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PNF in
Lokomotion
Let’s sprint, let’s skate
2. Auflage
PNF in Lokomotion
Britta Dietz
PNF in Lokomotion
Let’s sprint, let’s skate
2., überarbeitete und aktualisierte Auflage
Unter Mitarbeit
von Prof. Dr. Kim Tae-yoon, Dr. Lee Moon-kyu, Christiane Werlich,
Franziska Brandl und Fritz Basner
123
Britta Dietz
Forst, Germany
Springer
© Springer-Verlag GmbH Deutschland 2009, 2018
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom
Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Verviel-
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Institutionsadressen neutral.
Widmung
In dankbarer Erinnerung an Maggie Knott und Dr. Herman Kabat und deren geniale Erfindung des
PNF-Konzepts.
Prof. Dr. Bae, Sung-soo Prof. Dr. Kim, Tae-yoon Lim, Moon-kyu PT
Dabei muss ich an Dr. Kabats Worte 1989 in Vallejo Anders gesagt, dies bedeutet unwillkürliche Moto-
denken: »So viel wurde seit der Erfindung von PNF, rik, die ererbt ist, da sie im Gang angewendet wird
das empirisch erfolgte, wissenschaftlich bestätigt«. und für den Patienten leicht wieder zu erkennen ist.
Heute vergeht kein Vierteljahr, ohne dass ich nicht In Korea wird mein Konzept jetzt Coordinative
in der Anwendung meines Konzeptes wissen- Locomotion Training and exercises (CLT) genannt
schaftlich unterstützt werde. Meine Fangemeinde und findet dort großen Zuspruch. Ich selbst möchte
besteht aus vielen, jungen Therapeuten, die gut gerne noch die Wurzeln im Namen beibehalten
informiert sind, oft Bachelors, Masters, Doktoren (PNF in Lokomotion).
der Physiotherapie oder IPNFA-Instruktoren sind
und mir immer wieder neue Artikel aus Fach Im Training legen wir »hands on«, exercises »hands
zeitschriften zutragen, die mich in meiner Arbeit off«. Oder:
bestätigen.
Behandlung – Hausaufgabenprogramm – Sport-
Der Begriff Sprinten und Skaten war meine Erfin- training.
dung, und ich benannte die großen Synergien, die
in der Lokomotion (im Gang) vorkommen mit Exercises wird immer wichtiger, da viele Trainer aus
diesen Bildern. Um diesen Aspekt hervorzuheben, den Sportbereichen und Sportwissenschaftler auf
haben wir einen neuen Titel für das Buch gewählt: mein Konzept aufmerksam geworden sind und an
PNF in Lokomotion. meinen Kursen teilnehmen. Diese Zusammenarbeit
ist sehr spannend, da dieser Personenkreis über an-
Der rote Faden besteht aus der Zusammenfassung dere Möglichkeiten verfügt, Bewegung darzustellen.
vieler einzelner genialer Muskelmuster (Patterns:
Maggie Knott in den frühen 50er-Jahren des letzten Vor kurzem begegnete ich Guido König, dem
Jahrhunderts) zu einem leicht sich vorstellbaren Gründer von Pro Trigger in Hagen.
Bild, das wir im aufrechten Gang wieder finden.
Für mich ist er ein König der Muskeln. Er ist
Für die Arbeit am Patienten eignen sich diese Bil- begeistert von meiner Arbeit in Muskelketten. Wir
der besonders, da sie alle Patientenprobleme ent- profitieren enorm voneinander, und unsere Zu-
halten, die man dann ganzheitlich und mit »timing sammenarbeit wird in Zukunft sehr eng sein.
for emphasis« (Betonung um ein bestimmtes
Gelenk) behandeln kann. Für mich ist jeder Kurs immer wieder neu span-
nend. Die Kursteilnehmer sind stets hoch moti-
Den Begriff »Stadium der motorischen Kontrolle« viert, denken mit und bringen neue Ideen ein,
habe ich für die Patientenbehandlung durch den selbst oft sogar in der Prüfungssituation.
Begriff »Aktivitätsebene« aus ICF (»impairment
control of function«) ersetzt. Die verschiedenen Einige dieser Kursteilnehmer sind mit Beiträgen in
Ebenen sind jetzt in Sichern, Anhängen, Kontrol- der Neuauflage dieses Buches vertreten: Christiane
lieren und Integrieren eingeteilt und bilden den Werlich und Franziska Brandl schickten mir ihre
Leitfaden für jede Patienten Behandlung. Siehe Patientendokumentationen unabhängig vonein
7 Abschn. 1.2. ander nach den beiden PNF-Kursen Teil 1 und 2 als
Teil der Prüfung, die im Teil 3 erfolgt.
»Je mehr wir uns auf diesen Lokomotionsbahnen
(Synergien) bewegen, desto weniger wird unser Nach 10 Tagen Unterricht im Sprinter-/Skater-
Großhirn belastet« (Dr. Jeffrey Kleim, Vallejo, Konzept bin ich sehr stolz auf die beiden und
auf dem Jahrestreffen 2015 des Internationalen möchte damit zeigen, wie dieses Konzept am Pa
PNF-Verbandes IPNFA). tienten angewendet werden kann in den verschie-
denen Aktivitätsebenen laut ICF.
VIII Vorwort: Was gibt es Neues seit 2009?
Ganz gleich ob in der Orthopädie oder Neurologie Sprinten und Skaten birgt ein riesiges Potential,
(ich selbst stehe nicht hinter der Trennung dieser kreativ zu arbeiten, in verschiedenen Ausgangsstel-
beiden Begriffe!) und gleich welchen Alters, immer lungen, mit verschiedenen Techniken, ob Sprinten,
ist das Ziel der Behandlung der aufrechte Gang Skaten, Chopping oder Lifting, in den vier großen
und die exakt ausgeführte Bahnung in den großen Synergien.
Synergien Sprinten und Skaten.
In meinem PNF-Lied von Wolfgang Wehrmann
Fritz Basner absolvierte bei mir den Kurs PNF aus Bützow heißt es: »Wenn Du irgendwann be-
Teil 1–3 mit Prüfung und war so hoch motiviert, greifst, was das alles ist, Du das in Deinem Leben
dass er als Trainer einer Mädchenfußballmann- nie mehr vergisst.«
schaft in Bad Sassendorf sein Wissen gleich um-
setzte. Hier seine Studie und die Erfolge, die er mit Und dies wünsche ich jedem, der sich mit meinem
meinem Sprinter-/Skater-Konzept erzielte. Konzept befasst.
Seine Mannschaft stieg innerhalb kürzester Zeit Viel Schwung und Erfindungsgabe wünsche ich
um 3 Klassen weiter auf und konnte auf einem Ihnen dabei!
internationalen Turnier in Spanien die neueste
Trainingsmethode vorführen. Britta Dietz
Dankesworte
Den ersten Anstoß zu diesem Buch erhielt ich von meinen koreanischen Freunden. Moon-kyu setzte sich
an seinen PC und startete erstmal, mein Manuskript anschaulich und übersichtlich darzustellen. Sang-soo
ermunterte mich, alle Kapitel in meinem Unterricht zu vervollständigen. Dabei kam mir der Gedanke,
den Sprinter und Skater in den Gang zu integrieren samt aller Patientenprobleme. Hier in Deutschland
testete ich die einzelnen Kapitel im Unterricht und bekam sehr viel positives Feedback von meinen Assis
tenten und Schülern. Viele meiner Schüler brachten extra Zeit auf, um die unzähligen Bilder zu erstellen;
ihnen möchte ich auf diesem Wege danken.
Ganz besonders möchte ich Eva Lange danken, die das ganze Manuskript sprachlich überarbeitete.
In diesem Buch steckt sehr viel Arbeit. Ich habe es als Herausforderung gesehen und freue mich sehr,
dass es nun endlich gelungen ist, alle meine therapeutischen Erfahrungen und meine Neuerungen im
PNF-Konzept übersichtlich darzustellen. Ich bin sicher, dass ich weiterhin neue Erkenntnisse mit diesem
Konzept sammeln werde. Gespannt bin ich auf Studien, die sich mit der Sprinter/Skater-Thematik be
fassen und die zurzeit schon angelaufen sind, aber auf deren abschließende Ergebnisse ich aber nicht
warten will.
Britta Dietz
Die Autorin
= Sprinter
= Skater
= Chopping/Lifting
Inhaltsverzeichnis
3 Fallbeispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Franziska Brandl, Christiane Werlich, Fritz Basner
3.1 Behandlungsbeispiel Kreuzbandruptur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
3.1.1 Anamnese und Befund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
3.1.2 Verlaufsprotokoll . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
3.2 PNF-Kurzbefund: Behandlung nach dem Sprinter-/Skater-Koordinationskonzept . . . . . . . . . . 24
3.2.1 Anamnese und Befund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
3.2.2 Patientenperspektive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
3.2.3 Therapeutenperspektive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
3.2.4 Verlaufsprotokoll . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
3.3 Fußballtraining nach dem Sprinter-/Skater-Prinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
3.3.1 Das Training . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
3.3.2 Verletzungshäufigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
7 PNF-Kopf-Patterns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
Britta Dietz
9 Techniken im PNF-Konzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
Britta Dietz
9.1 Stabilisierende Umkehr (stabilizing reversals) – »Rumpf« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82
9.1.1 Illustrationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
9.2 Rhythmische Stabilisation (rhythmic stabilization) – »Nahe am Problem, nahe am Schmerz« . . 88
9.3 Rhythmische Stabilisation im Wechsel zwischen Sprinter und Skater für Stützarm, Standbein,
Rumpf und Kopf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88
9.3.1 Illustrationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89
9.4 Replications (Ebenbilder, Kopien) – »Schulung der Wahrnehmung« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
9.5 Rhythmische Bewegungseinleitung (rhythmic initiation) – »Von passiv nach aktiv« . . . . . . . . . 93
9.6 Initial Stretch (»from beginning of range«) – »Bewegungsstart« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
9.7 Wiederholter Stretch auf dem B ewegungsweg (repeated stretch through range) – »Power« . . . 94
9.8 Agonistische Umkehr (combination of isotonics) »Konzentrisch-exzentrisch« . . . . . . . . . . . . 94
9.9 Dynamische Umkehr (dynamic reversal) – »Koordination« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94
9.9.1 Illustrationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
9.10 Anspannen-Loslassen (contract relax) – »Entspannung« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
9.11 Halten – Loslassen (hold relax) – »Schmerz« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
9.12 Betonter Drehpunkt (timing for e mphasis) – »Arbeitsplanung« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
13 Chopping . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123
Britta Dietz
13.1 Einige Hintergrundinformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124
13.2 Bilaterale asymmetrische Armpatterns für Rumpfrotation mit Kopfflexion . . . . . . . . . . . . . . 126
13.3 Chopping – bezogen auf die Aktivitätsebenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127
XIV Inhaltsverzeichnis
14 Lifting . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139
Britta Dietz
14.1 Lifting – in den Gangphasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141
14.2 Lifting: Rumpfextension mit Rotation und Kopfextension . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142
14.3 Lifting: Aktivitätsebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143
17 PNF-Mattenprogramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159
Britta Dietz
17.1 PNF-Mattenprogramm im Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160
17.2 Drehen auf der Matte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162
17.3 Kriechen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165
17.4 Schinkengehen (Scooting) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170
18 Behandlungsplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171
Britta Dietz
19 Patientenprobleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173
Britta Dietz
19.1 Übersicht und Behandlung in Bildern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174
19.2 Behandlungsbeispiele in Bildern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177
19.2.1 Instabilität des Rumpfes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177
19.2.2 Mangelnde Rumpfrotation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183
19.2.3 Mangelnde Aufrichtung der BWS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186
19.2.4 Seitliche Verkürzung des Rumpfes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188
19.2.5 Mangelnde Extension und Flexion in Hüfte und Knie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191
19.2.6 Belastung des Standbeins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197
19.2.7 Genu recurvatum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199
19.2.8 Instabiles Fußgelenk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201
19.2.9 Fußheberschwäche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203
19.2.10 Hallux valgus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206
19.2.11 Schulterbehandlung mit Timing for emphasis am Angulus inferior der Scapula im Sprinter und Skater 210
19.2.12 Ellbogen: mangelnde Flexion – mangelnde Extension . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216
19.2.13 Finger und Daumen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219
19.2.14 Halswirbelsäule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222
19.2.15 Mandibulargelenk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227
20 Hausaufgabenprogramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229
Britta Dietz
Serviceteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253
Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255
Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256
1 1
Einführung in die
Sprinter-/Skater-Koordination
im PNF-Konzept
Britta Dietz
Im Rahmen meiner Ausbildung als PNF-Instructor hatte etwa 20 Jahren, PNF als Bahnungskonzept auf der Grund-
1 ich die Gelegenheit, Maggie Knott persönlich kennen lage der bestehenden Patterns und Techniken zu hinter
zulernen, sie bei ihrer Arbeit mit den Patienten zu beob- fragen. Aufgrund der Forstschritte in der Physiotherapie
achten und von ihrer enormen Erfahrung zu profitieren. entwickelte sich ein erweiterter Therapieansatz.
