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A) Das Reichskonkordat 1933

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten begannen bereits Anfang April 1933 auf Initiative Adolf
Hitlers hin Gespräche mit dem Vatikan. Hitlers Interesse an dem Reichskonkordat war machttaktischer Natur:
Es diente mehr der propagandistischen Beschwichtigung der weitgehend ablehnend eingestellten katholischen
Bevölkerung als einem wirklichen politischen Ausgleich zwischen Nationalsozialismus und Katholizismus.
Die einflussreiche Stellung der katholischen Kirche, die in den letzten Jahren der Weimarer Republik
vielfach als Kritikerin des Nationalsozialismus aufgetreten war, sollte so geschwächt werden. Ein weiteres
bestimmendes Motiv war, die internationale Isolierung Deutschlands nach der Machtübernahme zu
durchbrechen. Als internationales Abkommen trug das Konkordat zur Reputation des  NS-Regimes im
Ausland bei und war damit ein wichtiger erster Erfolg der nationalsozialistischen  Außenpolitik. Der
Vatikan erhoffte sich von dem Konkordat einen gewissen Schutz der katholischen Kirche vor
der Gleichschaltung und rechtfertigte seinen Schritt außerdem mit dem eindeutigen Antibolschewismus
des NS-Regimes.
Das Konkordat wurde am 20. Juli 1933 in Rom unterzeichnet und mit seiner Ratifizierung am 10.
September rechtskräftig. In ihm sicherte das Deutsche Reich der katholischen Kirche in Deutschland
innere Autonomie und die ungehinderte Verbreitung ihrer Schriften zu. Es garantierte die Freiheit des
Bekenntnisses und seine öffentliche Ausübung. Außerdem stellte es das Eigentum der Kirche und die
katholischen Bekenntnisschulen unter Schutz. Das Konkordat schloss jedoch für alle katholischen
Geistlichen und Ordensleute die Mitgliedschaft in politischen Parteien oder die Tätigkeit für Parteien aus.
Kirchliche Organisationen mussten sich auf religiöse, kulturelle und karitative Aufgaben beschränken. Die
Bayerische Volkspartei (BVP) und die Zentrumspartei, die Stützen des politischen Katholizismus in der
Weimarer Republik, hatten sich zu diesem Zeitpunkt bereits selbst aufgelöst, um dem drohenden Verbot
zuvorzukommen.
Bereits im Herbst 1933 wurde klar, dass das Deutsche Reich sich nicht an das Abkommen halten würde. In
den folgenden Jahren waren das katholische Verbands- und Pressewesen einer Vielzahl einschränkender
staatlicher Maßnahmen ausgesetzt.
B) Der Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund

Von dem nach dem Ersten Weltkrieg gegründeten Völkerbund blieb das Deutsche Reich als


Kriegsverlierer zunächst ausgeschlossen. 1926 erfolgte seine Aufnahme in diese Organisation, deren
wichtigstes Ziel es war, einen erneuten Weltkrieg und eine Wiederaufrüstung Europas zu verhindern.
Daher begann 1932 unter Leitung des Völkerbunds die Genfer Abrüstungskonferenz. Während die
Vertreter der Weimarer Republik in Genf auf der militärischen Gleichberechtigung Deutschlands
beharrten, fürchtete Frankreich um seine Sicherheit. Aus diesem Grund wollte es keinesfalls auf
seine militärische Überlegenheit verzichten. Am 11. Dezember 1932 erkannte Frankreich jedoch
gemeinsam mit den USA, Großbritannien und Italien grundsätzlich die Gleichberechtigung
Deutschlands an. Diese sollte vor allem durch eine anvisierte, aber nie verwirklichte Abrüstung der
Großmächte zustande kommen.
Die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland 1933 vergrößerte das französische
Misstrauen, und auch Großbritannien stand dem Deutschen Reich nunmehr skeptischer als zuvor
gegenüber. Als britische und französische Pläne Deutschland die sofortige militärische
Gleichberechtigung vorenthielten und Übergangsfristen von mehreren Jahren vorsahen, nutzte das  NS-
Regime dies als willkommenen Anlass, die Genfer Abrüstungskonferenz und den ohnehin verhassten
Völkerbund zu verlassen. Reichspropagandaminister Joseph Goebbels verkündete diese Absicht am 14.
Oktober 1933, fünf Tage später teilte die Reichsregierung dem Völkerbund den deutschen Austritt formell
mit. Adolf Hitler, dessen Außenpolitik auf militärische Expansion ausgerichtet war, hatte nie vorgehabt,
internationale Rüstungsbeschränkungen oder gar eine Kontrolle durch den Völkerbund zu akzeptieren.
Stattdessen forcierte er die heimliche Wiederaufrüstung.
Der Austritt aus dem Völkerbund vergrößerte die internationale Isolierung des NS-Regimes, die von Hitler
aber in den nächsten Jahren durch Beschwichtigungen und geschickte  Propaganda abgebaut wurde.
Innenpolitisch trug der Schritt zur Konsolidierung des Regimes bei. In einem mit Reichstagswahlen
verbundenen Plebiszit über den Austritt stimmten am 12. November 1933 nach offiziellen Angaben über
95 Prozent der Deutschen mit "Ja".
C) Der deutsch-polnische Nichtangriffspakt

