DER
GROSSE
SCHWINDEL
4. Auflage 1994
F. HIRTHAMMER VERLAG
Diese Pseudowissenschaft, die mit der Unwissenheit, den Leiden
unzähliger Menschen und ihrer Furcht vor Schmerzen und Krankhei-
ten spekuliert, gaukelt uns mit Hilfe der Massenmedien vor, daß sie
über geheimnisvolle Kräfte und unbegrenzte Macht verfügt, wovon
die Rettung der Menschheit abhängt. Daher haben sich ihr die
Völker der westlichen Hemisphäre in Ehrfurcht und Demut zu Füßen
geworfen und stellen sie sich als eine allmächtige Göttin von unver-
gleichbarer Schönheit vor, die von Gold und Brokat glitzert, und zu
der gewöhnliche Sterbliche nicht einmal die Augen erheben dürfen,
wenn nicht Blindheit sie schlagen soll. Wer es aber dennoch wagt, der
entdeckt, daß diese Herrseherin splitternackt und grausig anzusehen
ist.
aus Nackte Herrseherin
Joseph Pulitzer
4. Auflage 1994
ISBN 3-88721-027-1
© 1990 F. Hirthammer Verlag GmbH
Frankfurter Ring 247, D-80807 München
Noch ein Grundproblem, das wir infolge der Bestimmungen und der
Umstände, die zu ihnen führten, teilen, ist die unwissenschaftliche Ein-
14 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 15
stellung zu Tierversuchen. Tierversuche werden aus rechtlichen, nicht sehe Gehirnwäsche lange vor dem urteilsfähigen Alter, zuerst in der
aus wissenschaftlichen Gründen vorgenommen. Als Voraussage sind ebenso auf diesen Glauben eingestimmten Familie, dann in der
solche Studien für den Menschen ohne Wert - mit anderen Worten: Schule. Später auf der Hochschule und durch die Massenmedien.
unsere Forschung ist wahrscheinlich wertlos. (Journal of the American Und trotz der offenkundigen und ständig wachsenden Zahl von
Medical Association, 14. März 1964.) gegenteiligen Beweisen klammern sich die meisten Menschen weiter-
hin mit derselben unerschütterlichen Zuversicht an diese Überzeu-
In Wahrheit sind gerade die sogenannten "Experten", die der gung, mit der die Massen früher an die Heilkraft geweihten Wassers
medizinischen Forschung Tierversuche als Prüfstein zur Pflicht glaubten oder daß Hexenverbrennungen eine humanitäre Maß-
gemacht haben, unter den Hauptakteuren des größten Schwindels nahme seien, weil damit die Seele der armen Sünderin gerettet wird.
aller Zeiten, und dies vor allem aus Gewinnsucht und zum großen Das alles, obwohl die Irrtümer von heute viel augenscheinlicher als
Schaden der Menschheit. Erschöpfende Beweise für diese Behaup- die des Mittelalters sind.
tungen zu liefern, mit der eine wachsende Anzahl von Medizinern
übereinstimmt, ist der Zweck dieser Enthüllungen. "Alle Erfahrungen mit Tieren sind vollkommen schlüssig für den
Menschen. An Tieren durchgeführte Experimente mit schädlichen
ABERGLAUBE Substanzen oder unter nachteiligen Bedingungen sind völligschlüssig
für die Toxikologie und Hygiene des Menschen. Ebenso sind Unter-
Jeder, der einmal ein Tier in seiner Obhut hatte, mußte bald suchungen über medizinische oder toxische Substanzen in Bezug auf
erfahren, daß man niemals eine für Menschen bestimmte Arznei ihre Heilwirkung ganz und gar anwendbar auf den Menschen. "
einem Tier geben darf; es könnte daran sterben. Was bedeutet das? Diese und ähnliche unsinnige Behauptungen stellte Claude Ber-
Doch ganz offensichtlich, daß der Organismus des Tieres anders als nard, der Apostel der heutigen, auf Tierversuchen basierenden Arz-
der menschliche reagiert und daß eine Medizin, die dem einen hilft, neimittelforschung in seinem berühmtesten Werk Einführung in die
dem anderen schaden kann. experimentelle Medizin auf, mit dem im Jahre 1865der Grundstein für
Doch selbst Menschen, die diesen Grundsatz kennen, sind durch die gegenwärtige "offizielle" Medizin gelegt wurde und das die Bibel
Pressepropaganda und die Bestechlichkeit der Massenmedien so der sogenannten Medizinforscher geworden ist - trotz der wachsenden
gesteuert worden, daß sie Tierversuche als bombensicheren Schutz und immer traurigeren Beweise, daß sie auf einen Irrtum beruht.
akzeptieren und, ohne nachzudenken und ohne die vorliegenden Die heute praktizierte medizinische Wissenschaft ist nichts als ein
Beweise zu beachten, erklären: "Da neue Medikamente geprüft falsches Dogma, an das fast auf der ganzen Welt geglaubt wird und
werden müssen, ziehe ich es vor, daß sie an Tieren und nicht an mir das, ganz gleich ob durch gesetzliche oder ungesetzliche Mittel, durch
ausprobiert werden." eine geschickt organisierte Clique in allen Industriestaaten eine
Diese scheinbar humanitäre Beschwichtigung enthält zwei gewal- Machtstellung errungen hat, die in enger Bindung zum Chemie-
tige Verdrehungen: Erstens, daß wir dauernd neue Arzneimittel Kartell steht. Ihr Zweck ist, wie in den folgenden Kapiteln gezeigt
brauchen, und zweitens, daß Tierversuche ausreichende Informatio- werden soll, nicht die Volksgesundheit, die nur als Vorwand dient,
nen über ihre Wirkung geben können. um gewaltige Summen zu erpressen, sondern die Vergrößerung des
Das sind Trugschlüsse, die einer großen Mehrheit der Menschen eigenen Reichtums und der eigenen Macht.
wie ein religiöses Dogma, das nicht bestritten werden kann, aufge- Echte Wissenschaft setzt freie Information voraus und den Mei-
zwungen worden ist. Für die meisten von uns beginnt diese systemati- nungsaustausch über unterschiedliche Standpunkte. So etwas gibt es
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auf medizinischem Gebiet heute nicht. Die intelligenten, aufrichti- lichste Wirkung der neuen Präparate darin, die ungünstigen Wirkungen
gen und mutigen Ärzte, die versucht haben, Ansichten zu äußern, die anderer neuer Arzneimittel wieder aufzuheben." (Time, 26. Mai 1961)
im Widerspruch zu der anerkannten Lehrmeinung stehen, die die
Universitätsprofessoren vertreten - indem sie die Menschen zum Seit 1961 ist die Gesamtzahl der Medikamente, die weltweit ver-
Beispiel vor den verheerenden (aber einträglichen) Krebstherapien trieben wurden, auf 205000 gestiegen; und die Krankheiten haben
oder vor der Wirkung gewisser Massenimpfungen warnen, die man entsprechend zugenommen. Wir stehen also nicht vor der Notwen-
ihnen von oben im Interesse lukrativer und Arbeitsplätze bietender digkeit, neue Arzneien "zu entwickeln", sonder viel eher vor der
Unternehmen aufzwingt - werden alle schnell abgeschreckt oder zum Aufgabe, die Menge der bereits vorhandenen drastisch herabzuset-
Schweigen gebracht. Man schließt sie regelmäßig von den großen, zen, was automatisch auch die Zahl der Krankheiten vermindern
Schlagzeilen machenden Mediziner-Kongressen aus (deshalb müssen würde. Die meisten Menschen wissen, was sie tun sollten, um ihre
ja auch alle Teilnehmer an solchen Tagungen Monate vorher den Leber, Nieren, Lungen und ihr Herz gesundzuhalten. Was die mei-
Text der Vorlesung, die sie halten wollen, vorlegen); und man sten Menschen nicht wissen - dafür sorgt die systematische Hirnwä-
verbannt sie auf die unterste Sprosse der Berufsleiter, von der aus sie sche - ist, daß die Einnahme kleiner Wunderpillen Schäden nicht nur
keine meinungsbildenden Ansichten erfolgreich verbreiten können. nicht beheben kann, sondern sie verschlimmert, indem sie dem
Oder man stößt sie ganz aus der Ärztegemeinschaft aus. Wir werden bereits mißhandelten Organismus neue Gifte zuführt.
andere Formen der medizinischen Zensur noch später untersuchen. Nach Auskunft der amerikanischen Nahrungs- und Arzneimittel-
Infolge dieser systematischen Überwachung, die mit einem unauf- behörde (Food and Drug Administration) mußten im Jahre 1978 1,5
hörlichen Strom bombastischer medizinischer Propaganda parallel Millionen Amerikaner ins Krankenhaus, weil sie ein Medikament
läuft, geraten gelegentliche Anfälle von Aufrichtigkeit wie die vorer- eingenommen hatten, das sie von irgendeinem Leiden "heilen"
wähnte Stellungnahme von Dr. Gallagher und die folgende von Dr. sollte. Und etwa 30 % aller ins Krankenhaus Eingelieferten erleidet
Modell rasch in Vergessenheit, und ihre gezüchtigten Verfasser dann noch weitere Schäden durch die ärztliche Behandlung, die
lassen sie niemals wieder auferstehen. ihnen dort zuteil wird. Die Zahl der Menschen, die in Amerika durch
Medikamente getötet wird, schätzt man auf etwa 140000 jährlich.
Die Gesundheitsindustrie ist heute tatsächlich der zweitgrößte
205000 PRÄPARATE Industriezweig in Nordamerika, der nur der Nahrungsmittelproduk-
tion und -verteilung nachsteht.
Schon vor über zwanzig Jahren schrieb Dr. Walter Modell vom Diese Situation ist in allen anderen industrialisierten Ländern,
Medical College der Cornell Universität, den das amerikanische deren Bürger weitgehend von einem Krankenversicherungssystem
Nachrichtenmagazin Time als einen "der führenden Arzneimittelex- "geschützt" werden, das den Konsum von Heilmitteln und teuren
perten" bezeichnete, in Clinical Pharmacology and Therapeutics: Behandlungsmethoden fördert und dafür aus den gutgläubigen nor-
malen Sterblichen Milliarden von Steuergeldern herauszieht, die
"Wann wird man einsehen, daß es zuviele Arzneimittel gibt? Nicht direkt in die Tresore des Chemo-Medizinischen Kartells fließen, sehr
weniger als 150000 Präparate sind jetzt in Gebrauch. Ungefähr 15000 ähnlich.
neue Mixturen und Tabletten kommen jedes Jahr auf den Markt, wäh-
rend gleichzeitig 12000 verschwinden ... Wir haben für all diese Präpa-
rate einfach nicht genug Krankheiten. Augenblicklich besteht die nütz-
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SOLLEN DIE ÄRZTE DOCH STREIKEN! enorme Quantitäten Arsen zu verspeisen, dermaleinst das Lieblings-
gift der Mordlustigen. Morphium, das Menschen beruhigt und narko-
Es ist deshalb wohl kaum ein Zufall, daß während des 29tägigen tisiert, ruft bei Katzen und Mäusen manische Erregungszustände
Ärztestreiks in Israel im Jahr 1973 die Sterblichkeitsziffer im Land hervor. Auf der anderen Seite kann unsere süße Mandel einen Fuchs
die niedrigste je ermittelte war. Nach statistischen Erhebungen der töten, unsere gewöhnliche Küchenpetersilie ist Gift für Papageien
Jerusalemer Bestattungsgesellschaft sank die Zahl der Beisetzungen und unser hochgeschätztes Penicillin bringt ein anderes beliebtes
in diesem Zeitraum um fast 50 %. Versuchstier, das Meerschweinchen, glatt um.
Dasselbe geschah 1976 in Kolumbien bei einem Streik der Ärzte in Die Liste könnte beliebig verlängert werden, doch sollen die
Bogota, der Landeshauptstadt. Der National Catholic Reporter angeführten Beispiele genügen, um darzulegen, daß es gar keinen
berichtete, daß während der 52 Tage, die der Ausstand dauerte, die unzuverlässigeren Test für neue Medikamente - für die es dazu noch
Sterbefälle um 35 % zurückgingen. Der Nationale Leichenbestatter- gar keinen Bedarf gibt - geben kann, als den Tierversuch. Die
verband bestätigte diese Angaben. sogenannten Gesundheitsbehörden und Forscher wissen das auch
Eine ebensolche Erscheinung war vor einigen Jahren in Kalifor- ganz genau. Trotzdem setzen sie den Medien und der Öffentlichkeit
nien zu beobachten und 1978 in Großbritannien. immer wieder dieselbe aufgewärmte Suppe vor: Wollen Sie, daß wir
Wenn die Ärzte wirklich daran interessiert wären, das Leben ihrer neue Medikamente an Ihren Kindern ausprobieren?
Patienten zu verlängern, müßten sie also in einen Dauerstreik treten In Wahrheit sind jedoch alle synthetischen Produkte schädlich und
und angeln gehen, wie Dr. Robert Mendelsohn, der bekannte prakti- alle neuen Präparate werden deshalb an Ihnen und Ihren Kindern
zierende Arzt von Chicago und medizinischer Autor, vorgeschlagen ausprobiert, und zwar ständig, denn die Tierversuche, die - man
hat. kann es nicht oft genug wiederholen - nur eine Alibifunktion haben,
Trotzdem scheint nichts imstande zu sein, die dogmatische Über- können gar keine Antwort geben oder schlimmer, führen, was ihre
zeugung einer Mehrheit zu erschüttern, die so gründlich der Gehirn- Wirkung auf Menschen anbelangt, zu falschen Resultaten. VON
wäsche unterzogen wurde, daß sie glaubt, die Kunst der Medizin DIESER REGEL GIBT ES KEINE AUSNAHME!
hätte heutzutage einen Höchstand erreicht - selbst dann nicht, wenn Es ist im Gegenteil so, daß sich die Arzneimittelkatastrophen
ein ganzes Heer medizinischer Koryphäen anderer Meinung ist. heute mehren, während es sie überhaupt nicht gab, bevor die
"Sicherheitstests" mit Tieren zur Pflicht gemacht wurden. Die immer
MENSCH UND TIERE mehr zunehmenden therapeutischen Unglücksfälle sind also das
unmittelbare Ergebnis der weitverbreiteten Tierversuche.
Zwei Gramm Scopolamin töten einen Menschen, doch Hunde und
Katzen können hundertmal höhere Dosen vertragen. Ein einziger
Amanita phalloides (grüner Knollenblätterpilz) kann eine ganze DIE GIFfHÄNDLER
Familie ausrotten, ist dagegen für ein Kaninchen, eines der beliebte-
sten Versuchstiere, gesunde Nahrung. Ein Stachelschwein kann ohne Ohne eine große Anzahl von immer neuen synthetischen Medika-
Schaden soviel Opium auf einmal fressen wie ein drogensüchtiger menten mit geheimnisvollen oder zauberkräftig klingenden Namen,
Mensch in zwei Wochen raucht, und es könnte dieses Opium mit zu denen sie Zuflucht nehmen können, würden die meisten der heute
einer Menge Blausäure hinunterspülen, die genügen würde, um ein praktizierenden Ärzte nicht wissen, wie sie ihren Beruf ausüben
ganzes Regiment Soldaten zu vergiften. Das Schaf ist imstand, sollen. Dennoch ist ihre Ausbildung in Pharmakologie an der Univer-
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sität nur sehr begrenzt gewesen, denn auch ihre Professoren können net, der sich auf Kinderkrebs spezialisiert hat - das folgende Ge-
in der Beurteilung der neuen Produkte nicht mehr Schritt halten, die ständnis:
ständig den Markt überschwemmen, um dort andere zu ersetzen, die
zurückgezogen werden müssen, weil man ihre Unwirksamkeit oder "Die große Menge chemotherapeutischer Arzneien, die jetzt im Han-
Schädlichkeit nicht mehr vertuschen kann. del ist, verbessert die Fähigkeit des Onkologen, es mit dem vom Krebs
Erst wenn sie die Hochschule verlassen haben und in unmittel- befallenen Kind aufzunehmen, dessen Krankheit sichjeder Behandlung
baren Kontakt zu ihren Patienten kommen, fangen die jungen Ärzte widersetzt. Immer wieder ein neues Medikament zum Ausprobierenzur
an, ihren Beruf wirklich zu erlernen. Zu dieser Zeit beginnt auch ihre Verfügungzu haben, trägt in dieser Lage zur Gemütsruhe des Arztes bei.
eigentliche pharmakologische Ausbildung, und sie wird sich wäh- Denn eine große Auswahl an Präparaten bedeutet wenigerSituationen,
rend ihres ganzen beruflichen Wirkens fortsetzen. Diese Ausbildung in welchendie resignierte Feststellung ,es gibt nichts, was man tun kann'
besteht in einer Flut von Broschüren der Arzneimittelhersteller und vorherrscht."
in den regelmäßigen Besuchen ihrer Handelsvertreter, die den
Ärzten goldene Schreibstifte als Geschenk oder Einladungen zur Man beachte den feinen Unterschied: Dr. Pochedly spricht nur
Entenjagd mitbringen; - dazu natürlich ganze Mappen voll Pro- davon, "es mit dem krebskranken Kind aufzunehmen", denn mit
ben von "neuen" Präparaten, mit der Empfehlung, sie an den Pa- dem Leiden selbst kann er nicht fertigwerden, er beschreibt es selbst
tienten auszuprobieren und über das Ergebnis zu berichten. Wie- ganz aufrichtig als "sich jeder Behandlung widersetzend", das heißt
der ein Beweis, daß die Laborexperimente nichts Verläßliches aus- als unheilbar. Doch dank des stetigen Zustroms neuer Arzneien,
sagen. deren Unwirksamkeit oder Schädlichkeit im Gegensatz zu denen, die
Mit anderen Worten: Der angehende Arzt wird nicht von den sie ersetzen, noch nicht erwiesen ist, kann der Arzt bei dem Kind und
Lehrbeauftragten an seiner Universität ausgebildet, deren Wissens- seinen Eltern den. Eindruck erwecken, daß "etwas NEUES unter-
stand in der Pharmakologie jeweils etliche Jahre zurücksteht, son- nommen wird".
dern von den Broschüren und den Reisenden der Industriekonzerne, Einige Ärzte brauchen den Schock eines Verfahrens wegen Kunst-
deren Ziel nicht die Volksgesundheit ist, (eine gesunde Bevölkerung fehler, um zu erwachen und zu begreifen, daß sie zu bloßen Werkzeu-
bedeutet den Tod der Pharmaindustrie) sondern ständig wachsende gen einer gewinnorientierten Industrie erniedrigt worden sind, die sie
Profite. und die Öffentlichkeit systematisch irreführt. Schon vor einigen
Die meisten Ärzte, die die Begleitzettel der Arzneimittelpackun- Jahren berichtete Time (9. Juni 1975), die Anklagen von Patienten
gen lesen, nehmen an, daß sie von Fachleuten der Humanmedizin wegen Kunstfehler, die früher selten waren, wären so häufig gewor-
verlaßt sind. Den allerwenigsten ist es klar, daß diese Zettel von den, daß die durchschnittliche jährliche Versicherungsprämie für
Leuten verlaßt wurden, die noch niemals auch nur fünf Minuten am Spezialisten mit hohem Risiko in Kalifornien innerhalb eines Jahres
Bett eines Kranken verbracht haben, sondern nur Erfahrungen in der von $ 5377 auf $ 22704 emporgeschnellt sei.
Tierkunde besitzen. Doch ob sie sich dessen bewußt sind oder nicht Dieser Sprung, der ähnliche drastische Erhöhungen an anderen
die meisten Ärzte scheinen glücklich zu ein, daß es immer wieder Orten widerspiegelt, ist vollkommen berechtigt, wenn wir die sich
neue Mittel gibt, zu denen sie Zuflucht nehmen können. rasch mehrenden Schäden bedenken, die von der Freigabe von
In einem in diesem Zusammenhang fast peinlichen Beispiel von Medikamenten verursacht wurden, die alle in Tierversuchen auf ihre
Offenheit machte Dr. Carl E. Pochedly - den der Science Digest in Unbedenklichkeit geprüft worden waren, bevor man sie Menschen
seiner Januarausgabe 1980 als Onkologe (Krebsfachmann) bezeich- verschrieb. Die folgende Aufzählung von Beispielen ist weit davon
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entfernt, vollständig zu sein. Sie stellt lediglich einen winzigen Aus- Sandoz-Konzern ihr Flamanil zurück, das Rheumaleidenden ver-
schnitt einer langen und ständig wachsenden Liste dar. schrieben worden war, aber keine andere nachweisbare Wirkung
erzielte, als manchmal zu Bewußtlosigkeit zu führen; bestimmt auch
eine Methode, um Schmerzen wenigstens vorübergehend auszulö-
FOLGEERSCHEINUNGEN schen.
Einige Monate später verkündete Großbritanniens Chemieriese
Eintausendfünfhundert Menschen mußten 1971 in England ins ICI (Imperial Chemical Industries), daß er begonnen habe, Schaden-
Krankenhaus eingeliefert werden, weil sie das "unbedenkliche" ersatz an die Opfer (oder ihre Hinterbliebenen) seines herzstärken-
*
Schmerzbekämpfungsmittel Paracetamol eingenommen hatten; wie den Mittels Eraldin zu zahlen, wobei man zu dem üblichen Alibi
gewöhnlich erlitt ein großer Teil von ihnen weiteren Schaden durch Zuflucht nahm, daß das Mittel erst nach sieben Jahren "intensiver
die Behandlung, der sie im Krankenhaus unterworfen wurden. Laborversuche" auf den Markt gelangt sei - natürlich an Tieren, die
, Etwa zur selben Zeit führte in den Vereinigten Staaten die der giftigen Medizin ein einwandfreies Gesundheitszeugnis ausge-
Behandlung mit Orabilex zu Nierenerkrankungen mit tödlichem stellt hatten. Inzwischen hatten jedoch zahlreiche Verbraucher
Ausgang. MEL/29 verursachte Grauen Star, Methaqualon schwere schwere Schäden an den Augen und am Verdauungstrakt davonge-
psychische Störungen, die zu wenigstens 366 Todesfällen führten, tragen, und viele waren gestorben.
durch Totschlag oder Selbstmord. Im Sommer 1977mußte die Schweizer Multi Ciba-Geigy ihr Phen-
Das deutsche Thalidomid (Contergan), das bei mindestens 10000 formin vom amerikanischen Markt zurückziehen, das man seit acht-
Kindern zu Mißbildungen führte, war nur das erste auf einer rasch zehn Jahren Zuckerkranken angedreht hatte. Man konnte nämlich
wachsenden Liste von teratogenen, das heißt Mißbildungen verursa- nicht mehr verheimlichen, daß seine Nebenwirkungen den Tod von
chenden Arzneien, die die Anzahl von Geburtsfehlern dramatisch rund 1000 Menschen jährlich herbeigeführt hatten. Dennoch durf-
anwachsen ließen, seitdem die obligatorischen Tierversuche zur ver- ten, nachdem dies in der Presse veröffentlicht worden war, die
meintlichen Absicherung gegen diese Unglücksfälle angeordnet wor- westdeutschen Pharmaunternehmen mit Duldung der eigenen
den waren. Gesundheitsbehörde noch ein ganzes weiteres Jahr - bis zum 1. Juli
1972 fand Dr. Paul D. Stolley vom Johns Hopkins Krankenhaus 1978- ihre Vorräte an tödlichen Anti-Diabetes-Medikamenten ver-
(USA) heraus, daß das Spray Isoproterenol, in Großbritannien kaufen, zu denen Dipar, Silubin-Retard und Sindatil gehörten. Ganz
fabriziert, schuld an der mysteriösen Epidemie trug, die in den offensichtlich war es nicht die Volksgesundheit, die im Vordergrund
Sechzigerjahren weltweit nicht weniger als 3500 Asthma-Kranke stand, sondern der Gewinn des Kartells.
getötet hatte. Die International Herald Tribune vom 23./24. Dezember 1978
Kurz darauf entdeckte man, daß Stilböstrol Krebs bei jungen berichtete unter der Überschrift "Deutschland verbietet Arzneimit-
Frauen verursachte. tel gegen Cholesterin":
Im Herbst 1975 beschlagnahmte die italienische Gesundheitsbe-
hörde das Antiallergicum Trilergan, weil es Virus-Hepatitis (Leber- Ein den Cholesterin-Spiegel senkendes Medikament, das hauptsäch-
entzündung) verursacht hatte, also genau die Krankheit, die die lich von Personen mittleren Alters in der Hoffnung eingenommen wurde,
Tierforscher vor Jahren versprochen hatten, ein für allemal auszurot- Herzanfälle zu verhindern, wird von Westdeutschland aufgrund einer
ten, die sich aber inzwischen ständig ausbreitete. Studie über ernste und manchmal tödliche Nebenwirkungen verboten.
Im Frühjahr 1976 zogen die Salvoxyl Laboratorien des Schweizer Amerikanische Ärzte verschreiben das Mittel, Clofibrat, schätzungs-
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weise 450 000 Männern und 290 000 Frauen. Der in den Vereinigten fand man heraus, bei Langzeitverbrauchern die Schlaflosigkeit an-
Staaten gebräuchliche Handelsname ist Atromid S. statt sie zu heilen.
Das westdeutsche Verbot tritt am 15. Januar in Kraft und betrifft 24 Pronap und Plaxin, beides Tranquilizer, führten in Südafrika zum
Unternehmen, die Präparate verkaufen, die Clofibrat enthalten. Die Tod vieler Säuglinge und wurden daher 1970zurückgezogen.
ICI (Imperial Chemical Industries) in Großbritannien gibt bekannt, daß Phenacetin, in Amerika erst vor kurzem aus dem Handel gezogen,
sie gegen das Verbot protestieren wird, da es medizinisch nicht gerecht- ist ein Schmerzmittel, das in unterschiedlichen Zusammensetzungen
fertigt sei, und daß sie daher erwägt, rechtliche Schritte gegen die unter' zweihundert verschiedenen Markenbezeichnungen verkauft
westdeutsche Regierung einzuleiten. Eine der hauptsächlichsten wird. Es kann die Nierenfunktion blockieren oder die Nieren ganz
Erkenntnisse der Studie, die zu dem Verbot führte, war, daß Langzeit- ruinieren, es kann Nierentumore hervorrufen und die roten Blutkör-
verbraucher von Clo6brat nicht weniger tödliche HerzanfäUe erlitten als perchen zerstören.
ein vergleichbarer Personenkreis, der das Mittel nicht einnahm. Dage- Amydopyrin, ein weiteres Schmerzmittel, kann dem Blut lebens-
gen verzeichnete man bei Clo6brat-Patienten eine prozentual weit bedrohende Schäden zufügen, so. zum Beispiel Agranulozytose
höhere Anzahl von TodesfäUen durch Krebs und andere Leiden - haupt- (mangelnde Bildung der granulierten weißen Blutkörperchen im
sächlich der Leber, Galle, Blase und des Darms. (Fettdruck vom Ver- Knochenmark) und wurde daher in vielen Ländern aus dem Handel
fasser) gezogen, doch nicht in allen. Es ist im Salgydal in Verbindung mit
Phenacetin enthalten, im Optalidon und in mehr als 160 anderen
Am 11. September 1979 teilte eine Fachjury von Ärzten und Medikamenten.
ehemaligen Valium-Abhängigen einem Gesundheits-Unterausschuß Marzin, ein Mittel gegen Übelkeit und Reisekrankheit, wurde
des amerikanischen Senats mit, daß Valium, ein Beruhigungsmittel, 1971 in vielen Ländern (z.B. in Italien) verboten wegen der ernsten
das gewohnheitsmäßig von mehr als 15 % der erwachsenen Bevölke- Schäden, die es besonders Kindern zufügen kann.
rung eingenommen wird, sogar in kleinen Dosen zur Sucht führen Reserpin, gegen zu hohen Blutdruck, steigert das Risiko für
kann. Die ehemaligen Verbraucher gaben an, quälende Entzugser- Frauen, Brustkrebs zu bekommen, um das Dreifache. Man nimmt
scheinungen erlebt zu haben, als sie versuchten, das Mittel abzuset- auch an, daß es die Gefahr von bösartigen Geschwulsten im Gehirn,
zen und beschwerten sich, daß ihre Ärzte sie nicht über die poten- an der Bauchspeicheldrüse, der Gebärmutter, den Eierstöcken und
tielle Suchtgefahr von Valium aufgeklärt hätten, als sie es ihnen zum der Haut erhöht. Außerdem ist es berüchtigt wegen der Alpträume
ersten Mal verschrieben. und Depressionen, die es hervorruft.
Methotrexat, zur Bekämpfung von Leukämie und Psoriasis,
begünstigt Geschwürbildungen in der Mundhöhle, Blutungen im
DAS LEGALISIERTE MASSAKER Verdauungstrakt mit Darmperforation, schwere Anämie und hat
bösartige Geschwulste ausgelöst oder verschlimmert.
Unterdessen geschah folgendes: Mit Urethan hat man früher angegeben, Leukämie, (die für Blut-
Preludin und Maxiton, Aufputscher, die auch als Appetitzügler krebs gehalten wird) zu heilen. Jetzt hat sich herausgestellt, daß
verschrieben werden, wurden vom Markt zurückgezogen, nachdem dieses Mittel Leber-, Lungen- und Knochenmarkkrebs erzeugen
man festgestellt hatte, daß sie ernste Schäden an Herz und Nervensy- kann.
stem verursachen. Ein weiteres Mittel, das zur Bekämpfung von Leukämie empfohlen
Barbiturate, (Nembutal etc.) also Schlafmittel, verschlimmern, so wird, Mitotan, bewirkt eine Nekrose (Absterben) der Nebennieren.
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Cyclophosphamid, wiederum zur Bekämpfung von Krebs ange- sundheitsorganisation) berichtete, daß "Menschen, die dieses Mittel
priesen, ruft ausgedehnte Nekrosen hervor, die in der Leber und in regelmäßig nehmen, mit 25 % mehr Wahrscheinlichkeit an einer breiten
den Lungen beginnen, so daß der Patient gewöhnlich viel schneller Palette von Störungen sterben, zu denen Krebs, Schlaganfall, Erkran-
durch das Medikament als durch den Krebs getötet wird, wie das bei kungen der Atemwege und - welche Ironie! - Herzanfälle gehören, als
den meisten Präparaten der Fall ist, mit denen versucht wird, eine die, die Placebos (harmlose Scheinmedikamente ) geschluckt haben. ".
Krebserkrankung auf chemotherapeutischem Wege "in den Griff zu
bekommen". 1980 wurde in Großbritannien das Benoxaprofen enthaltende
Das Antibiotikum Isoniazid, gegen Tuberkulose, verursacht Le- Opren, ein Mittel gegen Arthritis, mit dem üblichen Resultat lan-
bernekrose. ciert: 1982 mußte es zurückgezogen werden, nachdem es Hunderte
Kanamyzin, ebenfalls ein gegen Tuberkulose eingesetztes Antibio- von Menschen getötet und Tausenden schwere Schäden zugefügt
tikum, schädigt die Gehörnerven und verursacht Niereninsuffizienz. hatte.
Chloramphenicol (Chloromycetin), ein Antibiotikum gegen Analog wirkte sich das Präparat in Amerika aus, wo es als Oraflex
Typhus, kann zur Zerstörung des Knochenmarks, schwerer Anämie verkauft wurde. Die Namensänderung hatte keinen Einfluß auf die
und zu kardiovaskularem (Herzgefäß-) Kollaps, also zum Tode, Tödlichkeit des Produktes, das auch in den USA zurückgezogen
führen. wurde, nachdem es dort ebenfalls Menschenopfer gefordert hatte.
Bismuth wird gegen Diarrhöe (Durchfall) verschrieben, zugleich Im selben Jahr mußten zwei weitere aspirinähnliche Mittel zurück-
aber auch gegen Verstopfung (!). Es kann zu schweren Schäden gezogen werden: Osmosin und Zomax.
führen. In Frankreich gab es seit 1974 tausend Fälle von Vergiftun- Wir überspringen eine ganze Reihe von anderen an Tieren geteste-
gen, von denen mindestens 28 tödlich verliefen, und unzählige Fälle ten "Heilmitteln", die ihre Verbraucher von allen Schmerzen befrei-
von zerebralen Störungen. ten, indem sie sie zu Tode kurierten, und erwähnen nur noch rasch
Phenolphthalein ist in vielen Abführmitteln enthalten. Es verur- Tanderil und Butazolidin, die Schmerz- und Rheumamittel, mit
sacht Erbrechen, Albuminurie, (das sog. Eiweißharnen, ein Sym- denen Ciba-Geigy all ihre anderen Schmerz- und Rheumamittel zu
ptom von Nierenschäden) Delirium und Tod. ersetzen hoffte, die sich mit den Jahren meistens als nutzlos und
"Ein .Wundermittel', das nach hinten losging" lautete die Über- gefährlich erwiesen hatten. Der schwedische Arzt Olle Hansson
schrift eines Artikels, der am 14. Januar 1981 in der International hatte auf illegalem Weg Protokolle der Basler Firma erhalten, wor-
Herald Tribune erschien. Zunächst erinnert er daran, daß die ameri- aus hervorging, daß sie bereits von 1182 Todesfällen unterrichtet
kanischen Ärzte vor dreizehn Jahren massenweise damit begonnen war, die von diesen beiden Mitteln verursacht worden waren, sie aber
hatten, Clofibrat zu verschreiben und dies aus folgendem Grunde: geheimgehalten hatte, um den Vertrieb nicht zu gefährden. Die
Nachricht sorgte für Schlagzeilen auf der ganzen Welt, man sprach
"Das Mittel schien dem modernen Menschen den Luxus zu bieten, von effektiv weit mehr als 10000 Toten und in den allermeisten
seinen Kuchen aufzuessen und ihn trotzdem zu behalten - mit anderen Ländern wurden beide "Heilmittel" mit sofortiger Wirkung verbo-
Worten weiterhin ein dickes Steak mit Butter ohne Angst vor Herzanfäl- ten; in. der Schweiz durften sie jedoch mit der Genehmigung der
len zu verschlingen, wenn er nur viermal am Tag eine kleine Kapsel berüchtigten IKS (Interkantonale Kontrollstelle für Heilmittel in
schluckte. Weit davon entfernt, das Leben zu bewahren, zeigt sich aber Bern) weiter verkauft werden.
jetzt, daß Clofibrat die Gefahr zu sterben bei seinen Verbrauchern Es spielt ja keine Rolle, daß die Konsumenten sterben, solange die
erhöht. Eine über ein Jahrzehnt durchgeführte Studie der WHO (Weltge- Industrieräder drehen, die Spitäler florieren und die Kasse klingelt.
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Die Verordnung und der Konsum von Psychopharmaka hat solche Der Oxychinolin-Fall
Ausmaße angenommen, daß strafrechtliche Gesichtspunkte nicht
übergangen werden können. Der Jurist Emil Komo kommt in seinem Der systematische Betrug, der vom allmächtigen Chemiekartell
Buch, Die verordnete Intoxikation - Zur strafrechtlichen Kontrolle begangen wird, und dies im geheimen Einverständnis mit den
von Psychopharmaschäden (Stuttgart 1978) zu dem Schluß, daß die Gesundheitsbehörden und zum Schaden der Menschen auf der gan-
objektiv gegebene schleichende Vergiftung weiter Bevölkerungs- zen Welt, wächst von Tag zu Tag. Und dennoch kommt es immer
kreise durch Psychopharmaka als strafrechtlich relevante Gesund- mehr ans Licht, daß die "neuen Arzneien", (in Wirklichkeit sind es
heitsschädigung anzusehen ist, weil die Gesundheit der Bevölkerung meistens die alten, die gleichen Substanzen werden nur anders
ein "verfassungsmäßig verankertes, existenzielles Gemeinschaftsin- zusammengesetzt und mit anderen Etiketten versehen) nicht nur
teresse" darstellt. (Aus Krankheit auf Rezept von Peter Sichrovsky, außerstande sind, die Krankheiten zu kurieren, die die Natur heilen
Ver!. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1984) würde, wenn man ihr nur eine kleine Chance gäbe, sondern auch
Sogar die Schweizer Establishment -Zeitungen können es sich nicht noch ständig nagelneue Leiden erzeugen, die vor einigen Jahren
mehr leisten, das tägliche Massaker einfach zu ignorieren, für das sie gänzlich unbekannt waren.
selbst durch jahrelanges Verbreiten gepanschter Informationen mit- Im August 1978 kam die Nachricht aus Japan, daß ein Gericht in
verantwortlich sind. Am 21. August 1984stand in der Basler Zeitung Tokio drei Arzneimittelhersteller und die japanische Regierung für
zu lesen: schuldig befunden hatte, Medikamente in den Handel zu bringen, die
Oxychinolin (auch Clioquinol genannt) enthielten, und die für eine
... Im Übermaß geschluckt werden vorab Schmerzpillen. 1978wurde die neue ernste Erkrankung des Nervensystems, die subakute Myelo-
Zahl der Risikopersonen mit übertriebenem Konsum an phenacethinhalti- Optico Neuropathie oder abgekürzt SMON, verantwortlich waren.
gen Schmerzmitteln auf 40000 geschätzt. Drei Viertel "erkauften" sich so Die Produzenten - Takeda, Ciba-Geigy Japan und Tanabe Seijaku-
einen Nierenschaden. Die damit verbundenen Spitalbehandlungskosten wurden zusammen mit der japanischen Gesundheitsbehörde zu
belaufen sich auf jährlich 30 Millionen Franken. Blutschäden, Charakterver- Schadenersatzzahlungen von 3.25 Milliarden Yen (etwa Sfr. 30 Mil-
änderungen und schwere psychische Krankheiten im fortgeschrittenen Sta- lionen) verurteilt, zahlbar an 133 Kläger. Dies war lediglich der
dium sind Folgen der Tablettensucht. 1983 klingelte beim Schweizerischen Ausgang des ersten von über zwanzig Prozessen.
Toxikologischen Informationszentrum 7647mal das Notfalltelefon wegen Die Kläger hatten beweiskräftig dargelegt, daß SMON durch
Medikamenten-Vergiftung. Mehr als 4200 Anrufe betrafen Erwachsene. Arzneien verursacht worden war, die unter dem Vorwand verkauft
Zwar stehen Selbstmordversuche hier an der Spitze, doch führt übertriebe- wurden, daß sie auf wunderbare Weise das heilen würden, was die
ner Konsum auch immer wieder zu ungewollter Selbstvergiftung. Hersteller als "Sommerdurchfall" definiert hatten, eine höchst
unwissenschaftliche Bezeichnung für eine harmlose Darmstörung,
die viele Reisende in tropischen Ländern befällt und gewöhnlich
ohne Behandlung nach zwei Tagen vergeht.
Nicht so allerdings, wenn man das "Wundermittel" Oxychinolin
einnimmt, das Ciba-Geigy vor einigen Jahren entwickelt und welt-
weit unter verschiedenen Markenbezeichnungen (Mexaform,
30 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 31
Entero-Vioforrn, Intestopan, Sterosan usw.) in den Handel gebracht ansehnliche Anzahl Tiere mit Oxychinolin zu vergiften, wobei sie von
hatte; wobei den Reisenden empfohlen wurde, beim ersten Anzei- heftigen Krämpfen und Atemstörungen gepackt wurden, sobald man
chen einer Magenverstimmung und sogar prophylaktisch, das heißt sie gezwungen hatte, das Mittel zu schlucken; die meisten von ihnen
bevor überhaupt Darmstörungen auftraten (die diese Arznei ja starben schließlich eines qualvollen Todes.
bewirkt) das Mittel anzuwenden. Trotz dieser Versuchsergebnisse , die geheimgehalten wurden,
Wenigstens tausend Todesfälle wurden in Japan gezählt und fuhr Ciba-Geigy fort, das gefährliche Mittel überall zu vertreiben und
30 000 Fälle von Erblindung und/oder Lähmung der unteren Extre- beschränkte sich lediglich darauf, auf dem Begleitzettel davor zu
mitäten, bevor man erkannte, daß bisher unerklärliche, ähnliche warnen, daß man - sinngemäß - das Mittel Haustieren nicht verabrei-
pathologische Erscheinungen wie Erblindung, Lähmungen, ja chen sollte.
Todesfälle in Holland, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Groß- Ist das nicht ein eindeutiger Beweis dafür, daß die Forscher selbst
britannien, Belgien, Schweden, Italien usw. durch Medikamente nicht daran glauben, daß Tierversuche im Hinblick auf ihren Wert für
hervorgerufen worden waren, die ebenfalls Oxychinolin enthielten. Menschen gültig sind?
Diese Entdeckungen brachten Ciba-Geigys lahmes Alibi zum Plat- Am 28. April 1980 wurde im Hotel Penta in Genf von einem
zen, daß nur Japaner durch das Mittel zu Schaden gekommen seien, japanischen Komitee für 37 Reporter aus aller Welt über SMON eine
und sie deshalb selbst für ihre nationale Katastrophe verantwortlich Pressekonferenz abgehalten. Zu den Teilnehmern gehörten Rechts-
wären, da sie den Angaben der Hersteller übertriebenes Vertrauen anwälte und Koryphäen der Medizin aus Japan, Malaysia, Austra-
geschenkt hätten. lien, den Niederlanden, Großbritannien, der Schweiz, Sri Lanka,
Im Jahre 1979 veröffentlichte der schwedische Arzt, Dr. Olle den USA, Frankreich, Schweden, Norwegen und Italien.
Hansson, Professor für pädiatrische (Kinder-) Neurologie an der Bei dieser Konferenz kam zu Tage, daß Ciba-Geigy die Schädigun-
Universität Göteborg, die Untersuchungsergebnisse des Tokioter gen, die sein Produkt Clioquinol bei Tieren hervorrief, mißachtet
Gerichts, das ihn vorgeladen hatte, um beim ersten Oxychinolin- hatte, offensichtlich, weil dem Unternehmen durchaus bekannt war,
Prozess als Zeuge auszusagen. Professor Hansson läßt in seinem daß Tierversuche wertlos sind; trotzdem fuhr die Multi fort, die
Buch keinen Zweifel daran, daß einige große Unternehmen der Clioquinol enthaltenden Mittel für den menschlichen Gebrauch auf
Pharmaindustrie aus Gewinnsucht über Leichen - menschliche Lei- der ganzen Welt abzusetzen.
chen! - gehen und zu jeder nur erdenklichen Lüge Zuflucht nehmen, Der Sitzungsbericht dieser Konferenz wurde später in Japan veröf-
um die Tatsache zu verschleiern, daß der Profit das Hauptmotiv ihrer fentlicht. Hier einige Auszüge aus dem Vorwort von Hiroshi Izumi,
Handlungsweise ist. * Anwalt aus Tokio:
Allein in Japan wurde Oxychinolin unter 168verschiedenen Han-
delsnamen verkauft. Neun Jahre sind vergangen, seit SMON-Opfer zuerst vor Gericht gegen
Zu den vielen schockierenden Enthüllungen in Professor Olle den Staat, die Ciba-Geigy (Japan) GmbH., Tekeda Chemical Industries
Hanssons Studie gehört auch die Veröffentlichung von Ciba-Geigys Ud. und Tanabe Seiyaku Co. Ud. Anklage erhoben. Die Anzahl der
eigenen Forschungsprotokollen, die bis zum 19. Juni 1939zurückrei- Kläger ist seit diesem Prozeß am 28. Mai 1971bis jetzt auf 5500 gestiegen.
chen und zeigen, daß es den Schweizer Forschern gelang, eine Das Tokioter Bezirksgericht fällte am 3. August 1978über den SMON-
Fall sein Urteil. Es stellte fest:
"Olle Hansson: Arzneimittel-Multis und der SMON-Skandal,herausgegeben "Der Hauptsitz der Ciba-Geigy in Basel untersuchte Berichte darüber,
vom Z-Verlag Basel und Arzneimittel-Informationsdienst Berlin. daß Hunde, denen man Entero-Vioforrn oder Mexaform gegeben hatte,
32 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 33
häufig epilepsie artige Anfälle bekamen und starben, so daß das Unter- Aber warum eigentlich wurde das Mittel schwangeren Frauen
nehmen ein Rundschreiben an die Veterinäre versandte, in dem sie davor überhaupt verabreicht? Bedeutet nicht jedes während der Schwan-
gewarnt wurden, diese Medikamente bei der Behandlung von Tieren zu gerschaft gebrauchte Medikament eine Gefahr? Sicherlich nicht,
verwenden. Obwohl die Mittel für den menschlichen Gebrauch herge- wenn es nach den Forschern geht, die in dem irrigen Glauben erzogen
stellt wurden, hat Ciba-Geigy jedoch nicht nur keine Maßnahmen ergrif- worden sind, daß das, was sie an Tieren beobachten, sich auch auf
fen, um vor den Gefahren für Menschen zu warnen, sondern fuhr auch, den Menschen anwenden läßt. So empfahlen sie den Frauen DES,
wie bereits erwähnt, fort, in Japan die Unbedenklichkeit von Entero- eben weil sie schwanger waren; das Präparat wurde angepriesen, weil
Vioform und Mexaform zu beteuern ... es angeblich eine Schwangerschaft ohne Komplikationen gewährlei-
Ciba-Geigy verkauft immer noch Clioquinol in vielen Ländern und stet.
ohne hinreichende Warnung. Nachdem sich herausgestellt hatte, daß DES das erste Medika-
Frau Heidi Anderson, einer Schwedin, die an dieser Pressekonferenz ment war, das die Bruderschaft der Medizin selbst als verantwortlich
teilnahm, hatte man die Diagnose gestellt, daß sie an multipler Sklerose für einen neugeschaffenen Krebstyp bei Menschen erkennen mußte,
litte; heute steht jedoch fest, daß sie ein Opfer des durch Clioquinol fing man mit den Tierversuchen wahrhaftig nochmals von vorne an
verursachten SMON ist. Wir nehmen daher an, daß es noch viel mehr, und wieder ohne Ergebnis; die Versuchstiere bekamen keinen
noch nicht erkannte SMON-Opfer in Europa gibt. Krebs!
Es ist eine verbrecherische Handlung, daß Ciba-Geigy und andere Dr. Robert W. Miller vom National Cancer Institute von
multinationale Arzneimittelproduzenten fortfahren, Mittel in die Dritte Bethesda, Md., der die im Jahre 1973 verfaßte Warnung schrieb, die
Welt zu verkaufen, die in den Industrie-Ländern verboten sind." (Fett- in aller Eile von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf
druck vom Verfasser). veröffentlicht wurde, enthüllte in diesem Schriftstück folgendes:
(Genfer Pressekonferenz über SMON , Sitzungsbericht,
Copyright 1980beim Organisationskomitee der Genfer Pressekonferenz "Experimentelle Tierstudien: es wurde keine Korrelation (gleiche
über SMON , Yamaichi Building, Tokio 160) Merkmale) zwischen den verschiedenen Arten von Tumoren, die man
von experimentellen Modellen (d. h. von Labortieren - H. R.) erhielt,
Der Fall DES und den Formen von Kinderkrebs festgestellt".
In Nackte Herrseherin wird über den Fall des Stilböstrol in allen Dr. Miller fehlte entweder die geistige Fähigkeit, den Schluß zu
Einzelheiten berichtet. Der volle wissenschaftliche Name des Mittels ziehen, daß das Experimentieren mit Tieren tragisch in die Irre führt
ist Diethylstilböstrol, doch ist es in den USA allgemein als DES und daher aufgegeben werden sollte, oder ihm fehlte der Mut, es
bekannt. Dieser Prototyp aller synthetischen Östrogene (weibliche zuzugeben, was wahrscheinlicher ist, denn er und Tausende von
Sexualhormone) wurde im Jahre 1939 entwickelt und ohne schädli- Mitarbeitern des Bethesda-Instituts leben von Tierversuchen, da sie
che Wirkung an Tieren getestet. Doch nach Jahren entdeckte man keinen anderen Weg kennen, Forschung zu betreiben, oder vielleicht
plötzlich, daß es Krebs bei Mädchen verursachte, deren Müttern die auch ihren Unterhalt zu verdienen. Alles, was Dr. Miller in seinem
Ärzte das "Wundermittel" während der Schwangerschaft verschrie- Aufsatz anzubieten hatte, war die Empfehlung, diese Experimente
ben hatten, denn DES hat sich für die Placenta als durchlässig zu intensivieren, obgleich die Krankheitsfälle, von denen er berich-
erwiesen (d. h. es durchbricht die Barriere des Mutterkuchens) und tete, sich erst nach einer Latenzzeit von 14 - 22 Jahren entwickelt
kann auf den Fötus krebsauslösend wirken. hatten.
34 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 35
Als ich mein Manuskript im September 1976 dem Verlag Bantarn In einem solchen Fall von verbrecherischer Nachlässigkeit zu
Books übergab, stand darin zu lesen, daß man bis zu diesem Zeit- sprechen scheint mir kaum übertrieben, vor allem im Hinblick auf die
punkt mindestens 34 Fälle von durch DES verursachtem Krebs Tatsachen, die seitdem noch zu Tage kamen.
entdeckt hatte. Es handelte sich dabei um eine absolut neue Krebsart, In den USA erfuhr die Öffentlichkeit am 4. April 1978 von dem
die bisher völlig unbekannt gewesen war. Lesen wir doch dazu noch Unglück durch eine Meldung der United Press International aus
einmal Dr. Millers Ausführungen in dem historischen Schriftstück, Newark, die in der New York Times als unauffällige kleine Zeitungs-
das die Genfer WHO im Jahre 1973unter dem Titel "Transplazentale notiz erschien mit der Überschrift: .Krebsopfer einigt sich mit DES-
Karzinogenese" (Entstehung von Krebs durch den Mutterkuchen - Herstellern. "
H. R.) veröffentlichte:
Ein Arzneimittelkonzern in New Jersey, der ein Hormonpräparat
Vor weniger als sechs Monaten erreichte uns die dramatische Nach- herstellt, das Fehlgeburten verhindern soll, erklärte sich heute damit
richt, daß Krebs beim Kind durch ein Medikament verursacht werden einverstanden, einer Frau Schadenersatz zu zahlen, die an Krebs
kann, das die Mutter während der Schwangerschaft eingenommen hat. erkrankt war, nachdem ihre Mutter das Mittel eingenommen hatte, das
Niemals wurde bisher etwas Ähnliches beobachtet. Eine besondere Form allgemein als DES bekannt ist.
von Vaginalkrebs (Reinzellen-Adenokarzinom), eine Krankheit älterer Der Konzern, die Carnrick Laboratorien in Cedar Knolls, erreichte
Frauen, stellte man bei acht jungen Frauen aus der Umgebung von eine außergerichtliche Einigung, auf Grund derer Frau Catherine Con-
Boston fest ... way Kershaw aus Wilmington, DeI. eine nicht genannte Summe ausge-
zahlt wurde.
Schon im Jahre 1973 hatte ich in der Oktoberausgabe der italieni- Die Einigung erfolgte kurz bevor ein Geschworenengericht (civii grand
schen Zeitschrift Animali e Natura über den DES-Fall berichtet, der jury) zusammentreten sollte, um vor dem Federal District Court (Bun-
gerade aufgedeckt worden war, und darauf hingewiesen, daß im desbezirksgericht) Verhandlungen über den Fall aufzunehmen. Zu der
Hinblick auf die lange Latenzzeit die wenigen bereits bekannten Einigung gehörte die Übereinkunft der Parteien, die Höhe des Schaden-
Fälle ganz sicher nur die ersten von vielen sein würden. Diese ersatzes oder andere Aspekte des Falles nicht bekanntzugeben.
Prophezeihung zu machen war leider leicht. Es war einer der ersten Schlichtungsfälle in unserem Land in Prozes-
Ein darauf folgender Aufsatz, unter dem Impressum von CIVIS, sen, die sich gegen Arzneimittelproduzenten richteten, die Diethylstilbö-
meinem eigenen Informationszentrum in Italien, veröffentlicht, hatte strol oder DES herstellen.
den Zweck, die italienischen Mediziner davor zu warnen, schwangeren Frau Kershaw und ihre Mutter erhoben Anklage unter der Beschuldi-
Frauen Östrogene zu verschreiben. Der Artikel wurde an alle italieni- gung, daß Frau Kershaw an Krebs erkrankt war, weil ihre Mutter vor 25
schen Zeitungen und Zeitschriften gesandt, aber niemand nahm Notiz Jahren das Mittel eingenommen hatte, nachdem sie eine Reihe unerklär-
davon; nur eine Wochenzeitschrift, Panorama, bestätigte den Emp- licher Fehlgeburten erlitten hatte.
fang. Dagegen füllten wissenschaftliche Schreiber, deren medizini- DES hat, so weiß man inzwischen, bei einer kleinen Anzahl von
sches Wissen im letzten Jahrhundert steckengeblieben war, weiter die Frauen, deren Mütter das Medikament brauchten, Vaginalkrebs hervor-
Zeitungsspalten, und so fuhren auch die italienischen Ärzte fort, gerufen.
gutgläubigen Patientinnen krebserzeugende Östrogene zu verschrei-
ben, fast zwei Jahre länger als nötig gewesen wäre. Bis Italiens Man beachte, wie sich die UPI-Agentur bemüht, in der letzten
"offizielle" Medizin endlich aus ihrem Dornröschenschlaf erwachte. Zeile den Vorfall herunterzuspielen. Doch das Unglück breitete sich
36 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 37
so unerbittlich aus wie ein Krebsgeschwür unter der Behandlung der Der Name der Klägerin, einer 25 Jahre alten Sozialarbeiterin,
offiziellen Medizin. Seitdem haben sich die bekanntgewordenen wurde mit Joyce Bichler angegeben; der zu Schadenersatz verurteilte
Fälle vervielfältigt, und die DES Opfer oder ihre Hinterbliebenen Hersteller ist die Firma Ely, Lilly & Co.
schlossen sich zusammen, um die Hersteller gemeinsam gerichtlich Am 26. August 1979 erschien ein weiterer Artikel in der New York
zu verfolgen. Die Augustausgabe von Mother Iones veröffentlichte Times mit dem Titel "Einer Frau, die angab, daß DES ihr Krebslei-
einen Leserbrief von Margot Gramer aus New York City, die sich den verursacht hätte, wurden $ 800000 Schadenersatz zuerkannt."
selbst als "eine DES-Tochter und ein aktives Mitglied einer in New Es handelte sich um die 26jährige Anne Needham. Die Hersteller-
York beheimateten Organisation, Aktion DES" bezeichnete. Sie firma, die für die Schädigung verantwortlich ist, die White Laborato-
erklärte folgendes: ries in Kenilworth, N.J., wurde inzwischen von der Schering-Plough
Corporation übernommen. Der Artikel schließt:
... Die Anzahl der Fälle beträgt das Doppelte der im Artikel angeführ-
ten Ziffer - nahe an 400. Außerdem haben fast 90 % der DES Töchter Während der Verhandlung sagte Mister Charfoos (der Anwalt der
eine ,anormale, nicht bösartige' Vaginaladenose (gutartige Geschwülste, Klägerin - H. R.) aus, daß etwa 400 Frauen an Vaginalkrebs erkrankt
die bösartig werden können) oder leiden an anderen Funktionsstörungen wären, nachdem ihre Mütter das Medikament eingenommen hätten, und
der Fortpflanzungsorgane. Annähernd sechs Millionen Frauen wurden daß mindestens tausend weitere weibliche Nachkommen sich in präkan-
während der Schwangerschaft DES verschrieben, so daß man die Anzahl zerösem Zustand befänden.
der DES Töchter auf etwa die Hälfte schätzen kann. Da die ältesten DES
Töchter jetzt zwischen 30 und 40 Jahre alt sind, kann man den weiteren Während Krebsleiden in allen Ländern im Vormarsch sind, und
Verlauf der Krankengeschichte dieser Frauen unmöglich voraussagen, die Bevölkerung es wie eine stumpfe Schafsherde hinnimmt, daß sie
deren Zustand gegenwärtig ,noch nicht bösartig' ist ... von der Großmacht Medizin und der chemischen Industrie
beherrscht wird, ist bei alle dem eine Frage immer noch unbeantwor-
Unterdessen mehrten sich die von DES hervorgerufenen Krebser- tet geblieben: Warum werden die Arzneimittelhersteller eigentlich
krankungen, und dank der DES-Aktionsgruppen war die Presse des vor einem Zivilgericht abgeurteilt und nicht, wie sie es sollten, vor
Establishments nicht mehr imstande, Meldungen darüber beiseitezu- einem Strafgericht? Unter der Anklage des Massenmordes. Das wird
schieben oder herunterzuspielen. in den folgenden Kapiteln erklärt.
In der New York Times vom 17. Juli 1979 erschien ein Artikel mit Die Zeitschrift Time vom 24. März 1980 veröffentlichte einen
der Überschrift: "Frau gewinnt Prozess im DES-Fall", in dem zu weiteren Artikel einer DES Tochter, aus dem folgender Auszug
lesen stand: stammt:
In einem Grundsatzurteil, das gestern in der Bronx vom Obersten Jetzt gibt es noch mehr alarmierende Nachrichten für DES-
Gerichtshof des Staates New York gefällt wurde, kamen die Geschwore- Töchter. Wenn sie das gebärfähige Alter erreicht haben, scheinen
nen zu dem Schluß, daß ein pharmazeutisches Unternehmen $ 500 000 sie mehr zu Fehlgeburten zu neigen als andere Frauen - auch zu
Schadenersatz an eine Frau zahlen muß, deren Krebsleiden durch DES Totgeburten, Frühgeburten und Bauchhöhlenschwangerschaften,
verursacht wurde, ein Medikament, das der Arzt ihrer Mutter verschrieb, (ektopische Gestatio) bei denen sich der Fötus außerhalb des
um eine Fehlgeburt zu verhindern ... Uterus entwickelt.
38 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 39
Das New England Journal 01 Medecine und andere medizinische wurde. Eine lange Reihe international anerkannter medizinischer
Zeitschriften veröffentlichten ähnliche Meldungen, und alle waren Fachleute hatte ausgesagt, daß Tierversuche niemals schlüssig für
schlecht. DES-Schäden können sich bis in die dritte Generation den Menschen seien, womit sie Grünenthai aus jeder Verantwortung
fortsetzen und auch die Geschlechtsorgane der männlichen Nach- für die Tragödie enthoben. Denn die geforderten Tests waren gewis-
kommen in Mitleidenschaft ziehen. senhaft durchgeführt worden.
P.S. DES ist immer noch im Handel- als "am Morgen danach"- Wenn nun die Tierexperimentatoren wieder einmal versagt hatten,
Verhütungsmittel. Also groteskerweise, um genau das Gegenteil von erröteten sie etwa, ließen sie von ihren leichtfertigen Forschungsme-
seinem ursprünglichen Zweck zu bewirken! thoden ab und stahlen sich fort in die Nacht? Weit gefehlt! Sie
jammerten nur nach mehr Geld, um den Schaden wieder gutzuma-
chen, den sie angerichtet hatten.
MISSBILDUNGEN NEHMEN ZU Der Thalidomid-Fall hätte ein für allemal zur Abschaffung aller
Tierversuche führen sollen. Aber gegen jede Logik, nur auf Gewinn
Im Kapitel "Zehntausend Mißgeburten" erbrachte Nackte Herr- ausgerichet und in totaler Nichtachtung der Sicherheit des Verbrau-
seherin den vollen, unwiderlegbaren und unbestrittenen Beweis, daß chers wurden immer mehr Tierversuche gemacht - mit einem leicht
Experimente mit Tieren nicht nur die Ursache der weltweiten Thali- vorhersagbaren katastrophalen Ergebnis.
domid- Tragödie waren, sondern darüber hinaus noch die direkte Primodos, Amenoron-forte, Duogynon und Debendox gaben wei-
Verantwortung für das Ausmaß des Unglücks tragen. tere Vorstellungen der Thalidomid-Tragödie in ganz Europa.
In ihrer Ausgabe vom 23. Februar 1962 hatte die Zeitschrift Time, Im Jahre 1978, als immer mehr Berichte und Photos von mißgebil-
schon als die ersten Warnzeichen am Horizont auftauchten, berich- deten Säuglingen, deren Mütter man während der Schwangerschaft
tet, daß Thalidomid "nach dreijährigen Tierversuchen" auf den mit Duogynon behandelt hatte, in Westdeutschland veröffentlicht
Markt gekommen sei. worden waren, spielte der Hersteller, Sehering in Berlin, dem Ver-
Am 1. August 1958 schickte der westdeutsche Produzent Chemie braucher einen feinen Streich: Er änderte einfach den Namen des
Grünenthal40 000 deutschen Ärzten ein Rundschreiben, in dem er Medikaments in Cumorit. Die Gesundheitsbehörden erhoben kei-
das Contergan (Thalidomid) als den besten tranquilizer (Beruhi- nen Widerspruch.
gungsmittel) für schwangere und stillende Mütter bezeichnete, da In den USA befindet sich unter den Präparaten, die für eine
sein Gebrauch ohne jedes Risiko weder für die Mutter noch für das jährlich steigende Zahl von mißgebildeten Säuglingen verantwortlich
Kind sei. sind, eines mit Namen Bendectin - das ist die amerikanische Han-
Im Oktober 1961 hatte die britische Lizenzträgerin, Distillers deIsbezeichnung für das englische Debendox.
Company, nach eigenen umfangreichen Tierversuchen Thalidomid "Fachleute enthüllen: Ein sehr verbreitetes Medikament verur-
unter dem Namen Distaval mit der folgenden Versicherung auf den sacht Mißbildungen bei Kindern" -lautete die Schlagzeile im Natio-
englischen Markt gebracht: nal Enquirer vom 9. Oktober 1979, eines Skandalblattes, das gewisse
.Distaval ist völlig unbedenklich und kann daher schwangeren peinliche Wahrheiten enthüllt, von denen die Amerikaner in der New
Frauen und stillenden Müttern ohne schädliche Nebenwirkung für York Times, der Washington Post oder anderen "angesehenen"
Mutter und Kind verabreicht werden. " Zeitungen, die dem Schutz von Sonderinteressen verpflichtet sind,
Im Dezember 1970 endete der längste Strafprozess in Deutschland niemals etwas finden. Der Artikel beginnt folgendermaßen:
damit, daß das Verfahren gegen die Chemie GrünenthaI eingestellt
40 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 41
Es ist ein ungeheuerlicher Skandal, der sich als viel größer als der Pädiatrie an der Universität Leeds, entstanden war, und daß, nach-
Thalidomid-Horror erweisen könnte, daß viele Tausende von Säuglingen dem dieser Professor eine "Studie" erstellt hatte, die Merrell jeder
mit grausigen Mißbildungen zur Welt kommen, weil ihre Mütter in der Verantwortung enthob, Smithells in einem Schreiben mit der Auf-
ersten Zeit der Schwangerschaft ein Mittel gegen Übelkeit eingenommen schrift "vertraulich" vorgeschlagen hatte, die Merrell Company
haben. Unglaublicherweise wird das Medikament immer noch verschrie- möge doch erwägen, seiner Fakultät ein Forschungsstipendium zu
ben, jedes Jahr annähernd einer halben Million amerikanischer Frauen. stiften.
Trotz klarer, von Fachleuten gelieferter Beweise, daß dieses Mittel mit An einer Stelle dieses Briefes heißt es: "Natürlich wäre ich für jede
bösartigen Verstümmelungen den menschlichen Körper verkrüppelt, Geste dankbar, die Merrell zu machen bereit ist, aber ich glaube
leugneten die Hersteller die Gefahr und - so klagen empörte Experten - doch, daß es eine große Hilfe sein würde, wenn wir Debendox im
versuchen die grauenhafte Wahrheit zu vertuschen. Was aber noch Hinblick auf seine Teratogenese (d.h. Mißbildungen verursachende
schockierender ist: die Nahrungs- und Arzneimittelbehörde (Food and Wirkung) ein einwandfreies Gesundheitszeugnis ausstellen würden. "
Drug Administration) erhielt zahlreiche Warnungen von Ärzten über die Man braucht wirklich keine großen prophetischen Gaben zu besit-
Gefahren und hat absolut nichts getan, um den Gebrauch zu unterbinden. zen, um zu dem Schluß zu kommen, daß Merrell in seiner pharma-
Das Medikament, das Bendectin heißt, ist das in Amerika am meisten zeutischen Weisheit gewußt hat, wie diese Andeutung zu verstehen
verbreitete Mittel gegen die morgendliche Übelkeit schwangerer Frauen. ist.
"Dies ist eine der erschütterndsten Katastrophen in der Geschichte der Auf der amerikanischen Szene lieferte inzwischen der National
Medizin", erklärte Dr. Neil Solomon, ehemaliger Professor an der Enquirer noch die folgende Information zur Debendox-Bendectin-
berühmten Johns Hopkins Medical School ... " Tragödie:
Am 20. Januar 1980 trug Englands hochgeschätzter Observer auf Trotz der Gefahren von Bendectin, wie sie von Fachleuten aufgezeigt
seiner Titelseite die Schlagzeile: "Angst vor neuem Thalidomid- wurden, hat Merrell unglaublicherweise auf die Flaschen, in denen das
ähnlichen Medikament!" Unternehmen das Mittel an die Apotheken verschickt, ein Etikett
Dies betraf das Debendox, das "unter dem Verdacht" stand, geklebt, auf dem weiterhin steht, es sei sicher ... Nur ganz unten auf dem
verantwortlich für ein Anwachsen der Geburtsfehler zu sein. Und Etikett rät Merrell zu der leichten Vorsichtsmaßregel: man solle Bendec-
etwas war an dem Artikel im Hinblick auf den vorliegenden Bericht tin "nur nehmen, wenn man es wirklich braucht".
besonders interessant: dieser "Verdacht" bestand schon seit mehre-
ren Jahren! Inzwischen machte man eifrig weiter Tierversuche - immer mehr,
Bis zu dem Zeitpunkt, als der Hersteller, Merrell, vor Gericht um immer "größere Sicherheit" zu bieten. Und so war es nicht
gestellt wurde, hatte er sich "wissenschaftliche Beurteilungen" von verwunderlich, am 17. Juli 1984 in der Neuen Zürcher Zeitung fol-
"Fachleuten der Medizin" besorgt, die der Behauptung widerspra- gende Notiz aus Cincinnati von der Reuter Agentur zu lesen:
chen, daß ihr Produkt teratogen, also Mißbildungen verursachend,
sei. Die Merrell Dow Pharmaceutical Inc., ein Pharmaindustrieunterneh-
Der Observer veröffentlichte Dokumente, die "in dem Glauben men und eine Tochtergesellschaft des amerikanischen Chemiekonzerns
verfaßt wurden, daß sie vertraulich behandelt und nicht enthüllt Dow Chemieals Co., will den durch ihr Arzneimittel Bendectin geschä-
werden würden". Sie deckten auf, daß "eine berufliche Beziehung" digten Personen 120 Millionen Dollar zahlen. Ein Sprecher der Gesell-
unter anderen zwischen Merrell und Richard Smithells, Professor der schaft sagte am Sonntag, man habe sich im Rahmen eines außergericht-
42 DIE PHARMA-STORY 43
liehen Vergleichs bereit erklärt, einen Fonds von 120 Million Dollar zu ZWEITER TEIL
bilden; mit den Anwälten der Kläger, die Bendectin für Geburtsschäden
verantwortlich machen, sei somit ein ökonomischer Weg gefunden, die
gerichtliche Kontroverse von mehr als 700 Klagen um das inzwischen vom DAS eHE-ME- VI-KOMBINAT
Markt gezogene Arzneimittel zu beenden.
DAS CHEMIE-SYNDIKAT
Artikel, Farbstoffe, Farben, Pigmente, Zusatzstoffe, Industriereini- Vom letzten Satz abgesehen, der natürlich Dichtung ist, gibt es in
gungsmittel, Kleber, Oleochemikalien, Waschmittel, Kunstfasern, dieser Rede kaum etwas, dem man widersprechen könnte. Die
Düngemittel, Agrochemikalien, Harze, Kunststoffe, Schmieröle, Schweizer Regierung muß den Kopf senken und tun, was man ihr
Gummiersatz, Kernreaktoren - um nur einige Beispiele zu nennen. vorschreibt. Das Ergebnis: Zwangsimpfungen in großem Maßstab,
Es gibt über achttausend Produkte für alle Lebensbedürfnisse nur bei rapide ansteigende Krankenkosten, gemessen an der Bevölkerungs-
dem einen westdeutschen Konzern Henkel, wie eine ganzseitige zahl eine der größten Armeen, die besonders aufwendig ausgerüstet
Anzeige dieser Firma unlängst stolz verkündete. ist, überflüssige Kernkraftwerke in einem Land, das dank seiner
Auf diese Weise sind die Chemieriesen gleichzeitig die Hauptkun- Wasservorräte über eine der ergiebigsten Versorgungsquellen mit
den und die Hauptlieferanten aller anderen großen Industrien, wie elektrischer Energie verfügt und viele Verirrungen mehr. Kurzum
der ÖI- und Rüstungsindustrie. Sie beziehen zum Beispiel riesige den Vereinigten Staaten sehr ähnlich.
Mengen Öl und Stahl und beliefern die mit dem Kriegshandwerk
Beschäftigten mit solchen Errungenschaften wie Giftgasen, Napalm, Die Bedingnngen
bakteriellen und Kernwaffen, die alle, im Vorbereitungs- und im
Endstadium (d.h. Versuche und praktische Anwendung) mit einer Mit seiner ungeheuren finanziellen Macht und totaler Rücksichts-
Unzahl von Tieren getestet werden, bevor sie bei "Generalproben" losigkeit beeinflußt das amerikanische Chemiekartell, der Drug
wie den Kolonialkriegen in Korea, Vietnam und in ganz Afrika, Trust, nicht nur die Politik des eigenen Landes, sondern auch die
Asien und Südamerika zum Einsatz kommen. anderer Staaten. Wie zum Beispiel als 1978 die sozialistische Regie-
Die finanzielle Macht, die sich die Chemiemultis mit den auf diese rung von Sri Lanka (vormals Ceylon) gezwungen wurde, auf ein
traurige Weise erzielten Gewinnen erworben haben, ist praktisch Programm zu verzichten, das eine drastische Herabsetzung der Ein-
grenzenlos, und wird rücksichtslos angewandt. Wenn möglich heim- fuhr von amerikanischen Arzneimitteln vorsah und Washington mit
lich, sonst aber auch offen. Nicht nur einige amerika nische Politiker der Einstellung der dringend notwendigen Lebensmittelhilfe drohte.
sind käuflich, sondern auch so mancher ausländische. Die Lebensmittelhilfe finanziert der amerikanische Steuerzahler,
In der kleinen aber finanziell sehr starken Schweiz wird die Macht aber die chemiehörige Regierung benützt die Taktik der Erpressung
der Chemischen Industrie durch die Regierung direkt ausgeübt, und dazu, einem bedürftigen Land die Einfuhr von kostspieligen Arznei-
was sich dort abspielt, gilt für die meisten industrialisierten Länder. mitteln, die es sich nicht leisten kann, nicht braucht und nicht
So haben die Bosse des schweizerischen Chemiekartells einmal vor wünscht, aufzuzwingen, wobei der daraus entstehende Profit nicht
dem Bundesrat eine Rede gehalten, die ungefähr so klang: dem amerikanischen Steuerzahler zugute kommt, sondern direkt in
Wir sind die größten Steuerzahler und Arbeitgeber des Landes. die Privatschatulle des Arzneimittelkartells fließt; und das zeigt, bis
Wir sorgen dafür, daß der Staat nicht zusammenbricht. Wir vor allem zu welchem Grad das Kartell die Regierung in der Hand hat.
sind es, die euch erhalten, meine Lieben. Daher ist es nur gerecht, Wenn Amerika den unterentwickelten Ländern Kredite gewährt
daß wir ein Wörtchen mitreden wollen, wenn es darum geht, wie die (wiederum Geld des Steuerzahlers), wird daran die Bedingung
Geschäfte geführt werden. Wenn ihr uns irgendwelche Schwierigkei- geknüpft, daß der Kredit hauptsächlich zum Kauf amerikanischer
ten macht, schließen wir einfach unsere Betriebe und verlegen sie in Waren Verwendung findet, und zwar besonders solcher, die die
ein unterentwickeltes Land, das uns mit offenen Armen empfangen "begünstigten" Länder gar nicht brauchen. Notwendige Produkte
würde. Aber natürlich liegt uns euer und das Glück des Volkes sehr bedürfen keiner besonderen Förderung. So kann es geschehen, daß
am Herzen, denn wir dienen ja dem Wohle der Menschheit. man kostspielige Kunstdünger unterentwickelten Ländern auf-
46 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 47
zwingt, die mit reichem, fruchtbarem, ja sogar noch jungfräulichem damit es auch wirkte, aus einer Kirchenglocke getrunken werden
Boden gesegnet sind, der dann durch die unnötigen Chemikalien mußte, über der sieben Messen gelesen worden waren. Und je
vergiftet wird. Aber der Absatz bringt Gewinn, wenn dieser auch mysteriöser die neuen Formeln klingen und je höher der Preis ist,
dem amerikanischen Volk, das das Geld für die ursprünglichen umso mächtiger ist auch ihre psychosomatische Wirkung, genau wie
Kredite zur Verfügung stellte, nicht wieder zugutekommt. Er fließt im Mittelalter. Auch wenn ein Patient wieder gesund wird, hat man
vielmehr in die chemische Industrie, die ihre Ware zu einem über- ihn längst so manipuliert, daß er seine Genesung eher einem Wunder
höhten Preis verkauft hat, zurück; denn es wäre doch plebejisch von zuschreibt, das die Arznei bewirkte, als den Kräften der Natur die
den armen bedürftigen Staaten, über die Preise zu feilschen, wenn ihm in Wahrheit geholfen haben, sogar die schädliche Wirkung zu
reiche Wohltäter ihnen Kredite gewähren. überwinden, die bei jedem Mittel unvermeidlich ist. Natürlich wird
Die Interessen des Chemiekartells sind überdies in vielen Fällen die Mehrheit der Menschen ("die Mehrheit hat immer Unrecht"-
mit denen des Ärztesyndikats verflochten. Roscommon) das niemals zugeben, da sie damit ja ihre Kritiklosig-
keit verraten würde.
Unterstützt von der Propaganda-Maschine des Chemiekartells hat
DAS ÄRZTESYNDIKAT die Großmacht Medizin durch eine sorgfältig geplante Verschwörung
und durch Betrug einen heiligen Mythos geschaffen, daß nur eine
Friedrich II. von Hohenstaufen, König von Sizilien und römisch- auserlesene Priesterelite Einblick in die Geheimnisse der Gesundheit
deutscher Kaiser, legte im 13. Jahrhundert den Grundstein für die hat. Aber: Wer hat denn eigentlich das Recht, jemanden zum Doktor
Macht der Medizin, indem er die ersten Verordnungen erließ, die die der Medizin zu küren? Ihrerseits "approbierte" Ärzte von Ruf natür-
Kranken vor geldgierigen Scharlatanen schützen sollten. Er erlaubte lich. Und wie erwirbt ein Arzt seinen Ruf? Sicherlich nicht dadurch
nur staatlich approbierten "Ärzten" - ein Begriff, der zu dieser Zeit daß er zugibt, daß die Natur die suprema guaritrix - die Nummer-1
geprägt wurde - die Heilbehandlung. Doch es dauerte nicht lange - so der anerkannten Heilkundigen - ist, sondern durch die Fähigkeit,
ist nun einmal die menschliche Natur - bis sich die Profitjäger organi- sich selbst als den obersten Medizinmann und Lebensretter seines
sierten und ein nur sich selbst dienendes Kartell mit dogmatischen Patienten darzustellen. Und da die Medizin weit davon entfernt ist
Regeln gründeten, gegen die nicht einmal der Staat Einspruch erheben eine exakte Wissenschaft zu sein, werden diejenigen, die die größte
durfte; es sei denn, er willigte ein, im Einverständnis mit ihnen zu Begabung für die Vorspiegelung falscher Tatsachen und die größte
arbeiten und dafür zu sorgen, daß die ehrlichen, dem Eid des Hippo- Kompromißbereitschaft haben, auch die höchsten Posten erringen.
krates folgenden Ärzte, die den einträglichen Medizinhandel durch Kurt Blüchel ist der Verfasser des Buches Weiße Magier (Bertels-
billige und natürliche Behandlungsmethoden ausschließlich zum Nut- mann, München 1974), das den pharmazeutischen Schwindel in der
zen des Patienten zu ruinieren drohten, verfemt, aus dem Beruf Bundesrepublik Deutschland aufdeckt und beweist, daß er der
ausgestoßen oder ins Gefängnis geworfen wurden - als Scharlatane. Hauptschuldige an der Zunahme chronischer Krankheiten Mißbil-
Und wie Tintenfische begannen diese selbsternannten Mediziner sich dungen und Krebsleiden ist. Wie in Nackte Herrscheri~ bereits
zu ihrem Schutz in undurchdringliche Tintenwolken zu hüllen. dargelegt, wurde der erste Verleger der Weißen Magier bald "überre-
Heute nun haben die" Wunderdrogen ", die mit komplizierten und det", das Buch vom Markt zurückzuziehen. Da er auch einige der
"wissenschaftlich" klingenden chemischen Formeln angepriesen auflagenstärksten Zeitschriften wie den Stern herausgibt, konnte er
werden, den Platz der geheimnisvollen Abrakadabras des Mittelal- es sich nicht leisten, sich mit seinen Hauptinserenten zu verfeinden.
ters eingenommen, einer Zeit, in der angeblich heilkräftiges Wasser, (Das Buch wurde später beim Fischer Verlag, der keine Zeitschriften
48 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 49
herausgab und daher gegen den Druck von Inserenten gefeit war, Syndikats zu geschehen hat. Dem "einfachen" Syndikatsmitglied wird
nochmals verlegt.) zwar vom und durch das Syndikat ein gutes - und weit über dem
Inzwischen hat Blüchel einen weiteren aufschlußreichen Bericht gesellschaftlichen Durchschnitt -liegendes Einkommen garantiert. Das
veröffentlicht, über die Großmacht Medizin und ihre Organisation in "ganz große Geld" machen aber nur wenige Syndikatsführer.
der Bundesrepublik: Das Medizin-Syndikat (Rowohlt 1978), bereits e) Die Mitglieder eines Syndikats leben in einer gesellschaftlichen
in Die Fälscher der Wissenschaft erwähnt, doch eine Wiederholung Ausnahmesituation. Das Syndikat bietet ihnen Schutz, das Syndikat
aus dem Kapitel "Die Organisation" scheint angebracht zu sein: sichert ihnen gute Einnahmen. Deshalb muß alles, was im Syndikat
passiert, geheim bleiben. Syndikate haben von ihrer .Jnnenstimmung''
In gängigen Lexika finden sich im wesentlichen zwei Definitionen des her immer etwas von einem Geheimbund. Da Syndikate in der Regel
Begriffs Syndikat: gegen geltende Gesetze gebildet werden, sehen sie sich in der Regel
Unternehmensverband, straffste Form des Kartells, mit eigener generell als außerhalb oder genauer gesagt über dem Gesetz stehend an.
Rechtsform und eigenem Verwaltungsapparat. Das Syndikat hat seine eigenen Gesetze, die mit Brutalität durchgesetzt
Bezeichnung für geschäftlich getarnte Verbrecherorganisation in Ame- werden. Die Gesetze der das Syndikat finanzierenden Gesellschaft sind
rika. für das Syndikat in der Regel unbeachtlich.
