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VORWORT I
Vorwort
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Deutsche Studentenwerk (DSW) stellen mit dieser Publikation
die Ergebnisse der 19. Sozialerhebung vor, die im Sommersemester 2009 durchgeführt wurde. Die Ergebnisse basieren auf mehr als
16.000 Fragebögen, die deutsche Studierende und studierende Bildungsinländer/innen von 210 deutschen Hochschulen ausgefüllt
haben, und die die HIS Hochschul-Informations-System GmbH ausgewertet hat.
Die Sozialerhebung wird seit 1951 im Abstand von drei Jahren durchgeführt und bildet die soziale und wirtschaftliche Lage der
Studierenden in Deutschland ab. Die Kontinuität der Erhebungen erlaubt damit Vergleiche und Überblicke über einen langen
Zeitraum. Die Zeitreihen im Kapitel Bildungsbeteiligung sind zu einem der wichtigsten Indikatoren dafür geworden, ob und in
welchem Umfang sich die Chancengerechtigkeit beim Hochschulzugang in Deutschland verändert hat.
Die Ergebnisse der 19. Sozialerhebung bestätigen, dass die Verbesserungen im Rahmen des BAföG positive Wirkungen zeigen.
Gleichwohl besteht noch immer ein enger Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Hochschulzugang. Deshalb bleibt in
den nächsten Jahren die Verwirklichung von Chancengerechtigkeit eine der dringendsten Aufgaben der Bildungspolitik. Nur
durch eine hohe Bildungsbeteiligung der nachfolgenden Generation am Hochschulstudium kann der erforderliche akademische
Fachkräftebedarf für die Zukunft gesichert werden. Dass wir hier auf einem guten Weg sind, belegen die aktuellen Studienanfän-
gerzahlen.
Die Daten der 19. Sozialerhebung geben uns wichtige Informationen über Einnahmen und Ausgaben der Studierenden und mögli-
che Handlungserfordernisse, um die finanziellen Rahmenbedingungen für die Studierenden weiter zu verbessern. Die Ergebnisse
unterstreichen die besondere Relevanz der sozialen Rahmenbedingungen für den Hochschulzugang und für den Studienerfolg. Sie
liefern der Politik, den Hochschulen und den Studentenwerken wichtige Hinweise für zukünftiges hochschulpolitisches Handeln
und zur Qualitätsentwicklung der Service- und Beratungsangebote rund um das Studium.
Im Hinblick auf den Hochschulbereich ist die 19. Sozialerhebung eine der wichtigsten Datengrundlagen für die nationale Bildungs-
berichterstattung sowie für die internationale Vergleichsuntersuchung EUROSTUDENT. Auf Grundlage der erhobenen Daten er-
scheinen zudem Ende 2010/Anfang 2011 zwei Sonderauswertungen zu den Themenfeldern „Soziale und wirtschaftliche Lage der
Bachelor-Studierenden“ sowie „Die soziale Lage der ausländischen Studierenden in Deutschland und der deutschen Studierenden
im Ausland“.
Wir danken den Studierenden, die den umfangreichen Fragebogen ausgefüllt haben, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der
Hochschulen und Studentenwerke für ihre Unterstützung sowie den Beschäftigten der HIS Hochschul-Informations-System GmbH
für die erfolgreiche Durchführung dieser Erhebung.
INHALTSVERZEICHNIS III
Inhaltsverzeichnis Seite
Vorbemerkung ............................................................................................................................................. 1
VORBEMERKUNG 1
Vorbemerkung
Mit diesem Kurzbericht wird eine Auswahl der Ergebnisse der terschiedlicher Bevölkerungsgruppen an der Hochschulbil-
19. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks präsentiert, dung.
die im Sommersemester 2009 von HIS Hochschul-Informati- Die im Sommersemester 2009 durchgeführte 19. Sozialer-
1
ons-System durchgeführt wurde. Die Ergebnisse basieren auf hebung beschreibt die Situation der Studierenden zu einem
den Angaben von 16.370 Befragten und sind repräsentativ für Zeitpunkt, in dem sich ein in der Geschichte der deutschen
2
die Studierenden an deutschen Hochschulen. Hochschulen einzigartiger Umbruch weitgehend vollzogen
Die Sozialerhebung, die seit 1951 zumeist im dreijährigen hatte, der deutlich über alle früheren Hochschul- und Studien-
Rhythmus durchgeführt wird, ist ihrer Anlage nach ein mit reformen hinausgeht. Dieser Umbruch bezieht nahezu alle Fa-
wissenschaftlichen Methoden erstelltes, befragungsbasiertes cetten und Bestandteile des Hochschulsystems ein – vom Zu-
Berichtssystem, das ein umfassendes Bild der sozialen und wirt- gang zum Studium und der Organisation des Studiums über
schaftlichen Lage der Studierenden in Deutschland sowie zu ei- das neue gestufte System akademischer Abschlüsse bis hin zur
nigen ausgewählten Aspekten der Studiensituation und des Organisation, Steuerung und Finanzierung der Hochschulen.
Studienverlaufs zeichnet. Der Untersuchungsreihe liegt die An- Aus studentischer Perspektive sind es vor allem die mit dem Bo-
nahme zugrunde, dass der erfolgreiche Verlauf eines Studiums logna-Prozess verbundenen Reformen des Studiums, die zu
nicht nur von den Bedingungen des Lehrens und Lernens an Veränderungen auch der wirtschaftlichen und sozialen Lage
der Hochschule abhängen, sondern auch von den sozialen und führen können. Darüber hinaus wurden im Zeitraum der 19.
wirtschaftlichen Voraussetzungen, unter denen ein Studium Sozialerhebung in sechs Ländern allgemeine Studiengebühren
durchgeführt wird, und damit von der sozialen Infrastruktur, bzw. Studienbeiträge erhoben, was für etwa die Hälfte der Stu-
die Staat, Hochschulen, Studentenwerke oder andere Einrich- dierenden bzw. ihre Eltern eine nennenswerte finanzielle
tungen bereitstellen (z. B. BAföG, Mensen/Cafeterien, Wohn- Mehrbelastung bedeutet. Im Rahmen der Sozialerhebung ist
möglichkeiten und Beratungsangebote). dies der erste Messzeitpunkt unter den Bedingungen von allge-
Die Untersuchungsergebnisse bieten eine aktuelle Be- meinen Studiengebühren/-beiträgen.
standsaufnahme zu den sozialen und wirtschaftlichen Bedin- Die 19. Sozialerhebung beleuchtet einen Ausschnitt des
gungen und Problemen des Studierens und ordnen diese in die oben genannten Reform- und Veränderungsprozesses im
längerfristige, durch eine Vielzahl von Zeitreihen dokumen- Hochschulsystem und kann erste Auswirkungen dieses Prozes-
tierte Entwicklung studentischen Lebens in Deutschland ein. ses sichtbar machen. Die Ergebnisse der Sozialerhebung müs-
Da sich in der Entwicklung der sozialen und wirtschaftlichen sen als eine Zeitreihe gelesen werden, die den jeweils aktuellen
Aspekte des Studiums immer auch der Wandel der gesell- Stand innerhalb eines fortlaufenden Wandlungsprozesses do-
schaftlichen und familiären Lebensverhältnisse niederschlägt, kumentiert. Als eine Art Monitoringinstrument stellt die Sozi-
ist die Sozialerhebung auch ein Spiegel der sozialgeschichtli- alerhebung Informationen zur Verfügung, die dazu beitragen
chen Entwicklung in Deutschland – bezogen auf 30 % bis 40 % können, rechtzeitig Handlungsbedarfe zu erkennen und gege-
eines Altersjahrgangs, die ein Studium aufnehmen, und ihre benenfalls korrigierend in diesen Prozess einzugreifen.
Herkunftsfamilien.
Die Sozialerhebung ist ein zentraler Bestandteil eines ar-
beitsteilig organisierten, regelmäßigen Monitorings zur Situa-
tion der Studierenden in Deutschland, wobei ihr Schwerpunkt
auf der sozialen und wirtschaftlichen Dimension liegt. Die So-
zialerhebung steht damit an der Schnittstelle zwischen Sozial-
und Bildungsberichterstattung. Diese Verknüpfung kommt
zum Beispiel in der Frage zum Ausdruck, in welcher Weise ein
erfolgreicher Studienverlauf durch die Studienfinanzierung
mitbestimmt wird. Auch Informationen zum Thema Chancen-
gerechtigkeit beim Hochschulzugang sind seit einigen Jahren
verstärkt Gegenstand der Berichterstattung. Diese basieren vor
allem auf den von HIS berechneten Quoten der Beteiligung un-
1
Die umfassende Ergebnisdarstellung findet sich in der ebenfalls
vom BMBF herausgegebenen Publikation: Die wirtschaftliche
und soziale Lage des Studierenden in der Bundesrepublik
Deutschland 2009.
2
Deutsche und Bildungsinländer/innen, ausgenommen sind die
Studierenden der Universitäten der Bundeswehr, der Verwal-
tungsfachhochschulen und der Hochschulen des Fernstudiums.
Seite 2
Die Entwicklung des Hochschulsystems ergibt sich aus dem Zu- tersspezifischen Bevölkerung – hatte 2003 einen Wert von 33 %
sammenwirken von gesellschaftlichen Veränderungs- und po- erreicht, um danach bis 2006 auf 30 % abzusinken und an-
litischen Willensbildungsprozessen. Mit der Sozialerhebung schließend wieder zu steigen, auf einen vorläufigen Höchst-
soll ein Beitrag geleistet werden, sich dadurch ergebende Ver- wert von 34 % in 2008 (Bild 1.3). Diese Anfängerquote, die für
änderungen der Situation der Studierenden, vor allem ihrer 2009 eher noch etwas höher ausfallen dürfte, ist wesentlich als
wirtschaftlichen und sozialen Lage, aufzuzeigen. Resultat des deutschen Schulsystems anzusehen. Diese Quote
Reformen in der Studienstruktur und der Studienorganisa- erhöht sich um fünf bis sechs Prozentpunkte, wenn zugewan-
tion sowie Änderungen in der Ausbildungsförderung sind Bei- derte ausländische Studienanfänger mitgezählt werden. Unter
spiele für politisch angestrebten und vollzogenen Wandel. Berücksichtigung der Zuwanderung ist damit die hochschul-
Wie die aktuelle Debatte über die Folgen der Implementierung politisch gesetzte Zielmarke einer Anfängerquote von 40 % er-
der neuen Studienstruktur zeigt, können solche Reformen aber reicht. Mit der tendenziellen Erhöhung der Studienanfänger-
auch zu unvorhergesehenen (Neben-)Folgen führen. quote soll mittel- bis langfristig der Anteil der Akademiker an
Als Beispiel für gesellschaftliche Veränderungsprozesse ist
der demografische Wandel zu nennen, dessen Auswirkungen Bild 1.1 Studienanfänger/innen und Studierende nach
auf den Hochschulbesuch nicht unerheblich sind. Der demo- Geschlecht 1980-2008
graphische Wandel basiert u. a. auf verändertem Reprodukti- Deutsche und Bildungsinländer/innen,
onsverhalten. Solche Veränderungen sind in der Regel die Fol- ohne Verwaltungsfachhochschulen, in Tausend
ge langfristiger gesellschaftlicher Wandlungsprozesse z. B. in
den Familienstrukturen oder in den gesellschaftlichen Wert- in Tsd. Studienanfänger/innen
400
orientierungen. Aber auch wirtschaftliche Entwicklungen be-
einflussen die Studiennachfrage. So ist etwa die konjunkturbe- 1 2
329
dingte Situation des Arbeitsmarkts ein Einflussfaktor bei Stu- 300
dienentscheidungen. Auch wenn solche Veränderungen ihre
Ursachen unmittelbar gar nicht im Bildungssystem finden, ge- 161
200
hen sie keineswegs an den Hochschulen vorüber. All diese Fak-
toren spielen auch in die Ergebnisse der Sozialerhebung hi- weiblich
nein. Sie werden etwa in der Zusammensetzung der Studieren- 100
den nach Merkmalen wie Geschlecht oder Herkunft oder in 168
männlich
den Auswirkungen gesellschaftlicher Individualisierungspro-
zesse greifbar. 0
8
'8
'9
'0
'0
'8
'9
'0
hingewiesen: Studienjahr
• Seit der zweiten Hälfte der 1990er Jahre ist die Zahl der jähr- Studierende
in Tsd.
lichen Studienanfänger um ca. ein Drittel angestiegen, von ca. 2000
220.000 auf knapp. 330.000 in 2008 (Bild 1.1). Diese Entwick- 1.818
1750
3 4
lung verlief kontinuierlich bis 2003. Danach gab es eine Rück-
wärtsbewegung; die Studienanfängerzahlen waren rückläufig 1500
862
bis zum Jahr 2006. Erst ab 2007 setzte sich der über einen län- 1250
geren Zeitraum zu beobachtende Aufwärtstrend fort und er- 1000
reichte 2009 seinen vorläufigen Höhepunkt. weiblich
750
Die demografische Entwicklung allein kann weder eine Er-
klärung für die enorme Zunahme der Studienanfängerzahlen 500
956
männlich
bis 2003 noch für deren „Einbruch“ Mitte der 2000er Jahre lie- 250
fern. Dafür ist zu wesentlichen Teilen die kontinuierlich zuneh- 0
mende Bildungsbeteiligung verantwortlich, die allerdings zwi-
0
8
'8
'9
'0
'0
'8
'9
'0
schen 2004 und 2006 einen „Dämpfer“ erhalten hat. Der An- Wintersemester
stieg in der Bildungsbeteiligung an Hochschulen nach 2006 ist DSW/HIS 19. Sozialerhebung
umso bemerkenswerter und deutet auf einen gewissen Nach- 1
ab 1991 einschließlich neue Länder
holeffekt hin (Bild 1.2). 2
ab 1997 einschließlich Bildungsinländer/innen
3
Die Studienanfängerquote – hier der Anteil der Deutschen ab 1990 einschließlich neue Länder
4
und Bildungsinländer/innen mit Studienaufnahme an der al- ab 1996 einschließlich Bildungsinländer/innen
Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 11 Reihe 4.1, HIS-ICE Datenbank
Seite 3
Bild 1.2 Auswirkung von Demographie und Bildungsbetei- den Erwerbstätigen zunehmen, damit die wirtschaftliche und
1
ligung auf die Studienanfängerzahlen 1980-2008 technologische Leistungsfähigkeit Deutschlands nicht durch
deutsche Studierende, absolute Zahlen, in Tausend Fachkräftemangel gefährdet wird.
