Die Eichen
Allgemeines,
Historie
Die weltweit verbreiteten et-
wa 600 Arten der Gattung Ei-
che gehören zur Familie der
Buchengewächse
(Fagaceae). Als
gemeinsames Merkmal
weisen sie alle die Fruchtform
der Eichel auf: Stieleiche
(Quercus robur) und Trauben-
eiche (Quercus petraea) sind
die heute über Deutschland
verbreiteten heimischen Ar-
ten. Allerdings stellen sie mit
rund sieben Prozent einen nur
geringen Anteil am Wald. We-
gen ihrer ähnlichen Lebensge-
wohnheiten und ihres Ausse-
Einzeln stehende Eiche mit weitausladender Krone
hens spricht man bei uns
landläufig von „der Eiche“. tung der Eicheln für die Im Nieder- und Mittel- jedoch ein größeres Areal,
Schweinemast herleiten. waldbetrieb wurde das Stock- südlich bis Sizilien und Ana-
Die Artunterscheidung Stiel- ausschlagvermögen lange tolien, östlich bis zur Steppen-
eiche / Traubeneiche erklärt Zeit auch zur Gewinnung von grenze. Ihr Schwerpunkt ist
sich aus dem Fruchtansatz: Lohrinde zum Ledergerben der mitteleuropäische, gemä-
einmal an langen Stielen, zum genutzt. Der Schweineein- ßigt kontinentale Klimabe-
anderen am Zweig traubenartig trieb in den Eichenwald war reich. Als typischer Baum der
gehäuft. bis zur Einführung der »gere- Auengebiete kommt sie an
Vertrieben durch die Eiszei- gelten" Forstwirtschaft von den großen mitteleuropäi-
ten traten in der Eichenmisch- großer Bedeutung. schen Flüssen Rhein, Donau
waldzeit etwa von 5500 bis Generell wurden Eichen- und Save vor. An vielen Flüs-
2500 v. Chr. Eichen waldbil- (Misch-)Wälder in der Ver- sen wurden Auenwälder durch
dend vor allem mit Linden, gangenheit rigoros übernutzt. Flussbegradigungen zerstört
Ulmen und Eschen wieder auf. Als Stichworte sind Palisaden- und damit auch Stiel-
Bedingt durch den Wechsel zu und Schiffsbau, Hausbau,
einem kühleren und feuchte- Brennholz für Salzsiederei,
Blüten der Eiche ren Klima verdrängte aber die Glasindustrie, Töpferei oder
Rotbuche die bisherigen Laub- einfach Rodung zum Acker-
Ihr Name „eih“ war im ger- baumarten. Die Rotbuche bau und für Siedlungen zu
manischen Sprachraum weit würde jetzt noch das Waldbild nennen.
verbreitet. Das keltische
Mitteleuropas bestimmen,
„Kaer“ (schön) und das
lateinische quercus (Baum) wenn sie nicht der Mensch da-
haben sich im botanischen ran gehindert hätte. Verbreitung
Namen ebenfalls erhalten. Eichenbestände galten schon In Mitteleuropa treten bei-
Vom lateinischen esca im frühen Mittelalter als Bau- de Eichenarten gemeinsam
(Speise) soll sich die Bedeu- und Brennholzreservoir. auf: Die Stieleiche besiedelt Früchte der Eiche
Knospenvergleic
eichenstandorte für immer gehörende Ulme ist durch Etwa mit 80 Jahren kommt artiges Herzwurzelsystem.
beseitigt. einen vom Ulmensplintkäfer es in den Eichenbeständen zu Selbst dichte Tonböden kön-
Die Hauptverbreitung der übertragenen Pilz selten ge- Mastjahren. Darunter ver- nen so von der Stieleiche er-
Traubeneiche liegt im tieferen worden. steht man einen überreichen schlossen werden. Selbst auf
Bergland. Sie wächst im Be- Behang an Eicheln. Stielei- Staunässeböden erschließen
reich der deutschen Mittelge- chen blühen im April/Mai, einzelne Wurzeln den verdich-
birge bis in die Südalpen. Traubeneichen ungeflähr zwei teten Boden und sorgen so für
Schwerpunkte bilden Mittel- Wochen später. Beide wind- Drainage und damit langfris-
frankreich und Wiener Wald, bestäubenden Eichen kreuzen tig für eine biologische Sanie-
Slowenien und Rumänien. sich leicht miteinander. Die rung.
