Deutlich sprechen und dem Publikum zugewandt – das sind schon zwei Merkmale eines guten
Textvortrags. Was noch wichtig ist, erfahren Ihre Schüler in diesem Beitrag!
Klasse: 7/8
auf die Vorbereitung als auch auf die
eigentliche Darbietung verwenden. Dauer: 9 Stunden
Damit dies gelingt, sollten die Schüler
über Kenntnisse zu Atmung und Artikula- Kompetenzen:
tion verfügen und sich auch der Bedeu-
tung der Körpersprache bewusst sein. – sich der Wirkung von Körpersprache,
In diesem Beitrag erfolgt die Vermittlung Gestik, Mimik und Stimme beim Text-
dieser Fähigkeiten auf spielerische Art. vortrag bewusst werden
Mit praktischen Übungen aus der Rheto- – Kriterien für einen guten Vortrag erar-
rik und der Theaterpädagogik lernen Ihre beiten und umsetzen
Schüler Sprechhemmungen abzubauen,
trainieren Gestik und Mimik und verset- – Sicherheit beim Textvortrag gewinnen
zen sich in die Stimmung eines Textes hin- – konstruktive Kritik äußern und Kritik
ein. An vorgegebenen und eigenen annehmen
Geschichten bereiten sie dann einen Vor-
trag vor und halten ihn vor der Klasse.
Fachwissenschaftliche Orientierung
I/A Die Fähigkeit, Ergebnisse eigenständiger Arbeit mündlich zu präsentieren, spielt in der
Schule eine große Bedeutung. Zum einen gibt es in fast allen Schularten Abschlussprüfun-
gen, in denen Lernende ihre Arbeitsergebnisse zu einem bestimmten Thema präsentieren;
zum anderen sollen die Schülerinnen und Schüler auch grundsätzlich in der Lage sein,
einen Text angemessen vorzutragen.
Eine wichtige Voraussetzung dafür ist, die Grundfertigkeit des (Vor)lesens zu beherrschen.
Diese wird in diesem Beitrag, wenn auch nicht bei allen Lernenden als vorhanden angese-
hen, nicht explizit trainiert. Vielmehr sollen die Lernenden in dieser Einheit üben, einen Text
ansprechend vorzutragen. Dazu gehört eine überzeugende Körpersprache, die sich aus
Präsenz, Gestik und Mimik sowie einer offenen, souveränen Körperhaltung zusammen-
setzt. Aber auch eine besondere Atemtechnik, die Kraft gibt, eine Stimme, die nicht weg-
bleibt, und ein genaues Auseinandersetzen mit dem Text und der Absicht, die er intendiert,
sind wichtige Voraussetzungen für einen guten mündlichen Vortrag. Die Schülerinnen und
Schüler sollten dabei in der Lage sein, Schlüsselwörter herauszufinden, Pausen sinnvoll ein-
zubauen und die Stimmung des Textes darzubieten.
Gelingt all dies, ist es eine Freude, einem Vortrag zuzuhören, der Text wird entsprechend in
seiner Gesamtheit gewürdigt und nicht zuletzt macht auch dem Vortragenden der Vortrag
Spaß.
Didaktisch-methodische Überlegungen
Dieser Beitrag will auf spielerische Art und Weise die Freude am Vortrag wecken. Theater-
pädagogische Methoden sind leicht und gewinnbringend einsetzbar zum Trainieren der
Präsenz des Vortragenden. Ohne dass die Schülerinnen und Schüler es bewusst merken,
schulen sie ihre Vortragstechnik, gewinnen Selbstbewusstsein und treten bei der Präsenta-
tion souveräner auf.
Die Einheit beginnt mit diversen Einstiegsübungen, die die Lernenden zum spontanen Spre-
chen animieren. Dazu führen sie aus dem Stegreif Gespräche zu vorgegebenen Rahmen-
themen oder zufällig ausgesuchten Begriffen. Oberstes Ziel soll es dabei sein, den Rede-
fluss möglichst durchgängig aufrechtzuerhalten und längere Sprechpausen zu vermeiden.
Der inhaltliche Aspekt des Gesagten spielt dabei nur eine nebensächliche Rolle.
Die folgenden Übungen M 4 bis M 7 können in ihrer Gesamtheit durchgeführt oder einzeln
zur besonderen Betonung bestimmter Bereiche wie Stimme, Atmung und Körpersprache
eingesetzt werden. Sie werden teilweise von der Lehrkraft angeleitet, teilweise von den
Schülerinnen und Schülern paarweise oder in Gruppen durchgeführt.
