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Die öffentliche

Verschwendung
2008
36. Schwarzbuch des
Bundes der Steuerzahler
Die öffentliche Verschwendung
2008
Impressum

Herausgegeben vom
Bund der Steuerzahler Deutschland e. V.
Französische Str. 9-12
10117 Berlin

www.steuerzahler.de

Design: Joachim Holz


www.diegestalten.com

Gesamtherstellung:
Bonner Universitäts-Buchdruckerei, Bonn

Stand: September 2008

Fotos: Bernitz (2), Cordes, Frömel, Günther,


Hameln Marketing und Tourismus GmbH,
Knobloch, Landkreis Lüneburg, Landmann,
Mahrle, Meierjohann (2), Möller (2), Pferdekem-
per, Ritch (7), Sassen, Schweitzer (2), Sylter
Rundschau, Walter, Wissenschafts- und Kon-
gresszentrum Darmstadt GmbH & Co. KG,
Wüst (2), Zentgraf, Zwierz

Das Manuskript basiert auf einer


von den Landesverbänden des
Bundes der Steuerzahler erstellten
Materialsammlung. Es wurde in der
Bundesgeschäftsstelle von Julia Berg bearbeitet.
Geleitwort

Geleitwort
Liebe Leserin, lieber Leser,
dies ist die 36. Ausgabe des Schwarz- etwas verzichten, was doch sowieso -
buches „Die öffentliche Verschwen- zumindest in großen Teilen - ein anderer
dung“ des Bundes der Steuerzahler mit bezahlt?“ Die dann oft höheren Folge-
119 Beispielfällen. Auch in diesem Jahr kosten bleiben unberücksichtig.
haben wir Vorgänge aus unterschied- Ob aber nun eine Kommune, das Land,
lichen Themenbereichen und allen staat- der Bund oder gar die EU ein Projekt
lichen Ebenen ausgewählt, in denen mitfinanziert – das Geld stammt immer
sorglos mit dem Geld der Steuerzahler aus der Tasche der Steuerzahler. Diese
umgegangen wurde. haben einen Anspruch darauf, dass das
Auffällig viele Beispiele sind auf die so Steuergeld wirtschaftlich und verant-
genannten „Mischfinanzierungen“ zu- wortungsbewusst verwendet wird. Lei-
rückzuführen, bei denen also Planungs- der wird dieser Grundsatz viel zu häufig
hoheit und Finanzierungshoheit ausei- außer Acht gelassen.
nander fallen. Maßnahmen, die aus ver- Doch es gibt immer wieder auch Bei-
schiedenen Töpfen finanziert werden, spiele, bei denen die unwirtschaftliche
z.B. von der EU, dem Bund, den Ländern Verwendung von Steuergeldern verhin-
oder den Kommunen, bergen ein beson- dert werden konnte. Ein eigenes Kapitel
deres Risiko. Denn Mischfinanzierungen „Erfolge“ im Schwarzbuch belegt dies
scheinen erhebliche Fehlanreize zu set- eindrucksvoll. Diese Erfolge sind mög-
zen und führen zu sehr großzügigem lich, weil Mitglieder und Mitarbeiter des
Ausgabeverhalten. Es scheint, als sei in BdSt in den Landesverbänden und in der
solchen Fällen die Versuchung beson- Bundesgeschäftsstelle aufmerksam und
ders groß, Projekte anzugehen, die bei kritisch die Gegebenheiten prüfen, und
alleiniger Finanzierung überhaupt nicht sich schnell und effektiv in die Planung
oder nur in bescheidenerem Umfang öffentlicher Investitionen einmischen,
durchgeführt werden würden. Oft wer- sobald Verschwendung von Steuergeld
den Projekte größer oder aufwändiger befürchtet wird.
geplant und verwirklicht, entweder, um
den Richtlinien der fördernden Ebene zu
genügen, oder um die Zuschussmöglich-
keiten nicht ungenutzt zu lassen. Folg-
lich werden viele Projekte nur getätigt,
weil es eben eine Mitfinanzierung von Dr. Karl Heinz Däke
einer übergeordneten Ebene gibt. Ge-
rade auf Kommunal- und Landesebene Präsident des
scheint die Politik sich noch immer die Bundes der Steuerzahler Deutschland
Frage zu stellen: „Warum sollten wir auf

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Fehlplanungen

Fehlplanungen
Hier hätte mehr Sorgfalt gut getan
Berlin. Aufgrund von Planungsfehlern dem Rücktritt vom Kaufvertrag.
ist dem Land Berlin beim Verkauf eines Um den Schadensersatzforderungen
Grundstücks und den damit verbun- zu entgehen, bekam der Investor vier
denen Baugenehmigungen ein Schaden Jahre später 8,7 Mio. Euro zurücker-
von mindestens 20 Mio. Euro entstan- stattet sowie zusätzlich zwei weitere -
den. Im Jahr 2000 verkaufte das Land jeweils 1.852 und 1.434 Quadratmeter
Berlin ein etwa 2.100 Quadratmeter große - Grundstücke mit einem angeb-
großes Grundstück an der Spitze des lichen Wert von 750.000 Euro unentgelt-
sogenannten Spreedreiecks am Bahn- lich dazu. Das Land Berlin sagte dem
hof Friedrichstraße für 17,2 Mio. Euro Investor auch zu, dass er ein größeres
an einen Hamburger Investor. Leider Gebäude auf dem Grundstück bauen
stellte sich im Nachhinein heraus, dass dürfe. Statt der üblichen 22 Meter hohen
eine 200 Quadratmeter große Teilfläche Traufkante durfte nun ein Gebäude mit
nicht dem Land, sondern der Bahn ge- zehn Vollgeschossen und einer oberir-
hörte. dischen Geschossfläche von 17.500 Qua-
In den darauf folgenden Verhandlungen dratmetern errichtet werden. Nach dem
im Jahr 2001 verlangte die Bahn vom ursprünglichen Kaufvertrag hätte dem
Land Berlin für das besagte Teilstück ei- Investor lediglich eine Geschossfläche
nen Kaufpreis von 1,3 Mio. Euro sowie von 15.000 Quadratmetern zugestanden.
das Recht, das als Eingang zum unterir- Im Jahr 2006 stimmte schließlich das
dischen S-Bahnhof Friedrichstraße ge- Parlament dem neuen Bebauungsplan
nutzte Grundstück weiterhin jederzeit zu, der nun sogar eine Geschossfläche
erreichen zu können. von 20.500 Quadratmetern vorsieht. Der
Die Finanzverwaltung befand, dies dem Investor erhielt danach eine Baugeneh-
Investor nicht zumuten zu können und migung.
ließ die Verhandlungen im Dezember Bis hierhin kostete das den Steuerzahler
2002 schließlich scheitern, womit der zunächst über neun Mio. Euro.
zwischen Land und Investor geschlos- Auf die Klage des Eigentümers eines
sene Kaufvertrag nicht mehr erfüllt wer- gegenüber dem Spreedreieck liegenden
den konnte. Hotels, das durch den nun viel größer
Aufgrund der nun kleineren Baufläche geplanten Zehngeschosser zu verschat-
ließ sich aber die ursprüngliche Planung ten droht, erklärte das Berliner Ober-
einer Bebauung mit einer bereits vom verwaltungsgericht daraufhin den Be-
Land Berlin zugesagten Geschossfläche bauungsplan für unwirksam. Um einen
von 15.000 Quadratmetern nicht mehr drohenden Baustopp zu verhindern,
realisieren. Der Investor drohte darauf- zahlte das Land Berlin an den Eigen-
hin mit Schadensersatzforderungen und tümer des Hotels eine Entschädigung

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Fehlplanungen

von vier Mio. Euro, worauf dieser seine unter Beibehaltung der Unterbringung
Klage zurückzog. des dort ansässigen Amts für Familie
Wenn auch aus dem Grundstücksver- und Soziales die wirtschaftlichste Lö-
kauf zunächst 17,2 Mio. Euro eingenom- sung darstellt. Zunächst musste der
men worden sind, ist nach Abzug der Freistaat jedoch ein Gebäude an der
Kompensationsleistungen diese Fläche Gutzkowstraße für 10,88 Mio. Euro er-
in absoluter Spitzenlage zu einem Spott- werben. In Summe kostet die Sanierung
preis übertragen worden. Nach eigenen des Gesamtkomplexes ca. 23 Mio. Euro.
Angaben ist dem Land Berlin unter dem Hierbei werden ca. 10 Prozent des ange-
Strich ein Schaden von 13,5 Mio. Euro kauften Objekts abgerissen, d. h. 1.000
entstanden. qm Bürofläche vernichtet. Der Abriss
Dabei sind die 750.000 Euro, mit denen musste vorgenommen werden, da das
das Land Berlin die beiden an den In- Amt für Familie und Soziales durch die
vestor abgetretenen Grundstücke bezif- Kommunalisierung seit Mai 2007 nicht
fert, noch nicht einmal ein realistischer mehr im Komplex angesiedelt ist. Vom
Marktwert. Für ein vergleichbares Ministerium wird der Rückbau als Ein-
Grundstück in der Nähe des Spreedrei- sparung von 550.000 Euro verkauft, da
ecks mit einer Fläche von 2.300 Quadrat- für diesen Gebäudeteil keine Sanierungs-
metern wurden bereits fast 40 Mio. Euro kosten anfielen. Weiterhin ermögliche
gezahlt. der Abbruch eine städtebauliche Regu-
Der Bund der Steuerzahler rechnet mit lierung, da das Gebäude Gutzkowstraße
einem Schaden von mindestens 20 Mio. derzeit mit zwei Gebäudeachsen in den
Euro, der dem Land insgesamt entstan- Straßenraum hineinrage. Für die Steu-
den ist. erzahler ist die Wirtschaftlichkeit dieser
Maßnahme jedoch mehr als umstritten.
Dresden. Die Finanzämter Dresden I bis Die Annahmen des SIB sind nicht mehr
III sollen in zwei Finanzämter Dresden- zutreffend, da das Amt für Familie und
Nord und Dresden-Süd zusammenge- Soziales nicht wie ursprünglich geplant
fasst werden. Die Neustrukturierung im Komplex verblieben ist. Auch das Ar-
soll Einsparungen mit sich bringen. gument der Beseitigung städtebaulicher
Zunächst wird dieser Umzug jedoch Schäden ist zumindest eine teure Ange-
eine teure Angelegenheit. Tatsächlich legenheit - in einem von Plattenbauten
ergab eine Untersuchung des Säch- geprägten Umfeld.
sischen Immobilien- und Baumanage-
ments (SIB) aus dem Jahre 2003, dass Weilburg. Der Hessentag, ein neuntä-
die konzentrierte Unterbringung am giges Landesfest, das jedes Jahr in einer
Standort Rabenerstraße/Gutzkowstraße anderen Kommune in Hessen gefeiert

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Fehlplanungen

die zwei Gutachten aus den 90er Jahren,


die aufzeigten, dass lediglich bei grö-
ßeren Veranstaltungen das bestehende
Parkraumangebot genutzt wird und
man bei Bedarf an anderer Stelle mit-
telfristig wesentlich kostengünstiger zu-
sätzliche Parkplätze schaffen könnte als
mit einem neuen Parkhaus. Ursächlich
für die Empfehlung des Magistrats im
Weilburg: Viel Platz für wenig Autos April 2000, auf den Bau des Parkhauses
aus Kostengründen zu verzichten, war
wird, bietet eine ganz besonders inte- offensichtlich der zu geringe Zuschuss
ressante Komponente für den lokalen des Landes in Höhe von knapp 1,2 Mio.
Gastgeber. Vor diesem Fest werden in Euro. Doch die Aussicht auf erhöhte
den jeweiligen Kommunen immer viele Mittelzuweisungen aus Wiesbaden be-
Maßnahmen, insbesondere zur Ver- wegten die Stadtverordneten dann doch
besserung der Infrastruktur durchge- dazu, im August 2000 dem Projekt zuzu-
führt, weil dazu reichlich Fördergelder stimmen. Die Tatsache, dass die Baukos-
aus Wiesbaden fließen. Da zieht man ten für die knapp 200 Einstellplätze in
gerne auch mal ein altes Projekt aus der dem noch nicht abgerechneten Projekt
Schublade, auch wenn es inzwischen inklusive Grunderwerb derzeit bei 4,5
nicht mehr sinnvoll ist. Ein Beispiel da- Mio. Euro (davon Land Hessen 3,2 Mio.
für ist der Neubau des Parkhauses am Euro) liegen, fast 1,37 Mio. Euro mehr
Landtor in der Stadt Weilburg. Es war als geplant, ist schlimm genug. Der ei-
recht einfallsreich, was sich die Vertreter gentliche Skandal ist aber, dass das neue
der Stadt ausgedacht hatten. Weil das Parkhaus gar nicht nötig wäre. Auf die
Land für das Fest sicher Parkplätze sub- Frage, wie hoch der Auslastungsgrad
ventionieren würde, erinnerte man sich des Parkhauses ist, antwortet Bürger-
an eine Studie aus dem Jahr 1983, die meister Hans-Peter Schick nur sehr
für Weilburg ein Defizit von 314 Park- ausweichend und bezeichnet diesen als
plätzen belegt. Zwar wurde aus Kos- höchst bescheiden. Fakt ist, dass die
tengründen zunächst auf den Bau eines Stadt wegen ausbleibenden Nutzern re-
neuen Parkhauses verzichtet. Grund gelmäßig eine Parkebene schließt oder
war aber nicht die Tatsache, dass zwi- mit der Aktion „kostenloses Parken in
schenzeitlich ein bestehendes Parkhaus den Sommerferien“ krampfhaft Park-
erweitert und zusätzliche Parkplätze in platznutzer anlocken will. Im Jahr 2007
der Innenstadt geschaffen wurden, oder standen Einnahmen in Höhe von 3.081

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Fehlplanungen

Euro (was weniger als vier Ganztags- ministerium für Wirtschaft und Arbeit in
parkern pro Werktag entspricht) Kosten Dresden zur Verfügung gestellt. Ein Teil
in Höhe von 59.740 Euro gegenüber. Die des Budgets wurde für die „Fassadenver-
zwei wichtigsten Kostenkomponenten kleidung Nicolaistraße“ eingesetzt. Die
sind die Personalkosten mit rund 30.000 Fassaden der Gebäude Nicolaistraße 20
Euro sowie die Betriebskosten in Höhe und Altmarkt 2 wurden verhüllt, an der
von rund 20.000 Euro. Berücksichtigt Ecke Nicolaistraße 41 hängt ein Banner.
man auch die Abschreibung, liegen die Die Kosten dieser Fassadenverhüllung
jährlichen Gesamtkosten für die Stadt betragen 12.500 Euro, hinzu kommen
bei rund 280.000 Euro. Dazu kommen die Preisgelder für den Gestaltungswett-
noch die Zinslasten, die allerdings allein bewerb von 1.600 Euro. Der Freistaat
das Land trägt. Aber auch ohne Zins- bezuschusste 11.300 Euro für diese „zeit-
lasten ist die Bilanz noch schlechter als weilige Fassadenverschönerung“. Wir
beim Parkdeck „Rathaus“, wo im Jahr meinen, mit diesen Geldern hätte man
2007 den Gesamtkosten von 271.355 besser beginnen sollen, die baufälligen
Euro inklusive Abschreibung (115.000 Fassaden mit einem neuen Anstrich
Euro) und Zinsen (82.400 Euro) Einnah- oder Putz zu versehen. Ein Großteil der
men in Höhe von 72.500 Euro gegen- Auerbacher Bürger und Steuerzahler
überstanden. Der Einwand der Stadt, sieht bei solch einer öffentlichen Mittel-
dass das Parkhaus notwendig gewesen verwendung schlichtweg ROT.
sei, weil das Parkdeck „Rathaus“ ent-
weder abgerissen werden könnte oder Hildesheim. Auf Teichschlamm aus dem
zwei von vier Ebenen saniert werden Ehrlicherpark ist die Stadt Hildesheim
müssten, wirkt ziemlich hilflos. Denn im wahrsten Sinne des Wortes ausge-
weder in der Planungsphase noch bei rutscht. Sie stufte den Teichaushub im
Baubeginn war davon die Rede. letzten Jahr als Boden ein, ließ Bagger
anrücken und verbrachte bereits einige
Auerbach/Vogtland. Die Interessenge- hundert Kubikmeter genehmigungsfrei
meinschaft (IG) im BID-Gebiet „Untere auf Flächen im „Bullenwinkel“, einer
Nicolaistraße“ hat sich zum Ziel gesetzt, brachliegenden Fläche in der Inner-
die Geschäftsstraßen von Auerbach zu steaue nördlich des Schützenplatzes.
beleben. Sieben Geschäftsleute und drei Unerwartet griffen dann jedoch die
Grundstückseigentümer, die Träger der Umweltbehörden des Landes ein und
IG sind, verfügen für den Zeitraum No- erklärten den Schlamm wegen der da-
vember 2006 bis Oktober 2008 über ein rin enthaltenen Schadstoffe als Abfall,
Budget von 90.000 Euro, davon wurden der auf einer Deponie zu entsorgen ist.
ca. 68.000 Euro vom sächsischen Staats- 870 Kubikmeter Teichaushub mussten

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Fehlplanungen

so aus den Innersteauen wieder entfernt entschloss sich die zuständige Fachab-
und auf eine Deponie verbracht werden, teilung des Trierer Baudezernats, dieses
was 12.000 Euro für die Aufnahme und Problem auf dem schnellen Dienstweg
den Transport und weitere 36.000 Euro zu lösen. Die vorhandenen Poller wur-
an Deponiekosten verursachte. Die nicht den demontiert und Radbügel aufge-
eingeplanten Deponiekosten für die wei- stellt. Leider war die Ortsvorsteherin
teren ca. 4000 Kubikmeter Teichschlamm von Olewig gar nicht einverstanden mit
machten daraufhin die städtischen Fi- der Maßnahme. Sie beharrte auf der
nanzplanungen für das Projekt im Ehr- Ausbauplanung aus dem Jahr 1998, die
licherpark völlig zunichte. Deshalb ließ keine solchen Bügel vorsieht. So muss-
die Stadt die Bagger schon kurz nach ten die neuen Radbügel demontiert und
dem Start wieder abziehen. Jetzt aber die alten Poller wieder montiert wer-
fielen zusätzliche Kosten für die Wie- den. Ein klassischer Fall von mangeln-
derherrichtung des Parks in Höhe von der Kommunikation. 2.000 Euro wurden
17.000 Euro an. Und schließlich machte ausgegeben - und die Radfahrer ketten
das beauftragte Bauunternehmen, das ihre Räder weiter an Bäume.
die Teiche vom Schlamm befreien sollte,
für die Einstellung der Arbeiten 35.000 Lübeck. Das Lübecker Grundwasser
Euro als Ausgleichszahlung u. a. für ent- versalzt langsam. Um die Wasserver-
gangenen Gewinn geltend. Alles in allem sorgung dennoch langfristig sicherzu-
löste die Schlamm-Panne so vermeidbare stellen und das größte Wasserwerk zu
Ausgaben im Umfang von 100.000 Euro entlasten, planten die Stadtwerke noch
aus. Die Entschlammung der Teiche im 2005 den Bau eines neuen Wasserwerks
Ehrlicherpark soll im Übrigen 2009 oder im Nachbarkreis Segeberg. Zu diesem
2010 fortgesetzt werden, wenn die vor- Zweck übernahmen sie im Rahmen
gesehenen Flächen in der Innersteaue eines Erbpachtvertrags das bereits be-
die Genehmigung zur Aufnahme auch stehende kommunale Wasserwerk Ge-
von belasteten Teichschlämmen erhalten schendorf/Westerrade. Dafür wird ein
haben. Die Hildesheimer Stadtverwal- jährlicher Erbbauzins von gut 6.800
tung hätte von Anfang an diese Reihen- Euro sowie ein Anlagenpachtzins von
folge einhalten sollen. anfänglich 27.000 Euro im Jahr fällig.
Die Förderkapazität sollte erhöht wer-
Trier. Durch den Stadtteil Olewig führt den. So wurde ein dritter Brunnen mit
ein überregionaler Radweg, der von Gebäude, Schaltanlagen, Rohwasserlei-
Sportlern und Familien gern genutzt tung und sonstiger Ausrüstung für rund
wird. Leider fehlten bislang Abstell- 600.000 Euro gebaut.
möglichkeiten für die Drahtesel. Also Doch schon ein Jahr später waren die

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Fehlplanungen

Planungen hinfällig. Die Stadtwerke Lü- durch verborgene Lautsprecher ausge-


beck haben nämlich 2006 einen Wasser- glichen werden muss und die schlechten
liefervertrag mit den Hamburger Was- Sichtverhältnisse der Grund dafür sind,
serwerken beschlossen, die ab Anfang dass einige Sitzplätze von den Berlinern
2009 Trinkwasser aus ihrem Werk Groß- bezeichnenderweise als „Hörplätze“ be-
hansdorf nach Lübeck liefern werden. zeichnet werden. Das Land Berlin hat
Die Investitionen und Folgekosten für daher einen Architekturwettbewerb
das neue eigene Wasserwerk sind über- ausgeschrieben. Die Vorgaben bestan-
flüssig. Die Kosten tragen die Trinkwas- den darin, das Raumvolumen zur Ver-
serkunden der Hansestadt Lübeck. besserung der Akustik zu erhöhen und
die Sichtverhältnisse zu verbessern.
Nünchritz. In der Gemeinde Nünchritz Im Mai 2008 präsentierte die Berliner
(ca. 6.400 Einwohner) wurde im Rah- Opernstiftung den Gewinnerentwurf
men eines Schulhausneubaus ein Mehl- des Architekten Klaus Roth und lobte
schwalbenturm als Ausgleichsmaß- sein Konzept als einen „mutigen Ent-
nahme für wegfallende Nester errichtet. wurf, einen Saal des 21. Jahrhunderts zu
Für rund 13.000 Euro – so viel kostet etwa schaffen“. Die endgültige Entscheidung
ein Kleinwagen – musste die Gemeinde traf der Berliner Senat in Abstimmung
nach einer Auflage des Umweltfachamts mit dem Bund und dem Ergebnis, dass
einen Nistturm für Mehlschwalben er- die Staatsoper nur denkmalgerecht sa-
richten. Doch leider nehmen die Schwal- niert werden soll. Leider erfüllte keiner
ben den Turm bislang nicht an. Und da- der prämierten Entwürfe diese Anforde-
mit ist im ländlichen Raum auch nicht rung. Das Land Berlin verzichtete des-
zu rechnen. Ein klassischer Fall von halb auf eine Vergabe, zahlt stattdessen
Verschwendung, bei dem die Gemeinde für die drei besten Entwürfe zusammen
selbst keine Schuld trifft. Sie musste sich über 47.000 Euro Preisgeld und hofft,
den Auflagen des Umweltamts beugen, keine Entschädigungen leisten zu müs-
um die Fördergelder für das Schulzen- sen.
trum zu bekommen. Dies sieht auch der Die Anforderung, eine denkmalgerechte
Bürgermeister Gerd Barthold (CDU) so: Sanierung durchzuführen, hätte sicher-
Ohne Turm hätte es keinen Schulneubau lich bereits bei der Auswahl der Ergeb-
gegeben. nisse des Wettbewerbs berücksichtigt
werden können. Das Preisgeld hätte sich
Berlin. Die Berliner Staatsoper Unter das Land Berlin somit sparen können -
den Linden muss dringend saniert wer- 47.000 Euro sind viel Geld für Entwürfe,
den. Der aktuelle Zustand wird kriti- die nun für alle Zeiten in den Schubladen
siert, weil die mangelhafte Raumakustik verschwinden werden. Berlins Regie-

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Fehlplanungen

render Bürgermeister räumte ein, dass heute schuldig.


die Vorgaben der Ausschreibung „zu Die Hamburgische Bürgerschaft be-
ambitioniert“ gewesen seien. Das Land schäftigte sich trotzdem erneut mit dem
Berlin wird die Sanierung jetzt wieder DWS und beschloss schließlich, den
neu ausschreiben. eigenen Sicherheitsbehörden das Ver-
trauen zu entziehen und stattdessen den
Hamburg. Hamburgs neues Wahlrecht abstrakten Bedenken des Chaos Compu-
gilt bundesweit als einmalig kompli- ter Clubs zu folgen: Das System wurde
ziert. Um die Auszählung der Stimmen eingestampft.
am Wahltag zu erleichtern, wurde für Insgesamt wurden durch diese Ent-
die letzte Bürgerschaftswahl im Februar scheidung Steuergelder in Höhe von
2008 ein Digitales Wahlstift System mindestens 4,5 Mio. Euro verschwen-
(DWS) entwickelt. Umfangreiche Prü- det. Das Geld floss unter anderem in die
fungen der Physikalisch-Technischen Entwicklung der Hard- und Software
Bundesanstalt, des Bundesamts für Si- des Systems sowie in zahlreiche Infor-
cherheit in der Informationstechnik, des mationskampagnen und Vorführungs-
Landeszentrums für Datenschutz Schles- aktionen in sogenannten „Schnupper-
wig-Holstein und des Computer Labo- wahllokalen“.
ratory der Universität von Cambridge
ergaben weder Sicherheits- noch Da- Naunhof. Seit Jahren kämpfen die Bür-
tenschutzprobleme. Einem Einsatz der ger von Naunhof für eine Ortsumge-
digitalen Wahlstifte, die das Kreuz des hungsstraße. Nun sorgt das Regierungs-
Wählers digital erfassen und die Aus- präsidium Leipzig mit einem Planfest-
zählung der rund 10 Mio. Wahlstimmen stellungsbeschluss für Kopfschütteln.
somit erheblich beschleunigen, stand Anstatt einer Ortsumgehungsstraße soll
nichts im Wege. die bisherige Straße neu quer über den
Aber da wurde die Rechnung ohne die liebevoll für rd. 700.000 Euro sanierten
Abgeordneten der damals noch grünen Markplatz der 8500-Einwohnerstadt ge-
Opposition gemacht. Die organisierten führt werden. Die Stadträte von Naun-
zusammen mit dem Chaos Computer hof verweigerten dem Vorhaben bislang
Club (CCC) eine Reihe von Veranstal- das gemeindliche Einvernehmen und
tungen, auf denen sie schwere Sicher- reichten Klage gegen den Planfeststel-
heitsbedenken gegen das zertifizierte lungsbeschluss ein. Nicht nur, dass die
System anmeldeten. Konkrete Beweise vom Regierungspräsidium Leipzig fa-
oder gar eine Demonstration, wie das vorisierte Lösung keine Entlastung von
Digitale Wahlstift System geknackt wer- Fahrzeugen für die Innenstadt bringt,
den könnte, blieb der CCC jedoch bis vernichtet diese auch das zuvor von der

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Fehlplanungen

Stadt realisierte Marktplatzkonzept. Die zeitlich gewerblich untervermietet. Eine


Fördermittelstelle Sächsische Aufbau- Nutzung durch andere Landesbehörden
bank teilte schon mit, dass für den Fall kommt mangels Bedarf nicht in Be-
der Zerstörung des Marktplatzes antei- tracht. Bis Ende der Mietlaufzeit droht
lig die Fördermittel von der Stadt zu- so eine Haushaltsbelastung für das Land
rückgefordert werden. von über 600.000 Euro. Die eingeholten
Stellungnahmen offenbaren, dass beide
Land Niedersachsen. Rund 80.000 Euro öffentlichen Vertragspartner bislang
im Jahr zahlt das niedersächsische Fi- nicht das nötige Engagement und den
nanzministerium seit September 2005 unbedingten Willen aufbrachten, um
für eine weitgehend leerstehende Im- zum Vorteil der Steuerzahler zu han-
mobilie in Obernkirchen (Landkreis deln. Die finanziell angeschlagene Stadt
Schaumburg). Die sogenannte „Borne- Obernkirchen beharrt auf ihrer Rechts-
mann-Immobilie“ war im Dezember position. Sie macht geltend, dass die
1992 von der Stadt Obernkirchen ange- lange Mietlaufzeit auf ausdrücklichen
mietet worden, um dort das Polizeikom- Wunsch des Landes erfolgt sei. In der
missariat Obernkirchen und ein mobiles Tat muss sich das Finanzministerium
Einsatzkommando unterzubringen. Im in Hannover vorhalten lassen, einen
Dezember 1998 wurde der Mietvertrag Kontrakt mit 15-jähriger Laufzeit ohne
um weitere 15 Jahre bis zum 31.12.2013 Ausstiegsoption abgeschlossen zu ha-
verlängert. Im September 2005 jedoch ben. Beide Vertragspartner bemühen
wechselten die Obernkirchener Poli- sich seit dem Jahr 2005 um eine Lösung,
zeieinheiten nach Hildesheim. Seitdem bislang ergebnislos. Die Steuerzahler är-
steht der Gebäudekomplex überwiegend gern sich derweil über ein weitgehend
leer. Nur ein geringer Teil ist zwischen- ungenutztes öffentliches Gebäude.

Erfurt. In der Landeshauptstadt wurde


im Oktober 2001 ein Erweiterungs-
bau des Technologie- und Medienzen-
trums (TMZ) Erfurt eröffnet. Der Bau
kostete ca. 13,3 Mio. Euro und wurde
vom Wirtschaftsministerium mit rd.
10,7 Mio. Euro gefördert. Hier sollten
junge Unternehmen und Gründer gute
Startbedingungen vorfinden. Doch die
Obernkirchen: Steht diese Immobilie auch TMZ GmbH geriet 2006 in wirtschaft-
die nächsten Jahre leer? liche Schwierigkeiten. Die Auslastung

11
Fehlplanungen

des Altbaus betrug beispielsweise im Magdeburg. Pflegeplätze in Altenpfle-


März 2006 nur 50,29 Prozent und auch geheimen sind angesichts der Alters-
der Erweiterungsbau war mit lediglich struktur der Bevölkerung auch in der
52,14 Prozent ausgelastet. Das Nichter- Stadt Magdeburg gefragt. An diesem
reichen einer für das kostendeckende Kuchen wollte die Landeshauptstadt
Betreiben erforderlichen Auslastung ebenfalls teilhaben. Eine Wirtschaft-
hatte gravierende Auswirkungen auf lichkeits- und Standortanalyse hatte
die Umsatzerlöse und damit die Liqui- 2004 gezeigt, dass es einen steigenden
dität. Die Liquidität wurde weiterhin Bedarf an spezifischen Pflegeangebo-
durch Baukostenüberschreitungen und ten gibt. Der städtische Eigenbetrieb
Rechtsstreitigkeiten daraus stark belas- Seniorenwohnanlagen und Pflegeheime
tet. (EB SSW) erwarb deshalb im Juni 2005,
Beteiligt am Stammkapital der Gesell- nachdem der Stadtrat 2,7 Mio. Euro für
schaft waren die Stadt Erfurt mit 30.800 den Ankauf bewilligt hatte, eine ent-
Euro und seit Dezember 2005 die landes- sprechende Immobilie. Im neuen Alten-
eigene Stiftung für Technologie, Innova- pflegeheim „Am Luisengarten“ in der
tion und Forschung (STIFT) mit 24.200 Magdeburger Walther-Rathenau-Straße
Euro. Die Stadt Erfurt wollte weiter sollten „perspektivisch wichtige Impulse
zuschießen, aber die STIFT lehnte eine gesetzt und neue Wege bei der Differen-
Zuführung in die Kapitalrücklage wegen zierung im Pflegeangebot“ beschritten
der wirtschaftlichen Situation der TMZ werden. Weitere 670.800 Euro wurden
GmbH ab. Noch im Mai 2006 wurde das für Einrichtung und Ausstattung inves-
Insolvenzverfahren zur TMZ wegen tiert. 140 Pflegeplätze sollten entste-
Zahlungsunfähigkeit und Überschul- hen. Aber so richtig kamen Belegung
dung eröffnet. Zum 30. 9. 2007 stellte und Bewirtschaftung des Heims nicht
die TMZ GmbH den Geschäftsbetrieb in Gang. 2006 noch als Übergangsheim
ein. Das alte Gebäude wurde an eine genutzt, war im Jahresverlauf nur eine
Privatperson und der Erweiterungsbau Belegung von maximal 45 Betten mög-
an eine High-Tech-Firma verkauft. Es lich. Zudem äußerte die Heimaufsichts-
gab keine finanziellen Rückflüsse an die behörde mehrmals nicht nur baurecht-
Gesellschafter aus dem Verkauf der Ge- liche Bedenken. Der modernisierte Teil
bäude. Auch die Stammkapitaleinlagen des Heims konnte auch nicht belegt wer-
beider Gesellschafter Stadt Erfurt und den. Die erwarteten Einnahmen blie-
STIFT in Höhe von 55.000 Euro werden ben daher aus. Im Oktober 2007 schien
nicht zurückgezahlt. Sie sind der Insol- dann alles in trockenen Tüchern. Doch
venzmasse zuzuordnen und müssen als schon wenige Wochen später kam das
verloren angesehen werden. endgültige Aus. Wegen gravierender

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Fehlplanungen

Mängel im Pflegebereich verfügte die denen bisher 15,9 Mio. Euro abgerufen
Heimaufsichtsbehörde im Dezember worden sind. Mit der seit Juni 2008 an-
2007 die Schließung des Heims. Nach gemeldeten Insolvenz steht der „Snow
Auszug aller Heimbewohner steht das Funpark“ vor dem finanziellen Desaster.
Haus leer, die Stadt Magdeburg hat die Grund - die Besucherzahlen blieben
Immobilie von ihrem Eigenbetrieb über- deutlich unter den Erwartungen zurück.
nommen und damit natürlich auch die Damit der „Snow Funpark“ schwarze
Kreditverpflichtungen in Höhe von 2,7 Zahlen schreibt, braucht er 365 Tage im
Mio. Euro. Sie versucht seit Mitte 2008, Jahr - täglich 2.000 Besucher – jährlich
das Gebäude zu verkaufen. Ob sich der also 730.000. Im Jahr 2007 besuchten die
Wunscherlös von 2.760.000 Euro ver- eisige Erlebniswelt aber nur 638.400 Be-
wirklichen läßt, bleibt abzuwarten. Auf sucher. Als erste Konsequenz wurden 50
jeden Fall sind nicht nur die investierten Mitarbeiter entlassen und die Anlage ist
Mittel von rund 700.000 Euro verloren, seit Mitte April 2008 montags und diens-
es fallen nun auch Unterhaltungskosten tags geschlossen. Damit es weiterhin
für die leerstehende Immobilie und zu- Schnee gab, musste das Sommerloch
sätzliche Personalkosten an. Der Steu- mit Hilfe der bisher beteiligten österrei-
erzahler muss für diese Fehlinvestition chischen Bank Alpe Adria überbrückt
aufkommen. Wenn man bedenkt, dass werden, die dafür 10 Mio. Euro extra zur
nicht einmal die Hälfte der ehemaligen Verfügung gestellt haben soll. Doch die
Bewohner in andere städtische Heime Bank will sich aus dem Kreditgeschäft
umgezogen ist, fragt man sich, was von zurückziehen. Es soll bereits mehrere In-
bestellten Wirtschaftlichkeits- und Be- teressenten aus Holland, England und
darfsberechnungen zu halten ist.

