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Eine Kündigung (1) des Darlehens kann vereinbarungsgemäß nur zum Ende einer
Festzinsperiode (2) vorgenommen werden. Gemäß ausdrücklicher Vereinbarung (3) in
der Schuldurkunde ist für die Dauer der neuen Festzinsperiode (2) das außerordentliche
Kündigungsrecht (4) gemäß §247 BGB bereits ausgeschlossen. Diese Vereinbarung (3)
ist unerläßliche Bedingung (5) für die Fortsetzung (6) des Darlehensverhältnisses, so
daß wir, falls Sie ihr widersprechen sollten, das Darlehen von Ihnen zurückfordern
müßten. Wenn Sie Ihrerseits von dem Ihnen zustehenden Kündigungsrecht (4) zum
Ablauf (7) der jetzigen Festzinsperiode (2) Gebrauch (8) machen wollen, müßten Sie
uns dies schriftlich unverzüglich mitteilen. Zu fernmündlichen oder persönlichen
Beratungen stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung (10).
Text aus: Weinrich, Harald (1993): Textgrammatik der deutschen Sprache. Mannheim u.a. S. 990.
So standen sie nun und sahen sich an. Beide mit einer zu kurzen Zunge, beide mit
demselben Fehler. Aber jeder mit einem völlig (1) anderen Schicksal.
Klein, verbittert (2), verarbeitet (3), zerfahren (4), fahrig (5), farblos (6), verängstigt (7),
unterdrückt (8): der Kellner. Der kleine Kellner. Ein richtiger (9) Kellner: Verdrossen
(10), stereotyp (11) höflich (12), geruchlos (13), ohne Gesicht, numeriert, verwaschen
(14) und trotzdem leicht schmuddelig (15). Ein kleiner Kellner. Zigarettenfingrig (16),
servil (17), steril, glatt, gut gekämmt, blaurasiert (18), gelbgeärgert (19), mit leerer Hose
hinten und dicken Taschen an der Seite, schiefen Absätzen und chronisch (20)
verschwitztem (21) Kragen – der kleine Kellner.
Und mein Onkel? Ach, mein Onkel! Breit, braun, brummend, baßkehlig (22), laut,
lachend, lebendig (23), reich, riesig (24), ruhig (25), sicher, satt, saftig (26) – mein
Onkel! Der kleine Kellner und mein großer Onkel. Verschieden wie ein Karrengaul
vom Zeppelin. Aber beide kurzzungig (27).
aus: Borchert, Wolfgang (1982): Schischyphusch oder Der Kellner meines Onkels. In: Das
Gesamtwerk. Hamburg. S. 288. zit. nach Weinrich, Harald (1993): Textgrammatik der deutschen
Sprache. Mannheim u.a. S. 1026f.
Hauptseminar: Deutsche Wortbildung – synchron und diachron — Prof. Dr. Markus Hundt — WS 2006/2007
Der Alte öffnete und nickte herüber (1). Meint er mich? dachte die Frau. Die Wohnung
über ihr stand leer (2), und unterhalb lag eine Werkstatt, die um diese Zeit schon
geschlossen war. Sie bewegte (3) leicht den Kopf. Der Alte nickte wieder. Er griff sich
dabei an die Stirne, entdeckte (4), daß er keinen Hut aufhatte (5), und verschwand (6)
im Innern des Zimmers.
Gleich darauf kam er in Hut und Mantel wieder (7). Er zog den Hut und lächelte (8).
Dann nahm er ein weißes Tuch aus der Tasche und begann zu winken. Erst leicht und
dann immer eifriger. Er hing über die Brüstung, daß man Angst bekam (9), er würde
vornüberfallen (10). Die Frau trat einen Schritt zurück (11), aber das schien ihn nur zu
bestärken (12). Er ließ das Tuch fallen (13), löste seinen Schal vom Hals – einen großen
bunten Schal – und ließ ihn aus dem Fenster wehen (14). Dazu lächelte er. Und als sie
noch einen weiteren Schritt zurücktrat (15), warf er den Hut mit einer heftigen
Bewegung ab (16) und wand den Schal wie einen Turban um seinen Kopf. Dann
kreuzte (17) er die Arme über der Brust und verneigte sich (18). Sooft er aufsah (19),
kniff er das linke Auge zu (20), als herrsche zwischen ihnen ein geheimes
Einverständnis. Das bereitete ihr so lange Vergnügen, bis sie plötzlich nur mehr seine
Beine in dünnen, geflickten Samthosen in die Luft ragen sah. Er stand auf dem Kopf.
Als sein Gesicht gerötet (21), erhitzt (22) und freundlich wieder auftauchte (23) hatte
sie schon die Polizei verständigt (24).
Aichinger, Ilse (1978): Das Fenster-Theater. In: Meine Sprache und ich. Erzählungen. Frankfurt am
Main. S. 61f. zit. nach: Weinrich, Harald (1993): Textgrammatik der deutschen Sprache. Mannheim u.a.
S. 1077.
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