz von diver- sich nicht – vielleicht sogar noch in einem vor-
Zeitgeist. Dagegen fasst Robert Schupitta seinen sen Aussagen oder Textpassagen, welche teilweise auseilenden Gehorsam! – den Forderungen der
Standpunkt so zusammen: >>Sollen sie mich doch schon viele Jahre in der Vergangenheit zurückliegen linksradikalen Gedankenpolizei unterwerfen darf.
meinetwegen für den bösen Nazi halten, das hält mir und keinesfalls repräsentativ sein müssen.<< >>Mit Label und Mailorder bin ich komplett auto-
wenigstens die Spaß- und Saufmetaller mit ihrer be- Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass nom und werde daher auch durch solche Vorkomm-
schissenen „Wir sind alle eine große Familie“-Menta- die „Antifa“ sich mit Absicht auf fadenscheinige Ar- nisse keinen Millimeter von meiner bisherigen Linie
lität vom Leib. Ansonsten bleibt nur zu sagen, daß ich gumente stützt, deren nicht existenter Wahrheits- abweichen – den gelegentlichen Streß mit irgend-
mich immer im legalen Bereich bewege und bewegt gehalt eigentlich offenkundig sein sollte, ist es welchen Gutmenschen nehme ich da ohne weiteres
habe und die ganze Sache daher auch garantiert auch keine erfolgversprechende Gegenstrategie, in Kauf<<, sagt Robert Schupitta abschließend.
wieder im Sande verlaufen wird... man kennt das will man etwa das Gespräch mit diesen Personen- An dieser Einstellung kann man sich in der Szene
Prozedere ja mittlerweile. Eine Gegenanzeige mei- kreisen suchen um sie von ihrer Hetzkampagne wirklich ein Beispiel nehmen! (VV)
nerseits wird aber dennoch folgen, allein schon aus gegen den Black- und Pagan Metal abzubringen.

59
ROMBOLÓ – Das Pfeilkreuz im
ker zu werden. Ich habe damals mit Klavier angefan-
gen, etwa mit 6 Jahren; etwas später bin ich dann
auf Cello umgestiegen, und schließlich habe ich mich
mit etwa 14 Jahren dazu entschieden, mit E-Gitarre
anzufangen. Schnell kamen die ersten Garagen-
rockbands in denen in gespielt habe, anschließen
SEPTICEMIA, meine erste richtige Metal-Band. Schon
bei SEPTICEMIA fühlte ich mich unterfordert, es ging
einfach nichts mehr vorwärts. Dann kam ich zu TY-
RANTS, mit denen ich wohl die geilste Zeit meines
Lebens bisher verbracht habe, vor allem jedesmal auf
Tour.<< Weiterhin: >>Während der Raucherpausen
bei den TYRANTS-Proben brachte ich mir schließlich
selber das Spielen auf den Drums bei ... Und nun bin
ich im Moment bei insgesamt vier Bands tätig. Bei
TYRANTS spiele ich noch ein Album ein, und zwar auf
der Gitarre, und mache ein paar Konzerte mit ihnen;
bei SELBSTENTLEIBUNG trommle ich derzeit rum und
ab Herbst ist ein neues Projekt geplant; hierzu möch-
te ich noch nicht allzu viel sagen, nur soviel, dass
keine Kehle trocken bleibt und dass wir Arsch treten
werden.<<
Nun, das klingt doch sehr viel verspre-
chend; aber jetzt würde ich gerne erfahren, wie es
war im „kommunistischem Ungarn“ aufzuwach-
sen, und welche Eindrücke und Erlebnisse für ihn
ROMBOLÓ, zu deutsch: „Der Zerstörer“, dürfte in den hiesi- in dieser Zeit bestimmend gewesen sind. Ördög-
vér blickt zurück: >>“Kommunismus“... ich verbinde
gen Breitengraden wohl kaum bekannt sein, aber gerade das Wort und die Zeit einerseits mit Wut und ande-
bei uns im bergigen Österreich hat das Debüt-Release „Köd“ rerseits mit einer Art Romantik. Nun, das gemeine
Volk wurde ausgebeutet, Luxus waren wir als Kinder
(Nebel) sowohl für Aufmerksamkeit auf musikalischer Ebe- nicht gewohnt. Ich kann mich erinnern immer schon
im Garten gearbeitet zu haben nach der Schule, wir
ne als auch für Furore auf weltanschaulicher Basis gesorgt. haben das meiste selber angebaut, weil es nichts zu
kaufen gab. Ich habe, glaube ich, auch bis in ein ge-
Grund genug für mich, dem ungarischen Musiker „Ördög- wisses Alter keine eigene Kleidung besessen. Nun, wie
vér“ einige Informationen zu entlocken. gesagt, wir hatten nicht viel, aber dadurch haben die
Familien damals viel stärker zusammengehalten als
>>Nun, ich treibe mich zwar schon seit paar Jahren mir eigentlich, dass die Kritiken wesentlich schlechter wie das heute der Fall ist. Jeder hat jedem geholfen, es
als Musiker herum, aber keine Band forderte mich ausfallen werden; bin daher angenehm überrascht. herrschte eine Art Volksromantik, und der gemeinsa-
genug; die anderen Musiker haben mich meist mehr Nicht dass ich Wert darauf legen würde was andere me Hass gegen die Russen bzw. die Sowjets schnürte
gebremst als motiviert. Irgendwann hat man als davon halten - mir ist es am wichtigsten, dass ich die Menschen auch aneinander. Natürlich gab es
„“Band-Hitler“ einfach die Schnauze voll wenn trotz mich damit persönlich identifizieren kann. Aber es auch jede Menge an Volksverrätern und Heuchlern,
aller Bemühungen nichts mehr vorwärts geht<<, be- ist doch ein schöner Nebeneffekt, wenn auch andere die mit den Bolschewiken kooperiert und die eigenen
richtet er, und erörtert weiter: daran Gefallen finden können... dies kann doch si- Reihen verraten haben, aber im Großen und Ganzen
>>Außerdem wollte ich natürlich auch eine persön- cherlei kein Musiker bestreiten.<< war der Zusammenhalt sehr stark.<< Ich hake nach
lichere Seite von mir in musikalischer Form verwirkli- und frage, ob ihn dieser Hass gegen die einstigen
chen, ich wollte etwas kreieren was hundert Prozent Besatzer seines Heimatlandes bis heute geprägt
meinen Vorstellungen entsprach, und dies werde ich hat, und er antwortet energisch: >>Definitiv, vor
mit ROMBOLÓ auch weiterhin anstreben.<< allem wenn ich irgendwelche bekifften Studenten
Der Schaffensprozess seines Albums vom Kommunismus träumen höre. Aber so sind die
verlief leider nicht so reibungslos wie es der Un- Menschen, sie glauben einem nicht, sie wollen es am
garn gerne wollte; so verschwand sein früheres eigenen Leib spüren.<<
Label Black Edge Records von der Bildfläche und
des Weiteren gingen durch technische Defekte Pfeilkreuz, Nationalstolz,
Aufnahmen zum Album verloren. Doch Ördögvér
zeigte sich davon unbeeindruckt, und durch harte und K.u.K.
Arbeit und Kooperation mit seinem neuen Label
Division Nordwolf ist nun sein beachtenswertes In diesem Zusammenhang wohl ganz unvermeid-
Erstlingswerk „Köd“ endlich veröffentlicht. Wie zu- lich, drängt sich die Frage nach seiner Bewertung
frieden zeigt sich Ördögvér damit? >>Ich dachte der angespannten Situation zwischen „Antifa“ und
dem Großteil der Black Metal-Szene auf. >>Ich
ich wollte etwas kre- hasse sie<<, sagt er mit Blickrichtung auf jene
ieren was hundert Es ist sicherlich interessant zu erfahren
wie bei Ördögvér der musikalische Lebensweg
verbohrten Eiferer, welche ihre verqueren Ideen
vom linksextremen Rand in den Black Metal hin-
Prozent meinen Vor- begonnen hat; vor allem im Anbetracht seines eintragen wollen. >>Sie machen alles nur kaputt.
Albums, wo erkennbar viele Gedanken und Emo- Metal - und vor allem erst recht Black Metal - bedeu-
stellungen entsprach, tionen einfließen. >>Ich bin in einer Musikerfamilie tet für mich Meinungsfreiheit, ja, Barrierefreiheit. Ich
und dies werde ich mit aufgewachsen<<, erzählt er. >>Wobei dies nicht werde mich nicht einschränken lassen von diesen
unbedingt auf Tradition beruht hat. Mein Großvater Taugenichtsen. Politische Korrektheit hat genauso-
ROMBOLÓ auch wei- war evangelischer Pfarrer, und jene waren bekannt- wenig wie auch die Politik selbst was im Metal, und
terhin anstreben lich nicht gerade die besten Freunde der Kommuni-
sten. Das einzige Berufsfeld, welches meine anderen
allgemein in der Musik verloren. Musik sollte einen
befreien und beflügeln, Politik vollzieht genau das
Verwandten somit ausüben konnten, war es, Musi- Gegenteil. Ich rufe dazu auf, dieser selbsternannten

60
m Fleisch der Gutmenschen
„Gutmenschen“-Mafia im Metal die Stirn zu bieten! dies? Er macht seine Abneigung ebenso ausdrück-
Unzählige Bands und Veranstalter werden grundlos lich deutlich. >>Ich setze einen schönen dicken Hau- Die Geschichte
beschuldigt und angegriffen, zahllose Konzerte wer-
den abgesagt, das kann doch nicht wahr sein!? Ich
fen auf die so genannte „Szene“. Sie interessiert mich
einen feuchten Dreck. Aber ich habe einen großen
Ungarns ist voller
wollte mal ein Abschiedsfestival veranstalten, da ich und sehr guten Freundeskreis an österreichischen Raubzüge und Krie-
weit weggezogen bin von meinem letzten Wohnort. Musikern aus dem ganzen Land, und jene schätze ich
Es waren keinerlei „politische“ Bands eingeladen, sehr! Die Szene in Österreich kann stolz sein, wenig- ge, eine Geschichte
trotzdem haben es die linksextremen „Autonomen“ stens noch einige wahre Krieger in ihre Reihen zählen voller Siege, aber
und ihre Asylantenfreunde geschafft, dass das Fe- zu können. Aber der Einheitsbrei an Metalfans da
draußen geht mir eigentlich am Arsch vorbei, wenn auch eine bitterer
Metal bedeutet für ich ehrlich bin. Heavy Metal hat es immer schon ge-
schafft jede Menge Idioten anzuziehen. Ich möchte
Niederlagen und
mich Meinungsfrei- dies keinesfalls verallgemeinern, aber seht euch mal Unterdrückung
um und es wird euch ebenfalls auffallen.<< Und wei-
heit, ja, Barrierefrei- ter, bezogen auf o.g. Zitat: >>Ja, das stimmt schon; meisten Völkern einige große Helden vertreten, die
heit. Ich werde mich jeder der ein Instrument ein bisschen bedienen kann es verdient haben, dass man von ihnen gehört hat.
meint nun, er sei zum Musiker geboren; aber nur die Ich kann es mir bei bestem Willen nicht vorstellen,
nicht einschränken dass es Ungaren gibt, die nicht stolz auf unsere Ge-
lassen schichte wären. Umso trauriger, dass man uns nach
dem 1.Weltkrieg drei Viertel des Landes genommen
hat; darunter die schönsten Gebiete, die im heutigen
stival kurzfristig abgesagt wurde, weil ich mit einem Rumänien liegen (Transsilvanien/Siebenbürgen).<<
Veranstaltungsverbot das Feld räumen musste.<< Österreich, insbesondere im Osten, ist mit der
Nach diesen Aussagen liegt meine Geschichte Ungarns stark verwoben; man denke
nächste Frage wohl auf der Hand, denn wie sieht nur an die große K.u.K – Monarchie zurück. Aber
der ideologische Hintergrund bei ROMBOLÓ aus – nach dem ersten Weltkrieg wurden diese Länder
zum Beispiel trägt Ördögvér eine Kette mit dem getrennt und gingen somit eigene Wege; trauert
Pfeilkreuz, Symbol ungarischer Nationalisten. Dem man in Ungarn dieser alten Zeit nach, oder will
will er auch gar nicht widersprechen, im Gegenteil! man sich von Österreich ganz klar abgrenzen?
>>Ich bin bekennder ungarischer Nationalist; ich lie- >>Hmm, ich würde eher sagen, man trauert dem
be und schätze meine Herkunft, mein Land und mei- alten ungarischen Reich nach; jenem, das vor dem
ne Kultur. Aber ROMBOLÓ hat definitiv nichts zu tun Türkeneinfall existierte. Die K.u.K.-Monarchie war
mit dem deutschen Nationalsozialismus des zweiten m.E. für die Ungarn eine eher zwiespältige Angele-
Weltkriegs. ROMBOLÓ hetzt weder gegen andere Völ- genheit. Die Ungarn waren Österreich gegenüber
ker, noch befürworte ich die Vernichtung der Juden loyal, jedoch entstanden zu dieser Zeit sehr viele
in der damaligen Zeit. Aber Patriot und Nationalist revolutionäre Ideen. Man fühlte sich von Österreich
zu sein, das ist sehr wichtig für mich; ich denke dies mehr unterdrückt als mit ihm gleichgestellt; und das
sind Grundgedanken die jeden Mann mit Stolz erfül- ungarische Volk war in der Mehrzahl dann doch für
len sollten. Aber die alten Werte schwinden, vor allem eine Trennung von Österreich und für eine selbststän-
hier im Westen. Es macht mich sehr traurig zu sehen, dige ungarische Reichshälfte. <<
dass es hier zum Beispiel verpönt ist stolzer Öster- Nun stellt sich die Frage, ob man solche
reicher oder Deutscher zu sein. Die Grünen verteilen geschichtlichen Themen auch in die Musik einbau-
Flieger mit der Aufschrift „Nimm dein Flaggerl für en kann und will; was Ördögvér bestätigt: >>Un-
dein Gackerl“ und „Wer stolz auf Österreich ist kann garischer Nationalstolz ist Bestandteil meiner Musik,
nur ein Arschloch sein“. Gut, ich bin kein Österreicher, auf jeden Fall, und das ist auch wichtig und richtig
auch wenn ich die Hälfte meines Lebens hier ver- so! Ich habe vor, eines der nächsten ROMBOLÓ-Alben
bracht habe fühle ich mich nicht so. Aber mich würde speziell auf eine solche Thematik anzupassen.<<
es unheimlich schmerzen wenn ich in meiner Heimat, Widmen wir uns nunmehr dem Debüt-
in Ungarn derartige Sachen, von meinen Landsmän- Album „Köd“. Hier gibt es neben dem Titeltrack
nern geschrieben, lesen müsste. Was ist passiert mit Wenigsten haben den Biss es wirklich durchzuziehen, auch noch das Lied „ Villámtánc „; wie würde man
dem einst stolzen Europa? Schlimm, wirklich.<< denn der Weg ist kein leichter, und der Preis dafür diese beiden, in ungarischer Sprache geschriebe-
Ördögvérs‘ Leben war eine kleine Odyssee, denn auch kein Großer. Aber dies ist, denke ich, in jedem nen, Songs am besten beschreiben? >>Nun, da
von Ungarn verschlug es ihn nach Vorarlberg und Land so. Mir persönlich fällt es nicht besonders auf; ich ja auch ein mehrsprachiges Leben führe war es
seit einem Jahr lebt er in Wien; wie sind nun seine von den meisten Bands hört man eh nie was, somit für mich wichtig, diese auf dem Album einzubauen
Eindrücke von Österreich? >>Nun, Ungarn ist na- stört es mich auch nicht. Auch in Wien gibt es eini- und mich nicht nur auf eine zu beschränken. Lyrisch
türlich mein Vaterland, es ist ein schönes Land, mit ge gute Bands, die es verdient haben gehört zu wer- handelt das Lied „Köd“ von einer in der Nacht und
großartiger Kultur und Menschen. Aber im Vergleich den.<< bei Nebel einfallenden dämonischen Horde. „Villám-
zu Österreich ist Ungarn dank 50Jahren Kommunis- Sprechen wir doch ein wenig über die tánc“ ist musikalisch etwas mit ungarischem Folk
mus ein armes Land mit riesigen sozialen Kluften. Vergangenheit seines Heimatlandes Ungarn. At- vermischt und behandelt die Kraft des Blitzes und sei-
Das Leben ist in Österreich definitiv einfacher.<< tila der Hunne, er dürfte doch auch jedem Laien ne zugleich mystische Wirkung auf die Menschen.<<
Doch nun ge- ein Begriff sein. Und wie sehr Ördögvér versucht also, die Kräfte der Natur und
nug von der Politik und Patriot und Natio- beschäftigt sich Ördögvér mit ihr mystischen Geheimnisse in seine Musik einflie-
zurück zur Musik. Ich fra-
ge den Hunnen beiläufig
nalist zu sein, das der Geschichte seines Landes?
>>Meine Herkunft bedeutet mir
ßen zu lassen, deshalb hake ich nach und frage,
welchen Stellenwert die Natur in Ördögvérs Le-
wie er die österreichische ist sehr wichtig für sehr viel<<, stellt er klar. >>Die ben einnimmt. Er antwortet: >>Die Natur ist das,
Szene beschreiben wür- Geschichte Ungarns ist voller was mich am Leben hält. Nichts ist imstande, mir so
de, vor allem wenn ein mich; ich denke dies Raubzüge und Kriege, eine Ge- viel Kraft und Inspiration zu geben wie ein einsamer
recht bekannter Ex-Label- sind Grundgedan- schichte voller Siege, aber auch Aufenthalt in natürlicher Umgebung. Umso schoc-
kollege von ihm ebenfalls eine bitterer Niederlagen und Un- kierender ist es für mich, dass bald alles Vergangen-
in einem Ablaze-Inter- ken die jeden Mann terdrückung. Ich interessiere mich heit sein wird; der Mensch hat die Natur erfolgreich
view gemeint hat, hier
kommen die „Bands …
mit Stolz erfüllen sehr für die ungarische Geschichte;
ich denke jeder sollte sich für seine
zerstört, es ist nur noch eine Frage der Zeit bis nichts
mehr übrig ist. Die Menschen beschweren sich über
aus dem Schlamm gekro- sollten Herkunft und seine Vorväter in- Virenerkrankungen und sonstige Seuchen, derweil
chen“. Wie sieht Ördögver teressieren, immerhin sind in den sind wir die grausamste und vernichtendste Seuche

