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Nr.

Die Ulmen
Der Name "Ulme" kommt von ler aus verschiedenen Ländern
der lateinischen Bezeichnung haben sich in den vergangenen
Ulmus und ist in dieser oder Jahren bemüht, resistente Ulmen
ähnlicher Form in vielen durch Kreuzung zu entwickeln.
Sprachen vertreten. Die althoch- Weitere intensive
deutsche Bezeichnung Rüster Züchtungsarbeit ist jedoch erfor-
wird heute noch gleichzeitig für derlich.
die drei Arten der Gattung Ulmus Die Gattung Ulmus ist mit
benutzt, die bei uns in weiteren 13 Arten in Europa,
Deutschland vorkommen. Über- Nordamerika und Asien verbrei-
wiegend wird der Name Rüster tet. Die Familie der Ulmen-
jedoch im Bereich der gewächse ist mit 120 Arten in
Holzverarbeitung verwendet. aller Welt präsent.
Ulmen waren schon in der Ei- Ulmen blühen im zeitigen
chenmischwald-Zeit (etwa 5500 Frühjahr. Schon im März sieht
bis 2500 v. Chr.) weit verbreitet. man die kugelig gehäuften
Die Ulmen sind aufgrund ihrer Blüten mit den rotvioletten
spärlichen Naturverjüngung und Staubbeuteln vor Laubausbruch
durch die Konkurrenz der beglei- in kleinen Büscheln, die nur von
tenden Baumarten ausgeprägte kleinen Niederblättern umgeben
Mischbaumarten, die sich meist sind. Ulmen sind Windbe-stäuber
einzeln oder gruppenweise in und die kleinen Samen-
Laub- oder Laub-Nadelholz- nüsschen, die z. B. bei der
Mischbeständen befinden. Sie Bergulme mitten in einem
traten aber nie selbst bestandes- Blattflügel sitzen, werden vom
bildend auf. Die bei uns heimi- Wind verbreitet.
schen Ulmen sind die Feldulme Die Blätter sind verkehrt
(Ulmus carpinifolia Gled.), die eiförmig lang zugespitzt, bei der
Bergulme (Ulmus scabra Mill.) Bergulme meist dreizipfelig, am
und die Flatterulme (Ulmus lae- Rande gesägt und rauh an der
vis Pali.). Ihre wichtigsten Unter- Oberseite, unterseits oft flaumig
schiedsmerkmale sind in Tabelle behaart. Als typisches Kennzei-
1 gegenübergestellt. chen gilt der ungleiche Blatt-
Der forstliche Anbau der Ulme grund am Stiel.
ist wegen des seit 1918 sich aus-
breitenden Ulmensterbens weit-
gehend eingestellt worden. Die-
ses Ulmensterben hat seine Ur-
sache in der Infizierung mit ei-
nem Blaufäulepilz, der durch zwei Feldulme
Ulmensplintkäferarten ver- breitet
wird. Die Käfer übertragen
Pilzsporen durch die Aufnahme in
den Darmtrakt, die in die Lei-
tungsbahnen des Baumes ein-
wachsen, diese verstopfen und so
erst Äste, dann den ganzen Baum
zum Absterben bringen. Die
chronisch schleichende Krankheit
äußert sich durch welke Blätter,
dünne Belaubung und vorzeitig
einsetzenden Blattfall. Junge
Bäume sterben dann in der Regel
sehr schnell ab; ältere Bäume
hingegen erst nach Jahren. Früchte der Ulme Früchte der Ulme
Baumschulen und Wissenschaft-
Feldblume Bergblume Fatterulme
(Ulmus (Ulmus (ulmus laevis)
carpinifolia) scabra)
Knospen im Spitz,-eiförmig, Dick am Zweig Spitz, eiförmig,
Winter am Zweig anliegend vom Zweig
anliegend abstehend
Blütezeit März/April Ende März bis Mai
März/Anfang
April
Frucht Kahl, verkehrt Oval, mit Langgestielt
eiförmig bis Nüsschen in hängend,
herzförmig, der Mitte des Fruchtflügel
breit geflügelt Flügels gewimpert
Reife der Mai/Juni Mai/Juni Mai/Juni
Früchte
Blatt 8-16 cm lang, 8-10 cm lang, 8-10 cm lang,
kruz zugespitzt, auf 5 mm Stiel kürzer, nicht
oben glatt, nie behaartem dreizipfelig, glatt,
dreizipfelig Stiel, doppelt Zähne nach vorn
bis einfach gekrümmt
gesägt, häufig
dreizipfelig,
rauh, behaart
Rinde Eichenähnlich Glatt, später Längsrissig,
grob längsrissig flachschuppig