350 • Die Zunahme der Studienanfängerzahlen ist im Wesentli-
Studienanfänger/innen in Tsd. chen der Zunahme der Zahl der Studienberechtigten zu ver-
danken und nicht so sehr Veränderungen in deren Studienent-
300
scheidung. Insofern werden die wichtigsten Weichenstellun-
gen für die Beteiligung an höherer Bildung im Schulsystem
250 vollzogen. Binnen eines Jahrzehnts hat sich der Anteil der Stu-
dienberechtigten an der altersgleichen Bevölkerung um neun
2
200 4 Prozentpunkte auf 45 % erhöht. Stark zugenommen hat der An-
Beteiligungskomponente
teil mit Fachhochschulreife (fünf Prozentpunkte), die i. d. R. an
150 Niveau 1980 beruflichen Schulen erworben wird. Von den Studienberech-
tigten 2008 haben 69 % ein Studium aufgenommen bzw. die
3
feste Absicht, dies zu tun. Damit ist die sog. Brutto-Studierquo-
100
te gegenüber dem Jahrgang 2006 geringfügig angestiegen.
demographische Komponente Werden die seit dem Frühjahr 2009 zum Hochschulbereich ge-
50
hörenden Berufsakademien mitgezählt, wird sogar der relativ
hohe Wert von 2002 (73 %) fast wieder erreicht.
0 Der Anteil derjenigen Personen, die auf ein Studium trotz
´80 ´85 ´90 ´95 ´00 ´05 ´08
grundsätzlicher Berechtigung verzichten, lag in den letzten 15
DSW/HIS 19. Sozialerhebung Jahren zwischen einem Viertel und einem Drittel aller Studien-
1
ab 1991 inkl. neue Länder berechtigten (Bild 1.4). Studierbereitschaft und Übergangsquo-
2
tatsächliche Anzahl von Studienanfänger/innen 1980-2008 te sind offenkundig sehr sensible Größen, denen in Zukunft mit
3
Entwicklung hypothetischer Studienanfängerzahlen unter der Annahme Blick auf den akademischen Nachwuchsbedarf gerade auch
einer konstanten Studienanfängerquote von 18% (1980)
4 angesichts der sich gegenwärtig vollziehenden Veränderun-
Differenz zwischen tatsächlichen und hypothetischen Studienanfänger-
zahlen aufgrund höherer Studienberechtigtenquoten und steigender gen im Hochschulsystem besondere Aufmerksamkeit gewid-
Bildungsbeteiligung
met werden muss. Die meisten Studienberechtigten entschei-
Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 11 Reihe 4.3, Genesis, HIS-ICE
den sich für ein Studium oder eine Berufsausbildung, eine Dop-
pelqualifikation – Studium plus Berufsausbildung – wird ten-
denziell seltener angestrebt. Der Anteil der Studierenden, die
34 42 41 41
31 33 31 31 32
29 31 30 37
34 35
11 11 11 11 12 14
10 10 11
34
31 32
29 28
19 20 20 21 20 20 19 20 20 27
24 25
22 23
19 20
vor ihrer Studienaufnahme eine Berufsausbildung absolviert Bild 1.5 Studenten und Studentinnen je Fächergruppe
haben, geht seit Mitte der 1990er Jahre zurück – dies gilt so- Studierende im Erststudium, in %
wohl für Studierende an Universitäten als auch für die an Fach-
hochschulen. Männer Frauen
• Seit 2002 ist die Zusammensetzung der Studierenden nach Sozialwiss., -wesen/Psy./Päd. 32 68
Geschlecht relativ stabil geblieben; der Frauenanteil liegt ins-
gesamt bei ca. 48 %. Die diesbezüglichen Unterschiede zwi- Medizin/Gesundheitswiss. 34 66
schen den Fächern sind aber nach wie vor beträchtlich (Bild Sprach- und Kulturwiss. 35 65
1.5). Korrespondierend mit der Fächerstruktur liegt der Anteil
Rechtswissenschaften 42 58
der Frauen an den Universitäten mit 51 % weit höher als an den
Fachhochschulen mit 38 %. Wirtschaftswissenschaften 58 42
• Die Fächerstruktur der Studierenden weist keine wesentli- Mathematik/Naturwiss. 60 40
chen Veränderungen, sondern überwiegend eine Fortsetzung
Ingenieurwissenschaften 80 20
jener Trends auf, die sich schon seit Anfang der 1990er Jahre
zeigen. Der Anteil der Ingenieurwissenschaften stagniert seit
DSW/HIS 19. Sozialerhebung
Ende der 90er Jahre auf einem recht niedrigen Niveau; zwar
gibt es hier seit 1997 wieder eine steigende Zahl an Studienan- lorstudiengang eingeschrieben sind, liegt der entsprechende
fängern, aber nur gerade in dem Umfang, wie die Anfänger- Anteil an den Universitäten bei knapp einem Drittel. Bei dem
zahlen generell angestiegen sind. Vom Rückgang der Inge- Anteil, der einen Masterstudiengang absolviert, ist der Unter-
nieurwissenschaften konnten anteilsmäßig vor allem die Fä- schied zwischen den beiden Hochschularten hingegen nur ge-
chergruppen Sprach- und Kulturwissenschaften und Sozialwis- ringfügig (Bild 1.7).
senschaften/Pädagogik/Psychologie profitieren. Vor allem für Die 19. Sozialerhebung liefert erneut wesentliche Informa-
die Ingenieurwissenschaften könnte sich der anhaltend niedri- tionen zu Studienverläufen, insbesondere zu Mobilität und
ge Frauenanteil als nachteilig für die weitere Entwicklung er- Fluktuation im Studium:
weisen (Bild 1.6). • Bis zum Befragungszeitpunkt haben 19 % der Studierenden
• Aufgrund des fortgeschrittenen Bologna-Prozesses hat im Erststudium ihr Fach bzw. die Art des angestrebten Ab-
sich der Anteil der Studierenden, die als Abschluss ihres Studi- schlusses gewechselt, wobei diese Wechsel häufig fachaffin
ums einen Bachelor oder Master anstreben, gegenüber 2006 verlaufen, d. h. innerhalb der ursprünglich gewählten Fächer-
rasant erhöht (47 % vs. 13 %). Während an den Fachhochschulen gruppe. 11 % hatten ihr Studium unterbrochen. 14 % haben ei-
mittlerweile gut zwei Drittel der Studierenden in einem Bache-
1
Bild 1.6 Entwicklung der Fächerstruktur 1991-2009 in Abhängigkeit vom Geschlecht der Studierenden
2
Studierende im Erststudium, in %
Männer Frauen
9 8 8 8 7 7 7
27 27 25 27 27
33 31
25 27 28 27 27 28 26
Fächergruppen:
14 14 14 14 13 Ingenieurwissenschaften
9 12
18 16 15 15 16 16 17 Sprach- und Kulturwiss.
20 20 20 23 23 23 Mathematik, Naturwiss.
22 7 7
8 7 9 9 3
10 Medizin/Gesundheitswiss.
6 5 5 5 4 4 19 20
8 20 21 20 20
20 Rechts- und Wirtschaftswiss.
23 25 25 25 24 23 Sozialwiss., -wesen/
23
Psychologie/Pädagogik
22 24 23 21 21 20
18
6 8 9 9 9 8 9
nen Hochschulwechsel vollzogen, oft in Verbindung mit einem alten Länder ohne Gebührenpflicht und 3 % in eines der neuen
Wechsel des Studiengangs (Bild 1.8). Es deutet sich an, dass die Länder gegangen. Allerdings ist anzumerken, dass bereits
Entscheidungen zur Korrektur der Studienwahl durch die Ein- 2006, also vor Einführung der allgemeinen Studiengebühren,
führung gestufter Studiengänge früher fallen. Während im eine entsprechende Verteilung zu beobachten war (Bild 1.9). Es
Erststudium insgesamt 59 % der Studiengangwechsler diese ist folglich festzustellen, dass diejenigen Studierenden, die in
Entscheidung im ersten Studienjahr getroffen haben, sind es einem der gebührenpflichtigen Länder ihre Hochschulzu-
unter den Bachelorstudierenden 76 %. Die studienbegleitenden gangsberechtigung erworben haben, genauso häufig zum Stu-
Prüfungen zwingen offenbar früher eine Entscheidung herbei. dium in einem dieser Länder verbleiben wie bereits vor Einfüh-
• Von den Studierenden, die ihre Hochschulzugangsberech- rung der Studiengebühren/-beiträge. Die in den Diskussionen
tigung in einem der Länder erworben haben, die 2009 allge- um die Einführung der Studiengebühren/-beiträge häufig ge-
meine Studiengebühren erheben, absolvieren 86 % ihr Studium äußerte Erwartung einer „Gebührenflucht“, findet insofern
auch in einem dieser Länder. 11 % sind zum Studium in eines der keine Bestätigung.
Bild 1.8 Gründe für einen Hochschulwechsel nach Geschlecht, Region und allgemeinen Studiengebühren
Hochschulwechsler/innen im Erststudium, Angaben auf einer Skala von 1 = „spielt überhaupt keine Rolle“ bis 5 = „spielt eine sehr gro-
ße Rolle“, 4 + 5 in %
Gebührenpflicht
Geschlecht Region
(nur alte Länder)
Hochschulwechselgründe Insg.
alte neue
Männer Frauen ja nein
Länder Länder
persönliche Gründe 63 59 67 64 60 65 61
Wechsel des Studiengangs 63 63 62 62 66 63 61
Studienangebot entspricht eher meinen Erwartungen 60 60 60 60 61 61 57
bessere Studienbedingungen 39 40 39 39 43 41 34
attraktivere Stadt 33 31 35 33 31 33 35
Ruf der Hochschule 28 28 27 27 30 30 22
keine/geringere Studiengebühren/-beiträge 16 16 17 14 34 5 30
geringere Lebenshaltungskosten 16 16 15 14 30 12 16
DSW/HIS 19. Sozialerhebung
Seite 6
Bild 1.9 Regionale Mobilität der Studierenden – Wanderung zwischen neuen Ländern sowie alten Ländern mit und
ohne Studiengebühren
1
Studierende im Erststudium, in %
neue neue
25 %
22 %
Länder Länder
11 %
11 %
71 % 71 %
n 15 n 13
% %
3% 3%
alte alte
Länder Länder
mit SG mit SG
86 % 86 %
SG = Studiengebühren SG = Studiengebühren
Bild 1.11 Studienbezogene Auslandsaufenthalte und Bild 1.12 Zentralität des Studiums – Vergleich Studieren-
Auslandspläne der Studierenden in Bachelor- der mit und ohne Kind
Studiengängen Studierende im Erststudium, in %
Studierende im Erststudium in höheren Semestern, in %,
Mehrfachnennungen der Art des Aufenthalts möglich mit Kind ohne Kind
Studierende in höheren 19 5
Semestern 1 26
100 % 50
45
55
studien-
ja bedingt nein
16 % im Ausland 84 % Studierende mit Kind nach Geschlecht
gewesen?
Männer Frauen
In welchem Maße führen Studienreformen und zunehmende Bild 2.1 Bildungsbarrieren: Fünf Schwellen der Bildungsbe-
1
Beteiligung an Hochschulbildung auch zu einer sozialen Öff- teiligung 2008
nung der Hochschulen gegenüber denjenigen Gruppen, die in %
bislang weniger an Hochschulbildung partizipiert haben? Um
diese Frage zu beantworten, werden von HIS parallel zur Sozi- 100 % 76 % 51 % 45 % 34 %2 24 %3
alerhebung Quoten für die sozialgruppenspezifische Beteili-
gung an Hochschulbildung ermittelt.
Grund-
Im Unterschied zu denjenigen Teilen des Berichts, die auf
schule
der im Rahmen der Sozialerhebung durchgeführten Studie- 1.
rendenbefragung aufbauen, basiert diese Analyse primär auf Schwelle
Daten der amtlichen Statistik (z. B. des Mikrozensus) und ande- Übergang
ren Untersuchungsreihen (z. B. den HIS-Studienanfängerbefra- an weiter-
führende
gungen). Soziale Beteiligungsquoten, wie sie in der Sozialerhe- Schulen 2.
bung präsentiert werden, sagen etwas über die Zusammen- (alle außer Schwelle 3.
Haupt-
hänge zwischen Bildungsbeteiligung und sozialer Zugehörig- schule) Übergang
Schwelle
keit und über die Verteilung der Studierchancen zwischen den in Sek. II 4.
Studien-
(gymnasi- berechti- Schwelle
sozialen Gruppen aus. Hiervon sind Daten zur sozialen Her- ale Ober- gung 5.
kunft bzw. zur sozialen Zusammensetzung der Studienanfän- stufe/ 11.- Studien-
13. Klasse) Schwelle
aufnahme
ger/innen und Studierenden strikt zu unterscheiden. Hoch-
In den ermittelten Beteiligungsquoten schlägt sich die schulab-
schluss
mehrfache Selektivität auf dem Wege zu einem Hochschulstu-
dium nieder, wie sie im Konzept der Bildungsschwellen zum DSW/HIS 19. Sozialerhebung
Übergang in die Sekundarstufe II und dem Hochschulzugang – pen verlaufenden Bildungsmilieus ist, die immer wieder, aber
analysiert worden. Dabei ergibt die Differenzierung der traditi- keineswegs befriedigend, als „hochschulnah“ und „hochschul-
onell für die Messung des sozio-ökonomischen Hintergrunds fern“ bezeichnet werden.
der Bildungsbeteiligung herangezogenen vier sozialversiche- Zwar gibt es Hinweise auf eine leichte Annäherung in den
rungsrechtlichen Kategorien nach solchen Elternhäusern, in Studierchancen zwischen den sozialen Gruppen (vgl. 18. Sozial-
denen mindestens ein Elternteil bereits über einen Hochschul- erhebung, Bild 3.26). Die Bildungsbeteiligung von Kindern aus
abschluss verfügt, und solchen, für die das nicht gilt, interes- unterschiedlichen Herkunftsmilieus scheint sich über einen
sante Befunde. Im Ergebnis zeigt sich, dass die enorme Spann- langen Zeitraum gesehen tendenziell, aber keineswegs konti-
weite in der Bildungsbeteiligung zwischen den betrachteten nuierlich einander anzunähern, jedoch ohne sich anzuglei-
Teilgruppen noch weit größer ausfällt, als dies schon bei den chen. Die grundlegenden sozialen Disparitäten erweisen sich
vier sozialversicherungsrechtlichen Gruppen der Fall ist. Die ei- als relativ stabil. Die Gruppen mit der höchsten Beteiligungs-
gentliche soziale Differenzierung der Studierchancen verläuft quote beim Hochschulzugang – Kinder aus Selbständigen- und
dabei nicht nur entlang dieser Gruppen, sondern vor allem Beamtenfamilien, in denen mindestens ein Elternteil ein Studi-
auch in Abhängigkeit von einem Hochschulabschluss der El- um absolviert hat – weist auch 2007 noch eine etwa fünf Mal so
tern (Bild 2.2). Insofern wird bestätigt, wie wichtig die Berück- hohe Studierchance auf wie die Gruppe mit der niedrigsten
sichtigung der unterschiedlichen, quer zu den sozialen Grup- Beteilungsquote, den Kindern aus Arbeiterfamilien (Bild 2.2).