Früchte reifen ab Ende Sep- In Eichenmischwäldern er-
tember bis Anfang/Ende Ok- gänzen sich die Baumarten
Ökologie tober. Früher lag der Fruktifi- hinsichtlich Bodenpflege und
kationsabstand bei fünf bis Bodenbeschattung. Entspre-
Eichelhäher
Beide Eichen sind typische sieben Jahren, derzeit fruch- chend vielfältig ist das Boden-
Lichtbaumarten, unterschied- ten Eichen fast jährlich. leben und die Vegetation.
Im bodentrockenen, felsigen
lich ist ihr Anspruch an die
Hügelland sind der Traubenei-
Wasserversorgung. Generell
che Hainbuche, Winterlinde
braucht die Stieleiche mehr
und verstärkt die Rotbuche
Feuchtigkeit und mehr Nähr-
beigemischt. Reine Eichen-
stoffe als die Traubeneiche.
wälder existieren praktisch
Letztere bevorzugt wärmere
nicht mehr. Der Waldumbau in
Lagen.
Deutschland zielt auf den Ei-
Auf gut wasserversorgten
chenmischwald, der natürli-
und nährstoffkräftigen Böden
cher Lebensraum vieler Pflan-
des Tieflandes ist die Stiel-
zen- und Tierarten ist. Von de-
eiche vergesellschaftet mit
nen stehen die seltenen
Esche, Ahorn und Vogelkir-
bereits auf der Roten Liste
sche. Die früher immer dazu-
oder sind zumindest gefähr-
det.
Das natürliche Alter der Ei-
chen wird mit bis zu 800 Jah-
ren angegeben, wobei auch Hirschkäfer
höhere Alter einzelner Exem-
plare nicht selten sind. In der Eichen sind intensive Tief- Ein guter Helfer für die
Jugend raschwüchsig in der wurzler mit gutem Bodenauf- Mischwaldgestaltung ist da-
Höhe, können die Eichen im schlussvermögen. Die sich zu- her der Eichelhäher. Für seine
Laufe ihres Lebens einen nächst ausbildende Pfahlwur- eigene Vorratshaltung ver-
beachtlichen Umfang er- zel wandelt sich mit zuneh- steckt er Eicheln im Waldbo-
Gallapfel am Eichenblatt reichen. mendem Alter in ein senker- den, findet aber nicht alle wie-
der. Haben diese „Versteck- beigetragen, dass Eichenholz
ten“ Mäuse und Wildschwei- heute noch gesucht ist. Das
ne auf deren Nahrungssuche gilt für den Außen- wie für den
überlebt, keimen sie heran zu Innenausbau und die
Eichen und wachsen, wenn Ausstattung mit formschönen
Rüsselkäfer, Rehbock und und / oder rustikalen Mobiliar.
Rothirsch es gestatten. Im Garten- und Landschafts-
Der prächtigste Käfer im bau findet die Eiche wieder
Alteichenwald ist der Hirsch- eine stärkere Nachfrage.
käfer. Unverwechselbar das Der Wasser- und Schiffsbau
mit seinem geweihartig ausge- ist traditionell eine Domäne
bildeten Oberkiefer schwarz der Eiche. Für ersteres stehen
und braun gefärbte Männ- die Städte Hamburg, Amster-
chen, um einiges kleiner das dam, St. Petersburg und
Weibchen. In alten morschen Venedig. Seit der Antike
Stubben oder stärkerem lie- wurde die Eiche für Handels-,
genden Totholz entwickeln Kriegs-, und Entdeckerschiffe
sich über mehr als fünf Jahre verwendet. Auch die heutigen
die weißen bis elf Zentimeter Segler und Yachten sind
langen Larven. Zum Erhalt der vielfach aus Eichenholz.
großen, glänzenden heimi- Für gute Weine, Brände und
schen Großkäfer ist Alteichen- Whiskys sind Eichenfässer
schutz die einzige Alternative. „Uralte“ Eiche an der Sababurg in Hessen unerlässlich. Abgelagertes
Eichenholz ist als Brennholz
nicht, dass man unter anderen Spätholzzonen. Die Jahr-
oder in Form von Holzkohle
Bäumen sicherer ist. ringgrenzen sind gut erkenn-
begehrt.