Im Anschluss an diese vorbereitenden Übungen beginnt die konkrete Arbeit am Text und am
Textvortrag: Die Schülerinnen und Schüler erhalten dazu einmal einen vorgegebenen Text,
ein Märchen (M 7), das sie schrittweise anhand der Aufgabenstellung für den Textvortrag
bearbeiten. Am Ende dieser Phase werden einzelne Vorträge in der Klasse gehört. In ähn-
licher Weise bereiten sie in M 8 dann einen zweiten Text für einen Vortrag vor, wobei sie die-
sen Text zuerst selbst, zumindest in Teilen, verfassen. Während bis dahin die ansprechende
und dem Text angemessene Selbstdarstellung des Vortragenden im Mittelpunkt stand, rückt
hier der Inhalt und besonders die sprachliche Ausgestaltung des Textes als Grundlage für den
Vortrag zunächst ins Zentrum der Betrachtung. Es geht hier also nicht nur darum, dass die
Jugendlichen die Stimmung eines Textes richtig erfassen und beim Lesen wiedergeben kön-
nen; vielmehr ist es ihre Aufgabe, diese Stimmung zunächst selbst schreibend zu schaffen.
Der Beitrag endet bewusst nicht mit einer klassischen Lernerfolgskontrolle, sondern mit
einem wettbewerbsorientierten Vortragscontest. Dabei ist nicht die Lehrkraft diejenige, die
die Schülerarbeiten bewertet, sondern die Lernenden geben sich gegenseitig eine Rückmel- I/A
dung. Dazu kann bei Bedarf der Bogen in M 9 nochmals eingesetzt werden.
Wer das spielerische Element durch entsprechend kognitive Phasen unterstützen möchte,
findet besonders in den ersten Stunden Materialien, um dieses zu tun. Später dann kann der
Vortrag noch einmal umgekehrt analysiert werden, indem man Beispiele aus dem Internet
nimmt, die die Schülerinnen und Schüler beurteilen müssen.
Eine weitere Alternative bietet die Möglichkeit, einzelne Elemente des Beitrags immer wie-
der in zeitlichen Abständen in den Unterricht einzustreuen. Die einzelnen Übungsbausteine
müssen nicht am Stück unterrichtet werden.
Schematische Verlaufsübersicht
I/A
Mit Kopf, Hand und voller Stimme
Texte mit allen Sinnen anschaulich vortragen
Stunde 3/4 M4
Mit dem und durch den Körper sprechen: Fokus, Gestik und Mimik
Stunde 5 M 5, M 6
Mit der Stimme überzeugen: Übungen zu Atmung und Artikulation
Stunde 8/9 M 10
Der Vortragscontest
Minimalplan
Die vorbereitenden Übungen lassen sich sowohl vollständig und fortlaufend als auch
selektiv zur besonderen Betonung der einzelnen Bereiche – spontanes Reden, Kör-
persprache, Stimme – einsetzen. Werden jeweils nur einzelne Übungen aus dem
Angebot herausgegriffen, kann diese Unterrichtsphase auf insgesamt zwei Stunden
reduziert werden, bevor die eigentliche Vortragsarbeit anhand des Textmaterials in
M 7 beginnt.
Der Vortragscontest zum Abschluss der Stunde kann auf eine Stunde gekürzt werden,
indem auf die Gruppenarbeit verzichtet und der Text als Hausaufgabe in Einzelarbeit
für einen Vortrag vorbereitet wird.
M2 Mit vollem Körpereinsatz – wie steht man gut vor der Klasse? / Anhand von
zwei kontrastiven Bildimpulsen einen guten von einem schlechten Vortrag
nach rein optischen Auffälligkeiten unterscheiden (EA); Auswerten und Bespre-
chen der Ergebnisse im Plenum (UG)
M3 Was macht einen guten Vortrag aus? Kriterien sammeln / Kriterien für einen
guten Vortrag anhand eines Placemats erarbeiten (GA); Besprechen der Grup-
penergebnisse im Plenum (UG)
Stundenziel: Sprechhemmungen abbauen und Kriterien für einen guten Vortrag sammeln.