Wir werden sehen, daß beide Arten von Syndikaten in den wesentli- Kampf nach innen und Kampf nach außen kennzeichnet somit die
chen Grundstrukturen übereinstimmen und die Verfassung unserer Ärz- Tätigkeit der Syndikate; Kampf gegen Abweichler in den eigenen Reihen
teschaft richtig unter diesen Begriff eingeordnet wird. und Kampf gegen alles, was in der Gesellschaft den Interessen des
Syndikate im wirtschaftlichen Sinn sind folgendermaßen gekenn- Syndikats im Wege steht.
zeichnet: Die Verfassung der deutschen Ärzteschaft läßt sich mit diesem Syndi-
a) Sämtliche Waren- oder Dienstleistungen eines bestimmten Typus katsbegriff beschreiben:
werden durch sie monopolisiert. Jeder, der Waren oder Dienstleistungen a)Alle deutschen Ärzte sind kraft Gesetzes Zwangsmitglieder der
dieser Art haben will, kann sie nur vom Syndikat beziehen. Daraus Kammern. Das Kammersystem bündelt daher monopolartig alle ärztli-
resultiert die immense Macht von Syndikaten, ihre Monopolstellung chen Dienstleistungen in diesem Lande.
macht den Markt und die Gesellschaft für sie erpressbar. b)Die Kammern bekämpfen rigoros und brutal alle Abweichler in den
b) die Aufrechterhaltung des Syndikats verlangt äußerste Disziplin eigenen Reihen, um die Syndikatsdisziplin durchzusetzen.
nach innen. Jeder muß sich an die im Syndikat geltenden Absprachen und c)Die Kammern und insbesondere ihr Dachverband, die Bundesärzte-
Aufteilungsregeln halten, jede Abweichung muß mit brutalstem Terror kammer, bekämpfen mit einer Rigorosität wie kaum ein anderer gesell-
geahndet werden, da sie die Grundstruktur des Syndikats - und damit schaftlicher Interessenverband alles, was den Interessen des Medizinsyn-
dessen Monopolstellung - gefährdet. dikats im Wege steht.
c) Auch um den Innendruck auf die einzelnen Syndikatsmitglieder d)Das Kammer-System und seine Politik gegenüber der Gesellschaft
stark genug zu halten, treten Syndikate nach außen als brutale und sichern allen Mitgliedern ein hohes, weit überdurchschnittliches Einkom-
rücksichtslose Kampfverbände auf, wobei eine einheitliche Syndikats- men. Das "ganz große Geld" machen aber nur wenige Ärzte mit Millio-
meinung nach außen und nach innen mit Gewalt durchgedrückt werden neneinkommen, wobei diese Ärzte im Normalfall mit den Repräsentan-
muß. ten des Medizinsyndikats identisch sind.
d) Den Löwenanteil der Syndikatseinnahmen teilen sich wenige Syndi- e)Alle Mitglieder des Syndikats praktizieren ein geheimbundähnliches
katsführer, die auch bestimmen, was im Syndikat und außerhalb des Schweigen, wenn es um Maßnahmen gegen andere Syndikatsmitglieder
50 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 51
geht. Insbesondere in Schadenersatzprozessenwegen begangener Kunst- Anordnungen hinwegsetzt und eine totalitäre Diktatur ihrer Gilde
fehler oder den parallel laufenden Strafverfahren zeigt sich, wie das errichtet hat, in die kein Außenseiter die Nase stecken darf. Es waren
allgemeine "Syndikatsschweigen"juristische Maßnahmen jeder Art ge- Mitglieder der internationalen Ärzteschaft (sogar Nobelpreisträger
gen Syndikatsmitgliederfast unmöglichmacht. Boris Chain wurde zu dem Zweck extra nach Deutschland berufen),
"Das deutsche Ärzte-Korps wird von zwei Säulen (Selbstverwaltungs- die durch ihre Aussagen als "Fachleute" die Einstellung des Strafver-
organen)zusammengehalten:Während sichdie Ärztekammern - an ihrer fahrens gegen die Chemie Grünenthai im Contergan-Prozeß erwirk-
Spitzedie Bundesärztekammer mit Sitzin Köln alsoberste Heeresleitung ten. Das Chemie-Syndikat ist also vom Ärzte-Syndikat nicht weniger
- in erster Liniefür die ,Sauberkeit' im Arztberuf anheischigmachen und abhängig als dieses vom Chemie-Syndikat: Eine engverknüpfte
allenthalben die Auffassung verbreiten, ,daß ärztliche Leistung ihrer Interessengemeinschaft, international tätig.
ganzen Natur nach unbezahlbar' sei, vertreten die Kassenärztlichen Nur aus diesem Grunde ist es vorläufig noch nicht möglich, die
Vereinigungen- an ihrer Spitze die KassenärztlicheBundesvereinigung Leiter der Chemie-Konzerne mit Aussicht auf Erfolg vor Gericht zu
mit Sitz in Köln - die wirtschaftlichenInteressen der Ärzteschaft. Tat- bringen. Anklage: Massenmord. Nicht an Tieren, sondern an Men-
kräftig unterstützt von den freiwilligenZusammenschlüssen der soge- schen.
nannten freien Ärzteverbände, besteht ihre Aufgabe vor allem darin, mit Daher kann ein Staat ohne weiteres Millionen von Schulkindern
Krankenkassen und Behörden um Honorare und Gebühren zu feil- und Angehörigen der Streitkräfte eine sehr gefährliche Impfung
schen." vorschreiben, wie Frankreich es 1950 gegen den Protest vieler Ärzte
mit seinem BCG tat. Eine solche Zwangsimpfung liegt nämlich im
Blüchel berichtet weiterhin, daß in Deutschland eine knappe
Interesse des Institut Pasteur, das dadurch den Schulkindern und
Hundertschaft einflußreicher Arztfunktionäre die Macht unter sich
Soldaten jedes Jahr riesige Mengen Impfstoff (und Krankheiten)
aufteilt, so daß an den meisten Vorstandstischen jahrzehntelang angedreht hat, "kostenlos" und als "humanitäre Maßnahme",
dieselben Leute sitzen. bezahlt jedoch vom hilflosen Steuerzahler. Das verpflichtet die
Wenn sich Blüchels Erläuterungen auch ausdrücklich auf Deutsch- Großmacht Medizin in anderen Ländern jedoch keineswegs; ihr steht
land beziehen, so ist die syndikatähnliche Struktur der Ärzteschaft in es frei, den BCG-Impfstoff als äußerst gefährlich anzuprangern,
allen profitorientierten Nationen wesentlich die gleiche. Unter einem solange sie ungestört ihre eigenen Impfstoffe an den Mann bringen
solchen System ist es zum Beispiel fast unmöglich, einen Arzt für kann. In einem solchen Fall gibt es keine Interessenkonflikte, also
einen Kunstfehler, auch mit tödlichen Folgen, gerichtlich mit irgend- offiziell keine Meinungsverschiedenheit.
einer Aussicht auf Erfolg zu belangen. Der Angeklagte und sein In den USA wurden die Impfstoffe gegen Kinderlähmung Salk und
Verteidiger bestreiten kurzerhand die "Kompetenz" des Gerichts Sabin als der allerneueste "Durchbruch" in der Behandlung einer
und des Staatsanwalts und verlangen die Gutachten von "Fachleu- Krankheit angepriesen, die in vielen Ländern schon fast erloschen
ten", also von Kollegen, von Syndikatsmitgliedern. Daher die war, durch die Impfungen aber wieder auflebte. In Frankreich hieß
Behauptung, daß der Titel "Dr. med." einer "Lizenz zum Töten" dieser Impfstoff gegen Kinderlähmung Lepine - nach Pierre Lepine,
gleichkommt.
dem Direktor des Institut Pasteur; Direktor desselben Instituts war
In jedem Land der westlichen Hemisphäre hat das Ärzte-Syndikat übrigens auch Calmette, als die Verwendung seines BCG-Impfstof-
die Herrschaft einer anmaßenden, arroganten Clique entwickelt, die fes gegen Tuberkulose in Frankreich obligatorisch wurde.
sich - unter dem Vorwand, die Volksgesundheit zu schützen - über Äußerst aufschlußreich ist auch, was 1975in Italien passierte. Eine
öffentliche Meinung, Regierung, Gesetze, Beschränkungen und Ärztekommission hatte eine Liste von mehreren tausend Medika-
52 DIE PHARMA-STORY DER GROS SE SCHWINDEL 53
menten aufgestellt, die sie aus dem Katalog der Krankenversiche- von Nachrichten ist in den Zeitungen des Establishments wie New
~ng .des Landes streichen wollte, weil sich herausgestellt hatte, daß York Times, Washington Post, International Herald Tribune usw.
SIewirkungslos oder gefährlich waren. Diese Liste war in der italieni- schwer unterzubringen.
schen Presse schon veröffentlicht worden. Doch eine übergeordnete
Staats behörde , das sogenannte Istituto Superiore di Sanitä über- I?r. Jul~us ~ackethal, I?eutschlands berühmtester und mutigster
st~mmte die Ärztekommission und entschied, daß nichts v~n der Chirurg, m einem Interview in der illustrierten Zeitschrift Quick,
LIst~.gestrichen werden sollte; womit sie die Industrie zum Schaden (1978, Nr. 25):
der Offentlichk~it beg~nsti~te, und bewies, daß die Ärzte gegen die
Macht der Syndikatsleiter mchts ausrichten können. Jeder Arzt, der genügend nachdenkt, muß spätestens wenige Tage
Gen~uso aufschlußreich, wenigstens für jemanden, der zwischen nach seiner staatlichen Bestallung die Amoralität und Illegalität erken-
den .Zellen lesen kann, ist ein Artikel, der am 23. Juni 1978 in nur nen, mit denen der Medizinerberuf zum großen Teil ausgeübt wird ...
wemgen ameri~anischen Zeitungen erschien, zum Beispiel im Daily Der Patient riskiert - jedenfalls auf den Durchschnitt aller Krankheiten
bezogen - weniger, wenn er den Ärzten fernbleibt ...
Northwestern m Oshkosh, Wisconsin. Unter dem Titel Gesetz
Der Moralverfall unter den Medizinern hat inzwischen extreme For-
zugunsten billigerer Arzneien angeblich durch geheime Kampagne
unterwandert" stand da zu lesen: men angenommen. In der Ärzteschaft hat sich eine Art Medizin-Mafia
entwickelt. Um die Privilegien zu erhalten und zu vermehren, schreckt
man sogar vor Handlungen nicht zurück, die in den Strafgesetzbüchern
Die Hersteller rezeptpflichtiger Medikamente haben eine geheime
aller zivilisierten Länder mit Strafen bedroht sind ...
Kampagne im ganzen Land geführt mit dem Ziel, eine große Anzahl von
Die Hauptverantwortlichen unter den Medizinern sind die Wissen-
Bundesgesetzen zu verhindern, die zur Verbilligung von Arzneimitteln
schaftsfunktionäre und die Standesfunktionäre ...
führen sollten, erklärten heute die Befürworter einer Heilmittelreform.
Es gibt viele Beweise dafür, daß die Mediziner ihr Geschäft im Grund
Die Initiatoren der Versammlung - der Nationale Verband Pensionierter
nach den Regeln der sizilianischen Mafia betreiben.
Lehrer, das Parlament des Staates New York und der Rat der Bundesre-
gierungen - gab bekannt, daß eine heimliche Kampagne des Markenarti-
Einige Zeilen, die ein britischer Arzt und Kolumnist mehrerer
kel-Produzentenverbandes die Gesetze in vielen Staaten unterwandert
Zeit~ngen, Dr. Vernon Coleman, im Jahre 1975 zu Papier brachte,
und verhindert hätte. Bisher haben 38 Bundesstaaten Gesetze aufgeho-
scheinen einen würdigen Abschluß dieses Kapitels über das Ärzte-
ben oder abgeändert, die Apothekern untersagten, weniger kostspielige
syndikat zu bilden:
allgemeine Heilmittel an Patienten abzugeben anstatt teurere Marken-
präparate, die vom Arzt verschrieben werden müssen.
So wie die Dinge heute liegen beherrscht die Arzneimittelindustrie den
Beruf des Mediziners. Die Ärzte werden von der Pharmaindustrie her-
Jemand, der über diese Zeilen rasch hinwegliest, kann mit einem
umbugsiert, eingeschüchtert und bestochen. Sie haben ohne Zweifel die
so unklar~n und übervorsichtigen Bericht sicher nichts anfangen. Er Kontrolle über ihren eigenen Beruf verloren und müssen daher für alle
bedeutet un Klartext, daß unbekannte Elemente oder wenigstens Unglücksfälle und Fehler geradestehen, die eintreten, wenn sie die
Personen, die die amerikanische Presse nicht beim Namen zu nennen falschen Medikamente verschreiben. Es wäre nicht gerecht, einfach die
wagt, eine genügende Anzahl wichtiger Politiker "beeinflußt" hat. Pharmaunternehmen, deren einziges Ziel es ja ist, Gewinne zu erwirt-
Gesetze abzuschaffen oder ihr Inkrafttreten zu verhindern, die wohl schaften, zu beschuldigen, es ermangele ihnen an starken ethischen
den Bürger, jedoch nicht die Industrie begünstigen würden. Diese Art
54 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 55
Motiven. Die Verantwortung muß ganz klar dem Ärztestand angelastet werden müssen. Hinter den Kulissen aber werden Politiker .beem-
werden, der gegenwärtig,da eine Industrie ihn auf die Stufe von Befehls- flußt" und die Leiter der großen Tierschutzorganisationen und Anti-
empfängern und Händlern herabgewürdigt hat, kaum noch beanspru- vivisektionsligen instruiert, deren Hauptaufgabe darin besteht, die
chen kann, als ein selbständigerBerufszweigangesehen zu werden. (Aus entschiedensten Tierschützer mit leeren Versprechungen einzufan-
The Medecine Men, MauriceTempleSmith Ltd., 1975) gen und dann mit von der Pharma gelenkten Informationen über die
Unabwendbarkeit der Tierversuche zu verwirren und lahmzulegen.
So erklärt es sich, daß bereits Tausende von Wissenschaftsproto-
DAS VIVISEKTIONS-SYNDIKAT
kollen und Aussagen von bekannten Ärzten und Forschern gesam-
melt wurden, die belegen, daß der Medizin eine sofortige und totale
Es besteht kein Zweifel darüber, daß eine internationale Zentrale
Abschaffung aller Tierversuche nur zum Nutzen gereichen könnte,
die einzelnen nationalen Tierversuchsorganisationen stets mit Propa-
indem sie sie auf die richtige, hippokratische Bahn zurückführen
gandamaterial beliefert, denn gleichlautende Presseartikel, manch-
würde, die Leiter der großen Tierschutzorganisationen jedoch von all
mal sogar mit genau übereinstimmendem Wortlaut, tauchen immer
diesen Aussagen und Protokollen nie etwas gehört haben wollen. Im
wieder in verschiedenen Sprachgebieten und Erdteilen gleichzeitig
Gegenteil, sie haben nur gehört, was ihnen die Sprecher der Phar-
auf, von angeblichen medizinischen Experten, Universitätsprofesso-
maindustrie und - hinter den Kulissen - des Vivisektionssyndikat
ren oder Wissenschaftsjournalisten vorgebracht, aber oft auch ohne
sagen. Wenn man ihnen die widersprechenden Stimmen, sauber
jegliche Unterschrift. Dieselbe Zentrale verteilt auch "Richtlinien"
zusammengefaßt, belegt und gedruckt, übergeben will, weisen sie sie
an die Leiter der Tierschutzvereine, die sie unterwandert hat; das
ab oder nehmen sie nicht zur Kenntnis.
heißt, die große Mehrzahl.
Weil die Leiter dieser Pseudo- Tierschutzorganisationen dem
Wo genau sich diese Zentrale befindet, bleibt ein Geheimnis. Volke auch von der großen chemiehörigen Presse als die Fürsprecher
Gründliche Kenner vermuten sie nicht in Washington, wie zu erwar- der Tiere vorgestellt werden, und weil sie in ihren Vereinsorganen
ten wäre, sondern entweder in London, dem Sitz der ICI (Imperial energisch gegen das Anketten der Haustiere und das Kupieren von
Chemical Industries), oder im Finanzzentrum Zürich, wo auch die Hundeohren wettern, gewinnen sie mühelos das Vertrauen und
Firma Kontron, eine Tochtergesellschaft von Hoffmann-La Roche, manchmal sogar die blinde Hörigkeit ihrer Mitglieder. Wenn diese
die amerikanische, für Versuchstiere vorgesehene Experimentierge- Vereinsleiter ihnen also versichern, Tierversuche seien vorläufig
räte vertritt, ihren Sitz hat. (In Zürich hat übrigens die amerikanische noch unumgänglich, so sehen die Mitglieder keinen Grund, ihnen
Dow Chemieals, die einzige Napalm-Herstellerin der Welt, ihre nicht zu glauben. Noch weniger, wenn ihnen diese Leiter sagen, sie
europäische Niederlassung und sogar eine eigene Bank, die Dow hätten einen "Fonds für Alternativmethoden" gegründet, und logi-
Banking Corporation, Limmatquai 4. Auch die Redaktion von Ani- scherweise, je mehr Geld die Mitglieder in diese Fonds stecken, desto
mals International, des Organs der WSPA, - siehe folgende Seiten- schneller würden die Tierversuche verschwinden.
hatte lange Jahre lang und bis vor kurzem ihren Sitz in Zürich.) Die Wahrheit ist genau entgegengesetzt: die vielen Millionen
Das Syndikat sorgt dafür, daß die Öffentlichkeit durch die Medien Dollar, Pfund, Mark und Schweizerfranken, die in den letzten 10 bis
stets mit tendenziösen Informationen gespeist wird. Sie betreffen 15 Jahren in solche Fonds geschleust wurden, sind fast samt und
die" Wunder" der modernen Medizin und die damit zusammenhän- sonders an Tierexperimentatoren gegangen, wurden in vielen Fäl-
genden Tierversuche, die als wohltuend für die Menschen und harm- len dazu benutzt, mehr Versuchstiere zu kaufen - wie im
los für die Tiere - außer für die verabscheuten Mäuse - dargestellt Falle von Amerikas Revlon und Englands FRAME - und haben
56 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 57
nicht eine einzige neue Forschungsmethode erbracht, die den Ver- Großbritannien
brauch von Versuchstieren, der ja ohnehin verzichtbar ist, vermin-
dert hätte. Die Vivisektions-Lobbies - die in Europa, im Gegensatz zu den
Ein italienischer Arzt, Leiter der mikrobiologischen Abteilung USA, nie das Wort "Vivisektion" oder dessen Derivate anwenden,
eines Mailänder Spitals, Forscher (Tb), und Verfasser von medizini- außer um es eine irrtümliche oder überholte Bezeichnung zu nennen
schen Werken, die auch außerhalb seines Heimatlandes erschienen - verbergen sich immer hinter besonders respektabel und "wissen-
sind, Prof. Dr. Pietro Croce, hat zum Thema Tierversuch unlängst schaftlich" klingenden Namen.
in Florenz ein Buch veröffentlicht, Vivisezione 0 scienza - una scelta So zum Beispiel die britische Research Defence Society (Gesell-
("Tierversuch oder Wissenschaft - eine Wahl"). Darin erklärt er, es schaft zur Verteidigung der Forschung), im Londoner Geschäftsvier-
gäbe überhaupt keine Alternative zum Tierversuch, denn von Alter- tel mit den höchsten Mieten gelegen, an der Chandos Street 11, in der
nativen kann nur die Rede sein, wenn sie etwas Gleichwerti- Nähe des Leicester Square. Aus dem Aufnahmeformular für ihre
ges ersetzen; und es gäbe nichts, was ebenso nutzlos, irreführend Mitglieder gehen ihre Ziele klar hervor:
und schädlich wie der Tierversuch sei. Es gäbe aber eine medizi-
nische Wissenschaft", und diese habe mit dem Tierversuch nichts "Die RDS, von Stephen Paget ER.CS. im Januar 1908 gegründet,
zu tun. dient der Aufklärung über die Arbeit der experimentellen Forschung, die
Interessant ist der Fall von Englands FRAME (Fund for Replace- den Gebrauch von Tieren einschließt, und über die Bedingungen und
ment of Animals in Medical Experiments, d.h. Ersatz von Tieren in Bestimmungen, unter denen solche Tierversuche im Vereinigten König-
der medizinischen Forschung), dem ältesten und bekanntesten Fonds reich durchgeführt werden. Die Gesellschaft hat es sich zur Aufgabe
für Alternativen. Diese Organisation hatte ein "Expertenkomitee" gemacht, die Bedeutung der Tierversuche zum Wohle der Menschen und
ernannt, angeblich um den Ersatz von Tieren durch Alternativen in Tiere hervorzuheben, zur Rettung von menschlichem und tierischem
den Toxizitätstests zu studieren. Diese bestehen heutzutage aus dem Leben und zur Verhinderung von Leiden, ein Gebiet, auf dem sie bereits
berüchtigten LD-50 Test, der allgemein schon längst als irreführend große Erfolge erzielt hat. Sie bemüht sich ferner, die in der Forschung
erkannt wurde, und an praktisch allen großen Arzneimittelkatastro- tätigen Mediziner, Veterinäre und Biologen gegen Angriffe der Tierver-
phen der letzten Jahrzehnte schuld ist. suchsgegner zu schützen. Und sie ist den Forschern dabei behilflich, ihre
Anträge an das Innenministerium (Horne Office) abzufassen, um die
Leiter des Expertenkomitees des FRAME war unvermeidlicher-
erforderlichen Bewilligungen zu erhalten. .. Die Gesellschaft organi-
weise ein aktiver Vivisezierer: Michael Balls. Im November 1982 gab
siert auch Vorlesungen von bekannten Mitgliedern über unsere Anlie-
FRAME das Resultat einer "Studie" bekannt, zu dem das Komitee
gen ... "
nach drei Jahren harter Arbeit gekommen war: laut diesen "Exper-
ten" seien Tiere noch immer unentbehrlich für Toxizitätstests, und
Etliche Mitglieder der RDS sind Labortierzüchter. Ihr Präsident,
obwohl viele Forscher die Schwierigkeiten hervorhoben, die an
der Earl of Halsbury, vertritt seit über zwanzig Jahren die Vivisek-
Tieren gewonnenen Resultate auf den Menschen zu extrapolieren,
tionsinteressen im Parlament. Dieser Angehörige des britischen
waren sie zu dem Schluß gekommen, daß mehr Tierforschung not-
Hochadels begreift nicht, warum irgendjemand etwas gegen den
wendig sei um genau herauszufinden, wie man die Tierresultate auf
Draize-Test einzuwenden hat, bei dem jährlich Zehntausenden von
den Menschen übertragen könne!
Tieren die Augen, die mit Metallklammern offengehalten werden,
ausgeätzt werden, um etwas so Lebenswichtiges wie Schönheitsmittel
58 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 59
auszuprobieren - mit den wohlbekannten unschlüssigen Ergeb- wahren. Als dieses Gesetz in Kraft trat, wurden im ganzen Lande
nissen. jährlich schätzungsweise 300 bis 800 Experimente vorgenommen.
Da dieser Earl eines der raren Parlamentsmitgliedern ist, dem der Die Zahl ist seither Jahr um Jahr gestiegen, bis sie heute einen
Zutritt zu den Laboratorien gestattet ist, genoß er den Vorzug, seine Jahresdurchschnitt von 5,5 Millionen erreicht hat. Großbritannien
Informationen wie Franz von Assisi direkt von den Tieren persönlich wird nur deswegen hier herausgelesen, weil es das einzige Land ist,
zu erhalten. In einer Debatte über qualvolle Tierversuche im briti- wo die Zahl und Art der Tierversuche bekanntgegeben werden muß.
schen Oberhaus am 21. Juni 1979 zeigte er dazu noch seinen Sinn für Laut den offiziellen Angaben des Innenministeriums wurden in
makabren Humor. als er bemerkte: Großbritannien in den letzten Jahren rund 86% aller Experimente
"Was die rauchenden Hunde betrifft, so habe ich mich nach ohne jegliche Anästhesie durchgeführt, und nur 3% der Tiere wur-
Alderly Edge begeben, wo sie eingesetzt werden, und mit den Tieren den vor dem Erwachen abgetan. Und auch dafür besteht keinerlei
selbst gesprochen, was doch wohl die beste Art ist, sich zu erkundi- Gewähr. Es sind nämlich, wie Lord Dowding einmal im Oberhaus
gen, bis zu welchem Grade sie etwas gegen eine Gewohnheit einzu- berichtete, Fälle ans Licht gekommen, in denen die Experimentato-
wenden haben, die den Menschen so viel Vergnügen bereitet". ren, selbst bei schweren Eingriffen wie das Herausschneiden der
Weiter berichtete er, daß die meisten Hunde, die bei den Rauchex- Augen bei Katzen, statt die Tiere in tiefe Narkose zu versetzen, wie
perimenten verwendet wurden, "am Montag morgen vor Freude sie versichert hatten, ihnen lediglich ein Beruhigungsmittel wie Dial
Luftsprünge machten, wenn ihre Wärter kamen, um die Rauchübun- gaben ...
gen mit ihnen wieder aufzunehmen". Es gibt zur Zeit in Großbritannien nur 14 Inspektoren, die vom
chemiehörigen Horne Office abhängen und denen es offenbar sowohl
Großbritannien, von alters her in allen humanitären Anliegen an Zeit wie auch an Lust fehlt, im Sinne des Gesetzes unangemeldet
führend, stand auch immer an der Spitze aller Heuchelei; eine Studie in den Laboratorien zu erscheinen. Sie sitzen an ihrem Pult und
dieser beiden Phänomene würde vielleicht einen interessanten erteilen den rund 18 000 befugten Experimentatoren die gewünsch-
Zusammenhang an den Tag bringen. ten Bewilligungen für die Millionen Experimente, die ihnen als
Die längst fällige, vollständige Erneuerung der westlichen, indu- "unerläßlich" für das Wohl des (immer kranker werdenden) briti-
strialisierten Medizin ist ohne gesetzliche Abschaffung aller Tierver- schen Volkes vorgegaukelt werden. Am Abend sind einige von ihnen
suche nicht zu erwirken. Jegliche Kontrolle wird immer nur zur zu Gast bei den Experimentatoren.
Fortsetzung und Erweiterung des gegenwärtigen Betrugs beitragen. Die Kumpanei zwischen dem langjährigen Hauptinspektor des
Die mehr als hundertjährigen angeblich strikten Kontrollen, auf die Horne Office, Stephen Vine, dessen Aufgabe es sein sollte, die
man zurückblicken kann, haben nur zu den verheerenden Resultaten Labortiere zu schützen, und den Interessen der Tierzüchter und
geführt, die man nunmehr kennt. Denn: wer kontrolliert die Kontrol- Experimentatoren erhielt ihre offizielle Weihe, als dieser Herr
leure? unlängst das Pensionsalter erreichte und prompt ein aktives Mitglied
"Strikte" Kontrollen wurden erstmals 1876eingeführt, und zwar in der RDS, also der Vivisektionslobby , wurde.
England, durch ein scheinbar sehr ausführlich abgefaßtes, heute
noch gültiges Gesetz, das Cruelty Against Animals Act heißt und Bekanntlich spielt die mächtige RSPCA (Royal Society for the
darauf abzielte, die Tierversuche in Großbritannien auf ein absolutes Prevention of Cruelty to Anirnals), die unter dem Patronat der
"Minimum" zu reduzieren und zudem die Versuchstiere durch Königin steht, in England dieselbe Rolle wie der "Schweizer Tier-
Anästhesie und rechtzeitiges Einschläfern vor jedem Leiden zu be- schutz" in der Eidgenossenschaft: sie wacht im Interesse der Indu-
60 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 61
strie, der Labortierzüchter und des Vivisektions-Syndikats darüber, Ahnung von Medizin hatte - die Tierexperimentatoren verstehen ja
daß die Tierschützer nicht über die medizinische Unzuverlässigkeit auch nichts davon; und die Volksrnasse hat man einer viel zu gründli-
der Tierversuche unterrichtet, sondern im Gegenteil von ihrer Uner- chen Gehirnwäsche unterzogen, als daß sie sich darüber Fragen
läßlichkeit überzeugt werden. stellen würde. Dem Syndikat kam es nur darauf an, daß Montand
Vor einigen Jahren errang ein langjähriger Vivisezierer, vor allem Millionen begeisterter Fans hatte, ein Kapital, mit dem kein französi-
an Affen, der Psychologe Richard Ryder, plötzlich den Ruf eines scher Wissenschaftlicher konkurrieren konnte. Da diese Wahl über-
leidenschaftlichen Tierschützers, indem er nach Einstellung seiner dies mit dem beruflichen come-back von Yves Montand zusammen-
Tätigkeit ein Buch publizierte, Victims of Science, worin er wohl sehr fiel, war die französische Presse besonders darauf bedacht, ihn nach
anschaulich die Grausamkeit der Tierversuche beschrieb, ohne-aber seinen Motiven zu fragen.
jemals auf die Masse ernster Schäden hinzuweisen, die dieser fal- In einem Interview mit Paris-Match sprach Montand von der Vivi-
schen Forschungsmethode zuzuschreiben sind. Er folgte also strikte sektion als "diese Grausamkeit, die wir brauchen, um zu überleben".
den Richtlinien des Syndikats, das verlangt, daß Kritik nur auf Von der Flut von Briefen von Andersmeinenden, die der Redak-
"ethischer" Ebene geübt werden darf, niemals auf medizinischer. tion und Montand zugesandt wurden, forderten mehrere den Film-
Und er hielt sich daran auch in den zahlreichen Vorlesungen, die er star auf, sich zu einer öffentlichen Diskussion zu stellen. Weder die
im ganzen Lande hielt. Zeitung noch Montand gingen auf die Aufforderung ein.
Die RSPCA, die falsche Tierschutzgesellschaft, die sich grundsätz-
lich gegen Tierversuche erklärt, sie aber vorläufig dennoch gutheißt, Schweiz
und zwar in offiziellen Stellungnahmen (Statement of Policies), offe-
rierte diesem falschen Tierversuchsgegner vor ein paar Jahren die In der Chemie-Eidgenossenschaft kann man nicht von einer einzi-
Präsidentschaft, die er prompt annahm. (Inzwischen hat er demissio- gen, zentralisierten Vivisektions-Lobby sprechen, denn die Lobby
niert, ist aber "Berater" der Gesellschaft für Tierversuchsfragen deckt praktisch die gesamte Eidgenossenschaft - Tierschutz, Zei-
geblieben. ) tungswesen, Politiker, und Finanz.
Bei der RSPCA kann man also gar nicht von Unterwanderung Im Juni 1980 lancierte der Schweizer Naturschützer und Journalist
sprechen, man kann sie nur als vollwertiges Mitglied des Vivisek- Franz Weber eine Volksinitiative für "Die Abschaffung der Vivisek-
tions-Syndikats bezeichnen. Und zwar als ein noch gefährlicheres als tion und aller grausamen Experimenten an Wirbeltieren", gestützt
die RDS, denn sie gibt ihren Mitgliedern an, sie sei gegen alle auf das Buch Nackte Herrscherin, das auch einige der prägnantesten
Tierversuche, einige müsse man aber als für die Medizin unerläßlich Argumente für die "Begründung" lieferte.
vorläufig dennoch dulden. Der sogenannte "Schweizer Tierschutz", Dachorganisation (mit
Sitz in Basel!) für mehr als 60 Schweizer Tierschutzvereine, verlor
Frankreich keinen Tag, um die Initiative zu desavouieren, und empfahl allen
angegliederten Vereinen dringend, sie zu boykottieren. Mit Zei-
Im Jahre 1979 kam die französische Vivisektions-Lobby, die sich tungsinterviews, einer Flut von Broschüren und sogar bezahlten
Association pour la Recherche Medioale nennt, auf die geniale Idee, Inseraten (mit dem Geld der Tierschützer!) wurde von diesem
den Filmstar Yves Montand zu ihrem Präsidenten und Sprachrohr zu "Schweizer Tierschutz" eine landesweite Propagandakampagne lan-
ernennen. Wahrscheinlich war sie der Ansicht, daß es nichts ausma- ciert, die die Tierversuche sowohl aus medizinischen als auch kom-
chen würde, daß der berühmte Chansonnier und Schauspieler keine merziellen Gründen verteidigte.
62 DIE PHARMA-STORY DER GROS SE SCHWINDEL 63
Begreiflicherweise gibt es vor allem im Chemieland Schweiz eine Lebewesen wie wir Menschen und keine manipulierbare Ware. Auch sie
ganze Reihe von "offiziellen Tierschützern" , die diese Bezeichnung erleben Isolierung, Angst, Schmerz und Hoffnungslosigkeit. Der Zweck,
nur errungen haben, um das Volk zugunsten der Tierversuche leichter das heißt unser Wohlergehen, darf nicht alle Mittel heiligen. Wir Ärzte,
irreführen zu können: Universitätsprofessor und Präsident des Waadt- die wir das Leiden lindern wollen, dürfen den Tierqualen um der Wissen-
ländischen Tierschutzvereins Dr. vet, Samuel Debrot (der zugleich schaft willen nicht unbeteiligt zusehen. Betroffen vom Schicksal der
auch Direktor des Lausanner Schlachthauses ist), Universitätsprofes- Versuchstiere müssen wir die notwendigen Grenzen setzen, Sinnlosig-
sor und Präsident des Basler Tierschutzvereins Dr. Rudolf Schenkel keit, Wiederholungen, "Sackgassen" und Folterungen erkennen und
(dessen Gattin Frau Lotte Schenkel-Hulliger im endokrinologischen beim Namen nennen. Wir solhen gegen die Eskalation (Zunahme,
Tierlabor von Ciba-Geigy angestellt ist), Prof. Dr. vet. Ulrich Freudi- stufenweise Verschärfung- H. R. ) des Tierversuchs auftreten, sonst verlie-
ger, Präsident des Tierschutzvereins Bern (und zugleich Tierexperi- ren wir unsere Glaubwürdigkeit. Unsere Stimme muß sich gegen die
mentator), und natürlich die beiden Hauptanführer des "Schweizer Unmenge, den Mißbrauch und die Grausamkeit der Tierversuche er-
TIerschutz", Richard Steiner und Hans Peter Haering, die mit der heben.
gleichen Hartnäckigkeit die Antivivisektionisten bekämpfen wie diese (Fettdruck durch den Verfasser.)
die Tierversuche. Zu ihnen gesellen sich die Herren von den Medien,
wie Werner Vetterli vom Schweizer Fernsehen, oder die "Wissen- USA
schaftsjournalisten" der großen Zeitungen, wie etwa Herbert Cerutti
von der Neuen Zürcher Zeitung, Rosmarie Waldner und Christopher Als vornehmes Aushängeschild des amerikanischen Vivisektions-
Neidhardt vom Tages-Anzeiger, Carl Stemmler vom Beobachter, der Syndikats dient die NSMR - National Society for Medical Research
allgegenwärtige Chemiedichter Peter Ronner, und viele andere mehr, (Nationale Gesellschaft für medizinische Forschung).
darunter das gesamte Korps der Basler Journalisten. Die Öffentlichkeit nimmt somit an, es handle sich um noble
Mediziner, denen-das Wohlergehen des amerikanischen Volkes am
In der Schweiz gründete kurz nach Erscheinen der deutschen Herzen liegt. Nichts und niemand sagt ihr, daß die NSMR kurz nach
Ausgabe von Nackte Herrseherin ein Dr. Balz Widmer aus Grabs dem zweiten Weltkrieg als eine Lobby für die Versuchsratten der
einen Verein "Ärzte gegen Tierversuche". Bis heute hat der Verein Charles River Breeding Laboratories gegründet wurde, und daß ihre
die beachtliche Zahl von etwa 400 Mitgliedern. Also Ärzte, die alle Mitglieder keinen anderen Zweck verfolgen, als möglichst viele
vermutlich gegen Tierversuche sind; die aber vermutlich auch nicht Versuchstiere zu vermarkten, dazu noch Käfige, Tiernahrungsmittel,
die Zeit gehabt haben, die Statuten des Vereins zu lesen. Denn Bändigungsapparate und verschiedene Folterinstrumente.
bereits aus dem ersten Paragraphen geht hervor, daß der Gründer Die NSMR ist ein voll ausgebautes und ganztätig arbeitendes
keineswegs für eine Abschaffung der Tierversuche ist, nicht einmal Propaganda-Ministerium für den Verbrauch von Versuchstieren, als
für eine drastische Reduktion derselben, sondern lediglich dem wissenschaftliche und humanitäre Organisation getarnt, wie aus
ständigen Anwachsen der Tierversuche entgegentreten möchte. Der ihrem Briefkopf hervorgeht, worauf folgendes Motto prangt: "Zur
erste Paragraph ergeht sich in den üblichen "ethischen" Betrachtun- Förderung des öffentlichen Verständnisses für die Grundsätze und
gen und lautet folgendermaßen: humanitären Ziele der biomedizinischen Forschung". Sie hat, durch-
aus nicht überraschend, ihren Sitz in Washington, 1029 Vermont
1. Aus ethiscben und bumanen Gründen sind Tierversuche grundsätz- Avenue NW, einen Katzenschrei vom Kapitol entfernt. So brauchen
lich fragwürdig. Die Tiere, besonders die höheren Säugetiere, sind ihre Lobbyisten nicht einmal ein Taxi zu nehmen, wenn sie, pralle
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Aktentaschen voller Banknoten unter dem Arm, Senatoren und Kon- Senat oder im Unterhaus sitzen haben und so genau wissen, welche
greßmitglieder aufsuchen. Kein Wunder auch, daß die Clique der Vivi- Räder am leichtesten zu schmieren sind. Die NSMR ist also äußerst
sezierer in einem einzigen Jahr (1977) von der amerikanischen Regie- bewandert im politischen Tauziehen, ohne dabei ihr öffentliches
rung $ 3 Milliarden aus Steuergeldern zur Finanzierung von Tierversu- Image je aus den Augen zu verlieren.
chen erhielt; mehr als in irgendeinem anderen Land. Und dies für eine Daher wird auch kein Brief von erzürnten Bürgern unbeantwortet
medizinische "Forschung", der es gelungen ist, die Lebenserwartung gelassen, sondern regt eigens darauf spezialisierte Briefschreiber
der Amerikaner auf den 17. Rang zu relegieren - hinter Bulgarien, gewöhnlich zu ausführlichen Antworten an. Hier ein Auszug aus
Griechenland und anderen weniger "fortschrittlichen" Ländern. einem Brief der NSMR vom 30. Juni 1978, an eine Krankenschwester
Zu den Mitgliedern und Renommierkunden der NSMR gehören aus Carlisle, Pennsylvania gerichtet, und von einem Dr. med. vet,
auch die Gesundheitsbehörden, die Nationale Stiftung für die Wis- Thurman S. Graf ton unterschrieben:
senschaft, die Veteranenbehörde, die amerikanische Armee, Flotte
und Luftwaffe sowie verschiedene andere Organisationen, die mas- Der Grundton Ihres Briefes legt die Vermutung nahe, daß Sie über die
senweise Versuchstiere verbrauchen. gegenwärtige Situation und die gängigen Methoden in den biomedizini-
Im Gegensatz zur Politik wird die Vivisektion in den USA für eine schen Forschungslaboratorien nicht unterrichtet sind. Sie scheinen ihre
ernstzunehmende Angelegenheit gehalten, und es würde keinem Einstellung durch die Greuelpropaganda der Antivivisektionisten gewon-
Menschen auch nur im Traum einfallen, die Präsidentschaft ihrer nen zu haben, die auf makabre Art in dreißig bis siebzig Jahre alten
Lobby einem Schauspieler anzuvertrauen, wie in Frankreich, ganz Protokollen nach grausigen Beispielen fahnden, um damit die Empfind-
gleich wie berühmt er sein mag. lichkeit des Publikums zu erregen ... Diejenigen unter uns, die aufrichtig
Als Präsident der NSMR waltet immer ein namhafter Biologe oder um die humanitäre Behandlung der Tiere besorgt sind, haben so gewaltige
Chirurg, der auch ein geschickter Redner sein muß, um bei öffentli- Fortschritte erlebt, daß es besonders enttäuschend ist, einen Brief wie den
chen Anlässen und im Umgang mit Medien und Publikum autoritativ Ihrigen zu erhalten, der andeutet, daß die humanitäre Behandlung der
die Sache der Tierversuche verfechten zu können. In Wirklichkeit ist Tiere in Forschungslaboratorien heute nicht so selbstverständlich ist wie sie
er nur eine schimmernde Galionsfigur, die das Syndikat ebensowenig in Wirklichkeit ist. Ich möchte zwar gerne behaupten können, daß alle
dirigiert, wie die einstmaligen, vergoldeten Sirenen am Bug der Wissenschaftler ebenso barmherzig seien wie ich, aber ich kann ebensowe-
Schiffe die Kapitäne waren. Als praktischer Mediziner und damit nig darauf schwören, wie Sie darauf schwören können, daß jede Kranken-
beschäftigt, Geld zu scheffeln, hat er weder die Zeit noch das Know- schwester ein Vorbild dieser Tugend ist. Ich bin jedoch überzeugt, daß dies
how, um sich der vielfältigen, komplexen Angelegenheiten eines das bei der großen Mehrzahl beider Kategorien der Fall ist.
ganze Land umspannenden Syndikats anzunehmen, in dem viel Es fällt mir schwer, zu verstehen, wie jemand, der im Gesundheitswesen
Blutgeld fließt, meist im Verborgenen. tätig ist, die biomedizinische Forschung verächtlich als ein ,Millionen-
In Wirklichkeit wird das Syndikat von hartgesottenen Gewerk- Dollar Geschäft' abtun kann, ohne anzuerkennen, daß ihr ganzer Zweck
schaftsspezialisten geleitet, die der Öffentlichkeit unbekannt blei- darin besteht, die Leiden der Menschheit zu lindern. Wie glücklich war ich
ben. Sie legen die offizielle Parteilinie fest, instruieren die "wissen- als junger Vater von vier kleinen Kindern, als die Forschung mit Affen und
schaftlichen" Publizisten, die die Pressemeldungen verfassen, und später Gewebekulturen, die man aus Affennieren gewonnen hatte, dazu
sind in ständigem Kontakt mit den Lobbyisten in Capitol HilI, die in führte, daß die Mediziner Salk und Sabin einen Impfstofi entwickeln
den USA bekanntlich offizielle Stellungen innehaben. Letztere sind konnten, der die Kinderlähmung in unserem Lande zu einer fast vergesse-
gewöhnlich Seniorpartner in Rechtsanwaltbüros, die Mitglieder im nen Krankheit gemacht hat.
DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 67
66
Wie überzeugend das klingt! Vor allem, wenn der gute Tierarzt zu und Legate zu annullieren. Allerdings waren sie nur im Naturhistori-
erwähnen vergißt , daß sich Salk und Sabin lange i~ den H~aren lage~, schen Museum von New York abgebrochen worden; identische
weil jeder den anderen beschuldigte, für die weltverbreiteten Scha- Experimente gehen in etwa 30 anderen Versuchsanstalten weiter.
den der Polioimpfungen verantwortlich zu sein, vor allem in.Lände~n Henry Spira, ein belgiseher Schullehrer in New York, hatte sich die
wie Brasilien, wo es vor der Impfung fast überhaupt keine Poho Antragsformulare beschaffen können, die das Forschungsteam des
gegeben hatte, und daß in allen europäischen Ländern, wo ~~cht Museums jedes Jahr ausfüllen mußte, um die Subventionen für die
geimpft wurde, die Kinderlähmung ebenso oder n.och m~hr zur~ck- Experimente vom National Institute of Child's Health and Human
gegangen ist, als dort, wo geimpft wurde; und weitere Einzelheiten Development (Institut für Kindergesundheit und menschliche Ent-
findet der Leser im Kapitel "Nun noch der Schwindel mit dem wicklung) zu bekommen. Spira beschaffte sich die Dokumente unter
Impfen", woraus unter anderem klar hervorgeht, daß der ~rfind~r Berufung auf das damals noch wenig bekannte Gesetz "für die
des heute gebräuchlichsten Impfstoffs, Prof. Leonard Hayflick, die Informationsfreiheit", das anwendbar ist, wenn mit öffentlichen
anfängliche Verwendung von Affennieren als einen großen Fehler Geldern gearbeitet wird, wie in diesem Falle.
betrachtet, den man von Anfang an hätte vermeiden können, wenn Als "Versuchsleiter" figurierte auf den Formularen ein Lester B.
man rechtzeitig die weniger gefährlichen, weil artverwandten Aronson, der keinerlei akademische Titel besaß, aber Kurator der
Humanzellkulturen verwendet hätte. Museumsabteilung für Verhaltensforschung war. Seine Mitarbeite-
rin war eine Madeline Co oper, die laut ihren eigenen Angaben schon
Mit dem "Papst" der Vivisektion immer an der Erforschung des Sexuallebens der Katzen interessiert
war und sich darin spezialisiert hatte.
Am 3. Mai 1978 gab man mir die Gelegenheit, im amerikanischen Jahr um Jahr hatte dieses Team Forschungsgelder für Experimente
Rundfunk mit dem damaligen "Papst" der Vivisektion, nämlich dem erhalten, die der Versuchsleiter auf den Antragsformularen beschrei-
Präsidenten der National Society for Medical Research, persönlich zu ben mußte. Nach seinen eigenen schriftlichen Angaben wurden
diskutieren: Dr. Clarence Dennis, Herzchirurg und Leiter der Tier- "sexuell erfahrene" Kater und drei Monate alte Kätzchen verschiede-
versuchsabteilung am Northport Veterans Hospital. Das Zwiege- nen Verstümmelungen unterworfen, darunter die "Enukleation bei-
spräch fand in der Nachmittagssendung der Sherrye Henry Schau des der Augenhöhlen" (Entfernung der Augäpfel), die chirurgische zer-
New Yorker Rundfunks WOR statt. störung des Gehör- und Geruchsinnes, Hirnverletzungen, Kastra-
Tierversuchsgegner, eine schwindende Minderheit gegen enorme tion, Durchtrennung der Wirbelsäule und ähnliche Manipulationen,
Sonderinteressen, erhalten selten irgendeine Genugtuung; hier war angeblich mit dem Ziel zu erforschen, wie dies alles das Sexualleben
jetzt eine Chance, und die wollte ich mir nicht entgehen lassen. Dr. der Opfer beeinflussen würde.
Clarence Dennis sollte die "Experimente über das Sexualleben der Wahrscheinlich um etwas Abwechslung in die Chose zu bringen
Katzen" rechtfertigen, die während Jahren im New York Museum of (der Zweck dieses originellen Experimentes wurde auf dem Formu-
Natural History durchgeführt wurden. Als Nackte Herrseherin dar- lar nicht angegeben), sah das Versuchsteam auch einige "terminale"
über berichtete (1978), waren sie immer noch im Gange; inzwischen Experimente vor, was im Forschungsjargon bedeutet "bis der Tod
waren sie jedoch abgebrochen worden, nachdem die Öffentlichkeit eintritt". Die Katzen mußten einen langen Weg gehen, bis der Tod
durch ganzseitige Inserate in der New York Times davon erfahren sie erlöste. Nach Kastration, Enukleation und Durchtrennung der
hatte, was Masssendemonstrationen zur Folge hatte und die Dro- Wirbelsäule wurden die für die "terminalen" Experimente vorgese-
hung seitens von Gönnern des Museums, ihre Spenden einzustellen henen Katzen noch in ein "stereotaxisches Gerät" eingeklemmt, das
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mit zwei Stahlstäben ausgerüstet war, die tief in die augenlosen davon entfernt. Jedenfalls beschloß das Syndikat, einen anderen
Augenhöhlen griffen. Weitere Klammern komprimierten die Trom- "Papst" einzusetzen.
melfelle, um auch die minimalste Bewegung des Tieres zu unterbin-
den. Dann wurde der Penisnerv dieser hilflosen, völlig bewegungsun- Strategie der Unterwanderung
fähigen Tiere operativ freigelegt, an eine "mit Haken bewehrte
Silberdraht-Elektrode" angeschlossen und ununterbrochenen "Sie dürfen und sollen den Tierexperimentatoren auf jede erdenk-
Stromstößen ausgesetzt, bis zur "Termination" des Tieres. liche Weise das Fell über die Ohren ziehen, um Ihre Mitglieder von Ihrer
Das Bulletin der NSMR vom Oktober 1977 bezeichnete die Aufrichtigkeit und Hingabe an die Sache zu überzeugen. Sie können sie
Demonstrationen vor dem Museum und die Zeitungsinserate, die aus moralischer, ethischer und philosophischer Sicht angreifen. ABER
eine Einstellung dieser Experimente verlangten, als "widerlich". NIEMALS AUS MEDIZINISCHERI Den medizinischen Wert der Tier-
Nun war also die Zeit für ein offizielles Alibi für diese Versuche versuche in Frage zu stellen ist ein absolutes 'Iabu, Solange Sie dieses
gekommen, vom unfehlbaren "Papst" persönlich geliefert. Tabu respektieren, wird unsere Organisation Ihrem Verein auch finan-
Frage: Dr. Dennis, würden Sie dem Publikum den Zweck dieser ziell beistehen - und zwar aus moralischen Gründen, denn wir sind
Experimente erklären? Frau Sherrye Henry hat die Protokolle vor ebenso tierliebend wie menschenliebend. " (Aus den Verhaltensregeln,
sich liegen. die das Vivisektions-Syndikat an ihre Verbündeten in den Tierschutz-
Antwort: Es wird Ihnen bekannt sein, daß Vergewaltigungen ein organisationen gibt.)
ernstes Problem sind, und Sie wissen, daß es im Sexualleben Abnor-
mitäten gibt, die eine Rolle dabei spielen, daß es zu Vergewaltigun- Der Grund für diese Richtlinien ist einleuchtend. Tierversuche
gen kommt. Ich glaube, die Forscher versuchten, durch ihre Arbeit können einzig auf legalem Wege abgeschafft werden. Eine solche
mit Katzen, die in mancher Hinsicht ein Gehirn haben, das mit dem Abschaffung kann nie zustande kommen, solange man dem Che-Me-
menschlichen vergleichbar ist - ich weiß, ich weiß, es ist nicht Vi Kombinat erlaubt, ohne Widerspruch die Notwendigkeit von
annähernd so komplex, aber in mancher Hinsicht für diesen Zweck Tierversuchen zu behaupten. Dasselbe gilt im Falle einer Volksab-
ist es - und sie studierten, glaube ich, mit diesem Ziel im Auge. Das stimmung. Nur ein ganz kleiner Prozentsatz der Bevölkerung ist
war es, glaube ich, woran sie jahrelang gearbeitet haben." (Wörtliche tierliebend genug, um für eine Abschaffung aller Tierversuche zu
Wiedergabe der Tonbandaufzeichnung von der Sherrye Henry stimmen, falls man ihn davon überzeugen kann, daß eine solche
Schau, wobei lediglich die Pausen, das Zögern und die verlegenen Abschaffung seiner Gesundheit (und der "seiner Kinder") schwere
.Ahs" und "Hms" ausgelassen wurden.) Schäden zufügen würde. Die Beweise, daß eine Totalabschaffung der
Erst später stellte es sich heraus, daß zur Zeit unserer Dis~ussion in Tierversuche der Medizin nicht schaden sondern nur nützen würde,
der von Dr. Clarence Dennis geleiteten Versuchsabtedung am existieren in Hülle und Fülle. Man muß sie also vor den Augen des
Northport Veterans Hospital ebenfalls genau dieselben Experimente Volkes verbergen, und vor allem vor den Augen der Tierschützer.
über das Sexualleben der Katzen durchgeführt wurden. Daher die Notwendigkeit, ihre Brutstätten, die Tierschutzvereine, zu
Es ist nicht bekannt geworden, ob unsere Diskussion etwas mit der unterwandern .
kurz darauf erfolgten Entlassung des Dr. Dennis als "Papst" der Jeder welterfahrene Mensch weiß, daß die Großindustrien und
Vivisektion zu tun gehabt hat. Gewöhnlich verbleiben die Präsiden- andere mächtige Finanzinteressen routinemäßig die Massenmedien
ten der N SM R auf ihrem glorreichen Posten, bis sie die Altersgrenze und sämtliche Bereiche von Politik und Regierung infiltrieren. Weni-
erreicht haben, und oft noch länger; und Dr. Dennis war noch weit ger bekannt ist, daß alle Organisationen, die von der Ausbeutung der
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Tiere profitieren, die großen Tierschutzverbände und die allermei- moralisch kein Recht, aus eigennützigen Gründen dem Tier Leid und
sten Antivivisektionsligen, die schon seit einigen Jahren bestehen, Schmerzen zuzufügen". Jeder echte Tierschützer ist bereit, diese
infiltriert haben. Dazu braucht es nur ein bißchen Geld - die Mit- ~rklärungen sofort zu unterschreiben. Und das macht es schwierig,
gliedsbeiträge für die Agenten - und etwas Zeit: bis diese Agenten, die Unterwanderer von den wirklichen Tierschütiern zu unter-
nachdem sie sich als besonders tierliebend, aktiv und spendenfreudig scheiden.
erwiesen haben, in den Vorstand gewählt werden. Um die Zuneigung Als Leiter eines Tierschutzvereins wettert man gegen jede "Grau-
und das Vertrauen der meist ziemlich naiven Tierschützer zu gewin- samkeit", die gegen Tiere begangen wird; bis zum Kupieren der
nen, genügt es, mit ethischen Slogans um sich zu werfen. Hundeschwänze und -ohren. Oder man führt ein Tierheim. Jeder
Die Unterwanderung der Antivivisektionsligen hat in Europa ein echte Tierschützer macht da gerne mit.
weit größeres Ausmaß erreicht als in den Vereinigten Staaten, denn Woran erkennt man dann die falschen Tierschützer? Man erkennt
Europas restriktive Gesetze würden die Tätigkeit der Experimen- sie nicht an dem, was sie sagen, sondern an dem, was sie auslassen,
tatoren ernstlich beeinträchtigen, wenn sie je zur Anwendung was sie nicht sagen. Und was sie nicht sagen, bezieht sich fast immer
kämen. Dagegen gibt es in den USA keinerlei restriktive Gesetze, so und ausschließlich auf die grausamen Tierversuche: daß man auf
daß auch keine Notwendigkeit besteht, sich in irgendeine Körper- diese Versuche schon heute nicht nur verzichten könnte, sondern
schaft mit Kontrollfunktion einzuschleichen. verzichten müßte, um die Medizin, die heute vielfach als die Haupt-
In Europa sind sämtliche Kontrollkommissionen eine glatte Heu- ~rsache aller Krankheiten angesehen wird, auf die richtige, hippokra-
chelei, denn sie bestehen ausschließlich aus Leuten, die nichts gegen tische Bahn zurückzuführen.
Tierversuche einzuwenden haben und zudem der Schweigepflicht Die großen, alteingesessenen Tierschutzorganisationen sind somit
unterstehen. Andere würden die Leiter der physiologischen Institute zu höchst wirksamen "Blitzableitern" für die berechtigte Entrüstung
an den Universitäten und den Laboratorien auch gar nicht zulassen. der Tierversuchsgegner geworden; diese werden von ihnen mit gro-
Die Infiltration erklärt auch, warum im allgemeinen die neuge- ßen Versprechungen eingefangen und dann mit Hilfe falscher Anga-
gründeten Tierschutzinitiativen - außer diejenigen, die von der ben neutralisiert, entmutigt und lahmgelegt. So erklärt es sich, daß
Opposition selbst gegründet wurden - eine deutlichere Sprache eine Organisation wie CIVIS die belegten Aussagen von Hunderten
sprechen und erfolgreicher arbeiten als die alteingesessenen, selbst von angesehenen Forschern und Medizinern und Protokolle zusam-
und gerade wenn sie nicht über die Finanzen verfügen, die sich die mentragen konnte, die ausdrücklich oder unwillkürlich - und somit
längerbestehenden im Laufe der Zeit vor allem durch Legate umso wirksamer - die Verzichtbarkeit und vor allem die Kontrapro-
geschaffen haben. duktivität, also Schädlichkeit des Tierversuchs für die Humanmedi-
Die meisten jungen Organisationen sind nämlich nicht unterwan- zin bezeugen, aber ausgerechnet die Leiter der großen Tierschutzor-
dert. NOCH NICHT. ganisationen von alledem noch nie etwas gehört haben wollen, und
Um die Tierschutzorganisationen zu infiltrieren, muß man sich hartnäckig immer weiter die vorläufige Unverzichtbarkeit der Tier-
zunächst einmal den Ruf eines großen "Tierschützers" verschaffen. versuche verkünden.
Es gibt nichts leichteres, indem man Artikel, Rundschreiben, Leser-
briefe verfaßt, worin die wohlbekannten unbestreitbaren ethi- Als sich die Tierversuchsgegner in den Siebzigerjahren nach einem
schen" Argumente und Slogans zur Spra~he kommen. "Ehrf~rcht langen Winterschlaf wieder einmal vernehmen ließen, begannen die
vor dem Leben". "Das Recht der Tiere". "Das Tier ist eine empfind- traditionellen Interessengruppen neue Abwehrmaßnahmen zu ent-
same Seele". "Auch das Tier ist leidensfähig" . "Der Mensch hat wickeln. Sie begnügten sich nicht mehr mit der Unterwanderung der
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bestehenden Vereine, sondern entschlossen sich, auf eigene Rech- zip, daß den Tieren aus ethischen Gründen keinerlei Schmerz zuge-
nung "Tierschutzvereine" zu gründen, die sie gar nicht erst unterwan- fügt werden dürfe, ganz gleich unter welchem Vorwand. Also auch
dern mußten, und ihre eigenen Leute vermehrt in das Verlags- und nicht für medizinische Versuche.
Lehrwesen einzuschleusen, die sich alle zunächst einmal einen Ruf Als Vize-Präsident seiner LIDA ernannte Professor Heuse einen
als Tierschützer sichern mußten, um überzeugender als "Fälscher der Kollegen, Dr. Rene Chauvin, der seitdem der Öffentlichkeit als
Wissenschaft" wirken zu können. Im gleichnamigen Buch sind einige Tierschützer vorgeführt werden kann, obwohl er selbst ein aktiver
dieser Fälle erwähnt und einige Personen genannt, wie der Wiener Vivisezierer ist. In einem Streitgespräch am Zweiten französischen
Veterinär Josef König, der Deutsche Bernhard Grzimek und andere Fernsehen (A2) wurde er nicht als Vivisezierer sondern als Tierschüt-
mehr. Seither hat sich der deutsche Journalist Horst Stern dazuge- zer vorgestellt, deren Anliegen er nicht schlechter hätte vertreten
sellt, der sich eines Tages ganz offen in den Dienst der Schweizer können.
Pharmaindustrie stellte, um für sie einen Propagandafilm zu drehen Inzwischen hat Prof. Heuse trotz der hochtrabenden Prinzipien
und ein Buch zu publizieren, worin er die Antivivisektionisten mit seiner Tiercharta immer sehr subtil die Notwendigkeit der Tierversu-
Leidenschaft angreift. che verfochten - in Vorlesungen, Artikeln und Interviews. Um dabei
Die meisten Leute, die mit der Tierschutzszene nicht vertraut sind, seinen Ruf als Tierschützer dennoch aufrechtzuerhalten, verkündete
begreifen nicht, wie vermeintliche Tierschützer plötzlich dazu kom- er zum Beispiel, daß auf 80% aller Tierversuche sofort verzichtet
men können, gegen die Interessen ihrer angeblichen Schützlinge und werden könnte - eine Meinung, die bekanntlich jeder Experimen-
im Interesse ihrer Peiniger zu wirken; viele Tierschützer glauben, tator zu unterschreiben bereit ist, sofern seine eigenen Experimente
diese Leute seien "bestochen". Mir ist aber kein einziger Fall von davon nicht betroffen werden: die, die unter die 20% fallen. Diese
derartiger "Bestechung" bekannt. Wie bereits angedeutet, sind viel allerdings - also Millionen Tierversuche jährlich - würden noch für
raffiniertere und für den Durchschnittsbürger undurchsichtige lange Zeit unerläßlich sein.
Machenschaften am Werk, durch die diese Agenten der Sonderinter- Am 24. Oktober 1981 lauschten zahlreiche Tierschützer im Hotel
essen "von oben eingesetzt" werden, nachdem sie den Ruf von Ritz in Rom einem Vortrag von Prof. Heuse, der eine Lanze für die
Tierschützern errungen hatten, wie im folgenden Fall. gängige Forschung brach und die Tierversuchsgegner verurteilte. Er
verdammte wohl sämtliche Tierversuche ausnahmslos, aber aus-
DieLIDA schließlich vom ethischen Standpunkt aus, womit er sich strikt an die
Verhaltensmaßregeln des Syndikats hielt. Vom wissenschaftlichen
Ende der Siebzigerjahre gründete ein belgiseher Biologe, Profes- Standpunkt aus betrachtete er die Tierversuche als zulässig, nützlich
sor Georges Heuse, die LIDA (Ligue Internationale pour les Droits und deswegen unabdingbar, wie in folgendem Passus:
des Animaux oder Internationale Liga für die Rechte der Tiere) und
verkündete, begleitet von den Fanfaren der großen Presse aller Wir befinden uns in voller Übereinstimmung mit den Gegnern der
Länder, eine Charta der Tierrechte, die von den Tierschützern mit Vivisektion, von deren Einstellung uns nichts trennt, soweit es DIE
Begeisterung aufgenommen wurde, und ihrem Verfasser - der selbst ETHISCHE SEITE DER FRAGE betrifft. Dagegen wenden wir uns
ein Befürworter der Tierversuche war - mit einem Schlag den Ruf des ganz entschieden gegen ihr Hauptargument, das die Forschung und
ersten und genialsten Tierschützers der Welt einbrachte. In seiner Medizin in gröbster Weise als entartet hinstellt und behauptet, daß
Charta hatten die naiven Tierschützer ein kleines Wort übersehen. Tierversuche der Medizin keinen Fortschritt bringen, daß allopathische
Das unbeachtete Wort war "ethisch". Die Charta verkündete das Prin- Arzneien und Impfungen gesundheitsschädlich seien usw. Die Gegner
74 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 75
der Tierversuche schaden sich selbst, wenn sie solche Lügen verbreiten. leichtes Spiel haben, wie die großen Organisationen der Tierver-
Dabei wären sie gegen jeden Angriff gefeit, wenn sie sich STRIKT suchsgegner mit oder ohne Absicht ihren Richtlinien folgen, das
DARAUF BESCHRÄNKEN WÜRDEN, den MORALISCHEN heißt ihren Kampf strikt auf ethische Beweggründe beschränken und
ASPEKT DER RECHTE DES TIERES ZU VERTEIDIGEN. alle vorliegenden Beweise über die katastrophale Schädlichkeit der
Tierversuchsmethode für die Humanmedizin - die noch viel unwider-
In der italienischen Übersetzung von Heuses Ansprache, die für legbarer sind als die ethischen, da sie wissenschaftlich nachweisbar
die Presse und andere Publikationszwecke angefertigt worden war, sind - einfach nicht zur Kenntnis nehmen.
ließ die Präsidentin der römischen Sektion der LIDA vorsichtiger- Dann können nämlich ihre Gegner immer mit der Erwiderung
weise obenstehenden Passus streichen. aufwarten, daß ihre Ethik die höherstehende sei, denn sie befasse
sich eher mit Menschen (und "unseren Kindern") als Hunden und
Der Präsident der spanischen Sektion der LIDA, Jorge Boos, Mäusen. So argumentieren die Syndikatsmitglieder. Und die Mehr-
sandte ein leidenschaftliches Rundschreiben an sämtliche Tierschutz- heit der Menschen, von den großen nationalen und internationalen
vereine Europas, in dem einmal mehr kein einziges Wort über die Tierschutzorganisationen gezielt in Unwissenheit belassen, fallen
Unzuverlässigkeit und daher Schädlichkeit der Tierversuchsmethode solchen Argumenten leicht zum Opfer. Denn sie erwarten nicht, daß
stand, sondern nur an die Moral und Ethik appelliert wurde. Zum die Leiter solcher Organisationen sie im Interesse des Che-Me- Vi
Beispiel: Kombinats willkürlich irreführen.
Ich schlagevor, ein Votum der Solidarität zum Inhalt der universellen Ein seltsamer Vizepräsident
Erklärung der Rechte der Tiere abzugeben. Ich habe soeben das meinige
an Prof. Georges Heuse, Präsident der Internationalen Liga der Rechte Als 1980 die französische Fassung von Nackte Herrseherin erschien
der Tiere gerichtet, und bin der Meinung, im Einklang mit den Persön- (Ces betes qu'on torture inutilement, Ed. Favre, Lausanne), wollte
lichkeiten der Wissenschaft,die öffentlichdas Verbrechender Grausam- der Präsident der Weltkoalition für die Abschaffung der Tierversu-
keit an Tieren verdammen, daß diese Erklärung den Mitgliedsstaatender che, Monsieur Jean Duranton de Magny, der die Koalition 1953
Vereinten Nationen zur Zustimmung unterbreitet werden muß. Es müs- gegründet hatte, in den wichtigsten französischen Zeitungen Inserate
sen Aktenstöße gefüllt werden, damit unsere Bemühungen zur Forde- aufgeben, um das französische Publikum mit dem ersten Buch
rung einer zivilisierten Welt angenommen werden, die nach Anerken- bekanntzumachen, das die Tierversuche vom wissenschaftlichen
nung der Rechte der Tiere rufen, und zur Beendigungeines Sklaven-und Standpunkt aus angriff und ihre Nichtigkeit und Kontraproduktivität
Martyrertums. belegte.
Wer sich diesem Wunsche des Präsidenten und anderer Ausschuß-
Alles sehr schöne und richtige Worte, die dazu angetan sind, Prof. mitglieder widersetzte, war der Vizepräsident, Dr. Jacques Kalmar.
Georges Heuse, einem gewohnheitsmäßigen Befürworter der Tier- Der Präsident, obwohl bereits in hohem Alter, setzte schließlich
versuche außer aus ethischen Gründen, den Ruf eines der passionier- seinen Willen durch, aber es gab Streit, und die Inseratenkampagne
testen Tierschützer der Welt zu verleihen (nebst Grzimek, Lorenz, wurde reduziert.
Stern usw.), um desto leichter die echten Tierschützer über die Am 7. April 1981 fand am zweiten französischen Fernsehen ein
vorläufige Unverzichtbarkeit der Tierversuche irreführen zu können. großes, sechs Monate lang angekündigtes Streitgespräch über Tier-
So werden die Sprachrohre des Vivisektionssyndikats solange versuche statt, zu dem die Schauspielerin Brigitte Bardot als Lock-
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vogel eingeladen worden war; und tatsächlich soll das Programm 16 den, dem auch alle größeren pharmazeutischen Firmen gehörten, wie
Millionen Zuschauer angezogen haben. Farmitalia, Carlo Erba und andere mehr.
Duranton de Magny hatte vom Fernsehen mehrmals die Teil- Rizzoli konnte zwar alle Bücher aus seinen Buchläden verschwin-
nahme von Hans Ruesch gefordert, mit der Bemerkung, daß ein den lassen, unter dem Vorwand, das Buch sei vergriffen; aber das
Streitgespräch ohne ihn sinnlos wäre. Das war ein guter Grund, Hans Malheur war geschehen, denn die wichtigsten Zeitungen und Zeit-
Ruesch auszuschließen. schriften des Landes hatten bereits kurz vor dem Erscheinen des
Zwei französische Journalisten, Brigitte Bardot, Dr. Kalmar und Buches ausgiebig Auszüge abgedruckt. Corriere della Sera, die ein-
der Tierexperimentator Rene Chauvin, Vizepräsident der LIDA, flußreichste Tageszeitung, hatte damit in ihrer Sonntagsausgabe
wurden dem französischen Publikum als die besten Repräsentanten angefangen.
der Tierversuchsgegner vorgestellt. Ihnen gegenüber saßen Forscher Die kleine Welt der frustrierten Antivivisektionisten war in Auf-
des französischen Krebsinstituts, denen es bekanntlich nicht gelun- ruhr; unverhofft schien sich plötzlich eine Tür zu öffnen. Die Begei-
gen war, trotz unzähliger Tierversuche das dauernde Anwachsen der sterung war grenzenlos. Eine einzige Ausnahme: die Leitung der
Krebskrankheiten zu verhindern; eine Tatsache, die im Laufe der damals einzigen Antivivisektionsliga Italiens, die aus Advokaten
Debatte nie zur Sprache kam. bestand und ihren Sitz in Mailand hatte: die VAl (Vnione Antivivise-
Und als die Befürworter der Tierversuche argumentierten, daß zionista ltaliana).
man mit mehr Tierversuchen die Contergan-Tragödie hätte verhin- Die VAl hatte Sektionen in vielen Städten. Als die Präsidenten
dern können, schwieg Dr. Kalmar; obwohl er sämtliche Unterlagen dieser Sektionen aufgrund von lmperatrice Nuda Veranstaltungen
besaß, die nachwiesen, daß nicht nur die Contergan-Tragödie, son- ankündigten, trat die Generalsekretärin der VAl, die Advokatin
dern vor allem ihre weltweite Ausdehnung direkt dem Tierversuch Carla Ceccon, dazwischen und verbot es ihnen. Als die Florentiner
zuzuschreiben war. Genauso schwieg er sich bei allen anderen Sektion die Veranstaltung dennoch abhielt, reiste die Advokatin
Unwahrheiten der Befürworter aus. nach Florenz und löste die Sektion kurzerhand auf.
Die Sendung vom 7. April 1982, sorgfältig von der Großmacht Noch bevor der Verlagschef dazwischentreten konnte, hatte eine
Medizin zusammen mit den offiziellen Medienmachern organisiert, der großen Frauenzeitschriften des Rizzoli-Imperiums, Annabella,
war die größte Schlappe, die die gesamte Antivivisektionsbewegung eine Unterschriftensammlung lancieren wollen, um die Abschaffung
in Frankreich je erlebt hatte. der Tierversuche zu fordern. Der Chefredakteur hatte sich zunächst
an den Hauptsitz der VAl gewandt; er wurde abgewiesen. Er trat
Italien dann mit dem Präsidenten der Römer Sektion in Verbindung, der
über den Vorschlag begeistert war. Wiederum trat die Advokatin
lmperatrice Nuda war die allererste Fassung von Nackte Herrsche- Ceccon dazwischen. Die Streitigkeiten - sie sind der Zweck, den die
rin, und sie kam im Januar 1976 im Verlags- und Zeitungsimperium Unterwanderer verfolgen, um die Öffentlichkeit zu verwirren und
Rizzoli heraus. von der Bewegung fernzuhalten - gingen weiter. Als sich auch die
Der junge Angelo Rizzoli, der das Imperium von seinem Großva- Römer Sektion nicht bändigen ließ, reiste die Advokatin nach Rom
ter geerbt hatte, merkte zu spät, was er mit dieser Publikation und löste auch jene Sektion auf. Nach und nach kamen die anderen
angerichtet hatte. Sein Imperium war nämlich in den letzten Jahren Sektionen dran. Aber das Resultat war nicht so, wie die Leiter der
nur durch massive finanzielle Zuwendungen des halbstaatlichen, VAl erhofft hatten, sondern genau umgekehrt.
multinationalen Chemieriesen Montedison am Leben erhalten wor- Die abgesetzten Präsidenten und Vizepräsidenten der früheren
78 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 79
Sektionen der VAl gründeten alle ihre eigenen Vereine, die wie alle letzten Tag des Kongressesenttäuscht: .Es ist erschütternd zu beobach-
neuen Vereine rege Aktivität entwickelten. Es wurde eine Unter- ten, was aus einem Bund gewordenist, der vor 28 Jahren so vielverspre-
schriftensammlung für eine Volksinitiative lanciert. Weil in Italien chend mit der Arbeit begonnen hatte' ... Ein Teilnehmer: ,Ich werde
eine Unterschrift, um Gültigkeit zu haben, an Ort und Stelle von meiner Organisationraten, aus dem Welttierschutzbundauszutreten'.
einem Notar beglaubigt sein muß, sind solche Sammlungen immer
mit großen Kosten und Schwierigkeiten verbunden. Die Zeitschrift Auf einer Versammlung des Vorstandes dieses WeIttierschutzbun-
Panorama schrieb, es würde kaum möglich sein, die notwendigen des (WFPA = World Federation for the Protection of Animals), die
50 000 beglaubigten Unterschriften zusammenzutragen, zumal die im Oktober 1979 in London stattfand, brachte ein Spielverderber den
Unterschriftensammlung wiederum von der Zentralstelle der VAl Antrag ein, aus dem Vorstand alle Personen auszuschließen, die
desavouiert wurde. In kurzer Zeit wurden jedoch ganze 236000 gegen die ethischen Grundsätze des Tierschutzes handelten - wie
Unterschriften zusammengetragen. Darauf gestützt wurde eine "pro- etwa Jäger oder Befürworter der Tierversuche. Der Antrag wurde
posta di legge" (Gesetzesentwurf) im Parlament eingeführt. Aber mit zehn zu einer Stimme abgelehnt, bei acht Enthaltungen! Er hätte
bevor der Entwurf zur Diskussion kommen konnte, stürzte wieder allerdings, wenn er angenommen worden wäre, zum Ausschluß des
einmal eine italienische Regierung, und die 236 000 notariell beglau- Präsidenten Hans-Jürgen Weichert geführt, der einem Jagdverband
bigten Unterschriften waren für die Katz. angehört und Tierversuche nur in offiziellen Reden ablehnt. Diesem
Herrn ist es aber nichtsdestotrotz seitdem gelungen, in noch luftigere
Internationale Tierschutzorganisationen organisatorische Höhen emporzuspringen.
Tatsächlich dämmerte es im folgenden Jahr den Leitern der beiden
Auszug aus einem am 30. September 1978 in der Welt (BRD) größten Tierschutzorganisationen der Welt, der vorerwähnten
erschienen Artikel, mit dem Titel: "Tierschützer zerstritten: Löst WFPA und der in London ansässigen ISPA (International Society for
sich der Weltverband auf?": the Protection of Animals - Internationale Tierschutzgesellschaft),
daß sie ihre Nutzlosigkeit in Sachen Tierschutz nicht mehr geheim-
Nach heftigen Kontroversenwurde gestern der bisherigeVizepräsident halten konnten. Sie beschlossen daher, beide Vereine aufzulösen und
des Welttierschutzbundes, Hans-Jürgen Weichert aus München, zum zu einem neuen, einzigen Verein zusammenzuschließen, der zwar
neuen Präsidenten gewählt. Nicht einmal fünfzig Delegierte, die hoff- einen anderen Namen führen, aber genauso nutzlos wie die beiden
nungslosuntereinander zerstritten waren, repräsentierten Millionenvon alten bleiben würde; zumal er zum größten Teil unter der Leitung
Tierschützern auf einer Versammlung, bei der offenbar niemand die derselben Personen stand, die auch weiterhin insgeheim die Interes-
Verfahrensregelnkannte ... sen des Che-Me-Vi Kombinats wahren würden: die WSPA (World
Society [or the Proteetion of Animals oder WeIttierschutzgesell-
Bei der Wahl des Präsidenten setzten sich die Unstimmigkeitenfort.
schaft), unter der Rechtssprechung des Districts of Columbia
Hans-Jürgen Weichert erhielt nur eine knappe Mehrheit. Noch vor der
(Washington), in den USA als gemeinnützige Organisation einge-
Wahl hatte sich der Rat des Welttierschutzbundesgegen seine Kandida-
tragen.
tur ausgesprochen. Offenbar mangelte es aber an einer geeignetenAlter-
Der Münchner Schulmeister Hans Jürgen Weichert (Vizepräsident
native. Ein Kongreßteilnehmer: ,Wassollten wir tun? Wir waren heillos
der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tierschutz e. V. und Präsident
zerstritten, und wenn wir Weichert nicht gewählt hätten, wäre der
des Deutsche Tierfreunde e. V.) wurde 1980 in einer bitter umstritte-
Welttierschutzbund jetzt führungslos.c Auch der Schweizer Armin
nen Sitzung für eine Amtsdauer von zwei Jahren als erster Präsident
Kühnle, der 1950den Welttierschutzbundgegründet hatte, gab sich am
80 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 81
dieser neuen und einflußreichsten aller internationalen Organisatio- Eiweißen nicht dazu. Pferd verträgt sich zum Beispiel mit Esel, aber nicht
nen gewählt; aber erst nachdem zahlreiche Delegierte wegen durch mit Lama, Ziege mit Steinbock, aber nicht mit Rind usw.
die Streitigkeiten entstandenen, geplanten Verzögerungen nach Leberentzündungen sind absolut chronische Prozesse, die nur durch
Hause zurückgefahren waren und nur noch eine Mehrzahl von medikamentöse, langwierige Behandlungen, Tropfinfusionen, Diätku-
Weichert-Verbündeten, wie vorgesehen, übriggeblieben war; und ren usw. zu behandeln sind. Dies ist die Domäne des Internisten. Der
obschon er ein Mitglied des bayerischen Jagdverbandes war und trotz chronische Entzündungsprozess kann auch durch "Entlastung" über
seiner seltsamen Einstellung zu Tierversuchen, die er stets nur in kurze Zeiteinheit mittels einer fremden Leber nicht geändert werden.
offiziellen Reden verurteilte, dagegen immer wieder befürwortete, Falls alle Therapie versagt, ist kein akuter Tod, sondern allmähliches
wenn es darum ging, sie am Leben zu erhalten oder zu rechtfertigen. Einschlafen die Regel. Daher ist ein Nachweis, daß der "Anschluß" an
Wie im folgenden Fall. die Affenleber (Pavian) das Leben verlängert hätte, willkürlich. Für den
Fall des Todes aber hatte man gleich die Ausrede bei der Hand, daß eben
Der Fall Gütgemann leider weitere Affen nicht zur Verfügung standen.
Die Leber ist die "Garküche" des Organismus. Neben Gallenproduk-
In der Nacht zum 25. April 1974 war in der Universitätsklinik zu tion, Einfluß auf Blut usw., steht sie mit vielen anderen Organen in
Bonn eine 23-jährige Krankenschwester verstorben, nachdem sie der hormonaler Verbindung. Zudem ist sie ungemein seelisch und nervlich
dortige Prof. Alfred Gütgemann durch eine "vitale Dialyse" von beeinflußbar (Gallenleiden nach Aufregung!). Das zu Tode geängstigte
einer Leberentzündung zu kurieren versucht hatte, bei der drei Versuchstier wurde aus der in Panik geratenen Herde herausgefangen.
Paviane "verbraucht" wurden. riß aus, wurde mit Kescher (Fangnetz - H.R.) wieder gefangen, entkam
Die Wochenzeitschrift Quick berichtete: "Drei Paviane waren die der Kiste nochmals, dann wiederum im Operationssaal, in dem es um sein
letzte Chance für Maria Kaltenecker. Aber auch sie konnten die Leben kämpfte. (Ein Wunder nur, daß es keinem Herzschlag erlegen ist!)
Leberkranke nicht retten." In diesem Zustand und mit bei vollem Bewußtsein eröffneter Bauchhöhle
Prof. Gütgemann hätte eigentlich wissen sollen, daß zum Beispiel schüttete seine Leber Ströme von Inkreten aus, die völlig unkontrollier-
seine Kollegen im Londoner Saint-James-Hospital schon viel weiter bar sind und auch die Nebennieren usw. beeinflussen. Ein Musterbei-
waren - und mit besserem Erfolg solche Krankheiten mit einer spiel, wie ein Versuch nicht gemacht werden darf ...
Kunststoff-Leber behandelten. Die kurz nach dem Tod der Bonner Leberpatientin in den Blättern
Dank Prof. Gütgemann waren nicht nur die drei Paviane, sondern stehende Mitteilung, daß sie an Lungenkomplikationen gestorben sei,
auch die damit behandelte Patientin gestorben, die sonst vielleicht war schon rein zeitlich unmöglich! Ein bedeutender Pathologe sagte bei
heute noch am Leben wäre. Etliche Kollegen des Chirurgen verur- meiner Schilderung: .Um Gottes Willen! Wenn wir Angst und Qual in ein
teilten nämlich dieses Experiment als den medizinischen Irrsinn, der Experiment einführen, dann führen wir ja nicht eine, sondern hundert
es war. von unkontrollierbaren Fehlerquellen ein. Wir würden dann ja nicht nur
Zum Beispiel referierte der Fachzoologe und approbierter Dr. Dr. grausam, sondern auch vollkommen kunstlos handeln!
Ingo Krumbiegel, 325 Hameln, Grütterstr. 7, folgendermaßen dar-
über: In Wirklichkeit gibt es kaum einen Tierversuch, in den nicht
Schreck und Qual eingeführt werden. Bereits das Einfangen der Tiere,
Menschenblutserum verträgt sich mit keiner Tierblutart außer Schim- Transport und Umsiedlung in ungewohnter Umgebung, bilden eine
pansen, Gorilla und Orang Utan. Alle anderen Affenarten passen in den ganze Serie von Gewalttätigkeiten, die die Tiere umsomehr in pani-
82 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 83
sehen Angstzustand versetzen, als sie sich nicht vorstellen können, Wohlverstanden sind nur solche "Tierschützer" außerstande, die
was mit ihnen weiter geschehen soll, und warum. "Behauptungen der Wissenschaft" zu widerlegen, die es gar nicht
Noch lauter und hartnäckiger als die Mediziner protestierten nach wünschen, und zwar "Tierschützer" vom Schlage des Präsidiums und
dem Tod der jungen Krankenschwester die Tierschützer, als sie Vorstandes der ADT und gleichgesinnten internationalen Vereinen,
erfuhren, daß die drei von einem zoologischen Garten erhaltenen die ganz einfach die Tausende von medizinischen Koryphäen ignorie-
Paviane in ihrem Schreck verschiedene Male ausgebrochen waren ren wollen, die nicht nur die Nutzlosigkeit sondern auch die Schäd-
und wieder eingefangen werden mußten. lichkeit der Tierversuchsmethode in der Humanmedizin nachgewie-
Wer nun eilte dem bedrängten Experimentator Gütgemann zu sen haben.
Hilfe? Kein anderer als Deutschlands größter Tierschutzverein, die Schon früher hatte die ADT an der Spitze der neun größten
Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tierschutz, deren Vize-Präsident deutschen Tierschutzorganisationen gestanden, die eine neue
Hans-Jürgen Weichert war, und immer noch ist. Die offiziellen Gesetzgebung für den Tierschutz in der BRD befürworteten, die
Äußerungen der ADT verursachten in der deutschen Presse Schlag- 1970 verabschiedet wurde. Weichert wurde das Verdienst zuerkannt,
zeilen wie folgende: "Auch Tierschützer rechtfertigen Tierversu- den Entwurf oder wenigstens den Kommentar dazu verfaßt zu haben,
ehe." Und: "Menschenleben gehen vor. Das erklärten der Vorsit- trat er doch gewöhnlich als der Sprecher der deutschen Tierschutz-
zende der ADT, Rechtsanwalt Hermann Schwarz, und die vereine auf; auf jeden Fall stimmte seine ADT der neuen Gesetzge-
Geschä~tsführerin Anneliese zum Kolk." (Stuttgarter Nachrichten, bung, die alle nur denkbaren Tierversuche gestattete, offiziell zu.
25. Apn11974) Hier ein Passus aus dem von der ADT mitunterschriebenen Kom-
Weil die entrüsteten Tierschützer der ADT keine Ruhe ließen, sah mentar:
diese sich veranlaßt, am 22. Juni 1974 eine offizielle "Stellungnahme
von Präsidium und Vorstand der ADT e. V. zum Problem der Tier- Zu Abs. 2: Ausnahmen von dem Grundsatz des Verbots quälerischer
versuche" zu veröffentlichen, die unter anderem folgendes verkün- Tierversuche sind auch für die Zukunft zuzulassen. Ihre Einengung auf
dete: einen bestimmten Zweig der wissenschaftlichen Forschung (etwa auf die
Die ADT ist im Prinzip gegen jeden Tierversuch, der für die betreffen- Erhaltung und Förderung der Gesundheit) erscheint aus sachlichen wie
den Tiere Schmerzen, Leiden, Angst und Schaden verursacht. ("Im rechtlichen (Art. 5 Abs. 3 Satz 1 GG) Gründen nicht möglich.
Prinzip" ist ein ebenso beliebter Ausdruck wie "aus ethischen
Gründen".) Obiger Passus stand auf Seite 4 im "ENTWURF - vorgelegt von
den deutschen Tierschutzverbänden" .
Dann kam das "Aber":
Ein Tierschutz- Forschungspreis
Da jedoch die Wissenschaft in allen Ländern der Erde übereinstim-
mend erklärt, derzeit auf den Tierversuch noch in vielen Bereichen Am 21. Juni 1974 überreichte Herr Hans-Jürgen Weichert um 12
angewiesen zu sein, und da der Tierschutz nicht in der Lage ist, diese Uhr im Hörsaal für Pathologie und Mikrobiologie der Tierärztlichen
Behauptung zu widerlegen, wäre es wenig erfolgversprechend, ein völ- Fakultät der Universität München im Namen von Dr. Felix WankeI,
liges Verbot der Tierversuche zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu for- weltbekannter Erfinder des Wankel-Motors, einen Felix-Wankel-
dern ... Tierschutz-Forschungspreis in Höhe von DM 4 000 an einen Dr.