Diese eineinhalb Jahre währende Zusammenarbeit war »Bahnung« (Fazilitation) bedeutet in erster Linie, un-
prägend für meinen weiteren beruflichen Werdegang. abhängig vom Alter des Patienten Bewegung unwillkürlich
Dieses Buch setzt voraus, dass der Leser mit dem PNF- zu erzeugen.
Konzept und dessen neurophysiologischer Grundlage be- Maggie Knott fazilitierte ihre Patienten über dreidimen-
reits vertraut ist. Ansonsten verweise ich auf die Literatur- sionale Patterns der Extremitäten unter Verwendung des
liste (7 Kap. 22). sogenannten »Stretch Reflex«. Scapula- und Becken-Patterns
Maggie Knott (1918–1978) und Dr. Herman Kabat wurden zweidimensional angewandt und auch so bezeichnet
(1913–1995) entwickelten das PNF-Konzept in den 1950er- (z. B. anteriore Elevation der Scapula). Durch den Einsatz
Jahren. gezielter Techniken und unterschiedlicher Ausgangsstellun-
Dr. Hermann Kabat war Neurophysiologe und Arzt gen erarbeitete sie ihr Behandlungsziel je nach Befund.
und arbeitete mit der Physiotherapeutin Maggie Knott Die Patterns für Scapula und Becken sehe ich dagegen
im Kaiser Rehabilitation Center in Vallejo/Kalifornien zu dreidimensional (Rotationsebene am Angulus inferior und
sammen. Magie Knott unterrichtete vor ihrer Ausbildung am Tuber ossis ischii) und setze diese in meiner Therapie
in der Armee zum Physiotherapeuten an öffentlichen so ein, dass ich damit Bewegungsabläufe im Sinne des
Schulen Sport und Biologie. Das Bemerkenswerte war Gangzyklus bahnen kann. Je nachdem, welche Endstellun-
ihre Erfindung der PNF-Muster (Patterns), die sie in An gen der Patterns ich aktiviere, entstehen daraus vier Extre-
lehnung an den Sport, an die Anatomie der Muskelketten mitäten-Patterns nach PNF, die den Bewegungsabläufen
und in Zusammenarbeit mit Dr. Kabat entwickelte. Sie des Gangzyklus, dem dazugehörigen Armpendel und des
wandte die Muster mit verschiedenen PNF-Techniken, die Kopfes entsprechen und die ich als Sprinter- und Skater-
auf Forschungsarbeiten von Dr. Kabat begründet waren, am Koordination bezeichne (. Abb. 1.1 und . Abb. 1.2). Sie
Patienten erfolgreich an. Gleichzeitig behandelte sie ihre finden sich in ihrer Ausprägung in den beiden Sportarten
Patienten in der PNF-eigenen Philosophie (7 Abschn. 4.2). »Sprinten« und »Inline-Skating« wieder. Auch andere
In Vallejo bildete sie Physiotherapeuten aus aller Welt in Sportarten lassen die beiden Bewegungsabläufe (kombi-
der PNF-Methode aus. In den Jahren 1969–1971 nahm ich nierte Muster) erkennen.
an diesem Ausbildungsprogramm teil. Später lernte ich Schlüsselpunkte für die Koordination im Sprinter/
Dr. Kabat in Vallejo persönlich kennen. Skater sind der Angulus inferior der Scapula und der Tuber
Nachdem ich über Jahre hinweg auf dieser, von Maggie des Os ischii, die beide dreidimensionale Komponenten
Knott vermittelten, Basis behandelt hatte, begann ich vor aufweisen.
1 · E inführung in die Sprinter-/Skater-Koordination im PNF-Konzept
3 1
..Abb. 1.1 Sprinter-Koordination. Gangphasen: Mid stance – Mid ..Abb. 1.2 Skater-Koordination. Gangphasen: Early stance – Initial
swing swing
Wichtig Wichtig
Sprinter-Koordination: Skater-Koordination:
55Scapula/Becken 55Scapula/Becken
–– Anteriore Elevation. Scapula rechts und Becken –– Posteriore Elevation. Scapula rechts und Becken
links links
–– Posteriore Depression. Scapula links und Becken –– Anteriore Depression. Scapula links und Becken
rechts rechts
55Obere Extremitäten 55Obere Extremitäten
–– Flexion-Adduktion-Außenrotation –– Flexion-Abduktion-Außenrotation
–– Extension-Abduktion-Innenrotation –– Extension-Adduktion-Innenrotation
55HWS/Kopf 55HWS/Kopf
–– Zusammen mit dem Kopf: Flexion, Lateral –– Kopf: Extension, Lateralflexion und Rotation
flexion, Rotation zum Standbein zum Spielbein links
55Untere Extremitäten 55Untere Extremitäten
–– Standbein (Mid stance): Extension-Abduktion- –– Early stance: Extension-Abduktion-Innen
Innenrotation rotation
–– Spielbein (Mid swing): Flexion-Adduktion- –– Spielbein: Flexion-Abduktion-Innenrotation
Außenrotation (. Abb. 1.1) (. Abb. 1.2)
4 Kapitel 1 · Einführung in die Sprinter-/Skater-Koordination im PNF-Konzept
Wichtig
Ein besonders wichtiges Behandlungsprinzip:
55Grundvoraussetzung für jede weitere Aktivität ist
ein stabiler Rumpf des Patienten.
55Erst wenn diese Forderung erfüllt ist, kann darauf
aufbauend die Behandlung fortgeführt werden.
Aus diesem Grund wird das Timing prinzipiell von
proximal nach distal aufgebaut.
55Beispiel: Bevor ein Gewicht angehoben werden
kann, muss durch eine adäquate Rumpfspannung
Stabilität gewährleistet sein.
2.1 PNF-Training mit Sprinter- gen in der Haltung und dem Gleichgewicht festgehalten.
und Skater-Koordinationspatterns Im Ergebnis zeigten alle Spieler vermehrten Muskelaufbau,
verbesserten ihr Gleichgewicht in der anterior-posterioren
2 Kim Tae-yoon (Übersetzung: Britta Dietz) und Links-rechts-Ebene, sowie ihre Haltung. Die Verlet-
zungen gingen extrem zurück.
In den letzten 20 Jahren beschäftigte sich Prof. Dr. Kim Zudem wurde eine weibliche Patientin, 26 Jahre alt, mit
Tae-yoon im Unterricht an den Universitäten von Seoul Hemiplegie nach einem Hirnschaden durch Autounfall
und Gwangju mit der Frage, welche Trainingsmethode an- behandelt. Die Patientin wurde in regelmäßigen Abstän-
zuwenden sei, um in kürzester Zeit bestmögliche Ergeb den im Sprinter und Skater getestet und das Ergebnis auf
nisse beim motorischen Lernen zu erzielen. Im Jahre 2003 Video festgehalten. Dabei konnte zeitlich die Rehabilita
traf er Britta Dietz, PNF-Instruktorin (Propriozeptive tion in ihrer Qualität gezeigt werden. Heute werden alle
Neuromuskuläre Fazilitation), die drei dimensionalen Patienten von Dr. Kim in seiner Praxis per Video erfasst
Scapula- und Pelvis-Patterns (Muster) benutzt und so eine und im Sprinter und Skater behandelt. Die E rgebnisse
Kombination anbahnt, die sie Sprinter und Skater nennt. sollen bald zusammengefasst werden.
Diese Kombinationen sind im Sport deutlich beim Laufen
und Skaten als optimale Koordination zu sehen. Schlüssel-
punkte für den Sprinter/Skater sind dabei der Angulus 2.1.3 Überblick über das neue Konzept
inferior der Scapula und der Tuber des Ossis ischii. Diesen
neuen PNF-Ansatz, Patienten ganzheitlich im Sprinter und Mit einfachen koordinativen Strukturen ist
Skater zu behandeln, untersucht Prof. Dr. Kim Tae-yoon das Übungsprogramm im Sprinter und Skater
und stellt hier seine Forschungsergebnisse vor. eine exzellente Methode, um Bewegung zu
erlernen und sich an Bewegung zu erinnern.
Sprinter und Skater haben ihren Ursprung im Sport. Jede
2.1.1 Hintergrund und Ziele Sportart verlangt motorische Geschicklichkeit als Antwort
auf Veränderungen in der Umgebung und nötige Zielori-
In der Physiotherapie betrachtet man Übungen gleich entierung. Um dies zu erreichen, sucht der Mensch sich die
zeitig als motorisches Lernen (»motor learning«) und die effektivsten Bewegungen. In kürzester Zeit wird Stabilität
klinische Betonung liegt auf der Anleitung zur Übung. mit höchster Energiezufuhr vereint.
Motorische Fähigkeiten werden geübt und deren Umset- Sprinter- und Skater-Patterns nutzen höchst effiziente
zung zum Hausaufgaben-Programm. Den Patienten wird und funktionelle Bewegungen. Ebenfalls erklären diese
geraten, ihren Lebensstil zu ändern, um gesundheitliche Patterns sehr komplizierte Interaktionen zwischen Extre-
Probleme fernzuhalten. Wenige Therapeuten stellen die mitäten, Rumpf und Kopf in vereinfachter koordinativer
Frage, wie man die Trainingsmethode effektiver gestalten Form.
kann. Es gibt kaum Artikel in der Fachliteratur, die sich Die Sprinter-/Skater-Übungen stehen im Einklang mit
mit dem Verbessern der Lernmethode beschäftigen. Auch den Erklärungen von Turvey et al. (1982) über Muskel
effektive Übungsanleitungen oder Techniken liegen nicht ketten und Koordination in der Theorie der motorischen
vor. Die Artikel von Sumway-Cook und Wollacott (1995), Kontrolle. Ebenfalls sind sie äußerst einfache Formen der
Thelen und Smith (1994) und Ketelaar et al. (2001) be freien Bewegung. Sie geben Antwort, wie Muskeln funk
fassen sich mit dieser Problematik. PNF ist ein altbewähr- tionell aneinander gekettet sind, und sie sind eine einfache
tes Konzept. Dennoch sollten die Resultate und Vorteile Erklärung für komplizierte Abläufe in der motorischen
diskutiert werden, die die Sprinter-/Skater-Koordination Kontrolle. Vom Aspekt des motorischen Lernens sind her
in der aktiven Übungsauswahl bieten. Sprinter-/Skater-Übungen für den Lernenden einfach ins
Gedächtnis zurückzurufen, da menschliche Bewegungen
im Gedächtnis als abstrakte Form gespeichert werden und
2.1.2 Anwendungen und Ergebnisse nicht als einzelne Bewegung (Schmidt 1987).
nicht effektiv sind. Sprinter- und Skater-Patterns berück- 2.2 Hintergrundwissen zu koordinativem
sichtigen diesen Aspekt, indem sie Arme, Beine und den Lokomotionstraining (CLT)
Kopf in die Schwung- und Standphasen des Ganges inte
2 grieren. Lee Moon-kyu (Übersetzung: Britta Dietz)
Diese beiden Übungsformen werden dynamisch und
rhythmisch mit Widerstand in allen Ausgangsstellungen jjEinleitung
eingesetzt. Damit werden die koordinativen Bewegungen Bewegung befasst sich nicht mit einem einzelnen Gelenk,
der Extremitäten im Sinne des Gangbildes geschult. Muskel oder einer Muskelgruppe, sondern ist immer das
Ergebnis des Zusammenspiels vieler Körpersegmente. Je-
Sprinter und Skater sind bilaterale reziproke des Segment spielt eine besondere Rolle und ist miteinan-
Übungen, mit deren Hilfe sich asymmetrische der verzahnt, wie z. B. bei einem Uhrwerk. Dieses ganze
Haltungsfehler korrigieren lassen. System unseres Körpers reagiert auf eine einzelne lokale
Im Sinne von motorischem Lernen können einseitige Veränderung in der Funktion oder der Struktur. Ändert
Bewegungen zu Asymmetrie und daraus resultierenden man die Funktion eines einzelnen Segments, koordiniert
Haltungsfehlern führen. Grund dafür ist die große An- sich das ganze System neu. Auf diese Weise können wir
strengung des Lernenden, seine Defizite auszugleichen, die Körperhaltung beeinflussen, indem wir eine Fuß-
indem er Kompensationsmechanismen entwickelt, die oder Handfunktion ändern. Ein Fuß ist funktionell mit
die physiologischen Bewegungsbahnen verlassen. Auch einer Hand, oder ein Fuß ist mit der Zunge und dem Dia-
ein Therapeutenfehler ist denkbar in Form von zu starkem phragma verbunden.