Stunde 3/4: Mit dem und durch den Körper sprechen: Fokus, Gestik und Mimik
Material Verlauf
Material Verlauf
M5 Einatmen und ausatmen – Übungen für mehr Luft beim Vortrag / Gemeinsa-
mes Durchführen von verschiedenen Atemübungen
M6 Mit vollem Klang – Übungen zur Schulung der Stimme / Trainieren der Stimme
durch verschiedene Lockerungs- und Artikulationsübungen (EA; PA; UG)
Stundenziel: Atmung und artikuliertes Sprechen bewusst üben und als wichtigen Bestandteil
eines guten Vortrags wahrnehmen.
M7 Klingt das gut so? Einen Textvortrag vorbereiten / Lesen und Bearbeiten eines
vorgegebenen Textes durch Markieren der Signalwörter und der Sprechpau-
sen, Erkennen der darin vermittelten Stimmung; Einüben des Vortrags (EA);
Präsentation und Besprechung in der Klasse (UG)
M8 Einen Text schreiben, vorbereiten und vortragen / Einen von drei Textanfän-
gen sprachlich-stilistisch angemessen ergänzen und für einen Vortrag vorbe-
reiten (EA); Halten und Auswerten der Vorträge im Plenum (UG)
M9 Beurteilungsbogen für den Vortrag / Ausfüllen des Bogens für eine kriterienge-
stützte Rückmeldung zu einem Vortrag aus M 8 (EA)
Stundenziel: Vorbereiten und Vortragen eines Textes und dabei die zuvor erarbeiteten Kriterien
einbeziehen.
Material Verlauf
Stundenziel: Sich mit anderen in mündlicher Vortragstechnik in einem kleinen Wettbewerb mes-
sen.
Materialübersicht
M1
Nur keine Hemmungen – erste Übungen zur Lockerung I/A
Bevor man etwas sagt, sollte man eigentlich überlegen, ob es gerade zum Thema eines
Gesprächs passt und sinnvoll ist. Hier aber lautet das Motto: einfach mal drauflosreden.
Übung 1
Schneewittchen lebt bei ihrem Vater, dem König, und ihrer Stiefmutter und wächst zu einem
wunderschönen Mädchen heran. Die eifersüchtige Stiefmutter fragt regelmäßig ihren Zau-
berspiegel, wer die Schönste im Land sei. Als ihr der Spiegel schließlich antwortet, dass dies
jetzt nicht mehr sie, sondern Schneewittchen sei, gibt sie dem königlichen Jäger den Befehl,
5 Schneewittchen zu töten. Doch der Jäger hat Mitleid mit Schneewittchen und sie findet nach
ihrer Flucht durch den Wald Schutz im Haus der sieben Zwerge.
Als die Stiefmutter wiederum den Spiegel befragt und so
erfährt, dass Schneewittchen noch am Leben ist, beschließt sie,
das Mädchen selbst zu töten. Zweimal gelingt es ihr nicht, weil
10 die Zwerge rechtzeitig von ihrer Arbeit nach Hause kehren und
Schneewittchen retten können. Beim dritten Mal aber gibt die
Stiefmutter, die sich als alte Frau verkleidet hat, Schneewittchen
von einem vergifteten Apfel zu essen. Als Schneewittchen von
dem Apfel abbeißt, bleibt ihr das Stück im Hals stecken und sie
15 sinkt scheinbar tot zu Boden. Die Zwerge betrauern sie nach
ihrer Rückkehr und legen sie in einen Glassarg. Als ein Prinz sie so sieht, verliebt er sich in sie
und nimmt sie mitsamt Sarg mit. Unterwegs fällt der Sarg zu Boden, der Apfel löst sich und
Schneewittchen erwacht. Der Prinz und Schneewittchen heiraten.
Aufgaben
1. Lies die Zusammenfassung des Märchens von Schneewittchen und den sieben Zwergen.
2. Geht paarweise zusammen und führt spontan ein Gespräch, bei dem ihr nacheinander
diese Vorgaben berücksichtigt:
• Die Köchin unterhält sich mit ihrer Schwester über Schneewittchen und ihre böse Stief-
mutter.
• Eine Fernsehjournalistin kommt nach der Hochzeit des Prinzen mit Schneewittchen an
den Hof und interviewt einen Hofdiener.
• Zwei Nachbarn aus dem Dorf tauschen sich über die Ereignisse am Hof aus.
Übung 2
„Es gibt doch unsagbar viele Leute, die nur schwätzen, buchstäblich um des
Schwätzens allein willen.“
Aus: Böll, Heinrich: Briefe aus dem Krieg 1939–1945. Hg. und kommentiert von Jochen Schubert. München: dtv 2003.