Weigert für seine Arbeit "Der Einfluß von Auspuffgasen auf die
84 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 85
Enzymaktivitäten im Serum von Ratten und Hunden". Die Arbeit Den Redaktionsausschuß bildeten bis vor kurzer Zeit: Dr. Karl
diente der Erlangung des Doktortitels. Frucht, Zürich, Mr. Colin Platt, London und Mr. John C. Walsh,
Frau Ingeborg Kersten, Berlin, teilt in einem Brief vom 13. Okto- Boston. Unter den rund 40 "Officers" und .Directors" der Zeitschrift
ber 1978mit: figurierten viele von jenen "Tierschützern" , die dem Kampf der
Tierversuche nur Lippendienste erweisen, in Wirklichkeit aber dem
"Die Arbeit liegt uns vor. Es wurden verbraucht: 464 weiße Ratten, Che-Me- Vi Kombinat hörig sind. Es seien hier nur die Deutschen
davon 5 Tieren ohne Betäubung die Bauchhöhle eröffnet, und mißbraucht: und Schweizer erwähnt:
5 Versuchshunde. Nachstehend einige Auszüge: ... Veranlaßte uns, einen BRD: Hans Jürgen Weichert, Anneliese zum Kolk und Rechtsan-
Zusatz versuch mit Ratten durchzuführen, denen ein künstlicher Leber- walt Hermann Schwarz, die Präsidium und Vorstand der ADT
schaden zugefügt wurde. Die Ratten taumelten ziellos durch die Versuchs- bilden.
kammer, nach spätestens 15 Minuten lagen sie bewegungslos und völlig Schweiz: Richard Steiner und Hans Peter Haering, Präsident bzw.
apathisch übereinander... Entbluteten wir ohne Barbituratnarkose ... Geschäftsführer des in Basel ansässigen und von der Schweizer
Zeigte sich, daß die Tiere zwar bewegungsunfähig, nicht jedoch schmerz- Chemie unterstützten "Schweizer Tierschutz" , dem es gelungen ist,
unempfindlich waren." die mehr als 60 angegliederten Schweizer Tierschutzvereine dazu zu
bringen, die Volksinitiative für die Abschaffung der Tierversuche
Einem Rundschreiben von Johann Walter Baltus, Vorsitzender unter Vorspiegelung falscher Tatsachen zu verwerfen.
der Initiative gegen Tierversuche e. V., Kirchheim bei München, Mit welch unverfrorener Hypokrisie die Leiter dieser WSPA vor-
entnehmen wir folgende Mitteilung: gehen, um vor ihren Mitgliedern als Tierschützer zu gelten und sie
somit leichter irreführen zu können, ersieht man zum Beispiel aus
"Herr Weichert hat gegen Frau Kersten, Berlin, einen Prozeß ange- folgender Ankündigung in der Oktober-Dezember 1981 Nummer
strengt, da diese ihn einen Tierschutzverräter genannt hat. (Wegen Massen- ihres Animals International:
tierhaltung und Tierversuchen, die dieser Herr verteidigt!) Herr Weichert "Die WSPA verurteilt das Zufügen von Schmerz, Leid und Schaden
hat diesen Prozess verloren, darf also weiterhin Tierschutzverräter genannt an welchen Tieren auch immer, somit auch an Tieren in Versuchsan-
werden. " stalten. "
Noble Worte, die leider nicht in Einklang stehen mit der Verwer-
WSPA - Die Welttierschutzgesellschaft fung der Volksinitiative zur Abschaffung der Tierversuche seitens
der Unterzeichner, die sich damit begnügen zu "verurteilen", jedoch
Wie bereits erwähnt, war 1980 der Münchner Schulmeister und alles daran setzen, den status quo beizubehalten.
Tierversuchsbefürworter Hans-Jürgen Weichert zum Präsidenten der Der sicherste Weg, um ihn beizubehalten, ist die Masse der
neugegründeten Welttierschutzgesellschaft gewählt worden, die medizinischen Stimmen und wissenschaftlichen Beweise zu vertu-
international als WSPA (World Society for the Protection of Ani- schen, die die Schädlichkeit der stets irreführenden Tierversuche für
mals) bekannt ist.
die Menschen belegen.
Die offizielle Vierteljahreszeitschrift dieser WSPA heißt "ANI- Inzwischen will man sich aber weiter die Mitgliedsbeiträge und
MALS International". Sie erscheint in englischer, französischer und Spenden der naiven Tierschützer auf der ganzen Welt sichern, und da-
deutscher Sprache, und ihre Redaktionsadresse war lange Jahre lang her, als Weicherts zweijährige Amtsdauer 1982ablief und er sein A~t
an der Dreikönigstraße 37, CH-8002 Zürich. mit dem des Vizepräsidenten , des amerikanischen Doktor David
86 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 87
S.Claflin aus Boston austauschte, berichtete dieser in einer "Mittei- ist die internationale Ablegerin der britischen NAVS (National Anti-
lung des neuen Präsidenten" in Animals International unter anderem: Vivisection Society). Ihr gehören rund fünfzig Antivivisektionsligen
auf der ganzen Erde an. Zahlreiche Delegierte aus verschiedenen
"Hauptsächlichwerden wir unsere Kräfte wann und wo immer darauf Ländern hielten auf der Generalversammlung der IAAPEA, die
verwenden, Grausamkeit an Tieren zu verhindern. Wenn wir aber unse- 1981 in Mailand stattfand, Ansprachen. Die Tierversuche und ihre
ren Aufgabenkreis im Interesse der Tiere in der Welt erweitern wollen, Grausamkeit, ja sogar etwas von ihrer Sinnlosigkeit, wurden
benötigen wir weitere finanzielleMittel und sind somit auf Ihre fortge- schwungvoll verurteilt. Doch wieder einmal folgten alle Redner
setzte Unterstützung angewiesen. Spenden sind erbeten. Sie können an gewissenhaft dem Drehbuch: nicht eine einzige Anklage wurde laut
unsere Regionalbüros in London, Boston oder Zürich überwiesen gegen die schweren Schäden, die der menschlichen Gesundheit durch
werden. kriminell nachlässige und irreführende Forschungsmethoden laufend
gez. David S. Claflin, WSPAPräsident." zugefügt werden, als die Delegierten ihre Reden, vollgespickt mit
den wohlbekannten "ethischen" Argumenten, abspulten.
Ob die Herren Claflin und Weichert für ihre Bemühungen sich Der Delegierte der Römer Liga, LAV , die mit CIVIS verbunden
selbst aus den Spenden und Mitgliedsbeiträgen der WSPA Saläre ist und zur Teilnahme an der Versammlung eingeladen worden war,
auszahlen, das wissen wir nicht. Wir wissen aber, daß Dr. David S. obwohl sie der IAAPEA nicht angehört, verlangte, eine Ansprache
Claflin, als gleichzeitiger Präsident der reichsten ($ 42 Mio.) ameri- halten zu dürfen. Es wurde ihm verweigert.
kanischen Tierschutzgesellschaft, die Massachusetts Society for the
Prevention of Cruelty to Animals, offiziell ein jährliches Salär von Der Europarat
77 000 Dollars bezieht, und daß seine Rolle als Tierschützer darin
besteht, daß er gelegentlich verkündet, man soll doch keine entlaufe- Im Europarat in Straßburg sollten vor den Parlamentariern der
nen oder von ihrem Herrn verlassenen Haustiere an die Versuchsan- Länder des Gemeinsamen Marktes Anhörungen über eine neue
stalten liefern, und daß diese ausschließlich Tiere aus den Zuchtan- Tierschutzkonvention stattfinden, die von der britischen Research
stalten für ihre Experimente verwenden sollten. Defence Society zusammen mit der RSPCA ausgearbeitet worden
war. Diese neue Konvention, die angeblich dem Schutze der Ver-
DieIAAPEA suchstiere dienen sollte, war so abgefaßt worden, daß sie im Falle
einer Annahme die Notwendigkeit für einen massiven Verbrauch
Von den nationalen britischen Ligen wird hier nicht die Rede sein, von Versuchstieren in allen Ländern des Gemeinsamen Marktes auf
außer um zu sagen, daß sie heutzutage ausnahmslos unterwandert Jahrzehnte hinaus gesetzlich verankern würde.
sind. Diese Situation ist in einer längeren Schrift meines CIVIS Diese neue Konvention, die angeblich dem Schutze der Versuchs-
(Informationszentrale ) behandelt worden, die es vorläufig nur auf tiere dienen sollte, würde ALLES erlauben, sogar das, was bisher
Englisch gibt und CIVIS Bulletin Nr. I betitelt ist. Die britische wenigstens formell verboten gewesen war, wie etwa mehrere chirur-
.Antivivisektionsbewegung" wird vorwiegend von Leuten geleitet, gische Eingriffe an ein und demselben Tier. Kein Zweck soll
die selbst an Tierversuchen teilgenommen haben oder immer noch eingeschränkt sein. Schmerzen und Leiden der Tiere werden aus-
teilnehmen. drücklich in Kauf genommen. Da die RSPCA, die offiziell die
Es sei nur noch kurz die internationale IAAPEA (International Tierversuche gutheißt, nicht im eigenen Namen als Tierschützerin im
Association Against Painful Experiments on Animals) erwähnt. Diese Europarat auftreten konnte, war sie auf die Idee gekommen, diese
88 DIE PHARMA-STORY DER GROS SE SCHWINDEL 89
Rolle einer neuen Scheintierschutzliga zuzuteilen, die sie selbst digen, ganz abgesehen von der Frage über die Rechte der Tiere. Aber
gründen, berappen, und durch ihre eigenen Ausschußmitglieder - wohin führt uns das? Wir leben nicht in Utopia, und menschliche Taten
darunter verschiedene Tierexperimentatoren -, leiten lassen würde: werden leider mehr von den Geboten der Zweckdienlichkeit als von
die Eurogroup for Anima! We!fare, die im März 1980 offiziell in ethischen Überlegungen bestimmt. Wir leben in einer realen Welt, und in
Brüssel gegründet wurde. Warum in Brüssel? Einerseits, um nicht der realen Welt ist es eine Tatsache, ob es uns paßt oder nicht, daß die
den Eindruck zu erwecken, daß es sich wiederum um eine britische medizinische Wissenschaft sehr viel von Tierexperimenten gelernt hat,
Organisation handle, andererseits um nicht weit von Straßburg ent- und es auch weiterhin tun wird. Das heißt nicht, daß es ethisch gerechtfer-
fernt zu sein. tigt ist, oder daß es nicht viele belanglose und unnötige Experimente gibt;
ich stelle ganz einfach eine Tatsache fest. Unserer Sache ist nicht damit
Die "Eurogroup" geholfen, daß wir den Kopf in den Sand stecken und so tun, als ob dem
nicht so wäre, oder versuchen, die Bedeutung der vergangenen Entdek-
Die Mitglieder dieser Eurogroup wurden daraufhin in den Anhö- kungen in Physiologie und Medizin zu bagatellisieren oder zu behaupten,
rungen in Straßburg als die Fürsprecher der Tierinteressen den daß man auch anders forschen kann. (Sämtliche Hervorhebungen in
Parlamentariern von verschiedenen europäischen Ländern vorge- diesem Absatz stammen von Judith Hampson selbst.)
stellt. So fanden im Europarat Scheinduelle statt zwischen falschen
Tierschützern, die scheinheilig ausschließlich "ethische" Argumente Es ist somit leicht zu verstehen, daß diese Dame von der RSPCA in
verfochten, und Vivisezierern, größtenteils britische, die ebenfalls den Europarat geschickt wurde, um die Tierexperimentatoren und
"ethische" Argumente verfochten, jedoch zugunsten der Menschen nicht die Tiere zu beschützen, und das tat sie auch in hervorragender
und "unserer Kinder", also eine "höhere Ethik" vertraten, und Weise in den Anhörungen des 8./9. Dezember 1982.
zudem die übliche Lawine von medizinischen Unwahrheiten verbrei- Wenn in jenen Dezember-Anhörungen die Konvention nicht zur
teten, denen kein echter Experte widersprechen durfte. Denn das Abstimmung kam, so war das nur der italienischen Delegation zu
einzige, offiziell vorgeladene .Expertenteam'' war die Vertretung verdanken, die ganz ausgezeichnete Fachleute aus der Medizin, dem
der Eurogroup! Veterinärwesen und der Rechtssprechung in ihren Reihen hatte, die
Das "Expertenteam" der Eurogroup war von einer Biologin, präzis formulierte wissenschaftliche Gegenargumente lieferten. Par-
Judith Hampson, angeführt, Mitglied der RSPCA, wo ihr die Rolle lamentarier können bekanntlich auf ethische Argumente keine
einer .Hauptbeauftragten für Experimentale Tierforschung" (Chief Rücksicht nehmen, vor allem, wenn man sie vor die Wahl zwischen
Anima! Experimentation Research Officer) zugeteilt ist. Sie war dem angeblichen Wohl der Menschen und der Tiere stellt.
früher selbst in Tierlaboratorien tätig gewesen. Dieses Kapitel kann deswegen nicht abgeschlossen werden, weil
Was für eine Art "Tierschützerin" die RSPCA für die Scheindebat- bis zum jetzigen Zeitpunkt (August 1984) noch keine Entscheidung
ten im Europarat auserkoren hatte, ersieht man aus einem ihrer gefallen ist. Eine rasche Annahme der Konvention, wie die britische
Artikel, der in der 1981er Herbst-Nummer des Journals der RSPCA Delegation sie bereits im Dezember 1982 erhofft hatte, wurde nur
erschien. Da schreibt Dr. Judith Hampson unter anderem: durch die scharfen Proteste der italienischen Delegation - deren
Parlamentarier, Juristen, Ärzte, Veterinäre und Leiter von Tier-
Selbstverständlich ist es ethisch unannehmbar, einem unschuldigen schutzorganisationen ausnahmslos gegen die Konvention Stellung
Wesen Schmerzen zuzufügen, ganz gleich aus welchem Grund. Man kann nahmen - um ganz wenige Stimmen vermieden.
diesen Standpunkt mit sehr soliden philosophischen Argumenten vertei- In später stattfindenden Anhörungen gesellten sich zu den Italie-
90 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 91
nern auch noch etliche deutsche und einige andere Deligierte, die Zusammenfassung
sich gegen die Konvention aussprachen.
Es sei noch erwähnt: Alle die in diesem Kapitel namentlich genannten, offiziellen "Tier-
Auf die Frage, warum sie für die Konvention gestimmt hätten, schützer" , die der Öffentlichkeit fälschlicherweise als Tierversuchs-
antworteten die schwedischen Parlamentarier, der schwedische Tier- gegner vorgestellt werden, haben einen gemeinsamen Zug: sie
schutz hätte es ihnen im Interesse der Tiere empfohlen. denunzieren wohl die Grausamkeit der Tierversuche, hüten sich aber
Richard Ryder, der frühere Tierexperimentator, nahm an den davor, jemals ihre medizinische Nichtigkeit und Gegenproduktivität,
Anhörungen als angeblicher Tierschützer teil, brachte aber, wie für also Schädlichkeit für die Humanmedizin, mit genauen Beispielen
ihn üblich und vom Syndikat vorgeschrieben, ausschließlich ethische anzuprangern. Sie beschränken sich auf Verallgemeinerungen, ihre
Argumente vor. Einwände sind stets nur ethischer und moralischer oder philosophi-
Dasselbe gilt für Madame Denise Pasternak, Präsidentin der scher, aber nie wissenschaftlicher oder medizinischer Natur. Das
Schweizer Liga für die Abschaffung der Vivisektion. In Straßburg kolossale, zur Verfügung stehende Waffenarsenal der erwiesenen
stellte es sich heraus, daß sie ein Mitglied des von Dr. Judith Medizinschäden wird von ihnen geflissentlich außer acht gelassen.
Hampson angeführten .Bxpertenkomitees" der Eurogroup war, um ja nicht die bestehende Gesetzgebung, welche die Tierversuche in
obwohl die Schweiz dem Gemeinsamen Markt nicht angehört und allen Industriestaaten obligatorisch macht, in Frage zu stellen.
somit nicht offiziell der Eurogroup beitreten konnte. Madame Alle diese Damen und Herren habe ich persönlich kennengelernt,
Pasternak war dem .Expertenkomitee'' der Eurogroup somit auf und immer wieder das Bündnis feststellen können, das sie zusam-
eigene Rechnung beigetreten. Inwiefern sie als "Experte" auftreten menhält. Sie komplimentieren, bewundern und empfehlen sich
kann, ist jedem, der ihren öffentlichen Auftritten beigewohnt hat, gegenseitig. Professor Heuse fordert seine Schweizer Korresponden-
ein Rätsel. Wenn sie in der Schweiz in öffentlichen Streitgesprächen ten auf, sich der Madame Pasternak anzuschließen, diese wiederum
den Tierversuchsbefürwortern gegenübergestellt wird, verzichtet sie publiziert in ihrer Vereinszeitung die Schriften des Dr. Kalmar, die
auf jegliche Widerlegung ihrer pseudowissenschaftlichen Argu- vorschlagen, die Versuchszentren zu konzentrieren, und lobt den Dr.
mente, indem sie erklärt, "nicht kompetent" zu sein, um ihnen zu Richard Ryder, der seinerseits in internationalen Tierschutzpublika-
antworten. tionen die Eurogroup empfiehlt, mit der auch Hans-Jürgen Weichert
Nicht anders als Madame Pasternak verhielt sich in Straßburg Dr. kollaboriert.
Jacques Kalmar, dem als Vizepräsident der französischen Liga und Wie sind sie alle vorgegangen, um sich erstmals den Ruf von
der Weltkoalition für die Abschaffung der Vivisektion wiederholt Tierversuchsgegnern zu sichern?
und ausgiebig das Wort erteilt wurde. Die Regie wußte offenbar, daß Prof. Dr. vet. Samuel Debrot durch tierfreundliche Artikel in der
er, genau wie Richard Ryder und Madame Pasternak, nichts äußern Zeitschrift des Waadtländer Tierschutzvereins, den er präsidiert.
würde, was dem Drug Trust ernstlich schaden könnte; daß er sich auf Madame Denise Pasternak durch Artikel in der Zeitschrift der
Allgemeinheiten beschränken würde, ohne auch nur eine einzige der Schweizer Liga, deren Präsidentin sie geworden ist, nachdem sie
zahllosen pharmakologischen Tragödien zu erwähnen, die nachweis- dieser Organisation, die damals noch Genfer Liga hieß, finanziell
bar der irreführenden Tierversuchsmethode zuzuschreiben sind. beigestanden ist.
Und sie hatte sich nicht geirrt. Dr. Jacques Kalmar mit tierschützerischen Artikeln in verschiede-
nen französischen Zeitungen, bis ihm als approbierter Arzt die
Stellung eines Vizepräsidenten der französischen Liga und der Welt-
92 DIE PHARMA-STORY 93
koalition angeboten wurde, die er prompt akzeptierte, um die medi- DRITTER TEIL
zinischen Argumente unterdrücken zu können.
Dr. Richard Ryder, langjähriger Tierexperimentator, indem er
eines Tages seine Versuche einstellte und zunächst einmal ein Buch DER SCHWINDEL MIT DER GESUNDHEIT
über die Grausamkeit der Tierversuche publizierte, sich dann für
Vorlesungen voller harmloser Verallgemeinerungen den britischen
Ligen zur Verfügung stellte.
Prof. Georges Heuse, Biologe, indem er mit großer internationaler KREBS: DIE UNERSCHÖPFLICHE GOLDGRUBE
Fanfare seine LIDA - Internationale Liga für die Rechte der Tiere-
vom Stapel ließ und seine Tier-Charta (nur aus "ethischen" Grün- DIE MEISTEN KREBSKRANKHEITEN NEHMEN NOCH
den) verfaßte. IMMER ZU, BERICHTEN FACHLEUTE DEM AMERIKANI-
Hans-Jürgen Weichert, deutscher Schulmeister und Mitglied des SCHEN AUSSCHUSS.
Bayerischen Jagdverbandes, indem er die Präsidentschaft und Vize- So lautete die Schlagzeile vom 7. März 1979 in der International
präsidentschaft verschiedener Tierschutzorganisationen übernahm Herald Tribune. Und so begann der Artikel:
und in ihren Vereinsblättern sämtliche Tierversuche als ethisch unan-
nehmbar erklärte. "Die meisten Krebskrankheiten nehmen noch immer zu, manche
Dr. Judith Hampson, Biologin, mußte sich ebenfalls zunächst drastisch, erklärte ein Sprecher des National Cancer Institute gestern vor
einmal den Ruf einer Tierversuchsgegnerin sichern, bevor sie sich für einem Gesundheitsunterausschuß des Senats. Bei Männern nehmen acht
eine leitende Stelle in der Eurogroup qualifizieren konnte; sie von zehn der hauptsächlichen Krebsarten zu, wozu Blasen-, Prostata-,
erreichte das, indem sie einmal außerhalb des Tierlaboratoriums, in Lungen- und Darmkrebs gehören; bei Frauen sind es acht von dreizehn
dem sie arbeitete, eine Demonstration gegen den übermäßigen Ver- Arten, vor allem Lungen-, Gebärrnutter-, Brust-, Blasen- und Nieren-
krebs."
brauch von Versuchsfröschen anführte. Sofort lagen ihr die engli-
schen Tierfreunde zu Füßen. Aber nicht lange.
Gleichzeitig mit der Zunahme der Todesfälle durch Krebs wurden
Die obenstehende Liste ist natürlich keineswegs vollständig; sie i~zwischen auch rasche Fortschritte darin gemacht, Geldmittel für
stellt nur einen Bruchteil dar von dem, was im internationalen eme sogenannte Krebsforschung aufzutreiben. Zwischen 1972 und
Tierschutz vor sich geht, der zu 99 Prozent oder mehr von den 1978 näherten sich die Ausgaben des staatlichen Krebsinstituts
Wirtschaftsinteressen des Che-Me- Vi Kombinats unterwandert ist. (Na~ional Cancer Institute), dem Verteidigungsministerium des
Im Europarat in Straßburg habe ich ein paar deutsche und engli- .Krieg dem Krebs", 5 Milliarden Dollar, doppelt soviel wie die
sche Teilnehmer kennengelernt, die das grüne Abzeichen der Tier- Gesamtaufwendungen in den vorangegangenen 35 Jahren seit seiner
schützer trugen: sie entpuppten sich dann als Vertreter von Zucht- Gründung. In derselben Zeitspanne stiegen die .Kriegskosten'' der
anstalten für Labortiere. American Cancer Society (ACS - Amerikanische Krebsgesell-
schaft}, einer privaten Organisation, von $ 75 Millionen im Jahre
1971auf fast $ 150 Millionen, also ebenfalls um das Doppelte. Haben
nun diese riesigen Geldmengen einen Fortschritt gebracht, der die
Krankheit eindämmen könnte? Natürlich nicht. Krebs wird nicht
94 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 95
dadurch ausgerottet, daß wir den Mechanismus der Krankheit erfor- den, sondern wird, schlimmer noch, in Amerika von der Staatlichen
schen, sondern nur, wenn jene Substanzen auf ein Minimum herab- ~ahrungs- und Arzneimittelbehörde (FDA), dem Postministerium, dem
gesetzt werden, die normale Zellen dazu veranlassen, zu entarten Offentliehen Gesundheitsdienst, der Obersten Handelskommission und
und kanzerogen zu werden. Informationen im Überfluß, die in der anderen Dienststellen, die dem Arzneimittelkartell unterstehen und
wissenschaftlichen Literatur veröffentlicht wurden, beweisen, daß daher alle ihre Finger mit im Spiel haben, befehdet.
die krebserregenden Faktoren sich in der Luft befinden, die wir Intelligente Mediziner werden Ihnen sagen, daß Krebs durch konven-
atmen, in der Nahrung, die wir zu uns nehmen, im Wasser, das wir tionelle Methoden nicht heilbar ist. Bestrahlungen und operative Ein-
trinken, in den Medikamenten, die wir schlucken, in den kosmeti- griffe allein verlängern oder verkürzen nur das Leben und Leiden, was
schen Mitteln, die wir gebrauchen und in den Zigaretten, die wir durch den Trost ausgeglichen werden soll, den trügerische Hoffnungen
rauchen. Dennoch werden fast überhaupt keine Mittel für vorbeu- dem Patienten und seinen Angehörigen für eine Weile geben.
gende Maßnahmen (Prävention) eingesetzt. Diese Leidenszeit bringt dem Arzneimittelkartell großen Gewinn, und
Alle krebsfördernden Substanzen und Faktoren sollten gesetzlich deswegen widersetzt es sich allen Heilmethoden ohne Medikamente. Ein
verboten werden. Doch wäre das unvereinbar mit der Gewinnsucht Narkotikum im Werte von 5 cents bringt im Einzelhandel 5 Dollar, und
der Chemiemultis, ganz abgesehen von dem glücklichen Umstand, die Notwendigkeit, den Todeskampf des Krebsopfers zu verschleiern,
daß durch die Krebstherapien ein doppelter Segen auf sie herabreg- hilft nicht unerheblich dabei mit, den Umsatz der Pharmaindustrie
net. Krebs ist längst kein medizinisches Problem mehr, sondern ein anschwellen zu lassen.
wirtschaftlich-soziologisches. Chemikalien in der Umwelt, Nah- Es ist auch eine Tatsache, daß Bestrahlungen mit Röntgen oder
rungsmittelkonservierungsmittel, industrielle Lösungsmittel, Strah- Radium eine besonders schwere Agonie zur Folge haben und daß darauf-
lungen, chlorhaltige Schädlingsbekämpfungsmittel usw. sind die hin Medikamente in hohen Dosen und Betäubungsmittel unerläßlich
Schuldigen. Dennoch stehen auf der Liste der vorrangig zu lösenden werden. Darum wird in der Werbung des Arzneimittelkartells auch
Fragen Gesundheit und Ethik bei den Politikern weit hinter dem .,Bestrahlung als Zusatzmaßnahme zum operativen Eingriff" empfohlen.
Profitdenken. Kein Wunder also, daß der Fortschritt der verschiede- Die tröstliche Betäubung der Schmerzen erweckt falsche Hoffnungen.
nen .Krebskampegnen'' sich auf das Sammeln von Geldmitteln Die Neuritis (Nervenentzündung), die der Bestrahlung folgt, führt trotz
beschränkt. der enormen Mengen Betäubungsmittel, die verabreicht werden müssen
Ende der Vierzigerjahre schrieb Morris Bealle in The Drug Story, und die der Patient mit einem Aufschlag von 10000% auf die Herstel-
lungskosten bezahlt, unweigerlich zum Tode.
Weil der Radiumpreis um 1000% stieg, seit einige unternehmende Krebs ist schon geheilt worden, aber nicht durch die Suche nach einer
Geschäftsleute der Medizin die Mode schufen, es gegen Krebskrankhei- nicht existierenden Wanze, was alles ist, was die Betrüger, die das Geschäft
ten einzusetzen, ist soviel Geld in Radium investiert worden, daß die, mit dem Krebs kontrollieren, mit dem Geld tun, das wohlmeinende Leute
denen es gehört, jetzt nicht bereit sind, den Unsinn kampflos aufzugeben. ihnen spenden. Ärzte wie Koch, Loffler und Gerson heilten Krebs, auch
Und da das Krebsopfer, bis es stirbt, den Umsatz von Medikamenten die Neuropathologen Blass und Hoxsie und noch einige mehr.
kräftig anheizt, weigert sich das Arzneimittelkartell, Naturheilverfahren
zuzustimmen. Ein Arzt also, der Krebs ohne Medikamente, Seren, Alle, die nun einwenden möchten, daß Morris Bealle über eine
Röntgen, Radium und Skalpell heilen will, - und mit diesen "anerkann- andere Zeit als unsere geschrieben hat, sollten ins Nachrichtenmaga-
ten" Methoden kann er ihn gar nicht heilen - muß daher nicht nur unter zin Time vom 22. Dezember 1980 schauen, aber nicht in die Spalte
ständigen niederträchtigen Anfeindungen der organisierten Medizin lei- 'Medizin', sondern unter 'Recht'.
r
Da steht, daß ein junges Paar vor zwei Jahren aus Massachusetts Der Vormarsch des Krebses
nach Mexiko geflohen ist, weil es der Auflage des Gerichtes nicht
Folge leisten wollte, seinen dreijährigen Sohn Chad, der an Leukä- Aus den Zahlen, die die Amerikanische Krebsgesellschaft (ACS)
mie litt, weiter einer Chemotherapie auszusetzen. Nach neun Mo- und das Amt für Bevölkerungsstatistik jährlich veröffentlichen, geht
naten einer "unamerikanischen" Behandlung war der Junge tot, hervor, daß der Krebs in ständigem Vormarsch ist. 1968 starben
und die Eltern blieben nicht nur kinderlos zurück, sondern auch 16,6% der Amerikaner an Krebs, 1970 lag die Zahl bei 17,2%, 1975
ohne Heimat, weil in den USA ein Verfahren gegen sie anhängig erreichte sie 19,3% und 1978 überstieg sie 20% und beträgt heute,
war. 1984, rund 25% - wobei die Kurve in allen sogenannten zivilisierten
Natürlich konnte niemand beweisen, daß der Junge gesund gewor- Ländern, die ein medizinisches und ein Gesundheitssystem besitzen,
den wäre, wenn er sich statt dessen den berüchtigten amerikanischen das dem der Vereinigten Staaten ähnelt, etwa vergleichbar ist. (Diese
Heilmethoden unterworfen hätte, und dennoch behaupten die ame- Zahl von 25('0 aller Todesfälle durch Krebs gab auch der Bundesfor-
rikanischen Behörden, die den Einflüsterungen der Großmacht schungsminister Riesenhuber für die Bundesrepublik Deutschland
Medizin ausgesetzt waren, eben das. im August 1984 offiziell bekannt.)
Wenn das Ergebnis der chemotherapeutischen Behandlung des Dies ist also das Ergebnis von mehr als zweihundert Jahren
Jungen in Amerika positiv gewesen wäre, hätten die Eltern wohl ihre gewinnbringender Krebs-i.forschung", die praktisch ausschließlich
Zustimmung gegeben, sie fortzusetzen, anstatt sich den Unbequem- auf Tierversuchen fußt.
lichkeiten und Kosten einer Flucht nach Mexiko zu unterziehen. Die Die ungeheuer kostenintensiven Bemühungen, ein "Heilmittel"
meisten Leute, die sich von den konventionellen Heilmethoden ab- gegen den Krebs zu finden, indem man die Krankheit jedes Jahr in
und ungebräuchlichen zuwenden, tun das, wenn der Patient schon Millionen von Tieren verursacht, sind ebenso dem reinen Selbst-
nicht mehr zu retten ist, weil die bisherige Behandlung sich als zweck dienend, ebenso vergeblich und dumm wie die verschiedenen
unwirksam erwiesen hat. Doch das ist natürlich nicht der offizielle Kreuzzüge, dem Verbrechen mit Computern zu Leibe zu rücken. Es
Standpunkt. sollte jedermann klar sein, - das heißt jedem, dessen Denkfähigkeit
In dem Artikel der Time steht weiter: durch Erziehung und systematische Gehirnwäsche der Medien noch
nicht völlig zersetzt worden ist - daß ein experimenteller Krebs,
"Der frühere Stellvertretende Generalstaatsanwalt Jonathan Brant, der (hervorgerufen durch Einpflanzung von Krebszellen auf ein Tier
die Anklage im Jahre 1978in diesem Falle vertrat, erklärte dem Gericht, oder durch eine andere künstliche und gewaltsame Methode wie
daß Chad, wenn die Eltern die Auflage befolgt hätten, ihn chemothera- einseitige Ernährung oder die Verabreichung schädlicher Substan-
peutisch behandeln zu lassen, wahrscheinlich in dieser Woche seinen 5. zen) völlig verschieden sein muß von einem Krebs, der sich von selbst
Geburtstag gefeiert hätte." (sie!) entwickelt und dazu in einem Menschen. Ein spontaner Krebs steht
in einem natürlichen Verwandtschaftsverhältnis zu dem Organismus,
Und sicher glaubte der Richter, der wie alle Amerikaner einer der ihn erzeugt, und wahrscheinlich auch zu seiner Psyche, wogegen
totalen Gehirnwäsche unterzogen worden war, trotz aller Gegenbe- zwischen verpflanzten Krebszellen und dem fremden Organismus,
weise sogar aufrichtig an das, was er sagte. der ihnen lediglich als Nährboden dient, keinerlei innere Beziehung
besteht.
Dennoch ist die Angst vor der schrecklichen Krankheit, die vor-
nehmlich durch die Produkte der chemischen und industriellen Labo-
98 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 99
ratorien ausgelöst wird, für die Forscher, für die Pharmaunterneh- bereits hingewiesen haben, keine Verwandtschaft mit dem spontan
men und für das medizinische Establishment eine nie versiegende entwickelten Krebs bei Menschen hat.
Einkommensquelle geworden. Geschickt ausgenutzt, wurde die Oft bestrahlt man die Gliedmaßen der Tiere so intensiv, daß sie
sogenannte Krebsforschung und Krebsbehandlung im Laufe unseres brandig werden und schließlich abfallen. An andere Tiere werden
Jahrhunderts zu einer so unerschöpflichen Goldgrube, wie es sie große Mengen verschiedener Substanzen verfüttert, von denen man
noch nie gegeben hat. weiß oder vermutet, daß sie krebserzeugend sind. Die Folge ist, daß
Aus einem Artikel mit dem Titel "Warum die Krebsforschung die Tiere sich solange übergeben, bis nach heftigen Krämpfen der
versagt hat", der am 10. April 1981 in The Star von Johannesburg Tod eintritt. Viele dieser Tiere mit großen Geschwulsten hören auf
erschien: zu fressen und zu trinken, so daß das Wachstum der Tumoren sich
verlangsamt, ihre Qualen sich aber verlängern. Die Tumoren können
Der Gebrauch von Tieren, die dazu neigen, andere Krebsarten als sich auch entzünden, worauf das Tier einer allgemeinen Infektion
Menschen zu entwickeln, könnte der Grund dafür sein, warum die erliegt. Man überträgt Tumoren auf alle Teile des Tierkörpers, auf
Krebsforschung so erfolglos ist. Dies ist die Ansicht von Dr. Robert die Brust, die Wirbelsäule, auf Ohren und Schwänze. Äußerliche
Sharpe, Gastredner bei einem Symposium über Tierversuche. Geschwülste werden von den Käfiginsassen oft vom Körper des
Dr. Sharpe sagte, daß es schon Alternativmethoden für Krebstests Leidensgenossen abgefressen. Andere Tiere mit induziertem Krebs
gäbe, daß sie aber nicht überall angewendet würden. werden in extremer Kälte oder Hitze gehalten, um die Wirkung der
Eine Studie der zuständigen Behörden hat ein alarmierendes Anstei- Temperatur auf das Wachstum des Tumors zu beobachten.
gen der Krebsfälle in Großbritannien ergeben ... Die Experimente mit Belegte Berichte über Krebsgeschwüre, die von der offiziellen
Tieren in der Krebsforschung scheinen dort keine positiven Ergebnisse Medizin als bösartig bezeichnet wurden, die aber dennoch vollkom-
gezeigt zu haben. Diese Konzentration auf Tierversuche in der Forschung men ausgeheilt sind, - gewöhnlich durch eine natürliche Diät und
könnte der Grund dafür sein, daß sie so erfolglos ist. Lebensweise - füllen Bücher, sowohl in Europa als auch in Amerika.
Aber das medizinische Establishment findet leicht eine Ausrede:
Wie nun wird diese .Krebsforschung" betrieben? Die selbster- "Wenn der Patient gesund geworden ist, dann war es eben kein
nannten Wissenschaftler in den Tierlaboratorien haben nicht die Krebs" - wobei darüber hinweggegangen wird, daß es "anerkannte"
leiseste Ahnung, wie man eine Krankheit erforscht. Alles was sie Ärzte mit ihren "anerkannten" Methoden waren, die die Diagnose
wissen ist, wie man die verschiedensten Krankheiten erzeugt, ein- "unheilbarer Krebs" stellten.
schließlich Krebs. In diesem Punkt haben sie sich als außerordentlich Hier eine Zeitungsnotiz, die am 7. September 1979im Philadelphia
erfolgreich und erfinderisch erwiesen. Inquirer erschien und eine gewisse Dabbie Davis zitiert:
"Gebt uns viel Geld, damit wir viele Tiere kaufen können. Je mehr
Geld und je mehr Tiere, desto mehr Erfolg." Wahrlich ein Erfolg! "Bei meiner Mutter wurde vor neun Jahren eine Krebserkrankung festge-
Den Tieren werden Tumoren implantiert; dann beobachtet man, stellt. Die Mediziner machten ihr keine Hoffnung, außer durch große
wie diese Geschwüre wachsen und schließlich lebenswichtige Organe operative Eingriffe, die sie zu einer Invalidin gemacht hätten. Der Krebs
befallen. Und weiter geht das Leiden und nimmt mit dem Krebs zu hatte sich in der Herzgegend entwickelt und sich schon auf den Unterleib
bis zum Tode. Andere Tiere werden hohen Bestrahlungsdosen aus- ausgedehnt. Meine Mutter war aber eine der wenigen Glücklichen, die
gesetzt, um ihre Wirkung auf den künstlich erzeugten Krebs zu wußten, daß es eine Alternative gibt."
studieren, der, wie schon gesagt, und worauf viele Wissenschaftler "Die Mutter von Frau Davis machte einen Freund in Florida aus, einen
100 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 101
Biochemiker, der sie auf eine strikte Diät aus Vitaminen und natürlichen vom September 1979, deren Schlußfolgerungen inzwischen von ver-
Nahrungsmitteln setzte." schiedenen anderen unabhängigen Beobachtern bestätigt wurden.
" ,Sie ist gesünder als ich', sagt Frau Davis heute von ihrer Mutter."
"Es ist schlimm, es aussprechen zu müssen, aber doch eine Tatsache, Als ein Milliarden-Dollar Experiment der organisierten Krebsfor-
daß die konventionelle Krebsbehandlung eine Millionen-Dollar-Indu- schung hat sich das Hauptergebnis ihrer Suche nach der Ursache der
strie ist. Sie heilt keinen Krebs. Sie verlängert nur das Leben der Krankheit erwiesen: womit sie sich selbst widerlegte. Der Höhepunkt
Kranken. Und dieses Leben ist Leiden. " dieses Mißerfolgs war die Aktion "Krieg dem Krebs". 1971 als Public
"Natürliche Heilmethoden (die alle Möglichkeiten, die Ärzte, Chiro- Relation-Projekt mit Priorität von der Nixon-Regierung lanciert, mußte
praktiker und Diätkost bieten, nutzen) kosten allerdings sehr wenig. Und Ende Mai 1978 dieser "Krieg" als verloren erklärt werden. Die Nachricht
wenn die Naturheilkunde in den USA für die Krebsbehandlung gesetzlich von der Niederlage erschien auf der Titelseite der New York Times:
zugelassen würde, müßten eine Menge Leute auf eine Menge Geld .Krebstorschung wendet sich von der Kriegspolitik ab"; und es fiel Dr.
verzichten. " Arthur Upton, Direktor des Nationalen Krebsinstituts zu, die Schlappe
zu verkünden ... Die Beweise stecken in den Statistiken. Ein Goldstrom
In diesen Äußerungen ist nur ein kleiner Fehler: daß die "konven- war in eine Mammutorganisation geflossen, deren Weiterleben in Luxus
tionelle Krebsbehandlung das Leben verlängert". In den meisten davon abhängt, daß der Status der Unheilbarkeit des Krebs aufrechter-
Fällen verkürzt sie es viel eher, während sie das Leiden vervielfacht. halten wird. Absurd? Oder Wirklichkeit?
Wie dem auch sei - es ist sehr selten, daß Berichte von dieser
Tragweite an die Öffentlichkeit gelangen. Unheilbarkeit erwünscht?
Die Heusten-Nall Analyse Als nächstes präsentierten Houston und Null eine höchst unbe-
queme Theorie:
Die erste aufklärende Untersuchung über Krebs in Amerika stellte
der Journalist Robert Houston in enger Zusammenarbeit mit dem Irgendetwas ist schiefgelaufen und läßt keine Erklärung zu. Könnte es
berühmten WMCA-Radiokommentator Gary Null in den Jahren sein, daß der Fehler System hat und einen Schlüssel enthält, den als
1978 und 1979 an. Sie fand ihren Niederschlag in einer Serie von Wahrheit anzuerkennen allerdings Respektlosigkeit voraussetzen
Artikeln, die - nicht überraschend für uns - von jeder wichtigen würde?
Zeitungsredaktion in den USA zurückgewiesen wurde, bis sie end- Wir wollen nun die Hypothese von der erwünschten Unheilbarkeit in
lich New Yorks stadteigene Zeitung mit einer Auflage von knapp ihren verschiedenen Aspekten beleuchten und prüfen, welche Fakten
54000, Our Town, die von der Werbung nicht abhängig ist, annahm. dafür sprechen. Man kann die These wie folgt formulieren:
Später erschien die Serie dann noch in einem für medizinische 1) Eine Opposition gegen die Lösung des Problems Krebs wäre
Information so abwegigen Blatt wie Penthouse, dessen 5 350 000 undenkbar und abstoßend für alle, die beruflich mit der Krankheit zu tun
Voyeur-Leser dieses Magazin, in dem sonst vor allem nackte Mäd- haben.
chen zu sehen sind, ebenfalls vom Druck der Inserenten unabhängig 2) Andererseits wäre eine Lösung der Krebsfrage wiederum undenkbar
machen. und abstoßend für diejenigen, die durch die gegenwärtigen Forschungs-
Es folgen Auszüge der Analyse von Houston und Null aus Our methoden profitieren.
Town vom 3. September und 29. Oktober 1978 und aus Penthouse 3) Der Ausweg aus dem Dilemma kann nur dadurch gefunden werden,
102 DIE PHARMA-STORY DER GROS SE SCHWINDEL 103
daß selbst eine teilweise Lösung nicht zugelassen wird, besonders, wenn Index der Ketzereien wird von der Amerikanischen Krebsgesellschaft
sie von "außen" kommt. (ACS), dem Vatikan des Krebs-Establishments, selbst gehütet.
4) Unter dem selbstgerechten Vorwand, die Öffentlichkeit zu schüt- Die Amerikanische Krebsgesellschaft scheint ihre Aufgabe als ein
zen, muß daher einem etwaigen Fortschritt auf dem Gebiet entschieden rücksichtsloses Zerschlagen aller Entdeckungen zu verstehen, die zu
widersprochen werden, ja man muß ihn als Fälschung vernichten. schön sind, um wahr zu sein. Als Schutzbeauftragte zur Erhaltung des
Was man also bei der Krebsforschung am meisten fürchtet, ist die status quo verbreitete sie eine schwarze Liste mit dem Titel "unbewiesene
Aussicht auf eine Lösung des Problems. Methoden der Krebsbehandlung" , in der sie alle Möglichkeiten diffa-
Diese Lösung würde das Ende der Forschungsprogramme bedeuten; miert, die von den Standardtherapien, nämlich dem Wegschneiden,
Fähigkeiten wären plötzlich überholt, Träume von persönlichem Ruhm Ausbrennen und Vergiften, abweichen.
vereitelt. Der Triumph über den Krebs würde die Beiträge von wohltäti- Ist es nicht sonderbar, daß eine Organisation, die sich angeblich der
gen Institutionen versiegen lassen, die damit beschäftigt sind, sich selbst Förderung der Forschung widmet, die per definitionem das Studium des
zu verewigen. Es gäbe keine Zuschüsse mehr vom Kongreß, und das Unbewiesenen ist, den Begriff "unbewiesen" in abwertendem Sinn
gegenwärtige klinische System wäre tödlich bedroht, denn die kostspieli- gebraucht und den wissenschaftlichen Kardinalfehler begeht, "unbewie-
gen operativen, radiologischen und chemischen Heilmethoden, in die sen" mit "widerlegt" zu verwechseln? Wenn unbewiesene Möglichkeiten
soviel Geld, Ausbildung und Einrichtung investiert worden ist, würden blockiert werden, dann bleibt doch nur das, was schon bekannt ist, und
auf einmal veraltet sein. Die Angst davor kann auch unbewußt Wider- der Fortschritt ist von vornherein ausgeschlossen.
stand und Feindseligkeit gegen alternative Möglichkeiten erzeugen, Im Jahre 1973 griff Dr. Dean Burk, Leiter der Zytochemischen Abtei-
umso mehr, wenn sie therapeutisch hoffnungsvoll erscheinen. Eine neue lung des Amerikanischen Krebsinstituts (NCI), in einem offenen Brief
Heilmethode muß daher unter allen Umständen mit Unglauben über- Frank Rauscher an, der damals Direktor des NCI war: ,Ich gebe zu
schüttet, abgeleugnet, behindert und verboten werden, ungeachtet der bedenken, daß - um von der kleinsten Zahl auszugehen - mindestens
bisherigen Testergebnisse, ja am besten überhaupt ohne sie nachzuprü- sechs der Methoden, die vom ACS als "unbewiesen" bezeichnet werden,
fen. Wie wir sehen werden, ist man diesem Verhaltensmodell tatsächlich es wert wären, auf der Basis nicht-toxischer aber potentieller Wirksam-
wiederholt gefolgt." keit vom NCI einer sofortigen wissenschaftlichen Prüfung unterzogen zu
werden.' Weiter bemerkt er, daß die FDA (Staatl. Nahrungs- und
Houston und Null zählen dann eine eindrucksvolle Reihe von Arzneimittelbehörde) zugibt, daß die Medikamente gegen Krebs toxisch
Therapien auf, die von der offiziellen Medizin nicht anerkannt und (giftig) und kanzerogen seien und die natürlichen Abwehrkräfte des
deshalb als Quacksalberei abgetan wurden, obwohl viele Menschen Körpers unterdrücken.
behaupteten, durch sie geheilt worden zu sein. Meistens liegen Obwohl die ACS und die FDA die Ansicht verbreiten, daß unqualifi-
ihnen natürliche Heilverfahren zugrunde, vor allem Rohkost, zierte Scharlatane die unorthodoxen Heilmethoden entwickeln, zeigt
zudem sind sie billig, was ja schon genügt, um beim medizinischen eine Prüfung der Liste der nicht anerkannten Mittel genau das Gegenteil.
Establishment Alarm auszulösen. Die beiden Journalisten berichten Diejenigen, die sie vorschlugen, waren zu 70% Ärzte und 1/5 von diesen
weiter: sogar Professoren der Medizin. Weitere 10% der Therapien wurden von
Diplompharmazeuten, Biochemikern und Biologen erarbeitet. Also
Bei vielen Vertretern der offiziellen Medizin verwahrt man die Akten über waren 80% der sogenannten "Quacksalber" qualifizierte, sogar hochqua-
nicht-anerkannte Heilmethoden wie eine Liste von Sperrgebieten, um die lifizierte Wissenschaftler. Unter ihnen befanden sich einige von unbe-
Spenden und die Überwachungspolitik lenken zu können. Der Zentral- streitbarem Genie. Ein gut dokumentiertes Beispiel ist Morvyth
104 DIE PHARMA-STORY DER GROS SE SCHWINDEL 105
McQueen-Williams, Doktor der Medizin und der Pharmakologie. Sie Establishments nicht die Volksgesundheit sondern persönliches
entwickelte den botanischen Faktor KC und erwies sich als die glänzend- Gewinnstreben ist, selbst wenn es, wie überall auf der Welt, unter
ste einer Gruppe junger Spitzenbegabungen, die an der Stanford Univer- den Ärzten auch intelligente und selbstlose Menschen gibt. Es ist
sität geprüft wurden. (Dr. McQueen-Williams reichte eine Million-Dol- nicht ihre Schuld, wenn ihr Denken schon seit der ersten Vorlesung in
lar Klage gegen die Amerikanische Krebsgesellschaft ein wegen Ver- die falschen Kanäle gelenkt wurde. Es gab für sie keine andere Wahl,
leumdung ihrer Forschung, doch der Fall wurde im Jahre 1976 durch auch nicht die, an der Struktur der herrschenden Kartelle, wie sie
ihren Tod abgeschlossen.) Für Dr. Max Gerson, der eine diätetische schon beschrieben wurden, etwas zu ändern.
Heilmethode für Krebs entwickelte, fand der große Albert Schweitzer Unter den von Houston und Null angeführten Einzelheiten ist auch
folgende Worte: "Ich sehe in ihm eines der hervorragendsten Genies in folgende:
der Geschichte der Medizin. Die von ihm Geheilten werden von der
Wahrheit seiner Ideen Zeugnis ablegen." "Als Blickfang für ihren ,Krieg dem Krebs' förderten die ACS und die
NCI ein umfangreiches Röntgenprogramm gegen den Brustkrebs, bei
Am Schluß ihres ersten Artikels in Our Town nahmen Houston dem 280000 Frauen dem wohlbekannten Wahnsinn der Mammographie
und Null kein Blatt vor den Mund und bestätigten damit das, was unterzogen wurden. Mit freundlichem Lächeln und optimistischen Emp-
Morris Bealle schon 1949 in The Drug Story von der ACS, AMA und fehlungen ermutigte man die Frauen, auf den Altar der Technologie zu
FDA behauptet hatte. Sie schrieben: steigen und sich in regelmäßigen Abständen einer Durchleuchtung auszu-
setzen, von der bekannt ist, daß sie die Krebsgefahr erhöht. Zudem legte
Der Amerikanischen Krebsgesellschaft (ACS), die im gegenwärtigen man Wert darauf, daß sich Frauen über fünfzig meldeten, gerade die
Dunklen Zeitalter des Krebses die Rolle der Kirche im Mittelalter Altersgruppe, die am anfälligsten für Krebserkrankungen durch Bestrah-
übernommen hat, ist es gelungen, die zukunftsträchtigsten und vielver- lungen ist! ...
sprechendsten Projekte zur Erforschung des Krebs auf die schwarze Liste Die Seminare der Amerikanischen Krebsgesellschaft sind die Früh-
zu setzen. Die FDA hat, getreu der Taktik der AMA und ACS, der lingsmodeschauen der Krebsforschung. Dort erfahren die Gesundheits-
Hexenjagd noch mehr Durchschlagskraft verliehen, indem sie alle, die und Wissenschaftsjournalisten, wohin das große Geld strömen wird,
alternative Therapien vorschlagen, verfolgt, und allen vernünftigen obwohl in Wahrheit allem Kostenaufwand fast nur Fehlschläge gegen-
Bestrebungen, eine faire Überprüfung herbeizuführen, den Weg verlegt. überstehen. Immer kündigt man einen bevorstehenden ,Durchbruch' an
Man muß wohl allmählich der Wahrheit in die Augen sehen: der wahre oder auch zwei, und das rund um die gesamte Zeit der offiziellen
Feind ist nicht der Krebs - ein natürliches Phänomen - sondern das Spendenaktionen, die wie zufällig genau mit der Konferenz der Wissen-
Krebsestablishment selbst, das unablässig bestrebt ist, alles zu hintertrei- schafts-Journalisten zusammenfällt.
ben, was zur hoffnungsvollen Waffe gegen die Krankheit werden könnte, Dieses jährlich wiederkehrende Schauspiel zeigt auch deutlich, warum
und so seine Stellung als habgieriger Schmarotzer des menschlichen Leids sich einige Journalisten vom Ressort Gesundheit dabei weniger für ihre
auszubauen. Berichterstattung als für die Werbung einsetzen und damit die Gewinne
des medizinischen Establishments in die Höhe treiben.
Der herrschende Beweggrund: Profit Von der Konferenz aus wird dann ein Füllhorn von Artikeln mit dem
Tenor ,Fortschritt in der Krebsforschung' über die Öffentlichkeit ausge-
Nackte Herrseherin schilderte schon vor dem Erscheinen der Arti- gossen, durch die ihr Bewußtsein, daß es Krebs gibt, geweckt und ihr
kel von Houston und Null, daß das Leitmotiv des medizinischen Widerstand durch die Aufzählung einer langen Reihe von trügerischen
106 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 107
Hoffnungen auf Heilung geschwächt wird. Darauf bringt man die Spen- von seinen Heilerfolgen beeindruckt. Doch der befürwortende 227 Seiten
denaktionen auf volle Touren und kassiert Millionen für den erklärten starke Bericht des Kongreßkomitees - Dokument 89471 - verstaubt
Zweck, die Forschung zu fördern bis zum unmittelbar bevorstehenden seither in den Archiven der staatlichen Druckerei. Ein Zeitungsreporter,
Triumph über das Übel, der bereits in greifbarer Nähe liegt - wo er, seit der danach fragte, bekam die Antwort, daß es ,vergriffen' sei. Fünf Jahre
die ACS im Jahre 1913als eine "dringend notwendige, temporäre Organi- nach den Anhörungen im Kongreß gestattete man Gerson nicht, an
sation" ins Leben gerufen wurde, steckengeblieben ist. einem New Yorker Krankenhaus zu praktizieren. Er war ein Opfer der
Unterdessen schweigen die Wissenschafts-Journalisten der Nachrich- inzwischen zur Gewohnheit gewordenen Verdunklungs-Praktiken in
tenmedien, die das aus purem Gold bestehende Zugpferd des medizini- Sachen Krebsforschung geworden. Der Entdecker einer neuen Heilme-
schen Establishments scharf bewachen, alle Alternativen der Krebsbe- thode wurde vollkommen isoliert. Medizinische Zeitschriften wollten
handlung tot. über seine Arbeit nicht berichten. Und wenn er an anderer Stelle etwas
Die Gerson-Diät war das logische Ergebnis der Arbeit vieler Krebsspe- veröffentlichte, hieß es, das sei nicht "wissenschaftlich".
zialisten, die sich bereits seit 1764 mutig gegen die Schmerzen und Inzwischen füllten sich die Gräber mit den entsetzlich verstümmelten
Verstümmelungen gewandt hatten, die die Chirurgie ihren Patienten Patienten, die aus den Operationssälen und Röntgenstationen kamen.
zufügte, als ein Londoner Arzt zu dem Schluß kam, daß operative ,Man konnte nichts mehr für sie tun', sagte das medizinische Establish-
Eingriffe das Wachstum der Tumoren fördern könnte, anstatt es zu ment. Alle hatten die üblichen Eingriffe über sich ergehen lassen und ihre
unterbinden. Viele Ärzte hatten schon vor Gerson die Ansicht vertreten, Zahlungen geleistet; und alle waren dieselbe ausgetretene Einbahnstraße
daß Krebs eine Krankheit des ganzen Körpers sei und daß eine richtige des Leidens entlanggewandert bis zum Tod.
Ernährung bei der Bekämpfung helfen würde ... Gerson starb im Jahre 1959. Der Mann, der Albert Schweitzers Frau
Es ist bezeichnend, daß viele Krebstherapeuten des 19. Jahrhunderts, von Tuberkulose heilte und der von der Schulmedizin völlig totgeschwie-
die sich von der operativen Methode abwandten, den Heilwert einer gen wurde, fand am Ende in Schweitzer einen begeisterten Befürworter:
richtigen Ernährung ebenfalls anerkannten. Ebenso wahr ist aber, daß ,Wir, die wir ihn kannten und schätzten, betrauern ihn schon heute als
die sogenannte Schulmedizin solche Ideen stets so kategorisch ablehnte, medizinisches Genie.' "
daß das Bestreben, durch die Ernährung Einfluß auf Krebserkrankungen
zu nehmen, allmählich der sicherste Weg war, um als Quacksalber Nach einem ausführlichen, dokumentierten Bericht über erfolgrei-
angeprangert zu werden. che Krebstherapien, die durch das medizinische Establishment
Auch Max Gerson wurde wiederholt angegriffen, am heftigsten von unterdrückt wurden, fahren Houston und Null fort:
seinen eigenen Kollegen, und seine New Yorker Klinik kämpfte viele
Jahre ums Überleben. Für seine Krebspatienten war Gerson die letzte Es stimmt zwar, daß schon früher bahnbrechende Ideen in der Wissen-
Hoffnung. Doch wenn sie - in vielen Fällen - von ihrem Krebs geheilt schaft auf empörende Weise unterdrückt wurden. Aber seit dem Zweiten
wurden, vernichteten ihre früheren Ärzte manchmal ihre Krankenge- Weltkrieg ist der Kampf durch den Aufstieg der mächtigen petro-chemi-
schichten, in denen stand, daß sie die Diagnose ,Krebs' gestellt hatten. sehen Industrie mit erneuter Schärfe entbrannt. "
Im Jahre 1946 lud der amerikanische Senat Gerson zu seinen Anhörun-
gen über ein Gesetz ein, das Geldmittel für die Forschung über Maßnah- AP und TIME unterdrücken Nachrichten
men zur Vorbeugung und Heilung von Krebskrankheiten bereitstellen
sollte. Gerson führte fünf von Krebs geheilte Patienten mit ihrer Kran- In den Sechziger- und Siebzigerjahren wurde die Chemotherapie
kengeschichte vor, und alle Mitglieder des Senatsausschusses zeigten sich in Presseberichten als die große neue Hoffnung für Krebskranke
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freudig begrüßt, wobei man die entsetzlichen Nebenwirkungen die- zu fragwürdigen Eßgewohnheiten geebnet, indem sie "Ernährungs-
ser Medikamente und ihre Fähigkeit, selbst Krebs zu erzeugen und programme" aufstellten, die von den Interessen der Nahrungsmittel-
den Tod herbeizuführen, kaum erwähnte. und der Chemischen Industrie beeinflußt werden; sie verharmlosen
In dem bereits angeführten offenen Brief, den Dr. Dean Burk, der auch die Gefahr ihrer kanzerogenen Lebensmittelzusätze und führen
Leiter der Zytochemischen Abteilung des NCI, 1973 an den damali- so den Verbraucher irre und sehr oft in einen vermeidbaren Krebs-
gen Direktor des NCI, Frank Rauscher, sandte, beschuldigte er ihn tod.
auch, daß praktisch alle konventionellen Krebsbekämpfungsmittel
sich als krebsverursachend erwiesen hätten, und das in Studien, die "Wir sind die Besten"
das NCI selbst gemacht hatte.
Diese Nachricht wurde von den Redaktionen des Associated Press Houston und Null weisen darauf hin, daß kein staatliches Medium
Nachrichtendienstes und der Zeitschrift Time mit Begeisterung auf- bisher versucht hat, diese Gruppen zu demaskieren. Sie schreiben:
genommen, jedoch von den Kollegen der wissenschaftlichen und
medizinischen Redaktionen unterbunden. (Kursiv von Houston und Die Amerikanische Krebsgesellschaft (ACS) unterstützt die promi-
Null.) Warum eine große Depeschenagentur wie AP und eine Zeit- nente Wissenschaftsjournalistin Jane Brody von der New York Times. Im
schrift wie Time solche Nachrichten totmacht, werden wir in den Jahre 1977 verfaßte sie zusammen mit Dr. Arthur Holleb, dem Vizepräsi-
folgenden Kapiteln erklären. denten der ACS, das Buch Du kannst den Krebs bekämpfen und siegen.
Im gleichen Jahr verlieh die Gesellschaft Frau Brody ihre Auszeichnung
Die Unterdrückung freier Gedanken für besondere Verdienste für ihre "hervorragende Berichterstattung",
das heißt den Artikel "Der Arzneikrieg gegen den Krebs", eine Lobes-
Die Unterdrückung freier Gedanken ist einer der Gründe, warum hymne auf die Chemotherapie.
viele Mediziner zu ängstlichen Schachfiguren im Spiel eines über- Die Wissenschaftsjournalistin Pat McGrady jr., Präsidentin der Ame-
mächtigen Systems geworden sind. Die heutigen Ärzte geben mehr rikanischen Gesellschaft für Journalisten und Autoren, schrieb einen
auf Tests als auf alles, was sie sonst tun. Sie üben ihren Beruf defensiv aufsehenerregenden Artikel über die Erfolge mit Vitamin A und einer
und schlecht aus. Und da sie sich davor scheuen, neue Theorien zu Enzymtherapie in der Krebsbekämpfung, die in der Janker Klinik in
prüfen, bezeichnen sie sie bestenfalls als "unwissenschaftlich". Bonn (Westdeutschland) errungen wurden. Der Aufsatz, den viele für
In Amerika sind der CAST (Rat für Landwirtschaftliche Wissen- einen Klassiker des amerikanischen Journalismus halten, erschien
schaft und Technologie) und der 1FT (Fachausschuß für die Unbe- schließlich im Esquire, nachdem er fünf Jahre lang von vielen anderen
denklichkeit von Lebensmitteln und Ernährung des Instituts für Zeitschriften abgelehnt worden war. Und warum? ,Weil', sagte Pat, ,er
Nahrungsmitteltechnologie) bei des wissenschaftliche Gruppen mit schließlich bei der Zeitschrift an einen Redakteur gelangte, der eine
quasi gewerblichem Status, gleichzeitig jedoch gemeinnützige Orga- Anfrage an das Amerikanische Krebsinstitut (ACS) richtete: Was halten
nisationen. Alle Handelsgesellschaften, die zu CAST gehören, zah- Sie von dieser Idee? Und die antworteten einfach: Naja, wenn sie von
len einen lahresbeitrag von $ 5000 aufwärts, je nach Größe. Bisher soweit herkommt, was kann da schon Gutes an ihr sein? Wo wir doch das
machten die Beiträge von Dow Chemical, Monsanto, Hoffmann-La beste hier bei uns im Lande haben. Also vergessen Sie's.'
Roche und 94 anderen Unternehmen die Hälfte des Einkommens
von CAST aus. Patrick McGrady sen., der Vater der Verfasserin, der aus prinzipiellen
Nicht nur haben diese Organisationen den Amerikanern den Weg Gründen aus der ACS ausgetreten war, faßte es so zusammen: "Niemand
110 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 111
in der wissenschaftlichen und medizinischen Abteilung der ACS ist fähig, Geldinstituten unterhalten, so daß zum Beispiel im August 1976über
wirklich wissenschaftlich zu arbeiten. Aber sie sind alle fabelhaft einfalls- 42% des Kapitals der ACS direkt bei den Banken angelegt wurden,
reich, wenn es darum geht, Geldmittel aufzutreiben. Sie haben keine mit denen sie in Geschäftsverbindung standen. Natürlich erscheint
Ahnung, wie man Krebs verhindern oder Patienten heilen könnte." auch hier wieder das RockefeIler Imperium auf der Bildfläche.
Ebenso bedenklich fiel die Rechnungsprüfung der ACS in den
Houston und Null schließen: Jahren 1976/1978 aus, die das National Information Bureau durch-
führte, die landesweit anerkannte, unabhängige Aufsichtsbehörde
"Gegenwärtig erweisen sich unsere Generäle in der Schlacht gegen den für wohltätige Einrichtungen. Sie kam zu folgendem Schluß:
Krebs als völlig unfähig. Denn die Kanonen des medizinisch-petrocherni-
sehen Riesenkomplexes sind in die falsche Richtung gestellt. Sie zielen "Es ergeben sich Fragen im Zusammenhang mit der Kapitalanhäufung
direkt auf uns. Wir müssen also auf unser unabdingbares Recht pochen- bei der ACS, die über den Betrag hinausgeht, der für den Haushalt des
das Recht auf Leben und Gesundheit. " nächsten Jahres erforderlich ist. Die ACS hat in den vergangenen Jahren
wiederholt erklärt, daß sie mehr Forschungszuschüsse bewilligt haben
Vom Krebs leben würde, wenn genügend Kapital zur Verfügung gestanden hätte, eine
Behauptung, die von den Tatsachen nicht erhärtet wird." Wir übersetzen
Es gibt heute wahrscheinlich ebensoviele Menschen, die vom für den Durchschnittsleser: "Ein Schwindel. "
Krebs leben wie solche, die jedes Jahr daran sterben. Deshalb tut das
Che-Me- Vi Kombinat alles, was in seiner Macht steht, um den status Bis jetzt hört kaum jemand die Stimmen, die die wirklichen
quo zu erhalten. Zustände öffentlich rügen; die Kritiken werden von der Presse des
Seit die Amerikanische Krebsgesellschaft (ACS) 1913 als eine Establishments abgelehnt und die Bücher - wenn ihre Drucklegung
"dringend notwendige temporäre Organisation" gegründet wurde, überhaupt gelingt - gelangen nicht in den Buchhandel oder bleiben
ist sie mit Hilfe von großen Werbeagenturen in einen sich selbst nicht lange auf dem Markt.
verewigenden propagandistischen Geldschlucker verwandelt wor- Ein Beispiel ist The Cancer Conspiracy (Die Krebs-Verschwörung)
den, der im Einverständnis mit dem Che-Me-Vi-Kombinat arbeitet. von Dr. Robert E. Netterberg und Robert T. Taylor (Pinnacle
Mit einem Einkommen von $ 140 Millionen im Steuerjahr 1978 und Books, New York 1981). Dort steht:
einem Kapital, das sich total auf $ 228 Millionen beläuft, gibt dieACS
weniger als 30% ihres Jahreseinkommens für Forschungsprojekte Die gelenkten Forschungsmethoden und andere Tätigkeiten des Ame-
aus, die sie selten selbst durchführt, sondern an andere vergibt. So rikanischen Krebsinstituts und der Amerikanischen Krebsgesellschaft
behauptet sie jedenfalls, denn man hört wenig bis nichts über diese sind, was den Sieg über den Krebs anbelangt, skandalös unproduktiv
Forschung, und nichts von Wert ist jemals dabei herausgekommen. trotz der Milliarden Dollar, die dafür ausgegeben werden. Das Krebs-
Laut Houston und Null werden ganze 56% des ACS-Budget für Establishment verschließt sich neuen Möglichkeiten und Ideen und
Gehälter und Betriebskosten ausgegeben - manche der Führungs- schafft damit ein System, das sich im Kreise dreht und bei dem ein klares
kräfte verdienen bis zu $ 75000 jährlich. Über 200 Millionen Dollar, Ziel auch in der Ferne nicht zu erkennen ist.
der Spargroschen der Gesellschaft, werden investiert, was die Ameri-
kanische Krebsgesellschaft zu einem wichtigen Bankkunden macht. Dennoch behauptete der Vizepräsident der Amerikanischen
Ihr Vorstand besteht aus achtzehn Personen, die enge Beziehungen zu Krebsgesellschaft, Frank Rauscher, am 5. Juni 1978 in einer Rund-
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funksendung ohne zu erröten: "Die ACS ist eine Organisation zum einer Wohltätigkeitsveranstaltung zugunsten des Sloan- Kettering
Wohle des Volkes. Bei weitem der größte Teil unseres Kapitals wird Krebszentrum auftreten ... "
dafür verwandt, Krebskranke zu pflegen und zu rehabilitieren." Als der berühmte Varietekünstler Jimmy Durante starb, berich-
Houston und Null deckten die traurige Wahrheit auf, die hinter tete Time, daß er "in einem bescheidenen Haus gewohnt und uner-
diesen Worten steckte: Eine Prüfung des Budgets der ACS von 1978 müdlich gearbeitet hatte, um Geld für die Krebsforschung zu sam-
ergab, daß nur $ 6,2 Millionen oder 5% "für die Unterstützung meln."
erkrankter Einzelpersonen" ausgegeben wurden. Das so erfolgreiche Vorbild der ACS wurde zusammen mit seiner
Die Propagandamaschine hat seit mehreren Jahrzehnten so Propagandamaschine in vielen europäischen Ländern genau nachge-
geschickt für die Krebskampagne gearbeitet, daß die Spendenaktio- ahmt. Vor noch gar nicht langer Zeit teilte die italienische Presse mit,
nen für die Krebsforschung heute ein zauberhafter Glanz zu umge- daß Enzo Ferrari, der Sport- und Rennwagen-Fabrikant, sein gesam-
ben scheint, gewiß weit mehr als irgendein anderer guter Zweck, wie tes Vermögen Italiens größtem Vivisektions-Laboratorium, bekannt
zum Beispiel die öffentliche Unterstützung der Alten, Flüchtlinge, unter dem Namen Institut für Pharmakologische Forschung ,Mario
Leprakranken oder gar die Abschaffung der Tierversuche. Negri' vermacht hatte. Auch diese Einrichtung hat in den fünfzehn
Viele berühmte Leute sind geschmeichelt und wetteifern geradezu Jahren ihres Bestehens mit vielen hundert Publikationen aufgewar-
darum, dem "guten Kampf" gegen den Krebs ihren Namen zu leihen, tet, aber nicht mit einer einzigen nützlichen Entdeckung.
ohne jemals zu fragen, welche Erfolge man verzeichnet, wie der Enzo Ferrari ist ein tragisches Beispiel. Vor Jahren hatte er seinen
Kampf geführt wird und wer dabei gewinnt. Zeitungsnotizen wie die einzigen Sohn, Dino, verloren, der an Muskeldystrophie litt. Offen-
folgende, die am 13. März 1981 in der International Herald Tribune sichtlich konnte ihn jemand glauben machen, sein Sohn hätte geheilt
erschien, kann man überall immer wieder lesen: werden können, wenn man nur mehr Geld in die Folterung der Tiere
investiert hätte. Niemand klärte ihn darüber auf, daß es weit wahr-
Prinzessin Caroline von Monaco stand im Mittelpunkt einer Wohltätig- scheinlicher ist, daß sich sein Sohn die unheilbare Krankheit durch
keitsveranstaltung in der Pariser Oper zugunsten der Krebsforschung am Medikamente zugezogen hatte, die er in frühem Kindesalter oder
Institut Pasteur und am Institut Weizmann. Der Galaabend, an dem seine Mutter während der Schwangerschaft einnehmen mußten,
Rudolf Nurejew in seiner eigenen Inszenierung des "Don Ouichote' wobei dann während der Krankheit weiß Gott noch wie viele andere
tanzte, brachte $ 200000 ein. Die Patenschaft der Veranstaltung hatten der Medikamente dazukamen.
Juwelier Jacques Arpels (der das Opernhaus mietete) und die Baronin Guy Ein weiterer pathetischer Fall wurde in Italien bekannt. Wie die
de Rothschild übernommen, die zu einem Abendessen für 250 Personen im Zeitungen am 8. Mai 1979 berichteten, hatte ein zehnjähriger Junge
Pariser Sitz der Rothschilds, dem Hotel Lambert, eingeladen hatte. aus Pisa, Paolo Ghiandai, an Krebs sterbend, seine gesamten Erspar-
nisse der Italienischen Krebsliga vermacht. Die Presse ließ sich die
Muß man noch darauf hinweisen, daß die Arbeit des Institut Gelegenheit nicht entgehen, die gen aue Adresse anzugeben, wohin
Pasteur wie des Institut Weizmann sich hauptsächlich auf Tierversu- Spenden für die Krebsforschung zu Ehren Paolo Ghiandais gesandt
che gründet? Und daß auch diese bei den Einrichtungen nur zu der werden könnten.
ungeheuren Verwirrung beitragen, die auf dem Krebsgebiet Die Menschen sterben weiter, viele an Krebs, und viele vermachen
herrscht? ihr Vermögen einer nicht-existierenden .Krebsforschung" - oft
Eine Notiz aus der Zeitschrift Time vom 12. Oktober 1981: "Der genau der Einrichtung also, die der Hauptgrund ihrer Leiden und
fünfundsechzigjährige Frank Sinatra wird mit Luciano Pavarotti auf ihres Todes ist. So groß ist die Macht falscher Informationen, die mit
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Vorbedacht in die Welt gesetzt werden, eine betrügerische Ver- Niemand hat das bisher widerlegen können, und die Zahl der
schwörung, die Amerikas Grenzen schon lange überschritten und Überlebenden ist seither auch nicht gestiegen. Im Gegenteil, Dr.
sich auch in Europa als ebenso erfolgreich erwiesen hat. Jones fand zum Beispiel heraus, daß eine Frau mit Brustkrebs ohne
konventionelle Behandlung viermallänger lebt. "Patienten, die sich
Die Unbehandelten leben länger der Behandlung widersetzten, lebten durchschnittlich noch 12 Y2
Jahre. Die, die einer Operation oder einer anderen Behandlung
Dr. Hardin Jones, Professor für medizinische Physik und Physiolo- zustimmten, dagegen nur durchschnittlich noch 3 Jahre. Es besteht
gie an der Berkeley Universität in Kalifornien hat eine Studie über nicht der leiseste Zweifel, daß Radikaloperationen an Krebspatien-
Krebskranke geführt, die den Zeitraum von 25 Lebensjahren ten mehr schaden als nützen."
umfaßt. Er ist dabei zu dem Schluß gekommen, daß unbehandelte Zu einem großen Teil richtet sich die Furcht vor der Krankheit auf
Patienten nicht früher sterben als die, die die volle konventionelle die Schrecken der Behandlungsmethoden, die die Einheit des Kör-
Behandlung des Wegschneidens-Ausbrennens- Vergiftens genießen, pers zerstören und den Patienten schwerstem psychischen Druck und
die das medizinische Establishment "anerkennt"; in vielen Fällen entsetzlichen Schmerzen aussetzen.
leben die Unbehandelten sogar länger. Und - das läßt sich mit Eine Operation kann zur Ausbreitung des Krebses führen und das
Sicherheit sagen - sie leiden weniger. Wachstum der tödlichen Metastasen auslösen. Diese Metastasen
AnläßIich eines Seminars der Wissenschaftsjournalisten 1969teilte werden nach einer Studie aus dem Jahre 1978 von Dr. Michael
Dr. Jones das Resultat seiner Studie der Amerikanischen Krebsge- Feldman und seinen Kollegen vom Weizmann Institut in Israel im
sellschaft mit, wobei er nochmals bestätigte, was er schon 1955 in Primärtumor gehemmt. Darüberhinaus hat ein großer chirurgischer
seinem klassischen Aufsatz über dieses Thema in ,Transactions ofthe Eingriff einen schweren Schock zur Folge, sowohl organisch wie
New York Academy of Sciences' (Berichte der New Yorker Akade- psychisch, und bringt auf diese Weise das natürliche Abwe~rsystem
mie der Wissenschaften) veröffentlicht hatte. des Körpers, das mit der Störung in vielen Fällen fertigwerden
Nach diesem Referat erhielt Dr. Jones viele Briefe von Ärzten, die könnte, noch mehr durcheinander.
seine Studie lobten, die übrigens später von drei weiteren Berichten Bestrahlungen hemmen die natürlichen Abwehrkräfte noch mehr;
anderer Forscher nochmals bekräftigt wurde, wie eine Einsicht in den außerdem sind sie bekannterweise selbst krebsfördernd.
Science Citation Index zeigt. Doch nur in einer einzigen Zeitung und Die Chemotherapie begünstigt die Entartung der Zellen und ist oft
in einem Kommentar über Gesundheitsfragen wurde davon Notiz so brutal, daß sie den Patienten tötet, bevor der Krebs es tut.
genommen. Die strenge Zensur, die das Arzneimittel-Kombinat bei In einer Reuterdepesche aus Kairo über den Tod des ehemaligen
Nachrichten aus dem Bereich der Gesundheit ausübt - wir werden Schah von Persien, Reza Pahlevi im Juli 1980, erklärte der berühmte
darauf im nächsten Kapitel zurückkommen - wachte darüber, daß amerikanische Herzchirurg Michael DeBakey, der einer der ihn
derart wichtige Meldungen von der Öffentlichkeit ferngehalten betreuenden Ärzte gewesen war, in einem Fernsehinterview, daß die
wurden. Chemotherapie und nicht der Krebs, den sie hemmen sollte, den Tod
Dr. Jones führte aus: "Die Beweise für den Nutzen einer Krebsthe- des Monarchen herbeigeführt hätte. Weiter stand in der Depesche,
rapie stützten sich auf systematische biometrische* Irrtümer." daß ein anderer Arzt, der nicht genannt zu werden wünschte, erklärt
habe, daß die tödliche Infektion erst eingetreten sei, nachdem die
*Biometrie: die Erforschung der Lebewesen nach ihren Maß- und Zahlen- ägyptischen Spezialisten beschlossen hatten, die Dosis der chemothe-
verhältnissen . rapeutischen Mittel zu erhöhen. (La Suisse, 29.7.1980)
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Es gab wirklich nur noch wenig Hoffnung für den Schah, als er im Eine Behandlung vom Jahre 1890 zum Preise von $ 25000
Herbst 1979 von Mexiko nach New York geflogen wurde, und dort,
schon ein kranker Mann, nach sechs Jahren Chemotherapie gegen Die Standardbehandlung von Brustkrebs ist in Amerika bis zum
ein angebliches Krebsleiden von amerikanischen .Krebsspeziali- heutigen Tage die Halsted'sche Brustamputation (Radikalektomie),
sten" fest in die Hand genommen wurde. die auch die Amerikanische Krebsgesellschaft immer noch emp-
Zuerst entfernten sie seine Gallenblase und empfahlen dann "eine fiehlt, obwohl sie von einem Sonderausschuß des NCI unter dem
Intensivbehandlung gegen Krebs", wie Zeitungsartikel vom 26. Vorsitz von Dr. Bernard Fisher, Professor der Chirurgie an der
Oktober 1979 berichteten. Die Notiz fuhr fort: "Ein Ärztestab Universität Pittsburgh, kritisiert und als Schlachtmethode bezeichnet
erstattete heute Bericht, nachdem sie dem Schah entnommene wurde, die auf einer Fehlkonzeption aus dem 19. Jahrhundert
Gewebeproben untersucht hatten. Die Diagnose lautete Lymphoma beruht. Die radikale Brustamputiation, wie sie in Amerika ausge-
vom Großzellentyp. " führt wird, ist, was die Überlebenschancen bei Patientinnen mit
Wahrscheinlich um sicher zu gehen, daß der Schah es sich nicht einem Brustkrebs im ersten oder zweiten lokalisierten Stadium anbe-
anders überlegen und seinen durch Chemikalien und chirurgische langt, nicht besser und wahrscheinlich viel gefährlicher für das
Eingriffe traumatisierten Körper einem Arzt einer anderen medizini- Immunsystem als die einfache Brustektomie, die in Großbritannien
schen Richtung anvertrauen würde, der ihn möglicherweise gesund praktiziert wird. Ist die amerikanische Methode nun wirklich ihren
gemacht hätte, - was eine Katastrophe gewesen wäre - versicherten Preis von $ 25000 wert, oder wird die Öffentlichkeit systematisch von
die Ärzte dem Kranken, wie ausgezeichnet die offizielle Krebsthera- einer scheinheiligen institutionalisierten Scharlatanerie hinters Licht
pie sei, wie am Schluß des Artikels zu lesen stand: geführt?
Mindestens tausend Frauen unterziehen sich in Amerika jede
Dr. Morton Coleman, der Leiter des chemotherapeutischen Teams, Woche einer Radikalektomie der Brust, oft in dem Glauben, daß bei
betonte, daß Lymphomas in den letzten Jahren auf die Behandlung ihnen nur eine Biopsie, eine Untersuchung des Gewebes, vorgenom-
angesprochen hätten. ,Ein Lymphoma reagiert äußerst empfindlich auf men wird. Bei der Radikalektomie werden aber die ganze Brust, die
diese Behandlung', sagte er. ,Wir können entschieden etwas gegen darunter liegenden Muskeln und die benachbarten Lymphknoten
ein Lymphoma tun.' (InternationaL HeraLd Tribune, 27./28. Oktober entfernt, was der Patientin viel mehr Schmerzen bereitet, als eine
1979) weniger radikale Operation. Die Entfernung der Lymphknoten ist
ein Ritualopfer, das dem Chirurgen zugutekommt, der sein Honorar
Wenn jemand die Absicht hätte, einen Menschen krebskrank zu entsprechend erhöhen kann. Sie nützt der Patientin nicht das gering-
machen, dann müßte er das Opfer folgender Behandlung unterzie- ste, denn um 1890, als diese Operation entwickelt wurde, wußte man
hen: 1) Großer chirurgischer Eingriff. 2) Intensive Bestrahlungen. 3) noch nicht, daß Krebs ebensogut durch die Blutbahn wie durch das
Massive Chemotherapie. Alle drei Verfahren werden heute bei Lymphsystem verbreitet werden kann. So ist das Herausschneiden
Krebspatienten, die hoffen, von der offiziellen Medizin mit ihren der Lymphknoten nicht nur überflüssig, sondern auch schädlich.
"anerkannten" Methoden geheilt zu werden, gleichzeitig angewandt.
Und sie sind es auch, die der Schah erdulden mußte. Keine Dissidenten mehr unterstützen!
Wir kommen noch einmal auf das Programm der ACS und des NCI
zurück, mit dem die Erfassung von Brustkrebs durch Röntgendurch-
118 DIE PHARMA-STORY DER GROS SE SCHWINDEL 119
leuchtung angestrebt wurde, besonders bei Frauen über fünfzig, ihre Freunde mit umfangreichen Forschungsverträgen ausgestattet
gerade der Gruppe, die am empfänglichsten für die Entwicklung von hatten.
Krebs durch Bestrahlung ist. Dieses Programm läuft weiter auf Ein Dr. Wolfe berichtete dem Fountain-Ausschuß im Jahre 1977:
Hochtouren trotz der statistischen Wahrscheinlichkeit, daß es zur
"schlimmsten iatrogenen (durch Therapie hervorgerufenen - H.R.) "Vorbeugende Maßnahmensenken die Gewinnspanneder Handelsun-
Epidemie von Brustkrebs aller Zeiten führen wird", wie Dr. Irwin ternehmen, denen es bisher gelungenist, den Kosten des Krebsesauszu-
Bross, Leiter der Abteilung Biostatistik am Roswell Park Memorial weichen, den sie selbst verursachen."
Institute sich ausdrückte.
Dr. Bross kränkte die Großmacht Medizin noch mit weiteren Unter den Kritikern des offiziellen "Krieg dem Krebs" befand
aufrichtigen Äußerungen, als er zum Beispiel die heikle Frage nach sich auch der Nobelpreisträger Dr. James Watson, Leiter des Cold
der finanziellen Motivation der Krebsindustrie anschnitt, bei der die Spring Harbor Laboratoriums, der 1975 bei einem Symposion des
Vorsorge durch Änderung der Ernährung und die Kontrolle der MIT (Massachusetts Institut für Technologie) sagte: "Man präsen-
umweltbedingten kanzerogenen Stoffe eindeutig vernachlässigt tiert dem amerikanischen Volk eine üble Rechnung in Sachen
wird. Bei einer Anhörung vor dem Gesundheitskomitee des New Krebs."
