Aufgabe: Fülle diese Tabelle aus, während du diesen Reader durcharbeitest. Notiere dir
Details zu den wichtigsten Führern in den Krisen des Kalten Krieges.
Truman
Stalin
Eisenhower
Mao
Chruschtsch
ow
Kennedy
Breschnew
Reagan
Gorbatschow
Paper 2: Der Kalte Krieg
1. Überblick
Der Begriff des Kalten Krieges stammt aus dem Jahr 1946. Im Wesentlichen kann der Kalte Krieg als
eine Auseinandersetzung zwischen zwei unvereinbar erscheinenden Weltanschauungen mit jeweils
konkurrierenden Gesellschaftsentwürfen betrachtet werden. Der Kalte Krieg war ein Systemkonflikt
zwischen dem kommunistischen Modell der sozialistischen „Volksdemokratie” auf der einen und dem
westlichen Modell der liberalkapitalistischen parlamentarischen Demokratie auf der anderen Seite.
Prinzipiell beharrten beide Seiten auf universale Anwendung und globale Gültigkeit. Unbestrittene Führer
der Lager waren die Hauptsieger des Zweiten Weltkrieges, die USA und die Sowjetunion, die sich mit
dem Erreichen ihres wichtigsten gemeinsamen Ziels, der Zerstörung des Nationalsozialismus, sehr
schnell entfremdeten.
Die beiden Hauptstaaten wurden oft als "Supermächte" bezeichnet, obwohl mehrere Historiker
behaupten, dass nur die USA eine wirklich globale Supermacht war. Eine Supermacht ist ein Land, das
aufgrund seiner wirtschaftlichen und militärischen Ressourcen so mächtig ist, dass es internationale
Ereignisse weitgehend diktieren und kontrollieren kann, um seinen eigenen Interessen durchzusetzen.
Der Kalte Krieg zwischen den USA und der UdSSR - zwischen liberaler Demokratie und Kommunismus -
hat nach dem Zweiten Weltkrieg für fast ein halbes Jahrhundert Politik, Wirtschaft und Kultur auf allen
Kontinenten bestimmt. In diesem „totalen Krieg” wurden auf beiden Seiten große wirtschaftliche
Ressourcen mobilisiert, um Waffenarsenale anzuhäufen, Einflusssphären zu sichern, den Gegner
auszuspionieren, Raumfahrtprogramme voranzutreiben, vermeintliche Feinde im Inneren zu verfolgen
und die eigene Anschauung zu verbreiten.
Während sich die beiden Hauptakteure nie direkt bekämpften (vor allem wegen der großen Gefahr eines
Atomkrieges), war es dennoch ein „totaler Krieg”, da beide Seite alle Mittel mobilisierten, was man bisher
nur aus militärischen Auseinandersetzung kannte. Diese Konfrontation zwischen Ost und West, obwohl
mit allen Mitteln geführt, entwickelten sich aber nie zu einem „heißen Krieg" (ein tatsächlich militärischer
Konflikt zwischen den USA und der UdSSR). Das Risiko eines unbegrenzten atomaren Krieges, der ein
Großteil der Menschheit vernichten konnte, war zu groß.
Der Kalte Krieg war jedoch nicht immer und überall „kalt". In einigen Staaten und Regionen der Welt
wurden „heiße Kriege" geführt und die beiden Supermächte verstrickten sich in lokale Bürgerkriege.
Neben großen militärischen Konflikten
in Teilen Asiens - wie Korea, Vietnam
und Afghanistan - brachen viele andere
brutale kleine Kriege in Afrika und
Amerika aus. In Europa wurden nach
1945 keine Kriege mehr geführt, aber
es kam zu mehreren bedeutenden
Krisen - zum Beispiel über Berlin. Auch
einige Aufstände in Mittel- und
Osteuropa gegen die dortigen
kommunistischen Regierungen führten
zu militärischen oder politischen
Interventionen der Sowjetunion.
Die Auflösung der Sowjetunion 1991 markiert das Ende der fast genau 45 Jahre dauernden
Auseinandersetzung, die von Entspannungs- und Eskalationsphasen unterbrochen wurde.
Misstrauen zwischen dem kapitalistischen Westen und der kommunistischen Sowjetunion war seit der
bolschewistischen Revolution von 1917 ein wesentliches Merkmal der internationalen Politik. Beide
Seiten waren gegenseitig misstrauisch und hatten sehr unterschiedliche Ansichten über Politik, Wirtschaft
und Gesellschaft. Als Deutschland 1941 in die Sowjetunion einmarschierte, waren diese Differenzen
eingefroren worden. Beide Seiten arbeiteten in der Anti-Hitler-Koalition gegen die gemeinsame
Bedrohung durch Nazi-Deutschland zusammen und schoben ihre Differenzen für diese Zeit beiseite.
Bald jedoch zeigten sich wieder erste Anzeichen der Spannungen. 1943 äußerte Stalin auf der Teheraner
Konferenz Besorgnis über die Verzögerung bei der Eröffnung einer zweiten Front im Westen, und es gab
Meinungsverschiedenheiten über die Nachkriegsordnung in Deutschland und in Polen. 1945, in der
Endphase des Zweiten Weltkriegs, verschärfen sich diese Differenzen auf den Konferenzen von Jalta und
Potsdam, insbesondere als Truman nach dem Tod von Roosevelt Präsident der USA wurde.
Die Meinungsverschiedenheiten über Deutschland und die Spannungen über den wachsende
sowjetische Einfluss in Osteuropa verschärften sich weiter, nachdem die USA Atombomben auf Japan
abgeworfen hatten und sich weigerten, die Technologie mit der UdSSR zu teilen.
Warum kommt es zum Kalten Krieg?
Viele Historiker haben den Kalten Krieg im Wesentlichen als eine Reihe von Krisen und Konflikten
gesehen, die sich aus dem russischen Expansionismus und dem sowjetischen Kommunismus ergeben
und um deren Eindämmung der „freie" Westen gekämpft hat. Daher waren die Maßnahmen der USA und
ihrer Verbündeten lediglich Abwehrmaßnahmen gegen die Bedrohung durch die sowjetische Tyrannei.
Andere Historiker haben den gegenteiligen Standpunkt eingenommen. Sie sind nicht der Meinung, dass
Moskau das „Herz eines bösen Imperiums" war, die Bedrohung kam vielmehr aus Washington. Die USA
versuchten, einen expansionistischen und räuberischen Monopolkapitalismus zu verbreiten, um die
globale Hegemonie zu erreichen. Diese Sichtweise betont, dass die USA mehr als bereit waren,
militärische Gewalt einzusetzen, um ihre Ziele zu erreichen, sei es durch Invasion, die Unterstützung oder
Anstiftung zu Staatsstreichen oder die Ausbildung und Bewaffnung von „Terroristen". Tatsächlich wurden
solche Aktionen als wesentlich für den militärisch-industriellen Komplex angesehen, der Feinde und Krieg
braucht, um im Spätkapitalismus eine hohe Rentabilität zu gewährleisten.
Obwohl die meisten Historiker argumentieren, dass die Ereignisse der letzten Phase des Zweiten
Weltkriegs für die Ursprünge des Kalten Krieges von zentraler Bedeutung sind, betonen einige Historiker
die Ansicht, dass die Rivalität und Feindseligkeit zwischen den USA/Westen und der Sowjetunion aus der
bolschewistischen Revolution vom November 1917 hervorgegangen ist.
Sie sehen die Ereignisse von 1917 als Beginn des Konflikts zwischen den Ideologien des Kapitalismus
und des Kommunismus. Ein intensiver Gegensatz zwischen diesen beiden grundsätzlich verschiedenen
Sozial- und Wirtschaftssystemen - eines davon unter der Führung der USA und eines unter der Führung
der Sowjetunion - brach somit unmittelbar nach 1917 aus. Jede Seite fürchtete sich vor der anderen. Die
westlichen kapitalistischen Staaten waren entsetzt über die Aussicht auf die Ausbreitung der Revolution
anderswo, insbesondere in wirtschaftlich bedeutenden Staaten wie Deutschland. Die junge UdSSR
wiederum befürchtete eine bevorstehende Invasion durch den Westen (tatsächlich fanden die ersten
Versuche dazu 1918 statt, als die USA beschlossen, im russischen Bürgerkrieg gegen die
bolschewistische Regierung vorzugehen).
Die Rivalität zwischen den beiden sozialen Systemen des Kapitalismus und des Sozialismus/
Kommunismus hatte viele Facetten - wirtschaftliche, ideologische, territoriale und militärische.
Langfristige Erklärungen für den Ursprung
des Kalten Krieges betonen, dass das die
Interessen und Werte des
kapitalistischen Systems durch den
sowjetischen Gegenentwurf einer
kollektivistischen sozialistischen Wirtschaft
direkt herausgefordert wurden. Die Idee
des Kommunismus vertrat das komplette
Gegenteil vom Kapitalismus, der auf
Privateigentum, Marktwirtschaft und
Individualismus basierte. Darüber hinaus
war eines der Ziele der Sowjetregierung,
die Weltrevolution zu stimulieren und zu
unterstützen, d.h. den Kommunismus in
die gesamte Welt zu exportieren.
Die beiden Hauptakteure des Kalten Krieges hatten somit eine lange Geschichte von Angst und
Misstrauen, sei es die sowjetische Angst vor einer späteren erneuten Invasion des Westens oder die
US-amerikanische/westliche Entschlossenheit, ihre globalen Wirtschaftsinteressen vor der sozialistischen
Revolution in anderen Ländern zu schützen.
Ab 1933 trugen die Bedrohung durch die Expansion von Nazi-Deutschland, die wachsende Macht Japans
im Pazifik und die Möglichkeit eines weiteren Weltkriegs dazu bei, dass die Spannungen zwischen der
UdSSR und dem Westen von vielen westlichen Politikern - zumindest zeitweise - als weniger wichtig
angesehen wurden. Nachdem Hitler in Deutschland an die Macht kam und zunehmend eine aggressive
Außenpolitik betrieb, begannen sich die Beziehungen zwischen der UdSSR und den USA zu verbessern.
Die USA haben die UdSSR 1933 endlich offiziell anerkannt, und 1934 wurde die Sowjetunion Mitglied des
Völkerbundes. Wie auch immer, diese verbesserte Beziehung war sehr zerbrechlich. Das gegenseitige
Misstrauen war nicht verschwunden. Stalin sah z.B. in der Weigerung Großbritanniens und Frankreichs,
einem Anti-Hitler-Bündnis schon in den 30er Jahren beizutreten, der Appeasementpolitik und das
Münchner Abkommen als eine Ermutigung und Aufforderung an Nazi-Deutschland, die UdSSR
anzugreifen. Der Westen wiederum sah die Aufteilung Polens nach dem deutsch-sowjetischen
Nichtangriffspakt, den russischen Krieg gegen Finnland und dann die sowjetischen Annexionen der
baltischen Staaten als Zeichen eines brutalen sowjetischen Expansionismus.
Das gegenseitige Misstrauen blieb auch nach dem Angriff der Wehrmacht auf die Sowjetunion und der
Gründung der Anti-Hitler-Koalition 1941 bestehen, wurde jedoch vom gemeinsamen Feind des
Nationalsozialismus überlagert. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs schien daher die Rivalität zwischen
den USA/Westen und der UdSSR vorübergehend zu beenden, aber innerhalb kurzer Zeit sollte das alte
Misstrauen und die Spannungen wieder zum Vorschein kommen.
Ein soziales und wirtschaftliches System, das auf Ein soziales und wirtschaftliches System, das auf
dem Privateigentum aller wichtigen Teile einer dem Besitz, der Kontrolle und der
Volkswirtschaft durch eine dominante oder Selbstverwaltung aller wichtigen Teile einer
herrschende Minderheit von Einzelpersonen, Wirtschaft (Land, Industrien, Banken) durch die
Familien, Unternehmen und/oder wohlhabenden gesamte Gesellschaft und nicht nur durch die
Aktionären beruht, die alle wichtigen reichen kapitalistischen Klassen basiert, d.h., dass
Entscheidungen über Investitionen, Produktion und alle Produktionsmittel dem Staat gehören. Dieser
Beschäftigung treffen. Der Staat und die kontrolliert die gesamte Produktion, die Angebote,
Gesellschaft als Ganzes haben kein oder nur sehr die Preise und somit die gesamte Wirtschaft des
wenig Einfluss auf solche Fragen. Sie wird oft als Landes. Der Kommunismus ist eine klassenlose
"Markt" oder "freie Marktwirtschaft" bezeichnet. Gesellschaft, in der es kein Privateigentum an
Produktionsmitteln mehr gibt.
Aufgaben: 1. Wie könnten Szenen wie die in M1 zu den langfristigen Ursprüngen des Kalten
Krieges beigetragen haben? Die Gegenüberstellung in M2 hilft dir dabei.
2. Woher kommt das Misstrauen Stalins gegenüber dem Westen? Erkläre.
3. Warum kommt es zu einer Annäherung zwischen dem Westen und der
Sowjetunion und schließlich sogar zu einer gemeinsamen Koalition?
4. In der Sowjetunion (und auch in allen anderen Ländern des Ostblocks) gab es
eine sogenannte „Zentralverwaltungswirtschaft” (economía centralizada), die der
Freien Marktwirtschaft der USA (und des gesamten Westens) gegenüberstand.
Untersuche bei den Beispielen in der Tabelle, ob es sich um Beispiele der
Zentralverwaltungwirtschaft (ZVW) oder der Freien Marktwirtschaft (FMW) handelt.
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1 Die Wünsche (los deseos) des Einzelnen haben keinen Einfluss auf Angebot
und Nachfrage (Oferta y demanda).
7 Löhne können so niedrig sein, dass der Wohlstand oder gar das
Überleben vieler Arbeitnehmer nicht gesichert ist. Los salarios pueden ser tan
bajos que la prosperidad o incluso la supervivencia de muchos trabajadores no está
asegurada.
Nach der deutschen Invasion der UdSSR 1941 waren die Führer der USA und Großbritanniens bereit,
ihre ideologischen Differenzen zu begraben und mit der Sowjetunion zusammen gegen einen
gemeinsamen Feind - Hitler - zu kämpfen. Dies war jedoch in hohem Maße eine „Zweckgemeinschaft".
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Churchill z.B. verlor nie seinen frühen Hass auf den Kommunismus, und von Anfang an bezweifelte Stalin
die Motive und Absichten des Westens. Stalin kam angesichts der massiven sowjetischen Verluste zu
dem Verdacht, dass die USA und Großbritannien bereit waren, Hitler „bis zum letzten Russen" zu
bekämpfen. Ab 1942 begann Stalin, die USA und Großbritannien zu drängen, eine zweite Front in
Westeuropa zu eröffnen, um den Druck auf die Sowjetunion zu verringern, die dem Großteil der Armeen
Hitlers gegenüberstand. 1943 beschlossen die USA und Großbritannien, zuerst in Italien, und nicht in
Frankreich, anzugreifen.
Die wiederholten Verzögerungen machten Stalin weiter misstrauisch gegenüber den Motiven seiner
Verbündeten. Insbesondere fühlte er, dass der Westen die Offensive gegen Hitler bewusst
hinauszögerte, um sicherzustellen,
dass die UdSSR ernsthaft geschwächt
würde. Insgesamt wurden etwa 80
Prozent aller militärischen Ressourcen
der Achse gegen die Sowjetunion
eingesetzt. Als im Juni 1944
schließlich eine zweite Front eröffnet
wurde, gab es an der Ostfront 228
Divisionen der Achsenmächte,
verglichen mit 61 Divisionen in
Westeuropa. Manchmal befürchtete
Stalin sogar, dass seine Verbündeten
einen Kompromissfrieden mit Hitler
eingehen und dann einen
gemeinsamen Angriff auf die UdSSR
starten würden.
Der Begriff „Supermacht" wurde während des Zweiten Weltkriegs verwendet und bezog sich auf die drei
wichtigsten Mitglieder der Anti-Hitler-Koalition. Doch schon vor 1945 war klar, dass die USA sowohl
wirtschaftlich als auch militärisch mit Abstand das mächtigste der drei Länder waren. Dies wurde noch
verstärkt, als die USA im August 1945 ihre neue geheime Superwaffe gegen Japan einsetzten und
beschlossen, die UdSSR von der Technologie auszuschließen. Viele Historiker sehen diese
Entscheidung als Schlüssel zum Beginn des Kalten Krieges, aber der Punkt wird immer noch heiß
diskutiert.
Sowohl die Sowjetunion als auch die Vereinigten Staaten behaupteten, sie suchten 1945 nur nach
Sicherheit. Beide definierten dies aber jeweils auf eine andere Weise. 1945 war die UdSSR eindeutig
eine Regionalmacht in Europa, und Sicherheit bedeutete für Stalin, „befreundete" Staaten an den
Grenzen zu haben und den wirtschaftlichen Wiederaufbau nach dem Krieg zu beginnen. Letzteres würde
zum Teil über Reparationen aus Deutschland erfolgen, das nach 1941 eine extreme Zerstörung auf
sowjetischem Gebiet angerichtet hatte.
1945 waren die USA jedoch keine regionale, sonder eine globale Supermacht mit einer viel größeren
wirtschaftlichen und militärischen Macht. Für die USA bedeutete Sicherheit in erster Linie, dass die ganze
Welt offen für den „freien" Austausch von Waren, Geld und Personen war.
M4 Gaddis, J.L. 2005. The Cold War. London, UK. Penguin. p. 11.
„Stalins Nachkriegsziele waren die Sicherheit für sich selbst, sein Regime, sein Land und seine Ideologie,
in genau dieser Reihenfolge. Er versuchte sicherzustellen, dass (...) keine externen Bedrohungen jemals
wieder sein Land gefährden würden. Die Interessen der Kommunisten in anderen Teilen der Welt, so
bewundernswert diese auch sein mögen, würden niemals die Prioritäten des sowjetischen Staates (...)
überwiegen.”
Die Potsdamer Konferenz im Juli und August 1945 war deshalb bereits erkennbar vom zunehmenden
Konflikt zwischen dem Westen und der Sowjetunion gekennzeichnet. Stalin konnte sich mit seinem
wichtigen Ziel, der Festlegung von Reparationen, nicht durchsetzen. Stalin forderte Reparationen aus
dem gesamten deutschen Gebiet. Dies lehnten die Westalliierten aber ab. Ein Friedensvertrag mit
Gesamtdeutschland konnte auch nicht mehr beschlossen werden. Der wichtigste Punkt war jedoch, dass
man sich nicht auf eine gemeinsame Besatzungspolitik für Deutschland einigen konnte. Dies sollte dann
zu der über 40 Jahre andauernden Deutschen Teilung führen.
Die Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Westen und der Sowjetunion während der Potsdamer
Konferenz kann man in 4 Hauptteile gliedern: Deutschland; Polen und Osteuropa; der Wiederaufbau der
Wirtschaft und die Atombombe.
1. Deutschland
In Jalta wurde einvernehmlich vereinbart,
Deutschland vorübergehend in vier
Besatzungszonen aufzuteilen, auch Berlin sollte in
vier Sektoren geteilt werden. Desweitern konnten
sich die Alliierten auf die sogenannten 5 „Ds”
einigen:
Denazifizierung: Alle Einflüsse des
Nationalsozialismus sollten aus Deutschland entfernt
werden. Belastete Personen sollten vor ein Gericht
gestellt werden.
Demilitarisierung: Der vollständige Abbau der Armee
und die Abschaffung der deutschen
Rüstungsindustrie.
Demokratisierung: Vereinbart wurde die
Umgestaltung des politischen Lebens in Deutschland
auf demokratischer Grundlage. Demokratische
Parteien und Gewerkschaften sollten zugelassen,
Deutschland (und Berlin) wird in vier Besatzungszonen aufgeteilt
Presse-, Rede- und Religionsfreiheit gewährleistet werden, in allen vier Besatzungszonen.
Dezentralisierung: Die politische Macht sollte auf mehrere Ebenen verteilt werden, um diktatorische
Bestrebungen zu erschweren (Föderalismus).
Demontage: Geplant war der Abtransport der Industrieanlagen zur Wiedergutmachung der materiellen
Verluste der Alliierten.
Um Polen gab es aber von Anfang an die meisten Konflikte. Schließlich wurde in Jalta vereinbart, dass
die Forderungen der UdSSR über die Ostgrenzen Polens erfüllt werden und Polen einen
Gebietsausgleich von Deutschland bis zur Oder-Neiße erhält, die sogenannte „Westverschiebung Polens”
(Die Sowjetunion wurde seit 1900 dreimal von Polen aus angegriffen und wollte ihre Grenze zu Polen von
1918 wiederherstellen, während die Westgrenze Polens auf deutsche Kosten weiter nach Westen gehen
würde). Churchill blieb den Absichten Stalins gegenüber zutiefst misstrauisch und kehrte 1945 zu seinem
früheren starken Antikommunismus zurück. Auch Roosevelt - inzwischen schwer krank - bekam Zweifel
an Stalins Absichten, alle Aspekte der Abkommen von Jalta umzusetzen (vor allem Stalins Zusage, dass
es in Polen freie demokratische Wahlen
geben werde, welche tatsächlich von
den Sowjets nie durchgeführt wurden).
Stalin sah Polen als extrem wichtig für
die Sicherheit der Sowjetunion an. Für
Churchill war Polen jedoch eine Fragen
der Ehre (GB hat 1939 wegen der
Freiheit Polens Deutschland der Krieg
erklärt). Roosevelt wollte, dass die (zu
diesem Zeitpunkt noch nicht
gegründeten) Vereinten Nationen die
Frage nach den polnischen Grenzen
nach dem Ende des Krieges lösen
sollten. Diese Veränderungen in den
westlichen Einstellungen gegenüber
Polen veranlassten Stalin, praktische
Maßnahmen zur Wahrung der
sowjetischen Sicherheitsinteressen in
Osteuropa zu ergreifen. Als die
Sowjetunion das Abkommen von Jalta
über freie Wahlen in Polen nicht einhielt,
wurden die USA noch misstrauischer.
Einer der Hauptstreitpunke der Potsdamer Konferenz bedraf die Reparationen. Die USA und GB wollten
erst dann Reparationen aus Deutschland abziehen, wenn der Inlandsbedarf befriedigt war. Die UdSSR,
von Kriegsschäden weit mehr betroffen als die USA und Großbritannien, war nicht bereit, dies zu
akzeptieren. Der Kompromissvorschlag der Amerikaner sah nun vor, Deutschland als Reparationsgebiet
einfach zu teilen. Damit stünde es jeder Partei frei, in ihrer Besatzungszone ihre eigenen Vorstellungen
zu verwirklichen. Der Vorschlag wurde angenommen. Truman bestand also darauf, dass die Sowjetunion
nur Reparationen aus der östlichen Zone Deutschlands erhalten würde - die hauptsächlich
landwirtschaftlich und daher ärmer ist. Die SU bekam auch keine weiteren Kredite (bzw. sie wollte die
Bedingungen dazu nicht annehmen). Stalin beschloss nun, die Reparationen aus seinem eigenen
Einflussbereich zu erhöhen, was aber eine verstärkte sowjetische Kontrolle über Osteuropa erforderlich
machte.
4. Die US-Atombombe
Die Spannungen zwischen dem Westen und der Sowjetunion verschärften sich noch einmal, als die USA
die ersten Atombomben der Welt auf Hiroshima und Nagasaki warfen. Wichtiger als die Bombe selbst
war die Weigerung der USA, die Technologie mit ihrem sowjetischen Verbündeten zu teilen.
Auf der Konferenz von Jalta hatte Roosevelt von Stalin das Versprechen erhalten, nach der Niederlage
Deutschlands in den Krieg gegen Japan einzutreten. Truman sah jetzt die Atombombe jedoch als eine
Möglichkeit an, den Krieg gegen Japan ohne sowjetische Beteiligung schnell zu beenden. Dies würde
jegliche sowjetische Forderung nach mehr Einfluss in Asien verhindern, die für die wirtschaftlichen
Interessen der USA als lebenswichtig angesehen wurde. Von Anfang an interpretierte Stalin die
Weigerung, die Atomtechnologie zu teilen, als eine Demonstration der US-Macht gegenüber einer stark
geschwächten UdSSR.
Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg argumentierte die orthodoxe Sichtweise, dass der Kalte Krieg
aus dem Kommunismus in der Sowjetunion resultierte, der letztlich darauf abzielte, kapitalistische
Staaten zu destabilisieren, um die kommunistische Weltrevolution zu erreichen. Daher wurde die
Sowjetunion als ein expansionistischer Staat dargestellt, dessen Ambitionen über die Kontrolle
Osteuropas hinausreichen. Infolgedessen hatten die USA und der Westen keine andere Wahl, als eine
harte Linie zu verfolgen und zu versuchen, die „kommunistische Bedrohung" einzudämmen. Die
Verantwortung für den Kalten Krieg lag also nach dieser Theorie bei der aggressiven expansionistischen
Politik der Sowjetunion, die versuchte, Europa und letztlich der Welt eine Pax Sovietica aufzuzwingen.