Aufgabe
bla, bla,
Partnerarbeit: Lest das Zitat. Unterhaltet euch dann drei Minuten über bla
nichts. Dabei soll der Redefluss aber auf keinen Fall stocken!
Übung 3
I/A
Aufgaben
M2
Mit vollem Körpereinsatz – wie steht man gut vor der Klasse? I/A
Für einen guten Vortrag ist nicht nur der Inhalt wichtig, also was man sagt – auch wie man
etwas sagt, trägt dazu bei, ob das Publikum aufmerksam zuhört oder schnell gelangweilt ist
und abschaltet.
Aufgaben
1. Betrachte die Zeichnungen. Welche zeigt, wie man präsentieren sollte, und welche, wie
man es besser nicht machen sollte?
2. Schreibe deine Ergebnisse in Tabellenform auf und vergleicht sie anschließend in der
Klasse.
3. Tragt sie zum Abschluss gemeinsam an der Tafel zusammen.
M3
I/A Was macht einen guten Vortrag aus? Kriterien sammeln
In der Kürze liegt die Würze – dieses Sprichwort beschreibt, dass man sich lieber kurzfas-
sen und langatmige Erklärungen in Reden vermeiden sollte. Was aber gehört noch zu
einem guten Vortrag?
Aufgabe
Was macht einen guten Vortrag aus? Sammelt eure Gedanken dazu mit einem Placemat.
Geht dabei wie folgt vor:
• Bildet Dreiergruppen und legt das Placemat vor euch. Wenn ihr mehr Platz braucht,
übertragt zuerst die Vorlage auf ein weißes A3-Papier.
• Setzt euch so an einen Tisch zusammen, dass jedes Gruppen-
mitglied im Außenbereich des Blattes ein eigenes Feld vor sich
hat, auf dem es seine Gedanken zu der eingangs gestellten
Frage notiert.
• Diskutiert nun eure Notizen und einigt euch auf vier gemein-
same wichtige Merkmale eines guten Textvortrags. Tragt dieses
gemeinsame Ergebnis in das mittlere Feld ein. Dieses mittlere
Feld dient euch nun als Grundlage für die Präsentation eures
Gruppenergebnisses im Plenum.
Erläuterung (M 1–M 3)
Stundenverlauf – Spontanes Reden: Übungen für den Einstieg I/A
Der Einstieg in die Einheit erfolgt über verschiedene schüleraktivierende Übungen, die zum sponta-
nen Reden anregen sollen. Je nach Zeitbudget können alle oder nur ausgesuchte Übungen mit der
Lerngruppe durchgeführt werden.
In M 1 lesen die Jugendlichen in der ersten Übung zunächst eine Kurzfassung des Märchens von
Schneewittchen und den sieben Zwergen. Soll auch hier schon die spontane Sprechleistung geför-
dert werden, kann eine Schülerin oder ein Schüler aufgefordert werden, das Märchen nachzuerzäh-
len. Anschließend gehen die Lernenden paarweise zusammen und führen improvisierte Gespräche
zu vorgegebenen Rahmensituationen. Ausgehend von einem Zitat über die Inhaltslosigkeit vieler
Äußerungen versuchen die Lernenden in der zweiten Übung, sich ebenfalls paarweise drei Minuten
lang über „nichts“ zu unterhalten. Ihre Erfahrungen tauschen die Paare anschließend im Plenum aus.
Falls es Freiwillige gibt, kann ein Team das Gespräch auch vor der Klasse führen.
Die dritte Übung weist den stärksten Vortragscharakter auf: Hier halten die Schülerinnen und Schüler
einen Spontanvortrag zu unterschiedlichen Begriffen. Dazu schneidet die Lehrkraft die Begriffe
vorab aus und gibt sie in ein Säckchen oder einen Topf. Jedes Mitglied der Lerngruppe zieht nun
eine Karte und hat kurz Zeit zu überlegen, was zu dem Begriff gesagt werden kann, bevor einzelne
Jugendliche einen kurzen Vortrag dazu halten. Je nach Größe der Klasse sollte die Auswahl um wei-
tere Begriffe ergänzt werden.
Ausgehend von diesen Übungen erfolgt die Kognitivierung in zwei Stufen.