61
Die Menschen be-
schweren sich über
S VA F N I R – H e i d n i
Virenerkrankungen
und sonstige Seu-
chen, derweil sind
wir die grausamste
und vernichtendste
Seuche die je die
Erde heimgesucht
hat
die je die Erde heimgesucht hat.<< Also hat man
ein generell gestörtes Verhältnis zum Rest der
Menschheit? >>Ich habe was gegen die Menschheit
als Gesamtheit, weil sie eben die Natur und andere Mit dem norddeutschen Ein-Mann-Projekt SVAFNIR erstrahlt
Lebensformen verdrängen und weil sie sich über alles
erhaben fühlen. Aber an sich habe ich nichts gegen
dieser Tage ein neuer Superstern am nationalen und inter-
die einzelnen Menschen. ich bin kein Einsiedler der nationalen Pagan Folk-Himmel und reiht sich gleich mit
keinen Kontakt zu anderen pflegt, Angst vor Men-
schen hat oder sonstigen Mist.<< dem offiziellen Debut „The Heathen Chapters“ in die ober-
Nun findet das interessante Gespräch
auch ein Ende und ich hoffe, ich konnte einige sten Regionen der Szene ein. Grund genug also, dem Prot-
Geheimnisse um dieses Projekt lüften bzw. das
Interesse einiger Leser an ROMBOLÓ wecken.
agonisten Alexander Suplie einige Sätze zu entlocken und
Was erwartet sie und mich von dieser Band in Zu- einen ersten Blick hinter die Kulissen SVAFNIRs zu werfen.
kunft? >>Nun, es ist bereits sehr viel in Planung. Im
Sommer wird ein Videoclip zu „Bustum Pontefici“ m Allgemeinen ist es immer so eine Sache Metal kam automatisch zum Vorschein, als ich mit
aufgenommen, weiters sind die Kompositions-
arbeiten für das nächste Album so gut wie ab-
geschlossen. Dieses wird voraussichtlich Anfang
I mit dem Folk Metal bzw. dem Folk Rock:
Die einen hassen ihn, die anderen können
nicht ohne. Zu den Letzteren zählt ohne Zweifel
SVAFNIR das erste „ernsthafte“ Projekt in Angriff
nahm. Ich habe einen Hang zu melancholischer Mu-
sik (das ist auch das was ich im Black Metal sah und
2009 erscheinen. Desweiteren sind nochmals drei der gute Alexander Suplie, seines Zeichens Kopf sehe) und auf meiner Suche nach Extremen war mir
Alben geplant, deren Konzepte ich schon mehr und Rumpf SVAFNIRs, der mit „The Heathen Chap-
oder weniger ausgearbeitet habe. Sollte es zeitlich ters“ einen mehr als beachtlichen Einstand in den Ich habe einen Hang
möglich sein, habe ich mir auch vorgenommen in
den nächsten Jahren live mit ROMBOLÓ aktiv zu
heidnischen Reigen feiert. eben dem Zutun des
Gastsängers Simon Gräff ruhte die komplette In-
zu melancholischer
werden. << strumentierung des Albums auf den Schultern Musik und auf mei-
Ich bedanke mich bei Ördögvér und Alexanders. >>Die Musik beschäftigt mich seit frü-
wünsche ihm viel Erfolg mit seinem Projekt ROM- her Kindheit. Nach der musikalischen Früherziehung ner Suche nach
BOLÓ! Die Besprechung des Debüt-Albums findet begann ich Keyboardunterricht zu nehmen, welchen Extremen war mir
der interessierte Leser in der vierten Ausgabe des ich jedoch nach kurzer Zeit wieder aufgab. Später,
Ablaze. mit neun Jahren, bekam ich meine erste Gitarre ge- der Black Metal sehr
(CM) schenkt und dieses Instrument war schon eher nach
meinem Geschmack! Ich nahm auch hier wieder
willkommen
Unterricht und verbrachte viel Zeit meiner Jugend
SVAFNIR mit diesem Instrument. Bereut habe ich es nie! Mitt- der Black Metal sehr willkommen!<< So entstanden
„The Heathen Chapters“
lerweile versuche ich mich auch wieder am Keyboard in den beiden Folgejahren das Demo „Der alten
Eisenwald
und behelfsmäßig an Bass, Schlagzeug, Geige und Zeiten Wiederkehr“ sowie ein Langspieler mit dem
Aufmerksame Beobachter kön- allem was mir so in die Hände fällt. Die Gitarre bleibt Titel „Pfad des Nebels“, die Suplie jeweils selbst
nen dieser Tage einen neuen
Superstern am weiten Himmel jedoch das Hauptinstrument.<< finanzierte und realisierte und die deshalb nur in
paganer Tonkunst Da verwundert es nicht weiter, dass die äußerst kleinen Stückzahlen von circa 30 Exem-
ausmachen: SVAFNIR ist der
Name dieses expandierenden instrumentale Hauptge-
Lichtkörpers, der sich nach sei-
ner Gründung vor vier Jahren,
wichtung auf „The Hea-
einem zeitweiligen Aufenthalt then Chapters“ diversen
im schwarzmetallischen Un-
tergrund und dem Stilwechsel Gitarren zufällt, während
zum Pagan Folk nun in atemrau-
bender Geschwindigkeit in die
sich weitere Instrumen-
obersten Spitzenregionen der te, Samples und sogar
nationalen und internationalen
Pagan-Szene katapultiert und mit der Gesang auf einer
dem offiziellen Debut-Album „The Heathen Chapters“ selbst gestandene Grös- leicht untergeordneten
sen wie HEL gnadenlos zur Seite drängt. HEL sind es im Übrigen auch, mit de-
nen sich SVAFNIR musikalisch am eindeutigsten vergleichen lässt. Grössenteils Ebene bewegen. Diese
getragene Akustikgitarren-Melodien prägen das Bild und tränken „The Heathen
Chapters“ mit zauberhaften heidnischen Klängen, die ihre Verträumtheit hin
Kombination der einzel-
und wieder jedoch aufgeben müssen, um den ungestümen und bedrohlichen nen Elemente erzeugt
Ausbrüchen des elektrischen Sechssaiters Freiraum zu ermöglichen. Stets an
kurzer Leine geführt wird die Vokalarbeit, die sich auf gelegentlichen Klargesang einmalige Stimmungen
sowie eine sporadisch eingesetzte, unheimliche Tiefstimme beschränkt - in die-
sem Falle ist weniger aber wesentlich mehr, denn der sich rar machende Gesang
von verträumt und ge-
schlägt stets in die richtige Kerbe und verleiht den Kompositionen eine einmalig lassen bis wütend und
mitreissende Atmosphäre, die sich lobenswerterweise als roter Faden durch das
gesamte Album zieht und eine weitere wirkungsvolle Quelle ihr Eigen nennen aggressiv. Nach der
kann: Samples. Ohne gezwungen, kitschig oder klischeetriefend zu wirken Gründung von SVAF-
spielen unter anderem gesampeltes Vogelgezwitscher und Wolkenbrüche aus
der Konserve eine schüchterne und dennoch tragende Rolle und schenken der NIR im Jahre 2004 ver-
Platte diverse Momente musikalischer Perfektion. Da die vorbildliche Produkti-
on den Instrumentenreigen optimal in Szene setzt und gleich den enthaltenen
tonte Suplie zunächst
zwölf Stücken absolut keine Wünsche offen lässt, sehe ich mich in der Tat mit ausschließlich Wut und
einem Album ohne Abstriche konfrontiert, welches sich in jedem Falle noch oft
in meinem CD-Spieler wiederfinden wird. Ich rate daher jedem Freund gepfleg- Aggression, da er sich
ter heidnischer Klangkunst, SVAFNIR in Auge und Ohr zu behalten, sich „The
Heathen Chapters“ in die hochklassige Sammlung zu holen und sich folgende
seinerzeit lupenreinen
Anspieltips auf den Trommelfellen zergehen zu lassen: „Nothing Left“, „Death Of Schwarzmetall auf die
The Sun“, „The Blackbirds Flight“. Geniales Album! (DT)
Fahne schrieb. >>Black

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ische Kapitel
plaren unters Volk gebracht wurden. Das Jahr 2007 bedeutete für SVAFNIR ein
Jahr des Umbruchs und der musikalischen Neuausrichtung, mit der die erneut
selbstgetätigte Veröffentlichung der Scheibe „Aufbruch“ einherging. >>Je mehr
ich mich dem Black Metal und auch dem Theater drumherum widmete, umso mehr
verlor ich das Interesse daran. Nicht daß ich diese Musikart heute völlig ablehne,
aber ich spiele nunmal die Musik, die ich auch spielen will! Der Übergang von Black
Metal zu Folk war für mich kein Problem.<<
Für den Wechsel zum Pagan Folk gab es jedoch auch gute Gründe,
wie Alexander weiter berichtet: >>Ich interessiere mich für alte Kulturen und My-
thologie allgemein. Das Heidentum bzw. die Sichtweise, die Lebensweise, die Natur-
verbundenheit und daß all das in meiner Region nach so langer Zeit noch greifbar
ist, fasziniert mich! Allerdings habe ich keinen engeren Bezug dazu, bzw. stellt es für
mich keine Religion dar. Der Folk ist für mich eine authentische, atmosphärische
Form der Musik um vom Leben selbst, in Verbindung mit der heidnischen Mytho-
logie und Lebensart, vor allem der Naturverbundenheit, zu erzählen. Dabei bin ich
aber auch immer daran interessiert, den Bogen in alle anderen Richtungen zu span-
nen und mich auch von anderen Stilrichtungen als vom Folk allein beeinflussen zu
lassen.<<
Der aktuelle Stand dieses intensiven Selbstfindungsprozesses stellt
zugleich das Glanzstück des bisherigen musikalischen Schaffens von Alexander
Suplie dar. Mit dem offiziellen Debüt-Album „The Heathen Chapters“, für dessen
Verwirklichung die Partnerschaft der deutschen Plattenschmiede GALGEN-
STRANG PRODUKTIONEN gewonnen werden konnte, schmiedete er ein heißes
Eisen, welches sich noch lange in den Gehörgängen der Anhängerschaft halten
wird. >>“The Heathen Chapters“ ist ein Re-Release des Vorgängers „Aufbruch“, dem
noch fünf später entstandene
Der Folk ist für mich Songs hinzugefügt wurden. Es ist
auch das erste Werk, das in einem
eine authentische, Tonstudio bearbeitet wurde! GAL-
atmosphärische Form GENSTRANG PRODUKTIONEN und
ich haben uns für ein Re-Release
der Musik um vom plus Anhang entschieden, um das
allgemein gut angenommene
Leben selbst, in Verbin- Album auch einem größeren Hö-
dung mit der heidni- rerkreis anzubieten. Zumal konnte
ich aus diversen Gründen selbst
schen Mythologie und keine Neuauflage „Aufbruchs“ in
Lebensart, vor allem Angriff nehmen, obwohl es ge-
nügend Nachfragen gab! Den Al-
der Naturverbunden- bumtitel wählte ich, weil ich jeden
Song als ein eigenes Kapitel des
heit, zu erzählen Gesamtwerkes sehe.<<
Nicht nur GALGEN-
STRANG PRODUKTIONEN steht inzwischen an der Seite Alexanders, sondern
auch Simon Gräff, der
auf „Aufbruch“ und „The Heathen Chapters“ den Löwenanteil des vorgetragenen
Gesangs übernommen hat. >>Simon trat als Gastsänger für die Songs „Nothing
Left“ und „Death Of The Sun“ auf dem Album „Aufbruch“, bzw. auch „The Heathen
Chapters“ in Erscheinung. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete er gerade selbst an seiner
2-Mann-Band GJÖLL. Ich suchte eine neue, kräftigere Stimme als die meine und da
unsere Musikgeschmäcker relativ nah beieinander liegen fragte ich ihn einfach, ob er
Interesse daran hätte, etwas für die nächste SVAFNIR-Platte einzusingen! Das Resul-
tat kann sich hören lassen! Die Zusammenarbeit war offen und einfach. Gut, manch-
mal wäre er wohl am liebsten an die Decke gegangen da ich chronisch unzufrieden
bin, aber insgesamt gab es keine Probleme.<<
Viele Interessenten werden sich nun, nachdem SVAFNIR solide Ver-
stärkung im Rücken weiß, fragen, wann den endlichdie ersten Live-Auftritte auf
dem Programm stehen. Naturgemäß ist es einer Ein-Mann-Band nur unter er-
schwerten Bedingungen möglich, Auftritte wahrzunehmen, weshalb die diesbe-
zügliche Zukunftsplanung im Dunkeln bleibt: >>Über die Möglichkeit eines Live-
Auftritts habe ich nachgedacht, jedoch kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch keine
genaue Auskunft darüber geben. Svafnir wird immer ein Ein-Mann-Projekt bleiben,
aber ich arbeite gerne mit Gastmusikern zusammen, wenn sich die Gelegenheit bie-
tet!<<
Und neues Tonmaterial? Für wann ist das nächste SVAFNIR-Album
geplant? >>Darüber kann ich keine genaue Auskunft geben, da ich selbst noch
nicht weiß, ob es überhaupt ein nächstes SVAFNIR-Album geben wird! Ich habe mo-
mentan andere Pläne und Ziele im Kopf. Ich werde aber selbstverständlich weiterhin
Musik machen! Ob das nun im Rahmen von SVAFNIR oder überhaupt im Rahmen
weiterer CD-Veröffentlichungen sein wird, kann ich nicht sagen!<<
Infos zur Band:
www.svafnir.de
www.myspace.com/obscuredsun

(DT)

63
CORPUS CH
ren Grund. Den Körper zu bestrafen, um Erlösung zu
erlangen, betrachte ich als Witz. Was meine Musik
angeht, trachte ich danach, andere Grenzen als die
des Satanismus auszuloten. Nichtsdestotrotz, aus
meiner persönlichen Sicht führt bei der Art und Wei-
se, wie ich lebe, alles irgendwie zu Erlösung.<< Ich
finde, das ist ein sehr interessantes Thema, denn
wie mir jedermann, der an wahrem Black Metal
interessiert ist, zustimmen wird, ist Satanismus
bereits für die Definierung des Genres an sich von
essentieller Bedeutung. Du beanspruchst für Dich,
Satanist zu sein, wenn ich allerdings andere Inter-
view mit Dir lese, scheinst du dich immer in eher
vagen Andeutungen zu ergehen, was deine Erläu-
terungen zu diesem Thema betrifft. Warum gibst
du dich diesbezüglich so diskret? Ich gehe einfach
mal davon aus, das Individualismus oder wenig-
stens ein individueller Standpunkt schon von Be-
deutung für dich sind (gemessen an dem, was ich
von Dir gelesen habe), aber was ist nun wirklich
Dein religiöser Standpunkt ? >>Warum sollte ich
Mit ihrem letzten Werk “Rising”, welches, begleitet von Lob- das alles dem Leser (oder Hörer) offenbaren? Ich mag
preisungen durch die Fans und guten Besprechungen sei- es nun mal, ein wenig Heimlichtuerei zu betreiben
und dadurch Verwirrung zu stiften; aber vor allen
tens der Presse, im letzten Jahr veröffentlicht wurde, haben Dingen möchte ich dem Einzelnen Raum für seine
eigenen Erkenntnisse und Interpretationen lassen
CORPUS CHRISTII die “Torment”-Trilogie, die seit “Tormented und nicht alles fertig vorsetzen. Ich denke mal, meine
Ansichten über Religion sind ziemlich ungewöhnlich
Belief” (2003) in Arbeit war, besiegelt. Insgesamt betrachtet, für die meisten in dieser Szene, einige haben mich
ist “Rising” das bislang sechste Album der Band innerhalb sogar schon einen Christen genannt. Es gibt also tat-
sächlich schon einiges an Verwirrung, aber so habe
eines Zeitraums von zehn Jahren, und ich wage zu behaup- ich es nun mal gerne. Und was Erklärungen betrifft,
die gebe ich lieber leibhaftig ab - von Angesicht zu
ten, dass die Band als Einheit niemals zuvor stärker war als Angesicht.<<
eben jetzt. CORPUS CHRISTII sind nun auf dem Weg zu neu- Gefühle und Atmosphären, die von
Seelenqual und Verzweiflung künden, sind vor-
en Horizonten, denn in froher Erwartung kann verkündet herrschend auf dem bereits erwähnten letzten Al-
bum “Rising”. Musik/Sound und Texte passen her-
werden, dass die Band gerade einen Plattenvertrag mit dem vorragend zusammen und das bringt mich zu der
Überzeugung, das CORPUS CHRISTII heute besser
britischen Label Candlelight unterzeichnet hat (die es sich denn je sind, auch wenn mir bewusst ist, das wohl
neuerdings zum Anliegen gemacht haben, einige wirklich einige Anhänger der Band dem widersprechen
würden. Was willst Du mit der Band ausdrücken,
herausragende Kapellen des Black Metal-Untergrunds unter was sollen beim Hörer für Gedanken und Gefühle
hervorgerufen werden? >>CORPUS CHRISTII sind
Vertrag zu nehmen)! zu einer sehr komplexen und auch kompletten Band
geworden. Früher hatte ich wesentlich mehr Schwie-
as einzige permanente Bandmitglied - und diese Alben sind der lebende Beweis dafür, das die rigkeiten, es so hinzukriegen, wie es mir heutzutage