Die UdSSR wären vielmehr durch die antikommunistischen Haltung der USA unter Präsident Truman,
das US-Atombombenmonopol und das Bestreben der USA nach globaler Hegemonie gezwungen
worden, in Osteuropa stärkere Maßnahmen zu ergreifen. Revisionistische Historiker argumentierten, dass
die Sowjetunion 1945 (wegen ihrer begrenzten Ziele und wirtschaftlichen Schwäche) bereit war zu
kooperieren und zu verhandeln. So wurden beispielsweise die kommunistischen Parteien in Frankreich
und Italien von Stalin angewiesen, sich dort den bürgerlichen Regierungen anzuschließen, um den
kapitalistischen Wiederaufbau zu unterstützen. Darüber hinaus wurde den kommunistischen
Bewegungen, die in Jugoslawien und Griechenland kämpften, keine nennenswerte sowjetische Hilfe
gewährt. Die sowjetische „Bedrohung" wurde von den USA geschaffen, um ihre eigene globale
Herrschaftspolitik zu rechtfertigen.
Diese Interpretation versucht zu vermeiden, die Schuld nur auf eine der Supermächte zu schieben.
Ein Argument ist, dass sich der Kalte Krieg durch Missverständnisse entwickelt hat, insbesondere durch
die Verwirrung, die entstand, als Truman Roosevelt als Präsident ersetzte. Roosevelt hatte geglaubt,
dass es möglich sei, mit der Sowjetunion in der Nachkriegszeit zusammenzuarbeiten. Er hatte es
vermieden, während des Krieges eine harte Linie zu verfolgen, zumal die Hilfe der UdSSR benötigt
werden würde, um Japan endgültig zu besiegen. Viele von Roosevelts Beratern wünschten sich jedoch,
dass er in Bezug auf die „Einflussbereiche" eine aggressivere Politik gegen Stalin betreiben würde.
Als Roosevelt starb, folgte Truman (der bis dahin wenig mit der US-Außenpolitik zu tun hatte) dem Rat
dieser Beamten und glaubte, er würde die Außenpolitik von Roosevelt fortsetzen. Doch das tat er nicht -
und der abrupte Wechsel verschärfte nur das sowjetische Misstrauen. Byrnes, Trumans Außenminister,
war auch im Bereich der Außenpolitik unerfahren. Zuerst versuchte er, eine Einigung mit Moskau zu
erzielen, da er glaubte, dass der sowjetische Bedarf an umfangreichen Krediten für den wirtschaftlichen
Wiederaufbau Stalin zu Zugeständnissen veranlassen würde. Die von den USA geforderten
wirtschaftlichen Kontrollmechanismen führten jedoch schließlich dazu, dass die Sowjetunion die
Verhandlungen abbrach.
Die post-revisionistische Sichtweise sieht den Kalten Krieg also als das Resultat von Fehleinschätzungen,
von gegenseitigem Misstrauen und Überreaktionen von beiden Seiten, ausgelöst durch Angst. Die USA
haben das Bedürfnis nach Sicherheit der UdSSR nicht verstanden, während die Sowjetunion nicht
verstand, wie die sowjetische Politik in Osteuropa die Meinung im Westen beeinflusste. Hinzu kam ein
klassisches Sicherheits-Dilemma: Ein defensives Verhalten der einen Seite wird von der anderen Seite
als offensiv interpretiert. Die Folge war ein Wettrüsten mit ungeheuren Ausmaßen.
1. Einleitung
- Du solltest hier die Frage wiederholen und in einen historischen Kontext setzen. Damit zeigst du
dem Prüfer, dass du die Frage verstanden hast.
- Erkläre dem Prüfer, welche Argumente du im Hauptteil erklären wirst, um die Frage zu
beantworten.
GANZ WICHTIG: Du musst dich auf die Frage konzentrieren!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
2. Hauptteil
- Hier solltest du die Argumente entwickeln, die du in der Einleitung vorgestellt hast.
- Du musst jedes Argument in einer „kritischen Analyse” untersuchen! Jedes deiner Argument stellt
dabei ein „Mini-Essay” dar.
2. Militärisches Argument
- Behauptung/These/Aussage
- Begründung
- Beispiel/Beweise
- Welche Auswirkung hat das auf die Examensfrage
3. Wirtschaftliches Argument
- Behauptung/These/Aussage
- Begründung
- Beispiel……….
- …………..
3. Schlussfolgerung
- Beantworte hier die Frage.
- Betone nochmals kurz deines wichtigstes Argument.
- Bringe das Thema des Essays zurück zum größeren Kontext.
20
- Wenn deine Einleitung und dein Hauptteil klar und leicht verständlich sind, sind hier 2-3 Sätze
ausreichend. Wenn deinem deinem Essay (im Hauptteil) jedoch die kritische Analyse fehlt,
kannst du dies hier nochmals nachholen.
b) Allgemeine Tipps:
- Schreibe klar formulierte Antworten!
- So genau wie möglich die Frage(n) beantworten: Fokussierung auf die Aufgabe!
- Immer sich selbst die Frage stellen: Beantworte ich wirklich die Frage?
- Antworten müssen gut strukturiert und effektiv organisiert sein!
- Genaue und relevante Kenntnisse zum historischen Thema!
- Die Ereignisse werden in ihren historischen Kontext gestellt!
- Zeige, dass du die historischen Begriffe verstehst!
- Benutze gute Beispiele: relevant zur effektiven Untermauerung der Analyse / Beurteilung
- Deine Antwort enthält eine klare kritische Analyse!
- Die beurteilst die Fragestellung aus unterschiedliche Perspektiven!
- Alle wichtigen Punkte werden mit Beispielen untermauert!
- Stimmige Schlussfolgerung!
Aufgabe: Bringe die kritische Analyse auf der nächsten Seite in die richtige Reihenfolge.
Benutze für die Texte dein Wörterbuch.
Frage: Welche Bedeutung hatten die Olympischen Spiele 1936 für die doppelgleisige Außenpolitik
Hitlers?
1. These/Behauptung - Zuerst erklärst du kurz wie in einer Einleitung den wichtigen Begriff
oder das Problem. Dann formulierst du eine Behauptung/These, die danach bewiesen werden
muss.
Text A, B, C oder D?
2. Begründung - Jetzt kannst du ein wichtiges Argument schreiben. Verwende Redemittel des
Argumentierens: Denn, weil, deshalb, darum, ein Beweis dafür ist, als Grund kann man sagen ….
Text A, B, C oder D?
3. Beispiel/Beweis - Dein Argument muss mit konkreten Beispielen unterstützt werden.
Text A, B, C oder D?
4. Impact / Schlussfolgerung - Zum Schluss schreibst du eine Schlussfolgerung, die deine
These noch einmal bestätigt.
Text A, B, C oder D?
A
B
D
C
4. Vom Beginn des Kalten Krieges bis zur Gründung der beiden deutschen
Staaten (1946 - 49)
Es ist schwierig, ein genaues Datum für den Beginn des Kalten Krieges festzulegen. Viele Historiker
sehen jedoch die Ereignisse Anfang 1946, (z.B. Churchills berühmte Rede vom „Eisernen Vorhang" am
5. März 1946, als einen guten Ausgangspunkt für den Kalten Krieg. Bis spätestens Mitte der 1950er
Jahre waren dann zwei rivalisierende Machtblöcke entstanden - einer geführt von den USA, der andere
von der Sowjetunion.
Während die Ursprünge und die Anfänge des
Ersten Kalten Krieges eindeutig in Europa lagen,
hat sich der nach 1945 entstandene Konflikt
zwischen den beiden Supermächten sehr schnell
auf andere Regionen der Welt ausgeweitet. In der
Anfangszeit fanden die Auseinandersetzungen
hauptsächlich in Asien statt, aber bald folgten
auch Afrika und Amerika.
Bereits Ende 1945 waren Spannungen zwischen den Alliierten in Bezug auf Europa erkennbar. Der
Westen war jedoch auch besorgt über die Entwicklungen im Nahen Osten und im östlichen
Mittelmeerraum, wo die USA wichtige Interessen hatten. Eine der unmittelbaren Sorgen war der Iran, wo
die UdSSR ihren Einfluss ausweiten wollte. Stalin behauptete, dass die Sowjetunion genauso viel Recht
auf die Meerenge des Schwarzen Meeres und auf das iranische Öl hätte wie der Westen. Truman
entschied sich, eine harte Haltung gegenüber den Sowjets einzunehmen. Stalin zog sich überraschend
schnell zurück. Im Gegenzug bekam er ein Abkommen über Ölkonzessionen.
Ähnliches passierte auch mit der Türkei. Auch hier reagierte der Westen im Frühjahr und Sommer 1946
mit einer entschiedenen Ablehnung auf Forderungen von Stalin. Auch hier zog sich die Sowjetunion
erneut schnell zurück. Truman und der Westen kamen daher zu dem Schluss, dass sowjetische
Ansprüche immer mit entschlossenem Widerstand beantwortet werden sollten.
1946 sahen die westlichen Regierungen die zunehmende sowjetische Kontrolle in Osteuropa als einen
ersten Schritt zur Ausbreitung des Kommunismus nach Westen. Einige Politiker sprachen sogar von
möglichen kommunistischen Übernahmen in Griechenland, Italien und sogar in Frankreich, wo die
kommunistische Unterstützung relativ stark war.
Erst vor Kurzem veröffentlichte sowjetische Dokumente deuten jedoch nicht nur darauf hin, dass Kennan
die Bedeutung der Ideologie als bestimmenden Faktor der sowjetischen Außenpolitik überschätzt hat,
sondern auch darauf, dass die Sowjetunion in den Jahren unmittelbar nach 1945 einen eher flexiblen
Ansatz verfolgte. Dieser Ansatz hatte auch expansionistische Elemente in Bezug auf Osteuropa, aber er
war auch offen für Kompromisse mit dem Westen. Mit zunehmender Spannung gewannen jedoch
diejenigen Berater in beiden Machtblöcken die Oberhand, die einen härteren und konfrontativeren Ansatz
bevorzugten.
Aufgaben:
1. Was sagt das „Lange Telegramm” (Quelle M8) über die sowjetische
Außenpolitik aus?
2. Welchen Wert und welche Grenze könnte Quelle M8 für einen Historiker haben,
der sich mit der Anfangszeit des Kalten Krieges beschäftigt?
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Im März 1946 hielt Winston Churchill seine berühmte „Iron Curtain"-Rede. Er behauptete, die
Sowjetunion sei ein expansionistischer Staat. Churchill plädierte für ein Ende von Kompromissen mit der
SUund forderte ein stärkeres anglo-amerikanisches Bündnis. Dies war eine wichtige Abkehr vom Geist
von Jalta und Roosevelts Politik der Zusammenarbeit mit der UdSSR und fiel zeitlich mit Kennans
„Langem Telegramm" zusammen. Stalin verglich daraufhin Churchill mit Hitler und sah die Rede als
„Aufruf zum Krieg mit der Sowjetunion" an. Infolgedessen zog sich die UdSSR aus dem Internationalen
Währungsfonds (IWF) zurück und intensivierte die antiwestliche Propaganda.
Von Stettin an der Ostsee bis hinunter nach Triest an der Adria ist ein „Eiserner Vorhang" über den
Kontinent gezogen. Hinter jener Linie liegen alle Hauptstädte der alten Staaten Zentral- und Osteuropas:
Warschau, Berlin, Prag, Wien, Budapest, Belgrad, Bukarest und Sofia. Alle jene berühmten Städte liegen
in der Sowjetsphäre und alle sind sie in dieser oder jener Form nicht nur dem sowjetrussischen Einfluß
ausgesetzt, sondern auch in ständig zunehmendem Maße der Moskauer Kontrolle unterworfen. (...) Die
von Rußland beherrschte polnische
Regierung ist ermutigt worden, sich
in unrechtmäßiger Weise und in
gewaltigem Ausmaße in deutsche
Angelegenheiten einzumischen und
Massenausweisungen von Millionen
von Deutschen anzuordnen, wie
man sie bisher noch nicht kannte.
Die kommunistischen Parteien, die
in allen diesen östlichen Staaten
Europas bisher sehr klein waren,
sind überall großgezogen worden,
sie sind zu unverhältnismäßig hoher
Macht gelangt und suchen jetzt
überall die totalitäre Kontrolle an sich
zu reißen. Fast in jedem Fall
herrscht eine Polizeiregierung, und
bisher ist mit Ausnahme der
Tschechoslowakei noch nirgends die
Demokratie eingeführt worden. (...)
Welches auch die
Schlußfolgerungen sind, die aus
diesen Tatsachen gezogen
werden können, eines steht fest,
das ist sicher nicht das befreite
Europa, für dessen Aufbau wir
gekämpft haben.”
Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs auf die europäischen Länder waren im
Vergleich zu den Auswirkungen auf die USA unglaublich negativ. Die Situation wurde durch schlechte
Ernten in ganz Europa 1946 und einen strengen Winter 1946-47 noch zusätzlich verschärft. Gleichzeitig
wurden die kommunistischen Parteien in Frankreich und Italien größer und beliebter. Dies war zum Teil
auf die Rolle zurückzuführen, die sie bei der Bekämpfung des Faschismus während des Krieges gespielt
hatten. Der neue US-Außenminister, George C. Marshall, schätzte, dass Westeuropa alleine 17 Millionen
Dollar Hilfe benötigen würde, um sich wieder zu erholen.
Gleichzeitig kündigte Großbritannien an, dass es aufgrund seiner wirtschaftlichen Probleme den Griechen
in ihrem Bürgerkrieg gegen die Kommunisten keine wirtschaftliche oder militärische Hilfe mehr geben
könne. Auch müsste die Hilfe für die Türkei eingestellt werden. Truman argumentierte, wenn
Griechenland und die Türkei kommunistisch würden, dann würden der Balkan und letztlich Afrika und
Westeuropa (insbesondere Frankreich und Italien) bald folgen. Dieses Argument des „faulen Apfels"
(basierend auf der Idee, dass ein kommunistischer Staat seine unmittelbaren Nachbarn zu „verderben"
würde) war ähnlich der „Dominotheorie", die die US-Außenpolitik in den folgenden Jahrzehnten
dominierte. Diese Theorie besagt, dass, wenn die USA einem Land erlaubt würden, an den
Kommunismus zu „fallen”, dann würden bald auch die Nachbarstaaten fallen, genau wie einer Reihe von
Dominosteinen.
Präsident Truman verkündete am 12. März 1947 dass alle „freien Völkern", die vom Kommunismus
bedroht seien, amerikanische Unterstützung zugesichert werde (Truman-Doktrin). Jede Nation, so
Truman, müsse zwischen der „Freiheit des Westens" oder der „Unterwerfung des Kommunismus"
wählen. Der amerikanische Präsident hatte damit erstmals von einer Zweiteilung der Welt in ein westlich-
demokratisches und ein östlich-kommunistisches System gesprochen. Der Konflikt zwischen Ost und
West war nun nicht mehr nur ein Kampf um Macht und Einfluß, wie in früheren Jahrhunderten, sondern
auch ein Ringen um die Durchsetzung ideologischer Ziele, die miteinander grundsätzlich unvereinbar
waren.
Sowohl die USA als auch die UdSSR sahen in dem Marshallplan den Versuch, die sowjetische Kontrolle
über Osteuropa zu schwächen, und die Sowjetunion sah darin ein Beispiel für den „Dollarimperialismus",
der darauf abzielte, den Einfluss der USA in Europa zu stärken. Tatsächlich erklärte Truman 1947, dass
„die Truman-Doktrin und der Marshallplan immer zwei Hälften derselben Walnuss wären".
Die Truman-Doktrin und der Marshallplan trugen maßgeblich dazu bei, dass die Sowjetunion die frühere
Politik der Zusammenarbeit mit den USA in West- und Südeuropa aufgab. Zusammen mit den
sowjetischen Aktionen in Osteuropas sollte dies maßgeblich zur Spaltung Europas in zwei gegensätzliche
Lager beitragen.
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Die sowjetische Reaktion auf die zunehmenden Spannungen mit dem Westen, auf die Truman Doktrin
und den Marshallplan war zweifach: Die Kontrolle über Osteuropa sollte erhöht und die Wirtschaft dieser
Staaten in die der UdSSR integriert werden. Diese Maßnahmen standen zwar in engem Zusammenhang
mit dem Bedarf der UdSSR an Reparationen und wirtschaftlichen Ressourcen, sie trugen aber
maßgeblich dazu bei, die Spannungen im Kalten Krieg weiter zu verstärken.
Zum Ende des Zweiten Weltkrieges hatten sowjetische Truppen ganz Osteuropa und den Balkan, mit
Ausnahme Griechenlands und Albaniens besetzt. Bereits im Februar 1946 hatte die UdSSR versucht,
den Einfluss in „ihrer" Zone in Osteuropa zu erhöhen, zum Teil aufgrund der Verzweiflung Stalins, die
vom Krieg zerstörte Wirtschaft der Sowjetunion wieder aufzubauen. Im Sommer 1947, nach der
Verkündung der Truman-Doktrin und des Marshallplans, wurde der sowjetische Einfluss und die Kontrolle
in Osteuropa verstärkt, was zu zunehmend kommunistisch dominierten Regierungen in Polen, Ungarn,
Rumänien und Albanien führte. Die UdSSR sah Europa bald als in zwei antagonistische Lager geteilt an
und glaubte daher, dass eine verstärkte Kontrolle der osteuropäischen Länder für die Sicherheit der SU
unerlässlich sei. Dadurch wurden die Staaten Osteuropas zu sowjetischen Einflussgebieten, auch
„sowjetische Satellitenstaaten“ genannt.
Die gesellschaftlichen Prozesse, die
zwischen 1944 und 1948 in diesen Staaten
stattfanden, waren überall ähnlich: Die
Parteienvielfalt wurde zunächst in einer
„Front“ unter Führung der jeweiligen
Kommunistischen Partei
zusammengefasst, die wichtigsten
Ministerien von Kommunisten besetzt (z.B.
Innenministerium, Polizei, Bildung). Presse
und Armee wurden von prosowjetischen
Kräften kontrolliert. Sowjetischer Druck
sorgte dann für Regierungsumbildungen.
Die Wahlen wurden durch massive
Beeinflussungen gefälscht, die Opposition
durch Korruption und Verfolgung
ausgeschaltet. Diesen zumeist blutigen
„Säuberungen“ fielen z.B. in Bulgarien ca.
2000 antikommunistische Führungskräfte
zum Opfer. In Polen wurden 16 Führer der
ehemaligen Widerstandsbewegung gegen
die Nazis verhaftet, nach Moskau
verschleppt und zu 10 Jahren Haft
verurteilt. Nach und nach wurden die
„Volksfront“ – Regierungen durch eine
kommunistische Einparteienherrschaft ersetzt. Der Verlauf des „Eisernen Vorhangs” 1949
Andersdenkende innerhalb der Kommunistischen Partei wurden ausgeschaltet. Die Sowjetisierung
beinhaltete auch die gemeinsame Absprache der Außenpolitik und die wirtschaftliche und soziale
Umgestaltung der Gesellschaft nach sowjetischem Vorbild.
Aus der Sicht der Sowjetunion war ihre wachsende Kontrolle über die osteuropäischen Länder im
Wesentlichen defensiv. Aus der Perspektive des Westens wurden die sowjetischen Aktionen dort jedoch
als weiteren Beweis für den „sowjetischen Imperialismus" angesehen. Dementsprechend nahm die
Unterstützung in den westlichen europäischen Staaten für die amerikanischen Eindämmungspolitik zu.
Aufgaben: 1. Gib eine Zusammenfassung der gesellschaftlichen Prozesse, die in den Staaten
Osteuropas ablaufen.
2. Wie rechtfertigt die SU die Sowjetisierung Osteuropas? Wie interpretiert der
Westen die Sowjetisierung?
3. Fülle die Lücken des Textes „Die Eindämmungspolitik”.
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30
Als Eindämmungs- oder C………………..politik wird die 1946/47 konzipierte Politik der USA bezeichnet.
Ein zentraler Bestandteil dieser Politik war die …………….-Doktrin. Dieses neue Prinzip der
US-Außenpolitik besagt, dass die USA allen Ländern, die vom …………………………….bedrohten sind,
W…………………..- und M………………..hilfe leisten werden, um die Ausbreitung des …………………….
einzudämmen und die 1945 gezogene Grenzlinie zwischen der d………………….. und der
k…………………………... Welt zu sichern. Gleichzeitig machten die USA deutlich, dass sie im Falle einer
sowjetischen „Grenzüberschreitung“ (el cruce de la frontera) militärisch den bedrohten Länder helfen
würden. Das Ziel der E…………………...politik war es also, eine weitere ………………………..des
Kommunismus auf noch nicht kommunistische Staaten in Europa durch wirtschaftliche und finanzielle
Hilfe für eben diese Staaten durch die USA zu verhindern. Damit erhoben die USA weltweiten
Führungsanspruch und gaben die Z……………………………... mit der Sowjetunion endgültig auf.
e) Die Zwei-Lager-Theorie
Die sowjetische Reaktion auf Truman-Doktrin und Marshall-Plan beschränkte sich allerdings nicht auf
verbale Proteste. Im September 1947 wurde auf einer Tagung der kommunistischen Parteien aus Ost
und West das „Kommunistische Informationsbüro" (Kominform) gegründet. Kominform sollte die
kommunistischen Parteien in Europa unter der Kontrolle Moskaus halten. Dies war ein wichtiger Schritt
und markierte das Ende der flexiblen und zögerlichen Außenpolitik der UdSSR in Bezug auf US-Aktionen.
Der Leningrader Parteisekretär der KPdSU, Andrej Schdanow, der als einer der ehrgeizigsten Mitarbeiter
Stalins galt, hielt während einer Sitzung des Kominform eine Rede, in dem er die sogenannte
„Zwei-Lager-Theorie" verkündete, die als Gegenstück zur Truman-Doktrin gelten kann. Ähnlich wie
Präsident Truman, der von einer Zweiteilung der Welt und von zwei unterschiedlichen Lebensweisen
gesprochen hatte, erklärte nun Shdanow, daß sich zwei Lager unversöhnlich gegenüberstünden: das
„imperialistische und antidemokratische" unter Vorherrschaft der USA und das „antiimperialistische und
demokratische" unter Führung der Sowjetunion. Die Vereinigten Staaten, so Shdanow, seien bestrebt,
alle kapitalistischen Länder in einem Block zu organisieren, um aggressive, gegen die Sowjetunion
gerichtete Pläne zu verfolgen. Deshalb sei es die Pflicht der „demokratischen" Länder, sich auf einen
Kampf für den Sieg des Kommunismus vorzubereiten. Ihr Ziel sei es, den Kampf gegen die Gefahr neuer
Kriege und gegen die imperialistische Expansion zu führen, die Demokratie zu festigen sowie die
Überbleibsel des Faschismus auszurotten. Dabei falle der Sowjetunion und ihrer Außenpolitik „die
führende Rolle" zu.
Auch Schdanow diagnostizierte somit eine Zweiteilung der Welt, eine ideologische und politische
Spaltung, mit den Hauptgegnern USA und Sowjetunion, die jeweils ihr „Lager" anführten. Dies war, wie
von Truman, die klassische Beschreibung der Konstellation des Kalten Krieges, die sich jetzt auch
zunehmend institutionell ausprägte und mehr als vier Jahrzehnte bestehen sollte.
f) Deutschland und das Problem der Reparationen
Seit seiner Gründung im Jahr 1871 hatte Deutschland in Europa eine große geopolitische Bedeutung
gehabt. Nach 1945 war schnell klar, dass das Land für das europäische (und sogar globale)
Kräfteverhältnis wieder eine grundlegende Bedeutung haben würde - und damit für die sowjetischen
Sicherheitsbedenken. Als die Spannungen wuchsen, befürchteten beide Seiten, dass Deutschland Teil
des gegnerischen Lagers werden könnte
In Potsdam wurde vereinbart, dass Deutschland trotz einer vorübergehenden Aufteilung in …. alliierte
Besatzungszonen als eine von einem Alliierten Kontrollrat verwaltete Wirtschaftseinheit behandelt werden
sollte. Berlin, tief in der sowjetischen Zone Deutschlands, sollte ebenfalls in …. Sektoren unterteilt
werden; es wurde auch vereinbart, dass die „Fünf Ds" auf Deutschland angewendet werden sollten,
nämlich D……………………….., D……………………….., D………………………………,
D…………………………. und
D…………………………………….. .