Bild 2.2 Bildungsbeteiligung und soziale Zusammensetzung 2007 nach akademischem Abschluss des Vaters
nur Deutsche, absolut und in % (gerundet)
3% 4%
29.000 43% 12.500
13.000
8% 33.800 11%
72.000 47%
38.200
4% Selbständige 11%
37.000 87% 32.200
4.800
28% 62.400
21%
26%
240.000
177.600
Angestellte
12% 22%
65.900
103.000 64%
37.100
20%
40% 58.000
17%
337.000
Hochschulabschluss
Arbeiter 279.000
ohne
mit
1
Synthetischer Bezugsjahrgang (durchschnittliche Jahrgangsstärke der 19-24-jährigen deutschen Bevölkerung in Deutschland), (Werte gerundet)
2
Deutsche Studienanfänger/innen im Studienjahr 2007/08 an Universitäten, Fachhochschulen und Verwaltungsfachhochschulen (Werte gerundet)
(Abweichungen von Werten im Vergleich zu Bild 2.4 sind rundungsbedingt)
Seite 10
Die Rekrutierungspotentiale aus den hochschulnahen Bil- ker an Hochschulbildung als Männer. Die geschlechtsspezifi-
dungsmilieus sind mit einer Beteiligungsquote von 71 % (Bild schen Unterschiede in der Beteiligung an universitären Studi-
2.5) schon recht gut ausgeschöpft; eine arbeitsmarktpolitisch engängen sind noch etwas stärker ausgeprägt als in den alten
erwünschte Erschließung neuer Nachfragepotentiale für ein Ländern, während die für die alten Länder geschlechtstypi-
Hochschulstudium kann nur über eine stärkere soziale Öff- schen Unterschiede in der Beteiligung an Fachhochschulen in
nung der Hochschulen erfolgen. Dies gelingt bisher nur zum den neuen Ländern so gut wie nicht vorhanden sind.
Teil. Nach den Ergebnissen der 19. Sozialerhebung kommen die • Wie stabil soziale Strukturen der „Vererbung“ kulturellen
Studierenden in etwa zu gleichen Teilen aus hochschulnahen Kapitals sind, wird bei allen Indikatoren des Bildungs- und Be-
und hochschulfernen Schichten. In der altersgleichen Bevölke- rufsstatus der Eltern deutlich. Diese hohe Konstanz ist der
rung fällt der Anteil, der aus einem hochschulnahen Eltern- wichtigste Grund dafür, dass sich die Ergebnisse der letzten So-
haus stammt, mit gut einem Fünftel allerdings wesentlich ge- zialerhebungen in diesem Punkt kaum unterscheiden. So zeigt
ringer aus. Insofern ist die Hochschule derzeit eine Institution, sich auch in der 19. Sozialerhebung wieder der enge Zusam-
die vielen den Bildungsaufstieg ermöglicht, aber stärker noch menhang zwischen dem Bildungsstatus (Schulabschluss) der
den Erhalt eines bereits erreichten akademischen Status in der Eltern und der Studienaufnahme der Kinder (Bild 2.3). Dieser
jeweils nachfolgenden Generation sichert. setzt sich beim Ausbildungsabschluss und bei der beruflichen
Im Einzelnen werden folgende Ergebnisse hervorgehoben: Stellung der Eltern fort.
• Obgleich bislang immer noch von allen Studienberechtig- • Zwischen 2005 und 2007 ist die Bildungsbeteiligung an
ten weniger Frauen als Männer ein Studium aufnehmen, ha- Hochschulen insgesamt um 0,6 %-Punkte auf 34,7 % angestie-
ben sich die geschlechtsspezifischen Beteiligungsquoten an gen. In diesem Zeitraum ist die Bildungsbeteiligung von Selb-
Hochschulen im letzten Jahrzehnt weitgehend angeglichen,
weil in den meisten Ländern der Bundesrepublik Deutschland Bild 2.4 Bildungsbeteiligung und soziale Zusammenset-
inzwischen erheblich mehr Frauen als Männer eine Studienbe- zung 2007
rechtigung erwerben. Die immer wieder beobachtbaren Un- nur Deutsche, absolut und in % (gerundet)
terschiede zwischen Universitäten und Fachhochschulen in
der geschlechtsspezifischen Anfängerquote bestehen fort; im soziale soziale
Bildungs-
Universitätsbereich stellen die Frauen aber seit einigen Jahren Zusammensetzung Zusammensetzung
beteiligungs-
kontinuierlich mehr als die Hälfte aller Studienanfänger. In der 19-24-jährigen der Studienanfän-
quote
Bevölkerung1 ger/innen2
den neuen Ländern (einschl. Berlin) beteiligen sich Frauen stär-
8% 15%
Bild 2.3 Schwelle 4: Beteiligung an Hochschulen nach
Schulbildung des Vaters 1996 - 2007 (Studienanfän- 68.000 67% 46.000
13% Beamte 22%
1
gerquote) 67.000
109.000
in % Selbständige 61%
40% 43%
127.000
37%
343.000
84
77 75
70 71 Angestellte
Arbeiter
21 19 20
18 16
100 % 857.000 298.000 100%
1996 2000 2003 2005 2007
DSW/HIS 19. Sozialerhebung
Hochschulreife Realschule Hauptschule
1
Synthetischer Bezugsjahrgang (durchschnittliche Jahrgangsstärke der
19-24-jährigen deutschen Bevölkerung in Deutschland), (Werte gerun-
DSW/HIS 19. Sozialerhebung det)
2
1
nur deutsche Studienanfänger/innen, einschließlich Verwaltungsfach- Deutsche Studienanfänger/innen im Studienjahr 2007/08 an Universitä-
hochschulen ten, Fachhochschulen und Verwaltungsfachhochschulen (Werte gerun-
det)
Quellen: StBA: Bevölkerungsstatistik, Hochschulstatistik, Sonderauswer-
tungen des Mikrozensus (verschiedene Jahrgänge); HIS: Studien- Quellen: StBA: Bevölkerungszahlen; StBA: Hochschulstatistik; StBA: Son-
anfängerbefragungen (verschiedene Jahrgänge); eigene Berech- derauswertung des Mikrozensus 2002; HIS: Studienanfängerbe-
nungen fragung WS 2007/08
Seite 11
ständigenkindern stark (von 52 % auf 61 %) und von Beamten- zung 1985 zum Teil extreme Schwankungen im Zeitverlauf auf-
kindern etwas angestiegen (von 65 % auf 67 %). Bei Arbeiterkin- weisen (vgl. Bild 3.26 der 18. Sozialerhebung), müssen diese
dern ist die Bildungsbeteiligung dagegen konstant bei 17 % ge- jüngsten Veränderungen der Befunde jedoch vorsichtig inter-
blieben und bei Angestelltenkindern sogar leicht gesunken pretiert werden.
(von 40 % auf 37 %; vgl. Bild 3.32, 18. Sozialerhebung und Bild Bei Selbständigen- und Beamtenkindern ist eine zuneh-
2.4). mende Bildungsbeteiligung bei jenen zu erkennen, deren El-
Interessanterweise hat die Bildungsbeteiligung an Hoch- tern keinen Hochschulabschluss haben. Bei Akademikerkin-
schulen bei Akademikerkindern nachgelassen, allerdings auf dern aus diesen sozialen Gruppen war die Studienbeteiligung
sehr hohem Niveau (von 83 % auf 71 % innerhalb von nur zwei dagegen rückläufig, vor allem die der entsprechenden Beam-
Jahren). Im Gegensatz dazu ist die Beteiligung an Hochschul- tenkinder (von 95 % auf 84 %).
bildung bei Nichtakademikerkindern weitgehend stabil (von • Der Bildungstrichter, eine seit der 15. Sozialerhebung ver-
23 % auf 24 %). Einem Absinken der Bildungsbeteiligung an wendete Darstellung, die seit der 18. Sozialerhebung in einer
Hochschulen ist im Wesentlichen dadurch entgegengewirkt neu berechneten Form vorgelegt wird, zeigt trotz der schwa-
worden, dass der Akademikeranteil unter den Eltern von Kin- chen Nivellierungstendenzen erneut die ausgeprägten Dispa-
dern im studierfähigen Alter zugenommen hat (von 18 % auf ritäten in der Bildungsbeteiligung, insbesondere an der
22 %). Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die Bildungsbe- Schwelle zur Studienaufnahme. Während von 100 Akademiker-
teiligungsquoten Ergebnisse eines komplexen Schätzverfah- kindern 71 den Hochschulzugang schaffen, sind es nur 24 Kin-
rens sind, für das mehrere externe Datenquellen verwendet der aus Familien ohne akademische Tradition (Bild 2.5). Das
werden (vgl. Methodische Anmerkungen im Anhang des Verhältnis der Beteiligungsquoten von Akademiker- und
Hauptberichts) und die Quoten selbst seit Beginn ihrer Schät- Nichtakademikerkindern betrug damit 2007 3:1; vier Jahre zu-
Bild 2.5 Bildungstrichter 2007: Schematische Darstellung Bild 2.6 Bildungstrichter 2005: Schematische Darstellung
sozialer Selektion – Bildungsbeteiligung von Kin- sozialer Selektion – Bildungsbeteiligung von Kin-
dern nach Hochschulabschluss des Vaters dern nach Hochschulabschluss des Vaters
in % in %
Übergangsquote Übergangsquote
88% 53% 94% 50%
Schwelle 4 Schwelle 4
Hochschulzugang Hochschulzugang
71 Kinder 24 Kinder 83 Kinder 23 Kinder
Bild 2.7 Bildungstrichter 2003: Schematische Darstellung Bild 2.8 Höchster beruflicher Abschluss der Eltern von Stu-
1
sozialer Selektion – Bildungsbeteiligung von Kin- dierenden 1985 -2009
2
dern nach Hochschulabschluss des Vaters in %
in %
beruflicher
Kinder von Kinder von Abschluss
Akademikern Nicht-Akademikern 36 39 37 36 39 3
44 46 Hochschule
51 51
100 Kinder 100 Kinder
Meister,
18 Fachschul-,
19 29 Techniker-
30 28
26 25 abschluss
20 19
Übergangs- Übergangs- Lehre/Fach-
quote quote 42 40 arbeiter
87% 39% 31 33 31 28 28 27 28
keinen
4 2 2 2 2 2 1 2 2
4
´85 ´88 ´91 ´94 ´97 ´00 ´03 ´06 ´09
bzw. 23 % im Jahr 1982 auf 25 % bzw. 13 % im Jahr 2006) immer Studierenden der Herkunftsgruppe „gehoben“ um einen Pro-
weiter gesunken sind. Dieser langfristige Trend ist 2009 erst- zentpunkt, während der der Herkunftsgruppe „niedrig“ um ei-
mals durchbrochen worden. Die Anteile der beiden höheren nen Prozentpunkt ansteigt. An den Universitäten ist die Ent-
sozialen Herkunftsgruppen haben sich erstmalig wieder ver- wicklung ähnlich, mit dem Unterschied, dass der Anteil der
ringert, und zwar um insgesamt 3 %-Punkte. Im selben Ausmaß Studierenden der Herkunftsgruppe „hoch“ um einen Prozent-
haben sich die Anteile der beiden niedrigeren sozialen Her- punkt sinkt. Die bei den Studierenden insgesamt auffälligeren
kunftsgruppen erhöht (Bilder 2.9). Diese jüngste Entwicklung Verschiebungen in der sozialen Herkunft sind damit zu erklä-
ist sowohl für die alten als auch für die neuen Länder festzustel- ren, dass der Anteil der Studierenden, die an Fachhochschulen
len (Bild 2.10). Für die einzelnen Hochschularten sind die ge- immatrikuliert sind zwischen 2006 und 2009 zugenommen
samten Veränderungen zwischen 2006 und 2009 nur sehr hat.
schwach (Bild 2.11). An Fachhochschulen sinkt der Anteil der
Bild 2.10 Studierende in den alten und neuen Ländern je- Bild 2.11 Studierende je Hochschulart nach sozialer Her-
1 1
weils nach sozialer Herkunft 1991 - 2009 kunft 1991 - 2009
2 2
in % in %
13 14 19 21
26 27 29 31 27 25 25 29 32 36
36 37 35 35 36 42 42 39 39 39 38 40 42 41
30 31 26
27 25 26 25
31 31 28 26 31 31
25 23 23 31 31 24 24 27 24 27 26 24
26 23 23
34 34 35
34 32 30 30
28 28 29 29 27 26 27 27 26 26 25 25 24 24
24 23 24 23 26 22 23
15 14 14 14 12 14 15 23 21 20 17 17 19 20
10 10 10 9 12 12 14 13 11 11 11 10 11 13
´91 ´94 ´97 ´00 ´03 ´06 ´09 ´91 ´94 ´97 ´00 ´03 ´06 ´09 ´91 ´94 ´97 ´00 ´03 ´06 ´09 ´91 ´94 ´97 ´00 ´03 ´06 ´09
Herkunftsgruppen: hoch gehoben mittel niedrig Herkunftsgruppen: hoch gehoben mittel niedrig
Höhe. Die drei wichtigsten Quellen, die zum individuell verfüg- werden von ihren Eltern finanziell mit im Durchschnitt 445 €
baren Budget sehr unterschiedlich beitragen können, sind monatlich unterstützt (Bild 3.3). Allerdings ist festzustellen,
nach wie vor die finanzielle Unterstützung durch das Eltern- dass die finanzielle Unterstützung durch die Eltern gegenüber
haus, die subsidiäre Förderung nach dem BAföG und der eige- 2006 geringer geworden ist. Dies ist vor allem deshalb bemer-
ne Verdienst der Studierenden. kenswert, weil von 1991 bis 2006 das finanzielle Engagement
Folgende die Einnahmensituation der Studierenden be- der Eltern eine stetig steigende Tendenz hatte (vgl. Bild 3.4).
schreibenden Ergebnisse sind hervorzuheben: • Wie in den Vorjahren ist auch 2009 die zweitwichtigste Fi-
• Mit 812 € fällt 2009 der Durchschnittsbetrag der monatli- nanzierungsquelle des Studiums der eigene Verdienst. 65 % der
chen Einnahmen um nominal 5,5 % bzw. 42 € höher aus als Studierenden tragen zur Finanzierung ihres Lebensunterhalts
2006 (Bild 3.1). Die Varianz der monatlichen Einnahmen ist er- mit eigenem Verdienst in durchschnittlicher Höhe von monat-
heblich (Bild 3.2): Einem Fünftel der Studierenden (20 %) stehen lich 323 € bei. Hervorzuheben ist, dass sich die zwischen 2003
weniger als 600 € monatlich zur Verfügung, 17 % mehr als und 2006 zu beobachtende Tendenz einer abnehmenden Be-
1.000 €. Gemessen am BAföG-Höchstsatz (648 €) und dem un- deutung des eigenen Verdienstes 2009 wieder umgekehrt hat.
terhaltsrechtlichen Richtwert (640 €) sind 26 % bzw. 25 % der Die jüngste Novellierung des BAföG hat dazu geführt, dass
Studierenden mit niedrigeren monatlichen Einnahmen ausge- BAföG-Empfänger/innen 2009 einen im Durchschnitt erheb-
stattet. lich höheren Förderungsbetrag erhalten als noch 2006 (430 €
• Nach wie vor ist die finanzielle Unterstützung durch die El- vs. 376 €). Allerdings liegt der Anteil der Geförderten in der Be-
tern die wichtigste Finanzierungsquelle: 87 % der Studierenden zugsgruppe „Normalstudent“ unverändert bei 29 %.
