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Der Anaesthesist

Leitlinien und Empfehlungen

Anaesthesist 2020 · 69:20–36 A. Funk · A. Walther


https://doi.org/10.1007/s00101-019-00703-7 Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, Klinikum Stuttgart | Katharinenhospital,
Online publiziert: 9. Dezember 2019 Stuttgart, Deutschland
© Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von
Springer Nature 2019

Zusammenfassung der S3-


Leitlinie Bauchaortenaneurysma
aus anästhesiologischer Sicht

Fallbericht Blutverlust belief sich auf 3000 ml, wovon kationen mit letalem Ausgang kommen
481 ml mittels maschineller Autotransfu- [1]. Die neue S3-Leitlinie zum Bauch-
Der vorliegende Fallbericht skizziert kurz sion retransfundiert werden konnten. Bei aortenaneurysma ist die einzig interdis-
die elektiv operative Versorgung eines einem Hb von 6,8 mg/dl wurde zusätzlich ziplinär erstellte Leitlinie, die insbeson-
Bauchaortenaneurysmas und den sich ein Erythrozytenkonzentrat verabreicht. dere auch das perioperative anästhesio-
aus Komorbiditäten heraus ergebenden Die Klemmzeiten beliefen sich auf 40 min logische und intensivmedizinische Ma-
Komplikationen: Ein Patient (männ- suprarenal und 67 min infrarenal bei ei- nagement beschreibt [2]. Die Leitlinie ist
lich, 60 Jahre) stellte sich im Dezember ner Gesamtoperationszeit von 6 h. Schon insgesamt sehr umfangreich; daher er-
2018 mit seit 2 Wochen rezidivierenden zum Ende des operativen Eingriffs entwi- scheint eine Fokussierung auf spezielle
Bauchschmerzen bei bekanntem Bauch- ckelte der Patient einen hohen Katechola- Aspekte hilfreich. Der folgende Artikel
aortenaneurysma in der Notaufnahme min- und Volumenbedarf. Er wurde intu- stellt eine Zusammenfassung der S3-Leit-
vor. An weiteren Vorerkrankungen wa- biert beatmet auf die Intensivstation ver- linie dar, mit Hauptaugenmerk auf die
ren ein Nikotinabusus, COPD, arterielle legt. Auch hier zeigten sich am ehesten im anästhesiologischen Besonderheiten.
Hypertonie und eine Hypercholesterin- Rahmen eines „systemic inflammatory
ämie bekannt. response syndrome“ (SIRS)eine hohe Vo- Definition
Im CT-Abdomen zeigten sich ein grö- lumen- und Katecholaminpflichtigkeit.
ßenprogredientes infrarenales Bauchaor- Zudem wies der Patient eine ausgepräg- Ein Bauchaortenaneurysma (AAA) ist ei-
tenaneurysma mit max. 5,7 cm Durch- te Myoglobinämie (>86.000 μg/l) auf, so- ne Wandschwäche im Bereich des abdo-
messer sowie ein Aneurysma der A. iliaca dass die kontinuierliche Hämodiafiltrati- minellen Abschnitts der Aorta, die dazu
communis beidseits. Eine endovaskulä- on bereits am ersten postoperativen Tag führt, dass sich das Gefäß aufgrund des
re Versorgung bot sich nicht an, sodass begonnen werden musste. Die Kreislauf- Drucks des Blutflusses in diesem Bereich
die Indikation zur elektiven operativen situation stabilisierte sich im Verlauf der ausbeult oder balloniert. Die meistak-
Versorgung gestellt wurde. Als Anästhe- ersten postoperativen Tage. Es gab keine zeptierte Definition eines Bauchaorten-
sieverfahren wurde eine Allgemeinanäs- Zeichen eines intraabdominellen Kom- aneurysmas basiert, unabhängig von der
thesie mit Epiduralanästhesie gewählt. partmentsyndroms. Nach einem Monat Pathogenese, auf dem Durchmesser der
Im Januar 2019 erfolgte die operati- stabilisierte sich auch die Nierenfunkti- Aorta [2]:
ve Versorgung des Aneurysmas mittels on, sodass die Hämodiafiltration beendet Ein AAA kann definiert werden als
Y-Prothese mit distalem Anschluss auf werden konnte. Aufgrund einer ventila- ein abdomineller Aortendurchmesser von
beide Aa. iliacae externae bei bekanntem torassoziierten Pneumonie (VAP) sowie 30 mm oder größer, entweder in der an-
Verschluss der Aa. iliacae internae. Ein- der vorbestehenden COPD gestaltete sich teroposterioren oder transversalen Ebene
leitung und operativer Verlauf gestalteten das Weaning erschwert, sodass der Pa- [2].
sich zunächst problemlos. Intraoperativ tient erst nach rund zwei Monaten die Das AAA wird des Weiteren hinsicht-
kam es jedoch kurzzeitig zu einer pulmo- Intensivstation in stabilem Zustand ver- lich seiner Position zu den Nierenarteri-
nalen Verschlechterung mit einem paO2 lassen konnte. enabgängen unterschieden. Diese Klas-
von 70 mm Hg bei einer FIO2 von 1,0. Das Bauchaortenaneurysma stellt uns sifikation ist in der Literatur jedoch un-
Bei Verdacht auf einen Bronchospasmus sowohl aus operativer als auch aus an- einheitlich. Vor allem die Begriffe juxta-,
erhielt der Patient zusätzlich zur bron- ästhesiologischer und intensivmedizin- para- und suprarenal werden von ver-
chodilatatorischen Wirkung des Inhala- scher Sicht vor Herausforderungen. In- schiedenen Gruppen unterschiedlich de-
tionsanästhestikums Bricanyl subkutan, tra- sowie postoperativ kann es trotz op- finiert. Die von der Autorengruppe der
woraufhin sich die pulmonale Situation timaler Voraussetzungen allein aufgrund vorliegenden Leitlinie [2] aufgeführten
wieder stabilisierte. Der intraoperative bestehender Komorbiditäten zu Kompli-

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Tab. 1 Definitionen des Bauchaortenaneurysmas (AAA) nach Position zu den Nierenarterienab- Tab. 2 Risikofaktoren für die Entwicklung
gängen eines Bauchaortenaneurysmas (AAA)
AAA-Position Definition Risikofaktoren Odds ratio
Infrarenal Das infrarenale AAA ist definiert durch das Vorhandensein von normaler Aor- Männliches Geschlecht 5,69
ta zwischen der oberen Ausdehnung des Aneurysmas und dem Abgang der Rauchen 2,41
Nierenarterien [3]
Herzinfarkt 2,28
Juxtarenal Von einem juxtarenalen AAA wird gesprochen, wenn das Aneurysma sich bis
zu den Nierenarterienabgängen ausdehnt, aber diese nicht einschließt. In der pAVK 2,5
offenen Chirurgie ist der Aneurysmahals nicht mehr für ein Ausklemmen des Arterielle Hypertonie 1,33
Aneurysmas geeignet, was für die proximale Kontrolle ein interrenales, suprare- Diabetes mellitus 1,02
nales oder supraviszerales Ausklemmen erforderlich macht [4]
Pararenal Pararenale AAA reichen bis zur juxtarenalen Aorta oder der Basis der A. mesen-
terica superior heran und schließen die Abgänge der Nierenarterien ein. Sie her ist als beim Nicht-Hypertoniker, gibt
erfordern ein aortales Abklemmen zwischen suprarenaler und suprazöliakaler es bisher jedoch nicht [12]. Entsprechend
Aorta steht auch ein Beleg aus, dass die Gabe
Suprarenal Diese AAA involvieren einen Nierenarterienabgang, aber dehnen sich auch von Betablockern die Wachstumsrate
oberhalb des Nierenarterienabgangs bis zur Basis der A. mesenterica superior von AAA günstig beeinflusst [2, 13].
aus. Sie erfordern ein aortales Abklemmen oberhalb der A. mesenterica superior
Dennoch empfiehlt die Leitlinie:
oder des Tr. [5]
Eine Kontrolle des Blutdrucks und The-
rapie des Hypertonus soll bei allen Pati-
Definitionen sind der . Tab. 1 zu ent- Prävalenz eines AAA 2,4-mal höher ist enten mit AAA zur Prävention kardio-
nehmen. als in einer Vergleichspopulation ohne vaskulärer Komplikationen durchgeführt
Herzerkrankung. Zu den Risikofaktoren werden (Evidenzgrad 1a/Empfehlungs-
Prävalenz und Risikofaktoren für die Entwicklung eines AAA gehört grad A, starker Konsens) [2].
jedoch auch eine positive Familienanam- Es besteht kein Zweifel, dass Patienten
Die Prävalenz des Bauchaortenaneurys- nese. Unabhängig von dem Geschlecht mit AAA eine Medikation zur kardio-
mas beträgt bei erstmals zum Screening ist das AAA-Risiko von Personen mit ei- vaskulären Risikoprävention erhalten
eingeladenen Männern in England und nem Verwandten 1. Grades, bei dem ein sollten [2]. In einer englischen Kohor-
Schweden 1,3–1,7 %. [2]. AAA festgestellt wurde, doppelt so hoch, tenstudie mit 12.485 Patienten fand sich
Die Prävalenz des abdominellen Aor- im Vergleich zu Personen ohne AAA-Fa- für AAA-Patienten mit Statintherapie
tenaneurysmas ist geschlechts- und al- milienanamnese [10]. ein signifikant besseres Fünfjahresüber-
tersabhängig, wird aber auch von einer Nach Majeed et al. [11] liegt das Risi- leben im Vergleich zu Patienten, die keine
Reihe modifizierbarer Risikofaktoren be- ko, ein AAA zu entwickeln, bei unter 60- Statine erhielten (68,4 % vs. 42,2 %); das
einflusst: Jährigen zwischen 0,3 und 0,6 %, wohin- Gleiche galt für Patienten mit und oh-
Die beiden wesentlichen Risikofakto- gegen bei 80-jährigen Frauen das Risiko ne Thrombozytenaggregationshemmer
ren für die Entwicklung eines AAA sind auf 4,8 % steigt und bei 80-jährigen Män- (Fünfjahresüberleben 63,6 % vs. 39,7 %)
neben dem Alter männliches Geschlecht nern sogar bei 8,9 % liegt. oder Patienten mit und ohne antihy-
(odds ratio 5,69) und Rauchen (odds ratio Die Autoren der Leitlinie [2] stellten pertensive Therapie (61,5 % vs. 39,1 %)
2,41) (Evidenzgrad 2a, starker Konsens) aufgrund dieser Erkenntnisse fest: [14]. In einer Auswertung der Medi-
[2]. Das AAA ist von allen kardiovasku- care-Datenbank mit 19.323 Patienten
Die Risikofaktoren für die Entwick- lären Erkrankungen diejenige, die am (14.602 endovaskuläre und 4721 offene
lung eines Bauchaortenaneurysmas wur- stärksten mit dem Rauchen assoziiert ist Versorgungen eines AAA) nahm ca. die
den von Cornuz et al. [6] in der größten (Evidenzgrad 2a, starker Konsens). Hälfte der Patienten präprozedural Stati-
Metaanalyse der populationsbezogenen Patienten sollen von den behandelnden ne. Patienten unter Statintherapie hatten
Screeningstudien dargestellt. Eine Über- Ärzten angehalten werden, das Rauchen in dieser Untersuchung eine signifikant
sicht zu den wichtigsten Risikofaktoren aufzugeben, speziell auch nach AAA-Ver- geringere Letalität nach 90 Tagen und
stellt . Tab. 2 dar. sorgung (Evidenzgrad 2a/Empfehlungs- im ersten Jahr nach dem Eingriff [15].
Irbarren et al. [7] stellten in einer mul- grad A , starker Konsens). Die Leitlinie der European Society
tivariaten Analyse fest, dass Männer im Ob eine Bluthochdrucktherapie über of Cardiology (ESC) und der European
Vergleich zu Frauen ein fünffach höhe- die Prävention der kardiovaskulären Society of Anaesthesiology (ESA) [16,
res Risiko aufwiesen. Nach Stackelberg Morbidität hinaus von Nutzen ist und 17] empfiehlt aufgrund der gegenwär-
et al. [8] ergab sich bei Patienten mit die Expansionsrate eines AAA wesent- tigen Datenlage, dass bei Patienten, die
Hypercholesterinämie ebenfalls ein er- lich beeinflusst werden kann, ist sehr nicht zuvor mit Statinen behandelt wur-
höhtes Risiko, ein Bauchaortenaneurys- fraglich [2]. Bluthochdruck ist zwar den, diese Behandlung wenigstens zwei
ma zu entwickeln. Hernesniemi et al. mit dem Vorhandensein eines AAA as- Wochen vor dem Eingriff eingeleitet und
[9] konnten aufzeigen, dass bei Patien- soziiert, einen Beweis, dass die AAA- für wenigstens einen Monat fortgesetzt
ten mit koronarer Herzerkrankung die Expansionsrate beim Hypertoniker hö-