Zunächst werden die Vorträge der Schülerinnen und Schüler mit den Bildimpulsen in M 2 ver-
glichen. In Dreiergruppen arbeiten die Lernenden daran gute und weniger gute Vortragstechniken in
Bezug auf die Körpersprache, also rein optische Aspekte, heraus. Mit dieser Aufgabe wird das Vor-
wissen aktiviert. Festgehalten sowie ausgeweitet auf andere Bereiche werden dann die Ergebnisse in
einem Placemat in M 3 noch einmal strukturiert und kooperativ zusammengetragen.
Sachhinweise (M 3)
Hilfreiche Informationen zur Methode „Placemat“ finden sich unter diesem Link:
http://www.kooperatives-lernen.de
Erläuterung (M 4)
Stundenverlauf – Mit dem und durch den Körper sprechen: Fokus, Gestik und Mimik
Nachdem in den einführenden Übungen Hemmungen abgebaut wurden, liegt der Schwerpunkt der
folgenden Stunde auf dem Fokus und der Körpersprache, hier unterteilt in Gestik und Mimik.
Besonders gut eignet sich die Theaterpädagogik zur Schulung dieser Fertigkeiten. Zentrale Fragen,
die dabei berücksichtigt werden, sind: Wo schaue ich bei einer Präsentation hin? Kann ich jeman-
den anschauen, ohne abgelenkt zu werden, oder fixiere ich vielleicht einen Punkt in der Ferne? Man-
che sagen, dass man auf einen Punkt über den Augen schaut. So wird man nicht abgelenkt, es sieht
aber trotzdem so aus, als würde man die Zuhörer anschauen. Wofür man sich auch entscheidet,
eines sollte man nicht tun: auf den Boden schauen! Mit den ersten Übungen wird der Fokus geschult.
Nach zwei „tonlosen“ Übungen wird in der dritten Übung mit Textunterstützung gearbeitet, aber
auch mit Gestik und Mimik durch das Einsetzen einer Pose.
Die letzte Übung legt den Schwerpunkt auf eine ansprechende Gestik und Mimik. Interessant an die-
ser letzten Übung ist, dass erstaunlicherweise Emotionen von fast allen Schülerinnen und Schülern
gleich dargestellt werden, sowohl in der Gestik als auch in der Mimik. Bei Bedarf können Fotos
gemacht werden, mit deren Hilfe noch einmal in einer Ergebnissicherung geeignete Körperhaltun-
gen, Posen und Gesten wiederholt werden können.
M4
I/A Etwas im Blick haben – Übungen zu Fokus, Gestik und Mimik
Den Blick auf eine Punkt gerichtet und sich nicht ablenken lassen – mit den folgenden Übun-
gen kannst du trainieren, einer Sache deine ganze Aufmerksamkeit zu schenken.
Fokusübung 1: Laufen im Raum
• Lauft durch den Raum. Fokussiert dabei immer einen Punkt, indem ihr mit
dem Finger darauf zeigt.
• Geht auf diesen Punkt zu. Wenn ihr ihn erreicht habt, sucht euch wiede-
rum einen neuen Punkt.
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Das geht auf keine Kuhhaut.
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Übung macht den Meister.
Jeder ist seines Glückes Schmied. Ein Unglück kommt selten allein.
Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Alles Gute kommt von oben.
Publikum
M5
I/A Einatmen und ausatmen – Übungen für mehr
Luft beim Vortrag
Manchmal kommt man bei einem Vortrag schnell aus der Puste – mit diesen Übungen
kannst du für mehr Luft beim Sprechen sorgen.
Übung 1: Ballonatmung
• Stelle dich hin und schließe die Augen.
• Atme ein. Stell dir dabei vor, dein Bauch dehnt sich aus wie ein Bal-
lon, der aufgeblasen wird. Lasse beim Ausatmen die Luft mit einem
lauten „fffffffff“ wieder entweichen. Dabei zieht sich dein Bauchnabel
nach und nach wieder zur Wirbelsäule zurück.
• Wiederhole die Übung fünfmal.
M6
Mit vollem Klang – Übungen zur Schulung der Stimme I/A
Lockerung
Übung 1: Zungenentspannung
• Konzentriere dich auf deine Zunge. Fahre mit der Spitze über die
Innenseite und dann über die Außenseite deiner Zähne, zuerst im
Unterkiefer, dann im Oberkiefer.
• Stelle dir nun vor, du hast Eis gegessen und um deinen Mund herum
kleben Reste davon. Lecke dir die Lippen.
Übung 2: Lippenflattler
Atme tief ein. Lass beim Ausatmen deine Lippen flattern, wie ein Pferd, das schnaubt.