Wittenburg. Seit eineinhalb Jahren gibt


es ihn nun - Europas größten „Snow
Funpark“. Steht die 75 Mio. Euro teure
Skihalle an der A 24 vor dem Aus? Fünf
Jahre lang lag das ehrgeizige „Snow
Funpark“ Projekt auf Eis, bevor im Mai
2006 der Grundstein gelegt wurde. Nach
nur siebenmonatiger Bauzeit wurde die
Eiswelt am 8. Dezember 2006 eröffnet.
Das Land Mecklenburg-Vorpommern
ist an der Gesamtinvestition mit 17,4 Mecklenburg-Vorpommern stellte für den
Mio. Euro Steuergeldern beteiligt, von „Snow-Funpark“ 17,4 Mio. Euro bereit.

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Fehlplanungen

Deutschland geben, die die bestehen- waren, ordnete die Verwaltungsspitze


den Darlehen für das Schneeparadies an, nur Klimageräte für die Räume in Be-
abkaufen würden. Die holländische Ho- trieb zu nehmen, deren Kühlung zwin-
telkette „Van der Falk“ soll ein konkretes gend erforderlich ist, z. B. die Leitstelle
Übernahmeangebot vorgelegt haben. oder Technikräume. Geräte, die ange-
Während von der Insolvenzverwalterin nehme Arbeitsbedingungen für die Feu-
die komplizierten Übernahmeverhält- erwehrleute schaffen sollten, dürfen da-
nisse geklärt werden, prüft der Landes- gegen nicht in Betrieb genommen wer-
rechnungshof, ob das millionenschwere den. Das betrifft 17 der angeschafften
Projekt zu Recht gefördert wurde. Denn 41 Umluftkühlgeräte. Der Anteil der In-
die Förderrichtlinien besagen, dass nur vestitionskosten, der auf diese 17 Geräte
Projekte in bereits bestehenden touri- fällt, beträgt 46.850 Euro. Energetische
stischen Zentren gefördert werden dür- Gründe sprachen nach Ausführung des
fen. Der Bund der Steuerzahler sieht Oberbürgermeisters von Esslingen für
eine derartige Einstufung für den bisher eine Stilllegung der Geräte. Dadurch
unbekannten Ort Wittenburg als frag- werden Betriebs- und Wartungskosten
lich an. Klar ist auch, dass die so drin- in Höhe von voraussichtlich 4.000 Euro
gend benötigten 730.000 Besucher im pro Jahr eingespart. Diese Begründung
Jahr nur schwer zu erreichen sind. kann man nachvollziehen. Es ist auch
Auf Kosten der Steuerzahler hat die da- sehr zu begrüßen, dass das Bauvorhaben
malige Landesregierung sich wohl ver- insgesamt unterhalb der ursprünglichen
rechnet. Nun gilt es, nicht noch mehr Kostenplanung bleiben wird. Doch muss
Fördergelder für den Snow-Funpark die Frage erlaubt sein, warum Geräte
bereit zu stellen. verbaut werden, die man nicht benö-
tigt. Das ist Steuergeldverschwendung,
Esslingen. Beim Neubau der Hauptfeuer- in diesem Fall offenbar ausgelöst durch
wache in Esslingen wurden Umluftkühl- die Betriebsleitung eines städtischen Ei-
geräte eingebaut, die nicht verwendet genbetriebes.
werden. Insgesamt wurden in der Feu-
erwache 41 Klimageräte verbaut. Dabei Warstein. Wer so richtig ruhig woh-
entstanden Investitionskosten in Höhe nen oder arbeiten möchte, sollte sich in
von 112.990 Euro. Die Betriebsleitung Warstein umsehen. Die Stadt bietet ein
des Eigenbetriebs Städtische Gebäude Gebäude an, das an ruhiger Lage nicht
Esslingen veranlasste den Einbau der zu überbieten ist: die entwidmete Ka-
Geräte, weil aufgrund von Einsparungen pelle auf dem Friedhof „Im Bodmen“.
an anderer Stelle ein finanzieller Puffer Im Jahr 1998 hat die Stadt den Friedhof
entstanden war. Als die Geräte verbaut für umgerechnet gut 473.000 Euro an-

14
Fehlplanungen

gelegt und darauf die Kapelle für rund Euro Friedhof und Friedhofskapelle an-
531.000 Euro errichtet. Doch beides gelegt und gebaut. Mit dem Ergebnis,
war von Anfang an eine Fehlplanung. dass die Anlage überflüssig ist und die
In den vergangenen zehn Jahren wur- Stadt nun versucht, die Kapelle zu ver-
den nur einige Dutzend Gräber belegt. kaufen. „Ideal für Religions- /kirchliche
Als Grund nennt die Stadt Änderungen Gemeinschaften, als Versammlungs-
des Bestattungsrechts und den Wandel stätte für Vereine, für kulturelle Veran-
der Bestattungskultur. Deshalb sollen staltungen oder auch zum Umbau in ein
auch die 1998 noch vorgesehenen wei- Wohnhaus, Café, Büro- oder Praxisge-
teren Bauabschnitte nicht mehr umge- bäude“, preist die Stadt ihr Immobilien-
setzt werden. Das ist nachvollziehbar. angebot. Es hat nur einen klitzekleinen
Nicht nachvollziehbar ist, warum die Pferdefuß: Die Nachbarschaft zu einigen
Stadt 1998 überhaupt einen so großen Dutzend Gräbern verleiht dem Angebot
Friedhof geplant hat. Denn eine Studie einen doch recht morbiden Charme.
über die Friedhofs- und Bestattungsge-
bühren aus dem Jahr 1998, die der Bund Magdeburg/Halle/Wernigerode. Die
der Steuerzahler mit erarbeitet hat, wies Landesregierung von Sachsen-Anhalt
schon zu diesem Zeitpunkt eindeutig auf vermutete Mitte der neunziger Jahre
genau den Wandel der Bestattungskul- bei ihren Landeskindern einen starken
tur hin, auf den die Stadt sich bezogen Spieltrieb, den es zu kanalisieren galt.
hat: weniger Flächenverbrauch durch Schon damals fragte man sich, was die
einen zunehmenden Trend zu kleinen Gründung einer Spielbanken GmbH
Grabformen. Unbekannt war die Ent- mit öffentlichen Aufgaben zu tun hat.
wicklung also 1998 durchaus nicht. In Magdeburg, Halle und Wernigerode
Trotzdem wurden für fast eine Million wurden dann auch Spielbanken ein-
gerichtet. Das Land, das mit 2,6 Mio.
Euro zu 100 Prozent an der Spielbanken
GmbH beteiligt ist, hoffte wohl, zusätz-
liches Geld in die eigene Kasse einzu-
spielen. Kurzzeitig klappte das zwar,
doch die Rechnung ging auf Dauer
nicht auf. Im Land mit den größten Ar-
beitslosenzahlen schmolz die Zahl der
Glücksspieler und Einsätze in den letz-
ten Jahren immer mehr. Besonders im
Mieter gesucht: In Warstein kann die ehe- ersten Quartal 2008 gingen die Besu-
malige Kapelle gemietet werden. cherzahlen dramatisch zurück, was der

15
Fehlplanungen

Finanzminister vor allem auf das Inkraft- Hameln. Die „Erlebniswelt Weser-Re-
treten des Nichtraucherschutzgesetzes naissance“ (EWR) sollte den großen
zurückführte. Die Insolvenz drohte. Um Aufschwung für den Tourismus in Ha-
den defizitären Spielbetrieb aufrechtzu- meln und fünf weiteren Weser-Städten
erhalten, musste neues Geld in die Ge- bringen. Doch das 20-Millionen-Projekt
sellschaft gepumpt werden, natürlich zu geriet zum Flop. Nach nur zweijähriger
Lasten der Steuerzahler. Wer da glaubt, Betriebszeit wurde zum 1. Oktober 2007
dass hier gutes Geld schlechtem hinter- das Hochzeitshaus in Hameln, Herzstück
her geworfen wird, irrt gewaltig. Mit des EWR-Projekts, geschlossen. Es be-
dem Segen der Regierungsfraktionen herbergte die anspruchsvolle Ausstel-
von CDU und SPD erhielt die Spiel- lung, bei der Besucher mit Hilfe eines
banken GmbH im Mai 2008 eine Million elektronischen Führers („E-Guide“) auf
Euro für den Weiterbetrieb aus dem einer Zeitreise Renaissance-Herrlich-
Landeshaushalt. Ob damit die Insolvenz keit erleben konnten. Zu wenige Gäste
abgewendet werden kann, ist fraglich. zeigten daran Interesse. Ursprünglich
Jetzt rächt sich, dass sie nicht schon vor hatte man optimistisch mit 186.000
Jahren, als der Wert der Spielbanken Gästen im Jahr kalkuliert - eine Grö-
GmbH noch ein anderer war, verkauft ßenordnung, die täglich zehn vollbe-
worden ist, der richtige Zeitpunkt also setzten Bussen entspricht. Tatsächlich
verpasst wurde. Auch die dafür im Jahr fanden im Jahr 2007 nur etwa 20.000
2005 zur Verfügung gestellten 160.000 Interessierte den Weg in die Hamelner
Euro für einen externen, exklusiven, Ausstellung. Zum Teil lag das an den
wirtschaftlichen Transaktionsberater anfangs häufigen technischen Pannen
- 2008 wurden dafür nochmals 50.000 mit dem „E-Guide“. Wesentlicher für
Euro bereitgestellt - haben die Privati- den Misserfolg war allerdings ein ver-
sierung nicht einleiten und abschließen fehltes Ausstellungskonzept, das an den
können. Egal, ob die Spielbanken GmbH Bedürfnissen der vielen Tagesbesucher
noch in diesem Jahr den Besitzer wech- in Hameln und dem Weserbergland vor-
seln wird, doch noch in Insolvenz geht beiging. Die wenigsten Gäste waren be-
oder weiter spielt: So oder so sind mehr reit, rund zwei Stunden ihres angesichts
als eine Million Euro verspielt, eventuelle anderer Sehenswürdigkeiten knappen
Folgekosten noch nicht eingerechnet. Zeitbudgets für die Ausstellung zu op-
Der Traum von zusätzlichen Einnahmen fern. Wegen fehlender Einnahmen und
für den Landeshaushalt, der von einer dazu noch unerwartet auftretender Aus-
landeseigenen Spielbank erhofft wurde, gaben (etwa für die aufwendige Technik)
dürfte damit ausgeträumt sein. Auf Ko- geriet die Finanzkalkulation der EWR
sten der Steuerzahler. gehörig ins Rutschen. Die Gesellschafter

16
Fehlplanungen

wesentlich mit angeschoben und nach


eingehender Prüfung schließlich 9,8
Mio. Euro an Landes-, Bundes- und EU-
Mitteln bewilligt bzw. weitergeleitet.
Die EWR-Misswirtschaft ist im Übrigen
auch ein Fall für die Staatsanwaltschaft
Hannover. Seit Dezember 2007 prüft sie
Verfehlungen der Geschäftsführung,
der u. a. Überzahlungen sowie Auszah-
lungen ohne vertragliche Grundlage
oder ohne Baugenehmigungen vorge-
worfen werden, auf strafrechtliche Re-
Museum in Hameln nach nur zwei Jahren levanz.
wegen fehlender Besucher geschlossen.
Kasseedorf (Kreis Ostholstein). Die Auf-
(die drei Landkreise Hameln-Pyrmont, rechterhaltung der Infrastruktur im
Schaumburg und Holzminden) mussten ländlichen Raum bereitet fast überall
mehrfach Zuschüsse aus allgemeinen in Deutschland Probleme. Gastwirt-
Steuermitteln leisten, um entstehende schaften und Einzelhändler schlie-
Finanzlöcher zu schließen oder gar ßen. Um dem entgegenzuwirken, hat
die drohende Insolvenz abzuwenden. das Land Schleswig-Holstein die Idee
Zuletzt blieb ihnen nichts anderes üb- „Markttreff“ entwickelt. Neben Nah-
rig, als die Reißleine zu ziehen und das rungsmitteln sollen auch weitere Ser-
Hamelner Hochzeitshaus zu schließen. viceleistungen, zum Beispiel computer-
Bislang ist ungeklärt, wie es weitergeht. gestützte Dienstleistungen, angeboten
Das Hochzeitshaus wurde eigens für die werden. Man hofft damit, die Grundver-
Ausstellung aufwendig umgebaut. Für sorgung im ländlichen Raum zu erhal-
andere als Ausstellungszwecke ist das ten. Seit der Eröffnung im Mai 2001 galt
Haus kaum zu verwenden. Im Nachhi- der Markttreff „Kiek in“ im ostholstei-
nein bleibt festzuhalten, dass Kommu- nischen Kasseedorf als Musterbeispiel
nalpolitiker von geschickt agierenden dieses Programms. Insgesamt wurden
„Experten“ mit unausgegorenen und 1,28 Mio. Euro in das Vorhaben inves-
für die Region und ihre Besucher unre- tiert, 716.000 Euro stammten aus Lan-
alistischen Konzepten regelrecht „über- desmitteln. Heute steht das Musterpro-
fahren“ wurden. Aber auch das Land jekt vor dem Aus. Drei Betreiber, von
Niedersachsen ist nicht unschuldig an denen einer sogar eine gemeinnützige
der Pleite. Es hatte das EWR-Projekt Einrichtung mit gefördertem Personal

17
Fehlplanungen

war, haben aufgegeben, weil die Um- gebeten worden, zur Herstellung der
sätze nicht reichten, aus der Verlust- Beschlussfähigkeit an dieser Kabinetts-
zone herauszukommen. Eine endgültige sitzung teilzunehmen und hätte oben-
Schließung könnte jedoch zur Rückfor- drein schon einmal seinen Urlaub unter-
derung der Projektzuschüsse führen. brochen. Sichtlich verstimmt über den
Deshalb hat die Gemeinde Kasseedorf Undank des Volkes räumte er immerhin
beschlossen, eine Gesellschaft mit be- ein, dass er diesen Flug so nicht noch
schränkter Haftung zu gründen, die einmal unternehmen würde.
den Betrieb fortsetzen soll. Bisher hat Am Tage besagter Kabinettssitzung er-
man aber noch keine weiteren Partner klärte der stellvertretende Regierungs-
als Gesellschafter gewinnen können. In sprecher Dr. Steg vor der Bundespres-
der Gemeindevertretung rechnet man sekonferenz, dass selbstverständlich
bereits mit jährlichen Verlusten. Auch alles seine Ordnung habe und man nur
weitere der inzwischen 25 Markttreffs ein bisschen herumtelefonieren musste,
in Schleswig-Holstein haben wirtschaft- damit alle wie geplant an Bord seien.
liche Probleme. Im Ergebnis zeigt sich, Das erstaunte doch angesichts der Äu-
dass es auch im Kleinen kaum möglich ßerungen des Ministers, wonach er sich
ist, Marktentwicklungen durch öffent- für einen ausfallenden Kollegen quasi
liche Subventionen auszugleichen. Auf aufopfern musste und provozierte ent-
keinen Fall dürfen Steuermittel die feh- sprechende Nachfragen.
lende Wirtschaftlichkeit von Projekten „Zur Herstellung der Beschlussfähigkeit
ersetzen. ist die Anwesenheit von mindestens der
Hälfte der Minister oder Ministerinnen
Bund. Urlaubsplanung der Bundes- erforderlich“, ließ uns Gabriels Sprecher
regierung kann richtig teuer werden. wissen. Unsere Anfrage hätte „Unterhal-
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel tungswert, aber keinerlei Bedeutung“.
nutzte am 8. August 2007 die Flugbe- Eine banale Antwort auf nicht gestellte
reitschaft der Bundeswehr, um sich von Fragen. Wir wollten nämlich wissen,
seinem Urlaubsort Mallorca für eine weshalb es zum Beispiel nicht möglich
rund einstündige Kabinettssitzung nach war, dass die Entwicklungshilfemini-
Berlin und abends von Hannover wieder sterin vor ihrer Rede zum Augsburger
zurückfliegen zu lassen, obwohl es zu- Friedenstag an der Kabinettssitzung teil-
mindest für den Rückflug nachweisbar nahm. Oder warum man nicht auf Minis-
Kapazitäten in regulären Linienflügen terinnen oder Minister zurückgriff, die
gegeben hätte. Er sei, so der für Kli- sich nachweisbar in Deutschland, zum
maschutz und Schadstoffreduzierung Teil sogar nahe Berlin aufhielten. Oder
zuständige Minister, vom Kanzleramt warum Verkehrsminister Tiefensee

18
Fehlplanungen

Kaiserslautern u. das Land Rheinland-Pfalz zahlen, um den Spielbetrieb zu erhalten.

kurzfristig vertreten werden sollte, der neben Misswirtschaft des damaligen


sich nach Auskunft seiner Sprecherin Vorstands, zu dem seinerzeit auch ein
vorher ordnungsgemäß in den Urlaub beurlaubter Beamter der Mainzer Staats-
verabschiedet hat. kanzlei von Ministerpräsident Kurt Beck
Wir halten fest: Was in jedem kleinen gehörte, in finanzielle Schwierigkeiten
Betrieb funktioniert, die vorausschau- brachte, kaufte die Stadt Kaiserslautern
ende Planung urlaubsbedingter Abwe- über eine stadteigene Gesellschaft dem
senheit, scheint die Bundesregierung zu Verein das Stadion und ein Trainings-
überfordern. Der Steuerzahler „dankt“ zentrum für knapp 58 Mio. Euro ab. Der
für dieses Chaos mit geschätzten und Verein war fortan Mieter des ehemals
undementierten 50.000 Euro Flugkosten eigenen Stadions und sollte im Jahr
zuzüglich gut 1.000 Euro „Klimaabgabe“ eine Mindestpacht von 3,2 Mio. Euro an
- denn auch für obskure weltweite Kli- die Betreibergesellschaft zahlen. Dazu
maschutzprojekte zahlt er, nicht etwa war der Verein bereits in der Spielzeit
der Verursacher! 2007/2008 nicht mehr in der Lage. Um
ihn vor der Insolvenz zu bewahren, ver-
Kaiserslautern. Zum finanziellen Schre- zichtete die Stadiongesellschaft auf 1,4
cken ohne Ende entwickelt sich das Mio. Euro Mieteinnahmen für die Saison.
Fritz-Walter-Stadion in der westpfälzi- Auch für die Spielzeit 2008/2009 erhält
schen Metropole. Schon der vom Land der Verein einen Mietnachlass von 1,4
forcierte Ausbau zum WM-Stadion ge- Mio. Euro. Damit die Stadt nicht allein
riet zum Fiasko, als die Kosten von ur- den Schaden zu tragen hat, will das Land
sprünglich 48,3 Mio. Euro auf 72 Mio. Rheinland-Pfalz die Barbarossastadt
stiegen. Davon trugen Stadt und Land 2009 mit 575.000 Euro unterstützen; die
54 Mio. Euro statt der zunächst vorge- Stadt hatte gar einen Zuschuss von zwei
sehenen 26 Mio. Da der Stadionausbau Dritteln (933.000 Euro) verlangt.
auch den Verein 1. FC Kaiserslautern,

19
Fehlplanungen

Dassow. Ein Millionengrab von Steu- das Werk über Wasser zu halten. Im Mai
ergeldern. Optical Disc Service GmbH übernahm die Tochter DTC GmbH der
hat den Standort Dassow zum Jahres- dänischen Dicentia-Gruppe den Maschi-
wechsel 1997/98 übernommen. Seitdem nenpark des Werkes 1 für 1,8 Mio. Euro.
gehörte Europas größter CD- und DVD- Damit war nach monatelanger Suche
Produzent mit ca. 1.100 Mitarbeitern eine Folgelösung für das pleite gegan-
2004 zu den wichtigsten Arbeitgebern gene CD-Werk gefunden worden. Die
in Mecklenburg Vorpommern. 180 Mil- Produktion wurde seit dem 1. Juli mit
lionen Euro wurden seit Ende der 90er zunächst 61 Mitarbeitern aus der alten
Jahre in das Werk investiert. Das Land ODS Belegschaft wieder aufgenommen.
bewilligte zwischen 2000 und 2006 rund Ab dem 1. September 2008 wollte der
43,5 Millionen Euro Fördermittel, wie Investor die Mitarbeiteranzahl auf 171
ein Sprecher des Wirtschaftsministeri- aufstocken und das Werk voll auslasten.
ums in Schwerin bestätigte. Davon seien Dann sollten täglich 350.000 eco Disc und
zehn Millionen wegen der seit Sommer 540.000 CD hergestellt werden. Doch das
2007 angemeldeten Insolvenz nicht CD-Werk stand zwei Monate nach dem
ausgezahlt worden. Zudem fordert das Neustart erneut vor dem Aus. Die DTC
Land 19,3 Millionen Euro Fördermittel GmbH hat Ende August 2008 Insolvenz
zurück, da Bindungsfristen für Arbeits- angemeldet, zog diese dann aber kurze
plätze nicht eingehalten wurden. Ende Zeit später zurück. Werk II wurde vom
Februar 2008 gingen die Lichter des Lübecker Medizintechnik-Unternehmen
Vorzeigebetriebes aus – die Produktion Euroimmum übernommen – bis zum
wurde eingestellt. Die Zukunft der 1.100 Jahresende werden dort angeblich 150
Mitarbeiter war unklar. Laut ODS sollten Arbeitnehmer beschäftigt werden. Im
sie zunächst Insolvenzgeld bekommen, August zog in den restlichen Werks-
und später dann in die neu strukturierte komplex das Entsorgungsunternehmen
Firmengruppe übernommen werden. Bo Wert GmbH aus dem holsteinischen
Die Auftragsbücher sind eigenen An- Neustadt ein. Für den Steuerzahler bleibt
gaben zufolge voll. Ende Januar 2008 das Projekt ein Fiasko, und für das Land
dann die Lösung auf Steuerzahlerkos- Mecklenburg-Vorpommern eine weitere
ten - das Land stellte 3,11 Mio. Euro für geplatze Förderung.
eine Transfergesellschaft für die verblei-
benden 957 Mitarbeiter bereit. Zusätz-
lich flossen von der Agentur für Arbeit
drei Mio. Euro und vom Insolvenzver-
walter 1,5 Mio. Euro. Das Ziel der Auf-
fanggesellschaft war es, für vier Monate

20
Brücken und Verkehr

Vergeudung hat Vorfahrt


Fehlgeleitete Steuergelder im Verkehr
Hamminkeln. Selbst in einer radfahrer- die Fahrbahn mitbenutzen müssten.“
freudigen Stadt wie Hamminkeln bietet Und so zwingt der Bebauungsplan die
die Güterstraße mit ihrem Supermarkt, Stadt zu einem Radweg, den eigentlich
dem Möbelgeschäft, dem Raiffeisen- niemand braucht. Auf den Kosten bleibt
markt, der Autowaschanlage und an- der Steuerzahler „nur“ zu zehn Prozent
deren Firmen kaum Ziele, die man ge- sitzen. Den Löwenanteil der umlagefä-
meinhin mit dem Rad ansteuert – vom higen Kosten müssen die Anlieger auf-
Bahnhof einmal abgesehen. Und doch bringen. Das macht die Verschwendung
ist mit dem Ausbau der Straße auch ein aber auch nicht besser.
kombinierter Geh- und Radweg vorge-
sehen, der rund 160.000 Euro kosten Kelkheim. Damit Fahrradfahrer und
wird. Aber auch wenn die Güterstraße Wanderer den Fischbach am Ortsaus-
sogar für Autofahrer unattraktiv ist – gang von Kelkheim-Fischbach gefahrlos
Begegnungsverkehr funktioniert nur überqueren können, wurde richtig tief
dann reibungslos, wenn beide Verkehrs- in die Taschen der Steuerzahler gegrif-
teilnehmer vorsorglich in die Rabatten fen. Wo eine einfache kleine Holzbrücke
ausweichen –, braucht man keinen Rad- für einen mittleren fünfstelligen Betrag
weg. Radler können bequem über die genügt hätte, ließ das Amt für Straßen-
Isselburger Straße fahren. Sie läuft in und Verkehrswesen Frankfurt eine mas-
Sichtweite parallel zur Güterstraße und sive Stahl-Beton-Brücke bauen. Obwohl
hat Radwege auf beiden Seiten. Über nur ganz wenige Radfahrer den Rad-
die Brüner Straße am einen oder die weg nutzen, machte man aus Mitteln des
Ringenberger Straße am anderen Ende Bundes 240.000 Euro für eine massive
der Güterstraße kann jeder Radler auf Luxusbrücke locker. Damit die rund 20
kürzestem Weg den gesuchten Be- Radfahrer, die nach Angaben des Amtes
trieb ansteuern. Und wer zum Bahnhof in einer Spitzenstunde gezählt worden
möchte, nutzt einen kleinen Durchstich, seien, den Bach gefahrlos überqueren
der von der Isselburger Straße direkt können, wurde die etwa vier Meter
auf das Bahnhofsgebäude zuführt. Die breite Brücke mit einer Betonschicht
Stadt aber sieht sich in Zugzwang. „Um versehen, die einer Nutzung durch Last-
eine ordnungsgemäße Erschließung des verkehr gerecht würde. Die genannte
B-Planes 24 ,Güterstraße’ (Gewerbege- Zahl von Radfahrern wird von Anwoh-
bietsausweisung) zu ermöglichen, ist nern als weit übertrieben angesehen.
es aus verkehrstechnischer Sicht uner- Wahrscheinlich ist bei der Zählung der
lässlich, einen kombinierten Geh- und Radfahrer, die bisher die Bundesstraße
Radweg anzulegen, da ansonsten Fuß- zwischen Fischbach und Eppstein nut-
gänger wie auch Radfahrer ungesichert zen, nicht zwischen Radtouristen bzw.

21
Brücken und Verkehr

Nur wenige Radfahrer benutzen diese Luxusbrücke für 240.000 Euro in Kelkheim.

Rad fahrenden Anwohnern und Renn- Paderborn. Eine Straße mit vier Fahr-
radfahrern unterschieden worden. Die spuren ist noch lange keine vierspurige
in diesem Straßenbereich gesichteten Straße. Zum Beispiel die B1 zwischen
Radfahrer sind zum allergrößten Teil Paderborn und Salzkotten. Hier fahren
Fahrer, die auf einem Rennrad sitzen, die Autos zwar auf vier Spuren, doch
und diese benutzen bekanntlich keine laut Straßen.NRW handelt es sich nur
Radwege. Auf die entscheidende Frage um einen provisorischen Querschnitt.
nach den geprüften Alternativen für die Um das Provisorium zu beseitigen und
teure Brücke und den entsprechenden zugleich die Straße zu sanieren, soll die
Kosten blieb das Amt die Antwort schul- B1 ausgebaut werden. Der Ausbau um-
dig. Die nachgeschobenen Argumente, fasst eine Sanierung der Fahrbahn und
der Bau einer Holzbrücke sei wegen der des Untergrunds und eine Trennung der
Feuchtigkeit der Umgebung verworfen Fahrbahnen durch eine Betonwand. Da
worden und die vier Meter breite Brü- wegen der Betonwand die Autos aus
cke sei wegen des Einsatzes von Schnee- zwei einmündenden Straßen die B1
räumfahrzeugen notwendig, ziehen nicht mehr kreuzen können, sollen hier
nicht. Zahlreiche Holzbrücken belegen, Brücken entstehen. Die B1 selbst wird
dass eine gute Imprägnierung auf Jahre zusätzlich um rund vier Meter tiefer ge-
vor Feuchtigkeitsschäden schützt. Und legt, zum einen, um die Überführung zu
wozu benötigen Schneeräumfahrzeuge ermöglichen, zum anderen als Lärm-
eine Brückenbreite von vier Metern, schutzmaßnahme. Kosten des Ganzen:
wenn der sich anschließende Radweg rund 10 Mio. Euro. Weiterer Lärmschutz
nur zwei Meter breit ist? Fazit: Eine für die nahegelegenen Neubaugebiete
weniger aufwändige Brücke hätte den noch nicht eingeschlossen. Ein heikler
Steuerzahlern viel Geld erspart. Punkt ist das Gut Warthe. Es ist zu be-

22
Brücken und Verkehr

fürchten, dass die denkmalgeschützten Weststadt zwischen 23 und 4 Uhr die


Gebäude, die z. T. direkt an der B1 lie- Straßenbeleuchtung abzuschalten. Um
gen, Schaden nehmen, wenn die Straße die Anwohner zur informieren, wurde
tiefer gelegt wird, weil der Grundwas- das rote Verkehrsschild 394 gebastelt,
serspiegel sinkt und sich damit die Be- das den Hinweis „23:00 Uhr“ enthielt.
schaffenheit des Bodens ändert. Mög- Die Materialkosten lagen bei 4,12 Euro,
liche Sicherungsmaßnahmen sind in den der Montagepreis bei 2,90 Euro pro
Kosten ebenfalls noch nicht enthalten. Stück. Bei 6.000 Verkehrs-Sonderzei-
Auch die Ableitung des Grundwassers, chen wurde der Steuerzahler kräftig
das hier recht dicht unter der Erdober- zur Kasse gebeten – 42.120 Euro aus
fläche steht, könnte problematisch oder dem städtischen Haushalt. Doch wozu
zumindest teuer werden. Einfachere das Ganze? Das Sonderzeichen 394 ist
Alternativen – z. B. die Betonwand im notwendig, um Verkehrsteilnehmer
Kreuzungsbereich auszusparen oder ei- darauf hinzuweisen, dass die Laterne
nen zweispurigen Kreisverkehr statt der nicht die ganze Nacht brennt. Nach
Brücke zu bauen, so dass die Tieferle- der Straßenverkehrsordnung Paragraf
gung nicht erforderlich wird – sind nicht 17, Absatz 4, heißt es, dass Autos in-
vorgesehen. Straßen.NRW erklärte, die nerhalb geschlossener Ortschaften zur
Betonwand in der Kreuzung einfach Straßenseite durch Parkleuchten kennt-
wegzulassen, sei theoretisch sicher lich gemacht werden müssen. Eine ei-
möglich, aber „praktisch wird so etwas gene Beleuchtung ist entbehrlich, wenn
nicht genehmigt“. Straßen.NRW betont, die Straßenbeleuchtung das Fahrzeug
dass der geplante Ausbau bereits eine auf ausreichende Entfernung deutlich
„Sparversion“ sei. So soll ein funktionie- sichtbar macht. Klartext: Jeder Bürger,
rendes „Provisorium“ mit ungeheurem der unter einer Laterne mit dem Schild
Aufwand und erheblichen Kosten in 394 parkt, muss an seinem Auto einsei-
eine „richtige“ vierspurige Kraftfahr- tig das Standlicht einschalten. Schließ-
straße verwandelt werden. lich wäre der Fahrzeughalter haftbar,
wenn es zu einem Unfall kommt, weil
Schwerin. Die Schweriner Stadtverwal- das Licht seines Autos nicht zu sehen
tung ließ 6.000 Sonder-Verkehrszeichen war. Eine unzumutbare Situation, so der
an Laternenmasten montieren – damit Vorsitzende des Ortsbeirats Weststadt,
gelang ihr ein echter „Schild“-Bürger- Peter Schult (CDU). Und wie reagierte
streich. Wie kam es dazu? Um Strom der Ordnungshüter? Bei nicht leuch-
zu sparen und damit den städtischen tendem Parklicht in der Weststadt hatte
Haushalt zu entlasten, kam die Stadt- die Polizei ein Auge zugedrückt. „Wenn
vertretung auf die Idee, u. a. in der wir dort Knöllchen verteilen würden, kä-

23
Brücken und Verkehr

men wir vermutlich zu nichts anderem.