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Zusammenfassung · Abstract

werden sollte. Debus et al. [2] verfassten cheranamnese empfohlen werden Anaesthesist 2020 · 69:20–36
daher folgende Empfehlungen: (Evidenzgrad 2a/Empfehlungsgrad A, https://doi.org/10.1007/s00101-019-00703-7
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4 Patienten mit einem AAA und kar- starker Konsens);
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diovaskulärer Komorbidität sollen zur 4 sollte Nichtraucherinnen mit fehlender
kardiovaskulären Protektion Statine Familienanamnese nicht empfohlen
A. Funk · A. Walther
erhalten, sofern keine Kontraindika- werden (Evidenzgrad 2a/Empfeh-
tionen bestehen (Evidenzgrad 2a/Em- lungsgrad B, starker Konsens); Zusammenfassung der S3-
pfehlungsgrad A, starker Konsens) 4 sollte bei Geschwistern 1. Grades eines Leitlinie
[2]. Patienten mit AAA erwogen werden Bauchaortenaneurysma aus
4 Die präprozedurale Initiierung einer (Evidenzgrad 2c/Empfehlungsgrad B, anästhesiologischer Sicht
Statintherapie sollte bei Patienten mit starker Konsens).
Zusammenfassung
einem Gefäßeingriff erwogen werden, Der vorliegende Artikel stellt eine Zusam-
idealerweise wenigstens zwei Wochen Überwachungsintervalle und menfassung der 2018 neuerarbeiteten S3
vor dem Eingriff (Evidenzgrad 2a/Em- Indikationsstellung Leitlinie zu Screening, Diagnostik, Therapie
pfehlungsgrad B, starker Konsens) und Nachsorge des Bauchaortenaneurysmas
[2]. Auch die internationalen Leitlinienemp- (AAA) aus anästhesiologischer Sicht
dar. Es ist die einzig interdisziplinär
4 Bei kardiovaskulärer Komorbidi- fehlungen zur Überwachung kleiner erstellte Leitlinie, die insbesondere auch
tät sollte Patienten mit AAA die AAA sind nicht einheitlich, da die emp- das perioperative anästhesiologische
Therapie mit Thrombozytenaggre- fohlenen Überwachungsintervalle nicht und intensivmedizinische Management
gationshemmern empfohlen werden in randomisierten Studien überprüft beschreibt.
(Evidenzgrad 2a/Empfehlungsgrad B, wurden. Die Leitlinie [2] schließt sich
Schlüsselwörter
starker Konsens) [2]. in ihren Empfehlungen der RESCAN- Anästhesie · Intensivmedizin · Gefäßchirurgie
Gruppe an, da die von ihr genannten
Rupturrisiko Überwachungsintervalle auf der größten
Metaanalyse zu diesem Thema beruhen Summary of the S3 guideline
Das Rupturrisiko für kleine Aneurysmen [19] und damit die am besten begrün- on abdominal aortic
(3,0–5,5 cm) beträgt über alle 0–1,61/100 deten zu sein scheinen: aneurysm from an
Personenjahre Evidenzgrad 1b, starker Überwachungsintervalle kleiner asym- anesthesiological perspective
Konsens [2]. ptomatischer AAA bei Männern:
Das Einjahresrupturrisiko steigt mit 4 alle 2 Jahre für AAA mit einem Abstract
der Aneurysmagröße an und übersteigt Durchmesser von 3,0–3,9 cm, The current article is a summary of the
10 % bei Patienten mit einem AAA 4 einmal jährlich für AAA mit einem 2018 revised S3 guideline on screening,
diagnosis, therapy, and follow-up of the
>6 cm. Bei einem AAA-Durchmesser Durchmesser 4,0–4,9 cm, abdominal aortic aneurysm (AAA) from
>8 cm kann das Rupturrisiko bis zu 4 alle 6 Monate für AAA mit einem an anesthesiological point of view. It is
25 % nach 6 Monaten betragen [2]. Durchmesser 5,0–5,4 cm the only interdisciplinary guideline that
Nach Brown et al. [18] gehören zu den (Evidenzgrad 2a/Empfehlungsgrad A, describes in particular the perioperative
Risikofaktoren, die eine AAA-Ruptur starker Konsens) [2]. anesthesiological and intensive care
management.
signifikant begünstigen: weibliches Ge-
schlecht („hazard ratio“, HR 4,50), AAA- Überwachungsintervalle kleiner asympto- Keywords
Durchmesser (HR 2,51) und gegenwär- matischer AAA bei Frauen: Anesthesia · Intensive care · Vascular surgery
tiger Raucher (HR 2,11) [2]. 4 alle 2 bis 3 Jahre für AAA mit einem
Durchmesser von 3,0–3,9 cm,
AAA-Screening 4 alle 6 Monate für AAA mit einem
Durchmesser von 4,0–4,5 cm, Zur Behandlung des asymptomati-
Die AAA-Screening-Empfehlungen ein- 4 alle 3 Monate für AAA mit einem schen AAA
zelner Fachgesellschaften variieren er- Durchmesser >4,5–4,9 cm, 4 soll die regelmäßige Überwachung die
heblich. Aufbauend auf den Leitlinien der 4 bei Größenkonstanz kann das Intervall Erstlinien-Managementstrategie der
European Society of Cardiology (ESC) verlängert werden Wahl für asymptomatische AAA von
empfehlen Debus et al. [2]: (Evidenzgrad 3b/Empfehlungsgrad B, 4,0 –5,4 cm sein
Ein Screening der Bevölkerung für ein starker Konsens) [2]. (Evidenzgrad 1a/Empfehlungsgrad A,
AAA mit Ultraschall starker Konsens)
4 soll allen Männern >65 Jahre empfoh- Die Behandlung eines asymptomati-
len werden (Evidenzgrad 1a/Empfeh- schen AAA hängt von seiner Größe und 4 sollen Patienten mit einem infrarena-
lungsgrad A, starker Konsens); dem Rupturrisiko ab, welches gegen das len oder juxtarenalen AAA 5,5 cm
4 soll Frauen >65 Jahre mit einer Operationsrisiko des prophylaktischen oder größer einer elektiven AAA-
jetzigen oder vergangenen Rau- Eingriffs abgewogen werden muss [2]. Versorgung zugeführt werden

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Tab. 3 Faktoren und Komorbiditäten, die das Langzeitüberleben nach AAA-Versorgung signifi- Patienten nach operativer Versorgung
kant negativ beeinflussen [20] eines AAA [2]. Khashram et al. [20]
Faktoren und Komorbiditäten „Hazard ratio“ zeigten in einer systematischen Litera-
(95 %-Konfidenzintervall) turübersicht und Metaanalyse über das
Alter (kontinuierlich)/Jahr 1,05 (1,04–1,06) Langzeitüberleben nach AAA-Versor-
Alterskategorie bis 75 Jahre 1,77 (1,36–2,30) gung während der letzten 25 Jahre, dass
Alterskategorie >75 Jahre 2,32 (1,93–2,80) die terminale Niereninsuffizienz mit ei-
Frauen 1,15 (1,07–1,27) ner Hazard ratio (HR) von 3,15 und die
Ischämische Herzerkrankung 1,29 (1,18–1,48)
chronische obstruktive Lungenerkran-
kung (COPD) mit Sauerstofftherapie
Herzinfarkt 1,52 (1,32–1,73)
(mit einer HR von 3,05) die Risikofak-
Herzversagen 1,91 (1,58–2,30)
toren waren, die die Lebenserwartung
Hypertrophie linker Ventrikel im EKG 2,25 (1,66–3,04) am meisten einschränkten.
COPD 1,53 (1,37–1,70) Die weiteren Faktoren, die zu ei-
COPD mit Sauerstofftherapie 3,05 (1,93–4,80) ner erhöhten Sterblichkeit führten, sind
Eingeschränkte Nierenfunktion 1,54 (1,43–1,67) . Tab. 3 zu entnehmen:
(Kreatinin >150–200 μmol/l) Die Komorbidität der Patienten be-
Dialyse oder terminales Nierenversagen 3,15 (2,45–4,04) einflusste auch die Verfahrenswahl, mit
Zerebrovaskuläre Erkrankung 1,57 (1,40–1,77) einer höheren Komorbidität der Patien-
pAVK 1,36 (1,18–1,58) ten mit endovaskulärem im Vergleich zu
Diabetes 1,34 (1,20–1,49) denen mit offenem Vorgehen [2]. Da die
Daten dieser Metaanalyse den Nutzen ei-
ner elektiven AAA-Versorgung bei Pati-
(Evidenzgrad 1a/Empfehlungsgrad A, Indikationsstellung enten mit terminaler Niereninsuffizienz
starker Konsens); symptomatische AAA und solchen mit sauerstofftherapiepflich-
tiger COPD infrage stellen, kommt die
4 eine AAA-Versorgung kann bei Pa- Patienten mit symptomatischem AAA Leitlinie zu folgender Feststellung:
tienten mit infrarenalem oder jux- sollen zum nächstmöglichen Elektivter- Bei Patienten mit dialysepflichtiger
tarenalem AAA 5,0–5,4 cm erwogen min invasiv behandelt werden (Evidenz- Niereninsuffizienz und Patienten mit sau-
werden grad 2b/Empfehlungsgrad A, starker Kon- erstoffpflichtiger COPD ist der Nutzen
(Evidenzgrad 3b/Empfehlungsgrad 0, sens) [2]. einer elektiven AAA-Versorgung nicht ge-
starker Konsens); Patienten mit symptomatischem AAA sichert (Evidenzgrad 2a, starker Konsens)
sollten – falls technisch geeignet – en- [2].
4 bei Frauen sollte die invasive Ver- dovaskulär behandelt werden (Evidenz-
sorgung in Betracht gezogen werden, grad 2b/Empfehlungsgrad B, starker Kon- Anamnese und körperliche
wenn der maximale Aortendurchmes- sens) [2]. Untersuchung
ser 5,0 cm erreicht hat
(Evidenzgrad 3b/Empfehlungsgrad B, Indikationsstellung rupturiertes Neben einer ausführlichen Anamnese
starker Konsens); AAA und körperlichen Untersuchung ist die
Evaluation des funktionellen Status von
4 bei einer AAA-Größenzunahme Das rAAA stellt einen Notfall dar, der Bedeutung [2].
>10 mm/Jahr soll unabhängig vom sofort invasiv behandelt werden soll (Evi- Endicott et al. [21] konnten anhand
AAA-Durchmesser eine Indikation zur denzgrad 2b/Empfehlungsgrad A, starker von 9030 Patienten mit AAA des Veter-
konventionellen Operation oder EVAR Konsens) [2]. ans Affairs Surgical QualityImprovement
gesehen werden Auch bei Patienten mit erfolgreich the- Program (VASQIP) die starke Assozia-
(Evidenzgrad 1a/Empfehlungsgrad A, rapiertem Herzstillstand (return of spon- tion zwischen funktionellem Status des
starker Konsens). taneous circulation, ROSC) kann ein Be- Patienten und Kliniksterblichkeit gera-
handlungsversuch gerechtfertigt sein (Evi- de bei älteren Patienten belegen, wobei
Für die Indikationsstellung zum sympto- denzgrad 4/Empfehlungsgrad 0, starker zwischen vollständig selbstständigen Pa-
matischen AAA bzw. zum rupturierten Konsens) [2]. tienten, solchen, die bei den täglichen Ak-
AAA gibt die Leitlinie [2] folgende Emp- tivitäten teilweise Hilfe benötigten, und
fehlungen: Komorbiditäten und prä- völlig unselbstständigen Patienten unter-
prozedurale Risikoevaluation schieden wurde.
Die körperliche Untersuchung schließt
Die Patientenkomorbidität beeinflusst die Erhebung des Pulsstatus mit Ankle-
entscheidend das Langzeitüberleben des Brachial-Index(ABI)-Bestimmung und

