FERNSEMINAR ROHRVORTRIEB
www.maxscherle.com
Eröffnung am 03.03.03
Themen:
- Einführung
- Abgrenzung Stollenbau – Tunnelbau – Rohrvortrieb
- Möglichkeiten und Grenzen des Rohrvortriebes
- Vortriebswiderstände und ihre Begrenzung
- Bentonit
- Zwischenpressstationen
Mit diesem Seminar stellt der Autor, Dr.-Ing. Max Scherle, allen am Rohrvortrieb
Interessierten und Beteiligten Anregungen und Arbeitshilfen zur Verfügung. Die
Seminarunterlagen wurden von ihm auf der Grundlage seiner Ausbildung zum
Maschineningenieur und zum Bauingenieur, seiner langjährigen Erfahrungen im
Tiefbau im Allgemeinen und im Rohrvortrieb im Besonderen, seiner eigenen
Forschungen und Veröffentlichungen, seiner früheren Seminare und den damit
verbundenen Diskussionen, seiner neunzehnjährigen Tätigkeit als Obmann des
gemeinsamen Arbeitskreises Rohrvortrieb der Abwassertechnischen Vereinigung
und des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches nach bestem Wissen und
Gewissen mit einem Höchstmaß an Sorgfalt erstellt.
Mit der Anwendung der Seminarunterlagen entzieht sich niemand der Verantwortung
für eigenes Handeln.
Regressansprüche gegen den Autor oder gegen die an der Gestaltung und
Durchführung des Seminars Mitwirkenden sind ausgeschlossen.
1939 Maschineningenieur
Veröffentlichungen in UmweltBau:
• Schäden in Millionenhöhe müssten nicht sein
• Optimierung der Vorpresskräfte
• Auf einem Bein sicher an’s Ziel
• Bentonit ein unentbehrliches Hilfsmittel beim Rohrvortrieb
• Sicherungsmaßnahmen bei der Unterfahrung von
Bahnbetriebsgelände im Rohrvortrieb
Fernseminar Rohrvortrieb
Quellen
Tiefbauberufsgenossenschaft TBG
Fernseminar Rohrvortrieb
Quellen (Fortsetzung)
ich begrüße Sie zum Auftakt des heute beginnenden Fernseminars zum Thema
Rohrvortrieb
zugleich im Namen meines Partners, Herrn Dipl.-Ing. Rößler, und des ganzen
Teams, das zum Gelingen des Seminars beigetragen hat.
Als ich unlängst meine Akten durchforstet habe, stieß ich auf die Unterlagen
zahlreicher Seminare, die ich in der Zeit von 1970 bis 1980 an den Technischen
Akademien Wuppertal, Esslingen und Essen teils mit Kollegen zusammen,
überwiegend aber allein gestaltet hatte. Dies regte mich an, den Gedanken der
Seminare wieder aufzugreifen. Vieles gilt für den Rohrvortrieb noch unverändert,
doch manches ist von der Entwicklung überholt worden und ist zu streichen, vieles ist
aber auch an Erfahrungen und Erkenntnissen neu hinzugekommen und bedarf
dringend der Ergänzung. Doch die Zahl der Jahre erlaubt es mir nicht mehr, noch
einmal an das Pult eines Hörsaales zu treten – da kam mir der Gedanke eines
Fernseminars via Internet. Ich freue mich, dass Sie daran teilnehmen wollen und
hoffe, dass es mir gelingt, Ihre sicher hohen Erwartungen erfüllen zu können. Ich will
versuchen, die theoretischen Grundlagen und die praktische Anwendung für alle am
Rohrvortrieb Beteiligten zu vermitteln – bin mir aber darüber im Klaren, dass dies ein
schwieriger Spagat ist, denn weit gehen die Interessen der Beteiligten auseinander:
Bauherren,
Planer,
Baugrundgutachter,
Ausschreibende Stellen,
Vermesser,
Maschinenhersteller,
Vortriebsfirmen,
Statiker,
Prüfingenieure,
Bewertung von Mängeln und Schäden,
Sicherheit beim Vortrieb.
Einleitung
Der Rohrvortrieb ist das jüngste Mitglied in der Familie der unterirdischen
Bauweisen:
Stollenbau – Tunnelbau – Rohrvortrieb.
