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Dein Ausbildungsvertrag ist passé und du bist sehr wahrscheinlich jetzt nach der Ausbildung ein richtiger
Arbeitnehmer mit Arbeitsvertrag und allem Drum und Dran. Dazu gehört auch der Kündigungsschutz,
denn für dich gelten jetzt andere Regeln als noch während der Ausbildung.
Im Folgenden fasse ich dir alles zusammen, was du über den Kündigungsschutz wissen musst. Dann weißt du,
was deine Rechte sind, wenn dir dein Chef irgendwann einmal kündigen sollte.
Die Kündigung eines Arbeits- oder Ausbildungsvertrages ist in erster Linie ein einseitiges Rechtsgeschäft. Es
muss also nur eine Willenserklärung vorliegen.
Demnach ist das Prinzip von Kündigungen sehr einfach zu verstehen:
Wenn der Chef will, dass du gehst, dann kündigt er dir. Du gehst, wenn die Kündigung wirksam ist.
Wenn du aufhören willst, kündigst du und hörst auf zu arbeiten, wenn deine Kündigung wirksam ist.
Aber es müssen einige Regeln für Kündigungen eingehalten werden, damit diese wirksam sind. Die
Kündigung muss
Des Weiteren gibt es bei uns in Deutschland einen Kündigungsschutz, welcher im Kündigungsschutzgesetz
(KSchG) geregelt ist. Der Kündigungsschutz befasst sich mit (un)wirksamen Kündigungen.
Die außerordentliche Kündigung setzt eine grobe P ichtverletzung voraus. Diese P ichtverletzung kann vom
Arbeitgeber oder vom Arbeitnehmer begangen werden und kann nur eine außerordentliche Kündigung nach
sich ziehen, wenn der Betro ene für die P ichtverletzung schuldig gemacht werden kann.
Die außerordentliche Kündigung ist in der Regel fristlos, weil eine Weiterbeschäftigung des Arbeitsnehmers
nicht mehr zumutbar ist, bis die ordentliche Kündigungsfrist ablaufen würde.
Der Kündigungsschutz sieht allerdings vor, dass – falls vorhanden – der Betriebsrat vorher angehört werden
muss.
Diebstahl
Tätlichkeiten, Gewalt
andauernde Verspätungen
mangelhafte Leistung
Urkundenfälschung
Betrug
Tätlichkeiten, Gewalt
Nötigung zu Gesetzesverstößen
Streiks sind vollkommen vom Kündigungsschutz ausgenommen. Das KSchG gilt nicht für Arbeitskämpfe.
Auch für außerordentliche Kündigungen gibt es einen Kündigungsschutz. Vor einer fristlosen Kündigung,
z.B. wegen dauerndem Zuspätkommen, muss der Arbeitgeber vor einer außerordentlichen Kündigung eine
Abmahnung aussprechen und dem Arbeitnehmer die Chance geben, sein Verhalten zu verbessern.
Liegt ein grober Vertrauensmissbrauch vor, braucht man keine Abmahnung und die außerordentliche
Kündigung kann sofort erfolgen. Es gibt keinen Kündigungsschutz für den Arbeitnehmer.
Eine außerordentliche Kündigung ist allerdings nicht möglich, wenn der Arbeitgeber länger als zwei Wochen
den Grund für die Kündigung kennt!
Klaut ein Angestellter beispielsweise am 1. Februar EUR 50,00 aus der Kasse und der Arbeitgeber
erwischt ihn auf frischer Tat, muss eine außerordentliche Kündigung bis zum 14. Februar erfolgen.
Hat ein Mitarbeiter seine Zeiterfassung in 2015 laufend manipuliert, um weniger arbeiten zu müssen,
und der Arbeitgeber erfährt hiervon am 4.4.2016, so muss die außerordentliche Kündigung bis zum 18.4.
beim Mitarbeiter eingehen.
Es ist also nicht zulässig, dass du in 2018 außerordentlich gekündigt wirst, weil du vor ein paar Jahren zehn
Mal hintereinander zu spät zur Arbeit gekommen bist. Diese Regelung vom Kündigungsschutz ist sehr wichtig,
um eine vertrauensvolle Basis zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu scha en.