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Leitlinien und Empfehlungen

die Bestimmung des täglichen Akti- >2 für nichtgefäßchirurgische Eingriffe) Eine präoperative Echokardiogra-
vitätsausmaßes, der Leistungsfähigkeit erwogen werden [2]. phie wird vor nichtkardiochirurgischen
und des Trainingszustands, zusammen- Operationen nur bei Patienten mit neu
gefasst in metabolischen Äquivalenten Abklärung des kardialen Risikos aufgetretener Dyspnoe unklarer Genese
(MET), mit ein [2]. sowie bei Patienten mit bekannter Herz-
Die Leitliniengruppe [2] schlägt als Good insuffizienz und Symptomverschlechte-
Routinelabor Clinical Practice zur Abklärung des kar- rung innerhalb der letzten 12 Monate
dialen Risikos Folgendes vor: empfohlen. Vor Eingriffen mit einem
Die Schwere des Eingriffs und das Alter 4 Abschätzung des kardialen Risikos mittleren oder hohen Risiko für kardio-
des Patienten stellen per se keine wis- mit dem Revised Cardiac Risk Index vaskuläre Komplikationen sollte jedoch
senschaftlich bewiesenen Indikationen (RCRI), bei Patienten mit nicht (vor-)bekannten
zur präoperativen Bestimmung von La- 4 Bestimmungen des Brain natriuretic oder bislang nichtabgeklärten Herzge-
borparametern dar [2, 22]. Bei Patienten peptide (BNP)- bzw. NT-proBNP (N- räuschen auch bei normaler Belastbarkeit
mit bekannten oder vermuteten Orga- terminales pro-BNP) bei kardialen eine Echokardiographie erwogen und
nerkrankungen wird die Bestimmung Hochrisikopatienten (Belastbarkeit Rücksprache mit einem Kardiologen
von Hämoglobin, Leukozyten, Throm- <4 MET, Revised Cardiac Risk Index gehalten werden [2].
bozyten, Natrium, Kalium, Kreatinin, (RCRI) >1), Die hohe Prävalenz der koronaren
ASAT, Bilirubin, aPTT und INR als 4 12-Kanal-EKG bei anamnestisch auf- Herzerkrankung (KHK) bei AAA-Pati-
sinnvoller Minimalstandard empfohlen. fälligen oder kardial symptomatischen enten ist bekannt, umgekehrt ist aber
Die Bestimmung der Hämoglobinkon- Patienten, weniger untersucht, wie häufig Patienten
zentration ist unabhängig von vorbe- 4 nichtinvasive kardiale Belastungstests mit KHK ein AAA aufweisen. McFalls
stehenden Organerkrankungen vorzu- bei Patienten mit ≥3 klinischen et al. [24] zeigten auf, dass eine Koro-
nehmen, wenn der geplante Eingriff ein Risikofaktoren und eingeschränkter narrevaskularisation vor einem großen
relevantes Blutungsrisiko aufweist (z. B. (<4 MET) Belastbarkeit, elektiven Gefäßeingriff das Langzeit-
>10 %) und verschiebbar ist, da in die- 4 präoperative Koronarangiographie Outcome der Patienten nicht signifikant
sem Fall die kausale Therapie einer neu bei Patienten mit nachgewiesener beeinflusst. Eine präoperative Koronar-
diagnostizierten Anämie (z. B. die Infu- myokardialer Ischämie, angiographie wird daher derzeit nur
sion von Eisen bei Eisenmangelanämie) 4 präoperative Echokardiographie bei bei Patienten mit nachgewiesener myo-
das Transfusionsrisiko der Patienten neu aufgetretener Dyspnoe unklarer kardialer Ischämie und bei Patienten
senkt. Bei Verdacht auf das Vorliegen Genese sowie bei bekannter Herzinsuf- mit medikamentös therapierefraktä-
einer Herzinsuffizienz kann zusätzlich fizienz und Symptomverschlechterung rem Thoraxschmerz empfohlen, sofern
das „brain natriuretic peptide“ (BNP) innerhalb der letzten 12 Monate. der Eingriff verschiebbar ist. Allerdings
bzw. NT-proBNP (N-terminales pro- verbesserten die routinemäßige Koro-
BNP) bestimmt werden. NT-proBNP Die offene Aortenchirurgie gehört zu den narangiographie und ggf. nachfolgende
gilt nicht nur als starker Vorhersagewert Eingriffen mit hohem kardialem Risiko. Revaskularisierung bei Patienten mit
für die Langzeitsterblichkeit, sondern Wegen der großen Bedeutung kardialer großen arteriellen Gefäßeingriffen mit
auch für größere unerwünschte kardiale Komplikationen, seiner guten Validie- 2 oder mehr kardialen Risikofaktoren, in
Ereignisse nach großen gefäßchirurgi- rung und leichten Erhebbarkeit wird zur einer bislang unbestätigten Studie [25],
schen Eingriffen [23]. Außerdem weisen Abschätzung des kardialen Risikos die das perioperative Outcome [2].
Patienten mit präoperativ erhöhten kar- Bestimmung des Revised Cardiac Risk Die Koronarrevaskularisation vor ope-
dialen Integritätsmarkern (z. B. Tropo- Index (RCRI) nach Lee empfohlen [2, rativer Versorgung sollte bei Patienten
nin, NT-proBNP) perioperativ vermehrt 22]. Die Durchführung nichtinvasiver mit akutem Herzinfarkt mit oder ohne
kardiovaskuläre Komplikationen auf [2, kardialer Belastungstests (wie z. B. Be- ST-Erhöhung, instabiler Angina oder sta-
22]. Ob die routinemäßige präoperative lastungs-EKG oder Dobutamin-Stress- biler Angina mit Erkrankung des linken
Bestimmung kardialer Integritätsmarker Echokardiographie) erscheint nach der- Hauptstamms oder Dreigefäßerkrankung
bei kardiovaskulären Risikopatienten zeitiger Kenntnis lediglich sinnvoll bei erfolgen
einen Beitrag zur Senkung der periope- Patienten mit ≥3 klinischen Risiko- (Evidenzgrad 2b/Empfehlungsgrad B,
rativen Morbidität oder Letalität leisten faktoren und eingeschränkter (<4 MET) starker Konsens) [2].
kann, ist bislang unklar und wird daher bzw. unbekannter Belastbarkeit vor einer
nicht empfohlen. Eine präoperative Be- Hochrisikooperation und kann erwogen Abklärung des pulmonalen
stimmung mit einer Verlaufskontrolle werden bei Patienten mit 1–2 klinischen Risikos
48–72 h postoperativ kann jedoch bei Risikofaktoren und eingeschränkter
kardialen Hochrisikopatienten (MET (<4 MET) bzw. unbekannter Belastbar- Eine präprozedurale Lungenfunktionsun-
<4, Revised Cardiac Risk Index (RCRI) keit vor einer Operation mit mittlerem tersuchung sollte bei Patienten mit Ver-
>1 für gefäßchirurgische Eingriffe bzw. oder hohem kardialem Risiko [2, 22]. dacht auf pulmonale Erkrankung durch-
geführt werden

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K
Leitlinien und Empfehlungen

(Evidenzgrad 3b/Empfehlungsgrad B, GFR <60 ml/min/1,73 m2 (d. h. ab CKD- aufzeigen, dass die präoperative Hydrie-
starker Konsens) [2]. Stadium 3a) und gleichzeitigem Auf- rung mit 0,9 %-Kochsalzlösung keinen
Die Sensitivität einer Thoraxröntgen- treten eines der Kriterien: Proteinurie, Einfluss auf die postoperative akute Nie-
untersuchung in der Diagnostik kardio- Hämaturie, Hypertonie, morphologi- renschädigung hat. Für intraoperative
pulmonaler Erkrankungen ist bei unauf- sche Veränderungen, nierenspezifische Maßnahmen zur Nierenprotektion liegt
fälliger Anamnese und körperlicher Un- Komorbiditäten sollten einem Nephro- laut einem Cochrane Review bisher keine
tersuchung gering. Ihre Durchführung ist logen vorgestellt werden [27], mit der Evidenz vor [35].
daher präoperativ nur indiziert, wenn ei- Frage der Optimierung der Medikation Debus et al. [2] nehmen auch zu
ne klinische Verdachtsdiagnose mit Kon- vor Aneurysmaversorgung [28]. Eine Patienten Stellung, die Metformin ein-
sequenzen für das perioperative Vorge- ausreichende präoperative Hydrierung nehmen, und berufen sich hierbei auf
hen (z. B. Pleuraerguss, Atelektase, Pneu- des Patienten ist die wichtigste Maßnah- die ESUR-Leitlinien. Danach können
monie u. a.) erhärtet oder ausgeschlos- me, um eine kontrastmittelinduzierte Patienten mit einer GFR gleich oder grö-
sen werden soll. Es ist jedoch zu beach- Nephropathie zu vermeiden; dies gilt ßer 60 ml/min/1,73 m2 (CKD 1 und 2)
ten, dass in speziellen Fällen eine Tho- speziell für EVAR-Patienten. Hierzu mit der Metformineinnahme normal
raxübersichtsaufnahme auch unabhän- wird empfohlen, dem Patienten für 12 h fortfahren. Dies gilt auch für Patien-
gig von kardiopulmonalen Symptomen vor dem Eingriff und bis zu 24 h nach ten mit GFR >45 ml/min/1,73 m2, bei
sinnvoll sein kann (z. B. zur Abschätzung dem Eingriff eine 0,9 %-Kochsalzlösung denen Kontrastmittel intravenös verab-
einer Trachealverlagerung bei Struma). mit einer Rate von 1–1,5 ml/kgKG/h i. v. reicht werden. Patienten mit einer GFR
Liegt eine aktuelle CT-Thorax-Untersu- zu verabreichen [29]. Auch die Leitlini- von 30–59 ml/min/1,73 m2 (CKD 3),
chung vor, kann auf eine native Rönt- en der European Society of Cardiology die intraarteriell Kontrastmittel erhal-
gen-Thoraxaufnahme verzichtet werden (ESC) und der European Association ten, und solche mit einer GFR von
[2, 22]. for Cardio-Thoracic Surgery (EACTS) 30–44 ml/min/1,73 m2, die intravenös
Zwischen der Inzidenz pathologischer [30] empfehlen dieses Vorgehen, speziell, Kontrastmittel erhalten, sollten mit der
Befunde in der Lungenfunktionsdia- wenn die GFR bei <40 ml/min/1,73 m2 Metformineinnahme 48 h vor Kontrast-
gnostik und dem perioperativen Auftre- liegt. Des Weiteren wird auf die Leitlini- mittelgabe pausieren und die Medikati-
ten pulmonaler Komplikationen besteht en der European Society of Urogenital on erst 48 h danach wieder aufnehmen,
ein moderater Zusammenhang. Eine Radiology (ESUR) verwiesen, die be- wenn sich die Nierenfunktion nicht ver-
präoperative Lungenfunktionsdiagnos- reits bei einer GFR <60 ml/min/1,73 m2 schlechtert hat. Nach den ESUR-Leit-
tik ist bei Patienten mit neu aufgetretenen eine ausreichende Hydrierung für 6 h linien ist bei Patienten mit einer GFR
bzw. Verdacht auf akut symptomatische vor und 6 h nach Kontrastmittelgabe <30 ml/min/1,73 m2 (CKD 4 und 5)
pulmonale Erkrankungen zur Schwere- empfehlen [31]. Eine exzessive Hydrie- Metformin kontraindiziert; außerdem
gradeinschätzung und Therapiekontrolle rung wird jedoch nicht empfohlen [2, sollten bei diesen Patienten Jod-basierte
indiziert [2]. Nach einer retrospektiven 32]. Zu berücksichtigen ist, dass eine Kontrastmittel vermieden werden [2].
Erhebung von Ohrlander et al. [26] präoperative Hydrierung mit isotoner
hatten Patienten mit präinterventionell Kochsalzlösung empfohlen wird. Studi- Duplex der Halsgefäße
stark eingeschränkter Lungenfunktion en mit anderen Lösungen liegen bisher
langfristig ein ungünstiges Überleben, nicht vor. Allerdings empfiehlt die S3- Nach Zwissler et al. [22] geht eine Reihe
was bei der Eingriffsindikation gegen das Leitlinie „Intravasale Volumenthera- von operativen Eingriffen (z. B. Herz-
Rupturrisiko abgewogen werden muss pie beim Erwachsenen“ [33] generell, Thorax-Gefäßchirurgie) perioperativ
[2]. isotone Kochsalzlösung zum periinter- mit einer erhöhten Inzidenz apoplekti-
ventionellen Volumenersatz mit Blick scher, meist ischämischer Insulte einher.
Abklärung des renalen Risikos auf die Beeinflussung des Säure-Basen- Kurvers et al. [36] gaben die Prävalenz ei-
Haushaltes nicht zu verwenden (Grad- ner Stenose der A. carotis interna (ICAS)
Eine prä- und postinterventionelle Hy- A-Empfehlung). Stattdessen wird emp- >70 % bei Personen mit AAA mit 8,8 %
drierung soll bei Patienten mit einer ein- fohlen (Grad A), balancierte kristal- an und empfahlen ein ICAS-Screening
geschränkten Nierenfunktion und endo- loide isotone Vollelektrolyt-Lösungen für Patienten mit AAA. Vranes et al.
vaskulärer AAA-Versorgung insbesondere einzusetzen. Andererseits schränkt diese [37] kalkulierten die ICAS-Prävalenz bei
zur Vermeidung einer kontrastmittelbe- Leitlinie ihre Gültigkeit auf die periinter- Patienten mit AAA sogar mit 10,8 %. In
dingten Nephropathie erfolgen ventionelle Phase ein und sagt dezidiert einer Nachbeobachtung von Patienten
(Evidenzgrad 1b/Empfehlungsgrad A, aus, dass sie aufgrund ihrer Methodik zur mit offener Versorgung eines AAA er-
starker Konsens) [2]. präinterventionellen Flüssigkeitsthera- wies sich eine ICAS >50 % als prädiktiv
Bei allen Patienten mit AAA sollten pie in der Nüchternphase vor Operation für ein ungünstiges Langzeitergebnis.
präoperativ Serumkreatinin und GFR keine Empfehlungen abgeben kann und Eine asymptomatische ICAS >50 % war
bestimmt werden. Alle Patienten mit will [2, 33]. in 25 % der Fälle präprozedural gesehen
einer GFR <45 ml/min/1,73 m2 (d. h. Bei Patienten mit offener Versorgung worden [38]. Die Leitlinie [2] empfiehlt
ab CKD-Stadium 3b) oder mit einer eines AAA konnte Serrano et al. [34] daher:

26 Der Anaesthesist 1 · 2020


Patienten mit nachgewiesenem AAA ratur <36 °C definiert ist. Diese ist mit <60 mm Hg für eine kumulative Dauer
sollten präprozedural duplexsonogra- einem relativen Risiko von 3,25 für post- von mehr als 30 min erhöht das Risi-
phisch auf das Vorliegen einer Stenose operative Wundinfektionen, einem rela- ko postoperativer Komplikationen, wie
der A. carotis interna untersucht werden tiven Risiko von 4,49 für kardiale Kom- Myokardinfarkt, Apoplex und die Morta-
(Evidenzgrad 4/Empfehlungsgrad B, plikationen und einem relativen Risiko lität [16, 17, 44, 45]. Eine kontinuierliche
starker Konsens) [2]. von 1,33 für Bluttransfusionen im Ver- (invasive) Blutdruckmessung vor Narko-
gleich zu normothermen Patienten asso- seinduktion ermöglicht das zeitgerechte
Perioperatives anästhesio- ziiert [40]. Normotherme Patienten hat- Erkennen von Blutdruckveränderungen,
logisches Management ten nach Samoila et al. [41] einen sig- um unverzüglich eine Therapie initiieren
nifikant kürzeren Aufenthalt auf der In- zu können [2].
tensivstation; umgekehrt war eine Hypo-
Management bei offen thermie mit einer höheren Rate an Or- Narkosetiefe-Monitoring. Eine verlän-
chirurgischer Versorgung (OR) gandysfunktion und Klinikletalität sowie gerte Dauer (>30 min) einer zu tiefen
eines AAA längerem stationären Aufenthalt verbun- Anästhesie erhöht das Risiko postope-
den. rativer Komplikationen [16, 17, 45]. Ein
Auf die im Rahmen eines elektiven Ein- Die Leitlinie [2] empfiehlt des Weite- geeignetes kontinuierliches Narkosetie-
griffs zu wählende Prämedikation wird ren als Good Clinical Practice (adaptiert fe-Monitoring sollte eingesetzt werden,
nicht eingegangen. Die Leitlinie gibt je- an ESC/ESA Guidelines on non-cardiac um Phasen inadäquater Narkosetiefe zu
doch folgende Empfehlungen für eine of- surgery: cardiovascular assessment and verhindern [2].
fen chirurgische Versorgung eines AAA: management) [16, 17]:
„Clamping“/„declamping“. Die titrier-
Perioperative Antibiotika- EKG-ST-Segment-Analyse. Die Dau- te Gabe kurz wirksamer Vasodilatatoren
prophylaxe er von ST-Segment-Veränderungen im oder ein Vertiefen der Narkose kann ge-
EKG korreliert laut ESC/ESA Guidelines nutzt werden, um Blutdruckanstiege zu
Patienten mit Implantation einer Gefäß- [16, 17] positiv mit der Inzidenz periope- therapieren, die nach dem „cross-clam-
prothese bei Versorgung eines AAA sollen rativer Myokardinfarkte. Die Auswahl ping“ der Aorta auftreten können. Das
eine systemische perioperative Antibio- und die Kombination der EKG-Ablei- Declamping ist durch einen plötzlichen
tikaprophylaxe erhalten, mit Aktivität tungen beeinflussen die Möglichkeit, Abfall der Nachlast und durch Verän-
gegen Staphylokokken und gramnegative signifikante ST-Strecken-Veränderun- derungen bei Ischämie/Reperfusion ge-
Bakterien (Evidenzgrad 2a/Empfehlungs- gen zu erkennen. In einer Untersuchung kennzeichnet. Eine fraktionierte Freiga-
grad A, starker Konsens) [2]. konnte die beste Sensitivität mit der Ab- be der Zirkulation kann diese Effekte ab-
Die Gabe des Antibiotikums nach leitung V5 (75 %), gefolgt von Ableitung mildern. Ein optimales Management er-
Wundverschluss hat keinen bewiesenen V4 (61 %) erzielt werden. Die Kombinati- fordert eine enge Kommunikation zwi-
Effekt auf postoperative Infektionsraten, on von V4 und V5 erhöhte die Sensitivität schen dem gefäßchirurgischen und dem
jedoch ist ein wirksamer Antibiotika- auf 90 %. Wenn die Ableitungen II, V4 anästhesiologischen Team [2, 46].
spiegel während des gesamten Eingriffs und V5 gleichzeitig genutzt wurden, war
zu gewährleisten. Es wird deshalb unter die Sensitivität größer 95 % [42, 43]. Frühzeitige Extubation. Zettervall et al.
Berücksichtigung der Halbwertszeit von [47] konnten zeigen, dass die Kompli-
beispielsweise Cefuroxim (ca. 70 min) Hämodynamisches Monitoring. Zum kationsraten mit jeder Verzögerung der
empfohlen, bei langer Operationsdau- differenzierten hämodynamischen Mo- Extubation um 12 h sowohl bei EVAR als
er nach 3 h sowie bei Blutverlust von nitoring in der intraoperativen Phase auch bei OR anstiegen, am stärksten die
mehr als 1500 ml die Antibiotikagabe zu hat in den letzten Jahren zunehmend die respiratorischen Komplikationen (Odds
wiederholen [2, 39]. transösophageale Echokardiographie ratio bei EVAR 4,3, bei OR 1,8), und die
(TEE) den Pulmonalarterienkatheter Länge des Krankenhausaufenthalts. Zwar
Temperaturmanagement (PAK) verdrängt [2]. Die TEE sollte be- war der Zeitpunkt der Extubation auch
dacht werden, bei Patienten mit neu auf- vom Alter des Patienten und seiner Ko-
Eine perioperative Hypothermie kann getretenen ST-Segment-Veränderungen morbidität sowie möglichen Komplikati-
das Operationsergebnis und den post- sowie bei Patienten mit einem erhöhten onen abhängig, auffallend war aber, dass
operativen Verlauf negativ beeinflussen Risiko für signifikante hämodynamische darüber hinaus die Anwendergewohn-
und soll aktiv vermieden werden (Evi- Störungen bei nichtkardiochirurgischen heit eine entscheidende Rolle spielte. Die
denzgrad 2a/Empfehlungsgrad A, starker Hochrisikoeingriffen (Klasse-IIb-Emp- Rate an Extubationen außerhalb des Ope-
Konsens) [2]. fehlung) [2, 16, 17]. rationssaals schwankte bei EVAR kran-
Nach Torossian et al. [40] erleiden et- kenhausabhängig zwischen 0 und 12 %,
wa 25–90 % aller elektiv operierten Pati- Blutdruckmanagement. Ein prozentua- bei OR sogar zwischen 0 und 69 % [2].
enten eine unbeabsichtigte postoperative ler Abfall des mittleren arteriellen Blut-
Hypothermie, die als Körperkerntempe- drucks (MAD) >20 % oder ein MAD

Der Anaesthesist 1 · 2020 27


Leitlinien und Empfehlungen

Intraoperatives Flüssigkeits- Patient Blood Management grad 3a/Empfehlungsgrad 0, starker Kon-


management und zielgerichtete sens) [2].
(„goal-directed“) Volumentherapie Für die Versorgung von Patienten mit Bardia et al. [57] identifizierten in der
AAA soll ein Patient-Blood-Manage- Datenbasis der Vascular Society Group
Die gegenwärtige Datenlage spricht bei ment-Konzept implementiert werden, of New England (VSGNE) retrospektiv
dem intraoperativen Flüssigkeitsmanage- einschließlich der maschinellen Auto- 1540 Patienten, die sich zwischen Janu-
ment gegen die Gabe von Flüssigkeiten transfusion, wenn von einem größeren ar 2003 und Dezember 2011 einer of-
mit supraphysiologischen Chloridkonzen- Blutverlust ausgegangen wird (Evidenz- fenen elektiven Versorgung eines AAA
trationen grad 2a/Empfehlungsgrad A, starker Kon- unterzogen. Von diesen Patienten wur-
(Evidenzgrad 3a, starker Konsens) [2]. sens) [2]. den 980 (63,6 %) in Allgemeinanästhesie,
Eine zielgerichtete Volumentherapie Es liegt mittlerweile eine gemeinsa- kombiniert mit Epiduralanästhesie, ver-
mit einem klar definierten Protokoll redu- me Empfehlung der Deutschen Gesell- sorgt (EA-GA); bei den übrigen fand der
ziert in Hochrisikokollektiven die Kom- schaft für Anästhesiologie und Intensiv- Eingriff ausschließlich in Allgemeinanäs-
plikationsrate (Evidenzgrad 2b, Konsens) medizin (DGAI) und der Deutschen Ge- thesie (GA) statt. In der EA-GA-Gruppe
[2]. sellschaft für Chirurgie (DGC) vor, ein konnten signifikant weniger postopera-
Zum intraoperativen Flüssigkeitsma- Patient Blood Management (PBM) um- tive Komplikationen wie Darmischämi-
nagement bei Patienten mit Eingriffen zusetzen [54], was auch für Patienten en, respiratorische Komplikationen und
an der abdominellen Aorta wegen AAA mit AAA gilt. Das multimodale Konzept akute Niereninsuffizienz (Nierenersatz-
oder pAVK liegt ein Cochrane Review PBM zielt darauf ab, mit der Ressource therapie) festgestellt werden. Unterschie-
[48] auf Basis von 38 Studien mit ins- Patientenblut möglichst sparsam umzu- de hinsichtlich Wundinfektionen und der
gesamt 1589 Patienten vor. Kein Flüs- gehen [55], durch: Rate an Myokardinfarkten zeigten sich
sigkeitsmanagement war einem anderen 4 Erkennen, Vermeiden und Therapie- nicht. Laut Bardia et al. [57] wirkte sich
signifikant überlegen, was nach Debus ren einer Anämie, die geringere Komplikationsrate in der
et al. [2] auch daran liegen könnte, dass 4 Optimieren der Hämostase, EA-GA-Gruppe positiv auf das Lang-
als Zielparameter die perioperative Sterb- 4 Minimieren des iatrogenen Blutver- zeitergebnis aus. Nach 5 Jahren betrug
lichkeit gewählt wurde. Daten zum Ein- lusts, das Kaplan-Meier-geschätzte Überleben
fluss des intraoperativen Flüssigkeitsma- 4 patientenzentrierte Entscheidung in der GA-Gruppe 65 %, bei EA-GA 74 %.
nagements auf die Notwendigkeit von zum optimalen Einsatz allogener Die Dreißigtagemortalität zeigte jedoch
Bluttransfusionen, Organversagen oder Blutprodukte und keinen Unterschied zwischen den Grup-
Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation 4 standardisierten Einsatz maschineller pen. Die Studie weist allerdings wesent-
sind bisher nicht erhoben worden [2]. Autotransfusion und Retransfusion. liche Einschränkungen auf, da die Kol-
Im Gegensatz zu einer an klinischen lektive nur bedingt vergleichbar waren.
Zeichen orientierten oder blutdruck- Effektivität und Sicherheit dieses Vor- Ebenso schränkt die hohe Drop-out-Ra-
orientierten Standardtherapie empfeh- gehens gelten als bewiesen [56]. Tech- te der Studie ihre Aussagekraft ein. Nach
len mehrere Autoren [2, 16, 17] eine nische Hilfsmittel wie die maschinelle fünf Jahren umfasste die Kohorte nur
zielgerichtete (goal-directed) Volumen- Autotransfusion sind bei der offenen noch 497 Patienten (32 % des Ausgangs-
therapie mittels hämodynamischer Va- Versorgung des AAA bedeutsam, da die wertes), was aus der medianen Follow-
riablen, wie SV (Schlagvolumen), HZV maschinelle Autotransfusion nachweis- up-Dauer von nur 2,9 Jahren in der GA-
(Herzzeitvolumen) SVV (Schlagvolu- lich den Verbrauch an Fremdblutkonser- und 3,7 Jahren in der EA-GA Kohor-
menvariation), PPV („pulse pressure ven reduzieren kann [2]. Das Wundblut te resultiert. Pöpping et al. [58] konn-
variation“). In ausgewählten Patienten- mit Heparinzusatz sollte, bei zu Beginn ten aufzeigen, dass die Epiduralanalge-
kollektiven mit einem klar definierten der Operation nichtabschätzbarem Blut- sie signifikant das Risiko von Vorhof-
Protokoll reduziert eine zielgerichtete verlust, zunächst über einen speziellen flimmern, supraventrikulären Tachykar-
Volumentherapie Morbidität und Mor- Sammelbehälter asserviert werden. Ab dien, TVT (tiefe Venenthrombose), Ate-
talität. Die Vorteile einer zielgerichteten einem intraoperativen Blutverlust von lektasen, Pneumonien, Ileus sowie post-
Volumentherapie waren am stärksten für 500 bis 1000 ml wird die Aufbereitung operativer Übelkeit und Erbrechen re-
Patienten mit einem sehr hohen Morta- des Wundblutes als sinnvoll erachtet [2]. duzierte und die postoperative Erholung
litätsrisiko (>20 %) ausgeprägt [49–52]. der Darmfunktion verbesserte. Gleich-
Bei Verwendung von Flüssigkeiten Epiduralanästhesie zeitig erhöhte die Epiduralanalgesie je-
mit hohem Chloridgehalt stellten Kra- doch das Risiko der arteriellen Hypo-
jewski et al. [53] mit einer Metaanalyse Die offene, elektive Versorgung des AAA tension, der Urinretention und der mo-
aller hierzu vorliegenden Studien ein in Kombination von Allgemeinanästhe- torischen Blockade. Auch Guay et al. [59]
signifikant erhöhtes Risiko für akute sie mit Epiduralanästhesie kann auf Ba- konnten keinen Unterschied in der Drei-
Nierenschäden, metabolische Acidose sis einer individuellen Nutzen-Risiko- ßigtagemortalität durch den Einsatz der
und Bluttransfusion fest. Bewertung erwogen werden (Evidenz- Epiduralanästhesie darstellen. Allerdings
konnten sie eine moderate Evidenz für