York State Assembly am 10. August 1978 erklärte er:
"Die Krebsvorsorge ist ein großes Anliegen, denn sie bietet eine Obwohl aUgemein anerkannt wird, daß 85% aller Krebserkrankungen
echte Alternative zur therapeutischen Kontrolle der Krankheit." durcb UmwelteinOÜS8e entsteben, setzt das NCI weniger als 10% seines
Unangenehme Worte für die Krebsindustrie. Und als Dr. Bross die Budgets für die Verbesserung der Umweltbedingungen ein. Und obwobl
Ergebnisse seiner Studie freigab, in der er bereits Bestrahlungen in man weiß, daß die meisten Umweltprobleme im Zusammenbang mit der
mässiger Dosierung mit Leukämie in Verbindung brachte, strich ihm Ernäbrung steben, wird weniger als 1% des Hausbalts des NCI für
das NCI die Zuschüsse. Studien auf diesem Gebiet ausgegeben. Selbst zur Herausgabe dieses
In Anhörungen vor dem Fountain-Unterausschuß des Kongress kleinen Beitrages mußte das Institut nocb durcb einen besonderen Zusatz
klagte Dr. Bross, daß die staatliche Krebsforschung hauptsächlich zum staatlicben Krebsgesetz von 1974 (National Cancer Act) gezwungen
.Laborwissenschaftlem zugute komme, die kein echtes Interesse an werden.
menschlichen Krebserkrankungen haben und sich nicht im gering-
sten für die Vorbeugung interessieren." Die Impfaktion gegen Im Jahre 1976 bestätigte Dr. Gio Gori, stellvertretender Direktor
Krebs, die das NCI lanciert hatte, bezeichnete er als "einen großen der Abteilung für Ursachen und Vorbeugung des NCI, daß minde-
Reinfall, eine Verschwendung von Zeit, Mühe und vielen Millionen stens die Hälfte der Krebsfälle in Amerika offenbar ernährungsbe-
Steuergeldern. Wenn nur die Hälfte dieser Gelder in ein wirksames dingt sind. Für dieses offene Wort wurde Dr. Gori 1978 vom NCI
Vorsorgeprogramm gesteckt worden wäre, würden wir in diesem entlassen.
Augenblick schon ein ganzes Stück weiter auf dem Wege eines Sieges Mit anderen Worten: Fachleute der Medizin, die die Gewinne und
über den Krebs fortgeschritten sein. " die Macht des Syndikats dadurch gefährden, daß sie die Wahrheit an
Kein Wunder, daß das Amerikanische Krebsinstitut ihm weitere den Tag bringen, werden ebensowenig geduldet wie Journalisten, die
Zuschüsse versagte! die Machenschaften des Che-Me- Vi-Kombinats entlarven, heute
Auch von Mißwirtschaft und bedenkenlosen Praktiken erfuhr die eine Chance bekommen, ihre Berichte zum Beispiel in der New York
Öffentlichkeit, so zum Beispiel, daß Beamte des NCI sich selbst und Times, Washington Post, Chicago Tribune, in der Zeitschrift Time
120 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 121
o. a. zu veröffentlichen, die sich als Wächter der Interessen des Zu Tode behandelt
Arzneimittelkartells verstehen.
Gibt es überhaupt Hoffnung? Vielleicht. In den Mauern des Nach und nach können sich auch die größten Zeitungen Amerikas
Schweigens, die die interessierten Parteien errichtet haben, sind in . nicht mehr der medizinischen Wahrheit verschließen, so wie sie
letzter Zeit immer mehr Risse sichtbar geworden. So brachte der erstmals in Nackte Herrseherin aufgedeckt, aber von ihnen geflissent-
berühmte Kolumnist Jack Anderson es tatsächlich fertig, in seiner lich totgeschwiegen wurde. Im Oktober 1981begann die hochangese-
Spalte "Washington Merry-Go-Round" (das Washingtoner Karus- hene Washington Post eine neue Artikelserie, The War on Cancer,
sell) eine Notiz mit dem Titel "Unwohltätige Wohltätigkeit" am von Ted Cup und Jonathan Neumann vom Redaktionsstab derselben
medizinischen Zensor vorbeizuschmuggeln. Hier einige Auszüge: Zeitung verfaßt, die wohl neue Namen und Fälle nannten, im Grunde
aber all das hier Gesagte bestätigen. Das erste Kapitel begann
Die wohltätigen Stiftungen, die um Spenden zur Bekämpfung dieser folgendermaßen:
oder jener Krankheit betteln, beginnen alle als gänzlich uneigennütziges
Vorhaben mit dem einzigen Zweck, menschliches Leid zu lindern. Doch "Am 4. Juli wurde eine achtjährige Krebskranke, Sheri Beck, in aller
manchmal verlieren diese Organisationen ihr ursprüngliches Ziel aus den Eile ins Methodist Hospital eingeliefert. Drei Tage später verstarb sie dort.
Augen und zeigen mehr Interesse daran, ihre Daseinsberechtigung zu Was Sheri Beck getötet hatte war nicht der Krebs, sondern die Behand-
überwachen und ihre bürokratischen Strukturen zu verewigen, die um sie lung, der sie unterworfen wurde. Sie starb an Herzversagen, herbeige-
herum gewachsen sind ... führt von Mitoxantrone, einem experimentellen Medikament, das vom
Eine solche wohltätige Gruppe, die an bürokratischen Sehstörungen zu Farbstoff der Kugelschreibertinte abgeleitet ist. Sie war eine von Hunder-
leiden scheint, ist die ACS. Sie nimmt jährlich $ 180Millionen für ihre mit ten von Krebskranken, denen man dieses experimentelle Medikament
großem Reklameaufwand durchgeführte Kampagne ein, durch die eine gegeben hatte, und einer der immer häufiger werdenden Fälle, in denen
Heilmethode für Krebs gefunden werden soll. es Herzversagen verursacht hat.
Ein großer Teil der Spenden stammt von Körperschaften. Und dies, so Die mit Mitoxantrone Behandelten standen nicht allein. Eine einjäh-
erklärten Kritiker meiner Reporterin Monica McKenna, ist der Grund, rige Studie der Washington Post hat 620 Fälle dokumentiert, in denen
warum die ACS ihre öffentliche Tätigkeit auf allgemeine Ermahnungen, experimentelle Arzneien für den Tod von Krebskranken verantwortlich
Geld zu spenden, und auf einen Feldzug gegen das Rauchen beschränkt. waren. Jeder dieser von Arzneien verursachten Todesfälle ist von Ärzten
Die Krebsgesellschaft, so vermuten die Kritiker weiter, will die Spen- beglaubigt und durch Regierungsprotokolle über die Experimente bestä-
den der großen Körperschaften nicht dadurch in Gefahr bringen, daß sie tigt worden. Sie stellen nur einen Bruchteil von Tausenden von Leuten
mit dem Finger auf Unternehmen zeigt, die den Arbeitsplatz und die dar, die in den letzten Jahren infolge von Krebsexperimenten, die in den
Umwelt mit krebsfördernden Substanzen verpesten. Daher benutzt sie Spitälern unseres Landes durchgeführt werden, gestorben sind oder
ihre gewaltige Schlagkraft auch keineswegs, um solche Risikofaktoren furchtbar gelitten haben.
wie das Formaldehyd anzuprangern, dem Tausende von Pathologen und Im Laufe des letzten Jahrzehntes sind mehr als 150 "experimentelle"
Arbeitern in Schuh- und Textilfabriken täglich ausgesetzt werden. Arzneien Zehntausenden von Krebspatienten unter der Patenschaft des
(Scranton, PA, Tribune, 20.1.1982) National Cancer Institute verabreicht worden. Viele dieser Arzneien sind
von einer Liste hochgiftiger industrieller Chemikalien, wie Pestiziden,
Herbiziden und Farbstoffen, abgeleitet worden ...
,Manchmal wird wenig Rücksicht auf das Leben der Menschen ge-
122 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 123
nommen', erklärte Robert Young von der Arzneimittelkontrollkommis- hörden sind jetzt dabei, alle Berichte von MeCCNU-erzeugten Leukä-
sion der Food and Drug Administration. ,In Boston hat ein Spital eine mie-Fällen zu sammeln.
neue NCI-Arznei an Kindern ausprobiert. Ihre Nieren waren innerhalb Tausende von Patienten sind in verschiendenen Spitälern mit
weniger Tage zerstört. Das war nichts Außergewöhnliches, denn neue MeCNNU behandelt worden und werden weiter damit behandelt, trotz
NCI-Medikamente werden routinemäßig verabreicht, ohne jegliche der bekannten kollateralen Wirkungen auf die Nieren und anderer
Sicherheitsmaßnahme für die Patienten. schwerer Schädigungen, die bisher 24 nachgewiesene Todesfälle bewirkt
Während der nächsten 4 Tage wird die Washington Post unter anderem haben ... "
nachweisen:
• Weil sämtliche anti-Krebs Produkte Nebenwirkungen auslösen Aus all dem geht wiederum klar hervor, daß die Leiter deroffiziel-
können, sind die "experimentellen" Arzneien nicht nur für Hunderte von len Medizin den Tierversuchen überhaupt keine Bedeutung zumes-
Todesfällen verantwortlich gewesen, sondern haben auch verheerende sen, denn sie probieren auch solche neuen Mittel am Menschen aus,
schwerwiegende Nebenwirkungen ausgelöst, wie Herz-, Leber- und Nie- deren Schädlichkeit an Tieren bereits deutlich nachgewiesen wurde.
renversagen, Atembeschwerden, Zerstörung des Rückenmarks, so daß Dafür herrscht bei ihnen nach wir vor die sture Überzeugung vor, daß
der Organismus kein Blut mehr produzieren kann, Gehirnschäden, Läh- irgendein gewaltsames chemisches Produkt sich plötzlich als die
mungen, Schlaganfälle, Koma, und visuelle Halluzinationen . Zauberdroge entpuppen könnte, um auf wunderbare Weise eine
• Man weiß so wenig über viele dieser Chemikalien, daß die Ärzte verheerende Krankheit aus der Welt zu schaffen, die größtenteils von
folgende ironische Resultate festgestellt haben: In einigen Fällen hat die der Chemie selbst verursacht wurde. Alles wird "versucht"; je
experimentelle Arznei das Wachstum der Geschwulst regelrecht geför- gewaltsamer, desto besser, hoffen die Blinden, die seit zwei Jahrhun-
dert statt es einzudämmen; und in anderen Tests haben Ärzte und derten im Dunkeln tappen. Nur eines wird nicht versucht: radikale
Forscher herausgefunden, daß die "experimentellen" Produkte selbst Präventivmaßnahmen durch Abschaffung der wohlbekannten,
Tumoren verursachen ... " krebserzeugenden Substanzen in unserer Umwelt und den Apothe-
An Hunden und Affen durchgeführte Tests zeigten, daß eine "experi- ken. Aber davon würde nur die Volksgesundheit profitieren, zum
mentelle" Arznei, MeCCNU genannt, schwere Nierenschäden bei den großen Schaden des Che-Me-Vi Kombinats.
Tieren verursachte. Dies wurde vom National Cancer Institute 1974 Inzwischen geht aber die Verbreitung der krebserzeugenden Che-
publiziert und der Ärzteschaft mitgeteilt bevor das Produkt an Menschen mikalien uneingeschränkt weiter. "In der Dritten Welt fangen Pesti-
ausprobiert wurde. zide an, in die Nahrungskette einzudringen." So war ein United Press
Während der folgenden vier Jahre wurde diese "experimentelle" Arz- International Artikel in der International Herald Tribune vom
nei Kindern im Spital der New York University und im Kinderspital von 17. Oktober 1984 betitelt, in dem unter anderem stand:
Boston verabreicht. Mindestens 20 dieser Kinder erlitten schwere Nie-
renschäden - die in einigen Fällen unheilbar waren oder zum Tode Synthetische Chemikalien, insbesondere toxische Schädlingsbekämp-
führten. fungsmittel, die täglich in der Dritten Welt verwendet werden, fangen an,
Zudem haben kürzlich einige Ärzte über eine weitere schwerwiegende in die Nahrungskette zu sickern mit manchmal katastrophalen Folgen.
Nebenwirkung des MeCCNU berichtet: In einigen Fällen verursacht das Die Wirkung der Chemikalien konnte z. B. in Ländern wie Brasilien
Produkt akute Leukämie, laut den Protokollen des NCI. Ein Kind in festgestellt werden. Laut United Nations Wissenschaftlern wurden Spu-
Boston, das Nierenschaden erlitten hatte, erkrankte zusätzlich an einer ren von DDT in Muttermilch festgestellt, die viermal über der Sicher-
von der Arznei erzeugten Leukämie und starb daran. Die Gesundheitsbe- heitsgrenze liegen. Spuren von DDTsind auch in Afrika in der Nahrungs-
124 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 125
kette aufgetaucht, in Gräsern, Fleisch und im menschlichen Blut. Magen- Mr. Molson recht gegeben, denn die Ausgaben sind seit 1952 ständig
und Dickdarmkrebs haben in den letzten zehn Jahren in einigen FäDen bis gestiegen, aber auch die Zahl der Todesfälle durch Krebs.
zu 500% zugenommen, durch toxische Chemikalien und Pestizide verur- Am 8. Mai 1980 richtete der ICRF eine höfliche Antwort an die
sacht. Zum Beispiel in West-Afrika, wie ein Sprecher der United Nations vorwitzige Briefschreiberin, die der "Direktor der Beschwerdeabtei-
bekanntgegeben hat. (Fettdruck vom Verfasser) lung" , G .K. McLeod, M.I.P.R., EB.I.M., EI.S.M. unterschrieben
hatte und in der unter anderem folgendes stand:
Europäische Krebsmafia
"Die meisten Mitarbeiter unserer Stiftung teilen Ihre Tierliebe und
Das britische Gegenstück zur amerikanischen Krebsgesellschaft würden die Experimente, die überall im kommerziellen Bereich in großem
ist der ICRF - Imperial Cancer Research Fund oder Kaiserlicher Maße durchgeführt werden, als völlig unannehmbar bezeichnen. Ich bin
Fonds für Krebsforschung. Auf seinem Briefpapier steht, daß daher sehr froh, Ihnen mitteilen zu können, daß ich in Bezug auf die Tiere
es sich um eine eingetragene wohltätige Institution handelt, mit völlig Ihrer Ansicht bin, daß aber das Vergnügen, mit eminent klugen
derselben hohen Persönlichkeit als Schirmherrin, unter deren Wissenschaftlern zusammenzuarbeiten, die eine Lösung für ein Problem
Schutz auch jene andere ehrenwerte Organisation steht, die Royal finden möchten, das Tiere genauso angeht wie Menschen, es mir unmög-
Society for the Prevention of Cruelty to Animals, also der Königliche lich macht, Ihren Glauben zu teilen, daß es uns an Köpfen, nicht aber an
Tierschutz, der, trotz seines Namens auch die qualvollsten Tier- Geld mangelt. "
versuche "zum Wohle der Menschheit" gutheißt: Ihre Majestät die
Königin. In den späten Siebzigerjahren starben allein in Großbritannien
ICRF folgt der britischen Tradition, einen Angehörigen des Adels mehr als 120000 Menschen an Krebs. Wie anderswo auch, waren die
zu seinem Präsidenten zu machen, den Ehrenwerten Angus Ogilvy. meisten, wenn nicht alle diese Erkrankungen durch Umwelteinflüsse
Als Vorsitzender des Präsidiums fungiert ein Professor, Sir Eric oder Arzneien entstanden, und wären deshalb, damals wie heute, zu
Scowen, dessen Name - ebenfalls nach britischer Fasson - in einen vermeiden gewesen. Aber die Krebsgefahr verschafft denen, die die
Rattenschwanz prächtiger Initialen ausläuft: M.D., D.Sc., Hon. Spenden sammeln und ausgeben, ein sicheres Alibi.
LL.D., ER.C.P., ER.C.S., F.R.C.P.E., ER.C. Path. - kein ge- Während also immer mehr Menschen an Krebs sterben, blühen
ringerer! und gedeihen die "Krebs-Wohltätigkeitsinstitutionen" - vom ICRF
Der ICRF zeigte sich tief befremdet, als sich eine Dame kürzlich und seinem größten Rivalen, der CRC (Cancer Research Campaign)
bei ihm erkundigte, warum der Fonds immer wieder Inserate, die um - in Großbritannien angeführt. Beide zusammen verfügen über ein
Spenden bitten, in die Zeitung setze, wo sie doch in Nackte H errsche- Vermögen von f. 44 Millionen bei jährlichen Ausgaben von über f. 13
rin gelesen hätte, daß es niemals an Geld für den Kampf gegen den Millionen; dennoch wendet man weniger als 2% des Stiftungs-
Krebs gefehlt hätte - nur an Grips. Tatsächlich war einmal im House kapitals für die Aufklärung über Krebs und vorbeugende Maßnah-
of Commons die Versicherung abgegeben worden, daß man, sollte men auf.
jemals Geld für eine wirksame Krebsforschung benötigt werden, Macht nur weiter, Gordon K. McLeod & Co. mit Euren Inseraten!
dieses zur Verfügung stehen würde. Mr. Molson, so wurde schon am Wie der große Zirkusdirektor Barnum einmal sagte: "Jede Minute
29. April 1952 protokolliert, hatte erklärt: "Gegenwärtig gibt es kommt ein Dummkopf zur Welt."
keinen Grund zu der Annahme, daß größere Ausgaben zu bes-
seren Ergebnissen führen würden." Inzwischen hat die Zeit
126 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 127
Und im deutschen Sprachgebiet? Zahl steigt weiter. Es ist daher wohl kaum zu leugnen, daß die etablierte
Krebsforschung und Krebstherapie seit über 20 Jahren in einer Sackgasse
Ein Schweizer Wissenschaftsjournalist, Christi an Bachmann, stecken. Dennoch werden nach wie vor wesentliche alternative Richtun-
erhielt von der deutschen Redaktion des Penthouse Magazins den ge~ und Innovationen nicht gefördert, nicht ernsthaft auf neuartige
Auftrag, der amerikanischen Houston-Null Studie über Krebs nach- Wirkungen geprüft, ja zum Teil gezielt unterdrückt.
zugehen und sie einheimischen Verhältnissen anzupassen. Das viele
Material, das er dabei sammelte, ergab dann auch ein Sachbuch: Die Soweit Dr. Vester. Wir stellen inzwischen fest, daß auch bei uns in
Krebsmafia, das 1981 bei einem kleinen Verlag, Editions Tomek in Europa der Durchschnittsbürger, dank der Gehirnwäsche der er
Monte Carlo, erschien, nachdem es bei etablierten Verlegern erwar- durch die industrie- und ärzte hörigen Medien ausgesetzt wird' felsen-
tungsgemäß abgeblitzt war. Ebenso erwartungsgemäß wurde das fest davon überzeugt. ist, daß jährlich große "Fortschritte" im' Kampf
"unangenehme" Buch von den wichtigsten Medien totgeschwiegen. gegen den Krebs erzielt werden, und daß der endgültige Erfolg kurz
Gegen die Religion der modernen Schulmedizin zu verstoßen wäre bevorsteht, solange er unbeirrt der heutigen "Forschung" Geld
doch ein Frevel. spendet.
Bachmann entdeckte, daß in der Krebsorganisation im deutschen Bachmann hat ~erausgefunden, daß in der Bundesrepublik
Sprachgebiet ganz ähnliche Zustände herrschen wie in den USA. Deutschland zur Zelt schätzungsweise 120Millionen Mark für Krebs-
(Und von uns aus können wir alle anderen Industrieländer Europas forschung ausgegeben werden, in der Schweiz über 5 Millionen
miteinbeziehen, in erster Linie die Schweiz, Frankreich und Italien.) F~anken. Si~.stammen vor allem aus Steuergeldern und Spenden.
Mit großem Tamtam werden gewaltige Geldmittel für den "Krieg Die Kosten fur Krebsbehandlung sind noch um ein Vielfaches höher.
dem Krebs" gescheffelt, aber wohin der größte Teil dieses Geldes In der BRD erreichten sie die Größenordnung von 3 Milliarden DM
geht, außer an die Organisatoren selbst, weiß man nicht, und billige in der Schweiz 400 Millionen Franken. '
Prävention wird in Europa ebenso vernachlässigt wie in Amerika. Aber nie scheint es Bachmann eingefallen zu sein, daß diese
In seinem Vorwort zur Krebsmafia schreibt Dr. Frederic Vester, Riesenpleite auf einer irrigen Forschungsmethode fußt - der des
ein Krebsspezialist: Tier:ersuch~, der seit über 200 Jahren mit steigendem Mißerfolg
betrieben wird, und unter anderem für die destruktive Mentalität der
In einer dreibändigen Zusammenstellung der deutschen Forschungsge- heutigen offiziellen Medizin verantwortlich ist, die keine andere
meinschaft berichteten kürzlich 2495 Krebsforscher aus insgesamt 780 Behandlungsmethode kennt als die verhängnisvolle Trinität Stahl-
Instituten über den Stand ihrer Arbeit. Ergebnis der letzten Jahrzehnte: Strahl-Gift.
eine Palette neuer krebshemmender Arzneimittel, immer raffiniertere Der Dortmunder Pathologe Professor Herbert OUo soll laut Medi-
und kostspieligere Bestrahlungs- und Diagnosegeräte und der Nachweis cal Tribune zugegeben haben, daß er relativ häufig nach der Schnell-
einer großen Zahl krebserzeugender Chemikalien und Umweltgifte. ~chnittdiagnose eines Mammakarzinoms eine amputierte Brust ohne
Einzig interessante Frage: Wie viele Menschen werden auf Grund dieser Jeden Tumorrest gesehen hat. Die betreffenden Frauen werden nie
Ergebnisse heute weniger von Krebs befallen, beziehungsweise mehr erfahren, daß ihnen die Brüste umsonst entfernt wurden. Dafür wird
geheilt als früher? die Heilungsstatistik der Klinik verbessert. Jeder operierte Krebs,
Die Statistik weist aus, daß 1955 etwa 95000 Bundesbürger an den der kein Krebs war, darf als ein sicherer Erfolg verbucht werden.
verschiedenen Krebsarten starben, 1975 jedoch bereits rund 150000 - (Und laut der englischen medizinischen Zeitschrift Lancet werden in
ohne daß die Bevölkerung entsprechend zugenommen hätte. Und die den Vereinigten Staaten bereits acht- bis zwölfjährigen Mädchen die
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Brüste abgenommen, nur weil sie verdächtigerweise asymetrisch geimpften Personen (oder Kontrollgruppen) umfaßt, um statistisch
wachsen, aber sonst völlig normal sind.) beweiskräftige Analysen der Ergebnisse anstellen zu können. In
Bachmann stellt fest, daß das Konzept der Deutschen Krebshilfe jedem Fall ist die Wirkung von Impfungen bestenfalls zweifelhaft.
nicht von Mildred Scheel stammt, sondern von der Amerikanischen Aber für eines gibt es einen historischen Beweis: Nicht Impfungen
Krebsgesellschaft (ACS) übernommen wurde. Er teilt mit, daß Herta so.nder~ d~r H~giene verdanken wir es, daß die weltweiten Epide-
Schneider, eine beherzte Hausfrau aus Nürnberg, am 10. Mai 1975 rmen, die rm MIttelalter und später Europa verwüsteten, zum Rück-
von Mildred Scheel in einem Brief forderte, daß die Krebshilfe sich zug gezwungen wurden. Diese Epidemien begannen schon ein halbes
bemühen sollte, die biologischen Auffassungen in die Krebsbekämp- Jahrhundert, bevor Impfungen auf breiter Ebene durchgeführt wur-
fung miteinzubeziehen. Mildred Scheel antwortete, sie sei als konse- den, abzuflauen, und ihr Erlöschen lief überall parallel zur Einfüh-
quente Vertreterin der Schulmedizin fest davon überzeugt, "daß sich rung der Hygiene. Darüber sind sich alle Medizinhistoriker einig.
Erfolge in der Krebsbekämpfung nur über die Schulmedizin erzielen Da die Wirksamkeit von Impfungen nicht eindeutig bewertet
lassen". Eine andere mutige Hausfrau aus Feucht bei Nürnberg werden k~nn, steht es dem Che-Me- Vi Kartell frei, alles zu behaup-
gründete eine Organisation mit dem Namen "Die wahre Krebshilfe". ten, was Ihm paßt, denn solche Behauptungen können statistisch
Mildred Scheel ging gerichtlich dagegen vor, und Scheels Anwälte ebensowenig widerlegt wie bestätigt werden. Wenn sie jedoch vom
errangen aus urheberrechtliehen Gründen einen leichten Sieg. Es!ablishment der Medizin kommen - von Universitätsprofessoren,
Die moderne Medizin kann zwar mit ihren etablierten Methoden Leitern von Laboratorien, "Gesundheitsbehörden" - nimmt die
nichts gegen Krebs ausrichten, dafür ist sie aber .umsomehr ~arauf Allgemeinheit es als selbstverständlich an, daß es sich um erwiesene
bedacht, sich jegliche Einmischung von Außenseitern, und seien es Tatsachen handelt.
hoch angesehene "dissidente" Mediziner, vom Halse zu halten. In der medizinischen Literatur häufen sich erdrückende Beweise
dafür, daß zum Beispiel die Kinderlähmung nicht durch Massenim-
Mit der Überschrift "Eine erschreckende Erkenntnis - Immer pfungen ausgerottet wurde, sondern im Gegenteil erneut aufflak-
mehr sterben an Krebs" stand am 15. August 1984 im Hamburger kerte, wo immer eine solche Impfung auf breiter Ebene stattfand,-
Abendblatt folgende Nachricht aus Bonn: besonders in Brasilien, wo sie die schwerste Kinderlähmungsepide-
mie auslöste, die die Welt je erlebte. Aber die offizielle Medizin
Eine erschreckende Krebs-Bilanz hat Bundesforschungsminister übersieht das geflissentlich, weil der Impfmythos die sicherste Geld-
Heinz Riesenhuber vorgelegt: Krebs ist immer häufiger Todesursache in quelle des chemo-medizinischen Establishments ist, vielleicht noch
der Bundesrepublik. Etwa 160000 Menschen sterben jährlich an ver- mehr als der Schwindel mit dem Krebs.
schiedenen Arten von Krebs. Das seien rund 25 Prozent aller Sterbefälle. Mag dazu an dieser Stelle der Hinweis genügen, daß die Weltge-
Vor 30 Jahren seien dagegen lediglich 15 Prozent aller Todesfälle krebs- sundheitsorganisation in Genf eine Schrift von Sabin veröffentlichte
bedingt gewesen. worin er behauptet, daß es nur seinem Impfstoff zuzuschreiben sei'
daß die Kinderlähmung angeblich erloschen ist; und eine andere, in
NUN NOCH DER SCHWINDEL MIT DEM IMPFEN dem Salk denselben Anspruch erhebt - die Kinderlähmung sei nur
dank seinem Impfstoff "eliminiert".
Eine Bewertung der Wirksamkeit von vorbeugenden Impfungen Andere Länder, Frankreich zum Beispiel, kennen weder den
gibt es nicht, weil es unmöglich ist, eine Versuchsanordnung zU' Impfstoff von Salk noch den von Sabin, weil das Institut Pasteur nicht
machen, die eine genügende Anzahl von geimpften und nicht- einsieht, warum es dafür nicht selbst zur Kasse bitten sollte; der
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DIE PHARMA-STORY
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DER GROSSE SCHWINDEL 131
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(Am Ende des Bandes erscheint eine Bibliographie über die schäd- handelt sieb um das BeG, den angeblichen Impfstoff gegen Tuber-
lichen Folgen der Polio-Impfungen.) kulose.
1950 schrieb die französische Regierung nach erbittertem Wider-
Grippeimpfungen stand einer Gruppe französischer Ärzte, die warnend auf seine
Unwirksamkeit und seine Gefährlichkeit hingewiesen hatten, an
Die meisten Amerikaner haben von der Kampagne für die Imp- allen französischen Schulen die obligatorische Impfung mit BeG vor.
fung gegen die Schweinegrippe gehört, die sich für Präsident Ford als Das war natürlich ein Bombengeschäft für das Institut Pasteur, das
Bumerang erwies, als die angekündigte Epidemie nicht stattfand,- von jeher Hand in Hand mit den französischen Gesundheitsbehörden
dagegen Tausende von Impfopfern oder ihre Hinterbliebenen die arbeitet.
amerikanische Regierung auf Entschädigung verklagten und Millio- Einzelheiten über den massiven Druck, den die französischen
nen Dollar kassierten. Ähnliche Schwindel mit Impfaktionen treten Behörden in den Fünfzigerjahren ausübten, um der französischen
vermehrt immer da auf, wo man der Großmacht Medizin erlaubt, das Bevölkerung den gewinnträchtigen Impfstoff aufzuzwingen, kann
Zepter zu führen. Jeden Herbst hängen Europas Apotheken markt- man in zahlreichen Zeitschriften und Büchern nachlesen, hauptsäch-
schreierische Plakate aus, die verkünden: DIE GRIPPE STEHT lich aus der Feder von französischen Medizinern.
VOR DER TÜR - ES IST ZEIT, SIeH IMPFEN ZU LASSEN! Der bemerkenswerteste unter ihnen ist Dr. Marcel Ferru, der zur
Obgleich sogar die offizielle Medizin inzwischen wiederholt zuge- Zeit, als der Hauptteil dieses Buches entstand (1981), 88 Jahre alt
geben hat, daß Grippeimpfungen trotz der Gefahren, die sie mit sich war, ein ehemaliger Kinderarzt aus Poitier und Mitglied der Acade-
bringen, durchaus nicht vor der Krankheit bewahren, werden jeden mie Nationale de Medecine. Er veröffentlichte 1977 ein wichtiges
Herbst wieder Millionen von Impfstoffportionen an die arglosen Buch, La Faillite du BeG (die Pleite mit dem BeG), auf eigene
Verbraucher verkauft. Kosten und zur Aufklärung der Bevölkerung. Darin schildert er,
Im Verlauf eines Prozesses, der in Frankreich am 1. Oktober 1981 wie er sich selbst in früheren Jahren von der Propaganda der interes-
stattfand, wurde Professor Mercie, ehemaliger Direktor des Instituts sierten Parteien dazu hatte überreden lassen, seine zuerst gebore-
Paste ur befragt, warum man dort fortfahre, Grippeimpfstoff herzu- nen Kinder mit BeG zu impfen, sich bei den später geborenen dann
stellen und zu verkaufen, trotz seiner anerkannten Unwirksamkeit. aber weigerte. Gestützt auf seine eigenen Erfahrungen und die von
Professor Mercies aufrichtige Antwort: "Weil wir damit unsere For- Kollegen verhinderte er auch, daß seine Enkelkinder geimpft
schung finanzieren können. " wurden.
Weiter berichtet er auch von der Zeit, als er Kandidat für den
Der BeG-Skandal Posten des Direktors der Ecole de Medecine in Poitier gewesen war.
Seine Kollegen hatten ihn aufgefordert, sich doch darum zu bewer-
Wir werden wahrscheinlich noch Jahrzehnte warten müssen, bis ben, weil er dafür hochqualifiziert war. Doch sobald seine Kandida-
die Nachrichtenmedien, die stets über die Interessen des Arznei- tur bekannt gemacht wurde, suchte ihn der Gesundheitsminister auf
mittelkartells wachen, die volle Wahrheit über den Impfstoff ver- und teilte ihm mit, daß das Ministerium gegen seine Kandidatur
breiten, der angeblich die Kinderlähmung verhütet. Kürzlich wurde Einspruch erheben würde, falls er sie nicht zurückzöge. Der Grund?
ein weiterer Skandal über ein nicht minder berühmtes Produkt Seine negative Einstellung zum BeG.
in einigen ausländischen wissenschaftlichen Zeitungen veröffent- Endlich, am 15. November 1979, erschien im britischen New
licht, einfach weil es nicht mehr möglich war, ihn zu übersehen. Es Scientist ein deutlich beschämter Artikel; denn die Ergebnisse einer
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Untersuchung, die die Indische Regierung gefordert hatte, konnten bestätigt, den die offizielle Medizin ständig vertuscht, nämlich daß
vor der Öffentlichkeit nicht länger geheimgehalten werden. alle Massenimpfungen immer ein erneutes Aufflackern der Infektion
"TB-Impfstoff hält der Erprobung in Indien nicht stand", lautete zur Folge haben; die Zahl der Erkrankungen sinkt später lediglich auf
die Überschrift des Artikels von K.S. Jayaraman aus New Delhi, der den Stand von vor der Impfaktion zurück.
folgendermaßen begann: Wenn man eine mehrere Jahre umfassende Statistik veröffentlicht,
die mit dem Jahr der höchsten Erkrankungsquote beginnt, zeigen die
Die größte in Südindien durchgeführte Untersuchung, die je gemacht folgenden Jahre unvermeidlich eine Besserung auf. Niemand weist
wurde, um die Wirksamkeit des BCG Tuberkuloseimpfstoffes zu prüfen, jedoch daraufhin, daß die Anzahl der Erkrankungen auch in der Zeit
führte zu der alarmierenden Entdeckung, daß dieser Impfstoff ,keinen vor der Impfung geringer war. Das springt besonders im Fall der
Schutz gegen bazilläre Formen der Tuberkulose gewährt'. Die Studie, die Kinderlähmung ins Auge, einer höchst seltenen Infektionskrankheit,
für ,außerordentlich gründlich und genau' gehalten wird, wurde im Jahre die in Europa bereits im Erlöschen, also am Ende ihres natürlichen
1968 vom indischen Rat für Medizinische Forschung in Auftrag gegeben Zyklus angekommen war, als erst der Salk- und dann der Impfstoff
und von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem U.S. Center von Sabin auf den Markt kamen. Doch in vielen anderen Ländern
for Disease Control (amerikanisches Zentrum für die Kontrolle von besonders solchen mit warmem Klima, ist die Kinderlähmung heute
Krankheiten) in Atlanta, Georgia, unterstützt. trotz Impfungen - oder wahrscheinlich als Folge davon - auf dem
Vormarsch.
Die Verlegenheit, die dieses Urteil auslöste, schimmert bei der Dennoch sieht das Kombinat keinen Grund, seine Niederlage
folgenden Erklärung deutlich durch: einzugestehen. Es ist immer Richter in eigener Sache. Gegen Ende
Januar 1981 hatten die Drahtzieher der Weltgesundheitsorganisa-
Die BCG-Studie endete letztes Jahr, doch veranlaßte ihr überraschen- tion Mittel und Wege gefunden, den schlechten Nachrichten aus
des Ergebnis die Behörden der indischen Regierung, ihre Veröffent- Indien entgegenzuwirken. Unter der Überschrift "Vereinte Natio-
lichung aufzuschieben, bis Fachleute der Weltgesundheitsorganisation nen" verkündete die Schweizer Presse, daß "zwei Gruppen von
auf mehreren Versammlungen, die in New Delhi und in Genf stattfanden, Fachleuten der Weltgesundheitsorganisation, die die Ergebnisse der
die daraus zu ziehenden Schlußfolgerungen ausgewertet hätten ... indischen Untersuchungen geprüft hatten, zu dem Schluß gekom-
men sind, daß eine Fortsetzung der BCG Impfungen zu empfehlen
Und noch eine interessante Stelle: sei."
(Dieselbe Zeitung gab gleichzeitig bekannt, daß dreißig Mitglieder
Das Auftreten neuer Krankheitsfälle in der mit BCG geimpften des Präsidiums der Weltgesundheitsorganisation dem Gebrauch von
Gruppe lag leicht (wenn auch statistisch unerheblich) höher als in der Milchpulver als Ersatz für Muttermilch zugestimmt hätten).
Kontrollgruppe, was zu dem Schluß führt, daß die Schutzwirkung von
BCG gleich Null ist. WIEDER MENSCHLICHE VERSUCHSKANINCHEN
Mit der Bemerkung "statistisch unerheblich" spielt man die Tatsa- Abgesehen von allen humanitären Erwägungen, die von jedem
che herunter, daß es auch beim BCG mehr Erkrankungen unter den modernen "Wissenschaftler" der etwas auf sich hält, mit einem
geimpften als unter den nichtgeimpften Personen gegeben hat. Achselzucken als "emotionell" und deshalb auch als "unwissen-
Damit wird die Wiederholung eines sattsam bekannten Vorgangs schaftlich" abgetan werden, sind diejenigen, die einen Begriff von
136 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 137
medizinischen Grundsätzen haben, genauso gegen alles Experimen- schrift eines Artikels von Chris Pritchard im National Enquirer vom
tieren mit Menschen wie gegen Tierversuche. August 1978. Ein Auszug:
Die überwiegende Mehrheit aller Experimente, die heute durchge-
führt werden, ist wertlos, erstens weil die allgemeinen Bedingungen, In einen dieser Fälle war ein Forscher verwickelt, der einer Gruppe
unter denen der Mensch gesund bleibt, längst bekannt sind, und schwangerer Frauen Lügen aufgetischt hatte, enthüllte Dr. Michael
zweitens weil die Versuche in den meisten Fällen erfordern, daß das Hensley, ein hoher Beamter in der Abteilung für wissenschaftliche
lebende Objekt, gewöhnlich gewaltsam, unnatürlichen Bedingungen Untersuchungen der FDA. Dr. Hensley gab an, die Frauen wären von
unterworfen wird. Und es ist logisch, daß eine künstlich herbeige- dem Forscher überredet worden, ein Analgeticum (schmerzstillendes
führte Störung oder Krankheit niemals identisch mit einer natürli- Mittel) ausprobieren zu lassen, ohne sie darüber aufzuklären, daß es
chen sein kann, die sich spontan aus dem Organismus heraus entwik- Störungen der Atemwege bei ihren neugeborenen Kindern verursachen
kelt. könnte. Tatsächlich, so meinte Dr. Hensley, war der spezifischeZweck
Dennoch wird die experimentelle Forschung überall in immer dieser Studie, "den Säuglingen eine milde Schwächung der Atmung
größerem Maßstab durchgeführt, weil sie finanziell Gewinn bringt zuzufügen" und dann festzustellen, ob ein anderes Mittel wirksam sein
oder verspricht, oder aber dem Experimentator eine Befriedigung würde, diese zu beheben.
seiner persönlichen Neugier verschafft, obwohl dies seine Aufmerk-
samkeit von den eigentlichen medizinischen Zielen ablenkt und ihn "Die Vivisektion ist eine Schule des Sadismus, und eine Genera-
immer weiter davon entfernt, die grundsätzlichen Vorbedingungen tion von Medizinern, die mit dieser Methode ausgebildet wird,
der Gesundheit zu verstehen. berechtigt seitens der Öffentlichkeit zu schwerster Sorge."
Seit Jahrzehnten terrorisieren die Experimentatoren und ihre Das schrieb der französische Arzt G.R. Laurent vor einigen Jahr-
Sprecher die Öffentlichkeit mit Schlagworten wie "entweder Hunde zehnten, und seine Worte haben sich als genauso prophetisch erwie-
oder Säuglinge", wenn sie ihre sinnlosen Versuche rechtfertigen sen wie die des deutschen Arztes Dr. Wolfgang Bohn, der schon
wollen. In Wahrheit benutzen die meisten von ihnen Hunde und lange vor ihm in seinen Ärztlichen Mitteilungen (No.7/8, 1912)
Säuglinge, wenn man sie nicht daran hindert. Gerade diejenigen, die schrieb:
wissen, daß Tiere ihnen keine gültigen Ergebnisse bringen können,
nehmen lieber kleine Kinder. Manchmal Waisen aus staatlichen "Der angestrebte Zweck der Vivisektion ist bisher nirgends erreicht
Institutionen. Oder senile Alte, die keine Verwandten mehr haben. worden und wird also vermutlich auch weiterhin nicht erreicht werden.
Oder Gefängnisinsassen. Oder sonst Hilflose, auf die man psycholo- Die Vivisektionhat im Gegenteil sehr vielUnheil angerichtet, Tausenden
gischen und wirtschaftlichen Druck ausüben kann. Man wendet auch Tod und Elend gebracht, und die weitere Ausbreitung der Vivisektions-
allerlei Tricks bei arglosen Patienten an. Seitdem dieses Problem methode hat immer nur eine Vermehrung der wissenschaftlichenMen-
ebenfalls ausführlich in Nackte Herrseherin behandelt wurde, hat sich schenquälerei und Morde im Gefolge gehabt. Es ist anzunehmen, daß
die Situation merklich verschlechtert. diese Steigerung anhält, ja die notwendige Folge der Vivisektionüber-
Heute sind medizinische Experimente mit Gefangenen in minde- haupt ist. Wir besitzen schließlich eine große Zahl ausgezeichneter
stens 25 Staaten der USA gestattet, und allein in Pennsylvania gibt es Heilmittel und Heilmethoden, welcheohne Tierquälerei gewonnenwur-
neun Strafanstalten, wo solche Experimente durchgeführt werden. den und deren Kenntnis und Erweiterung nur deswegen unterblieben,
.Pharmauntemehmen gebrauchen Tricks, um Patienten zu weil die Vivisektionsmethodedie heutige Forschergenerationausschließ-
menschlichen Versuchskaninchen zu machen", lautete die Über- lich in Anspruch nimmt."
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Tierversuche, so wie sie routinemäßig in den Laboratorien betrie- Experiment ist ein Teil seines Gehirns ausgebrannt worden, um damit
ben werden, stumpfen die Fähigkeit, menschlich zu empfinden, nicht vielleicht seine Drogensucht zu heilen. Der Neurochirurg wird von dem
weniger ab als das medizinische Verständnis. Die medizinische Lite- Reporter ausfindig gemacht und gibt zu, daß seine vor den Operationen
ratur ist voll von Beweisen dafür, aber sie dringen fast nie an die an menschlichen Drogenabhängigen angestellten Versuchen mit Affen
Öffentlichkeit. Hier folgt eine bemerkenswerte Ausnahme: nicht schlüssig gewesen seien.
Aus der Zeitung Sydney Shout (1.2.1979), Sydney, Australien: In Louisville erblindet eine Frau nach einer prefrontalen (Stirn-)
Lobotomie. Zeugenaussagen in einem Prozess gegen ihren Chirurgen
In Sydney unterzog man hypernervöse Kinder einer Hirnoperation, um weisen darauf hin, daß diese dreißigjährige Frau wegen Schmerzen
ihr Verhalten zu ändern, wurde der Regierung mitgeteilt. lobotomisiert wurde, denen psychische Ursachen zugrundelagen, ohne
Ein Kind, das häufig mit dem Kopf gegen die Wand schlug, wurde einer ihr vorher Gelegenheit gegeben zu haben, es mit Psychotherapie zu
Hirnoperation unterzogen, die es zu einem halben Idioten machen versuchen.
könnte, berichtete Lex Watson, der Verbindungsmann des Rats für In Jackson, Miss. verstümmelt ein Neurochirurg bei seinen Operatio-
Bürgerfreiheit von New South Wales dem Sydney Shout. nen hypernervöse Kinder, die erst fünf Jahre alt sind. Er beschreibt einen
Einer der Nebenwirkungen dieser Operation ist ein 25%iger Verlust Fall, in dem das Gehirn des kleinen Patienten ein halbes Dutzend Mal mit
der Sehkraft. Nach Dr. Watson ist auch die Zahl der Todesfälle viel höher Elektroden koaguliert wurde. Das Kind ist jetzt leichter zu beaufsichti-
als bei normalen chirurgischen Eingriffen. gen, dafür aber geistig behindert. Der Neurochirurg weigert sich, Fragen
Der Rat für Bürgerfreiheit fand heraus, daß alle diese Operationen über die Rasse seiner jungen Patienten zu beantworten. Es hat sich
vom Neuropsychiatrischen Institut am Prince Henry Hospital ausgeführt jedoch jemand im Krankensaal eingeschlichen und festgestellt, daß drei
werden. der Kinder Schwarze sind.
Die Operation wird am limbischen* System des Hirns vorgenommen. In Boston werden einer depressiven Frau mehrere Male Elektroden ins
Der Eingriff unterscheidet sich von der Lobotomie** alten Stils, die das Gehirn implantiert und dort belassen, bis sie sich weigert, weitere Ein-
Gedächtnis und die Denkfähigkeit beeinflußt. Aus medizinischen Quel- griffe zu erdulden. Ihr Chirurg sagt, daß sie ihn nicht mehr sehen will und
len verlautet, daß er fundamentale instinktive Impulse beeinträchtigt. daß sie auch über ihren Psychiater in Wut gerät. Bei der ersten Gelegen-
Einer der untersuchten Fälle betrifft einen Patienten, der nach der heit begeht sie Selbstmord. Dennoch wird das Ergebnis der Behandlung
Hirnoperation vier Selbstmordversuche machte. von ihren Ärzten als "positiv" hingestellt, weil sie der Meinung sind, daß
die Frau von ihren Depressionen geheilt gewesen sein müßte; wie sonst
In Mental Hygiene, März 1973, berichtete Dr. Peter Roger hätte sie die Kraft gehabt, sich umzubringen?
Breggin: Ebenfalls in Boston durchbohrt man Patienten die Schädeldecke und
führt zwei Elektroden in das Gehirn ein, von denen jede vierzig kleinere
Nun kommen Lobotomie (Leukotomie) und Psychochirurgie wieder enthält, die das Gehirn stimulieren und die Hirnwellen aufzeichnen
über uns! In Philadelphia stirbt ein Schwarzer an einer Überdosis Heroin, sollen. Diese Elektroden bleiben ein ganzes Jahr an ihrem Platz, um
und ein Reporter stellt seltsame Narben an seinem Kopf fest. In einem durch Fernkontrolle weitere Experimente durchführen zu können, bevor
der eigentliche psychochirurgische Eingriff durch Erhitzen eines der
*Es steuert das vegetative Nervensystem. Drähte vorgenommen wird.
**Auch Leukotomie = Durchtrennung der vom Stirnhirn zu anderen Hirn- In Tulane werden bei Homosexuellen die .Lustzentren" stimuliert,
teilen ziehenden Nervenbahnen. während sie sich Pornofilme ansehen - um sie zur Heterosexualität
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umzustimmen. Der Psychochirurg, der diese Experimente machte, hält Murphy, der in der vergangenen Woche in Chicago die Anklage vertrat,
einen inoffiziellen Rekord: er hat einem einzigen Patienten bei einer erklärte, daß in den Fünfziger- und Sechzigerjahren am Billings Kranken-
einzigen Operation 120 Elektroden implantiert ... haus der Universität Chicago zwischen 25 und 100 Patienten des Manteno
Eine Gruppe Bostoner Psychochirurgen schreibt im Journal of the Zentrums für Geisteskranke (Manteno Mental Health Center) in Illinois
American Medical Association, daß Ghettoaufstände nicht allein durch "nicht-bewilligten und geheimen" chirurgischen Experimenten unter-
politische Faktoren herbeigeführt werden, sondern daß die gewalttätigen worfen worden seien. Die Chirurgen entfernten Nebennieren, die Corti-
Aufrührer wahrscheinlich an einer Gehirnkrankheit leiden. Das Justizmi- son und andere Hormone produzieren. Der aufsichtsführende Chirurg:
nisterium belohnt diese Ärzte dafür mit finanzieller Unterstützung, damit Dr. Charles B. Huggins, 77 Jahre alt, Nobelpreisträger für seine Pionier-
sie "Überwachungsmethoden" entwickeln können, um die Ursachen der arbeit in der Hormonbehandlung von Krebskrankheiten. "
menschlichen Neigung zu Gewalttätigkeit aufzuspüren und psychochirur-
gisehe Maßnahmen zu entwickeln, die sie unter Kontrolle bringen Ein Sprecher der Universität Chicago stritt diese Beschuldi-
könnte. Sogar der Kongress beteiligt sich an diesem Vorhaben und gungen ärgerlich ab, so steht in dem Artikel weiter. Dann aber lesen
bewilligt für diesen Zweck einmal $ 500000 und im nächsten Jahr $ 1 wir:
Million,
Dies alles ist nicht das Werk weniger verschrobener Einzelgänger, Murphy, der als staatlicher Aufsichtsbeamter von Cook County verant-
sondern einer großen Anzahl angesehener Neurochirurgen und Psych- wortlich für Verstöße gegen das Gesetz in staatlichen Heilanstalten ist,
iater, die in mehreren Dutzend medizinischen Zentren im ganzen Land erwiderte mit weiteren Anschuldigungen. Unter anderem zitierte er die
arbeiten; zum Beispiel in Boston, Hartford, New York, Philadelphia, Aufzeichnungen eines Psychiaters, in denen stand, das Asyl sei "im
New Orleans, Louisville, San Francisco, Santa Monica und in den natio- Grunde genommen ein menschliches Hundelabor" .
nalen Gesundheitsinstituten.
Eine amerikanische Zeitungsnotiz vom 27. Januar 1981:
Dr. Breggin, den die Zeitschrift als Leiter des Projektes für die
Untersuchung psychiatrischer Technologie an der Hochschule für "Menschliche Versuchskaninchen: Blinder erhält 2,9 Millionen"
Psychiatrie in Washington vorstellt, wo er auch privat praktiziert, New York (UPI): Ein siebenundzwanzigjähriger Mann, der bald nach
hat an dieser Stelle folgende Fußnote hinzugefügt: seiner Geburt infolge eines vom Staat finanziell geförderten Experi-
ments, das die Ärzte ohne die Einwilligung seiner Eltern an ihm vornah-
Das meiste habe ich ausführlich in meiner Unterlagen-Studie doku- men, erblindete, wird $ 2,9 Millionen als Schadenersatz wegen Kunstfeh-
mentiert, die im Congressional Record (Protokoll des Kongresses) vom ler erhalten.
24. Februar, S.E. 1602-1612, enthalten ist; weitere Berichte wurden in ,Hier handelt es sich um ein menschliches Versuchskaninchen, dessen
der Presse veröffentlicht und vor Gericht. Fall verschleiert wurde', sagte der Anwalt von Daniel Burton aus Union
City, N.J., der 28 Tage im Brutkasten gelegen hatte, nachdem er im Jahre
Aus einem Artikel in der Time vom 23. April 1979 mit dem Titel 1953 im New York Krankenhaus als Frühgeburt zur Welt gekommen war.
"Chirurgie in der Heilanstalt": Die Ärzte versicherten den Burtons, die schon ein Kind verloren
hatten, daß ihr Junge normal sei. Er erblindete jedoch.
"Die Anschuldigungen klangen wie Auszüge aus dem Drehbuch zu Siebenundzwanzig Jahre lang fanden sich die Burtons mit seiner völli-
dem Film "Einer flog über das Kuckucksnest" . Rechtsanwalt Patrick gen Hilflosigkeit ab. Ihre Haltung änderte sich jedoch, als sie in einer
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Zeitschrift einen Artikel lasen, in dem ein mit staatlichen Geldern Die Opfer wurden als Versuchstiere benutzt und mußten bei den
finanziertes Experiment beschrieben wurde, bei dem die Ärzte zu früh Experimenten mit biologischen Waffen schließlich sterben. Die Japaner
geborene Kinder mit großen Dosen Sauerstoff behandelten. Diese Kin- infizierten sie zum Beispiel mit großen Dosen Pest-, Milzbrand- und
der waren im gleichen Jahr geboren wie Daniel. Und viele von ihnen Windpockenbazillen, töteten sie aber auch auf andere Weise, schildert
waren ebenfalls blind. der Artikel weiter. Zu den Versuchen gehörten Bestrahlungen in Über-
Die Jury des Obersten Gerichtshofes von Manhattan kam zu dem dosen; oder die Japaner pumpten ihre Opfer mit Pferdeblut voll oder
Schluß, daß Daniel Burton durch Experimente mit Sauerstoff erblindete schnitten sie lebendig in Stücke.
und billigte ihm am Montag $ 2,9 Millionen zu. John Powell, der Verfasser, zitiert ein halbes Dutzend Dokumente
Staatsanwalt Mark Weisen ließ sich vom Krankenhaus Daniel Burtons über die geheime Absprache zwischen den verantwortlichen japanischen
Krankengeschichte aushändigen und bestätigte, daß der junge Mann in und amerikanischen Militärbehörden. Er gibt an, daß er zahlreiche
eine Studie einbezogen worden war, die an Frühgeburten ausgeführt und Belege über das Abkommen vom Verteidigungsministerium bezog,
vom amerikanischen Gesundheitsministerium finanziert wurde. Die indem er sich bei seinen Anfragen auf das Gesetz für die Freiheit der
Ärzte wollten mit diesen Experimenten prüfen, ob man den Säuglingen Information berief.
im ersten Monat ihres Lebens durch Infusionen von reinem Sauerstoff Aus diesen offiziellen Berichten geht hervor, daß die Amerikaner, die
helfen könnte. den Handel abschlossen, wohl wußten, daß auch Soldaten ihres Landes
Tatsächlich aber, so erklärte Weisen, hätten die hohen Sauerstoffga- bei den Experimenten zu Tode kamen, - so der Artikel weiter- und damit
ben ein Zusammenziehen der winzigen Gefäße bewirkt, die Daniels werden peinliche Fragen über die Rolle aufgeworfen, "die zahlreiche
Retina mit Blut versorgten, und so zu seiner Erblindung geführt." amerikanische Beamte in hohen Stellungen damals gespielt haben."
Die Armee gab zu dem Bericht keinen Kommentar ab.
Eine Überschrift in der International Herald Tribune vom 2. Man kann natürlich keine sicheren Angaben über die Zahl der Ameri-
November 1981 lautet: "Die USA sollen Japan im Krieg dabei kaner machen, an denen Versuche ausgeführt wurden, und auch keine
unterstützt haben, tödliche Experimente zu vertuschen." Dieser Namen nennen. Mr. Powell vermutet überdies, daß die Militärs auf
Artikel von Philip J. Hilts vom Washington Post Service folgt hier solche Fragen gar nicht bestehen konnten, weil sie dann befürchten
ungekürzt: mußten, daß die ganze Angelegenheit an die Öffentlichkeit dringen
würde.
WASHINGTON: Im Zweiten Weltkrieg töteten die Japaner in einem Frühere Berichte haben immer wieder bestätigt, daß es ein sehr
Experiment mit biologischen Waffen etwa 3 000 Menschen, zu denen ausgeklügeltes japanisches Programm für biologische Kriegsführung
auch amerikanische Kriegsgefangene gehörten. Hohe amerikanische gegeben hat und daß in den drei japanischen Lagern, in denen diese
Militärs schlossen mit den Japanern ein Geheimabkommen ab, das diese Arbeiten unter der Leitung des japanischen Generalleutnants Ishii Shiro
Experimente vertuschen sollte, so behauptet ein Artikel in der letzten durchgeführt wurden, viele Todesfälle vorkamen.
Ausgabe des Bulletin der Atomwissenschaftler. Ein Geheimtelegramm aus Tokio vom 6. Mai 1947 meldete General
Der Verfasser des Artikels führt aus: Die Amerikaner stimmten einer Ishiis Angebot nach Washington, daß er bereit sei, alle Informationen
Übereinkunft zu, die Beweise enthielt, daß den verantwortlichen Offizie- über die Versuche gegen die Garantie zu liefern, daß später niemand
ren Immunität gegen strafrechtliche Verfolgung wegen Kriegsverbrechen wegen Kriegsverbrechen vor Gericht gestellt würde.
gewährt wurde. Auf diese Weise konnten die Vereinigten Staaten Nutzen Aus den Dokumenten, auf die sich Mr. Powell bezieht, geht hervor,
aus den Testergebnissen ziehen. daß die von General Ishii erlangten Informationen "von unschätzbarem
144 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 145
Wert" für Amerika gewesen seien und "wegen der Bedenken, die an ten könnte, der sich seinerseits für die uneingeschränkte Mitarbeit seiner
Experimente mit Menschen geknüpft sind" auf keine andere Weise früheren Untergebenen verbürgen würde.
hätten beschafft werden können. In den Dokumenten wird auch der
Standpunkt vertreten, daß die Auskünfte überdies billig seien, da sie "nur Nackte Herrseherin berichtete bereits über Fälle von amerikani-
einen Hungerlohn kosteten verglichen mit den Ausgaben" der Japaner, schen und englischen Forschern, die eben abgetriebene Feten in
die die Arbeit ausführten. Krankenhäusern als lebendiges Experimentiermaterial kauften.
In einem späteren Memorandum geben zwei amerikanische Be- Diese Praxis hat seitdem trotz öffentlich geäußerter Mißbilligung -
amte, Dr. Edward Wetter und H.1. Stubblefield an, daß General Ishii auch seitens des Papstes - weiter um sich gegriffen. Man erfuhr von
damit begonnen habe, das gewünschte Material zu liefern, zu dem Experimenten an abgetriebenenen menschlichen Feten, die von
eine "Auswahl von Proben von 8 000 Gewebeschnitten gehören, die finnischen Krankenhäusern erworben wurden mit von den amerika-
man bei der Autopsie von Menschen und Tieren, mit denen Experi- nischen Gesundheitsbehörden bewilligten Geldmitteln. Warum
mente mit biologischen Waffen gemacht worden waren, gewonnen Finnland? Weil die Frauen dort noch im fünften Monat legal abtrei-
hatte". ben dürfen, und in dem Alter überleben viele der Feten in Brutkästen
Weiter stand in diesen Aufzeichnungen, daß ,da jeder Prozeß wegen und können dann für Forschungszwecke verkauft werden.
Kriegsverbrechen die dabei erzielten Resultate allen anderen Ländern Gewohnheitsgemäß haben nur die wenigen Zeitungen, die sich der
zugänglich machen würde, man die Ansicht vertritt, daß eine solche Aufklärung der Schandtaten im Medizinwesen widmen, anstatt sie zu
Publizität im Interesse der Verteidigung und der nationalen Sicherheit vertuschen, darüber berichtet. In den Vereinigten Staaten veröffent-
Amerikas vermieden werden sollte'. lichte der Globe von Greenwich in Connectitut am 19. August 1980
Eine große Anzahl verschiedener Experimente wurde offenbar an einen Artikel mit der Überschrift: "Abgetriebene Babies werden für
Gefangenen vorgenommen. In einigen Fällen gestattete man der Krank- Experimente am Leben gehalten", worin der Journalist Charles
heit, nachdem das Opfer infiziert worden war, eine Zeitlang, ihren Lauf Lachman berichtete:
zu nehmen. Dann wurde der Gefangene "geopfert", so daß man eine
Autopsie machen konnte, um das Ausmaß des Schadens festzustellen, Ein Krankenhaus in Finnland hat grausige Versuche an lebenden
den der biologische Wirkstoff verursacht hatte. menschlichen Feten durchgeführt - mit finanzieller Unterstützung der
Ein Bericht vom Dezember 1947 von Edwin V. HilI, dem Chef für amerikanischen Regierung.
Grundwissenschaften in Camp Detrick (später Fort Detrick), Md., wies Wie Globe erfahren hat, werden bei diesen schauderhaften Experi-
auf den großen Wert der bei den Versuchen gewonnenen Erkenntnisse menten die ungeborenen Babies unter anderem geköpft und ihr Magen
hin und sagte über die Amerikaner: "Es ist zu hoffen, daß den Personen, aufgeschlitzt - und das ohne Betäubung.
die freiwillig bei der Beschaffung dieser Informationen geholfen haben, Der holländische Journalist Hans Perukel, der im Krankenhaus Unter-
Unannehmlichkeiten erspart bleiben, und daß alle Anstrengungen suchungen anstellte, berichtet, daß die abgetriebenen Feten von einem
gemacht werden, um zu verhindern, daß diese Informationen in fremde Krankenhaus in Helsinki für $ 12000 gekauft wurden; dieses Geld hat die
Hände gelangen." amerikanische Regierung zur Verfügung gestellt. Es wurde von einem
Ein weiteres Memorandum aus dem amerikanischen Hauptquartier in amerikanischen Wissenschaftler, Dr. Peter Adam aus Cleveland, Ohio,
Tokio stellt fest, daß es von Vorteil sei, den Japanern "Immunität gegen nach Finnland geschleust, der vom amerikanischen National Institute of
Verfolgung wegen Kriegsverbrechen" zu garantieren, weil man dann "die Health (Amerikanisches Gesundheitsinstitut) einen Zuschuß von
zwanzigjährigen Erfahrungen des Versuchsleiters, General Ishii, auswer- $ 600000 für die Versuche mit menschlichen Feten erhalten hatte.
146 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 147
Der vierundvierzigjährige Dr. Adam starb im vergangenen Monat an ,Wir brauchen die Gehirne und die Leber von abgetriebenen Feten, wenn
einem Gehirntumor. Seine Witwe, die Kinderärztin Frau Dr. Katherine wir Frühgeburten helfen wollen.' Auf jede Anspielung, daß man seine
King, teilte Globe mit, daß ihr Mann schon seit langem jede Verbindung Experimente als grausam bezeichnen könnte, antwortete er mit einem
mit den finnischen Kollegen abgebrochen hätte und daß die Zuschüsse Achselzucken. "
der amerikanischen Regierung nicht mehr zur Finanzierung der Experi-
mente benutzt würden. Ferner sagte sie, daß Dr. Adam auch in seinem Bei dem Globe-Artikel fällt am Rande noch eine Information ab:
eigenen Laboratorium in Cleveland aufgehört habe, mit menschlichen Der vorerwähnte amerikanische Arzt Dr. Adam', der ebenfalls mit
Feten zu arbeiten. lebenden menschlichen Feten experimentierte, war Professor für
Die Feten von Helsinki wurden in einem Brutkasten am Leben gehal- Kinderheilkunde an der Case Western Reserve Universität und
ten und dann in ein Krankenhaus der Hafenstadt Turku gebracht, wo sie Leiter der Abteilung für Stoffwechselkrankheiten bei Kindern im
ihr grausiges Schicksal erwartete. Cleveland Metropolitan General Hospital. Das sind die beiden Insti-
Ein Pfleger des Laboratoriums in Turku sagte, daß er einem der tutionen, die Dr. Robert White gestatteten, seine irrsinnigen Ver-
Experimente beigewohnt hätte, die unter der Leitung des finnischen pflanzungen von Affenköpfen durchzuführen. Offensichtlich haben
Forschers Dr. Martti Kekomaki durchgeführt wurden. In dieser Woche aber alle an Affenköpfen errungenen Fachkenntnisse dem Gehirn-
veröffentlichte die Schwesterzeitung des Globe, der National Examiner, chirurg Dr. Robert White nicht geholfen, um Dr. Adams Tod mit nur
seine grauenvollen Aussagen: "Sie nahmen den Fötus und schnitten ihm vierundvierzig Jahren an einem Gehirntumor zu verhindern.
den Bauch auf. Sie sagten, sie wollten seine Leber haben. Sie hoben das
Baby aus dem Brutkasten, und es war noch am Leben. Es war ein Junge. DIE AUSBEUTUNG DER ARMEN
Er hatte einen vollkommen ausgebildeten Körper mit Händen, Füßen,
Mund und Ohren. Er schied sogar Urin aus. Die ärmsten Länder sind die begehrtesten Territorien für die
Das Baby bekam keine Betäubungsspritze, als die Ärzte ihm den Ausbeutung durch das Arzneimittelkartell geworden. Es über-
Bauch aufschnitten. schwemmt sie mit Armeen sorgfältig ausgebildeter, als Missionare
Als Dr. Kekomaki gebeten wurde, sich zu diesen Monstrositäten zu der Gesundheit getarnte Verkaufsvertreter; es besticht oder täuscht
äußern, antwortete er: ,Ein abgetriebenes Baby ist nur Abfall. Diese Regierungsbeamte und bringt es auf diese Weise fertig, in diesen
Kinder hätten sowieso nur eine geringe Überlebenschance gehabt. Ländern auch noch die Produkte loszuschlagen, die wegen ihrer
Warum soll man aus ihnen keinen Nutzen für die Gesellschaft ziehen?' " Schädlichkeit von anderen Märkten längst zurückgezogen wurden.
Und wenn das Arzneimittelkartell seinen Willen nicht durchsetzen
Damit bediente sich Dr. Kekomaki der humanitären Ausreden all kann, zögert es nicht, Erpressung und sogar Gewalt anzuwenden.
seiner Glaubensgenossen, um seine Tötungen und das Leiden, das Ein gutes Beispiel dafür ist Chile. 1972 war eine medizinische
ihnen vorangeht, zu rechtfertigen. Globe schrieb: Kommission, die Präsident Allende, der selbst Arzt war, ernannt
hatte, zu dem Schluß gekommen, daß es nicht mehr als ein paar
Dr. Kekomaki behauptet, er hätte auf Grund dieser neuen Methoden Dutzend Medikamente gab, die nachweislich einen therapeutischen
schon viele Menschenleben gerettet. Das Ziel seiner Experimente sei es, Wert besaßen, - etwa die gleichen, die jeder ambulante chinesische
einen Weg zu finden, Frühgeburten eine Gehirnnährlösung einzuflößen. Arzt bei sich trägt - und daß die internationale Heilmittelliste ent-
Deshalb schlüge er den Feten auch den Kopf ab - um das Gehirn zu sprechend zusammengestrichen werden sollte. Doch die meisten
isolieren und es in Nährlösung oder einem Nährstoff weiterzuentwickeln. chilenischen Ärzte, ohnehin eine Minderheit, die diese Erkenntnis in
148 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 149
die Tat umsetzen wollten, wurden in der ersten Woche der Macht- Die Engländer konnten, in aller Gemütlichkeit zu Hause vor dem
übernahme durch die Junta ermordet, die - wie Washington inzwi- Bildschirm sitzend, zusehen, wie die sich selbst als "ethisch" bezeich-
schen zugegeben hat - mit der Unterstützung des CIA (Amerikani- nende Industrie der Multis in aller Öffentlichkeit ihre schmutzige
scher Geheimdienst) die Regierung Allende am 11. September 1973 Wäsche wusch. Man zeigte ihnen die elenden Gesichter sterbender
stürzte. Mitmenschen in armen Ländern. Einer Milliarde von ihnen wurde
Die Folge war, daß eine sehr viel bedenkenlosere Diktatur ans das Grundrecht auf Gesundheit verweigert, während die "Internatio-
Ruder kam, die den chilenischen Markt dem amerikanischen Handel nale Hilfe" reichlich floß und eine Flut von Verkaufsvertretern der
und den Produkten der chemischen, vornehmlich der pharmazeuti- Arzneimittelunternehmen mit sich schwemmte.
schen Industrie weit öffnete. Laut dieser Reportage:
Natürlich hat niemals jemand beweisen können, daß der CIA seine In Sri Lanka (Ceylon) gelang es während der sozialistischen Regie-
Hand bei der Ermordung der chilenischen Ärzte im Spiel hatte, die rungszeit von Frau Bandaranaike einem bekannten Pharmakologen,
sich dagegen wehrten, daß ihr Land mit amerikanischen Medikamen- Professor Seneca Bibilet, mit Hilfe der Regierung, die Zahl der
ten überschwemmt würde. Andererseits hat noch niemand erklärt, Medikamente von vielen tausend auf einige Hundert zu beschrän-
warum bei einer politischen Revolution soviele Ärzte ermordet ken. Vierunddreißig Arzneien (ohne Handelsbezeichnung) hielt man
wurden und ausgerechnet diese. Hinzu kommt noch, daß nach für ausreichend, um die schwersten Krankheiten zu bekämpfen, und
allgemeiner Ansicht Mord durchaus im Bereich der Methoden des das verarmte Land erwog, für diese die Rohstoffe einzuführen, um
CIA liegt. seinen eigenen Bedarf selbst billiger herzustellen. Sofort erhob die
Hier folgt eine aufschlußreiche Stelle aus einem Artikel von An- amerikanische Firma Pfizer, die eine Tochtergesellschaft in Sri
thony Lewis, "Der Preis der Geheimnisse", der am 22. August 1980in Lanka besaß, dagegen Einspruch. Als eine Cholera-Epidemie aus-
der New York Times und in der International Herald Tribune erschien: brach und Pfizer die Produktion des Tetracyclin Antibiotikum ein-
stellte, von dem man annimmt, daß es gegen Cholera wirksam ist,
Gedruckt hatte die Arroganz von Kissingers Worten auf ihn selbst drohte die Regierung, die Firma Pfizer zu verstaatlichen. Da trat der
zweifellos eine peinliche Wirkung. Aber was er da auf einer Sitzung des amerikanische Botschafter mit einer Warnung dazwischen: Wenn
Komitees der Vierzig (Wirtschaftsausschuß des Amerikanischen Präsi- eine solche Maßnahme getroffen würde, müßte Amerika die drin-
denten) sagte, war mehr als eine persönliche Angelegenheit. Es spiegelte gend nötige Lebensmittelhilfe einstellen - und Bibilet's vierunddrei-
die seit Jahren vorherrschende Einstellung des CIA und des Weißen ßig Arzneien-Programm wurde fallengelassen.
Hauses wider: eine unbekümmerte Bereitschaft, sich heimlich mit Waf- Später wurden die Sozialisten durch eine kapitalistische Regierung
fen, Geld und Mordanschlägen (kursiv vom Verfasser) in die Angelegen- verdrängt. Sofort inserierte ein Vertreter des pharmazeutischen
heit anderer Länder einzumischen. Unternehmens Sterling Winthrop (vom RockefeIler Imperium) im
Family Doetor, Sri Lankas größter medizinischen Zeitschrift: "Herz-
Der Fall Chile steht keineswegs allein da. Im Jahre 1979trugen die liche Gratulation zur Rückkehr zu den pharmazeutischen Markenar-
BBC Reporter Ritchie Cogan, Sharon Banoff und Bill Breckon tikeln ... Der gesunde Wettbewerb, dem wir jetzt entgegensehen,
neues Material zusammen, gestützt auf ein internationales Gutach- wird gewiß zum Wohle der Patienten sein ... " (sie!)
ten von Beamten des Gesundheitsdienstes und bestimmt für ein Ein Arzt aus Sri Lanka äußerte sich vor den Fernsehzuschauern
britisches Fernsehprogramm mit dem Titel "In Krankheit und in bitter über die ausländischen Arzneimittelvertreter. Einer von ihnen
Wohlstand" . habe verlangt, daß er den Vertrieb von Winstrol, einem Steroid mit
150 DIE PHARMA-STORY DER GROS SE SCHWINDEL 151
anabolischer Wirkung (Aufbaumittel auf Hormonbasis) für Kinder Ein kombiniertes Antibiotikum (Streptomyzin/Penicillin), das
in flüssiger Form unterstützen sollte, das angeblich "das Wachstum Combiotic heißt, wird von einem britischen und einem amerikani-
fördert", und ohne Warnung vor Nebenwirkungen frei erhältlich ist. schen Unternehmen ausnahmslos gegen jede Krankheit empfohlen,
Dabei kann dieses Präparat bei Kindern den Wechsel des sogar gegen Schnittwunden! Dennoch ist es in hohem Grade toxisch
Geschlechts bewirken. Es wurde in Sri Lanka von der Tochtergesell- (für die Ohren und die Nieren) und bedeutet eine große Gefahr für
schaft der Sterling Winthrop hergestellt und verkaufte sich gut. Wenn Menschen, die für Tuberkulose anfällig sind. Es wird von der ameri-
es aber einen so großen Einfluß auf den Hormonhaushalt hat, daß es kanischen Firma Pfizer am Ort hergestellt, obwohl es in Amerika seit
einen Wechsel des Geschlechts bewirken kann, muß man sich wohl zehn Jahren verboten ist.
wirklich fragen, was es auf längere Zeit sonst noch an Verwüstungen
im Organismus anrichtet; denn da es als wachstumfördernd angeprie- Eine Hoffnung, sich gegen diese Art von Ausbeutung abzuschir-
sen wird, ist es natürlich für eine Langzeittherapie bestimmt. Das men, bieten kleine, revolutionäre Gruppen von Männern und
Stammhaus Winthrop in Amerika lehnte ein Interviewab. Frauen, die sich zusammengefunden haben und einen Gesundheits-
In einem Handbuch mit Namen Mims, das die britische Pharmain- dienst auf freiwilliger Basis aufbauen wollen. Ausgebildete Pharma-
dustrie monatlich herausgibt, werden die Unverträglichkeiten und mediziner versuchen, nach dem Beispiel der chinesischen "Barfuß-
Nebenwirkungen bei bekannten Medikamenten aufgeführt. In der ärzte" ländliche Gebiete für natürliche Kräuterarzneien zu gewin-
Ausgabe von Mims für Afrika stehen jedoch Arzneien, die man in nen, um sie so von der Ausbeutung durch die Pharmaindustrie
Europa und Amerika vom Markt zurückgezogen hat, oder sind wegzuführen. Aber sie müssen erst den Aberglauben der primitiven
Dosierungen angegeben, die über der angenommenen Sicherheits- Bevölkerung besiegen, die genau wie Europäer und Amerikaner
grenze liegen. Es besteht ja keine Gefahr, daß die geschädigten konditioniert worden sind und einen blinden, unkritischen religiösen
Armen in weitentfernten Ländern die Multis verklagen. Glauben an die Wunderkräfte der modernen Medizin und ihre
In Tansania werden erstaunlich viele Medikamente gekauft. Man Hohenpriester, die Ärzte, haben - die sie, wenn es um körperliche
gibt dort soviel Geld für Arzneien aus, daß dadurch alle Maßnahmen, und geistige Gesundheit geht, für die mystischen Bewahrer aller
Krankheiten zu verhüten, behindert werden. Krankenhäuser und Weisheit und allen Wissens halten.
Kliniken müssen wegen Mangel an Zuschüssen schließen. Während Während die westliche Welt allmählich aus der Übersättigung mit
ein Vermögen in die Werbung für gewinnbringende, krankheitser- Arzneien und den Verwüstungen, die sie anrichten, erwacht, über-
zeugende Mittel fließt, tut man nichts, um die Grundprobleme des schwemmt die Flut sich gegenseitig Konkurrenz machender Pillen
Landes anzupacken - Unterernährung, verunreinigtes Wasser und und Tränklein in steigendem Maße die Länder der Dritten Welt, die
Schmutz. Mit Vorbeugung kann man eben kein Geld machen. sie sich am wenigsten leisten können und deren ungebildete Bevölke-
Bangladesh, das als "ärmstes Land der Armen" gilt, besitzt frucht- rung der Ausbeutung, die von unwissenden oder korrupten Herr-
baren Boden und frisches Gemüse. Dennoch wird ein Viertel der schern unterstützt wird, noch hilfloser erliegt.
Ausgaben des Staates in synthetische Vitaminpräparate gesteckt, die
für viele Kinder auf lange Sicht ein Todesurteil sein können. Wenn Ein Wort von "Mother Jones"
die Arzneimittelvertreter aus dem Westen einmal ihren Besuch beim
Apotheker der Stadt gemacht haben, verkauft er die Medikamente Die amerikanische Zeitschrift Mother Jones ist für alle von großem
an alle, die es sich leisten können, ohne sie über ihre Gefahren Interesse, denen an der Wahrheit im allgemeinen und an der Aufdek-
aufzuklären. kung krimineller Handlungen des Internationalen Chemie- und Arz-
152 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 153
neimittelkartells im besonderen liegt. Deshalb ist ihre Verbreitung Gefühllosigkeit der Gliedmaßen, Sehstörungen, Verstopfung, Hautjuk-
auch gering, denn die meisten Absatzmärkte von nationaler und ken, Schwindel, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Durchfall, Schweißausbrü-
internationaler Bedeutung sind ihr verschlossen. che. In Mittelamerika, Brasilien und Argentinien angegebene Risiken
Als Kostprobe sollte man sich die Novemberausgabe 1979 mit dem und Unverträglichkeiten: Keine.
Titel "Das Jahrhundertverbrechen der Körperschaften" vornehmen.
Darin wird der Leser Informationen finden, die niemals in der New Diese Informationen und noch viele der gleichen Art wurden dem
York Times, in Time, in Reader's Digest usw. stehen. Die Ausgabe ist The Physician's Desk Reference entnommen, einem Standardhand-
hauptsächlich den Praktiken der Preisunterbietung innerhalb des buch für die amerikanische Ärzteschaft, das Mitteilungen der Arz-
Arzneimittelkartells gewidmet und schildert, wie seine Angehörigen neimittelhersteller über ihre Produkte und vergleichbare ausländi-
zahllose Chemieprodukte zu Schleuderpreisen bei der unwissenden sche Leitfaden enthält.
Bevölkerung der unterentwickelten Länder losschlagen, die entwe- So nimmt der Völkermord der Arzneimittelindustrie der "fort-
der in den Herkunftsländern längst verboten sind oder ohne Warnun- schrittlichen" Nationen an den "unterentwickelten" Ländern seinen
gen verkauft werden, die die Hersteller den Packungen im eigenen Fortgang.
Land beilegen müssen.
Vor einigen Jahren stöberte Dr. Milton Silverman, Dozent der Erst 1983 erschienen auch im deutschen Sprachgebiet Berichte
Pharmakologie am Medical Center der kalifornischen Universität in über das "Geschäft mit der Armut" in der Dritten Welt. Je wichtiger
San Francisco, dafür vernichtende Beweise auf, die leider nur eine die Zeitung oder der Verleger, desto leiser die Stimmen. Am 14.
geringe Wirkung hatten. Er stellte mit zwei Kollegen Vergleiche Januar 1983 erschien in der Badischen Zeitung folgender DPA
darüber an, wie für gewisse wichtige rezeptpflichtige Mittel einerseits Bericht aus Bonn:
bei den amerikanischen und andererseits bei den Ärzten Lateiname-
rikas, einem Lieblingstummelplatz für die Interessen des Arzneimit- Schwere Vorwürfe gegen die führenden deutschen und schweizer
telkartells, geworben wird. Hier Beispiele aus der Originalstudie: Pharma-Konzerne hat die in Frankfurt ansässige Entwicklungshilfeorga-
nisation "Medico International" erhoben. Sie stellt am Donnerstag in
Tetracyclin, ein Antibiotikum, das gegen verschiedene Infektions- Bonn die von dem Schweizer Autoren Marcel Bühler erarbeitete Studie
krankheiten eingesetzt wird, Hersteller die Lederle Laboratories. In den "Geschäfte mit der Armut - Pharma-Konzerne in der Dritten Welt" vor,
USA angegebene Risiken und Unverträglichkeiten: Erbrechen, Durch- mit der nachgewiesen werden soll, daß von den Konzernen "eine preis-
fall, Schwindel, Magenstörungen, Hautausschläge, Nierenschäden. werte, auf die Bedürfnisse der Menschen zugeschnittene Arzneimittel-
Schädigungen des Fötus möglich. In Mittelamerika und Argentinien produktion" verhindert wird.
angegebene Risiken und Unverträglichkeiten: Keine. Die Pharma-Multis, deren größter die deutsche Hoechst-Gruppe ist,
Ovulen, Antibabypille, Hersteller G.D. Searle Co. In Amerika ange- nutzten die wirtschaftliche und technologische Abhängigkeit der Entwick-
gebene Risiken und Unverträglichkeiten: Schwindel, Haarausfall, ner- lungsländer aus, die selbst keine konkurrenzfähige pharmazeutische
vöse Störungen, Gelbsucht, Anstieg des Blutdrucks. In Brasilien und Industrie besäßen, sagte Bühler, der seine Veröffentlichung auf mehr als
Argentinien angegebene Risiken und Unverträglichkeiten: Keine. 80 Studien internationaler Organisationen stützt. Die in der Dritten Welt
Imipramin, ein Mittel gegen Depressionen, Hersteller Ciba-Geigy. In eingeführten Medikamente berücksichtigten nicht ausreichend die "Mas-
Amerika angegebene Risiken und Unverträglichkeiten: Spannungszu- senkrankheiten der Armut", die Informationen für Ärzte und Verbrau-
stände, Schlaganfall, Stolpern, Wahnvorstellungen, Schlaflosigkeit, cher seien unzureichend und die Preise überhöht.
154 DIE PHARMA-STORY 155
Außerdem würden dort noch Mittel vertrieben, die wegen ihrer Neben- VIERTER TEIL
wirkungen in den Ländern der ersten Welt zurückgezogen worden seien.
Viele Medikamente, für die die Pharma-Industrie in der Dritten Welt
aufwendig werbe, seien überflüssig. DIE MACHT
In Indonesien beispielsweise, wo mehr als ein Drittel der Bevölkerung
nicht genug zu essen habe, werde für appetitanregende Vitaminpräparate
geworben. Unentbehrlich für eine ausreichende medikamentöse Versor-
gung seien nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation lediglich 244 DIE DRUG-STORY
Substanzen.
In den dreißiger Jahren gab Morris A. Bealle, ehemaliger Stadt-
Eine Botschaft von Papst Johannes Pani 11. redakteur der alten Washington Times and Herald, in Maryland ein
Provinzblatt heraus, in dem jede Woche eine Anzeige von einer
Auf seiner Reise nach Afrika im Mai 1980 mahnte der Papst in Viertelseite erschien, die das ortsansässige Elektrizitätswerk in Auf-
einer Ansprache vor Diplomaten und Studenten in Kinshasa, der trag gegeben hatte. Dieser große Kunde nahm Bealle eine schwere
Hauptstadt von Zaire, seine Zuhörer, "ehrliche Bürger" zu sein und Sorge ab, wenn die Rechnungen fällig wurden.
feuerte zugleich eine Breitseite auf die unsichtbaren Kräfte ab, die sie Doch eines Tages ergriff die Zeitung für einen ihrer Leser Partei,
und die ganze Dritte Welt beherrschen. der sich über die Elektrizitätsgesellschaft beschwert hatte.
"Dieser Erdteil muß sowohl unter der inländischen wie auch unter Die Ausgabe war erst seit wenigen Stunden verteilt, als das Telefon
der ausländischen Unterstützung leiden, weil sie gewissen Bedingun- klingelte, und Morris Bealle von der Annoncenagentur, über die der
gen unterworfen ist." (Corriere della Sera, 5. Mai 1980) Auftrag der Elektrizitätsgesellschaft lief, wie noch nie in seinem
Eine Persönlichkeit wie der Papst, von dem man jedes Wort Leben abgekanzelt wurde. Wenn er noch einmal so "aus der Reihe
analysiert, auslegt und in der ganzen Welt verbreitet, muß diploma- tanzte", so drohte man ihm, würde das die sofortige Kündigung des
tisch sein und darf keine Namen nennen. Unbekannte und unabhän- Anzeigenvertrages zur Folge haben wie auch des Vertrages der Gas-
gige Existenzen wie der verstorbene Morris Bealle und der Schreiber und der Telefongesellschaft. Das öffnete Bealle die Augen über das
dieser Zeilen können sich das leisten. Wer in aller Welt mögen denn Wesen der "freien Presse", und er beschloß, aus dem Zeitungsge-
die geheimnisvollen Kräfte sein, die" Unterstützung nur dann gewäh- schäft auszusteigen. So verkaufte er seine Zeitung zum bestmögli-
ren, wenn gewisse Bedingungen erfüllt sind"? Offensichtlich hatte chen Preis, natürlich mit einem Riesenverlust.