Gefahren Schmetterlinge wie Eichen- bar. Farblich abgesetzt sind
wickler, Frostspanner, Ei- Splint- und Kernholz.
Stiel- und Traubeneiche sind chenprozessionsspinner und Während der Splint den
spätfrostgefährdet, vor allem Schwammspinner können Lebens- und Wachs-
die relativ früh austreibende ausgetriebene Eichenbestän- turnsbereich darstellt, sorgt
Stieleiche, die dafür gegen de vollständig kahlfressen. der Kern für Standvermögen
Winterfrost unempfindlicher ist Schwarzwild und Mäuse ha- und Stabilität. Typisch für das
als die Traubeneiche. An ben es neben Tauben und Ei- Holzbild sind die sogenannten
Stämmen der Stieleiche treten chelhäher eher auf die Ei- Markstrahlen, die auf den Ra-
Frostrisse auf, die Wund- cheln abgesehen. Auch Reh- dialflächen als "Spiegel" zu
stellen schaffen. und Rotwild verschmähen Ei- sehen sind. Das harte,
Wegen ihrer Rindenstruktur chentriebe und -knospen schwere Eichenholz hat
kann man Blitzeinschläge an nicht; sie schaden zusätzlich ausgezeichnete Festigkeits-
Eichen gut erkennen, was der durch Fegen und Schlagen eigenschaften und einen Eichenstamm
Volksmund mit dem Spruch mit Gehörn bzw. Geweih. hohen Abnutzungswider-
„vor Eichen sollst du weichen“ In der Skala der Immissi- stand. Es lässt sich leicht und
Mythologie,
quittiert. Das bedeutet jedoch onsschäden nehmen die Ei- sauber bearbeiten, gut spalten
Kulturgeschichte,
chen häufig die erste Stelle und sägen und problemlos zu
Brauchtum
ein. Früher Blattfall, Bajonett- Furnieren aufarbeiten. Eichen-
äste (Asttrocknis), Absterben holz lässt sich gut hobeln,
Eichen nehmen einen be-
des Feinwurzelsystems und profilieren, bohren und
sonderen Platz in der Mytho-
häufiges Abwerfen ganzer verarbeiten.
logie ein. Die nordische und
Zweige (Astabsprünge) gelten
germanische Götterwelt sowie
als typische Bilder für die Wir- Holznutzung
die griechische Zeusmytholo-
kung des "Sauren Regens".
gie kennen Eichenhaine oder
Eichenholz gilt als das klas-
Einzelbäume. Mit Fällung der
sische Holz für den Haus- und
Holzeigenschaften Möbelbau. Seine biologischen langschaftigen, heiligen Eiche
und technischen Eigenschaf- Irminsul durch Bonifazius er-
Die Eiche gehört zu den ten wie Festigkeit, Dauerhaf- reichte die Zwangschristiani-
ringporigen Laubbäumen mit tigkeit und das leichte Bear- sierung der Sachsen einen
Bajonettäste an geschädigter charakteristischen Früh- und beiten des Holzes haben dazu Wendepunkt.
Eiche
Für Cäsars Rheinbrücken In Kriegszeiten dienten Ei- Berufe, Bearbeitung und
war Eiche nicht nur wegen ih- cheln geröstet und gemahlen Wohnort ihrer Namensträger
rer Dauerhaftigkeit das als Kaffee-Ersatz. Geschrotet ansprechen: Eichenburg,
richtige Bauholz, sondern und gemahlen ist die Verwen- Eichenröder, Aichinger,
auch, weil es als dämonen-
dung zum Strecken von Mehl Eichel, Ekkermann, Eichen-
abweisend galt. Mühsam aus
beim Brotbacken bekannt. dorff, Lohmüller, Weiß-
Stämmen gehauene Ein-
Mit dem Ausspruch, dass gerber, Eckholt, Masthoff.