28 Der Anaesthesist 1 · 2020


eine reduzierte Herzinfarktrate, eine ver- Postoperative Überwachung Grant et al. [63] identifizierten auf Ba-
ringerte Rate an postoperativem respira- sis von 2347 Patienten mit elektiver AAA-
torischem Versagen und eine verkürzte Der Patient mit AAA sollte postoperativ Versorgung sechs voneinander unabhän-
Intensivstationsaufenthaltsdauer für eine nach OR (offen chirurgischer Versorgung) gige signifikante Risikofaktoren für ein
postoperative Epiduralanalgesie aufzei- auf die IMC oder ICU verlegt werden postoperatives Nierenversagen nach OR
gen, verglichen mit einer postoperativen (Evidenzgrad 4/Empfehlungsgrad B, star- des AAA. Hierzu gehörten neben Pa-
systemischen opioidbasierten Analgesie ker Konsens) [2]. tientenalter >75 Jahre, symptomatisches
bei Patienten mit offener abdomineller Grundsätzlich ist für Patienten mit AAA, respiratorische Erkrankung, Hy-
Aortenchirurgie. Bei der Epiduralanal- signifikanter kardialer, pulmonaler oder pertonus und im Besonderen eine bereits
gesie fanden sich außerdem eine gute renaler Komorbidität und für solche, präoperativ eingeschränkte Nierenfunk-
Evidenz für eine geringere Schmerzstär- die eine postoperative Beatmung benö- tion und eine juxta-/suprarenale Lokali-
ke in Ruhe und bei Bewegung am ersten tigen oder die eine signifikante Arrhyth- sation des AAA. Abhängig von der Länge
postoperativen Tag sowie eine verringer- mie oder hämodynamische Instabilität des Aneurysmahalses und der Involvie-
te Rate gastrointestinaler Blutungen. während der Operation entwickelten, rung der Nierenarterienabgänge muss die
Aufgrund des Risikos spinaler/epidu- die postoperative Behandlung auf der Aortenklemme bei der Rekonstruktion
raler Hämatome erfordern rückenmar- Intensivstation angezeigt [2]. Für die unterschiedlich gesetzt werden. Jeyaba-
knahe Regionalanästhesieverfahren den- postoperative Überwachung von Pa- lan et al. [64] nannten eine postoperative
noch eine spezielle Risiko-Nutzen-Ab- tienten nach AAA-Versorgung gibt es renale Dysfunktion von 13,4 % bei infra-
wägung [2]. Bei Unterbrechen einer bisher keine spezifischen Empfehlungen. renalem, 22,9 % bei interrenalem, 30,7 %
Antikoagulation muss aber auch dem Entsprechend gelten allgemeine Aspekte bei suprarenalem und 41,7 % bei suprazö-
individuellen patientenspezifischen Ri- der postnarkotischen Überwachung und liakalem Abklemmen der Aorta. Lang-
siko thrombembolischer und ischämi- intensivmedizinischen Behandlung. Die fristig waren diese Auswirkungen aber
scher Komplikationen Rechnung getra- postoperative Aufnahme des Patienten eher gering; so stellte ein suprarenales
gen werden [60]. In Abhängigkeit von auf die Intensivstation ist somit eine Ent- Abklemmen keinen signifikanten Risi-
der substanzspezifischen Halbwertszeit scheidung des Behandlungsteams und kofaktor für das Langzeitergebnis dar.
(HWZ), dem Zeitpunkt bis zum Errei- in Abhängigkeit von der Schwere des Gleichwohl gehören eine Minimierung
chen des Plasmaspitzenspiegels und der periprozeduralen Risikos des Patienten der renalen Ischämiezeit, eine Aorten-
renalen Funktion müssen die Substanzen sowie klinikspezifischer Besonderheiten klemme möglichst unterhalb der Nieren-
periprozedural pausiert werden. Nicht wie der Leistungsfähigkeit und der per- arterienabgänge, die Vermeidung weite-
nur die Anlage, sondern jede Form der sonellen und apparativen Ausstattung rer renaler Prozeduren und der Verzicht
Kathetermanipulation gilt als kritische der „step down unit“ (IMC, PACU) zu auf eine Durchtrennung der linken Nie-
Phase in der Entstehung von spinalen/ planen [2]. renvene zu den Maßnahmen, die ein-
epiduralen Hämatomen, daher gelten für In Deutschland wird – zumindest deutig das Risiko einer postoperativen
die neuroaxiale Katheterplatzierung und nach OR – der Patient in der Regel post- renalen Dysfunktion minimieren [65].
-entfernung (Kathetermanipulation) die operativ auf eine Intensivstation (ICU) Alle Patienten mit OR des AAA sind
gleichen empfohlenen Zeitintervalle [2, oder „Intermediate-care“-Station (IMC) aufgrund des Abklemmens der Aorta
60]. Aufgrund der hohen Fallzahl neu- verlegt, was laut Debus et al. [2] als einem Ischämie-Reperfusion-Schaden
roaxialer Blockaden unter niedrigdosier- Expertenkonsensus gelten darf und bei ausgesetzt [2]. Vereinzelt ist deshalb
ter Acetylsalicylsäuretherapie und des einer Gesamtmorbidität von z. B. 31,2 % versucht worden, durch Präkonditionie-
fehlenden Hinweises auf ein vermehrtes bei Versorgung des intakten AAA im rung mittels wiederholten Abklemmens
Auftreten spinaler/epiduraler Häma- Registerbericht der DGG für das Jahr und Wiederfreigabe der Zirkulation
tome gilt die neuroaxiale Punktion bei 2015 [62] gerechtfertigt erscheint. an entfernten Stromgebieten („Remote
dieser Patientenklientel weiterhin als un- ischemic preconditioning“) eine bessere
bedenklich. Werden zusätzlich zu einer Nierenprotektion und Ischämietoleranz, speziell auch der Nie-
niedrigdosierten Aspirin-Therapie wei- Nierenversagen ren, bei vaskulären und endovaskulären
tere antithrombotische Medikamente, Eingriffen zu erreichen. Der Nutzen
z. B. Heparin, Hirudine, DOAK (direkte Evidenzgesicherte intraoperative medi- dieser Maßnahme konnte jedoch bisher
orale Antikoagulanzien), verabreicht, kamentöse Protektionsmaßnahmen zur nicht bewiesen werden [66]. „Remote
verweisen Debus et al. [2] auf die S1- Verbesserung der Nierenfunktion post- ischemic preconditioning“ sollte da-
Leitlinie „Rückenmarksnahe Regional- operativ sind nicht bekannt. Bei offener her nicht routinemäßig durchgeführt
anästhesien und Thrombemboliepro- Versorgung eines AAA sollen kurze renale werden [2]. Eine weitere Metaanalyse
phylaxe/antithrombotische Medikation“ Ischämiezeiten und ein Erhalt der lin- folgerte ebenfalls, dass es keinen Beweis
[61]. ken Nierenvene angestrebt werden (Evi- dafür gibt, dass ein „Remote ischemic
denzgrad 4/Empfehlungsgrad A, starker preconditioning“ die Niere bei Patienten
Konsens) [2]. mit kardialen und vaskulären Eingriffen
schützt [67].

Der Anaesthesist 1 · 2020 29


Leitlinien und Empfehlungen

Perioperatives anästhesio- ästhesie, wenn z. B. die Patienten unter Obwohl EVAR im Vergleich zu OR
logisches Management dualer Thrombozytenaggregationshem- eine geringere Invasivität aufweist, kön-
bei EVAR (endovaskuläre mung stehen, der Blutdruck titriert nen Stent-bedingte Komplikationen wie
Aortenreparatur) werden muss, der Eingriff bei komple- periphere oder zentrale Embolien, „En-
xen Prothesen länger dauert oder zum dograft“-Dislokation, „endoleaks“ oder
Die Leitlinie [2] empfiehlt als Good Clin- offenen Vorgehen konvertiert werden ein Postimplantationssyndrom [75] den
ical Practice: muss [2, 72]. Therapieerfolg negativ beeinflussen [2].
EVAR kann unter Lokalanästhesie, Die Leitlinie [2] beschreibt für die en- In dem AAA-Register der DGG für das
Regionalanästhesie oder Allgemeinan- dovaskuläre Versorgung außerdem fol- Jahr 2015 [62] wurden von den 3767
ästhesie durchgeführt werden. Eine ein- gende Empfehlungen: mit EVAR versorgten Patienten (in-
deutige Evidenz dafür, dass ein Verfah- Bei EVAR soll die Einmalgabe eines taktes AAA) 72,7 % postinterventionell
ren dem anderen hinsichtlich Morbidität Cephalosporins zur periinterventionellen auf ICU/IMC aufgenommen. Dass aber
oder Mortalität überlegen ist, gibt es nicht Antibiotikaprophylaxe erfolgen (Evi- EVAR generell einen sehr viel geringeren
(starker Konsens). denzgrad 5/Empfehlungsgrad A, starker postoperativen Überwachungsaufwand
Nach Broos et al. [68] ist nicht nur Konsens). im Vergleich zu OR erfordert, zeigen
die Eingriffszeit unter Regional- bzw. Bei allen Patienten mit EVAR, spe- nicht nur alle Studien, die die Länge des
Lokalanästhesie im Vergleich zur All- ziell bei einer GFR <40 ml/min/1,73 m2, stationären Aufenthaltes bei EVAR und
gemeinanästhesie kürzer, sondern auch soll vor, während und nach dem Ein- OR verglichen haben, sondern auch eine
die Hospitalisierungszeit, da weniger Pa- griff eine Hydrierung erfolgen (Evidenz- Erhebung von Shiels et al. [76]. In dieser
tienten einen Intensivstationsaufenthalt grad 1b/Empfehlungsgrad A, starker Kon- monozentrischen Untersuchung wurden
benötigen. Dies bestätigten auch eine sys- sens). der hohe Bedarf an Intensivmedizin (und
tematische Übersicht und Metaanalyse Aufgrund der intraprozeduralen Kon- die Kosten) bei offener Versorgung des
von Karthikesalingam et al. [69]. Ran- trastmittelgabe sind Patienten mit EVAR AAA herausgestellt und dem vergleichs-
domisierte Studien fehlen, jedoch zeigte im Vergleich zu OR einem erhöhten Ri- weise geringen Aufwand bei EVAR (alle
die Auswertung der nichtrandomisier- siko einer Nierenschädigung ausgesetzt 76 Patienten konnte nach dem Eingriff
ten Untersuchungen die oben genannten [2]. Zur Vermeidung der kontrastmittel- direkt auf die Allgemeinstation verlegt
Vorteile einschließlich weniger postpro- induzierten Nephropathie wird bei Pati- werden) gegenübergestellt [2].
zeduralen Komplikationen unter Lokal- enten mit EVAR die präinterventionelle
anästhesie. Die meisten Unterschiede intravenöse Hydrierung empfohlen [73]. Strahlenexposition
waren allerdings klinisch bedeutungslos. Die intravenöse Prähydrierung 12 h vor
Tatsächlich wird die Allgemeinanästhe- Kontrastmittelgabe und Hydrierung 12 h Ein wesentlicher Nachteil von EVAR im
sie bei Weitem bevorzugt. Die Eurostar- danach mit einer physiologischen Koch- Vergleich zum offenen Vorgehen ist die
Studie [70] untersuchte 5557 Patienten, salzlösung gilt als effektive Maßnahme, Notwendigkeit der intraprozeduralen
von denen 69 % eine Intubationsnarkose, bei Patienten mit normaler Nierenfunk- Durchleuchtung mit Angiographie. In
25 % eine Regionalanästhesie und 6 % tion einen Abfall der GFR nach Kontrast- einer systematischen Übersicht gaben
eine Lokalanästhesie erhielten. Neben mittelgabe zu verhindern, wie Bader et al. Monastiriotis et al. [77] die intraproze-
vermehrten kardialen Komplikationen, [74] in einer Studie mit 39 Patienten auf- durale Strahlenbelastung des Patienten
längerem Intensiv- und Krankenhaus- zeigen konnten. Inwieweit in dieser Si- als Dosisflächenprodukt mit 79,5 Gycm2
aufenthalt in der Allgemeinanästhesie- tuation anstatt der isotonen Kochsalzlö- im Mittel an, die effektive Dosis mit
gruppe, war hier zusätzlich die Erfahrung sung besser eine balancierte kristalloide 20 mSv. Mangelndes Training und man-
des operierenden Teams bei Patienten isotone Vollelektrolyt-Lösung verwendet gelnde Ausbildung der Operateure waren
mit lokoregionalem Anästhesieverfahren werden sollte, ist in Studien nicht über- ein wichtiger Grund für eine extreme
signifikant höher als bei Patienten, die in prüft worden [2]. Varianz in der Strahlenbelastung. Aber
Allgemeinanästhesie operiert wurden. auch Operateur und Personal sind einer
In einer Analyse der NSQIP-Datenbasis Postprozedurale Überwachung nichtunerheblichen Strahlenbelastung
wurden von 6009 elektiven EVAR 81 % ausgesetzt. Attigah et al. [78] nann-
in Allgemeinanästhesie, 7 % in Spinalan- Das Ausmaß der Intervention, die Wahl ten eine durchschnittliche Strahlendosis
ästhesie, 5,5 % in Epiduralanästhesie und des Anästhesieverfahrens sowie das indi- für die Augenlinse des Operateurs von
6,5 % in Lokalanästhesie durchgeführt viduelle Patientenrisiko sollten die post- 0,78 mSv bei Implantation von aor-
[71]. In dieser Untersuchung wiesen interventionelle Überwachung bestim- toiliakalen Stentgrafts; die Fingerdosis
Patienten unter Allgemeinanästhesie im men. Unkomplizierte EVAR-Prozeduren machte 1,31 mSv aus. Schutzmaßnahmen
Vergleich zu Lokal- und Spinalanästhesie bedürfen nicht grundsätzlich einer post- wie das Tragen von Protektionsbrillen,
eine höhere pulmonale Morbidität und interventionellen Intensivüberwachung strahlenabsorbierende Abdeckung und
einen längeren Krankenhausaufenthalt (Evidenzgrad 4/Empfehlungsgrad B, star- eine möglichst frontale Position vor der
auf. Die Allgemeinanästhesie ist aber ker Konsens) [2]. Strahlenquelle werden dringend angera-
häufig praktikabler als die Regionalan-

30 Der Anaesthesist 1 · 2020


Hier steht eine Anzeige.