Papst Johannes Paul 11.das allmächtige Arzneimittelkartell im Sinn, Er konnte es sich leisten, weil er zu der wohlhabenden Schicht von
das vom RockefeIler Center aus die amerikanische Regierung lenkt Maryland gehörte, aber nicht alle Zeitungsredakteure sind so glück-
und ausländische demokratische Regierungen stürzt, wenn sie sich lich dran. Bealle benutzte seine Berufserfahrung "im Lande der
weigern, ihre Grenzen der Flut überteuerter amerikanischer "Heil- Freien und in der Heimat der Tapferen':" dazu, einmal gründliche
mittel" zu öffnen, während befreundete Diktatoren durch die guten Nachforschungen über die Situation der Pressefreiheit anzustellen,
Dienste des CIA an der Macht gehalten werden. und verfaßte ein glänzendes Expose: The Super Drug Story (inzwi-
schen auch unter dem Titel The Drug Story und The New Drug Story
erschienen.) Als kein Verleger dieses Buch veröffentlichen wollte, In den Jahren vor seinem Tode ließ sich Senator Royal S. Copeland aus
gründete er 1949 seinen eigenen Verlag, die Columbia Publishing New York in seinen Büroräumen im Senate Office Building in Washing-
Company in Washington D. C. Doch obwohl die Drug Story eine der ton auf Kosten der amerikanischen Steuerzahler ein Mikrophon aufstel-
wichtigsten amerikanischen Veröffentlichungen ist, hatten die gro- len und pflegte das fettige Produkt von dort für $ 75000 im Jahr anzuprei-
ßen Buchhandlungen sie niemals am Lager, und sie wurde in keiner sen. Heute wird Nujol von der Stanco Inc. hergestellt, die Moodys
der Zeitungen besprochen, die die Bestsellerliste des Landes bestim- Handbuch als eine der vielen Tochtergesellschaften der Standard Oil
men. Immerhin hat sie zu der Zeit, da dieses Buch entsteht, ihre aufführt.
dreiunddreißigste Auflage erreicht (bei einem anderen Verlag, den Die atemberaubenden Gewinne, die Nujol abwarf, führten unvermeid-
Biworld Publishers in Orem, Utah). lich dazu, daß auch Amerikas größtes und brutalstes Kombinat, das
Bealle blieben fast alle Möglichkeiten, für sein Buch zu werben, RockefeIler Imperium, bald den Handel mit Medikamenten in seine
verschlossen. Er starb vor einigen Jahren. Die folgenden, leicht gigantische Produktion und Verkaufsdomäne aufnahm. Jedoch wurde
gekürzten Auszüge aus seiner Drug Story machen deutlich, warum das Arzneimittelkartell erst im Jahre 1939gebildet, und erst dann begann
seine Eröffnungen von den herrschenden Mächten erbarmungslos die Kurve der Profite aus diesem Geschäft in solchem Ausmaß ernporzu-
angefeindet wurden und immer noch werden: klettern, daß sie heute (1948-H.R.) den makabren Jahresumsatz von
$ 10000000000 erreicht hat.
Vor dreißig Jahren zeigte sich die Standard Oil Company von den Wie das amerikanische Arzneimittelkartell durch einen Zusam-
Methoden der Schweineverarbeitungsfabriken sehr beeindruckt, die alle menschluß mit seinen Kollegen von der Chemie in Deutschland zustande-
Teile des Tieres nutzten, verarbeiteten und verkauften außer seinem kam, ist fast eine Geschichte für sich. Als Hitler sein Tausendjähriges
Quieken. Ihre Marktforscher stöberten in der Vergangenheit bis in die Reich plante, ahnten die deutschen Machthaber noch nicht, daß Ameri-
sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück, als der "Alte Bill" kas Politiker ihre akute Beschäftigungskrise dadurch lösen würden, daß
RockefeIler, der reisende Papa von John D. (dem ersten), ein Schaustel- sie uns in den Zweiten Weltkrieg treiben würden, um abermals Englands
ler und Verkäufer von Patentmedizin den Bauern Rohöl als Heilmittel Haut und RockefeIlers Öl zu retten. Aber sie wollten auf Nummer sicher
gegen Krebs aufschwatzte. gehen.
Der "Alte Bill" nannte sein abgefülltes Rohöl Nujol (was neues Öl In Deutschland besaß das Chemiekartell, die IG Farbenindustrie. das
heißt) und verkaufte es Krebskranken und solchen, denen er Angst Monopol für alle chemischen Produkte, die im Lande hergestellt wurden.
einjagen konnte, daß sie demnächst Krebs bekommen würden. Das gefiel Nun schloß sich die deutsche IG mit der amerikanischen Standard Oil
den Marktforschern von Standard Oil ausnehmend gut. Der Apotheker zusammen, um wichtige Patente zu kontrollieren.
bezahlt nämlich ungefähr 21 cents für eine Flasche Nujol, die die Stan- Als es daher im Jahre 1939 immer deutlicher wurde, daß Deutschland
dard Oil selbst 1/5 cent kostet. Anstatt es zum Heilmittel gegen Krebs zu in den Vereinigten Staaten bald unbeliebt sein würde, half Standard Oil
erklären, pries die Gesellschaft nun seine Wirkung gegen Verstopfung. Hitlers Reich, seine amerikanischen Unternehmensgruppen im Bereich
Schon bald nachdem das neue Nujol auf den Markt gebracht worden Arzneimittel und Chemikalien zu tarnen. Man bildete eine amerikani-
war, stellten die Ärzte seine Schädlichkeit fest. Es entzog dem Körper sehe IG, und Standard Oil übernahm 15% des Aktienkapitals des neuen
fettlösliche Vitamine und verursachte so ernste Mangelerscheinungen. deutsch-amerikanischen chemischen Kartells. Unter den Direktoren die-
Die folgenden Absatzeinbußen dämmte Standard Oil ein, indem es dem ser Tarngesellschaft befanden sich Walter Teagle (Präsident der Standard
Nujol Karotin zusetzte und behauptete, die Mängel seien damit behoben. Oil Company), Paul Warburg (ein Strohmann von Roosevelt-Rockefel-
Die Ärzte waren anderer Meinung. ler) und Edsel Ford. Bei einer späteren Untersuchung durch die Securi-
158 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 159
ties & Exchange Commission leugnete Teagle, daß die 500000 Anteile an schaften des RockefeIler Arzneimittel-Imperiums und seine Dreh-
der neuen Gesellschaft, die auf seinen Namen ausgestellt waren, ihm scheibe, wies im Jahre 1961 einen Betriebsgewinn von $ 23463719 nach
gehörten, und behauptete, er hätte nur seinen Namen für einen anderen Abzug der Steuern aus, bei Nettoaktiva von $ 43108106 - das bedeutet
Besitzer hergegeben. Als er in der Senatsanhörung gefragt wurde, wer einen Gewinn von 54%. Squibb, auch eine von RockefeIler kontrollierte
dieser "andere" sei, antwortete er, er habe keine Ahnung, obgleich er Gesellschaft, erzielte 1945 nicht 6%, sondern 576% auf den derzeitigen
unter Eid stand. Alle außer ihm wußten allerdings, daß es entweder einer Wert ihres Eigentums.
aus der Rockefeller-Sippe selbst oder die Standard Oil Co. war. Das geschah in der herrlichen Kriegszeit. als das Army Surgeon
Kurz nach dem Angriff auf Pearl Harbor beschloß die amerikanische General's Office und das Navy Bureau of Medicine and Surgery den
IG Farben, ihre deutsche Herkunft und ihre Sympathien für Deutschland Profit des Arzneimittelkartells nicht nur förderten, sondern seine Gifte
mit Hilfe der Standard Oil zu tarnen. Nachdem sie eine unbekannte Zahl buchstäblich mit über 200 Millionen Spritzen in die Blutbahn unserer
von Anteilen von etlichen großen amerikanischen Gesellschaften gekauft Soldaten, Matrosen und Mariner .,schossen".
hatte, zu denen Sehering & Co., Monsanto Chemical, Dow Chemical, Ist es da ein Wunder, daß die RockefeIlers und ihre Strohmänner in der
Standard Oil New Jersey, Standard Oil Indiana, Standard Oil California Nahrungs- und Arzneimittelbehörde (FDA), im Amerikanischen Öffent-
und die duPont Company gehörten, änderte sie ihren Namen in General lichen Gesundheitsdienst, in der Staatlichen Handelskommission. im
Aniline & Film Corporation. Sie übernahm auch die gesamte in Privatbe- Better Business Bureau (Büro für Bessere Geschäfte), im Army Medical
sitz befindliche Hoffman-La Roche Company. Corps und Navy Bureau und dazu Tausende von Gesundheitsbehörden
Als die amerikanischen Infanteristen in Deutschland einmarschierten im ganzen Lande sich verbündeten, um alle Heilmethoden zu verbannen,
und die Industriestadt Frankfurt erreichten, staunten sie nicht schlecht. die den Konsum von Arzneimitteln senken könnten?
Die meisten Gebäude und die riesigen Fabrikanlagen der deutschen IG Der letzte Jahresbericht der RockefeIler Stiftung führt die Zuschüsse
Farben Chemiewerke waren unversehrt geblieben. Jede andere größere auf, die sie Universitäten und staatlichen Dienststellen in den vergange-
Industrieanlage der Stadt dagegen war von amerikanischen Fliegern nen 44 Jahren zukommen ließ; sie erreichen eine Summe von etwas über
gezielt angeflogen und zerstört worden. einer halben Milliarde Dollar. Solche Lehrinstitute bringen ihren Studen-
Die amerikanischen Bomberpiloten haben über den Befehl, das größte ten natürlich alle Arzneimittelfolklore bei, die die Pharmaunternehmen
strategische Ziel in Frankfurt zu verschonen, mit den Zähnen geknirscht, des Hauses RockefeIler wünschen. Sonst gibt es keine Spenden mehr; es
und die wenig überzeugende Entschuldigung des Hauptquartiers niemals gibt ja auch keine für die etwa dreißig amerikanischen Lehrstätten. die
akzeptiert, die lautete: dieser höchst wichtige Bissen müsse erhalten keine Arzneimittel propagieren.
bleiben, weil die amerikanischen Streitkräfte ein .Bürohaus" brauchen Die traditionsbewußte Universität Harvard, deren medizinische Fakul-
würden, wenn sie nach Frankfurt kämen ... tät einen großen Ruf genießt, hat von diesem Kartellkapital $ 8764 433
erhalten; Yale erhielt $ 7927800, Johns Hopkins $ 10418531; Stanford
$ 947505; Washington University in St. Louis $ 2842132; New York's
Soviel zu verkaufen
Columbia University $ 5 424371; Cornell University $ 1709072 etc.
Weiter Morris Bealle:
Und während RockefeIler diese riesigen Summen an die Hoch-
schulen "verschenkte", die dann für seine Arzneimittel Reklame
Ein Unternehmen, das 6% Gewinn auf sein investiertes Kapital
machen müssen, spannten die Interessen des Mammutkonzerns all-
abwirft, wird als sehr solide und rentabel angesehen.
mählich ein Netz über die ganze Welt, das niemand mehr ganz
Die Sterling Drug Inc., die größte Holding unter den 68 Tochtergesell-
T
übersehen konnte. Bereits vor dreißig Jahren hatte es einen solchen das die Medizinstudenten "erzieht", das heißt zu übermäßigem Konsum
Umfang, daß Bealle schrieb: von Medikamenten verleitet.
Die RockefeIler Stiftung wurde erstmals 1904 ins Leben gerufen und
Seit langem haben die Rockefeller-Interessen das ausgedehnteste Allgemeiner Erziehungs Fonds (General Education Fund) genannt. Eine
Industrieimperium geschaffen, das der menschliche Geist jemals konzi- Organisation mit Namen RockefeIler Foundation, die die Stiftung angeb-
piert hat. Standard Oil ist bekanntlich das Fundament dieses Werkes, auf lich ergänzen sollte, kam im Jahre 1910 dazu, und man bemühte sich vor
dem alle anderen Unternehmungen fußen. Die Geschichte von Old John dem Kongress um ihre gesetzliche Anerkennung.
D. als dem bedenkenlosesten Industrieräuber, der jemals die Landstra- Doch Senator Nelson aus Colorado roch den Braten, denn die Rocke-
ßen unsicher machte, ist wohlbekannt. feller'schen Plünderungen der Kohlenminen von Colorado stanken allen
Der Eckpfeiler dieses Mammutimperiums ist die Chase National Bank anständigen Bürgern des Staates noch in der Nase. Als er auf die Tatsache
mit 27 Zweigstellen in New York City und 21 im Ausland (inzwischen ist hinwies, daß die vorgeschlagene Stiftung über $ 100000000 für Propa-
sie in Chase Manhattan Bank umgetauft worden und hat mehr als 200 gandazwecke verfügte, sorgte Präsident Taft dafür, daß die Genehmi-
Zweigstellen in Amerika und im Ausland - H.R.). Nicht gerade die gung vom Kongress nicht erteilt wurde.
kleinsten seiner Holdings sind in der Arzneimittelbranche zu finden. Drei Jahre lang belagerten die Lobbyisten RockefeIlers unsere gesetz-
Den RockefeUers gehört das größte Kombinat von Heilmittelberstel- gebende Versammlung, um die offizielle Anerkennung der Stiftung und
lern auf der Welt, und sie üben durch ihren weitverzweigten Einfluß damit offizielles Ansehen zu erlangen, aber der Kongress lehnte immer
Dmck aus, um den Absatz von Medikamenten zu fördern. Dabei ist es wieder ab.
dem Kartell völlig gleichgültig, daß die meisten der im Handel befindti- Endlich gaben sie die Hoffnung auf und taten das nächstbeste. Am 14.
ehen Mittel gesundheitsschädlich sind." Mai 1913 brachten sie die New Yorker gesetzgebende Versammlung
Es überrascht somit nicht, daß das Imperium seine eigenen "Abgeord- dazu, die Stiftung gesetzlich anzuerkennen, wobei der damalige New
neten" in alle staatlichen Dienststellen des Gesundheitswesens steckt. Yorker Senator Robert Wagner ihnen gute Dienste leistete. (Mit Rocke-
Und es erklärt, warum in allen der Regierung unterstehenden Institutio- feller-Geld und politischem Einfluß wurde dieser in Deutschland gebo-
nen nur die Behandlung mit Medikamenten zur Anwendung kommt. Die rene Ideologe später Senator der Vereinigten Staaten)."
Millionen von Menschen, die sich lieber Naturheilpraktikern, Chiroprak-
tikern und Osteopathen anvertrauen möchten, finden keine Berücksich- Auf ?iese Weise war der Boden für die "Erziehung" der amerikani-
tigung - wenn zum Beispiel ein Junge zum Militärdienst eingezogen wird. schen Offentlichkeit vorbereitet, die das Ziel hatte, eine arzneiab-
Denn Patienten von Ärzten, die keine Medikamente verschreiben, kau- hängige Bevölkerung zu schaffen, schon bei Kindern mit Hilfe der
fen auch keine. Und es gibt Tausende von chemischen Präparaten, die Schulen, dann bei Erwachsenen durch direkte Reklame, und endlich
nur darauf warten, rasch und gewinnbringend an den Mann gebracht zu durch den Einfluß der Medien, die ihrerseits von ihren Einkünften
werden. aus der Werbung abhängig waren.
Eine Zusammenstellung, die die Zeitschrift Advertising Age
Bealle sagt: brachte, zeigt, daß die größeren Unternehmen schon 1948 für
Reklame durch Rundfunk und Zeitschriften eine Gesamtsumme von
Da die RockefeIler Konzerne soviel zu verkaufen hatten, war es für die $ 1104224374 aufwandten, und das zu einer Zeit, als der Dollar noch
RockefeIler Stiftung von zwingender Logik - die Natur des Menschen und seinen Wert hatte. Von dieser schwindelerregenden Summe kontrol-
seine Geldgier sind nun mal so - sich zu einem Werkzeug zu entwickeln, lierten die eng verflochtenen Interessen der Imperien Rockefeller-
162 DIE PHARMA-STORY DER GROS SE SCHWINDEL 163
Morgan (nach Morgan's Tod auf RockefeIler allein übertragen) etwa kein geringerer als Arthur Hays Sulzberger, der Herausgeber der
80%, die sie - damals wie heute - dazu gebrauchten, die öffentliche New York Times, und damit eine der mächtigsten Figuren von
Aufklärung über Fragen der Gesundheit und Arzneimittel zu mani- Associated Press.
pulieren. Auf diese Weise hatte das RockefeIler Kartell keine Mühe, den AP-
Jeder der versucht, Nachrichten, die den Interessen des Arzneimit- Redakteur für das Ressort Wissenschaft dazu zu bestimmen, seine
telkartells zuwiderlaufen, in die Massenmedien zu bringen, stößt Politik zu verfolgen, das heißt, keine Nachricht für den Druck freizuge-
bald gegen eine undurchdringliche Mauer. Das geschah zum Beispiel ben, die vom Zensor des Arzneimittelkartells nicht gebilligt worden
mit den Berichten über die vielen Fälle von Krebsheilungen - wie in war; und natürlich ließ dieser Zensor nichts durchgehen, was den
den vorangegangenen Kapiteln erwähnt. Und später wird noch von Verkauf von Medikamenten in irgendeiner Weise behindern könnte.
anderen Ereignissen berichtet, die sich auf internationaler Ebene Schon am 20. Januar 1940 hatte das lournal of the American
abspielten. Morris Bealle's Eröffnungen darüber, wie so etwas Medical Association (lAMA), das Organ des Medizinischen Syn-
gemacht wird, können jedenfalls als Beispiel für ähnliches Vorgehen dikats in den USA, stolz angekündigt, es hätte die United Press
in anderen industrialisierten Ländern gelten. dazu veranlaßt, daß alle Artikel über Heilmethoden und Gesundheit
Für die Unternehmen, die große Werbe aufträge zu vergeben vom New Yorker Büro der lAMA und ihren Wissenschaftsredakteu-
haben, ist es leicht, nicht nur alle Nachrichten in den Medien unterzu- ren "freigegeben" werden müßten. Groteskerweise akzeptierten
bringen, die sie verbreiten möchten, sondern auch diejenigen daraus diese sogenannten Wissenschaftsredakteure Morris Fishbein, den
fernzuhalten, deren Bekanntgabe sie nicht wünschen. Der Columbia Diktator der Amerikanischen Ärztevereinigung (AMA) und Her-
lournalism Review gelang es nicht, in den letzten sieben Jahren in ausgeber der lAMA, als Fachmann für medizinische Fragen. Dabei
irgendeiner größeren Zeitschrift, die Zigarettenreklamen druckt, hatte dieser "Fachmann" keinen Tag seines Lebens Medizin prakti-
einen einzigen ausführlichen Artikel über die Gefahren des Rau- ziert und war bei dem Versuch, sein Examen in Anatomie abzulegen,
chens aufzustöbern. Das ist auch die Antwort auf die Frage, warum durchgefallen.
wir alle in den wichtigen amerikanischen oder europäischen Ver- Wenden wir uns nun dem Dritten des Triumvirats zu, das Ameri-
öffentlichungen niemals auf Berichte von Tragweite stoßen, die den kas Nachrichten liefert, dem International News Service des verstor-
medizinischen Wahn der Forschung mit Tierversuchen anprangern. benen Zeitungskönigs William Randolph Hearst.
Hearst war einmal ein Verlagschef. der seine Unabhängigkeit
Die Zensur des Arzneimittelkonzems leidenschaftlich verteidigte - bis 1932, dem Jahr der großen Krise, als
sein Zeitungsimperium an den Rand des Bankrotts geriet, und
Selbst die unabhängigste Zeitung ist für ihre Inlandnachrichten RockefeIlers Chase National Bank viele Hypotheken von ihm über-
von den Presseagenturen abhängig, und es gibt für einen Nachrich- nahm; außerdem war für einen Betrag von $ 25 000000, den Hearst
tenredakteur keinen Grund zu dem Verdacht, daß Pressemeldungen persönlich der International Power and Paper schuldete, die Zah-
von Asociated Press, United Press oder International News Service lungsfrist abgelaufen.
einer Zensur unterworfen werden, wenn sie sich mit dem Thema Auf Grund seines großen Namens gestand man Hearst den Titel
Gesundheit befassen. Doch gerade das trifft ständig zu. Einer der Herausgeber zu, ein Jahresgehalt von $ 100000 (anstatt bisher $ 5
Direktoren des Arzneimittelkartells in den späten vierziger Jahren, Millionen jährlich) und erlaubte ihm, die Politik der Zeitungskette
als Bealle's Buch erstmals erschien, gehörte dem Präsidium der frei zu bestimmen, SOLANGE SIE DEN ROCKEFELLER
Associated Press an. Dieser Direktor der RockefeIler Stiftung war INTERESSEN NICHT INS GEHEGE KAM.
164 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 165
Ein Zugeständnis machte man Hearst allerdings, um sein Ego zu Die Wahrheit über Wege zur Heilung ohne Medikamente wird
befriedigen und seiner berühmten Freundin, dem Filmstar Marion vom Zensor unterdrückt oder für seine Zwecke entstellt. Ob diese
Davis, zuliebe: einmal im Jahr durfte er gegen die Vivisektion kläffen Heilmethoden nun von Chiro~~aktikern, Naturheilkundigen, Osteo-
und fauchen - aber nicht gegen ihre Sinnlosigkeit und vor allem nicht pathen, Gesundbetern oder Arzten angewandt werden, die ihren
gegen den Schaden, den Impfstoffe und Seren und die anderen Verstand nutzen, in großen einflußreichen Blättern liest man nie
"offiziellen" Heilmethoden anrichten. etwas oder nie etwas Gutes darüber.
Somit waren alle drei Nachrichtendienste Amerikas der Zensur Die Arzneimittel-Ideologie kann man nur predigen, wenn man
des RockefeIler Arzneimittelkartells unterstellt; und so erklären sich lehrt, daß die Natur nicht wußte, was sie tat, als sie den menschlichen
auch die vielen unwahren Berichte über Seren und Therapien und Körper schuf. Doch Statistiken des Children's Bureau 01 the Federal
den ständig unmittelbar bevorstehenden Durchbruch in der "Krebs- Security Agency zeigen, daß seit dem entschlossenen Vorstoß des
forschung" , die unbestritten an sämtliche amerikanischen und aus- Arzneimittelkartells auf den menschlichen Organismus mit Medika-
ländischen Medien gedrahtet werden.
menten, Impfstoffen und Seren die Gesundheit der Amerikaner sich
Dr. Emanuel M. Josephson, den einzuschüchtern selbst dem Arz-
entschieden verschlechtert hat, besonders die der Kinder. Jetzt
neimittelkartell trotz vieler Bemühungen nicht gelang, wies darauf
bekommen sie "eine Spritze" für dies und "eine Spritze" für das
hin, daß die Redakteure der National Association of Science Writers
während der einzige Schutz, den die Wissenschaft kennt reines Blut
(Verband Wissenschaftlicher Journalisten) dazu "überredet" worden
ist, .?as wiederum allein durch reine Luft und eine 'vernünftige
seien, die folgenden Richtlinien in ihren Sittenkodex aufzunehmen:
Ernahrung erhalten werden kann. Das heißt durch einfache Mittel
"Die Redakteure des Ressorts Wissenschaft sind nicht in der Lage,
die nicht viel kosten. Und dagegen hat das Arzneimittelkartell am
über den Wahrheitsgehalt von medizinischen Entdeckungen und
meisten einzuwenden.
Heilmethoden zu urteilen. Sie dürfen also nur über solche Entdek-
Die Organisation des Arzneimittelkartells vergißt auch die Hoch-
kungen und Methoden berichten, die von medizinischen Fachleuten
s~hu!en nicht und gibt sich die größte Mühe, Roboter zu produzieren,
gutgeheißen werden." Und wer liefert diese "Fachleute"? Das Kar-
die Im Interesse des RockefeIler Imperiums einer Gehirnwäsche
tell natürlich.
unterzogen werden. 1959, als Bealle einen weiteren Bericht heraus-
Mit dem Medikus-Politiker Morris Fishbein, der nicht wußte, wo
gab, .war Hen~y M. Wriston der Strohman-Präsident des Council of
die meisten Knochen, Organe, Nerven und Gewebe im menschlichen
Foreign Relations und der wahre Präsident der Brown Universität·
Körper eigentlich sitzen, an der Spitze der "Fachleute", erschien
Robert G. Sproul war Präsident der Universität in Kalifornien - um
diese Verpflichtung besonders lächerlich. Und da es nicht um die
medizinische Wahrheit, sondern um die Interessen des Arzneimittel- nur ein paar von denen zu nennen, die sich alle - wie heute ihre
Nachfolger - verpflichtet hatten, Claude Bernards groteske Doktrin
kartells geht, hat sich die Situation seit Fishbeins Ableben vor einigen
über die Tierversuche immer noch zu unterstützen, die im letzten
Jahren nicht geändert.
Also füllen sich die Zeitungen weiterhin mit Propaganda über Jahrhundert als einzige und definitive Lösung aller medizinischen
,,~robleme" galt. Durch diese Art von Pseudoforschung aber werden
Medikamente und ihren angeblichen Wert, obwohl sich allein in den
USA im Jahre 1978 1,5 Millionen Menschen wegen Arzneimittel- die Probleme nur vermehrt und verschlimmert, was dem Arzneimit-
gebrauch in Spitalbehandlung begeben mußten, und obwohl telkartell einen ständigen Gewinnzuwachs sichert.
gescheite und mutige Ärzte ständig darauf hinweisen, daß die mei- Vielleicht kann man den Präsidenten einer Hochschule nicht dafür
sten Präparate wirkungslos und/oder schädlich sind. tadeln, daß er riesige Spenden für .Bildungszwecke" annimmt.
Andererseits wären gescheite - oder ehrliche - Hochschulpräsiden-
166 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 167
ten durchaus in der Lage gewesen, die Kehrseite der guten Gaben gen des Arzneimittelkartells, dessen Befehlsempfänger sie ist, nicht
eines John D. Rockefeller zu erkennen, zum al er bekannt dafür war, nur beide Augen zu (zum Beispiel gelegentlich der Massentodesfälle
niemals einen Cent aus der Hand zu geben, wenn er ihn nicht mit durch Ingwer-Extrakt und im Sulfathiozol-Fall), sondern ist auch
Profit zurückkommen sah. Sie hätten leicht herausfinden können, noch besonders emsig bemüht, alle Konkurrenten des Arzneimittel-
daß die Rockefeller Stiftung Hochschulen ohne pharmazeutische kartells aus dem Geschäft zu verdrängen, wie etwa die Verkäufer von
Fakultät niemals einen Dollar spendete, obwohl deren Absolventen Naturheilprodukuten, die die Gesundheit des Volkes verbessern,
jeden Tag Heilungen vollbringen, die die Unsinn schwätzende Medi- dadurch jedoch die Gewinne des Kartells schmälern.
zin niemals für möglich hielte. Sehr ähnliche Wege werden in allen profitorientierten Ländern
Wahrscheinlich würden die Hochschulpräsidenten, wenn sie den verfolgt, wo das Che-Me-Vi Kombinat über die Regierungsstellen
Dingen auf den Grund gingen, entdecken, daß die Rockefeller herrscht. In der Schweiz heißt das Büro, das der amerikanischen
Stiftung den übertriebenen Konsum von Medikamenten fördert, FDA entspricht, IKS (Interkantonale KontrollsteIle für Heilmittel),
während sie vorgibt, philanthropische Ziele zu verfolgen, und daß und es ist gar kein Zufall, daß es seinen Sitz in der Landeshauptstadt
das Rockefeller Institut in New York, das schon 1948über ein Kapital Bern hat. Auch seine "Experten" werden von der Pharmaindustrie
von $ 50000000 verfügen durfte - heute natürlich über viel mehr - geliefert (s. auch S. 211).
zum Arzneimittelkartell gehört, dessen phantastische Gewinne Der IKS ist es zuzuschreiben, daß es auch in der Schweiz für die
zusammen mit den steigenden Kosten für die aktiv geförderte Pharmariesen viel leichter ist, die Genehmigung zu erhalten, ein
"Gesundheitspflege" in schwindelnde Höhen klettern und so das neues chemisches Gift als "Heilmittel" in den Handel zu bringen, als
wirtschaftliche Defizit des Landes ständig weiter aufblähen. für den Hersteller eines unschädlichen und billigen Naturprodukts,
dieses vertreiben zu dürfen.
AMA und FDA Wenn also die FDA (deren Beamte dem RockefeIler Center
natürlich genehm sein müssen, sonst werden sie gar nicht erst einge-
AMA = American Medical Association (Amerikanische Ärztever- stellt), einen unabhängigen Unternehmer kaputt machen will, führt
einigung). sie die erhaltenen Befehle rücksichtslos aus. Diese kommen natürlich
FDA = Federal Food and Drug Administration (Staatliche Nah- nicht direkt vom Standard Oil Büro oder von einem Arzneimittel-
rungs- und Arzneimittelbehörde ). konzern. Laut Morris Bealle schiebt die FDA die AMA vor, die die
Als vor etlichen Jahren ein gutes Gesetz zum Schutze der amerika- Quacksalber liefert, die bezeugen, daß das Produkt, über das sie
nischen Konsumenten vor verdorbenen Nahrungsmitteln und schäd- meistens überhaupt nichts wissen, nach ihrer Ansicht keinen thera-
lichen Medikamtenten in Kraft trat, zögerte das Arzneimittelkartell peutischen Wert hat.
keinen Augenblick, seine Angel in die Regierungsstelle auszuwer-
fen, die den Auftrag hatte, dieses Gesetz duchzuführen. So Bealle:
Diese Regierungsstelle, heute FDA benannt, schleppt gelegentlich
kleine Bösewichter vor Gericht, die das durchaus verdienen, wird Vom Steuerzahler finanziert, dreht die Staatliche Arzneimittelbe-
aber vor allem, wie Morris Bealle berichtete, dazu benutzt, "das hörde jeden Stein um, um ihr Opfer zu vernichten. Und wenn er nur ein
Recht zu verfälschen, indem sie sich auf alle stürzt, die den Profit des kleiner Unternehmer ist, ruinieren ihn schon die Anwalts- und Prozeß-
Arzneimittelkartells gefährden". kosten.
Die FDA drückt offensichtlich angesichts der Gesetzesübertretun-
168 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 169
Bealle bietet eine eindrucksvolle Reihe von belegten Beispielen. zugeschlagen,mit denen er nach Belieben verfahren konnte. Eine davon
In einem Fall brachte man einen unangenehmen Spielverderber, DI. war die FDA.
Adolphus Hohensee aus Scranton, Pennsylvania, wegen "falscher
Angaben bei der Warenbezeichnung" für seine Produkte vor Bealle führt weitere Regierungsstellen auf, die mit "Gesundheit",
Gericht. Er hatte behauptet, daß Vitamine (er bot natürliche an) wie sie die Arzneimittelbehörde versteht, zu tun haben, darunter die
lebenswichtig für eine gute Gesundheit seien. Die AMA führte zehn National Academy of Seiences (Akademie der Wissenschaften) in
Mediziner vor, die alle anerkannten Theorien auf den Kopf stellten Washington. Sie thront ahgeblich auf dem Gipfel der Weisheit, prüft
und aussagten, daß "der menschliche Körper keine Vitamine alles unter der Sonne, besonders wenn es um die Volksgesundheit
braucht". Als man ihnen Regierungsberichte vorhielt, die das geht, und spricht darüber stets das letzte Wort, das von einem
Gegenteil bewiesen, wanden sie sich mit der Erklärung heraus, diese hypnotisierten Publikum demütig aufgenommen wird. Auf den wich-
Standard-Werke seien überholt. tigen Posten des Leiters dieser Regierungsstelle setzte das Arzneimit -
telkartell einen seiner eigenen Leute, nämlich Alfred N. Richards,
Politik Direktor und einer der Hauptaktionäre der Pharmafirma Merck &
Co., die gewaltige Gewinne mit ihrem Heilmittelhandel erzielte.
Wie konnte es zu solchen Zuständen kommen? Als Bealles Buch diese Zusammenhänge enthüllte, trat MI.
Nachdem Franklin Delano Roosevelts erster Vorstoß in die Poli- Richards zurück, und die RockefeIlers ernannten an seiner Stelle den
tik ursprünglich durch RockefeIler finanziert worden war, wurde es Präsidenten ihrer eigenen Stiftung, Detlev W. Bronk.
unvermeidlich, daß Roosevelt dem RockefeIlerimperium die Lei-
tung einiger seiner wichtigsten staatlichen Stellen übertragen würde, Bealles Bericht ist einige Jahre alt. Wie steht es nun heute um die
als er ins Weiße Haus einzog, und zwar solche, die RockefeIlers AMA und die FDA? Hören wir doch, was ein mutiger praktischer
Interessen dienten. Daher ist es nicht überraschend, daß die erste Arzt, DI. Keith Alan Lasko, darüber 1980in seinem Buch, The Great
wichtige Schutzmaßnahme der Roosevelt-Administration die ameri- Billion Dollar Medical Swindle (Bobbs-Merrill Co., Indianapolis,
kanischen und deutschen Farbentrusts (Rockefeller-I.G. Farben) New York) zu sagen hatte:
betraf. Über die AMA:
men gleichgültig ist, und die 2) alles tun, damit es bei den übertrieben mann in Gesundheitsfragen, der die Kranken durch natürliche Mittel
hohen Einkommen der Ärzte bleibt. wiederherzustellen versucht, ohne sich dabei des Messers, giftiger Sub-
stanzen, krankmachender Seren, tödlicher Toxine oder gefährlicher
Über die FDA: Impfstoffe zu bedienen, wird von diesen medizinischen Tyrannen und
Fanatikern sofort zu Boden gerissen, gemein beschimpft, verleumdet und
Warum reagierte die FDA so heftig und so schnell gegen Zyklamat und erbarmungslos verfolgt.
Sacharin, beides Stoffe, die niemals mit einem einzigen Fall von Tumor-
bildung bei Menschen in Verbindung gebracht werden konnten? Warum Bealle und Dr. J.W. Hodge sind nicht die einzigen, die so über die
tut die FDA dagegen überhaupt nichts gegen das Rauchen, das jedes Jahr AMA und den Drug Trust urteilen. Nackte Herrseherin zitierte Dr.
100000 Amerikaner ins Grab bringt? Der Grund liegt auf der Hand. Die Richard Kunnes, der verkündet hatte, daß AMA das Kürzel für
Tabakindustrie ist ein Milliarden-Dollar-Riese. Die Hersteller von Amerikanische Mörder Association sei, und auf einer Generalver-
Zyklamat und Sacharin waren kleine Unternehmen. sammlung der AMA seine Mitgliedskarte verbrannt und ein Expose
Wie leicht ist es doch für die Regierung, den kleinen Mann zu zertram- über diese Organisation verfaßt hatte mit dem Titel: Dein Geld oder
peln und wie schwer fällt es ihr, die Öffentlichkeit zu schützen, wenn Dein Leben (Verl. Dodd Mead, New York, 1974). Doch wieviele
große Geldinteressen auf dem Spiel stehen - zum Beispiel die Zucker- Ärzte sind bereit, ihren einträglichen Beruf um der Wahrheit willen
lobby oder die Tabakindustrie. Frage: Warum stehen in den meisten in Gefahr zu bringen?
Drogerien, in allen großen medizinischen Zentren und in den meisten Das Lincoln Chiropraktische College in Indianapolis fordert von
Krankenhäusern und Kliniken Zigarettenautomaten für den Verkauf an ihren Studenten 4496 Stunden, das Palmer Institut für Chiropraktik
die Patienten? in Davenport ein Minimum von 4000 60-Minuten-Unterrichtsstun-
den, die Universität für Natural Healing Arts (Naturheilkunde) in
Amerikas Medico-Arzneimittelkartell Denver fünf Jahre lang 1000 Stunden von jedem Studenten, der sich
als Arzt qualifizieren will. Bei dem National College of Naprapathy
Das amerikanische Medico-Arzneimittelkartell wurde von einem (Therapie durch Massage) sind die Bedingungen für den Abschluß
Mediziner, Dr. J.W. Hodge aus Niagara Falls, N.Y., mit folgenden 4326 Unterrichtsstunden. Und trotzdem verbreitet das Medico-Arz-
Worten charakterisiert: neimittelkartell die Lüge, daß die Praktiker dieser drei "häretischen"
Wissenschaften schlecht oder gar nicht ausgebildet seien. Der wahre
Das Monopol oder das Kartell der Medizin, das man euphemistisch Grund für ihre Feindseligkeit ist, wohlverstanden, daß sie ihre
American Medical Association (AMA) nennt, übt nicht nur die unver- Patienten ohne Chemie heilen. 1958 bestand einer dieser "schlecht
schämteste Diktatur aus, die je organisiert wurde, sondern ist auch die ausgebildeten" Ärzte, Nicholas P. Grimaldi, nachdem er gerade am
arroganteste, gefährlichste und despotischste Institution, die jemals ein Lincoln Chiropractic College promoviert hatte, zusammen mit 63
freies Volk gegängelt hat. Sämtliche Methoden, Kranke durch unschädli- Medizinern und Osteopathen das Staatsexamen der Grundwissen-
che, einfache und natürliche Mittel zu heilen, werden von ihren überheb- schaften (basic science) vor dem Connecticut State Board und er-
lichen Leitern diskriminiert und als ,Schwindel und Humbug' verteufelt. zielte dabei die höchsten Noten (91,6), die je von einem angehenden
Jeder praktische Arzt, der sich nicht mit dem medizinischen Kartell Arzt, der an diesem Institut Examen machte, erreicht worden waren.
solidarisch erklärt, sieht sich von den habsüchtigen Kartellärzten als
,gefährlicher Quacksalber' oder .Betrüger' angeprangert. Jeder Fach- Bealle gibt dazu noch folgende Information:
172 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 173
Wenn die AMA einem Produkt ihren "Zustimmungsstempel" gewährt Die Rechtgläubigen von morgen
und dann, falls der Verteiler dieses Produktes sich weigert, im Journal der
AMA, dem lAMA, so umfangreich zu inserieren, wie der Diktator es Vor einigen Jahrzehnten wurde der oben erwähnte Dr. Charles
wünscht, den "Zustimmungsstempel" zurücknimmt und das Produkt Lyman Loffler vom medizinischen Establishment als Häretiker ver-
schlechtmacht, so kann man das nur als Erpressungsversuch bezeichnen, dammt. Heu.te jedoch nimmt die Zahl dieser Abtrünnigen derart zu,
der denjenigen, der ihn verübt, ins Gefängnis bringen würde, falls sich die daß es nur eme Frage der Zeit zu sein scheint - und einer gar nicht
Sache nicht im Bereich der offiziellen Medizin abspielen würde. mehr so langen Zeit - bis sie die Mehrheit der Ärzte bilden werden
womit wieder einmal bewiesen wäre, daß die Abtrünnigen von heute
Wenn der Medizinische Diktator seinen "Zustimmungsstempel" die Rechtgläubigen von morgen sind.
einer mächtigen Butterfabrik gibt, die schon ein Dutzend mal von der Einer der jüngsten "Häretiker" ist Dr. Robert S. Mendelsohn, ein
Regierung und vom Staat Pennsylvania verurteilt worden ist, weil sie Chicagoer Pädiater, der von der Großmacht Medizin als Quacksal-
verdorbene Butter und Eier in den Handel brachte; wenn dieser ber, Idiot, Fanatiker und Exzentriker beschimpft wird, trotz seiner
"Zustimmungsstempel" nur erfunden worden ist, um die Öffentlich- hervorragenden Qualifikationen: er praktiziert und lehrt seit mehr
keit in dem Glauben zu wiegen, daß die Produkte unbedenklich sind: ~ls fünf~ndzwanzig Jahren an der Universität von Chicago Medizin,
ist Vorsitzender der Kommission der Medizinischen Fakultät für die
und wenn dieser Butterhersteller, der ein guter Inserent in medizini-
sehen Zeitschriften ist, obwohl man ihn des Betrugs überführt hat, Abnahme von Staatsexamen und Gewinner zahlreicher Auszeich-
fortfahren darf, sich des betrügerischen Stempels zu bedienen, dann nungen für hervorragende Leistungen in der Medizin und der medizi-
nischen Lehrtätigkeit. Aber er hat den Zorn der Ärztemacht durch
ist das traurige Bild, das die AMA bietet, allzu eindeutig.
die Veröffentlichung eines Bestsellers erregt, mit dem Titel Geständ-
Nachdem Morris Fishbein als Chefredakteur der weltberühmten
nisse eines abtrünnigen Mediziners (Cosmopolitan Books, Chicago).
lAMA Zeitschrift der wahre König der AMA geworden war, kamen
Darin spricht er alles aus, was die Medico-Arzneimittelclique gerne
solche Fälle am laufenden Band vor, und Morris Bealle führte
im Verborgenen ließe. Und zwar, unter vielem anderen:
Beispiel auf Beispiel an, komplett mit Namen, Daten, Briefen und
Im allgemeinen sollte man Ärzten so wenig trauen wie den Verkäu-
Artikeln, die seine Anklagen belegten.
fern von Gebrauchtwagen.
Er zitierte auch Dr. Charles Lyman Loffler, einen der vielen
Die jährlichen Check-Ups - die goldenen Eier der medizinischen
hervorragenden Ärzte, die von der Großmacht Medizin gehetzt
Gans - sind unnötig, und führen nur dazu, daß man sich nach einer
wurden, weil sie die anerkannte Krebsbehandlung als den Schwindel
Diagnose, die auf skandalös unpräzisen Labortests beruht, ganz
der sie ist, entlarvten. Loffler sagte: '
scheußlich fühlt, zumal man daraufhin mit Medikamenten volIge-
stopft wird, die mehr schaden als nützen.
Seit der Reglementierung der Medizin durch Quacksalber und medizi-
Er warnt auch vor den jährlichen routinemäßigen Durchleuchtun-
nische Gangster, die die AMA kontrollieren, ist sie eine der übelsten
gen, die schädlich und nicht schlüssig sind. Die Meinungen der
Schwindelorganisationen des Landes geworden.
Radiologen gehen weit auseinander, wenn sie dasselbe Röntgenbild
interpretieren. und 31% von ihnen kommen sogar zu einer anderen
Leider gibt es nicht das geringste Anzeichen dafür, daß die Situa-
Ansicht, wenn sie, ohne es zu wissen, dasselbe Bild ein zweites Mal
tion, so wie sie Bealle, Loffler und einige andere beschrieben haben
betrachten.
sich seitdem zum besseren gewendet hat; ganz im Gegenteil. Sie hat
Er meint, wenn man keine Prostituierte oder eine Frau mit beson-
sogar in den meisten anderen Ländern Schule gemacht.
174 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 175
ders zahlreichen sexuellen Partnern ist, sollte man auch auf den Medikamenten; der Höhepunkt dieser Fließbandproduktion ist dann die
jährlichen Abstrich verzichten, und er bestätigt, was in Nackte Herr- Geburt durch Kaiserschnitt ...
seherin betont wird, nämlich, daß die moderne Medizin weder eine Hüten Sie sich vor Geburtshelfern, die bei der geringsten Komplika-
Kunst noch eine Wissenschaft ist, sondern "ein vergöttertes religiöses tion schon einen Kaiserschnitt machen. In manchen Krankenhäusern
Idol, das mehr tötet als rettet". kommen mehr als 50% Babys durch Kaiserschnitt auf die Welt, obwohl
Er meint, daß einfache Untersuchungen wie Blutbild und Urinana- die Ziffern der Müttersterblichkeit zeigen, daß eine Frau 26 mal eher bei
lysen, Tuberkulin-Tests und Lungendurchleuchtungen so wider- einer Kaiserschnittgeburt stirbt als bei einer normalen ...
sprüchlich und schwer zu deuten sind, daß ihr Nutzen fraglich ist. Wenn Sie so dumm sind, mit einem Schnupfen oder einer Grippe
Schlimmer noch, sie bringen einen in Kontakt mit Krankenhäusern zum Arzt zu gehen, dann wird er Ihnen sicher Antibiotika verschreiben
die nicht nur völlig wirkungslos dagegen sind, sondern das Risiko erhö-
und Ärzten, den sichersten Überträgern gefährlicher Krankheitser-
reger. hen, daß Sie sich bald mit einer ernsteren Krankheit ins Bett legen
müssen ...
"Es gibt Bazillen in den Krankenhäusern, die Sie nirgends sonst
Wenn Ihr Kind so lebhaft ist, daß der Lehrer nicht mit ihm fertig wird,
aufschnappen können", behauptet Dr. Mendelsohn. "Und die
vergessen Sie nicht, daß der Arzt zu weit gehen und es zu einem
schlimmsten Überträger von Krankheiten sind die Ärzte." Er fährt
Medikamentensüchtigen machen könnte ...
fort:
Viele Geburtshelfer wollen immer noch röntgen, obwohl Leukämie bei
Kindern in einwandfrei belegtem Zusammenhang mit pränataler Einwir-
Ich gestehe, daß ich einst an die Bestrahlung der Rachenmandeln, der
kung durch Röntgenstrahlen gebracht wird ...
Lymphknoten und der Thymusdrüse glaubte. Ich glaubte meinen Profes-
Hunderttausende von Frauen stehen weiterhin jedes Jahr Schlange,
soren, als sie sagten, unsere Dosierung sei absolut harmlos. Doch die
um zu ihrer Mammographie zu kommen, obwohl die Statistiken zeigen,
,absolut harmlosen Bestrahlungen', die wir säten, brachten ein oder zwei
daß die Mammographie selbst mehr Krebs erzeugen kann als sie je
Jahrzehnte später eine Ernte von Schilddrüsentumoren.
aufzudecken vermöchte ...
Ich glaube nicht mehr an die moderne Medizin. Ich glaube, daß die
Wenn Sie krank sind, informieren Sie sich über Ihre Krankheit, das ist
größte Gefahr für Ihre Gesundheit ein Arzt ist, der die moderne Medizin
nicht schwer. Sie können sich dieselben Bücher beschaffen wie Ihr Arzt,
praktiziert ...
und vielleicht hat er schon vergessen, was drinsteht ...
Trauen Sie Ihrem Arzt nicht. Gehen Sie, wenn er Ihnen ein Medika-
Möglicherweise stellen Sie daraufhin fest, daß Sie auch ohne Arzt
ment verschreibt, von der Voraussetzung aus, daß es gefährlich ist. Es
auskommen ...
gibt kein unbedenkliches Arzneimittel ...
Ich glaube, daß mehr als 90% der modemen Medizin vom Angesicht
Der modernen Medizin ist es gelungen, uns glauben zu machen,
der Erde verschwinden könnten - Ärzte, Krankenhäuser, Medikamente
Medizinische Versorgung wäre mit Gesundheit gleichzusetzen. Es ist
und Apparaturen, und die Wirkung auf unsere Gesundheit wäre sofort
diese Gleichstellung, die die potentielle Macht besitzt, unseren Körper,
spürbar positiv.
unsere Familien, unsere Gemeinschaft und unsere Welt zu zerstören.
Wenn Sie schwanger sind, geht der Arzt mit Ihnen um, als wären Sie
Dr. Mendelsohn's letzte Behauptung ist bemerkenswert, aber
leidend. Ein Kind zu bekommen ist für ihn eine neunmonatige Krankheit,
nicht weil sie neu, sondern weil sie alt ist! Dr. Oliver WendelI
die behandelt werden muß. Also wird man Sie an den Tropf hängen und
Holmes, der berühmte Professor der Medizin in Harvard und Vater
den Fötus vom Monitor überwachen lassen. Hinzu kommt die völlig
des nicht minder berühmten namensgleichen Richters am Obersten
unnötige operative Erweiterung der Vagina, und eine Batterie von
176 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 177
Gerichtshof hat vor mehr als einem Jahrhundert einen ganz ähnli- tung ins Leben, die es je gegeben hatte. Später wurde diese von
chen Ausspruch getan: seinen Geschäftspartnern, den Rockefellers, in den Schatten gestellt,
die ein ganzes Netz von allmählich so zahlreichen Stiftungen schufen,
Ich bin überzeugt, daß die ganze materia medica auf den Boden des daß eine gen aue Aufzählung heute selbst den gründlichsten Nachfor-
Meeres versenkt werden könnte. Das wäre viel besser für die Menschheit schungen widersteht.
und desto schlimmer für die Fische. Zu Beginn unseres Jahrhunderts wurden weder Ford noch Rocke-
feIler daran gehindert, in ihren Fabrikanlagen Streiks zu brechen,
Man fragt sich, warum die Stimmen von O.W. Holmes und die von und zwar mit Hilfe von .Berufsgangstem'', wie Lundberg sie nennt,
tausend anderen ehrlichen Ärzten damals wie heute von der überwäl- die mit Maschinengewehren viele Streikende erschossen. Heute
tigenden Mehrheit der Menschen nicht gehört werden? Weil sie würde man sie nicht mehr gewähren lassen. Aber es besteht dazu
systematisch vom organisierten Geschrei der Großmacht Medizin auch keine Notwendigkeit mehr. Warum? Sie haben heute die Macht
übertönt werden. In unseren Tagen wird diese Gewaltherrschaft fest in der Hand.
noch durch das Chemie syndikat verstärkt, dessen einziges Ziel es ist, Am 10. April 1938 schrieb Albert Einstein aus Princeton an einen
dem arglosen Herdenmenschen die lukrativen Therapien und gefähr- rumänischen Freund: "Eine Mode beherrscht jede Zeit, ohne daß die
lichen Arzneien anzudrehen, mit denen das Kombinat ein Vermögen meisten Menschen die sie beherrschenden Tyrannen auch nur zu
anhäuft. sehen bekommen."
Einige der Mittel und Wege, die schon früher, heute aber mehr Bevor wir uns näher mit den Methoden beschäftigen, mit denen
denn je angewendet werden, um dieses Ziel zu erreichen, sollen im diese Tyrannen das Volk beherrschen, wollen wir versuchen, die
Fünften Teil dieser Studie untersucht werden. Arbeitsweise einiger dieser Stiftungen zu erklären, wodurch es für
Menschen oder Gruppen mit sehr hohem Einkommen weit gewinn-
Eigennützige Wohltätigkeiten bringender ist, zu "geben" als zu nehmen.
Ein Amerikaner, der ein steuerbares Einkommen von $ 1 Million
Ein Bollwerk der Unsichtbaren Regierung Amerikas ist das Netz besitzt (das heißt nach allen Abzügen), zahlt an Steuern nach dem
der sogenannten philanthropischen Stiftungen, die nicht nur die Gesetz von 1965 $ 660980 oder fast 70%. Er kann aber eine
öffentliche Meinung beeinflussen und die "Erziehungspolitik" wohltätige Stiftung von bis zu $ 300000 machen, die völlig von der
bestimmen, sondern in Wirklichkeit das ganze Land beherrschen. Steuer absetzbar ist. Dann muß er nur $ 459980 Steuern zahlen, was
Wie Professor Ferdinand Lundberg in America's Sixty Families eine Ersparnis von $ 210 000 bedeutet. Wenn er also $ 300000 für
schrieb, haben viele von denen, die als Menschenfreunde verehrt einen "wohltätigen Zweck" spendet, hat es den Anschein, als ver-
wurden, weil sie Stiftungen ins Leben riefen, in der Praxis niemals schenkte er $ 90000 mehr als wenn er die vollen Steuern gezahlt
Liebe zum Menschen gezeigt. Sollte zum Beispiel der verstorbene hätte.
Henry Ford I. jemals in seinem Leben irgendeine philanthropische Aber ein Rockefeller beschert solche Summen nicht einfach Almo-
Neigung gezeigt haben, so ist sie all seinen Biographen entgangen, senempfängern, die dann damit machen könnten, was sie wollen.
die viel mehr von einer ausdrücklich entgegengesetzten Veranlagung Das wäre ja wirkliche Wohltätigkeit, die nichts einbringt. Ein Rocke-
des großen Gönners zu berichten wußten. feIler "verschenkt" das Geld nur einer seiner eigenen Stiftungen,
Ford, sagte Lundberg, liebte seinen Nächsten so wenig wie jeder über die er eine ständige Kontrolle ausübt, entweder direkt oder
gewöhnliche Mensch, und trotzdem rief er die größte einzelne Stif- durch Strohmänner. Dann investiert er das Kapital, das er "ver-
178 DIE PHARMA-STORY DER GROS SE SCHWINDEL 179
schenkt" hat, in Aktien seiner eigenen Unternehmen, über die er Festsetzung von Preisen und anderen läßlichen Sünden die Gesetze
ebenfalls profitorientiert gebietet. Der Ertrag dieser seiner $ 300000 des Landes übertreten hatte.
(mindestens $ 15000 pro Jahr) ist jetzt steuerfrei und bringt somit viel Professor Lundberg schreibt: "Ob beabsichtigt oder nicht, die
mehr Gewinn. Auf diese Weise sind die Kosten von $ 90000 in sechs RockefeIler Stiftungen dienen dazu, das Standard Oil Imperium, das
Jahren längst wieder eingebracht und weisen danach einen steuer- auf Beschluß des Obersten Gerichtshofs 1911 aufgelöst werden
freien Gewinn aus. Und jetzt steht noch mehr Geld für "philanthropi- sollte, am Leben und unter Familienkontrolle zu halten. "
sche" Zwecke zur Verfügung. Ein Beispiel dafür, wie geschickt das RockefeIler System heute
Wen begünstigt nun eine solche Stiftung? RockefeIlers größte noch Wohltätigkeit mit Business verbindet: 1947 wurden durch ihn
Stiftung war der General Education Board (Allgemeiner Bildungs- zwei Organisationen angeblich als "Experiment für internationale
fonds), der das amerikanische Volk zu einem übertriebenen Konsum Zusammenarbeit" gegründet. Eine davon war die IBEC (Internatio-
von Arzneimitteln erzog, die ihm, durch das Hirngespinst der Tier- nal Basic Economy Corporation), mit einem Anfangskapital von $ 2
versuche angeblich auf ihre Unbedenklichkeit und Wirksamkeit Millionen, die bald auf $ 10824000 anstiegen, "mit dem Ziel, den
geprüft, aufgeschwatzt wurden. Lebensstandard an ihren Einsatzorten - hauptsächlich Lateiname-
Im Jahre 1901 hatte RockefeIler das RockefeIler Institut für Medi- rika - zu heben und den Anlegern, wenn möglich, einen Gewinn zu
zinische Forschung in New York gegründet, und als es endlich, wie bringen". Gleichzeitig wurde die AIA (American International
schon berichtet, als wohltätige Einrichtung vom Staat New York Association for Economic and Social Development) ins Leben geru-
anerkannt worden war, verlieh er dieser Stiftung besondere und fen. Nelson RockefeIler, einer der vier Söhne von RockefeIler
umfassende Privilegien, die ihr unter anderem gestatteten, "solche Junior, übernahm in beiden Instituten zuächst die Präsidentschaft.
Bildungsprojekte im Bereich ihrer korporativen Bestimmung zu Man betrachte die wahrlich eines Machiavelli würdige Raffinesse,
fördern, die sie für sinnvoll hält". mit der laut Professor Lundberg das Ziel der beiden Stiftungen
Damit hatte sich die Gesetzgebung völlig den Launen eines einzel- offiziell begründet wurde:
nen ausgeliefert; denn RockefeIler übte über alle Unternehmen, an
denen er beteiligt war, einschließlich und besonders über seine Da die auf Gewinn ausgerichteten Unternehmen der IBEC in armen
angeblich "philanthropischen" Stiftungen, immer diktatorische oder gar völlig unerschlossenen Gebieten zum Einsatz kommen, müßte
Macht aus. die AIA es übernehmen, die Krankenversorgung, (mit RockefeIler Medi-
So packte J. D.R. auch, nachdem er etwa zur selben Zeit mit kamenten - H. R.) die Erziehung, (Erziehung zu einem massiven Konsum
$ 35000000 die Universität von Chicago, das New Yorker Institut für der vorgenannten Medikamente - H.R.) die Forschung (Vivisektion?-
Medizinische Forschung und den Allgemeinen Bildungsfonds (den er H.R.) und die Krediterleichterung (was ja Zinsen bringt - H.R.) zu
mit $ 300000 000 subventionierte zu einer Zeit, als der Dollar sechs- gewährleisten. Wohlgemerkt, die AIA war gemeinnützig. Sie nahm ihre
mal mehr wert war als heute) gegründet hatte, die schwierige Auf- Arbeit in Brasilien und Venezuela auf und dehnte sie später auf andere
gabe an, das amerikanische Volk zu "erziehen", obwohl er selbst Länder aus.
keine Allgemeinbildung vorzuweisen hatte außer einen Kurs in
Buchführung. Es ist, als wenn man Giacomo Casanova gestattet Die AIA stellte Rockefeller-Kapital zur Verfügung, verkündete
hätte, sich mit unbeschränkten Befugnissen in die Direktion eines aber, einer in allen "wohltätigen" Unternehmen geübten RockefeIler
Mädchenpensionats einzukaufen. Tatsächlich hatte J. D.R. bereits Politik entsprechend, daß sie andere Unternehmen davon habe
mehrmals vor Gericht gestanden, weil er im Zusammenhang mit der überzeugen können, an ihrem humanitären Kreuzzug teilzunehmen
180 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 181
und auch ihren Beitrag dazu zu leisten - zunächst verschiedene ten, wobei sie jedes denkbare Mittel der kommerziellen Werbung
venezolanische Ölgesellschaften und später unter anderen die Pfizer einsetzten.
Corporation do Brasil (noch eine Rockefeller Arzneimittel-Toch- In dem Buch Die RockefeIlers - eine amerikanisehe Dynastie (1976)
ter). von Peter Collier und David Horowitz finden wir daraufhin lediglich
Wie zu erwarten, blähten sich diese Unternehmen immer mehr einen flüchtigen Hinweis. Nachdem die Verfasser in naiver Weise
auf. Professor Lundberg berichtet, daß die IBEC im Jahre 1965neun den Mythos von den großen medizinischen "Wohltaten" der Rocke-
Fabriken in den Vereinigten Staaten hatte, 135 Verkaufsstellen in fellers einfach als Tatsache präsentieren und den nicht-existierenden
Lateinamerika und 108 Tochtergesellschaften in verschiedenen Tei- Impfstoff gegen Gelbfieber und die "Arbeit zur Bekämpfung von
len der Erde, die ganz oder teilweise in ihrem Besitz waren. Sie Kinderlähmung und Lungenentzündung" herausgestellt haben,
verfügte über 10 090 Arbeitsplätze, ein Kapital von $ 142227662 fügen sie hinzu, daß J. D. R. "die Menschen weiterhin dadurch in
und im Jahre 1965 über Gewinne von $ 2723007. Die AIA besaß Erstaunen versetzte, daß sein Hausarzt, Dr. H. F. Biggar, ein Ho-
1961 ein Gesamtkapital von $ 725585, erhielt in diesem Jahr Zuwen- möopath war. Damit bewies Rockefeller sein grundsätzliches Miß-
dungen in Höhe von $ 908207 (von wem? - H.R.) und gab - nach trauen gegen die moderne Medizin, während er Millionen ausgab,
dem Foundation Directory (Stiftungsverzeichnis) von 1964, Seite 424 um für sie Propaganda zu machen".
- $ 837444 aus. Zu Beginn kosteten die Rockefellers ihre "Wohltaten" viel Geld,
Mit der Gründung der Hochschulen für Medizin und Rockefellers doch es floß alles schließlich mit hohen Zinsen in die Kassen ihrer
Allgemeinem Bildungsfonds verbreiteten sich in Amerika die Tier- Organisation zurück.
versuche und der Konsum von Arzneimitteln sehr rasch und parallel. Zwischen 1902, als der Allgemeine Bildungsfonds gegründet und
So entstand der heutige, sich immer mehr erweiternde circulus 1964, als er aufgelöst wurde, beliefen sich die Gesamtausgaben laut
vitiosus: Die Tierversuche führen zu Experimenten mit Menschen, seinem abschließenden Revisionsbericht (Review and Final Re-
diese zur Produktion ständig neuer Medikamente, die ihrerseits neue port), der nach der Einstellung der Tätigkeit veröffentlicht wurde,
Krankheiten schaffen, was wiederum einen Vorwand für weitere auf $ 324632985. Davon waren $ 129209167 die ursprüngliche
Tierversuche liefert, auf die solche an Menschen folgen; diese "Spende:' von J. D. R.; fast genauso groß war das Einkommen aus
machen dann die Anwendung weiterer neuer Heilmittel möglich, die Investitionen, nämlich $ 128848570; der Kapitalgewinn betrug
die Schäden beheben sollen, die die vorherigen angerichtet haben- $ 50703024; weitere Einnahmen aus Kapital und Einkommen belie-
wobei alle "Heilungen" überhaupt keine sind, sondern lediglich eine fen sich schlußendlich auf $ 15872197. Alles steuerfrei!
Unterdrückung der Symptome, was zu weiteren neuen Krankheiten
führt. Kolonisation
Jede Vermutung, die Rockefellers hätten guten Glaubens diese
irrtümliche Forschungsmethode unterstützt, das heißt sie hätten Rockefellers umfangreiche .Bildungsprogramme" erwiesen sich
aufrichtig, wenn auch törichterweise geglaubt, zum Wohle der von Anfang an als so gewinnbringend, daß sein Sohn, J.D.R. Junior,
Menschheit zu handeln, wird von der Entdeckung zunichte gemacht, im Jahre 1927 den International Education Board als seine eigene
daß sowohl der Senior wie der Junior nur homöopathischen Ärzten wohltätige Institution ins Leben rief. Als Startkapital setzte er
$ 21 000 000 ein, die mit allen wie üblich daran geknüpften Bedingun-
trauten, und daß sie ihre eigene ausgezeichnete Gesundheit bis ins
hohe Alter der strikten Vermeidung synthetischer Medikamente gen großzügig an ausländische Universitäten, Medizinschulen und
zuschrieben, die sie jedoch selbst an ein argloses Publikum verhöker- Politikern verteilt wurden. Der Bildungsfonds ging gleich daran, das
182 DIE PHARMA-STORY DER GROS SE SCHWINDEL 183
"neue" Rockefeller Image als Wohltäter der Menschheit mit den Die unsichtbare Regierung
dazugehörigen Geschäftspraktiken zu exportieren. Niemand klärte
die Nutznießer dieser Wohltätigkeit allerdings darüber auf, daß jeder "Die Herrscher (sicl) der Vereinigten Staaten sind die kombinierten
Cent, den Rockefeller scheinbar aus dem Fenster warf, mit erhebli- Kapitalisten und Fabrikanten der Vereinigten Staaten. Dies steht auf
chen Zinsen durch die Vordertür wieder hereinkam. jeder Seite der Sitzungsprotokolle des Kongresses; und es steht in der
Rockefeller hatte sich immer sehr für den Orient interessiert, von ganzen Geschichte der Konferenzen im Weißen Haus, daß die Anregun-
Japan bis Indien, aber seine besondere Aufmerksamkeit galt China, gen für die Wirtschaftspolitik in diesem Land aus einer einzigen Quelle
wo Standard Oil fast der einzige Petroleumlieferant war. Daher stammen, nicht aus vielen. Die wohlwollenden Wächter und gutherzigen
stellte er Geld bereit, um den China Medical Board zu gründen und Treuhänder, die uns die Sorgen der Regierung von den Schultern genom-
das Peking Union Medical College zu bauen, wobei er die Rolle des men haben, sind uns so vertraut geworden, daß fast ein jeder eine Liste
Großen Weißen Vaters spielte, der gekommen ist, um sein Wissen ihrer Namen aufstellen könnte ... Die großen Bankiers, die großen Indu-
über seine geringen Schützlinge auszuschütten. Bis zum Jahre 1952 striellen, die großen Handelsherren, die Direktoren der Eisenbahngesell-
hatte die Stiftung $ 45000000 investiert mit dem Ziel, die chinesische schaften ... Die Regierung der Vereinigten Staaten ist gegenwärtig das
Medizin, Wissenschaft und Bildung zu "verwestlichen". Pflegekind von Sonderinteressen ... "
Aber wenn sie von der Großzügigkeit Rockefellers profitieren
wollten, so wurde den chinesischen medizinischen Hochschulen Wer in aller Welt könnte derart subversive Gedanken geäußert
nahegelegt, sollten sie 500 Millionen Chinesen davon überzeugen, haben? Ein bombenbastelnder Anarchist? Oder wenigstens ein
die altbewährten aber billigen Kräutermittel ihrer "Barfußärzte" in Kommunist mit Parteibuch? Keineswegs. So sprach ein nüchterner
die Mülltonne zu werfen, und statt dessen nur noch die teuren Angehöriger des Establishments, nämlich Woodrow Wilson, wäh-
kanzerogenen und teratogenen "Wundermittel" made in USA zu rend seines ersten Wahlkampfes um die Präsidentschaft im Jahre
kaufen, die überdies noch ständig durch neue ersetzt werden mußten, 1912 (The New Freedom, 1913, Doubleday & Co. New York, S. 57-
sobald ihre ernsten Nebenwirkungen nicht mehr vertuscht werden 58). Damals versprach er, alle diese Mißstände zu beheben, falls er
konnten. Und wenn sie die Wirksamkeit ihrer traditionellen Thera- gewählt werden würde.
pien, wie etwa der Akupunktur, durch Tierversuche auf breiter Doch nur wenige Jahre später befahlen genau die gleichen "Herr-
Ebene nicht "nachzuweisen" vermochten, konnte natürlich auch ihr scher über die Regierung", die Wilson erwähnt hatte, ihm in den
"wissenschaftlicher Wert" nicht anerkannt werden. Die über Jahr- Weltkrieg einzutreten.
hunderte bezeugten Heilungen der östlichen Medizin berührten die In diesem Zusammenhang schrieb der Historiker Ferdinand Lund-
Hexenmeister aus dem Westen überhaupt nicht, denn sie waren alle berg in Die Reichen und die Superreichen (Lyle Stuart Inc. 1968):
nicht durch vorangegangene Tierversuche untermauert.
Als aber die Kommunisten in China die Macht ergriffen und es Was die Rolle der Industriekapitäne in den Jahren 1914 bis 1918
nicht mehr möglich war, dort Waren zu verkaufen, verloren die anbetrifft, ob Amerikaner oder Ausländer, so stellten sie, weit davon
Rockefellers plötzlich alles Interesse an der Gesundheit des chinesi- entfernt, die Welt retten zu wollen, die treibende Kraft dar, die den
schen Volkes und wandten ihre Aufmerksamkeit vermehrt Japan, Ersten Weltkrieg herbeiführte, wie umfangreiche Nachforschungen
Indien und Lateinamerika zu. schlüssig beweisen. Wieder waren es die amerikanischen Großunterneh-
mer, die die Vereinigten Staaten in den Krieg trieben unter dem phanta-
stischen Vorwand, die Freiheit der Meere schützen, den Militarismus
184 DIE PHARMA-STORY DER GROS SE SCHWINDEL 185
beenden und die Demokratie bewahren zu wollen. Fast jedes große Betrachten wir die beiden wichtigsten Waffen, die die progressiven
Problem, mit dem die Menschheit gegenwärtig zu kämpfen hat, läßt sich Kräfte des Landes geschmiedet haben, um dem Vormarsch der Monopo-
direkt zu den Regierungen der Großmächte, einschließlich der USA von listen Einhalt zu gebieten: die behördliche Überwachung der Industrie
1914bis 1918zurückverfolgen und bis zu den führenden Vermögensver- und das Antikartell-Programm ...
waltern, die sich unerschütterlich hinter sie stellten. Sie produzierten Das Überwachungssystem ist ein Trümmerhaufen, und die Großunter-
unter anderem den totalitären Kommunismus als natürliche Folge dieser nehmen, die im öffentlichen Interesse beaufsichtigt werden sollten, herr-
Situation. schen jetzt über die Kontrollbehörden. Der Mißbrauch des öffentlichen
Vertrauens ist vollkommen. Die Antikartellgesetze sind tote Buchsta-
Im Jahre 1930 stellte James W. Gerard, ehemaliger amerikani- ben. Aus den jüngsten Enthüllungen geht klar hervor, daß die Antikar-
scher Botschafter in Deutschland, eine Liste der 64 Shoguns auf, die tellabteilung des Justizministeriums (Antittrust Division) von Abma-
die Vereinigten Staaten "beherrschten". Diese Liste wurde von John chungen, die über ihren Kopf hinweg und hinter ihrem Rücken im
D. RockefeIler I. angeführt, gefolgt von seinen Bundesgenossen, den Weißen Haus und auf anderen Korridoren der Macht getroffen wurden,
Bankiers Andrew W. Mellon aus Pittsburgh und J.P. Morgan aus fast völlig immobilisiert ist ... "
New York, - die drei Namen, die immer wieder auftauchen, wenn es (Aus einem Artikel von Morris H. Rubin, Herausgeber von The
um die Personen geht, die Präsident Wilson in den Ersten Weltkrieg Progressive, einer Monatszeitschrift, die der verstorbene Senator LaFol-
getrieben haben. Bezeichnenderweise wurde Herbert C. Hoover, lette gründete, vom Januar 1977).
der Präsident des Landes war, als Gerard seine Liste aufstellte,
überhaupt nicht unter den 64 Fürsten erwähnt. Die Erdöllobby, vielleicht die mächtigste der Erde, steht hinter der der
Diese Zusammenhänge, die für den naiven Durchschnittsbürger Krankenhausbesitzer und Ärzte kaum noch zurück." (Präsident Carter in
sicherlich verblüffend sind, werden durch einige Anmerkungen von AMA News, 8.6.1979).
Professor Lundberg zum vierten Kapitel seines Buches erhärtet.
Dort schreibt er, daß Woodrow Wilsons Administration "nicht mehr P.S. Im Jahre 1980 wurde Exxon anstelle von General Motors,
als die Tätigkeit eines Amtsgehilfen für J.P. Morgan & Co. war, einem seiner vielen Verbündeten und Geschäftspartner, Amerikas
deren Vertreter wenig Mühe hatten, ihn im Hinblick auf den Krieg in größte Handelsgesellschaft. Was ist Exxon? Nur ein neuer Name für
Europa von einer Politik der Neutralität abzubringen und zur Kriegs- das alte Rockefeller Standard Oil Kartell, das auf Anordnung des
bereitschaft umzustimmen. " Gerichts im Jahre 1911aufgelöst wurde.
Woodrow Wilsons Worte sind heute noch so wahr wie zur Zeit
seines Wahlkampfes, als er sie aussprach. Die amerikanischen Präsi-
denten regieren ihr Land ebensowenig wie die offiziellen Regierun-
gen anderer sogenannter Demokratien das ihre, wenn sie nicht so
enden wollen wie John F. Kennedy; denn schon lange haben die
großen Bosse in Industrie und Finanz diese Aufgabe übernommen.
FÜNFTER TEIL
Aber nach dem Zweiten Weltkrieg wäre es in Amerika und auch peinlichsten Schmeicheleien an die Adresse der ganzen Familie über
im Ausland sehr schwer gewesen, irgendwo eine abfällige Bemer- ihre "Wohltätigkeit" ersetzt worden waren?
kung über JDR I. oder über seinen einzigen Sohn, JDR Junior zu Im Jahre 1911, als sich JDR laut Encyclopaedia Britannica "aus
lesen, der pflichtschuldigst in seines Vaters Fußstapfen gefolgt war; dem aktiven Geschäftsleben zurückzog", war er wegen illegaler
auch nicht über Juniors vier Söhne, die sich bemühten, ihnen nachzu- Praktiken von einem amerikanischen Gericht verurteilt worden und
eifern. mußte sein Standard Oil Kartell auflösen, das vierzig Körperschaften
Heute steht in allen Nachschlagewerken nur Lobendes über die umfaßte.
Familie Rockefeller, zum Beispiel: Ausgerechnet diese von Gesetzes wegen verfügte Auflösung war
es, die seinem Imperium noch mehr Macht verleihen sollte bis zu
1911 zog sich JDR aus dem aktiven Geschäftsleben zurück und ver- einem Ausmaß, das der Gründer selbst wahrscheinlich nicht voraus-
brachte seine Zeit damit, einen großen Teil seines Vermögens zu ver- sehen konnte. Bis dahin war das Rockefeller-Kartell für alle sichtbar
schenken. Er rief wohltätige Institutionen ins Leben, die von Treuhän- gewesen - eine gute Zielscheibe. Nach dem Urteil ging es in den
dern verwaltet und von Beamten geleitet werden, die ständig nach neuen Untergrund und konnte seine Macht in einen Mantel der Sicherheit
Möglichkeiten suchen, der Öffentlichkeit zu dienen. Man schätzt den hüllen. Auf einen unsichtbaren Tyrannen kann man nicht schießen.
Wert von RockefeIlers wohltätigen Stiftungen auf $ 600 Millionen. JD R tat nämlich nur so, als löse er sein Imperium auf, wie das Gericht
(Encyclopaedia Britannica, Internationale Ausgabe 1972, im Besitz von es befohlen hatte. In Wirklichkeit splitterte er es in unendlich viele
RockefeIler ). Einzelunternehmen auf, über die er weiterhin durch Strohmänner,
zu denen auch sein Sohn gehörte, Kontrolle ausübte.
Von seinem einzigen Sohn, JDR, Junior (1874 -1960) sagt dasselbe Dennoch kam es JDR erst nach gewissen Ereignissen der Jahre
Werk: 1913 und 1914 zu Bewußtsein, daß man, wenn man wirklich Macht
anstrebt, im modernen Zeitalter der weltweiten Verbreitung von
In allen Handelsunternehmen, philanthropischen Werken und bei den Nachrichten den Hebel bei der öffentlichen Meinung ansetzen muß.
staatsbürgerlichen Aufgaben der Familie arbeitete er eng mit seinem Bis dahin hatte er ihr nur Verachtung entgegengebracht, selbst wenn
Vater zusammen. Sein Leben war hauptsächlich wohltätigen Zwecken die Feindseligkeit gegen ihn in der Presse heftigen Ausdruck fand -
und Tätigkeiten gewidmet. ... Seine Stiftungen vom Januar 1917bis zum die ja vor Rundfunk und Fernsehen das Massenmedium war und die
31. Dezember 1955 beliefen sich auf rund $ 400 Millionen. öffentliche Meinung noch widerspiegelte, anstatt sie, wie heute, zu
prägen.
Natürlich kein Wort über die bedenkenlosen Machenschaften, die Doch ein Ereignis brachte die Feindseligkeit der Öffentlichkeit auf
die Familienmacht begründeten, nichts von den politischen Ränken, einen solchen Siedepunkt, daß selbst der Dickhäuter JDR sich
die im Bündnis mit den Partnern Morgan und Mellon das Land in den entschloß, etwas dagegen zu unternehmen: Es war das sogenannte
Krieg stürzten und 50000 junge Amerikaner in Europa frühzeitig ins Ludlow-Massaker. Und JDR's durchgreifende Gegenmaßnahmen
Grab brachten. erwiesen sich als so erfolgreich, daß sie sein amerikanisches Kombi-
Welche Ereignisse führten nun dazu, daß, nachdem etliche kriti- nat zu einem weltweiten Imperium machten.
sche Berichte wie die McClure Serie zu Beginn des Jahrhunderts die
beiden JDR's verurteilt hatte, die gegnerischen Stimmen in der
Weltpresse allmählich verstummten, bis sie schließlich alle durch die
190 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 191
Mehrheit vergaß sehr bald das Massaker an den ausländischen Ein- sondern auch über die Intellektuellen und Wissenschaftler, allen
wanderern, oder verzieh es wenigstens angesichts der schwindel- voran die Großmacht Medizin - eine Organisation, die die Priester
erregenden Summen, die aus dem wachsenden Rockefeller Vermö- der neuen Religion formt, die modernen Ärzte. Kein Pulitzer-
gen zu den Fanfarenstößen der Presse verschiedenen Institutionen oder Nobelpreis oder eine ähnliche Auszeichnung, die mit Geld
zuflossen, die "es wert waren", und die Großzügigkeit des edlen dotiert und mit Ansehen verbunden ist, wurde jemals an einen
Spenders zur Schau stellten. erklärten Gegner des Rockefeller Systems verliehen.
In den folgenden Jahren wurden nicht nur Journalisten sondern Dieses System, vom Gründer der Dynastie erdacht, besteht noch
ganze Zeitungen mit Rockefeller Geld gekauft, finanziert oder heute unverändert und wird von seinen Nachfolgern weiter ausge-
gegründet. So die Zeitschrift Time, die Henry Luce im Jahre 1932 baut. Durch jährliche Geldspenden aus dem Einkommen von fortbe-
gegründet hatte und die J. P. Morgan übernahm, als sie in finanzielle stehenden Stiftungen bringt der Gönner die ausersehenen Empfän-
Schwierigkeiten geriet. Als Morgan starb und sein Finanzimperium ger - Präsidenten und Professoren von Universitäten, Wissenschaft-
zusammenbrach, verlor das Haus Rockefeller keinen Augenblick, ler, Forscher, Verleger, Journalisten usw. - dazu, auf immerdar quasi
auch diese saftige verlegerische Frucht - mit ihren Schwestern For- einen Kreis wedelnder Hunde um ihn zu bilden, die sich nach einem
tune und Life - zu pflücken und ihnen in New York ein teures Bissen sehnen. Die möglicherweise für Preise und Zuwendungen in
vierzehnstöckiges Eigenheim im Rockefeller-Center zu bauen - das Frage kommenden Persönlichkeiten werden kaum jemals kritische
Time & Life Building. Rockefeller war auch Mitbesitzer der "Kon- soziologische oder wirtschaftliche Ideen äußern, die ihre Chancen
kurrenz" von Time, der in den Anfangsjahren des New Deal mit gefährden könnten.
Rockefeller Kapital gegründeten Newsweek. Nehmen wir den Fall des weltbekannten französischen Mikrobio-
Da es selbst für Rockefeller-Millionen eine Grenze gab, rückte Ivy logen Rene Dubos, Pulitzer-Preisträger und Professor am Rockefel-
Lee mit einer weiteren glänzenden Idee heraus, um das Image des ler Institut für medizinische Forschung in New York. Er hat sich
großzügigen, weichherzigen Menschenfreundes der Öffentlichkeit wiederholt ablehnend über den Wert von Tierversuchen geäußert,
täglich vor Augen zu halten: Die Verteilung von neuen blanken aber immer sehr zurückhaltend, denn er ist ein Nutznießer von
Zehncentstücken an alle Kinder, die Rockefeller auf der Straße Rockefellers Großzügigkeit und arbeitet in seinem Institut, wo jähr-
begegneten. Keines der lieben Kinder sollte leer ausgehen, und bald lich Hunterttausende von Tieren verbraucht werden.
mußten Leibwächter einspringen, um die Säcke mit den Münzen Und sogar Henry Kissinger mußte 1978 öffentlich zugeben, daß er
hinter dem mächtigen Mann herzutragen. als Außenminister einmal eine Spende von $ 50000 von Nelson
Rockefeller, Sohn des JDR Junior, für nicht genannte Zwecke
DIE INTELLEKTUELLEN: DIE PREISGÜNSTIGSTE WARE erhalten habe - womit zum ersten Mal die Öffentlichkeit etwas
erfuhr, was alle Insider längst wußten: daß Kissinger genau wie
Trotz seines angeborenen Zynismus muß selbst JDR überrascht Foster Dulles und die meisten wichtigen Mitglieder des politischen
darüber gewesen sein, wie leicht sich die sogenannten Intellektuellen Zoos der Vereinigten Staaten ein Erzeugnis der Rockefeller Fabrik
kaufen ließen. Ja, sie entpuppten sich als eine seiner lohnendsten war.