Außerdem möchte ich dann nicht den
Aufschrei in der Bevölkerung hören“, so
ein leitender Polizeibeamter. Doch damit
nicht genug. Auch da, wo nicht geparkt
werden darf – wie beispielsweise auf der
Umgehungsstraße – wurden Laternen
mit dem roten Schild versehen. Nach der
Erklärung des ehemaligen Oberbürger-
meisters Norbert Claussen (CDU) gebe
es aufmerksame Bürger, die die ausge-
schaltete Laterne als defekt gemeldet Auf- und wieder abgebaut: Stuttgart hat
hätten. Mit der Anbringung des Schildes 20.400 Euro in den Sand gesetzt.
394 sollte der Wartungsfirma kein finan-
zieller Schaden entstehen. Und wie ging auch auf dem optisch von der Fahrbahn
es aus? Die Stadtverwaltung beschloss getrennten Fahrstreifen entgegen der
auf ihrer Sitzung am 31. März, die Stra- eigentlich vorgesehenen Richtung ge-
ßenbeleuchtung in den Wohngebiets- fahren. Dies ist der kürzeste Weg in ein
straßen nachts wieder anzuschalten, und Wohngebiet. Die Verkehrsbehörde for-
stellte die erforderlichen Stromkosten in derte, aufgrund der „Geisterradfahrer“
den Verwaltungshaushalt ein. Aus der einen Fahrradstreifen einzurichten, der
Sicht des Bundes der Steuerzahler MV beide Fahrtrichtungen erlaubt. Solch ein
waren die Schilder zwar umsonst, aber Fahrradstreifen muss baulich von der
zu teuer für den Steuerzahler. Fahrbahn für Autos getrennt werden.
Stuttgart entschied sich dazu, zu diesem
Stuttgart. Die Stadtteile Kaltental und Zweck sogenannte Frankfurter Hüte ein-
Vaihingen in Stuttgart sind durch zwei zusetzen. Das sind abwechselnd rot und
Einbahnstraßen miteinander verbun- weiß gefärbte Aufbauten aus Kunststoff,
den. Die eine Straße wird vom Verkehr die zwischen dem Radfahrerbereich und
in Richtung Kaltental genutzt, die andere dem Autobereich auf der Fahrbahn in-
von Fahrzeugen, die in Richtung Vai- stalliert werden. Für diese Baumass-
hingen unterwegs sind. Allerdings ist nahme wurden 20.000 Euro aufgewandt.
es in der Vergangenheit immer wieder Die Frankfurter Hüte erweisen sich auf
vorgekommen, dass auf der Verbindung dieser Straße als Flop. Sie wurden im-
in Richtung Vaihingen der Verkehr nicht mer wieder von Autofahrern angefahren
immer in die vorgesehene Richtung ge- und aus ihrer Befestigung gerissen. Die
fahren ist. Stattdessen sind Radfahrer Teile lagen dann lose auf dem Fahrrad-

24
Brücken und Verkehr

streifen. Das war so gefährlich, dass rungsarbeiten auch bis zum absehbaren
die Strecke täglich kontrolliert werden Neubau warten können.
musste. Das Ende vom Lied war, dass
die Frankfurter Hüte wieder abgebaut Geesthacht. Vor historischen Gebäuden
wurden. Die 20.000 Euro für den Auf- und in Innenstadtbereichen setzen die
bau plus 400 Euro für den Abbau sowie Stadtplaner gern Natursteinpflaster für
die Kontrollkosten hätte man sich also die Gestaltung von Plätzen und Wegen
sparen können. Nun plant die Stadt, die ein. Aber dieses Pflaster hält den Be-
notwendige bauliche Trennung durch lastungen des modernen Verkehrs nur
eine durchgängige Leitschwelle zu rea- dann dauerhaft stand, wenn es in be-
lisieren. Es ist zu hoffen, dass diese Lö- sonders hoher Qualität verlegt wird.
sung hält. Eine Pflasterstraße ist gegenüber einer
gleich belastungsfähigen Asphaltstraße
Büchen. Das Land Schleswig-Holstein erheblich teurer. Spart man dagegen
sanierte für 160.000 Euro eine Brücke an der Ausführung, um mit vergleich-
über den Elbe-Lübeck-Kanal in Büchen, baren Kosten auszukommen, gibt es
obwohl in wenigen Jahren eine neue hö- schon bald Qualitätsprobleme. Diese
here Brücke gebaut werden muss. Die Erfahrung musste jetzt auch die Stadt
einspurige Straßenbrücke wurde 1952 Geesthacht machen. In den Jahren 1993
gebaut und muss nach dem Willen der und 1994 wurde der Rathausplatz mit
Wasser- und Schifffahrtsdirektion bald Kleinpflastersteinen neu gestaltet; allein
weichen, um den modernen Binnen- für die Fahrbahn wurden 209.000 Euro
schiffen die Durchfahrt zu ermöglichen. ausgegeben. Doch schon bald sackte der
Das Problem: Nicht alle Kanalbrücken Boden ab, einzelne Pflastersteine bra-
befinden sich im Eigentum der Wasser- chen heraus. Immer wieder neue Nach-
und Schifffahrtsverwaltung, die Brü- besserungen führten zu Folgekosten
cke in Büchen gehört dem Land. Und von rund 111.000 Euro. Dennoch ist der
das plant seine Brückeninstandhaltung Straßenzug inzwischen so marode, dass
systematisch unabhängig von den Plä- er vollständig saniert werden muss. Der
nen der Kanalbetreiber. Die jetzt durch- neu hinzugezogene Tiefbaufachmann,
geführten Instandsetzungsarbeiten an Professor Horst Mentlein von der Fach-
der Fahrbahndecke hätten problemlos hochschule Lübeck, machte den Poli-
verschoben werden können, damit wä- tikern klar, dass es zum Asphaltbelag
ren dem Steuerzahler Ausgaben von keine kostengünstige Alternative gibt.
160.000 Euro erspart geblieben. Immer- Und so kam man jetzt überein, die Fahr-
hin hielt die bisherige Fahrbahn über 20 bahn vor dem Rathaus für rund 240.000
Jahre. Da hätte man mit den Ausbesse- Euro mit einer neuen Asphaltschicht zu

25
Brücken und Verkehr

Bürger in Vöhl fragen sich: Welchen Sinn hat wohl die neue Fußgängerbrücke?

versehen. Den Rat des Experten hätte zwar hübsch anzusehen und passt auch
man schon früher einholen sollen: Denn gut in die Landschaft, doch wirklich
gerade erst 2005 und 2006 wurde der Be- notwendig scheint er nicht zu sein. Die
reich vor dem Schillertheater und dem Fahrradfahrer müssen weiter die „ge-
Krügerschen Haus für insgesamt rund fährliche“ Brücke über die Itter benutzen
66.000 Euro mit Granitplatten gestal- und hinter der Itter-Überquerung müs-
tet. Doch auch diese Platten splitterten sen sich Fahrradfahrer und Fußgänger
bald, die Fahrbahn sackte ab. In einem wieder den schmalen Weg teilen. Eine
ersten Abschnitt wurde schon jetzt das weitere Begründung für die Notwen-
Pflaster wieder entfernt und durch einen digkeit des Fußgängerstegs sieht Bür-
provisorischen Asphaltbelag ersetzt. Al- germeister Plünnecke im störungsfreien
lein die Ausbesserung hat 14.000 Euro und verkehrssicheren Zugang zur Eder-
verschlungen. Unverständlich bleibt, seeuferpromenade. Wenn durch die Re-
warum trotz der eindeutigen Aussagen aktivierung der Bahnstrecke zwischen
der Experten immer wieder nicht aus- Korbach und Frankenberg zahlreiche
reichend befestigte Pflasterstraßen be- Ederseetouristen am Bahnhof Herzhau-
auftragt werden. sen aus- oder eingestiegen wären, hätte
der Fußgängersteg Sinn. Doch da es zur
Vöhl. Die Brücke über die Itter in Vöhl- Reaktivierung nicht gekommen ist, wird
Herzhausen (Landkreis Waldeck-Fran- es am Bahnhof keine Ederseetouristen
kenberg) war für Fußgänger und Rad- geben, die den Steg nutzen könnten.
fahrer aus Sicht der Gemeinde ein viel
zu gefährliches Pflaster. Der Weg ne-
ben der Straße sei viel zu schmal und
nur eine Trennung von Weg und Straße
durch eine Leitplanke bringe den not-
wendigen Schutz für die Verkehrsteil-
nehmer. Deshalb baute die Gemeinde
wenige Meter entfernt für über 40.000
Euro einen Fußgängersteg. Dieser ist

26
Finanzmarkt

Finanzmarkt
Mit Steuergeldern spekulieren und regulieren
Bund. 9,2 Mrd. Euro beträgt der ge- den Steuerzahler direkt und indirekt 9,2
schätzte Vermögensschaden, den der Mrd. Euro - weil eine private Bank mit
Bund aus der IKB-Krise davonträgt. der öffentlichen KfW im Rücken sich im
Zur Erinnerung: Die Mittelstandsbank großen Stil auf Geschäftsfelder gewagt
IKB hatte mit milliardenschweren Liqui- hat, deren Risiken sie nicht beherrscht,
ditätszusagen sogenannte „subprime“, während gleichzeitig die Bundesregie-
also zweitklassige US-Immobilien- rung im Aufsichtsrat der IKB vertreten
kredite abgesichert. Ab Sommer 2007 war.
waren aber immer weniger Finanzak- Wie „professionell“ die staatseigene
teure bereit, mit kurzfristigen Krediten KfW ist, zeigte sich auch noch kurz vor
die langfristigen Subprime-Kredite zu Redaktionsschluss. Am 15. September
finanzieren. Als Ersatz für die ausblei- 2008, dem Tag des Insolvenzantrags der
benden Kurzfristkredite hätte nun die schon längst taumelnden US-Bank „Leh-
IKB vereinbarungsgemäß die fehlende mann Brothers“, überwies die KfW noch
Liquidität bereitstellen müssen. Dazu 350 Mio. Euro an eben jene „Lehmann
war sie aber nicht in der Lage. Deshalb Brothers“ – angeblich aufgrund eines
wurde politisch entschieden, dass die technischen Fehlers. Jetzt kann man nur
Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) noch hoffen, dass wenigstens ein Teil
als Großaktionärin der IKB einspringt. dieser 350 Mio. Euro aus der Konkurs-
Dank dieser KfW-Hilfe wurde die IKB masse von „Lehmann Brothers“ an die
zwar vom Rückversicherer zum Gläu- KfW zurückfließt.
biger dieser zweitklassigen Kredite,
doch diese Kredite sind – wie der Name München. Die Turbulenzen an den welt-
schon andeutet – wenig wert. Wegen weiten Finanzmärkten haben auch die
bereits aufgetretener und noch dro- Bayerische Landesbank (BayernLB)
hender Ausfälle dieser Kredite wird die nicht verschont. Die Belastungen aus
KfW von ihren Hilfsgeldern nicht viel der Finanzmarktkrise, insbesondere
wiedersehen. Die KfW beziffert ihren aus Wertminderungen bei Anlagepa-
IKB-Verlust mittlerweile auf insgesamt pieren, trafen die BayernLB bis April
8,0 Mrd. Euro. Kein Wunder, dass sich dieses Jahres mit rd. 4,3 Mrd. Euro, von
die KfW zu weiteren IKB-Hilfen dann denen bis zum Redaktionsschluss des
außerstande sah. Daraufhin musste der Schwarzbuchs 100 Mio. Euro als echte
Bund seiner eigenen KfW direkt helfen. Verluste angefallen sind. Wie konnte es
Er erklärte sich zu einer außerplanmä- dazu kommen?
ßigen IKB-Unterstützung in Höhe von Die BayernLB hat in strukturierte Wert-
1,2 Mrd. Euro aus dem Bundeshaushalt papiere, sog. ABS-Papiere investiert.
2008 bereit. Somit kostet die IKB-Krise Hierbei handelt es sich um verzinsliche

27
Finanzmarkt

Wertpapiere, die mit Forderungen be- Um aus dem „Bankendrama“ zu entkom-


sichert sind („asset-backed securities“). men, will aber auch der Freistaat Bayern
Auch wenn dabei in den Vorjahren Ge- zusammen mit den bayerischen Spar-
winne erzielt werden konnten, wird im kassen für mögliche weitere Ausfallri-
Jahr 2008 nicht nur die „Ernte“ ausfal- siken geradestehen. Mit einer „Abschir-
len, es steht zu befürchten, dass infolge mungsmaßnahme“ wollen der Freistaat
des durch die globale Finanzkrise verur- Bayern und die bayerischen Sparkassen,
sachten drastischen Marktpreisverfalls denen die BayernLB je zur Hälfte gehört,
bei diesen Wertpapieren große Verluste in Höhe von jeweils bis zu 2,4 Mrd. Euro
„eingefahren“ werden müssen. einspringen.
Die BayernLB wird die ersten Ausfälle Auch wenn die Frage nach dem kon-
bis zur Höhe von 1,2 Mrd. Euro jedoch kreten Risiko dieser „Abschirmung“
selbst tragen. derzeit noch nicht beantwortet werden
kann, bleibt zu hoffen, dass die prekäre
Lage der BayernLB nicht auf dem Rü-
cken der bayerischen Steuerzahler aus-
getragen wird. Jedenfalls hat die Ba-
yernLB in Zukunft einiges zu tun, um
nicht nur ihren Vertrauensverlust wie-
der wettzumachen.

Würzburg. Einen Reinfall erlebte die


Würzburger Versorgungs- und Verkehrs
GmbH (WVV), die der Stadt Würzburg
zu 100 Prozent gehört, mit sog. „Spread-
Ladder-Swaps“. Dabei wird zur Senkung
der Zinslast von Darlehen auf die künf-
tige Entwicklung von Zinsen spekuliert.
Im Kern geht es bei den „Swaps“ um den
Tausch vergleichsweise hoher Zinsver-
pflichtungen für langfristige Anleihen
gegen niedrige, kurzfristige und vari-
able Zinspapiere. Gewettet wird dabei
auf den sog. „Spread“, also den Abstand
zwischen dem lang- und kurzfristigen
Freistaat Bayern will mit bis zu 2,4 Mio. Kapitalmarktzins. Wie bei einer Wette
Euro bei der BayernLB einspringen. kann man bei diesen „Swaps“ alles ver-

28
Finanzmarkt

lieren. Das Jonglieren mit einem hoch könne man mit diesen Geschäften die
risikobehafteten Finanzprodukt blieb Schuldenberge der Kommunen einfach
auch nicht ohne Folgen: Die WVV ver- und schnell abbauen und damit Steu-
lor bei einem derartig gewagten Spe- ergelder sparen. Es läuft wie folgt: Die
kulationsgeschäft 2,6 Mio. Euro! Diese Stadt tauscht mit einer Bank langfris-
Millionen will sich die WVV nun von tige Kredite mit hohen Zinssätzen ge-
dem beratenden Kreditinstitut zurück- gen kurzfristige Kredite mit niedrigen
holen und hat dieses auf Zahlung von Zinssätzen. Sie zahlt also weniger Zin-
Schadensersatz verklagt. Die WVV ist sen. Zusätzlich haben viele Städte da-
nämlich der Auffassung, dass sie „über rauf gewettet, dass der Abstand dieser
die mit solch einem Geschäft verbun- beiden Zinssätze größer wird. Doch das
denen Risiken nicht genügend aufge- Gegenteil war der Fall. Zeitweise lagen
klärt wurde“. In erster Instanz vor dem die Zinssätze gar auf gleicher Höhe und
Landgericht Würzburg hat die WVV zu das hieß: Wette verloren, Millionen ver-
1/3 obsiegt. Der Prozess ist allerdings zockt. Weitere Verluste folgen, denn die
noch nicht abgeschlossen, da die bera- Kurz-Kredite sind inzwischen ausgelau-
tende Bank Berufung eingelegt hat. Es fen, neue Kredite mussten aufgenom-
bleibt daher nur zu hoffen, dass letztlich men werden, und das zu Zinssätzen, die
nicht die Würzburger Bürger und Steu- höher sind als bei dem einstigen lang-
erzahler als Kunden der WVV die Wette fristigen Kredit. „Wir sind nicht ausrei-
verlieren. chend beraten worden“, klagte die Stadt
Hagen und forderte Schadensersatz von
Ortsübergreifend. Was im Schwarzbuch der Deutschen Bank, mit der sie das Ge-
2007 befürchtet wurde, ist jetzt Fakt: schäft abgeschlossen hatte. Doch das
Durch sogenannte Swap-Geschäfte Landgericht Wuppertal urteilte: „Die
hat die Stadt Hagen mehr als 50 Mio. Beratung der Bank war ausreichend.
Euro verzockt. Remscheid verspielte Die Stadt war eine in Derivate-Dingen
mehr als 13 Mio., Neuss 10 Mio. Euro, erfahrene und professionelle Kundin.
Mülheim 6 Mio., die Entsorgungs-Ge- Die Mitarbeiter wussten, was Sie taten.“
sellschaft Westmünsterland rund 4,4 Sie wussten außerdem, dass ihr Bera-
Mio. Euro, und damit ist die Liste längst ter, die Deutsche Bank, gleichzeitig der
nicht abgeschlossen. Experten schätzen, Verkäufer des Geschäfts war. Erhöhte
dass bundesweit rund 700 Kommunen Vorsicht wäre geboten gewesen. Statt-
Swap-Geschäfte abgeschlossen haben dessen wählte man hohes Risiko, und
und deshalb noch viele Millionen Euro statt zu schrumpfen, wachsen die Schul-
Steuergelder verloren gehen. Dabei denberge nun weiter.
hatte es zunächst so ausgesehen, als

29
Teure Fehler

Teure Fehler
Dumm gelaufen oder nicht zu Ende gedacht?
Bad Schussenried. 1996 wurde in Bad wollten die Grundbesitzer die seit Sep-
Schussenried ein Bewegungsbad fer- tember 2004 leerstehende Halle an den
tiggestellt. Die Baukosten beliefen sich Textil-Discounter „KiK“ vermieten. Doch
damals auf 6.564.720,90 DM, also rund der Gemeinde passte der neue Mieter
3,36 Mio. Euro. Die Kosten für den nicht in das städtebauliche Konzept. Sie
Neubau wurden von einem städtischen wehrte sich beim Landkreis Lüneburg
Eigenbetrieb und zu 10 Prozent durch als zuständiger Genehmigungsbehörde
den Landkreis Biberach getragen. Die gegen den geplanten Wechsel vom Son-
Steuerzahler finanzierten also den Neu- derposten- zum Bekleidungsfachmarkt.
bau. Offiziell eröffnet wurde das Bad Der Landkreis Lüneburg wertete den
allerdings nie. Ursache dafür war, dass Wechsel zunächst nicht als genehmi-
kurz vor Fertigstellung des Baus eine gungspflichtig, änderte dann jedoch
Belegungskündigung durch den Haupt- plötzlich seine Meinung und verwies
belegungsträger erfolgte; die Rheuma- darauf, dass es sich beim KiK-Markt um
klinik musste als Reha-Klinik geschlos- ein zentrumsrelevantes Sortiment han-
sen werden. Leider gelang es der Stadt dele, was genehmigungspflichtig sei.
über Jahre nicht, das Bad anderweitig Als Konsequenz daraus stellte der Land-
zu vermarkten. Nun wurde das Bad öf- kreis den Baugenehmigungsantrag der
fentlich versteigert. Den Baukosten in Immobilienbesitzer für eine Nutzungs-
Höhe von 3,36 Mio. Euro steht nun ein änderung für zwölf Monate zurück. Dies
Versteigerungserlös von 226.000 Euro ließen sich die Grundstückseigentümer
gegenüber. jedoch nicht gefallen und klagten er-
folgreich vor dem Verwaltungsgericht
Kreis Lüneburg. Der Landkreis Lüne- Lüneburg. Dort mussten sich die Kreis-
burg musste auf Grund einer Fehlent- juristen im Oktober 2006 rügen lassen,
scheidung und falschen Einschätzung dass bei sorgfältiger Prüfung der Sach-
der Sach- und Rechtslage durch seine und Rechtslage leicht feststellbar gewe-
Hausjuristen 65.000 Euro Schadens- sen wäre, dass es sich bei dem neuen
ersatz an Grundeigentümer zahlen. Bekleidungsfachmarkt nicht um einen
Nur zur Hälfte dieser Summe sprang großflächigen Einzelhandelsbetrieb mit
die Haftpflichtversicherung des Land- zentrumsrelevantem Sortiment handelte.
kreises ein. Die andere Hälfte und die Denn die Fläche des KiK-Marktes lag
weiteren Verfahrenskosten von knapp eindeutig unter der Grenzgröße von 800
8.000 Euro mussten die Steuerzahler fi- qm, die nach der Rechtsprechung des
nanzieren. Was war passiert? Nach dem Bundesverwaltungsgerichts in solchen
Auszug eines Sonderpostenmarkts im Fällen aus Gründen der praktischen
Ortszentrum der Gemeinde Bardowick Handhabbarkeit der Rechtsanwendung

30
Teure Fehler

anspruch auf rund 370.000 Euro, ohne


jedoch eine Begründung für die verrin-
gerte Summe zu liefern. Unstrittig ist,
dass die Prüfung von bereits gezahlten
Abschlags- und Teilschlusszahlungen zu
jeder Schlussrechnungsprüfung gehört
und sich Belege über geleistete Zah-
lungen auch in den üblichen Unterlagen
befanden. Die Rechnungsprüfer spre-
chen deshalb von einer „grob fahrläs-
sigen Unkenntnis“ von Mitarbeitern der
Stadtentwässerung, die für die Schluss-
Im Kreishaus Lüneburg fiel die Fehlent- rechnung der beiden Bauabschnitte ver-
scheidung, die 65.000 Euro kostete. antwortlich zeichneten.
Die Abrechnungs-Misswirtschaft geht
festgelegt worden war. Außergerichtlich auf das Jahr 2002 zurück. Erst im April
einigte sich der Landkreis nach dieser 2006 fiel sie auf, und dann dauerte es
Gerichts-Schlappe auf den zu leistenden noch einmal rund neun Monate, bis
Schadensersatz von 65.000 Euro. die Stadtentwässerung ihre Rückzah-
lungsansprüche geltend machte. We-
Hannover. An der nötigen Sorgfalt ließen gen eines zwischenzeitlich eröffneten
es Mitarbeiter der Stadtentwässerung Insolvenzverfahrens gegen die betei-
Hannover bei der Abrechnung von Bau- ligten Baufirmen sowie der Einrede der
leistungen für die Verbundleitung zwi- Verjährung stehen die Aussichten der
schen den Klärwerken Herrenhausen Stadtentwässerung äußerst schlecht, die
und Gümmerwald vermissen. Sowohl überzahlten Beträge zurückzuerhalten.
beim II. als auch beim III. Bauabschnitt Ein Trost liegt in der Feststellung des
wurden bereits geleistete Teilzahlungen Umweltdezernenten, dass „eine derar-
bei der Schlussabrechnung nicht berück- tige Überzahlung heute durch verschie-
sichtigt, so dass es zu Überzahlungen dene Funktionen des mittlerweile ein-
von mehreren hunderttausend Euro geführten SAP-Abrechnungssystems
kam. Das Rechnungsprüfungsamt der ausgeschlossen ist“.
Stadt Hannover bezifferte den zu Lasten
der Stadt überzahlten Betrag auf insge- Thüringen. Die Arbeit der Polizisten ist
samt 825.000 Euro (ohne Zinsen). Der auch in Thüringen mit Schichtdiensten
zuständige Umweltdezernent der Stadt und Sondereinsätzen verbunden. Dabei
begrenzt dagegen den Rückforderungs- fallen oft Überstunden an, die entspre-

31
Teure Fehler

chend abgegolten werden müssen. Im Ziel der Rückforderung würde einen er-
Freistaat gab es bereits im Herbst 2000 heblichen Personalaufwand für mehrere
Probleme mit der fehlerhaften Abrech- Jahre binden. Die wenigen Ausnahmen,
nung von Überstunden. Um die Fehler die unter dem Verdacht strafbaren Han-
in Zukunft zu vermeiden, gab der dama- delns und dienstrechtlicher Vergehen
lige Innenminister einen Erlass heraus, standen, wurden zur Anzeige gebracht.
wie bei Mehrarbeitsvergütung zu ver- Der Umgang mit dem Geld der Steu-
fahren ist. Er setzte eine Arbeitsgruppe erzahler zur Bezahlung der Mehrarbeit
ein, die die Abrechnungen überprüfen der Polizisten war jedoch jahrelang trotz
sollte. Im Abschlussbericht stellte diese Prüfungen und Arbeitsgruppen fehler-
2001 fest, dass es Probleme mit der Ab- haft. Bei den bereits erfolgten Rückfor-
grenzung zwischen Arbeitszeitguthaben derungen konnten 56.499 Euro aufgrund
und Mehrarbeit gab, jedoch kein recht- von Verjährung nicht mehr zurückgefor-
lich relevanter Anfangsverdacht gegen dert werden. Die Kontrollen erfolgten
einzelne Bedienstete erkannt werden nicht zeitnah genug, so dass das Geld
konnte. Doch trotz dieser Maßnahmen für den Landeshaushalt nicht mehr ein-
gab es weiter Probleme mit der Abrech- getrieben werden kann.
nung. Seit September 2004 wurde die
Zahlung von Mehrarbeitsvergütung an Ostfildern. Voraussichtlich 14.299,32
92 Beamte geprüft. Im November 2006 Euro - nach Angaben der Stadt Ostfil-
wurde, um das Verfahren zu beschleu- dern sogar 21.000 Euro - kostet die Ver-
nigen, erneut eine Arbeitsgruppe im setzung der Skulpturengruppe „Sitz- und
Innenministerium eingerichtet, die die Flitzhasen“ um wenige hundert Meter
Zahlung von Mehrarbeitsvergütungen im Scharnhauser Park in Ostfildern. Die
seit Anfang 2002 überprüfen sollte. Bis Skulpturengruppe wurde im Rahmen
November 2007 wurde geprüft und bis der Landesgartenschau 2002 von der
April 2008 insgesamt 150.790,86 Euro Stadt Ostfildern in einem Landschafts-
zurückgefordert. Das ist bei insgesamt schutzgebiet aufgestellt. Aus land-
in diesem Zeitraum gezahlten 2,4 Mio. schaftsökologischen Gründen konnte
Euro Mehrarbeitsvergütung wenig. das Landratsamt Esslingen einem Ver-
Aber von den insgesamt 8.000 Einzel- bleib des Kunstwerks am alten Standort
zahlungen wies die überwiegende Zahl nicht zustimmen. Die Stadt Ostfildern
formale Mängel auf, die eine Rückforde- verweigerte zunächst den Umzug der
rung nicht einfach rechtfertigen, da die Sitz- und Flitzhasen, das Landratsamt
Beamten die Mehrarbeit tatsächlich ge- besteht aber darauf. Den Steuerzahlern
leistet haben. Eine gerichtsverwertbare stellt sich die Frage: Warum eine Skulp-
Aufarbeitung aller Zahlungen mit dem tur ausgerechnet an einem Standort auf-

32
Teure Fehler

gebaut wird, von dem man weiß, dass kombiniertes Hallen- und Freibad für
sie dort langfristig nicht bleiben kann? maximal 7,5 Mio. Euro gebaut werden.
Daneben kommen noch Abrisskosten
Heringen. Das Hallenbad in Heringen von bis zu 600.000 Euro und mindestens
war marode. Die Stahlbetonkonstruk- 60.000 Euro für ein Beweissicherungs-
tion wies Abplatzungen, Betonaufwöl- und Rechtsverfahren auf die Stadt zu.
bungen und Rissbildungen auf. Des- Zwischenzeitlich wurden vom Gericht
halb beauftragte der Zweckverband zwei weitere Gutachten bestellt. Insge-
Hallenbad Heringen 2001 einen Sach- samt belaufen sich die Gutachterkosten
verständigen mit der Erstellung eines auf 75.819 Euro. Hätten die Verantwort-
Gutachtens, das Aufschluss über den lichen die Gutachten richtig gelesen und
betontechnologischen Zustand des Hal- die richtigen Konsequenzen gezogen,
lenbades geben sollte. Der Bauingenieur hätte man sich die millionenteure Sa-
kam zu dem Ergebnis, dass in einzel- nierung sparen können.
nen Schadensbereichen als Sofortmaß-
nahme Abstützungen notwendig seien. Chemnitz. Die Innenstadt und damit
Wegen der erheblichen Schäden sei das der Handel soll gestärkt werden. Die
Hallenbad aus Sicht des Gutachters aber Stadträte von Chemnitz planten daher
wirtschaftlich und technisch nicht mehr nach Auslaufen des Mietvertrags am
sanierungsfähig. Ein weiteres Gutach- bisherigen Standort Elsässer Straße ei-
ten bestätigte, dass die Betonsanierung nen Umzug der Verwaltung in die City.
technisch schwierig ausführbar sei und Mindestens zwei Verwaltungsgebäude
mit zu hohen Kosten verbunden wäre. standen leer und bei einer Ausschrei-
Trotzdem erfolgte 2002 eine Sanierung bung unterbreitete diese günstige An-
für 1,4 Mio. Euro. Wie nicht anders zu er- gebote. Die Stadträte von Chemnitz
warten, waren die Schäden wenige Jahre entschieden sich im Juli 2008 gegen die
nach der Sanierung wieder vorhanden. wirtschaftlichste Lösung und gaben
2007 wurde ein drittes Gutachten, jetzt den Zuschlag an einen Investor, der nun
durch die Stadtwerke Heringen, in Auf- seinerseits mit der städtischen Zusage
trag gegeben. Aber auch dieses Gutach- ein neues Büro- und Geschäftshaus er-
ten kam zu dem Schluss, dass wegen der richtet. Nach Ansicht des Bundes der
hohen Chloridanreicherungen und den Steuerzahler in Sachsen e.V. fehlen die
damit verbundenen Bewehrungs- und ca. 3 Mio. Euro, die als Mehrkosten (pro
Betongefügezerstörungen die Stahlbe- Jahr 142.000 Euro) für eine Ämteran-
tonkonstruktion wirtschaftlich und tech- siedlung auf dem Citybaufeld anfallen,
nisch nicht sanierungsfähig ist. Jetzt soll dem städtischen Haushalt für wichtige
das Hallenbad abgerissen und ein neues Zukunftsaufgaben. Es gibt derzeitig eine