Die im Versailler Vertrag von 1919 festgelegten Gebietsabtretungen Deutschlands an Polen


belasteten das deutsch-polnische Verhältnis in der Zwischenkriegszeit schwer. Die Forderung nach
einer Revision der östlichen Grenze blieb eines der Hauptziele der  Außenpolitik der Weimarer
Republik. Wichtigste Konfliktpunkte zwischen den beiden Staaten waren der polnische Zugang zur
Ostsee, der das deutsche Ostpreußen vom Rest Deutschlands abtrennte, die ehemals deutsche sowie
die nun unter Völkerbundsmandat stehende Freie Stadt Danzig.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 strebte Adolf Hitlers, aus
taktischen Gründen, eine Annäherung an Polen an: Polen sollte als Rohstofflieferant dienen und das
französische Bündnissystem in Ostmitteleuropa sollte geschwächt werden. Polen, das sich sowohl vom
Deutschen Reich als auch von der Sowjetunion bedroht fühlte und ein Arrangement mit beiden Staaten
anstrebte, nahm das deutsche Angebot zu einem Nichtangriffspakt an. Am 26. Januar 1934
unterzeichneten Reichsaußenminister Konstantin von Neurath und der polnische Botschafter Jozef Lipski
(1894-1958) in Berlin den auf zehn Jahre befristeten Vertrag. Beide Staaten verpflichteten sich, Probleme
friedlich zu lösen. Der Nichtangriffspakt enthielt keinen Verzicht auf Gebietsansprüche der deutschen
Seite. In den gleichgeschalteten Medien im Deutschen Reich blieb polenfeindliche  Propaganda in den
nächsten Jahren aus. Als die deutsche Wiederaufrüstung fortgeschritten war, zielte Hitler ab Oktober
1938 darauf, Polen zu einem deutschen Satellitenstaat zu machen.
Als dieses im Winter 1938/39 nicht auf die deutschen Forderungen nach dem Bau einer exterritorialen
Eisenbahn und Autobahn durch polnisches Gebiet sowie nach dem Eintritt Polens in
den Antikominternpakt einging, spitzte sich die Situation zu. Eine englische und französische
Garantieerklärung für Polen nahm Hitler am 28. April 1939 zum Anlass, sowohl das  deutsch-britische
Flottenabkommen als auch den deutsch-polnischen Nichtangriffspakt einseitig zu kündigen. Die
polenfeindliche Propaganda setzte unverzüglich ein. Mit dem deutschen  Überfall auf Polen begann
Deutschland am 1. September 1939 den Zweiten Weltkrieg.

D) Die Saarabstimmung 1935


Nach der Niederlage des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg wurde das Saarland mit seinen rund 800.000
Einwohnern durch die Bestimmungen des Versailler Vertrags von 1919 Mandatsgebiet des Völkerbundes. Es
gehörte zu den Gebieten, deren Verlust die Deutschen psychologisch und ökonomisch am meisten schmerzte.
Verstärkt wurde die Wut auf Versailles durch die Übertragung der Leitung der zuständigen
Völkerbundskommission an Frankreich, das im Rahmen der deutschen Reparationen auch die Rechte an den
Saar-Zechen erhielt. Wie im Versailler Vertrag vorgesehen, fand am 13. Januar 1935 unter Aufsicht des
Völkerbunds eine Volksabstimmung statt. Zu entscheiden hatte die Bevölkerung über die Zugehörigkeit des
Gebietes zum Deutschen Reich, zu Frankreich oder die Beibehaltung des Status quo.
Die Besetzung des Saargebietes durch französische Kolonialtruppen bestärkte die Saarländer im Wunsch,
ins Deutsche Reich zurückzukehren. Alle saarländischen Parteien unterstützten das bis 1933. Vor allem von
deutscher Seite ging der Abstimmung eine massive Propagandakampagne voraus. Unter Führung der
NSDAP hatten sich 1933 im Saarland rechte Parteien zur "Deutschen Front" formiert, die vom Deutschen
Reich auch finanziell unterstützt wurde. Die Reichsregierung wollte mit einem hohen Votum der
Saarländer für die Rückkehr zu Deutschland den Westmächten gegenüber deutlich machen, dass die
Abtrennung des Saarlandes 1920 in krassem Gegensatz zum Selbstbestimmungsrecht stand. Gezielt
gesteuert von Propagandaminister Joseph Goebbels, warb die "Deutsche Front" unter der Losung
"Deutsch ist die Saar, immerdar!" mit Kampagnen und Großkundgebungen für die Rückkehr des
Saarlandes "heim ins Reich".
Von den rund 540.000 Stimmberechtigten votierten 90,5 Prozent für Deutschland. Für den Anschluss an
Frankreich stimmten nur 0,4 Prozent. Nach dem überwältigenden Mehrheitsergebnis für den Anschluss an
das nationalsozialistische Deutschland flohen viele Hitlergegner und von Verfolgung Bedrohte aus dem
Saargebiet, vor allem nach Frankreich. Am 1. März 1935 erfolgte der Anschluss des neu geschaffenen Gau
Saarland. Nach der Abstimmung flüchteten rund 8.000 von Verfolgung Bedrohte aus dem Saargebiet. Die
Saarabstimmung brachte Adolf Hitler sowohl einen Prestigeerfolg im Ausland als auch einen erneuten
Sympathiezuwachs im Deutschen Reich: Die "Heimkehr der Saar" feierten die Deutschen als den bis dahin
größten Erfolg Hitlers.

Aufgabe:
1. Lest in der Gruppe die einzelnen Textabschnitte nach der Methode „Reziprokes Lesen“! Jedes
Gruppenmitglied übernimmt eine Rolle. Nach jedem Textabschnitt tauscht ihr die Rollen.
2. Bearbeitet danach das Arbeitsblatt zu eurem Text (Wann, Was, Warum und Folgen).
3. Präsentiert die Ergebnisse euren Mitschülern.

Die Anleitungen zu der Lesemethode findest du hier:

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