Im November und Dezember 1947 einigten sich Großbritannien und die USA auf einen letzten Versuch,
die Wirtschaft eines vereinten Deutschlands wiederzubeleben. Da sie jedoch nicht die Absicht hatten, den
sowjetischen Forderungen nach Reparationen nachzugeben, und sie wussten, dass die UdSSR den
Plänen ohne Reparationen nicht zustimmen würde, würden die Gespräche voraussichtlich scheitern. Die
USA und GB waren sich einig, dass sie in diesem Fall eine Währungsreform als Vorstufe zur Gründung
eines eigenen westdeutschen Staates einführen würden. Am 7. Juni 1948 stimmte Frankreich zu, seine
Zone mit der Bizone zur Trizone zu verbinden. Am 18. Juni führte dann der Westen ohne Rücksprache
mit der Sowjetunion eine neue Währung, die Deutsche Mark, als Ersatz für die Reichsmark ein. Am 23.
Juni wurde diese auch in West-Berlin eingeführt
Aufgabe: Wie sah die Sowjetunion laut der Karikatur M9 die Ziele des Westens im
Zusammenhang mit dem Wiederaufbau der Bundesrepublik Deutschland? Welche
Bedeutung hat das, was als „Ausbrüten" des westdeutschen „Eies" dargestellt wird?.
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Aufgabe: Schau dir den Film an und beantworte die Fragen. Vergleiche anschließend deine
Antworten mit denen von deinem Banknachbarn.
1. Mit was überwinden die Westmächte die sowjetische Blockade von Berlin?
Mit einer L…………………………..
2. Fülle die Lücken: „Die D-Mark kommt. Um die neue Währung entbrennt ein Streit. Er wird
Deutschland weiter spalten. Für die …………………….. und …………………………. befiehlt
Moskau die Einführung der Ostmark. Doch sie hat keine Chance in ………………………….... Die
Mächte dort wollen die D-Mark in ihrem Teil der Stadt. Ein Affront aus Sicht der Sowjets.”
3. Wie genau sieht die „Blockade” der Sowjets aus? Kreuze an.
7. Fülle die Lücken: „Nach ………. Monaten lenken die Sowjets ein. Übereinkunft der vier Mächte
in New York auf ein Ende der ……………………….. .”
h) Krisen im Kalten Krieg: 1. Berlin Krise 1948 - die erste „Schlacht” im Kalten Krieg
Die Sowjetunion, die gegen die Idee der Einführung der D-Mark in Westberlin und die Gründung eines
eigenen westdeutschen Staates war, versuchte dies zu verhindern, indem sie Druck auf West-Berlin
ausübte. Am 24. Juni unterbrach die UdSSR den gesamten Straßen-, Schienen- und Güterverkehr nach
West-Berlin. Auch die Stromversorgung von Ost- nach West-Berlin wurde unterbrochen. Diese
Berlin-Krise - auch bekannt als die Berlin-Blockade - war die erste Schlacht im Kalten Krieg. Diese Krise
entwickelte sich jedoch nicht zu einem „heißen" Krieg. Stattdessen war die alliierte Reaktion auf die
sowjetische Blockade eine massive Luftbrücke, in der Tonnen von Nahrungsmitteln, Treibstoff und
anderen Grundnahrungsmitteln von der Trizone nach West-Berlin geflogen wurden, um ihre zwei
Millionen Einwohner zu versorgen.
Diese Teilung Deutschlands - und Berlins - stand bald für die Teilung Europas in zwei feindliche Lager.
Die sowjetischen Befürchtungen, dass der Westen ein wiederbelebtes, eng mit den USA verbündetes
Deutschland wollte, bestätigten sich dann 1955, als Westdeutschland der 1949 gegründeten NATO
beitreten durfte.
Aufgaben:
1. Warum kommt es zu einer Krise in Berlin? Erkläre.
2. Was sind die Folgen der Berlin-Krise?
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Auch in der sowjetischen Besatzungszone entstand eine Verfassung. Konrad Adenauer, der erste Bundes-
Nach Wunsch der Initiatoren sollte dies die Verfassung aller Deutschen kanzler
sein. Zur ersten Volkskammerwahl am 15. Oktober 1950 standen nicht einzelne Parteien, sondern
lediglich eine fertige Wahlliste als Einheitsliste zur Wahl, aus der die SED als Regierungspartei siegreich
hervorging. Die SED-Politiker Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl wurden 1949 zum ersten Präsidenten
und Ministerpräsidenten der DDR. Die Teilung Deutschlands in zwei Nationalstaaten war somit beendet.
M10 Die unterschiedliche Besatzungspolitik 1945-48
in den Westzonen in der SBZ
Ziele: Ziele:
- eigenständiger wirtschaftlicher - Zentralisierung nach sowjetischem
Neubeginn der Deutschen Muster
- Demokratisierung nach westlichem - Kommunistisch geprägtes
Vorbild Gesamtdeutschland
- Aufbau einer deutschen Verwaltung
Maßnahmen: Maßnahmen:
- Parteigründungen - Zulassung von Parteien
- gewählte Länderregierungen - Zusammenschluss SPD mit KPD zur
- wirtschaftlicher Zusammenschluss der SED unter sowjetischem Druck
Westzonen: Bizone - Trizone - Verstaatlichung (Banken, Industrie) und
- 1947: Truman-Doktrin Bodenreform
- 1947: Marshall-Plan: US-Kredite für - Reparationen in die SU
den Wiederaufbau und zur Abwendung der - Währungsreform
kommunistischen Ausbreitung in Europa - Berliner Blockade: Sperrung der Land- und Wasserwege.
- Währungsreform Absicht: Kontrolle von Gesamtberlin
- Luftbrücke: Versorgung Berlins durch - Beendigung der Blockade und Austritt der SU aus dem
Flugzeuge Alliierten Kontrollrat
- Festere Anbindung Westberlins an die
Trizone
Nach dem Ende der Berlin-Krise arbeiteten vor allem die Briten hart daran, die USA in ein europäisches
Bündnis einzubinden. Die USA waren mehr als bereit, die Gründung eines globalen Militärbündnisses zu
unterstützen. Am 4. April 1949 wurde in Washington der NATO-Vertrag unterzeichnet. Die USA waren
(und sind es immer noch) die mit Abstand stärkste Macht in diesem Bündnis. Tatsächlich basierte die
37
NATO von Anfang an auf dem Nuklearmonopol der USA, und die nukleare Stärke des Landes blieb
während des gesamten Kalten Krieges das
wichtigste Element der NATO-Strategie.
Das Sicherheitskonzept der Sowjetunion gegenüber dem Westen beruhte auf drei Dingen: 1. Annexion
der ………………... Staaten und Ostpolens seit 1939, - 2. ein Gürtel von „Volksdemokratien” in Polen,
Rumänien, Bulgarien, Ungarn usw. Durch die Einsetzung von …………………………. Regierungen.
Diese Satellitenstaaten waren durch ein Netz von Verträgen über Wirtschafts- und Militärhilfe an die
…………………... gebunden. - 3. ein möglichst neutralisiertes ………………………….., das dann aber
zwischen dem östlichen und dem westlichen Lager geteilt wurde.
Potsdamer Konferenz
Truman-Doktrin
40
Marshall-Plan
Langes Telegramm
2. …………………
3. …………………
4. ………………...
Aufgabe: „Die Potsdamer Konferenz markiert das Ende der Kriegsallianz und legte die
Grundsteine für Feindseligkeit nach dem Krieg.”
Inwieweit stimmst du, unter Bezugnahme auf die Zeitspanne bis 1949, dieser
Aussage zu?
a) Mache zuerst eine Mindmap mit den Punkten, die du in deinem Essay schreiben
willst. Orientiere dich dabei an der Methode „SPERM”
b) Schreibe jetzt dein Essay auf ein Extrablatt. Achte auf Einleitung, Hauptteil mit
„SPERM” und „SEXI” und eine Schlussfolgerung.
Vor 1937 hatten die USA den Ereignissen in China keine große Bedeutung beigemessen. Nach dem
Einmarsch Japans in China 1937 änderte sich dies aber. Die USA
machten sich über die wachsende Konkurrenz mit Japan im pazifischen
Raum mehr und mehr Sorgen. Es überrascht daher nicht, dass die USA,
als Japan im Dezember 1941 Pearl Harbor angriff, beschlossen, die
chinesische Regierung unter Chiang Kai-shek (Jiang Jieshi) in ihrem
Kampf gegen Japan zu unterstützen. Die japanische Besetzung Chinas
endete im August 1945, als die USA Atombomben auf Hiroshima und
Nagasaki abwarfen und die Sowjetunion Japan den Krieg erklärte und in
die Mandschurei einmarschierte. Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar,
daß zwischen der Kuomintang (Nationale Volkspartei Chinas) und der
kommunistischen Partei wieder ein umfassender Bürgerkrieg ausbrechen
würde, der während des gemeinsamen Kampfes gegen die Japaner
(„Zweite Einheitsfront”) eingefroren wurde. Chiang hoffte nach der
Wiederaufnahme der Kampfhandlungen mit den Kommunisten, dass er
mit der Unterstützung der USA die Kontrolle über ganz China wieder
übernehmen könnte.
Die USA wollten nicht die Schaffung eines neuen kommunistischen Staates Chiang Kai-shek (Jiang Jieshi)
in China sehen. Um dies zu verhindern, unterstützten die USA die Kuomintang enorm. Trotz dieser Hilfe
wollten die USA (wie auch die UdSSR) nicht, dass Chiang den Bürgerkrieg fortsetzt; stattdessen rieten
sie ihm, eine Koalitionsregierung mit den Kommunisten zu bilden. Gleichzeitig informierte Stalin Mao,
dass er einer solchen Koalitionsregierung zustimmen würde, um den Westen nicht zu verärgern und
damit die Vereinbarungen über Osteuropa zu gefährden.
Zunächst gelang es den USA und der UdSSR, beide Seiten zur
Unterzeichnung eines Waffenstillstands zu bewegen. Dieser
erwies sich jedoch als kurzlebig - der Waffenstillstand brach im
Januar 1946 zusammen, und im Juni war der Bürgerkrieg weder
in vollem Gange.
Die Entscheidung der USA, die Unterstützung für Chiang Kai-shek zurückzuziehen und damit den Weg
für eine kommunistische Machtübernahme offen zu lassen, wurde zunächst nicht als ernstes Problem
angesehen. Man war der Meinung, dass das Atomwaffenmonopol der USA an sich schon ein
ausreichendes Mittel für die Eindämmung des Kommunismus in China ist. Doch im August 1949
explodierte in der UdSSR die erste sowjetische Atombombe - die US-Amerikaner hatten ihr
Atomwaffenmonopol verloren. Einen Monat später sicherten sich die Kommunisten ihren Sieg in China.
Diese beiden Ereignisse führten dazu, daß Trumans Regierung nun beschuldigt wurde, zu „weich"
gegenüber dem Kommunismus zu sein und somit für den „Verlust Chinas" verantwortlich zu sein.
Die Frage Chinas - verbunden mit der Eindämmungspolitik - verschärfte sich im Februar 1950, als die
Sowjetunion und China ein Verteidigungsbündnis über 30 Jahre unterzeichneten. Bereits im Dezember
1949 war Mao nach Moskau gegangen, um Stalin um wirtschaftliche Unterstützung zu bitten. Trotz seiner
früheren Meinungsverschiedenheiten mit Mao über die Entscheidung der chinesischen Kommunisten,
den Bürgerkrieg in China fortzusetzen, stimmte Stalin zu (obwohl er lange Mao warten ließ, um ihm zu
zeigen, wer der Chef ist). Stalin gibt den Chinesen 330 Millionen Dollar als Wirtschaftshilfe, allerdings
lehnte er Maos Bitte um Atomwaffen ab.
Aufgabe: These: „1949 verschärft sich der Kalte Krieg nochmals.” Begründe diese These und
gib Beispiele an. Benutze folgende Redemittel:
Zur Formulierung der Begründung: Man kann wichtige Argumente dafür anführen: …, Folgende Gründe möchte ich für die
genannte These anführen: …, Diese Behauptung wird durch … belegt, Die genannte These wird durch folgenden Grund beweisen:
…, Das Hauptargument ist …, Eine der wichtigsten Gründe, die für die These angeführt werden können, ist, dass …
Zur Formulierung von Beispielen: Zum Beispiel zeigt das Ereignis …, Am Beispiel … sieht man, dass … Folgende Beispiele
sollen das Argument unterstützen: …
Zur Formulierung der Schlussfolgerung: Abschließend kann gesagt werden, dass …, Die Argumentation macht deutlich, dass
…, Zum Schluss kann gesagt werden, dass …, Zusammenfassend kann man sagen, dass …, Aus all dem lässt sich der Schluss
ziehen, dass …
„Behauptend kann gesagt werden, dass sich der Kalten Krieg 1949 nochmals verschärfte………………..
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a) NSC-68
Die Ereignisse von 1949 in Asien und die wachsende Kritik an seiner Außenpolitik veranlassten Truman
dazu, im Januar 1950 eine vollständige Überprüfung der Politik seiner Regierung im Kalten Krieg zu
beginnen. Die Überprüfung wurde vom Nationalen Sicherheitsrat durchgeführt, und die Ergebnisse
wurden im April 1950 in einem als NSC-68 bekannten Bericht zusammengefasst. Dieser Bericht wurde
von vielen Historikern als „eines der wichtigsten Dokumente des Kalten Krieges" angesehen.
Revisionistische Historiker sehen den NSC-68 als eine Entschuldigung für den US-Expansionismus an,
indem die USA die expansionistischen Absichten der Sowjetunion absichtlich übertrieben haben, um die
Öffentlichkeit der USA dazu zu bewegen, einer massiven Erhöhung der Verteidigungsausgaben
zuzustimmen.
Im Wesentlichen behauptete der NSC-68, dass die US-Politik unter Truman im Großen und Ganzen mit
der Einschätzung der sowjetischen Bedrohung übereinstimmte, die Kennan in seinem „Langen
Telegramm" von 1946 vorgenommen hatte. Die Überprüfung bestätigte die Darstellung der Sowjetunion
als militärische Bedrohung, alleine weil sie eine totalitäre Diktatur sei und eine „weltweite” Revolution
anstrebe. Der NSC-68 argumentierte, dass sich die USA auf einen Krieg vorbereiten sollten, da
Verhandlungen mit der UdSSR niemals zu Vereinbarungen führen würden, die von dieser auch
eingehalten würden. Der NSC-68 wies auch auf die Kontinuität von Trumans Politik seit 1947 hin: der
Versuch, den Kommunismus, „wo er bereits existierte, einzudämmen", seinen Einfluss und seine Macht
zu untergraben und seinen endgültigen Untergang
herbeizuführen. In Asien, so der Bericht, liege der
Schlüssel zum Erfolg darin, Japan zu einem regionalen
Machtzentrum zu machen, das im Bündnis mit den USA
jede Bewegung der Sowjetunion und Chinas (das von den
USA als Stalins Juniorpartner angesehen wurde und
einfach auf seine Anweisungen hin handelte) blockieren
könne. Zusammen mit der Stärkung Westeuropas wurde
dies als Mittel gesehen, um über ein militarisiertes System
von Allianzen und Aufrüstung ein globales
Machtgleichgewicht zu schaffen, das den Interessen der
USA dient.
Ein weiterer wichtiger Vorschlag des NSC-68 war es, die eher passive Eindämmung durch eine eher
aktive Konfrontation zu ersetzen. Diese Konfrontation sollte die Form eines offensiven „Rollback" des
Kommunismus in der ganzen Welt annehmen.
Obwohl Truman die im NSC-68 dargelegten Vorschläge weitgehend akzeptierte, dachte er aber, dass die
amerikanischen Wähler die massive Erhöhung der Steuern und/oder die Kürzungen der Sozialausgaben,
die zur Finanzierung der militärischen Aufrüstung notwendig wären, wahrscheinlich nicht akzeptieren
würden. Deshalb legte er alles erstmal auf Eis. Aber dann überschritten nordkoreanische Truppen am
25.06.1950 die Grenze zu Südkorea. Mit dem Beginn des Koreakrieges erhielt das NSC 68 eine neue
Bedeutung. Wie der US-Außenminister Dean Acheson später bemerkte: „Korea (…) schuf den Anreiz,
der zum Handeln anregte." Die Truman-Administration verdreifachte daraufhin den Anteil der
Verteidigungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt zwischen 1950 und 1953 nahezu (von 5 auf 14,2
Prozent).
Aufgaben: 1. Lies die Quelle M11. Schlage unbekannte Wörter im Wörterbuch nach.
2. Setze dich dann mit der These auseinander, dass der NSC 68 das bedeutendste
Dokument des Kalten Krieges sei.
M11 NSC 68: Geheime Stellungnahme des National Security Council, State and Defense Department,
April 1950:
„Die Vereinigten Staaten (...) sollten auf ein kühnes und massives Programm des Wiederaufbaus des
Verteidigungspotenzials des Westens (setzen), um das der sowjetischen Welt zu übertreffen, und jeder
neuen Herausforderung umgehend und unmissverständlich zu begegnen. (...) Das bedeutet, dass die
Vereinigten Staaten nicht mehr zwischen nationaler und globaler Sicherheit unterscheiden. Es bedeutet
auch das Ende der untergeordneten Sicherheitsbedürfnisse durch die traditionellen Budget-
beschränkungen; zu fragen, „wie viel Sicherheit können wir uns leisten?” Mit anderen Worten, die
Sicherheit muss künftig das dominierende Element im Staatshaushalt werden, und andere Elemente
müssen ihm untergeordnet werden. (...) Dieses neue Konzept der Sicherheitsbedürfnisse der Nation
fordert jährliche Mittel in Höhe von 50 Milliarden Dollar oder nicht viel unter dem früheren Kriegsniveau.”
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Im Rückblick erscheint manches auf dem Weg zu den zwei deutschen Staaten, der Teilung Europas und
der Welt wie vorgezeichnet. Doch gibt es keinen Beleg, dass irgendeine Seite die Teilung von Anfang an
planmäßig verfolgte. Deutlich erkennbar sind jedoch die einzelnen Stationen. Weltweit erwiesen sich vor
allem zwei Krisen als die entscheidenden Beschleuniger der Blockbildung: Die Erste Berlin-Krise 1948/49
sowie der Krieg im geteilten Korea (1950-1953). Sowohl die sowjetische Blockade der Westzone Berlins
als auch der Überfall Nordkoreas, an dessen Planung die SU beteiligt war, auf Südkorea waren
Versuche, klare Fronten zu schaffen. Von den
Westmächten wurden sie zwangsläufig als weitere
Aggression Moskaus verstanden. In beiden Krisen
rückten die Lager enger zusammen. Dies wurde
insbesondere in den 1949 gegründeten beiden
deutschen Staaten sichtbar.
Der Koreakrieg, der im Juni 1950 ausbrach, war das
erste wirkliche Beispiel für die Ausbreitung des
Kalten Krieges außerhalb Europas. Er war auch das
erste Beispiel dafür, dass der Kalte Krieg zu einem
„heißen Krieg" werden konnte. Zwar konnten die
USA und die UdSSR am Ende jede direkte
Konfrontation vermeiden, aber die Streitkräfte
zweier Großmächte - der USA und Chinas - stießen
auf dem Schlachtfeld aufeinander. Nordkoreanische Panzerverbände rücken in Seoul ein.
b) 1. Inwieweit wurde der Koreakrieg durch Faktoren des Kalten Krieges verursacht?
Der Koreakrieg begann im Juni 1950, als eine große nordkoreanische Armee - die etwa 90000 Soldaten
zählte - in Südkorea einmarschierte, um das Land wieder zu vereinen. Obwohl Nordkorea der Aggressor
in diesem diesem Krieg war, gibt es einige Hinweise darauf, dass auch Südkorea eine Invasion
Nordkoreas vorbereitete. Als der Angriff stattfand, war zunächst nicht klar, dass dies ein wichtiger
Wendepunkt im Kalten Krieg sein würde. Der Koreakrieg war jedoch auch das Ergebnis interner
koreanischer Faktoren, die zum großen Teil nichts mit dem Kalten Krieg zu tun hatten. Die ersten
Ursachen des Krieges sind auf die intensiven Rivalitäten zwischen den nationalistischen Führern der
beiden koreanischen Staaten zurückzuführen, die nach 1945 entstanden sind.
Mehrere Historiker haben in der Tat argumentiert, dass ein Bürgerkrieg - zur Wiedervereinigung der
beiden Landeshälften - wahrscheinlich auch ohne den Kalten Krieg und die Beteiligung der USA und der
UdSSR ausgebrochen wäre. So hatte es zwischen 1945 und 1950 - vor Beginn des Koreakrieges -
mehrere Grenzstreitigkeiten zwischen den beiden rivalisierenden Staaten Nord- und Südkorea gegeben,
bei denen bereits sehr viele Koreaner ums Leben gekommen waren.
Korea hatte 1910 seine Unabhängigkeit verloren und war bis August 1945 eine japanische Kolonie.
Dennoch führten zwischen 1910 und 1945 die koreanischen Nationalisten - oft zwischen Kommunisten
und nicht-kommunistischen Gruppen gespalten - einen
Unabhängigkeitskrieg gegen die japanischen Besatzer. Es wurde
jedoch nach dem Kriegsende bald klar, dass weder das koreanische
Volk noch die koreanischen Nationalisten die unmittelbare Zukunft
ihres Landes alleine bestimmen durften. Stattdessen waren nach der
Kapitulation Japans US-amerikanische und sowjetische Truppen in
den Süden bzw. Norden Koreas eingerückt. Zunächst hatten die USA
und die UdSSR vereinbart, dass eine provisorische koreanische
Regierung gebildet werden sollte, die nach einer Zeit der
internationalen Aufsicht schließlich ein völlig unabhängiges Korea
regieren dürfte. Dieses Abkommen scheiterte jedoch bald, da die USA
und die UdSSR im Zuge der Entwicklung des Kalten Krieges in Europa
immer weniger zur Zusammenarbeit bereit waren. So wurden diese
amerikanischen und russischen Besatzungszonen im Laufe des Kalten
Krieges praktisch zu zwei getrennten Staaten.
Der erste Schritt zu dieser dauerhaften Teilung Koreas wurde in Syngman Rhee, Präsident ROK
Südkorea getan, als Syngman Rhee nach den Wahlen im Mai 1948 das Oberhaupt der
undemokratischen, autoritären und stark antikommunistischen, kapitalistischen „Republik Korea” (ROK)
wurde. Dieser neue Staat wurde sofort von der UNO anerkannt - als Antwort gründete Kim Il-Sung die
ausgesprochen undemokratische, autokratische, kommunistische „Demokratische Volksrepublik Korea”
(DVRK), die wiederum vom Sowjetblock schnell anerkannt wurde. Beide Staaten erhoben den Anspruch,
das einzig rechtmäßige Korea zu sein.
Die Sowjetunion - die die Vereinigung Koreas unter dem nordkoreanischen Führer Kim Il Sung wollte -
zog im Herbst 1948 ihre Truppen zurück. Die USA - die die Vereinigung unter dem südkoreanischen
Herrscher Syngman Rhee wünschten - zogen schließlich im Juni 1949 ihre Truppen aus Korea zurück.
Obwohl Kim Il-Sung und Syngman Rhee einige grundlegende politische Unterschiede
hatten, hatten sie doch zwei Dinge gemeinsam: Beide wollten ihr
Land wieder vereinen und als völlig unabhängig sehen - und jeder
wollte der alleinige Herrscher eines solchen vereinigten Koreas
sein.
Kim Il-sung
Aufgabe: Welche Gemeinsamkeiten haben Syngman Rhee und Kim Il-sung? Welche
Unterschiede haben sie?
Der US-Außenminister Acheson hielt im Januar 1950 seine „Defensive Perimeter"-Rede vor dem
Washingtoner Presseclub, in der er die Länder aufzählte, die die USA automatisch gegen eine
kommunistische Aggression verteidigen würden. Bezeichnenderweise stand Südkorea aber nicht auf
dieser Liste. Truman unterstützte Acheson und glaubte, dass das asiatische Festland außerhalb des
pazifischen Verteidigungsperimeters der USA lag. Solche Kommentare könnten Stalin später zu der
Schlussfolgerung veranlasst haben, dass die USA Südkorea nicht verteidigen würden. Verstärkt wurde
diese Einschätzung dadurch, dass die USA auch eine Erklärungen abgaben, dass Europa - nicht Asien -
von ihnen als das wichtigstes Gebiet des Kalten Krieges angesehen wurde.