K
Leitlinien und Empfehlungen

ten. Für den Anästhesiearbeitsplatz wird und der Erfahrung des Therapeuten – Dies galt jedoch nicht für die Klinikleta-
eine Bleiwand angeraten [2]. bevorzugt werden, wenn OR und EVAR lität (69 % vs. 77 %). Die Kreislaufsitua-
gleichermaßen möglich sind (Evidenz- tion ließ sich durch die Ballonokklusion
Perioperatives anästhesio- grad 1b/Empfehlungsgrad B, Konsens) besser beherrschen, allerdings beinhal-
logisches Management bei [2]. tet die Ballonokklusion das Risiko der
rupturiertem AAA (rAAA) renalen und splanchnischen Ischämie so-
EVAR unter Lokalanästhesie bei wie distaler Embolisationen. Außerdem
Das rupturierte abdominale Aortenaneu- Patienten mit rAAA kann eine Blutung aus den iliofemora-
rysma ist definiert durch den eindeutigen len Arterien durch Ballonokklusion nicht
Nachweis von Blut oder Kontrastmittel Bei Versorgung des rAAA mit EVAR soll- verhindert werden [28].
außerhalb der Aortenwand, entdeckt z. B. te der Lokalanästhesie im Vergleich zur Die Leitlinie gibt hierzu folgende
durch ein präprozedurales CT, eine intra- Allgemeinanästhesie der Vorzug gegeben Empfehlung:
operative Angiographie oder während des werden (Evidenzgrad 3b/Empfehlungs- Der Einsatz des aortalen Okklusions-
Eingriffs (starker Konsens) [2]. grad B, starker Konsens) [2]. ballons bei EVAR sollte bei den Patienten
Das rupturierte AAA ist durch ei- In der IMPROVE-Studie [83] zeig- mit hypovolämischem Schock erwogen
ne Blutung außerhalb der Adventitia der ten Patienten, bei denen EVAR unter Lo- werden (Evidenzgrad 4/Empfehlungs-
dilatierten Aortenwand gekennzeichnet kalanästhesie durchgeführt wurde, auch grad B, starker Konsens) [2].
[28, 79]. Die Ruptur wird des Weiteren nach Risikoadjustierung der Daten eine
unterteilt, in eine freie Ruptur mit Blut- signifikant geringere Letalität als solche, Permissive Hypotension/
fluss in die freie Bauchhöhle und eine bei denen der Eingriff in Allgemeinan- Blutdruckgrenzen
retroperitoneale gedeckte Ruptur, wobei ästhesie erfolgte. Die Autoren erklärten
das retroperitoneale Gewebe als Tampo- dies mit den hämodynamischen Kon- Die permissive Hypotension mit dem
nade wirkt, was zu einem geringerenBlut- sequenzen der Allgemeinanästhesie und Ziel, einen systolischen Blutdruck von
verlust als bei der freien Ruptur führt. Im bezeichneten die Lokalanästhesie als das 80 mm Hg aufrechtzuerhalten, schränkt
CT ist das häufigste Zeichen der gedeck- Anästhesieverfahren erster Wahl bei Pa- die Volumenüberladung ein und scheint
ten Ruptur das retroperitoneale Häma- tienten mit rAAA und EVAR [2]. ausreichend zu sein, die kritische Endor-
tom [2, 80]. Dabei werden auch Befunde Als Good Clinical Practice zur Nar- ganperfusion zu gewährleisten. Sie soll bei
zu den Rupturen gerechnet, bei denen koseinduktion empfiehlt die Leitlinien- Patienten mit rAAA implementiert wer-
der Patient hämodynamisch stabil, die gruppe [2]: den (Evidenzgrad 3b/Empfehlungsgrad A,
Aorta geschlossen ist und sich patho- Die Narkoseeinleitung beim Patien- starker Konsens) [2].
logisch nur ein organisiertes Hämatom ten mit rAAA soll im Operationssaal er- Das Konzept der permissiven Hypo-
im Retroperitoneum demonstrieren lässt folgen, und zwar erst nach dem Abwa- tension hat das Ziel, bei Patienten mit
(„contained rupture“) [81, 82]. Auch CT- schen, dem sterilen Abdecken und bei rAAA im Schock die Flüssigkeitszufuhr
Befunde, bei denen sich ein intramurales eingriffsbereitem Operateur am Tisch. zu reduzieren, in der Vorstellung, dass
Hämatom zeigt oder bei denen die Hin- Eine invasive Blutdruckmessung sollte eine massive Flüssigkeitszufuhr infolge
terwand nicht mehr sicher abzugrenzen vor der Narkoseeinleitung angelegt wer- Hämodilution Sauerstoffversorgung und
ist, werden gelegentlich zu den rAAA den, darf den Operationsbeginn jedoch Blutgerinnung negativ beeinflusst und
gezählt [2]. nicht verzögern. Ein zentralvenöser Zu- die Blutung infolge erhöhten Blutungs-
Debus et al. [2] empfehlen folgendes gang sollte erst nach der Narkoseeinlei- drucks und durch Thrombusablösung
Vorgehen bei rAAA: tung und parallel zum Beginn des ope- verstärkt [2]. Angestrebt wird bei der
Bei hämodynamisch stabilen Patien- rativen Eingriffs etabliert werden [2, 46]. präprozeduralen Schockbehandlung le-
ten mit Zeichen der Ruptur eines AAA soll diglich eine Flüssigkeitszufuhr, die für
ein Notfall-CT angestrebt werden (Evi- Periprozedurales Management die Aufrechterhaltung des Bewusstseins
denzgrad 3b/Empfehlungsgrad A, starker des Patienten sorgt, ST-Veränderun-
Konsens) [2]. Nach Powell et al. [84] verbessert der gen im EKG verhindert und den sys-
Hämodynamisch instabile Patienten suprazöliakale aortale Okklusionsballon tolischen Blutdruck bei 70–80 mm Hg
mit gesicherter Ruptur eines AAA sollen bei hämodynamisch instabilen Patien- aufrechterhält [86], bis die chirurgische
unmittelbar in den (Hybrid)-OP gebracht ten mit rAAA die Ergebnisse von EVAR. Kontrolle der Blutung gesichert ist. Van
werden (Evidenzgrad 3b/Evidenzgrad A, Raux et al. [85] verglichen 40 Patien- der Vliet et al. [87] publizierten hierzu
starker Konsens) [2]. ten mit rAAA, bei denen die Aorta kon- die erste Machbarkeitsstudie. In ihrem
Patienten mit gesicherter Ruptur eines ventionell offen abgeklemmt wurde, mit Protokoll wurde die prähospitale Flüs-
AAA sollen sofort invasiv versorgt wer- 32 Patienten, bei denen eine proximale sigkeitszufuhr auf 500 ml begrenzt, und
den (Evidenzgrad 2b/Empfehlungsgrad A, Ballonokklusion erfolgte. Dabei konnte es wurde versucht, nach Aufnahme des
starker Konsens) [2]. aufgezeigt werden, dass die intraproze- Patienten im Krankenhaus den systo-
Beim rAAA sollte EVAR – abhän- durale Letalität bei der Ballonokklusion lischen Blutdruck in einer Spanne von
gig von der Anatomie des Aneurysmas signifikant niedriger (19 % vs. 43 %) war. 50 bis 100 mm Hg aufrechtzuerhalten,

32 Der Anaesthesist 1 · 2020


falls notwendig auch durch Blutdruck- Postoperative/postinterventionelle IAP wesentliche Voraussetzungen für
senkung mit einer Bolusinjektion von Überwachung nach rAAA die Häufigkeitsangaben in der Literatur.
Nitroglyzerin, gefolgt von einer intra- In einer Metaanalyse der Literatur ergab
venösen Infusion derselben Substanz. Als Good Clinical Practice empfiehlt die sich gepoolt eine Rate von 8 % ACS nach
Die gewünschte Blutdruckspanne ließ Leitlinie [2]: EVAR. Wurden aber nur Studien in die
sich in dieser Untersuchung bei 11 von Alle Patienten werden nach initia- Berechnung inkludiert, die die Patienten
24 EVAR-Patienten einstellen. Allerdings ler Versorgung im (Hybrid-)OP auf die exakt definierten, stieg die Häufigkeits-
konnte über den Nutzen des Konzeptes Intensivstation aufgenommen und dort angabe auf 17–21 % [84]. Risikofaktoren
keine Aussage getroffen werden. Dick weiterbehandelt. Die Patienten besitzen für die Entwicklung eines abdominel-
et al. [88] überprüften, ob eine aggressi- ein hohes Risiko für kardiale, respirato- len Kompartmentsyndroms sind nach
ve präoperative Flüssigkeitszufuhr (vor rische und renale Komplikationen wie Debus et al. [2]:
chirurgischer Kontrolle der Blutung) auch für ein abdominelles Kompartment- 4 tiefer Schock mit einem systoli-
negativ mit dem Überleben nach rAAA- syndrom. Spinale Ischämien sind eine schen Blutdruck <70 mm Hg für
Versorgung korreliert sei. Im Median seltene, aber schwerwiegende Komplikati- 20 min + Hämoglobin <8 g/dl +
wurden in dieser retrospektiven Unter- on nach komplexen Aorteneingriffen. Die pH < 7,3,
suchung pro Stunde 0,9 l Flüssigkeits- Aufgabe des Neuromonitorings besteht in 4 intraoperative Flüssigkeitszufuhr >5 l,
volumen verabreicht. Jeder zusätzliche der frühzeitigen Identifikation einer spi- 4 Transfusion von >6 Erythrozyten-
Liter erhöhte die Wahrscheinlichkeit nalen Durchblutungsstörung [46]. Eine konzentraten,
des perioperativen Todes um den Fak- frühe Diagnose kann durch eine verzöger- 4 Körpertemperatur <35 °C,
tor 1,5, unabhängig vom systolischen te Extubation erschwert werden (starker 4 großes retroperitoneales Hämatom,
Blutdruck. Dick et al. [88] sprachen sich Konsens). 4 massive Darmschwellung.
deshalb für eine möglichst restriktive
präprozedurale Volumenzufuhr bei Pa- Intensivmedizinische Ob das Abdomen bei offener Versor-
tienten mit rAAA aus, einen Grenzwert Besonderheiten gung des rAAA routinemäßig offenge-
für den systolischen Blutdruck nannten lassen werden soll, oder ob es besser ist,
sie jedoch nicht. Im Gegensatz hierzu Abdominelles Kompartment- das Abdomen (wenn dieses nicht sehr ge-
konnte in der multivariablen Analyse syndrom (ACS) spannt ist) bei Patienten primär zu ver-
der IMPROVE-Studie keine Korrelation schließen, kann nicht eindeutig gesagt
zwischen präprozeduraler Flüssigkeits- Bei allen Risikopatienten mit rAAA sollte werden, da hierzu bisher keine rando-
zufuhr und Dreißigtageletalität gefunden postoperativ der IAP (intraabdominelle misierten Studien existieren. Ein interna-
werden [83]. In dieser Studie war der Druck) über die Harnblase (intravesikale tionales Konsensusdokument favorisiert
niedrigste systolische Blutdruckwert, der Druckmessung) zur frühzeitigen Erken- den primären Verschluss des Abdomens
im Krankenhaus vorOperationgemessen nung eines ACS bestimmt werden. Bei mit anschließendem Monitoring des IAP
wurde, signifikant mit der Sterblichkeit persistierendem IAP von >20 mm Hg und/ auf der Intensivstation [90, 91]. Von De-
assoziiert, unabhängig von der Menge oder bei einem IAP >30 mm Hg ist die bus et al. [2] wird empfohlen:
des infundierten Volumens. Die Drei- Indikation für eine abdominelle Dekom- 4 Bei allen Patienten mit rAAA (OR
ßigtageletalität von Patienten mit einem pression gegeben (Evidenzgrad 3b/Em- oder EVAR) wird postoperativ alle
niedrigsten systolischen Blutdruck von pfehlungsgrad B, starker Konsens) [2]. 4 h der IAP bestimmt (häufiger bei
über vs. unter 70 mm Hg machte 34,1 % Die intraabdominelle Hypertension intraabdomineller Hypertension).
vs. 51 % aus. Je niedriger der präoperative und das abdominelle Kompartment- Die intraabdominelle Hypertension
systolische Blutdruck war, desto höher syndrom (ACS) gelten als wesentli- ist definiert als eine aufrechterhaltene
war die postoperative Letalität. Anhand che Risikofaktoren für die Entwicklung oder wiederholte pathologische
dieser Daten kommen Debus et al. [2] eines Multiorganversagens nach offe- Erhöhung des IAP >12 mm Hg;
zu dem Schluss, dass ein Grenzwert von ner Versorgung eines rAAA [89]. Eine 4 bei IAP 12–20 mm Hg medikamen-
70 mm Hg systolisch für eine permissive internationale Arbeitsgruppe hat das töse Therapie zur Drucksenkung.
Hypotension zu niedrig ist, speziell bei ACS definiert [90, 91]. Danach liegt Die medikamentöse Behandlung
Patienten mit anderen kardiovaskulären ein ACS vor, wenn ein aufrechterhal- besteht – neben einer nasogastralen
Erkrankungen. Sie räumen aber ein, dass tener intraabdomineller Druck (IAP) Dekompression – u. a. in adaptierter
das Konzept der präprozeduralen per- >20 mm Hg (mit oder ohne einen abdo- Analgosedierung, kurzzeitiger neu-
missiven Hypotension bei Patienten mit minellen Perfusionsdruck <60 mm Hg) romuskulärer Blockade und einer
rAAA (eine Patientenklientel mit ho- beobachtet wird, der mit neuer Organ- angepassten restriktiven Flüssig-
her kardiovaskulärer Morbidität) nicht dysfunktion/Organversagen einhergeht. keitszufuhr kristalloider Infusions-
eindeutig abgeklärt ist. Ein ACS kann sowohl nach offener als lösungen. Die Wirksamkeit dieser
auch nach endovaskulärer Versorgung Maßnahmen ist nicht evidenzbasiert
des rAAA auftreten [92]. Dabei sind gesichert [93];
Definition des ACS und Kontrolle des