D daher sozusagen als ihr Diktator zu be-


trachten - ist Nocturnus Horrendus, der zu
Beginn unserer Befragung erst einmal etwas zum
Dinge solch einen Einfluss auf mich hatten, das ich
etwas als Tribut daran tun musste. << Was Horren-
dus über Jahre hinweg gequält hat, hat definitiv
gelingt. Ich bin mir sicher, dass die Art und Weise, wie
ich mich jetzt ausdrücken kann, sehr viel erfüllender
ist als es jemals zuvor der Fall war. Der Hörer/Leser
erweiterten Konzept der “Torment” -Trilogie zu sa- einen Eindruck in Musik und Sound hinterlassen. kann so eine viel umfassendere Vision von mir und
gen hat: >>Eigentlich hat ja alles ohne einen beson- Ich würde sogar sagen, das ‘Qual’ eins der Schlüs- dem, was ich mit der Band repräsentieren will, be-
deren Plan dahinter angefangen; als ich “Tormented selwörter sein könnte, um CORPUS CHRISTII dieser kommen; davon bin ich überzeugt. Aber nichtsdesto-
Belief” aufgenommen habe, wusste ich aber schon, Tage zu beschreiben.. trotz, es ist eine sehr komplexe Band, es gibt keine ein-
dass da noch mehr kommen Eines der wie- fachen Antworten. Ich gebe jedem die Freiheit, sich
würde, was damals in mir leb- derkehrenden Motive das ganze auf die ihm persönlich am passendsten
te, würde nicht beendet sein,
Ich denke mal, meine in den Texten zu diesem erscheinende Weise einzuverleiben, wie mit jedem
sondern mutieren und mich Ansichten über Re- Thema ist die Vernich- Kunstwerk.<< Einverstanden, Black Metal kann
weiter peinigen. Als ich das tung des Fleisches. Steht eine sehr komplexe Kunstform sein, je nachdem,
so realisiert hatte, beschloss ligion sind ziemlich das in Verbindung mit wie er gespielt wird. Und während ich dies schrei-
ich, daraus was zu machen,
eine Trilogie eben, und dann
ungewöhnlich für die irgendwelchen Ebenen
der Bedrücktheit, des
be, gelange ich zu dem Eindruck, das Live-Auftritte
der Band von großer Bedeutung für dich sind?
wollte ich einfach sehen, was meisten in dieser Sze- Kummers oder anderer Meinst Du, das CORPUS CHRISTII live am besten
diese Veränderungen in mir negativer Emotionen, ist und die Kunst dabei zu ihrem größtmöglichen
für Auswirkungen auf meine
ne, einige haben mich welche Du erlebt hast? Ausdruck gelangt? Ist dies das wirkungsvollste In-
Musik haben würden, was für sogar schon einen Wenn ja, in welcher Wei- strument von Ritual oder Manifestation, oder was
eine Gemütsverfassung dieses se entspricht das deinem auch immer Du mit der Band vermitteln möchtest?
oder jenes mit sich bringen Christen genannt. Es Satanismus, der ein wei- >>Ich kann mir nicht vorstellen, nicht live zu spielen.
würde; und nun, nach diesen
drei Alben erkenne ich eine
gibt also tatsächlich terer und wahrscheinlich
der lebendigste Teil dei-
Die frühe Metal-Ader ist immer noch beherrschend in
mir. Wenn ein Konzert gut läuft, ist die innere Befrie-
Menge Veränderungen in mir. schon einiges an Ver- ner Ansichten ist? >>Ich digung einfach so groß, das ich mir beim besten Wil-
Ich kann nicht gleichgültig habe meine Wunden; auf- len nicht vorstellen kann, damit aufzuhören. Es läuft
bleiben gegenüber all den Din-
wirrung, aber so habe grund des Bedürfnisses, zwar aufgrund einer Vielzahl von äußeren Faktoren
gen, die ich in den letzten Jah- ich es nun mal gerne Energien freizusetzen, es nicht immer auf ein Ritual hinaus, aber wenn doch,
ren durchgemacht habe, und gab niemals einen ande- dann ist es einfach pure satanische Blasphemie. Wir

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HRISTII - Die Sonne ist das Limit
halten es einfach und untheatralisch, die Musik und zu sein, wenn man bedenkt, das Du das meiste, Filipe von Agonia tatsächlich abgeneigt, weil er in der
die Aura sprechen für sich selbst. Was die letzten Al- wenn nicht sogar das ganze, Material selbst ge- Vergangenheit wirklich Mist gebaut hat. Aber er hat
ben betrifft, ist es wohl am besten, sie sich allein da- schrieben hast. Würdest Du denn in Erwägung so darauf gedrungen, nochmal was für uns zu ma-
heim anzuhören, aber wenn ich einen Song wie “The ziehen, mit anderen, gleichberechtigten Mitglie- chen, dass ich es jetzt einfach als Entschädigung für
Wanderer” live spiele, dann läuft mir ein Schauer den dern in der Band zusammenzuarbeiten? >>Hab die Vergangenheit betrachte. Ich habe keine hohen
Rücken runter.<< ich schon probiert, hat nicht funktioniert. Aber für Erwartungen, aber ich gehe davon aus, dass er dies-
Mit dem ”Tormented belief”-Album das letzte Album haben ein paar Freunde drei oder mal gute Arbeit leisten wird, wie er es mir gesagt hat.
hatten CORPUS CHRISTII aufgehört, einen Drum- vier Riffs für mich geschrieben, die ich dann später Die Leute haben aber scheinbar auch keine richtige
computer zu benutzen und rekrutierten stattdes- ein bisschen umgemodelt habe. Ich denke, so werde Vorstellung davon, wie schwer es für CORPUS CHRI-
sen den berüchtigten Schlagzeuger Tore Stjer- ich auch weitermachen, dass ich Kumpels von außer- STII ist, ein Label zu finden. Obwohl wir nun schon
na aka Necromorbus, der unter anderem zuvor halb nach Zusammenarbeit frage, aber ich kann mir zehn Jahre existieren und ein recht bekannter Name
bereits bei FUNERAL MIST mitwirkte. Der Anteil CORPUS CHRISTII nicht als eine Band mit vollständi- in der Szene sind, gab es immer Streitpunkte mit den
der Keyboards am Gesamtbild wurde auch mehr gem Line-up vorstellen. Dafür bin ich einfach eine zu Labels. Mangelndes Interesse, winzige Budgets oder
schwierign Person, sagen die Leute, und die Band ist einfach fehlende Professionalität… Was die Lieder
Wenn ein Konzert auch eine zu persönliche Angelegenheit für mich. Ich für die kommende MCD angeht - das nicht den An-
gut läuft, ist die habe nun mal eine sehr spezielle Sichtweise auf die
Dinge.<<
sprüchen genügende Material habe ich bereits aus-

innere Befriedigung Im Jahr 2007 haben CORPUS CHRISTII Obwohl wir nun
einfach so groß, das
eine 10”-MLP mit alten unveröffentlichten Songs
aus der Frühzeit der Band veröffentlicht. Im kom-
schon zehn Jahre
ich mir beim besten mende Herbst wird eine MCD mit weiteren, unver- existieren und ein
Willen nicht vor- recht bekannter
stellen kann, damit Name in der Szene
aufzuhören sind, gab es immer
und mehr zurückgeschraubt, bis sie schließlich
Streitpunkte mit den
gänzlich verschwanden… Der “true” Charakter Labels. Mangelndes
der Band kam mit jeder neuen Veröffentlichung
immer weiter und weiter in den Vordergrund und Interesse, winzige
sie ließen sozusagen das Mittelmaß hinter sich zu- Budgets oder ein-
rück. Horrendus hat mir mal erzählt, das CORPUS
CHRISTII sich nicht weiterentwickeln, sondern sich fach fehlende Pro-
lediglich verändern. Unabhängig davon bin ich
natürlich neugierig, wohin die Band sich als näch-
fessionalität
stes wenden wird. Darauf antwortet Horrendus in
mysteriöser Weise einfach mit: >>Die Sonne ist das sortiert. Wenn Lieder nicht zum Zug gekommen sind,
Limit!<< lag das entweder daran, das sie keinen Platz auf der
Horrendus hatte mal erwähnt, das Vinylversion hatten oder einfach nicht zu der Veröf-
er nicht vorzugsweise Metal hört, wenn er für fentlichung als Gesamtwerk gepasst haben.<<
CORPUS CHRISTII komponiert. Eine interessante Also eines ist wohl mal sicher, die Schwierigkeiten
Methode, wie ich finde, und mich würde interes- von CORPUS CHRISTII, ein anständiges Label zu fin-
sieren, ob dies eine bewusste Entscheidung sei- den, dürften nun wohl ein Ende haben. Deswegen
nerseits mit dem Ziel ist, bessere Ergebnisse zu wollen wir diese Befragung mit einem abschlie-
erzielen. Horrendus hatte sogar eine Coverversion öffentlichten Liedern erscheinen, diesmal stammt ßenden Kommentar zum Vertrag mit Candlelight
des DEPECHE MODE - Songs “Clean” erstellt; ein das Material von unterschiedlichen Sessions aus Records beenden! Erzähl doch bitte was über euer
gutes Beispiel dafür, wie sich auch andere Genres der Zeit der “Torment”- Trilogie. Ich gehe mal da- Abkommen und was du dir von dieser neuen Ko-
in sein Black Metal - Be- von aus, dass es dieses Material operation erwartest. >>Wir haben ungefähr ein
wusstsein mischen. Sind ich kann mir COR- wert ist, veröffentlicht zu wer- Jahr lang verhandelt und nun machen wir’s eben.
denn diese unerwarteten
Einflüsse von signifikanter
PUS CHRISTII nicht den, und nicht nur um des Er-
scheinens willen erscheint. Was
Ich denke, meine vorherigen Antworten haben schon
einen guten Einblick darin vermittelt, was wir bisher
Bedeutung beim Kompo- als eine Band mit mir allerdings dabei etwas sauer an Problemen mit Plattenfirmen auszustehen hat-
nieren von Black Metal? aufstößt, ist der Umstand, dass ten, deshalb war das nun eine gute Gelegenheit, die
Horrendus mutmaßt: vollständigem Line- die kommende MCD über das man sich nicht hätte entgehen lassen sollen. Es wird
>>Ich muss gestehen, dass up vorstellen. Dafür polnische Label Agonia Records mir eine große Freude sein, zusammen mit Bands wie
ich es nun nicht gerade ver- veröffentlicht wird, die von Hor- BLUT AUS NORD, FURZE und einigen anderen zusam-
meide, beim Komponieren bin ich einfach eine rendus vor einiger Zeit noch als men bei einem Label zu sein. Ich bin mir nicht sicher,
auch Metal zu hören. Es
ist eine eher unbewusste
zu schwierige Person ‘Agaynia Records’ betitelt wur-
den und man doch einiges an
was ich da wirklich erwarten kann, aber ich werde
zumindest mit angemessener Unterstützung und
Angelegenheit, aber ich Feindseligkeiten von ihm in an- Professionalität rechnen können.<< Dann mal viel
bin dadurch dazu gekommen, mehr aus der inne- deren Interviews dazu zu lesen bekam… Was ist Glück! Der Herr sei gepriesen! >>Over and out!<<
ren Leere herauszuholen. Es lässt sich wohl nicht denn Dein aktueller Kommentar dazu, Mr Horren- (DC)
vermeiden, von einer Band beeinflusst zu werden, dus? >>Ich war einer weiteren Zusammenarbeit mit
die man fünf Minuten vor dem Komponieren gerade
CORPUS CHRISTII
gehört hat. Davon abgesehen, all die Sachen, die ich
“Rising”
mir so anhöre, rufen verschiedene Stimmungen in Nightmare
mir hervor. Also kann ich es durchaus bejahen, das
Ohne den geringsten Zweifel ist “Rising” das bisher beste Material von CORPUS CHRISTII. Das Album ist der krönende Abschluss
ich von allem, was ich mir anhöre, auch beeinflusst der “Torment”-Trilogie, und befindet sich auf einer neuen, höheren Ebene. Diejenigen von uns, die keine große Freude mit den
maschinengewehrartig programmierten Drums und den allgegenwärtigen Keyboardklängen in den frühen Tagen von CORPUS
werde, auch wenn es nicht auf direktem Weg ge- CHRISTII hatten, konnten bereits mit dem 2003’er Album “Tormented Belief” eine Verbesserung konstatieren. Diese positive
schieht.<< Da CORPUS CHRISTII immer mehr oder Weiterentwicklung setzte sich seit damals mit jeder weiteren Veröffentlichung fort, Schritt für Schritt weiter auf dem Weg zu
Perfektion. Zu meiner aufrichtigen Zufriedenheit trägt bei, dass dieses Album sich nicht wie jeder x-beliebige andere Output der
weniger eine Ein-Mann-Band war, ist es ziemlich momentanen “religious black metal”-Szene anhört, es ist wahrhaft auf seine spezielle Weise originell komponiert. Zuweilen hört
offensichtlich, das die Stimmungen und Einflüsse es sich etwas unkonventionell an, aber genau das ist auch ein Punkt, der das Album so hörenswert macht und von anderen mit-
telmäßigen Kapellen der gleichen Ausrichtung unterscheidet. Die eher dünne Produktion, die zuletzt geradezu charakteristisch
dieses einen Mannes das einzige sind, was bei der für CORPUS CHRISTII war, herrscht immer noch vor, passt aber gut zu “Rising“. Die Vocals von Horrendus sind dynamisch und erscheinen teils gequält und verzweifelt, an
anderen Stellen erinnern sie an das Gegrunze von Mikko Aspa für die französischen Satanisten DEATHSPELL OMEGA. “Rising” ist das Manifest einer gepeinigten Seele,
Entwicklung der Band eine Rolle gespielt hat. Hor- und auch wenn es nichts umwerfendes ist, kann ich doch nicht umhin, festzustellen, das CORPUS CHRISTII sich definitiv über die Grenzen, innerhalb derer sich viele
rendus, Du scheinst ein ziemlich kreativer Mensch bewegen, hinaufgeschwungen haben, insbesondere über ihre eigenen. (DC)

65
Konzerte UND Festivals
UNDER THE BLACK SUN PART XI Lord“ oder auch „Beastcraft Manifest“, welche keinerlei Zweifel aufkommen liesen, dass
BEASTCRAFT zur momentanen Speerspitze des True Norwegian Black Metals gehören.
am 04./05.07.2008 in Bernau Wollen wir hoffen, dass sich die Jungs um Alastor und Sorath in Zukunft wieder auf die
Tag 1: Bühne begeben, um ihre satanischen Riten auch über die Grenzen Bernaus zu verbreiten.
Die Vorfreude auf das „meistgehasste Festival der Welt“ (Ei- Zum Headliner des Samstag kann ich leider nichts mehr sagen, begannen SECRETS OF
genwerbung) war in den Tagen unmittelbar davor etwas THE MOON ihren Auftritt erst nach 1:30 Uhr, wobei sie nach
getrübt, versprach der Wetterbericht nach einer Woche Augenzeugen einen recht soliden Gig gespielt haben
strahlenden Sonnenscheins und hochofenartigen Tem- sollen.
peraturen zumindest für den Freitag abend Regen. Dank Tag 2:
meines unflexiblen Arbeitgebers konnte ich mich dann Der Samstag begann mit einer frohen Kunde: Die
auch zusätzlich erst spät auf den Weg ins nordöstlich von Sonne konnte sich endlich einen Vorteil im ewigen
Berlin gelegene Bernau machen, so dass ich zusätzlich - Kampf mit der Dunkelheit erkämpfen und schickte
dank eines riesigen Staus auf der Autobahn - den Auftritt sich an, den Tag mit Wärme zu begleiten. Wieder auf
von TRUPPENSTURM verpasste, der allerdings recht dem Festivalgelände angekommen lärmten bereits
gut gewesen sein soll. Dafür konnte ich beim Betreten die deutsch-mexikanische Formation MAGNIFICAT,
des Festivalgeländes, welches idyllisch in der weiten die vor ein paar Headbangern mit ihrem Black n´Thrash
Landschaft Brandenburgs neben einen Pferdehofes den Reigen dieses zweiten Festivaltages eröffneten. Im
eingebettet liegt, die thrashig-angehauchten Klän- Anschluss kam schon das erste Highlight des noch jun-
gen KRYPT‘s vernehmen. Die Norweger spielten be- gen Tages: VORKREIST aus Frankreich konnten mich
reits vor einigen Dutzend Besuchern, die im leichten bereits im letzten Jahr im Vorprogramm von HORNA
Regen vor der in einer kleinen Lichtung eingefügten überzeugen und liesen auch an der frischen Luft nichts
Bühne schon recht viel Spass hatten. Mit „I Am God“ oder „Jeg Hater anbrennen. Mit ihrem bestialischen Black/Death Mixtur
Deg!“ konnten sie durchaus überzeugen, spielten die Herren um TSJUDER-Masterminds h i n - terließen sie nichts als verbrannte Erde, und obwohl sich
Nag und Desecrator allerdings zu verfrühter Stunde. Im Anschluss folgte einer der eher Bassistin Hellsukkubus und Drummer D. Terror bereits am Vorabend mit HELL MILITIA
raren Auftritte der Westfalen von GRAUPEL. Scheppernder Old-school ausgetobt hatten, strahlte der Auftritt sehr viel hassgewordene Energie aus. ENDEZZ-
Black Metal knallte durch die Wälder, dass es MA ging komplett an mir vorbei, verbrachte ich die Zeit lieber mit einigen Schwätzchen
eine Freude war. Sänger Zingultus tausch- (bei dem ich erfuhr, dass HELL MILITIAs Meyhnach wie vom Erdboden verschwunden
te seine auf Platte eher kreischerischen war und es ist bis zum heutigen Zeitpunkt nicht bekannt, ob er rechtzeitig zur Rückrei-
Vocals gegen tiefe Growls, was den Songs se nach Paris wieder aufgetaucht ist), zumal ich die Norweger zumindest teilweise erst
aber mehr Härte verlieh, da der Sound zu beim STORM OF DESTRUCTION-Festival in Ingolstadt
dieser Zeit leider immer noch ziem- gesehen hatte. Seitdem gehören THE STONE defini-
lich dünn war. Danach konnte ich tiv zu meinen Highlights und so freute ich mich, die
die Zeit nutzen, um mich auf dem Jungs um Urok bereits nach so kurzer Zeit wieder
Festivalgelände ein wenig umzu- sehen und ihnen lauschen zu dürfen. Die 15 Stunden
schauen. Da das letzte Open-Air für Anreise aus Serbien hatten sie zwar noch in den Kno-
mich bereits 13 Jahre zurückliegt, chen stecken, aber davon war auf der Bühnen nichts
war ich mit einiger Skepsis hierher mehr zu merken. Südosteuropäisch geprägter Black
gefahren, welche allerdings völlig Metal walzte aus den Boxen, was die Menge mit
unnötig war, da sich beim UTBS um viel Headbanging und Applaus bedachte. Danach
ein nach wie vor kleines Szenetreffen hatten HELLSAW natürlich einen schweren Stand,
handelt, bei dem man sich mehr als aber sie sind einfach zu gut um irgendwas an-
nur einmal über den Weg laufen konn- brennen zu lassen. Österreichs Black Metal Export
te. Merchandise-technisch durfte sich konnte von der ersten Minute an überzeugen und
der geneigte Metal-Konsument an ein baute eine sehr gewaltige und druckvolle Wand
paar Ständen austoben, kulinarisch al- auf, die sämtliche Waldbewohner, die den ersten
lerdings war es eine kleine Katastrophe. Festivaltag noch irgendwie überstanden hatten,
Lediglich meist halbgare Steaks mit billi- spätestens jetzt flüchten liess. Wer sind ABIGOR
gem Toastbrot flankiert (Würste waren be- oder BELPHEGOR? HELLSAW sind sowohl auf
reits am ersten Tag nach wenigen Stunden Platte als auch auf der Bühne eine perfekt funk-
vergriffen) gab es zum Gerstensaft, wobei sich die meisten sowieso tionierende Einheit und zeigten einer der besten
an ihrem Selbstgebrachten labten. Nächtigen konnte man entweder auf einer gro- Auftritte, den ich bislang von ihnen gesehen
ßen Wiese oder in günstigen Herbergszimmer beziehungsweise Blockhütten, die Teil habe. Einer der definitiven Überraschungen
des Hofes waren. Dafür gibt´s mal ein großes Plus! Doch zurück zum eigentlichen Ort waren dann im Anschluss SURRENDER OF DI-
des Geschehens. Die Bühne liegt inmitten einer kleinen Lichtung, so dass man nach VINITY, deren Mitglieder bereits am Vortag aus der Masse
Sonnenuntergang und bei klarem Himmel ein recht ansehliches Sternendach übern herausgestochen waren – sieht man in den hiesigen Breitengraden selten Metaller
den Köpfen hat. Dieses war zwar am ersten Abend nicht zu erkennen, allerdings wartete fernöstlicher Herkunft, wenn nicht gerade IMPIETY oder SABBAT auf Tour sind Die seit
alles auch gebannt auf des Höllenfürsten ureigene Milizionäre, die im Schutze der Dun- 1996 existierende Horde legte einen mehr als soliden Auftritt hin und beschallte die
kelheit ihrer Teufelsanbeterei freien Lauf liesen. HELL MILITIA sind die fleischgewordene Besucher mit ihrem asiatisch-geprägten Black Metal, d.h. Raserei
Symbiose aus Deprivation und Blutlust und bewiesen das einmal mehr auf der Bühne des bis zum Kreislaufkollaps, markerschütternden Vocals
UTBS. Man ist einfach gefangen von der kalten und brutalen Atmosphäre, die ein Auftritt und Posing bis zum Geht-nicht-Mehr. Mit Corpse-
der Franzosen ausstrahlt, besonders Sänger Meyhnachs Performance scheint direkt aus paint und Nieten ausgestattet verwandelnden sie
der geschlossenen Anstalt einer Psychatrie abgeschaut worden zu sein. Jetzt gab es auch Bernau in ein thailändisches Inferno und konnten
für die Massen kein Halten mehr…das Inferno brach nicht nur auf der Bühne, sondern bestimmt den einen oder anderen neuen Fan
auch davor aus. Viel Material haben die Pariser seit ihrer Gründung noch nicht rausge- hinzugewinnen. Der Höhepunkt des zweiten
bracht, so beschränkte sich die Songauswahl auf bisher bekanntes, was aber keineswegs Tages und für viele des ganzen Festivals waren
schlecht war! Im Anschluss lärmten sich die Griechen von KAWIR durch die brandenbur- abschließend die Satansjünger aus Hønefoss, die
gischen Tiefen – wie immer ziemlich unspektakulär und langweilig. Doch dann nahte nicht wie ursprünglich geplant um Mitternacht,
die Stunde, die mit einem Ereignis mit geradezu historischem Ausmasses aufwartete: sondern weit darüber hinaus die Bretter, die
BEASTCRAFT schickten sich an, ihren allerersten Auftritt die Welt bedeuten, betraten. URGEHAL und
seit Gründung der Band zu insbesondere Frontmann Nefas nutzen die
bestreiten, und so war der Be- Verspätungen im Ablaufplan folgerichtig auf
reich vor der Bühne schon vor ihre Weise, was bei ihrem Auftritt allerdings in
Beginn gerammelt voll. Aber Koordinationsschwierigkeiten ausartete. Zu
die Vorfreude wich erstmal der stören schien das jedoch niemand wirklich,
Enttäuschung, denn das, was feuerten sie doch in gewohnter Manier ihre
da aus den Boxen kam, war Kracher à la „Goatcraft Torment“ oder „Sata-
alles andere als das, was man nic Black Metal In Hell“ in die Meute, wo es
von Norwegern erwartet hät- kein Halten mehr gab. Die angesprochenen
te. Die ersten Songs kamen Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht
recht langweilig rüber, auch stiegen im Verlaufe des Gigs expotentiell,
wenn sich die Mannen sehr so dass Nefas plötzlich völlig betrunken vor
viel Mühe gaben. Im Laufe den Augen aller verschwand, auf den Boden krachte
des Sets wurde aber der und dort auf dem Rücken liegen blieb und weiterspielte – zur Erheiterung
Sound besser, so dass man der in der ersten Reihe stehenden Maniacs. Ohne Zugabe verliessen die Norweger wenig
richtig Spass an der Perfor- später die Bühne, nicht ohne eine NIRVANA-reifen Abgang zu hinterlassen, schleuderte
mance bekommen konnte. Hightlights Bassist Mannevond sein Arbeitsgerät wutenbrannt auf den Boden, welches dann auch
waren sicherlich Songs wie das eingängige “Legions of the Dark zerbrach, um sich danach am Schlagzeug zu vergehen, welches er in gleicher Manier

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umstiess. Was ihn so aus der Fassung bringen liess ist mir nicht bekannt, gab es dem „Tetra Karcist“ zu präsentieren. Allerdings führte die mittlerweile stark fortgeschrittene
ansonsten unspektakulären Auftritt aber noch eine gewisse Würze. Stunde dazu, dass ENTHRONED nicht mehr so viel Publikum wie KOLDBRANN vor die
Alles in allem haben Veranstalter Jörg und seine Crew wieder ein sehr ansehliches Line- Bühne bewegen konnte, was aber auch am wieder schlechter werdenden Sound gele-
Up zusammengestellt, das Wetter (ein gewichtiger Faktor bei Open-Airs) spielte zumin- gen haben könnte. Das Fazit für diesen ersten Tag konnte mehr als positiv gezogen wer-
dest am zweiten Tag mit und friedlich blieb es über das ganze Wochenende auch noch den, waren doch einige erstaunlich gute Auftritte zu sehen. Der zweite Tag begann gleich
– Metalherz, was willst du mehr? Sollen sich die ganzen Poser in den nächsten Wochen mal mit einer kleinen Hiobsbotschaft: die polnischen Satansbraten von BESATT hatten
auf Massenveranstaltungen wie dem Party.San oder Wacken zerdrücken lassen – mein auf der Autobahn einen Verkehrunsfall erlitten und konnten somit leider nicht auftre-
nächstes Open-Air wird wieder in Bernau stattfinden! (SS) : (Fotos: http://www.myspace. ten. Dem tollen Wetter sei Dank habe ich von den Auftritten von FURIA, VARDLOKKUR
com/kaosthrone_photography) und AMYSTERY nur sporadisch etwas mitbekommen, auch dem Auftritt der Pagan Me-
taller von HOLMGANG konnte ich nicht viel abgewinnen, genauso wenig wie dem
von INFINITY. Danach folgte aber definitiv einer der gros-
sen Knaller des Abends beziehungsweise des gesamten
STORMS OF DESTRUCTION Wochenendes – URGEHAL standen vor den Toren der
am 23./24.03.2008 im Ohrakel, Stadt und auch wenn die Live-Präsenz der Norweger in
Ingolstadt hiesigen Breitengraden recht häufig erscheint, so sind sie
Sommerzeit, Festivalzeit. Auch anno 2008 doch jedes Mal in der Lage, die anwesende Meute in Rage
schweift die Metalgemeinde durch die zu versetzen – so auch dieses Mal. Mit „Satanic Black Metal
deutschen Lande, um an einem komplet- in Hell“ ballerten sie gleich mal zu Beginn einen Hochka-
ten Wochenende einem scheinbar nim- räter des aktuellen Albums „Goatcraft Torment“ raus, von
mer langweiligen Ritual zu frönen: massig dem noch einige andere Stücke wie der Titeltrack zu hören
Bands, massig Alkohol und mal mehr oder waren. Leider war der Sound etwas zu dünn, so konnten vor
weniger frische Luft. Der Mai gehört dabei allem die Soli nicht ganz überzeugen, was aber der Begeiste-
traditionell den kleineren Festivals, die es rung unter dem headbangenden Volk in den ersten Reihen
sich nehmen lassen, diese fünfte Saison keinen Abbruch tat.
zu eröffnen und auch ein paar Bands die Auf der „Running Order“ war vermerkt worden, dass RAGNA-
Möglichkeit geben, die nicht auf soge- ROK an diesem Abend mit neuem Sänger auftreten würden,
nannten „Szene-Treffs“ wie dem Wac- was zu einigen fragwürdigen Gesichtsausdrücken führen soll-
ken oder PartySan auftreten. Mit dem te. Der neue Mann heisst Hans Fyrste und ersetzte somit Hoest,
STORM OF DESTRUCTION stösst heuer was sich allerdings in der qualitativen Umsetzung deutlich be-
ein Neuling in diese Riege und beim puren Betrachten merkbar machte, versprühte der neue Mann hinter dem Mikro
des Line-Ups konnte die Vorfreude nur gross sein, versammelte sich doch ein illustres (noch) nicht das Feuer seines Vorgängers. Ansonsten kann man
Stell-Dich-Ein im bayrischen Ingolstadt. Die Lokation war das bekannte Ohrakel, ein ehe- RAGANROK auch ohne zu Zögern als sehr guten Live Act benennen; jedoch
maliges und umgebautes Güterbahnhofsgebäude, welches für Underground – Konzerte gehörte der in Ingolstadt nicht zu ihren stärksten Auftritten, was man als leidgeplagter
geradezu perfekt ist. Sämtliche Wettergötter hatten indes kein Einsehen mit der schwarz- Besucher wieder mal dem technischen Unvermögen seitens der Tontechniker zuschie-
bewandten Gesellschaft und so knallte die Sonne gnadenlos gen bayrischen Boden und ben muss. Die Fans schien das nicht sonderlich zu stören, Headbanging war angesagt,
verwandelte sämtliche „Camping-Areas“ ausnahmslos in verbrannte Erde. Dies tat der während die Norweger versuchten, das Optimum mit einer sehr passablen Songauswahl
allgemeinen Stimmung bei viel Grillgut allerdings keinerlei Abbruch und so konnten am herauszuholen. So waren am Ende die Meisten doch recht zufrieden, mit sich und der
Freitag abend mit SCHRAT und MOREDHEL schon zwei Bands aus der Region in den ersten Ausgabe des STORM OF DESTRUCTION. Auch wenn es hier und dort noch einige
frühen Abendstunden die Möglichkeit nutzen, den bereits anwesenden Besuchern ihr Verbesserungspunkte gibt und „Dein Freund und Helfer“ relativ häufig auf der Langhaar-
Können zu präsentieren. Erstere spielten typischen Black Metal, während ihre Nachfolger matte stand, kann man eine recht positive Bilanz ziehen. Ich jedenfalls freue mich schon
noch eine Prise Thrash miteinbrachten und dazu noch Coverversionen von NARGAROTH, auf nächstes Jahr! (SS)
SARCOFAGO und SLAYER‘s „Raining Blood“. Im Anschluss daran gaben sich KULT die Ehre,
deren Thrash-lastiger und sehr energiegeladener Auftritt bereits sehr gute Resonanzen
vom Publikum bekam – die Italiener sind halt doch einfach Kult! Nach deren Gig erklomm
eines meiner Highlights die Bühne: die Soldati von FRANGAR standen zum ersten Mal
FIRE + ICE, ARJOPA & TRAUM`ER LEBEN
auf einer deutschen Bühne, die sie kunstvoll mit Stacheldraht und einem Rednerpult ein- am 30.04.2008 in der Tanzbar Palette zu Halle/Saale
gekleidet hatten. Sänger Il Commandante verlies im Stile eines El Duce Mussolinis seine Zur diesjährigen Walpurgisnacht lud der NOLTEX VERLAG einmal wieder zu einer seiner
Parolen, was leider durch eine 20-minütige Pause unterbrochen werden musste, da die musikalischen Veranstaltungen ein. Aber man organisiert nicht nur auserlesene Konzer-
Ingolstädter Polizei einen unerlaubten Camping-Platz räumen lies. Nach dieser Zwangs- te. Die Herren Nolte und Arndt (u.a.BARDITUS,ORPLID) bieten ein kleines, aber feines An-
pause lärmten die fünf Uniformierten unbeeindruckt weiter und lieferten einen grandi- gebot an Silberscheiben, Schallplatten-Tonträger aus den Bereichen Klassik, Ambient bis
osen Gig ab, der sehr viel Druck erzeugte und leider durch eine mehr als mangelhafte hin zu Folk-&Heidenmetal, Kunstdrucken, Fotografien, Postkarten, Textilien, Literatur und
Leistung hinter der PA etwas an Energie verlor – was aber nicht das einzige Mal an die- Filmen sowie Hörbüchern an. Zudem sind sie für die Konzeption diverser Musikprojekte
sem Wochenende werden sollte. Von den Polen MASSEMORD bekam ich nicht viel mit, zuständig, selbst Künstler mit Leib und Seele. (www.noltex.de) Meine Erwartungshaltung
da ich zusammen mit FRANGAR im Backstage das Geschehene Revue passieren liess. an diesen Abend wurde bestens befriedigt. Der Veranstaltungsort bietet ein atmosphäri-
Ein weiteres Highlight folgte allerdings im Anschluss in Form der serbischen Formation sches, gemütliches Ambiente auf zwei Etagen. Mit einer kleinen Verzögerung eröffneten
von THE STONE. Mit einem plötzlich grandiosen Sound ausstaffiert ballerten sie ihren TRAUM`ER LEBEN die Konzertnacht. Sie bevorzugen die Bezeichnung „Dark Folk“ für
südosteuropäischen Black Metal in die mittlerweile gut gefüllte Halle. Die Mannen um ihre Musik. Es handelt sich um eine noch recht neue, deutsche Gruppe und eigentlich
Sänger Glad boten einen erstklassigen Gig, der sehr energiegeladen war und das Spek- klingen sie gar nicht so dunkel. Eher erinnerte das Dargebotene an Liedermacherei und
trum der Band eindrucksvoll zur Schau stellte und jedem, der bislang mit Gesänge mit Spiel am nächtlichen Lagerfeuer - mal leicht melancholisch, mal gerade-
THE STONE nichts anfangen konnte, einen kleinen zu heiter. Aus meiner persönlichen Sicht etwas langweilig; aber Sängerin, Sänger und
Richtungsweiser geben konnten. Musiker kamen sichtlich gut beim Publikum an. Zum Ende ihres Auftrittes wurde man
Die Norweger von ENDEZZMA etwas schneller und kraftvoller, brachte aber nichts wirklich Neues mehr. Alles schien wie
konnten mich an diesem Abend aus einem Guss und war meiner Meinung nach nur bedingt mitreißend. Als nächstes
überhaupt nicht überzeugen, zu mussten sich die Gäste auf etwas Außergewöhnliches gefasst machen! Im Vorfeld hatte
kraft- und ausdruckslos war ihr ich gelesen, dass ARJOPA aus Berlin in ihrer Kunst mit CURRENT 93 vergleichbar sein
Auftritt, weswegen ich stattdes- sollen. Dies sah ich jedoch nicht unbedingt bestätigt. Hier bekamen wir es mit keiner
sen die Zeit nutze, um in der lauen geringeren Persönlichkeit als der einzigen Kehl-Sängerin der westlichen Welt zu tun. Die
Mainacht das eine oder andere meisten Besucher haben mit Sicherheit noch nie zuvor solch ein Stimmwunder (live) er-
Gespräch zu führen. Überzeugen lebt, zumal diese Art des Gesanges sonst Männern vorbehalten bleibt. Es wurden auf
konnten hingegen ihre Landsmän- der Leinwand Bilder eingeblendet, die u.a.Tuwa zeigten - der Teil Süd-Sibirien, aus wel-
ner von KOLDBRANN – und wie! chem diese beeindruckende, sich selbst jedoch auch nicht allzu ernst nehmende, Frau
Ein unglaublich energiegeladener ursprünglich stammt. Die Show begann nun und man lauschte interessiert - dem Neo
Gig mit einem geradezu perfekten Folk Hörer nicht so recht vertrauten - überraschenden Klängen dieser einzigartigen
Sound erfüllte das Ohrakel und blies Formation. Alte, schamanische Kunst steht dabei im Mittelpunkt; die ein bedeutender
zum Frontalangriff gegen alles, was Teil süd-sibirischer Volksmusik ist. Das Ganze wird mit westlichen Weird Folk Elemen-
dem Bayern heilig ist. Gehört die Band ten kombiniert. Auch wenn das Zuhören zuweilen etwas anstrengend war, wurde die
aus Drammen bereits auf CD meiner Darbietung der „Besessenen“ und ihrer Mitstreiter eifrig verfolgt. Im Gespräch mit
Meinung nach mit zur Speerspitze des diesen sympathischen Menschen stellte sich später heraus, dass sie Befürchtungen
skandinavischen Black Metals, so sind hinsichtlich dieses Konzertabends gehabt haben und nun erleichtert seien, dass kei-
sie ohne Einschränkungen in der Lage, ne „Nazi-Aufmärsche“ stattfanden und das Publikum rein aus an Musik und Kultur
dieses Können auch immer wieder auf interessierten Zeitgenossen bestand. Langsam werden diese Unkereien lächerlich!
der Bühne unter Beweis zu stellen. Sän- Ich wünsche ARJOPA nur, dass sie jetzt von Belästigungen a´la sie seien „rechtsla-
ger Mannevonds keifende Stimme passt stig“ aufgrund ihres Auftrittes im Vorprogramm einer legendären Neo Folk- Grup-
sich nahtlos in die infernalischen Riffs und pe, verschont bleiben! Der Höhepunkt dieser Konzertnacht waren natürlich Ian
das alles vernichtende Drumming ein, Read und seine Mitmusiker. Darauf hatte man sich gefreut; und Freude bereitete das,was
was an diesem Abend zu Begeisterungs- stürmen seitens man dargeboten bekam. Zunächst wechselte das Bild im Hintergrund. Auf der Leinwand
des Publikums ausuferte. Ein rundum ge- lunger Auftritt! Als Höhepunkt des erschienen nun zwei über der Stonehenge-Landschaft kreisende Raben. Der FIRE + ICE
Abends enterten dann die Belgier von ENTHRONED die Bühne und lieferten einen rou- Gründer ist zugleich einer der bedeutendsten Urväter des englischen Neo Folk - ein Mann
tinierten Gig mit einer Auswahl ihres bisherigen Schaffens. Konnten sie meiner Meinung der ersten Stunde, welcher u.a.bei SOL INVICTUS und DEATH IN JUNE mitwirkte. Dem be-
nach auf der letzten Tour mit GORGOROTH nicht überzeugten, legten sie sich diesmal um geisterten Publikum wurden teilweise live noch nie zuvor präsentiete Stücke vorgespielt;
so mehr ins Zeug, wobei sie die Gelegenheit nutzen, Material ihres aktuellen Longplayers ebenso wie Klassiker,die nicht fehlen durften. „Rising Of The Moon“,“Gilded By The Sun“

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oder „Lord Of Secrets“ wussten einfach nur zu begeistern, genau so wie das noch weniger
bekannt gewesene Material. Ein wunderbares Konzert, welches selbstverständlich nach
Zugaben verlangte! Diese gab es auch, und Ian Read ließ es sich am Ende nicht nehmen
noch einmal auf der Bühne zu erscheinen und nach ein paar Worten auf deutsch erneut
die Stimme zum Gesang zu erheben und das ganz ohne Begleitung! Tosender Applaus
war ihm garantiert. Eine Veranstaltung, die bei allen Anwesenden in bester Erinnerung
bleiben wird. Dem NOLTEX VERLAG sei weiterhin gutes Gelingen gewünscht. Ich freue
mich auf den nächsten Konzertabend in Halle/Saale. (SF)

WITTICISM, SPECTRAL, MORTJURI, AEBA


am 07.06.2008 im From Hell, Erfurt
Nach langer Zeit fand endlich wieder ein Black Metal Konzert im Erfurter „From Hell“ statt.
Frank Klein lud diesmal eine wahre Legende des deutsche Black Metal zu sich: ABEA, auf
die ich schon sehr gespannt war. Pünktlich 20 Uhr ging es mit WITTICISM aus Hessen los.
Ihre Veröffentlichungen belaufen sich auf ein Demo, sowie zwei Full-length Alben. Ihre
neuste CD heißt „Shodows of thy Creation“ und wurde am Abend erstmalig vorgestellt.
Auf www.witticism.de konnte ich bereits hören, dass diese Art der Musik doch etwas an-
ders klingt als so mancher Black Metal, aber man durchaus Gefallen daran finden kann.
Die vier Mannen machten einen positiven ersten Eindruck und waren recht freundlich,
auch wenn mich die Musik nicht sonderlich berührte. Im Laufe des Auftritts wurden sie
Platzes
jedoch immer besser und so kann man von einem guten Einstieg in den Abend spre-
durch eine Absperrung entlang
chen. Sie sind des weiteren auf dem Südthüringer Riedfest (25.-27.07. Rohr) zu sehen,
d e s Merchandising-Standes weggenommen. Dafür stand allen der Innenhof zur
mit weiteren Bands wie MENHIR, PESTIS, usw. Die zweite Gruppe des Abends waren
Verfügung, was bei sommerlichen Temperaturen sehr angenehm ist; zudem hört man
SPECTRAL aus Rheinland-Pfalz. Sie veröffentlichten bisher drei Full-length Alben und
vom Geschehen auf der Bühne auch draußen alles ausgezeichnet und sieht sogar recht
sind bei CCP Records unter Vertrag. Ihr letztes Werk heißt „Stormrider“ und ist durchaus
ordentlich, wenn man durch die „Backstage“-Tür schaut. Den Konzertabend eröffneten
lohnenswert zu hören. Ihr Auftritt war von sehr guter Publikumsstimmung gezeichnet.
die polnischen STILLBORN, aber viel zu gibt es über ihren Auftritt nicht zu sagen. Man
SPECTRAL haben mich mit guten Melodien, sowie passender Untermalung mit einem
war mäßig begeistert, der Sound war auch nicht der beste, aber die Veranstaltung kam
Keyboard überzeugt. Manchmal jedoch drifteten sie einfach wieder in sinnloses Gebret-
langsam in Gang. Ihre Stücke hatten Titel wie „Natural Born Destroyers“,“Holy Motherfuc-
ter ab, was die Musik zwar abwechslungsreich machte, mir aber nicht gefallen hat. Das
ker“ oder „Satanas El Grande“. Höhepunkt für Viele schien hier das SARCOFAGO -Cover
letzte Stück war für mich das Beste: Irgendwas mit „Black fucking Power“, so hatte ich es
„Nightmare“ zum Schluss gewesen zu sein. Als nächstes wären DECEPTION, ebenfalls
in Erinnerung. Alles in allem ein gelungener Auftritt und hoffentlich bald eine neue Veröf-
aus Polen, aufgetreten. Allerdings fielen sie ersatzlos weg. Der Gitarrist hatte die Band
fentlichung! Unter www.spectral-metal.de.vu kann man mal reinhören bzw. sie am 5.09. in
kurzfristig verlassen. Richtig angeheizt wurden die Metal-Seelen dann nach einer etwas
Euskirchen oder am 2.10. in Trier live sehen. Nun kamen die Jenaer MORTJURI an die Rei-
längeren Pause von dem Schwarzmetall der kanadischen REVENGE: antichristlich, ohne
he. Sie hatten eine große Fangemeinde mitgebracht, denn die Stimmung stieg erheblich
Kompromisse. Der Sound war nun schon wesentlich besser und das Publikum begann zu
während ihrer Show. Zu recht! Die sechs Thüringer stellten ihr neues Album „Desolate“
toben. Aber manche im Publikum bemängelten,dass die Band nicht so gut klingen wür-
vor, welches ihr mittlerweile drittes Werk ist. Ich habe sie bereits 2007 im Zella-Mehliser
de wie auf ihren (Studio-) Alben. ����������������������������������������������������������
„By Force“, „Genocide Conquest“, “Destiny Mastery“, „Trai-
Einsiedel sehen können und habe nun eine deutliche Verbesserung gespürt. MORTJU-
tor Crucifixion“; das waren einige ihrer Songs. Sie spielten insgesamt 45 Minuten. Innen
RI lieferten einen spitzen Auftritt und waren einfach sympathisch auf der Bühne. Dies
kochte bereits die Luft und außen sah man die Scheiben der alten Fabrikfenster beben.
war noch mal ein Highlight vor AEBA. Als dieses Black Metal Urgestein nun die Bühne
Jetzt ging es stimmungsmäßig immer weiter aufwärts. ARKHON INFAUSTUS standen
betrat, war komischerweise ein Großteil der Menschen schon gegangen, denen wohl
bereits in den Startlöchern und enterten schließlich die Bühne, um mit ihrem infernalen
nicht bewusst war wie sich Black Metal in seiner reinen und ursprünglichen Form anhört.
Black/Death Metal-Spektakel die schwarzen Herzen ihrer Fans zu erfreuen. Für diese war
AEBA existieren seit 1992 und veröffentlichten bisher die Demos „Rising“ 1995 (geniales
es ohne Zweifel die Show des Abends. Die großartigen Riffs waren unverkennbar. Man
Demo!!), weiterhin 1997 „Im Schattenreich“ und die Alben 1999 „Flammenmanifest“, 2001
spielte schnell und roh, wie es die Stücke des aktuellen Albums verlangen, aber auch mit
„Rebellion – Edens Asche“, 2004 „Shemhamforash – Des Hasses Antlitz“, sowie ihr neustes
einem Hauch Experimentierfreudigkeit, wie man es von ihren Vorgänger-Werken kennt.
Werk „Kodex V“. Diese Band ist eine der ersten gewesen die ich mir je anhörte und somit
Alles wirkte sehr professionell. Vor der Bühne ging es ebenfalls höllisch zur Sache; die
faszinierte mich ihre Musik schon seit langer Zeit. Leider wissen viele so genannte „Black
Besucher hatten ihren Headbanger-Spaß mit den perversen Franzosen. Und gleich ging
Metal-Fans“ nicht, was wirklich gute Musik und was eben „nur“ Metal aus dem Jahre 2008
es weiter mit dem finalen Auftritt der Florida-Death/Black Metaller von ANGEL CORP-
ist. AEBA liefern noch bodenständigen und klassischen Schwarzmetall. Ihr Sänger sagte
SE. Bestechend ist der keifende Gesang und die schnörkellose Schnelligkeit. Ein neuer
treffenderweise: „Black Metal ist mehr als Krieg, denn Krieg ist nicht genug.“ Für wen das
Schlagzeuger war im Line Up. Leider fehlte der zweite Gitarrist. Für so manchen war
lächerlich klingen sollte, der hat wohl immer noch nicht verstanden, dass dieser ganze
diese Darbietung der Höhepunkt des Abends, andere meinten es wäre „nur“ gut gewe-
Schwuchtel-Metal heutzutage eine Karikatur des wahren Geistes dieser Musikrichtung
sen. Auf jeden Fall war jeder noch einmal zum Austoben eingeladen. Stücke
������������������
wie „Storm-
ist. Die fünf Musiker aus dem Norddeutschen Raum lieferten einen sehr guten Auftritt,
gods Unbound“,“Lord Of The Funeral Pyre“, „Wartorn“,“Into The Storm Of Steel“,“Antichrist
der weniger von überragenden Stücken, doch mehr von spielerischer Leistung geprägt
Vanguard“,“Sons Of Vengeance“,“Black Solstice“, “Phallelujah“ oder „Wolflust“ durften
war. Wahrer Kult! Allerdings konnte man nicht verkennen, wie verärgert der Frontman
natürlich nicht fehlen. Was während der Darbietungen der Bands wirklich störte, war
nach einem äußerst mageren Applaus seitens des leeren Publikums war. Angewidert ver-
eine Werbeleinwand seitlich der Bühne. Ob es ARKHON INFAUSTUS z.B. im Nachhinein
ließ er die Bühne, um dann aber trotzdem noch mal eine Zugabe zu spielen. Traurig war
amüsant finden würden neben einem Enthaarungsmittel-Spot gespielt zu haben? Aber
das, einer so talentierte Band nicht mit der Würde zu dienen, die ihr gebührt. Na wie auch
bei denen weiß man wohl nie... :) Abgesehen von kleinen Mängeln die Örtlichkeit be-
immer, ein paar wenigen Eingefleischten hat es gefallen! Und so ging dieser Abend auch
treffend, welche dafür jedoch richtigen Underground-Charakter aufzuweisen vermochte,
langsam zu Ende. Frank Klein veranstaltet auch dieses Jahr wieder sein NOCTURNAL EM-
war es eine äußerst gelungene Veranstaltung. Es hätten ruhig ein paar Besucher mehr
PIRE FESTIVAL, diesmal mit ein paar logistischen Änderungen im Vergleich zum Vorjahr:
den Weg dorthin finden können, aber es ist ja nicht jedes Konzert gleich (zahlreich be-
Das Festival wird leider nicht wieder auf der Wiese in Bischleben stattfinden, sondern wie
sucht). Leider hört der Tourveranstalter METAL COMMAND jetzt auf und Manager Steve
die anderen Konzerte auch, im From Hell in Bindersleben! Am Freitag werden vier Pagan
(u.a.SEEDS OF HATE) will sich wieder eigenen musikalischen Projekten widmen. (SF)
Bands auftreten, u.a. ANDRAS und XIV DARK CENTURIES, sowie am Samstag fünf Black-
Metal Gruppen, u.a. CREATURE, NORDAFROST, UNLIGHT, u.v.m. die Veranstaltung wird
das erste September-Wochenende einnehmen und damit genau eine Woche vor dem
WOLFSZEIT FESTIVAL stattfinden. Vielleicht spielen dort nicht die spitzen Bands, jedoch NOKSORG, MEFITIC, IMAGO MORTIS (Ita), CELESTIA
sollte man sich klar machen, dass das NOCTRUNAL EMPIRE FESTIVAL eines der ehrlich-
sten ist, die ich je erlebt habe. Der Umgang ist von vornherein einfach nett und kamerad- am 19.04.2008 in Lyon´s Hall, Lyon (Frankreich)
schaftlich, was man doch heute so selten erlebt. Auf Da fliegt man extra per Billigtarif (Frage: Warum sind die Angestellten der Billigfluglinien
jeden Fall ein Besuch wert! www.chaos- viel ungezwungener und freundlicher als die konventioneller Linien? Ant-
empire-event.com (N/A) wort: Weil keine koksende, fickende, pöbelnde Asoziale erster
Klasse anwesend sind!) nach Frankreich für ein Konzert, um
dann die Hälfte der Show zu verschlafen. Sowas kann echt nur
mir passieren!!!Ich übertreibe ein wenig, ganz so schlimm war es
ANGELCORPSE, ARKHON nun auch wieder nicht. Zu Beginn harrte ich jedenfalls noch hell-
wach und aufmerksam, was da kommen möge und wurde von
INFAUSTUS, REVENGE & den ortsansässigen NOKSORG erstmal mit einer ordentlichen La-
STILLBORN dung Old School Death Metal weggefegt. Nach drei eigens kom-
am 05.05.2008 im Club ponierten Stücken, welche leidenschaftlich und charismatisch
vorgetragen wurden, folgte als Abschluss ein MORBID ANGEL Co-
Madness, Breslau ver, welches das, anfangs nur bedingt animierte Publikum dann
Konzertbesuche in Polen lohnen sich doch noch ein wenig zum Schwitzen brachte. Die, vornehmlich
allemal - urige Locations, gutes Bier, hu- in Horrofilm-Shirts gekleideten Akteure verstanden ihr tödliches
mane Preise und die Leute verstehen es Handwerk und entließen mich mit zufriedener Vorfreude auf den
zu feiern. Der Club Madness befindet Rest des Abends. Dieser wurde mit den Knüppelbarden von MEFI-
sich unweit des Hauptbahnhofes von TIC aus Italien eingeläutet. Die heruntergekommene Halle (ohne
Breslau, ein wenig versteckt gelegen Wasser- oder Abwasserzugang im Backstage-Bereich, dafür aber
in einem alten Fabrikgebäude. Innen mit nett anzusehender, aufgrund fehlender Absperrung einfach zu
könnte es etwas größer sein und da erkundender Abrissruine als Nachbargebäude) war in der Umbau-
es keinen Backstagebereich gibt, wurde noch ein Teil des

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pause zu einem Paradebeispiel funktionaler „Massenmenschhaltung“ angeschwollen. zertabend in meinen Augen doch noch rettete und zu einem angenehmen, wenn auch
Zum Glück war die einzige, allgeschlechtliche Toilette mitten in der Halle, rechts direkt etwas verpennten Gesamtereignis werden ließ. „Schläfst du noch oder guckst du schon
vor der Bühne positioniert, so dass es der geneigte Dauer-Konzert-Becherer nie weit CELESTIA?“ hieß es für mich an diesem 25. Mai und sollten sie ihre Europatournee trotz
bis zur nächsten urinalen Erlösung hatte. Denkbar, dass ein Außenklo sinnvollere Arbeit der widrigen Umstände doch noch unter Dach und Fach bringen, so harre ich voller Vor-
geleistet hätte. So wäre der Innen/Außen-Fluss möglicherweise etwas angeregt und die freude dem, was da vielleicht in einem anderen Land, einer anderen Stadt, einer anderen
Halle zum einen besser durchlüftet und zum anderen der Bereich vor der Bühne nicht Halle mit qualitativ höherwertigem Soundsystem (...und sanitären Anlagen) auf meine
durchgängig dermaßen rege frequentiert worden. Letzteres führte leider dazu, dass mir Ohren prallen könnte. (PD)
mein Becher leckeren Inhalts (was auch immer das gewesen sein mag...irgendein pap-
piger, sehr anständig mundender Fruchtwein, glaube ich) von ein paar durchgeknallten
Pogo-Freaks, derer es an diesem Abend zuhauf gab, bereits während des zweiten Stücks
der „Spaghetti-Konsumenten“ aus der Hand geschlagen wurde. So musste ich mich erst- LUGUBRE, ETERNITY, CORPUS CHRISTII
mal um Nachschub kümmern und verpasste deshalb ungefähr die Hälfte des Auftritts am 01.05.2008, im Access Metal Pub, Berlin
von MEFITIC. Dies tangierte mich jedoch nicht allzu sehr, sagte mir ihr rasender Knüp- Was treibt der Berliner am 1. Mai, dem „Tag der Arbeit“? Säuft er sich die Leber aus dem
pel-Black Metal nicht in solchem Maße zu, dass mir mein alkoholischer Nachschub nicht Leibe und lacht sich an ein nettes Weibe? Stürzt er sich etwa auf die Polizei und startet
wichtiger gewesen wäre. Zieht man auf die Reaktionen des bunt gemischten Publikums eine saubere Schlägerei? Oder bleibt er zu Hause gar, wie jedes Jahr? 2008 offerierte der
in Anbetracht, welches völlig aus dem Häuschen war und die „Drakkar“-Band anhand von „Access Metal Pub“ jedenfalls noch etwas ganz anderes, und zwar einen Gemeinschafts-
kreisenden Köpfen und unkoordiniert herumzappelnden, aufeinander prallenden Kör- auftritt von LUGUBRE; ETERNITY und CORPUS CHRISTII bei Bier, Wein, Schnaps und
pern abfeierte, so muss ihnen ein Knaller-Auftritt unterstellt werden. Das mediterrane dem Gewissen, dass draußen vor der Tür etwas passiert, etwas vor sich geht, die Zom-
Flair war jedoch noch lange nicht entlassen, stürmten nun doch die Landesvetter von bies für einen der wenigen Feiertage des Arbeitssklaventums zu vermeintlich wilden,
IMAGO MORTIS die „Lyon´s Hall“. Jene wussten mich weitaus angenehmer zu unterhal- ungezähmten Bestien mutieren, die Zähne fletschen und Beute machen...oder zumin-
ten als ihre Vorgänger, zeichnet sich ihr schwarzmetallischer Stil doch vor allem durch dest so tun, als ob. LUGUBRE waren als erste Truppe angesagt und die taten sicherlich
Räudigkeit, lange Frequenzen im melodischen Midtempo-Bereich und ein generell sehr nicht nur so, als ob, sondern fetzten mit ihrem räudigen, kriegerischen Polter-Black Metal
morbides Soundgewand aus. Trotz dieser Tatsache und der passionierten Bühnenshow gleich voll vom Leder, ließen auf der Bühne die fetzen fliegen. Ihr chaotischer, räudiger
der Akteure fiel mir nun doch die durchaus verbesserungswürdige Klangtechnik der Hal- Stil, welcher sich in rasanten Gefilden am wohlsten fühlt, ist sicherlich Geschmacksache
le ins Auge bzw. Ohr. Später bei CELESTIA sollte mir jene dann so richtig auf den Sack ge- und leider nicht gerade meine, dennoch erwiesen sich die Holländer des „Tages der Ar-
hen, die Hoffnung bezüglich IMAGO MORTIS gab ich offensichtlich unterbewusst schnell beit“ vollends würdig. In ihrer leicht prolligen, doch sehr direkten und sympathischen Art
auf, dämmerte ich doch nach ein paar wenigen Liedern auf meinem selbsterwählten, spielten sie ein leidenschaftlich dargebotenes, routiniert beherrschtes Set und wussten
etwas erhöht liegenden Eckplatz direkt hinter dem WC ins Land der Träume weg... das Publikum vorbildlich anzuheizen. Wo die Niederländer aufhörten, setzten die deut-
...und wurde von CELESTIA sanft wieder geweckt, als jene ungefähr bei der Hälfte ihres schen ETERNITY ein. Sehr rar waren ihre Auftritte in den letzten Jahren in nordische-
abendlichen Programmes angekommen waren. Trotz der Tatsache, dass ich ihre letzte ren Gefilden wie z.B. Berlin gesäht und so teilte sich das Publikum wohl halb und halb
Veröffentlichung „Frigidiis Apotheosia : Abstinencia Genesiis“ mittlerweile in- und aus- in CORPUS CHRISTII und ETERNITY Anhänger auf. Gehöre ich zwar zu erstgenannten,
wendig kenne, hatte ich starke Probleme, die einzelnen Lieder der, vor allem aus Stücken so weiß ich die qualitativ auf hohem Niveau stehenden schwarzmetallischen Attacken
des aktuellen Albums bestehenden „Playlist“ des Abends, einwandfrei erkennen zu kön- ETERNITY‘s nichtsdestotrotz zu schätzen und auch an diesem Abend lieferten sie ein
nen. Der Klang war leider so dermaßen beschissen, dass ich mich ernüchtert zurück in ausgeglichenes, krachendes Brett ab. Auch wurde an diesem Abend niemand künstlich
meine Ecke setzte, aus welcher ich nach dem Erwachen erstmal euphorisch in die Senk- zum „Feindbild: Nazi“ stilisiert und so kamen die Anwesenden in den wohl recht rar ge-
rechte übergewechselt war. Auch im Sitzen konnte ich Noktus äußerst passionierte, teils sähten Genuss, ETERNITY einfach als die Black Metal Band, die sie ist, wahrnehmen und
gar etwas übertrieben, plakaktiv-exaltiert wirkende und deshalb wohl nicht nur wohl- ihr Liedgut ohne jeglichen hinzu gedichteten politischen Kontext absorbieren zu kön-
wollende Reaktionen hervorrufende Gestik und Mimik beobachten. Anhand jener waren nen. Sowohl auf als auch vor der Bühne erklomm die gefühlte Temperatur luftige Höhen,
die Lieder dann nach dem guten alten „Lippenableseschema“ doch noch halbwegs gut füllte sich die kleine Kneipe doch langsam bis unters Dach und der Massenauflauf vor
zu erkennen, Genuss war das jedoch leider nicht wirklich. Nicht nur das aktuelle Werk der Bühne gewährte mittlerweile nur noch wenigen freie Sicht auf die Thüringer. Jene
wurde intoniert, auch ältere Stücke waren im abendlichen Angebot der Franzosen zu beendeten ihre Darbietung so gekonnt wie sie sie eröffnet hatten und ließen mich mit
finden. Noktus französische (u.a. ein Mitglied der Opener-Band NOKSORG) sowie sein gespannter Vorfreude auf den Rest des Abends zurück. CORPUS CHRISTII hielten das,
us-amerikanischer Session-Musiker (welcher definitiv nicht das geringste mit einem was ich mir von ihnen versprochen hatte. Rauh, schnell, rasiermesserscharf und außer-
gewissen „Malefic“ von XASTHUR zu tun hat, auch wenn jenes Gerücht wild durch die dem auch noch melodisch. Was will man mehr? Ich an jenem Abend nichts, erfreute ich
Szene geistert) verstanden ihr Handwerk spiel- und showtechnisch einwandfrei. Nicht mich doch nicht nur an der qualitativ hochwertigen Umsetzung eines bunten Potpourris
zuletzt dies war es dann wohl, was den Auftritt CELESTIAs und somit den gesamten Kon- ihrer Alben „Tormented Belief“, „The Fire God“ und auch des aktuellen Werkes „Rising“. Mit

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letztgenanntem bin ich leider noch nicht vertraut gewesen und so waren die Momente aus HYPOTHERMIA-Liedern bestand. Unter anderem „Att Älskas“ wurde intoniert, leider
der Erkenntnis bzw. des Erkennens rar gesäht. Wo dem jedoch so war, da entbehrte die auch in einer gesangslosen Version und ohne Doublebass. Und auch hier vermisste ich
äußerst charismatische, gepfeffert kraftvolle Bühnenshow der Portugiesen jeglicher Not- die stimmbändliche Unterstüzung ein wenig. Der Rest allerdings konnte sich hören las-
wendigkeit, um mich in Verzückung zu versetzen. Gut in Erinnerung geblieben sind mir sen und so verschug es mich wieder in mein eigenes, düsteres Seelengewölbe. Zu sehen
die schwarz ummalten, weit aufgerissenen „Eulenaugen“ des Sängers, der sich ob seiner gab es ohnehin nicht viel, gebärdeten sich die Musiker doch allesamt völlig uneitel, un-
diabolischen Ausstrahlung durchaus mit Linda Blair („Der Exorzist“) hätte duellieren kön- prätentiös und einfach gelassen. HYPOTHERMIA könnten sich auch gut und gerne den
nen. Das Publikum war nach ein paar Liedern völlig aus dem Häuschen und in den ersten Namen eines deutschen Interpreten klauen und diesen zu „Die Jungs von Nebenan“ plu-
Reihen wurden die Zotteln kräftig durchgewalkt. Schade nur, dass der „Access Metal Pub“ ralisieren. Ebensowenig wie auch nur den Hauch eines Rockstar-Gehabes, gewährten sie
auf Dauer bei solch einem Konzert doch etwas eng wird, zumal sich die Horde, welche ihrem Publikum Zeit zum Applaudieren. Zwischen den einzelnen Liedern existierten nur
zum Konzert erschienen war, stückzahlmäßig sehen lassen konnte. Ein klein wenig mehr ein paar wenige Sekunden der Ruhe und Besinnung, sofort spielten sie munter weiter,
Geräumigkeit hätte meinem abendlichen Wohlgenuss sicher gut getan, aber auch mit jeden Beifallsbekundungsgedanken von Vornherein aufs härteste negierend. Als wun-
Quetschungen und ernsthaften Schwierigkeiten, die Band auf der Bühne überhaupt sich- derbar entspannend, fast reinigend empfand ich diese Art der Darbietung, klatsche ich
ten zu können, hatten meine Ohren und Augen ihren Spaß. CORPUS CHRISTII jedenfalls bei Konzerten sowieso nur in absoluten Ausnahmefällen. An jenem Abend Anfang Mai
verstanden ihr Handwerk und ihre Hymnen aus geballter Kraft, vermischt mit subtiler durfte jeder in seiner Tiefe verweilen und musste nicht zwischen den Liedern aus ihr auf-
Depression, wussten mein schwarzes Herz zu verzaubern. Alles in allem bleibt mir zu tauchen, um seinem Körper überflüssige Anweisungen wie „Schlage eine Hand auf die
sagen, dass dieser „Tag der Arbeit“ ein gelungener war und spitzbübisch, wie ich nunmal andere, so dass es einen lauten Knall gibt und wiederhole dies ein paar mal!“ zu geben.
bin, kann ich mir folgenden Abschlusskommentar, welcher keinesfalls politisch aufzufas- Zwischen dem zweiten und dritten HYPOTHERMIA Auftritt rannte ich, zusammen mit
sen ist, denn diesbezüglich bin ich ohne Frage völlig korrekt, einfach nicht verkneifen: einer mir zuvor unbekannten Dame, zuerst in den Keller, um die Griffel einzuseifen (dem
ARBEIT MACHT FREI! (PD) WC auf Konzertebene mangelte es leider an antibakteriellem Waschwerk...), dann mit
eingeseiften Händen die Treppe wieder hoch (...sowie dem Abort ein Stockwerk tiefer
an Wasserfluss), im Zick-Zack-Marsch mit zombiegleich erhobenen Armen durch Horden
betrunkener Metaller, um letztlich, am Ausgangspunkt angekommen, die eingetrockne-
THROUGH THE PAIN, LAST MOMENTS, HYPOTHERMIA ten Reste der Seife von der gereizten Haut zu schrubben. Nungut, ich übertreibe wie-
am 10.05.2008, im Londoner, Gotha der mal, aber mit den sanitären Vorrichtungen auf Konzerten hatte ich in den letzten
Wenn Kim Carlsson ein exklusives Konzert gibt, dann können sich die Adressaten der Monaten so meine Probleme, auch wenn ich mich keinesfalls beschweren möchte, war
Ladungsschreiben auf einen gediegenen Abend freuen. So fuhr ich doch gerne an jenem letztlich ja doch alles im Rahmen. Nachdem ich mich anschließend in alkoholisierter
10. Mai ins thüringische Gotha, um mich depressiv beschallen zu lassen. Als ich ankam, Unvernunft zuerst mit dem Zigarettenautomaten (O-Ton: „Das Scheißding funktioniert
waren noch ein paar Stunden bis zum Einlass zu überbrücken und so beobachtete ich nicht!“) und anschließend mit der Autotür (O-Ton: „Das Scheißding geht nicht auf!“) an-
aus reiner Langeweile eine Zeit lang den Herrn Trist, welcher an benanntem Abend mit gelegt hatte, kehrte ich nach erfolgreicher Hilfestellung (O-Ton: „Wieso funktioniert das
seinem Musikprojekt gleichen Namens spielen sollte. Zunächst verspürte ich purer Neid Scheißding jetzt plötzlich?“ und „Wieso geht das Scheißding jetzt plötzlich auf?“) in den
ob des augenscheinlich mit seiner Umgebung in reinster Harmonie verweilenden Tsche- Konzertsaal zurück, um die finale, äußerst abwechslungsreiche Runde zu goutieren.
chen. Irgendetwas an diesem Bild kam mir aber gleich falsch vor, dissonant in höchstem Diese wurde erneut mit HYPOTHERMIA eingeläutet. Und wieder legten die Schweden
Maße gar: Die Nachmittagssonne liebkoste einen grünen Laubbaum, welcher nur spär- einen äußerst sympathischen Auftritt aufs Parkett. Leider weiß weder ich noch meine
lich ihren Strahlen nachgab. Diese schmeichelten dem, in guter alter „Tom Sawyer“ Manier Informationsquelle irgendeinen Titel des dritten Blocks zu benennen, aber das ist ja auch
unter dem Baum, lässig an jenen angelehnt sitzenden Trist und grüßten den Anbruch des eigentlich völlig nebensächlich. Sex wird ja schließlich auch nicht dadurch weniger gut,
nahenden Abends in frühsommerlicher Tradition. Nein, in diesem Bild war(en) ein oder weil man den Namen seines Partners nicht kennt, oder!? Somit sei Euch versichert, dass
gleich mehrere Fehler versteckt, das schien mir sofort klar, wirkte die sommerlich-warme die „Unterkühlung“ zwar sicherlich keine Band ist, die das gesamte Haus wortwörtlich
Atmosphäre vor der Halle doch von einem feinen, aber bitteren Film angespannter Nie- rockt, ihr Publikum verzaubern, das hingegen gehört bereits zu ihrem Grundrepertoire.
dertracht benetzt, zumindest laut meiner emotionalen Infoleitstelle. Letzten Endes sollte Als die letzte HYPOTHERMIA-Note verklungen war, folgten THROUGH THE PAIN, die
ich Recht behalten, musste der TRIST-Auftritt doch leider aufgrund des psychischen Zu- Band des HYPOTHERMIA-Sessionschlagzeugers Richard und Baelvect an Gitarren und
sammenbruch seines Erschaffers und Meisters etwas später am Abend abgesagt werden, Gesang, mit ihrem bislang einzigen veröffentlichten Lied „Inner Oppression“. An diesem
genauso wie folgerichtig jener von LIFE IS PAIN. Es war aber auch ein komisches Gefühl, Abend übernahm Kim die Gitarre, so dass sich Baelvect mit voller Seele und Kraft auf die
so ganz neo-elitär vor dem „Londoner“ zu sitzen, dem anderweitigen neo-elitären, weil lyrische Umsetzung konzentrieren konnte. Die zweite Gitarre spielte der Herr von LAST
Einladung ihr Eigen nennenden Publikum beim Eintreffen und Rumlungern zuzusehen MOMENTS, dessen Name mir gerade nicht vorliegt und ja doch nur Schaum wäre, so wie
und sich zu fragen, ob so ein eingeschweißter VIP-Backstage-Pass bei IRON MAIDEN nicht alle Namen. Nach diesem, wunderbar depressiven Stück Schwarzmetalls, formierten sich
noch stärkere Gefühle des Besonderen wach gerufen hätte. Sicher war dies nicht Kims schließlich auch noch LAST MOMENTS, um ihr einziges Lied (auch Schaum) zu intonie-
Intention, als er auf die Idee mit dem Privatkonzert kam, aber der Mensch ist nunmal ren. Unterstützt wurde der „Mann der letzten Momente“ von Baelvect und Kim, welche
Mensch und jener leider allzumenschlich in gewissen Dingen. Ob der Bekanntmachung die Rollen tauschten und somit Baelvect Saiten zupfte und Kim improvisierten Gesang
des (Privat!!!-) Konzertes in Internet-Foren aufgrund von übrig gebliebener Karten aus- beisteuerte. Ich darf meine Informationsquelle zitieren: „Im Anschluss darauf wurde noch
führliche Überlegung vorausgegangen war, wage ich außerdem zu bezweifeln. Wie dem etwas improvisiert und es kamen noch zwei Coverstücke...aber ich bekomme nicht mehr
auch sei, HYPOTHERMIA spielten gleich als Eröffnung ihr erstes von letztlich drei Sets zusammen, was gespielt wurde.“ Is eh Schaum und zwar guter Schaum, mit zwei knuspri-
des Abends. Ich selbst kann mich nur noch daran erinnern, dass ich zeitweise völlig in mir gen Waffeln drum rum. Somit bleibt mir nur susammen zu fassen, dass dieser Mai-Abend
selbst versackt und eingetaucht bin...und zwar ganz trve auf einem Barhocker, welchen ein Abend der psychischen Abstürze, qualitativ hochwertigen Konzertdarbietungen und
ich mir in den, nur teilweise vom Restbereich abgetrennten Konzertraum mitgeschleppt des Großangriffs auf meine Leber war. Letzteres in solchem Maße, dass ich meinem In-
hatte. Auf einzelne Stücke bzw. die jeweiligen Liedtitel will sich mein Erinnerungsver- formanten ein dickes „Dankeschön“ senden muss. Dass auch irgendwo negative Kritiken
mögen leider nicht einlassen und so bleibt mir lediglich übrig, die Information eines an- zu diesem „Gastmahl des gediegenen Niedergangs“ existieren, kann ich mir beim besten
deren Konzertbesuchers des Abends zu nutzen. Laut dieser bestand das erste Set unter Willen nicht vorstellen, dem Publikum war etwaiger Unmut jedenfalls zu keiner Sekunde
anderem aus dem Stück „Frân Ett Depraverat Inre II“, welches leider ohne Gesang, der mir anzusehen.Wer das ganze weniger genießen konnte, wird sich dennoch nicht beschwe-
doch ein klein wenig abging, vorgetragen wurde. Melodien apokalyptischer Schönheit ren, dabei gewesen zu sein. Immerhin kann man im Nachhinein wunderbar mit der eige-
streichelten nichtsdestotrotz meine Gehörgänge und formten in der inneren Schwärze, nen Präsenz auf einem, ach so elitären Privatkonzert prahlen. Bleibt nur zu hoffen, dass
hatte ich meine Augen doch fast die gesamte Zeit über verschlossen, Bilder resignierter der Großteil der Besucher mit Ausstattung und Qualität seiner primären Geschlechts-
Verzweiflung, bewussten Niedergangs. HYPOTHERMIA live, das ist sicher nichts für Neo- organe besser klar kommen möge. Hm, wenn ich so darüber nachdenke...Hätte ich mir
Misanthropen und schon gleich gar nichts für Konzertgänger, die saufen und Spaß haben diese Kritik nicht auch verkneifen können?!? (PD)
wollen. Diese Art des in sich ruhenden, Aufmerksamkeit fordernden Vortrags könnte man
wohl gut und gerne mit dem Besuch einer Oper oder ähnlichem vergleichen. Man muss
nicht still sitzen und lauschen, man muss sich nicht fallen lassen und eintauchen, man
muss sich nicht intellektuell anstrengen und seine eigene Phantasie anhand der Musik
OPHIS, SHEVER, ESOTERIC
ausformen, aber man kann. Nein, dazu wird sicher niemand gezwungen, gab es doch am 25.05.2008, im Magnet Club, Berlin
auch eine hochprozentig ausgestattete Bar und einen äußerst bequemen Vorraum, wo ESOTERIC live in Berlin! Sehr schön, da beendete ich meine Vorhaben andernorts doch
man es sich während des Konzertes, sogar inklusive Beschallung, war der Raum doch gerne etwas früher und fuhr am Sonntag, dem 25.05.2008, zurück in die Hauptstadt.
nur durch eine halb geöffnete Zwischenwand vom Konzertgeschehen abgegrenzt, gut „DEATH FROM BERLIN“, Mitglied der „Ablaze“-Schreibergarde, hatte diesen, vom „Ablaze“
gehen lassen konnte. Das wollte allerdings so gut wie niemand, denn stand man erst- präsentierten Konzertabend im Vorfeld auf eigenes Risiko und unter hohem persönli-
mal vor der Bühne, blieb man dort auch oder setzte sich gar, um seiner persönlichen chen Aufwand organisiert und war nun zu allem Überfluss auch noch dazu verdonnert,
Aufnahmefähigkeit noch weniger körperliche Anstrengung entgegen zu stellen. Nach fast die gesamte Zeit hindurch „Kasse zu machen“. Der Eingang befand sich nicht direkt
dem ersten Abschnitt, welcher ebenso wie die anderen ca. 30 Minuten dauerte, folgte am Bühnenraum, sondern war unglücklich hinter einer Ecke in einem kleinen Vorräum
erstmal eine ca. 40minütige Pause, deren Ursache mir leider entfallen ist. Möglich, dass versteckt, welcher gänzlich ungeeignet dazu war, auch nur den geringsten Blick zur
der emotionale Absturz Trists etwas damit zu tun hatte, forderte dieser doch, vom Pu- Bühne zu erhaschen. So muss es wohl sein: Die einen reißen sich den Arsch auf und die
blikum allerdings gänzlich unbemerkt, einen hohen Tribut an Zeit und Aufmerksamkeit anderen bezahlen. Erstere enden mit aufgerissenem Arsch, letztere mit dem, was sie sich
von den Musikerkollegen. Genug temporärer Freiraum also, um vor dem „Londoner“ ein mit ihrem Geld erkauft haben, in unserem Fall ein warmes Plätzchen an der Doom-Sonne,
wenig Luft des Tagesniedergangs zu schnuppern, sich seinen Anteil am raren Ewigen zu direkt vor der Bühne. Zumindest die Finanzen machten an besagtem Abend erfreulicher-
holen, um es poetisch auszudrücken. Gestärkt folge die zweite Runde, welche ebenfalls weise keine allzu großen Probleme, so dass am Ende wenigstens der Club bezahlt und

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den Bands anhand eines kleinen „Bonus“ gedankt werden konnten. Eröffnet wurde das “3-Gänge-Menü der Verdamm-
m Jahre 1999 wurde ODAL von Taaken ins
nis” mit OPHIS aus Deutschland, welche sich als DIE Überraschung des Abends für mich entpuppen sollten. Ihr relativ
schlichter, langsamer, nichtsdestotrotz sehr direkter Death/Doom Metal wusste mich von der ersten Sekunde an mit
in den Abgrund zu reißen. Die unkomplizierte, völlig uneitle Art und Weise der „Hamburger Jungs“, sowohl bei den
Ansagen als auch im Vortragen der Stücke, wusste mir außerdem sehr zu gefallen. Als das Quartett schließlich „Convert
I Leben gerufen. Damals noch als Neben-
projekt der Band ASKE. >>Als ASKE dann
zerbrach, führte ich ODAL weiter mit Loki als Schlag-
To Nihilism“ anstimmte, war es vollends um mich geschehen und der Abend konnte kaum noch besser werden. „There zeuger, der seit Gründung dabei war und nach den
is no gain, It’s just for loss - There is no truth, It’s just a lie - There is no god, He’s just our pain - There is no end, We never Aufnahmen zum ersten Album „Sturmes Brut“ aus-
stop“, erhallte es growlig im Raum und ließ mich aufseufzen ob der Tatsache, dass OPHIS leider als Opener fungierten
stieg. Seinen Platz nahm ca. 2002 Grroll ein, und er
und somit fast schon am Ende ihres grandiosen Auftritts angelangt waren. Das restliche Publikum schien nicht ganz
so angetan zu sein, stand es doch größtenteils stocksteif, wenig animiert weiter hinten im Saal herum. Das kann mir besetzt den Posten bis heute.<< 2003 kam noch der
persönlich allerdings egal sein, solange ich meinen Spaß habe und den hatte ich definitiv! Die unkomplizierten, doomi- Bassist hinzu, der ebenfalls bis heute Bestandteil
gen Hamburger Jungs? Für mich immer wieder gerne! Als zweites im Bunde kamen die Mädels von SHEVER zum Zug. der Gruppe ist. Taaken ist seit Gründung für Gi-
Schon vor einiger Zeit als Opener von AHAB sagten sie mir wenig zu und dies sollte sich leider, auch mit ESOTERIC als tarren, Gesang, Musik und Text verantwortlich,
Headliner, nicht ändern. Die Schweizer All-Girl-Band würde ich gerne als „Anheizer“ der gerade neu aufgelegten NEW während Grroll am Schlagzeug sitzt und Wolfhe-
KIDS ON THE BLOCK sehen, wenn diese auf Europatour kommen sollten. Gar amüsant sicherlich wäre dies in mehrerlei
tan den Bass spielt. Ehemalige Mitglieder waren
Hinsicht äußerst konträre bzw. ironisch-satirische Schauspiel, aber genug erstmal der dumm-dämlichen Einwürfe und
zurück zum Wesentlichen, jenem Konzertabend Ende Mai. Die „Zürcher Death/Doom Lady-Melange“ wusste anhand Loki am Schlagzeug (1999-2001), sowie Berserker
von außergewöhnlichen Liedstrukturen und etwas durchgeknallter stimmbändlicher Untermalung zu überraschen und an der zweiten Gitarre (2001). Zu den bisherigen
sicherlich auch nicht wenigen zu gefallen. Die Reaktionen des Publikums jedenfalls waren schon etwas aufgeweckter Veröffentlichungen ist folgendes zu sagen: „Ger-
als noch bei OPHIS. Mir persönlich ist vor allem die stimmliche Umsetzung und das auf mich wenig homogen wirken- mansk“ (Demo 2000), „Traitor“ (EP 2001), „Fimbul
de Gesamtbrett der Damen nicht düster, nicht mächtig genug, um sich den Komplex „guter Doom Metal“ in meinem Winter“ (EP 2001), „Sturmes Brut“ (CD/LP/MC
Wortschatz zu verdienen. Da dies aber ja bekanntlich Geschmacksache ist, kann ich den Schweizern dennoch einen 2001/2002), „Einst verehrt von allen“ (MCD/Split LP
ordentlichen Auftritt attestieren. Als ESOTERIC nach etwas längerer Umbaupause dann schließlich die Bühne betra-
ten, war meine Vorfreude wohl etwas zu fortgeschritten, so dass eine Enttäuschung nahezu vorprogrammiert war. So
2003), ODAL/SURTURS LOHE Split (EP 2004, 4 Way
verhielt es sich dann leider auch. Nach 3-4 Liedern war ich dermaßen ernüchtert, dass ich mich selbst an Kleinigkeiten Split MLP 2004), „...wilde Kraft“ (CD/LP/MC 2005),
wie den „MICHAEL JACKSON-Superstar-Mikros“ störte, welche direkt am Kopf von Sänger und/oder Gitarristen befestigt „On Old Paths“ (Wiederveröffentlichung des De-
waren und teils wohltuende Assoziationen von Entfremdung, Andersartigkeit erzeugten, zum damaligen Zeitpunkt für mos und der 2001er EPs 2007), sowie das aktuelle
mich persönlich aber eher Arroganz und Affektiertheit ausstrahlten. Nichtsdestotrotz legten die britischen Jungs eine Album „Zornes Heimat“ (CD/LP), welches im Juni
erstklassige Darbietung aufs Parkett, rockten das Haus grandios und zeigten vor allem musikalisch-qualitativ wo der 2008 erschienen ist. >>Die CD wurde von CHRIST-
Hammer hängt. Eine bunte Mischung ihrer, heutzutage nur sehr schwer erhältlichen Alben, offerierte das Birminghamer
HUNT PRODUCTIONS veröffentlicht. Die LP Version
Sextett (waren tatsächlich 6 Mann auf der Bühne? Ui, da bin ich überfragt, können auch nur fünf gewesen sein) in routi-
nierter Qualität. Ein wenig zu exaltiert, ein wenig zu sehr „Rockstar“ wirkte ihre Art des Auftritts auf mich, doch abgese- erschien über mein eigenes Label BLACK DEVASTA-
hen davon boten sie eine gleichermaßen mitreißende wie passionierte Intonierung ihrer Mischung aus Funeral Doom TION RECORDS in Zusammenarbeit mit RAGING
und Death Metal. Die halbwegs gut besuchte Halle brodelte zu Ende hin gar, das Pulk vor der Bühne ließ durchgehend BLOODLUST RECORDS.<< Doch kommen wir zum
eine Tendenz zur Bewegung durchblicken. Soll heißen: Im Laufe der ESOTERIC-Show wuchs der prozentuale Anteil an neuen Album. Eine Besprechung von mir befindet
kreisenden Köpfen, mitschwingenden Haaren kontinuierlich. So soll es sein und alles in allem stellte dies wohl nicht nur sich in dieser Ausgabe. Doch welche Resonanzen
für meine Wenigkeit einen vollends gelungenen Konzertabend dar. Meine frühzeitige Rückkehr ins Hauptstadtgewühl
gab es ansonsten auf „Zornes Heimat“? >>Bislang
habe ich jedenfalls nicht auch nur eine Sekunde lang bereut. (PD)
durchweg gut, allerdings wohl noch nicht so breit
Werbung gefächert, da das Album ja noch sehr frisch ist<<,

Texte behandeln viele


Faktoren; Hass, Me-
lancholie, Erfahrun-
gen aus dem Leben,
persönliche Empfin-
dungen, Sagen und
Geschichten
antwortet Taaken. Die CD wurde bei CHRISTHUNT
PROD. veröffentlicht, bei welchem ODAL seit 2001
unter Vertrag stehen. >>CHP haben schon von der
„Vorläufer“ - Band ASKE eine EP veröffentlicht und
nach Anfrage, ob Interesse am ersten ODAL Album
bestehe, war alles schnell geklärt. Seither veröffent-