33
Teure Fehler

komfortable Situation für Mieter von Stadt Jena wurde der Betrag aber auf
Büroflächen in der Stadt. Diesen Vorteil ein anderes Konto dieses Bauträgers bei
haben die Stadträte nicht genutzt, um einer anderen Bank überwiesen. In der
einen dauerhaften niedrigen Mietpreis Folgezeit wurde über das Vermögen des
für die Ämterunterbringung zu erzielen. Bauträgers ein Insolvenzverfahren er-
Vielmehr wurde der Vermietungsmarkt öffnet, das im März 2005 mangels Masse
mit den zusätzlichen Flächen weiter abgewiesen wurde, und er ging in Li-
geschwächt. Und ob die Verwaltungs- quidation. Im November 2006 forderte
mitarbeiter der Innenstadt nachhaltige die Hypothekenbank von der Stadt noch
Impulse verleihen, darf bezweifelt wer- einmal die 200.000 Euro an und erwirkte
den. über einen Mahnbescheid die noch-
malige Zahlung der Summe, denn der
Jena. Die Stadt schloss Anfang 2002 ei- von der Stadt bereits gezahlte Betrag
nen städtebaulichen Vertrag mit einem war nicht an sie weitergeleitet worden.
Bauträger über die Herstellung öffent- Weil die Hypothekenbank nur einen Teil
licher Erschließungsanlagen in Jena- des Geldes als Sicherung benötigte, er-
Winzerla. Zu Beginn des Jahres 2003 reichte die Stadt in Verhandlungen noch
teilte eine Bank der Stadt mit, dass der eine Rückzahlung von 125.000 Euro.
Bauträger sämtliche Ansprüche und Die restlichen 75.000 Euro wurden also
Forderungen, insbesondere seinen doppelt gezahlt. Eine Rückforderung
Rückzahlungsanspruch, gegen die Stadt gegenüber dem Bauträger wurde we-
Jena in Höhe von 200.000 Euro aus dem gen Scheitern des Insolvenzverfahrens
Erschließungsvertrag an sie abgetreten nicht versucht. Mitarbeiter der Stadt
hatte. Gleichzeitig wies die Bank darauf wurden nicht in Regress genommen, da
hin, dass Zahlungen mit schuldbefrei- nach Ansicht der Stadt den an der Fehl-
ender Wirkung nur noch auf ein be- überweisung beteiligten Personen kein
stimmtes Konto bei einer Hypotheken- grob fahrlässiges Verhalten vorgewor-
bank geleistet werden dürfen, das einer fen werden konnte. Den Schaden tragen
GmbH der Gesellschafter des Bauträ- die Steuerzahler.
gers gehörte. Die Bank trat später ihre
Ansprüche an diese Hypothekenbank Darmstadt. Das neue Kongress- und Wis-
ab. Der Bauträger stellte der Stadt im senschaftszentrum namens Darmstadt-
Juni 2003 vertragsgemäß für erbrachte ium sollte unbedingt noch im Jahr 2007
Leistungen 200.000 Euro in Rechnung eröffnet werden. Das 80 Mio. Euro teure
und bat dabei um die Überweisung auf Mammutprojekt öffnete dann auch am
dieses Konto der GmbH. Auf Grund 6. Dezember seine Tore. Doch das war
von Versehen mehrerer Mitarbeiter der ganz offensichtlich zu früh, denn nicht

34
Teure Fehler

Im Kongress- und Tagungszentrum in Darmstadt finden selten Tagungen statt.

alles war fertig, Teilbereiche glichen ei- Steuerzahler noch teuer zu stehen kom-
ner Baustelle. Mehrere Veranstalter zo- men wird. Hoffte man zunächst, dass
gen deshalb ihre Veranstaltungszusagen das jährliche Defizit des Darmstadtiums
zurück. Auch Oberbürgermeister Hoff- bei 1,5 Mio. Euro liegt, wird jetzt mit 3,1
mann räumte Fehler ein und meinte, Mio. Euro gerechnet. Hier hat sich die
dass die Eröffnung besser erst im Som- Stadt offensichtlich übernommen und
mer 2008 gewesen wäre. Ein halbes Jahr zu großzügig gebaut. Die Entscheidung
nach der Eröffnung benötigte die eigens des Stadtparlaments, im nächsten Jahr
gegründete städtische Betreibergesell- sechs der neun Sitzungen im Großen
schaft Wissenschafts- und Kongress- Saal des neuen Kongresszentrums
zentrum Darmstadt GmbH noch einmal stattfinden zu lassen, verbessert zwar
7,142 Mio. Euro für Neuanschaffungen, die Kostensituation des Darmstadti-
für zusätzliche Baumaßnahmen und zur ums, doch das ist linke Tasche, rechte
Liquiditätssicherung. Zudem machen Tasche. Denn die Rechnung von rund
der Betreibergesellschaft immens hohe 10.000 Euro pro Sitzungstag wird aus
Folgekosten zu schaffen. Dass sich das der Stadtkasse bezahlt. Für die Nutzung
Kongresszentrum nicht rechnet, dürfte des Liebighauses, wo bislang immer ge-
allen Verantwortlichen von Beginn an tagt wurde, sind übrigens der Stadt nur
bewusst gewesen sein. Dass aber die 650 Euro pro Sitzungstag in Rechnung
Themen Zuschussbedarf und Folgekos- gestellt worden.
ten vor der Entscheidung des Stadtpar-
laments im Jahr 2000 nicht einmal the- Sachsen-Anhalt. Über 20 Mio. Euro
matisiert wurden, ist unverantwortlich. jährlich fließen aus dem Haushalt des
Die gesetzlich zwingend vorgeschrie- Sozialministeriums in die direkte Sport-
bene Folgekostenberechnung wurde förderung des Landes Sachsen-Anhalt.
nicht durchgeführt. Jetzt kann nicht Eine Menge Geld, dessen zweckentspre-
mehr mit kleineren Lösungen oder Plan- chende Verwendung im Wesentlichen
änderungen reagiert werden, was die an den Landessportbund (LSB) und wei-

35
Teure Fehler

tere Vereine und Gesellschaften über- terburg wurden manipuliert. Allein da-
tragen worden war. Über zehn Jahre durch entstand dem Landeshaushalt in
hin prüfte und überwachte das Mini- den letzten vier Jahren ein Schaden von
sterium nicht, ob das viele Geld auch mindestens 700.000 Euro. Auch wenn
wirklich direkt dem Sport zugute kam. inzwischen gegen die zwei Multifunk-
Nur so konnte sich beim Landessport- tionäre staatsanwaltliche Ermittlungen
bund ein undurchsichtiges Netzwerk laufen und das Sozialministerium die
von verschachtelten Gesellschaften und Sportförderung neu gestaltet hat, sind
Abhängigkeiten entwickeln, beherrscht für den Steuerzahler die Spätfolgen
im Wesentlichen von zwei „Multifunkti- und finanziellen Risiken noch nicht voll
onären“, geführt wie ein Staat im Staate. absehbar. Ende April 2008 wurde z. B.
Ein Geflecht aus finanziellen Manipulati- noch dem ausgeschiedenen Hauptge-
onen und Tricksereien, in dem Millionen schäftsführer, gegen den Ermittlungen
versickerten und zweckentfremdet ver- wegen des Verdachts der Untreue und
ausgabt worden sind. „Keine Kontrolle, anderer möglicher Straftaten laufen,
keine Regeln, keine kritische Distanz“, vom alten LSB-Präsidium eine stattliche
so brachte es eine Landtagsabgeordnete Abfindungssumme gezahlt. Die Presse
auf den Punkt. Im März 2008, nachdem berichtete von 95.000 Euro. Aus Steuer-
endlich die Reißleine gezogen worden geldern versteht sich!
war, kam das ganze Ausmaß der Miss-
wirtschaft zu Tage. Überhöhte Personal- Hamburg. Kampfhunde sind ein Po-
kosten, überschuldete Gesellschaften, an litikum. Umso erstaunlicher, dass die
denen der LSB mittel- oder unmittelbar Stadt Hamburg seit Jahren den Handel
beteiligt war, manipulierte Rechnungen, mit diesen Tieren subventioniert, was
fehlende Verwendungsnachweise für bundesweit wohl einmalig ist. Wesens-
Fördermittel, unwirtschaftliche Ge- geprüfte, also nach amtlicher Prüfung
schäftspraktiken führten schließlich zu ungefährliche Hunde können vom Ham-
offenen Kreditschulden von über sechs burgischen Tierschutzverein (HTV), die
Millionen Euro. Zukünftig wird der LSB zentrale Auffangstation für Tiere jeder
allein für seinen Schuldendienst ein Art in der Hansestadt, vermittelt wer-
Drittel der aus Steuergeldern gewährten den. Für jeden vermittelten Hund erhält
Fördermittel verwenden müssen, die da- der HTV nach Vorlage entsprechender
mit der Sportförderung verloren gehen. Rechnungen die ihm entstandenen Ver-
Während zwei LSB-Gesellschaften stark mittlungskosten, die bis zu 700 Euro pro
überschuldet waren, scheute eine dritte Hund betragen können. Die Vermittlung
selbst vor Betrug nicht zurück: Die Schü- eines „normalen“ Hundes wird hinge-
lerzahlen an der Sport-Eliteschule in Os- gen nicht subventioniert.

36
Teure Fehler

Seit 2003 wurden insgesamt 206 we- Mainsondheim/Hörblach. Erbsenzäh-


sensgeprüfte Kampfhunde vermittelt, lerei oder korrekter Ausschluss vom
insgesamt flossen hierfür Steuergelder Vergabeverfahren? Diese Frage stellt
in Höhe von 123.077,90 Euro. sich bei der Vergabe des Ausbaus der
Doch die zuständige Behörde für So- Gemeindeverbindungsstraße Main-
ziales, Familie, Gesundheit und Ver- sondheim – Hörblach (St 2271) in Un-
braucherschutz überprüft weder den terfranken. Der kostengünstigste Bieter
Verbleib der Hunde noch eine mögliche hatte diesen gemeinsamen Straßenaus-
Doppelvermittlung, wenn Hunde wie- bau der Städte Kitzingen und Dettel-
der an den HTV zurückgegeben und von bach für rd. 1,2 Mio. Euro angeboten.
dort erneut vermittelt werden. Recher- Die Baufirma hatte jedoch für einen
chen von Lokaljournalisten, Tierschüt- Rohranschluss aus Kunststoff, der nur
zern und Steuerzahlerbund deckten im 50,45 Euro kostet, im Angebot lediglich
vergangenen Jahr eine unseriöse Ver- das Fabrikat angegeben, nicht aber die
mittlung von Kampfhunden nach Bran- genaue Typenbezeichnung. Dies hatte
denburg auf, wobei die vermeintlichen fatale Folgen - nicht nur für den Anbie-
Abnehmer nicht auffindbar waren. Hin- ter, sondern auch für die Steuerzahler.
weise auf ähnliche Fälle gibt es seit Jah- Das anbietende Unternehmen flog aus
ren. Die Erstattung der Vermittlungs- der Ausschreibung. Die Steuerzahler
kosten für Kampfhunde hat angesichts haben rd. 200.000 Euro mehr an Kosten
der Anfälligkeit des Systems für den für den Straßenausbau aufzubringen,
Missbrauch von Steuergeldern keinen kostet die Straße nach dem Angebot des
Sinn, zumal weder die Behörde noch der nächstgünstigeren Wettbewerbers doch
Tierschutzverein eine aus Sicht des Steu- nunmehr rd. 1,4 Mio. Euro. Wenn auch
erzahlers schlüssige Begründung für die das Angebot des kostengünstigsten Bie-
Ungleichbehandlung von geprüft unge- ters wegen „Unvollständigkeit zwingend
fährlichen Hunden und ungeprüft un- ausgeschlossen werden musste“ und
gefährlichen Hunden vorlegen können. dabei - mangels Ermessensspielraum -
Da die Vermittlung bislang ausschließ- formaljuristisch korrekt vorgegangen
lich an gewerbliche Abnehmer erfolgt wurde, ist die 200.000 Euro teure Folge
und diesen ein geschäftliches Interesse des Ausschlusses dem wirtschaftlich
an solchen Hunden zu unterstellen ist, denkenden „Normalbürger“ und Steu-
kann von einer allzu schwierigen Ver- erzahler kaum noch vermittelbar.
mittlung wohl kaum ausgegangen wer-
den. Die Regelung gilt noch bis Ende Prien a. Chiemsee. Im Jahr 1999 wurde
2008, danach gehört sie schleunigst ab- die Chiemsee Seebühnengesellschaft
geschafft! mbH gegründet, um den Fremden-

37
Teure Fehler

verkehr in Prien zu fördern. Daran be-


teiligt war mit 70 Prozent die Priener
Tourismusgesellschaft mbH, deren ein-
ziger Gesellschafter der Markt Prien a.
Chiemsee ist. Die restlichen 30 Prozent
an der Seebühnen GmbH halten private
Unternehmen. Doch das Kulturprojekt
Seebühne geriet in den letzten beiden
Jahren immer mehr in rote Zahlen. So ist
im Jahr 2007 ein operativer Verlust von
307.000 Euro angefallen. Gründe dafür
waren u. a. eine sehr schlechte Witte-
rung und die Tatsache, dass teilweise „Aus“ mit dem Priener Seebühnen-
das angebotene Programm nicht so traum.
angenommen wurde wie erwartet. Seit
Gründung der Chiemsee Seebühnenge- Bei Redaktionsschluss waren allerdings
sellschaft mbH sind insgesamt Verluste die entsprechenden Verkaufsverhand-
in Höhe von 1.082.659,04 Euro entstan- lungen noch nicht abgeschlossen.
den. Hiervon entfielen auf die Gesell- Wenn auch der Markt Prien a. Chiem-
schafterin Priener Tourismus GmbH im- see sein finanzielles Engagement an der
merhin rd. 757.000 Euro, wovon bisher Seebühnengesellschaft mit deren millio-
rd. 360.000 Euro bezahlt wurden. Der nenhohen Werbewert und einer „durch-
verbleibende Betrag von rd. 397.000 aus vertretbaren Wirtschaftsförderung“
Euro, der auf Verbindlichkeiten der zu rechtfertigen versucht, musste aber
Seebühnen GmbH gegenüber der Prie- auch er einräumen, dass aufgrund der
ner Tourismus GmbH beruht, ist letzt- verlustreichen letzten Jahre die Nach-
lich auszubuchen. Gleichsam nach dem teile den Nutzen seiner finanziellen Be-
Motto „Lieber ein Ende mit Schrecken teiligung überstiegen haben. Wirklich
als ein Schrecken ohne Ende“ hat der ein „lohnendes“ Geschäft für die Priener
Markt Prien a. Chiemsee die Notbremse Steuerzahler!
gezogen und ist mit seiner Tourismusge-
sellschaft aus der Chiemsee Seebühnen
GmbH ausgestiegen. Vielleicht hat man
auch noch etwas Glück und kann den
Gesellschaftsanteil der Priener Touris-
mus GmbH an der Seebühnen GmbH
gewinnbringend veräußern.

38
Luxus aus Steuergeldern

Luxus aus Steuergeldern


Teure Annehmlichkeiten
München. Bereits in seinem Schwarz- Das „Wolfsmanagement“ beschreibt
buch 2007 hatte der Bund der Steuerzah- also den Handlungsrahmen und regelt
ler den Managementplan „Braunbären Zuständigkeiten, Kommunikationswege,
in Bayern – Stufe 1“ gerügt, der dem das Monitoring und die Abwicklung von
schließlich erlegten Braunbär „JJ1“, im Ausgleichszahlungen, wenn Wölfe nach
Volksmund Bruno genannt, zu verdan- Bayern zuwandern.
ken ist. Nach dem „Bärenplan“ müssen Außerdem hat das Bayerische Staatsmi-
“Mensch und Bär den Umgang mitein- nisterium für Umwelt, Gesundheit und
ander wieder lernen“. Verbraucherschutz für rd. 150.000 Euro
Das „Bärenmanagement“ findet nun die Wanderausstellung „Die großen Vier
seine Fortsetzung im „Wolfsmanage- – vom Umgang des Menschen mit Bär,
ment“. So wurde vom Bayerischen Wolf und Luchs“ erarbeitet, die ihren
Staatsministerium für Umwelt, Gesund- Weg durch die bayerischen Landkreise
heit und Verbraucherschutz in Zusam- nimmt.
menarbeit mit diversen Verbänden und Schließlich werden die Arbeiten am Ma-
Experten im Rahmen der Steuerungs- nagement der großen Beutegreifer von
gruppe „Wildtiermanagement / Große einer Fachkraft betreut. Insoweit sei die
Beutegreifer“ der Managementplan Frage erlaubt, ob das vor Ort vorhan-
„Wölfe in Bayern – Stufe 1“ erarbeitet, dene kompetente Personal in den Be-
mit dem Ziel, „ein möglichst konflikt- reichen der bayerischen Staatsforsten
armes Nebeneinander von Mensch und und der bayerischen Berufsjäger nicht
zuwandernden Wölfen zu erreichen“. auch zuwandernde Wölfe beobachten
Sollte man also einem Wolf begegnen, und letztlich vergrämen könnte. Braun-
gibt der Managementplan folgende Ver- bär Bruno sei jedenfalls gedankt für das
haltensregeln: „Bären“- und jetzt auch „Wolfsmanage-
s(ABEN3IE2ESPEKTVORDEM4IER ment“!
s,AUFEN3IENICHTWEG7ENN3IEMEHR
Abstand möchten, ziehen Sie sich lang- Bund. Das Bundesverkehrsministerium
sam zurück. gab sich bei der Sanierung der Auto-
s 7ENN )HNEN DER 7OLF ZU NAHE ER- bahn A72 zwischen Stollberg und Zwi-
scheint, machen Sie auf sich aufmerk- ckau besonders große Mühe. An acht
sam. Sprechen Sie laut, gestikulieren Brücken erfolgte eine schmucke Natur-
Sie oder machen Sie sich anderweitig steinverblendung aus Granit und Por-
deutlich bemerkbar. Der Wolf wird sich phyr. Die „Natursteinverblendung ist
daraufhin in der Regel entfernen. ein wesentliches Gestaltungselement
s,AUFEN3IENICHTHINTERHERn7ÚLFESIND für die Einpassung der Bauwerke in das
keine Kuscheltiere. Landschaftsbild“, teilte das Ministerium

39
Luxus aus Steuergeldern

Dank Mischfinanzierung steht in Ilsede ein zu großzügig angelegter ZOB.

mit. Entscheidend sei hierbei, dass die Ilsede. Warum bescheiden planen und
Autobahnbrücken neben „hervorzuhe- bauen, wenn staatliche Zuschüsse das
benden Bauwerken“ stehen, „insbeson- Gros der Kosten abdecken? So muss
dere in der Nähe zu Wanderwegen oder wohl die Devise des Planungsverbands
Rastplätzen.“ Gewerbepark Ilseder Hütte gelautet
Leider kostete die Natursteinverblen- haben, der im Jahr 2003 die Busum-
dung der acht Brücken rund 450.000 steigeanlage auf dem früheren Hütten-
Euro. Allerdings stehen die acht Brü- gelände und heutigen Gewerbepark
cken weder an touristisch interessanten errichtete. Der in Kreisform gebaute
Orten noch herrscht dort ein hohes und selbstbewusst „Zentraler Omnibus-
Verkehrsaufkommen. Viele Felder mit bahnhof (ZOB) Ilsede“ genannte Bus-
landwirtschaftlichen Nutztieren prägen Stopp umfasst auf einer Gesamtfläche
die Landschaft um die Brücken. Reprä- von 3.500 qm gleich drei überdachte
sentative Brücken hätten an dieser Stelle Wartezonen für Fahrgäste und 14 Park
nicht errichtet werden müssen. and Ride-Parkplätze. Unter technisch
Die Steuerzahler wären besser gefahren, und architektonisch anspruchsvollen
wenn sich das Bundesverkehrsministe- Glasdächern können wartende Fahrgäs-
rium an seine Einschätzung gehalten te Platz nehmen. Selbst über die Fahr-
hätte, wonach eine Natursteinverblen- radabstellbügel erstreckt sich der Wet-
dung von Autobahnunterführungen in terschutz. Schade nur, dass auch nach
Sachsen grundsätzlich „nicht üblich“ ist. fünf Jahren die vielen Fahrgäste fehlen,
Dass am Ende aus Kostengründen nicht für die die Anlage ausgerichtet ist. Rege
17 Brücken, sondern nur eben jene acht Betriebsamkeit jedenfalls prägt das Bild
Brücken, eine Luxusverblendung er- des „ZOB-Ilsede“ nicht gerade. Auch die
hielten, ist ein – wenn auch schwacher– Park and Ride-Parkplätze sind nicht aus-
Trost. gelastet, weil in dem ländlich geprägten

40
Luxus aus Steuergeldern

Peiner Südkreis die Fahrgäste fehlen, bietet gerade zwei Personen nebenein-
die vom Pkw auf den Bus umsteigen, um ander Platz. Auf der einen Seite liegen
etwa in die Kreisstadt zu gelangen. Die die Gärten der Anwohner des Wewels-
490.000 Euro, von denen der Planungs- burger Wegs, auf der anderen Seite wird
verband, und damit letztlich die ihn tra- der Weg von Büschen und Sträuchern
genden Gemeinden Ilsede und Lahstedt begrenzt. Für Mountainbikefahrer keine
190.000 Euro und das Land Niedersach- Herausforderung, für normale Radler
sen aus dem ÖPNV-Förderprogramm dennoch denkbar ungeeignet, ist dieser
300.000 Euro trugen, waren für die Steu- unbeleuchtete Weg wenige hundert Me-
erzahler deshalb des Guten eindeutig zu ter lang und läuft parallel zum Wewels-
viel. Einen von verschiedenen Buslinien burger Weg, einer verkehrsberuhigten,
angesteuerten Knotenpunkt hätte man schmucken kleinen Straße. Für die Wei-
bei bedarfsgerechter und sparsamer terführung dieses Fußwegs ist bereits
Ausgestaltung auch für weniger als die eine Schneise in Büsche und Bäume
Hälfte der Kosten haben können. geschlagen worden. In Zukunft soll der
Fußweg einige hundert Meter weiter-
Paderborn. Auf dem Papier klingt es gehen und endet dann hinter anderen
zunächst einmal nachvollziehbar: „Der Gärten auf einer Wiese, die sich über
Fußweg am Rande des Baugebietes ,Auf gepflasterte, verkehrsberuhigte und
der Lieth’ […] endet zurzeit am Grün- beleuchtete Straßen ebenso erreichen
zug zwischen Wewelsburger Weg und lässt. 40.000 Euro kostet die Verlänge-
Wünnenberger Weg. Die jetzt beab- rung. Der Freizeit- und Erholungswert
sichtigte Weiterführung des Weges […] dieses Fußwegs ist aber zweifelhaft.
dient einerseits zur abschließenden Fer-
tigstellung des Wegenetzes für den Be- Lübeck. Bereits im Schwarzbuch 2007
reich ,Lieth’, andererseits auch der An- kritisierten wir die luxuriöse Umgestal-
bindung des Baugebiets ,Goldgrund’.“ tung des Straßenzugs an der Obertrave
Soweit die Stadt Paderborn über den zu einer Flaniermeile. Pleiten, Pech und
Plan, einen Fußweg weiterzuführen, um Pannen bei Planung und Ausführung
die Freizeit- und Naherholungsinfra- führten zu erheblichen Mehrkosten.
struktur und Wegeverbindungen rings Größte Einzelposition war die neue Fuß-
um die Baugebiete ,Auf der Lieth’ und gängerbrücke über die Trave, die statt
,Goldgrund’ auszubauen. Doch vor Ort ursprünglich geschätzter 580.000 Euro
wird das Vorhaben unverständlich. Der nach Fertigstellung über 900.000 Euro
bereits existierende Fußweg mit seiner kostete. Insgesamt musste der Steuer-
leicht geschotterten Decke ist kaum zahler 5,4 Mio. Euro für die Promena-
mehr als ein besserer Trampelpfad und dengestaltung aufbringen.

41
Luxus aus Steuergeldern

Doch schon bald kam Kritik auf. Die


aufgestellten Bänke, die wahlweise den
Blick auf die historische Altstadt oder
den idyllischen Oberlauf der Trave er-
möglichen, sind zwar schön, aber un-
bequem. Von vielen Besuchern wurden
vor allem die fehlenden Rückenlehnen
bemängelt. Jetzt hat die Stadt vier der
Bänke nachrüsten lassen. Doch dieses
wurde – man ahnt es schon – wieder Hamburg saniert gern auf Kosten der
einmal sehr teuer. Weil es sich bei den Steuerzahler.
Sitzmöbeln um Einzelanfertigungen
handelt, mussten die Rückenlehnen in wurde, sollte nach Auffassung des Be-
aufwendiger Handarbeit angefertigt zirksamts Mitte auch sein Umfeld neu
werden. Hinzu kam die notwendige gestaltet werden, obwohl der Platz völlig
Verbreiterung der Sitzfläche. Insgesamt intakt war. Dennoch: Im Sommer 2008
wurden so für vier Sitzbänke sage und wurde neues Pflaster verlegt und eine
schreibe 11.600 Euro ausgegeben. neue Beleuchtung installiert. Außerdem
Während bei der Flaniermeile an der kann das Denkmal nun von einem Sand-
Obertrave offensichtlich der Stadt stein-Sitzpodest aus bestaunt werden,
nichts zu teuer ist, fehlen an vielen an- obwohl in unmittelbarer Umgebung
deren Stellen die dringend benötigten Sitzmöglichkeiten vorhanden sind.
Mittel, um die Infrastruktur zu erhalten. Die Stadtentwicklungsbehörde wollte
Erst im Juni 2007 sprach das Landge- für die 40.000 Euro teuren Maßnahmen
richt Lübeck einem Autofahrer Scha- eigentlich nur dann 20.000 Euro aus
denersatz und Zinsen in Höhe von 1.245 einem Entwicklungsfonds für touristisch
Euro zu, weil er sich Felge und Reifen in frequentierte Plätze bereitstellen, wenn
einem nicht abgesicherten Schlagloch die übrigen 20.000 Euro von Sponsoren
einer Lübecker Straße beschädigt hatte. getragen würden. Doch die ließen sich
Dieses war bereits der zweite Fall, in partout nicht finden, weshalb die Be-
dem Lübeck zu Schadenersatz wegen zirksversammlung einsprang und das
unterlassener Straßenunterhaltung ver- Geld aus dem Sonderinvestitionsfonds
urteilt wurde. Bezirke bewilligte.
Obwohl die Neugestaltung des Denkmal-
Hamburg. Nachdem das Schillerdenk- Umfeldes keinesfalls notwendig war,
mal in der Nähe von Hamburgs Damm- rückte die Stadtentwicklungsbehörde
torbahnhof 2007 umfangreich saniert von ihrer Sponsoren-Bedingung ab und

42
Luxus aus Steuergeldern

zog so noch vor der Bürgerschaftswahl kostet, die Plattform neben dem Radweg
die Spendierhosen an. Die 40.000 Euro, aufzuständern, eine Sitzstufenanlage
darunter insbesondere die 17.000 Euro daneben anzulegen und ein Informati-
für das Sitzpodest aus Sandstein, hätte onsschild über die touristischen Nah-
man sich aber sparen können! ziele aufzustellen. Das Ganze ist sogar
eine Sparversion! In der ursprünglichen
Höxter. Wenn man auf dem Weserrad- Planung sollte die Anlage 32.000 Euro
weg in Höxter unterwegs ist, dort, wo mehr kosten. „Mit dieser Anlage sollen
sich die Radwege R1 und R99 kreuzen, all diejenigen Menschen, die an der We-
sieht man – die Weser, die Weserauen ser unterwegs sind, zum Verweilen ein-
und ein Gebäude am gegenüberlie- geladen und auf die besonderen Ange-
genden Flussufer. Nur ein paar Schritte bote der historischen Altstadt Höxters
weiter ragt eine Aussichtsplattform in hingewiesen werden“, so die Stadt. Und
die Weserauen hinein. Von dort sieht weiter: „Die Idee von Aussichtsterras-
man – die Weser, die Weserauen und sen an der Weser ist schon älter. Vor
ein Gebäude am gegenüberliegenden einigen Jahren wurde ein Konzept ent-
Flussufer. 73.000 Euro netto hat es ge- wickelt, an den Enden der Wallanlagen

Auf der Plattform sieht man nichts, was man nicht auch ohne sehen könnte.

43
Luxus aus Steuergeldern

an der Weser Aussichtsterrassen auf- Folgekosten seien niedriger. Wie das


zustellen.“ Gescheitert war dies bislang sein kann, wird nicht erklärt. Dafür heißt
an den Kosten. Denn die Stadt hat nicht es, dass es sich ja gar nicht um Steuer-
genug Geld, und auch die Plattform an gelder handle. Die Rinder würden aus
der Radwegekreuzung wurde nur ge- den Ausgleichszahlungen finanziert, die
baut, weil der städtische Anteil nur bei man leisten muss, wenn man eine Fläche
22.000 Euro lag. Den Rest finanzierten bebaut oder versiegelt. Aber: In jedem
Land und EU. Wenn Sie also jemals auf Fall stammt das Geld aus dem Porte-
dem Weserradweg in Höxter unterwegs monnaie der Bürger.
sind, dort, wo sich die Radwege R1 und
R99 kreuzen – dann fragen Sie nicht, was Finsterbergen. Die Gemeinde Finsterber-
Sie von der Plattform aus sehen, was gen wollte ihr Heilklima besser vermark-
Sie nicht genauso gut vom Radweg aus ten und Kurgäste gewinnen. Dazu wurde
sehen könnten. Betrachten Sie einfach 2002 ein drehbarer Klimapavillon errich-
die Plattform selbst. Als ein Denkmal der tet, bis Dezember 2003 daneben noch
Steuergeldverschwendung. ein Klimatherapiezentrum, das erstmals
im Dezember 2004 genutzt wurde. Der
Bielefeld. Die Stadt Bielefeld möchte Klimapavillon kostete 153.101 Euro, wo-
ihre Johannisbachaue ökologisch auf- von das Wirtschaftsministerium 118.171
werten. Dazu sollen aber nicht Bäume Euro trug und den Rest die Gemeinde.
oder Sträucher gepflanzt oder ein Bio- Für das Klimatherapiezentrum wurden
top angelegt, sondern zehn Heckrinder 161.160 Euro investiert, wobei das Wirt-
angesiedelt werden. Die Ausgaben da- schaftsministerium 128.641 Euro dazu-
für sind allerdings ungleich höher als schoss. Bauherr war für beide Einrich-
für Pflanzen. 290.000 Euro werden laut tungen die Gemeinde Finsterbergen.
Beschlussvorlage veranschlagt. Darin Das Konzept sah Klimakuren mit Frisch-
enthalten sind der Kauf der zehn Rin- luftliegekuren und Heliotherapie vor.
der, das Säen der Weide, ein Zaun für Die erforderlichen Terrainkurwege mit
die Weide, ein Unterstand für die Rin- verschiedenen Belastungsindikatoren
der, eine erforderliche Fangeinrichtung waren in sehr guter Qualität vorhan-
und eine Brücke über den Johannisbach. den und durch ein Institut klassifiziert.
Dazu kommen Folgekosten in Höhe von Der Klimapavillon war sogar einzigar-
rund 17.000 Euro jährlich für den Tier- tig, denn mit Hilfe eines Motors konnte
arzt, eine fachgerechte Betreuung und er sich um seine eigene Achse drehen
Winterfutter. Die Stadt erklärt nun, ent- und die Nutzer die Reize von Sonne und
gegen der Beschlussvorlage würden nur Schatten auf sich einwirken lassen. Doch
150.000 Euro ausgegeben und auch die er stand meist still und war ohne Gäs-

44
Luxus aus Steuergeldern

te, denn es gab viel zu wenige Nutzer. schaftsministerium sucht Friedrichroda


Finsterbergen verfügt über keine sta- nun Möglichkeiten, die Anlagen zweck-
tionären Kurpatienten, und ambulante entsprechend zu nutzen. Bleibt zu hof-
Klimakuren finden auch nicht statt. Die fen, dass die Fehlinvestition durch eine
Angebote waren damit ausschließlich neue, intensivere Nutzung kompensiert
an selbstzahlende Gäste gerichtet. Die werden kann.
Sauna am Klimatherapiezentrum hat
regelmäßig nur einmal in der Woche,
nämlich Freitag von 16 bis 21 Uhr, ge-
öffnet und sonst nur nach Vereinbarung.
Wegen nicht zweckentsprechender Nut-
zung widerrief das Wirtschaftsministe-
rium die gesamte Förderung und fordert
die Summe mit 6 Prozent Zinsen zurück.
Die Gemeinde Finsterbergen gehört
inzwischen als Ortsteil zur Stadt Fried-
richroda. Zusammen mit dem Wirt-

Dieser Klimapavillion in Finsterbergen kann sich um die eigene Achse drehen!

45
Kostenexplosion

Kostenexplosion
Wenn Projekte aus dem Ruder laufen
Böblingen-Renningen/Region Stuttgart. henden Werkstätten sollten saniert und
Zu einer wahren Kostenexplosion ist es erweitert werden. Um diese Variante in
beim Neubau der S-Bahn-Strecke 60 von den politischen Gremien durchzuset-
Böblingen nach Renningen gekommen. zen, drängte der damalige Kulturdezer-
Verantwortlich für die 14,5 Kilometer nent Hans-Bernhard Nordhoff auf eine
lange Strecke ist erstmals der Verband möglichst kostengünstige Lösung für
Region Stuttgart. Während nach alter 40,8 Mio. Euro. Der Magistrat stimmte
Planung mit Baukosten in Höhe von 93 der Vorlage im Juli 2005 zu und leitete
Mio. Euro gerechnet wurde, belaufen diese an die Stadtverordneten weiter.
sich die Kostenschätzungen mittler- Im Ausschuss Planen und Bauen wurde
weile auf 149 Mio. Euro. Das ist eine das Projekt mehrfach zurückgestellt, da
Kostensteigerung von 60 Prozent. Jeder es über die Umgestaltung der Fassade
Kilometer verteuert sich somit um 3,8 sowie des Foyerbereichs des Kleinen
Mio. Euro. Die Ursachen für die Kosten- Hauses noch Diskussionsbedarf gab.
überschreitungen liegen in der Markt- Am 23.2.2006 beschloss die Stadtverord-
preisentwicklung, zusätzlichen Anforde- netenversammlung dann die ursprüng-
rungen im Rahmen der Planfeststellung liche, vom Magistrat abgesegnete, Fas-
sowie den zusätzlichen Anforderungen sung. Doch dann kam es, wie es kommen
aus den Resultaten einer größeren Pla- musste: Wenn Bauarbeiten einmal im
nungstiefe. Zwei Bauabschnitte waren Gange sind, gibt es so gut wie kein Zu-
zum Zeitpunkt des Baubeginns noch in rück, auch wenn die abgestimmten und
der Vorplanung. Die insgesamt entste- genehmigten Vorlagen eigentlich nicht
henden Kosten werden zu 60 Prozent mehr das Papier wert sind, auf dem sie
vom Bund, zu 25 Prozent vom Land und gedruckt wurden. Es gab immer neue
zu 15 Prozent von der Region Stuttgart Wünsche, und schließlich einigte sich
und dem Kreis Böblingen getragen. Die die Viererkoalition im Frankfurter Rö-
Steuerzahler haften also in Millionen- mer im Fachausschuss auf eine andere
höhe. Fassade sowie ein neu gestaltetes Fo-
yer. Die Stadtverordnetenversammlung
Frankfurt am Main. 40 Mio. Euro hätte befasste sich erst Ende 2007 mit den
ein Neubau der Dekorationswerkstät- kostenintensiven Änderungen, als sie
ten der Städtischen Bühnen Frankfurt die Mehrkosten in Höhe von 13,9 Mio.
in einem Gewerbegebiet gekostet. Da- Euro absegnen musste. Allein wegen zu-
rin enthalten gewesen wären auch die sätzlicher Umbauten fielen Mehrkosten
Kosten für den Umbau und die Sanie- von rund 9,5 Mio. Euro an. Einer der
rung der bisherigen Werkstätten. Doch dicksten Brocken dabei waren Mehraus-
man entschied sich anders. Die beste- gaben für Projektsteuerung, Honorare,

46
Kostenexplosion

Gutachten und für ein neues Ingeni- delt, bei dem die Kommune das Gebäude
eurbüro – einschließlich der Abfindung zurückleast, muss die Stadt die Kosten
für das Vorgängerbüro – die mit über über die Miete zurückzahlen. Diese liegt
2 Mio. Euro zu Buche schlugen. Auch derzeit bereits bei 27.000 Euro im Mo-
das Lüftungssystem musste erneuert nat, berichtet die Lokalpresse.
werden und erhöhte den Ansatz um 1,8
Mio. Euro. Hätte man zu Beginn auf die Schleswig. Freizeiteinrichtungen für
Alternative mit dem Neubau gesetzt, wä- Kinder und Jugendliche findet jeder
ren die Steuerzahler von einem Großteil gut, nur nicht vor der eigenen Haus-
der rund 14 Mio. Euro Mehrausgaben tür. Wenn die Abwägung dieses Inte-
verschont geblieben. ressenkonflikts dann mit den Mitteln
der Bürokratie erfolgt, wird es für den
Freudenberg. Nicht rund 4,6 Mio. Euro, Steuerzahler richtig teuer. So auch beim
auch nicht rund 7,8 Mio. Euro, nein, Umzug der Skateranlage in Schleswig.
stolze 9 Mio. Euro, so Medienberichte, Ursprünglich hatte man 8.000 Euro da-
soll das neue Rathaus in Freudenberg für vorgesehen. Jetzt rechnet die Stadt
kosten. Die Verwaltung hat sich zu den mit voraussichtlich 73.000 Euro für das
Kosten und den Gründen für die Kos- Vorhaben!
tenexplosion auch nach mehrmaliger Die alte und beliebte Skateranlage am
Anfrage des Bundes der Steuerzahler Jugendzentrum musste der Landesgar-
nicht geäußert. Aber auch ohne Stel- tenschau auf den Königswiesen an der
lungnahme ist inzwischen belegt, dass Schlei weichen. Eine Wiedererrichtung
die Verwaltung Finanzierungskosten an alter Stelle scheidet aus Lärmschutz-
sowie Kosten für sonstige Dienstleis- gründen aus, da auf dem Gelände nach
tungen in die Investitionssumme nicht der Gartenschau Wohnbebauung errich-
eingerechnet hatte. Das muss sie aber, tet werden soll. Die Vorstellung, im We-
urteilte die Vergabekammer Arnsberg, sentlichen mit den vorhandenen Geräten
und damit stiegen die Kosten auf 7,8 für rund 8.000 Euro auf das Gelände der
Mio. Euro. Die Folge: Die Ausschrei- ehemaligen Stadtgärtnerei umzuziehen,
bung musste wiederholt werden. Denn scheiterte ebenfalls nach Auswertung
ab einer Investitionssumme von 5 Mio. eines Lärmschutzgutachtens. Verschie-
Euro muss europaweit ausgeschrieben dene weitere Plätze für die neue An-
werden. Auch das kostete wieder Geld. lage wurden diskutiert, aber wegen der
Die Presse spricht inzwischen von 9 Mio. befürchteten Nachbarschaftseinsprü-
Euro. Die zahlt zwar erst einmal ein pri- che wieder verworfen. Gestaltung der
vater Investor, doch da es sich um ein Fläche und Errichtung erforderlicher
Public-Private-Partnership-Modell han- Lärmschutzwände führten zu immer

47
Kostenexplosion

höheren Kostenvorstellungen. Letztlich wird der Wintersportort Garmisch-Par-


einigte man sich auf die Errichtung in tenkirchen wieder viele Jahre internati-
einem Gewerbegebiet im Norden der onal bestehen können.
Stadt. Für die Jugendlichen ist dieser Im Frühjahr 2007 wurden die Baukos-
Standort an einem Wendehammer un- ten schon mit rd. 12 Mio. Euro beziffert.
attraktiv. Dafür kostet die Anlage hier Diese Kostensteigerung wurde u. a. auf
aber voraussichtlich 69.000 Euro. Mit die Einarbeitung diverser Gutachten
den bisherigen Planungskosten hat der und der exakteren Planungsgrundlagen
Steuerzahler dann insgesamt 73.000 zurückgeführt. Da der Stahlbau, der ur-
Euro bezahlt. sprünglich mit rd. 3,5 Mio. Euro budge-
tiert war, selbst nach intensiven Verga-
Garmisch-Partenkirchen. Sanierung oder begesprächen für nur rd. 5,5 Mio. Euro
Neubau der alten Skisprungschanze von vergeben werden konnte, stiegen trotz
1951, der sog. „Alten Dame“? – Diese intensiver Einsparbemühungen die Ge-
sicherlich nicht einfache Frage hatte der samtkosten für den Schanzenneubau auf
Markt Garmisch-Partenkirchen zu lösen. rd. 14,5 Mio. Euro. Auch wenn die neue
Eine Sanierung der Sprungschanze für „K125“ durch Mittel der Bundesrepublik
rd. 4 bis 5,5 Mio. Euro hätte eine Verlän- Deutschland und des Freistaates Bayern
gerung der Homologierung, d. h. der gefördert wird und sich nach Auffas-
offiziellen Abnahme durch die FIS, den sung des Marktes Garmisch-Partenkir-
internationalen Skiverband, für maximal chen die Gesamtkosten des Neubaus der
fünf Jahre gebracht und sehr weitrei- Olympiaschanze im internationalen Ver-
chende Umbauten erfordert. gleich messen lassen können, sind letzt-
Man favorisierte daher einen Neubau lich die Steuerzahler die Leidtragenden
der Olympia-Sprungschanze. Ein beauf- der Kostensteigerung.
tragtes Projektsteuerungsbüro nannte
dem Markt Garmisch-Partenkirchen
nach Durchführung eines Realisie-
rungswettbewerbs und aufgrund einer
Kostenschätzung eine Bausumme von
rd. 10 Mio. Euro für das Neubauprojekt.
Daraufhin wurden im Oktober 2006
vom Gemeinderat der Abriss der „Alten
Dame“ und die Errichtung der neuen
„K125 Olympia-Skisprungschanze“
aufgrund des Wettbewerbsergebnisses
beschlossen. Mit dem Schanzenneubau Steil bergauf ging es mit den Kosten.

48
Teure Imagepflege

Teure Imagepflege
Steuerfinanzierte Werbung und Imagepolitur
Delligsen. Die teure Dorfchronik des Fle- Berlin. Berlin braucht ein Image - dies
ckens Delligsen im niedersächsischen ist zumindest die Meinung der Berliner
Landkreis Holzminden bleibt unvoll- Landesregierung. Daher hat sie im Jahr
endet, nicht veröffentlichungsreif und 2007 beschlossen, sich für fast 11 Mio.
damit ein Ärgernis für die Steuerzahler. Euro ein Image zuzulegen. Im August
Eigentlich sollte die Festschrift schon 2007 wurde zu diesem Zweck das Ber-
zum 1150-jährigen Bestehen des Ortes linBoard, ein eigener Beraterkreis mit
im Jahr 2000 herausgegeben werden. prominenten Vertretern aus Wirtschaft,
165.219 Euro wurden in das auf drei Kultur und Wissenschaft, vorgestellt.
Jahre angelegte Projekt investiert, von Nach Aussagen des Regierenden Bür-
denen der Flecken aus Steuermitteln germeisters von Berlin, Klaus Wowereit
89.879 Euro und die Bundesagentur für (SPD), sollten „kluge Köpfe“ an einen
Arbeit im Rahmen einer Arbeitsförde- Tisch gebracht werden, um sich mit ih-
rung 75.340 Euro beisteuerten. Doch u. ren Ideen einzubringen und „Impulse für
a. wegen der vielen Feierlichkeiten im eine spezielle Markenstrategie für die
Festjahr 2000 kam der Historiker nicht deutsche Hauptstadt“ zu geben. Darauf-
zum Abschluss. Er versprach, nach hin wurde die Suche nach einem Slogan
Auslaufen seines befristeten Beschäfti- ausgeschrieben, mit dem Ziel, ein po-
gungsverhältnisses die Arbeiten an der sitives Image zu entwerfen und Berlin
Chronik unentgeltlich auf privater Basis bekannter zu machen, sowohl internati-
fortzusetzen. Mittlerweile hat er die Ar- onal als auch national und regional.
beiten allerdings ganz eingestellt. Wie Interessanterweise scheint Berlin auch
die Gemeinde jetzt einräumen musste, ohne Image-Kampagne bei den Tou-
ist der im Rahmen des dreijährigen Be- risten anzukommen. Die Berliner Tou-
schäftigungsverhältnisses fertiggestellte rismus Marketing GmbH veröffentlichte
Teil der Chronik gering und für eine im September 2007 die Erfolgsmeldung,
Publikation allein nicht ausreichend. dass der Berlin-Tourismus erneut alle
Für die später verfassten Chroniktexte Rekorde gebrochen hat. Trotzdem war
liegt das alleinige Urheber- und Veröf- Klaus Wowereit der Meinung, der Funke
fentlichungsrecht beim Autor, der nach sei noch nicht auf die ganze Stadt über-
Angaben des Fleckens nicht bereit ist, gesprungen, auch wenn Berlin im Aus-
die Verwertungsrechte zu übertragen. land als cool und hip gelte.
Somit bleibt die bisherige Dorfchronik Schließlich wurde im März 2008 das
aus dem Jahr 1950 weiterhin das ein- Ergebnis des Ideenwettbewerbs ver-
zige Nachschlagewerk, obwohl für die kündet. Der neue Slogan der Image-
Aktualisierung schon viel Steuergeld Kampagne lautet jetzt „be Berlin“ oder
geflossen ist. „sei Berlin“. Die Kampagne ist zunächst

49
Teure Imagepflege

auf zwei Jahre angelegt: Im Jahr 2008 Image-Kampagne? Wohl, weil die an-
wird erst einmal in Berlin geworben, deren Metropolen der Welt auch einen
dort sind nun alle Bewohner aufge- tollen Slogan haben („I love New York“
fordert, Berliner zu sein. Mit Plakaten, oder „I amsterdam“). Für eine Image-
Zeitungsanzeigen, Kino-, Fernseh- und Kampagne mit einem Slogan wie „be
Radiowerbespots sollen die Menschen Berlin“ ist die Landesregierung einer
zum Mitmachen motiviert werden. Zu Stadt mit fast 60 Mrd. Euro Schulden
diesem Zweck wurden 1,4 Mio. Bürger offensichtlich gern bereit, fast 11 Mio.
angeschrieben und aufgefordert, eine Euro zu zahlen. Schade nur, dass die
persönliche Geschichte zu schreiben, die Kampagne bei den Bürgern laut einer
sie mit der Stadt verbinden. Die besten Umfrage des Meinungsforschungsinsti-
Geschichten wurden dann in Sprechbla- tuts Forsa gar nicht gut ankommt. 60
sen umgewandelt und auf einer eigens Prozent der befragten Berliner finden
eingerichteten Website veröffentlicht. den neuen Slogan nämlich schlecht.
Ab dem Jahr 2009 soll auch im Ausland,
wo Berlin offenbar ohnehin schon sehr Bund. Das Bundesministerium für Fa-
gut ankommt, für die Stadt geworben milie, Senioren, Frauen und Jugend för-
werden. dert dreieinhalb Jahre lang das Projekt
Warum braucht Berlin aber nun eine „Wirtschaftsfaktor Alter“ mit insgesamt
3,9 Mio. Euro. Für eine dazugehörige
Studie der Roland Berger Strategy Con-
sultants wurden 146.355 Euro ausgege-
ben. Diese Studie ergab, dass die über
50-Jährigen bereits heute eine wichtige
Konsumentengruppe bilden, die in vie-
len Gütergruppen (Nahrungsmittel, Rei-
sen, Bekleidung) für mehr als die Hälfte
der Konsumausgaben verantwortlich
ist. Die Unternehmensberater attestie-
ren der Wirtschaft bereits Sensibilität
für den demographischen Wandel, ins-
gesamt stecke aber der Seniorenmarkt
noch in den Kinderschuhen.
Das Projekt „Wirtschaftsfaktor Alter“
dient nun laut Bundesministerium „dem
Berlin ließ sich seine Imagekampagne 11 Dialog zwischen Wirtschaft, Wissen-
Millionen Euro kosten. schaft, den Senioren- und Verbraucher-

50
Teure Imagepflege

organisationen“. So soll die Entwicklung gungsvierteln sowie in Quartieren rund


innovativer altersgerechter Produkte vo- um Einrichtungen der ambulanten
rangetrieben werden. Die Produzenten Suchthilfe noch am ehesten Sinn gehabt
müssten überzeugt werden, dass Se- hätte, weil ein großer Teil der Sucht-
nioren eine wichtige Zielgruppe seien. betroffenen und -gefährdeten dort ja
Der demographische Wandel beinhalte auch aufzufinden ist, fielen die Plakate
„Chancen, wenn diese rechtzeitig und vor allem an gut sichtbaren Plätzen der
beherzt ergriffen werden“. Innenstadt und an touristisch frequen-
Warum nun aber mit Steuergeldern in tierten Einrichtungen ins Auge. Eine
Millionenhöhe die Aufmerksamkeit der kostenlose Abgabe der Plakate und Kar-
privaten Produzenten und Dienstleister ten an Suchthilfeeinrichtungen zum Ver-
auf einen lukrativen Markt gelenkt wer- teilen war dagegen nicht vorgesehen.
den muss, konnte uns das Ministerium Insgesamt verschlang die überflüssige,
nicht beantworten. Die knapp vier Mil- wirkungslose und schlecht organisierte
lionen Euro hätte man sich im Sinne der Aktion rund 10.000 Euro, darunter al-
Steuerzahler jedenfalls sparen können. lein 3.000 Euro für das Entwerfen des
Motivs.
Hamburg. Eine allzu offensichtliche
politische Imagekampagne im Vor- Bund. „Stifte sichern Zukunft“ - unter
wahlkampf leistete sich die Hambur- diesem Motto tourte ein großer Truck
ger CDU Ende vergangenen Jahres auf der Bundesagentur für Arbeit im Som-
Steuerzahlerkosten: Im November 2007 mer 2008 durch 20 deutsche Städte.
wurden von der CDU-geführten Sozi- Jeder Truck-Stopp kostete rund 9.000
albehörde 330 Plakate für sechs Tage Euro. Ziel war es, Arbeitgeber anzu-
wahllos in Hamburgs Stadtteilen auf- locken, damit diese sich vor Ort über
gehängt, zeitgleich wurden tausende Ausbildungsmodalitäten austauschen,
Postkarten kostenlos an Besucher der neue Ideen entwickeln und Lehrstellen
Hamburger Kneipenlandschaft verteilt. schaffen.
Darauf zu sehen war ein Logo, das stark In vielen Orten fanden sich allerdings
an Aufdrucke von Ecstasy-Pillen erin- nur vereinzelt interessierte Besucher ein.
nerte, nach Behördenauskunft aber die Nach Presseberichten kamen in Hanno-
geradezu naive Botschaft „Drogen sind ver gerade einmal zwei Interessenten,
nicht cool“ vermitteln und zum Besuch in Schwerin erschienen dann immerhin
einer Informationsseite im Internet ani- 16. Das Catering war zu Beginn der Tour
mieren sollte. jeweils für 150 Personen ausgelegt. Und
Obgleich zu vermuten wäre, dass eine das, obwohl die Bundesagentur lediglich
Konzentration der Aktion in Vergnü- 80 Personen pro Etappe erwartet hatte.

51
Teure Imagepflege

Insgesamt verschlang die Deutschland- geltlich zur Verfügung stellen. Rollende


tour rund 180.000 Euro. Hinzu kommen Kunstwerke sollten auf die Region auf-
Personalkosten für die Mitarbeiter der merksam machen und so den Fremden-
Bundesagentur. verkehr ankurbeln, ohne Steuerzahler
Der Truck ist nur ein Teil der Kampagne hierfür zur Kasse zu bitten. Doch es kam
„Stifte sichern Zukunft“. Ziel der Kam- anders: Zuerst scheiterte das gedachte
pagne ist es, „Arbeitgeber und Multi- Modell zum Ankauf der Fahrzeuge. Da-
plikatoren aus Wirtschaft, Politik und raufhin leaste die Tourismus-Agentur
Gesellschaft zum aktiven Ausbildungs- ihrerseits je 25 Smarts und Renault
bekenntnis zu bewegen“. Das Gesamt- Twingos, was die Beschaffungskosten
budget der Kampagne beträgt 1,5 Mio. in die Höhe trieb, und reichte sie an
Euro. Inwieweit diese Kampagne dazu Interessierte weiter. Als dann noch er-
beiträgt, Lehrstellen zu schaffen, bleibt wartete Werbeeinnahmen und erhoffte
äußerst fraglich. Sicher ist: Die Truck- Sponsorengelder ausblieben, weil der
Aktion war, gemessen an der Besucher- mit der Projektdurchführung beauf-
zahl, ein teurer Flop. Das ist auch für die tragte Dienstleister versagte, blieb die
Steuerzahler ernüchternd, die in diesem Tourismus-Agentur im Herbst 2007 auf
Jahr erneut Milliardenzuschüsse an die rund 260.000 Euro Defizit aus dem „Re-
Bundesagentur für Arbeit zu leisten ha- gion Kunst Mobil“-Projekt sitzen. Eine
ben. nachträgliche Sonderprüfung beschei-
nigte den Projektverantwortlichen man-
Bad Fallingbostel. Eine finanzielle Pleite gelhafte Vorbereitung und Kontrolle.
erlebte die kommunale Tourismus- Den entstandenen Verlust glichen mitt-
Agentur Vogelpark-Region GmbH, die lerweile die beteiligten Kommunen aus
von den niedersächsischen Gemeinden Steuermitteln aus. Zwar macht die Tou-
Walsrode, Bad Fallingbostel und Bom- rismus-Agentur Regressforderungen
litz getragen wird, mit ihrem Projekt gegen den eingesetzten Dienstleister
„Region Kunst Mobil“. Das ursprüng- geltend, fest steht für die Steuerzahler
liche Konzept war kostendeckend kal- aber bereits jetzt: Die Werbetour endete
kuliert: 50 Pkw der Marke Smart sollten mit Totalschaden.
erworben, durch Künstler ansprechend
gestaltet und an Personen und Unter- Bund. „Zu viele Menschen sind zu dick
nehmen der Region für zwei Jahre wei- und manche werden dadurch sogar
tergegeben werden, die wiederum bei krank“, lautet die Bestandsaufnahme
unterschiedlichen Leasingraten die Au- der Bundesregierung. Daher starteten
tos ununterbrochen selbst nutzen oder das Bundesernährungsministerium und
im Sommerhalbjahr Touristen unent- das Bundesgesundheitsministerium

52
Teure Imagepflege

Die Hamburger Hochbahn AG investiert viel Geld in einen Besucherpavillon.

den nationalen Aktionsplan „IN FORM herab anordnen.“ Doch entgegen dieser
– Deutschlands Initiative für gesunde richtigen Erkenntnis hat sich die Minis-
Ernährung und mehr Bewegung“. Da- terialbürokratie entschieden, wieder in
für werden in den Jahren 2008 bis 2010 Kampagnenaktionismus zu verfallen,
insgesamt 15 Mio. Euro bereitgestellt. um Haushaltsmittel auszuschöpfen und
Im Mittelpunkt stehe die Prävention. Der die eigene Unentbehrlichkeit zu unter-
Lebensstil der Menschen müsse verän- streichen.
dert werden, ausgewogene Ernährung Was bleibt, ist eine 15 Mio. Euro teure
und Bewegung spielten dabei eine große „IN FORM“-Kampagne, die für den
Rolle. Eine Aufklärungskampagne gibt Steuerzahler schwer verdaulich ist. Im
im Rahmen von „IN FORM“ Tipps zur Rahmen der Haushaltsberatungen 2009
gesunden Ernährung und informiert sollte das Projekt beendet werden.
über Bewegungsangebote. Ein Gebäude
des Ernährungsministeriums wurde mit Hamburg. Einen teuren und überflüssi-
einem riesigen Plakat verhüllt, das für gen Luxus leistete sich die Hamburger
mehr Bewegung und gesündere Er- Hochbahn AG. Für ca. 500.000 Euro er-
nährung warb. Ob „IN FORM“ wirklich richtete das städtische Verkehrsunter-
einen Wandel der Ernährungs- und Be- nehmen 2008 am Jungfernstieg einen
wegungsgewohnheiten der Deutschen großzügigen Pavillon, der in seinem
mit sich bringt, beurteilt selbst das Bun- Inneren den Bau der neuen, rund 298
desgesundheitsministerium skeptisch. Mio. Euro teuren U-Bahn-Linie 4 doku-
„Die Bürgerinnen und Bürger müssen mentieren soll.
mehr Verantwortung für sich überneh- Hinzu kommen für die Steuerzahler
men. Verhaltensänderungen bei Essens- weitere Belastungen in Höhe von bis zu
gewohnheiten kann man nicht von oben 170.000 Euro jährlich für die Unterhal-

53
Teure Imagepflege

tung des bis 2011 bestehenden Pavillons. wir nicht verzichten.“ Weiterhin ließ die
Auf 100 qm kann der geneigte Besucher Bundesregierung die Leser wissen, dass
auf den Internetseiten der HOCHBAHN die Beschäftigungsquote der Personen
AG surfen, sich auf Schautafeln über den über 55 Jahre auf 52 Prozent gestiegen
Zeitplan der Baumaßnahme informieren ist und somit die EU-Vorgabe für das
und in einem nachgestellten U-Bahn- Jahr 2010 übertroffen wurde. Wie das
Cockpit die unterirdische Fahrt mit der Arbeitsministerium uns gegenüber mit-
neuen U4 in die HafenCity virtuell wa- teilte, sollten mit dieser Kampagne „die
gen. Am Standort des Pavillons wird Kompetenzen und Fähigkeiten älterer
derzeit die Haltestelle für die neue Linie, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
die Ende 2011 den neuen Hamburger verdeutlicht werden, um so die Beschäf-
Stadtteil HafenCity mit der Innenstadt tigungschancen zu erhöhen“. Durch die
verbindet, oberirdisch ausgebaut. Ange- breite Streuung der Anzeige in allen
sichts des dürftigen Informationsgehalts wichtigen Printmedien entstanden Kos-
und des überschaubaren Angebots hät- ten von insgesamt 2,4 Mio. Euro. Für
ten die Steuerzahler es lieber gesehen, die Steuerzahler war das eindeutig ver-
wenn die defizitäre Hochbahn auf den meidbar. Denn zum einen bestand für
aufwändig gebauten Pavillon verzich- die Bundesregierung selbst nach ihren
tet hätte, denn das zur reinen Image- eigenen politischen Maßstäben ange-
pflege realisierte Projekt trägt weder sichts der übererfüllten EU-Vorgabe
zur Einnahmeverbesserung noch zum kein Handlungsbedarf; zum anderen
Defizitabbau (2007=59,8 Mio. Euro) des ist es eher amüsant, dass die Bundes-
Unternehmens bei. regierung tatsächlich meint, den Unter-
nehmern via Zeitungsanzeigen kluge
Bund. Riesige Anzeigen der Bundesre- Tipps zu deren Personalpolitik geben zu
gierung mit dem Titel „Weiterbildung müssen. Auf unsere Frage nach Reakti-
ist keine Frage des Alters“ prangten im onen auf die Werbekampagne antwor-
Winter 2007 in 25 wichtigen überregi- tete das Ministerium etwas hilflos, dass
onalen Tageszeitungen und Wochen- die Anzeigen insbesondere „bei älteren
magazinen. Es wurde für die Weiter- Leserinnen und Lesern Interesse gefun-
bildung und Wiedereinstellung älterer den“ hätte. So weit, so wenig überra-
Menschen geworben. Im Begleittext der schend, aber sollten nicht Unternehmer
Anzeige heißt es: „Unserer Wirtschaft im Namen der Älteren angesprochen
geht es immer besser und der Bedarf an werden? Hier hat die Regierung offen-
erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mit- bar etwas verwechselt.
arbeitern wird immer größer. Auf die
Arbeitskraft älterer Menschen können

54
Teure Diener

Treue Diener, teure Diener


Bürokraten schlagen Kapriolen
München. Eine kräftige Gehaltserhö- warum es kritikwürdig sein soll, nach der
hung gönnte der Aufsichtsrat der Stadt- Umwandlung in eine GmbH erst einmal
werke München GmbH (SWM), die zu ein Jahrzehnt lang Spitzenleistungen zu
100 Prozent der Landeshauptstadt Mün- fordern, bevor die Anpassung an markt-
chen gehört, seinen Geschäftsführern. übliche Bezahlungen erfolgt.
So werden ab 2009 die Grundbezüge von Trotzdem ist anzuzweifeln, ob – an-
SWM-Chef Dr. Kurt M. in einem neuen gesichts der Erhöhung der Preise für
Fünfjahresvertrag um rd. 50 Prozent er- Erdgas und für den Personennahver-
höht. Einschließlich einer erfolgsabhän- kehr zum 1.7.2008 durch das profitable
gigen Zulage zählt der Chef der SWM städtische Unternehmen – die Kunden
mit seinem neuen Jahressalär von rd. der SWM und Münchner Bürger für
400.000 Euro damit zu den Spitzenver- die großzügige Gehaltserhöhung in der
dienern unter den Managern städtischer Chefetage der Stadtwerke München
Unternehmen. Folge dieser Gehaltser- GmbH noch Verständnis haben.
höhung ist auch ein lukrativer Renten-
sprung – rd. 17.000 Euro pro Monat wird Hamburg. Weil das Digitale Wahlstift
Dr. Kurt M. nach Ablauf seines neuen System (DWS) bei den Bürgerschafts-
Fünfjahresvertrags an Rente erhalten. und Bezirksversammlungswahlen in
Doch auch die vier Co-Geschäftsführer Hamburg im Februar 2008 nicht zum
der SWM hatte ihr Aufsichtsrat nicht Einsatz kam, musste die Auszählung
im Regen stehen lassen: Ihnen gönnte der ca. 3,2 Mio. Stimmzettel mit insge-
man eine satte Gehaltserhöhung von samt rund 9,6 Mio. abgegebenen Stim-
durchschnittlich rd. 75.000 Euro jähr- men per Hand bewältigt werden. Hier-
lich. Folglich steigt damit auch deren für waren 1.550 Wahlvorstände mit je
Rentenanspruch. zehn Mitgliedern, also insgesamt 15.550
Die Stadt München, um Stellungnahme Menschen, vonnöten. Weil für das unge-
gebeten, weist darauf hin, dass die Ge- wohnte und komplizierte Zählverfahren
schäftsführung der SWM ein Jahrzehnt insgesamt drei volle Tage veranschlagt
lang durch erfolgreiches Management wurden, war das Interesse potenzieller
den einstigen defizitären Monopolbe- Wahlhelfer gleich Null.
trieb zu einem erfolgreichen Unterneh- Als einzige Lösung fiel den Abgeord-
men gemacht hat, das sich im Wettbe- neten der Hamburgischen Bürgerschaft
werb behauptet, im Vergleich der Groß- die Anhebung des Erfrischungsgeldes
stadt-Grundversorger die besten Tarife ein: Wahlbezirksleiter erhielten 120
für Strom, Gas und Wasser anbietet und Euro (vorher 45 Euro), ihre Stellvertre-
gleichzeitig hohe Gewinne an die Stadt ter 110 Euro (vorher 35) und einfache
ausschüttet. Sie stellt u. a. auch in Frage, Wahlhelfer 100 Euro (vorher 30 Euro)

