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Aus:

Michael Falser, Monica Juneja (Hg.)


Kulturerbe und Denkmalpflege transkulturell
Grenzgänge zwischen Theorie und Praxis

Januar 2013, 370 Seiten, kart., zahlr. Abb., 34,80 €, ISBN 978-3-8376-2091-7

Seit Ende des europäischen Kolonialprojekts und mit den aktuellen Auswirkungen der
Globalisierung ist die eurozentrische und nationalstaatlich orientierte Konzeption von
»Kulturerbe« in eine konfliktgeladene Schieflage geraten, die auch die institutionali-
sierte Denkmalpflege vor neue Herausforderungen stellt.
Dieser Band stellt mit Fallbeispielen aus aller Welt die kulturwissenschaftliche Denk-
figur der »Transkulturalität« vor, mit der sich neue Zugangsformen zu Kulturerbe
ergeben: mit einer Wertschätzung grenzüberschreitender Kontaktzonen, flüchtig-bild-
hafter Erscheinungsformen, hybrid-ephemerer Materialität und heterogener Identi-
tätskonstruktionen.

Michael Falser (Dr.-Ing. arch., Mag. phil.) ist Research Fellow am Chair of Global Art
History im Exzellenzcluster »Asia and Europe in a Global Context« der Universität
Heidelberg.
Monica Juneja (Prof. Dr. phil.) ist Professorin am ersten deutschsprachigen Lehrstuhl
für Global Art History und lehrt im Exzellenzcluster »Asia and Europe in a Global
Context« der Universität Heidelberg.

Weitere Informationen und Bestellung unter:


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© 2013 transcript Verlag, Bielefeld

2013-01-07 14-05-07 --- Projekt: transcript.anzeigen / Dokument: FAX ID 03bf323986251542|(S. 1 ) VOR2091.p 323986251550
Inhalt

Vorwort des Chair for Global Art History


am Exzellenzcluster »Asia and Europe in a Global Context«
an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Monica Juneja | 9

Der Arbeitskreis und die Theorie und Lehre der Denkmalpflege —


transkulturell und postkolonial
Hans-Rudolf Meier | 13

Kulturerbe – Denkmalpflege: transkulturell.


Eine Einleitung
Monica Juneja, Michael Falser | 17

D AS TRANSKULTURELLE A RTEFAK T
Materielle Appropriation, Kulturerbe und Erinnerungsdiskurse.
Der Denkmalkomplex um das Qutb Minar in Delhi
Monica Juneja | 37

Materiale Wanderbewegungen:
Spolien aus transkultureller Perspektive
Carola Jäggi | 53

Das Wüstenschloss Mschatta in Berlin und Jordanien


als geteiltes Erbe zwischen zwei Kulturen
Johannes Cramer | 69

Transkulturelle Übersetzung von Architektur:


Gipsabgüsse von Angkor Wat für Paris und Berlin
Michael Falser | 81
Immigrant Master Builders:
Architecture Transfer between Germany and Chile 1852-1875
Renato D’Alençon, Francisco Prado | 101

D AS TRANSKULTURELLE S OZIOFAK T
Kolonialarchitektur als Gegenstand transkultureller Forschung.
Das Beispiel der deutschen Bauten in Namibia
Ariane Isabelle Komeda | 119

Hygiene und Reinheit für ein Südsee-Paradies.


Preußisch-koloniale Interventionen in Samoa
Christoph Schnoor | 139

›Image-Pflege‹. Geschichte und lokale Aneignung


von deutschem Architekturerbe in Qingdao, China
Gert Kaster | 167

»Abstraction des limites politiques«?


Transnationale Kulturerbekonzeptionen in französischer
und deutscher Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts
Frauke Michler | 181

›Regime-Wechsel‹ und ›Kultur-Erbe‹.