Investitionen. Henry Luce, offizieller Gründer und Herausgeber der Wochen-
Mit der Gründung seines Bildungsfonds in Amerika und im zeitschrift Time, war ebenfalls abhängig von den Inseraten des
Ausland, den er verschwenderisch mit Kapital ausstattete, gewann Rockefeller Imperiums und überschüttete demzufolge seine Gönner
Rockefeller die Kontrolle nicht nur über Regierungen und Politiker, mit Schmeicheleien. JDR Junior war mitverantwortlich für das
194 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 195
Ludlew-Massaker und war bei vielen der zweifelhaften Unterneh- New York World, der ein ausgezeichneter Golfspieler war. Tatsäch-
mungen seines Vaters sein gehorsamer Partner. Aber im Jahre 1956 lich hatte der geschickte Lee weniger nach einem guten Biographen
setzte Henry Luce sein Bild auf das Titelblatt von Time, und der als vielmehr nach einem guten Golfspieler gesucht. Endlosen Run-
Leitartikel, schlicht "Der Gute Mensch" betitelt, enthielt Lob- den auf RockefeIlers privatem Golfplatz folgten Unterredungen, in
hudeleien wie folgende: denen der alte Mann vor seinem golfspielenden Boswell in seinen
"JDR Junior hat ein Leben konstruktiver sozialer Wohltätigkeit Erinnerungen kramte. So entstand eine Verbindung, die von 1915bis
geführt und ist daher zu den echten amerikanischen Helden zu zählen 1925 dauerte, bis Inglis das fertige Manuskript vorlegte.
so gewiß wie jeder General, der jemals einen Sieg für die amerikani- Es war typisch, daß weder der Senior noch der Junior sich imstande
sehe Armee erfocht oder ein Staatsmann, der in der amerikanischen fühlten, seinen Wert zu beurteilen, weshalb das Manuskript an
Diplomatie triumphierte". "urteilsfähige" Intellektuelle der Stiftung zur Begutachtung weiter-
Natürlich hatte die Chefredaktion von Time gar keine Möglichkeit, gegeben wurde.
auch nach dem Ableben von Junior und Henry Luce ihren Ton zu Offenbar hatten die $ 8000, die Inglis jährlich für seine Bemühun-
ändern, da sie ja von den Anzeigen des Imperiums weiterhin abhän- gen kassierte, - ein nettes Sümmchen in den Tagen, in denen eine
gig blieb. So hatte zum Beispiel Juniors Sohn, Nelson RockefeIler, Zigarre 5 cent kostete - jede Kritik bei ihm so vollständig zum
stets mit großem Eifer den Vietnamkrieg und alle anderen militäri- Erlöschen gebracht, daß der RockefeIler Brain Trust übereinstim-
schen Einmischungen der amerikanischen Regierung befürwortet mend zu dem Schluß kam, die Biographie sei viel zu schmeichelhaft
und war nebst anderen Skandalen als Gouverneur von New York für ausgefallen, um irgendjemanden täuschen zu können; und Inglis fiel
das Massaker der Gefangenen und Geiseln im Gefängnis von Attica am RockefeIler Hofe in Ungnade und wurde von der Gehaltsliste
persönlich verantwortlich; doch als er im 1979 starb, sagte Time in gestrichen. Ivy Lee beschloß darauf, Emil Ludwig, den Bestseller-
seinem Nachruf: Biographen, der gerade sein monumentales Werk über Napoleon
"Er war besessen von seiner Mission, seinem Lande zu dienen, zu veröffentlicht hatte, aus Deutschland zu holen.
dessen Fortschritt beizutragen und es neuen Höhen entgegenzu- Es mag andere Intellektuelle gegeben haben, die ein Angebot
führen." RockefeIlers ausschlugen, aber Emil Ludwig ist der einzige, von dem
man es genau weiß. Er gestattete Lee, seine Fahrkarte nach Amerika
Die Biographen zu bezahlen, doch nachdem er JDR persönlich kennen gelernt und
erfahren hatte, was man von ihm erwartete, verlor er Interesse am
Während Ivy Lee die Öffentlichkeitsarbeit, die JDR ihm anver- Projekt und fuhr wieder nach Hause, und Lee mußte sich nochmals
traut hatte, mit großem Echo zum Erfolg führte, war der Junior von den Kopf zerbrechen.
dem Plan besessen, eine Biographie über seinen Vater in Auftrag zu Kurz vorher hatte Winston Churchill als Biograph seines Vorfahren,
geben, die als "Standardwerk" gelten sollte, und somit den letzten des Herzogs von Marlborough, literarischen Ruhm errungen. Lee
Nachhall von Ida Tarbells und anderen feindseligen Berichten aus- fuhr also nach England, um anzufragen, wieviel Churchill wohl für
löschen könnte. die Erniedrigung verlangen würde, JDRs Biograph zu werden. Als
Ivy Lee mußte zunächst den Widerstand des Senior gegen diesen Lee meldete, daß Churchill eine Vorauszahlung von 50000 englische
Plan brechen, der seinen Grund in der an eine fixe Idee grenzenden Pfund forderte - in den Krisenjahren eine Viertel Million Dollar! -
Geheimniskrämerei des alten Mannes hatte. Dies gelang Lee, als er erinnerte sich RockefeIler plötzlich daran, daß ihm am Urteil der
William O. Inglis als Biographen vorschlug, einen Journalisten der Nachwelt eigentlich gar nicht so viel lag, und lehnte ab. So hatte, als
196 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 197
er im Jahre 1930 starb. sein Sohn das Problem. für den Gründer der Inhaber eines Lehrstuhls an der Universität New York ja auch zum
Dynastie einen würdigen Biographen zu finden. noch immer nicht Establishment gehörte, konnte ungefährdet etliche der abwegigen
gelöst. Geschäftsmethoden der Familie aus der Vergangenheit enthüllen.
Aber es standen genügend Intellektuelle aus Amerikas literari- Dasselbe galt für Collier und Horowitz; sie durften sogar behaupten,
scher Academia um den Ruhm und das Bargeld Schlange. Die Wahl daß die Rockefeller-i.Wohltätigkeiten" meist steuersparende Tricks
des RockefeIler Brain Trust fiel auf Allen Nevins, einen Professor der waren und daher in Wirklichkeit dem eigenen Vorteil dienten, da sie
(von RockefeIler gegründeten) Columbia Universität, dessen Bio- den Gönnern mehr einbrachten als sie hergaben. Aber in allen
graphie des Präsidenten Grover Cleveland kürzlich einen (von "mutigen und schonungslosen Exposees" mit dem Impressum wichti-
RockefeIler mitgestifteten) Pulitzer-Preis gewonnen hatte. ger Verlage wird etwas Wesentliches ausgelassen.
Zwar konnte Nevins mit dem flammenden Stil eines Ludwig oder Und das ist folgendes:
Churchill absolut nicht mithalten, aber er war ein Sklave des Esta- Alle Autoren erwähnen die vielfältigen industriellen und kommer-
blishment, auf ihn konnte man sich also verlassen. Der Titel seiner ziellen Interessen des Rockefeller-Kombinats - außer einer. Sie
Biographie - lohn D. Rocke/eller: das heroische Zeitalter des ameri- sprechen wohl vom Öl und seinen Derivaten, von Kohle, Erdgas,
kanischen Unternehmertums - beweist, daß er begriffen hatte, was Elektrizität, Eisenbahnen, Automobilen, Stahl, Gummi, Immobi-
man von ihm verlangte. In seine Biographie wurde gerade soviel lien, Kunst, Verlagen und Massenmedien. Nur ein einziger, überdies
gegnerische Kritik eingestreut, um die lobhudelnden Stellen verdau- äußerst gewinnbringender Geschäftszweig wird nie erwähnt, sogar in
licher zu machen; und dabei übertraf Nevins alle Konkurrenten. Er den Werken, die die RockefeIlers scheinbar "schonungslos" kritisie-
behauptete. ohne zu erröten. daß RockefeIler "niemals geschäftliche ren. Es ist der, der RockefeIler ganz offensichtlich am meisten am
Interessen mit philantropischer Tätigkeit vermengte", und verglich Herzen lag, seitdem der Papa des Seniors, "der alte Bill", durch die
ihn mit niemand geringerem als Cecil Rhodes. Richelieu und Bis- Landschaft streifte und den Bauern Rohöl in Flaschen als Heilmittel
marck. gegen Krebs und andere schwere Krankheiten andrehte: Arzneien.
Wenn man RockefeIlers Beteiligung an zweihundert arzneimittel-
Mit der Zeit, als eine Flut von neuen Biographien und Reportagen produzierenden Firmen erwähnte, würde man damit den Grund
über die Familie oder ihr Imperium mit der Signatur angesehener aufdecken, warum er zuerst den Allgemeinen Bildungsfond gründete
New Yorker Verleger in Druck gingen, kam etwas sehr Bezeichnen- und dann ähnliche "wohltätige Stiftungen" in der ganzen Welt: weil
des zutage, wenn auch nur für das kritische Auge. Allmählich war es sie nämlich das wirkungsvollste Mittel waren, die Gewinne des
nicht mehr gefährlich, auf die weniger einnehmenden Eigenschaften Imperiums und damit seine Macht immer mehr zu steigern. So wird
und illegalen Machenschaften des verblichenen Gründers hinzuwei- einer hilfslosen Bevölkerung eine neue Religion aufgezwungen, der
sen - solange das glänzende Image seiner lebenden Nachfahren nicht dogmatische Glaube an die Wunderkräfte der Schulmedizin, die
verdunkelt oder in irgendeiner Weise die finanziellen Interessen des einen immer größeren Verbrauch von schädlichen Medikamenten
Hauses bedroht würden. fördert und damit immer neue lukrative gefährliche Therapien erfor-
Selbst einige vernichtende Auszüge aus Ida Tarbells Werk tauch- derlich macht.
ten wieder auf, wie zum Beispiel in Professor Lundbergs kritischem Wenn die Biographien über RockefeIler diese Enthüllungen ent-
Werk Die Reichen und die Superreichen (l968) oder in Die Rockefel- halten hätten, wären sie wahrscheinlich nicht erschienen. Oder sie
lers von Peter Collier und David Horowitz (1976). Lundberg, der als wären mindestens nicht lange im Buchhandel geblieben.
an der Columbia Universität ausgebildeter Historiker und späterer
198 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 199
DAS MINISTERIUM FÜR PROPAGANDA UND Ja, worüber kläffen denn die Antivivisektionsköter? Vielleicht
IRREFÜHRUNG ist es unhöflich zu fragen, wieso der Verfasser des Artikels, der
zugab, Tierversuchslaboratorien seit 21 Jahren in ganz Amerika
1967 besucht zu haben, niemals von den neurophysiologischen Experi-
menten gehört hat, die hauptsächlich mit Elektroschocks durchge-
In den Sechziger Jahren wurden die amerikanischen Tierversuchs- führt werden und gewöhnlich damit enden, daß die rasenden Schmer-
gegner dem medico-chemischen Kombinat ein bißchen zu laut. Es zen Körper und Geist des Geschöpfes - hauptsächlich Primaten,
hatte sogar eine Anhörung vor dem Senat gegeben. Daher beschlos- wenn das Budget es erlaubt - völlig zerstören? Ist es ihm niemals zu
sen die herrschenden Mächte, daß es wieder einmal an der Zeit sei, Ohren gekommen oder war er niemals Zeuge der Experimente, die
einen großen Artikel in die angesehendste Zeitung des Landes zu schon 1967 gleichzeitig an vielen medizinischen Hochschulen durch-
setzen, die traditionsgemäß den Kurs angibt, auf den alle anderen geführt wurden unter dem Vorwand, "das Sexualleben der Katzen zu
ernstzunehmenden Publikationen einschwenken. studieren", wozu auch die "terminalen" Versuche gehörten, bei
Den Anstoß zu diesem Artikel gab die bereits erwähnte NSMR, denen der Penisnerv von Katern operativ freigelegt (mit einem
also die Lobby der Versuchstierzüchter, einem Lawrence Galton, Skalpell freigeschnitten) und ununterbrochen Elektroschocks ausge-
den sie als "freien , auf wissenschaftliche Themen spezialisierten setzt wird bis zur "Termination" - dem Tod des Tieres?
Journalisten" vorstellte. Die New York Times wurde auserkoren, um Nachdem sie ihren Lesern das Beruhigungsmittel eingeflößt hat,
dem Bericht Glanz und Glaubwürdigkeit zu verleihen, und zwar in fährt die Augenwäsche der Galton-NSMR- Times mit einem weiteren
ihrer Sonntagsbeilage, Magazin. So konnte die Gesellschaft für beliebten Klischee des Establishments auf. Wer vor allem ist eigent-
Medizinische Forschung von eigenen Gnaden, eben die NSMR, als lich verantwortlich für die Mißhandlungen, die im allgemeinen an
sie den Artikel bald darauf in einer kostenlosen großformatigen, auf Tieren begangen werden? Nun, die Tierschützer, wie jedermann
Glanzpapier gedruckten und illustrierten Abhandlung verbreitete, in wissen sollte. Galton berichtet:
Riesenbuchstaben auf die Titelseite setzen: "Nachdruck vom New
York Times Magazine vom 26. Februar 1967". In Massachusetts, wo im letzten Jahr von allen medizinischenHoch-
Die vom Verfasser angewandte Technik war durchaus nicht neu. schulen und Forschungskliniken weniger als zehntausend Hunde
Sein Hauptanliegen bestand darin, die Leser zu beruhigen, daß gebraucht wurden, wird berichtet, daß 35000Hunde vonTierschutzorga-
Labortiere nicht nur nicht leiden, sondern sogar einem weit humane- nisationen getötet worden seien.
ren Ende entgegensähen als die meisten Tiere. Er schreibt:
Man beachte die feine Unterscheidung zwischen "gebraucht" in
Das für die Untersuchungen nötige Sezieren führt man in tiefer Nar- Bezug auf die Tierversuche und "getötet" in Bezug auf die Tier-
kose an dem Tier aus. Nach Abschluß der Beobachtungenwird es, ohne schutzvereine, die kranke, streunende oder unerwünschte Tiere
das Bewußtsein wiedererlangt zu haben, endgültig eingeschläfert. Soll einschläfern, um ihnen weitere Leiden zu ersparen.
das Tier nach dem chirurgischen Eingriff am Leben bleiben, ist die Nachdem der Artikel seine Leser nun vollends verwirrt hat, schlägt
Behandlungsweise der bei einer menschlichen Operation vergleichbar: er sie am Ende ganz und gar knock out:
während des Eingriffs sorgt man für Sterilität, danach für eine baldmög-
liehe Erholung und Erleichterung von postoperativen Schmerzen. Krankheit ist grausam. MillionenMenschen verdanken ihre Gesund-
heit - in vielen Fällen ihr Leben - dem Tierversuch. Dazu gehören die
200 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 201
Opfer schrecklicher Verbrennungen, ernster Verletzungen, schwerer gestempelt. Dasselbe gilt für seine übrigen Äußerungen. Aber die
Schocks; dazu gehören alle die, die jemals eine Operation durchmachen New York Times hütete sich davor, die Gegenstimmen zu veröffent-
mußten, die gegen vermeidbare Krankheiten geimpft wurden; alle, die lichen, die von allen Seiten auf sie herabregneten.
Medikamente gegen Zuckerkrankheit, zu hohen Blutdruck und andere
chronische Leiden nehmen müssen, und auch die mehr als 10000 Perso- 1978
nen, die gegenwärtig Schrittmacher in ihrer Brust tragen, um mit einem
anormalen Herzrhythmus fertigzuwerden. Am 27. März 1978 veröffentlichte das amerikanische Nachrichten-
magazin Newsweek eine Reportage, "Tiere im Labor", von Peter
Galton vergaß die Transplantationen. Alle seine unbewiesenen Gwynne und Sharon Begley. Die beiden Journalisten hatten sich der
Behauptungen können von jedem wirklichen Kenner überzeugend Mühe unterzogen, neue Rechtfertigungen für die sinnlosen Prakti-
widerlegt werden. Tierhaut reagiert zum Beispiel ganz anders auf ken zu finden, wie zum Beispiel:
Verbrennungen als menschliche Haut; sie entwickelt Ödeme, wäh-
rend die typisch menschliche Reaktion die Brandblase ist. Menschen Der Gebrauch von Labortieren ist für die meisten Wissenschaftler ein
sterben heute noch genau wie vor tausend Jahren, wenn über ein Teil der natürlichen Ordnung. .Sie geht auf die jüdisch-christliche Tradi-
Drittel ihrer Haut verbrannt ist. Und auf einem Medizinerkongreß, tion zurück, daß Gott dem Menschen die Herrschaft über die Tiere
der im Oktober 1980 in SOITent in Italien stattfand, erklärte Professor einräumte', sagt Dr. Thurman Grafton von der NSMR.
Luigi Sprovieri, einer der Väter des extrakorporelIen Blutkreislaufs Biomedizinische Forscher leugnen auch, daß ihre Tiere mißhandelt
und langjähriger Mitarbeiter des französischen Herztransplanta- werden. "Nicht die Hälfte der New Yorker Katzen wird so liebevoll
tions-Pionier Charles Dubost, folgendes vor Hunderten seiner Kolle- behandelt wie unsere", sagt Dr. Bruce Ewald von der medizinischen
gen aus zehn verschiedenen Ländern: Fakultät der Cornell Universität.
Die meisten Experimente mit Tieren sind nützlich und werden sorgfäl-
Die biomedizinische Forschung braucht keine Tiere mehr, sondern sollte tig durchgeführt ...
Computer einsetzen. Es ist sinnlos und auch gefährlich, die traditionellen Wegen der strengen Kontrollen nehmen die schmerzhaften Versuche
Wege weiter zu verfolgen, denn der Unterschied zwischen Mensch und ab.
Tier ist so groß, daß er uns meistens in die Irre führt. Wir erkennen immer Unter dem dreifachen Druck durch steigende Kosten, den Schutz des
mehr, daß künstliche Organe direkt am Menschen angewendet werden Gesetzes (nicht vorhanden oder undurchführbar - H. R.) und fortge-
können, ohne sie erst an Tieren auszuprobieren. Künstliche Herzklappen setzte Kritik geben sich die Forscher die größte Mühe, sich zu vergewis-
zum Beispiel und auch der Herzschrittmacher wurden zuerst an Men- sern, daß ihre Studien sowohl sinnvoll wie auch human sind."
schen erprobt, und erst danach stellte man fest, daß sie auch funktionie-
ren, wenn man sie Tieren einsetzt. (La Nazione, Florenz 5-10-80) 1980
Eine lange Reihe berühmter Chirurgen, angefangen mit Lawson Bis 1978 benutzte das Ministerium für Propaganda und Irre-
Tait, der Ende des vorigen Jahrhunderts die meisten operativen führung, um seine Aufgaben erfüllen zu können, die Massenme-
Techniken erfand, die noch heute in Gebrauch sind, bis zu dem heute dien, die die öffentliche Meinung bildeten und an der Behauptung
praktizierenden britischen Chirurgen Professor R. J. Beleher haben festhielten, daß Tierversuche für das Wohlergehen der Menschheit
Galtons unbesonnenen Behauptungen über die Chirurgie zur Lüge unerläßlich seien, und den dabei benutzten Tieren praktisch keine
202 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 203
Unannehmlichkeiten brächten, da sie ja durch die humanitäre Ein- Diese nüchterne, "wissenschaftlich" klingende Berichterstattung
stellung der Experimentatoren vollumfänglich geschützt wären. Als ähnelt den Schilderungen der Tierforscher selbst.
das Erscheinen von Nackte Herrscherin das Gegenteil belegte und Ferner schreibt Patricia Curtis:
dafür vernichtende Beweise brachte, gelang es den mächtigen Insti-
tutionen, das Buch in kürzester Zeit zu unterdrücken. Doch besaß Es gibt Gruppen, die ganz entschieden gegen jede Einschränkung der
die Gemeinschaft der Tierversuchsgegner nun endlich eine solide Tierversuche sind, darunter die National Society [ar Medical Research,
wissenschaftliche Grundlage, die ihre bekannten ethischen und die nachdrücklich darauf besteht, daß jegliche Verminderung der Tier-
moralischen Argumente, für die es zu kämpfen galt, zusätzlich versuche die Volksgesundheit und den wissenschaftlichen Fortschritt
unterstützte. gefährden würde.
Daher wurde von der NSMR auch ein neuer großer Zeitungs-
artikel in Auftrag gegeben. Die Behauptung vom phantastischen "Volksgesundheit?" "Wissenschaftlicher Fortschritt?" Patricia
Nutzen der Tierversuche mußte, wieder mit der freundlichen Hilfe Curtis vernachlässigt es, ihrer Millionenleserschaft mitzuteilen, daß
der New York Times, etwas eingeschränkt werden, um den die NSMR keineswegs aus selbstlosen Wissenschaftlern und philan-
Spuk von der drohenden Abschaffung der Tierversuche zu vertrei- tropischen Medizinern besteht, wie ihr hochtrabender Name ange-
ben. ben möchte, sondern nichts anders als die Lobby der Labortierzüch-
Wieder erschien der Artikel, gezeichnet von einer Patricia Curtis, ter ist, deren Profit durch irgendeine Verminderung der Tierversuche
in der Beilage der New York Times und zwar am 31. Dezember 1978. gefährdet werden würde. Diese NSMR wurde vor Jahrzehnten von
Schon sein Titel sollte zeigen, daß das Establishment seit 1967 den Charles River Breeding Laboratories gegründet, zu keinem ande-
durchaus zu Entgegenkommen geneigt war. Er lautete diesmal "Der ren Zweck, als den Verbrauch ihrer Versuchstiere zu fördern, was ihr
Prozess gegen die Tierversuche". Aber damit war der Prozess schon auch - mit Hilfe von gewissenlosen Journalisten wie Patricia Curtis-
fast beendet, dafür hatten die NSMR Redakteure gesorgt. Um der glänzend gelungen ist: Charles River ist heute eine Multinationale,
wachsenden Bewegung gegen die Tierversuche jedoch möglichst viel mit Zuchtniederlassungen in Italien, Großbritannien, Frankreich
Wind aus den Segeln zu nehmen, wurde ein gewisser Gesinnungs- und der Bundesrepublik. (Um ihre Leserschaft leichter irreführen zu
wandel ausgerechnet bei den Forschern herausgestellt. "Der Grund können, hat sich Patricia Curtis - wie so viele ihrer Kollegen auch-
für die wachsende Besorgnis bei vielen Wissenschaftlern liegt in den zuerst einmal die Sporen einer "Tierschützerin" verdienen müssen,
Entdeckungen, die die Wissenschaft selbst gemacht hat", heißt ein was ihr mit der Publikation von verschiedenen "reizenden Tierge-
unglaublicher Ausspruch von Frau Curtis.
schichten" mühelos gelungen ist.)
Wie üblich steht in dem Artikel kein Wort über das Interesse des
"Allgemein üblich sind heute psychologische Experimente wie die
Arzneimittelkartells an Tierversuchen, noch weniger darüber, daß
sogenannte ,erlernte Hilflosigkeit'. Käfigtieren werden Elektroschocks
die Tierversuche zwangsläufig vermehrt zu Experimenten an Men-
verabreicht bis sie immer neue Wege lernen, diese Schocks zu vermeiden.
schen geführt haben, hauptsächlich an Waisenkindern oder mittello-
Am Ende bleiben die Tiere einfach liegen und lassen passiv einen Schock
sen Betagten in staatlichen Pflege anstalten , und meistens mit
nach dem anderen über sich ergehen. Die Forscher versuchen, Parallelen
Zuschüssen von Organisationen, die mit dem Rockefeller Kartell in
zwischen dieser ,erlernten Hilflosigkeit' und Depressionen bei Menschen
zu ziehen."
Verbindung stehen.
Der Artikel in der New York Times wurde dann von einem anderen
Geschäftspartner des Hauses Rockefeller nachgedruckt, dem Rea-
204 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 205
der's Digest, der sich einer monatlichen Auflage von zwanzig Millio- nungsäußerung beanspruchen, und die Bevölkerung es als selbstver-
nen in der ganzen Welt und einer Leserschaft von hundert Millionen ständlich hinnimmt, daß alle Nachrichten, ob aus in- oder ausländi-
rühmt. Ein Blick in das Märzheft seiner internationalen Ausgabe, (in scher Quelle, mit Skepsis zu betrachten sind. Dagegen sind die
Amerika vom Februar), in dem der Artikel erschien, öffnet einem allermeisten Bürger einer Demokratie davon überzeugt, daß von den
die Augen. Massenmedien und gar von offiziellen Stellen verbreitete Informatio-
Bevor der Text beginnt, sind sechs ganze Seiten mit Reklamen für nen der Wahrheit entsprechen. In Wirklichkeit ist das eine schlimme
Markenheilmittel der chemischen Industrie und Kosmetikartikel Täuschung.
gefüllt, wobei die werbewirksamste erste Seite dem angeblichen Ähnlich wie bei der New York Times, bei Readers Digest und allen
Schnupfenbekämpfungsmittel Comtrex gewidmet ist, das die Bristol- anderen einflußreichen Publikationen, die sich weigern, Gegendar-
Myers Co., eine von RockefeIlers Arzneimittelfirmen, herstellt. Die stellungen zu irreführenden Behauptungen der Großmacht Medizin
siebte Seite wirbt für einen Farbentrockner, und erst dann kommt der zu bringen, geht man auch in den meisten anderen Ländern vor.
erste Artikel- zwei Seiten mit der Überschrift "Nachrichten aus der In der Cape Times vom 28. Juni 1977 fordert Dr. Christiaan
Welt der Medizin", in dem die Gilde der Forscher und "neue" Barnard die Tierversuchsgegner heraus, ihm zu zeigen, wie die
Medikamente oder Therapien angepriesen werden. medizinische Wissenschaft in der Vergangenheit Fortschritte ohne
Siebenundzwanzig weitere Seiten ausschließlich mit Anzeigen für Tierversuche erzielt haben sollte, oder wie man erwarten könnte, daß
Erzeugnisse der chemischen Industrie, (dazwischen einige petro- und sie es in Zukunft täte. SAAAPEA, die südafrikanische Antivivisek-
agrochemische Produkte, aber meistens Arzneien und Kosmetika) tionsliga, beantwortete die Frage, aber die Cape Times, die Barnard
füllen fast den ganzen Anzeigenraum dieser Ausgabe. Die wenigen selbstverständlich nicht zensiert hatte, strich ebenso selbstverständ-
kleineren Reklamen für Produkte, die nichts mit der Chemie zu tun lich alle markantesten Stellen der Erwiderung, obwohl er sie angefor-
haben, sind ans Ende des Magazins verbannt. dert hatte.
Eine Seite am Anfang der Zeitschrift wurde schließlich noch für Alle europäischen Establishment Zeitungen verfahren nicht
das andere Hobby und erfolgreiche Sprachrohr des Ministeriums für anders. Am 29. Juli 1977 veröffentlichte die Pariser Tageszeitung Le
Propaganda und Irreführung reserviert - die Encyclopaedia Britan- Figaro einen Artikel, dessen Titel bereits die Tendenz ansagte:
nica. Sie hat in den letzten Jahren, daß heißt, seit sie in den Besitz Entweder das Meerschweinchen oder der Mensch". Von einem
des Hauses RockefeIler übergegangen ist, ihre der Medizin ge- Professor J. P. Cachera gezeichnet, war es eine wahre Hymne auf die
widmeten Spalten gründlich revidiert. Sie behauptet zum Beispiel, Tierversuche und enthielt alle längst widerlegten Klischees der
daß "synthetische Vitamine den natürlichen genau gleichwertig Befürworter. Die Menschheit - der Schluß lag nach der Lektüre nahe
sind." - ist nur durch Tierversuche gerettet worden. Und die schlimmsten
Fehlschläge der modernen Medizin wurden geradewegs in durch-
DER KAUF DER ÖFFENTLICHEN MEINUNG
schlagende Erfolge umgedeutet.
Die Redaktion wurde von Protestschreiben überschwemmt, veröf-
Propaganda durch systematische und sorgfältig geplante falsche fentlichte aber nur zwei davon, beide arg verstümmelt. Das eine vom
Angaben und das Verdrehen oder Unterdrücken von Information Präsidenten der französischen Antivivisektionsliga, der zugleich
durch die Massenmedien ist in unseren sogenannten Demokratien, Gründer (seit 1953) und Vorsitzender der Weltkoalition für die
wo sie den meisten Menschen entgehen, eine viel traurigere Erschei- Abschaffung der Tierversuche war, Jean Duranton de Magny, das
nung als in einer Diktatur, in der die Medien gar keine freie Mei- andere kam von meiner Wenigkeit. Obwohl ich mich bemüht hatte,
206 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 207
die Antwort besonders kurz und prägnant zu gestalten, um den Führer der französischen und weltweiten Antivivisektionsbewegung
üblichen Streichungen möglichst vorzubeugen, waren widerum die hätte berücksichtigt werden sollen, hatte von den Organisatoren des
ausschlaggebendsten Stellen herausgestrichen worden; darunter Programms mehrmals die Teilnahme von Hans Ruesch gefordert,
bezeichnenderweise das Angebot, auf Wunsch jedem Figaro-Leser mit der Bemerkung, daß ein Streitgespräch ohne ihn sinnlos wäre.
kostenlos eine Kopie des ersten auf französisch erschienenen techni- Grund genug, um Hans Ruesch auszuschließen.
schen Rapports des CIVIS zukommen zu lassen, der unter anderen
wichtigen Informationen auch die belegten Äußerungen von 150
medizinischen Kapazitäten aus aller Welt wiedergab, die die Tierver-
suche als wissenschaftlichen Irrtum nachgewiesen oder verurteilt
hatten.
Die führenden Zeitungen anderer europäischer Länder haben sich
bisher in der Regel nicht anders verhalten, gleichen also in dieser
Hinsicht den amerikanischen. Doch nirgends ist das stille Einver-
ständnis zwischen der Regierung und dem Che-Me-Vi-Kombinat so
eindeutig wie in den Ländern, in denen der einflußreichste Propa-
gandaapparat, das Fernsehen, Monopol des Staates ist, wie in der
Schweiz, Frankreich und Deutschland, oder größtenteils vom Staat
kontrolliert wird wie in Italien. Bei den ausgestrahlten Pseudodebat-
ten über die Vivisektion wurde nicht nur an der Moderation herum-
gepfuscht, sondern sie wurde schlechthin gefälscht.
In Frankreich fand im April 1981 im zweiten Programm eine
Fernsehdiskussion über Tierversuche statt, die ein noch nie dagewe-
senes Aufsehen über dieses Thema erregte. Aber gerade die Exper-
ten, die den eingeladenen "Wissenschaftlern" hätten wirkungsvoll
entgegentreten können, waren von der Diskussion ausgeschlossen
worden. Dagegen kamen solche "Fachleute" wie Brigitte Bardot auf
der Seite der Tierversuchsgegner zu Wort, der früher genannte Remy
Chauvin, der nicht nur kein Tierversuchsgegner ist, sondern selbst
solche Versuche ausführt, und ein homöopathischer Arzt, Dr. Jac-
ques Kalmar, der zwar Vizepräsident der Weltkoalition gegen Tier-
versuche war, aber nicht einmal über die Contergan-Tragödie
Bescheid wußte, oder es nicht wissen wollte, und durch hartnäckiges
Schweigen den Befürwortern der Tierversuche erlaubte, alle her-
kömmlichen Unwahrheiten vor den sechzehn Millionen Fernsehzu-
schauern unbestritten auszubreiten.
Monsieur Jean Duranton de Magny, dessen Meinung als offizieller
209
SECHSTER TEIL
KALEIDOSKOP
*
Die Wissenschaft, die versprach, die Menschheit vom Aberglauben zu
befreien, verwandelte sich selbst in den dünkelhaftesten und blutigsten
Aberglauben der Geschichte. Es ist durchaus möglich, daß sich dies als
die Tragödie der modernen Zivilisation erweisen wird. Die Wissenschaft,
einst die glänzendste Form der Vernunft, ist als Gottheit wiedergeboren
worden. Sowohl dem einfachen Volk (den Laien) wie auch den Wissen-
schaftlern (den Priestern), wurde von höheren Sphären herab mitgeteilt,
daß die Wissenschaft dies behauptet und jenes fordert. Sie war jedoch ein
mechanischer Gott ... Andere Götter haben von ihren Priestern verlangt,
daß sie sich kastrieren. Nur die heutige Wissenschaft verlangt von ihnen,
daß sie sich jedes menschliche Mitgefühl amputieren. (Brigid Brophy in
The Listener, 1969)
*
Die Lebenserwartung hat sich keineswegs erhöht. Alte Leute neigen
immer mehr dazu, krank zu werden. Ganz gleich, wieviele Medikamente
sie nehmen und wie sorgfältig sie gepflegt werden, die bei 65 Jahren
210 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 211
liegende Lebenserwartung ist im letzten Jahrhundert praktisch unverän- wie zum Beispiel schon vor ihrer Geburt Behandlung der Mutter,
dert geblieben. Die Medizin kann nicht viel tun gegen Leiden, die mit gefolgt von Impfungen, Bestrahlungen und Verabreichung von syn-
dem Alter verbunden sind und noch viel weniger gegen den Alterungs- thetischen Vitaminen und anderen Chemikalien an das Kind, sobald
prozeß selbst. Sie ist nicht in der Lage, Herzgefäßerkrankungen zu es geboren ist. Die Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation
heilen, ebenso nicht die meisten Krebsarten, Arthritis, fortgeschrittene kam auf 11Millionen Behinderte in Europa, 6 Millionen in Nordame-
Zirrhose oder auch nur einen gewöhnlichen Schnupfen. Man kann wohl rika, 13 Millionen in Lateinamerika, 18 Millionen in Afrika und 88
die Schmerzen, unter denen ältere Leute leiden müssen, manchmal Millionen in Asien.
lindern. Doch leider führt die Behandlung der Alten, wenn sie ärztliches
Eingreifen erfordert, nicht nur dazu, daß sich ihre Leiden schlußendlich
verschlimmern, sondern, wenn sie erfolgreich ist, auch dazu, sie zu *
verlängern. (Ivan Illich in Medical Nemesis, Calder & Boyars, London Die Verordnung und der Konsum von Psychopharmaka hat solche
1975, S. 45.) Ausmaße angenommen, daß strafrechtliche Gesichtspunkte nicht über-
gangen werden können. Der Jurist Emil Komo kommt in seinem Buch
Die IKS wird selbst zu einer Art Krebsgeschwulst in unserem Staate. Es salbe keine der bekannten schädlichen Nebenwirkungen habe, das Wort
vergeht kaum eine Woche, in der dieses seltsame Gebilde im negativen ,LESS' aber auf deutsch ,weniger' heiße, sei dieses Rheumamittel der
Sinne nicht Schlagzeilen macht. Ihr Direktor, Dr. Peter Fischer, wurde IKS, dem Gesundheitsdirektor Wiederkehr in Zürich und den Bundes-
als .Beamten-Spitzel' öffentlich entlarvt. Trotz erwiesener Verletzung richtern ein Dorn im Auge. Derweil sollen die tödlichen Konkurrenzprä-
des Amtsgeheimnisses sitzt er immer noch auf seinem Stuhl als öffentliche parate Butazolidin und Tanderil weiter mit dem Segen dieser Filzokratie
Schande unseres Staates. Seine Vorgesetzten im Vorstand der IKS sind dem Patienten angedreht werden ...
entweder Politiker oder andere ,graue Eminenzen', die von Pharmazie Es muß gefragt werden, warum die IKS noch solch horrende Spesen
und Medizin nichts verstehen. Sie verlassen sich auf Gedeih und Verder- macht, welche alle auf die Medikamente abgewälzt werden müssen, wenn
ben auf ihre ,quasi Untergebenen', die unbekannten Mitglieder des sie doch bloß der verlängerte Arm der Basler Großehernie und das Hobby
Gutachtengremiums der IKS. Diese Mitglieder wiederum sind mehrheit- von Politikern ist ...
lich Angestellte, Delegierte der Basler Großchemie oder andere von ihr
abhängige Apotheker und Mediziner.
Weil die IKS von der Basler Großchemie beherrscht ist, entscheidet *
auch diese, was bei der IKS von ihrer Konkurrenz begutachtet und Nackte Herrseherin berichtete bereits, daß Penicillin, durch Zufall
zugelassen wird. Daß da fremde Medikamente ausspioniert, kopiert oder und ohne Tierversuche entdeckt, auf Meerschweinchen, einem der
torpediert werden, also das Amtsgeheimnis mit Füßen getreten wird, ist gebräuchlichsten Versuchstiere, tödlich wirkt. Inzwischen kamen
sattsam bekannt. Daß eigene Präparate, auch wenn Tausende von Patien- dank Clinical Pharmacology & Therapeutics, Band 7, einige auf-
ten hiermit ins Jenseits spediert werden, nicht verboten werden, kann schlußreiche Einzelheiten zutage:
jedermann in den Tageszeitungen lesen. ,11 000 Menschen an Nebenwir-
kungen von Butazolidin und Tanderil, von Rheumamitteln der Ciba- ... Fleming machte sich Sorgen, daß das Penicillin durch Blutverflüssi-
Geigy, gestorben', steht da wiederum zu lesen (NZZ Nr. 5 vom 7.18.1.84). gung deaktiviert werden könnte, und seine schlimmsten Befürchtungen
Der Grund dafür ist einfach. Die IKS-Gutachter aus Basel schaden doch schienen sich zu bestätigen, als er Kaninchen eine Probe injizierte. Das
ihrem eigenen Brötligeber nicht. Man übt sich in öffentlicher Selbstver- Ergebnis entmutigte Fleming derartig, daß er das Interesse am Penicillin
leugnung. Man prangert ausländische Ärzte an, die sich für ihre Patienten verlor, und es nur noch bei oberflächlichen Infektionen anwandte.
wehren. Was man nach Gesetz und Vorschrift zu publizieren hätte, Später gruben die Oxforder Wissenschaftler Florey und Chain das
erklärt und schubladisiert man als sogenannte .Geheirnstudie' , daß die Penicillin wieder aus und fanden heraus, daß es infizierte Mäuse heilte.
Öffentlichkeit ja nichts davon erfahre. Kommt dieses korrupte Gebaren Aber ihr Programm klärte uns nicht darüber auf, daß die Wahl der
dennoch an die Öffentlichkeit, so nennt man das schlicht .illegal'. Species wiederum ein "Glücksfall" war. Wenn nämlich für die Tests wie
Sitzt man mit den eigenen Rheumamitteln in der Patsche, so versucht üblich Meerschweinchen benutzt worden wären (alle Meerschweinchen
man selbstverständlich, den Erfolg der Konkurrenz zu schmälern. Im im Labor von Florey und Chain waren schon tot, als mit den Versuchen
Verein mit dem Gesundheitsdirektor des Kantons Zürich, Regierungsrat begonnen wurde - H.R.), würde man wahrscheinlich vom Penicillin
Wiederkehr (CVP) , und dem Bundesgericht streicht man auch die im endgültig abgekommen sein, denn es ist für die Meerschweinchen, deren
Markenregister beim Eidgenössischen Amt für geistiges Eigentum einge- man sich für gewöhnlich bedient, schon in geringen Dosen tödlich.
tragene Schutzmarke LESS. Diese Marke steht für ein beliebtes und in Selbst an diesem Punkt war die Glückssträhne noch nicht zu Ende.
jeder Beziehung unschädliches Rheumamittel und bedeutet auf deutsch Fleming wollte, um einen schwerkranken Patienten zu retten, das Penicil-
.weniger'. Man höre und staune. Nur weil eine bewährte LESS-Rheuma- lin in seine Wirbelsäule injizieren, obwohl die Folgen eines solchen
214 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 215
Vorgehens unbekannt waren. Florey versuchte es mit einer Katze, aber Die frühere Gesundheitsministerin der Bundesrepublik Deutsch-
man hatte keine Zeit mehr, auf das Ergebnis zu warten, wenn Fleming's land, Frau Antje Huber, zeigte eine ähnliche Reaktion, als sie am 25.
Patient noch eine Überlebenschance haben sollte. Daher wagte man Juni 1981 bei einer Anhörung im Bonner Bundestag schroff
Fleming's Injektion, und der Patient genas, wogegen Florey's Katze behauptete, daß man auf Tierversuche nicht verzichten könnte und
starb. Leider hat man aus solchen Erfahrungen immer noch nichts daß selbst eine teilweise Abschaffung, zum Beispiel in der Kosmetik,
gelernt. oder die des grausamen und irreführenden LD-50 Tests außer Frage
stünde. (Unterdessen scheffelte die Gattin des ehemaligen Bundes-
präsidenten, Mildred Scheel, Millionen Deutsche Mark für ihre
* .Krebshilfe" , die sich finanziell als ebenso erfolgreich erwies wie die
entsprechenden Bettelaktionen in Amerika, England, Frankreich
Am 23. April 1981 unterschrieben dreißig britische Persönlichkei-
ten, Ärzte, Wissenschaftler, Schriftsteller und Künstler eine Bitt- und Italien, und medizinisch genauso erfolglos.)
schrift, die an Premierministerin M. Thatcher gerichtet war und in Antje Huber verließ, andere Verpflichtungen vorschützend, nach
der sie darum ersuchten, daß ein Teil der jährlichen Ausgaben für die zwanzig Minuten den Sitzungssaal und überließ einer Vertreterin aus
medizinische Forschung für den bestimmten Zweck bereitgestellt ihrem Ministerium das Feld. Diese erklärte, daß eine Reduktion der
werden sollte, Techniken zu entwickeln, die den Gebrauch von Tierversuche schon deshalb schwer zu verwirklichen sei, weil das
lebenden Tieren in der Forschung ersetzen könnten. Ministerium das Ausmaß der Tierversuche gar nicht kenne. "Zum
Wie bei früheren Gelegenheiten antwortete Margaret Thatcher in Beispiel wissen wir nicht, was in unseren Universitäten vorgeht",
einem Brief aus der Downing Street vom 14. Mai 1981 mit kühler sagte sie. Als man sie fragte, warum das Ministerium nicht wenigstens
Ablehnung und entschiedenem Nein: die eindeutig irreführenden LD-50 Tests verbiete, antwortete sie:
"Weil die Bundesrepublik in diesem Fall ihre Medikamente nicht
"Ich fürchte, daß die Regierung keine Subventionen zur Verfügung ausführen könnte" .
stellen kann, um die Entwicklung von Alternativen zum Gebrauch leben- Zweifellos hatte die Dame das veraltete amerikanische Delaney
der Tiere in der biomedizinischen Forschung besonders zu unterstützen. Gesetz im Sinn, das solche Tests zur Pflicht macht und deshalb für die
Der Rat für Medizinische Forschung (Medical Research Council) ist der Mehrzahl der pharmazeutischen Unglücksfälle auf der ganzen Welt
Ansicht, daß spezifische Forschungsprojekte für Alternativmethoden am verantwortlich ist. Auf diese Weise demonstrierte die Parlamentarie-
besten von den Wissenschaftlern selbst im Verlauf ihrer eigenen For- rin auch, in welchem Grade Thatcher, Huber und andere Politiker in
schungsprogramme entwickelt werden können ... " den Industrieländern in die Interessen des Arzneimittelkartells ver-
strickt sind.
Muß man noch betonen, daß der Rat für Medizinische Forschung
aus Tierexperimentatoren zusammengesetzt ist? Was Margaret That-
eher anbetrifft, von der man weiß, daß sie eine "wissenschaftliche" *
Ausbildung genossen und bei vielen Gelegenheiten ihre Sympathie Aus einem Artikel un Globe, Rouses Point, New York, vom
für Tierversuche bezeugt hatte, ist sie nicht über den Verdacht 27. Mai 1980:
erhaben, daß sie sich früher selbst an Tierversuchen beteiligte. Es
gibt ja auch keinen Grund, warum jemand, der solche Versuche Ein Psychologe, der auf einer amerikanischen Luftwaffenbasis auf dem
gutheißt, sich weigern sollte, auch daran teilzunehmen. Gebiet der Kriegsforschung an besonderen chemischen und Laser-Pro-
216 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 217
grammen mitarbeitete, hat dem Globe enthüllt, daß dabei Rhesusaffen Aus einem Artikel der Londoner Tageszeitung STAR vom 24. Sep-
durch Laser-Todesstrahlen und Schockgeneratoren blind gemacht und tember 1979:
erbarmungslos gefoltert werden. Einige Rhesusaffen traumatisierten die
Experimente, die auf der Brooks Luftwaffenbasis in San Antonio, Texas, Hunderte von Affen, die für ein Versuchszentrum bestimmt waren,
durchgeführt werden, derart, daß sie selbstmörderische Kannibalen wur- schrieen so laut in ihrer drangvollen Enge und Todesangst, daß ihre
den. Sie gingen soweit, sich Fleischfetzen aus den Armen zu beißen, so Kehlen anschwollen und sie am Atmen hinderten. Von 625 in Indonesien
behauptet der Psychologe Donald Barnes in seinem Exklusivinterview verfrachteten Tieren überlebten nur 140 den Schreckensflug nach
mit dem Globe. Schweden ...
Barnes, der an der Ohio State Universität promovierte, sechzehn Jahre
wissenschaftliche Forschung auf der Brooks Luftwaffenbasis hinter sich Anmerkungen von Dick van Hoorn, der der Verschickung auf dem
hatte und einen makellosen Ruf genoß, sagte, daß er im Januar entlassen Amsterdamer Flughafen beiwohnte:
worden sei, nachdem er gedroht hatte, über die Folterung der Affen
auszupacken. Am 8.September wurde eine Fracht von mehreren hundert Affen
Der Sprecher der Luftwaffe, Salvatore Giammo, erklärte, daß erst am (Java-Makaken) aus Djakarta, Indonesien, die weiter nach Stockholm in
15. März 1979 ein Untersuchungsbeamter der American Association for Schweden versandt werden sollten, mehrere Stunden auf dem Amsterda-
the Accreditation ofLaboratory Animals (Amerikanische Kontrollkom- mer Flugplatz im Transit aufgehalten. Ein Kontrolleur gab Anweisung,
mission) die Unterbringung überprüft und keine Verstöße festgestellt daß zwei Käfige geöffnet würden. In dem einen Käfig befanden sich 15
hätte. Makaken, fast alle verletzt, und im anderen Käfig 11, davon 7 tot. Sie
Dennoch behauptet Barnes, die Affen seien erstickt, weil sie metallene waren offensichtlich an Mangel an frischer Luft gestorben, ihre Augen
Halsringe trugen, die zu eng waren. .Ich sah auch Affen, die in ihrer quollen aus den Höhlen, und sie hatten sich die eigene Zunge abgebissen.
Verzweiflung versuchten, sich unter den Stäben hervorzuwinden, die Der Kontrolleur inspizierte die anderen Käfige mit einer Lampe und ent-
über ihrer Brust lagen und sie in ihren Sitzen festhielten. Sie scheuerten deckte noch mehr tote und verletzte Affen ...
so heftig an dem Metallgitter, daß es Wunden in ihren Unterleib
schnitt.'
Barnes erklärte: .Da die Plattform, auf der sie festgeschnallt waren, *
kippte und schwankte, brachten wir den Affen bei, den Kontrollhebel zu Aus den stets zuverlässigen Berichten von Dr. Shirley McGreal,
bedienen und so die Plattform geradezurichten. Das lehrten wir sie, Leiterin der Internationalen Schutzliga für Primaten in Summerville,
indem wir Metallplatten an ihren Fußsohlen befestigten und dann einen N.C., USA:
elektrischen Schlag durch die Tiere hindurchjagten, wenn sie es nicht
richtig oder zu langsam machten. Auch die, die nicht sofort begriffen, Indien hat den Export von Affen im Jahre 1977 verboten; es prote-
bestraften wir mit einem plötzlichen Elektroschock. So werden die Tiere stierte gegen ihren Gebrauch in Bestrahlungsexperimenten und hat die
pausenlos geschockt, manchmal hunderte von Malen am Tag. Und die Ausfuhren nicht wieder aufgenommen, obwohl die USA und die Weltge-
Experimente, die wir ausführten, waren zum größten Teil völlig wertlos. sundheitsorganisation schweren Druck ausübten, und inzwischen ein
Man hatte alle schon früher gemacht. ' Regierungswechsel in Indien stattgefunden hat.
Im Januar 1979 kündigte Bangladesch eine Vereinbarung, die einem
tieren. Nach dem Wall Street Journal vom 28. März 1981 hat die amerika- die Indien immer vertreten hat. Deshalb wollen wir kein Tier Quäle-
nische Botschaft in Dacca daraufhin ihren ganzen Einfluß auf die Regie- reien ausliefern und deshalb weigern wir uns, Affen zu exportieren.
rung von Bangladesch geltend gemacht, und ging soweit, mit dem Die Forschung ist nicht der einzige Weg zum Wohlergehen. Mensch-
Abbruch der Hilfsaktionen zu drohen, wenn das Land den Export der liches Wohlbefinden oder Gesundheit wird viel eher durch die Befol-
Affen nicht wieder zuließe. Das Journal berichtet auch über Gerüchte, gung natürlicher Gesetze herbeigeführt. Dafür braucht man keine
daß der amerikanische Händler, dessen Vertrag gekündigt worden war, Medikamente. Ich habe seit vielen, vielen Jahren keine mehr genom-
Beamte der Botschaft bestochen habe, um die Wiederaufnahme des men und tue es auch noch heute nicht."
Handels zu erzwingen.
* verantwortlich ist.
Als den Kaninchen im britischen Huntington Forschungszentrum
Morarji Desai, der trotz der großen Devisenknappheit seines Shampoo in die Augen gerieben wurde, waren die Schmerzen so
Landes als erster ein Exportverbot für Rhesusaffen ausgesprochen groß, daß einige der gewöhnlich schweigsamen Tiere vor Schmerz
hatte, als er indischer Premierminister war, verblüffte die amerikani- schrien. (Firmen, die zugeben, solche Tests durchzuführen, sind u.a.:
schen Zeitungsleute im Presseclub in New York am 21. Juni 1978 mit Revlon, Wella, Elizabeth Arden, Faberge, Gillette, Coty, Germaine
einer eindringlichen Lektion in Humanität, Ethik und Medizin. Monteil, Helena Rubinstein, Johnson & Johnson). Yardley behaup-
tet, den Gebrauch von Tieren vor einigen Jahren aufgegeben zu
Frage: "Herr Premierminister, wenn man die tiefe Teilnahme haben.
bedenkt, die Sie den Nöten der Menschen entgegenbringen, wie Als Beagles, die man in den üblichen irreführenden Toxitätstests
kommt es dann, daß Sie sich gegen den Export von Rhesusaffen für zwangsgefüttert hatte, nach Tagen qualvoll starben, stellte man fest,
die Forschung aussprechen?" daß ihr Blut eine schokoladenbraune Farbe angenommen hatte.
Tiere verschiedener Arten wurden in Zwangsjacken oder schrau-
Antwort: "Wenn wir wirklich Menschen sind, sollten wir keinem benähnlichen Vorrichtungen immobilisiert, bis sie gelähmt waren
lebenden Wesen Grausamkeiten zufügen. Das ist eine Philosophie, oder den Verstand verloren.
220 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 221
Bewegungsunfähig in ein Gestell eingeklemmt, verabreichte man Äffinnen, die, auf eine "Vergewaltigungsbank" geschnallt, befruch-
Affen bis zu dreiundzwanzig Tage lang in regelmäßigen Abständen tet wurden, woraufhin sie später ihre eigenen Babys mißhandelten,
Elektroschocks, bis der letzte von ihnen an Magengeschwüren deren Gesichter auf den Boden schlugen, sie in Stücke rissen und ihre
gestorben war. Schädel mit den Zähnen zerbrachen. Das alles sollte demonstrieren,
In die Wurzelkanäle von Hundezähnen bohrte man Löcher, um zu daß mißhandelte Menschenkinder später auch ihre eigenen Kinder
beobachten, wie die Tiere beim Fressen mit den Schmerzen fertig- mißhandeln. Und dann wiederholen die Sadisten ihre Experimente.
werden würden. Wie üblich unter dem Vorwand, Schmerzen und Leid zu verhindern,
Jungen Kätzchen wurden die Augen zugenäht, um festzustellen, werden neue Wege, Schmerzen und Leid zuzufügen, in noch nie
wie sie auf eine ständig dunkle Umwelt reagieren würden. Dieses dagewesenem Ausmaß von offensichtlich Geistesgestörten erson-
Experiment, das man vorher schon in vielen anderen Ländern durch- nen. Und sie werden von Gesetzgebern geschützt, die offenbar
geführt hatte, wurde endlos wiederholt, auch in der Schweiz. unfähig sind, eine zivilisierte Gesetzgebung zu schaffen.
Ratten warf man in einen Wassertank, um herauszufinden, wie
lange es dauern würde, bis sie ertranken. Einige gaben sofort auf und
ließen sich aus "Hoffnungslosigkeit" untersinken, andere schwam- *
men bis zu sechzig Stunden, bevor sie aufgaben. Colin Blakemore, Forscher in Cambridge, fuhr mit den Experi-
In Noble-Collip Trommeln wurden Tiere herumgewirbelt, um die menten fort, die in Nackte Herrseherin schon beschrieben wurden.
Wirkung der Schlaflosigkeit zu studieren. Einige hielten es dreißig Das heißt er verdrehte, zusammen mit anderen Wissenschaftlern,
Tage a~s, in den Trommeln hin- und hergeschleudert zu werden, eines der Augen eines Katers mit Namen Albert um 102 Grad und
bevor sie starben. eines der Augen der Katze Victoria um 77 Grad. Die Operation
wurde ausgeführt, als die kleinen Katzen zwölf Tage alt waren.
VERGEWALTIGUNGSBANK Danach wurden sie achtzehn Stunden täglich in einem beleuchteten
Raum gehalten. Nach neun Monaten machte man einen zehnmonati-
Während die Weltpresse im allgemeinen nur selten bereit ist, die gen "Verhaltenstest" mit ihnen. Es wird berichtet, "daß sie imstande
Wahrheit über die Tierversuche zu enthüllen, hat wenigstens eine waren, die Berührung mit Gegenständen zu vermeiden, wenn sie sich
kanadische Zeitung, die Toronto Sun, 'das Thema in den letzten zwischen aufgebauten Hindernissen hindurchbewegten" , wobei sie
Jahren wiederholt und tatkräftig angepackt. Ein Artikel von Peter nur das verdrehte Auge benutzten. (Experimental Brain Research,
Worthington berichtete: Band 25, 1976)
In der Schweiz werden Blakemores Experimente im Anatomi-
Die am strengsten 'gehüteten Geheimnisse in Kanada und Amerika schen Institut der Lausanner Universität laufend nachgeahmt. Eine
sind nicht die Geschäfte mit Spionen, die Aktienkurse oder Schutzob- Reportage darüber erschien in der Tribune de Lausanne vom 5. Ok-
jekte wie Swimming-pools von Premierministern, sondern das, was in den tober 1981, kurz nach dem Erscheinen der französischen Ausgabe
Universitäts-Laboratorien und in den Versuchsanstalten bei der Tierfor- von Nackte Herrseherin (Ces betes qu'on torture inutilement}. Es
schung vor sich geht. stellte sich heraus, daß ausländische Forscher diese Experimente dort
durchführen durften, nachdem sie in ihren eigenen Ländern dazu
Worthington berichtete von Hunden, die in Trommeln zu Tode keine Erlaubnis erhalten hatten, weil die Experimente als allzudumm
geschleudert wurden, von Eisbären, die man mit Rohöl fütterte, von und grausam angesehen wurden. Nicht aber in der Schweiz. Die
222 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 223
Reportage entrüstete die Öffentlichkeit derart, daß die Experimente die der Todesfälle infolge Krebs von 68 Menschen je 100000 auf 170.
von Amts wegen eingestellt wurden, wie die Zeitungen mit großer Im Jahre 1900 starben in Amerika 12.2 Personen von 100000 an
Fanfare berichteten. Es handelte sich wie immer um eine Täuschung, Diabetes; doch fast ein Dreivierteljahrhundert später, eine Zeit, in
denn die Experimente wurden kurze Zeit darauf im Stillen wieder- der man bei einer ständig wachsenden Zahl von Experimenten
aufgenommen, und sie werden zugegebenermaßen heute noch Millionen von Hunden die Bauchspeicheldrüse entfernte oder ver-
durchgeführt. stümmelte, waren die Todesfälle auf 18.5 von 100000, das heißt um
52%, gestiegen. Ein großer Fortschritt!
Eine neue amerikanische Studie wendet sich gegen die Behauptung, Während rund 400 Millionen Menschen jedes Jahr an Unterernäh-
die man seit fünfunddreißig Jahren aufrechterhält, nämlich daß Frauen rung sterben und Ärzte in der ganzen Welt sich d~~it bereichern, daß
keinen Brustkrebs bekommen, wenn sie regelmäßig Östrogen-Tabletten sie gesunde Feten zerstückeln, gibt es andere Arzte, die um Geld
einnehmen ... Der Bericht weist darauf hin, daß solche Medikamente die betteln, um damit die Produktion von Reagenzbabies zu finanzieren.
Krankheit im Gegenteil hervorrufen können ... Die Ärzte haben nur in
Amerika schätzungsweise 5-6 Millionen Frauen mittleren Alters Östro-
gen verschrieben. (International Herald Tribune, 17-8-1976). *
Wie die Province von Vancouver am 22. Juni 1980 berichtete,
* braucht man mit einer Methode, die Dr. Hans Stitch am British
Columbia Krebsforschungszentrum benutzt, um Chemikalien auf
Aus "U nser Krankes Gesundheitssystem ", ein Artikel in The kanzerogene Eigenschaften zu prüfen, nur eine Woche und $ 600 pro
Progressive vom Januar 1977: chemische Zusammensetzung, anstatt daß die Untersuchung wie
üblich drei Jahre dauert und $ 200000 kostet, weil sie Tierversuche
... Die Leistung des amerikanischen Gesundheitswesen im vergange- erfordert. Doch für die Mehrheit der heutigen Forscher, die in den
nen Jahr gibt Anlaß zur Sorge - nicht nur was das Schweinegrippe- Tierlaboratorien erzogen wurden, ist der Tierversuch zum Selbst-
Programm betrifft. Als dieses Programm im September verwirklicht zweck geworden. Außerdem erfordert der Gebrauch von verläßli-
wurde, stellte ein Bericht eines Sonderausschusses der FDA fest daß chen, wissenschaftlichen Methoden eine gewisse Ausbildung und
obwohl es kein Mittel gibt, das den gewöhnlichen Schnupfen heil~ ode; wenigstens durchschnittliche Intelligenz, wohingegen jeder Dumm-
verhindert, die Pharma-Produzenten aber dennoch 35000 verschiedene kopf imstande ist, lebende Tiere zu vergiften oder zu zerschneiden
Präparate gegen Erkältungen in den Handel bringen, wofür die Verbrau- und dann zu berichten, was er sieht. Dies alles ohne jemals zu einer
cher $ 350 Millionen jährlich auf den Tisch legen ... nützlichen Schlußfolgerung zu kommen.
Prioritäten müssen hinter dem Streben nach Profit zurückstehen. Die
*
Pharmakonzerne setzten die Produktion des Impfstoffes gegen die
Schweinegrippe erst dann ein, als ihnen garantiert wurde, daß man sie
gegen mögliche Schadenersatzklagen absichern würde. Trotz der Schlagzeilen, die die sinnlosen Scheußlichkeiten in den
Tierlabors in den letzten Jahren machten, haben weder die katholi-
(Das bedeutet, daß die Hersteller durchaus mit den unerwünsch- sche noch eine der protestantischen oder andere Kirchen der westli-
ten Nebenwirkungen rechneten, die dann auch pünktlich eintraten: chen Welt ihre Stimme gegen die Vivisektion erhoben. Ja, einige
sie lähmten oder töteten eine beträchtliche Anzahl Menschen wor- ihrer Führer haben sogar die abartigen Praktiken oft ausdrücklich
aufhin die amerikanische Regierung erfolgreich verklagt wurde und gutgeheißen mit der Begründung, daß "zuerst der Mensch kommt".
den Geschädigten oder ihren Familien gewaltige Summen als Scha- Es bekennen sich eben alle jüdisch-christlichen Institutionen lediglich
denersatz zahlen mußte.) in Worten dazu, Kirchen der Armen und Unterdrückten zu sein,
wobei sie in Wirklichkeit Kirchen der Reichen und Mächtigen sind.
* (Siehe auch das Kapitel "Religion " in Nackte Herrscherin.) In Wirk-
lichkeit versündigen sich die grausamen Tierversuche schwer gegen
die Grundprinzipien der Christenheit - Demut, Uneigennützigkeit
226 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 227
und Barmherzigkeit. Damit erklärt es sich wohl, daß die Jugend sich EIN GEFALLENER ENGEL
immer mehr von den institutionalisierten Glaubensbekenntnissen
des Westen ab- und östlichen Religionen zuwendet, besonders dem Als vor einigen Jahren die Lautsprecher im Maracanä Stadion von
Buddhismus, der Mitgefühl gegenüber allen Geschöpfen lehrt und Rio de Janeiro den Namen des ausländischen Besuchers verkünde-
davor warnt, daß "alles Böse, was der Mensch der Kreatur, unserer ten, der es mit seiner Gegenwart beehrte, brachen 135000 Fußball-
Erde oder anderen Menschen antut, auf die ganze Menschheit fans in einen so stürmischen Applaus aus, als ob ihre Mannschaft eine
zurückfallen wird". halbe Minute vor Schluß das Siegestor geschossen hätte. Sie konnten
nicht ahnen, daß sie dem Vater des größten medizinischen Fehl-
Inzwischen scheinen immer mehr ehrliche Ärzte die Realität zu schlags seit Professor Serge Voronoff zujubelten; dieser hatte in den
erkennen und sich dabei sehr unwohl zu fühlen. So zum Beispiel der Zwanzigerjahren verkündet, er könne frustierten senilen Großpapas
amerikanische Arzt Keith Alan Lasko, der unlängst in The Great ihre jugendliche Potenz durch das Einpflanzen von Schimpansendrü-
Billion Dollar Medical Swindle geschrieben hat: sen zurückgeben.
Die Fußballfans von Rio applaudierten Dr. Christiaan Barnard,
Wenn die Patienten wüßten, daß eine einzige Kapsel Chloromycetin dem Herz-Jongleur aus Kapstadt, der 1967 auf der ganzen Welt von
eine nicht mehr rückgängig zu machende Zerstörung ihres Knochen- leichtgläubigen Millionen als der Neue Retter der Menschheit beju-
marks oder Leukämie verursachen kann, glauben Sie, daß sie diese belt worden war. Damals sah es so aus, als hätte er den alten Traum
Arznei dann einnehmen würden? Dennoch steigt der Absatz von Chloro- vom ewigen Leben in greifbare Nähe gerückt, weil er verbrauchte
mycetin ständig. Im Jahre 1976 schrieben die Ärzte eine halbe Million Herzen - und später vermutlich auch alle anderen Organe - durch
Rezepte für dieses Mittel aus. Ich erinnere mich an ein Kind, das an frische, lebensfähige ersetzen konnte.
aplastischer Anämie starb, nachdem ein Arzt ihm Chloromycetin gegen Viele andere Chirurgen haben inzwischen solche Transplantatio-
einen Schnupfen verordnet hatte. (Gegen einen Schnupfen!) Die Eltern nen durchgeführt, sie dann aber aufgegeben und als den Wahnsinn
weinten, das Kind blutete. Ich wurde von mehreren Kollegen gewarnt, verurteilt, als den sie sie erkannt hatten, wie zum Beispiel Amerikas
daß ich mit schweren Folgen rechnen müßte, wenn ich den Eltern sagte, Nr. 1 der Herzchirurgie, Dr. Michael DeBakey. Andere Chirurgen
daß ihr liebes Kind sterben würde, weil ein gedankenloser Arzt ein mit tieferem Verständnis für die Biologie waren so vernünftig, sich an
Rezept geschrieben hatte. das Experiment überhaupt nicht heranzuwagen, weil sie voraussa-
Trotz seines Glanzes, seiner Einbildung und seines Größenwahns, ist hen, wie das Ergebnis ausfallen mußte.
der Chirurg, wenn man ihm die Maske abreißt, nur einer von vielen Es ist der Medizin seit langem wohlbekannt, daß der Abwehrme-
reichen Leuten, die anstatt der Augen Dollar-Zeichen im Kopf haben. chanismus, das sogenannte Immunsystem jedes lebenden Organis-
Bei aller Bewunderung, die ihm die Öffentlichkeit entgegenbringt, stellt mus, früher oder später ein fremdes Gewebe abstößt. Um den
sich bei näherem Hinsehen schnell heraus, daß er lediglich ein Techniker Organismus zu zwingen, ein solches fremdes Gewebe eine Weile zu
ist, der sich nicht allzu sehr von anderen Handwerkern wie Holzschnit- dulden, muß man dieses Immunsystem, das dazu dient, unsere
zern und Steinhauern unterscheidet, oder auch von geschickten Kaufleu- Gesundheit zu erhalten, lähmen, womit jeder latenter Krankheit
ten wie Leichenbestattern oder Metzgern. Tür und Tor geöffnet wird, von der tödlichen Infektion bis zum
Krebs.
Trotz dieser wohlbekannten Tatsache weist Barnard jede Verant-
wortung für den frühen Tod aller seiner Transplantat-Patienten
228 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 229
kategorisch zurück. Eine Reuter Depesche aus Kapstadt zitiert von erging als seinem Vorgänger. In der für die Öffentlichkeit bestimmten
ihm folgenden unglaublichen Ausspruch: Version seiner Story - auch hier hatte man sich die Rechte gesichert - war
er allerdings verpflichtet, sich tapfer zu zeigen, und nur drei Wochen
"Das Abstoßen des fremden Organs ist kein ernstes Problem. Wir nachdem er sein neues Herz empfangen hatte, konnte er seinem gespann-
haben keinen einzigen Patienten der ganzen Serie durch Organabstoßung ten Publikum berichten, daß er erfolgreich Geschlechtsverkehr gehabt
verloren. Drei starben an einer Infektion, einer durch pulmonaren habe ...
Embolismus und einer durch Selbstmord." (The Vancouver Sun, 2. Fe-
bruar 1978). Seit diesen ersten, von enormer Publizität begleiteten Barnard'-
sehen Experimenten wurde arglosen Patienten unvorstellbares Leid
Großbritanniens berühmtester Journalist, Maleolm Muggeridge, angetan. Dabei hatte der südafrikanische Chirurg die Herzverpflan-
schreibt so freimütig, daß einige seiner Artikel in seinem eigenen zung noch nicht einmal als erster durchgeführt. Er war nur der erste,
Land nicht gedruckt werden dürfen, wo sie unter die rückständigen der damit für sich Reklame machte.
britischen "Verleumdungsgesetze" fallen, die die Veröffentlichung Dr. M.H. Pappworth, international bekannter Londoner Arzt,
von für Privatpersonen peinliche Nachrichten verbieten, selbst wenn schrieb in Human Guinea-Pigs (Pelican Books, 1969):
sie bewiesenermaßen der Wahrheit entsprechen. Daher kann Mug-
geridge sich manchmal nur in Amerika frei äußern. Kein Arzt, und mag er noch so erfahren sein, kann die Lebenserwar-
In der Human Life Review, New York (Winterausgabe 1980, Band tung ohne Transplantation gegen die Zeit abwägen, in der der Körper des
VI, Nr. 1) veröffentlichte er eine gründliche Untersuchung der Patienten das eingepflanzte Organ scheinbar angenommen hat, bevor er
Herzverpflanzungen von Christiaan Barnard und von dem geistigen es endgültig abstößt.
Make-up des Mannes, der dahintersteckt.
Muggeridge berichtet von Washkansky, dem ersten Patienten, Pech für Dr. Philip Blaiberg, daß er diese Zeilen nicht gelesen
dem Barnard ein neues Herz einsetzte, folgendes: hatte, bevor er dem Experiment zustimmte, das Barnards Ruhm
begründete, Blaibergs Leiden dagegen wahrscheinlich vervielfachte;
Das Herz arbeitete, und der Patient war gewissermaßen am Leben. ja, es kann nicht einmal bewiesen werden, daß diese Leiden sein
Glückwünsche aus aller Welt trafen ein. Die Fernsehkameras kamen Leben verlängerten, möglicherweise haben sie es im Gegenteil ver-
angerollt, denn man hatte die exklusiven Fernsehrechte vergeben. Das kürzt.
führte zu unziemlichen Szenen im Krankenhaus. Washkansky wurde Wie Blaibergs Tochter Jill in einer UPI-Depesche aus Kapstadt
eingeblendet, die Scheinwerfer auf ihn gerichtet. Ein Besuch seiner erklärte, waren die neunzehn Monate, die ihr Vater nach der Herz-
liebenden Angehörigen wurde gefilmt und es gelang ihm, ein paar transplantation noch lebte, "die Hölle".
fröhliche Worte zu sprechen. Nach achtzehn Tagen hauchte er erleichtert
seine Seele aus. ,Sie töten mich' , brachte er noch heraus, bevor er starb. .Jch weiß nicht, ob man dafür die Medikamente oder das fremde Herz
,Ich kann nicht schlafen, ich kann nicht essen, ich kann überhaupt nichts verantwortlich machen soll, er war jedenfalls ein anderer Mensch," sagte
tun. Sie machen sich pausenlos mit ihren Nadeln über mich her, Tag und die 22jährige Miss Blaiberg in dem Interview ... Physisch war das Leben
Nacht. Ich werde wahnsinnig'. meines Vaters nach der Verpflanzung die Hölle. Er litt fortwährend, aber
Washkanskys Nachfolger, der Zahnarzt Philip Blaiberg, brachte es er wollte nicht, daß die Welt es erführe."
fertig, fast zwei Jahre zu überleben, obgleich es ihm nicht viel besser
230 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 231
Auch Dr. Barnard wollte das nicht. verschiedener Art begonnen hatte (als er zum Beispiel den Geburts-
Während die Massenmedien sich immer noch bemühten, ihn als vorgang bei Dutzenden von Hündinnen rückgängig machte, wie eres
einmaligen Wunderdoktor hinzustellen, verheimlichten sie, was in in seiner Biographie beschreibt) und sie dann auf vertrauensvolle
Hospital Medecine zu lesen war: daß Blaiberg nach der Verpflanzung Patienten ausdehnte, wie es bei den meisten Tierexperimentatoren
zwei schwere Herzanfälle, eine ernste Gelbsucht als Reaktion auf die Gewohnheit ist, wenn man sie gewähren läßt.
Medikamente und schließlich eine Meningitis infolge geschwächter Italiens Corriere della Sera über den raschen Tod der jungen Frau:
Widerstandskraft durchmachte. Das waren die unvermeidlichen Fol-
gen der Lahmlegung seines Immunsystems, die die Abstoßung des Barnards jüngste Operation hinterläßt einen ziemlich bedenklichen
fremden Herzens verhindern sollte, und aus Blaiberg einen chronisch Eindruck, besonders im Hinblick darauf, daß sich ihm die italienische
Kranken und sicheren Todeskandidaten machte. Patientin lediglich für die Implantation einer Herzklappe anvertraute,
Wie Dr. Pappworth in Human Guinea Pigs feststellt: was sogar in unserem Lande ein Routine-Eingriff ist ...
Pionier auf diesem Gebiet (der Verpflanzung eines Affenherzens in
Ich bin keineswegs davon überzeugt, daß dieser Zustand für den einen Menschen - H.R.) ist Dr. James Hardy von der Universität
Patienten erträglicher ist als das Leiden, gegen das die Verpflanzung Mississippi, der am 21. Januar 1964einem 68 Jahre alten Mann, der dem
vorgenommen wurde. Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, zu erfah- Sterben nahe war, ein Affenherz einpflanzte. Der Patient, Mr. Rush,
ren, daß eine Transplantation niemals die ursprüngliche Krankheit heilt starb zwei Stunden später. Hardys Schlußfolgerung: Ein Affenherz ist zu
und den Empfänger niemals zu einem gesunden Menschen macht. Alle klein, um den Blutkreislauf eines Menschen aufrechtzuerhalten ...
Barnard hat indirekt zugegeben, einen Fehler gemacht zu haben:
Transplantationen sind das Eingeständnis von Mißerfolgen, von ver-
,Dieser Fehlschlag soll uns eine Lehre sein ... Nächstes Mal werden wir es
säumter Frühdiagnose und falscher Behandlung.
mit einem Schimpansenherz versuchen'. Aber diese Experimente wurden
von Dr. James Hardy schon vor zehn Jahren durchgeführt.
Aber leider bedeutet Vorbeugen für den Menschen Gesundheit
ohne Ausgaben für Medikamente und komplizierter Operationen.
Die Empörung, die zahlreiche Mediziner aus aller Welt nach dem
Es bedeutet den Verzicht auf sensationelle Zeitungsartikel, auf
Tode der jungen Italienerin im Juni 1977ausdrückten, führte zu einer
Ovationen, in die 135000 Fußballfans ausbrechen, auf Ruhm und
Untersuchung, bei der Barnard erwartungsgemäß von einem Aus-
Geld für Forscher, Experimentatoren, behandelnde Ärzte und das
schuß von seinen südafrikanischen Kollegen für schuldlos erklärt
Chemie-Medizin-Kombinat. Daher müssen die Versuche an Tieren
wurde, und ihm einen Jammerschrei entlockte: "Ich werde beschul-
und Menschen weitergehen, bis die Öffentlichkeit endlich aufwacht
digt, versucht zu haben, ein Menschenleben zu retten!"
die Wahrheit erkennt, rebelliert und neue Gesetze fordert. '
Dieser neue Fehlschlag schien auf sein Gewissen ebenso wenig
Eindruck gemacht zu haben wie Dr. Hardys Erfahrungen, die bereits
. Am 22. Juni 1977 berichtete eine Pressenotiz aus Kapstadt, daß vor Jahren gelehrt hatten, daß nicht nur das Herz eines Pavians
eme 25.Jahre.a~te Italienerin im Groote Schuur Krankenhaus gestor- sondern auch das eines Schimpansen außerstande ist, den Blutkreis-
ben sei, zweieinhalb Stunden nachdem Barnard ihr zusätzlich zu lauf eines Menschen aufrechtzuerhalten. Mit einem anderen Affen
ihrem eigenen Herzen, ein Pavianherz in die Brust eingepflanzt und einem anderen Patienten sollte Barnard wenige Monate später
hatte. seinen Fehlschlag wiederholen, ungeachtet der allgemeinen Mißbilli-
.Auch diese Operation gehörte zu den verwegenen Experimenten, gung und der Kritiken der Anverwandten seines jüngsten Opfers.
mIt denen Barnard schon vor vielen jahren an hilflosen Tieren
232 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 233
Eine AP-Depesche aus Kapstadt, die in The Vancouver Sun am Alter von 53 Jahren durch Arthritis versteift waren, ihm nicht
22. Juni 1977 erschien, trug den Titel "Der Ehemann der Transplan- gestatteten, das Skalpell während der ganzen Operation zu handha-
tations-Patientin macht die Operation für ihren Tod verantwortlich", ben, sodaß er es mehrere Male einem anderen Mitglied des Teams
und besagte: übergeben mußte.
"Klinischer Blödsinn" waren die Worte, mit denen Frankreichs
Der Ehemann der jungen Italienerin, die starb, nachdem man ihr das maßgebende Zeitung Le Monde Barnards wildes Experiment abtat.
Herz eines Pavians eingepflanzt hatte, behauptet, daß seine Frau noch am Aber man konnte den südafrikanischen Helden nicht so leicht aus der
Leben wäre, wenn man die Operation unterlassen hätte ... Fassung bringen; und vier Monate später versuchte er es nochmals.
,Wenn das Herzchirurgenteam diese Transplantation nicht vorgenom- Er nahm zwar eine andere Affenart, aber sein Mißerfolg wiederholte
men hätte, würde meine Frau jetzt noch am Leben sein', sagte Portello sich.
heute in einem Interview mit der englischsprachigen Zeitung The Citizen. Am 31.12.77 erschien im Hamburger Abendblatt folgender Brief
"Ich bin überzeugt, daß bei dem Eingriff etwas schiefgegangen ist' , zitiert von Dres. med. Margot und Herbert Stiller:
die Zeitung seine Worte.
Dr. Barnard erklärte heute in London, daß zur Zeit der Operation kein Wegen der so oft beschworenen und so selten praktizierten Ausgewo-
menschlicher Herzspender zur Verfügung gestanden hätte. genheit der Meinungen in der Presse sollte man vielleicht auch einmal das
,Es war ein akuter Notfall, und ein menschliches Herz stand nicht zur Abgründige in Prof. Barnards Tätigkeit etwas näher beleuchten. Offen-
Verfügung. Daher versuchte ich es mit einem Pavianherzen in der bar wagt in der Bundesrepublik niemand, offen zu sagen, daß Barnards
Hoffnung, daß sich entweder das Herz der Patientin erholen würde oder Affen die Herzen bei vollem Bewußtsein herausoperiert werden. (Die
daß das Pavianherz es so lange unterstützen könnte, bis ich ein menschli- Münchner Abendzeitung des 23.6.77 hat es allerdings als fast einzige
ches Herz beschafft hätte.' gewagt. - H.R.) Schon Barnards Verpflanzungen von Menschenherzen
nannte der deutsche Nobelpreisträger Prof. Werner Forssmann scho-
Am 7. Juli 1977 brachte Italiens Wochenblatt Stop noch folgende nungslos "kriminelle Operationen". Der kanadische Herzchirurg Prof.
zusätzliche Information: Callaghan warf Barnard Menschenversuche vor, und der schwedische
Herzspezialist Prof. Lars Wekoe bezeichnete seine Herzverpflanzungen
Leute, die in letzter Zeit mit Barnard in Verbindung standen, sagen, als "wissenschaftlich verantwortungslos". Die jetzigen Affenherzver-
daß er am Rande des körperlichen und seelischen Zusammenbruchs pflanzungen, die noch weitaus riskanter sind, lassen sich weiß Gott nicht
stünde. Marilenas Mann ist verzweifelt und klagt den berühmten südafri- milder beurteilen.
kanischen Chirurgen offen an. ,Sie wollten an meiner Frau experimentie-
ren', sagt er. Auch Marilenas Vater äußert bittere Vorwürfe. Wie sein Unter vielen anderen hat die Hamburger Zeitung auch folgende
Schwiegersohn ist auch er überzeugt, daß Barnard einen Fehler Passage aus dem Stiller-Brief ausgelassen:
machte ... "Allerdings wurde auf Professor Barnards zarte, beifallshungrige
In diesen heiklen Augenblicken, wenn das Leben eines Menschen an Seele in der Öffentlichkeit immer unverhältnismäßig viel Rücksicht
einem Faden hängt, muß ein Arzt die richtigen Reflexe und starke genommen. Daß er Asthma-Anfälle zu bekommen pflegt, wenn er
Nerven haben; Barnard hat sie leider nicht mehr. kritisiert wird, ist nicht neu. Auch über seine - zumindest nach den
Schilderungen psychosomatisch anmutenden - Gelenkbeschwerden
Barnard gab auch tatsächlich zu, daß seine Finger, die bereits im ließen sich psychoanalytische Mutmaßungen anstellen, die von der
234 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 235
Wahrheit nicht allzu weit entfernt sein dürften. Zum Schluß möchten einzige Mensch, der in Spanien ein fremdes Herz erhielt, starb nach zwei
wir anregen, auf die Sensibilität von Prof. Barnard etwas weniger, auf Tagen.
die verständliche Ahnungslosigkeit aller potentiellen Patienten aber Bei den beiden Operationen, die ein deutsches Ärzteteam durchführte,
etwas mehr Rücksicht zu nehmen." starben beide Patienten einen Tag später. Ein weiterer deutscher Herz-
Aber die süd afrikanischen Behörden betrachten Barnard als empfänger verschied noch am Tage der Operation.
Nationalhelden und zögern daher, irgendetwas Abfälliges über ihren In Indien wurden von einem Ärztestab zwei Transplantationen vorge-
überempfindlichen Lieblingssohn zu äußern. nommen. Der eine Patient überlebte drei Stunden, der andere vierzehn.
Immerhin gibt es einige Zeichen, daß sich sogar in Südafrika die Der einzige Empfänger eines fremden Herzens in Venezuela starb sechs
Einstellung der Öffentlichkeit ändern könnte. Professor G.A. Stunden nach dem Eingriff ...
Doyle, der Leiter des Primatenforschungszentrums der Witwaters- Ein argentinisches Team versuchte es nur ein einziges Mal; der Patient
rand Universität in Johannesburg nannte Barnards zweiten erfolglo- überlebte die Verpflanzung fünfzehn Stunden. Der einzige australische
sen Versuch einer Affenherz-Implantation nach einer weiteren Herzempfänger starb nach vierzehn Stunden.
Depesche aus Kapstadt, die am 15. Oktober 1977 im Toronto Star In den Vereinigten Staaten sah ein Ärzteteam am Southwestern Medi-
erschien, "völlig unmoralisch". Dort stand auch zu lesen: "Es gibt cal Center in Dallas seinen ersten Patienten eineinhalb Stunden nach der
vier Milliarden Menschen auf diesem Planeten und nur noch wenige Transplantation sterben. Der zweite lebte fünf Tage. Das Team hat
Schimpansen. " seither keine weiteren Operationen mehr vorgenommen. Der einzige
Weiter berichtet der Artikel: Herzempfänger am Billings Hospital der Chicago Universität starb nach
fünf Stunden.
Pathetische Szenen spielten sich in den Affenkäfigen neben Barnards Die einzige Herztransplantation, die am Veterans Administration in
kardiologischer Station im Groote Schuur Krankenhaus in Kapstadt ab. Hines, Illinois, durchgeführt wurde, endete mit dem Tod des Patienten
Ein verlassener Schimpanse - das Herz seiner Gefährtin war bei der nach vier Stunden. Am Allegheny General Hospital in Pittsburgh lebte
gestrigen Operation verwendet worden - sprang in seinem Käfig auf und der einzige Patient zwei Tage.
ab und hörte nicht auf, vor Kummer über seinen Verlust zu schreien. Ein
Krankenhauswärter sagte: ,Ich kann es bald nicht mehr aushalten. Dieses Wirklich ein stolzes Ergebnis für die chirurgischen Wundertäter.
Tier bringt uns alle soweit, daß wir uns elend und schuldig fühlen.' Offensichtlich wurden die Regierungen der verschiedenen Länder
durch die Propagandamaschine der Großmacht Medizin (die ihrer-
Und der Erfolg dieses ganzen Grauens? Ein anderer Bericht aus seits vom Arzneimittelkartell unterstützt wird) einer derart gründli-
Kapstadt, im August 1970 im Toronto Star erschienen, faßt zu- chen Gehirnwäsche unterzogen, daß sie die falschen Tiere hinter
sammen: Gitter brachten. Denn viele der vertrauensvollen Patienten, die jetzt
tot sind, könnten heute noch am Leben sein, wenn einige Chirurgen
Von 159 Herztransplantationen, die auf der ganzen Welt ausgeführt einen Funken Anstand besessen hätten oder ein bißchen Vernunft.
wurden, leben nur noch 21 der Empfänger. Der einzige tschechoslowaki- Dieser letzte Artikel, von Dr. Barnards eigenem Bruder, der
sche Herzempfänger überlebte den Eingriff fünf Stunden. Der einzige in ebenfalls Herzchirurg ist, wurde 1970 verfaßt. Seitdem hat sich die
Rußland einen Tag. Überlebensrate bei wenigen Fällen von Herztransplantationen
Drei Transplantationsteams führten in Frankreich jeweils eine Opera- erhöht. Aber auch das kann nur eine Verlängerung des Leidens der
tion durch. Keiner der Patienten überlebte länger als zwei Tage. Der Patienten bedeuten, die oft, wie man weiß, sehr groß sind. Ich habe
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236 DIE PHARMA-STORY I DER GROSSE SCHWINDEL 237
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im Jahre 1979 selbst den Franzosen gesehen, der gegenwärtig derje- Kapstadt, 6. August (epd). Für die Ermordung politischer Gegner hat
nige ist, der eine Transplantation am längsten überlebt hat. Er war I sich der südafrikanische Herzchirurg Professor Christiaan Barnard ausge-
mit Medikamenten vollgepumpt und in ständiger Behandlung, damit sprochen. Gegenüber der burischen Sonntagszeitung "Rapport" äußerte
jede immunologische Reaktion unterbunden werden konnte, und I er wörtlich .Südafrika muß zweifellos seine Feinde ermorden. Wenn das
der Anblick seines aufgedunsenen Gesichtes und Körpers zeigte in anderen Ländern geschieht, dann sollte man das hier auch so machen."
deutlich, daß sein Zustand nicht beneidenswert war. Außerdem wäre Barnards Äußerungen gipfeln in dem Satz: "Ich selbst habe Mitglie-
er vielleicht auch noch am Leben und in besserer Verfassung, wenn dern der Regierung die Namen von ein paar Leuten gegeben, die meiner
kein fremdes Herz in seiner Brust schlüge. Meinung nach eliminiert werden sollten". Barnard verteidigt in diesem
Besonders aufschlußreich ist, was Dr. med. Lothar Reichenbacher Zusammenhang seinen Freund, den geflohenen Staatssekretär Eschel
in der Zeitschrift Bild der Wissenschaft (Stuttgart, Nr. 1, 1976) Rhoodie, der sich wegen Betrugs und Diebstahl verantworten soll und
berichtete. Nach Chris Barnards erster Herztransplantation riefen eine Schlüsselfigur in dem Informationsskandal ist, über den zahlreiche
Herzchirurgen in Berlin und München aus: "Das kann ich auch!" und hohe Beamte, Regierungsmitglieder und auch Ex-Präsident Johannes
stürzten sich auf das Skalpell. Die ersten drei deutschen "Versuchs- Vorster gestürzt sind. Es ist Beweismaterial aufgetaucht, das Rhoodie
kaninchen" starben alle innerhalb vierundzwanzig Stunden. Dem und den südafrikanischen Geheimdienst in Verbindung mit Plänen zur
vierten gelang es um Haaresbreite, einer solchen tödlichen "Neben- Ermordung bestimmter Leute bringt. Der frühere Geheimdienstchef van
wirkung" zu entkommen. Am 4. Dezember 1968 bereiteten die den Bergh hat nachweisbar geäußert, seine Agenten würden notfalls
Chirurgen den Eingriff vor, nachdem sie seine Zustimmung durch die töten.