Widerstand, einer ungünstigen Wahl der Ausgangsstellung Eine Zungenbewegung und Atmungsmuster, die man
oder gar der Ausführung in die falsche Bewegungs im Sportbereich beobachten kann, sind ein gutes Beispiel
richtung. dafür, wie sich einzelne Körperteile miteinander koordinie-
Als bilaterale reziproke Übungsformen beanspruchen ren. Das Aktivieren einer orofazialen Bewegung – ob es sich
Sprinter und Skater die Extremitäten der rechten und linken um die Bewegung der Augen, der Zunge oder der Kiefer-
Körperseite gleichmäßig. Durch dieses reziproke Training muskulatur handelt – ist genau eingebunden in die gesamte
werden Asymmetrien ausgeglichen und damit die Körper- Bewegung des Körpers. Sogar das Diaphragma ist nicht nur
haltung verbessert. ein Atmungsmuskel, sondern spielt eine besondere Rolle in
der Stabilisation für eine Bewegung (Kolar, 2012). Nehmen
Eigene Erfahrungen Sie an, Sie heben ein schweres Gewicht: Sie können es nicht
Eigene Erfahrungen zeigen, dass Sprinter- und Skater- anheben, ohne Ihren Atem anzuhalten. Zu dieser Zeit über-
Patterns gleichermaßen gut an Therapeuten und Patien- nimmt das Diaphragma die Rolle einer Aufrichtefunktion.
ten/Sportler zu vermitteln sind. Beide Gruppen sind in Wir können sagen, dass das Diaphragma ein Teil der Hebe-
der Lage, die Anweisungen in kurzer Zeit zielgerecht und funktion ist und wichtig für diese Aufgabe ist.
adäquat umzusetzen. Wenn wir Bewegung als Therapeuten analysieren,
schauen wir auf bestimmte Bewegungsmuster und sehen,
dass alle Körperfunktionen wie bei einem Uhrwerk auf
2.1.4 Zusammenfassung einander abgestimmt sind. Ist ein kleines Rädchen defekt,
ist das ganze System betroffen. Deshalb, wenn jemand ein
Die Ergebnisse von Dr. Kims Untersuchung zeigen, dass einzelnes funktionelles Problem hat, sollte man dies ganz-
sich das Arbeiten mit Widerstand im Sprinter/Skater vor- heitlich sehen. Therapeuten stürzen sich oft auf bestimmte
teilhaft auf die Koordination, Symmetrie sowie die moto- Muskeln und vergessen, den ganzen Bewegungsapparat
rische Lernfähigkeit auswirkt. anzuschauen.
Das neue Konzept berücksichtigt alle PNF-Grundprin- Schon Aristoteles sagte: Das Ganze zu sehen ist besser
zipien und bezieht neueste Erkenntnisse aus der Forschung als die Summe aller Teile, unser Körper ist nicht einfach
im Bereich des motorischen Lernens ein. nur aus vielen Muskeln zusammengesetzt. Menschliche
Vorteil des Arbeitens mit diesem Konzept ist das Bewegung ist sehr koordinativ und kann sich selbst re
Therapieren/Üben im kompletten physiologischen Bewe- organisieren. Das Bewegungssystem versucht immer, aus
gungsmuster, d. h. unter Einbeziehung des ganzen Körpers. vielen Variationen die bestmögliche Aufgabe koordinativ
Prof. Dr. Kim Tae-yoon unterrichtet an der Universität zu finden. Wenn man Bewegung verändern oder verbes-
in Iksun, sein Spezialgebiet ist Motor learning, und er ist sern will, muss man diesen Mechanismus berücksichtigen.
ein großer Anhänger meines Konzeptes. Wir haben schon Wir denken, dass wir noch mehr einzelne Puzzleteile
viele gemeinsame Vorträge in Korea und in Tokio (2006) der koordinierten Bewegung erkennen müssen, um das
gehalten. Konzept CLT (Coordinative locomotion training) erklären
2.2 · Hintergrundwissen zu koordinativem Lokomotionstraining (CLT)
11 2
zu können. In diesem Artikel möchten wir dem Leser noch Schulter, einer am Ellbogen und radioulnaren Gelenk, und
mehr allgemeine Informationen über die koordinativen 2 am Handgelenk. Wenn wir weiter gehen und die Muskeln
Strukturen aus dem Bereich von motorischer Kontrolle und berücksichtigen, kontrollieren wir 26 DoFs, 10 Muskeln
motorischem Lernen geben. Wir werden das Konzept der am Schultergelenk, 6 am Ellbogen, 4 am radioulnaren Ge-
Grade der Bewegungsfreiheit (degrees of freedom), koordi- lenk und 6 am Handgelenk. Würde man die motorischen
native Strukturen und die Phasen des Lernens entdecken. Einheiten dazu nehmen, würde sich die Zahl erheblich
erhöhen (Rose und Christina 2006).
jjEinzelne Bewegungen vs. komplexe Bewegungen Für andere Bewegungen, wie z. B. Hüftextension, sind
Meistens werden Studien über menschliche Bewegung im noch mehr Muskeln zuständig, die die Zahl der DoFs
klinischen Bereich in einzelne Bewegungen zerlegt. Zum enorm erhöht und eine sehr große Anzahl an Möglichkei-
Beispiel in einzelne Extremitäten, deren Kraft, Beweglich- ten nach sich zieht. Es ist unmöglich, jede der einzelnen
keit, Ausdauer und Koordination getestet wird. Dieser Idee Möglichkeiten zu analysieren und miteinander zu ver
liegt zu Grunde, dass jede oben genannte Qualität einzeln gleichen, das würde zu lange dauern und das Gehirn über-
begutachtet und isoliert korrigiert werden kann. Obwohl laden und ermüden.
Patienten davon durchaus profitieren können, ist es nicht Deshalb muss es einen Mechanismus in der moto
sicher, ob die einzelne Bewegung in den gesamten Bewe- rischen Kontrolle geben, der die Auswahl zu einer effek
gungsablauf des Körpers integriert werden und in eine tiven Bewegung trifft. Nach Bernstein ist die wesentliche
Funktion übertragen werden kann. Eigenschaft der motorischen Kontrolle das automatische
Eliminieren der unwesentlichen Bewegungen oder DoFs.
jjKontrolle über die Freiheitsgrade Der sich bewegende Körper versucht die DoFs zu limitieren
(Degrees of freedom; DoF) um die Bewegung unter Kontrolle zu halten (Bosch 2015).
Es wird geschätzt, dass wir 7 DoF kontrollieren müssen, um Wir brauchen die kleinste Einheit an DoFs, um eine
unseren Arm zu bewegen. DoF wurde oft von Nicoli Bern- gestellte Aufgabe effizient zu erledigen. Theoretiker sehen
stein (1967) benutzt, um Bewegung zu analysieren. Bern- das Aktivieren von einzelnen Muskeln als nutzlos, da diese
stein sieht das Lernen einer motorischen Geschicklichkeit alle eng mit einander verbunden sind und sie betonen,
als Lösung eines Problems, nämlich wie man die vielen dass die Aktivierung einzelner Nerven nicht immer eine
DoFs im menschlichen Bewegungssystem (. Abb. 2.1) Bewegung auslöst (Turvey 1977).
nutzbar machen kann.
Man kann Bewegung spezifisch beschreiben in Bezug jjKoordinative Strukturen/Muskelantwort
zur Anzahl der sich bewegenden Gelenke, Muskeln oder als Synergien.
aktivierten Motoneuronen. Zurück zum obigen Beispiel: Auf Grund dieser Theorien können wir das Problem mit
7 DoFs sind nötig, um den Arm zu bewegen, 3 DoFs an der den DoFs lösen, indem wir Muskeln und Gelenke zwingen
DoFs * Befreiung
2
externer Kräfte
Loslassen
Einfrieren
..Abb. 2.2 Baby dreht sich ..Abb. 2.3 Die Beziehungen zwischen den DoFs und der Reifung
motorischer Fähigkeiten
in einer gewünschten Bewegung zu funktionieren (Rose Koordinative Strukturen sind Muskelketten, die ent-
und Christian 2006). Diese Bewegungsmuster werden oft wicklungsgeschichtlich (oder neurologisch) und anato-
Koordinative Strukturen oder Synergien benannt. Einige misch entstanden sind, um als eine funktionelle Einheit
koordinative Strukturen sind schon bei der Geburt vor- zusammen zu arbeiten (Frank et al. 2013).
handen, wie Greifen und allgemeine Lokomotion. Die Es ist einfacher für unser Nervensystem, auf ein kleine
meisten Synergien werden im Laufe des Lebens entwickelt Anzahl von generellen Bewegungsmustern zurückzu
auch kulturell bedingt (Turvey 1977) wie z. B. Inlineskaten greifen, die zusammengesetzt werden können, um kom-
oder Skifahren und viele andere Sportarten. plexere Bewegungen zu bilden. Die Muskelsynergien, die
Diese Synergien, besonders die Lokomotion, sind im dabei mitwirken, um diese Muster zu aktivieren, schrän-
menschlichen Bewegungssystem vererbt. Jedoch sind diese ken die DoFs und die Bewegungsmöglichkeiten dergestalt
Synergien manchmal für den Zweck, eine bestimmte ein, dass Bewegung einfacher zu organisieren ist.
motorische Bewegung zu vereinfachen, stark einge-
schränkt. Die Größe des Bewegungsausschlages bestimmt jjPhasen, die die DoFs beim motorischen Lernen
die Anzahl der Muskelantworten innerhalb der Synergie. kontrollieren
Bewegungen, die in einem Gelenk aktiviert wurden, be- Eine neue Sichtweise des Lernprozesses beruft sich auf
treffen andere Glieder, weil alle Gliedsegmente mitein Bernstein(1967), wo er beschreibt, dass der Lernprozess
ander verbunden sind. Eine Vorwärtsbewegung in der stattfindet, indem man überflüssige DoFs zu kontrollieren
Hüfte beeinflusst analoge Bewegungen in Knie und Fuß lernt.
gelenk. Vereijken (1992) schlägt ein dreigeteiltes Model des
In der kindlichen Entwicklung durchlaufen Babys eine Lernens vor. Dieses beschreibt, wie der Lernende versucht,
Reihe von fundamentalen Mustern, die die Basis für kom- die Dynamik der Bewegung als Problemlösung an zu
plexere Bewegung bilden (Frank et al. 2013). Ein Beispiel: gehen, im Sinne von Bernstein (. Abb. 2.3). Im Anfangs-
Liegt ein Kind auf dem Boden oder sitzt es in verschie stadium vereinfacht der Patient das Bewegungsproblem,
denen Ausgangsstellungen, lernt es, den Kopf zu stabilisie- indem er alle möglichen DoFs einfriert. Zuerst lässt er den
ren, um seine Umgebung zu beobachten (. Abb. 2.2). Seine Patienten die Gelenkstellung für eine gewünschte Bewe-
Kopfstabilität ist wichtig für die posturale Kontrolle im gung fixieren und viele weitere Gelenke auch, fast wie bei
Stehen und Gehen. Während es nach interessanten Objek- einer Synergie.
ten greift, lernt es Arm/Rumpf Koordinationsmuster, die
es auch braucht, um zu krabbeln und zu gehen, und even-
tuell später zu werfen und zu klettern. Beim Drehen von
Rückenlage in die Seitlage stabilisiert sich das Baby über
ein Bein, während das andere frei bewegt wird; eine Fertig-
keit, die die B
asis für Lokomotion ist.
13 3
Fallbeispiele
Franziska Brandl, Christiane Werlich, Fritz Basner
3.1 Behandlungsbeispiel Kreuzbandruptur Aktivitäten des täglichen Lebens: Die Patientin arbeitet an
einem Gemüsestand. In ihrer Freizeit macht sie Yoga, geht
Franziska Brandl Fahrrad fahren, schwimmen und klettern.
3.1.1 Anamnese und Befund Partizipationsebene: Durch die Schmerzen kann die Pa
tientin ihren Hobbies Yoga und Klettern nicht mehr nach
3 Name: Frau Sch. gehen, da sie der Schmerz dabei stark limitiert. Außerdem
kann sie nur noch unter Schmerzmedikation arbeiten ge
Alter: 28 Jahre. hen, sonst müsste sie die Arbeit abbrechen.