Wurzelbrut

Das Rindenbild und die küste Afrikas. Im vertikalen Ökologie


Baumhöhe der Ulmen sind Bereich findet man sie nur
unterschiedlich. Wird die selten über 600 m NN. Be- Die Feldulme gilt als Halb-
Bergulme mit langer glatter, sonders gut gedeiht sie in den schattenbaumart, zumindest als
später längsrissiger Rinde an Flusslandschaften der Elbe und mäßig lichtbedürftig. Sie verlangt
einem schlanken Stamm etwa der Donau. aber gute Böden, die mineral-
bis 30 m hoch, zeigt die Die Flatterulme ist in ganz kräftig, locker und frisch sein sol-
Feldulme eichenähnliche Rinde Mitteleuropa zuhause. Kanal len. Gut durchlüftet und nähr-
an einem kräftigen Stamm, der und Ostsee überschreitet sie stoffreich müssen sie sein, wenn
40 m erreichen kann. Die nicht. Sie wächst im Baltikum, in die Feldulme gut wachsen soll.
Flatterulme dagegen hat eine Südrussland und vereinzelt Im Auewald wächst sie am
längsrissige, flachgeschuppte auch auf der nördlichen Bal- besten auf tiefgründigen, gut
Rinde an einem oft mäßig kaninsel. Im Gebirge ist sie durchsickerten Lehmböden. Fri-
schlanken Stamm, der bis zu 30 nicht über 600 m Höhe sche kalkhaltige und flachgrün-
bis 35 m hoch wird. anzutreffen. dige humose Kalk- und Mergel-
Das Verbreitungsgebiet der böden nimmt sie ebenfalls an.
heimischen Ulmen zeigt, dass Nicht seIten finden wir sie als
Vorkommen sie vor allem an die Wärme Pionierbaumart auf Magerrasen.
besondere Ansprüche stellen. In Eichenmischwäldern, in be-
Im übrigen verhalten sie sich stimmten Buchenwaldgesell-
Die Bergulme ist am weitesten
sehr differenziert. schaften, im Eichen-Elsbeerwald
nach Norden vorgedrungen. Sie Fraßbild des Ulmensplintkäfers
erreicht ihre Verbreitungsgrenze
etwa auf der Linie Schottland,
nördliches Skandinavien, Süd-
finnland und russischer Ostsee-
raum bis Nowgorod. Südlich da-
von besiedelt sie fast alle Ge-
birge zwischen 700 m und 1400
m über NN.
In Mitteleuropa finden wir sie
auch in den Laub- und Misch-
wäldern des Tieflandes und des
Hügellandes. Ihr optimaler
Wuchsbereich sind Schlucht-
wälder etwa zwischen 500 m
und 700 m Höhe.
Die Feldulme wächst im we-
sentlichen in Mittel und
Südeuropa. Laubwälder der
Ebenen und Flusstäler bevor-
zugt sie, ihr Vorkommen reicht
aber auch bis in das Hügelland.
Ihr Areal endet im Norden mit
Dänemark , im Osten etwa in
Polen, im Süden mit der Nord- Durch Ulmensplintkäfer Ulmenaustrieb
geschädigte Ulme
sprüchen ist sie nicht wählerisch.
Leichte, sandreiche, auch
moorige Böden nimmt sie an.
Tiefgründige, kalkhaltige,
grundwasserarme Böden lehnt
sie nicht ab, kommt aber auch
noch in den etwas trockeneren
Südhanglagen des Hügellandes
vor. In der Ebene sieht man sie
gemeinsam mit den beiden
anderen Ulmenarten.

Gefahren
Ulmen ertragen Spätfrost,
empfindlich reagieren aber ihre
teilweise an der Oberfläche ver-
laufenden Wurzeln des an sich
kräftigen tiefgehenden Wurzel-
systems. Dagegen sind sie dür-
reempfindlich. Vom Sturm fallen Stockauschläge
nur wurzel- oder stammhohle
Bäume; gesunde Ulmen wider- vollständig zerstören. Wie alle
stehen Stürmen. Jungpflanzen Baumarten sind auch die Ulmen
leiden unter Wildverbiss, auch von Waldschäden durch Im-
Weidetiere können Pflanzungen missionen stark betroffen. Die
schwersten Schäden an der
Ulme gehen jedoch von dem ein-
gangs genannten Pilz und dem
Splintkäfer aus, die ganze Land-
striche dauerhaft ulmenfrei ma-
chen können.