Versicherung erzwungen hatten, daß er andernfalls keine vierund- In den bei den Interviews erklärt sich Barnard mit den unorthodoxen
zwanzig Stunden mehr leben würde. Doch im letzten Augenblick Methoden Rhoodies voll einverstanden: "Man kann seine Feinde nicht
entstanden Schwierigkeiten mit der Familie des Herzspenders, und mit Samthandschuhen anfassen." Ein Arzt, der Barnard gut kennt,
die Operation wurde abgesagt. Am Ende war der vorgesehene kommentiert den jüngsten Skandal um den Chirurgen, der mit der ersten
Herzempfänger noch am Leben, als Dr. Reichenbacher - sieben Herztransplantation für Schlagzeilen sorgte, so: "Ich glaube, Chris ist
Jahre später! - darüber berichtete. übergeschnappt. Man weiß ja, daß er auf Publicity scharf ist - und ich
Etliche Mediziner haben ihrem Erstaunen darüber Ausdruck ver- vermute, das wirkliche Motiv hinter seinen Äußerungen ist der Wunsch,
liehen, daß die südafrikanischen Behörden Barnard nicht daran seinen Namen wieder einmal gedruckt zu sehen: in letzter Zeit schien
hinderten, sich weiter mit seinem unheilbringenden Messer im Men- man ihn vergessen zu haben."
schen zu versuchen. Barnard selbst bestätigte wenig später unbeab-
sichtigt, was der Stop - Artikel andeutete, daß er wohl nicht ganz WARUM NICHT AUCH DIE LUNGE?
zurechnungsfähig sei. Barnard vertrat nämlich in einem Interview die
Meinung, daß Südafrika seine "Feinde ermorden" sollte. Die mei- Konnten die fortgesetzten Mißerfolge bei der Verpflanzung von
sten Zeitungen des Establishments hielten diese Nachricht zurück. Herzen alle Chirurgen davon überzeugen, Dr. Michael DeBakey's
Sie erschien aber in einigen, wie im Toronto Star (7.8.79), und in der Beispiel zu folgen und diese wilden Experimente zu unterlassen?
Frankfurter Rundschau gleichen Datums, der wir folgenden Bericht Und sich vielleicht Hippokrates' Lehren zu Herzen zu nehmen, die
entnehmen: den Zweck verfolgen, die Gesundheit und das Wohlbefinden zu
.Herzchirurg Christiaan Barnard rief zum politischen Mord auf". erhalten, anstatt Leiden und Tod zu bringen? Nein, durchaus nicht!
So lautete die Schlagzeile, und darunter stand: Die Experimentatoren beschlossen, ihre chirurgischen Abenteuer
238 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 239
noch zu erweitern anstatt sie einzuschränken, und versuchten, Lunge ,Der Tod trat ein, nachdem die intensive chemische und Bestrahlungs-
und Herz auf einmal zu verpflanzen, um festzustellen, was dann therapie, die notwendig war, um den Säugling auf die Transplantation
passieren würde. Es geschah folgendes: vorzubereiten, zu Komplikationen führte', erklärte Coccia. ,Die Zeit, die
Am 11. März 1981 berichtete die Weltpresse, daß eine solche Herz- nach der Transplantation blieb, war zu kurz, um festzustellen, ob das
Lungentransplantation zum vierten Mal in der Geschichte der Medi- neue Rückenmark funktionierte', fügte er hinzu.
zin am Stanford Universitätskrankenhaus in Kalifornien an der 45
Jahre alten Frau Mary Gohlke aus Mesa, Arizona, vorgenommen Da es ein biologisches Faktum ist, daß die Abstoßung des Fremd-
worden sei. Zwei Tage nach der Operation wurde gemeldet, die körpers nur durch Lähmung des Abwehrmechnismus (Immunsup-
Patientin sei ,bei Bewußtsein, aber in kritischem Zustand". Die pression), das heißt der für die Erhaltung der Gesundheit bestimm-
Zeitungsnotiz fügte hinzu, daß die drei anderen Patienten, die zwi- ten Reaktion des Körpers, vermieden werden kann, ist diese Art
schen 1968 und 1971 einem ähnlichen Eingriff unterzogen worden Forschung eine Sackgasse, und nur Blinde sind nicht imstande, die
waren, zwischen acht und dreiundzwanzig Tage überlebten. Immer- Zeichen zu sehen.
hin hätte, laut Aussage eines Sprechers des Krankenhauses, Frau
Gohlke dank eines "neuen" Medikamentes, das den geheimnisvollen NEUER VORSTOSS RICHTUNG IRRSINN
~nd vielversprechenden Namen ,CycIosporin A' trug, eine "größere
Uberlebenschance". Doch sie überlebte nicht. KÜNSTLICHES HERZ NÄHERT SICH DEM STADIUM
DER ERPROBUNG AM MENSCHEN lautete die ganzseitige
WARUM DANN NICHT DAS RÜCKENMARK? Schlagzeile des wissenschaftlichen Teils der New York Times vom
3. Februar 1981. Das war ein sicheres Versprechen dafür, daß der
Ein Artikel vom 30. Januar 1981 in der Evening Tribune aus Hernell, arglosen Menschheit in Zukunft noch mehr Leiden beschieden sind,
N. Y., trägt die Überschrift: .Rückenmarksempfänger gestorben". eine Art von Vergeltung für all die Qualen, die sie in den vergange-
nen Jahrzehnten Tausenden von Tieren zugefügt hat, an denen ein
Cleveland (UPI): Der Tod eines Säuglings, der von einem nicht riesiges Arsenal künstlicher Herzen ausprobiert worden ist.
genannten Spender das erste Rückenmarktransplantat empfing, was ihn Wie in jedem Zweig der experimentellen Medizin wird es unver-
von einer seltenen Knochenkrankheit heilen sollte, kann nicht als Beweis meidlich sein, daß bedenkenlose Ärzte ihren Patienten davon über-
"angesehen werden, daß das neue Verfahren bei künftigen Versuchen, das z~ugen, der einzige Weg, ihr Leben zu retten, sei die Implantation
Leiden zu bekämpfen, erfolglos bleiben muß. emes dieser künstlichen Herzen, und ebenso unvermeidlich wird es
Kamran Fazili, der zehn Monate alte Sohn eines indischen Ehepaares, Kranke geben, die ihre Einwilligung dazu geben.
das jetzt in Williamsville, N.Y. lebt, starb gestern im Rainbow Babies' Der Artikel in der Times läßt einige in Vergessenheit geratene
and Children's Hospital. Er litt an einer bösartigen Kinder-Osteopetrose, Zeitungsnotizen wieder aufleben:
die auch Marmorkrankheit genannt wird.
Dr. Peter Coccia, Leiter eines zehnköpfigen Ärzteteams, das am Im Jahre 1969 setzte Dr. Denton Cooley vom Herzinstitut Texas einem
20. Januar die Operation durchführte, sagte, bei dem Jungen hätten sich 47 Jahre alten Mann, der in Lebensgefahr schwebte, ein künstliches Herz
Komplikationen eingestellt infolge der Vorkehrungen, die getroffen ein. Es hielt ihn noch sechzig Stunden am Leben - Zeit genug, um einen
werden mußten, um seinen Körper auf die Operation vorzubereiten und Spender für ein natürliches Herz zu finden. Aber der Patient starb
die Abstoßung des Transplantats zu verhindern. trotzdem zweiunddreißig Stunden nach der Transplantation an Lungen-
240 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 241
entzündung und an der Wirkung der Medikamente, die nötig waren, Das auserkorene Menschenopfer war ein Dr. Barney Clark, ein
seinen Körper dabei zu unterstützen, das fremde Herz anzunehmen. früherer Zahnarzt, dem am 2. Dezember 1982im Medical Center von
Seitdem hat, soweit es Fachleuten bekannt ist, sich niemand mehr an ein Salt Lake City, USA, ein künstliches Herz eingepflanzt wurde, das in
vergleichbares Abenteuer herangewagt. jahrelangen Tierversuchen, vor allem an Kälbern, ausprobiert wor-
den war. Nach der ersten, siebeneinhalbstündigen Operation mußte
Einigen Ärzten erlaubte man, in kleineren Zeitungen, die vom Dr. Clark noch eine ganze Reihe anderer chirurgischen Eingriffe und
RockefeIler Center offensichtlich unabhängig waren, vernünftige medizinischer Interventionen über sich ergehen lassen: um ein Loch
und realistische Voraussagen zu machen. "Herztransplantationen in zu verschließen, das sich in der Lunge gebildet hatte; um eine
der Sackgasse" lautete die Schlagzeile im Lethbridge Herald vom schlechtfunktionierende Klappe im Kunstherz zu ersetzen; um Risse
11. Februar 1981. In dem Artikel stand: zu schließen, die sich im Nasendurchgang nach zehntägigem dauern-
den Nasenbluten gebildet hatten; gegen epileptische Anfälle, Lun-
Die Hoffnung, Herzkranken Ersatzteile einzusetzen, ist auf einige genentzündung und Colitis, und einen Eingriff am Hals, um das
harte biologische Tatsachen gestoßen, sagt der Herzchirurg Dr. lohn Atmen zu ermöglichen.
Callaghan, Leiter der Abteilung für Brust- und Herzchirurgie im Univer- In der Weltpresse hatten die "Wissenschaftsjournalisten" wieder
sitätskrankenhaus Edmonton. Die Operation ist nicht praktikabel, einmal große Tage, und Psychologen erklärten, daß der Ersatz
erklärte er; sie kann den Patienten leicht $ 300 000 kosten und bringt ihm eines natürlichen Herzens, der die Selbstkontrolle des Organismus zu
nichts weiter als ein oder zwei zusätzliche Lebensjahre. regeln pflegt, durch eine Maschine, emotionelle Reaktionen verursa-
Die gewaltigen Kosten entstehen durch die Notwendigkeit, den Patien- chen mußten, die zu schweren Psychosen führen würden. Und in der
ten ständig auf Anzeichen einer immunologischen Reaktion überwachen Tat wurde mitgeteilt, daß Dr. Clark an "Verwirrungen" litt. Durch
und ihn mit Präparaten behandeln zu müssen, die den Körper hindern, das Gehirn gesteuert, reagiert ein natürliches Herz auf die Emotio-
das Spendenorgan abzustoßen. nen des Individuums. Angst oder Wut, zum Beispiel, beschleunigt
Mechanische Herzen, sagte Callaghan, erzeugen zuviel Wärme. Das die Herztätigkeit. Ein mechanisches Herz jedoch pumpt stets im
gilt auch für die leistungsfähigsten Pumpen, die es heute gibt. Die selben Rhythmus weiter, ungeachtet der emotionellen Impulse, die
Menschen müssen sich darüber im klaren sein, daß sie eine riesige das Nervensystem ausstrahlt. Und das wird auch bei künftigen,
Verantwortung auf sich nehmen, wenn sie Herzkrankheiten auf diese raffinierten Herzapparaturen so bleiben. Das Ausbleiben der biolo-
Weise bekämpfen wollen, sagte er. Eine veränderte Lebensweise würde gischen Selbst regulierung , so die Psychologen, muß verheerende
mehr Leben retten als alle Wissenschaftler, Chirurgen und Krankenhäu- psychische Folgen haben.
ser zusammen." Man muß sich also nicht wundern, zu erfahren, daß Dr. Clark
mehrmals verlangte, sterben zu dürfen. Aber in jahrelangen Tierver-
VOM HERZEN ZUM KOPF die von jedem natürlichen Linderungsmechanismus getrennt wur-
den.
Aus einem Artikel im britischen Guardian vom 15. November 1979 Unter Bedingungen äußerster Qual oder Todesangst würde ein unver-
mit dem Titel: "Zwei Köpfe sind schlechter als ein einziger." sehrtes Tier ohnmächtig werden oder durch die Unterbrechung der
Blutzufuhr zum Hirn in ein Koma fallen. Doch eine Erlösung von
Dr. Robert White von der Western Reserve Universität, Ohio, USA, Schmerz und Furcht ist für die Köpfe, die von Maschinen oder Spendern
erklärte, daß er in einem Jahr in der Lage sein würde, einen unversehrten am Leben gehalten werden, nicht mehr möglich. Die Pumpe fährt fort zu
menschlichen Kopf von einem Körper zum anderen zu verpflanzen, ohne pumpen, ganz gleich, welche Wahrnehmung das Hirn hat, oder wie groß
daß die Hirnfunktion dadurch Schaden nähme ... das Ausmaß des Schmerzes ist.
Experimente, wie sie im Jahre 1962 in Science beschrieben wurden, Für alle, die nur etwas Phantasie oder Empfindungsvermögen besitzen,
bestehen in der operativen Isolation des Hirns (in diesem Fall eines ist dies ein grauenhafter Ausblick in die Zukunft, eine barbarische und
Affen), die unter Narkose ausgeführt wird. Unter ständiger Perfusion absolut unannehmbare Handlungsweise, die man einer lebenden Kreatur
(Durchströmung mit Blut) erlaubt man dem Hirn dann, seine Funktionen nicht antun darf.
wieder aufzunehmen. Das Messen der elektrocorticalen Aktivität (Hirn- "Daß die Möglichkeit, auf diese Weise Hirnfunktionen aufrechtzuer-
ströme) zeigt an, daß es lebt und reagiert. .. halten, besteht, wird von Meldungen aus Japan bestätigt, die von operativ
Im Jahre 1969 äußerte sich Professor White dahingehend, daß mehr als isolierten Katzenköpfen berichten. deren Augen nach mehreren Stunden
hundert isolierte Affenhirne mit Herz-Lungenmaschinen bis zu zwölf Perfusion eine normale Reaktion auf Licht zeigten. und von isolierten
Stunden am Leben gehalten worden wären, ja sogar mehrere Tage, wenn Affenköpfen, die auf Stimulation mit Bewegung lokaler Muskeln rea-
man sie an das Versorgungssystem eines Spenders anschloß ... Direkte gierten ...
Transplantationen bei Affen, Katzen und Hunden sind im letzten Jahr- Da der Nutzen solcher Experimente von zweifelhaftem Wert, und ihre
zehnt in den USA, in Westdeutschland und möglicherweise auch in Japan Ausführung barbarisch ist, sollte erwogen werden, daß Versuche mit
und Rußland vorgenommen worden, und es besteht kein Zweifel, daß isolierten Hirnen oder an unversehrten isolierten Köpfen in einer zivili-
Experimente mit isolierten Tierhirnen und transplantierten Köpfen auf sierten Welt durch das Gesetz verboten werden."
ziemlich breiter Ebene ausgeführt wurden. Sie werden heute noch durch- Quellenangaben: SC/ENCE: Band 141; Nr. 3585: S: 1060-1061: Isolation of the monkey brain
geführt ... in vitro.
Der zutiefst beunruhigende Aspekt solcher Experimente ist, daß mit NA TURE: Band 212. Oktober 1966; S: 268-270: Viability of long-term [rozen cat brain in vitro.
KOHE JOURNAL OF MEDICAL SCIENCE. Band 2; 1969; Studies of the isolation of cut's
fortschreitender Entwicklung und verbesserter Technik die elektrocorti-
brain.
calen Muster, die die isolierten Köpfe produzieren, immer "normaler" TRANSPLANTATION OF THE HEAD OF A MONKEY ON TO THE HODY O/-" A
ausfallen. Die Hirne scheinen in einer Weise zu funktionieren, die MONKEY: Dr.R.White; Fifth International Congress of Neurochemistry, Tokyo. 1976.
unterstellt, daß Empfindungsfähigkeiten erhalten bleiben, die dem
unversehrten Tier eigen wären. Im Jahre 1980 wohnten Millionen von Fernsehzuschauern in ver-
schiedenen europäischen Ländern voller Abscheu und Verblüffung
Wenn dem so ist, dann sind die Wahrnehmungen dieser Hirne von
einer Sendung bei, in der Dr. Robert White von Cleveland, Ohio.
unvorstellbarem Grauen. Sie wären nicht einfach das Erleben von
fröhlich schwatzend. rauchend und trinkend, in seinem Horrorkabi-
Verwirrung, Qual oder Schock, die das entsetzlich verstümmelte aber
nett herumschlenderte. während ein im Bändigungsstuhl gefesselter
noch lebende Tier erleidet; es ist darüber hinaus ein künstlich verstärk-
Menschenaffe, von dessen Nase und Mund unaufhörlich Blut rie-
ter Schmerz oder andere entsetzliche verstärkte Gefühlserlebnisse,
244 DIE PHARMA-STORY 245
seite, ihn entsetzt anstarrte, sein Gesicht vor Leiden entstellt. "Es hat EINE BLÜTENLESE
großen Spaß gemacht, wieder zusammen zu arbeiten", war der AUS MEHR ALS TAUSEND ÄHNLICHER STIMMEN
abschließende Kommentar des Kopfverpflanzers.
Die Szene erinnerte einen Journalisten an den Spruch, daß Tiere, 1900-1980
wenn sie an den Teufel glaubten, sich ihn gewiß in Menschengestalt
vorstellen würden. "Die Tierversuche mit Medikamenten sind trotz ihrem wissen-
schaftlichen Wert ganz unfruchtbar geblieben für die Behandlung
von Krankheiten, und im großen und ganzen sind die Ärzte heute am
Krankenbett um kein Haar besser gewappnet, als sie es vor fünfzig
Jahren schon waren." Prof. Dr. Felix von Niemeyer, Deutschlands
berühmtester Arzt zur Zeit der Jahrhundertwende, in seinem Hand-
buch der praktischen Medizin (7. Aufl.)
daß die Krebsforschung mit Tieren betrieben wird, bisher nur zu "Die moderne Medizin ist die Verneinung der Gesundheit. Sie ist
einem sehr dürftigen Ergebnis geführt. ("Medical Review, Februar so organisiert, daß sie nicht der menschlichen Gesundheit dient,
1951) sondern nur sich selbst als Institution. Sie macht mehr Menschen
krank als gesund." (Der Soziologe Ivan Illich, Medical Nemesis,
"Was für ein Wahnsinn es ist, die Wirkung von Arzneien von Pantheon Books, New York 1976).
Tierversuchen abzuleiten, kann gar nicht genug betont werden."
(Leitartikel der Medical Review, September 1953) "Praktisch alle Tierversuche sind statistisch wissenschaftlich
unhaltbar. Die Ergebnisse der Tierversuche sind grundsätzlich auf
"Kein Forscher, der sich auf Tierversuche stützt, kann eine einzige den Menschen nicht übertragbar. Sie sind wertlos. Wenn humanme-
Tatsache über menschliche Krankheiten vorweisen. " (Dr. D.A. dizinische Tierversuche trotzdem vorgenommen werden, können sie
Long, London, vom National Institute for Medical Research Lancet nur als pseudowissenschaftlich bzw. als Alibifunktion angesehen
13-3-1954) , , werden. Mit Wissenschaft haben sie nichts zu tun." (Dr. H. Stiller
und Dr. M. Stiller in Tierversuch und Tierexperimentator, Hirtham-
"Es gibt wirklich keine logische Grundlage dafür, die Ergebnisse mer Verlag, München, 1976)
von Tierversuchen auf den Menschen zu übertragen." (Dr. L. Gold-
"Die Tierversuche müßten überall verboten werden." (Dr. Julius
berg, Karolinska Institut, Stockholm, Quantitative Method in Human
Hackethai, einer der bekanntesten deutschen Chirurgen und Verfas-
Pharmacolgoy and Therapeutics, Pergamon Press, London 1959)
ser von medizinischen Büchern in einem Interview mit Die Zeit, 13-
10-1978)
"Es ist nicht möglich, die Experimentalergebnisse, die man durch
die Erzeugung von Krebs bei Tieren gewonnen hat, auf den Men-
"Als klinisch arbeitender Onkologe (Krebsspezialist) kann ich
schen zu übertragen." (Dr. Kenneth Starr, Direktor h. c. der Spezial-
mich mit den Forschern nicht einverstanden erklären, die glauben,
einheit für die Untersuchung und Behandlung von Krebs für den New
daß sich durch Tierversuche erzielte Resultate auch auf Menschen
South Wales Krebsrat, Sydney Morning Herald, 7-4-1960)
übertragen lassen." (Prof. Heinz Oeser in einem Bericht der
Wochenzeitschrift Quick, 15-3-1979)
"Offenbar ist man der Meinung, durch Tierversuche ließen sich
grundlegende Wahrheiten enthüllen und dann auf kranke Menschen "Tierversuche tragen im Normalfall nicht nur nichts zur Arzneimit-
anwenden. Da ich Physiologe bin, fühle ich mich ermächtigt, zu einer telsicherheit bei, sondern bewirken geradezu das Gegenteil." (Prof.
derartigen Behauptung Stellung zu nehmen: sie ist reiner Unsinn." Dr. Kurt Fickentseher, Pharmazeutisches Institut der Universität
(Sir George Picke ring , Regius Professor der Medizin an der Universi- Bonn, in Diagnosen, März 1980)
tät Oxford, Britisli Medical Journal, 26-12-1964)
"Unsere ganze Medizin wird heute von der analytischen Wissen-
"Thalidomid (Contergan) ist nicht die erste und nicht die letzte schaft, die ohne Gefühl und Herz ist, beherrscht, ja praktisch terrori-
Medizin, die Herzen gebrochen hat, da wo sie helfen sollte. Es hat siert. Ihre medizinische Forschung hat nichts mit Gesundheit zu tun.
seit man mit Thalidomid vor dreizehn Jahren in die Irre ging, eine Die Ausschaltung der Symptome wird fälschlicherweise für eine
ganze Anzahl weiterer Tragödien gegeben." (Leitartikel in The Wiederherstellung der Gesundheit gehalten, hat aber nichts damit zu
Economist, London 6-1-1973)
248 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 249
tun. Im Gegenteil, sie schädigt und verhindert die wahre Gesundung. Zulassung für den Verkauf von Arzneien zu erhalten. Das jetzige
Ein Kind, dessen Fieber durch die Verabreichung von Antibiotika Gesetz muß abgeschafft werden. Der Tierversuch ist irreführend,
rasch ausgeschaltet wurde, ist kränker als zuvor, wird anfälliger für nutzlos, kostspielig und obendrein grausam."
Krankheiten und chronisch krank. Die analytische Wissenschaft hat
Ärzte ausgebildet, deren geistige Fähigkeiten nicht über die Glei- (Interview in Domenica del Cottiete, n. 48, 1. 12. 1984)
chung 2 x 2 = 4 hinausgehen. Sie sind gegenüber den elementarsten
Beobachtungen blind, die sie als "subjektiv" verachten. Diese unauf-
geklärte Einstellung ist auch für die empörenden Tierversuche ver-
antwortlich, die nur ein Zeichen geistiger Unzulänglichkeit sind."
(Prof. Dr. Helmut Mommsen, Kinderarzt in Frankfurt/Main in Civis-
Schweiz Aktuell, Zürich, Dezember 1980)
DER SCHWINDEL MIT DEM IMPFEN Diese Zeitungs nachricht bestätigt nochmals, daß die auf Tier-
versuchen beruhende Forschung nicht nur immer wieder versagt,
Im Jahre 1978berichtete Nackte Herrschetin (in der deutschen wenn sie die Menschheit vor ernsten medizinischen Schäden
Ausgabe auf Seite 378 bis 380) über die tödlichen Gefahren, die bewahren soll, sondern direkt für diese verantwortlich ist, wie sie
Menschen durch das SV-40 Virus drohen, das aus Affennieren für es bei der Contergan-Tragödie war und bei einer langen Reihe
die Herstellung des Impfstoffes gegen Kinderlähmung gewonnen ähnlicher Unglücksfälle, die alle passierten, weil vorsorgliche
wurde. Kürzlich kamen von dieser Front noch schlechtere Nach- Alibi-Tests gemacht wurden - an Tieren.
richten, die dies bestätigen: "Krieg um Kinderlähmung - die Kontroverse lebt wieder auf"
"Achtundneunzig Millionen Menschen zum Tode verurteilt? lautete der Titel eines ausführlichen Artikels von Bill Curry,
Das Virus, das Gehirnkrebs verursacht, wurde im Impfstoff gegen Reporter und Redaktionsmitglied der Los Angeles Times, der am
Kinderlähmung gefunden", hieß es in einer amerikanischen Mel- 1. Juni 1985 schrieb:
dung vom 28. Mai 1985. Hier Auszüge aus der Weekly World
News in Lantana, Florida: ... In den Vereinigten Staaten ist heute die orale Polio-Impfung,
die kleinen Kindern routinemäßig verabreicht wird, die einzige Ursa-
Fachleute behaupten, daß achtundneunzig Millionen Amerikaner, che der Kinderlähmung.
die in den Fünfziger- und Sechzigerjahren gegen Kinderlähmung
geimpft wurden, infolge dieser Injektionen an einem tödlichen Überschrift auf der Titelseite der Londoner Daily Mail vom 28.
Gehirnkrebs erkranken könnten. Juni 1985: TRAGÖDIEN-IMPFSTOFF WIRD VERBOTEN.
Forscher der Universität des Chicago Medical Center behaupten, Hier ein Auszug:
daß ein Virus den Polio-Impfstoff verunreinigte, und daß sie jetzt
genetisches Material von diesem Virus in einer Anzahl von Opfern An zwei Partien von Impfstoff für Kinder wurden Untersuchungen
eines Gehirnkrebses gefunden hätten. durchgeführt, nachdem fünf Monate alte Zwillinge eines mysteriösen
Das Virus mit der Bezeichnung SV-40 wurde niemals in normalen Todes gestorben waren.
Gehirnen oder in solchen entdeckt, in die der Krebs sich von einem Die beiden kleinen Brüder starben nur wenige Stunden, nachdem
anderen Körperteil aus verbreitet hatte, gibt Dr. Jacob Rachlin, der sie gegen Tetanus, Diphterie und Keuchhusten mit einem Dreifach-
Leiter des Forschungsteams an. impfstoff immunisiert worden waren. Zur gleichen Zeit hatte man
"Diese Ergebnisse lassen darauf schließen, daß das SV-40 Virus ein ihnen das Anti-Polio-Zuckerstück verabreicht ...
guter Anwärter für die mögliche Ursache von menschlichen Gehirn-
tumoren sein könnte" sagte er vor einer Versammlung der American In seinem langen gut recherchierten Artikel versäumt Bill
Association for Neurological Surgeons (Amerikanische Gesellschaft Curry es jedoch darauf hinzuweisen, daß nur Personen, die für
für Neurologische Chirurgen). Kinderlähmung empfänglich sind, die Infektion bekommen,
Er räumte ein, daß diese Ergebnisse "sehr vorläufig" seien. Dr. wenn sie mit Trägern des Virus in Berührung kommen. Die
Radlin und seine Kollegen identifizierten genetisches Material des meisten Menschen sind nicht empfänglich, ja, Kinderlähmung ist
Virus in mehreren Opfern eines Gehirntumors, einschließlich drei in Wirklichkeit eine sehr seltene Krankheit und war es immer,
Kindern, die von Müttern geboren wurden, die während der Schwan- bevor jemand in der medizinischen Organisation auf den Gedan-
gerschaft gegen Kinderlähmung geimpft worden waren. ken kam, mit den Statistiken herumzupfuschen.
254 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 255
Auch empfängliche Personen, die nicht geimpft sind, erkran- Sicherheit und die Wirkung des Tetanus-Impfstoffes unter Beweis
ken nur, wenn sie mit einem der - sehr seltenen - Virus trägern in stellt ...
Berührung kommen. Werden sie aber geimpft, bekommen die Gegenwärtig wächst die theoretische Beunruhigung, die Impfungen
empfänglichen Personen durch den Impfstoff Kinderlähmung. mit einer in den letzten Jahrzehnten gewaltigen Zunahme von Auto-
Aus The People's Doctor, einer weit verbreiteten "Medizini- Immun-Erkrankungen in Verbindung bringt, z. B. rheumatoide
schen Analyse für Verbraucher" von Kinderarzt Dr. Robert S. Arthritis, Multiple Sklerose, Lupus erythematosus, Lymphoma
Mendelsohn, Professor der Präventivmedizin an der Universität (Lymphknotengeschwulst) und Leukämie. In einem Fall, einer Guil-
von Illinois (Chicago), Vorsitzender des State's Medical Licensing lain-Barre Lähmung durch Schweine-Influenza-Impfstoff, ergab sich
Committee (Bundesstaatliches Komitee für medizinische Lizen- ein mehr als nur theoretischer Zusammenhang.
zen) und Verfasser medizinischer Bestsellers, Band 8, Nr. 12,
1984:
Aus der Londoner Sunday Titnes vom 14. Juli 1985:
Wir haben jetzt Gelegenheit, zu beobachten, wie Dr. Salk den
Sabin-Impfstoff angreift. In früheren Jahren griff Dr. Sabin den Salk- Richard Bonthrone ist neun Jahre alt. Er kann weder gehen noch
Impfstoff an. Meiner Meinung nach haben sie beide recht ... sprechen. Er kann nicht einmal sitzen oder seinen Kopf aufrechthal-
Sie stellen mir mit vollem Recht gezielte Fragen über den Tetanus- ten. Er kann nicht kauen oder feste Nahrung zu sich nehmen und muß
impfstoff, denn das war der letzte, von dem ich abgekommen bin. Es mit der Hand gefüttert werden. Er kann überhaupt nichts bei sich
fiel mir nicht schwer, die Impfstoffe gegen Keuchhusten, Masern und behalten.
Röteln aufzugeben, weil sie schädliche und manchmal tödliche Neben- Richard ist nicht behindert geboren worden. Seine Mutter erinnert
wirkungen hatten. Der Impfstoff gegen Mumps, ein Produkt mit sich, daß er ein glückliches, gesundes Baby war. "Richard war ein
hohem Risiko und geringem Nutzen, erschien mir und vielen anderen reizender kleiner Kerl, der immer lächelte", sagt sie.
Ärzten töricht von dem Augenblick an, in dem er eingeführt wurde. Dann im Jahre 1976brachte Iris Bonthrone ihr Kind im Dumferline,
Argumente, die für den Diphterie-Impfstoff sprachen, wurden von Schottland, in die örtliche Klinik, wo er seine Routine-Impfung gegen
Epidemien in den letzten fünfzehn Jahren entkräftet, die dieselbe Diphterie- Tetanus- Keuchhusten erhalten sollte, so wie sie es mit
Anzahl Todesfälle und genauso schwere Erkrankungen bei denen seinem älteren Bruder John zwei Jahre zuvor gemacht hatte.
verursachten, die geimpft worden waren, wie bei denen, die nicht Etwa eine Woche nach seiner zweiten Spritze bekam Richard
geimpft wurden. Was nun die Windpocken anbelangt, so gab sogar die Krämpfe, mehr als dreißig Anfälle am Tag. Bald stellte man fest, daß
Regierung im Jahre 1970schließlich den Impfstoff auf, und ich gab den er an einem schweren und nicht mehr rückgängig zu machenden
Polio-Impfstoff auf, als Jonas Salk darauf hinwies, daß die beste Art, Hirnschaden litt.
in den Vereinigten Staaten Kinderlähmung zu bekommen, darin Richard ist eines von ungefähr siebenhundert Kindern, von denen
bestand, sich in der Nähe eines Kindes aufzuhalten, das kürzlich mit man annimmt, daß sie durch den Keuchhustenimpfstoff Gehirnschä-
Sabin-Vakzine geimpft worden war. Aber mein Glaube an den den davongetragen haben. Ihre schlimme Lage wurde im Jahre 1973
Tetanus-Impfstoff habe ich länger behalten und gab ihn nur etappen- an die Öffentlichkeit gebracht, als Frau Rosemary Fox die Association
weise auf ... of Parents of Vaccine Damaged Children (Gesellschaft für Eltern von
In zunehmendem Masse wird jetzt anerkannt, daß niemals eine impfstoffgeschädigten Kindern) gründete, um für alle Kinder zu
kontrollierte wissenschaftliche Studie durchgeführt wurde, die die kämpfen, die durch Impfungen geschädigt worden waren.
256 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 257
Mitglieder dieser Gesellschaft beschuldigen eine Vielzahl von Impf- mit den regelmäßigen Kontoauszügen einen Spendenaufruf zu
stoffen, Kinder zu Invaliden zu machen. Zum Beispiel glaubt Frau schicken, der zusätzlich die gebieterische Versicherung der Bank
Fox, daß ihre eigene Tochter Helen durch den Polio-Impfstoff einen selbst enthielt, daß je mehr Geld die Kontoinhaber spendeten, um
Hirnschaden erlitt. Doch die meisten Eltern erheben Vorwürfe gegen so schneller würde das Krebs-af'roblem" gelöst sein. Es war
den Keuchhustenimpfstoff. leicht, die Mitarbeit der Banken zu gewinnen, da sie an den
Spenden ihrer Kunden ebenfalls verdienen.
Am 7. Dezember 1985hielt Albert Sabin vor einem vollbesetz- Das letzte Werbeblatt der Banco di Roma, das zur Unterstüt-
ten Haus von italienischen Ärzten in Piacenza einen Vortrag. Als zung der Associazione Italiana per la Ricerca sul Cancro (Italieni-
er zu seiner Behauptung, daß Impfstoffe gegen Grippe nutzlos sche Gesellschaft für die Krebsforschung) aufrief, trug den Titel
seien und der Mißbrauch von Antibiotika gefährlich, befragt "Investieren Sie in Gesundheit" und gipfelte in folgenden
wurde, erklärte Sabin nach dem Bericht der führenden Turiner Worten:
Tageszeitung La Stampa des 8. Dezember Folgendes:
Der Krebs könnte schon nächstes Jahr besiegt sein. Oder in drei,
fünf, zehn Jahren. Das hängt von den Geldern für die Forschung ab.
"Offizielle Daten haben gezeigt, daß die Impfaktionen auf breiter
Es hängt auch von Ihnen ab, von Ihrem Beitrag.
Ebene in den Vereinigten Staaten keine bedeutende Verbesserung der
Obwohl die finanzielle Unterstützung entsetzlich unzureichend ist,
Krankheiten erbracht haben, gegen welche sie angeblich Immunisie-
fehlt es nicht an ersten Ergebnissen. Zwischen 1960und heute sind die
rung bewirken sollen."
Krebsforscher von 500 auf 1 500 gestiegen, und die Heilungen von
28 % auf 58 %.
Der Krebs-Fortschritt
Schauen wir einmal, wie diese optimistischen Zahlen aussehen,
Krebs machte in den letzten Jahren weitere Fortschritte -
wenn wir sie mit anderen vergleichen, die nicht von Spenden
natürlich nicht was die Entdeckung einer Heilmethode anbelangt,
sammelnden Institutionen geliefert werden, sondern aus unab-
sondern in der Zunahme der Todesfälle und der noch schneller
hängigen Quellen stammen:
steigenden Forschungsgelder.
Überschrift in der New York Times vom 13. August 1985:
Im Hamburger Abendblatt stand am 15. August 1984:
"Sloan-Kettering erhält eine 36,2 Millionen Dollar-Spende." Im
ersten Absatz steht: Der bundesdeutsche Forschungsminister Heinz Riesenhuber ist mit
einer erschreckenden Krebsbilanz an die Öffentlichkeit getreten. Die
Das Memorial Sloan-Kettering Krebszentrum hat von Laurance S.
Todesfälle infolge Krebs in der Bundesrepublik Deutschland nehmen
Rockefeller eine Spende von 36,2 Millionen Dollar erhalten und plant
ständig zu.
den Bau eines neuen Forschungszentrums . ..
Unterdessen ahmten die europäischen Krebsgesellschaften die Die Zunahme von Krebs in allen anderen "zivilisierten" Län-
amerikanische nach, und haben ihren Kampagnen zum Spenden- dern ist mit der in der Bundesrepublik Deutschland etwa ver-
aufruf neuartige Tricks hinzugefügt, auf die nicht einmal die gleichbar.
Fachleute von der Madison Avenue gekommen sind. Im Jahre Die millionenfachen Tierversuche haben es nicht vermocht, vor
1984warben sie die größten Banken an, ihren Kunden zusammen auch nur einem weiteren Krebsrisiko zu warnen. Wie im Fall der
258 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 259
Pille wurde es erst durch epidemiologische Studien an menschli- Press aus Boston in der Londoner Evening Tribune vom 29.
chen Krebserkrankungen aufgedeckt. Zum Beweis Auszüge aus November 1984 bestätigt:
einem Bericht auf der Titelseite von Englands maßgebender
Zeitung, The Guardian vom 29. März 1985: Millionen Frauen, die DES während der Schwangerschaft vor mehr
als zwanzig Jahren eingenommen haben, sollten dringend aufgefor-
Die Pille zur Geburtenkontrolle kann Gebärmutterhalskrebs verur- dert werden, sich einer Brustkrebsuntersuchung zu unterziehen, so
sachen, wie die Erkenntnisse der größten je durchgeführten Untersu- steht es heute in einem Bericht. Diese Frauen gehen ein überdurch-
chung zeigen, die heute veröffentlicht wurde. schnittliches Risiko ein, Brustkrebs zu bekommen, sagte Dr. E.
Eine Studie der Weltgesundheitsorganisation legt dar, daß Frauen, Robert Greenberg vom Dartmouth-Hitchkock Medical Center in
die die Pille mehr als fünf Jahre nehmen, das doppelte Risiko Hannover, New Hampshire, der die Studie leitete.
eingehen, an Krebs zu erkranken.
Bei Frauen, die die Pille zwischen zwei und fünf Jahre lang Inzwischen haben sich auch die erfolgreichen Prozesse gegen
eingenommen hatten, erhöhte sich das Risiko, an Gebärmutterhals- Hersteller von DES vervielfältigt, sowie gegen Ärzte, die den
krebs zu erkranken, um 25 % bis zu möglichen 73 %. Nach fünf tödlichen Versager ahnungslos verschrieben haben, und es
Jahren Pille hatte sich die Gefährdung um 53 % erhöht mit einer scheint kein Ende in Sicht. Ja, die Anklagen werden vermutlich
oberen Grenze von über 200 %. noch zunehmen, genauso wie die Wirkung von DES (Diethylstil-
Das Team der Weltgesundheitsorganisation meint: "Kürzlich böstrol). Denn obwohl es sich bei jeder Art von "Tiermodell" als
gewonnene Erkenntnisse aus drei Entwicklungs-Studien haben eine unschädlich erwies, wirkt es nicht nur bei den Töchtern der
Zunahme der Gefährdung, besonders von invasivem Gebärmutter- Frauen krebserregend, denen dieses Medikament während der
halskrebs bei Konsumenten von oralen Verhütungsmitteln gezeigt. Schwangerschaft als besonders wohltuend verschrieben wurde,
Diese Befunde zusammen mit unseren eigenen können nicht einfach sondern die Schädigung erstreckt sich nun auch auf die zweite
als unzuverlässig abgetan werden." Generation weiblichen Geschlechts. Hinzu kommt, wie man
kürzlich entdeckte, daß auch die Geschlechtsorgane der männli-
Aus dem Guardian vom 30. April 1985: chen Nachkommen geschädigt sein können.
Dennoch nimmt man weiterhin auf der ganzen Welt DES zu
Im Jahre 1972 litten weniger als 2000 Frauen unter 34 Jahren an sich, durch den Konsum von Fleisch, weil man festgestellt hat, daß
Gebärmutterhalskrebs, oder 15 % der Gesamtfälle. Im Jahre 1982 der Zusatz von DES zu Futtermitteln das Wachstum des Schlacht-
(die letzten vorliegenden Zahlen) war die Anzahl auf 5 000 gestiegen, viehs fördert.
oder mehr als 25 %. Unterdessen schossen überall auf der Welt von den Vereinigten
Staaten bis Australien Aktionsgruppen der DES-geschädigten
DES-Fälle nehmen weiter zu Konsumenten aus dem Boden. Leider beschränkt sich ihre Tätig-
keit darauf, die Hersteller der tödlichen Hormone auf Schadener-
Wie auf Seite 34 der Pharma-Story erwähnt, prophezeihte der satz zu verklagen, wobei regelmäßig vergessen wird, auf die
Verfasser schon im Jahre 1973, daß die Krebsfälle durch DES ursprüngliche Ursache der Krankheit hinzuweisen: die Tierversu-
unweigerlich noch über einen langen Zeitraum zunehmen wür- che, die DES mit einem einwandfreien Gesundheitszeugnis ver-
den. Das ist leider geschehen, wie ein Bericht der Associated sahen.
260 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 261
DIE MENSCHLICHEN VERSUCHSKANINCHEN Selbst Christiaan Barnard schien entzückt, Kritik einmal austei-
len anstatt einstecken zu dürfen, wenn man einer UPI Presseer-
Daß das fragwürdige Experimentieren an Menschen, vorzugs- klärung in der International Herald Tribune vom 16. August 1984
weise Säuglingen und anderen Wesen, die ebenso machtlos wie glauben darf:
Labortiere sind, ständig größere Ausmaße annimmt, wurde auf
Seite 135 und den folgenden angemerkt. Die Ärzte machten einen "schweren Fehler", als sie Hollie ein neues
Diese Zunahme, nicht nur auf die Zahl, sondern auch auf die Herz einsetzten, meinte der Chirurg, der die erste erfolgreiche Herztrans-
Schrecken bezogen, erreichte einen neuen Höhepunkt - bis jetzt plantation der Welt vorgenommen hatte.
- im Jahre 1984 mit den Fällen Hollie Roffey in Großbritannien Nach Dr. Christiaan Barnard wirft die Operation, die im Staatlichen
und Baby Fae in den Vereinigten Staaten. Herz-Hospital in London am 30. Juli ausgeführt wurde, als das Kind erst
Hier der ungekürzte Artikel der Associated Press in der zehn Tage alt war, .zuviele unbeantwortete Fragen" auf ...
International Herald Tribune vom 18./19. August 1984 mit der Niemand weiß, ob Hollies Herz so wachsen wird wie sie; niemand kann
Überschrift "Britisches Baby starb nach Herzverpflanzung": ihre Überlebenschancen richtig einschätzen, meinte Dr. Barnard.
"Es hat noch nie eine erfolgreiche Arten-Austausch-Transplantation als dreihundert Ziegen, Schafen und Pavianen mit einer Überle-
gegeben", erklärte der Chirurg der Universität von Minnesota, John bensrate von Null. Seine beste Leistung: eine Ziege, die 165Tage
Najarian, einer der führenden Spezialisten für Kinder- Transplantatio- mit einem Lammherzen überlebte.
nen des Landes. "Wenn man es jetzt versucht, bedeutet das nur eine Doch wie Dr. Christiaan Barnard, den eine lange Reihe
Verlängerung des Sterbeprozesses ." fehlgeschlagener Experimente mit Herztransplantationen an
Dr. Moneim Fadali, Facharzt für Herzgefäßchirurgie an der Univer- Hunden nicht abgeschreckt hatte, sie mit vergleichbaren Ergeb-
sität Kalifornien in Los Angeles, war einer von mehreren Ärzten, die nissen an Menschen anzuwenden, erlaubt auch Dr. Bailey den
die Ansicht vertraten, daß die Entscheidung, das Organ eines Tieres dauernden Mißerfolgen nicht, in seinen Verstand zu dringen und
zu benutzen, eine reine Angeberei gewesen sein könnte. entschied kühn, seine verhängnisvollen Experimente auf mensch-
liche Wesen auszudehnen, worauf er mit Baby Fae begann.
Man muß tatsächlich kein Spezialist für Transplantationen bei Die experimentelle Operation an dem wehrlosen kleinen Mäd-
Kindern sein, um zu begreifen, daß das Abenteuer Baby Fae chen hatte nicht die geringste Aussicht auf Erfolg. Nicht nur
mißlingen mußte. Elementare biologische Kenntnisse oder nur waren die Probleme der Immunabwehr viel ernster bei einer
gesunder Menschenverstand - die am wenigsten verbreitete Interartentransplantation, es gab auch keinen Grund zu der
Eigenschaft, wenn es um medizinische Angelegenheiten geht - Annahme, daß das Wachstum des Pavianherzens genau mit dem
sollten genügen. des Empfängers Schritt halten würde. Der vergleichsweise mit
Arme Baby Fae, geboren mit einem teilweise fehlenden Herzen geringerer Lebenserwartung und im Laufe der Zeit kleinere
- sie befand sich kurz vor ihrem natürlichen Ende, als sie in Pavian ist viel schneller ausgewachsen als ein Mensch, nämlich in
verschlimmertes und verlängertes Leiden zurückgezerrt wurde einem Jahr, und so auch alle seine Organe, einschließlich des
durch hoch-technische Eingriffe, die alles, was kurz zuvor Hollie Herzens. Das Ganze war also ein Fall von kopfloser Experimen-
Roffey passiert war und was von echten medizinischen Koryphäen tiererei, die mancher als verbrecherisch betrachten könnte, oder
wie Dr. H. M. Pappworth in "Menschliche Meerschweinchen" mindestens als schwachsinnig.
schon im Jahre 1969 (siehe Nackte Herrscherin, Seite 30 und 358) Dennoch beeilte sich die Presse, diesen jüngsten experimentel-
klar dargelegt wurde, unbeachtet ließen. len Wahnsinn als neuen "Durchbruch" vorzustellen, wobei sie
Aber es kommt noch mehr und noch Schlimmeres: Paviane sich über die vergangenen medizinischen "Durchbrüche" hinweg-
haben nur zwei Hauptarterien, die den Aortabogen verlassen, im setzte, die alle früher oder später mit Zusammenbrüchen ihr Ende
Gegensatz zu drei bei Menschen. Das bedeutet, daß zwei dieser gefunden hatten.
Blutgefäße bei Baby Fae zuerst miteinander verbunden werden Lawrence K. Altman, ein Mediziner, schrieb in einer Sonder-
mußten, bevor sie an eine der beiden Öffnungen im Herzen des meldung der New York Timesvom 29. Oktober, kaum drei Tage
Pavians angeschlossen werden konnten, wodurch dem sowieso nach der Operation unter der Überschrift "Die Ärzte sagen, daß
schon fragwürdigen chirurgischen Abenteuer neue und schwere es dem Baby mit dem Pavianherzen ,bemerkenswert gut geht',
Komplikationen hinzugefügt wurden. folgendes":
Was waren denn nun eigentlich die Qualifikationen von Dr.
Leonard L. Bailey, dem Chirurgen, der sich dieses hirnverbrannte Die Ärzte geben an, daß der siebzehn Tage alte Säugling eine gute
Experiment ausgedacht hatte? Schon vorher hatte er Arten- Farbe hat und mühelos atmet, ohne die Hilfe eines mechanischen
Austausch Herztransplantationen vorgenommen, dies an mehr Atemgerätes, an das er fast eine Woche lang angeschlossen war.
264 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 265
Das war eine falsche Information, wie sich sehr bald heraus- Inzwischen nahmen die Ereignisse einen immer groteskeren
stellte. Nur eine Woche später fuhr derselbe Lawrence K. Altman Verlauf. Die Ärzte machten an jedem Organ des experimentellen
in der New York Times vom 6. November ohne eine Miene zu Säuglings, einschließlich des Pavianherzens, Tests. Gleichzeitig
verziehen mit seinen Übertreibungen fort: versuchten sie, das nachzuahmen, was im Körper von Baby Fae
vorging, das heißt sie führten ohne jede Hemmung Herzverpflan-
... Mit jedem Herzschlag macht das prächtig gedeihende Baby als zungen an Pavianbabys durch und gaben ihnen dieselben Medika-
der am längsten überlebende Mensch mit einem Tierherz-Transplan- mente wie Baby Fae - vermutlich weil sie noch niemals davon
tat Geschichte. gehört hatten, daß Tiere ganz anders auf Medikamente reagieren
Baby Fae's Story ist eines der aufregendsten und potentiell wichtig- als Menschen, und daß in manchen Fällen Affen, verglichen mit
sten medizinischen Ereignisse der letzten Zeit. Dr. Leonard L. Bailey, anderen Tierarten, sogar noch unterschiedlicher als Menschen
der Chirurg, der das Team leitet, das das kühne Experiment wagte, reagieren. All dies half ihnen jedoch dabei, die gesamte Öffent-
sagte: "Wir wissen gegenwärtig mehr über Herztransplantationen an lichkeit zu narren, so daß die fidelen Pokerspieler als "Wissen-
Neugeborenen und Immunologie als irgendjemand sonst auf der schaftler" akzeptiert wurden, die sich mit ernsthafter lebensret-
Welt." tender "Forschung" befaßten.
Während Wissenschaftsjournalisten, medizinische Kommen-
tatoren, Leitartikler, Philosophen und Christiaan Barnard selbst
Und die Zeitschrift Time vom 12. November:
einen Festtag hatten, indem sie den Fall Baby Fae diskutierten,
gibt es kaum Zweifel darüber, daß das fünf Pfund schwere Bündel
Gegen Ende der Woche läßt der bemerkenswerte Fortschritt von
blutendes Fleisch und Knochen - intravenös ernährt, mit Nadeln
Baby Fae viele Kritiker des Experimentes ihre Meinung neu über-
festgesteckt, von Gummihandschuhen gestoßen, besät mit Sti-
denken.
chen, gespickt mit Kanülen, mit Chemikalien vollgestopft, an
einem Atemgerät hängend, der Dialyse unterworfen, Röntgen-
In derselben Ausgabe von Time konnte man auch noch die strahlen ausgesetzt - solche Qualen erlitt, wie sie in unserer
Schlagsahneverzierung des gefallenen Wunderkindes Dr. Chri- zivilisierten Welt gewöhnlich nur Labortiere ertragen müssen.
stiaan Barnard genießen: Nachdem er das Wagnis Hollie Roffey Dies alles wurde durch spätere Berichte ruchbar und wider-
noch vor einigen Wochen mißbilligt hatte, änderte der bekannte sprach somit den früheren, weit optimistischeren Nachrichten.
Philosoph und Chirurg unerklärlicher Weise seine Meinung und Die Sprecherin des Medizinischen Zentrums, June Ochs, verriet
sprach sich nun in den höchsten Tönen über die noch fragwürdi- der New York Post am 16. November, daß der Säugling immer
gere Loma Linda Transplantation aus: noch an das Atemgerät angeschlossen sei und 22 Tage nach der
Operation weiter intravenös ernährt würde; und ein wöchentli-
Barnard ist nichtsdestotrotz begeistert über den Fall Baby Fae und ches Resümee im gleichen Blatt gab am Montag, den 12. Novem-
hat keine Skrupel, was den Gebrauch von Pavianen betrifft, die, wie er ber, drei Tage vor Baby Faes Tod, den folgenden Bericht:
sagte, von den südafrikanischen Farmern, sobald sie sich sehen lassen,
erschossen werden, weil man sie für eine Plage hält. .. "Vielleicht Die Bemühungen des Babys, das Pavianherz abzustoßen, sind
können wir eines Tages beginnen, Paviane für diesen Zweck zu stärker, als man zuerst vermutete. Die Ärzte geben Baby Fae ein
züchten." herzstimulierendes Mittel und fügen den Gaben von Cyclosporin und
266 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 267
steroiden Hormonen noch ein Medikament, Lymphozyt-Immun-Glo- Nanu, Krauthammer! Achten Sie auf ihre Manieren als Leitar-
bulin, hinzu. Die Ernährung mit der Flasche wurde eingestellt, und das tikler; und tatsächlich gleich darauffügte er entschuldigend hinzu:
Kind wurde wieder intravenös ernährt und an das Atemgerät ange-
schlossen, um seine Kräfte zu schonen. Nein. Baby Fae erfüllte einen Zweck, sie stand im Dienste eines
noblen Zieles. Dieses Experiment wurde unternommen, nicht um ihre
Der Kater, den Ärzte und Schreiberlinge 20llz Tage nach dem Leiden zu lindern, sondern vielleicht eines Tages die Leiden anderer.
Eingriff bekamen, als man Baby Fae endlich erlaubte, ihren Aber ist das wirklich falsch? Haben die leidenden Babys der Zukunft
ewigen Frieden zu finden, war peinlich. Im Bericht der New York nicht irgendeinen Anspruch an uns?
Post vom 16. November, die Ed Wines, einen Sprecher des
Krankenhauses zitiert, steht: Das ist schon besser, Charlie. Helfen Sie nur dabei, Tür und Tor
für immer mehr wahnsinnige Experimente an Menschen und
Baby Fae starb um 9.00 Uhr abends. Früher am Tag hatte man Tieren offen zu halten. Nur so erntet die moderne Religion mit
festgestellt, daß der Säugling mit einem Gewicht von fünf Pfund sich in dem Übern amen Medizinische Wunder, die aus immer neuen
ernstem, aber stabilen Zustand befand. Doch begannen während des sensationellen "Durchbrüchen" besteht, die kurzlebiger sind als
Nachmittags die Nieren des Kindes zu versagen, so daß etwa um 19.00 eine Morgenrose, noch mehr Ruhm.
Uhr eine peritoneale (Bauchfell-) Dialyse notwendig wurde. Zwei Ebenso wie der Herzjongleur Barnard nach jedem seiner
Stunden später hörte das Herz, das Baby Fae in einer historischen Fehlschläge zu behaupten pflegte: "Das Abstoßen des Organs ist
experimentellen Operation am 26. Oktober das Leben gerettet hatte, kein Problem" (sic!), erklärte auch Dr. Bailey, daß seine kleine
auf zu schlagen. Patientin nicht wegen der Abstoßung, sondern "aus anderen
Gründen" gestorben sei. In diesem Fall an Nierenversagen, sehr
Danach schauten sich die "wissenschaftlichen Autoren" ein wahrscheinlich infolge des Cyclosporin und anderer die Immunre-
bißchen näher im Spiegel an. Selbst die Zeitschrift Time, ein aktion unterdrückender Toxine, die verschwenderisch verab-
eiserner Paladin der Tierversuche und jeglichen profitorientier- reicht wurden, um den natürlichen und deshalb allmählich unver-
ten Wagnisses des chemomedizinischen Kombinats, streute in meidlichen Prozeß der Abstoßung zu verzögern.
seiner Ausgabe vom 3. Dezember 1984 ein paar Zweifel in einen Die Expertengruppe von Loma Linda brauchte genau ein Jahr,
sonst lobenden "Essay" . Leitartikler Charles Krauthammer bis sie mit einem passenden Alibi aufwartete, das ihr erlauben
schrieb: würde, es noch einmal zu versuchen. Hätte sie zugegeben, daß
entweder das Abstoßen des Pavianherzens den Tod des Säuglings
Nachdem Baby Fae gestorben ist, wurde rückwirkend argumentiert, herbeigeführt hatte oder aber die Medikamente, die das Absto-
daß die Operation tatsächlich ihr Leiden linderte, daß sie rosa und ßen verhindern sollten, wäre die Wiederholung solcher wilden
atmend anstatt blau und nach Luft schnappend war. Vielleicht. Aber Experimente verhindert worden. Also mußte man sich andere
die Kameras wurden ja nur hereingebracht, wenn es ihr gut ging. In Gründe ausdenken.
schlechtem Zustand war sie nicht zu sehen, als sie unter dem Atemge- Daher steckte der Loma Linda Brain Trust alle seine Köpfe
rät, Injektionen, Kanülen, Stichen, Arythmien und Urämie litt. zusammen und dachte zwölf Monate lang scharf nach, bevor er
Waren das wirklich kleinere Martern als der natürliche Tod, der mit dem herausrückte, was er für eine wirklich fesche Entschuldi-
Wochen früher gnädig eingetreten wäre? gung hielt. Die Überschrift der Los Angeles Times vom 16.
268 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 269
Oktober 1985 faßt sie zusammen: "Baby Faes Tod wurde bis zu Der Chirurg, der von einem öffentlichen Kommentar über den Fall
einem Fehler in der Wahl der Blutgruppe (des Affens) zurückver- fast ganz Abstand genommen hat, machte einen entspannten Ein-
folgt." Der Artikel vom medizinischen Journalisten der Times, druck und gab im Verlauf seines Auftretens vor mehr als zweihundert
Robert Steinbrook, lautet: Ärzten, Krankenschwestern und anderen Beschäftigten im öffentli-
chen Gesundheitsdienst mehrere Witze zum besten. Er weigerte sich,
Baby Fae starb infolge einer "katastrophalen" ärztlichen Entschei-
seine Bemerkungen nach der Versammlung Reportern gegenüber
dung, ihr das Herz eines Pavians einzupflanzen, der eine andere
ausführlicher zu kommentieren oder zu erklären.
Blutgruppe hatte als sie, erklärten gestern die Chirurgen, die die
Operation durchführten.
Das ist die beste Art, jede Kontroverse zu vermeiden. Doc: sich
Der Säugling hatte Blutgruppe 0, der Pavian dagegen Blutgruppe
zu weigern, seine eigenen lächerlichen Behauptungen zu erläu-
AB.
tern.
"Wenn Baby Fae die Blutgruppe AB gehabt hätte, wäre sie noch am
Wer steht als nächster auf dem Termin-Plan des Medizinischen
Leben", meinte Dr. Bailey.
Zentrums der Loma Linda Universität?
Ursprünglich glaubte man, daß die Abstoßung des Herzens oder ein
Nierenschaden infolge des Medikamentes Cyclosporin-A, das die P. S.: Die Kosten für das Experiment mit Baby Fae erreichten
Abstoßung verhindern sollte, ihren Tod herbeigeführt haben könnte. fast 100 000 Dollar - ohne Honorare für die Ärzte, da die
Doch die Autopsie zeigte nur "minimale" Anzeichen einer Abstoßung medizinischen Zauberer, die daran teilnahmen, ihre Fähigkeiten
im Herzen und keinen Arzneimittelschaden der Nieren, sagte der um des Experimentes willen angeblich gratis zur Verfügung
Chirurg. stellten. Die Summe wäre, anstatt das Leiden eines sterbenden
Säuglings zu verlängern, wohl besser dafür angelegt worden, eine
Niemand versuchte herauszufinden warum Dr. Bailey ein menschlichere Behandlung der stationären Patienten zu gewähr-
ganzes Jahr dazu brauchte, um diese einfachen Ergebnisse der leisten, die in amerikanischen Krankenhäusern in der Regel nicht
Autopsie zu verkünden, die, wie jeder fleißige Kinogänger weiß, sehr hoch bewertet wird.
nötigenfalls während einer Nacht durchgeführt werden kann; Wie gut wird der Patient im Loma Linda versorgt?
noch unterrichtete jemand die Öffentlichkeit darüber, daß kein
Affe jemals genau dieselbe Blutgruppe wie ein menschliches Aus der Washington Post vom 18. Oktober 1981: "Experimen-
Wesen hat, oder daß Cyclosporin die Nieren zerstört. Es ging telle Arzneien: Tod auf der Suche nach Heilung."
darum, die Öffentlichkeit glauben zu machen, daß die Medizin-
männer das nächste Mal nur die passende Blutgruppe zu nehmen . . . Eine einjährige Studie der Washington Post hat 620 Fälle
brauchten, um Erfolg zu haben. dokumentiert, in welchen experimentelle Arzneien beim Tod von
Im Verlauf von dem, was als "umfassende Retrospektive" Krebspatienten eine Rolle spielten ...
bezeichnet wurde, "die bedeutende neue Informationen über die In Boston testete ein Krankenhaus eine neue Arznei des Nationalen
umstrittene Verpflanzung enthielt", berichtete der Artikel in der Krebsinstituts an Kindern. Ihre Nieren waren in wenigen Tagen
Times weiterhin, daß Dr. Bailey das in die Länge gezogene zerstört ...
Leiden und den Tod seines experimentellen Baby-Patienten mit Die experimentellen Medikamente, die zu Hunderten von Todes-
beneidenswerter Gelassenheit getragen hätte, ja sogar mit fälle führen, haben außerdem eine beängstigende Reihe von ernsten
Humor: schädlichen Reaktionen ans Licht gebracht, darunter Nierenversagen,
270 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 271
Leberversagen, Herzversagen, Atembeschwerden, Zerstörung des eingeschlagen, als Dr. William DeVries Dr. Barney Clark, einem
Knochenmarks, so daß der Körper kein Blut mehr bilden kann, todkranken Zahnarzt aus Utah, ein künstliches Herz einpflanzte.
Hirnschäden, Lähmungen, Anfälle, Koma und visuelle Halluzina- Clark starb, nachdem er 112 Tage an die Stahl- und Kunststoff-
tionen. Apparatur gefesselt gewesen war.
Über viele dieser Chemikalien ist so wenig bekannt, daß die Ärzte Nach seinem Tode stellte sich heraus, daß der tapfere Zahnarzt die
zu folgendem grotesken Ergebnis kamen: In einigen Fällen regte das meiste Zeit, die er an die Maschine angeschlossen war, unter großen
experimentelle Medikament tatsächlich das Wachstum des Tumors Schmerzen litt und phantasierte.
an, anstatt ihm Einhalt zu gebieten; und bei anderen Tests stellte man Der Fall warf ernste Fragen über die medizinische Ethik auf, und
fest, daß die experimentellen Arzneien selbst Krebs erzeugten. nachdem alles vorüber war, sagte DeVries - der einzige amerikani-
sehe Arzt, der die Zustimmung der Regierung besaß, eine solche
Der oben angeführte Auszug ist nur ein Beispiel aus einer Operation durchzuführen -, daß er in näherer Zukunft nicht noch
ganzen Serie von Artikeln über das Thema des ungezügelten einmal einen solchen Eingriff machen würde.
Experimentierens mit Menschen, hauptsächlich Kindern, die die
Washington Post im Herbst 1981 veröffentlichte. Aus der Zeitschrift Time vom 4. April 1983:
verachten oder ignorieren, brachten Jahre mit Tierversuchen zu, medizinischem Eigenlob in den Bericht der Zeitschrift Time vom
um ein mechanisches Herz zu entwickeln, und dann nur wenige 4. April 1983 einzuschleichen.
Stunden, um zu entdecken, daß es bei Menschen nicht funktionie-
ren würde. Und warum? Es wäre besser, einen Kurs einzuschlagen, bei dem Mittel entwickelt
Vor allen Dingen, weil es an Tieren ausprobiert wurde, haupt- würden, die solche chronischen Leiden wie Cardiomyopathie (Herz-
sächlich an Kälbern, also an Vierbeinern, die anatomisch, biolo- muskelschäden) und Herzgefäßerkrankungen verhinderten. "Wenn
gisch, metabolisch und psychologisch gesehen wenig mit mensch- eine solche Arbeit nich getan wird", schrieb Dr. Lewis Thornas,
Vorstandsmitglied des Memorial Sloan-Kettering Medizinischen Zen-
lichen Wesen gemein haben.
trums, "werden wir für immer mit dieser unerträglich kostspieligen,
Doch selbst wenn man es an Menschen entwickelt, kann ein ethisch bedenklichen, halb ausgereiften Technologie steckenbleiben. "
mechanisches Herz nicht lange befriedigend arbeiten, weil nur das Dazu Dr. William Friedewald, Co-Direktor des National Heart, Lung
natürliche Herz auf alle feinen psychosomatischen Einflüsse und and Blood Institute (Staatlichen Herz-, Lungen und Blutinstituts):
auf den komplexen Stoffwechselvorgang reagiert, die ständig in "Natürlich ist unser Ziel Vorbeugen, damit wir in Zukunft keine
einem lebenden Organismus stattfinden. Am wichtigsten aber, es Barney Clarks mehr haben, aber im Augenblick ist das noch Phanta-
reagiert auf Emotionen - dieser so verachtete Begriff, der im sterei. "
Vokabular der Forscher vollständig fehlt, weil er in Kriterien von
Grammen und Millimetern nicht meßbar ist. Warum ist Vorbeugen Phantasterei? Weil damit für nieman-
Furcht oder Wut zum Beispiel beschleunigen den natürlichen den Geld und Ruhm zu verdienen sind. Da gibt es dann nur
Gesundheit.
Herzschlag, Schlaf oder Ruhe verlangsamen ihn allmählich. Das
Wer vermöchte mit der Weitergabe eines guten Ratschlags
mechanische Herz dagegen pumpt in einem konstanten Rhyth- jemals Ruhm zu ernten? Dagegen kann man Ruhm und in der
mus, ohne sich um die ständigen emotionellen Impulse zu küm- Folge auch Geld damit machen, daß man ein Frankenstein-
mern, die vom Nervensystem und den feinen Stoffwechsel- Herz konstruiert, das Schlagzeilen macht, obwohl es niemals
schwankungen ausgehen. Und diese harte biologische Tatsache imstande sein wird, ein natürlichen Herz zu ersetzen.
wird auch durch zukünftige, "raffiniertere" mechanische Herzen
nicht aus der Welt geschafft werden. 1985: Jack Burcham, William Schroeder und andere mehr.
Wenn das Herz nicht auf psychologische und auf Stoffwechsel- Aus der Zeitschrift Time vom 6. Mai 1985:
Einflüsse reagiert, - und kein mechanisches Herz ist dazu
imstande - wird der Patient unter ernsten Psychosen, unter Der fröhliche Vater von vier Kindern aus Leroy, 111.,erholte sich
Bewußtseins- und biologischen Störungen leiden, die ihm kein niemals ganz von dem ersten chirurgischen Eingriff. Vorige Woche,
langes Leben gestatten. Auf Tierversuchen beruhende Forschung genau zehn Tage nachdem er der fünfte und älteste menschliche
wie jede Art von mechanisierter Medizin ist eine Sackgasse, aus Empfänger eines Jarvik-7 Herzens geworden war, starb Burcham mit
der es keinen Ausweg gibt. 62Jahren. Wie DeVries später zugab, war nicht klar, ob das künstliche
Die wenigen experimentellen Neuerungen, die nach Barney Herz das Leben des Patienten verlängert oder abgekürzt hatte.
Clark kamen, haben dies bestätigt. (Fettdruck des Verfassers)
Dennoch - es erscheint fast unglaublich - gelang es im Fall Burchams rascher Verfall und Tod bedeuten die letzte in einer
Barney Clark einigen wenigen Worten der Vernunft, sich mitten Reihe von Enttäuschungen und unvorhergesehenen Unglücksfällen,
im wachsenden Dickicht journalistischer Dummheit und chemo- die das Programm künstliches Herz schwer getroffen haben. Sowohl
274 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 275
Clark als auch Schroeder , der jetzt in einer besonders eingerichteten letzten Tagen nicht gesprochen.
Wohnung lebt, die dem Krankenhaus gegenüber liegt, litten an Als man ihn bat, die Lebensqualität von Schroeder zu bewerten,
ernsten neurologischen Problemen, die sie geistig behindert zurück- meinte Fox: "Ich glaube nicht, daß ich unter diesen Umständen leben
ließen. möchte."
Aus der New York Times vom 14. Mai 1985: Aus der Zeitschrift Time vom 9. Dezember 1985:
Von den 173Tagen, die William J. Schroeder mit einem künstlichen Ein Jahr ist vergangen seit William Schroeder in Louisville von dem
Herzen lebte, hat er außer in den ersten 18 Tagen an ernsten Geräusch eines künstlichen Herzens erwachte, das in seiner Brust
Hirnschädigungen gelitten. Der zweite Schlag, der ihn vorige Woche schlug. Die Hoffnungen dieses Tages mußten fast ganz aufgegeben
traf, versetzte den am längsten überlebenden Empfänger eines künstli- werden. Fast erloschen ist das Leben des Mannes, der die Welt mit
chen Herzens in einen Zustand, in dem er nicht sprechen kann und mit seinem Schneid beeindruckte. Drei Schlaganfälle haben den einst
einem gelähmten rechten Arm und rechten Bein ans Bett gefesselt ist. unbeugsamen Schroeder in einem schwachen, weinerlichen und
depressiven Menschen verwandelt, der kaum sprechen kann.
Aus der Zeitschrift Time vom 16. September 1985: Die Qualen von Jarvik-7 Patienten, die durch den Tod des 53 Jahre
alten schwedischen Empfängers Leif Stenberg im vergangenen Monat
Von den ersten Patienten, die bisher ein Jarvik-7 Herz auf Dauer noch deutlicher zu Tage traten, haben eine wachsende Zahl von
empfingen, sind noch drei am Leben. Aber sie leiden alle unter ernsten Ärzten dazu veranlaßt, ein Moratorium für Dauer-Implantationen zu
Komplikationen. William Schroeder, 53 Jahre alt und mit 42 Wochen fordern.
der am längsten Überlebende, hat zwei Schlaganfälle gehabt. Sein
Sprechvermögen und sein Gedächtnis sind geschädigt. Der 59 Jahre Aus Science News vom 4. Januar 1986, Washington, DC;;
alte Murray Haydon hatte ebenfalls einen Schlaganfall. Der 53 Jahre
alte schwedische Geschäftsmann Leif Stenberg erlitt kürzlich in Stock- George Annas, Professor für Gesundheitsrecht an der Bostoner
holm einen schweren Schlaganfall. Universität, fragte die Diskussionsteilnehmer: "Wenn das, was mit
den ersten vier passiert ist, noch nicht schlimm genug war, (um dem
Aus der Los Angeles Times vom 14. November 1985: Einpflanzen von künstlichen Herzen Einhalt zu gebieten) was ist es
dann? Das künstliche Herz vermag ihr Leben nicht zu retten. Es kann
Louisville, Ky (UPI) - William J. Schroeder's letzter Schlaganfall nur die Art ändern, in der sie sterben."
wurde offensichtlich von einem Blutpfropfen verursacht, der sich aus
seinem künstlichen Herzen gelöst hat, was durch die blutverdünnen-
den Medikamente, die die Pfropfenbildung verhindern sollen, noch
kompliziert wurde, sagte sein Neurologe am Mittwoch. DIE NEUEN KRANKHEITEN
Dr. Gary Fox gab an, daß Hirnschäden nach zwei vorangegangenen
Schlaganfällen in den letzten elf Monaten, dazu noch eine schleppende Aids
Sprechweise, es erschwerten, die Auswirkungen des jüngsten Vor- Wenn es immer noch nötig wäre, zu beweisen, daß die Moderne
kommnisses richtig einzuschätzen. Er sagte, Schroeder habe in den Medizin keine Wissenschaft ist, sondern ein Glaubensartikel, eine
276 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 277
Religion, die sich glänzend für endlose philosophische Debatten Diese letzte Behauptung ist ganz offenkundig wilde Spekula-
oder lebhafte Gespräche eignet, - abgesehen davon, daß sie tion und zeigt, daß "wissenschaftliche Journalisten" sich alles
einen herrlichen Vorwand dafür abgibt, "Unterstützungsgelder erlauben dürfen. Im Lande der Blinden ist der Einäugige König.
für die Forschung" zu fordern - käme der Fall von Aids gerade Aus was für Quellen schöpft der Verfasser? Es gibt sie nicht.
recht. Homer hatte weit verläßlichere Quellen für seine epischen Werke
Eines ist sicher: Aids ist eine neue Krankheit. Über alles andere als die Dichter des Discoverfür ihre Geschichte. Weiter war darin
läßt sich streiten. zu lesen:
Aus einem Artikel im Guardian vom 20. Dezember 1985 mit Wissenschaftler am New England Primatenzentrum in Southborough,
dem Titel: "Keim des Zweifels": Mass. entdeckten ein Virus, das Affen befällt, als Rhesusaffen, die in
der Forschung benutzt wurden, begannen, in ihren Käfigen an einer
Die Aids Epidemie wurde nach Ansicht eines Harley Street Spezia- geheimnisvollen Aids-ähnlichen Krankheit zu sterben. Obwohl die
listen durch ein Experiment der biologischen Kriegsführung verur- Wissenschaftler nicht wissen, wie das Virus die Affenkolonie befallen
sacht, das auf grausige Weise schiefging ... konnte, haben sie Mutmaßungen darüber angestellt, wie es sich
Dr. John Seale, ein pensionierter beratender Facharzt der Venero- verbreitet hat: Homosexuelle und heterosexuelle Beziehungen, wie
logie (Geschlechtskrankheiten) am Middlesex Hospital, der noch auch das Verspritzen von Urin kamen allgemein vor, als die Affen
privat praktiziert, behauptete gestern, daß die Amerikaner oder gruppenweise in den Käfigen untergebracht waren. (Die Krankheits-
Russen das Aids-Virus aus einem ähnlichen Virus mit Namen Visna fälle nahmen ab, sobald die Tiere getrennt wurden.)
Virus, der Schafe krank macht, entwickelt haben könnten ...
Veranlassung für Dr. Seales Behauptung waren Andeutungen des Aus der International Herski Tribune vom 21. November 1985
Moskauer Rundfunks, daß das Virus in Geheimversuchen des CIA unter der Überschrift "Neues Affenvirus wird mit Aids in Verbin-
und des Pentagon seinen Ursprung hätte, bei denen Menschen mit dung gebracht":
Viren infiziert würden . . .
. .. Verwandte Viren sind bei anderen Affen entdeckt worden;
In der ganzen Welt sind in wenigen Jahren über dieses Thema eines, STLV-3 genannt, ist dafür bekannt, daß es eine milde Aids-
schon viele Tausende von Artikeln und zahlreiche Bücher erschie- ähnliche Krankheit hervorruft. Die neue Variation des STLV-3 wurde
nen, die alle die herrschende Verwirrung eher vergrößern, anstatt bei sieben gefangenen grünen Meerkatzen isoliert. P. J. Kanki und
sie zu zerstreuen. Max Essex von der Harvard- und J. Alroy von der Tufts-University
Aus einem langen Artikel von John Langone und Sana Siwalop Medical School äußerten, daß die Erkenntnisse beunruhigend seien,
in der Ausgabe des Discover vom Dezember 1985: weil grüne Meerkatzen zur Herstellung einer Anzahl menschlicher
Impfstoffe benutzt würden, vor allem eines großen Teils des gesamten
Es scheint, daß Aids nur in der westlichen Welt neu ist. Die Beweise oralen Impfstoffes gegen Kinderlähmung; außerdem für Arzneimittel
häufen sich, daß es das Virus in Afrika schon mindestens ein Jahrzehnt in der biomedizinischen Forschung und in der Diagnostik ...
gab, bevor die ersten amerikanischen Fälle entdeckt wurden, und daß
es vielleicht ein evolutionärer Abkömmling eines Virus ist, dessen Aus einem Artikel von Dr. Gustave Mathieu in Action Zoophile
Träger Affen bereits seit 50 000 Jahren sind. Paris:
278 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 279
Vergessen wir nicht, daß vor dem Tod von 40 % der Affen, die im Nochmals der Fall Oxychinol
Primatenzentrum von Davis in Kalifornien im Jahre 1969 genetischen
Experimenten unterzogen wurden, noch nichts passiert war. Die Aus dem Guardian vom 3. April 1984 unter der Überschrift:
Affen starben an einer Krankheit, die Aids ähnlich war. Was für "Arzneimittel unternehmen bereinigt Schadenersatzansprüche in
genetische Experimente waren das? Manipulationen mit Retroviren; geheimer Abmachung"
eines von ihnen, das pneumocytis carinii, wurde durch diese Manipula- Schadenersatzansprüche gegen das pharmazeutische Unternehmen
tionen geschaffen, und so wurde Aids geboren. Das Virus wurde dann E. R. Squibb und Söhne Ltd., die aus Schäden herrühren, die der
von ahnungslosen Laborangestellten hinausgetragen und verbreitet. Einnahme des Medikamentes Halquinol zuzuschreiben sind, wurden
Ist es möglich, daß einige der Affen danach in ihre Ursprungsländer beigelegt unter der Bedingung, daß niemand die Tatsache der Eini-
zurückgebracht wurden? Das wissen wir nicht. Oder brachten infi- gung oder ihre Einzelheiten bekannt gibt . . .
zierte Menschen aus dem Westen die Krankheit versehentlich nach Halquinol (Handels name Quixalin) ist wie Clioquinol ein Mittel aus
Afrika? Ganz sicher nicht vor 1971wurden einige vereinzelte Fälle von einer Gruppe von Arzneien, die halogene Hydroxyquinoline
Aids in Zaire entdeckt, noch bevor im Jahre 1981 in Los Angeles die heißen ...
große Angst ausbrach. Sie werden vom Darm absorbiert und können dem Nervensystem
Was schließen wir daraus? Das ist einfach: Aids ist eine Krankheit, ernsten Schaden zufügen, der Lähmungen, Erblindung und sogar den
die in den Forschungslaboratorien entstand. Diese Erfindung des Tod zur Folge haben kann ...
Menschen wäre nie geschaffen worden, wenn nicht die Tierversuche
existierten. Ohne die afrikanischen Affen, die als "Grundmaterial" für Auf Seite 30 haben wir über die Versuche von Ciba-Geigy
eine pseudowissenschaftliche Forschung mit Retroviren benutzt wur- berichtet, für die Schäden jegliche Verantwortung abzuleugnen,
den, wäre das pneumocytis carinii nicht entstanden, und wir müßten die die Oxychinol/Clioquinol Produkte dieses Unternehmens
heute nicht die Schäden zählen. (Mexaform, Entero-Vioform etc.) angerichtet hatten, und den
Verbrauchern die Schuld zu geben, damit diese lukrativen
Weil die Anklagen, daß auch Aids eine Schöpfung der Tierver- Erzeugnisse auf dem Markt bleiben konnten. Doch die zusam-
suchslaboratorien ist, ziemlich neu sind, werden sie natürlich von mengetragenen Beweise zwangen die schweizer Multinationale,
der Tierversuchslobby und verwandten traditionellen Interessen- ihre Haltung zu ändern.
gruppen hitzig bestritten. Aber erinnern wir uns, daß auch Zuerst verkündete die Firma, daß sie ihre Oxychinol-Produkte
sämtliche Vorwürfe, die Thalidomid, DES, SMON, Bendectin, im Laufe der nächsten fünf Jahre aus dem Handel ziehen würde.
Oraflex und andere Unglücksfälle betrafen, die von den heutigen Doch die in die Höhe schnellende Zahl der Prozesse von geschä-
Pseudo-Gesundheits-Organisationen verursacht wurden, anfäng- digten Verbrauchern oder ihren Hinterbliebenen zwangen Ciba-
lich mit demselben Eifer und von denselben Sprechern abgestrit- Geigy, die Medikamente früher vom Markt zu nehmen, wobei
ten wurden, die später zugeben mußten, daß alle Anklagen doch sich das Unternehmen Zeit genug ließ, um wenigstens die vorhan-
der Wahrheit entsprachen. Dieselben Leute versuchen nun, die denen Lagerbestände der verhängnisvollen Produkte ausverkau-
Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von einigen anderen, in den fen zu können.
Laboratorien entstandenen "Problemen" abzulenken, oder sie
mit dem Versprechen einzuschläfern, daß irgendein nichtexistie- Aus einem schweizer Pressebericht in der Berner Zeitung vom
ren der "Durchbruch" unmittelbar bevorsteht. 27. November 1984:
280 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 281
Der in Basel ansässige Chemie-Konzern Ciba-Geigy beabsichtigt, "Erneute Warnung nach tragischen Geburten in Amerika -
den Verkauf von Mexaform und Entero- Vioform im März nächsten DIESES MEDIKAMENT KANN BEI SÄUGLINGEN MISS-
Jahres auf der ganzen Welt einzustellen. BILDUNGEN HERVORRUFEN" - das war die Überschrift
auf der Titelseite eines Artikels des medizinischen Korresponden-
ten John Illman, der folgendermaßen begann:
die auf Glauben fußt, scheinen keine Wirkung zu haben. Tatsäch- unzählige ernste Erkrankungen und für mindestens zwanzig Todes-
lich sind seit 1978 dank Paracetamol immer mehr Menschen in fälle unter den Frauen, die sie verwendet haben, verantwortlich sei,
Krankenhäusern oder auf dem Friedhof gelandet. stellte in der vergangenen Woche einen Antrag auf Schutz laut Kapitel
In einem Artikel des Londoner Daily Express vom 5. Juli 1985 11 des Konkursgesetzes.
mit dem Titel "Ärzte riefen schon vor fünfzehn Jahren nach einem Der Fall des Dalkon-Pessars könnte sich als der schlimmste Haft-
Verbot der Tabletten" heißt es: pflicht-Alptraum erweisen, den die amerikanischen Arzneimittelher-
steller je hinnehmen mußten. Im Jahre 1974 stellte Robins den
Im Jahre 1978warnte der National Kidney Research Fund (Staatliche Verkauf der Vorrichtung ein, nachdem Beweise vorlagen, die das
Fonds für Nierenforschung) vor Paracetamol ... Trotz der bekannten Dalkon-Pessar mit vier Todesfällen in Verbindung brachten. Seitdem
Gefahren dieses Medikaments für Nieren und Leber empfahl der Rat für steigt die Zahl der Klagen ständig. Bisher hat das Unternehmen in
Gesundheitserziehung Paracetamol in den Siebzigerjahren als Kur gegen 9 230 Fällen 378 Millionen Dollar Haftpflicht gezahlt, dazu die
Alkoholkater . Gerichtskosten von 107 Millionen Dollar. Mehr als 5 000 Fälle sind
noch hängig, und immer neue Klagen werden in Raten von 371 pro
Ein vernünftiger Rat gegen Alkoholnachwirkungen wäre eher, Monat eingereicht.
den Konsum herabzusetzen, anstatt für ein Gift gegen Brumm- Im vergangenen Jahr mußte die Firma Robins vom amerikanischen
schädel Reklame zu machen, das Leber und Nieren noch weiter Distriktgericht von Minneapolis einen vernichtenden Schlag hinneh- .
schädigt. Doch würde das den Pillendrehern ebenso wenig gefal- men. Der Richter klagte Robins des "ungeheuerlichen Unheils" und
len wie den Schnapsfabrikanten. Infolgedessen haben wir hier der "gröbsten Unverantwortlichkeit einer Handelsgesellschaft" an
nochmals einen klaren Hinweis darauf, daß der Staat sich nicht und ordnete eine Durchsuchung der Akten des Unternehmens an.
verpflichtet fühlt, die Gesundheit des Volkes sicherzustellen - Nachdem die vom Gericht beauftragten Beamten die Dokumente im
was ja nichts einbringt - sondern den einzelnen Interessengrup- Hauptquartier von Robins in Richmond durchgekämmt hatten, gaben
pen gegenüber willfährig ist - was genauso eindeutig viel ein- sie an, daß das Unternehmen sein Wissen über die Gefahren des
bringt. Dalkon-Pessars vertuscht hätte. Um die Sache für Robins noch
schlimmer zu machen, sagte Robert Tuttle, der frühere Rechtsberater
Das Dalkon-Pessar und andere Katastrophen der Firma aus, daß er auf Anweisung der Direktoren interne Doku-
In seinem Wirtschafts- und Handelsteil brachte die Zeitschrift mente vernichtet habe, die mit dem Dalkon-Pessar in Zusammenhang
Time am 2. September 1985 einen zweiseitigen Artikel mit dem standen.