Während die US-amerikanischen und sowjetischen Truppen in
ihren jeweiligen Zonen in Korea stationiert waren, konnten sie
beide nationalistische koreanische Führer zur Zurückhaltung
zwingen. Ihr Rückzug in den Jahren 1948-49 hatte jedoch eine
destabilisierende Wirkung, und die beiden Regime im Norden
und im Süden wurden zunehmend aggressiver. 1949 hatte Kim
sowohl Stalin als auch Mao von seiner Absicht, Südkorea
anzugreifen, informiert. Zunächst hatte Stalin Kims Bitten um
Unterstützung zurückgewiesen. Später jedoch, nach Achesons
Rede im Januar 1950, gab der sowjetische Führer eine
vorsichtige Zustimmung zu Kims Plan. Dennoch machte er Kim
im April 1950 klar, dass die UdSSR im Falle einer Beteiligung
der USA nicht direkt eingreifen würde, und dass er sich, wenn er
Hilfe benötigen sollte, an Maos China wenden müsse. Dennoch
weiß man heute, dass die SU zumindest an der Vorbereitung
der Invasion beteiligt war.
Dean Acheson, Außenminister unter Truman
Stalins Entscheidungen zu Korea -
wie die zu Berlin 1948/49 - basierten
auf ernsthaften Fehlkalkulationen der
wahrscheinlichen US-Reaktion.
Insbesondere ging er davon aus, dass
die USA, da sie nicht eingegriffen
hatten, um Maos Sieg in China zu
verhindern, Nordkorea wahrscheinlich
auch nicht daran hindern würden, das
gesamte Korea zu übernehmen.
Während er sich sehr bewusst war,
dass die Sowjetunion keinen weiteren
Krieg führen konnte, glaubte er, dass
eine erfolgreiche Wiedervereinigung
Koreas unter Kims kommunistischer
Regierung die Sicherheitslage der SU
verbessern konnte. Die SU hätte
einen befreundeten Staat an den
Grenzen.und die Furcht vor einer
Einkreisung wäre verringert.
Eine Wiedervereinigung unter dem
Norden würde daher Stalins Furcht
vor Japans Einfluss in der Region
verringern - zumal die USA Japan
schnell zu einer starken
antikommunistischen Basis
aufbauten.
50
Mao war damit beschäftigt, die kommunistische Herrschaft
in China zu etablieren und sich mit der Bedrohung durch
das Regime von Chiang Kai-shek (Jiang Jieshi) in Taiwan
auseinanderzusetzen. Der chinesische Führer weigerte sich
daher zuerst, Kim Garantien für eine militärische
Unterstützung zu geben. Als Kim Il Sung dann die
Volksrepublik China besuchte, war Mao immer noch
skeptisch über den Erfolg der Invasion, aber er gab dann
doch seine Zustimmung, weil Kim die von Stalin zugesagte
Unterstützung übertrieben hatte, und auch weil Mao zu
dieser Zeit selber eine Invasion plante - von Taiwan. Er
brauchte sowjetische Unterstützung für diese und war
besorgt, dass, wenn er Vorbehalte gegen die Invasion in
Südkorea anbringen würde, Stalin dann seine Vorbehalte
über den Angriff auf Taiwan zeigen könnte.
51
Nachdem dann Mao seine Zustimmung gegeben
hatte, fragte er Kim, ob er chinesische Truppen an
der koreanischen Grenze brauchte, falls die
Amerikaner eingreifen würden, aber Kim sagte, dass
dies nicht notwendig wäre. Mao scheint dann den
eigentlichen Vorbereitungen, die in Nordkorea
vorgingen, wenig Aufmerksamkeit geschenkt zu
haben. Als der Angriff auf den Süden dann kam,
überraschte es nicht nur die Südkoreaner und die
USA, sondern auch Mao.
M12 Roberts, G. 1999. The Soviet Union in World Politics. London, UK. Routledge. P. 32.
„Es ist nicht überraschend, dass der Ausbruch des Koreakrieges im Juni 1950 ein Ereignis ist, das bei
Historikern große Aufmerksamkeit erregt hat. In der Ära nach dem Kalten Krieg wurde das Interesse
durch den Zugang zu vielen neuen Dokumenten aus russischen, chinesischen und koreanischen
Archiven weiter angefacht. Die vielleicht wichtigste Erkenntnis aus den neuen Beweisen ist, daß der
Hauptarchitekt des Kriegsausbruchs Kim Il Sung, der nordkoreanische kommunistische Führer, war. Es
war Kim, der Stalin eine nordkoreanische Invasion in Südkorea vorschlug mit dem Ziel, ein einheitliches
kommunistisches Regime für das ganze Land zu errichten. Es war Kim, der Stalin davon überzeugte,
dass eine gewaltsame Vereinigung Koreas militärisch und politisch möglich sei.”
Aufgaben: 1. Wer war laut Quelle M12 der Hauptverantwortliche für den Ausbruch
des Koreakrieges? Kreuze an.
2. Der Historiker John Lewis Gaddis schlägt vor, dass der Koreakrieg „Eine
Komödie der Fehler” genannt werden könnte. Überlege, welche
Missverständnisse das Denken von Truman, Stalin und Mao während der
Planung des Koreakrieges durch Kim Il Sung bestimmten.
3. Diskutiere mit deinem Banknachbarn, ob man den Koreakrieg
auch als Bürgerkrieg bezeichnen kann.
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Bis 1947 und dem Beginn des Kalten Krieges hatte sich die US-Strategie gegenüber Japan geändert. Im
Wesentlichen wurde die Kontrolle über das Land als entscheidend für die Machtbalance in der gesamten
asiatischen Region angesehen, vor allem angesichts seines enormen industriellen Potenzials. Daher
wurde es als unerlässlich angesehen, Japan in eine enge Allianz mit den USA einzubinden und seine im
Krieg zerstörte Wirtschaftskraft rasch wieder aufzubauen.
1950 war die Strategie der USA zur Eindämmung des Kommunismus in Asien jedoch nicht sehr
erfolgreich. Obwohl Japan Anzeichen eines starken wirtschaftlichen Aufschwungs zeigte und eng mit den
USA verbündet war, war China „verloren". Gleichzeitig wuchsen die kommunistischen Kräfte in Indochina
deutlich an Popularität und Stärke. Zum Teil war dies darauf zurückzuführen, dass die meisten
Ressourcen der USA für Europa verwendet wurden, das als strategisch wichtiger angesehen wurde als
Asien. Die kommunistischen Bewegungen in Asien waren jedoch viel populärer als die in Europa, auch
weil sie mit dem starken Wunsch nach nationaler Unabhängigkeit von den Kolonialmächten (wie z.B.
Frankreich) verbunden waren. Dies war, noch mehr als der relative Mangel an US-Hilfe, der Hauptgrund,
warum sich der Kommunismus in Asien als sehr viel schwieriger „einzudämmen" erwies.
Nach 1945 - und besonders in Asien - führten kommunistisch geführte nationale Befreiungsbewegungen
bewaffnete Kämpfe zur Beendigung der imperialistischen Herrschaft der europäischer Kolonialmächte. Zu
den betroffenen Ländern gehörten Malaysia, Indonesien, Burma und die Philippinen. Der folgenreichste
Befreiungskampf fand aber unter den Viet Minh in Vietnam statt. All diese Kämpfe wurden jedoch nicht
auf Veranlassung der Sowjetunion begonnen - und in mehreren Fällen leistete die Sowjetunion wenig
oder gar keine Hilfe. Nichtsdestotrotz interpretierten die USA all dies als eine weltweite „Verschwörung",
die von den sowjetischen Führern im Moskauer Kreml gegen die „freie Welt" gerichtet war, um den
„Kommunismus zu verbreiten".
Aufgabe: Warum war es für die USA schwieriger, den Kommunismus in Asien
einzudämmen, als in Europa? Welche „Fehlkalkulation” machen die USA
in Bezug auf die Befreiungsbewegungen?
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Der Einmarsch der nordkoreanischen Truppen in Südkorea hatte eine unmittelbare Auswirkung auf die
Aktionen der USA - und es war eine, die von der Sowjetunion nicht erwartet wurde. Diese unmittelbaren
Auswirkungen waren zum Teil darauf zurückzuführen, dass die USA das Gefühl hatten, dass ihre globale
Dominanz im Machtgleichgewicht des Kalten Krieges durch die Ereignisse des Jahres 1949 gefährdet
wurde: die Entwicklung einer eigenen Atombombe durch die Sowjetunion im August 1949 und der Sieg
der chinesischen Kommunisten im Oktober 1949, der der Sowjetunion ihren ersten Verbündeten
außerhalb Europas brachte.
Der Beginn des Koreakrieges hatte eine sehr wichtige Konsequenz: Er gab der US-Regierung die
Möglichkeit, mit der Umsetzung der im NSC-68-Dokument gemachten Vorschläge zu beginnen - dazu
gehörte u.a. die Verdreifachung des
US-Verteidigungsbudgets. Darüber
hinaus führte der Krieg dazu, dass die
US-Regierung rasch beschloss, sich nun
zur Eindämmung und Bekämpfung des
Kommunismus überall auf der Welt zu
verpflichten, nicht nur in Europa. Dies
wiederum basierte auf der
monolithischen Sichtweise der USA
bezüglich des Kommunismus: Die USA
glaubten, dass alle politischen
Entwicklungen auf der ganzen Welt Teil
einer „globalen kommunistischen
Verschwörung" seien, die von der
Sowjetunion gestartet und gelenkt würde Australische (UN)Soldaten in Korea
- und dass alle kommunistischen Parteien und Regierungen immer den Befehlen aus Moskau folgen
würden. Ein wichtiger Aspekt des NSC-68 war, dass die USA jedem Land, von dem sie glaubten, dass es
mit kommunistischer „Subversion" oder „Aggression" konfrontiert sei, wirtschaftliche und - falls notwendig
- militärische Hilfe geben würden.
Theoretisch war die Antwort auf den nordkoreanischen Überfall ein militärisches Unternehmen der UNO -
fünfzehn weitere UNO-Mitglieder, darunter Großbritannien, schickten Truppen nach Korea - aber im
Wesentlichen war es ein Unternehmen der USA, wobei die ersten US-Truppen bereits am 1. Juli in Korea
eintrafen. Sowohl die UNO-Truppen als auch die südkoreanischen Soldaten waren dem Kommando von
US-General Douglas MacArthur unterstellt, der Truman direkt und nicht der UNO gegenüber
rechenschaftspflichtig war.
Die Gründe für die schnelle und entschlossene US-Antwort waren
vielfältig. Ein Hauptfaktor war der Glaube, dass Kim nicht unabhängig,
sondern lediglich als Stalins Marionette handelte, als Teil des
angeblichen Versuchs der Sowjetunion, die „Weltherrschaft" zu
erlangen. Die Invasion Nordkoreas in den Süden wurde daher als ein
verdeckter Angriff der Sowjetunion wahrgenommen, die über ihren
Satellitenstaat Nordkorea handelte. Als solches wurde der Koreakrieg
als ein Beispiel des sowjetischen Expansionismus angesehen, der die
„freie Welt" bedrohte. Der Krieg war jedoch- wie viele andere Aspekte
des Kalten Krieges auch - ein sehr viel komplexeres und
widersprüchlicheres Ereignis als das, was damals von westlichen
Politikern der Öffentlichkeit präsentiert wurde.
Aufgaben:
1. Welche Motive werden in Quelle M13 für das Eingreifen der USA in den
Koreakonflikt genannt?
2. Warum könnte das Datum und die Quellenart von M14 die geäußerten Ansichten
unzuverlässig machen? Bedeutet dies, dass die Quelle für Historiker, die
versuchen, die Gründe für die US-Aktionen im Jahr 1950 aufzudecken,
nicht zu verwenden ist?
3. Inwieweit unterstützt die Karikatur M 15 die Ansicht, dass die USA die UNO
in einen Konflikt hineingezogen haben, um US-Interessen in Asien zu
Verteidigen?
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b) 7. Der Kriegsverlauf
Aufgabe: Erkläre den Unterschied zwischen der Politik der „Eindämmung” und der des
„Roll-back”.
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Truman und seine Regierung setzten sich dann mit MacArthurs Forderung nach dem Einsatz von
Atomwaffen gegen China auseinander. Letztendlich wurde diese Option aber abgelehnt, nachdem
befürchtet wurde, dass ein solches Vorgehen in einem Atomkrieg mit der Sowjetunion enden
könnte.Truman beschloss, da er unbedingt eine Eskalation vermeiden wollte, zur ursprünglichen
US-Politik zurückzukehren. Er wollte nun Nordkorea einfach aus dem Süden vertreiben. In dieser
Situation, in der es um die Fortsetzung des begonnenen „Befreiungskrieges” ging und in der MacArthur
unter anderem darauf drängte, China - auch atomar - zu bombardieren, stoppte Truman die militärische
Eskalation des Konflikts. Er unterstrich seine Entscheidung mit der Absetzung MacArthurs am 11. April
1951. Danach rührte sich militärisch nur noch wenig. Der Korea-Krieg wurde zu einem Stellungskrieg mit
zum Teil hohen Verlusten. Im Juli 1951 begannen ersten Verhandlungen über einen Waffenstillstand,
aber erst am 27. Juli 1953 schwiegen die Waffen.
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Aufgabe: Wähle dir eine Quelle aus (M16 oder M17) und bestimme die Botschaft, die
Bildelemente und den historischen Kontext.
Die Quelle hat folgende Hauptaussage: ………………………………………………………………………….
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Das erkenne ich an folgenden Bildelementen:.............................................................................................
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beunruhigte der massive Anstieg der US-Militärausgaben die UdSSR extrem. Die SU fühlte sich durch
den enormen Anstieg der US-amerikanischen Land-, See- und Luftstreitkräfte in Europa bedroht und war
besonders besorgt über die Pläne der USA zur Wiederbewaffnung Westdeutschlands. Gleichzeitig
stärkten die Amerikaner die NATO, indem Griechenland und die Türkei in das Militärbündnis
aufgenommen wurden. Die Türkei war besonders wichtig, um Druck auf die Sowjetunion auszuüben, da
beide Länder eine gemeinsame Grenze hatten. Darüber hinaus führten die Kämpfe in Korea auch zu
Sicherheitsbündnissen der USA mit Australien, Neuseeland und den Philippinen (zusätzlich zu dem mit
Japan).
China konnte zwar sein Ansehen in der Region aufgrund seiner Unterstützung Nordkoreas gegen die
westlichen Armeen steigern, es hatte jedoch die dringend benötigten Ressourcen vom Aufbau seiner
eigenen Wirtschaft abgezogen. Darüber hinaus wurde China von den USA nun effektiv isoliert. Auch
verstärkten die USA ihre wirtschaftliche und militärische Hilfe an den Erzfeind der chinesischen
Kommunisten: Taiwan. Dies bedeutete, dass Maos Ziel, die als abtrünnig betrachtete Provinz Taiwan
wieder unter chinesische Kontrolle zu bringen, erheblich erschwert wurde. Die US-Intervention in Korea
und die fortgesetzte Unterstützung Taiwans als Repräsentant Chinas in den Vereinten Nationen führten
zu einer 20-jährigen Periode chinesisch-amerikanischer Feindseligkeit. Die USA erkannten Maos
Regierung erst 1971 offiziell an. Nach dem Koreakrieg gingen die USA dazu über, hinter jeder
Unabhängigkeitsbewegung in den verbleibenden europäischen Kolonien, das Wirken der Sowjetunion zu
sehen. Die Folge war, dass sich diese Unabhängigkeitsbewegungen gezwungen sahen, sich an die
Sowjetunion oder das kommunistische China zu wenden, um Hilfe für ihre Unabhängigkeitskämpfe zu
erhalten. Aber dies machte sie dann erst recht zu „Feinden” in den Augen der Amerikaner.
Bis 1953 waren die Hauptmerkmale des Kalten Krieges also fest etabliert:
- eine weltweite militärische und ideologische Konfrontation zwischen den beiden Supermächten
und ihren Verbündeten,
- ein nukleares und konventionelles Wettrüsten,
- Stellvertreterkriege (z.B. in Vietnam),
- Spionage und verdeckte Operationen (z.B. Sabotage und Mord),
- Propagandakampagnen,
- Druck zur Konformität in der jeweiligen Zivilbevölkerung - (zum „Marxismus-Leninismus" im
Sowjetblock oder zum „freien Unternehmertum" im Westen).
Der Kalte Krieg hatte sich also nach dem Korea-Krieg deutlich verschärft - und breitete sich bald auf alle
Regionen der Welt aus. Der Kalte Krieg wurde auch zunehmend militarisiert. Die Sowjetunion hatte
jedoch ein erheblich kleinere Wirtschaft als die USA. Dies bedeutete, dass sie große Summen für das
Wettrüsten ausgeben mussten, was dann zur Modernisierung der sowjetischen Wirtschaft, die immer
noch mit den Zerstörungen aus dem Zweiten Weltkrieg zu kämpfen hatte, fehlte. Die Sowjets konnten
sich (anders als die Amerikaner) das Wettrüsten einfach nicht leisten. Dies sollte dann auch einer der
Hauptgründe für den endgültigen Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1991 sein.
M18 Mason. J. W. 1996. The Cold War: 1945-1991. London, UK. Routledge S. 22.
„Es ist fast unmöglich, die Auswirkungen des Koreakrieges auf den Verlauf des Kalten Krieges zu
übertreiben. Der Koreakrieg beendete abrupt die Inkohärenz der amerikanischen Außenpolitik in den
Jahren 1946-50. Bis 1951 waren alle Merkmale vorhanden, die wir mit dem Kalten Krieg in Verbindung
gebracht haben - hohe Verteidigungsbudgets, eine militarisierte NATO, der aufstrebende
chinesisch-sowjetische Block und der Glaube, dass die Welt so eng miteinander verbunden ist, dass ein
kommunistischer Sieg irgendwo auf der Welt die lebenswichtigen Interessen der USA bedrohen würde.”
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Aufgabe: Schreibe ein Essay zu folgendem Thema:
In welchem Ausmaβ war der Koreakrieg ein Teil des Kalten Krieges?
Beantworte konkret und mit Argumenten:
- Ist der Korea-Krieg eine Konsequenz des Kalten Kriege?
- Wie hat der Korea-Krieg den Kalten Krieg beeinflusst?
Bevor du mit deinem Essay anfängst, überlege dir eine Struktur für das Essay,
benutze dafür die „SPERM”-Methode.
6. Tauwetter (1953-68)
Als Stalin im März 1953 starb - nur zwei Monate nachdem Dwight D.
Eisenhower der neue US-Präsident geworden war - wollten die obersten
kommunistischen Führer in der Sowjetunion schnell Veränderungen. Intern
beschlossen sie, eine kollektive Führung aufzubauen, um die Herrschaft eines
Einzelnen in Zukunft zu verhindern. Der neue Vorsitzende der
Kommunistischen Partei wurde Nikita Chruschtschow. Diese neue
sowjetische Führung versuchte nun, die Spannungen des Kalten Krieges
„aufzutauen", d.h. die Konfrontation mit dem Westen zu verringern.
Stalins Tod und das anschließende „Tauwetter” waren dann auch wesentliche
Gründe, warum im Juli 1953 ein Waffenstillstand im Korea-Krieg
unterzeichnet wurde. Ein weiterer Faktor war die Belastung der sowjetischen
Wirtschaft durch die anhaltenden Kämpfe in Korea. Dies war auch eine Sorge
der neuen US-Regierung, die wie ihr sowjetisches Gegenstück nun mehr an
Verhandlungen als an einem Fortsetzen der Kämpfe interessiert war.
Eisenhower ist auch deshalb gewählt worden, weil er versprach, den in den
USA sehr unpopulären Krieg in Korea zu beenden. Dwight D. Eisenhower
Dieses Tauwetter in den internationalen Beziehungen setzte sich trotz eines verstärkten nuklearen
Wettrüstens fort: Die USA hatten im November 1952 ihre erste H-Bombe gezündet, und die UdSSR folgte
im Juli 1953. Ein wichtiges sowjetisches Motiv für den Versuch, die Spannungen abzubauen, war die
Besorgnis über die Auswirkungen der erhöhten Verteidigungsausgaben infolge des anhaltenden
Wettrüstens auf die Wirtschaft. Da die sowjetische Wirtschaft aber viel kleiner und schwächer als die der
USA war, waren die neuen sowjetischen Führer bestrebt, die
Militärausgaben zu reduzieren. Das gesparte Geld wollten sie dann in die
Modernisierung der Industrie, aber auch in den Konsum zur Verbesserung
des Lebensstandards der sowjetischen Bevölkerung, investieren.
Die Zeit von 1953/4 - 1968/9 war jedoch auch eine Periode der
schwankender Beziehungen zwischen den beiden Supermächten, in der
die Versuche, die Konfrontation zu vermindern, periodisch durch das
Auftreten neuer Spannungen und Krisen vereitelt wurden.
Aufgabe: Erkläre mit Hilfe der Quelle M19 den Begriff „Brinkmanship” („Politik am Rande
des Abgrunds”).
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Wie bereits erwähnt, ersetzte die neue US-Regierung unter Eisenhower die Containmentpolitik mit der
Roll-back Politik, d.h. der aktiven Zurückdrängung des Kommunismus. Doch bereits wenige Monate
später mussten Menschen hinter dem Eisernen Vorhang, die für mehr Freiheit und Demokratie
demonstrierten, erfahren, dass sie nicht mit amerikanischer Hilfe rechnen konnten.
Zwischen 1953 und 1956 gab es insgesamt vier Aufstände in vier Staaten des Ostblocks, die alle eines
gemeinsam hatten: Sie waren der Versuch, mehr nationale Unabhängigkeit gegenüber der UdSSR zu
erreichen: im Juni 1953 zunächst in der Tschechoslowakei und der DDR; im Juni und Oktober/November
1956 in Polen und Ungarn. Von der Sowjetunion wurden alle als Infragestellung des Führungsanspruches
interpretiert. Alle Aufstände hatten eine ähnliche Vorgeschichte. Im Fall der Tschechoslowakei und der
DDR war die Zeit unmittelbar vor den Unruhen durch die verschärfte Sowjetisierung geprägt. In der
Tschechoslowakei, die sich in einer schlimmen Wirtschaftskrise befand, verursachte eine
Währungsreform, die der Historiker Bernd Stöver als „staatlich sanktionierten Raub” bezeichnete, Streiks
und Demonstrationen. Hunderte von Personen wurden verhaftet. Tote allerdings gab es beim „Pilsener
Aufstand” nicht. Dies änderte sich zwei Wochen später.
Die DDR befand sich seit Jahren in einer akuten Versorgungskrise, wobei vor allem die
Konsumgüterindustrie weit hinter den tatsächlichen Bedürfnissen der Bevölkerung zurückgeblieben war.
Vor allem im Verhältnis zum „Magneten” Westdeutschland erschien den DDR-Bürgern ihr eigener
Lebensstandard eher als erbärmlich. Dies war neben dem politischen Druck die wesentliche Ursache für
die massiv wachsende Fluchtbewegung in den Westen. Als Beschleunigungsfaktor der ohnehin
vorhandenen Unzufriedenheit in der Bevölkerung
hatte sich der verschärfte Sowjetisierungskurs
ausgewirkt. Der „Aufbau des Sozialismus” den die
kommunistische Regierung zur „grundlegenden
Aufgabe” erklärte, zeigte sich schnell als
gleichbedeutend mit einer rücksichtslosen
Forcierung der Energie- und Metallindustrie.
Verbunden damit war die als notwendig
bezeichnete Erhöhung der Arbeitsnormen. Schon
im Mai 1953 hatten sogar die Stalin-Nachfolger in
Moskau die übermäßige Härte in der DDR kritisiert
und Veränderungen angemahnt.
Der Aufstand begann dann auf den Baustellen der
Stalin-Allee am 16. Juni 1953. Am Tag zuvor war
die von den Bauarbeitern dem Ministerpräsidenten „Steine gegen Panzer” - Der Arbeiteraufstand 1953
übergebene Resolution gegen die Arbeitsnormen erfolglos geblieben. Dem Zug quer durch (Ost-)Berlin
schlossen sich Tausende von Menschen an. Allein in Ostberlin sollen 100000, in Halle 60000 und in
Leipzig 40000 Demonstranten auf der Straße gewesen sein. Gleichzeitig fanden in fast 400 weiteren
Städten Demonstrationen statt. Inhaltlich erweiterten sich die Forderungen: Zu den zunächst
überwiegend ökonomischen Forderungen kamen nun umfassende politische: Demokratie, Freiheit, die
Einheit Deutschlands. Am 17. Juni um 13.00 Uhr verhängten die Sowjets dann den Ausnahmezustand
und setzten Panzer ein. Mindestens 51 Menschen kamen ums Leben.
Die Rolle des Westens während der Aufstände blieb zwiespältig. Selbstverständlich hatten amerikanische
und andere westliche Radiostationen und Flugblätter die Stimmung geschürt. Die Aufständischen sowohl
in der Tschechoslowakei als auch in der DDR hofften deshalb auf den Westen und insbesondere auf die
USA, und sie erwarteten auf irgendeine Weise direkte Hilfe. Außer guten Worten kam jedoch wenig. Der
große Konflikt sollte auch hier vermieden werden.