55
Teure Diener

pro Einsatztag! Die Erhöhung um je- lehrerin, deren Antrag auf Vollzeitbe-
weils mindestens das Zweieinhalbfache schäftigung abgelehnt worden war. Das
bedeutete im Vergleich zu vorher Mehr- Verwaltungsgericht Weimar gab ihr am
ausgaben in Höhe von 5,7 Mio. Euro! 31.1.2006 Recht und auch das Thüringer
Dabei hätte die Stadt kostengünstiger Oberverwaltungsgericht erklärte in der
auf Behördenmitarbeiter und Ein-Euro- Berufung am 12.12.2006 die zwangs-
Jobber zurückgreifen können. Überdies: weise Einstellungsteilzeit für Thüringer
Presseberichten zufolge gab es für viele Lehrer für rechtswidrig, weil sie gegen
Wahlvorstände offenbar nicht an allen die Grundsätze des Beamtentums ver-
drei Tagen Arbeit, die Pauschale wurde stößt. Doch die Landesregierung ging
indes trotzdem gezahlt. Die Begrün- gegen das Urteil in Revision vor das
dung: Bereitschaftsdienst! Bundesverwaltungsgericht. Für eine
Verbeamtung in Vollzeit hatten 101 Be-
Thüringen. Am 31.8.2000 beschäftigte amte bis März 2007 Klage erhoben, mit
das Land Thüringen 2.902 Lehrer im einem Streitwert von 22.000 Euro je Ver-
Beamten- und 25.124 im Angestellten- fahren. Widerspruch gegen die erzwun-
verhältnis. Bis dahin waren vorrangig gene Teilzeit hatten fristgerecht 102 und
Funktionsstelleninhaber bzw. Lehrer ohne Fristwahrung 808 Beamte einge-
mit besonderen Aufgaben verbeamtet legt. Die Landesregierung erwartete im
worden. Danach begann die Landesre- April 2007, bei Erhöhung der Beschäfti-
gierung in großem Umfang Lehrer nach gungszeit der Bediensteten, die Wider-
der Regelung der Einstellungsteilzeit zu spruch eingelegt hatten, zusätzliche Per-
verbeamten. Das Bundesverwaltungs- sonalkosten von jährlich 9,7 Mio. Euro.
gericht urteilte schon im März 2000 in Das Bundesverfassungsgericht hat im
einem hessischen Fall, dass Beamte September 2007 zu einem niedersäch-
nicht zur Teilzeitbeschäftigung mit ver- sischen Fall entschieden, dass die an-
ringerter Besoldung gezwungen wer- tragslose Einstellungsteilzeit gegen die
den dürfen. Doch die Landesregierung Grundsätze des Beamtentums verstößt.
sah rechtfertigende Gründe für die Ein- Dem sozialstaatlich legitimen Anliegen,
stellungsteilzeit in Thüringen in Beson- die Arbeitslosigkeit zu steuern, kann
derheiten der Wiedervereinigung und durch Einstellung im Angestelltenver-
erwartete trotz dieser Warnung keine hältnis Rechnung getragen werden, so
finanziellen Auswirkungen bei einer u. a. die Karlsruher Richter.
rechtlichen Überprüfung. So wurden Im Februar 2008 beendete das Thürin-
im Freistaat weiter in großer Anzahl ger Kultusministerium die Revision.
Lehrer in Teilzeit verbeamtet. Dagegen Die Kosten der Klageverfahren werden
klagte eine verbeamtete Grundschul- nun kassenwirksam. Allen verbeam-

56
Teure Diener

Der Bayerische Landtag: Ausgangspunkt für Polittourismus.

teten Lehrern wurde ab dem Schuljahr tigten Stellenanteile sollen erst im Schul-
2008/2009 die Möglichkeit der Vollzeit- jahr 2010/2011 nicht mehr erforderlich
arbeit eingeräumt. 8.539 der rund 10.200 sein.
beamteten Lehrer wollten das Angebot
der Vollzeitbeschäftigung bzw. der Er- München/Armenien/Georgien/Aserbaid-
höhung des Beschäftigungsumfangs schan. Ihr „Fernweh“ stillten 13 Mit-
nutzen. 1.315 zusätzliche Vollzeitstellen glieder des Ausschusses für Staatshaus-
werden dadurch in diesem Jahr benötigt. halt und Finanzfragen des Bayerischen
Das führt zu rund 17 Mio. Euro Mehr- Landtags. Sie reisten vom 26. April bis
ausgaben im Landeshaushalt 2008. Zum zum 4. Mai 2008 in die Kaukasusrepu-
Ende des Jahres 2008 soll der Personal- bliken Armenien, Georgien und Aser-
überhang durch verstärkte Gewährung baidschan. Da die kaukasischen Partner
von Altersteilzeit und das Ausscheiden teilweise bereits mehrfach in Bayern
von Lehrern noch 680 Vollzeitstellen waren, erschien „ein Gegenbesuch auch
betragen, wobei allerdings die im Rah- zur Dokumentation der Ernsthaftigkeit
men des Strategiekonzepts der Landes- und Dauerhaftigkeit des Engagements
regierung abzubauenden Stellen noch geboten. Auch erfordert eine gute Be-
nicht berücksichtigt sind. Die Höhe der ratung der parlamentarischen Gremien
voraussichtlichen Mehrbelastungen für im Kaukasus Einblicke in die schwierige
2009 wollte das Kultusministerium nicht politische Situation vor Ort. Konkretes
beziffern, sie dürften aber ebenfalls er- Ziel der Reise war, die Parlamentarier
heblich sein. Die durch die Beendigung in den drei kaukasischen Republiken vor
der Einstellungsteilzeit zusätzlich benö- Ort auf ihrem Weg zu einer stabilen De-

57
Teure Diener

mokratie zu bestärken, der ohne geord- den Kaukasus nicht ausgeschöpft.


nete Budgetpolitik sowie ohne eine un- Keineswegs möchte der Bund der Steu-
abhängige Finanzkontrolle nur schwer- erzahler den Abgeordneten einen Blick
lich erfolgreich sein kann“. gleichsam über den Tellerrand verwei-
In Armenien führten die Abgeordne- gern. Doch ist dieser Polittourismus
ten u. a. zahlreiche Fachgespräche, be- trotz offenbar sparsamen Reisens den
suchten das Parlament und besichtigten Steuerzahlern als Financiers unseres
neben einem Umspannungswerk auch Staates noch vermittelbar?
„Genozid“, Gedenkstätte und Museum
des Völkermords. In Georgien disku- Wiesbaden. Wenn eine Regierung einen
tierte man u. a. mit dem Leiter des Haus- Staatssekretär, also einen der bestbe-
haltsbüros des georgischen Parlaments zahlten Landesbeamten, in den einst-
über den Ablauf der georgischen und weiligen Ruhestand schickt, dann liegt
bayerischen Haushaltsgesetzgebung das in aller Regel daran, dass man mit
und nahm auch an der offiziellen Eröff- seiner Arbeit nicht zufrieden oder dass
nung des EU-Informations- und Doku- das Vertrauensverhältnis zwischen ihm
mentationszentrums im georgischen und der Regierung zerstört ist. Nicht so
Parlament teil. In Aserbaidschan trafen im Fall von Harald Lemke, Staatssekre-
sich die Abgeordneten mit dem Gouver- tär im Hessischen Finanzministerium
neur von Sheki, sie führten zahlreiche und Bevollmächtigter der Landesregie-
Gespräche mit aserbaidschanischen rung für E-Gouvernement und Infor-
Politikern und nahmen u. a. an der Ple- mationstechnologie. Seine Arbeit wird
narsitzung des aserbaidschanischen von Ministerpräsident Roland Koch
Parlaments teil. in den höchsten Tönen gelobt und Fi-
Besonders pikant ist dabei, dass zumin- nanzminister Karlheinz Weimar stellt
dest ein Reiseteilnehmer für den am die Umsetzung von Lemkes Ideen im
28.09.2008 neu gewählten Bayerischen IT-Bereich und bei der Verwaltungs-
Landtag nicht mehr kandidierte. modernisierung als Vorbild für andere
Nach Mitteilung des Präsidenten des Länder dar. Für die Entlassung des hoch
Bayerischen Landtags stehen jedem qualifizierten Spitzenbeamten wird ein
Ausschuss pro Wahlperiode und Mit- ganz anderer Grund genannt: Ein Aus-
glied 4.345,98 Euro zur Verfügung. wechseln des Amtsinhabers sei wichtig,
Dieses Budget hat der Ausschuss neben „um neueste Entwicklungen sowie die
Informationsreisen nach Namibia und Draufsicht auf die Dinge individuell und
Südafrika im Jahr 2005 und nach Luxem- erneut vorzunehmen“. Wenn aber eine
burg und Brüssel im Jahr 2006 sowie der Regierung bereits bei der Verpflichtung
in diesem Jahr durchgeführten Reise in eines Experten aus dem IT-Sektor weiß,

58
Teure Diener

dass es um keinen Job auf Lebenszeit kompetent ausfüllen zu können. Dass


geht, dann darf sie diesen nicht als Be- sie gleichwohl ernannt wurde, wirft kein
amten auf Lebenszeit einstellen. Jetzt hat gutes Licht auf die Bremer Personalpoli-
der im Juni 2008 in den Vorruhestand tik. Beamtenrechtliche Auswahlkriterien
verabschiedete 52-jährige Lemke nach der Eignung, Befähigung und fachlichen
nur fünfjähriger Tätigkeit als Spitzen- Leistung mussten dort in der Vergan-
beamter drei Jahre lang Anspruch auf genheit ohnehin häufig genug hinter
6.291,51 Euro im Monat. Danach stehen die Nähe zur oder die Mitgliedschaft in
ihm lebenslang die bisher aus seinen ver- der gewünschten Partei zurückstehen,
schiedenen Tätigkeiten im Öffentlichen wenn es gut dotierte Stellen in der Se-
Dienst erworbenen Versorgungsansprü- natsverwaltung zu besetzen gab. Nach
che zu. Hier fragt sich der Steuerzahler der Kritik an seiner Personalpolitik ver-
erstaunt, weshalb ein hoch qualifizierter zichtete der Bau- und Umweltsenator
Mitarbeiter fürs Nichtstun bezahlt wird, auf die Wiederbesetzung der zweiten
statt ihn an anderer Stelle der riesigen Staatsrat-Stelle. Er kommt seitdem in
Landesverwaltung für eine verantwor- seinem Ressort mit einem Staatsrat aus.
tungsvolle Aufgabe einzusetzen. Warum nicht gleich so? Zumindest die
Ansprüche auf Übergangsgeld für die
Bremen. Als wohl „teuersten Lehrling entlassene Spitzenbeamtin in Höhe von
Bremens“ bezeichnete der Bund der rund 55.000 Euro wären den Steuerzah-
Steuerzahler Niedersachsen und Bre- lern erspart geblieben.
men die nach nur gut drei Monaten
Amtszeit im Dezember 2007 entlassene Wiesbaden. Rund 450.000 Euro im Jahr
Umwelt-Staatsrätin. Zwar kommt es macht die Stadt Wiesbaden locker, damit
auch in der Privatwirtschaft vor, dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Führungskräfte nicht das halten, was etwas für ihre Fitness tun. Wer von den
man sich von ihnen verspricht, im Bre- rund 4.800 städtischen Bediensteten mit-
mer Fall aber war die Fehlbesetzung machen und eines der fünf ausgewähl-
von Beginn an offensichtlich. Die zur ten privaten Fitnessstudios besuchen
Spitzenbeamtin ernannte 37-Jährige möchte, holt sich einfach bei der Stadt
konnte weder die notwendigen Ver- eine kostenfreie Eintrittskarte. Zu den
waltungskenntnisse und -erfahrungen jährlichen Kosten für die Eintrittsgelder
vorweisen noch etwa auf Führungsver- kommen noch 10.000 Euro für jährliche
antwortung in privaten Großorganisa- Einzelmaßnahmen des integrierten Ge-
tionen zurückgreifen. Sie brachte damit sundheitsmanagements und eine neu ge-
nicht die Voraussetzungen mit, um das schaffene Stelle der Besoldungsgruppe
Amt einer Staatsrätin sachgerecht und A 10 mit Personalkosten von 59.420

59
Teure Diener

Euro hinzu. Eine Umfrage unter den geachtet, welche Auswirkungen diese
anderen hessischen Großstädten ergab, auf ihre eigenen kommunalpolitischen
dass diese keine derartigen Geschenke Vertreter hätte.
an ihre Bediensteten verteilen. Gesunde Ein weiterer Kostenfaktor ist haus-
und motivierte Mitarbeiter sind zwar ein gemacht: Durch eine neue Entschä-
wertvolles Gut, doch um deren Fitness digungsverordnung für kommunale
zu fördern, wäre es auch anders gegan- Ehrenämter hat das schleswig-holstei-
gen. Denn die Stadt Wiesbaden bietet nische Innenministerium den Weg für
selbst Freizeitsportkurse mit erfahrenen höhere Aufwandsentschädigungen und
und qualifizierten ÜbungsleiterInnen Sitzungsgelder frei gemacht. Hiervon
in Gymnastik und Fitnesstraining für wird vor Ort fleißig Gebrauch gemacht,
ihre Bürgerinnen und Bürger an. Eine denn es profitieren davon nicht nur die
andere Möglichkeit, sich fit zu halten, Mandatsträger selbst. In vielen Fällen ist
wäre die Teilnahme in den vielfältigen es üblich, dass ein erheblicher Teil der
Sport-Gesundheitskursen der örtlichen Aufwandsentschädigung an die eigene
Sportvereine. Partei abgeführt wird. Diese „Spenden“
werden dann noch mit der staatlichen
Schleswig-Holstein. Die Kommunal- Parteifinanzierung von 38 Cent je Euro
wahl im Mai 2008 hat für die Steuer- aufgestockt. Der Druck der Parteien, die
zahler kostenträchtige Folgen. Durch Höchstsätze bei den Aufwandsentschä-
den Wegfall der Fünf-Prozent-Klausel digungen auszuschöpfen, ist somit groß.
ist es zu einer Vielzahl von Überhang- Die insgesamt entstehenden Mehrkos-
mandaten gekommen. Das Ergebnis der ten für den Steuerzahler sind durchaus
Verhältniswahl wird durch Ausgleichs- beachtlich. So kostet zum Beispiel der
mandate wieder hergestellt, die die neue Kreistag von Stormarn fast 30.000
Kommunalparlamente spürbar aufblä- Euro im Jahr mehr als bislang. In der
hen. Allein bei den kreisfreien Städten Hansestadt Lübeck rechnet man sogar
und in den Kreistagen sitzen 140 Man- mit jährlichen Mehrkosten von 277.000
datsträger mehr in den Vertretungen als Euro.
in der letzten Wahlperiode. Dabei gibt es
eine Reihe von Vorschlägen, wie durch Hamburg. Die Linkspartei erhielt bei
eine Änderung des Wahlrechts die Zahl ihrem Einzug in die Hamburgische
der Überhang- und Ausgleichsmandate Bürgerschaft Anfang 2008 von den
reduziert werden könnte. Nur zu einer drei etablierten Parteien ein besonders
Entscheidung hat sich der Landtag bis- großes Begrüßungsgeschenk, das dem
lang nicht durchringen können, zu sehr Steuerzahler teuer zu stehen kommt.
wird von den einzelnen Parteien darauf Die Linkspartei darf nämlich, entgegen

60
Teure Diener

einer früheren Vereinbarung der Bür- von ihm angegeben – gab, dafür aber
gerschaftsfraktionen und trotz ihrer nur Festspiele. Franz Josef L. versicherte
kleinen Stärke von acht Mitgliedern, zunächst in einer Presseerklärung, dass
einen Vizepräsidenten des Parlaments er sich „während seiner Amtszeit in kei-
stellen. Das verabredeten die Fraktions- ner Weise bereichert“ habe. Mit einer
spitzen von CDU, SPD und Grünen kurz Unverfrorenheit sondersgleichen schob
vor der konstituierenden Sitzung. Insge- er den Schwarzen Peter anderen zu, so
samt zahlen Hamburgs Steuerzahler für z. B. der Verwaltung, die nicht sorgfäl-
dieses üppige Geschenk in der laufenden tig genug die Vorgänge gebucht haben
Wahlperiode mehr als 100.000 Euro. soll. Als es für ihn aber „zu eng“ wurde
Nunmehr steht Wolfgang Joithe-von und er der offensichtlichen Beweislage
Krosigk als Stellvertreter von Bürger- und dem öffentlichen Druck nicht mehr
schaftspräsident Bernd Röder (CDU) standhalten konnte, stellte der ehema-
zur Verfügung. Seine Diäten verdop- lige Bürgermeister selbst einen Antrag
peln sich auf 4.652 Euro monatlich. Nach auf Einleitung eines Disziplinarverfah-
Auffassung des Bundes der Steuerzahler rens gegen seine Person bei der Lan-
würde ein Bürgerschaftspräsidium aus- desanwaltschaft Bayern. Auch erstattete
reichen, das sich aus einem Präsidenten, er Selbstanzeige bei der zuständigen
zwei Stellvertretern und zwei Schriftfüh- Staatsanwaltschaft beim Landgericht
rern zusammensetzt. Dagegen sind vier Nürnberg/Fürth und setzte somit ein
Stellvertreter bei nur 121 Abgeordneten strafrechtliches Ermittlungsverfahren in
vollkommen überzogen. Gang. Gleichzeitig erstattete der frühere
Bürgermeister seiner Stadt den zugege-
Greding. Unrühmlich macht der ehema- benen Vermögensnachteil in Höhe von
lige Bürgermeister der Stadt Greding, rd. 9.500 Euro.
Franz Josef L.,von sich reden. Er hat di- Die Landesanwaltschaft hat entspre-
verse von der Stadt Greding gekaufte chend reagiert und Franz Josef L. am
Gegenstände wie Laptops, Camcorder 21. Januar 2008 vorläufig vom Dienst
oder auch Musikinstrumente „in die ei- suspendiert. Straf- und Disziplinarver-
gene Tasche gesteckt“. Jedenfalls sind fahren gegen Franz Josef L. waren bei
diese Sachen weder im Rathaus noch in Redaktionsschluss des Schwarzbuchs
der Musikschule aufgetaucht. Auch hat des Bundes der Steuerzahler allerdings
die Stadt Greding dem Vernehmen nach noch nicht abgeschlossen. Den ehr-
eine Rechnung für ein Hotel in Salzburg lichen Gredinger Steuerzahlern bleibt
beglichen, in dem der ehemalige Bür- daher die Hoffnung, dass ihr ehemaliger
germeister zu einer Zeit übernachtete, Bürgermeister noch „seine Quittung“
als es dort zwar kein Seminar – wie bekommt.

61
Aufgedeckt

Aufgedeckt
Rechnungshöfe werden fündig
Frauenau. Ein blaues Wunder erlebte schon drei Tage nach Antragstellung der
die rd. 2.900 Einwohner zählende Ge- vorzeitige Museumsbaubeginn trotz un-
meinde Frauenau im Bayerischen Wald zureichender Planung und Kostenschät-
beim Neubau ihres seit 1975 bestehen- zung staatlicherseits genehmigt worden
den Glasmuseums. Obwohl man bei ist. Der Bund der Steuerzahler rügt die
diesem ehrgeizigen Projekt wegen der dilettantische Finanzplanung des Mu-
angespannten Haushaltslage und einer seumsbaus. Auch hat man es versäumt,
Pro-Kopf-Verschuldung von rd. 3.000 rechtzeitig eine Projektsteuerung zur
Euro eine Kostenüberschreitung auf je- Vermeidung einer Kostenexplosion ein-
den Fall vermeiden wollte, sind der Ge- zuschalten. Die rd. 20-prozentige Kos-
meinde Frauenau dennoch die Kosten tenmehrung trägt jedenfalls nicht dazu
davongelaufen. Die Gesamtkosten des bei, das Vertrauen der Bürger und Steu-
Museumsbaus stiegen von zunächst 6,9 erzahler in die öffentliche Hand als Auf-
Mio. Euro auf immerhin 8,3 Mio. Euro. trag- und Zuschussgeberin zu stärken.
Zurückzuführen ist diese Kostenexplo- Zu hoffen bleibt, dass die Gemeinde
sion u. a. auf einen Planerwechsel im Frauenau die Mehrkosten ihres Glas-
Anfangsstadium, auf Umplanungen, museumsneubaus verkraften und sich
Massenmehrungen bei den Baumeis- künftig nicht blauäugig in weitere finan-
terarbeiten und so einiges mehr. Auch zielle Abenteuer stürzen wird.
bei der Museumsinneneinrichtung und
–ausstattung wurde das Budget erheb-
lich überschritten.
Trotz äußerst großzügiger öffentlicher
Fördermittel sowohl des Freistaats
Bayern in Höhe von 3,3 Mio. Euro, als
auch der EU in Höhe von weiteren 3
Mio. Euro, die offenbar Anreiz für den
Museumsbau waren, bleibt die finanz-
schwache Gemeinde Frauenau nun auf
den Mehrkosten in Millionenhöhe sitzen.
Sie hat damit Schweres zu schultern.
Hinzu kommen die nicht durch Eintritts-
gelder gedeckten Betriebskosten des
Glasmuseums von jährlich rd. 65.000
Euro.
Der Bayerische Oberste Rechnungs- Die Gesamtkosten des Museumsbaus in
hof hat bereits Kritik daran geübt, dass Frauenau stiegen auf 8,3 Mio. Euro.

62
Aufgedeckt

Baden-Württemberg. Der Landesrech- werden müsse. Nichts! Ende 2007 dann


nungshof Baden-Württemberg hat die die Hiobsbotschaft: Das Wirtschaftsmi-
Pädagogischen Tage untersucht. Pä- nisterium teilte mit, dass der Anspruch
dagogische Tage sind dienstliche Ver- inzwischen wohl leider verjährt sei. Da-
anstaltungen, an denen alle Lehrkräfte mit schaffte es der Anspruch erneut in
einer Schule teilnehmen und die grund- den Bericht des LRH. Immerhin: Nun
sätzlich in der unterrichtsfreien Zeit kündigte das Wirtschaftsministerium
durchzuführen sind. Unterrichtszeit an, sich um die Durchführung des An-
darf nur in Ausnahmefällen in Anspruch spruchs doch noch zu bemühen.
genommen werden. Doch leider ist die
Ausnahme die Regel. Im Schuljahr Lebach. Pecunia non olet. Dass Geld
2004/2005 führten Pädagogische Tage nicht stinkt, auch wenn es aus dem Be-
in 87,5 Prozent der Fälle zu Unterrichts- trieb einer Toilettenanlage stammt, soll
ausfall, im Schuljahr 2005/2006 waren es angeblich die Erkenntnis des römischen
80,9 Prozent und im Schuljahr 2006/2007 Kaisers Vespasian sein, der eine Latri-
52,1 Prozent. Insgesamt sind in drei nensteuer eingeführt hatte. Manchmal
Schuljahren 85.000 Unterrichtsstunden stinkt es einem aber, wie mit öffentlichen
ausgefallen. Dabei ist zu beachten, dass Geldern umgegangen wird. So rügt der
der Landesrechnungshof nur rund ein saarländische Rechnungshof, dass bei
Fünftel der baden-württembergischen der Neugestaltung des Bahnhofsum-
Schulen untersucht hat. Bei den Päda- felds der Stadt Lebach ein äußerst auf-
gogischen Tagen geht es um viel Geld. wendiges öffentliches WC errichtet
So sind im Schuljahr 2006/2007 allein
an den untersuchten Schulen 18.000
Unterrichtsstunden ausgefallen. Das
entspricht einem Gegenwert von rund
einer Million Euro.

Nordrhein-Westfalen. Acht Jahre ist


es her, dass der Landesrechnungshof
Nordrhein-Westfalen (LRH) das Wirt-
schaftsministerium auf einen Rückfor-
derungsanspruch in Höhe von 810.000
Euro aufmerksam machte. „Richtig“,
urteilte das Wirtschaftsministerium, un-
ternahm jedoch nichts. Der LRH fragte Toilettenhäuschen für 300.000 Euro in
nach, mahnte, dass man endlich aktiv Lebach.

63
Aufgedeckt

worden sei. Dieses kostete 300.000 Euro Dresden. Die Dresdner Bürger erhielten
und wäre leicht um ein Drittel billiger Ende August 2007 ihre durch das Au-
zu haben gewesen. Doch damit nicht gusthochwasser 2002 zerstörte Eishalle
genug. Bei der Abwicklung von Verträ- zurück. Die „Freiberger-Arena“, wie
gen mit der Deutschen Bahn AG seien die Halle jetzt heißt, ist ein modernes
150.000 Euro zu viel gezahlt worden. Ins Stadion mit einer Zuschauerkapazität
Fadenkreuz der Rechnungsprüfer geriet von 4.000 Plätzen. Eisig wird es jedoch
auch die Verlagerung eines Wertstoff- auch, wenn man das Projektmanage-
hofs. Dieser war erst drei Jahre zuvor ment dieser Maßnahme betrachtet. Mo-
errichtet worden. Mit finanzieller Un- natelang wurde in Dresden spekuliert,
terstützung durch das Land in Höhe von wie hoch die zusätzlichen Investitions-
100.000 Euro. kosten ausfallen werden. Der Sächsische
Rechnungshof bestätigte nun in seinem
Nordrhein-Westfalen. Man müsste in al- Jahresbericht 2007 die Baukosten-
len Landesbehörden das gleiche EDV- überschreitung beim Ersatzneubau der
System für die Personalverwaltung ha- Eissporthalle, Pieschener Allee 1, der
ben. Dieser Wunsch der Landesregie- Landeshauptstadt Dresden. Die Gesamt-
rung aus dem Jahr 1991 ist bis heute baukosten sind um knapp 6 Mio. Euro
nicht erfüllt, hat aber schon Millionen auf rd. 29,6 Mio. Euro angestiegen. Der
Euro gekostet. Bereits im Jahr 2000 Rechungshof kritisiert die Landeshaupt-
stellte der Landesrechnungshof (LRH) stadt Dresden für das ungenügende Pro-
fest, dass kaum eine Behörde mit dem jektmanagement und die Verstöße gegen
gewählten System arbeitet. Er schlug Vergabevorschriften sowie das Regie-
deshalb vor, das Personalerfassungs- rungspräsidium Dresden und die Ober-
system beizubehalten, die Personalver- finanzdirektion für eine unzureichende
waltungs-Software dagegen auf dem Antragskontrolle. Weiterhin wurden die
freien Markt zu kaufen. Doch das Land Kapazitäten mit 1.000 zusätzlichen Zu-
entschied, das bestehende System wei- schauerplätzen beim Neubau der vom
terzuentwickeln. Dies sei kostengüns- Augusthochwasser 2002 zerstörten Eis-
tiger und bereits in 22 Monaten würden halle deutlich überschritten. In Summe
alle Behörden mit dieser EDV arbeiten. ergab sich ein überhöhter Förderbetrag
Ein Irrtum. 1,8 Mio. Euro waren ver- und ein finanzieller Schaden für den
anschlagt, tatsächlich werden bis zum Freistaat Sachsen.
nächsten Jahr 43 Mio. Euro in die EDV
fließen. Und die Krönung: Fast jedes Bund. Für Empörung bei den Steuer-
Ministerium arbeitet mit einer anderen zahlern sorgen die Vorgänge um den
Software weiter. Sitz des Maritimen Sicherheitszentrums

64
Aufgedeckt

(MSZ) in Cuxhaven. Im Dezember 2004 vertraglich zugesichert. Im November


erwarb der Bund im Rahmen eines Erb- 2007 teilte das Bundesbauministerium
baurechtsvertrags für 2,2 Mio. Euro dann der erstaunten Öffentlichkeit mit,
das sogenannte „Cux-Hafen-Haus“, dass die erworbene Liegenschaft „aus
das früher einer Reederei als Verwal- wirtschaftlichen und funktionalen Grün-
tungsgebäude gedient hatte. Es sollte als den“ für die Unterbringung des MSZ
künftiger MSZ-Standort in der Seestadt nicht mehr in Frage komme. Die Ver-
fungieren. Im Juli 2007 bezifferte das wertung der unsanierten Liegenschaft
staatliche Baumanagement Elbe-Weser durch den Bund werde deshalb ange-
den aktuellen Verkehrswert auf rund strebt. Der Bundesrechnungshof bezif-
1,2 Mio. Euro. Auch wenn das Bundes- fert in einem Prüfbericht vom 14.5.2008
bauministerium auf Gutachten verweist, den finanziellen „Netto-Schaden“ durch
die den Verkehrswert zum Zeitpunkt den überstürzten Ankauf und die zwi-
des Erwerbs bei 2,2 Mio. Euro sahen, schenzeitlich festgestellte Nichteignung
wurde die Liegenschaft nach heutiger des Gebäudes für MSZ-Zwecke auf
Sicht doch zu teuer erworben. Hinzu mindestens 4,6 Mio. Euro. Die Rech-
kommt eine weitere Fehlentscheidung: nungsprüfer stellten fest, dass staatliche
Dem Vertragspartner wurde nämlich Bauexperten im Vorfeld des Erwerbs
zugleich zusätzlich eine Summe von 5,1 deutlich vor den Risiken beim Umbau
Mio. Euro für weitere Umbau- und In- des Gebäudes warnten. Dennoch kam
standsetzungsarbeiten an dem Gebäude es zur Vertragsunterzeichnung und da-
mit zu „schuldhaften Pflichtverletzungen
Einzelner“. Die Steuerzahler sind ge-
spannt, ob verantwortliche Staatsdiener
in diesem krassen Fall der Fehlleitung
öffentlicher Haushaltsmittel tatsächlich
in Regress genommen werden. Entspre-
chende Prüfungen des Bundesbauminis-
teriums dauern an.

Als Maritimes Sicherheitszentrum ist


dieses Gebäude ungeeignet.