Artikulation
Übung 1: Laute
Geht zu zweit zusammen und gestaltet ein „Gespräch“. Dabei dürfen aber nur die Laute
unten verwendet werden. Sprecht die Laute z.B. leise oder laut, betont oder genuschelt, als
Befehl, als Frage oder als Aufforderung.
1. Runde: p – t – k 2. Runde: b – d – g 3. Runde: sss und zzz
Hochwasserschutzanpassungsmaßnahmen Bahnradrennsportleidenschaft
Schokoladenadventskalenderzutatenliste Steckdosenkindersicherungsvorrichtung
Mindesthaltbarkeitsangabenaufdruck Grundwasserspiegeldatenerhebungsverfahren
Abbrenngeschwindigkeitscharakteristik Rindfleischetikettierungsüberwachungsgesetz
Bundestagswahlkampfkampagnenleiterin Versicherungsgesellschaftshauptgebäude
Erläuterung (M 5 und M 6)
I/A Stundenverlauf – Mit der Stimme überzeugen: Übungen zu Atmung und
Artikulation
In dieser Stunde geht es nun um Atmung und Stimme – zwei Dinge, die durchaus miteinan-
der zusammenhängen. Die Übungen sollten nacheinander absolviert werden, wobei die
Lehrkraft sie teilweise vorsprechen kann, sodass sich die Lernenden ganz auf die Ausfüh-
rung konzentrieren können. Am besten stehen alle Schülerinnen und Schüler dazu in einem
Kreis.
Alternativ können die Übungen auch bei anderen Unterrichtseinheiten mit mündlich-rhetori-
schem Schwerpunkt zur Lockerung eingesetzt werden.
Die Einstiegsübungen in M 5 dienen zur Schulung einer guten Atmung während eines Vor-
trages, aber auch zum Abbau von Nervosität. Die Lehrkraft kann die Anleitungen vorlesen,
die Schülerinnen und Schüler führen sie dementsprechend aus. Es empfiehlt sich, dass die
Lehrkraft zur Veranschaulichung jeweils einen Durchgang selbst vorführt, bevor die Klasse
die jeweilige Übung absolviert.
Die Übungen zur Stimmschulung in M 6 sollen den Schülerinnen und Schülern dazu verhel-
fen, bewusster und deutlicher zu sprechen. Direkt vor einer mündlichen Präsentation können
sie dazu beitragen, die Stimme aufzuwärmen und geschmeidiger zu machen.
Bei den Übungen 1 und 2 (Lockerung) bietet sich wieder an, dass die Lehrkraft sie vor-
spricht. Auch hier empfiehlt sich eine kurze praktische Demonstration, bevor die Lernenden
selbst aktiv werden.
In Übung 1 zur Artikulation geht es um die Schulung einer klaren Aussprache. Die Jugend-
lichen gehen dafür paarweise zusammen. Ein Schüler beginnt und sagt in der ersten Runde
die Laute p – t – k. Dabei kann er die Laute leise oder laut sprechen, betont oder genuschelt,
als Befehl, als Frage oder etwa mit weinerlichem Unterton. Darauf antwortet der Lernpart-
ner seinerseits mit seiner individuellen Version der Lautäußerung p – t – k usw. Somit ergibt
sich auf spielerische Weise ein Art Gespräch ohne zwar tatsächlich verstehbaren Inhalt,
aber mit deutlich artikuliertem Einsatz.
Übung 2 zum chorischen Sprechen wird gemeinsam in der Klasse durchgeführt. Die
Schwierigkeit erhöht sich leicht von Zungenbrecher zu Zungenbrecher.
Weitere Beispiele für Zungenbrecher
• Griesbrei bleibt Griesbrei und Kriegsbeil bleibt Kriegsbeil.
• Der Metzger wetzt das Metzgermesser auf des Metzgers Wetzstein. Auf des Metzgers
Wetzstein wetzt der Metzger das Metzgermesser.
• Schmalspurbahnschienen sind schmaler als Breitspurbahnschienen.
• Es klapperten die Klapperschlangen, bis ihre Klappern schlapper klangen.
Die dritte Übung kann wiederum paarweise durchgeführt werden, wobei sich die Lernen-
den die Komposita jeweils gegenseitig vorsprechen. Bei Bedarf können sich die Schülerin-
nen und Schüler selbst weitere überlange Wortzusammensetzungen ausdenken und die
Übung damit fortsetzen.