Aufgaben: 1. Diskutiere mit deinem Banknachbarn über die Frage, warum die Amerikaner den
Aufständischen in Ostdeutschland nicht geholfen haben. War dies nicht eine
günstige Gelegenheit für die „Roll-back” Politik? Mach dir Notizen.
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2. Vergleiche und kontrastiere die beiden Nachrichtensendungen aus der BRD und der
DDR über die Ereignisse des 17. Juni 1953. Schreibe in ganzen Sätzen. Achte
besonders auf: Was wird gezeigt? Wie wird es gezeigt? Mit welcher Musik? Was wird
nicht gezeigt? Welche Wörter werden benutzt? Folgende Redemittel helfen dir:
Vergleich:
- Beide Quellen kritisieren die Konferenz von … aus dem Jahre … . Quelle A sagt z.B., dass … und Quelle B sagt, dass …
- Sowohl Quelle A als auch Quelle B betonen die enge Zusammenarbeit der Staaten … und …
- Eine weitere wichtige Gemeinsamkeit ist, dass beide Quelle die zeitliche Begrenzung des Vertrages sehr kritisch sehen.
Kontrast:
- Im Unterschied zu Quelle B ist Quelle A viel kritischer, dies zeigt beispielsweise die Formulierung„…“ in Quelle …, in
Quelle … heißt es aber, dass …
- Quelle A fokussiert seine Argumentation auf die Folgen für England, aber Quelle B eine größere, globale Perspektive der
Folgen.
- Quelle A nennt einige spezifische Gründe, warum der Vertrag wichtig war, nicht jedoch Quelle B .
- In der zweiten Quelle … wird sehr allgemein ohne spezifische Argumente die Bedeutung des Vertrages betont.
- Ein weiterer wichtiger Unterschied ist, dass Quelle … einige Probleme zwischen den USA und Japan erklärt, Quelle B
thematisiert dies aber nicht.
„Was“ kann man vergleichen oder kontrastieren?
- Details, Beispiele, genannte Staaten oder Politiker, Ziele, Gründe, Argumente, inhaltliche Aspekte
Nicht: Quelle … ist eine Primärquelle, Quelle … ist eine Sekundärquelle … Der Autor von Quelle A ist ein Mann, der Autor von
Quelle B ist eine Frau etc. (Mache das nicht!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!)
Tipp: Schreibe im IB Examen bei „Vergleich“ als eine Gemeinsamkeit „das Thema“, das in beiden Quellen thematisiert wird!
Beispiel: Beide Quellen thematisieren den „Hitler-Stalin-Pakt“ vom August 1939”
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Auch in Ungarn hatte sich aus der schwelenden Unzufriedenheit ein blutiger Volksaufstand entwickelt. In
der Geschichte des Kalten Krieges kommt ihm eine besondere Bedeutung zu: Zum einen wurde er zu
einem entscheidenden Test für die westlichen Hilfsversprechen bei der Befreiung vom Kommunismus.
Zum anderen entwickelte sich zur selben Zeit an einer ganz anderen Stelle, in Ägypten, ein gefährlicher
Konflikt, so dass zwei begrenzte Krisen am Ende des Jahres 1956 zu einer „Doppelkrise” des Kalten
Krieges zusammenwuchsen. In deren Verlauf war der große Krieg mit Einsatz von Atomwaffen nicht
mehr weit entfernt.
Moskau hatte seit 1955 sein Engagement in Ägypten erhöht und militärisch verstärkt. Als Israel am 29.
Oktober, wenig später auch französische und britische Truppen den Nilstaat angriffen und die Gefahr
bestand, im Nahen Osten die Position zu verlieren, wurde in Ungarn auf Chruschtschows ausdrücklichen
Befehl hin die harte Hand gezeigt. Eine große Rolle spielte dabei auch die sowjetische Version der
Dominotheorie. Die Sowjets befürchteten 1956, wie 1968 in der Tschechoslowakei auch, andere Länder
könnten dem Beispiel in Ungarn folgen und ebenfalls gegen die kommunistische Herrschaft revoltieren.
Ab dem 4. November 1956 schlug die Sowjetarmee den ungarischen Aufstand erbarmungslos nieder.
300 Ungarn starben bei den Aufständen. Hunderte Aufständische wurden hingerichtet, unter ihnen auch
Ministerpräsident Imre Nagy, viele Tausend mussten ins Gefängnis. Die Niederschlagung des Aufstands
führte dazu, dass Hunderttausende ihr Heimatland verließen und im Westen Schutz suchten. – Die
Kommunisten in Ungarn bezeichneten den Aufstand – ähnlich wie 1953 in der DDR – als einen Akt der
„Konterrevolution“. Wie sehr sich die Machtblöcke inzwischen verfestigt hatten, zeigte die Reaktion des
Westens. Einerseits unterstützte er moralisch und propagandistisch das Vorgehen der Aufständischen.
Andererseits aber vermied er es, direkt in den Konflikt einzugreifen. Er respektierte die
Eigenverantwortlichkeit der Sowjetunion für ihren Machtbereich und vermied alles, was einen neuen Krieg
auslösen könnte.
Am Suezkanal hingegen wurde der zeitlich parallele Konflikt bis zum 8. November 1956 von den USA und
der UdSSR gemeinsam entschärft. Die Auseinandersetzung war in großen Teilen eine Fortsetzung des
seit der Gründung des Staates Israel 1948 schwelenden israelisch-arabischen Konflikts gewesen, der
durch den gesamten Kalten Krieg zog. Einen Tag nach der Unabhängigkeitserklärung Israels waren fünf
arabische Staaten bis nach Jerusalem und Tel Aviv vorgerückt.
Zwar war 1949 ein Waffenstillstand geschlossen worden, die
Grenzen Israels wurden von den in der „Arabischen Liga”
zusammengeschlossenen Staaten aber niemals anerkannt. Der
Kriegszustand blieb erhalten und beide Seiten fürchteten einen
Angriff.
Tatsächlich blieb der Konflikt im Nahen und Mittleren Osten Sprengstoff im Kalten Krieg. Weil er jedoch
ein Nebenkriegsschauplatz war, zeigten sich beide Supermächte auch in den folgenden Jahrzehnten
gewillt, ihn keinesfalls zum Ausgangspunkt eines großen Konflikts werden zu lassen.
Ein großes Problem der DDR war es seit dem Beginn, dass viele Menschen lieber im westlichen Teil
Deutschlands leben wollten als im Osten. Die Folge war ein unaufhörlicher Strom von Menschen, die die
DDR verließen. Dieser Prozess verstärkte sich spürbar nach dem
Aufstand von 1953. Im Jahr 1959 waren es rund 200 000 Menschen pro
Jahr, die in den Westen flohen. Im Mai 1952 beschloss die DDR an der
Grenze eine 5 km breite Sperrzone einzurichten. Tausende Menschen
aus den Grenzgebieten wurden zwangsumgesiedelt - innerhalb weniger
Stunden. Trotz dieser Maßnahmen flohen weiter viele Menschen in den
Westen. Als die Spannungen um Berlin wieder zunahmen, stieg die Zahl
der ostdeutschen Flüchtlinge dramatisch an, auf über 20 000 pro Monat.
Insgesamt flohen rund 2,5 Millionen, vor allem junge Menschen. Dies
stellte die DDR vor große wirtschaftliche und finanzielle Probleme. Es
fehlten die in der DDR gut ausgebildeten Facharbeiter, Ingenieure, Ärzte
und Wissenschaftler.
Kein Wunder, dass der DDR-Führer Walter Ulbricht begann, auf Aktionen
zu drängen. Im Idealfall wollte Ulbricht West-Berlin an Ost-Berlin
anschließen und damit die westliche Präsenz in der DDR beseitigen. Walter Ulbricht
Zunächst versuchte wieder die SU das Problem zu lösen. 1958 löste Chrustschows Versuch, Westberlin
in die DDR zu integrieren, die 2. Berlin-Krise aus. Das sogenannte „Berlin-Ultimatum“ forderte von den
Westmächten, ihre Truppen aus der Stadt abzuziehen, um West-Berlin zu einer „Freien Stadt“ zu
machen. Diese sogenannte Drei-Staaten-Lösung wurde von den Westmächten nicht akzeptiert. Würden
die Amerikaner nachgeben, so ihre Befürchtung, würden sie in Europa ihr Ansehen als
ordnungspolitische Macht verlieren. Andererseits konnte man nicht ernsthaft annehmen, dass die SU
tatsächlich Westberlin dauerhaft als eigenständigen Staat akzeptieren würde. Eine neue Berlin-Blockade
drohte. Aber Eisenhower hatte schon 1954 beschlossen, dieses Mal keine Luftbrücke zu errichten,
sondern gezielte militärische Aktionen durchführen zu lassen, bis hin zum Atomschlag bei andauernder
Blockade. Die Alliierten, die Nato und die Regierung der Bundesrepublik Deutschland machten deutlich,
dass sie sich von der SU nicht erpressen lassen würden. Chrustschow verschärfte 1959 den Ton und
drohte mit einem Krieg des gesamten Warschauer Pakts. Bei einem Treffen zwischen Chruschtschow
und Kennedy in Wien (1961) erneuerte die SU das Ultimatum und Kennedy machte deutlich, dass es 3
Grundsätze gebe, die für die USA unantastbar seien:
1. das Recht der Westmächte in Berlin zu sein,
2. das Recht auf Zugang der Westmächte nach Berlin und
3. dass die Rechte und die Sicherheit der Bürger Westberlins durch die westlichen Besatzungsmächte
gesichert würden.
M22 Gemeinsamer Brief der westlichen Stadtkommandanten von Berlin, Generalmajor Albert Watson II,
Brigadegeneral Jean Lacomme und Generalmajor Sir Rohan Delacombe, an den sowjetischen
Stadtkommandanten in Berlin, Oberst Andrej I. Solowjew vom 15. August 1961:
„Sehr geehrter Herr Oberst Solowjew!
In der Nacht vom 12. zum 13. August haben die ostdeutschen Behörden illegale Maßnahmen in Kraft
gesetzt, die die Grenze zwischen den Westsektoren Berlins und dem sowjetischen Sektor in eine
willkürliche Sperre gegen die Freizügigkeit der deutschen Bürger, die in Ostberlin und
Ostdeutschland wohnen, verwandeln sollen. (...) Der Verkehr zwischen dem Ostsektor und den
Westsektoren Berlins ist durch das Zerschneiden des S-Bahn- und U-Bahnnetzes, das Aufreißen von
Straßen, die Errichtung von Straßensperren und die Anbringung von Stacheldrahthindernissen
unterbrochen worden. Bei Ausführung dieser ungesetzlichen Handlungen haben militärische und
halbmilitärische Verbände, die unter Verletzung von Viermächteabkommen aufgestellt wurden und deren
Anwesenheit in Ostberlin illegal ist, den Sowjetsektor von Berlin in ein Heerlager verwandelt. Die
ostdeutschen Behörden haben zudem nunmehr auch vielen Bewohnern Ostberlins und Ostdeutschlands,
70
die in Westberlin beschäftigt waren, die weitere Ausübung ihres Berufes in Westberlin untersagt. (...). Es
ist offensichtlich, daß die ostdeutschen Behörden zu diesen Unterdrückungsmaßnahmen gegriffen haben,
weil die unter ihrer Herrschaft lebenden Menschen, die über die letzten Drohungen der kommunistischen
Führer aufs tiefste bestürzt waren, in großer Zahl nach dem Westen flohen. Wir müssen gegen die
illegalen Maßnahmen, die am 13. August getroffen wurden, protestieren, und machen Sie dafür
verantwortlich, daß die die Stadt betreffenden Abkommen eingehalten werden.” Quelle: Bulletin des
Presse - und Informationsamtes der Bundesregierung, Bonn, den 17. 08. 1961, Nr. 152, S. 1470
M23 Brief des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy an den Regierenden Bürgermeister von
West-Berlin, Willy Brandt, 18. August 1961
„(...) Die von der sowjetischen Regierung und ihren Marionetten in Ostberlin ergriffenen Maßnahmen
haben hier in Amerika heftige Reaktionen ausgelöst. Diese Demonstration dessen, was die sowjetische
Regierung unter Freiheit für eine Stadt und Frieden für ein Volk versteht, beweist die Falschheit der
sowjetischen Absichten; und die Amerikaner verstehen, dass dieses Vorgehen zwangsläufig einen
besonderen Schlag für die Bevölkerung von Westberlin darstellt, da sie weiterhin auf unzählige Arten mit
ihren Berliner Mitbürgern im Ostsektor verbunden sind. […] Weder Sie noch wir noch irgendeiner unserer
Verbündeten haben jemals angenommen, dass wir an diesem Punkt einen Krieg beginnen müssten.
Doch der sowjetische Schritt ist für unangemessene Reaktionen zu ernst. […] Nach sorgfältiger
Überlegung habe ich selbst beschlossen, dass die beste Sofortreaktion eine wesentliche Verstärkung der
westlichen Garnisonen ist. Die Bedeutung dieser Verstärkung ist symbolischer Natur - aber nicht nur
symbolisch. Wir wissen, dass die Sowjetunion weiter besonderen Nachdruck auf ihre Forderung nach
Aufhebung des alliierten Schutzes für Westberlin legt. Wir glauben, dass selbst eine bescheidene
Verstärkung unsere Zurückweisung dieses Gedankens unterstreichen wird. Zugleich - und das ist von
grundsätzlich größerer Bedeutung - werden wir die umfassende Erhöhung der militärischen Stärke des
Westens, die wir beschlossen haben und als notwendige Reaktion auf die langfristige sowjetische
Bedrohung Berlins und von uns allen betrachten, fortsetzen und beschleunigen. […] Allgemeiner gesagt
möchte ich Ihnen dringend ans Herz legen, dass wir uns nicht durch das Vorgehen der Sowjetunion, das
in sich ein Beweis von Schwäche ist, aus der Fassung bringen lassen dürfen. […]”
Quelle: U.S. Department of State (Hg.), 1994: Foreign Relations of the United States, Vol. XV: Berlin
Crisis, 1962-1963, Washington, S. 345/46
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e) Aufstand in der Tschechoslowakei (1968): Film: „100 Jahre, 1968 Worte gegen Panzer” (Youbube)
Aufgabe: Schau dir den Film an und beantworte die Fragen. Vergleiche anschließend deine
Antworten mit denen von deinem Banknachbarn.
2. Im Jahr 1968 versuchten reformwillige Kräfte einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ in der
Tschechoslowakei durchzusetzen. Bemerkenswert ist hier, dass diese Bestrebungen von der
Kommunistischen Partei unter der Führung des Reformers Alexander Dubček ausgingen.
Wie wird diese Aufbruchstimmung in der Tschechoslowakei genannt?
P……………… F………………………..
3. Was denkt die sowjetische Führung über die Reformen in der Tschechoslowakei?
⬜ Die Reformen sind richtig.
⬜ Die Reformen sind Konterrevolution.
⬜ Wird nicht genannt.
4. Ein Vertreter des sowjetische Außenministerium sagt: „...das war mehr als eine Revolution, das war
eine Anarchie Die wollte man nicht hinnehmen. Das könnte ein Beispiel, ein gefährliches Beispiel für die
anderen sein.” Wen meint er mit „die anderen”? Was denkst du, warum könnte die Revolution ein
„gefährliches Beispiel” sein? …………………………………………………………………………………..
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5. Fülle die Lücken: „Juli 68 - Kremlchef Leonid Breschnew schaltet sich persönlich ein. In einem
Grenzort zwischen der UdSSR und der Tschechoslowakei kommt es in einem Zug zu G…………………
zwischen Prager R………………... und den Sowjets, die von Dubček Linientreue einfordern. (...) Die
Gespräche enden offiziell mit einer Versöhnung, doch der B…………. ist offensichtlich.”
6. Unter dem Vorwand, dass tschechische Politiker die Sowjets um Hilfe gebeten hatten, marschierten
am 21. August 1968 die Truppen des Warschauer Pakts in die Tschechoslowakei ein und schlugen die
Aufstandsbewegung brutal nieder. – Die DDR, auch Mitglied des Warschauer Pakts, nahm an der
Invasion nicht teil. Die sowjetische Führung hatte ihre Teilnahme in letzter Sekunde verboten. Vermutlich
geschah das deshalb, weil sich viele Tschechen noch an den deutschen Einmarsch im Jahr 1939
erinnerten. Was sind die ersten Ziele der Invasionstruppen in Prag?
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7. Fülle die Lücken: „Nach ……. in Ostberlin und ……………. wird einmal der Drang nach F……………..
niedergeschlagen.
Der Begriff Souveränität ist ein zentraler Begriff des Staatsrechts. Er beinhaltet, Leonid Breschnew, General-
dass die einzelnen Staaten souverän über ihre eigenen Angelegenheiten sekretär der KPdSU 1964-82
bestimmen können. (Selbstbestimmung). Dennoch sind die Fälle von aufgezwungener Fremd-
bestimmung in der Geschichte zahlreich. Der Generalsekretär der KPdSU Leonid Breschnew rechtfertigte
die Intervention des Warschauer Paktes mit der sogenannten Breschnew-Doktrin. Danach war die SU
berechtigt, Abweichungen „vom Weg des Sozialismus” notfalls mit militärischer Gewalt zu unterdrücken.
M24 Auszug aus „Prawda“, 13. 11. 1968 (die „Prawda“ ist die Tageszeitung der Kommunistischen Partei
der Sowjetunion)
„Die KPdSU ist stets dafür eingetreten, dass jedes sozialistische Land die konkreten Formen seiner
Entwicklung auf dem Wege des Sozialismus unter Berücksichtigung der Spezifik seiner nationalen
Bedingungen bestimmt. Bekanntlich bestehen aber auch allgemeine Gesetzmäßigkeiten des
sozialistischen Aufbaus. Eine Abkehr von ihnen könnte zu einer Abkehr vom Sozialismus führen. Und
wenn die inneren und äußeren, dem Sozialismus feindlichen Kräfte die Entwicklung irgendeines
sozialistischen Landes auf die Restauration der kapitalistischen Ordnung zu wenden versuchen, wenn
eine Gefahr für den Sozialismus in diesem Land, eine Gefahr für die Sicherheit der gesamten
sozialistischen Staatengemeinschaft entsteht, ist das nicht nur ein Problem des betreffenden Landes.“
M25 Karikatur Washington Post, Nov. 1968 M26 Zerstörter sowjetischer Panzer in Prag 1968
Aufgaben: 1. Wie wird in Quelle M24 der Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes in die
Tschechoslowakei begründet?
2. Wähle dir eine Quelle aus (M25 oder M26) und bestimme die Botschaft, die
Bildelemente und den historischen Kontext.
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Die Quelle hat folgende Hauptaussage: ………………………………………………………………………….
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Das erkenne ich an folgenden Bildelementen:.............................................................................................
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7. Die Verlagerung des Kalten Krieges in die Dritte Welt
Der erste militärische Konflikt des Kalten Krieges hatte ab 1950 in Korea stattgefunden und war mit dem
Waffenstillstand 1953 zu Ende gegangen. Faktisch waren die alten Grenzen am 38. Breitengrad nach
Hunderttausenden von Toten wiederhergestellt. In den sechziger Jahren entwickelten sich dann jedoch in
Südostasien und schließlich auf Kuba die wichtigsten Brennpunkte des Kalten Krieges.
Nach Kennedys Ermordung 1963 forcierte sein Nachfolger Lyndon B. Johnson das US-Engagement
weiter. Bis 1968 erhöhte sich die US-Truppenstärke in Südvietnam auf 540000 Soldaten. Ein großer
nordvietnamesischer Angriff 1968, die „Tet-Offensive”, in der die USA nur mit Mühe verhindern konnten,
dass Saigon, die südvietnamesische Hauptstadt, von nordvietnamesischen Truppen eingenommen
wurde, zeigte, wie weit ein militärischer Sieg entfernt war. Vor allem die amerikanische Öffentlichkeit war
nun zunehmend „kriegsmüde” und bestürzt über die
enormen US-Verlust. 1969 erfolgte dann unter Nixon
nochmal eine Ausdehnung des Konfliktes auf
Kambodscha, das Nachschubbasen für den Vietcong
unterhielt und dann 1971 auch auf Laos. Parallel
dazu erhöhte sich der Umfang der
Flächenbombardements im Norden. Zwischen 1971
und 1973 zogen die US-Truppen schließlich ab.
Aufgabe: Welche Bedeutung hat laut Quelle M27 Vietnam für die USA? Wie zeigt diese Rede,
dass Kennedy die Domino-Theorie unterstützt hat?
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b) Das Ende des Vietnamkrieges
Nixon entschied sich nun für eine Politik der „Vietnamisierung" des
Krieges. Dies beinhaltete, dass durch den Abzug der US-Truppen
immer mehr die Last der Kriegsführung auf die südvietnamesische
Armee übertragen werden sollte. Die US-Finanzhilfe wurde jedoch
weitergeführt. Im April 1969 lag die Zahl der US-Truppen in Südvietnam Richard Nixon, US-Präsident 1969-74
bei 543000; bis 1971 hatte Nixon diese Zahl auf 157000 reduziert. Teil des Prozesses der
„Vietnamisierung" des Krieges war auch die verstärkte Bombardierung des Ho-Chi-Minh-Pfades, um zu
verhindern, dass neue Truppen und Nachschub die Kommunisten in Südvietnam erreichen. Der
Ho-Chi-Minh-Pfad war ein Netzwerk von Dschungelpfaden, das von Nord- nach Südvietnam, durch Laos
und Kambodscha führte. In der Praxis hatte die Bombenangriffe kaum Auswirkung auf die Fähigkeit der
Vietcong, ihren Guerillakrieg zu führen. Nixon erreichte nur, dass es zu einer Ausweitung des Konflikts
auf die Nachbarländer Laos und Kambodscha kam, durch die die Versorgungswege verliefen. Allein
zwischen 1969 und 1973 warfen die USA über 500000 Tonnen Bomben auf Kambodscha ab, mit
gegenteiligen Effekt: Die Kommunisten dort wurden stärker, nicht schwächer.
Die US-Bevölkerung war zudem extrem über die Aufdeckung von US-Kriegsgräueln geschockt. Im Mai
1968 massakrierte eine US-Einheit etwa 400 Zivilisten (meist Kinder und alte Männer und Frauen) in dem
kleinen Dorf My Lai. Die Enthüllungen verstärkten die Antikriegsstimmung und die Proteste, zumal sich
herausstellte, dass das My Lai-Massaker kein Einzelfall war.
Als Teil seiner Strategie, die Sowjetunion dazu zu bringen, Druck auf Nordvietnam auszuüben, um einen
Kompromissfrieden zu akzeptieren, versuchte Nixon, bessere Beziehungen zu China (einem ehemaligen
Herrscher Vietnams) zu entwickeln. Nixon war der Meinung, dass ein Abkommen mit China es den USA
ermöglichen würde, Vietnam und Südostasien im Allgemeinen zu verlassen. Dies würde es den USA
ermöglichen, sich wieder auf die Sowjetunion zu konzentrieren. 1971 kündigte Nixon daher seine Absicht
an, das kommunistische China zu besuchen, das die USA seit seiner Gründung im Oktober 1949 nicht
anerkennen wollten. Jetzt endlich erlaubten die USA China, den Vereinten Nationen beizutreten. Der
Besuch, der im Februar 1972 stattfand, war ein Erfolg. Nixon stimmte zu, die US-Truppen aus Taiwan
abzuziehen und versprach, die Idee einer chinesischen Vereinigung zu fördern, wenn China den USA
helfen würde, aus Vietnam herauszukommen, ohne „das Gesicht zu verlieren", und von jeglichen
militärischen Aktionen in der Straße von Taiwan Abstand zu nehmen.
Im Januar 1973 wurde dann schließlich ein Waffenstillstand in Vietnam vereinbart. Später in diesem Jahr
beschloss der US-Kongress das Ende der Bombardierung Kambodschas und entschied, dass keine
US-Truppen mehr nach Vietnam geschickt werden sollten. Nachdem der Waffenstillstand unterzeichnet
worden war, begannen die USA, ihre restlichen
Truppen abzuziehen. Doch schon bald flammte der
Krieg zwischen den Kommunisten und den
südvietnamesischen Streitkräften wieder auf. Diesmal
war der Süden ohne US-Luftunterstützung oder
Truppen nicht in der Lage, dem kommunistischen
Angriff standzuhalten. Am 29. April 1975 marschierten
die Kommunisten in Saigon ein, und der Krieg war
vorbei. Nach fast 30 Jahren Krieg kontrollierten die
Kommunisten nun ganz Vietnam. Weniger als zwei
Wochen zuvor hatten die Kommunisten die Macht in
Kambodscha und Laos übernommen. Die Entwicklung
in Südostasien erschien also im Rückblick als deutliche
Bestätigung der Dominotheorie.