Beruf: Studentin im letzten Semester des Studiengangs Umweltfaktoren: Die Patientin lebt in einer Wohngemein
»Umweltwissenschaften«. Nebenberuflich arbeitet sie an schaft in der Innenstadt von Landau. Diese befindet sich
einem Gemüsestand auf dem Markt. im 2. OG eines Wohnhauses, in dem es keinen Aufzug gibt.
Sie hat 3 Treppenstufen zur Eingangstür und 20 Stufen, bis
Hobbys: Fahrradfahren, Yoga, Schwimmen und Klettern. sie ihre Wohnung erreicht hat. Den Weg zur Arbeit im
Nachbardorf fährt sie mit dem Auto. Zum Sport nimmt sie
Diagnose: Z. n. Kreuzbandruptur links 2010 – konservativ das Fahrrad.
versorgt.
Patientenperspektive: Die Patientin ist sehr motiviert für
Medikation: Ibu 400 bei Bedarf. die Therapie. Sie erhofft sich durch die Therapie eine
schnelle Besserung der Symptomatik und ist sehr opti
Therapieumfang: 2× wöchentlich je 25 min seit dem 23. 5. mistisch.
2016.
Ziel der Patientin:
Kurze Krankheitsgeschichte: 2010 erlitt die Patientin wäh 44Wieder ihrem Sport schmerzfrei nachgehen
rend eines Fußballspiels eine Ruptur des linken Kreuz zu können
bandes. Dieses wurde konservativ versorgt und machte 44Schmerzlinderung / Schmerzfreiheit
der Patientin keine Beschwerden. Im April 2016 hat die 44Kräftigung der KG Muskulatur
Patientin das erste Mal beim Yoga einen stechenden 44Übungen zur Kräftigung der KG-Muskulatur, sowie
Schmerz im Kniegelenk links verspürt. Zunächst war der Stabilisation der KG-Muskulatur erlernen
Schmerz wieder verschwunden, doch nach kurzer Zeit ist
der Schmerz nicht nur beim Yoga, sondern auch nach Ziel der Therapeutin:
langem Stehen und Gehen sowie bei der Arbeit aufge 44Steigerung der intramuskulären Koordination
treten. Es wurde ein MRT veranlasst, jedoch ohne Befund. 44Kräftigung der KG-Muskulatur links
44Stabilität des Kniegelenks links
Problem aus Sicht des Patienten: Stechende Schmerzen im 44Schmerzreduktion im KG links
linken Kniegelenk. 44Mobilisation des KG links
Befund
44FLEX/EXT KG links aktiv: ab 75°/0°/0° schmerzhaft,
bis 125°/0°/0° Flexion möglich; KG rechts aktiv: o. B.
44FLEX/EXT KG links passiv: ohne Schmerzen
130°/0°/0°; KG rechts passiv: o. B.
44Instabilität des linken Kniegelenks; rechts o. B.
44Mangelnde Kraft des linken Kniegelenks; rechts o. B.
3.1 · Behandlungsbeispiel Kreuzbandruptur
15 3
3.1.2 Verlaufsprotokoll
Ausgangsstellung
1. Sitz
2. Halbkantensitz mit Theraband
a b
..Abb. 3.2a,b Erste Behandlung: Ausgangsstellung Sitz a Stabilisierende Umkehr Sprinter. b Stabilisierende Umkehr Skater
3.1 · Behandlungsbeispiel Kreuzbandruptur
17 3
2. Technik
Sprinter: Extension-Abduktion-Innenrotation (Standbein 1. Stabilisierende Umkehr (Sichern)
links); Widerstand für Abduktion und Innenrotation 2. Rhythmische Stabilisation – Patient wechselt
(. Abb. 3.3a). zwischen Sprinter und Skater (Sichern)
Skater: Extension-Abduktion-Außenrotation ( Standbein
links); Widerstand für Abduktion und Außenrotation Ziel
(. Abb. 3.3b) 1. Erlernen einer neuen Ausgangsstellung, Bahnen,
Haltungskontrolle
Stadium der motorischen Kontrolle 2. Schmerzlinderung, Stabilität des Kniegelenks, intra
1. Stabilität muskuläre Koordination, Kontrolle in der optimalen
2. Stabilität Gelenkachse, Erweiterung des Bewegungsausmaßes
a b
..Abb. 3.3a,b Erste Behandlung: Ausgangsstellung Halbkantensitz. a Rhythmische Stabilisation im Sprinter mit Theraband für das linke
Kniegelenk (Standbein). Widerstand für Abduktion und Innenrotation. b Rhythmische Stabilisation im Skater mit Theraband für das Kniege
lenk links (Standbein). Widerstand für Adduktion und Außenrotation
18 Kapitel 3 · Fallbeispiele
Hausaufgabe: Am Türrahmen mit dem Theraband in den und in den Skater für Adduktion und Außenrotation
Sprinter für Abduktion und Innenrotation (. Abb. 3.4a) (. Abb. 3.4b).
a b
..Abb. 3.4a,b Hausaufgabe. a Am Türrahmen im Sprinter für Abduktion und Innenrotation; b am Türrahmen im Skater für Adduktion und
Außenrotation
3.1 · Behandlungsbeispiel Kreuzbandruptur
19 3
Abschlusstest: Kniehocke: Die Schmerzen treten nach der Zweite Behandlung am 18. 6. 2016
Behandlung erst ab 90° Flexion auf (. Abb. 3.5). Test zu Beginn der Behandlung: Kniebeugen: Wie viele
Kniebeugen schafft die Patientin ohne Schmerzen zu be
kommen? (. Abb. 3.6)
..Abb. 3.5 Abschlusstest: Kniehocke nach der Behandlung. Die Pa ..Abb. 3.6 Test zu Beginn der zweiten Behandlung – Kniebeugen.
tientin kommt jetzt 90° in die Flexion, ohne dass der Schmerz auftritt Die Patientin schafft 15 Kniebeugen ohne Schmerzen
20 Kapitel 3 · Fallbeispiele
Bewertung des Tests: Die Patientin schafft 15 Wieder Technik: Anhängen – Agonistische Umkehr.
holungen ohne Schmerzen im linken Kniegelenk. Auffällig
ist eine unsichere Ausführung ab der 10. Wiederholung. Ziel: Funktionelles Training, Kräftigung des Kniegelenks,
Verbesserung der intramuskulären Koordination.
Ausgangsstellung: Halbkantensitz mit Theraband.
Hausaufgabe: Am Türrahmen mit dem Theraband in den
3 Pattern: Sprinter: Extension-Abduktion-Innenrotation Sprinter gehen und kontrolliert das Kniegelenk konzen
(Standbein links) (. Abb. 3.7). trisch in die Extension bewegen und dann exzentrisch in
die Flexion (. Abb. 3.8).
Stadium der motorischen Kontrolle: Mobilität auf Stabilität.
..Abb. 3.7 Zweite Behandlung: Ausgangsstellung Halbkantensitz ..Abb. 3.8 Hausaufgabe: agonistische Umkehr für das Kniegelenk
mit Theraband im Sprinter. Technik: agonistische Umkehr zur Kräfti am Türrahmen im Sprinter; konzentrisch in die KG-Extension und
gung und Verbesserung der Kniekontrolle. Start konzentrisch in exzentrisch in die KG-Flexion
die KG-Extension, dann exzentrisch in die KG-Flexion
3.1 · Behandlungsbeispiel Kreuzbandruptur
21 3
Abschlusstest: Die Patientin schafft nach der Behandlung 25 Wiederholungen ohne Schmerzen. Die Ausführung ist
deutlich sicherer. (. Abb. 3.9).
..Abb. 3.10 Test zu Beginn der dritten Behandlung: Einbeinstand ..Abb. 3.11 Dritte Behandlung: kontrollierte Mobilität. Technik: ago
im Sprinter auf Zeit. Ab 1:53 min treten Schmerzen im linken Knie nistische Umkehr. Konzentrisch nach oben, exzentrisch nach unten
gelenk auf. Einbeinstand rechts ohne Auffälligkeiten
3.1 · Behandlungsbeispiel Kreuzbandruptur
23 3
Hausaufgabe: Auf dem Pezziball im Sprinter Kontrollierte Mobilität (. Abb. 3.12).
3.2.2 Patientenperspektive
3.2.4 Verlaufsprotokoll Fazit: Das Standbein auf der linken Seite erweist sich
als deutlich unsicherer als auf der rechten Seite (siehe
Erste Behandlung vom 07. Juli 2016 . Abb. 3.14). Auf der linken Seite sind deutliche Ausweich
Ganganalyse: Der Test dient der Ermittlung und Be bewegungen festzustellen.
wertung der einzelnen Gangphasen beim Patienten
(. Abb. 3.14). In der . Abb. 3.14b sind auffällige Gang
3 sequenzen dargestellt.
a b
..Abb. 3.14a,b Ganganalyse
3.2 · PNF-Kurzbefund: Behandlung nach dem Sprinter-/Skater-Koordinationskonzept
27 3
Bohannon-Test Fazit: Die Testabschnitte 1 und 2 wurden vom Patient pro
1. Stehen mit beiden Beinen auseinander blemlos bewältigt.
2. Zuerst mit geöffneten und anschließend mit geschlos 1. Abwechselnder Einbeinstand
senen Augen (siehe . Abb. 3.15a) 2. Mit dem Standbein auf der linken Seite und anschlie
3. Stehen mit geschlossenen Beinen ßend auf der rechten Seite, jeweils mit geöffneten und
4. Zuerst mit geöffneten und anschließend mit geschlos geschlossenen Augen.
senen Augen (siehe . Abb. 3.15b) 44Standbein links (Augen offen): 4 s
44Standbein rechts (Augen offen): 8 s
a b
..Abb. 3.15a,b Bohannon-Test
28 Kapitel 3 · Fallbeispiele
Die . Abb. 3.16 zeigt den Test vom Einbeinstand mit ge Tandemstand Der Patient stellt auf einer Linie einen Fuß
schlossenen Augen, bei dem sich der Patient festhalten vor den anderen, und es wird die Zeit gemessen, wie lange
musste. die Stellung gehalten werden kann (. Abb. 3.17).
44rechter Fuß vor dem linken: 7 s
Fazit: Den dritten Testabschnitt konnte der Patient nur 44linker Fuß vor dem rechten: 10 s
mit geöffneten Augen durchführen.
3
..Tab. 3.1 Fazit
a b
..Abb. 3.19a,b Aktiver Sitz mit Technik Replication im Sprinter STB rechts (a) und Skater STB links (b)
3.2 · PNF-Kurzbefund: Behandlung nach dem Sprinter-/Skater-Koordinationskonzept
31 3
..Abb. 3.20 Seitlage stabilisierende Umkehr
im Skater STB rechts mit Armkontrolle
Hausaufgabe: Die Aufgabe war die Drehung von der jjAuswertung der ersten Behandlung
ückenlage in die Seitlage und zurück mit dem Schwer
R Im Verlauf der ersten Behandlung zeigten sich Schwierig
punkt Beckenkontrolle bzw. mitführen des Beckens (siehe keiten beim Skater-Muster. Der Patient gab Schmerzen in
. Abb. 3.22). der linken Schulter an. Diese traten bei der geforderten
Abduktion und Außenrotation im Skater auf. Aus diesem
jjAbschlusstest der ersten Behandlung Grund soll in den folgenden Behandlungen die Anwen
3 Bohannon-Test: dung des Skater-Musters reduziert werden.
44Standbein links (Augen offen): 6 s Das Sprinter-Muster lag dem Patienten gut, dies zeigte
44Standbein rechts (Augen offen): 10 s sich in einer deutlich besseren Umsetzung der einzelnen
Übungen. Durch die Verbesserungen beim Abschlusstest
Beim Bohannon-Test verbesserten sich die Standzeiten am konnte dem Patienten ein positives Ergebnis der Behand
Ende der Behandlung um jeweils zwei Sekunden. Aus zeit lung vermittelt werden.
lichen Gründen wurde am Ende der Behandlung nur einer
der Eingangstests durchgeführt.
a b
..Abb. 3.24a,b Sitz aktiv im Sprinter STB links (a) und im Skater STB links (b)
34 Kapitel 3 · Fallbeispiele
Hausaufgabenkontrolle Die Hausaufgabe aus der ersten führte der Patient die Übung gut aus, da die Arm- und
Behandlung war die »Drehung von der Rücken- in die Seit Fußhaltung korrigiert werden musste.
lage und zurück« (siehe . Abb. 3.25). Die Kontrolle vom Nach den Eingangstests und der Kontrolle der Haus
Therapeuten wurde »hands on« durchgeführt, um kleinere aufgabe wurde die zweite Behandlung anhand der folgen
Verbesserungen der Hausaufgabe zu erreichen. Insgesamt den . Tab. 3.2 durchgeführt.