65
Erfolge

Erfolge
Hier konnte der BdSt Verschwendung verhindern
Bund. Vor einem Jahr wurde der Plan Sylt. Für 15,1 Mio. Euro soll hier eine
des Bundestags-Präsidiums bekannt, für Wellness-Oase entstehen, obwohl es im
knapp eine Million Euro einen digitalen nur fünf Kilometer entfernten Wester-
Bundestags-Fernsehkanal zu errichten. land das Spaßbad „Sylter Welle“ gibt.
Damit drohte so ganz nebenbei eine hef- Für das Vorhaben hat man im Rahmen
tige Steuergeldverschwendung. Denn eines Public-Privat-Partnership-Mo-
schließlich gibt es bereits ein im Internet dells einen Vertrag mit einem privaten
zu verfolgendes Bundestagsfernsehen. Projektentwickler geschlossen. Gegen
Zudem berichtet „Phoenix“ ausführlich unsere Empfehlung wurde das Projekt
aus dem Bundestag. Wer sich informie- fortgesetzt. Für die Gemeinde entwi-
ren möchte, kann das also längst tun und ckelte sich ein unglaubliches Desaster,
braucht dazu keinen neuen Fernsehka- verbunden mit chaotischen Vertragsver-
nal. Im Übrigen ist das Interesse der Be- hältnissen. Bislang zahlte die Gemeinde
völkerung ohnehin gering. Die durch- rund 10,5 Mio. Euro. Dafür hat sie eine
schnittliche „Phoenix“-Einschaltquote Bauruine im Wert von 3,5 Mio. Euro er-
beträgt ein Prozent. halten. Die restlichen Mittel flossen in
Der Bund der Steuerzahler kritisierte die Projektvorfinanzierung, Planungen
das Vorhaben zunächst gegenüber eini- sowie einen Vergleich über Bürgschafts-
gen Zeitschriften. Dann folgte ein Brief streitigkeiten. Die vom privaten Projekt-
des Präsidenten des Bundes der Steu- partner bestimmte Betreibergesellschaft
erzahler an den Bundestagspräsidenten fordert weitere 3,3 Mio. Euro, sonst
sowie ein Gespräch im Büro des Bun- drohe deren Insolvenz. Schon heute
destagspräsidenten. Nicht ohne Erfolg, steht fest, dass statt der anfänglich ge-
wie sich bald zeigte. planten 15,1 Mio. Euro mindestens 19
Seit Juni 2008 ist der eitle Plan der Po- Mio. Euro aufgewendet werden müssen,
litik endlich vom Tisch. Offizielle Be- um das Projekt fertigzustellen. Sämtliche
gründung: „Phoenix“ hätte sich zu einer Wirtschaftlichkeitsberechnungen wer-
intensiveren Berichterstattung aus dem den damit über den Haufen geworfen.
Bundestag verpflichtet. Ob das ange- Obwohl der von der Gemeinde hinzuge-
sichts der besagten Einschaltquote sinn- zogene Anwalt feststellte, dass man of-
voll ist, sei dahingestellt. Auf jeden Fall fenbar den Betreibervertrag ohne ge-
wird keine Million Euro für einen sinn- naue Kenntnis der Inhalte beschlossen
losen Bundestags-Kanal ausgegeben. hatte, hielten bislang Bürgermeister und
Gemeindevertretung stur an der Fort-
Keitum (Insel Sylt). In unserem Schwarz- setzung des Projekts fest, getreu dem
buch 2007 warnten wir vor dem Bau der Grundsatz „Augen zu und durch“. Mit
Keitum Therme auf der Nordseeinsel der Kommunalwahl im Mai 2008 haben

66
Erfolge

Therme in Keitum wird nach intensiver Kritik nun doch nicht gebaut.

sich neue Mehrheitsverhältnisse erge- 2008 stoppte der Stadtrat mit großer
ben, der Bürgermeister hat gewechselt. Mehrheit nach mehr als einjähriger
Jetzt wird die Situation endlich nüch- Diskussion das zuletzt heftig umstrit-
tern analysiert. Ein außenstehender tene Neubau-Projekt. Noch im Mai 2007
Fachmann überprüft die Wirtschaft- hatte das gleiche Gremium der 11.500
lichkeitsberechnungen unter den neuen Einwohner zählenden Stadt am nörd-
Rahmenbedingungen. Und auch die lichen Harzrand für einen Neubau der
Kommunalaufsicht des Kreises Nord- Versammlungsstätte votiert. Er sollte
friesland hat sich endlich eingeschaltet. die bisherige, fast 50 Jahre alte, Stadt-
Weil die dauerhafte Leistungsfähigkeit halle am gleichen Standort ersetzen,
der kleinen Inselgemeinde erheblich ge- die marode, wirtschaftlich nicht sanie-
fährdet erscheint, lässt der Kreis durch rungsfähig und deshalb ein Fall für die
Anwälte prüfen, ob ein Ausstieg aus Abrissbirne ist. Die anfängliche Eupho-
dem Projekt für die Gemeinde mög- rie vieler Kommunalpolitiker über eine
lich ist. Vorsorglich hat die Gemeinde funkelnagelneue Stadthalle wich jedoch
schon einmal alle Verträge gekündigt. immer stärker werdenden Vorbehalten,
Denn einiges spricht dafür, dass trotz dass die damit verbundenen einmaligen
der verlorenen Millionen ein sofortiger Investitionskosten und später anfal-
Abbruch des Projekts langfristig für den lenden Folgekosten für die finanziell an-
Steuerzahler die günstigere Lösung ist. geschlagene Stadt nicht oder doch nur
Damit wird die Forderung des Bundes schwer zu verkraften seien. Auch der
der Steuerzahler nach einer unabhän- Bund der Steuerzahler Niedersachsen
gigen Expertenprüfung erfüllt. und Bremen hatte Finanzierung, Nut-
zungskonzept und Wirtschaftlichkeit des
Vienenburg. Die Stadt Vienenburg wird Projekts öffentlich kritisch hinterfragt. In
keine Stadthalle für rund 2 Mio. Euro der Bürgerschaft und im Rat verschärf-
bauen und sich damit auch die erheb- ten sich die Fronten aus Gegnern und
lichen finanziellen Risiken aus dem Befürwortern einer neuen Stadthalle.
späteren Betrieb ersparen. Am 17. Juni Als dann noch das Land Niedersachsen

67
Erfolge

die in Aussicht gestellte Bezuschussung Burg Kriebstein wird nicht gebaut.


des Neubaus in Höhe von 1,3 Mio. Euro Sachsens Wirtschaftsminister Thomas
wegen des kommunalpolitischen Streits Jurk hat den Bau der Brücke aufgrund
zurückstellte, vollzog der Stadtrat die der Proteste abgeblasen. Auch der Bund
löbliche Kehrtwende. Vienenburg wird der Steuerzahler hatte Bedenken gegen-
ohne große Versammlungsstätte weiter über dem Wirtschaftsministerium ange-
existieren und von Kommunalpolitikern meldet.
aus anderen Städten und Gemeinden Ursprünglich wollte das Straßenbauamt
insgeheim sogar beneidet werden. Denn etwa 120 Meter von der Burg Kriebstein
die Defizite aus dem Stadthallenbetrieb entfernt eine 320 Meter lange und 60
verhageln so manche Kommunalbilanz. Meter hohe Brücke bauen. Sie sollte den
Burgberg ersetzen, der aufgrund seiner
Attendorn. „Verschwendung droht“ hieß Steigung nicht von Lkw und Bussen
das Kapitel im letzten Schwarzbuch, in befahren werden kann und im Winter
dem der Fall der Justizvollzugsanstalt zum Teil ganz gesperrt ist. Anwohner
(JVA) Attendorn auftauchte. Der Bund und Denkmalschützer hatten gegen die
der Steuerzahler hatte berichtet, dass die Pläne heftig protestiert. Durch sie werde
für 240.000 Euro neu gebaute Zugangs- eine einmalige Kulturlandschaft zerstört
abteilung voraussichtlich in einigen und der Blick auf die Burg Kriebstein
Jahren wieder abgerissen werden muss, versperrt. Außerdem würde die Bausub-
wenn die JVA erweitert wird. Nachdem stanz der Burg durch den Brückenbau
das Schwarzbuch erschienen war, hatte angegriffen. Laut Jurk soll jetzt gemein-
die Lokalpresse Erfreuliches zu melden: sam nach Alternativen gesucht werden.
Die Pläne für das neue Gebäude seien
geändert worden, so dass die Zugangs- Trier. Eine Brücke über eine Eisenbahn-
abteilung erhalten bleibe. Das Justizmi- linie in Trier ist seit langem sanierungs-
nisterium bestätigte dem Bund der Steu- bedürftig, ein Neubau seit Jahren beab-
erzahler diese Meldung: Die gesicherte sichtigt. Doch als im April dieses Jahres
Zugangsabteilung im offenen Bereich die Brücke für den Autoverkehr gesperrt
bleibt erhalten. Einmal mehr zeigt sich, werden musste, war guter Rat teuer.
dass die Verschwendung von Steuergeld Man wollte den Bürgern nicht zumu-
erfolgreich verhindert werden kann, ten, bis zur Fertigstellung des Neubaus,
wenn an unüberlegten Projekten recht- der zwei bis drei Jahre dauern würde,
zeitig Kritik geübt wird. keine Brücke über die Bahnlinie zur
Verfügung zu haben. So beschloss der
Zschopautal. Die umstrittene Brücke Stadtrat, die alte Brücke zu sanieren und
über das Zschopautal direkt neben der gleichzeitig den Neubau in Angriff zu

68
Erfolge

nehmen. Damit hätte die Stadt 860.000 Neue Messe am 2. Juni 2008 wurde eine
Euro für die Sanierung und weitere rund aktualisierte Hochrechnung vorgestellt,
vier Mio. Euro für den Neubau ausgeben die Gesamtkosten in Höhe von 807,9
müssen. Für den BdSt rausgeworfenes Mio. Euro im günstigsten Fall und von
Geld, erst teuer zu sanieren, um dann 839,9 Mio. Euro im ungünstigsten Fall
neu zu bauen. Schließlich fand das Bau- ausweist. Damit kann der Kostendeckel
dezernat nach Protesten des BdSt, einer geringfügig überschritten werden, doch
Bürgerinitiative und der Öffentlichkeit angesichts der Befürchtungen, die vor
eine günstigere Lösung. Die baufälligen sechs Jahren herrschten, und angesichts
Brückenträger der alten Brücke werden einer Mehrwertsteuererhöhung, muss
durch gemietete Betonelemente ver- man das Kostenmanagement als Erfolg
stärkt, bis der Neubau fertig ist. Ergeb- betrachten.
nis: Insgesamt 400.000 Euro Ersparnis
für Stadtsäckel und Steuerzahler.

Stuttgart. Im Schwarzbuch 2002 hatte


der Bund der Steuerzahler Baden-Würt-
temberg den Bau der Neuen Messe Stutt-
gart beleuchtet. Zwar wurde anerkannt,
dass der Messebau für die wirtschaft-
liche Infrastruktur wünschenswert ist,
dass aber keinesfalls die Kosten aus dem
Ruder laufen dürfen. Die ursprüngliche
Kostenschätzung lag einstmals bei 512
Millionen Euro, sie ist später auf 805,8
Millionen Euro angestiegen. Der Bund
der Steuerzahler forderte angesichts
dieser Kostenentwicklung eine Decke-
lung der Kosten, zudem sollte es keine
Verschiebung der Kosten in begleitende
Investitionen geben. Der Kostenbericht
der Landesregierung hat nun ergeben,
dass die Forderung richtig war und an-
nähernd erfüllt wurde. Bislang sind für
die Neue Messe Zahlungen in Höhe von
766,25 Mio. Euro erfolgt. In der Sitzung Geplante Kosten des Messebaus wurden
des Aufsichtsrats der Projektgesellschaft beim Bau wohl eingehalten.

69
Verschwendung droht

Verschwendung droht
Hier kann Verschwendung verhindert werden
Magdeburg/Halle. Bei einer dreistelligen portaufkommen voraus. Dass eine gut
Millionenausgabe fängt offensichtlich schiffbare Saale nichts nützt, wenn die
im milliardenschweren Bundesverkehrs- Elbe zu wenig Wasser führt, sei schließ-
haushalt das Abwägen zwischen Auf- lich kein Problem. Auch ein Gutachten
wand und Nutzen noch nicht an. Wohl der Martin-Luther-Universität Halle-
eher unter die Rubrik „Kleinigkeiten“ Wittenberg, das die Unwirtschaftlichkeit
scheinen dort 100 Mio. Euro zu fallen. des Bauvorhabens nachweist, lässt die
So viel nämlich soll der geplante Bau des einmal angelaufene Planungsbürokratie
7,5 km langen „Schleusenkanals Tornitz nicht innehalten. So besteht jetzt nach
ohne Wehr“, auch bekannt als Saale- dem übereilten Ausbau des defizitären
Seitenkanal, mittlerweile kosten. Damit Saale-Hafens Halle die „Chance“, wei-
soll die Saale von Halle bis zur Elbemün- tere öffentliche Gelder in noch größerem
dung ganzjährig für Schiffe mit einer Umfang zum Fenster hinauszuwerfen. In
Lademenge von mehr als 1.000 Tonnen den Ausbau des Saale-Hafens Halle sind
ertüchtigt werden, um die angeblich nämlich seit 1996 mehr als 30 Mio. Euro
stark anwachsenden Verkehrsströme öffentliche Mittel mit dem Ziel verbaut
zu bewältigen. Dass diese Schiffe dann worden, ihn für Massengüter zu nutzen,
aber auf der Elbe gar nicht ganzjährig die per Schiff von der Saale über die
weiterkommen, weil die nötige Wasser- Elbe gebracht werden. Doch das Schiff-
tiefe fehlt, wird einfach ausgeblendet. Transportaufkommen ist stetig gesun-
Die Saale ist auch heute schon für den ken, und seit über drei Jahren hat der
Fracht- und Schiffsverkehr nutzbar. Bis Hafen Halle kein Frachtschiff mehr ge-
weit in die neunziger Jahre gab es ihn sehen. Der Landesrechnungshof stellte
auch. Doch seit 2006 läuft überhaupt fest, dass der Hafen allein zwischen 2002
kein Frachtverkehr mehr, sind Trans- und 2004 über 1,7 Mio. Euro Verluste
portkapazitäten auf der Saale und wei- erwirtschaftet hat. Das Gelände im und
ter über die Elbe kaum noch gefragt. um den Hafen Halle hat sich zu einem
Trotzdem hat es dieses Kanalbauprojekt florierenden Güterverkehrszentrum für
geschafft, als Vorhaben in den vordring- Straße und Schiene entwickelt. Schiffe
lichen Bedarf des Bundesverkehrswege- kommen dabei nicht vor, Ausbau und
plans aufgenommen zu werden. Nun Betrieb des Hafens Halle sind also eine
mahlen die Mühlen weiter, allen war- einzige Steuergeldverschwendung. Die
nenden wirtschaftlichen und umwelt- Gefahr, dass sich der „Schleusenkanal
politischen Argumenten zum Trotz. Das Tornitz ohne Wehr“ ebenfalls dazu ent-
Land Sachsen-Anhalt hat das Raumord- wickelt, wenn Bund und Land weiter
nungsverfahren eröffnet, und regionale daran festhalten, ist groß. Es ist weder
Lobbyisten sagen traumhafte Trans- ein ernsthafter wirtschaftlicher Bedarf

70
Verschwendung droht

an Transportkapazitäten zu erkennen, nötig haben, ein wenig aufgewertet zu


noch könnte dieser Kanal jemals seiner werden; die Wahl des Kurfürstendamms
Funktion voll gerecht werden, so lange hat viele Bürger überrascht.
die Elbe nicht ausgebaut wird. Und das Die beliebte Einkaufsstraße behauptet
ist nicht vorgesehen. sich nach wie vor als Nummer 1 unter
Berlins Shopping- und Flaniermeilen.
Berlin. Die sogenannte City-West bil- Dies belegen die Frequenz- und Umsatz-
det mit ihren Einkaufsstraßen Kurfür- zahlen. Dennoch soll hier unter anderem
stendamm und Tauentzienstraße den neu gepflastert sowie Mittelpromenade
größten Einzelhandelsstandort in Ber- und -streifen umgestaltet werden. Das
lin. Im regelmäßig erscheinenden Ge- Konzept sei gut geeignet, einem dro-
schäftsstraßenbericht des Bezirksamts henden Qualitätsverlust entgegenzuwir-
Charlottenburg-Wilmersdorf wird der ken, so der Vorsitzende des Gremiums,
Kurfürstendamm als ein Highlight in der das den Kurfürstendamm als besonders
internationalen Shopping-Metropole förderungswürdig eingestuft hat.
Berlin beschrieben, der hoch frequen- Ein „drohender Qualitätsverlust“ als
tiert ist und Einheimische und Touristen Grund für eine millionenschwere Förde-
aus aller Welt anlockt. rung der bekanntesten und am höchsten
Trotz dieser positiven Resonanz des frequentierten Einkaufsstraße Berlins
Kurfürstendamms soll die Berliner kann kein Maßstab sein. In unmittel-
Einkaufsmeile im Rahmen eines Bund- barer Nähe wird ohnehin in den nächs-
Länder-Programms gefördert werden. ten Jahren viel gebaut und verändert
Insgesamt 9 Mio. Euro werden vom Ber-
liner Senat auf fünf Berliner Einkaufs-
straßen verteilt.
Das Programm „Aktive Stadtzentren“
soll Berliner Geschäftsstraßen stärken
und für die Nutzerinnen und Nutzer,
aber auch für private Investitionen at-
traktiver machen. Hierzu wurden vom
Berliner Senat, in Zusammenarbeit mit
einem Expertengremium, fünf von sieb-
zehn Einkaufsstraßen identifiziert, die im
Rahmen des Programms gefördert wer-
den sollen. Neben dem Kurfürstendamm
sind im Förderprogramm Einkaufsstra- City-West ist auch ohne teure Sanierung
ßen berücksichtigt, die es tatsächlich attraktiv.

71
Verschwendung droht

werden. So soll der Platz vor dem Bahn- sich zu ihrer Entscheidung des letzten
hof Zoologischer Garten umgebaut und Jahres pro Festplatz Hartmannstraße
der Platz vor dem Europa-Center ver- bekennen.
ändert werden. Allein dies sollte doch Der Bund der Steuerzahler forderte be-
dem drohenden Qualitätsverlust entge- reits Anfang des Jahres alle Fraktionen
genwirken können. Sicherlich gibt es im Stadtrat auf, die geplante Steuergeld-
andere Orte, an denen die Fördermittel verschwendung zu verhindern.
besser angelegt wären. Es scheint wohl
eher einen Qualitätsverlust in der Verga- Sachsen. Der FC Erzgebirge Aue und
bepraxis von Fördermitteln zu geben. Dynamo Dresden spielen in dieser Sai-
son drittklassig, der Chemnitzer FC und
Chemnitz. Im Jahr 2007 sanierte die Sachsen Leipzig spielen in der Regio-
Stadt den Volksfestplatz an der Hart- nalliga. Von Erstklassigkeit kann nur bei
mannstraße für rd. 1 Mio. Euro. Nun- den öffentlichen Subventionen gespro-
mehr beabsichtigt der Stadtrat, auf die- chen werden.
sem Festplatz einem Möbelunternehmer Die Dresdner und alle Sachsen sind
die Ansiedlung zu ermöglichen. Über die stolz, dass Dresden die erste schulden-
mögliche Kaufpreishöhe wurde bislang freie Großstadt in Deutschland war.
nichts öffentlich bekannt, jedoch ist si- Doch Dresden ist schon wieder dabei,
cher, dass eine marktgerechte Veräuße- diese Lorbeeren zu verspielen. Von
rung zuzüglich des Schadenersatzes für Schuldenfreiheit kann nämlich nicht
den jetzigen Platz sowie der Erstattung mehr gesprochen werden. Für den Tra-
der Kosten für die Anlegung eines neuen ditionsfußballverein Dynamo Dresden
Festplatzes vom Investor nicht aufge- bewilligte der Stadtrat Dresden im Jahr
bracht werden kann. Ein attraktiver 2007 eine Ausfallbürgschaft in Höhe
Alternativstandort, in den noch in den von 41 Mio. Euro gegenüber der Lan-
neunziger Jahren von Seiten der Stadt desbank Baden-Württemberg für den
investiert wurde und wo sich heute eines Ersatzneubau und Betrieb des Rudolf-
der größten Shoppingcenter der Stadt Harbig-Stadions.
befindet (Sachsenallee), wird bislang mit Im ersten Halbjahr dieses Jahres stand
dem Argument abgelehnt, dass diese der Verein kurz vor der Insolvenz. Nur
Neuansiedlung die Innenstadt schwä- durch das Einspringen des Steuerzahlers
che. Pikant: Der Volksfestplatz gehört konnte diese in letzter Minute abgewen-
auch nicht zur direkten Innenstadt, und det werden. Zur Rettung des Vereins be-
ein Möbelhaus mit dem dazugehörigen willigte die Stadt Dresden ein Darlehen
Verkehr aus unserer Sicht auch nicht in von 1,25 Mio. Euro. Dieses muss nun der
den Innenstadtbereich. Die Stadt sollte Verein, je nach Spielklasse, in Raten und

72
Verschwendung droht

mit Zinsen zurückzahlen. Für die dritte seit Jahren der Bodensee-Radweg eta-
Liga sind dies 200.000 Euro pro Jahr. Ob bliert ist, der auch durch Sipplingen
am Ende nicht doch der Steuerzahler führt. Allerdings führt dieser Radweg
für die bewilligten Gelder aufkommen durch den Ort und nicht direkt entlang
muss, wird sich zeigen. Letztendlich des Wassers. Aber lohnt sich der Auf-
hängt dies nicht zuletzt vom sportlichen wand von insgesamt über 5 Mio. Euro,
Erfolg und vom Management ab. Nega- um den Radweg landschaftlich reizvoller
tive Beispiele gibt es in Sachsen genug. zu gestalten?
In Leipzig wurde für ca. 100 Mio. Euro
Steuergelder eines der modernsten Sta- Leipzig. Die vorzeitige Trennung der
dien in Deutschland gebaut; was fehlt, ist Stadt Leipzig vom Intendanten der Leip-
eine bundesligataugliche Mannschaft. ziger Oper, Henri Maier, zum 1. August
2007 kostet die Leipziger ca. 600.000
Sipplingen. In Sipplingen (Bodensee- Euro, da Maiers Vertrag bis 2011 läuft.
kreis) ist geplant, einen Radweg auf der Der Bund der Steuerzahler hatte die
dem Bodensee zugewandten Seite der B kurzfristige konzeptionelle und teure
31 und der Bahnlinie zu verwirklichen. Änderung des Intendantenpostens kri-
Das Projekt umfasst zwei Abschnitte, tisiert.
von denen insbesondere der östliche Nunmehr bot der Kulturbürgermeister
Abschnitt unverhältnismäßig teuer er- Georg Girardet Henri Maier eine Abfin-
scheint. Der westliche Abschnitt, der im dung über 495.000 Euro an, die Maier
Wesentlichen aus einer Radwegbrücke akzeptierte. Immerhin hätte dies 105.000
über die B 31 besteht, ist bereits fertigge- Euro weniger Kosten für die Leipziger
stellt. Die Kosten des Bauwerks beliefen Bürger bedeutet. Leider nur verweigerte
sich auf ca. 1,3 Mio. Euro. Die Planungen der Leipziger Stadtrat diesem Kompro-
für den östlichen Abschnitt sahen bisher miss die notwendige Zustimmung. Jetzt
vor, den Radweg auf einem ca. 850 m soll eine zweite Abstimmung im Stadtrat
langen Steg über den Bodensee zu füh- die notwendige Mehrheit bringen. Die
ren, bevor er dann unter der Bahnlinie Lehren aus der ersten Fehlentscheidung
und der Bundesstraße unterführt und der Stadtverwaltung haben einzelne
an einen Wirtschaftsweg angeschlos- Stadträte offenbar wohl auch noch nicht
sen wird. Auf unglaubliche 4 Mio. Euro verinnerlicht.
sollen sich die Gesamtkosten für insge-
samt 1,2 km Radweg belaufen. Das Pro- Nürburg. Im letzten Jahr noch hatte
jekt wird aus Bundesmitteln finanziert. der Landesrechnungshof die desolate
Dieses erscheint umso unverständlicher, wirtschaftliche Lage der im öffentlichen
wenn man sich vergegenwärtigt, dass Besitz (90 Prozent Land Rheinland-

73
Verschwendung droht

Pfalz, 10 Prozent Landkreis Ahrweiler) hochwertige Düsen eingebaut werden.


befindlichen Betreibergesellschaft des Die Stadt will nun ihrerseits rechtliche
Nürburgrings konstatiert. Dessen un- Schritte gegen das Planungsbüro ein-
geachtet plant die Landesregierung von leiten. Ein Umbau soll 50.000 Euro kos-
Rheinland-Pfalz, weiteres Geld in dieses ten, diese will die Stadt nun vom Planer
Fass ohne Boden zu werfen. Das Projekt erstattet bekommen. Genauso wie die
„Erlebnispark Nürburgring“ im Umfang Kosten für zusätzliche Wartungen, die
von 215 Mio. Euro soll neue Besucher durchgeführt wurden, um den Brunnen
anlocken, Arbeitsplätze schaffen und in Betrieb zu halten.
die strukturschwache Region stärken.
Geplant war zunächst eine vollständige Traunstein. Müssen Bauvorhaben der öf-
Finanzierung durch private Investoren, fentlichen Hand mit Kostensteigerungen
später sollten mindestens 50 Prozent verbunden sein? Diesen Eindruck ge-
privat finanziert werden. Doch die Un- winnt man jedenfalls beim Ausbau der
ternehmen winkten nach und nach ab. Fußgängerunterführung am Traunstei-
Übrig blieb ein Investor für ein Hotel, ner Bahnhof. Dabei steht die Erforder-
der 80 Mio. Euro zum Projekt beisteuern lichkeit des Ausbaus der vor mehr als
soll. Den Rest schultert die Betreiber- 50 Jahren errichteten Personenunter-
gesellschaft Nürburgring GmbH ganz führung, die jetzt um 36,5 Meter verlän-
allein. Das Land finanziert einen Erleb- gert wird, außer Frage. Neben neuen
nispark mit zweifelhaftem Konzept und Aufgängen werden zwei Aufzüge einge-
unsicherer Rentabilität. baut, um für die Passanten und Reisen-
den eine Barrierefreiheit zu schaffen.
Dresden. Ein modernes Wasserspiel Während man im Herbst 2007 noch von
sollte den Dresdnern im Sommer zur
Abkühlung verhelfen; 300.000 Euro in-
vestierte die Stadt Dresden in den Brun-
nen. Nun soll das Dresdner Wasser für
die eingebauten Düsen nicht geeignet
sein. Diese versagen seit November
2007 ihren Dienst, da sie immer wieder
verstopfen. Wie eine Untersuchung er-
gab, eignen sich die eingebauten Düsen
angeblich lediglich für einen Zimmer-
springbrunnen. Das Projektmanage-
ment der Stadt hat aus unserer Sicht In Traunstein wird die Fußgängerunter-
nicht darauf geachtet, dass qualitativ führung sehr teuer!

74
Verschwendung droht

Kosten in Höhe von rd. 800.000 Euro Flensburg. Die Tourismusfachleute for-
für diesen Unterführungsausbau aus- dern wetterunabhängige Freizeitange-
gegangen ist, ist man im Frühjahr 2008 bote. Oft sind damit Spaß- oder Erleb-
nach der Fortführung der technischen nisbäder gemeint. Doch gerade diese
Planung und dem Ergebnis der Aus- Einrichtungen benötigen einen sehr
schreibung bei einer massiven Kosten- großen Einzugsbereich, um kostende-
mehrung angelangt. Die Tiefbauarbeiten ckend betrieben werden zu können.
erfordern 230.000 Euro und die Überda- Deshalb forderte die schleswig-holstei-
chung 40.000 Euro an Mehrkosten. Die nische Landesregierung vor der Förde-
Konzeption der Aufzüge führte zu einer rung der Fördeland Therme in Glücks-
weiteren Kostensteigerung von 290.000 burg eine interkommunale Kooperation
Euro. Statt zwei „normal große“ Auf- bei der Trägerschaft. Neben der Stadt
züge werden auf Anraten der Bahn AG mussten sich auch der Kreis und die
und der Zuschussbehörde größere Auf- nur wenige Kilometer entfernt liegende
züge installiert, die auch den Transport kreisfreie Stadt Flensburg zur Verlustab-
von Rädern und Tragen ermöglichen. deckung verpflichten. Dennoch hat die
Auch verglaste Aufzugskabinen und insgesamt 14,5 Mio. Euro teure und mit
Aufzugsschächte zur Vermeidung von 7,1 Mio. Euro bezuschusste Anlage in
Vandalismus und Angsträumen verteu- Glücksburg gleich im ersten Betriebs-
ern das Projekt. jahr erheblich mit den Besucherzahlen
Insgesamt wird also der Ausbau der zu kämpfen. Die erwarteten Gästezahlen
Personenunterführung auf rd. 1,4 Mio. konnten nicht erreicht werden.
Euro zu stehen kommen. Eine Kosten- Jetzt will ausgerechnet die an der Ver-
explosion von satten 75 Prozent! Wenn lustabdeckung beteiligte Stadt Flensburg
auch für die Baumaßnahme öffentliche den Glücksburgern Konkurrenz machen.
Zuschüsse fließen, der Landkreis Traun- Geplant ist ein 16,8 Mio. Euro teures
stein wegen der Schülerströme sich mit Sportbad, das eine 45 Jahre alte Halle er-
150.000 Euro an dem Projekt beteiligt setzen soll. Trotz der chronisch klammen
und eine „kleinere“ finanzielle Beteili- Stadtkasse wird bei der Ausstattung an
gung der Bahn AG erwartet wird, wird nichts gespart. Neben einem wettkampf-
der teure Unterführungsausbau den tauglichen teilbaren 50-m-Becken wird
Traunsteiner Stadtsäckel belasten. es auch eine Zuschauertribüne geben.
Zu hoffen bleibt, dass die Traunsteiner Um auch andere Besuchergruppen an-
Steuerzahler nach Fertigstellung des zusprechen, sind eine 55-m-Rutsche so-
Projekts von weiteren Kostensteige- wie ein großzügiger Saunabereich und
rungen verschont bleiben. ein Restaurant geplant. Vorgesehen ist
ein Public-Privat-Partnership-Projekt

75
Verschwendung droht

Draisinefahrten sollen zahlreiche Touristen in den Kreis Bergstraße locken.

mit einem privaten Investor, der bereits Recht, mit eigenem Geld Dummheiten
ähnliche Einrichtungen (z. B. „Lagune“ zu machen“. So leicht können es sich die
in Cottbus) betreibt. Die Stadt soll in den Steuerzahler, die die überflüssige Kon-
kommenden 25 Jahren einen jährlichen kurrenz bezahlen müssen, allerdings
Investitionskostenzuschuss von 1,4 Mio. nicht machen. Deshalb fordert der BdSt
Euro sowie einen Betriebskostenzu- eine abgespeckte Version in Flensburg.
schuss von 115.000 Euro pro Jahr leis- Ein gutes wettkampftaugliches Sport-
ten. Wenn es schlecht läuft, kommen bad reicht als Ergänzung zur Fördeland
steigende Verluste in Glücksburg dazu, Therme im benachbarten Glücksburg
für die man auch aufkommen müsste. vollkommen aus.
Und die Erfahrungen aus Cottbus mit
einem ähnlichen Konzept sind alles an- Kreis Bergstraße. Um Touristen anzu-
dere als ermutigend. Hier drohte erst locken, lässt sich die öffentliche Hand
Ende April 2008 die Insolvenz. Alles an- einiges einfallen. So will der Kreis Berg-
dere als begeistert ist auch die Landes- straße gemeinsam mit seinen Kom-
regierung von den Flensburger Plänen. munen Abtsteinach, Mörlenbach und
Allerdings sieht man keine Möglichkeit, Waldmichelbach eine über 100 Jahre
regelnd einzuschreiten. So sagte der alte Bahnstrecke reaktivieren, auf der
damalige Wirtschaftsminister Dietrich vor 15 Jahren der letzte Schienenbus
Austermann im Landtag zu dem Projekt fuhr. Die Strecke ist inzwischen zwar
in Flensburg: „Kommunalpolitik ist das verwahrlost, wird aber wegen ihrer vier

76
Verschwendung droht

Viadukte und einem fast 700 Meter lan- Draisinenstrecke in Rinteln entsprechen
gen Tunnel als so interessant angesehen, würde. Landrat Matthias Wilkes korri-
dass sie sich bei einer Wiedereröffnung gierte in den Wochen vor der Entschei-
als touristischer Anziehungspunkt für dung die Zahlen aber steil nach oben.
die ganze Region erweisen könnte. Doch Anfang März 2008 war noch von 10.000
der Ausbau zu einer Museumsbahn für Besuchern die Rede, im Juni waren es
12 Mio. Euro musste ebenso wie die Ein- 40.000. Doch selbst wenn an allen vorge-
richtung eines breiteren Fahrrad- und sehenen 185 Betriebstagen im Jahr alle
Spazierwegs auf dem alten Gleisbett für 40 geplanten Draisinen mit jeweils vier
geschätzte 9 Mio. Euro aus Kostengrün- Menschen voll besetzt wären, könnte
den verworfen werden. Eine Wiederauf- man diese Zahl nicht erreichen. Größere
nahme des Regionalverkehrs hätte gar Draisinen können wegen des rekord-
15 bis 20 Mio. Euro gekostet, kam aber verdächtigen Anstiegs von 140 Metern
auch wegen des mangelnden Bedarfs auf 4 Kilometern nicht genutzt werden.
nicht in Frage. So blieb nur eine der un- Auch das Argument der Vorfinanzie-
tersuchten Varianten übrig: eine Drai- rung für eine Regionalverkehrsstrecke
sinenbahn für knapp 6 Mio. Euro. Der zieht wegen der Bindungsfrist der För-
Landkreis und die Kommunen hätten dermittel von 15 Jahren und wegen des
auch diese Kosten nicht alleine schul- zusätzlich noch anfallenden erheblichen
tern können. Doch wurden inzwischen Sanierungsaufwands für die schweren
Zuschüsse aus Europäischen Regional- Züge nicht. Vor diesem Hintergrund ist
fördermitteln (2,6 Mio. Euro) und vom eine Investition aus öffentlichen Mitteln
Landesamt für Denkmalpflege (250.000 in Höhe von 6 Mio. Euro nicht gerecht-
Euro) zugesagt. Die Bewilligung dieser fertigt. Die Verantwortlichen täten gut
Fördermittel ist genauso fragwürdig daran, das Projekt abzublasen.
wie die Mittelfreigabe des Kreises und
der drei Gemeinden, die zudem auch Bad Rippoldsau-Schapbach. Im Nord-
noch die jährlichen Kosten von rund schwarzwald gibt es keine Bären in
120.000 Euro zu verkraften haben. Die freier Wildbahn. Das soll sich nun zu-
erwarteten Pachteinnahmen von 45.000 mindest ansatzweise ändern. Es ist näm-
Euro decken nicht einmal die Hälfte die- lich mit Hilfe der Steuerzahler geplant,
ser Folgekosten. Auch die berechneten in Bad Rippoldsau-Schapbach einen
Besucherzahlen geben zu denken. Die alternativen Bärenpark zu errichten.
Verwaltung erwartet optimistisch rund Dazu soll ein Hektar eines fünf bis sie-
16.000 Besucher im Jahr, was der Spit- ben Hektar großen Geländes eingezäunt
zenauslastung der einzigen vergleich- werden, in dem zwei Bären leben sollen.
baren - mit Steigungen versehenen - Die Baukosten dafür belaufen sich vo-