Der Tunnelbau ist als Bauweise zur Auffahrung von unterirdischen Verkehrswegen
seit mehreren Jahrhunderten bekannt. Er diente in seinem Ursprung zur
Unterfahrung von Gebirgen, um so die Verkehrswege unabhängig von Eis, Schnee
und Lawinen zu machen. Da es sich fast immer um Gebirgsformationen handelte,
machte es erst die Erfindung des Schießpulvers möglich, Gestein, das nicht mehr mit
einfachem Handwerkzeug gelöst werden konnte, aufzubrechen. Als weiteren,
wesentlichen Schritt zur Verbesserung des Gebirgstunnelbaues und zur Minderung
der immer noch damit verbundenen Gefahren erwies sich die Verdrängung des
Schwarzpulvers durch das Dynamit.
Doch bestanden als Folge der meist hohen Überlagerung durch das Gebirge
erhebliche Auflasten und in deren Folge hohe Bergdrücke, nicht nur im Scheitel,
sondern auch in den Seiten – den Ulmen – und auch in den Sohlen. Um diese
aufzunehmen, wurden die Tunnel mit schwerem Holzverbau gesichert und
schließlich dauerhaft standsicher ausgemauert.
Der Bau der großen Alptunnel erfuhr seine Blütezeit mit der Erfindung und
Einführung der Eisenbahn als wichtiges und unverzichtbares Verkehrsmittel.
Eine weitere Blüte erfuhr der Tunnelbau mit der Verlegung der neuen Straßenbahnen
in den Untergrund – es entstanden die U-Bahnen. Der Tunnelbau löste erfolgreich
die Herstellung der U-Bahnen in offener Baugrube ab, die das Leben in den zumeist
betroffenen Großstädten für lange Zeit erheblich behinderte. Aber erst die Erfindung
des Schildvortriebes in der Mitte des 19. Jahrhunderts brachte den Durchbruch des
Tunnelbaues weltweit.
Die Auskleidung der Tunnelröhren mit Betonfertigteilen, den sogenannten
Tübbingen, im Schutze des Schildes diente der Abstützung gegen den Erddruck und
bildete zugleich das fertige Bauwerk.
Die vorletzte Steigerung erfuhr der Tunnelbau mit der Einführung der Druckluft als
Mittel zur Verdrängung von Wasser an der Ortsbrust. So wurden Tunnel im
Grundwasser und unter Gewässern vorgetrieben, ohne dass Wasser abgesenkt oder
abgepumpt werden musste.
Mit der Einführung der flüssigkeitsgestützten Ortsbrust, bei welcher der Boden an der
Ortsbrust durch eine Bentonitsuspension abgestützt wird – daher der Name
flüssigkeitsgestützte Ortsbrust – und zugleich allenfalls anstehendes
(Grund-)Wasser abgedrängt wird, wurde der bisher letzte, aber auch entscheidende
Schritt in der Entwicklung des Tunnelbaus getan.
Den Stollen sind in der Größe ihrer Querschnitte relativ enge Grenzen gesetzt. Man
darf von wenigen Quadratmetern ausgehen. Auch die Vortriebslängen sind begrenzt,
ohne dass hierfür Werte angegeben werden können.
Tunneln sind – man möchte fast sagen – keine Grenzen gesetzt.
Durchmesser von 14 Metern wurden bei Straßentunneln bereits aufgefahren, z.B.
der Elbtunnel. Vortriebslängen von mehreren Zehn Kilometern Länge sind bei
Eisenbahntunneln keine Seltenheit – Beispiel der Euro-Tunnel zwischen Frankreich
und England – und verschiedene Tunnel in Japan zu Verbindung von Inseln.
Beides sind unterirdische Bauweisen, die von einem Schacht aus aufgefahren
werden.
Beim Tunnelbau wird – in der derzeit gebräuchlicher Form – im Schutze des Schildes
die Auskleidung des Hohlraumes mit Betonfertigteilen – den Tübbingen –
zusammengefügt, die nach dem Vortrieb des Schildes an dem jeweiligen Ort, an dem
sie eingebaut wurden, als die Tunnelauskleidung verbleibt und damit die Tunnelröhre
bildet.