Südvietnamesen versuchen sich in die US-Botschaft in
Saigon zu retten, kurz bevor die Stadt von den
Kommunisten erobert werden wird.
Nach Stalins Tod 1953 und dem Machtantritt von Chruschtschow sollten sich dann die Spannungen
weiter verstärken. Dies galt insbesondere für Chruschtschows Außenpolitik der „Friedlichen Koexistenz"
mit dem Westen. Nach der Theorie der „Friedlichen Koexistenz” sollte die Entscheidung zwischen
Kapitalismus und Sozialismus im friedlichen Wettbewerb beider Systeme, also unter Ausschluss eines
kriegerischen Konflikts, fallen. China sah diese Politik zunehmend als eine „revisionistische" Politik an,
d.h. eine Abweichung vom Marxismus und eine Ablehnung der internationalen Revolution, die der
Hauptzweck des Kommunismus war. Mao spürte auch, dass Chruschtschows Angriffe auf Stalin und sein
Personenkult teilweise auf seinen eigenen Herrschaftsstil in China abzielten, da er ebenfalls einen
Personenkult errichtet hatte.
In dieser äußerst kritischen Zeit für das chinesische Volk und die chinesische Wirtschaft zog dann die
UdSSR plötzlich alle ihre Experten aus China ab, Bald entwickelte sich eine weitere Spannung in Asien,
diesmal als Folge des ersten chinesich-indischen Grenzstreits. Mao war wütend über die Entscheidung
der Sowjetunion, neutral zu bleiben. Dies führte schnell dazu, dass sich die kommunistische Bewegung
80
entweder in pro-Moskau- oder pro-Peking-Lager spaltete. Die Spannungen zwischen den beiden
kommunistischen Kolossen setzte sich über die 1960er bis in die 1970er Jahre fort und gipfelte in den
blutigen Scharmützeln zwischen sowjetischen und chinesischen Truppen an der gemeinsamen Grenze.
Der Bruch zwischen Moskau und Peking hatte große Auswirkungen auf die weitere Entwicklung und den
Verlauf des Kalten Krieges, da er sich von einem bipolaren zu einem tri- oder sogar multipolaren Konflikt
wandelte. Trotz der Schwierigkeiten stieg China bis 1964 in den Kreis der Atommächte auf und zündete
1967 seine erste Wasserstoffbombe - fast ein Jahr vor den Franzosen. Die Konflikte mit der Sowjetunion
in Verbindung mit der Intervention des Warschauer Pakts in der Tschechoslowakei 1968 veranlassten die
chinesische Führung dann zur Annäherung an die USA. Die Breschnew-Doktrin, also die Vorstellung,
dass kein sozialistisches Land von sich aus die politische Richtung ändern dürfte, war auch in Peking als
unverhohlene Drohung angekommen. Für die USA wiederum eröffnete die sowjetisch-chinesische
Spaltung die Möglichkeit, Moskau im Kalten Krieg weiter zu isolieren.
M28 Auszug aus Hsu, I. 1999. The Rise of Modern China. Oxford, UK. Oxford University Press. S. 685.
„Die Kosten für Stalins „Vertrauen" waren hoch: China schickte eine Million „Freiwillige", um in den
Koreakrieg einzugreifen, und musste die gesamten 1,35 Milliarden Dollar für die sowjetische Ausrüstung
und die notwendigen Vorräte bezahlen, und Mao verlor im Krieg einen Sohn.”
M29 Auszug aus Sewell, M. 2002. The Cold War. Cambridge, UK. Cambridge University Press. S. 67-68
„Mitte der 1950er Jahre gab es zunehmend Probleme in der chinesisch-sowjetischen Allianz. (...) Das
sowjetische Beharren auf der Bezahlung des während des Koreakrieges gelieferten Materials half nicht
weiter. Der Schlüssel zu den wachsenden Spannungen war die Ideologie. De-Stalinisierung und Angriffe
auf den Personenkult kamen in Peking ebenso schlecht an, wie die sowjetische Kritik am Großen Sprung
nach vorn, der rassistischen Wirtschaftspolitik Maos (die katastrophale Folgen hatte). (...) Die
persönlichen Beziehungen zwischen den Führern waren schlecht, und Mao ärgerte sich über Kritik an
Molotow (...) wegen Ansichten, die seinen eigenen ähnelten. Die chinesisch-sowjetischen Beziehungen
änderten sich also bereits, als Mao 1958 die zweite Taiwan-Krise auslöste. (...) Im Frühjahr 1960
kritisierten sich die Sowjets und Chinesen auf einer Versammlung der kommunistischen Führer in
Bukarest gegenseitig. (...) 1963 waren die chinesisch-sowjetischen Spannungen an einem Tiefpunkt
angelangt.”
Aufgabe: Vergleiche und kontrastiere die Erklärungen in den Quellen M28 und M29 für die
für den Bruch in den chinesisch-sowjetische Beziehungen gegeben werden.
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Der Kalte Krieg rückte 1959 näher an die USA heran, nachdem in Kuba eine Revolution stattfand.
Während die Maßnahmen der USA als Reaktion auf die Entwicklungen des Kalten Krieges gesehen
werden können, sehen einige Historiker sie aber als ein weiteres Beispiel dafür, dass die US-Regierung
schon immer überall auf dem amerikanischen Kontinent gegen radikale Regime intervenierte, die sie als
Bedrohung ihrer unmittelbaren Interessen oder der „Stabilität" in der Region ansah. Diese Außenpolitik
gab es schon lange vor dem Beginn des Kalten Krieges und sogar vor der russischen Revolution von
1917. Sie reichte bis zur Monroe-Doktrin von 1823 zurück. In einer Rede vor dem Kongress im Jahr 1823
warnte Präsident James Monroe die europäischen Mächte davor, weitere Kolonisationsversuche in
Amerika zu unternehmen oder sich anderweitig in dieser
Region einzumischen, und erklärte, dass die Vereinigten
Staaten jede derartige Einmischung als einen potentiell
feindlichen Akt betrachten würden.
1904 verschärfte US-Präsident Theodore Roosevelt (der sagte, man müsse im Umgang mit
Lateinamerika „leise sprechen und einen großen Stock tragen") die Monroe Doktrin weiter: Von nun an
sollten alleine die USA das Recht auf Interventionen in inneramerikanische Angelegenheiten haben. Dies
rechtfertigte im Grunde jede US-Intervention in Latein- und Zentralamerika: zum Schutz des
Privateigentums, wenn Gewinne von US-Unternehmen in Gefahr waren, zur Aufrechterhaltung der
Ordnung oder zum Schutz von amerikanischen Staatsbürgern. Tatsächlich gab es mehrere bewaffnete
Interventionen bis 1933, als die USA unter Franklin Roosevelt ihre sogenannte „Good Neighbour"-Politik
starteten (Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten Lateinamerikas).
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Good Neighbor Policy wieder mehr und mehr zugunsten einer
verstärkten ökonomischen Einflussnahme abgebaut.
Aufgabe: Nenne die Gründe für die militärischen Interventionen der USA in Lateinamerika.
Welcher Grund kam nach dem Ausbruch des Kalten Krieges hinzu?
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Der Grund hierfür lag in der Absicht der Regierung von Guatemala, die Rechte der Arbeiter zu stärken
und Landreformen durchzuführen. Damals litten die Arbeiter unter brutalen Bedingungen, wie sie zum
Beispiel die US-Firma United Fruit Company benutzte, um ihre
Gewinne zu steigern. Diese Gewinne waren nun durch die neuen
Arbeitergesetze und die Landreform in Gefahr. Deshalb forderte die
United Fruit Company die US-Regierung auf, etwas gegen die
Regierung von Guatemala zu unternehmen. Eisenhower begründete
öffentlich das US-Einschreiten in Guatemala damit, dass die
Landreform nur der erste Schritt auf dem Weg zur Einführung des
Kommunismus in Guatemala sei, auch wenn es im Parlament von
Guatemala zu der Zeit nur vier kommunistische Abgeordnete gab.
Sein Außenminister John Foster Dulles rechtfertigte den CIA-Coup
mit der Begründung, dass wenn Guatemala an den Kommunismus
fallen würde, auch alle anderen Länder Lateinamerikas schnell
folgen würden (ein Beispiel für die Domino-Theorie).
Der von der CIA initiierte Putsch löste eine 30-jährigen Bürgerkrieg
aus und brachte den Menschen in Guatemala unfassbares Leid.
Che Guevara erlebte selber die Aktionen der von den USA
ausgebildeten Todesschwadronen und war nun überzeugt, dass der
einzige Weg, den Imperialismus der USA in Lateinamerika zu beenden, Werbung für die Landreform
Gewalt sein konnte.
Trotz zahlreicher Versuche konnte die CIA nach dem Coup nie beweisen, dass Arbenz eine
Zusammenarbeit mit der SU wollte, was ein Eingreifen der USA gemäß der Truman Doktrin gerechtfertigt
hätte.
Es gibt jedoch noch eine andere Erklärung für das harte Eingreifen der USA in Guatemala. Der Direktor
der CIA, Alan Dulles und der Außenminister (sein Bruder John Foster Dulles) waren die
Hauptverantwortlichen für das Eingreifen der USA in Guatemala. Beide hatten beträchtliche eigene
wirtschaftliche Interessen mit der United Fruit Company. Diese Verbindung von Politik und Wirtschaft
wiederholte sich unter Dick Cheney (US Vizepräsident 2001-2009) und der Invasion und Besetzung des
Iraks (2003-2011). Der Irakkrieg war sehr profitabel für die US-Firma Halliburton, mit welcher Dick
Cheney enorme wirtschaftliche Interessen verband. Die United Fruit Company trägt heute den Namen
Chiquita Brands International.
Aufgabe: PA: Diskutiere mit deinem Banknachbarn über die Auswirkungen des CIA-Coups in
Guatemala auf die Politik Castros nach seiner Machtübernahme. Benutze dazu den
Reader „Autoritäre Staaten: Castro”. Mach Notizen.
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Während man argumentieren kann, dass der Versuch der USA, die Regierung Castros in Kuba zu
stürzen, im Großen und Ganzen nur eine Fortsetzung der „normalen" US-Politik vor 1947 auf dem
amerikanischen Kontinent war, mit einer - für die Öffentlichkeit bestimmten - Überlagerung durch eine
Rhetorik des Kalten Krieges, war die Entscheidung der Sowjetunion, Atomraketen nach Kuba zu
schicken, ganz klar das Ergebnis ihrer Sicherheitsbedenken wegen des Kalten Krieges. Die Anfrage von
Castro nach Waffen und sowjetischen Schutz kam zu einer Zeit, als die Sowjetunion zunehmend besorgt
und unsicher über die Atomraketen wurde, die die USA in der Türkei - sehr nahe an der UdSSR - und in
Italien stationiert hatten. Chruschtschow war auch allgemein besorgt über die „missile gap" zwischen der
UdSSR und den USA.
Aufgabe: Beschreibe die direkten Auswirkungen der Invasion in der Schweinebucht auf Castros
Politik.
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Aufgabe: Schau dir den Film an und beantworte die Fragen. Vergleiche anschließend deine
Antworten mit denen von deinem Banknachbarn.
1. Warum schlägt die US-Airforce Alarm? Was findet das U2 Flugzeug auf Kuba?
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3. Was sagt US-Verteidigungsminister Robert McNamara über die Sowjets? Fülle die Lücken.
„Gromyko (der sowjetische Außenminister) traf Kennedy und sagte es gebe gar keine …………………...,
obwohl wir die Fotos hatten - eine klare Täuschung. Wir dachten, wenn wir jetzt nicht hart bleiben, wird
…………………………... immer wieder sowas machen. Wir konnten das auf keinen Fall hinnehmen.”
4. Was sagt Sergej Chruschtschow über die Motive von seinem Vater? Fülle die Lücken.
„Mein Vater wollte als Führer der Weltmacht Sowjetunion ………………………….. finden. Auf der
gleichen Stufe stehen wie die Amerikaner. Dafür musste er ein paar Grundregeln beachten, z.B. sich für
seine ………………………….. stark machen. Als Castro sich zum Kommunismus bekannte, mussten die
Sowjets in selbstverständlich ……………………………”
5. Wie reagiert Kennedy auf die sowjetische Bedrohung? Fülle die Lücken.
„Wir werden jede Rakete, die von Kuba aus auf irgendein westliches Land gefeuert wird, als Angriff
betrachten, als Angriff der ……………………….. auf die …………………….. Und er wird mit einem
massiven …………………………. beantwortet.”
6. Wie reagiert Kennedy auf die Krise?
⬜ mit Gewalt ⬜ mit einer Seeblockade ⬜ mit Verhandlungen
8. Chruschtschow lenkt ein und die sowjetischen Frachter kehren um. Warum eskaliert die
Krise dann doch noch? Was passiert?
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10. Chruschtschows Sohn sagte zu ihm, dass er gegenüber den Amerikanern hart bleiben
sollte. Chruschtschow dürfe die Raketen nicht abziehen. Chruschtschow antwortete: „Du
bist zu jung, irgendwann wirst du verstehen, dass Raketen nicht alles im Leben sind.” Was
meinte Chruschtschow damit? Was wäre passiert, wenn er den Amerikanern nicht
nachgegeben (ceder el paso a alguien) hätte? Versuche zu erklären.
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Chruschtschow war Anfang der 60er Jahre in der Sowjetunion verstärkter Kritik wegen seiner Kürzungen
der Militärausgaben, seiner wirtschaftlicher Misserfolge und seiner Reformen im Allgemeinen ausgesetzt.
Darüber hinaus verschärfte die Einführung von thermonuklearen Waffen die ohnehin große Angst vor
einem Atomkrieg noch weiter. Die Kritik an Chruschtschow wuchs noch einmal, als die USA öffentlich
bekannt gaben, dass jeder „missile gap” zu ihren Gunsten bestehen würde.
Chruschtschow brauchte also dringend einen außenpolitischen Erfolg, mit dem er die Sicherheit der
Sowjetunion vergrößern und seine Stellung in der kommunistischen Partei stärken konnte. Nach Meinung
einiger Historiker (Gaddis, Zubok und Pleshakov) fürchtete Chruschtschow wirklich nach der
gescheiterten Invasion in der Schweinebuchte, einen weiteren Versuch der USA, seinen neuen
Verbündeten Castro zu stürzen. Er wollte deshalb die sowjetischen Atomraketen auf Kuba als Druckmittel
gegen den Westen einsetzen. Er wollte die USA, GB und Frankreich in Europa davon überzeugen, sich
aus Westberlin zurückzuziehen und in der Karibik die USA von einer erneuten Invasion und Intervention
in Kuba abhalten. Die sich daraus entwickelnde Konfrontation mit den USA eskalierte und brachte beide
Seiten extrem nahe an einen atomaren Krieg.
Während einer Reise nach Bulgarien im Mai 1961 begann Chruschtschow darüber nachzudenken, dass
sowjetische Atomraketen auf Kuba einen doppelten Zweck dienen könnten. Auf der einen Seite würde
Castro den Schutz vor einer erneuten Invasion der USA bekommen, und auf der anderen Seite könnte
die SU eine wirksame Gegendrohung zu den
amerikanischen Atomraketen in Italien und der Türkei
aufbauen. Anfang der 60er Jahre war Chruschtschow
mehr und mehr über die Schwäche der Sowjetunion
hinsichtlich eines möglichen amerikanischen Angriffs
besorgt. Dazu kam stärkere Kritik aus China und die
zunehmenden Spannungen mit dem Westen hinsichtlich
Berlins. Zudem gab es Gerüchte, dass die USA über
einen nuklearen Erstschlags gegen die SU
nachdachten. In diesem Zusammenhang traf
Chruschtschow die riskante Entscheidung, Atomraketen
auf Kuba zu stationieren - zum Teil um Castro Schutz zu
geben, aber der Hauptgrund dürfte darin gelegen
haben, ein Gegengewicht zu den amerikanischen
Raketen so nahe an der sowjetischen Grenze
aufzubauen. Er sagte später, dass er den Amerikanern
zeigen wollte, wie sich eine Bedrohung so nah an den Die US-Mittelstreckenrakete „Jupiter” war in der Türkei und
Landesgrenzen anfühlt. Ihm muss jedoch auch klar in Italien stationiert.
gewesen sein, dass die Stationierung von Raketen auf Kuba, in ihrem „Hinterhof”, eine starke
amerikanischen Reaktion auslösen würde.
Der Historiker J.L. Gaddis vertritt dazu eine andere Meinung. Für ihn war der Hauptgrund für
Chruschtschows Entscheidung, Atomraketen auf Kuba zu stationieren, Kuba vor einer US-Invasion (von
der er glaubte, sie stehe kurz bevor) zu schützen. Ein weiterer Grund war es, die kommunistische
Revolution nach Lateinamerika zu bringen. Die USA waren auf jeden Fall besorgt, dass wenn Castro
nicht gestürzt werden könnte, ganz Lateinamerika dem Kommunismus zum Opfer fallen würde.
Die Kuba-Krise konnte am Ende nur dadurch gelöst werden, dass Chruschtschow die sowjetischen
Atomraketen aus Kuba abzog. Kennedy sagte Chruschtschow im Gegenzug zu, auch die amerikanischen
Atomraketen in Italien und in der Türkei abzuziehen (auch wenn dies nie öffentlich gesagt wurde).
Westberlin blieb aber fest in amerikanischer, britischer und französischer Hand. Castro war extrem
wütend, dass die Sowjets Kennedy nachgaben und ihr Versprechen, die Atomraketen würden auf Kuba
bleiben, somit brachen. Kennedys Versprechen an Chruschtschow (im Gegenzug zum Abzug der
Raketen) niemals wieder eine Invasion Kubas zu unternehmen, konnte Castro nicht wirklich überzeugen.
M31 Auszug aus den Memoiren Chruschtschows, “Khrushchev Remembers”. Crankshaw, E. (ed.). 1970.
Quoted in Rayner, E. G. 1992. The Cold War. London, UK. Hodder Murray. Pp. 50-51.
„Das Schicksal Kubas und die Aufrechterhaltung des Prestiges der Sowjetunion in diesem Teil der Welt
beunruhigen mich. (...) Wir mussten eine glaubwürdige und effektive Abschreckung gegen eine
amerikanischen Intervention in der Karibik schaffen. (...) Die einzig logische Antwort konnten also nur die
Raketen sein. Wir wussten, dass amerikanischen Raketen auf uns gerichtet sind, aus der Türkei, aus
Italien und ganz zu schweigen aus Westdeutschland.”
M32 Gleijeses, P. 2009. The Cuban drumbeat. London, UK. Seagull Books. Pp. 9-10.
„Dreißig Jahre später, 1992, verstand Kennedys Außenminister, Robert McNamara, endlich, warum die
Sowjets und die Kubaner sich dazu entschlossen, Raketen auf Kuba zu stationieren: „Ich gebe offen zu,
dass wenn ich (im Sommer 1962) ein kubanischer Machthaber gewesen wäre, ich eine amerikanische
Invasion erwartet hätte. (...) Und ich möchte hinzufügen, dass wenn ich ein sowjetischer Machthaber
gewesen wäre, ich zu dem gleichen Schluss gekommen wäre.” Kennedys riskante Politik bedeutete, dass
Castro berechtigte Sorgen hinsichtlich der Sicherheit seines Landes haben musste. Hinzu kommt das
Bestreben des Kremls, den „Missile gab”, Amerikas enorme Überlegenheit in strategischen Waffen, zu
verkleinern.”
M33 Gaddis, J.L. 2005. The Cold War. London, UK. Penguin Books. P. 75.
„Es ist nun klar, dass die sowjetische nukleare Unterlegenheit nicht Chrustschows Hauptbeweggrund war.
Dies zeigt uns, wie schnell Historiker zu voreiligen Schlüssen gelangen können. Wichtiger ist, dass uns
die Kuba-Krise aufzeigt, wie falsch Supermächte in ihren Kalkulationen liegen können, wenn die
Spannungen hoch sind und viel auf dem Spiel steht. (...) Chrustschows Intention mit den Raketen war es,
so unglaublich dies auch klingen mag, die Revolution auf Lateinamerika auszuweiten.”
90
M34 Karikatur The Hartford Times, 30.10.1962 M35 Karikatur London News 24.10.1962
Aufgaben: 1. PA: Diskutiere mit deinem Banknachbarn: Im Text (und v.a. in den Quellen)
werden verschiedene Gründe genannt, warum die SU Raketen auf Kuba
stationieren will. a) Schreibe die einzelnen Gründe auf.
b) Welche der Erklärung ist für euch am plausibelsten (más
plausible), warum?
2. PA: Wählt euch eine Quelle aus (M34 oder M35) und bestimmt die Botschaft,
die
Bildelemente und den historischen Kontext.
Sowjetischen Kurz- und Mittelstreckenraketen auf Kuba würden zwar nicht die globale nukleare
Überlegenheit der USA insgesamt verändern, aber Kennedy sah sie als Bedrohung des strategischen
Kräftegleichgewichts in einer Region an, die lange Zeit als US-Einflusssphäre galt. Insbesondere würden
sie die Vorwarnzeit für auf die USA abgefeuerte Raketen verkürzen, was von der Öffentlichkeit in den
USA als schwerwiegender Fehler der Regierung Kennedy angesehen werden würde. Kennedy wollte
außerdem nicht so bald nach der peinlichen Niederlage in der Schweinebucht wieder „sein Gesicht
verlieren". Zudem standen Anfang November Kongresswahlen an, ein weiterer möglicher
außenpolitischer Misserfolg könnte extrem negative Auswirkungen auf den Wahlerfolg seiner
Demokratischen Partei haben. Kurz: Kennedy brauchte, ähnlich wie Chruschtschow wegen seiner
Niederlage in Berlin, dringend einen außenpolitischen Erfolg.
Am 14. Oktober 1962 fotografierte ein US-amerikanisches U-2-Spionageflugzeug eine im Bau befindliche
Anlage für ballistische Mittelstreckenraketen auf Kuba. Diese Raketen mit einer Reichweite von 1600 km
könnten die meisten Großstädte der USA treffen. Die Fotos schienen zu zeigen, dass die sowjetischen
Raketen zwar
angekommen, aber noch
nicht einsatzbereit
gemacht worden waren.
Kennedy entschied sich
dann für zwei Antworten:
Die USA würden zuerst
eine Seeblockade gegen
Kuba errichten; dann
würden US-Truppen eine
Invasion auf Kuba
starten. Die
völkerrechtswidrige
Blockade oder
„Quarantäne", wie
Kennedy sie nannte,
wurde am 22. Oktober
öffentlich verkündet. Die
Tage von da an bis zum Karte mit der Blockadelinie
29. Oktober - als Chruschtschow per Radio der Welt mitteilte, dass die sowjetische Raketen aus Kuba
abgezogen werden würden - waren wohl die gefährlichsten Tage des gesamten Kalten Krieges. Am 23.
Oktober hatte Chruschtschow den Amerikaner noch mitgeteilt, dass die sowjetische Schiffe die Blockade
nicht respektieren würden. Am folgenden Tag jedoch stoppten die 18 sowjetischen Schiffe
(möglicherweise mit Atomsprengköpfen für die Raketen) oder kehrten um, kurz bevor sie die von den
USA festgelegte Blockadelinie erreichten.
Doch dann erhöhte Kennedy das Risiko eines Atomkrieges erheblich, indem er ankündigte, dass, wenn
die Raketen (die bereits auf Kuba sind) nicht sofort entfernt werden würden, er die Invasion starten und
Kuba erobern würde. Besonders die US-Militärchefs drängten Kennedy nachdrücklich, sofort einen
Luftangriff auf Kuba zu starten, als Vorbereitung für eine Invasion im großen Stil - besonders als am 27.
Oktober ein US-Spionageflugzeug
über Kuba abgeschossen wurde und
der Pilot starb. Am lautstärksten
forderte General Curtis LeMay die
totale Zerstörung Kubas. Kennedy
zögerte aber. Er wusste, dass eine
Invasion Kubas höchstwahrscheinlich
einen Atomkrieg mit der Sowjetunion
zur Folge haben würde. Statt die
Invasion zu befehlen, schickte er
deshalb seinen Bruder, Robert
Kennedy zu Anatoly Dobrynin, dem
sowjetischen Botschafter in den USA.