• Nach wie vor ist der Anteil der Studierenden, denen ein Sti-
Bild 3.1 Höhe der monatlichen Einnahmen pendium zur Verfügung steht mit rd. 3 % vergleichsweise ge-
1
Bezugsgruppe „Normalstudent“ , arithm. Mittelwert in € ring. Gegenüber 2006 (2 %) ist allerdings ein Anstieg des Anteils
der Stipendiaten/innen zu konstatieren. Ebenso hat mit 5 % nur
Bild 3.2 Einnahmenverteilung 2009 – Studierende nach der BAföG 29 376 29 430
Höhe der monatlichen Einnahmen
Rückgriff auf Mittel, die
Bezugsgruppe „Normalstudent“, in % vor dem Studium
angesammelt wurden 17 126 20 122
18 19
Verwandte, Bekannte 20 81 21 82
15
13 Waisengeld oder Waisenrente 4 221 4 223
11
Partner/Partnerin 3 161 2 155
7
5 Stipendium 2 328 3 305
4 4
2 2 Bildungskredit von der KfW 2 315 1 257
40
50 50
60 60
70 70
80 80
90 90
10
110 is 11
12 s 120
üb s 13
s
01
01
1b 0
er
1b 0
1b 0
1b
1b 0
1b 0
1 b 00
40
13 0
is
is
is
is
is
i
0
00
10
Bank/Sparkasse 1 407
00
ein relativ kleiner Anteil der Studierenden einen Kredit zur Freibetrags vom Elterneinkommen) zurückzuführen ist, die zu
(teilweisen) Finanzierung des Lebensunterhalts aufgenom- im Durchschnitt deutlich höheren Förderungsbeträgen führt.
men. Allerdings hat sich der Anteil der Kreditnehmer/innen Höher als 2006 fällt auch der Anteil der Selbstfinanzierung
gegenüber 2006 immerhin verdoppelt (Bild 3.3). durch eigenen Verdienst aus. Wurden 2006 von den gesamten
• Lediglich 15 % der Studierenden finanzieren ihren Lebens- monatlichen Einnahmen 24 % durch eigenen Verdienst der Stu-
unterhalt mit Einnahmen aus nur einer Finanzierungsquelle . dierenden bestritten, liegt dieser Anteil 2009 bei 26 %. Damit
In der Regel wird das Studium durch Einnahmen aus zwei oder hat sich die 2003 und 2006 zu beobachtende rückläufige Ten-
mehr Quellen finanziert; insofern ist die Studienfinanzierung denz der Selbstfinanzierungsquote wieder umgekehrt.
eine Mischfinanzierung. Ein probates Mittel, um Veränderun- • Eine Vorstellung über das volkswirtschaftliche Volumen,
gen bei der Studienfinanzierung aufzuzeigen, besteht darin, das mit der Finanzierung des studentischen Lebensunterhalts
die Entwicklung der Finanzierungsstruktur aufzuzeigen. Da- bewegt wird, ist zu gewinnen, wenn die durchschnittlichen
mit gemeint ist die durchschnittliche Zusammensetzung der monetären Leistungen der einzelnen Quellen mit der aktuel-
monatlichen Einnahmen, ausgewiesen als Anteil der verschie- len Zahl der Studierenden hochgerechnet werden. Allein für
denen Finanzierungsquellen am Gesamtbetrag der monatli- die rund 1,1 Millionen Studierenden (Deutsche und Bildungsin-
chen Einnahmen (Bild 3.4). länder), die zur Bezugsgruppe "Normalstudent" zählen, ergibt
• Der Beitrag der Eltern zu den monatlichen Einnahmen der sich so für das Jahr 2009 eine Gesamtsumme von ca. 10,9 Milli-
Studierenden fällt mit 48 % deutlich geringer aus als 2006 mit arden €. Davon entfallen 5,19 Milliarden auf die Eltern, 2,82
52 %. Damit ist erstmals seit 1991 ein Rückgang des Engage- Milliarden auf den eigenen Verdienst, 1,66 Milliarden auf das
ments der Eltern zur Finanzierung des Lebensunterhalts ihrer BAföG sowie 1,25 Milliarden € auf die übrigen Finanzierungs-
studierenden Kinder zu beobachten. Da erstmals seit dieser quellen. Unter Berücksichtigung aller Studierender (Deutsche
Zeit die Anteile der beiden unteren sozialen Herkunftsgruppen und Bildungsinländer/innen, zur Zeit gut 1,7 Millionen Studie-
wieder zugenommen haben, könnte hier insofern ein Zusam- rende) dürfte diese Gesamtsumme bei ca. 16,7 Milliarden € lie-
menhang vermutet werden, als das finanzielle Vermögen der gen. Nominal fällt das 2009 von den Eltern bereitgestellte Fi-
Eltern, zur Studienfinanzierung ihrer Kinder beizutragen, in nanzvolumen bei Berücksichtigung erhöhter Studierenden-
den unteren Herkunftsgruppen weniger vorhanden ist. Dabei zahlen um knapp 4 % geringer aus als 2006. Das durch BAföG
ist allerdings zu berücksichtigen, dass die sozialen Herkunfts- und eigenen Verdienst bereitgestellte Finanzvolumen hat sich
gruppen Einkommensunterschiede nicht trennscharf wider- hingegen nominal deutlich erhöht (Bild 3.5).
spiegeln.
Das BAföG trägt 2009 etwas mehr zu den monatlichen Ein- Bild 3.5 Leistungsentwicklung der Finanzierungsquellen
nahmen bei als 2006 (15 % vs. 14 %), was vor allem auf die 22. Bezugsgruppe „Normalstudent“
BAföG-Novelle (Erhöhung der Bedarfssätze und des absoluten
nominale Veränderung1
Finanzierungsquelle
2009 vs. 2006 2006 vs 2003
Bild 3.4 Finanzierungsstruktur – Zusammensetzung der
Eltern -3,9 % 3,3 %
monatlichen Einnahmen nach der Herkunft der
1 BAföG 13,8 % 7,7 %
Mittel
Bezugsgruppe „Normalstudent“, Anteil je Finanzierungs- Verdienst 12,8 % -9,7 %
quelle in % Übrige 25,2 % 3,7 %
DSW/HIS 19. Sozialerhebung
1
Veränderung des Finanzvolumens gegenüber dem erwarteten Volumen bei
10 11 10 9 9 10 11 konstanter Leistung und Beachtung der veränderten Studierendenzahl
Finanzierungs-
25 27 31 27 24 26 quellen:
30
Übrige • Wie nicht anders zu erwarten, bestehen bei der Studienfi-
nanzierung Unterschiede in Abhängigkeit von der sozialen
13 14 Verdienst
20 14 11 11 15 Herkunft der Studierenden. Vergleichsweise gering ist der Un-
BAföG terschied bei der Höhe der monatlichen Einnahmen. Studie-
Eltern rende der Herkunftsgruppe „hoch“ verfügen im Durchschnitt
45 48 49 49 51 52 48 über um 50 € höhere Einnahmen als die der Herkunftsgruppe
„niedrig“. Deutlicher treten Einflüsse der sozialen Herkunft bei
der Zusammensetzung der Einnahmen hervor (Bild 3.6) – und
zwar insbesondere beim Anteil der Elternfinanzierung, der mit
1991 1994 1997 2000 2003 2006 2009 steigender sozialer Herkunft deutlich wächst, und dem der
Jahr BAföG-Finanzierung, der dem Subsidiaritätsprinzip folgend
DSW/HIS 19. Sozialerhebung umso geringer ausfällt, je höher die soziale Herkunft ist. Der
1
bis 2003 nur deutsche Studierende, ab 2006 einschl. Bildungsinländer/
Anteil an den monatlichen Einnahmen, der von den Eltern auf-
innen gebracht wird, steigt von 26 % (Herkunftsgruppe „niedrig“) bis
Seite 16
Bild 3.6 Zuammensetzung der monatlichen Einnahmen Der Beitrag der Eltern zu den monatlichen Einnahmen für
nach sozialer Herkunft der Studierenden den Lebensunterhalt der Studierenden fällt 2009 sowohl in den
Bezugsgruppe „Normalstudent“, Anteile in % alten Ländern, die heute Studiengebühren erheben, als auch in
den alten Ländern ohne Studiengebühren geringer aus als
2006 2009 2006 (Bild 3.7). Auffällig ist, dass 2009, aber auch bereits 2006,
10 11 10 9 12 13 12 10 von den Studierenden in den Ländern mit Studiengebühren
20
ein höherer Anteil von den Eltern finanziell unterstützt wird –
25 21
29 28 30 30 27 auch mit höheren Beträgen – als in den Ländern ohne Studien-
6 6 gebühren (2009: 88 % vs. 84 %, 466 € vs. 443 €). Allerdings ist bei
13 der Höhe der Einnahmen, die den Studierenden an Hochschu-
14
22 len mit und ohne Studiengebühren in den alten Ländern 2009
32 22
32
65 zur Bestreitung der Lebenshaltungskosten monatlich insge-
63
52 47 samt zur Verfügung stehen, kein statistisch signifikanter Un-
39 35
29 26 terschied zu beobachten (833 € vs. 827 €).
Bild 3.8 Inanspruchnahme der Finanzierungsquellen diffe- Bild 3.9 Entwicklung der monatlichen Einnahmen in den al-
renziert nach dem BAföG-Status der Studierenden ten und neuen Ländern
1
Bezugsgruppe „Normalstudent“ Bezugsgruppe „Normalstudent“ , arithm. Mittelwert in €
20 7
00
03
06
09
91
94
20 7
00
03
06
09
9
9
19
19
19
19
20
20
19
19
20
20
20
20
Verdienst 61 63 237 277
Übrige 33 33 179 202 DSW/HIS 19. Sozialerhebung
1
ehemalige BAföG-Empfänger bis 2003 deutsche Studierende, ab 2006 einschließlich Bildungsinländer/innen
Eltern 86 81 384 365 ² ab 2000 Berlin insgesamt zugeordnet, vorher nur Berlin (West)
Verdienst 76 81 399 415
Übrige 48 52 234 279 punkte zurückgegangen. Während für die Studierenden in
nie BAföG erhalten – Erstantrag abgelehnt den alten Ländern der eigene Verdienst die zweitwichtigste Fi-
Eltern 94 93 493 476 nanzierungsquelle ist – 27 % der monatlichen Einnahmen ge-
Verdienst 67 74 306 327 genüber 18 % in den neuen Ländern werden durch eigene Er-
Übrige 42 52 187 196 werbstätigkeit generiert –, steht für Studierende in den neuen
nie BAföG erhalten – keinen Antrag gestellt Ländern die Förderung nach dem BAföG an zweiter Stelle – 24 %
Eltern 94 94 575 570 der monatlichen Einnahmen sind BAföG-Mittel, in den alten
Verdienst 59 63 333 339 Ländern hingegen 14 %.
Übrige 43 47 185 212 • Studierende in den Bachelor-Studiengängen verfügen
DSW/HIS 19. Sozialerhebung 2009 über etwas geringere Einnahmen als die altersgleichen
Studierenden in den traditionellen Diplom/Magister-Studien-
• Der Rückgang des finanziellen Engagements der Eltern gängen (746 € vs. 760 €). Es fällt auf, das von den Studierenden
wird auch dadurch bestätigt, dass 2009 gegenüber 2006 ein in Bachelor-Studiengängen ein geringerer Anteil als von den
geringerer Anteil der elternabhängig geförderten BAföG-Emp- altersgleichen Studierenden in den Diplom/Magister Studien-
fänger/innen von den Eltern finanziell in dem Umfang unter- gängen eigenen Verdienst zur Bestreitung der Lebenshal-
stützt wird, wie es entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip des tungskosten einsetzt (52 % vs. 62 %). Der durchschnittliche Be-
BAföG zu erwarten ist (65 % vs. 70 %). Außerdem wurde festge- trag des eigenen Verdienstes, der von diesen Bachelor-Studie-
stellt, dass von den Studierenden, die im Verlauf ihres bisheri- renden eingesetzt wird, ist etwas höher als bei den entspre-
gen Studiums keine BAföG-Förderung in Anspruch nahmen, chenden Studierenden der Diplom/Magister-Studiengänge
eine erhebliche Zahl (hochgerechnet rd. 200.000) die zur Ver- (242 € vs. 232 €).
fügung gestellten Mittel durch eigenen Verdienst aufstocken, • Mehrheitlich gehen die Studierenden davon aus, dass die
um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten (Einnahmen ohne ei- Finanzierung des Lebensunterhalts während ihres Studiums si-
genen Verdienst: 324 €, eigener Verdienst: 448 €). chergestellt ist. 2009 schätzen rd. 63 % der Studierenden ihre
• Immer noch bestehen erhebliche Unterschiede in Höhe persönliche finanzielle Situation entsprechend ein, gegenüber
und Herkunft der monatlichen Einnahmen zwischen den alten 2006 hat sich dieser Anteil um drei Prozentpunkte erhöht. Eine
und neuen Ländern. Studierende in den alten Ländern verfü- gegenteilige Einschätzung geben 16 % der Studierenden an,
gen mit 832 € über deutlich höhere Einnahmen als die in den zwei Prozentpunkte weniger als noch 2006. 21 % äußerten sich
neuen Ländern mit 722 €. Anders als in den vorangegangenen bei dieser Fragestellung unentschieden. In Abhängigkeit von
Beobachtungszeiträumen hat sich der Abstand zwischen den der sozialen Herkunft fällt diese Einschätzung unterschiedlich
monatlichen Einnahmen der Studierenden in den alten und aus (Bild 3.10). 47 % der Studierenden aus der Herkunftsgruppe
neuen Ländern von 2006 auf 2009 nicht mehr verringert (Bild „niedrig“ gehen davon aus, dass die Finanzierung des Studi-
3.9). Auch 2009 wird der größte Teil der monatlichen Einnah- ums gesichert ist, mit der sozialen Herkunft steigt dieser An-
men der Studierenden in den alten und neuen Ländern von teilswert bis auf 75 % bei den Studierenden der Herkunftsgrup-
den Eltern bereitgestellt (48 % bzw. 46 %). Gegenüber 2006 ist pe „hoch“. Verglichen mit den Ergebnissen von 2006 fällt auf,
dieser Anteil in beiden Regionen allerdings um vier Prozent- dass unter den Studierenden der Herkunftsgruppe „niedrig“
Seite 18
Bild 3.10 Finanzierungssicherheit nach der sozialen Her- innen erheblich, wenn danach differenziert wird, durch wel-
kunft der Studierenden – Zustimmung zur Aussage: che Finanzierungsquelle die Studiengebühren beglichen wer-
Die Finanzierung meines Lebensunterhalts wäh- den. Studierende, deren Studiengebühren von den Eltern über-
rend des Studiums ist sichergestellt. nommen werden, sehen weitaus am häufigsten die Finanzie-
Bezugsgruppe „Normalstudent“, in % je Herkunftsgruppe rung des Studiums als sichergestellt an (78 %). Von den Studie-
renden hingegen, die die Studiengebühren mit einem dafür
trifft völlig zu trifft zu angebotenen Kredit finanzieren, schätzen weniger als die Hälf-
te die Finanzierung des Studiums als gesichert ein (46 %).
hoch 51 24
2009
gehoben 35 27 3.2 Die Förderung nach dem Bundesausbil-
mittel 28 27 dungsförderungsgesetz
niedrig 22 25 Im Sommersemester 2009 erhalten von den deutschen Studie-
renden und den so genannten Bildungsinländer/innen rd. 23 %
eine Förderung nach dem BAföG. Damit liegt die Quote der
hoch 45 27 BAföG-Empfänger/innen auf dem gleichen Niveau wie 2006.
