einem Jahr mit der Zusendung allerlei spaßiger Netzfundstücke rund um die Jagd auf Meister Esox. Die so aufgestöberten Berichte über die winterliche Angelei auf Boddenhechte wurden derart verinnerlicht, dass schnell der Entschluss feststand: „Das können wir doch auch!“ Allein die Vorstellung, sich bei Temperaturen um den Gefrierpunkt stunden-, ja tagelang in kaltes Wasser zu stellen, mag unter der nicht minderbemittelten Bevölkerung neben einer großen Portion Unverständnis auch reichlich Hohn und Spott verursachen. Sei es drum, der Termin stand für die letzte Novemberwoche fest mit dem Ziel das Beste aus den gebotenen Möglichkeiten heraus- zuholen. Einzelkämpfer und die Fotodo- kumentation hinkte dadurch etwas Die Initiatoren der Sache waren nicht zu sehr zu schaffen machen – nach. Ich bekam im Schenkeltiefen Sven, Gerrit, Martin und ich, dachten wir. Das Wetter war Wasser einen kurzen Anfasser, dem namentlich bekannt als der Jörg. Auf ungemütlich, aber letztlich in den ich wohl die Fliege wieder zu schnell die große Insel sollte es also für vier Wathosen gerade noch auszuhalten. aus dem Schnabel gezogen habe. Tage gehen und jeder machte sich Massenweise Seetang und Schnee Eine halbe Stunde später klappte es so seine Gedanken, mit welchen machten die Fischerei stressig. Die dann endlich und die Rute nickte „bunten Vögeln“ man den Hechten Uferregion erschien mir etwas leblos freundlich im Halbkreis. Ein schöner den Rachen öffnen könne. Mangels und ich machte mich gut 250m 85er, welcher sich von einer Flash Masse in der Kasse und als hinaus durch die steinige Flachzone verführen ließ, glitt mir kurz darauf in gestandene Fliegenbinder mit in Richtung Fahrrinne. Der Boden die Hand. Die Fische standen ausreichendem Halbwissen, wurde war dort über weite Strecken in offensichtlich im Knie bis ca. bereits bestehendes und probates Tischplattengröße grobsteinig und hüfthohen Wasser. Zwei andere Futter durch reichlich neue Eigen- ohne nennenswerten Bewuchs. Die Angler, die ebenfalls in unserer Nähe kreationen aufgepeppt, die sich an beiden anderen blieben nahe dem fischten, hatten bis dahin noch nichts klassischen Erfolgsfliegen der Uferbereich und versuchten dort ihr gehabt. Sven hatte bereits nach ausgewiesenen Informanten Glück. Fische konnten wir keine einer halben Stunde einen 55er an anlehnten. Das Wetter wechselte ausmachen und schoben dies auf der Schilfkante abgegriffen und genauso schnell wie die Sicherheit, das eindrückende Salzwasser nach wedelte danach weiter die Pfähle bei Gegenwind die Fliege ins Ziel zu dem Sturm von vor zwei Tagen. Wir und die Rinne am kleinen bringen. Schon auf der individuell verließen gegen Mittag unver- Hafenanleger an, wo er noch einen gewählten Anreise kündigten richteter Dinge Kammin und knapp Untermaßigen dingfest reichlich Schnee und Eis auf den begaben uns weiter östlich in Rich- machen konnte. Straßen nichts Gutes an. Gegen 8 tung des Großen Jasmunders. Die Uhr in der Früh waren immerhin drei Fahrt dorthin war jedoch aufgrund a m v e r e i n b a r t e n Tr e ffp u n k t , der landestypisch schlammigen unserem Quartier im „Windland“ in Schweinepisten nicht die einfachste. Breege. Gerrit saß derweil noch zu Im Sommer sicherlich sehr indyl- Hause am Schreibtisch und vertrieb lisch, forderte sie dem Bodenblech sich die Langeweile mit Arbeit. eines Stadtautos doch so einiges ab. Wir sprangen schnell in die pas- Und nicht nur dort stand uns das senden Klamotten und rafften das Wasser bis zum Hals. Nach unserem nötigste Tackle. Leider scheint die Empfinden war die Soße hier Angelei auf Rügen ein absolutes wesentlich brackiger, zudem war es Saisongeschäft zu sein, denn beim wohl mit gut 50cm über dem Norm- vierten Anlauf endlich gelang es uns pegel auch noch etwas hoch zum in Dranske, die erhofften Darf- Waten. Wir verteilten uns und scheine unter Androhung humoris- fischten einige Muster durch. Martin tischer Einlagen für teure Taler den bekam einen herrlichen 89er Hecht Bediensteten der Dorfregierung zu ans Gerät und schoss gleich ein paar entreißen. Zuerst versuchten wir Fotos. Geht ja gut los die Sache! unser Glück in Kammin an der Das Wetter blieb trotz wechselnder Grenze vom Breetzer in den Breeger Wolkendichte recht schattig und nur Bodden. Der schon seit Tagen ab und zu schaute nach einem vorherrschende Nordwestwind sollte kurzen Schneeschauer sogar die uns unserer Auffassung nach dort Sonne durch. Wir spielten weiterhin Wir waren zufrieden für den Auftakt und abschmetternden Kommentare waren nicht zu packten, nachdem die letzten zwei Stunden bis übersehen. Bis Sven mit breitem Grinsen um die zur einsetzenden Dunkelheit nichts mehr Kurve kam … O M G wir wurden geoutet! Ich passierte, zusammen. Die anderen beiden möchte einmal mit Profis arbeiten und wäre Flugangler, die wir trafen hatten leider nichts an lieber auf der Stelle im Boden versunken. Nach Land ziehen können. Der Tag zeigte uns aber, diesem Kommentar hab ich abgeschalten und dass wir hier nicht ganz verkehrt waren. war für weitere Spitzen nicht mehr aufnahme- fähig. Wir blieben verhalten und ließen die ver- Für Freitag war feinstes Jauchewetter gangenen anderthalb Tage als passabel angesagt, auf das sich auch der Nachzügler durchgehen. Gerrit hatte einstellen müssen. Es war kalt, der Daraufhin verließen wir die Location und Wind bließ mäßig, doch von der Sonne war den fuhren in Richtung Lietzow – eine offensichtlich Tag über kaum etwas zu sehen. Morgens ging es bekannte Winterstelle. Jedoch lag diese die nochmals an die heiße Ecke in den Großen ganze Zeit unter Wind und der schlammige Jasmunder. Wir wussten mitterweile anhand der Kreidemergel machte die verbleibende Sicht in vorliegenden Tiefenkarte, dass es zum unseren Augen nahezu aussichtslos. So Schiffsanleger hin eine tiefere Fahrrinne und knüppelten wir die Fliegen in die trübe Brühe, daneben eine weitere Senke geben musste. Das stets mit der leisen Hoffnung auf eine Reaktion, Wasser war zum Vortag um gute 15cm doch leider war hier außer etwas Wathosen- gesunken. Sven und Martin fingen zwei kleinere gymnastik und Dreck unter den Fingernägeln Hechte aus dem Hafenbereich.Gerrit fischte nichts zu holen. Auf dem Rückweg wieder in konzentriert die Krautfelder ab, hatte jedoch bis Richtung Norden machten wir Halt in dato keinen Biss. Bei mir hatten ein knapp 50er Martinhafen. Der Wind war stürmisch böig und Hecht sowie noch ein weiterer Schniepel im kam aus Ost. Schlechtes Werfen, braune Suppe Flachwasser auf die grünliche Flash-Fliege und kein Fisch. Im Hafen angelten ein paar gebissen. Einen etwas größeren Nachläufer im Einheimische auf Barsche, aber so richtig wadentiefen Wasser bemerkte ich erst, als glücklich sahen die auch nicht aus. Wir kamen dieser, neugierig der Fliege folgend, vor mir ebenfalls nicht an den Fisch, weder im Hafen abdrehte. noch im vorgelagerten Bodden. Es ging wieder Wir fischten bis zum Mittag durch und begaben zurück ins Quartier. uns zurück zu den Autos. Auf dem Rückweg kamen Martin und mir Guiding-Pro-Ziesche mit wohl zwei seiner Kunden entgegen. Er versuchte etwas verhalten in Erfahrung zu bringen, ob etwas ginge. Unsere Coolness und die eher Aufgrund eines Wasserschadens in der Küche Dann wurde es plötzlich ungemütlich. Gegen zwei begaben wir uns nach Außerhalb und konnten Uhr Nachmittags kämpfte sich eine acht Mann starke deshalb nicht in den Genuss der lokalen Spezia- Guidingtruppe um Ziesche quer durchs mannshohe litäten kommen. Im Hotel am Wasser in Breege ging Schilf in Richtung der Vertiefung und kesselte unsere die Post ab. Eine Dänische Reisetruppe in typischer Truppe förmlich ein. Etwas unfair, uns so die Stelle Rentnerverkleidung ließ die ganze Hütte bei und damit die Chance auf eine weitere Befischung Eisbombe und Tanzmusik rotieren. Das Essen war abspenstig zu machen! Martin konnte immerhin noch ok, aber hier wurden wir nicht alt! einen weiteren knapp maßigen Hecht landen sowie noch einen Nachläufer kassieren. Die Truppe um Da sich die Nachmittagsstunden im Jasmunder als Ziesche war wie es schien die ganze Woche schon deutlich besser zeigten, machten wir am oben am Keulen gewesen, aber nur der Guide selber Samstagmorgen einen Abstecher an die Wittower verhaftete bisher einen kleinen Hecht. Auf der dem Fähre. Sehr klares Wasser, etwas Eis, Sonne und Wind zugewandten Seite der Senke kamen am leider weiterhin kein Fisch bis zum Mittag. Wir Abend bei den Jungs dann noch ein wild umjubelter rückten wieder ab und hauten am Hotspot wieder 40er und 65er Hecht … Schwache Ausbeute bei unsere Schnüre in die Wellen. Sonne gab es nun einigen Hundert Euro an Guidingkosten je wohl auch keine mehr; in den Schnurkörben gefror Teilnehmer. Als noch der Schnee einsetzte, hatten uns das Wasser, der Schaum am Ufer war steif wie selbst wir genug und verließen die Location. ein Eischnee und die Finger und Hände gaben ihre Am folgenden Sonntag wollten wir wegen der letzten Lebenszeichen von sich. Das Wasser war ungewissen Straßenverhältnisse auf der Rückfahrt wiederum etwas gesunken, was uns die Türen zu nur noch maximal bis Mittag fischen, da sich das einigen entfernten Regionen aufschloss. Weit Wetter zusehend verschlechterte. Der Schnee und draußen über einem bis dahin nicht befischbaren die Kälte nahmen merklich zu. Und, um es kurz zu Krautfeld gab es einen 60er Hechtnachläufer. Sven machen: Es kam in den 2,5 h nichts fischiges mehr und Martin konnten am Hafen noch ein zwei kleinere rum. Als Fazit bleibt zum Schluss zu sagen, dass es Hechte zum Biss überreden, doch von den erhofften eine sehr spannende Fischerei neben der Meer- größeren Kalibern bekamen wir keinen ab. Eine forellenangelei ist. Die sonst recht regelmäßig halbe Stunde später spannte sich dann meine 10er anzutreffenden großen Meterfische waren diese Rute etwas heftiger. Ein schönes Tier marschierte mit Woche nicht dabei und wir hatten auch niemanden der Fliege im Maul sachte die Abbruchkante einer gesehen, der während unserer Zeit auch nur Vertiefung entlang. Nachdem die restliche Schnur ansatzweise gut gefangen hätte. Die Gespräche mit der Runningline wieder auf der Rolle war und ich den zuerst recht verschlossenen und später doch etwas seichteren Boden unter mir hatte, ging nach redseligen Einheimischen waren fruchtbar und deren kurzem Forcieren der Fisch ins Kraut und hebelte Hinweise wurden dankbar aufgenommen. Ich schließlich den Haken raus. Alles was mir blieb war bekomme kein Geld dafür, aber wer Lust hat und ein dickes Büschel grüne Erkenntnis und die mehr von der Materie wissen will, kann sich ja unter Gewissheit, bei schwierigen Bedingungen nicht http://www.first-cast.de die doch recht ansprec- weiter auf die Schonhaken zu setzen. Gerrit fischte henden Reiseberichte vom Ziesche anschauen. seine 8er Rute mit Bedacht, doch plötzlich knallte ihm Leider wird die Lektüre dadurch getrübt, dass es wohl der Blank mitten drin weg. Nach kurzer Schadens- nur überaus positive Berichte von wenigen begutachtung begab er sich – merklich nieder- Sternstunden in den Kanon geschafft haben. Allen geschmettert – auf den Rückweg, um das Mitwirkenden gilt ein herzlicher Dank für die schönen Spinnnotprogramm zu holen. Muss wohl nicht die und erquickenden Stunden am und im Wasser! schlechteste Entscheidung an diesem Tag gewesen sein, denn kurze Zeit später war auch er entschneidert. Text: Jörg (Trout) Bilder: Jörg, Sven (Thymallus) Martin (Archi69) Finish und Layout: Thomas (DHK)