77
Verschwendung droht

raussichtlich auf 1,4 Mio. Euro, wobei einem Anteil der GAV von 89,9 Prozent
eine Million förderfähig ist. Aus Steu- trägt diese davon den weitaus größten
ertöpfen steuert die EU über das Pro- Teil. Kritiker bemängeln, dass der pri-
gramm Leader+ 550.000 Euro bei, das vate Partner, die Intenational Fish Far-
Land 200.000 Euro und die Gemeinde ming Technologie GmbH (IFFT), mehr
Bad Rippoldsau-Schapbach, die hoch als nur 10,1 Prozent der Anteile über-
verschuldet ist, soll 250.000 Euro auf- nommen hätte, wenn der Partner von
bringen. Für die Folgekosten soll eine der Rentabilität des Projekts überzeugt
neu gegründete gemeinnützige GmbH gewesen wäre. Bleibt zu hoffen, dass das
aufkommen. Alleiniger Gesellschafter Völklinger Projekt nicht baden geht.
dieser gGmbH ist die „Stiftung für Bä-
ren“. Die entstehenden Kosten sollen Mainz. Fast drei Jahre sind es noch bis
durch Eintrittsgelder, Spenden und Pa- zur Bundesgartenschau 2011 in Koblenz.
tenschaften gedeckt werden. Nach Auf- Und schon jetzt denkt eine weitere rhein-
fassung des Bundes der Steuerzahler land-pfälzische Stadt darüber nach, sich
droht hier Steuergeldverschwendung. für eine kommende BuGa zu bewerben.
Es ist nicht Aufgabe der Steuerzahler, Die Stadt Mainz prüft derzeit die Mög-
Bären eine neue Heimat zu geben. lichkeit einer Gartenschau zusammen
mit der hessischen Nachbarstadt Wies-
Völklingen. Im saarländischen Völklin- baden. Dafür wurden beiderseits des
gen droht nach Befürchtungen einiger Rheins bereits Gelder für Gutachten in
Lokalpolitiker ein Fall von Verschwen- Höhe von je 50.000 Euro bewilligt. Ins-
dung, bei dem Gelder einer städtischen gesamt wird ein Kostenvolumen von 65
Gesellschaft draufgehen könnten. Die Mio. Euro erwartet. Die Erfahrungen der
Gewerbeansiedlungsgesellschaft Völk- vergangenen Jahre zeigen jedoch, dass
lingen mbH (GAV), eine hundertpro- die Investitionskosten meist darüber lie-
zentige Tochter der im Eigentum der gen, der laufende Betrieb nicht durch
Stadt Völklingen stehenden Stadtwerke Eintrittsgelder bezahlt werden kann und
Völklingen Holding GmbH, beteiligt im Nachhinein jedes Jahr Geld aus dem
sich an der Errichtung und dem Be- städtischen Haushalt für die Instand-
trieb einer Meeresfischzuchtanlage. Mit haltung aufgewendet werden muss.
neuartiger Technik sollen zukünftig auf Das Argument der Mainzer Stadträte,
dem Gelände der ehemaligen Kokerei dass mit einer solchen Veranstaltung
Fürstenhausen Salzwasserfische für städtische Bauprojekte viel leichter zu
Handel und Gastgewerbe gezüchtet realisieren und zu vermarkten seien, ist
werden. 12 Mio. Euro werden zunächst fadenscheinig. Denn die Zuschüsse, die
in das Unternehmen investiert. Mit die Realisierung möglich machen sollen,

78
Verschwendung droht

stammen aus Steuergeldern der hoch den Nord-Süd-Tunnel kommt für die
verschuldeten Haushalte des Bundes S-Bahn und die meisten Regionalzüge
und der Länder. Die Stadt Mainz, insge- nicht in Betracht. Zudem erfordert
samt mit über einer Milliarde Euro ver- diese Baumaßnahme einen mindestens
schuldet, kann ein finanzielles Wagnis zweijährigen fahrplantechnischen Vor-
wie die Bundesgartenschau nicht ein- lauf, kann also frühestens 2010 realisiert
gehen. Die letzten vier BuGa-Ausrichter werden.
investierten jeweils mehr als 100 Mio. Bevor man also diesen Beschluss mit
Euro und häuften insgesamt Defizite in kaum absehbaren Konsequenzen fällt
Höhe von fast 40 Mio. Euro an. und in Berlins wachsender Mitte für
mindestens drei Monate eine erneute
Bund. Wer meint, dass beim Berliner Großbaustelle einrichtet, muss das
Hauptbahnhof genug Millionen in den Für und Wider im wahrsten Sinne des
märkischen Sand gesetzt worden sind, Wortes gründlicher bedacht werden.
sieht sich eines Besseren belehrt. Auf Dazu gehört auch die Prüfung, ob sich
Drängen von Bahnchef Hartmut Meh- die vorhandenen Teile des Glasdaches
dorn wurde im Jahr 2006 die Fertigstel- möglicherweise bei einem anderen
lung der Bahnhofshalle abrupt gestoppt, Bahnhofsbau verwenden oder ander-
weil man befürchtete, zur Fußball-WM weitig veräußern lassen.
nicht rechtzeitig fertig zu werden. Die
bereits gelieferten Bauteile wurden ein- Augsburg. Kritisch bewertet der Bund
gelagert, ein kostspieliger Prozess mit der Steuerzahler die Pläne der Stadt
dem Architekten schloss sich an. Jetzt Augsburg hinsichtlich des Neubaus
beschloss der Verkehrsausschuss des des Königsplatzes mit zweistöckiger
Deutschen Bundestags, das Verkehrs- Untertunnelung des Hauptbahnhofs
ministerium zu beauftragen, weitere für rd. 210 Mio. Euro, wovon die Stadt
Schritte zur Vorbereitung der Dachver- Augsburg von einer eigenen Kosten-
längerung „zügig und konsequent in last von rd. 60 Mio. Euro ausgeht. Er
Angriff zu nehmen“. sieht dabei gewaltige finanzielle Risiken
Die Verlängerung soll 53 Mio. Euro auf die Stadt Augsburg zukommen,
kosten und ausschließlich vom Bund die die volle Finanzierungslast für die
finanziert werden. Hinzu kommen die die Zuschüsse überschreitenden Bau-
Kosten für Ersatz- und Ausgleichsmaß- kosten und für sämtliche Folgekosten
nahmen einer dreimonatigen Sperrung zu tragen hat. Auf welch ein finanzielles
der gesamten Ost-West-Verbindung, Abenteuer sich die Stadt Augsburg
einschließlich der vielbefahrenen blauäugig einlassen wird, sieht man be-
Stadtbahnstrecke. Ein Ausweichen in reits bei der sog. „Komplementärfinan-

79
Verschwendung droht

In Augsburg werden die Fahrtreppen wohl aus dem Kostenrahmen rollen.

zierung von zehn Fahrtreppen von der bahnhofes zu schultern haben wird. Ar-
Verteilerebene zur DB-Bahnsteigebene“. mes Augsburg!
Obwohl eine einzelne Rolltreppe „ledig-
lich“ 357.000 Euro kostet, will die Stadt Rositz. Die Landesentwicklungsgesell-
Augsburg gleichsam im Vorgriff für die schaft (LEG) Thüringen schloss 1997
Erneuerung der Treppen in ca. 15 Jahren mit der Gemeinde Rositz einen Erschlie-
pro Einzeltreppe weitere 490.296 Euro ßungsvertrag, um den Standort des
bezahlen. Doch dem nicht genug. Für ehemaligen Teerverarbeitungswerks
den in den nächsten Jahren entstehen- als Gewerbegebiet zu revitalisieren. Es
den Unterhalt der Treppen will Augs- sollte Industrie angesiedelt werden, und
burg weitere 309.250 Euro überneh- deshalb wurde beschlossen, den ehe-
men. Insgesamt wird also eine einzelne mals vorhandenen Gleisanschluss neu
Fahrtreppe der Stadt Augsburg mit rd. zu bauen.
1,156 Mio. Euro zu stehen kommen. Für Zwei Interessenten gab es zum Zeit-
zehn Rolltreppen bedeutet dies eine Kos- punkt des Baues der Anschlussbahn, die
tenlast von rd. 11,56 Mio. Euro. bereits Flächen bei der LEG erworben
Wenn schon solch horrende Beträge hatten. Sie wollten Unternehmen ansie-
für Rolltreppen auf die Stadt Augsburg deln, die Gleisanbindung benötigten.
zukommen, fragen sich die Augsburger Der bis 2002 vollzogene Bau des An-
Bürger und Steuerzahler, welche wei- schlussgleises kostete ca. 5 Mio. Euro.
teren finanziellen Lasten und Risiken Die Finanzierung erfolgte durch die Ge-
ihre Stadt bei der beabsichtigten zwei- meinde Rositz. Gefördert wurden die In-
stöckigen Untertunnelung des Haupt- vestitionskosten mit etwa 4,5 Mio. Euro,

80
Verschwendung droht

hälftig vom Bund und dem Freistaat wurde in Rositz die Brücke über diese
Thüringen durch die Gemeinschaftsauf- Bahnstrecke neu gebaut, da eine Sa-
gabe zur Verbesserung der regionalen nierung der bestehenden Brücke wirt-
Wirtschaftsstruktur. Die ursprünglich schaftlich nicht mehr sinnvoll war. Im
vorhandenen Investoren haben jedoch Dezember 2007 wurde der rund 1,45
nicht investiert. Das Anschlussgleis ist Mio. Euro teure und vom Bund bezahlte
bis heute noch nicht in Betrieb gegan- Brückenneubau übergeben. Ebenfalls
gen und es wird für Teile des Industrie- im Dezember 2007 wurde mangels ent-
und Gewerbegebiets immer noch ein sprechender Auslastung nun auch der
passender Investor gesucht. Güterverkehr auf der Bahnstrecke Al-
Im Dezember 2002 wurde der Personen- tenburg–Meuselwitz stillgelegt. Gleich-
verkehr auf der Bahnlinie Altenburg– wohl die Bahnstrecke nicht entwidmet
Meuselwitz, die durch Rositz führt und ist, drohen nun Anschlussgleis und Brü-
von der das Anschlussgleis abgeht, cke vollkommen nutzlos mit Steuergel-
eingestellt. Für die Bundesstraße B180 dern gebaut worden zu sein. Wir hoffen,
dass die Akquisitionsbemühungen der
LEG endlich erfolgreich sind.

Seit 6 Jahren ungenutzt: Neues Anschluss-


gleis in Rositz

81
Nachlese

Nachlese
Was daraus geworden ist
Gronau. Schon im Schwarzbuch 2006 heute fielen Kosten von knapp 400.000
berichtete der Bund der Steuerzahler Euro an, um zu verhindern, dass das Ab-
über die viel zu hohen Investitions- und falllager zu einer Gefahr für die Umwelt
Folgekosten für das Rock`n Popmuseum wird. Beseitigt sind die Altlasten damit
in Gronau. Wie vorhergesehen, bleibt aber noch nicht. Jetzt plant die Stadt
es ein Fass ohne Boden: Im Haushalt Geesthacht, das ehemalige Betriebsge-
2008 ist für das Rock’n Popmuseum ein lände für Wohnbebauung zu nutzen. Da-
Betriebskostenzuschuss aus der Stadt- rüber ist ein Streit ausgebrochen, wer
kasse von knapp 940.000 Euro vorgese- die Altlastensanierung zu tragen hat.
hen. Auch in den nächsten Jahren sind Allein die fachgerechte Entsorgung der
jeweils rund 900.000 Euro Subventionen ölhaltigen Metallschleifschlämme wird
für das Museum geplant. Zwar sollen mit rund 2,5 Mio. Euro veranschlagt. Die
die Zuschüsse aus der Stadtkasse leicht Steuerzahler werden also noch einmal
sinken, doch in die Tasche greifen muss zur Kasse gebeten für ein teures Expe-
immer noch der Steuerzahler. Ob Rock’n riment, das bei sorgfältiger Prüfung der
Popfreund oder nicht. Planungsunterlagen hätte vermieden
werden können.
Geesthacht. Bereits im Schwarzbuch
2002 berichteten wir über das teure Radevormwald. Totgesagte leben länger.
Ende einer Aufbereitungsanlage für öl- Das scheint auch für die Umgehungs-
haltige Metallschleifschlämme in Geest- straße in Radevormwald zu gelten. Im
hacht. Das als innovativ und einmalig vorigen Schwarzbuch berichtete der
gepriesene Pilotprojekt erwies sich von Bund der Steuerzahler, dass die geplante
Anfang an als teure Fehlplanung. Weder Umgehung für den Ortsteil Honsberg,
konnte die Recycling-Anlage dauerhaft die rund 4,5 Mio. Euro kosten sollte,
störungsfrei betrieben werden, noch nicht gebaut würde. Der Staatssekre-
hat sie sich wirtschaftlich gerechnet. tär im Verkehrsministerium war zu der
Im Nachhinein hat die Landesregierung Auffassung gelangt, dass das Projekt
gravierende Planungsfehler in der Aus- nicht so dringend sei wie in anderen
führungsplanung dafür verantwortlich Orten, wo eine Umgehungsstraße hö-
gemacht. Dieses hat aber nicht verhin- here Entlastungseffekte erzielen würde.
dert, gut 1 Mio. Euro aus Landesmitteln Inzwischen sieht die Welt schon wieder
in das Projekt zu stecken. Seit 2001 ist das anders aus. Laut Presseberichten und
Unternehmen insolvent. Dennoch liegen Auskunft von Straßen.NRW ist jetzt
immer noch geschätzte 26.000 Tonnen eine „kleine“ Ortsumgehung geplant,
nicht recycelter Metallschleifstämme auf die rund 900.000 Euro kosten soll. Das
dem ehemaligen Betriebsgelände. Bis ist zwar weniger als 4,5 Mio. aber noch

82
Nachlese

nicht alles. Denn bevor Straßen.NRW


die „kleine“ Umgehung der L81 bauen
kann, muss das Land erst Grundstücke
kaufen. Die Kosten stehen noch nicht
fest, man ist derzeit in Verhandlungen.
Von der im vorigen Sommer festge-
stellten fehlenden Dringlichkeit für eine
Umgehungsstraße ist auf einmal keine
Rede mehr. Jetzt sollen Fakten geschaf-
fen werden, damit das Planungsrecht
nicht verfällt. Doch da man noch nicht
mit der Straße beginnen kann, baut man
erst einmal … einen Radweg. Er ist laut
Straßen.NRW ein Teil der geplanten
Ortsumgehung an der L412, auf die die
L81 mündet. Es gibt an dieser Straße
bereits einen Radweg, der jetzt einfach
um 200 Meter bis zur Einmündung der
L81 verlängert werden soll. Den Rad-
weg später noch weiterzuführen, ist Die Blomenburg steht weitgehend leer.
nicht vorgesehen. Das macht die Ver-
längerung für die Radfahrer komplett die Gemeinde auf, um unter Feder-
sinnlos. Offenbar aber nicht für das Pla- führung eines privaten Investors aus
nungsrecht. Was ist eigentlich davon dem ehemaligen Lustschloss und Er-
zu halten, dass rechtliche Vorgaben die ziehungsheim ein modernes Existenz-
Verwaltung quasi zwingen, Steuergeld gründerzentrum zu entwickeln. Nach
zum Fenster hinauszuwerfen, damit der Eröffnung 2006 sollten bis heute
vielleicht irgendein anderes Projekt in 35 Unternehmen angesiedelt werden,
Zukunft umgesetzt werden kann? um eine annähernde Vollauslastung zu
erreichen. Die Realität ist aber ernüch-
Selent (Kreis Plön). Bereits im Schwarz- ternd: Das Zentrum ist gerade einmal zu
buch 2004 warnten wir eindringlich vor 18 Prozent ausgelastet, der Betrieb nicht
der Verwirklichung des Technologie- kostendeckend. Hätte es nicht eine Pa-
und Gründerzentrums Blomenburg- tronatserklärung des privaten Investors
Venture-Park in der Gemeinde Selent. in Höhe von 550.000 Euro gegeben, hätte
Über 8 Mio. Euro wendeten das Land man bereits Insolvenz anmelden müs-
Schleswig-Holstein, der Kreis Plön und sen. Es hat sich also offenbar bewahr-

83
Nachlese

heitet, dass es nicht gelingen kann, die tere Mehrkosten tragen: 105.000 Euro
periphere Lage im ländlichen Bereich werden nach Angaben des Bürgermeis-
durch Serviceangebote auszugleichen. ters für eine notwendige Erdabtragung
Auch das Angebot an die Gründer, in fällig. Begründet wird der Ortswechsel
unmittelbarer Nachbarschaft in land- übrigens damit, dass am neuen Stand-
schaftlich reizvoller Lage sich in einem ort mehr Kindergartenkinder leben als
Baugebiet niederzulassen, wird bislang am alten. Zur Erinnerung: Die beiden
so gut wie nicht genutzt. Nicht einmal Grundstücke liegen gerade einmal 300
die Vermarktung der freien Bauflächen Meter auseinander.
hat zu dem gewünschten Erfolg geführt.
Das Wirtschaftsministerium des Landes Suhl. Als im September 2004 das
und die übrigen Beteiligten suchen jetzt Schwarzbuch „Die öffentliche Ver-
händeringend nach einem Ausweg aus schwendung“ vorgestellt wurde, berich-
dem Desaster. Weitere Steuermittel für teten wir über den Suhler Waldfriedhof:
das von Anfang an zum Scheitern verur- Die Stadt plante 1994 für das Wohnge-
teilte Projekt darf es aber nicht geben. biet Suhl-Nord die Anlage eines Fried-
hofs. 1996 wurde mit einer Eilentschei-
Ratingen. In Ratingen droht Verschwen- dung der Aufstellungsbeschluss zum
dung, hieß es im Schwarzbuch 2006. Jetzt Bebauungsplan verabschiedet. Nach
ist aus der Drohung Ernst geworden. Ansicht der Stadt bestand durch den
Rund eine halbe Million Euro wurde ver- Satzungsbeschluss zum Bebauungsplan
schwendet, weitere Mehrkosten stehen Handlungsbedarf. Sie schrieb die ersten
an. Geplant war, in Ratingen-Mitte auf Bauabschnitte aus und realisierte sie.
dem Calor-Emag-Gelände einen Kinder- Vorher war das sogenannte Kirchholz
garten zu bauen. Die Pläne lagen fertig ein Wäldchen und wurde von den Ein-
in der Schublade, ebenso die Zusage des wohnern zur Erholung genutzt. Dann
Landes auf Förderung. Doch dann ent- wurde die Fläche abgeholzt und für fast
schied die Politik - entgegen dem Rat der 17.900 Euro ein Stahlgitterzaun darum
Verwaltung - den Bau auf dem rund 300 gebaut, so dass niemand mehr dort spa-
Meter Luftlinie entfernten Balcke-Dürr- zieren gehen kann. Ein Haupteingangs-
Gelände zu errichten. Der BdSt mahnte: tor für rund 7.300 Euro und eine Fried-
Rund 500.000 Euro wären dann für Pla- hofsmauer für 44.900 Euro entstanden.
nung, Kauf des Grundstücks etc. um- Insgesamt wurden in den ersten beiden
sonst ausgegeben. Das nahmen die Poli- Bauabschnitten knapp 578.900 Euro für
tiker hin, sie blieben bei dem Entschluss, den Friedhof aufgewandt. Besonderer
auf dem Balcke-Dürr-Gelände zu bauen. Blickfang ist eine Gruppe von 12 Gra-
Und jetzt müssen die Steuerzahler wei- nitstelen für rund 20.300 Euro, die als

84
Nachlese

Treff für Trauernde errichtet wurden. eine doch nicht über ausreichende Ei-
Für den halbfertigen Friedhof fallen seit genmittel verfügten. Die Stadt blieb auf
2001 1.018 Euro Pflegekosten pro Jahr dem Grundstück sitzen, bezahlte den
an, so die damaligen Informationen aus Abriss des baufälligen Wohnhauses
der Stadt. und versuchte dann lange, das Grund-
Seit 10. Juli 2008 ist der einstmals ge- stück als Gewerbefläche zu veräußern.
plante Friedhof nun für die Öffentlich- Jetzt gibt es endlich einen Interessen-
keit als Parkanlage zugänglich. Über ten. Die Verhandlungen würden „auf
den Winter werde das Areal wieder ge- Basis des Bodenwerts nach der Richt-
schlossen, berichtet die Waffenstadt auf wertkarte geführt“, erklärte die Stadt.
ihrer Homepage. Drei Mitarbeiter eines Damit ist klar, dass ein Verkauf nur mit
Fahrzeugbau-Unternehmens, die offen- erheblichem Verlust zu realisieren ist,
bar als ABM-Kräfte eingesetzt waren, denn im aktuellen Grundstücksmarkt-
sind zuvor dem Wildwuchs zu Leibe ge- bericht liegen die Richtwerte für Ge-
rückt. Bleibt die Hoffnung, dass künftig werbegrundstücke in Geisweid je nach
nach jedem Winter den Suhlern und ih- Lage zwischen 60 und 80 Euro pro qm.
ren Besuchern ein geöffneter Park zur Damit dürfte der Verkauf kaum mehr
Verfügung steht! als 40.000 Euro einbringen. Trotz allem
hat der Stadtrat beschlossen, sich mit
Siegen. Schon 2003 berichtete der Bund weiteren 75.000 Euro an dem Projekt
der Steuerzahler kritisch darüber, dass ‚Bürgerhaus‘ zu beteiligen. Diesmal
die Stadt Siegen bei einer vermeintlich soll das Bürgerhaus in einem Gebäude
günstigen Gelegenheit spontan ein der ehemaligen Edelstahlwerke un-
Grundstück samt Wohngebäude in Geis- tergebracht werden. Die Kosten für
weid für 145.000 Euro erworben hatte. den Umbau werden auf 198.000 Euro
Zusammen mit den ortsansässigen Ver- geschätzt und sollen größtenteils von
einen wollte man dort ein Bürgerhaus den Vereinen getragen werden. An den
bauen. Das Bürgerhaus steht bis heute Unterhaltskosten beteiligt sich das Bun-
nicht. Die Kosten für die Fehlplanungen desministerium für Familie, Senioren,
aber belaufen sich bisher auf 172.000 Frauen und Jugend mit max. 40.000
Euro. Nun hat der Rat entschieden, wei- Euro pro Jahr in den ersten fünf Jahren.
tere 75.000 Euro in das Projekt ‚Bür- Damit wird also erneut der Steuerzahler
gerhaus‘ zu investieren. Vor dem Kauf zur Kasse gebeten. Bleibt nur zu hoffen,
hatte man sich wohl zu wenig Gedanken dass es mit der Finanzierung der Ver-
um die weitere Finanzierung gemacht. eine wenigstens diesmal klappt, damit
Das Vorhaben scheiterte, weil sich im nicht wieder sechsstellige Summen in
Nachhinein herausstellte, dass die Ver- den Sand gesetzt werden.

85
Inhalt

Nr. Stadt/Region Land/Bund/EU/Stichwort Seite

01. Berlin Berlin


Spreedreieck – Filetgrundstück wird fast verschenkt 4
02. Dresden Sachsen
Zusammenlegung Finanzämter 5
03. Weilburg Hessen
Überflüssiges Parkhaus gebaut 5
04. Auerbach/Vogtland Sachsen
„Fassadenverkleidung Nicolaistraße“ 7
05. Hildesheim Niedersachsen
Teichschlamm-Entfernung ohne Planungen 7
06. Trier Rheinland-Pfalz
Radbügel auf- und wieder abgebaut 8
07. Lübeck Schleswig-Holstein
Wasserwerk gebaut und nicht genutzt 8
08. Nünchritz Sachsen
Mehlschwalbenturm ohne Schwalben 9
09. Berlin Berlin
Sanierung der Staatsoper 9
10. Hamburg Hamburg
Digitales Wahlstift System (DWS) 10
11. Naunhof Sachsen
Straßenbau über den Marktplatz 10
12. Niedersachsen Niedersachsen
Leerstehende „Bornemann-Immobilie“ 11
13. Erfurt Thüringen
Technologie- und Medienzentrum 11
14. Magdeburg Sachsen-Anhalt
Fehlinvestition Altenpflegeheim 12
15. Wittenburg Mecklenburg-Vorpommern
Größter „Snow Funpark“ Europas 13
16. Esslingen Baden-Württemberg
Nicht verwendete Klimageräte in Feuerwache 14
17. Warstein Nordrhein-Westfalen
Nicht benötigter Friedhof 14
18. Magdeburg/Wernigerode Sachsen-Anhalt
Spielbank in öffentlicher Trägerschaft 15
19. Hameln Niedersachsen
Erlebniswelt Weser-Renaissance 16
20. Kasseedorf Schleswig-Holstein
„Markttreff“ im ländlichen Raum 17
21. Bund Bund
Urlaubsplanung der Bundesregierung 18
22. Kaiserslautern Rheinland-Pfalz
Fritz-Walter-Stadion 19
23. Dassow Mecklenburg-Vorpommern
CD-Werk verschlang Steuergelder 20
24. Hamminkeln Nordrhein-Westfalen
Ausbau eines Radweges 21
25. Kelkheim Hessen
Brücke für Radfahrer 21
26. Paderborn Nordrhein-Westfalen
Ausbau der B1 zwischen Paderborn und Salzkotten 22
27. Schwerin Mecklenburg-Vorpommern
Abschaltung der Straßenlaternen 23
28. Stuttgart Baden-Württemberg
Trennung zwischen Straße und Radweg 24
29. Büchen Schleswig-Holstein
Sinnlose Brückensanierung 25
30. Geesthacht Schleswig-Holstein
Belastungsunfähige Natursteinpflaster 25

86
Inhalt

Nr. Stadt/Region Land/Bund/EU/Stichwort Seite

31. Vöhl Hessen


Fußgängersteg an Brücke über Itter 26
32. Bund Bund
IKB-Krise 27
33. München Bayern
BayernLB 27
34. Würzburg Bayern
„Spread-Ladder-Swaps“ 28
35. Ortsübergreifend Nordrhein-Westfalen
„Spread-Ladder-Swaps“ 29
36. Bad Schussenried Baden-Württemberg
Fehlplanungen bei Bewegungsbad 30
37. Kreis Lüneburg Niedersachsen
Fehleinschätzung mit teuren Folgen 30
38. Hannover Niedersachsen
Stadtentwässerung Hannover 31
39. Thüringen Thüringen
Fehlerhafte Abrechnung bei Polizei 31
40. Ostfildern Baden-Württemberg
Versetzung einer Skulpturengruppe 32
41. Heringen Hessen
Sanierung eines Hallenbades 33
42. Chemnitz Sachsen
Verwaltungsneubau 33
43. Jena Thüringen
Zahlungen auf falsches Konto 34
44. Darmstadt Hessen
Kongress- und Wissenschaftszentrum Darmstadtium 34
45. Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt
Sportförderung 35
46. Hamburg Hamburg
Handel mit Kampfhunden subventioniert 36
47. Mainsondheim/Hörblach Bayern
Ausschluss aus Vergabeverfahren 37
48. Prien a. Chiemsee Bayern
Priener Seebühnengesellschaft mbH 37
49. München Bayern
Managementplan „Wölfe in Bayern“ 39
50. Bund Bund
Verblendung für Autobahnbrücken 39
51. Ilsede Niedersachsen
„Zentraler Omnibusbahnhof“ 40
52. Paderborn Nordrhein-Westfalen
Verlängerung eines Fußweges 41
53. Lübeck Schleswig-Holstein
Teure Rückenlehnen für Bänke 41
54. Hamburg Hamburg
Gestaltung rund um das Schillerdenkmal 42
55. Höxter Nordrhein-Westfalen
Aussichtsterrassen in den Weserauen 43
56. Bielefeld Nordrhein-Westfalen
Aufwertung der Johannisbachaue 44
57. Finsterbergen Thüringen
Klimapavillon ohne Besucher 44
58. Böblingen-Renningen Baden-Württemberg
Kostenexplosion bei S-Bahn-Strecken-Bau 46
59. Frankfurt am Main Hessen
Umbau der Dekorationswerkstätten 46
60. Freudenberg Nordrhein-Westfalen
Neubau des Rathauses 47

87
Inhalt

Nr. Stadt/Region Land/Bund/EU/Stichwort Seite

61. Schleswig Schleswig-Holstein


Umsiedlung der Skateranlage 47
62. Garmisch-Partenkirchen Bayern
Neubau Skisprungschanze 48
63. Delligsen Niedersachsen
Delligser Dorfchronik 49
64. Berlin Berlin
Imagekampagne „be berlin“ 49
65. Bund Bund
Projekt „Wirtschaftsfaktor Alter“ 50
66. Hamburg Hamburg
„Stadt Hamburg statt Drogen“ 51
67. Bund Bund
„Stifte sichern Zukunft“ 51
68. Bad Fallingbostel Niedersachsen
„Region Kunst Mobil“ 52
69. Bund Bund
„In Form“ 52
70. Hamburg Hamburg
U4-Pavillon am Jungfernstieg 53
71. Bund Bund
„Weiterbildung ist keine Frage des Alters“ 54
72. München Bayern
Gehaltserhöhungen bei den Stadtwerken 55
73. Hamburg Hamburg
Erfrischungsgeld für Wahlhelfer 55
74. Thüringen Thüringen
Beamtenteilzeit 56
75. München Bayern
Reise bayerischer Parlamentarier 57
76. Wiebaden Hessen
Staatssekretär im Finanzministerium 58
77. Bremen Bremen
Bremer Umwelt-Staatsrätin 59
78. Wiebaden Hessen
Fitnesss für städtische Bedienstete 59
79. Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein
Überhangmandate bei Kommunalwahl 60
80. Hamburg Hamburg
Vizepräsident für die Bürgerschaft 60
81. Greding Bayern
Bürgermeister auf Abwegen 61
82. Frauenau Bayern
Neubau des Glasmuseums 62
83. Baden-Württemberg Baden-Württemberg
„Pädagogische Tage“ 63
84. Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen
Rückforderungsanspruch 63
85. Lebach Saarland
Neugestaltung des Bahnhofsumfeldes 63
86. Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen
Personalerfassungssystem 64
87. Dresden Sachsen
„Freiberger Arena“ 64
88. Bund Bund
Maritimes Sicherheitszentrum 64
89. Bund Bund
Bundestags-Fernsehkanal 66
90. Keitum (Insel Sylt) Schleswig-Holstein
Keitum-Therme auf Sylt 66

88
Inhalt

Nr. Stadt/Region Land/Bund/EU/Stichwort Seite

91. Vienenburg Niedersachsen


Kein Stadthallenneubau 67
92. Attendorn Nordrhein-Westfalen
Zugangsabteilung in JVA 68
93. Zschopautal Sachsen
Brücke wird nicht gebaut 68
94. Trier Rheinland-Pfalz
Brücke sollte saniert werden 68
95. Stuttgart Baden-Württemberg
Messebau 69
96. Magdeburg/Halle Sachsen-Anhalt
Schleusenkanal „Tornitz ohne Wehr“ 70
97. Berlin Berlin
Kurfürstendamm 71
98. Chemnitz Sachsen
Volksfestplatz 72
99. Sachsen Sachsen
Fußballsubventionen 72
100. Sipplingen Baden-Württemberg
Parallelradweg am Wasser 73
101. Leipzig Sachsen
Abfindung an Intendanten 73
102. Nürburg Rheinland-Pfalz
Erlebnispark Nürburgring 73
103. Dresden Sachsen
Verstopfte Düsen am Brunnen 74
104. Traunstein Bayern
Fußgängerunterführung am Bahnhof 74
105. Flensburg Schleswig-Holstein
Erlebnisbad geplant 75
106. Kreis Bergstraße Hessen
Draisinenstrecke geplant 76
107. Bad Rippoldsau-Schapbach Baden-Württemberg
Errichtung eines Bärenparks 77
108. Völklingen Saarland
Meeresfischzuchtanlage 78
109. Mainz Rheinland-Pfalz
Bundesgartenschau in Mainz 78
110. Bund Bund
Dach-Hauptbahnhof 79
111. Augsburg Bayern
Untertunnelung des Hauptbahnhofs 79
112. Rositz Thüringen
Neues Anschlussgleis 80
113. Gronau Bayern
Rock`n Popmuseum 82
114. Geesthacht Schleswig-Holstein
Metallschleifschlämme 82
115. Radevormwald Nordrhein-Westfalen
Umgehungstraße des Ortsteil Honsberg 82
116. Selent Schleswig-Holstein
Gründerzentrum Blomenburg Venture-Park 83
117. Ratingen Nordrhein-Westfalen
Bau eines Kindergartens 84
118. Suhl Thüringen
Halbfertiger Friedhof 84
119. Siegen Nordrhein-Westfalen
Fehlplanug beim Bürgerhaus 85

89
Bund der Steuerzahler Deutschland e.V. Nordrhein-Westfalen
Französische Straße 9 - 12 · 10117 Berlin Schillerstraße 14 · 40237 Düsseldorf
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