2006
gehoben 33 27 Der Umfang der BAföG-Förderung wird noch deutlicher, wenn
mittel 24 26 bei der Berechnung der Quote nur die Studierenden in den ers-
niedrig 19 20 ten sechs Hochschulsemestern berücksichtigt werden. In die-
ser Teilgruppe kann der Anteil der Studierenden, der die
DSW/HIS 19. Sozialerhebung BAföG-Berechtigung durch fehlenden Leistungsnachweis,
Überschreitung der Förderungshöchstdauer u. a. m. bereits
der Anteil, der die Studienfinanzierung als gesichert ein-
verwirkt haben, noch als vernachlässigbar gering angesehen
schätzt, sich überdurchschnittlich erhöht hat.
werden. Die BAföG-Quote in den ersten sechs Hochschulsemes-
• Studierende in den alten Ländern mit und ohne allgemeine
tern bringt insofern näherungsweise zum Ausdruck, welcher
Studiengebühren unterscheiden sich bei der Einschätzung der
Anteil der potentiell Anspruchsberechtigten tatsächlich geför-
Sicherheit ihrer Studienfinanzierung nur wenig (Bild 3.11). Al-
dert wird. 2009 werden von den Studierenden in den ersten
lerdings sind die Unterschiede zwischen den Gebührenzahler/
sechs Hochschulsemestern 32,9 % gefördert. Damit liegt auch
diese Quote auf gleichem Niveau wie im Jahre 2006, als sie bei
Bild 3.11 Finanzierungssicherheit differenziert nach allge- 32,7 % lag (Bild 3.12).
meinen Studiengebühren – Zustimmung zur Aussa-
ge: Die Finanzierung meines Lebensunterhalts Bild 3.12 BAföG-Quote – Anteil der Geförderten unter allen
während des Studiums ist sichergestellt. Studierenden (Standard-Methode) und denen in
Bezugsgruppe „Normalstudent“ – alte Länder, in % je 1
den ersten sechs Hochschulsemestern (1. - 6. HS)
Gruppe in %
09
91
97
00
03
00
03
9
9
0
19
19
20
20
19
20
20
20
20
20
20
Gebührenpflichtige nach:
Sommersemester Sommersemester
Zahler 38 25
Bild 3.15 Regionale Mobilität der BAföG-Empfänger/innen – • Der durchschnittliche Förderungsbetrag liegt 2009 bei
Wanderung zwischen neuen Ländern sowie alten 413 € und damit um 50 € bzw. knapp 14 % höher als 2006. Dies
1
Ländern mit und ohne Studiengebühren ist ein Ergebnis, das aufgrund der zwischenzeitlich erfolgten
Nach dem BAföG geförderte Studierende im Erststudium, Erhöhung der Bedarfsätze und der Erhöhung des absoluten
in % von allen Geförderten Freibetrags vom Einkommen der Eltern zu erwarten war. Deut-
licher gestiegen ist der durchschnittliche Förderungsbetrag
2006 Mobilitätsquote: 23,1 % 2009 Mobilitätsquote: 21,3 % der Geförderten, die nicht im Elternhaus wohnen (von 378 €
auf 435 €), verglichen mit den Geförderten, die bei den Eltern
wohnen (von 283 € auf 307 €; vgl. Bild 3.16). Die Spreizung der
alte alte
Länder Länder Förderungsbeträge zeigt, dass lediglich 11 % der Geförderten
% ohne SG % ohne SG mit monatlichen Beträgen über 600 € unterstützt werden. Die
1,5 1,5 Mehrheit der BAföG-Empfänger/innen erhält niedrigere Förde-
% %
4,1 3,7 rungsbeträge. Auffällig ist, dass 2009 gegenüber 2006 der An-
4,8 %
3,9 %
neue neue teil der Geförderten mit Förderungsbeträgen bis 400 € deut-
6,4 %
6,1 %
Länder Länder
lich geringer ausfällt (43 % vs. 57 %), während der Anteil mit hö-
4,4 3,8
% % heren Beträgen entsprechend gestiegen ist. In welchem Um-
1,9 2,3 fang dies auf die Veränderungen durch die 22. BAföG-Novelle
% alte % alte
Länder Länder zurückzuführen ist oder auch darauf, dass sich der Anteil der
mit SG mit SG Studierenden aus Familien mit nicht so guten Einkommensver-
hältnissen erhöht hat, lässt sich mit den Daten der Sozialerhe-
SG = Studiengebühren SG = Studiengebühren bung nicht aufklären.
• Im Normalfall wird das BAföG als Zuschuss und unverzinsli-
DSW/HIS 19. Sozialerhebung
ches Darlehen (jeweils zur Hälfte des sich individuell ergeben-
1
Mobilität ist hier definiert als Wechsel von der Region, in der die Hoch- den Förderungsbetrags) gewährt. 2009 werden knapp 95 % der
schulreife erworben wurde, in eine andere Region zwecks Studienaufnah- Geförderten entsprechend unterstützt. Eine reine Zuschussför-
me
derung erhalten knapp 1 %, ausschließlich ein verzinsliches Dar-
lehen gut 4 %. Auffällig ist, dass der Anteil der Geförderten, der
Bild 3.16 Höhe der Förderungsbeträge nach ausgewählten durch ein verzinsliches Darlehen unterstützt wird, das vor al-
Merkmalen1 lem dann gewährt wird, wenn der erfolgreiche Abschluss des
Bezugsgruppe „BAföG-Empfänger/innen“, arithm. Mittel- Studiums absehbar ist, zwischen 2003 und 2009 von 1,7 % auf
wert in € 4,4 % gestiegen ist. 14 % der Geförderten werden, wie bereits
2006 und 2003, unabhängig von der Einkommenssituation im
Förderungsbeträge
Merkmal Elternhaus gefördert, weil die Eltern nach den Regelungen des
2000 2003 2006 2009 BAföG nicht mehr verpflichtet sind, Ausbildungsunterhalt zu
1. Wohnung leisten. Elternunabhängig Geförderte sind deutlich älter und
- bei den Eltern 218 271 283 307 haben weit häufiger bereits eine Berufsausbildung abgeschlos-
- nicht im Elternhaus 325 369 378 435 sen als elternabhängig Geförderte. Dieser Befund überrascht
2. Geschlecht nicht, da beide Fallkonstellationen im BAföG typisierend als
- männlich 303 348 361 407 Voraussetzung für elternunabhängige Förderung geregelt
- weiblich 309 356 361 414 sind. Der durchschnittliche Unterstützungsbetrag bei elter-
3. soziale Herkunft nunabhängiger Förderung liegt ca. 150 € höher als bei eltern-
- niedrig 338 383 390 442 abhängiger Förderung).
- mittel 307 361 369 419 • Der weitaus größte Teil der BAföG-Empfänger/innen (81 %)
- gehoben 294 342 354 393 ist davon überzeugt, ohne diese Förderung nicht studieren zu
- hoch 265 307 326 380 können. In Abhängigkeit von der sozialen Herkunft ist diese
4. Hochschulart Einstellung bei den Geförderten der Herkunftsgruppe „nied-
- Universität u.ä. 306 347 353 408 rig“ mit 86 % am häufigsten anzutreffen und verringert sich mit
- Fachhochschule 307 362 382 423 steigender Herkunft bis auf 70 % unter den Geförderten der
5. Region Herkunftsgruppe „hoch“ (Bild 3.17). Der Anteil der BAföG-Emp-
- alte Länder 315 355 363 411 fänger/innen, der davon ausgeht, dass die Finanzierung des Le-
- neue Länder 285 343 361 421 bensunterhalts während des Studiums sichergestellt ist, liegt
insgesamt 306 352 363 413 bei 53 % und fällt damit deutlich geringer aus als unter den
Nicht-Geförderten, von denen 67 % die Finanzierung des Studi-
DSW/HIS 19. Sozialerhebung
1
ums als gesichert ansehen (Bild 3.18). Die Bedeutung des BAföG
bis 2003 nur deutsche Studierende, ab 2006 einschließlich Bildungsinlän-
der/innen für die Studienfinanzierung wird durch diese Daten bestätigt.
Seite 21
Bild 3.17 Zustimmungsrate der Geförderten nach sozialer gabenpositionen erhoben, deren Summe nicht den Gesamtbe-
Herkunft zur Aussage: Ohne BAföG-Förderung trag aller monatlichen Ausgaben wiedergibt. Folgende Ergeb-
könnte ich nicht studieren. nisse zu den erhobenen monatlichen Ausgaben der ledigen
Nach dem BAföG geförderte Studierende, in % je Her- Studierenden im Erststudium, die außerdem nicht im Eltern-
kunftsgruppe haus wohnen (Haushaltstyp „Normalstudent“), sind hervorzu-
heben:
trifft völlig zu trifft zu
• Wie immer bilden die Ausgaben für Miete (einschließlich
Nebenkosten) mit ca. 35 % der monatlichen Einnahmen die
niedrig 74 12 wichtigste Ausgabenposition (Bild 3.19). Sie beträgt im Jahr
mittel 70 13 2009 durchschnittlich 281 € und ist nominal gegenüber 2006
um 6 % angestiegen. Hinter dem Durchschnittswert verbirgt
gehoben 62 15 sich eine nicht unbeträchtliche Streuung: 19 % der Studieren-
54 16 den geben bis zu 200 € im Monat für ihre Miete aus, 51 % zwi-
hoch
schen 201 und 300 € und 30 % mehr als 300 €, 8 % sogar mehr als
insgesamt 67 14 400 €.
DSW/HIS 19. Sozialerhebung Bild 3.19 Entwicklung der monatlichen Ausgaben für Miete
und Nebenkosten – Mittelwerte
Bezugsgruppe „Normalstudent“, arithm. Mittelwert in €
Bild 3.18 Zustimmungsrate der BAföG-Empfänger/innen
nach sozialer Herkunft zur Aussage: Die Finanzie-
rung meines Lebensunterhalts während des Studi- 281
250 266
ums ist sichergestellt. 227
222
Nach dem BAföG geförderte Studierende, in % je Her- 201
kunftsgruppe 154 162
139
niedrig 22 27
1985 1988 1991 1994 1997 2000 2003 2006 2009
mittel 25 27
Jahr1
gehoben 29 29 DSW/HIS 19. Sozialerhebung
1
ab 1991 einschl. neue Länder
hoch 28 31
• Die Ausgabenhöhe für diese Position unterscheidet sich er-
Geförderte insg. 25 28
heblich nach der gewählten Wohnform: Danach ist es mit im
Durchschnitt monatlich 222 € finanziell am günstigsten, im
Vergleichsgruppe: Wohnheim zu wohnen; am teuersten ist es, allein in einer eige-
Nicht-Geförderte 44 23 nen Wohnung zu leben (durchschnittlich 341 €). Die individu-
elle Belastung durch die monatlichen Ausgaben hängt in ers-
DSW/HIS 19. Sozialerhebung
ter Linie vom gesamten verfügbaren Budget ab: Während der
Anteil, der für die Miete aufgebracht werden muss, im unters-
3.3 Ausgaben für die Lebenshaltung ten Einnahmenquartil (weniger als 640 €) 42 % beträgt, beläuft
Wie die Einnahmen streuen auch die Ausgaben der Studieren- er sich im obersten Quartil (über 944 €) auf nur noch 30 %, ob-
den beträchtlich. Es gibt keine eindeutigen, „objektiven“ gleich die durchschnittlichen Mietausgaben hier um 121 € hö-
Normwerte für die Kosten eines Studiums. Sie unterscheiden her sind. Studierende mit geringen Einnahmen wohnen häufi-
sich je nach Hochschulort, nach Studienphase und Lebensalter, ger im Wohnheim, während sich Studierende mit höheren Ein-
nach Fächern und anderen Aspekten. Die Höhe der Einnahmen nahmen eher eine eigene Wohnung leisten können.
wird ebenso wie die der Ausgaben selbstverständlich auch • Große Unterschiede in den Mietausgaben gibt es immer
durch eine subjektive Anspruchskomponente mitbestimmt. noch zwischen den neuen und alten Ländern. Bei allen Wohn-
Die Ausgaben der Studierenden umfassen an erster Stelle die formen liegen die durchschnittlichen Aufwendungen in den
Aufwendungen für die Miete, die Bestreitung des alltäglichen alten Ländern höher als in den neuen Ländern, wobei die Aus-
Lebensunterhalts (einschließlich Verkehr, Gesundheit und Frei- gaben in beiden Regionen mit jedem Erhebungsjahr weiter an-
zeit) und die Finanzierung der unmittelbar mit dem Studium gestiegen sind. Auch sonst gibt es erhebliche Unterschiede zwi-
verbundenen Kosten (z. B. für Lernmittel). Aus methodischen schen den 16 Ländern und vor allem zwischen den einzelnen
Gründen werden in der Sozialerhebung nur ausgewählte Aus- Hochschulstandorten (Bild 3.20). So geben Studierende in
Seite 22
Bild 3.20 Rangfolge der Hochschulstädte nach der Höhe Bild 3.21 Ausgaben in Abhängigkeit von der Höhe der Ein-
der monatlichen Ausgaben für Miete und Neben- nahmen in Quartilen
kosten Bezugsgruppe „Normalstudent“, arithm. Mittelwert in €
Bezugsgruppe „Normalstudent“, arithm. Mittelwert in € Einnahmenquartil insge-
Ausgabenposition samt
1. 2. 3. 4.
Ausgaben Ausgaben
Rang Standort1 Rang Standort1
für Miete2 für Miete2 Miete einschl. Nebenkosten 228 260 288 349 281
Ernährung 119 146 168 202 159
1 München 348 28 Rostock 279 Kleidung 36 44 52 70 51
2 Hamburg 345 29 Trier 278 Lernmittel 25 29 34 43 33
3 Köln 333 30 Karlsruhe 276 Auto und/oder
4 Düsseldorf 330 31 Regensburg 275 öffentliche Verkehrsmittel 53 62 73 111 76
5 Frankfurt a. M. 328 32 Potsdam 274 eigene Krankenversiche-
6 Darmstadt 321 33 Dortmund 274 rung, Arztkosten, Medika-
mente 44 50 56 79 59
7 Mainz 308 34 Braunschweig 273
Kommunikation
8 Stuttgart 306 35 Erlangen-Nürnb. 272 (Telefon, Internet u. a. m.) 26 31 36 47 35
9 Konstanz 305 36 Würzburg 268 Freizeit, Kultur und Sport 41 54 68 87 63
10 Heidelberg 301 37 Bielefeld 267
DSW/HIS 19. Sozialerhebung
11 Bremen 300 38 Gießen 266
1
Ausgewiesen wird der Durchschnittsbetrag bezogen auf die Studierenden,
12 Berlin 298 39 Göttingen 261 die Angaben zu der jeweiligen Position machten. Die Antworthäufigkeit je
13 Ulm 298 40 Kassel 260 Position variiert zwischen 62 % und 99 %.
14 Bonn 298 41 Paderborn 259
15 Wuppertal 297 42 Osnabrück 259
cherung, Arztkosten und Medikamente), Kommunikation (35 €
16 Freiburg 294 43 Bochum 258
für Telefon, Internet etc.) sowie Freizeit, Kultur und Sport (63 €).
17 Aachen 293 44 Passau 254
• Selbstverständlich hängt die Höhe der Ausgaben bei fast al-
18 Duisburg 289 45 Greifswald 252
len Positionen – wie schon bei der Miete gezeigt – von dem
19 Lüneburg 288 46 Bamberg 250
durch das verfügbare Einnahmenniveau gesetzten Rahmen ab.
20 Tübingen 288 47 Erfurt 249
Diese Einnahmenabhängigkeit der Ausgaben findet sich bei
21 Hannover 285 48 Halle (Saale) 243
sämtlichen Ausgabenarten (Bild 3.21): Das Viertel der Studie-
22 Saarbrücken 282 49 Oldenburg 242
renden mit den geringsten Einnahmen hat bei allen Ausgaben-
23 Münster 281 50 Leipzig 236
posten auch die niedrigsten Ausgaben. Mit der Einnahmenhö-
24 Mannheim 281 51 Magdeburg 236
he steigen die durchschnittlichen Ausgaben bei allen Posten
25 Kiel 280 52 Jena 233
von Quartil zu Quartil an.
26 Augsburg 280 53 Dresden 223
• Durch eine Bilanzierung der monatlichen Einnahmen mit
27 Marburg 279 54 Chemnitz 210
der Summe der Ausgaben für die beschriebenen Ausgabeposi-
DSW/HIS 19. Sozialerhebung
tionen wird verdeutlicht, wieviel Mittel den Studierenden für
1
nur Standorte, für die Angaben von mindestens 50 Studierenden vorliegen weitere notwendige Ausgaben noch verbleiben. So bilanziert
2
einschließlich Nebenkosten verfügen 22 % der Studierenden über mehr als 200 € für weite-
re Ausgaben, bei ebenfalls 22 % liegt dieser Betrag über 100 bis
München im Durchschnitt 348 € für Miete und Nebenkosten 200 €. Bei 33 % ist die Bilanz einigermaßen ausgeglichen, d. h.
aus, Studierende in Chemnitz hingegen lediglich 210 €. die Einnahmen übersteigen die Ausgaben für die ausgewähl-
• Über die Miete hinaus entstehen den Studierenden weitere ten Positionen um bis zu 100 €. Am anderen Ende dieser Skala
finanzielle Aufwendungen: Die monatlichen Ausgaben der gibt es aber auch 23 % der Studierenden, deren Ausgaben nicht
Studierenden für Ernährung liegen im Durchschnitt bei 159 € vollständig durch die Einnahmen gedeckt sind und die im
und weisen eine erhebliche Spannweite auf. Die Ausgaben für Durchschnitt schon 55 € mehr für die ausgewählten Positionen
Kleidung belaufen sich auf durchschnittlich 51 €. Ausgaben für ausgeben als ihnen einnahmenseitig zur Verfügung steht; die-
Lernmittel schwanken stark mit der jeweiligen Fachrichtung; se Gruppe, die mit zunehmendem Alter anwächst, befindet
im Durchschnitt geben Studierende dafür 33 € pro Monat aus. sich in einer prekären finanzielle Situation (Bild 3.22). Nicht un-
Die monatlichen Ausgaben für ein Auto und/oder öffentliche erwartet gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen Ein-
Verkehrsmittel liegen 2009 bei durchschnittlich 76 €, wobei nahmenhöhe und der Einnahmen-Ausgaben-Balance. Ein be-
anzumerken ist, dass der Anteil der Studierenden mit Ausga- sonderer finanzieller Druck kumuliert sich danach im unters-
ben für ein Auto schon seit Anfang der 1990er Jahre rückläufig ten Einnahmenquartil und bei älteren Studierenden in den hö-
ist (1991: 53 %) und seit 2006 erneut von 39 % auf nunmehr 34 % heren Semestern.
gesunken ist. Weitere wichtige Ausgabenposten sind Gesund-
heit (durchschnittlich 59 € im Monat für eigene Krankenversi-
Seite 23
Bild 3.22 Einnahmen/Ausgaben-Bilanz nach ausgewählten 3.4 Ausgaben für allgemeine Studiengebüh-
Merkmalen ren/-beiträge
Bezugsgruppe „Normalstudent“, Studierende je Merk-
Mit der 19. Sozialerhebung konnte erstmals auch ermittelt wer-
mal in %
den, wie Studierende die allgemeinen Studiengebühren/-bei-
Bilanzergebnis träge finanzieren. Zunächst ist darauf hinzuweisen, dass im
keine über Sommersemester 2009 von den Studierenden im Erststudium
Merkmal 1 - 50 € 51 - 100 € 101 - 200 € 59 % an einer Hochschule immatrikuliert waren, die allgemei-
Mittel 200 €
verfüg- verfüg- verfüg-
verfüg- verfüg- ne Studiengebühren/-beiträge erhebt. Dadurch, dass 18 % die-
bar bar bar
bar bar ser Studierenden aufgrund landesspezifischer Regelungen von
1. Geschlecht der Gebührenpflicht ausgenommen oder befreit sind, verblei-
- männlich 25 17 15 21 22 ben 48 %, die für das Sommersemester 2009 entsprechende Ge-
- weiblich 21 18 15 23 23
bühren/Beiträge zu entrichten hatten.
Die Mehrheit der Gebührenzahler (59 %) begleicht diese
2. Soziale Herkunft
ganz (41 %) oder teilweise (18 %) mit Mitteln, die von den Eltern
- niedrig 23 18 11 24 23
zur Verfügung gestellt werden. Am zweithäufigsten wird von
- mittel 24 18 15 21 22
den Gebührenzahler/innen der eigene Verdienst genannt, mit
- gehoben 23 18 16 21 21
dem die Gebühren/Beiträge ganz (9 %) oder teilweise (21 %) be-
- hoch 22 18 16 22 22
zahlt werden. Ein etwas geringerer Anteil finanziert die Studi-
3. Alter engebühren mit Ersparnissen (24 %, ausschließlich: 9 %, teilwei-
- bis 21 Jahre 21 19 16 24 21 se: 15 %). 11 % der Gebührenzahler/innen haben dafür eines der
- 22/23 Jahre 21 17 16 23 23 speziell zur Finanzierung der Studiengebühren/-beiträge von
- 24/25 Jahre 24 18 14 20 23 den Ländern veranlassten Kreditangebote in Anspruch genom-
- 26/27 Jahre 26 18 14 21 21 men. Es fällt auf, dass in Nordrhein-Westfalen fast ein Fünftel
- 28/29 Jahre 24 19 15 22 20 der Gebührenzahler/innen (19 %) auf einen solchen Kredit zu-
- ab 30 Jahre 32 18 11 18 21 rückgreift, während in den übrigen Ländern, Hamburg ausge-
4. Region nommen, der Anteil der Kreditnehmer erheblich geringer aus-
- alte Länder 24 18 15 22 23 fällt (zwischen 3 % und 9 %, Bild 3.23). In Hamburg ist insofern
- neue Länder 21 19 17 24 20 eine Sondersituation, als den Studierenden dort anstatt eines
5. Allgemeine Studiengebühren
Kreditangebots die Möglichkeit eingeräumt wird, die Studien-
gebühren nachgelagert, also i. d. R. nach Beendigung des Stu-
- ja 24 17 14 21 24
diums, zu begleichen. Nach dem Ergebnis der Sozialerhebung
- nein 22 19 16 23 20
haben diese Möglichkeit 47 % der Studierenden in Hamburg in
insgesamt 23 18 15 22 22 Anspruch genommen.
DSW/HIS 19. Sozialerhebung
Eltern 66 65 48 58 55 62 59
eigener Verdienst 31 30 36 29 28 34 30
Kredit 5 4 - 9 19 3 11
eigene Ersparnisse 26 25 29 28 20 30 24
andere Quelle 5 5 10 9 6 7 6
DSW/HIS 19. Sozialerhebung
1
Ohne die Studierenden, die angaben, für das Sommersemester 2009 keine Gebühren/Beiträge gezahlt zu haben, da sie von der
Möglichkeit der nachgelagerten Begleichung Gebrauch machen.
Seite 24
hang vor allem die Ergebnisse der Zeitbudgetanalyse. Ein nicht Studierende im Erststudium, Mittelwerte in Stunden pro
unerheblicher Teil der Studierenden – 2009 sind es 21 % (Bild Woche
4.7)– betreibt de facto ein Teilzeitstudium, wobei dies nur bei
acht Prozent durch extensive Erwerbstätigkeit bedingt ist. 37 36 36 36
34 36
34
Während 29 % der Studierenden für Studium und Job zusam-
men maximal 35 Stunden pro Woche aufwenden, steigt bei 31 % 18 18 18 17 16 18
17
der Studierenden das für Studium und Erwerbstätigkeit aufge-
brachte Zeitvolumen auf mehr als 50 Stunden in der Woche an
(Bild 4.1). Solche Befunde verweisen darauf, wie unterschied- 19 18 18 19 18 18
17
lich die zeitlichen Strukturen des Studiums sind. Darüber hi-
naus wird deutlich, dass es bei einem Teil der Studierenden
große Disparitäten zwischen dem planmäßigen Zeitrhythmus 1991 1994 1997 2000 2003 2006 2009
des Studiums (als Vollzeitstudium) und dem tatsächlichen Stu-
Lehrveranstaltungen Selbststudium
dienverhalten gibt.
DSW/HIS 19. Sozialerhebung
1
ab 2006 einschließlich Bildungsinländer/innen
Bild 4.1 Studierende nach zeitlicher Gesamtbelastung
durch Studium und Erwerbstätigkeit 2009
• Der zeitliche Studienaufwand von Bachelorstudierenden
Studierende im Erststudium, in %
liegt zwar leicht über dem der vergleichbaren Vorläuferstudi-
engänge (Diplom). Die Befürchtung eines durchregulierten
15
14 Ø =44 h/Wo. Studienalltags an der Hochschule mit sehr engen Zeitmustern
13
11 wird aber generell nicht bestätigt. Der Querschnittsvergleich
10 in Bild 4.3 belegt zwar eine zeitliche Mehrbelastung von drei
8 8 Stunden pro Woche im Bachelorstudium; dies ist jedoch teil-
5 5 5 5
weise darauf zurückzuführen, dass die Vergleichsgruppe im
3 Diplomstudium überwiegend in höheren Semestern studiert,
wo die zeitliche Belastung durch das Studium tendenziell et-
was geringer ist. Bei einem Vergleich von Jahrgangskohorten
sind die Unterschiede deutlich geringer.
• Hinsichtlich der zeitlichen Anwesenheit in der Hochschule
20
0
70
-2
-3
-4
-5
-6
-3
-4
-5
-6
-7
>
=
21
66
31
51
41
26
61
46
36
56
<
Bild 4.3 Zeitaufwand für Studium und Erwerbstätigkeit Befragten, die sich in einem Erststudium befinden, arbeiten
1
nach Art des angestrebten Abschlusses Studierende 2009 im Schnitt acht Stunden in der Woche, um
Studierende im Erststudium, Mittelwerte in Std./ Woche Geld zu verdienen; das ist etwa eine Stunde mehr als im Jahr
2006.
23 21 5 49 • Die zeitliche Belastung durch Erwerbstätigkeit fällt bei den
Staatsexamen (o. LA)
tatsächlich erwerbstätigen 66 % der Studierenden im Erststudi-
Master 17 20 9 46 um mit durchschnittlich 13,5 Stunden pro Woche deutlich hö-
her aus. Von diesen arbeiten 35 % bis zu acht Stunden in der
Diplom (FH) 17 17 12 46
Woche, 38 % zwischen neun und 16 Stunden und 27 % sogar
Bachelor (FH) 23 14 8 44 mehr als 17 Stunden, was schon einer Halbtagstätigkeit ent-
spricht und teilweise weit darüber hinausgeht (Bild 4.4). Die Er-
Bachelor (U) 20 17 6 43
werbstätigkeit erstreckt sich dabei über die ganze Studienwo-
Staatsexamen (LA) 16 18 8 43 che, mit Spitzen am Freitag und am Samstag. Auffällig gegen-
über 2006 ist, dass sich die Erwerbsarbeit gleichmäßiger auf
Diplom (U) 14 20 9 42 alle Wochentage (einschließlich Samstag) erstreckt, dafür aber
weniger konzentriert an einzelnen Wochentagen stattfindet.
0 10 20 30 40 50
Lehrveranstaltungen Selbststudium Erwerbstätigkeit Diese Veränderungen können mit den stringenteren Struktu-
DSW/HIS 19. Sozialerhebung ren im gestuften Studiensystem in Zusammenhang stehen.