Titel "Robins begibt sich in Deckung", aus dem wir einen Auszug Robins leugnete Tuttle's Zeugenaussage rundweg ab, sie trug aber
bringen: dennoch zu einem Urteilsspruch der Geschworenen mit dem höchsten
Strafmaß bei. Festgesetzt wurden im Mai: 9,2 Millionen Dollar
Das 119Jahre alte pharmazeutische Unternehmen A. H. Robins in Schmerzensgeld für eine Frau aus Wichita, die sich einer Hysterecto-
Richmond, das im vergangenen Jahr Rekordumsätze von 632 Millio- mie (operative Entfernung der Gebärmutter) unterziehen mußte,
nen Dollar erzielte, steht jetzt wegen des Dalkon-Pessars, einer nachdem sie das Pessar angewendet hatte.
Vorrichtung zur intrauterinen Geburtenkontrolle, vor dem finanziel- Der Unglücksfall von Robins ist nur einer der größten Fälle in einer
len Ruin. Die Firma Robins, die in einer Flut von mehr als 12000 Epidemie von Problemen der Produkte-Haftung, die die Gerichte
Prozessen ertrinkt, in denen sie angeklagt wird, daß die Scheibe für blockieren. Im vergangenen Jahr stimmten Dow Chemical und andere
284 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 285
Hersteller von Agent Orange, dem Entlaubungsmittel, das in Vietnam Bundesrepublik von Hinterbliebenen der deutschen Opfer ver-
angewandt wurde, zu 180 Millionen Dollar an Kriegsveteranen zu klagt; ihnen war die tödliche Arznei mit dem genialen Trick
zahlen, die behaupteten, sich Krebs und andere Leiden zugezogen zu angedreht worden, den Namen in Coxigon zu ändern. Obwohl das
haben, weil sie der Chemikalie ausgesetzt gewesen waren. Etikett nun ein anderes war, blieben die Nebenwirkungen diesel-
Merrell Dow, eine Tochtergesellschaft von Dow Chemical, stimmte ben: tödlich.
im vergangenen Jahr zu, einen Fonds von 120 Millionen Dollar
einzurichten, um die Ansprüche zu befriedigen, die entstanden waren,
weil Bendectin, eine Pille gegen morgendliche Übelkeit während der Die Zahl der Haftpflichtprozesse schwillt an
Schwangerschaft, Geburtsfehler (bei den Kindern) hervorgerufen
hatte. Doch verwarfen die Anwälte einiger Kläger das Urteil, und die Immer mehr Menschen beginnen an der Unfehlbarkeit ihrer
Debatte über Bendectin kehrt in die Gerichtssäle zurück. Doktor-Priester zu zweifeln, und die erfolgreichen Klagen wegen
Gerade als A. H. Robins vorige Woche im Begriff war, in seinem Produkte-Haftung mehren sich. Wie ein Artikel in der Zeitschrift
Haftpflicht-Fall wegen Nebenwirkungen Konkurs anzumelden, tauch- Time vom 16. September 1985 berichtet, steigen die Versiche-
ten bei einern anderen großen amerikanischen Arzneimittelhersteller , rungsprämien für Herstellerfirmen und auch für Ärzte ins Uner-
Eli Lilly, ebenfalls Rechtsprobleme auf. Er bekannte sich des ihm meßliche. Nämlich:
angelasteten Verbrechens schuldig, die Bundesbehörden nicht davon
unterrichtet zu haben, daß sein Medikament gegen Arthritis, Oraflex, Schätzungsweise 18 % der Gynäkologen Amerikas werden dieses
(Handels name Benoxaprofen) im Ausland mit Todesfällen und Jahr zu anderen Fachgebieten wechseln, weil die Absicherung gegen
Erkrankungen in Verbindung gebracht worden war, bevor seine Prozesse wegen Kunstfehler jetzt auf 72 000 Dollar pro Jahr geklettert
Anwendung in den Vereinigten Staaten gebilligt wurde. Lilly hatte es ist ... Versicherungs-Gesellschaften geben an, daß sie keine andere
versäumt, die Verbraucher davor zu warnen, daß Oraflex Nebenwir- Wahl als die Erhöhung der Prämien haben, weil sie sich bemühen
kungen auf Leber und Nieren haben könnte. müssen, die 3,8 Millionen Dollar, mit denen sie im letzten Jahr in den
Der Verdruß mit Oraflex begann im Jahre 1980, als es bereits in roten Zahlen standen, wieder zusammenzubringen.
Großbritannien (unter dem Namen Opren) und acht anderen Ländern
vertrieben und der amerikanischen Nahrungs- und Arzneimittelbe- Aber selbst wenn Presse und Justiz die Schuldigen zur Verant-
hörde vorgelegt wurde, die es im April 1982mit dem Freigabestempel wortung ziehen, sind die medizinischen Organisationen, unter-
versah. stützt von den petrochemischen Konzernen, nicht bereit, zuzuge-
Die untersuchenden Bundesbehörden behaupten, daß Oraflex für ben, was diese Verbrechen erst ermöglicht; die stillschweigende
den Tod von mehr als hundert Menschen mitverantwortlich war, Billigung, daß Tierversuche eine gültige Methode der medizini-
darunter mindestens 26 in den USA, dies von dem Zeitpunkt an, als es schen Forschung sind; und die starrköpfige Weigerung, anzuer-
zuerst auf den Markt karn und August 1982, als es aus den Regalen der kennen, daß diese Tierversuche die Ursache des ganzen weltweit
Apotheken verschwand. wuchernden medizinischen Schwindels sind.
Alles begann bekanntlich mit der Contergan-Tragödie, als die
Im August 1982, nur wenige Tage nachdem Oraflex von seinen Anklage im Strafprozeß gegen den Hersteller von einem deut-
Herstellern weltweit aus dem Handel gezogen worden war, wurde schen Gericht eingestellt wurde, nachdem Forscher von Weltruf
die Tochtergesellschaft von Eli Lilly in Bad Homburg in der wie der Nobelpreisträger Boris Chain unter Eid ausgesagt hatten,
286 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 287
daß kein Tierversuch jemals absolute Sicherheit bieten könnte Vorige Woche behauptete das Arzneimittel- und Therapie Bulle-
und daß alle vorgeschriebenen Tests gewissenhaft ausgeführt tin, daß Distalgesie, das zwanzig Jahre alte, von der amerikanischen
worden wären. Dieses Alibi ist von denen, die die tödlichen Firma Ely Lilly produzierte Schmerzmittel, im Jahre 1980 die Ursache
Arzneien vertreiben, immer wieder erfolgreich vorgebracht und für 269 Todesfälle infolge Unfall oder Selbstmord gewesen sein könn-
von den Gerichten, die sich auf die "medizinischen Experten" te ...
berufen müssen, routine mäßig anerkannt worden. Die menschli-
che Natur scheint eine perverse Fähigkeit zu haben, auf ihren Das Verteidigungsministerium der großen Arzneimittelherstel-
Irrtümern zu beharren. ler arbeitet rund um die Uhr, um Anschuldigungen zurückzuwei-
Daher wiederholten sich dann im Falle Oraflex, von dem wir sen und seine Mitarbeiter aus dem Gefängnis herauszuhalten. Es
oben berichteten, die Ereignisse. In der Ausgabe der englischen heißt, daß das letzte Mal, wo jemand den Sprecher von Ciba
Zeitschrift Economistvom 12. Februar 1983 stoßen wir nochmals Geigy erröten sah, war, als seine Mutter ihn als Junge mit der
auf das alte Bromid, das die Hersteller von Oraflex der Öffentlich- Hand in der Keksdose erwischte. Seither ist er einen langen Weg
keit verabreichten, und das in England unter dem Namen Opren gegangen.
verkauft wurde: Als 1982 bekannt wurde, daß Ciba-Geigy in Ägypten Kinder
und Jugendliche probeweise mit einem Pestizid besprüht hatte,
Das Parlamentsmitglied der Labour-Partei, Mr. Jack Ashley, das bereits krebserregende Wirkung gezeitigt hatte, bestritt die
kämpft gegen die Weigerung von Eh Lilly, den Familien der Opren- Firma diesen Vorwurf keineswegs; sie gab lediglich zu bedenken,
Opfer Schadenersatz zu zahlen. Eli Lilly behauptet, daß es alle Tests, daß die Dokumente, die diesen Versuch belegten, durch Dieb-
die zur Erteilung der Handelserlaubnis erforderlich sind, durchgeführt stahl an die Öffentlichkeit gelangten. Damit beklagte der Kon-
hätte, und deshalb nicht für Fahrlässigkeit haftpflichtig gemacht zern gelassen, daß auch ein Großer, der Unrecht betreibt, von
werden könnte (Fettdruck des Verfassers). solchem selbst nicht verschont wird ... " (St. Galler Tagblatt vom
19. November 1982.)
Müssen wir noch betonen, daß die erwähnten "Tests, die zur Eine AT-Depesche aus Syracuse in der New York Post vom
Erteilung der Handelserlaubnis erforderlich sind", - und die als 5. Mai 1983 trug die Überschrift "Neue Johnson und Johnson-
Alibi angeführt werden - massive Versuche an Tausenden von Angst: Fünf Personen starben, nachdem sie Schmerzmittel einge-
Tieren bedeuten, vor allem den berüchtigten LD-50 Test, den die nommen hatten." Der Bericht begann folgendermaßen:
Forscher selbst bei jeder Gelegenheit, bei der es ihnen helfen
könnte, einer Strafverfolgung auszuweichen, immer wieder als Fünf Personen starben an allergischen Reaktionen auf das Schmerz-
unzuverlässig bezeichnen. mittel Zomax, doch weder der Hersteller noch die Nahrungs- und
Natürlich beweist all das denjenigen, die unter die Oberfläche Arzneimittelbehörde hat die Absicht, es ohne weitere Studien aus dem
zu schauen vermögen, daß die Menschheit dem größten Schwin- Handel zu ziehen, wurde gestern von amtlicher Seite mitgeteilt.
del zum Opfer gefallen ist seit dem finsteren Mittelalter, als die
Kirche das Verdienst für sich in Anspruch nahm, der einzige Hort Die "weiteren Studien" schlossen natürlich die ewig-naiven
für Gesundheit, Fortschritt und Aufklärung zu sein. Verbraucher mit ein, die immer noch an die Redlichkeit und
Noch einige weitere Beispiele: Sachkenntnis ihrer medizinischen Priester glaubten, bis genügend
Aus der englischen Zeitschrift Economist vom 19. März 1983: Menschen gestorben waren oder sich unheilbare Schäden zugezo-
288 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 289
gen hatten. Dann erst wurde Zomax auf die ständig wachsende Aus einem Bericht aus Washington DC in der New York Post
Liste von in Tierversuchen getesteten Medikamenten gesetzt, die vom 24. Januar 1983:
die "Gesundheits"behörden gezwungen worden waren, zu ver-
bieten. Nationalrat Mario Biaggi forderte gestern eine gründliche Untersu-
Wenn die Medikamente gegen Arthritis und Rheumatismus, chung einer "Horror-Arznei", von der ein medizinischer Bericht
die ja nichts anderes als allgemeine Schmerzmittel sind, die Schuld behauptet, daß sie für den Tod von 852 Herzpatienten in New York
an den meisten Gesundheitsschäden tragen, so folgen ihnen als City verantwortlich sein könnte.
zweite die Mittel gegen Schnupfen und Grippe dicht auf den Der Demokrat aus Bronx meldete der New York Post gestern
Fersen, denn auch sie werden ja massiv von sehr vielen Menschen abend, daß das Herzmittel, bekannt unter dem Namen Epinepherin,
eingenommen, obwohl Gesundheitsbehörden und namhafte trotz der schon seit acht Monaten verbreiteten Berichte, die einen
Mediziner wie Albert Sabin wiederholt erklärt haben, daß sie Zusammenhang zwischen den 852Todesfällen und Injektionen mit der
vollkommen nutzlos sind. Arznei sehen, im Handel bleibt.
Der Korrespondent des Gesundheitsdienstes im Daily Tele- Ein Bericht von Dr. med. John Feldschuh, dem Leiter des Labora-
graph, David Fletcher, schrieb im Juni 1983: toriums für Cardiologie und Metabolie am New Yorker Medical
College, kam zu dem Schluß, daß er - Dr. Feldschuh - "nicht
Medikamente, die häufig zur Erleichterung bei verstopften Nasen, imstande sei, einen einzigen Überlebensfall zu finden" unter den 852
Husten und Erkältungen eingenommen werden, können akute Patienten, die Injektionen mit einer Variante des Medikamentes
Nebenwirkungen haben, unter anderem erhöhten Blutdruck, äußerte enthalten hätten, das die Abbott Laboratorien in Chicago herstel-
gestern ein Krankenhaus-Pharmazeut. len ... Biaggi sagte, er wäre "entsetzt", daß man das Medikament
Seine Warnung bezog sich auf Präparate, die Phenylpropanolamin nicht zurückgezogen hätte.
enthalten, und schloß so bekannte Medikamente gegen Erkältung ein
wie Beecham's Katarrh-Kapseln, Contac 400 und Mu-Cron Tabletten. Schmerzmittel, die dem verbreiteten Wunsch nach schneller
Unter den weiteren Produkten, die denselben Wirkstoff enthalten, Erleichterung von meistens kurzfristigem Unbehagen nachkom-
und alle ohne Rezept über den Ladentisch verkauft werden, sind Day men, woran gewöhnlich die eigene Gedankenlosigkeit oder Über-
Nurse, Hot Mesure, Owbridge's Erkältungskontrolle, Procol, Secron, treibungen schuld sind, und an deren Folgen man nicht gedacht
Sine-Off und Mu-Cron flüssig für Kinder. hat, sind die Mittel, die für die meisten dauernden Gesundheits-
schäden und Todesfälle verantwortlich zeichnen. Eine CP Depe-
Das gleiche Blatt berichtete im selben Monat: sche aus Montreal mit Datum vom 4. August berichtete:
Ein steiler Anstieg der Todesfälle in einer Glasgower Intensivsta- Mindestens zehn Kanadier sind 1984an Komplikationen gestorben,
tion hat das Regierungskomitee für Arzneimittelsicherheit dazu ver- die sie sich durch die Einnahme eines Medikamentes aus einer neuen
anlaßt, die Krankenhäuser vor dem Gebrauch des Medikamentes Gruppe starker, rezeptpflichtiger Schmerzmittel zugezogen hatten;
Hypnomidat bei der Behandlung von Patienten in kritischem Zustand medizinische Fachleute warnen davor, daß diese Todesfälle nur die
zu warnen. . . Die Ärzte weigern sich, eine Schätzung darüber Spitze des Eisberges seien. Unter Beschuß ist eine Gruppe von etwa
abzugeben, wieviele Patienten gestorben sein mögen, nachdem sie vierzig Medikamenten, bekannt unter der Bezeichnung NSAIDs - ein
dieses Medikament eingenommen hatten. Oberbegriff für non-steroidale Arzneien - gegen Entzündungen, die
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verbreitet zur Behandlung von arthritischen und anderen schmerzhaf- denersatz an ihre Opfer und Geldstrafen an die Regierungen
ten Erkrankungen verschrieben werden. zahlen zu müssen. Dennoch steigt sein Profit weiter, meistens aus
Dr. Michael Brennan, Mitglied des Komitees der Ontario Medical Verkäufen im Ausland, einschließlich der Dritten Welt.
Association für Medikamente und pharmazeutische Therapie, gibt an,
daß die Beweise darauf hindeuten, daß "wir vermutlich ein Hauptge- "Gefährliche Medikamente vom Markt zurückgezogen" lau-
sundheitsproblem in diesem Lande vor uns haben, das noch größer als tete ein Titel im Guardian vom 16. Mai 1984 mit Bezug auf das,
Aids ist". Ein Leitartikel in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift der was in England geschehen war.
Canadian Medical Association meint, daß der Gebrauch von NSAID
"fast unglaubliche Ausmaße" angenommen hat. Zwei Schmerzmittel mit bekannten Namen sollen sofort aus dem
Handel gezogen werden, verkündete der Gesundheitsminister Mr.
Im November 1983 veröffentlichte die schwedische Tageszei- Kenneth Clarke gestern. Tanderil und Tandacote wurden mit 400
tung Dagens Nyheter einen Geheimbericht, den Professor Olle Todesfällen in Großbritannien in Verbindung gebracht. Der Wächter
Hansson von einem Angestellten des schweizer Pharmagiganten der Regierung, das Komitee für Arzneimittelsicherheit (CSM) emp-
Ciba-Geigy erhalten hatte. Nach diesem Bericht schrieb man fahl daher schon vor zehn Wochen, daß sie zurückgezogen werden
mindestens 1 182 Todesfälle dem Gebrauch von zwei Mitteln sollten. Die Medikamente mit dem Wirkstoff Oxyphenbutazon wur-
gegen Arthritis, Butazolidin und Tanderil, zu, die der Konzern den vom CSM als zweimal so gefährlich beschrieben wie die Schmerz-
herstellt. (Andere Quellen geben die mutmaßliche Zahl der mittel, die Phenylbutazon enthalten und deren allgemeiner Gebrauch
Todesfälle mit über 10 000 an.) im März verboten wurde.
"Kein Grund zur Aufregung" erklärte das Sprachrohr von In den zwanzig Jahren, die diese Mittel auf dem Markt waren, sollen
Ciba-Geigy, Rene Porchet, am 17. November 1983 dem schweizer sie in Großbritannien auf irgend eine Weise an 1 500 Todesfällen
Wochenblatt Sonntags-Blick gegenübet, und nannte Professor beteiligt gewesen sein. Das Zurückziehen der oxyphenbutazonhalti-
Hanssons Forderung, die beiden Medikamente zurückzuziehen, gen Mittel, die Derivate des Phenylbutazon sind, wurde durch den
..absurd" . Hersteller Ciba-Geigy verzögert, der sein Recht auf Berufung geltend
Doch weniger als zwei Jahre später entschloß sich Ciba-Geigy, machte.
Tanderil aus dem Handel zu nehmen und bei der Anwendung des
anderen Mittels, Butazolidin, äußerste Vorsicht zu empfehlen. Im Aus der New York Times vom 13. Juni 1984:
Bericht des Guardian vom 4. April 1985 steht:
Der Pharmakonzern Ciba-Geigy beugte sich gestern dem Druck von Vier Beamte der SmithKline wurden im Zusammenhang mit der
Verbrauchern und Ärzten und zog weltweit sein Arthritis-Mittel Verteilung von Selacryn, das im Mai 1979 eingeführt und im folgenden
Tanderil vom Markt zurück. Auch der Anwendung des verwandten Januar von SmithKline wieder zurückgezogen wurde, unter Anklage
Medikamentes Butazolidin werden Beschränkungen auferlegt . . . gestellt ... Damals, gab SmithKline an, hätte die Firma Berichte über
Die Verkaufsziffern von beiden Mitteln belaufen sich im vergangenen 510 Fälle von Leberschäden in den Vereinigten Staaten und Frank-
Jahr auf 58 Millionen Pfund. reich erhalten, einschließlich fünf Todesfällen, die vermutlich durch
das Mittel verursacht wurden.
Ciba-Geigy scheint eine besondere Gabe dafür zu haben, vor
Gericht geschleppt zu werden. Medikamente zurückziehen, Scha- Aus dem Guardian vom 4. Januar 1985:
292 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 293
Fünf Patienten starben und 77 andere litten unter schweren Neben- Ein weiterer Artikel aus dem Guardian vom 2. August 1985
wirkungen, nachdem sie das Medikament Nizoral genommen hatten, vom medizinischen Korrespondenten Andrew Veitch mit dem
das verbreitet gegen Pilzinfektionen eingesetzt wird, so meldete das Titel "Ärzte warnen vor den Gefahren von Wachstumshormo-
Komitee für Arzneimittelsicherheit gestern. nen" besagte unter anderem:
Immer häufiger kamen die schlechten Nachrichten aus der Fünfhundert Menschen, denen als Kinder Wachstumshormone
Gesundheitsfront im Jahre 1985, so war zum Beispiel bereits im verabreicht wurden, laufen vielleicht ahnungslos Gefahr, an einem
März wieder in der gesamten Weltpresse Folgendes zu lesen: langsam wirkenden Virus zu sterben, das die Gehirnzellen angreift,
berichteten Ärzte gestern.
BERLIN - Tausende von Ferntouristen kennen das Malariamittel Heute wurde das erste englische Opfer gemeldet, eine 23jährige
"Fan sidar" und haben es eingenommen. Jetzt stellt sich heraus: Das Frau aus Southhampton, die man vor 13 Jahren mit menschlichen
von Hoffmann-La Roche hergestellte Medikament kann schwere Wachstumshormonen behandelte. Das Hormon wurde im Mai vom
Hauterkrankungen mit lebensbedrohlichen Folgen hervorrufen. Gesundheitsministerium und von der Nahrungs- und Arzneimittelbe-
Weltweit soll eine Reihe von Todesfällen aufgetreten sein. Neue hörde der Vereinigten Staaten verboten, nachdem in den USA drei
Presse, 23.124. März 1985. Patienten gestorben waren.
Die Wirkung von Infektionen in den Siebzigerjahren zeigen sich erst
.Himschaden durch Medikament fordert Tribut von vermut- jetzt, denn es braucht Jahre, bis sich die Zellen verbreitet haben.
lich 25 Millionen", lautete die Überschrift im Guardian vom 16. Hauptsächlich Risikoträger sind die 500 Engländer. denen man das
Juli 1985. Der Artikel seines medizinischen Korrespondenten Hormon bis etwa 1974 verabreichte.
Andrew Veitch besagte: Den jetzt zwischen 20 und 30 Jahre alten Opfern wurde die
Bedrohung durch die Krankheit nicht mitgeteilt. denn sie kann nicht
Hochwirksame Tranquiliser wie Largactil, die angewendet werden,
behandelt werden . . .
um die Erregungszustände von psychotischen Patienten in Kranken-
Das Hormon wurde aus der Hirnanhangdrüse von Leichen ge-
häusern und Gefängnissen zu unterdrücken, sollten vom Markt wonnen.
genommen werden, das hörte man gestern vor dem Weltkongreß für
Geistige Gesundheit in Brighton. "Firma behandelte die Warnung vor den Gefahren eines
Mehr als 25 Millionen Patienten haben unwiderrufliche Hirnschä- Medikamentes .Mit Verachtung':' lautete die Überschrift im
den davongetragen, weil man ihnen diese Medikamente verabreichte, Guardian vom 16. Dezember 1985. Unter anderen Unerfreu-
sagte Dr. David Hill, der dienstälteste klinische Psychologe des lichkeiten steht in dem Artikel:
Walton-Hospitals, Chesterfield ...
Die meisten Psychiater geben zu, daß stärkere Tranquiliser ver- Berichte von Ärzten veranlaßten das Komitee für Arzneimittelsi-
spätete (tardive) Dyskinesie (Bewegungsstörungen) verursachen, bei cherheit (CSM). eine Warnung vor dem Medikament Merftal
der die Patienten die Kontrolle über ihre Muskeln verlieren. Einer auszusprechen. Das ,Bulletin für Arzneimittel und Therapie'
vorsichtigen Schätzung zufolge hatten 38 Millionen Menschen T. D. beschuldigte heute den Hersteller Hoechst. diese Warnung mit
und mehr als 25 Millionen verloren für immer die Fähigkeit, den Verachtung zu behandeln.
Zungenmuskel oder in vielen Fällen die Muskeln des ganzen Körpers Die jüngsten Zahlen vom CSM zeigen, daß Merital (mit dem
zu kontrollieren . . . allgemeinen Namen Nomifensin) mit einem Todesfall durch B1ut-
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störungen in Zusammenhang gebracht wird. berichtet das Bulletin. gefälscht zu haben, die er den japanischen Gesundheitsbehörden
Andere Patienten litten unter schweren Nebenwirkungen wie aku- angegeben hatte.
tes Nierenversagen. Anämie und Lungenentzündung, fügt das Das Verzeichnis mit den Schwindeldaten. die infolge eines Hinwei-
Bulletin hinzu. Man kann die verschiedenen Reaktionen weder ses an das japanische Gesundheits- und Wohlfahrtsministerium ent-
voraussagen noch verhindern, und sie können bei Patienten, die das deckt wurden, stellt, so glaubt man. eines der größten Geständnisse
Medikament eine Zeitlang nicht genommen haben, durch eine von Unregelmäßigkeiten im Testen von Medikamenten dar, das ein
einzige Tablette ausgelöst werden, lautet die Warnung an die Ärzte. pharmazeutisches Unternehmen je gemacht hat.
Die japanische Regierung hat Ciba-Geigy angewiesen. zwei Fabri-
Die Zeit vergeht, aber die Arzneimittelhersteller dürfen weiter ken zu schließen und den Verkauf und die Importe in das Land vom 6.
morden und schwere Schädigungen mit Medikamenten anrichten, Januar an zwanzig Tage lang einzustellen.
die aus Profitgründen unter dem Vorwand verkauft werden, daß
sie alle "auf ihre Sicherheit" (an Tieren geprüft) wurden. Die
folgende weitere Nachricht aus dem Guardian vom 23. Dezember
1985 stellt das abermals unter Beweis: VERSCHLECHTERUNG DER GESUNDHEIT
VON KINDERN
Eine Untersuchung durch das CSM führte zu der Feststellung, daß
77 Menschen nach der Einnahme von Felden gestorben sind, - fast Ei? in mehr~ren amerikanischen Zeitungen gleichzeitig veröf-
alle infolge von Darmperforation und Darmblutungen - und mehr als fenthchter Artikel von Ellen Haie berichtet. daß die Zahl der
2 000 an schweren Nebenwirkungen erkrankten, seit das Mittel vor Tod~sfälle durch Asthma in den letzten Jahren deutlich angestie-
fünf Jahren auf den Markt gebracht wurde. gen Ist. "trotz der Entwicklung wirksamer neuer Medikamente
Die Hersteller, Pfizer in Amerika. bestehen darauf, daß das Medi- und Therapien zur Behandlung von chronischer Erkrankung der
kament .,gut verträglich" sei und weisen darauf hin, daß der Bericht Atemwege".
eines Arztes über einen Todesfall nicht unbedingt bedeutet, daß die Man könnte ohne weiteres das Wort "trotz" durch das Wort
Ursache Felden ist. "wegen" ersetzen.
In einer Studie. die in Ellen Haies Artikel erwähnt und in den
Pfizers lahmes Alibi läßt völlig außer acht, daß Ärzte nur sehr Annals of Allergy (Allergie-Annalen) veröffentlicht wurde. stellt
ungern ein Medikament, das sie verschrieben haben, als Todesur- der Leiter der Allergie und Immunologie-Abteilung am Kinder-
sache angeben. denn es könnte ihnen einen der immer zahlreicher krankenhaus des National Medical Center in Washington D. C.
werdenden Kunstfehlerprozesse eintragen, die gegenwärtig die fest. daß im Jahre 1980 mehr Kinder an Asthma starben als in
Haftpflicht-Versicherungsprämien in die Höhe schnellen lassen. irgendeinem vorangegangenen Jahr. Die Zahl der Krankenhaus-
Noch eine Nachricht aus dem Guardian vom 28. Dezember einweisungen wegen Asthma erhöhte sich zwischen 1961 und 1981
1985 mit der Überschrift "Schweizer Unternehmen fälschte die um das Drei- bis Achtzehnfache. Die Todesfälle infolge Asthma
Arzneitestdaten" . Hier ein Auszug: nahmen von 1 872 im Jahre 1978 auf 2598 im Jahre 1979 bis zu
2891 im Jahre 1980 zu.
Der schweizer Chemiekonzern Ciba-Geigy gab gestern zu, die Eine weitere Studie im American Journal of Diseases ot
Sicherheitsdaten auf 46 Antibiotika und anderen Medikamenten Chi/dren (Journal für Kinderkrankheiten) vom Juni 1985 mit dem
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Titel "Unerwarteter Tod durch Kinder-Asthma" weist auf die an, daß die Ärzte drei Stunden gebraucht hätten. um Shannon wieder
Möglichkeit hin, daß das Medikament, das diesen Patienten zum Atmen zu bringen ...
verabreicht wurde, der Hauptgrund für 13 unerwartete Todesfälle Dr. Madill sagte, Shannon hätte sich in einem Zustand der Anästhe-
war. Das ist wichtig, denn mehr als 10 % der Kinder unter 17 sie (Betäubung) befunden. der tiefer gewesen wäre als in der Chirurgie
Jahre hatten in den Vereinigten Staaten einen oder mehrere erforderlich. nachdem sie das Methadon enthaltende Mittel einge-
Asthmaanfälle . nommen hatte. Sie zeigt ..das bizarre Verhalten. sich selbst ins Gesicht
Einigen der Kinder, die starben, was Isoproterenol (siehe Sei- zu schlagen", führt er aus. Sie fällt auch häufig zu Boden und scheint
te 17 in Nackte Herrseherin. einige der Handelsnamen sind verwirrt zu sein. fügte er hinzu.
Aerolon, Duo-Medihaler, Isuprel, Norisodrin) verschrieben wor- ..Es handelt sich entweder um psychologische Veränderungen oder
den. Neun der 13 waren steroid-abhängig und gebrauchten entwe- es hängt mit einem Hirnschaden zusammen", meinte er.
der Prednison oder Beclomethason (Handelsnamen Beclovent-
Inhalat, Vanceril-Inhalat). Zwölf der Patienten nahmen The-
ophyllin. (Einige der Handelsnamen lauten: Elixophyllin, Marax,
Quibron, Slo-Phyllin, Tedral, Theobid, Theo-Dur). WIEVIELE MEDIKAMENTE WERDEN WIRKLICH
Acht der neun Patienten, die einer Autopsie unterzogen wur- GEBRAUCHT?
den, hatten Adrenal-Hormone eingenommen, und drei dieser 205 OOO? 60 OOO? 240? 9?
Patienten wiesen eine Zerstörung ihres Adrenal-Cortex (Teil des
Großhirns) auf. Die Ermittier betonten, daß der Zusammenhang Im Jahre 1980 veröffentlichte die in Genf ansässige Weltge-
zwischen erhöhtem Gebrauch von Aerosolen (Sprays) und erhöh- sundheitsorganisation (WHO) eine Liste von 234 Medikamenten.
ter Asthma-Sterblichkeit keine Neuentdeckung ist, da über ihn die für .wesenrlich'' oder ausreichend für die Bedürfnisse der
bereits 1972 in medizinischen Zeitschriften berichtet wurde. Dritten Welt gehalten wurden. Da die Dritte Welt als möglicher
(Siehe Nackte Herrseherin Seite 17). Kunde dazu ausersehen wurde. die westliche Gesundheitshilfe
"Anzeichen von Hirnschaden, offenbar durch Medikament" ganz außerordentlich nötig zu haben. sollten die 234 Medika-
lautet eine weitere Überschrift, mit der am 20. Dezember 1983 im mente für die westliche Bevölkerung erst recht mehr als ausrei-
Leihbridge Herald über eine CP-Depesche aus Chilliwack, Bri- chend sein.
tisch Kolumbien, Folgendes gemeldet wird: Angesichts des WHO-Berichtes fragt man sich, warum bisher
schätzungsweise 205 000 Medikamente und dessen Kombinatio-
Ein Mann aus Chilliwack behauptet, daß seine kleine Tochter nen hergestellt wurden - von denen die meisten seitdem zurück-
Symptome eines möglichen Hirnschadens zeigt, nachdem sie ein gezogen wurden? Wie kommt es, daß gegenwärtig in der Bundes-
Methadon enthaltendes, schädliches Medikament genommen hat. republik Deutschland weit über 60 000 Medikamente zugelassen
Garet Whorly meinte am Montag, daß die 15 Monate alte Shannon sind und ihr Verkauf gefördert wird; daß es in der Schweiz
Veränderungen im Verhalten zeige, die den Hausarzt beunruhigten. annähernd 10 500 sind. zum größten Teil von schweizer Unter-
Shannon ist eines der vier Kinder unter fünf bestätigten Fällen, die nehmen produziert?
einem Medikament, das Methadon enthielt und das der Shopper Drug Am 14. Oktober 1981 berichtete die Zürcher Weltwoche. daß
Markt abgegeben hat, zum Opfer fiel. UNIDO (Organisation der Vereinten Nationen für die Indu-
Whorly brach sein Schweigen über den Vorfall im Oktober und gab strielle Entwicklung) in Zusammenarbeit mit der WHO eine Liste
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von nur 26 Medikamenten aufgestellt hat, die für die Dritte Welt Wert erwiesen haben; derart, daß unsere westlichen Industrien sie
unerläßlich sind. Das heißt logischerweise daß die übrigen in ihren Chemieküchen immer nachzuahmen versuchen, um sie
200 000 und mehr Arzneien als entbehrlich zu betrachten sind, massenweise vermarkten zu können, obwohl sich die heilende
falls Logik in der Medizin irgendeine Bedeutung hat - was Wirkung niemals den natürlichen Originalen nähert.
natürlich nicht der Fall ist.
Die Zahl 26 ist praktisch identisch mit der Anzahl Medika-
mente, die die medizinische Kommission des früheren chileni-
schen Präsidenten Allende, der selbst Arzt aber der pharmazeuti- AUCH DIABETES-FÄLLE IM ANSTIEG
schen Industrie nicht verpflichtet war, für die einzigen hielt, die
irgendeine nachweisliche therapeutische Wirkung haben. Aber es "Der Mißbrauch von Antibiotika hat ein weltweites öffentli-
wird noch besser! ches Gesundheitsproblem geschaffen" (siehe Vorwort zu Nackte
Der UNIDO-Bericht betonte, daß von den 26 "Unerläßlichen" Hettschetin, TB-Ausgabe) und erzeugt immer weniger wider-
neun ganz besondere Priorität haben sollten. standsfähige Menschen und immer resistentere Bakterien. Auf
Und welches Medikament von der Liste dieser 9, die für noch dieselbe Weise hat die großzügige Anwendung von Insulin die
unerläßlicher als alle anderen Unerläßlichen gehalten wurden, Wirkung, die Diabetes-Fälle zu vervielfachen. In den zwanziger
stand zu oberst auf der Liste? Acetylsalicylsäure, das heißt unser Jahren, als die kommerzielle Massenproduktion von Insulin dank
gutes altes Aspirin, das vor etwa hundert Jahren entdeckt wurde Banting, Best und Collip begann, war die Zuckerkrankheit relativ
und sich als etwas weniger schädlich als die meisten anderen sehr selten, inzwischen ist sie jedoch eines der häufigsten und an
Arzneien erwiesen hat! Vielleicht weil es eines der wenigen Zahl ständig zunehmenden Leiden geworden.
Heilmittel, die heute noch gebraucht werden, ist, das nicht mit Dieses Phänomen ist leicht zu erklären. Die mannigfachen
Tierversuchen entwickelt wurde? klinischen Untersuchungen, denen Neugeborene von der Stunde
Einige Leute meinen, daß selbst die Liste von 9 unerläßlichen ihrer Geburt an unterzogen werden. ja sogar schon vorher,
Medikamenten noch zu lang sei. bringen gewöhnlich einige unerhebliche biologische Störungen
Auf die obigen Angaben können diejenigen hingewiesen wer- des Gleichgewichts ans Tageslicht, die verschiedene Gründe
den, die immer noch stur fragen, wie neue Medikamente denn haben können: 1) falsche klinische Tests, die bekanntermaßen
entwickelt werden sollten. Zunächst werden gar keine neuen skandalös unzuverlässig sind. 2) Eine echte biologische Fehlfunk-
Arzneien gebraucht, besonders wenn wir aufhören würden, neue tion irgendeines Organs, die oft auf die Medikamente zurückzu-
Krankheiten zu schaffen. Es ginge der Menschheit weit besser mit führen ist, die man der Mutter während der Schwangerschaft
weniger oder gar keinen Medikamenten, wie Dr. Mendelsohn verschrieben hat. 3) Das Trauma der Geburt oder 4) Ein leichter
und Dr. Holmes darlegten (siehe Seite 175). Alle, die weiterhin angeborenerDefekt, der, wenn man ihn zufrieden ließe, durch
neue Präparate entwickeln wollen und nicht wissen, auf welche die Heilkräfte der Natur allmählich korrigiert werden würde.
Weise außer mit Tieren das geschehen soll, sollten die großen Doch immer wenn eine Untersuchung kurz nach der Geburt
medizinischen Schulen des Ostens, Indiens, Chinas und Persiens eine echte oder eingebildete Unterfunktion (Insuffizienz) der von
erforschen. Schon vor Tausenden von Jahren haben sie eine große der Bauchspeicheldrüse gesteuerten Insulin-Versorgung ergibt.
Vielfalt von Heilmitteln entwickelt, die niemals an Tieren auspro- mischt sich die moderne Medizin sofort mit der Gabe von
biert wurden und sich aus diesem Grunde als von bleibendem Tierinsulin ein, das die Rolle der bisher noch faulen Bauchspei-
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cheldrüse übernimmt. Ergebnis: Anstatt daß sich die Bauchspei- trat die Krankheit im Alter von zehn Jahren auf, verglichen mit sechs
cheldrüse allmählich entwickelt und aktiviert wird, so daß sie ihre von 10 000 Kindern, die 1958geboren wurden und mit einem Kind von
natürliche Pflicht übernehmen kann, setzt sie sich sozusagen zur 10 000 vom Jahrgang 1946.
Ruhe, denn jemand anders hat es ja übernommen, den Organis-
mus mit dem nötigen Insulin zu versorgen. Die Drüse atrophiert, Noch so ein fetter Schnitzer der westlichen Medizin mit ihrer
schrumpft langsam, bis sie vollkommen funktionsuntüchtig wird übertriebenen Medikamentengläubigkeit.
und der anfängliche Mangel sich zu einer chronischen Krankheit
entwickelt; und der Betroffene wird zu einem lebenslangen und in
zunehmendem Maß behinderten Patienten, der von seinem Dok-
tor-Priester abhängt - dank Insulin! DIE AUSBEUTUNG DER ARMEN
Die Behauptung, daß Diabetes eine Erbkrankheit sei, weil sie
oft in ganzen Familien auftritt, ist eine weitere falsche Auffas- Die Zeitschrift Time von 28. Juni 1982 knüpfte dort an, wo
sung. Da Diabetes besonders bei Erwachsenen viel mit der unser Kapitel "Die Ausbeutung der Armen" (Seite 147) endete,
Nahrung zu tun hat, übernehmen die Kinder oft schlechte Eßge- und veröffentlichte eine eigene Geschichte über dasselbe The-
wohnheiten früh in ihrem Leben von ihren Eltern. ma, die jedem Leser dieses Buches einigermaßen bekannt vor-
Viele Zigarettenraucher sind Kinder von Tabaksüchtigen; die gekommen sein muß. Sie berief sich nämlich auf den Bericht
Tatsache, daß beide Generationen, weil sie' zuviel rauchen, mit von Milton Silverman, den auch wir auf Seite 152 erwähnen.
d~r Zeit L.ungenkrebs bekommen könnten, macht Lungenkrebs Auszüge:
nicht zu einer Erbkrankheit. Auch Diabetes ist es nicht. Aber
schlechte Angewohnheiten kann man vererben. Auf den Philippinen wird Chloramphenicol, ein starkes Antibioti-
In Ziffern ausgedrückt, sieht die Zuckerkrankheit, dieser neue kum, gegen Infektionen verschrieben, die vom Schnupfen bis zur
Fehlpaß der Modernen Medizin, in der Schweiz zum Beispiel so Akne reichen. Der Standard Arzneien-Katalog, den die philippini-
aus: Gemäß den vom Eidgenössischen Statistischen Amt in Bern schen Ärzte benutzen, enthält keine Warnung vor einer möglichen
veröffentlichten Zahlen ("Entwicklung der schweizerischen Nebenwirkung: einer tödlichen Form von Anämie.
Bevölkerung") starben 1930 in der Schweiz 445 Personen an In Kenya verschreiben die Ärzte Steroid- (Geschlechts-)Hormone
Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), 1980war diese Zahl bereits gegen so unbestimmte Beschwerden wie Appetitlosigkeit, Mangel an
auf 1 323 angestiegen! Widerstandskraft und Teilnahmslosigkeit. Bei dauernder Einnahme
Andere Länder, wo ebenfalls die Moderne Medizin herrscht haben Steroide bei jungen Mädchen eine vergrößerte Clitoris und bei
st~hen ?er Schweiz nicht nach. In einer Pressemeldung in Groß: Frauen Bartwuchs und Kahlköpfigkeit hervorgerufen.
britannien vom 13. Juni 1983 mit dem Titel "Diabetes-Fälle In Indonesien verkaufen Händler Clioquinol (Handelsname
verdoppelt" stand folgendes: Entero-Vioform) an Ständen am Straßenrand. Das sehr starke Mittel
gegen Durchfallerkrankungen wurde vor zehn Jahren in Japan ver-
Die Zahl kleiner Kinder mit Diabetes verdoppelt sich in Großbri- boten und vom amerikanischen Markt zurückgezogen, nachdem man
tannien alle zehn Jahre, berichten Ärzte in der Ausgabe des British es mit Fällen von akuten Unterleibsschmerzen und bei einigen Patien-
Medical Journal von dieser Woche. Bei ungefähr 13 von 1 000 ten mit Hirnschäden und Erblindung in Zusammenhang gebracht
Kindern, die im Jahre 1970 während einer Woche geboren wurden, hatte.
302 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 303
Dies sind nur Beispiele für unendlich viele Fälle, in denen mit NOCHMALS PROPAGANDA
Medikamenten falsch umgegangen wurde, die in einer neuen größeren UND FALSCHE INFORMATIONEN
Studie über Arzneimittel-Propaganda, Verkäufe, Anwendung und
Noch eine scheinbar unbestätigte Behauptung, die 1978 in
Mißbrauch in Ländern der Dritten Welt angeführt werden. Der
Nackte Herrscherin aufgestellt wurde (Seite 23/24), fand Jahre
Bericht wurde vom Pharmakologen Milton Silverman von der Kalifor-
später ihre Bestätigung. Es wurde behauptet, daß in den Sechzi-
nischen Universität in San Francisco, von seiner Frau, der Forschungs-
ger- und Siebzigerjahren Hun~~rttausende von unschuldigen
Assistentin Mia Lydecker von derselben Universität und vom früheren
Geschöpfen durch zwangsweise Uberfütterung zu einem grausa-
HEW Stellvertretenden Sekretär Dr. Philipp Lee über eine Zeit-
men Tod verdammt worden waren, indem man sie gedungenen
spanne von acht Jahren durchgeführt. Mit der melodramatischen
"medizinischen Experten" auslieferte, die Scheinbeweise erbrin-
Überschrift "Sterben auf Rezept" diagnostiziert der 172 Seiten lange
gen sollten, um den mächtigen Zucker-Trust in die Lage zu
Bericht einen "akuten Mangel an sozialem Verantwortungsbewußt-
versetzen, Konkurrenzprodukte - Zyklamate und Sacharin -
sein" seitens der internationalen pharmazeutischen Industrie.
gesetzlich verbieten zu lassen, dies in heimlichem Einverständnis
Nach Silverman und seinen Kollegen praktizieren die Pharma
mit dem medizinischen Establishment und den Gesundheitsbe-
Multis eine "zum Himmel schreiende doppelte Moral" , indem sie ihre hörden.
Produkte an arme Länder verkaufen ... In den Jahren 1984 und 1985 fand diese Behauptung ihre
Erzeugnisse, die in der westlichen Welt verboten sind oder strengen Bestätigung:
Beschränkungen unterliegen - Clioquinol und Aminopyrin, ein Fie-
ber- und Schmerzmittel, das mit einer ernsten Blutkrankheit in Im April unternahm die zuständige Regierungsstelle einen bedeut-
Verbindung gebracht wird - werden zu Schleuderpreisen auf die samen Schritt zur Rehabilitierung der verbotenen Süßstoffe. als ihr
unüberwachten Märkte Südost asiens geworfen. Für viele dieser Pro- eigenes Cancer Assessment Committee (Krebskontrollkomitee ) einen
dukte wird umfangreich Reklame gemacht. Für Clioquinol warb man Bericht herausgab. demzufolge bei allen getesteten Tierarten ..sehr
solange im Indonesischen Fernsehen, bis die Regierung im letzten Jahr wenige glaubhafte Daten" dafür gefunden worden waren. daß Zykla-
alle TV-Reklamen verbot. Andere Produkte, u. a. Vitamine und mate krebserregend sind. Der Bericht lief auf eine Ablehnung der
"Stärkungsmittel" werden in so verarmten Gebieten wie Nigeria und Tierversuche hinaus. die zum ursprünglichen Verbot geführt hatten.
Mittelamerika als Kur gegen Unterernährung angepriesen, obgleich, (New York Times. 1. August 19R4).
wie Silverman in einem Interview äußerte, "diese Menschen keine Sacharin. ein künstlicher Süßstoff. den die Nahrungs- und Arznei-
Vitamine, sondern etwas zu essen brauchen". mittelbehörde zu verbieten versuchte. weil Studien sie mit Blasen-
Als Verfasser von drei Büchern, die schon früher die Arzneimittel- krebs bei Ratten in Zusammenhang brachten. scheint sicher für den
hersteller verdammten, ist Silverman ein ständiger Störenfried, dazu Gebrauch von Menschen zu sein. meinte die American Medical
ein einflußreicher. Unter denen, die er aufs Korn nimmt, befinden sich Society (Amerikanische Medizinische Gesellschaft). Zahlreiche Stu-
die größten Pharma-Produzenten der Welt. Das schweizer Unterneh- dien an mehreren anderen Arten. einschließlich Menschen. haben
men Ciba-Geigy, in der Industrie mit seinem Umsatz an vierter Stelle, keinen Zusammenhang zwischen Sacharin und irgendeinem Krebs
erbracht. (Los Angeles Times. 10. August 1(85).
wird in dem Bericht angeklagt, den Markt mit Clioquinol und Amino-
pyrin zu überschwemmen ... Logischerweise investieren die Reichsten und daher Mächtig-
Einer der Vertreter von Ciba-Geigy auf den Philippinen warb um sten der westlichen Welt, Einzelpersonen und Organisationen,
seine Kunden mit pornographischen Filmen und Prostituierten.
304 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 305
die größten Summen bei den einträglichsten Unternehmen, Tode gequält werden. Was kümmert einen da die immer schlech-
wovon die meisten ein Teil des petrochemischen Konzerns sind, ter werdende Gesundheit einer irregeführten Bevölkerung, die
zu dem auch Arzneimittel gehören. Dadurch, daß man diese mit überwältigender Mehrheit die Reagan-Bush-Liste wählte.
Unternehmen mit den Organisationen des öffentlichen "Gesund- Heutzutage erwarten nur wenige Leute absolute Lauterkeit von
heitswesens" verknüpft (Geld des Steuerzahlers), stellen sie den hohen Staatsbeamten. Aber daß sogar einige der großen Tier-
lukrativsten Handelszweig überhaupt dar. Das mag erklären, schutzorganisationen sich an Unternehmen finanziell beteiligen,
warum weder die Unmoral ihrer Methoden noch ihre wissen- deren Gewinne auf der grausamen Ausbeutung von Tieren fußen,
schaftliche Unproduktivität jemals öffentlich in Frage gestellt dürfte für einige doch noch eine Überraschung sein.
wird. Ein Artikel in der New York Timesvon Jeff Gerthrnit dem Das tut zum Beispiel die reichste von allen, die Massachusetts
Titel "Bush, der Aktien von Arzneimittelkonzernen besaß, ver- Society for the Prevention of Cruelty to Animals (die Tierschutz-
suchte die Änderung des Steuergesetzes zu verhindern" berich- gesellschaft von Massachusetts), die 1984 ein Vermögen von 44
tete Folgendes aus Washington: Millionen Dollar besaß, und deren Präsident, Dr. David S. Claflin
aus Dedham ein jährliches Gehalt von 77 000 Dollar bezog, ohne
Vizepräsident Bush, der Aktien von Arzneimittelproduzenten im jemals auf die zum Himmel schreiende Unproduktivität der
Werte von mehr als 145 000 Dollar besaß, als er sein Amt übernahm, Tierversuche hinzuweisen. Die Bemühungen des Vereins, Grau-
und der von 1977bis 1979Direktor von Eli Lilly war, intervenierte im samkeit gegenüber Tieren zu verhindern, machen vor der Vivi-
März beim Finanzministerium im Zusammenhang mit vorgeschlage- sektion halt. Einmal im Jahr, zur Zeit der Spendenaktion, poliert
nen gesetzlichen Verfügungen, die pharmazeutische Unternehmen er sein Image auf, indem er gegen die Abgabe von streunenden
gezwungen hätten, bedeutend mehr Steuern zu zahlen. Hunden an Laboratorien Sturm läuft und statt dessen den aus-
In seinem Brief vom 14. April, mit dem er sich von seiner Einmi- schließlichen Gebrauch von für Forschungszwecke extra gezüch-
schung in die Angelegenheit distanzierte, leugnete Mr. Bush jeden teten Tieren vertritt. Auf diese Weise pflichtet der Verein der
bestehenden Interessenkonflikt und gab an, daß er seine 1 500 Eli Lilly Notwendigkeit von Tierexperimenten ausdrücklich bei.
Aktien im Jahre 1978verkauft hätte. Aber laut seiner 1981 abgegebe- Die Humane Society of the United States (HSUS), mit 140 000
nen, offengelegten treuhänderischen Vermögensverwaltung besaß Mitgliedern Amerikas größter Tierschutzverein, beschreitet den
Mr. Bush bei seiner Amtsübernahme die Eli Lilly immer noch, und es gleichen Weg. "HSUS beabsichtigt nicht, beabsichtigte niemals
war sein wertvollstes Aktienkapital. und wird niemals beabsichtigen ein Verein gegen Tierversuche zu
Eine Prüfung von Mr. Bushs im Jahre 1981 erstellten Vermögens- werden", schrieb sein Präsident John Hoyt einmal als Antwort auf
steuer-Akten ergibt, daß sich in seinen zwölf verschiedenen Aktien- die Anfrage eines Mitglieds. Zur Verfügung stehende Akten
Beteiligungen auch ein Aktienpaket von Bristol Myers Co. im Werte zeigen, daß sein jährliches Gehalt weit über 100 000 Dollar
von über 50 000 Dollar befand, einem weiteren Pharmakonzern mit beträgt.
Sitz in Puerto Rico ... Als es sich im Jahre 1985 in Großbritannien herausstellte, daß
die angesehene RSPCA, die Königliche Tierschutzgesellschaft,
Wahrscheinlich ist es dem persönlichen Doktor-Priester von große Summen in Unternehmen investiert hatte, die umfangrei-
Herrn Bush gelungen, seinen illustren Patienten davon zu über- chen Gebrauch von Labortieren machten, leugnete die Organisa-
zeugen, daß seine Pharma-Aktien sich um so gesünder entwickeln tion die Anschuldigungen nicht ab, und verkündete sogar, daß sie
würden, je mehr Tiere in den medizinischen Laboratorien zu ihre Politik nicht ändern würde.
306 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 307
Aus einem Artikel im Guardian vom 25. Mai 1985 von Penny Patricia Curtis, die auf Seite 202 erwähnt wird, beauftragte
Chorlton: einen New Yorker Anwalt, dem Verfasser mit einer Verleum-
dungsklage zu drohen. wenn er nicht seine Behauptung zurück-
Die Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals gab zöge, daß ihr Artikel, der die Tierversuche auf geschickte Weise
gestern bekannt, daß sie weiterhin in gewinnträchtige pharmazeuti- billigte, von der National Society for Medical Research (siehe
sche Unternehmen wie Glaxo und ICI investieren würde. NSMR, Seite 63 bis 66) "in Auftrag gegeben worden sei". Wenn
der Verfasser auch nicht beweisen kann, daß sie "beauftragt"
Obgleich alles das öffentlich bekanntgemacht wurde, sagte die wurde, diesen Artikel zu schreiben, stellt sich bei sorgsamer
Abgeordnete Janet Fookes, die die RSPCA im Parlament vertritt, Durchsicht desselben unter anderem heraus, daß sie die begei-
als sie im Rundfunk über die Behauptungen befragt wurde, daß sterte Befürwortung der Tierversuche ("die NSMR besteht nach-
im Komitee der Organisation Vivisektoren säßen und daß die drücklich darauf, daß jegliche Verminderung der Tierversuche
Gesellschaft mit großen Summen in Glaxo, ICI und andere die Volksgesundheit und den wissenschaftlichen Fortschritt
gefährden würde") zitiert, ohne den Leser darüber aufzuklären,
Firmen eingestiegen sei: "Das ist nichts als üble Nachrede und
daß die NSMR keine Gruppierung selbstloser Wissenschaftler ist,
Verleumdung. "
die sich um die öffentliche Gesundheit sorgt, wie der Name
glauben macht, sondern vielmehr die Lobby der Züchter von
Unterdrückung
Labortieren und Händler, die befürchten, daß ihre Profite durch
jegliche Verminderung des Tierverbrauchs gefährdet werden
Unterdrückung von Informationen ist sogar noch wichtiger als
könnten. Und da Curtis später dem Verfasser gegenüber zugab,
die Verbreitung von falschen im Machtsystem des Che-Me-Vi
daß ihr Artikel nicht zensiert worden wäre und daß sie über die
Kombinats; denn wahrheitsgetreue Informationen würden
Tierversuchs-Szene genau orientiert sei, hatte sie diese wichtige
bedeuten, daß die Macht der Organisation, irrezuführen, an
Information absichtlich verheimlicht.
ihrem Ende angekommen wäre. Auf diese Weise gehen auch die
Dennoch sind die amerikanischen Unterwanderer bloße Ama-
Leiter der unterwanderten Tierschutz- und Antivivisektionsver-
teure verglichen mit ihren britischen Kollegen. Die großen briti-
bände zu Werke: sie ignorieren absichtlich alle vorliegenden
schen Tierschutz- und Antivivisektions-Organisationen sind nicht
Beweise, daß die auf Tierversuchen beruhende Forschung unpro- nur im Geheimen von Gegnern unterwandert, sondern gerade-
duktiv ist und beschränken ihre Tätigkeit auf feurige aber sterile heraus von ehemaligen Vivisektoren oder Labor-Arbeitern gelei-
Proteste gegen die Grausamkeit und die mangelnde Moral "eines tet. Die jüngste der großen Organisationen gegen Tierversuche,
Teils" der Forschung. Animal Aid , verblieb nur eine kurze Zeit in ihrem ursprünglichen
Dann kann die Forschungs-Clique ihrerseits überzeugend kon- Zustand der Unanfechtbarkeit; schon bald wurde eine ehemalige
tern, daß den Gegnern der Tierversuche offenbar mehr an den Labor-Angestellte, Frau Dr. Gill Langley, ihre "Technische
Tieren als an den Menschen liegt, (eine ihrer Redensarten: Beraterin" . Ihre Haupttätigkeit besteht nun darin, ihre Mitglieder
Tierschützer sind im Grunde ihres Herzens Menschenfeinde") davon zu überzeugen, daß, da man die Experimente an Tieren
wogegen sie selbst - obwohl auch sie alle große Tierfreunde sind "noch nicht" entbehren kann, die einzige Lösung darin besteht.
- zuerst um die Gesundheit der Menschen besorgt sind, was Geld für einen "Fonds für Alternativmethoden" zu stecken, den
leider nicht erreicht werden könne, ohne einige Tiere zu opfern, sie verwaltet. So geraten erhebliche Geldbeträge. die die gutgläu-
zum größten Teil Ratten.
308 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 309
bigen Engländer regelmäßig opfern, weil sie hoffen, daß die Beschuß in der Vereinszeitung von Animal Aid mit einer Buchbe-
Tierversuche auf diese Weise abgeschafft würden, in die Hände sprechung der obenerwähnten Frau Dr. Gill Langley, einer
von Tierexperimentatoren, die die am meisten Begünstigten der Biologin, die das Amt einer "Technischen Beraterin" bei AA
"Alternativ-Fonds" sind, was sie in vielen Fällen in die Lage hatte, und den Mitgliedern von der Lektüre des Buchs abriet,
versetzt, noch mehr Tiere zu kaufen. Dieses Phänomen konnte unter dem Vorwand, daß es "unzuverlässige Informationen"
man auch in anderen Ländern beobachten, wo die Chemie enthalte.
mächtige Lobbys hat, wie in Italien und Westdeutschland. Erst 1986stellte es sich überraschend heraus, daß der Ehemann
dieser Gill Langley, Dr. Christopher Langley, bei der CIBA
Mißlungener Boykott FOUNDATION FOR THE PROMOTION OF INTERNA TIO-
NAL CO-OPERATION IN MEDICAL AND CHEMICAL
1980 hatten einige der großen britischen und amerikanischen RESEARCH angestellt ist. Er arbeitet bei CIBA, Portland Place
Tierschutzgesellschaften einen Warenboykott gegen die Firma Nr. 14, London Wl.
Revlon lanciert gehabt, weil sie ihre Kosmetika an Hunderttau- Damit erklärt sich die Hartnäckigkeit, mit der Frau Dr. Langley
senden von Tieren testete. Als Großdemonstrationen vor dem die englische Version der Pharma-Story sowohl im Vereinsmaga-
New Yorker Sitz der Gesellschaft und ganzseitige Zeitungsinse- zin von Animal Aid, einer führenden britischen "Antivivisek-
rate in der New York Times dem Image der Firma zu schaden tionsliga" , und dann in zahlreichen Privatkorrespondenzen, zu
begannen, verkündete sie mit großer Fanfare, daß sie 750 000 verteufeln versuchte.
Dollar für die Suche nach "Alternativmethoden" zum ohnehin
nutzlosen Tierversuch spenden würde, und der Boykott wurde Unterdrückung durch kostspielige Gerichtsverfahren
darauf von den naiven Tierschützern sofort abgeblasen.
Das Geld, zu dem später noch weitere nahmhafte Summen In ihrem Bemühen, die Aussaat chemie-schädlicher Nachrich-
hinzukamen, ging alles an die "Forscher" der New Yorker ten zu verhindern, die von den nicht-infiltrierten Tierverteidigern
Rockefeller University, ein Großzentrum der Tierversuche. Bis stammen, ist die Drohung mit kostspieligen Prozessen wegen
zum heutigen Tage - also neun Jahre später - war von diesen angeblicher Verleumdung eine beliebte Strategie der pharmazeu-
Forschern noch nicht einmal ein Versuch gemacht worden, Alter- tischen Firmen; und in der Mehrzahl der Fälle haben diese
nativmethoden zu "finden", und das Geld diente vermutlich Drohungen Erfolg. Einem Artikel, der in den Zeitungen aller
hauptsächlich dazu, noch mehr Versuchstiere zu kaufen. Das- Länder hätte verbreitet werden müssen, die sich ständig mit ihrer
selbe geschah mit einem zweiten Boykott, diesmal gegen die Pressefreiheit brüsten, ist es bisher nur gelungen, in die unwich-
Avon Produkte. Beide Firmen machten sich mit diesen "Spen- tige Charleston Gazette von West Virginia zu schlüpfen, die am
den", die aus ihrem Reklamebudget kamen, große Reklame. Und 2. Februar 1986 unter dem Titel .David, Goliath" folgendes
das ist bisher das einzige Resultat geblieben. berichtete:
Schweizer Pharma überall dabei Von den finanzkräftigen internationalen Konzernen wird gerichtli-
che Bangemacherei praktiziert. Sie strengten einen Multimillionen-
Als Die Pharma-Story 1982 erstmals in Großbritannien Dollar-Prozeß an, um die Kritik zu ersticken, die eine kleine arme
erschien, kam das Werk erstaunlicherweise sofort unter scharfem ehrenamtliche Organisation an ihnen übte.
310 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 311
Die International Primate Protection League (Internationale Liga dieser Fall zeigt, einnehmen wird, der kleine David eine Chance
für den Schutz der Primaten) mit Hauptsitz in Summerville, South hat, den häßlichen Goliath zu besiegen. Aber Morris Bealle hat
Carolina, versucht, Menschen- und andere Affen auf der ganzen Welt dargelegt, warum das gegenwärtig höchstwahrscheinlich nicht
zu beschützen. Im Jahre 1982 kam es der Gruppe zu Ohren, daß die geschehen wird (Seite 155).
Immuno AG, eine österreichische Filiale eines multinationalen phar- Unsere Meinung hat sich inzwischen leider als richtig erwiesen.
mazeutischen Konzerns, in Erwägung zog, ein afrikanisches Laborato- Die IPPL der Frau Dr. McGreal war gegen die in Amerika sehr
rium einzurichten, in dem in Hepatitis-Experimenten Schimpansen häufigen und riskanten Verleumdungsklagen versichert. Nun
benutzt werden sollten. bestand ihre Versicherungsgesellschaft darauf, durch einen Kom-
Dr. Shirley McGreal, die Präsidentin der IPPL, sprach die Warnung prorniß zu einem raschen Abschluß des Rechtsstreits zu gelangen.
aus, daß das Projekt die gefährdeten Arten bedrohen könnte ... Es blieb der IPPL Leiterin nichts anderes übrig, als einzuwilligen
Diese Besorgnis der Gruppe drückte McGreal in einem Brief an den und sich damit zu trösten, daß der Anwalt ihr in einem persönli-
Herausgeber einer winzigen wissenschaftlichen Zeitschrift mit einer chen Brief vollends recht gab.
Auflage von nur 350 Exemplaren aus. Und für diese freimütige
Äußerung wurde sie von der Immuno mit einer siebenstelligen Ver- Weichert und das Che-Me-Vi Kombinat
leumdungsklage angegriffen. Auch einige andere, die das geplante
Labor kritisiert hatten, wurden verklagt. Im Sommer 1985 beauftragte Hans-Jürgen Weichert, der auf
Die Klage gegen McGreal kam in New York City vor Gericht, Seiten 78 und folgende unrühmlich erwähnte frühere Präsident
womit man die Beklagte zwang, die 1 500 Meilen zwischen South der WSPA, die in London ihren Sitz hat, einen Londoner und
Carolina und New York zu den zahlreichen Gerichtsverhandlungen einen Münchner Anwalt, die Zurückziehung der inzwischen bei
hin und herzureisen. Die Reisekosten und die Gerichtsgebühren Hirthammer in München erschienene Die Pharma-Story zu ver-
drohen, sie vollkommen zu ruinieren, was wahrscheinlich die Absicht langen. Zur gleichen Zeit holte Weichert mit einer Verleum-
des weltweiten Konzerns ist. dungsklage mit einem Streitwert von 500 000, - DM gegen den
Eine britische Zeitschrift, die ebenfalls von der Immuno verklagt Hirthammer Verlag aus, dies wegen der angeblich "unbewiese-
wurde, mußte feststellen, daß sie in Anwaltskosten ertrank, und nen" aber von Weichert abgestrittenen Behauptungen des Au-
bezahlte daher eine außergerichtliche Einigung, um weiteren Verlu- tors.
sten zu entgehen. Wodurch sie mundtot gemacht wurde. McGreal hat Hirthammer ließ sich nicht einschüchtern und kam gleich mit
gelobt, den Kampf bis zu Ende durchzufechten ... einer unveränderten zweiten Auflage des Buches heraus, indem
Das Recht für jedermann, sich über eine Gewissensangelegenheit zu er sich auf die vom Verfasser vorgelegte einwandfreie Dokumen-
äußern, sollte nicht durch erdrückende Verleumdungsklagen nieder- tation verließ.
gewalzt werden. Wir hoffen, daß McGreal und IPPL standhaft blei-
ben, vor Gericht gewinnen - und dann eine Gegenklage gegen den Am 29. April 1986 gab das Landgericht München in einer
internationalen Konzern anstrengen über die Kosten, die dieser 30seitigen Begründung sein Endurteil ab:
Goliath-gegen-David Kampf verursacht hat. I. Die Klage wird abgewiesen.
11. Die Kläger tragen die Kosten des Rechtsstreits.
Wir sind der Ansicht, daß nur, wenn eine große Mehrheit der 111.Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in Höhe von
Zeitungen die mutige Haltung der Charleston Gazette, wie sie 3 500, - DM vorläufig vollstreckbar.
312 DIE PHARMA-STORY DER GROSSE SCHWINDEL 313
Der abgewiesene Kläger hat keine Berufung eingelegt. ,,60 Minuten" hat sich als Nachrichtenmagazin-Programm, das
Der Zwischenfall zeigt wieder einmal, daß das Che-Me-Vi Korruption auf allen Ebenen aufdeckt, in Amerika den größten Ruf
Kombinat nichts unversucht läßt, um alle unerwünschten Infor- erworben. Jede Woche sehen wir Journalisten von ,,60 Minuten", die
mationen zu unterdrücken. Damit war es nicht nur in Amerika gewissenlose Geschäftleute in leitender Stellung und Politiker nervös
weit erfolgreicher mit der IPPL, sondern vor allem in Großbritan- machen und sie mit ihrer aggressiven Befragung in die Defensive
naen, wo im Jahre 1980 der Herzenjongleur Christiaan Barnard drängen.
wegen angeblicher jedoch nicht existierender Verleumdung mit Einige Leute können kaum glauben, daß es eine wichtige Korrup-
einem Prozeß drohte, was genügte, den Verleger des britischen tionsaffäre geben könnte, die ,,60 Minuten" nicht anpacken würde,
Establishment von Slaughter of the Innocent (Nackte Herrsche- aber wir haben entdeckt, daß es doch mindestens eine gibt, an die es
rin), die Futura Publications, dazu zu bewegen, sämtliche Exem- sich nicht heranwagt.
plare aus den Buchhandlungen zurückzuziehen und zu vernich- 1982fanden wir heraus, daß es zwei Bücher gibt, die in diesem Land
ten, ohne auch nur den Wunsch zu äußern, die vollständigen mit allen Mitteln unterdrückt werden. Wir erfuhren, daß der Medizin-
Dokumentationen einzusehen, die der Verfasser bereitgelegt historiker Hans Ruesch aus medizinischen und wissenschaftlichen
hatte. Zeitschriften und von Ärzten und Wissenschaftlern umfangreiche
Mit wieviel größerer Wirksamkeit jedoch die heimliche, vor- dokumentierte Informationen gesammelt hatte, die enthüllen, daß
beugende Zensur des Arzneimittel-Kombinats, die es schon seit Tierexperimente nicht nur grausam sind, sondern daß die Ergebnisse
1940 gibt (siehe Seite 162) und die zum ersten Mal von Morris dieser Tierforschung keine Verbesserung der menschlichen Gesund-
Bealle ans Licht gebracht wurde, fortbesteht und sich bis zum heit gebracht, sondern die Zahl von Geburtsfehlern, neuen Krebsar-
heutigen Tage weiter ausdehnt, kann am Beispiel des folgenden ten und anderen bisher unbekannten Krankheiten im Gegenteil stark
Falles gezeigt werden, der für die meisten Amerikaner sicherlich vermehrt haben.
üjerraschend ist. Im Jahre 1983 schrieben wir dem Verfasser und fragten an, ob er
einern Auftritt in ,,60 Minuten" zustimmen würde. Er ließ uns wis-
Ein Nachrichtenbrief von A WARE sen, daß er das schon seit Jahren versucht hätte und daß ,,60 Minu-
ten" Exemplare seines jüngsten Buches besäße plus des vollständi-
AWARE steht für Americans Wanting Animal Research gen Berichtes darüber, wie dieses Werk in unserem Land unter-
Exposed (Amerikaner, die fordern, daß die Tierforschung offen- d~ücktwürde. Obwoh~Herrn Ruesch's Bücher nicht die einzigen sind,
gelegt wird), eine junge Organisation mit Sitz in Ventura, Kalifor- die den Betrug der TIerforschung und die Bereitwilligkeit der Tier-
nien. Im Sommer 1985versandte sie das folgende Rundschreiben experimentatoren enthüllen, die menschliche Gesundheit ihrer eige-
an alle wichtigen amerikanischen Zeitungen, Rundfunk-Statio- nen Profite und Berufskarrieren zuliebe zu gefährden, ist das Thema
nen, Tierschutzgesellschaften und einer Auswahl von Politikern, in seinen Werken bisher am gründlichsten und am besten dokumen-
einschließlich Margaret Heckler, der Ministerin für Gesund- tiert.
heit. Gleich danach lancierten wir eine ,,60 Minuten Petition" näm-
lich eine Unterschriftensammlung mit dem Zweck ,,60 Minute~" dar-
COLUMBIAS BROADCASTING SYSTEM ,,60 MINUTEN" über zu unterrichten, daß die Öffentlichkeit allmählich aufgeklärt
LEGT ES JEDE KORRUPTION OFFEN ODER NUR INSOWEIT sei und verlangte, daß die Wahrheit ans Licht kommt. Zu diesem
ALS ES NICHT SELBST DARAN BETEILIGT IST? Zeitpunkt wußten wir bereits, daß mindestens 80 % der die Fernseh-
DIE PHARMA-STORY
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kurzen Auszug aus dem Spiegel-Artikel wieder, der mehrere s~nschaft ein Gegenstück zum bundesdeutschen Spiegel Magazin
Seiten umfaßte. Im wesentlichen könnte er sich ebenso auf gibt.
Amerika oder Großbritannien oder auch auf die Schweiz be-
ziehen. 2) Im Jahre 1979, als Tina Anselmi in Italien Gesundheitsmini-
Der Artikel selbst war "Lieber auf das erstgenannte Konto" sterin war, beantragte sie, daß Tausende von Medikamenten die
betitelt, und gleich darunter stand im Fettdruck: "Über Jahre eine medizinische Kommission als wirkungslos oder schädlich
hinweg schmierte die Pharma-Branche der Bundesrepublik eingestuft hatte, zurückgezogen würden.
Deutschland Bonner Politiker, Abgeordnete und Beamte. Ziel: Daraufhin suchte sie ein Vertreter der Pharmaindustrie auf und
eine industriefreundliche Arzneimittelgesetzgebung auf bot ihr 35 Milliarden Lire an, - ein riesiger Geldbetrag in jeder
Kosten der Krankenversicherungen und zu Lasten von Millionen Währung - zahlbar an eine von ihr anzugebende Schweizer Bank,
Kranken". Unter anderem war zu lesen: wenn sie ihren Antrag zurückzöge.
. Tina Anselmi reagierte, indem sie schon am folgenden Morgen
Die Arzneimittelkonzerne streuten in der Regel nicht großkotzig diesen .Best~chungsversuch publik machte. Wenige Tage später
Millionen-Beträge in die Kassen der Parteien. Sie verteilten ihr Geld explodierte Ihr Auto. Es war ein reiner Zufall, daß sie unverletzt
gezielt an Politiker und Beamte, die in Bonn die Gesundheitspolitik davonkam.
bestimmen. Bald danach verlor sie ihren Posten und ist bis zum heutigen
Mit geringerem Einsatz zielten die Pharma-Unternehmer auf große Tage nicht wieder in das Gesundheitsministerium eingesetzt
Wirkung. Sie schufen sich, unterstützt vom Wohlwollen dafür hono- worden.
rierter Abgeordneter, in der Bundesrepublik Deutschland weltweit
unvergleichlich günstige Marktbedingungen. Die milliardenschwere Natürlich ist es nicht der Macht der Bomben zu verdanken, daß
Branche, das belegen die Unterlagen, hat sich quasi die Gesetzgebung der Glaube der Mehrheit an die angeblichen Wohltaten der
gekauft (Fettdruck des Verfassers). mechanistischen Medizin, die absurderweise auf Tierversuchen
fußt, sich weiter hält, sondern der weit stärkeren Macht einer
An der Elle zweier Begriffe sollten künftig alle Medikamente sy~tematischen Gehirnwäsche und sanften Überredung. Das
gemessen werden: Sowohl ihre "Wirksamkeit" als auch ihre "Unbe- h~Ißt, Verführung. "Was Gewalt heißt, ist nichts: Verführung ist
denklichkeit" müßten in Zukunft wissenschaftlich nachgewiesen wer- die wahre Gewalt," sagte schon Nietzsehe. Gewalt wird vom Che-
den, durch entsprechende chemisch-physikalische Testreihen, Tier- Me- Vi Kombinat nur selten angewendet und als letztes Mittel wie
versuche, klinische Erprobungen und Gutachten (Fettdruck des Ver- im Fall von Tina Anselmi oder Salvador Allende. Aber dank
fassers). unserer industriehörigen Regierungen und Medien, die die
öffentliche Meinung prägen, anstatt sie widerzuspiegeln, und sie
Zahlreiche Politiker und Bundesbeamte, die zu der Annahme veranlassen, die "richtige" Richtung einzuschlagen, besteht dazu
der von der Pharma-Industrie erwünschten Richtlinien beitrugen, auch nur selten die Notwendigkeit.
waren in dem Artikel namentlich erwähnt, und auch die Beste- Gar nicht zu reden von der organisierten Tatenlosigkeit der
chungsgelder, die in ihre Taschen wanderten, wurden einzeln großen Tierschutzvereine, die seit über 100 Jahren versprechen,
aufgeführt. innerhalb ein paar Jahre alle Probleme zu lösen. Sie wissen, daß
Viele Schweizer bedauern es, daß es nicht auch in der Eidgenos- man die unerfahrenen Neumitglieder immer wieder mit den alten
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Jeder kann in der Presse solche Meldungen finden wie die denn, das Kind sei beim Ertrinken gewesen - wird das ganze
hier erwähnten. Doch isoliert, ohne Erläuterung der Zusam- Problem der Tierexperimente in alle Ewigkeit auf das hoffnungs-
menhänge, ergeben diese einzelnen Nachrichten nicht mehr Sinn los falsche Thema der begeisterten Tierversuchsanhänger
als die durcheinandergeworfenen Steine eines Puzzles. Für alle, beschränkt bleiben: "Entweder ein Hund oder ein Baby".
die willens oder fähig sind, diese Steine kunstgerecht zusam- Ein Baby Fae?
menzusetzen, hat das vollständige Bild nur eine Bedeutung:
daß die Methodik der heutigen medizinischen Pseudo-Forschung
im Interesse der öffentlichen Gesundheit geächtet werden
muß.
Doch ist die allgemeine Gesundheit nicht mit den Interessen
des Che-Me- Vi Kombinats in Einklang zu bringen. Es kämpft
hartnäckig, damit die aufschußreichen Bruchstücke des Gesund-
heitspuzzles durcheinandergemengt bleiben, denn nur so kann
es alle seine tragischen Fehlschläge als historische Erfolge ver-
kaufen, - die rätselhafterweise immer "mehr Forschungs-
gelder" benötigen, bevor definitive Erfolge erreicht werden kön-
nen.
Wenn man in diesem Sinne alte Zeitungen und medizinische
Zeitschriften der letzten Jahrzehnte durchblättert, stößt man auf
eine erstaunliche Vielfalt von lauthals angepriesenen "Durchbrü-
chen", deren praktische Anwendung "unmittelbar bevorstand"
aber immer noch auf sich warten lassen; von Versprechen "In fünf
Jahren", die vor lauter neuen "In-fünf-Jahren-Versprechen" ver-
gessen wurden.
Die Bosse des Che-Me-Vi Kombinats, die Gesundheitsinstitute
in allen industrialisierten und profitorientierten Ländern, die
Medienmacher, die von der Werbung oder von den Eigentümern
der Petrochemie abhängig sind, und die Leiter der alteingesesse-
nen Tierschutzvereine - alle nehmen an dieser profitablen Ver-
schwörung teil, die dazu bestimmt ist, jeden Beweis für die
unheilvollen Auswirkungen der auf Tierversuchen fußenden
Medizin verborgen zu halten, damit sie vor der öffentlichen
Entlarvung sicher sind.
Bis wir der Mehrheit zeigen können, was wir bisher nur einigen
wenigen bewiesen haben, nämlich, daß noch nie ein einziges
Leben eines Kindes durch einen Hund gerettet wurde, - es sei
Tierversuche: gefälschte Wissenschaft Italienisches Parlament
In der Beilage zur .Neuen Juristischen Wochenschrift", in der für totale Abschaffung der Tierversuche
.,Zeitschrift für Rechtspolitik" (Heft 12, 1975), erklärt Professor Ein historisch bedeutsamer Durchbruch trug sich im November
Dr. Herbert Hensel, Leiter des Physiologischen Instituts der 1984 in Italien zu:
Universität Marburg: .,Niemand bestreitet, daß ein Ereignis am Nachdem er bereits im Europarat in Straßburg und im italieni-
Menschen aus dem Tierversuch nicht mit Sicherheit vorhersag bar schen Parlament mehrmals über Tierversuche berichtet hatte,
ist. Wenn aber eine wissenschaftlich fundierte Aussage überhaupt wobei er stets sein Material aus Imperatrice Nuda (Nackte Herr-
möglich sein soll, dann muß man zumindest eine definierbare seherin) bezog, führte der Abgeordnete Filippo Fiandrotti am
Wahrscheinlichkeit angeben können. Nur dann ist die Vorhersage 16. November 1984 überraschenderweise einen Antrag für die
rational, und nur dann ist sie durch entsprechende Richtlinien totale Abschaffung aller Tierversuche in Italien ein. Die Sache
normierbar. Ist dies nicht möglich, dann handelt es sich um eine trug sich nicht in einem "leeren Raum" aus, sondern es waren an
nichtrationale Vorhersage. Sie beruht auf persönlicher Erfahrung, dem Tag nahezu 600 Parlamentarier anwesend. Die Nachricht auf
Intuition und Glück. Sie ist nicht übertragbar und nicht norrnier- der Titelseite des Corriere deJ/a Sera lautete am nächsten Tag
bar. Nach Auffassung führender Biostatiker sind Wahrscheinlich- folgendermaßen:
keitsauss.agen vom Tier auf den Menschen nicht möglich, weil
weder die getesteten Parameter noch die Tierarten noch die "ABSTIMMUNG IM PARLAMENT GEGEN DEN TIERVERSUCH.
geprüften Substanzen als zufällige Stichproben im Sinne der
Wahrscheinlichkeitstheorie gelten können. Damit besteht aber Mit zweifacher Abstimmung (zuerst durch Handheben und dann
gegenwärtig überhaupt keine Möglichkeit einer wissenschaftlich mit dem elektronischen Zähler) hat die Kammer gestern einen
begründeten Vorhersage. In dieser Hinsicht ist die Situation noch Antrag gegen die Tierversuche angenommen. Mit einer Mehrheit
ungünstiger als bei einem Glücksspiel, da bei diesem die Erfolgs- von sechzig Stimmen sprach sich die Versammlung für den auf der
chance~ abschätzbar wären . . . Nach unseren gegenwärtigen Tagesordnung stehenden Antrag aus, den der Sozialist Filippo
Kenntmssen kann man durch Tierversuche die voraussichtliche Fiandrotti gestellt hatte und der der Regierung das Versprechen
Wirkung, Wirksamkeit und Unschädlichkeit von Arzneimitteln abnimmt, für die drei Jahre 1985 bis 1987 die Durchführung von
beim Menschen nicht wissenschaftlich feststellen ... Das Beispiel Tierversuchen zu verbieten und die Geldmittel, die für diesen
der C~~tergan-Katast.rophe, als Argument für strengere Prüfung Zweck bewilligt worden sind, für andere Forschungsprojekte zur
gern zitiert und auch m der Begründung des Regierungsentwurfs Verfügung zu stellen. . .. .
zur Reform des Arzneimittelrechts mehrfach erwähnt beleuchtet Selbst wenn dieses Versprechen nur em politisches Ist (es
~iese Problematik besonders deutlich. Ebensowenig 'wie damals besteht nämlich keine eigentliche Verpflichtung seitens der Regie-
heße sich heute ~urch d~n Tierversuch eine derartige Arzneimit- rung), ist die Entscheidung deshalb von großer Wichtigkeit, ~eil
telkatastrophe mit ausreichender Sicherheit verhindern." sie in nicht-geheimer Abstimmung fiel. Es haben also zahlrelc~e
Schließlich enthüllte das .,Journal of the American Medical Abgeordnete der Mehrheit aus Ge~issens~ründen ?ffen gegen die
Association" (20. Oktober 1975), man habe festgestellt, daß der Tierversuche gestimmt, obwohl die Regierung Sich gegen den
Mensch gegen Thalidomid sechzigmal empfindlicher ist als die Antrag ausgesprochen hatte."
Mau~, h~ndertmal empfindlicher als die Ratte, zweihundertmal
empfmdhcher als der Hund und siebenhundertmal empfindlicher Wenn auch noch lange nicht feststeht. daß damit die Tierversu-
als der Hamster - lauter beliebte Versuchstiere. ch~ wenigstens in einem Lande endgültig abge.schafft si~d", ~eint
Hans Ruesch dazu, "so ist dieser Entscheid von hlstons~h~r
. Woz.u dann überhaupt alle diese Tests? Die ewige Frage ergibt
Bedeutung und stellt bestimmt einen für andere Länder vorbildli-
die eWige Antwort: Weil Geld darin steckt. Scheffelweise Geld.
chen Durchbruch dar."
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