Beim Rohrvortrieb wird der Schild durch das erste Rohr in den Boden gedrückt,
dem folgen weitere Rohre. Die Rohre übernehmen vom Schild die Last des Bodens
und bilden zugleich die fertige Röhre. Die Rohre, von denen jedes für sich allein
Bestandteil des ganzen Bauwerkes ist, werden in dem vom Schild vorgeschnittenen
Hohlraum zum betriebsfertigen Bauwerk zusammengefügt. Ein wesentliches,
vielleicht das wesentlichste Kriterium des Rohrvortriebes ist es, dass der
gesamte Rohrstrang so lange in Bewegung bleibt, bis das letzte Rohr aus dem
Startschacht ausgefahren ist.
Böden:
Rohrvortrieb ist besonders gut geeignet in nicht bindigen bis bindigen Lockerböden
wie Sand, Kies, Schotter, Lehm, Ton, Mergel, usw.
Es ist nur bedingt – wenn überhaupt – geeignet in Fließsand, Schluff und Moorböden
und vergleichbaren Böden, da diese Böden an der Ortsbrust nur schwer abgestützt
werden können und die Vortriebsschilde nicht den zur Steuerung erforderlichen
Widerstand finden. Außerdem geben diese Böden dem Rohrstrang nicht ausreichend
Führung, so dass sich der gesamte Rohrstrang in seiner Lage verändern kann.
Festgesteine, die bis vor nicht allzu langer Zeit als für den Rohrvortrieb ungeeignet
bezeichnet wurden, da sie nur durch Sprengen abgebaut werden konnten, werden
nunmehr dank der Entwicklung geeigneter Abbaumaschinen vom Rohrvortrieb
beherrscht.
Nicht gänzlich auszuschließen, jedoch mit großer Vorsicht sind beim Rohrvortrieb
Böden zu betrachten, die zum Quellen neigen, da diese den Rohrstrang unter
Umständen so fest umklammern, dass er sich nicht mehr bewegen lässt.
Nach unten kann festgestellt werden, dass es, seit Maschinen auf dem Markt sind,
die immer kleinere Durchmesser ermöglichen, praktisch keine Grenzen mehr gibt.
Nach oben gibt es für Rohre, die in Rohrwerken hergestellt und auf öffentlichen
Straßen transportiert werden sollen, mehrfache Grenzwerte:
Die zulässige Höhe beträgt ohne Sondergenehmigung 4,00 Meter. Daraus errechnet
sich ein Rohraußendurchmesser von 4,00 Metern minus Konstruktionshöhe der
Ladeflächen des Tiefladers.
Eine Variante ist noch gegeben, wenn die Rohre quer zur Fahrtrichtung transportiert
werden können. Dann ist es möglich, die Rohre bei einer Länge von maximal 2,50
Metern (einschließlich der Stahlführungsringe) mit einem Außendurchmesser von
4,00 Metern minus der Konstruktionshöhe der Ladefläche des Tiefladers ohne
Sondergenehmigung zu transportieren.
Aber Vorsicht! Immer wieder findet man – trotz zulässiger Durchfahrtshöhe von 4,00
Metern vor Unterführungen Warnschilder, auf denen steht
Durchfahrtshöhe 3,80 m
oder sogar noch weniger!! Darum der Rat:
Stets vor Angebotsabgabe und Auftragsannahme von Großrohren den vorgesehenen
Transportweg überprüfen!
Auf eine Besonderheit ist noch hinzuweisen: Das ist der Grenzbereich zwischen
bemanntem und unbemanntem Rohrvortrieb!
Nach der Unfallverhütungsvorschrift Bauarbeiten vom 1. April 1977 in der Fassung
vom 1. Januar 1997, Stand 2000, Mindestlichtmaße
§ 42 (1) Arbeitsplätze und Verkehrswege in Tunneln, Stollen und
Durchpressungen müssen folgende Mindestlichtmaße aufweisen:
Bei Längen unter 50 m bei Kreisquerschnitt 0,80 m
Durchmesser
Bei Längen von 50 bis unter 100 m bei Kreisquerschnitt 1,00 m
Durchmesser
Bei Längen von 100 m und mehr bei Kreisquerschnitt 1,20 m
Durchmesser
Ist Vortrieb in Druckluft vorgesehen oder muss mit Vortrieb in Druckluft gerechnet
werden, gilt zusätzlich die Verordnung über Arbeiten in Druckluft
(Druckluftverordnung) vom Oktober 1972 in der Fassung vom 19. Juni 1997.