Eine ordentliche Kündigung kann generell ohne triftigen Grund erfolgen. Im Gegensatz zur
außerordentlichen Kündigung ist die ordentliche Kündigung nach § 622 BGB mit Kündigungsfristen
verbunden.
Grundsätzlich beträgt die Kündigungsfrist bei der ordentlichen Kündigung eines Arbeitsverhältnisses 4
Wochen zum 15. oder zum Ende des Kalendermonats.
Wird einem Arbeitnehmer am 31. Januar gekündigt, endet die Kündigungsfrist nach vier Wochen: Also
am 28. Februar. Da dies in Nicht-Schaltjahren gleichzeitig der letzte Tag des Monats ist, ist der 28.
Februar in diesem Beispiel das Ende der Kündigungsfrist.
Wird einem Arbeitnehmer also am 3. Februar gekündigt, endet die Kündigungsfrist frühestens nach vier
Wochen – das wäre der 3. März. Die Kündigungsfrist endet in diesem Fall zum 15. des Monats, also am
15. März.
Der Sinn dieser Form des Kündigungsschutzes ist es, vor Arbeitslosigkeit und Geldnot zu schützen: In der
gewonnenen Zeit wird der Arbeitnehmer weiter beschäftigt, bekommt weiterhin sein Geld und kann sich nach
einer neuen Stelle umsehen.
Je nach Betriebszugehörigkeit gibt es gesta elte Kündigungsfristen. Je länger du in deinem Betrieb arbeitest,
desto länger dauernde Kündigungsfristen sieht der Kündigungsschutz für dich vor.
Die Beschäftigungsdauer in einem Betrieb hat nichts mit dem Alter des zuletzt aktuellen Arbeitsvertrages zu
tun: Auch die Zeit als Auszubildender und als Praktikant zählen dazu.
Wenn jemand zwei Jahre als Putzfrau, drei Jahre als Azubi und danach ein Jahr als Steuerfachangestellter
in einer Kanzlei arbeitet, ist diese Person sechs Jahre im Betrieb beschäftigt.
Früher gab es die Regelung, dass Zeiten, die vor Vollendung des 25. Lebensjahres des Arbeitnehmers liegen,
nicht berücksichtigt werden. Das verstößt jedoch gegen die Grundrechte (Art. 3 Abs. 1 GG), auch wenn
Altersdiskriminierung nicht ausdrücklich verboten ist.
Die gesta elten Kündigungsfristen bei Kündigungen durch den Arbeitgeber betragen gem. § 622 BGB…
2 Jahren – 1 Monat
5 Jahren – 2 Monate
8 Jahren – 3 Monate
10 Jahren – 4 Monate
12 Jahren – 5 Monate
15 Jahren – 6 Monate
20 Jahren – 7 Monate
https://www.steuerazubi.com/kuendigungsschutz 4/9
31.10.2019 Alles was du über den Kündigungsschutz wissen musst
Es gibt einen allgemeinen, besonderen Kündigungsschutz für bestimmte Arbeitnehmer. Für sie gilt nicht der
Kündigungsschutz im Sinne des KSchG. Diese Personengruppen haben eigene gesetzliche Vorschriften.
Im Folgenden fasse ich dir zusammen, welcher Kündigungsschutz für diese Arbeitnehmer besteht:
Schwerbehinderte können nur mit einer Zustimmung der Hauptfürsorgestelle gekündigt werden. Für
sie gilt das Schwerbehindertengesetz. Hier besonders interessant: § 15 SchwbG.
Werdende Mütter und Mütter bis zum Ablauf von vier Monaten nach der Geburt und während des
Erziehungsurlaubs können nicht gekündigt werden. Für sie gilt der Mutterschutz als besonderer
Kündigungsschutz (§ 9 Abs. 1 MuSchG).
Eine Kündigung durch den Arbeitgeber ist bei Auszubildenden grundsätzlich nicht möglich. Diese
Regelung und Ausnahmen davon sind im Berufsbildungsgesetz, genauer in § 22 Abs. 2 BBiG, festgelegt.
Auch Mitgliedern des Betriebsrates während ihrer Amtszeit und bis zu einem Jahr danach gegenüber
besteht ein besonderer Kündigungsschutz. Eine Kündigung dieser Arbeitnehmer durch den Arbeitgeber
ist gem. § 15 KSchG nicht möglich. Das gilt auch für Vertreter der Jugend- und
Auszubildendenvertretung.
Auszubildende können beispielsweise gemäß § 15 Abs. 2 BBiG von ihrem Ausbilder nur gekündigt
werden, wenn dafür triftige Gründe vorliegen, die sonst eigentlich nur für die außerordentliche
Kündigung ausreichen.
Ist ein Arbeitnehmer weder Mutter, schwanger, Auszubildender, Mitglied des Betriebsrates oder
schwerbehindert, so muss der Arbeitgeber bei einer ordentlichen Kündigung nachweisen, dass die Kündigung
sozial gerechtfertigt ist (§ 3 Kündigungsschutzgesetz). Diese Regelung gilt nur, wenn im Betrieb mehr als 10
Arbeitnehmer beschäftigt sind.
Zwei 50% Teilzeitkräfte zählen hier gemeinsam als ein voller Arbeitnehmer, Auszubildende zählen überhaupt
nicht zu dieser Zählung, dafür aber auch Reinigungs- und Sicherheitspersonal.
Eine sozial gerechtfertigte Kündigung muss vorliegen, wenn der Arbeitnehmer länger als 6 Monate im
Betrieb arbeitet.
Das Gesetz zum Kündigungsschutz besagt, dass eine verhaltensbedingte Kündigung nur zulässig ist, wenn
das betre ende Fehlverhalten des Arbeitnehmers so schwerwiegend ist, dass eine Weiterbeschäftigung für
den Arbeitgeber nicht zumutbar ist.
Einfach gesagt: Der Arbeitnehmer kann etwas, will es aber nicht tun. Sein Verhalten führt zu einer Kündigung.
Aber auch Nebenp ichten wie pünktliches Erscheinen oder Missachtung der Arbeitsanweisungen können
eine schlechte Arbeitsleistung begründen.
Kommt die Krankenschwester nicht zur Arbeit und hat dafür keine Entschuldigung (also kein ärztliches
Attest und keinen außergewöhnlichen Grund wie einen Trauerfall in der Familie), liegt ebenfalls eine
mangelhafte Arbeitsleistung vor.
Verstößt ein Steuerfachangestellter gegen die Datenschutzbestimmungen, kann das eine
verhaltensbedingte Kündigung nach sich ziehen.
In der Praxis gilt übrigens hier die Faustregel: Keine Kündigung ohne vorherige Abmahnung.
Eine personenbedingte Kündigung kann vorliegen, wenn lange Fehlzeiten durch chronische
Erkrankungen aufkommen.
Das betri t einen Bauarbeiter mit Bandscheibenvorfall, einen Steuerfachangestellten mit Krebs oder
auch eine Bürokau rau mit Neurolepsie.
Eine solche Erkrankung ist dabei nach Beginn des Arbeitsverhältnisses zustande gekommen und behindert so
den Arbeitsablauf.
Betriebsbedingte Kündigungen
https://www.steuerazubi.com/kuendigungsschutz 6/9
31.10.2019 Alles was du über den Kündigungsschutz wissen musst
Wenn ein Betrieb weniger Umsatz macht, muss er Kosten sparen. Das Personal verursacht hohe
Aufwendungen, also kann durch Umsatzrückgang schnell mal eine Stelle gestrichen werden. Um unmittelbar
drohende Nachteile für das Unternehmen abzuwenden, kann also eine betriebsbedingte Kündigung
ausgesprochen werden.
Betriebsbedingte Kündigungen sind nur dann wirksam, wenn eine Weiterbeschäftigung des Arbeitnehmers
an diesem oder einem anderen Arbeitsplatz nicht möglich ist. Du hast als Arbeitnehmer das Recht, deine
Weiterbeschäftigung zu verlangen, sollte dein Arbeitsplatz als Steuerfachangestellter wegfallen, aber eine
Stelle als Lohnbuchhalter verfügbar sein.
Durch eine entsprechende Weiterbildung ist es ohne unzumutbare Umstände möglich, dass du dich für diese
Stelle quali zierst.