1
ausgewählte Abschlussarten
Bild 4.4 Studierende nach Zeitaufwand für Erwerbstätig-
keit 2009
send sind, an Freitagen seltener (60 %) und mit gut vier Stunden
erwerbstätige Studierende im Erststudium, in %
auch etwas weniger. Das Verhältnis zwischen Anwesenheit in
Lehrveranstaltungen und Selbststudium verschiebt sich erheb-
lich mit der Semesterzahl: Während bei den jüngeren Studie- 22 22 Ø = 13,5 h/Wo.
renden der Besuch von Lehrveranstaltungen dominiert, 16
wächst der Zeitaufwand für das Selbststudium mit dem Studi- 13 12
enverlauf deutlich an und gewinnt gegen Studienende eindeu-
6
tig die Priorität. 3 2 1 1 2
• Während es zwischen Universitäten und Fachhochschulen
kaum Unterschiede im Gesamtstudienaufwand gibt, variiert
1-4
12
-16
-2
-2
-3
-2
-4
9-
13
29
25
21
>
17
33
37
Bild 4.5 Zeitaufwand für Erwerbstätigkeit im Studienver- Bild 4.6 Erwerbstätigkeit und Studienaufwand
lauf insgesamt und nach Hochschulart Studierende im Erststudium, Mittelwerte in Stunden/
Studierende im Erststudium, Mittelwerte in Stunden/Wo- Woche
che
70
60
10,6
Gesamtaufwand in Std./Woche
9,1
8,3 50
7,5 Studien-
6,1 13,7 aufwand
10,8 Erwerbszeit zu Lasten freier Zeit nicht
4,5 9,7 9,9 40
8,6 8,8 erwerbstäti-
7,1 6,9 7,7 Erwerbszeit zu Lasten d. Studienzeit
5,5 5,5 ger Studie-
3,9 30 render
Selbststudium
1.-2. 3.-4. 5.-6. 7.-8. 9.-10. 11.-12. 20
Hochschulsemester
10
insgesamt Universitäten Fachhochschulen Lehrveranstaltungen
Ø = 7,8 Ø = 7,5 Ø = 8,3 0
0 5 10 15 20 25 30 35 40
DSW/HIS 19. Sozialerhebung
Erwerbstätigkeit in Std./Woche
der auch für die Bachelorstudierenden an Universitäten gilt,
DSW/HIS 19. Sozialerhebung
die sich schwerpunktmäßig in dieser Studienphase befinden.
Zur Situation im Masterstudium kann aufgrund der noch sehr
weiterer Faktor, der mit dem Zeitbudget, das in das Studium in-
geringen Fallzahlen im Rahmen dieser Untersuchung nichts
vestiert wird, korrespondiert.
ausgesagt werden.
• Die Sozialerhebung unterscheidet zwischen vier Studien-
• Der Gesamtaufwand für Studium und Erwerbstätigkeit be-
Erwerbs-Typen (zur Definition vgl. Abschnitt 9.3.4, Hauptbe-
trägt für Studierende im Erststudium durchschnittlich 44 Stun-
richt 19. Sozialerhebung), denen jeweils ein bestimmter Zeit-
den in der Woche – bei einer allerdings enormen Streuung von
aufwand für Studium und/ oder Erwerbstätigkeit zugrunde ge-
30 Stunden und weniger (18 % aller Befragten) bis zu mehr als
legt wird. Danach praktizieren im Sommersemester 2009 79 %
50 Stunden, was auf immerhin 31 % zutrifft; 13 % kommen sogar
aller Studierenden im Erststudium ein Vollzeitstudium (defi-
auf eine wöchentliche Gesamtbelastung von mehr als 60 Stun-
niert als wöchentlicher Studienaufwand von 25 Stunden oder
den (vgl. Bild 4.1). Im Vergleich mit 2006 ist der zeitliche Ge-
mehr), darunter 12 % mit hohem Erwerbsaufwand (definiert als
samtaufwand für Studium und Job damit deutlich angestiegen
wöchentlich mehr als 15 Stunden). Der Anteil der Vollzeitstu-
(im Durchschnitt um plus drei Wochenstunden bzw. gut 7 %).
dierenden hat seit 1988 – damals noch 89 % – bis 2006 auf 75 %
• Mit zunehmender Erwerbstätigkeit verschiebt sich die Ver-
kontinuierlich abgenommen (Bild 4.7). 2009 ist dieser Trend
teilung der Zeitanteile zwischen Studium und freier Zeit. Der
erstmalig durchbrochen worden, indem der Anteil an Voll-
zusätzliche Zeitaufwand für Erwerbstätigkeit geht in etwa glei-
zeitstudierenden wieder um vier Prozentpunkte zugenommen
chem Umfang zu Lasten sowohl des Studiums als auch der ver-
hat, möglicherweise auch eine Auswirkung der Studienstruk-
bleibenden Freizeit (Bild 4.6). Unter Gesichtspunkten eines
turreform. Korrespondierend damit hat sich der Anteil derjeni-
möglichst effektiven Studiums sind die zeitlichen Konsequen-
gen Studierenden im Erststudium, der de facto ein Teilzeitstu-
zen für das Studium durch den faktisch geringeren wöchentli-
dium (mit weniger als 25 Stunden pro Woche) betreibt, von 25
chen Zeitaufwand, der zum Studium noch zur Verfügung
% in 2006 – einem Spitzenwert in der bisherigen Entwicklung –
steht, problematisch, auch wenn studienbegleitende Erwerbs-
auf 21 % in 2009 reduziert.
tätigkeit nur einen von vielen Gründen für ein längeres Studi-
• Die vier Studien-Erwerbs-Typen (nur Erststudium) verteilen
um darstellt. Gegenüber 2006 ist festzustellen, dass die studen-
sich unterschiedlich nach Abschlussart, Studienfach und Studi-
tische Erwerbsarbeit etwas mehr zu Lasten der Freizeit geht
enverlauf. Den größten Anteil an Vollzeitstudierenden weisen
und entsprechend etwas weniger zu Lasten des Studiums.
Studiengänge auf, die mit dem Staatsexamen (ohne Lehramt)
• Der Zeitaufwand, der in Studium und Erwerbstätigkeit in-
oder einem Bachelor enden, den geringsten hingegen Magis-
vestiert wird, hängt von zahlreichen sozialen und individuel-
terstudiengänge. Eine tiefer gehende Bestandsaufnahme der
len Faktoren ab. Von besonderer Bedeutung ist auch hier die
Situation in den Bachelorstudiengängen wird im Rahmen ei-
soziale Herkunft. So steigt der durchschnittliche Erwerbsauf-
nes Sonderberichts erfolgen.
wand im Studienverlauf bei Studierenden aus der Herkunfts-
• Mit dem Studienverlauf nimmt die Häufigkeit eines
gruppe „niedrig“ stärker an als bei denjenigen aus der Her-
de facto Teilzeitstudiums deutlich zu: Während noch 86 % bis
kunftsgruppe „hoch“, mit entsprechenden Konsequenzen für
87 % der Studierenden in den ersten beiden Studienjahren im
das Studium. Die subjektive Einstellung zum Studium ist ein
Seite 27
1
Bild 4.7 Studien-Erwerbs-Typ – Entwicklung 1991 - 2009 Bild 4.8 Erwerbstätigenquote, Regelmäßigkeit der Er-
1
Studierende im Erststudium, in % werbstätigkeit und Erwerbsaufwand 2000 - 2009
Studierende im Erststudium
Vollzeitstudium
89 87 Vorlesungszeit
82 81 80 2000 2003 2006 2009
10 10 76 79 Sommersemester
75 mit hohem
12 13 13 12
10 9 Erwerbs-
aufwand Erwerbstätigenquote (in %) 65 66 63 66
79 77 Erwerbstätigkeit (in %)
70 68 67 66 66 67 ohne /mit
geringem nicht erforderlich 13 11 10 10
Erwerbs- wegen Studienbelastung 21 20 24 21
aufwand nicht möglich
´09 ´06 ´03 ´00 ´97 ´94 ´91 ´88
´88 ´91 ´94 ´97 ´00 ´03 ´06 ´09 ohne Erfolg Job gesucht 2 3 4 3
gelegentlich gearbeitet 23 19 19 18
7 8 11 11 12 13 ohne /mit
4 5 16 17 häufig gearbeitet 16 11 10 10
11 7 8 8 8
geringem
13 8 laufend gearbeitet 25 36 33 38
18 19 8 Erwerbs-
20 21
24 25 aufwand
Erwerbsaufwand (arithm. Mittel in Std./Woche)
mit hohem gelegentlich gearbeitet 9 8 9 8
de facto Teilzeitstudium Erwerbs-
aufwand häufig gearbeitet 15 13 13 13
laufend gearbeitet 18 15 16 16
DSW/HIS 19. Sozialerhebung insgesamt 14 13 14 14
1
ab 2006 einschließlich Bildungsinländer/innen
DSW/HIS 19. Sozialerhebung
1
ab 2006 einschließlich Bildungsinländer/innen
Vollzeitmodus studieren, sind es im vierten Studienjahr nur
noch 77 % und im fünften nur noch 74 %. Der Anteil der Voll-
zeitstudierenden ist vor allem in der Fächergruppe Medizin,
aber auch in den Ingenieurwissenschaften und in Mathematik/ 1
Bild 4.9 Erwerbstätigenquoten nach Hochschulstandort
Naturwissenschaften höher als im Durchschnitt und fällt in der
Studierende im Erststudium, in %
Fächergruppe Sozialwissenschaften/Psychologie/Pädagogik
deutlich niedriger aus. Erw.- Erw.-
Standort Standort
• Mit 66 % ist die Erwerbstätigenquote unter Studierenden im quote quote
Erststudium im Jahr 2009 gegenüber 2006 wieder um drei Pro- Wuppertal 84 Bonn 68
zentpunkte gestiegen und liegt damit auch im längerfristigen Köln 79 Freiburg 67
Vergleich auf einem hohen Niveau (Bild 4.8). Dieser Anstieg ist Frankfurt am Main 76 Augsburg 66
vor allem auf diejenigen zurückzuführen, die laufend während Dortmund 76 Saarbrücken 66
des Semesters gearbeitet haben, was bei 38 % der Studierenden Mainz 73 Rostock 66
der Fall ist (2006: 33 %). Berlin 73 Kiel 64
• Differenziert nach regionalen Merkmalen, liegt die Er- Düsseldorf 73 Ulm 63
Hamburg 72 Gießen 59
werbstätigenquote in den neuen Ländern mit 55 % weit unter
Darmstadt 71 Regensburg 63
der für die alten Länder (68 %). Ansteigend ist sie in beiden Re-
München 71 Aachen 62
gionen. Mit 32 Prozentpunkten Differenz (78 % in Köln, 46 % in
Erlangen-Nürnberg 71 Karlsruhe 60
Osnabrück) gibt es starke Unterschiede auf lokaler Ebene (Bild
Trier 71 Tübingen 60
4.9), ebenso zwischen den einzelnen Ländern.
Duisburg 70 Gießen 59
• Die Erwerbstätigenquote steigt mit dem Alter deutlich an – Bremen 70 Würzburg 59
von 39 % bei den 19-Jährigen auf 79 % bei den 30-Jährigen und Bielefeld 70 Braunschweig 59
älteren Studierenden; ebenso der Anteil der laufend Erwerbs- Kassel 70 Magdeburg 58
tätigen. Geschlechtsspezifische Unterschiede sind relativ ge- Stuttgart 70 Dresden 58
ring; bei den Jüngeren (bis 25-Jährigen) ist die Erwerbstätigen- Münster 69 Konstanz 57
quote der Frauen etwas höher. Zwischen den sozialen Her- Potsdam 69 Göttingen 56
kunftsgruppen fallen die Unterschiede geringer aus, als erwar- Hannover 69 Halle 54
tet werden könnte: In allen vier Gruppen liegt die Erwerbstäti- Heidelberg 69 Leipzig 54
genquote deutlich über 60 % (Bild 4.10). Bochum 68 Marburg 54
• Unter den vielfältigen Motiven, neben dem Studium zu ar- Paderborn 68 Jena 50
beiten, steht der Grund „notwendig für den Lebensunterhalt“
DSW/HIS 19. Sozialerhebung
an erster Stelle (45 % mit voller Zustimmung), gefolgt von dem
1
nur Hochschulstandorte mit mindestens 100 Fällen in der Stichprobe
Motiv „sich etwas mehr leisten können“ (40 %). Auch die Unab-
Seite 28
Bild 10.11
4.10 Erwerbstätigenquote und Regelmäßigkeit der raten Arbeitszeiten führt. Die Motive korrespondieren mit dem
Erwerbstätigkeit nach sozialer Herkunft 2006 - Alter – jüngere Studierende arbeiten eher, um sich etwas mehr
1
2009 leisten zu können, ältere dagegen eher mit dem Ziel der Siche-
Studierende im Erststudium, in % rung des Lebensunterhalts. Bei Studierenden aus der Her-
kunftsgruppe „niedrig“ steht der Lebensunterhalt als Erwerbs-
2006 2009 motiv im Vordergrund; bei denjenigen aus der Herkunftsgrup-
66 66 67 66
63 63 61 63 pe „hoch“ dominieren die Motive, sich etwas mehr zu leisten
16 18 16 16 17 sowie Praxiserfahrungen zu sammeln.
18 19
21 • Erwerbstätige Studierende finden sich in einer ganzen
11 11 10 11 10
11 10 Bandbreite von Jobs, von hochqualifizierten bis zu einfachen
10
Aushilfstätigkeiten, die mit 40 % (Erststudium) das Bild domi-
36 37 34 40 40 39 34 nieren. 32 % arbeiten als studentische/wissenschaftliche Hilfs-
30
kraft. Der durchschnittliche Verdienst im Erststudium liegt bei
9 € pro Stunde, aber mit einer erheblichen Spannweite; bei
niedrig mittel geho- hoch niedrig mittel geho- hoch freiberuflicher/selbständiger und bei höher qualifizierter Tä-
ben ben tigkeit, insbesondere in Anknüpfung an eine schon erworbene
soziale Herkunftsgruppe soziale Herkunftsgruppe Qualifikation, lässt sich ein höheres Entgelt erzielen.