Nach Anhang 1: (§§ 4 und 17 Abs. 2 der Verordnung über Arbeiten in Druckluft)
1.2 Personenschleusen, Materialschleusen, kombinierte Schleusen
(1) Personenschleusen müssen mindestens 1,60 m hoch ... sein, ....
(4) Für kombinierte Schleusen gelten die Vorschriften für
Personenschleusen
Beide Vorschriften sind erfüllt, wenn sich der aus dem geplanten Nenndurchmesser
plus 2 Mal der Wanddicke der Vortriebsrohre ergebende Außendurchmesser der
Vortriebsrohre gleich oder größer ist als 1,60 m zuzüglich 2 Mal der Wanddicke des
Schleusenrohres. Ist diese Bedingung nicht erfüllt, dann muss der Nenndurchmesser
der Vortriebsrohre entsprechend erhöht werden.
Ausblick
Noch ungeahnte und beinahe fast unbegrenzte Möglichkeiten für den Rohrvortrieb in
all seinen Bereichen – Maschinenhersteller, Rohrhersteller, Vortriebsfirmen und nicht
zuletzt Planer – zeichnen sich bei der Herstellung der Rohre in Feldfabriken nahe der
Vortriebsstrecke im Nennweitenbereich zwischen 4,00 und 5,00 m zur Aufnahme von
Verkehrsmitteln – teils schienengebunden, teils und dies insbesondere
spurgebunden.
Gerade eine Allianz von Rohrvortrieb und Spurbussen wäre ideal.
Spurbusse benötigen geringeren Lichtraum als schienengebundene Verkehrsmittel!
Spurbusse kommen mit engeren Radien aus.
Spurbusse beherrschen wesentlich größere Steigungen und Neigungen!
Spurbusse kommen mit wesentlich kürzeren Rampen aus!
Spurbusse benötigen wesentlich kürzere Bahnhöfe!
Ein ganz neuer Ausblick für den Rohrvortrieb – und dies möglicherweise weltweit.
Von einem Schacht, Pressschacht oder auch Startschacht genannt, wird mittels
hydraulischer Vortriebspressen das 1. Vortriebsrohr, dem ein steuerbarer Schild
(früher auch Schneidschuh genannt, weil mit ihm der Ausbruchraum vorgeschnitten
wird) vorangesetzt ist, in den Boden getrieben. Im Schutze des Schildes wird an der
Ortsbrust der Boden abgebaut, während der Schild im Lockergestein den Boden
stützt und sichert. Das in den Schild fallende Haufwerk wird zum Startschacht hin
zurückgefahren und von dort abgefördert. Ist das 1. Rohr ganz aus dem Startschacht
ausgefahren, wird ihm ein 2. Rohr angefügt und mit diesem das 1. Rohr samt dem
Schild vorgetrieben. An der Ortsbrust wird dabei weiterer Boden gelöst, geladen und
zum Startschacht zurücktransportiert. Ist auch das 2. Rohr ausgefahren, dann folgt
ein 3. Rohr, ein 4. Rohr und so weiter, wobei stets der Transport des Haufwerkes
durch die bereits vorgepressten Rohre erfolgt.
So könnten von einem Startschacht aus beliebig viele Rohre vorgetrieben werden,
wären nicht Grenzen gesetzt. Die Grenzen ergeben sich aus den Widerständen, die
dem Vortrieb entgegen stehen.
Die Widerstände ergeben sich aus:
- dem Brustwiderstand, das ist der Widerstand, den der Boden dem Eindringen
des Schildes entgegen setzt. Der Brustwiderstand wird durch die Art des Bodens,
die Konstruktion des Schildes und die Vortriebstechnik bestimmt.
- der Mantelreibung, das ist die Reibung, die bei der Bewegung der Rohre am
ausgebrochenen Baugrund entsteht. Es ist naheliegend, dass die Mantelreibung
mit der Länge des Vortriebes zunimmt.
Ziel beim Rohrvortrieb ist es – wie so häufig und ganz legitim – mit geringst
möglichem Kraftaufwand möglichst weit voranzukommen. Den Kraftaufwand
bestimmt beim Rohrvortrieb vorrangig die Mantelreibung. Um diese in den Griff zu
bekommen, ist es wichtig, sich mit den sie bestimmenden Gesetzmäßigkeiten
auseinander zu setzen. Es sind dies die
Bild 2: Reibungsgesetze
Neben der Rollreibung (Bild 2a), die hier außer Betracht bleibt, wird unterschieden
in:
- trockene Reibung (Bild 2b) und diese in
• Haftreibung (Reibung der Ruhe)
• Gleitreibung
- Flüssigkeitsreibung (Bild 2c).
