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Für
S naa
Sin
[noch
h sieben Jaahre und vier
v Monaate …]
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Warum ein kleiner Mord so schwierig ist
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Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten? Das ist
eine berechtigte Frage, wenn man die arg begrenzten
Gedankendimensionen der konservativen Vorstadt-Gehirne
betrachtet. Der Durchschnitt strebt eindimensional nach
Seite 3
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______
Brauch
hbarkeit, vergleichb
v bar mit de
em dürftiggen Inhalt eines
Krokodilkopfes,, der nur die
d Reflexe
e „Vorwärrts“,
„Zusch
hnappen“, „Zurück““ und „Verrdauen“ generieren
g n kann.
Nur daas scheinb
bar Naheliiegende wird
w als Leb
bensziel
akzepttiert, und Kreativitäät als Mucckefuck verachtet. W
Was
nicht sein d darf auch nicht erdacht werrden.
s kann,, kann und
Drauß
ßen gibt’s widerspru
w uchslos nu
ur Känncheen, und un
nten -
beim zaghaften
z Aufblickeen - sieht der
d Konformist den
ont des Kaaffeetassenrandes. Unumstöß
Horizo ßliche Tatssache
ist, dass genialee Ideen in begrenzte
en Kleinhirnen nichtt
entsteehen könn
nen. Das isst nun mal so, und dazu
d stehee ich.
Für die Minimalgei
M ster, die Untermitte
U elmäßigen
n und
die Beescheideneen sind die alltäglichen Dingee spannen
nd,
d grandiosen Ged
aber für mich, den dankensch
höpfer und
d
Zuend
dedenker kann
k nur das
d gut ge
enug sein, was ich in
n den
letzten
n Winkeln
n der verko
ommenen
n Seelen fiinde. Daru
um
sage icch hier, jetzt, ehrlich und auffrichtig: Au
us meinem
m
Wissen um die Abgründe
A e der Realität werdee ich die Kraft
schöpfen, das zu tun wass getan we
erden musss.
Meine erste Handlung wäre,, alle Spekkulanten aan den
Füßen
n am nächsten Baum
m aufzuhängen. Dass würde icch
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jämmerlichen Gestalten sind die Schmarotzer in einer
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verkommenen Gesellschaft, die nur darauf aus sind, aus
meinem menschlichen Leid ihre schäbigen Gewinne zu
ziehen. Mein Schicksal ist meine empfindsame Seele. Sie
haben mich mit Raubtierlächeln in den Gesichtern, bittend
und schmeichelnd gebogen, damit meine Unterschrift
unter den Vertrag kam - oder mein Gehirn. Unfreiheit und
Zwang ist der Preis, den ich nun zahlen muss.
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______
Alles vorb
bei Raoul Yannik.
Y Morgen
M dan
nn bist du
u tot.
Ich spüre es übeerdeutlich
h: Nicht morgen, sch
hon heutee, jetzt,
in diessem Mom
ment bin ich tot, den
nn schon seit Stundeen
i nichts mehr.
fühle ich
Tot?
Töter?
Am tötestten?
Mausetott?
Bin ich schon leibhaftig entseelt, oderr ist es
progreessive Paralyse? Bin
n ich mom
mentan gan
nzkörperm
mäßig
und richtig mit allem
a der ist mein
Drum und Dran tot, od
geniales Gehirn nur von einer
e literaarischen Meningitis
M s
befalleen?
Mein real existierendes Bew
wusstsein rebelliert
r ggegen
die An
nfeindungeen der Resignation mit einem
m klaren
Vorwu einer Überheblichkeeit
urf: „Du haast jahrelaang mit de
mastu
urbiert, un
nd Alle, alsso wirklich
h Alle mit deiner
d
Besserrwisserei gepestet.
g Und jetzt, wenn es darauf
ankom ufgeblasenheit wie ein
mmt, stinkkt deine Au
unentdeckter Kadaver …““
Wenn ich u bedenke, dann denke ich, dass ich
h es genau
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noch denken
d kaann. Und darum
d lieb
bes Bewussstsein, lieegst
du mitt deiner bitterbösen me nicht gaanz falsch. Noch
n Annahm
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besteht eine klitzekleine Chance, dass aus meinem realen
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Frust so etwas Fragiles wie ideale Hoffnung auf eine geniale
Tat erblüht. Aber wenn die beschissene Hoffnung nur die
Spekulation auf einen guten Ausgang aus ist, dann ist
meine bedauernswerte Existenz nur ein seelenloser
Zustand meines wahren Ichs, weil meine Triebe die
Personifikation der Ursache meines Verhaltens sind. Das
musste mal gesagt sein, aber noch ist es nicht soweit. Aber
so sicher wie das Amen in der Kirche ist die Tatsache, dass
keiner um mich weinen wird, auf meinem letzten Gang –
wenn ich meinen Auftrag nicht gewissenhaft innerhalb der
mir vorgegebenen Zeit erfülle.
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Verstaand zustim
mmen. Derr verballerrte Vorsch
huss zwinggt
mich zum
z Kamp
pf mit den Herausfo
orderungen und dräängt
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mich zur Tat. Aber hinterrücks meucheln und dann wie ein
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blutiges Schnitzel zu Schaschlik metzeln passt nicht zu
meiner Wesensart, weil ich auch sensibel und empfindlich
im Magen-Darmbereich bin – das sagt mir meine Intuition.
Andrerseits habe ich einen Auftrag, und den muss ich
erfüllen, und zwar schon bald, sonst gibt es mächtigen
Ärger.
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Raoul hat Geld genommen, und darum wird ihm
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nicht verziehen und seine Schulden werden ihm nicht
erlassen. Er hat sich prostituiert und er hat seine Seele
verkauft. Wenn er nicht leistet und liefert wird man ihn
holen. Er wird gefickt und landet wie Luca Brasi1 bei den
Fischen.