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ODAL - Thüringen über alles
lichen wir unsere Sachen dort.<<
Hinter der Musik stehen natürlich die
Texte und Inhalte der Gruppe. Im Booklet der neu-
en CD sind auf sehr kreative Weise einige Naturka-
tastrophen dargestellt, je mit einem Vers versehen.
>>Die Texte behandeln viele Faktoren; Hass, Melan-
cholie, Erfahrungen aus dem Leben, persönliche
Empfindungen, Sagen und Geschichten<<, sagt mir
Taaken. Die Mitglieder sind neben ODAL auch in
zahlreichen weiteren Projekten involviert. Als Bei-
spiel wären hier nur PESTIS, WOLFSSCHREI, ERHA-
BENHEIT, BARASTIR und SEELENGREIF zu nennen.
Den unverwechselbaren Stil kann man in all diesen
Bands stets wiedererkennen… Wie schaffst du es
nun, all diesen Projekten die gleiche Aufmerksam-

Das letzte Album


entstand in einem
Zeitraum von drei
Jahren. Hier wird
also nichts übers
Knie gebrochen,
ODAL sind wohl eines der besten Beispiele für die überaus
sondern alles oft
durchdacht und für
gute Qualität der Thüringer Musik im Black Metal-Genre, so-
mein Gefühl gut aus- wie dem internationalen Erfolg solcher Tonkunst. Wohl kaum
gearbeitet eine Band aus dieser Region brachte es zu solch qualitativ
hochwertiger und anerkannter Präsenz im Untergrundbe-
keit zu schenken? Taaken erklärt: >>Nunja, unser
Bassist spielt bei PESTIS am Bass, aber das hat sicher- reich, wie die drei Musiker von ODAL. Ihr unverwechselbarer
lich keinen engen Zusammenhang zu ODAL. Seine ei-
gene Band ist ja WOLFHETAN, wofür er sicherlich die
Stil machte bisher jedes Klangwerk zu etwas Besonderem
meisten seiner Gedanken, seine größte Energie und und nun ist es endlich wieder so weit! Anlässlich ihrer neu-
Zeit aufbringt. Bei ERHABENHEIT unterstütze ich Aer
lediglich am Schlagzeug, was mir keine große krea- en Veröffentlichung „Zornes Heimat“ bat ich Taaken, Front-
tive Energie abverlangt, da er sich um alle Belange
kümmert. SEELENGREIF ist Grroll’s Projekt, bei dem mann der Band, um ein Gespräch….
er durch mich und einige Andere Unterstützung be-
kommt. Dennoch schenkt auch er ODAL seine meiste sind ODAL und WOLFSSCHREI am wichtigsten, wobei heraus.<< Weiterhin führt er aus: >>Nun, ich bin
Aufmerksamkeit. Die anderen Projekte entstehen na- ich sicherlich die meiste Energie für ODAL aufbringe. nun mein halbes Leben aktiv dabei und in solch
türlich auch nicht alle gleichzeitig sondern nach und << einer langen Zeit entwickelt und ändert man sich
nach, Schritt für Schritt. Solange an einem gearbeitet Zukünftig stehen auch für die Ne- selbst, ebenso wie die Szene. Ich habe heute auch
benprojekte neue Aktivitäten an: >>Im Moment einen ganz anderen Betrachtungswinkel als damals,
Ich habe heute auch arbeiten wir mit Grroll an dem ersten Album für aber auch gefestigte Ansichten. Man kann zusam-
einen ganz anderen SEELENGREIF und ich schreibe an einigen Stücken
für WOLFSSCHREI. Allerdings nichts Konkretes.<<
menfassend sicher sagen, dass die Szene sich zum
großen Teil schlecht entwickelt hat, in vielerlei Hin-
Betrachtungswinkel ODAL entstammen ja dem schönen Thüringen. sicht.<<
Auch hier hat sich eine große Szene etabliert, Wie wird es künftig mit ODAL weiterge-
als damals, die aber zunehmend zu verkommen scheint. hen? Stehen neue Veröffentlichungen an? >>Ich
aber auch gefestig- Immer mehr Bands, immer mehr Veröffentli- arbeite an neuem Material,aber ich kann noch nicht
chungen und immer mehr und mehr Konzerte sagen, was künftig zu erwarten sein wird. Es dürfte
te Ansichten. Man machen die einst so kleine, überschauliche Ge- ja bekannt sein, dass zwischen den ODAL Alben im-
kann zusammenfas- meinschaft zu einem Massenpublikum. Dies sieht
man nur zu oft auf Live-Veranstaltungen und di-
mer einige Zeit vergeht und so wird es auch dieses
Mal sein. Es ist also noch zu früh um etwas dazu zu
send sicher sagen, versen anderen Festivitäten. Besucht ihr selber sagen.<< Man darf also gespannt sein! Ich bedan-
Konzerte? >>Wir besuchen Konzerte nicht mehr ke mich an dieser Stelle für das Interview und die
dass die so oft wie früher. Es gibt einfach zu viele und die Bereitschaft, mir diese Fragen beantwortet zu ha-
Szene sich zum meisten mit schlechten Bands. Da pickt man sich ben!
eher die Wichtigen, die man wirklich sehen will, (N/A)
großen Teil schlecht ODAL
entwickelt hat “Zornes Heimat”
Christhunt
Dies ist mal wieder ein Album, auf das ich sehr gespannt war und froh, es endlich anzuhören! ODAL veröffentlichte bisher neben
einigen Demos und Splits, 2001 „Traitor“, 2002 „Fimbul Winter“, 2002 „Sturmes Brut“, 2003 „Einst Verehrt Von Allen“ und 2005 „…
wird, pausiert eben das andere. Nur an ODAL arbei- wilde Kraft“, sowie dieses neue Werk. Der unverkennbare Stil der drei Musiker aus Südthüringen ist überall wieder zu erkennen
und macht die Musik einmalig. Auf jeder Scheibe veränderte sich bisher dieser Stil ein bisschen, so dass man stets zwar ein neues
te ich ohne Pause und schreibe fortlaufend an den Album, aber nie eine essenziell veränderte Musik zu hören bekam. „Zornes Heimat“ nun klingt meiner Meinung nach sehr kalt
und hell. Man erkennt sofort die Veränderung zum Vorgänger „…wilde Kraft“. Das kleine Heft, welches der CD beilag, ist sehr
Stücken, dies dauert allerdings auch seine Zeit. Das ansehnlich und kompatibel gestaltet. In Auszügen wurden die Texte mit verschiedenen Bildern von natürlichen Kräften versehen,
letzte Album entstand in einem Zeitraum von drei die nach ihrem Erscheinen eine zornige und menschenfeindliche Landschaft zurücklassen, die „Zornes Heimat“. Das Album glie-
dert sich in sieben individuelle Stücke, die alle sehr schnell und kalt gespielt wurden. Dieses Mal finde ich leider keine so rechte
Jahren. Hier wird also nichts übers Knie gebrochen, Verbindung, wie zu den Alben davor. Die Musik, sowie Texte wurde von Taaken in den Jahren 2005-2008 angefertigt. Das Stück
sondern alles oft durchdacht und für mein Gefühl gut „Grau mit finstrer Gestalt“ gefällt mir noch am besten. Die spielerische Leistung, sowie Talent werden hier mal wieder sehr deutlich und so ist „Zornes Heimat“ trotz allem
ein ranghohes Werk im Black Metal-Genre. Wer ODAL schon lange Zeit gerne hört, sollte auch auf dieses Werk nicht verzichten! Wer allerdings noch nie davon gehört
ausgearbeitet.<< Fest steht jedoch, dass ODAL für hat, dem ist zu empfehlen, sich eher eines der vorherigen Alben zu zulegen. Ein Gespräch mit der interessanten Persönlichkeit hinter dieser Band, sowie vielen weiteren
großartigen Projekten, kann man in dieser Ausgabe lesen. (N/A)
ihn immer das Hauptprojekt sein wird. >>Für mich

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V i c i o u s V o i c e s

Der Maulheld und sein Erklärbär


Vor kurzem bin ich auf einen - an und für sich - den. In der Kriminalstatistik dürften Straftaten, schen in „rechts“ = böse und „links“ = gut einteilt.
amüsanten Artikel im Weltnetz aufmerksam ge- die von Anhängern des Black- und Pagan Metal Einem Dogmatiker kann man nicht mit Vernunft
macht worden. In Berlin gibt es einen dieser zahl- verübt werden, noch nicht einmal eine marginale beikommen. Ganz im Gegenteil; lässt man sich auf
reichen Vereine, welche den „Kampf gegen den Rolle spielen. Denn im direkten Vergleich zu ande- eine Diskussion mit ihm ein, dann wird man von
Nazismus“ auch im Jahr 2008 noch lange nicht ge- ren Jugendkulturen - ich denke bspw. an jene des ihm zwangsläufig instrumentalisiert.
wonnen haben. Dieser Verein polemisierte gegen „Gangsta Rap“ - kann die B.M.-Szene als geradezu Bei näherer Betrachtung wird nämlich
ein Pagan Metal-Konzert mit u.a. den finnischen pazifistisch angesehen werden. Kriegsherr ist man deutlich, dass dieser Berliner Verein sich in einer
MOONSORROW, das im April 2008 in einem Berli- nur in der „World of Warcraft“; in der Realität be- Konkurrenzsituation mit ähnlichen Gruppen be-
ner Club stattfand. Man schrieb zum Beispiel: „Mal kommt man bereits Angstzustände, wird man von findet, die alle am Tropf der staatlichen Förder-
mehr, mal weniger deutlich verbreiten sie in ihren einem Polizisten nach dem Personalausweis ge- mittel hängen. Das Budget für den „Kampf gegen
Texten Hass auf „Fremde“, auf Migrantinnen (wobei fragt. Diese Realität offenbart sich auch in den Re- Rechts“ ist nicht unbegrenzt; jedes Jahr wird erneut
eigentlich Frauen explizit - nämlich durch Weglas- aktionen auf o.g. Hetzartikel. Kein Wikinger ist im darüber entschieden, wer mit finanziellen Zuwen-
sen - in der Brutalo-Männerwelt dieser „Lyrics“ keine Büro dieses Vereins aufgetaucht, um wenigstens dungen, die vom Steuerzahler subventioniert sind,
Rolle spielen) und Migranten, die „ihr Land“ besetzt den Computer, auf dem besagte Hetze verfasst bedacht werden soll. Da ist es für so einen Verein
und ihre Stammesbrüder mit dem Judaochristentum worden ist, mit einer Streitaxt in Stücke zu zerhac- natürlich existenziell wichtig, kann man sich in
überfremdet hätten, die jetzt endlich verschwinden ken. Auch die wildesten, virtuellen Drohgebärden diesem „Kampf gegen Rechts“ einerseits öffent-
sollen, sonst würden sie im gerechten Blutrausch der erschöpften sich schließlich in der Ankündigung, lichkeitswirksam profilieren als auch andererseits
nordischen Götter und ihrer Krieger untergehen. Die gegen den Verfasser eine Strafanzeige wegen üb- den Konkurrenten nachsagen, sie würden sich
Bands verstehen sich als die Vertreter dieser Götter ler Nachrede erstatten zu wollen. Doch ich kann nicht ebenso „tatkräftig“ gegen „Nazis“ engagie-
und als ihre Krieger. Ihr Hassgesang ist ihnen Got- wohl getrost davon ausgehen, dass am Ende selbst ren. Genau das ist im vorliegenden Fall geschehen!
tesdienst an Wotan, Thor und Tyr, gerichtet gegen die Courage dazu gefehlt hat. Besagter Verein begab sich auf die Suche nach ei-
Jahve und Christus.“ Anstatt den entsprechenden Im Gefolge des Maulhelden kommt nem „braunen Sumpf“, der bisher noch nicht von
Beitrag auf der Netzseite des Vereins einfach zu auch der Erklärbär zum Vorschein, welcher die - anderen „antifaschistischen“ Gruppierungen für
ignorieren, weil er ja eigentlich ohnehin von kaum oftmals irrwitzig - falschen Behauptungen der Ver- sich vereinnahmt worden ist; man wurde in der
jemanden gelesen oder gar ernst genommen leumder korrigieren, und diese zugleich belehren, Pagan Metal-Szene „fündig“ und provozierte dort
wird, meldeten sich viele Pagan Metaller eilfertig möchte. Als Apologet versteht man sich; und man genau jene Reaktionen, welche als „Beweise“ für
zu Wort und schrieben diesen Verein an. Diese Re- ist offenkundig überzeugt, dass man die Vorwür- den eigenen Standpunkt herhalten sollen; und
pliken beinhalten entweder Drohungen und Ver- fe, welche gegen den Black- und Pagan Metal im weil ein anderer Berlin Verein „gegen Rechts“ den
wünschungen oder den Versuch einer Erklärung allgemeinen bzw. gegen - willkürlich selektierte Pagan Metal zwar kritisch aber etwas differenzier-
und Rechtfertigung. Daran kann man sehr gut die - Bands im speziellen gerichtet sind, entkräften, ter betrachtet, konnte man diesem Konkurrenten
Schizophrenie, an der die deutsche Pagan Metal- und die „genuinen Absichten“ besagter Bands ver- vorwerfen, er sei auf dem rechten Auge blind.
Szene leidet, erkennen. nünftig erklären könnte. Auf die plumpe Polemik Ich weiss nun nicht zu sagen, wer sich
Wohl kaum eine andere Jugendkultur in o.g. Hetzartikel antworteten die Apologeten z.B. an Lächerlichkeit überbietet - dieser Verein mit
zeigt sich so militant wie die Black- und Pagan mit langen Abhandlungen über die Entstehungs- seinen „braunen“ Fantastereien oder die Anhänger
Metal-Szene. „Krieger“ will man sein; man rüstet geschichte der Runen und anderer nordischer der Black- und Pagan Metal-Szene, diese Maul-
für die „Schlacht“ und streitet für den „Sieg“. Mit Symbolik, damit deutlich wird, dass Bands, wel- helden und Erklärbären, mit ihrer Reaktion dar-
dem „Feind“ hat man keine Gnade; ganz selbst- che sich dieser Zeichensprache bedienen, eben auf. Auf alle Fälle vermisse ich die Souveräntität
verständlich spricht man über „Sterben“ und nicht automatisch auch den Nationalsozialismus in der Szene, dass man völlig unbeeindruckt von
„Töten“ gleichermaßen. Da darf es nicht verwun- befürworten. Eine Binsenweisheit, die eigentlich allen Anfeindungen sein eigenes Ding durchzieht.
dern, wenn selbst ernannte „Experten“ in Erschei- keiner Erläuterung bedarf. Dass der Verfasser des Man schweigt nicht, wenn es angebracht ist; und
nung treten und sich vermeintlich „qualifiziert“ besagten Hetzartikels dieses Allgemeinwissen be- man handelt nicht, wenn es erforderlich ist. Statt-
zur „Gewalt(bereitschaft) im Black Metal“ äußern wusst ausblendet, kennzeichnet ihn als böswilli- dessen reagiert man mit einem Pawlow-schen
wollen. Allerdings bleibt sowohl die eine als auch gen Ignoranten. Wie naiv ist denn so ein Erklärbär, Reflex auf jede noch so sinnlose „Kritik“ an der
die andere Seite den schlüssigen Beweis für die- glaubt er allen Ernstes daran, dass es vielleicht nur Musik und an der Szene; erst dadurch wird diese
se - propagierte - Kampf- und Gewaltbereitschaft an fehlenden Wissen oder an mangelhafter Re- „Kritik“aufgewertet und erfährt eine Beachtung
schlußendlich schuldig. Zitiert werden lediglich cherche auf Seiten des Verfassers liegt, wenn ein und Bedeutung, die ihr vom eigentlichen Sinn-
Einzelfälle von Tötungs- und anderen Delikten, de- derartiger Hetzartikel im Weltnetz veröffentlicht und Wahrheitsgehalt her keinesfalls zukommen.
ren Zusammenhang mit Black Metal sowieso frag- wird? Mit seinem - sicherlich gut gemeinten - Er- Aber es zeigt sich eben der schizophrene Spagat
lich ist und die zudem schon bis zu fünfzehn Jahre klärungseifer wird der Apologet zum unfreiwilli- zwischen Schein und Sein; man will zwar ein krie-
zurückliegen. Würde man die Gewalt, welche von gen Kronzeugen für die haarsträubenden Behaup- gerischer Heide sein, der sich keinem fremden
der Black- und Pagan Metal-Szene tatsächlich tungen, welche von der Gegenseite aufgestellt Willen beugt, aber wenn dann bspw. die „Faschis-
ausgeht, einmal empirisch untersuchen, dann werden. Denn es geht ja im Grunde genommen muskeule“ auf einen einschlägt, dann kläfft und
dürfte sich schnell herausstellen was Szene-Vete- um die angeblich „fehlende“ Distanzierung von winselt man dennoch wie ein geprügelter Hund.
ranen aus eigener, langjähriger Erfahrung wissen: „rechten“ Gedankengut. Wer sich nicht eindeutig Vielleicht gab es im Black Metal von An-
Es handelt sich hierbei hauptsächlich um langhaa- zum „Antifaschismus“ bekennt ist ein Apologet fang an eine Lücke zwischen Anspruch und Wirk-
rige Maulhelden, welche vom Krieg schwärmen und - heimlicher - Sympathisant des „Nazismus“. So lichkeit. Aber eines steht m.E. zweifelsfrei fest: Nie
aber sich dann lieber doch zum Zivildienst mel- schlicht ist die Formel, mit der o.g. Verein die Men- war diese Lücke größer als heutzutage.
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