Bei der Haftreibung nach Bild 2a und bei der Gleitreibung nach Bild 2b berühren sich
die Gleitflächen unmittelbar. Es besteht zwischen den Gleitflächen eine relative
Geschwindigkeit v.
Τ=µxN
Der Reibungsbeiwert µ ist eine Materialkonstante und ist unabhängig von der Größe
der Berührungsfläche. Er wird durch die Beschaffenheit der Oberflächen beider
Berührungsflächen bestimmt.
Hydrodynamik ist bekannt, dass der Strömungswiderstand mit dem Quadrat der
Strömungsgeschwindigkeit ansteigt.
Solange p = p‘ ist, befindet sich der Körper mit dem Gleitmittel im Gleichgewicht. Der
bewegte Körper „schwebt“ über der Gleitfläche.
Wenn p > p‘ ist, dann wird so lange Gleitmittel aus der Fuge zwischen dem
bewegten Körper und der Gleitfläche verdrängt, bis die Flüssigkeitsreibung in
trockene Reibung übergeht.
Voraussetzung für die Flüssigkeitsreibung ist, dass sowohl der Körper als auch die
Gleitfläche undurchlässig ist. Kann Gleitmittel zum Körper oder zur Gleitfläche hin
entweichen, ohne dass es in gleicher Menge ersetzt wird, dann wird aus der
Flüssigkeitsreibung trockene Reibung.
• Es wird vorausgesetzt, dass alle Rohrverbindungen dicht sind und während des
gesamten Vortriebes dicht bleiben, so dass kein Gleitmittel verloren geht.
• Der Boden ist immer – mehr oder weniger – durchlässig. Das Gleitmittel muss
daher in der Lage sein, den Porenraum des Bodens so zu verschließen – zu
versiegeln -, dass eine für das Gleitmittel undurchlässige Ringzone entsteht, die
ein Abwandern des Gleitmittels in den Boden verhindert.
• Das Gleitmittel darf weder die Vorpressrohre, nach das Material der
Rohrverbindungen angreifen.
• Das Schmiermittel darf nicht Grundwasser gefährdend sein.
d a2 xπ
V gesamt = x B + da x π x l x Μ
4
Erfahrungswerte für B = 500 bis 1.500 kN/m²
Erfahrungswerte für M = 1 bis 25 kN/m²
Bei beiden Werten fällt auf, dass sich diese in extrem weiten Grenzen bewegen.
Im Festgestein kann der Schild nicht mit seiner Schneide dem Ausbruch
vorauseilend in das Gebirge getrieben werden. Im Festgestein ist aber auch nicht
die Ortsbrust abzustützen – was ein besonderes Kriterium des Festgesteins ist.
Im Festgestein erfolgt der Ausbruch und der Abbau des Gebirges mit
Vollschnittmaschinen oder mit Teilschnittmaschinen. Hier erscheint der
Anpressdruck, den die Maschine zum Lösen des Gebirges braucht, als
Brustwiderstand, der vom System der jeweiligen Maschine abhängt.
Im Festgestein kann der Schild keinen Überschnitt herstellen. Die vor der
Schildschneide arbeitenden Ausbruchwerkzeuge bilden den Ausbruchraum, wobei
dies mit Vollschnittmaschinen sehr genau ein Kreisprofil mit vorgegebenem
Durchmesser ergibt. Bei Teilschnittmaschinen ist die Einhaltung des Überschnittes
wesentlich schwieriger.
Im Lockergestein, bei dem der Spalt zwischen den Rohren und dem Boden mit
einer Bentonitsuspension verpresst wird, sind die Bedingungen für die
Flüssigkeitsreibung erfüllt.
Das gleiche Ergebnis lässt sich auch im nicht Wasser führenden Lockergestein, so
wie auch im Festgestein erzielen unter der Voraussetzung, dass der Vortrieb mit
einer Vollschnittmaschine bei flüssigkeitsgestützter Ortsbrust mit Spülförderung, mit
ausreichendem Überschnitt, mit richtig eingestellter Bentonitsuspension über die
gesamte Vortriebsstrecke unter kontrolliertem Druck vom Startschacht bis zum
Zielschacht und mit einer Anfahrdichtung erfolgt.