Wuchsleistung
Ulmen sind in der Jugend
raschwüchsig und können sich
bis auf die Bergulme zusätzlich
durch Wurzelbrut vermehren.
Das heißt, dass auch aus den an
oder dicht unter der Oberfläche
verlaufenden Wurzeln Triebe
ausschlagen können. Wird die
Ulme gefällt, ist sie, wie einige
andere Laubbäume auch, in der
Blattansätze der Ulme Ulmenstamm mit schlafendem Lage Stockausschläge zu bilden.
Auge Aus dem Wurzelstock schlagen
neue Triebe aus.
Ihr Höhenwuchs ist meist mit
50 Jahren abgeschlossen, doch
und im Hainbuchen-Traubenei- ihr Dickenwachstum geht weiter
chenwald kommt sie vor. Außer- und kann zu ungewöhnlichen
halb des Waldes wurde sie gern Stammumfängen führen. Dabei
als Park- und Alleebaum ange- erreichen Feld- und Bergulme Al-
pflanzt. ter von durchschnittlich 400 Jah-
Die Bergulme verlangt kräftige, ren. Das natürliche Alter der
feuchte Böden. Sie geht sowohl Flatterulme ist meist mit etwa
auf frische, feuchte Standorte 250 Jahren beendet. Dies
wie auf trockene Lagen. Nähr- schließt nicht aus, dass Einzel-
stoffreich sollten diese Böden bäume wesentlich älter werden
aber schon sein. Humose fri- können.
schere, gut durchsickerte, leh- Die Literatur nennt beispiels-
mige oder kalkhaltige Böden der weise die „Schinsheimer Effe“,
Schluchtwaldgesellschaften, die eine Feldulme vor dem Schins-
mäßig schattig sein können, heimer Rathaus in Rheinhessen,
nimmt sie gern an. In Auewäl- deren Alter 1893 mit über 500
dern bevorzugt sie tiefgründigen Jahre, von anderen Autoren
Lehm. Dem Eschen-Ahorn- 1937 mit „angeblich über 1000
Schluchtwald ist sie meistens Jahre“ angegeben wird. Sie gilt
beigemischt. Ebenso auf den damit als älteste Ulme Deutsch-
Unterhängen des Bergmischwal- lands. Johnson nennt eine le-
des ist sie vertreten. Die Flatter- bende 400jährige Feldulme in
ulme ist licht- und wärmebe- Saling (England).
dürftig. Hinsichtlich Standortan- Abgestorbene Ulme Ulmenholz/Rüster
Bergulme

Die Ulme als Alleebaum

Flatterulme
Kulturgeschichte
Im alten Griechenland waren
die Ulmen dem Götterboten
Hermes geweiht, der Beschützer
der Kaufleute und der Diebe war.
Die geflügelten Früchte sollten
die Seelen begleiten, die von
Hermes vor den Weltenrichter
Feldulme geführt wurden.
Die Nymphen pflanzten zum
Gedenken an die gefallenen
Holz Helden Ulmen. In Südfrankreich
war die Bedeutung der Ulme für
Ulmen wurden in der Ver- die Menschen vergleichbar mit
gangenheit weniger wegen ihrer der Stellung der Linde in
natürlichen Vorkommen, zur früheren Zeiten bei uns. Sie war
Erhaltung der Artenvielfalt oder der Mittelpunkt im Dorf. Unter ihr
der Gestaltung von Parks und wurde Recht gesprochen und
Gärten gepflegt und vermehrt, Gottesdienste abgehalten.
sondern in erster Linie wegen Durch weitere intensive Züch-
ihres Holzes. tungsarbeit muss ermöglicht wer-
Alte Verwendungen waren: den, dass die Ulme überleben
Furniere, Möbel, Räder, Felgen, kann und in Zukunft wieder an
Speichen, Wagengestelle, Ge- Bedeutung gewinnt.
wehrschäfte und Kanonenlafet-
ten, Täfelungen, Decken, Intar-
sien, Drechslerwaren, Schnitzer- Impressum
holz, Parkett, Radiogehäuse,
Ambossklötze, Holzpflaster,
Herausgeber:
Wasserräder. Der Bast wurde als
Schutzgemeinschaft Deutscher
Flechtmaterial verwendet (Flat-
Wald - Bundesverband e.V. (SDW)
terulme).
Heute sind nur wenige Verwen- Meckenheimer Allee 79
dungen geblieben, vor allem, 53115 Bonn
weil Ulmenholz mangels Masse Telefon: 0228- 945983-0,
nur in geringem Umfang angebo- Fax: 0228 -945983-3,
ten wird. Geblieben sind Holz für Email: info@sdw.de,
wertvolle Furniere und Möbel, Internet: http://www.sdw.de
Modellholz, Stiele, Schnitzwaren Spendenkonto: Sparkasse Bonn,
und Stammscheiben für Tische Ktn. 31017775, BLZ 37050198
in Garten oder Haus. Ulmenholz Text: Forstdirektor Christian
ist nicht witterungsfest; hat sich Griesche
aber im Wasser und im Erdbo- Fotos: Griesche, AG Holz e.V.,
den als sehr dauerhaft bewiesen Archiv
und wird deshalb gerne für Verbreitungskarte: Prof. Dr. W.
Brückenbauten gebraucht. Spethmann, Uni Hannover, Institut
Häufiger werden Ulmen als Va- für Obstbau und Baumschule
rietäten oder Kultivare im Land-
schaftsbau eingesetzt: Als Be- Gefördert mit Mitteln des
pflanzung von Alleen, in Gärten Bundesministeriums für Ernährung,
oder Kurparks, an Autobahnen Landwirtschaft und
und zur Renaturierung. Treppe aus Ulmenholz Verbraucherschutz

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