• Die Einführung allgemeiner Studiengebühren hat insge-
Erwerbstätigkeit
samt keinen messbaren Einfluss auf das studentische Zeitbud-
laufend häufig gelegentlich
get. Aufgrund zahlreicher Ausnahmen und Befreiungen und
DSW/HIS 19. Sozialerhebung der (Teil-)Übernahme der Gebührenzahlung durch die Eltern
1
ab 2006 einschließlich Bildungsinländer/innen (bei 59 % der Gebührenzahler) belastet die Gebührenpflicht
vornehmlich diejenigen, die ihr mit eigenen Mitteln nachkom-
hängigkeit von den Eltern (30 %) sowie das „Sammeln prakti- men müssen. In dieser Gruppe hat sich im Vergleich zum Som-
scher Erfahrungen“ (26 %) spielen noch eine größere Rolle (Bild mersemester 2006 vor allem der Anteil der „laufend“ Erwerbs-
4.11). Steht das Motiv „Lebensunterhalt“ im Vordergrund, deh- tätigen erhöht.
nen sich die durchschnittlichen Arbeitszeiten tendenziell aus,
während der Grund „sich etwas leisten können“ eher zu mode-
1
Bild 4.11 Entwicklung der Motive für Erwerbstätigkeit 1991 - 2009
erwerbstätige Studierende im Erststudium, in %, Positionen „trifft völlig zu“ und „trifft zu“ auf einer Bewertungsskala von
„trifft gar nicht zu“ bis „trifft völlig zu“
sich etwas mehr leisten notwendig für Lebensunterhalt Unabhängigkeit von Eltern
69 71 71 73 63
68 65 64 60 61 60
56 56 57 55 55 57
52 14 49 49
14 16 48
29 28 32 32 33 15 15 15
30 29 14 26 27 29 30
24 25 24
49 46 42 45
41 40 38 41 41
39 35 35 39 39 29 28 28 30
24 24 25
'91 '94 '97 '00 '03 '06 '09 '91 '94 '97 '00 '03 '06 '09 '91 '94 '97 '00 '03 '06 '09
Welche Bedeutung hat die soziale Infrastruktur für das Studi- ohne Partner/in sowie in einer Wohngemeinschaft, bis 2003
um, welche Anforderungen stellen Studierende an diese und permanent zugenommen hat und danach auf hohem Niveau
wie stellt sich ihre Nutzung dar? Hochschulzugang und Stu- stabil geblieben ist. Die langfristige Entwicklung ist primär von
dienerfolg sind nicht nur von der Finanzierung des Studiums drei Faktoren beeinflusst worden: erstens von der Angebots-
und dem Zeitbudget abhängig, das für das Studium zur Verfü- entwicklung auf dem Wohnungsmarkt, einschließlich der
gung steht. Vielmehr bedeutet ein Hochschulstudium in der Wohnheimkapazitäten; zweitens vom Wandel der Wohnnach-
Regel auch, sich nach einer Unterkunft umzusehen, sich ver- frage, die u. a. von der Entwicklung der Studierendenzahlen
pflegen und vielfältige Herausforderungen meistern zu müs- abhängig ist sowie von den individuellen Wohnpräferenzen
sen, die mit dem Wechsel in eine neue Lebensphase zusam- und der sich darin manifestierenden Lebensstile; drittens
menhängen. Die Studentenwerke bieten dafür an den einzel- schließlich von der Preis- und Kostenentwicklung in Verbin-
nen Standorten entsprechende Dienstleistungen an, zu denen dung mit den finanziellen Möglichkeiten der Studierenden.
Angebote für preiswertes Wohnen in Wohnheimen, preis- • Im Jahr 2009 ergibt die Verteilung der Wohnformen für
günstige Verpflegungsangebote in Mensen und Cafeterien alle Studierenden folgendes Bild: Die Wohngemeinschaft ist
und auch zahlreiche Beratungs- und Informationsangebote die am häufigsten gewählte Wohnform (26 %), gefolgt vom
gehören. Aufgrund der Zentralität dieser Fragen für die große Wohnen bei den Eltern (23 %). Der Anteil an Studierenden, die
Mehrzahl der Studierenden sind diese Aspekte ein regelmäßi- allein in einer eigenen Wohnung wohnen, ist auf 17 % zurück-
ges Thema der Sozialerhebungen. Sollte sich das deutsche gegangen, eine eigene Wohnung mit einem Partner bzw. einer
Hochschulsystem zukünftig noch stärker ausdifferenzieren, ist Partnerin teilen sich 20 %. Einen Platz in einem Wohnheim ha-
es vorstellbar, dass solche Angebote als Wettbewerbsfaktoren ben 12 % der Studierenden. Die Veränderungen zwischen 2006
sogar noch stärker an Bedeutung gewinnen. und 2009 fallen damit vergleichsweise moderat aus. Der Anteil
Wie wohnen Studierende und was hat sich hier verändert? der Wohnheimwohner/innen und der Anteil derjenigen, die in
Folgende Ergebnisse zur Wohnsituation werden hervorgeho- einer Wohngemeinschaft leben, hat um jeweils einen Prozent-
ben: punkt zugenommen; umgekehrt hat die alleinige Nutzung ei-
• Die Entwicklung der studentischen Wohnformen, weist ner Wohnung um drei Prozentpunkte abgenommen.
über den Zeitraum der letzten 20 Jahre keinen so fundamenta- • Zwischen tatsächlicher Wahl und bevorzugter Wohnform
len Wandel mehr auf wie in den vier Jahrzehnten zuvor (vgl. gibt es eine gewisse Diskrepanz. Bei freier Wahl – d. h. ohne
Bild 5.1 sowie 18. Sozialerhebung, S. 353). Sie ist u. a. dadurch Rücksicht auf das lokale Angebot und die Kosten – stünde die
geprägt, dass die Wohnform der Untermiete schon seit Beginn gemeinsame Wohnung mit dem/der Partner/in an erster Stelle
des letzten Jahrzehnts bedeutungslos geworden ist und der An- (35 %). Die Wohngemeinschaft (25 %) und die alleinige Woh-
teil, der selbstorganisiert wohnt, in eigener Wohnung mit oder nung (23 %) kämen gleich danach. Auf das Wohnheim entfielen
9 %. Am größten ist die Diskrepanz bei der Elternwohnung, für
Bild 5.1 Wohnformen der Studierenden 1991 - 2009 die sich nur 8 % bei freier Wahlmöglichkeit entscheiden wür-
in %
1 den. Die Übereinstimmung zwischen bevorzugter und reali-
sierter Wohnform ist am höchsten bei der Wohnung, die mit
dem/der Partner/in geteilt wird (95 %). Es folgen fast gleichauf
Wohnung mit 15,2 17,9 18,7 19,0 20,1 19,7 19,9 die Wohngemeinschaft (63 %) und die alleinige Wohnung (60
Partner/in
%). Schon deutlich niedriger fällt die Übereinstimmung beim
Wohnung 18,5
allein 21,3 17,2 Wohnheim (40 %) aus; bei den Eltern oder zur Untermiete (22 %
21,6 21,2 23,1 20,1
bzw. 17 %) wohnen die meisten Studierenden nicht, weil sie die-
Wohn- 17,9 se Wohnformen bevorzugen, sondern weil sie offenbar keine
gemeinschaft 17,5 19,8 22,0 25,8 andere Möglichkeit gefunden haben.
22,1 24,9
Untermiete 8,6 • Einen deutlichen Unterschied gibt es zwischen den alten
5,3 3,0 2,3 1,6 1,5 und neuen Ländern, auch wenn sich die Wohnpräferenzen
Wohnheim 15,5 14,6 1,6
14,9 14,4 11,6 11,0 12,4 selbst nicht mehr unterscheiden. Ein Platz in einer Wohnge-
meinschaft oder einem Wohnheim hat in den neuen Ländern
Eltern 24,3 23,3 22,0 21,1 21,6 22,8 23,4 eine deutlich größere Bedeutung, das Wohnen bei den Eltern
2 dagegen eine sehr viel geringere (Bild 5.2). Auffällig ist der in
den 1990er Jahren drastische, inzwischen deutlich verlangsam-
1991 1994 1997 2000 2003 2006 2009 te Bedeutungsverlust der Wohnheime in den neuen Ländern
DSW/HIS 19. Sozialerhebung
von über 60 % (1991) auf 15 % (2009), der auf mehrere Ursachen
1
Rundungsdifferenzen möglich zurückzuführen ist: Modernisierungsmaßnahmen, die mit ei-
2
ab 2006 einschl. Bildungsinländer/innen
Seite 30
Bild 5.2 Wohnformen der Studierenden nach alten und Bild 5.3 Wohnformen in Abhängigkeit vom Alter der
1
neuen Ländern Studierenden
2 1
in % Studierende je Altersgruppe, in %
16 12 15 Wohnung mit 7
20 20 19 20 19 20 21 13
Partner/in 14 20
7 27
5 13 15 36
20 Wohnung allein
17 3 16 16 17 49
23 21 17
24 27
25 Wohngemein- 21
19 schaft 30
25 29 23
21 24 2 31 32 2 27
21 62
9 Untermiete
2 2 12 2 25 1 18 1 24 24
11 2 1
13 11 10 17 1 Wohnheim 14 2
21
15 15 12 1
25 24 25 33
9 1 12
21 22 20 18 17 27 8 1
11 15 23 5
Eltern 18
12 9
´91 ´00 ´03 ´06 ´09 ´91 ´00 ´03 ´06 ´09
schnittlich 2,7 mal in der Woche zum Mittagessen in die Men- Bild 5.6 Mensa/Cafeteria – wichtige Aspekte aus der Sicht
sa. Mit Ausnahme der Zwischenmahlzeiten werden die Ver- der Studierenden
pflegungseinrichtungen häufiger von Studenten als von Stu- Angaben auf einer Skala von 1 = „überhaupt nicht
dentinnen genutzt. wichtig“ bis 5 = „sehr wichtig“, 4 + 5 in %
• Im längeren Zeitverlauf blieb der Anteil der Mensabesu-
cher/innen seit 1991 weitgehend unverändert. Etwas verringert räumliche Nähe zur
90
hat sich der Anteil der Stammgäste – und zwar sowohl bei den Hochschule
Frauen wie bei den Männern –, während sporadische Nutzung
kostengünstige
zugenommen hat (Bild 5.5). Stammgäste sind eher männlich, Angebote 82
sporadische Nutzer und Nicht-Nutzer häufiger weiblich. Ge-
genüber 2006 hat sich der Anteil der sporadischen Nutzer/in- qualitativ hochwertige
Angebote 79
nen um drei Prozentpunkte und der Anteil der Stammgäste um
einen Prozentpunkt erhöht. Der Anteil der Nicht-Nutzer ist ent-
sprechend zurückgegangen. geringer Zeitaufwand 57
gute räumliche
Gestaltung 43
25 24 25 25 23 26 22
Angebote aus ökolo-
gisch erzeugten Pro- 26
30 29 29 31 35 37 dukten
34
Bild 5.7 Beratungs- und Informationsbedarf ben. Im Kontext studien- und leistungsbezogener Themen pla-
Studierende im Erststudium, in %, Mehrfachnennungen gen die Bachelor-Studierenden einerseits etwas häufiger Zwei-
fel, das Studium fortzuführen. Andererseits haben sie deutlich
Finanzierungsbezogene Themen
seltener Beratungsbedarf im Zusammenhang mit Studienab-
Finanzierung schlussproblemen.
des Studiums 22
• Sehr deutlich variiert der themenspezifische Beratungs-
Krankenversicherung 19
und Informationsbedarf mit einigen sozio-demografischen
Finanz. eines studienbe-
zog. Auslandsaufenthalts 16 Merkmalen, z. B. mit dem Alter der Studierenden. So stehen all-
Vereinbarkeit von Studium gemeine finanzielle Fragen eher bei den Jüngeren und bei den
u. Erwerbstätigkeit 12
Älteren im Vordergrund. Die Krankenversicherung wird bei
Vereinbarkeit von Studium
und Kind 3 den 25-27-Jährigen zu einem ganz wichtigen Thema, hervorge-
Studium mit Behinderung/ rufen durch den Wegfall der Mitversicherung bei den Eltern i.
chronischer Krankheit 2
d. R. nach dem 25. Lebensjahr. Nahezu alle studien(leistungs)-
Studien(leistungs)bezogene Themen bezogenen Themen gewinnen mit zunehmendem Alter an Be-
Zweifel, das Studium
13
deutung. Eine Ausnahme bilden Zweifel, das Studium fortzu-
fortzuführen
setzen, die auch für die Jüngeren bereits sehr relevant sind.
Arbeitsorganisation,
Zeitmanagement 15 Ebenso nehmen einige Probleme im persönlichen Umfeld wie
Arbeits- und Konzen-
13 depressive Verstimmungen und Selbstwertprobleme mit dem
trationsschwierigkeiten
Alter zu . Diskontinuierliche Studienverläufe und eine hohe Er-
Prüfungsangst 13 werbsbelastung vergrößern den Beratungsbedarf. Auch das
Lern-/Leistungs- Geschlecht bzw. geschlechtsspezifische Wahrnehmungs- und
probleme 12
Verhaltensweisen üben einen Einfluss auf den Beratungs- und
Studienabschlussprobleme 8
Informationsbedarf aus. So sehen Studentinnen nahezu über
Probleme im persönlichen Umfeld alle Themen hinweg häufiger einen Bedarf an Beratung und
depressive Verstimmun- Information als Studenten. Die soziale Herkunft wirkt sich
gen 13
ebenfalls auf den Beratungsbedarf aus. Studierende aus der
mangelndes
Selbstwertgefühl 10 Herkunftsgruppe „niedrig“ geben zu nahezu allen Themen ei-
Studierende mit nen höheren Beratungsbedarf an, am stärksten zu Fragen der
Partnerschaftsprobleme 7 Beratungsbedarf
Studienfinanzierung.
Probleme im
familiären Umfeld 7 • Von den Studierenden mit einem Beratungs- und Informa-
Kontaktschwierigkeiten 4 tionsbedarf (61 %) haben mehr als die Hälfte (33 % aller Studie-
61
renden im Erststudium) eine professionelle Beratungseinrich-
Probleme mit Alkohol,
anderen Drogen 2 tung aufgesucht. Eine so hohe „Nutzungsquote“ von 55 % (in
Bezug auf diejenigen mit einem Beratungsbedarf) wird aber
DSW/HIS 19. Sozialerhebung nur bei finanzierungsbezogenen Problemen erreicht. Bei studi-
en- bzw. leistungsbezogenen Problemen wird schon seltener
über ist der Bedarf an Information und Beratung zu studien- professionelle Hilfe in Anspruch genommen, hier liegt die
(leistungs)bezogenen Themen wie Arbeitsorganisation/Zeit- „Nutzungsquote“ nur noch bei 27 %. Noch seltener werden Be-
management, Prüfungsangst und Studienabschlussprobleme ratungsangebote bei Problemen im persönlichen Umfeld
konstant geblieben, während er zum Thema Lern-/Leistungs- wahrgenommen („Nutzungsquote“ von 18 %).
probleme geringfügig gestiegen ist.
• Unterschiede im Beratungsbedarf fallen zwischen den bei-
den Hochschularten sehr gering aus; lediglich Probleme mit
der Studienfinanzierung sind häufiger für Studierende an
Fachhochschulen ein Anlass, Beratung und Information zu su-
chen. Auch die Unterschiede zwischen den Bachelor-Studieren-
den und denen, die einen traditionellen Abschluss anstreben,
fallen insgesamt nicht sehr gravierend aus. Allerdings gibt es
auch hier interessante Aspekte im Detail. So sind es die Bach-
elor-Studierenden, die einen gegenüber den Studierenden an-
derer Abschlussarten erhöhten Beratungs- und Informations-
bedarf zum Thema Studienfinanzierung haben. Dagegen rü-
cken für sie Probleme im Zusammenhang mit einer eigenen
Krankenversicherung in den Hintergrund, weil sie die entspre-
chende Altersgrenze dafür häufig noch gar nicht erreicht ha-
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als Parteinahme der Bundesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen
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