Das Kündigungsschutzgesetz verlangt bei betriebsbedingten Kündigungen eine Auswahl des zu kündigenden
Arbeitnehmers.
Dazu gehören folgende Faktoren:
Alter
Unterhaltsp ichten
Generell soll demnach derjenige gekündigt werden, für den die Kündigung am wenigsten schlimm ist. Also
wird idealerweise der gekündigt, der auf dem Arbeitsmarkt die besseren Chancen hat.
Die Aufgabe des Betriebsrates ist es, Bedenken bei einem Kündigungsvorhaben zu äußern, sein
Einverständnis zu geben oder notfalls einen Widerspruch zu äußern.
Betriebsräte ndet man in Steuerberaterkanzleien eher selten – das heißt natürlich nicht, dass der
Kündigungsschutz nicht gilt. In großen Betrieben hingegen ndet man viel häu ger einen Betriebsrat als in
kleinen Betrieben – denn der Betrieb muss mindestens 5 Arbeitnehmer haben, damit ein Betriebsrat
gegründet werden kann.
https://www.steuerazubi.com/kuendigungsschutz 7/9
31.10.2019 Alles was du über den Kündigungsschutz wissen musst
Der Betriebsrat kann innerhalb einer Woche einen Widerspruch gegen die Kündigung erheben, wenn einer
der folgenden Gründe vorliegt:
1. Der Arbeitgeber hat soziale Gründe bei der Auswahl der zu kündigenden Person nicht ausreichend
berücksichtigt.
2. Eine Weiterbeschäftigung an einem anderen Arbeitsplatz oder in einer anderen Zweigstelle des
Unternehmens ist möglich.
3. Durch Umschulungs- oder Fortbildungsmaßnahmen ist eine Weiterbeschäftigung zumutbar und der
Arbeitnehmer ist dafür bereit.
Wenn ein Widerspruch zu Recht eingelegt wird, muss der Arbeitnehmer bis zum Ende des
Kündigungsschutzprozesses unter unveränderten Bedingungen weiterbeschäftigt werden.
Wenn ein Arbeitsgericht feststellt, dass der Widerspruch nicht rechtmäßig und somit unwirksam ist, endet
das Arbeitsverhältnis mit Aussprache der gerichtlichen Entscheidung.
Kündigungen sind empfangsbedürftige, einseitige Rechtsgeschäfte. Sie müssen schriftlich erfolgen und
dürfen nicht per E-Mail oder Fax beim Empfänger eingehen.
Es gibt zwei Kündigungsarten: Die außerordentliche und die ordentliche Kündigung. Für beide sieht der
Kündigungsschutz verschiedene Regelungen vor.
Bei einer außerordentlichen Kündigung muss ein Kündigungsgrund angegeben werden, bei der ordentlichen
Kündigung muss ein Kündigungsgrund nicht angegeben werden.
Mögliche Gründe für außerordentliche Kündigungen sind seitens des Arbeitgebers u.a.
Arbeitsverweigerung, Diebstahl oder Betrug und seitens des Arbeitnehmers u.a. Gehaltsausfall, grobe
Beleidigung oder Verletzung der Fürsorgep icht.
Auszubildende (§ 22 BBiG)
Sozial gerechtfertigte Kündigungen müssen im Verhalten oder in der Person des Arbeitnehmers liegen
oder betriebsbedingt erfolgen.
Das war’s zum Kündigungsschutz. Wenn du weitere Fragen, Kritik oder Anregungen hast, hinterlasse
mir gerne einen Kommentar.
Kia Kahawa
Kia Kahawa schreibt über ihren eigenen Start in das Berufsleben, Lösungen zu
Komplikationen in der Ausbildung oder einfach so. Seit Sommer 2015 ist sie Auszubildende
zur Steuerfachangestellten und Mitglied im Steuerazubi-Team.
Mein Sohn soll Gekündigt werden weil er angeblich einen Fehler auf der Baustelle gemacht haben
soll.Er Arbeitet als Schreiner.Den Fehler hat er aber nicht begangen laut Aussage meines Sohnes.Es
steht noch nicht fest welche Art der Kündigung es sein soll.Meine Frage an Sie: Wie soll er sich jetzt
verhalten und welchen Schutz hätte er.
Ich danke Ihnen
Antworten
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