3
..Abb. 3.25 Hausaufgabenkontrolle: Drehung
von der Rücken- in die Seitlage und zurück
3.2 · PNF-Kurzbefund: Behandlung nach dem Sprinter-/Skater-Koordinationskonzept
35 3
..Tab. 3.2 Fazit
b
3.2 · PNF-Kurzbefund: Behandlung nach dem Sprinter-/Skater-Koordinationskonzept
37 3
..Abb. 3.28 Halbkantensitz rhythmische
Stabilisation im Sprinter STB links
Hausaufgabe: Die Aufgabe war das Bauchmuskeltrai jjAuswertung der zweiten Behandlung
ning zur Rumpfstabilisation im Chopping-Muster (siehe Der Patient hatte eine schlechte Tagesform; dadurch fielen
. Abb. 3.30). Der Schwerpunkt lag bei einer möglichst ge ihm die gestellten Aufgaben schwer. Im Verlauf der zweiten
ringen Hüftbeugung mit anschließender Rumpfrotation Behandlung zeigten sich verstärkte Schwierigkeiten beim
und exzentrischer Bewegung zurück. Skater-Muster.
Verglichen mit dem Skater-Muster fielen dem Patien
3 jjAbschlusstest der zweiten Behandlung ten auch bei dieser Behandlung die Übungen im Sprinter-
Bohannon-Test: Muster leichter und wurden besser ausgeführt. Trotz der
44Standbein links mit Sprinterhaltung schlechteren Tagesform des Patienten kam es beim Ab
(Augen offen): 7 s schlusstest zu keinen Verschlechterungen und dem Pa
44Standbein rechts mit Sprinterhaltung tienten konnte gezeigt werden, dass er mit dem Sprinter-
(Augen offen): 10 s Muster im EBST eine bessere Stabilität erreichen kann.
44Beim Bohannon-Test mit Sprinterhaltung am Ende
der zweiten Behandlung veränderte sich die Standzeit
verglichen zum Anfangstest nicht.
a b
..Abb. 3.31a,b Test des aktiven Sitzes im Sprinter mit STB links (a) und im Skater mit STB links (b)
40 Kapitel 3 · Fallbeispiele
Nach dem oben durchgeführten Test und der Hausaufgabenkontrolle wurde die dritte Behandlung anhand der fol
genden . Tab. 3.3 durchgeführt.
..Tab. 3.3 Fazit
a b
..Abb. 3.33a,b Aktiver Stand mit Technik-Replication im Sprinter STB rechts (a) sowie im Skater STB links (b) mit Unterstützung des Tür
rahmens
42 Kapitel 3 · Fallbeispiele
a b
a b
..Abb. 3.37a,b Tandemstand
44 Kapitel 3 · Fallbeispiele
3.3.1 Das Training (. Abb. 3.38, . Abb. 3.39, . Abb. 3.40, . Abb. 3.41,
. Abb. 3.42. . Abb. 3.43)
..Abb. 3.38 Skater: Seitstütz: unteres Knie beugen für kontrollierte ..Abb. 3.39 Chopping: Ellenbogen nach links schieben,
Mobilität in der Schulter unten (Adduktion und ant. Depression) Zehen dagegen nach rechts
..Abb. 3.40 Skater auf dem Pezziball ..Abb. 3.41 Skater auf dem Pezziball, Brücke
..Abb. 3.42 Sprinten auf dem Pezziball ..Abb. 3.43 Training mit Theraband: Skaten, für Rumpfaktivität,
Initial swing, konzentrisch und exzentrisch
3.3 · Fußballtraining nach dem Sprinter-/Skater-Prinzip
47 3
3.3.2 Verletzungshäufigkeit (. Abb. 3.44, . Abb. 3.45, . Abb. 3.46, . Abb. 3.47,
. Abb. 3.48, . Abb. 3.49, . Abb. 3.50, . Abb. 3.51)
Ober-/Unterschenkelzerrung
2010
2009
2008
0 5 10 15 20 25
Anzahl der Verletzten
..Abb. 3.44 Ober-/Unterschenkelzerrung
VKB Verletzung
2010
2009
2008
..Abb. 3.45 VKB-Verletzung
OSG/USG Bandüberdehnungen
2010
2009
2008
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Anzahl der Verletzten
Lumbago (LWS)
2010
3
2009
2008
Kniebandüberdehnungen
2010
2009
2008
0 2 4 6 8 10 12
Anzahl der Verletzten
Fußfrakturen
2010
2009
2008
..Abb. 3.49 Fußfrakturen
3.3 · Fußballtraining nach dem Sprinter-/Skater-Prinzip
49 3
2010
2009
2008
0 1 2 3 4 5 6 7 10
Anzahl der Verletzten
Meniscusläsionen
2010
2009
2008
..Abb. 3.51 Meniskusläsionen
51 4
4.1 Definition – 52
4.2 PNF-Philosophie – 52
Patient
44zu seinem eigenen Körper und seiner Umgebung, Arbeitshaltung des Therapeuten und »Spur«
44Augenkontakt mit Therapeuten; (body mechanic und groove)
44Ziel der Bewegung im Auge behalten. Der Therapeut steht und bewegt sich in Verlängerung der
Bewegungsdiagonale.
Sprinter-/Skater-Koordination:
Bahnung über dreidimensionale
Scapula- und Becken-Patterns
Britta Dietz
5.1 Sprinter-/Skater-Koordination – 56
5.1.1 Sprinter – 56
5.1.2 Skater – 57
Im einführenden Kapitel wurde die Entwicklung der nach Bewegungsrichtung auf den Sprinter oder Skater,
Sprinter- und Skater-Koordination aus dem PNF-Konzept unabhängig von der Ausgangsstellung. Um das zu errei-
heraus dargelegt. In den folgenden Zeichnungen, Tabellen chen, wird die Möglichkeit der Widerlagerung über das
und Abbildungsserien werden die dreidimensionalen jeweilige Standbein oder Stützarm, je nach Ausgangs
Scapula- und Becken-Patterns für die Sprinter-und
stellung für die Sprinter-und Skater-Aktivität genutzt.
Skater-Koordination in der Praxis vorgestellt (. Abb. 5.1, Über die Stimulation der Rumpf-Patterns (Scapula und
. Abb. 5.2, . Abb. 5.3, . Abb. 5.4 und die Tabellen in Becken) kann der Therapeut die resultierenden Bewe-
den . Abb. 5.5 und . Abb. 5.6). Es soll erkennbar werden, gungsabläufe besser beobachten, korrigieren und mit Hilfe
dass sich die jeweils angewandten Bewegungsmuster der entsprechenden PNF-Techniken in die gewünschte
gleichzeitig immer auch auf den Gang beziehen, bzw. je Richtung verstärken (vgl. die Fotos in 7 Abschn. 5.2).
5
5.1 Sprinter-/Skater-Koordination
Kopf:
Flexion, Lateralflexion
Rotation zu Mid Stance
Arm: Arm:
Flexion, Adduktion, Extension, Abduktion,
Außenrotation Innenrotation
Scapula: Scapula:
anteriore Elevation posteriore
Angulus inferior: Depression
vorne, oben, Angulus inferior:
außen hinten, unten, innen
ant.
security
»No love handles« line »No love handles«
Bein: keine
Extension, Lateralflexion
Abduktion,
Innenrotation Bein:
Flexion, Adduktion,
Becken: Außenrotation
posteriore Becken:
Depression anteriore Elevation
Tuber: Tuber:
hinten, vorne, oben, innen
unten, außen
MID STANCE MID SWING
Kopf:
Extension, Lateralflexion
Rotation zu Initial Swing
Arm:
Flexion, Abduktion,
Außenrotation Arm:
Scapula: Extension, Adduktion,
posteriore Elevation Innenrotation
Angulus inferior: Scapula:
hinten, oben, außen anteriore
Depression
Angulus inferior:
vorne, unten, innen
»No love handles« ant.
security »No love handles«
keine line
Lateralflexion
Bein:
Extension, Adduktion, Bein:
Außenenrotation Flexion, Abduktion,
Becken: Innenrotation
anteriore Depression Becken:
Tuber: posteriore Elevation
vorne, unten, innen Tuber:
hinten, oben, außen
..Abb. 5.3 Skater-Koordination (Britta und Tabea) ..Abb. 5.4 Skater-Koordination als Grafik
5.2 Bahnung des Sprinter und Skater über Es ist unbestritten, dass die Basis der Arm- und Bein-Patterns
dreidimensionale Scapula- in den Scapula- und Becken-Patterns liegt. Betrachtet man
und Becken-Patterns ihre Bewegung weiterlaufend, so führt dies zur Definition der
Scapula- bzw. Becken-Patterns als dreidimensionale Bewe-
Im klassischen PNF wurden die Scapula- und Becken- gungsmuster (siehe folgende Tabellen und Fotos).
Patterns zweidimensional gelehrt. Beispielsweise wurden Ich habe Schlüsselpunkte (Orientierungspunkte) für diese
sie als anteriore Elevation, posteriore Depression etc. be- Patterns festgelegt, mithilfe derer sich die drei Bewegungs-
zeichnet. Arm- und Bein-Patterns hatten drei Bewegungs- komponenten definieren lassen.
komponenten, die Rumpf-Patterns dagegen nur zwei. Dies Für die Scapula ist dies der Angulus inferior. Er bewegt sich
führte häufig zu Diskussionen über die Rumpf-Patterns. sichtbar in drei Bewegungsebenen (anterior-posterior, cau-
Manche vertraten die Ansicht, die Becken-Patterns wären dal-cranial, medial-lateral):
nicht auf den Gang übertragbar, andere wiederum bezeich- Für das Becken ist der Schlüsselpunkt (Orientierungspunkt)
neten die posteriore Elevation und die anteriore Depression die Tuberositas ossis ischii, kurz Tuber genannt. Seine Bewe-
als spastische Bewegungsmuster. Bei den Scapula-Patterns gung wurde im Ganglabor für beide Standbeinphasen, Early
bestand die Schwierigkeit, die entsprechende Diagonale zu stance und Mid stance, sichtbar gemacht. Er liegt auf den
definieren. Bewegungsebenen des Beckens und bewegt sich (über die
Durch die Definition der Rumpf-Patterns im Sprinter Gelenke der Wirbelsäule) in folgenden Bewegungsebenen:
und Skater werden diese Probleme ausgeräumt. anterior-posterior, caudal-cranial, medial-lateral. Die Bah-
nung der Rump-Patterns erfolgt demnach in der-Sprinter-/
Skater-Koordination in dreidimensionalen Bewegungsmus-
tern, entsprechend den Extremitäten-Patterns.
Die korrekte Stellung der Rumpf-Patterns in Bezug zur auf-
rechten Körperhaltung stabilisiert den Rumpf und leitet die
weiterführenden Bewegungen der Extremitäten ein.
58 Kapitel 5 · Sprinter-/Skater-Koordination: Bahnung über dreidimensionale Scapula- und Becken-Patterns
5.2.1 PNF-Patterns
PNF-Scapula-Patterns
..Abb. 5.5 Scapula-Patterns
PNF-Becken-Patterns
..Abb. 5.6 Becken-Patterns
5.2 · Bahnung des Sprinter und Skater über dreidimensionale Scapula- und Becken-Patterns
59 5
Dreidimensionale Scapula- und Becken-Patterns (. Abb. 5.7, . Abb. 5.8, . Abb. 5.9,
. Abb. 5.10, . Abb. 5.11 und . Abb. 5.12)
..Abb. 5.7 Griffe für die Sprinter-Koordination:
Sprinter in Seitlage: Standbein oben
SPRINTER SKATER
Extension Extension
Adduktion Abduktion
Innenrotation Innenrotation
Scapula Scapula
anteriore Depression posteriore Depression
..Abb. 6.1 Arm-Patterns im Sprinter und Skater
68 Kapitel 6 · Arm- und Bein-Patterns als Thrust- und Withdrawl-Patterns
SPRINTER SKATER
Extension Extension
Adduktion Abduktion
Außenrotation Innenrotation
Pelvis Pelvis
anteriore Depression posteriore Depression
Fuß Fuß
Plantarflexion + Supination Plantarflexion + Pronation
6.2.1 Thrust-Patterns (. Abb. 6.3, . Abb. 6.4, . Abb. 6.5, . Abb. 6.6)
PNF-Kopf-Patterns
Britta Dietz
Maggie Knott hat schon sehr früh die Bedeutung der Kopf 55 Im Sprinter und Skater werden die Kopf-Patterns über die
stellung für die Qualität eines Bewegungsablaufs erkannt. Gesamtkoordination initiiert und bleiben so im physio
Daher begann sie häufig, die Bewegungsbahnung zunächst logischen Bewegungsausmaß. Durch Widerstände am
über den Kopf einzuleiten. So war ich nicht verwundert, Occiput, bzw. an der lateralen Stirnseite lässt sich dabei
als ich bei meinem Aufenthalt in Vallejo eine Notiz von jede gewünschte Bewegungsrichtung verstärken.
Maggie vorfand: »Mr. B. hat sich eine Knöchelfraktur zu 55 Bei der Behandlung im Sprinter und Skater ist die physio-
gezogen. Beginne die Behandlung mit dem Kopf.« logische Kopfstellung vorgegeben und muss in jede
Als ich den Sichtbefund von Mr. B. erstellte, war deut Übung einbezogen werden.
lich zu erkennen, dass sich durch die wochenlange Schon 55 Mittels der Techniken Stabilisierende Umkehr und Rhyth-
haltung infolge der Fraktur die Kopfachse gegenüber der mische Stabilisation wird die Kopfkontrolle und Kopfsta-
Körperachse verschoben hatte – der Kopf war aus dem Lot bilität erarbeitet. Ist dieses Ziel erreicht, erfolgt der Über-
geraten. gang zur Mobilität, z. B. im Drehen oder durch Chopping.
Der physiologischen Kopfhaltung kommt eine moto
rische Steuerungsfunktion zu, sodass es gravierende Aus
wirkungen auf Haltung und Bewegung hat, wenn sie außer
7 halb der Körperachse ist.
Aktivitätsebenen
für die Behandlung nach PNF
Britta Dietz
In den einzelnen Ebenen sind die Bewegungsrichtungen ting). In diesem Stadium wird im offenen System gearbei-
in Bezug zu einem Punctum fixum und einem Punctum tet. Punctum fixum ist der Rumpf oder für die doppelte
mobile definiert. Stützphase und Laufphase beide Beine.
Als drittes Stadium folgt die kontrollierte Mobilität
Die Reihenfolge der verschieden Aktivitätsebenen sind der im geschlossenen System am Standbein, Stützarm im Ein-
Behandlungssituation in PNF angepasst. Das bedeutet: Bevor beinstand oder in der doppelten Stützphase im Chopping:
Mobilität an den Extremitäten angewandt wird, muss ge- an beiden Stützarmen und Standbeinen. Das Punctum
währleistet sein, dass der Rumpf stabil gehalten werden fixum liegt in der Peripherie, der Rumpf bewegt sich zur
kann. Deshalb starte ich immer mit der Aktivitätsebene Peripherie.
Sichern. Das vierte Stadium ist die Geschicklichkeit und um-
fasst alle vorherigen Stadien. Diese Fertigkeiten werden im
Das zweite Stadium ist die Mobilität an den Extremitäten Hausaufgabenprogramm ohne Hilfe des Therapeuten ge-
oder am Rumpf (Fixpunkt sind zwei stabile Beine in der übt (»hands off!«).
doppelten Stützphase: Chopping oder der Laufphase: Lif- Das veranschaulicht die . Tab. 8.1.
8
8 · Aktivitätsebenen für die Behandlung nach PNF
77 8
① Sichern
Punctum fixum Punctum fixum
Rumpf Extremitäten
Extremitäten Rumpf
④ Integrieren (»ich kann laufen«) – die ersten drei Stadien werden beherrscht
Punctum fixum Punctum mobile
Techniken im PNF-Konzept
Britta Dietz
Alle Techniken, mit denen wir in der PNF arbeiten, habe ich Beide Techniken folgen einem festen Plan, z. B. Standbein
den Aktivitätsebenen zugeordnet (. Tab. 9.1 und 7 Kap. 8). rechts, und alle anderen Muster ordnen sich diesem Plan
Für jede Technik habe ich jeweils ein Schlagwort ausgesucht. unter (Schwungbein links, Stützarm links, Spielarm rechts
z. B. bei stabilisierender Umkehr das Schlagwort »Rumpf«. und Kopf ). Der Vorteil für den Therapeuten liegt darin, dass
er sich im Spiegelbild zum Patienten selber in die aufrechte
Alle agonistischen Techniken, welche in der Ausführung Haltung bahnt.
in einer Muskelkette bleiben, werden entweder im Sprinter Die dynamische Umkehr, die früher in einer Diagonale in die
oder im Skater angewandt und sind in den Aktivitäts Flexion und Extension ohne Rücksicht auf die Einwirkung der
ebenen Schwerkraft konzentrisch angewandt wurde, wende ich jetzt
44Anhängen und am Spielarm oder Spielbein an. Die Wechsel erfolgen zwi-
44kontrollieren schen Sprinter und Skater konzentrisch für mehr Stabilität
(über die längeren Hebel) am Rumpf, Stützarm oder Stand-
zu finden (. Tab. 9.1). bein. Auch bei dieser Technik kann der Therapeut eine auf-
rechte Haltung bewahren.
Die beiden Techniken stabilisierende Umkehr und rhythmi- Die beiden Entspannungstechniken, die früher im offenen
sche Stabilisation haben Stabilität zum Ziel. Deshalb wird System angewandt wurden (z. B. bei Patienten mit Poliomye-
das gesamte Muster des Sprinters im Wechsel mit dem ge- litis) habe ich insoweit verändert, dass ich die Bewegung in
samten Muster des Skaters angewandt. Diese Wechsel sind der Peripherie stoppe. Damit habe ich eine bessere Kontrolle
nicht mehr rein antagonistisch, und werden als Techniken, über die Gelenkstellung und berücksichtige komplizierte
die in 2 Richtungen (Sprinter/Skater) spannen, benannt. Der Operationen, wie sie heute an Gelenken (Hüfte, Knie, Schul-
9 Vorteil zur bisherigen Anwendung dieser Techniken liegt ter und Ellbogen) ausgeführt werden. Gleichzeitig gebe ich
jetzt darin, dass der Patient schon im Stadium der Stabilität meinen Patienten dadurch eine gewisse Sicherheit und Kon-
für den Gang vorbereitet wird und zwar in den gangspezifi- trolle über etwaigen Schmerz.
schen Musterkombinationen.
9 · T echniken im PNF-Konzept
81 9
Vorbereitende Maßnahmen: Anspannen – Loslassen, Halten – Loslassen, Eistherapie, Atmen, Positiver Einstieg
④ Integrieren Geschicklichkeit
9
9.1 · Stabilisierende Umkehr (stabilizing reversals) – »Rumpf«
83 9
9.1.1 Illustrationen (. Abb. 9.1, . Abb. 9.2, . Abb. 9.3, . Abb. 9.4, . Abb. 9.5, . Abb. 9.6,
. Abb. 9.7, . Abb. 9.8, . Abb. 9.9, . Abb. 9.10, . Abb. 9.11, . Abb. 9.12)
..Abb. 9.7 Stabilisierende Umkehr im Sprinter und Skater. ..Abb. 9.8 Stabilisierende Umkehr im Sprinter und Skater. Sprinter
Sprinter
jjBeachte
44Die eigene Bodymechanik soll dem Patienten Sicher
heit geben.
44Kein Spannungsverlust darf entstehen (Schmerz!).
44Die optimale Gelenkachse beachten!
9.3 · Rhythmische Stabilisation im Wechsel zwischen Sprinter und Skater für Stützarm, Standbein, Rumpf und Kopf
89 9
9.3.1 Illustrationen (. Abb. 9.13, . Abb. 9.14, . Abb. 9.15, . Abb. 9.16,
. Abb. 9.17, . Abb. 9.18, . Abb. 9.19, . Abb. 9.20, . Abb. 9.21, . Abb. 9.22,
. Abb. 9.23, . Abb. 9.24, . Abb. 9.25, . Abb. 9.26, . Abb. 9.27))
..Abb. 9.13 Rhythmische Stabilisation. Sprinter ..Abb. 9.14 Rhythmische Stabilisation. Patient spannt
in Extension-Abduktion-Innenrotation
..Abb. 9.15 Rhythmische Stabilisation. Wechsel ..Abb. 9.16 Rhythmische Stabilisation. Patient spannt
zu Skater in Extension-Adduktion-Außenrotation
90 Kapitel 9 · Techniken im PNF-Konzept
..Abb. 9.20 Rhythmische Stabilisation. Halbkantensitz für ..Abb. 9.21 Rhythmische Stabilisation. Wechsel zu Skater:
Becken, Sprinter: posteriore Depression anteriore Depression.
..Abb. 9.22 Rhythmische Stabilisation. Sprinter: posteriore ..Abb. 9.23 Rhythmische Stabilisation. Wechsel zu Skater:
Depression für Scapula im Sitz anteriore Depression im Sitz
92 Kapitel 9 · Techniken im PNF-Konzept
..Abb. 9.24 Rhythmische Stabilisation. Sprinter: posteriore ..Abb. 9.25 Rhythmische Stabilisation. Wechsel zu Skater:
Depression anteriore Depression
..Abb. 9.26 Rhythmische Stabilisation. Sprinter: Hausauf- ..Abb. 9.27 Rhythmische Stabilisation. Umdrehen und
gabe mit Theraband Skater: Hausaufgabe mit Theraband. Kopf: siehe Patienten-
probleme Halswirbelsäule
9.6 · Initial Stretch (»from beginning of range«) – »Bewegungsstart«
93 9
9.4 Replications (Ebenbilder, Kopien) – jjDurchführung, auf die Definition bezogen
»Schulung der Wahrnehmung« Der Therapeut gibt einen Bewegungsrhythmus vor, der
durch alle Phasen beibehalten wird.
jjDefinition 1. Passiv: Führen des Patienten durch den gesamten
Agonistische Technik, bei der das Wiederfinden einer verfügbaren Bewegungsweg.
zuvor wahrgenommenen Gelenkstellung oder Position er 2. Assistiv: »Hilf mir ein bisschen«.
folgen soll. Passiv eine Position einstellen und dann über 3. Resistiv: Der Therapeut gibt zunehmend Widerstand.
die Bahnung diese Stellung halten lassen. 4. Selbständig: Der Patient führt die Bewegung alleine aus.
jjZiel jjBeachte
Selbständiges Wiederfinden und Halten einer Position. 44Diese Technik erfolgt nur in einer Richtung
(agonistisch).
jjDurchführung 44Griffe wechseln beim Übergang von der passiven
44Aktives oder passives Positionieren des Patienten Bewegung zur aktiven.
in der gewünschten Stellung. 44Nicht zu schnell!
44Halten dieser Position gegen Widerstand.
44Mit Hilfe der Bahnung indirekt.
44Nach der Entspannung wird der Patient aus dieser 9.6 Initial Stretch (»from beginning
Stellung herausgeführt und soll diese dann selb of range«) – »Bewegungsstart«
ständig wiederfinden. Nach jeder Wiederholung kann
der passive Rückweg vergrößert werden. jjDefinition
Agonistische Technik, bei der wiederholt Dehnreize auf
jjBeachte vorgedehnte Muskulatur am Anfang der Bewegungsbahn
Den Widerstand gut anpassen, sodass die Bahnung erfol gegeben werden.
gen kann.
jjZiel
44Fazilitation des Bewegungsstartes
9.5 Rhythmische Bewegungseinleitung 44Rekrutierung motorischer Einheiten am Anfang der
(rhythmic initiation) – Bewegung
»Von passiv nach aktiv«
jjDurchführung
jjDefinition 44Passive Vordehnung aller Bewegungskomponenten.
Agonistische Technik, in der eine rhythmische Bewegung 44Danach folgt ein zusätzlicher kurzer Dehnreiz mit
durch den gesamten verfügbaren Bewegungsweg in vier Bewegungsauftrag.
Phasen durchgeführt wird: 44Der Reizantwort folgt sofort adäquater Widerstand
1. passiv, mit entsprechender Bewegung, solange die muskuläre
2. assistiv, Reaktion spürbar ist.
3. resistiv, 44Dieser Vorgang wird mehrfach wiederholt.
4. selbständig.
jjBeachte
jjZiel 44Nicht zu schnell arbeiten.
44Erlernen und Automatisieren einer Bewegung 44Der muskulären Antwort sofort Widerstand geben,
44Tonusregulierung damit kein »Loch« entsteht.
44Verbesserung der intermuskulären Koordination
44Regulierung des Bewegungstempos
44Bewegungserweiterung
94 Kapitel 9 · Techniken im PNF-Konzept
jjZiel jjBeachte
44Rekrutierung möglichst vieler motorischer Einheiten 44Start mit der Konzentrik.
auf dem gesamten Bewegungsweg 44Bei zu viel Exzentrik entsteht Sauerstoffmangel in der
44Fazilitation des Bewegungsweges Muskulatur (Muskelkater).
44Ermüdung der Muskulatur umgehen
jjZiel jjBeachte
44Funktionelles Training 44Sauberer Griffwechsel, damit kein Spannungsverlust
44Kräftigung entsteht.
44Verbesserung der intramuskulären Koordination 44Vorsicht vor zu langen Hebeln!
9.9 · Dynamische Umkehr (dynamic reversal) – »Koordination«
95 9
9.9.1 Illustrationen (. Abb. 9.28, . Abb. 9.29, . Abb. 9.30, . Abb. 9.31,
. Abb. 9.32, . Abb. 9.33)
..Abb. 9.28 Dynamische Umkehr. Sprinter ..Abb. 9.29 Dynamische Umkehr. Sprinter
..Abb. 9.30 Dynamische Umkehr. Wechsel zu Skater ..Abb. 9.31 Dynamische Umkehr. Skater
ohne Spannungsverlust im Rumpf
96 Kapitel 9 · Techniken im PNF-Konzept
jjZiel
9.11 Halten – Loslassen (hold relax) – Kräftigung und Mobilisation einer bestimmen Teilbewe
»Schmerz« gung innerhalb des Sprinter oder Skater.
jjDefinition jjDurchführung
44Agonistische Technik. Innerhalb eines ausgewählten Bewegungsmusters (Sprinter
44Isometrische Muskelkontraktion (langsam an- und oder Skater) wird die Aktivität um einen zu kräftigenden
abschwellender Widerstand) der verkürzten Musku Drehpunkt unter Beibehaltung der Muskelspannung
latur mit anschließender Entspannungsphase. gestoppt und mit wiederholten Kontraktionen hervor
44Dreidimensional im Pattern, besonders die Rotation gehoben, z. B. Dorsalflexion am Fuß.
beachten.
44Bewegung in der Peripherie stoppen. jjBeachte
Diese Technik ist mit der Arbeitsplanung (s. 7 Kap. 18) ver
jjZiel gleichbar und verlangt nach einer 2. Technik zur Ausfüh
Vergrößerung des Bewegungsausschlages einer muskulär rung des gesamten Patterns (z. B. Agonistische Umkehr).
bedingten, schmerzhaften Kontraktur.
99 10
10.1 Der aufrechte Gang gegen Das Sprinter-/Skaterkonzept analysiert jede einzelne Gang-
Widerstand in PNF (resisted gait) phase und bezieht sich auf »links« und »rechts« als eine
Gangeinheit (7 Abschn. 10.2). Somit gibt es 3 konzentrische
Die Gangschulung am Patienten gegen Widerstand am »Beschleunigen«- und 2 exzentrische »Bremsen«-Gangein-
Becken oder Schultergürtel ausführen zu lassen, spielte heiten, die sich in der Konzentrik und Exzentrik abwechseln.
in Vallejo eine sehr große Rolle. Diese Therapieeinheit Auf diese Weise wird die gleichbleibende Geschwindigkeit
dauerte 30 min und fand für jeden Patienten täglich min- des Ganges sichergestellt.
destens einmal statt. Um dem Patienten mehr Sicherheit Heute benutze ich nur für einzelne Schrittphasen ein Gelän-
zu verleihen, wurde hauptsächlich im Barren geübt, das der, aber sobald mehr Schritte aufeinander folgen, lasse ich
freie Gehen sollte der Patient im Anschluß an die Therapie beide Arme des Patienten auf meine Schultern legen. Der
alleine ausführen. Im Barren zog sich der Patient über Stützarm auf der Spielbeinseite stützt auf meine Schulter, der
die Arme (symmetrisch), der Therapeut gab am Becken Spielarm auf der Standbeinseite drückt gegen meine Schul-
Widerstand. Da nur konzentrisch geübt wurde, war diese ter. Dies lässt sich sehr gut kontrollieren. Meine Hände sind
Übung mit sehr viel Kraftaufwand des Therapeuten ver- frei, um am Standbein Approximation zu geben und am Spiel-
bunden. Es wurde damals Approximation am Standbein bein anteriore Elevation zu initieren. Der große Unterschied
gegeben. Das Schwungbein bekam keine deutliche Infor- zu damals liegt heute im Wechsel zwischen der konzentri-
mation für anteriore Elevation. Am Becken und wurde oft schen Phase (Mid stance und Mid swing) und der exzentri-
mit Lateralflexion nach vorne durchgezogen. Trotzdem schen Phase, des Terminal stance und Terminal swing.
war diese Information, über das Becken den Gang einzu- Man kann diese Gangfolge nur im Sprinter gehen oder später
leiten, schon sehr fortschrittlich und brachte deutlich eine für den Patienten Teile aus dem Skater oder der doppelten
Verbesserung des jeweiligen Gangbildes. Stützphase dazu nehmen.
Jede Gangphase sehe ich als Paar (siehe Ganganalyse, 7 Kap.
10 11) und übe diese immer mit allen Mustern (an Rumpf, Arm,
Bein und Kopf ), die entweder im Sprinter oder Skater allein
oder im Chopping, der doppelten Stützphase oder Lifting,
der Laufphase, dazu gehören.
In den aufrechten Gang können alle Patientenprobleme ein-
geordnet werden und so ganz gezielt in jeder Gangeinheit
beübt und korrigiert werden (7 Kap. 19).
10.2 · Gangphasen im Sprinter/Skater
101 10
10.2 Gangphasen im Sprinter/Skater (. Abb. 10.1, . Abb. 10.2, . Abb. 10.3,
. Abb. 10.4, . Abb. 10.5, . Abb. 10.6)
..Abb. 10.1 Gangphasen im Sprinter/Skater. Mid swing: ..Abb. 10.2 Gangphasen im Sprinter/Skater. Terminal
Beschleunigen, Mid stance: Beschleunigen swing: Bremsen, Terminal stance: Bremsen
..Abb. 10.3 Gangphasen im Sprinter/Skater. Initial contact: ..Abb. 10.4 Gangphasen im Sprinter/Skater. Loading
Beschleunigen, Terminal stance (Ferse ab): Beschleunigen response: Bremsen, Preswing: Bremsen
102 Kapitel 10 · Der aufrechte Gang – Gangphasen im Bild
10
..Abb. 10.5 Gangphasen im Sprinter/Skater. Early stance: ..Abb. 10.6 Gangphasen im Sprinter/Skater. Mid stance:
Beschleunigen, Initial swing: Beschleunigen Beschleunigen, Mid swing: Beschleunigen
103 11
Bezugnehmend auf die Gangphasen in 7 Kap. 10 folgt hier der detaillierte Ablauf jeder einzelnen Gangphase.
11
..Abb. 11.1a,b Gegenüberstellung von Gangphasen mit korrespondieren-
a
den PNF-Patterns. a Mid stance; b Mid swing
Bein Extension-Abduktion-Innenrotation
Becken Posteriore Depression
Tuber Unten-hinten-außen
Gleiche Seite Arm Flexion-Adduktion-Außenrotation
Gleiche Seite Scapula, Angulus inferior Anteriore Elevation, nach außen-oben-vorn
Gleiche Seite Kopf Flexion-Lateralflexion und Rotation zu Mid stance
Bein Flexion-Adduktion-Außenrotation
Becken Anteriore Elevation
Tuber Vorne-oben-innen
Gleiche Seite Arm Extension-Abduktion-Innenrotation
Gleiche Seite Scapula, Angulus inferior Posteriore Depression nach unten-hinten-innen
Gleiche Seite Kopf Flexion, Lateralflexion und Rotation zu Mid stance
Aktivitätsebene Anhängen
Muskelaktivität Beschleunigen
Techniken 44Rhythmische Bewegungseinleitung (Bewegung)
44Initial Stretch (Bewegungsstart)
44Wiederholter Stretch (Power)
44Replications (Wahrnehmung)
44Agonistische Umkehr (konzentrisch)
44Dynamische Umkehr (für Sichern des Standbeins)
Patientenprobleme 44Bauchspannung! Schräge Bauchmuskeln!
44Lateralflexion der LWS
44Lordose der LWS
44Hüftflexion
44Circumduction
44Posteriore Depression auf gleicher Seite Scapula
44Fußheber und Supination
106 Kapitel 11 · Ganganalyse in der PNF, gesehen in der Sprinter-/Skater-Koordination in der Fortbewegung
Bein Extension-Abduktion-Innenrotation
Becken Posteriore Depression
Tuber Unten-hinten-außen
Gleiche Seite Arm Flexion-Adduktion-Außenrotation
Gleiche Seite Scapula, Angulus inferior Anteriore Elevation nach außen-oben-vorn
Gleiche Seite Kopf Flexion-Lateralflexion und Rotation zu Terminal stance
Aktivitätsebene Kontrollieren
Muskelaktivität Bremsen
Techniken Agonistische Umkehr (exzentrisch)
Patientenprobleme 44Exzentrik der Rumpfmuskeln (schräge)
44Hüft-, Knie- und Sprunggelenkskontrolle
(große Schritte, Treppe)
11 · Ganganalyse in der PNF, gesehen in der Sprinter-/Skater-Koordination in der Fortbewegung
107 11
Terminal swing/Sprinter (. Abb. 11.4)
Bein Flexion-Adduktion-Außenrotation
Becken Anteriore Elevation
Tuber Vorne-oben-innen
Gleiche Seite Arm Extension-Abduktion-Innenrotation
Gleiche Seite Scapula, Angulus inferior Posteriore Depression nach unten-hinten-innen
Gleiche Seite Kopf Flexion-Lateralflexion und Rotation zu Mid stance
Aktivitätsebene Anhängen
Muskelaktivität Bremsen
Techniken Agonistische Umkehr (exzentrisch)
Patientenprobleme Exzentrik der Rumpfmuskulatur (schräge)
108 Kapitel 11 · Ganganalyse in der PNF, gesehen in der Sprinter-/Skater-Koordination in der Fortbewegung
Bein Extension-Abduktion-Innenrotation
Becken Posteriore Depression
Tuber Unten-hinten-außen
Gleiche Seite Arm Extension-Adduktion-Innenrotation
Gleiche Seite Scapula, Angulus inferior Anteriore Depression nach unten-innen-vorne
Gleiche Seite Kopf Flexion-Lateralflexion und Rotation zu Initial contact
Aktivitätsebene 1. Bein: Sichern
2. Rumpf: Anhängen
3. Fuß: Kontrollieren
4. Kopf: Anhängen
Muskelaktivität Beschleunigen
Techniken 1. Bein: Stabilisierende Umkehr (Rumpf)
Rhythmische Stabilisation (Rumpf, Schultern)
2. Rumpf Initial Stretch (Bewegungsstart)
Wiederholter Stretch (Power)
Agonistische Umkehr
3. Fuß: Agonistische Umkehr
4. Kopf: Agonistische Umkehr
Patientenprobleme 1. Bein:
Hüftextension
Knieextension
2. Rumpf:
Rumpfrotation
3. Fuß:
Instabiles Sprunggelenk, Abrollen über den großen Zeh
4. Kopf:
Kurze Nackenbeuger
11 · Ganganalyse in der PNF, gesehen in der Sprinter-/Skater-Koordination in der Fortbewegung
109 11
Initial contact/Skater chopping (. Abb. 11.6)
Bein Extension-Adduktion-Außenrotation
Becken Anteriore Depression
Tuber Vorne-unten-innen
Gleiche Seite Arm Extension-Abduktion-Innenrotation
Gleiche Seite Scapula, Angulus inferior Posteriore Depression nach unten-hinten-innen
Gleiche Seite Kopf Flexion-Lateralflexion und Rotation zu Initial contact
PNF-Patterns zu Pre-swing
Bein Extension-Abduktion-Innenrotation
Becken Posteriore Depression
Tuber Unten-hinten-außen
Gleiche Seite Arm Extension-Adduktion-Innenrotation
Gleiche Seite Scapula, Angulus inferior Anteriore Depression nach unten-innen-vorne
Gleiche Seite Kopf Flexion-Lateralflexion und Rotation zu Loading response
Bein Extension-Adduktion-Außenrotation
Becken Anteriore Depression
Tuber Unten-innen-vorne
Gleiche Seite Arm Extension-Abduktion-Innenrotation
Gleiche Seite Scapula, Angulus inferior Posteriore Depression nach unten-hinten-innen
Kopf Flexion-Lateralflexion und Rotation zu Loading response
Bein Flexion-Abduktion-Innenrotation
Becken Posteriore Elevation
Tuber Oben-außen-hinten
Gleiche Seite Arm Extension-Adduktion-Innenrotation
Gleiche Seite Scapula, Anteriore Depression,
Angulus inferior nach unten-vorne-innen
Gleiche Seite Kopf Extension-Lateralflexion und Rotation zu Initial swing
Aktivitätsebene Anhängen
Muskelaktivität Beschleunigen
Techniken 44Rhythmische Bewegungseinleitung (Bewegung)
44Initial stretch (Bewegungsstart)
44Wiederholter Stretch (Power)
44Dynamische Umkehr (für Stabilität im Standbein)
44Agonistische Umkehr (konzentrisch vorwärts, e xzentrisch
rückwärts)
44Anspannen-Halten-Loslassen (Quadratus lumborum)
Patientenprobleme 44Quadratus lumborum: Arbeit ohne Lateralflexion in der LWS
44Stabilität von Early stance auf der Gegenseite
44Fußheber mit Pronation
11 · Ganganalyse in der PNF, gesehen in der Sprinter-/Skater-Koordination in der Fortbewegung
113 11
Early stance/Skater (. Abb. 11.10)
Bein Extension-Adduktion-Außenrotation
Becken Anteriore Depression
Tuber Unten-innen-vorne
Gleiche Seite Arm Flexion-Abduktion-Außenrotation
Gleiche Seite Scapula, Posteriore Elevation,
Angulus inferior oben-außen-hinten
Gleiche Seite Kopf Extension, Lateralflexion und Rotation zu Initial swing
Maggie Knott: »We learn better when there is a demand Der Patient arbeitete nur konzentrisch und zog sich mit
placed on us« (Wir lernen besser, wenn wir eine Aufgabe den Armen nach vorne. Ich kann mich noch gut an ein
gestellt bekommen). Deshalb wurde dem Patienten wäh- Video erinnern, bei dem der Patient danach außerhalb des
rend des Gehens Widerstand gegeben. Da der Gangablauf Barrens im Passgang lief. Auch unser Widerstand am
aber relativ instabil ist, wurde in Vallejo die Gangschule Becken war ungenau, und teilweise ließen wir unsere
hauptsächlich im Barren ausgeübt. Der Patient hielt sich Hände am Beckenkamm liegen (das war die Stellung für
am Barren fest, bekam damit Sicherheit und konnte mehr die Approximation für das Standbein) und provozierten
Muskelkraft entwickeln. Für uns Therapeuten war das oft damit Lateralflexion in der LWS.
ein harter Kampf. Wir gaben Widerstand am Becken Heute benütze ich die reinen Sprinter-Gangphasen
(Philosophie: Ein stabiler Rumpf kontrolliert den Gang!). (. Abb. 12.1, . Abb. 12.2, . Abb. 12.3):
PNF
Gang gegen Widerstand (resisted gait) im Sprinter
Mid stance
Konzentrisch
Approximation
Mid swing
Konzentrisch
Hand auf ant. Elevation
Technik : initial stretch
..Abb. 12.1 Gehen gegen Widerstand in den Gangphasen im Sinne des Sprinter
12.2 · Gehen gegen Widerstand nach PNF in den Gangphasen im Sprinter – (rechtes und linkes Bein im Wechsel)
117 12
12.2 Gehen gegen Widerstand nach PNF in den Gangphasen im Sprinter –
(rechtes und linkes Bein im Wechsel)
a b
..Abb. 12.2a rechts: Mid stance Arm des Patienten in Flex, Add AR ..Abb. 12.2b links: Vorbereitung für Mid swing (Vordehnen der
am Therapeuten Approximation auf Mid stance; schrägen Bauchmuskeln) linker Arm des Patienten auf Schulter des
Therapeuten in Ext, Abd, IR;
118 Kapitel 12 · Gangschule nach PNF gegen Widerstand
12 c d
..Abb. 12.2c rechts: Mid stance-Approximation auf den Becken- ..Abb. 12.2d links: Mid swing Becken ant. Elevation, Technik Initial
kamm Richtung Ferse, Beschleunigen, links: rechter Arm des Patien Stretch, Beschleunigen, rechts: linker Arm des Patienten in Ext, Abd, IR;
ten in Flex, Add, AR;
12.2 · Gehen gegen Widerstand nach PNF in den Gangphasen im Sprinter – (rechtes und linkes Bein im Wechsel)
119 12
e f
..Abb. 12.2e Terminal stance beide Hände des Therapeuten auf ant. ..Abb. 12.2f links Terminal swing; Exzentrik, Bremsen;
Elevation am Becken Exzentrik; Bremsen, »Bleib an meinen Händen«,
»Komm kontrolliert nach vorne«;
120 Kapitel 12 · Gangschule nach PNF gegen Widerstand
12 g h
..Abb. 12.2g rechts: Vorbereitung für Mid swing; ..Abb. 12.2h links Mid stance, Approximation Hände des Patienten
wechseln
12.3 · Schrittfolge im Sprinter
121 12
12.3 Schrittfolge im Sprinter
Die Hände des Patienten liegen auf der Schulter des The-
rapeuten abwechselnd im Stütz (Extension-Abduktion-
Innenrotation für gleichseitigen Mid swing oder Flexion-
Adduktion-Außenrotation für gleichseitigen Mid stance)
a
..Abb. 12.3a Approximation;
b c
..Abb. 12.3b Mid swing rechts, Mid stance links; ..Abb. 12.3c Mid swing rechts, Approximation links;
122 Kapitel 12 · Gangschule nach PNF gegen Widerstand
d f
..Abb. 12.3d Beschleunigend Terminal stance, Terminal ..Abb. 12.3f Mid swing links
swing: beide Hände des Therapeuten vorne. Patient: exzen-
trisch nach vorne. Bremsen;
12 d f
Chopping
Britta Dietz
13.1 Einige Hintergrundinformation niken (siehe folgende Tabelle) kombinieren. Sehr viele Pa
tientenprobleme lassen sich mit Chopping behandeln, da
Maggie Knott stellte Chopping (wörtlich übersetzt: »Holz Chopping zentral den Rumpf mit einbezieht. Kopf, Schultern,
hacken«) in ihrem ersten Film (Anfang der 1950er-Jahre) Ellbogen, Hüfte, Knie- und Fußgelenk können mit Timing
als bilaterales asymmetrisches Armpattern mit Flexion des for Emphasis ganzheitlich behandelt werden. Im Unterricht
Kopfes für Aktivität im Rumpf vor. Widerstand wurde am nehme ich mir einen ganzen Tag Zeit, Chopping in seiner
Kopf und an der Hand des Extension-Abduktion-Innen Vielfalt zu unterrichten. Auf die korrekte Haltung des Kopfes
rotations-Armes gegeben, der andere Arm hielt sich an lege ich großen Wert (immer »chin in«!), aber ich gebe nie
diesem fest. mehr am Kopf Widerstand. Die Eigenschwere des Kopfes ist
Sie liebte Chopping und aktivierte dabei ihren Lieblings- genug Widerstand für den Patienten, besonders wenn er den
muskel, den Quadratus lumborum. Für sie bestand seine Kopf gegen die Schwerkraft abheben soll.
Funktion in der Rumpfrotation zusammen mit der Lateral- Das Kleinkind steht zuerst auf beiden Beinen, bevor es den
flexion des Rumpfes. Chopping wurde in vielen Ausgang- Einbeinstand probiert. Daher ist Chopping für mich ein sehr
stellungen dem Patienten angeboten. Die Beine wurden zentrales Thema in meinen Behandlungen geworden.
damals nicht beachtet und hoben meistens vom Boden ab,
was zu einer Massenflexion führte. Als Übergang von der
Chopping
Rückenlage zum Sitz wurde Chopping viel eingesetzt. Im
Sitz ließ man Chopping mit der Schwerkraft ausführen, ganz
schön anstrengend für den Therapeuten. Später wurden die
Beine bewusst in bilaterale asymmetrische Flexionsmuster
zur Gegenseite gespannt. Man wollte die Rumpfrotation be-
tonen, blieb aber wiederum in der Massenflexion.
Chopping
anteriore
Depression posteriore
Depression
keine
security line Lateralflexion
posteriore
Depression stabil
Terminal Stance
Ferse ab anteriore Depression
Initial Kontakt
a b
..Abb. 13.3a,b Doppelte Stützphase mit Rumpfrotation. a Selbständig ausgeführt, b gegen Widerstand des Therapeuten
Funktioneller Wert
Wichtig 44In allen 4 Phasen der Aktivitätsebenen durchführbar.
Wenig Rumpfflexion: 44Ausgangsstellung: Bauchlage, Seitenlage, Rückenlage,
55Extension-Adduktion-Außenrotation des oberen Brücke.
13 Beins. Tuber nach innen ziehen. 44Vierfüßlerstand: Sitz, Bärenstand, Stand an Eckbank,
55Extension-Abduktion-Innenrotation des unteren Gang.
Beines. Tuber nach außen ziehen.
55Betonung der Rumpfrotation. Techniken
55Kopf: »chin in!«, kurze Nackenflexoren. 44Stabilisierende Umkehr
55Keine Lateralflexion zulassen!!! 44Rhythmische Stabilisation
44Agonistische Umkehr
44Initial Stretch
44Wiederholter Stretch
44Anspannen-Loslassen für vordere und rückwärtige
Kette
13.3 · Chopping – bezogen auf die Aktivitätsebenen
127 13
13.3 Chopping – bezogen auf die Aktivitätsebenen
3. Kontrollieren 44Vom Sitz in den Stand Agonistische Umkehr Stützarm Schulter: vom Stand
(. Abb. 13.17, . Abb. 13.18, und zurück in den Sitz in den Sitz (Bewegungserwei
. Abb. 13.19, . Abb. 13.20) 44Vierfüßlerstand terung)
44Bärenstand Ellbogenbeugung: Gewicht
nach vorne verlagern im Stand
und Vierfüßlerstand
Vom Stand in den Sitz: Tuber
(Sprinter) nach außen führen.
Stand: Gewichtsverlagerung
Terminal stance: Abrollphase
im Fußgelenk und Großzehen-
gelenk
Ausgangsstellung: 44Unterarmstütz
44Vierfüßlerstand
44Bärenstand
44Brücke
Techniken: 44Stabilisierende Umkehr
44Rhythmische Stabilisation
Beachte: 44Dosierter Widerstand.
44Beide Beine und Arme sind belastet (in der Peripherie fixiert).
44»Alles (alle Patterns) ist in Depression!«
13
..Abb. 13.5 Erarbeiten der Stabilität. Bauch
lage: Unterarmstütz – Zehen, ebenfalls Ganzkör
perspannung. Kontrollieren: Ellbogen Gewicht
nach vorne, Knie: beugen und strecken
13.3 · Chopping – bezogen auf die Aktivitätsebenen
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..Abb. 13.6 Erarbeiten der Stabilität. Vierfüßlerstand ..Abb. 13.7 Erarbeiten der Stabilität. Rhythmische Stabilisation am
Pelvis anteriore und posteriore Depression im Wechsel
130 Kapitel 13 · Chopping
13
13.3 · Chopping – bezogen auf die Aktivitätsebenen
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Chopping – Anhängen (. Abb. 13.10, . Abb. 13.11, . Abb. 13.12, . Abb. 13.13, . Abb. 13.14, . Abb. 13.15, . Abb. 13.16)
13
..Abb. 13.15 Erarbeiten der Aktivitätsebene Anhängen. Therapeut ..Abb. 13.16 Erarbeiten der Aktivitätsebene Anhängen. Stand
kontrolliert beide Tuber und Terminal stance: Fußabrollphase über Eck: Thrust: rechter Arm radialer Thrust, linker Arm gegen Bank
mit Extension-Abduktion-Innenrotation linker Tuber gegen Bankeck
drücken. Timing for Emphasis: Fußheber in Supination
134 Kapitel 13 · Chopping
Chopping – Kontrollieren (. Abb. 13.17, . Abb. 13.18, . Abb. 13.19, . Abb. 13.20)
..Abb. 13.19 Erarbeiten der Aktivitätsebene Kontrollieren. Stand ..Abb. 13.20 Erarbeiten der Aktivitätsebene Kontrollieren. Stand:
zum Sitz: Tuberkontrolle posteriore Depression Gewichtsverlagerung
136 Kapitel 13 · Chopping
Chopping – Integrieren, Geschicklichkeit (. Abb. 13.21, . Abb. 13.22, . Abb. 13.23, . Abb. 13.24, . Abb. 13.25)
Ausgangsstellung: 44Rückenlage – Seitstütz
44Gehen mit Chopping, Betonung mit Stöcken
Techniken: Agonistische Umkehr
Beachte: »Chin in«, beide Schultern in Depression, Rotation
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