Doch alles hat seine Grenzen, auch der Rohrvortrieb. Bei allen Maßnahmen zur
Minderung der Vorpresswiderstände nehmen diese mit der Länge der
vorgetriebenen Strecke proportional zu und mit ihnen die zu ihrer Überwindung
erforderlichen Vorpresskräfte, die von den Vorpressrohren aufgenommen werden
müssen. Aber auch den Vortriebsrohren sind Grenzen gesetzt, die nicht schadlos
überschritten werden dürfen. Die als zulässige Vorpresskraft Vzul bezeichnete Kraft
ist eine für jedes Rohr spezifische Größe, die in der statischen Berechnung, auf die
in einem späteren Abschnitt des Seminars einzugehen ist, ermittelt wird.
Mit ihrer Hilfe wird die vor ihnen liegende Rohrstrecke samt dem Schild um das Maß
ihres kurzen Hubes vorgepresst, wobei ihnen die Hauptpressen als Widerlager
dienen. Sind die Zwischenpressen ausgefahren, schieben die Hauptpressen diese
wieder ein. Die Hauptpressen werden anschließend eingefahren, ein neues Rohr
wird aufgelegt und dieses ohne Druck an die Zwischenpressen angelegt. Nunmehr
beginnt der zweite Hub der Zwischenpressen. Diese drücken erneut die vor ihnen
liegenden Rohre samt Schild um das Maß ihres Hubes vorwärts, wobei sie sich
wieder auf das hinter ihr liegende Rohr und dieses sich auf die still stehenden
Hauptpressen stützen. Sind die Zwischenpressen jetzt ausgefahren, setzen die
Hauptpressen erneut wieder ein, pressen das jeweils vor ihnen liegende Rohr um
das Maß des Hubes der Zwischenpressen vor und schieben dabei die
Zwischenpressen drucklos wieder ein. Nun kommen die Zwischenpressen erneut zur
Wirkung, sie pressen die vor ihnen liegenden Rohre samt dem Schild um einen Hub
vor. Die zurückliegenden Rohre dienen wie immer als Widerlager und geben die von
ihnen aufgenommene Kraft als Reaktionskraft zurück zu den stillstehenden
Hauptpressen.
Ist die mit dem zuletzt eingebauten Rohr zulässige Vorpresskraft voll ausgeschöpft,
werden die zweiten Zwischenpressen aufgelegt und von den Hauptpressen
angeschoben.
Sobald an den Hauptpressen die zulässige Vorpresskraft wieder erreicht ist, helfen
weitere Zwischenpressen.
Manch einer der Teilnehmer am Seminar oder der Leser der Seminarausdrucke wird
die Frage stellen: Warum eine so detaillierte Beschreibung und dann noch eine
ausführliche schematische Darstellung der Vorgänge an den Haupt- und
Zwischenpressstationen?
Der Verfasser will damit das komplizierte Zusammenspiel von Haupt- und
Zwischenpressen, bei denen Hunderte bis nicht selten Tausende Tonnen (bzw. kN)
bewegt werden, für die unmittelbar Beteiligten, das sind die Pressmeister und
Schichtführer, aufzeigen – er will aber auch den übrigen Beteiligten in den
Vortriebsfirmen sowie den Planern und Auftraggebern zeigen, welches Können
von den Pressmeistern und Schichtführern verlangt wird und wie groß deren
Verantwortung ist!!
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und ich bitte Sie, mir Ihre Fragen zu
diesem Beitrag und Ihre Anregungen zu den Folgebeiträgen per Fax mitzuteilen:
0621/6882 302
Ich werde mich bemühen, alle Eingänge so bald als es mir möglich ist, gesammelt
über das Internet zu beantworten. Bitte schauen Sie gelegentlich einmal rein.
Auf Wiedersehen beim nächsten Mal. Der Termin wird im nächsten Heft UmweltBau
bekannt gegeben. Vorgesehen ist hierfür der 5. Mai 2003 mit Beiträgen zu:
• Planung von Rohrvortrieben
• Baugrunderkundung bei Rohrvortrieben
Es grüßen Sie
Max Scherle
Uwe Rößler
Herrenknecht AG und
Norddeutscher Wirtschaftsverlag