Zum Ansatz einer transkulturellen Geschichtsschreibung
der Denkmalpflege am Beispiel von Kroatien
Franko Ćorić | 201

Kulturerbe-Formationen in Mexiko.
Die Reinkarnation des Indigenen als transkulturelle Konstruktion
Georg Maybaum | 223

D AS TRANSKULTURELLE M ENTEFAK T
›Lebendige Handwerkstraditionen‹ –
ein transkultureller Mythos am Beispiel Indiens
Katharina Weiler | 243
›Heimatschutz‹ und ›Kulturkreislehre‹ von Afrika bis in die Südsee:
Kulturerbe und Kulturtransfer
Winfried Speitkamp | 263

Das Konzept der Denkmaltopographie: ein deutsches Exportmodell


Claus-Peter Echter | 281

Das Recht über/auf Kulturerbe: von nationalen zu globalen


und transkulturellen Perspektiven
Ernst-Rainer Hönes | 301

After Nara: The Process of Transculturation in Global Heritage Doctrines


Jukka Jokilehto | 321

A NHANG
Zur Schriftenreihe des Arbeitskreises Theorie und Lehre der Denkmalpflege
e.V. und ihren transnationalen wie transkulturellen Bezügen
Birgit Franz | 343

Autorenverzeichnis | 351

Abbildungsverzeichnis | 365
Vorwort des Chair for Global Art History
am Exzellenzcluster »Asia and Europe
in a Global Context« an der Ruprecht-Karls-
Universität Heidelberg

Der vorliegende Sammelband ist das Ergebnis der spannenden Zusammenarbeit


zwischen dem Lehrstuhl für Globale Kunstgeschichte am Heidelberger Exzellenz-
cluster »Asien und Europa im globalen Kontext« und dem Arbeitskreis für Theorie
und Lehre der Denkmalpflege, einem deutschsprachigen Verbund von akademi-
scher Forschung und angewandter Praxis zur Denkmalpflege. Unter dem Titel
»Kulturerbe-Denkmalpflege: transkulturell« fand im September 2011 eine gemein-
same, internationale Tagung in Heidelberg statt, deren Beiträge dieser Band mit
einem leicht erweiterten Autorenkreis zusammenstellt.
Der Cluster »Asien und Europa im globalen Kontext. Die Dynamik der Trans-
kulturalität« ist ein interdisziplinärer Forscherverbund, der 2007 im Rahmen der
bundesweiten Exzellenzinitiative entstand und 2012 eine zweite Laufzeit erhielt.
In den letzten Jahren hat der Cluster mit dem Konzept der Transkulturalität ein
Instrument zur Analyse kultureller Verflechtungsprozesse entwickelt. Dieser For-
schungsansatz regt an, moderne Disziplinen grundlegend zu reflektieren und als
Antwort auf die Herausforderungen der globalisierten Wissenschaftswelt zu dy-
namisieren. In dieser Hinsicht ist der Cluster auf synergetische Zusammenarbeit
mit Institutionen in Deutschland und weltweit angewiesen. Der Arbeitskreis für
Theorie und Lehre der Denkmalpflege zählt zu den wichtigen Kooperationspart-
nern, da der Themenkomplex von Kulturerbe und Denkmalpflege seit 2009 am
Cluster-Lehrstuhl für Globale Kunstgeschichte, der bundesweit ersten und bisher
einzigen Professur auf diesem Gebiet, erforscht wird.
Der Forschungsbereich »Globale Kunstgeschichte« ist neu und wird weltweit
von nur wenigen wissenschaftlichen Institutionen näher beleuchtet. Die Kunst-
geschichte zählte bislang zu den am stärksten in hermeneutisch und regional be-
grenzten analytischen Strukturen verwurzelten Fachrichtungen. Da Kunst und das
Schreiben über Kunst sehr eng mit einer Vielzahl von Projekten der Identitäts-
10 K ULTURERBE UND D ENKMALPFLEGE TRANSKULTURELL