M7
Klingt das gut so? Einen Textvortrag vorbereiten I/A
Deutlich sprechen, dem Publikum zugewandt, Körpersprache einsetzen – worauf es bei
einem guten Vortrag ankommt, weißt du inzwischen. An diesem Text kannst du üben, das
Gelernte nun umzusetzen.
Aus: Grimm, Brüder: Kinder- und Hausmärchen. Vollständige Ausgabe. 19. Auflage. Verlagsgruppe Patmos (Artemis & Wink-
ler): Ostfildern 2002, S. 809.
Aufgaben
1. Mache dich zunächst mit dem Text vertraut. Lies ihn dazu zwei- bis dreimal aufmerksam
durch.
2. Markiere nun die Wörter, die wichtig für die Geschichte sind und daher genau betont
werden müssen.
3. Überlege dir, wo Sprechpausen sinnvoll sind, und markiere diese ebenso.
4. Schließe nun die Augen und lass das Märchen noch einmal vor deinem
inneren Auge erscheinen. Welche Stimmung herrscht in dem Text vor
(fröhlich, traurig, aufgeregt)? Versetze dich in diese Stimmung und lies
den Text dann in dieser Verfassung. Wenn du dir nicht sicher bist, pro-
biere mehrere Stimmungen aus und entscheide dann, welche du am pas-
sendsten findest.
5. Erinnere dich, was du bisher über Körpersprache und Stimme gelernt hast.
6. Lies nun den Text so lange laut vor, bis du mit deinem Vortrag zufrieden bist.
Tipp: Mache ein paar Stimm- und Atemübungen, bevor du den Text in der Klasse
vorträgst.
M8
I/A Einen Text schreiben, vorbereiten und vortragen
Stift in die Hand und los geht es! Hier kannst du einem Textanfang eine eigene Wendung
geben und ihn als Grundlage für deinen Vortrag nutzen.
Aufgaben
1. Lies dir die Anfänge der drei Geschichten durch und entscheide dich für
eine davon, die du weiterschreiben möchtest.
2. Verfasse deine Fortsetzung dazu. Überlege dir dabei, wie der Text
sprachlich ausgestaltet sein sollte, damit auch der Vortrag dazu später
ansprechend klingt.
3. Bereite nun den Vortrag des Textes so vor, wie du es mit dem Märchen „Der goldene
Schlüssel“ gemacht hast.
4. Trage deine Geschichte vor der Klasse vor.
M9
Beurteilungsbogen für den Vortrag I/A
Auf diesem Bogen sind die wichtigsten Kriterien für einen guten Vortrag aufgelistet. Ver-
wende ihn, um einem Mitschüler oder einer Mitschülerin eine aufschlussreiche Rückmel-
dung zu seinem/ihrem Vortrag zu geben.
Präsenz
Körpersprache (Haltung und Spannung des 1 2 3 4 5 6
Körpers)
Gestik (die Rede begleitende Gebärde des
1 2 3 4 5 6
Körpers)
Mimik (Minenspiel des Gesichts) 1 2 3 4 5 6
Fokus (Aufmerksamkeit) 1 2 3 4 5 6
Kommentar
Stimme
Artikuliertheit (Klarheit, Deutlichkeit) 1 2 3 4 5 6
Lautstärke (Angemessenheit) 1 2 3 4 5 6
Kommentar
Lesetechnik
dem Sinn des Textes angemessen 1 2 3 4 5 6
mit Rücksicht auf die im Text vorherrschende 1 2 3 4 5 6
Stimmung
Aufmerksamkeit beim Leser erzeugend
1 2 3 4 5 6
Kommentar
Aufgabe
Höre dir den Vortrag deiner Mitschülerin/deines Mitschülers aufmerksam an.
Fülle direkt im Anschluss daran den Beurteilungsbogen dazu aus. Gibt mög-
lichst zu jedem Bereich (Präsenz, Stimme, Lesetechnik) noch einen kurzen hil-
freichen Kommentar ab.
Erläuterung (M 7–M 9)
I/A Stundenverlauf – Einen Vortrag vorbereiten und halten
Nach den Vorübungen der letzten Stunden beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler
nun konkret mit dem Textvortrag bzw. dessen Vorbereitung. Während es bisher um eine
ansprechende Selbstdarstellung des Vortragenden ging, rückt hier nun der Text an sich
zunächst ins Zentrum der Bearbeitung. Dazu üben die Lernenden zunächst in M 7 an einem
vorgegebenen kurzen Text, in diesem Fall einem Märchen, den Vortrag Schritt für Schritt
vorzubereiten:
– Nach mehrmaligem Lesen, bei dem der allgemeine Sinn erfasst wird, identifizieren und
markieren die Jugendlichen Schlüsselwörter und Sprechpausen,
– versuchen anschließend, sich in die Stimmung des Textes zu versetzen,
– rufen sich die bisher gewonnenen Erkenntnisse über Körpersprache und Stimme ins
Gedächtnis
– und üben den Vortrag des Textes daraufhin mehrmals für sich.