Robert Kennedy war angewiesen
worden, dem Botschafter ein
inoffizielles Ultimatum zu stellen - und
ihm gleichzeitig ein Angebot zu machen: Kennedy mit US-Militärs (Curtis LeMay ist die Person neben Kennedy)
Wenn die Sowjetunion nicht bis zum 28. Oktober öffentlich sagen würden, ihre Raketen von Kuba zu
entfernen, würden die USA sie angreifen und zerstören. Das Angebot lautete, dass die USA, sobald die
Raketen abgezogen sind, ihre Raketen wiederum irgendwann in naher Zukunft aus der Türkei abziehen
würden. Er betonte, dass dies nicht öffentlich gemacht werden würde. Dobrynin berichtete sofort an
Chruschtschow, der diesen Kompromiss am 28. Oktober akzeptierte und damit die Krise beendete. Die
US-Raketen wurden im April 1963 aus der Türkei entfernt, aber die amerikanische Öffentlichkeit wurde
erst 1969 darüber informiert. Tatsächlich konnte
die Sowjetunion nur sehr wenig von diesem Deal
profitieren, da die USA bereits vor der Krise
beschlossen hatten, (die veralteten) Raketen aus
der Türkei zu entfernen, da die landgestützten
Raketen durch die Einführung von SLBMs
obsolet geworden waren. Diese Raketen waren
viel schwieriger zu entdecken und somit zu
zerstören, da sie auf U-Booten stationiert waren.
Aufgabe: PA: Revisionistische Historiker tendieren dazu, die „orthodoxe" Sichtweise, dass Kennedy
während der Krise wie ein erfolgreicher Staatsmann handelte, zu kritisieren. Sie
argumentieren stattdessen, dass er mit seinen Drohungen mit einem Luftangriff und der
Invasion die Situation unnötig und gefährlich zum Eskalieren brachte.
Wie ist deine Meinung dazu? War Kennedy ein Staatsmann oder ein gefährlicher
Stümper? Diskutiere mit deinem Banknachbarn. Mach dir Notizen.
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d) 7. Was war die Bedeutung der Kubakrise für den Kalten Krieg?
94
Die Kubakrise wurde im Westen als ein Sieg für Kennedy und eine Niederlage für Chruschtschow
dargestellt, da der Deal über Kuba und die US-Raketen in der Türkei geheim gehalten wurde. Obwohl
Chruschtschow inoffizielle Versprechungen von Kennedy erhalten hatte, in Zukunft keine Angriffe auf
Kuba zu starten, waren viele führende Sowjets unzufrieden über den öffentlichen Rückzug der UdSSR.
Die Kubakrise spielte zweifellos eine Rolle in Chruschtschows Entfernung von der Macht 1964. Zur
gleichen Zeit sahen die chinesischen Kommunisten das Abbauen der Raketen auf Kuba als ein Zeichen
an, dass die Sowjetunion nicht (mehr) bereit war, sich gegen die USA zu stellen. China entwickelte daher
weiterhin seine eigene unabhängige Außenpolitik und vergrößerte die Spaltung in der kommunistischen
Weltbewegung. In Westeuropa wiederum gab es eine gewisse Verärgerung darüber, wie wenig die USA
ihre Verbündeten während dieser Krise konsultiert hatten. Vor allem Frankreich war verärgert. Dies war
einer der Gründe, warum der französische Staatschef Charles de Gaulle beschloss, sich aus NATO
zurückzuziehen.
Beide Seiten, Ost wie West, waren schockiert darüber, wie nahe sie in der Kubakrise dem Atomkrieg
gekommen waren. Beide Seiten waren nun mehr als zuvor entschlossen, solche ernsten Spannungen in
Zukunft zu vermeiden. Die Kubakrise war daher ein Wendepunkt im Kalten Krieg und trug zur
Entwicklung einer Entspannung zwischen Ost und West bei. Auch deshalb blieb ab 1962 der Konflikt des
Kalten Krieges auf die Entwicklungsländer beschränkt, und die Welt als Ganzes schien nach der
Kubakrise ein sichererer Ort als zuvor zu sein.
Eine wichtiges Problem der Kubakrise, die komplizierte Kommunikation zwischen den beiden
Supermächten, wurde sofort gelöst: Es wurde vereinbart, eine spezielle Telefon-„Hotline" zwischen dem
Kreml und dem Weißen Haus einzurichten, damit die beiden Führer bei einer zukünftigen Krise schnell
und direkt miteinander kommunizieren könnten. Der „Heiße Draht” kam zum ersten Mal am 5. Juni 1967
kurz nach Beginn des Sechstagekriegs zum Einsatz, der zwischen Israel und den arabischen Staaten
Ägypten, Jordanien und Syrien ausbrach. Auch danach wurde er in einer Reihe weiterer Konflikte
während des Kalten Kriegs genutzt. Obwohl der Kalte Krieg nach der Kubakrise nicht beendet war,
erreichte das Spannungsniveau zwischen den USA und der UdSSR nie wieder die Brisanz vom Oktober
1962. Ein solches „Brinkmanship" (die Politik am Abgrund) wurde im Atomzeitalter als zu gefährlich
angesehen. Beide Seiten hatten nun zusammen
mehr als genug Atomsprengköpfe, um die Welt
gleich mehrfach komplett zu zerstören. Im
August 1963 unterzeichneten die Sowjetunion
und die USA als ersten Schritt zur Beendigung
des nuklearen Wettrüstens einen Vertrag über
das Verbot von Kernwaffenversuchen in der
Atmosphäre, im Weltraum und unter Wasser.
Dies schränkte den Bau und die Stationierung
von Atomwaffen nicht ein, es beendete den
Rüstungswettlauf also nicht, aber es war ein
erster Schritt dorthin.
95
Atomschlag zwingend erforderlichen nuklearen Freischaltcodes in der Hand des US-Präsidenten, der
über den sogenannten Atomkoffer (auch „Football” genannt) übertragen werden kann. Alle
US-Präsidenten nach Kennedy tragen seitdem den Code ständig bei sich. Auch die UdSSR führte 1968
ein solches System ein.
Für Kennedy persönlich war die Abwendung der Krise mit einem Anwachsen seiner Popularität in der
amerikanischen Bevölkerung verbunden. Da der Abzug der US- Raketen aus der Türkei nicht öffentlich
bekannt wurde, konnte sich Kennedy in der Öffentlichkeit als Hardliner profilieren, der mit einer
Machtdemonstration die UdSSR zum Einlenken gezwungen hatte.
Die Kubakrise führte letztendlich zu einer neuen Beziehung zwischen den Supermächten, die sich in
einer beiderseitigen Entspannungspolitik ausdrückte. Auch erneuerten sich die außenpolitischen
Doktrinen. Die USA gingen von der „Massiven Vergeltung” (d.h. dass jeder sowjetische Angriff, auch
wenn er nur lokal und schwach ausfallen sollte, mit allen den USA zur Verfügung stehenden Atomwaffen
beantwortet wird) zu einer militärischen Strategie der „Flexible Response” über und in der Sowjetunion
proklamierte Chruschtschow nun die „Friedliche Koexistenz” (also dass die Entscheidung zwischen
Kapitalismus und Sozialismus im friedlichen Wettbewerb beider Systeme, also unter Ausschluss eines
kriegerischen Konflikts, fallen solle).
Aufgaben: 1. Nenne die unmittelbaren Folgen der Kubakrise für den weiteren Verlauf des
Kalten Kriegs.
2. Warum bezieht sich Kennedy in Quelle M36 auf die 1930er Jahre? Welche
Botschaft möchte er mitteilen?
3. Was ist die Absicht von Chruschtschows Aussage?
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d) 8. Und Kuba?
Trotz des Abkommens von 1962 blieben die USA gegenüber Kuba extrem feindselig. Auch das
Versprechen der USA an Chruschtschow, Kuba nicht anzugreifen zu wollen, verlor seine
Glaubwürdigkeit, da das Versprechen der USA an Inspektion der Raketenstandorte durch die UNO
gekoppelt war, was Castro nicht zulassen wollte, da er es als Verletzung der kubanischen Souveränität
ansah. Bereits im Juni 1963 befahl Kennedy zudem die Wiederaufnahme der verdeckten Operationen in
Kuba. Der CIA führte weiter Sabotageakte und kleine militärische Überfälle durch, während neue Pläne
zur Ermordung Castros ausgearbeitet wurden.
Castro hoffte nach der Raketenkrise von 1962, dass das Beispiel der kubanischen Revolution ähnliche
Revolutionen in Mittel- und Lateinamerika und der Karibik auslösen würde, da eine solche Entwicklung
die Isolation Kubas in der Region beenden würde. Genau das befürchteten die USA - und viele
lateinamerikanische Herrscher. Tatsächlich kam der erste Versuch von Castro, die Revolution in der
Region zu verbreiten, bereits 1959 mit einer erfolglosen Intervention in der Dominikanischen Republik.
Trotz der Lieferung von Waffen und kubanischer Ausbildung geschah nichts. Selbst ein persönlicher
Versuch Che Guevaras (die treibende Kraft für die Verbreitung der Revolution in der Region), 1965 eine
Revolution in Bolivien zu starten, scheiterte. Er wurde schließlich von den von den USA ausgebildeten
bolivianischen Soldaten gefangen genommen, verhört und 1967 kurzerhand hingerichtet.
Das Umdenken beginnt / Sicherheit durch Kooperation? / Die Politik der Stärke / Der
KSZE-Prozess / Der Rückfall in den Kalten Krieg / Das Gleichgewicht des Schreckens / Der
Wettlauf ins Weltall
A)……………………………………………………………
Im Zuge der innenpolitischen Abkehr von den Auswüchsen des Stalinismus formulierte der sowjetische
Staats- und Parteischef Chruschtschow 1956 die sowjetische Doktrin von der „friedlichen Koexistenz” mit
dem Westen. Er entwickelte ein Modell zur dauerhaften Vermeidung von Weltkriegen. Ein friedliches
Nebeneinander von Staaten mit unterschiedlicher Gesellschaftsordnung galt seit dem wegen der
atomaren Patt der Sowjetunion mit den USA als möglich und nötig. Trotzdem sollte der ideologische
Kampf bis zum Sieg des Kommunismus in der Welt fortgesetzt werden; „friedliche” Revolutionen in
Ländern der Dritten Welt oder der weltweite Wettbewerb um Einflusszonen durften weiterhin stattfinden.
B) …………………………………………………………...
Der Kalte Krieg war eine politisch-ideologische, militärische, ökonomische, und kulturell-soziale
Auseinandersetzung, die ihre Auswirkungen bis in den Alltag zeigte. Das vielleicht wichtigste (neben dem
politisch-ideologischen und militärischen) Gebiet im Konflikt Ost gegen West war die Technologie und die
Wissenschaft. Ab den späten 1950er Jahren manifestierte sich der Kalte Krieg in einem Wettlauf
zwischen der UdSSR und den USA um die Führung in einem neuen Bereich der Wissenschaft und
Erforschung - dem Weltraum. Obwohl dies hauptsächlich mit militärischen Entwicklungen, wie z.B.
Raketen zum Transportieren von Atomsprengköpfen auf einen anderen Kontinent, verbunden war, gab es
auch eine enorme wissenschaftliche Rivalität zwischen den beiden Supermächten. Jede Seite war
entschlossen zu zeigen, dass ihr soziales und wirtschaftliches System überlegen war - das beste System
würde, so die Idee, unweigerlich das Rennen gewinnen.
C) …………………………………………………………...
Während des Kalten Krieges kam es zu einer massiven Anhäufung von Atomsprengköpfen, auf beiden
Seiten. Es wurden auch beträchtliche Anstrengungen unternommen, um spezifische Strategien für den
Einsatz diesen Atomwaffen zu entwickeln, obwohl die ersten Führer des Kalten Krieges wie Stalin,
Chruschtschow und Eisenhower alle glaubten, dass ein Atomkrieg eine globale Katastrophe wäre.
Eisenhower bestand jedoch auch darauf, dass die USA im Falle eines Angriffs der Sowjetunion mit ihrem
gesamten Nukleararsenal reagieren würden, anstatt zu versuchen, einen „begrenzten Atomkrieg" zu
führen. Eisenhowers Politik der „massiven Vergeltung" wurde unter Kennedy durch eine Strategie der
„flexible response" ersetzt. Die Atomwaffen sollten sich auf militärische, aber nicht auf zivile Ziele
konzentrieren. Diese Strategie wurde von der Sowjetunion jedoch als ein Versuch der USA angesehen, in
jeder internationalen Krise nukleare Präventivschläge zu starten. Diese Strategie hat die Kubakrise von
1962 nicht überlebt. Sie wurde durch die „Mutually Assured Destruction” (MAD) ersetzt, die auf zivile und
militärische Ziele abzielte, um ein Maximum an Opfern und Zerstörungen zu verursachen - die Idee war,
dass das Risiko eines solchen Krieges beide Seiten dazu veranlassen würde, jede zukünftige Krise nicht
außer Kontrolle geraten zu lassen. In vielerlei Hinsicht war dies eine Rückkehr zu Eisenhowers Idee der
„massiven Vergeltung". Der Kalte Krieg war
deshalb geprägt vom sogenannten
„Gleichgewicht des Schreckens” - beide
Supermächte, die USA und die
Sowjetunion, wären in der Lage gewesen,
den anderen Staat auszulöschen, und dies
gleich mehrfach (auch „Nuclear Overkill”
genannt). Dieses Gleichgewicht führte
letztlich dazu, dass der Krieg kalt blieb -
also nie offen ausgetragen wurde, weil dies
den Tod von Millionen Menschen auf der
Welt bedeutet hätte. Wer zuerst schießt,
stirbt als zweites, weil der mit Atomwaffen
angegriffene Staat kurz vor seiner
Vernichtung alle seine Raketen auf den
Angreifer abgeschossen hätte. Zudem
garantierten die in den Weiten der
Weltmeere stationierten U-Boote mit Anzahl der Atomsprengköpfe der USA und der SU
Atomraketen immer eine Zweitschlagsfähigkeit.
Die beiden Supermächte, so die bizarre Logik des Kalten Krieges, besaßen eine hohe Anzahl an
Kernwaffen, um sie nicht einsetzen zu müssen. Trotzdem stand die Eskalation mehrmals kurz bevor, wie
zum Beispiel während der Kuba-Krise 1962. Ein Ergebnis solcher gegenseitiger Befürchtungen war der
Anti-Ballistic Missiles Treaty von 1972, der die Entwicklung von Abwehrmöglichkeiten gegen Atomraketen
verbot, um sicherzustellen, dass die „Logik" des MAD erhalten blieb. Diese gegenseitige Pattsituation
wurde dann von Präsident Ronald Reagan durchbrochen, als die USA das nukleare Wettrüsten durch die
Entwicklung des Tarnkappenbombers, der Neutronenbombe und der extrem präzisen „Erstschlag"-
Raketen vorantrieb. Die USA kündigten auch ihre Absicht an, die Strategic Defense Initiative (SDI) -
besser bekannt als „Star Wars" - zu entwickeln. Dabei sollte es sich um ein Raketensystem im Weltraum
handeln, das feindliche Raketen abfangen und zerstören sollte. Sowohl die USA als auch die UdSSR
wussten, dass die sowjetische Wirtschaft zu schwach war, um mit den Amerikanern auf diesem Gebiet
mitzuhalten.
D) ……………………………………………………………………..
Mit dem Amtsantritt von US-Präsident Richard Nixon Anfang 1969 begann in den Beziehungen beider
Supermächte eine Phase der Entspannung. Auch der sowjetische Parteichef Breschnew war aus
verschiedenen Gründen an verbesserten Beziehungen interessiert: Erstens ging es um die Wirtschaft.
100
Bereits 1969 begann die sowjetische Wirtschaft zu stagnieren - zum Teil aufgrund bürokratischer
Ineffizienz, aber auch wegen der hohen Belastung durch die Verteidigungsausgaben. Diese Situation
wurde in den 1970er Jahren noch verschärft, als die sowjetischen Ausgaben sowohl für Verteidigung als
auch für die Hilfe an die Entwicklungsländer nochmals erhöht wurden; Breschnew ignorierte damals die
Anzeichen des wirtschaftlichen Niedergangs.
F) ……………………………………………………………
Mitte der Siebzigerjahre ließen in den USA eine zunehmende Kriegsmüdigkeit nach dem
Vietnam-Debakel und der erzwungene Rücktritt Präsident Nixons das Land in eine politische Krise
schlittern. Währenddessen versuchte die Sowjetunion zusammen mit Kuba, durch die Unterstützung
marxistischer Befreiungsbewegungen in Angola, Mocambique, Äthiopien, im Süd-Jemen, in der Karibik
und im Mittleren Osten ihren weltpolitischen Einfluss zu stärken.
Ausschlaggebend für das sich Ende der Siebzigerjahre rasch wieder
verschlechternde Verhältnis zwischen beiden Supermächten war jedoch
in erster Linie die massive sowjetische Aufrüstungspolitik. Mit einer
neuen Generation von Interkontinentalraketen, zusätzlichen
Atom-U-Booten und den neuen Mittelstreckenraketen SS-20 versuchte
die Sowjetunion ihre militärische Position, insbesondere in Europa, zu
verbessern. Erst zwei Jahre nachdem Bundeskanzler Helmut Schmidt
erstmals auf die Gefahr eines sowjetischen militärischen Übergewichts
in Europa hingewiesen hatte, einigte sich die NATO im Dezember 1979
auf den „Nachrüstungs-Doppelbeschluss”. In der amerikanischen
Innenpolitik gewannen die Gegner der Entspannung wieder an Einfluss.
Den SALT-II-Vertrag von 1979 über weitere Maßnahmen zur
Rüstungskontrolle ließ der Senat scheitern, und Präsident Carter
kündigte die Erhöhung des Verteidigungshaushaltes ab 1981 an. US-Mittelstreckenrakete Pershing II,
eines der nach dem Doppelbeschluss
aufgestellten Waffensysteme
G) ……………………………………………………………
Der Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan 1979 unterbrach die Entspannungspolitik dann
endgültig. Trotz mehrmaliger Warnungen aus Washington beschloss das Politbüro in Moskau, die zwei
Jahre zuvor durch eine Revolution an die Macht gekommene pro-kommunistische Regierung in
Afghanistan gegen eine islamisch-fundamentalistische Oppositionsbewegung mit Waffengewalt zu
schützen. Der Westen befürchtete, dass Moskau mittelfristig die Erdölvorkommen am Persischen Golf
unter seine Kontrolle bringen wolle. Die Regierung Carter beantwortete die sowjetische Aggression mit
einer Reihe von Sanktionsmaßnahmen (Stopp von Weizenlieferungen und Gütern der Hochtechnologie,
Landeverbot für sowjetische Flugzeuge in den USA, Boykott der Olympischen Spiele 1980 in Moskau)
und drohte mit militärischer Gewalt, sollte die Sowjetunion am Persischen Golf tätig werden.
Noch entschiedener setzte seit Anfang 1981 der neue republikanische US-Präsident Ronald Reagan auf
eine Politik der Stärke gegenüber der Sowjetunion. Mit einem gigantischen Rüstungsprogramm, zu dem
auch die Planungen für ein weltraumgestütztes
Raketenabwehrsystem (Strategic Defense Initative,
SDI, auch „Star Wars” genannt) gehörte, wollte er die
Sowjetunion zu Verhandlungen zwingen. Der
US-Verteidigungshaushalt wuchs bis 1985 um 60
Prozent auf knapp 287 Milliarden Dollar an. Dieser
harte Kurs fand die Zustimmung einer großen
Mehrheit der Amerikaner, die Reagan im November
1984 ein zweites Mal zum Präsidenten wählten. Der
Afghanistan-Konflikt endete 1989 mit dem Rückzug
der sowjetischen Truppen. Ein erneut ausbrechender
Bürgerkrieg führte in den Neunzigerjahren zur
Machtübernahme islamischer Fundamentalisten
(Taliban). Da die amerikanische Regierung die Taliban
verdächtigte, die Verantwortlichen für die islamischen
Terrorangriffe auf die USA im September 2001
unterstützt zu haben, wurde das Taliban-Regime 2002
durch einen
NATO-Einsatz unter Führung der USA zerschlagen.
Die Taliban sind aber nicht verschwunden, sondern
kämpfen auch heute noch (Januar 2020) gegen die
Regierung in Kabul und NATO-Truppen, die noch im
Land sind.
Aufgabe: Wähle dir eine Quelle aus (M38 oder M39) und bestimme die Botschaft, die
Bildelemente und den historischen Kontext.
M38 Amerikanische Karikatur, Jahr der Veröffentlichung unbekannt.
Das an die UdSSR angrenzende Afghanistan war 1973 von einer Monarchie zu einer ……………………...
geworden. Eine kommunistische Machtübernahme führte 1978 zum ………………………………….., in
den die Sowjetunion unter ……………………………………… im Dezember 1979 militärisch eingriff. Der
Westen unter Führung der USA ……………………… diese sowjetische ………………………. stark und
unterstützte den sich entwickelnden Widerstand mit Waffenlieferungen. Das Motiv der USA war nicht nur
der Kampf gegen den Kommunismus im Allgemeinen, sondern auch die Gelegenheit, den verlorenen
…………………………………… vergessen zu machen.
Die ……………………………………. genannten islamischen bzw. islamistischen Kämpfer konnten mit
dieser westlichen Unterstützung die UdSSR in einen fast zehnjährigen Krieg …………………………,
sodass sie 1989 unter ……………………………………. den Rückzug antraten. Die von der UdSSR
gestützte kommunistische afghanische Regierung konnte sich noch bis 1992 halten, als die
Mudschaheddin die afghanische Hauptstadt ………………… einnahmen.
Gorbatschows Hauptanliegen war es, die Stagnation der sowjetischen Michail Gorbatschow, Führer der SU
Wirtschaft zu beenden, sie dann wieder zu beleben und die Sicherheit 1985-91
des sowjetischen Systems zu gewährleisten. Er erkannte, dass die finanzielle Belastung durch die
Aufrechterhaltung der Militärmacht der UdSSR zu groß war und dass ihre Auswirkungen auf die
sowjetische Wirtschaft und den Lebensstandard der Sowjetbürger letztlich die sowjetische Sicherheit
untergraben würden. Er kalkulierte, dass auch die USA aufgrund ihres riesigen Haushaltsdefizits ihre
erhöhten Verteidigungsausgaben nicht mehr lange aufrechterhalten konnten. So rechnete er sich aus,
dass es möglich sein könnte, Reagan daran zu hindern, sein SDI-Projekts zu vollenden, indem er eine
neue Runde von Gesprächen über die Reduzierung der Rüstungsausgaben einleitete.
M42 Bruttoinlandsprodukt (BIP) (producto interior bruto) M43 Militärausgaben der USA und der
der USA und der UdSSR 1975-89 UdSSR 1985-91
106
Aufgaben: 1. Vergleiche mit Hilfe der Quelle M42 die wirtschaftliche Entwicklung der USA und
der Sowjetunion.
2. Vergleiche die Quelle M42 mit M43: In welchem Verhältnis stehen
Rüstungsausgaben und Wirtschaftskraft (-wachstum)?
3. Welche Rückschlüsse (conclusión) lassen sich daraus über die Ursachen für das
Ende des Kalten Krieges ziehen?
…………………………………………………………………………………………………………………………
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…………………………………………………………………………………………………………………………
………………………………………………………………………………………………………………………...
…………………………………………………………………………………………………………………………
………………………………………………………………………………………………………………………...
…………………………………………………………………………………………………………………………
………………………………………………………………………………………………………………………...
………………………………………………………………………………………………………………………...
Während Gorbatschows Innenpolitik von seinen drei Programmen Glasnost, Perestroika und
Demokratizatsiya geprägt war, wandte er auch eine andere Politik im Bereich der Außenpolitik an, die als
"Novoe Myshlenie" oder "New Thinking" bekannt geworden ist. Glasnost war die Politik der „Offenheit"
von Gorbatschow. Er wollte, dass die Fehler der Vergangenheit und die aktuellen Probleme in der
UdSSR in der Öffentlichkeit diskutiert werden, einschließlich der Kritik an der Führung der
Kommunistischen Partei und ihrer Politik. Perestroika hieß die von Gorbatschow eingeleitete Politik der
„Umgestaltung". Obwohl sie bald zur Beschreibung seiner allgemeinen Absicht, die UdSSR zu
modernisieren, verwendet wurde, zielte Perestroika zunächst auf die sowjetische Wirtschaft ab.
Gorbatschows Hauptziel war es, das Wirtschaftssystem moderner zu gestalten und die Produktivität zu
verbessern. Demokratizatsiya bezieht sich auf Gorbatschows Versuche, das sowjetische politische
System demokratischer zu gestalten. Unter ihm wurden die Wahlen reformiert, um den Wählern mehr
Wahlmöglichkeiten zu geben, und politische Organisationen und Vereine durften außerhalb der Kontrolle
der Kommunistischen Partei operieren. Gorbatschow versuchte auch, die Regierung und das
Sowjetsystem unabhängiger von der Parteikontrolle zu machen.