Im Wissen um die Folgen, und dass ich meinen
Verpflichtungen nachkommen muss, aber in
unerschütterlicher Ahnung von der Größe meiner
Genialität, zähle ich destruktiv die zweite Hälfte der
Hundert an und schon geht es weiter abwärts. Noch bin ich
in guter Zuversicht, dass durch diese kleine Zähl-Übung
mein Gehirn wiederbelebt werden kann.
Insgeheim habe ich eine kleine Zwischenhoffnung.
Ich wünsche mir, dass spätestens bei der fünf vor Zehn eine
schöne und rothaarige Frau die kobaltblaue Tür öffnet und
den gehirntoten Raoul, den optisch gutaussehenden Clyde
mit festem Auftrag um Rat bittet, wie es weiland dem
genialen Philip Marlowe2 geschehen ist.
1
Luca Brasi ist eine Figur in dem Film „der Pate“ (The Godfather). Anmerkung des Autors: Achtet auf die
Hände, wenn Sonny den toten Fisch auf dem Schoß liegen hat. Als zu ihm gesagt wird: „Es bedeutet,
dass Luca Brasi bei den Fischen liegt“ hat er die rechte Hand ausgestreckt, und die linke Hand an der
Verpackung. Nach einem Schnitt ist das umgekehrt.
2
Nach einer Romanfigur von Raymond Chandler in dem Film „Fahr zur Hölle Liebling“
mit Robert Mitchum
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Mein Geh
hirn ist leb
blos und mein
m geistiiger Horizo
ont
entwicckelt sich zu einer im
maginären
n Linie, diee ich mit d
den
vier Fingern3 meeiner linkeen Hand ergreifen
e w die sicch
will,
aber beim
b Näheerkommen
n von mir weg beweegt. Noch
immerr zählend,, warte ich htsvoll auf die
h sehnsuch
Reinkaarnation meiner
m denschafttliche Bonnie, nicht blond
leid
getöntt, sondern
n echt rot und mit grünen
g Augen wie V
Velma,
uber Moosse Malloy4 mit den Worten: „„Süß,
die deer Bankräu
süß wie ein Spittzenunterhöschen“ präzise beeschrieben hat.
3
In der Traaumdeutung bedeutet ein abgeschnittener Finger,, Handlungsunfäh
higkeit und ehren
nrühriges
Verhalten des Träumers im
m Wachleben. Ein Bild, das auch Blut an den Händen symbolisiert. Ess bezieht
sich auf tieef sitzende Schuld
d an einer Tat. (Siiehe auch Shakesspeares Lady Maccbeth). Nach Gerüchten
werden Sp
pielern, die ihre Spielschulden nich
ht bezahlen, die Finger
F abgeschnittten.
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4
Noch einmal aus dem Film
m „Fahr zur Hölle Liebling“
5
Etwa wiee die unvergleichliche Velma oderr Helen Grayle (Ch
harlotte Rampling) aus dem Film „„Fahr zur
Hölle Liebling“
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Bewegung vom Allmächtigen und Allessehenden als
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respektlose Geste interpretiert werden.
6
Professor Abronsius, hat sich mit seinem Assistenten Alfred nach Transsylvanien (Siebenbürgen)
aufgemacht, um dort „lebende“ Vampire zu erforschen, und die Untoten zu pfählen. Aus dem Film „Tanz
der Vampire“ von und mit Roman Polanski.
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unanggenehmen
n, aber ein en Nähmaaschinenöl
nige Tropfe
vertragenden Geräusch
G a
auf.
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Sina ist schön, Sina ist gut, Sina ist geschmeidig, Sina
hat blaue Augen, Sina ist momentan hellblond, Sina hat
einen makabren Humor und Sina liebt Pferdeschwänze.
Sina flüstert: „mein schnuckliger Don …“ und sie küsst
mir nicht wie es meinem Rang zusteht die Hand, aber die
hohe Stirn.
Vor Monaten und in schwachen Minuten habe ich ihr
meine Leidenschaft für Don Vito Corleone gestanden. In
Corleone7 redet man die Chefs mit „Don“ an. Den
Ehrentitel „Don“ bekommt man erst, wenn man
mindestens Einen, besser Mehrere mit der Lupara8
umgebracht hat. Wenn man wichtige Leute ins Jenseits
befördert hat, wird man zum Capo di Tutti Capi. Seit
7
Corleone ist eine Stadt in der Provinz Palermo in Italien. Die Stadt Corleone wurde durch den
Roman Der Pate von Mario Puzo weltweit bekannt. Der Roman aus dem Jahr 1969 schildert die
Ereignisse rund um den fiktiven Mafiaboss Vito Corleone und seinen Clan. 1972 entstand unter der
Regie von Francis Ford Coppola der erste Teil einer gleichnamigen Filmtrilogie mit Marlon Brando und Al
Pacino in den Hauptrollen. Pacinos Vater stammte aus Corleone. (Aus Wikipedia)
8
Lupara ist eine Bezeichnung für eine abgesägte Flinte, bei der sowohl Lauf als auch Kolben gekürzt
wurden. Ursprünglich stammt sie aus Italien, wo sie von Hirten zur Abwehr von Wölfen geführt wurde.
Beliebt war diese Waffe auch für Gewaltverbrechen, da sie sich durch die geringe Länge unauffälliger
transportieren lässt. Da der Lauf der Lupara kürzer ist als der einer herkömmlichen Flinte, verteilen sich
die Schrotkörner früher und weiter als bei herkömmlichen Flinten. Durch die erhebliche Streuung der
Schrotladung ist das Wirkungsfeld wesentlich größer als üblich. Die effektive Reichweite ist hingegen
geringer. Auf Entfernung wirkt die Lupara abschreckend, doch aus nächster Nähe ist sie tödlich. (Quelle:
Wikipedia)
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einigen Wochen
n nennt sie mich au
uch „mein Dönnchen
n“ mit
summ
mendem Mäulchen
M u maliziiösem Auggenzwinkeern.
und
Icch bewegee mich niccht, ich sagge nichts, und ich denke
an Don Vito, der jede Resspektlosigkeit mit gebührend
den
Strafen ahndet,, und nur mit
m Handb
bewegunggen die
Bittsteeller dirigiert, die fü
ür ihre Anliegen allees und nocch viel
mehr tun wollen, nur um
m in die Gn
nade der Freundschaaft
des Do
ons zu erlaangen.
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nur noch Gewohnheit, etwa so wie das Fressen-Saufen-
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Ficken-Phänomen, das ich an anderer Stelle noch
ausführlich beschreiben werde.
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verstecken, um sich gegen die Avancen zudringlicher
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Verehrer zu wehren. Angstvoll nehme ich meine Hände von
Sinas Kopf.
Ich durfte in einer gutbürgerlich-gute Kinderstube
aufwachsen, und darum weiß ich was sich gehört. Dankbar
und unüberhörbar seufze ich: „Du Gute …“
Ich spreche es nicht aus: „… wenn er das tut, was er
kann, und wenn er trotz aller Sorgen immer noch brav das
macht, was er soll, kann es dann Nekrophilie sein?“
Immerhin – in meinem Körper war noch etwas
Leben. Ich sitze etwas ermattet, aber immer noch auf
meinem Stuhl und mein Perlon-Reißverschluss musste sich
mehr bewegen als ich, was meinem destruktiven
Gemütszustand sehr gelegen kommt. Ich denke an Schuld
und Sühne und Sina richtet sich auf. Ich sehe ihren
vermessenden Blick, zuerst von meinem Antlitz, dann
abwärts zu meinen Füßen in den bequemen Filzpantoffeln,
dann wieder aufwärts. Sie sagt nichts, und ihr Blick sagt
alles. Ich betrachte ihre junge Gestalt vor der kobaltblauen
Tür. Nicht die Tür, Sina sieht aus wie ein blonder Vampir
nach dem Biss und vor der Rückkehr in die Familiengruft.
Sie tupft mit einem Papiertaschentuch ihren stark
geschminkten Mund, und ich lese „Tempo“ auf
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______
kobalttblauem Grund.
G Ob sich ihre Gestalt in einem Sp
piegel
spiegeelt?10 Ich muss
m es geelegentlich
h überprü
üfen.
10
Nach Pro
ofessor Abronsius haben Vampiree kein Spiegelbild.
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11
Über dass Thema „Knallro
oter Lippenstift un
nd Wirtschaftkrissen im Spannungssfeld der letzten
zweihundeert Jahre“, habe ich ein interessan
ntes Buch geschrieben, das zwar momentan
m vergrifffen, aber
in den nächsten Monaten hoffentlich
h wiedeer veröffentlicht wird.
w
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der Wacht am Rhein und die Vergänglichkeit alles
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Irdischen. Mein ganzes Leben, viele lange Jahre, kurze Tage
und belanglose Episoden, ziehen in Sekundenbruchteilen
an mir vorbei und mein Gehirn ist immer noch tot.
12
Nach dem Bericht (Auszug) des Sonderermittlers Kenneth Starr ereignete sich am Sonntag, dem 31.
März 1996, dieses im Oval Office: „Im Gang neben dem Studio küssten sich der Präsident und Ms.
Lewinsky. Dabei - so die Zeugin - 'ging er ziemlich zur Sache', küsste ihre bloßen Brüste und streichelte
ihre Genitalien. Dann führte der Präsident eine Zigarre in Ms. Lewinskys Vagina, steckte sie dann in den
Mund und sagte: 'Das schmeckt gut'."
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verwisscht, nach
hdem sie aus
a dem in
ntern als Oral-Office
O e
bezeicchneten Präsidentenbüro kam
m. Daran und
u an no
och
mehr Zeitgeschichtliches muss ich in diesen kleinen
Momeenten den
nken.
Wie die Mannschaf
M ft vor dem
m Elfmeterr greife ich
h
schützzend, aberr zu spät zum
z Gemäächt. Ich habe
h keineen Biss
gespürt. Dennoch ist mein Herz voller Zweifeel. Werdee ich
denno
och zum Vampir,
V od
der bin ich nur ein gelutschterr
bler und keein durch einen Biss geadelteer Untoterr mit
Sensib
eigeneer Ritterbu
urg in Tran
nssylvanie
en und mitt vielen
durchggeknallten
n Gothic-V
Vasallen?
hausfrraulicher Vorsicht,
V d
damit das gute Stücck nicht
zerknittert und befleckt wird?“
w
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Ich spüre es überdeutlich. Ich befinde mich in einer
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spektakulär-traumatischen Entwicklung – das Lustprinzip
wird durch das Realitätsprinzip ersetzt.13 Aber wird mich
jetzt die brutale Realität aus meiner Depression
herausreißen und auf dem harten Betonboden der leeren
Versprechungen zerschmettern?
Plötzlich fällt mir auf, dass sich Sina noch nie mit mir
in der Öffentlichkeit gezeigt hat. Fühlt sie sich zu jung und
unerfahren, um mit mir auszugehen? Bin ich ihr mit meiner
Intelligenz und meinem weltmännischen Auftreten zu
überlegen? Hat sie womöglich Hemmungen, wenn ich mich
mit ihr zeige? Immerhin liegen zweiunddreißig Jahresringe
zwischen ihrem wohlgeformten Body und meiner
intellektuellen Präsenz.
13
Das Lustprinzip ist eine Theorie der klassischen Psychoanalyse von Sigmund Freud.
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Ich bin an
n einem Pu
unkt ange
ekommen,, an dem ich
mich entscheide
e en muss. Mit m schwarzeen Mord, schön
M einem
unden? Mit der
blutig zubereiteet, kann ich mich niccht anfreu
Luparaa eine Lad
dung Saup
posten ins Gehirn geepustet errregt
zwar achtungsv
a volle Aufm eit, aber die Sauereii mit
merksamke
n Gekrösee schreckt mich ab, weil
dem verspritzen
v w ich w
wie
bereits mehrfacch erwähn
nt, ein sensibler Mensch bin.
Außerrdem klopft dann sp
pätestens nach eineer halben
Stunde eine Einheit des SEK
S an me
eine Wohn
nungstür. A
Aber
wie so
oll ich es angehen, icch der sen
nsible Frau
uenflüsterrer
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Raoul??
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Vielleicht zuerst ein kleiner Mord zur Übung. Nur so,
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eher nebenbei, vor und zwischen der großen Langeweile,
nur um zu testen, ob mein Gehirn noch lebt, und danach
der große Hit.
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hofft, dass ich zu meinen Lebzeiten nicht mehr daran
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denke. Verständig lächelnd und gehorsam senkt sie den
blond gesträhnten Schopf. Ich sehe ihren Rücken und im
Spiegel einen hochgerutschten Rock. Die Schuhe sind neu,
denn unter dem linken Schuh, unmittelbar vor, also aus
meiner Position gesehen am Absatzansatz ist noch ein
kleines, weißes Preisetikett. Ich lese „99,50“ und „die
behalt ich gleich an.“ Ist das eine geniale Variante von
Product-Placement, oder will mich der göttliche Jokus14 mit
einer intelligent platzierten Sinnestäuschung auf Abwege
bringen. Kann Popo-Sex die Lösung für meine Probleme
sein?
Sina ist nicht süß, wie das bereits erwähnte
Spitzenunterhöschen, und sie hat kein bedeckendes Nichts
am Körper. Sina trägt nie Slips, und der Anblick ist trotz
meiner momentanen Lustlosigkeit entzückend blank und
feuchtglänzend, aber nicht ausreichend stimulierend, um
mich zu weiteren Großtaten zu verleiten. Ich versuche mich
auf das Wesentliche meines üblicherweise schnell
anspringenden Triebs zu konzentrieren, aber mein Intellekt
schlägt mir ein schlaffes Schnippchen. Wo bleiben die
viertausend Euronen, die ich jetzt dringend brauche, und
14
Jokus ist der Gott des Scherzes
Seite 27
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Was kann
n ein sensiibler Raou
ul in so ein
ner Situation
tun? Für
F den Mann und Auftragsm
A mörder gibt es mehrere
Möglicchkeiten: Ich erhebe meine Stimme
S un
nd tadele d
die
Vergesslichkeit der jungeen Dame streng. Dass wäre bei einer
Normaalfrau zwaar eine ach bietende, aber bei SSina
htungsgeb
eine wirkungslo
w ose Geste, und bei Viola
V auch. Ich musss es
mir eingestehen
n - meine Musen sin
nd wegen dauerhafft
nachläässiger Führung äuß
ßerst disziplinlos geworden.
Ich bin ein friedlich ewaltfreier Mensch und
her und ge
n hat nun mal das vorrangige Ziel,
Auftraagsmörderr. Disziplin
Konflikte zu verrhindern, oder
o zumiindest für eine gewisse
Zeit zu
ur unterdrrücken.
i tun, wenn mir Sina suspekt, und Viola
Was soll ich
langweilig gewo
orden sind
d. Ist ein Mord
M unteer solchen
Umstäänden nah
heliegend und verze
eihbar?
Oder soll
s ich gro ber Sinas unzulänglichen Umgang
oßzügig üb
mit Geeld hinweggsehen, und ihren Versuch
V der mündliichen
Rückzaahlung miit Verwöhn-Aroma großzügig
g g tolerieren? Das
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vergessen?15 Darauf kann ich mich nicht einlassen, denn
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damit würde ich meiner Schuldnerin nur zeigen, dass mein
Denkorgan tot ist. Außerdem ist ein gekonnter Blow-Job
auch nicht zu verachten.
Spontan fällt mir eine Alternative ein, die zwar
ungewöhnlich und nicht Jedermanns Sache, aber durchaus
ehrenvoll ist. Um das Problem in kurzer Form zu
umschreiben, muss ich an eine Kreuzfahrt mit einem
Luxusliner denken.
Wenn ich als verantwortungsbewusster Passagier
erkennen müsste, dass es dem Kapitän, in meinem Fall der
Kapitänin an den fachlichen Voraussetzungen zur Führung
des Schiffes mangelt, oder sie sogar Böses gegen mich im
Sinn hat, ist es dann nicht besser, das Übel zu beseitigen,
bevor es mich beseitigt? Andrerseits laufe ich als zahlender,
aber geist- und weitgehend rechtloser Passagier Gefahr, als
irrer Meuterer eingesperrt zu werden, wenn ich die
Kapitänin von ihrem Platz entferne und kurzerhand über
Bord werfe, bevor sie es mit mir macht. Das ist für mich
eine Denksportaufgabe, denn der Kapitän in meinem
Beispiel Sina, hat trotz aller Missetaten immer noch das
15
Zitat von Goethe, Zahme Xenien IV
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noch gelingen. Aber wie transportiere ich zweiundfünfzig
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Kilo zappelnde Sina und eine schwere, mit Beton gefüllte
Waschschüssel aus der dritten Etage zu meinem Stellplatz
und in meinen rostenden Japaner mit Kolbenfresser. Der
Teufel steckt wieder mal im Detail.
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Zu jeder Tags-
T und Nachtzeitt werden eine
e Mengge
Verbreechen beggangen, diie niemalss aufgedecckt werden.
Sogen
nannte „weiße Mord
de“, also unaufgeklä
u ärte Mord
de,
oder Morde,
M beei denen die Leiche spurlos veerschwind
det,
werdeen in der Öffentlichk
Ö keit respektvoll als Rolls-Roycce
den angesehen. Abe
unter den Mord er ich verttrete eine
andere Meinung. Bei gen
nauer Betrrachtung der
d Umstäände
sind unaufgedeckte Verbrechen un
nd verschw
wundene
Körper grobe Feehlleistunggen der Tääter. Ein unaufgeklä
u ärter
Mord ohne Leicche ist zwaar eine inttelligente Tat,
T aber ohne
öffenttlichkeitsw
wirksame Aufmerksa
A amkeit inssgesamt
schleccht, weil das Werk den
d Ruhm des Mörd
ders nicht
mehrtt. Die Pressse tappt im Dunkeln, versteiggt sich in
Vermu
utungen, und
u den meisten
m Menschen
M f
fehlt es an
n
Phantasie, die großartige
g e Tat in seiiner ganzeen Dimenssion
zu beggreifen. Nu
ur bei spu
urlos verscchwunden
nen Politikkern
könneen weiße Morde
M zu lohnende Taten weerden. Derr
Mördeer bekomm
mt viele Dankessch
D reiben, offt eine
mal auch das
ehrenvolle Auszzeichnungg, manchm
nd rotem Schulterband.
Bundeesverdiensstkreuz mit Stern un
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Grausame Morde mit viel Blut und sorgsam lädierten
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(tranchierten) Leichen kommen in die Medien. Das ist gut
für die Auflagen der Medien, die Leser, Seher und Hörer
und darum auch für das Image des Mörders.
Oft kommt immer gut, aber allzuviel ist ungesund,
ist meine Devise, denn ich bin nicht nur empfindsam,
sondern auch bescheiden. Zu viele Morde lassen die
einzelne Tat zu einer schnöden statistischen Zahl
verkommen, und phantasielose Wiederholungen nach
dem immer gleichen Strickmuster langweilen mit
zunehmender Häufigkeit das dekadente Publikum. Nur das
richtige Mord-Mittelmaß macht sich gut in der Biografie.
Aber was ist das richtige Maß für, sagen wir mal großzügig,
die nächsten fünfhundert Jahre? Was ist der goldene
Mord-Schnitt, der mich aus den Niederungen der Alltags-
Mörder heraus hebt und auf strahlenden Thron der
genialen Spezialisten beamt?
Mein Gehirn ist tot, aber mein Instinkt flüstert mit ins
rechte Ohr: „Du musst das Mordproblem anders angehen,
nicht statistisch und auch nicht technisch - mehr
psychologisch und vor allen weiteren Überlegungen,
vorrangig geschlechtsspezifisch.“
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Die eigen
ntliche, alsso die in de
er Tiefe veerborgenee
he für meinen Zustaand ist mir momenttan entfallen,
Ursach
aber irrgendwo habe
h ich gelesen,
g dass die Mehrzahl deer
n heimtücckisch mit Gift mord
Frauen det, denn Frauen sin
nd
bel, und Frrauen morrden nur, wenn sie sich aus d
sensib der
Knech
htschaft eines despo
otischen Mannes
M beefreien wo
ollen.
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Gift mordet, als tuntiger Mann abgestempelt? Werde ich
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mit dem Griff zum Gift zu einem schwulen, zukünftigen
Mörder mit einer Geliebten, deren Gefühle und Motive mir
nicht mehr ganz geheuer sind, und mit der Frau meines
besten Kumpels, die mir langweilig geworden ist, und die
ich nicht umtauschen kann, weil sie irgendwie zum Inventar
im Sammelsurium der Gewohnheiten gehört?
Seite 35
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Welch
he Rolle sp
pielen Kücchenkräute
er bei eineem sensib
blen
Giftmo
ord. Schon
n die Äbtisssin Hildeggard von Bingen
B (diie hat
angeb
blich 1098 – 1179 geelebt) hat die giftigeen Akeleieen in
ihrer „Physica“
„ ausführlicch beschrieben. Aucch Zauberkraft
mpotenz sollen Akeleien brecchen könn
und Im nen, was m
mich
sehr wundert,
w d
denn Hildeegard war eine Heilige, die sicch aus
den zw
wischenmenschlich--weltliche
en Dingen hätte
heraushalten so
ollen.
16
Warnhin
nweis: Alle Teile der
d Eibe sind giftig- außer der rote
en Fruchthülle. Es besteht jedoch die Gefahr,
dass sich beim
b Kochen auch
h Giftstoffe aus den
d Samen lösen.
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Ein gestandener Mann ist nicht sensibel. Er darf nicht
sensible sein, denn er ist seit Urzeiten Jäger und Sammler.
Genetisch bedingt mordet er anders als Frauen. Der Mann
nimmt seine Qualitäts-Edelstahl-Axt von der Loch-Wand
seines wohlsortierten Werkzeug-Sideboards. Er erwirbt
eine neue, und zwar die beste Kettensäge mit
elektronischer Zündung und großer Schnitt-Tiefe, oder er
verwendet ein Gerät das schön laut ist - eine Pistole nicht
mit fünf oder sechs, sondern mit sieben linksdrehenden
Zügen, oder noch besser eine vollverchromte Pump-Gun.
Ein Mann tut das, was ein Mann seit Urzeiten tun
muss. Männer brauchen Krach, und wer schießen will, soll
schießen, und nicht lange rumquatschen – so denken
Männer.
Ich dagegen habe einen Auftrag und ich brauche
meine Zeit, um über das Geräuschproblem als existenzielles
und geschichtliches nachzudenken. Ist das Mann-Krach-
Verhalten vergleichbar mit dem Schrei, den urzeitliche
Jäger nach dem Erlegen und vor dem Zerlegen der Beute
ausgestoßen haben, um den Weibchen in der Höhle zu
signalisieren: „Weiber ich komme, und die Schönsten
können sich schon mal nackig machen“, und um den
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Wenn ein
n Mann Giift verwen n man davon
ndet, kann
ausgehen, dass er ein perrsönlichess Problem bezüglich
h
seinerr Polung hat. Vielleiccht ist er eine
e tuntigge Schwuchtel,
oder eine
e dameenwäschettragende Tunte,
T oder sogar B
Beides
und no
och viel mehr.
m Gift ist heimtü
ückisch un
nd darum
verweendet ein Mann
M kein
n Gift. Ich bin sensib
bel und ich
h will
und muss
m ästheetisch morrden – und
d ich bin keine
k
Schwu
uchtel, den
nn ich lieb
be Frauen. Muss ich
h jetzt trottzdem
martiaalische Mo
ordwerkzeeuge verw
wenden?
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einem Spezialschraubendreher und einer Lupe, die
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Stellschraube am Abzug eines Repetiergewehrs
verjustieren. Hauchzarte Einstellungen sind für mich ein
Höchstgenuss, um mit sanfter Berührung meiner
Fingerkuppe den Schlagbolzen auszulösen – so
häuchleinzart, damit ich mir feinabzugsmäßig ins Knie
schießen kann - versehentlich.
17
Ein Birdseye entsteht, wenn schwarze Walnussbäume krank werden. Dabei stülpen sich Tumore aus
dem Stamm nach außen. Dieser Prozess kann mehrere hundert Jahre dauern. Wenn man solche
Wucherungen durchsägt, entdeckt man ein sternförmiges Muster, das sogenannte „Birdseye“.
Walnussholz mit einem Birdseye ist sehr selten und entsprechend teuer.
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Aber woh
hin mit ein
ner Leiche? Wenn icch mit Weerner
ein ern
nstes Gespräch von hre, kann ich
n Mann zu Mann füh
ihm mit
m gutem Zureden und
u etwass rhetorisccher
ola retournieren, deenn er ist mein
Geschicklichkeitt seine Vio
besterr Kumpel und
u auch mein Steu
uerberater. Vielleich
ht
findet er auch einen
e Wegg, das Prob
blem aus steuerlich
s er AfA
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Sicht durch
d Absetzung für Abnutzu
ung anzugeehen.
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Bei Sina sieht das anders aus. Ich kann mir vorstellen,
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dass sie auch in einer Mülltüte noch hübsch aussieht, aber
ich kann sie nicht einfach am Waldrand ablegen, denn mein
sensibilisiertes Umwelt-Gewissen würde mir unweigerlich
unruhige Nächte bereiten, und unausgeschlafene Mörder
sind unkonzentrierte Mörder und darum auch schlechte
Mörder. Die Frage der sozial unbedenklichen und politisch
korrekten Entsorgung steht unbeantwortet wie ein
Menetekel an der kahl gekalkten Wand im Küchenraum.
Sina lebt, sie ist immer noch hier und nicht dort. In
welche Richtung ich auch denke, die Aufgaben kommen,
bleiben und gehen, und die Fragen nach dem Was, Wie,
Wo, Wann und Warum sind immer die gleichen. Auch mein
gedanklicher Konflikt zwischen ethischen, ästhetischen und
praktikablen Werten wächst im Minutentakt.
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„Also ich nehm am liebsten Plastiktüten vom EDEKA. Die
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sind reißfest und die Farben erinnern mich irgendwie an
Eierlikör ...“
Mein Gehirn begreift nicht, denn es lebt noch nicht
so richtig, oder nicht mehr, je nachdem und aus welcher
Perspektive man die Funktionalität betrachtet.
„Eddegga?“ frage ich verständnislos, und Sina
antwortet dem Begriffsstutzigen: „… und braunes Paket-
Klebeband. Das Durchsichtige reißt zu schnell und lässt sich
schlechter abrollen.“
Ich überlege und bin ratlos, weil ich die Begriffe
nicht sinnvoll mit meinem beabsichtigten Vorhaben und
Sinas zwölf dahingegangenen fast-Ex-Ehemännern in
gedanklichen Zusammenhang bringen kann. Sina sieht die
Mimik meiner geistabsenten Verständnislosigkeit.
Sie deutet mit ausgestrecktem Zeigefinger eine
linksdrehend kreisende Handbewegung an.
Ich gebe ihr murmelnd zu verstehen, dass mein
Gehirn momentan etwas untot sei, und sie antwortet
liebevoll: „Um den Hals Dummerchen. Das Klebeband um
den Hals.“
Jede Methode folgt einem einfachen
Ordnungsprinzip. Nur wenn ich den Zweck und die Technik
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vertraulichen Moment
M geesagt.
Ich hab Werner,
W meinen bessten Kump
pel und
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Steuerberater in Personalunion gefragt, ob er von der
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sogenannten Destillationsmethode im Spannungsfeld von
Geld und Ehe schon mal was gehört hätte, und Werner hat
geantwortet: „Ja klar, das ist wieder mal eine von Violas
Bio-Spinnereien. Ich soll nur noch ihr gesundes Bio-Wasser
trinken, sagt sie, aber ich neutralisier ihr Geschwätz mit
einem gut eingeschenkten Weizenbier.“
Nach dem fünften Bier habe ich Werner verlassen,
der vermutlich immer noch an seinem
Destillationsneutralisierungsprogramm mit Pilsbierchen
und Weizenkaltschalen arbeitet.
Nach diesem Gespräch unter Männern ist Viola
wegen schweren intellektuellen Mängeln auf meiner
Hitliste weiter gefallen. Unschwer kann ich vorhersehen,
dass Viola nicht so schnell zur Witwe avancieren wird, denn
Werner ist zäh und wie bereits erwähnt, auch mein
schlitzohriger Berater in steuerlichen Angelegenheiten, und
darum eine schützenswerte Spezies.
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zersto
oßen und in den Pud
dding. Am
m besten Waldmeist
W er,
n dem Gesschmack. Dann kurzz ziehen laassen und eine
wegen
m Mittagesssen in den Kühlschrank. Einee
Stunde vor dem
Stunde nach deem Mittageessen die Tüte und dann das
Klebeb
band.“
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Tür betrachte. Mein Gehirn ist noch tot, und mein Körper
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zu schwach um aufzustehen.
Ich muss an die alten Zeiten, die Guten denken.
Früher war alles beschaulicher, geruhsamer und
romantischer. Der ehemalige Chorknabe und
Heiratsschwindler Henri Désiré Landru18 schaltete oder
antwortete auf Heiratsanzeigen und hat so über
zweihundert gutsituierte Muschis klargemacht. Das ist auch
im modernen Internet-Zeitalter eine immer noch
beeindruckende Kontaktmenge. Der alte Landru hatte viel
Gefühl im Stift, und nach seinen Liebesbriefen brannten die
mittelalten Damen im sprichwörtlichen Sinn. So ein
literarisch unterfüttertes Vorgehen zeigt eine gewisse
Größe, und Landrus Stil kommt meinen Vorstellungen
schon näher.
Oder wie mein Großvater väterlicherseits gern zu
sagen pflegte: „Sohn“, dann zog er immer schmatzend an
seiner Pfeife „merke dir für ´s Leben. Alte Hütten brennen
schnell und heiß.“
18
Henri Désiré Landru (* 12. April 1869 in Paris; † 25. Februar 1922 in Versailles) war ein
französischer Heiratsschwindler und Serienmörder, der mutmaßlich elf Menschen und einen Hund,
davon zehn Frauen, während des Ersten Weltkriegs getötet, ihre Körper zerteilt und in einem Ofen
verbrannt hat. (Quelle: Wikipedia)
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Kohleöfen sind selten geworden, und die Einzelteile von
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einsamen mittelalten Damen passen nicht in die
Zentralheizung. Es sind oft die kleinen Details, die einen
großartigen Plan scheitern lassen.
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menscchlichen Bedürfniss
B e haben, was
w ja in klerikalen
k
Kreiseen unumsttößliche Taatsache isst.19
m Wohnzimmer geh
Also hier in meinem ht es an deen
Wochentagen mordmäßi
m ig nicht, und aus Glaaubensgrü
ünden
auch nicht
n an den Sonntaagen. Da hätten
h meine Katzen
n und
meinee polnischee Putze ettwas dage
egen.
u flüstert:
Sina gibt mir einen Kuss auf die Stirn und
„Schattz, ich hab üchte-Jogurt gemaccht.
b dir ein leeckeres Frü
Das Scchüsselcheen steht im hrank. Ich geh jetzt. Ich
m Kühlsch
muss zur
z Arbeitt.“
nd Arbeit. Aber Hun
Ich denkee: „Sina un nger hättee ich
schon.“ Ich läch
hle gedankkenverlore m Gehirn ist
en, denn mein
noch etwas
e untot, und ettwas flau im n ist mir jetzt
i Magen
auch noch.
n
Sina öffneet die blitzzblaue und schlechtt lackiertee Tür.
Sie dreeht sich no
och einmaal um und
d wirft mir einen
gehau a der linken Handfläche
uchten Absschieds-Handkuss aus
zu.
n ein überreifer Man
Sina ist seehr jung und ich bin nn.
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19
Zitat sinn
ngemäß aus „DER
R STERN“ 16/200
04
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Die rotlackierten Finger ihrer rechten Hand krallen sich in
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die zusammengenähte Haut des toten Reptils. Sie schließt
die Tür und ich wanke mit schmerzenden Testikeln und
leisem Glockenklang in die Küche, die nach meinem ersten
Eindruck so ist, wie sie immer ist. Dann öffne ich die
Kühlschanktür und denke spontan: „Oh Jogolé“, denn aus
den Augenwinkeln sehe ich auch eine zerknitterte, gelbe
Plastiktüte, vermutlich achtlos mit dem linken Pumps unter
den Küchentisch geschoben.
Dann sehe ich neben dem Bier eine Sektflasche für
den Fall der Fälle. Spiele mit Champagnerflaschen hat mir
Sina gezeigt, und auch Viola präferiert gelegentlich nasse
Spiele, wenn es gilt, einen neuen Lover zu beeindrucken.
Ich schließe die Kühlschranktür und ich nehme an, dass
auch das Licht im kaltweißen Raum erloschen ist.
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zehnjäähriger Eh
he nicht mehr angep
pisst im teeuren
Champagnerreggen stehen
n wollte?
Die Leichee der Proffessorenfrrau wurdee nie gefun
nden,
und mir
m ist nach
h Süßem. Ich esse vier Löffelcchen von SSinas
Joghurt. Das halbvolle Nääpfchen scchiebe ich zurück in
n den
Kühlscchrank. Wenn
W die grau gestre
eifte Nachbarskatzee
wiedeer mal auf meinem Balkon
B herumstreun
nt, habe icch für
das sü
üße Ding ein
e Leckerlli.
sagt, es
e habe vo
or fünf Jah
hren einen
n Fall von Einäscherrung
gegeb s nach China geschickt word
ben, und die Asche sei den.
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Es gibt keine Begräbnisfeiern, keine Bestattungsinstitute
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und keine Spur von toten Chinesen. Die römische Polizei
hat eine Sonderkommission auf das Mysterium der toten
Chinesen angesetzt. Die Ermittlungen der
Sonderkommission „Tote Chinesen“ sind inzwischen
ergebnislos abgebrochen worden.20 Die lebenden Chinesen
stehen in ihren Restaurants. Sie lächeln, sie schweigen und
sie liefern frei Haus. Ich muss mit einer kleinen Übelkeit
kämpfen, denn noch vor wenigen Tagen fand ich das
chinesische Hühnerklein mit Reis sehr lecker.
Wie schmeckt das Weichfleisch von Sina? Also bei
einer Hungersnot im Gebirge würde ich, aber nur in großer
Verzweiflung, an Sinas Oberschenkel und an ihren
Pobacken mit dem linksseitigen Tattoo 4711 und an der
rankenden Rose knabbern, denn das Fleisch ist fest und
lecker.
Da fällt mir eine Geschichte ein. Vor einigen hundert
Jahren soll es in Zentralafrika große Sklavenmärkte für
Frischfleisch gegeben haben. Die Oberschenkel, das
Bauchfleisch und die Hinterbacken waren begehrte Stücke
mit hohem Nährwert. Um den Preis hochzutreiben wurden
besonders wohlschmeckende Weichteile mit Kreide
20
Aus DER SPIEGEL 14/2007 Seite 134
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Mein Geh
hirn ist untot, ich haabe einen Auftrag, u
und
ich habe ich etw
was Schmeerzen im Gulliver,
G w Alex22 der
wie
Beethoven-Fan jetzt sageen würde. Ich setze mich wied
der
auf meeinem Stu
uhl und beetrachte das lackiertte Holz deer Tür.
Die Zeeit vergehtt, und werr einen Paakt mit dem
m Teufel
abschließt, findet keinen Frieden. Ist
I die Urssache der
Vorläu
ufer der Taat, oder entwickelt sich die eigentlichee Tat
aus vieelerlei Urssachen? Icch weiß ess nicht, ab
ber
offenssichtlich veerstecken sich hinte
er dem eiggentlich
Selbsttverständlichen die schwierigsten Prob
bleme.
21
Siehe au
uch meinen Romaan „TREUFLEISCH“
22
Malcolm
m McDowell in dem Film „Uhrwerkk Orange“
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mich, dass Sina schon wieder vergessen hat, mir die
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Viertausend zurück zu geben, die ich ihr schon vor
Monaten gepumpt habe, weil sie wegen einer kleinen
Unpässlichkeit etwas in Bedrängnis war, und außerdem
meine goldene Sparkassen-Eurocard seit mehreren Tagen
verschwunden ist.
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Spontan fällt mir ein, dass ich mich mal wieder bei
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Paul van Cre23 zum Gedankenaustausch melden könnte.
Seit dem überraschenden Tod seines Schwiegervaters ist er
zum Geschäftsführer avanciert. Aber Paul hat neuerdings
einen vollen Terminkalender und ich betrachte
nachdenklich die vier Finger meiner linken Hand.
Comicfiguren werden auch nur mit vier statt mit fünf
Fingern gezeichnet, und das beruhigt mich ungemein.
Kann man Geld nur durch Fleiß oder auch durch die
Dummheit der anderen erwerben? Leidet die Reinheit
meiner Seele unter dem Wettlauf nach Geld und Gut?
Sollte ich das Problem von einer anderen, mehr aus einer
kapitalistischen Perspektive angehen? Eine international
agierende Murder Inc. erscheint mir als geniale
Geschäftsidee. So eine Firma könnte nach dem Gier-Prinzip
23
Siehe auch meinen Roman „TREUFLEISCH“
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angebotenen Auftragsmorde werden zur Nebensache,
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denn für die Investoren sind nur noch die steigenden Kurse
interessant. Wenn man meine geniale Geschäftsidee weiter
denkt, könnte ein Syndikat, vielleicht die Mafia, eine
Vielzahl meiner Murder Inc.-Zertifikate kaufen, und die
Papiere zum Beispiel bei einer deutschen Großbank als
Sicherheit für einen Kredit hinterlegen, um mit dem
geliehenen Geld in Reha-Kliniken für misshandelte
Ehemänner zu investieren. Damit würde der eigentliche
Geschäftszweck meiner Murder Inc. – der klassische Mord
– zur Nebensache. Wirklich wichtig werden dann nur noch
steigende Kurse. Ich muss das Geschäftskonzept
gelegentlich mal in einem Business-Plan dokumentieren.
Al Capone war der Erfinder der Geldwäsche, aber im
Vergleich zu meiner Geschäftsidee ein Stümper. Er
investierte die Gewinne aus seinen kriminellen Geschäften
in Waschsalons. Das money laundering, die Geldwäsche,
hatte seinen Namen. Mein System könnte als Mörder-
Business ohne Mord in die Geschichte eingehen.
Ich bin müde. Mein Gehirn ist immer noch untot und
meine Gedanken drehen sich im hohlen Raum. Ich habe
einen Auftrag und Geld angenommen. Ich soll einen Krimi
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mit ein
nem schönen Mord
d schreiben, und ich
h habe eine
depressiv motivvierte Schrreibblockaade. Ob mir
m Sina miit ein
zwei oder
o drei kleinen
k Morden ausshelfen kann? Wie aaus
weiterr Ferne hörre ich das Geräusch eines sich
h drehend
den
Schlüsssels. Dann
n das knissternde Raascheln vo
on Plastikffolie.
Ist es eine
e Plastiktüte? Daann flüstert Sinas zäärtliche
Stimm
me: „Schatz, lebst du
u noch?“
Ich versucche meinee schläfriggen Augen
n zu öffnen
n. Es
gelingt mir nicht.
Ich antwo
orte: „Hon
ney, da bisst du ja wiieder. Hasst du
etwas vergessen?“
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Nachtrag
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„Reg dich nicht über Dinge auf, die du nicht ändern kannst.“
Sina Sidonius
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Meine Sch
hutz- und Nutzungs rechte
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