Der Anaesthesist 1 · 2020 33


Leitlinien und Empfehlungen

4 bei IAP >20 mm Hg intensivierte ne spinale Rückenmarkischämie mit Pa- reporting on arterial aneurysms. Subcommittee
on Reporting Standards for Arterial Aneurysms, Ad
medikamentöse Therapie zur Druck- raplegie wurde auch nach endovaskulä- Hoc Committee on Reporting Standards, Society
senkung und erst bei Organversagen rer Versorgung rupturierter AAA und for Vascular Surgery and North American Chapter,
oder persistierendem IAP >20 mm Hg gleichzeitiger Unterbrechung der A. ilia- International Society for Cardiovascular Surgery.
J Vasc Surg 13:452–458
abdominelle Dekompression; ca interna gesehen, was laut Peppelen- 4. Sarac TP, Clair DG, Hertzer NR, Greenberg RK, Kra-
4 bei IAP >30 mm Hg abdominelle bosch et al. [96] den Schluss zulässt, bei jewski LP, O’Hara PJ, Ouriel K (2002) Contemporary
Dekompression; diesen Patienten den Zufluss in die A. ilia- results of juxtarenal aneurysm repair. J Vasc Surg
36:1104–1111
ca interna möglichst zu erhalten. 5. WestCA,NoelAA,BowerTC,CherryKJJr,GloviczkiP,
Anmerkung. Der intraabdominelle Sullivan TM, Kalra M, Hoskin TL, Harrington JR
Druck sollte über die Harnblase ge- (2006) Factors affecting outcomes of open surgical
Rückblick Fallbericht repair of pararenal aortic aneurysms: a 10-year
messen werden. Um die Messwerte experience. J Vasc Surg 43:921–927
reproduzierbar zu machen, sind eini- Im zu Beginn erwähnten Fallbericht 6. Cornuz J, Sidoti PintoC, Tevaearai H, EggerM(2004)
ge Voraussetzungen notwendig, die in zeigte sich postoperativ ein ausgeprägtes Risk factors for asymptomatic abdominal aortic
aneurysm: systematic review and meta-analysis of
einem Expertenpanel [94] so definiert Crush-Syndrom, dass zur Dialysepflich- population-based screening studies. Eur J Public
wurden: tigkeit führte. Vorbestehende Komorbi- Health 14:343–349
4 IAP sollte in mm Hg ausgedrückt ditäten lassen sich kaum beeinflussen, 7. Iribarren C, Darbinian JA, Go AS, Fireman BH,
Lee CD, Grey DP (2007) Traditional and novel risk
werden und sollte bestimmt werden, aber auch eine erhöhte Clamping-Zeit factors for clinically diagnosed abdominal aortic
bei Endexspiration und kompletter kann nicht immer vermieden werden. aneurysm: the Kaiser multiphasic health checkup
Rückenlage des Patienten, nachdem Wir sind den Herausforderungen, die cohort study. Ann Epidemiol 17:669–678
8. Stackelberg O, Wolk A, Eliasson K, Hellberg A,
sichergestellt wurde, dass abdominel- uns ein AAA peri- und postoperativ stellt, Bersztel A, Larsson SC, Orsini N, Wanhainen A,
le Muskelkontraktionen fehlen. Der nur gewachsen, wenn wir an Leitlinien Björck M (2017) Lifestyle and risk of screening-
Transducer sollte auf Nullstellung orientierte Standards etablieren, um ei- detected abdominal aortic aneurysm in men. J Am
Heart Assoc 6(5):e4725
auf Höhe der mittleren Axillarlinie ne bestmögliche und auf neuesten Stu- 9. Hernesniemi JA, Vänni V, Hakala T (2015) The
gebracht werden; dienergebnissen fundierte Medizin zu er- prevalence of abdominal aortic aneurysm is
4 der Referenzstandard für die inter- reichen. consistently high among patients with coronary
artery disease. J Vasc Surg 62:232–240
mittierende IAP-Bestimmung ist die 10. Larsson E, Granath F, Swedenborg J, Hultgren R
Bestimmung über die Harnblase mit Korrespondenzadresse (2009) A population-based case-control study of
einem maximalen Instillationsvolu- the familial risk of abdominal aortic aneurysm.
Prof. Dr. med. A. Walther J Vasc Surg 49:47–50 (discussion 51)
men von 25 ml steriler Kochsalzlö- Klinik für Anästhesiologie und operative 11. Majeed K, Hamer AW, White SC, Pegg TJ, Wilkins GT,
sung; Intensivmedizin, Klinikum Stuttgart | Williams SM, Chen YH, Williams MJ (2015) Preva-
4 der normale IAP beträgt ungefähr Katharinenhospital lence of abdominal aortic aneurysm in patients
referredfortransthoracicechocardiography.Intern
5–7 mm Hg bei kritisch kranken Kriegsbergstraße 60, 70174 Stuttgart, Med J 45:32–39
Patienten. Deutschland 12. Takagi H, Umemoto T, ALICE (All-Literature Inves-
a.walther@klinikum-stuttgart.de tigation of Cardiovascular Evidence) Group (2017)
Association of hypertension with abdominal aortic
Akute reversible Nierenfunktions- aneurysm expansion. Ann Vasc Surg 39:74–78
einschränkung 13. Rughani G, Robertson L, Clarke M (2012) Medical
treatment for small abdominal aortic aneurysms.
Einhaltung ethischer Richtlinien Cochrane Database Syst Rev 9:CD9536
Sowohl nach EVAR als auch nach OR 14. Bahia SS, Vidal-Diez A, Seshasai SR, Shpitser I,
(dort ausgeprägter) ist postprozedural mit Interessenkonflikt. A. Funk und A. Walther geben an, Brownrigg JR, Patterson BO, Ray KK, Holt PJ,
einer akuten reversiblen Nierenfunkti- dass kein Interessenkonflikt besteht. Thompson MM, Karthikesalingam A (2016) Car-
diovascular risk prevention and all-cause mortality
onseinschränkung zu rechnen. Langfris- in primary care patients with an abdominal aortic
Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine
tig verschlechtert sich die Nierenfunkti- Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt.
aneurysm. Br J Surg 103:1626–1633
on bei diesen Patienten altersabhängig 15. GaliñanesEL,ReynoldsS,DombrovskiyVY,VogelTR
Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort
(2015) The impact of preoperative statin therapy
und abhängig von der Ausgangsfunkti- angegebenen ethischen Richtlinien.
on open and endovascular abdominal aortic
on. Dass EVAR hier im Vergleich zu OR aneurysm repair outcomes. Vascular 23:344–349
aufgrund fortgesetzter Kontrastmittelga- 16. Kristensen SD, Knuuti J, Saraste A et al (2014)
Literatur 2014 ESC/ESA guidelines on non-cardiac surgery:
ben im Nachteil ist, kann evidenzbasiert cardiovascular assessment and management:
nicht behauptet werden (Evidenzgrad 3a, 1. Cappeller WA, Holzel D, Hinz MH, Lauterjung L the joint task force on non-cardiac surgery:
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Endorganischämie mann A, Muhl E, Pfister K, Roth S, Stroszczynski C,
Anaesthesiol 31:517–557
17. Kristensen SD, Knuuti J, Saraste A et al (2014)
Walther A, Weiss N, Wilhelmi M, Grundmann RT 2014 ESC/ESA guidelines on non-cardiac surgery:
Zu den seltenen Komplikationen nach (2018) S3 Leitlinie zu Screening, Diagnostik, Thera- cardiovascular assessment and management:
Versorgung eines pararenalen AAA mit pie und Nachsorge des Bauchaortenaneurysmas. the joint task force on non-cardiac surgery:
AWMF-Registernummer 004–14 cardiovascular assessment and management of
einem gebranchten Stentgraft gehört die 3. Johnston KW, Rutherford RB, Tilson MD, Shah DM, the European Society of Cardiology (ESC) and the
spinale Rückenmarkischämie [95]. Ei- HollierL, StanleyJC(1991)Suggestedstandardsfor

34 Der Anaesthesist 1 · 2020


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Der Anaesthesist 1 · 2020 35


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