Gorbatschow argumentierte in seinem „Neuen Denken”, dass Konfrontation kontraproduktiv und die
Fortsetzung des Wettrüstens sinnlos sei, da der Vorsprung der einen Seite einfach von der anderen Seite
ausgeglichen - oder sogar übertroffen - werden kann. Er glaubte auch, dass nur politische Anpassung,
nicht aber militärische Macht, es ermöglichen würde, Probleme zu lösen und wirkliche Sicherheit zu
erreichen. Als Teil dieses Ansatzes entschied er sich, öffentlich zu erklären, was in der Tat seit langem
die Realität der sowjetischen Außenpolitik war: dass die Ideologie und die Sprache des Klassenkampfes
die Diplomatie der Sowjetunion nicht prägen sollten.
Während das „Neue Denken” Elemente der traditionellen sowjetischen Außenpolitik enthielt, wie das
Streben nach friedlicher Koexistenz und Entspannung mit dem Westen, war Gorbatschows neue Politik
auch deutlich anders. Insbesondere ließ er die zweigleisige Politik der friedlichen Koexistenz als Mittel zur
Gewährleistung der sowjetischen Sicherheit und des friedlichen langfristigen Sieges des Sozialismus in
der ganzen Welt fallen. Gorbatschows erklärtes Ziel ist nun einfach sowjetische Sicherheit -
Chruschtschows Idee einer friedlichen, aber konkurrenzfähigen Koexistenz wurde klar aufgegeben. 1986
erklärte Gorbatschow, die Länder der Dritten Welt müssten nun den Sozialismus aus eigener Kraft
aufbauen. Gleichzeitig wurden die Hilfen an Kuba, an afrikanische und ostasiatische Staaten stark
eingeschränkt oder völlig beendet. Für einige Länder bedeutete dies den wirtschaftlichen Bankrott und
den Zwang, sich zu öffnen. Kuba ließ marktwirtschaftliche Reformen zu, andere, wie Nordkorea,
versuchten, wie bisher weiterzumachen, und kämpften mit dramatischen wirtschaftlichen Problemen.
Das „Neue Denken” brach aber vor allem das Konzept der „beschränkten Souveränität” der
sozialistischen Staaten („Brechnew-Doktrin”). Jedes sozialistische Lande habe nun, so erklärte es
Gorbatschow, die Freiheit, den „eigenen Weg” zu gehen. Im Rückblick haben viele Historiker die Aufgabe
der Breschnew-Doktrin als Anfang vom Ende des Ostblocks betrachtet. Doch während Gorbatschows
Ideen und sein Ansatz ihn im Ausland äußerst populär machten, sorgten sie in der Sowjetunion selbst für
wachsende Kritik aus den konservativen Kreisen. Die konservativen Elemente in der Sowjetunion waren
entschlossen, das Machtmonopol der politischen Elite in der UdSSR aufrechtzuerhalten, und glaubten,
dass eine verstärkte Demokratie die sowjetische Kontrolle über Osteuropa untergraben würde. Im
Wesentlichen wollten diese Hardliner das stalinistische Herrschaftssystem fortsetzen.
Die Perestroika sollte dem Sozialismus vor allem durch freie Wahlen, ………………………………………
und Ausbau des Rechtsstaatsprinzips ein demokratisches Gesicht geben und dadurch den gesamten
Ostblock stabilisieren. Die privilegierte Position der Kommunistischen Partei der Sowjetunion sollte dabei
erhalten bleiben.
Um den Bürgern in der UdSSR langfristig größeren ………………………………… zu ermöglichen, sollte
die Entspannungspolitik fortgesetzt werden und das Wettrüsten zwischen der UdSSR und der USA
beendet werden. 1987 unterzeichneten Ronald Reagan und Michail Gorbatschow einen Vertrag, der den
Abbau aller ……………………………………………… in Europa beinhaltete. Außerdem reduzierte die
Sowjetunion die militärische Unterstützung für kommunistische Rebellenbewegungen in den Ländern
Afrikas und Lateinamerikas drastisch und zog sich 1989 aus ……………………………………. Zurück. In
diesem Zusammenhang sollten auch die Vereinten Nationen stärker einbezogen werden.
Die kommunistische Staatsform war nun nicht mehr maßgeblich Mit Abschaffung der ………………………
……………………….. konnte jeder sozialistische Staat …………………………… entscheiden, welcher
Staatsideologie er sich anschließt. Gorbatschow erklärte, wenn sich ein Staat dazu entscheiden sollte,
sich vom Sozialismus abzuwenden, würde die Sowjetunion nicht eingreifen. Dadurch wurden auch die mit
der Sowjetunion verbündeten Länder zu Reformen ermutigt.
Im Juli 1987 wurde das „Gesetz über Staatsunternehmen” beschlossen, wodurch Staatsunternehmen ihre
Produktion am ……………………………. Bedarf der Wirtschaft ausrichten durften. Gorbatschow
formulierte Mitte 1988 sein Konzept zur „………………………...der Wirtschaftsbeziehungen” durch
folgende 5 Punkte: 1. …………………………………. der Entfremdung des Menschen vom
Eigentum.
2. Demokratisierung der Produktion, Reform der Planung und Verwaltung.
3. Ware-Geld-Beziehung, Markt.
4. Dezentralisierung der Wirtschaft.
5. Problem der sozialen Gerechtigkeit.
Die Sowjetunion stand unter erheblichen Druck durch die dramatischen Rüstungskosten. Mitte der 80er
Jahre investierte die UdSSR kaum weniger Geld in die Rüstung als die wirtschaftlich ungleich stärkeren
USA. Die Unzulänglichkeiten der sowjetischen Wirtschaft waren im Westen natürlich bekannt, und das
Rüstungstempo wurde in den achtziger Jahren gezielt eingesetzt, um den Osten in die Knie zu zwingen.
Allerdings zeigte sich mit der Explosion des sowjetischen Kernkraftwerks in Tschernobyl 1986 auch, dass
der Westen von den Fehlern der sowjetischen Wirtschaft direkt betroffen sein konnte. Über Jahre waren
große Teile der Ernten bis nach Westeuropa durch Strahlen belastet und nicht zum Essen geeignet.
Die USA begannen nun aus einer Position größerer wirtschaftlicher, technologischer und militärischer
Stärke heraus, grundlegende Veränderungen in der Sowjetunion und in Osteuropa zu fordern.
Zum Zeitpunkt von Breschnews Tod 1982 schien die
UdSSR mächtiger und sicherer zu sein als zu
irgendeinem Zeitpunkt in ihrer kurzen Geschichte.
Unter Breschnew erreichte die Sowjetunion schließlich
die „Parität" in mehreren Bereichen der Nuklearwaffen
und -technologie. Gleichzeitig hatte die unter
Breschnew betriebene Außenpolitik dazu geführt, dass
viel mehr Länder freundschaftliche Verbindungen zur
Sowjetunion hatten, wodurch die globale Isolation der
UdSSR verringert wurde. Der Einsatz großer
Ressourcen zur Erreichung dieser Ergebnisse hatte
jedoch sehr negative Auswirkungen auf die sowjetische
Wirtschaft. Am beunruhigendsten war, dass die Gorbatschow und Reagan während eines Treffens
sowjetische Technologie in vielen wichtigen Bereichen hinter die des Westens zurückfiel. Infolgedessen
ging die industrielle Produktivität in der UdSSR zurück. Als Gorbatschow 1985 an die Macht kam, befand
sich die sowjetische Wirtschaft in ernsthaften Schwierigkeiten. Dies zwang Gorbatschow, Vereinbarungen
mit dem Westen zu treffen. Mehrere Historiker, weisen darauf hin, dass das Ende des Kalten Krieges
nicht auf die Rolle von Ronald Reagan , sondern auf andere Faktoren zurückzuführen ist, da die
Probleme der SU bereits vor Reagans Amtsantritt bestanden, wie etwa die interne sowjetische
Schwächen und/oder die früheren US-amerikanischen/westlichen Strategien der Eindämmung und
Entspannung des Kalten Krieges.
M44 Garthoff, R.L. Why did the Cold War Arise and Why Did it End?. In Hogan. M.J. (ed.). 1992. The End
of the Cold War: Its Meaning and Implications. 1992. Cambridge, UK. Cambridge University Press. P.
129.
„Der Westen hat den Kalten Krieg nicht, wie allgemein angenommen wird, durch geopolitische
Eindämmung und militärische Abschreckung gewonnen. Der Kalte Krieg wurde auch nicht durch den
Reagan-Militäraufbau und die Reagan-Doktrin gewonnen. Stattdessen kam der „Sieg" für den Westen,
als eine neue Generation sowjetischer Führer erkannte, wie sehr ihr System zu Hause und ihre Politik im
Ausland versagt hatten. Was die Eindämmung tat, war Moskaus Versuche, die sowjetische Hegemonie
voranzubringen, erfolgreich zu blockieren. Über vier Jahrzehnte erfüllte es die historische Funktion, die
Sowjetmacht in Schach zu halten, bis die innere Saat der Zerstörung innerhalb der Sowjetunion und ihres
Imperiums reifen konnte. Zu diesem Zeitpunkt war es jedoch Gorbatschow, der den Kalten Krieg zu Ende
brachte.”
M45 Deudney D. and Ikenberry, G.J. Who won the Cold War?, in Foreign Policy, No. 87. Summer 1992.
P. 124
„Wie ehemalige Berater im Pentagon wie Casper Weinberger und Richard Perle und andere Befürworter
der „Reagan ist für den Sieg verantwortlich -Schule" argumentierten, bleibt den Sowjets durch eine
Kombination von militärischem und ideologischem Druck kaum eine andere Wahl, als den
Expansionismus im Ausland und die Repression im Inland aufzugeben. In ihrer Ansicht schloss der
Reagan-Militäraufbau die sowjetischen militärischen Optionen aus, während er die sowjetische Wirtschaft
an den Rand des Zusammenbruchs drängte. Reagan-Anhänger betonen, dass seine dramatische Star
110
Wars-Initiative die Sowjets darauf aufmerksam machte, dass die nächste Phase des Wettrüstens in
Gebieten durchgeführt werden würde, wo der Westen einen entscheidenden technologischen Vorsprung
hatte.”
Aufgabe: Vergleiche und kontrastiere die Quellen M44 und M45 hinsichtlich der Ursachen für
das Ende des Kalten Krieges.
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Als Teil seines Ansatzes förderte Gorbatschow auch die Politik der Perestroika, Glasnost und
Demokratizasiya in den osteuropäischen Satelliten der Sowjetunion. Einige davon ähnelten den Ideen,
die früher von den Reformkommunisten in Ungarn und der Tschechoslowakei in den 1960er und 1970er
Jahren entwickelt wurden. Während viele Bürger in diesen Ländern die neuen Freiheiten in der UdSSR
genießen wollten, hatten mehrere osteuropäische Regierungen große Zweifel. Die Regierungen der DDR,
Bulgariens, Rumäniens und der Tschechoslowakei bemühten sich zunächst, die Nachrichten über
Gorbatschows Reformen in der Sowjetunion zu begrenzen. Tatsächlich zensierte die ostdeutsche
Regierung sowjetische Publikationen, um ihren Bürgern Gorbatschows Aussagen und Politik
vorzuenthalten.
In Osteuropa entstanden bald Massenbewegungen, die nicht nur Wirtschaftsreformen forderten, sondern
auch mehr Demokratie und verschiedene Versionen des früheren tschechoslowakischen "Prager
Frühlings" von 1968, der versucht hatte, einen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" zu etablieren.
Auch Gorbatschows Rede vor der UNO im Dezember 1988, in der er erklärte, dass die Ideologie eine
geringere Rolle in der Außenpolitik spielen sollte, und eine größere Reduzierung der sowjetischen
Streitkräfte in Osteuropa ankündigte, ermutigte die Hoffnung auf Reformen. Einige Elemente in diesen
Basisbewegungen wollten jedoch noch weiter gehen - die Macht der Kirche wiederherstellen und den
Kapitalismus wiederherstellen. Diese neue sowjetische Politik der Nichteinmischung war das Ergebnis
einer Kombination aus Gorbatschows Glauben an die Demokratie und seiner Erkenntnis, dass die
Sowjetunion politisch unfähig ist, zu intervenieren. Dies zeigte sich dann 1989, als es plötzlich in
Osteuropa ganz schnell ging.
f) Revolutionen im Ostblock
Im August 1989 wählte das neue polnische Parlament den ersten nichtkommunistischen
Ministerpräsidenten, zum ersten Mal seit über 40 Jahren in Osteuropa. Gorbatschow griff nicht ein, um
das alte kommunistische Regime zu unterstützen. Die demokratischen Bewegungen im übrigen
Osteuropa wurden so ermutigt, ihre Forderungen fortzusetzen. In Ungarn wurde vereinbart, dass
Mehrparteienwahlen abgehalten werden. Gorbatschow akzeptierte auch diese. Es brauchte aber noch die
Entwicklungen in der DDR, um das Tempo der Veränderungen im übrigen Osteuropa zu beschleunigen,
aber es war Ungarns Entscheidung, im August 1989 die Grenze zu
Österreich zu öffnen, die die Krise in Ostdeutschland auslöste. Im September
1989 zogen Tausende von Ostdeutschen über Ungarn und Österreich nach
Westdeutschland und lösten damit eine ähnliche Wirtschaftskrise aus wie
beim Bau der Berliner Mauer.
Nach den Revolutionen in Osteuropa hatte die Sowjetunion ihren Sicherheitsgürtel verloren, der seit 1945
eines der Hauptziele ihrer Außenpolitik war und der zu Beginn des Kalten Krieges eine so große Rolle
gespielt hatte.
M46 Ambrose, S. 1991. Rise to Globalism: American Foreign Policy Since 1938. London, UK. Penguin.
P. 378. „Zu Beginn des Jahres 1989 hatten die Kommunisten Osteuropa vollständig - und scheinbar
dauerhaft - unter Kontrolle. Am Ende des Jahres waren sie verschwunden. Demokratische Koalitionen,
die in unmittelbarer Zukunft freie Wahlen versprechen, hatten in Ost-Berlin, Prag, Budapest, Warschau
und sogar in Bukarest stattgefunden. (...) In der Folge wurde der Warschauer Pakt faktisch aufgelöst. Die
Sowjetunion hatte sich innerhalb ihrer Grenzen zurückgezogen. Der Kalte Krieg in Europa war vorbei.
Ordne die Sti chwéirter den entsorechenden Soalten zu1
Phase 1 - Appeasement Phase 2 - Containment Phase 3 - Roll Back
1944 - 1946 1947 - 1952/3 1952/3 - 1962
Ziel dieser Politik war es,die Ausbreílung des Politik der Zugestindnisse, der Einftuss der demokratischen und
Kommunismus und Stalinismus zu verhindem Zurückhaung, der freienwestlichen
bzw. einzudammen. Beschwichtigung und des Welt auszuweiten und
Entgegenkommens gegenüber denjenigen
Aggressionen zur Vermeidung voo der Sowjetunionin den von ihr bereits
kontrollierten
Gebieten und Staaten zu beseitiQen
Tnuman-Doktnn 1 Potsdamer Konferenz 1 Mauerbau 1 Berl1ner Blockade 1 Kubaknse 1 Grundung RGW 1 Auftosung des Ostblocks
Gründung der DDR 1 Arbeiteraufstand 17. Juni1 Konferenz Jaita 1 Gründung Warschauer Pakt 1 Korea Krieg 1
Vietnamkrieg/ Marshallplan 1 bedingungslose Kapitulat on Deutschlands 1 Gründung NATO 1 Sowjet sch-Afghani scher-
Krieg 1
Gründung BRD 1 Gründung Bizone & Trizone 1 Sowjet sienung Ost- und Mitteleuropas 1 Wahrungsreform 1 SALT-Vertrage
Ara MichailGorbatschow 1 Abrüstung /deutsche W iedervereinigung / Ende des Kalten Krieges 1 NATO-Doppelbeschluss
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Der Kalte Krieg war eindeutig zu Ende, da eine der beiden Supermächte nicht mehr existierte. Damit
hatten die USA nach fast 75 Jahren des Kampfes die alleinige globale Führungsrolle inne. Einige
Historiker, wie z.B. Richard Crockatt, haben 1991 als das Ende dessen gesehen, was als „der 50-jährige
Krieg" zwischen den USA und der UdSSR bezeichnet wurde - ein Krieg, den die USA mit ihrer größeren
wirtschaftlichen, technologischen und militärischen Stärke eindeutig gewonnen hatten.
Andere Kommentatoren haben jedoch argumentiert, dass das Ende des Kalten Krieges und der
Zusammenbruch der Sowjetunion eine noch größere Bedeutung hatten, da diese Ereignisse das Ende
des „Großen Wettbewerbs" bedeutete, der mit der Revolution in Russland 1917 begonnen hatte. Oder,
wie Francis Fukuyama es ausdrückte, das „Ende der Geschichte" sei eingetreten, was zum endgültigen
Sieg des „liberalen" Kapitalismus über den Marxismus und die kommunistischen oder radikalen
Bewegungen führte, die in dem einen oder anderen Maße auf dieser politischen Philosophie basierten.
Sicherlich blieb der Kommunismus nur in wenigen Staaten die offizielle Ideologie: Abgesehen von China
(das schnell eine kapitalistische Wirtschaftspolitik einführte), waren die einzigen anderen
kommunistischen Staaten Kuba, Nordkorea und Vietnam (Vietnam hat dann auch schnell begonnen, sich
in Richtung einer kapitalistischen Wirtschaftspolitik zu bewegen, nachdem die Hilfe der Sowjetunion
eingestellt worden war.)
Es bleibt die Frage, warum die UdSSR und der gesamte Ostblock nach Jahrzehnten teilweise massiver
wirtschaftlicher, politischer und ideologischer Auseinandersetzung schließlich sang- und klanglos
untergegangen war. Die US-Regierung war sich sicher: Präsident Bush äußerte in seiner
Regierungserklärung vom 28. Januar 1992, der Westen habe den Sieg im Kalten Krieg davongetragen.
Gorbatschow, der 1990 den Friedensnobelpreis erhalten hatte, beharrte demgegenüber darauf, dass
keine Seite gewonnen habe. Das Ende der Konfrontation sei der gemeinsame Sieg über den Kalten Krieg
gewesen.
Die zweite Erklärung gibt den externen Gründen die Hauptschuld am Niedergang. Nach dieser Deutung
hat der Westen durch seine Offensive gegen den Kommunismus seit dem Beginn des Kalten Krieges, vor
allem die Aufrechterhaltung und Vertiefung des nuklearen Wettrüstens, und schließlich besonders auch
die Ankündigung des SDI-Programms, die Sowjetunion besiegt. Man kann noch eine dritte Erklärung
finden. Danach wurde mit der gezielten Erzeugung von Konsumwünschen im sowjetischen Machtbereich
ein Hebel zur Wiedervereinigung und letztlich
auch zur Auflösung des Ostblocks benutzt. Die
Verknüpfung aller drei Thesen trifft
wahrscheinlich am ehesten die historische
Wahrheit: Die Sowjetunion stand in den achtziger
Jahren innen- wie außenpolitisch vor enormen
Herausforderungen. Gleichzeitig schien auf die
bisherige Weise keine Lösung mehr möglich. Zu
den Verstärkern der Krise gehörten neben dem
vom Westen angekündigten immens teuren
SDI-Programm, das ja die über Jahre
angehäuften Nuklearwaffen auf einen Schlag
nutzlos gemacht hätte, insbesondere die
intensiver geäußerten Konsumwünsche der
Bevölkerung im gesamten sowjetischen
Machtbereich. Sie waren durch die elektronischen Bush und Gorbatschow während eines Abrüstungsgipfels 1991
Medien des Westens erheblich forciert wurden. Mit ihnen verband sich schließlich die Forderung nach
mehr persönlicher Freiheit und politischer Selbstbestimmung.
Der amerikanische Politologe Myron Rush hat aus der Tatsache, dass der „Ausnahmepolitiker”
Gorbatschow in der Reihe der Generalsekretäre der Nachkriegszeit sowohl durch sein Alter als auch
durch seine Reformbereitschaft die absolute Ausnahme bildete, den Schluss gezogen, bereits dessen
Einsetzung sei ein „Unfall” des sowjetischen Systems gewesen. Folgt man dieser Auffassung, so war das
Ende des Kalten Krieges in erster Linie ein historischer Zufall. Für die These spricht, dass tatsächlich
viele der weiteren zentralen Ereignisse des Umbruchs 1989 fast als Glücksfälle zu bezeichnen sind: Man
denke nur an die Umstände, die zur Öffnung der Mauer in Berlin führten, oder an die Tatsache, dass es -
gemessen an der Dimension und dem politischen Gewicht des Umbruchs - zu relativ wenig Blutvergießen
kam. Der Westen musste vor allem über seinen eigenen Schatten springen und Gorbatschow als
ehrlichen Verhandlungspartner anerkennen. Das Ende des Kalten Krieges zeigte auf diese Weise noch
einmal deutlich, was die Auseinandersetzung vor allem gewesen war: ein Weltanschauungskrieg, ein
Krieg der Ideen, dessen Fronten durch die gegensätzliche Ideologie, insbesondere aber durch die
gegenseitige Wahrnehmung gebildet wurden.
M48 Die deutschen Historiker Georg Bönisch und Klaus Wiegrefe schreiben 2010:
„Die Menschheit stand dichter am Abgrund, als die meisten damals auch nur ahnten. Immer wieder
spielten Hardliner auf beiden Seiten - Amerikaner, Asiaten, Europäer - mit dem Risiko eines totalen
Nuklearkriegs (z.B. im Korea- und Vietnamkrieg). So waren z.B. nach Kennedys Bruder Robert 13
Mitglieder des Krisenstabs während der Kubakrise für einen Atomkrieg als Antwort auf die sowjetische
Bedrohung. Gleich mehrmals - so steht inzwischen fest - versetzten die Supermächte ihre
Atomstreitkräfte weltweit in Alarmbereitschaft, weshalb der Bonner Historiker Harald Biermann ganz
nüchtern bilanziert: „Für einen nostalgischen Blick auf den Kalten Krieg gibt es keinen Grund”. Gerade in
Deutschland nicht. Denn aus US-Akten geht hervor, dass zeitweise die Entscheidung, Atombomben in
Mitteleuropa zu zünden, bei untergeordneten amerikanischen Gruppenkommandeuren lag. Nicht
auszudenken, was geschehen wäre, hätte die sowjetische Seite va banque gespielt. Oder wenn jemand
schlicht durchgedreht wäre. Am Ende verhinderte Glück und Zufall öfter als staatsmännische Voraussicht
das Schlimmste.” Quelle: Bönisch, G./Wiegrefe, K.: Am Abgrund. In: Pötzl, N./Traub, R.: Der Kalte Krieg. Wie die Welt den
Wahnsinn des Wettrüstens überlebte. München 2010. S. 17-37
M49 Der Historiker Rolf Steininger, Professor an der Universität Innsbruck, schreibt 2006:
„Aber der Kalte Krieg hatte auch etwas Gutes, bescherte doch diese Auseinandersetzung den Menschen
eine lange Friedensperiode: Die Atommächte waren letztlich berechenbar, das „Gleichgewicht des
Schreckens” verhinderte den Krieg, auch wenn es bei den Militärs phantastische Planspiele zur
gegenseitigen Vernichtung gab. Die atomare Grenze wurde nicht überschritten, der „overkill” verhinderte
die Zerstörung der Welt. Ist diese Welt nach dem Ende des Kalten Kriegs sicherer geworden? Blickt man
auf die nationalistischen Ausbrüche in den ehemaligen Sowjetrepubliken oder in Jugoslawien oder auf die
neue Form des Terrorismus, so bleiben Zweifel. Angesichts der neuen Gefahren und Herausforderungen
in der Welt kann daher bei der Erinnerung an den Kalten Krieg fast schon so etwas wie Nostalgie
aufkommen - zumindest bei jenen westlich des ehemaligen Eisernen Vorhangs.” Quelle: Steininger, R.: Der
Kalte Krieg. Frankfurt am Main 2006, S. 52f.
Aufgabe: Ordne die Historikermeinungen M48 bis M52 den verschiedenen Titeln zu.
Mehrfachnennungen (múltiples respuestas) sind möglich. Notiere die These und das
Argument des Historikers (eventuell auch ein Beispiel).
120
. D--r -K-a-lt-K-r- ---------------------------------------- -----
-- - -- - --- --·
lg w ar I n
ernste Bed.rohung der
Menschheit!
(1Historiker sagt das)
·e Bedrohung,·en= la amenaza
Der Ka/te Krieg war
k ln rnstB drohung
der Menschheit! Heute
gibt es schiimmere
Konflikte!
(2 Historiker sagen das)
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Wer hatden l.
entscheidenden lmpu/s
für das Ende des Ka/ten
Krieges gegeben? 2.