bäume aus Eiche waren in der
Frühzeit Transportmittel und „der beste Schinken auf der Mit dem Namen Eiche wer-
oft Sarg der Krieger und Eiche wächst“, meint man, den häufig Vorstellungen von
Fürsten. Die eichenen dass die Eicheln besonders Kraft, Stärke, Dauer,
Drachenschiffe der Wikinger wertvolles Futter für die Standhaftigkeit oder Ewigkeit
galten als besonders see- Schweine waren, die früher in verbunden. Redewendungen
tüchtig. Sie waren zugleich Eichenholz ist seit alters her den Wald getrieben wurden. wie "stark wie eine Eiche"
götterfreundliches Machtsym- sehr begehrt Der Begriff „Vollmast“ hat sich oder "ein Kerl wie eine Eiche"
bol. im forstlichen Sprachgebrauch
Als Symbol mit mythi- Urwälder, da in Mitteleuropa
für einen besonders starken
schem Charakter gelten die keine vom Menschen nicht
Behang an Eicheln ins 21.
vielen „1.000-jährigen“ Ei- beeinflussten Wälder exis-
Jahrhundert erhalten.
chen. Diese bildeten u.a. hei- tieren.
Historisch zu werten ist die
lige Haine und Einfriedungen Weise Frauen, „Kräuterwei-
von Höfen oder Gütern. Als Verwendung von urkunden-
ber“ und „Hexen“ kannten die echter Eichen-Gallus-Tinte.
Ort des Things und als Ge-
Wirkungen von Eichen in Dafür wurden Eichengallen
richtseichen haben sich diese
Volksmedizin und täglichem gesammelt, die durch den
Bäume weit in aufgeklärte
Zeiten gerettet. Eichenalleen Leben. Magie spielte damit Stich von Gallwespen an Ei-
kennen wir aus nördlichen und hinein, wenn es um Pflanzen chenblättern entstanden und
östlichen Ländern sowie aus ging, die auf der heiligen Mistel – Halbschmarotzer auf der
reich an Tannin sind.
Eiche
den Niederlanden. Eiche wuchsen. Das beste Eichenanbau und Eichen-
nutzung verraten lokale Na- sind uns geläufig. Die
men und Flurbezeichnungen Strophen des Niedersachsen-
wie Eichstätt, Dreieichenhain, liedes verbinden die
Eichenberg und Eichenzell. Standhaftigkeit der Eichen mit
Etwa 600 Namen listet allein dem Volk der Niedersach-
das Postleitzahlenverzeichnis sen. Schließlich sind
in Deutschland auf. abschätzige oder ironische
Familiennamen deuten auf Sätze wie „gefühlvoll wie ein
Zusammenhänge hin, die Eichenprügel“ ebenso bildhaft.
Impressum
Herausgeber:
Eichenfachwerkhaus neben Stieleiche Schutzgemeinschaft Deutscher Wald
Bundesverband e.V. (SDW),
Eichen- und Eichenmisch- Beispiel dafür ist die Ei- Meckenheimer Allee 79, 53115 Bonn
wälder haben Jahrhunderte chenmistel, das Grün auf der Telefon: 0228- 945983-0, Fax: 0228 -945983-3,
als Bannwälder für Schutz- winterkahlen Eiche. Sie half Email: info@sdw.de, Internet: http://www.sdw.de
und Jagdgebiete gestanden. nicht nur als Tee oder
Spendenkonto: Sparkasse Bonn, Ktn. 31017775, BLZ
Pflan- zungen von Eichen zu Aufguss, sondern ebenso 37050198
beson- deren Anlässen "für gegen den "bösen Blick" und
die Ewig- keit" sind bekannt. sollte Dämonen von den Stal- Text: Christian Griesche
Kaiserei- che, Friedenseiche, lungen des Viehs abhalten.
König- Max-Eiche: Sie alle Tee, Aufgüsse, Gurgelwas- Bilder: Griesche, Dr. Bräsecke
sind Denk- male mit ser, Bäder und Umschläge mit
Eichen-Extrakten oder
Verbreitungskarten: aus Röhrig, Der Wald als
Symbolcharakter.
Vegetationstyp und seine Bedeutung für den
Die so genannten Eichen- Auszügen - häufig auf deren
Menschen
Urwälder, wie beispielsweise Gerbsäuregehalt basierend -
an der Sababurg (Hessen), empfehlen Naturmediziner Gefördert mit Mitteln des Bundesministeriums für
sind nur dem Namen nach auch heute noch. Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz