Deutsches Rechtswörterbuch

Wörterbuch der älteren deutschen Rechtssprache

Herausgegeben von der

HEIDELBERGER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN

Band XIV · Heft 1/2

Stegreif – Stocherwort

2019
VERLAG HERMANN BÖHLAUS NACHFOLGER WEIMAR
Deutsches Rechtswörterbuch
DRW
Bearbeitet und redigiert in der Forschungsstelle bei der Heidelberger Akademie der Wissenschaften,
Karlstr. 4, 69117 Heidelberg

Vorsitzender der Kommission „Deutsches Rechtswörterbuch“ der Heidelberger Akademie der

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Deutsches Rechtswörterbuch
Wörterbuch der älteren deutschen Rechtssprache

Herausgegeben von der

Heidelberger Akademie der Wissenschaften

Band XIV, Heft 1/2

Stegreif – Stocherwort

Bearbeitet
von

Andreas Deutsch
unter Mitarbeit von

Almuth Bedenbender, Birgit Eickhoff, Katharina Falkson, Christina Kimmel-Schröder,

Peter König, Ingrid Lemberg, Eva-Maria Lill und Stefaniya Ptashnyk

2019

Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar

Hrsg.
Heidelberger Akademie der Wissenschaften
Heidelberg, Deutschland

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detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-476-05156-1 ISBN 978-3-476-05157-8  (eBook)

https://doi.org/10.1007/978-3-476-05157-8

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 S (Fortsetzung des dreizehnten Bandes)
Stegreif, Steigreif m., auch Stege-, Steige-. I. → Steig-
bügel; ua. in Bezug auf das Halten des Stegreifs als Un-
terwerfungsgeste und bei der Pferdprobe zum Beweis der
Testierfähigkeit; auch übtr., aus/auf dem Stegreif spon-
tan, sofort. deme pavese is ok gesat to ridene to be-
scedener tiet up eneme blanken perde unde de keiser
sal ime den s t e g e r e p halden, dur dat de sadel nicht
ne winde 1224/35 (Hs. 1369) SspLR. I 1. alle varende
have gift de man ane erven gelof … al de wile he sik so
vermach, dat he begort mit eme sverde unde mit eme
scilde up en ors komen mach … sunder mannes hel-
pe, deste man ime dat ors unde den s t e g e r e p halde
1224/35 Ssp.(Eckh.)LR. I 52 § 2. 1224/35 (Hs. 1369)
SspLehnr. Art. 66 § 5. 1. Hälfte 13. Jh. Neidhart WL
20 IV 11. der brûder von dem satelhûs sal den brûderen
geben riemen zu s t e g e r e i f e n, zûgele, halfteren 1264
DOrdStat. 110. ez shol auch der man seinem herren er-
pieten mit worten vnd mit werken … er shol im auch
den s t e g e r e i f haben, so er auf daz phert sitzen wil
nach 1280 Schwsp.(Langform M) Lehnr. Art. 10. wo
ein forstmeister findit … einen huend in dem meie …
ist der hund alse cleine, daz he nicht reichit an sinen
s t e g e r e i f, so sal he in lassen gên 1338 Dreieich/GrW.
VI 399. sol öch ein vogt dar iclichen gotzhusman ritun
in siner kost, unz dz im der s t e g r e i f f schliffut under
sine vüsse 1344 Burckhardt,Hofr. 245. ein iczlich smid
… in wicpilde, der mac wol smide, waz er wil, an var
allez, das man phliget czu vorczinene, alz sporn unde
s t e g e r e i f e 1357/87 MeißenRB.(Oppitz) V 11 Dist. 1.
[de ratmanne] hulpen dem keiser up dat pert und heilden
om den s t e g e r e i p 1376 MagdebChr. I 270. 1378 Sil-
leinStRB. 56. daz sich ainer des rechten versumpty vor
mittemtag vnd kumpt er, so der abbt vffgesitzt vnd er-
greifft er in bey dem s t e g r a y f f, so sol er in volles recht
gestatten 1387 MBoica 23 S. 266. 1413 BaselRQ. II 48.
so yedermann gerust wurt zu rydenn … so mussent ire
haibenn zwene holtzne s t y c k r e y f f 1483 Pilgerreisen
138. ebd. 151. vor 1524 NÖsterr./ÖW. XI 176. ein sporer
gesell soll machen: … ein par welsche sporn vnd ein par
welsche s t e g r a i f f e n 1593 MittDBöhm. 39 (1901) 314.
1624 Nigrinus 201r . were ich zwar im s t e e g r e i f und
schier gar zue pferd, allein ich finde, dass mir der sattel
gar zue eng ist und die s t e e g r e i f zue lang seind 1647
Zurfluh,ZwyerEveb. 3288. weiln die sachen aufm s t e g -
r e i f f e n nicht zu befordern 1720 Lünig,TheatrCerem. II
e
1312. das ihm [Kandidat] vorgelegte probestück ist von
1 Deutsches Rechtswörterbuch XIV Heft 1
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019
Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Hrsg.), Deutsches Rechtswörterbuch,
https://doi.org/10.1007/978-3-476-05157-8_1
ihm aus dem s t e g r e i f dergestalt excutiret worden, daß
… das mindeste nicht zu desideriren sei 1743 Werner,
Kirchenmusik 214. 1761 Wiesand 915. weitere Belege: 1408
(ed. 1574) sitzen (XXII), 15. Jh. dienen (V 1 a), 1628 Roß (I 12).
II. Fußbügel an einer → Stegreifarmbrust zum Fixie-
ren der Waffe beim → Spannen (VII). der marschalc mac
nemen von dem snithûse s t e g e r î f e, arenbrust unde bo-
gen zu lîhene den brûderen, daz er sihet, daz ez bestât
ist 1264 DOrdStat. 106. alle armbroste, die ane s t e g e -
r e p e n sien, dat sole wie in dem slote laten 1404 Hanse
Rez. V 132. [im sniczhuße:] 5 schok 26 nuwe armbors-
te ane s t e g e r e i f, rymen und seuwlen 1437/38 DOrdGr
Zinsb. 61. 1474 PössneckSchSpr. I 179.
III. sich aus dem Stegreif nähren/vom Stegreif leben
(uä.) vom Straßenraub leben, seinen Lebensunterhalt auf
kriminelle Weise bestreiten. diese execution, so gegen
dem E. … fürgenommen, haben ohne zweifel die frum-
men edelleut, die sich gleicherweis aus dem s t e g r a i f
genehret, tief empfunden, daher findet man dis jahr so-
viel bevhedens und zugreifens 1381 NürnbAchtb. 161.
[ruter vnd schriber:] durch sie würd das recht versert /
man vsz dem s t a g e n r e i f f sich nert / die wile aber vff
e
eygen gewynn / eyn yeder stelt syn mut vnd synn 1494
o
Brant,Narrensch. 79 V. 17. wiewol die von G. … von
den jhenigen, die sich aus dem s t e g r e u f f e n zu neh-
ren vndirstünden … viel schadens an leib vnd gut ge-
warten musten 1509/16 GörlitzRatsAnn. I/II 37. in muß
o
der bettel oder s t e g r e i f f neren 1541 Franck,Sprw. II
101r . 1804 v.Berg,PolR. IV 541.
Stegreifarmbrust, Steigreifarmbrust f., mit einem →
Stegreif (II) versehene → Armbrust. de F. balisterio
empte sunt … s t e g r a i f a r m b r u s t VII 1318 CDAustr
Fris. III 143. faciet … duas s t e g h e r e p e s a r m b o r s t
et duas rugghearmburst 1329 HambZftRolle 2. [Pflicht,
jährlich] drew guter newe s t e g r e i f a r m b r o s t zu ge-
ben 1359 MCarinth. X 171. habin sie mir geantwurt
uffe deme harnnaszchhuse eyn schog und vierunczwen-
zig armbrust, der sint zchene s t e i g e r e i f f a r m b r u s t
und eyn zcu brochin 1392 Erfurt/QStädteForsch. IV
362. 1404 DOrdGrÄmterb. 9. 50 alde s t e g i r r e y f a r m -
b r o s t e 1414/22 DOrdGrZinsb. 4. ebd. 19.
stehen v., auch stên, stân, standen; im Part. Perf.
Überschneidungen mit gestehen möglich. I. von Men-
schen: aufgerichtet sein, auf den Füßen stehen; iU. zu →
gehen (A I), → liegen (I) und → sitzen (I); vgl. ständig (I). 1.
als Beleg für körperliche Gesundheit und Leistungsfähig-
3 stehen (I 1) – stehen (III 1)
keit und damit für Testier- und Geschäftsfähigkeit, auch
als Zeichen von Nüchternheit; formelhaft mit gehen; vgl.
gehen (A I 2 b), nüchtern (III). [selegerede] mit gudem willin,
gesundis libis, s t e e n d e und gende gegebin 1370 DOrd
e
HessenUB. III 111. ghet eyn wip … zu dinge … ane
menschliche hulffe, und so lange do s t e i t, bis man die
gabe bestetiget, so ist sy mechtig, daz ihre zu vorgebin
von rechtis wegen Ende 14. Jh. GlWeichb. 270. mit ge-
sunden leiben gehend und s t e h e n d 1469 ZWirtFrk. 4
(1856/58) 57. hat s.f.g. bei guther sin und vernunft (wie
den s.f.g. gehen und s t e h e n konnen) … besiegelt 1565
Beyerle,Beitr. IX 2 S. 83. [wo einer dermassen truncken]
betretten wurdt, daß er sich weder seiner vernunfft noch
e
seiner sinn, vnd sonderlich notturfftigs gehens vnd s t e -
e
h e n s, nicht geprauchen kan, denselbigen soll der pro-
foß … gefancklich eynziehen Reiterbestallung 1570 V
e
58. 1597 Meurer,Liberey II 134. weitere Belege: 1494 Leich-
nam (I 1), 1561 gehen (A I 4). — — 2. als Körperhaltung bei
Rechtshandlungen, insb. vor Gericht. s t a n d e sal man or-
del scelden, sittene sal man ordele vinden 1224/35 Ssp
LR. II 12 § 13. der man sol nicht sitzen in lehenrech-
te an des herren vrlop, mag abr er nicht lenger s t e n
vor rechter not so shol er sitzzen an sein vrlop nach
1280 Schwsp.(Langform M) Lehnr. Art. 134. wanne der
richter sitzt zu gedinge, dat dan geyn amptman sal vur
o
der bangh bliven s t a i n nach 1350 KölnAmtl. 100. dy
frouwe sal s t a n d e ede sweren vor gerichte vnd dy hi-
ligen sal or dy dedingesman vor holden vnd di man
sal knylende sweren 1397/98 BerlinStB.(Hs.) 96v . wenn
der hofrichter ufstat und nit me richten wil, so hat er
e
sinen stab in der hand und achtet s t e n d also […] Rott-
e
weilHGO. 1435 XII 2. es sollen auch fürterhin nit me
denn 14 richter oder huber in den urteilen sizen zu spre-
chen … und sollen die ander cleinen huber und hoflüt
umb das recht s t o n 1483 Burckhardt,Hofr. 103. [dass]
richter, beisitzer und landschreiber ain ieder an seiner
stat, da er sitzen soll, solchen aid zu hören aufrecht
s t e e n, sich darnach nidersetzen 1528 ZeigerLRb. 150.
so hevet dey rechtdeler den dotsleger geffraget, wat hey
dar to sege, so hevet hey g e s t a n op ffrien voten und
hevet togestan, hey hebbe den man dot gesteken 1535
KielVarb. 87. 1541 König,Proz. 115v . [nichtig vrtel:] wo
das vrteil von dem richter s t e h e n d vnd nicht sitzende
gesprochen ist 1561 Rotschitz 66v . der raht u. die com-
promissarii haben allezeit s t e h e n d e der parthen noht
durfft angehöret 1636 Panten,RQNordfriesl. 93. daß …
alle diejenige, so reichs-lehen haben, solche vor dem
kayserl. reichs-hof-rath empfangen, und zwar ein teut-
scher s t e h e n d e, der italianer aber kniende 1659 Lünig,
e
CJFeud. I 105. 1666 Moser,StaatsR. 27 S. 334. 1768
MellingenStR. 462. weitere Belege: nach 1280 sitzen (I), oJ. 1 Ge-
richt (II 3). — — 3. stehendes Gericht im Stehen (statt
im → Sitzen XI) abgehaltene, häufig außerordentliche
Gerichtsversammlung, → Standgericht (I); vor stehen-
den Schöffen als Standgericht. so wann einer, der nit
burger ist, mit eim fremden zu schaffen hoit und ine
kummert ader seyn guit und begeret eins s t a e n d e n ge-
richts ader gassengerichts, sall ein schultheis zu seinem
4
gesynnen die scheffen bey ein laessen verboeten Anfang
15. Jh. KoblenzGB. 93. [unser her hat den] scheffen und
thienern des werntlichen gerichts zu C. bewuilliget …
das sei … gebruichen suillen und moigen eins s t a e n -
d e n stainds gerichts eim jeklichen frembden, der sein
begeren … were 1471 ebd. 106. geschicht, dass man ein
vngewanlich gerichttagh helt vor den s t e e n d e n schef-
fen, muss uff dess beger es geschicht, VIIJ albus geben
1509 Mittelrhein/GrW. III 743. wehre, das der schiff-
man seyne vnschuldt don wolt, soll m.h. meyer machen
ein s t e h e n d t gericht 1548 Untermosel/ebd. II 316. —
— 4. bei einer (Schand-)Strafe. wer mit gott fluecht …
soll offenbar ainen halben tag in der prechel oder creuz
darfuer s t e n 1530 NÖsterr./ÖW. VIII 1013. welcher
fleischhacker pfinniges … fleisch hackt und verkauft,
der soll mit einen fueß bloßer s t e h e n und … mit ei-
nen strobern kranz auf den kopf 1717 ebd. XI 71. 1722
Knauth,Altenzella VII 43.
II. senkrecht sein; insb. bergm.: (weitgehend) → sei-
ger (II) sein, iU. zu → flach (II). wenn denne dy czwey
lehen von gewerkin uf gevarin, da sol eyne s t e e n d e
marscheyde sin, waz den dy gewerkin in den czwey lehen
obir varin, daz sol ir sin, under sich, unde der N. obir
sich, alz dy flache marscheyde wendit 1368 Klotzsch,
Bergw. 228 [=328]. wer … ein bau … auff s t e h e n -
d e n oder flachen klufften verfahren wil, der sol es dem
richter … anzeigen 1553 FerdBO. Art. 13. 1693 Schön-
berg,Berginformation Anh. 37. weitere Belege: 1517 Birggang,
1731 Schirm (XIV).
III. sich an einer best. Stelle befinden. 1. von Mensch
und Tier: an einer best. Stelle sein, dastehen; anwesend
sein, sich aufhalten, auch: wohnen; jn. stehend halten jn.
festhalten (Beleg 1516); bdv.: beistehen (I), darüberstehen. wie
ich s t u o n t e eine / an eines stades reine 1060/80 Genesis
W.(Smits) V. 2025. irleget deme wechverdigen manne
sin perd, he mut wol korn sniden unde ime geven, alse
verne alse he’t gereken mach s t a n d e inme wege mit
enen vute; he ne sal is aver nicht dannen voren 1224/35
(Hs. 1369) SspLR. II 68. nach 1280 Schwsp.(Langform
M) LR. Art. 216. sol och enkain wæbær nieman enkain
v
linwat kofen, er s t a n d e da ze gegenne oder sin bot-
v
te, dem er si danne kofet 1283 Konstanz/CorpAltdtOr
v
Urk. II 14. die treger sollen s t e h e n vnder dem gerichte
vnd die arbeytende knecht vnder dem dache 1351 Erfurt
Zuchtbf. 109. wa vich … umb miet in gemain s t o n n d,
v
hat man weg zutaillen zu mayen 1484 SGallenOffn. II
v o o
229. 15. Jh. MittOsnabr. 65 (1952) 112. dat desulven
coplude … solen mögen houden, toven und arresteren
deve, morders efte … ock ohre schuldenere bynnen und
buten der vryeheidt van den jarmarkeden ende de hou-
den s t a n d e tot an der tidt, dat sze den schouten … dar
tho gehaelt zolen hebben 1516 HanseRez.3 VI 759. vor
1531 RügenLR. Kap. 141 § 3. vnd hoefft he t doen, dat
J. by oim s t a n sol, dat sol vp scheipmekers kost syn
vnd geschien 1541 DuisbNotgerProt. 93. RKGO. 1555
I 23 § 1. wolt dann der kauffer sagen, daß das pferdt
e
hauptsiech seye, so sol er solches dem verkauffer …
e
verkunden, furters … das pferdt in ein offne herberg
e e
5 stehen (III 1) – stehen (III 4)
ziehen, vnd daselbst vier wochen s t e h e n lassen Frankf
Ref. 1578 II 9 § 6. [an sonn- und feiertagen soll nie-
mand] vor der kirchen sitzen oder s t e h e n und des un-
nützen geschwetz’ … sich … enthalten 1625 FreibDiöz
Arch. 27 (1899) 322. privilegium [des hof-juden], in hie-
siger unserer residenz-stadt W. mit seiner familia s t e -
h e n zu durfen 1723 CAustr. IV 131. weitere Belege: 1379
e
Prior (I), 1536 gehen (A I 2 b). — — 2. (an einer best. Stel-
le) etw. zum Verkauf anbieten, etw. verkaufen; insb. in
Wendungen wie zu → Kammer (VII 3)/→ Kram (I)/→
Markt (I) stehen. ez sol auch kain kramer, der ze krame
s t a t, kain wahs uf dehaime tische noh niender verkau-
fen wan in siner kram 1276 AugsbStR. Art. 14 § 15. ebd.
118 § 12. daz wir niemen lazzen s t a n mit vælem bro-
te vf der lantstrazze 1283 Ausgburg/CorpAltdtOrUrk. II
o e
11. unde unse becker von der stat sullen zu rechte nicht
s t e n mit den vremden beckeren, di brot hervuren vei-
le um 1300 FreibergStR. 42 § 9. 1348 (Hs.) Hohenlohe
RB. 31. wat ok here kumt van vromeden krameren, de
moghet hir s t a n up dem meynen markede oder vor der
kerken 1. Hälfte 14. Jh. GoslarStR. V § 20. is sal ouch
nymant, der nicht czu kamern s t e t, snyden keynerleye
schongewant 1360 CDSiles. VIII 51. yder leczelter, der
zu markt s t e e t in jarmarkt … der schol geben IJ pfen-
ningen 1388 BudweisUB. 253. um 1400 LiegnitzStRb. 82.
vnsern cromern, dy czw krome s t e e n 1432 KrakauZftO.
23. eß sollen auch nit mehr dann zwenn metzger mit ein-
ander in gemeinschafft s t e n 1566 Eppingen 828. nach-
richter recht: der nimbt 3 stunt in dem jahre sein las-
sung ab von denen die stets zu markt s t e h e n 17./18.
Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 611. weitere Belege: 1276 Ehetisch, 2.
Hälfte 15. Jh. Stadt (I 2 e). — — 3. von Dingen: (an einer best.
Stelle) da, vorhanden, fest, immobil sein, sich nicht fort-
bewegen; von Pflanzen: (an einem best. Ort) wachsen;
von einem Feld: bewachsen sein (Beleg 1597); stehen-
des Holz (nicht gefällte) Bäume; von Gewässern: nicht
fließen; von einem Schiff: liegen. weer schelleth wessa
emmermer rekin ende rede fiouwer wagen ti dae goedis-
huse …, hit ne se dat … hit s t a n d e an stedes owere,
dat ma moge koma mey scipesborde ti dae wiade goe-
dishuse [ferner sollen immerdar vier Wege zum Gotteshause … offen
und gangbar sein, es sei denn …, dass es an der Wasserseite des Ortes
stünde, so dass man mit dem Schiffe zum geweihten Gotteshause kom-
men könnte] 10. Jh.? (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 182.
dat die s t a n d e dijc comen sal op den ambochtshere
1292 Bergh II 374. 13. Jh.? (Hs. 1464) WesterlauwersR.
I 250. thera inra iahwelikes bote sex and thritich skillin-
ga, jef tha herna s t o n d a t h and thi stapul of is [die Buße
eines jeden von den Backenzähnen (beträgt) 36 Schillinge, wenn die Wur-
zeln erhalten sind und die Krone ab ist] um 1300 RüstringerR. 62.
1384 FreibergUB. II 48. das haus … mit aller gereich-
tikeit, alzo is s t e t und leit 1464 FreibergGB. 372. das
kein waltfaut noch fursterknecht kein s t e y n oder ligen-
de holtz, wellicherlei das sin macht, grune oder durre,
das gut zu verbuwen ist … hinweggeben solle 1466 Pfälz
MarknutzW. 59. 1479 FrankfOHof 504. in dem fron-
hof sol ein stock s t o n da man schuldig lüt inleit 1483
Burckhardt,Hofr. 101. de jacht under den vam adel …
1*
6
was fri, bideme dat de jeger im s t a n d e n edder utka-
menden korne neinen schaden dede vor 1531 RügenLR.
Kap. 181 § 1. das die berorte funden mael, vnd stein, sul-
e
len s t a n, vnnd vür mael vnd termstein gehalten werden
KölnErzstiftRef. 1537 Bl. 24v . 1553 Gobler,StatB. 128r .
dz die schiff, so jmmer möglich, so sy haar khomment,
entladen werden mögent unnd nit also geladen s t a n
müeßend 1593 LuzernSTQ. IV 325. so das veld in ob-
gemelten gemarckenn mit korn s t e h e t 1597 Rheingau
LändlRQ. 70. wer … wo einmall holz g e s t a n t e n und
nit alte eheplessen seyn … sich des schwenten unterste-
het, von jedem poschen oder stamb holz straff 2 schil-
ling 1659 SalzbWaldO.(FRAustr.) 148. wann ein baum
auff einem gemeinen rain, zwischen zweyer grund s t e -
e
h e t, der gehort beyden zugleich zu 1679 TractIurIncorp.
XIII 9. wenn in einer zeche ertz zu fuße, und nicht nur in
der firste s t e h e t, und einmahl ausbeute gegeben wor-
den, ist dieselbe vor maaß- und erbwurdig zu achten
e
1693 Schönberg,Berginformation 28. 1723 SchleswDorfO.
868. daß die feld-lazarethe eingetheilet werden a) in be-
wegliche und b) s t e h e n d e 1783 HistBeitrPreuß. II 636.
es umfaßt das staatseigenthumsrecht … alles fliessen-
de, s t e h e n d e und quellwasser 1785 Fischer,KamPolR.
II 392. 1794 PreußALR. I 22 § 225. die einzeln s t e -
h e n d e n hafner-öfen sind von der brandversicherungs-
anstalt ausgeschlossen 1808 Spies,Hafner 108. — — 4.
in Bezug auf Liegenschaften: bebaut sein, iU. zu (sonsti-
gem) → liegendem (XXXI) Vermögen; auch: unbeweg-
lich sein, iU. zu → gehender (B V) und → 1 fahrender (B
I) Habe; stehendes Eigen wie → Standeigen; stehendes
Erbe wie → Standerbe; stehen(d-) und liegen(d-) paar-
formelhaft für Immobilien jeder Art; vgl. 1 Eigen (II 1 c). swaz
se [vrowe] aver eghenes unde s t a n d e s erves hadde, des
en mochte se ome nicht gheven, wenne in gheheghede-
me dinghe 1330 StendalUrt. 52. alle unser hab …, si
sei ligent, varent, s t ê n t oder gênt 1369 Rockinger. ei-
gen unde erbe, beide s t e n d e und ghende Ende 14. Jh.
GlWeichb. 305. men mach den frowen wol s t a n d e ei-
gen edder liggende grunt to oreme lyve geven Anf. 15.
Jh. Beweisung 364. Anf. 15. Jh. MagdebR. I 277. in be-
weglikem gude alse dat men driven u. dragen moge u.
nicht in unbeweglikem gude alse s t a n d e eigen u. lig-
gende grunt Anf. 15. Jh. SspLR. I 70 § 1 [Altm.Gl.].
dair man end wif sitten in echtscap, stirvet oerre een
… die dair levendich blivet, die besit sin tucht aen al-
le s t a e n d e erve ind eerfniss binnen der vriheit van C.
gelegen 1417 CleveStR./ZRG. 9 (1870) 434. 1465 Ber-
genfahrer p. 108. eygin ist czweyerley. eyns heist legin-
de eygin, als acker, weße, wachs, holczwachs, weingar-
ten etc. das andir heist s t e e n d e eygin und ist gebeu-
de, das ein man bauet uf sein eygin um 1490 Rechter
Weg II 1028. 1491 Wutke,SchlesBergb. I 117. guderen
vnde s t a e n d e n eruen 1498 RevalStR. II 128. was man
an s t e e n d e n erben und ligenden grunden [hat], das
anerstorben seint, das kan man nicht verkaufen oder
vergeben on willen und wissen der erbnemen vor 1524
LeipzigSchSpr. 495. liggende grunde unde s t a n d e hu-
ser 1543 PommMbl. 27 (1913) 67. kein mann mag vor-
7 stehen (III 4) – stehen (V 2)
pfanden, noch vorkauffen, noch vorschencken liegende
grunde, vnd s t e h e n d e erbguter, die jhme von seinem
e e
weibe zugebracht werden, ohne jhren vnd jhrer kinder
willen 1586 LübStR. I 5 § 9. EiderstLR. 1591 I 19 § 1.
von des mannes s t e h e n d e n und liegenden grunden …
e
soll seine eheliche wirthin den halbentheil nehmen 1658
GeraStR. 194. dieselben, welche keine liegende gründe
und s t e h e n d e stücke bey uns in der stadt haben, soll
nicht vergönnet seyn, vieh auf der stadt weyde zu treiben
1666 Benno,Köslin 241. in allen hollsteinischen stadten,
e
die lubsch-recht haben, mussen die verkauffte liegende
e e
grunde und s t e h e n d e erb drey burgerliche rechts-tage
e e
nach einander vor dem gantzen sitzenden rath aufgebo-
ten werden 1717 Blüting,Gl. I 136. weitere Belege: Ende 14. Jh.
1
Haus (I 3 a), 1592 Erbzahl (II), 16. Jh. Grund (B I 3), 1700 Erbgut (II 1).
— — 5. bei stehenden → Heiligen (III) beim aufgestell-
ten Reliquienschrein; als Ort zur Eidablegung. oft hy niet
in quam by klimmender sonne ende by sitten der man-
nen ende by s t a e n d e heylighen 1531/61? Kennemerland
201. — — 6. eine best. Rangstellung, Position (in einer
Reihenfolge) haben, an der Reihe sein; insb. in Bezug
auf die Erbfolge. noch vinden wir eczlicherleye geburt
dy entweder s t e n t an erbeganc oder s t e n nicht dar
an …, also misselsuchtige lute, blind lute, stumme, …
der sol sich underwinden ir nester vatermac und sol sy
mit irme erbe in rechter phlage halden als verre als das
gut getragen mag 1357/87 MeißenRB.(Oppitz) I 5 Dist.
10. in dem nacken des halses s t e e n der kyndere, die
ane czweyunge von vater und mutter elich sint geboren
1435/54 DanzigSchB. 10. wan es aber demselbigen solch
pfandt dergestalt anzunehmen nicht gelegen, soll es dem
der vor ihme s t e h e t angebotten werden 1562/77 Lüneb
NGO. 355. weliche [sipschafft] über die fünfften linien
in glycher linigen s t a n d um 1600 ZürichOffn. I 45. —
— 7. (von etw.) entfernt sein. iczlich nagel sol von dem
andern s t e n, als der man lanc ist biz an dy schuldern
1357/87 MeißenRB.(Oppitz) IV 31 Dist. 9. oeffnungen
in einer unmittelbar an des nachbars hof oder garten
stoßenden wand … müssen … mit eisernen nur zwey
zoll von einander s t e h e n d e n stäben … verwahrt seyn
1794 PreußALR. I 8 § 138. — — 8. stehendes Fußes/auf
stehendem Fuß/(an/zu) stehender → Stadt (XII) sofort,
auf der Stelle, unverzüglich; insb. in Bezug auf Rechts-
handlungen vor Gericht. ich enlâze iuch nimmer genesen
/ ob ir die ganzen wârheit / mir nicht an s t ê n d e r stete
enseit um 1285/90 HeinrFrb. II Tristan V. 6142. so sol
er dem cleger gelten ze s t e n t e r stete 1297 CorpAltdtOr
Urk. IV 22. 1314 NürnbHGO. 249. scal en up en pant
scult beholden, … wanne he de beholden heft uppe den
hilleghen, so scal men eme de scult bereden s t a n d e r
stede 1. Hälfte 14. Jh. GoslarStR. III § 56. man sal die
volbort wedersprechen uff s t e e n d e m fuze Ende 14. Jh.
GlWeichb. 234. unvertzogenlich, unberaden und s t e n -
d e s fusses Anf. 15. Jh. Wetterau/GrW. III 458. ob der
widerthaill an s t e e n d e r stat solicher prief copi nicht
begert, so sol er darnach nicht umb die sach gehort wer-
den um 1500 GörzSt. 30. wer von gesprochen vrtheil ap-
pelliren wil, der sol solches auff s t e h e n d e n fueß, vnd
8
alsbaldt nach gesprochener vrtheil … thun RostockGO.
1574 S. 32. wie man von schoppen vrtel, an die oberkeit
e
nach dieses landes gebrauch appelliert, vnd das mus ge-
schehen, weil die dingzeit weret, oder wie mans nennet,
s t e h e n d e s fusses 1577 Pölmann,Urteil 32v . in … ge-
ringen saeken … sal de beclachte up des klegers klachte
thorstunt und s t a n d e s voets antworen 1639 LingenLR.
65. weitere Belege: 1. Hälfte 14. Jh. Stadt (XII), 1357/87 Stadt (XII).
IV. stehen bleiben; innehalten, stillstehen; an Worten
standen in der Rede stocken, → stammeln. alle veint-
schaft, vnd besvnderlich alle todveintschefte [sulen] in
o
minne s t e n vntz nach ostern vber vierzehen tag, …
o
vnd svln di herren diselben veintschæfte friden an ge-
o
verd 1292 Regensburg/CorpAltdtOrUrk. II 708. ob inen
fee darin [hofwisen] gienge, so sol einer das ustriben und
am hag s t a n und mit einer rutten trowen 1509 Zürich
o e
Offn. I 342. ist … daz ein man sin wort selbe sprichit un-
de beginnet strandelen [aL.: zu s t a n d e n oder zu strau-
deln] daran, also daz he eines vorsprechen wol bedorfte
16. Jh. FreibergStR. 31 § 4.
V. hintreten, sich hinstellen, einfinden. 1. sich (an einen
best. Ort) hinstellen, hintreten; vom Pferd stehen absit-
zen. die wile nu zu ringe / s t u n d e n inde zu gedinge
o o o
/ die vursten al gemeine 1220/30 Morant(Frings/Linke)
V. 2960. des dages so ding hie ist, so sol der meier s t a n
vf dv svelle vnd rvefen den hvberen das si sizcent 13. Jh.
e
Elsass/CorpAltdtOrUrk. V 586. daz der schulteisse sulle
s t e e n uff die bank und sulle yn [morder] … heischen
dry stundt vor 1350? Bacharach/GrW. II 213. darnach
sal der konig von B. komen uf eyme pherde und sal bren-
gen eynen silbirn kop … und sal s t e n von sime pherde
und sal den kop dem keysir adir konige zu drinckin
o
biedin um 1360 GoldBulle 143. die da richten wend, …
sullen zuo der baur s t a n, dar vff der tod lichnam ist,
e e
vnd sullent darob sweyren … das sy an den todschlag
e
vnschuldig sigen 1396 MemmingenStR. 256[a]. vnd die
loser oder banwart koment vnd vff den stumpff s t a n d
vnd jr recht fordernt, so soll eins probsts knecht nit me
denn IIII schuch lang howen, daz übrig ist der loser 1420
o v
Elsass/GrW. IV 36. 1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 56. vor
1531 RügenLR. Kap. 28 § 1. wie man schaffen soll: er
soll sein in solchem vermügen, daß er aufstee von dem
pedte … und soll s t e e n mitn auf daß fletz und nemben
sein schwert in di hand Mitte 16. Jh. NÖsterr./ÖW. XI
155. wo … einer den andern an seiner ehr verletzt …
und kan es nit erweißen, der soll vor der ganzen gemain
auf ein bank s t e h e n und solches dreimahl wiederrue-
fen und sich auf daß maul schlagen 1670 ebd. 140. — —
2. sich einfinden; auf/für das Gericht/in das Recht stehen
(uä.) vor Gericht erscheinen, einen Gerichtstermin wahr-
nehmen; offen zu Bed. XIV 3. das vro M. … s t u n t vor
vˈnz an gerihte vnd daz siu willecliche dri juche aggerz
… gab vnd hat gegeben reht vnd redelichen den erbern
herren 1297 Offenburg/CorpAltdtOrUrk. IV 47. do si
… avf demselben gemezzen tag in daz reht willichlich
s t u e n t e n 1306 Indersdorf I 50. si [des richters chnecht]
sullen des morgens s t ê n auf das gericht und fur di pur-
ger und sullen bereden mit ir aid, daz si di tôtsleg durch
9 stehen (V 2) – stehen (VIII)
rechten frid getân haben vor 1328 Ruprecht(Claußen)
Art. 40. s t e t ainer auf recht und chlagt umb ein lehen
1346 BairLR.(Schlosser/Schwab) Art. 213. daz sint sy
czu richte geladin vnd sint nicht g e s t a n d i n dar umme
sint sy gethon in dez landes ocht um 1400 ZWestpreuß.
4 (1881) 10. um 1415 NijmegenStR. 40. bekennen, das
vor uns in gehegtem dinge g e s t a n d e n sein … schul-
tis und scheppen zu D. 1420 SchlesDorfU. 46. wo dann
derselb abwesennd … auff den benennten gerichtztag
nit erscheint, so sol darnach der fronpot … für gericht
s t e e n vnd … dem richter vnd partheyen offennlich an-
sagen …, welicher gestallt er der abwesennden person
… hab verkündet 1520 BairGO. 12r . zum burgerding ge-
e
laden vnd nicht g e s t a n d e n 1577 Pölmann,Urteil 34v .
VI. von Texten, Textinhalten: beinhalten, aufgeschrie-
ben sein. 1. aufgeschrieben, gedruckt sein, in etw. ver-
zeichnet, eingetragen, enthalten sein. E. cyning byt ðam
gerefum eallum, ðæt ge deman swa rihte domas swa
ge rihtoste cunnon, 7 hit on ðære dombec s t a n d e [Kö-
nig E. gebietet allen Gerichtsvögten, dass ihr so gerechte Urteilssprüche
erteilet, wie ihr (als) rechtmäßigste kennet und es in dem Gesetzbuch
steht] um 900/24 (Hs. um 1100) Liebermann,AgsG. I Ew
Prol. so wot in deme erueboke der stat s t e i t bescre-
uen, vnde iaer vnde dach dar ynne s t a e n heft, dar en
geit neen tuch bauen 1270 (Hs. 1493) HambOrdB. G 2.
um 1300 HunsingoR. 132. daz all stèt und maergt ireẃ
altiu recht … gehabt habent, die an dem puch nicht
o
s t e n t 1346 BairLR.(Schlosser/Schwab) Art. 196. di ge-
sipp muss man nemen von den, di hi vor geschriben
s t i n 1360/1407 NürnbChr. I 73. jef thet age wert is, sa
scol hit to scrifta s t o n d a [wenn das Auge geschädigt ist, so soll
die Bußforderung ins Gerichtsregister eingetragen werden] 1. Hälfte
15. Jh. FivelgoR. 82. desen breeff … woe ick U.B. ende
myn echte huysvrouwe B. bekant s t a e n, dat wy heb-
ben verwysselt mit den provest to A. … ses grase landes
1488 OstfriesUB. II 289. diser artikel, wie er s t a t t, ist
… bestätt 1493 LuzernStR. 33. in den letteren van pro-
curatien behoirt te s t a e n, wairtoe dat een procureur
geconstitueert is 1496 CoutBrab. II 2 S. 62. dith huis
… s t e i t h nu J.J. thogetekent nach 1530 RigaErbb. 236.
1540 ebd. 277. [armen solle auf] gelaisten hienach s t e -
h u n t e n aids … die canzleitax geborgt und nachgese-
hen … werden 1608 OÖLTfl. II 11 § 1. 1709 Schlesw
DorfO. 827. weitere Belege: 1488/93 Rentbuch, 15. Jh. Buch (II 3).
— — 2. von einem Text: lauten, zum Inhalt haben; von
einem Schuldschein uä.: (eine best. Geldsumme) auswei-
sen. alse grawer monecke recht s t a t 1224/35 (Hs. 1369)
SspLR. I 25 § 3. sve so penninge oder silver gelden sal,
but he dar wedde vore, he n’is dar mede nicht ledich,
ire gelovede ne s t u n d e also ebd. III 40 § 2. vnd s t e t
di selbe hantvest van wort ze wort also 1295 Wien/Corp
AltdtOrUrk. III 322. daz sein hantvest alsô sei g e s t a n -
d e n, als er dô gicht vor 1328 Ruprecht(Claußen) Art.
130. dis gegen den burgern von B. stat zu halten, als der
e o
pfandbrief s t e h t 1337 FRBern. VI 379. alsus s t e y t un-
ser stat recht to H.: […] 1353 OsterwieckStB. 6. [recht
und urteil sprechen,] als unserer stat zu H. recht s t e t
und als daz bi … uns herkomen ist 1369 Neckargemünd
10
463. vier briefe, der s t u n t einer IIJc phunt heller 1371
MWirzib. IX 277. dem hohegraffen wettet man sechs
pfennige, oder einen schilling wie der landleute kohre
e
s t e h e t 1408 (ed. 1574) Ekhardi,MagdebR. IV 3, 7. als
quam C. vore vnde bekante, daz der briff nicht mer
s t u n d e wen czehn gulden 1431 HalleSchB. II 300. in
diser clag s t e e t mit namen: X gulden schulde 1436 (ed.
1516) Klagsp.(Brant) 1v . das der eyd s t a n solle: zu gott
e o
und den helgen 1550 LuzernSTQ. IV 10. R.s … khauf-
briefs, dessen datum s t e e t nach Christi geburth 1585
1590 Rockinger.
VII. von einem Brief: (an jn.) adressiert, (persönlich)
gerichtet sein; vgl. ständig (VIII). [botten sollen geloben] ge-
richtsbrieff, so jhnen von vnserm hoffgericht … auffge-
ben vnd befohlen werden, trewlich vnd fleißiglich den
jenigen, an die sie s t e h e n, in jhr eigen person … zuant-
wortten BrschwWolfenbHofGO. 1571 Tit. 20. welcher
vnser verschloßne brief, die an jn nit s t e e n, vnd jm nit
zugehoren, frauenlich vnd geuarlich aufpricht, der soll
e e e
seiner eeren enntsetzt [werden] TirolLO. 1573 VIII 24.
VIII. (in einem best. Zustand oder Status) sein, sich
befinden, beschaffen sein; um/mit etw. stehen sich mit
etw. (in best. Weise) verhalten. þonne swerige he … þæt
he ælces yfeles geswycan wille, 7 s t a n d e on þeowete be
his were [dann schwöre er … dass er jeder Missetat sich enthalten wolle,
und stehe in Knechtschaft für sein (abzuverdienendes) Wergeld] 925/40
(Hs. Mitte 11. Jh.) Liebermann,AgsG. VI As 12, 2. vili
sêliclîche diz rîche alliz s t u o n t, duo dis girihtis plag der
hêirre guot 1077/81 Anno 631. Ende 12. Jh. Hartm.,Arm
H.(Paul)14 V. 54. sint auch die phenninge niht reht als
si s t a n suln, so si versuchet waerdent, so sol der selbe
des die phenninge gewaesen sint des bisschofes hulde ge-
winnen 1276 AugsbStR. Art. 8 § 20. wir … veriehen, daz
wir gezivg s t e n dizer vorgeschriben dinge 1291 Tübin-
gen/CorpAltdtOrUrk. II 584. 1294 Nördlingen/ebd. III
281. dat he en mit hulpenden tugen gesculdeget heft un-
de sin unscult sunder tuch s t a um 1335 RichtstLR. 45
§ 2. 1342 Böhmer-Ficker 540. wär dz dü … hofstat öd
würdi s t à n von todes wegen 1371 Urkundio I 60. enich
weerlic persoon … die van desen daghe voert jaer ende
dach inden ban g h e s t a e n hadde 1380 UtrechtRBr. I
129. von der kursser rechte, wie das s t e h e t 1408 (ed.
e
1574) Ekhardi,MagdebR. A ivr . dat s t e da it s t e um
1445 KölnChr. II 183. durch keynerlei andere wege, wie
die zcu erdencken s t u n d e n 1449 BrüxStB. 116. 1488
e
OstfriesUB. II 286. dat ennige luden geen richters en
mogen zijn, omdat zij in peynen ende infamien s t a e n
1496 CoutBrab. II 2 S. 42. alse die persoen storve, die
in lijftochten s t a e t um 1500 Fruin,KlSteden II 45. die
ehrnhandel, so vor dem furstl. cammergericht … noch
e e
vnentschieden bißher g e s t a n d e n sein 1510 KärntLHdf.
69. wo idt dar nu umme s t a n schal, dat wil ik i.f.g. to er-
kantenisse ghestelle hebben 1543 PommMbl. 27 (1913)
68. wellicher ainem ain solchen leibschaden, das der be-
schedigte ongfär des lebens s t ü e n d e, zuegefüegt he-
te, … die alle sollen … zu … erwartung des rechtens
fenklichen angenomen werden Mitte 16. Jh. Tirol/ÖW.
V 675. 1554 AmbergGesatzB. 61r . welche beide ampter
11 stehen (VIII) – stehen (IX 4) 12

zugleich in einer person nit sein noch s t e h e n konnen nicht zubeklagen, als ob sie, armuts halben, dem rech-
e

JülichRef. 1555 S. 11. alle ding sollen bleiben in dem ten nicht nachkommen, vnd derhalben rechtloß s t e h e n
stande sie g e s t a n d e n seind der zeit, da appelliert wor- musten CoburgHofGO. 1598 II 7. verwundet einer ei-
e

den ist TeutschForm. 1571 Bl. 80v . hedde jdt ouerst dre nem daß angesicht, also daß es eine s t e h e n d e wunde
e

vinters hæffd, (dat js) dre iahr g e s t a n d e n vnbeklaget ist - 10 fl. Ende 16. Jh. NeumünsterKirchsp. 219. ich
vnde vnuorfolget tho dinge, so kan men jdt nicht wed- hab mit gutem exempeln geweiset, gegentheils meinung
der vpdeelen JütLow. 1590 I 47 § 5. der statt werkmeis- konte nit s t e h e n: also muß man mich widerlegen vnd
e

ter zimmer handtwerks … soll auch kein verding thun besseres zeigen oder aber mir folgen 1647 Spee,Cautio
noch mitt jemandem jn einich verding s t a n 1594/99 Lu- 176. [der ältere Bürgermeister im zweiten Amtsjahr heißt
zernSTQ. IV 472. wan ein bestandman eines hauß mit der] s t e h e n d e 1710 Deus,HerrenSoest 503. das haus
bezahlung des züns nit zuehalt und der bestandlasser Pfalz, wann solches noch s t e h e n wurde 1770 Kreitt-
e

destwegen in gefahr s t i e n d e, khan er … pfenden 1654 mayr,StaatsR. 215. 1807 Göbell,RhWKO. II 10. weitere
NÖLO. II 13 § 24. 1691 Pufendorf,Sittenlehre 290. alle Belege: 1387 dauern (I), 1428 Sitte (I), vor 1531 Gelübde (II 6), 1613
in arbeit s t e h e n d e und nothwendige muhlarzte 1808 Gläubiger. — — 2. gelten, gültig sein; bdv.: gestehen (I 2). hwi-
e e

BadKriegspflicht. 9. in diensten s t e h e n ebd. 10. weite- lon s t o d, þæt [vormals galt, dass] 991/94 (Hs. um 1100)
re Belege: 1479 offen (V), 1585 rechtigen (II), 1599 erfüllen (IV), 1650 Liebermann,AgsG. II Atr 9. jef di mond dae kynden toe
Gegenrechnung (II), 1690 daraufschlagen (IV), 1728 sprechen (XVII). beithe deth, eer hia toe ierum commen sint, buta rede
IX. Bestand haben, gelten, bleiben. 1. Bestand haben; der moedir, so ne mei dio deda naet s t a e n, hwant hit
andauern, (dauerhaft) fortbestehen; bleiben, verbleiben; di keiser wrbeden haeth alle needmonden [wenn der Vor-
bdv.: bestehen (A II 1). þæt cyricgrið binnan wagum 7 cynin- mund die Kinder, bevor sie mündig geworden sind, ohne Zustimmung
ges handgrið s t a n d e efne unwemme [dass Kirchenfrieden der Mutter in die Ehe gibt, so darf die Tat keine Geltung haben, denn
innerhalb der Mauern und des Königs Handfriede gleich unverletzlich der Kaiser hat alle Zwangsehen verboten] 1. Hälfte 13. Jh. (Hs.
bestehe] 1002/08 Liebermann,AgsG. EGu 1. [swenne der 1464) WesterlauwersR. I 362. dat wie hem jofte den ghe-
bischoffe eine niwe munze] vz gegit, in der swere vnd in nen die houdre es van desen brieue den scade al vprech-
i

der gute, als er si vs git, also sol sie s t a n vnz an daz en- ten sullen ende dat so late wie s t a e n vp hare simpel
e o

de vnd niht lihtern indem gebreche um 1270 BaselRQ. I segghen 1295 Brügge/CorpAltdtOrUrk. V 519. zynt ze
1 S. 8. die weil daz gotzhavz, daz vargenant, s t e t 1275 erfzethen, zo schal dat thu eren slychthen worden s t a n;
Österreich/CorpAltdtOrUrk. V 92. [da svln wir vns ver- zynt ze umbezethen, zo scholen ze dat zegghen by eren
rihten,] mohte des niht gesin, so sol ez zwischen den eden 1397 AnzGMus.2 7 (1860) 452. S. het erclaget I
e

vorgenanten bischof, chorherren vnd bvrgærn vnd vns schok grossen rechter schuld vnd redelke koste vnd het
e

vnd der vnsern s t e n, als ez tet an dem hivtigem tag 1295 dar ein pant vore, dat schal he halden alze s t a n d e s
Lechfeld/ebd. III 389. thera rediewana ierim skel s t o n - recht is van B. 1401 MagdebGBl. 20 (1885) 144. 15.
d a to tha sunnandei bifara walburghedei [das Amtsjahr der Jh.? StaverenStR. Art. 24. [für die vom unredlichen be-
Redjeven soll bis zum Sonntag vor Walpurgistag dauern] Ende 13. Jh. sitzer veräußerten früchte kann] der eigenthümer, statt
BrokmerR. 22. der vride sol och also s t a n 1331 Fried- des erhaltenen, den zur zeit des verkaufs g e s t a n d e -
u

bergUB. I 114. so vrag, oft he sin ruchte also gerupen n e n mittlern marktpreis fordern 1794 PreußALR. I 7 §
hebbe, dat sine clage mit rechte s t a n moge um 1335 227. — — 3. von Pfandsachen: im Status eines → Pfands
RichtstLR. 33 § 2. 1346 HanseRez. I 296. disse gesel- (I) bleiben; bdv.: ausstehen (A I 1). ob man daz guet niht lo-
schaf sal s t a i n van nu … over eyn joir 1360 Loersch, set ze wihenahten, so svlz aber s t e n vnz hin vmme hin
AachRdm. 179. daz denhein closter under den fröwen ze wihennahten um 1280 OÖUB. III 526. sind es essend
clöstern … denheinen kouf, ez sient s t ä n d e koufe, pre- pfant, die sol er s t e e n lan dry dag, und dry naht 1388
carien oder lipgedinge von irre clöster wegen tun noch RAbsch. I 94. loset he des nicht vor pincsten, so schal
o

verköfen 1367 StraßbZftO. 294. 1401 Fruin,Dordrecht dat sulve hus na pincsten s t a n vor X sexag. vp V grossen
I 7. ist eyn man gelort dy buch … vnd wirt prister, de weken 1446 CalbeWetebok 372. 1451 Biberach 193.
dy kinder dy er vor had gehabt, dy s t e e n an öreme welicher ein pfand stellt, die sollent s t a n von einem
rechten alz eyns yglichen leyen kint 1404 RudolstadtStR. sampstag zu dem andern 1489 WillisauAmtR. 96. 1499
210. wat oick toe den irsten onrecht is, s t o n d t hondert NÖsterr./ÖW. VII 235. der vam adel ere pande mot men
jaer, id en worde nyet recht 1426/40 KleveStR. Art. 412. nergent, alleine vor furstlicher gnaden gerichte binnen
mag er … das er vnschuldig sy … nit fürbringen, so gardes edder vorme stapele upbieden, s t a n 14 dage und
sol es by dem leiden s t a n 1480 LuzernStR. 64. dyweil 3 na deme angekündigten wedderkope vor 1531 Rügen
diser kawff s t e h i t 1481 MeißenUB. 377. das wir un- LR. Kap. 161 § 12. solche [doppelde] pfande s t e h e n
verscheidentlich verkoifft und zu koffen geben haben bei ihme sechs wochen 1581 HagenLR. 9. [pfande:] so
recht und redelichen eins rechten stetten s t o n d e n ewi- lange es unabgeloset s t e h e n bleibet, ieder nacht mit
e

gen kouffs 15. Jh.? Scherz-Oberlin 1577. so sölle es … drey schilling pfennige … verbusset 1612 CAug. I 1354.
e

bei disem spruch vnd entschid s t e e n vnd beleiben 1531 wer eisenpfandt versezt, [solches] soll jahr und tag s t e -
Indersdorf II 277. 1545 LeidenKb. 389. man ind wiff in h e n 1617 BlNÖLk. 2 (1866) 203. 1629 Seestern-Pauly
s t a e n d e r echtschap 1551/69 ZutphenRbr. 157. Nürnb 78. — — 4. dauerhaft und regelmäßig anfallen, zahlbar
Ref. 1564 XXXIII 9. auff daß … arme vnderthanen, sich sein; regelmäßig stattfinden, stehende Schau Hauptdeich-
13 stehen (IX 4) – stehen (XIII)
schau. [eyn gud gibbit jerlich] ½ maldir habirn s t e n -
o e
d i s pachtis 1405 MarburgSalb. 222. sol man … setzen
s t e h e n d gülte und zins die jerlich gefallen und sich
nicht verändern 1420 Wintterlin,BehWürt. I 109. 1495
FreibDiözArch.2 38 (1937) 223. elcke s t a a n d e scouwe
sal hebben drie scouwen, te weten de keurscouwe, die
bestaey-schouwe ende die inrydende scouwe 15. Jh. Gier-
ke,DeichR. II 470. noch hefft he [de pastor] s t a n d e s
geldes van der kercken des jares 20 £ 1579/85 ZHambG.
6 (1875) 360. die jährliche s t e h e n d e vndt ordentliche
ausgabe 1600 PrignitzVis. 167. daß alsolchen zinß- undt
renthpflichtigen leuthen, so s t e h e n d e undt erbrenthen
wie obgesetzt … lieberen, ein gebührender kosten geben
werden muß 1651 LuxembW.(Majerus) I 149. von ei-
nen bauren … an s t e h e n d e n zins - 20 gr. 1700 Hist
BeitrPreuß. II 98. von s t e h e n d e n hebungen: was die
haus-leute … jahrlich entrichten mussen 1753 Hellfeld I
e e
221. [einnahme:] an s t e h e n d e n renthen aus den häu-
sern: 36 rtl. 1802/03 UnnaHeimatb. 25. — — 5. gerade
stattfinden, tagen. en wed deen on s t a n d e n waer, deer
aech ma nen wedriucht tojenst [(ist) ein Versprechen während
der Gerichtssitzung gegeben, so darf man (später) keinen Gegenbeweis
führen]1464? WesterlauwersR. I 36. haeet so een man
spreckt wr en gaetzerke, wr een s t a n d e n waer off wr
enen banden sind, dat is hij schyldich to halden 1480/81
JurFris. I 76. — — 6. stehendes Heer, stehende Armee
ständig kampfbereites Heer. s t e h e n d e heere (miles per-
petuus) sollen mit der zeit ganz aufhören. denn sie be-
drohen andere staaten unaufhörlich mit krieg durch die
bereitschaft, immer dazu gerüstet zu erscheinen 1795
Kant,GesSchr. VIII 345. 1798 Bischoff,Kanzlei. II 1 S.
18. die s t e h e n d e armee 1808 Wohlfeil,Heer 120.
X. fußen, sich stützen; zu etw. stehen auf etw. zurück-
greifen, sich auf etw. stützen. wairt dat die een getuyge
verscheyden oft contrarie dingen tuyghde beyde voir dat
gerichte, ende hij dat ierste geseyt hadde zonder torment,
ende dat IIde met tormente, zoo sal men meer s t a e n en-
de meerder gelove stellen op IIde dan op dierst 1496 Cout
Brab. II 2 S. 108. hierup moet men s t a e n ten jugemen-
te van medecinen, ten hende te wetene of hy ghestorven
es van der wonde of uut occasien van der wonde en-
de de quetse hem ghedaen 1515/16 Wielant,InstrCrim.
202. wo die klage auff beweisunge vnd nicht auff die ge-
wissen s t u n d e vnd angestalt were, dieweil jm die der
e
beklagte nicht gestendig, so mus der kleger seine klage
beweisen 1561 Rotschitz 32r .
XI. festgesetzt, vorgeschrieben, verhängt sein. of die
man joch wol stirft; wende he mut ine gelden alse sin
weregelt s t a t 1224/35 (Hs. 1369) SspLR. II 38. gebrist
im an der beredung [daz er vnschuldich sei an der wun-
den], so wirt er dem geriht schuldich der puzze, div vber
div wunden s t a t 1312 MWittelsb. II 207.
XII. obliegen, (für jn.) anstehen, (sich) gebühren; jmd.
steht zu punieren jmd. muss puniert werden; jm. zu ver-
antworten stehen jn. zu vertreten haben. daz er dise
gesetzede stete heltet oder darzv beholfen ist vnde sal
o
daz ie dem manne s t e n vffe sinen eit 1296 Würzburg/
o
CorpAltdtOrUrk. III 426. sprichet einer, der der stat
14
zu virantwurten s t e d, den von Nonnenmonster zu, so
sal er yn gebieten als burgern 13. Jh.? Kohler-Koehne,
Worms 5. und wollen in und iren nochkomen die gna-
de, recht, fryheid und gewonheid bezsirn …, und han
darin … begryffen ir lyp und ir gud und alle die, die in
e
s t e n t zu virantwurtene 1349 FriedbergUB. I 167. un-
e o
sern undersessen und die uns s t e e n t zu verantwerten
1367 TrierWQ. 356. 14. Jh. EmsigerR. 38. dat [hulde-
ginge] en s t u n d e en nicht to donde vor 1417 Brem
GQ.(L.) 110. [des underschrivers eyd:] dat to helende
s t a, dat gy dat helen 1438 HildeshUB. IV 223. seine
gnade, seiner gnaden erben, ir lande und luthe und die
ihren gnaden zcu vorsprechen s t e h e n 1449 BrüxStB.
116. 1450/68 AugsbChr. II 158. die unsern sollen wid-
der den oder die andern oder die iren und die ine zu
versprechen s t e n, geistlich und weltlich, … nicht thun
noch sie beleidigen 1470 Boxberg 781. dat my denne
jo na geboer der billicheyt nicht en s t u n t to lydende
1495 OstfriesUB. II 485. 1495 TrierWQ. 453. die jren
oder die jr mt. zuversprechen s t e e n 1509 UrkSchwäb
Bund. II 28. rudders o[f] lieden van oorloghen die den
ghemeenen paix breken, s t a e n te pungnierene capita-
lic van paixbrake 1515/16 Wielant,InstrCrim. 240. alle
die seinen, vnnd die jme zuuerantworten vnd zuuerspre-
chen s t e h e n 1568 Zwengel 93r . einer jeden christlichen
obrigkeit dahin fürnemblich zusehen s t e h e t, damit ire
underthanen inn … christlichem wandel … erhalten wer-
den 1620 Heitersheim(Barz) 4.
XIII. (jm.) gehören, zustehen, zukommen; an/in js.
Hand/zu js. Händen stehen jm. zukommen, zufallen; bdv.:
bestehen (A II 4), freistehen (II), heimstehen (II), hinstehen. er hat daz
gut als lange inne, vnz daz er sein mere genivzet, den
ez im s t e nach 1280 Schwsp.(Langform M) LR. Art.
149. daz selbe reht s t e t einem graven oder einem vrien
herren hintz siner manne drin, mit den sol er bereden
oder berehten 1281 Wien/CorpAltdtOrUrk. I 423. deme
dat erue s t e i t 1294 Hach,LübR. 264. 1296 MWirzib.
II 155. dhe wile och vns dat gerichte to B. s t e i t, so
schal he nicht vns dar an hindern 1316 BrschwHzgUB.
I 157. swem man ein aigen ein daz puch schreiben sol,
o
so sol man in dem puch suchen, ob daz aigen ieman s t e
o o
1340 MünchenStR.(Dirr) 317. slecht ainer den andern
ze tod, leib und gut, daz varntiu hab ist, s t e t in dez
o
herren hant 1346 BairLR.(Schlosser/Schwab) Art. 165.
1357/87 MeißenRB.(Oppitz) I 31 Dist. 1. 30 £ gheldes,
unde dat s t e y t my van dem herteghen 1375 Geldersen
1. das niemant uff sin pfand selber ruffen sol, dem es
e
s t a t, noch der, uff den es gat 1399 FeldkirchStR. 163.
v v
die tolne s t u n d e den van L. vor 1417 BremGQ.(L.)
133. und s t e e n alle gesetzte wandel zue halp dem rich-
ter und halp der stat 1464 BayreuthStB.1 283. welcher
… eim old einer pfand geben, die ander lütten s t a n d
vnd sy an sömlichen pfanden betriegent, … sol man in
turn legen 1480 LuzernStR. 41. so s t e y d t de kolhoff
thon handen, de dat meiste dar vor geuen will 1545 Gar-
tenRJacobsf. 21. [Übschr.:] van den vryen manguedern
…, die dem proest oder seinem scholtis s t a e n tblenen
16. Jh. NrhAnn. 5 (1857) 3. hingegen den uberlebenden
e
15 stehen (XIII) – stehen (XV 1) 16

geschwostern, ihrer abgeleibten schwoster kleider … vor ren, ein Schiedsverfahren durchführen, (gegeneinander)
e e

auß gehoren und zu erben s t e h n 1709 Mutach 78. prozessieren; offen zu Bed. V 2. daz si bedenthalbe …
e

XIV. sich (vor jm.) verantworten, (für etw.) Verant- mit ir beder gvten willen einen richter namen … vor dem
e

wortung übernehmen; sich rechtfertigen, Rechenschaft ab- s t v n t e n si in daz recht 1299 Passau/CorpAltdtOrUrk.
o

legen. 1. an → Rede (I)/az → Rahha stehen Rechen- IV 399. daz schulen si bereden mit dem richter, hilft
schaft ablegen. god an reðiu s t a n d e n / uuordo endi daz nicht, so s t e vntz an den vitztum, von dem vitz-
o

uuerko 1. Hälfte 9. Jh. Heliand V. 2611. 2. Hälfte 9. Jh. tum an den hertzogen 1307 BurghausenStR. 185. was
9

Musp. V. 35. — — 2. sich verantworten; in/zu Recht/vor güter in den hoff gehörend, das man da niene ze gericht
Gericht (uä.) stehen sich gerichtlich verantworten, vor daruff s t a n sol dann in diesem hoff vor den hubern
Gericht stehen, beklagt sein. tés strîtes tûont tie iudices Ende 14. Jh. Burckhardt,Hofr. 223. 14. Jh. Diessenhofen
énde, uuánda an íro iuditio s t â t, uuéder man ín háben StR. 19. wer aber, dz zwen ir eygenen willen enander …
súle fúre scúldîgen álde fúre únscúldigen um 1000 Not- zumb rechten wolten s t a n, dien sol man richten 14./15.
e v

ker I 71. 2. Hälfte 11. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. Jh. ZürichOffn. I 393. wer non füro hin dem annde-
I 110. soe ic nv mey riochte iens hem thoer naet ander- renn an sin eer rett … vnd ainer dem annderenn für
da ner an stride s t a e n ief gaen [dass ich mich nun Rechtens die raidt pütt vnnd ainer zu dem annderenn in dz recht
nicht zu verantworten noch vor Gericht zu stehen oder zu erscheinen s t a d t AppenzLB. 1409 Art. 90. so zwen tail mitenan-
brauche] ebd. 112. wem sein gerichte verteilt ist dar vm- der in recht s t a n d und die sach zu clag und antwurt
o

be, daz er vnrecht gerichte hat, … vor dem sol nieman kompt RottweilHGO. 1435 II 10. NürnbRef.(1479/84)
ze rechte s t e n nach 1280 Schwsp.(Langform M) Lehnr. XXIX 3. Ende 15. Jh. StraubingStR. 323. myttem selven
Art. 139. daz su niender ze rehte s t a i n suln wan vor umb der renten wylle ain rechten g e s t a n d e n 1524 Nrh
o

ir rehtem schulthaizzen 1298 ZürichUB. VII 65. swer Ann. 78 (1904) 109. als yemandt met een ander in recht
lêhen enpfæcht von einem dienstman … sol denn der s t a e t tot Haerlem 1531/61? Kennemerland 187. Tirol
herr fur in s t ê n in das recht gên dem, dem ers dâ geli- LO. 1573 II 49. — — 4. (zB. einer Schuld) ohne Leug-
hen hât vor 1328 Ruprecht(Claußen) Art. 182. dat hyt nen stehen (zB. die Schuld) eingestehen, einräumen, be-
hem ghelde of dat hi hem te rechte s t a e 1329 Fruin, kennen; in Leugnen/Abreden stehen bestreiten, leugnen;
KlSteden II 311. ok schole wy … vor deme rade tho bdv.: bestehen (B II 3); vgl. Leugnen (I 2 b). bechlagt ein man ei-
B. tho rechte s t a e n den ghenen, de uns vor en becla- nen andern man umb ein gelte, und [dieser] s t e t im vor
ghet 1387 BremUB. IV 90. ist daz ein gemains weip gerichte an laugen, der sol in wern in vierzechen tagen
chlait um notczerren und s t e t ener en antwurt, so tue um 1300 WienStRb. Art. 4. s t e t er im dann des geldes
ier der richter recht nach der schephen rat 14. Jh. Prag on laugen, so sol er in seines geldes in vierzehen tagen
(Rößler) 357. 1430 Loersch,AachRdm. 116. zullen zy in verrichten 1311 BairFreibf. 3. wer ainem burger auf dem
dat weerlicke recht antworden ende to recht s t a e n, toe gey icht gelten soll, des er jme an laugnen s t e h e t, da
winnen ende to verliesen 1456 SneekStB. Art. 61. 1496 soll er jn woll pfennten an schërgen vnd an richter 1321
CoutBrab. II 2 S. 61. we enen vnser borgher … doet- (Hs. 15. Jh.) Neuötting 28. wes aber die gemain nicht
sleyt, de schal nummermer geleyde oft vrede hebben in wais und des man in laugen ist und s t e t, des selbigen
desser stadt, … sunder he schal syn recht s t a n, wen he sol man berednus nemen in nachtäding Mitte 15. Jh.
darvmme grepen wert 1497 HambStR.(Eichler) A 15. NÖsterr./ÖW. XI 355. NürnbRef.(1479/84) XXII 6. so
1536 Gobler,GerProz. 12r . darumb mag ein weib wol, eyner gifft kaufft, vnd des vor der oberkeyt inn laugnen
als beclagte, auch one furmunden in gerichte s t e h e n, s t ü n d, vnd doch des kauffs überwiesen würd, macht
aber nicht als clegerin 1541 König,Proz. 38r . vormunder auch gnugsam vrsach zu fragen, warzu er solch gifft
e

sollen gegeben werden, vnmundigen kindern, iungfraw- gebraucht 1532 CCC.(Schöffer) Art. 37 § 2.
e

en vnd frawen, die nicht begeben, noch geeheligt sein, XV. einstehen, geradestehen, verantwortlich sein. 1.
imgleichen sinlosen leuten: diese personen konnen selbst (für jn.) einstehen, geradestehen; bei/über/vor/zu jm. ste-
zu rechte nicht s t e h e n 1583 HadelnLR. III 1. die na hen für jn. (rechtlich) einstehen, jn. (vor Gericht) ver-
hebben wedderroipen, die sullen dairvoir ten rechten treten. wat sin son hedde misdan / des wolde he vur
s t a i n 16. Jh. HomeyerFestgr. 27. 16. Jh. NLausMag. 71 in s t a n / up sines heren genade / al na vursten rade
(1895) 19. daß diejenigen, so ratione der lehens-folge 1220/30 Morant(Frings/Linke) V. 2300. er sol auch fur
e

und gesamten hand zu den alten erb-landen gehoren, in s t e n vmme die ansprache die anin hat der margra-
e

schuldig seyn sollen, auf erfordern vor den gerichten ve 1257 Feuchtwangen /CorpAltdtOrUrk. I 68. daz ich
dieser lande zu s t e h e n 1650 CAug. I 1963. AppenzLB. graue F. an ir stat fuer si vnd ir haus s t e n wil 1279
1733 S. 66. die bayrische schulzgerechtigkeit, worunter Eichstätt/ebd. 360. 1292 Salzburg/ebd. II 734. 1294 Re-
die regenspurger juden vor diesem [bayrischen schulz] gensburg/ebd. III 204. ez mag ein iglich man zu seinen
o

zu s t e h e n hatten 1770 Kreittmayr,StaatsR. 340. die vogtlaẃten und zu seinen aygen laẃten, zu allen den, die
o o

frau kann ohne ermächtigung ihres mannes nicht vor er beslozzen hat mit tùr und mit tor, wol s t e n mit dem
gericht s t e h e n, selbst dann nicht, wenn sie handelsfrau rechten 1346 BairLR.(Schlosser/Schwab) Art. 148. doe
ist BadLR. 1809 Satz 215. — — 3. vor Gericht gehen, den begheerde … H.s broeder, over H. te s t a n e 1. Hälfte 14.
Rechtsweg einschlagen, prozessieren; in das/zum Recht Jh. AardenburgRbr. 216. wil sich ain fro sölichs [vatter-
e

stehen (uä.) gerichtlich vorgehen, einen Rechtsstreit füh- lichs und mutterlichs erbs] verzihen, die ainen man hat,
e
17 stehen (XV 1) – stehen (XV 4)
ir man sol bi ir s t o n, das si mit sinem willen bevogtet
e e
werde RottweilHGO. 1435 XI 6. als dann ob der eheman
gleichwol zugegen, oder einlandisch were, doch bej jr
e
nit s t e h e n wolte, so soll vnnd mag die fraw nicht des-
to minder antworten, vnd dz recht vertretten Sponheim
UGO. 1578 Art. 31. de man de … sick sines vnechten
kindes tho dinge annimpt, de s t e i t vor alle sake vor
em, tho rede, vnde antwort, alse vor syn echte kindt,
wor her dat deme kinde ankamen mog JütLow. 1590 I
e
22 § 2 [hierher?]. — — 2. (für etw.) einstehen, haften,
geradestehen, aufkommen; um/vor etw. stehen für etw.
haften, geradestehen; bdv.: dafürstehen, gutstehen. dit denest
scolle wi eme vnde sinen erven [don] vp sine kost, …
vnde schollen vns s t a n vor vnsen schaden 1326 Meckl
UB. VII 349. sowur we ok in uses heren denste weren
van H., dar scal he vor usen scaden s t a n 1341 HHal-
berstUB. III 438. vor nenen schaden s t u n n e wy em
o
noch tzolt ne redede … wy em 1370 BremUB. III 353.
so scolde wy unde wolden de unse sulven bekosteghen
unde s t a n der scaden 1392 WolfenbüttelLHArch. wir-
deth dae greetman wrbeckwysd, dae greetman da pres-
tera cost to s t a e n [werden die Grietmannen verurteilt, so sollen
die Grietmannen für die Beköstigung der Priester aufkommen] 1404
WesterlauwersR. I 622. soe j foerd this dae iecht dwe
and dae leed lede ende dae kost s t a n d e, hu soe hit be-
fochten wirdde om n daethbannede [(schwört), dass Ihr fortan
das gerichtlich gestehen und dabei die Eidesleite übernehmen und für die
Kosten dessen einstehen wollt, was immer wegen des Totschlags an Herrn
N. im Kampf verübt wird]1464 (Hs.) ebd. 638. men worde
der vrachtlude wol vnmogende den schaden mede to
beleggende, dar doer de schipher nicht voer s t a n 1497
HambStR.(Eichler) P 33. Ende 15. Jh. CTradWestf. I
198. börgen se den gefangenen levendigh edder dot in-
tobringende ane wergeld und entlepe en de gefangene,
jeder börge gift 60 mark und vorböten de undaet, da-
rumme he is gefangen gewesen, s t a n vor de orfeide
und alle ander vor 1531 RügenLR. Kap. 65 § 3. wie dat
sulcx versteken guet ontholdet off verberget, sal voir de
schulden s t a e n ende waeren vor 1537 LeeuwardenStR.
Art. 80. so de richter dat recht, vp des klegers vorderent,
e
nicht vullmechtigen wolde, so moth de richter vor de sa-
ke s t a n 1539 Faber,Form. Br . wann ainer dem andern
ain pferd verkauft, so ist er gegen dem kauffer … für
die volgenden wandel zus t e e n verpflicht, nemlich für
e
rützig, reüdig vnd harschlechtig NürnbRef. 1564 XVI 4.
1568 Zwengel 201r . sollte … der mann das vermögen
wieder des weibs willen mit fressen, saufen … durchge-
bracht haben, so ist es auch billig und recht, dass er
auch allein mit seinem gut darumben s t e h e und ihr
zubringen ersetze 1668 MHungJurHist. V 2 S. 272. daß
widrigen falls sie [herren camerii] selbsten dafür [accisen
und wegegelder] s t e h e n und von haupts sofort executi-
ret werden sollen 1708 UnnaHeimatb. 22. was fur schul-
e e
den ein jedweder socius … auf seinen eigenen und nicht
der compagnie nahmen contrahiret … hierum hat er
auch ins besondere … zu s t e h e n 1717 CAustr. III 884.
[wechsel-briefe mussen] bey dem stipulirten verfall-tag
e
… zur prasentation kommen, … [sonst] ist weder ausge-
e e
18
ber noch girant gehalten, weiter dafur zu s t e h e n ebd.
890. 1727 Beleg s. unter sechs (I 2). 1755 Krüger,Preuß
Manufakt. 466. die vorsteher [seyn verhaftet] … in un-
sern gnädigsten schutz und schirm annehmender juden
haabschaft und vermögen unserer hofcammer … anzu-
zeigen und zugleich auf allen fall dafür zu s t e h e n 1772
ZWestf. 96, 1 (1940) 130. — — 3. bürgen, eine Bürg-
schaft leisten, sich verbürgen; hinter/für/um jm./jn./etw.
stehen (in jn.) (gegenüber jm.) für jn./etw. bürgen, sich
verbürgen; hinter einer Bürgschaft stehen bürgen. L. …
heft vor os [radman] bekant, dat T.M. vor ene s t e y t
in de joden VIIJ marck lodich 1341 BrschwUB. IV 8.
die pfening sint C.B. worden ze sin und ze siner ge-
sellen wegen, die hinder her E.B. gen Friburg s t a n d
1372 ZürichStB. I 226. woldin abir … unsir vettirn …
vor uns … nicht langer s t e n vor das obegenannte gelt
e
und schadin 1384 ArnstadtUB. 140 [hierher?]. dovon
wir … vnsern vetern … vnd sein erben pringen vnd le-
digen sullen …, wenn si hinder der … geltschuld nit
mer s t e n wellent 1384 WienSchottenUB. 395. als die …
schultheissen, råt und burger … vor ziten g e s t a n d e n
sint hinder die geltschuld, so der vogt … ussgewunnen
1400 BadenArgUrk. I 201. hat einer ainen versetzzt ze
porgen und wil derselb hinder der porgschaft nicht len-
ger s t e n im sagt daz recht, daz in ainer losen mus um
e
1400 RegensbStat. 36. [welden die borgen] noch iare und
tage darumme nymme s t e h e n, so solden sie sich vor-
bas den sachenwalden wißentlich ußcihen 1412 Freiberg
UB. III 300. 1412 HalleSchB. II 76. mit burgschafft fur
sie g e s t a n d e n 1500 Bruchsal 892. [bürgschafft:] das
sy … mit lyb unnd gutt auch ye einer für unnd hinnder
o
den annderen darhinnder s t a n unnd verhafft syn söllen
1590 LuzernSTQ. IV 483. — — 4. garantieren, Gewähr-
leistung übernehmen, Zusicherung geben; jn. stehen für jn.
die Gewährleistung übernehmen; vor etw. stehen für etw.
die Gewährleistung übernehmen. schole wy … mit vnsen
medeloueren … darvor s t a n vnde s t a n darvor, dat …
nen schade … schen schal 1353 LübUB. III 162. dat een
ider vorkoper synen koper sal s t a e n unde waren jaer
unde dach, unde wie upsprake meent tho hebben, sal
sprecken bijnnen der tijt 14. Jh.? TwentheLR. 88. dafur
e
vns die andern bruder s t e n t vnd versprochen habend
e
mit iren handtgeben trewn … das sy das also halten
1449 QE.2 XV 240. soe wie dat huysen off camers heb-
ben, daer zij verhuyren, die sullen daervoir waeren ende
s t a e n, dat zij alle lasten, soo opde huysen off camers
vallen, mit den huyrluyden befastighen vor 1537 Leeu-
wardenStR. Art. 78. wenn der leiher vor aller gefahr des
guths zu s t e h e n sich verpflichtet 1717 Blüting,Gl. III
88. daß bey verkauffung eines pferdes der verkauffer
e
die landgewehr praestiren und dafur 4 wochen s t e h e n
e
muß SiebbLR.(1744) 473. ein commissionar, welcher
e
fur verkaufte waaren del credere s t e h t, bleibt in der
verburgung ohne bestimmung einiger zeit, bis die gelder
e
eingegangen sind 1776 Krünitz,Enzykl. VIII 423. [hat je-
mand bei einem vertrage] fur den erfolg g e s t a n d e n, so
e
muß er die eingegangene verbindlichkeit nach maß sei-
nes versprechens erfullen 1811 ÖstABGB. § 881. — —
19 stehen (XV 5) – stehen (XIX)
5. zu Buße stehen (für etw.) büßen, Genugtuung leisten,
etw. wiedergutmachen. ir sult es mir ze buoze s t â n um
1200 Hartm.,Iw.7 V. 721. och sol er ze buze s t a n / dem
v o
kúnge und dem lande / des lasters und der schande /
der er schuldic worden ist um 1235 R.v.Ems,Willehalm
9425. swaz ich dar an gesundit han / dez wil ich zebuoze
s t a n 1293 Langenstein,Martina 211 V. 100. dem hof-
richter darumb ze buss s t a n RottweilHGO. 1435 IX 15.
o
— — 6. Verantwortung übernehmen, verantwortlich sein;
vor die Lande stehen die Lande regieren. das er, diwile
wir selber nicht zu lande komen, vor die lande s t e h e n
sal vnd sie schützen um 1400 Fidicin IV 75. dat alle de-
jenne, de landt gekofft edder an sick gewesselt hebben,
de sollen s t a n vor dyck und damme 1608/53 Ostfries
LR.(Wicht) 891. zurechnen … heißt: erklaren, daß ei-
e
ner fur etwas s t e h e n konne und musse. s t e h e n kann
e e e
man nur fur das, was man auch hatte lassen konnen
e e
1798 Grolman,KrimRWiss. 13. — — 7. etw. begleichen,
(Kosten, Gefahr, → Abenteuer II uä.) tragen, überneh-
men; in etw. stehen etw. (mit)tragen, übernehmen. wyn-
ninghe unde vorlust [desser cumpenige] schulle wy an
o o
beyden syden s t a e n um 1400 Geldersen 125. van den
3 deel [Erbe] scholde men s t a h n sin grafft und unkost
1431 Panten,RQNordfriesl. 103. dar [broke] scholen se,
… wen men richten offte reysen schal, de theringe van
s t a n 1458 OstfriesUB. I 440. 1463 OmmelWarfc. 85.
de muntemester scholen s t a n alle unkost unde tobeho-
e e
ringe 1467 HanseRez.2 VI 34. de … junchere will der
vorgerorden derdehalffdusent gulden van stunt darna,
als wy de entfangen hebben, syn eventur, wyn unde vor-
lues s t a n 1476 OstfriesUB. II 72. we vngenodiget auer-
schepet in legherschepe, de moet dat euentur s t a n 1497
HambStR.(Eichler) Reg. P. dysse keller … vorlenet …,
mit der boden darvor. des sal he in eventur s t a n, of de
bode umb der treppen willen … afgebraken werth 1522
RigaLibr.red. 108. 1537 Dittmer,Sassenrecht 37. dieweyl
das weyb in solchen gemeynen handeln in gleycher ge-
e
fahr vnd verlust s t e h e n muß, so ist auch billich, daß jr
auß solchem handel aller gewin zugleych zustehe Frankf
Ref. 1578 III 7 § 17. ock schall A.D. synn vnkost vnnd
barscher lon s t a n van alle vnkostinge, so dar vp werdt
kamen 16. Jh. GartenRJacobsf. 30. wer das wehrgeld,
wie es verglichen war, nicht bezahlen wollte, genoß des
gemeinen friedens nicht weiter, und mogte seine gefahr
s t e h e n 1780 Möser,Werke XII 2 S. 79.
XVI. etw. beschwören, sich freischwören; bei/für/vor/
zu (uä.) etw. stehen etw. beschwören. loikinit he iz abir
dan, so mac he woli mit sin einis hant davuri s t e uf-
fi din heiligin um 1230 MühlhsnRb.2 155. schuldeghet
he auer sinen heren ofte sine vrouwen vmme dat sin,
dat scholen se eme geuen, edder mit ereme rechte dar
vor s t a n 1270 (Hs. 1493) HambOrdB. H 2. mith achta
ethen on te ledane ieftha mith sextene ethen tifara te
s t o n d a n e [(mit 8 Eiden (hat er das) zu beweisen oder mit 16 Ei-
den (hat man das) abzustreiten] um 1300 HunsingoR. 64. dhar
mach he vore s t a n mit sines silves edhe 1303/08 Brem
RQ. 64. wa he des abir neit gewisen kan, so moghent sy
mit irre vnscholt dar vur s t a e n 1357 Arnoldi,Beitr. 91.
20
worde eyn eeghen man … beklaghet … umme schuld,
o o
dey sin herre schuldich were, … dey eeghene man mach
o
s t a n vor siner unschulde 2. Hälfte 14. Jh. DortmStat.
86. secht he dar neyn to, de [als Dieb] angheclaghet wert,
so scal he dar vor s t a n mit eneme nemende over syn
slachte DithmLR. 1447(Eckh.) § 35. wilme en des nicht
beloven, so schullen se dar by s t a n mit XII mannen
ebd. 65. ebd. 119. 1497 HambStR.(Eichler) F 3. dat sy
deselven renthen inmaenen bijnnen jaers naedeen dat
die verschenen sijn, want teynden jaers dieghene, die de
renthe schuldich sijn, daervan ter onschout s t a e n sul-
len 1562? HarderwijkRbr. 63.
XVII. bei/mit/zu jm. stehen jn. unterstützen, jm. bei-
stehen, sich jm. anschließen; js. Rechte und Pflichten tei-
len, mit jm. zusammen in die Pflicht genommen werden;
bdv.: beistehen (II 1), bestehen (A I 3), gestehen (III 1), herzustehen. ob
ein ausman mit ainem burger in der stat zu rechten
e
hiet vnnd seinen heren mit jme precht vnd der zu jme
s t e n wolt vnd jm des rechten hellffen 1332/1554 Neu-
burg aD.StR. 250. sin vatter schatzt der R. umb XIII
guldin darumb, daz er by der gemaind s t u n d und bat,
o
daz man sy [by] irem alten herkomen beliben ließ 1469
ProtBKammerger.(1465/80) 483. die gesellen haben kei-
nen meister zu bußen, sondern sie ziehen vonn im vnd
verbiten andern gesellen die ordnung das niemandt bey
im s t e h e, so lange bisz er gebußet werde 1486 Wissell,
Steinmetz 113. vmb kundschaft: wenn einer zwen zügen
hat, … die im reden, darf er mit sinem eid zu inen s t a n,
ist es im rechten genugsam 1489 WillisauAmtR. 98. do
sie … zü inen in costen g e s t a n d e n 1499 SchweizArch
Vk. 3 (1899) 92. das kain burger by aim gast wider
ain burger s t o n soll 15./16. Jh. KonstanzWirtschR. 114.
[das all] reychstet in solichem allem mit gutem vnd ge-
trewem rat bey ainander s t e e n vnd beleyben 1523 Urk
SchwäbBund. II 259. he wolde vorhen in schaden vnde
e
baten, nicht mit en s t a n JütLow. 1590 III 39 § 2. 1642
e
Luxemburg/GrW. II 273.
XVIII. (gerichtlich) entscheiden, urteilen; (gericht-
lich) zu entscheiden haben, zuständig sein. ist aber ez
ein sogtan schulde, daz des vogtes gerihte uber in s t a t,
wirt der vor im bewaert, so sol er der cristenheit rih-
ten also daz man in [chetzer] uf der hurde brennen
sol 1276 AugsbStR. Art. 36. so sullin siz virbuzin al-
o
se daz geryechte der selbin zentte s t e d 1329 MWirzib.
III 364. sullen sich … die rihter, die danne ze gerihte
s t a n t, uf den eit … erkennen und urteil geben 1. Hälfte
14. Jh. DinkelsbühlStat. 789. 1401 Fruin,Dordrecht I 60.
enich scepen, die over enich oordel s t o n d e ofte zate,
daer die scoute mede over waer, die zoude drie maende
wt den rechte wesen 1414 UtrechtRBr. I 165. soe waer
den schoudt mit den schepenen over eygendom off over
quytscheldinge s t a e t, daer sal men off geven twee groot
tournois 1463 Fruin,KlSteden II 318. die schepen to E.
en sullen niet s t a e n oeuer eynich manguet to E. 16. Jh.
NrhAnn. 5 (1857) 5.
XIX. ein(em) Urteil stehen einem Urteil zustimmen,
beipflichten. welk ordel wy ratmanne … nicht en s t u n -
d e n und ok nicht befredet wart 1437 MagdebSchSpr.
21 stehen (XIX) – stehen (XXIV 2)
(Friese) 139.
XX. etw. erlauben, gestatten, zugestehen; bdv.: gestehen
(VI). es wolt jne dann jr fürgeben sonst nit g e s t a n -
d e n werden 1544 Perneder,Regeln 40r . so sich … zu-
tragen wurde, das sich der sohn der vatterlichen erb-
e
schafft enteüssern wolt vnd das lehen behalten, so wur-
de jhm solches nit g e s t a n d e n, sondern das lehen fiel
ahn die swertmagen oder agnaten 1553 Zasius,LehnR.
(Lauterbeck) K iijv . 1684? RheingauLändlRQ. 539.
XXI. gestattet, erlaubt sein. daz vir kumpan wolle
mogin koufen mit enandir eynen kouf, den si vndir sich
teilen alczvhant; daz s t e e t in ane vare 1369 CDSiles.
VIII 67. dair twe tserter uppe vorhandeldt, belevet un-
de angenamet, dewelcke uns nicht en s t e y t to krenken-
de 1488 OstfriesUB. II 281. um 1490 RechterWeg I 20.
1634 SchleswDorfO. 95.
XXII. zu etw. verpflichtet sein; jm. zu (Gehorsam und)
→ Gebot (I 4) stehen jm. zu Gehorsam verpflichtet sein,
jm. unterstehen. alle de ghene die s t a e n ten besten hoef-
scoele dat es scouteten recht alsi sterven IJ schel. aen den
besten hoeftscoel 1252? Diericx 6. igelich her, der vur-
weser ist dez volches, di czu seinem gepot s t e n t 1291
BrünnRQ. 377. daz vrouwen closter, daz s t e h e t unßirn
heren czu geboten unde dinsten unde habin daselbins
herberge um 1380 WeimarRotB. 67. uns [kunig] … zü
dinste und sture s t e n gliche den andern kunigsluden
1405 AdelsheimStR. 620. es sol nimandt, der dem radt
zu gehorsam vnd zu gebot s t e h e t, in noch vor der stadt
toppel spiel treybenn 16. Jh. ZeitzStB. 57r .
XXIII. (unter etw.) fallen, etw. unterliegen, unterwor-
fen sein; auf/in/unter/zu etw. stehen (uä.) etw. unterwor-
fen sein, unterstellt sein, unterliegen; unter jm. stehen
jm. unterstehen, unterstellt sein; bdv.: gestehen (II 2); vgl. Aben-
teuer (II). swa geziuge umbe keuffe erteilt waerdent daz
sol s t a n in allen dem rehte als umbe geziuge in dem
capitel von der gulte geschrieben 1276 AugsbStR. Art.
125. es oec dat sake, dat daer enech guet ledech leghet,
dat thiende sculdech es, dat sal s t a e n onder den seluen
priis, die daer uore ghenomt es 1277 Brüssel/CorpAltdt
OrUrk. I 309. zwo vleishpenche … s t e n t auch ze gli-
chem zins 1284 München/ebd. II 76. 1295 Meßkirch/ebd.
V 491. sa skelin alla frowa a foremunde s t o n d a [so
sollen alle Frauen unter Vormundschaft stehen] Ende 13. Jh. Brok-
merR. 62. 1350 Lamprecht,WL. III 524. waz solliches
dinges ist, das uff ebinteure s t e i t, des ist die ebinteuere
des vormunden und nicht der kindere Ende 14. Jh. Gl
Weichb. 304. 1408 (ed. 1574) Ekhardi,MagdebR. I 12, 3.
sonen oder tochtern. die alßdann vnabgeschiden in ver-
e e
sehung irer elltern oder vormundern s t u n d e n Nürnb
e
Ref.(1479/84) XXII 2. ok schall de vaged nemande van
den swaren orloff geven, sunder her schicke enen ande-
ren in sine stede, de in demsulfften ede s t e i t 1486/1645
HammerbrökerR. 53. 1496 CoutBrab. II 2 S. 43. men
behoirt te s t a e n der sentencien gegeven tegen trecht
van partijen, alsoeverre als men dairaf binnen X daigen
niet en heeft geappelleert ebd. 126. ob einer uber diesel-
bigen straff … sich frevenlich … halten wurdt, der sollt
in unsers gnedigen herren straff s t e e n um 1500 Lauda
22
186. 1501 UrkSchwäbBund. I 442. sollen … die pfister
in der buß s t e n wie die ander leut 1503 EngenStR. 365.
die vnmündigen, die nit volkommener jar sind, auch die
da s t e e n in gwallt jrer vätter oder verordennt vormün-
der haben 1520 BairGO. 26r . 1520 FreiburgStR. V 14.
um solch ihre verwirkung sollen sie zu straf s t e h n ge-
gen die ganerben 1525 ZWirtFrk. 1, 2 (1848) 52. so
ein gesell … seinem meister erzürnete mit bösen worten,
… so soll derselb gsell … der straf s t e e n nach erkant-
nus der meister 1544 FreiburgZftO. 21. 1571 Münster
GemLO. 6. sollen in diesem fall zins oder gulten, so
e
auff ablosung s t e h e n, fur vnbeweglich vnd liegendt
e e
gut geachtet werden 1597 Meurer,Liberey IV 26. 1617
NÖsterr./ÖW. VII 79. unter diesem schutz bishero g e -
s t a n d e n e juden 1723 CAustr. IV 131. 1730 Mainfr
Jb. 14 (1962) 276. sammtliche … leib- und hofmedi-
e
ci [haben] unter dem obristhofmeistersstaab zu s t e h e n
1770 Kreittmayr,StaatsR. 357. sollte ein … großjahri-
e
ger, der … noch unter vaterlicher gewalt s t e h e t, der
e
vater eines kinds werden, so wird auch dessen name,
wenn er die anzeige gehorig macht, verschwiegen 1785
e
Birnstiel,Kindermord 155. 1794 PreußALR. II 18 § 806.
die unmittelbaren des distrikts, die ehemals nur unter
dem kaiser s t a n d e n, s t a n d e n nun unmittelbar unter
diesen landesherren und wurden dafür landstände um
1795 StaatsRHeilRömR. 76. die unter dem marschall-
amt s t e h e n d e hohere … hofdienerschaft 1808 Bad
e
Kriegspflicht. 5.
XXIV. etw. verlangen, etw. fordern. 1. von einer (recht-
lichen) Angelegenheit: auf/zu etw. stehen etw. erfordern;
(jm.) zu js. Eid(en) stehen (von jm.) eine Eidesleistung
erfordern; zu js. einer/→ 2 eigener (IV 5) Hand stehen
einer Eidesleistung ohne Eidhelfer bedürfen; selbdritt ste-
hen nach einer Eidesleistung mit zwei Eideshelfern ver-
langen. daz allew di sache, di an des gotshows gut er-
wachsen vnd sich vben, di ze beredung oder ze püsse
s t e n d e werden 1204? OÖUB. II 567. loukent auch dy
frowe der schult, daz s t e t czu irem eide 1357/87 Meißen
RB.(Oppitz) III 9 Dist. 10. ebd. III 13 Dist. 1. schlegt
ein man den andern an seinen backen in freuel, kumpt
e
das zu klage, … er mus dem kleger geben seine bus-
se, … leugnet das aber einer, das s t e h e t zu seiner ei-
gen hand 1408 (ed. 1574) Ekhardi,MagdebR. VI 1, 10.
1576 Damhouder,Patrocinium 80. — — 2. von Personen:
an/auf/nach etw. stehen etw. fordern, begehren, auf etw.
Anspruch erheben. vnd sol der herre von G. nach dehei-
ner gewer s t a n 1262 Straßburg/CorpAltdtOrUrk. V 12.
ez enschol auch kain genanter s t e n nach ainer müntze
14. Jh. NürnbPolO. 9. [wenn dyenerin A.] nymer gedye-
nen mag oder wil, so sol [sie] an [ihr] pfruent s t e n, die
o
süllen sy [ihr] raychen 1443 Indersdorf I 277. du salt
keyme amptzbruder na syme gesynde s t a n noch na sy-
me huyß zynß noch na synen kunden noch na syme
werck 1485 TrierWQ. 447. um 1490 RechterWeg I 397.
wo aber sölher erb [ausser lands] in gemelter zeit auch
nit käm, so mügen desselben nagsten erben mit genug-
samer kuntschaft und weisung wol darnach [sein erblich
gerechtigkait] s t e e n und an nutz und gwer komen 1512
23 stehen (XXIV 2) – stehen (XXVII 1)
NÖsterr./ÖW. VII 893. wan ainer ainem sein weingar-
ten baut und hat im seinen lohn nit zu geben, so soll er
s t e h e n nach den frichten die darin wachsen 1521 ebd.
VIII 156. 1566 BuchWeinsberg II 143. so … jemand
nach ergangenem urtelspruche vor der execution dessel-
ben mit tode abgienge, so mogen die erbnemen nach
e
der execution s t e h e n vnnd das angefangene recht zu
geburlichem ende bringen BöhmStR. 1614 C 1.
e
XXV. (nach etw.) trachten, jm./etw. → nachstellen
(I); nach jm. stehen jn. verfolgen, gegen jn. vorgehen;
jm./jn. auf/nach Leben/Leib (uä.) stehen jm. nach dem
Leben (uä.) trachten; bdv.: nachstehen (IV). wer der adir die
sin, die sie geschedeget han, sa sullint die stede nach de-
me adir nach den s t e i n, glichirwiz alz ob in der schade
selbir were geschehen 1334 FriedbergUB. I 126. [worbi
ein kint sin vederlike erve vorboret:] s t e i t he na dem
live sines vaders 14. Jh. Bunge,Rbb. 182. ob er die vrfeh
vberfür, daz sie … dann so hefftigcklich vnd ernstlich
nach im s t e n vnd stelln solten vnd wolten als die, an
den dann die vberfarvng geschehen were 1432 Bamb
Echtb. 62. 1434 DresdUB. 158. der ein solch franckisch
e
lehen hat, muß … nit allein den herren nit verletzen,
oder nach dem leben s t e h e n, sondern ist auch schul-
dig, jhn vor schaden … zuuerwarnen 1553 Zasius,Lehn
R.(Lauterbeck) Blatt Z ijv . aus dem lande … verwiesen,
drumb das sie dem beruchtigen mann nicht auff sein
e
ehre allein, sondern auch aufs leben g e s t a n d e n war
1583 SiebbLR. IV 7 § 12. es mügen … alle schankhun-
gen … wiederrueffen … werden, wann der verehrt in so
hohe undankhbarkheit geräth, daz er seinen gaber nach
leib und leben s t u e n d e 1599 NÖLREntw. II 13 § 10.
1691 Pufendorf,Sittenlehre 69.
XXVI. von jm./etw. abhängen, zu verantworten sein.
1. in js. Zuständigkeit fallen, jm. (zur Entscheidung)
überlassen sein; an/auf/bei/zu jm. stehen auch an/auf/
zu js. Bekenntnis/Erkenntnis/Gefallen/Gnaden/Gutdün-
ken/Kür (uä.) stehen jm. überlassen sein, js. Entschei-
dung unterliegen, in js. Zuständigkeit fallen. sve kamp-
liken grüten wille enen sinen genot, … an den henden
ne solen se nicht wen dunne hantzeken hebben, en blot
svert in der hant unde en umme gegort oder tvei, dat
s t a t an irme kore 1224/35 (Hs. 1369) SspLR. I 63 § 4.
dat zal s t a e n up die orconscepe van scepenen um 1250
(Hs. 1. Hälfte 14. Jh.) AardenburgRbr. 117. vnd wollen
sie dem vinder oder dem pharrer oder dem richter da
uon icht gebe daz ist wol pillich. ez s t e t abr an im nach
1280 Schwsp.(Langform M) LR. Art. 323. dat alle dinc
sovde s t a e n te verbetren vanden dike van S. bi ons, en-
de bi rade onser mannen 1291 ’s Gravenhage/CorpAltdt
OrUrk. II 594. 1293 WirtUB. X 139. 1311 BairFreibf. 2.
swer die zeichen velschet …, so s t e t sein leib vnd sein
gut an dez rates genaden um 1320 RegensbStat. 97. de
bescattinge scal s t a n vppe ver riddere an beydent siden
1328 MecklUB. VII 565. sol dye puess s t e n an weisnn
leutenn 1328? Ruprecht 247. velle dar ienich schelinghe
… dat schal s t a n vp enem vnsir manne vnde vp enem
e
orer frunt 1393 BrschwHzgUB. VII 228. soll die wale
[des mesenamptes wegen] an dem pfarre s t e e n 1425
24
Heidelsheim 778. 1434 FlandrCop9 S. 13. sulche abele-
gunge vnd widdirkouf … sal an vns genantin verwesern
… s t e h i n vnd legin, wenn vnd vff welche czyt wir das
konnen vnde mogin 1446 MittOsterland 5 (1862) 250.
were yd dat men des nicht don en konde, dat yd denne
e
s t a n d e bleve up den overman, des men were eensge-
worden 1463 HanseRez.2 V 230. 1464/70 Tucher,Nürnb
Baumeisterb. 36. zo zal dy busse s t e n czw der herren
erkentnisse 1465 KrakauZftO. 41. das die aneweißunge
… uff uch s t e t 1475 FreibergUB. I 291. 1489 NÖsterr./
ÖW. VIII 182. dat sal s t a e n tot goetduncken van den
richter 1496 CoutBrab. II 2 S. 238. de broke schal s t a n
by vaget vnde kemmener 1497 DiplFlensb. I 715. den ar-
men leuten holz zu geben, soll s t e e n uff unserm landt-
hoffmeister und räthen 1504 Kern,HofO. II 111. dat
s t o n d e tot kleronge des raidz 1518 DuisburgStR. I 21.
1564 Gaster 297. loß kundigung: s t e h e t bey dem ver-
e
keuffer 1564 JülichRechtsO. Reg. bekennett einer seine
müßethat … auff gnade, daz s t e h e t t bey dem rathe,
wie vnnd waz buße sie von ihme nehmen sollen 1628
Apel,Collect. 103. doch s t e h e t zu beeder thail gefallen
wider zuruck zu gehen 1654 NÖLO. II 15 § 2. wurden
e
aber der stadt-ambt-leuthe … mit unzuchtigen wortten
e
jemandes uberfahren, derer buße soll s t e h e n zu eines
e
raths erkandtnus 1658 GeraStR. 163. 1691 Pufendorf,
e e
Sittenlehre 28. daß es bey dem kayser s t e h e 1774 Mo-
ser,Reichstage I 77. — — 2. an/auf/in js. Gewalt/Hand/
Macht (uä.) stehen in der Herrschafts- oder Verfügungs-
gewalt von jm. sein; insb. von Leib und Gütern. des kü-
neges marschalc von Irlant, in des gewalt und in des
hant ez allez s t u o n t, stat unde habe 1200/20 Gottfr
Straßb.(Weber) V. 8729. we [lude, under den de sche-
linghe] nicht in sine herberghe ghinghe, … des lif unde
gut scholde in des rades ghewalt s t a n, wu se dat holden
welden Ende 14. Jh. GoslarStR. II 1 § 142a. in welchen
stedten des reichs der konig kompt, in dem reiche: …
e e
alle gefangene vnd mißthetige leute, s t e h e n auff seiner
hand 1408 (ed. 1574) Ekhardi,MagdebR. VII 7, 2. aller
gueder kurmodige ind zynss gueder sullen s t a e n aen
twen handen, dat ys mansshant ind vrawenhant 1426
SPantaleonUrb. 341. dieselben recht sol auch der spital
han, als lang die güter in iren handen s t o n d und nit
fürer 1458 Burckhardt,Hofr. 227. 1483 ebd. 99. in unser
macht nit s t ü e n d … den fürgenomen bundtstag auf
martini schierist zu endern und zu kürtzern 1528 Urk
SchwäbBund. II 327. so wie die frag liget, s t e h e t es
in des grundherrn macht nicht 1752 Chorinsky,Mat. V
28. weitere Belege: 1227 Gewalt (XI 5), 1387 Hand (D III 64 a), 15. Jh.
1
Bann (II 5). — — 3. an jm. stehen in js. Verantwortung
fallen, von jm. zu verantworten sein. vnd sol an dem mvn-
zer s t a n ouf sinen eit, swie der wehsel ze V. gange 1286
Hagenau/CorpAltdtOrUrk. II 174. ob sich begebe, das
ein appellirer sein appellation in iars frist zuuolczihen
… verhindert wurde, so soll er … beczewgen, das solich
verhindernus nicht an jme g e s t a n d e n sey 1497 Bamb
HofGO. 12. 1498 WormsRef. V 2, 2 § 8.
XXVII. in etw. eintreten, etw. übernehmen. 1. in eine
best. Position oder Funktion eintreten, insb. (an js. Stelle)
25 stehen (XXVII 1) – stehen (XXIX)
treten, (in js. Position) folgen, nachfolgen; in Bezug auf
eine Position, ein Amt uä.: an/in/zu etw. stehen in etw.
eintreten, nachfolgen, die Funktion als etw. übernehmen;
bdv.: einstehen (II). behalt in [den Ächter] iêmen, chumpt der
lantrihter dar und verbiutet in, let er in daruber, so sol
er s t e n an des æhters stat 1256/61 Österreich/MGConst.
II 607. stirbt vh graf F.v.T. … so sol vnser oheim graf
o e
G.v.H. an sin stat s t e n 1272 Regensburg/CorpAltdtOr
Urk. I 198. wær ovch daz … ainer tot læge in der vrist
so sol … die pvrcraven von G. in die selben purgelschaft
s t e n vnd laisten allez daz daz ener purgel solt habn ge-
laistet ob er hete gelebt 1286 Zwettl/ebd. II 151. swer
den andern rueget, daz er ein chetzer sei …, mag in der
nicht uberwinten, er muos an sein stat s t ê n mit dem
leib unt mit dem guot vor 1328 Ruprecht(Claußen) Art.
125. [wen wir ze richter setzen,] das dieselben sweren,
ee das sy an die ambt s t e e n, das sy uns unsere recht
behalten 1358 BairFreibf. 21. dat unse kint in hore mô-
der stat s t ô i n solen gelig as of die môder lefde 1361
LSchrP. 158. 1436 Stobbe,Beitr. 120. ob einer frowen
v
ir elicher man von tod abgieng, vnd wölt die frow den
v
nüt s t a n zu gült vnd ze erb … so mag si das ir ne-
men … vnd mag da mit varn 1439 Zürich/GrW. I 17.
wenn denn der kinden eins stirpt, das ander das s t a t
v
zu dem erp Mitte 15. Jh. BremgartenStR. 21. [A. auss
o
vancknüss lassen,] für in s t e n d t ze porgen … A.P. v.
H.K. 1480 Indersdorf II 71. een persoen … geheeten
infaem … alsoedat hij bij dijen niet en behoirt in eens
goets oerbaers mans stat te mogen s t a e n 1496 Cout
Brab. II 2 S. 97. lede iemant derhaluen schaden, dat he
alse eyn erfseten borgher to tuge s t a n hedde: den scha-
den schal he lesten 1497 HambStR.(Eichler) E 31. so
wanneer ein hafsman stirft, zo der neister tinssbank soll
der elste soen koemen und untfangen dat guet weder an
die hant und s t a e n in dem eid sins vaders 1499 Willich/
GrW. II 763. so der nechst erb, die erbschafft nit will
annemen, so mogen die freündt so nach den selben die
e
nechsten sein, an sollichen verlassen erb s t e h e n 1544
Perneder,Inst. 78v . 1550 LuzernSTQ. IV 22. welliches
eemensch also im dritten theill der eerbschafft der fah-
renden hâb s t â d t, soll auch schuldig seyn den dritten
theill schulden hëlffen zahlen 1597/1620 Zürich/GrW. IV
295. gedaufft wordtn, zu gefattern sein g e s t a n d t n herr
H.L. … vnd ich M.C. um 1700 SteirGBl. 2 (1881) 24.
1794 PreußALR. I 18 § 576. — — 2. durch Näherrecht
eintreten; (jm.) an/in dem/den Kauf stehen (uä.) (jm. ge-
genüber) ein Vorkaufsrecht geltend machen; bdv.: einstehen
(I). so mag ein hieiger dem frembden im kauf s t e h e n
1413 NÖsterr./ÖW. XI 181. 1458 Thurgau/GrW. I 258.
aber nach dem lanndspraüch mogen die nägsten fründt,
e
an den kauff s t e e n, vnd den ersten kauffer abtreyben
1520 BairGO. 73v . von der gesipten freundt vorkauf in
ligenden güettern, auch wie ein gesipter freundt in einem
kauf s t e e n müge 1552 Walther,Trakt.(Ri.) 35. wie die
nechsten erben vnd freund vmb ligende guter der vor-
e
kauff angeboten werden soll, vnd wie dieselben an die
keuff s t e h e n mogen 1554 AmbergGesatzB. 29v . 16. Jh.
e
NÖsterr./ÖW. VIII 346. — — 3. an etw. kommen, ge-
26
langen; etw. erhalten. es soll auch ain ieder der kauft …
in jarsfrist von seinem amptman aufentphahen und an
nutz und gwer s t e e n 1490 NÖsterr./ÖW. VII 675. do
aber derselb L. zu armut komen sýe vnd abgestorben
o
… sige er [N.] zu den fúnff jucharten ackern … g e -
o
s t a n d e n 1528 HönggMeierg. 7. 1559 LuzernSTQ. IV
501. — — 4. sich in etw. hineindrängen. es soll … keiner
dem andern seine kunden absetzen und in keine arbeit
s t e h e n 1593 RottweilGlaser nr. 6.
XXVIII. (von etw.) zurücktreten, zurückstehen, ablas-
sen; aus/von etw. stehen etw. aufgeben, auf etw. verzich-
ten; hinter sich stehen zurückstehen; bdv.: abstehen (V), da-
vonstehen, fallen (II 10 d α), hinterstehen (III), lassen (V); vgl. 1 hinter
(II 22 a). leihet abr der herre, der daz gerichte denne hat,
daz gerichte ainem anderen, so shol er da uon s t e n
vnd shol ienen dar ze lan, dem ez gelihen wirt nach
1280 Schwsp.(Langform M) Lehnr. Art. 116. 1288 Mün-
chen/CorpAltdtOrUrk. II 348. daz ich mit guetem willen
g e s t a n d e n bin von dem chouf 1297 OÖUB. IV 250.
wiert ein jud christen und wil von dem glauben s t ê n,
sô sol in gæstlîchs und werltlîchs gericht dwingen, daz
er dô pei beleib vor 1328 Ruprecht(Claußen) Art. 123.
dauon s t e n vnd das abesagen 1433 SpeyerKoB. 181b .
wenn aber ir einer den contract sinßteils vollzüg, der an-
der nit, so mag der volzieher … von dem contract s t a n
1520 FreiburgStR. II 6, 1. köfte wol strandede gueder,
und de gueder gefillen furstlichen gnaden, de, de ge-
koft heft, mot darvan s t a n und furstlichen gnaden den
kop entwiken vor 1531 RügenLR. Kap. 135 § 6. 1532
SalzbBergO.(Lori) 235. der ain testament on grund für
falsch angefochten, vnd vor der endurtayl nit dauon
g e s t a n d e n, verleürt dardurch alles was jm darinn ver-
ordnet worden 1544 Perneder,Inst. c iijv . wann aber die
erben gar vom erb s t u n d e n vnnd nitt erben wollten
… dann sollen die schuldglaubiger ab dem gutt bezallt
e
werden 1552 (Hs.) Fischer,Erbf. II 185. 1554 Amberg
GesatzB. 70v . wa aber der verkeüffer begert vom ver-
kauff zus t e h n, so soll er dem keüffer den weinkauff
… zuerstatten schuldig sein WürtLR. 1555 S. 156. Tirol
PolO. 1573 Bl. 27v . wann aber der vatter nicht expressè
seiner tochter das heyrathgut zu vorauß vermacht, … so
ist sie … inn die gemeine erbschafft einzuwerffen schul-
dig, vnnd muß so lang vnnd viel hinder sich s t e h e n, biß
die andere geschwisterten auch so viel bekommen 1587
Bemel,TraktTestam. 40. so die parthigen vß dem rech-
ten s t a n d vnd iren handel wussentlich v̈bergebent vnd
verthruwent, alsdan ein güetlicher spruch eruolget 1612
BremgartenStR. 135. wer dann brief … auf denselbigen
gutteren hat, der sol am haupt gutt … nicht hinder sich
e
s t e h e n, sondern darbey verbleiben und vollkommlich
einziehen mogen AppenzLB. 1733 S. 62. weitere Belege: 1396
e
Bürgerrecht (V 3), 1517 fallen (II 10 d α).
XXIX. bereitstehen, zur Verfügung stehen. der under-
voit sal ouch zu der burger gebote s t e n an allen sachen,
an allem geheize, iz si groz oder kleine um 1300 Freiberg
StR. 33 § 20. were es … der swertmagen s t u n d e keiner
nach der vormundeschaft; der richter von sines ammech-
tis wegen mag dem eldesten gebieten, das er sich der
27 stehen (XXIX) – stehen (XXXV) 28

kinderen … underwinde Ende 14. Jh. GlWeichb. 309. es haubt 2. Hälfte 14. Jh. RegensbFriedg. 67. was win aber
sol kein burger zu L. in kriegszuge sich bestellen lassen, die burgere, die nit zapfener sint, … verschencken wel-
e e

ohne vrlaub des radts, sondern sol zu seiner wehre s t a n,
seine stette vortretten, vnd sich also gemeiner defension
nicht entziehen 1586 LübStat. I 2 § 1. die seckträ-
ger söllen … alle wägen … abladen und dz gut in dz
khouffhuß thun, doruff warten unnd yederzyt gspannen
s t a n, solches zu versorgen 1593 LuzernSTQ. IV 383.
XXX. nicht geschehen, aufgeschoben sein, vertagt wer-
den; etw. stehen lassen etw. unerledigt lassen, aufschie-
ben; stehen(d) bleiben unerledigt bleiben; bdv.: bestehen
(A II 2), gestehen (I 3). al vorstorven gut tu delen, dat schal
s t a n wante tu dem drittigesten, so schal man dat gut
deylen unde anderes nicht um 1300 BurgLR.(Zimmer)
326. welk broder 1 glas tobreckt, die shal … betalent, al-
so dat [hie] heft gekoft; blift dat s t a n d e to der stevene,
so shal hie betalen 2 penninge vor einen 1330 HansUB.
II 214. 14. Jh. HalleSchB. I 218. ist … einem ein ge-
richtz brief ertailt worden und lat er ez in dy leng s t e n,
e e
lent, die süllent denselben win geben und verschencken
uf den pfennig, als er sü s t e t 1453 StraßbZftO. 546. 4
kessel, die s t e e n 5 m. 1477 DOrdGrÄmterb. 116. dy
puess dy s t e t pey LXIJ pfundt 1512 SterzingSp.(Bauer)
409. 1545 FreibDiözArch. 9 (1875) 162. 1587 Bemel,
TraktTestam. 40. 16. Jh. BremGQ.(L.) 171.
XXXIII. unbezahlt sein, geschuldet sein; (als Schuld)
offenstehen, ausstehen; zu/bei jm. stehen bei jm. offen-
stehen, (als Darlehen) aufgenommen sein; stehen lassen
stunden, Zahlungsaufschub gewähren. lat ouch der schult-
heisse die wette oder die freuel s t a n vber daz zil 1294
Elsass/CorpAltdtOrUrk. III 214. swelcheu vrau chaufet
und verchaufet … waz ir anbehabt wirt, daz muez si
gelten, ist, daz si also teur hat. hat aber si so teur nicht,
… so s t e t es zu iren treun, untz si got berett, wann
man chain vraun vecht umb gelte um 1300 WienStRb.
Art. 13 [hierher?]. vmbe alle schult, si si g e s t a n d e n ze

daz er sein nicht nymt … so wird er im hin wider ertailt
um 1400 RegensbStat. 39. [I. schal gheven F.] 26 arnsche
gld. vor ene dorgaende wunde unde wederwandelynghe
s t e y t jaer unde dach 15. Jh. EmdenBrüchteReg. 54. dat
men de szake na lude dem recessz achterfolgede; unde
dar de in fruntschop geene entschup gewunne, dat denne
juden oder ze kristin 1340 MWirzib. IX 139f. 1360/1400
HildeshUB. II 643. hebbe ik s t a n d e by juncvrowen T.
12 £ gr. 1377? Geldersen 104. es mögent öch die selben
juden ir geltschulde alle, … als es were g e s t a n d e n,
behaben bi iren eyden 1381 FreiburgÜRec. IV 156. daz
vns der vorbnante herre … schuldik blibit zcwey hun-
e

de szake … beth to gemener stede ersten vorgadderinge dirt phund … dy sollin s t e n uf zcinse ye zcehen phund
s t a n d e bleve 1517 HanseRez.3 VII 58. ordel: die eyde vmme eyns 1381 MWirzib. IX 379. 1389 DHandelsakten
s t a n biß then apenen dagen, alßden die konden hirtho VII 102. umb gult, die jar vnd tag g e s t a n d e n ist 1396
e

bescheiden, vmb tho doen so recht is 1537 DuisbNotger MemmingenStR. 268. was ungriht uber daz jar ist g e -
i

Prot. 46. de dar erue vnde schuldt manen wil na eines
mannes dode, de kame … vp den XXX. dach, … is he
buten der stadt, so s t a h dat VJ weken JütLow. 1590
I 23 § 1. 1716 MHungJurHist. V 2 S. 403. s t e h e n d e
zehnden sind, wo das auszahlen nicht eher geschieht,
e
s t a n d e n 14. Jh. LeutkirchStR. 38. 1417 HanseRez. VI
352. dat der rad desse … veftich mark nicht lengher Y.
wolden laten s t a n 1418 GarzStB. 27. biten wir uch, daz
ir uns daz gelt uff eynen czins wollit s t e h e n laße 1418
JenaUB. II 43. 1425 Fidicin IV 132. 1440 Privatbrf. II

als bis im ganzen flur von allen zehndpflichtigen die
garben aufgebunden sind 1793 Lang,Steuerverf. 43.
XXXI. (sich) widersetzen; bdv.: gegenstehen. alle de ghen-
ne, de dar s t a n jeghen dat recht richte in unsem lande
unde wedderstal ane doet, de schullen ghebroken heb-
ben thegen unse lant LX lüb. mk. DithmLR. 1447(Eckh.)
§ 14. damit sie den … kais. gepotten gehorsamlich nach-
folgen und sich des furder mherer nicht s t e h e n noch
143. wollenn wir … berurtem closter … solich sechtzig
gulden, die zceith sie s t e h e n n pleibenn vnnd nicht
abgelegt sint, alle jare … vorzcinsen 1499 DrübeckUB.
136. Ende 15. Jh. MittErfurt 4 (1869) 17. daz had her
schaden druszig guldin, wen dy virczig gulden dy czit
czu den yoden g e s t a n d e n haben 15. Jh. MagdebSch
Spr.(Friese) 510. soll ein jeder dorffschencke keinem
nachbar mehr denn um funff groschen bier borgen oder
e

wideren 1475 OstfriesUB. II 57. DithmLR. 1539 Art. 9. anschreiben und langer denn ein viertel-jahr s t e h e n
e

XXXII. etw. wert sein, jn. etw. kosten, sich (auf eine lassen 1712 Klingner I 246.
best. Summe) belaufen; bei/um/zu etw. stehen etw. kos- XXXIV. von einem Geldbetrag: in etw. investiert sein.
ten, sich auf etw. belaufen; bdv.: gestehen (VIII). swer maister solch geldt, so viel einer haben vnd nit s t a n will lassen
der siechen ist, der sol an dem tage so mien iargeziet 1458 Lori,BairBergr. 48. gegen seine miterben kann er
ist, den siechen ein mal geben, … daz ein halbpfunt verlangen, daß ihm sein pflichttheil aus dem übrigen
s t e 1293 München/CorpAltdtOrUrk. III 128. [pfant,] di nicht in der societät s t e h e n d e n vermögen … angewie-
me s t e n den einen schillinc um 1300 FreibergStR. 42 sen werde 1794 PreußALR. I 17 § 286. weil unser ganzes
§ 15. alla utfera buta riostringa orloui, tha s t o n d a t h vermögen theils in gebäuden und hüttengeräthen und
bi hundreda merkon alle monnon [alle ohne Einwilligung der größtentheils unter den driburger glashändlern s t e h t
R. nach auswärts unternommenen Kriegszüge kommen allen Beteiligten 1798 Wichert-Pollmann,WestfGlasm. 85.
auf 100 Mark zu stehen] um 1300 RüstringerR. 82. swaz dann XXXV. (auf etw.) lasten, liegen, ruhen; insb. von Son-
fräuel und ander puzz von alter ze zwain und sechzig derrechten, Schulden, Zinsen; in etw. stehen auf etw. las-
pfening g e s t a n d e n sind, die sol man fürbaz mit vier ten; in Bezug auf eine Abgabepflicht: zu etw. stehen mit
und zwainzig pfening gepessert haben 1323 RainPriv. etw. belegt sein; auf jm. stehen von jm. getragen werden
365. wer ain notnumfft weget, das s t e t jm vmb das müssen; übtr.: auf js. Hals stehen die Todesstrafe nach
29 stehen (XXXV) – stehen (XLI) 30

sich ziehen (Beleg Mitte 15. Jh.); bdv.: daraufstehen; vgl. ste- tingenStat. 265. 1357/87 MeißenRB.(Oppitz) I 7 Dist. 1.
hen (XXXIII). in P.S.s huse s t a n LX mark vnde rentet IIIJ do sprak hie enhedde der burghen nicht, hie wolde die
e

mark jarlikes 1200 Nyrop,Saml. I 16. idt en schall nüm- besettinge dar vor s t e n laten vnde wolde dat entrichten
mer nein erve tins s t a i n uppe der borger hüse, ift he wol bynnen vierteynachten 1372 HalleSchB. I 312. XL marc,
alrede ümme gelt gekoft were oder noch gekoft werde 1. dar s t e y t syn hus vor 1377 Nyrop,Saml. I 120. dit sul-
Hälfte 14. Jh. GoslarStR. I 3 § 48. 1359/89 MagdebBresl. ve erve … dat s t e y g h t vort I.H. vor ein pant vor 3 m.
IV 1 Kap. 25. ein hus …, da si [Eigentümer] mit wesen rentte 1378 KielRenteb. 166. 50 gulden … dy had mann
inn sint, das sol man niht anders verstiuren dann als ez ingenomen und emphangen von der stad zcu G.; do s t e -
ze zins g e s t a n d e n ist 1368 AugsbChr. I 137. notum h i t der stad S. briff vor 1411 SaalfeldStB. 16. [schulde:]
sit omnibus, daz die zwei swin ze D. s t a n sont ze nún der statt zú Brisach 300 guldin, dafúr s t e e t Hochstaten
e

schilling 1372 FarnsburgUrb. 21. die ebentewir s t e h e t 1414 ZGO.2 10 (1895) 667. 1431 HalleSchB. II 317. des
uff dem vormunden, und dorumme sal her warten, das mannes guet s t a e t der vrouwen to pande na weerdes
her keynen schaden neme um 1400 LiegnitzStRb. 146. bruetschattes, niet to verwandelen, off nyet toe belasten
mit sinen versessenen zinsen, die doruff s t u n d e n 1420 myt schulde 1470 Richth. 259. vor 1517 ZRG.2 Germ.
e

Elsass/GrW. IV 1. 1431 LübbStB. 36. barath ma annen 39 (1918) 56. P.S. hefft twe schock, darvor s t e y t h syn
thiaff anda hi mugem selua nawt lesa anda hit nelle kotzerlandt 1541 PrignitzVis. 20. wann ainer dem an-
nen holda for hine ielde, sa s t o n d a hit oppe sine ayne dern zu erkauffung aines … guts gelt darleihet, mit dem
halse [erhebt man Sühneklage gegen einen Dieb, und kann dieser sich geding, das jme solchs erkauft gut vmb sein dargelihen
selbst nicht lösen, und will kein Verwandter es für ihn bezahlen, so gehe gelt zu vnderpfand s t e e n soll, derselbig darleiher, hat
es ihm (dem Dieb) an seinen Hals] Mitte 15. Jh. EmsigerR. 216. auf demselben gut, vor andern glaubigern den vorgang
waer boedel s t a e t up een huys, salmen de leste eersten NürnbRef. 1564 XXII 5. des häurlings güter s t e h e n
betalen 1470 Richth. 258. 1525 SchrBodensee 8 (1877) dem hauß herren vor die haur Ende 16. Jh. Neumünster
60. [es] erraicht die niessung jr endtschafft so das gut, Kirchsp. 208. es s t u n d e n alle versetzte pfänder … bei
darauff die selb g e s t a n d e n, verdirbt, erfelt, oder ab- den juden um 892 thlr. vor 1616 Schweinichen,Dw. 235.
geet 1544 Perneder,Inst. 37r . wellicher ain gutt verkofft es soll niemand guthere verkauffen … die der stadt oder
e

für ledig und aber zinss dar uff s t a t und der verkoffer jemand anders zum pfande s t e h e n 1658 GeraStR. 167.
rett: ich wil in uber mich nemen und den zinss wol dar XXXVII. in jm. stehen bei jm. Schulden haben. [der
’
ab losenn‘ 1551 AppenzRQ. I 105. FrankfRef. 1578 II konigk gebot] zu stuer den irbarn lewten, die gross yn
10 § 1. es hangen aber alle dienstbarkeiten dem gut an, den juden s t u n d i n, das alle juden … alle phand umbe
vnd konnen ohne das gut nicht seyn, also ob schon das sust … musten weder geben 1421 Rothe,DürChr. 640.
e

gut vereussert, vnnd in solcher vereusserung der darauff XXXVIII. (gegeneinander) aufgerechnet, vergolten
s t e h e n d e n dienstbarkeiten nicht gedacht, gehen sie werden. wenn sich wunden czwene glich under einander,
doch mit dem gut PfalzLR. 1582 II 21. wer reigen bier so daz dy schepfen kysen, daz eine wunde der andern
kaufft oder geld darauf leihet, soll nicht mehr dann eine glich sy, da s t e t schult ken schult und dem gerichte
reihe uber sein brawen, das auf seinem hauße s t e h e t, mussen sy beide abelegen 1357/87 MeißenRB.(Oppitz)
an sich bringen 1593 NMittThürSächs. 4, 4 (1839) 79. IV 5 Dist. 10. ebd. IV 44 Dist. 29 [hierher?].
ain lehen s t e h e t und haftet … auf ainem ligenden guet, XXXIX. jm. (zB. als Gefahr) drohen, (für etw.) (als
als da seint … weingarten, äckher und dergleichen 16. Sanktion, Strafe) angedroht sein; auf etw. stehen ange-
Jh. NÖLehntraktat 40 § 1. 1709 Mutach 85. weitere Belege: droht sein, drohen; bdv.: entstehen (I). [jglich bürger sal zum
1291 Seele (I 2), 1506 Erbrente, 1561 abreißen (I). feure sich rüsten,] wehr solchs nicht thut, daruf sal ime
XXXVI. verpfändet, versetzt sein; (als Pfand) einge- eine strafe s t e h e n 1534 FrankenhausenStR. 483. ain
setzt sein; als Sicherheit dienen; tw. verdeutlichend mit: vertrag, den ainer auß forcht annemen … mussen, ist
e

auf/für ein/zu(m) Pfand bzw. Perseme/in Pfandes vnbündig, doch geburt sich in allweg, das es ain solli-
e
→
Weise/Pfandes stehen; bdv.: pfandstehen. swelch gut umb ein che forcht geweßt, darauff dem bedrangten gefarligkait
o e

genandez silber s t a t, daz sol man och lösen umbe daz leibs, lebens oder gesunds g e s t a n d e n 1544 Perneder,
v

silber sament 1238/39 FRBern. II 182. den hoefh ze R. Proz. 35v . daß ainem rat das unwiderbringlich verder-
der im s t u n t fon mir XVII mark, den lies er mir, ledich ben, schaden und ungnad darauf g e s t a n d e n 1548
1265 Tirol/CorpAltdtOrUrk. I 132. ich die houe ze B. …, AugsbChr. VII 37. 1575 LuzernSTQ. IV 45. die recht-
e

die mir von minem herren abbet W. von sante Gallin liche vermuetung, daß der schuldner zuforderist die …
vmbe zehen marche ze phande s t a n t 1294 ebd. III 216. schuld abgezalt habe, die … mit urthl erkhent oder dar-
Ende 13. Jh. BrschwRChr. V. 4552. um 1300 RigaStR. auf ime … ein straff g e s t a n d e n 1608 OÖLTfl. III 29
150. vor desse … sculde s t e y t eme, greuen H., … Par- § 8. sonsten aber der darauf s t e h e n d e n straffe eben-
leberghe, stat vnde lant vnde mannen 1323 MecklUB. mäßig unterworffen seyn 1721 OstfriesBauerR. 113.
VII 119. etliche gut …, die in von uns … s t a t in pfan- XL. (aus etw.) erwachsen. daraus uns s t e t t gar
o

des weise fünff hundert und zweintzig pfunt heller 1335 grosser gbin 1514 HallTPassSp. 343.
Böhmer-Ficker 515. wan de tucht secht, dat de ketel XLI. in etw. bestehen, gegeben sein, vorliegen. so sol
e

achte weken yn den joden g e s t a n hefft, so moghen se auch das kauffgelt in barem gelt s t e h e n Gobler,Inst.
dat darmede holden alse mid andern panden 1347? Göt- 1552 Bl. 110v . weil das lehen allein in vnbeweglichen
31 stehen (XLI) – stehlen (I)
gutern ist, so mag dasselbig auch im gelde nicht s t e h e n
e
1586 Schwartzkopf,DiffIur. Rr . weil schier die beste und
vornemste pare geltlosung im wein s t e h e t 1615 Würt
LTA.2 III 464. Seckendorff,Fürstenstaat (1656) 35.
XLII. etw. ableisten, (erfolgreich) ausführen; bdv.: be-
stehen (A I 1). ief hi biseke, sa scelre et allera ekere herna
sines londriuchtes wardia and a stride s t o n d a mith eine
bereskinse campa [wenn er leugnet, so soll er an jeder Ecke (des ab-
gebrannten Hauses) sein Landrecht wahrnehmen und einen Zweikampf
mit einem barschenkligen Kämpen ausfechten] 14. Jh. EmsigerR.
42. wolten … jre arbaiter gern lennger schichten s t e e n
1532 SalzbBergO. 20r . es sollen auch die schaider fruer
anfaren vnd die schichten lennger s t e e n 1556 Schwaz
Erf. Art. 12 § 3. ebd. 2. 1566 GermAbhMaurer 30.
XLIII. an/bei etw. stehen (bleiben) an etw. festhalten.
swaz er halt gûter dinge bigât / die wîle er an dem un-
recht s t â t / daz ist vor got verflûchet Ende 12. Jh. Erg.
V. 94. mynen ghenadighen heren, by wens segghen wy
altyt s t a e n willen 1489 OstfriesUB. II 305. ist eine von
den sachen, unter welchen der käufer die wahl haben
sollte, durch desselben eignes zuthun vernichtet oder ab-
händen gebracht worden, so muß der käufer bey dem
vertrage s t e h e n bleiben 1794 PreußALR. I 11 § 36.
XLIV. temporal: zurückliegen, her sein. 1276/1370
AugsbStR. Art. 32 § 3.
XLV. stehende Hand Handlänge, als ungefähres Län-
genmaß. das daz loch in dem prun, dardurch dem W.
das wasser fliessen soll, ain s t e e n d e handt under dem
loch des gemainen pads 1521 MittSalzbLk. 96 (1956)
63. wan ain glait umb ain s t e h e n d handt lär ist, wollen
sie khainen zehend geben 1651 ArchKärnten 6 (1861) 43.
1687 Hohberg,GCA2 II 103.
Stehen n., (freundliches, gütliches) Stehen Waffenstill-
stand, (befristeter) Vergleich zur Streitbeilegung; bdv.: an-
stehen (VII 1), Gestehen, Güte (IV). daz wir ein fruntlich gutlich
s t e n beredt und getedinget haben 1399 RTA. III 90. be-
schuldiget, daz sin amptlute … in eim gutlichen s t e n
siner burger einem … zwei pfert genommen 1403 ebd. V
470. 1450 TeplitzUB. 141. dasselbe geleite und gütliche
s t e h n er greblichen und mannichfaltigen hat obirfah-
ren mit worten und werken darumb man ym sein haupt
abegehawen 15. Jh. MittFreiberg 1 (1862) 39.
Stehenschöffe m., erblich eingesetzter, ohne eigene Zu-
stimmung nicht absetzbarer → Schöffe; vgl. stehen (IX 1).
dasz dieselbige scheffen s t e h e n s c h e f f e n sein und …
nicht endtsetzt werden können 1604 LuxembW. 629.
stehlehaft adj., gestohlen, entwendet; vgl. freidig (II). sît
wir sîn sô nâhe gemâge und bêde ein verch von orden-
lîcher sippe, nâher dan von der muoter diu dâ wuohs ûz
s t e l e h a f t e r rippe 1200/10 Wolfram v. Eschenb. 406.
stehlen v. I. einen → Diebstahl (I) begehen; jm. etw.
unerlaubt und auf Dauer zum eigenen Vorteil wegnehmen,
etw. → entwenden (I); auch unspezifisch: ein Vermögens-
delikt begehen; bdv.: dieben (I), gestehlen. gif frigman cyninge
s t e l e, nigongylde forgylde [wenn ein Freier dem Könige (etwas)
stiehlt, vergelte er (es ihm) neunfach] 602/03 (Hs. um 1125) Lie-
bermann,AgsG. Abt 4. gif þeo s t e l e þ, II gelde gebete
[wenn ein Sklave stiehlt, büße er (das Entwendete) doppelt] ebd. Abt
32
90. 688/94 (Hs. um 1100) ebd. Ine 7. léitun sie ouh tho
tháre / scachara úrmare / zuéne zi themo wíze / thie s t á -
l u n êr zi flize um 868 Otfrid5 IV 27, 4. ik s t a l, ik farsto-
lan fehôda 10. Jh. Sächs. Beichte/MSD. 237. fan seekne-
se dis s t e l l e n a guedis [von der Haussuchung nach gestohlenem
Gute] 2. Hälfte 11. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I
116. also mich der R. hie gagenwartic stat ane gespro-
chen hat umbe sin ros, daz ich ime daz s t a l e 12. Jh.
Form. 628. sve nachtes gehouwen gras oder gehouwen
holt s t e l e t, dat sal man richten mit der weden. s t e l t
he’t des dages, it gat to hut unde to hare 1224/35 (Hs.
1369) SspLR. II 28 § 3. gibit och ein man duibi widir
wizzintlichi edir virgildit su vor me richteri, die he selbin
g i s t o l i n heit, die is givrat um 1230 MühlhsnRb.2 115.
welk broder uthe der gilde enen beker s t e l t, de sal den
beker gelden unde der broderschop ewichliken enberen
1252 Stieda-Mettig 375. um 1275 LübMndStR. Art. 156.
noch schuldiger ist jener der dâ hilt / denne jener der mit
sorgen s t i l t 1300 Hugo v.Trimberg(Ehrismann) I Vers
3967. um 1325 Nowgorod(7 Fassungen) 112. wer gotes
leichnam s t i l t, den schol man prennen als ein chetzer
um 1330 BrünnRQ. 396. wers, das dyebe s t e l e n, vnd
wurden die begriffen in dem ehegnanten gerichte, die
sulde man sezen in der … herren von Z. fryeheit vnd
hafftenunge 1419 Hessen/GrW. III 333. 1428 BremRQ.
179. wer auch einen deup begreifft, der pey der prunst
s t u l, vnd den zu venkchnus prëcht, dem wil man von
der stat geben zehen guldein 1454 WienCopeyBuch 7.
1455 DanzigWillk.(Simson) 40. de dar s t e l t in deme
scepe, de scipmanne scolen eme setten vppe eyn vnbe-
büwet ölant 1492 FlensburgStR. Art. 91. simpel dief-
te, es s t e l e n bedectelick dinghen van cleender weerden
uut noode, uut aermoede … niet simpel diefte, es s t e -
l e n bedectelick uuyt avaritien, ende eenich ander crime
daertoe te doene 1510 Wielant,InstrCrim. 96. so einer dir
dein habe s t i l e t, so hastu wider den selben vil clage mit
penen als offentlich diebstal vierfach, heymlich diebstal
zwyfach wider gebung 1536 Gobler,GerProz. 81r . Eiderst
LR. 1572 Art. 53. hefft de deeff so vele g e s t a l e n alse
einer haluen marck werdt js, edder mehr, so mach en
de vaget ane ordel vnde recht hengen JütLow. 1590 II
88 § 1. 16. Jh. AugsbChr. I 13. umbschweiffende böese
bueben, … so von einem orth zum anderen s t e h l e n
1620 Heitersheim(Barz) 54. wer des nachts korn s t i e -
l e t den hengett man, s t i e l t ers des tages, man end-
hauptett ihn 1628 Apel,Collect. 41. [gott will] under dem
wort s t ä l e n alle böse tücke, ränke, griff und anschlä-
ge, mit welchen man seines nächsten gut … an sich zu
bringen understehet, verstanden haben 1637 BaselRQ.
I 1 S. 519. 1666 NÖsterr./ÖW. VII 644. der diebstahl
in hungers-noth, da jemand … etwas von essenden din-
gen zu s t a h l e n geursachet wurde, soll nach deß rechts-
e
verstandigen richters discretion geurtheilet werden 1709
e
Mutach 136. s t e h l e n ist bey hencken verboten 1715
Pistorius,Thes. II/III 305. ein allgemein sprüchwort ist:
so die dieben ettlich nit wüstent, wohin sie mit dem dieb-
stahl sölten, ließen sie das s t e h l e n zu zeiten underwe-
gen 1739 LuzernSTQ. IV 117. 1748 SchleswDorfO. 359.
33 stehlen (I) – steif (II) 34

die strafe des gewaltsamen diebstahls ist verwirkt, so-
bald das gefährliche einsteigen oder erbrechen mit der
absicht zu s t e h l e n wirklich geschehen ist 1794 Preuß
ALR. II 20 § 1171. weitere Belege: 892/93? oþfæstan, um 1275
schuldig (XVII), 13. Jh. Kust (II 2), 1400 gezeihen, 1406 Gerte (II 1),
1465 genießen (I 2 a), 15. Jh. nehmen (II), vor 1531 lohnen (II), 1563
Scheit (I 3), 1586 Goldwährung, 1656 1 Sache (II).
II. jn. entführen; → Menschenraub (I) begehen. da ein
mensh daz ander s t i l t: swer einen menshen s t i l t, daz
ist auch diepheit nach 1280 Schwsp.(Langform M) LR.
Art. 209. wer einen menschen s t i l e t vnd verkeufft …
sol des tods sterben Lutherbibel(1545) 2. Mose 21, 16.
[menschenraub:] bettler und bettlerinnen, welche kinder
s t e h l e n, um sich deren zum betteln zu bedienen … ma-
chen sich dieses verbrechens schuldig 1794 PreußALR.
LitV. 122 S. 104.
stehlig adj., diebisch. Dasypodius 1537 Ddd viiiv .
Stehlraub m., heimlicher → Raub (I), etwa nachts oder
mit Maskierung, iU. zum → offenen (II) Raub; bdv.: Dieb-
raub (I); zS. vgl. His,MA. II 209. ist das rauber … verchêrent
sich ein unchunts gewant und verpergent sich under den
augen, das si jener nicht erchennen mug, den si raubent,
daz haizzen wir auch einen s t e l r a u b und nicht einen
offen raup vor 1328 Ruprecht(Claußen) Art. 71.
Stehlräuber m., jmd., der einen → Stehlraub begeht.
wy en sollen … in unßen landen neyne mordere, struck-
deve, stratenschynnere, s t e l r o v e r e, vorachtede lude
unde der gelyken vorsecliken nycht lyden 1454 Köln/
QStädteForsch. IV 345.
Stehlung f., Diebstahl. s t a h l u n g, schmalerung an-
e e

II 20 § 1088. derer leuth hab vnd güter und entfrembdung anderer

III. sich (dannen) stehlen sich heimlich entfernen, ent- sachen 1603 Praetorius,Zauberei 330. des lasters der un-
fliehen. wil einer ziehen von H., ein vogt sol in geleiten geziemenden geschencknehmung, der s t e h l u n g des ge-
… war er wil, s t e l er sich nachts dannen oder by ne- meinen guths … straffen sind geld-bußen 1717 Brunne-
bel, was dem vogte würde das were. sin ligend güter mann,InquProz. 267.
sol niemant entphrömden … ane wissende eines tum- (Stehlzicht) f., ags. stael-tihtle; Diebstahlsbeschuldi-
brobstes 1450 Burckhardt,Hofr. 70. als sie an behaltung gung; bdv.: Diebzicht; vgl. Formzicht. be s t æ l t y h t l a n 688/94
der statt verzweyfleten, s t a l e n sie sich heimlich darauß (Hs. um 1100) Liebermann,AgsG. IneRb 46. um 924/25
1606 Stumpf,SchweizChr. 649v . (Hs. um 1100) ebd. II Ew 6. ðeah æt s t æ l t y h t l a n
Stehler m., Dieb; oft iU. zum → Hehler; auch rsprw. lad teorie ængliscan oððe wiliscan, gylde angyldes þæt
ez sî vor allem mort ein mort / sô man dem stilt, der dâ he mid beled wæs [wenn auch bei einer Diebstahlsbeschuldigung
getrût / der s t e l e r zuo der helle bût / und wirbt sîn sel- die Reinigung fehlschlägt einem Englischen oder Wälschen, bezahle die-
bes ungemach 2. Viertel 14. Jh. Beringen,Schachged. V. ser (doch nur) mit einfachem Ersatz das, womit er belastet worden ist]
7871. wer eyn phert wel anefangen, daz ome gestoln … Mitte 10. Jh. (Hs. um 1100 ebd. Duns 4.
ist, … sal begern der heyligen unde des s t e l e r s, und sal steibler s. 1 Stäbler. steier(-) s. steuer(-).
czu dene heyligen deme pherde uff deme houbte swern, steif adj., adv. I. von Gliedmaßen: unbeweglich, nicht
daz daz phert sin were nach 1358 Rb.n.Dist. IV 42 Dist. beugbar, gelähmt; vgl. steifen (I). thi erm al of, en half iech-
25. worde dy [leytern vnde eymere] imandt stelen, ist tich ield. is hi s t e f and nawetes nette … fiftine skillinga
der eymer eyn, das ist deme s t e l e r die stupe, ist erer [ist der Arm ganz abgehauen, (so entrichte man) die Hälfte des bei Nicht-
abir mee, das sal em geen an seynen hals 1455 Danzig leugnung zu zahlenden Wergeldes; ist er steif und zu nichts nütze … 15
Willk.(Simson) 40. dij heller, dij s t e l e r, dij redir, dij Schilling] 1327 RüstringerR. 128. 1696/99 ArchSiebb.2 8
dedir schel ma mit lycke pyna pyngia, ende sint allycke (1867) 16.
schyldich 1480/81 JurFris. II 198. 1521 OÖsterr./ÖW. II. streng, strikt, unnachgiebig. in die ordnung fur
XIV 333. ward de deefstal van sinen ölderen edder dar ein s t e i f gesetz bringen lassen 15./16. Jh. NürnbRatsbrf.
he dienede, huset, heget edder bewilliget, de heler was 234. sol hie kein auszog gelten und das strenge, s t e y f -
so gut als de s t e l e r, und let glik mit em edder lösede f e recht gehen, wie es laut von der that eusserlich, so
den hals vor 1531 RügenLR. Kap. 120 § 3. [marqueten- muessen sie auch sterben wie die andern 1526 Luther
tern wird verordnet, nichts von soldaten anzunehmen, GesAusg. I 19 S. 630. wellich diss gepot übersächen,
das] die præsumtion eines gestohlnen guts haben wurde, den- oder dieselben söllend unsere landvögt … strafen
e

… bey straff des strangs, mit welchem der hehler so und ob diser satzung s t y f und stät halten 1564 Schweiz
wohl als der s t e h l e r beleget werden soll 1694 Moser, ArchVk. 8 (1904) 64. damit also in dem heil. rom. reich
e

StaatsR. 30 S. 131. wann das gestohlne … gefunden … bestandige ordnung gemacht und darob umb so viel
e

wirt, [soll man] die personen, das ist den s t ä h l e r oder mehr alles s t e i f f e s ernsts aller orthen wurcklich ge-
e

häler, gfänglich einzihen 1695 BernStR. VII 1 S. 438. handhabt werden moge 1567 CAustr. I 457. das sich
e

1722 SchleswDorfO. 295. s t e h l e r und sackaufheben ist menigklich … solcher … für vnd aufkauff … ganntzli-
e e

eines wie das andre oJ. Graf u.Dietherr 306. 2 chen ennthalten, auch die nachgesetzten oberkaiten …
Stehlerei f., Diebstahl, Dieberei, Betrügerei; bdv.: Diebe- mit allem ernnst s t e y f f drob halte vnd selbst darwider
rei (I). wie dir sei gein got misselungen / an eebruch und mit nichten hanndle TirolLO. 1573 VI 17. die specificati-
mit s t e l e r e i Mitte 15. Jh. AltdTBibl. 105 S. 84. ste- on deß fangs der andern ubrigen fisch-sorten … stellen
e

lung: … s t e l e r e y, rapacitas,furacitas, direptio, compi- wir derzeit ein, … wollen allein die obbegriffene maß
latio 1691 Stieler 2165. [die minister haben] durch ihr s t e i f f erhalten haben 1585 CAustr. I 357. he averst
schelmereyen undt s t e h l e r e y e n den könig undt kö- bleff s t i f f up sinen sin unnd leth sich wedder mit bede,
nigreich arm, sich aber braff reich gemacht 1717 Bibl noch mit gelde, noch mit drouworden gewinnen 1598

2 Deutsches Rechtswörterbuch XIV Heft 1

35 steif (II) – Steifhaltung
Neocorus,Ditm. I 328.
III. getreu, unverbrüchlich, beständig; ob/über etw.
steif halten etw. genau einhalten; formelhaft ua. mit →
1 fest (I) und → stet (II). versprechen hiemit by allen un-
sern eren … s t y f f e und fest zu halten alles in urkhundt
diß brieffs 1525 Mone,QS. II 22. 1541 HeilbronnStat.
Vorr. daß die stipendiaten … ihre ordenung mit läsen,
betten und andern s t e i f halten 1560 Hessen/Sehling,Ev
KO. VIII 173. 1563 SteinmetzOrdn. 409. ob diser ord-
nung [solle] s t e u f f gehalten werden 1568 QÖstG. XV
446. sollen alle … profeßores … zusagen, das sie dar-
uber s t e i f und vest halten, und keine frembde wider-
wertige lehr oder meinung, so dem gesetzten corpori
doctrinae zuentgegen … verteidingen 1576 JbBrschw. 42
(1961) 67. so hette sy gepruedere gemeinlich durch ein-
andern für nutz vnd guot angesechen, fürthin nachuol-
gende artigkel vnder inen s t i f f vnd stargk zehalten 1609
BremgartenStR. 126. daß sie den neueingesetzten guar-
dian und convent der parfüesser … s t e i f f e n schutz
und schirm halten sollen 1616 FreibDiözArch.2 1 (1900)
355. dem buchstaben nach s t e i f gelebt und alles un-
verbrochenlich gehalten 1629 HagenauStatB. 266. dar-
mit auch uber dieser ordnung desto s t e i f f e r gehalten
e
werden konne, so sol alle jahr … ein rugegerichte [ge-
e e
halten werden] 1653 Jülich/CJVenatorio-Forest. III 18.
1660 Steinen,WestfGesch. III 598. daß er [Sultan] … den
zwischen ihm und dem römisch-teutschen kaiser recht-
geschlossenen frieden unverbrüchlich auf das s t e i f f e s -
t e halten … wollte 1665 MIÖG. 72 (1964) 420. dan eine
einhellige verabredung s t e i f f undt fest gelebet werden
soll 1702 SchleswDorfO. 694. 1706 Kolz,LütjenbHandw.
100. folgende artickhell sollen wie die andern s t e i f f ge-
halten … werden 1739 LuzernSTQ. IV 104.
IV. exakt, präzise. und hielte die mark s t e i f 5 loet
fein silbers um 1549 ArchUFrk. 22 (1874) 73.
V. ausgestreckt, gerade. 1770 BremWB. IV 1031.
VI. halsstarrig, verstockt. die ketzer sind s t e y f f und
starrig auff yhrer lere 1526 LutherGesAusg. I 19 S. 586.
1562 Weinsberg LibJuv. 442.
VII. von Kleidung: gesteift, gestärkt, unbiegsam; straff.
will ein radt die vngeheure … van figenkoruen, … hol-
tenen edder s t i e v e n bogeln gemakede und vthgespan-
nene springer, imgliken die schleprocke by straf 20 fl.
… vorbaden hebben 1570 BaltStud. 21, 1 (1866) 162.
1578 Weinsberg LibSen. 36v . 1594 HambBurspr. 499.
Steifbettler m., betrügerischer Bettler, der zB. eine
Verletzung simuliert oder hochstapelt; bdv.: Hochstapler. al-
lermaßen bey … Maria Zell an allen straßen und we-
gen viele hütten und wohnungen, allwo sich viel s t e i f f
b e t t l e r und sonst keinziges gesindel sich auffhalt
1691/94 BeitrSteirG. 28 (1897) 13. allermassen solche
starcke s t e i f f - b a t t l e r keines almosens … werth sind,
e
… da sie beinbruch und andere grausame schaden und
e e
kranckheiten … simulieren A. Klinger, De cura paupe-
rum (Zürich 1693) 5. s t e i f b e t t l e r, welche … als va-
ganten dem oberamt zur bestrafung zu uberliefern sind
e
1763 SammlBadDurlach II 109.
Steife f., Beständigkeit, → Standhaftigkeit. 1572
36
SchweizId. X 1445.
steifen v. I. afries.: (durch eine Verletzung) unbeweg-
lich werden, gelähmt sein; vgl. steif (I). send se s t e u a n d e
and stak allerek threddahalf skilling [sind diese steif und starr,
(so ist die Buße für) einen jeden 2 ½ Schillinge] um 1300 Rüstrin-
gerR. 74. 1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 98. stebbelithe and
s t i u a n d e lithe ne ach ma nout togadere to scriuan [ver-
stümmelte (Finger)glieder und steif gewordene (Finger)glieder soll man
nicht zugleich als bußpflichtig verzeichnen] ebd. 102. tha smelinga
XXXVI scillinga; s t i w a n d a alsa fule [(für) die Gliedschmäle-
rung 36 Schillinge; (für) das Steifwerden ebensoviel] ebd. 114.
II. jn./etw. stärken, unterstützen. [wy] gelaven se tho
holden, tho s t i v e n und tho stercken in alle ohre privi-
legien, fryheden und rechten 1438 Wiarda,OstfriesG. I2
474. dat sulken persoen niemant en ontholde op sloten
noch in steden, noch oick en huse, en hove, en voer-
stae, en s t i v e, en starcke mit rade of mit dade 1445
UtrechtRBr. I 361. te s t i v e n ende te starcken alle de
kueren … na allen horen mogen ende beste wetenscap
1487 HaarlemRBr. 169. min fatter und ich hetten uns
gern mit E. gutlich vertragen, aber er wolt sinen willen
plat haben, dan das gewonnen urtel s t e i f d e n in um
1560 BuchWeinsberg I 167.
III. (sich) auf etw. stützen. auch ist das konnen in
e
dem gemeinen leben und wandel nur moraliter anzu-
nehmen, vor ein solches vermogen, … als man gemei-
e
niglich vor zulanglich erachtet, und welches sich auf
e
probabele ursachen oder grunde s t e i f f e t 1691 Pufen-
e
dorf,Sittenlehre 34. gleichwie in einer jeden regierung die
menschen … auf jene maximen sich s t e i f f e n, welche
die gelegenheit der zeiten … dictiret 1702 ArchÖG. 13
(1854) 45. [das hauß Baaden hat] die gravamina zu laug-
e
nen sich nicht getrauet, sondern bloß abermahls auf ein
sehr befremdliches falsches principium sich g e s t e i f f t,
wasmassen … unterthanen ex lege imperii kein jus reli-
gionis zukomme 1731 Faber,Staatskanzlei 57 S. 263.
IV. jn. bestärken, zu etw. drängen, aufhetzen. notari-
en, procuratorn, … die sich anders nicht befleissigen,
dann die unterthanen wider ihre herrschafften aufzu-
leinen und zu s t e i f f e n 1600 RAbsch. III 475. damit
die unwilligen aus der bürgerschaft in ihrer seumigkeit
und zurückhaltung nicht g e s t e i f t [werden] 1643 Krau-
se,AnhaltUrk. V 1 S. 131. 1687 Karst,Neustadt/H. 241.
ich habe ihm in seiner meinung g e s t e u f e t 1697 Arch
ÖG. 48 (1872) 227.
V. (sich gegen etw.) stark machen, sträuben, widerset-
zen. diesen … unverfanglichen vorschlag hatte S.-B. zu
e e
seinem selbst eignen schaden nicht acceptiren wollen,
hatte sich g e s t e i f f t und etwa auf … insolentien ver-
e
lassen 1634 LondorpSuppl. III 582. [nachdem C.F.] in
Moskau wider alle mögliche revers sich g e s t e i f e t, und
die gefährlichen zuschnitte wenigstens stutzen gemacht
hatte, so wurde er … zurückberufen vor 1783 MittLivl.
10 (1861/68) 38.
VI. hemmen, zum Stillstand bringen. domit die freien
commertia nicht g e s t e y f t RTA.RV. 1566 S. 481.
steiffe s. Stab. steifferden s. stauben.
Steifhaltung f., gehorsames und unablässiges Einhal-
37 Steifhaltung – 1 Steige (I)
ten; Befolgung. versprochenen religion-friedens, an des-
sen s t e i f f h a l t u n g wir, die churfursten, fursten und
e e
stande des heil. reichs keinen zweiffel tragen 1569 RAb-
e
sch. III 280. 1615 BernStR. VII 2 S. 739. befehl, diß
unser … ordnung zu künfftiger nachricht und s t y f f -
o
h a l t u n g nit allein gehöriger orten ynschryben zelaßen,
sonders auch die anstalt zeschaffen, daß selbige alle jahr
… offentlich von cantzlen … verlesen werde 1644 ebd.
VI 1 S. 439. 1737 Moser,StaatsR. I 525. zu s t e i f f h a l -
t u n g dieser ordnung sollen alle decanen … verbunden
seyn 1743 BernChorg. 87.
(Steifnis) f., Bekräftigung. dat zij na inhout der nyeu-
wer handveste ende tot s t i v e n i s s e van dien dair
toe nemen ende kiesen zullen dieguene die hunluyden
vreemdt zijn 1478 HaarlemRBr. 164.
(Steifstich) m., (bußpflichtiges) Beibringen einer Stich-
verletzung, die zur Lähmung eines Körperteils führt; vgl.
steif (I). s t i f f s t e c k, dar anders nicht van kumpth, tein
schillinge 2. Hälfte 16. Jh. OstfriesRQ. 207.
(Steifung) f., afries.: (Beibringen einer) Lähmung,
Versteifung (von Gliedmaßen); vgl. steif (I), Steifstich. tha
smelinga XXXVI scillinga, tha s t i w a n g a alsa fule [(Buße:
für) die Gliedschmälerung 36 Schillinge, (für) die Steifheit ebensoviel] 1.
Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 112. ebd. 116.
Steig, 2 Stieg m. I. (schmaler) Fußweg, Pfad, auch →
Reitweg; iU. zum Fahrweg; auch übtr.; auch das Wege-
recht; bdv.: Fußsteig, Gangsteig, Steigweg. leita mih an den s t i -
g e n des rehtes. umbe sinen namon um 1000 Notker III
63. daz mine vrowan v.V. alle die offene waide vnd s t i -
v
g e vnd straze haben son 1290 Thurgau/CorpAltdtOrUrk.
II 534. 1299 Oberbayern/ebd. IV 459. daz wir dazselbe
dorf mit allen rechtin, friheiten, … gerichten, halsge-
richten uf s t i g e n und strazen, in dorfe und in velden,
… besezzin haben 1351 ErfurtUB. II 301. den s t i c h
twisschen der steynmolen unde unseme hove, de to der
Leynen gheyt, den enschulle we on nicht beweren, dat
se water halen moghen 1373 GöttingenUB. I 279. um
1400 LiegnitzStRb. 116. eyn s t e y g ist, den man geen
und reyten sal ebd. 250. ein jglicher acker ist den leu-
ten pflichtig eines s t e y g e s vnd eines weges vnd einer
strasse 1408 (ed. 1574) Ekhardi,MagdebR. III 4, 6. die
purger … sollen nit nach dem s t e i c h hinauf gen Ende
15. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 353. 15. Jh. Prompt.jur. 20.
die baurlichen recht seind der ligenden gueter, als s t e i g,
geeweg, gemainer weg vnd wasserlaytung um 1500 Sum-
ma legum 275. vor 1531 RügenLR. Kap. 101 § 14. hat
iemand gerechtigkeyt auff eins anderen grund wasser
zu schepffen, wirt dardurch verstanden daß er zu sol-
cher schepffung auch einen s t e y g odder fußpfadt habe
1553 Gobler,StatB. 109v . 1654 NÖLO. V 2, 16 § 7. was
aber den entzwerech s t e i g zu der mühl vund Rampach
[belangendt], … wirdt sollicher … bis das korn geschnit-
ten vnd eingefiert, aufgehebt 1660 Foffa 302. wehr neie
s t e i g macht, es sei durch weingarten oder anderswo,
da hievor niemals kein gewohnlicher s t e i g gewösen ist,
der ist verfallen … 72 ¢ 17. Jh. NÖsterr./ÖW. XI 42. de
s t i c h edder weg van[t] dorp … schal ein jeder even sien
egen landt dempen und bemacht holden 1717 Schlesw
2*
38
DorfO. 476. 1722 ebd. 251. sollen sie ihre wegen vorho-
gen undt s t i g e dermassen vorbesseren, damit man sich
derselben nothdurfft und voreisch gebrauchen müge En-
de 18. Jh. OstfriesBauerR. 158. das recht des fußsteiges
begreift das recht in sich, auf diesem s t e i g e zu gehen,
sich von menschen tragen, oder andere menschen zu
sich kommen zu lassen 1811 ÖstABGB. § 492. weitere
Belege: 1528 Steigbeseher, 1544 Servitutrecht, 16. Jh. Fluchtweg.
II. → Steg (I), kleine Brücke. daß man an statt der so
kostbaren brucke hinfort einen tuchtigen breiten s t e i g
e e
halten, die fahr-strasse aber auf einen kurtzen umweg
… verlegen mogte 1721 Knauth,Altenzella IV 45.
e
III. auf Steig verkaufen versteigern; vgl. Stange (V), Steil
(I). befollen, daß er berürte güter alle … uff s t e i g ver-
kauffen und gelt darfür erheben … soll 1581 Franken-
thalMschr. 14 (1906) 12.
Steigbeseher m., mit der Überprüfung des Zustands der
→ Steige (I) betraute Amtsperson. die s t a i g b e s e h e r so
sy die staig besehen haben, sein inn die burgenmeister
3 mos weins und 4 weck schuldig 1528 WürtVjh.2 12
(1903) 446.
Steigbettler m., Straßenbettler. wann der verdach-
te ein landstreichender mißigganger, gartender lands-
e
knecht, schweiffender s t e i g b e t t l e r, zigeuner [ware,
e
solle er gefanglich angenommen werden] NÖLGO.
e
1656(CAustr.) 83 § 1. 1666 Reyscher,Ges. XIII 475.
1720 NArchHeidelb. 3 (1898) 191.
Steigbrief m., amtl. Urkunde für den → Steigerer (I)
namentlich einer Immobilie zur Bestätigung des erfolgten
Zuschlags; bdv.: Steilbrief. keine immobilar-veraußerung
e
und keine bestatigung eines kauf- oder s t e i g b r i e f e s
e
ist zulaßig ohne production eines … zeugnisses …, daß
e
das zu veraußernde gut frei von schulden und hypo-
e
theken sei, dessen in dem kauf- oder s t e i g - b r i e f aus-
drucklich erwahnung zu machen ist 1774 Scotti,Nassau
e e
Weilburg 1571. [gebuhren der landschreiber] für ausfer-
e
tigung der kauf-, tausch- und s t e i g b r i e f e 1815 Scotti,
HzgNassau 1915.
Steigbügel m., → 1 Reif (II), Bügel, der als Fußstütze
für den Reiter beidseits am Reittier herabhängt; bdv.: Steg-
reif (I). [tax-ordnung:] sporer: … grosse verzinte s t e i g -
b u e g e l 8, 9, 10 oder 12 sgr. 1623 CCMarch. V 2 Sp.
603. der kayser recusirte dem pabst beym auf- und ab-
sitzen vom pferd dem s t e i g b u g e l … zu halten A.L.
e
Imhof, Neu-eröffneter Historischer Bilder-Saal III (Sulz-
bach 1694) 412. 1719 Lünig,TheatrCerem. I 319.
1 Steige, 1 Stiege f., mnl. u. mnd. auch stege. I. Treppe,
Treppenstufe; Leiter, Sturmleiter, Steigbaum. als dieser
brieff gegeben ist zu L. uff der burge vnd an der s t e g e n,
da biszher gewonlich ist gewest zu geriecht zu sitzende
1372 Zink,Kaiserslautern 307. M. und H.S. sullen bey
dem sturm … iren gezeug neben der grossen puhsen uff-
e
rihten; die mussen haben … zwu prukken und ein s t i e -
e
g e n 1388 NürnbChr. I 177. 15. Jh.? Schannat,Worm. II
443. wo der hoffherr im hauß schaden gethon het mit
abhawung der sparren, abbrechung der s t i e g e n oder
der britter … so soll der hoffherr schuldig sien auß dem
hauß zu zyehen 1541 HeilbronnStat. VII 13. von s t i -
39 1 Steige (I) – 2 Steige (VI) 40

g e n oder troppen: wie derselben keine ausserthalb der RQNordfriesl. 57. eft en man wundinge krege in sinem
e

behausungen … auffgericht sollen werden 1564 Frons-
perger,Bauordn. 49r . kainer mag ain s t i e g e n in eines
andern aigne wand machen 1567 Pegius,Dienstbarkeiten
Reg. 1679 CAustr. I 521. 1702 SchleswDorfO. 306.
II. steil ansteigender (Fahr-)Weg; auch der Hang,
über den der Weg führt. hofstat … an der schute vor
der brucgen bi der s t a y g e gelegen 1338 HohenloheUB.
II 459. 1357 UlmUB. II 2 S. 464. zwen halbacker re-
ben … an der s t e i g e und in dem banne zu Zabern,
einsite nebent C.K. dem metziger und die ander seit an
dem steygewege 1383 MittDmEls.2 21 (1906) 136. das
glaith, das sich anhebt ob Münhckheimb auff der s t a i -
g e und gehet bis in den bach vor dem Vierngrund 1442
Lünig,CJFeud. I 1021. des keisers straße ist … die s t e i -
g e herabe bis für sich durch die stat Zabern vor dem
galgen us, ist LXII schuhe wit und breit als eins keisers
lantstraße von reht sin sol 1461 MittDmEls.2 25 (1918)
91. 1753/65 WürtVjh. 11 (1888) 185.
III. schmaler Weg, Gasse; bdv.: Steig (I). dat hi liicghen
laeten wiil eyne s t e g h e van zienen erve, dat ghelegen is
tusscen H.v.I. ende B.S., an die uyter ecghe alse an B.s
erve … van sees voten wijt 1330 KampenSchActen 186.
wie dat slike of vulnisse draghet … up s t e g h e n ende
dairaf bedraghen wert, die sal alle die lude scadeloos
houden van dien bueten 1413 AmsterdamRbr. 26. solte
jemand muthwillig reiten oder fahren über eines andern
mannes korn oder wiesewachs, woselbst kein rechtmä-
ßiger weg oder s t i e g e geleget ist, gibt der herrschafft
und nachbahren jedem 18 ß. 1638 SchleswDorfO. 460.
IV. Stall, → Pferch (I), Gehege. sohwerso suganti fa-
rah forstilit fon deru furistun s t i g u erdo in metalostun
inti des giwunnan wirdit, gelte sol. III foruzan haubitgelt
inti wirdrin um 830 PLSal.(MGH.) Tit. 2, 1 (Cod. V).
wan men dey swyn in dat eykeren drinet, so sall in uwe-
liker marke nicht dan eyn s t e g e wesen 1350 Seibertz,
QWestf. I 106. was schwin die beken … gen den metz-
gern zu ziten verkoufent …, die sullen si ab der s t i g e
o i
munde, dar sin sprake sick aflegerde in siner tungen, dat
were veer s t i g e mk. 1473 DithmUB. 65. so ein frouwe
offt ein junckfrouwe … dodtgeslagen worde, so scho-
len sehe ock vor twintich s t i g e vresche mark gegulden
werden 1508 Wurster Küren 114. siben pferde, mehr dan
sieben s t e i c h e daler werth, beschediget 1579 ZHessG.
4 (1847) 91.
II. in Bezug auf Heu, Korn uä.: eine → Hocke (I),
ein Bündel von 20 Garben; insb. in Bezug auf Abgaben;
meton. die Abgabe bzw. Abgabepflicht; vgl. Mandel (I). van
dem vorwerke und tegheden heft men ghegheven hern
A.v.C. viftich schepel wetes .. unde twe s t i g h e vlas-
ses 1335 HHildeshUB. IV 754. 1411 HunolsteinUB. II
142. welck broder offte süstere, de vorbrand were van
syneme eghene vüre edder von synes nabüres vüre … de-
me scholen gheven en jewelick gilde broder ein s t i g h e
schoves und I vöder timmers 1514 Westphalen,Mon. II
509. ein jeglicher höffner daselbsten gibet jerlich dem
pfarner 1 s t i g garben, die von alters ihe unde allwegen
s. Johannesgarben genempt worden 1554 PommVis. II
361. das 30te s t i e g e oder mandel von allerlei korn, tre-
get bey einem wispel 1600 PrignitzVis. 201. der meyer
halt ein jeder s t e i g h 4 stüber, jeder scheffen deren nur
2 1680? LuxembW.(Majerus) II 292. 1772 Pufendorf,
HannovLREntw. Tit. 47 § 12.
III. in Bezug auf Tiere, (va. landwirtschaftliche) Pro-
dukte und Handelswaren, ua. als Abgaben. 2 s t i g e ey-
ghere alle iar 1376 GöttingenUB. I 290. dit hebbet de
hollandere ghenomen … 600 huntvisches, 3 merswyn,
1 ½ s t i g h e kese 1400 BremUB. IV 325. so hebben se
uns ghunt twe s t y g h e swyn vry to ghande 1421 Schlesw
HUSamml. I 290. eyn schaperjunge sal hebbin 2 s t i g e
schap 1445 GöttingenStat. 477. 2 £ 8 ß eynem man von
H. von 16 s t i g e welle zcu hauwen zcum zcune 1471
KasselStRechn. 64. 15 £ siczchen ist 4 gl. minus 1 ort
vor 1 ½ s t e c buckinge zur spende in cena domini 1491
ebd. 101. dem M. werth tho gefunden thor vullen maste

ouch von dem geswornen schöwer geschöwet und schon III s t i g e schwine, tho halver maste XXX schwine 1534
e

gegeben werden 1376/1445 UlmRotB. Art. 311. vorstelit Niedersachsen/GrW. III 223. witling schall averst bened-
ein man deme anderen sin veder spil von der stangen den eynem s t i g e nicht vorkoft werden 1534 LünebZftU.
oder vz s t i g e n, man sol in gelich zien anderen duben 110. in mangel der mast gibt er an statt des schweines
o

um 1410 Schwsp.(Kurzform/Gr.) Art. 239 (Kz ). 1438 2 einen reichsdaler, ein s t e i g e ahl oder giebt dafür einen
Lacomblet,UB. IV 272. marck lübisch 1592 ZSchleswHolst. 2 (1872) 204. 1631
V. Fischzaun, -wehr. [van deme fischen:] man sall die SiebbMunC. 90 [hierher?]. [an impost bezahlen] 6 s t i e -
s t y g e n oppen laten so wyth, dat eyn schyp moghe g e ahle … 3 [pf.] 1721 BremPolO.(1732) 1224. 1 s t i e g e
twersch dair tüschen afgain 1534? Lappe,Altena 299. sind 20 stuck 1788 Gadebusch,Staatskunde II 98.
e

2 Steige, 2 Stiege f., 1 Stieg n., ein Zählmaß, eine Re- IV. in Bezug auf Zeiträume, insb. das menschliche Al-
cheneinheit: 20 (Stück). I. in Bezug auf Geld, Münzen. ter in Jahren. er sei wol drei s t e i g jar alt 1596 ZHessG.
thes riuchta presteres ield stont bi siugun s t i g a merkon 4 (1847) 91. er hab vber ein halb s t e i g jar zu W. ge-
and bi tian merkon buta ena halua punde [das Wergeld des wohnt 1634 ebd. twe jaar aver veer s t i g e oold 1770
rechten Priesters kommt auf 7 Stiegen Mark und 10 Mark weniger ½ BremWB. IV 1033. 1781 Dähnert,WB. 461.
Pfund zu stehen] um 1300 RüstringerR. 96. 1327 ebd. 146. V. in Bezug auf Längenmaße; insb. 20 → 1 Ellen. X ½
quinque s t i g a s marcarum monete usualis 1397 Gro- s t i g h e unde ein ele lenwandes 1395 HildeshUB. II 484.
ningenUB. II 215. veer s t y g h e nyer gülden 1409 Ost- de lynewevere scholen vor de s t y g g e teynebind lakens
friesUB. I 186. hundert rinsche gulden, dat hundert to nemen to lone einen schilling 1403 HannovStR. 471.
vyf s t i g e gerekent 1442 ebd. 470. desse vorscr. sunne VI. in Bezug auf Volumenmaße; von Sole: 20 Sal; vgl.
schal beteren den man uor IX s t i g h e mrc 1444 Panten, Stiegeschreiber, Bornstiege; zS. vgl. Witthöft,Metrologie 194. 4 plaus-
41 2 Steige (VI) – steigen (VI)
tra machen 1 s t i e g e nach 1665 NStaatsbMag. VIII 11.
s t i e g e nennet man eine gewisse maaß der sale auf der
sultzen 1723 Staphorst,HambKG. I 1 S. 494.
e
steigen v. I. hinaufsteigen, hochklettern, (etw.) bestei-
gen, (über etw.) klettern; (auf/zu etw.) aufsteigen; auch
übtr. dat ek bi nachttit s t e c h over dat bolwerk unde
over de muren der stad to H. 1348 HildeshUB. II 17. wer
o
des nachtes besehen wird, das er … vber die mauer s t y -
g e t, der sal zehen schilling geben 1351 ErfurtZuchtbf.
119. een man moet oec wel volghen sinen heren ende …
die maech sinen maghen, ende helpen borghe ende stede
s t i g h e n ende winnen … om een misdaet 1451 NlSsp. II
200. [konig L.] hat desselben tages seinen … vatern zum
begrebnus beleitet vnd dornoch jns regiment g e s t i e g n
1509/16 GörlitzRatsAnn. I/II 403. ir sollend ouch gewalt
e
haben, … alles das gewild, so den boum s t i g t und ert-
rich bericht, jagen 1525 BernStR. VI 1 S. 328. es kan
sich niemandt zu unmoglichen dingen verpflichten, …
das einer nicht thun kan, als gen himel s t e i g e n oder
bom aus der erden reissen 1565 Klammer,CompJuris 44
§ 5. 1570 Westfalen/GrW. III 203. wenn der bapst soll
auffs roß s t e i g e n, so muß ihm der kayser den steige-
reyffen haltenn 1628 Apel,Collect. 97. die fursten, die zu
e
solcher macht g e s t i e g e n, legten sich umb ihre macht
… sehen zu lassen auff das stadte bawen 1667 Pufendorf,
e
RZustand 102.
II. absteigen; hinunterklettern. ein pischolf mocht den
e
selben menschen ab losen in vil sachen … ob ein mensch
e
einen geweichten mit wazzer … beguzz, … oder dez
pfartez satel gegurt letzt, daz er von dem pfart viel, oder
e e e
da von must s t e i g e n mit vnwillen 1390 (Hs.) Berth
e
Rechtssumme 282. wan dan unser brunen deß jahrß ein
mahl ist gesaubert worden, … [ist man schuldig zu be-
zahlen] der persohn …, welche in den brunnen s t e i g t,
12 d. 1710 RheingauLändlRQ. 391.
III. (in ein fremdes Besitztum) eindringen, einsteigen,
hineinklettern. wer dem anderen bij nacht off bij dage in
syn huyss off hoff s t i j g e t off bricht, den mach man hal-
den bis an dat recht, ind die richtere ind scheffenen soi-
len over den richten um 1450 KölnAkten I 687. 1455 Al-
tenburg/MittOsterland 4 (1858) 259. 1477/94 NÖsterr./
ÖW. XI 63. so aber ein dieb … yemant bey tag oder
nacht in sein behausung … bricht oder s t e y g t, … so
ist doch der diebstal … ein geflißner verdlicher dieb-
stal BambHGO.(1507) Art. 185. welcher über einn wahl
gienge, oder … in die gezelt vnd leger s t i g e, der soll
den kopff verloren haben 1550 Gobler,Rsp. 222r . sie
[schüler] sollen andern leuten nicht in die gärten s t e i -
g e n, obst und dergleichen zu nemmen 1675 Heilbronn/
SchulO.(Vormbaum) II 656. ein erster diebstahl bis zu
5 fl., wenn dabei nicht g e s t i e g e n, gebrochen oder ge-
walt und gefährl. waffen gebraucht worden, bleibt den
vogteiherrn zur aburtheilung überlassen 1739 ZWirtFrk.
7 (1865/67) 72. daß derjenige, der wider des schiffs-
capitans willen … an bord des schiffes s t e i g e t, als
e
ein dieb und rauber angesehen [wird] 1776 Oldenburg/
e
v.Berg,PolR. V 213.
IV. (etw.) erhöhen, steigern, in die Höhe treiben, ver-
42
teuern; mit etw. in die Höhe gehen; bdv.: erhöhern. do qua-
men B. vnde S. in geheget ding vnde begaueten K.B.
daz selue egen mit al dem rechte, alse it ere was. dar
quam J., ere broder, vnde s t e g e t e mit gift de gaue, de
sine brodere C. gegeuen hatten 1266/1325 HalleSchB. I
107. [daz hus wurde M. verliehen] umb ein pfunt zinses
genger und geber strâzburgere, ane hoher s t e i g e n 1299
LSchrP. 121. der selbe zinse sol von den selben guten
niht hoher g e s t e y g e t werden 1342 MWirzib. IV 399.
ob ieman … sin mullinan innerhalb zehen jaren erhohert
i e
oder g e s t a i g t hett, so mag man die selben gulte alz vil
i
diu g e s t a i g e t were, wol ablosen 1376/1445 UlmRotB.
e
Art. 186a. 1382 LeutkirchStR. 32. den zehenden höher
g e s t e i g t und bestanden 1495 Carlebach,BadRG. I 112.
wer ouch das ieman den nuwen win s t e i g e t e ûber den
ersten, der git ouch ein vierteil fûrwìnes demme shult-
heissen 15. Jh.? (Hs. 17. Jh.) Hanauer,Constd’Alsace 85.
das etliche … vmb ain klaine versaumbnuß der zeit, so
sy zu der bezalung ansetzen, ain v̆bermassigs interesse
e
fordern vnd mit der haubt summa s t e i g e n TirolPolO.
1573 Bl. 20v .
V. sich erhöhen, ansteigen, zunehmen, wachsen; an
Wert gewinnen; sich summieren. [so nun] der gulden
g e s t i g e n ist und man den zimmerleuten und steinmet-
zen iren lone erhocht hat, hab ich den taglonern an
der stat arbeit iren lon auch erhocht 1464/70 Tucher,
NürnbBaumeisterb. 44. JoachimsthalBO. 1548 I 1. dass
uf e.e. rats officien gangbare munze …, nachdem die
münz allenthalben s t e i g e t, gleich dieselbe unter den
bürgern gelten, in bezahlung angenommen werden mue-
gen 1609 Rigafahrer 254. zum seewerffen oder denen
schaden, welche geringe seyn und nicht hoher als auff
e
ein hundert thaler s t e i g e n …, darzu ist kein versiche-
rer schuldig zu antworten SchwedSeeR.(1667) 72. ob je-
e
des orts erb- und saalbucher vorhanden, und darinnen
e
alle einkunfte, renthen und gefalle … s t e i g e n d und
e e
fallend zum capital angeschlagen 1697 HistBeitrPreuß.
II 87. daß auf denen jungen holzschlägen die viehhuet
… so lang, bis der junge anflug des holzes so weit in
die höhe g e s t i g e n, daß demselben durch die einwei-
dung des viehs kein schaden mehr zugefügt werden mö-
ge, gänzlich abgestelt seyn sole 1713 SalzbWaldO.(FR
Austr.) 179. 1740 BernStR. VII 1 S. 137. daß bey denen
einzusendenden quartals-rechnungen das s t e i g e n oder
fallen der post-revenüen … conferiret … werden sol-
le 1772 CSax. I 1004. unverträglichkeit und zanksucht
werden eine gegründete scheidungsursache, wenn sie zu
einem solchen grade der bosheit s t e i g e n, daß dadurch
des unschuldigen theiles leben oder gesundheit in gefahr
gesetzt wird 1794 PreußALR. II 1 § 703. 1811 ÖstABGB.
§ 992. weitere Belege: 1445 gehen (B III 1), 1652 Jagfrondienst, 1758
Münzfuß, 1809 Ratherr (IV).
VI. jn. (mit etw.) belasten. an deme cinse sol sie nie-
man hoher s t e i g e n 1276 StraßbUB. IV 1 S. 156. wenn
… ain nüwer mayer … den höff enphahen wil, so sol er
geben ze erschatzz zwo march silbers … vnd sol man in
nit hoeher s t a i g e n 1287 SchrBodensee 13 (1884) 87.
das H.B. ettlich … armen lúte g e s t e i g t haben solle an
e
43 steigen (VI) – Steigerer (III)
zinsen ettlich irer cleinen gúlte guter 1464 Rappoltstein
e
UB. IV 330. 1478 HeidelbStR. 516. das die abg. baw-
leut vff den güttern … nit weytter noch höher g e s t a i g t
söllen werden 1478 Indersdorf II 33.
VII. etw. ersteigern; auf etw. bieten, mitbieten; vgl. Steig
(III), Steigerer (I), Steigung (I). 1526 MosbachStR. 599. wann
einer den zehenden s t i g t oder bestehet, vnd begert dess
wandel …, soll er kommen zuschen dem ansatz vnd ste-
hetkauff, denselbigen vffsagen, vnd soll von X malter
frucht ein malter habern geben 1549 Hochwald/GrW. II
122. nach 1592 SAvoldStR. 74. ein weiß hanfener schurtz
s t e i g t D. … umb 10 bz. 1708 Becker,Pfalz 251.
1 Steiger m. I. im Bergbau: (vereidigter) Grubenauf-
seher, Betriebsführer einer Grube; ua. mit organisatori-
schen und polizeilichen Aufgaben; auch: wie → Hütten-
steiger; bdv.: Berghutmann; vgl. Obersteiger, Schichtmeister; zS. vgl.
Veith,Bergwb. 459f. ist das ymant eynen man, der geswo-
ren hat zu dem rechten, er sye hutman, s t y g e r ader
czymmerman … angreift myt bosen worten … er ist be-
standen myt neun marken Ende 13. Jh. IglauBergR. 285.
1350 Wutke,SchlesBergb. I 23. si heissen darumb s t e i -
g e r, umb das si steticlich steigen, wann das ir geschefte,
das si tag und nacht alles perkwerk besteigen pei dem
eide, den si gesworn haben, alle ding czu straffen czu ge-
meinem nucze der perkgruben Ende 14. Jh. Zycha,Böhm
Bgr. II 93. S., des konigs obirster s t e ÿ g e r 1402 MHung
JurHist. IV 2 S. 8. 1529 CSax. I 4. s t e y g e r oder hut-
mann ist, der auff die arbeyter sihet, jhn eysen vnnd
vnschlet gibt, die grubenn mitt gezimmer vnnd anderm
o
… versorgt 1539 Bergwb. 255. 1548 ZinnbgwO. 107. dies-
se beampten vnd s t e i g e r sollen zusehen, daß die ge-
werkhen nicht werdenn im gedinge vbernohmen 1563
Hessen/ZBergr. 22 (1881) 60. 1568 Zwengel 177r . præ-
fectus fodinæ vel cuniculi: s t e i g e r, huttenherr Frisch-
e
lin(Frankf. 1631) 348. 1698 Span,Bergsp. 60. unter die
anfurer gehoret der s t e i g e r, welcher die arbeiter an-
e e
zuweisen, die gruben tag und nacht zu befahren und
dahin zusehen hat, damit die arbeiter ihrer obligenheit
gemaß thun 1757 Estor,RGel. I 223. 1792 CSax. I 1255.
e e
hierher [bergamts-bediente] gehoren vorzuglich die ober-
e e
und unterbergmeister, … receßschreiber, puchverwalter,
s t e i g e r 1803 v.Berg,PolR. III 389. weitere Belege: 1544 Kup-
ferrauchsherr, 1665 Einfahrer (I), 1783 Hüttensteiger.
II. Schachtmeister beim Befestigungsbau. kein s t e y -
g e r [soll] den andern sein knecht nicht abspannen, ablo-
cken und ihme zum vortheil arbeiten laßen 1554 Mitt
Gotha 2 (1898/99) 140.
III. Ersteigerer, Höchstbietender bei einer Versteige-
rung; bdv.: Steigerer (I). 1737 PfälzW. II 580. alle s t e i g e r
und käufer bei contracten und steigungen [sollen] neben
dem gewohnlichen gottes-pfennig einen freiwilligen bei-
e
trag zum waisenhauß thun 1763 LeiningenErbfO. 851.
1806 HeidelbPolGes. 55.
IV. → Bieter (IV) bei einer Versteigerung; bdv.: Steige-
rer (II). so nit meer s t e y g e r vorhanden, welcher dan an
der erbotten sum der hochst oder merer were, dem solt
e e
vffgab, instellung vnd werschafft geschehen vnd würck-
lich possess gegeben werden 1498 WormsRef. V 3, 11, 4.
44
sollen die s t e i g e r e laut und vernehmlich ausrufen und
der letztbietende von meyer und gerichten wohl in acht
genommen werden 1786 Gerhard,SaarbrSteuerw. 170.
V. Kaufvermittler, → Makler (I 1), Unterkäufer. pro-
xeneta: s t e i g e r, druffschlager 1516 DiefenbGl. 469.
2 Steiger m., f., n. I. mnl.: (Frei-)Treppe, insb. als Ge-
richtsstätte; vgl. 1 Steige (I). dat camen voor uns te B., te
s t e g h e r e vp enen vriendach, dat wettelic dinghedach
was 1280 CoutFrancBruges I 284. so wat manne, die
gheen poortere en es ende gheboden wort te recte sta-
ne, dien zalmen ghebieden ten s t e e g h e r e 14. Jh. Cout
Ardenburg 196. 14. Jh. Spiegel d. Sonden(M) V. 12550.
de vrylaten ten s t e g h e r, ende de appendant-laten te
haer-lieder vierscare 1427 CoutFrancBruges I 283.
II. Kai, Schiffsanlegeplatz; vgl. Stadtsteiger. dat de stede
van B. de voorseide caeye ende s t e e g h e r s besteedt
heeft te doene repareren ende vermaken vp der voorsei-
de stede cost um 1350 InvBruges Intr. 424. 1401 Fruin,
Dordrecht I 27. soo wie sijn vuylnisse draegt … opte
keye oft op die s t e e g e r s, die de stede toebehoeren,
die verboert X scellingen 15. Jh.? VerslOudeR. 2 (1892)
96. ordonnantie van den schuytvoerders varende van de
Uytrechtsche s t e y g e r 1545 AmsterdamGildew. I 234.
III. Tribüne, Podest, Gerüst. up dem doimhof an dem
sale was ein s t e i g e r gemacht mit einre groisser breider
trappen 1499 KölnChr. III 890. sint die drei … umb
des forigen jars ufflauf … vur der stat Coln uff einem
s t e i g e r gericht worden 1560 BuchWeinsberg I 47. 1656
SPantaleonUrb. 536.
Steigeramt n., Posten, Stellung, Tätigkeit eines →
1 Steigers (I); bdv.: Steigerdienst. das die geschwornen sollen
schichtmeister und s t e i g e r a m p t, auch andere empter
unbeschwerdt sein 1536 ZBergr. 18 (1877) 518. 1548
Lori,BairBergr. 258.
Steigerdienst m., wie → Steigeramt. 1619 Lori,Bair
Bergr. 452.
Steigerer m. I. Ersteigerer, Höchstbietender bei einer
Versteigerung; bdv.: Lizitator, 1 Steiger (III); vgl. steigen (VII). die
auff der glaubiger begern vmbgeschlagene guter [sollen]
… am steil verkaufft vnd gesteigert werden vnnd den
mehr pietenden oder letzt vertewrern vnd s t e i g e r e r n
zufallen 1599 LothrLbr. XVII 18. 1599 LothrGO. 79.
II. → Bieter (IV) bei einer Versteigerung; bdv.: 1 Steiger
(IV). das einstand-recht … steht nur zu … demjenigen
s t e i g e r e r, der zu einer auf weitere versteigerung ausge-
sezten sache von der früheren steigerung her als höchs-
ter s t e i g e r e r zur uebernahme, wenn kein mehrgebot
geschähe, verbindlich wäre BadLR. 1809 Satz 1701 bb.
III. jmd., der Münzmanipulationen durchführt (und so
die Gefahr einer Inflation herbeiführt); vgl. Steigerung (IV).
sollen vnsere beampten ob solchem allem fleissig hal-
ten, auff die vbertretter, eynfuhrer vnd s t e i g e r e r gute
e
stahte kundtschafft anstellen, vnd da die betretten, sie
e
zu verwirckten … straffen mit ernst anhalten 1582 Pfalz
LO. Tit. 31, 3. 1607 ActaPublMonet. II 26. [die stand
e
sollen] schuldig seyn, wider die s t e i g e r e r, außwager,
beschneider, außfuhrer der einlandischen … muntzen …
e e e
ernstlich zu verfahren 1623 ebd. 195.
45 Steigerkauf – Steigerung (I)
Steigerkauf m., Versteigerung, Auktion; bdv.: Steigerung
offentlicher verkauff, so durch ausschreyung ge-
e
(VI).
schicht, der s t e i g e r - k a u f f, vergantung 1676 Kramer,
ItalWB. I 894.
steigerlich adj. I. preistreibend. [Verbot der fürkeuff
inner vier meil vmb Wien,] damit dardurch den vnder-
thanen so inner vier meil wegs vmb die statt ligen, …
vrsach geben werde, jre gattungen selbst vnnd ausser
dess s t a i g e r l i c h e n fürkauffs … in die statt zu füren
1569 ArchÖG. 35 (1865) 137.
II. erhöhbar, anhebbar. selten ist ein s t e i g e r l i c h e s
kontribuzionales pfundgeld paktiert 1784 ArchÖG. 102
(1913) 69. 1788 Steiermark/ÖW. VI 363.
Steigerlohn m., Entlohnung eines → 1 Steigers (I). in
die bergkcost gehöret schichtmeister- undt s t e i g e r -
l o h n um 1600 Löscher,ErzgBerggebr. I 207. 1794 Preuß
ALR. II 16 § 411.
steigern v. I. (Preis, Kosten) erhöhen, anheben; bdv.: er-
steigen (II). ob ouch der lenherr die eygenschaft verkoufte
… so hatt der nüw lenherr den alten lenman nüz an sim
zinß zu s t e y g e r e n, alldiewil dz der lenman dz gut in
henden hat um 1455 Büron 110. daß sie jerlichs darauß
entrichten sollen der stadtkemerei 20 mr., welche heur
ihnen auch kein kemerer … hoher zu s t e i g e r e n macht
haben sol 1574 RigaLibr.red. 137. EiderstLR. 1591 III
24 § 10. vnd solle der herr sein einkommen in der ge-
meind S. nit s t e i g e r e n mogen, sondern sich vernugen
e e
an hundert acht vnd sechtzig pfunden 1616 Guler,Raetia
173. 1644 CCMarch. V 3 Sp. 54. das recht, die von
dem kayser … erhaltenen mauth-gefalle einzunehmen,
e
nicht aber … zu s t e i g e r e n 1752 Greneck 84. sollen
die zolle und aufschlage … nicht g e s t e i g e r t werden
e e
1770 Kreittmayr,StaatsR. 309.
II. etw. verteuern, zu einem höheren Preis anbieten.
die weil sie ain pinderzunft hoben aufgericht und das
pindasich etwas teurer geben den zuvor, so hat inen
auch die frau den vorst g e s t a i g e r t, nemblich: welli-
cher ain fueder pündholz hackt der in forst ist, soll ge-
ben … 18 kr. 1589 Steiermark/ÖW. VI 94. BadLO. 1622
Bl. 30r . [wan unseren gesellen] den winter uber zu kau-
fen nicht gestattet werden solte, … [konten] die reichen
und vormügenden kaufleute … die wahren s t e i g e r e n
und auftreiben, wie sie wolten 1637 Rigafahrer 322. die
schuchmacher zech wirdt ebenermassn jahrlich zu die-
ser landtsimposition … 20 r. zuetragn, doch solln die
wahr oder arbeith keines wegs s t e i g e r n 1676 MHung
JurHist. IV 2 S. 526.
III. verstärken, verschärfen. es mugen aber alle diese
e e
gesetzte straff nach gelegenheit der vbertrettung, wan
die mehrmals als eins, oder groblich geschehen, von dem
fursten g e s t e i g e r t werden 1583 HadelnLR. V 25. sol-
e e
len alle gefelte urthel einem hochw. hrn. prälaten über-
bracht, und mögen diese nit allein von ihme bestättet
oder die strafen g e s t e i g e r e t, sondern auch dieselbe
gemilteret … werden 1736 EngelbergThalr. 141.
IV. von Münzen: im Nennwert (über den realen Wert
hinaus) erhöhen; vgl. Steigerung (III). so der goltgulden g e -
s t a i g e r t, wird andere wahr auch in staigerung komen
46
1525 ErnestLTA. 178.
V. jn. zu etw., insb. zu einer erhöhten (Geld-)Leis-
tung nötigen; mit höheren Ausgaben belasten. sollt ihr
[landsknechte] … die landschaft nicht höher s t e i g e r n
noch anheischen, dann ein monat vier gulden 1529 Stolz,
WehrverfTirol 84. [dieselben phenwerthen sollen durch
vnnsern perkrichter geschatzt werden,] damit hierinn nie-
e
mannt zu hoch g e s t a i g e r t oder beschwart werde 1556
e
SchwazErf. Art. 4 § 13. es sollte sich auch … ein jeder
an seiner gemachten besoldung begnugen lassen, und
e
den crays nicht weiter mit besserung s t e i g e r n, bey
leibstraf 1563 Moser,KreisAbsch. I 276. dass die bür-
gerschafft von den gerichtsdienern, wegen des bürgerli-
chen gehorsams, bishero sehr g e s t a i g e r t worden 1660
MHungJurHist. V 2 S. 253. dieweil die judensteuer zu
Regenspurg von seinen eltern auf ihn khommen, so hab
er doch die juden daselbst weiter unnd hocher, dan die
e
jarlichen kayserlichen judensteuer sej, g e s t a i g e r t 1668
e
Fugger,Ehrensp. 713. 1680 Mader,ReichsrMag. IX 375.
VI. versteigern. es sollen … die auff der glaubiger be-
gern vmbgeschlagene guter … auff anhalten ernennter
e
creditorn … am steil verkaufft, vnd g e s t e i g e r t wer-
den 1599 LothrLbr. XVII 18. sin lehen umb 3 gulden
g e s t e i g e r t worden 1638 AbhSchweizR. 24 S. 75. das
nächtliche s t e i g e r e n der güteren [ist verboten] 1666
BernStR. VII 1 S. 705.
Steigern n. I. wie → Steigerung (I). wurd er [unnser
tschachtlan] aber mer dann einest allso ryttenn oder suss
von jemannd zu ryttenn erpettenn, das sol dann besche-
o
chen umb den vorgeschribenn solld an wytter s t e i g e r n
1489 Niedersimmental 57.
II. wie → Steigerung (III). ergienge ein ober-
rheinisches crayspatent gegen das s t e i g e r n derer gold-
und silber-sorten, wie auch wider das einbringen gering-
haltiger munzen 1773 Moser,KreisVerf. 751.
e
Steigerschicht f., regelmäßige Arbeitszeit eines →
1 Steigers (I). die s t e i g e r - s c h i c h t e n [sind bei den
Rechnungen] von der gemeinen arbeiter-schichten zu se-
pariren 1669 KurkölnBergO.(A) XI 12.
Steigerung f. I. Erhöhung, Anhebung (von Preisen, Ab-
gaben uä.). [die stattbotten sollen] gehorsam sin, den
stab mit fürgebott und andem zu bruchen … by ge-
wonlichem lon, daz ist von eim fürgebott 1 ¢, und von
eyner … pfändung IIII ¢ on wyter s t e y g r u n g 1460/80
GengenbachStB. 29. s t e i g e r u n g … der genanten gült
auf 8 seck roggen, 7 s. habern 1480 Indersdorf II 72.
das die … priester sich sollicher besoldung an s t e i g e -
e
r u n g und mindrung benugen 1513 BernStR. VI 1 S.
118. 1543 ArnstadtStR. 67. des weins halb, mag man
wol auff die rechnung … leihen, vnd der leiher [soll] …
nit erhohung oder s t e i g e r u n g suchen 1552 WürtNLO.
17r . 1580/90 LuzernSTQ. IV 276. [denen obrigkeiten
wird befohlen,] die unterthanen weder mit abfahrt-geld
noch … s t e i g e r u n g e n des fertig-gelds und schreib-
gelds keines wegs zubeschwaren 1591 CAustr. I 1. unmä-
e
ßige s t a i g e r u n g ihrer lidt- und taglohn 1608 OÖLTfl.
III 6 § 4. 1654 NÖLO. II 2 § 6. ein vogt-herr hat von
seinem vogt-holden den schuldigen vogt-dienst, jedoch
47 Steigerung (I) – Steigriemenlaufen
ohne s t a i g e r u n g, … zufordern 1679 TractIurIncorp.
II 5. bey gleicher strafe darf kein mäkler zu unerlaub-
tem vor- und aufkaufe, oder sonst zur s t e i g e r u n g des
preises der gemeinen lebensbedürfnisse, sich gebrauchen
lassen 1794 PreußALR. II 8 § 1355.
II. Verteuerung (von Waren und Dienstleistungen).
vorbestimbte s t a i g r u n g vnd tewrung, die aus berüer-
ter hanndtirung vnd fürkhauf entspringt 1528 ArchÖG.
35 (1865) 129. brau-hauser auffzurichten [ist] auff dem
e e
land … wegen s t a i g e r - und vertheuru n g des traids
verbotten 1544 CAustr. I 217. abgang und s t e i g e -
r u n g in allerhandt victualien 1585 Reyscher,Ges. XII
443. 1592 SalzbWaldO.(FRAustr.) 100. sollen die mü-
ther auch acht … haben, daß keine unordentliche hö-
ckung und s t e i g e r u n g … in den fruchten und ge-
treide … geschehe 1593/94 TrierWQ. 114. bey der yet-
zigh hochn s t e y g e r u n g h der proviant 1648 Schreiber,
Bergbau 525. die pfarrherrn im markt G. sollen … [alles]
umb die alte pfärliche stoll und gerechtigkeit erfolgen
lassen … [und nicht] ain s t a i g e r u n g der heirathen und
kintstaufen anmaßen Ende 17. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII
763. die s t a i g e r u n g des eysen bewilliget 1704 CAustr.
I 321. 1762 Wiesand 720. alle s t e i g e r u n g der berg-
und schmiedearbeit, … des holzpreises und fuhrlohns
ist verboten 1785 Fischer,KamPolR. II 899.
III. Geldaufwertung; amtl. Erhöhung des Nennwerts
von → Münzen (I 1) (insb. über deren realen Wert hin-
aus); bdv.: Münzsteigerung, Steigern (II). wie die münczordnung
im reich zu erhalten und der ungebürlichen schädlichen
s t e i g e r u n g golts und silbers gewert … werde 1582 RT
Traktat(Rauch) 103. dardurch dan ufs wenigst hoche
s t a y g e r u n g der münz sorten unnd das uf wexlen der
guten reichs müntz verhüet würde RTA.RV. 1586 S. 565.
1722 Knauth,Altenzella VII 173. 1773 Moser,KreisVerf.
751. weitere Belege: 1571 Münzsorte, 1742 Münzwesen (I).
IV. Inflation, Teuerung. so der goltgulden gestaigert,
wird andere wahr auch in s t a i g e r u n g komen 1525
ErnestLTA. 178. demnach die judischheit hiebevor be-
e
schreyet gewesen, daß die munzsteigerung … von ih-
e
nen herkommen sey, sie aber … dieselbe s t e i g e r u n g
denen zugemessen, welche die grossere muntz brechen,
e e
in tiegel werffen und kleine sorten … daraus muntzen
e
[lassen] 1613 Schudt,JüdMerkw. III 148. weil man aus
der großen übermäßigen s t e i g e r u n g nicht allein hand-
greifflich verspüre, daß insgemein daraus der mehrern
verderben … und zu allem unziemlichen wucher gewinn-
süchtigen leuten thür und thor offen stehe 1623 Wie-
landt,BadMünzG. 149.
V. finanzielle Mehrbelastung. nachdem furkombt daß
das dienstvolk mit hochen lahn die pauern in gros-
se s t a i g e r u n g gebracht unt mit aller hant vortl be-
schwärt, … so werden hie vermant daß sie sich beschai-
denlich mit den lohn halten 1608 Kärnten/ÖW. VI 498.
VI. Versteigerung; bdv.: Steigerkauf, Steigung (I); vgl. steigern
(VI). wirt aber ein gut oder stuck in die s t e y g r u n g
o
vnd gant gschlagen vnd der höchst bietender solichs
behouptet vnd bezalt, vnd schon ein fründ des stucks
begärte, so soll vnd mag ime daßelbig nit heymdienen
48
1551 MurtenStR. 303. es soll keine person zu der s t e i -
g e r u n g zugelassen werden, man wisse dann, daß sie
habig vnd zubezahlen hab, vnd so es ein frembder oder
e
außlandischer, er habe genugsamen, vnd deß orts da die
e
s t e i g e r u n g beschicht, gesessenen burgen geben 1599
e
LothrGO. 78. 1628 ArchBern 40 (1949) 137. in ruin und
abgang gerahtene gut zu K. [soll man] … nach beschech-
o o
ner publication in einen offentlichen außruff und s t e i -
o
g e r u n g kommen laßen 1679 LaupenAmtsbez. 191. es
soll solche s t e i g e r u n g … an dem darzu bestimmten
offentlichen gant-platz … gehalten werden 1762 Bern
StR. VII 2 S. 927. BadLR. 1809 Satz 2280.
VII. Ersteigertes. 1599 LothrGO. 79.
Steiggeld n., Kaufpreis einer versteigerten Sache; bdv.:
Steigschilling. daß zu mehrerer sicherheit des publici alle
… einnehmere derer s t e i g - g e l d e r hinlängliche cauti-
on zu bestellen schuldig seyn sollen 1749 HornbachGB.
395. ebd. 396. 1786 InhaltBadGes. II 578.
Steigleder n., wie → Steigriemen. das pfert aber und
das s t e i g l e d e r sal man em haldin, das is besehen
ist mit czweyen seynen genossen um 1400 LiegnitzStRb.
258. 1459 NÖsterr./ÖW. VIII 1047.
Steigleiter f., Sturmleiter, Feuerleiter; bdv.: Brandleiter,
Steige (I). spannisch kriegsvolck … hat 16 wagen gela-
1 e
den mit s t e y g l e i t e r e n 1606 Stumpf,SchweizChr. 598r .
1658/78 NÖsterr./ÖW. VIII 262. es soll … ein ieder bur-
ger mit s t e i g l e i t e r n vnd feür eymern in seinem hauß
versehen … sein vor 1664 Alsatia 1854/55 S. 241.
Steigmeister behandelt unter Stiegmeister.
Steigrecht n., Wegerecht (über ein fremdes Grund-
stück). die uefer- und s t e i g r e c h t in denen donatio-
nalien zu inseriren ohngebrächig ist 1728 Donauschwäb
Qb. III 175. s t e i g - r e c h t: … servitus itineris 1744 Zed-
ler 39 Sp. 1494. s t e i g - r e c h t: die befugnis durch des
andern grund und boden zu gehen 1762 Wiesand 1016.
Steigreif behandelt unter Stegreif. Steigreifarmbrust
behandelt unter Stegreifarmbrust.
Steigriemen m., Riemen, der den → Steigbügel hält;
ua. beim → Steigriemenlaufen; bdv.: Steigleder. [der burger-
meister gab] seinem rosß die sporen und streckt sich mit
gantzer macht, daß ihm beide s t e i g r i e m e n … zubra-
o
chen 1563 Wendunm. I 184. executionen: durch die spitz-
ruthen oder s t e i g - r i e m e n zu lauffen L.A.v. Kheven-
hüller, Observations-Puncten (Kronstadt 1729) 394. gas-
senlaufen auf ruthen oder s t e i g r i e m e n 1771 Zincke,
KriegsRGel. 59.
Steigriemenlaufen n., (milit.) Strafe, bei welcher der
Verurteilte eine Gasse Spalier stehender Soldaten (oft
mehrfach) durchschreiten muss, während ihn die Soldaten
mit → Steigriemen züchtigen; vgl. Spießrutenlaufen. nach ge-
stalt der sachen mit eysen und banden, s t e i g - r i e m e n
l a u f f e n, auch noch mehr gestraffet L.A.v. Khevenhül-
ler, Observations-Puncten (Kronstadt 1729) 47. [Verbot
schieß-gewehr auf dem felde zu fuhren:] wie denn die
e
hiewieder handelnde gemeine … mit einem 8mahligen
respective s t i e g - r i e m e n - und spießgarten-l a u f e n …
e
zu condemniren … sind 1737 CCHolsat. I 1274. 1749
CCMarch. Cont. IV 160.
49 Steigschilling – Steil (IV)
Steigschilling m., wie → Steiggeld. wann etwa ein …
steiger mit beyschaffung des s t e i g - s c h i l l i n g s säumig
wäre, und … mit der execution gegen ihn verfahren wer-
den müßte 1749 HornbachGB. 396. 1772 RheingauLändl
RQ. 298. 1796 MittSaar 6 (1899) 75.
Steigung f. I. Versteigerung; bdv.: Steigerung (VI); vgl. stei-
gen (VII). wer der gart vor eyn almende abgangen, so
hett mann den off s t e y g u n g offgehengt um 1453 Er-
ler,NeustadtWeinstr. I 26. 1498 WormsRef. V 3, 11, 4.
uff sonntag oculi ist der gebrauch … das meier unnd
gericht eines idenn jares denn bannwein oder bann hel-
ler annsetzen und uff s t e i g u n g auszgeben nach 1592
SAvoldStR. 74. [die Regierung beschloss das] bißher ein-
geführte licentwesen auf einen sichern fuß zu setzen, und
es aller orthen … in offentlicher s t a i g u n g auf eine
summ dem meistbietenden gegen leistung genugsamer
caution zu überlaßen 1701 Conzelmann,Dossenheim 86.
1763 LeiningenErbfO. 851.
II. Erhöhung (von Belastungen, Abgaben uä.); vgl. Stei-
gerung (V). wir wollen in ouch keine s t e y g u n g e noch uf-
slage mere uf das … ungelt, als vorstat, zumutten 1414
o
SchlettstStR. 109. dabi man wol verstan mugi, das es
v
dehein robstür nit sye, das och die von M. dehein s t e i -
v v
g u n g daruff getan habint 1437 SGallenOffn. II 509.
v
Steigweg m., wie → Steig (I). 1374 BernStR. VII 1 S.
189.
Steigwein m., Weinreichnis an die Bieter einer Verstei-
gerung; vgl. steigen (VII). 1592/1605 SAvoldStR. 74.
Steil, 1 Stiel m. I. Gerichtspfahl, Gerichtssäule; insb.
als Ort für die Ausbietung von Pfändern und für die ge-
richtliche (Zwangs-)Versteigerung; am Steil verkaufen
zwangsversteigern; sonder Stock und Steil ohne formel-
les Verfahren; bdv.: Säule (III); vgl. Nagel (II 7 b), Stange (V). das
keiner den andern noitdrengen solt, phendt von im ne-
men in bekanter schuldt, die salle er halten vnuerlustig
echt tag, salle sie dan mit gewiss zweien scheffen am
s t e i l verkeuffen 1315 Untermosel/GrW. II 327. J. yst
kommen vour uns scheffen … und hait den egen. pant
verhout und verdaget und gancze veritczien dage gehal-
den, und ist darnae kommen ain den s t i j l e zuo R., und
hait denselben pant ain dem s t i j l e verkoufft umb die
vorg. somme gulden 1399 PublLux. 55 (1908) 41. das
er H. eine teillunge thun sulle an den guden, die er an
dem s t i l e geloist oder kauft hette 1442 Loersch,Ingelh.
154. haben die scheffen auch geweist, dass die hoch-
gerichtshern mögen vur ihre gulth … gelehnten fruicht
sonder stoeck vnnd s t e i l l pfenden, vnnd die pfendt son-
der stoeck vnnd s t e i l l verhanndtlen 1450 Tholey/GrW.
III 761. ebd. 764. wan ein büsse am s t y l e fellig ist, da
der schöffen vberwyset, die ist halb myns gn. junckern,
das ander halpteyl der schöffen 1505 Hochwald/ebd. II
128. sall der botte v. O. den mystedigen … bynden an
den s t e y l l, dae sollent die herren ire hoegericht besyt-
zen … vnd dae saill man voir lesen dem mystedigen
menschen syne myssdaedt 1506 Untermosel/ebd. 332. so
erveschafften am s t y l e vor scholt, in gebrech mubelgu-
ter, verkaufft werden 1532 LuxembW. 27. ebd. der bot
… ruefft dem man drymale sein gut henge am s t e i l l,
50
will er es beschuten, soll vnd müge er es thun, wie recht
1561 Untermosel/GrW. II 340. wirdt … dem schuldner
zu wissen gethan werden, sich uff dem keesmarck ahm
s t e i l finden zu lassen, alda sein haus sehen undt hören
subhastiren undt verkauffen 1588 LuxembW. 470. 1599
LothrLbr. XVII 18. wann ein gut um herrn zins, fiscali-
sche oder andere schulden am s t e i l verkaufft wird, die-
weil solches offenbahrlich vor gericht beschehet, kann
der abtrieb nicht platz haben 1713 TrierLR. XX § 35.
oJ. Prüm/GrW. II 564.
II. → Pfahl (I 2 u. 3) zur Strafvollstreckung, ua. zum
Aufstecken des → Rads (II); Galgenpfosten. were ess,
dass jemandt begriffen würdte mit falschem gelde, …
die brent man an dem hoegericht an einem s t i l e 1399?
Kröv/GrW. II 381. der boedt vss der grafschaft V. brengt
den kamp, die schere vnd bessem vnd hinkt is vf den
s t e i l in den warf 1400 Bernkastel/ebd. IV 749. so furht
man den [mistedigen] auss … vff den berg …, alda sall
eyn s t y l l staen myt eym armen, dan soll dye gemeyn
dem mistedigen den slop in den hals thun … vnd das
seyll … zu samen vberzehn, vnd dat seyl vmb den paell
wynden 1498 Untermosel/ebd. II 334. wan der nachrich-
ter eynen rädert, von dem s t e i l zu setzen ein daller 1590
LuxembW.(Majerus) III 164. wo von nötten were ein
feltgericht, galgen, leytter, s t e i l, holtz etc., das sol das
gethiehen machen und dar schaffen auff iren kosten 16.
Jh. Pfalz/Wasserschleben,RQ. 262. vmb solche freiheit
soln diesse dorfe zu dem halsgericht schuldig sein zu
diehnen, nemlichen die leidtern zum galgen, den s t e i l
vnd dz radt, auch dz holtz, so man einen verbrennen
soll, darzu fuhren 16. Jh.? Hunsrück/GrW. III 768.
III. (Gebäude-)Pfeiler; Pfosten, senkrecht aufgerichte-
te Stange. [wen das pfahrhauss verbrendt,] ist die gantz
pfahr schuldigh, das hauss auffzubawen mit vier wen-
den … vnd ein s t e i l l in das hauss, da der kirchherr
sein pferdt anbindt 1401 Obermosel/GrW. II 264. 1415
Erler,Ingelh. II 254. soe en zel niement den anderen on-
redeliken voer-toenen mit hanghenden werc … hy selt
hanghen buten aen sinen s t y l e ende niet voerder 1417
UtrechtGilden II 330. datmen een mate ende voete van-
den glasen maken ende hangen sall an den s t i j l l opter
sale byden anderen, dat een … yegelick glaesmaker sijn
glase dairna make 1456 Fruin,Dordrecht I 311. dinck-
hauss …, welchs hauss stain soll vff seinen vier s t i e -
l e n ohne wende, doch woll gedeckt 1544 Eifel/GrW.
II 730. 1561 Untermosel/ebd. 413. ob ein botte einen
faehen wolte, und derselb hieltte sich an einen s t i e -
l e oder anders nicht volgen wollte: IX sch. nach 1588
LuxembW. 471. taubhausser auff s t e y l e r oder pfey-
e
ler auffzurichten … seindt gemeinlich den hochgerichts
herrn zugehorig 1599 LothrLbr. VI 5. 1609 Untermosel/
e
GrW. II 440. ein man, der bauwen will, der sall gehen
zu dess hern meyer vnndt sall begehren zu steuwr seines
bauwes ein first, ein padt vnndt ein s t e i l l 1653 Ober-
mosel/ebd. 272. 1794 PreußALR. I 8 § 154.
IV. Grenzpfahl. das bey dem obersten Ilßborn ein
s t e i l l … darumb ist gesetzt worden, daßß sowoll die
von R. als F. doselbst ihr vieh zu trencken befugt sein
51 Steil (IV) – Stein (II)
sollen 1585/88 PfälzWB. VI 497. 1756 ebd.
steil adj., stark ansteigend (vom Gelände). 1693 Brem
PolO. 75. 1794 PreußALR. II 15 § 31.
Steilbrief m., Bescheinigung, Urkunde über einen →
Steilkauf; bdv.: Steigbrief. 1455 PublLux. 54 (1909) 35.
1548 ebd. 69. 1549 ebd. 70.
Steilkauf, Stielkauf m., (Verkauf im Wege einer) Ver-
steigerung am → Steil (I); meton. das versteigerte Gut;
vgl. Steilbrief. welcher s t e i l k a u f f erstanden J.R.s eidumb
1455 PublLux. 54 (1909) 36. was ein slechte s t i l k a u f
kost von beweglichen penden: … 3 albus 15. Jh. Trier
WQ. 21. eo iure quod vulgo dicitur verlustich vff eyn
s t i l k a u f f 1535 TrierArch. ErgH. 11 (1910) 128. und
gehet auff solche pfandtschafft oder s t e i l k a u f f (den
man auch erblich erkendt) hie inwendigh und bey dem
flecken ein pfandtrecht sechs gross, und auff das schet-
zen und insatz zwölff gross 1574 LuxembW. 261. 1588
ebd. 470. 1594 ebd. 537. wann jemandt sein ligendt
stamm oder angeerbt gut verkaufft … oder jhme solches
durch s t e i l k a u f f oder vmbschlag, mit gerichts autho-
ritet verkaufft wirdt, so ist sein blutßfreundt … dasselb
inwendig iahr vnd tag nach beschehenem kauff, oder
vollzogenem s t e i l k a u f f … an sich zu losen, zuzulas-
e
sen 1599 LothrLbr. XIII 1. wan einer sich nicht erhalten
kan, vnd sein zinss nicht aussricht, magh der grundherr
dass gut angreifen, einem andern ahnsetzen vnd ess 101
jahr soll vnuerlustig halten. item s t e i l k a u f f 101 jahr
1680 Obermosel/GrW. II 265.
Steilrecht, Stielrecht n., Rechtsregel, Regelwerk über
den → Steilkauf; Verfahren des Steilkaufs; bdv.: Gantrecht,
Pfandrecht (I). erkennen die zwen scheffen vur s t i l r e c h t,
das der vorderer solt dem schuldner sulchen verkauff
zu huss undt zu hoff … verkundigen 1532 LuxembW.
26. verkauffte guter … konnen nach dem verkauff mit
e e
statt- oder s t e i l r e c h t vnd furgangener … insetzung
e
deß kauffers in die possession … durch den schuldmann
inwendig funfftzehen tagen … eingelost werden 1599
e
LothrLbr. XVII 17.
Steilspfandschaft f., Pfändung einer Sache für den →
Steilkauf, mit öffentlicher Ausrufung am → Steil (I). sul-
ches beschehen, wirt der tagh sulcher gedriebner s t e i l s
p f a n d s c h a f f t sampt darauff stehender bekendtlicher
scholt verzeignet und in verhalt gestelt 1589 LuxembW.
(Majerus) III 143.
Steim m., Lärm, Tumult, Getümmel; vgl. steimen. nû
wart nâch des strîtis s t e i m brûdir L.v.B. meistir ubir
Prûzinlant um 1340 Nikol. v. Jeroschin V. 12837. do
horde greve H. … den s t y m m e n unde dat bulderent
der vyende Mitte 15. Jh. (Hs.) LübChr. III 60. 15. Jh.
Schiller-Lübben IV 404.
(steimen), stümen v., lärmen, toben, tosen; vgl. Steim. so
wellen wir … daz niht si s t i m e n noch kein strit Anf. 15.
Jh. Maccabäer V. 10014. wart alsodanich storment un-
de s t y m e n t in deme hus 15. Jh. (Hs.) Schiller-Lübben
IV 404. 1595 Hennenberger,PreußLandt. 245.
steimmeister s. Stimmeister.
Stein m., auch dim. I. Baustein, Mauerstein, Ziegel-
stein, Steinquader; insb. im Pl. auch allg.: steinernes Bau-
52
material, auch als (noch) ungebrochener Fels, etwa im
→ Steinbruch (I); insb. in Bauvorschriften, zT. ist als
Strafe eine best. Anzahl von Steinen abzuliefern; erster
Stein Grundstein. man mut ok wol buwen ane sin orlof
mit holte oder mit s t e n e n drier dele ho boven en an-
der 1224/35 (Hs. 1369) SspLR. III 66 § 3. nach 1280
Schwsp.(Langform M) LR. Art. 130. ene last sceverstey-
nes schal men weghen, … dar schal de rat van ioghewel-
ker groven twene man to sweren laten, … de den s t e y n
weghen 1. Hälfte 14. Jh. GoslarStR. V § 28. man pfliget
auch in wicpilde mit s t e i n e n czu muren, und sin alle
mit eim rechte pegriffen, dy czu wicpilde siczen 1357/87
MeißenRB.(Oppitz) I 12 Dist. 6. Ende 14. Jh. Eisenach
RB.(Rondi) III 89 § 5. [maurermeister] sullen auch alle
s t e i n eichen nach dem stab, den in die burger geben ha-
ben 1400? JbMittelfrk. 53 (1906) 59. ab eyn vormunde
unmundiger kinder gut bawete mit holcze adir mit s t e i -
n e n, suldin die mundeleyn dem vormunden das geldin?
um 1400 LiegnitzStRb. 167. we myt walt der stad veste
ifte planken brickt: we … van dümkonen synne vthe
der stad veste tüth planken, päle ifte s t e e n e, de gheüe
dre mark so vaken dat schut um 1400 SchleswStR. 52.
dat men nyemande buyten den scependomme geseten
ennigen s t e e n gheuen, lenen noch vercopen en sall um
1415 NijmegenStR. 45. so wye enigerhande steen van
der stede vesten …, die sal verbueren IIIm s t e e n s te-
gens der stede 1445 Brielle(Jager) 112. dat elc vanden
lantpoorteren, … haer affterstall betalen souden, op een
boete van Xm s t e e n s 1445 Fruin,Dordrecht I 285. wer
holtze und s t e y n e zu buwen gekaufft hat und noch nit
verbuwet ist, der sal soliches verbeden vor 1487 Frankf
GesMA. 398. Anf. 16. Jh. LuzernSTQ. IV 163. offt ye-
mant den anderen sleyt myt … eynre vuest, dye sall
gebrockt heben vc s t e y n s 1518 DuisburgStR. XII 1. so
du in ainen hoffplatz oder in mein behausung on meinen
willen s t e i n oder anders abgelegt hetest, so mag ichs
aigens gewalts hinweg vnd hinauß werffen 1567 Pegius,
Dienstbarkeiten 71v . ebd. 119v . dae zi … backen, stoken
of zieden, moeten staen tusschen tvvee steene gevelen,
ende als voren mit hart-dac gedect zijn, op verbeurte
van tien guldens iegens den schout, ende tien duysent
s t e e n s jegens der stede LeidenK. 1583 Art. 62. von unß
der erste s t e i n mit einschließung eines silbernen plats,
darauf unser fürstliche wappen und namen sambt der
zeit, wan dieser actus vorgegangen, gestochen, gelegt
1631 FreibDiözArch.2 1 (1900) 317. berge, die weichen
s t e i n und untuchtig werck haben, so zu muhlsteinen
e e
nicht dienlich, [sollen] ohn erlaubniß des amtmanns …
unberaumet und unbelegt bleiben 1660 CAug. II 345.
e
[spitz-buben sollen] bey wasser und brod … marmor
und andere harte s t e i n e schneiden, erz graben 1720
Beck,Obergerichtb. 234. die vorzuglichen feld-servituten
e
sind: … s t e i n e zu brechen, sand zu graben, kalk zu
brennen 1811 ÖstABGB. § 477.
II. Edelstein, Schmuckstein; auch: edelsteinähnliches
Schmuckobjekt. wer nû des rîches irre gê, der schou-
we wem der weise ob sîme nacke stê: der s t e i n ist al-
ler fürsten leitesterne 1190/1230 WaltherVogelw.10 19,
53 Stein (II) – Stein (V 4)
4. ouch stehit in der kronen in dem nacken eyn edeler
s t e y n, den heischit orphan, dem ist keyn s t e y n glich
Ende 14. Jh. EisenachRB.(Rondi) II 1. sullen juncfra-
wen vnd frawen, die hochen huben mit perleyn, obergul-
ten senckeln adir andern edeln s t e y n geczirt [abelegin]
1440 ScrRLus. I 390. ProtBKammerger.(1465/80) 502.
die vormunder … mussen solchen s t e i n, den safer, au-
gensichtig machin und zu gerichte nyder legen um 1490
RechterWeg I 503. um 1500 Summa legum 244. te recou-
uererene … XVIII s t e e n e n van robbynen 1526 Strieder,
Notariatsarch. 47. 1538 DuisbNotgerProt. 54. daß mit
cleynodien vnd edelgesteinen vielerley betrug vorgehe,
insonderheit in dem, daß gefarbte glaßer vnd dupplet-
e e
ten von zwey oder drey stucken, oder andere falsche
s t e y n fur gute orientalische wahr verkaufft … werden
e
1628 StraßbPolO. 77. [dienstmagde sollen] weder koral-
e
len noch bernsteine noch schwartze oder andere s t e i n i -
c h e n noch seiden bander … umb dem halse tragen, bey
e
straffe 1650 BrschwUB. I 637. daß die falschen s t e i n
weiters auf den kauf nicht herumgetragen … werden,
denen goldschmieden aber die falsche … s t e i n in gold
einzufassen [abgeschafft werde] 1686 KurpfSamml. IV
567. 1768 Ludovici,KfmLex.2 IV 1249.
III. Erz; verdeutlichend auch als erzlicher Stein. dinst-
barkeit der ligenden gueter: … das recht ertzlichen
s t a i n zerbrechen um 1500 Summa legum 277. nachdem
befintlich, das die hammermeyster den s t e y n ubel be-
tzahlen, ßo soll nuhn hienfuhro der eysensteyn den ham-
mermeystern nach antzahl der hemmer undt feuer auß-
getheyleth undt vormessen [werden] 1546 Löscher,Erzg
Berggebr. II 3 S. 273. 1580 Wagner,CJMet. 1367.
IV. Findling, Felsblock. we forbeodað eornostlice ælc-
ne hæðenscipe, … þæt is, þæt man weorþige hæðene go-
das 7 sunnan oððe monan, … wæterwyllas oððe s t a n a s
[wir verbieten ernstlich jedes Heidentum, … nämlich dass man heidnische
Götter verehrt und Sonne oder Mond, … Wasserfälle oder Steine] um
1027 Liebermann,AgsG. II Cn 5, 1.
V. (handlicher) Geröllstein oder Feldlesestein; selten
auch handlicher bearbeiteter Stein. 1. zur Markierung ei-
ner Stelle. he asette for tacne 7 to mearce on þære stowe
þry s t a n a s um 885 BiblAgsProsa V 1 S. 113. — — 2.
als Wurf- oder Schlagwaffe, verbotene Wehr. gif hwa
slea his ðone nehstan mid s t a n e oððe mid fyste, 7 he
þeah utgongan mæge bi stafe, begite him læce [wenn je-
mand seinen Nächsten mit Stein oder Faust schlägt, und dieser dennoch
am Stabe auszugehen vermag, so verschaffe er ihm einen Arzt] 892/93?
(Hs. um 1100) Liebermann,AgsG. Af El. 16. swelch bur-
ger den andern mit verdahtem mut mit samenunge, mit
o
stecken oder mit s t a i n oder mit dehainer slahte wer
missehandelt, so sol, der da ist hauptman, ze pezzerun-
ge geben chen pfunt um 1320/60 NürnbSatzB. 99. thet
dadle mith egge ief orde ieft mith stocke ief mith s t e n e
edeen, alle dadle mith like ielde to ieldane [dass Totschläge,
die mit Schwert oder Speer oder mit Stock oder mit Stein verübt sind,
Mitte 15. Jh. Em-
alle mit gleichem Wergeld gebüßt werden sollen]
sigerR. 142. [wer] ein s t e i n ufhebt und … wirft und
in blutruns oder hertfellig macht, ist och um drü pfund
buss, und wer den s t e i n wirft und nit trift, ist umb
54
dri schilling buss der herrschaft verfallen 1451 JaunLR.
9. wor eyn man den anderen vnwaringhes anlopt, vnde
ene sleyt myt eneme stocke edder myt eneme s t e n e …:
de schal beteren eyne gantze vorsate 1497 HambStR.
(Eichler) N 4. ob ainer oder mer weren, der schlug ain
e
j. oder judin mit ainem schwert, s c h t a i n oder holz …
daß er ime schaden tete, daß solchs warlich mit zaug-
niß auf in kumt 1497? UrkJudRegensb. 229. eyn s t e y n
e
ist oich gewapinte hant um 1500 VeröfflHessen XIII 8
S. 61. [van dootslach metter hand:] zo doet men ooc
werpende met s t e e n e n, scietende met boghen, hand-
bussen, colvenerin of andere ghescutten 1515/16 Wie-
lant,InstrCrim. 193. 1544 HambBurspr. 337. die anderen
… wurffen mit s t e i n e zu ihm, traten ihme mit füssen,
und speyeten ihm an 1557 Westphalen,Mon. II 1381.
um 1569 (Hs.) ThornStChr. 171. der R. aber, vor etlich
jahren, als er noch ein bub gewesen, ein andern buben
bey 10 jahrn, mit eim s t a i n erworffen, deswegen er
in den springern gangen 1605 SchmidtScharfRiTb. 63.
landsrecht: wer ain verbothne wöhr trögt, nemblich ha-
cken, stecken, s t a i n, wurfhacken, degen und stecher …
der ist umb das wandl 5 £ 60 ¢ nach gnaden verfallen
1625 (Hs.) Salzburg/ÖW. I 37. 1628 Apel,Collect. 92.
welher mit einen s t a i n würft oder andere gefahr würf
machet, der ist wandels pflichtig 5 f. 18. Jh. NÖsterr./
ÖW. VIII 463. — — 3. insb. als Wurfwaffe zum → Stei-
nigen (I) von Mensch oder Tier. gif oxa ofhnite wer oððe
wif, þæt hie dead sien, sie he mid s t a n u m ofworpod, 7
ne sie his flæsc eten [wenn ein Ochs Mann oder Weib stößt, dass
sie tot sind, werde er mit Steinen totgeworfen, und sein Fleisch werde
nicht gegessen] 892/93? (Hs. um 1100) Liebermann,AgsG.
Af El. 21. ist daz ein iunkvrowe ainem manne gesworen
ist … vnd kvmpt ein ander zv ir … vnd ligt pei ir vnd
e
si swiget vnd rufet nicht, man shol sie paide vahen, …
e
auz der stat furen vnd sie mit s t e i n e n verrunen peide
e e
ob ein ander nach 1280 Schwsp.(Langform M) LR. Art.
189. ebd. 192. H.U. ausgehaut, hernach wurde sie mit
s t e i n e n zu tot geworfen, hat vorher gebeichtet 1536
Knapp,NürnbKrim. 108. also das er dem maleficanten
das haubt im ersten mahl nicht abgenomen, sondern …
drey hieb vorrichten müssen, … [hat ein volck] auff den
scharffrichter und dessen knechte mit s t e i n e n grim-
mig und unsinnig zugeworffen und [ihn erschlagen] 1611
Magdeburg/Oppelt,Unehrlichkeit 267. da der nachrichter
inn seinem ampt vnd execution fehlen, vnnd mit dem
schwerdt oder strang, vbel oder vngerad richten thette,
so ist … dem vmbstehenden volck nicht zugelassen, jh-
ne … mit s t e i n e n zuwerffen BadLR. 1622 VII 75, 1.
[die Zaubereiverdächtige sei] uf gegebenen wevelch den
ahnwesenden jungen gesindlin unndt hantwerckhsgesel-
len preiß gegeben, welche allberaits zuvorn mit s t e i n e n
sich zum werffen gefasset gemacht und allso sie die de-
linquentin in jetzberührtem e. churfstl. jurisdictional dis-
trict … mitt s t e i n e n zum todt hingericht 1627 Würzb
StArch. — — 4. beim → Steinstoßen und ähnlichen Be-
tätigungen. ob ein mensch auf einem veld s t a i n wurff
vnd traff einen menschen, vnd wont ez war niemant da
e e
gewesen 1390 (Hs.) BerthRechtssumme 898. füro wel-
55 Stein (V 4) – Stein (IX)
len wir vßgeben zwen guldin … ainen s t a i n ze stoßen
vnsers großen gewichts XXIJ £ schwer, ainer dry stöß
ze tuon vnd nit mer 1485 MittSGallen 3 (1866) 197.
sy söllent ouch weder jn der metzg noch an der vischer
statt mitt s t e i n e n oder anderm bolen werffen noch den
s t e i n stossen, by V lib. buß 1555 LuzernSTQ. IV 193.
— — 5. zum Treiben von Fischen. [fischern wird auffer-
legt,] wenn sie durch eines andern antheil wasser in das
ihrige fahren mussen, daß sie nicht mit den fischstan-
e
gen klopffen oder schlagen oder mit s t e i n e n werffen,
vmb die fische fort zu treiben Seckendorff,Fürstenstaat
(1656) 220. — — 6. in rechtssymbolischen Handlungen.
weltend si aber das vech nit lösen, so sol man im s t e i n
in einer gelten fúrsetzen und wasser in einer zeinen, und
söllend darob leben, als lang sie mögend vor 1438 Gas-
terLsch. 354. dem vich ain gelten mit s t a i n und ain
ritheren mit wasser fürstellen und das vich nit witer ze-
spisen schuldig sin 1515 SGallenOffn. II 246. — — 7.
als Briefbeschwerer. 1654 NÖLO. I 8 § 3.
VI. → Grenzstein, → 1 Markstein (I), Flurstein; als
eigens an die Grenze gesetztes Kleindenkmal oder an ent-
sprechender Stelle vorhandener Findling; paarformelhaft
mit → Rain (III); als blauer Stein werden gewisse Grenz-
steine bezeichnet, an welchen best. Amtshandlungen zwi-
schen benachbarten Herrschaften stattfinden, etwa die
Übergabe von Gefangenen; bdv.: Lachenstein; zS. vgl. W. Fie-
ber & R. Schmitt/SignaIuris 12 (2013) 27-41. howet he malbome
oder grevet he up s t e n e, die to marcstenen gesat sin,
he mut drittich schillinge geven 1224/35 (Hs. 1369) Ssp
LR. II 28 § 2. intra limites et lapides sive metas, vulga-
riter reynen ind s t e y n e n 1421 NrhAnn. 44 (1885) 179.
das sie undergangen und s t e i n in der vorstat auf seines
closters frei aigen guter … gesezt haben 1445 Sinsheim
426. [byvanck:] van danne recht voirt aen tot eenen blau-
wen s t e y n, die licht boven S. 1540 PublLimb. 4 (1867)
43. wan einer in der probsteien herligheiten angegriffen
ist vnd vmb missthat angeclagt wirdt, vff den dritten
tag geburt schultiss vnd geschworen des dingstuels zu
E. zu lieueren ahn den blawen s t e i n … dem vogt vnd
scheffen zu Bonn, die sollen alda erscheinen vnd den
also entfangen 1552 GrW. II 661. als etliche angewolf-
fenne stockh und s t e i n halber zu Q. und D. gewest
ist irung, deßhalben durch die amptleudt ein abrett ge-
schehn 1559/85 PfälzMarknutzW. 169. [ornum] iß ein
stuck landes, dat von oldings mit s t e e n e n, stabelen ed-
e
der mit sonderlichen graven affgemerket um 1594 Eken-
berger,TraktProz. 620. dath ist de rechte wedeme, byn-
nen de veer s t e n e also verne alse de sprengell vnd de
weygellquast dath begudt vnd de byschop dath gewey-
gedt hefft Ende 16. Jh. OstfriesRQ. 184. BadLO. 1622 Bl.
69r . die special marckung, mit was fur flussen, s t e i n e n
e e
vnd andern grantz zeichen das land an die fremde grant-
e e
zet Seckendorff,Fürstenstaat (1656) 4. selbige [marck-
steinbeseher] seindt schuldig, alle art ins veldt zu gehen,
nachzusehen, ob das veldt zu stock und s t e i n recht
gebauet 1691 Bretten 746. 1695 WürtLändlRQ. II 821.
[centenmeister und waldförstern ist aufgetragen,] daß
sie alljährlich einmahl die gräntzen gesambter hand von
56
s t e i n zu s t e i n begehen 1700 PfälzMarknutzW. 305.
1772 RheingauLändlRQ. 296. ebd. lochsteine, schnurstei-
ne sind diejenigen s t e i n e, welche in den bergwerken zur
begranzung und bestimmung der fund- und erzgruben
e
dienen 1802 RepRecht X 90.
VII. → Loszeichen (I 2), Grenzsteinzeuge; am Grenz-
stein vergrabener Gegenstand, der im Streitfall den Auf-
stellungsort des Grenzsteins bestätigt; zumeist ein Kohle-,
Glas- oder Ziegelstück, später auch Tontäfelchen (mit
Eingravierungen); bdv.: Kohle (I); vgl. Merkzeichen (IV). mit ge-
merkhen, es sei s t e i n oder kolen, die man in grossen
höfen in die erde grebt vnd steinhauffen darauf legt, …
mercket man die mass der ecker, das die niemant prech,
nach die rain ausz erde, nach die s t e i n e von iren rech-
ten steten lege 2. Hälfte 14. Jh. BrünnRQ. 220. [beim
Grenzsteinsetzen] hauen wir ein kreitz daran und legen
vier s t e i n darzue zue ainer zeugnus und verschlagen
die s t e i n, daß sie sich wider zusamen schicken 1552
WürtLändlRQ. II 29.
VIII. Gerichtsstein, insb. als blauer oder heißer Stein;
auch: als Bez. für eine Gerichts- oder Richtstätte; wohl
auch: → Pranger, → Staupsäule; bdv.: Dingstein; zS. vgl. Mau-
rer,Fronhöfe IV 268. sol der hof stoc und s t e i n han; und wirt
ein diep gevangen do, den sol der weibel behalten in dem
stocke 1320 Unterelsass/GrW. I 698. wair yement, … die
binnen der vrihede van L. misdede, dair hi boeten an
verbuerde, … dien sel die scout mit twien scepenen …
daghen upten blawen s t i e n 1406 LeidenKb. 23. an der
hoysthen gerichtsstait … vor dem kirchobe onder der
linden by dem heißen s t e y n 1485 Hessen/DRWArch.
A.v.O., der stat van Coellen viant, … enwoulde sich
niet melden, bis he an deme blawen s t e i n geweist was
ind verurdelt zo dem doide 1499 KölnChr. III 742. al-
le artickelenn, fryheitenn, ordnungen und bussenn sol-
o
lennd im sumer zum heissenn s t e i n gehallten werden
1529 AnzSchweizG.2 7 (1894/97) 325. weisen wir vnserm
gn. herrn zu richten vber blut vnd fleisch, vber stock
vnd s t e i n, vber hals vnd halsbein, alle übelthäter zu
strafen 1560 Pfalz/GrW. I 781. 1580 Wurstisen,Basler
Chr. 190. hat man einen unthätigen man hie in der ge-
meind zu E., so soll man ihn setzen uf einen s t e i n under
dem rustbaum und soll ihn verurtheilen nachdem er ver-
dient hat Ende 16. Jh. (Hs.) Pfalz/GrW. V 603. [Rats-
beschluss:] der zirkul und abergläubische sachen sollen
in deren gegenwart auf dem heissen s t e i n verbrannt …
werden 1727 SchweizArchVk. 7 (1903) 18. am 14. oc-
tober [1691] wurden die protokolle der ausschusse auf
e
dem sogenannten heißen s t e i n durch den scharfrichter
verbrannt 1797 Ochs,Basel VII 281.
IX. → Schandstein, → Lasterstein (I); für die Strafe
des → Steintragens; oft behauen oder bemalt zur Illus-
tration des begangenen Vergehens; zS. vgl. v.Künßberg,Steintr.;
Wettlaufer/ZRG.2 Germ. 128 (2011) 348 ff. der s t e y n sal haben
drisig phunde swer silbergewichtes, unde der steyn sal
haben eynen rymen, den man or umbe den hals gorte
nach 1358 Rb.n.Dist. V 20 Dist. 8. die margthocken …
schelden sich … mitenander, sie trincken billich aws des
botels flasche, das seint czwene s t e y n e. der eyne sal en
57 Stein (IX) – Stein (XIV)
hinden hangen, der ander förne um 1400 LiegnitzStRb.
84. die vrouwen, die koren verboeren, soelen den s t e e n
dragen, of die koeren gelden 1415 NijmegenStR. 18. on-
schemele vrouwen persoen, die onthemeliken op mallick
anderen kijven, roepen, sweren, schelden, vloeken …
sullen V s. gelden of den s t e e n draeghen 1426/40 Kleve
StR. Art. 355. [gotßswerer:] wer es ein frawenpilde, die
sol den s t e i n tragen 1464 BayreuthStB.2 71. 1473 Un-
terfranken/GrW. VI 84. so weiber gotslesterung thetten,
… sollen sie mit einem s t e i n zu tragen gestraft werden
1492 Walldürn 262. 1497 HambStR.(Eichler) M 2. wie
zwoe frauwen, die sich geslagen haben, zu bussen sint:
… die unrecht hat, den s t e y n for dem wywasser zu tra-
gen und die ander mit eyner gabeln, dar zu gemacht, fort
zu dryben 2. Hälfte 15. Jh. Koeniger,SendQ. 149. waer
twie wyven sceelen, die verboren elc tien scelling of den
s t i e n te draghen 15. Jh. WestfriesStR. II 196. R. alhier
ein khommen, als solt sie ir kind haben umbbracht, dem
s t e i n mussen tragen 1580 EgerChr. 126. welch wif ofte
man, of ein wif lochende oft up oer thosprecht, dat twei
luide hoerden, die sall den s t e e n dragen van die nie por-
te indt gericht, ofte hie sall darvor gelden vif schillinck
1590 VerslOudeR. 7 (1924) 179. 1617 Hessen/Sehling,
EvKO. X 353. [weibes persohnen, welche lastern, wird]
e
der uber den wein keller hangenden s t e i n andern zur
e
abscheu … an halß gehanget 1658 GeraStR. 169. 1774
e
Wagner,Civilbeamte I 169.
X. Gewichtsstein, steinernes Gewicht bei der Folter
des → Aufziehens (A I 1) oder Wägens. S. mit dem
kleyn s t e i n wee thun v. mit beden s t e y n e n bedro-
en 1478 NürnbHGO. 493. ist erstlich lär, darnach mit
dem cleinen s t e i n … ufzogen, hat aber kheiner andern
misshandlungen bkhantlich sin wellen 1574 v.Tscharner,
TodesstrBern 42. [peinlich examiniert mit lär aufziehen,
dann] anhenkung des mittleren s t e i n s 1691 Moser-Nef,
SGallen VII 135.
XI. eine Gewichtseinheit, insb. für landwirtschaftliche
Produkte und Handelswaren; häufig 16 oder 20 → Pfund
(I); vgl. 3 Markstein. ein s t e y n [sal] sechczen weberphfunt
e e
behalden 1350/79 FreibergStR. Zus. 3 § 8. dat W.v.C.
sal comen tsente Jhans, in den coer … ende bringhen-
de daer een tortsche van III s t e e n e n [18 Pfund] was,
ende offerende daer de kerke 1375 Cannaert 152. 1377
Geschfrd. der 5 Orte 42 (1887) 7. was man mit dem
cleynen gewichte vorkewffen mag undir eynem firtel ey-
nis s t e y n i s, das sal keyner vorkewffen, is sey wachs,
worcze, bley um 1400 LiegnitzStRb. 81. ez chamen 6
scheiben wasch … die habent zu Prezzla gehabt 92
s t a i n und 5 £, chost ye ain s t a i n erstchawfz 48 g.
1404 DHandelsakten VII 148. 5 ½ s t e y n flachs 1416
DOrdGrÄmterb. 307. eyn itzlicher der da saltz verkeufft
bey s t e y n e n, bey halben und bey virteiln, oder an-
derley das zu der wicht dynet, der sal es bey der stad-
busse wenn ers verkaufft hot in die woge brengen vor
1523 KönigsbergWillk. 42. die hockin welche getzogene
licht … feyl haben, wie theur die eyn s t e y n vnschlet zu
marckt keuffen, sollen sie an eym jglichen pfundt licht
nicht mehr dan eyn pfenning zu gewinst haben 1540
58
JenaStO. Art. 104. 1578/1601 TrautenauChr. 331. das
ganze gewerk der fleischer [wird] alle jahre 2 s t e i n in-
selt nach hof oder schloß … abzugeben schuldig sein
1642 Merschel,Rawitsch 31. [daß gesteuret werden soll:]
vom s t e i n hanff oder flachs 6 pf. 1680 CCMarch. IV 3
Sp. 105. an wolle sind verarbeitet 166 l. s t e i n e, jeden l.
s t e i n à 20 £ gerechnet, facit 3320 £ 1722 UnnaStR. 234.
so sol … bey denen waaren auch, so man nach s t e i n e n
auszuwiegen pfleget, der s t e i n nach dem leipziger fuß
auf 22 pfund gerechnet werden 1734 CAug. Forts. I 1
Sp. 620. von jeden himten lein wird erziehlet in guten
jahren 3 bis 4 s t e i n, in mittelmaßigen 2 bis 3 s t e i n
e
1787 AnnBrschw. II 3 S. 149.
XII. aus → Steinen (I) erbautes Gebäude; auch als Ei-
genname. 1. Burg, Adelssitz; ua. als Gerichtssitz und als
Ort zur Ablieferung von Abgaben; vgl. Steinhaus (I). [jaer-
bede:] mijn here van B. 261 m., die scieten te s t e e n e
206 m. 1340 WerkenUtrecht2 30 S. 122. 1490 Argovia
3 (1862/63) 170. zuo Keiserstuol gehörend die hohen
gericht gon Baden an den s t e i n vnd hat ein bischove
zuo Costanz susz ander herlikeit mit gericht vnd diens-
ten ebd. 187. — — 2. Gefängnis, → Schuldturm. A.v.B.,
steenwardre, van sinen salarise van den s t e e n e XVJ lb.
1299 CoutBruges I 278. so wat manne, die achtervolghet
wordt bi contumacie van sculde, dien mach men doen in
den s t e e n met II scepenen ende scouthate jof panden,
ende in ghebreke van panden doen in den s t e e n, updat
men hem vindet 1. Hälfte 14. Jh. AardenburgRbr. 202.
dat hi lange lach ghevangen in dem s t e e n e te Brugge
1387 HanseRez. II 413. vorder verhaelde de deken 1
ponte van G.W., den de axisers upten s t e e n deden set-
ten und en mochte gheenre burghen ghenieten 1447/48
HanseRez.2 III 278. Ende 15. Jh. CoutBruges II 158.
[sie] warffen [die cavalliers] ins gefangnuß, der s t e i n
e
genandt 1710 StaatsKlugheit 37.
XIII. Stock und Stein (uä.) bildhaft für die Gesamt-
heit von Grund und Boden, insb. unbebautes Land; oft in
Pertinenzformeln; über Stock und über Stein querfeldein.
haben wier … verchauft levt vnd gvet mit der vorge-
nanten purig, holtz vnd veld, stokch vnd s t a i n, wazzer
e
vnd waid 1288 Wien/CorpAltdtOrUrk. V 266. rechten
nuzzen … ze dorfe und ze felde, acker und wisen, was-
e
ser und weide, holz und holzmarich, stock und s t e i n
1385 Ostbayern/Rockinger. 1446 MBoica XIV 337. ober-
und grundherren zu W. uber … walt, wasser und waid,
uber grund und boden, uber stock und s t e i n 1448 (Hs.
1706) Pfalz/GrW. V 591. [solch gut habe ich] obir landt,
obir stock vnd obir s t e y n vff meyne czerunge vnd eben-
tewir aws eyme kunigreiche in das ander gefurt 1457
MagdebR. II 2 S. 47.
XIV. Steinsockel, hoher Steinblock; ua. als Aufstiegs-
hilfe für Reiter. alle varende have gift de man ane erven
gelof … al de wile he sik so vermach, dat he begort
mit eme sverde unde mit eme scilde up en ors komen
mach, von enem s t e n e oder stocke ener dum elne ho,
sunder mannes helpe 1224/35 (Hs. 1369) SspLR. I 52 §
2. thi hagosta irthfal … of stokke ieftha of s t e n e, thet
him haued and halsdok allera erost anda irthe kome, …
59 Stein (XIV) – (Steinbicker)
sa is thiu bote fif merk [für das schlimmste Niederwerfen eines
Menschen … vom Holzklotz oder Steinblock, sodass ihm Kopf und Hals-
tuch zuerst auf die Erde kommen, … ist die Buße 5 Mark] um 1300
RüstringerR. 98. 1561 Rotschitz 138v .
XV. Grabstein, steinerne Grabplatte; auch allg.: mit ei-
ner Inschrift versehene Steinplatte, -tafel; vgl. Steinschreiber
(II). ob ainer hot ain aygen grab mit seinen s t a i n ver-
zaychnet, in dasselb sol nymand seinen toden eintragen
um 1500 Summa legum 234. wie breect of wechdraecht
s t e e n, zaerck, ymage, pilaer of andere chierynghe of or-
nament van sepultueren, es te condempneerne 1515/16
Wielant,InstrCrim. 240. bezeügen mag man alle notsach
mit zwen oder treien wolgeleunten manen, auch mit ge-
nugsamer verschreibung, es sei brief oder in s t a i n ge-
haut oder in alten püechern 1. Drittel 16. Jh.? NÖsterr./
ÖW. IX 640. 1541 BaselKirchO. 57. [ein schrift macht
kainen bestandigen glauben, ehs wurde dann von] be-
e
werten in s t a y n e n gehaw̆en schrifften geredt 1544 Per-
neder,Regeln 50r .
XVI. → Mühlstein (I). iglich mùllner, … wann er die
s t a i n und den lauf wider nider legt, so sol er die mùl
selb bemalen und mit sein selbs chleiben … also daz der
lauf vol werd 1346 BairLR.(Schlosser/Schwab) Art. 340.
1357/87 MeißenRB.(Oppitz) V 4 Dist. 14. dat opten
s t e e n coempt off dat anderwerve gemalen wert 1434
UtrechtRBr. I 313. nement en schal kopen noch vorko-
pen nenerleye molensten … sunder unser stad murheren;
were dat dat iement breke, de schal dat der stad beteren
myt teyn marken unde de s t e e n e vorloren 1450 Brem
RQ. 261. TirolLO. 1573 VI 48.
XVII. Schleifstein; vgl. Steinrecht (II). under den zwen
stainmeisteren [ist] erkoufft worden ein s t a i n umb 3
gulden zu S. 1506 Koelner,BaselSchlüssel 106.
o
XVIII. Pflasterstein. datmen de straeten aldaer niet
en heeft connen … passeren sunderlingen bij wijntertij-
den mydts die[n] dat die straeten met s t e n e n niet en
sijn versien 1460 MnlWB. VII 2006.
XIX. Spielstein, Figur im Brettspiel; auch übtr. [pyr-
gus:] eyn s t e y n offe eym bret spele 1. Hälfte 15. Jh.
DiefenbGl. 437b . ich hab eynen gutten s t e y n im brett
1548 Bobertag,Volksb. 423. das der pfalzgraf … mit to-
de abgangen, daran warlich die calvinisten eynen gutten
s t e y n aus dem brette vorloren 1576 BrfFriedrFromm.
II 1014.
XX. heißer Stein Bez. für eine städt. Spielbank; als Lo-
kal, in welchem exklusiv best. Glücksspiele (mit Würfeln)
zulässig sind; auch das Glücksspiel selbst; bdv.: Heißenstein
(II); vgl. Spieltisch; zS. vgl. Kriegk,FrankfZust. 344ff. dat nyemant …
doebelschoele noch spill, heyssen s t e y n noch queckbret
… hanteyren noch uphalden sal bynnen C., id en were
dan, dat eynghe … wailegeboiren lude, die van buyssen
heryn qwemen, sijch ergetzen weulden 1400 KölnAkten
II 100. 1425 Keutgen,Urk. 459. man hat ouch ein hus
bestellet, das man nennet den heissen s t e i n, … darinne
man spilen mag, … und geordnet, das glich redelich spil
da gange 1441 StraßbZftO. 343. wer doppelschole, spill,
heissen s t e y n off qwackbrett in eyncher wijs uphielte,
der sall vunfftzich marck zo boissen gelden, so ducke
60
dat geschege 1460 KölnAkten I 388.
XXI. Nierenstein, Blasenstein; vgl. Steinschneider (I). F.
seiner krankheit halben am s t a i n aus der prissaun in
das statknechtsstüblein gelegt um 1500 Knapp,Nürnb
Krim. 68. ein aignes schneidthaus … aufgericht, dar-
ein allein die brechhaften leut an allerley brüchen cu-
riert auch die am s t a i n geschnitten worden 16. Jh.
Schmeller2 II 571.
XXII. Hagelkorn. hub sich das wetter mit ainem
schawr vnd viellen s t a i n als grosse air um 1340 (Hs. 16.
Jh.) BozenChr.(Masser-Vuketich) 88. [zauberer, welche
beschworen,] das dz wetter der frucht, die vff dem feld
e
steet, nit schaden thu mit s t e i n vnd kyseln, dz man
o
hagel nennt, die sein nit peen sunder lones würdig 1436
(ed. 1516) Klagsp.(Brant) 140r .
Steinamt n., im Deutschen Orden: für das Bauwesen
zuständige Stelle; vgl. Steinmeister (II). exposita conventus:
… s t e y n a m t: item 64 m. vor 16 schog ronen 1405
MarienburgKonvB. 160. 1412 MarienburgAusgabeb. 66.
Steinarzt m., wie → Steinschneider (I). [Buchtitel: F.
Tollet,] wohlerfahrner s t e i n - a r t z t oder beschreibung
der … ursach und wachsthum des steines in mensch-
lichen gliedmaßen und zu dessen herausnehmung die
handgriffe [Dresden 1695]. wird allen operateurs, zahn-
s t e i n - und bruch-a e r t z t e n … ernstlich injugiret, in
denen jahrmarckten langer nicht auszustechen [als ih-
e e
nen zugelassen] 1713 CCMarch. V 4 Sp. 73.
Steinbäcker m., Hersteller von Ziegelsteinen; vgl. Stein-
ofen. dit is der s t e e n b a c k e r ordinancie, … gemaict
bij scepenen, raide ende oudermans 1444 UtrechtRBr. I
349. laterifex: tzygel- vel s t e y n b e c k e r 1507 Diefenb
Gl. 320a . 1724 BadHeimat 49 (1969) 107.
Steinberg m., für den Abbau von → Steinen (I) be-
stimmtes (bergiges) Gelände; vgl. Steinbruch (I). twe ut dem
rade unde den XXIIIJ gesettet … den s t e i n b e r c h to
warende 1494 Brandis,Diarium 143. 1660 CAug. II 345.
Steinbergherr m., Oberaufseher über das städt.
→ Steinbergwerk; als Ratsamt. [officia dominorum:]
s t e y n b e r g h e r e n: H.S. 1500 HildeshUB. VIII 346.
Steinbergsordnung f., wie → Steinbergwerksordnung.
liebenthalische und taubische s t e i n b e r g s - o r d n u n g
1660? CAug. II 345.
Steinbergwerk m., Bergwerk zum Abbau von Gestein;
→ Steinbruch (I); insb. für → Steine (I u. XVI). das
vralte s t e i n b e r g w e r c k: … der berg ist … mechtig
außgehauwen worden, also daß die bergleüthe sich fern
hineyn vnd tief hinunter … lassen mussen 1616 Guler,
e
Raetia 196. dises s t e i n b e r g w e r c k erhielte 1660 eine
neue ordnung 1773 Moser,Landeshoheit V 188.
Steinbergwerksordnung f., amtl. Regelwerk für ein
→ Steinbergwerk; bdv.: Steinbergsordnung. postaer s t e i n -
b e r g w e r c k s - o r d n u n g 1628? CAug. II 291.
(Steinbicker) m., mnl. auch -bickeler, -pickeler; wie
→ Steinhauer. vanden werf mure onder duinaes daer hi
ghefrosseert ende tebroken was, weder te makene ende
den s t e e n b i c l a r e n, van houwene stene diemen daer-
toe besechde xxij lb. ende viij sc. 1324 CDNeerland. II
4, 1 S. 111. 1386 MnlWB. VII 2016. tymmerluden, gre-
61 (Steinbicker) – Steinbrücker
veren und s t e e n b i c k e r n to loene 13 m. 2 s. 1448/49
MünsterKämmRechn. 39. dedit mester G.K., s t e e n b i -
c k e r, 3 gulden 1503 MünsterStGQ.2 III 163. die saicke
tusschen den zadelaers ende s t e e n b i c k e r s van W.C.
is getogen voer den raide 1516 UtrechtGilden II 313.
(Steinbickergilde) f., wie → Steinhauergilde. 1495 Ut-
rechtGilden II 311.
(Steinbickermeister) m., städt. Baumeister, → Stadt-
baumeister? 1419 SoestChr. II 27.
Steinbogen m., (große) Bogenwaffe zum Verschießen
von Steinen; Balliste. hat der vogt verbotten … alle
s t a i n b o g e n, daz nieman in der stat mit s t a i n b o g e n
schiezzen sol, und swa der vogt oder sine botten s t a i n -
b o g e n vindet, die sol er brechen 1276/1370 AugsbStR.
Art. 90. 1314 ZürichStB. I 4. wer ouch schusset mit
eim s t e i n b o g e n in unsser statt, der bessert 5 ß 1322
StraßbUB. IV 2 S. 157. s t e i n b o g e n: arcus, balista, in
urbibus prohibitum 1728 Schilter,Gl. 124.
Steinbrechen n., Abbau von → Steinen (I) (in einem →
Steinbruch I); auch das Recht dazu. [E. verkofft W. eine
hove] als de in holte, velde, torve, twigen, in s t e n e - und
kollenb r e c k e n und lenderie … allenthalven umb der
alden stenkulen gelegen 1317 DortmUB. Erg.Bd. I 222.
daß s t e i n b r e c h e n in den gemeinen welden soll …
von den mondhatsaßen mit verwilligung der holzmeis-
ter beschehen 1543 PfälzMarknutzW. 39. 1553 Zasius,
LehnR.(Lauterbeck) C iiijv .
Steinbrecher m. I. Handwerker, der → Steine (I) aus
einem Felsen bricht, vorbearbeitet und zuliefert; zT. in
städt. Diensten, zT. im Tagelohn. des sundag jubilate
do loinde ich tzweuyn s t e y n b r e c h e r e n von fumff
dag, dy sij steyne gebrochen hatten zu brucken und
gaff iclichme y des dag 5 s. 1373/74 TrierArch. ErgH. 9
(1908) 87. dy buwinde kunst hat undir er sechz houpt-
hantwerg: daz erste ist kalgwerg, und … hat vel an-
dir hantwerg undir em, alz … topphir, s t e y n b r e c h i r,
berglute Ende 14. Jh. EisenachRB.(Rondi) III 119 §
2. dem s t e y n b r e k e r e vor welvesteyn unde astrickes-
steyn 4 p. 1419 HildeshUB. VI 119. 1457 LeipzUB. I 260.
betalt den s t e n b r e k e r s vor ere arbeyt 26 mr. 1498
HansGQ.2 27 S. 704. C.S., des rats zu Halle s t e y n -
b r e c h e r, ist kommen vor gehegt ding 1504 HalleSchB.
(Sato) 335. daz die stayn mezen, mawrer, s t a i n b r e -
c h e r, zymerleut vnd was dergleichen hanndtwerch sein,
die auf das tagwerch arbaitten, söllen sumerzeiten …
vmb funff vr an die arbait 1524 SalzbStPolO. 241. 1595?
LuzernSTQ. IV 506. 1722 BernStR. VIII 2 S. 707. 1739
ebd. IX 2 S. 546.
II. Arbeiter in einem → Steinbergwerk, der Steine
bricht. 1660 CAug. II 344.
Steinbrechergeselle m., wie → Steinbrecher (II). 1660
CAug. II 345.
Steinbrecherinnung f., Innung, Knappschaft der →
Steinbrecher (II). soll kein fremder in die s t e i n b r e -
c h e r - i n n u n g genommen werden, ehe er seine an-
kunfft, abschied und zeugniß … vorlege 1660 CAug. II
346. 1744 Zedler 39 Sp. 1645. niemand [soll] ohne zeug-
niß in die s t e i n b r e c h e r i n n u n g genommen werden
62
1794 Schwarz,LausWB. IV 308.
Steinbruch m. I. Anlage, Örtlichkeit zum Abbau von →
Steinen (I), zumeist an einer Bergwand; bdv.: Steinbergwerk,
Steingrube, Steinkuhle. 1 pfd. gelts von eim s t e i n b r u c h e 1.
Hälfte 15. Jh. L.A. Kiefer, Steuern in Hanau-Lichtenberg
(Straßburg 1891) 54. der meister jm s t e i n b r u c h soll
schwerren, an miner g.h. werch gethrüwlich zu werchen,
o
… die stuck unnd stein, so er bricht, niemants zu ge-
o
ben, ein buwmeister habe dann das geheissen Anf. 16.
Jh. LuzernSTQ. IV 229. soll niemandt einichen newen
s t e i n b r u c h machen ohne verwilligung der holzmeis-
ter, bey pöen zwey lb. d. 1543 PfälzMarknutzW. 40.
1567 Pegius,Dienstbarkeiten 48v . berg-ordnung uber die
e
s t e i n b r u c h e im liebethaler grunde 1660 CAug. II 344.
e
von verschaffung nothwendiger materialien zum bauen,
auch s t e i n - b r u c h e n, leimen- thon- und sand-gruben
e
1666 GothaLO. II 3 Tit. 18.
II. (Recht zum) Abbau von → Steinen (I). viech-
trenck, wasser schopffen, vischreyen, s t e y n b r u c h …
e
vnnd alle der gleychen seruitutes … werden in … funff-
e
tzig iar … ersessen 1539 HennebLO. II 5, 15 § 5. in
diesem 1490 jar war der s t e i n b r o c h … allenthalben
frei, stein zu brechen zur statt mauren und gebeuden
1578/1601 TrautenauChr. 11. 1763 Strube,RBed. II 293.
Steinbrücke f. I. aus Steinen gebaute → Brücke (I).
die gebure von G. vnde von S., de sollen hulfen dar
o o
zcu vnde geben, wenne iz noit ist, daz man de s t e y n -
o
b r u c k e n machen muz vor deme ranstedischen thore,
o o
nach der burger genaden 1359 LeipzUB. I 34.
II. Straßenpflaster; vgl. Stein (XVIII), steinbrücken. scholen
se ock s t e n b r u g g e n maken und beteren umme den
sulven hof, gelick anderen unsen borgeren 1330 LivlUB.
I 2 Sp. 129. 2. Hälfte 14. Jh. KulmR. V 7. um 1490 Rech-
terWeg II 653. auch wirt beschlossen, das ein erb. rath
die s t a i n b r u c k e n auf gemeinen strassen sol machen
lassen und di burger vor iren thuren sollen sie selbst
lasszen machen um 1569 (Hs.) ThornStChr. 138.
(steinbrücken) v., mit → Steinen (XVIII) pflastern; vgl.
brücken (II). 9 £ 3 ½ ß deme steenbrugghere tho s t e e n -
b r u g g h e n d e vor dem lubeschen boome 1377 Hamb
KämmRechn. I 247. 30 ½ m. dem steynbrucker, der
vor des meysters gemach s t e y n b r u c k t e 1411 Marien-
burgAusgabeb. 33. den stenbruggern upgelecht worden
bie der stupen ym s t e n b r u g g e n de stenbruggen up
den straten nicht to vorhoegen, sunder na dem olden to
bruggende 1535 RevalRatsurtb. 66. de meister werdenn
will, de schall eine strate weges s t e i n b r u g g e n, dat
unstrafflich is 1607 HambZftRolle 273.
Steinbrücker m., (zunftgebundener) Handwerker, der
Straßenpflaster verlegt; bdv.: Pflasterer, Steinsetzer (II). ad re-
parandam viam lapideam in foro piscium 34 ß, deme
s t e n b r u g g h e r e 23 ß 1356 HambKämmRechn. I 50.
8 sc. 2 knechten calk usczuwerffin, item 30 ½ m. dem
s t e y n b r u c k e r, der vor des meysters gemach steyn-
bruckte 1411 MarienburgAusgabeb. 33. den s t e n b r u g -
g e r n to dachlon geven is 131 £ 3 ß 1551 ZLübG.
7 (1898) 478. wy [hebben] disse broderschop alse de
s t e i n b r u g g e r s der olden rullen undt belevinge nha
63 Steinbrücker – steinen (I)
… wedderumb upgerichtett 1607 HambZftRolle 272.
Steinbuch n., Amtsbuch zur Verzeichnung von Grenz-
verläufen und Grenzmarkierungen; bdv.: Flurbuch; vgl. Stein
(VI). s t a i n b ü e c h … zu Ellingen 1610 Simmerding,
Grenzzeichen 408. daß fürters alle uhrtel und außsprüch
der schieder beim ampt in ein besonder haltendes feld-
richter-, schied- und s t e i n b u c h ordentlich protocollirt
werden 1682 WürtLändlRQ. IV 163. 1751 AnmFrankf
Ref. 3. Forts. 618.
Steinbüchse f., großes Geschütz, Kanone zum Verschie-
ßen von → Steinkugeln. vortme sullen die vam E. ent-
phan 4 s t e n b u c h s e n van unserm herren, unde steine
e
unde pulver dar czu schikken, alze vil darczu gehort
1395 HanseRez. IV 280. 12 s t e y n b u c h s e n cleyn und
gros, item 20 schok steyne, item 10 lotbuchsen, item
10 schok gelote 1414/22 DOrdGrZinsb. 4. 1430 DOrdGr
Ämterb. 505. 1456 BrüxStB. 150. de ertczebisschop …
schoet uth sienem hove bynnen Rige grote s t e y n b o s -
z e n nah des slotes kercken 1470 LivlUB. I 12 S. 436. ein
s t e i n b u c h ß schaust dreißig pfundt stein 1568 Gießen/
AnzGMus.2 1 (1853/54) 2. Jg. 168.
Steindamm m., gepflasterter Weg, gepflasterte Straße;
vgl. Damm (II). geuen eneme steinbrugger, dede den plaß
yn der borch vnde de s t e y n d a m m beterde 7 ß 1508
ZSchleswHolst. 43 (1913) 207. [gegen die feinde haben
die magdeburger] mit mist die s t e i n t h a m und thor be-
fült 1551 MagdebChr. II 224. ein radt gebutt ock, dat
ein jeder vor sinem huse seinen s t e i n d a m betern late
1572/78 WismarBürgerspr. 343. 1776 Bergius,NPolKam
Mag. II 106.
Steindecker m., (zunftgebundener) Dachdecker, meist
→ Schieferdecker; vgl. Leiendecker. den s t e i n d e c k e r n
unde den steinwerten vor eynen dach den somer, alse
vorscreven steit achtein nye penninge ane koste 1440
HildeshUB. IV 318. die s t e i n d e c k e r sollen uß inen al-
le jare zwen ordenen, die schiffersteynmesser syen 1509
Bücher,FrankfBerufe 105.
Steindeckergeselle m., Geselle eines → Steinde-
ckers. J.S., s t e i n d e c k e r g e s e l l 1676 FriedbergGBl.
14 (1939/42) 205. 1798 HessBlVk. 55 (1964) 79.
Steindeich m., mit Steinen verstärkter Deich. dat sie
bouwen van den s t e y n d i j c k lijnrecht ouer aen den
camp 1382 CDNeerland. II 2, 1 S. 212. der s t e i n d e i c h:
… in den niederdeutschen marschändern ein deich oder
wasserdamm, welcher am fuse mit steinen bekleidet ist
1780 Adelung IV 717.
Steindreher m., (zunftgebundener) Handwerker, der
steinerne Werkstücke drechselt. das bürgerrecht … J.E.
von Windßheimb, s t a i n d r e h e r und bildschneider in
albaßer, … abschlagen 1617 NürnbRatsverl. II 517. bein-
und horndrechsler, bernsteindrechsler, s t e i n d r e h e r,
messingdrechsler … ein zunftiges und geschenktes hand-
e
werk durch das ganze teutsche reich 1776 Bergius,NPol
KamMag. II 125.
Steineichen n., Ab- und Vermessen von Bausteinen.
1500 MittNürnberg 47 (1956) 428.
Steineicher m., amtl. Vermesser und Prüfer von Bau-
steinen. es ist erteilt, maister Hanns Beheim, den steyn-
64
metzen, zu einem s t e y n e i c h e r zu nemen an stat dez
H., der dem ambt mit willen absteet 1491 NürnbRatsverl.
I 64. pro festo s. marie magdalene meister H.K. ist er-
teilt zu einem s t e i n e i c h e r 1501 Nürnberg/Zentralbl. d.
BauVerw. 20 (1900) 19.
steinen v. I. (einen Grenzverlauf, ein Grundstück) ver-
messen, festsetzen bzw. abteilen und mit Grenzmarkierun-
gen versehen; formelhaft mit stocken und → rainen (II);
vgl. Stein (VI), steinigen (III), Steinigung (II). und habe [er] mit
der frauwen und den anderen kinden gemutschart und
gestocket und g e s t e i n e t 1398 Erler,Ingelh. I 54. sie
haben eynen marcke … g e s t e y n t und gestene … dem
pfaltzgreven, ader den sinen bynnen der termenyhen ob-
gemelten keyns rechten 1457 RheingauLändlRQ. 331. de
stede an der westside, als de nu bepelt und g e s t e i n t is
to eren gude to B. 1481 ClarenbergUB. 289. gut daz ge-
erbteylt, gestogkt unde g e s t e y n i t ist, wer daz hait, der
mag eß verkoiffin wem he wiil um 1500 VeröfflHessen
XIII 8 S. 79. funf kinder …, welche gutlich mit ein-
ander getheilt, gestockt und g e s t e i n t haben, es seien
guter oder pfecht in feld und dorf 1554 WiesbadenGB.
77. das die gemain soll haben vier geschworn, … die da
haben gegen erlegung irer gebuer zu s t a i n e n und zu
rainen zu velt und zu dorf 1570 (Hs. 19. Jh.) NÖsterr./
ÖW. VII 562. die steiner sollen für sich selbsten nieman-
den insonderheit s t a i n e n, sie seyen denn insonderheit
von beeden parteyen darzu ersucht 1620 ZKulturg. 8
(1901) 173. Ende 17. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 700.
II. mit Steinen umgeben, einhegen. schultheiß und
scheffen weisen unsern gnedigen herrn … daselbst ein
gericht, das genugsam gesteckt und g e s t e i n t 1515
ArchHessG.2 3 (1904) 131. gericht das … abgestockt
und g e s t e i n t ist 1526 ebd. 133.
III. (ein Stück Land) von → Steinen (V) befreien. ob
einer seinen weingart s t a i n e t und wuerfe seinen nacht-
baurn, die ze schaden und im zu frumen, der ist des
wandls verfallen 16. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 305.
IV. wie → steinigen (I). di andern, di derlieten spott
vnd sleg vnd hie vber die pand, vnd di karker, si sint
g e s t a i n t 2. Hälfte 14. Jh. CTepl. II 105. solt man die
uncheuschen s t a i n e n ze stet 1. Hälfte 15. Jh. Vintler V.
6238. hoe die phariseen / in overspel venghen een wijf
/ si wildense s t e n e n ende nemen tlijf 1460/80 (Hs.)
Reinaert II 4782.
steinen adj. I. wie → steinern; steinener Werkmeister
mit der Aufsicht über den Bau und die Instandhaltung
der öffentl. Gebäude betrauter → Stadtwerkmeister; vgl.
Steinkreuz. [vleischowere,] de vinnich vleisch hevet, dat he
vorkopen wel, dat scal he vorkopen uppe s t i n i n e le-
dhe 1300 HildeshUB. I 298. sve och nies enen werf, dhe
uppe dhe balghe roret, wel maken, dhen scal he van ste-
ne maken, wot he oc ubpe den s t e n e n n e n werf setten
eder buwen wel, dat scal s t e n e n wesen 1330/49 Brem
RQ. 50. ob ein man vorne kein der gassen wil buwen
s t e i n e i n oder hulczin 1357/87 MeißenRB.(Oppitz) II
2. ebd. III 17 Dist. 42. vnd schref … in eyner s t e n e n
tafel 1397/98 BerlinStB.(Hs.) 100r . syne eygenschafft,
dy her hat an syner bude an deme vischmarckte an de-
65 steinen (I) – Steinfuhre (I)
me s t e y n e n gebele gelegen 1457/58 HalleSchB.(Sato)
222. [das S. vnd L.] vmb den todslag … gelobet ha-
ben, abzculegen mit gelde, selgerethe, vilgin vnd messen,
ochfart vnd s t e y n e n crewcz uf tageczeit 1468 Teplitz
UB. 238. 1481/84 LauingenStR. 1439 S. 55. [vmb den
todtschlag soll B.] setzen vnd auffrichten ein s t e i n e -
n e s kreuz czu G. 1534 MittZentralkomm.2 21 (1895)
79. das die heüsser mit zyegeln gedeckt, vnd s t a y n e n e
kemmet gemacht werden sollen 1541 HeilbronnStat. IX
20. eß möchte aber ein jnheimbscher, so daß burg-recht
begehrt, schon mit einem s t e i n e n e n hauß versehen
sein 1575 LuzernSTQ. IV 82. das uffdingen eines kna-
ben zu dem muhrerhanndtwerch … sölle beschëhen inn
bywëßen einesße von den zwölfferen uff der zumfft …
unnd deß s t e i n e n e n werchmeisters 1656 ZürichZftG.
II 603. 1798 Kropatschek,KKGes. XIII 4.
II. aus Steinzeug hergestellt, irden. zo wiens s t e e n e n
ofte thinnen tapkannen, pinten … ofte ghewichten, ghe-
ijct metten ijecsele van der stede, te cleene … bevonden
wierde, verbuert … III £ 1576 AardenburgRbr. 188.
III. wie → steinig. [Grenzbeschreibung:] inde in ein
s t e i n i n a z hog 777 KlAhdSprDm. 62.
Steinenherr m., für die Beaufsichtigung der städt.
Schiefergruben zuständiger Ratsherr. [Ratsämter:] s t e ÿ -
n e n h e r e n und schutteheren 1457 BeitrGoslar I 23.
1 Steiner m., wie → Steinsetzer (I). so die s t a i n e r
ainem ain stain an saine güter setzen, soll derselb den
s t a i n e r n ain mas weines zu geben schuldig seyn 1546
ZWirtFrk. 1, 1 (1847) 37. die vndtergenger oder s t e i -
n e r sollen globen … im jahr die häuser wenigstens zwej-
mahl zu besichtigen … vnd vf die schornstein acht zu
haben 1610 Ellingen/Simmerding,Grenzzeichen 408. die
s t a i n e r sollen vnd müßen alle fünff ihre pflicht in der
steürstuben zue R. leisten, ihrem ampt vnd befehl als
s t a i n e r … nach ihrem besten verstandt treülich vorzu-
stehen 1620 Hohenlohe/ZKulturg. 8 (1901) 173. marck-
stein zu setzen, daß solches durch die von raths wegen
darzu verordnete s t e i n e r … furgenommen werde 1739
e
Weißenburg i.N.Stat. 261. das ihr in eurem siebner- oder
steiner-amt moglichsten besondern fleiß anwenden …
e
die orte … an aeckern, wiesen, waldungen …, wo ihr
als s t e i n e r oder feldschieder gefuhret werdet, mit al-
e
lem … fleiß besichtigen 1782 Scotti,Sayn 857.
2 Steiner m., eine Münze; wohl aus der Münzstätte Hal-
denstein bei Chur. sollendt wir leut … schuldig sein, dem
herrn bischoff zue Chur und allen dreien pünten järlich
zue erlegen 1000 s t a i n e r an barem geldt 1603 Schweiz
Id. XI 931.
3 Steiner adj., aus einem Ort mit Namen oder Namens-
bestandteil Stein stammend, dort gültig. vier malter ker-
nen s t a i n e r messez zwelf schillinge pfenninge cons-
tenzer múnz 1296 Stein am Rhein/CorpAltdtOrUrk. III
510. der hof giltet alle iar ein mvtt kornes vnd ein mvtt
habern s t e i n e r mazes 1299 Hiltpoltstein/ebd. IV 525.
am plaz, wo das traid verkauft [wird], soll … ein s t e i -
n e r mözen nach der landmaß … gemacht werden 1623
OÖsterr./ÖW. XIV 62.
Steineramt n., wie → Steinsetzeramt. N. zue O. wird
3 Deutsches Rechtswörterbuch XIV Heft 1
66
hiemit verboten, wegen seines s t e i n e r a m b t s, weder
zu Rotenburg noch bey dem rotenburgischen schulthei-
ßen zu Ö. keine pflicht noch handtreue abzulegen, …
da die verpflichtung bereits allhier von ambt geschehen
1682 H. Woltering, Die Reichsstadt Rothenburg o.d. Tau-
ber u. ihre Landwehr I (Münster 1965) 66. denen neu-
erwählten … sind von denen märkern und steinern alle
geheimnisse des schieder- und s t e i n e r a m t s zu eröff-
nen 1746 Simmerding,Grenzzeichen 418.
Steinereid m., wie → Steinsetzereid. [Übschr.:] vnder-
gener oder s t a i n e r a i d t 1577 Ellingen/Simmerding,
Grenzzeichen 407. 1610 ebd. 408.
steinern adj., aus Stein(en) hergestellt, gebaut, be-
stehend; steinerne Zeugen Grenzsteinzeugen; steinernes
Kreuz wie → Steinkreuz; jm. einen steinernen Rock
anziehen jn. ins Gefängnis setzen; bdv.: steinen (I); vgl. Stein
(VII). ein s t e i n e r e n gewihte ist och do 1400/34 Schmol-
u
ler,StraßbTucherZft. 35. die s t e i n e r gewolben brücke
… so uber das floß ghet, soll von denen zu C. und
L. erhalten werden 1566 RheingauLändlRQ. 331. [es
sind drei] weiß s t e i n e r n zeugen befunden worden, so
sich … wohl zusammen geheurat 1568 Kramer,Volksl
Ansbach 69. zogen ihm einen s t e i n e r n e n rock an
und warffen ihne in den Wolkenthurm 1586 Alsatia
1875/76 S. 132. ist von der grafschaft ain schöner s t a i -
n e r pranger mitten auf dem marktplaz gebauet … wor-
den 1632 OÖsterr./ÖW. XIV 318. 1638 BaselRQ. I 1 S.
540. alle feuer-mauern in der stadt sollen s t e i n e r n ge-
macht [werden] 1701 LeipzStO. 495. épouser une tour:
einen s t e i n e r n e n rock anziehen, ins gefängniß kom-
men 1743 Kritzinger,Sprw. 685. dass er seinen vater S.H.
ermordet, … soll selbst oder durch einen andern an sei-
ner statt eine wallfahrt thun, sein s t e i n e r n kreutz, drei
ellen hoch, setzen lassen 1755 AltpreußMschr. 21 (1884)
263. 1801 SchleswDorfO. 851.
(Steinespeicher) m., aus Steinen errichteter → Spei-
cher (I); vgl. Stein (XII). Mitte 15. Jh. ZSchleswHolst. 7
(1877) 76. 1464 JbSchleswHolst. 10 (1869) 154.
Steinfahrt f., Transport eines → Mühlsteins (I); im
Rahmen eines → Mühldienstes (I); vgl. Stein (XVI), Steinfuh-
re (I). 1506 Untermosel/GrW. II 390.
(steinflüchtig) adj., haftflüchtig, aus dem Gefängnis
entflohen; vgl. Stein (XII 2). 1342 WerkenUtrecht2 30 S. 112.
(Steinflüchtigkeit) f., Gefängnisausbruch, Flucht aus
der Haft. 1304 CoutBruges I 312. 1. Hälfte 14. Jh. Aar-
denburgRbr. 269.
Steinfracht f., wie → Steinfuhre (I). um 1598
QSchleswHolst. V 192.
Steinfuhre f. I. Steintransport als Frondienst; auch: ei-
ne Geldabgabe als Ersatzleistung für die Dienstpflicht;
bdv.: Steinfracht, Steinführen; vgl. Steinfahrt. daz ir [Kaiser] uns in
üwern ziiten nicht zü eygenschafft brenget unsern geno-
szen, den bürgern zü Franckenfort, mit der s t e i n f u r e
oder einem groszen thornos fur die fart zü geben 1358
FriedbergUB. I 218. das sie neben dem robatgellt auch
die robat mit s t a i n - und holczf u e r e n verrichten sol-
len 1598 Grüll,Bauer 253. 1788 Thomas,FuldPrR. I 327.
diese repartition [der zu leistenden fuhren] soll sodann
67 Steinfuhre (I) – Steinhauergilde
kunftig zum maaßstabe der zu leistenden s t e i n - … und
e
zinderf u h r e n dienen 1796 NCCPruss. X 431.
II. Transport einer best. Menge Steine (als berufli-
che Tätigkeit); auch: Fuhrladung mit Steinen. [Stadtrech-
nung:] B. vor s t e y n v o u r e 3 s. 4 d. 1419 HildeshUB.
VI 119. 1739 BernStR. IX 2 S. 546.
Steinführen n., Transport von Steinen; bdv.: Steinfuhre
(I). den knechten beim s t e i n f ü h r e n: 32 mass 1563/64?
Wörner,HospitalSchwGmünd 150.
Steinführer m., Verlader und Transporteur von → Stei-
nen (I). 1553/67 Koch,SteirErzberg 170. 1635 Unsere
Heimat 22 (1951) 81.
Steingalle f., Entzündung der Huflederhaut beim
Pferd; kann zur Regresspflicht des Pferdeverkäufers füh-
ren. van s t e e n g a l l e n n: item nimpt hars vnd wieroock
vnd vngel dat daer in gedropenn, maer eerst wal wth-
geueecht, vnd wachtet wal druighe Mitte 16. Jh. (Hs.)
NdJb. 6 (1880) 91. s t e i n g a l l e und rehe sind nicht im-
mer sichtbahr und mussen daher vom verkaufer ange-
e e
zeiget werden J. Claproth, Rechtswissenschaft II (3 Göt-
tingen 1786) 885.
Steingeld n. I. Abgabe, Gebühr zur Unterhaltung von
steinernen Bauwerken, etwa von Stadtbefestigungen oder
→ Steinbrücken (I). so wie poorter wort, die sel geven
te s t e e n g e l d e van elken ponde VIII penninge 1390
HaarlemRBr. 55. [daß] der graven von Solms dhiener,
fuhrleuth vnd vnderthanen, so … die stadt Franckfurt
beruhren, des zoll, weg- vnd s t e i n g e l t s (so wohl an
e
den pforten, als auch auf der brucken) auch frey und
e
erlassen seyn sollen 1579 Lersner,FrankfChr. II 1 S. 659.
II. Gebühr für die Amtstätigkeit der → Steinsetzer (I),
insb. für das Setzen von Grenzsteinen; vgl. Stein (VI). den
stainern ir s t a i n g e l d … geben 1568 WürtLändlRQ. IV
488. soll der schieder … daß s t e i n g e l t, alß von ie-
dem anstößer eines steins zwen pfenning, vor die beloh-
nung berechtigt sein 1572 AdelsheimStR. 669. vor einen
gang bey solch gemeiner schiedführung ½ fl. sambt dem
s t e i n g e l d zue bezahlen 1670 WürtLändlRQ. IV 90.
III. Geldabgabe als Ersatzleistung für die Dienstpflicht
der → Steinfuhre (I). s t e i n g e l t von des stades dor-
peren 1410 Toeppen,ElbingAnt. 59. 1435 Bruchsal 854
[hierher?].
IV. Kostgeld für eine Inhaftierung (im → Stein XII
2); vgl. Leitgeld (II), Schließgeld (I). soe wie den alsoo in gevan-
genisse doet leyden, die sal hy alsoo veele broodts ende
borns doen leveren ende drincken mach; ende daarom
sal men geen s t e e n g e l t noch sluitgelt noch leydtgelt
aff hebben 1382 VerslOudeR. 3 (1898) 306.
Steingewicht n. I. wie → Stein (XI). 24 pfund ist
ain s t a i n g e w i c h t um 1675 ArchÖG. 47 (1871) 264
[Komp.?]. [federn:] wann sie in grossen sacken, sollen
e
dieselben nach dem s t e i n - g e w i c h t verzollet werden,
als vom stein 6 [pf.] 1746 CCMarch. Cont. III 113.
II. → steinernes Gewichtsstück. [Fleischbank] mit den
wagpretl und s t a i n g e w i c h t 1524 BayrJbVk. 1996 S.
27. all fleischhacker, die im landgericht süzen und fleisch
schlachten, sollen mit eisen oder pleiern wienner ge-
wicht weegen und sollen kein s t a i n g e w i c h t haben
68
1714 ÖW. XII 273.
Steingewurf m., wie → Steinwurf (I). [im soll] visch-
korb zulegen ein s t e i n g e w u r f f weid vnden und
obenn on indrag vergunt werden 1530 PfälzW. I 35.
Steingrube f., wie → Steinbruch (I). F. hât gegebín
… der stât ze widerwehsel den hof, der … der da lît
… vnder den barmín vnd als sín s t a i n g r u e b e gât,
o
vf an den geworfen wêc 1240 CorpAltdtOrUrk. I 21.
1284 ebd. V 574. leginde eigen, alß acker, weingertin,
s t e i n g r u b i n, wysin, triftin, mag kein man uorgebin
on erbin urlop um 1390 BlumeMagdeb. 109. nen tins-
man ne mut ok s t e n g r u v e noch lemgruve graven ane
sines herren orlof um 1410 SspLR. I 54 § 5. were ab-
ir dy s t e y n g r u b e des gotishußes und gebruchten dy
burger der ane czins, das dunckte uns unbillichen 1428
ChemnitzUB. 87. 1447 BaselUB. VII 217. spangen oder
rederstein … in s t e i n g r u b e n gefunden 1557 Agrico-
o
la 81. haben die obern arbeiter gewisse gesetze unter
sich eingefuhret, die nicht allezeit auf … den nutzen des
e
eigenthumers der s t e i n g r u b e abzielen 1779 Bergius,
e
NPolKamMag. V 137.
Steinhauen n., Tätigkeit des → Steinhauers; Behau-
en von Steinen. [Übschr.:] wie mans mit s t e i n h a w e n
und mauren halten solle 1563 SteinmetzOrdn. 395. das
… dhein meister, so s t e i n h o u w e n s unnd murens be-
richt, nit meer dann selb sëchßt an allen synen werchen
anston … sölle 1566 ZürichZftG. I 321. 1567 Pegius,
Dienstbarkeiten 34v .
Steinhauer m., (zunftgebundener) Handwerker, der
Steine bricht und (für den Bau) in eine best. Form
schlägt; → Steinmetz. dit sijn die ghilden … toe Cle-
ve: … holtsnidere, s t e e n h o u w e r e indt raedemekere
1426/40 KleveStR. Art. 463. K., den s t e i n h o w e r, zu
dem buw des frowenklosters … gedinget und bestelt,
das er den mache und darüber meister sin sol 1476 Bern
Ratsman. I 2. want L.v.G, s t e i n h e w e r, hiebevoer ei-
nen kneicht, … der deme ampte sijne gerechticheit niet
doin wulde, in sijnem werke bi sich ind dem ampte zo
vrefel … gehalden hait [is L. dem ampte boisfellich]
1494 KölnZftUrk. II 453. [sin disse handen borgers wor-
den:] E.H. ketelboter, meister G. s t i e e n h o u w e r 1510
SneekRezB. 341. 1560 ’s-HertogenboschAmbg. 620. dem
s t e i n h o u w e r … vor schlatsteine tho houwen, 2 £
1571 MittLübeck 7 (1895/96) 25. daß keiner derer …
s t e i n h a u e r, schlosser, hafner, schreiner … das meis-
terrecht erlangen … solle, er habe dann die etablirte
geometrische … zeichnungs-schule besucht 1769 Samml
BadDurlach I 334. 1779 Weisser,RHandw. 41.
Steinhaueramt n., wie → Steinhauergilde. wan ein
meister von dem s t e i n h a u e r a m t einen lehrknecht
oder lehrjungen annimt, dem gehört 6 jahren zu die-
nen in der lehre 1531 MünsterGew. 430. [es ist ur-
alte possesio] der bildhauer im s t e i n h a u e r a m t …
biltwerk von holz zu schneiden 1620 Schmidt,Münster
Wohnungsw. 203.
Steinhauergilde f., Zunft, Gilde der → Steinhauer;
bdv.: Steinbickergilde, Steinhaueramt, Steinhauerhandwerk; vgl. Stein-
metzzunft. soll auch keimant sein eigen stein hauen oder
69 Steinhauergilde – Steinhütte
verkaufen, ofte er sei in der s t e i n h ö w e r g i l d e nach
1583 MünsterGew. 433.
Steinhauerhandwerk n., Beruf, Zunft der → Stein-
hauer; bdv.: Steinhauergilde. den meistern vnnd knechten
s t e i n h o w e r - vnd zimmerh a n d t w e r c h s git man ie-
dem von sannt petters an zu vßtagen biß zu sannt gal-
lenn tag im herpst sin belonung 1539 BernStR. I 309.
erstlich solle ein jeder, der auff dem … s t e i n h a u w e r:
oder zimmerh a n d w e r c k meister werden … will, zu-
vorderst solches handwerck … zwey jahr … redlich ge-
lernet … haben BadLO. 1622 Bl. 133v . 1763 SammlBad
Durlach III 518. 1779 Weisser,RHandw. 176.
Steinhauerknecht m., Gehilfe, Geselle eines → Stein-
hauers. man sol uf angeben meister Niclaus umb
s t e i n h o w e r k n e c h t schriben 1480 AnzSchweizG.2 8
(1898/1901) 212. ordnung der s t e i n h ä u e r k n e c h t e
oder jungen 1531 MünsterGew. 430. ½ mark dem s t e i n -
h o w e r s k n e c h t e, das ehr das hoel behuf des oben in
den murhen gelegt 1598 MittLippe 29 (1960) 95.
Steinhauermeister m., Meister im → Steinhauerhand-
werk. dusent steenhouwere, de de steyn breken vt der
kulen, vnde dre dusent s t e y n h o u w e r e m e s t e r e
vnde dar to dre hundert steyn mestere, de den steyn
houweden vp ere recht 2. Hälfte 14. Jh. M. Schmitt, Der
große Seelentrost (Köln 1959) 210. dem s t e i n h a w e r
m e i s t e r J.R. auf seine arbeit lauth quittung geben, 388
reichsth. um 1664 BonnJb. 122 (1912) 112. 1704 Ale-
mannia 31 (1903) 102. auch sind besonders noch die
zimmer- und s t e i n h a u e r - m e i s t e r [von der patent-
abgabe] eximirt 1809 WirtRealIndex I 21.
Steinhaufen m., Stoß, Haufen, Stapel von → Steinen
(V); ua. als Grenzmarkierung. mit gemerkhen, … die
man in grossen höfen in die erde grebt vnd s t e i n h a u f -
f e n darauf legt, … mercket man die mass der ecker 2.
Hälfte 14. Jh. BrünnRQ. 220. all misthaufen, holzhau-
fen, s t a i n h a u f e n soll mann an den plann kein über
vierzehen täg ligen lassen 1551 OÖsterr./ÖW. XIV 516.
[beschreibung der greniz:] vom tanzplaz zu der H. creuz-
seylen, dann zum s t a i n h a u f e n und marchpuech 1582
Strnadt,Grenzbeschr. 362. an der weegschaidt zswischen
M.W.s behausung unnd der stichischen in s t a i n h a u f -
f e n verfallene öeden ligent 1698 Zwettl/DRWArch. 1754
Rabe,PreußG. I 2 S. 369.
Steinhaupt n. I. → steinernes Bollwerk. de stolten hou-
wen stene, de dar weren, … dat hir to H. si dat s t e n e n -
h o u e t mede gesettet um 1542 HambChr. 7.
II. uferseitige Grundmauer, → steinernes Grundwerk
eines am Wasser stehenden Gebäudes. wor einer seine
pfale gehabt, dar mag er sie wieder setzen, wann er was
e
newes zu bawen furhabens ist, wil er aber fur die pfale
e e e
ein s t e i n h a u p t setzen, soll ihm eine elle außzufahren
gegonnet werden, so fern das wasser so breit, daß es
e
dasselbe erleiden kan 1603/05 HambGO. II 20 Art. 7.
Steinhaus n., auch dim.; afries. Nbf. stins. I. (zumin-
dest partiell) aus → Steinen (I) errichtetes (Stadt-)Haus;
befestigter Gutshof, Adelssitz; ua. als Asyl; bdv.: Steinhau-
sung, Steinkammer (II); vgl. Stein (XII 1). jn zowat manieren enen
man van buter port van midd’, en s t e e n h u s en of
3*
70
deel van enen s t e e n h u s e anecoemt hi moet vercopen
bin enen iare nadien dat hem an es comen den nasten
eruename die portre es 1254 Dordrecht/CorpAltdtOrUrk.
I 60. swelch burger ein s t a i n h o u s fur fiwer bowen
e
wil, swaz der gezivges kauffet daz ez des iares anlegen
e
wil, daz er davon kain stiure geben sol 1276/1370 Augsb
e
StR. Art. 10. 1294 Maastricht/CorpAltdtOrUrk. V 452.
hwerther aeng s t e n h u s hagra rvocht sa tuelf ierdfota
hach andre thivcke … sa geie mith achta mercum thi,
thert ach [wird irgendein Steinhaus höher gebaut als zwölf Rutenfuß
hoch im Geviert … so büße der, dem es gehört, mit 8 Mark] Ende
13. Jh. BrokmerR. 90. 2. Hälfte 14. Jh. KulmR. IV 75.
hwasa otheren sin s t e n h u s ofwint thria merc [wer einem
anderen sein Steinhaus (durch Überfall) abgewinnt, (büße dafür) 3 Mark]
Mitte 15. Jh. EmsigerR. 126. alle da gueden, deer ma
sonder schade halda mey, als: land, goud, seluir, pot,
tzettel, huus ende s t i n s, dat mey hij naet selle 1480/81
JurFris. I 202. Heinricus … dux Slesie hat gegebin laube
den burgern zu Breßlaw, das sie mogen s t e y n h e u ß e r,
gewelbe und keller von steynen bauen um 1490 Rechter
Weg II 890. dattet een s t e e n h u u s is, also alst van
outs ghestaen ende ghetymmert is, ende van voor tot
after steensdicke die mueren in moorter ghemets siin of
meer 15. Jh. (Hs.) UtrechtRBr. II 126. LübR. 1509 Art.
56. wan ain guter man geeilt wurt in sein haus oter flich
in ains antern haus, der soll fritt und gemach haben als
in 1 guten s t a i n h a u s 1511 NÖsterr./ÖW. XI 325. dath
he up negest kamende michaelis over twe jar … zodan
s t e n h u s e myt eynem tegeldack sal wedder umb gede-
cket hebben, bie 100 mk. broeke 1535 RevalRatsurtb. 74.
um 1550 HallChr. 147. 1553 RigaErbb. 323.
II. Handelsniederlassung, Warenspeicher; bdv.: Niederla-
ge (I 1); vgl. Steinespeicher. wu se sick yn den s t e e n h u s e n
hebben unde wat lude se mit sick holden, jungen unde
etc. perde 1487 HanseRez.3 II 205. alle grose packen
von flax, leder, juften … so zur wage oder aus der stadt
gefieret … werden sollen, aus heuseren, kelleren oder
boden und s t e e n h e u s e r e n 1645 Rigafahrer 341.
(Steinhausheuer) f., Pachtzins für ein → Steinhaus (II).
he were eme schuldich vor gare kost und s t e n h u s -
h u r e … 17 mark 1465 LivlUB. I 12 S. 173. 1473 Lüb
Ratsurt. IV 112.
(Steinhausung) f., wie → Steinhaus (I). 1463/64 Wes-
terlauwersR. I 574.
Steinherr m., Inhaber eines → Steinbergwerks. soll
ein ieder s t e i n - h e r r den platz vor seinem berg in dem
grunde dermassen in acht haben, daß er den abraum …
verwahre 1660 CAug. II 345.
Steinhuhn n., ein fasanenartiger Vogel; in Jagdvor-
schriften. Anf. 16. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 35.
(Steinhüter) m., Gefängniswärter; vgl. Stein (XII 2), Stein-
wärter. G. den s t e e n h o e d e r, die de ghevanghen ver-
waert T., van enen roc, die men hem jaerlijcs pleecht te
gheven: 24 s. 14. Jh. Smit,RekHenegouw II 53.
Steinhütte f., Bauhütte, Steinmetzhütte. wan man bu-
wet oder in der s t e y n h u t t i n howet, so sullen sii mir
[steynmetze] alle jare funff marg phennige … gebin 1375
MarburgRQ. I 108. 1454 ArchOFrk. 17, 3 (1889) 115.
71 steinicht – Steinkohle
steinicht adj., wie → steinig. [census:] II morgen an
dem s t e y n e c h t e n stucke 1348 HessUrk.(Baur) III
300. eyn hube landis … by der s t e i n e c h t e n wysen
1364 ArnsburgUB. 571. 1467 Delius,Hauberge 106. an
ebenem weg, nit s t e y n e c h t noch bergecht sol es gerit-
ten werden 1535 Alemannia 3 (1875) 70.
steinig adj., mit vielen → Steinen (IV, V) bedeckt,
durchsetzt; von einer Baulichkeit: steinig machen abrei-
ßen, schleifen; bdv.: steinen (III), steinicht. [ich muß] alle ab-
vnd zufuhr durch sehr rauhe s t e y n i g e straassen, berg-
auff vnd ab mit geringer auffladung vnd grossem fuhr-
lohn versolden 1657 BaselJb. 1913 S. 35. 1767 Vetter,
ORhein 39. wäre auch sach, dasz ein man rumig würdt,
so soll man das guet s t e i n i g machen jahr und tag, bisz
jahr und tag umb ist oJ. Eifel/GrW. VI 557.
steinigen v. I. jn. zielgerichtet mit → Steinen (V) be-
werfen, um ihn zu töten; als Form der Todesstrafe oder
(oft spontaner) Racheakt einer Menschenmenge; bdv.: stei-
nen (IV); vgl. Steinigung (I). dat se den vronen der stad L.
g e s t e n i g e t … scholden hebben 1470 LübUB. XI 632.
effte een man truwet eene maget, de iuncfrouw is, vnde
een ander … hefft myter to donde, beyde scholtu de ley-
den vor de porte vnde scholen g e s t e n i g e t werden um
1478 DTexte 54, 2 S. 274. den der mißdeder ist voror-
delt thom dode, wer nu solckem wolde los helpen, den
bodel s t e n i g e n, dede wedder gadtlick und werltlick
e
recht 1532 Soest/Sehling,EvKO. 22 S. 443. 1563 Kur-
pfalz/ebd. XIV 301. daß an … das s t e i n i g e n heuti-
ges tags eine christliche obrigkeit nit gebunden ist, son-
dern daß sie das schwerdt oder hencken … gebrauchen
moge 1570 Struve,PfälzKHist. 222. daß heil einer gant-
e
zen gemeyn … [stehet daran, unholden] ernstlich zu-
straffen, sonst stehet bißweilen dise gefahr darauff, daß
nicht das volck beides oberkeit vnd zauberer s t e i n i -
g e 1591 Fischart,Daem. 201. die turcken s t e i n i g e n
e
die ehebrecher 1657 CJMilit.(Hermsdorff) 58. Susanna
soll als eine uberzeugte ehebrecherin an die gewohnli-
e e
che richtstatt gefuhret und daselbst vom leben zum tod
e
g e s t e i n i g e t werden 1712 Abele,Gerichtshändel I 202.
II. etw. mit → Steinen (V) bewerfen; vgl. Steinwerfen (I).
we in nachtiden eynes anderen huss stoet offte s t e n e -
g e t … de schall id beteren 1489 BremRQ. 280.
III. durch Setzung von Grenzsteinen abteilen, abtren-
nen; vgl. Stein (VI), steinen (I). wann güter sollen erblich ge-
theilet werden, müssen [sie] sie voneinander gestäckt
und g e s t e i n i g t werden 1648 Breidenbach 94.
Steinigung f. I. Tötung durch zielgerichtetes Bewer-
fen mit → Steinen (V); ua. als Form der Todesstrafe;
bdv.: Steinung (III); vgl. steinigen (I), Steinwerfen (II). daß er sol-
che ehebrecher vnd ehebrecherinne mit dem hartesten
e
vnd gar schmalichen tode, nemlich der s t e y n i g u n g e,
e
vmbzubringen beuohln 1565 Damhouder,Patrocinium
167r . [zauberei:] demnach diß laster vber alle das ab-
scheulichst ist, da geburt auch desto scharffere straff
e e
darauff, als namlich die s t e y n i g u n g 1591 Fischart,
e
Daem. 649. [die Zaubereiverdächtige sei durch hant-
werckhsgesellen] mitt steinen zum todt hingericht, …
allein daß wehre gewiss, das die s t e i n i g u n g uf chur
72
maintzischer seitten beschehen 1627 WürzbStArch. 1738
Moser,StaatsR. II 428.
II. (Festsetzen und) Markieren einer Grenze mit →
Steinen (VI). wer es aber sach, dass dieselbige erben
nicht vertrügen noch der stockungh vnd s t e i n i g u n g,
… so soll es wieder … verbleiben, wie solches vorge-
west ist nach 1553 Hunsrück/GrW. II 172. Allg. jurist.
Oraculum IX (Leipzig 1750) 467.
Steinkammer f. I. Zimmer, Raum mit → steinernen
Wänden und Bodenplatten; ua. als (sicherer) Schlafraum,
auch als Gefängnis. die twe cameren, die her G. nu hevet,
daer solen op elken een mensche boven wesen, … in dier
s t e e n c a m e r e n een, daer her G. nu slaept, ende een
daer bi in synre studorij 1379 VerhAmsterdam2 47, 2
(1942) 208. den cheller und die s t a i n c h a m e r darauf
zu U. in dem markcht verchauft N. 1380 Schmeller2
II 764. 1388 HildeshUB. II 402. [de konynk] warp em
vor syne untruwe … unde led ene setten in ene vaste
s t e n k a m e r e n unde wol bewaren. unde wolde he uth
der venknysse komen, so moste he deme konynge …
overgeven G. 1470 LübChr. V 72.
II. → Steinhaus (I), insb. steinerner Wohnturm, Ge-
schlechterturm. in deme iare des heren MCC do buwede
men … die groten s t e e n k a m e r e n menliken binnen B.
vmme brandes willen, ock dat die riken lude, die sulff-
weldigen homut dreuen, velich vppe slapen mochten vor
1417 BremGQ.(L.) 68.
III. Werkstatt eines → Steinhauers. 1567 Pegius,
Dienstbarkeiten 34v .
IV. Lagerraum für → Stein (III)? [vrede] in deme rich-
te des Rammesberges, dat is van deme Rammesberge
… wente bouen de stad, vnn wedder dar vp went an de
s t e n k a m e r e n Mitte 14. Jh. GoslarBR.(Frölich) 70.
Steinkämmerer, Steinkämmer m., Handwerker, der in
einer Kalkkammer (Kalkofen) Branntkalk für Wandfar-
be und Mörtel herstellt. 9 fird. dem s t e y n k e m e r e r vor
eyn ofen kalk czu bornen 1412 MarienburgAusgabeb. 78.
1 fird. N. dem s t e y n k e m e r vor sparkalk czu stosen,
reden und bornen zcu der kirchen, die riezczen methe
czu follen 1416 ebd. 239.
Steinkasten m., im Wasserbau: mit schweren Steinen
verfüllte Kiste; ua. zur Uferbefestigung. 1697 SammlLivl
LR. II 1494. 1780 Krünitz,Enzykl. 21 S. 75.
Steinkauf m. I. Handel mit Erz; vgl. Stein (III). 1580 Wag-
ner,CJMet. 1367.
II. Erwerb, Ankauf von (Edel-)Steinen. 1583 Freiburg
Ballierer 117.
Steinkaule behandelt unter Steinkuhle.
Steinknecht m., Arbeiter im → Maurerhandwerk (II).
30 m. 24 s t e y n k n e c h t e n, die A. muwerer mit ym
hin of ken R. furte 1403 MarienburgTreßlerb. 247. 3
sol. muwerern und s t e y n k n e c h t e n, dy in hulfen 1412
MarienburgAusgabeb. 49. 1443 KaufungenUB. II 515.
Steinkohle f., Steinkohl m., n., schwarze, kohlenstoff-
reiche → Kohle; als hochwertiges Brennmaterial im Ab-
bau und Handel reglementiert; auch das Kohlevorkom-
men; bdv.: Bergkohle. einich man, die coirne, ertzen, ulloch,
kastaynien, kalck, s t e i n k o l e n of wescherde tzu schif-
73 Steinkohle – Steinkuhle
fe brengt, die sal eins summers gesinnen anme tollener
1360? Köln/HansUB. III 299. namen die van der S. C.H.
van Hamborch eenen eever met s t e e n k o l e n gheladen,
die waert was 250 marc 1387 HanseRez. III 334. [be-
paling van de tollen, welke de burgers van Utrecht ver-
schuldigd zijn:] vanden moelenstenen, queenstenen, van-
den holten colen ende s t e e n c o l e n 1399 CDNeerland.
I 1 S. 23. daz alle fondt, der in der graffeschafft von
O. … vnder der erden oder vber der erden, is sie von
golde, silber, kupfer, bly, isen, s t e y n e k o l e n … der
herschafft von Sarbrucken sy vnd yr mit rechte zugeho-
re 1429 GrW. II 34. dat men voirtain geen klutzen ende
s t e e n k o l e n wegen en sal dan mit enen gewicht van 72
ponden, dat in onser stat wagen alle wege wesen sal 1460
TielRbr. 34. dat hey [steinkaelweger] tselve gewicht, umb
tho M. die s t e i n k a l e n to ontfangen van den schip-
peren … nyet verminderen … sall 1559 NijmegenStR.
363. [nachdeme ich vff meinen güttern] ein s t e i n k o h l
erfunden vnd es sich mit mechtigen s t e i n k o h l ereig-
net 1574 QÄWGMD. V 151. 1594 ZSchwabNeuburg 40
(1914) 141. dass man alles das s t a i n k o h l, so er erzeu-
gen und ans wasser bringen werde, annemen wölle, …
wa es zum stainbrennen beharrlich tauglich erfunden
werde 1600 ebd. 150. 1693 Schönberg,Berginformation
21. daß der s t e i n k o h l qvæstionis weiter zu nichts als
zu erspahrung holtzes und andern kohls zu gebrauchen
1710 Herttwig,Bergb. 242. [privilegium] zu bevorkom-
mung des holtzmangels auf unserer landschafft s t e i n -
k o h l e n zu suchen 1764 BaselUB. XI 291. 1789 Tho-
mas,FuldPrR. II 157. auf die … vorräthe von torf und
s t e i n k o h l e n, welche zu dem bedarf der einwohner
und dem betriebe der fabriken gebraucht werden kön-
nen, [ist] rücksicht zu nehmen 1794 PreußALR. II 16 §
91. ebd. II 16 § 102. [bergregal: zu der zweyten classe
der fossilien rechnet man] alles harz und pech, auch torf
und s t e i n k o h l e n 1799 RepRecht III 220. dass salpe-
ter, torf, s t e i n k o h l e n, gips, marmor, thon … sobald
sie nicht durch regulären bergbau gewonnen werden, zu
den regalien keineswegs zu rechnen sind 1804 Gönner,
StaatsR. 762.
Steinkohlenbergwerk n. I. Zeche, Bergwerk zum Ab-
bau von → Steinkohle. daß … die kohlen-diebereyen auf
denen konigl. s t e i n - k o h l e n b e r g w e r k e n nicht un-
e
terblieben, sondern vielmehr immer weiter fortgegangen
1774 NCCPruss. V 3, 1 Sp. 945.
II. Steinkohlenvorkommen; auch das Recht auf den
Kohlenabbau dort; bdv.: Steinkohlwerk. [nachdeme ich vff
meinen güttern ein steinkohl erfunden] vnd solch s t e i n -
k o h l b e r g k w e r g von nimands in lehn genommen …
so hett er, der churfürst zu Sachssen … gewaldt ge-
habt, denn bergckleutten vnd andern solch s t e i n k o h l -
b e r g c k w e r g zu verleihen 1574 QÄWGMD. V 151.
was uns G.S. … wegen des in unserm landgericht Schon-
gau jüngst erfundenen s t a i n k o l p e r k w e r c h s … an-
gebracht und darinnen umb verleichung desselben perk-
werchs gebeten 1598 ZSchwabNeuburg 40 (1914) 142.
Steinkohlenmesser m., vereidigter Abmesser von Stein-
kohle als Handelsware. die kalk-, s t e i n k o h l e n - und
74
salzm e s s e r sollen beeidigt werden, auf dem zolle anzu-
zeigen, was in und aus den schiffen gemessen worden
1644 Voigt,BeitrHambVwg. I 15.
Steinkohlgewerke m., Inhaber, Teilhaber eines Stein-
kohlenbergwerks; vgl. Gewerke (II). nachdem uns unsere lie-
ben getreuen … vor sich und von wegen aller andern
s t e i n k o h l g e w e r k e n in unsserm ambte Z. einen ver-
trag … vorbringen 1557 Herzog,ZwickauSteink. 108.
Steinkohlwerk n., wie → Steinkohlenbergwerk (II).
1574 QÄWGMD. V 151.
(Steinkohlwieger) m., mnl.; vereidigter Abwäger von
Steinkohle als Handelsware. s t e i n k a e l w e g e r s eidt
tho M.: … dat hey tselve gewicht, umb tho moldick
die steinkalen to ontfangen van den schipperen … nyet
verminderen … sall 1559 NijmegenStR. 363.
Steinkorb m., Behältnis zum Transport abgebauten →
Steins (III). es soll auch ein jeglicher fuhrmann, der
sich des eisensteins abzufuhren gebrauchen will, seinen
e
s t e i n - k o r b durch den bergmeister in beyseyn eines
berg-schoffens … aichen und brennen lassen 1592 Nas-
e
sau/Wagner,CJMet. 789. 1594 ZBergr. 12 (1871) 58.
(Steinkosten) pl., Kostgeld für den Aufenthalt in ei-
nem Gefängnis; vgl. Stein (XII 2). 1546/48 CoutCourtrai
(Strubbe) 416.
Steinkrebs m., eine kleine Flusskrebsart; in Fangvor-
schriften. BairLO. 1553 V 9, 17, § 1.
Steinkreuz n., → steinernes Kreuz; im Rahmen einer
Totschlagsühne vom Täter für das → Seelenheil des Op-
fers idR. nahe dem Tatort zu errichten; auch als Grenz-
zeichen; zS. vgl. ZRG.2 Germ. 122 (2005) 113-149. H. hat [wegen
todtschlages] binnen jahresfrist eine romfahrt und ach-
fahrt zu thun und darüber gute urkunde beizubringen,
ein s t e i n k r e u t z setzen zu lassen, wo es ihm die W.
weisen wird 1436 BonnJb. 29/30 (1860) 132. daß H.H.
soll [errichten] lassen ein s t e i n k r e u t z des gemelten
W.s sohn zu einer besserung nach billigkeit … soll auch
H.H. in gewehnlicher wallfart thun … zu uns. l. frau-
en gen Aachen 1463 ZWirtFrk. 5 (1859/61) 235. der
purkfrid zu sannd Andree hebt sich an bei dem s t a i n -
k r e u z 1560 ArchKärnten 20/21 (1912) 76. es weiset der
schöff auch zu recht, dass man soll die bandzeün hal-
ten … von der kirchen ahn bis an s t e i n k r e u t z 1568
Viernheim/GrW. IV 528. nebenst dem s t e i n k r e ü t z so
Valachaÿ vndt Siebenbuergen scheidet 1678 Études bal-
kaniques 2012 IV 76.
Steinkugel f., → steinerne Geschützkugel; vgl. Steinbüch-
se, steinwerfend. zuersuchen einer jeden statt jren rechten
viesierstab auff bley, eysen vnnd s t e i n k u g l e n 1573
Fronsperger,Kriegsb. II 122r . aus grossen stuckken gahr
kreftig mitt s t e i n k u g l e n … ir turm und wehren man
beschos um 1578 PreußGeschSchr. IV 2 S. 269.
Steinkuhle, Steinkaule f., wie → Steinbruch (I). quod
licet foveam nostram, que s t e y n c u l e dicitur, juxta mo-
lendinum … sitam 1284 WetzlarUB. I 113. die maisse,
ayn D. geleigen, die sij unss zo eynre s t e y n k u l e n hant
geluen 1354 SGereonUB. 401. [dat wie belegen die rad-
o
manne unde die borger] myd der s t e y n k u l e n uppe
deme kammerfforste … die is viertich roden langh un-
75 Steinkuhle – Steinmetz
de achte roden breyd 1395 Duderstadt/QStädteForsch.
IV 276. dat de borgermestere, raetllude, borgere un-
de inwonere … geneten erer munthe unde erer have-
e
ne, s t e e n k u l e n, leemkulen unde santkulen unde alle
ere privilegie 1411 HanseRez. VI 30. 1445 HildeshUB.
IV 500. [wii willen unse borgere to H.] erloven, eyne
s t e y n k u l e n … to makende unde darsulves steyne to
brekende … und der sulven s t e y n k u l e n to brukende
na orer bequemicheyt 1457 ebd. VII 184. der lehenman
seye schuldig … zu D. auff der s t e i n k a u h l e n einen
mühlenstein laden 1506 Untermosel/GrW. II 390. Anf.
17. Jh. BrschwUB. I 657. [lehnbrief fur] die landerey, die
e e
B. genant, so vor dem thor nach Unna gelegen … bis
an die s t e i n k a u l e 1746 Steinen,WestfGesch. II 1008.
weitere Belege: 1317 Steinbrechen, 1684 heuern (I 1).
Steinkuhler m. I. für die städt. → Steinbrüche (I) zu-
ständiger Ratsherr; Steinkuhlenherr. s t e n k u l e r 15. Jh.
Deus,HerrenSoest 526.
II. Arbeiter in einem → Steinbruch (I). den elffhuiser
s t e i n k u l e r n, so inn dieser kulenn gehulffenn, geben:
3 mark 3 schill. 1582 ZSoest 18 (1900/01) 69 [ebd.ö.].
Steinlehen n., in Bezug auf Elbogen (Loket): von der
→ 1 Burg (II) abhängiges Lehen mit der Pflicht zu de-
ren Beschützung; vgl. Stein (XII 1); zS. vgl. Österr. Zs.f. Rechts- u.
Staatswiss. (1846) II 125. 1525 ElbogenUrb. 23.
Steinmahd f., langgezogene Reihe, Wall aus aufgehäuf-
tem Geröll, insb. als Grenze zwischen Grundstücken; vgl.
Mahd (VI), Stein (V). 1583 InterlakenR. 464.
(Steinmande) f., Tragekorb für → Steine (I); vgl. Man-
de (I). C.H. van 2 s t e e n m a n d e n coste, elc mande 6
cromst. 1442 BijdrHistGen. 3 (1880) 91.
Steinmark n.?, Grenzstein, → 1 Markstein (I); bdv.: Stein
(VI); vgl. 1 Mark (II). die lantstraus von W. sol gon über
durch dz genennten moß … und stond dry s t a n m a r -
c h e n, und die schaident den hof S. und T.er guter um
e
1450 SGallenOffn. II 224. ein orth marckh … zwischen
allen vorgemelten s t a i n m a r c k h e n, wie es von einem
zu den andern fur und fur mit ausgehauenen creuzen in
e e
buechen-, danen- und furchen-bam … vermachet wor-
e e
den ist 1515 Lori,Lechrain 256. wer march verkert, es
sei holzmarch, stupfl- oder s t a i n m a r c h, … [ist] 5 £
60 ¢ zu wandl verfallen 1570 OÖsterr./ÖW. XIV 297.
Steinmaß f.? I. → 1 Maß (II) für Erz; vgl. Stein (III). den
bergmeistern hiemit gestattet wirt, in beyseyn etzlicher
bergschöffen, die … wascheisensefter und die s t e i n -
m a ß … zu aichen 1592 Schneider,SiegerlBergr. 79.
II. ein → 1 Maß (I) für Getreide; vgl. Steinmetzen. die
traidmaß sol bleiben … als von alter herkommen ist,
vnd welich stat oder marckt nicht s t a i n m a ß hetten,
die soll man noch machen lassen SteirLHf. 1583 Bl. 22v .
Steinmauer f., → steinerne Mauer; vgl. Steinwand. so sel
hi … der stede te beteringe, doen maken III roede s t e e n
m u e r e n after groter kerc 1427 Fruin,Dordrecht I 265.
das sy recht erblich … vorbewt haben … eyn stucke
acker, … gesundert von H.C. guttirn mit eyner s t e y n -
m a u e r 1484 SchlesDorfU. 305. 16. Jh. NÖsterr./ÖW.
VII 173. 1788 Gadebusch,Staatskunde II 37.
Steinmehl n., Mehl, das beim Mühlvorgang in der →
76
Mühle (I), insb. zwischen den Mühlsteinen, zurückbleibt;
vgl. Staubmehl, Steinohs. 1473 CDBrandenb. III 2 S. 119. ebd.
118. daß zu nachtheil des licent-ærarii das so genandte
s t e i n - m e h l oder muhlen-schlam … zu mastunge der
e e
schweine, auch wohl zum brandteweinbrennen verbrau-
chet werde 1719 BrschwLünebCPolO. II 445.
Steinmeißel m. I. wie → Steinmetz. ob ein s t a i n -
m a i z z e l oder ein zimerman den burgern icht chauffet
holtz oder steine um 1320 RegensbStat. 20. ebd. 21. ez
sol auch kain maister, s t a i n m a i z e l unde cimberman,
von sinem undertan, der sein helfer ist, niht nemen we-
der pfenninge noch anders niht um 1320/60 NürnbSatzB.
171. ist die stat verboten 30 meil … K., dem s t a i n -
m e i z z e l 1349 NürnbAchtb. 72.
II. ein Werkzeug zum Behauen von → Steinen (I); hier
die Abbildung davon. 1719 Lünig,TheatrCerem. I 831.
Steinmeißelmeister m., wie → Steinmetzmeister. ez
schol dehein s t e i n m e i z z e l m e i s t e r noch dehein zi-
merman niht mer werhe haben danne zwei, bi zehen
pfunten um 1320 RegensbUB. I 725.
Steinmeister m. I. wie → Steinmetz. dat men s t e e n -
m e e s t e r brochte, die maken zouden sulke stene, datte-
ne wonne man negene um 1261 MnlWB. VII 2021. [wy
willet beschermen:] B. den vleyschouwer, J.B., B. den
bodeker, H. den s t e e n m e s t e r 1347 MünsterUrkS. V
179. auf paw vnd pesserung des gerichts am Wiener-
perg gehabt 163 person, maister vnd gesellen der s t a i n -
m e i s t e r vnd zimerleute 1531 DRWArch. ain s t a i n -
m a i s t e r mag auch zwen diener haben, der anders ge-
sellen befürdern mag und auch in der bruederschaft ist
1628 Wissell,Steinmetz 145. s t e i n - und maurerm e i s -
t e r um 1720 MittOsnabr. 68 (1959) 102.
II. Bauleiter, Inhaber der Bauleitung und Bauaufsicht;
als Ordens- oder Klosteramt; vgl. Steinamt. her B., s t e y n -
m e i s t i r doselbis 1356 PreußUB. V 272. 2 m. dem
s t e y n m e i s t e r, dy platen zu machen, dy uf der see
synt gewest, und 1 m., dy husplaten zu bessern 1400 Ma-
rienburgTreßlerb. 62. 1402 ebd. 136. richt us 400 schef-
fel habirs, die sal man dem s t e y n m e i s t e r entwerten
1403 Schmoller,Forsch. 23, 2 S. 139. [A.T. vorkouft] P.
abte zu N., H. deme priori, N. subpriori, J. bursario,
T. s t e y n m e y s t r e unde der ganzin sampnunge dessel-
bigen clostirs zendehalb schok geldis 1414 NeuzelleUB.
65. um 1420 ebd. 118.
III. Meister der Basler Tuchschererzunft mit Zustän-
digkeit für den gemeinschaftlich genutzten Schleifstein;
vgl. Stein (XVII), Steinrecht (II). ist under den zwen s t a i n -
m e i s t e r e n … erkoufft worden ein stain umb 3 gulden
zu Strospurg 1506 Koelner,BaselSchlüssel 106.
o
steinmeister s. Stimmeister.
Steinmesser m., amtl. bestellte Person, die angeliefer-
ten Schiefer ausmisst und prüft; als Zunftamt bei den
→ Steindeckern; bdv.: Schiefersteinmesser; vgl. Steinmutter. den
staindeckern … zu bevelhen, hinfur alle jar, wann sie
… newe zunfftmaister und s t a i n m e s s e r welen, alß-
dann auch zwo verstendige personen des handtwercks
zu schawmaistern zu kiesen 1563 FrankfZftUrk. II 88.
Steinmetz m., Handwerker, der → Steine (I) bearbei-
77 Steinmetz (I) – Steinmetzel 78

tet, behaut und zT. kunstvoll ausformt, ferner aus den MarknutzW. 279. es soll auch yeder meister, der stein-
bearbeiteten Steinen Bauwerke errichtet; zT. auch Stein- wercks bei einem s t e i n m e t z e n, namlich seine fünff
bildhauer, → Steinhauer, auch mit der Bauleitung beauf- jar, erdient hat, mögen und macht haben, stein zu haw-
tragter Baumeister (Architekt); mit Überschneidungen en und mauren im verding und taglon 1563 Steinmetz
zum Berufsbild des → Maurers; zT. zunftgebunden, zT. Ordn. 395. 1567 Pegius,Dienstbarkeiten 34v . 1567 Wis-
einer Bauhütte angehörig, zT. in städt. oder herrschaft- sell,Steinmetz 5. der s t e i n m e t z e n halb jst abgeredt,
lichen Diensten; bdv.: Steinmeißel (I), Steinmeister (I), Steinmet- das jnen ernstlich anzeigt werden sölle, sy die hüpschen
zel, Steinmetzer, Steinmetzler, Steinwerker, Steinwürchte; zS. vgl. Wis- und grossen stuck stein söllen zu eeren zühen [und nitt
zerstucken] 1571 LuzernSTQ. IV 465. wurde solche an-
e
sell,Hdw.2 V 78 ff.; G. Binding, Baubetrieb im Mittelalter (Darmstadt
1993); A. Schottner, Brauchtum der Steinmetzen (Münster 1994). I. be- zeygung [wann der bauw fertig] vnderlassen, sollen die
2

zügl. der Zugehörigkeit zu Zunft, Bruderschaft, Bauhütte werckmeistere, s t e i n m e t z e n vnd zimmerleut, jr jeder
bzw. der Tätigkeit in städt. oder herrschaftlichen Diens- mit dreyen gulden, zu straff verfallen seyn FrankfRef.
e

ten sowie beim Militär; auch hinsichtlich Meisterrecht, 1578 VIII 1 § 10. die meister dieses [schlosser-]hand-
Status und Privilegien. [von deme ambehte des cleinen wercks sollen den s t e i n m e t z e n, maurern und andern
commendûres:] zimerlûte, s t e i n m e z z e n unde andere ihre gezeug, als spindel, schlegel, klupffel, groß oder
e

werchlûte, die sal er zu werke schicken 1264 DOrdStat. klein, nicht machen noch spitzen 1715 BadLO. 281.
109. H.d.M., der s t e i n m e z z e in der hütten 1317 ZGO. [grav U. hat] das chor in der stiffts-kirch zu S. durch
95 (1943) 76. sullen di burger zu W. desz gotzhau- meister W., einen s t e i n m e t z e n, bauen … lassen 1752
se dynstleut, amptleut, muntzer, smide, s t a i n m i t z e n, Sattler,Würt. 22. 1759 Cramer,Neb. 23 S. 78. s t e i n m e -
o o e

zimmerleut, … unn alle di, di gehoren in ains bischof z e n dorfen … 2 jungen zumal halten; … weil sie zwei-
o e

von W. camer unn hof … bei iren freiheiten unn reh- erlei handwerke, nemlich das maurer- und steinhauer-
ten beleiben lazzen 1344 WürzbPol. 70. so hab ich die handwerk, treiben 1779 Weisser,RHandw. 176. daß …
jar, die ich pißher paumeister gewest pin, über zehen die s t e i n m e t z e n große steine … unmittelbar und hart
gelubt s t e i n m e t z e n nit vill gehabt 1464/70 Tucher, an ihre hauser anlegen durfen; jedoch durchaus nicht
e e

NürnbBaumeisterb. 40. [maisterrecht:] wenn ain s t a i n - weiter, als so weit die dachtraufe reicht 1815 GesAnh
m e t z oder maurer hie maister werden wil 1472 Strau- Bernb. III 306. 1815 WirtRealIndex I 194.
bing/ArchZ. 9 (1884) 123. [ordnung des feltzugs:] man III. bezügl. der Entlohnung. sie wirken tagewerk oder
sol auch mit in das velt bringen 8 zymerleut mit iren fürgrif, wan daz tuont in dem amte vil zimberliute unde
werchzeugen, deßgleichen 8 s t e i n m e t z e n 1492 Eyb, s t e i n m e t z e n um 1275 Berth.v.Regensb. I 147. man sal
Gedenkbuch 79. das sich ein jeder s t e i n m e t z in di- eyme czimmermanne, eime s t e i n m e t z e n vnde eyme
se bruderschaft solle gebrudern, der sich anders stein- deckere, der mit schoubin deckit, vnde meistere sint, ge-
wercks gebrauchen will 1498 Wissell,Steinmetz 106. sub- ben seben pfenninge vnde die kost 1338 Walch,Beitr. II
tilen künstern … vnd handtwercken, als buchdruckern, 39. vor … zu bessern die decher den zymmerluden und
seydinstickern, malern, goldschmiden, s t e i n m e t z e n den s t e y n m e t z e n zu lone und vor andere notdorff-
etc schreibt man gesellen, vnd nit knechten Hugen 1528 tige ding XVI margk II lot 1371 MittErfurt 12 (1885)
Bl. 104r . die künstlichen werckleut, artzet, maler, bild- 232. 1484 BambBer. 100 (1964) 328. [soll bezallt wer-
haw̆er, s t a i n m e t z e n etc. sein von gemainem rechten den] den s t a y n m e z e n vnd stainbrechern das spiz-gelt
auch entschuldigt 1544 Perneder,Inst. 131v . es soll auch 1524 SalzbStPolO. 243. TirolLO. 1532 VI 33. dem B.K.,
kein meister keinen fürdern, stein zu hawen, der nit s t a i n m e s s, von demselben prunnen bei der purgg ze
ein rechter s t e i n m e t z ist 1563 SteinmetzOrdn. 407. setzen, bezalt 59 fl. 1536 JbKunsthistKaiserh. 18 (1897)
ebd. 408. der mehrgemeldten zunffte sind 20, als … der p. 31. wie all vnser vnderthan … durch die maurer,
e

maurer, zu denen gehorig die s t e i n m e t z e n, zigelbren- s t a i n m e t z n, zimmerleüt vnnd dergleichen handwer-

e e

ner, topfer, gipser und schieferdecker 1720 Lünig,Theatr cher vnd tagloner mit vberflussiger belonung … hoch
e e e

Cerem. II 1008. handwercksgesellen als zimmerleuthe, beschwart werden BairLO. 1553 V 13 [Einl.]. 1576
s t e i n m e t z e n … mogen wol wohnen und eigen rauch, Fischer,FrkHdw. 90. den zwey s t e i n m e t z e n … vom
e

aber keine gaste halten 1762 Wiesand 882. 1774 Wag- vndsten steynern stock zumawren 42 gulden gelt 1609
ner,Civilbeamte II 141. weitere Belege: 1373 Steinmetzmeister (I), BlPfälzKG. 26 (1959) 119. 1811 v.Erffa,Steuern 9.
1597 Schreiner (I). Steinmetzamt n., Zunft, Handwerk, Tätigkeit der →
II. bezügl. der rechtlichen Ausgestaltung der Arbeit so- Steinmetzen; bdv.: Steinmetzeramt, Steinmetzleramt, Steinmetzzunft.
wie Tätigkeitsfelder. ein grap harte reine / dem bethuse soll derjenige, so zu einem löblichen s t e i n m e t z a m t
nahe bi / worhten s t e i n m e t z e n dri um 1200 Herbort dahier zu T. auf- und angenommen werden will, auß ei-
Fritzlar,TrojKrieg V. 10746. ich, T.v.F., ein s t e y n m e t - nem reinen, ohnbefleckten ehebett und … frey gebohren
z e, bekenne … daz ich das werk vurgenanter erer parre- und erzogen sein 1722 TrierWQ. 620.
kirchin ufffuren, buwin unde meistern sal 1375 Marburg Steinmetzel m., wie → Steinmetz. das sy ir buwmais-
RQ. I 108. um 1487 NürnbChr. IV 313. es soll sich … ter und s t a i n m e z e l neben ains thumbcapitels verord-
keyn s t a i n m e t z, maurer, zimmerman, … als lang der neten, die sachen [Bauschäden] zu besichtigen … bevehl
sommerlon weret, auß vnd von der stat anderswo zu geben wöllen 1560 FreibDiözArch.3 9 (1957) 26. [12 fl.]
arbeyt begeben 1554 AmbergGesatzB. 68r . 1555 Pfälz dem s t e i n m e t z e l zu U. verehert, alß ir gn. ime etlich
79 Steinmetzel – Steinmetzzechmeister
stainwergkh verdingt 1567 SchrBodensee 66 (1939) 7.
Steinmetzen m., (steinernes) Messgefäß, auch Eich-
maß, insb. für Getreide; vgl. 1 Metze (I), Steinmaß (II). ist ain
ieder von ainer ganzen hueben … schuldig zu geben acht
mezen waiz gestrichne maß, wie dan der s t a i n m e z e n
hie an dem markt anzaigt 2. Hälfte 16. Jh. NÖsterr./
ÖW. XI 378. Anf. 18. Jh. ebd. VIII 286.
Steinmetzengruß m., geheime Formel, mit der wan-
dernde Steinmetzgesellen ihre Zugehörigkeit zum Stein-
metzhandwerk belegen; bdv.: 1 Gruß (II), Handwerkgruß. soll ein
yegklicher diener, so er ausgedient hat, und man jn ledig
sagen will, einem handtwerck bey seinen trewen und eh-
ren an eyds statt geloben, … das er den s t e i n m e t z e n
g r u ß … niemands wölle … sagen, dann den ers sagen
soll, auch gar nichts darum aufschreiben 1563 Steinmetz
Ordn. 407.
Steinmetzenhandwerk n., Beruf, Tätigkeit, Zunft, Ge-
meinschaft der → Steinmetzen; bdv.: Steinmetzerhandwerk.
[wir Maximilian bekennen,] das uns meister undt gesel-
len des steinwercks und s t e i n m e t z e n - a n t w e r c k s
zu Straßburg … habent fürbracht, wie sie sich … ge-
geneinander vereint und verpflicht haltend 1498 Wissell,
Steinmetz 105. das … niemandt meer doselbst stein hou-
wen noch ein hütten da haben dann allein J. sampt sym
bruder, so das s t e i n m e t z e n h a n d t w e r c h brucht
o
1545 LuzernSTQ. IV 459. nachdem … vil unordnungen
und mißbreuch in dem s t e i n m e t z e n h a n d w e r c k
eingerissen … so seind … vil meister und gesellen …
zusammen kommen und haben gemelte ire ordnungen
erleutert, gebessert und gesetzt 1563 SteinmetzOrdn. 393.
ebd. 407. unter den gesellen auf dem s t e i n m e t z e n
h a n d w e r k alhier [ist es] in viel weeg sehr unordent-
lich zugegangen … daß es … dem ganzen handwerk
bey andern zu grosser verleimbdung gereichet 16. Jh.
Schoenlank,NürnbGesellenw. 389. nachdem H.B. der jün-
ger das s t a i n m e t z e n h a n d w e r c k nunmehr ausgeler-
net 1617 NürnbRatsverl. II 509.
Steinmetzenjunge m., → Lehrling (I) eines → Stein-
metzen. 1655 Reyscher,Ges. XIII 221.
Steinmetzenstuhl m., niedriger, einbeiniger Hocker,
wie er von → Steinmetzen beim Behauen der Steine ge-
braucht wird. 15. Jh. StraßbZftO. 509.
Steinmetzer m., wie → Steinmetz. van den s t e y n -
m e t z e r e n myt den ampten zymmerluden, holtzsnyde-
ren, kystenmecheren, leyedeckeren ind slyvereren 1396
KölnAkten I 188. [van den ambochte des clenen com-
menduers:] die timmerlude en die s t e e n m e s s e r e en-
de die ander werclude, die sal hi te werke schichten
14. Jh. (Hs.) DOrdStat. 109. 1558 Jülich/QNPrivatR.
II 1 S. 370. daß das gewerck der s t e i n m e t z e r fer-
nerhin ungeschlossen bleibe und dabey so viel meister,
als sich ehrlich ernahren konnen, angenommen werden
e e
1734 CCMarch. V 2 Anh. 255. s t e i n m e t z e r, in de-
nen großen und mittelstadten 2 thl.; s t e i n m e t z e r, in
e
kleinen stadten 12 gr. 1747 CAug. Forts. I 2 Sp. 487.
e
[die sogenannten gassenhandwerker] als s t e i n m e t z e r,
steinhauer, zimmerleute, dachdecker und tuncher 1801
e
RepRecht VIII 202. 1806 v.Berg,PolR. V 248.
80
Steinmetzeramt n., wie → Steinmetzamt. dat s t e y n -
m e t z e r a m p t, gesat up 15 man, facit 300 g.o.
1488 KölnStRechn. I 147. 1585 BuchWeinsberg V
253. stattkölnische bawordtnungh vor das ehrbare
s t e i n m e t z e r - und zimmera m b t 17. Jh. NrhAnn. 17
(1866) 93.
Steinmetzerhandwerk n., wie → Steinmetzenhand-
werk. 1571 BuchWeinsberg V 82. [wer] obbemeldte
pflichten und gebuhren nicht geleistet oder erleget hat,
e
dem sol auch das s t e i n m e t z e r - h a n d w e r c k, wenn
er auch gleich anderwerts meister ware, so wenig … zu
e
treiben erlaubet seyn 1734 CCMarch. V 2 Anh. 256. ebd.
Steinmetzerherr m., wie → Steinmetzmeister (I); vgl.
Bannerherr (III). [die 22 bannerherrn samt iren gaffeln:] J.
van Hilden, s t e i n m e t z r - h e r; R. van Siberch, smede-
her 1571 BuchWeinsberg II 224.
Steinmetzgeselle m., Geselle eines → Steinmetzen. [der
stat paumeister soll erzelen,] wie vil s t e i n m e t z e n und
zimmerg e s e l l e n er an der stat arbeit das vergangen
jare gehabt hab 1464/70 Tucher,NürnbBaumeisterb. 32.
A. von Koln, s t e i n m e t z g s e l l uf der hútten Z. 1504
e
GlückshrZürich 27. [Beschluss] der s t a i n m e t z g e s e l -
l e n halb … das fürohin maister L. nitt mer dann zehen
… uff der hutten solle hallten 1522 FreibDiözArch.3 9
(1957) 15. 1634 WürtVjh. 7 (1884) 38. 1713 ActaBoruss.
BehO. I 463.
Steinmetzler m., wie → Steinmetz. latomus steinme-
zo, s t a i n e m e s e l e r e Mitte 12. Jh. SummHeinrici II 20.
do sie gheghanghen weren mit meyster H. den s t y e n -
m e s s e l e r vp S. ende bezaghen die mure ende den
toern, oft daer enich ghebrec an were, VJ s. IIJ d. 1372
DeventerRek. III 2 S. 410. 1387 ebd. VI 358. der s t e y n -
m e t z l e r meetsnoir, dair dat loit anhengt 1477 Schue-
ren 258b . 1507/17 DuisbChr. 235. S., s t e n m e t z e l e r,
den hert inder raitkameren gemaickt, dair van gegeven
14 st. 1522 NijmegenRek. III 146.
(Steinmetzleramt) n., wie → Steinmetzamt. den
schoemekerampt ende den s t e e n m e t z e l e r a m p t elck
oir ampt durch den burgermeisteren, scepenen ende rait
weder gegeven 1519 NijmegenStR. 72.
(Steinmetzlerschnur) f., → Meßseil der → Steinmet-
zen. s t e y n m e t z l e r s n o i r, dayr dat loít an is. amussis
1477 Schueren 171b .
Steinmetzmeister m., auch -metzenmeister. I. Obmann
der → Steinmetzzunft; bdv.: Steinmetzerherr, Steinmetzzechmeis-
ter. [personen, dye gesworn haben mit dem rate:] C.R.,
s t e y n m i c z e n m e y s t e r, und alle steinmiczen 1373
MainfrH. 7 (1950) 39.
II. ausgelernter Handwerker, → Meister (III) im
Handwerk der → Steinmetze. es sollen die muwerer-
oder s t e y n m e t z e n m e i s t e r die humpeler und alt-
placker ire arbeit thun leiszen 1498 Volckmann,Alte
Gewerbe 270. die steinmetzarbeiten werden fast aller
orten den s t e i n m e t z m e i s t e r n nach akord bezahlet
1789 HdbchÖstGes. XV 386.
Steinmetzzechmeister m., wie → Steinmetzmeister (I).
dem M., s t a i n m e s s z e c h m a i s t e r, für dass er sitz
jars den maurern zum statpau all wochen angesagt, ge-
81 Steinmetzzechmeister – Steinsatz
schenkt 1 fl. 1536 JbKunsthistKaiserh. 18 (1897) p. 31.
Steinmetzzunft f., auch -metzenzunft; Korporation,
Zusammenschluss der → Steinmetze; bdv.: Steinhauergil-
de, Steinmetzamt, Steinwerk (III), Steinwürchtersamt. H. claget
ebenermaßen, das obg. G. in s t e i n m e t z e n z u n f f t
40f. schuldig 1652 Neustadt/W./DRWArch. die s t e i n -
m e t z e n - z u n f f t hatte vor diesem ihre haupt-stuben in
Straßburg gehabt, wohin von allen gewercken dieser leu-
te aus dem reich in wichtigern vorfallenheiten gegangen
worden war 1707 Theatrum Europ. 18 (1720) 43. statu-
ta und privilegia einer ehrsamber s t e i n m e t z - z u n f t
1722 TrierWQ. 620.
Steinmühle f., Mühle zum Zerkleinern von Steinen,
Sägmühle für Steine. molendinum s t e i n m u l 1355 Ol-
mützStB.(Bischoff) 342. die s t e i n m u l e zinset jerlich
… 16 gr. 1408 AussigUB. 217. 1410 QuedlinbUB. I
225. die s t e i n - m u h l e wo die groste stein auf art wie
e e
das holz geschnitten werden Vorn. Merckwürdigkeiten in
Augspurg (1750) 14. in ansehung des gebrauchs giebt es
oelmuhlen, s t e i n -, bret- und sagem u h l e n, bohrmuh-
e e e e
len, polier- und schleifmuhlen 1803 RepRecht XI 16.
e
Steinmutter m., amtl. Abmesser im (Schiefer-)Berg-
bau; mit der Abgabenerhebung betraut; vgl. 3 Mutter, Steinmes-
ser. bergwerckh: eß seindt underschietliche leyenberg in
hiesiger gemarckung, woraus ihro churfürstlichen gna-
den durch einen geschwohrnen s t e i n m ü t t e r den ze-
henden erheben 1671 RheingauLändlRQ. 343.
Steinobst n., Obst mit verholztem Kern. 1276 Augsb
StR. Art. 63 § 3. 1767 SammlBadDurlach III 389.
Steinofen m.; vgl. Steinbäcker. I. Anlage, Einrichtung zum
Brennen von Ziegelsteinen. hadde G. van R. vanden
erue van M., daer die s t e e n o u e n op staet, XIIIJ £
stat pay 1380 CDNeerland. II 2, 1 S. 153 [hierher?].
s t e n o v e n [teghelschune, telghelschone, horreum late-
rum] 1420 Parchim(Cleemann) 218. die asijnse van den
s t e e n o v e n e n, die verhyert was een jaer lange … om
25 lib. 1426 MnlWB. VII 2022.
II. → steinerner → Ofen. nyemant en zal peck of teer
zieden … by XL sc. hollans, ten wair up enen s t e y n -
o v e n 1413 AmsterdamRbr. 39. 2 ½ ß C.L. vor den
s t e y n o v e n to murende in den oster stoven 1502 ZNd
Sachs. 1871 S. 137. [Hafner B. hat] in der badstuben
die bögen in den s t a i n o f e n zumachen und den keßel
einzusetzen 1607 SchrBodensee 116 (1998) 37.
Steinohs n., Getreiderest, der beim Mahlvorgang zwi-
schen den → Mühlsteinen (I) verbleibt; als Tierfutter ge-
nutzt; vgl. Steinmehl. [Müller sollen] uns von jedem ange-
meldeten scheffel korn und weitzen einen halben schef-
fel s t e i n o h s zugeben schuldig seyn 1661 Beier,Hdw
Lex. 415. 1771 CAug. Forts. I 2 Sp. 1186.
(Steinpeiner) m., (zunftgebundener) Träger von →
Steinen (I); vgl. Peiner (II). [Rechnung:] den s t e e n p i j n -
r e s III lb. VIJ ½ s. 1291 CorpMnlTekst. I 1570. bi J.
van U. ghewrocht an doude muelnebrucghe, van ma-
chenaers, van steenhauwers, van s t e e n p y n n r e s, van
deluers, van handcnapen 1336/37 InvBruges II 184.
Steinpfennig m. I. Bez. für unterschiedliche Abgaben.
picis denarium, qui aliter dicitur s t e i n f e n n i n c 946
82
SpeyerUB. 4. seruicium quod dicitur einspalten et aliud
seruicium quod dicitur s t a i n p f e n n i n g in die s. georij
um 1300 KremsmünsterUrb. 13.
II. mnl.; kleinere Geldsumme, die sowohl bei der Ver-
haftung als auch bei der Entlassung aus dem Gefängnis
zu zahlen ist; vgl. Stein (XII 2), Steingeld (IV). van s t e e n p e -
n e g h e n ynomen uter scrine in den steen XLIIII lb. 1302
MnlWB. VII 2022.
(Steinpforte) f., ein Gefängnis; vgl. Stein (XII 2). 1338 Mnl
WB. IX 1421.
Steinpolieren n., Schleifen und Polieren von (Edel-)
Steinen; als Tätigkeit der → Steinpolierer. 1544 Freiburg
Ballierer 105.
Steinpolierer m., (zunftgebundener) Handwerker, der
Steine oder Edelsteine feinschleift und poliert. zweidracht
ind unwille tuschen den eirberen meisteren ind verdien-
den des amptz steinmetzere ind zimmerlude an eine ind
L.v.G. s t e i n p o l e r e r an die andere sijden … wegen ei-
nes knechts 1491 KölnZftUrk. II 451. s t e i n - b a l l i r e r
… qui polit des pierres 1711 Rädlein 840. [extra-ordinair-
steuern:] s t e i n p o l i e r e r 16 gr. 1748 CAug. Forts. I 2
Sp. 537.
Steinpoliererordnung f., schriftliches Regelwerk für
das Handwerk der → Steinpolierer. s t e i n b a l l i r e r
o r d t n u n g zu Freyburg im Breisgaw 1544 Freiburg
Ballierer 8.
Steinprobe f., Prüfung des Metallgehalts von Erz; vgl.
Silberprobe (I), Stein (III). 1573 CJSystMet. IV 137. 1616
HessSamml. I 543.
Steinpropst m., Steinbruchaufseher; vgl. Propst (II). [ord-
nung im stainpruch:] dem s t a i n b r o b s t für sein ge-
rechtigkait XXXII ¢ 1505 OstbairGrenzm. 4 (1960) 46.
ebd.
Steinrecht n. I. Rechtsregeln der → Steinsetzung. umb
rain marchstain und s t a i n r e c h t sol sten wie gewön-
hait und lantzrecht ist 1485 OÖsterr./ÖW. XII 194.
II. in der Tuchschererzunft: Beitragspflicht, Sonder-
gebühr für die Nutzung des gemeinschaftlichen Schleif-
steins; vgl. Stein (XVII), Steinmeister (III). sol er den meistern
von thuchscherern ein gulden geben an ir s t e i n r e c h t
o
1532 Koelner,BaselSchlüssel 131. tuchschärer: im ufdin-
gen gebe ein frömbder knab in den handtwercksseckel
oder s t e i n r e c h t 2 lb. 1674 ZürichZftG. II 661.
Steinsalz n., (Stücke von) Salzgestein, Bergsalz. [soll
ihnen] das traffiquiren mit dem türckhischen s t a i n
s a l z â proprio vel alieno nomine … verbotten sein
1685 DonauschwäbQb. III 60. 1706 SchrMährSchles. 23
(1878) 435. 1770 Kreittmayr,StaatsR. 370.
Steinsatz m., wie → Steinsetzung; meton.: Gemein-
schaft der → Steinsetzer (I); bdv.: Satz (XI). gemarken
s t e i n s a t z e s: wan die U.L. ire gemarkung umbgeen,
sollen … auß beiden dorfern steinsetzer darzu gegeben
und verordnet werden 1568 SchriesheimW. 184. vor ob-
gemelten … steinsetzer sollen alle vnndt jede veltschä-
den, s t e i n s e t z vnndt erhebungen … vff verlangung
der partheyen gerechtfertigt, gerichtet vnndt geschlich-
tet … werden 1585 Simmerding,Grenzzeichen 411. aller-
handt gerichtliche geschefften mit s t e i n s a t z, vnnder-
83 Steinsatz – Steinschreiber (I)
gängen vnnd dergleichen sachen 1599 PfälzW. II 703.
das wegen der feltmassung vndt s t e i n s a t z sich …
vnnottige stritt vndt misverstendt erheben 1628 ebd. 754.
an der A. gemark sind zu uns gekommen der sämtliche
s t e i n s a t z von A. 1731 Gau-Odernheim I 281. die hie-
sige gemeinde D. hat bishero den s t e i n s a t z wie auch
den waidgang auf ersagtem eckzehenden ohndisputir-
lich exerciret 1770 BadW. 233. 1772 KirchheimW. 169.
Steinsatzung f., wie → Steinsetzung. [wo] diejenige,
mit welchen die ganz gemeindt thet landscheiden, sich
der s t e i n s a z u n g beschwerdt befündt, den ist solches
für den dorfs vnndt gerichtsherrn … zu appelliren zuge-
lassen 1530 Alemannia 30 (1903) 98. soll uff schiristen
montag … die s t a i n s a t z u n g e, wie obsteet, furgenom-
e e
men und vollzogen … werden 1540 Moser,RStHdb. II
930. 1570 Meurer,WasserR. 7. [beider flecken geschwor-
ne sollen] zuuor sie sich in einige s t e i n s a t z u n g bege-
ben, einander … geloben, das keiner dem andern seine
jungen oder loßzeichen offenbaren … wolle 1571 Solms
e e
LR. 108. spenn und irrungen … werden von den ver-
ordneten undergängern … entschaiden, die s t e i n s a t -
z u n g der gebür fürgenommen 1609 WürtLändlRQ. II
164. 1618 CJVenatorio-Forest. I 393.
Steinsäule f., → steinerne Säule; als Grenzmarkie-
rung; vgl. Säule (II), Stein (VI). [untergang:] in ein selb ge-
wachsne s t a i n s a u l, daran beeder herrschafften wap-
pen und auch zway creutz gehauen 1564 Lori,Lechrain
363. s t e i n - s a u l e … um die kayserliche, turckische
e e e e
und venetianische grantzen damit abzumarcken 1720
e
Lünig,TheatrCerem. II 1441.
Steinschieben n., ein (verbotenes) Geschicklichkeits-
spiel; wohl: jeu de palets. [verbott deß tantzens:] wollen
e e
das unzüchtig s t e i n s c h i e b e n und was dergleichen
leichtfertigkeiten … hierunder begriffen haben 1588 Ba-
selKirchO. 89. 1610 ebd. 212. 1619 ebd. 234.
(Steinschleißung) f., Abnutzung von Mühlsteinen. de
s t e e n s l i t i n g h e van VI jaren het my costet XL mrc.
lub. 1444 LübUB. VIII 320.
(Steinschließer) m., Gefängniswärter; vgl. Schließer (I),
Stein (XII 2), Steinwärter. [in de nacht wart he] in eenen steen
gesat, und de s t e e n s l u t e r schattede ene aff 14 rinsche
gulden 1469 HansUB. IX 450.
Steinschneiden n. I. Tätigkeit eines → Steinschneiders
(I). [dat ein balberer einen gesellen holt, de ding an-
nimpt] alse brochsniden und s t e n s n i d e n und starste-
ken 1563 LünebZftU. 31. [wann einer für einen mais-
ter erkennt wirdet, sol er] sich deß s t e i n - oder bruch-
s c h n e i d e n s, starnstechens oder anderer artzneyen nit
vnderwinden 1616 Wüst,Policey III 516.
II. Tätigkeit eines → Steinschneiders (II). das s t a i n -
s c h n e i d e n von der hand sey an ime selbs alhie ei-
ne freye kunst, darauff es weder ordnung noch gesetz
hab 1607 NürnbRatsverl. II 371. ein kunstler im s t e i n -
e e
s c h n e i d e n … war zu August’s zeiten sehr beruhmt
e
1801 Breitkopf,Spielk. II 111.
Steinschneider m. I. Handwerks-Chirurg, der → Steine
(XXI) aus der Blase und Niere entfernt; häufig im Wan-
dergewerbe; bdv.: Schneidarzt, Steinarzt. hand min herren, die
84
nuwen rät, meister S., den s t e i n s c h n i d e r, umb siner
kunst willen hütten und wachen hie in der stat Basel fry
gesatzt 1506 Jb. Schweiz. Ges. f. Familienforsch. (1979).
J.R., burger vnd s t e i n s c h n y d e r der loblichen statt
Zürich 1554 OstbairGrenzm. 2 (1958) 46. landferigen
schal by ansehenlicher straf, uthgenamen erfarenen und
berömeden broke- und s t e i n s n i d e r n, ok die so son-
derliche schaden tho heilen geschickt, baven achte dage
alhir tho verharren … nicht frig sin 1568 PommJb. 1
(1900) 116. simplicisten, kälberärzt, bader, platersche-
rer, s t e i n s c h n e i d e r, wundärtzt 1582 Fischart,Gesch
Kl.(Sch.) 348. 1666 Gotha/QNPrivatR. II 1 S. 616. [sie
ließen in allen stadten] einen gewissen s t e i n s c h n e i -
e
d e r bestellen, zu dem ende, daß nicht die einfaltigen
von den marktschreiern und landfahrern betrogen und
um ihre gesundheit gebracht wurden 1675 PatrArch.
e
1 (1784) 73. oculisten, operatores, s t e i n - und bruch-
s c h n e i d e r, zahnbrecher etc. … sollen … ausserhalb
den offentlichen marckten … nicht geduldet werden
e
1682 CCMarch. V 4 Sp. 21. 1701 OÖsterr./ÖW. XIII
245. [collegium medicum, welches] bader, bruch- und
s t e i n s c h n e i d e r, auch hebeammen … visitiret und ex-
aminiret 1725 ActaBoruss.BehO. IV 1 S. 652. 1731 Han-
novGBl. 8 (1905) 231. der s t e i n s c h n e i d e r beschafti-
e
get sich mit dem schneiden der im leibe wachsender stei-
ne, es mogen dieses niren- oder blasensteine seyn 1757
e
Estor,RGel. I 250. alle medicamentenhandler, oculis-
e
ten, s t e i n - und bruchs c h n e i d e r … gehoren … unter
die dijudicatur des collegii medici 1785 BrschwWolfenb
Promt. III 231. 1794 PreußALR. II 20 § 706. bruch-
und s t e i n s c h n e i d e r mussen nie ohne … erlaubniß
e
der obrigkeit … zur ausubung ihres gewerbes zugelas-
sen werden 1802 v.Berg,PolR. II 192.
II. Kunsthandwerker, der Edelsteine und andere harte
Materialien verarbeitet und hieraus Wappen, Gefäße usw.
verfertigt; → Siegelgräber. darumb dann die mahler,
bildhawer, s t e i n s c h n e i d e r, zimmerleut … auß Ita-
lien in Ungarn kommen, welchen man große besoldung
geordnet 1516 ArchKulturg. 35 (1953) 64. 1568 Stände-
buch 27. 1589 ZLübG. 55 (1975) 54. dem suppliciren-
den C.v.C., s t e i n s c h n e i d e r e n, soll man sein privile-
gium und freyheit, als die behemischen granaten auf der
mühl zu schneiden, noch auf fünff jahr lang prorogiren
1598 NürnbRatsverl. II 272. isersnidare, s t e n s n i d a -
r e, och pitscherstickare um 1650 ZHambG. 46 (1960)
110. [die] kupferdrucker, wappen- und s t e i n s c h n e i -
d e r … sind an den magistrat zu weisen 1787 Hdbch
ÖstGes. XIII 544. [die kunstler theile ich ab in] mah-
e
ler, s t e i n s c h n e i d e r, erzschneider, stempel- und pet-
schierstecher 1787 Krünitz,Enzykl. 40 S. 240. [gewerblis-
te:] glas-, s t e i n - und wappens c h n e i d e r: 1 1788 Gatte-
rer,TechnolMag. I 741. [classification des personlichen
e
verdienstes der gewerbsleute:] in dorfern kommen in die
… II. klasse … steinschleifer; s t e i n s c h n e i d e r; sticker
in gold, silber und seide 1815 SammlBadStBl. III 210.
Steinschreiber m. I. Amtsträger, der für die Anliefe-
rung von Baumaterial zuständig ist; vgl. Stein (I). instruction
vnd ordtnung, waszmaszen vnnser … jungst aufgenom-
85 Steinschreiber (I) – Steinsetzung
mener s t a i n s c h r e i b e r bei vnnseren pauambt alhier
zu Wien sein dienst handlen vnnd verrichten solle 1635
UnsereHeimat 22 (1951) 80. ebd.
II. städt. Amtsträger, dem die Grabstättenaufsicht ob-
liegt und dem die Totengräber unterstehen; vgl. Stein (XV).
denen samtlichen s t e i n s c h r e i b e r n soll man auch an-
e
befehlen, alle leichen fleißig aufzuzeichnen, zu dem ende
auch die todtengraber zur richtigen anzeig derselben an-
e
zuweisen 1706 Lahner,Samml. 327.
III. milit. Amtsträger, der den Steinverbrauch bei Be-
festigungsarbeiten kontrolliert; vgl. Stein (I). [die pommer-
sche brigade der konigl. fortifikation bestehet] aus ei-
e
nem kasseur, einem materialbuchalter und zwey s t e i n -
s c h r e i b e r n 1788 Gadebusch,Staatskunde II 290.
(steinsdick) adv., von der Dicke eines → Steins (I); als
Maßangabe bei Mauerwerk. dattet een steenhuus is, al-
so alst van outs ghestaen ende ghetymmert is, ende van
voor tot after s t e e n s d i c k e die mueren in moorter ghe-
mets siin of meer 15. Jh. (Hs.) UtrechtRBr. II 126.
Steinsetz m., wie → Steinsetzer (I). 1453 Wetterau/
GrW. III 496.
Steinsetzen n., wie → Steinsetzung. soll das landen,
e
messen vnd s t e i n s e t z e n … seinen furgang haben vnd
e
solches geschehen auff dessen kosten, so der steinset-
zung begert 1571 SolmsLR. 105. was ferner das s t e i n -
s e t z e n belangendt, ist ihnen gesetzt worden vonn
einem neuen stein zwölff pfennig vnndt von einem
altten zuheben vnd zusetz. 24 d. 1586 Unterfranken/
Simmerding,Grenzzeichen 417. 1628 PfälzW. II 755. so
einer oder mehr sich des schieders aussspruch oder
s t e i n s e t z e n s beschwert, so hatt es kein apell 1646
Nowak,Künzelsau 155. s t e i n s e t z e n, so zu underschie-
dung der feld-güther geschicht 1715 BadLO. 130. was
für s t e i n s e t z e n und erbschetzen in selbigem gezirk
gefallen, ist allein der churfurstlichen pfaltz 1732 (Hs.)
SchriesheimW. 185. [die unterganger] genießen keinen
e
gehalt, sondern … taggelder und sporteln vom s t e i n -
s e z e n 1785 Fischer,KamPolR. I 713.
Steinsetzer m. I. Amtsperson, die für die Festlegung
und Überprüfung von Grenzverläufen und für das Setzen
von Grenzsteinen verantwortlich ist; Untergänger; gele-
gentlich auch mit bau-, insb. feuerpolizeilichen Aufgaben;
bdv.: Schieder (II), 1 Steiner, Steinsetz. so hait myn juncker macht,
s t e i n s e t z e r inn dem gericht zu setzen 1453 Vilbel/
GrW. III 472. hat der strenge herr H. … mit wissen
und willen der gemein gemacht und gekorn die s t e i n -
s e t z e r 1484 Wasserschleben,RQ. 252. 1525 Fries,Ostfrk
Bauernkr. I 384. hat meines g.h. schulthais die s t e i n -
s e t z e r im feld und dorf … uf alle guter zu W.U. zu
furen, dieselbe zu setzen 1530 Odenwald/GrW. VI 3. [die
schöffen weißen,] daß der landschöff und des graffen
schultheiß, s t e i n s e t z e r, holtzgeber und ohmgelter mit
einander ziehen und setzen sollen 1539/1680 ArchUFrk.
23 (1875/76) 180. 1542 AnzGMus. 1 (1832) 208. wan
die U.L. ire gemarkung umbgeen, sollen alwegen … auß
beiden dorfern s t e i n s e t z e r darzu gegeben und verord-
net werden 1568 SchriesheimW. 184. seind die gerichtß-
personnen zugleich s t e i n s e t z e r 1582 PfälzW. II 522.
86
U., auch ein ganerbendorf, … haben aber ire s t e i n s e -
z e r selbst zu kuren und zu verordnen 1598 WürzbZ. I
2 S. 714. von obgemelten … s t e i n s e t z e r n sollen alle
und jede feldschied, steinsetzung, besichtigung und er-
hebungen und feldmessen … gerichtet und geschlichtet
werden 1650 Zehnter,Messelh. 341. ebd. daß man … in
beisein beiderseits nachbarn … durch die geschworne
s t e i n s e t z e r, deren jeden orts zweene zu wehlen, ver-
steine und vermale 1666 Gotha/QNPrivatR. II 1 S. 630.
1695 WürtLändlRQ. I 262. 1712 ebd. 83.
II. Handwerker, der Straßen und Wege pflastert; vgl.
Pflasterer. de steinwege scholen ock, dar de tobroken,
wedder gemaketh werden. ock schullen derhaluen de
e
s t e i n s e t t e r des jhars twie vorbodeth werden Brschw
StR. (1532) 337. wollen die herren magisträte … allen
zimmer-leuten und s t e i n - s e t z e r n insonderheit anbe-
fehlen, keine neue bander uber die ronn-steine zu ma-
e e e
chen 1706 CCMarch. V 1 Sp. 382. s t e i n s e t z e r vi-
de pflastersetzer 1747 CAug. Forts. I 2 Sp. 487. 1785
BrschwWolfenbPromt. IV 43.
Steinsetzeramt n., Amt, Posten, Stelle eines → Stein-
setzers (I). zu solchem s t e i n s e t z e r a m p t sollen hin-
fürtter andere personen nit, dann die eines ehrlichen
vnuerleumbten herkommens, guten verstandts … vnndt
die im velt vnndt markhung der gelegenheit erfahren,
… angenomen … werden 1585 Gerolzhofen/Simmerding,
Grenzzeichen 410. 1650 Zehnter,Messelh. 340.
Steinsetzerbelohnung f., Entlohnung eines → Steinset-
zers (I). vor 1629 PfälzW. II 723.
Steinsetzereid m., Amtseid eines → Steinsetzers (I);
bdv.: Steinereid. [R. ist] zu amt des steinsetzers uff unnd
angenommen worden derowegen auch gelobt und den
gewöhnlichen s t e i n s e t z e r e i d t erstattet 1566 Chr
Kaiserslautern 8. 1628 PfälzW. II 755.
Steinsetzerordnung f., amtl. Regelwerk über die →
Steinsetzung. [Übschr.:] s t a i n s e t z e r o r d n u n g zu Ge-
roltshoffen 1585? Simmerding,Grenzzeichen 409. volgen-
de s t e i n s e t z e r o r d t n u n g imbs gerichtßbuch … ge-
schriben 1585 PfälzW. II 522. [Übschr.:] feltmesser-
vndt s t e i n s e t z e r o r d n u n g 1628 ebd. 754.
Steinsetzung f., Setzen, Eingraben eines einzelnen oder
mehrerer Grenzsteine; auch die damit verbundene Fest-
stellung einer Grenze bzw. eines Grenzverlaufs; bdv.: Stein-
satz, Steinsatzung, Steinsetzen, Steinung (I); vgl. Stein (VI). revers …
das solche s t a i n s e z u n g dem eblspergischen burkfridt
und dessen gerechtigkeit unpraeiudicierlich sein sollen 1.
Hälfte 16. Jh. OÖsterr./ÖW. XII 80. dieweil die s t e i n -
s e t z u n g zu vnderscheydung der feldtguter gantz not-
e
wendig … [solle] dieselbig durch … geschworne land-
schiedere oder feldgeschworne geschehen 1571 SolmsLR.
104. [vier freigericht, darin] auch alle verfelschung an
s t e i n s e t z u n g e n, messen, gewichten und anderß an-
zuzeigen schuldig 1578 Boxberg 796. es solle auch durch
gedachte geschwornen kein s t e i n s e t z u n g noch rich-
tung geschehen, ohn aller angrentzenden nachbarn …
beywesen vnd bewilligen FrankfRef. 1578 IX 3 § 3. von
obgemelten … steinsetzern sollen all und jede feldschied,
s t e i n s e t z u n g, besichtigung und erhebungen … ge-
87 Steinsetzung – (Steinwärter)
richtet und geschlichtet werden 1650 Zehnter,Messelh.
341. daß die s t e i n - s e t z u n g nicht allezeit durch ob-
rigkeitliche personen … geschehen musse, sondern es
e
konnen zwey streitende privatpartheyen sich vereinigen
e
… die grantz-steine … zuheben und wieder einzusetzen
e
1705 KlugeBeamte I2 721. 1715 BadLO. 130. s t e i n -
s e t z u n g: die setzung der steine, wodurch verschiedene
felder oder guther von einander unterschieden werden
e
1762 Wiesand 1016. 1785 Fischer,KamPolR. II 615.
Steinsprenger m., Handwerker, der → Steine (I) aus
dem Felsen sprengt. 1673 SchweizId. X 884. 1753 NCC
Pruss. I 1002. SchlesProvBl. 20 (1794) 471.
Steinstoßen n., ein (Turnier-)Sport ähnlich dem Ku-
gelstoßen. und soll die hofraiti … fry sin, als ain fryer
e
hangart, das menklich da sol und mag springen, louffen,
e
s t a i n s t o ß e n, schießen 1465 SGallenOffn. II 160. 1660
BaselKirchO. 423. 1720 Lünig,TheatrCerem. II 1164.
Steinstraße f., gepflasterte Straße; vgl. Steinweg. den
wech … tot E. toe doen slichten ende mede vander her-
wairtster bruggen totter s t e e n s t r a t e n toe oick doen
kaeyn 1457 MnlWB. VII 2025. abred des etters: … hin-
auff bis an die s t a i n s t r a s herein gegen F. 1481/84
LauingenStR. 1439 S. 55. sollen ock alle s t e i n s t r a -
t e n so in dem flecken einmahl up der gemeinen kosten
sinnen gelegt, folgender tydt van jedern, so wyht syn
hueß strecket, underholden und thom weinigsten alle
saterdage vollenkomlich gefeget werden, poena 3 sch.
1618 OstfriesBauerR. 32. 17. Jh. ebd. 35.
Steintragen n., → Schandstrafe, bei der ein oder zwei
um den Hals gehängte → Steine (IX) öffentlich über ei-
ne gewisse Strecke zu tragen sind; insb. an Frauen wegen
Streitereien oder übler Nachrede verhängt; zT. in Geld ab-
lösbar; vgl. Flaschentragen, Schandstein; zS. vgl. v.Künßberg,Steintr.;
Wettlaufer/ZRG.2 Germ. 128 (2011) 348ff. welche weiber einan-
der selbs oder andern leüthen an ihre ehre oder ybel
reden, die sollen … mit offendtlichen widersprüchen,
s t a i n t r a g e n oder anderer … ernstlichen straf … ge-
püest werden 1496 RQbayerSchwaben II 444. würden
aber zwo frauen einander übel handlen oder einander
huren haissen, so sollen sie den stain umb daz rathauß
tragen … welche aber den stain nit tragen wöllt, soll
10 ¢ der werung geben und des s t a i n t r a g e n s ab-
sein 1592 WürtLändlRQ. I 351. die weiber vnd magde,
e
so sich schelten vnd andere vnbilligkeit treiben, sol-
lenn mit dem s t e i n t r a g e n n, wie vor alters gebreuch-
lichenn, verschonet seyn, sondern mit andern zum ab-
scheu offentlichen ans halß eysen gestellet … werden
e
1593 NMittThürSächs. 4, 4 (1839) 80. auch hatte man
außer diesen mitteln … noch mehrere, um die schuldner
zu richtiger zahlung auf bestimmte zeit zu vermogen. da-
e
hin gehorten … die verbindung … zum s t e i n t r a g e n
e
1799 RepRecht III 43. 1801 Rößig,Altertümer 322.
Steinträger m., Lastenträger beim Bau; ua. im Rah-
men einer Arbeitspflicht als Maßnahme gegen Müßig-
gang; vgl. Opfermann (II), Pflegknecht. ainem s t a i n oder mer-
tert r a g e r vnnd allen andern dergleichen arbaitern ze-
hen pfenning BairLO. 1553 V 13, 2, 7. 1608 OÖLTfl. III
6 § 11. derer eltern kinder aber, so kein handwerg ge-
88
lernet, wurden zu holz- und s t e i n - t r a g e r n der stadt-
e
gebaude gemacht 1684 Sauter,Staatserm. 698.
e
(Steinübel) n., Erkrankung an → Steinen (XXI); wird
dies auf eine Körperverletzung zurückgeführt, besteht An-
spruch auf Wergeld. hwene sa ma vndat in thet lif
and him therfon kumth thet s t e e n e w e l, herum iefta
frowm, sa achter bi riuchta en thrimen ield [wenn man je-
manden am Leibe verwundet und er sich dadurch die Blasensteinkrank-
heit zuzieht, (es sei bei) Männern oder Frauen, so gebührt ihm rechtens
1 1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 130.
⁄3 Wergeld]
Steinung f. I. wie → Steinsetzung. 1548 CoutLooz I
13. waß ir [vntergenger] also in solchen vndergengen
vnnd s t a i n u n g e n bej den partheyn vor vortheil oder
geuerde finden, [sollt ihr] dieselben jederzeit abstraffen
1610 Ellingen/Simmerding,Grenzzeichen 408. es soll kei-
ner ohn vorwißen seines lehenherren einige s t a i n u n g
vornemen 1620 ZKulturg. 8 (1901) 174. fielen aber in
solcher verreinung und s t e i n u n g an lange und breite
e
irrungen fur, dieselbe sollen die geordnete schultheisen,
e
gerichts-schopffen, steinsetzer und aelteste … entschei-
e
den 1666 GothaLO. II 3 Tit. 25.
II. (durch → 1 Marksteine I angezeigte) Grenze,
Grenzlinie. daz wir han gewesselth mit den vrowen von
V. … sesz mannesmaten in H. banne vnde … ein halp jv-
charte nebent der s t e i n v n g i n 1297 Colmar/CorpAltdt
OrUrk. IV 189. bomgarten … stost an pfaff G. vnd an
v e
der D. garten vnd an die s t e y n u n g, zinst vor jerlich
a
ein guldin geltz 1500 ZGO. 18 (1865) 211.
III. wie → Steinigung (I). s t e e n i n g h e, steenwerpin-
ghe, lapidation Mellema,DictFlam. (1591) X 1r .
Steinverkäufer m., Baumaterialienhändler. 1427 Köln
Akten II 256. 1747 HambMandSamml. III 1636.
(Steinwächter) m., mnl.; wie → Steinwärter. Mitte 14.
Jh. CoutAnvers I 74.
Steinwaffe f., ein Steinmetzwerkzeug. 2 s t e y n w o -
f e n 1437/38 DOrdGrZinsb. 120. 1454 ArchOFrk. 17,
3 (1889) 115. [kriegßrüstung:] ein wagen mit maurer-
gezeüg als allerley s t e i n w a a f f e n 1555 Fronsperger,
Kriegsregiment 20v .
Steinwalge f., Höhenlinie, von welcher die Steine in
verschiedene Richtungen herabrollen, Wasserscheide, als
Grenzlinie; meton.: Herabrollen von Geröll in verschiede-
ne Richtungen; vgl. Schneeschleife; zS. vgl. ZRG.2 Germ. 43 (1922)
27. was … die wassersaig und s t a i n w a l g begreift, das
gehört an mitl ein das gericht O.K. und ist mit dem
gerichtszwang … ainem landrichter daselbst … under-
worfen 1523 ArchKärnten 20/21 (1912) 215. confin und
pimarch, so ditz gericht mit alter auszaigt: … nach der
höch, was s t a i n w a l g und wassersaig ausweist, biß an
den M. 1565 RaurisLR. 205.
Steinwand f., gemauerte Außenwand eines Hauses.
1396 HildeshUB. II 510.
(Steinwärter) m., mnl.; Vorsteher eines Gefängnisses;
Gefängnisaufseher; bdv.: Steinwächter; vgl. Stein (XII 2), Steinhü-
ter, Steinschließer. A.v.B., s t e e n w a r d r e, van sinen salari-
se van den steene XVJ lb. XVJ s. 1299 CoutBruges I 278.
[H.] ghinc uter vanghenessen buten contente van par-
thien, jof van den heer, jof van den s t e e n w a e r d e r 1.
89 (Steinwärter) – Steinwerk (II)
Hälfte 14. Jh. AardenburgRbr. 269. dat die s t e e n w a e r -
d e r s van gheenen ghiselen gheld zullen heben zonder
van den ghenen, die in den steen commen 1357 Cout
FrancBruges II 121. zell der stat s t e e n w a r d e r loven
… der stadt gevangen te verwaeren 1434 UtrechtRBr. I
317. J.v.d.S. als s t e e n w a e r d e r e ende bewarere van
der vanghenesse van der stede van der Sluus 1435 Hans
UB. VII 1 S. 60. Ende 15. Jh. CoutBruges II 148. 15. Jh.
Fruin,Dordrecht I 211. en mach de cepier oft s t e e n -
w e e r d e r gheenen ghevangen om civile saken vanden
steen laeten sonder voorgaende … consente van partije
1582 CoutAnvers II 126.
(Steinwärterschaft) f., Amt, Posten eines → Steinwär-
ters. min here heift wederroupen de lettren van der ghif-
te, die hi ghegheven hadde C.v.S., tot sinen wederrou-
pene, als van den s t e e n w a r d e r s c e p e van M., ende
heift tvorseide s t e e n w a e r d e r s c e p ghegheven G.v.D.
tsinen wederroupene 1358 CartLouisdeMale II 104. il
remet le s t e e n w a e r d e r s c e p e á deux membres du
conseil Mitte 15. Jh. CoutBruges II 165.
Steinweg m., gepflasterter Weg, Gehsteig; auch: Bo-
denpflaster; ua. in Bau- und Ordnungsvorschriften; vgl.
Steinbrücke (II), Steinstraße. it en scal nement enne nyen s t e n -
w e c h setten eder hoghen, de rad en si darbi vor 1349
BrschwUB. I 47. 1433 Größler,Eisleben 46. tinsz unde
hovetgelt … gegheven … to hulpe den s t e y n w e g e n
buten unsen doren, de darmede to beterende 1452 Hil-
deshUB. VII 64. we ock dreck wolde voren edder dre-
gen laten buten de porten unsser stadt, de schall one
voren edder dregen laten tendest de s t e n w e g h e van
den herstraten 1489 BremRQ. 277. vor 1524 Leipzig
SchSpr. 520. werth einer so fredelois gelecht, syne per-
sone is fry in sinem huse vnd vp synem s t e y n w e g e
vnd nicht syn gudt 1533 Pufendorf IV app. 123. seind
die herrn der zolle … schuldig, wege, stege, prucken,
e
pflaster oder s t e i n w e g e, leinpfade … zubawen, bes-
sern 1550 Gobler,Rsp. 230r . daß die principalstraßen,
dahin die furen und frachten geschehen, mit s t e i n -
w e g e n und paviment [versorget werden] 1558 Jülich/
QNPrivatR. II 1 S. 355. vnsere burgere … sollen al-
e
le sonnabendt vnd des abendts vor den vier zeiten jre
s t e i n w e g e fegen 1573 BrschwUB. I 427. 1580/1608
WismarBürgerspr. 349. 1747 SammlBadDurlach III 78.
küh- und pferde-mist soll … weggefahren werden, derge-
stalt, daß um 8 uhr der s t e i n w e g wiederum rein gefe-
get und mit wasser abgespühlet seyn muß 1763 Hannov
GBl. 9 (1906) 38.
steinwegen v., pflastern. 15. Jh. SiegburgWQ. 11.
(Steinwegsherr) m., Oberaufseher über das städt. Stra-
ßenwesen, namentlich die → Steinwege; als Ratsamt. wel-
keren tinsz, so darvan kompt, se alle jar under sik de-
len mogen, darvor se willen horen … de rekenschap
… van den s t e y n w e g e s h e r e n 1493 HildeshUB. VIII
253. [sodane renthe schullen wy] de helffte keren und
geven … to hulpe den almeszen unde de andern helffte
den s t e y n w e g e s z h e r e n to dem steynweghe 1496 ebd.
283. [officia dominorum:] richteheren: H.E., I.; s t e y n -
w e g e s h e r e n: H.L. 1500 ebd. 346.
90
Steinwein m., Weinreichnis bei einer Grundsteinlegung.
1522 FrkBauernW. 29.
steinweise adv., nach → Steinen (XI) berechnet. die
einheimbischen [sollen] den vorzug haben, von dehnen-
selben [auszländischen khaufleüth] stuckweisz, s t e i n -
w e i s z, pfundweisz … ihre waren abzukhaufen 1678
MHungJurHist. IV 2 S. 538.
Steinwerfen n. I. Werfen mit → Steinen (V). es soll
auch verboten sein … s t e i n w e r f f e n, ingleichen ja-
gen 1670 Weimar/MittSchulg. 8 (1898) 351. alles s t e i n -
w e r f f e n und schleudern, dadurch den hausern, auch
e
menschen und vieh, kan schaden zuwachsen, sollen
sie [Schüler] gantzlich abstellen 1675 Heilbronn/SchulO.
e
(Vormbaum) II 657. 1812 GesAnhBernb. III 261.
II. gezieltes Bewerfen (eines Menschen) mit → Stei-
nen (V); auch in Tötungsabsicht; bdv.: Steinwerfung; vgl. Stei-
nigung (I). wer den andren angrift in einer trostung, mit
gewafnetter hand stechen, slachen, s t e i n w e r f f e n …
sol der herschaft gevallen sin fúnfzig pfunt pfennig
1454 Niedersimmental 44. daß wir … andere anwei-
sen, die untertanen zu aufruhr und verhöhnung der
kirchen- und schulpersonen, hohen räte und diener, mit
schmähen, s t e i n w e r f e n, bloßen wehren anzulaufen
1568 ZBayrKG. 38 (1969) 229. vielerley sträfliche hen-
del mit s t e i n w e r f e n und in ander weg 1569 Schoen-
lank,NürnbGesellenw. 382. synd sy vns mit s t e i n w e r f -
f e n überfallen vnd schlugen vns 1591 JbGraubünden
52 (1922) 40. daß die gestrige execution der M.V. von
dem scharffrichter sehr ubel verrichtet worden, darüber
der gemeine pöfel schwirig gemacht, ein großes s t e i -
n e w e r f f e n sich ereignet 1641 QFGNürnb. 35 S. 219.
[Klage der Juden über] die schmähungen, das s t e i n e -
w e r f e n und andere gewalttätige anzapfungen auf der
straße 1738 Kracauer,GJudFrankf. II 161.
steinwerfend adj., zum Abschießen von → Steinkugeln
geeignet, bestimmt. s t e i n w e r f e n d e n haubizen oder
cammerstüken 1684 DonauschwäbQb. I 9.
Steinwerfung f., wie → Steinwerfen (II). [unruhe we-
gen ubel verrichter execution:] dieweil auch in vergang-
nen s t e i n w e r f f u n g und tumult nicht allerdings still-
zuschweigen 1641 QFGNürnb. 35 S. 220.
Steinwerk n. I. → steinernes Baumaterial, → Steine
(I), Mauerwerk. umb aller paue, daz er jehrlich ze Vils-
houen tun sollt mit holzwerch oder mit s t a i n w e r c h
1319 MBoica XV 42. sie sollen an dessem vorgeschriben
slosse virbuwen funftzige lodige marke an s t e n w e r k e
1370 WolfenbüttelLHArch. 101. zo en sullen ghene ghee-
stelijcke lude s t e e n w e r c boouwen binnen S. 15. Jh.?
StaverenStR. Art. 143. dem steynmetz … vom eysenofen
in s t e i n w e r c k zu fassen vndt füß darzu zuhawen 4 fl.
1609 BlPfälzKG. 26 (1959) 120. weitere Belege: 1323 Stadt
(II 2), 1534 Richtstuhl (I).
II. Bearbeiten und Verbauen von → Steinen (I); Tätig-
keit der → Steinmetze, auch die einzelne Betätigung, der
einzelne Auftrag; Meister über Steinwerk → Steinmetz-
meister (II). umb nutz und nothdurft willen aller meis-
ter und gesellen des gantzen handtwercks des s t e y n -
w e r k s und steynmetzen in dütschen landen 1459 Wis-
91 Steinwerk (II) – Steinwurf (II)
sell,Steinmetz 88. es soll auch yeder meister, der s t e i n -
w e r c k s bei einem steinmetzen … erdient hat, mögen
und macht haben, stein zu hawen und mauren im ver-
ding und taglon 1563 SteinmetzOrdn. 395. ebd. 396. es
soll auch kein werckmann noch meister von keinem ge-
sellen gelt nemmen, das er jhne etwas weyse oder lehre,
das s t e i n w e r c k berüren ist ebd. 397. es soll auch kein
werkmann noch meister über s t e i n w e r c k nit offent-
lichen zu der unehe sitzen ebd. ebd. 399. [12 fl.] dem
steinmetzel zu U. verehert, alß ir gn. ime etlich s t a i n -
w e r g k h verdingt 1567 SchrBodensee 66 (1939) 7.
III. Gemeinschaft der → Steinmetze; → Steinmetz-
zunft. hönnet oder schande ein meister dem andern
thut, … so soll er verworfen werden von dem s t e i n -
w e r k 1486 Wissell,Steinmetz 115. meister undt gesellen
des s t e i n w e r c k s und steinmetzen-antwercks zu Straß-
burg 1498 ebd. 105. ob einer vom s t e i n w e r c k zu ver-
weisen were: des soll ein meister in einer gebieth nicht
allein fürnennen 1563 SteinmetzOrdn. 401. werkmeister
des s t e i n w e r k s 1753 BernStR. VII 1 S. 481.
IV. Mahlwerk mit → Mühlstein (I). daß die muller
e
nach aufhebung deß s t e i n - w e r c k s wieder auf die zar-
gen zuschutten, was sie zuvor darauß kehrt, schuldig
e
seyn sollen 1683 UlmMüllerO. 10.
(Steinwerker) m., wie → Steinmetz; bdv.: Steinwürchte.
dat wy de [rönnen] mogen müren, dat hebbe wy …
sunder bröke van der s t e n w e r c k e r wegenn 16. Jh.
Wehrmann,Zftr. 196.
Steinwerkmeister m., städt. Amtsträger, der die für die
Stadt tätigen → Steinmetze anleitet und beaufsichtigt. al-
ler gewessener buwherren und s t e i n w e r c h m e i s t e r
namen und schilt zu gedechtnuss ingesetzt 1607 Schweiz.
Arch. f. Heraldik 46 (1932) 74.
Steinwerksgebrauch m., Gewohnheitsrecht der →
Steinmetze. es soll auch kein werckmann … niemandts,
… der nicht unsers handwercks sei, aus keinen ausszü-
gen oder s t e i n w e r c k s g e b r a u c h, keins aussgenom-
men, underweisen 1563 SteinmetzOrdn. 397.
Steinwerksrecht n., Rechtsordnung der → Steinmetze.
ein yeglicher wandergeselle … sol seinem meister und
parlier gehorsam sein, nach s t e i n w e r c k s r e c h t und
herkommen 1563 SteinmetzOrdn. 405. [ain maister soll
werk und gepew aufs best er kan setzen und bringen] auf
das dem werk oder dem paw nicht abgebrochen werde
nach des s t a i n - und maurw e r k s r e c h t und herkumen
on gefähr 1628 Wissell,Steinmetz 144.
(Steinwürchte) m., auch (Steinwürchter), mit Ablaut-
stufen wie -werchte, -warte, -werte(r), -würte(r); wie →
Steinmetz; bdv.: Steinwerker. en scal neyn user borghere …
s t e y n w i c h t e n noch tymmerluden … neyne kost ghe-
e
ven 1331 GöttingenStat. 7. en s t e i n w e r t e r e III mar-
cas argenti 1341/44 WisbyStR. 100. hadde ein s t e i n -
w e r c h t e liggende twe litstein bi sunte Nicolaus kore,
de wolde he dar behauwen 1364 MagdebChr. I 247. wat
sych trepet an de s t e i n w ü r t e r ind timmerlude … van
lone, dat solen unse amtlude … don 1367 Lappe,Altena
285. den s t e y n w o r t e n vor des Hilghen Gheistes ho-
ve … 30 s. II d. 1401 HildeshUB. V 186. 1405 BremJb.
92
2 (1866) 279. 1 s t e n w e r t e n 6 daghe up dem krum-
men torme … 24 ß. 1442/43 BeitrRostock 15 (1927)
33. 1459 HildeshUB. VII 640. dem s t e n w e r c h t e n, de-
de bussenstene behauwede in den Joddenhoid … 10 s.
1473 ebd. 678. entfangen van den s t e n w e r t e r e n tho
der Russchenn veide behoff 100 mc. 1502 LivlUB. II
2 S. 258. 1503 ebd. 401. dem meister van den s t e i n -
w e r t e r e n des dages vor syne arbeit to gevende 20 sl.,
dem knecht ½ mark, den jungen 16 sl. 1561 BeitrEstl. 7
(1912) 208.
(Steinwürchtenmeister) m., Meister im → Steinmet-
zenhandwerk. scal me gheven den s t e y n w i c h t e n
m e y s t e r e jo des daghes enne scilling 1331 Göttingen
Stat. 7.
(Steinwürchters’amt) n., wie → Steinmetzzunft. dese
vorgescrevene gesette des s t e e n w e r t e r s a m m e t e s
wil de rat vast und gensliken geholden hebben by den
broke 1402 BeitrEstl. 7 (1912) 198.
Steinwurf m. I. Distanz, über die mit einem → Stein
(V) geworfen werden kann; als (ungefähres) Entfernungs-
maß; bdv.: Steingewurf. [beim fischen] soll auch ein jedlich
fach von dem andern sein ein s t e i n w u r f 1306 Argau
Lsch. I 632. da si qwamen einen halben s t e i n w u r f von
ditzer porten uf di muren, da sprang der gefangen …
von der muren um 1400 LimbChr. 60. de [wandestene]
steyt … boven dem stapelenborgeschen wege wol enen
halven s t e n w o r p 1422 StötterlgbUB. 134. eyn morge
[lyd] by twen s t e y n w o r p e n darvon ok an der wosten-
marke 1480 HalberstUB. II 328. 1491 Pilgerreisen 197.
G., nebst endter dessen beilich aines s t a i n w u r f s weit
die mül in Ä. 1670 Strnadt,Grenzbeschr. 432.
II. Wurf mit einem → Stein (V) auf eine Person, auch
die hierdurch hervorgerufene Körperverletzung; in Buß-
und Strafvorschriften. wenn alzo die schepphen eynen
besehen … so sprechen sy: wir haben gesehen eynen
”
stich“ , ader eyne wunde“ , ader eynen s t e i n w o r f f“
” ”
ader eyne beule …“ Ende 14. Jh. GlWeichb. 403. 1435
”
OÖsterr./ÖW. XII 182. een vuystslach of cannesmack
of s t e e n w e r p … het raeckt of het raket niet … een
ponts buet nach 1452 WestfriesStR. II 299. [wändl auf
der straß hat ein phleger zu straffen] von ainem swerd
60 ¢, von ainem s t a i n w u r f 5 phund 60 ¢ 1498
OÖsterr./ÖW. XIII 75. RheinfeldenStR.(1530) 226. der
s t e i n w u r f, wie der beschicht und falet, bessert lib
e
und gut. trifft er aber und würft in zu boden, bessert
o o
er ein und zweinzig pfunt 1534 BaselRQ. I 1 S. 297.
weyset der schöffen ein s t e i n w u r f für ein todtschlag
1558 Mosel/GrW. II 132. 1568 SchriesheimW. 182. wenn
eyner sich scholdtwort, s t e i n w u r f f, schlegh oder daß
er blodtrüstigh gemacht, vur unß gericht beclagt 1569
LuxembW.(Majerus) I 135. es sollen alle wurf verpo-
ten sein, s t a i n w i r f, hackenwurf, nichts ausgenommen
1581 NÖsterr./ÖW. IX 11. vor schlege mit knuppelen,
e
s t e n w o r p e, beenworpe, fustkive, hartoch, erdtschlach
e e
schal de beklagede geven entweder soß marck bote ed-
e
der kiens-eedt 1593 JütLow. III 32 § 1. es sol auch das
3
heimliche wege lawern vnd vorwarten, item die s t e i n -
w ü r f e, ernstlichen bey der poena zehenn thaler verbo-
93 Steinwurf (II) – Stelle (II)
ten sein 1657 ZSchles. 15 (1880) 144. s t a i n w ü r f: wo
ainer ainen ohne eehafte not fräfentlich wurf mit ainem
stain, so ist er verfahlen … 5 £ 6 ¢ 17. Jh. (Hs.) Salz-
burg/ÖW. I 114. 1808 Hormayr,SüddArch. II 17. ein
s t e i n w u r f f, so der beschicht vnd nicht drifft, erkent
der scheffen für einen todtschlag; so der s t e i n w u r f f
trifft, erkennen die scheffen nach der that oJ. Prüm/
GrW. II 564.
III. Wurf mit einem → Stein (V) als rechtssymboli-
scher Akt, insb. um ein Verbot auszusprechen. das einer
über dein verbietten macht etwas in dem deinen oder
vff deinem erdtrych. sollichs verbietten geschee mitt ei-
nem cleinen s t e i n w u r f f oder sunst 1436 (ed. 1516)
Klagsp.(Brant) 20r . es kan aber die præscription … ge-
hindert werden … durch einen kleinen s t e i n w u r f f in
nunciatione novi operis oder durch durch eine andere
ernsthaffte contestation 1705 KlugeBeamte I2 701.
Steinwurfwandel m.?, Strafgeld für einen → Steinwurf
(II). [Übschr.:] s t a i n b u r f - und stekchnw ä n d l 15. Jh.
NÖsterr./ÖW. IX 594.
Steinzehnt m., (Recht auf) Zehntabgabe von Erträgen
eines → Steinbruchs (I). 1279 CorpAltdtOrUrk. I 358.
Steinzeichen n., Grenzstein; bdv.: Stein (VI). 1695 Würt
LändlRQ. I 265.
(Steinziese) f., Handelsabgabe, Ausfuhrzoll auf →
Steine (I). betalt D. deme dener vor de s t e n t z i ß e to
wachtende 5 f. 5 s. 1498 HansGQ.2 27 S. 704.
Steinzins m., (Recht auf die) Abgabe auf die Erträ-
ge eines → Steinbruchs (I). [Verkauf eines] bruch …
mit holcze, wesin, wesinszinsen, steinbroche und s t e i n -
c z i n s e n 1462 Wutke,SchlesBergb. I 89. haben wir ver-
ordnet … was ein ieder von den gebrochenen sorten zu
s t e i n - z i n ß reichen und geben soll 1628 CAug. II 296.
1752 BrschwWolfenbPromt. VII 30.
Steipe f., in Trier: Versammlungshaus der → Steipen-
gesellschaft; mit dem → Steipengaden darin. [drie uß
dem rait sollen verbunden sein] im gadem unter der
s t i p e n zu erscheinen 1540 TrierWQ. 57. sein die zu
M. auch disen nit weis, soll es [urteil] forthern zu Trier
an der s t e i p p e n genommen werden 1560 ZSaarlHK.
2 (1952) 140. das tägliche verhör vor oder auf der s t e i -
p e n solle geschehen zum wenigsten durch einen burger-
meister, einen rathsscheffen und eine rathsperson 1580
TrierWQ. 78.
Steipengaden m., in Trier: Versammlungsstätte und
Gericht für geringfügige Streitsachen, im Erdgeschoss der
→ Steipe; zS. vgl. Marx,Trier I 1 S. 440, 451. es sollen auch alle
rathspersohnen … es seie im s t e i p e n - g a d e n, rath-
haus oder wohin man beschieden wird, gehorsamlich
erscheinen 1593/94 TrierWQ. 89.
Steipengesellschaft f., in Trier: in der → Steipe zu-
sammenkommende Vereinigung von städt. Honoratioren,
ua. zur Besprechung städt. Angelegenheiten; vgl. 1 Maatschaft
(I); zS. vgl. Marx,Trier I 1 S. 449. [Übschr.:] stubenmeister de-
ro s t e i p e n oder madtschaffts-g e s e l l s c h a f t 1593/94
TrierWQ. 117.
Steipenordnung f., Regelwerk der → Steipengesell-
schaft. 1593/94 TrierWQ. 203.
94
Steiper m., Pfosten, Stütze. 1400 Lexer II 1200. 1787
Moser,ForstArch. I 262.
steipern v., mit einer Stütze befestigen, abstützen. die
unterthanen anzumahnen, daß sie wegen bevorstehen-
der gefahr [Hochwasser] bald moglichst ihre in nicht
e
wasserfreyen kellern liegende fasser s t e u p e r n und ver-
e
wahren sollen 1789 Wüst,Policey VI 293.
steken s. Stock. stekenitzfahrt s. Stecknitzfahrt.
Stellbaum m., ein Teil einer Jagdfalle. 1584 NÖsterr./
ÖW. IX 449.
Stellbrief m. I. Anstellungsurkunde, Dienstvertrag; bdv.:
Bestallungbrief. hat B.J., brister vnnd vicarj im spitl zu N.,
auch ein s t e l b r i e f wie der oben anzeigt nach 1503
Pietzsch,HeidelbMusik 613.
II. Urkunde, die zur → Kaperei berechtigt, → Kaper-
brief; bdv.: Bestellbrief (IV). densulvigen sint itlike j.e. schip-
pere bejegent unde … ere s t e l b r e v e tho besichtigende,
alszo in ere schyp gefeyliget 1512 HanseRez.3 VI 353.
1523 ebd. VIII 404. dath se alse rechtferdige uthligger
des hern … datsulvige schip alse strand gudt angehalt
und hebben derhalven ore s t e l b r e v e lesen laten 1524
LübRatsurt. II 566. dath de cleger na … copy ores s t e l -
b r e v e s tho rechte stelleden, dathsulve angehalede schip
prys syn scholde 1534 ebd. III 241. darna sint se [se-
rouere] hir vor gerichte gebrocht, se hebben sik vp ore
s t e l b r e u e beropen um 1542 HambChr. 84. ebd. 170.
Stelle f. I. Ort, Örtlichkeit; Platz, Sitzplatz; zur Stel-
le vor Ort; bdv.: 1 Ort (IV). szo muß yn derselbigen seyner
beweysunge außgedruckt werden, wenn und wo und an
welchen s t e l l e n der angezcogene kauff gescheen 1474
PössneckSchSpr. I 327. [T. het im closter] seinen willen
vngesewmet kegen dem junge gesellen geubet, wu er der
veter vnd der s t e l l e nicht geschonet 1509/16 Görlitz
RatsAnn. I/II 18. 1525 Preußen/Sehling,EvKO. IV 33.
[wo einer nicht bezalt, mag der richter] jm ein s t e l l e,
ein haus, ein gasse in der stad oder ein ander gegendt an-
zeigen, das er daraus nicht gehe 1541 König,Proz. 235r .
das … gelag, zechen, spielpletze … am pranger oder ge-
fenknus, nach gelegenheit der s t e l l e, gestraft werden
1572 Anhalt/Sehling,EvKO. I 2 S. 571. in actibus et pro-
cessibus publicis werden ihnen [legaten] sonderliche loca
und s t e l l e n … eingeben 1577 RTTraktat(Rauch) 91.
darnach setzet sich der elterman wider in seine s t e l -
l e um 1600 Stieda-Mettig 640. [wer den zaun überlegt,
soll gestrafft werden 3 gulden] und den zaun an sein
alte s t ö l l sezen, oder wo kheiner gewesen, gar aufhe-
ben 1659 SalzbWaldO.(FRAustr.) 149. was sie aber al-
hier zur s t e l l e von burgern gekaufft, das mogen sie
e e
zu wasser hinaufffuhren. was sie aber oben selber einge-
e
kaufft, das sollen sie … nur an burgere verkauffen 1762
e
Wiesand 882. daß … dem zehentherrn … die wahl der
zehenten-hocke, wenn er sie auch schon auf einem fel-
de an einer s t e l l e aufnehmen will, zu lassen sey 1772
Pufendorf,HannovLREntw. Tit. 47 § 12.
II. Position, Stellung, insb. in einer Rangfolge; auch
übtr.; in js. Stelle treten js. Erbe, Rechtsnachfolger sein;
in die Stelle anstelle; vgl. 1 Ort (XIII). daß in solchen fallen
e
allezeit das kind … in des verstorbenen vaters s t e l l e
95 Stelle (II) – stellen (I)
treten solle 1577 BremRitterR. 10. ihme [obrist hofmar-
chalck] die negste s t e l l nach dem obristen hofmeister
… an unserm kays. hof gepüret 1658 Strobl,Obersthofm.
143. [Strafe für Ehebruch: W. soll] mit wasser und brod
übernachten, auch ein ganzes jahr die letzte s t e l l auf
der zunft nehmen 1682 Schindler,VerbrFreib. 266. gleich-
wie sie [die gesandte] die s t e l l e des kriegs vertretten, so
ergiebt sich von selbst, daß derjenige, welcher jus belli
nicht hat, auch mit dem jure repressalium nicht begabt
sey 1770 Kreittmayr,StaatsR. 39. bestehen gedachte le-
hen dato noch, weil der gewohnliche geldanschlag von
e e
den lehenpferden in die s t e l l e des naturalkriegs- oder
ritterdienstes eintritt ebd. 403.
III. Amt, Posten; Sitz in einem Gremium; Stelle und
Stimme stimmberechtigter Sitz (in einem Gremium); bdv.:
1
Amt (II 3); vgl. Stimme (V). probst vnd gantz capittell [gelo-
ben] meister A.G. vnd U.M. s t e l l e vnd gantz vnuor-
brochen zw halden 1458 MittOsterland 2 (1845/48) 94.
die von stedten … als die ire session, s t e l l e und stim-
me neben den landtstenden im rechten gehabt 1570 CD
Siles. 27 S. 217. raths personen sollen … wann eine
s t e l l e erledigt, innerhalb vier wochen erwehlet … wer-
den 1599 LauenburgStR. I 5. bey den vacierenden s t e l -
l e n … soll e.e.e. hw. rath macht haben, 3 tüchtige und
untadelhafte persohnen der universitet zu denominiren
Anf. 17. Jh. ErfurtUniv. 15. wann ein commenden … va-
ciret, so soll der landt-commenthur … die ledige s t ö l l
mit dem hierzu würdigsten commenthur … oder einem
andern ritter widerumb ersezen DOrdStat. (1606/1740)
123. 1614 Bremen/Sehling,EvKO. VII 1 S. 42. wollestu
die ohngehorsame des raths alßbalten ihrer dignitaeten,
freyheit und dienst priviren und ihre s t e l l mit andern
qualificirten catholischen subjecten ersetzen 1625 Hep-
penheim 106. dieweilen … eine person abgefordert und
also ein s t e l l vacirt 1644 MHungJurHist. V 2 S. 200.
1669 Grimmelshausen(BdK) II 636. die vacant geworde-
ne s t e l l e des receptoris aber soll sogleich … wieder mit
einem sichern und ratione loci sich schickenden pastore
besetzet werden 1713 HalberstProvR. 129. ob schon das
directorium … kein absonderliches votum habe, so seye
es doch jderzeit bey einem s t e l l e und stimm vertretten-
den hause 1746 Moser,StaatsR. 28 S. 283. die von dem
viehe abfallende besserung … solle zu nutz des hierden
verbleiben bey … entsetzung seiner s t e h e l 1755 Publ
Lux. 51 (1903) 318. [falss schweinhirt K. mehr landt
beräst als specificirt, solle er] seiner s t ä h l entsetzt seyn
1758 ebd. 319. bey dorfgerichten, wo … ein actuarius
befindlich ist, welcher in des gerichts-directoris abwe-
senheit dessen s t e l l e vertritt 1770 CSax. I 991. 1798
Bischoff,Kanzlei. II 1 S. 180. der pabst behalt sich vor,
e
alle geistlichen s t e l l e n … zu vergeben, anstatt daß sie
… durch die wahl … ersetzt wurden 1800 RepRecht V
342. jagdbediente: … alle diese vorbenannten s t e l l e n
mussen mit personen von adel besetzt seyn 1810 Jagd
e e
WB. I 407. 1810 Pölitz,Verf. I 1 S. 47.
IV. Instanz, Behörde, auch Gericht; kräftige Stelle zu-
ständige Instanz, Einrichtung; geheime Stelle eine hohe
Regierungsbehörde. mit dem rat zu C., da eyn sollichs
96
geschen und gehandelt sal worden sin als an eyner mech-
tigen s t e l l e 1474 PössneckSchSpr. I 301. das dem alten
C.H. solch krigissche hawss vnd hoff jn krefftigen s t e l -
l e n, als vor gerichte, … zcu eynem willigen pfande …
jngesatzt sey 15. Jh.? Walch,Beitr. VIII 270. ein loeblich
willkürlich s t e l l e und gerichte 1556 CDSiles. 27 S. 206.
BreslauStat. 1588 Art. 3. seint alsobalt botten nach Salz-
burg vnd nach Gräz zu der gehaimen s t e l l, dem todt
zu intimiren … abgeschikht worden 1657 SteirGBl. 5
(1884) 89. dieses [soll] von unsern nachgesetzten s t e l -
l e n, gerichten, grund-buchern und ubrigen instantzien
e
… besonders beobachtet werden 1717 CAustr. III 892.
wann die amts-alter-leute zur s t e l l e sitzen, … sollen
dieselben nach ihren besten wissen und gewissen einen
jeden … sein recht wiederfahren lassen 1735 ZHambG.
12 (1908) 446. vor dem 15ten seculo … gieng alles nur
durch eine einzige s t e l l e, namlich durch den hofrath
e
oder das hofgericht 1770 Kreittmayr,StaatsR. 353.
V. (bebautes und bewirtschaftetes) Grundstück, →
Hofstelle (II). die da pauen die s t e l l e n und die wein-
garten auf dem perg, geben nur den drittail vor 1491
NÖsterr./ÖW. VIII 1053. soll kein man keinerley raum,
ess sei s t e l l e oder welcherlei ess sey, von seinem erbe
vorkeuffen vor 1523 KönigsbergWillk. 63. dasz die jeni-
gen inwohner, welche in der vorstadt erdhütten besitzen,
… ein jeder von dem grundbuch sein s t e l l e lösen solle
1732 MHungJurHist. V 2 S. 456. daß auf denen zu er-
kaufenden guthern sechs neue s t e l l e n angebauet und
e
mit auslandischen wirthen besetzet werden mussen 1772
e e
HistBeitrPreuß. II 543. ferner befanden sich … noch 8
wuste s t e l l e n 1781 ebd. I 230. [ein jeder unterthan soll
e
hauß und hof bestens bewirthen,] da aber einer … die
s t e l l e vergringerte, denselben sollen die gerichte … er-
fordern 18. Jh. Schlesinger,Weist. I 187. ein calenbergi-
scher interimswirth, der nur auf gewisse jahre auf die
s t e l l e gesetzt wird … bekommt … keinen meierbrief
1803 Gesenius,Meierrecht II 246.
VI. Verkaufsstand, -platz. ob jemandt daruor witter
hinus gebuwen oder s t e l l i n e n gemacht hette, die sol
man wider danen thuon 1471 LuzernWeißb. 32. 1475
LuzernSTQ. III 159.
VII. → Schifflände, -anlegeplatz. wan sie [die schiff-
leute] nit am montag an die s t e l l e n kumen, sollendt sie
schuldig sein, es durch ein eigen boten in die höf zue be-
richten, damit die fuerlütt nit umb sunsten farend 1653
SchweizId. XI 56.
VIII. Fischlaichplatz. das in die s t e l l i niemant weder
stumpen, schnür noch hechtschnür oder netzen nit set-
zen sölle. aber wol usser halb den s t e l l i n e n mogen si
die setzen 1541 Boesch,Sempach 153. [der statt wächter
söndt schwören, alle stunden zu melden] an den gewon-
lichen s t e l l i n n e n 1593 LuzernSTQ. IV 376.
IX. Textstelle. hieher gehoret auch folgende s t e l l e
e
des lubisch. rechts 1762 Wiesand 895. ebd. 906.
stellen, stallen v. I. platzieren, (an einem best. Ort)
hin-, auf-, ausstellen, aufrichten, auch: verwahren; ge-
stellt sein sich befinden. wer aber der zwair pfunt pfen-
ning niht het den sullen si furbringen daz im die stat
e e
97 stellen (I) – stellen (V)
funf iar verboten werd … und wurd er daruber in der
e e e
frist hie ergriffen, so sol man in s t e l l e n in den pran-
ger 1276/1370 AugsbStR. Art. 49 Nachtr. [gestolen gut:]
e
qweme nyeman dar vor, der keyn wedervang dede, so
sal der richter den guden dryn vierzehen dage s t e l l e n
e
13./14. Jh. Kohler-Koehne,Worms 35. vor 1307 Toma-
schek,Trient 129. ob der fronhof zue were, und einer
der freiheit begehrte und derselbige seinen plunder yber
ein würf und s t e l l e t e sein fusz an den hofzaun, so soll
er frei sein, also were er mitten im hof 1382 Pfalz/GrW.
V 562. sol ain keller ain masseltürrin stang han, ob ain
herr ainen habch brächt, das er in dar vff s t e l l, vnd sol
ain keller dem habch ain schwartz hennen geben 14. Jh.
Thurgau/ebd. I 239. das man nymands gestatt in vnn-
ser wiltfure garn zus t e l l e n nach sweinen oder anderm
1472 AlbrAchillesMerckB. 195. sol er [Schuldner] nach
monatzfrist auff den pranger g e s t e l t vnd jm darnach
das landt verpoten werden, vnd alßdann der schuld …
loß sein 1499 TirolHGO. 138. BambHGO.(1507) Art.
223. das gemeinen vichs halb uff ain drittailig gut g e -
s t e l l t hat es die meynung, das man den halbtheil ver-
drittailt desselben gemeynen vichs 1537 WürtLändlRQ.
II 21.
II. (Vieh) in den → Stall (I) verbringen, einpferchen;
insb. zur → Schützung (II); bdv.: einstellen (I 1 a). wenne der
meyer phender nymet, ist es … essende phand, so sol er
es hinder den banwart s t e l l e n 1364 Burckhardt,Hofr.
130. wer vech an sinem schaden vindt, der sol es ustri-
a
ben ungewust, und ob er wil, so mag er eins ald zwei
e
s t a l l e n 1475 ZürichOffn. I 361. [Schafhalter sollen] ih-
re schaffe nicht überall … lauffen laßen, sondern fleißi-
ge achtung darauf haben, biß die kühe g e s t a l l e t seyn,
alsdann dieselbige dem gemeinen herrder … anbefeh-
len 1618 OstfriesBauerR. 22. solle ein hirt eines andern
strich … meiden und soll auch keiner einem andern an
seinem gehörigen ort s t a l l e n, sondern … bey dem sei-
nigen stall … verbleiben 1628 SchriesheimW. 62. [ein
äniger soll,] wo er ein vich an ohngebührlichen orten
oder am schaden betritt, dasselb pfänden und s t a l l e n
1782 (Hs.) Tirol/ÖW. V 543.
III. zustellen, liefern; verbringen, überbringen, überant-
worten, übertragen; auch: bringen und zur Verfügung stel-
len; an jn./in js. Hände stellen jm. anvertrauen, überant-
worten. stirbt ein pfaff, dessen guts soll sich kein viz-
thum, voggt, richter oder scherg unterwinden von kei-
nerley sachen, sondern soll es dahin s t a l l e n, da es der
pfaff hinschaffet an die kirchen, oder als es pfaffenland-
te rechte sagen von päpsten oder von kaisern 1365 Arch
KathKR. 80 (1900) 622. wan dy scheffen over bloid
vrdel geuen, vnd dat vrdel an eynen stockscheffen g e -
s t a l t ist, der sal sich mit den gemeinen scheffen beraden
1446 Untermosel/GrW. II 444. die selben söllent dann,
ob sy vß dem turn gelassen werden, sweren … souil gutz
als sy entpfürt hand, wider in das gericht vnd bott ze-
s t e l l e n old ein bezalen 1480 LuzernStR. 44. und juw
… kenne als ein richter, in dem my recht weddervaren
mach, unde myne sake genslich wol wolde s t e l l e n in ju-
wen handen 1484 OstfriesUB. II 213. welcke sake unde
4 Deutsches Rechtswörterbuch XIV Heft 1
98
schellinge dorch beyde parthe belevinge ys g h e s t a l t an
heren unde frunde, darto beydenthalven gekoren unde
vormechtiget 1486 ebd. 242. wie dan solches zu beiden
teilen vor uns und unsere rete eigentlichen bracht und
an uns zu entscheiden durch sie genzlich g e s t a l t und
verlaissen ist, so haben wir darumb beide obgenanten
parthien in der gutlicheit entscheiden 1490 Lamprecht,
WL. III 296. [Übschr.:] wie man schuld zu andern hän-
den s t e l l e n, ufftragen und geben mag Ende 15. Jh.?
SaarbrückenLR. 991. drymal im jar soll er [graff E.]
s t e l l e n vnd vberantworten syn roß vff XIIII tag 16. Jh.
ThurgauUB. II 80. de richter is schuldich einen ideren
havesman … ordel und recht tho gestaden, und dat or-
del an einen man tho s t e l l e n 16. Jh.? Steinen,Westf
Gesch. IV 108. so kan dieselbige persohn … mit ieder
hant auß ein ieden weingarten ein weinpör nehmben …
aber nit mehr, sonsten [ist] er für ein schödlichen men-
schen anzufallen und ins gerichtshauß zu s t e l l e n 1670
NÖsterr./ÖW. XI 144.
IV. jn. (für eine best. Aufgabe, in ein Amt) bestellen,
einstellen, berufen; auch: abstellen, zur Verfügung stellen;
bdv.: bestellen (A IV). dez clagers furspreche … sol in vor-
dern, ob der sehser dehainer verworfen werde, ob er iht
ainen andern ze stender stat an sein stat s t e l l e n mv̈ge
1314 NürnbHGO. 249. um 1330 BrünnRQ. 370. wo unser
herren eyn oder eyn weßler eyme under unserin burge-
rin … zuspreche oder vor gereycht gewunne, dan sullent
lude under uns dar zu g e s t a l t sin, die man darzu schi-
cken sal, dat sy geen an den guden herren oder an den
weßler und sprechen zu in 1369 TrierWQ. 370. so sol er
… zwen reysige knechte mit zwein pferden in leystunge
antwúrten vnd s t e l l e n 1419 FürstenbUB. III 107. 1463
NÖsterr./ÖW. XI 334. dat die oversten ende scepenen
te voeren niet in verminringe der rechten, privilegien
ofte anders, mer by gemeynen believe ende consent g e -
s t a l t waeren 1477 UtrechtRBr. Inl. 118. vnbekant zeu-
gen sollen nit zugelassen werden, es wurde dann durch
e
den, so die zeugen s t e l l e t, statlich furbracht, das sie
redlich vnd vnuerleymat weren BambHGO.(1507) Art.
75. s t e l l e t, halet yn und werpet up andere warafftege
euangelische predicanten 1526 Schiller-Lübben IV 382.
welcher in der kilchhoren G. … zu kundtschafft g e -
s t e l t t wirtt, [erhält] fünff schilling … zubelonung 1571
GlarusLB. II 19. grossen herrn … welche jhren kindern
pflegamben oder warterin s t e l l e n H. Guarinonius, Ver-
wüstung menschlichen Geschlechts (Ingolstadt 1610) 248.
daß … das alter der von dem lande zu s t e l l e n d e n re-
cruten durch … taufzeugnisse zu bescheinigen sey 1775
CSax. I 1031. 1794 PreußALR. I 21 § 377. der kaiser
hat als solcher keine soldaten, bei einem reichskriege
muß erst von dem reiche das reichskriegsheer g e s t e l l t
werden um 1795 StaatsRHeilRömR. 82.
V. jn. (vor Gericht) einliefern, (dem Gericht) präsen-
tieren; Sorge tragen, dass jmd. vor Gericht erscheint; insb.
in Bezug auf Hörige, Zeugen und Bürgen; jn. vor jn. stel-
len jn. jm. präsentieren; bdv.: gestellen (I); vgl. Gestellung. nen-
net abr er seinen gewern vnd die stat do erz kaufte, den
geweren shol er s t e l l e n vber virzehen nacht, … s t e l -
e
99 stellen (V) – stellen (X)
l e t er sinen gewern, so ist er ledic nach 1280 Schwsp.
(Langform M) LR. Art. 297. so schol man di selben
neuen schephen … vur unsern chamerer s t e l l e n, der
czu der czeit unser gewalt hat 1292 BrünnRQ. 378. ez
schol ouch ein iegelich purger dem anderen sinen man
s t e l l e n in virzehen tagen 1302/15 NürnbSatzB. 65. der
richter sol vragen den wirt, ob er in [den geflüchteten
Schuldner] welle s t e l l e n ze reht; bindet sich des der
wirt, des sol den richter genugen 1308 Schwind-Dopsch
e
163. ob der richter einen venngt, khumbt ein burger dar-
zue, der des werth ist, so soll er jm in stehen lassen, ob
er im verhaisset, in ze s t e l l e n auf ein recht 1321 (Hs.
15. Jh.) Neuötting 30. daz ist ein altes recht: … s t e l ein
man seinen purgel vor gericht, … er ist ledich um 1330
BrünnRQ. 397. wer umb laeut wirt angesprochen, si sein
aigen oder lehen, der er pey nucz und pey gewer siczt,
der hat die wal …, daz er si s t e l l mit ir mumlingen Bair
e
LR. 1346 Art. 218. czugen sal man s t e l l e n in firczen ta-
gen. wern abir czugen ussewendig des landes, so sal man
sy bestellen binen sechs wochen nach 1358 Rb.n.Dist. IV
47 Dist. 7. darzu schol der lantrichter niemptz holden
vachen umb chain inzicht; er schol dez ersten vragen, ob
sein her oder sein amptman in zu ainem rechten s t e l -
l e n wil 1376 PettauStR. Art. 193. 1384 Indersdorf I 129.
so ist vnser gewonhait, das wir kainen vnseren mitbur-
ger, er sei edel oder vnedel, jemandt zu dem rechten
s t e l l e n vf dem land ausserhalb vnsers gerichts 1388
TübStR. 7. wer dehainerlay guot hie jn disem gericht …
her jn bringet fur vnrecht fertigs, der sol daz berechten
e
fur diubigs oder robigs … vnd wil der, jn dez gewalt daz
e e
guot funden wirt, sinen schub s t e l l e n, so sol jm daz
gericht tag gen zwen tag vnd sechs wochen 1396 Mem-
mingenStR. 250. flücht der in eyns bürgers huss, gewist
der wirt dem richter vnd dem clayger, daz er den manne
zu rechte s t e l l e, ere der richter in das huss kumit 1404
RudolstadtStR. 209. kam fúr vnsern ráte vff disen … tag
H.E. mit sin selbs lip vnd … s t a l t e zu gezugen J.v.W.
o
1411 ZGO. 36 (1883) 93. dy hatten geborget H.I. vor
gerichte czu der antwirt czu s t e l l e n e N.W. vnde B.S.
1435 HalleSchB. II 383. am lesten rechten … s t e l t e n
wir die zewgen wider den gen. H.W. in die schrannen
1482 Indersdorf II 95. ist auch, ob keiner eim gelten sölt,
… leügnet er aber der gëlltschulde, so soll mein herr im
in zue dem rëchten s t e l l e n 1484 Zürich/GrW. I 137.
VI. jn. gerichtlich belangen, zur Verantwortung ziehen.
swelch burger sinen hubner andern enden ze reht s t e l -
e
l e t denne hie ze N., der ist darumbe schuldig dem rihter
und der stat zehen pfunt haller um 1320/60 NürnbSatzB.
134. hat ein man einen svne … dauon er das recht thun
will, … vnnd ine zu recht darumb s t e l l e n wil vnnd ma-
chet auch das gut, so sol man jm seinen sone … vmb
die selb tat vnbenöt lassen 1332/1554 Neuburg aD.StR.
250. wölte aber ein frömder man einen heimschen da an-
grifen, so mag der heimsch den frömden wol s t e l l e n
nach des hofs recht 1406? Aargau/GrW. V 81.
VII. etw. vorbringen, vortragen, insb. vor Gericht;
(Klage) erheben; zu Recht stellen einer gerichtlichen Ent-
scheidung bzw. Überprüfung zuführen; bdv.: anstellen (III 2).
100
ob zwên ze chrieg wurden um daz lêhen und si in paid
s t e l l e n wolten und er wolt in einen tach geben fur sei-
nen man, des mæht er nicht getuon, wan er wær selb
ein man vor 1328 Ruprecht(Claußen) Art. 181. so vint-
me, he scole se [clage] s t e l l e n mit sime rechte, als he
en vorwinnen wil um 1335 RichtstLR. 215. sprechin wir,
nach deme als sye des von beden siten an uns g e s t a l t
und gegangen sin, daz nyman dye gemeyne weyde zu
S. virkeifen noch virsetzen sal 1347 FriedbergUB. I 159.
so wat manne, die mesdaen es van een anderen man …
comet die heer ende hi dat te wette s t e l l e t ende die
claghere niet en claghet 1. Hälfte 14. Jh. Aardenburg
Rbr. 218. were er hir, sy welde ire clage keigen en s t e l -
l e n, ab is anders nicht gesien mochte; unde bitte daz ir
en lassit heisschen Ende 14. Jh. GlWeichb. 287. ab eyn
man vor gehegit ding worde brocht, deme eyne dube …
wurde uff den hals gebunden, unde … e denne der cle-
ger syne clage s t e l l t e um 1400 MagdebFr. III 2, 1. als
auch die von Franckfurd ire friheid nit gern gein den
von Cronenberg … zu rechte s t e l l t e n 1406 RTA. VI
e
63. 1428 LSchrP. 208. soliche gespenne sie von beiden
siten [rat und gemeinde] an uns g e s t a l t und gelaßen
han, also wie wir sie darumb entscheiden und setzen
werden, das sie solichs unverbrochlichen haben und fol-
lenfuren sollen und wollen 1454 Buchen 283. vnd s t a l -
t e n t domitte die sache beydersite zur vrteil vnd dem
rechten 1461 BaselUB. VIII 113. ehe denne der cleger
seyne clage s t a l t e um 1490 RechterWeg I 72. wer auch
einig erb binnen den dreysig jahren gerichtlich gefordert
vnd in recht g e s t e l l t worden, damit were der basaß ge-
e
brochen Ende 15. Jh.? SaarbrückenLR. 982. ob einich
deding da were vnd zu vrtel g e s t e l t wurde, das der
heimburger vnd geschworen nit wyssen were, sullten sie
sich berueffen an die erben in den nehesten erben dinck
15. Jh. CDRhMos. IV 519.
VIII. etw. mitteilen, (eine Nachricht) überbringen,
(Fragen) an jn. richten. das s t a l l t e der vorg. schult-
heisz an die scheffen 1387 Unterfranken/GrW. VI 390.
do antworte der rat zu F. …, das sie von deme briefe
nicht wusten, und were ir ingesigel nicht. das s t a l t e
der burggrave den gefangen man vor gerichte um 1490
RechterWeg I 96. der konsekrator s t e l l t an den kaiser
verschiedene fragen um 1795 StaatsRHeilRömR. 89.
IX. formulieren, ausformulieren, (ein Schriftstück)
aufsetzen, (zB. ein Verbot) aussprechen. wann die für-
sprechen in emptern ir vrteilen s t e l l e n vnd angeben, so
söllen sy die in massen s t e l l e n, das sy darzu standent
1481 LuzernStR. 53. das sollicher vertrag in gleicher
form uff den pundt zu Swaben und sein zugehörigen
g e s t e l l t werde 1499 Basel/UrkSchwäbBund. I 378. das
wir einhellenklich die selben satzung gemiltret vnd g e -
s t e l l t haben in wisß, als hernach stat 15. Jh. BernStR.
I 80. dan das sein f.g. sonst soldten ein ausschreiben
thun vnd verboth s t e l l e n 1540 LutherGesAusg. IV 9 S.
162. 1542 BernStR. VI 1 S. 510. ungeachtet e.k.m. dero-
gleichen brennens und verwüstens ein offenes verboth
g e s t e l l t haben sollen SchlesActaPubl. Jg. 1619 S. 4.
X. von einem Eid: verbindlich vorformulieren, vorspre-
101 stellen (X) – stellen (XVII)
chen; vgl. Stab (XIV). min eit muoz doch g e s t e l l e t sin um
1210 GottfrStraßb.(Ranke) V. 15698. darumb han ich
ihm … einen g e s t a l t e n redlichen aydt gesworn 1350
Sinnacher,Säben V 243. haben wir … vnserm herrn von
Ö. gesworen ainen g e s t a l t e n ayd 1407 Brandis,Tirol
286. man sol ein eid s t e l l e n den werkmeistern, von
andern niemand nützit ze machen 1472 BernRatsman.
II 67. so soll der pfennder … schuldig sein … derhalben
ainen leiblichen g e s t a l t e n aid zuschworen TirolLO.
e
1573 II 84. den botten einzusetzen, soll … mein herr
P. dem botten den eidt s t e l l e n vnd oben an den stab
greiffen vnd der vogt vnden oJ. Prüm/GrW. II 525.
XI. etw. bestimmen, festsetzen; (zB. einen Termin)
festlegen; auch: vereinbaren. er wolde als ein leie sin un-
schold davor dun, sie in werin nit gude gefrunde … und
o
heis ime sine tage s t e l l i n und wurdin ime sine tage
g e s t a l t 1375 Loersch,Ingelh. 1. das der herczog sulde
dy stad rümen mit den vytalgen brüdern und sulden
sy yn antwertten des homeisters howptlüthe … wy sy
is mittenander dorume g e s t a l t wolden haben, wen sy
czusampne qwemen 1398 CDPruss. V 136. dass all und
jeder … uff sontag nach bartholomei … an der herberg
sein sollen durch sich selbs oder ir volmächtig anwält
bey den pänen, wie in den k. mandaten vormals … g e -
s t ö l t bestympt sind 1487 UrkSchwäbBund. I 10. 1488
OstfriesUB. II 276. ist mit dem merern ain abschid g e -
s t e l l t dermasz, das W.B., alter burgermaister zu Ulm,
als ain hawptman … schreiben soll die maynung 1489
UrkSchwäbBund. I 74. so ein bürger alhie zu B. das sein
von erbgüttern verkaufen wölt, … soll er sollichs seinen
nechsten erben alhie in der statt zu kauffen anbietten,
mag er alßdann ein kauf mit im s t e l l e n, bleibt es dabei
15. Jh. OsterburkenStR. 1043. ob sach wurde sin, das
… dem entschaid, so in der giettikeit von uns g e s t e l t,
nit geläpt wurde 1505 GraubdnRQ. III 169.
XII. etw. unterbinden, verbieten, → niederlegen (II 2);
in Verbot stellen einem Verbot unterwerfen. wann er hielt
ains vierdungs minder, sol im [Bäcker] das handwerk
vierzehen tag g e s t e l t und er darzu umb die X ß gestraft
o
werden 1470 WürtGQ. XIII 284. sient etlichen erbern
lüten ire kinder wider der eltern und kindern willen zu
verhiraten understanden und in verbot g e s t e l l t 1498
WürtLTA.1 I 34. so ir nun die pfaffenee und fleisch
oder ander spysen ein lange zyt in verbott g e s t e l l t
1528 H. Zwingli, Sämtl. Werke VI 1 (Zürich 1961) 507.
XIII. anhalten, zum Stehen bringen. [das einige mül-
ler] die puren, so durch die statt mit den früchten uffher
farend, s t e l l e n d und uffhaltend und inen kernen uff
der straaß abkouffend 1546 SchweizId. XI 79. solle …
an sonn- und festtagen aller orten, so wol in den mühle-
nen als stämpffen und reibenen die räder g e s t e l l t und
den müllern umb selbiges zeit zue mahlen … verbotten
sein 1715 ebd. 82.
XIV. (von etw.) ablassen. 1466 Wertheim 35.
XV. jagen, nachjagen, verfolgen; auf jn./nach jm. stel-
len jm. → nachstellen (I), jn. suchen, einzufangen suchen.
kain vnser amntmann [soll] dieselben leut, die darinn
[gotteshaus] geflohen sind, nit herausnemmen noch mit
4*
102
nicht nach ihn s t e l l e n, dieweil sie darin sind 1335
MBoica XIV 59. daz denne der rat und alle burger ge-
mainlich … nach dem oder den [die den totschlag ge-
tan heten] ernstlich s t e l l e n wellen 1376/1445 UlmRotB.
Art. 196. s t e l l i t eyn man wilde adir vogiln in syme win-
garten, wann her fruchtig ist mit trubeln, und vehit her
wilt adir vogil darynne, her endarff des nymande antwer-
te, wan her ez an sime schadin begriffin hat Ende 14. Jh.
EisenachRB.(Rondi) III 93 § 4. do warent aber vil heim-
licher verkerrer und ungelobiger luten … die daz volk
e e
heimlich verirtent … do man dis enphant, do s t a l t e
man … uff sy und durechtete II gancze jar Ende 14. Jh.
Mone,QS. III 487. das nimant … zu S. in dorf und in
felde kein recht sal haben … zu ezen oder zu treten oder
zu s t e l l e n dan die obg. von H. 1422 Franken/GrW. VI
30. ob er di vrfeh vberfür, daz sie … ernstlich nach im
sten vnd s t e l l n solten vnd wolten 1432 BambEchtb. 62.
da aber einer entleibt wierdt … auf der gaßen, daß man
kuntschaft hete, sein weib, kinder oder sein freuntschaft
s t e l l e t e n nach ihme, so sollen sie ihm auch nit aufhe-
ben noch nichts von ihme nemben, sondern den zuvor
… beschauen laßen 1660 NÖsterr./ÖW. VIII 847.
XVI. jn. festnehmen, festsetzen; frei/ledig stellen frei-
lassen, aus der Gefangenschaft bzw. Leibeigenschaft ent-
lassen; bdv.: greifen (A I 2); vgl. freistellen (II). er muz in wol
o
s t e l l e n zerecht vmbe sein schulde als lange vntz er
e
purgen setzen vur den richter ze chomen um 1275 Dsp.
e
(Eckh.1971)LR. Art. 216. so sprüch ich und s t e l l e
hiemit frej und ledig … die freüglassne leibaigne mann
vnd weib 1319 Brandis,Landeshptl. 38.
XVII. sich/seinen Leib stellen sich (vor Gericht/an
offizieller Stelle) einfinden, um ein (insb. gerichtliches)
Verfahren gegen die eigene Person/Prozesspartei zu er-
möglichen. dez gotzhaws lewt … schullen sich alain vor
e e
des abts gericht s t e l l e n vnd furchomen 1265 OÖUB.
e e
III 338. so sol der rauber geladen werden, vnd man sol
ym seczen ein czil oder einen tag geben acht tag, das er
sich s t e l zw dem rechte vor 1307 Tomaschek,Trient 145.
ist aber daz der vorgenant manslag in den drin taidigen
nicht vur chumt und sich nicht s t e l t, so schol in der
richter echten lazzen um 1330 BrünnRQ. 343. wer inrot
dem zwing siczzet vmb alle bussen, die ein herren an-
o
treffent oder gehorent, der ir keiner vellig wird, der sol
e
sich dar vmb an sines herren hand s t e l l e n vnd im in
siben nehten gebeßren 1348 Argovia 9 (1876) 22. [daß
wir allen die] gelobet haben, … sich zu s t e l l e n, … des
reichs sicher fride vnd geleite … gegeben haben 1376
DinkelsbühlPriv. 463. obe ymand were, der eynchen
personen sine guder in komer gelacht hette, … wan der
des sie sint und von des wegen sie gekommert werden,
synen lip an gericht geyn dem zu clagen und antwurten
s t e l l e t, so sint die guter auch ledig und der cleger mag
den personen dan umb sin forderunge alda ansprechen
14. Jh. FrankfOHof 245. 1405 FürstenbUB. III 18. also
wolt der selb künig Karl der geisel chainen sich lassen
s t e l l e n und hieß in allen vieren die haubt abslachen
1445/55? SächsWChr. 4.Bair.Fs. 356. 1466 FreibDiöz
Arch. 19 (1887) 286. ob sich der täter an das recht
103 stellen (XVII) – Stellgeld (I)
mit sinem lib s t a l l t e und eehafften notzwang erwisen
welte, darumb soll ein gricht uf ir eid erkennen, was …
dem rechten gemeß ist 1564 GasterLsch. 62. 1628 Apel,
Collect. 82. [P. ist] in dass schwartzbuch eingeschrib wor-
dten, weullen er zu S. sich vngebirlich verhalten; wird
derowögen vohr kein erlichen gesölln gehalten, biss er
sich alhirr s t ö l l n durt 1700 BlNÖLk.2 11 (1877) 45.
wenn derjenige, der als ungehorsam ausgebliebener ver-
urtheilt wird, sich in fünf jahren … freywillig s t e l l t,
… so ist das urtheil [unkräftig] BadLR. 1809 Satz 29.
XVIII. von einer Sicherheit: einräumen, gewähren.
[wenn sie keinen hypothequen-schein erfordern,] mussen
e
die krieges- und domainen-cammern, weil sie sich nicht
andere sicherheit s t e l l e n lassen, alsdann den ausfall ex
propriis bezahlen 1753 NCCPruss. I 467. in sofern er
durch den titel seiner nuznießung hievon nicht befreyt
ist, s t e l l t er sicherheit, die sache als guter haus-vater
zu benuzen BadLR. 1809 Satz 601. ebd. 603.
XIX. (nach etw.) trachten, streben; (sich) nach etw.
stellen etw. begehren, zu bekommen suchen, zustreben;
nach js. Leib und Leben stellen jm. nach dem Leben
trachten. swer daruber der burger waer, der nach dem
burgrafamt s t a l t oder wurb mit red oder mit werken,
… der sol mit wib und mit kinden von der stat varn
und sol darin nimmermer chomen 1276/1370 AugsbStR.
Art. 7 Nachtr. wan sich div lant nach vnfride s t e l l e n t
… haben wir in gelobt, daz wir si auf wazzer vnd auf
lande beschermen svlen 1292 CorpAltdtOrUrk. II 701.
daz ich noch mein erben vns furbas darnach [vorgenant
gut] nicht schullen s t e l l e n noch seczen noch chain
chrieg darnach nimmer gewinnen 1348 OÖUB. VII 85.
welhe burger nauch der stet gemain gut … s t e l l e t …,
o
der git zehen pfunt haller, alz oft er daz tut 1348/50
o
NördlingenStR. 18. daz man in und ettlich mer schul-
digot, si s t a l t e n nach ainer zunft, daz wider der stat
reht ist 1367 ZSchwabNeuburg 4 (1877) 222. das hinfür
kain brenner oder mordbrenner … kaines friedes, frei-
ung, gelaittes … geniessen söllen, … das yederman nach
irem leib und leben s t e l l e n und greiffen sol treulich on
geverde 1374 BairFreibf. 27. das kain unser burger …
das amman ampt nit kofen noch darnach nit s t e l l e n
sol aun urlob 1382 LeutkirchStR. 86. es soll auch nie-
mand darnach s t e l l e n noch werben, das im das gebot
nachgelassen werde 1395 SchrBodensee 3 (1872) 116.
1456 AugsbStR. S. 293. wer ouch dem anndern in den
genanten gerichten vnnd zwingen nach sinen diensten
s t e l l e t, und sich das funde, der ist dem vogt verfallen
ein pfund 1468 Zürich/GrW. I 40.
XX. etw. herrichten, zurechtmachen; (eine Uhr) rich-
tig einstellen. [G.] sol man hâr und kleider alsô s t e l l e n
/ nâch dem alten site gar / alsô manz bî Karlen truoc
1230 Neidh. 102. 1390 (Hs.) BerthRechtssumme 1482.
dat dy rathmanne … einen seyger hebben laten buwen,
… darby einen afgelonet, … der den seyger s t e l l e d e
1442 Fidicin II 179.
XXI. durchführen, veranstalten. dat nyement bynnen
Zuythollant jacht metten honden en s t e l l … om har-
mals, wesels ende andere scarpe dieren te vanghen 1448
104
Fruin,Dordrecht I 291. damit ich nit vor einen hungerlei-
der gehalten wurde, s t e l l e t e ich auch zwo gastereyen
e
1669 Grimmelshausen(BdK) I 1 S. 317.
XXII. (sich) verhalten, erweisen, erzeigen. derselb un-
gehorsamer mensche … s t a l t i sich fluchtklich, der hat
i
… sin burgrecht verloren 1370 RavensburgStR. 169. ob
sich ain burgermaister … oder ain zunftmaister unrecht
s t a l t i und sich widerwerticlich enthielti, … den mag
man wol verkeren mit ainem andern 1376/1445 Ulm
RotB. Art. 192.
XXIII. (sich) begeben; tun; sich in Arbeit stallen/zur
Nahrung stellen eine Arbeit annehmen; jn. in Arbeit stel-
len jm. Arbeit geben; zur Wehr stellen wehren. [wenn] ain
burger … sein burgerrechte würde uffgeben und usz der
o
stat ziehen, … und dornach über etliche zeite wider in
die stat A. s t e l l e n und in gastes weise mit gedinge das
burgerrecht vordern würde …, den sol man nit anders
uffnemen dann in unbedingt ungevarlich gemain burger-
rechte 1445 AugsbStR. S. 288. nachdem der ayd zu thun
ertheilt were, vnd man sich darzu g e s t a l t hette Ende
15. Jh.? SaarbrückenLR. 1002. [etlich auffrurer haben]
e
ausz aygnem freyen willen zu der morderey vnd raube-
o
rey … sich g e s t e l l e t 1525 FlugschrRef.(Clemen) III
170. faulen buben, die nicht wollen sich, wie sichs gburt,
e e
zur narung s t e l l e n 1548 Waldis I 347. ob ouch unser
statt L. weibel … jemandt fahen sollent … und sich
e
jemandt gegen jnen zu whor s t e l l t …, wann dann jn
e
sollichem unser statt weybel … sollich unghorsam perso-
e e
nen vom laben zum tod brachtent, … darumb blybent sy
e e
gantz ungefeecht 1550/75 LuzernSTQ. IV 63. wann ein
schmidtknecht harkumpt, der sich hie inn arbeit s t a l t e,
der syn gsellen-namen nit hat und inn kauffen wil 1622
Zürich/ZWortf. 15 (1914) 244. der baumeister … hatt
seine leuhte so wohl wegen des altars als der cantzel in
arbeith g e s t e l l t 1740 MittOsnabr. 68 (1959) 163.
stellen- s. auch stell-.
Stellenlösung f., Geldsumme, die bei der Neuvergabe
eines Dienstpostens zu zahlen ist. [der kirchen-vater soll]
bey vergebung der stellen … alles, was … eine stelle
zu überkommen ihnen bezahlt wird, … in den empfang
bringen, damit alles, was bey der s t e l l e n - l ö ß u n g ge-
sammelt werden kann, der kirchen zum nutzen ange-
deyhn [kann] 1698 SiebbStatMun. 36.
Stellfaß m., (zT. auf Sockeln) stehendes, nach oben
offenes Fass, → Stande. item ein s t e l f a s s: werden drei
s t e l f a s s vor ein gerechent und solche verzollet mit 2
goltg. 1597 BeitrNRh. 21 (1906/07) 170.
Stellgeld n., auch Stelle-. I. Abgabe auf den Waren-
verkauf, insb. an einem Marktstand; Marktgebühr, →
Standgeld (I); idR. an die Stadt zu entrichten; auch:
die Einnahmen daraus. wann ouch duch-lüt har komen
und feyl haben, … die geben allemol zu s t e l l g e l t der
statt 1460/80 GengenbachStB. 34. 1467 RheinfeldenStR.
(SchweizRQ.) 143. umb daz mit dem s t e l l e g e l t deste
mynder geverde getriben werden moge, so sol ir ieglicher
e
by siner … glübde sagen, wie vil terling duch er habe,
e
und dem noch … sol er s t e l l e g e l t des stat geben 1477
Eheberg,StraßbVG. 293. das er [Graf ] vns testamentiert,
105 Stellgeld (I) – Stellmacher
vermacht vnd zu rechtem eigen … zugeordnet hat s t e l l -
g e l t, mesßgelt, banckzinß … vnd die halben hofstat-
zinß 1485 FürstenbUB. IV 39. so dann hat ein weibel
alle iarmerkt X ß von dem gelt, so man uff nimt s t e l l -
g e l t 1492 BruggStR. 66. [denen von Calw ist] von der
herschaft etlich s t ö l l und setzg e l t uff und an den jar-
merckten, ouch sust von saltz, ysen und bernschem leder
… gegeben 1523 AltwürtLagerb. I 65. 1669 Neumarkt
Rb. 329. die raths-gliedere aber, so einem im kaufhaus
das kornmesser-amt versehen, sollen … das sogenannte
s t e l l g e l d in die verschlossene buchs … werffen 1771
e
Cramer,Neb. 121 S. 271.
II. Gebühr für die Lagerung (von Holz). vom einschla-
ge des holzes bis zur ablieferung auf dem ufer … s t e l l -
und wärterg e l d [8 sgr.] 1788 Moser,ForstArch. IV 169.
III. Gebühr für das Unterbringen von Vieh. weilen er
die kuh dem juden heimgeschlagen, solle er kein s t e l l -
g e l d bezalen 1682 SchwäbWB. V 1728.
IV. Gebühr für eine Grabstelle. leutt- und s t e l g e l t
… auf kirchoff 1651 ZSchles. 62 (1928) 249. von den
s t e l l g e l d e r n, die nach gewohnheit des orts, für die
begräbnißplätze auf den kirchhöfen entrichtet werden
1794 PreußALR. II 11 § 667.
V. Entschädigung, die demjenigen zusteht, auf des-
sen Grund ein fremder Bienenschwarm eingefangen wird.
1773 Möser,Werke XIV 1 S. 86.
Stellholz n., Holz zum Fixieren, Abstützen von etw.
somere vnde s t e l l e h o l t, vnde wat se van holte to ar-
e
beyde behouen, moghen se vri houwen 1370 LübUB. IV
e
394. 1481 ZNdSachs. 1869 S. 155. 1598/99 MittLippe 29
(1960) 89.
stellig adj. I. inhaftiert, festgesetzt; jn. stellig ma-
chen/tun jn. inhaftieren, festnehmen, auch: vor Gericht
bringen. ensol och enweder teil den andern [die brot-
u
pecken und die muller] von deheiner vientschaft wegen
i
s t e l l i g machen in dehein weg 1335 BaselUB. IV 122.
wer aber, das F. dheine sicherheit mag haben, so sol F.
zu Basel s t e l l i g bliben und niemer von der stat Basel
o
kommen 1399 ebd. V 271. welher kneht daz nit sweren
enwolte, den sol man s t e l l i g tun, so lange biz das er
o
das ouch gesweret ze haltende 1400 Straßburg/Schanz,
Gesellenverb. 163. [bei unfur sollen] deß rats geschwo-
ren knecht … die person … einem unzuchtmeyster …
anbringen und rügen und ob die frömd weren, s t e l l i g
thun uff ein rat 1460/80 GengenbachStB. 27. daß wir die-
sen nämlichen wirt … vor unserem chorgricht s t e l l i g
gemacht vnd gestraft haben 1782 SchweizId. XI 200.
II. etw. stellig machen/tun etw. beschlagnahmen, →
bekümmern (II 2 b), mit Arrest belegen. es mag ouch
nyeman dhein unfertig gut im s t e l l i g thun in dhei-
o o
nen weg, es sig dann, das er bewise mit seinem eide,
das es im mit diebstal oder mit roube entfurt sige 1347
SchlettstStR. 43. 1374 ebd. 291. sullend die vorgenanten,
i
die zu dem gemeinen friden gehorent, och den von B.
e u
widerkern, was si den oder den iren genomen … oder
s t e l l i g getan habend 1389 BaselUB. IV 441. soll auch
nymant … der obgenannten stiffte vnd pfaffheite gu-
ter … bekummern oder s t e l l i g machen in daheinwise
106
1415 Lossen,KirchePfalz 199. weres ouch, das sich …
ein swin oder me … pfynnyg finde, so sullent es die
metziger meister s t e l l i g tun, und es … meister und
marschalck vorbringen 1428 HagenauStatB. 175. zweye
malter korngelts jerlycher gulte hinder H.B., schultheiß
zu B., mit weltlichem verbott versperret und s t e l l i g
gemachet 1441 Riedner,SpeierGeistlG. 218. wanne ouch
einer also umb solich sachen [diepstal] gefangen wurt,
so mag ein lantfogt oder schultheisse sin gütt s t e l l i g
machen 1445 HagenauStatB. 191. 15. Jh. Erler,Neustadt
Weinstr. I 154.
III. stellig werden von etw. ablassen, etw. unterlassen.
sye hatten in irem hertzen … in zu toeden, … aber wur-
dent allein s t e l l i g des volcks halb, wenn sye forchtent
uffrur 1522 Scherz-Oberlin 1567.
IV. stehend, unbeweglich; etw. stellig machen etw. an-
halten. die wile so die flosse dur gangen, so sol si ire rat
e
[der mule] verschlan und s t e l l i g machen 1359 Basel
UB. IV 223.
Stellionat m., auch lat. flektiert; Betrug, Betrügerei,
Fälschungsdelikt. wann in sunderlicher verclagung als
s t e l l i o n a t u s vnnd wo einer vom erbe stilt, … der
vnfleyß oder schuld des verclagers gestrafft werden 1436
(ed. 1516) Klagsp.(Brant) 145v . die kaiserlichen rech-
te [machen] einen fleischer, welcher untuchtiges fleisch
e
von krankem viehe verkaufet, des s t e l l i o n a t e s schul-
dig 1762 Estor,Beamte 428. 1782 Schlözer,StAnzeigen II
255. zur wiederbefähigung dürfen nicht zugelassen wer-
den solche, die der hintergehung (s t e l l i o n a t s) oder
einer boshaften zahlungsflüchtigkeit schuldig sind Bad
LR. 1809 Anh. Satz 268.
Stelljagd f., Jagd, bei der das Wild an eine mit Net-
zen umhegte → Stellstatt getrieben wird. wenn einer in
solchen gütern nicht vollkommen eine landhufe hätte,
[solle] sich allein der streg-, mit nichten aber der s t e l l e -
j a g d gebrauchen 1614 MecklZR. 13 (1895) 71. in ge-
mischten guthern soll einer, der keine volle landhufe
e
darinn besitzen, sich der streifjagd nicht bedienen, wohl
aber der s t e l l j a g d 1788 Gadebusch,Staatskunde II 40.
Stellleute behandelt unter Stellmann.
Stellmacher m., (zunftgebundener) Hersteller von Rä-
dern, Wagen, Karren und weiteren aus Holz gefertigten
Gerätschaften; Wagner; bdv.: Radmacher, Schirrmacher; vgl. Stel-
lungmacher. H. s t e l l e m a k e r e 1284 MecklUB. X 491.
1324 WernigerodeUB. 39. haben wir rademecher vnnd
s t e l l e m e c h e r gemacht eine geßelschafft nach gütter
gewonheit ander hantwergk 15. Jh. LeipzInnO. 18. alle
diese vorhergeschriebene articul haben wir sämmtliche
rade- und s t e l l m a c h e r alhie in H. … wohl zu hal-
ten … angenommen 1599 HambZftRolle 200. 1604/05
ActaBrandenb. I 631. sollen den s t e l l - und radem a -
c h e r n zur verfertigung ihrer meisterstücke keine ge-
wisse zeit von den altmeistern gesetzet [werden], doch
müssen sie auch mit machung desselben nicht zu säu-
mig … sein 1689 Schmidt,EberswaldeHandw. 128. dem
s t e l l m a c h e r … vor ein neu rad in der waschfrauen
schubkarren zahlt [3 gr.] 1697 HistBeitrPreuß. II 285.
tischler, drechsler, s t e l l - und radem a c h e r … welche
107 Stellmacher – Stellung (V)
mit holz und spahnen umgehen, sollen ihres feuers …
e
wohl wahrnehmen 1722 HalberstProvR. 156. 1767 Sach-
sen/QNPrivatR. II 2 S. 358. [als eine ausnahme ist] de-
nen innungen der s t e l l m a c h e r, hufschmiede, schuster
… das setzen der landmeister erlaubt 1781 VerordnAnh
Dessau I 203. 1809 v.Berg,PolR. VII 608.
Stellmacherbruderschaft f., Bruderschaft, Zunft der →
Stellmacher. die meister und vorstender der s t e l l m a -
c h e r b r u d e r s c h a f f t zeu Quedlinburg 1512 Quedlinb
UB. II 107. [Übschr.:] der rade- und s t e l l m a c h e r -
b r ü d e r s c h a f t ordnung 1599 HambZftRolle 196.
Stellmachergeselle n., → Geselle (IV 1) eines → Stell-
machers. 1608 ActaBrandenb. III 432.
Stellmacherhandwerk n., Zunft der → Stellmacher.
sein wir meister des rade- und s t e l l m a c h e r h a n d -
w e r c k s alhie in H. einig geworden und eine büsse
aufgerichtet, auch vor rahtsam angesehen, eine richti-
ge handwercksgerechtigkeit gleich in andern städten zu
machen 1599 HambZftRolle 196.
Stellmann m., Stellleute pl., Jagdgehilfe, der Fangnet-
ze aufstellt; vgl. Stellstatt. cellerarius … 4 [cadellas] dabit
pistoribus, cervisariis 4 et eorum magistro 1, s t e l m a n
5, piscatoribus 4 2. Drittel 12. Jh. WerdenUrb. I 270
[hierher?]. Seckendorff,Fürstenstaat (1656) 205. [in al-
ler fruhe wird] das zeug enger gestellet und die s t e l l -
e
und jagt-l e u t e zu beyden seiten rangiret 1720 Lünig,
TheatrCerem. II 1227.
Stellpferd n., Zugpferd; Pferd, das vor einen Wagen
gespannt wird. die schulte zu H. sal einen wagen und
ein s t e l p e r d uthdoin, de havesluide sollen dafur span-
nen und fören meinem gnedigen herrn sin kammerguit
binnen lands 1400? Hattingen(Ruhr)Kdm. 45. dar ein
düngelweg … hergett, so sall men foiren, dat auff jeder
seiten des erfes twe räder gan un dat s t e l l p e r d t in der
voir oJ. Westfalen/GrW. III 41. ebd. 59.
Stellstatt, Stellstätte f., zum Aufstellen von Jagdnet-
zen bestimmte Stelle; bdv.: Stallstätte (I); vgl. Stellmann. von
denselbn marchen unz auf die s t e l l s t a t in den grabn
1545 NÖsterr./ÖW. IX 373. [4 Hufen] auszerhalb unse-
rer wildtbahn und s t e l s t e t t e n nach dem romittischen
sehe 1617 InsterbUrk. 183. es sollen auch die wildbah-
nen und s t e l l s t a d t e weiter, dann sie vor alters deter-
e
miniret, nicht ausgebreitet … werden 1653 CCMarch.
VI 1 Sp. 454. mussen die bauren die wildbahnen raum-
e e
en, s t a l l s t e t e n hauen, die feldgraben, strohme, felder
e e
und wiesen raumen 1700 HistBeitrPreuß. II 99.
e e
Stelltag m., zur Bestellung des Weinbergs bestimmter
Tag; vgl. Bestelltag. die gesamte zunfft solle … nachdeme
das wetter sich anlassen wird, das geschafft anzugreifen
e
und gewiß zu enden, je nach dem s t o l l - t a g anfallen
e
mochten, allen weingartnern ansagen 1644 SchwäbWB.
e e
VI Nachtr. 3200.
Stellung f. I. Ort, → Stelle (I). ist den beyden bron-
nen meister ihr ampt, waß zum bronnen fegen gehörig,
bey zeiten ahn die gehörige s t e l l u n g zue lieffern 1663
RheingauLändlRQ. 389.
II. Platzieren, Aufstellen, Ausstellen, insb. von Perso-
nen am → Pranger. [gestrafft mit] s t e l l u n g jnn bran-
108
ger, abschneydung der oren oder ausshawunge mit ruten
1532 CCC. Art. 123. [dass] die kupler, ruffer und huren
wirthe … mit gefengnis, s t e l l u n g an den pranger …
beleget werden sollen 1536/44 HannovStKdg. 225. die
gottßlesterer sollen am leib und guet auch gefenknus-
sen und s t e l l u n g ans creüz ernstlich gestrafft werden
1602 NÖsterr./ÖW. XI 339. 1621 CCNass. I 2 Sp. 73.
daß die hauß-herrn … in ihren roß-stallen … in die
e
mauren kleine blindfahlungen zu s t e l l u n g der liech-
e
ter machen 1688 CAustr. I 327. 1712 Klingner I 252.
die s t e l l u n g am gemeinen halseisen oder strafpfahl ge-
schiehet nicht vom schinder, sondern vom … stadt- und
gerichts-knecht 1783 Quistorp,GrundsPeinlR. 129. 1789
Würdtwein,Dipl. II 567.
III. Errichtung, Erbauung; Errichtungsweise, Ausge-
staltung; räumliche Anordnung. [Bekämpfung der] sper-
linge oder spatzen … mit s t e l l u n g der springwände,
vögelgarn und schlingen 1729 Kramer,BaBüUfrk. 160.
schlacht-ordnung … ist die s t e l l u n g der armee in ge-
wisse linien 1742 Zedler 34 Sp. 1641. ist die s t e l l u n g
einer scheidewand von der art, daß die ziegel, latten
oder steine nur auf einer seite … abhangen, … so ist im
e
zweifel auf dieser seite das ungetheilte eigenthum der
scheidewand 1811 ÖstABGB. § 857.
IV. Gewährung, Bereitstellung, Einreichen, Zurverfü-
gungstellen. JülichRef. 1555 S. 11. sol solches ihr [der Ei-
cher] ampt und bevelch sein, … bey zeit vor dem herbst
etwas an becken, zuber, reißeisen und was sonst zur
s t e l l u n g mangelhafft, anzeigen, damit es bey zeit vor-
komen und bestelt mag werden um 1571 RheingauLändl
RQ. 387. es stehet ainem lehenman bevor, das empfan-
gene lehen seinem lehenherren auch ohne benenn- und
s t e l l u n g aines andern vasalln frei widerumb … ab-
zutretten 1608 OÖLTfl. VI 36 § 1. daß der kauffherr
von einem stück wein 3 batzen in zu thun erlege mit
s t e l l u n g eines vorpferts 1624 RheingauLändlRQ. 462.
1638 v.Frauenholz,Heerw. III 2 S. 251. wornach man
sich mit s t e l l u n g der benothigten zug- und reitpfer-
e
den zu richten hat 1770 Kreittmayr,StaatsR. 385. daß
auch H. als reichs-stand eine s t e l l u n g und reluirung
von kontingenten und die zur vertheidigung des reichs
… bewilligten römermonate und sonstige geldbeiträge
… übernehme 1797 QHambSchiffahrt 384. der verzug
in s t e l l u n g der bürgschaft macht den nuznießer nicht
der früchte verlustig BadLR. 1809 Satz 604. ist ein post-
halter … nicht im stande, den postlauf zu befordern, so
haben die landgerichte … durch s t e l l u n g der … er-
foderlichen pferde … die nothige unterstutzung zu ver-
e e
schaffen 1815 RepStaatsVerwBaiern II2 161.
V. → Gestellung, Einlieferung von jm. bei einem Ge-
richt; auch: Überstellung, Auslieferung, Vorführung; bdv.:
Stallung (V). [Übschr.:] von zeügknuss vnd weysungarti-
gkln, vnnd wie mit s t e l l u n g vnd verhörung der zeü-
gen vnnd wider derselben einreden … gehanndelt sol
werden 1520 BairGO. 44v . vva aber der ancleger in sor-
gen … stund, das solche personen, die er zu redlicher
kundtschafft fueren … gemeindt, … mit solcher kranck-
heit oder alter beladen, das er deren fur irer s t e l l u n g
109 Stellung (V) – Stellung (XIII)
vnd fuerung mochte beraubt … werden, … sol man
… die zeugen fur beuestigung des kriegs rechtens zu
fueren vergunnen 1556 RavensbergGO. 29. 16. Jh. Tüb
StR.(Rau/Sydow) 15. welche verbrecher aber auf fri-
scher that nicht betretten wurden, … soll er an des-
selben verbrechers obrigkheit mit genuegsamber anzai-
gung des verbrechens zur s t e l l u n g für sich begehren
1608 OÖLTfl. I 8 § 3. W. und M.H. seint wegen be-
gangenen ehebruchs an die herrschafft C. begehrt, die
s t ö l l u n g aber von dort auß gewaigert 1645 Strnadt,
Mat. 392. das compass-schreiben [solle] an das welt-
liche gericht, entweders umb die s t e l l u n g oder umb
die weitere compellirung außgefertiget und ertheilt wer-
den 1655 CAustr. I 433. NÖLGO. 1656(CAustr.) 666.
dass wegen s t e l l u n g des in gefangenschaft liegenden
sodomiten euch ein revers mit dieser clausul ertheilt wer-
de, dass selbe s t e l l u n g keinem theil recht geben solle
1656 SchrBodensee 28 (1899) Anh. 430. 1693 CAustr. I
44. wenn der richter … dem begehren keine folge leis-
tet, so darf deswegen derjenige, welcher ihn ersuchet,
mit gewalt nicht zufahren, … sondern er muß wegen
verweigerter s t e l l u n g bey des ersuchten richters ober-
richter sich beschweren 1772 Pufendorf,HannovLREntw.
Tit. 14 § 4. uber die kunftige wechselseitige s t e l l u n g
e e
und gleichformige bestraffung der forst-, jagd-, fisch-,
e
feld- und garten-freveler 1785 Moser,ForstArch. III 81.
VI. Einsetzung (in eine Tätigkeit, Position, Rechtspo-
sition); auch Bestellung, Rekrutierung. die sentencie van
s t e l l i n g e n in de possessien is een sentencie interlocu-
torie 1496 CoutBrab. II 2 S. 225. [bedriegers souden]
gestraft worden met geesselinge, ende de geestelijcke …
met aenslaen van henne tijdelijcke goeden ende s t e l -
l i n g e van huijswaerders 1609 CoutAnvers IV 410. 1661
ArgauLsch. V 239. dieser aufwand fur das kriegesheer
e
selbst begreift noch verschiedene andere arten von aus-
gaben unter sich … a) die anwerbung oder s t e l l u n g,
b) die verpflegung an geld, brodt und fourage …, c)
die anschaffung der leibes- und bey-montur 1758 v.Jus-
ti,Staatsw. II 532. 1794 PreußALR. I 11 § 904.
VII. Hinterlegung, amtl. Verwahrung; bdv.: Stillung (VI).
[ob A. von dem] gotshaus oder seinen lewten icht schad
geschech, … die sol man dorumb fphenden, alls phen-
dens recht ist, und die phant auf s t e l l u n g aufgeben
1408 GöttweigUB. II 77.
VIII. Nachstellung, Verfolgung. whor ein vnjarich
kyndt buthen landes kameth dorch s t e l l u n g e oft heer-
tucht, werth denne syn erue vorkofft …, de gemeinen
lude scholen … helpen, dath dath kyndt in syn erue
kame nach 1565 WurstfriesRüstrLR. 56. s t e l l u n g auf
gänse und antvögel vor 1616 Schweinichen,Dw. 31.
IX. von einem Text: Ausformulierung, Abfassung, Aus-
fertigung; bdv.: Ausfertigung (II), Schriftstellung (I). wie dann sol-
liches alles, wes in s t e l l u n g der satzstuck odder arti-
ckel vermitten sol werden, … auß nehstuolgendem titel
… würt abzunemen sein 1536 Gobler,GerProz. 99r . es
sol sich der aduocat in s t e l l u n g des libels der kürt-
ze befleissen vnd doch die geschicht des handels laut-
ter vnd vnuertunckelt erzelen 1544 Perneder,Proz. 29r .
110
s t e l l u n g eines einigen großbuchs … darein der gantz
hauptsachlicher innhalt der alten großbucher vnd new-
e e
er satzungen verfaßt solten werden 1566 Pegius,CodJust.
1v . zu formlicher s t e l l u n g der klagen [ist] eines sehr ge-
e
schickten vnd erfarnen schreibers vnd concipisten von
noten WürtLR. 1567 S. 75. daß inn einer s t e l l u n g ei-
e
ner volmacht odder eines gewaltsbrieffes … von noten
e
sein wil, daß mann die sach … auffs kurtzest im ein-
e
gang anzeyg TeutschForm. 1571 Bl. 100r . 1597 Meurer,
Liberey I 208. vnser … stattgericht [hat] sowol die bey-
als endtvrthl vorhero vnsern bestellten rechtsgelehrten
zu ordentlicher einrichtung der process vnd formlich
s t e l l u n g der vrthl … zuezuschicken NÖLGO. 1656 I
41 § 7. alles geordnet …, wie die expedition mit lesung
der acten vnd s t e l l u n g der brieffe einzutheilen [ist] Se-
ckendorff,Fürstenstaat (1656) 257. [gemeindsrechnung:]
dem rechnungssteller für deroselben s t e l l u n g vierzig
fünf creuzer 1683 WürtLändlRQ. I 547 Anm.
X. Schlichtung, Schiedseinung, gütliche Austragung ei-
ner Streitsache; bdv.: Stallung (IV). sal dise saißunge, s t e l -
l u n g e und gemechtz von den ungelden an gan uf sente
remeiß dach 1394 TrierWQ. 367. nach solcher vorho-
runge unde voilmechtiger s t e l l u n g e … scheyden wir
sie darumbe ine der gude ewiglich also zcu haldin 1494
Thüringen/MdForsch. XX 273. das uns dyesfals dye ge-
zenkte, so zwuschen obgemelten doctorn stehen … zu
entscheyden … nicht gepurhen wyll, dyweyl … sye unter
sich selbst der s t e l l u n g e ader bewilligunge nicht eynig
seyn sollen 1519 Akten u. Briefe zur Kirchenpolitik Ge-
orgs v. Sachsen I (Leipzig 1905) 113. dweil es in ein
s t o l l i n g quam, die magt und jong … gestilt worden,
ist es … darbei pliben 1592 BuchWeinsberg IV 147.
XI. von (Acker-)Land: Bestellung, darauf vorgenom-
mene Feldarbeit. we ok eres ghudes wad in ard, in s t e l -
l i n g e edder in vorpendinge hedde, de schal sek dar
van zliten 1410 HannovStR. 345. were ok sake wan-
ner, dat wy desse vorg. gude weder ghekofft hedden,
o
dat de meyger, de de gude unde den acker ghebuwet
hedde, ardinge ifte s t e l l i n g e hedde in dem ackere, so
mochte de vorg. meyger … beholden sine ardinge al ut
umme redeliken tyns, ifte wy mochten ome de ardinge
gelden 1421 Urkundenbuch des Stiftes Fischbeck I (Rin-
teln 1978) 168. hedden se ok ienighe s t e l l i n g h e in den
lande de scholde wy one uthfeygen laten edder ghelden
so tho W. sedlick is 1481 CalenbergUB. IX 230.
XII. von einer Uhr: korrektes Einstellen, Justieren. die
s t e l l u n g des seigers gehoret auch … zu der kuster am-
e e
te, … sie sollen … in acht haben, daß er richtig gehe
1739 MagdebKO. 210.
XIII. Gerüst, (Holz-)Gestell; Unterlage für etw.; auch:
Verkaufsstand; bdv.: Stapel (XVII). hier toe zal hi leveren
al tlood, scaelgen, naghelen, s t e l l i n g h e n 1412 Bijdr
ZVlaand. 4 (1859) 323. 1 groote peruassche sparren ver-
besicht an doude halle an s t e l l i n g h e n in den tooch
van den bruxschen lakenen 1415/16 InvBruges V 310. de
stede syn gemeynlik overeyngekomen, dat se … eynen
hoff, dar de konyng syne stacie holden sal, maken willen
und salde man denne nw de s t e l l i n g e und gebuwte …
111 Stellung (XIII) – stelzen (I)
weddermaken 1454 AktStPr. IV 423. 1537 FlandrCop9
S. 37. was aber diss esterich und s t e l l u n g gekost ha-
ben, findt man in minem rechensboich um 1560 Buch
Weinsberg I 351.
XIV. → Stall (I), → Stallung (I). de renne … de dat
water drecht ut erer beider hof van erer beider muren,
de sal P. verlengen dwers over der s t e l l i n g e up den
straten 1384 LivlUB. I 3 Sp. 440.
(Stellungmacher) m., (zunftgebundener) Handwerker,
der Gerüste und Gestelle anfertigt; vgl. Stellmacher, Stel-
lung (XIII). s t e l l i n k m e k e r e n 1363 Reval/Åsdahl-Holm-
berg,NdHdw. 203. [murmeisters solen] uthrichten sun-
ders des closters schaden … alze den s t e e l l i n c k -
m a k e r to belonende 1464 LivlUB. I 12 S. 151.
Stellungsversicherung f., Kaution; Zusicherung eines
vorübergehend haftentlassenen Angeschuldigten, sich bei
Gericht zu → stellen (XVII). wann aber in dergleichen
geringen verbrechen sich der process in die lang verzie-
e
hen mochte, kan man den gefangenen gegen genuegsa-
e
mer burgschafft vnd s t e l l u n g s v e r s i c h e r u n g biß
e
zu dem vrthl auß der gefangnuß lassen NÖLGO. 1656
e
I 30 § 2. 1769 CCTher. 29 § 10.
Stellvertreter m., jmd., der in → Stellvertretung
handelt; Bevollmächtigter, Repräsentant, → Statthalter
(I). wer auß seinem staat trit, … wan unter denen
[staats]kind’n kein fester s t e l v e r t r e t e r vorhanden, so
ist der außgang nimmer loblich T. Boccalini, Des Apol-
e
lo Geheimeschreib-Kammer (Frankfurt 1661) 450. es
hat auch dieser lands-vizdom einen anwalt oder s t e l l -
v e r t r e t t e r gehabt, … der an seiner stat drey jahre
lang vice lands-vizdom gewest 1689 Valvasor,Krain III
1 S. 81. wann aber die praescription wider eine gan-
ze gemeinde intendirt wird, so muß auch die gantze
universitas oder deren s t e l l - v e r t r e t t e r contradici-
ren 1705 KlugeBeamte I2 701. dergleichen anbefohlenen
gerichts-zwang besitzen … die abgesandte oder s t e l l -
v e r t r e t t e r eines proconsulis 1752 Greneck 28. das
gestandniß eines bevollmachtigten oder s t e l l v e r t r e -
e e
t e r s ist eben so verbindlich, als wenn solches von sei-
ten einer in person erschienenen parthey erfolgt ware
e
1781 CJFrid. IV 6 § 9. 1794 PreußALR. I 7 § 99. der
gewalthaber haftet für angenommene s t e l l v e r t r e t e r
BadLR. 1809 Satz 1994. 1811 ÖstABGB. § 82.
Stellvertretung f., Auftreten und Handeln für einen an-
deren in dessen Namen; Position, Tätigkeit eines → Stell-
vertreters; bdv.: Statthaltung (III). ihro hochfurstliche gna-
e
den zu O. … hatten dem herrn dom-dechant zu V. …
e
zu dero s t e l l v e r t r e t u n g bevollmachtiget 1645 v.Mei-
e
ern,Westph. I 682. s t e l l v e r t r e t u n g … in fallen einer
e
krankheit oder notwendigen abwesenheit des ordentli-
chen protocollhalters 1796 SystSammlSchleswH. II 1 S.
370. s t e l l v e r t r e t u n g in sachen BadLR. 1809 S. 732.
Stelz n., ein Weinmaß. des [banewyne] sal das landt
dringken zcweye deil, vnd die stat eyn drittedeil, vnd
sal des geben eyn s t e l c z vmb sessze phenninge 14. Jh.
Hessen/GrW. III 358. 1506 ebd. 377. ein neu angehender
bruder [kottner] war verbunden … den mitbrudern ½
e e
s t e l z e n gebrannten wein … zu verehren 1790 Thomas,
112
FuldPrR. III 189.
1 Stelze f., auch dim. I. Stelzfuß, Holzbein, Krücke,
Gehstock. et si foris villam ambulare potuerit et in cam-
po suo cum s t e l z i a ambulare poterit, solvat sol. 25 1.
Hälfte 7. Jh. LAlam.2 23. alse de [kroppel] uppe s t e l -
t e n unde krucken ghan 1514 BrschwSchichtb. 475. gral-
la: eyn steck oder stang, daran man sich leynet so man
gehet odder springt, oder ein s t e l z e 1536 Dasypodius
86v . den glaesemaker … de op twe s t e l t e n gaet 16. Jh.
MnlWB. VII 2075.
II. pl.: eine (hölzerne) Steh- und Gehvorrichtung zur
Erhöhung der Beinlänge und Verlängerung der Schritt-
weite, ua. zum Durchwaten von Gewässern. grallator: ein
weit schreitter, der auf s t e l z e n geet 1536 Dasypodius
86v . dann zu vilen zeyten mag man in die selbige [insel]
o
von heluetier seyten hineyn watten vnd auff s t a l t z e n
e
hindurch wandlen 1548 Stumpf,SchweizChr. 281v .
III. wie → Stange (XIV). oJ. Baden/GrW. I 427.
IV. im Bergbau: kurze Stütze unter der Schachtförder-
maschine. 1693 Schönberg,Berginformation Anh. 91.
V. dreibeiniger Stuhl. 12. Jh. AhdGl. III 170.
VI. eine Fangvorrichtung bei der Jagd. wer gelenk, mä-
schen, schlingen, s t e l z e n, fallen oder laufbögen aufge-
richtet hat, wird ebenso, als wenn er ein wildpret ge-
schossen … hat, bestraft 1792 Hinterseer,Gastein 410.
VII. ein Werkzeug zum Einpflanzen von Weinstöcken.
1778 SchwäbWB. V 1729.
VIII. horizontal sich zuspitzender Teil eines Grund-
stücks; über einen Nachbaracker herausragender Acker-
teil; winkelförmiges Grundstück; auch als Flurname?; vgl.
stelzen (I). ein s t e l z l i, ein wingartli, ist ouch gelegen an
G. 1362 SchweizId. XI 375. ain acker uff dem Búhel ge-
legen ist, des zwen morgen ist mit der s t e l t z u n 1378
EßlingenUB. II 173. das s t e l z l i n ain äckerlin 1420 Ale-
mannia 9 (1881) 30. [dass K.] auf der s t e l l t z u n [eine
Pfründe verliehen werde] 1474 ZGO. 22 (1869) 255. der
mossacker mit der s t e l t z e n, leit zwischen der chor-
herren und der von W. äcker 1484 ZSchwabNeuburg 6
(1879) 242. 1495 SchweizId. XI 375. dieser acker … hat
zwo kleine s t [ ë l z ] e n oder absätze 1777 ebd.
2 Stelze, Stelzer, Stelzner m. I. Person, die mit Hilfe
einer → 1 Stelze (I) geht, Gehbehinderter; bdv.: Stelzgänger.
er [ritter] hab wol zwenundreißig s t e l z e r gemacht 1494
Keller,Fastnsp. I 441. loripes … s t e l t z e r, s t e l c z e n e r
15. Jh. DiefenbGl. 336c . loripes, kropel … s t e l c z … hin-
kender oJ. DiefenbNovGl. 239a .
II. stellvertretender → Schöffe, der den Lehnsträger
in Gerichtsversammlungen vertritt. [zum Hofgerichtstag
erscheint statt dem Lehnsträger als Schöffe ein Unter-
pächter:] H.v.d.S. luttringhausisser s t e l t z e r 1710 Jb
Düsseld. 48 (1956) 246. daß man in casu simplicis cur-
medæ versire, massen vorerst kein vasall, sondern eine
empfangende hand, und ein s t e l t z e r gestellt, zum an-
deren das gut nicht vor einem … lehn-gericht, sondern
vor einer mit schultheiß und schoffe besezter lathen-
e
bank … erhoben wird 1764 Cramer,Neb. 43 S. 63.
stelzelt adj., verkrüppelt. 1560 BiblLitV. 193 S. 129.
stelzen v. I. (winkelförmig) angrenzen; mit einer →
113 stelzen (I) – Stempel (II 1)
1 Stelze (VIII) an ein Nachbargrundstück grenzen. ein
juchart s t e l z o t an Phlumarwege 1343 Alemannia 9
(1881) 30. ab einer jucharten imm grunt gelegen am
Butzberg vnd s t e l t z e t sich nebend des K. acker hin
i
vff an den Butzberg 1408 G. Boner, Urkunden d. Stadt-
i e
archivs Brugg (Aarau 1937) 29. ein wisly, s t e l z e t sich
uff den Kriesakker 1422 SchweizId. XI 378.
II. (einen Schuh) mit einem hohen Absatz versehen. so
soll die schuester jm schuechverkauffen diese ordnung
halten: das sie ein nieders paar schuech eines manns,
vmb denar 17, ein gemecht vmb 18 denar, jst es g e -
s t e l c z e n d t vmb denar 19 … verkauffen sollen 1569
K.-H. Grothausmann, Stadtbuch von Karpfen (Frankfurt
1977) 6.
(Stelzgänger) m., wie → 2 Stelze (I). dat men in Bra-
bant niet meer en sach soe vele s t e l t g h e n g h e r s alst
plach 1440 Willems,Brab. III 10.
(Stelzmacher) m., Hersteller von → 1 Stelzen (I). de
s t e l t m a k e r s … verloren al haer neringhe 1440 Wil-
lems,Brab. III 10.
Stelzner behandelt unter 2 Stelze. stemma s. Stimme.
stemmen v. I. von Wasser: anschwellen, überquellen;
bdv.: stauen (I). das waßer s t e m m e t so hoch, daß es
zu dem newen spital zu den fenstern … hinein gieng
1445 NürnbChr. I 411. das wasser in derselben rinnen
s t e m b t und ist woll zweier schuch tief 1464/70 Tucher,
NürnbBaumeisterb. 164. ebd. 221.
II. in der Bewegung hindern, aufhalten. he entkomen
nicht en mochte wente sin arm was g h e s t e m m e t
1357/75 SchachbStephan V. 4248.
III. sich zu Haufe stemmen sich zusammenscharen.
dat se sik wol to hope s t e m m e n unde bringhen den he-
ren vth den klemmen 1357/75 SchachbStephan V. 5480.
IV. mit einem Stemmeisen uä. bearbeiten, glätten.
1561 Maaler 387ra .
V. bei der Schuhherstellung: Seiten- oder Nahtverstär-
kungen aus Leder einfügen. was er [schuester] gen markt
macht, das schol er s c h t e m m e n n mit einem … [hal-
ben] steinriem [lies: stemriem] 1458 GoldenkronUB. 494.
Stemmung f., Aufstauung (von Wasser). 1464/70 Tu-
cher,NürnbBaumeisterb. 229.
stemp- s. auch stempf-.
Stempel, Stempfel m., glossiert pilum AhdGlWB. 591.
I. Typar, Siegelstempel, Punze mit eingraviertem Bild-
motiv, Schrift- oder Zahlzeichen; bdv.: Petschaft (I), Siegel (II),
Signet (I), Stempelzeichen (I). 1. Typar für den Nachweis ent-
richteter Zahlungen an den Fiskus. [die Fassinhalte soll
der vmbgelter] vberschlagen vnnd mit wachs vnnd ei-
nem s t e m p f f e l die boden … verzeichnen, auch … kein
e
wurth ausser einichem faß, es seie dann zuuor also be-
e
zeichnet, nicht schencken 1592 Reyscher,Ges. XVII 1
S. 87. wann unter-bediente sterben, mussen die accise-
e
einnehmer die denenselben anvertrauete s t a m p e l und
e
siegel so gleich, zu verhutung des mißbrauchs, zuruck
e e
fordern 1736 CCMarch. IV 3 Sp. 458. die auf den
nichtgebrauch … des s t e m p e l s bestimmten strafen
sind auch auf den karten- … stempel … zu verstehen
1784 HdbchÖstGes. VII2 700. die kapitalaufkündigungs-
114
gegenstände, somit auch die dießfälligen amtsberichte
haben dem gebrauche des s t e m p e l s … zu unterlie-
gen 1803 Kropatschek,KKGes. XVII 133. vom gebrauch
des s t e m p e l s sind ausgenommen: alle das allgemeine
staatswohl und unser hochstes landesherrliche interesse
angehende sachen 1805 Reyscher,Ges. XVII 1 S. 706.
— — 2. Typar für die amtl. Bestätigung einer vorge-
schriebenen Qualität. ein wardin zu S. sol … die von
denen goldschmiden … verferdigte arbeit fecken und
probieren, ob selbe auf 13 lod haltend gearbeitet, und
auf befinden mit dem jhme behändigten s t ä m p f e l be-
zeichnen 1593 LuzernSTQ. IV 393. 1628 StraßbPolO.
75. daß alle wahren, … auf dem pack-hause besichtiget
und eine jedwede art, nachdeme es fein, ins mittel oder
grob ist, mit besonderen dazu verordneten s t e m p e l n
bemarckt werden sollen 1669 SammlLivlLR. II 510. [bei
e
silber-waaren soll] was die 12. lothige probe nicht halt,
e e
mit einen besondern s t e m p e l und der numer, wie viel
lothig es ist, bemercket werden 1721 AltenburgSamml.
e
I 248. — — 3. Typar zum Eichen von → 1 Maßen (I)
und Messgeräten; bdv.: Stempfer (I). wir hand och der statt
s t a m p f e l vnd brenn zeychen. dz alles hand die vachter
e e
in iren handen 1505 BruggStR. 111. — — 4. Typar für
die Unterscheidung zwischen legaler und illegaler Ware.
sollen die weißgerber mit den hauten und zetteln sich
e
bei dem magistrat ihres orts anmelden, und die haute
e
mit einem gewissen s t e m p e l … bemerken lassen 1743
HalberstProvR. 221. 1752 Gerhard,SaarbrSteuerw. 192.
— — 5. Typar für den Nachweis des Eigentums an ei-
ner Sache. auf dem s t e m p e l, womit die bucher der
e
kirchen und stadtbibliothek … bezeichnet werden 1799
Beyschlag,BeitrNördl. II 25.
II. mit einem → Stempel (I) hergestellter Abdruck; bdv.:
Stempelzeichen (II). 1. Stempelabdruck zum Nachweis entrich-
teter Gebühren und Abgaben; unterschiedliche Stempel
zeigen die jeweilige Höhe der Zahlung an; vgl. Akzisestem-
pel, Einfuhrstempel, Kalenderstempel, Kartenstempel (I), Kassestempel,
sall der bergman
Kaufstempel, Marinestempel, 1 stempeln (I 1).
niet dae van geven, dan unsern g. hern synen gepur-
lichen zienden, als van 20 ziender eynen, und [soll beim
Wiegen] van jedem ziender dem hern ain dem s t e m p e l,
so auf dat bley geslagen, einen albus zukommen 1567
ZBergr. 17 (1876) 350. da sich … einer understunde, ei-
nen solchen s t e m p e l [auf Spielkarten] nachzumachen
… der soll noch absonderlich an leib und gut als ein
falsarius gestrafft werden 1692 CAustr. I 110. daß jedes
spiel tarroc-karten à 12 kr. und das spiel derer ubri-
e
gen karten à 6 kr. fur den s t a m p f e l taxirt werde 1757
e e
SammlBadDurlach II 31. ebd. hat dann der s t e m p e l
zu 2 f., 1 f., 15 kr. und 3 kr. seinen anfang genohmen,
dann vorher keine andere als zu einem process gehörige
instrumenta, und diese nur bloss zu 3 kr. haben gestem-
pelt sein därffen 1762 SteirGBl. 5 (1884) 162. alle asse-
curanzen mussen auf einer police, durch einen s t e m p e l
e
von sechszehen groschen gestempelt, gezeichnet werden
1765 PreußSeeR. Beil. S. 221. urkunden, bei welchen die
bestimmung der klasse des s t e m p e l s aus dem werthe
des gegenstandes fließt, worüber sie außgestellet wer-
115 Stempel (II 1) – Stempel (XII)
den 1784 HdbchÖstGes. VII 591. juden, die sich verhei-
rathen, ohne den trauschein mit dem vorgeschriebenen
s t e m p e l gelöset zu haben 1794 PreußALR. II 20 § 272.
1811 Heinke,NÖLehenR. I 149. die ehemals verbotene
einfuhr fremder spiel-charten ist gegen die aufdruckung
des s t e m p e l s … erlaubt 1815 WirtRealIndex I 242.
— — 2. Stempelabdruck als individuelles Handwerkerzei-
chen, auch Herkunfts- oder Herstellerzeichen auf einer
Ware; bdv.: Schlag (IV); vgl. Meisterzeichen. soll ein jeder meis-
ter alhie seine wahren von klarem zinne oder manguete
gut machen, als … ihre prob eines stuck zins mit eines
jeden itzigen meistern s t e m p e l bezeichnet auf die cä-
merey hinderlegt ist worden 1597 LünebZftU. 120. so
haben wir [Kurmärkische Kammer] … an die hiesige
accise-direction rescribiret … der judenschaft ihre wa-
ren mit besiegelung eines besonderen s t e m p e l s zu ver-
schonen 1748 Stern,PreußJuden III 2 S. 204. 1788 Gade-
busch,Staatskunde II 88. [hat] auch ein jeder … fabricant
seine nach Baiern versendete waaren … mit seinem ei-
genen signet oder s t e m p e l zu bezeichnen 1788 Kurpf
Samml. IV 1057. inlandische zeugwaaren sind, nebst
e
den gewohnlichen bleyernen zeichen, noch mit einem
e
besondern runden s t e m p e l in siegellack zu bezeichnen
1794 Schwarz,LausWB. V 189. — — 3. Stempelabdruck
als Prüf- und Gütezeichen einer amtl. Qualitätskontrol-
le von Handwerkserzeugnissen; vgl. Geschauzeichen, Kannen-
stempel, 1 Schau (VIII), Schauzeichen, 1 stempeln (I 2). belangede die
breide der boemsiedenn … so jenige stucke, ore rech-
te breide nicht hieltenn, sall mann die copieren vnnd
schlaenn darup denn s t e m p e l l tho small, vnnd van
dat stuck tho brocke tho geuen 1 schilling 1588 Crone,
GildenCoesfeld 66. eine mit dem namlichen s t e m p e l
e
signirte leinwand 1755 SammlKKGes. III 199. ein jedes
verfertigtes stuck … tuch muß … von den beeidigten
e
schaumeistern besehen … werden, ob es der vorschrift
gemaß … gearbeitet sey, worauf es mit dem s t e m p e l
e
versehen wird 1786 Gadebusch,Staatskunde I 64. — — 4.
Stempelabdruck als Eichzeichen; vgl. 1 stempeln (I 3). sollen
… auf die gerechten wag, mass vnd ellen seiner furstli-
chen genaden s t e m p f l oder zaichen und der stat zai-
chen miteinannder geschlagen werden 1506 MittSalzb
Lk. 5 (1865) 237. alle kannen von 3 pegelen, so der
stadt s t e m p e l nit haben, sein confiscirt und verfallen
um 1700 JbOldenb. 17 (1909) 216.
III. mit einem gebührenpflichtigen → Stempel (II) ver-
sehenes Papier für die Ausstellung best. Dokumente. daß
einem jeden zugelassen seyn soll, grossern s t e m p e l zu
e
gebrauchen, wo es die sache erfordert, aber keinen ge-
ringern 1686 SammlLivlLR. II 1017. wenn jemand ei-
nes geringern s t e m p e l s sich gebrauchet, als nach ob-
bedeutetem reglement sich gebuhret, derselbe soll vier-
e
mahl so viel bussen 1690 BremPolO.(1732) 289. dem
e
gerichts-aktuario wird vierteljährig ein … vorschuß aus
der sportel-casse gereichet, wofur er das bey dem ge-
e
richte nothige stempelpapier liefern, und bey schluß
e
jeden quartals das verzeichnis der in diesem quartal
verbrauchten s t e m p e l einreichen muß 1796 Terlinden,
Registraturwiss. 166.
116
IV. → Prägeeisen zum Aufdrücken des Münzbilds auf
einen Münzrohling; bdv.: Münzstempel, Stampf (I); vgl. Nachstem-
pel, Stempelschneider. solliche falsche muncze, als geslagen
ist uff unsers herren des herczugen muncze der pfennige,
e
daz er dar an ein rechter anheber und ein houpt gewe-
sen ist und hat auch den s t e m p e l l zu P. dun graben
o
1421 MWormat. 347. alle de tyd, dat gy suluen iuwen
pennynk vppe deme s t e m p e l nicht vorergeren, so en is
nen kopman, de iwen pennynk myt bate kan wech voren
vnde vmmesmelten nach 1424 LübUB. VI 754. ebd. 755.
ein wardin, so die s t e m p f f e l hātt, sol schweren, die
s t e m p f f e l und jsen hinder jme ze beheben und dera
truˈwlichen ze wartten 1490 LuzernSTQ. IV 494.
V. Münzbild, mittels eines → Stempels (IV) hergestell-
tes Gepräge auf einer Münze. alsz de van Luneborch …
bynnen Lubeke under deme lubeschen s t e m p e l lube-
sche gulden to ereme behoff wol hadden munten laten
1494 HanseRez.3 III 188. wer aber unter landesherrli-
chem oder einem andern im lande gesetzmäßig cursiren-
den s t e m p e l … eigenmächtig münzen prägt oder gießt,
… hat vier- bis zehnjährige festungsstrafe verwirkt 1794
PreußALR. II 20 § 254. bloßen betrug gegen den staat
… begehen diejenigen, welche unter offentlichem s t e m -
e
p e l munzen schlagen, welche sie nicht schlagen durfen
e e
1798 Grolman,KrimRWiss. 314.
VI. ein pommerischer Doppelschilling; wegen Münz-
verschlechterung mit einem Gegenstempel versehen und
im Wert herabgesetzt; vgl. stempfen (I 4); zS. vgl. Schrötter,Münz
WB. 660. s t a m p e l ist eine pommerische silbermunze, der
e e
30 auf einen rthlr. gehen 1757 Estor,RGel. I 1144.
VII. → Holzeisen, Schlagwerkzeug zum Kennzeichnen
der Bäume für den Holzeinschlag; bdv.: Malbarte, Schlagei-
sen (I); vgl. Stempelgeld (III), 1 stempeln (I 5), Stempelzeichen (III). vor
den s t e m p e l l, wohmit die waldt- oder wahrzeichen
geschlagen und daß darzu erforderte bley 2 rthlr. 21 gr.
1700 GJagdSauerland 37.
VIII. Druckstempel zum Aufdrucken von Farbmotiven;
in der Tapetenmanufaktur; vgl. stempfen (I 5). 1784 Jacobs-
son,TechnWB. IV 286b f.
IX. in Stampfmühlen: senkrechter Stoßbalken zum
Zerstoßen des jeweiligen Materials. verkauft seine pa-
piermühlin zue A. … mit redern, prunnen und s t ä m p f -
l e n 1597 SchwäbWB. V 1628. eine … grosse muhl mit
e
vielen lauffen (oder gangen) und s t a m p f f e l n 1689
e e e
Valvasor,Krain I 608. es ist unß … der papirer geleidet
worden, daß er an den sontagen in währendem predigen
die s t e m p f e l gehen lasse 1698 SchweizId. XI 486.
X. Stößel, Mörserkeule. wo einer wieder auß sol-
chem amt ziehet … so soll der haben vnd fueren vff
seinem wagen ein hawen, ein wanner, ein s t e m p f e l,
ein sester 1507 Alsatia 1854/55 S. 80. wann er [bullffer-
stampffer] ettwas unässigs stoßt … sol er die mörsel und
s t e m p f f e l allwegen wider ußweschen und sübern um
1600 LuzernSTQ. IV 281.
XI. Traubenstampfer. grosse bodingen, … darein wer-
den die trauben … mit holtzernen s t a m p f e l n gemos-
e e
telt 1682 Hohberg,GCA. I 351.
XII. ein Werkzeug der Steinsetzer, mit dem die Pflas-
117 Stempel (XII) – Stempelmeister
tersteine eingepasst und festgedrückt werden. sollen die
pflasterer … niemal ohne s t e m p f e l auf die arbeit ge-
e
hen 1768 Reyscher,Ges. XIV 835.
XIII. Ladestock einer Feuerwaffe zum Festdrücken des
Pulvers. geschos: … 1 grose steynbuchse. item an buch-
sensteynen und an s t e m p e l n 1 gute notdurfft 1435
DOrdGrÄmterb. 663. dre s t e m p e l e, darme de bussen
mede ladet 1466 HildeshUB. VII 661. 1478 ebd. 690. es
soll auch jeder schütz sein bichsen also laden, daß er die
kuglen richtig von freyer handt ohne kurze s t ä m p f e l
hinab stoßen möge 1722 SchweizId. XI 486.
XIV. im Bergbau: Grenzzeichen zwischen → Gru-
benfeldern; bdv.: Markschaftstempel. mon sol den selbenn
s t e m p e l [dh. marschafft stempell] czaichnen mit einem
creucz 1492 KremnitzStBR. 50.
XV. im Bergbau: Stützpfosten, Ständer zur Sicherung
einer → Grube (II 1) gegen Einsturz; vgl. Joch (III 1). ist
aber ein paw, daz s t e m p e l vnd ioch hat vnd nicht
kluft, pawt er [Inhaber des Berglehens] daz nicht in drey-
en vierczechen tagen, hat er sein recht verloren 1336
Zeiring/SteirGBl. 2 (1881) 170. wer ainen newfund ver-
veht mit seinen rechten … dieweil er nit joch und s t e m -
p e l geseczt hat in seine paw, der hat nit lenger frid …
wenn drei tag 1. Hälfte 14. Jh. Salzburg/ÖW. I 197.
1532 SalzbBergO.(Lori) 222. ein offner neuschurff …
hat nicht langer dann viertzehen tag frey-recht, dar-
e
nach soll der … mit joch und s t e m p e l … verfan-
gen und eingenommen werden 1553 FerdBO. Art. 23.
s t e m p f f e l palus 1557 Agricola Glossar. 1693 Schön-
berg,Berginformation Anh. 91.
XVI. Stütze, Bein, Fuß an einem Möbelstück. s t y m -
p e l, stoll, pes, pedis 1477 Schueren 260a . ist aber [für
die curmuth] kein rintviehe, geysz, bock, schaaff oder
schwein vorhanden … undt wehren nur zween stuhl im
haus, einer mit vier s t e m p e l e n, der ander mit drey
s t e m b e l, sollen sie macht han, den vierstemplichen zu
nehmen 1669 LuxembW. 504.
XVII. Halm. stipula … s t e m p f f e l 1466 Diefenb
NovGl. 349a . was idt so ein dröge sommer … dadt …
dat sommerkorne vorwelde vp dem s t e m m e l 1615/64
Sierk,BauernChr. 69.
Stempelamt n., Behörde, die → Stempel (II) erteilt, →
Stempelpapier und Formulare mit aufgedrucktem amtl.
→ Stempel (II) gegen Gebühr ausgibt, auch Handels-
produkte mit einem → Stempel (II 1) versieht und das
dafür fällige → Stempelgeld (I) einnimmt; bdv.: Siegel-
amt (I), Stempelkammer; vgl. Stempelgeld. von jedem spiel inn-
und auslandischer trapulier- und teutschen karten aber
e
[werden] zwey kreutzer in unser s t e m p e l - a m b t ge-
reicht 1692 CAustr. I 109. 1762 Kretschmayr-Walter
III 203. ist ein eigenes s t e m p e l - a m t in E. errichtet,
von welchem allein gegen baare bezahlung … behorden
e e
… das benothigte stempel-papier sowohl zum amtli-
e
chen gebrauch als zum verkauf an jeden, der dessen
bedarf, empfangen 1805 Reyscher,Ges. XVII 1 S. 706.
der verkauf der gedruckten formularien zu unterpfands-
urkunden und schuldverschreibungen ist dem konigl.
e
s t e m p e l - a m t ausschließlich ubertragen 1811 Wirt
e
118
RealIndex IV 24. weitere Belege: 1793 Stempelmeister, 1808 1 Stem-
pelung (I).
Stempelfäustel m., Eisenhammer zum Verkeilen der →
Stempel (XV). 1693 Schönberg,Berginformation Anh. 91.
Stempelgeld n.; vgl. Stempelpapier. I. Gebühr für die Er-
teilung eines → Stempels (II 1); vgl. Stempelamt. der zehndt
vnd s t e m p e l l g e l t soll bayden herrn zukomen 1577
Eifel/GrW. II 696. 1693 CCMarch. IV 5 Sp. 157. [der
kanzellei-correspondente soll] eine specification überge-
ben, was … an postgeld, s t e m p e l g e l d und kanzelei-
gebühren entrichtet werden muß 1722 ActaBoruss.BehO.
III 513. inn- und auslandische charten, deren man sich
e
in hiesigen landen gebrauchet, [soll man] gegen ent-
richtung eines gewissen s t e m p e l g e l d e s … ordentlich
stempeln 1752 AltenburgSamml. II 369. 1776 Brschw
WolfenbPromt. II 374. 4 pfennig s t e m p e l g e l d von
jedem scheffel, so der verkaufer … dem hopfenmesser
e
uber dessen bisherige gebuhr zu erlegen hat 1785 ebd. IV
e e
99. die bey erbschaftsfallen von den erben zu erlegenden
e
s t e m p e l g e l d e r 1796 NCCPruss. X 23.
II. Gebühr für die Erteilung eines → Stempels (II 3).
sal der [Goldschmiede-]meister deß wergks von eyner
margk biß inne zwo marck sehs heller und waß daruber
erreicht, von jeder margk zwene heller zu s t e m p e l -
g e l t gefallen 1511 FrankfZftUrk. I 243. [extra-ordinair-
steuern:] einnehmer derer schau- und s t e m p e l g e l d e r:
2 thl. 1763 CAug. Forts. I 2 Sp. 664. die s t e m p e l g e l -
d e r gehoren den [Tuch-]schaumeistern fur ihre muhe
e e e
1787 CSax. I 1218.
III. Gebühr für die Kennzeichnung von Bäumen mit ei-
nem → Stempel (VII). bey [Holz-]deputaten und andern
freyen ausweisungen werden gewisse s t e m p e l - g e l d e r
zugestanden 1757 CCHolsat. Nebenbd. II 1646.
(Stempelied) n., afries.: verstümmeltes Körperglied; vgl.
2
Stempelung. thriu s t e b l i t h i alsa felo [3 verstümmelte Glieder:
ebenso viel (12 Schillinge)] um 1300 RüstringerR. 64. 14. Jh.
EmsigerR. 58. s t e m b e l i t h e and stiuande lithe ne ach
ma nout buta in enre vnda to scriuane [verstümmelte Glieder
und steif gewordene Glieder soll man nur bei einer Verwundung als buß-
pflichtig verzeichnen]1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 98. ebd. 102.
Stempelkammer f., in Preußen: wie → Stempelamt;
bdv.: Kartenkammer (I). [keine Gehaltsauszahlung an einen
Amtsträger] er habe dann … das ihm … ertheilte patent
… in originali producirt, und daß solches … bey der
s t e m p e l - c a m m e r … marquirt sey 1693 CCMarch.
IV 5 Sp. 158. daß … der [Gebühren-]einnehmer jederzeit
stempelpapier … von allerhand sorten vorräthig habe,
zu welchem ende er sich alsdenn von denen s t e m p e l -
k a m m e r n einen hinlänglichen vorrath kommen lassen
… muß 1741 ActaBoruss.BehO. VI 2 S. 212. [gnaden-
sachen sollen] bey denen … s t e m p e l - c a m m e r n …
mit dem stempel unserer konigl. krone bedruckt … wer-
den 1765 NCCPruss. III 734.
Stempelmacher m., Hersteller eines → Stempels
(I). straff deren falschen s t e m p e l - m a c h e r e n 1692?
CAustr. I 110.
Stempelmeister m., Beamter in einem → Stempelamt,
der Waren mit einem gebührenpflichtigen → Stempel (II
119 Stempelmeister – Stempelordnung
1) versieht und die → Stempelgelder (I) verwaltet. das
solcher zins [auf Leinwand] alzeitt der stempell eingefor-
dertt vnd durch die s t e m p e l ß m e i s t e r denn bleich-
hernn wochentlichen … vnberantworttett [!] wurde 1567
QÄWGMD. IV 29. 1787 HdbchÖstGes. XIV 48. daß
… diese tuchel von den fabrikanten selbst den stem-
e e
pelamtern oder s t e m p e l m e i s t e r n zur bezeichnung
e
mit dem kommerzialstempel zugetragen werden 1793
Kropatschek,KKGes. III 401.
(Stempelmühle) f., wie → Stampfmühle. [die Wieder-
täufer] hedden in den olden doem ein s t e m p e l m o l l e
gemacket, dair sie ock pulver up gemacket hebben um
1535 MünsterGQ. II 47.
1 stempeln, stempfeln v. I. einen Stempelabdruck, ein
gestempeltes Zeichen anbringen; etw. mit einem Stempel-
abdruck versehen, (mit einem Stempel) bedrucken, (ein
Stempelzeichen) aufdrucken; bdv.: stempfen (I); vgl. Stempel (I).
1. auf einer Ware oder einem Schriftstück, als Nach-
weis entrichteter Gebühren und Abgaben; gestempeltes
Papier wie → Stempelpapier; bdv.: siegeln (II 2), stempfen (I 1);
vgl. Stempel (II 1), 1 Stempelung (I). assignationes oder anwei-
sungen mussen … auff dergleichen g e s t e m p e l t papier
e
ausgefertiget werden 1690 BremPolO.(1732) 288. 1703
CCMarch. IV 5 Sp. 244. dass man zu allen memoriali-
en g e s t e m p e l t papier brauchen und darauf geschrie-
ben werden solle 1718 Braun,GerichtsVerfHeidelb. 34.
[Musikanten sollen] von der accise-casse jeder stadt ei-
nen g e s t e m p e l t e n zettel, der nur einen tag gultig ist,
e e
nach der … approbirten taxe losen, ehe aber mit der
e e
music sich nicht horen lassen 1720 CCMarch. IV 3 Sp.
e
293. einfuhrung der sportuln des g e s t a m p e l t e n pap-
e e
piers 1726 RAbsch. IV 359. wann sie [tanzzettel] jeder
mit 3 kr. g e s t a m p f e l t sind 1752 SammlBadDurlach
e
I 153. gleichwie … das g e s t e m p e l t e papier alle un-
tertanen betrift 1757 Estor,RGel. I 194. entschluß …
kartenspiele … mit einem tax [zu] belegen, vnd zu dem
ende s t a m p f l e n zu lassen 1757 SammlBadDurlach II
e
31. 1767 Lahner,Samml. 227. solten aber noch ein und
andere mit dergleichen ungestempelten messern verse-
hen sein, so habt ihr solche alsogleich bei einem nächst
gelegenen senchs schmid s t e m p l e n zu lassen 1777
OÖsterr./ÖW. XII 850. 1788 Thomas,FuldPrR. I 180.
der verkauf in- und auslandischer g e s t e m p e l t e r ka-
e
lender ist weiter niemanden als den buchhandlern … ge-
e
stattet 1792 Schwarz,LausWB. I 251. 1802 NCCPruss.
XI 1058. weitere Belege: 1765 Stempel (II 1), 1787 1 Stempelung (I). —
— 2. auf Handwerkserzeugnissen, zur Bescheinigung einer
vorgeschriebenen Qualität; bdv.: siegeln (II 1), stempfen (I 2); vgl.
Stempelpfennig, 1 Stempelung (II). [schau-meister sollen] ein ge-
wisses darzu haltendes zeichen darauf [Leder] s t e m p -
f e l n und schlagen 1687 Reyscher,Ges. XIII 652. soll
jedes stuck arbeit, es sey von gold, silber, zinn oder
e
kupfer mit … dem gewohnlichen stadt- oder meister-
e e
zeichen g e s t e m p e l t werden 1694 Scotti,Cleve I 672.
1701 OÖsterr./ÖW. XIII 250. seifensieder [durfen] ihre
e
seife nicht eher offentlich verkaufen …, als bis sie solche
e e
vorher durch beeidigte schauer haben besichtigen und
s t e m p e l n lassen 1755 Ludovici,KfmLex.1 IV 1855. soll
120
ein jeder braaker die guter, so er gebraaket, sogleich …
s t e m p e l n und … seine hammer mit der krone in gute
obacht nehmen, damit in seiner abwesenheit niemand
sich derselben bedienen könne 1761 DanzigW. 188. zur
sicherheit der seefahrenden soll kein im lande verfer-
tigtes anker, ohne daß solches zuforderst probiret und
g e s t e m p e l t worden … verkaufet werden 1787 NCC
Pruss. VIII 1639. 1794 Jacobsson,TechnWB. VII 358.
— — 3. auf Maßen und Gewichten, als Eichzeichen; bdv.:
stempfen (I 3); vgl. Stempel (II 4), 1 Stempelung (III). ist … denen
verkäufern, da sie ein g e s t e m p e l t e s herrschaftliches
gewicht bei sich haben, erlaubet, selbige [Kaufmannswa-
ren] darmit auszuwegen 1711 QKielVerf. 104. [der ven-
ner] hat in verwahrung … der stadt zeichen und waa-
pen, wormit die gefeckten geschirre, ellen, mäs, mas und
gewichtsteinen … gebrandmahlet oder g e s t ä m p f l e t
werden um 1766 MurtenStR. 563. daß sie [malzer] zu
e
jedem gebraude nicht mehr gerste, als nach dem malzen
e e
zur fullung des … geaichten und g e s t e m p e l t e n kas-
e
tens vonnothen, fordern 1793 Schwarz,LausWB. III 261.
e
— — 4. an einem Kleidungsstück, als Nachweis der amtl.
Genehmigung, dieses zu tragen; vgl. 1 Stempelung (IV). daß un-
sere unterthanen die in der kleiderordnung ihnen unter-
sagte, aber noch vorrathige kleidung auftragen mogen,
e e
wann sie solche … durch die … herrschaftliche beamten
s t e m p e l n lassen 1773 HessSamml. VI 750. — — 5. auf
einem Baum, als Kennzeichen der Freigabe zur Fällung;
vgl. Stempel (VII). die auszuweisende baume sind mit dem
hammer, worauf die konigl. chiffre und crone stehet, zu
s t e m p e l n 1757 CCHolsat. Nebenbd. II 863.
II. stützen, halten; vgl. Stempel (XV). 15. Jh. Meisterl
Kolmar 549.
III. wie → stempfen (IV). B. de vmme siner vorrederie
willen, alse he tegen vns g e s t e m p e l t vnde dan hefft,
lantfluchtig geworden 1472 /StaatsbMag. VIII 690.
e
2 stempeln v., sich versprechen, beim Sprechen der Ei-
desformel einen Fehler machen; vgl. stammeln, 2 Stempelung.
waer dat een man zine hant leeght vp die heylighen zon-
der orlof, of afdade zonder orlof, of s t e m p e l d e dat
hem die rechter ghene bote af en name 1289 Holland/
CorpAltdtOrUrk. II 385.
Stempelordnung f., amtl. Regelung, Regelwerk zum
Gebrauch von → Stempeln (I 1) und → Stempelpapier;
bdv.: Siegelordnung (II). daß die s t e m p e l - o r d n u n g …
gantzlich auffgehebt seyn … und dargegen von nun an
e
[universal-auffschlag auff alle papier-sorten entrichtet
werden soll] 1693 CAustr. I 116. die bey den gericht-
lichen producten … zugleich ubergebenen copeyen der-
e
selben, sollen eben sowohl als die originalia auf 4 pf.
bogen bey der in der s t e m p e l - o r d n u n g … gesetz-
ten strafe geschrieben … werden 1776 BrschwWolfenb
Promt. II 527. 1798 Bischoff,Kanzlei. II 1 S. 138. alle
laufende handlungs-hauptbucher mussen von bekannt-
e
machung der neuen s t e m p e l - o r d n u n g an inner acht
wochen gestempelt seyn 1808 WirtRealIndex IV 137. die
in der konigl. s t e m p p e l o r d n u n g vorgeschriebenen
legal-strafen 1811 Knapp,RepWürt. III 1 S. 186. 1814
RepStaatsVerwBaiern I2 127.
121 Stempelpapier – 1 Stempelung (III)
Stempelpapier n., mit einem amtl. → Stempel (II 1)
versehener Papierbogen, dessen Erwerb gebührenpflich-
tig ist und dessen Gebrauch bei amtl. Vorgängen und
Eingaben vorgeschrieben ist; bdv.: Siegelpapier, Stampfpapier;
vgl. Stempelgeld (I). sollen sie dafur [Eintragung ins Lehns-
e
register] mehr nicht als 8 gute groschen, worunter
das s t e m p e l - p a p i e r mit begriffen, vor registrirungs-
gebuhr erlegen 1689 CCMarch. II 5 Sp. 52. daß gegen
e
auffhebung des so beschwarlichen s t e m p e l - p a p i e r s
e
ein universal-auffschlag auff alles schreib-, druck- und
fließ-papier … gesetzt werde 1693 CAustr. I 116. daß
ein regirungs-canzellist … den empfang des s t a m p e l -
e
p a p i e r s attestiren … soll 1732 CCBrandenbCulmb. II
1 S. 139. bey allen schriftlichen aufsatzen, es seyen tes-
e e
tamente, codicille, kauf-, tauschvergleich, nicht minder
gemeinde-attestate … sollet ihr s t e m p e l p a p i e r ge-
brauchen 1742 Heinemann,StatRErfurt 349. 1743 Ver-
ordnAnhDessau I 21. in kirchensachen mussen auf
e e
s t e m p e l p a p i e r … geschrieben werden: bittschriften
der prediger bei den landescollegiis … copulationsschei-
ne … geburtsbriefe, leichenpaße 1769 PreußKirchReg.
e
122. 1770 Cramer,Neb. 100 S. 71. da das s t e m p e l -
p a p i e r eine wirkliche nebensteuer ist 1774 Bergius,
PolKamMag. VIII 200. wegen des bey dem cammer-
gericht einzufuhrenden s t e m p e l p a p i e r s 1775 Mo-
e
ser,Beitr. 24. vom gebrauch des s t e m p e l - p a p i e r s
ist diese provinz [Ostfriesland] landesherrlich befreyet
1781 HistBeitrPreuß. I 163. s t e m p e l p a p i e r: papier,
welches einen obrigkeitlichen stempel hat, und worauf
gerichtliche, oder auch andere gultige kontrakte ab-
e
gefasset werden mussen 1784 Jacobsson,TechnWB. IV
e
287a . 1788 Gadebusch,Staatskunde II 307. 1792 Kurpf
Samml. V 795. vernachläßigungen … wie der unterlas-
sene gebrauch des s t e m p e l p a p i e r s ziehen … nicht
die ungültigkeit des testaments oder codicills selbst nach
sich 1794 PreußALR. I 12 § 159. BadLR. 1809 Satz
2148. die [Kaufmanns-]bucher unter benennung haupt-
e
buch mussen auf s t e m p e l p a p i e r zu zwei rubel den
e e
bogen geschrieben werden 1812 SammlLivlLR. II 1021.
in der lehenmuthung muß … s t e m p e l p a p i e r nach
dem klassenstempel angewendet werden 1814 RepStaats
VerwBaiern I2 237. 1815 BadStatHdb. 40.
Stempelpapiergeld n. I. Gebühr für → Stempelpapier.
werden die empfänger befreit von den chargengebühren,
nicht aber von dem s t e m p e l p a p i e r - g e l d e, da letz-
teres verpachtet ist 1766 ActaBoruss.SeidInd. I 473.
II. pl.: Einnahmen des Fiskus aus dem Verkauf von
→ Stempelpapier. sollen jährlich alle übrige rechnungen
von denen … s t e m p e l p a p i e r - auch licent-g e l d e r n
… gehörig abgenommen … werden 1688 ActaBoruss.
BehO. I 184. zur richtigen einbringung der s t a m p e l -
e e
p a p i e r - g e l d e r und canzley-iurium 1732 CCBrandenb
Culmb. II 1 S. 139.
Stempelpapierwesen n., Verfahren des Gebrauchs von
→ Stempelpapier; bdv.: Stempelwerk. zu bestreittung der
… unkosten … das s t e m p e l - p a p i e r - w e s e n ein-
zufuhren 1693 CAustr. I 116. 1695 ebd. 117.
e
Stempelpfennig m., Abgabe für das → 1 Stempeln (I
122
2). 1669 SammlLivlLR. II 510.
Stempelschneider, Stempfelschneider m., Handwerker,
der Münzbilder in → Stempel (IV) (seitenverkehrt) ein-
graviert; zT. als → Münzbedienter; bdv.: Münzeisenschneider,
Siegelgräber, Stempfelgräber. [eine Münzstätte erfordert] den
müntzmeister, zum andern den wardein, drittens den
gold- und silberschaider … zehendens den eisen- oder
s t ä m p f e l s c h n e i d e r 1683 FrkBl. 10 (1958) 87. [Eid:]
daß ich … dasjenige was mir als s t e m p e l s c h n e i d e r
… anbefohlen oder dem münzmeister zu thun angewie-
sen wird, recht wohl … verfertigen [will] 2. Hälfte 17.
Jh. ZHambG. 46 (1960) 121. daß nicht eine person
zugleich ein s t e m p e l s c h n e i d e r und ein muntzmeis-
e
ter oder medaillen-prager seyn kan 1766 Hirsch,Münz
Arch. VIII 82. ist den s t e m p e l s c h n e i d e r n verbo-
ten, ohne auftrag von der behorde stempel zu schneiden,
e
zu verandern, nachzumachen. dieienigen, welche diesem
e
verbote zuwider handeln … sind als offentliche falscher
e
halsgerichtlich zu behandeln 1784 HdbchÖstGes. VII
156. wollen wir von der cantons-pflicht eximiren: …
wardein und s t e m p e l - s c h n e i d e r 1792 v.Frauenholz,
Heerw. IV 312. 1794 PreußALR. II 20 § 268.
1 Stempelung, Stempfelung f., Anbringung eines Stem-
pelabdrucks bzw. einer eingestempelten Prägung auf ei-
nem Gegenstand; bdv.: Stempfnung; vgl. Stempel (II). I. zum
Nachweis entrichteter Abgaben; vgl. 1 stempeln (I 1). die je-
nige karten, welche allbereit in unseren landern … ein-
e
geführt und gemacht sich befinden, die sollen … inner
denen nachsten viertzehen tagen … zur s t e m p l u n g
e
gebracht werden 1692 CAustr. I 110. befehl, die s t e m -
p e l u n g derer calender betreffend 1752 CAug. Forts. I
2 Sp. 911. wegen s t a m p f e l u n g derer bei hof annoch
e
vorhandenen karten 1757 SammlBadDurlach II 32. die
mit einer abgabe verknupfte s t e m p e l u n g der silber-
e
nen gefaße, so die privatpersonen besitzen oder sich
e
neu machen lassen 1758 v.Justi,Staatsw. II 398. bey de-
nen, welche karten fabriciren, geschiehet zu ihrer und zu
der kaufer bequemlichkeit die s t e m p e l u n g alsogleich
1776 BrschwWolfenbPromt. II 374. 1779 SchweizId. XI
491. waaren, welche von haus zu haus verhandelt wer-
den, und der s t e m p l u n g unterliegen, mussen gehörig
e
gestempelt sein 1787 HdbchÖstGes. XIII 244. die ent-
richtung der landaccise muß … nach befinden der schau,
s t e m p e l u n g und versendung der waare erfolgen 1793
Schwarz,LausWB. III 191. hat das stempel-amt bey dem
aufdrucken des stempels … zu attestiren, an welchem
tag, monat und jahr die s t e m p l u n g geschehen 1808
WirtRealIndex IV 137. 1809 Rabe,PreußG. X 28.
II. zur Bescheinigung einer vorgeschriebenen Qualität;
vgl. 1 stempeln (I 2). [jedes stuck von gold, silber oder kupfer
e
soll mit] dem gewohnlichen stadt- oder meister-zeichen
gestempelt werden, und soll diese s t e m p e l u n g … von
dem dazu bestellten inspector … vorgenommen werden
1694 Scotti,Cleve I 672. Bielefeld erhielt … eine legge,
zur beschauung und s t e m p e l u n g der leinwandsorten
1801 WestfNatKal. 2 (1801) 136.
III. als Eichzeichen; vgl. 1 stempeln (I 3). in jeder eichstadt
sollen beeidigte eichmeister bestellt und von diesen soll
123 1 Stempelung (III) – stempfen (IV)
die vergleichung und s t e m p e l u n g an offentlichen or-
e
ten geschehen 1802 v.Berg,PolR. I 344.
IV. an einem Kleidungsstück als Nachweis der amtl.
Erlaubnis, es zu tragen; vgl. 1 stempeln (I 4). regierungs-
ausschreiben, die s t e m p e l u n g der kleider betreffend
1773 HessSamml. VI 750.
2 (Stempelung) f., Verstümmelung; vgl. Stempelied. tha
s t e m p l i n g a sex and thritich skillinga [die teilweise Ver-
stümmelung (kommt auf) 36 Schillinge] um 1300 RüstringerR. 60.
1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 124. de s t e m p l i n g h e, idest
pro truncatione auris, is XXXVJ schilling 1525 (Hs.) Ost-
friesRQ. 172. 2. Hälfte 16. Jh. ebd. 201.
Stempelwerk n., wie → Stempelpapierwesen. daß er
aber das s t e m p e l w e r k gehässig nennet, solches zei-
get sein berührtes patent und bedarf also keines bewei-
ses, weil er sich zu sothanem werk bekennet 1651 Prot
BrandenbGehR. IV 366. 1693 CAustr. I 116.
Stempelzeichen n. I. wie → Stempel (I). daß nach ab-
legung des beschauamts von ieden beschauer die s t e m -
p e l z e i c h e n und numero von dem beamten abgefodert
… werde 1755 SammlKKGes. III 199.
II. wie → Stempel (II); auch: Papier mit Stempelab-
druck. alle handwercker mogen ihre arbeit … mit ih-
e
rem s t e m p e l - z e i c h e n oder bemarckung bezeichnen
1669 SammlLivlLR. II 411. [verbothen ist rothe schmin-
ke] ohne das s t e m p e l z e i c h e n zu kaufen, zu verkau-
fen oder … aufzubewahren 1802 Kropatschek,KKGes.
XVI 739. bey armensachen wird gewohnlich an die stel-
e
le des s t e m p e l z e i c h e n s paupertas gesetzt 1803 Phi-
lipp,WBSächsKR. 491. [Gewichte mit] kgl. baierischen
s t e m p e l z e i c h e n 1811 ArchOFrk. 40 (1960) 234. ab-
geschnittene s t e m p e l z e i c h e n sollen nie, und insbe-
sondere nicht auf frachtbriefe, aufgeheftet oder aufge-
klebt werden 1815 WirtRealIndex II 2.
III. mit einem → Stempel (VII) angebrachtes Zeichen.
dass … die zahl derer zu hackenden bäume angeord-
net, und … mit einem zweÿfachen s t e m p e l - z e i c h e n
an dem stamm … ausgezeichnet würde 1769 MHungJur
Hist. IV 2 S. 778.
Stempfe f.?, Stempe f. I. wie → Stempfeisen. s t e m -
p e: eyn reytscap der goltsmede, tuntorium, formarium
1477 Schueren 258a .
II. durch → Stempfen (II) erzeugte Ausbuchtung in
Metall. 1784 Jacobsson,TechnWB. IV 286b .
III. aufgedrücktes Zeichen; der Schanden Stempfe
Schandmal. 1293 Langenstein,Martina 111 V. 84.
Stempfeisen n., Prägestempel; bdv.: Prägeeisen, Stempfe (I);
vgl. stempfen (II). daz ein ieglicher man … swer mit wagen
unde mit geloete umbegat, gelichin geloete haben suln,
diu elliu … mit des mv̈nzmaisters s t e m p h y s e n gemer-
ket sin 1276 AugsbStR. Art. 8 § 27. zway s t e m p f y s e n
1479 TirolInv. 4.
stempfel(-) s. auch stempel(-).
Stempfelbeschauer m., amtl. Kontrolleur von → Stem-
peln (II)? der s t e m p f l -, mass- und gewichtb e s c h a u -
e r aid 1610 OÖsterr./ÖW. XV 103.
Stempfelgräber m., wie → Stempelschneider. dem
s t e m p f e l g r a b e r soll bey dem eyd vnd schwehrer
124
straff eingebunden werden, kein stempfel anders denn
vf befehl vnsers verordneten … zu graben 1469 Hirsch,
MünzArch. I 135.
Stempfelgräberlohn m., Arbeitsentgelt eines → Stem-
pelschneiders. 1498 ZGO. 2 (1851) 430.
stempfen v., auch stempen. I. wie → 1 stempeln (I).
1. wie → 1 stempeln (I 1). [die umbgelter sollen prüfen,]
ob der wurth bey den g e s t e m p f f t e n fassen bliben,
e
oder weiter … verschencket und verbraucht hette 1592
Reyscher,Ges. XVII 1 S. 88. — — 2. wie → 1 stempeln
(I 2). [daß ihr] alle arbeyt, die euch zu probiren vnd
zu schawen furgebracht wirdt … probiren, vnnd was
e
jhr der prob gemeß befinden, mit dieser statt zeichen
bezeichnen vnnd s t e m p f f e n [wollet] BadLO. 1622 Bl.
95v . von denjenigen wüllenen tüchern, welche in S. fabri-
cirt, daselbsten ordentlich beschauet und gesiegelt oder
g e s t ä m p f e t seind 1722 NjblFrkG. 26 (1954) 129. —
— 3. wie → 1 stempeln (I 3). swa man diu g e s t e m p h -
t e n geloete also niht rehtiu vindet, daz haizzent valschiu
geloete, unde sol ez der vogt rihten 1276 AugsbStR. Art.
8 § 27. niemant en sal wegen dan mit coperen gewichte
dat der stat jker geijket ende g e s t e m p e t heeft 1454/73
KampenStR. II 50. um 1495 Freyberg I 16. giebt mann
… dem pfechter von einem jeglichen pfund zues t e m p -
f e n, auffzuziehen und zuepfechten ein pfennig vor 1554
(Hs. Ende 17. Jh.) Reyscher,Stat. 414. 16. Jh. Harder-
wijkRbr. 54. es wirdt järlich allen wirten … ihre kanten
durch die bürgermeistere beschütt, geeicht, oder mit
der stadt gewöhnlichem zeichen g e s t e m t 1600 Pfed-
dersheimUB. 174. WürtLO. 1621 S. 818. — — 4. (eine
Münze) nachträglich mit einem Gegenstempel versehen,
um ihren veränderten Wert zu kennzeichnen; vgl. Stempel
(VI). wir haben geben … H.M. XL wochen zu s t e m p -
f e n 40 gulden 1434 Beyschlag,BeitrNördl. IV/V 86. in
dem wart man wider groschen s t e m p f e n daß wert
was, das ander zuschneid man alles 1434 NürnbChr.
I 391. ain beheimsch grosch, der gut und g e s t e m p -
o
f e t ist 1434 RTA. XI 461. hub man an die gantzen
o
groß ze s t e m p f f e n um 1469 AugsbChr. I 321. — —
5. (Stoff mit Druckmodeln) bedrucken; vgl. Stempel (VIII).
goltgesmide g e s t e m p t e side und siden gewant 1542
G. Oelrichs, Dat Rigische Recht und dat Ridder-Recht
(Bremen 1773) 61.
II. mit dem → Stempfeisen bearbeiten; prägen. s t e n -
p e d e gordele myt zyden gheneyt 1371 OsnabrGilde
Urk. 11. dre keleke, eyn wol vorguldet, eyn g e s t e m -
e
p e t und eyn deyl vorguldet, eyn slecht sulvern 1400
e
GoslarUB. V 632. soll den rothschmieden ungewehrt
seyn, gegossene beck, die nicht von der hand geschla-
gen, außgediefft und g e s t e m p f t sind, zu machen 1694
Gatterer,TechnolMag. I 101.
III. (einen Münzstempel) mit einem Gepräge versehen,
gravieren. hebbe wii bi om [Falschmünzer] gevunden it-
like munte stempel, de he bynnen unser stad hebbe gra-
ven unde maken laten, der ein uppe ver Luneborchsche
schillinge g e s t e p e n t [!] is 1438 HildeshUB. IV 215.
IV. etw. betreiben, herbeiführen, ins Werk setzen, in
die Wege leiten; anstiften, anzetteln; bdv.: 1 stempeln (III); vgl.
125 stempfen (IV) – Stephanstag
Stempfer (III). wart gekoren Conrad van Swaven to mit-
vasten. dat s t e m p t e ein cardinal, de do was to Meinz
1350/72 MagdebChr. I 114. 1358/72 ebd. 224. so wanne
ein urtheil g e s t e m p t ader gesatzt wirdet ader zu T. ge-
holt wurde, daß selb urtheil sall man halten 1366/1424
KoblenzGB. 77. des klaghe wi ju nu klegelken, wo de
o
uppersten van kopluden to Nogarden valselken unde
untruwelken hebben ghestifted, s t e m p e d unde ghema-
ked ene nige quade, valsche settinge up den kopman
unde up syn ghud 1372 HanseRez. III 50. ok grepen se
o
de uthe deme rade, de dyt s t e m p e t hadden myt deme
hertighen, unde huwen den de hovede af vor 1447 Lüb
Chr. III 155. do hadde de hertoge ein radt g e s t e m p e t
unndt meinde, he wolde heffenn des dages der borger
ein partt geschlagenn 1492 ZNdSachs. 1863 S. 217. se
mosten … s t e m p e n twidracht und mennigerleye quat
fulfoiren nach 1510 BrschwChr. III 63. 1514 Brschw
Schichtb. 354. also s t e m p e d e n se dach unde nacht,
wu se malken wolden vangen unde gripen in den wor-
den, alle dejenne de one hirinne entigen hadden wesen
ebd. 378.
Stempfer m. I. wie → Stempel (I). soe en sal men
mit genen wichte wegen, sy en sullen eerste gaen an de
gesworen ijcker ende laten de ijcken ende mitter stadt
s t e m p e r stempen ende teyckenen 16. Jh. Harderwijk
Rbr. 54.
II. Inhaber einer → Stampfmühle. sieht der s t ä m p -
f e r einen mann oder eine frau wilden safran, sandel
oder brasilian in sein pulver stossen, und anderes arg-
wöhniges, das soll er aufheben und dem zunftmeister
oder zunftknecht anzeigen 1449? T. Geering, Handel u.
Industrie d. Stadt Basel (ebd. 1886) 241. 5 gulden gelts,
so an unns in erbfals wise von H.S., dem s t e m p f e r
[gefallen] 1521/22 SchweizId. XI 481.
III. Anstifter, Aufwiegler, Betreiber (einer Angelegen-
heit); vgl. stempfen (IV). desser vorretnisse s t e m p e r und
werker was de vorbenomede banros van H. 1435/38 Scr
RBrunsv. III 209. alle desses arghen was en upsater unde
en s t e m p e r eyn bose mynsche 15. Jh. Schiller-Lübben
IV 384. V. ward durch verrätherei eines s t e m p f f e r s
in der statt … ubergeben 1572 DWB. X 2, 2 Sp. 2350.
(Stempferei) f., Agitation, Aufwiegelung; vgl. stempfen
(IV). [de pertiebroder] makeden vele s t e m p e r i e dat ti-
gen den rad was 1514 BrschwSchichtb. 336. ebd. 354.
(Stempfnung) f., Prägung; bdv.: 1 Stempelung. 1470 HMei-
ßenUB. III 199.
stendalisch adj., von Münzen: in der Münzprägestätte
in Stendal geprägt, mit dem Stendaler Münzbild verse-
hen. ses s t e n d a l i s c h e schillinge 1465 BrandenbSchSt.
I 20. vor eyne s t e n d e l s c h e mark suluers 1491 NdMitt.
19/21 (1963/65) 220. 1497 BrandenbSchSt. I 40. veftein
margk s t e n d e l s k 1503 ebd. 46.
Stengel m., bair.-österr. Stingel, glossiert thyrsus, sur-
culus, collum AhdGlWB. 591. I. Stiel, Halm einer Pflan-
ze (insb. der Hanfpflanze); häufig in feuerpolizeilichen
Vorschriften; verkürzt: in Stengeln an Lagerorten von
Stengeln; Früchte auf dem Stengel Feldfrüchte vor der
Ernte. swer deheinen s t e n g e l intreit und sich daz en-
126
phindt, der git … ân all gnad 1290 RheinfeldenStR.
27. war och strow, how, s t e n g e l oder anders in si-
e v v e
ne huser vngewarlich leyte vff estrich oder andren or-
i v
ten, dauon schaden furshalb entspringen mocht, den
i e
wil man strafen 1498 BruggStR. 106. [furschower sollen
v . e
mengklichem gebietten,] all nacht die s t e n g e l l, so sy
gereittet hand, usß der statt zu tragen by einer buß
o o
Anf. 16. Jh. LuzernSTQ. IV 167. 1512/13 BruggStR. 135.
hört in [Reisenden] der hueter nicht, so mag er in den
negsten weingarten geen und zwai oder drei weinper
abprechen und … essen und die s t ü n g l zu dem stock
nider legen, so ist er niemands nichts darumb schuldig
1549 NÖsterr./ÖW. XI 267. 1615 ebd. VIII 409. 1700
CCPrut. II 342. das tabackrauchen ist erlaubt; vorbe-
halten … in heüw, s t ä n g l e n und hobelspänen soll es
verbotten sein 1734/36 GasterLsch. 191. die fruchte auf
e
dem s t e n g e l taxiren … zu lassen, giebt zu vielen unbe-
quemlichkeiten und bevortheilungen anlaß 1758 v.Justi,
Staatsw. I 537.
II. im Bergbau: Stange. 1532 SalzbBergO.(Lori) 222.
Stengelbaum m., Absperrung, → Schranke (IV), →
Schlagbaum (I); bdv.: Baum (II 3). 1346 Geschfrd. der 5 Or-
te 102 (1949) 76.
Stephan m., auch lat. flektiert; wie → Stephanstag. die
klosterhove und diu hiuser, diu durch got lediclik gege-
bin sint … an sante s t e f f a n alde noch durch got gige-
bin werdent 1255 Beyerle,Konstanz II 43. pro schargelt
[an] s t e p h a n i 2 den. 1323/27 Forchheim/DRWArch.
Stephansbirne f., → Stein (V), der geworfen wird; →
Steinwurf (II); in Anlehnung an die Steinigung des hl. Ste-
phan. siehe da nim hin die s t e f f a n s b i r n / wirst sie
wol fühlen an der stirn 1564 ZNdSachs. 1852 S. 338. sie
dörften wol mir und meinen astanten mit s t e p h a n s -
b i r n zum thor herein leuchten 1617/18 Moser,MusikEv
Öst. 37. anstat der argumenten griffen sie zu den s t e f -
f e n s b i r n e n und warffen ihn mit steinen zu tode 1697
Döpler,Theatr. II 416.
Stephansgeld n., am → Stephanstag zu entrichtende
Abgabe. uff sente stephans dag gefellit myme junghern
gelt zu A., das heißit s t e p h a n s g e l t 1374 Marburg
o
Salb. 216.
Stephansgroschen m., eine Groschenmünze mit dem
Bild des hl. Stephan. dz par [hüner] vmb zwen s t e f f a n s
g r o s c h e n 1515 Eulenspiegel 55.
Stephanstag m., Gedenktag des hl. Stephan (am 26.
Dezember); als Rechtstermin für Abgaben, Reichnisse
und Dienstverträge; bdv.: Stephan; vgl. Stephansgeld, Stephanzins.
soll ein ieglicher meier geben uf sanct s t e f f a n s t a g 10
ß 2 fl. 1354 Saar/GrW. V 684. es gehorent uszlute dahin
gen D. … die gebent iren dienst jars uff sant s t e f f a n s -
t a g 1404 ZGO.2 8 (1893) 610. das scheffenschwein …
das zu st. s t e f f e n s d a c h in meins hern des abt clos-
ter geliebert wirdt 1462/1539? LuxembW.(Majerus) III
125. das wir alle halp jor unser kneht dingen, nemli-
chen zü winachten uf sant s t e f f a n d a g und zü sant
johans dag 15. Jh. Schanz,Gesellenverb. 236. 1528 Bern
StR. VI 1 S. 378. 1594 Wörner,HospitalSchwGmünd 54.
bey dem jahrsmarkt am s. s t e p h a n s t a g e 1770 Kreitt-
127 Stephanstag – 1 sterben (I 1)
mayr,StaatsR. 270. sol der selb meiger den zwei bann-
warten … jerlich ein imbissmall bereitet zu essen gen
uff st s t e f f a n s t a g so sy ir brot reichend und hollend
oJ. Burckhardt,Hofr. 94. weitere Belege: 1374 Stephansgeld, 1424
Schulterzins.
Stephanzins m., am → Stephanstag zu leistender Zins.
wie dan auch noch in empfahung der s t e f f e n z i n s
domals verthan worden 1626 PublLux. 55 (1908) 224.
1 Ster, 3 Star n.?, auch Stär, auch dim. I. ein Trocken-
maß, insb. für Getreide; auch das Messgefäß; vgl. Galfei,
Kornster, Landster, Neuster, Roggenster, 1 Sester (I), Stermaß. ein hof
in G. giltet: 5 s t e r rocken triender maze 1288 UrbMeinh.
142. des Z. gesêse giltet: 11 s t e r l rocken ebd. 151. vor
1325 SonnenburgUrb. 94. das die hewschrecken durch
das lannd flugen … da hieß man rueffen: wer ain s t ä r
hewschrecken prochte, dem geb man III ß 1341 (Hs.
16. Jh.) BozenChr.(Masser-Vuketich) 94. daz fuoter ver-
koufen … bî einem rechten vierteil … gên an ein s t e r,
oder bî einem vierteil, der ahtiu gên an ein s t e r 1. Hälf-
te 14. Jh. MeranStR. 423. 1404 Brandis,Tirol 238. tau-
sent s t a r rogken 1429 ZFerd.3 36 (1892) 421. pitten …
das da newstär abthan vnd das alt s t a r wie vor alten
gebraucht werde Anf. 16. Jh. Rottleuthner,Lokalmaße
Tirol 6. ain itlicher person sol haben … rechte s t e r …
s t e r l i und all ander masswag 1548 Tirol/ÖW. V 303.
die ander maß [in Venedig] ist drucken und wird s t e r
genant, damit mist man saltz und allerley getraydt 1558
DHandelsakten XV 137. masserey der gantzen, halben
e
vnd viertlstar vnd maßlin, deren zwaintzig gestrichne
e e
maßlin an ain s t a r geen TirolLO. 1573 VI 38 § 2. es
e e
hat ain s t ä r weitzen ungever 50 £ um 1618 Tirol/ÖW.
II 26. 1648 ebd. V 48.
II. ein Flüssigkeitsmaß. daz ein yegliche person sol ha-
ben recht vrn, prenten, s t ä r, mütt, es sey zw wein oder
czw öl vor 1307 Tomaschek,Trient 142. aller iar ewiklich
geben … ain s t a e r ols 1331 BrixenUrk. II 488. darumb
e
sol im [fronpoten] ain ieder hauswirt geben 1 garb rock,
1 garb waitz und ain s t e r e l wein 1458 Tirol/ÖW. V
313. 1 brenta wein hat am gewichte 6 s t ä r, 1 saum hat
8 s t ä r 1782 ForschRArch. 15 (1993) 177.
III. ein Landmaß: Ackerfläche, für die ein → 1 Ster (I)
Saatgut ausreicht; bdv.: Sterland. eegemelte tyroler sollen
auch alle jar ainem haubtman ainen gedungten acker,
den pfarrer auf Tyrol von sechs s t ä r lant anzaigen
soll, järlichen pawen, praachen, ausziechen und in das
gschloss füern 1505 Tirol/ÖW. V 3.
IV. im Bergwesen: ein Raummaß; vgl. Erzster, Schuh (IV).
ain kübl macht ain s t a r arzt von je nach der güet un-
terschiedlich gewicht um 1535 ZFerd.3 37 (1893) 151.
welicher auf ain neuntail ain s t a r abtailt, oder neun
e
s t a r frey vmbschlegt, der sol dem froner von ainem
e e
yeden s t a r ain fierer … zu lon geben 1556 SchwazErf.
e
Art. 31 § 6. bey der stuba soll ein s t ä r gelten fl. 1 ½
1606 ForschRArch. 15 (1993) 178. s t a r, ein ertzmaaß,
ist munchner schuh … lang … breit … tief 1764 Lori,
e
BairBergr. 645.
2 Ster m., Widder, Schafbock; vgl. Sterenfleisch. ist jedem
marcker in der Rodermarck erlaubt, treissig schaffe,
e e
128
zwen s t e r n … zuhalten 1576 Moser,ForstArch. II 231.
[daß] under den heerden … kein andern s t o r, weder
e
die gute und zarte haar tragen, gelitten werden 1654
Reyscher,Ges. XIII 152.
3 Ster m., eine Waffe. sein auch verbotten alle unge-
wöhnliche wöhren, wurfhacken, s t ä h r e und ander un-
zimbliche waffen bei dem wandl 5 £ nach 1600 Salzburg/
ÖW. I 121.
Sterb m., 1 Sterbe f. I. Epidemie, → Pest sowie das da-
mit verbundene Massensterben; rechtsrelevant ua. in Be-
zug auf die Testierfähigkeit; bdv.: 1 Schelm (I), Seuche, Sterben,
Sterbend (I), Sterbenslauf, Sterbensläufte, Sterbsucht, Sterbung. das
der s t e r b oder schelm ze Florencz was, … da sturben
namhaffter leut 30m. menschen 1340 (Hs. 16. Jh.) Bo-
zenChr.(Masser-Vuketich) 88. war der groß s t e r b zu N.
um 1487 NürnbChr. IV 281. tottengreber in der s t e r -
b e alhie 1578/1601 TrautenauChr. 45. wann aber der
s t e r b uberhand nehmen wurde, sollen alle und jede zu-
e
sammenkunfften gantzlich eingestelt, auch die schulen
e
… gesperrt werden 1680 CAustr. I 541.
II. Tierseuche, auch Tod eines Tiers. setzzt ainer ein
pfaert ze pfant […], swaz dem geschicht zwischen …
s t e r b oder leb, daz sol enem, dem daz pfant stet, nicht
schaden 1340 MünchenStR.(Dirr) 336. kam ain s t e r b
under das wiltpret ze wald, das man vil tod fand um
1469 AugsbChr. I 312.
Sterbde f., n., wie → Sterb (I). ok is de copman bege-
rende, de nu van hir varet umme des s t e r v e t e s willen,
… dat de hir mochte wedder komen 1425 HanseRez. VII
599. was eyne groisse s t e r f f d e bynnen Collen um 1448
NrhAnn. 15 (1864) 191. of sache were, dat die s t e r f d e
in einich unser qweme, … solange as dat duirde, dat der-
gienre die zijt lank entledigt sal sijn, zo bruwen up die
vaire 1494 KölnZftUrk. II 91. den bref, darinne eme de
erßamen her K. … den Buxesholm tho synen und syner
hußfrowen levende im jare 15 im s t e r f t e verlenet und
vorsegelt hadden 1522 RigaLibr.red. 136. hat die s t e r b -
d e an der pestilenz … gruwlich iren fortgank gewonnen
1561 BuchWeinsberg I 156.
2 (Sterbe) m., wie → Erbexe?, ua. als → Schöffe. die
greve van Limburg settet daer twelff s t e r v e n, die sol-
len die marcke by rechte waren 1755 Steinen,Westf
Gesch. II 174. ebd. 172.
Sterbelehnware f., Besitzwechselabgabe beim Tod des
Lehensnehmers; bdv.: Sterbfall (II). sollten auch eltern …
bei ihren lebzeiten ihren kindern … die erbenzinsguter
e
kauflich … zuschlagen, soll auch solches mit consens
e
des lehnsherrn und unbeschadet der resp. s t e r b e - und
kaufl e h n w a a r e geschehen 1698 HalberstProvR. 23.
1757 Estor,RGel. I 195. die s t e r b e l e h n w a r e, welche
die erben des erbzinsmannes der herrschaft in ansehung
seiner verlassenschaft zu entrichten schuldig 1762 Wie-
sand 682. 1770 AltenburgSamml. II 347.
1 sterben v. I. versterben. 1. (aufgrund von Krankheit
oder Alter) aus dem Leben scheiden, das Leben verlieren,
zu leben aufhören; ua. als Selbstverfluchung in Eid- und
Bekräftigungsformeln; jm. sterben jm. durch den Tod ge-
nommen werden (in erbrechtl. Kontexten). wen sy s t u r -
129 1 sterben
b e n d, so solt die [genannte Geldsumme] gantz dienen
in vnseren bruch um 1200 Urkundio II 2 S. 17. s t u r -
b i n dan demi eldirvatiri alle sine kint, so erbiti daz gut
uf di kindiskint um 1230 MühlhsnRb.2 148. 1277 Herr-
gott,MAustr. II 1 S. 257. s t i r b ich oder entweiche ich
da uon so shol er clagen des daz gut da ist nach 1280
Schwsp.(Langform M) LR. Art. 211. sprichet auf den
aytt, daz er s t e r b e n sulle und verderben 1322 Heil-
e
bronnUB. I 44. wente de late is leddich, de wile he leuet,
vnde wen he s t e r u e t, zo bulevet men de kindere um
1325 (Hs. um 1410) SspGlLR.(Buch) 1220 (SspLR. III
44). s t i r b t auch ein fraw vnd hat ein chind in irem
leib, mag man erchennen daz daz chind lebt, so sol
man si sneiden vnd daz chind tauffen 1390 (Hs.) Berth
Rechtssumme 368. were denne der richter g e s t o r b e n,
so meinten ezliche das daz gezeugkeniz ouch tot we-
re Ende 14. Jh. GlWeichb. 329. vanden erven sall men
irst gelden den ghesinde oiren verdienden loen, alsoe
oen gheboert bis aen den dach, dat hoer here s t a r f
1426/40 KleveStR. Art. 47. 1449 Fruin,Dordrecht II 229.
s t a r thera berua eng, sa lefte hit sin goud vp tha mo-
der and vppe thene stiapfedir [wenn eines der Kinder starb,
so hinterließ es sein Gut der Mutter und dem Stiefvater] 1. Hälfte
15. Jh. FivelgoR. 154. dat de man vermoort es end niet
g e s t o r v e n van zelffs um 1516? Stallaert II 237. so
es [khind] lebendig geborn wierdet und ob es gleich …
in der hebamen henden s t i r b t, nichts minder wierdet
das geschäft durch sein geburt vernicht 1528 ZeigerLRb.
384. 1544 Perneder,Proz. c 2r . so ist an etlichen orten
gewonheyt, so ein leibeygner s t i r b t, so erbt sein leib-
herr ein theyl seines verlassen guts 1553 Gobler,StatB. 6v .
ebd. 104r . die statt sol den abzug nemen von denen, so
im burgrecht s t e r b e n d um 1574 Konstanz/FreibDiöz
Arch. 8 (1874) 66. s t i r b e … das kind zu hand nach
der geburth, so fällt das gut und erbe auf die mutter
1670 EisenachStR. 140. [es] solle der sager in solcher
aussag … biß zum tod bestandig bleiben, darauf s t e r -
e
b e n, und also die warheit der aussag mit seiner seelen
versieglen 1707 SudetenHGO. Art. 13 § 25. 1712 Abe-
le,Gerichtshändel I 2. wann ein geselle s t i r b t, sollen
die andern gesellen schuldig seyn, denselben zu grabe
zu tragen 1733 Kolz,LütjenbHandw. 138. 1758 Schlesw
DorfO. 210. [physicis und chirurgis juratis erlauben wir,
daß sie] im kindbett s t e r b e n d e n huren … die cadave-
ra … seciren 1763 SammlBadDurlach I 509. ist aber die
bedingung oder der zweck an die person des berechtig-
ten gebunden und s t i r b t dieser vor der erfullung, so
e
verliert die erklarung selbst ihre wirksamkeit 1794 Preuß
e
ALR. I 4 § 162. 1809 BadLR. 1809 Satz 84. 1811 Öst
ABGB. § 1418. — — 2. an etw. sterben, einen unnatür-
lichen Tod (zB. durch Gewalt) erleiden, einen best. Tod
sterben müssen; offen zu II. wen ein kint das andir slecht
… daz daz do uon s t u r b e oder nicht, dor vm sol man
daz kint uor gerichte nicht bringin 1269 PragStR. Art.
90. um 1330 GoslarUB. III 574. s t u o y r v e de wont man
binnen veyrzig dagen, so solde de, de dye wonde gesteg-
gen of geslagen hedde, huondert jar [usser der stat sin]
1338 Loersch,AachRdm. 55. daz ein man von [mortsle-
5 Deutsches Rechtswörterbuch XIV Heft 1
(I 1) – 1 sterben (III) 130
ge] s t i r b i t um 1348 ZwickauRb. 202. 1359/89 Magdeb
Bresl. 119. 1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 42. so einer ge-
slagen wirt vnd s t i r b t vnd man zweyfelt, ob er an der
wunden oder sunst g e s t o r b e n sey BambHGO.(1507)
VIv . 1541 König,Proz. 27v . wann eyn verwundeter durch
vnerfahrnheyt der leib oder wundartzete s t i r b t, macht
e
er den schlager nur an der verwundunge vnd nicht am
e e
tode schuldig 1565 Damhouder,Praxis 132r . s t i r b t aber
das kind von solchem hinlegen [Aussetzung], sol die
mutter … am leben gestrafft werden 1583 HadelnLR.
V 17. 1607 LuzernHofkirche 24. obwohl T.P. fort nah
empfangene wunden nicht g e s t o r f f e n 1668 Stemann,
SchleswR. 204. das du ybermorgen … wirst s t e r b e n
und vom leben zum todt hingericht werden müssen 1716
Schuhmann,Scharfrichter 171. weitere Belege: 1410 Luft (I 1 a),
1464? Schaden (II 3), 1501 Stadt (I 2 c). — — 3. von Tieren: ein-
gehen, verenden. s t e r u e t en pert efte ve binnen settin-
ge van weddeschatte dat en derf neeman ghelden 1270
(Hs. 1493) HambOrdB. M 12. 1463/64 WesterlauwersR.
I 570. s t i r b t ein viehe, das einem zuuerhutten gethan
e
ist, er darff kein nott darumb leiden, ob solches ohn
sein zuthun geschehen ist 1574 Pölmann,Hdb. Tr . 1628
Apel,Collect. 90. was an pferden oder vieh vor johan-
nis s t i r b t, bezahlet kein graßgeld 1754 SchleswDorfO.
523. s t i r b t das vieh binnen vier und zwanzig stunden
nach der uebergabe, so ist der verkaufer zur vertretung
e
verpflichtet 1794 PreußALR. I 11 § 202.
II. hingerichtet werden. nach werltleichem reht solt
er ze reht s t e r b e n 1390 (Hs.) BerthRechtssumme 508.
welcher zwytracht oder aufflauff macht … in einer
statt, schloß oder dorff, der selb sol s t e r b e n 1436 (ed.
1516) Klagsp.(Brant) 143v . wolcher aber güldin pfennig
e
schabt … der sol s t e r b e n 1536 Gobler,GerProz. 114r .
wer den namen gottes lestert, soll des todts s t e r b e n
1591 EiderstPolO. I 1 § 5. [wer] unterredung pflegt mit
dem feinde, … soll dafür s t e r b e n 1621 v.Frauenholz,
Heerw. III 1 S. 370.
III. an jn. von Todes wegen übergehen; an/auf jn. ster-
ben jm. als Erbschaft zufallen; etw. → ledig (II 31 b)/→
erblich (II 3) sterben durch Tod heimfallen; → erblos
(II) gestorbenes Gut Gut ohne Erbe; vgl. fallen (II 6). ster-
vet [Bed. I ] der kinder eyn, dy wile, dat sy mid der
muder nicht gedeilet hebben, so s t e r v e t dat gud up dy
muder um 1300 BurgLR.(Zimmer) 325. 1395 Kamenz
UB. 28. dises ammecht s t i r b t nach lehensrechte uff si-
nen rechten lehnnehisten erbin Ende 14. Jh. GlWeichb.
250. of enige gewinne ter stat recht gehorende iemende
viel of aengeuallen weer, van doder hant binnen lants
g e s t o r v e n 1413 CoutMaestricht 146. s t a r b daz her-
czogthum czu Sachszin dem riche ledig 1425 HalleSchB.
II 233. 1425 GarzStB. 48. s t i r b t eyme dinstboten vor-
mundeschaft an, … der mag von seines hern dinste ge-
hin um 1490 RechterWeg II 767. an wen erbgueter s t e r -
b e n oder gefallen 1512 NÖsterr./ÖW. VII 995. an die
neste freundschaft oder magenschaft erblich s t e r b e n
1536 Wutke,SchlesBergb. II 42. soll das erbteil auf das
enkel s t e r b e n 1540 Zips Art. 66. ebd. 1578 Nostitz,
Haushaltb. 160. [Übschr.:] von erblosz g e s t o r b e n e n
131 1 sterben (III) – Sterbensläufte
guettern 1582 MHungJurHist. IV 2 S. 199. sturbe auch
e e
ein kindt, das mit den eltern im samenden gesessen, so
s t i r b t sein gut widerumb ins samende EiderstLR. 1591
II 13 § 4. an wen ein erbloß guett s t i r b t 1628 Apel,
Collect. 64. ebd. 66. weitere Belege: 1369 Heerzeichen (I), 1412
2
Schicht (IV), 1545? Leiberbe.
IV. (mit dem Tod von jm.) aufhören, hinfällig werden;
vgl. fällig (III 2). gehet der mit thodt ab, so der lasterthat
schuldmessig erfunden, die straff s t u r b t mit jhm 1583
e
SiebbLR. IV 1 § 5.
2 sterben v., Faktitivum zu 1 sterben. I. jn./etw. töten. L.
ne wolde one os umme usen willen nicht los gheven, sun-
e e
der he s t e r v e d e one in dem thorne 1377/88 BrschwChr.
e
I 26. geleich als er sein selbs chint s t e r b e t, / also ward
er auch verderbet 1. Hälfte 15. Jh. Vintler V. 6376. [das
Kind] in mutterleib abgetriben u. g e s t e r b t 1576 Würzb
Z. II 831. diße [die Inquisiten] seindt mit obgemelden hei-
ßen kalchwasser gebadet vndt g e s t e r b t worden 1631
Leitschuh,HexwFranken 59. seinen bruder hatte sie [he-
e
xe] g e s t e r b e t, nun wolte sie ihn gewisz auch s t e r b e n
1721 Thomasius,Ged.u.Erinn. III 224. des herrn pfarrers
gänse hat sie [hexe] alle in einer nacht g e s t e r b e t 1759
DWB. X 2, 2 Sp. 2431.
II. jm. etw. vererben. [ist] vnser swester, von todis-
wegen abegegangen vnd hat sulch … gelt, das dorawss
wurden ist, off vns g e s t e r b e t und gebracht als vff jre
nehisten mogen 1455 MagdebR. II 2 S. 27.
Sterben n., m., wie → Sterb (I); auch der individuelle
Tod eines Einzelnen. suht unde s t e r b e n um 1000 Not-
ker II 319. daz s t e r b e n was so gros, … daz man die
spitelgrube … muste in einen witen garten setzen 1362
Closener 120. was daz s t e r b e n meszlicher dan di ers-
ten s t e r b e n, also daz si mit zehen oder zwelf menschen
den dag storben um 1400 LimbChr. 54. haben bekannt
und gesagt auf ir s t e r b e n 1413 BambEchtb. 9. um 1469
AugsbChr. I 313. dasßelbige hat er genommenn vff sein
s t e r b e n vnd sehlen salickeidt 1528 ZerbstFemb. 61. so
s t e r b e n oder kriegs-laeft einfielen, derhalben das ge-
u
richt nicht sicher an dem ort gehalten werden mocht
e
1555 Scheidemantel,Repert. I 471.
Sterbend m., n., Sterbet m. I. wie → Sterb (I). wir
sprechen, daz briefe bezzer sin dane gezivge; wan s t e r -
b e n d gest so belibent briefe immer me stete um 1275
Schwsp.(L.)LR. Art. 36 a. von dem gebresten kam ein
große s t e r b o t e. von dem s t e r b e n d e wart der spi-
tal us der stat gezogen 1362 Closener 135. da was …
der grost s t e r b e t, davon nit ze sagen ist, und starb
e
das maist nur jungs volk Mitte 15. Jh. AugsbChr. I 119.
das alle die so den s t e r b a t im haus alhie hat […], die
sollend nit in die ow gan 1541 RavensburgStR. 278. so
is em dat s t e r u e n t in’t leger gekamen um 1542 Hamb
Chr. 185. dass es mit eingerissenem s t e r b e n d in theils
vnsern aemptern noch keyn nachlaß seyn 1626 Reyscher,
Ges. XII 955. 1401 war ein grosser s t e r b e n d, dessen
man den juden schuld gab, weil sie die brunnen sollen
e e
vergifftet haben 1742 Bluntschli,MemTigur.3 444.
II. wie → Sterb (II). söllend die metzger an dheinen
ort, da der keybett oder s t e r b e t t under dem vee […]
132
vee kouffen noch harfuren, alles bei schwarer straff 1543
e
BernStR. VIII 1 S. 384. da der s t e r b e n d under dem
veech ist, … [solle] niemands sin veech har noch … für
dz gsund veech tryben 1556 BernRatsman. I 328.
sterbend adj. I. tödlich, todbringend; sterbende Läufe/
Läufte (uä.) Zeiten einer Epidemie; sterbender Ort Ort,
an dem eine Seuche grassiert; bdv.: sterblich (II). zur zeit
s t e r b e n d e r nott WürtLO. 1536 F iiijr . der an s t e r -
b e n d e n n orten wonen muß, wirdt der aufrichtung hal-
ber ains testaments ainen kriegsman, so sich mit den
feinden schlahen solt, vergleichet 1544 Perneder,Inst. g
3v . testament in s t e r b e n d lauffen 1553 Gobler,StatB.
4v . es haben aber solche vbergaben von todtswegen an-
derß nicht krafft, die seyen dann in beyseyn … drey-
er vnser rahtsfreunde, oder im fall s t e r b e n d e r leufft
sonst dreyer vnser burger FrankfRef. 1578 IV 13 § 3.
e
1593 LuzernSTQ. IV 353. es solle auch des schreckens
halber (in s t e r b e n d e n luftszeiten), wenn der abgestor-
bene begraben wird, kein geleut der glocken geschehen
1593 TrierWQ. 184. die juden sollen keinen frembden
… in s t e r b e n d e n laufften … in ihren spittahl nehmen
e
1613 Schudt,JüdMerkw. III 140.
II. von Todes wegen, auf den Zeitpunkt des Todes (be-
zogen). beeden eheleuten [ist] wol erlaubt, ein gewisses
stuck von ihrer … fahrnus den kindern … s t e r b e n d
e
zu vermachen 1660 LandauErbr. 877.
Sterbende m., Mensch, der dabei ist zu → 1 sterben (I).
ein s t e r b e n d e r, der sonst gar kain testament gemacht,
mag dennoch in codicillen treugaben durch glaubbe-
uelch verlassen 1536 Fuchsperger,Inst. 47r . die anzaigun-
gen zur inquisition seynd erstlich, wann der s t e r b e n -
d e ein gewisse persohn bezeichet: daß sie ihm mit gifft
vergeben NÖLGO. 1656 II 72 § 1.
Sterbensbericht m., amtl. Bericht über den Verlauf ei-
ner Epidemie und die Zahl der Todesopfer; vgl. Sterb (I).
[hastu] deine wochentliche s t e r b e n s b e r i c h t fleissig
zu continuieren 1626 Reyscher,Ges. XII 955.
Sterbenslauf, Sterbslauf m., wie → Sterb (I). ob
derjenige so zeugnus geben soll … an khriegs oder
s t e r b l a u f s halber besorgenden orten 1599 NÖLR
Entw. I 27 § 15. ebd. V 173 § 7. von testamenten, so in
s t e r b e n s l e ü f f e n oder andern nothfähllen aufgerich-
tet werden 1616/29 OÖLTfl.(Strätz) IV 8. [wenn] ein
lechenman durch khrieg, s t e r b s l e ü f f oder in andere
unvermeindenliche weeg daran [empfachung der lechen]
verhindert wurde ebd. VI 33 § 4. einem prediger [wird]
freigestellt … bey gefährlichen kriegs- und s t e r b e n s -
l ä u f e n … seine vorhabende ordnung zu unterbrechen
1748 BernStR. VI 1 S. 614.
Sterbensläufte m., Sterbsläufte f., wie → Sterb (I);
vgl. sterbend (I). es haben sich diß jar s t e r b s l e u f f t er-
zeigt, derwegen man die sondersiechen nit in die statt
gelassen 1528/29 QFGNürnb. 32 S. 597. vor wie viel
zeugen ein testament, so zur zeit der pestilentz oder
in s t e r b e n s l a u f f t e n gemacht worden, krafftig seyn
e
mag 1597 Meurer,Liberey III 105. daß viele der altes-
e
ten deutschen familien … [durch] hefftig grassirenden
s t e r b e n s l a u f f t e aufgerieben worden 1721 Knauth,
e
133 Sterbensläufte – Sterbhaus (I)
Altenzella III 63.
Sterbesole f., → Sole für einen Geistlichen, der einen
→ Sterbenden begleitet. 1670 Hondorff,HalleSalzw. 15.
Sterbet behandelt unter Sterbend.
Sterbetag m., Tag des Todes von jm., Todesdatum; me-
ton.: Tod. huere gaet voor coop, ende s t e r f d a g h en
breeckt gheen huere 1570 CoutLierre 470. welcher sich
… zu der unverendeter augßpurgischen confession biß
in sein s t e r b t h a g h bekennet 17. Jh. JbWestfKG. 16/17
(1914/15) 324. der papst vergibt die pfründen, deren
besitzer … gestorben ist, nur muß er sie binnen einem
monat vom s t e r b e t a g verleihen um 1795 StaatsRHeil
RömR. 60. BadLR. 1809 Satz 928. 1811 ÖstABGB. §
278. die erste frist fangt mit dem s t e r b e t a g e des erb-
e
lassers zu laufen an ebd. § 687.
Sterbfall m., auch Sterbe-. I. Todesfall, Tod eines Men-
schen. sühnen und töchtern, die sich durch s t e r b f ä l l
mandlicher person nicht vermannen KrainLHdf. 1598
Bl. 39r . [wie sich ein jeder nachbar] in krank und s t e r b -
f ä l l e n zu verhalten habe 1735 RheingauLändlRQ. 275.
1740/53 SammlKKGes. I 24. von vertragen auf s t e r b e -
e
f a l l e (pacta successoria) 1753 Pütter,JurPraxis I 166.
e
1772 RheingauLändlRQ. 298. [juden sollen ieden] ge-
burts-, trauungs- und s t e r b f a l l dem nachsten rabiner
e
unfehlbar melden 1787 HdbchÖstGes. XIII 642. soll der
waisenschreiber den s t e r b f a l l in das heimath des …
verstorbenen berichten 1793 BernStR. VII 1 S. 174. 1794
PreußALR. II 1 § 653. [wenn das haus] durch s t e r b -
f a l l des eigenthumers in einen anderen besitz ubergehet
e e
1797 KurpfSamml. V Reg. 98. 1809 BadLR. 1809 Satz
46. s t e r b f a l l e mussen bei der polizei angezeigt werden
e e
1813 RepStaatsVerwBaiern VI 237.
II. Besitzwechselabgabe, die beim Tod eines von ei-
ner (Grund-)Herrschaft Abhängigen fällig wird; → Best-
haupt; bdv.: Fallgeld, Sterbelehnware, Sterbhandlohn, Sterbhaupt,
Sterbkauf, Sterbküre, Sterbrecht; vgl. Fall (II 2). erb- oder s t e r b -
f a l l jure successionis ab intestato zu forderen 1592 (ed.
1740) MünsterPolO. 40. dass die eigenbehörige … mitt
dem rauch- oder eigenthumsbhuen unndt mit dem erb-
theil oder s t e r b f a l l … obligirt pleiben 1662 Wigand,
Minden II 298. [daß] die mutter auch des verstorbenen
vaters s t e r b f a l l zu bezahlen schuldig sey 1685 Wigand,
Denkw. 282. 1688 Beckmann,Idea 112. [der meyer soll]
des leibzüchters s t e r b f a l l vom ganzen gut zu dingen
schuldig seyn 1724 Wigand,Paderb. III 30. 1785 Fischer,
KamPolR. I 769. die Delbrücker entrichten zwar den
s t e r b f a l l, doch keinen höhern als für den verstorbnen
meiern das pferd 18. Jh. GrW. III 101. ebd. 102.
III. Erbfolge, Erbschaft; bdv.: Ersterbnis. ob sin eltern
zimlich habselich, auch einen groissen s t e r b f a l von
doctor S. hausfrawen erlangt 1588 BuchWeinsberg V
302. ganze bruder und schwester werden jetzo nebst ih-
e
ren kindern … in erb und s t e r b e f a l l e n vorgezogen
e
1657 Steinen,WestfGesch. II 1080.
Sterbgericht n., Gerichtssitzung zur Nachlassteilung
und Festsetzung des → Sterbfalls (II). [der geogreve hat]
von jederen erb- und s t e r f f g e r i c h t e: I goltgl. 1571
WestfLR. 176.
5*
134
Sterbgerüst n., wie → Schafott. wie sie ihm … da sie
auf das s t e r b g e r ü s t e getretten, solches … mit diesem
scheidungsgrusz hat entbieten lassen 1670 DWB. X 2, 2
Sp. 2403. 1784 Sonnenfels,GesSchr. II 326.
Sterbgut n. I. Besitztum eines Verstorbenen, ererbtes
Gut, Nachlass. we to Ruden s t e r f f g u d indegedinget
myt richte ind myt rechte, de sal dar ynne sytten 1310
Seibertz,UB. II 90. ouer s t e r f f g u d engheit neyn ge-
richte dan allene des rades gerichte ebd. 92. 1507 Hanse
Rez.3 V 441. plichtdach na egendomes und s t e r f f g u -
d e s gerecht 1517 Witzig,BauernSoest 132. solle der erb-
herr vor annehmung des nachlasses- oder s t e r b - g u t e s
[seines aeygenhorigen] … den zehenten pfennig erlegen
e
1592 (ed. 1740) MünsterPolO. 24. 1615 ZWestf. 115
(1965) 165. gemeiner bescheid wegen versiegelung und
inventirung der s t e r b - g u t h e r hiesiger burger 1667
e e
Rostock/DRWArch.
II. Besitztum, von welchem ein → Sterbfall (II) zu
zahlen ist. paghteuene is s t e r f g u e t ende winguet um
1318 NrhAnn. 31 (1877) 118. dese anderhalve hoeve
syn s t e r f g u y t end winguyt um 1400 CleveHeb. 19.
[Übschr.:] van s t e r f f g u e d e r e n ende koirmoden 1465
RoermondHoofdger. 85.
Sterbgutherr m., wie → Sterbherr; zS. vgl. Dieck-
mann/ZWestf. 115 (1965) 163ff. 1441/45 Deus,HerrenSoest 243.
Sterbhandlohn m., n., bei Übernahme eines ererbten
(Lehen-)Gutes an den Grundherrn zu leistende Abgabe;
bdv.: Sterbfall (II). das hauptrecht, das s t e r b h a n d l o h n,
der wein- und fruchtzehinden … wären ihnen … zuwie-
der 1654 DWB. X 2, 2 Sp. 2406. s t e r b - h a n d l o h n ist
der 20ste oder auch 30ste theil eines guts und muß so
gleich nach absterben des besitzers … entrichtet werden
1750 Klingner II 825. 1778 Wüst,Policey VIII 497. der
zehende gulden zu s t e r b h a n d l o h n ebd. 503.
Sterbhaupt n., Stück Vieh als → Sterbfall (II); bdv.:
Besthaupt, Sterbvieh; vgl. Sterbochse, Sterbrind. ob ein wiert ab-
get mit dem todt, so ist die frau dem phleger schuldig
ain s t e r b h a u b t 1498 OÖsterr./ÖW. XIII 81. do ist
man s t e r b h e u p t e r schuldig das nagst viech … eß sei
roß oder kue 1523 (Hs.) NÖsterr./ebd. IX 859. 1525
OÖsterr./Franz,BauernkrAkt. 330. [die wittib soll] hant-
nemen und s t e r b h a u b t nach herrschafts brauch rich-
tig machen 16. Jh. NÖsterr./ÖW. IX 737. von freygelt,
robath, s t e r b h a u b t, anlaidt abfart und andern der-
gleichen … schuldigkhaiten der underthanen 1616/29
OÖLTfl.(Strätz) III 10. daz das s t e r b h a u b t ganz
aufgehebt und im ganzen land ein durchgehende gleich-
heit … gehalten werde 1669 ÖLOProt. 148. das s t e r b -
h a u b t aber, als nemblichen das beste stuck an pferden,
vieh, oder andern fahrnussen … hiemit vollig auffgehebt
e
1679 TractIurIncorp. 587. 1756 Chorinsky,Mat. V 89.
Sterbhaus n. I. Haus, in dem ein Todesfall stattge-
funden hat. [arme leute laufen] in die s t e r b h e u s e r,
die almosen zu empfangen, achten nicht, was für ge-
fahr jnen daraus entstehe Pestordnung in Hamburg (ebd.
1597) 31v . [2 persohnen sollen] im s t e r b e h a u ß e midt
schwartzen strümpfen und gebührlicher trauerkleidung
erscheinen 1697 SchleswDorfO. 454. 1722 ebd. 794. 1783
135 Sterbhaus (I) – Sterblichkeit (I)
Bergius,SammlLandesG. XII 94. bey gefahrlichen …
e
krankheiten ist es … hochst polizeywidrig, wenn die
e
todten zween bis drey tage lang in den s t e r b h a u s e r n
e
stehen bleiben 1788 Jung,StaatsPol. 39.
II. Haus des verstorbenen Erblassers; ua. als Ort der
Erbteilung; während der Trauerzeit besonders geschützt;
meton.: die Zeit des Schutzes; bdv.: Erbhaus (I). alle die-
gheene, die buyten de vryheyt van B. woonen … is der
kercke schuldig voor het recht van den s t e r f h u y s of
doode hant twelf penningen 1239 Anal.ecclés. 9 (1872)
427. hoe langhe een s t e r f h u u s duert? die antwoirde is:
jair ende dach Anf. 15. Jh. BrielRb. 153. ebd. 154. so wie
eerst wettelich zeker doet ende ghenachte van ghedeele
verzouct van eenen s t a r f h u y s e, hy es possesseur ende
zit inden zetele Ende 15. Jh. CoutAlost 338. een vrouwe,
willende comen deylen int s t e r f h u y s van hueren man
… schuldich is ter deylingen te bringene alle de beruer-
like ende onberuerlijke haefdeylbare goeden 1509 Meij-
ers,LigurErfr. I 206. 1563 ebd. II 84. ende hebben de
voorseyde bezittere ende bezitteghe zes weken dach naer
toverliden vanden dooden, omme binnen middelen ty-
de s t e r f h u u s te reedene ende staet to makene 1572/97
CoutBruges I 162. solle des burgermeisters hauß-fraw
e
oder kindere zwey jahr lang … des s t e r b - h a u s e s hal-
ben von gewohnlichen diensten befreyet seyn 1592 (ed.
e
1740) MünsterPolO. 32. 1599 LothrLbr. II 5. unkosten
de … na dem af-stervende tho underholt van den ge-
meinen s t e r f - h u y s e gedaen zijt 1639 LingenLR. 74.
der gerichts-ort der lage des s t e r b h a u s e s kann über-
all in erbschaften nicht anders als in ansehung der dar-
in befindlichen sachen eintreten 1772 Pufendorf,Hannov
LREntw. Tit. 28 § 16. weil … die wittwe wenigstens 4
monat noch im s t e r b h a u s zu wohnen hat 1810 Brau-
er,ErläutCNap. III 354.
Sterbherr m., Ratsherr mit Aufsicht über Erbschaf-
ten, Erbteilungen und Erbfallabgaben; bdv.: Sterbgutherr. die
s t e r f f h e r r e n sollen sich halden in der verstorvenen
gudern als von alders gewonlich 1533 HammStR. 32. je-
der, so auß dieser stadt ichts außerbet, … [hat] davon
unseren s t e r b - h e r r n in behueff der stadt-kemnerey
den zehnten pfenning zur nachstewr zu geben 1592 (ed.
1740) MünsterPolO. 40. 1709 Deus,HerrenSoest 568.
Sterbherrenrechnung f., Amtsrechnung und Rechen-
schaftsbericht der → Sterbherren. 1571 ZWestf. 115
(1965) 121.
(Sterbkauf) m., Besitzwechselabgabe beim Tod des Le-
hensnehmers; bdv.: Sterbfall (II), Sterbküre. den scependomme
van Z., waer of de proost van S.P. heeft gheploghen te
ontfaene s t e e r f c o o p ende wandelcoop 1245/70 Chart
PierreGand I 277. costumen van cope ende van s t e r f -
c o p e 1285 Gent/CorpAltdtOrUrk. II 110. 1359 MnlWB.
VII 2086.
(Sterbküre) f., wie → Sterbkauf. 1239 Anal.ecclés. 9
(1872) 427.
Sterblehnsrecht n., Rechtsregeln über den → Sterbfall
(I u. II) eines Lehensnehmers. so oft ein besitzer stirbt,
[soll] die witwe … solche lehne, der gewohnheit nach
und wie s t e r b - l e h n s - r e c h t und herkommen ist, bei
136
dem lehnsherrn … suchen 1698 HalberstProvR. 23.
sterblich adj. I. von Lebewesen: dem Tod unterwor-
fen; auch: im Sterben begriffen; sterbliche Bürgen iU.
zu anderen Sicherheiten (etwa Immobilien), die nicht
durch den Tod enden können. ab eyn vormunde seinen
mundeleyn eyne vorbodemunge getan hette und dorczu
s t e r b l i c h e burgen gesaczt hette, mochte der vormun-
de seyn gut nicht vorkewffen adir vorkommern? um
1400 LiegnitzStRb. 168. een aflivich s t e r f l i c k pandt
salmen halden over den wersnacht, dats enen nacht over
1426/40 KleveStR. Art. 212. efte sick dat begeve, dat
ener frauwen ehr man afstorve, alse wi alle s t a r f l i c h
sin, desulve frauwe heft nicht lenger recht to backende,
denn ein half jar und veer weken um 1550 LünebZftU.
5. wann jemant solche donation thun mit außtruckli-
e
cher vermeldung, daß er auß betrachtung, daß wir alle
s t e r b l i c h seynt (ob wol sonst kein gefahr deß todts
vorhanden were) die vbergab thue FrankfRef. 1578 IV
13 § 2. wen dan der mensch s t e r b l i c h ist und mit
leiblicher krankheit beladen, wilt sich zu allerzeit gepeu-
ren, er wurde mit den hilligen sacramenta versehen 1603
Koeniger,SendQ. 264. 1691 Pufendorf,Sittenlehre 17.
II. tödlich, todbringend; sterbliche Gefährlichkeit Le-
bensgefahr; bdv.: sterbend (I); vgl. Sterbenslauf. die wonde is
vorwaer s t e r v e l i c 15. Jh. MnlWB. VII 2106. rechtme-
ßig vrsachen … das dem appellanten durch die zeit sein
gerechtigkeit abgestrickt were als … s t e r b l i c h e leuff
u
oder landkrieg SponheimHGO. 1530 Avv . 1558 Lenzen/
Sehling,EvKO. III 239. so einer yemandt … leybscha-
den zufugte, soll der thatter … verhafft vnd nit ehe auß
e e
glassen werden, biß … keiner s t e r b l i c h e n gefahrli-
e
chait mehr zusorgen SteirPGO. 1574 III 14 § 1.
III. auf den Tod, Todesfall bezogen; sterbliche Grube
Grab; sterbliche Güter Todfallabgabe. was im … von
vns vertrauet, dasselbe niemandts offenbaren, beson-
dern biß in seine s t e r b l i c h e grube in geheim behalten
1572 SchulenburgUB. II 294. besthaupt vnd s t e r b l i -
c h e güter sollen empfangen werden am dritten tag 1582
Hunsrück/GrW. II 189.
IV. sterblicher Lasse/Mann wie → Sterbmann. dat si-
it houden [dit land] ewelike sonder s t e r v e l i k e n man
derin te settene 1287 Stallaert II 185. es voor ons gheset
de voorseide J. … hier af [vischerie] te syne s t e r f e l i c
laet ende na sijn lijf sullen schepenen van G. andere
s t e r f e l i c k e laeten stellen 1329 MnlWB. IV 46. zullen
ons daer of gheven eene s t e r f v e l i c k e man 1396 Chart
PierreGand II 69. 1471 PlacBFland. I 320.
Sterblichkeit f. I. Eigenschaft von Lebewesen, ster-
ben zu müssen; nahender Tod. es werden solche dona-
tiones … vnder die letsten willen gerechnet, dieweyl
sie gleycher gestalt von todtswegen oder auß fursorg
e
vnd betrachtung der s t e r b l i c h e y t geschehen Frankf
Ref. 1578 IV 13 § 1. in allen vbergaben von todtswegen
mussen dieselben auff den todt gestellt oder darinn deß
e
todts gedacht werden, sonsten gelten sie nicht, als nem-
lich, daß einer außtrucklich vermelde, daß er in betrach-
e
tung der s t e r b l i g k e i t solches gebe PfalzLR. 1582 III
30 § 2. 1616/29 OÖLTfl.(Strätz) VI 33 § 1.
137 Sterblichkeit (II) – Stern (I)
II. Sterblichkeitsrate. [Staatspflicht:] verminderung
der s t e r b l i c h k e i t 1798 Bischoff,Kanzlei. II 1 S. 32.
(Sterbmann) m., von einer Körperschaft (zB. Kloster,
Stadt) für ein empfangenes Lehen eingesetzter → Lehn-
träger (II), bei dessen Tod die (an sich unsterbliche) Kör-
perschaft Todfallabgaben leisten muss; vgl. 1 Mann (I 5 d),
sterblich (IV). zoe een leengoet compt bij testament ende oc-
troij gelijckelijck inbroeders ende susters handen, dat die
broeders ende susters dat gelijckelijckmoeten commen
verheffen, stellende een van hen daerop als s t e r f f m a n
16. Jh. CoutRumpst 650. ebd.
Sterbochse m., → Ochse (I) als → Sterbhaupt. si ali-
quis huberius decesserit, ab eodem requiretur ex jure
o
pro s t e r b o c h s e n melior bos quem habuerit 1291 CD
AustrFris. III 170. die wittib mitsambt den erben solten
sich mit dem bropst um den s t e r b o c h s e n vertragen
1391 Steiermark/ÖW. VI 274. die angesessen hauswirt,
wan der ainer stirbt, der schol geben ain s t e r b o x e n
15./16. Jh. ebd. 225. 1793 Kropatschek,KKGes. II 65.
Sterbrecht n., (Recht auf eine) Todfallabgabe; bdv.:
Sterbfall (II). ze besetzen … gut und leute, swaz auf der-
o
selben voytay ist, vnd auch s t e r b r e c h t vnd and-
reu recht ze vordern 1311 SPaulUB. 191. im gehört
zue s t e r b r e c h t von ain suppan das pest haubt vichs
1480 ebd. 479. 1524 Kärnten/ÖW. VI 540. [der vogt-
herr sol] daß s t e r b r e c h t (welcher orthen derlei gebreü-
chig) von vogtholden einzunemben haben 1599 NÖLR
Entw. V 159 § 4. 1638 Steiermark/ÖW. X 240. bey sterb-
fallen des grundholden hat er [dominus directus] das
s t e r b - r e c h t, so insgemein ist der zehende pfenning
von den grund-stucken 1688 Beckmann,Idea 112. 17. Jh.
e
NÖsterr./ÖW. VII 49. tax und s t e r b r e c h t zusamben
1719 Chorinsky,Mat. II 19. von der Wüßer hube alle
zwainzig jahr daß gewöhnliche dritl s t e r b r e c h t, tax,
briefgelt und glibgelt zu entrichten 1738 Unger,Steir
Wsch. 279. die s t e r b r e c h t e von rustikalgrunden be-
e
treffend 1789 HdbchÖstGes. XVII 181.
Sterbrind n., → Rind (I) als → Sterbhaupt. ob ain
hold, hubman oder dreimadlehner stirbt … so sol sein
e
wittib oder erben ain s t e r b r i n d geben 15. Jh. Steier-
mark/ÖW. VI 320. wie es mit den petfacken vnd s t e r b -
r i n d e r n gehalten werden soll 1526 TirolLO. 1526 c vjv .
TirolLO. 1573 V (Übschr.).
sterbs- s. sterbens-.
Sterbsucht f., wie → Sterb (I). [da] ernennte s t e r b -
s u c h t nicht … nachgelassen 1594 WürtLTA.2 I
224. ehehafte ursachen der verhinderung … krieg,
s t e r b s u c h t, schwäre feindtschafften 1616/29 OÖLTfl.
(Strätz) VI 42 § 8.
Sterbung f., wie → Sterb (I). so ist leder die s t e r b u n -
g e an allen enden desser lande so gar gross 1420 LivlUB.
I 5 Sp. 696. 1545 PreußGeschSchr. IV 1 S. 173. [mordta-
ten an menschen und vieh] mit verläumdung und s t e r -
b u n g 1616 Merzbacher,HexProzFrk.2 158.
Sterbvermachnis n., Testament, → Kodizill. die testa-
menta und s t e r b v e r m a c h n u ß e n zue E. vom ampt
confirmiren lassen 1693 ArchHessG. 14 (1875/79) 274.
Sterbvieh n., wie → Sterbhaupt. sollen hinfür alle pet-
138
facken vnd s t e r b v i h … so man nach der vnndertha-
nen vnd pawleüt abganng etlichen clostern … gegeben,
e
genntzlich absein 1526 TirolLO. 1526 c vjv . so ain hold
stirbt … so volgt dem herrn nach ain s t e r b v i c h seiner
wall 16. Jh. Steiermark/ÖW. VI 312.
(steren)? v., nur afries.; etw. befestigen, stärken. bisco-
pa and prestera, ther tha kerstenede sterka and s t e r a
skolde [Bischöfe und Priester, die die Christenheit verstärken und un-
terstützen sollten] um 1300 RüstringerR. 94. ebd. 90.
Sterenfleisch n., Fleisch vom → 2 Ster. welcher s t e r n
oder schaff l e i s c h schlachtet, derselb [solle] in dreyen
tagen keinen hammel stechen noch solches bey beruhr-
e
tem s t e r n oder schaff l e i s c h … verkauffen 1582 Pfalz
LO. 28 § 4. den metzgern ist vergönnet … das s t e r n -
under das hamelf l e i s c h … zu verkauffen 1595 Frankf
ZftUrk. I 385.
stererei s. Störerei. sterkiane s. stärken.
Sterland, Starland n., wie → 1 Ster (III). U.F. habet
VIII s t a e r l a n t in S. um 1290 Wien/DRWArch. alle
güetter … werden gar nit dem mannemad oder s t a r -
l a n d, sondern den höfen und kuefuern nach gerechnet
1627 Stolz,Schwaighöfe 38.
Sterler m.?, eine Münze von geringem Wert; vgl. Pfen-
nigmünze (I). verbottner oder verrüffter klainer pfenning
oder annderer müntz … als fürnämlich die bösen leo
oder katzen pfenning, s t e r l e r, flügler vnnd dergleichen
1535 Löffelholz,Oettingana 256.
Sterling m., selten auch Sterlinger; eine aus England
stammende oder nach engl. Vorbild geprägte Silbermünze.
van elken 100 vachten 4 £ s t e r l i n g e s 1252 HansUB.
I 157. voer weergelt offte vergoetsinge, sestyn marck
s t e r l i n g e s nach 1338 (Übs.) MGroning. I 148. daz im
[Herzog] ie daz hus must geben 4 s t e r l i n g e r, wand
o
er ir voget ist 1362 Closener 103. wo uns de kopman
to L. hefft swarliken belastiget mit 20 punt s t a r l i n x
mit erem breve 1436 HanseRez.2 II 29. 12 onz ist 1 £
und 20 s t e r l i n 1506 DHandelsakten V 153. eine reken-
schop … darinne von solchen 30 lb s t e r l i n g s nichts
vermeldet 1550 LübRatsurt. III 656. hefft … de gewerde
van 35 £ 10 ß s t e r l i n g 1553 ZHambG. 8 (1889) 174.
die koninkin van E. hett vil kreichsfolk und hondert
tusent s t e r l i n k s dem von A. … geschickt 1582 Buch
Weinsberg III 129. bey strafe von 50 pfd. s t e r l i n g 1802
Krünitz,Enzykl. 85 S. 471.
Stermaß n., Messgefäß für → 1 Ster (I). I beschlagens
s t e r m a s s 1462 TirolInv. 95.
Stern m., Sterne f. I. der Himmelskörper; mit dem
Erscheinen der Sterne am Himmel enden best. Rechts-
handlungen; vgl. Mond, Sonne. der selbe voget der da sitzet
ze gerihte vf deme dinghus … sol richten vnz men den
s t e r n e n seche an deme himele 1275 CorpAltdtOrUrk. I
241. 1333 Burckhardt,Hofr. 127. sol ein meiger vor dem
sunngichtag sizen ze gericht unz das die s t e r n e am him-
mel stant 14. Jh. ebd. 199. 1550 Gobler,Rsp. 164r . B.z.E.
umb sein juditium über den cometen und neuen s t e r n
12 taler verehrn 1573 NürnbRatsverl. II 16. so soll ir ain
pflëger … das recht besizen, biß man die liechtgloggen
leit oder die s t e r n am himel steen 2. Hälfte 17. Jh. Salz-
139 Stern (I) – Sterz (IV)
burg/ÖW. I 82. man erfordert von ihm [schiffer], daß er
die winde, den lauf der sonne und s t e r n e verstehe 1762
Wiesand 956.
II. Abbild eines → Sterns (I); ua. als Prüfzeichen, Ab-
zeichen und in der Heraldik, zB. als Kennzeichen der
→ Sterner; Gesellschaft von den Sternen wie → Ster-
ner. der vorgenante schilt hat ein wisses veilt, darinne
ein roten s t e r n 1337 BlDLG. 96 (1960) 63. [jeglicher
ritter sol] gewappent sin mit ainem blawen wappenrok
und ainem guldin s t e r n an der beust und ain blaw fen-
e o
lin an dem spiess mit ainem guldin s t e r n 1380 Storn,
Schwureinungen 45. dat se myd en slan enen penningh
… ghetekent myd ener s t e r n e n 1381 MecklUB. XX 29.
da entstunt eine große geselschaft in duschem lande …
di was genant di geselschaft von den s t e r n e n um 1400
LimbChr. 62. furten di ritter in der geselschaft gulden
s t e r n e unde die knechte silbern s t e r n e ebd. 1421 Ro-
the,DürChr. 621. soll nur 1 lot dabei gehenget werden
mit einem s t e r n zum beizeichen 1613 HambZftRolle
216. welche stück von der färb zur schauw widerumb
gelüfert, und für passierlich erkant worden, an dieselbe
soll der zunft zeichen das s t e r n l i n in bley gehenkt wer-
den 1616 Schmoller,StraßbTucherZft. 241. 1720 Lünig,
TheatrCerem. II 1155. fahne mit einem weißen s t e r n
in einem rothen feld 1786 Ochs,Basel I 329.
Sternekammer f., Bez. für den Gerichtshof zu West-
minster (engl. Court of Star Chamber). geuet men dem
koninklichen doerwechter vor der s t e r n e k a m m e r II
nabel um 1400 Lappenberg,Stahlh. II 27. eyne apene
sententie pro denegata justitia in der s t e r n e k a m e r to
Westmunster 1519 HanseRez.3 VII 380.
Sternenbettler m., am Dreikönigstag von Haus zu
Haus gehender Almosenbitter. der gemeine mann [wird]
… um der heil. drey könig … durch die singer und s t e r -
n e n b e t t l e r mächtig beschwert 16. Jh. JbLiechtenstein
5 (1905) 78.
Sterner pl., eine Rittergesellschaft, mit einem → Stern
(II) als Kennzeichen; Sternerbund; bdv.: Sternergesellschaft.
der s t e r n e r eindeiles unde sunderlichen die greben von
Catzenelnbogen … di irstegen des nachtes den dal zu H.
unde gewonnen den um 1400 LimbChr. 63. die mechtige
geselleschaft der s t e r n e r 1421 Rothe,DürChr. 621. ebd.
1788 Kerner,RRittersch. II 43. ebd. 80.
Sternergesellschaft f., wie → Sterner. 1421 Rothe,Dür
Chr. 622.
Sternkieker m., wie → Sternseher. drumb mugen die
s t e r n n k i c k e r und weyßsager yhre falsche kunst auß
dißem euangelio nit stercken 1522 LutherGesAusg. I 10,
1, 1 S. 571. um 1563 OldecopChr. 136.
Sternkundige m., wie → Sternseher. wann ein s t e r n -
k ü n d i g e r oder warsager vmb rath gefragt, sagt vnnd
zeygt an den dieb, der ist der schmach klage nit schuldig,
sonder wirt sunst als der ein verbottene kunst braucht,
gestrafft 1550 Gobler,Rsp. 75r . ebd. 164r .
Sternkunst f., Astronomie, Astrologie. 1550 Gobler,
Rsp. 164r .
Sternkünstler m., wie → Sternseher. darum thun die
s t e r n k ü n s t l e r und astrologi unrecht, daß sie die auf
140
sonderliche, einzele, gewisse ding und leute ziehen um
1545 LutherGesAusg. II 5 S. 336.
Sternler m.?, eine geringwertige Münze; vgl. Rollbatzen.
s t e r n l e r und rollibatzen 1510 SchwäbWB. V 1740.
Sternmeister m., wie → Sternseher. 1522 LutherGes
Ausg. I 10, 1, 2 S. 99.
Sternseher m., Sternenbeobachter und -deuter, Astro-
nom und Astrologe; bdv.: Sternkieker, Sternkundige, Sternkünstler,
Sternmeister; vgl. Planetenknecht. so ain zaubrer oder s t e r n -
s e h e r jemandts zu weyßsagen verhayssen vnd jme ge-
sagt hette, jhener war ain dieb, der mag vmb jniuri nit
e
beklagt werden, sonder hat sein straff sonst im rech-
ten 1544 Perneder,Inst. 115v . s t e r n s e h e r, meister deß
himmelslauff vnnd planetenknechte … seynd … alle vn-
der dem wortlein zauberer begriffen 1613 Praetorius,
e e
Zauberei 52. 1733 LiskowSchriften II 336.
Sternsingen n., (zwischen Weihnachten und Dreikö-
nigstag übliches) Umherziehen in der Verkleidung der hl.
Drei Könige, um mit Gesang milde Gaben zu erbitten.
daß das gutejahr- und s t e r n e n s i n g e n … nachts …
verboten 1579 ZDKulturg.3 1 (1891) 105. ist verbotten
… s t e r n s ü n g e n und aufrichtung der glickshäfen 1667
Innviertel/ÖW. XV 23. scheinet dennoch das … s t e r n -
s i n g e n als eine besondere art von unschicklicher bette-
ley einer gleichen abstellung allerdings würdig zu seyn
1791 Kramer,VolkslAnsbach 92.
Sternsinger m., Teilnehmer am → Sternsingen. [nie-
mand soll] in denen zwölf nächten der heiligen christfe-
rien vor denen haustüren außer den … s t e r n s i n g e r n
singen 1650 ZVk. 58 (1962) 89. 1658 Kramer,BaBüUfrk.
65. 1747 CCBrandenbCulmb. II 1 S. 623.
Sterpfennig m., eine Abgabe. solle jeter paumaister
den s t e r p f e n i n g wegen des pachs halber auf N. erle-
gen 17. Jh. Steiermark/ÖW. VI 126.
Stertin behandelt unter Startin.
Sterz m. I. Schwanz eines Tiers. wanneer dat de cab-
beliauwe eens ter market gheweest heeft, so en sel men
nyet weder ter market brenghen, bi enen ponde, hem
en is de s t a r t eerst ofghehouwen 14. Jh. UtrechtGilden
II 158. 1417 ebd. 328. nemen 8 vromede katten unde
bunden den lunten an de s t e r t e unde brochten de bi
o o
nacht vor de porten der stad unde leten se dar inlopen
1448 LübChr. IV 77. Mitte 15. Jh. EmsigerR. 196.
II. menschliches Hinterteil; jn. auf den Sterz hauen
jn. verhöhnen; vgl. Afterteil (I), spotten (I). it ys nyne hove-
sche schole, dar de scholers also vele lerd, dat se den
mester uppe den s t e r t houwen 1476 LübChr. V 163.
umb eines spots willen, der ihm geschach … dann einer
den s t e r t entbloset, und wisse den fürsten darin 1619
DWB. X 2, 2 Sp. 2532. lude, die ore kleidere so kort
maken, dat men sie achter in den s t e r t mach syn oJ.
Schiller-Lübben IV 392.
III. langes Stück Holz; vgl. 1 Stelze (III). wenn ouch ein
flotze … heruff vert … jn das Swarzwasser, so hat der
flozer reht, jm ban zue howen stelzen und s t e r z e n oJ.
Schwarzwald/GrW. I 427.
IV. Siegelband (einer Urkunde). enen open permen-
tesbreff mit dren anhangenden ingesegelen in dubbelde
141
presselen vnde s t e r t e besegelt 1435 LübUB. VII 604.
V. Bestechungsgeld. [die Bleicher] sollen kein s t e r z
nemen 1610 SchweizId. XI 1550.
Sterzel m., wie → Sterzermeister. s t e r t z e l oder be-
telmeister wissen den, so von einem erbern rate über die
vorgeschriben ding gesetzt und geordennt [ist], wol an-
zuzeigen 1478 NürnbPolO. 320. eß wollen auch die hern
des oberrats etlich person darzu verorden und setzen,
die do s t e r t z e l geheyssen sein, die auff die betler ein
besunder aufsehen werden haben 1490 WürzbPol. 206.
sterzen, störzen v., hausieren; betteln; vgl. schweifen (I).
es sol auch khain kramer in die heuser gen und s t e r t -
z e n, … sunder zu marckht vail haben 1503 Kitzbühel
StR. 90. 1566 Pegius,CodJust. 130v . [jeder frembde bett-
ler solle, wann er] ohne vorgehende anmeldung bey dem
burgermeister ambt in der stadt s t ö r t z e n, faulenzen
vnd bettlen wurde … der stadt verwiesen werden 1686
Weingarten,BöhmLO. 407.
Sterzer, Störzer m., Hausierer, Bettler, → Landläu-
fer (I). die falschêre daz sint … ovch s t e r z e r e vnde
lôtere, vnd ander vnnûtze volk 12. Jh. (Hs.) Germania
10 (1865) 469. [ain sterczermaister sol] gewalt haben
uber all und yeglich s t e r c z e r und petler 1443 WienRQ.
a e
219. vagant: ein s t e r t z e r, hin vnd wider schweiffer, der
zu keinem ort bleibt 1571 Roth 357. 1573 Fronsperger,
Kriegsb. III 284r . außerhalb der jahrmerckten [sollen]
… s t ö r z e r, landstreicher und alles anders herrenlos ge-
sind … fortgewisen werden 1651 Vorarlberg/ÖW. XVIII
38. solle ainicher soldath, auslendischer petler, s t ö r z e r,
halter … weder bhaust, beherbergt … werden 17. Jh.
Salzburg/ebd. I 60. 17. Jh. Steiermark/ebd. VI 326. her-
umbstreichendes bettelgesind, alß … schleifsteintreger,
bürstenbinder, schaubhütler, s t e r t z e r und dergleichen
[sollen] … außert lands verleitet werden 1717 BernStR.
X 579. s t o r z e r, landstreicher, faule bettler 1762 Wie-
e
sand 1029.
Sterzermeister m., städt. Aufseher über die Bettler; →
Bettelvogt, → Bettelrichter; bdv.: Sterzel, Sterzler. ordnung
des s t e r c z e r m a i s t e r von der petler wegen 1443 Wien
RQ. 219. ebd.
Sterzler m., wie → Sterzermeister. [amptleut:] petel-
richter oder s t e r z l e r 1516 NürnbChr. V 816.
Sterzmeise f., eine → 2 Meise; bdv.: Bannmeise. wer ei-
ne s t e r z m e i s e fahet, der ist vmb leib vndt guet oJ.
Kreuznach/GrW. II 153.
stet adj., adv. I. dauerhaft; immerwährend, ewig (zahl-
bar, gültig); ununterbrochen; regelmäßig (stattfindend),
→ ständig (IV); in Bezug auf die Unverbrüchlichkeit of-
fen zu II; bdv.: beständlich, ewig, 1 stetig (I), stetiglich, stetigs, stetlich,
stets, stetwährend. suanne dan die heimburgi sine male sizzit,
suaz he dan da virloibit vnde virbutit … daz sal min
s t e t i haldi um 1230 MühlhsnRb.2 152. do gab ich vnd
gibe dem selben kloster s t ê t e s geltes 1278 Basel/Corp
AltdtOrUrk. I 322. 1333 HHildeshUB. IV 720. dath ghe-
deghedinit is … eyn ghantzhe zone vnd eyn s t e d e vrunt-
e e
schop vmme alle schelinghe 1345 DithmUB. 26. alle dese
vurscr. puncten … hebben wij … gelaifft … vast, s t e d e
ende onverbrekelick te halden 1372 Nijhoff,Ged. III 8.
Sterz (IV) – stet (II) 142
ainen halben mutt kerngeltes … järlichs s t e t e s und
ewigs zinß und gelts 1381 Schauberg,Z. 2 (1847) 104.
14. Jh. WürtUrb. 204. dat hy nu overmijts enen witliken
s t e d e n erfkoep mit P.T. … ensgeworden is 1457 Nijme-
genStR. 403. sie schullen auch ainen s t e t e n amptmann
a
haben um 1460 NÖsterr./ÖW. VII 789. das an unserm
hofe ain s t e t e r parteienrath … alle tag zu morgens
… gehalten werden [solle] 1528 Fellner-Kretschmayr II
243. wie ein s t e t e vnnd feste obligation vnd verpflich-
tung auß einer antwort erwechßt, welche zu vilen pacten
vnd gedingen sonderlich gegeben ist 1550 Gobler,Rsp.
125r . 1588 Hammer-Purgstall,Khlesl I 109. das hinfu-
ro den außlandigen kaufleuten … zwischen der marckt
e e
jre s t a t t e lager, gewerb vnd handtierung … nit mehr
e e
gestatt werden KrainLHdf. 1598 Bl. 62r . [superintenden-
ten:] der furstliche hat ein s t a t e n, der ander ein jahr-
e e e
lichen gewaldt 1619 Lazius,Wien III 88. [ein stallmeis-
ter soll] zu furstl. befehl pferde, kutschen vnd gesinde
e
in s t e t e r bereitschafft halten Seckendorff,Fürstenstaat
(1656) 280. bleiben sechs herren aus der zahl beständig
am gerichte ohne abwechslung, die man dann auch die
s t ä t e n richter nennet 1757 Waldkirch,Einl. II Anh. 4.
gemeine hurerey … [da] zwey ledige personen in s t a t e r
unehrlicher beywonung leben 1769 CCTher. 81 § 1. weil
die bergleute in s t e t e r lebensgefahr sind, so genießen
sie besondere privilegien 1785 Fischer,KamPolR. II 897.
entstehungsgründe der medietät … s t ä t e r wohnsitz …
uebernahm eines staatsamts 1804 Gönner,StaatsR. 65.
II. beständig, unverbrüchlich, unwiderruflich; unange-
tastet, → 1 fest (I); in Bezug auf die damit intendierte
Dauerhaftigkeit offen zu I; bdv.: gestät, sicherlich (III), stählen
(II), steif (III), stetfest. uppe dhat dese settunghe s t e d e blive,
so hebbe wi dhese scrift ghestedeget mit vnseme inghe-
segele um 1163 LübUB. I 6. das dise … recht s t a t, uest
e
vnd vnzerbrochen … belibent 1258 BremgartenStR. 23.
1271 Thurgau/CorpAltdtOrUrk. I 186. vergehen wir …
diesen kouf s t a e t ze habenne und ze gelten 1282 Schr
Bodensee 34 (1905) 80. das wir gelobett han den …
burgmannen und burgern von L. s t e e t zu haltende alle
die einunge und die rechte, die wir han vonn alters he-
ro gehabett 1295 PfälzMarknutzW. 147. daz dieselbe …
saczunge s t e t e gancz und unvorbrochenlich blibe 1334
e
FreibergUB. I 63. der chouf sol furbaz s t e t bleiben 1340
WienRQ. 119. wo se uns schedet, de schedinge sole wy
unde willet an beydentsyden s t e d e holden 1378 Rich-
ter,Paderb. I Anh. 57. recht ist eyn s t e t e r wille unde
ewig Ende 14. Jh. GlWeichb. 181. hoe dat die scepenen
ende raed dat soenen, dat sal vast ende s t e d e blyven
1456 SneekStB. Art. 135. tho eynen s t e d e n vasten ewij-
ghen unvorbroken butynghe ende weslinghe 1485 Ost-
friesUB. II 223. SspGl.(Augsb. 1516) 260. [beide sach-
walder haben] zw mher sicherheit und s t e t e r haldung
… ir angeborne ingesigel … auf diese beredungk gedrugt
1523 SchlesLehnsUrk. I 295. legata … wenn auch ins
schopfenbuch nit verzeichnet, … sal alles s t e t und fest
bleiben 1539 PommVis. I 307. spilsucht, das ist grosser
s t a t e r lust zum spile, ist eyn sehr schadlich ding 1565
e e
Damhouder,Praxis 231 . weil … es von vndencklicher
v
143 stet (II) – steten (I)
zeit des rechtens in vnverrucktem brauch vnd s t e t e r ob-
servantz gehalten worden 1591 BreslNGO. Vormanung.
1605 SchulO.(Vormbaum) II 10. ist dat in eenige sche-
penen brieven s t a e t bevoorwaert, dat men eenige ren-
ten binnen seeckere besprokene jaren oft tijde solde mo-
gen quijten 1619 GeldernLR. II 2 § 3, 2. 1634 Schlesw
DorfO. 94. [wir haben] beschlossen, nach diesem her-
nach beschriebenem kuir fest, s t ä t und unverbruchlich
zu halten 1648 AachenZ. 23 (1901) 24. 1709 Mutach
172. zum fahl die künftige nachkimbling … dieße in-
struction … nicht s t ä t t und föst halten und nachlöben,
solten sie gesambte nachbahrschaft … bestraffet werden
1737 Steiermark/ÖW. VI 396.
III. gültig, rechtsgültig, verbindlich; rechtmäßig;
rechtskräftig; in Kraft (seiend); bdv.: standhaftig (I), ständig
(III), 1 stetig (III); vgl. steten (I). álso chóufliute strîtend, táz tér
chóuf súle uuésen s t â t e, dér ze iârmércate getân uuír-
det um 1000 Notker I 69. iewelkes gevangenen dat vnde
gelovede ne scal dorch recht nicht s t e d e sin, dat he bin-
nen venknisse lovet 1224/35 Ssp.(Eckh.2 )LR. III 41 §
1. swelich voget enen richtere set an sine stat, swaz vor
dheme gelent wert, dat sal gelike s t e d e wesen, alse it
de voget selue stedegede 1227 BrschwStR. § 1. ist ienen
davor [lanttaiding] dar gepoten, dev gepot sullen s t æ -
t e sein um 1275 Dsp.(Eckh.1971)LR. Art. 95 § 1. wo
ein ordel s t e t e wesen scal 1279 StadeStR. 65. verkoft
en medet knecht sines herren ghut vnde ne wil de herre
de kopinge nicht s t e d e holden, de knecht mot sweren
up den hileghen dat he den kopere nicht ghewaren ne
moghe 1294 Hach,LübR. 305. [sall] dat ordel, dat dar
geundenn ist, sinenn ganck hebben und s t e d e blyuen
1294 RigaStR. 33. wat de meeste partie van den viven
vorgenoemt vortbrengt, dat sal s t e d e wesen 1300 St
UtrechtOorkB. V 466. sa hwersa alle liode enne kere ke-
re, thet hi s t e d e and stalle were [dass eine Küre, die das ganze
Volk beschlösse, gültig und fest sein sollte] um 1300 RüstringerR.
78. 1346 BairLR.(Schlosser/Schwab) Art. 160. wie herr
S. … die vogtey O. zu einem ewigen s t ä t e n khauff ver-
khaufft 1359 VeröfflSchwäbFG. II A 7 S. 194. dy glob-
de, dy der man in gefengnisz […] globit hat, dy sullen
durch recht nicht s t e t e syn um 1400 MagdebFr. 204.
das keiner die bann nit s t a t wolte h a b e n und sich
e e e
nit wolte lassen bußen, da sol ein vogt den vieren be-
e o
hulffen sin, dieselben bann inzeziehen 1429 ZürichOffn.
e
I 277. ob ain kauf geschicht … daran ain phenning ge-
ben ist, der sol s t a t sein 1434 NÖsterr./ÖW. VIII 872.
e
een oerdel, hoe hi siin clage sculdich is aen te brenghe,
dat hi een s t e d e claghe claghen mach 15. Jh. Versl
OudeR. 2 (1892) 511. geschuth solck bysprekent vndt
e
affdrivendt nicht binnen jahr vnd tag … so blift de ers-
te koep s t e d e nach 1517 Pufendorf IV app. 43. 1526
MosbachStR. 600. [daß die waagmaister] jeder zeit ha-
ben ein s t e t t e gerechte waag mit rechtem gewicht 1603
(Hs. 18. Jh.) Steiermark/ÖW. VI 115.
IV. geradewegs; bdv.: schnurrecht. [pigmarch:] nach den
Starnbach s t a t hinauf die höhe des S. … zu den grossen
kreuz 1523 Steiermark/ÖW. X 107.
stet(-) s. auch Stadt(-).
144
Stetbrief m., bestätigende Urkunde; bdv.: Bestätbrief, Ste-
tungbrief. waz ich behabp brief und s t e t t b r i e f und lehen
a
brief han, die uber die obgenanten guetter sagent, die
selben brief schol ich mir … nyder legen 1375 OÖUB.
VIII 733.
Stete f. I. Bestätigung, → Stetigkeit (I). hen den besi-
gelt mit vnserme ingesigel ze einer offenunge vnd zeiner
s t e t i vnd zeiner kraft dis dinges 1261 Hachberg/Corp
AltdtOrUrk. I 85. 1294 ZGO. 10 (1859) 250. dis ver-
gihe ich dú vorgenante M. vor dem .. schultheissen …
und bitte sú ir ingesiegel henken an disen brief zeinre
s t e t i der vorgeschribenen dingen 1324 BadenArgUrk.
a
I 5. dev hiegeschriben wandelvng ist geschehen vnd ge-
wandelt vor vnser datz T. mit aller erben willen vnd
wart vnd mit aller s t ê t 1347 OÖUB. VII 9. ze einer
s t e t i und sicherheit dis dinges so han ich … min inge-
sigel geheingkt an disen brief 1553 FRBern. VIII 27.
II. (dauerhafte) Gültigkeit, → Stetigkeit (II), Be-
standskraft. vnd ob ich daz tete wider min gelubde, daz
e
shol dehaeine s t e t e haben 1274 CDAustrFris. I 326.
[Besiegelung] zeiner ewigen ortfrv́mi vnde zeiner gehv́ge-
de vnde s t ê t i 1278 Schaffhausen/CorpAltdtOrUrk. I
336. wat dat meyste del wyl, dat heff s t h e d e, de meys-
ten stemme gan voer 1571 MLiv. IV 203.
III. → Gewährschaft (I), → Stetigung (II). dyweil
der erbn ainer ist, es sey dan als vil das das erb verkauft
wirdt, das sol er im vertigen mit der s t ä t dy durch recht
darzu gehört 1. Hälfte 15. Jh. Wilhelm,NBayrRpfl. 55.
IV. unbegrenzte Dauer. nachmal zu gelt fur ein yrn
wein acht pfunt perner angeschlagen ist worden, doch
nicht zu ainer s t a t, dann so lang ein herr von Chiemsee
will 15. Jh. Tirol/ÖW. II 150.
V. wie → Stetigkeit (IV). warhait, s t æ t, mit rainer
tugent 2. Hälfte 14. Jh. Suchenwirt 11, 97. in s t e e d
ende trouwe moeten zij leven 1486 MnlWB. VII 1990.
Stetehalten n., Zustimmung, Bestätigung (im Rahmen
einer gütlichen Einigung). haint die eirsamen burgermeis-
ter … mit s t e d e h a l d e n beider partien vurg. eindrecht-
lichen uisgesprochen […] 1491 KölnZftUrk. II 452.
(Stetemutt) f., dauerhafte → Mutt (III); als Abgabe.
1400 DrentheOrdB. 5.
steten v. I. etw. → bekräftigen (II), → bestätigen (II);
bdv.: bestäten (II), stetigen (I); vgl. stet (III), Stetung (I). so hat er [fro-
ne botte] den gewalt, ze phendenne vnd ze s t e t t e n n e
ein iegelich gut daz mit vrteil dar zv kvmet um 1275
o o
Schwsp.(L.)LR. Art. 127. swas aber si [purger ze Ingol-
stat] setzent, daz sol er [rihter] in s t æ t e n 1312 MWit-
telsb. II 205. die obgeschribne recht alle von worth ze
worth, die s t ä t t e n vnd geben wür nach allem vnnse-
res rathes rath vnnserer obengenannten statt 1321 (Hs.
15. Jh.) Neuötting 31. swelich chauf mit leitchauf g e -
s t a e t t wirt, der sol chraft haben nach 1346 München
StR.(Auer) 18. das wïr die egenanten mess und jartäg
beruchten ze s t ê t e n 1367 SPöltenUB. I 698. om den
vrede te s t a d e n 14. Jh. WerkenUtrecht2 24 S. 73. bid-
den darouer to richtende, alse wi er in vnser klagen vnde
antworde ghebeden hebben, vnde vns to s t e d e n d e to
bewisinge, wo vnde wor vns des not is 1448 DithmUB.
145 steten (I) – stetigen (I)
44. [wi] geloven hemluyden die [punten] vaste, gestade,
van waerden ende onverbroken te houden, ende [hen]
dairin te s t e d e n ende te stercken tegen eenen ygeli-
cken tot alre tijt 1452 WestfriesStR. I 105. des ordels
ick fulbarth vragede … do des nummant en widderach-
tede und myt swigener fulbarth togelaten worth, asdo
s t e d e d e ik dat vor recht 1504 WestfLR. 202.
II. (für etw.) gutstehen, → Gewährschaft (I) leisten;
etw. durch Gewährschaft absichern; bdv.: auswähren (III), ste-
tigen (II). ist aber daz ein burger dem andern eigen git …
der sol im daz s t a e t e n iar unde tak ane rehte wider-
sprache 1276 AugsbStR. Art. 74 § 1. ebd. 1276/1370 ebd.
75 Nachtr. sol auch des selben lehens sin rehter gewær
sin, unde swa ez im anspreche wurde in den ziln, als ich
ez im s t æ t e n sol nah des landes rehte, so sol ich ez
im entlœsen ane allen sinen schaden 1280 WirtUB. VIII
234. 1336 Indersdorf I 68. [wir] söllen in … disen kauff
allso s t e t t e n v. vertigen v. daruff ir recht gewern sein
1478 ebd. II 32.
III. etw. dauerhaft, unwiderruflich geben, verleihen;
bdv.: stetigen (VII). hat aber ienr in an gedinget daz er im
die libe s t e t e n sol, daz mvz er tvn mit rehte um 1275
o
Schwsp.(L.)LR. Art. 37.
Steter m., Gewährsmann, → Garant für die Einhal-
tung von Verträgen; bdv.: Schirmer (II). sol ich B. des miner
husfrowen um den zehenten rechter s t e t e r und geber
sin 1309 BrixenUrk. I 139. 1317 ebd. 287.
stetfest adj., adv., wie → stet (II). dat alle zaken ende
puncten vors. s t e d e v a s t tot ewighen daghen bliven
sullen 1428 DrentheRbr. 172. desse sone is to beident-
ziiden angenomen s t e d e v a s t to ewighen tyden unvor-
broken tu holdene 1432 BremUB. V 545. 1433 BremRQ.
198. watt endet und geslaten werth myt 12 raetmanne
raeth schal s t a e t v a s t e syn Mitte 16. Jh. Flensburg
Willk. 13. durch s t e t f e s t e observanz ihres von sich
gegebnen reverses 1669 G. Fuchs, Oberschlesische Kir-
chengeschichte III (Breslau 1772) 111.
Stetfestigkeit f., Beglaubigung (einer Urkunde); bdv.:
Stetigkeit (I). wann ich [Notar] bey der obgenanten hinge-
bunge, gemechnizze vnd s t e t v e s t i k e i t … gegenwertig
gewesen bin 1383 MWirzib. IX 416.
Stethabung f., wie → Stetigkeit (I). vnser ingesigel,
… die wir zuo s t e t h a b u n g dis briefs … an disen …
gehengkt haben 1493 BergheimUB. 134.
Stethaltung f., Bestätigung, Bekräftigung, Beglaubi-
gung, (auch nachträgliche) Billigung; bdv.: Stetigkeit (I); vgl.
Ratifikation, stet (I). [dass sie] mit wist, willen und s t e d e -
h a l d i n g e n der junckfrauwen gemeynlichen des selven
conventz erfflichen uyssgedain haint … den vicarisen …
eyn huys myt synre hoeffstat 1381 SGereonUB. 482. zu
orkundt und meher s t e t h a l d u n g haben wir unsir in-
gesegil an disen unsern brief lossen hengen 1480 Wutke,
SchlesBergb. I 107. daß die s t a t t h a l t u n g, auf latein
e
ratification genannt, nicht bekraftiget eine uebung, die
e e
am anfange eine nullitat gewesen ist 15. Jh. BairLT. XI
e e
415. 1624 SPantaleonUrb. 514.
1 stetig adj., adv., 2 stätig adj., zu stet. I. dauerhaft, im-
merwährend, → ständig (IV), → stet (I); auch: dauerhaft
146
anwesend, wohnhaft. ain phunt wags geben zu ainer s t e -
t i g u n [vnd] ewigen techtnus 1351 BudweisUB. 52. wes
die voirgenoemde abdt, proest ende deken toter refor-
matien des goidshuys … doen sullen, ende ordineren,
dat sullen wy s t a d i c h ende van wairden houden 1421
Mieris IV 585. sal man vort me keinen mann in den
rait zu T. inhoilen noch ufnemen, er en si dan ein ge-
erbet, s t e d i g e r, geseßen mann zu T. 1455 TrierWQ.
412. 1534 Sallmann,VerwJülich 66. wollen wir, das eyn
yeglichs vndergericht bemelter vnserer graueschafft mit
einem schultheissen oder richter vnnd zum wenigsten
sieben scheffen s t e t i g besetzt … sein solle 1544 Spon-
heimHGUGO. a ijv . daß die bürgschafften inn s t e t i -
g e m brauch seind Gobler,Inst. 1552 Bl. 107v . weil das
gastrecht eine geraume zeit her alhie in vblichen s t e -
t i g e n gebrauch gehalten worden RostockGO. 1586 II
11 § 1. [schul-diener sollen] des allzugrossen und s t ä -
t i g e n schmeissens und schlagens auf die köpffe und
ins angesicht [sich enthalten] 1673 Kursachsen/SchulO.
(Vormbaum) II 645. soll dasjenige, so die dorfshut hat,
s t ä t i g im dorf verbleiben … bei straff 1 £ hlr. 1706
SchriesheimW. 301. scheffenweistumb des dorfs E., wel-
ches man … jedes jahrs dreimal … zugewieß und also
s t e t i g gehalten und observiret wird 2. Hälfte 18. Jh.
(Hs.) RhW. II 2 S. 112.
II. beständig, unverbrüchlich; bdv.: stet (II). dat si … vr
segele hangin an disen brif vmbe dat te vastere jnde
s t e d i g e r si 1298 Kleve/CorpAltdtOrUrk. IV 322.
III. gültig, rechtsgültig; bdv.: stet (III). of hi [abwesender
Ehemann] te lande quame, dat [ein Rechtsgeschäft zu-
gunsten der Ehefrau] sal s t a d i c h bliven ghedaen 1384
Fruin,Dordrecht I 245. wer einen kauff thuet vmmb
farund hab, der da pestetiget wirt mit einem gotes pfen-
e
nig, der selbig kauff muß s t e t i g seÿnn zu gewÿn vnnd
e e
zu schaden 1403/39 OfenStR.(Mollay) Art. 375.
IV. standhaft, treu. daz ih dir hold pin N., demo pi-
scophe, … kahôrich enti kahengîg enti s t â t i g in sînemo
piscophtuome um 900 MSD. 232.
2 stetig behandelt unter 1 stätig.
stetigen v. I. etw. beglaubigen, (in seiner Rechtskraft,
Geltung) → bekräftigen (II), → bestätigen (II); auch:
etw. mit Rechtskraft bestimmen, erteilen, verleihen; bdv.:
gestätigen (II), steten (I). deer aeghen hem dae Fresen toe ont-
faene ende riochtes toe s t e d e g i a n e [dort sollen die Friesen
ihn empfangen und sein Recht bestätigen] 2. Hälfte 11. Jh. (Hs.
1464) WesterlauwersR. I 118. uppe dhat dese settun-
ghe stede blive, so hebbe wi dhese scrift g h e s t e d e g e t
mit vnseme inghesegele um 1163 LübUB. I 6. vernemet
den alden vrede, den die keiserlike gewalt g e s t e d e g e t
hevet deme lande to Sassen 1224/35 (Hs. 1369) SspLR.
II 66 § 1. swelich voget enen richtere set an sine stat,
swaz vor dheme gelent wert, dat sal gelike stede wesen,
alse it de voget selue s t e d e g e d e 1227 BrschwStR. § 1.
1264 DOrdStat. 23. daz wır geruchten … di selben hand-
e
fest ze s t a t t i g e n von wort ze wort 1279 SPöltenUB. I
141. daz der chauf vnd der geweripht stæte vnd vnuer-
gessen peleibæ, vestæn vnd s t e t i g æ n wir in mit paiden
ynsigeln dez couentes vnd mit dem meinæm 1285 Mühl-
147 stetigen (I) – Stetigkeit (IV)
dorf/CorpAltdtOrUrk. II 143. um 1300 RüstringerR. 30.
chreftigen, vernewen vnd s t ä t i g e n wir in mit disen
brief allev die recht, punde vnd artikel, di an der vor-
genanten grozzen hantfest geschriben stet 1331 MBoica
XI 280. ok wille we … ore priuilegia s t e d i g h e n vnde
vorbeteren 1367 BrschwUB. I 55. datmen alle oerdele,
die de scepene s t e d i g h e n daermen doude scepen bi
roept, die zellen die ghene, die de ordele onder hebben,
doen scriven in der scepene boec 1367 UtrechtRBr. I 87.
swelichir hande recht hie bevorn daz gemeine volc ime
selbin sazte, daz s t e t i g i t der kunnic 14. Jh. GörlitzLR.
Kap. 32 § 3. so s t a d e g e wy dessen ieghenwardighen
breff to orkunde der truwe vnd to orkunde der warheit
mit vnsem ingesegele 1401 LünebStR. 13. alle vestinge
van erve … sullen gheschien … voir den ghericht …
op dat oen die coip ind verandersatinge g e s t e d i c h t
wurdt 1417 CleveStR./ZRG. 9 (1870) 446. s t e d i g e n,
vestigen ende confirmeren [wy] mit desen onsen brie-
ve alle huer previlegiën ende rechten um 1500 Fruin,Kl
Steden II 16. 1518 Amorbach 1081.
II. → Gewährschaft (I), → Stetigung (II) leisten; bdv.:
steten (II). swer aygen verchauffet, daz in der stat leit und
in der stat gericht, der sol ez s t a e t i g e n, swem er ez
geit um 1356 MünchenStR.(Dirr) 393. ebd. 394. wie sy
verkaufft … also wolt sy in den s t a t i g e n v. vertigen
e
nach lanndzrecht 1438 Indersdorf I 263.
III. jn. (zB. in ein Amt) einsetzen; jn. (zB. in eine
Zunft) aufnehmen; bdv.: ansetzen (I 1), setzen (X). der pâbest
s t ê t e g e t e in … zû bischove in daz selbe lant nach
1290 LivlRChr. V. 593. usem heren hern A., de geko-
ren unde s t e d e g e t is to deme bisscopdome to H. 1326
QuedlinbUB. I 77. ein jewelk bederve mann schal hol-
den, wes em de werkmeistere kündigen, to allen mor-
genspraken und wenn er en in dat werk g e s t e d e g e t
wert um 1350 PommMbl. 28 (1914) 123. 1358 Halberst
UB. I 403. de neffnynge scholen nicht sweren des sul-
uen dages alse se g e s t e d y g e t werden um 1400 Jyske
Lov II 49. wy H.v.M. gekorne und g e s t e d i g e t bisscop
to Munster bekennen 1426 OstfriesUB. I 304. die vor-
geschriben chäufl und chäuflin s t ä t i g e n t die burger
von dem rat 1469 LandshutStR. 197.
IV. (zB. ein Pfand) sichern; bdv.: sicherstellen (I). betailt
die ander ghelover den irsten gheloevere of rekent hij
die scholt over ind legt dat gelt in ghewairre handt voir
dat ghericht, soe vest ende s t e d i c h t hij sich dat pandt
1426/40 KleveStR. Art. 193.
V. zusichern. soe ne thoer him di oera nenis thinghis
s t e e d g i a [so braucht der andere ihm kein Verfahren zuzusichern] 2.
Hälfte 11. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 118.
VI. (zB. ein Urteil) aufschieben. enich oirdel, dat aan
den gesworen bestaedt worde, salmen drie reysen moe-
gen s t e d i g e n, soo veer hij des niet wijs genoech en is
1469 VerslOudeR. 1 (1885) 267.
VII. etw. dauerhaft, unwiderruflich geben, verleihen;
bdv.: steten (III). hat ober her gedinget, daz her im iz [lip-
gedinge] s t e t i g e n sule, daz tu her mit rechte um 1410
e o
Schwsp.(Kurzform/Gr.) Art. 37.
Stetigkeit f. I. Bestätigung, Bekräftigung, Beglau-
148
bigung; bekräftigende Wirkung; rechtsverbindliche Zu-
sicherung; bdv.: Bestätung, Rekognition (I), Sicherheit (V), Stete
(I), Stetfestigkeit, Stethabung, Stethaltung, Stetigung (I), Stetung (I).
[henkent] unsere ingesigele an disen brief ze êwigere
s t e t e k e i t e dis cofes 1270 StraßbUB. III 11. die …
u
ratman haben der stat ingesegel … dar an tvn hangen,
o
vffe rechte s t e t i c h e i t vnde recht vrkunde 1295 Bresl
UB. 63. zu merre s t e d i c h e i t diser rede han wir E.
unse ingesigel an disen brif gehangen 1314 SiegenUB.
I 85. omme die meere vestnisse ende s t a d i c h e d e n
so hebben wi ghebeden den poirters van S., dat si de-
sen brief bezeghelen sullen 1318 Schwartzenberg I 158.
1331 Nijhoff,Ged. I 262. to ener s t e d e c h e y t unde
openbarer bewisinghe al desser … stucke so hebbe wy
… ghehenghet unse inghezeghele to deseme breve 1363
BremUB. III 184. zu s t e t i k e i t unsirs glubdis und be-
redunge hab ich … gebaten di rotleute zu C., das sie der
stat ingesigil an dism brif hengen 1400 CDMorav. XIII
3. 1433 JenaUB. II 109. dat sij darup ire verschrijvonge
ind s t e i t g e i t doin 1482 KölnZftUrk. II 87. man ensal
sy oich ain die erftzale vurs. nit schriven, si enhaven
zuvorentz s t a e t g e t gedain, dat sy die erftzalen uisgain
sollen in maissen wie vurs. um 1500 SiegburgWQ. 48.
von s t e d i c h e y t des godeßpennynghes LübR. 1509 Art.
147. 1513 AltenaGQ. I 199. 16. Jh. Korsch,StrRKöln 45.
II. (dauerhafte) Gültigkeit, Rechtsgültigkeit, Be-
standskraft; (rechtskräftige) Bestimmung, Regelung; bdv.:
Rechtkraft, Stete (II). uffe dirre teidinc ganzheit unt s t e t i -
k e i t habe wie … gescriben diesen brif unt beinsigelt
1282 MühlhsnUB. 121. umb swaz chlage … vor dem
statrichtaer wirt vurbaz gedinget, … so ne habe weder
o
chraft noch s t a e t i c h a i t, ir werde denne gedinget vur
o
den gesworen rat der stat 1296 Wien/Keutgen,Urk. 218.
ain ewig s t e t i g k a i t uber die vorgenanten punt 1311
BairFreibf. 8. den [friden] wellen wir … daz er gantz
und stet belibe in allen den bunden und s t e t i k e i t e n
1331 FriedbergUB. I 115. lehenschafft des richs, daz
ist also vil gesprochen als s t e t i k e i t der truwen, da
von der lehenber man dis riche alwegen buwen sal 1.
Hälfte 14. Jh. KlKaiserr.(Munzel) 341. 1378 Utrecht
RBr. I 124. sal hi [de zieke] hem selven cleden ende
schoen, ende sal opstaen ende nemen een sweert ende
… slaen daer drie slaghe mede, als hi dat ghedaen heeft,
so mach hi wel s t a d i c h e i t doen erflic 14. Jh. Zwolle
StR. 135. ymandt, die uytgeluydt is van ondade uyt
onser stadt … de en mach nymandt vermomberen noch
nymandt momber maicken, dat s t e d i c h e y t hebben
sall 1523 Amersfoort 145.
III. → Bestand (II), Geltung. alse lange dat de pen-
ninge eine s t e d i c h e i t und ein stand hedden 1402
MagdebChr. I 308.
IV. als menschliche Eigenschaft: Beständigkeit, Treue,
Zuverlässigkeit; bdv.: Stete (V); vgl. Standhaftigkeit. [met] s t e -
d i c h e i t ores [wise lude und meynheit der borger]
plechliken dinstes Ende 14. Jh. BerlinStB. 37. de andere
tuget ist s t e t i c h e i t; de sal ouch eyn ielich richtere
o
han, daz sin hertze so stete vnde so veste si vnde so
stark, daz ist deme libe nimber chein dingh rathe, daz
149 Stetigkeit (IV) – stets
wedder got vnde wedder daz gerichte si um 1410 Schwsp.
(Kurzform/Gr.) Art. 86a. 1503/04 PurgoldtRb. 25.
V. → Sicherheit (XI), Gewissheit. alse diu kristenheit
in der sevenden werlt nene s t e d i c h e i t ne wet, wo lan-
ge siu stan scole, also ne wet men ok an dem seven-
den scilde, of he lenrecht oder herescilt hebben moge
1224/35 Ssp.(Eckh.2 )LR. I 3 § 2.
Stetigkeit s. auch Stättigkeit.
stetiglich, stetiglichen adv., dauerhaft, → stets, jeder-
zeit; ununterbrochen, unaufhörlich; bdv.: stet (I). daz ein ieg-
lich chauf und verchauf … s t a e t i c h l e i c h geschehen
… vor zwain [der genanten purger] 1244 BabbÖstUB. II
292. ich swere … gerechten gehorsam unsern stat meis-
tern s t e t i g l i c h zu halden Ende 14. Jh. GlWeichb. 355.
14. Jh. ebd. 295. die selige pristerschafft sal s t e t i c l i -
c h e n betin vor des reiches heil um 1400 LiegnitzStRb.
064. wii sullen, konnen und moghen, nicht s t e d e l i -
k e n in den vorscreven steden wesende 1414 HanseRez.
VI 145. czu dem anderen mael ist noit, das der konnig
bestelle eyne stede gericht uf eyner stat s t e t i c k l i c h e n
zu bliben 1442/70 Smend,RReformproj. 747. daz sein
s t ä t i c h l i c h e n zwelf gewappent mann hütten 1445
SächsWChr. 4.Bair.Fs. 375. 1451 BaltStud. 46 (1896)
59. [damit] die canzlei s t ä t i g e l i c h in gueter ordnung
gehalten werde 1526 Fellner-Kretschmayr II 96. es sol-
len s t e t i g l i c h sechs schöppen im schöppenstuel sein
1574 (Hs.) Leipzig/ZRG.2 Germ. 7 (1887) 111.
stetigs adv., dauerhaft, → stets; wiederholt, regelmä-
ßig; bdv.: stet (I). mit hochgelerten doctoribus … die bij ye-
ren eyden s t e d i g e s mussen eynem iglichen rechtes hel-
fen 1442/1470 Smend,RReformproj. 747. das er syn from-
me muoter s t ä t t i g s übel mißhandelt 1540 SchweizId.
XI 1839. Gobler,Inst. 1552 Bl. 25r . wollen wir einen
vnser gesetzten hoffrichter verordnen, der s t e t i g s vnd
teglich auff die rathstuben warten … vnd alle sachen
zu schleuniger abfertigung befordern sol PreußHofGO.
e
1578 Tit. 1 § 2. 1582 Henneberg/Sehling,EvKO. I 2 S.
300. dass ein jedes … torf einen gewissen raitter halten
und besolden solle; damit s t e t i g s und das ganze jahr
durch die strassen bereiten und also dieselben sicherer
seyn dürften 1661 MHungJurHist. V 2 S. 254.
Stetigung f. I. Bestätigung, → Stetigkeit (I). so han
ich den oftgenanten brvdern disen brief gigeben mit mi-
o
nem insigel zv einer ewigen s t e t i g v n g e 1291 Wien/
o
CorpAltdtOrUrk. II 616. 1293 ebd. 42. ze einer ganzun
s t e t e g u n dirre vorgeschribenen dinge 1298 BaselUB.
III 211. dat de edele man her H. eyn herre to H. heft
von os to lene de s t e d e g h i n g e des ghogerichtes 1329
WolfenbüttelLHArch.
II. → Gewährschaft (I), Garantie für Rechts- und
Sachmängel bei einer Auflassung, Eigentumsübertragung;
in der Regel über Jahr und Tag gewährt; auch: → Sicher-
heit (IV); bdv.: 1 Schutz (XVII), Stete (III), Stetung (III); vgl. stetigen
(II). ist aber daz iemen anders mit sime gaste iht ze scha-
fenne hat, ez si umbe keufe, umbe gulte, umbe s t a e -
t i g u n g e, des mag er wol clager sin unde geziuk 1276
AugsbStR. Art. 67 § 2. 1276/1370 ebd. 74 § 1. und gab
im ze einer sicherung und … s t e t i g u n g um den …
150
hof gebahrten … ze einem salmann 1294 Altenhohenau/
Rockinger. [der Verkäufer hub,] die sie im … gesetzt ha-
ben ze einer s t e t i g u n g vnd ze ainer gewerschaft vnd
ze ainem fürphant 1329 Indersdorf I 61. ein s t æ t i g u n g
uber den hof … als des lants recht ist 1336 OÖUB. VI
199. [Übschr.] s t a e t i g u n g aygens gutz in der stat ge-
o
richt um 1365 MünchenStR.(Dirr) 393.
III. Beständigkeit, Dauerhaftigkeit. 1287 Steiermark/
CorpAltdtOrUrk. V 262.
Stetkauf, Stetskauf m. I. Verkauf auf Termin, Termin-
geschäft. protrahobant videlicet super s t e d e c o p, quod
wlgariter dicitur in gallico vendere ad terminum 1. Hälf-
te 13. Jh. InvBruges I 237.
II. unablösbarer, unwiderruflicher Vertrag. were dat
also, dat wi de vorbenomeden rente twehundert marc
… binnen ses iaren nichit weder koften … so scholde
de rente ere rechte s t e d e c o p bliven eweklichen 1317
Strals.2.StB. 37 [Komp.?]. 1468 KölnStRechn. I 141.
[Verkauf von 20 Leibrenten zu 8 1⁄3 %] s t e i t z k o u f f s
… zo behoeff der stat vur anstaende geweltliche noitsa-
chen 1469 ebd.
III. (Termin der) Draufgabe, Arrha, Weinkauf. wann
einer den zehenden stigt oder bestehet, vnd begert dess
wandel oder rauwkauff, soll er kommen zuschen dem
ansatz vnd s t e h e t k a u f f, denselbigen vffsagen, vnd
soll von X malter frucht ein malter habern geben vnd da-
mit abstahen 1549 Hochwald/GrW. II 122. bestatigung:
e
… s t e t t k a u f f, ein warzeichen, als gemahelring, wein-
oder leibkauff, stulfeste vnd anders, so zu einer gedecht-
e
niß, daß die ehe ordenlich und mit willen versprochen
sey, gegeben 1564 Schwartzenbach 23r .
stetlich adj., adv., (stetlichen) adv., dauerhaft, ewig;
regelmäßig; unverbrüchlich; bdv.: stet (I). op dat dise sune
ze s t e d e l i c h e r vnde ze vruntlicher bliue zuschen vns
vnde der seluer vrouwen 1273 CorpAltdtOrUrk. I 209.
hirmede scal alle schelinghe unde twedracht, de … ghe-
weset syn, ghentzliken, s t e t l i k e n unde ewichliken vor-
sonet syn 1354 MecklUB. XIII 431. das chain chäufl
… feil haben sol, als das si gesetzt haben ir sieben, die
hernach benant werden und die s t ä t l i c h aid darum ge-
schworen haben, das si all das halten, was vorgeschriben
ist 1410 LandshutStR. 198. dusse nagescreven puncte un-
de artikell so s t e d e l i k e n to holden 1426 Osterwieck
StB. 23. 1426/40 KleveStR. Art. 420. dat ick hebbe vor-
koft s t e d e l i k e s unde vastes kopes … 4 grase landes
1435 OstfriesUB. I 405. 1. Hälfte 15. Jh. BremGQ.(L.)
58. darmit söllich … artikel dester s t ä t l i c h e r gehalten
und nachkommen werd 1544 SchweizId. XI 1842.
stets adv., unentwegt, regelmäßig, immer; → ständig
(IV), zu jeder Zeit; dauerhaft; bdv.: stet (I). ein jeglicher
scharwahter … soll die naht s t e t e s anhaben … ein
iserin houbtgedeckete und zwen iserin hentschu 1477
o
StraßbZftO. 429. sullen die durwerder bestellen, dat
s t e t s eyn jonge und eyn bode vur der raitzkamer war-
den 1538 Sallmann,VerwJülich 88. schollen die schip-
pern … mit erem schepesvolke s t e d e s to schepe sein
1575 HambBurspr. 459. die angebe-, schutz- oder mauth-
zettel, auch gelben flecklein soll jeder jude s t e t s bey
151 stets – 1 Steuer (II 1)
sich tragen 1682 LeipzStO. 134. ein special-geleite … wo-
durch der delinquent vollige sicherheit erlanget … s t e t s
e
an ort und stelle zu verbleiben und seine unschuld zu
recht auszufuhren 1723 Lünig,CJMilit. 1423. unreines,
e
ungesundes und fremdes vieh ist s t e t s von der weide
ausgeschlossen 1811 ÖstABGB. § 499. ebd. 928. weitere Be-
lege: 1497 2 sieben (II 4), 1575 Erbschöffe, 1639 Gerichtbediente, 1692/98
Keulmann, 1765 setzen (XXIII).
stetten s. Stad.
Stettinger m., rotw.: wie → Gulden; vgl. Speltling. s t e t -
t i n g e r: guldin 1510 Kluge,Rotwelsch 55. [Buchtitel:] die
rotwelsch grammatic vnnd barlen der wanderschafft, da-
durch … die horcken vermonet, damit mann s t e t t i n -
g e r vnd speltling vberkompt [Basel um 1540]. Rotwel-
sche Grammatica (Frankfurt 1704) 29.
stettinisch adj., in Stettin gültig, in Stettin ansässig,
aus Stettin stammend. an dem s t e t t i n i s c h e n hoffge-
richte 1566 PommHofGO. 27r . nicht mher haber als ei-
ne gewonliche maß, der drey auf einen s t e t t i n i s c h e n
scheffel gehen 1575 Pommern/Kern,HofO. I 140. doch
sollen die bier, so von weit fremden orten … als ham-
borger, rostocker, s t e t i n i s c h … nicht verboten sein
1577 Preußen/QNPrivatR. II 1 S. 403.
stettmeister s. Städtmeister.
Stetung f. I. Beglaubigung, Bekräftigung, → Stetigkeit
(I). zu eyner s t e t u n g e so geben wir inen disen brieff
versigelt mit unsers husz insigel 1298 WirtUB. XI 158.
ze s t a t u n g e dirre dinge so geben wir dem vorgenan-
e
ten gotzhus disen brief 1302 SchweizId. XI 1842. disen
prief mit meim insigel ze eim vrchvnd der warheit vnd ze
einer ewigen s t e t u n g ditz chauffs 1333 BrixenUrk. II
570. tu eyner witliken bekantnisse unde thu eyner ewi-
ghen s t e d i n g h e so is unse ingheseghel henghet laten
thu desseme breve 1369 LünebUB. I 414. s t a e t u n g:
confirmatio 1784 Scherz-Oberlin 1559.
II. (dauerhafte) Gültigkeit, → Stetigkeit (II). daz daz
s t æ t v n g e vnd chraft habe, darvmbe gebe wir disen
brief … mit vnser states insigil 1291 OÖUB. IV 153.
wer sin jucharten me teilte denne entzwei, daz sol en-
hein kraft noch s t e t u n g e han 1328 FRBern. V 616.
das dis alles war sig vnd ewig s t a t u n g hab nu vnd hie
e
nach, so han ich … min insigel gehenkt an disen brief
1354 ArgauLsch. II 158.
III. → Gewährschaft (I), → Stetigung (II). [in predii]
recompensationem seu certitudinem ampliorem, que in
vulgari s t a t u n g e dicitur 1283 WirtUB. VIII 389. di-
se s t e t v n g e vnd sicherhait tvn ich dem offte vorge-
nantem closter dar vmb, ob im icht ab ginge an dem
vor geschriben widerwehsel 1292 NÖsterr./CorpAltdtOr
Urk. V 402. 1299 WirtUB. XI 269. C.v.W. und K.v.E.,
die wir in zu s t a t u n g e und zu burgen gesezzet ha-
ben 1335 HohenloheUB. II 417. 1356 ZWirtFrk. 1, 3
(1849) 98. s t a t u n g e: so viel als bestatigung, sicherheit
e
der evictionsleistung, recompensatio, certitudo amplior
1779 Meusel VII 52.
IV. Bestellung, Einsetzung (in ein Amt); vgl. stetigen (III).
von des vronen boden s t e d i n g e, gewalt unde rechte
1224/35 SspLR. 151. de jennen, de wy und unse erven
152
to dessen kerken senden und nomen, de scollen dessen
s t e d i n g e und imoysung allene nemen von dem praves-
te, prior und capittele 1409 Westphalen,Mon. II 2309.
Stetungbrief m., wie → Stetbrief; vgl. Konfirmation
(I). daruff ain confirmacion, dem man sprichet ain
s t a t t u n g b r i e f f 1420 P. Kläui, Die Urkunden des
e
Stadtarchivs Kaiserstuhl (1955) 56.
stetwährend adj., dauerhaft, immerwährend; bdv.: stet
(I). s t a t w e r e n d e dienstparkaiten 1544 Perneder,Inst.
e
102 . ebd. 34r .
r
stetwillig adj., allbereit, stets verfügbar. meine pflich-
tige vnd s t e t w i l l i g e dinste 1539 CDBrandenb. Suppl.
443. SchlesActaPubl. Jg. 1622/25 S. 122.
steuber s. Stäuber. steue s. Stab. steuenn s. Stäben.
1 Steuer f., auch Dim.; zur Etym. vgl. Kluge25 883.
I. Unterstützung, Hilfe, Förderung; Belehrung; etw. (zB.
dem Recht, der Wahrheit) zu Steuer kommen etw.
(zB. der Rechts-/Wahrheitsfindung) zuträglich, förder-
lich sein; jm. zu Steuer kommen jm. behilflich sein; offen
zu II. recuperatione s t i u r o 10./11. Jh. AhdGl. I 569.
nach grozen eren / wil ich daz kint leren / und wil im
geben s t i u r e / von al der aventiure / die diu werlt ha-
ben sol um 1200 NGesAbenteuer 235. dat wir noch vnse
amptlude … in eyngher kunne wijse help, s t u r e, dynst
noch rait doen noch wernen en solen widder vnsen swa-
ger 1353 Nijhoff,Ged. II 60. auch habe ich gekaufft …
vier caphahn und vier lambsbauche jahrliches ewiges
e e
zinßes, das alles mit einander soll der pfrundbrote zu
hulffe vnd zu s t e u e r kommen 1424 MittOsterland 2
(1845/48) 315. 1490 MagdebGBl. 8 (1873) 64. literæ
mutui compassus … seind die schrifften, dardurch ein
richter den andern ersucht, die personen so vnder dessel-
bigen gerichts zwang gesessen, … der warheyt zu s t e w -
e r zuuerhoren 1536 Gobler,GerProz. 6r . wider welchs al-
e
les … keine sonderbare priuilegia … zu s t e u e r vnd stat-
ten kommen mochten 1553 DiepholzUB. 114. 1557 Lu-
e
xembW.(Majerus) I 422. die scharffen fragen seind al-
leine zu einer hulffe vnd s t e w e r jn mangel der warheit
e
erfunden 1561 Rotschitz 101v . [daß die stand sich mit
e
geschutz] zu s t e u r kommen mogen 1564 Moser,Kreis
e e
Absch. I 328. um 1570 Heidelberg/Sehling,EvKO. XIV
443. [zeugen,] die der richter dem rechten zu s t e w e r,
was die wissen, zusagen zwinget TeutschForm. 1571 Bl.
10r . 1573 HambHandw. 571. ob ain ubeltäter in der her-
schaft pegriffen wurt … so sollen di hausgesessnen, di zu
K. sein, ir s t e w r darzue geben Ende 16. Jh. NÖsterr./
ÖW. VII 9. solche bezeuge ich der warheit zu s t e u r in
krafft meines eigenhendigen nahmensunterschrifft und
vorgedruckten notariatsiegels 1665 Stieda-Mettig 274.
1757 GraubdnRQ. I 343.
II. Gabe, Zuwendung, finanzieller oder materieller Bei-
trag; vgl. Beisteuer. 1. Almosen, → Spende (II), Gabe für Be-
dürftige und Arme; bdv.: Steuergeld (V). stipis s t i u r a 8. Jh.
AhdGl. I 252. um 1220 (Hs. 15. Jh.) Ebernand(Scott)
V. 3081. man sult yn keyn almußen geben, holff oder
s t u e r thun als langhe, biß sie reformert werden 15.
Jh. RefSigm.(Koller) 222. so sol den armen … aus ge-
meynem kasten … zcimliche s t e w r vnnd hulffe gerei-
153 1 Steuer (II 1) – 1 Steuer (III)
chet werden 1527 MittOsterland 5 (1862) 346. [arme
leute:] daß man denselben aus dem kasten gebe ein zim-
liche s t e u e r alle wochen 1530 Hessen/Sehling,EvKO.
VIII 69. 1541 Stieda-Mettig 518. den andern, so haus-
arm seien … denen soll man … vom armenkasten oder
dem täglichen almosen, so man ersamblet, s t e u r und
handreichung thuen 1576 Pfalz-Neuburg/Sehling,EvKO.
XIII 210. [dar hußgesinde] in armot gereden und ehrer
hülpe begerden, den laten se ock etwan ein s t ü r in der
not tokamen 1594 Emden/ebd. VII 1 S. 509. 1726 Bern
StR. VI 1 S. 593. — — 2. Finanzierungsbeteiligung, Auf-
wandsentschädigung, Zuschuss, Schadensersatz uä. nau-
lum s t i u r u n 8./9. Jh. AhdGl. I 677. unser s t u r e und
e
helfe, die wir och zu derselben pfrunde mit unserm ei-
u o o
gennem gute geben und getan haben 1358 BadenArgUrk.
o
I 48. 1372 AugsbChr. I 153. auch sullen vnser herren
des obgenanten H.F. husfrauwen geben tzwentzig pfund
heller zu s t u r e zu einem rock vnd mantel 1389 MWir-
zib. VIII 104. dedimus 10 gulden dem B.E. ze s t e u r an
eynem pfert, daz schadhaft waz worden 1396 SchrrBayr
LG. 69 S. 180. III gr. C. deme margkmeister zcu s t u r e
zcu eynem par steffeln 1438 MittOsterland 3 (1850) 489.
1439 Sander,Nürnb. 351. das hat ein arme geselle meins
herren hulfe VI ader VII gr. s t h e w e r 1447 FreibergUB.
II 102. als die schoczen zu etlichen schyssen umblang
gewest sin und umb eyn s t u r e geworben han … ine ge-
schengkt 3 p. 1472 MarburgRQ. II 272. 1492 OÖsterr./
ÖW. XIII 221. 2 gl. entphangen von den junckern von
B. zu s t e u r dem vnkosten der gehalthen vnd gemacht
ist … als sie H.K. vor gericht furen lassen 1513 Kas-
selStRechn. 185. umb solches abbrechens und ziechens
willen sollen die von W. … H.s sons frau umb irs ai-
gen hus willen, sie zu F. gehapt, vier gulden zu s t e u r
[geben] 1526 Wiesloch 712. um 1574 Konstanz/FreibDiöz
Arch. 8 (1874) 61. — — 3. Ausstattung, → Aussteuer
(I), Geschenk, insb. Hochzeits- und Brautgeschenk; auch
Kostenermäßigung, Geldbeihilfe, Stipendium; vgl. Ehesteu-
er, Heimsteuer, Mitgabe (I). stipendia s t i u r a 8. Jh. AhdGl. I
252. ir s t i u r e zuo der hôhgezît um 1200 Nibelungenlied
1697, 3. ein gotshus dienstman, swenne er ze ritter wer-
den wil, der sol vorderen an dem bischof s t u r e, vnd
i
ist er ime schuldic vunf phunde ze gebende um 1260 Ba-
i
selRQ. I 1 S. 10. 2. Hälfte 13. Jh. Helmbrecht9 V. 311.
doch sol eins ieglichen goltsmides kint sinen halben ey-
nung vor abe haben zu s t uˈ r e 1363 ZGO. 3 (1852) 158.
o
do gab fro E.F. / der praut ein hänfin ermeltuoch / und
sprach: daz ist ein gnämeu s t e u r; / won der hanff ist
”
heur ze teur“ Anf. 15. Jh. Wittenweiler,Ring(Wießner)
V. 5513. 1510 Fischer,Erbf. II 167. [ichtes geld scholen,]
de dartho begavet und duchtig, tho s t u r e und hulpe
hebben, so se in der universitet tho Wittenberg … stude-
ren willen 1540 Dithmarschen/Sehling,EvKO. 23 S. 465.
herr M.s jungen soll man sechs gulden s t e u r geben zu
der schuol ler 1542 FreibDiözArch. 2 (1866) 26. 1602
Wendunm. II 521. — — 4. Baukostenzuschuss, auch Ma-
terialzuwendung für Bauvorhaben. do wer er jetzt in wil-
len dieselbe mure von nuwem zu machen, und begert
das man im ettwas dozu zu s t ü r e geben wolte, … da-
154
ruff hat … der lonherre … zugeseitt … ein tusent stein
zu s t ü r e 1339 HagenauStatB. 210. um 1410 Schwsp.
(Kurzform/Gr.) Art. 215 (Kz2 ). geben den von S. zu
irer pruck zu s t e u r 20 groschen 1442 ArchOFrk. 43
(1963) 113. mach den von U. ein offnen bettbrieff an
den bischoff … inen ir almusen und s t ü r an iren kil-
chenbuw ze geben 1470 BernRatsman. I 1. mer hat man
auch eyn newen bron da uffgefurt, daran hatt der ratt
eyn s t e h e u w e r geben, das vberig haben die nachbar
… mussen beczallen 1496 ArchFrankfG.2 3 (1865) 140.
ein mann der bauwen will, der sall gehen zu dess hern
meyer vnndt sall begehren zu s t e u w r seines bauwes ein
first, ein padt vnndt ein steill 1653 Obermosel/GrW. II
272. 1789 KonolfingenLGR. 630. — — 5. im Bergbau:
(landesherrliche) Beihilfe für eine wenig ertragreiche →
Grube (II 1), auch als Hilfe, Unterstützung benachbar-
ter Gruben untereinander; bdv.: Steuergeld (VI). wer unsers
herren des kaisers s t e w e r neme, der scholde im ein
sechczentail geben 1370/85 Zycha,BöhmBgr. II 358. um
1400 ebd. 91. der rath zcu F. und alle houwer in der stad
… rathen alle uff die s t u h e r e zcu geben und sagen al-
le, das man die bergwerke nicht erbuwen nach den buw
ane s t u h e r e in wesen behalden kunne 1449 Freiberg
UB. II 130. 1453 ebd. 143. ist durch dem perkmaster
und geschwornen nochgelossen … dem erßamen G.P.
… so imanz in solchen schechten zu tun haben wolde,
sol im anpitten, zu solchen hilf ader s c h t e u e r zu tun
1530 GraupenBergb. 33. 1589 CAug. II 205. auff steuer-
zechen, da man zubuße anleget, und mehr denn einem
hauer s t e u e r giebt, soll ein schichtmeister ein gantz
e
quartal 1 ½ fl. lohn haben 1698 Span,Bergsp. 111. 1744
Zedler 39 Sp. 2063.
III. außerordentliche allg. (Geld-)Abgabe an die städt.
oder landesherrliche Obrigkeit; → Kontribution (II od.
III); zu Kriegszwecken, zur Bezahlung von Schulden, als
Fräuleinsteuer, → Heergeld, → Landhilfe (I), → Nothil-
fe, → Reissteuer, Türkenhilfe uä.; vgl. Kaisergeld (II), Krieg-
kontribution, Schatzsteuer (I). daz ist diu s t i u r e, diu der edel
chuench H. hat uf geleit ueber alle sin herschaft. ez sol
iederman den zehenden phenninch geben von allem dem
guote, daz er hat, ez si aigen oder lehen, varende oder
unvarende 1312 SchlernSchr. 44 S. 95. statuta fuit que-
dam s t u r a in avena, in bovibus et pullis ad hastiludium,
quod dominus noster habuit in Heidelberg 8 dies post
penthecosten 1350 ZGO. 28 (1876) 475. in … anno LXX
sexto, do ward der gross rat ze rat, daz man ain s t u r
nemen sol 1376 KonstanzRbfRotB. 4. 1432? SspLehnr.
Art. 46 § 2. [vill graffen] nemen ungewonlich s t e ü r …
uber das, das sye holtz und felt swerlichen verzinsen
müßen 1439 RefSigm.(Koller) 276. darauf sullen vnd
wellen wir die lewt geistlich vnd weltlich vom adel …
mit s t e w r e n vnd raisen nicht beswern; es sey dann,
das solhs durch ain gancze lantschafft … fürgenomen
werde 1458 WienCopeyBuch 151. s t e w r, zu bezalung
des P. vnd der söldner angeslagen 1471 BeitrSteirG. 23
(1891) 6. das einnemen der s t e w e r des grabms der stat
K. 1480 Kogler,Kufstein 81. 1491 SchlesLehnsUrk. I 42.
ab wir oder vnser erben ein gemein s t e w e r auflegen
155 1 Steuer (III) – 1 Steuer (V 3)
vnd nemen würden, darkegen vnd wider sollen er, sein
erben vnd erbnemen, auch nicht gefreyet sein 1506 Plau-
enErbb. 263. so sullen die … O. schuldig sein, denen von
M. zü bezalung der s t e u r, so … auf gehaltem landtag
zu S. zü notdurfft der landtgepeu zuegesagt ist … zu
bezalen, benantlich dreyssigk guldein reinisch 1509 Ti-
rol/ÖW. XVII 354. 1510 BairFreibf. 129. so ein s t e u r
aufgelegt worden und man einer yden stat gesagt ha-
be, wivil sie geben solt, das alßdann ein yde stat selbs
unter inen [die suma einpracht habe] 1537 Bachmann,
BambLst. 264. dat to nottorftiger buwet der kerken up
die hoven des ganzen carspels eine s t u r e, dat kerken-
schot genennet, angelecht [wert] 1539 PommVis. I 314.
große kriegß-costen, … zuo dero abstattung aber ein
dryfacher landtrath ein gewüsse s t e ü w r … vff vnsere
landtlüth … gelegt 1640 SchwyzLB. 102. Seckendorff,
Fürstenstaat (1656) 222.
IV. regelmäßige Abgabe der → Grunduntertanen an
den Grundherrn, → Grunddienst, → Grundzins; vgl. Her-
renzins (I 2). terras et possessiones eorum colentes et eis
communicantes s t u r a s non dabunt 801 MGDiplKarol.
I 380. quod s t e u r a m & decimam porcorum semper
vidissent ad illud … monasterium … dare 845 Katzenel-
lenbUB. II 25. 849 CDFuld. 249. was gütren in die vogti
gehört, dem gotzhus s t ü r und fuoterhaber gebent vor
1436 St. Gallen/GrW. V 194. das wir alle jahr jerlich
ainem abt ze F. zwei s t e u r e n geben 1461 Tirol/ÖW.
III 100. das guet … dient … sechczig pfening s t e w r
vierczig pfening weysat 1483 MittSalzbLk. 16 (1876)
215. 15. Jh. TirolUB. I 51. zum vierten sein si [hol-
den] schuldig einem pfarrer den dritten pfening zue der
s t e u r zue geben 1513 NÖsterr./ÖW. VIII 283. die al-
ten ausstänt s t e i e r, panwein und anders gelt sollen sie
abzahlen 1528 Westungarn/ebd. VII 1026. s t e u r und
robat: darin sein si gehorsamb zu thuen schuldig wie
ander des gottshaus unterthanen Ende 16. Jh. NÖsterr./
ebd. VIII 422. das sich der gemain paursman … [wider
ire] obrigkaiten empöret und ufgeworfen, vermainten al-
ler beschwerden, zünß, s t e y r e n, väl, gläß, fürnemblich
aber der leybaygenschaft ledig zu sein um 1600 Bauern-
kriegQ. I 509 [hierher?]. [beim schuldgericht:] funeral
… auch gerichtskosten gehen vor allem anderen, deß-
gleichen nathürliche s t e u r e n, herren zins und dienst
1744 LandsbrauchInnerbregenz 41.
V. regelmäßige (Geld-)Abgabe, Zahlung(sverpflich-
tung) gegenüber einem Herrschaftsträger (zB. Landes-
herrn) oder einer Körperschaft (zB. → Stadt III), als ge-
wöhnliche/ordentliche/gesatzte Steuer, erhoben in Form
einer allgemeinen Grund-, Vermögens-, Kopf- oder Kör-
perschaftssteuer; meton. die Einnahmen daraus, auch:
Steuerschuld; bdv.: Steuerbede; vgl. Grundsteuer, Kopfsteuer (I),
Raubsteuer (I). 1. als Reichssteuer zur Deckung der ständi-
gen Finanzaufwendungen des → Reichs (II); vgl. Reichsteuer.
decimam tributi, quae de partibus orientalium Francho-
rum, vel de Sclauis ad fiscum dominicum annuatim per-
solvere solebant, quae secundum illorum linguam s t e o -
r a vel ostarstuopha vocatur 889 WirtUB. I 192. 1287
MGConst. III 384. das si [gotzhüser amtlüte] gewerf niht
156
geben ald s t ü r e dem riche 1291 SchaffhRbf. 37. 1320
FrankfUB.(Lau) II 114. daz si [rat und purger] uns …
ze ir gewonlichen s t i w e r ierlichen ze geben uf sant geo-
rigentag nimer gebunden sin, dann zwainzig phunt mu-
nicher phenning 1340 KitzbühelStR. 66. das kain unser
ambtman … si [kaltschmidten] umb khainerley s t e u r
noch beth … beschweren 1345 (Hs. 18. Jh.) Hornschuch,
Keßler. 402. was uns und dem riche von derselben stat
gewöhnlicher s t e u r ergangen sind … des sagen wir sie
auch gäntzlich ledig 1348 Wimpfen 69. setzen wir [kung
Karl] dem … kunge zu D. … zu rechtem pfande die
jerliche s t e w i r und gulte, die wir und daz reych haben
vff der stat zu L. 1350 LübUB. II 888. 1373 Leutkirch
StR.(Lünig) 1288. daß der bischoff von N. … meine
g.u.g. herrn bitten lassen, daß ire furstlich gnade ime
der koniglichen s t e w e r halben zu Augspurg angesetzt,
wolten hinder sich zcyhen 1501 ErnestLTA. 53. von we-
gen des reichs s t e w r … haben der erbern stettboten
geratschlagt … wem sy [ain yede statt] jr reichs stewr
järlich reich und geb, wie und welcher mass sy verschri-
ben oder verpfendt, und wie es darumb gestalt sei 1505
UrkSchwäbBund. I 542. 2. Hälfte 16. Jh. MühlhsnChr. I
77. ein jeder bürger oder bürgerin soll die kayß. s t e w -
e r n vnndt stadtgefäll … innerhalb 4 wochen gewiß er-
legen um 1630 GubenRB. 22. — — 2. als → Landsteu-
er, an einen (weltlichen bzw. geistlichen) Landesherrn zu
leistende Abgabe; vgl. Schnitz (II). s t e u r a m regalem nul-
lus habet in feudo sed ab omnibus … domino episcopo
integraliter solvi debet 1256 Passau/GrW. VI 114. die
vorgenanten doerffer vnd guot gebent auch alle jar zuo
gewonlich s t e w e r um 1280 MBoica 36, 1 S. 531. die
burgere sun och ze s t i u r e ir herren geben von rehte
niut me jargelich denne vierzech marke silbers 1284 Vil-
lingenStR. 5. enkein s t u r e sol och der herre von H.
v
nem von enkeinem frigen man vor 1341 Breisgau/GrW.
I 366. daz sie dieselben s t e u r vnd bete mit in selber
e
oder mit iren wizzentlichen … boten mugen jnuordern
e
1357 MWirzib. VI 229. 1435 Moser,StaatsR. 39 S. 498.
also gab bischof A. den burgern zu M. große friheit,
also daz sie … keinen dinst, schatzunge oder s t u h e r
me plicht sin zu geben um 1446 MainzChr. I 4. [der
waibel] sol insamnen die s t ü r e n von den lüten daselbs
15. Jh. St. Gallen/GrW. V 210. doch vnß an s t e w r, vol-
ge vnd ander vnßer furstlichen oberkeyt vnabbruchlich
1504 MeißenUB. 256. schatzung und s t e u e r volgt chur-
furstlicher Pfaltz alß der obrigkeit, meinem genedigs-
ten herren, allein 1578 Boxberg 802. 1579 AppenzUB.
III 3 S. 115. solle iedweederer seine schuldige stüften,
s t e u r e n, gaaben und herrnforderungen zu rechter zeit
bezahlen 1688 OÖsterr./ÖW. XII 92. 1772 Pufendorf,
HannovLREntw. Tit. 63 § 18. — — 3. als Vogtsteuer an
einen → Kastenvogt (I), → Landvogt (I) oder ähnlichen
mit der Verwaltung und Gerichtsbarkeit in einem Gebiet
betrauten Amtmann; vgl. Schutzgeld (I). [A.] resignavit in ma-
nus R. … iusticias advocatie, scilicet placita, bannos et
s t e u r a s et precipue oblationes rusticorum et pernocta-
tiones 1203 BabbÖstUB. I 172. 1284 Blumer,RG. I 97.
dasz si irem vogt geben sollen järlich für s t ü r e ein vier-
157 1 Steuer (V 3) – 1 Steuer (VII)
tel habers und ein huon 1340/1424 Aargau/GrW. V 71.
1398 ToggenburgArch. 3. darum so gitt man jarlich ei-
e
nem vogt 33 £ ¢ ze einer s t û r … und ist kein gesetzte
s t û r nit, es ist eine rechte roubstûr, die gitt man im
darum, das er sol schyrmen 14./15. Jh. ZürichOffn. II
148. es ist aines vogts recht, das der aman vnnd wai-
bel, sollen acht tag nach sant gallen tag gepieten die
s t e ü r zegeben 1417 Schauberg,Z. 2 (1847) 90. fragt,
ob ainer, der meines herren, der s t e u e r zu rechter zeit
nicht gäb und dem vogt, was er darumb schuldig sei
Mitte 15. Jh. OÖsterr./ÖW. XV 146. 1453/84 Schwarz-
wald/GrW. I 351. were och sach, das ein waibel achtag
vor sant martins tag … zuo denen keme die der güeter
innhettendt, vnd der s t ü r e n schuldig werendt, vnd die
s t ü r nit gebendt … mag ain waibel jnen gan ze huss
vnd ze hoff vnd pfand darum nemen biss er die s t ü r
daruss zücht 1458 Thurgau/ebd. 258. sy habint alweg ain
s t u r l y vff die zwen hof gelait mit namen B. vnd vffem
e e
H. die liess man ain vogt gewunnen 1465 AppenzUB. II
1 S. 205 [hierher?]. [kaiser A.] gepott, das die menschen
uff dem ertrich der zell zu U. wonende … vor kainem
o
richter, abbt, brobst oder vogt geregiert, vogtrecht noch
s t ü r gäbent um 1500 QFReichenau II 61. 1599 NÖLR
Entw. V 159 § 5. — — 4. als → Stadtsteuer (I). vbique
indicta ciuitate intra muros uel extra residentes ab ex-
actione collectarum quod vulgo s t i o r a dicitur, vigiliis
et quibuscunque seruicijs alijs quietauimus 1267 Rey-
scher,Stat. 305. zwem och die s t u r e empfolhen wirt in
zenemend, der sol die s t u r e widerraiten uf ainen tag,
der der im dane geben wirt 1358 KemptenStB.(Beck)
p. 8. wanne armen lewten in der stat eyn grose s t e w r
an der losung abgienge, scholt das … czinsgelt losun-
ge vrey seyn vor 1360 IglauOberhof 108. 1371 Villingen
StR. 31. sal der rait in unser … stad M. alle ire bede,
geschoß, s t u r e unde hulffe … setzen uff ire eyde, als
o
glich … deme armen alse deme richen 1414 MarburgRQ.
I 134. 1447 AugsbChr. I 137. si migen auch von allen
heüsern und grundt, die in iren burgfride und statt K. ge-
legen sind, ierlichen s t e u e r legen 1459 Kogler,Kufstein
73. auch ward M.H. sein haupt abgeschlagen auff dem
Perlach von der s t u i r r wegen um 1469 AugsbChr. I 312.
1470 ZGO. 13 (1861) 159. darzu soll ein jeder adelsman,
in der statt S. gesessen … mit s t e u r und gewerf … be-
legt werden 1535 SchlettstStR. 412. derhalbenn habenn
wir [rathmanne der stadt B.] … frawen G. zuegesaget
… sie inn allenn unnd yglichenn s t e w r e n n, annlogenn,
schatzunngenn unnd dinstenn … zue ennthebenn 1552
SchlesDorfU. 87. die gaffeln … moisten dannest auch
statlast und s t e u r tragen 1578 BuchWeinsberg III 25.
16. Jh. QFrankfG. I 113. beschlossen … die ausständige
s t e u e r und wachtgelt ein zue bringen 1614 MHungJur
Hist. V 2 S. 138. 1622 SammlVerordnWürzb. I 219. daß
die churfürstl. bedienten von ihnen unterstehenden con-
tribuablen gütern … gleich anderen die s t e u e r nach
der proportion abführen sollen 1699 UnnaHeimatb. 24.
doch sollen solche stifft- und stamm-guter und mittel
e
jederzeit der burgerlichen s t e u r unterworffen bleiben
1721 SGallenErbr. 7. 1782 Tirol/ÖW. III 178. — — 5.
158
als → Judensteuer; vgl. Schutzgeld (II). daz wir den … gra-
fen ze O. … verschaft haben sehs hundert phunt haller
… uf der juden s t i w e r ze N. … also daz si die selben
juden s t i w e r inne haben und niessen sullent 1347 MG
e
Const. VIII 473. waz uns geltz denn ab und von allen
e
jerglichen s t e u r e n und schatzungen von allen unsers
e
reichs juden allejerlichen gevallen und geschinen mag
1348 ebd. 648. daß unß dieselben juden … alle jar dar-
umbe ze rechter s t u r e richten und geben sullen, waß
e
unß die erbaren … burgermeister … [und] stettschreiber
ze B. … jahrlich haischent 1377 Biberach 187. das sie
e
uns [keiser] von denselben juden die obgenanten tzwelf
jare alle jare halbe s t e w e r und den opferpfennyg geben
sullen 1392 AugsbChr. I 171. 1403 Sinnacher,Säben VI
27. 1424 MittFrankf. 2 (1861/64) 202. so auch von herrn
oberamtmann G. seel. erkannt worden, dass gar kein ju-
de vermög die schutzbrief kein s t e u e r nicht schuldig
sein 1757 Tänzer,GJudVorarlb. 67. — — 6. als Abgabe
der Geistlichkeit (Konvent uä.) an den Bischof, Kathe-
dralikum, Konsolation. dictis abbati conventi ac eorum
monasterio condedimus [episcopus] accedente consensu
capituli nostri, quod nec ipsi nec aliquis dictam domum
inhabitans per collectas, que vulgo s t u r a dicuntur 1256
BaselUB. I 224. 1302/05 KonstanzBistUrb. 74. das wır
e
dem … bisschofen zu P. … gegunnet haben, ain s t e w r
e
und hilff ze nemen von aller phaffhait und den klostern
e
desselben bystumbs. derselben s t e w e r auf dich und
dein gothaws gelegt sind czwainczig phunt ¢ 1395 FR
Austr. 59 S. 128. bischoff H. … bat die pfaffen umb ein
s t ü r. also gebend sy im den zwaintzigsten pfennig im
bistumb um 1574 FreibDiözArch. 8 (1874) 65.
VI. Akzise, Verbrauchsabgabe, Umsatzsteuer auf best.
Güter; Wein auf die Steuer geben Wein öffentlich und da-
mit akzisepflichtig ausschenken; bdv.: Steuerakzise; vgl. Akzise.
welich auzzer man zu rechter zeit wein in die stat legt,
der geit davon ze s t e u e r von ainem gantzen vas XL den.
1376 PettauStR. Art. 139. von der s t e w r ist beredt, das
man hewr sol nemen vom phunt IIII dn. vnd von ain fu-
der IIII ss. dn. vnd von aim dreyling III ss. dn. 1461 Wien
CopeyBuch 274. ist aber, das der kauf beschicht vor der
s t e w r und dann die s t e w r den wein ergreifet, so soll
der gast den wein verstewren nach unser statt gewon-
hait 15. Jh. ÜberlingenStR. 115. die gewilligte gemeine
zulag und s t e u r von den ochsen, kuen undt schweinen,
so hinfuro abgeschlachtet 1584 Stieda-Mettig 437. 1643
NÖsterr./ÖW. VII 577. die torggelmeister [sollen] den
zehenten von allem wein, er werde auf die s t e u e r gege-
ben oder daß einer seinen wein selbst behalte, ordentlich
ausmessen 1750 JbLiechtenstein 6 (1906) 47.
VII. Abgabe auf die Nutzung von Wegen, Brücken uä.;
Zoll, Maut; auch (das Recht auf) die Einkünfte daraus.
sollent sie weder zol noch dekeine s t ú r e zu dem nuwen
o
wege tun 1300 SchlettstStR. 19. daz si … unser burger
o
von W. … nit sullen oder mugen drengen oder von yn
heischen eynig nuwe wegegelt, s t e u r oder volleist 1357
FriedbergUB. I 211. so haben wir uns beiden glich un-
szern groszin czol zcu F., unsirer s t u r e an dem Ryne …
ungetailt behalden 1411 ArnstadtUB. 180. 1649 SGallen
159 1 Steuer (VII) – 2 Steuer (I)
Offn. II 199.
VIII. Gebühr. 1762 Wiesand 1016.
IX. Recht der Erhebung bzw. Einnahme einer → 1 Steu-
er (V). ez ist auch die s t u r e von unsern vordern sym-
lichen unsern getruwen hindan zu lehen verlihen 1300
Würdtwein,Schönau 250. vmb die s t û r ze A. vnd die zu
o
jnen stúrant, hand die selben mins herren vordern ge-
ben vor ziten hundert vnd fúnfzig march silbers 1379?
Appenzell/GrW. I 191. 1657 Kretschmann,LeipzOHofg.
141. ob auch wohl im vaterlichen testament dero drey-
e
en jungern herren brudern furstl. durchl. unter andern
e e e
die s t e u e r geeignet 1657 Lünig,RA. VIII 1 S. 499.
X. → Steuerpflicht; Steuerbezirk; vgl. 1 Bede (I 4). von
allen den stiurebaeren guten … die in unserre s t i u r e
o
ligent 1314 EßlingenUB. I 200. ist auch daz wir [künig]
mit den burger zü F. übirtragen, das die von G. bie in
in der s t u r e blibent als ee, so woln wir das dieselben
bürger von G. glicherwise mit den von F. stüren nach
der marczal 1324 MGConst. V 771. 1357 MünchenSt
R.(Dirr) 531. swelch burger oder burgerin sin gut gıt
o i
oder verkoufet, daz in der s t u r ist gelegen … der sol
i e
und muzz von iedem phund alz daz gut ist geben, funf
o o i e
schilling haller geben 1376 UlmRotB. Art. 55. 1392 Eß-
lingenUB. II 334. was auch hewser weren, die wir zu
leipgedinge verkauft hetten, die in die s t e w r e vnd stat-
recht gehören 1398 MZoll. VI 13. die lüt, die in die
s t ü r gehörent 1462 Zürich/GrW. I 75. wo füran ewig
oder järlich zinsgült aus guten, die in unser stat s t e u r
o e
oder ethern ligen, erkauft und überkomen werden …
so sollen dieselben zinsgülten jarlich gleich als ander
… versteurt werden 1495 NördlingenStR. 75. 1496 RQ
bayerSchwaben II 444. gaistlich personen sollen auch
alles guth, so sie alhie erblich anualt vnd vorhin in der
s t e u r … gelegen ist, versteuren 1503 FürstenbUB. VII
71. wes aynem jden, der in der s t e u e r sitzt, durch ire
… steuermaister … zu geben aufgelegt wirdet, das ist er
zu geben schuldig 1531 QKulmbach 277. die maierschaft,
so güeter in meiner herrn s t e u r ligen haben 1560 Über-
lingenStR. 537. die priester haben auch nichts dörffen
steuren, denn was ligender güetter in vnnser s t e u r li-
gendt um 1665 (Hs.) FreibDiözArch. 19 (1887) 91.
XI. Einziehung, auch Veranlagung, individuelle Fest-
setzung der → 1 Steuer (V); auch das hierzu bestellte
Gremium, die Versammlung zur Steuerfestsetzung und
-einziehung; die/(an) der/über seine Steuer schwören un-
ter Eid die Höhe der individuellen Steuer bzw. des zu ver-
steuernden Vermögens angeben. wenn man an die s t e u r
steet 1311 BairFreibf. 5. zwem och die burger empfel-
hent umbe ze gaende mit der s t u r e, so man umbgat un-
de an iedeman erneirat, was er versture, die sont drum
sweiren ze den hailigen, das si das tugen ungevarlich
1358 KemptenStB.(Beck) p. 8. 1364 MünchenStR.(Dirr)
532. 1377 ebd. 594. swer uber sein s t e w e r sweren wil
oder gesworen hat, dez sullen si [stewrer] sich genügen
lazzen ebd. 601. 10 rechner zu der s t u r: [5] … von den
o e
alten geschlechten, [5] … von den zunften 1388 Konstanz
RbfRotB. 39. wen sy gedenckent, der darzu schydlich
o
und fugklich syg, den sond sy bitten, das die zu der
o o
160
s t û r sitzend 14./15. Jh. ZürichOffn. II 148. [was] ain
ieglicher unser burger … mit sinem geschwornem aide
bewaren und beheben mag, das er minder guts hab den-
o
ne er uff den tag gehebt hat, do er die s t i u r schwur 1413
o
UlmRotB. Art. 405. Anf. 16. Jh. ÜberlingenStR. 240. am
mittwochen … wart herr O.G., vicarius im thum, von
unsers gnädigen herrn wegen an J.S. statt in die s t e w -
e r praesentirt und gesetzet worden Anf. 16. Jh. Würzb
RatsChr. 59. man soll alle jar der s t ü r schweren, ob es
buwmeister vnnd die reth not bedunckt, vnnd sontst al-
le jar by dem eydt beheben, ob einem vf- oder abgangen
syge an synem gut 1509/10 Pestalutz II 170. 1535 ebd.
I 353. dann gleich im anfang der s t e u r sich der han-
del angefangen hat 1544/45 AugsbChr. IX 162. in dieser
s t e u r sollen die jahrlichen renthen vnd vffkommen, an
e
fruchten versteurt werden 1576 HessSamml. II 269. von-
e
wegen anlegung der lantsteur … das ain ieder erwelter
amman soll sitzen drei tag nach ainander an der s t e u r
1607 Tirol/ÖW. III 114. 1648 Gothein,Colloqu. 57. 1721
Bluemblacher App. 50. s t e u e r … heißt insgemein an
denen konigl. und furstlichen hofen … dasjenige colle-
e e
gium, welches … mit gehoriger eintreibung derer s t e u -
e r n [Bed. V ] und denen dabey vorfallenden irrungen …
beschafftiget ist 1744 Zedler 39 Sp. 2065.
e
XII. → Steuersatz (I), Steuerklasse. was guter daselbs
e
sturbar gewesen sint vnd die nu zu H.d.P. handen ko-
e o
men sind, daz die in hinenhin in der selben s t u r sin
e
sond, waz daruf geleit wirt, als vf andrú guter daselbs
1410 ZRG. 1 (1861) 236. daß diejenige burgern, welche
am höchsten in der s t e u e r ligen, sechs hüner … zu
halten befuegt sein sollen 1727 WürtLändlRQ. II 77.
XIII. Fiskus, → Staatskasse; vgl. Steuerobligation. von
ausgeliehenen geld … soll von dem creditore … auf ie-
des hundert … ein gulden in unsere s t e u e r entrichtet
e
werden 1678 AltenburgSamml. I 615. indem gedachte
frau geheime rathinn bey der s t e u e r ein klein capital
e
von 1000 thlr. stehen hat, welches bereits geraume zeit
fallig gewesen 1750 Pütter,JurPraxis II 258.
e
XIV. Indiktion, → Römerzinszahl bzw. → Kaiserzahl.
als man zelet nach Christi gepurt dreizehenhundert und
achtunddreissig jar am sechsten tag des heumonats umb
die sechse, im sechsten jar der kaiserlichen s t e u r, im
vierten jar des pabsts B. des zwelften 1522/33 Turmair,
BayrChr. II 486.
XV. Stütze, Abstützung. das der selbe schrin han-
get zu A. in der heyden tempel einbor one alle s t ü r e
o
1386/1415 StraßbStChr. II 534.
XVI. Gewicht. pondus s t i u r i 9. Jh. AhdGl. II 173.
XVII. Bedeutung, Würde, Ansehen. magestate s t u r i
10. Jh. AhdGl. I 784. fastigio s t i v r i 10./11. Jh. ebd. II
131. magnificentia s t i u r i 11. Jh. ebd. I 661. 11. Jh. ebd.
II 106. auctoritatem s t i u r i ebd. 108. ebd. 125.
2 Steuer n., f. I. Steuerruder, Schiffsheck; über Steuer
rückwärts. so wor ein schip rit in der rede, unde cumt
dar ghut drivende … achter deme s t u r e, de dat ghut
upthut unde aldus berghet, de schollen hebben de hun-
e
dertsten marc van deme ghude 1299 Pard.,Coll. III 408.
thiu hagheste wapeldepene is thet: huuersa man enne
161 2 Steuer (I) – Steueranlage (I) 162

mon … werpth ut etre s t i a r n e and ma hine hent et- gene grund-stucke 1735 AltenburgSamml. I 685. 1773
e

re stewene, thet hi ni mughe tha grund aspera ni thene
himel asia [die schlimmste Wassertauche ist dies: wenn man einen
Mann am Steuerruder über Bord … wirft, sodass er weder den Grund
spüren noch den Himmel sehen kann, und man ihn am Steven aufnimmt]
14. Jh. EmsigerR. 78. 8 scot vor lynen vor rymen und
s t u w i r in die schiff 1406 MarienburgTreßlerb. 399. Mit-
e
CSax. I 1008. 1794 WestpreußPR. II 341.
Steuerablegung f., wie → Steuererlegung; vgl. Ablegung
(I). 1674 DWB. X 2, 1 Sp. 2607.
Steuerabschreibung f., wie → Steuererlaß. zalte ich
weyl. herrn M. … wittib … pr. s t e u e r a b s c h r e i b u n g
ihres eheherrn sell rückstendig geweste 7jährige raths re-

te 15. Jh. EmsigerR. 194. forsten vnde stede heft den
turken wedder auer s t u r e vt dem lande gheßlagen 1532
HambChr. 302. nauclerus … der schiffherr, der an der
s t e ü r stat Frisius 1556 S. 858.
II. Lenkung, Leitung; → Regierung (III); Steuer und
Lehre Vormundschaft. na des [greve] dode de holsten
weren ane dwang unde ane s t u r e. se deden to lande
unde to watere den copluden manighen groten schaden
1385/95 LübChr. I 488. ez wirt geistlichen läwten, witi-
compens 1683 BerAltertWien 8 (1864) p. 14. daß … al-
le gesuche um etwaige s t e u e r - a b s c h r e i b u n g vom
ausgeronnenen koscherweine … bey dieser landesstel-
le instruirt einzubringen seyn werden 1794 Kropatschek,
KKGes. IV 824. 1808 Krug,StaatswPreuß. 95.
Steuerakte f., zur geordneten Ablage zusammengefass-
te Einheit amtlicher Unterlagen, die Erhebung und Ver-
waltung von → 1 Steuern (III, IV u. V) betreffend. wir
haben uns aus denen bey unser furstl. kammer befindli-
e

ben und waysen und junkchfrawn ain anweisär ertailt chen s t e u e r - a c t e n … referiren lassen, wie daß seit-
… und ist ez ein chnab, der hintz seinen jarn chomen hero … keine steuer-revision in unserm furstenthum
e

ist, dem wirt chein anweiser erlawbt und s t e w e r und
ler verpoten 2. Hälfte 14. Jh. Gengler,Beitr. III 55. es
mag auch ainer seiner wirttynn wol s t e w e r und anwei-
sung geben an dem rechten um 1400 RegensbStat. 41.
da das stifft ohne s t u r e, das ist ledig, ohne haupt oder
e
und landen vorgegangen J.J. Müller, De catastris (Jena
1692) Bl. Dr . 1783 HistBeitrPreuß. II 600.
Steuerakzise f., wie → 1 Steuer (VI). 1695 CCMarch.
II 1 Sp. 208.
Steueramt n. I. für die → Steuerhebung, die Führung

bischoff gestanden 1698 Wencker,CollJ. II 1 S. 28. von → Steuerbüchern und die Verwaltung von → 1 Steu-
III. Strafe, Strafordnung, Zucht. gif eower hwilc … ern (III u. V) zuständige Behörde; Fiskus; bdv.: Steuerbuch-
emban þa s t e o r a n swa beon nelle, swa ic beboden hæb- halterei, Steuereinnahme (II), Steuerkammer, Steuerkasse (II), Steuerre-
be, … þonne beo se gerefa buton his folgoðe [wenn einer gistratur, Steuersäckel, Steuerstube (II); vgl. 1 Steuer (XIII), Steuerhaus.
von euch … um die Zucht nicht so bemüht sein will, wie ich geboten habe das all ämbter des markts ir ständ schullen verraiten alle
…, dann sei solcher Vogt aus seinem Amt ausgestoßen] 925/40 (Hs. jar … es sein ständ des gotzhaus, panambt, zechambt,
Mitte 11. Jh.) Liebermann,AgsG. VI As 11. on þære s t e u r - oder welcherlai a m b t oder ständ di sein 1470
s t e o r e ne sy nan forgifnes [nec ulla miseratio pro tanta preva- OÖsterr./ÖW. XII 200. SchlesActaPubl. Jg. 1618 S. 52.
ricatione fiat] 962/63 ebd. 208. 1002/08 ebd. 128. 1. Viertel das ober- oder s t e u r - a m t hat zu fordern, absonder-
11. Jh. ebd. Had 11. we beodað, þæt man cristene men lich in tätz- und ungelds-gefällen 1670 Abele,Unordn. I
for ealles to lytlum huru to deaþe ne forræde; ac elles 117. empfang auss dem s t e y e r a m b t lezten juny 3740
geræde man friðlice s t e o r a folce to þearfe [wir gebieten, fl. 1683 BerAltertWien 8 (1864) p. 5. 1686 CDSiles. 27
S. 310. [die baumeister sollen] wasser-kunste und sprit-
e
dass man christliche Menschen für gar zu Geringes wenigstens nicht zum
Tode verdamme, sondern andernweitig bestimme man schonende Strafen, zen … durch den bronnenmeister probiren, … da etwas
dem Volke zum Nutzen] um 1027 ebd. II Cn 02, 1. verlohren, … dem s t e u e r - a m p t den verlust anzeigen
IV. Widerstand; Abwehr, Verteidigung. do wart de L. 1720 Wüst,Policey VII 872. 1742 MHungJurHist. IV 2
weder buet, unde des rovendes in deme lande was deghe- S. 724. die steuer wird intra terminum legalem bey den
re nenh s t u r e 1385/95 LübChr. I 406. ebd. 495. wat gro- in einem jeden rentamt angeordneten s t e u e r a m t e r n
o e

tes vorderves des gemenen … copmans, wo man desset erlegt 1770 Kreittmayr,StaatsR. 378. 1801 Miedel,Juden
[Seeräuberei] mit hardicheid unde s t u r e nicht enlegere, Memmingen 78.
hirvan vort erstan mochte 1433 GöttingenUB. II 110. II. Posten, Stelle, Würde einer mit der → Steuerhe-
wan viele mit vorgesatztem willen auff einen schlaen … bung betrauten Amts- oder Ratsperson. zum s t e u e r -
vnd denselben verwunden, verbrechen 30 marck, iedoch a m b t sollen … zwo rathspersonen verordnet werden
aber, was zufelliger weise in der s t e u r geschicht, hiemit und dieselben wochentlich zweene tage in einem abson-
nicht gemeint 1583 HadelnLR. IV 8. derlichen gemach aufm rathauße die steuren und an-
3 Steuer behandelt unter 1 Steurer. lagen einnehmen 1613 NeumarktRb. 297. 1684 Theatr
Steuerabgabe f., Zahlung, Leistung einer → 1 Steuer Pacis I 106. 1732 JbFrkLf. 3 (1937) 77.
(III od. V); auch: die Verpflichtung dazu, die Einnah- Steueranlage f. I. wie → Steuerauflegung, → Steuer-
men daraus; bdv.: Steuerbarkeit (III), Steuerbeitrag, Steuergebührnis, verordnung; vgl. Anlage (I). damit furohin vnd in ewigkeit
e

Steuergefälle (II), Steuerhilfe, Steuerschatz, Steuerschatzung. [daß die kein steuer noch s t e u e r - a n l a g weder von vnß noch
einnehmere] uber alle und iede s t e u e r - a b g a b e n … vnßern erben … gesucht werden 1554 Struve,PfälzKHist.
e

in gehefftete bucher und nicht auf eintzele zeddel … 39. dieweiln sie sich inn vorigen s t e u e r a n l a g e n zum
e

mit deutlicher benennung der summen … und … unter- höchsten beschwerdt, sie mussen viel contribuirn und
schrifft quittiren 1700 CAug. II 1554. die zum anbau wissen nicht, worzu 1590 Bachmann,BambLst. 279. daß
gebrachte oder noch zu keiner s t e u e r - a b g a b e gezo- die s t e u e r a n l a g e, so auf den bevorstehenden termin

6 Deutsches Rechtswörterbuch XIV Heft 2

163 Steueranlage (I) – Steueranschlägbuch
pfingsten vom tausend 25 thaler einzubringen ist, wol
billich hätte … müßen anticipiret [werden] SchlesActa
Publ. Jg. 1621 S. 144. in s t e w e r a n l a a g e n soll er [bur-
germeister] gleichfahls schauen, daß … newe undt vnge-
wehnte stewern … nicht angeleget werden 1631 ZMähr
Schles. 11 (1907) 88. daß man in s t e u r - a n l a g e n vnß
[juden] vor andern vnderthanen nicht vbersetzen, son-
dern jedeß vermogen nach den christen gleich halten
e
vnnd schutzen solte 1655 HessSamml. II 340. 1802 Run-
e
de,Beitr. II 366.
II. Berechnung, Festsetzung der (individuellen) Höhe
einer → 1 Steuer (III od. V), Steuerveranlagung; bdv.: Steu-
eranschlag (II), Steuerauflegen, Steuerbesatzung. [dem innern rath
soll man fürbringen,] was in s t e w r a n l a g e n, aufnem-
mung der raittungen vnnd dergleichen sachen den ge-
mainen nuz betreffendt 1597 EferdingRQ. 55. 1601 Vor-
arlberg/ÖW. XVIII 94. alle jar [wird] durch die gerichts-
oberigkait und gerichtsaußschuß bei der s t e u r a n l a g
wegen der victualien, fueren und tagwerch ain anschlag
und schätzung firgenomen 1656 Tirol/ebd. III 250. das
hinfüro die s t e u r a n l a g frielingszeit morgens umb si-
ben uhr … unvelpar den anfang nemben … solle 1662
ebd. XVII 44. [die von der ritterschaft sollen] fleisige
aufsicht halten, daß bey der s t e u e r - a n l a g e aller un-
terschleif verhutet, vielmehr alle erb-guther … versteu-
e e
ret werden 1678 AltenburgSamml. I 617. daß bey der
s t e u e r - a n l a g e vornemlich auf den possessorem und
nutz-emfanger des gutes zu sehen 1705 KlugeBeamte I2
781. 1742 ActaBoruss.BehO. VI 2 S. 463. 1769 Arch
OFrk. 23, 2 (1907) 69.
III. wie → Steuerpflicht. wollen wir sie [gewercken]
aller s t e u e r - a n l a g e und schatzung … befreyet und
erlassen haben 1698 Span,Bergsp. 162. die gewohnlichen
e
laudemia, schutz-gelder und loslassungs-gelder, welche,
als herrschaftliche regalia, von der s t e u e r - a n l a g e be-
freyet sind 1755 Krünitz,Enzykl. 46 S. 305.
IV. (erhobene) → 1 Steuer (III od. V), auch: Steuer-
art. auch was betrifft s t e w e r a n l a g / gibt yeder was
er doch vermag 1548 Schmeltzl,Lobspruch V. 1240. das
ganze gericht L. gibt järlich aus der gemain ordinari
s t e u r a n l a g madergelt oder kuchensteur 1624 Arch
ÖG. 107 (1926) 690. fortifikazionssteuer … wie sich
aus der benennung dieser s t e u e r a n l a g e von selbst
abnehmen laßt, ist dieselbe zu unterhaltung der festun-
e e
gen gewidmet 1790 LexÖstVerordn. 292.
Steueranlagstag m., (festgelegter) Tag, an dem die →
Steueranlage (II) erfolgt. 1662 Tirol/ÖW. XVII 41.
Steueranlegen n., Festsetzung einer → 1 Steuer (II 5).
1669 Samml. die Verfassung des Erzstifts Colln betr. Stu-
e
cken I (Köln 1772) 315.
Steueranleger m., mit der → Steueranlage (II), auch
der → Steuereinnahme (I) betraute Amtsperson; bdv.: Steu-
eranschläger, Steuerleger, Steuersetzer; vgl. Steuereinnehmer. [Titel:]
instruction vnd ordnung, deren sich … gemeiner neu-
burgischen landschafft verordnete s t e u r - a n l e g e r, ins
künfftig mit anleg- vnd einbringung der steur ins gemein
verhalten sollen [Neuburg a.d.D. 1620]. was [bei anle-
gung der steühren] dann von difficulteten daüber mo-
164
virt werden möchten, sollen die hh. s t e ü h r - a n l e g e r
wohl wüßen 1721 ZofingenStR. 408.
Steueranlegung f., wie → 1 Steuer (XIV). 1522 Schilter,
Gl. 432.
Steuerannahme f., (verbindliche) Erklärung der Zah-
lungswilligkeit eines → Steuerrestanten (I); vgl. Annahme
(II 2). SchlesActaPubl. Jg. 1621 S. 144.
Steueranordnung f., wie → Steuerbefehl. 1661 Lünig,
RA. VIII 1 S. 524.
Steueransage f. I. Gesamtsumme der bei einer → Steu-
erauflegung zur Einnahme festgesetzten → 1 Steuer (III
od. V). daß nuemehr zue erfüllung der auf 100000
thl. denn pfandtschafternn zugeschriebenen s t e u e r -
a n s a g e mehr nicht dann ohngefehr 4300 thl. erman-
geln SchlesActaPubl. Jg. 1618 S. 46. 1639 ZSchles. 11
(1871) 489.
II. → Steuerpflicht als → Last (II). mitt diesem gutt
nimmet käuffer über sich nachfolgende darauf hafften-
de beschwerden, als s t e u e r a n s a g e 250 schwere marck
1659 SchlesDorfU. 112. 1669 NeumarktRb. 325.
Steueranschlag m. I. wie → Steuerfuß. daß dieser
eben erwahnten verordnung auch in betreff der mode-
e
ration des s t e u e r - a n s c h l a g e s auff den guthern des
e
adels … vollig nachgelebet werde 1680 SammlLivlLR.
e
II 776. wurden auch die feldsteußlere … finden, daß
e
das wasser einem gutsinnhaber ein betrachtliches stuk
e e
weggerissen … so sollen sie dem steuersaz davon anzei-
ge machen, damit solcher den s t e u e r - a n s c h l a g des
guts darnach mehre oder mindere 1786 AbhFeldsteußler
25. 1793 Lang,Steuerverf. 244.
II. wie → Steueranlage (II). wann die burger zu ain-
ander komen wellen von s t e w r a n s l e g oder ander irer
notturfft wegen, so sullen sy … in den krewtzgang zu
ainander kommen 1454 FRAustr. II 4. 1690 OÖsterr./
ÖW. XII 474. ist verordnet worden, daß bei formierung
des s t e ü r a n s c h l a g billichmessige gleichheit solle ge-
braucht [werden] ebd. 481. 1758 v.Justi,Staatsw. II 329.
III. wie → Steuerregister, → Kataster. die land-
und guter-steuern werden von denen unbeweglichen …
e
steuerbahren guthern, zinsen und einkunften … nach
e e
innhalt der … catastrorum und s t e u e r - a n s c h l a g e
e
gegeben 1678 AltenburgSamml. I 613. [Buchtitel: J.J.
Müller,] de catastris. von s t e u e r - a n s c h l ä g e n [Jena
1692]. daß es guter gebe, welche niemalen in einigem ca-
tastro oder s t e u e r - a n s c h l a g begriffen, sondern …
von unfurdenklichen zeiten her von allen anlagen …
e
frey gewesen 1758 Cramer,Neb. X 17. 1762 Wiesand
185. lehnguter oder aber erbgrundstucke, die in kei-
e e
nem s t e u e r a n s c h l a g stehen 1794 Schwarz,LausWB.
V 20. catastra sind register, welche die guther und das
e
vermogen der unterthanen in sich fassen und zugleich
e
schatzen. sie werden im deutschen s t e u e r a n s c h l a g e
e e
genannt 1800 RepRecht V 163.
IV. Berechnung, Schätzung des → Steuerertrags. 1773
Krünitz,Enzykl. II 208.
V. Steuerschuld. 1485 JbKunsthistKaiserh. 17 (1896)
p. 201.
Steueranschlägbuch n., wie → Steuerregister. 1568
165 Steueranschlägbuch – steuerbar (II) 166

Steiermark/ÖW. X 14. steuer unter der inwohnerschaft um, ziehen solche …

Steueranschläger m., wie → Steueranleger. s t e u e r - ein und liefern sie … zur rittercasse ab 1788 Kerner,
a n s c h l ä g e r 1681/82 ZSteir. 27 (1933) 90. 1728 Rey- RRittersch. II 352. 1811 v.Erffa,Steuern 13.
scher,Ges. XVII 1 S. 397. Steuerausstand m., wie → Steuerschuld (I). das
Steueranschlägsache f., die Steuererhebung betreffen- die zechleüt … ainichen s t e u e r a u s s t a n d verplei-
de Angelegenheit. 1690 OÖsterr./ÖW. XII 474. ben hetten lassen 1572 Steiermark/ÖW. X 200. gue-
Steuerant m., → steuerpflichtige Person; bdv.: Steuer- ter hoffnung … dass die von stätt und märkt iren
schuldige (I). hat ein einnehmer zu consideriren, daß die ansehenlichen s t e u e r a u s s t a n d t nunmehr zu rich-
s t e u r a n t e n … nicht alle auf einerley maase zu trac- tigkeit sollen gebracht haben 1586 AktGegenref. 595.
tiren seyn 1704 AltenburgSamml. I 671. weil diese steuer- 1690 OÖsterr./ÖW. XII 476. inventarium bei ueber-
freyheit … niemals auf kunftige zeiten so ausgerech- gabe an pr. D.: baarschaft: 9031 fl. … s t e u e r -
e

net werden konnen, daß nicht entweder die steuer oder a u s s t ä n d e zur landschaft 1050 fl. 1693 Indersdorf II
e

der s t e u e r a n t darunter leiden G.H. Zincke, Anfangs- 353. 1728 Lahner,Samml. 161. s t e u e r - a u s s t a n d e der
e

gründe der Kameralwissenschaft II 1 (Leipzig 1755) 944. commun-vorsteher 1758 Reyscher,Ges. XIV 675. [Üb-
1803 SchrBodensee 24 (1895) 200. schr.:] von beytreibung der s t e u e r a u s s t a n d e 1788
e

Steueranteil m., wie → Steuerquantum. 1698 Mül- Kerner,RRittersch. II 357.

farth,JülBergLandstände 113. 1790 LexÖstVerordn. 293. Steuerausteilung f., wie → Steuerauflegung. 1631
Steuerantwortung f., Steuereinziehung; vgl. Steuererlegung. ZMährSchles. 11 (1907) 88.
1662 Tirol/ÖW. XVII 41. Steuerauszugrodel m., Verzeichnis über die Erhebung
Steueranweisung f., wie → Steuerobligation. 1657 von → 1 Steuern (V); bdv.: Steuerregister; vgl. Auszug (VIII 2), Aus-
CAug. II 1470. PreußGS. 1812 S. 128. zugrodel. wider vnsere so sonnenklare recht vnd fuogsam-
Steuerauflage f., wie → Steuerauflegung. habt ihr be, luth alter vorgewisner vnnd by handen habender
auch euch darnach zu richten, wen s t e w r a u f l a - s t e ü w r v ß z u g r ö d l e n 1640 SchwyzLB. 102.
g e n vorfallen sie [juden] vor andern vnderthanen nicht steuerbar adj. I. wie → steuerpflichtig; vgl. schatzbar (I),
zue vbersetzen 1618 HessSamml. II 343. auch mußte schoßbar. daz wir den wingart dem kirhcherren suln ver-
gewohnlich bei neuen s t e u e r a u f l a g e n der graf einen tigen fur fri und der uns an bihebt, daz er s t u r b e r ist,
e

revers ausstellen, daß dieß ohnbeschadet der landespri- so suln wir die stur fur in gen 1294 WirtUB. X 282.
vilegien geschehe WestfNatKal. 2 (1801) 158. 1807 Hor- daz sie uns jaergelichz geben suln ze sant martins tag
mayr,SüddArch. I 110. zehen phunt haller von allen den s t i u r e b a e r e n guten
o

Steuerauflegen n., wie → Steueranlage (II). 1464 Ca- 1314 EßlingenUB. I 200. 1353/74 Ries /GrW. VI 225.
dolzburgSalB. 48. die lute und personen, die s t u r b e r sint 1391 BernStR.
i i

Steuerauflegung f., Erhebung, Anforderung, Auferle- III 283. 1396 Niedersimmental 17. daz gantz dorff zu P.,
gung einer → 1 Steuer (III od. V); bdv.: Steueranlage (I), Steu- sie … sind gen R. s t e w r p e r, vogtber, gerichtper, dinst-
erauflage, Steuerausteilung, Steuerbelegung, Steuernanlegen; vgl. Steuer- per, zu besetzen und entsetzen, hantlann zu nemen 1.
verordnung. undterricht um und von den clagen … deß Hälfte 15. Jh. MBoica 47 S. 414. 1453/84 Schwarzwald/
closters K. … der ursachen, anfallungen, belestigung, GrW. I 351. daß die ebte, burgermeister und schulthei-
beschezung, s t e u r a u f l e g u n g und unbillichaiten … ßen als die s t e u e r b a r geacht, darczu sulthen geczogen
inen durch den … herzog [geschechen und zugefuegt] werden … hat man stilschweigend hingehen lassen 1523
1531 KaisheimChr. 207. ErnestLTA. 195. die prelaten, stett und empter erkhen-
Steuerausreiter m., wie → Steuerrechner; vgl. 2 Reiter nen und wissen, daß sye underthanen und s t e y r b a r
(III). [Buchtitel: T.N. Andreæ,] fünfffacher rechenknecht: seyn, aber grafen, herren und adel wollen frey leut sein
als I. ein wechßler, II. ein zinß- u. lehnmann, III. ein 1545 Leiser,Strafgerichtsb. 134. ligende und s t e u r b a -
s t e u e r - a u ß r e u t h e r … angehenden personen bey r e güter WolfenbüttelKO.(1569) 193. von … andern
herrschafftl. einnahmen … zum besten [Zeitz 1669]. benachperten, die frembde, außwendige und nit in di-
[wird] der s t e u e r - a u s r e u t e r gebrauchet, bekommt se gemainschaft s t e u r p a r e gieter zu bestant annem-
e

selbiger taglich zwolf groschen 1722 CAug. Forts. I 2 ben um 1670 Tirol/ÖW. III 169. [Übschr.:] specification
e e

Sp. 119. 1794 Schwarz,LausWB. V Anh. 71. und anschlag der s t e u r b a h r e n guter bey dreyen clas-
e

Steuerausschreiben n., wie → Steuerverordnung; auch sen 1680 HessSamml. III 144. 1716 Wüst,Policey II 261.
das Schriftstück. [die unter-einnehmere sollen] dem zwischen inn- und auslandern ist nach der instruction …
e

s t e u e r - a u s s c h r e i b e n sich allenthalben gemaß be- kein unterschied, so viel das s t e u e r b a r e vermogen be-
e e

zeigen 1661 Lünig,RA. VIII 1 S. 526. das von der trifft 1770 Kreittmayr,StaatsR. 376. bei dem jahrlichen
e

churfurstlichen regierung an die beamten, drosten und steursaz wird das gewerb eines jeden handwerkers in
e

richter jedes ortes ergehende s t e u e r - a u s s c h r e i b e n anschlag gebracht und zum s t e u r b a r e n vermogen ge-
e

muß von denselben gemeinschaftlich erbrochen [wer- rechnet 1779 Weisser,RHandw. 271. 1788 Thomas,Fuld
den] 1685 Scotti,Cleve I 579. 1714 ActaBoruss.BehO. PrR. I 261.
I 604. wenn die s t e u e r a u s s c h r e i b e n … unmittel- II. zollpflichtig; vgl. 1 Steuer (VII). [nachdem jtzo] in bal-
bar an die steuerbaren unterthanen erlassen werden, le- lenn, packen vnd feßern, allerley zusammmen geschla-
gen die communvorsteher des orts die ausgeschriebene genn wirtt, das s t e u r b a h r ist, vnnd separatim pillich

6*
167 steuerbar (II) – Steuerbelag (II) 168

verzollet werden soll 1593 HambGSamml. X 141. die- Erört. I 141.

jenigen, welche s t e u e r b a r e guter bey dem zollamte Steuerbefehl m., Anordnung zur Zahlung einer →
e

nicht angeben oder doch unrichtig angeben … sind die- 1 Steuer (III od. V); bdv.: Steueranordnung, Steuerbrief (II). [der

ses verbrechens [zolldefraudation] schuldig 1798 Grol-
man,KrimRWiss. 313.
III. tributpflichtig. 1541 Frisius 438b .
IV. von Münzen: für die Steuerzahlung zulässig; im
Zahlungsverkehr gängig; bdv.: steuermäßig (II). 1737 DWB.
X 2, 2 Sp. 2611. ein jeder soll sein contingent in s t e u -
stadt U. steuer-contingent] ab anno 1681 vermöge s t e u -
e r b e f e h l s den 24. febr. … tatirt, erträgt sich 743 rtl
1681 UnnaHeimatb. 31. [daß] die s t e u r b e f e h l e einen
monat vor dem zahlungs termin denen beambten … insi-
nuiret werden sollen, damit denen contribuenten mitler-
weile zeit gegonnet werde, ihr contingent … zusammen
e

e r b a r e n silber- und franzgelde oder vollwichtigen du-
caten erlegen 1747 CAug. Forts. I 2 Sp. 463.
V. behilflich, hilfreich, förderlich; vgl. 1 Steuer (I). minn
sider ich din hilffe ger / so wisz mir helflich s t u r b a r
e e
zu bringen 1683 Scotti,Cleve I 572. GGA. (1787) 1475.
Steuerbefreiung f., (auch zeitweilige) Befreiung von
einer → Steuerpflicht, insb. als Privileg begünstigter Per-
sonen oder → Stände (I u. X); bdv.: Steuerexemtion, Steuerfrei-

1433? Liedersaal I 412. es were uns von gott zugelassen, heit, Steuerfreiung; vgl. Steuererlaß. s t e u r b e f r e y u n g, welche
o e

dazu mit rat und dat s t ü r b a r sin, das do üwer gnaden herr abbt H.v.B. anno 1350 dem new gestifften spital zu
o

statt und land … nutzlich und tröstlich sin möchte 1526 E. erthailt Libertas Einsidlensis (1640) 196. [Übschr.:]
SchweizId. XI 1352. befehl die s t e u e r b e f r e y u n g auf gewisse zeit betref-
Steuerbarkeit f. I. wie → Steuerrecht (II). ob der fend 1674 Stieler,Sekretariat. II 1865. 1681 Altenburg
supplicant bemelt holtz zu seinem lehenbaren, guldtba- Samml. I 663. fursten konnen s t e u e r - b e f r e y u n g e n
e e e

ren oder eigenthumb gut … verwenden wolle … concediren, sollen es aber nicht leichtlich thun 1705 Klu-
und wem darauff die obrigkeit, s t e u r b a r k e i t, schat- geBeamte I2 410. durch unsern … gedruckt emanirtes
zung, frondienst und dergleichen beschwerdt, zustehe bau-edict [ist] 15jährige s t e u e r b e f r e y u n g auf jedes
1579 CJVenatorio-Forest. III 236. Libertas Einsidlensis hauß [bewilliget worden] 1748 ArchOFrk. 36 (1952) 176.
(1640) 192. 1753 Pütter,JurPraxis I 125. der s t e u e r b e f r e y u n g
II. wie → Steuerpflicht; auch als auf einem Grund- halben ist die einhellige lehre der publicisten, daß sol-
stück haftende → Realbeschwerde. da der freyhof quæst. che sowohl expressa als tacita principis voluntate, id
jemalen ein burgerliches guth und der wurttembergi- est, præscriptione erlanget werden konne 1770 Kreitt-
e e

schen s t e u e r b a r k e i t unterworfen gewesen 1712 Ma- mayr,StaatsR. 24. die s t e u e r b e f r e i u n g, welche …

der,ReichsrMag. IV 518. [hintersassen,] die ihnen mit derienigen, so neue hauser erbauen, … ertheilet worden
e e

der grund-herrschafft und s t e u e r b a r k e i t nicht, son- sind, bleiben … in voller kraft 1788 HdbchÖstGes. XV
dern dem stifft A. zugethan seyen 1747 Moser,StaatsR. 268. 1810 Mamroth,PreußStaatsBest. 785.
31 S. 258. [der kaiser verspricht] daß er reichsstandi- Steuerbeitrag m., → Steuerabgabe; auch: individu-
e

sche landsassen und unterthanen weder unter der le- eller Anteil am Gesamtsteueraufkommen; vgl. Steuerquan-
henbarkeit noch … andern pratext von der s t e u e r - tum. dass diejenigen, welche den s t e u e r b e y t r a g leis-
e

b a r k e i t befreyen [wolle] 1770 Kreittmayr,StaatsR. 158. ten, auch die ausgaben davon wissen mögen 1681 CD
die s t e u e r b a r k e i t oder steuerfreiheit solcher zehnten Siles. 27 S. 294. 1729 ActaBoruss.BehO. IV 2 S. 425.
hangt … von der besondern landesverfassung [ab] 1784 nach dieser zeit ist das ambt N. von dem allgemeinen
e

Schnaubert,ErläutLehnR. 216. dadurch, daß ein allodi-
um zu lehn aufgetragen wird, [verschwinden] die vorher
schon darauf gehafteten onera realia, z.b. s t e u e r b a r -
k e i t … keinesweges 1798 RepRecht II 274.
III. wie → Steuererlegung. steuerverpflichtung: ein je-
s t e u e r - b e y t r a g und matricul der grafschaft M. …
abgesondert worden 1730 Steinen,WestfGesch. II 410.
daß die catastren erneuert und der s t e u e r - b e y t r a g
darnach so eingerichtet … werden solle, daß wahrer er-
trag der guter dazu richtiger maasstab seyen 1783 LVer-
e

der unterthan und landsaß ist zur s t e u e r b a r k e i t ver- ordnLippe III 59. 1807 Reyscher,Ges. XVII 1 S. 771.
pflichtet, wovon der adel und die geistlichkeit ausnahme Steuerbelag m. I. Recht auf Steuererhebung. [was ein
machen 1785 Fischer,KamPolR. III 343. stand des reichs] tempore confectionis matriculæ & ab
Steuerbede f., wie → 1 Steuer (V). seinde die zwei dör- imperatoria majestate ipsi concessæ collectionis unter
fer also frei, das W. nit mehr gibt, dan sechzig pfunde seinem s t e u e r - b e l a g gehabt 1688 Lünig,RA. XII 2 S.
pfenning s t ö r b e t 1529 Elsass/GrW. V 442. 85. so viel den s t e u e r - b e l a g des amts F. anbelanget
Steuerbediente m., für die Einziehung und Verwaltung 1744 Faber,NStaatskanzlei XII 384.
von → 1 Steuern (III u. V) zuständige Amtsperson; bdv.: II. der → Steueranlage (II) zugrundeliegender Schätz-
Steuerdiener, Steuerhändler, Steuerverwandte; vgl. Steuerbote, Steuerdi- wert eines → steuerpflichtigen Grundstücks oder Vermö-
rektor, Steuereinnehmer, 1 Steuerknecht (I), Steuerrechner. [daß un- gens; bdv.: Steuerkapital (II), Steuervermögen; vgl. Steuerstock. um
serm schosser,] was er … zu bewirthung unserer rathe, das princip, daß das grundkapital durch das fallen und
e e

renterey- und s t e u e r - b e d i e n t e n benothiget … ver- steigen der güther in ihrem werth nie so leicht verrü-
e

bleiben soll 1658 LeipzStO. 285. 1692 CCMarch. V 2 cket werden kann, zu bevestigen, so … bildete [man] …
Sp. 510. daß unsere cleve- und märkische s t e u e r b e - aus diesem ein neues capital, welches das steuerkapital
d i e n t e dort nur allein dem commissariat dependiren oder steuervermögen oder s t e u e r b e l a g genennet wird
1718 ActaBoruss.BehO. III 11. 1798 Hagemann,Pract 1803 JbFrkLf. 26 (1966) 343.
169 Steuerbeleg – Steuerbuch
Steuerbeleg m., Bescheinigung über die Zahlung einer
→ 1 Steuer (V). 1700 CAug. II 1555.
Steuerbelegung f., wie → Steuerauflegung. weilen
vnmenschlich ist, einen blinden mit fernerer s t e w r -
b e l e g u n g zubekummern C. Manz, Zinß-Scharmützel
e
(Augspurg 1645) 70. 1748 Kreittmayr 569. [wir haben]
die activ-capitalien, welche … communen, pia- und
ubrige corpora haben, expresse von dieser s t e u e r -
e
b e l e g u n g befreyt 1764 Reyscher,Ges. XVII 1 S. 600.
Steuerbergwerk n., Bergwerk, das durch eine → 1 Steu-
er (II 5) bezuschusst wird; bdv.: Steuergrube, Steuerhütte, Steuer-
stollen, Steuerzeche. die berckwercke, die sein zuslagen und
gesundert auf zwei teil. eins heist in der freyheit und dar-
auf darff die herschafft nichts geben … das ander das
s t e w r b e r c k w e r c k, dortzu und doruf mussen beide
hern wochelichen geben XX gute schock 1449 Freiberg
UB. II 116.
Steuerbericht m., Bericht über den Zustand des →
Steuerwesens. die vor einem jahr in dem gantzen land
eingeholte s t e u e r b e r i c h t e 1657 Reyscher,Ges. XVII
1 S. 198. 1796 GoetheBrfwVoigt I 217.
Steuerbesatzung f., wie → Steueranlage (II). 1651
Wüst,Policey II 278.
Steuerbeschreibung f., wie → Steuerregister. was der-
selb nach außweisung diser gemainschaft habenden
s t e u r b e s c h r e i b u n g an alhero steurparn gietern …
inne hat 1679 Tirol/ÖW. III 169. 1786 Mader,Reichsr
Mag. VIII 88.
Steuerbeschwer f.?, wie → Steuerlast. 1661 Iserlohn
UB. 183.
Steuerbewilligung f. I. Erlaubnis zur Auferlegung und
Erhebung einer → 1 Steuer (III od. V); zB. durch eine
→ Ständeversammlung erteilt; bdv.: Schuldenlastbewilligung.
s t e u r und piergelt auch schuldenlasts b e w i l l i g u n g:
… dasz die hinderstelligen steür und schulden lasts
abraitungen zue yeder zeit aufgenomen [werden] 1572
Schmoller,Forsch. XIII 1 S. 462 [Komp.?]. ist die ange-
regte newe s t e w e r b e w i l l i g u n g der jährlichen viert-
zigtaussend gülden gerichtet worden in eine duplirung
der dranckhstewer 1631 VeröfflHessen 48, 10 S. 302.
1641 Lünig,RA. XIX 733. prorogirung des land-tages
und darbey getahne untertahnigste offerte der freyen
e
s t e u r - b e w i l l i g u n g 1674 Stieler,Sekretariat. II 264.
II. in der Schweiz: amtl. Erlaubnis zum Einsammeln
von Almosen; vgl. 1 Steuer (II 1), Steuerbrief (III). wenn ein kan-
ton jemand der seinigen andern kantonen zur s t e u e r -
b e w i l l i g u n g empfehlen will, so soll die … empfeh-
lung von … der ersten kantons-regierungs-behörde aus-
gestellt werden 1803 HdbSchweizStaatsR. 180.
Steuerbote m., niederer → Steuerbedienter, auch für
Botengänge. M.A. s t e u e r b o t 1634 JbStraubing 60
(1957) 92. 1705 ebd. 59 (1956) 74. ihr werdet bey
… euren landsteueramtern die eigenmachtige hinaus-
e e
schickung der s t e u e r b o t h e n [abstellen] 1760 Kurpf
Samml. III 367. 1783 CSax. I 1157.
Steuerbrief m. I. wie → Steuerregister. swan man im
burchreht lihet, so sol er verburgen, daz er funf iar unser
e e
getriwer burger sei und mit uns heb und leg … und swan
170
er daz getan hat, so sol man in an den s t i w e r b r i e f
schreiben 1276/1370 AugsbStR. S. 61. alle die vngewiß
im s t ü r b r i e f f stond 1441 ArchBern 29 (1928) 237.
1535 SGallenOffn. II 164.
II. wie → Steuerbefehl. die lantsteür würdt von den-
nen underthannen zu S. und Z. sovill der s t e u r b r i e f in
sich halden thuet richtig gemacht 1524/54 NÖsterr./ÖW.
VIII 909. 1553/63 ebd. IX 701. L., bestelten fuesspotten,
der mit s t e u r b r i e f e n ins viertl J. … geschikht vnd
zu C. bey dem pharrhof von einem hundt verlezt wor-
den 1605 BeitrSteirG. 14 (1877) 56. die (vermög s t e ü r -
b r i e f) außgeschriebene 12tägige robath 1659 NÖsterr./
ÖW. VIII 573. 1758 Chorinsky,Mat. VI 87.
III. va. in der Schweiz: amtl. Bescheinigung einer Not-
lage (zB. Brandschaden), die zum Almosensammeln be-
rechtigt; bdv.: Steuergeschrift, Steuerforderung (III); vgl. Almosenbrief,
Brandbrief (III), 1 Steuer (II 1), Steuerbewilligung (II), Steuerbüchlein
(III). s t ü w e r b r i e f f 1604 Michel,BaderLuzern 9. 1641
SchweizId. V 488. man solle die ächtheit der s t e u e r -
b r i e f e wohl untersuchen, damit getriebene missbräu-
che bestrafen 1667 ebd. daß ohne besondere noth weder
von den obrigkeiten noch von den landvögten s t e u e r -
und bettelb r i e f e ausgestellt werden sollen 1703 Eidg
Absch. VI 2, 1 S. 1058. die so mit denen attestaten,
passzedlen oder s t e u r - b r i e f f e n list und gefehrd ge-
brauchen 1717 BernMand. 1748 BernStR. VI 1 S. 631.
daß niemand … mit einichen brand- oder s t e u e r -
b r i e f e n ohne unsere ausdruckenliche bewilligung …
einige steuern zu betteln befugt seyn [soll] 1779 Zürich
Samml. VI 90. 1803 HdbSchweizStaatsR. 180. die soge-
nannten s t e u e r b r i e f e … sind eigentlich … attestate,
wodurch ein zur arbeit untuchtiger geselle der christli-
e
chen mildthatigkeit empfohlen, und also gleichsam zum
e
betteln privilegirt wird 1804 v.Berg,PolR. IV 643.
IV. in der Schweiz: Armengemeinde; für die Armenfür-
sorge zuständige kommunale Verwaltungseinheit. daß ge-
meldte zeugen aus dem kilchgang, aus dem gericht, aus
dem s t e u r - b r i e f oder zwing seyen, wo der schuldner
gesessen 1746 Leu,EidgR. IV 42. dannethin ist dissere
underpfandt durch underschriben amtsgeschworne und
stürleger des s t ü r b r i e f s Wangen geschetzt und gewir-
tiget worden 1783 SchweizId. V 488.
V. Urkunde, die zur → Kaperei berechtigt, → Kaper-
brief; bdv.: Stellbrief (II). dieweil der furst in Schweden war,
e
lisen die von Wißmar vnd Rostock ausruffen, wele vf
freybeute wolte, dem wolte sie gelaiten vnd s t e u r b r i f
geben vf die Danen zu nemen H. Regkman, Lubeckische
e
Chronick (Heidelberg 1619) 42.
Steuerbuch n., amtl. Verzeichnis der → steuerpflich-
tigen Personen, ihres Vermögens (an liegender und fah-
render Habe) sowie der ihnen zugewiesenen → Steuerlast
und anderer → Lasten (II), zT. mit Angaben zu Beruf und
Änderungen des Vermögensstands; auch: Verzeichnis der
Steuereinkünfte; → Kataster; → Grundbuch; bdv.: Schoß-
register, Steuerbüchlein (I), Steuerregister; vgl. Anschlagbüchel, Ratbuch
und hiesse den vorgenanten spital an min stat-
(I), Salbuch.
te an das selb s t ü r b u c h schriben, also daz der selb spi-
o
tal den selben wingarten hinnanhin iemerme eweklich
171 Steuerbuch – Steueredikt
sol han vnd versturen 1353 FreibDiözArch. 3 (1868) 62.
1377 MünchenStR.(Dirr) 599. das nieman jn vnser statt
burgrecht haut … won der hushablich jn vnser statt
e
ist, vnd … jn vnsern s t u r b u c h e n also geschriben fun-
i o
den wirt 1384 BadenArgStR. 40. 1385 VillingenStR. 59.
daz nu furbaz zwai s t u r b u c h in unser stat sin sullen
i i o
… also daz in baidin buch geschriben werde, waz ie-
o e
der man ze sture gebe 1388/92 RavensburgStR. 197. wer
o
von unser stat wegen ritet, wurd der gevangen, den sul
o
man nit turo losen denn er sturt in unser s t i u r b u c h
o e e o o o
14. Jh. LeutkirchStR. 77. 1408 UlmRotB. Art. 253. hat
ain burgermaister und niuw und alt räte … harnasch ge-
bottn nauch dem s t i u r b u c h 1432 KemptenStB.(Beck)
p. 36. 1433 Schwind-Dopsch 334. so soll der seckhelmais-
ter schweren auf das s t e u r b u c h, so im von ainem
rath beuolhen wurdt, dasselb buch in gehaim zu behal-
ten 1503 EngenStR. 364. die rathsschrifften, auch die
zins vnd s t e w r b u c h e r … werden für glaubhafft ge-
e 1
halten, vnnd haben etwas mer ansehens dann die gezeü-
gen 1544 Perneder,Proz. 69r . welcher … nit gesteurt und
dhain signum in dem s t e u r b u c h bei seiner linigen hat
o
1560 ÜberlingenStR. 536. 1574 Frey,Pract. 619. bei wel-
cher anzaig [von vermögen und steur] die steursetzer …
sich in den s t e u r b ü c h e r n mit allem fleiss, ob solcher
personen bericht mit den s t e u r b ü c h e r n übereinstim-
men, ersehen sollen 1607 WürtLTA.2 II 801. 1674 Stie-
ler,Sekretariat. II 1850. [und seint güeter außers dorfs,
die] mit der gmain järlich steuren, … in den verhantnen
s t e u r p ü e c h e r n begriffen 2. Hälfte 17. Jh. Tirol/ÖW.
IV 291. den s t e u e r - b u c h e r n wird mehr geglaubt, als
e
den zeugen 1705 KlugeBeamte I2 443. ebd. von welchen
urbar-buchern aber sehr unterschieden zu seyn scheinen
e e
die rent-register, stadt- und gerichts-bucher … hierher
e
gehoren auch die s t e u e r - b u c h e r, lat. catastra 1752
e e
Greneck 320. [die einnehmer verzeichnen] das bezahlte
in die ihnen zu ertheilende und jahrlich abzuliefernde
e
s t e u e r - b u c h e r 1756 Faber,Staatskanzlei 110 S. 85.
e
wo unsre beamten die steuern nicht unmittelbar von
jedem unsrer unterthanen erheben … sollen die güter-
schätzer das s t e u e r - und hypothekenb u c h unter ih-
rer verwahrung haben 1779 Wüst,Policey II 801. 1794
PreußALR. I 8 § 60.
Steuerbuche f., als → Holzdienst abzuliefernde Buche.
15. Jh. Salzburg/ÖW. I 143.
Steuerbuchhalter m., wie → Steuerrechner. zu wel-
chem ende dann iedweder stand, so zu compensiren, mit
seinen qvittungen, von unserm s t e u e r - b u c h h a l t e r
unterschrieben, 14 tage ante terminum, zu abfuhrung
e
seiner schuldigen steuern gefast seyn [soll] 1657 CAug.
II 1473. 1783 Mader,ReichsrMag. II 354.
Steuerbuchhalterei f., eine Steuerbehörde; bdv.: Steuer-
amt (I). als haben wir … nachfolgende taxa bey un-
ser s t e u e r - b u c h h a l t e r e y [verordnet] 1690 CAug. II
1529. 1784 HdbchÖstGes. VI 451.
Steuerbüchlein n. I. kleines → Steuerbuch. ein stürer
schwert, die stür getruwlich ine zu bringen und nieman
wyter zu heischen dann … im s t ü r b ü c h l i n geschri-
ben stot 1460/80 GengenbachStB. 16. 1748 Kretschmayr-
172
Walter II 216.
II. (beim Steuerpflichtigen verbleibendes) Quittier-
buch, Einschreibbuch über gezahlte → 1 Steuern (III u.
V). wer seine landsteur und versessene resta auf ein
oder mehrmahl geben … will, dem soll es ungewehret
seyn, und er, nach abstattung, durch einzeichnung in
das hand- und s t e u r b u c h l e i n, daruber quittiret, und
e
ferner nicht belanget werden 1674 Stieler,Sekretariat. II
1850. [dorfschulzen] quittiren denen unterthanen über
die geschehene lieferung in ihren gewöhnlichen s t e u e r -
b ü c h l e i n 1773 Krünitz,Enzykl. II 586. s t e u e r - und
gultb u c h e l der unterthanen: in diese haben die beam-
e e
te sowohl die wirkliche praestation, als was allenfalls
hieran gnadigst nachgelassen worden, einzutragen 1797
e
KurpfSamml. V Reg. 163. 1813 Landadvokat 196.
III. in der Schweiz: von einem → Steuersammler (II)
mitzuführendes Verzeichnis der empfangenen Spenden; vgl.
Steuer (II 1), Steuerbrief (III). auch soll stets was ein ort sol-
chen leuten [branntgeschädigten, bettelnden burgunder
und lothringer] als unterstützung verabreicht, durch den
stadt- oder landschreiber eigenhändig in ihr s t e u e r -
b ü c h l e i n eingeschrieben werden 1583 EidgAbsch. IV
2, 1 S. 808.
Steuerde f., Lenkung, Leitung. gubernacio s t i u r i t h a
8. Jh. AhdGl. I 241. 1. Viertel 9. Jh. ebd.
Steuerdiener m., → Steuerbedienter; Gehilfe eines →
Steuereinnehmers. [dass solch] nit mer in der s t e u r -
d i e n e r erkantnus 1535 JbKunsthistKaiserh. 18 (1897)
p. 28. einen auff die hauser … gemachten anschlag
e
[haben] … die von W. vermittelst ihrer s t e u r d i e n e r
… eingebracht 1691 CAustr. I 555. so ist auch das
steuer-amt [von Wien] eines von den starcksten, bey
welchem ein steuer-einnehmer ist, welchem … acht or-
dinaire s t e u e r - d i e n e r nebst vier ausserordentlichen
zugegeben sind 1748 Zedler 56 Sp. 140. 1810 Scotti,
Jülich III 1306.
Steuerdienst m., Abgabe, Leistung von → 1 Steuer (IV),
auch: das Recht zu deren Einnahme. doch súllent die
vorg. gnade und dú vorg. ding nieman … in der selben
herschaft, der úns nit s t ú r d i e n s t e n tut … nút ruren
o e
noch nútzen in deheinen weg 1361 Niedersimmental 5.
wir haben jhnen auch ergeben die s t u r d i e n s t vnd das
e
vogt-recht so wir gehabt haben zu H. 1443 C. Besold,
Virginum sacrarum monimenta (Tübingen 1636) 525.
Steuerdirektor m., leitender Beamter in einer Steuer-
behörde; vgl. Steuerbediente. befehlen auch … dero s t e u r -
d i r e c t o r e n … obberegte kaufleute, roßhandler, tuch-
e
macher und andere gewercksleute dieser befreyung aller-
dings geniessen zu lassen 1687 CCMarch. IV 1 Sp. 115.
1815 AktWienKongr. II 229.
Steueredikt n., Erlass, Verfügung, die Erhebung von
→ 1 Steuern (V) betreffend; vgl. Steuerverordnung. [Buchti-
tel:] s t e w e r - e d i c t deß … administratoris des primats
und ertzstiffts Magdeburg [Halle 1623]. was sonst bei
dem steurwesen in folge verschiedener vor- und nach
ergangener s t e u r e d i k t e n uber dessen behandel- und
e
verwaltung einzusehen und zu verfugen sich gebuhret
e e
1769 Bewer,Rechtsfälle V 85.
173 Steuereid – Steuererhöhung
Steuereid m., unter Eid geleistete Selbstauskunft über
die eigene Vermögenslage; vgl. Manifestationeid, Offenbarungeid.
[ursach] der burgerschaft … den gewohnlichen s t e u r -
a y d t aufzulegen 1651 A. Helbock, Bevölkerung Bregenz
(Innsbruck 1912) 232. s t e y r a i d t der burgerschafft für
zuelesen: alle unnd jede burger … sollen schwören …
was dessen vermögen ahn ligenden und fahrenden haab
und gueth sey … unnd nichts zu verschweigen 17. Jh.
RottweilSteuerb. 101.
Steuereinbringer m., wie → Steuereinnehmer. es soll
der s t e u e r e i n b r i n g e r der gemain ainen tag und ain
ort … verkünden, auf den selben tag soll ain ieder sein
schuldige steuer dem s t e u e r e i n b r i n g e r an das ort
… antworten 1575 Tirol/ÖW. III 136f. der amtmann
[du] denen bürgermeistern und s t e u e r e i n b r i n g e r n
bei eintreibung der umb- und anlagen [amtshülf leisten]
1665 Wintterlin,BehWürt. I 59. 1678 AltenburgSamml. I
623. [der steurhaubtmann soll] dem s t e u r e i n b r i n g e r
die bewilligt lantsteur, was der gmain T. auf ihren viertl
betrifft, … bezahlen 2. Hälfte 17. Jh. Tirol/ÖW. IV 290.
1708 Reyscher,Ges. XVII 1 S. 328.
Steuereinnahme f. I. (Recht zur) Erhebung, Einzie-
hung von → 1 Steuern (III u. V); bdv.: Steuerhebung. dem
herren steürmeister [ist] … befohlen worden, bey sei-
ner s t e ü r e i n n a m zu sehen, was dergleichen unbe-
vogtete persohnen ihme fürkommen 1673 SGallenStB.
II 76. denen von der ritterschaft, so die s t e u e r -
e i n n a h m haben 1678 AltenburgSamml. I 617. die
s t e u e r - e i n n a h m e: das jus collectandi, schoß- und
s t e u e r - e i n n a h m e etc. hat e.e. rath von undenckli-
chen jahren her gehabt 1721 Knauth,Altenzella III 57.
1770 Kreittmayr,StaatsR. 379. 1801 NCCPruss. XI 477.
II. wie → Steueramt (I); vgl. Steuerobereinnahme. diese ge-
werbesteuern konnen von eben der s t e u e r e i n n a h m e
e
erhoben werden, welche zu den steuern auf die unbe-
weglichen guter angeordnet ist 1758 v.Justi,Staatsw. II
e
385. 1772 CSax. I 1007.
III. wie → Steuerertrag. [das abzug geld gehoret]
e
zum steuer-recht … weil der abziehende, indem er das
geld aus dem lande traget, die s t e u e r - e i n n a h m e
e
schwachet, mithin davon etwas zurucke lassen muß
e e
1731 Ludewig,Anzeigen I 196.
IV. wie → Steuertermin. 1587 NeuburgKollBl. 70
(1906) 3.
Steuereinnehmer m., für die Einziehung von → 1 Steu-
ern (III u. V) zuständige Amtsperson; bdv.: Steuereinbringer,
Steuereintreiber, Steuereinzieher, Steuerempfänger, Steuerhauptmann,
Steuerheischer, Steuerkassierer, Steuerperson, Steuersammener, Steuer-
sammler (I), Steuertreiber, Steuerweibel, 1 Steurer (I); vgl. Steueranle-
ger, Steuerbediente, 1 Steuerleute (II), 1 Steuermeister (I), Steueroberein-
nehmer, Steueruntereinnehmer. s t e u r e i n n e m e r: der ytzbe-
willigten steur einnemung halben seyen zu einnemern
von gemainer landtschaft erkiest worden …burgermais-
ter vnd rate der stat L. Instruction wie die Steur, so
hertzogen Otthainrichs vnd Philippsen gemaine Landt-
schaft bewilligt hat, angelegt werden soll (1535) Bl. Biijr .
wir haben uns mitlerzeit bei den s t e u r e i n n e m b e r n
umb vierhundert schokh groschen behemisch, bis die le-
174
hengüter in L. verkhauft und zu gelt gemacht werden
möchten, beworben aber nichts erhalten mugen 1538 Jb
KunsthistKaiserh. 10 (1889) p. 76. [Übschr.:] die verord-
nung und bestellung der s t e u r e i n n e m e r in irer m.
erbfürstenthumber betreffent 1567 CDSiles. 27 S. 214.
[unser procurator solle] ain verzaichnus von den ver-
ordneten s t e u e r - e i n n e m b e r n in Behaimb aller der-
selben freysassen erfordern 1572 Demel 251. nach 1590
Steiermark/ÖW. X 63. [der Richter empfing] auf gemei-
nes krigsvolks rüstung und kleidung von s t e i e r e i n -
n e h m e r 419 fl. 1592 BeitrSteirG. 20 (1884) 101. es
sollen auch die s t e u r e i n n e h m e r die abgelegte steur
und anlagegelder … aufm rathause … wohl verwahret
halten 1613 NeumarktRb. 297. der stadt K. geordnete
s t e y r e i n n e m e r 1626 AbhSchweizR. XIII 61. 1668
Fugger,Ehrensp. 1043. möchte auch herr s t e u e r e i n -
n e h m e r sich angelegen seyn lassen, die rechnung je
eher, je besser darüber zu geben 1718 MHungJurHist.
V 2 S. 417. daß kein richter noch andere herrschaft-
liche bediente, denen gebot oder verbot im lande zu-
steht, zugleich s t e u e r e i n n e h m e r sein sollen 1737 Ac-
taBoruss.BehO. V 2 S. 258. 1748 Isaacsohn,PreußBeamte
III 267. von der landesherrschaft und den landstanden
e
… werden die steuerkollegien, steuerrathe, steuerkom-
e
missarien, s t e u e r e i n n e h m e r, stadt- und amtspfleger
bestellt 1785 Fischer,KamPolR. III 343. 1805 RepRecht
XII 46.
Steuereinnehmerseid m., Amtseid eines → Steuerein-
nehmers. 1641 Wüst,Policey II 448.
Steuereinnehmerstelle f., Amt, Posten eines → Steuer-
einnehmers. P. … welchem von einem lobl. statt rath die
durch ableiben seines herrn vatters … erledigte s t e y e r
e i n n e h m e r s t e l l auss gnaden verlihen worden 1683
BerAltertWien 8 (1864) p. 5. 1788 HdbchÖstGes. XV
153. 1797 GoetheBrfwVoigt I 370.
Steuereintreiber m., wie → Steuereinnehmer. hat ied-
weiliger dorfmaister sambt die s t e u e r e i n t r e i b e r …
das diser ordnung … fleißigist nachgelebt … die obsicht
zu tragen 1696 Tirol/ÖW. II 201.
Steuereinzieher m., wie → Steuereinnehmer. 1656 Ti-
rol/ÖW. III 248.
Steuerempfänger m., wie → Steuereinnehmer. dienst-
instruktion fur die s t e u e r - e m p f a n g e r 1647 Scotti,
e e
Cleve I 266. 1718 ActaBoruss.BehO. III 11. die s t e u -
e r e m p f ä n g e r werden … beauftraget, die einkunfte
e
der gemeinden zu empfangen und aus diesem fond die
zahlungen fur die ausgaben der gemeinden zu thun 1809
e
v.Berg,PolR. VII 725.
Steuererhöhung f., Anhebung, Heraufsetzung einer →
1 Steuer (V); auch: Erhebung einer zusätzlichen Steu-
er. ee.ff.dd. werden unsere herrschaften aller anderer
schazungen, s t e u r - e r h o h u n g und anlagen … zu
e
entheben geneigt seyn 1674 Stieler,Sekretariat. II 248.
[die volle summe wird entrichtet] durch die s t e u e r -
e r h ö h u n g in gesamten städten beyder herzogthümer
1781 Sachsse,MecklUrk. 582. s t e u e r - e r h o h u n g der
e
obrigkeiten auch von ienen dominikalgrunden, welche
e
sie bei abolirung der robot an ihre unterthanen uberge-
e
175 Steuererhöhung – steuerfrei
ben 1787 HdbchÖstGes. XIV 1193. [Übschr.:] von der
s t e u e r e r h o h u n g, von erhebung derselben und dem
e
zuwachse 1788 Thomas,FuldPrR. I 264. daß … keines-
weges von uns genehmigt wird, daß irgend eine s t e u e r -
e r h o h u n g nach einmal geschehener regulirung wieder
e e
geschehen kann 1794 WestpreußPR. II 342.
Steuererlaß m., Ermäßigung, Milderung einer →
1 Steuer (V); Verzicht auf eine (berechtigte) → Steuer-
hebung oder -forderung; bdv.: Steuerabschreibung, Steuermodera-
tion, Steuernachlassung; vgl. Moderation (II). [die stande beschlos-
e
sen, daß] keine neue steur angefordert werden solte …
aber die rebellen … vermutend, daß man sie mit dem
s t e u r - e r l a ß allein teuschen wollen, zogen mit einem
grossen hellen haufen auf H. an 1668 Fugger,Ehrensp.
1044. 1743 AltenburgSamml. II 403. [einer stadt ist] we-
gen einer erlittenen haupt-calamitat ein gewisser rest-
e
oder ordinairer s t e u e r - e r l a ß accordiret worden 1799
CSax. I 1322.
Steuererlegung f., Steuerzahlung; Entrichtung der →
1 Steuer (III od. V); bdv.: Steuerablegung, Steuerbarkeit (III), Steuer-
gebührnis, Steuerlieferung, Steuerreichung, Steuerverrichtung. wegen
der s t e u e r e r l e g u n g, sowoll der ross und wagen, …
beschwert sich eine g., dass allein die armen solche müs-
sen erlegen 1602 MHungJurHist. V 2 S. 99. scharffer
befehl an einen stadtraht, die burgerschafft zur s t e u e r -
e
e r l e g u n g zu treiben 1674 Stieler,Sekretariat. II 1858.
Steuerertrag m., Gesamtbetrag der Steuereinkünfte (in
einem best. Zeitraum); bdv.: Steuereinnahme (III), Steuerinteres-
se, Steuergefälle (I), Steuersumme. jeder amts-steuer-einnehmer
soll wenigstens fur den s t e u e r e r t r a g eines jahrs bei
e
dem churfurstlichen commissariat … hinlangliche burg-
e e e
schaft leisten 1685 Scotti,Cleve I 580. mit anfang des
jahrs 1760 aber soll eine jede stadt fünf von jeglichem
hundert … zu genießen haben und von dem s t e u r -
e r t r a g einer jeden stadt in jeglichem monat vorabneh-
men 1755 Sachsse,MecklUrk. 475. dem prafect liegt …
e
ob … die erhebung und abzahlung des s t e u e r e r t r a g s
… zu reguliren 1811 Pölitz,Verf. I 2 S. 1062.
Steuererz n., Erz aus einem → Steuerbergwerk; vgl.
Steuersilber. um 1480 FreibergUB. II 229.
Steuerexemtion f., wie → Steuerbefreiung. daß …
denen s t e u e r e x e m t i o n e n sowohl der potentiorum
als der standeserhöhten mitglieder … begegnet [werden
könne] 1685 JbFrkLf. 22 (1962) 230. man vermehre
lieber die besoldung, als daß man dergleichen s t e u e r -
e x e m p t i o n e n nachsehe 1705 KlugeBeamte I2 427.
[daß die] wegen pratendirender s t e u e r - e x e m t i o n
e
oder immunitat inter singulos oder zwischen commu-
e
nen entstehende anspruche, klagen und forderungen …
e e
zur judicatur dem hofrath zugehen [sollen] 1769 Bewer,
Rechtsfälle V 77. 1810 Mamroth,PreußStaatsBest. 782.
Steuerexpedition f. I. Abteilung der (obersten) Steu-
erverwaltung mit Zuständigkeit für den amtl. Schrift-
verkehr; auch der Schriftverkehr selbst. [die] steuer-
einnehmer sollen dasjenige, was aus der s t e u e r -
e x p e d i t i o n an sie gelanget … beobachten 1680 Al-
tenburgSamml. I 660. [ihr wollet von denen steuer-
einnehmern] pflichtmaßige berichte erfordern, nach de-
e
176
rer erlangung sie in eine tabelle nach drey classen …
verfassen und [diese] … in die s t e u e r - e x p e d i t i o n
einschicken 1691 CAug. II 1533.
II. Ermittlung der individuellen → Steuerlast? adeliche
und burgerliche konkurriren … bey s t e u e r e x p e d i -
t i o n e n, und mussen die ausfertigungen, berichte und
e
gedruckten jahrlichen steuerausschreiben, nebst den ade-
e
lichen und dem stadtrathe auch von jedem burgerlichen
e
… unterschrieben werden 1792 Schwarz,LausWB. I 330.
Steuerfahne m., Fahne, die zur Verkündigung und als
Zeichen einer → Steuerhebung aufgesteckt wird. [60 Pf.
dem] jungern maister G. … umb den s t e u e r f a n e n ge-
macht 1455 Stahleder,München I 356.
Steuerfloß m., → Floß (I) aus → Steuerbuchen als
Maß für eine Holzabgabe. 15. Jh. Salzburg/ÖW. I 143.
Steuerforderung f. I. Einfordern einer → Steuer (III od.
V); auch: Auferlegung von Steuern. [S.] soll auch ledig
und frey seyn aller s t e u r f o r d e r u n g und dienst 1331
Bergmann,München Urk. 94. der vogt deß gottshauß E.
soll … von aller schatzung vnd s t e w r f o r d e r u n g sich
enthalten Libertas Einsidlensis (1640) 192. bin ich …
einer unbeschrankten s t e u e r f o r d e r u n g meines lan-
e
desherrn unterworfen, so verliehre ich diese sicherheit
[daß ein jeder mit dem seinigen sicher sey] 1786 Pütter,
Staatsverf. II 276.
II. wie → Steuerschuld (I). 1702 Londorp Reg. 339.
III. Spendenbitte (aufgrund einer Notlage); vgl. 1 Steuer
(II 1), Steuerbrief (III). 1742 Bluntschli,MemTigur.3 458.
steuerfrei adj., adv., von der Besteuerung ausgenom-
men, nicht → steuerpflichtig; bdv.: steuergefreit; vgl. schoß-
frei. daz niemen s t e w r f r e y sein sol 1265 MünchenSt
R.(Dirr) 22. 1335 MosbachStR. 544. waz sie [juden] vn-
der vns siczen vor sant johans tak, die weil sullen sie von
vns s t e w r f r e y siczen 1374 MZoll. IV 271. der jud hatt
sich erst dargezogen und sass das erst jar s t u r f r i 1401
RTA. V 228. meister P. maler sitzt s t u r f r y g 1446 Schr
Bodensee 54 (1926) 73. das ich von allem dem erb vnd
guet … zinsfrey, rabatfrey, s t e w r f r e y vnd machtfrey
sein sol mein lebtag 1456 SPaulUB. 426. 1495 Tirol/
ÖW. XVII 117. der herzog … macht aber das land und
den künig vor demselben volcke sicher in ewig zite und
darzuo s t ü r f r e i e vor allem solde und unbillicher vor-
drunge 15. Jh. Ernst S. 275. 15. Jh. Bayern/GrW. VI
179. es ist auch ain ieder amptman s t e w r - und dienst-
f r e i 1523 NÖsterr./ÖW. IX 862. aller werkzeug, wehr,
harnisch, bücher und dergleichen, sofern damit keine
hantierung treibt, ist s t e u e r f r e i 1561 VerhOPfalz 93
(1952) 192. 1616 MittSchulg. 3 (1893) 259. acker und
guter aber, so triesch liegen und umgerissen werden, sol-
len einige jahre uber s t e u r - und contributions f r e y ge-
e
lassen [werden] 1680 HessSamml. III 144. wurden hier-
e
nechst denen abgebrannten oder neu-anbauenden nach
befinden gewisse biere s t e u e r - f r e y zu brauen … be-
williget werden 1703 CAug. II 1575. es macht aber auch
ferner die præscription und verjahrung s t e u e r - f r e y
e
1705 KlugeBeamte I 435. gleichwie die possessores der
2
neuen garten weingarten, so bis dato s t e u e r f r e i ge-
wesen, … so lange die schweren ausgaben anhalten, die
177 steuerfrei – steuergefreit
steuer zu geben verwilliget 1716 MHungJurHist. V 2
S. 404. 1728 Reyscher,Ges. XVII 1 S. 407. postwagen
e
und posthauser sind befriedet und letztere s t e u e r f r e y
e
1785 Fischer,KamPolR. II 452. kapitalien sind durchaus
s t e u e r f r e i 1788 Thomas,FuldPrR. I 261. 1805 v.Car-
lowitz,RiPferdsgeld 99.
Steuerfreiheit f., wie → Steuerbefreiung; vgl. Kontribu-
tionfreiheit, Schatzfreiheit. ihr kais. majestat wollten … der
e e
landstand in s t e y e r f r e y h e i t und ublichen gebrauch
e e
nach per pares curiae zu erortern [verwilligen] 1636
e
Heinke,NÖLehenR. II 226. daß die auf ritter-guthern ge-
e
bauete hauser der s t e u e r - f r e y h e i t geniesen mochten
e e
… hat aus dem … landtags-abschied allbereit seine erle-
digung 1684 AltenburgSamml. I 168. steuer-frey genos-
sene geistliche guter, wann sie an weltliche veralienirt
e
werden, [verlieren] die s t e u e r - f r e y h e i t 1705 Kluge
Beamte I2 426. 1713 Reyscher,Ges. XVII 1 S. 357. wenn
aber quaestio von der s t e u e r - oder einquartirungs-
f r e i h e i t entstehet, so muß ja diese nothwendig als eine
justizsache bei der regierung ausgemacht werden 1748
ActaBoruss.BehO. VIII 146. was vorteilhafte gerechtig-
keiten (iura actiua) sind, wie z.e. frohndienste … ge-
richtbarkeit, s t e u e r - f r e y h e i t 1753 Pütter,JurPraxis
I 155. 1771 Zincke,KriegsRGel. 23. der adel genießt so-
wol fur sich als auch manchmal fur seine hintersaßen die
e e
s t e u e r f r e y h e i t 1785 Fischer,KamPolR. I 550. die pri-
vilegien einer academie [sind] … aus den vorrechten ho-
her geistlichen gemeinden, z.b. gerichtsprivilegien und
s t e u e r f r e y h e i t e n, zu beurtheilen 1798 RepRecht I
150. 1803 VerhOPfalz 93 (1952) 191. zum besten der
gewerkschaften erhalten … die grunde, wo die bergwer-
e
ke gebauet werden, die s t e u e r f r e y h e i t 1803 v.Berg,
PolR. III 403. 1804 Hagemann,PractErört. IV 146.
Steuerfreiung f., wie → Steuerbefreiung. eben gleiche
s t e u r f r e y u n g hat auch deß ehegenannten kayser O.
e
sohn … bevestiget Libertas Einsidlensis (1640) 193.
Steuerfrisching m., → Frischling (I) als Naturalabga-
be; vgl. Steuerschwein. 1. Viertel 14. Jh. SonnenburgUrb. 7.
Steuerfrucht f., Getreide als Naturalabgabe; bdv.: Steu-
erhafer, Steuerkern, Steuerkorn; vgl. Frucht (I). die von B. geben
der herrschaft W. jarlich uff martini zu rechten jarlichen
e e
unablosigen s t e u e r - f r u c h t e n, genannt steuer- oder
e e
zins-korn, … 10 sch. 6 s. 3 v. rockcken und 12 sch. 1 s.
3 ½ v. habern 1684 Reyscher,Ges. XVII 1 p. 16.
Steuerfuß m., Richtwert für die Steuerberechnung; ori-
entiert am Wert des jeweiligen → steuerpflichtigen Ver-
mögens; bdv.: Steueranschlag (I); vgl. Schatzungfuß, Simpelfuß. [das
erwente güether inen] nicht entzogen werden khendten,
wan nit zuegleich dem gricht T. von seinem s t e ü r -
f u e s und contingent ain proportioniertes quantum ab
und der herrschafft S. zuegeschriben wurde 1686 Vor-
arlbAgrU. 250. daß zwar einige dem alten s t e u e r - f u ß
de an. 1629 anbefohlener massen inhaerirt, die mehrere
aber sich denen, in den catastris befindlichen anschlagen
e
entzogen 1694 Reyscher,Ges. XVII 1 S. 303. nach-
richt, daß die abraichung diser ausgeworffenen portions-
gelder durchgehend nach dem bißhero observirten land-
schafftl. s t e u r - f u ß regulirt [wird] 1706 Lünig,CJMilit.
178
164. 1726 RepStaatsVerwBaiern V 275. nachdem die
dragoner-postir- und verlegung … nach dem s t e u e r -
f u ß dergestalt eingerichtet worden, daß … kein ort
vor dem andern prægravirt [wird] 1737 AltenburgSamml.
I 383. 1769 ArchOFrk. 23, 2 (1907) 69. 1772 Eck-
stein,BambJud. 123. aus eben den grunden, woraus die
e
rechtmassigkeit der besteurung folget, ergibt sich auch,
e
wie nothig es sey, einen verhaltnißmassigen s t e u e r f u ß
e e e
zum grunde zu legen 1777 Pütter,BeitrStaatsR. I 357.
daß alle nach W. kirchspännigen gemeinden auf dem
unter ihnen bisher üblichen s t e ü e r f u ß das ihre da-
zu [Armenunterstützung] beitragen … sollen 1794 Argau
Lsch. II 55. 1795 Tänzer,GJudVorarlb. 322. 1815 Akt
WienKongr. II 218.
Steuergebühr f., Verpflichtung zur Zahlung einer →
1 Steuer (IV od. V); → Steuerpflicht; auch die zu zahlen-
de Steuer; vgl. Steuerabgabe. sich lieber für seine ausstend
und s t e u e r g e b u e r an ligenden gütern pfendten zu
lassen als die bezahlung paares gelts darfür zu laisten
1598 AktGegenref.2 I 317. daß … die ordinari gantze
s t e u r - g e b u h r von allem steurbaren vermogen … so
e e
offt anzusetzen und einzubringen ist, biß das in obigen
extract entworffene quantum sich heraus wirffet 1706
Lünig,CJMilit. 164. 1788 Thomas,FuldPrR. I 254.
Steuergebührnis f., → Steuererlegung, → Steuerab-
gabe. [wie hoch die vnderthonen, so] die auferlegte
wöhr vnd rüstungen außzalen vnd noch darzue heürige
s t e u r g e b ü r n u ß erlegen müessen, … erschöpfft wer-
den 1597 Dollinger,MaxFinanzref. 38. aus welchen pro-
cessen der abfall der stätt und märkt herfleusst, credit,
gewerb und hantierungen erligen, dass dörfer daraus
werden und ire s t e u e r g e b ü r n ü s s e n nicht bezalen
1601 AktGegenref.2 II 147. 1660 KurpfSamml. III 347.
Steuergefälle n. I. Steuereinkunft; → Steuerertrag. da-
mit sie [Landstände] sehen und vernemen, wo die s t e u -
e r g e f e l l hingewandt mögen werden 1589 Bachmann,
BambLst. 151. von herrn G.S., derzeit geortneter steuer-
einnehmer zur collegirung der gösserischen 3000 fl. auf
gemainen markts s t e i e r g e f e l l e n empfangen 1174 fl.
1604 BeitrSteirG. 20 (1884) 107. 1658 KurpfSamml. III
346. die steuer-einnehmer … sollen die steuer-bucher
e
betruglicher weise nicht zerreissen, oder die s t e u e r -
e
g e f a l l e falsch einschreiben, bey straff des staup-besens
e
1705 KlugeBeamte I2 449. bei einer solchen in fraudem
aerarii publici geschehenden minderung des s t e u e r g e -
f ä l l e s 1725 Schmelzle,BayrStaatsh. 360. 1785 Krünitz,
Enzykl. 33 S. 220.
II. Abgabenzahlung; → Steuerabgabe. hab … bitten
wöllen, solchen beschwärlichen process, dardurch … die
s t e u r g f e l l verhindert … werden müessen, in berath-
schlagung zu ziehen 1600 AktGegenref.2 II 27. so pfle-
gen sie ihr domicilium … an einen solchen orte, der von
so genandten s t e u e r - g e f a l l e n gantz und gar exemt
e
und befreyet ist … aufzuschlagen 1684 Sauter,Staatserm.
346. der obersteuer-einnehmer fuhret den empfang der
e
s t e u e r g e f a l l e 1802 BeitrStatBerg I 16.
e
steuergefreit adj., wie → steuerfrei. 1510 KremsStein
RQ. 172.
179 Steuergeld – Steuergut
Steuergeld n. I. wie → 1 Steuer (III u. V); auch die
Steuerzahlung, Geldsumme als Steuer. sie haben uns …
solch s t e w e r g e l t czu hulffe czu geben czugesaget …
mit sulcher underscheydt, das wir en czusagen solden
… sulch s t e w e r g e l t … gentczlich abeczuthun, wenn
die czeit umbkompt 1457 AktStPr. IV 581. 1460 Bair
LT. V 25. wie kompt das … das jr münch vnd pfaf-
fen frey seyt von vngelt, s t e u r g e l t, rayßgelt, wachgelt
1523 FlugschrRef.(Clemen) II 74. [der koenig] hat auff
sie gelegt s t e u r g e l t, baw gelt, hie geschetzt und da ge-
schetzt 1526 LutherGesAusg. I 19 S. 407. 1528 Elsass/
GrW. V 497. welchs regalien seindt: … s t e w e r g e l t
ausserhalb der ordenlichen stewer zu koniglicher maies-
o e
tat rom oder veldt zug 1530 LibriFeud.(Weidm./HAB)
99. wie welcher gestalt vnnd durch wen das bewilligte
s t e w r g e l t in vnsern furstenthumb vnd landen ein und
zusamen bracht werden [sol] 1532 HessSamml. II 248.
1540 AugsbChr. IX 380. 1673 SGallenStB. II 101. was
sie davon an diensten, dienst-geldern, s t e u e r -, schoß-
und gemeinde-g e l d e r n … zu geben schuldig 1704 CC
March. IV 2 Sp. 152. die steuer-einnehmer … sollen mit
den s t e u e r - g e l d e r n nicht wuchern, oder es fallt der
e
nutzen dem gemeinen wesen zu 1705 KlugeBeamte I2
449. 1776 Möser,Phant.(Voigt) II 483.
II. wie → 1 Steuer (IV). daz wir … D.v.T. und sinen
erben und iren botten das vorgenante s t u r e g e l t ge-
ben und antwirten sollen jergelich ze sant martins messe
e
1293 FreiburgUB. II 165. 1574 Frey,Pract. 175.
III. als Steuer oder Abgabe eingenommenes bzw. ab-
zulieferndes Geld. was man gelts hat, das dem markcht
zuegehort, es sei puchsngelt, s t e u r g e l t oder ander gelt,
e e
sol in der selbm lad ligen 1435 OÖsterr./ÖW. XII 187.
R. [hat] des s t e u e r g e l d e s, so das 1473te jahr von der
landsteur … gefallen, das noch vor handen gewesen ist,
M.P. rentmeister geantwortet 1481 BairLT. VIII 147.
den verlurst an einbringenden s t e u r g e l t e r n hat hiefi-
ro der einbringer zu verhieten 1662 Tirol/ÖW. XVII 46.
1678 AltenburgSamml. I 624.
IV. eine Handelsabgabe; vgl. 1 Steuer (VI). das czugesagte
s t e u e r g e l t von aller wahr, wye dy bewyllunge mit-
brengt, eyn czu nehmen 1528 CDSiles. 27 S. 191.
V. Spendengeld, → 1 Steuer (II 1); vgl. Hilfgeld (III). uber
alle s t e ü r g e l d e r … wovon man bishero ein merckli-
ches an arme, dürftige bürgere ausgeteilet … aufrichtige
rechnung zu thun 1690 MittPfalz 14 (1889) 33.
VI. wie → 1 Steuer (II 5). wenn so den knapen, dy
wedir den bergmeister sind, das s t e u r e g e l t, domitte
dy kunste gemacht sind, nicht wurdin ist, das vordreu-
sit 1457 FreibergUB. II 162. wann dann i des jares IIIC
mark stewresilber ader byloufftig inkomen, so ist den
fursten or s t e w r g e l t vergolden 1463 ebd. 187.
Steuergemeinde f., Versammlung der → steuerpflich-
tigen Einwohnerschaft; ua. zur Steuerfestsetzung. 1673
SGallenStB. II 100.
Steuergenoß f., Gemeinschaft von Personen, die dem-
selben → 1 Steuerherrn (II) → steuerpflichtig sind; vgl.
Genoß. 1433 VorarlbAgrU. 51.
Steuergereiß m., zu mhd. gereiz; Steuerbezirk. um
180
1560 JbDillingen 20 (1907) 138.
Steuergericht n., für → Steuersachen (II) zuständiges
Gericht. allen vnsern lieben getrewen so an hohem ge-
richt vnserer parlament, in vnserer rechen kamern, vn-
seren s t e w e r g e r i c h t Edict und Erclerung von der kö-
nigklichen Würden in Frankreich (1563) c ijv . der könig
gab seinem bruder … eine zulage seines königl. gehalts
… wovon die bekräfftigung im la court des aydes oder
s t e u r g e r i c h t e geschahe 1683 DWB. X 2, 2 Sp. 2625.
s t e u e r - g e r i c h t wird angelegt … davon kan nicht ap-
peliret werden … recursus an die regierung und steuer-
collegium ist erlaubt D. Franck, Alt- und Neues Mecklen-
burg XX (Güstrow 1758) bbbb 3v . von den so genannten
unter-gerichten: … graben-stule, licent- kirchen- munz-
e e e
s t e u e r - g e r i c h t 1758 Estor,RGel. II 1070.
Steuergeschrift f.?, wie → Steuerbrief (III). an die
gotshüser ist im ein s t ü r g s c h r [ i f t ] bewilliget worden
1641 SchweizId. IX 1590.
Steuergewölbe n., ein amtl. Aufbewahrungsraum für
Unterlagen der Steuerverwaltung; vgl. Schatzgewölbe. M.,
des raths, wegen der gemalten tafel, so er in mei-
ner herrn s t e u e r g e w ö l b gemacht hat fl. 200 1621
ZSchwabNeuburg 14 (1887) 276.
Steuergläubiger m., Inhaber einer → Steuerobligation.
einem jeden s t e u e r - g l a u b i g e r [soll] seine capitalia
e
einem anderen … gebuhrende zu cediren und zu uber-
e e
lassen unbenommen seyn 1661 Lünig,RA. VIII 1 S. 515.
1762 Schlechte,StRefSachsen 371.
Steuerglocke f., auch dim.; am Rathaus angebrachte
Glocke, die zur Verkündung einer Steuererhebung und am
→ Steuertermin als Mahnung zur Steuerzahlung geläutet
wird. an rathhause gegen morgen ist ein thürmchen, uf
welchen eine schlage-uhr, eine thor- und s t e u e r g l o -
c k e 1670 NdLausMitt. 20 (1930/32) 38. das s t e u e r -
g l o c k g e n wird sodann gelautet, wenn eine steuer
e e
zu geben C.C. Schramm, Hist. Reise-Lexicon (Leipzig
1744) 2207. Moser,Staatsarch. 1755 I-VI 583. 1772 Mo-
ser,NStaatsR. XVIII 261.
Steuergrube f., wie → Steuerbergwerk. 1453 Freiberg
UB. II 143.
Steuergulden m. I. in → Gulden berechnete → Steu-
erabgabe. 1678 AltenburgSamml. I 615. 1717 Fellner-
Kretschmayr III 279.
II. eine Berechnungseinheit für den Wert von → steu-
erpflichtigem (Grund-)Vermögen, als Bemessungsgrund-
lage für → Steuerabgaben; vgl. Schock (III), Steuerschock. 6
schreckenberger machen 1 s t e u e r g u l d e n zu 27 al-
bus aus 1769 Lennep,LandsiedelR. 580. daß diese steu-
er nach dem neuen steuerfuß ohne unterschied der
dominikal- oder rustikal-grundbesitzer nach einem glei-
chen maßstabe auf den s t e u e r g u l d e n repartiret 1789
HdbchÖstGes. XVII 92. die wahrung, wonach die er-
e
hebung [dieser steuer] geschieht, sind s t e u e r g u l d e n,
jeden zu 27 albus gerechnet GGA. (1795) 1228.
Steuergut n., mit einer → 1 Steuer (IV) belastetes
(Kron-)Gut; vgl. Schatzgut. wollen k.m. an die land-hoff-
e
dinge den befehl ergehen lassen, daß kein unerlaub-
tes rhoden auff den gemeinde-, s t e u e r - und krons-
e
181 Steuergut – Steuerhütte
g u t h e r n geschehen soll 1680 SammlLivlLR. II 777.
e
1758 v.Justi,Staatsw. I 527.
Steuerhafer m., Hafer als Naturalabgabe; vgl. Steu-
erfrucht. ich han ingenomen … ze W. dem dorf 20
u
malt. s t ü r h a b e r n 1395/96 QGrafschHohenberg I 197.
1411/12 ebd. II 4. 1705 Reyscher,Ges. XVII 1 p. 16.
steuerhaft adj., wie → steuerpflichtig. die hoffstat und
tzwen morgen ackers … sullen … der herschafft s t e w r -
h a f f t und dinsthafft sein 1414 MBoica 47 S. 646. 1429
Schaab,Städtebund II 403. wie der gnanten gut etlich,
die der herrn im closter gewesen sint, vormals der herr-
schaft s t e w e r h a f t, dinsthaft und zw gericht gangen
e
sind 1464 CadolzburgSalB. 99. 1721 ZofingenStR. 408.
steuerhaftig adj., wie → steuerpflichtig. 1404 Wein-
heim 390.
Steuerhändler m., wie → Steuerbedienter. haben die
verordenten s t e u e r h a n d l e r der stat W. … aus be-
velch aines ersamen rats daselbs all und jed gewiss
und ungewiss remanenz … aus den steuer- und rest-
büchern gezogen 1528 JbKunsthistKaiserh. 17 (1896) p.
115. 1573 NÖLTfl. II 16 § 10.
Steuerhauptmann m., Steuerhauptleute pl., (örtlicher)
Steuereinzieher; bdv.: Steuereinnehmer. herrschaftsämbter
und s t e u r h a u b t l e i t werden zu der landssprach ent-
sezt und gesezt 1583 Tirol/ÖW. IV 212. 17. Jh. ebd. 290.
durch benante s t e u e r h a u p t l e u t e einzutreibende …
steuern 1780 Lahner,NürnbR. 365.
Steuerhaus n., Dienstgebäude, Sitz eines → Steuer-
amts (I), auch dieses selbst. [das sy jerlich fünf pfund
haller] gen M. auff ir s t e u r h a w s s zu irer steurrech-
ner hannden vnd gwallt anntwurtten 1516 ZSchwab
Neuburg 18 (1891) 126. 1529 Nübling,UlmBaumwollw.
89. S. will die 8 fl. zins, die er für das haus, das man
ihm genommen hat, vom s t e u e r h a u s erhält, ins ar-
menhaus geben 1531 WürtVjh.2 4 (1895) 285. 1548/64
Dreytwein,Chr. 179. daß hinfüro jeder ratsschilling all-
hier 5 schilling pfennig gelten und darumben von dem
löbl. s t e u e r h a u s ußgeben und eingenommen werden
solle 1655 SchrBodensee 50 (1922) 86. 1699 Miedel,
JudenMemmingen 47.
Steuerhebung f., Erhebung, Einziehung einer → 1 Steu-
er (III od. V); auch der hierzu best. Termin; bdv.: Steuer-
einnahme (I). daß alle financen-, zoll-, tribut- und s t e u r -
h e b u n g durch gantz Franckreich in 21 generaliteten
vertheilet sey E. Francisci, Die lustige Schaubühne II
(Nürnberg 1679) 953. wenn der bischof behaupten wol-
le, daß sich die damalige s t e u e r h e b u n g auf sein ius
proprium grunde, so wurde sie gar ein actus vitiosus
e e
seyn 1768 J.S. Pütter, Auserlesene Rechtsfälle II (Göt-
tingen 1774) 586. jeder steuerpflichtige ist schuldig, sein
der steuer unterworfenes vermogen gewissenhaft anzu-
e
geben; auch jede von einer s t e u e r h e b u n g zur andern
sich ereignende veranderung getreulich anzugeben 1808
e
NCCPruss. XII 2 Sp. 294.
Steuerheischer m., wie → Steuereinnehmer. der jung
schmid R. ist verfallen dryfalti buß, vm das er die s t ü r -
h e i s c h e r beschelkt hat 1557/68 M. Estermann, Neu-
dorf (Luzern 1875) 269.
182
Steuerhenne f., wie → Steuerhuhn; vgl. Henne (II). 1546
SGallenOffn. II 128.
1 Steuerherr m. I. mit der Bemessung, Festsetzung und
Einnahme von → 1 Steuern (III u. V) betraute Rats- oder
Amtsperson; auch: Leiter, Vorsteher der Steuerverwal-
tung; bdv.: 1 Steuermeister (I). ez chaufften mein herren vom
rat von mir ainen … vergulten chopf … umb 100 new
ungerisch guldein; di sullen mir di s t e w r h e r r e n be-
zaln von dem ersten gelt, daz in wirt 1399 Regensburg/
DHandelsakten VII 28. es sullen auch die s t e w r h e r -
r e n fürsehen, das … die mawrbacher vber ir anczal
nicht mer wein herein pringen 1461 WienCopeyBuch
275. 1472/81 Straubing/Keutgen,Urk. 231. die zwen ge-
sworen meister [sollen] … denselben new meister fur die
s t e w e r h e r r n brengen, das man in zu burger aufneme
und das er in sein burgerrecht außricht 1475 WürzbPol.
171. 1479 RetzStB. 142. 15./16. Jh. AarauUB. 329. dass
die amtleut und s t e u e r h e r r n in aufmerken haben,
damit die ratsherren jährlich ihr angeschlagen steuer
ausrichten 1531 MHungJurHist. V 2 S. 22. die s t u r -
h e r r e n sitzend am nachsten tag nach st. martis tag
und darnach alle tag, bis an wyehnacht tag 1535 Kon-
stanzStat. 75. 1541 Heuß,HeilbronnWeinbau 18. daß die
hochzeit- und s t e u e r h e r r e n solliche gesellen hinfüro
… zu burger nit aufnehmen 1572 Weiß,AugsbGoldschm.
264. es sollen auch furthin die s t e w e r h e r r n ohne vor-
e
wißen vnser oder vnsers stadthalters … nichts vfnem-
men 1597 AmbergUB. 116. haben die s t e u e r h e r r n
von wegen des gemeinen nutzens der stadt K. dem
hofstadt ambt allhier gegenwärtigen zinsbrieff mit ein-
hundert guldin hauptguet und derbei ustendigen zinsen
abgelost 1607 AbhSchweizR. XIII 60. 1617 SaulgauStat.
107. welcher dem andern einig haab und guther … ver-
e
kaufft, das gemeiner stadt … zinntzbahr ist, derselb
kauff soll den s t e u e r - h e r r e n oder dem zinnß-herrn
angezeigt werden 1739 Wüst,Policey VII 152.
II. Inhaber der Steuerhoheit. 1793 Lang,Steuerverf.
241.
2 Steuerherr m., wie → Steuermann (I). 1586 Mathe-
sius,Syrach III 71v .
Steuerherrenamt n., Würde, Posten eines → 1 Steuer-
herrn (I). 1535/36 AugsbChr. IX 310.
Steuerhilfe f., Steuer(zahlung); bdv.: Steuerabgabe. damit
auf jetzt instehenden termin ascensionis die verwillig-
ten s t e u e r h i l f e n unverlängt zu händen der schles.
kammer abgeführet … werden 1624 SchlesActaPubl. Jg.
1622/25 S. 260. 1674 Stieler,Sekretariat. II 243.
1 Steuerholz n., Bauholz als → 1 Steuer (II 4). 1524
ZThür.2 31 (1935) 59.
2 Steuerholz n., wie → Ruder (I). 1625 DWB. X 2, 2
Sp. 2627.
Steuerhuhn n., Huhn als Naturalabgabe; bdv.: Steuerhen-
ne; vgl. Huhn (A II), Steuerschwein. [Abgabenlast:] 3 faßnacht-
hennen, darunter die zwo vogthennen, vnd acht sum-
merhuner, darunter die zwey s t e u e r h u n e r 1578 Rey-
e e
scher,Ges. XVII 1 p. 16.
Steuerhütte f., wie → Steuerbergwerk. 1447 Freiberg
UB. II 101.
183 Steuerinstruktion – 1 Steuerknecht (II)
Steuerinstruktion f., wie → Steuerverordnung. als las-
sen wir es … bey so klarer verordnung der s t e u e r -
i n s t r u c t i o n und mandats de anno 1657 [verbleiben]
1663 KurpfSamml. III 348. [vom Bier ist] unserm ausge-
lassenen mandat und s t e u e r - i n s t r u c t i o n zuwider
die tranck-steuer … verschwiegen worden 1666 CAug.
II 1505. 1718 Reyscher,Ges. XVII 1 S. 354. was der cle-
rus … in hiesigen landen prastirt, ist in der s t e u e r i n -
e e
s t r u c t i o n von an. 1612 … enthalten 1770 Kreittmayr,
StaatsR. 338.
Steuerinteresse n., (Interesse am) → Steuerertrag;
Nutzen des Fiskus. [wie dergleichen] vervortheilung un-
serm und der s t e u e r - i n t e r e s s e … zu nicht gerin-
gen schaden und schmalerung gereichet 1678 Altenburg
e
Samml. I 638 [Komp.?]. 1710 CAug. II 1608. s t e u -
e r i n t e r e s s e des regenten 1758 v.Justi,Staatsw. II 388.
[der muhlenpachter hat] acht zu haben, daß zum nach-
e
theil des s t e u e r - und accisi n t e r e s s e keine defrauda-
tion oder andere parthiererey mit denen malzen vorgehe
1765 CAug. Forts. I 1 Sp. 1548. 1774 CSax. I 1016.
Steuerjahr n., Referenzzeitraum für die → Steuerauf-
legung und → Steuerhebung von idR. 365 Tagen. unse-
re landstande und untertahnen die bewilligten s t e u r -
e
j a h r uber mit neuen anschlags-registern zu verschonen
e e
1674 Stieler,Sekretariat. II 252. 1799 Beyschlag,Beitr
Nördl. III 38.
Steuerkammer f., wie → Steueramt (I); vgl. Finanzkam-
mer, Obereinnehmeramt. 1684 CCMarch. IV 3 Sp. 148.
Steuerkapital n., auch lat. flektiert. I. wie → Steuer-
schuld (II). die s t e u e r - c a p i t a l i a, welche zu geistl.
stifftungen, kirchen, schulen und andern milden gaben
geordnet … [werden] einem jedwedern unter uns zu de-
nen uf seiner landes-portion zukommenden schulden zu-
gerechnet 1660 Lünig,RA. VIII 1 S. 516. 1750 CAug.
Forts. I 2 Sp. 269.
II. zu versteuerndes Vermögen; bdv.: Steuerbelag (II). da zu
einer durchgangigen gleichheit … ein uniformer beytrag
e
auf das angesetzte s t e u e r c a p i t a l geschehen muß, so
soll … von 1 fl. s t e u e r c a p i t a l 1 hlr. contribution mo-
natlich erhoben werden 1764 Bergius,SammlLandesG. V
154. bei solchen geistlichen landen, welche unter mehre-
re vertheilt werden, [sind] … die landesschulden … nach
dem s t e u e r c a p i t a l e zu vertheilen 1803 Zeumer,QS.2
527. 1803 Beleg s. unter Steuerbelag (II).
Steuerkäse m., Käse als Naturalabgabe. 1692 Rey-
scher,Ges. XVII 1 p. 16.
Steuerkasse, Steuerkassa f. I. verschließbarer Behäl-
ter zur sicheren Aufbewahrung insb. von → Steuergeld
(III); vgl. Steuerschlüssel. es sollen auch die steureinnehmer
die abgelegte steur und anlagegelder … mit zweyen un-
terschiedlichen schlössern wohl verwahret halten, daß
keiner ohne den andern die s t e u r c a s s a eröffnen kön-
ne 1613 NeumarktRb. 298. 1702 ActaBoruss.BehO. I 11.
II. wie → Steueramt (I). restiren die juden von Z.
… inn der fürsten vnndt stände s t e u r - c a s s a järli-
chen zinß 100 fl. vngr. SchlesActaPubl. Jg. 1618 S. 53.
1684 CCMarch. IV 3 Sp. 155. dass bisweilen nicht nur
vor den landeshauptmann, sondern auch seine familie
184
und andere die fourage in natura genommen und auch
aus der s t e u r c a s s a völlig bezahlt wird 1686 CDSiles.
27 S. 313. [gerichte,] denen das jus collectandi zuste-
het und welche die steuern … in die furstliche s t e u e r -
e
c a s s e n nacher C. oder S. zu liefern haben 1746 Alten-
burgSamml. II 405. [die turkensteuren] hatten den ers-
e e
ten anlaß zu einer steuersammlung und zuletzt zu einer
bestandigen s t e u e r k a s s e gegeben 1778 Möser,Phant.
(Voigt) III 96. 1808 Weber,Lehnr. II 167.
Steuerkassierer, Steuerkassier m., wie → Steuerein-
nehmer. befehl, daß die von etlichen verstorbenen
s t e u e r - c a s s i r e r n und buchhaltern ausgestellte und
annoch ausstandige interims-scheine und signirte quit-
e
tungen binnen halber jahres-frist eingesendet werden
1700 CAug. II 1553. die s t e u e r - c a ß i e r, welche die
einnahme in besagten stadten haben 1747 ebd. Forts. I
e
2 Sp. 461. 1769 Moser,RStändeLand. 770.
Steuerkataster n., auch lat. flektiert; Register, Grund-
buch mit Auflistung der → steuerpflichtigen Grundstü-
cke und Gebäude; bdv.: Kataster; vgl. Steuerregister. seynd auch
alle gemein-guter, … wofern sie nicht schon in denen
e
s t e u e r - c a t a s t r i s gelegen, anitzo hinein zubringen
1688 J.J. Müller, De catastris (Jena 1692) Bl. F 2v .
1704 CAug. II 1585. daß die quastionirte wiese im
jahre 1684 bey revision des s t e u e r - c a t a s t e r s ein
pertinentz-stucke von seinem gute gewesen 1741 Zedler
e
30 Sp. 1665. [geheime kriegesräthe haben die] s t e u e r -
c a t a s t r a auf deren accuratesse und richtigkeit … zu
examiniren 1742 ActaBoruss.BehO. VI 2 S. 458. 1785
Ledderhose,HessKR. 462. nur ist … der werth der guter,
e
welche in dem ordentlichen s t e u e r - k a t a s t e r liegen
… nach denjenigen preisen, welche bei der provisori-
schen kriegs-steuer angenommen wurden, in abzug zu
bringen 1799 Reyscher,Ges. XVII 1 S. 672. 1808 Krug,
StaatswPreuß. 108.
Steuerkern m., Getreide als Naturalabgabe; bdv.: Steuer-
frucht; vgl. Kern (I), Kernensteuer. redditus ciuitatis in L. et I.:
de huba reimbotonis tritici I malter pro s t i w e r c h e r n
um 1280 MBoica 36, 1 S. 313. [M. verkauft] zu handen
des spitals 6 fiertel 3 fierling vnd 1 imi s t u r k e r n e n vf
i
dem hof ze B. gelegen … um 40 gl. rh. 1437 Bremgarten
Urk.(Merz) nr. 308.
1 Steuerknecht m. I. (vereidigter) Gehilfe eines → Steu-
ereinnehmers. es soll auch dem ambtman zwo herberg
gfallen und dem s t e u r k n e c h t aine 1402 Tirol/ÖW. II
78. der s t e u r k n e c h t sol sweren: den steurärn treulich
zu warten und sol auch nyemantz verhalten am umb-
geen der steur, sunder ainen yeden melden nach 1465
Koller,EidMünchen 101.
II. in Tirol: Quote der von den → Landständen zu
entrichtenden → 1 Steuer (III), berechnet nach Zahl und
Monatssold der von ihnen zu stellenden Kriegsknechte;
auch der nach dieser Quote Zahlungsverpflichtete. vor a.
1573 war der so genannte s t e u e r - k n e c h t nur per 4.
fl. angeschlagen, in welchem quanto … die von kayser
M. & F. selten requirirte hulffen von stiften und standen
e e
freywillig gut gemachet worden J.C. Lünig, Selecta scrip-
ta illustria (Leipzig 1723) 578. nach dem fusse der im
185 1 Steuerknecht (II) – Steuerlieferung
jahre 1734 hergestellten zahl der 5100 s t e u e r k n e c h -
t e n 1802 Kropatschek,KKGes. XVI 580. 1807 Hormayr,
SüddArch. I 92.
2 Steuerknecht m., mit der Führung des → 2 Steuers (I)
betrauter → Schiffmann (II) od. sein Gehilfe. 1579 Fi-
schart,Bien.(1579) N7r . 1592 König,SelJPubl. XIV 165.
Steuerkollegium n., auch lat. flektiert; Leitungs- und
Aufsichtsgremium der Steuerverwaltung; bdv.: Steuerkommis-
sion. masen wir den s t e u e r - c o l l e g i o macht geben,
wieder die ueberfahrer gewisse geld-busen von sechs
biß zwanzig thlr. zu dictiren 1680 AltenburgSamml. I
661. bei dem vormaligen s t e u e r - oder commissariat-
c o l l e g i o 1736 ActaBoruss.BehO. V 2 S. 98. die consis-
torien [sollen] die gemeinden mit solchen aufnahmsgesu-
chen an das s t e u e r - c o l l e g i u m verweisen, welchem
die aufsicht uber den haushalt der stadte und dorfer zu-
e e e
steht 1785 Ledderhose,HessKR. 378. 1787 Kassel/v.Berg,
PolR. VI 1 S. 366.
Steuerkommissar m., auch -kommissär; auch lat. flek-
tiert; ein (hochgestellter) landesherrlicher Steuerbeamter
mit Aufsicht über die örtlichen Steuerverwaltungen. als
sollen die s t e u e r - c o m m i s s a r i i … eine billigmaßige
e
taxe, wie hoch das bier in- und ausserhalb der stadt
tonnen- oder quart-weise verkauffet … werden solle
… einrichten 1684 CCMarch. IV 3 Sp. 149. 1686 CC
Magdeb. V 45. auf gleichen fuß würden es die s t e u -
e r c o m m i s s a r i e n wegen der unter ihrer inspection
stehenden accise, kassen und stadte … zu halten ha-
e
ben 1709 ActaBoruss.BehO. I 84. 1712 CCMarch. III
1 Sp. 287. steuercatastra mussen … alle 8 oder 10 jah-
e
re … durch besondere s t e u e r c o m m i s s a r i e n revidi-
ret [werden] 1758 v.Justi,Staatsw. II 330. C., s t e u e r -
c o m m i s a r zu Konstanz 1814 Harl,HdbSteuer. II p. 88.
e
Steuerkommission f., wie → Steuerkollegium. Schles
ActaPubl. Jg. 1618 S. 24. 1781 GesSammlMeckl
Schwerin V 196.
Steuerkonstitution f., wie → Steuerverfassung. in al-
len obigen puncten, welche in diese s t e u e r - c o n s t i t u -
t i o n lauffen 1686 CCMagdeb. V 50. 1700 CCMarch. IV
1 Sp. 862.
Steuerkontingent n., wie → Steuerquantum. [das steu-
erausschreiben soll] in das protokoll eingeschrieben,
dann das s t e u e r c o n t i n g e n t, die interessen und ca-
pitalien … in ihren einzelnen betragen eingetragen [wer-
e 2 Steuerleute behandelt unter Steuermann.
den] 1685 Scotti,Cleve I 579. 1716 ActaBoruss.BehO. II
424. daß alle adliche saße … von dem steuer-anschlage
e
befreyet blieben, gestalten hiedurch … der landeskassa
auch an dem ritterschaftlichen s t e u e r - c o n t i n g e n t
kein merkliches abgieng 1781 MatStatNrhWestf. I 2 S.
254. 1786 Gadebusch,Staatskunde I 274.
Steuerkorn n., Getreide als Naturalabgabe; auch: die
Einnahme daraus; bdv.: Steuerfrucht. V. et eius heredes …
pro … dicte aduocacie eiusdem … ecclesie debent esse
solummodo contenti annuatim de triginta modiis duri
grani quod wlgariter s t e v e r c h o r n dicitur 1278 CD
AustrFris. I 379. ditz ist der gelt von dem s t i w e r -
c h o r n 1288 UrbMeinh. 41. vsser vnserm s t e u e r k o r n
zu S. 1369 Reyscher,Ges. XVII 1 p. 16. percepta an
186
roggen: von pawhofen, layenzehenden, kilchenzehen-
e
den, s t e w r k o r e n und akergült 415 malter 3 virtail
1392/94 QGrafschHohenberg I 3. 14. Jh. WürtUrb. 131.
s t e u r c h o r n: … 120 mutt 1406/12 InnsbruckSthArch.
1684 Reyscher,Ges. XVII 1 p. 16.
Steuerkreditor m., Inhaber einer → Steuerobligation;
bdv.: Steuergläubiger. [daß] die grosse schulden-last zu ih-
rem selbst und der vielen s t e u e r - c r e d i t o r e n besten,
etzlicher massen zu tilgen und loßzumachen, die mittel
benommen [sind] 1666 CAug. II 1499. 1762 Schlechte,
StRefSachsen 373.
Steuerlamm n., Lamm als Naturalabgabe; vgl. Steuer-
schwein. 14. Jh. ÖstUrb. I 1 S. 260.
Steuerlappen m., zum → 2 Steuern (I) verwendetes
Schiffssegel. 15. Jh. SchrBodensee 41 (1912) 67.
Steuerlast f., m.?, Belastung, Beschwerung mit →
1 Steuern (III u. V); bdv.: Steuerbeschwer, Steuerübernehmung.
manche güterbesitzer haben … als entschädigung dafür
[geleistete dienste] sich von dieser gütersteuer … befrei-
en lassen und auf solche weise die s t e u e r l a s t auf den
gemeinen mann gewälzt 1654 EidgAbsch. VI 1, 2 S. 1400.
dahero die weiß der einbringung von denen steuern auf
die huben-zahl gerichtet … eine nicht undienliche maßi-
e
gung des sonst so beschwerlichen ungleichen s t e u e r -
l a s t s zu seyn geschienen hatte 1738 Friedenberg,Tract
e
JurPract. I 1 S. 321. 1788 Thomas,FuldPrR. I 255.
Steuerleger m., wie → Steueranleger. das die s t u r -
l e g e r sond stur legen uf die güter, wele die güter buw-
ent, die sont die stur gen von den gütern 1413 Segesser,
LuzernRG. II 316. 1470 FürstenbUB. VII 6. 1583 ZGO.
7 (1856) 280.
Steuerlehen n., gegen → 1 Steuern (IV) verliehenes →
Lehen (I 1). tria s t e w e r l e h e n, quodlibet soluit LVI
den. trit. I mez. auene I mez. porc. valent LXXV den.
1326 MBoica 36, 1 S. 642. leihen ihm auch an den vor-
gen. s t ü r l e h e n, allem vnd iglichem, was wir ihm von
rechtswegen daran leihen sollen 1418 WertheimUB. 194.
s t e u e r l e h n: feudum censuale 1738 Hayme 1184. 1803
Hellbach,WBLehnR. 296.
1 Steuerleute pl. I. → steuerpflichtige Personen; bdv.:
Steuerschuldige (I). 1412 FreibDiözArch.2 3 (1902) 62.
II. mit der Steuereinziehung betraute Personen; vgl. Steu-
ereinnehmer. 1787 DWB. X 2, 2 Sp. 2633.
steuerlich adj., nützlich, vorteilhaft, hilfreich. daz soli-
cher kauf dem closter wol s t û r l i c h und nutzlîchen sî
1426 Lexer III Nachtr. 370. 1476 Haltaus 1744.
Steuerlieferung f., → Steuererlegung; auch: Abliefe-
rung der eingesammelten Steuergelder (bei der höhe-
ren Steuerverwaltung). [wenn einnehmer die steuer nicht
zu erheben wusten, sollen] gleich bey … der s t e u e r -
e
l i e f e r u n g solche berichte bey der ober-einnahme ein-
lauffen 1680 AltenburgSamml. I 657. 1731 CAug. Forts.
I 2 Sp. 153. bei einem disseitigen beamten, der bei dieser
s t e u e r l i e f e r u n g im ruckstande verbleibet und con-
e
cursmaßig wird, ist der rittertruhe gleiches vorrecht mit
e
der furstlichen steuer zugesichert 1788 Thomas,FuldPrR.
e
I 53. 1793 Lang,Steuerverf. 100.
187 Steuerlohn – Steuermeier
Steuerlohn m., Entlohnung eines → Steuereinnehmers.
Anf. 16. Jh. Tirol/ÖW. V 214.
steuerlos adj. I. ohne → 2 Steuer (I), führungslos. do
ein schip vor winde und vor woghe dreve an ehr land,
dath manloes, s t u e r l o e s und ankerloes were … dar
de lude aff vorrgaen werenn, datt gud schollen se ent-
pfangen und iar und dach truweliken woll verwehren
1384 LünebUB. II 360.
II. wild, aufsässig. in deme sulven jare warp sik to-
samende en s t u r l o s volk von meniger jegen … unde
heten sik vitalienbroder nach 1395 LübChr. II 50. vor
1419 ebd. 154. 1770 BremWB. IV 1083.
Steuermachen n., Einrichtung einer → 1 Steuer (II 5).
1566 HennebBO. 48.
Steuermahl n., Mahlzeit nach Abschluss der → Steuer-
rechnung (I); vgl. Rechenmahl. das fürohin kain stürmayster
über das s t ü r m a l von der stür nichzit verzern 1518
SaulgauStat. 8. das inskünftig nur das neujahrmahl,
… schübligsmahl, s t e u e r m a h l sollen gehalten werden
1652 SchweizArchVk. 15 (1911) 68. 1772 Cramer,Neb.
122 S. 269. 1798 Beyschlag,BeitrNördl. I 31.
Steuermandat n., wie → Steuerverordnung; vgl. Man-
dat (I). 1663 KurpfSamml. III 348. [das] s t e u e r m a n -
d a t, welches nach beschlossener postulatshandlung alle
jahre im offentlichen druck erscheint 1770 Kreittmayr,
e
StaatsR. 374. 1779 Wagner,Civilbeamte Suppl. 50.
Steuermann m., 2 Steuerleute pl. I. Schiffsführer,
Schiffskapitän, auch als Flussschiffer; bdv.: 2 Steuerherr, 2 Steu-
rer (I); vgl. Kapitän (II), Schiffführer. gyf man beo æt his æhtan
bereafod, he wite of hwilcum scipe, agyfe s t e o r e s m a n
ða æhta oððon gange feowra sum to oðsace [wenn jemand
an seinen Gütern beraubt worden ist, und er weiß, von welchem Schif-
fe, so gebe Steuermann die Güter heraus oder trete mit vier hin und
schwöre sich rein] 991 Liebermann,AgsG. 222. 1209 Cart
Bergues 189. so wan ein schip van Norweghen kumt
mit wintervissche unde de schiphere dat schip vercoft,
so sin ledich de s t u r m a n unde dhe schipmanne 1292?
Hamburg/QStädteForsch. I 209. als ir uns verbotschaf-
tet hant von sachen wegen üwer s t i e r l ü t und unser
tanner 1377 SchrBodensee 41 (1912) 63. die s t e w g e r -
l e w t e czu S. uf B. tenentur 8 m. vor 8 schif£ salcz
1417 DOrdHandelsrechn. 66. les maistres maronniers
de ladicte ville D. que on dist en flameng s t i e r m a n s
1449 CoutOstende 60. 1476 Eckert,MainzSchiffer. 121.
magistrum nauis, qui … in teutonico & in alamanico
s t u r m a n dicitur Voc. 1508 a 6r . van tschip te regieren
heeft de s t i e r m a n alleen last ende bevel, daeraff hy
alle doet reeckening, bewys ende reliqua 1580 PractHof
Holl. 243. 1609 HistBeitrPreuß. I 338. soll ein s t e u -
e r m a n n gehalten seyn, gute bekandte, … nicht aber
frembde … und liederliche schiff-knechte anzunehmen
1700 CCMagdeb. V 303. 1739 CCMarch. Cont. I 284.
II. Ruderführer, Lenker eines Schiffes; als (hochran-
giges) Besatzungsmitglied; bdv.: 2 Steuermeister, 2 Steurer (I). gu-
bernator s t i u r m a n 1328/29 Voc.opt.(Bremer) II 314.
1378 HanseRez. II 171. dat alle schipkyndere … ut eren
schepen nicht varen solen, yd en sy myt orlove des
schippern off s t u r e m a n s 1441 NGL.2 I 1/2 S. 687.
188
wor eyn schipper winnet enen s t u r m a n edder enen
letsager effte enen schipman deme sin se plichtich sine
reyse vul to donde 2. Hälfte 15. Jh. WisbySeeR. 185.
1664 ArchKulturg. 8 (1910) 211. die beyden s t ü e r -
l i e d e n 1683 Baasch,HambConvoy 444. 1691 Lünig,
TheatrCerem. II 1472. in abwesenheit des schiffers ist
der s t e u e r - m a n n verbunden, an dessen stelle alle
gebuhrende auffsicht auf das schiff und volck zu ha-
e
ben 1727 PreußSeeR. IV 36. [die laufenburger schiff-
leüth sind gehalten] zu den gefährden, auf welchen
sie die waren … nach B. führen, an letzterm orte so-
viel s t e ü e r l e u t als die größe des schiffs erfordert zu
nehmen 1732 Vetter,ORhein 127. 1769 HambGSamml.
VII 110. es ist jedoch zur deckung des schiffers hin-
reichend, wenn zu einem solchen schiffsrathe nur der
s t e u e r m a n n, hochbootsmann, und zimmermann ge-
zogen werden 1794 PreußALR. II 8 § 1464. 1801 Rep
Recht VIII 119.
III. Wachmann; vgl. 2 Steuer (IV). 1293 BrschwUB. I 16.
Steuermanual n., auch lat. flektiert; wie → Steuerre-
gister; vgl. Manual. 1669 Kreittmayr 552. so sind … aus der
steigerwaldischen steuer-matricul und selbigen s t e u e r -
m a n u a l i e n die extractus ubergeben worden, woraus
e
zu ersehen, daß herr v.S. … mit 2 fl. … sich eingele-
get befindet 1764 Cramer,Neb. 38 S. 13. 1782 Moser,
NStaatsR. Zus. III 937.
Steuermark f., eine Gewichtsmark → Steuersilber; vgl.
3
Mark (I 1). mann solle geben fur dy frye marck IX alde
schog und fur dy s t e w r m a r c k VI alde schog gr. 1460
FreibergUB. II 173.
steuermäßig adj. I. wie → steuerpflichtig. daz die sel-
ben stewr alle die gemainleichen geben sullen, die in
e
vnserm land … gesezzen sind, vnd die s t e w r m æ z z i g
e
sind 1356 MWittelsb. II 455. 1590 Steiermark/ÖW. X
85. in ansehung der bösen weg will ein e. rath … jedem
s t e u e r m ä s s i g e n hollden ein claffter bewilligt haben
1593 MHungJurHist. V 2 S. 65. der haber in ambt F. ist
gleichfals ein zinshaber und s t e u e r m e ß i g 1638 Stei-
ermark/ÖW. X 247.
II. wie → steuerbar (IV). gegen diesen meinen sola-
wechsel-brieff zahle ich … auf ordre der hochwohlge-
bohrnen fraulein S. … die summa von vier tausend rthlr.
e
s t e u e r m a ß i g geld 1719 Siegel,CJCamb. II 139.
e
Steuermatte f., eine von der → Allmende (II) ausge-
nommene, mit einer → 1 Steuer (IV) belastete Wiese; vgl.
1
Matte (I). 1529 Elsass/GrW. V 443.
Steuermeier m., wie → 1 Steuermeister (I). sond zusa-
o
mengon die hoffjúnger und sond erwellen s t û r m e y e r.
wen sy gedenckent, der darzu schydlich und fugklich
o o
syg, den sond sy bitten, das die zu der stûr sitzend 14./15.
o
Jh. ZürichOffn. II 148. 1429 Argovia 3 (1862/63) 178.
[junckherr J. sol] bÿ den s t ú r m e ÿ e r e n n sitzen und
inen die stúr halffen anlegenn 1502 ZugUB. II 894. 1503
e
ArgauLsch. III 17. die malefitz, landtßglouff und landt-
e
greysen, die dan allwag ein s t ü r m e y e r inen verbutte
e e
1535 Argovia 64 (1952) 178. 1630 LuxembW.(Majerus)
II 46. [daß] die wynschatzung nun fürohin denen jewe-
senden s t e u e r m e y e r e n des amts S. … anvertrauwt
189 Steuermeier – 1 steuern (III)
bleiben solle 1683 ArgauLsch. III 85. 1785 ebd. II 53.
1 Steuermeister m. I. für die Erhebung und Einziehung
von → 1 Steuern (III u. V) zuständige Amts- bzw. Rats-
person; bdv.: 1 Steuerherr (I), Steuermeier. reminiscere - s t e w r -
m a i s t r i dederunt nobis XXV ß 1320 ZSchwabNeuburg
5 (1878) 16. welher aber under zwaien pfunt haller
ze stiure git, den mugent die s t i u r m a i s t e r dez aides
e
uberheben 1348/50 NördlingenStR. 20. [der stetschriber]
e
sol aelliu jar mit den s t i u r m a i s t e r n swern der stat
die stiur triwlich an ze schriben und nieman verswigen
1362 AugsbStR. S. 252. wöliche nun füro von dem herrn
oder den zunften zway jar s t e w r m a i s t e r sind, die sül-
len füro in ainem jar nicht mer zu der steur genomen
werden 1416 ZSchwabNeuburg 39 (1913) 210. 1436/37
IsnyStR. 216. sol ain iedes … ain pfund häller zue yeder
stwr hie zu L. den s t w r m a i s t e r n raichen Lauingen
StR. 1439 S. 15. 1447 AugsbChr. I 136. den drei steu-
rern, H.N. und dem s t e u e r m e i s t e r jeglichem 10 sch.
für hantschuch 1. Hälfte 15. Jh. WürtVjh. 8 (1885) 77.
Voc. 1482 t7v . der s t ü r m a y s t e r, so den seckel und
bücher haben, ist zu lon 3 pfund haller 1518 Saulgau
Stat. 8. 1531 QKulmbach 277. das von den gottshaus
pflegern, bürgermaistern, dorff vnd viertlmaister, s t e u -
e r m a i s t e r n … ettwo nit rechnung gethan [werden]
1549 Wüst,Policey II 548. mit diesen rathspersonen wur-
den besetzt die städtischen aemter als die bürgermeis-
ter, bau-, s t e u e r -, spital-, mühl-, fisch-, wegem e i s t e r
1609 ZWirtFrk. 5 (1859/61) 60. 1673 SGallenStB. II 99.
die verordnete s t e u e r - m e i s t e r e [sollen], so bald die
wein-lese verrichtet [die keller visitiren] 1678 Altenburg
Samml. I 629. 1735 Leu,RegEidg. 580.
II. in einer jüdischen Gemeinde: für die Einziehung der
kollektiven Abgaben zuständiger Repräsentant. bekenne
… daz für mich kommen in gericht … die s t e w e r -
m e i s t e r der juden vnd alle andere juden der gemein
der juden ze B. 1378 Eckstein,BambJud. 309. 1494 Urk
JudRegensb. 212. [zweihundert acht gulden so dahiesi-
ge judenschaft zu bezahlen schuldig] s t e y e r m e i s t e r n
J.M. zum einzug angewiesen, welcher solches behörig zu
verrechnen hat 1787 Weiß,StraßbJud. 196.
2 Steuermeister m., wie → Steuermann (I u. II).
Tristan den s t i u r m e i s t e r bat / daz er sich gein
der houbetstat / ze Develine wante 1200/20 Gottfr
Straßb.(Weber) V. 7397. gubernator schiff-man, s t u -
r e m e y n s t e r 1440 DiefenbGl. 270c . 1634 SchrBodensee
40 (1911) 136. [diese schiffleuthe haben das recht] mit
groß und kleinen schiffen … zu fahren, hauptsächlich
aber erfahrne, niechtere schiffleuthe und s t e u e r m e i s -
t e r e aufzustellen 1767 Vetter,ORhein 39.
Steuermeisteramt n., Posten, Stelle eines → 1 Steuer-
meisters (I). 1518 SaulgauStat. 8.
Steuermoderation f., wie → Steuererlaß; vgl. Moderation
(II). 1659 KurpfSamml. III 346. 1763 CAug. Forts. I 1
Sp. 121.
1 steuern v. I. helfen, fördern; Unterstützung leisten;
beisteuern, spenden; auch: (mit Aussteuer uä.) versorgen;
vgl. aussteuern (I), beisteuern, spenden (I), 1 Steuer (I), 1 Steuer (II). ist
daz du mir no s t u r e s / met dinen oldin cleiden / daz sal-
190
tu mir bescheiden / an der varen minne um 1220 (Hs. 15.
Jh.) Ebernand(Scott) V. 3090. um 1300 WienStRb. Art.
96. wie er daz vorgenante closter von P. s t u r t e mit si-
i
me gute vnd mit sime eigen 1318 RappoltsteinUB. I 251.
o
1328 BergheimUB. 30. ein fürdrungbrieff an sant B., das
man inen s t ü r e an ein glocken und andere buw dersel-
ben kilchen 1466 BernRatsman. I 1. 1468 WürzbZ. II
445. nach dem pawt die künigin ain kostlich kirchen zu
M. … dartzue sy der pabst mit grossen genaden s t e w r -
t e 1478/81 Füetrer 29. das wer den armen etwas s t ü r e n
dasselb in den stock stossen wölle 15. Jh. StraßbZftO.
10. [wenn herren] ire dienst-junkhfrawen s t e u r e n und
denselben heiratgüeter geben, so dann dieselben ausge-
steurten on khind abgeen … so gebürt der widerfall
… der ausgesteurten junkhfrawen nechsten erben 1528
ZeigerLRb. 363. 1563 SteinmetzOrdn. 400. daß in dorf-
rechnungen den gemeinden auf den eschermitwoch, faß-
nacht zu halten, etliche gulden sind g e s t e u r t worden,
… soll solches hiemit abgeschafft sein 1574 Kurpfalz/
Sehling,EvKO. XIV 471. 1615 BernStR. VII 1 S. 467.
was an … straf-geldern in die buchsen gesammlet wird,
e
davon soll den beschadigten buchsenmeistern g e s t e u -
e e
e r t [werden] 1681 Lünig,CJMilit. 760. 1689 SchwyzLB.
249. wer nit kann erben, der sol nit s t ü r e n 1704 Blu-
mer,RG. II 2 S. 198. 1732 Hoheneck II 118.
II. jn. (in Rechtsfragen) beraten, unterweisen; auch: jn.
in seiner Aussage lenken, beeinflussen; auch als verbotene
Beeinflussung (Bed. offen zu → 2 steuern); vgl. 1 Steuer (I),
Steuerung (II). swer uf des andaern schaden s t i u r e t vor ge-
rihtt, dar nah und ez verboten wirt, und behabt man im
daz an, daz er g e s t i u r e t hab, … der sol dem rihtaer
sehtzich phenning 1299 PassauStR. 176. vor 1328 Ru-
precht(Claußen) Art. 274. swer czu gericht geet durich
horen oder durich lernung willen des rechten, der sal
… nymande s t e w e r n noch warnen, weder clager noch
antworter, mit worten noch mit czeichen 2. Hälfte 14.
Jh. IglauOberhof 360. ist daz ainer dez andern gezeug
nach dem gesworn aid beweiset oder s t e u r e t nach der
sag, der selbig steurer beleibt dem richter 60 pfenning
14. Jh. WienerNeustadtStR. 216. rugent die buriger, das
se drei sproch sullen haben … auch sullen se zwen stew-
rer haben, dew den man s t e w r e n der in ïr wart spricht.
auch sullen se s t e w r e n den man, das er es wol gehoren
mug 1414 NÖsterr./ÖW. XI 221. Anf. 16. Jh. ebd. 281.
III. (jn.) mit → 1 Steuer (III, IV od. V) belegen, be-
steuern; Steuern erheben; jm. (Steuern) zur Zahlung auf-
erlegen. das kain her von Costenntz kayn burger von N.
noch kaynen der zu ynnen gehöret schetzen noch s t u -
r e n sol, den die obgenanntten vogtstur und frischyung
nach 1330 Schaffhausen/GrW. I 296. 1356 Heiligenkreuz
UB. II 229. das ire gotzhuse von uns von B. … niemer
i
me g e s t u r e t noch getellet sollen werden 1386 BernStR.
i e
III 246. daß der pfleger von F. die von K. in der nachs-
e
ten und itzigen steuer nicht habe wollen s t e u e r n lassen
1476 BairLT. VIII 227. das unß nimands s t e w r e n soll
dan ain landßfurst 1486 NÖsterr./ÖW. XI 233. 15. Jh.
ebd. VIII 111. die juden, so kaufmanschaft treiben, sol-
len insonderhait durch die obrigkhait, darunter sy geses-
191 1 steuern (III) – 2 steuern (IV)
sen, nach gelegenhait jrer hanndtierung g e s t e u r t wer-
den 1542 BeitrSteirG. 19 (1883) 35. darüber die steurer
ain aid schweren, demselbigen nach treulich und unge-
varlich zu s t e u r e n nach der hofiünger steurrecht 1601
Vorarlberg/ÖW. XVIII 95. 1648 Tirol/ebd. V 44.
IV. → 1 Steuer (III, IV od. V) zahlen, entrichten; →
steuerpflichtig sein; etw. versteuern; vgl. beden (IV). ob
kain ir [goteshuser] gesinde geschaefte hant, davon si
s t i u r e n t, den mag man wol in vogtesdinge an der
strazze furgebieten 1276 AugsbStR. Art. 70. man s t e w -
e r t nah des herren genaden um 1280 MBoica 36, 1
S. 448. der selb vnser rat sol och von sin selbes hvs,
… daz doch vngelthaft sol sein, nicht s t i w r e n 1294
MWittelsb. II 45. jz sol der richter dehainen pvrger
vahen, der mit den pvrgern s t i w e r t vnd dient 1304
LandauIsarStR. 227. 1346 LandshutStR. 186. wer ainen
manod husheblich hie sitzet, der sol und muz s t u r e n
o i
und dienen alz ain ander burger 1376 UlmRotB. Art.
52. die stur ze A. vnd die zu jnen s t u r a n t 1379? Ap-
o
penzell/GrW. I 191. 1382 LeutkirchStR. 77. was erbs
vnd güeter in irem purckhfridt ligend, das man dauon
mit in leiden vnnd s t e w e r n soll 1393 Wartinger,Bruck
26. 1447 AugsbChr. I 64. K. hat uf 2 tagwerk felds an
zweien stucken … davon s t e w e r t er in die statstewer
1 gulden 36 dn. 1502 QFürstentBayreuth I 55. dass sie
s t e u r n und raisen miessten 1508 Schöpf,TirolId. 709.
1530 LibriFeud.(Weidm./HAB) 79. daß ein ieder burger
… sein vermögen und darvon er zu s t e u r n schuldig
ist, aines ieden jahrs bei geschwornen aid versteurn
soll 1539 Innviertel/ÖW. XV 74. 1574 Frey,Pract. 125.
wa aber innerhalb menschen gedencken der außgezogen
standt dem reich einmal, zwai oder mehr g e s t e u r t het-
te, so soll solcher standt … der steur nit gefreiet [sein]
RAbsch. 1576 Art. 105. 1601 Vorarlberg/ÖW. XVIII 94.
düse nachtpern, die ietziger zeit die liß haben, darvan si
müessen s t e i e r e n und zinsen 17. Jh. Tirol/ebd. XVII
144. ob alle stande, so zum crays s t e u r e n auch zum
e
reich s t e u r e n? 1746 Moser,StaatsR. 26 S. 326.
V. (sich selbst unter Offenlegung des Vermögens und
idR. unter Eid) steuerlich veranlagen. da sol och denne
v
jederman s t u r e n alles sin ligend vnd varend gut …
i o
darnach als es jm lieb ist … vnd s t u r e t also mengklich
i
sich selber by sinem eyd 1384 BadenArgStR. 41. es ist
zewissen als wir behubend vnd by dem aid s t ü r a t t e n d
e e
1407 DiessenhofenStR. 37. 1424 Neuburg/Rockinger.
VI. (sich) auf etw. berufen, stützen; vgl. 1 Steuer (XV).
wer sich aber auf des entleibten eigne verwahrlosung
s t e u r e t, der ist dieselbige zu erweisen schuldig, denn
zu recht wird sie nicht vermuthet 1577/83 LünebRef. 770.
1696 Büeler 121.
2 steuern v. I. (ein Schiff) lenken, führen; vgl. 2 Steuer (I).
dae sioden hia en trettiensta oen der stioerne sitta en-
de ene gildene axe wt siner axla, deer hi mey to lande
s t i o e r d e [da sahen sie einen dreizehnten am Steuer sitzen und eine
goldene Axt aus seiner Achsel, mit der er ans Land steuerte] 11. Jh.?
(Hs. 1464) WesterlauwersR. I 130. Ende 13. Jh. Passio-
nal(Köpke) 644. och sullent die schiflute enhein gemein
u e
schif han … und waz och ir deheinem gutes verdinget
u o
192
wirt, der sol es och mit sin selbes libe furen und s t u -
u e
r e n an die stat, dar es ime verdinget ist 1354 BaselUB.
IV 197. es schal nymand, dy bur unde borger to S. is,
annemen schepe to s t u r e n d e vor sunte nicolaus dage
1490 MagdebGBl. 8 (1873) 64. 1614 HansSeeR. III 1.
II. hindern, verhüten, entgegenwirken; Einhalt gebie-
ten, Einhalt tun; abwehren, bekämpfen; vgl. 2 Steuer (IV).
morth mot ma mith morthe kela, til thiu thet ma tha
ergon s t i o r e [Mord soll man mit Mord vergelten, damit man den
Bösen wehre] um 1300 RüstringerR. 40. Mitte 14. Jh. Frei-
bergBR. 298. da sollen die nachbaren mit irer where zu-
gehen … vnd sollen der vnfuge s t u r e n, ab sie mogen
1351 ErfurtZuchtbf. 119. 1374 HanseRez. II 80. welck
junghe dobelt up den scranghen, de scal dat beteren mit
ses penninghen. enkonde men eme dar nicht mede s t u -
r e n, so enschal he dar nicht lengher stan 1375 Hamb
ZftRolle 25. de anderen scholden warnemen, offte syck
jemant daer jegen setten wolde, dat se den s t u r d e n um
1384 (Hs. 17. Jh.) LübChr. II 346. alsus worden in kor-
ten tiden und jaren der rovere lantsaken und rofslote
vele g e s t u r e t unde gewunnen 1414 MagdebChr. I 338.
1426 OsterwieckStB. 24. sollike seeroverye unde undat
e
to s t u r e n d e wart E. gewunnen 1437 OstfriesUB. II
741. 1447 Danzig(Hirsch) 275. [wy willen] de gewolt off-
te unrecht s t ü r e n unde straffen, alse dat de noittrofft
… esschede 1491 Richter,Paderb. I Anh. 98. wu solche
gewalt von denen von B. furgenomen, das sie gewalt mit
gewalt treiben vnd s t e u r e n wolden 1511 GörlitzRats
Ann. I/II 175. of ene van den VII selanden wolde vn-
hoersam werden, so scholden de VI den souenden s t u -
r e n datse vrede holden 1527 Richth. 99. 1542 Calenberg/
Sehling,EvKO. VI 2 S. 797. bosen leuten s t e u r e t man
e
jhrer bossheit, wen man sie mit jhrer verdienten pein
e
straffet 1574 Pölmann,Hdb. Q iijv . nach 1582 RTTraktat
(Rauch) 103. daß den gegebenen ärgernussen durch …
disciplin oder straffe g e s t e u w r e t und gewehret werde
1588/1618 Osnabrück/Sehling,EvKO. VII 1 S. 288. jeder
[ist] verpflichtet … dergleichen allgemeine unglücks-fälle
s t e u r e n und abkehren zu helffen 1724 MittKönigsberg
2 (1910) 202. AppenzLB. 1733 S. 13. [daß] dem herum-
schwarmen derer jungen leute … ernstlich g e s t e u r e t
e
[werde] 1754 SammlBadDurlach I 67. 1770 Kreittmayr,
StaatsR. 32. [die achtmanner] sollen zu der stadt ge-
e
deyen … allen zerruttungen, uneinigkeiten und aufruhr
s t e u r e n 1786 Gadebusch,Staatskunde I 203. 1788 Tho-
mas,FuldPrR. I 150.
III. bestrafen, strafen; vgl. 2 Steuer (III). beode ic minum
gerefan … þæt hy s t y r a n ælcum þara þe þis ne gelæs-
te [gebiet ich meinen Vögten … dass sie jeden derer, welcher dies nicht
leistet, bestrafen] 959/62 Liebermann,AgsG. 208. welk bos-
heit aller gemeynest is, der scal man aller meyst s t u r e n
um 1325 SspGlLR.(Buch) 604. sullen wij … alle dieven,
moirdeneren … vrouwenscenderen ende straetroveren
s t u r e n ende vervolgen 1421 OstfriesUB. I 259.
IV. auf etw. steuern zu etw. drängen, anstiften. [verbo-
tene ainung von sneyderknehten:] G. ist die stat verbo-
ten 1 jar und 5 meyl hindan darumb, daz er die kneht
darauf s t e u r t 1381 NürnbAchtb. 98.
193 2 steuern (V) – Steuerpflicht
V. etw. zuweisen, zuteilen. under der erden lang ver-
grabene schatz: welche … under die zahl der lands-furst-
e e
lichen regalien gesetzt werden, jedoch wird gemeinlich
dem finder in dergleichen fahlen ein erkleckliches g e -
e
s t e u r t 1709 Mutach 42.
VI. senden, schicken. K. claget auer C.v.B. dat he
knechte an dat land to V. s t u r d e dede eme vnde sinen
vader nehmen fangen vnde bunden 1479/80 StaatsbMag.
VIII 718.
VII. auf etw./jn. zusteuern; (an einen Ort) begeben.
rande to den vorderknechten vnde s t u r e d e up enen,
den he dor wolde ryden 15. Jh. Schiller-Lübben IV 453.
e
1579 Fischart(K.) III 314. um 1588 Bremen/Sehling,Ev
KO. VII 2, 2 S. 584.
Steuernachlassung f., wie → Steuererlaß. den C. wird
die s t e u e r n a c h l a s s u n g bewilliget: darnach brachte
e
der keiser der C. gegebende s t e u e r n a c h l a s s u n g vor
e
den raht C.M. Grotnitz v. Grodnau, Hist. Beschreibung
(Frankfurt 1657) 509. 1785 KurpfSamml. III 305.
Steuernanlegen n., wie → Steuerauflegung. 1534 Inn-
viertel/ÖW. XV 122.
Steuerntragen n., Verpflichtung zur Leistung von →
1 Steuern (IV). 1532 OÖsterr./ÖW. XIII 11.
Steuerobereinnahme f., übergeordnete, höhere Steuer-
behörde; vgl. Obersteuereinnahme, Steuereinnahme (II). da die zah-
lung von der s t e u e r - o b e r - e i n n a h m e nicht beliebet
oder adimpliret wurde, soll der cessionarius … wie an-
e
dere glaubiger zu compensiren oder zahlung zu suchen
e
befugt seyn 1661 Lünig,RA. VIII 1 S. 527. 1678 Alten-
burgSamml. I 619. [daß wir] alle auf solchen bisher un-
angebaueten fundis … haftende steuer-reste bey unse-
rer s t e u e r - o b e r - e i n n a h m e … ganzlich abschreiben
e
1735 CAug. Forts. I 2 Sp. 173. 1773 Moser,NStaatsR.
XIV 226.
Steuerobereinnehmer m., höhergestellter → Steuerein-
nehmer mit Leitungs- u. Aufsichtsfunktion; vgl. Obersteuer-
einnehmer. 1700 HessSamml. III 455. 1770 ebd. II 244.
Steuerobligation f., → Schuldverschreibung (I) einer
steuereinnehmenden Stelle, die mit Einnahmen aus künf-
tigen → 1 Steuern (V) abgesichert ist; bdv.: Steueranweisung,
Steuerschein (I); vgl. Kasseobligation. [wann] einer eine s t e u e r -
o b l i g a t i o n in solutum durch tausch, kauff, oder sons-
ten an sich bringen will, soll solches … dergestalt ge-
schehen, daß einer mit seinen cedenten vor dem ge-
richte erscheine, alldar beyde, warum, wie hoch und uf
was masse solche obligation verhandelt … aufzeichnen
lassen 1661 CAug. II 1487. 1744 Zedler 39 Sp. 2081.
s t e u e r o b l i g a t i o n e n haben noch mehr als domänen-
pfandbriefe die natur von staatspapieren, wenn sie auch
von gutsbesitzern ausgestellt sind 1810 Mamroth,Preuß
StaatsBest. 205.
Steuerordnung f., amtl. Regelwerk über Steuern und
Abgaben, auch → Steuerauflegung und → Steuererle-
gung; Taxordnung; auch die einzelne Regelung; vgl. Schoß-
ordnung. wie es mit der s t e u r o r d n u n g gehalten wer-
den soll 1560 ÜberlingenStR. 535. [stattsteurer aid:] das
ihr der steur vleissig beiwohnen, dieselb threulich ein-
bringen … auch bei diser … gewohnliche s t e u r o r d -
7 Deutsches Rechtswörterbuch XIV Heft 2
194
n u n g niemands beschweren [wollet] 1610 Innviertel/
ÖW. XV 106. [Übschr.:] s t e u r o r d n u n g von gesamb-
tem klainen und großen rath … statuirt unnd der bur-
gerschafft hie fuhrzuhalten geschlossen 1651 A. Helbock,
Bevölkerung Bregenz (Innsbruck 1912) 230. 1673 SGal-
lenStB. II 102. 1674 Stieler,Sekretariat. II 1854. alle
waaren und guter, welche in dieser s t e u e r - o r d n u n g
e
nicht ausdrucklich benennet sind, mussen dennoch nach
e e
deren unterscheid richtig versteuret werden 1684 CC
March. IV 3 Sp. 164. 1702 ActaBoruss.BehO. I 10. die
hauptbeschafftigung der cammer ist … vorsorge zu tra-
e
gen, daß den ertheilten s t e u e r o r d n u n g e n und regle-
ments auf das genaueste nachgelebet werde 1758 v.Jus-
ti,Staatsw. II 332. die obere Pfalz hat ihre eigne s t e u -
e r o r d n u n g 1770 Kreittmayr,StaatsR. 383. 1803 Mam-
roth,PreußStaatsBest. 295.
Steuerparifikation f., Angleichung, Vereinheitlichung
der Grundlagen der Steuererhebung (in einem Land).
1654 HessSamml. II 221.
Steuerpatent n., auch lat. flektiert; (insb. öffentlich
angeschlagene) → Steuerverordnung; vgl. Patent (I). man
pfleget auch … furstl. s t e w e r p a t e n t a an zu schla-
e
gen, damit verkundet wird, wie vnd auff was weise die
e
stewren bewilligt, wenn vnd wo von sie zu erlegen Se-
ckendorff,Fürstenstaat (1656) 227. 1764 Reyscher,Ges.
XVII 1 S. 601. eine ausnahme zeigt sich jedoch bei ge-
schäften, in welchen der landesherr an den consens der
landstände gebunden ist, … wie die s t e u e r p a t e n t e
zeigen 1804 Gönner,StaatsR. 444.
Steuerperson f., jmd., der → 1 Steuern (III od. V) ein-
zieht; bdv.: Steuereinnehmer. 1526 Tomaschek,Wien II 148.
Steuerpfennig m. I. (in → Pfennig I berechnete) →
1 Steuer (IV od. V); vgl. Dienstpfennig (I), Pfennig (IV). praete-
rea de colligendo censu abbatis, sive de molenpenning
… sive balepenning, sive s t u r p e n n i n g … nichil ho-
rum iure pertinet ad me 1166 ChartPierreGand I 172.
1355 NÖsterr./ÖW. VII 524. 1368 SPöltenUB. II 46. R.
anderthalb muttel habern, anderthalbn metzen chorns,
funfzehen s t e u r p h [ e n n i n g e ], zwen snitph[enninge]
14. Jh. ÖstUrb. I 1 S. 292. 1548 BreckerfeldUB. I 184. so
hat das urbar das rechten, daß ein ieglicher unterthann
sein jahrlichen s t e u e r p f e n i n g, dienst, traid und an-
dere abforderung zu ordentlicher zeit richten soll 1667
OÖsterr./ÖW. XII 344.
II. (geringfügige) Mautabgabe; vgl. 1 Steuer (VII). der
keyser gont … das yederman, der da uberwandeln wolt
mit seinem gut, das er ein s t e w e r p f e n n i g geben wolt
… und wart gesetzet ein leichter zoll, der nyeman keinen
drong tet 1439 RefSigm.(Koller) 256.
III. (eingesammeltes) Spendengeld; vgl. 1 Steuer (II 1). die-
se steursammler … mogen mit oder ohne einen s t e u r -
e
p f e n n i n g aus der stadt fortgeschaft werden, so wie
auch andere battler 1787 ZürichSamml. VI 117.
e
Steuerpflicht f., Verpflichtung, → Schuldigkeit (I) zur
Abgabe von → 1 Steuern (III, IV u. V); auch als → Last
(II); bdv.: 1 Steuer (X), Steueranlage (III), Steueransage (II), Steuerbar-
keit (II), Steuergebühr; vgl. Steuerntragen. das ist die ursach, war-
um wir allhie … von etlichen langobardischen handeln
e
195 Steuerpflicht – Steuerrecht (I)
was mit eingefuhrt, weil nemlich ein gut theil von Crain
e e
ihnen mit s t e u r - p f l i c h t e n verwandt gewesen 1689
Valvasor,Krain IV 2 S. 243. [daß er] die armen leute
nicht gar zu sehr beschwere, die territorial jurisdiction,
lehn und s t e u r - p f l i c h t e n ungekranckt lasse H.L.
e e
Gude, Staat von Chur-Pfaltz (1705) 35. alle wohnhauser
e e
uberhaupt … werden in der regel der s t e u e r p f l i c h t
e
unterworfen 1788 HdbchÖstGes. XV 258. 1807 Samml
BadStBl. I 483.
steuerpflichtig adj., der → Steuerpflicht unterliegend;
in Bezug auf Personen und Sachen; bdv.: steuerbar (I), steuer-
haft, steuerhaftig, steuermäßig (I), steuerverpflichtet, steurig; vgl. steu-
erfrei. das sie gelobten dem kaiserthumb zinsper vnd
s t e u e r p f l i l h t i g [!] zesein 1493 SchedelWChr. 157r .
e
15. Jh.? Salzburg/ÖW. I 337. disem solt er, als sein
lehenmann, s t e u r p f l i c h t i g sein P. Emili, Frz. His-
torien Beschreibung (Basel 1572) 157. im mecklenburgi-
schen wurden die lehen in rittersitz und s t e u e r p f l i c h -
e
t i g e bauer-hufen eingetheilt 1762 Cramer,Neb. 32 S.
108. 1769 Moser,RStändeLand. 1280. die prediger sol-
len jarlich … ein verzeichniß der s t e u e r p f l i c h t i g e n
e
personen … ihres kirchspiels bei den herzoglichen beam-
ten abgeben 1783 Siggelkow,HdbMecklKR.2 179. 1808
NCCPruss. XII 2 Sp. 291.
Steuerprokurator m., landesherrlicher → Sachwalt
(III) zur (insb. gerichtlichen) Durchsetzung von steuerli-
chen Forderungen; vgl. Kammerprokurator, Landfiskal. [verfass-
te ordnung: angenomen] durch den richtern zu hohen
E. … zugegen des … s t e u r - und gerichtsp r o c u r a t o -
r e n daselbs P.W. 1650 Tirol/ÖW. V 293. 1703 CAug. II
1581. menigelich im gericht, ausgenomben den s t e y r -
p r o c u r a t o r n, [ist] bei 1 fl. geltstraff verpothen, ainich
grosses vieh nit einzunemben 1742 Tirol/ÖW. V 182.
Steuerprotokoll n., wie → Steuerregister. ainer ver-
schlossenen lad, in welche lad der gemaind s t e u r p r o -
t o c o l l und raitungsbüecher verschlossen 1698 Vorarl-
berg/ÖW. XVIII 219. 1815 WirtRealIndex II 153.
Steuerquantum n., auch lat. flektiert; Summe der (von
einer → steuerpflichtigen Person, Gemeinde, Provinz
oä.) in einem best. Zeitraum aufzubringenden → 1 Steu-
ern (V); (individueller) Anteil am Gesamtsteueraufkom-
men; bdv.: Steueranteil, Steuerkontingent, Steuerquote. demnach
man … wahrgenommen, welchergestalt ledige stucke
e
an bau- und schlag-holtz, wenn sie die besitzere gantz
… verwustet haben, in vielen jahren gar nicht zu den
e
gangbaren s t e u e r - q u a n t o gebracht sind 1683 Alten-
burgSamml. I 667. [mit] continuierter gewaltsamer exi-
gierung eines sehr großen s t e u e r q u a n t i 1686 JbFrk
Lf. 22 (1962) 268. 1699 Weißenburg i.N.Stat. 281. die
steuerbaren unterthanen theilte man folgends nach ih-
ren landbesitzungen, wirthschaften und handthierungen
in verschiedenen classen, und legte jedem ein gewisses
s t e u e r q u a n t u m auf, so er monatlich entrichten sollte
1782 ActaOsnabr. II 283. so wird … sofort das s t e u e r -
q u a n t u m nach mehrheit der das jahr hindurch verord-
neten steuersimplen der landesobereinnahme uberliefert
e
1788 Thomas,FuldPrR. I 174. 1810 PreußGS. 1810 S. 62.
Steuerquote f., wie → Steuerquantum. [die steuer-
196
empfanger mussen] dafur sorgen, daß die s t e u e r -
e e
q u o t e n der zahlungspflichtigen bei zeiten beigetrieben
und alle executionen nach moglichkeit verhutet wer-
e e
den 1647 Scotti,Cleve I 266. erhalt ein land-stand einen
e
bestandigen nachlaß oder seine s t e u e r - q u o t e wird
fur bestandig erhohet, wird es in der matricul ange-
e e
merckt 1769 Moser,RStändeLand. 658. 1808 Reyscher,
Ges. XVII 1 S. 948.
Steuerrechner m., mit der → Steuerhebung und der
→ Steuerrechnung (I) betraute (Amts-)Person; bdv.: Steu-
erausreiter, Steuerbuchhalter; vgl. Steuerbediente. [das sy jerlich
fünff pfund haller] gen M. auff ir steurhawss zu irer
s t e u r r e c h n e r hannden vnd gwallt anntwurten 1516
ZSchwabNeuburg 18 (1891) 126. mit welchen von der
kriegs-cassa erhaltenen scheinen sich alsdann die beam-
te und s t e u e r - r e c h n e r mit ihren haupt-cassen … zu
vergleichen haben 1760 Reyscher,Ges. XVII 1 S. 594.
Steuerrechnung f. I. (idR. jährliche) Abrechnung,
Rechnungslegung über die eingenommenen → 1 Steuern
(III u. V); offen zu II; bdv.: Steuerreitung (I). uf mon-
tag nach michelis würt die s t e u r r e c h n u n g gehal-
ten um 1560 JbDillingen 20 (1907) 140. 1598 Neuburg
KollBl. 94 (1929) 151. so seindt auch bei allen ver-
gangenen landttägen … die bei fertigen landtag uffge-
loffene zehrung von den herren cammerräthen in der
s t e u e r r e c h n u n g außgesezt und unß zu gelden uff-
erlegt worden 1638 Bachmann,BambLst. 286. einen all-
gemeinen landttag halten zu lassen undt … dabey die
s t e u e r r e c h n u n g abzunehmen 1689 CDSiles. 27 S.
325. 1718 MHungJurHist. V 2 S. 417. [die verordne-
te kommen] das jahr zweymal zusamm, damit sowohl
die aufschlags- als vorraths- und s t e u e r r e c h n u n g e n
allda aufgenommen werden 1770 Kreittmayr,StaatsR.
416. 1788 Thomas,FuldPrR. I 174. die s t e u e r - und
gemeindsr e c h n u n g ist in zukunft alle jahr ununter-
bleiblich im november in gegenwart der drei vorsteher
und zweier gemeinds-deputirten abzulegen 1795 Tänzer,
GJudVorarlb. 323.
II. Abschlussdokument über das Ergebnis einer →
Steuerrechnung (I); Steuerliste; bdv.: Steuerreitung (II). zum
ersten ist gefallen in starnberger gericht von den armen
leuten nach innhalt der s t e u e r r e c h n u n g 544 tt. 4 ß.
13 dl. 1473 BairLT. VIII 128. wann meine herren die
s t e ü r r e c h n u n g e n durchgohnd, bey eim und ande-
rem gespüeret worden, daß man nit steüret, wie man
erachtet 1673 SGallenStB. II 100. 1702 NeuburgKollBl.
53 (1889) 149. die beygelegte extracte derer s t e u e r -
r e c h n u n g e n belehreten von jahr zu jahre, was F.
an crays-contributionen … gelifert habe 1747 Moser,
StaatsR. 31 S. 536.
Steuerrechnungsabnahme f., amtl. Bestätigung der
Richtigkeit einer → Steuerrechnung (II); bdv.: Steuerreitungs-
abnahme. das es bey dem collegio undt acht deputirten zu
der s t e u e r r e c h n u n g s a b n a h m e sein verbleiben ha-
ben [möge] 1686 CDSiles. 27 S. 325. 1764 ActaBoruss.
BehO. XIII 361.
Steuerrecht n. I. (Gesamtheit der) Rechtsregeln mit
Bezug auf → 1 Steuern (III u. V), → Steuerhebung und
197 Steuerrecht (I) – Steuerrest
→ Steuererlegung. darüber die steurer ain aid schwe-
ren … zu steuren nach der hofiünger s t e u r r e c h t 1601
Vorarlberg/ÖW. XVIII 95. das abzug geld [gehoret] zum
e e
s t e u e r - r e c h t in so weit … weil der abziehende, indem
er das geld aus dem lande traget, die steuer-einnahme
e
schwachet, mithin davon etwas zurucke lassen muß
e e
1731 Ludewig,Anzeigen I 196.
II. Recht auf die Erhebung von → 1 Steuern (III u. V);
bdv.: Steuerbarkeit (I). B. will … auch demjenigen die ein-
quartirung verstatten, welcher die niedere gerichtbarkeit
mit dem s t e u e r - und muster-r e c h t hat 1705 Kluge
Beamte I2 609. ob den reichsadelichen mitgliedern ein ei-
genes, von dem jure collectandi des ritter-corporis unter-
schiedenes, s t e u e r r e c h t gebuhre? 1783 Mader,Reichsr
e
Mag. II 1. 1785 Fischer,KamPolR. III 338. daß demje-
nigen, welchem das s t e u e r - r e c h t zustehe, vermoge
e e
desselben zugleich auch die gewalt zustehen musse, exe-
e e
cutivische mittel wider die morose contribuenten vorzu-
kehren 1789 Kerner,RRittersch. III 215. 1790 Thomas,
FuldPrR. III 222. 1793 Lang,Steuerverf. 109. [es verste-
het] sich von selbst … daß das s t e u e r r e c h t, namlich
e
die befugniß, abgaben aufzulegen oder bestehende zu
erhohen … nur uns [großherzog] angehort 1807 Samml
e e
BadStBl. I 487.
Steuerregister n., amtl. Verzeichnis der steuerlich zu
veranlagenden Güter, Grundstücke, Vermögen, auch Ge-
werbe und Einnahmen der → steuerpflichtigen Personen
eines Steuerbezirks, zT. unter Angabe des jeweils veran-
schlagten Werts; auch: Verzeichnis der beim → Steuer-
termin geleisteten → 1 Steuern (III od. V) und der →
Steuerschulden (I); bdv.: Steueranschlag (III), Steueranschlägbuch,
Steuerauszugrodel, Steuerbeschreibung, Steuerbrief (I), Steuerbuch, Steu-
ermanual, Steuerprotokoll, Steuerrodel, Steuerrolle, Steuerspezifikation,
Steuerverzeichnis; vgl. Flurbuch, Grundbuch, Landtafel (I), Schatzre-
gistraturbuch, Steuerkataster. [die stende haben] ainer gemai-
ner landsteuer, nemlichen aufs pfund vermögens acht
pfenning anzulegen und nach den s t e u e r r e g i s t e r n
[einzebringen bewilligt] 1544 BairFreibf. 148. 1571 Jb
KunsthistKaiserh. 12 (1891) p. 38. [Übschr.:] schatz-
oder s t e u e r r e g i s t e r der k.m. im schweidnitzischen
weichbildt 1575 CDSiles. 27 S. 225. derer von adel ih-
re gutter wehren alle außgemessen unnd uffs genaueste
in das s t e u e r r e g i s t e r gebracht, also das nicht ein
groschen davon unterschlagen und das geringste stugk
frey sein köntte 1607 ActaBrandenb. III 66. es sollen
auch die steureinnehmer … die s t e u r r e g i s t e r, in gu-
ter verwahrung aufm rathause [halten] 1613 Neumarkt
Rb. 297. 1620 Hormayr,SüddArch. I 9. [daß dieselben
landsteurn] mehrmahlen angesagt werden müessen, aber
dannoch nit zu der bezahlung kommen, das dahero die
s t e i r r e g i s t e r niemahlen richtig oder bezalt werden
mögen Mitte 17. Jh. OÖsterr./ÖW. XV 262. 1654 Hess
Samml. II 221. welcher etwas verschweiget oder ver-
tuschet, den sollen sie [beamte] … straffen und von
den eingebrachten strafen ein drittheil in dem s t e u e r -
r e g i s t e r berechnen 1678 AltenburgSamml. I 622. 1705
KlugeBeamte I2 443. daß in disem periodo die erste land-
tafel oder s t e u r - r e g i s t e r von den bayrischen land-
7*
198
standen verfasset [wurde] 1769 Moser,RStändeLand. 642.
e
1780 Gabcke,DorfBauernR. 69. nothwendige aufsicht,
daß … die s t e u e r r e g i s t e r und prastations-tabellen
berichtigt [werden] 1810 Rabe,PreußG. X 332.
Steuerregistratur f., eine Steuerbehörde; bdv.: Steueramt
(I). SchlesActaPubl. Jg. 1618 S. 24.
Steuerreglement n., wie → Steuerverordnung. [Üb-
schr.:] im druck publicirter extract aus dem chur-
furstl. neuen s t e u e r - r e g l e m e n t in hiesigen residentz-
e
stadten 1699 CCMarch. IV 3 Sp. 193. 1716 ActaBoruss.
e
BehO. II 444. das s t e u e r - r e g l e m e n t v. 16ten oct.
1785 Ledderhose,HessKR. 446.
Steuerreichung f., wie → Steuererlegung. bauer, bur-
ger und edelmann … seynd mit contributionen … so
weit ausgeschopffet, daß sie die ihren rechtmassigen
e e
herrn gebuhrende s t e u e r - r e i c h u n g nicht mehr erle-
gen konnen DiarEurop. 33 (1676) App. 79. 1705 Kluge
Beamte I2 443.
Steuerreise f., → Reise (I) als Fron bzw. → Last (II).
mir sind bisher beschwert gewesen mit s t a i r r a i s e n,
nit weiter welit fon morgen bis zu nacht raise. da bit
mir …, das say darvon staend 1525? ZSchwabNeuburg
10 (1883) 262. O.H.v. Friesen, Ius principis (Wittenberg
1738) 18.
Steuerreitung f. I. wie → Steuerrechnung (I); vgl. 1 Rei-
tung (I). mehr haben die steuerer verzehrt an dem herauf-
reiten und hier zu M. als sie die s t e u e r r a i t u n g hier
gethan haben 1480 BairLT. VIII 341. was nach schluß
der letzten s t e u r - r a y t u n g davon … noch aussenste-
het SchlesActaPubl. Jg. 1618 S. 51. 1625 Vorarlberg/
ÖW. XVIII 141. das hinfiro nit mehr … bei fünfzig per-
sonen berueffen worden, welche große anzahl … bei den
s t e u r r a i t t u n g e n confussion, verlengerung und auf-
halt verursacht hat 1662 Tirol/ebd. XVII 43. vor 1741
CDSiles. 27 S. 350.
II. wie → Steuerrechnung (II). ist für gutt angesehen
wordenn, noch ein exemplar der s t e u e r - r a y t t u n g
inß künfftig zue vorfertigenn, dieselbte ins kay. ober-
ambt zu bringen SchlesActaPubl. Jg. 1618 S. 54. 1662
Tirol/ÖW. XVII 42.
Steuerreitungsabnahme f., wie → Steuerrechnungsab-
nahme. 1681 CDSiles. 27 S. 294.
Steuerrektifizierung f., wie → Steuerrenovatur. 1651
HessSamml. II 154.
Steuerrenovatur f., Neuordnung der Steuererhebung
durch Erneuerung der → Steuerregister; bdv.: Steuerrektifi-
zierung; vgl. Steuerrevision. der ritterschafft … hintersassen
gueter specificationes aber sollen der letzt ausgegange-
e
nen norm in allem gemees eingerichtet und … den zur
s t e u r r e n o v a t u r verordneten commissariis gelieffert
werden 1655 HessSamml. II 244. 1788 Thomas,FuldPrR.
I 265.
Steuerrest m., wie → Steuerschuld (I). die obvermel-
ten stuckh, … in ainer suma dreizehentausent zweihun-
dert achtundsiebenzig schockh, … für … den ganzen
s t e u e r r e s t [zu behalten] 1571 JbKunsthistKaiserh. 12
(1891) p. 38. wegen eines von hiesiger pfarrkürchen
aussteunden s t e u e r r e s t s 1598 AktGegenref.2 I 264.
199 Steuerrest – Steuersäckel
das jenige, so wegen des teschnischen s t e u e r - r e s t s
bey deren … steuer-raitung vorkommen vnd vor bil-
lich befunden worden SchlesActaPubl. Jg. 1618 S. 266.
1. Hälfte 17. Jh. ZSchles. 3 (1860/61) 378. [die be-
sitzere derer holtzer sollen] wo einige s t e u e r - r e s t e
e
aufgeschwollen, solche durch schlag- und verkauffung
des holtzes … zulanglich einbringen 1683 Altenburg
e o
Samml. I 668. 1686 CDSiles. 27 S. 325. wann solche
guter verkaufft werden und ein s t e u e r - r e s t darauf
e
hafftet, selbiger … von dem verkauffer … gefordert
[werden kan] 1705 KlugeBeamte I2 423. 1721 Knauth,
Altenzella III 394. beybringung der s t e u e r - r e s t e von
den restanten durch anstellung derselben zur arbeit bey
dem wegebau 1782 JbGoetheG. 6 (1919) 270. 1782
Scheidemantel,Repert. I 276.
Steuerrestant m. I. mit fälligen Steuerzahlungen im
Rückstand befindlicher Steuerpflichtiger; bdv.: Steuertermin-
restant; vgl. Restant (I). ueber die s t e u e r - r e s t a n t e n sind
ordentliche register zu halten 1669 Kreittmayr 555. woll-
te auch ein s t e u e r - r e s t a n t aus dem land ziehen,
konnen ihm seine guter [arrestirt werden] 1705 Kluge
e e
Beamte I 448. wegen der s t e u e r - r e s t a n t e n in hiesi-
2 dem zerbster antheil nach der s t e u r r o l l e alsobalde
ger residenz-stadt 1782 JbGoetheG. 6 (1919) 269.
II. wie → Steuerschuld (I); vgl. Restant (II). ir wellet …
an den alten s t e u e r - und ambtleuthr e s t a n t e n alspalt
sovil einbringen … das ir ime zu solicher notturft jeczt
dennechsten ain dreihundert taler zuestellen und er da-
mit das werch verrichten muge 1567 JbKunsthistKaiserh.
12 (1891) p. 21. 1732 Tirol/ÖW. XVII 130. horrende
verwustung des landes … daraus aber ein unergrundli-
e e
cher schulden-last und grosse s t e u e r - r e s t a n t e n ent-
standen 1747 Moser,StaatsR. 31 S. 242.
Steuerretardat n., wie → Steuerschuld (I); vgl. Retardat
(I). 1588 Bachmann,BambLst. 277.
Steuerrevision f., auch lat. flektiert; Überprüfung, Be-
richtigung, Erneuerung des → Steuerregisters. daß seit-
hero … keine s t e u e r - r e v i s i o n in unserm fursten-
e
thum und landen vorgegangen J.J. Müller, De catas-
tris (Jena 1692) Bl. Dr . 1705 KlugeBeamte I2 443. 1713
Reyscher,Ges. XVII 1 S. 367. [das ritter-corpus ist be-
fugt] s t e u e r - r e v i s i o n e n oder renovationen auf den
ritterguthern vornehmen zu lassen 1783 Mader,Reichsr
e
Mag. II 7. PatrArch. 2 (1785) 384.
Steuerrevisionsinstruktion f., (schriftliche) Anord-
nung, Anweisung einer → Steuerrevision. s t e u e r - r e v i -
s i o n s - i n s t r u c t i o n, bey denen adelichen dorfschaff-
ten 1688 J.J. Müller, De catastris (Jena 1692) Bl. Fr .
Steuerrevisor m., (Amts-)Person, die eine → Steuer-
revision durchführt. nachdem auch die steuer-catastra
in dem amte R. uf neue schocke eingerichtet, … als
hat der s t e u e r - r e v i s o r solches zu beobachten 1687
J.J. Müller, De catastris (Jena 1692) Bl. L 2v . wann je-
mand sich allzuhoch in steuer gelegt zu seyn vorgibt, so
muß der s t e u e r - r e v i s o r oder discussor das contrari-
um und daß die anlage nach dem vermogen geschehen,
e
probiren 1705 KlugeBeamte I 443. 1789 CSax. I 1236.
2 u.d.gl. keine verhandlung bey den gerichten des landes
Steuerrind n., Rind als Naturalabgabe; vgl. Rind (I), Steu-
erschwein. Mitte 14. Jh. ZGO. 18 (1865) 430.
200
Steuerrodel m., n.?, wie → Steuerregister; vgl. Rodel
(I). was aber an den s t ü r r o d e l n verschriben was, das
noch do nicht was ingenommen 1344 Zürich/Schweiz
Id. VI 613. das wir an uns hend gnumen ein gesatzt
stur mit allen denen, die dozemal der s t u r r o d e l hat
begriffen 1525 Franz,BauernkrAkt. 277. 1535 Pestalutz
I 353. die stat soll im [statschriber] geben zway buch
bappyr fur sendbrieff vnd s t u i r r o d e l 1551 Haigerloch
StB. 211. weliche stür sich bishar von den waiblen lut
des s t ü r r a d e l s ingezogen 1564 SGallenOffn. II 288.
es sollen die burger dem s t ü r r o d e l nach in der kehr
denen eichlen hüeten 1722 KaiserstuhlStR. 223. [sie wei-
gern sich] wider die alten vorzuweisenden s t e ü r r ö d e l
gewüße steüren … zu entrichten 1742 ArgauLsch. I 391.
Steuerrolle f., wie → Steuerverordnung; auch: →
Steuerregister. wir haben uns … in den alten s t e u e r -
r o l l e n und was bey solchem werke vorgegangen mit
fleiß ersehen 1616 J.S. Pütter, Grundfeste der Anhalti-
schen Steuer-Verfassung (1765) 19. solte uns von un-
sern mitständen billich danckgesaget werden, das wir
… nicht praecise auf der s t e u r r o l l e verblieben da es
damahls schwerer betroffen haben würde 1643 Krau-
se,AnhaltUrk. V 1 S. 170. wenn die obrigkeit in der
neuen s t e u e r r o l l e vom jahre 1748 [den dominien] …
nichts steuerbares zugeschrieben 1752 SammlKKGes. I
414. 1780 Möser,Osnabr.2 II 156.
Steuerruder n., Vorrichtung zum → 2 Steuern (I) ei-
nes Schiffes. man muß auch darneben auff einen er-
fahrnen steuermann bedacht seyn, der das s t e u e r -
r u d e r kluglich regiren [konne] 1684 Sauter,Staatserm.
e e
505. 1720 Lünig,TheatrCerem. II 159.
Steuersache f. I. Angelegenheit, Maßnahme, Vorgang,
die Bewilligung oder Erhebung von → 1 Steuern (III u.
V) betreffend; vgl. 1 Sache (I). domit es … nicht mit den
künftigen s t e u r s a c h e n und resten in das alte un-
richtige wesen gelange 1583 CDSiles. 27 S. 229. 1595
AktGegenref.2 I 151. zu welichen s t e u r s a c h e n die
hofiünger ain verschlossene lad hinder dem stattschrei-
ber ligen haben 1601 Vorarlberg/ÖW. XVIII 95. proto-
koll und verzeichnis der churfürstl. s t e u e r - und ande-
rer gemeiner contributions-s a c h e in der stadt U. 1670
UnnaHeimatb. 21. ueber die churfurstliche beamte hat
e
die landschaft in s t e u e r s a c h e n … keine jurisdiction
1770 Kreittmayr,StaatsR. 428. 1788 Thomas,FuldPrR. I
57. daß er behaupten wollen, der wille des landesherrn
sey in s t e u e r s a c h e n das alleinige gesetz 1793 Lang,
Steuerverf. 232. 1802 Hegel,PolitSchr. 85.
II. Streitsache, Rechtsstreit in → Steuersachen (I); vgl.
Steuergericht, Steuerurteil. [Anfrage] an die regierung um er-
streckhung eines tags in der krumpenthallerischen s t e i -
e r s a c h e n 1590 BeitrSteirG. 20 (1884) 100. in s t e u -
e r s a c h e n hat keine compensation wider den fiscum
statt 1705 KlugeBeamte I2 452. 1786 Kerner,RRittersch.
I 250. [dass] über s t e u e r -, industrie-, polizeys a c h e n
gestattet werden könne 1800 Grolman,GerichtlVerf. 93.
Steuersäckel n., m.?, wie → Steuerkasse (I), → Steuer-
201 Steuersäckel – Steuerschreiber
amt (I). aerarium, aeris repositorium, hoc est … teuto.
schatzkammer, s t e u r s e c k e l oder gemeiner stock J.
Altenstaig, Vocabularius (Hagenau 1515) Bl. 16v .
Steuersammener m., auch -sammer; wie → Steuer-
einnehmer. das die s t u r s a m m e r ze A. bi enanderen
e
saßen, da seye des v.A. amma ain kome und erfordrata
e
die stur an si 1436 AppenzUB. I 2 S. 470. das vor ziten J.
e
jn der Ow rodmaister und s t u r s a m n e r war und gab
e e e
die stur A.H. ebd. 1481 WürtGQ. XIII 388.
e
Steuersammler m. I. wie → Steuereinnehmer. die
s t ú r s e m l e r in namen gemainer statt S. gebent an jer-
lich dienstgelt IIIc LXXX pfund XV ß 1486 WürtGQ. XIII
453. 1489 Beleg s. unter Steuersumme. wann eyn zollner
e
oder s t e w e r s a m m l e r die zollgerechtigkeyt von de-
nen, die daruon gefreiet, mit gewalt fordern 1565 Dam-
houder,Praxis 189v .
II. → Sammler (I) von Almosen und milden Gaben,
Bettler; vgl. 1 Steuer (II 1). eine zimliche anzahl allerhand
falscher brandt-, baw- und anderer s t e u r s a m l e r [be-
ginnt sich in unser landen einzuschleichen] 1679 Rey-
scher,Ges. XIII 550. 1787 ZürichSamml. VI 117.
Steuersammlung f. I. Einwerbung, Einsammlung von
Spenden; vgl. 1 Steuer (II). die unsrigen aber werden … ahn-
gewiesen … die berührte s t e w r s a m b l u n g guetwillig
zuelassen undt verstatten 1639 ZHessG.2 22 (1897) 408.
die s t e ü r s a m b l u n g belangent, nachdeme … vor raht-
sam erachtet worden, brandtsteür vor die stadt S. ein-
samblen zu lassen 1690 MittPfalz 14 (1889) 32.
II. Einsammlung, Erhebung von → 1 Steuern (III).
ob namlich wegen angehauffter krieges-schulden eine
e e
s t e u e r - s a m m l u n g unter der burgerschaft … anzu-
stellen 1767 Cramer,Neb. 70 S. 89. 1778 Möser,Phant.
(Voigt) III 95.
Steuersatz m. I. Verhältniswert, Prozentsatz (einer Be-
messungsgrundlage), der zur Berechnung der Höhe einer
→ 1 Steuer (III od. V) im Einzelfall zugrunde gelegt wird;
bdv.: Steuertaxa. [die Gerichte werden angewiesen, den Unter-
tanen] gleich bei ietz vorwesendem s t e u r s a t z den last
umb sovil zu erleichtern 1603 WürtLTA.2 II 364. 1607
ebd. 791. über … die in ein- oder anderer stadt eingeführ-
te speciale s t e u r s ä t z e [hat] unser commissariat … zu
halten 1714 ActaBoruss.BehO. I 674. der s t e u e r - s a t z
einiger auslandischen waaren [ist] … in etwas zum auf-
e e
nehmen der einlandischen fabriquen verhohet und …
e e
um mehrer richtigkeit willen auf stuck und ellen geset-
e
zet 1715 CCMarch. IV 3 Sp. 259. 1810 Mamroth,Preuß
StaatsBest. 208.
II. Festsetzung von → 1 Steuern (V). bei dem jahrli-
e
chen s t e u r s a z wird das gewerb eines jeden handwer-
kers in anschlag gebracht 1779 Weisser,RHandw. 271.
III. mit der Festsetzung der → 1 Steuer (V) betrau-
te Behörde. [der ansatz der kopff-steuer soll] von jeden
orths staab-beambten mit zuziehung zweyer persohnen
vom s t e u e r s a t z und eines ehrlichen und verstandigen
e
manns von der gemeinde gemacht [werden] 1708 Rey-
scher,Ges. XVII 1 S. 328. 1786 AbhFeldsteußler 25.
Steuersatzung f., wie → Steuerordnung. 1602 K. Wild,
Rathsprotok. der Stadt St. Gallen (ebd. 1847) 83.
202
Steuerschatz m., wie → Steuerabgabe. [ich hab ver-
pacht] 6 morgen lands … mit dissen anhangt und con-
dition, das gemelte eheleut alle s t e u r s c a t z selbs rectig
machen 1606 SPantaleonUrb. 381.
Steuerschatzung f., wie → Steuerabgabe. mit gro-
ßen jährlich abgegebenen kayserlichen s t e w e r - s c h a -
c z u n g e n SchlesActaPubl. Jg. 1618 S. 73. 1771 Cramer,
Neb. 114 S. 166.
Steuerschein m. I. wie → Steuerobligation. [taxa:]
registraturen auf s t e u e r - s c h e i n e und sonsten 6 gr.
1690 CAug. II 1530. [zur] versicherung von den 1695
verwilligten 171000 tlr. soll er s t e u e r s c h e i n e anneh-
men 1696 Schnee,Hoffinanz II 182. 1744 Zedler 39 Sp.
2081. edict, daß kein koniglicher unterthan sich mit
e
sachsischen s t e u e r - s c h e i n e n ferner bemengen, noch
e
dergleichen weiter an sich bringen soll 1748 CCMarch.
Cont. IV 51. 1754 Stern,PreußJuden III 2 S. 1258. [Üb-
schr.:] von der schuld-verschreibung nach art der Leipzi-
ger s t e u e r - s c h e i n e und deren quittungen 1758 Estor,
RGel. II 371. 1768 HambGSamml. VI 525.
II. schriftliche Erklärung, Deklaration über das eigene
→ steuerpflichtige Vermögen. so ist … unser … befehl,
daß derzeit einem jeden indistincte die freyheit gelassen
werden solle, ob er das vermogen in seinem s t e u e r -
e
s c h e i n anzeigen, oder uberhaupt sich zu 100 fl. aner-
e
biethen wolle 1764 Reyscher,Ges. XVII 1 S. 598. 1766
Faber,NStaatskanzlei XV 155.
Steuerschlüssel m., Schlüssel der → Steuerkasse (I).
1472/81 Straubing/Keutgen,Urk. 233.
Steuerschock m., in Sachsen: eine Berechnungseinheit
für den Wert von (Grund-)Vermögen, als Bemessungs-
grundlage für → 1 Steuern (III u. V) und andere Las-
ten (zB. Einquartierung); bdv.: Schock (III); vgl. Steueranlage
(II). [derer] vor decrement angegebenen guter und dar-
e
auf hafftenden s t e u e r - s c h o c k halber 1657 CAug. II
1472. 1668 ebd. 1506. seynd auch alle gemein-guter …
e
wofern sie nicht schon in denen steuer-catastris gelegen,
anitzo hinein zubringen, und auf iedes befundenen din-
gen, und davon erwartenden nutzen nach, gewisse s t e u -
e r s c h o c k e zusetzen 1688 J.J. Müller, De catastris (Je-
na 1692) Bl. F 2v . 1723 Lünig,CJMilit. 811. schock ist
ferner im churfurstenthum Sachsen eine gewisse auflage
e
auf den gutern und hausern, nach welcher die … abga-
e
ben eingetheilet und entrichtet werden, … wird sonst
auch insbesondere s t e u e r - s c h o c k … genennet 1743
Zedler 35 Sp. 624. 1758 v.Justi,Staatsw. II 328. 1790
CSax. I 985.
Steuerschreiber m., mit der Führung von → Steuer-
büchern, → Steuerregistern ua. → Steuerakten betrau-
ter Steuerbeamter; auch → Steuereinnehmer; vgl. Schrei-
ber (I 4). koffbrieff unnd zinnß brieff mag der s t u r
e
s c h r i b e r och machen unnd nutt fürer 1409? Appenz
e
RQ. I 41 [Komp.?]. dem gerichtschreiber als einem
s t e u e r s c h r e i b e r gegeben 4 tt. dl. 1474 BairLT. VIII
132. ferer so wirdet dan disen nachvolgenden perso-
nen der aid von wegen der stewr gegeben: stewrmaister,
s t e w r s c h r e i b e r 1501 ZSchwabNeuburg 39 (1913)
221. ist vom werden und inventieren diser jetzermel-
203 Steuerschreiber – (Steuersmann)
ten güter des knechts lon halb so vil, als dem s t ü r -
s c h r i b e r je nach gstalt der sachen darvon zugepürt
1542 KonstanzStat. 212. 1555 AppenzRQ. I 41. Secken-
dorff,Fürstenstaat (1656) 248. [daß] durch besagten raht
und unserm s t e u r - s c h r e i b e r von jahren zu jahren
der stadt N. steur-register richtig rectificiret … werden
moge 1674 Stieler,Sekretariat. II 1862. unter die land-
e
schaftliche bediente gehort der landschaftscanzler …
e
sammt dem zinnszahlmeister, cassier, s t e u e r s c h r e i -
b e r n 1770 Kreittmayr,StaatsR. 414.
Steuerschuld f. I. ausstehende, unbezahlte → 1 Steu-
er (III od. V); fällige Steuerzahlung; bdv.: Steueranschlag
(V), Steuerausstand, Steuerforderung (II), Steuerrest, Steuerrestant (II),
Steuerretardat, Steuerschuldigkeit. [die steuer-reste sollen] zu
nichts anders, als zur sublevation der burger und un-
e
terthanen wie auch zu abfuhrung der ihnen obliegen-
e
den s t e u e r - s c h u l d e n verwendet werden 1652 Lünig,
CollN. II 1061. ebd. 1062. nachdeme unsere getreue
landschafft … zu tilgung derer s t e u e r - s c h u l d e n
uns die vorige land-steuer … abermals prorogiret 1657
CAug. II 1469. 1667 ArchSächsG. 3 (1865) 441.
II. von einem → 1 Steuerherrn (II) aufgenommenes,
aus den laufenden Steuereinkünften verzinsliches und tilg-
bares Darlehen; bdv.: Steuerkapital (I); vgl. Steuerobligation. ob
auch wohl im vaterlichen testament dero dreyen jungern
e e
herren brudern furstl. durchl. … die steuer geeignet, ie-
e e
doch, daß sie dargegen einen theil von den s t e u e r -
s c h u l d e n proportionaliter zu bezahlen und auf sich
nehmen solten 1657 Lünig,RA. VIII 1 S. 499. C.G. Hein-
rich, Sächsische Geschichte II (Leipzig 1782) 433.
Steuerschuldige m. I. → steuerpflichtige Person;
bdv.: Steuerant, 1 Steuerleute (I), Steuerzahlende. sollte ein accise-
officiant uberfuhret werden, bey den s t e u e r - s c h u l -
e e
d i g e n gegessen und getrunken zu haben … soll er so-
fort seines dienstes entsetzet [werden] 1772 NCCPruss.
V 1, 2 Sp. 80. reglement, wie sich sowohl die accise-
officianten, als die s t e u e r s c h u l d i g e n, in ansehung
der von letzteren zu entrichtenden schlacht-accise zu
verhalten haben 1787 Neue Samml. i.d. Hzgt. Schlesien
erg. Verordn. I (Breslau 1792) 231. daß vornehmlich bei
indirekten abgaben unvollständigkeit der vorschriften
… zu ungebürlicher begünstigung der s t e u e r s c h u l -
d i g e n veranlassung giebt 1803 Mamroth,PreußStaats
Best. 296.
II. jmd., der zur Erbringung eines Baukostenzuschusses
verpflichtet ist; vgl. 1 Steuer (II 4). 1539 BernStR. I 302.
Steuerschuldigkeit f., wie → Steuerschuld (I). [vie-
le, welche] weder ein handwerck zu treiben noch ihre
s t e u r - s c h u l d i g k e i t und bürgerliche beschwehrden
abzutragen vermögend sind 1677 Zech,Kaufbeuren 41.
1739 Bewer,Rechtsfälle V 23. die landesiudischen kon-
e
tribuenten sollen zur rechten abtragung ihrer anrepartir-
ten s t e u e r s c h u l d i g k e i t e n nach der bisherigen ver-
fassung … alles ernstes ermahnet [werden] 1784 Hdbch
ÖstGes. VI 61. 1799 Reyscher,Ges. XVII 1 S. 673.
Steuerschwein n., → 1 Schwein (I) als Naturalabgabe;
vgl. Steuerfrisching, Steuerhuhn, Steuerlamm, Steuerrind. zu P. … ist
ain huben, hat inne M. daselbs, dient davon 1 s t e w r -
204
s w e i n oder XL a. um 1400 MittKrain 2 (1889) 11.
Steuersekret n., in → Steuersachen (I) verwendetes,
amtl. → Sekretsiegel. [damit] das ober-steuer-einnehmer-
collegium desto mehr bey seinem respect … bleiben
moge, ist ihme ein absonderliches neues s t e u e r - s e -
e
c r e t zugelassen 1661 Lünig,RA. VIII 1 S. 524. des zu
uhrkund haben wir unser s t e u e r - s e c r e t hierauf dru-
cken lassen 1706 CAug. II 1506. 1735 AltenburgSamml.
II 401.
Steuersekretar m., auch mit lat. Flexion; für → Steuer-
sachen (I) zuständiger → Sekretar. F., churf. fürstlicher
durchl. zue Sachsen renth und s t e u e r s e k r e t a r i u s
1656 KgrSachsenKdm. 26 S. 50. 1661 Lünig,RA. VIII 1
S. 524. [Übschr.:] taxa, die s t e u e r - s e c r e t a r i e n und
deren zugeordnete betreffend 1690 CAug. II 1530.
Steuersetzer m., auch -satzer; wie → Steueranleger.
daz sie ir bottschaft daby haben, so die s t ú r s e t z e r
sweren úber die stúre 1399 EßlingenUB. II 382. 1428
WürtJb. 1904, 1 S. 85. die s t ú r s e t z e r zu C. ersuchen
o o
ieglichen nach gelegenhait siner guter 1480 WürtGQ.
e
XIII 389. sollent die s t y r s e t z e r e furterhin uff sol-
lichs truwen flyß und uffsechen haben 1493 TübStR.
(Rau/Sydow) 36. so gibt mann den s t e w r s a t z e r zwey
e
pfund hlr. von der stewr zuesetzen, fur speiß und lohn
e
um 1500 Reyscher,Stat. 401. 1514 Reyscher,Ges. XII 16.
[das burger oder burgerin] von dannen zu ziehen nit ge-
statt werden … sie haben dan sich zuvor … mit den
verordenten bethe- oder s t e w e r s a c z e r umb die nach-
steuer vertragen 1527 Dinklage,Münnerstadt 220. 1607
WürtLTA.2 II 801. solle der ansatz der kopff-steuer in
stadten von jedes orts staabs-beamten mit zuziehung
e
der s t e u r - s e t z e r e [gemachet werden] 1694 Reyscher,
Ges. XVII 1 S. 301. die achtzehner mögen die purger-
meister, heyligenpfleger … s t e u e r s ä t z e r … u. andre
nothwendige aembter u. dienst … besetzen 1718 Scheu,
Mühlhausen 64. 1764 Reyscher,Ges. XVII 1 S. 598.
(Steuershafen) m., im jüt. Recht: (Lehn-)Gut, bäuerli-
ches Anwesen eines → Steuersmanns, das mit der Pflicht
der Ausrüstung zur See für den Kriegsfall belastet ist. we
dar mach eruen s t u r s s h a f n e: de sone mach eruen de
s t u r s s h a f f n e na deme vader … wente wor nen so-
ne blyfft na deme vader so kumpt dat schypdelde lant
edder s t u r s s h a f f n e wedder an den konyng um 1400
JyskeLov III 20. de sone eruet de s t y r e ß h a f f n e (id
e
est, dat heerschild) na dem vader, ock de vader na dem
sone: vnde also ock de eine broder nademe anderen Jüt
e
Low. 1590 III 20 § 1.
Steuersignet n., in einem → Steueramt (I) verwendetes
→ Signet (I). 1543 JbKunsthistKaiserh. 18 (1897) p. 43.
Steuersilber n., → Silber aus einem → Steuerbergwerk.
so doch dii obgerurten grubin keyn ander silber bren-
gen dann s t e w i r s i l b e r 1457 FreibergUB. II 169. 1463
ebd. 186. 1489 Löscher,ErzgBerggebr. II 2 S. 225.
(Steuersmann) m., im jüt. Recht: Anführer, Haupt-
mann eines Verbands von Bauern, die zur Ausrüstung ei-
nes Schiffes für den Kriegsfall verpflichtet sind, Vorsteher
des → Schifflands; vgl. Steuershafen. mach ere s t u r e s m a n
nenande dar to dwyngen, dat he yn de heruart the, all
205 (Steuersmann) – Steuerung (I)
de wyle, dat dar we yn der hauen noch ys, der dar nicht
ynne wesen hefft um 1400 JyskeLov III 1. de hußwerdt
mach sinen leyedreng (id est, denstknecht) vor sick i
lething (dat js herrefart) nicht senden: idt were denn,
dat de s t y r e ß m a n, dar mede tho freden syn wolde
JütLow. 1590 III 2 § 1. ebd. III 12 § 4.
Steuersonderung f., wie → Steuerteilung; vgl. Sonderung
(II). unsere bruderliche … handlung uber die s t e u e r -
e e
s o n d e r u n g 1669 Lünig,RA. VIII 1 S. 803.
Steuerspezifikation f., wie → Steuerregister; vgl. Spezifi-
kation (II). 1654 HessSamml. II 222.
Steuerstock m., Veranschlagung, Schätzwert (der Ge-
samtheit) der in den → Steuerregistern erfassten → steu-
erpflichtigen Güter und Liegenschaften (zB. eines Lan-
des); als Bemessungsgrundlage für die Festlegung des →
Steuersatzes (I); zT. bestehen für einzelne Stände (Ritter-
schaft, Landschaft, Bauern) getrennte Steuerstöcke; vgl.
Steuerbelag (II). [damit] bey den liegenden gutern … nicht
e
etwa der mehrertheil solcher stucke in den geringsten
e
anschlag gebracht, vnd also das quantum des s t e w r -
s t o c k s allzugering gemacht werde 1654 HessSamml. II
221. 1680 ebd. III 145. demnach bishero aus denen …
steuer-registern angemercket worden, daß an einigen or-
ten der zu- und abgang des s t e u e r - s t o c k s an land-,
gewerb- und hausgenossen-steuer nicht mit nothigen
e
umstanden angemercket 1735 AltenburgSamml. I 680.
e
1769 Lennep,LandsiedelR. 590. wo vorhero alle gutter
e
derer unterthanen durch einen feldmesser gemessen und
von dazu bestimmten mannern angeschlagen, worauf
e
der s t e u e r - s t o k auf 277 fl. rnl. gesezet worden ist
1779 Mader,ReichsrMag. IV 283.
Steuerstollen m., wie → Steuerbergwerk. 1498 Wen-
zel,Magy.bány. 355.
Steuerstube f. I. Amtsraum, Dienstzimmer der →
1 Steuerherrn (I); meton. wie → Steueramt (II). an disem
tag hat man erwelt zu burgermayster G.B. und satzten
aus dem rat den alten H. … C. … E. … und warden in
die s t e u r s t u b e n gesetzt 1525 BauernkriegQ. II 600.
der alcaldi ist vor mittag in der s t e u r s t u b e n geses-
sen [und hat] … über die welschen aus befelch der röm.
kay. mt. übers blut gericht 1547/48 AugsbChr. VII 400.
o e
1637 QLeipz. II 212. [wenn] in unser gerichts und s t e u -
e r s t u b e … iemand seinen gegenpart … ins angesicht
lugen hiesse, der soll vor iedesmal in zwanzig groschen
e
straff verfallen 1640 Dresden/Wiesand 877. so wirt der
steürmeister anheben zu sitzen und die steür einzusam-
len auf dem rahthauß in der gewohnlichen s t e ü r s t u -
b e n gegen deß heiligen creüzeserhöhungstag 1673 SGal-
lenStB. II 101.
II. wie → Steueramt (I). wollen ir weisshait mir jedes
der zwaier jar ausser irer statt s t e u w e r s t u b e n geben
und entrichten zwolf gulden 1543 Knapp,BeitrRWG. 80.
1599 v.Frauenholz,Heerw. III 2 S. 183. hiesiger gemei-
ner statt s t e u e r s t u e b e n [beschehe] an dero privilegir-
ten rechten des vmbgelts ein mercklicher abbruch 1656
Wüst,Policey VII 100. 1684 CCMarch. IV 3 Sp. 148. lie-
ge ersagtem herrn L. ob, … hundert gulden bei einer
löblichen landschaft s t e u e r s t u b e n zu erlegen 1741
206
MittSalzbLk. 11 (1871) 55. nach 1759 Heuß,Heilbronn
Weinbau 116. sollen die stadt-cammerey-rechnungen …
e
gleich zur s t e u e r - s t u b e [gesendet werden] 1777 Hess
Samml. III 393. fur die haussteuer haftet der s t e u e r -
e
s t u b e der eigenthumer des hauses 1783 Siggelkow,Hdb
e
MecklKR.2 59.
Steuersumme f., wie → Steuerertrag. remanent die
stúrsamler, wann solicher stattschad von der s t ú r -
e
s u m m abzogen wirt, der statt an der s t ú r s u m m den-
nocht 698 £ 7 ß 3 h. 1489 WürtGQ. XIII 491. 1773
Moser,Landeshoheit IV 666.
Steuertag m., Tag für die → Steuererlegung; → Steu-
ertermin; bdv.: Steuret. ale die wyll er järlichen uff den
gwonlichen s t ü r t a g sin stür … legt und gybt, das sy
ine alßdan für und für zuo einem burger achten und
halten wöllend 1553 SchweizId. XII 1039. [daß] unser
landaman … einen geräumten s t e u r t a g ernennen …
auf welchen tag ein jeder sein steur … bezahlen soll 1562
Wüst,Policey I 350. in welcher anzahl … künftig das
lantgericht zu den s t e u r t a g e n sich versamblen wirdet
1662 Tirol/ÖW. XVII 41. 1774 Wagner,Civilbeamte II
86. sollen in zukunft … in 3 terminen die steuren einge-
hoben und hierzu jederzeit ein s t e u e r t a g bestimmet,
auch dazu 3 täge zuvor ordentlich angesaget werden
1799 Nößlböck,Rohrbach 35.
Steuertaxa f., wie → Steuersatz (I). SchlesActaPubl.
Jg. 1618 S. 127.
Steuerteilung f., Aufteilung der Steuerhoheit unter
mehreren → 1 Steuerherrn (II); bdv.: Steuersonderung. 1660
Lünig,RA. VIII 1 S. 514.
Steuertermin m., Fälligkeitstermin für eine Steuerzah-
lung; auch die Steuerzahlung auf diesen Termin; bdv.: Steu-
ertag, Steuerzeit (I), Steuerziel. im fall auch auf dises werendts
jar beide s t e u r t e r m i n nit eintreffen und villeicht
der letzte termin das andere jar erreichen möchte, sal
er [einnemer] doch denselben termin auch eynzunemen
schuldig sein 1583 CDSiles. 27 S. 229. 1589 Tirol/ÖW.
V 72. als ich dan mein ersten s t e u e r t e r m i n anhero
nit zusamenbringen noch erlegen hab künnen 1600 Akt
Gegenref.2 II 7. 1678 AltenburgSamml. I 619. ist denen
landsteueramtern aufgegeben, nach jeden fruchtlos ver-
strichenen s t e u e r t e r m i n, d.i. vier wochen nach dem
gesetzten steuerziel zu denen morosen beamten sogleich
eigene bothen … abzuschicken 1784 KurpfSamml. III
369. 1802 Kropatschek,KKGes. XVI 165.
Steuerterminrestant m., wie → Steuerrestant (I). 1685
Scotti,Cleve I 580.
Steuertreiber m., wie → Steuereinnehmer; auch mit
anderen Aufgaben betraut. darauf er [dorfmaister] … die
steurregister hinnach ausschreiben kan und den s t e u r -
t r e i b e r n selbige durch den grichtsdiener alspalt über-
schicken 1648 Tirol/ÖW. V 42. 1782 ebd. 530.
Steuertreiberamt n., Posten, Amt eines → Steuertrei-
bers. 1607 Tirol/ÖW. IV 239. 18. Jh. ebd. XVII 131.
Steuerübernehmung f., Steuerzahlung, → Steuerlast.
SchlesActaPubl. Jg. 1618 S. 46.
Steuerung f. I. Unterstützung, Hilfe, Beistand, Förde-
rung; vgl. 1 Steuer (I). recuperatione s t u r u n g e 12. Jh. Ahd
207 Steuerung (I) – Steuerverwandte
Gl. I 569. sustentaculum stvzzevnga, s t v w e r u n g e 12.
Jh. SummHeinrici II 489. dat ic J. sal verwaren ende be-
rechten de man ende al therscep van P. ende dat dartoe
hort alse bailliu ende dat bi F., rade van H., ende bi siere
s t i e r i n g h e n 1276 CorpAltdtOrUrk. I 282. 14. Jh. CD
Siles. VIII 125 [hierher?]. ich schick ouch hierby úwer
lieb zu s t ú r u n g schiessens ain lad mit zilböltzen 1473
o
Privatbrf. I 106. das auf die täg, so man den tisch des
herren hielt, ezlich aus euch oder eur gemain zu s t e u e -
r u n g der armen … samelten 1528 Franken/Sehling,Ev
KO. XI 660. kunig P. … tet dem genanten hertzog … vil
e
hilff und s t u r u n g mit gelt Mitte 16. Jh. Tschudi,Chr
e
Helv. I 99. 1659 Harsdörffer II 298. staatsguter sind
e
diejenigen, welche zur bestreitung der offentlichen aus-
e
gaben und s t e u e r u n g der allgemeinen bedurfnisse des
e
staats bestimmt sind 1801 RepRecht VI 215.
II. juristische Beratung, Prozesshilfe (bei Gericht); vgl.
1
steuern (II). die s t e w r u n g sol man offenbar thun, das
der vorsprech gehoren mag 15. Jh. MHungJurHist. IV
2 S. 14.
III. Aussteuer, Mitgift. das bleibende der ehe [hat], so
lang vnnd es seins witwestuls vnuerruckt bleibt, seinen
genieß daruon [erbschafft] mit erziehung, hinbringung,
auß vnd s t e u r u n g … des abgegangen verlassen kind
1497 HessGO. 25. [ein mueter ist] aus dem irigen ire
khinder mit heuratlicher s t e u r u n g zu versehen … nit
schuldig 1599 NÖLREntw. II 17 § 27.
IV. Besteuerung, Abgabenerhebung; Verpflichtung zur
Steuerzahlung; Steuerzahlung; vgl. 1 Steuer (III), 1 Steuer (IV),
Steuer (V). s t e u r u n g e eins jerlichen guldein pfennigs
1 e e
von iedem juden, der mer dann zwaintzig guldein ge-
e
leisten mag 1348 MGConst. VIII 648. daz ym dese
stat by synen geczyten ny keyn losunge noch keyn
s t u i r r u n g e ny getet um 1375 ScrRLus. I 4. bethe,
e
s t u e r u n g e vnde allirley beswerunge 1376 BreslUB.
o
246. [Verkauf ] mit allir czugehorunge der vorbenanter
guter … mit erunge, s t e w r u n g e, legir, vngelde vnd po-
teworre vnd mit allin genissin 1378 Bindewald,DtTexte
44. dieweil aber könig F. … ein s t e u r u n g uff das clos-
ter schlug, simulirtt der apt M., er hett nit gelt 1541 He-
rolt,HallChr. 111. 1561 Wuttke,Städteb. 103. 1571 Mitt
StArchKöln 18 (1889) 17. daß alle persohnen ohn an-
gesehen reich oder arm, hohe vnd niedere, mann vnd
weib, den jährlichen s t e ü r u n g e n unterzogen werden
sollen 1721 ZofingenStR. 406.
V. Bekämpfung, Abwehr. ist es, das ein hundt ein noß
… an einer freien strassen … beisset, und … kompt
indes der, des das noß ist, und steuweret dem hun-
de, stirbet der hundt an der s t e u r u n g e, so sal er
geben vor den hundt, was yn dunkt 14. Jh. Eisenach
StR. 48. zu kunftiger s t e u e r u n g dieses zu hinterge-
e
hung des landesfurstlichen gesetzes gebrauchenden be-
e
trugs 1756 CAustr. V 1096. [Übschr.:] von der s t e u -
r u n g des mußigganges und des bettelns 1758 v.Justi,
e
Staatsw. I 317. versorgung der armen und s t e u e r u n g
des bettelwesens 1773 SammlBadDurlach I Vorr. 1790
KurpfSamml. V 609.
Steueruntereinnehmer m., niederer → Steuereinneh-
208
mer; bdv.: Steuerunterempfänger; vgl. Losungdiener. haben ih-
re furstl. durchl. die s t e u e r - u n t e r - e i n n e h m e r je-
e
doch mit tuchtigen und bestandigen persohnen in ihrer
e e
landes-portion zu benennen 1695 Lünig,RA. VIII 1 S.
705. 1704 AltenburgSamml. I 670. 1748 CAug. Forts. I
2 Sp. 263.
Steuerunterempfänger m., wie → Steueruntereinneh-
mer. 1685 Scotti,Cleve I 580.
Steuerurteil f., n.?, Entscheidung, Urteil in einer →
Steuersache (II). 1575 JbMittelfrk. 22 (1853) p. 10. 1749
Moser,StaatsR. 40 S. 215.
Steuerverfassung f., Ordnung, Organisation, rechtl.
Regelung aller die Erhebung und Verwaltung von
→ 1 Steuern (III u. V) betreffenden Angelegenheiten
und Umstände; auch: Zustand der Steuerverwaltung;
bdv.: Steuerkonstitution; vgl. Steuerordnung. daß viel difficul-
tæten, mißbrauche und ungleichheiten bey der jetzi-
e
gen s t e u e r - v e r f a s s u n g entstanden 1660 Lünig,RA.
VIII 1 S. 513. vermittelst der mehr und mehr in
vim sanctionum pragmaticarum befestigten s t e u e r -
v e r f a s s u n g 1716 Moser,RStändeLand. 151. 1744 Ac-
taBoruss.BehO. VI 2 S. 749. [Buchtitel: J.S. Püt-
ter,] grundfeste der anhaltischen landes- und s t e u e r -
v e r f a s s u n g [1765]. 1769 Lennep,LandsiedelR. 577. aus
dieser vergleichung der reichsritterschaftlichen s t e u e r -
v e r f a s s u n g mit der reichsstandischen 1783 Mader,
e
ReichsrMag. II 8. die auf die ältesten von zeit zu zeit
ergangenen steuer-ausschreiben, decisiones und anderer
general- und special-befehle sich gründende s t e u e r -
v e r f a s s u n g 1799 CSax. I 1316. 1805 Kropatschek,
KKGes. XX 623.
Steuerverkündung f., wie → Steuerverordnung. 1651
Wüst,Policey II 278.
Steuervermögen n., wie → Steuerbelag (II). 1699 Wei-
ßenburg i.N.Stat. 281.
Steuerverordnung f., Anordnung, Weisung, (gesetzli-
che) Verfügung zur Erhebung einer → 1 Steuer (III od.
V); oft mit detaillierten Regelungen zB. zu Steuerhöhe,
→ Steuerhebung und → Steuererlegung; bdv.: Steueranlage
(I), Steuerausschreiben, Steuerausteilung, Steuerinstruktion, Steuerman-
dat, Steuerpatent, Steuerrolle, Steuerverkündung; vgl. Steuerauflegung,
wollen wir gesampte burgermeister und rath
e
Steuerbefehl.
ehister tagen eine gewisse s t e u e r - v e r o r d n u n g ver-
fassen, damit ein durchgehende allermoglichste gleich-
e
heit gehalten [werde] 1651 DinkelsbühlPriv. 496. [com-
missarien sollen berichten,] wann die bediente wieder …
den klaren einhalt der s t e u e r - und andern … v e r o r d -
n u n g e n handeln 1686 CCMagdeb. V 54. 1798 Tirol/
ÖW. XVII 147.
steuerverpflichtet adj., wie → steuerpflichtig. 1590 Fi-
schart,GeschKl.(N.) 399.
Steuerverrichtung f., wie → Steuererlegung. Schles
ActaPubl. Jg. 1618 S. 24.
Steuerverwandte m., wie → Steuerbedienter. der
buchhalter, steuer-secretarius und alle andere s t e u e r -
v e r w a n d t e [werden] … an das collegium der ober-
einnehmer verwiesen 1661 Lünig,RA. VIII 1 S. 525. taxa,
den steuer-buchhalter, die caßirer und zu der buchhal-
209 Steuerverwandte – Steuerzunft
terey behorige s t e u e r - v e r w a n d t e n betreffend 1690
e
CAug. II 1529. 1720 Lünig,TheatrCerem. II 616.
Steuerverzeichnis n., wie → Steuerregister. 1652 CAug.
II 1466. 1793 Weinart I 461.
Steuerweibel m., wie → Steuereinnehmer. die hofiün-
ger mögen auch järlichen vier s t e u r w a i b l sezen, die
inen ire steuren einziechen 1601 Vorarlberg/ÖW. XVIII
96. 1732 ebd. 224.
Steuerwein m., Wein als Naturalabgabe; vgl. Steuerfrucht.
[daz wir verchoufft haben,] was wir gehabt haben da-
selbens ze R., holden, phenninggult, weingarten, perch-
recht, s t e u r w e i n 1367 MZoll. IV 129. alle, die perk-
mas geben, die geben an drittn jar albeg s t e u e r w e i n,
ieder als vil er ain jar bergrecht gibt 15. Jh. NÖsterr./
ÖW. VII 173. 1679 SchwäbWB. VI Nachtr. 3205. 1744
Reyscher,Ges. XVII 1 S. 549.
Steuerwerk n., Steuerverwaltung, Fiskus; Organisati-
on der → Steuerhebung; auch: Steuerbezirk. so viel das
schrotkorn betrifft sollen die stadlein vnd flecken, so
e
allererst jtzo de nouo mit in diß s t e u r w e r g k gezo-
gen, mit verziesung dessen verschonet bleiben 1602 CC
March. IV 4 Sp. 47. missbrauche … das dem s t e u e r -
e
w e r c k dahero grosser abgang an dessen einkunfften
e
begegnet 1629 CAug. I 925. damit nun das ganze s t e u -
e r w e r k hinfüro desto richtiger … gehen müge, soll
der bürgerschaft zugelassen sein, einen gewissen einneh-
mer zu bestellen 1645 ProtBrandenbGehR. III 276. 1657
CAug. II 1471. daß solche [steuer] … von des debitoris
guthern … abgestattet, und also dem s t e u e r - w e r c k
e
dißfalls nichts entzogen werden moge 1678 Altenburg
e
Samml. I 617. 1742 ActaBoruss.BehO. VI 2 S. 463.
Steuerwesen n., Gesamtheit der Vorkehrungen, Ein-
richtungen, Anstalten zur Erhebung und Verwaltung von
→ 1 Steuern (V) und sonstigen Abgaben. zumaln die
kriegs-contributiones … mit dem allgemeinen alten
s t e u e r w e s e n, welches in anno 1611 aufgerichtet …
mit nichten müssen confundiret werden 1643 Krause,
AnhaltUrk. V 1 S. 185. des s t e u e r - w e s e n s kundigen
bedienten 1660 Lünig,RA. VIII 1 S. 514. [P. hat] denen 3
standen … das s t e u r - w e s e n, welches die vorige ertz-
e
bischoff an sich gezogen, neben den schulden uberlassen
e
1666 SalzbChr. 287. was denen von der ritterschaft, so
die steuer-einnahm haben, bey dem s t e u e r - w e s e n zu
beobachten obliegen solle 1678 AltenburgSamml. I 617.
1686 CDSiles. 27 S. 325. [instruction, damit der com-
missarius] wissen möge, worinnen seine verrichtungen
bei dem s t e u e r w e s e n eigentlich bestehen 1702 Acta
Boruss.BehO. I 9. 1730 Ludewig,Anzeigen I 131. 1749
ActaBoruss.BehO. VIII 456.
Steuerzahlende m., jmd., der der → Steuerpflicht un-
terliegt und → 1 Steuern (III u. V) zahlt; bdv.: Steuerschuldige
(I). [die steuer-empfanger] mussen bestimmte empfangs-
e e
tage ansetzen und jedem s t e u e r z a h l e n d e n gehorige
e
quittung ertheilen 1647 Scotti,Cleve I 266.
Steuerzeche f., wie → Steuerbergwerk; vgl. Rezeßzeche.
auff s t e u e r - z e c h e n, da man zubuß anlegt, und mehr
dann einen heuer steuer gibt, soll ein schichtmeister ein
gantz quartal anderthalben gulden lohn haben Joachims-
e
210
thalBO. 1548 II 46. 1593 SammlVerordnHannov. III 64.
Steuerzehnt m., Zehntabgabe. 1388 ArchÖG. 1, 3
(1849) 134.
Steuerzeit f. I. wie → Steuertermin. wer auch sin stur
i
daruber aber nit gericht und bezalt hett … der war uff
i e
stuk umb zunft und burger recht komen … es war denn,
e
das ainer uff die egeschriben s t u r z i t nit ze land und
i
anhaim war ungevarlich 1436/37 IsnyStR. 216. solle ein
e
jedwederer sich befleissen … die büechl ihrer gaaben
umb richtigkeit willen allzeit zur s t e u r - und dienstz e i t
mit sich zu bringen 1730 OÖsterr./ÖW. XV 249.
II. Zeitraum, für den die Erhebung einer → 1 Steuer
(III od. V) beschlossen bzw. genehmigt wurde. das wir …
unsere stedte furan noch ausgang dieser s t e u e r z e i t
weiter umb einicherlei steuer oder landbede nicht ansu-
chen noch anlangen sollen 1540 DWB. X 2, 2 Sp. 16.
Steuerzettel m. I. wie → Steuerpatent. so die stat-
steuer angelegt worden ist, [süllen] alsdann zwai s t e u r -
z e d l aufgericht und aine dem ambtman geantwurt wer-
den, und … der ambtman ainen gewinnen, der sölch
steuer eintreibt Ende 15. Jh. Tirol/ÖW. V 493. daß bei
formierung des steüranschlag … auf die außschreiben-
de s t e ü r z e t l die vor selbiges jahr angeschlagene rist-
gelder specificiert [werden] 1690 OÖsterr./ebd. XII 481.
1691 Stieler 2625.
II. Bescheinigung über eine → Steuerbefreiung; vgl.
Freizettel. wie … solches beneficium der tranck-steuer-
befreyung gemißbrauchet … indem etliche … mit
s t e u e r - z e d d e l n bier erhandelt … auch wohl gar mit
s t e u e r - z e d d e l n ihre arbeitende leute, handwercker
und dergleichen bezahlt 1678 AltenburgSamml. I 640.
III. Quittung über eine geleistete → 1 Steuer (V). 1756
Faber,Staatskanzlei 110 S. 85. kein bewohner des plat-
ten landes darf ein, der kriegs-consumtions-steuer un-
terworfenes, stuck vieh schlachten, ohne vorher einen
e
s t e u e r z e t t e l zu losen 1810 PreußGS. 1810 S. 66.
e
IV. Verzeichnis der Güter und Liegenschaften einer →
steuerpflichtigen Person zum Zweck der → Steueranlage
(II). 1808 ArchVorarlb. 6 (1910/11) 58.
V. Liste von → steuerpflichtigen Personen; vgl. Steuer-
register. 1535 KonstanzStat. 78.
Steuerziel n., wie → Steuertermin. [Befehl] die hebe-
register und restanten specificationes … innerhalb 4
wochen … nach jedesmahls erhobenem und bezahltem
s t e u e r z i e h l [einzuschicken] 1700 HessSamml. III 456.
1770 VerfBaiern I Beil. VI p. 112.
Steuerzins m., Zins, Zinszahlung für eine → Steuer-
obligation, → Steuerschuld (II); vgl. Steuergläubiger. daß
sich niemand mit fug uber die aussetzung der kunfftigen
e e
s t e u e r - z i n s e n zu beklagen haben werde 1660 Lünig,
RA. VIII 1 S. 516. 1750 CAug. Forts. I 2 Sp. 269.
Steuerzoll m., Zollabgabe, → 1 Steuer (VII). de van S.
gheven 4 penninge to s t u r t o l n e, doch gheven ze van
zolte, van perden unde van queke unde hovettolne alze
zecht is Ende 14. Jh. BremUB. IV 557. de s t u r t o l l e n
o
1420 ebd. V 168. 1686 Hagemann,PractErört. II 258.
Steuerzunft f., in Mainz: Zunft, Gilde der → Steuer-
männer (I). 1685 Eckert,MainzSchiffer. 127.
211 1 Steurer
steufer s. 2 Stüber. steupern s. steipern.
1 Steurer, 3 Steuer m. I. wie → Steuereinnehmer, →
1 Steuerherr (I). wer da her geben hat zwen ß d, der sol
nu drie ß d geben, es war danne, daz die s t ú r e r dunkti,
e
daz er me het 1376 KonstanzRbfRotB. 4. 1377 München
StR.(Dirr) 601. was man s t uˈ r e r n, die ie stuˈr an legent,
und ir knehten geben sol fuˈr kost 1391 SchaffhStR. II
87. 1396 MemmingenStR. 298. auch sol der s t u r kei-
nen zole von den egenanten unser juden nemen 1400
Eckstein,BambJud. 311. 1403 Zehnter,Messelh. 313. was
ouch lûten ist, die sich köstlich tragend mit kleidern …
und doch lûtzel gutes hand, da sûllent die s t û r e r ge-
o e
walt haben, von denen ze nemmen 1417 ZürichStB. II
87. 1436 AppenzUB. I 2 S. 462. [S. hat] ein ganzes jare
vnd 10 meyle von vnd awß B. zusein … das er … die
s t e w e r e r vbelgehanndelt hett 1442 BambEchtb. 101.
so sullent die stett … durch jr s t ü r e r und rechner …
uff das ligend gut auch sovil schlahen und legen nach
irem ungeverlichen schetzen und beduncken 1488 Urk
SchwäbBund. I 27. um 1490 UrkJudRegensb. 200. auch
sol man melden, wie di s t e u r ä r di vogtei an legen,
ob si di armen leut mit zirrung darauf icht beswaren
15. Jh.? Bayern/GrW. VI 187. die s t u r e r gebent nie-
mands um die stür zil noch tag 1535 KonstanzStat. 77.
um 1560 JbDillingen 20 (1907) 140. welcher auch zue
s t e ü r e r genommen würdet, der soll schwören … iedes
gepüerende järliche steür [einzunemmen] 1573 Villingen
StR. 147. darüber die s t e u r e r ain aid schweren, dem-
selbigen nach treulich und ungevarlich zu steuren nach
der hofiünger steurrecht 1601 Vorarlberg/ÖW. XVIII
94. 1630 ZBayrKG. 35 (1966) 96. daß die geschwor-
nen die ordentliche s t e u r e r … für- und auszuschießen,
aus welchen dan die gemaind mit mehrern hand zu er-
wöhlen haben 1657 Vorarlberg/ÖW. XVIII 128. 1720
Wüst,Policey VII 869.
II. rechtl. Beistand, Vorsprecher vor Gericht; Ratge-
ber in Rechtsfragen und in Bezug auf Prozessformalien;
vgl. Fürsprech (I), Prokurator (I), Ratgebe (II), 1 steuern (II). das si in
irem taiding sullen haben drei sprach und zwen s t e w -
r e r 1399 NÖsterr./ÖW. VII 970. wittiben vnd khinder
hinder zwelf jahrn vnd narren … vnd pfaffen vnd all
geistlich leuth … der soll ain iegklichs ainen s t e u r e r
haben vor dem gericht zu seinem vorsprechen Ende 14.
Jh.? SteirLl. Art. 35. diffinitive inductum est, si pars
petit, non obstante advocato, etiam cooperator qui vul-
gariter dicitur s t e w e r sibi dari debet 2. Hälfte 14. Jh.
BrünnRQ. 35. auch sullen ze zwen s t e w r e r haben, dew
den man stewren, der in ïr wart spricht 1414 NÖsterr./
ÖW. XI 221. um 1450 ebd. VIII 343. das für ihn [rich-
ter] kam derselb brobst von B. angedingt anstat sein
vnd seines capitels mit anweiser vnd s t e w r e r 1459 Mitt
SalzbLk. 14, 1 (1874) 114. kumt ain witib fur recht vnd
begert ains s t e w e r, desselbigen sol man in vergünen
15. Jh. MHungJurHist. IV 2 S. 14. 1549 NÖsterr./ÖW.
XI 270. von s t e w r e r n: … wer von einer gaistlichen
personen, jungkfraw oder wittib klag oder antwort am
gerichtsstab … vbernimpt, dem soll kain s t e u r e r mit
recht erkendt noch zugelassen werden SteirLRRef. 1574
o
– Steven 212
Art. 69. die zwen s t e u r e r sollen auch alle recht an der
sprach mit sambt der gemain dem vorsprechen zu wis-
sen thuen um 1598 NÖsterr./ÖW. IX 188. 16./17. Jh.
ebd. XI 205. oJ. Unger,SteirWsch. 576.
III. Helfer, Förderer. diviti decepto multi recupera-
tores - s t i v r a r a 10./11. Jh. AhdGl. I 570. so musz er
o
doch allain der vrsacher vnd s t ú r e r syn [ipse unus causa
e
et fomentum erit] 1472 Steinhöwel(Borv.) 33.
2 Steurer m. I. wie → Steuermann (I od. II). [daß] ein
jeder ausferg zu einen schif drey eigen schifleuth, als
nämlich ein seßthaller, ein gnossen und ein s t e u r e r
aufnehmen moge 1581 Lori,BairBergr. 313. 1616 ebd.
495. 1627 Baader,Mittenwald 290.
II. Herrscher, Lenker (eines Reichs). gubernator [im-
perii] - s t i u r a r i 11. Jh. AhdGl. II 128.
Steuret m., wie → Steuertag. dass diejenige, so beim
s t e u r e t zugegete, einen ayd schwören oder das hand-
gelübte von sich abgeben müssen 1744 Landsbrauch
Innerbregenz 109. 1774 VorarlbWB. II 1302.
steurig adj., wie → steuerpflichtig. die luˈte, die in den
vorgeschriben dorfern s t uˈ r i g sint in ein stuˈre, hant ge-
e
geben eins jares … ze stuˈre 18 £ um 1306 HabsbUrb. I
145. um 1400 Geschfrd. der 5 Orte 6 (1849) 33.
Steußler behandelt unter Steuzler. steuwen s. stauen.
steuzen v., (Felder, Weinberge) beschauen und begut-
achten; bdv.: steuzern. wann ainer ein guet wöllte lassen
s t e u t z e n, soll er den verordneten steutzern geben fünf
schilling 1552 WürtLändlRQ. II 38. ebd. 43.
Steuzer m., wie → Steuzler. man nimbt die s t e u t z e r
zue S., wann man steutzern will 1552 WürtLändlRQ. II
30. ebd. 51.
steuzern v., wie → steuzen. 1552 WürtLändlRQ. II 30.
Steuzler, Steußler m., Feld- und Weinbergbeschau-
er; zur Überwachung der ordnungsgemäßen Bewirtschaf-
tung von Feld und Weinberg; bdv.: Feldsteußler, Steuzer. die
s t e u t z l e r vber den vnbaw verordnet: haben khein and-
e
der ordnung, dann das sie vff den augenschein der guet-
e
ter gefuerth werden 1552 (Hs.) Schorndorf/Fischer,Erbf.
e
II 255. sollen, also dickh schulthaiß vnd gericht noth be-
dunkht, die s t e i ß l e r in das feldt fieren, damit keiner
belestiget vnd da nichtz straffbares befinden 1593 Rey-
scher,Stat. 502. feldhuter und s t a u s l e r pflichten Phy-
e e
sikal.-oekonom. Auszüge aus Schriften 10 (1769) Reg.
stev- s. auch stäb-.
Steven, Stevene f., m., Versammlung einer Gruppe,
meist der Mitglieder einer Handwerker- oder Kaufmanns-
gilde zu Beratung und Regelung ihrer Angelegenheiten,
auch zur Rechtsprechung; meine Stevene regelmäßige
Vollversammlung; rechter Steven Gerichtsversammlung
(einer Gilde); vgl. Hauptstevene, Kaufstevene. so wanne man
s t e v e n e cundiget, we so dhe vorsumet, he betere V cu-
nen um 1270 Nowgorod(7 Fassungen) 54. 1318 HansUB.
III 361. welk broder 1 glas tobreckt, die shal ghan vor
die olderlude unde betalent, … blift dat stande to der
s t e v e n e, so shal hie betalen 2 penninge vor einen 1330
ebd. II 214. dat des hoves olderman … unde de mene du-
desche copman, de do to N. weren, des to rade worden
in ener meynen s t e v e n e 1361 Nowgorod(7 Fassungen)
213 Steven – Stich (V)
129. 1377 HansUB. IV 237. 1390 ebd. 303. so sall man
den rechten s t e v e n holden in desz hilligen lichams dage
umb der broke willen, de in den groten druncken gesche-
hen, dat men de denne betale 1450 Stieda-Mettig 414.
1466 ebd. 255. in dem nuchtern s t e w e n sint die gemei-
e
nen bruder eins geworden 1509 RevalStR. II 27. 1578
e o
Stieda-Mettig 475. so werden alle vastelabendt s t e v e n
gehalten 1613 ebd. 329. 1724 RevalStR. II 8.
steven v., (insb. vor Gericht) → laden (II); vgl. Stevung.
schall ein jehder so g e s t e v e t iß up den negsten rechts-
dag … schuldig syn to erschienen 1559 Dithmarschen/
Westphalen,Mon. III 1802. nademe sine principalin …
von wegen einer benompden summa geldes citirt und
g e s t e v e t [worden war] 1569 HolstVierstUrt. 423. wur-
de ock jemandt vor didt consistorium g e s t e f f e n d t
und comparerde nicht 1595 Ekenberger,Eluc. 49. dat he
P.O. hir richtich thu g e s t e v e n t hefft 1666 FöhrAmrum
Dingprot. I 104.
(Stevenebrief) m., Ladungsschreiben. 1529 HolstVierst
Urt. 111.
(stevenen) v., wie → steven. hebben de dree lande …
vollbordet, dat do iennich man den andern s t e f f n e n
wolle, so schal he den steffing vor dem karspel doen
1450 Richth. 575. leggen beklagedem aver 14 dage den
anderen dinge-dach vor, unde s t e f f n e n (dat is) eschen
e
de sandt-menne dartho 1593 JütLow.3 II 6 § 3. 1595
Ekenberger,Eluc. 49.
(Stevenepfennig) m., Geldbeitrag der Gildemitglieder
zum → Steventrunk. 1437 DiplFlensb. I 449.
(Steventag) m. I. regelmäßiger Termin für den Gesin-
dewechsel; bdv.: Etmal (II), Etmalzeit, Fahrelzeit. offte jennich
knecht toge midt sines mestersz geltt buten thidesz ed-
e
der vor rechter s t e u e n d a c h 1514 Nyrop,Saml. II 344.
e
II. Termin für eine → Räumung (V); bdv.: Räumungzeit
(I). wol dar wil delen enen lantbo van syner erden, de …
scal eme drie aüer senden baden vppe rechte s t e u e n -
d a g e twe manne, de scolen eme seggen, dat he rüme
syne erde bynnen VI dage 1492 FlensburgStR. Art. 40.
1514 ApenradeStR. Art. 44.
(Steventrunk) m., → Steven mit anschließendem Um-
trunk. 1463 Stieda-Mettig 411.
(Stevenung) f., wie → Stevung. van s t e u e n y n g h e:
item so de olderman eyn steuentidt vorkundigen ledt, de
jenne vnhorsam is, schal … IJ ß tho ber beteren 1515 Ny-
rop,Saml. II 368. um 1594 Ekenberger,TraktProz. 616.
(Stevenzeit) f., Termin einer Gildeversammlung; vgl. Ste-
ven. 1515 Nyrop,Saml. II 368.
(Stevung) f., Ladung, Vorladung, insb. vor Gericht; Zi-
tation; bdv.: Stevenung; vgl. steven. hebben de dree lande …
vollbordet, dat do iennich man den andern steffnen wol-
le, so schal he den s t e f f i n g vor dem karspel doen 1450
Richth. 575. 1455 HanseRez.2 IV 256. men schal oh-
ne dremal dinkkundinge vnde s t e v i n g e doen vor dem
dinge 1544 Dittmer,Sassenrecht 118. dat de jegenparte
… de s t e v i n g e up ene gefurdert und ton handen ge-
stellet hadden 1557 HolstVierstUrt. 548. 1559 Neocorus,
Ditm. II 440. alle s t e v i n g e und citationes sollent bey
dem regierenden herrn gefürdert werden 1564 Westpha-
214
len,Mon. IV Praefatio 108. 1572 NordstrandLR.(nd.) I
9. citation oder schriftliche s t e b u n g fordern Eiderst
LR. 1591 I 5 § 1.
Stich m. I. mit einer Stichwaffe ausgeführte Handlung
des Stechens; insb. gegen eine Person als strafbare Hand-
lung; vgl. stechen (I). ne kumt her [der Beklagte] zv der
dritten ladunge nicht vore, die klegere sal vfstan vnde
sich zv kamphe bieten, vnde sal slân zwene slege vnde
o
einen s t i c h e wider den wint. darmiete heuet her vor-
wunden so getane klage 1261 MagdebR. II 1 S. 13. um
1325 (Hs. um 1410) SspGlLR.(Buch) 453 (SspLR. I
63 § 5). wer dan syn metz yrst uysszoege ind den yrs-
ten slach off s t i c h diede … der sall eyne hant verburt
hain 1437 KölnAkten I 688. war ouch, das dekeiner von
e
R. den andern frevelti mit worten, mit streichen oder
mit s t i c h e n, mag das verricht werden des selben tages
15. Jh. ZürichOffn. I 117. [der profos darff] wann ein
criminaler s t i c h, mord oder anders in Brabant vorge-
het, den missethater [nicht] verfolgen 1720 Lünig,Theatr
e
Cerem. II 1475. sol man dreien und vorbrengen auf alle
votdinkliche daghe schelt und keifword, dotschlag, …
unrecht wage, boss s t e c h e, ufferbawen 1758 (Hs.) Ei-
fel/GrW. VII 410.
II. durch einen → Stich (I) erzeugte Wunde, Stichver-
letzung. gif man þeoh ðurhstingþ, s t i c e gehwilce VI scil-
lingas [wenn man den Oberschenkel durchsticht, (zahle man bei) jedem
Stiche 6 Schillinge] 602/03 (Hs. um 1125) Liebermann,AgsG.
Abt 67. wenn alzo die schepphen eynen besehen … so
sprechen sy: wir haben gesehen eynen s t i c h“ , ader
”
eyne wunde“ ader eynen steinworff“ Ende 14. Jh. Gl
” ”
Weichb. 403. wurd ainer mit verslosner thur in ain hauß
oder hoff begriffen und will er sich nicht melden, sticht
oder schlet man in zu tod, man legt im ain pfenning auf
den s t i c h, so ist er gepuest 1514 NÖsterr./ÖW. XI 160.
so man vmb wunden klagt, so sollen die klagen vmb s t i -
c h e vorgehen, denn sie erger sind wen anderen wunden
1574 Pölmann,Hdb. Q iijr . vmb sachen leybsbeschedi-
gungen betreffend, es seyen wurff, s t i c h, stoß, schlege
e e
FrankfRef. 1578 Priv. I. 1665 Carpzov,PractNov. I 26.
bluth-wunden, tödtliche s t i c h e und schläge, und was
sonsten mit gewalt geschehen möchte, … sollen bürger-
meister und raht allein … zu richten vorbehalten seyn
1697 Beccau,Husum 370. 1744 Schindler,VerbrFreib. 14.
da auch eine obrigkeit einen entleibten besichtigen, wun-
den und s t i c h abmessen … lasset 1798 RepRecht I 78.
e
III. Nadelstich. thre s t e k a r and thre witherstekar
allarec sextene penningar [(für) drei Nadelstiche und drei Gegen-
stiche (beim Nähen einer Wunde zahle man) je 16 Pfennige] um 1300
HunsingoR. 104. 1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 76.
IV. Schlachtung; vgl. stechen (V), Stichgeld (III). wöllicher
metzger uff fayl sticht, gibt ein s t i c h von gehirntem
vich ein heller und von schweinen … ein heller 1529 Alt-
würtLagerb. VI 287. werden denen hießigen fleischha-
ckern ieden dreißig stuck schaff zue ihrem s t i c h, aber
nicht zum widerverkauf, … ins marktfelt zu treiben …
erlaubt 1701 NÖsterr./ÖW. VIII 860.
V. wie → Stichkauf, auch die so verkauften Tierfel-
le, -häute; Stich verkaufen Stichkauf treiben. es hatt ain
u
215 Stich (V) – Stichmaß (I)
grosser rat … verbotten, daz die metzger hinfur dehai-
u
nen s t i c h mer verkoffen sollent, weder kelber noch kit-
u e
zi vel, noch ochsen noch kuhutten 1480 SGallenStB. I
u e
115. es soll nyemanndt … kain leder auf den s t i c h
… aufkauffen … sunder die heüt vnd das leder sollen
nach dem gewicht kaufft, vnd verkauft [werden] Tirol
LO. 1526 d vr . 1673 SGallenStB. II 310. s t [ i c h ] nent
man den kauff, welchen der gerber mit dem mezger meis-
tens auf 1 jahr schließt um alle großen häute, welche der-
selbe schlachtet, oder auch um die felle um 1770 Schweiz
Id. X 1289.
VI. Tauschgeschäft, Tausch; bdv.: Stichung; vgl. stechen (IX).
der rat hat gecleret, das die ihenen, die das woberhant-
werg zu underkeuffern zuschen den messen zu irem ge-
wande han, … underkauff, wechsel und s t i c h e triben
und machen mogen 1437 FrankfAmtsUrk. 212. 1491 Lu-
zernRQ. I 349. darumb auch bey dem gemainen man
das golld in khainer achtperkhait, sonnder alles auff
den s t i c h vnnd tausch 1517 FRAustr. I 117. s t i c h
um s t i c h: die vertauschung einer waare mit der andern
1762 Wiesand 1027.
VII. → Probe (VII), → Silberprobe (I) durch Ent-
nahme einer kleinen Edelmetallmenge mit einem scharfen
Werkzeug. es sollen … zwene meister … das silber …
auf den strich oder mit dem s t i c h e bestechenn 1493
LeipzInnO. 22. 1563 ArchHeidelb. 1 (1868) 54.
VIII. ein Volumenmaß (für Wein). een ordinaris voe-
der of vat wyn tot B. wordt genomen op amen. … 1
schreve of s t e k e, op 2 gelten of 24 potten 16. Jh. Cout
Bruxelles 428.
IX. ein Eichzeichen. eß sollen das gericht, auch met-
zen, elln, öel-, meel- und weinmaß zu allen zeiten an
der schwer, s t i c h und fach zapfen gerecht sein 1658/78
NÖsterr./ÖW. VIII 263.
X. eine Werteinheit für Vermögen zur Berechnung und
Festsetzung der Abgaben; vgl. Schoßpfund. het onderdeel
van de kerf is de s t e e c k; mar het aantal s t e k e n, dat 1
kerf uitmaakt, verschilt in de verschillende dorpen 1514
InfHollant 663.
XI. Stichentscheid, stechende Stimme (bei einer Mehr-
heitsentscheidung). die zehen richter allein söllent vmb
die strytigen sachen vnd vrteilen zemehren befugt syn,
vnd die … schuldtheißen … nur die fürfallenden s t i c h
zentdscheiden haben 1668 ZürichGB. 217.
XII. Endausscheidung, Finale (bei einem Wettkampf,
Wettschießen). [der Zeiger muss] unparteiischer weis
zuozeigen, einem wie dem anderen, es seige in haupt-
schützen oder im s t i c h, damit sich niemandt zuo klag-
nen hab 1616 JbGraubünden 50 (1920) 119.
XIII. Geldeinsatz beim Glücksspiel. 1620 Heitersheim
(Barz) 23.
XIV. Anstechen des → Schmelzofens; auch die hier-
bei herausfließende Schmelzmasse; vgl. stechen (XXI). daß
sonnabends um zwolff uhr der letzte s t i c h zugesetzet
e
und erst um drey uhr ausgebrand werde 1693 Schönberg,
e
Berginformation 90. ebd. Anh. 116. ebd. 132.
XV. Kupferstich, auch die Druckplatte; vgl. stechen (XVII).
die stelle der ingrossisten, welche ehemals zum fraktur-
216
schreiben gebraucht worden sind, ist nunmehr, da sich
die kanzley bey den expeditionen eines s t i c h s bedient,
als uberflussig eingezogen worden 1791 Malblank,Kanz-
e e
leiverf. I 248. 1794 PreußALR. II 20 § 268.
XVI. (Baukosten für einen) Bewässerungsgraben.
1639 WerdenbergLB. 233. 1728 Leu,EidgR. II 670.
XVII. kleines Stück Land? [gaven ein erue] vnde einen
s t i c h hinder dem hove 1265 Lasch,NdStB. 63.
XVIII. jn. im Stich (sitzen) lassen jn. (verlassen und)
hilflos sich selbst überlassen. [ich solle meine] hart be-
drohete freunde und adeliche familien im s t i c h lassen
1714 Lünig,RKanzlei VI 597. 1727 LuzernSTQ. IV 74.
stichelhaft adj., beleidigend. 1669 GesSammlMeckl
Schwerin I 75.
sticheln v., → Stichelworte äußern. 1606 Acta
Brandenb. II 193.
Stichelwort n., Beleidigung, Beschimpfung; bdv.: Stachel-
rede, Stichwort. 1672 HeidelbUnivStat. 283.
Stichgeld n. I. Gebühr der Weinstecher (Weinmakler).
wa ŏch ein winsticher von eim solichen kouffe s t i c h -
g e l t nimmet und des wines nút trinket … der bessert I
£ 1374 SchlettstStR. 302. das da ein ieglicher winsticher
zu C. nút me nemmen sol zu s t i c h g e l t denn 4 pfenin-
o o
ge von eim fuder wins 1379 VeröfflColmar 1 (1907) 33.
o
[der weinsticher] sol auch nemen von jedlichem burger
JI ß zu s t i c h g e l t 1574 Alsatia 1868/72 S. 177.
II. eine Abgabe auf gehandeltes Tuch. wie vil dücher
uff gethon werden und doruß oder dovon verkoufft, git
jedes duch dem zoller 1 £ s t i c h g e l t 1460/80 Gengen-
bachStB. 34.
III. Abgabe der Metzger von jedem geschlachteten
Tier; vgl. Stich (IV). s t i c h g e l d von jedem hauptvieh, das
ein mezger zu B. sticht: 1 hl. 1606? Reyscher,Stat. 546.
1699 Reyscher,Ges. XVII 1 p. 177.
Stichkauf m., Kaufvertrag über eine Gesamtheit von
Häuten und/oder Fellen von Tieren, die noch nicht ge-
schlachtet sind; der Käufer tritt hierbei in Vorleistung,
drückt den Preis und lastet das Risiko dem Verkäufer
auf; bdv.: Stich (V); vgl. stichskaufsweise. der s t i c h k a u f f mit
den kalbfeelen soll gentzlich abgestrickt vnd nit gestatt
werden 1552 WürtNLO. 16r . deß s t i c h s - und sammen-
k a u f s halb ist erkennt, ob je … ein metzger … zu ge-
ben vermeinte … daß er zuvor söllichs der schuemacher
zunfftmaister anzeigen [solle] 1576 SGallenStB. II 305.
der s t i c h k a u f oder der kauf der haute auf dem vieh
e
ist den rothgerbern, kirschnern und allen andern hand-
werksleuten … verboten 1815 WirtRealIndex II 268.
Stichling m., nichteheliches Kind; vgl. Mönchstichling, Spu-
rius. 1. Hälfte 17. Jh. FreiburgÜMun. III Art. 329.
Stichmaß f., n. I. Abgabe von jedem frisch angestoche-
nen Weinfass; → Stechwein; vgl. Stichgeld (I). süllent die
wirte, bi den die geste sint, nüt anders nemmen denne
ein s t i c h m o s s e 1379 VeröfflColmar 1 (1907) 33. soll
auch ein jeder stubknecht und sein gesindt … zu jeder
zeit, da man den wein lade, die s t ü c h m a ß e n zuhalen
schuldig sein 1545 Cordes,Stuben 177. 1578 WürtLändl
RQ. II 255. gibt man anstatt des vngelts von jedem vaß
… sobald selbige vßzuschenken angezapft werden, eine
217 Stichmaß (I) – Sticker (I)
s t i c h m a ß in das kloster 1597 Reyscher,Ges. XVII 2 p.
122. 1634 Veltzé,Stadtguardia 197.
II. Größe, Maße einer Stichwunde; vgl. Stich (II). welcher
die limitirte zenth in eines andern territorio hat, [darf ]
… weder leib-zeichen noch s t i c h - oder wunden-m a a s
… abnehmen 1705 KlugeBeamte I2 796.
stichmäßig adj., aggressiv. 1528 GraubdnRQ. I 268.
Stichmesser n., wie → Stechmesser. [vnsere hern ver-
bieten] das ymant schwert, s t i c h m e s s e r vnd andere
verbottene where des nachtes trage, er sey dan ein bur-
ger oder eins burgers sone 1351 ErfurtZuchtbf. 120.
stichskaufsweise adv., in der Art des → Stichkaufs; bdv.:
stichsweise. kein unserer landrichter niemand vergunnen
noch gestatten soll weder zu kaufen noch zu verkaufen
s t i c h s - oder samkofsk a u f s w e i s bei verlierung eines
jeden hab und gut 1488 QZollwTirol 284.
stichsweise adv., wie → stichskaufsweise. diejenigen
braidt und schmahle heüt, so täglich alhie in der metzg
gefallend und nit s t i c h s w e y ß verkaufft werdend, son-
der zu verkauffen frey seind 1673 SGallenStB. II 309.
sticht(-) s. auch stift(-).
Stichung f., wie → Stich (VI). wo eyn undirkeuffer ey-
me eyne s t i c h u n g e machit, er sij von pherdin adir an-
dere gewar, die man an gewande gebit, der mag yme ge-
bin, daz zijtlichen und bescheidinlichin ist 1377 Frankf
ZftUrk. II 192.
Stichwein m., wie → Stechwein; vgl. Stichmaß (I). cum
tribus aliis carratis vini, quod dicitur s t i c k e w i n, ipsi
prepositus, decanus et capitulum, si non solverimus, sol-
vere promiserunt 1292 SGereonUB. 200. nach 1376/97
WürzbPol. 94. [die winstichere] mogen auch iren s t i c h -
w e i n nemen, so die wine verkaufft werden, alse bishere
gewonheid ist gewest 1381 FrankfAmtsUrk. 332. 1600
PfeddersheimUB. 165.
Stichwort n., wie → Stichelwort. das er das wort got-
tes one alle unnötige schimpfierung und s t i c h w o r t …
lehre 1563 MHungJurHist. IV 2 S. 126. so einer mit dem
andern ungebührlicher wais reden thuet durch s t i c h -
w o r t h 1606 Donauwörth(Stenger) 190. 1709 BernStR.
VII 1 S. 608.
Sticke m. I. (Grenz-)Pfahl; bdv.: Stecken (I 1). [D. heeft]
tussen hoer beyder veen s t i c k e n gesteken ende … op
gelaten … welke s t i c k e n … nyt opgetogen en sijne
1517 BronnGZeist I 419. 1576 SchleswDorfO. 599.
II. Gerichtssäule, → Pranger, Pfandsäule; vgl. Steil (I).
de pande also vam s t i c k e n borget, mot desulvige pan-
de edder ander gelikes gewert wedder einbringen vor
1531 RügenLR. Kap. 51 § 31. soll, so oft einer in die-
ser mishandlunge betreden wertt, mit einer fust an den
s t i c k e n durch den frohnen geschlagen werden vnd al-
dar den gantzen dach an dem marckede sthan 16. Jh.
Schiller-Lübben IV 398.
III. Zünglein an der Waage; im Sticken wiegen exakt
wiegen. de wegge woch, do he frisch, IJ lot, de schon-
rogge IIIJ lot … vnd wart alles ym s t y c k e n gewagen
1559 HambChr. 434.
Stickel m., Pfahl, insb. Grenzpfahl, Weinbergpfahl;
bdv.: Stecken (I 3). [Abgaben:] W. II plaustra s t i k h i l, P. IIII
218
plaustra s t i k h i l 2. Hälfte 13. Jh. WirtUB. IV Anh. 31.
[unterthanen sollen von unsern] guthern versteinet oder
e
aber durch lohebaum und s t i c k e l oder andere gemerck
verlohet und abgesondert [werden] 1579 CJVenatorio-
Forest. III 228. 1613 JbLiechtenstein 6 (1906) 49.
1 sticken v. I. etw. mit Stickereien versehen, besticken.
dat ijder man van onsen ghesellen dragen sall eijnen
geck van silber gemaeckt off anter g e s t i c k e t op seijn
cleijdet 1381 Storn,Schwureinungen 49. 1446 HildeshUB.
IV 531. dat geinicher van deme vurs. ampte der vilzhue-
demechere … vilzhuede uisgeve zo s t i c k e n 1495 Köln
ZftUrk. II 293. ein gesell soll vor sein tagwerk … zehn
stickvilz oder zween zeihen hüte s t i c k e n 1576 Ratingen
WQ. 193. mit dem chur-pfalzischen wappen g e s t i c k t e
e
hand-decke 1719 Lünig,TheatrCerem. I 1257.
II. (Pfeile) schäften und mit Federn versehen. bobin
di schutzen … 2 tunnen phile, 1 g e s t i k k e t, 1 getullet
e
1395 HanseRez. IV 280. 1472 HildeshUB. VII 677.
2 sticken v. I. (insb. Weinbergpfähle) in den Boden ein-
rammen. [das] man die tagwen tun sol mit schnidende,
o
mit s t i c k e n d e, mit bindende, mit volbandende vnd
mit anderem rebwercke 1354 Elsass/GrW. IV 118. were
dat jenich man staken s t i c k e d e vnrechte … de scal ver-
loren hebben … dre pund um 1370 Wehrmann,Zftr. 208.
die sal er s t i c k e n mit seime eigen holcze 1438 Arndt,
BreslKzl. 108. 1509 RhW. I 1 S. 92. ob ainer dem andern
zu nahent s t i g k t, zeunt, raint oder grebt, ist umb ain
fräflichs wandl 1. Hälfte 16. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 306.
II. etw. (auf best. Weise) befestigen, insb. in Bezug
auf best. Bautechniken im Haus- und Deichbau. men sall
nochtans s t i c k e n die oplaege alsoe veer te landeweert,
als den heemraeden duncket … als desse oplaege g e s t i -
c k e t is, soe salmen die oplaege meeten, hoe lanck sy is
1308 Pufendorf IV app. 411. dy leimwende an dem gro-
zen graben … s t y c t e man unde kleybete sy 1401 Gör-
litzRatsrechn. 416. 1445/75 Erler,NeustadtWeinstr. I 80.
III. festsetzen; gestickter Tag wie → Stechtag. mit
eme eyn s t i c k e d e n recht dach vppe bartolomei negest
1474 OberhLüb. 155. eyn iederman … wachten moge,
sik dersulven gulden … myt syneme nuttesten qwiit to
makende in eyner g e s t i c k e d e n tiidt 1494 HanseRez.3
III 189. de wyle denne g e s t i c k e d e dach unsz nicht
vorwitliket … beduncket unsz, de mandach yn deme
pinxten to der dagefart uththoreisende wert unsz nicht
unbequeme wesende 1511 ebd. VI 93. [appellation, der-
wegen] in sachen der creditorn J.P. ein s t i c k e n d e r
rechtsdag vom ersam rat … angesettet worden 1569
HolstVierstUrt. 431.
IV. sticken lassen nicht weiter verfolgen; sticken blei-
ben verharren, stocken, festgefahren sein. dat wy fur-
der in ander articulen sulden vorwillenn unde de princi-
pallsake s t i c k e n laten, gedenncke wy nicht to donde
1494 HanseRez.3 III 230. dat bleef s t i c k e n unnd wart
nicht up geantwert 1499 ebd. IV 261. ynn sünden und
schanden müssen s t i c k e n bleiben 1526 LutherGesAusg.
I 19 S. 614.
3 (sticken) v., ersticken. 1307 JbMeckl. 17 (1852) 294.
Sticker m. I. Handwerker, der Stickarbeiten ausführt;
219 Sticker (I) – 1 Stiefel (I) 220

Damastweber; vgl. Seidensticker. daß diese geringhaltige bdv.: Kaltbruder. I. Sohn des → Stiefvaters (I) oder der →
waare … auch von denen s t i c k e r n, knoplern, posa- Stiefmutter, auch als Halbbruder. daz die czwei kinder
e

mentierern … fur pur fein zum feilen kauff gebracht sollen dem s t i e f b r u d e r teilunge heischen czu sess wo-
e

1695 CCMarch. V 2 Sp. 449. [erzahlung derer ins land chen uz 1398 Erler,Ingelh. I 60. von czwener s t i e f f g e -
e

gekommenen gewerbe:] s t i c k e r in gold, silber und sei- b r u d e r wegen, die to tedingen umbe eyn kindesdei-
de 1781 HistBeitrPreuß. I 196. le 1427 ebd. III 168. das die abgestorben person allein
II. Geselle eines Hutmachers, der Stickarbeiten aus- s t i e f f b r u d e r, oder stieffbruders kind, vnd dhein rech-
e e

führt. sol auch gein meister dieses huetmacheramts uber te bruders kindskind verliesse, so sollen dieselben … zu
e

vier s t i c k e r halden, welche sich nit anderst dan des glichem teyl erben 1520 FreiburgStR. III 6. nach 1581?
stickens undernemen allein sollen 1570 NeußWQ. 250. BrandenbSchSt. IV 19. weren aber vollburdige bruders
e

1574 HambHandw. 553. oder schwester kindere an einen theil und am andern
Stickerin f., Frau, die berufsmäßig Stickereiarbeiten theil s t i e f f - b r u d e r e oder stieff-schwestern von hal-
e

ausführt; bdv.: Stickersche. K.M., die s t i c k e r i n, … han ber geburth verhanden, so sollen sie zugleich … die
wir intphangen, das sie mag altwercke placken und ma- erbschafft bekommen 1658 GeraStR. 196. solle gleich-
chen 1432 Heß,Frauenberufe 70. 1711 Rädlein 844. [26 falls das jus repraesentationis … unter diesen s t i e f f -
wohnungen, worin] näherinnen, s t i c k e r i n n e n, spin- b r ü d e r e n und dero kinderen, wann selbige concurri-
nerinnen, wäscherinnen und dergleichen weibes-leute ren, in alle weeg statt finden 1713 TrierLR. V § 3. von
wohnen 1723/62 HannovGBl. 8 (1905) 127. PreußGS. der erbfolge solcher leiblichen bruder, die sich von den
e

1810 S. 88. sogenannten s t i e f b r u d e r n sehr unterscheiden 1799

e

Stickersche f., wie → Stickerin. 1574 HambHandw. RepRecht IV 300. 1804 Hagemann,PractErört. IV 373.
553. II. übtr.: Angehöriger einer anderen christlichen Kon-
Stickholz n., Holzstecken für das Flechtwerk von Fach- fession. [gutes Aufsehen im Obern Bund gegen die] s t ü f f -
werkbauten; vgl. 2 sticken (II). ein scheffen sall auch soilche b r ü ö d e r e n 1655 EidgAbsch. VI 1, 1 S. 281.
gift und gaben vom rait haben … mit bueholz, s t i c k - Stiefbruderenkelin f., Enkelin des → Stiefbruders (I).
h o l z, hepen, schweynzale zu eckern, schutzgelds freye 1563 Kurpfalz/Sehling,EvKO. XIV 288.
1366/1424 KoblenzGB. 76. vor 1593 PfälzW. I 174. 1787 Stiefbruderkind n., Kind des → Stiefbruders (I). das
Moser,ForstArch. XI 187. die stieffbruder ir yeder ein erbteil nemm nach den houp-
e

Sticknadel f., zum → 1 Sticken (I) geeignete → Nadel tern, aber die s t i e f f b r u d e r s k i n d an ir eltern stat …
e

(I); hier bei der Hexenprobe; vgl. Stecknadel. [die Hexe] zeig- ein stammteil 1520 FreiburgStR. III 6, 21.
te das stigma vorn unter dem linken arm, worin meister Stiefbrudersohn m., Sohn des → Stiefbruders (I). 1563
N. eine ziembliche s t i c k n a d e l, so über glieds lang, bis Kurpfalz/Sehling,EvKO. XIV 288.
an den kopf gestecket. hat aber nichts empfunden, auch Stiefbrudertochter f., Tochter des → Stiefbruders (I).
kein blut geben 1663 PreußJb. 132 (1908) 69. [der mann soll nit haben] s t i e f b r u d e r - oder schwes-
Stickpfand n., gepfändeter Gegenstand, der (aufgrund tert o c h t e r 1563 Kurpfalz/Sehling,EvKO. XIV 288.
eines sog. pactum commissorium) im Falle der nicht Stiefbuhlchen n., wie → Stiefgeschwister. wie das süh-
rechtzeitigen Einlösung sofort in das Eigentum des Gläu- negeldt unter mutter und s t i e f b ü h l i c h e n zu teilen
bigers übergeht; vgl. Sticke (II). [wider die rechte werden] nach 1581? BrandenbSchSt. IV 19.
oftmals s t i c k p f a n d e ausgesetzt, wo dieselben auf ei- (Stiefchild) n., Waisenkind. 892/93? (Hs. um 1100)
ne bestimbte zeit nicht eingeloset wurden, das solliche Liebermann,AgsG. Af El. 34.
e e

pfande … weiter nicht eingeloset werden kondten, … Stiefeidam m., Ehemann der Stieftochter. als F.M. zu-
e

alle solche s t i c k p f a n d e [sollen unkrefftig sein] 1562 spreche … synem s t i e f f e i d e n 1481 FrankfOHof 403.
MecklPolO. 45. 1 Stiefel m. I. → Schuh (I) mit langem Schaft; insb.

stid(-) s. Stadt(-). stieber s. Stüber.

2 Reitstiefel, als Kennzeichen eines → Ritters (I). dem
Stiefahnfrau f., wie → Stiefgroßmutter. 1510 Nördlin- bachmeister sinen … und fuˈr sin s t i f e l IIII lb. 1441
genStR. 99. BernStRechn.(1430/52) 141. 1457 Burckhardt,Hofr. 173.
Stiefahnherr m., Stiefgroßvater; bdv.: Stiefaltvater. 1520 de schomaker, wo se van vorbrendem edder ungarem
NördlingenStR. 99. ledder scho edder s t e v e l e n maken den koplüden ane
Stiefältermutter f., Stiefmutter eines Großelternteils. eren willen, wen it utkumpt, he gift em dat halve geld
1668 Fugger,Ehrensp. 1128. mit willen wedder vor 1531 RügenLR. Kap. 108 § 1.
Stiefaltmutter f., wie → Stiefgroßmutter. die stieffkin- do wart tho W. ein ridder gehenget in de galgen mit
der, da gleich die rechte kinder vor beeden elttern gestor- s t e v e l e n vnd sparen 1539 JbMeckl. 55 (1890) 136.
ben gewesen, an ihrer s t i e f f a l t m ü t t e r oder stieffalt- [eehaltn soll] vber yetzbestimbte besoldung weder lein-
vätter guett … forderung haben wöllen 1606 DWB. X wat, schuch, s t i f f l, schmer noch ainicher ander zustand
2, 2 Sp. 2770. oder anforderung gegeben werden BairLO. 1553 V 12, 7
Stiefaltvater m., Stiefgroßvater; bdv.: Stiefahnherr. 1606 § 11. 2. Hälfte 16. Jh. OÖsterr./ÖW. XII 149. solle der
Beleg s. unter Stiefaltmutter. schwein alle tag sommer und winter … usfaren … und
Stiefbruder m., pl. auch: Stiefgebrüder, ahd. stiefbrv- geyt man ime ein paar s t i f f e l und einen zuschweyn
o

der, stieffbroder glossiert nouercarius AhdGl. III 68,43; 16. Jh. OberkirchStatB. 384. wann die jenige, die kei-
221 1 Stiefel (I) – Stieffraumutter
ne pferdt halten … bestandig inn s t i f f e l vnnd sporen
e
einher klinglen vnnd damit wol gar in der kirchen … er-
scheinen 1628 StraßbPolO. 42. 1734 Bernhard,Wetterau
II 152. bey denen ohnberittenen der aufwand auf sat-
tel, zeug, s t i f e l und huffschlag 1736 Moser,StaatsR. 30
S. 186. der leichenwagen mit 6 drappirten pferden be-
spannt, wovon jedes von einem kutscher in s t i e f e l n
und sporn gefuhret 1774 Moser,Reichstage I 140. 1788
e
Moser,ForstArch. II 214. oJ. LuxembW.(Majerus) I 79.
II. wie → Beinschraube, → Schraubstiefel, insb. als
→ braunschweigische, → spanische (II) Stiefel; bdv.:
Schienbeinschraube. [scharpfrichter] werde ine sonsten die
bronschweichischen s t i e b e l e n anziehen 1569 Bran-
denbSchSt. III 19. [diß weib, der hexerei gewiß theil-
hafftig,] in die follter zu nemmen … vffgezogen, …
der spannische s t i e f f e l vorgezeigt 1615 ZWirtFrk. 1,
2 (1848) 66. zum fall aber die persohn schwach, so ist
… viertens, der spanischen s t i f e l zuversuchen NÖLGO.
e
1656(CAustr.) I 37 § 9. die grausame warheit-zwinger
… als nemlich ein grosses reckseil … daumenstock …
e
spanische s t i f e l 1670 Abele,Unordn. I 36. 1676 Moller,
CarpzovRep. 1271. im hochstifte Fulda sind vier grade
der tortur gebrauchlich: 1) die ruthe, 2) daumenschrau-
e
ben, 2) spannische s t i e f e l, 4) die leiter 1790 Thomas,
FuldPrR. III 200.
2 Stiefel m. I. hölzerner Stab, Stange, insb. als Rankhil-
fe; Weinbergpfahl; vgl. Stiefelholz. so sollen die forster kain
pferdt hallten unnd keiner mehr hawen dann vierhun-
dert s t i e f f e l n von affterslägen 1436 PfälzMarknutzW.
7. das der abt zu S. hinfur nit me dan 6 m s t i f f e l n
zu des closters wingarten und doch kein eichen s t i f f e l
hawen lassen sol 1483 SchriesheimW. 43. soll in dem
erlaubten waldt niemantz kein s t i e f f e l spitzen noch
fleckenn, bei der peen 1490 PfälzMarknutzW. 19. [wer]
s t i v o l l aus den bambern nimbt … der … ist dem rich-
ter zu wandel 72 ¢ 1660 NÖsterr./ÖW. IX 432.
II. Schweinegehege für die Waldmast; bdv.: 2 Siel (I). wan-
ner eyn ecker velt up desem walde, … so sall unse gnedi-
ge herre … mit den aneruen ouerkomen umb den s t i e -
f e l; werdent sy dan eyns, eynen s t i e f e l zo hauen, so
sall unse gnedige herre syn holtz hauwen laissen up den
voirst ind die aneruen yre holtz up der gemeynde, zo
den s t i e f e l e n zo machen 1463 NrhArch. 3 (1860) 231.
1550 ebd. 6 (1868) 349. 1561 HeisterbachUB. 631.
Stiefelgeld n. I. zum Kauf von → 1 Stiefeln (I) bestimm-
ter Teil der Besoldung; vgl. Schuhgeld (I). des stadtschrei-
bers lohn: 18 schogk zcerbister werunge jerlich fur die
kleydunge, 2 schogk s t i f e l g e l t um 1530 Jahn,Kanzlei
Zerbst 45. 1588 Kern,HofO. I 246. jederm [edelknaben]
4 tal. zu schu- und s t i e f e l g e l t 1590 QFSchleswHG.
XV 19. den tucherknechten und jegerjungen ihre …
quarthall besoldung und s t i e f e l g e l d t uf ein ganzes
jhar 1608 ActaBrandenb. III 631. dem scharff-richter
… jahrlich funff und neuntzig marck an besoldung und
e e
s t i e f f e l - g e l d aus unserer rent-cammer 1693 CCPrut.
III 541. 1732 ArchOFrk. 22, 1 (1902) 106.
II. eine Geldabgabe der → Schuster. hat myn here …
off michaelis 5 schillinge genant s t i f e l g e l t um 1380
222
WeimarRotB. 34. der schuster jerliches s t i e f e l g e l d t
ader zinsen 1612/14 NeumarktRb. 296.
Stiefelholz n., Holz zur Herstellung von → 2 Stiefeln
(I). 17. Jh. PfälzMarknutzW. 45.
Stiefelmacher m., (zunftgebundener) Hersteller von →
1 Stiefeln (I); bdv.: Stiefelschuster; vgl. Schuhmacher. s t e v e l m e -
k e r 1457 Goslar/Åsdahl-Holmberg,NdHdw. 77. H. dem
stalknechte vor 1 par scho, 1 ß dem s t e f f e l m a k e r
1518 HanseRez.3 VII 255. 1572 Fischart(H.) II 219.
herrenschuster, hoffschuster, stiffelschuster vnnd s t i f -
f e l m a c h e r 1640 Moscherosch,Phil. I 55.
Stiefelschuster m., wie → Stiefelmacher. 1640 Mosche-
rosch,Phil. I 55.
Stiefeltern pl., Stiefmütter und Stiefväter iU. zu leibli-
chen Elternteilen. die personen, welche den namen vaters
oder mutters, desgleichen der kinder tragen … wenn es
auch gleich s t i f e l t e r n und stifkinder seind, sollen sich
miteinander in ehegelübnis nicht einlassen 1580 Sach-
sen/Sehling,EvKO. I 1 S. 386. 1599 NÖLREntw. III 10
§ 2. wann s t i e f f - e l t e r n die kinder bey sich haben
und mit nothdürftigen unterhalt versehen, mögen sie
von denen deswegen keine erstattung … fodern 1658
Mevius,MecklLREntw. 660. die juramenta malitiæ und
calumniæ … sollen zwischen s t i e f f - e l t e r n und stieff-
kindern … zugelassen seyn 1709 CCMarch. II 1 Sp. 424.
1727 Leu,EidgR. I 426. die trauer-zeit [der] kinder fur
e
ihre verstorbene eltern, schwieger-eltern, s t i e f - e l t e r n
… langer nicht dann ein halbes jahr 1755 SammlBad
e
Durlach III 191. der beisiz oder die leibzucht … ge-
het auf die s t i e f a l t e r n nicht uber 1757 Estor,RGel.
e e
I 322. 1762 Wiesand 1078. unter dem namen der eltern
sollen die s t i e f - e l t e r n nicht mit zu verstehen [sein]
1775 BrschwWolfenbPromt. I 218. 1783 Quistorp,Grunds
PeinlR. 968. zwischen s t i e f l e l t e r n und stiefkindern
[ist] … wegen des respectus parentelae … die ehe verbo-
ten 1783 Siggelkow,HdbMecklKR.2 242. 1785 Fischer,
KamPolR. I 258. zwischen s t i e f ä l t e r n und stiefkin-
dern bestehen keine familienverhältnisse 1794 Preuß
ALR. II 2 § 717. ebd. II 2 § 743. eine blutschande unter
s t i e f e l t e r n und stiefkindern … mogte an den eltern
e
fuglich mit vierjahriger … offentlichen arbeiten zu be-
e e e
strafen seyn 1799 RepRecht IV 230. verboten im staat
sind ehen zwischen leiblichen eltern oder s t i e f - e l t e r n
und kindern 1807 SammlBadStBl. I 899. 1810 PreußGS.
1810 S. 127.
Stiefelwischer m., Stiefelreiniger, als (ua. kaiserliches)
Hofamt. erzherzog. s t ü f f e l - w ü s c h e r 1661 Sanford,
BerufsWB. 132. 1761 Moser,Hofr. II 220.
Stiefenkel m., leibliches Kind eines → Stiefkindes. [das
weib sol nit haben iren] s t i e fsohne und - e n i g k l i n
1563 Kurpfalz/Sehling,EvKO. XIV 288. zwischen stief-
großeltern und s t i e f e n k e l n … [ist] die ehe verboten
1783 Siggelkow,HdbMecklKR.2 242. 1785 Ledderhose,
HessKR. 231.
Stieffraumutter f., wie → Stiefmutter. grave F., all-
dieweil er zu S. war bei seiner s t i e f f r a w m u e t -
t e r 1558/66 ZimmernChr.2 III 55. der prinzeßin s t i e f -
f r a u - m u t t e r, hertzogs Carls hinterlassene wittwe
223 Stieffraumutter – Stiefkind
1754 Moser,Hofr. I 576.
Stieffreundschaft f., (in zweiter oder weiterer Ehe) an-
geheiratete Verwandtschaft; bdv.: Stiefgeblüt. das auß dem
gebluett alle die vorstanden werdenn, die ynß gebluett
horen, eß sey vom stam odder s t i e f f f r e u n d s c h a f f t
1522 LutherGesAusg. I 10, 1, 1 S. 230.
Stiefgeblüt n., wie → Stieffreundschaft. 1522 Luther
GesAusg. I 10, 1, 1 S. 230.
Stiefgebrüder behandelt unter Stiefbruder.
Stiefgeschweilein n., durch Verschwägerung (in zwei-
ter oder weiterer Ehe) verwandte Person; vgl. Geschwei.
[Bitte um das Erbe seines] s t i e f g e s c h w e i l e i n s 1575
SchwäbWB. VI Nachtr. 3208.
Stiefgeschwister n., meist pl., Kind des → Stiefvaters
(I) oder der → Stiefmutter; Halbgeschwister, insb. mit ge-
meinsamer Mutter; bdv.: Stiefgeschwisterte; vgl. Ehergeschwistert.
daz ander gud, daz ir vater unde ir muter met eynan-
der erarbeyt … habin, sollen sy auch dye helffte zcuvor
unde vor yren s t i e f f g e s w i s t e r n nemen 1474 Pöss-
neckSchSpr. I 27. stieffkinder uff dem ehetag zu eheli-
chen kindern durch geding angenomen nemen gleichen
thail mit iren s t i e f g e s c h w i s t e r n von aller erbschafft
1509/28 Wertheim 46. s t i e f - g e s c h w i s t e r e … sollen
… vor des vaters oder der mutter vollburtigen geschwis-
e
tere die succession oder erbschafft haben 1658 GeraStR.
196. s t i e f - g e s c h w i s t e r … mussen bloß dreißig ta-
e
ge lang betrauret werden 1734 CCMarch. V 1 Sp. 120.
1753 Hellfeld I 757. welche von einem vater und zwo-
en muttern geboren sind, haben den namen des halb-
e
geschwisters; die aber von einer mutter und zwenen
vatern erzilet sind, heissen s t i f - g e s c h w i s t e r 1758 Es-
e
tor,RGel. II 68. [es werden] die s t i e f g e s c h w i s t e r ein-
ander im erbrechte gleichgestellt 1785 Fischer,KamPolR.
I 258. [verboten im staat sind ehen] zwischen leiblichen,
halb- und s t i e f g e s c h w i s t e r n 1807 SammlBadStBl.
I 899. 1812 VerordnAnhDessau II 220.
Stiefgeschwistergit n., meist pl., Stiefgeschwistrige pl.,
formenreich; wie → Stiefgeschwisterte. habent die mor-
gengabs kinder dhein erbs gerechtigkeit, dann als vil
s t i e f f g e s c h w ü s t r i g t e n gepüren mag, allermaß wie
oben von den glichgemachten kinden ouch geschriben
stat 1520 FreiburgStR. III 4, 8. werden die s t i e f g e -
s c h w i s t e r i g mit den andern nit gleich, sunder allain
im erb des guts, das der vatter oder die muter (darmit sy
ain andern verwont sein) verlassen hat, zugelassen Tirol
LO. 1532 III 13. 1567 BruggStR. 186. haben die ge-
melten bruederkind den vorgang vnd werden s t i e f g e -
s c h w i s t e r i g t genzlich vßgeschlossen 1587 Waldkirch
StR. 9. 1609 Vorarlberg/ÖW. XVIII 313.
Stiefgeschwisterte pl., (mehrere) → Stiefgeschwister;
bdv.: Stiefgeschwistergit. sind die s t i e f f g e s w i s t e r d e nehir
darczu [zcu den guten] dan des bruders kinder, die wile
die kinder alle in eime libe gelegen han 1398 Erler,Ingelh.
I 61. 1402 ebd. 190. die einhalb oder s t i e f g e s c h w i s -
t e r t e erben ahne dem verstorbenen bruder oder schwes-
ter 2. Hälfte 15. Jh. HagenauStatB. 256. 1512/13 Brugg
StR. 152. wann aber das abgestorbene keyne rechte
gschwüsterte … hinder im verlaßt, sondern allein s t i e f -
224
g e s c h w ü s t e r t e von einem band allein, alsdann sind
dieselben … zu erben fechig 1623 ZofingenStR. 332.
Stiefgroßmutter f., Stiefmutter der Mutter bzw. des
Vaters; Mutter der Stiefmutter bzw. des Stiefvaters;
bdv.: Stiefahnfrau, Stiefaltmutter. erzh. Philippi … taufzeu-
gen waren vorgedachte alte herzoginn, Margaretha,
prinzessinn von Engelland, seine s t i e f g r o ß m u t t e r
1668 Fugger,Ehrensp. 885. in der geraden linie der
schwagerschaft sind die ehen ins unendliche verbotten
e
… es ist daher z.B. unerlaubt … die ehe mit der s t i e f -
g r o ß m u t t e r, das ist, die ehe mit dem stiefenkel 1785
Ledderhose,HessKR. 231.
Stiefkind n., (im Familienverbund lebendes) → Kind
(II) aus einer früheren Ehe des Ehepartners; vgl. Stiefenkel,
Stiefsohn, Stieftochter. wor ock de stef-vader na der moder
dode mit ehren s t e f - k i n d e r n nablifft by levenden,
denn erven de s t e e f - k i n d e r e erst van den köfften
lande 1240 Westphalen,Mon. III 2163. um 1300 Freiberg
StR. I § 8. en ne darf sin gut nicht delen mit sinen s t e f -
k i n d e r e n; heft he aver gud, dat siner s t e f k i n d e r e
is, dat schal he one volgen laten 1. Hälfte 14. Jh. Goslar
StR. I 1 § 89. um 1400 JyskeLov I 18. hat er geschafft
seinem s t e u f k i n d C. zwayundvırczig phunt phenning
e
1416 WienStB. IV 301. 1435/54 DanzigSchB. 20. her
P. vraghe wer en steffader mochte der s t e f f k i n d e r
gud vor rechten um 1444 Panten,RQNordfriesl. 22. 1452
Schwartzenberg I 543. [Übschr.:] satzung, da einer sin
s t i f f k i n t ziegen und bi ime halten sall 15. Jh. Mainz
GFormel 35. um 1500 Reyscher,Stat. 406. s t i e f f k i n -
d e r, uff dem ehetag zu ehelichen kindern durch geding
angenomen, nemen gleichen thail mit iren stiefgeschwis-
tern von aller erbschafft 1509/28 Wertheim 46. [J.M.,
T.K. und J.D., als vormundere] seligen hern P.G.s nah-
gelaten s t e f k y n d e r n 1525 RigaErbb. 219. 1542 Cout
FrancBruges I 758. twischen s t e f f k i n d e r n und stef-
fadern edder moder schal nene ehe ingeghan werden
1543 Lüneburg/Sehling,EvKO. VI 1 S. 529. haben die
s t u e f f k h i n d e r ohne ainichen erb fahl hinweeg zie-
e
hen muessen 1552 (Hs.) Fischer,Erbf. II 131. 1574 Frey,
e
Pract. 399. der mord … gegen s t i e f f k i n d e r n … ist
zwar mit dem todt zubestraffen, jedoch etwas linder
NÖLGO. 1656 II 65 § 4. stieff-eltern sollen sich der
vormundschafft nicht annehmen … mögen aber ihren
s t i e f f - k i n d e r n … vormünder ausbitten 1658 Mevius,
MecklLREntw. 686. 1665 Carpzov,PractNov. I 45. zwi-
schen stieff-eltern und s t i e f f - k i n d e r n … sollen die-
selbe [juramenta malitiæ und calumniæ] zugelassen seyn
1709 CCMarch. II 1 Sp. 424. 1769 VerordnAnhDessau I
120. [personen, die nicht vormunder seyn konnen:] stief-
e e
vater fur ihre s t i e f - k i n d e r 1782 CSax. I 1127. 1783
e e
Siggelkow,HdbMecklKR.2 242. s t i e f - k i n d e r : werden
von den eltern in der erbfolge ihrer leiblichen kinder
ausgeschlossen 1785 BrschwWolfenbPromt. V 90. hure-
reyen zwischen stiefeltern und s t i e f k i n d e r n werden,
weil sie die eintracht der familien stohren, mit ein jahr
e
festung bestraft 1785 Fischer,KamPolR. II 311. 1794
PreußALR. II 20 § 1035. 1812 RepStaatsVerwBaiern VI
10. [die ehen] zwischen in die ehe zusammen gebrach-
225 Stiefkind – Stiefschwieger 226

ten s t i e f k i n d e r n sind ohne dispensation zu gestatten NÖLGO. 1656 II 65 § 4. 1721 Hönn,Betrugslex.1 I 400f.
1815 WirtRealIndex I 327. ebd. 386. wie ich meine mutter nicht heirathen darf, so darf ich
(Stiefmuhme) f., mnd.; wie → Stiefmutter. disse sul- auch meine s t i e f m u t t e r nicht heirathen 1783 Siggel-
ven hove heft nu C., unse s t e f m o m e, in nutten vor kow,HdbMecklKR.2 242. 1786 LVerordnLippe III 188.
ore penninge, de se darvore losen unde ledighen mogen haftet das eigne vermögen des stiefvaters oder der s t i e f -
1372 GöttingenUB. I 268. um 1400 SchleswStR. 28. ein m u t t e r den kindern zu ihrer sicherheit 1794 PreußALR.
stieff mutter s t j i p m ó h m e 1688 PBB. 13 (1887) 539. II 1 § 1017. kann die s t i e f m u t t e r … als vormunderin
e

Stiefmutter f., ahd. stiefmvter, stiefmuet, stiefmuder fur ihre stiefkinder confirmirt werden 1799 Hagemann,
o e

glossiert nouerca AhdGl. III 65, 43; Ehefrau des leibli- PractErört. II 290. 1815 WirtRealIndex I 396.
chen Vaters, die ohne leibliche Mutter zu sein die Stelle (Stiefnanne) m., wie → Stiefvater (I); vgl. Nanne (I). ein
der Mutter einnimmt; bdv.: Stieffraumutter, Stiefmuhme; vgl. Halb- stieff vatter s t j i p n a n n 1688 PBB. 13 (1887) 539.
mutter, Schönmutter. noverca: s t e o p m o d e r um 800 Cor- Stiefschwager m., → Schwager (II), der durch eine
pusGl. 122. nouerca, s t i e f m o t e r 12. Jh. Sumerlaten zweite (oder weitere) Heirat in diese Position gelangt,
v

41. Langewold 1250(R.) 368. ez mac ein ekint sins va- insb. Ehemann einer Stiefschwester, Stiefbruder des Ehe-
ter vnd siner mvter erbe verwvrchen … ob der vater manns oder der Ehefrau. [wiewol wir] gegen jnen vnsern
o

ein ewip hat, div des svns s t i v f m v t e r ist, vnd der svn s t i e f f s w a g e r n … die sach gern … vertragen sehen
o e

svntlichen bi ir lit mit wizzen um 1275 Schwsp.(L.)LR. 1574 Frey,Pract. 35. 1780 Adelung IV 372.
Art. 15. um 1300 DortmStat. 114. obe daz gud billichir Stiefschwäher m., → Stiefvater (I) des Ehepartners.
der ersten kinder sy oder der s t y e f f m u d i r. dez ist ge- sy die frauwe gesturbin und habe er der dochtir eine;
wiset, daz daz gud der ersten kinde ist 1399 Erler,Ingelh. und begert, obe der man, sin s t i e f f s w e h i r, auch ichts
I 66. sterueth ock de s t e f f m o d e r eer, so mach de va- virgifften ofir virgeben moege … ane sine kinde 1401
der dath lanth beholden also lange, alse he leueth um Erler,Ingelh. I 180. quittung, so J.A. seliger deß emp-
1400 JyskeLov I 6. [get der man abe,] teylen sich dy fangnen heuratguts halb C.B., seinem s t i e f f s c h w e -
o

ersten kint mit öre s t i f f m u t e r vnd mit ören kindern h e r, gegeben 1574 Frey,Pract. 225. [das weib sol nit
1404 RudolstadtStR. 219. thetter nen husmon jef nen haben iren] s t i e f s c h w e h e r 1611 Kurpfalz/Sehling,Ev
mon ach sine stiapfeders ne tha s t i a p m o d e r s lawa KO. XIV 288. 1705 SchweizArchVk. 3 (1899) 129.
[dass kein Hausmann noch irgendein Mann Recht hat auf den Nachlass Stiefschwester f., Tochter des → Stiefvaters (I) oder
seines Stiefvaters oder auf den Nachlass seiner Stiefmutter] 1. Hälf- der → Stiefmutter, auch als Halbschwester; vgl. Stiefbru-
te 15. Jh. FivelgoR. 62. seynes vaters s t y f m u t e r um der (I). priuigna, s t i e f s w e s t e r 12. Jh. Sumerlaten 41.
1490 RechterWeg I 218. enterbung … so die künder meinit … der vorgenant mittelsten selgen kinde s t i e f f -
sich understanden hetten … zu beschlauffen ir s t i e f - s w e s t e r, waz gude die kinder gelassen han, die sin
o

m ü t t e r, irs lypplichen vatters eelich hüsfrowen 1493 uff sie virfallen alleine 1398 Erler,Ingelh. I 51. 1474
TübStR.(Rau/Sydow) 25. das die gabe, die A. … der PössneckSchSpr. I 27. were das der abgestorben, nit
M.L., jrer s t i f f m u t t e r, geben hat, nicht crafft het- allein recht bruder, vnd schwesterkind, … sonder ouch
e

te 1496 MagdebR. II 2 S. 494. um 1500 RottweilStR. stieffbruder vnd s t i e f f s c h w e s t e r n verliesse, so ha-

e

Art. 160. die soen neempt gelycke vordell als die va- ben die gemelten bruders kind den vorgang 1520 Frei-
e

der; mair die moeder neempt voorwt, all waert oick burgStR. III 6, 18. der knab soll nit zur ee haben … sin
een s t i e f f m o e d e r Anf. 16. Jh. UtrechtRBr. II 422. s t i e f f s c h w e s t e r von vatter oder mutter allein 1533
o

so einer vnkeuscht … mit seiner s t i f f m u t e r, solche BernStR. VI 1 S. 403. H. und J.M. vor eynem erb. rade
e

vnkeusch solle dem eebruch gleych … gestrafft werden hh. u. irer s t e f s u s t e r K.M. eres seligen vaders huß
BambHGO.(1507) Art. 142. vor 1531 RügenLR. Kap. 1548 RigaErbb. 305. 1555 Wertheim/Sehling,EvKO. XI
43 § 14. es mag ain kint seines vatter und mueter erb 717. 1648 BrandenbSchSt. II 709. [weren] stieff-brudere
e

woll verwurhen … ob ain son bei seines vatters weib leit oder s t i e f f - s c h w e s t e r n von halber geburth verhan-
mit wissen, die sein s t e u f m u e t e r ist 1535 NÖsterr./ den, so sollen sie … die erbschafft bekommen 1658 Gera
ÖW. IX 786. so die s t i e f f m u t t e r nach absterbenn StR. 196.
o

jres haußwirt den erben ainich hab oder gut enttragen, Stiefschwesterenkelin f., Enkelin der → Stiefschwester.
o

mogen sie vmb diebstal beklagt werden 1544 Perneder, 1563 Kurpfalz/Sehling,EvKO. XIV 288.
e

Inst. 112r . 1557 Mecklenburg/Sehling,EvKO. V 212. min Stiefschwestersohn m., Sohn der → Stiefschwester.
s t e f m o d e r ervet miner werdinnen guder 1572 Nord- 1563 Kurpfalz/Sehling,EvKO. XIV 288. 1746 Acta
strandLR.(nd.) 203. wvrde aber ein mann mit seiner Boruss.BehO. VII 86.
s t i e f f m u t t e r … sich fleischlich vermischen, sollen als- Stiefschwestertochter f., Tochter der → Stiefschwes-
dann beyd verbrechende personen … hingericht werden ter. 1563 Kurpfalz/Sehling,EvKO. XIV 288. [er hat] eine
PfalzLR. 1582 V 32. 1608 OÖLTfl. III 42 § 19. [na low- s t i e f s c h w e s t e r t o c h t e r hinter sich verlaßen, welche
bocks rechte] nehmen alle des vaders ervnehmen gliek aus den … lehngute … zu fodern gehabt 1648 Brandenb
de helffte mit der s t e e f - m o d e r 1643 Westphalen,Mon. SchSt. II 708.
III 2163. 1. Hälfte 17. Jh. FreiburgÜMun. III Art. 376. Stiefschwieger f., wie → Stiefschwiegermutter; vgl.
der mord zwischen stieffvatter oder s t i e f f m u e t t e r … Schwieger. [Streit zwischen U. und seiner] s t e u f s w i g e r
ist zwar mit dem todt zubestraffen, jedoch etwas linder frown C. 1381 WienGQ. II 1 S. 238. 1432 DRWArch.