formationen – insbesondere nationaler Art – verknüpft war, ist dies wenig über-
raschend. Ein solches Paradigma schließt jedoch die Gewinnung von Erkenntnis-
sen über kulturelle Dynamiken und Überschneidungen von vorneherein aus. Das
von mir und meinen Mitarbeitern Michael Falser und Franziska Koch skizzierte
Programm der Globalen Kunstgeschichte, das sich noch im Entwicklungsstadium
befindet, sieht die Dekonstruktion disziplinärer Modelle innerhalb der Kunstge-
schichte vor, die Erfahrungen und Praktiken der Verflechtung in der Vergangenheit
marginalisiert haben. Die Suche nach neuen methodischen Erklärungsmustern
erfordert die Untersuchung der Ausbildung von Kunst und visuellen Praktiken in
Form polyzentrischer und multivokaler Prozesse.
Am Anfang des Projekts »Globale Kunstgeschichte« stehen die Wiederein-
setzung ihrer Analyseeinheiten und der Austausch festgelegter Regionen durch
mobile Kontaktzonen mit sich wandelnden Grenzen. Dies würde die Konzeptua-
lisierung visueller Praktiken als wechselseitig entstandene Modelle ermöglichen,
deren Formierungsgrundlage Verhandlungen zwischen multiplen Produktions-
zentren und Verknüpfungen zwischen Lokalem und Kanonischem sind. Neben
den Schwerpunkten der Bild- und Architekturgeschichte der Neuzeit mit einem
Fokus auf Indien und auf zeitgenössischen Ausstellungspraxen zwischen Europa
und Asien mit dem Fokus auf China ist ein zentraler Baustein in unserer Hei-
delberger Forschung die kritische Untersuchung des bis heute eurozentrisch ge-
färbten Konzepts von ›Kulturerbe‹, das nach wie vor stark gekoppelt ist an jene
institutionalisierte Klassifizierungs-, Schutz- und Bewahrungseinrichtung von
Baudenkmälern, die ebenfalls im Rahmen der europäischen Nationenausbildung
der Moderne entstanden ist: die Denkmalpflege.
Das vom Architekten und Kunsthistoriker Michael Falser geleitete Forschungs-
projekt »Heritage as a Transcultural Concept« untersucht das größte steinerne reli-
giöse Bauwerk der Welt, den kambodschanischen Tempel von Angkor Wat, in sei-
ner kolonialen, postkolonialen und letztlich globalisierten Entstehungsgeschichte
zu einer wahrhaften Kulturerbe-Ikone. Ziel des Projektes ist es unter anderem,
das nationalstaatlich geprägte Paradigma von Kulturerbe mit dem methodischen
Ansatz einer grenzübergreifenden, ja sogar zwischen den Kontinenten Asien
und Europa (in diesem Falle Kambodscha und Frankreich) fluktuierenden Erbe-
konstruktion zu konfrontieren. Das Ziel, die methodische Forschung der Trans-
kulturalität mit dem Zuschnitt auf Kulturerbe und Denkmalpflege innerhalb eines
deutschen Fachpublikums zu diskutieren und auch den reichen Erfahrungsschatz
von ›Praktikern im denkmalpflegerischen Feld‹ mit einzubeziehen, regte die ge-
meinsame Tagung an.
An dieser Stelle möchte ich den folgenden Personen und Institutionen mei-
nen Dank aussprechen: der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Arbeits-
kreis für die finanzielle Unterstützung der Tagung sowie dem Cluster-Direktorium
für die Finanzierung der Drucklegung der Tagungsergebnisse. Ebenso herzlich
möchte ich Michael Falser danken für seine engagierte Arbeit bei der Konzeptio-
nalisierung der Konferenz und der Koordinierung des Tagungsbandes sowie den
V ORWORT 11

Mitarbeiterinnen des Lehrstuhls – Brigitte Berger-Göken, Miriam Breitkopf und


Jennifer Pochodzalla – für ihre unermüdliche Unterstützung. Dem hier vorliegen-
den Band wünsche ich eine konstruktive Aufnahme in die disziplinübergreifende
Fachwelt der Kunst- und Architekturgeschichte, Kulturerbe-Forschung und Denk-
malpflege.

Monica Juneja
Chair for Global Art History im Exzellenzcluster
»Asia and Europe in a Global Context« an der
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

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