Für die letzte Phase, in der die Jugendlichen den Text wiederholt aufsagen, sollten möglichst
mehrere angrenzende Übungsorte zur Verfügung stehen (z.B. Flur, Treppenhaus). Zum
Abschluss tragen je nach verfügbarer Zeit einzelne Schülerinnen und Schüler den Text vor
der Klasse vor. Anschließend können die Vorträge kurz besprochen werden; dabei sollten
auch die Vortragenden selbst zu Wort kommen und von ihren Erfahrungen berichten.
Nachdem die Lernenden mit einem vorgegebenen Text gearbeitet haben, sollen sie nun in
M 8 selbst eine Geschichte verfassen und noch einmal dieselben Schritte zur Vorbereitung
des Vortrags ohne größere Anleitung durchgehen. Dazu wählen sie einen der angebotenen
Textanfänge aus und schreiben eine kurze Fortsetzung dazu, wobei die Geschichte nicht
zwangsläufig ein Ende haben muss. Alternativ können sich die Schülerinnen und Schüler
auch gänzlich selbst einen Text ausdenken.
Wichtig ist, dass sie ihren Text sprachlich und stilistisch möglichst so ausgestalten, dass er
eine gewisse Stimmung erzeugt und ansprechend vorgetragen werden kann.
Falls M 7 zuvor nicht eingesetzt wurde, sollte Aufgabe 3 um folgenden Zusatz ergänzt wer-
den:
Auch diese Schülertexte sollten im Anschluss möglichst von den Lernenden in einem Vortrag
präsentiert werden. Falls dazu eine Rückmeldung durch das Publikum erfolgen soll, kann
der Beurteilungsbogen M 9 dafür eingesetzt werden.
M 10
Texte für den Vortragswettbewerb I/A
Die Sterntaler
Es war einmal ein kleines Mädchen, dem war Vater und Mutter gestorben,
und es war so arm, dass es kein Kämmerchen mehr hatte, darin zu wohnen,
und kein Bettchen mehr, darin zu schlafen, und endlich gar nichts mehr als
die Kleider auf dem Leib und ein Stückchen Brot in der Hand, das ihm ein
5 mitleidiges Herz geschenkt hatte. Es war aber gut und fromm.
Und weil es so von aller Welt verlassen war, ging es im Vertrauen auf den
lieben Gott hinaus ins Feld. Da begegnete ihm ein alter Mann, der sprach:
„Ach, gib mir etwas zu essen, ich bin so hungrig.“ Es reichte ihm das ganze
Stückchen Brot und sagte: „Gott segne dir’s“, und ging weiter. Da kam ein
10 Kind, das jammerte und sprach: „Es friert mich so an meinem Kopfe,
schenk mir etwas, womit ich ihn bedecken kann.“ Da tat es seine Mütze ab
und gab sie ihm. Und als es noch eine Weile gegangen war, kam wieder ein
Kind und hatte kein Leibchen an und fror: Da gab es ihm seins; und noch
weiter, da bat eins um ein Röcklein, das gab es auch von sich hin.
Aus: Grimm, Brüder: Kinder- und Hausmärchen. Vollständige Ausgabe. 19. Auflage. Verlagsgruppe Patmos (Artemis & Wink-
ler): Ostfildern 2002, S. 666–668.
Sachliche Romanze
I/A
Als sie einander acht Jahre kannten
(und man darf sagen: Sie kannten sich gut),
kam ihre Liebe plötzlich abhanden.
Wie andern Leuten ein Stock oder Hut.
Aufgaben
Erläuterung (M 10)
Vertiefungsmöglichkeit
Unter folgenden Links finden sich Hörbeispiele zu beiden Texten, die
abschließend für einen Vergleich der jeweiligen Vortragsleistungen
gemeinsam gehört werden können:
http://www.lokalmatador.de/video/431fb18602df4673b00a55458fbe39f5/
unterhaltung/audio-maerchen-sterntaler
http://www.deutschelyrik.de/index.php/sachliche-romanze.html