8 Deutsches Rechtswörterbuch XIV Heft 2

227 Stiefschwieger – Stiefvater (I)
das einer siner vorigen ehefrouwen stieffmutter, und al-
so sin s t i e f f s c h w i g e r geehelichet, wolches aber …
e
ungültig 1601 BernStR. VI 2 S. 707. [der mann soll nit
haben sein] schwiger, s t i e f s c h w i e g e r 1606 Kurpfalz/
Sehling,EvKO. XIV 288.
Stiefschwiegermutter f., → Stiefmutter des Ehepart-
ners; bdv.: Stiefschwieger. [wurdet ihr, das euch so viel auß]
e
ewers schwiegervatters verlassenschafft entwendet wor-
den, wider ewere s t i e f f - s c h w i e g e r m u t t e r in litem
schweren B. Carpzov, Iurisprudentia forensis romano-
saxonica (Frankfurt 1638) 222. 1710 PublPreußStArch.
37 S. 297. die ehe mit der s t i e f - s c h w i e g e r m u t t e r
hielt das consistorium … fur zulaßig 1785 Ledderhose,
e e
HessKR. 236.
Stiefsohn m., ahd. stefsun glossiert priuignus AhdGl.
III 715,45; männliches → Stiefkind; vgl. Beisohn, Pille (I).
filiaster: s t e o p s u n u um 800 CorpusGl. 78. daz ein
chriech waz zwischen der erwæren vrowen vron M. vnd
irem s t i e f s v n S. … vmb ir erbegvet 1296 Wien/Corp
AltdtOrUrk. III 499. quaemen voer ons A.S. s t e y f z o e -
n e ende G., zien wiif 1333 KampenSchActen 212. [Erb-
teilung:] F.S.s selgen eliche wirtin … vf eyn siten, F.S.,
ir s t i f f s u n e, vf die andern siten, vnd C.S., sin bruder,
o
vf die drytten syten 1387 MWirzib. VIII 51. 1398 Er-
e
ler,Ingelh. I 60. is de vader ok eer gestoruen vnde de
moder leuet, so nympt de moder lyck erer kyndere
eyn edder deme s t e f s o n e ys dar eyn um 1400 Jyske
Lov I 9. das das halbtail des hauss … ist recht und
redleichen des Peter und Pauls seiner s t e u f s u n 1427
e
MHungJud. IV p. 41. van dien, dat in deelinghe ha-
ren s t i e f z o n e commet toe Mitte 15. Jh. CoutFranc
Bruges I 465. 1471 MagdebR. II 2 S. 390. [rechtspruch]
zcwyschin H.B., synem wybe unde synem s t i f f s o n e
an eynem unde T.S. am andern teyle 1474 PössneckSch
Spr. I 256. dath L.B. hefft ghekoefft … van J.S., syner
frowen und syneme s t e i f s z o n e syn hues 1526 Schwe-
rinStB. 198. kan auch der s t i e f f s u n die stieffmutter
o
nit begaben, dieweil er in des vatters gewalt ist 1550
Gobler,Rsp. 24v . 1557 Sachsen/Sehling,EvKO. I 1 S. 338.
es soll auch der stiefvater seines verstorbnen s t i e f s o n s
wittfrau nit nemen 1569 Memmingen/ebd. XII 264. [da]
ein s t i e f f s o h n sein stieffmuetter … beschlaffen wur-
de [soll er] mit ruethen gestrichen vnd … ewig verwisen
werden NÖLGO. 1656 II 74 § 7. 1754 Stern,PreußJuden
III 2 S. 1248. die s t i e f s o h n e aber geniesen diese vor-
e
rechte [der meisters-sohne] 1779 Weisser,RHandw. 180.
e
1785 Ledderhose,HessKR. 231. werden vom zeugniß aus-
geschlossen: … leibliche, s t i e f - und schwiegers o h n e
e
1804 Hagemann,PractErört. IV 324. 1812 VerordnAnh
Dessau II 220.
Stieftochter f., ahd. stefdohter glossiert priuigna Ahd
Gl. III 715,46; weibliches → Stiefkind; vgl. Nichte (III), Pille
(I). bereyde eyn man eyne sine s t e y f d o c h t e r ute siner
were um 1300 DortmStat. 118. 1302 KielRenteb. 12. ab
sy denne eyne tochter hette, ab is lichte eyne s t i f f t o c h -
t e r were … an die die gerade gehoren mag Ende 14. Jh.
GlWeichb. 291. Z. ist gekommen uor gehegit ding vnde
hat gegebin … Margareten, syner s t i f f t o c h t i r, ffunf-
228
czen alde schok grosschen 1450/51 HalleSchB.(Sato) 31.
din s t i e f f d o c h t e r oder din schnur zimpt sich dir nit
zu der ee zu nemmen, denn sy sint dir beyde an kindts
statt Murner,Inst. 1519 Bl. 10v . vor 1524 LeipzigSchSpr.
146. magister F.S. als eyn volmechtiger anwalt … van
wegen syner s t e e f d o c h t e r U.B. 1535 RigaErbb. 256.
1555 Wertheim/Sehling,EvKO. XI 717. da ein stieffvatter
sein s t i e f f t o c h t e r … beschlaffen wurde, [soll er] mit
ruethen gestrichen vnd deß landtgerichts ewig verwisen
werden NÖLGO. 1656 II 74 § 7. s t i e f f t o c h t e r: s t j i p
d o c h t e r, s t i a p t i o c h t e r 1688 PBB. 13 (1887) 539.
1754 Stern,PreußJuden III 2 S. 1249. wurde die heirat
des F.H. in H. mit seiner s t i e f t o c h t e r als unstatthaft
abgeschlagen 1785 Ledderhose,HessKR. 231. das mosai-
sche recht verbietet die ehe … mit der s t i e f t o c h t e r
1806 Roman,BadKirchR. 264.
Stieftochtermann m., Ehemann der → Stieftochter.
man [habe] nicht befinden können, das des B.s s t i e f -
t o c h t e r m a n diesen kauf zu fechten gnugsam uhrsach
1598 BrandenbSchSt. II 265. 1801 RepRecht VI 241.
Stieftochtersohn m., Sohn der → Stieftochter. [das
weib sol nit haben iren] s t i e f t o c h t e r s o h n 1563 Kur-
pfalz/Sehling,EvKO. XIV 288.
Stiefvater m. I. ahd. stiefat, stie fater, stiefader glos-
siert vitricus AhdGl. III 65,27; Ehemann der leiblichen
Mutter, der ohne leiblicher Vater zu sein die Stelle des
Vaters einnimmt; bdv.: Muttermann, Stiefnanne; vgl. Setzmann (III).
vitric[i]us: s t e o p f a e d e r um 800 CorpusGl. 184. qui
uxorem ex alio uiro filium aut filiam habentem ducit,
i.e. s t e o p f a t e r 10. Jh. Hattemer I 306. patronem vi-
tricum illorum, id es s t i û f a t a r testesque omnes … per
aures iterum traxerunt 1024 FreisingTrad. II 275. stor-
ve dey [steyfdochter] sunder lyves erven, spreke der do-
den vrowen man eren s t e y f v a d e r mit bloten worden
an ume eyne deylincge … dar mach dey s t e y f v a d e r
sine unschult vore doen um 1300 DortmStat. 118. um
1300 HunsingoR. 28. sal die mutir vnde der s t i p f a t i r
der pflage ledic si kegen den sunen 1306 Walch,Beitr.
I 102. nach 1358 Rb.n.Dist. I 50 Dist. 8. de s t e f f u a -
d e r mach der kynder vormunt nicht wesen um 1400
JyskeLov I 30. J. und H.D., vulmechtich … T.R., erem
s t e f f v a d e r, dat huß in der kopstrate … to besittende
e
1442 RigaErbb. 87. 1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 62. 1462
CoutLuxemb. I 136. s t i e p f a d e r s ende moders lauwa
[Nachlässe eines Stiefvaters und einer Stiefmutter] 1464? Westerlau-
wersR. I 44. [S.H. vnd K. bekennen, das sie] fründtli-
chen veraint worden sind mit ihrem stewffsweher vnd
s t e w f f v a t e r C. 1479 MittSalzbLk. 15, 2 (1875) 144.
welckere s t e f f a d e r ohme van sullichen bruthschatte
keine afdelinge edder vergnuginge gedaen hedde 1527
LübRatsurt. III 34. sind dar stiefkinder, de s t e i f v a -
d e r edder steifmoder mot desulvigen gelik eren eigenen
kinderen … mit aller utrichtinge utwisen vor 1531 Rü-
genLR. Kap. 43 § 14. 1543 Lüneburg/Sehling,EvKO. VI
1 S. 529. alsdan gestaen de kinderen laetende heuren
lanxtlevenden s t i e f v a d e r oft stiefmoeder met hen dey-
len inde achtergelaten goeden 1545 CoutAnvers I 326.
1552 (Hs.) Fischer,Erbf. II 178. min s t e f f v a d e r er-
229 Stiefvater (I) – stielen
vet mines mannes guder 1572 NordstrandLR.(nd.) 203.
es soll auch ein maister macht haben seinen son freizu-
schaffen, wann er will, und ein s t i f v a t e r gleichfals soll
macht haben seinen stifson freizusagen, der diss hand-
werks ist 1575 PreßbZftUrk. 158. daß arme kinder et-
wan in erbschafften durch s t i e f f v a t t e r … vber vor-
e
theilt vnd also zu armut vnd bettlen getrieben werden
1582 PfalzLO. 2, 4. EiderstLR. 1591 I 14. das sich die
muotter widerumb verheyrath vnd dadurch die kinder
einen strengen s t i e f v a t t e r n bekhommen … alßdan
mag der kind vogt … wol enderung, den kindern zum
besten, fürnemen 1609 JbVorarlb. 37 (1898) 101. dz
etliche schulden by zyt ires s t i e f f v a t t e r s seligen uf-
getriben worden 1615 BernStR. VII 1 S. 133. NÖLGO.
1656 II 65 § 4. ein s t i e f f - v a t e r hat kein recht zu der
kinder güther 1658 Mevius,MecklLREntw. 659. 1731 Jb
WestfKG. 21 (1919) 24. [bey absterben eines meyers
und wieder-verheyrathung dessen frau stehen] die kin-
der unter der nutzbaren vormundschaft ihres dem ho-
fe vorstehenden s t i e f v a t e r s 1772 Pufendorf,Hannov
LREntw. Tit. 44 § 1. [personen, die nicht vormunder
e
seyn konnen] s t i e f - v a t e r fur ihre stief-kinder 1782
e e e
CSax. I 1127. 1788 HdbchÖstGes. XV 133. dagegen er-
wirbt der s t i e f v a t e r auf das vermögen der stiefkinder
keinesweges die einem leiblichen vater unter lebendigen
zukommenden rechte 1794 PreußALR. II 2 § 733. 1804
Hagemann,PractErört. IV 324. [enterbung:] wenn ein
kind mit seinem s t i e f v a t e r oder stiefmutter unzucht
getrieben hat 1815 WirtRealIndex I 396.
II. zu mlat. vitricus ecclesiae; Verwalter der Kirchen-
güter, Kirchenpfleger; bdv.: Kirchstiefvater; vgl. Kirchvater. nam
der burgermeister zcu sich den rath und den scholczen
und der kirchen s t i f f v e t e r 1450 AktStPr. III 124.
s t i e f f u e t t e r, die des geistlichen guts im gottes hau-
se vbel brauchen vnnd vntreulich damit vmbgehen 1562
Mathesius,Sarepta 217r . hat der ehrwürdige rath über-
geben, der kirchen unser lieben frauen s t i e f v ä t e r n …
alle der vorgeschriebenen kirchenzinser und rente aus-
zuthun 1612 Danzig/Sehling,EvKO. IV 198. 1724 Flei-
scher,GeistlRecht 769.
1 Stieg behandelt unter 2 Steige. 2 Stieg behandelt unter
Steig.
Stiegbettler m., zu Steig; auf der Straße bettelnde Per-
son. 1625 Schindler,VerbrFreib. 148.
1 Stiege behandelt unter 1 Steige. 2 Stiege behandelt un-
ter 2 Steige.
Stiegeanzahl f., Quantum, Anzahl von 20 Stück; vgl.
2
Steige, Stiegezahl. finkfenger … keinen tisch zugestatten,
besondern gleichergestalt uf idern vogel nach s t i e g e -
a n z a h l zu zahlen 1583 QFSchleswHG. XV 7.
Stiegel f., m., auch Steigel; Stelle, Vorrichtung zum
Übersteigen eines Zauns oder einer Hecke; Durchgang;
auch: enger Fußweg, Gasse. niheina s t i g i l l a ni firliaz
ouh unfirslagana um 868 Otfrid(Kelle) II 4, 9. dat [sie]
ryse meyeden die men legghen zoelde in die s t e g h e l bi
L. hues 1372 DeventerRek. III 2 S. 474. 1414 Nikolsb
Urb. 287. [die vierer sullen alle jar] besichtten ze veld
all ungewondlich uberpaw, weg, rain und greben, die
a
8*
230
s t i g e l n vor den weingerten 1432 WienRQ. 212. 1489
BremRQ. 289. vor der s t e g e l na der borch 1489 Ost-
friesUB. II 296. die freiung wert … fuer die s t i g e l alß
ver als ainer mit ainem schlachammer mag gewerfen 15.
Jh. NÖsterr./ÖW. IX 553. 1521 ebd. VIII 157. sol nie-
mandts aus seim garten ader andern gütern s t i g e l n ins
feld haben, dadurch den leuten schaden geschicht 1540
JenaStO. Art. 125. 1543 SteirWeinb. 124. durch … ver-
leihung einer dienstbarkeit eines gangs wirdet geacht,
das auch erlaubnuß vnd gewalt verlihen sey, s t i g e l ze-
machen 1567 Pegius,Dienstbarkeiten 20v . wer ainem …
s t i g e l oder gattern zerreist, ist zu sambt abtrag des
schadens dem gericht, ain phundt pfening … verfallen
1577 KärntLGO. Art. 5. 1578 NÖsterr./ÖW. XI 109.
1615 ebd. VII 517. [in feüersnöten soll man] alte unver-
mögliche manßpersohnen … mit ihren wöhren zu den
s t ü g e l n und gaßen … ordnen, … daß sie uf die, so
uß und ein wanderin, fleißig ufsehen haben 1639 Würt
LändlRQ. III 60. 1651 VorarlbWB. II 1308. vom 1ten
april an sollen alle gärthen … mit planken, stangen …
zugemacht, auch die s t i e g e l und eingänge dazu also
wohl versehen werden 1751 PfälzWB. VI 578.
(stiegen) v., (die Getreideernte für die Zehntbemes-
sung) in → 2 Steigen (II) setzen; vgl. Stieger. vor de theghe-
den des heylighen gheystes hus schole wy nemen dor-
schen korn … nicht ne schole wi laten s t y c k e n 1331
MecklUB. VIII 234.
(Stieger) m., Amtsperson, die den Getreidezehnt be-
misst; vgl. stiegen. de decima manipulari … dum mitterem
signatorem meum siue diuisorem, proprie den s t i k k e r,
… ad agrum 1444 LübUB. VIII 325.
Stiegeschreiber m., Amtsträger in der Lüneburger Sali-
ne, dem die Buchführung über die ausgegebenen → 2 Stei-
gen (VI) und den Salzgehalt der → Sole obliegt; vgl. Sod-
meister (II). nach 1665 NStaatsbMag. VIII 17.
Stiegezahl f., Quantum, Anzahl von → 2 Steigen (II);
vgl. Stiegeanzahl. sollen die schock- oder s t i e g e - z a h l im
felde und in den scheuren recht ein und ausgezehlet und
berechnet werden 1684 Döpler,Rechn. III 390. Hannov
GelAnz. 3 (1753) Sp. 1214. 1795 AnnBrschw. IX 269.
Stiegmeister m., selten Steigmeister, wie → Stimmeis-
ter (II). um 1450 (ed. 1582) KölnStat. II 21. 1570 Mitt
StArchKöln 28/29 (1899) 147.
1 Stiel behandelt unter Steil.
2 Stiel m., zu lat. stilus; (meist länglicher) Griff (ei-
nes Geräts oder Werkzeugs). so hat der fewermeister ir
yeder drey lyderein schuffen an s t y l e n zu rettung des
fewers dyenent 13./14. Jh. NürnbPolO. 297. soe sullen
alle herberghe hebben op haer solder … een pan … die
s t e e l een ellen lanck 15. Jh. WestfriesStR. II 207. 1592
Mosel/GrW. II 308.
stielen v., einziehen, pfänden zum Zweck der Ausbie-
tung am → Steil (I); vgl. Stielung. als juncher S. … uf junc-
her G. … an gericht zu S. funfhundert gulden erkobert
hait, dem ist P.S. von juncher S.s wegen nachgangen
als zu S. gerichts recht unde gewonheit ist, und hait mit
rechte g e s t i l t e n alle gutere, die juncher G. daselbest
gehabt hait 1445 Loersch,Ingelh. 222. 1450 ebd. 297.
231 Stielung – Stierweide
Stielkauf behandelt unter Steilkauf. Stielrecht behan-
delt unter Steilrecht.
Stielung f., Einziehung zum Zweck der Ausbietung am
→ Steil (I); vgl. stielen. so habe H. auch sinen schaden
nit behalten und si den gutern auch nit mit s t i l u n g e
nachgangen 1439 Loersch,Ingelh. 91. 1445 ebd. 222.
Stier m., geschlechtsreifes, unkastriertes männliches
Hausrind, insb. Zuchtbulle; selten auch: Ochse; bdv.: 2 Bul-
le, Farren; vgl. Kuh, Ochse (I), Rind. das auss dem widen ain
yeder pawer ainen gantzen s t i e r dem marchht haben
solt 1344 MBoica XVI 394. daz ein apt und convent
rechte lenheren daselbis sin und darumb s t i e r e, bir und
wider da halden sullen als recht ist 1360 ArchHessG.2 3
(1904) 143. auch vergunt man ihm 2 s t i e r zu gehen las-
sen, bey der almb guet vor 1500 SchlernSchr. 52 S. 51.
1515/16 Wielant,InstrCrim. 275. [Besoldung:] ein wohl-
gemäster drey jeriger s t i e r 1530 ZDKulturg. 4 (1859)
250. 1531 KonstanzWirtschR. 7. [der lon, so man von
jedem houpt geben sol:] ochssen und s t i e r, so dry jarig
e 2
sind, sol man gar nitt uffhin thun 1539 LuzernSTQ. IV
o
495. uf welchen tag der s t i e r die khue reidet, soll [der
hirdt] abendts den leuthen ins haus ahnsagen Mitte 16.
Jh. RheingauLändlRQ. 148. TirolLO. 1573 VI 17. zug-
ochsen und s t i e r e soll man nicht mang das melk-vieh
treiben, bei fünf groschen buße 1588 ZMarienwerder 49
(1911) 42. EiderstLR. 1591 IV 7 § 6. so aber jemand
ein jungen s t i e r oder ochsen anspant WürtLO. 1621 S.
833. auch sael ein hÿrte den s t ÿ r e n ader ochsenn, so
man ime die bevelet, getreulichenn us unnd in driben
um 1645 RheingauLändlRQ. 146. die gehoden s t i e r e n,
wan man sie schon am schaden, was in weidenen an-
trifft, findt, soll man sie ouch nit an recht stellen 1647
SaanenLschStat. 270. under den köyen schölen keines-
weges ossen edder s t e e r e n na dissem dage vör dem
harden gedüldet, ok van jedem halffen boel nicht mehr
alß 8 stycke in de koeherde geschlagen werden 1649
SchleswDorfO. 2. 1654 NÖLO. V 2, o § 5. 17. Jh. Tirol/
ÖW. IV 284. daß ein tüchtig s t i e r oder bolle sowol
winter als sommer soll gehalten werden 1715 Schlesw
DorfO. 794. 1789 Thomas,FuldPrR. II 138. 1811 Mam-
roth,PreußStaatsBest. 328. weitere Belege: 1387 Bär (II), 1591
Gemäche (II), 1698 Mietgeld (VI).
stier(-) s. auch steuer(-).
stieren v., von einer Kuh: paarungsbereit sein, sich
paaren. 1682 Hohberg,GCA. II 270. 1790 Westenrieder,
Beitr. III 282.
Stierer m., wie → Stierhirte. 1607 Tirol/ÖW. IV 268f.
Stierfell n., Fell, Haut, Leder eines → Stiers; bdv.: Stier-
haut. 1497 KölnZftUrk. II 476.
Stierfleisch n., Fleisch vom → Stier. Anf. 16. Jh. Lu-
zernSTQ. IV 166. 1559 ebd. 500.
Stierfuhre f., Haltung bzw. Fütterung eines → Stiers,
als Frondienst; auch eine dafür zu entrichtende Abgabe;
vgl. Hundfuhre. ain ieder pfarrer zu M. ist schuldig … von
den zehenten, so er aufzuheben hat, und den s t i e r -
f ü e r e r n, die ime järlichen durch ain nachperschaft ge-
raicht werden sollen, inen … zu irem heertvih ain gueten
nutzperen stier auf seinen selbsaignen kosten zu erhalten
232
und zu füern 1592 Tirol/ÖW. II 198 [hierher?]. s t i e r -
f u e r [wird abgeschafft] 1597/98 Grüll,Bauer 196.
Stiergefecht n., wie → Stierkampf. DiarEurop. 43
(1682) 160. 1719 Lünig,TheatrCerem. I 123.
Stiergeld n., auch Stieren-. I. Abgabe zur Finanzierung
der Haltung eines → Stiers, insb. → Gemeindestiers;
auch die Einnahmen daraus. wer vich hat, von dem sollen
sy uffheben das s t i e r g e l t durch den gemeinen knecht
von einer ku oder einem stier vier pfenning 1473 Basel
o
UB. VIII 349. [dem Halter der 2 Stiere werden zwöü
stücke ärdtricht einer gmeind verlüwen und er sol das]
s t i e r e n g e l t die vier jar zu denen zwöen stückin han
o
und bruchen 1564 KonolfingenLGR. 242. 1568 Kaisers-
lauternRatsprot. 68. an s t i e r g e l d muß von jeder kuh
die zum ochsen geht ein kopfstück zahlt werden 1713
Grebel,SGoar 452. 1743 MHungJurHist. IV 2 S. 731.
II. eine vom Stierhalter zu leistende Abgabe. der bau-
er, so den stier vor die h. rheingraffen hält und davon
⁄3tel zehnden einthut, gibt vor die 1⁄3 heu und 1⁄3tel käl-
berzehnden an die pfarrey jährlich 5 fl. und wird das
s t i e r g e l d genant 1765 ArchHessG.2 12 (1919) 346.
Stierhaut f., Haut eines → Stiers; bdv.: Stierfell. solches
geld trägt er [cammerer] zu den armen, die auf dem
kirchhof umb die s t i e r h a u t sitzen, und theilets unter
sie aus 1530 ZDKulturg. 4 (1859) 252. 1575 ZFerd.3 57
(1913) 226. [daß imanndt,] so nit des lohrhanndtwercks
… einige s t i e r h a u t oder kalbfell alhie … ufkauffen
soll, bey straf 1599 FrankfZftUrk. I 346.
Stierhirte m., Hüter von → Stieren; insb. im Gemeinde-
dienst; bdv.: Stierer. [so ain nachper zwai par ochsen hete,]
soll er das ander par nit vor den öxler, sonder für den
s t i e r h i e r t e n und im nachpoffel treiben 1591 Tirol/
ÖW. IV 68. sollen auch keine stier, die nit drei … jahr
und älter sein, anderst als für den gemeinen s t i e r h ü r -
t e n getrieben werden 1607 ebd. 269. 17. Jh. ebd. 284.
Stierkampf m., Schaukampf zwischen Mensch und →
Stier; bdv.: Stiergefecht. DiarEurop. 31 (1675) App. I 93.
1719 Lünig,TheatrCerem. I 563.
Stierlein n., männl. Kalb. 1739 HohenzollJh. 20 (1960)
115. 1746 QÖstG. XV 805.
Stierling m., eigentlich Stirnling?; Kopfstück eines
Tierfells, einer Tierhaut, insb. vom Rind. das kain gei-
fleischacker der gen markt ferth hie nicht soll außfillen
dan zwen schnit, ain an den zagl und ain an den s t i r -
l i n g 1441 NÖsterr./ÖW. IX 125. die ledrer sollen von
ainer ochsen- oder khüehaut khain s t i e r l i n g, wie bis-
her beschehen, ausschneiden 1603 Unger,SteirWsch. 577.
1607 Steiermark/ÖW. X 244. 1 pfundt s t i e r l i n g 42 kr.
1750 Unger,SteirWsch. 577.
Stierlingabschneiden n., Wegschneiden des → Stier-
lings. 1613 BeitrSteirG. 18 (1881) 75.
Stiermatte f., Weidefläche für → Stiere. 1580 Argovia
67 (1955) 291f.
Stiertreiber m., (reisender) Viehhändler, der mit →
Stieren handelt. 1571 LuzernSTQ. IV 466. 1616 Schweiz
Id. XIV 164.
Stiervieh n., männl. Kälber. 1674 Tirol/ÖW. II 281.
Stierweide f., (Anrecht auf das) Weiden von Stieren.
233 Stierweide – 1 Stift (I 3)
1674 Tirol/ÖW. II 280.
stif- s. auch stift-. stiffer s. 2 Stüber. stiffliken s. stäb-
lich. Stift- s. auch Stifts-.
1 Stift n., f., m., Stifte f., afries., mnd., mnl. (auch)
sticht; pl. auch Stifter. I. (mit einem Vermögen aus-
gestattete) geistliche Anstalt mit der ihr zugehörigen
Körperschaft, bestehend aus einem Kollegium kanonisch
lebender Kleriker; auch die Körperschaft, das Kollegium
(→ Kapitel III); auch als nachreformatorische Nach-
folgeinstitution; zS. vgl. HRG.1 IV 1976ff. 1. → Hochstift,
→ Domstift; als Zentralverwaltung eines Bistums, be-
stehend aus dem Bischof, den Beamten der Zentralver-
waltung (insb. Generalvikar, → Offizial und → Kanzler
B) und dem → Domkapitel; hohes/mehreres Stift wie
→ Hochstift; auch in Bezug auf nachreformatorische
Nachfolgeinstitutionen; bdv.: Stiftshaus (II); zS. vgl. HRG.1 IV
1976ff. dc si vns [bischof] vnd vnser s t i f t an irme reh-
te beliben lazen 1261 Dachstein/CorpAltdtOrUrk. V 1.
dorf W. vnd swas derzu horet, das ich von der s t i f t ze
o e
Strazburg zelehene han 1286 Elsass/ebd. II 178. 1326
QuedlinbUB. I 75. daz … ein iglich erzbischof zu T. und,
ob nit erzbischof were, der s t i f t unser herre ist über
geistliche und werentlich gerichte 1352 TrierWQ. 327.
[wir setzin daz] kein persone … die undirdenig sind den
s t i f f t e n Kollin, Mentze und Drere, nit mogint geladen
noch beclagin noch bezagin adir geheischen werden …
an keim gerichte uzwendig gebiede der s t i f t e um 1360
GoldBulle 127. 1394/1420 Foffa 61. domherren unsers
merern s t i f t e s zu S. 1399 Riedner,SpeierGeistlG. 55.
wenn de bischop den man verlenet heft, so schal de
man sweren, dem bischop unde sinem s t i c h t e getruw
und holt to sin, als ein man to rechte sinem heren schal
14. Jh. Bunge,Rbb. 72. pfrunden … auf den merern und
o e
hohen s t i f t e n 1427 RTA. IX 93. 1451 MeppenUB.
232. gantze conuent des closters vnser lewen fruwen
by Stade, bremisches s t i c h t e s, ordens sunte Bendictes
1496 DithmUB. 91. dat grotgelt zo D. dem s t e f t Col-
ne zogehort 1541 Deutz 191. weyl dan die kirche und
dhomhöffe sampt jrer zubehor zu Sweryn dem s t y f f t e
eyngeleibt 1554 Sachsse,MecklUrk. 223. handelsdage
zue A. twischen dem s t i e f f t Monster vnnd graffschop
O. 1573 Diepenbrock,AmtMeppen 705. das alte kayserl.
s t i f f t in der stadt H. 1589 Staphorst,HambKG. I 2
S. 400. das s t i f f t Schwerin als ein weltliches fürsten-
thum und immerwährendes ohnmittelbahres reichs-lehn
1651 Sachsse,MecklUrk. 370. 1703 Schreuer,Stiftsm. 10.
sich durch mißheiratung der ertz- und s t i f t e r n un-
fähig machen 1709 ebd. 24. 1785 Fischer,KamPolR. I
544. Osnabruck [soll], wenn dieses s t i f t einen evange-
e e
lischen bischof hat … die zweyte [prasentation haben]
e
1791 Malblank,Kanzleiverf. I 105. um 1795 StaatsRHeil
RömR. 62. 1814 AktWienKongr. I 3 S. 113. weitere Belege:
2. Hälfte 14. Jh. pflichtig (I), 1650 Stiftsstand. — — 2. niederes
Stift, insb. Chorherrenstift, Herrenstift, Kollegiatstift,
auch als → Immediatstift, → Nebenstift; auch in allg.
Verwendung für ein → 1 Stift (I); auch in Bezug auf nach-
reformatorische Nachfolgeinstitutionen. daz shie [burgar]
kein gibot haben … uber der s t i f t e oder uber der pfaf-
234
fen gut 1284 SpeyerUB. 109. das di chorhern und der
o
s t i f t in des richs gnaden, friedt und schirme sin sollen
1335 MosbachStR. 545. welk s t i c h t e edder pape to
schuldighende hedde eynen borgher edder innewoner,
de scholde on vorklaghen vor dem rade 1408 BrschwUB.
I 158. abth der s t i c h t e sunte Ludgers to Werden und
Helmestidde 1464 OstfriesUB. I 696. die beedbare güter,
so ein s t i f f t und desselben sondere personen inhaben
sollen, davon sie jars ein benant beed geben 1517 Sins-
heim 445. [gotzhuslüt] deren erben inen genoss vnd der
s t i f f t mit lips eigenschafft verwandt sind 1518 Zürich/
GrW. I 115. alle s t i f f t, capitel, closter … sollen vonn
allen iren renthen, gutern … den zehenden pfening …
geben 1544 FreibDiözArch.2 1 (1900) 410. so ein s t i f f t
oder kirch lehenguter hett, vnd der prelat den lehen-
e
herrn vnbillich beleydigt, wirt das lehen auch verwirckt
1550 Gobler,Rsp. 204r . es soll nu hinfürter nyemans in
den grossen rath … oder an andere der stet ampt geko-
sen werden, der do ein schaffner ist eynicher s t i f t oder
klöster 1551 Schmoller,StraßbTucherZft. 181. alle pre-
laten ende alle andere geestelijcke persoonen, wiens ab-
dyen, s t i c h t e n, fondatien und residentien 1576 Gent/
GrPlacB. I 7. 1586 LübStR. I 2 § 6. da ein stand deß
reichs in seinen landen und obrigkeiten reformirt s t i f f t
und clöster … nach dem passawischen vertrag eingezo-
gen 1600 Kratsch,Justiz Anh. 14. um 1600 LuzernSTQ.
IV 137. daß disse s t i f f t mit päpstlicher bewilligung
us guten ursachen uß einem benedictiner-closter … in
ein chorherrengestifft verwandlet worden 1607 Luzern
Hofkirche 7. unseren [marggrave] schirmsangehörigen
klöstern und s t ü f t e n 1625 FreibDiözArch. 27 (1899)
321. die erbpacht ist … bey denen catholischen s t i f f -
t e r n und clostern gebrauchlich 1703 HistBeitrPreuß. II
e
108. ob das recht brodbriefe zu geben auch bei evange-
lischen mittelbaren s t i f t e r n statt habe 1783 Spittler,
Panisbriefe 4. hat … das rittschaftliche s t i f t erst nach
errichtung des westphalischen friedens … sein dasein
e
erhalten, so bestimmt der … wille des stifters die reli-
gion der in das s t i f t aufzunehmenden personen 1786
Kerner,RRittersch. I 136. 1794 PreußALR. II 11 § 959.
in den gemischten s t i f t e r n ist die zahl der stiftsherrn
von einer religion nach derjenigen zu bestimmen, welche
am ersten ianuar 1624 im s t i f t e vorhanden gewesen ist
1795 Schnaubert,KirchR. 311. 1798 RepRecht I 139. ein
gebohrener teutscher zu sein [bringt] … vorrechte her-
vor: … den ausschliessenden zutritt zu den präbenden
teutscher s t i f t e r und ritterorden 1804 Gönner,StaatsR.
59. es kann niemand in den s t i f t e r n, welche adliche
guter besitzen, ein kanonikat erhalten, der nicht mit
dem inkolatsrecht versehen ist 1808 Krug,StaatswPreuß.
14. 1811 ÖstABGB. § 573. — — 3. Frauenstift, Damen-
stift, Kanonissenstift; geistliche Gemeinschaft von (meist
adligen) Frauen, die klosterähnlich, aber idR. ohne Able-
gung von Gelübden unter dem Vorstand einer → Äbtissin
oder Pröpstin leben; ua. als Versorgungseinrichtung für
unverheiratete adelige Frauen; vgl. Stiftsfrau (I). ebdische
des werliken s t i f t i s Q. 1368 DuderstadtUB. 91. wir L.
ebdische des wertlichen s t i f t s zw Gandersheim 1389
235 1 Stift (I 3) – 1 Stift (VI)
TeistungenburgUB. II 65. H. is eyn edel s t i c h t e vnde
heft eyne vryheyt, de em ghevryet hebbet de keysere
vnd konnighe 14. Jh. HerfordRB. 9. Anna geborn von
Ramstein … in das gemelt s t i f f t zu thumbfrawen
o e
aufgenommen Hugen 1528 Bl. 215 . 1558/66 Zimmern
v ob auch von yemandt den geystlichen oder gotßheüsern
Chr.2 II 106. [es] solle diese regentin [adelichen standts]
über das gantze s t i f f t … die auffsicht, auch gewalt
und macht haben 1671 Sillib,Neuburg I 227. falls …
ein stiftsfraulein eines schwereren fehltrittes schuldig
e
befunden … soll derselben das s t i f t verboten [werden]
Satzungen f.d. adeliche Damen-Stift zu Graz (ebd. 1785)
Art. 24. das ganze s t i f t steht unter dem hochsten schut-
e
ze des regierenden landesfursten ebd. Art. 33. aebtissin
e
ist die oberste vorsteherin eines frauenzimmerclosters
oder frauenzimmerstifts … welche … dafur sorgt, daß
e
… die gerechtsame des closters oder s t i f t s aufrecht
erhalten werden 1798 RepRecht I 307. — — 4. wie →
Kloster (II), insb. als Reichsabtei; freies Stift reichsun-
mittelbares Kloster; vgl. Reichstift. daz der herre [apet] von
Fulde vnd sin s t i f t rehtecliche dar in [gut] gewert vnde
o
gesetzet ist 1290 CorpAltdtOrUrk. II 498. ghekorn abt
des frigen s t i c h t e s to Corbeya 1408 Wigand,Beitr. 153.
1463 IlsenburgUB. II 8. den werdigen vnde geystliken
heren H. abbati, J. priori vnde gantzen s t i c h t e tho I.
1509 ebd. 135. 1732 KrummauClarissUB. 388. unsern
s t ü f t Mölk und einverleibten pfarr zu G. [stehet] als
dorf- und vogtobrigkeit … vermög landsfürstlichen ver-
ordnung deren verschiedenen gerechtigkeiten … zu 1747
NÖsterr./ÖW. VII 390. [reichs-casse-buchs einnahme:]
s t i f t Salmannsweiler per 20 romer-monath 1520 [fl.]
e
Kriegskanzlei 1759 I 2.
II. Gebiet, Territorium eines → 1 Stifts (I). 1. (Herr-
schafts-)Gebiet, Territorium eines → 1 Stifts (I 1); Bis-
tum; bdv.: Stiftig. was sie dorfer wiler und hofe, die in
unseren zenten im s t i f t ligend, haben 1290 WirtUB.
IX 340. in vnsem s t i c h t e van Osel 1294 RigaStR. 47.
1376 HanseRez. II 125. m CCCC ende XXVIJ doe barnde
dio s t i c h t to Falwa [1427 brannte das Bistum Utrecht bis zur
Veluwe] 1463/64 WesterlauwersR. I 574. de verbreker im
s t i f f t e edder tho H. … geseten unnd pandbar vor 1592
HusumUB. 282 [hierher?]. daß … in unserm s t i f f t und
furstenthumb … uberall die jahrliche landtfolge auff ge-
e e e
leichen fues gerichtet 1697 Schlüter,WestfProvR. I 532.
— — 2. Gebiet, Territorium eines → 1 Stifts (I 2). 1552
Mecklenburg/Sehling,EvKO. V 218. — — 3. Gebiet, Ter-
ritorium eines → 1 Stifts (I 3). [wer] synen kindern erftall
medegeve, dat binnen der stat of s t i c h t e gelegen were,
dei sall der stat geven den 3. deil des erfs 16. Jh. Beitr
Essen 20 (1900) 145.
III. Ausstattung (einer Einrichtung) mit Geld- oder
Sachmitteln, idR. an best. Bedingungen geknüpft; insb.
als → Seelgerät (I), → Leibgeding (I); auch die gesetz-
ten Bedingungen, das zugewandte Vermögen bzw. der
Ertrag daraus; bdv.: Stiftsfundation, Stiftsvermachung; vgl. Stiftung
(II). swelch erbe ze seinen tagen niht chomen waz, dem
schadet dev s t i f t [liebgedinge] niht, die ez getan hat um
1275 Dsp.(Eckh.1971)LR. Art. 24 § 3. daz ih min halbiv
mvle … geben han dem gotshavs ze A. zeinem rehtem
236
selgeræt … mit verdahten mvte … daz ih div s t i f t e sel-
o
be sol haben vntz an minen tode um 1290 Oberbayern/
CorpAltdtOrUrk. II 453. 1361 Storn,Schwureinungen 10.
dı … s t i f t und daz selgerêt 1372 SPöltenUB. II 124.
ainich ligend gut … verschafft oder zu ewigen s t i f f -
t e n gegeben würde, so mogen desselben verschaffers
e
nachsten freündt das verschafft stück … in jarsfrist
e
außwechslen TirolLO. 1532 V 14. [kirichvatter G. er-
hält zwey virtl weingärten, so] ghestifft sein, also dass
er … davon verrichten lassen wöchentlich ain mess
und was sich zu verrichten inhallt der s t i f f t gebürt
1535 MHungJurHist. V 2 S. 24. so … der testirer ein
mehrers zu allmosen vnd andern gott seeligen gaaben
vnd s t ü f f t e n verordnet hette 1654 NÖLO. III 12 §
10. sachen wegen geistlicher vnd milder s t i f f t vnd
reichungen Seckendorff,Fürstenstaat (1656) 256.
IV. auf eine → Stiftung (I 2) zurückgehende bzw.
durch ein → 1 Stift (III) finanzierte Einrichtung; oft ge-
meinnützig, zB. → Schule (I), → Pilgerhaus, Armenhaus;
bdv.: Stiftung (III). daz wier … den vrawen vnd dem chlos-
ter vnser s t i f t ze Minnepach … vnsern weingarten ze
M. [gegeben haben] 1290 NÖsterr./CorpAltdtOrUrk. V
325. 1293 ebd. III 159. wilt in zu priester machen / so
ler in vor die hailigen schrifft / vnd tu in darnach vff ain
o
s t i f f t 1471 Hätzlerin 142. 1523 Steiermark/ÖW. X 44.
das über dis s t i f t ein vogt verordnet solle werden vs der
stifteren obgedachten geschlächter, … als lang ein knab
… im selbigen s t i f t erhalten wirt 1611 Geschfrd. der
5 Orte 61 (1906) 217. das vermögen dieses s t i f t s [ein
gymnasium] ist zu vorigen zeiten jederzeit von einem …
bestellten stiftsverwalter … administriret worden 1750
ActaBoruss.BehO. VIII 765. da denn, wenn das wort
s t i f t allein stehet, der zusammenhang entscheiden muß,
was für eine art gemeinet sey: ein s t i f t oder armenstift,
ein hospital; ein s t i f t oder krankenstift, ein lazareth
1801 Adelung2 IV 375.
V. Handlung des → Stiftens (III); Errichtung einer →
Stiftung (II od. III), Stiftungsakt; Gründung, Gründungs-
akt. dô machet er ein riche s t i f t … daz si da iemer
mêre ir künege krônten unde kürn und daz reht niemer
verlürn: diu stat ist Âche genant um 1233? Stricker,Karl
V. 465. es sullen … alle di, die der egenanten s t i f t der
mess, der jârtêg … getreue ausrichter, züseher, helfer
und verwesêr sind, tailheftig werden aller der gütet die
vorgeschriben stent 1377 SPöltenUB. II 198. daß sein
gnad … zu solcher s t i f t und uebergab sein willen und
gunst gebe 1485 Baader,Mittenwald 303. und machet
in der statt dri tempel … das was die erste s t i f t e um
1500 ZürichChr. 6. 1583 SteirBergr. Blatt A iijv .
VI. mit entsprechenden Einnahmen ausgestattetes Amt
eines Geistlichen; → Pfründe (II), auch die Einkünfte,
das zugehörige Vermögen. beleiben darnach die andern
in irm collegii und betragen sich irr s t i f f t oder jerln
a
irs solds, also, das si dennoch auch volbringen solh
arbait in sant steffans schul, als dann inhaldt der stifft-
brief 1446 WienRQ. 230. sol ainem yedem pfarrer zu
S. … zway vnd dreißig pfundt gueter münnß in sein
237 1 Stift
s t i f t gegeben werden von des gotshaws kirchbröbsten
1490 MittSalzbLk. 16 (1876) 264. [kriegßleut, welche]
jr leib vnd leben für den gemeinen nutzen, leut vnd
land her mussen halten vnd wagen, die haben zu letzt
e
mangel … haben weder pfrund noch s t i f f t dadurch
e
erlangt 1566 Fronsperger,Kriegsb. I 211v . eß gebühret
auch einen lehenherrn denjenigen priester welchen die
lehenspfarr oder s t ü f t auf seine praesentation von
dem ordinario verlichen worden die temporalia und ein-
khomben solcher pfarr oder s t ü f t bei desen installation
zu ubergeben 1654 NÖLO. V 2, 1 § 15. muß in einigen
reichslandern derjenige, der … zu s t i f t e r n gelangen
e e
will, eingebohren seyn 1785 Fischer,KamPolR. I 365.
VII. Rechtsverhältnis der (zumeist auf ein Jahr) be-
fristeten Überlassung eines Hofguts oder (insb. landwirt-
schaftlichen) Grundstücks durch einen Grundherrn (als
→ Stiftsherr III) an einen Grunduntertan oder Freibau-
ern seiner Wahl (als → Stiftsmann II) gegen entspre-
chende → Stiftgülte (I); idR. ist das Verhältnis durch
den → Stiftsmann (II) im Rahmen des → Stiftteidings
verlängerbar, andernfalls wird er → abgestiftet (I); bdv.:
Freistift. ius quod dicitur s t i f t e 1264 SteirLArch. 834a
[hierher?]. wir noch vnser erben hawen furbaz dar auf
o
chainerlay gewer nicht weder mit s t i f t noch mit vogtey
noch mit nachtselden oder mit chainerlay recht 1286
Raitenhaslach/CorpAltdtOrUrk. II 159. douon [äckher]
gült ze dienen, als darauff gepawet vnd mit s t i f f t ge-
setztt wirt 1452 Indersdorf I 328. ein ieder landman von
herrn und der ritterschaft mag seine frei eigne grünt …
umb einen jährlichen zinß oder dienst aufgeben … es
sei zu freier s t u f t, bstand- und leibgedingßweiß oder
erblich 1599 NÖLREntw. V 160 § 1. welicher in der
s t i f t aus ursachen nicht aufgenomen und gestift wurd
17. Jh. Salzburg/ÖW. I 47.
VIII. Vertrag über eine → 1 Stift (VII). so mag der
hindersäss die s t i f t wol verziechen auf ain zeit 1381
Tirol/ÖW. V 16. was ihme [grundherrn] sein grundun-
terthan vermog gedingter s t i f t schuldig 1774 Wagner,
e
Civilbeamte II 238.
IX. (bei der zumeist jährlichen Neuvergabe fällige)
Zinsabgabe für eine → 1 Stift (VIII); auch: Abgabe beim
ersten Abschluss der → 1 Stift (VIII); auch die Einnahmen
daraus; auch allg.: Abgabe; bdv.: Stiftgeld (II), Stiftgülte (I). gil-
tet ein mule: … an dem fumften iare 10 pfunt fur s t i f t
e
1288 UrbMeinh. 17. daz mir abbt C. vnd div sammvgen
… habent gegeben den nvtz auf ir hof datz P. mit s t i f t
vnd mit allem dem nvtz der da von chomen mack 1295
Raitenhaslach/CorpAltdtOrUrk. III 353. ân die gewönd-
leich s t i f t, die järleich von dem … guet geben schol
werden 1349 Rockinger. wann ain hueb verchauft wirt,
daz er [richter] neü s t i f t da hat 14. Jh. MittSalzbLk. 23
(1883) 73. 15./16. Jh. Steiermark/ÖW. VI 223. [wann
stifftgŭtter an gemainen man, wittiben und waysen] mit
erbschafftn vallen, das sy sollen aŭf ain verzickhten tag
zinnsen, s t i f f t und erŭng geben 1525 ActaTir. III 181.
1525 MittSalzbLk. 27 (1887) 247. vischwasser … dauon
H.G. jherlichen zu s t i f f t gibt 9 g. 1561 Indersdorf II
293. der herrschafften schuldigen robath, s t ü f f t vnnd
(VI) – 1 Stift (XI) 238
andere herrschafftsgefähl 1662 BeitrSteirG. 26 (1894)
131. 1678 SteirGBl. 6 (1885) 237. [das Fischereirecht]
gegen verreichung der iärlichen s t ü f f t gnädigst conce-
diert 1703 OstbairGrenzm. 1 (1957) 42. 1721 Bluembla-
cher 34. oberwehntes hoffmarchs-recht gedencket … der
jahrlichen s t i f t, so an denen stift-tagen … abgefuhret
e e
werden mussen 1749 Klingner I 141. die verreichnuß,
e
welche der grundhold seiner grundherrschaft von erb-
rechts-wegen schuldig ist, zu latein canon … wird hier
zu lande die s t i f t … benamset 1756 CMax. IV 7 § 9.
[von den abgaben der teutschen von iren gepachteten
gutern:] in Baiern kommt … die s t u f t, eine geringe
e e
abgift an gelte 1758 Estor,RGel. II 635. 1779 QFAgrG.
II 269. [der grundherr muß] verhaltnißmaßig der lan-
e e
desanlagen die s t i f t anschlagen 1780 SteirEinl. 11.
X. wie → Stiftteiding; vgl. Nachstift, Schmalzstift. daz wir
jn [hof] ze pawmansrecht von in haben … wir sullen
auch iarleich ze rechter stiftczeit in ir s t i f t chomen
vnd jn ir s t i f t [Bed. IX ] geben vnd in aufgeben den
… hof vnd in wider von in raihen 1340 OÖUB. VI
314. schullen … wir mit im stiften, als ander laüt mit
ir herren tuont und järchleich in ir s t i f t gen 1361 Mitt
SalzbLk. 11 (1871) 94. 1363 OÖUB. VIII 125. wer …
in die s t i f f t nicht khomen ist, es wär dann daz in sein
ehaft not sawmet, des sol er ein beredboten senden in
die s t i f f t, der im ehaft not erzewgen müge 1393/1462
Chiemsee/GrW. III 675. ebd. 677. daz si järlich in unser
s t i f t komen sullen als ander unser kastenleut 1411 Aib-
ling/Rockinger. um 1440 Baiern/GrW. III 669. es sollen
… all stifftleit der herrn von G. yer kauffbrieff zu der
s t i f t mit innpringen 1443/1500 BeitrSteirG. 22 (1887)
88. das mein frau … hat einen gewaltigen richttag in
irer freien s t i f t ietzo in dem pautäding mit minn oder
mit recht 1462? Tirol/ÖW. III 73. 15. Jh. Steiermark/
ebd. VI 306. wer ererbt ain erbtail mit tod … der selb
sol in der negsten s t i f t darnach nach dem ererbten
guet das guet raichen von herrn hant 15./16. Jh. Tirol/
ebd. II 140. dieselben [stift-]güeter [werden] nit anders
dann von ainer s t i f t zu der andern, ob der stiftherr wil,
hingelassen 1503 ebd. XVII 112. oJ. ebd. II 66. weitere
Belege: 1381 Meier (I), um 1450 Stiftehrung, oJ. Stifttag (I).
XI. grundherrliches Recht zur Vergabe eines → Stifts-
guts (III) an einen → Stiftsmann (II) seiner Wahl im
Rahmen einer → 1 Stift (VII); formelhaft: Stift und Stör
Recht auf Verleihung und Entzug. daz ein eislich man
… der auf seinem urbær vreieu s t i f t hat, darauf seczen
[mag], swen er well SalzbLO. 1328 Art. 38. s t i f t und
stor, zehent und stewer, wandel und allew pezzrung
e
behalt wir uns … ze niezzen 1371 OÖUB. VIII 542. sol
auch der vorgenant pfarrer … auf den offt genanten
stuekchen s t i f f t vnd stör haben 1378 Kremsmünster
UB. 281. das die vom adl auf jren guetern die jnen mit
s t i f f t zuegehörn die scharwerch sollen haben 1553 Bair
Freibf. 241. hat er [Grundherr] seine grundholden von
denen grundgüetern selbst ab- und aufzulassen, so man
s t ü f t und stör nent 1599 NÖLREntw. V 159 § 5. söl-
den zu V., welche mit s t ü f f t, gilt vnd aigenthomb dem
… cl. Ind. gehörig 1644 Indersdorf II 335 [hierher?].
239 1 Stift (XII) – Stiftbrief (I)
XII. wie → Stiftsgut (III). [wer] sein holzstatt zum
schaden der s t ü f t abgeöedet, deme solle die gehackte
scheider abgenohmen … werden; den übertretter …
ist das haus zu verkaufen 18. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII
1004. soll ein ieder unterthann sein s t ü f t auferbaulich
herhalten und darvon nichts vergeben ebd. 1007.
XIII. die → 1 Stift (VII u. X) betreffende rechtliche
Regelungen; → Stiftrecht (II). volgt verner, waß nach
verlesener s t ü f t dennen underthannen vorzuhalten ist
1701 OÖsterr./ÖW. XIII 245.
XIV. für eine → 1 Stift (VII) geeigneter, vertragsgemä-
ßer Zustand; auch allg.: guter wirtschaftlicher Zustand;
auch: Pflicht diesen Zustand herzustellen; in/zu Stift brin-
gen zinstragend machen. so svl wier im ez [gvt] geben,
e o
an alle wider red … mit allem dem werde vnd avch mit
o
als gvter s t i f f t, als ez mir geantwurtet wart des tages
o
vnd er mierz verleh 1298 Kärnten/CorpAltdtOrUrk. IV
241. [nach einem schlechten Jahr] sol der pharrer dann
das guett wider zu s t i f f t pringen 1340 OÖUB. VI 316.
daz sein kaiserlich gnad gnedige hengnuss und nach-
lassen des verlegen marchfueters auf den verötten und
verprentten guetern schueff damit sy wider in s t i f f t
bracht wurden 1478 MHabsb. I 2 S. 837. ambtleüt und
nachparn welchen in dem vergangen panthäding s t i f t
und pesserung irer heüser auferlëgt um 1550 NÖsterr./
ÖW. VIII 842.
XV. Anordnung, Verfügung. umme bewysinge unde
betughenisse wyllen desser vorscrevenen s t y c h t e unde
stucke, so hebbe wy … unse inghezeghel henghet to
dessem breve 1400 BremWB. VI 343.
XVI. Grundlage, Fundament. des gloubin rehtú s t i f t
um 1250 R.v.Ems,Weltchr. V. 184.
XVII. Vereinigung, Schar, Gesellschaft. wultu nemen
vnde geuen nicht, / so ga in der lodder s t i c h t Ende 14.
Jh. NdJb. 23 (1897) 31.
2 Stift, Steft, Steften m.; vgl. 2 Stift (IV). I. (metallene)
Nadel, Stachel, Spitze; bdv.: Nadel (I), Nagel (II). die hinder-
ste [der zu bestrafenden hockynne] sal die erste prickel
in den ars mit eyner nolden, die man yn eynen stecken
slehet, eynis nagils lang [sol] der s t i f f t aws dem steckin
sein um 1400 LiegnitzStRb. 84. um 1490 RechterWeg II
1104. 1531 AktSchweizRef. III 283.
II. Ziernadel. [Studenten sollen] jre pareter erbar,
on federn, s t e f f t vnd aller anderer zierden frey vnd
schlecht haben 1550 JbDillingen 10 (1897) 96. Tirol
PolO. 1573 Bl. 12r .
III. Stock, Stecken, dünnes Rohr. um 1300 ZürichRBf.
(Bodmer) 59. daß dieser … an dem gemeinen brunn-
fluß-rohr eine kleine pippe oder s t e f t e n einzapfen, an-
e
stecken … mag 1767 Berhandtzky,RechnW. 426.
IV. ein Flüssigkeitsmaß insb. für Wein und Wasser;
ab dem 18. Jh.: Maßeinheit für die Wassermenge, die
in einer Minute aus einem Röhrenbrunnen fließt; auch:
Anrecht auf den (dauerhaften) Zugang zu einer solchen
Menge (Brunnenwasser). [zum Nachtimbiss verehrt] ein
ersamer rat … 12 s t e f t e n gutes weins 1595 WürtLTA.2
I 373. concisura aquarum, s t e f t e n eins wassers 1618
Schmeller2 II 738. [bey haus-kauffen heißt es:] das haus
e
240
in der N. gassen gelegen, mit all ihren recht und ge-
rechtigkeiten, ein- und zugehorungen … wie auch dem
e
s t e f t e n wasser 1761 Kreittmayr,AnmCMax. II 919. ein
anderes aber ist ein gemein-brunn auf gewisse personen
allein, welche … anderen zu bestand hievon einen s t e f -
t e n verleihen, nemlichen, daß … jener gegen einem jahr-
e
lich gewissen zinnß an dem gemeinen brunn-fluß-rohr
… ein gewisses quantum wasser zu seiner nothdurft …
schaffen mag 1767 Berhandtzky,RechnW. 426. [auf dem
hofmarks-complexus] liegt nur die burde … daß der-
e
selbe aus dem neudeker brunnhaus 1 s t e f t e n wasser
in die churfurstl. hoffischerey … unentgeldlich uberlas-
e e
sen muß Churbaier. Intelligenzbl. 8 (1803) 59. [jahrl.]
e
brunnzins fur 2 s t e f t e n 24 fl. Intelligenzbl. v. Salzburg
e
8 (1807) 110.
Stiftartikel pl., wie → Stiftrecht (II); vgl. Beruf (II 2). [Üb-
schr.:] beruef oder s t i f t a r t i c l, so den underthonen der
pfarr … jarlich … in der stift verlessen wiert 16. Jh. Stei-
ermark/ÖW. VI 310.
Stiftbank f.?, verpachteter, vermieteter Verkaufsstand?
haben die bauherren samt der metzger vorgeher und uns
werkleuthen die metzg-bänk ausgetheilt und der eigener
bänk und s t i f t - b ä n k nach gelegenheit an gute ort aus-
getheilt 1609 SchwäbWB. V 1764.
stiftbar adj., (als → Stiftsgut III) mit einer Abgabe
belegt, abgabepflichtig; bdv.: dienstbar (I), gültbar, steuerbar (I);
vgl. stiften (XII). darum [ayn fruemesse zu sprechen] so ha-
bend si mir … eingeantwurt zehen mark geltz … auf
guten s t i f b a r n urbarn 1387 Kufstein/Melly,Siegelk.
101. 1617 MittSalzbLk. 5 (1865) 90. zum landgericht
S. s t ü f t - und steurp a r e n heisls Egg 1670 Strnadt,
Grenzbeschr. 425. auf dem gut N. welches … dem herrn
J.N. … mit grund-herrschafft unterworffen, auch jahrli-
e
chen s t u f f t - und dienstb a r ist 1721 Bluemblacher App.
e
22. 1770 Kreittmayr,StaatsR. 443.
stiftbäulichen adv., in gutem Zustand; vgl. stiften (VII). 17.
Jh. BeitrSteirG. 26 (1894) 129.
Stiftbrief m. I. wie → Stiftungsurkunde. ich befinde
aus den s t i f f t b r i e f f e n des gottshauses … daß … herr
V.v.H. ein dienerin für eigen dem closter geschenckt hat
1258 MCarinth. IV 527. s t i f t b r i e f umb ein weingar-
ten … davon sol man ein jartag halten 1334 SPölten
UB. I 312. als … ausweysen des gotzhaus s t i f f t b r i e f f
1350 Tirol/ÖW. XVII 263. 1385 InterlakenR. 79. als in
[stifft, prior und convent] mein vater … und ich zu der-
selben stifft … gutter gegeben haben, als auch ir s t i f f t -
e
b r i e f lautt 1391 FRAustr. 59 S. 115. noch uswisunge
dez s t i f f t b r i f f i s 1422 JenaUB. II 58. 1446 Indersdorf
I 290. das sy … vollen gwalt haben sullen mit sambt
dem … pfarrer … ainen s t i f t b r i e f fürzenemen 1454
MittSalzbLk. 14, 2 (1874) 70. in des stifters s t i f t b r i e -
v e zu dem spital 1468 NürnbChr. V 746. 1481 Duder-
stadtUB. 292. 1528 SchlesDorfU. 75. [es] werden etliche
s t i f f t - b r i e f dahin gestellt, wann das beneficium ei-
nem priester verliehen wird, daß der beneficiat … den
geistlichen obrigkeiten præsentirt werden soll um 1550
Walther,Tract. 1030. das sy solichem s t i f f t b r i e f f …
e
vollgend vnd den gotzdienst … verrichten lasend 1589
241 Stiftbrief (I) – stiften (I)
AppenzUB. III 3 S. 272. gehörent dieße holtung mit
dem gericht … dem pfarrer zu L. zu alß rechten grunt-
herrn, allain außgenohmen die drei malefitzartickel, wie
dann der s t i e f t b r i e f vermag 1599 NÖsterr./ÖW. VIII
1063. laut s t ü f t b r i e f gehöret das fischwaßer der herr-
schaft allainig 1607 Steiermark/ebd. VI 140. 1613 Jb
Liechtenstein 6 (1906) 53. dass vil der uncatholischen
landtleuth … mit geistlichen vogteien und lehenschaften
begabt seyn, dannenhero sie auch die s t i f t - und andere
kirchenb r i e f … bey handen haben möchten 1628 Akt
Gegenref.2 II 819. 1654 NÖLO. V 2, a § 26. [lehens-
herren sollen sich bey ihren beneficien und stifftern] al-
ler anmaßung … enthalten, ausser wann ihnen, krafft
deß s t i f f t - b r i e f f s, ein mehrers gebuhrete 1679 Tract
e
IurIncorp. I 16. bevor nicht die erbsteuer berichtiget ist,
darf … kein s t i f t - oder willb r i e f ausgefertigt werden
1780 SteirEinl. 201. 1788 HdbchÖstGes. XV 751.
II. Urkunde über die Errichtung eines Fideikommisses.
1811 ÖstABGB. § 645.
III. Urkunde über eine → 1 Stift (VIII); auch: schrift-
liche Verpflichtungserklärung eines → Stiftsmanns (II);
vgl. Erbbrief, Pachtbrief. ob … etber [angehender stiftman]
under dem gotshaus stiftporgen nicht … mocht aufprin-
gen, der sull dem gruntherren geben ainen gewondli-
chen s t i f t p r i e f, zeugnis und porgschaft darein ver-
schreiben 1493/1523 OÖsterr./ÖW. XIV 213. obgleich
in einem s t u f t b r i e f nuhr … die dienst reut und gult
e e
[korr. zinß] der verstufften unterthanen benent, auch
e
der stifter ihme darin nuhr ein benanten vogtdienst
mit dem zusatz und nit mehr‘ … vorbehalten, so sol-
’
le doch dem … beneficio die vollige grundobrigkheit
e
uber der verstüfften unterthanen gueter … gehoren 1599
e e
NÖLREntw. V 159 § 6. 1616/29 OÖLTfl.(Strätz) III
10 § 1. siegelmassige grund-herrschaften richten den
e
grund- oder s t i f t - b r i e f selbst auf, bey ermanglen-
der siegelmassigkeit aber gebuhrt die errichtung der
e e
obrigkeit 1756 CMax. IV 7 § 5. da die neue colonis-
ten in besagten terrain s t i f t - oder grundb r i e f e anver-
langen 1765 Kretschmayr-Walter III 357. formular ei-
nes solchen s t i f t - und erbrechtsb r i e f s 1774 Wagner,
Civilbeamte I 281.
Stiftbuch n., auch dim. I. Verzeichnis der → Stiftsgüter
(III) einer Grundherrschaft sowie der davon zu entrich-
tenden Abgaben und Handdienste, auch weiteren Bedin-
gungen der → 1 Stifte (VIII); bdv.: Gültbuch, Salbuch, Stiftregis-
ter. wan wür vnd vnsser rät ir [abbtissin vnd conuent]
s t i f f t p ü e c h vnd freyhait … darumb gehört haben,
das ihr khainer khain erbrecht nicht enhaben soll 1437
MBoica XIV 293. vermug desselben [closter L.] s t i f f t s -
b u e c h s unweigerlich dienen und raichen 1573 Grüll,
Bauer 137. urbarium und s t i f f t b u c h des pfarrhofs K.
… mit aignen handten auß den alten s t i f f t b ü c h e r n
zum trewlichsten außgeschrieben 1663 MittSalzbLk. 58
(1918) 44. pandaitung: … das s t ü f t b ü e c h l vorzune-
men und das stüftgelt zu erlegen 1671 NÖsterr./ÖW.
IX 132. gültscharwerk und handrobot … welche die …
grunduntertanen inhalt s t i f t b u c h e s jährlich zu ver-
richten schuldig sind 1718/43 Grüll,OÖRobot 288. was
242
den kuchel-dienst anbelanget, thut der hold seiner schul-
digkeit genug, wann er das … reichet, was das s t u f f t -
e
b u c h außweiset 1721 Bluemblacher App. 62. s t i f t - und
salb u c h 1774 Wagner,Civilbeamte I 298. 1780 Steir
Einl. 12. die urbarin, s t i f t - und gultb u c h e r … wer-
e e
den dem bischoflichen commissair auf dessen verlangen
e
vertraulich vorgelegt 1788 KurpfSamml. IV Reg.
e
II. schriftliche Sammlung der die → 1 Stift (VII) und
das → Stiftteiding betreffenden rechtlichen Regelungen
(einer Grundherrschaft); bdv.: Stiftrechtbuch; vgl. Stiftrecht (II).
das wyset und seit des gotzhus s t i f t b u c h e r vnd ro-
dell 1461 Zürich/GrW. I 53. s t i f t p u c h: vermerkt des
gotshaus W. stift und pantäding, freihait und rechten,
wie die von alter in loblicher gewonhait herkomen sind
1493/1523 OÖsterr./ÖW. XIV 212. Mitte 16. Jh. ebd.
XIII 225.
Stiftbulle f., wie → Stiftungsurkunde. 1538/40 QE.2
26, 2 S. 279.
Stiftbürge m., Bürge für die Einhaltung der Vereinba-
rungen eines → Stiftsmanns (II) mit seinem Grundherrn;
vgl. Bürge (A I 2). ein idlicher, der des gotshauss grünthold,
stiftman, hindersass oder hindersassin werden und ain
gut des gotshaus von herren handen besten und zu lehen
nemen will, sull dem gotshaus und gruntherren … zwen
s t i f t p o r g e n … setzen 1493/1523 OÖsterr./ÖW. XIV
212. [ob ein angehender stiftman] under dem gotshaus
s t i f t p o r g e n nicht … mocht aufpringen, der sull dem
gruntherren geben ainen gewondlichen stiftprief, zeug-
nis und porgschaft darein verschreiben ebd. 213. 1682
ebd. XII 709. 1730 ebd. XV 249. wann ain underthan
bei ainer frembden herrschaft ohne obrigkeitlichen vor-
wißen sich für ainen s t ü f t p ü r g e n einlaßet … so solle
die pürgschaft ungültig sein 1. Hälfte 18. Jh. ebd. XIII
34. 1754 ebd. XIV 235.
Stifte(-) s. auch Stift(-).
Stiftehrung f., wie → Stiftgülte (I); vgl. Ehrung (I). welher
… vnnser hueb inn hat, der sol järlich komen in vnnser
stifft mit einer s t i f t e r u n g vnd das gut von hern hannt
empfahen um 1450 Indersdorf I 314.
Stiftel f., weibl. Verwandte in der → Nebenlinie; bdv.:
Giftel, Niftel (III), Spillmagin; vgl. Spindelseite. wo sie [frau] aber
keine kinder hatte, so erbet sie die gerahde auf ihre
e
nechste s t i f f t e l 1577 BremRitterR. 29.
stiften v., auch stichten. I. (zB. eine Stadt, ein Kloster)
erbauen, errichten, gründen; eine Stadt aus einer ande-
ren stiften eine Stadt durch Übertragung des Stadtrechts
einer anderen Stadt gründen; offen zu II u. III. sie s t i f -
t e n t monasteria an íro éigenen, daz dârínne sî sanc-
torum fratrum communio um 1000 Notker II 437. dae
konynghe, deer dae burch s t i c h t e [dem König, der die Stadt
gründete] um 1080 (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 136. thet
wi frisa hagon ene seburch to s t i f t a n d e and to steran-
de, enne geldene hop, ther umbe al Frislond lith [dass wir
Friesen eine Seeburg stiften und stärken müssen, einen goldenen Reif, der
um ganz Friesland liegt] um 1300 RüstringerR. 90. 1. Drittel
14. Jh. WienRQ. 87. darum sollen alle dy von Polen un-
de von Behemen … ir recht zu Halle holen; unde daz ist
darumme, daz Halle g e s t i f f t ist uz Meideborg, unde
243 stiften (I) – stiften (VII)
mit syner stiftunge elder ist, when andere stete, unde da-
rumme daz den von Halle der richtstul gegeben ist Ende
14. Jh. GlWeichb. 230. do wart funderet vnde s t i c h t e t
de kerke to B. 2. Hälfte 14. Jh. BremGQ.(L.) 56. die
statt von B. g e s t i f t e t um 1400 BernStR. III 1.
II. etw. einrichten, ins Leben rufen, instituieren, zT. un-
ter Zurverfügungstellung der nötigen Finanzmittel; bdv.:
stiftigen (I). die werltlichen fursten ampt sint g e s t i f t e t
e
von erst mit vier fursten ampt: mit einem truchtsezzen,
e
mit einem marshalke, mit aime kamerer vnd mit eime
shenken nach 1280 Schwsp.(Langform M) LR. Art. 62.
ebd. 350. so geben wir vollen gewalt dem schulmaister
… der von dem rate der stat da wirt gesetzet … an-
der schul vnder sich ze s t i f t e n in der stat 1296 Wien/
CorpAltdtOrUrk. III 453. avz dem selben hof … het
wir vnd vnser vodern vndervns g e s t i f t nevn hofstet,
die vnz dienten 1317 KlosterneubStiftUB. I 155. disse
kumpenie is begunt und g e s t i c h t e t na gades gebort
1330 1330 HansUB. II 213. 1428 ebd. VI 350. na de-
me denne de gilde van deme rade s t i f t e t unde erhe-
ven is 1448 HildeshUB. IV 584 [hierher?]. demnach
… vnser lieber anherr … das collegium der appellati-
on auff dem prager schloß g e s t i f f t e t 1627 BöhmLO.
F 73. [klage,] daß er sich vntersteht einen krug zu s t i f -
t e n 1670 Beck,DanzigerNehrung 112. in denen republi-
quen, die ein volck anfanglich aus freyem willen selbst
e e
g e s t i f f t e t hat, ruhret die ordnung der nachfolge auch
e e
von desselben willen her 1691 Pufendorf,Sittenlehre 508.
[waysen sollen in die] dazu g e s t i f f t e t e n waysenhäuser
gebracht … werden 1748 Krüger,PreußManufakt. 603.
dass es keinen eigentlichen teutschen reichsorden ge-
be, ausser jenem, welchen Joseph II. für die burgmann-
schaft Friedberg s t i f t e t e 1804 Gönner,StaatsR. 432.
1810 SystSammlSchleswH. II 1 S. 498.
III. eine → Stiftung (II od. III) errichten; etw. als eine
→ Stiftung (II od. III) einrichten; gestiftete Arme durch
eine → Stiftung (III) versorgte Bedürftige; offen zu IV.
eß hot g e s t i f f t das tenebre er L.M. alle freytage zu
singhenn unnd gebin X ungerische fl. uff das rathhauß
1384 LübbStB. 77. daz der … priester hêr N., pfarrer zu
der zeiten zu P., von uns und unsen … closter … kaufet,
gewidemt und g e s t i f t hât ein êwige messe zu lesen in
der cappeln 1385 EgerStG. 30. hebbe ick … geordini-
ret, geschicket, gegeven vnd g e s t i c h t e t … eine ewige
misse in der kercken 1421 Fidicin IV 128. wôrden de ge-
meynen brodere des groten gildestoven tho R. eens …
to hulpe den nottroftigen armen ene gilde to s t i c h t e -
n e, geheten de tafelgild 1425 Stieda-Mettig 660. so han
ich willen zcu dem collegio zcu machen und s t i f f t e n
sobenczehn prebenden von sobenczehn personen 1432
MittErfurt 9 (1880) 131. ewer gnaden vorvoder … ha-
ben erhebt, gewidembt vnd g e s t i f f t … ain … gefrey-
te vniversitet 1454 WienCopeyBuch 14. wy s t y f f t e n,
erheven u. bestedigen eyne nyge vycarie 1471 Schlesw
HUSamml. I 328. 1516 Bergenfahrer 137. uth den all-
missen … eine vikarie upgerichtet und g e s t i f f t e t 1526
HusumStiftungsb. 280. solle herr erzpriester … acht ge-
ben, dass die g e s t ü f f t e n gottesdienst … ordentlichen
244
verrichtet [werden] 1600 AktGegenref.2 II 51. wie viel
g e s t i f t e t e oder ungestiftete arme … aldarinn [spital
oder armes haus] erhalten werden 1752 Kretschmayr-
Walter II 410.
IV. (Gegenstände, Sach- und Geldmittel, Zinseinkünf-
te) zweckgebunden zueignen, überlassen; die Finanzie-
rung (für etw.) bereitstellen; etw. zu etw. stiften etw.
für (die Finanzierung von) etw. überlassen; vgl. Seelgerät
(I). da [drizzich pfunt regensburger] sol man von einen
alter s t i f t e n 1298 Ranshofen/CorpAltdtOrUrk. IV 204.
daß dem closter S. … 20 eimer mels g e s t i f f t e t 1327
BeitrSteirG. 21 (1886) 125. 1396 MemmingenStR. 296.
3 marck geldes vor dem kerckheren under der klufft
van hr. E. … g e s t i c h t e t, davor desulve kerckher den
e e
armen luden, de … to dem dode ordelet syn, dat h. sa-
e
crament wysen … schall 1424 Staphorst,HambKG. I 2
S. 254. 1440 Storn,Schwureinungen 238. die stifft aber
auff widderkauff g e s t i f f t e t mag man wol fur wucher
hallten, denn ich noch nie keynen rechten zinßkauff
auff widderkauff gesehen odder gehort habe 1523 Lu-
ther(Clemen) II 407. weingärten … so zu sannt Johanns
khirchen g e s t i f f t 1535 MHungJurHist. V 2 S. 24. 1537
NMittThürSächs. 19 (1898) 504. daß alle s t i e f f t e zien-
ße vndt guther bey den pfarr kirchen derselben diehner
e
vndt hospitalien bleiben sollen 1540 CCMarch. I 1 Sp.
250. die gefall und nutzung, so zu den … pfrunden …
e
g e s t i f f t und gehorig seynd 1562 LeutkirchStR.(Lünig)
1297. 1596 AktGegenref.2 I 197. die zehent, so zue geist-
lichen guetern g e s t i f t, mögen nit allein von geistlichen,
sonder auch weltlichen personen bestanden werden 1599
NÖLREntw. II 5 § 5. güther und gerechtigkeiten da-
hin [gottß huß] vergabet und g e s t i f f t e t 1607 Luzern
Hofkirche 6. guter, so … zu den bißthumben, præla-
e
turn, pfarren und beneficien g e s t i f f t e t worden 1634
CAustr. I 401. g e s t i f t zu seelgerät ein gut 1666 Beitr
OÖLk. 48 (1896) 169. 1721 SGallenErbr. 7.
V. etw. ausführen, ins Werk setzen, tätigen; insb.: (zB.
einen Vertrag, Vergleich) aushandeln, vereinbaren, ab-
schließen; eine Ehe stiften heiraten (Beleg 1355); bdv.: stif-
tigen (III); vgl. Stiftung (XI). han den selben chauf g e s t i f t e t
und getan mit meines oheims … wort, wille vnd gunst
1315 BrixenUrk. I 240. einir wold ein e s t i f t i n 1355
SchachbHecht 205. die underkawffel [habent] versworen,
e
daz si nicht chauffen an chainem chauff, der wider der
stat gesetzt g e s t i f t wirt um 1365 MünchenStR.(Dirr)
410. wo ain kauf g e s t i f t und ordentlich von unsern
leüten gemächt wierdet 1641 NÖsterr./ÖW. VIII 746.
conciliator nuptiarum, der eine heyrath s t i f f t e t oder
zu wege bringt 1655 DWB. X 2, 2 Sp. 2888. [zu abstel-
lung derselben zwistigkeiten haben wir] nachfolgenden
scheer- und willkührsbrieff unter unß g e s t i f f t e t und
aufgerichtet 1706 SchleswDorfO. 401. einen vergleich zu
s t i f f t e n 1774 Moser,Reichstage I 236.
VI. ordnen, in guten Zustand bringen. sîne bürge er
s t i f t e und vridete sîn lant / wol nâch küneges rehte
Mitte 13. Jh. Kudrun(Symons) 569, 1.
VII. in gutem Zustand erhalten, instandhalten; ange-
messen bewirtschaften; vgl. stiftbäulichen. schullen ez [lehen]
245 stiften (VII) – stiften (XIV)
… alle iar bewaren vnd s t i f t e n ze velde vnd ze dorf-
fe, also daz es icht pawlos werde 1333 HeiligenkreuzUB.
II 157. herewegan and hemeswegan to s t i f t a n e [(ihr
habt) Heerstraßen und Dorfwege instandzuhalten] 1. Hälfte 15. Jh.
FivelgoR. 176. ob ainer des gotzhaus haus erib äkcher
… ließ vervallen und ödt ligen, das sol in jarsfrist g e -
s t i f t werden. peschäch des nicht, so mag sich der her
der grunt underwinden 15. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 520.
VIII. etw. verfügen, festlegen, bestimmen, beschließen.
wir haben furder g e s t i f f t e t, das ein iglicher in der ge-
selschafft sich sal nach seynem state eerlich und fuglich
halten 1443 Storn,Schwureinungen 246. aber damit …
man rührig und fridsam leben mög, seind die gesatz und
rechtbücher auffkommen und g e s t i f f t worden 1575
DWB. X 2, 2 Sp. 2880. 1694? NÖsterr./ÖW. VII 691.
daß diejenigen, welche ihren letzten willen gerichtlich
s t i f t e n wollen, solches vor einer jeden obrigkeit, wel-
che sie dazu erwählen, verrichten mögen 1772 Pufendorf,
HannovLREntw. Tit. 77 § 6.
IX. (einen Eid) abnehmen. wer dem scheffen den eid
haib zu s t i f t e n? 1550 Eifel/GrW. VI 568. erstlich heist
der altest scheffen, der dem neuwen scheffen seinen eidt
s t i f f t, in der gewonlichen gerichtsstuben … dem schol-
teß vrlaub, hende vf die heiligen zu legen 1676 Treviris
I (1840) 107. oJ. Eifel/GrW. II 535.
X. (etw. Schlechtes) veranlassen, herbeiführen, anzet-
teln; mit jm./jn. auf etw. stiften jn. zu etw. anstiften;
bdv.: frommen (III 5); vgl. Stifter (IV). daz guot daz s t i f t e t
mort, roup, brant unt machet valsche ræte 2. Viertel 13.
Jh. Reinmar v. Zweter Nr. 256 V. 12. ob deheine dem
andern ein hobetlug vfleit im ze swekenne sine ere, der
v
sol dem beszern ein phunt … ald er mvge denne einen
,
andern gestellen an sin stat der den lug g e s t i f t e t hat
1252 Luzern/CorpAltdtOrUrk. I 51. des klaghe wi ju nu
e
klegelken, wo de uppersten van kopluden to Nogarden
valselken unde untruwelken hebben g h e s t i f t e d, stem-
ped unde ghemaked ene nige quade, valsche settinge up
den kopman unde up syn ghüd 1373 HanseRez. III 50.
1428 ebd. VIII 284. [die Hausgenossin habe] sy under-
wist und sy daruff g e s t ü f t, daz sy im das sin uß sinem
zins getragen 1442 SchweizId. X 1473. in was sachen
man nit appellieren soll: … wer ainen mit gewalt zu tod
schlecht, item der ain sollichen todschlag frümbdt oder
s t i f t 1488 NördlingenStR. 375. alle dye, die do czwey-
tracht und uflauft yn der stat s t i f t e n adir machten …
dy sollin dy rathmanne strafin an leybe und an gute um
1490 RechterWeg II 1152. [wo eine ehefruwe erem man-
ne mit gifte natrachtede,] men warp sie int füer. alle, de
sodane mit er g e s t i f t e t edder darto geholpen, lösen
den hals, deweile niemand daraver umme dat levent ge-
kamen is vor 1531 RügenLR. Kap. 122 § 3. diejenigen, so
ehebrecherei anrichten und s t i f t e n … [söllen] mit glei-
cher straf als die ehebrecher selbst gestraft werden 1540
Preußen/Sehling,EvKO. IV 56. ding, so irrung, span
und zwytracht … zwüschend inen … us misverstand
s t i f t e n und bringen 1560 JaunLR. 22. 1794 Preuß
ALR. II 20 § 1308. 1797/1802 Klüber,Geheimbund 105.
XI. (zB. ein Lehen, ein → Stiftsgut III) vergeben, etw.
246
verpachten. was man purkrecht versetzen oder verkau-
fen wil, das sol man tuen vor dem gruntherren, … wann
alle stiftung wird des ersten auflassen mit etlichem grunt-
recht … was man dann gelts darnach darauf setzet oder
verkaufet, das haisset under sich g e s t i f t e t und damit
verleust der gruntherr seines rechts nichts um 1300 Wien
StRb. Art. 125. men mach nen lengut s t i c h t e n edder
maken, it en si in unbewechliken gude 14. Jh. Bunge,
Rbb. 175. von den fleischhackern am nidern markt zu
N.: von ieder g e s t i f t e n pank ain rinderen pratten der
siben phening werth ist 16. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 981.
XII. eine → 1 Stift (VIII) abschließen, erneuern, dabei
auch die fällige → Stiftgülte (I) entrichten; etw. stiften
über etw. eine (erneute) Stift abschließen; bdv.: aufgeben
(II 4 b); vgl. 1 Stift (IX). si sullen s t i f t e n mit seinem kastner
zu N. und sullen furbas auf seinen kasten dienen 1388
RTA. II 27. vermerkht das hofampt zu M., von erst
o
die Swartzenwalder, die haben g e s t i f f t am erichtag
1469/70 A. Ogris, Die ältesten Urbare des Klosters Mill-
statt (Klagenfurt 2014) 135. er wolt mit vns nit dingen.
wir fordreten in in vnser stift. da wolt er nit s t i f t e n
mit vns, dann nach seinem willen, v. gab vns … grobe
frömde wortt 1484 Indersdorf II 117. 1490 ebd. 167.
haben im mein herrn vom rat ir haws … lassen, das
sol er all jar … s t i f t e n und davon stiftrecht geben als
ander der stat hindersassen Ende 15. Jh. StraubingStR.
321. das sich etlich vnderthanen dem vertrag widerwert-
tig erzaigen mit vorhaltung der gewöndlichen zinsen
vnd zehendtn … ir etlich nit s t i f f t n wellen, sollen die
gerichtsleut solches [abstellen] 1525 MittSalzbLk. 27
(1887) 300. das all inwoner der brobstei … järlich in
die stift komen sollen und järlich s t i f t e n nach inhalt
der stift recht oJ. Bayern/GrW. VI 192.
XIII. (etw. mit jm.) besetzen; von einem → Stiftsgut
(III): stiften und entstiften/stören im Rahmen einer →
1 Stift (VII) mit einem → Stiftsmann (II) besetzen und
diesen wieder entsetzen, formelhaft zur Bezeichnung der
grundherrlichen Verfügungsgewalt; bdv.: gestiften (III). sol
ouch gewalt haben div selben gut ze s t i f t e n vnd ze
o
entstiften 1290 Regensburg/CorpAltdtOrUrk. II 543. al-
lez mein guet vnd allez mein erbaigen … verlehent vnd
vnverlehent, g e s t i f f t vnd vngestifft, versvecht vnd vn-
versvecht 1295 Wien/ebd. V 502. schullen si die [gut]
e
auch s t y f t e n und storn als ander ir aygen hab 1361
e
OÖUB. VIII 17. hat unser … herre vollen gewalt den
hof ze s t i f t e n mit wem er wil 1373 Rockinger. 1541
NÖsterr./ÖW. VII 626. das recht, das vnser ambtman
hat ze s t i f t e n vnd ze steren, vnd wer abfert geit trissig
pfenning vnd der auffert … auch 1567 Österreich/GrW.
III 690.
XIV. jn. (als → Stiftsmann II) einsetzen; bdv.: einstiften
(II), setzen (VI). wir gebietten … das der abfarer dhein sache
clag hintz dem, der auf das gut wirt g e s t i f f t e t 1328
MittSalzbLk. 5 (1865) 165. daz mich der … abt s t i f t
auf das gut ze S. ze paumanns recht ein jar umb dem
dienst und vordrung und alle nutz als ander pauleut
e
das selben gut … dient haben 1350 Bayern/Rockinger.
vır hofsteten behauster guter g e s t i f t e r holden 1373
e e
247 stiften (XIV) – Stifter (II)
SPöltenUB. II 142. wann mein herr gestift mit seinen
armen leuten, so sollen sie mit einander aufgeben, und
sol sie mit einander s t ü f t e n 14. Jh. Tirol/ÖW. II 93.
hof zu W. … als offt ain erb abstirbt oder darauf g e -
s t i f f t wird, der sol in geben 6 r.g. 1463 Indersdorf I
375. wo unser ainer den andern in die hofmarch wolt
einstiften; ehe nun er den s t i f t e t, soll er das an die
herschaft und nachparschaft pringen 1554 Bayern/GrW.
III 641. 17. Jh. Steiermark/ÖW. VI 191. weitere Belege:
1362 hindern (III 4), 17. Jh. aufnehmen (C I).
XV. (als → Stiftsmann II) mit jm. vereinbaren, dass
er (als Nachfolger) in die → 1 Stift (VII) eintritt. da
konftig ainer oder mehr burger oder underthannen
s t i f t e n und iere heüser und güeter verkaufen wolten,
das sich der verkaufer und kaufer zuvor bei ainem
herrn prelaten oder dem … hofmaister anmelden soll
1581 NÖsterr./ÖW. VIII 52. wer sich weg wil ziechen
aus dem purkfrid, der schol s t i f t e n mit ainem andern
erbern man oder jungen gesellen, der do gelobt, er wel
sich setzen Ende 16. Jh. ebd. VII 6. es fört ainer frelich
auf und ab unbeschwärt von der herrschaft, geb nur
sein gerechtigkait und s t ü f t wider mit aim teüglichen
mann 1604 ebd. VIII 473.
XVI. ausstatten; etw. auf ein Gut stiften ein Hofgut
mit etw. ausstatten. curia S., quando illa est g e s t i f t
[aL. est locata quod vulgariter dicitur g e s t i f t e t] cum
12 vaccis, tunc solvuntur 600 casei 1220/40 ÖstUrb. I 1
S. 68. sehs swaige … mit dem reht vnd mit aller der be-
richtigvng als si g e s t i f t t sint, mit vieh, vnd mit andern
dingen 1297 Pöchlarn/CorpAltdtOrUrk. IV 99. alliv div
reht … div vnser purger ze G. her habent bracht von
alten dingen vnd mit den ir stat g e s t i f t ist 1307 Steir
GBl. 1 (1880) 174. es ist zu merken, was man auf die
guet g e s t i f t e t hat 1361 VjschrSozWG. 28 (1935) 339.
daz dieselben zwen welde des reichs weren vnd wer auch
die statt damit g e s t i f t t 1362 MZoll. III 454. was wein
wachsen in den weingërten, damit die gotzgaben in der
stat und vor der stat unz her sind g e s t i f t worden 1422
Tomaschek,Wien II 31. myth alles, wu me des beno-
men mach vnde vnse closter darmyth gedoteret vnde
g e s t i f f t e t ys 1535 IlsenburgUB. II 217.
XVII. ein → Stiftteiding abhalten; auch allg.: richten,
urteilen. [herr v.R.] soll drei tag richten und soll drei
tag s t i f t e n mit seinen armen leuten 14. Jh. Tirol/ÖW.
II 91. das ain brobst müg sitzen, s t i f t e n, richten alles
das fur in kumbt in der stift, ausgenomen dreilai sach,
treu, ere und pluet, daz hat ain lantrichter ze richten 15.
Jh. Steiermark/ebd. VI 1. so sie s t i f t e n, gibt er [paur]
16 pfennig an der zerung 1515 Indersdorf II 257.
XVIII. jn. mit → 1 Stift (IX) belegen. si schollen in
unser stifft gen mit einem halben pfunt pfenning und
mit zwayn huenen und schullen wir si daz selb jar nicht
e
hoher s t i f f t e n 1363 OÖUB. VIII 125.
e
XIX. als → Stiftzeit (II) gewähren. alles vollbringen
bei verliesung ir g e s t i f f t e n 8 jar, darumb sy geben
hat ze anfal fünfft g.r. 1475 Indersdorf II 14. [hr. zu S.]
liess mich verkauffen … das g e s t i f f t jar dem H. …
dem der erw. hr. das gütel auch verliess 1518 ebd. 264.
248
XX. aufprägen (auf eine Münze). wess ist das bild
vnnd übergschrifft / so vff dem pfenning ist g e s t i f f t?
1545 Luzern/FWB. XI 466.
XXI. sich auf etw. gründen, auf etw. fußen. 1362 SPöl-
tenUB. I 557. 1522 LutherGesAusg. I 10, 1, 1 S. 639.
(Stiftener) m., wie → Stiftsherr (I)? 7 scl. 3 £ lutte-
ken Hanse do he der s t i c h t e n e r rechtschedig umme
droch 1436 NdJb. 39 (1913) 114.
(Stiftenosse) m., wie → Stiftsgenosse (III). were … sa-
ke, dat desser sesse [Schiedsleute] jenich aflyuich worde
… weme [der streitenden Parteien] de syne afgestoruen
were, de mach eynen anderen weder in des doden stede
nemen, de eyn s t ü c h t e n o t e sy 1395 MünsterUrkS. V
289 [hierher?]. hir na geuen sie grot eruegut unde rede
gut den s t i c h t e n o t e n van Bremen, dat die ere hulpe-
re wurden vor 1417 BremGQ.(L.) 84. 1473 HanseRez.2
VII 193. vor gronde wan he den dridden striit, unde dar
wart he ersten ridder, unde affwan den den s t i c h t e n o -
t e n, de he gemenliken alle fencklick nam 1514 Brschw
Schichtb. 483. 1587 Goslar/BeitrGoslar XIV 100. s t i c h -
t e n o t e n, d. stiftsstande 1790 RavensbergId. 319.
e
Stifter m., auch latinisiert. I. Gründer, Initiator, Er-
bauer (zB. einer Stadt); auch als finanzieller Unterstüt-
zer; offen zu II; bdv.: Anfänger (I 1), Aufbringer (III). unserr
universitet, der wir aufpringer und s t i f t e r sein 1365
WienRQ. 166. alsus fur der herre von Safoy gan Bern,
… wolte … s t i f t e r und ortfrumer sin der stat 1420/30
Justinger 50. dat se yo bilker mer gunstiger unde vordeli-
ker deme orden wezen schulden, wente ze medehulppere
unde s t i c h t e r e eres orden mit den van Bremen ers-
tes gewest hadden 1421 HanseRez. VII 222. 1450 Storn,
Schwureinungen 319. vnser statt handueste, die vns von
… Berchtolden, herzogen zu Zeringen, wilend vnsern
gnedigen hern s t i f t e r gegeben 1503 FreiburgÜStB. 4.
s t i f f t e r dieser loblichen gesellenzunfft unnd innung
sein gewesen die erbare … meistere G.T., H.N. und
C.L., alle meister des kleinschmiedehandtwerkes unnd
einwhoner der königlichen stadt R. 1583 Stieda-Mettig
446. anfenger und s t y f f t e r der statt 16. Jh. Thurgau
UB. II 78. zeit konigs Woldemari, s t i f f t e r n dieses low-
e
buchs 1717 Blüting,Gl. I 5.
II. Geber einer → Stiftung (II), Urheber einer → Stif-
tung (III); auch: Nachfahre, Rechtsnachfolger eines sol-
chen Stifters, dem wie dem Stifter best. Rechte und Pflich-
ten, etwa hinsichtlich → Präsentation (I) und → Schirm
(I 2) zukommen können; bdv.: Patron (I), Stiftiger, Stiftsherr (II).
das sy wurden geheissen … die furnemisten s t i f f t e r
diss gotzhuss 1194/1226 Urkundio II 2 S. 9. von der
benne wegen, die si hand von dem s t i f t e r von alter,
win ze schenken ze sant martins tag … das wir da frúnt-
lich vnd lieplich mit enander verricht vnd verainet sigint
1267 Schaffhausen/CorpAltdtOrUrk. I 153. were aber nv
daz, daz selbe kloster ieman biswarti alde einis andern
ordens twingen wolte daz sol ich vnd min nachomen,
de s t i f t e r, heizent schirmen 1294 Luzern/ebd. III 167.
i
wır [abptessinn] … verjehen an disem prief, daz wır …
e e
nach unser s t i f t a r rat einen halben weingarten … dem
e
beschaiden mann R. … lazzen haben ze rechtem purk-
o
249 Stifter (II) – Stifterin (IV)
recht 1303 SPöltenUB. I 211. 1334 OÖUB. VI 135. so
suln wir [Konvent] alle jar … begen seinen jartag mit
messen … alz wir die begehen unsern s t i f f t e r n 1362
ebd. VIII 84. wär aber daz sie [pfarr ze S.] den iartag
iärlich nicht begiengen so hat der s t i f t e r … vollen ge-
walt das halb pfunt gelts ze geben armen lewten in der
burger spital 1401 MittSalzbLk. 13, 2 (1873) 4. wenn
man der s t i f f t e r jartag begat … als man die gotberat
geyt in daz ober spital, alz denn sol man ouch dieselben
spiz, trank und prot geben den brudern, alz man dann
o
den andern geyt 1445 AugsbStR. S. 279. [de prestere
der twier commenden scholen vorplichtet syn] vor des
e e
… s t i f f t e r s, siner eldern … selen treweliken to bid-
dende 1520 Staphorst,HambKG. I 2 S. 341. 1536 Han-
nover/Sehling,EvKO. VI 2 S. 1002. 1542 Wolfenbüttel/
ebd. VI 1 S. 16. gude… die deme clostere zu S., da mi-
o
de daz ez gestifft wart, gegeben unnd im auch bestidiget
sint von irn alden s t i f t e r n, als die briefe haldint 1556
DOrdHessenUB. II 616. wann ein … geistlicher ein ver-
stift guet … zu verkhauffen willens, solle er daßelbe des
s t i f t e r s negsten bluetsfreünden anfailen 1599 NÖLR
Entw. II 3 § 1. ebd. V 159. 1722 HannovGBl. 8 (1905)
224. der s t i f t e r [machte] den stipendiaten noch ver-
bindlich, nach absolvirten studien eine theologische dis-
putation selbst auszuarbeiten und zu vertheidigen 1786
Gadebusch,Staatskunde I 126. 1794 PreußALR. II 4 §
37. 1806 Roman,BadKirchR. 5.
III. Ahnherr, → Stammherr (I). der dritte [Sohn] …
ist der s t i f t e r der simmerisch- und zweibrukischen li-
e
nien 1784 Bachmann,PfalzZwbrStaatsR. 111. in primo-
genituren gelangt zuforderst der erstgebohrne sohn des
e
s t i f t e r s, mit ausschließung aller seiner nachgebohrnen
bruder, zum besitz des fideicommisses 1793 Pütter,Erört
e
StaatsR. I 323. 1804 Gönner,StaatsR. 454. 1811 Öst
ABGB. § 626.
IV. Anstifter, Aufwiegler, Rädelsführer; bdv.: Anheber (I),
Hauptsacher (I); vgl. stiften (X). daz die svnden gifter / vnd
dez meines s t i f t e r / bekennen also verre 1293 Langen-
stein,Martina 105 V. 44. 1444 EidgAbsch. II 176. [schme-
schrifft:] der schryfft s t i f f t e r s vnde dichters belangen-
de 1546 MLiv. IV 29. welcher … ainen anfannger oder
e
s t i f f t e r der aufruren vnd emporungen, oder derglei-
e
chen haimlicher boser conspirationen, vnns … anzaigen
e
… wurde, dem [werden] … dreyhundert guldin bezalt
TirolLO. 1573 IX 17. der raht … ließe etliche von den
s t i f t e r n mit dem schwert richten und ward der aufruhr
gestilt Ende 16. Jh. MagdebChr. II 103.
V. wie → Stiftsherr (III); auch: Vertreter des Stifts-
herrn, der → stiftet (XIV) und → abstiftet (I), das →
Stiftteiding leitet; formelhaft: Stifter und Störer Inha-
ber des Rechts zu stiften und abzustiften; bdv.: Hausmeister
(II). daz wir [chloster] ouf dem selben gut schulen sein
o
recht s t i f t e r vnd storer, so mit beschaidner rede, daz
wir daz dienst iærchleihen schuln abnemen ze den vorge-
sprochen tagen vnd in anturten vnz an ir beder leibes en-
de 1296 NÖsterr./CorpAltdtOrUrk. III 534. ipsi domini
de N. erunt iusti tutores et destitutores, quod vulgariter
s t i f t e r vnd storer dicitur 1301 KlosterneubStiftUB. I
250
74. dis ist die offnung vnd twingsrecht zuo W. als vnser
s t i f t e r graf H.v.R. koft hat vmb sechshundert vnd LX
mark silbers von graf H.v.T. mit aller zuogehörd … mit
lechen, mit lüt und guot 15. Jh. Argovia 4 (1864/65) 252.
die amptleut oder s t i f t e r die schüllen melden: welcher
nicht nüzleich oder peuleich sei zu haus oder zu veld
oder nicht gehorsam sein, pei der pen der erstattung
15./16. Jh. Steiermark/ÖW. VI 223. 1654 NÖLO. V 2,
b § 4. wem in unserem burgfriet ein haus … ân brief
umb geltschuld versetzt wirdt, der soll jährlich auf sein
pfant rügen vor dem s t ü f t e r und stärer, anderst das
pfant wirdt dem rechten ledig 17./18. Jh. NÖsterr./ÖW.
VIII 609. weitere Belege: 15. Jh. schleifig, stiftlich (I).
VI. wie → Stiftsmann (II); auch: Pächter, Entleiher;
bdv.: Freistifter; vgl. Dinger (VII). zwischen G. 17 mansi, s t y f -
t a r i u s habet vnum 1220/30 SteirUrb. 12. wan einer
… zur stift ainen s t i f t e r stellt … so mag er frei zie-
hen 1580 Steiermark/ÖW. X 140. 1737 KurpfSamml. IV
606. locatio, conductio heißt, da man etwas um … lohn
zum gebrauch verleihet … und pflegt derjenige …, wel-
cher den gebrauch hierum hat, conductor oder dinger,
s t i f t e r … genannt zu werden 1756 CMax. IV 6 § 1.
VII. Arbeiter in einem → Steinbergwerk, der Löcher
in das Gestein bohrt zur Abspaltung von größeren Abbrü-
chen; vgl. Beräumer, Stiftlohn. es soll … ieder s t i f f t e r oder
beräumer, so in diesem grunde [Steinbruch] arbeiten will,
gantze innung geben 1660 CAug. II 346.
Stifterbrief m., wie → Stiftungsurkunde. [des bischofs
vicarien hät sy] nach inhalt der s t i f f t e r b r i e f wiland
der herzogen in Schwaben, … mit recht also entschai-
den 1420 SchrBodensee 21 (1892) 120. den s t i f f t e r -
b r i e f f, welchen hochloblicher gedachter kayser Lud-
wieg versiegelt um 1550 HallChr. 7. im s t i f f t e r - und
donationb r i e f f ermeltes closters begrieffen ebd. 161.
Stifterbuch n., auch dim.; Buch mit (Abschriften wich-
tiger) Urkunden eines → 1 Stifts (I), namentlich der →
Stiftungsurkunde. der frome und gottselige stüfter E. …
hat … güeter gestüft und incorporirt, wie in der stüf-
tung, so in dem s t ü f t e r p ü e c h l begriffen, zu sehen
1534/1630 Kärnten/ÖW. VI 532. doch [gotteshausz M.]
solcher stifftung kein sonder s t i f f t e r b u c h, dann den
stiffterbrieff … hetten um 1550 HallChr. 7.
Stifterin f. I. Gründerin (und finanzielle Ausstatterin)
einer geistlichen Einrichtung; bdv.: Stiftsfrau (II), Stiftsherrin.
des munsters s t i f t e r i n n e 1. Viertel 14. Jh. Heidelb
HsRosenh. 20. 1631? ZRG.2 Kan. 47 (1961) 180. 1637
BickenklosterChr. 29.
II. Frau, die eine → Stiftung (I 1) macht; vgl. 1 Stift
(III). ich L.v.F. s t i f t e r y n n e des megenantin altirs vnd
der lehene 1397 Schmitt,NhdSchriftspr. 183. H., ein sun
der s t i f t e r i n hat uns geben ain guet zu H. 1666 Beitr
OÖLk. 48 (1896) 157.
III. Grundherrin, die ihre Liegenschaften im Wege der
→ 1 Stift (VII) zeitlich befristet an → Stiftsmänner (II)
vergibt; vgl. Stiftsherr (III). s t i f t e r i n n und stœrerinn 1338
SteirLArch. 2116b . 1355 WienSchottenUB. 286.
IV. Verursacherin, Veranlasserin; vgl. Stifter (IV). sub-
priorin R. als eine hexe und zauberin, s t i f t e r i n alles
251 Stifterin (IV) – Stifthuhn
uebels … anzugeben 1749 Horst,ZauberBibl. I 207. 1804
v.Berg,PolR. IV 173.
Stifterwille m., Wunsch, Absicht eines → Stifters (II).
also der s t i f t e r w i l l desto wirklicher vollstreckt wer-
den mag 1578 HohenzollJh. 16 (1956) 68.
Stiftfischer m., auch Stifts-; Fischer mit dem Privi-
leg, ein → Stiftfischwasser zu befischen; vgl. Stiftmeistersohn.
1571 KaiserslauternRatsprot. 175. 1695 OstbairGrenzm.
1 (1957) 41.
Stiftfischwasser n., einem → 1 Stift (I) zugehöriges
Gewässer mit Fischbestand; vgl. Stiftfischer. 1695 Ostbair
Grenzm. 1 (1957) 41.
Stiftgabe f., wie → Stiftung (II). 1668 Fugger,Ehrensp.
260.
Stiftgeld n. I. (jährlicher) Zins von einem → Stiftsgut
(III); bdv.: Stiftgülte (I). den hof da der jung W. auf sizt, vnd
der da dient, all jar zu sand michels tag … vier pfening
s t i f f t g e l l t s 1447 MBoica 25 S. 50. in aller stift geben
12 pfennig s t i f t g e l t und 15 pfennig zu einem weisat
1449 Rockinger. welcher burger … zu diser gehaltnen
stüft nit erscheinen, das er neben den ordinari s t ü f t -
g e l t von ainem jedem rint zu straf 3 kr. … bezallen
solle 1647 Tirol/ÖW. XVII 19. 1756 CMax. IV 6 § 6.
1774 Wagner,Civilbeamte I 184. weitere Belege: 1598 Stiftmahl,
1687 Eisengeld (II), 17. Jh. Reichmünze (I).
II. Gebühr für die Neuvergabe eines → Stiftsguts (III)
(nach einem Inhaberwechsel). so ainer weniger ansagt
in der stift, dann er verkauft hat, und das auf ihn be-
weist wurd, so ist derselbige grunt und das guet verfallen
der herrschaft, und der herr soll demselbigen geben das
s t i f t g e l t hinaus, den zehenden pfenning, damit das er
nit umbsonsten darvon gehe Anf. 16. Jh. NÖsterr./ÖW.
IX 727. 2. Hälfte 16. Jh. ebd. 789.
III. (als → Stiftung II) zweckgebunden zugewandte
Geldsumme. gen in sein [gotshauss] stifft und … alda ge-
ben von ein vierding wachs zu urkundt und s t i f f t g e l t
1380 MBoica X 150. verordne ich von berüertem jarli-
chen s t i f f t g e l t denn armen schuellern in der khotterey
… umb posserung ierer klaidl zwainzig pfundt pfening
1576 U. Denk, Alltag zw. Studieren u. Betteln (Göttingen
2013) 208. 1801 KurpfSamml. IV Reg.
IV. Geldvermögen eines → 1 Stifts (I). das s t i f t s g e l d:
… das einem stifte gehorende geld 1810 Campe IV 659.
e
V. Geldzuwendung aus einem Stiftsvermögen an ein
Stiftsmitglied. s t i f t s g e l d: … geld, welches ein stifts-
glied als solches vom stifte erhalt 1810 Campe IV 659.
e
VI. pl., finanzielle Mittel eines → 1 Stifts (IV). dass …
alle hiesige armehäuser[-], spitäler[-] und andere s t ü f t -
g e l d e r durch eine haubtcassam verwaltet … werden
solle 1752 Kretschmayr-Walter II 412.
Stiftgenoßsame f., organisierte Rechtsgemeinschaft der
Eigenleute eines → 1 Stifts (I); vgl. Genoßsame (III 1). 1607
LuzernHofkirche 30.
Stiftgewahrsame f., Privileg eines → 1 Stifts (I); vgl. Ge-
wahrsam (IV). 1607 LuzernHofkirche 12.
Stiftgroschen m., → Groschen (I) als Gebühr an den
Amtmann, der die → Stiftgülte (I) einzieht; bdv.: Stiftkreuzer
(II), Stiftpfennig (II). [D. soll für ein Fischwasser] für gült und
252
zinß zechen gulden und einen s t i f t g r o s c h e n … jer-
lichen raichen 1595 HohenburgMarktR. 69. daß … alß
oft sich ein urbarguet oder grund im urbar verändert
… der kaufer anderst kein anlait … alß dem ambtmann
ain s t ü f t g r o s c h e n … zu bezallen schuldig sein solle
1612 OÖsterr./ÖW. XIII 312.
Stiftgülte f. I. (bei der idR. jährlichen Neuvergabe fäl-
lige) an den → Stiftsherrn (III) zu leistende Zinsabgabe
für eine → 1 Stift (VIII); zT. auch in Naturalien zu er-
bringen; bdv.: 1 Stift (IX), Stiftehrung, Stiftgeld (I), Stiftkreuzer (I),
Stiftpfennig (I), Stiftrecht (IV), Stiftung (VIII), Stiftvierer; vgl. Stiftha-
fer, Stifthenne. daß er in große geldschuld und heimliche
armut wäre kommen, daß er auch seinem lehenherren
die s t i f tzins oder g ü l t nicht hätte zu geben, darum
er ihn von haus und häuslichen ehren wollte treiben
1497 OstbairGrenzm. 7 (1964/65) 225. M. Kreittmann,
Bericht vom Zehendtrecht (Ingolstadt 1594) 47. das auch
si undterthonnen den … gruntherrschaften ire schuldige
s t ü f t -und gruntg i l t e n … jedes jar zu der ordenlichen
stüftzeit erlegen um 1618 Tirol/ÖW. II 16. wie es mit de-
nen s t i f t - und pfennig-g i l t e n zu halten 1774 Wagner,
Civilbeamte I 153.
II. (als → Stiftung II) zweckgebunden zugewandte
dauerhafte Zinseinkünfte; vgl. Stiftgeld (III). als dann vnser
vorfordern … zu vnserm closter … vermacht, gestift vnd
darzu geben hetten zu einer ewigen s t i f f t g u l t und seel-
e
gerat 1463 VerhNdBayern 7 (1860) 313. 1499 Beleg s.
e
unter Stiftsgut (II).
Stiftgunst f., Nutzungsrecht an einem → Stiftsgut (III).
1480 Indersdorf II 71.
Stifthafer m., Hafer als → Stiftgülte (I). 1. Hälfte 14.
Jh.? BeitrSteirG. 13 (1876) 51.
Stifthandlung f., die → 1 Stift (VII) betreffende recht-
liche Handlung, insb. die Vergabe einer Liegenschaft.
[Übschr.:] von s t i f t h a n d l u n g 1535 NÖsterr./ÖW. IX
791. 1587 OÖsterr./ebd. XIII 134.
Stifthenne f., Huhn als → Stiftgülte (I); bdv.: Stifthuhn.
dass die leith, die auf den obgenanten güettern gesessen,
… iärlich sollen khomben dem pfarrer zu E. in die stifft
mit zwayen s t i f f t h e n n e n 1379 MBoica V 189. 1515
Meichelbeck,Fris. II 2 S. 322. soll man uns dienen …
die pfeniggülten und s t ü f t h e n n e n zu den geseczten
stifttägen 17. Jh. Salzburg/ÖW. I 7.
stifthold adj., als → Stiftsmann (II) ansässig. es soll
khain richter khainen das gericht verpieten oder auß
dem gericht schaffen, der hewslich ange[se]ssen, s t i f f t -
oder erbh o l d ist 1515? BeitrSteirG. 22 (1887) 89.
Stiftholde m., wie → Stiftsmann (II). s t i f t h o l d e n
des ambts der bropstei 16. Jh. Steiermark/ÖW. VI 35.
daß ire [grundhern] s t i f f t h o l d e n in guettem auf-
nemen stehen 1622 SchlernSchr. 109 S. 311. s t u f f t -
e
h o l d e n 1721 Bluemblacher App. 33. Gemeiner Urbars-
Gebrauch (München 1750) 7.
Stifthufe f., → Hufe (IV) als → Stiftsgut (III). in der
C. 13 mansi et 2 s t y f t h u b e 1220/30 SteirUrb. 12. 1622
o
BeitrEssen 67 (1952) 247.
Stifthuhn n., Huhn als → Stiftgülte (I); bdv.: Stifthenne.
census in valle Admontensi. … VI ort smalz, IIII s t i f t -
253 Stifthuhn – stiftlich (II)
h u e n 1. Hälfte 14. Jh.? BeitrSteirG. 13 (1876) 58. 1394
MittSalzbLk. 12 (1872) 276. 1408 MBoica XVI 201.
stiftig adj. I. gehorsam. wie wol in [den Prediger] et-
lich beschuldigen, er mache auffrur, sag ich … das er …
o
uns ermanet, s t y f f t i g, stil und fraintlich zusein 1525
o
DWB. X 2, 2 Sp. 2896.
II. wie → stiftisch (II). muß ich der s t i f f t i g e n lehn-
verfassung … zuschreiben B. Schmidt, Gründliche Be-
leuchtung (Frankfurt 1751) 28.
Stiftig n., wie → 1 Stift (II 1); vgl. Stiftiger. kleine stadt an
der Maas, im s t i f f t i g Lüttig, zwischen Mastricht und
Maseyk J.A.E. Maschenbauer, Allg. Zeitungs-Handbuch
(Augsburg 1748) Sp. 1715.
(stiftigen) v., mnl., mnd. stichtigen. I. etw. gründen,
ins Leben rufen, instituieren (und mit Geldmitteln aus-
statten); mit etw. ausstatten; bdv.: stiften (II). renthen en-
de goide … dair wij dat voirscr. cloister mede hebben
gefundiert, gedotiert ende g e s t i c h t i g e t 1405 Nijhoff,
Ged. III 275. g h e s t i c h t i g e t unde gemaket ene kum-
panie to der ere unde werdicheit der … juncvrouwen
Marien 1415 Stieda-Mettig 656. eyne vicarie, de he in
der sulven unser kerken … g e s t i c h t i g e t unde begif-
tiget heft 1446 HildeshUB. IV 516. 1454 HambZftRolle
235. sodanne commissyen … to sunte Nicolaus altare
g h e s t i c h t i g e t vnde fundert 1463 CalenbergUB. VIII
124. 1466 OstfriesUB. I 733.
II. auf etw. gestiftigt sein auf etw. gegründet sein. 1462
HanseRez.2 V 179.
III. wie → stiften (V)? unse kumpane [der kortzen-
werchten], die disse vorscreven stucke g h e s t i c h t i g e t
unnd ghedichtet hebben 1372 QStädteForsch. IV 313.
Stiftiger m., wie → Stifter (II); vgl. Stiftig. in welcher
messe eyn ixlicher vicarius … fliszlich beten sal vor
die selen der s t i f f t i g e r n 1487 ArnstadtUB. 396. 1497
MarburgRQ. I 218. deß gotshus s t i f t i g e r n um 1515
SchweizId. X 1476.
Stiftigung f., wie → Stiftung (I 1). 1397 Schmitt,Nhd
Schriftspr. 183.
stiftisch adj. I. einem → 1 Stift (I) angehörend, zuge-
hörig, unterstehend; im Gebiet eines → 1 Stifts (I) gele-
gen; im Nl. mit Bezug auf das Stift Utrecht. die s t i c h t -
s c h e ballinge um 1400 CDNeerland. II 3, 1 S. 456. dat
die Gelresche hensestede enen ende die s t i c h t e s c h e n
hensestede enen senden solden to Bremen ter dachvaert
1449 HanseRez.2 III 398. 1507 LübRatsurt. IV 348. ydt
ys ock nen s t i f f t e s c h gudtman lenger richter tho bli-
e
uen vorplicht, alse van einem mandage beth thom an-
dern 1539 Faber,Form. N iijr . dat werdige capittel vnde
de s t i c h t g e s t e n hern 1546 MLiv. IV 31. [Gebot,]
das man das s t i f t i s c h papistisch lang geleut abschaffe
1556 Henneberg/Sehling,EvKO. I 2 S. 328. 1570 Utrecht
RBr. II 444. 1571 MittStArchKöln 18 (1889) 32. die
s t i f f t i s c h e gerichts- und cammer-insiegel … wurden
im furstlichen archiv verwahret 1623 Moser,Hofr. I Beil.
e
218. sieben s t ü f t i s c h e häußer 1651 SchweizId. X 1477.
1692 FreibDiözArch.2 5 (1904) 216. ob nun wohl man
ihren zorn gegen die adeliche und s t i f f t i s c h e dorffge-
richte an seinen ort gestellet seyn lasset 1745 Ludewig,
e e
254
Anzeigen III 68. 1758 SchleswDorfO. 882. opfergeld aus
den s t i f t i s c h e n guthern 1788 Gadebusch,Staatskunde
e
II 188. 1805 Vahlkampf,Miszellen I 259. 1808 Cleß,
KirchlLGWürt. II 2 S. 208. weitere Belege: 1738 Krummstab-
lehen, 1784 Reichland.
II. in einem → 1 Stift (II) geltend; im Stift Riga: stif-
tisches Recht für den Ritterstand geltendes Recht. schall
man idt holden na unsern s t i c h t i s c h e n rechten 1523
AktLivlSt. III 420. [Buchtitel:] de gemenen s t i c h t i -
s c h e n rechte ym sticht van Ryga, geheten dat ridder-
recht [Rostock 1537]. 1539 Faber,Form. E iiijv .
III. von einem → 1 Stift (I) ausgegeben, herrührend.
s t i f f t i s c h e patentes 1740 Nominationsrecht 6.
(Stiftische) m., Untertan, Bewohner des Stifts Utrecht.
swoeren sij [ballinge] ten heiligen, dat sij die s t i c h t i -
s c h e nyet veden noch schedigen en soelen um 1400 CD
Neerland. II 3, 1 S. 457.
Stiftkreuzer m.; vgl. Kreuzer (I). I. wie → Stiftgülte (I).
1501 ForschTirol 3 (1906) 58.
II. wie → Stiftgroschen. daz schusterlechenn … dient
9 pfd. perner krewczer … vnd 2 s t i f f t k r e w c z e r 1450
MittSalzbLk. 14, 1 (1874) 49.
Stiftleute behandelt unter Stiftsmann.
stiftlich adj., adv., stiftlichen adv. I. gemäß den Regeln
der → 1 Stift (VII); in einem den Regeln der → 1 Stift
(VII) angemessenen Zustand; auch allg.: in wirtschaft-
lich gutem Zustand, ertragbringend; etw. stiftlich legen
zu Ertrag bringen, auch: gemäß den Regeln der Stift zu-
rückgeben; bdv.: baulich (I). das sy den hof und weingarten
s t i f t l i c h und pawlich halten sollen 1346 GöttweigUrb.
p. 105. 1385 MBoica XX 29. jn der beschaidnuss, daz
das … lehen … dem … gotshaws … pauleich, s t i f f t -
l e i c h vnd dienstleich lig 1385 SeitenstettenUB. 328. so
schol in der jude verkauffen, das der weingarten s t i f t -
l i c h sei und dem herrn nicht vorderbe 1402 Seelowitz
89. demnach S. seine gestiffte 6 jahr dem P. … vberge-
ben hat, so hat die P. … von den H. … s t i f f t l i c h e n
empfangen, dient … nach salpuchs sage 1478 Indersdorf
II 141. 1499 NÖsterr./ÖW. VIII 833. wann ain erb von
dem landt geriett vnd das vrbär nit s t i f f t l i c h hinder
im liess, da mit der herr des dinst dar ab bechömen
möcht, so mag der stiffter oder der herr das vrbär mit
ainem andern pawman wol bestifften 15. Jh. Tirol/GrW.
III 728. 15. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 586. alle erb hie
sollen in 14 tagen s t i f t l i c h gelegt werden oder er ist
wandlmässig 1541 ebd. 216. so ödt im dorf wärn, sollen
ôn schaden des herrn und von den nachpern s t i f t l i c h
gelegt werden Mitte 16. Jh. ebd. 255. der leibgedinger
[verwürkt] sein leibgeding, wann er das guet bedingter-
massen nit s t i f t l i c h noch beulich helt 1573 NÖLTfl.
IV 74 § 6. güetl … s t ü f f t l i c h bewohnt 1626 Indersdorf
II 322. 1635 NÖsterr./ÖW. VIII 651. sie sollen auch mir
… obermelt halbes gut … s t u f f t l i c h und beylich legen
e
und innhaben 1721 Bluemblacher App. 59. oJ. Bayern/
GrW. VI 129.
II. für ein → 1 Stift (I) geltend, einem → 1 Stift (I)
entsprechend, zukommend; bdv.: stiftisch (II). [dass] unser
stiftherrn … nit in solicher macht sin, ir stattuten und
255 stiftlich (II) – Stiftrecht (VI) 256

s t i f t l i c h e n rechtsame, die sich einem jeden insunders so laßt er conductori den zins oder s t i f t - p f e n n i n g
hundert rinescher guldin geburen, abzutragen 1487 Bern ganz oder zum theil … nach 1756 CMax. IV 6 § 5.
i o

StR. VI 1 S. 199. vns als den ordinarium vnd bischove IV. Schmuckmünze zum Zeichen des Innehabens ei-
des orts ein s t i f f t l i c h wesen vnd ordnung … vffzurich- ner → Pfründe (II). erhalt jedes im wirklichen prabend-
e e

ten … ersuchen lassen 1527 Remling,SpeyerUB. II 518. genuß stehendes stiftfraulein die stiftsstatuten und den
e

nach alter gewonhait und s t i f t l i c h e r gerechtigkait hat auf gold weis emaillirten s t i f t s p f e n n i g sammt 6. el-
niemants in den F. … ze holzen 1593/1671 Kärnten/ÖW. len ordensband Satzungen d. reichsadelichen Fräulein-
VI 475. die s t u f f t l i c h e einkunfften dasigen capituls stifts Ritterort Gebürg (Bamberg 1781) 43.
e e

Lob- und Ehren-Predigen (Augsburg 1733) 7. Stiftrecht n. I. für ein → 1 Stift (II) geltende Rechts-
III. angemessen, ziemend, gebührend. solcher schantli- regeln. [erkennen wir hobsrichter] nach s t i c h t s - und
e

cher fyren … ist uns cristen nit s t i f f t l i c h ze schryben, hobsr e c h t e, daß die semtliche hove nicht versplittert
darumb wil ichs usz lassen 1473 BiblLitV. 205 S. 215. [sein sollen] 1575 Wigand,Denkw. 273. mag auch kein
v

Stiftling m, Empfänger von Leistungen aus einer → mann seiner frauen … dasjenige, so ihr … nach s t i f t s -
Stiftung (III), → Stipendiat. berichte wegen standischer r e c h t e und gewohnheit … aus des andern gutern
e e

s t i f t l i n g e 1787 HdbchÖstGes. XIV 981. gebuhret … vermindern 1577 BremRitterR. 34.

e

Stiftlohn n., bergm.; Arbeitsentgelt eines → Stifters II. Rechtsregeln einer → 1 Stift (VII); auch die einzel-
(VII). 1660 CAug. II 345. ne Regelung; meton. die nach diesen Regeln zu entschei-
stiftlos adj., von einem → Stiftsgut (III): ohne → 1 Stift denden Streitigkeiten; bdv.: Stiftartikel, Stiftöffnung; vgl. Stiftbuch
(VIII) (seiend). [ein witib sull] in 14 tagen auf ir gerech- (II), Stiftrechtbuch. sol ich … alle jar ze rechter potenzeit
tigkait das gut besten … damit das gut nit s t i f t l o s sei komen gen V. in die paustift und da richten alle s t i f t -
1493/1523 OÖsterr./ÖW. XIV 233. r e c h t 1392 Rockinger. meins herren rechten von Ad-
Stiftmahl n., Mahlzeit anlässlich eines → Stiftteidings; mund, die er in seiner stift hat vnd s t i f f t r e c h t hais-
als Leistung der → Stiftsmänner (II) oder Verpflichtung sent 1434 BeitrSteirG. 13 (1876) 97. 1528 ebd. 101. wel-
des → Stiftsherrn (III); bdv.: Stiftzehrung. 1524 OÖsterr./ licher hof dem ambt und herrschaft S., zur brobstei al-
ÖW. XIII 275. [weil] diße obrigkhait bisher khain stifft- da mit s t i f t - und gruntr e c h t e n zuegethon 1630 Ti-
gelt eingenomben, soll es noch hinfüro darbei verbleiben rol/ÖW. XVII 372. articl der s t i f t r e c h t … die jerlich
und die unterthonen kaines zu raichen, derentgegen die in denselben urbarstiften durch die urbarsleut zu recht
obrigkhait inen khain s t i f f t m a h l zu hallten schuldig erkant und verlesen werden 17. Jh. Salzburg/ebd. I 1.
sein 1598 Grüll,Bauer 247. nach laut unserer s t u f f t - r e c h t wie andere unsere hol-
e

Stiftmannsrecht n., wie → Stiftrecht (VI); vgl. Stiftsmann den zu straffen 1721 Bluemblacher App. 16. oJ. Bayern/
(II). 1493/1523 OÖsterr./ÖW. XIV 214. GrW. VI 185. weitere Belege: 1391 Rügung (III), 1476 frei (I 11).
Stiftmeistersohn m., Sohn eines → Stiftfischers. 1659 III. grundherrliches Recht, Liegenschaften im Wege
OstbairGrenzm. 1 (1957) 40. der → 1 Stift (VII) gegen → Stiftgülte (I) zu verleihen.
Stiftöffnung f., (gewohnheitliche) Rechtsregeln für ei- V. de A. legauit richerspergensi ecclesie subscriptas per-
ne → 1 Stift (VII); bdv.: Stiftrecht (II); vgl. Öffnung (II). vermerkt sonas cedens iuri aduocationis, quod habuit in eosdem.
die s t i f t ö f f n u n g, die die Iufanner jerlich in der stift ipsas itaque personas ecclesia nostra libere possidet eo
meroner ambts öffnen sollen 1549 Tirol/ÖW. II 59. iure, quod dicitur s t i f t r e h t 1262 OÖUB. III 298. ain
Stiftpachtkate m., verpachtete → Stiftskate. 1645 s t i f t r e h t vf ettelichem gvte daz die chorherren von M.
o o

Schnettler,Steuerstr. 215. da ze S. habent, daz reht giltet sehtzich phenninge 1290

Stiftpfennig m. I. wie → Stiftgeld (I); auch Pfennig Passau/CorpAltdtOrUrk. V 328.
als → Stiftgülte (I); bdv.: 1 Stift (IX). dem probst … sechs IV. wie → Stiftgülte (I). richten den … dinst und auch
s t i f t p f e n . 1. Hälfte 14. Jh.? BeitrSteirG. 13 (1876) gült und dazu alle s t i f t r e c h t als ander unser pauleut
o

50. s t i f f t p h e n i n g 1399 SteirLArch. so sol im [apt] 1392 Aibling/Rockinger. haben im mein herrn vom rat
ein yeglicher paur von ainem ganzen gut zu yeder stifft ir haws … lassen, das sol er all jar … stiften und davon
ainen kraizer zu s t i f f t p f e n n i g geben 1405 QFAgrG. s t i f t r e c h t geben als ander der stat hindersassen Ende
35 S. 178. die hueben, so zwm zehent ligent, gibt yede 15. Jh. StraubingStR. 321.
X s t i f t p h e n i n g 1434/37 BeitrSteirG. 13 (1876) 100. V. wie → Stiftteiding. wer die vier rechttag versambt
II. Pfennig oder kleiner Geldbetrag als Gebühr an den und nit kumbt, den tägt man wider umb in die s t i f t -
Amtmann, der die → Stiftgülte (I) einzieht; vgl. Stiftgro- r e c h t und besitzt in aus gerechtigkait der herrschaft im
schen. irs gotzhaus gut … gibt iärlich ain schaf korns, jar kain recht besonder aus pete 15. Jh. Kärnten/ÖW. VI
vnd dreissig regenspurger pfening wissgeltz … vnd zwen 510. frag: wer das s t i f t r e c h t anheut schuldig zu besu-
s t i f t p f e n i n n g 1408 MBoica XVI 201. ir jeder sol chen ist und … nit hie wer, was ainer darumb schuldig
dem ambtman geben, so er den zins gibt, zwen schreib- sei 1. Hälfte 16. Jh. OÖsterr./ebd. XIV 407. 17. Jh. Salz-
phenning unnd s t i f f t p h e n n i n g von ainer hueben burg/ebd. I 50.
zwen khreuzer, von ainer hofstat ain phenning 1589 VI. Nutzungsrecht an einem → Stiftsgut (III); bdv.: Stift-
MittSteirLArch. 37 (1987) 88. gunst, Stiftmannsrecht; vgl. Stiftsjahr (I). den … hof sol ich weder
III. Mietzins für eine Wohnung. da der nachbar luft tailen noch rainen, mein s t i f f t r e c h t nit verkümern
oder liecht von der gemietheter wohnung verbauet … oder verkauffen an ir … willen vnd wissen, sol in auch
257 Stiftrecht (VI) – Stiftseinkünfte
pewlich halten 1502 Indersdorf II 230.
VII. Besetzungsrecht für → Pfründen (II). ius institu-
tionum in dotibus ecclesie, quod s t i f t r e h t vulgariter
appellatur 1303 RegErzbSalzb. II 76.
Stiftrechtbuch n., wie → Stiftbuch (II). [Übschr.:]
s t i f t r e c h t p u e c h im ambt aufm Dratperg 16. Jh.
OÖsterr./ÖW. XIV 407.
Stiftrechter m., hier: Erbpächter, Emphitheota. 1544
Perneder,Regeln 40r .
Stiftregister n., wie → Stiftbuch (I). man lass … den
herrn brobst bey seinen vrbar vnd s t i f f t r e g i s t e r n
1571 Indersdorf II 300. ain jeder ambtman [soll] die hol-
den fordern zu aller rabat … als … geschriben steet
in den s t i f t r e g i s t e r 16. Jh. Steiermark/ÖW. VI 312.
1724 BeitrSteirG. 22 (1887) 25. 1808 v.Berg,PolR. VI 2
S. 364.
Stiftreitung f., Abrechnung der → Stiftgülten (I); vgl.
1
Reitung (I). 1493/1523 OÖsterr./ÖW. XIV 218.
Stiftrichter m., Vorsitzender des grundherrlichen Ge-
richts im → Stiftteiding. oJ. Bayern/GrW. VI 188.
Stifts- s. auch Stift-.
Stiftsadel m. I. in einem → 1 Stift (II 1) ansässiger
Adel; vgl. Stiftsjunker. fastnacht-spiel, welches nach erhal-
tener schlacht fur S. der bischof zu Hildesheim halten
e
und seinen s t i f f t s a d e l damit perstringiren lassen 1520
GGA. (1847) 358. man auch nirgends findet, daß der
s t i f f t s - a d e l sich einmahl uber die lehns-erlassung …
e
beschweret J.P.v. Ludewig, Gutachten wg. der Lehens-
Vererbung (1697) 21. 1796 Krünitz,Enzykl. 69 S. 123.
II. Teil des Adels, dem die → Stiftsfähigkeit zukommt;
zS. vgl. HRG.1 IV 1979f. [Titel:] warum der kayser die geistli-
e
chen churfursten neven nenne? item vom s t i f f t s - a d e l
e
Gundlingiana I (Halle 1717). folget, daß es um den
s t i f f t s a d e l gar nichts uniformes, sondern etwas par-
ticulares und veranderliches seye 1775 Moser,NStaatsR.
e
XII 2 S. 127.
Stiftsalmosen n., aus → Stiftungen (II) herrührende
Almosen; vgl. Almosen (II 1 a). die reichen s t i f t a l m o s e n
… sollen … allain den hausarmen leuten … geraicht wer-
den 1576 Pfalz-Neuburg/Sehling,EvKO. XIII 209. 1616
Wittmann,Gundelfingen 57.
Stiftsamtmann m., pl. auch Stiftsamtleute, Amtsträ-
ger in der Verwaltung eines → 1 Stifts (I); vgl. Stiftsschaffner.
[nachrichter soll] verpflicht sein, solchen seinen dienst
mit ihrer fürstl. gnaden vorwissen vnß oder nachge-
sezten s t ü f f t s - a m b t l e u t h e n ein viertljahr vor auß-
gang der zeit aufzusagen 1616 Schuhmann,Scharfrichter
154. A.G., s t i f t s a m p t m a n habe ein erbgut, so ze-
hendtbahr 1645 Schnettler,Steuerstr. 207. HannovAnz. 3
(1753) 5. Stück S. 2. 1785 Fischer,KamPolR. II 59.
stiftsangehörig adj., zu einem → 1 Stift (I 1) gehörig.
in aller der s t i f f t s a n g e h ö r i g e r personen gegenwart
1612 Lehmann,Speyer 659.
Stiftsangehörige m. I. in einem → 1 Stift (II) ansässige
Person. also die s t i f f t s a n g e h o r i g e bey habenden
e
rechtlichen priuilegien … ungemolestiret lasset 1597 H.
F.v. Meibom, Aüßführlicher Hist. Bericht II (1607) 271.
II. wie → Stiftsgenosse (I). versprechen … fur vns
e
9 Deutsches Rechtswörterbuch XIV Heft 2
258
[abt], unsere nachkommende und s t i f f t s a n g e h o r i g e
e
die obgenante B.C. und jhre erben berührter burgschafft
e
unnd verschreibung halben zu entledigen L.v. Hörnigk,
Stellae Notariorum II (Frankfurt 1665) 715. 1798 Hage-
mann,PractErört. I 70.
Stiftsbank f., der Äbtissin eines → 1 Stifts (I 3) vorbe-
haltene Kirchenbank. 1696 Esser,Hohenlimb. 283.
Stiftsbediente m., Bediensteter eines → 1 Stifts (I); vgl.
Stiftsdiener. [Übschr.:] von den s t i f f t s b e d i e n t e n außer
dem stifft 1671 Sillib,Neuburg I 235. alle furstliche und
e
s t i f t s b e d i e n t e … mussen von der canzley beeidet
e
und vorgestellet werden 1798 Klöntrup,Osnabr. I 209.
Stiftsbote m., → 1 Bote (I) eines → 1 Stifts (I). 1522
LutherGesAusg. I 8 S. 691. 1783 CSax. I 1157.
Stiftsdechant, Stiftsdekan m., hoher geistlicher Wür-
denträger im → Kapitel (III) eines → 1 Stifts (I 2) mit Lei-
tungsfunktion va. nach innen; vielfach Stellvertreter des
→ Stiftspropstes; bdv.: 1 Dechant (I 1); vgl. Prior (I). J.H. unser
s t i f f t s t e c h a n t 1494 WürtVjh.2 41 (1935) 77. daß aus
denen pralaten und gemeiner landschafft dahier in der
e
hauptstadt Onolzbach gewiese obereinnehmer, nemlich
der hiesige s t i f f t s - d e c h a n t und zwei burgermeister
e
verordnet werden solten, welche die steuern einzuneh-
men 1563 JbMittelfrk. 34 (1866) 49. 1634 ArchKulturg.
1 (1903) 54. 1742 Moser,Hofr. I Beil. 247. s t i f t s d e -
c a n O.B. 1807 Cleß,KirchlLGWürt. II 1 S. 478.
Stiftsdiener m., Bediensteter in einem → 1 Stift (I 3);
vgl. Stiftsbediente. 1666 ZBergGesch. 5 (1868) 224.
Stiftsdienst m. I. für ein → 1 Stift (I) zu leistender Fron-
dienst. [schuldig] thu furen uth unseren buschen up un-
ser abdien 8 voider holtz und dan noch thu leisten einen
s t i f t z d i e n s t, als alle andere unsers stiftz underdanen
1589/90 WerdenUrb. II 739.
II. Abgabenleistung bzw. Frondienst für einen → Stifts-
herrn (III); bdv.: Frondienst, Robot (I). es ist … am mitihen
dernah [sand gallen tag] s t i f t - und traidd i e n s t zu W.
auf dem kastn einzunemben Anf. 16. Jh. OÖsterr./ÖW.
XIV 553 [hierher?]. daß ihr deme … grundherrn …
allen gebuhrenden gehorsamb mit raichung der s t i f f t -
e
d i e n s t und anderer schuldigkeit wie treue underthanen
… schuldig seynd Guggenberger,Form. 214.
Stiftsdorf n., einem → 1 Stift (I) abgaben- und dienst-
pflichtiges Dorf; vgl. Klosterdorf. [es] hat das dorf F. allezeit
einen schulteißen geben gleich, wie in den andern haugi-
schen s t i e f t s d ö r f e r n ist auch gehalten worden 1634
FrkBauernW. 28. 1748 ActaBoruss.BehO. VII 739. 1779
Krug,StaatswPreuß. 230.
Stiftseinkommen n., wie → Stiftseinkünfte. [die] zum
schulwesen notwendigen ausgaben … sollen durch jeder
zeit verordnete stiftsschaffner zu S.A. aus erstbesagtem
s t i f t s e i n k o m m e n, renten, gülten und gefällen jähr-
lich … geliefert und verrechnet [werden] 1604 Ruppers-
berg,StArnual 54. 1671 Sillib,Neuburg I 228.
Stiftseinkünfte pl., Einnahmen eines → 1 Stifts (I); bdv.:
Stiftseinkommen, Stiftsrenten. auf lebenslang 1500 cronen zum
jarlichen unterhalt aus den s t i f t s e i n k u n f t e n zu rei-
e e
chen versprochen 1668 Fugger,Ehrensp. 916. 1735 Lude-
wig,Anzeigen II 213. 1806 Vahlkampf,Miszellen II 156.
259 Stiftseinwohner – Stiftsgefälle
Stiftseinwohner m., wie → Stiftsuntertan (I). es soll
… niemand unserer s t i f t s e i n w o h n e r oder fremden
… mit den bauersleuten korn um die halfte zu saen ver-
e e
stattet werden, bey strafe 5 fl. 1655 HildeshLO. I 67.
Stiftsfabrik f., Baukasse, mit einem Sondervermögen
ausgestattete Vermögensverwaltung eines → 1 Stifts (I),
der die Finanzierung der Bauvorhaben des Stifts obliegt;
vgl. Heiligenfabrik, Kirchfabrik. dass dasjenige, so aus der pro-
curatur dem domcapitul, ihrer s t i f f t s f a b r i k e n und
andern gebüret, zu rechter zeit [gereichet werde] 1663
Schultze,Meißen-Wurzen 82. die aufkunfte davon [wer-
e
den] zwischen den erben des letztverstorbenen und der
s t i f t s - f a b r i k vertheilet 1770 Pufendorf IV 488.
stiftsfähig adj., zur Aufnahme in das → Kapitel (III)
eines → 1 Stifts (I 1) legitimiert, idR. aufgrund einwand-
freier adliger Abstammung (oft mit 16 altadligen Vorfah-
ren); auch als Voraussetzung für vergleichbare geistliche
Ämter und Posten; bdv.: stiftsmäßig; vgl. Stiftsfähigkeit. daß der
uralte adel s t i f f t - f a h i g, auch die hohe ertz- und stiff-
e
te (ausgenommen Colln und Straßburg) auf deroselben
e
vornemlich fundirt 1619 Lünig,RA. XII 2 S. 57. ausser
gemeldten 8 doctoren ist keiner s t i f f t s f a h i g, er sey
e
denn furstl. oder grafflichen standes und erweise seine
e e
16 furstl. oder graffl. ahnen F.L.v. Franckenberg, Europ.
e e
Herold (Leipzig 1705) 212. jemanden s t i f f t s f a h i g …
e
zu erklaren, sey ein reservatum cæsareum, deme noch in
e
keiner wahl-capitulation renunciiret worden 1747 König,
SelJPubl. XIII 355. 1770 MöserGesStaat 114. jetzt sollte
eigentlich nur s t i f t s f a h i g e r adel anspruche auf den
e e
reichsritterstand machen 1791 MerkwKönigswahl 219.
Stiftsfähige m. I. → stiftsfähiger Adliger; bdv.: Stiftsge-
nosse (II); vgl. Stiftsadel (II). daß auch keine judicaturen super
statu nobilitatis der s t i f f t s f ä h i g e n zu Rom gesche-
hen sollen F.L.v. Franckenberg, Europ. Herold (Leip-
zig 1705) 806. capitulares: werden die s t i f f t s - f ä h i g e,
dohm-herrn oder canonici genennet 1710 Nehring,
Lex. 82. zur geistlichen wurde in hohen reichs-stiftern
e
wurden selbsten keine andere als s t i f f t s - f a h i g e ad-
e e
mittirt 1749 König,SelJPubl. XVIII Reg. 112.
II. (potentieller) Nutznießer einer → Stiftung (III).
[der Stifter einer Familienstiftung bestimmt] daß seine
s t i f f t s f ä h i g e der römischen religion nicht zugethan
sein sollen 1613 Nürnberg/ZRG.2 Kan. 42 (1956) 352.
Stiftsfähigkeit f., formale Befähigung zur Mitglied-
schaft im → Kapitel (III) eines → 1 Stifts (I 1); be-
steht idR. aufgrund einwandfreier adliger Abstammung
(oft mit 16 adligen Vorfahren), die ggf. durch → Ah-
nenprobe nachzuweisen ist; auch als Voraussetzung für
vergleichbare geistliche Ämter und Posten; bdv.: Rittermä-
ßigkeit, Stiftsmäßigkeit; vgl. Stiftsadel (II), stiftsfähig. [Frage:] pro-
testanten ob sie s t i f f t s f a h i g k e i t 1735 Riccius,Adel
e
Deutschld. Reg. s.v. Protestanten. erbliche stamm-wurde
e
und familien-rechte [der reichs-fursten sind] … bey der
e
s t i f f t s f a h i g k e i t … vornehmste causa sine qua non
e
1747 König,SelJPubl. XIII 355. 1788 Kerner,RRittersch.
II 164. es wird … nicht in allen solchen stiftern eine glei-
che anzahl ahnen erfordert, und deshalb hat auch die
s t i f t s f a h i g k e i t des adels keinen allgemeinen maß-
e
260
stab 1798 RepRecht I 222.
Stiftsfrau f. I. Stiftsdame, Kanonisse, → Kapitelfrau;
Pfründnerin in einem → 1 Stift (I 3); bdv.: Domfrau, Stifts-
fräulein, Stiftsjungfer; vgl. aufschwören (I 3). doch so ist gar ein
ander meinung mit den s t i f f t - oder thumf r a w e n 1523
o
DWB. X 2, 2 Sp. 2895. wurden … jede von denen
catholischen noch inne gehabte kirchen gesperret …
die s t i f f t s - f r a u e n bey st. S. [flohen] nach H. 1537
RhAntiqu. II 12 S. 29. schwester M. …, so vorher
ehe sie in unser kloster kommen, 30 jahr s t y f t s f r a u
zu Maßmünster gewesen um 1750 FreibDiözArch.3 10
(1958) 165. adelich jungfrauen-stift: … die s t i f t s f r a u -
e n konnen heraus gehen und sich verheyraten, ausge-
e
nommen die abtissin 1757 Waldkirch,Einl. II Anh. 69.
e
s t i f t s f r a u e n und stiftsfräulein bleiben so lange bei
ihrem genusse, als der landesherr sie nicht gegen eine
billige abfindung aufhebt 1804 Gönner,StaatsR. 749.
II. wie → Stifterin (I). 1517 MBoica XIV 308.
Stiftsfräulein n., auch f., wie → Stiftsfrau (I); später
auch: in einem evang. Fräuleinstift erzogenes (adeliges)
Mädchen; bdv.: Kapitularfräulein. in diesem stifft sollen …
sein vier s t i f f t s f r ä u l e i n oder jungfern … selbige sol-
len, dafern sie über vierzehen jahr alt … einen leibli-
chen aydt zu gott schweren, wie solches die zu endt an-
nectirte stabung und formul mit sich bringt 1671 Sillib,
Neuburg I 232. 1720 Lünig,TheatrCerem. II 340. dass
man in zweyen stiffter zugleich s t i f f t f r e ü l l e n sein
kan 1720 BiblLitV. 144 S. 221. 1723 GasterLsch. 284.
die s t i f t s f r ä u l e i n sollen … bedacht seyn, dass sie
zu ihrer bedienung ehrliche, und fromme dienstboten
aufnehmen 1765 SchlernSchr. 73 S. 164. [daß] besag-
te fraulein … nicht aufgeschworen weder darauf zur
e
s t i f f t s - f r a u l e i n angenommen werden konnen 1769
e e
Cramer,Neb. 83 S. 132. 1776 Krünitz,Enzykl. VII 627.
1810 Campe IV 659. weitere Belege: 1780 Stiftpfennig (IV), 1785
1
Stift (I 3), 1804 Stiftsfrau (I).
Stiftsfundation f., wie → 1 Stift (III). 1646 Prot
BrandenbGehR. III 415.
Stiftsfürst m., Fürst als → Stifter (II). 1541 Dobrilugk
UB. 380.
Stiftsgebäu n., zu einem → 1 Stift (I) gehöriges Bau-
werk. 1583 ClarenbergUB. 351.
Stiftsgebrauch m., im Territorium eines → 1 Stifts
(I) geltende Rechtsgewohnheiten. so mag die frau nach
altem loblichen s t i f t s - g e b r a u c h e in ihres seligen
e
junckherrn wohnung und allen gutern ein jahr, sechs wo-
e
chen und drey tage … sitzen bleiben 1577 BremRitterR.
20. 1589 Pütter,BeitrStaatsR. II 325.
stiftsgebräuchlich adj., der Rechtspraxis in einem →
1 Stift (II) entsprechend. 1628 Culemann,MindenLV. 195.
Stiftsgefälle pl., Einkünfte eines → 1 Stifts (I). [unßerm
stiffts secretarien] wollen wir … auß unßern munste-
rischen s t i f f t s g e f e l l e n zweihundert reichsthaller ne-
ben … der kost oder kostgeltt … reichen 1595 ZWestf.
59, 1 (1901) 149. ebenmesig zalt ihme pfarhern stift-
schaffner zu M. außer den s t i f t s g e f e l l e n daselbsten
auch ein halb fuder wein 1606 BadW. 73. 1634 ZHess
G.2 19 (1894) 322. die closter-, canonicats- und s t i f f t s -
261 Stiftsgefälle – Stiftsgut (II)
g e f a l l e 1700 Struve,PfälzKHist. 848. die geistliche be-
e
neficien, canonicaten und s t i f t s - g e f a l l e sind in der
e
romischen kirche die vornehmste stutzen des adels 1752
e e
v.Loen,Adel 216. 1806 Vahlkampf,Miszellen II 180.
(stiftsgehörig) adj., wie → stiftshörig. 1. Hälfte 18. Jh.
Steinen,WestfGesch. IV 109.
Stiftsgenosse m. I. Mitglied eines → 1 Stifts (I); insb.
→ Stiftsherr (I). [wenn personen, die geystliche prela-
turen regieren] von jrem stande abfallen, [sollen] als
dann die s t i f f t s g e n o s s e die selbige jres ambts en-
setzen J. Sleidanus, Warhaftige Beschreibung aller Hän-
del (Frankfurt 1561) 394r . salmansweilische ordens-
und s t i f f t s g e n o s s e n 1743 Moser,StaatsR. VIII 416.
s t i f t s - g e n o s s e, stifts-herr oder stifts-canonicus ist
ebenso viel als ein sonst so genannter dom- oder capitel-
herr 1744 Zedler 40 Sp. 53.
II. → stiftsfähiger Adliger; bdv.: Stiftsfähige (I). [ein Land-
richter muss sein] der wappens- und s t i f t s g e n o ß, da-
bei eines ehrbaren, ordentlichen wesens und wandels
1503 BambBer. 57 (1896) 39. daß … der principal, so
uffzuschweren, von adelichen rittermessigen s t i f f t s g e -
n o s s e n vir anetten geborn 1609 ZGO. 33 (1880) 421.
III. Angehöriger des → Stiftsadels (I) bzw. der →
Stiftsstände; bdv.: Stiftenosse, Stiftsjunker. de s t i c h t e s g e -
n o t e n halden de spisewagene an der Missener dank
1350/72 MagdebChr. I 202. dat wy [bysscop] mit vnsen
… capittele mit vnser stad van Munster, vnd mit vnsen
… s t i c h t e s g e n o t e n … ouerdregen vnd eydrechtig
würden synt 1369 Jung,Bentheim Anh. 194. nach 1442
Bachmann,BambLst. 212. wollen wir … einen lantrich-
ter der wappens vnd s t i f f t s g e n o ß auch ritter, der eins
erberen redlichen … wandels ist, haben vnnd bestellen
1503 BambLGRef. Tit. 1 § 1 [S. 1].
IV. wie → Stiftsuntertan (I). de bisschop hefft ydt
mothen mede yn ere [schriuer] priuilegie setten, vnde
e
vorsegelen, wes se vp der cantzelye, van den s t i f f t -
g e n a t e n vor eine jeder schrifft nemen schollen 1539
Faber,Form. Blatt Kv .
V. jmd., der aus einer → Stiftung (II od. III) Zuwen-
dungen erhält; Insasse eines → 1 Stifts (IV); bdv.: Stiftling,
Stiftsperson (II). den s t i f f t g e n o s e n zcu Colne … zcu nut-
ze 1432 MittErfurt 9 (1880) 132. die stipendiaten oder
s t i f t s g e n o s s e n 1783 DWB. X 2, 2 Sp. 2895.
Stiftsgerechtigkeit f. I. Privilegien, Einkünfte uä. eines
→ 1 Stifts (I). [die Äbtissin hat] zeit ihrer regierung al-
le s t i f t s g e r e c h t i g k e i t e n getreulich zu beobachten
1701 Esser,Hohenlimb. 282.
II. aus einer → 1 Stift (VII) erwachsende grundherrli-
che Rechte. uns an unser s t i f t - und urbarsg e r e c h t i g -
k a i t unvergriffenlich 1534 Innviertel/ÖW. XV 123.
Stiftsgericht n. I. für die → Stiftsuntertanen (I) zu-
ständiges Gericht; bdv.: Klostergericht (I). s t i f t s - und klos-
terg e r i c h t e 1766 NCCPruss. IV 613.
II. in einem → 1 Stift (I) geltendes Recht; vgl. 1 Gericht (IX).
deve, morder und … andere, de vor bose dadt fluchtig
werden … wert doch woll up dem lande na s t i f f t s g e -
r i c h t e gegrepen, wert dem stiftsvogte averandtwortet
vor 1592 HusumUB. 282.
9*
262
(Stiftsgeschworene) m., wie → Stiftsuntertan (I); vgl.
1539 Faber,Form. Blatt M iijv .
Geschworene (XII).
Stiftsgewälde n., wie → Stiftswald. 1600 MittPfalz 22
(1898) 159.
Stiftsglied n. I. zu einem → 1 Stift (I 1) gehörige Institu-
tion. bey unsern pastoraten und derselben angehörigen
communen fur unß als auch bey denen unserer archidia-
conen, klöster oder anderer s t i f t s g l i e d e r gewehrlich
habenden kirchenbestellungen 1616 Bremen/Sehling,Ev
KO. VII 1 S. 34.
II. Mitglied eines → 1 Stifts (I). in den meisten stifftern
werden die s t i f f t s g l i e d e r, canonici, fratres, conuen-
tuales und wie sie nur heissen, zu einem eyd gezwun-
gen, daß sie nicht aus der schule schwatzen und weder
die einkunfften noch den vorrath des stiffts oder clos-
e
ters verrathen sollen J.P.v. Ludewig, Einl. z.d. teutschen
Müntzwesen (Leipzig 1709) 242. 1785 ArchMrhKG. 1
(1949) 172. [angewiesen,] endlich das zu A. eingelegte
executionscommando, … ohne desfalls den s t i f t s g l i e -
d e r n einige kosten aufzulegen, abziehen zu lassen 1805
Vahlkampf,Miszellen I 257. 1810 Campe IV 659. 1813
ebd. Erg.-Bd. 548.
Stiftsgraf m., Graf mit Besitzungen in einem → 1 Stift
(II); vgl. Stiftsadel (I). wolte etlichen das nit gefallen, das
es [neuer stathelder im stift Coln] nit ein domgraff oder
ander s t i f t z g r a i f f oder groisser vom adel war 1591
BuchWeinsberg IV 129. 1791 Schneidt,Thes. I 4213.
Stiftsgut n. I. Vermögen, Grundbesitz, auch einzel-
nes Landgut eines → 1 Stifts (I). meinen si, das alle die
guter … es syen s t i f f t g u t e r oder ander guter, soli-
e e e e
chen lantzkosten nach marchzal geben sollen 1446 In-
e
terlakenR. 214. uthe deme tegeden to R., de to deme
sulven vorscreven s t i c h t s g u d e behord 1450 Veröffl
Ndsachs. 37, 9 S. 413. de molen … und andere s t i c h -
t e s g u d 1508 Schiller-Lübben II 86. 1535 MLiv. V 447.
sind wir [Hzg. Moritz] bedacht, von denen verledigten
clöster- und s t i f t - g ü t e r n, drei schulen aufzurichten
1543 Sachsen/Sehling,EvKO. I 1 S. 287. um 1550 Hall
Chr. 297. die bischoven prelaten … und andere geist-
liche haben nit macht von irem s t i f t - und khirchen-
g ü e t e r n … was zu verschenkhen 1599 NÖLREntw. 13
§ 6. 1668 Fugger,Ehrensp. 235. soll eine … frau abtis-
sin keine s t i f t s g ü t e r … nicht verkaufen … bis zu-
forderst der anwesenden capitular-fräulein gutfinden …
darüber vernommen 1694 ClarenbergUB. 426. gemeine
s t i f f t s - g u t e r seynd, deren eigenthum und nuznies-
e
sung dem ganzen erz-, hoch- und anderen stifft zustehet
1769 Moser,RStändeLand. 205. daß … s t i f f t - g u t h e r
e
insgemein … von allen lasten frey sind 1783 HistBeitr
Preuß. II 600. 1785 Fischer,KamPolR. II 484. in den sä-
cularisirten stiftern haben die s t i f t s - und tafelg ü t e r
… die eigenschaft eines kammerguts der entschädigten
erbfürsten angenommen 1804 Gönner,StaatsR. 754.
II. → gestiftetes (IV) Gut, insb. als → Seelgerät (I).
verbünden wider sölh stifftunng der … ewigen mess zu
ewigeu zeitten hinfür nichtz zehandeln das der in ei-
nichs weys zu mindrung vnnd abbruch der obbemelten
s t i f f tgült vnnd g ü t t e r gedienen möcht 1499 MBoica
263 Stiftsgut (II) – Stiftsholz
22 S. 622. ob die jhenen, die in söllichem fal [Rücknah-
me einer Seelgerätstiftung] das s t i f f t g u e t widerumb
begerent, zue Costantz nit burger wärind, so söllend sy
wie die burger gehalten werden 1528? SchrKRG. 39/41
S. 433. s t i f f t s - g u t e r … wider der loblichen fundato-
e e
ren verordnung und dispositiones zu weltlichen handen
und nutzen gezogen 1643 Staphorst,HambKG. I 2 S. 481.
1654 NÖLO. V 2, 2 § 6. 1679 TractIurIncorp. I § 14.
III. im Wege der → 1 Stift (VII) auf festgesetzte Zeit
gegen → Stiftgülte (I) verliehenes Hofgut oder (insb.
landwirtschaftliches) Grundstück; bdv.: 1 Stift (XII), Stifthufe.
zu wyssen, das dieselben meins [abbt] gotshauß s t i f t -
g ü e t e r mein und meins gotshauß freye aigne güeter
sein, der ich und mein gotshauß in besitz, nutz und ge-
wer sein und nit die stiftleut, so die inne haben 1501
Tirol/ÖW. XVII 110. 1503 ebd. 112. der s t i f f t g ŭ t t e r
halben, … das sy sollen aŭf ain verzickhten tag zinnsen,
stifft und erŭng geben 1525 ActaTir. III 181.
Stiftsgütchen n., kleines → Stiftspachtgut. H.H. be-
wont ein s t i f t s g e u t g e n, zehendbahr 1645 Schnettler,
Steuerstr. 217.
Stiftshauptmann m., Stiftshauptleute pl., Leiter der
Ländereienverwaltung, Oberbeamter eines → 1 Stifts (I),
dem die anderen → Stiftsamtmänner unterstellt sind;
bdv.: Stiftshofmeister, Stiftskeller, Stiftsrentmeister, Stiftsvogt (II); vgl.
Stiftsrat; zS. vgl. Isaacsohn,PreußBeamte I 170. s t i f t s h o u e t m a n
1535 NdJb. 39 (1913) 114. 1664 Moser,Hofr. I Beil.
359. [rang-reglement:] 56. s t i f t h a u p t - l e u t e, 57. der
general-fiscal 1705 CCMarch. VI 2 Sp. 54. 1709 Siebb
LRKomm.2 514. da wir nunmehr unsern eigenen s t i f t s -
h a u p t m a n n zum banrichter ernennet, so hat der
marktrichter sich in landgerichtliche sachen keineswegs
zu mischen 1780 NÖsterr./ÖW. IX 531.
Stiftshauptwald m., größter Wald eines → 1 Stifts (I);
vgl. Stiftswald. 1600 MittPfalz 22 (1898) 159.
Stiftshaus n. I. einem → 1 Stift (I) gehörendes Gebäude.
das sie mit bischoff M. wegen der ansprache vmb resti-
tution der s t i f f t s h e u s e r guttlich vertragen sein 1377
MecklUB. XIX 219. [Visitation in beisein] H.P.s, heupt-
mans, uf hochgemelts m.g.h. s t i f t s h a u s unde zu K.
erbgesessen 1554 PommVis. II 356. dieses haus ist der
bürger, soll zuvor ein s t i f f t s h a u s gewesen und durch
den abt K. zu schul gegeben sein worden 1580 Hornbach
Rechn. p. 37. 1655 CAustr. I 383.
II. wie → 1 Stift (I). sache des furstl. s t i f t s - und got-
e
tesh a u s e s st. Gallen 1804 Gönner,GemProz.2 III 218.
Stifts’hausleute pl., Untertanen eines → 1 Stifts (I 1);
vgl. Stiftsuntertan (I). 1588 BuchWeinsberg IV 5.
Stiftsherr m. I. Mitglied des → Kapitels (III) eines
→ 1 Stifts (I); → Kapitelherr, Kanoniker; insb. → Dom-
herr oder → Chorherr (I); bdv.: Stiftsgenosse (I), Stiftskapitular.
sint die s t i f f t i s h e r r e n czu Binge, mit den sich der
armanne geracht hat 1424 Erler,Ingelh. III 121. 1508
BernStR. VI 1 S. 297. die s t i f f t - und capitels-h e r n
1527 MittOsterland 5 (1862) 359. der howzehenden ist
halp vnsers spitals, vnd dem johanser herren ein quart
vnd den s t i f f t h e r r e n ein quart gehörig RheinfeldenSt
R.(1530) 267. die s t i e f t h e r n sollen siech … wochen-
264
lich zu der communion geschickt machen 1546 Kurpfalz/
Sehling,EvKO. XIV 94. daß die s t i f f t s - h e r r e n [des
ritter-stiffts] das ganze jahr nur etliche wenige wochen
zu Bruchsaal gegenwartig seyn dorfen 1759 Cramer,Neb.
e e
XIII 13. kein bischof oder s t i f t s h e r r darf zugleich
probst sein 1808 ZKirchR. 1 (1861) 336. ebd.
II. wie → Stifter (II); vgl. Stiftsherrin. daz ander reht ist,
daz ein s t i f t h e r r hat, daz ist, daz er sol daz lehen
beschirmen vor allen den, die daz wellnt beschedigen
1390 (Hs.) BerthRechtssumme 1186. ebd. 1184. freyhai-
ten, recht brief … die inen [Äbtissin und Konvent] von
weiland iren s t i f f t h e r e n und -frowen … gegeben 1517
MBoica XIV 308. 1545 CAustr. I 408. freiheiten und
begnadungen, so sie von unsern vorfahren, fürsten von
Bayrn, als des vermelten domstüfts s t ü f t h e r r n haben
1551 OÖsterr./ÖW. XII 113. welche ein … stifft … auf-
richt, der ist deßelben … s t i f t h e r r 1573 NÖLTfl. IV
63. erkleren die scheffen von Beuren, dasz die herren zu
S. patroner und s t i f f t s h e r r e n der pfarkirchen … sey-
en 1624 LuxembW. 667. diese kirch ist hertzog J. pfaltz-
graf, also nunmehr s t i f f t h e r r und colator … zu bauen
schuldig 1681 PfälzW. II 532.
III. → Grundherr (II), der seine Liegenschaften im
Wege der → 1 Stift (VII) zeitlich befristet an → Stifts-
männer (II) vergibt; bdv.: Stifter (V). dieselben güeter [wer-
den] nit anders dann von ainer stift zu der andern, ob
der s t i f t h e r r wil, hingelassen 1503 Tirol/ÖW. XVII
112. sol der freystiffter darumb auch enntsetzt werden,
vnnd dartzue seinem s t i f f t h e r r n, den schaden, so er
jme mit … abschlahen solichs holltz gethan hat, … zu-
e
widerkern schulldig sein 1518 BairLRRef. Tit. 34, 13.
IV. Vertreter des → Stiftsherrn (III), der das → Stift-
teiding leitet. so fragt der s t i f f t h e r r, was der schuldig
wär, der lehen von dem probst ze C. hiet 15. Jh. Tirol/
GrW. III 727.
Stiftsherrin f., wie → Stifterin (I). in dem quatember
in der fasten einer jeden frawen 15 pf. und am tag Ha-
dalogis, der s t i f t s h e r r i n des klosters … einer jeden
frawen einen neuen pf. 1499 MainfrJb. 3 (1951) 179.
Stiftshof m. I. Hofgut als → Stiftsgut (I). die gefalle
e
etlicher im amt S. gelegener geistlicher guter, als des
e
s t i f f t s - h o f s zu R. 1647 HessSamml. II 604. 1758 Cra-
mer,Neb. X 59.
II. wie → Klosterhof (I 3); bdv.: Mönchhof. 1721 Knauth,
Altenzella VI 192.
III. Vogtshof, Verwaltungssitz eines → 1 Stifts (I).
1606 Verden/Sehling,EvKO. VII 1 S. 203.
Stiftshofmann m., Inhaber eines → Stiftshofs (I).
1602/03 AnnNassau 46 (1920/25) 46.
Stiftshofmeister m., wie → Stiftshauptmann. klagen
die unterthanen zu C. über den s t i f t s h o f m e i s t e r,
daß er … von drey cossätengüttern nichts beytragen
… wolte 1685 QBauernNdLaus. 42. 1710 Quedlinburg/
Lünig,RA. X 2 S. 911.
Stiftshofsrecht n., rechtliche Regelung, die → stifti-
schen (I) Hofgüter betreffend; bdv.: Stiftrecht (I). 1575 Wi-
gand,Denkw. 273.
Stiftsholz n., wie → Stiftswald. 1670 Zierenberg,
265 Stiftsholz – Stiftskirche
GevelsbMark 42.
(stiftshörig) adj., einem → 1 Stift (I) untertänig, eigen-
hörig; bdv.: stiftsgehörig. 16. Jh.? Steinen,WestfGesch. IV
109.
Stiftsiedlung f., wie → Stiftteiding; vgl. Siedlung (II). das
ir solt anreden den poten, ob er die s t i f t s i d l u n g oder
ehaft taiding poten hab 15. Jh. Kärnten/ÖW. VI 509.
Stiftsjahr n. I. einjähriges Nutzungsrecht an einem
Grundstück aufgrund einer → 1 Stift (VIII); vgl. Stiftrecht
(VI). der müllner hat nur ain freystifft von ainem jar
zue dem anndern … er soll sein s t i f t j a r ausserhalb
des von V. wissen vnd willen nyemandt vbergeben noch
verkauffen 1526 Indersdorf II 274.
II. Jahr, in dem eine → 1 Stift (VII) besteht. 1737
KurpfSamml. IV 606.
Stiftsjungfer, Stiftsjungfrau f., wie → Stiftsfrau (I).
[vorgebracht, das] die s t i f t s j u n g f e r n und canonici
zur kirchen nit kommen, viel weiniger ihre horas oder
preces halten, … nichtsdestoweniger die fructus und uff-
kunften ihrer canonicat und lehen volkömlich uffneh-
men 1598 Stift Wunstorf/Sehling,EvKO. VI 2 S. 896.
1671 Beleg s. unter Stiftsfräulein. 1672/73 MatStatNrh
Westf. I 2 S. 43. stiftsfrau, stiftsfraulein und s t i f t s -
j u n g f r a u fur conventualinn 1813 Campe Erg.-Bd. 225.
e e
Stiftsjunker m., im → 1 Stift (II 1) ansässiger, ge-
genüber dem → 1 Stift (I 1) zu Kriegsdiensten ver-
pflichteter Adliger; bdv.: Stiftenosse, Stiftsgenosse (III), Stiftsmann
(I 2); vgl. Stiftsadel (I). dut vordrot und spitede gans se-
re den s t i c h t s j u n c h e r e n um 1563 OldecopChr. 41.
marggraf A., graff H. …, thumbcapittel vnd etzliche
s t i f f t j u n c k e r n daselbst 1587 DWB. X 2, 2 Sp. 2897.
im selben jar … sind etliche magdeburgische s t i f f t
j u n c k e r n ins Hauelandt gefallen vnd … [haben] eine
schlacht gehalten A. Angelus, Rerum Marchicarum bre-
viarium (Wittenberg 1593) 78. 1740 Zedler 25 Sp. 72.
Stiftskanzlei f., Kanzlei eines → 1 Stifts (I); mit ad-
ministrativen und gerichtlichen Aufgaben. ist nach obig
genommener copey dasz senatui zugefertigte original …
wieder zur fürstl. s t i f t s c a n z l e y eingesendet 1676 GQ-
ProvSachs. 44 S. 435. wird von denen furstl. schleswig-
holsteinischen zur quedlinburgischen s t i f t s c a n z l e y
verordneten räthen … vor recht erkand 1721 Brandenb
SchSt. II 759. daß niemand in sachen unter 50 fl. an die
s t i f f t s - c a n t z l e y soll appeliren konnen 1749 Moser,
e
StaatsR. 40 S. 292. 1773 Kaltenbaeck II 246.
Stiftskanzler m., Vorsteher einer → Stiftskanzlei;
bdv.: Stiftsschreiber; vgl. Stiftsrat. stiffts-rathe: herr H.K.v.K.,
e
stiffts-hauptmann zu W. – herr D.D.D., s t i f f t s -
c a n t z l e r zu W. 1664 Moser,Hofr. I Beil. 359. hat
das dorf K. sich über den herrn s t i f t s c a n z l e r be-
schweeret 1685 QBauernNdLaus. 42. erfolgen die gegen-
beschickungen durch die s t i f f t s c a n z l e r 1774 Moser,
Reichstage I 210. 1803 Philipp,WBSächsKR. 178.
Stiftskapitel n., Gesamtheit der → Stiftsherren (I) bzw.
→ Stiftsfrauen (I) eines → 1 Stifts (I 1-3); als organisato-
rische, rechtsfähige Einheit; vgl. Kapitel (III 2). [der neue Leh-
rer soll] da es stifftspersohnen oder deren angewandte
berüert, vor einem s t i f f t s c a p i t e l … recht nemen und
266
geben 1621 SchweizId. XVI 738. 1645 NArchSächsG. 78
(2007) 89. was die wahl vnnd andere befugnuß der ho-
e e
hen s t i f f t s c a p i t e l anreicht Seckendorff,Fürstenstaat
(1656) Vorr. [es] hat ein hochwirdtiges s t i f f t s c a p i t u l
alhier zur stattcammer … eine liferung per abschlag thu-
en lassen 1705 JbStraubing 59 (1955) 68. 1789 Thomas,
FuldPrR. II 133. 1798 RepRecht I 334.
Stiftskapitular m., wie → Stiftsherr (I); vgl. 2 Kapitular.
haben wir mit unseren s t i f f t s c a p i t u l a r e n unß ca-
pitulariter darüber beredet 1684 JbWestfKG. 3 (1901)
211. 1742 Moser,StaatsR. VII 203.
Stiftskapitulation f., (Vertrag mit) Zusagen des Kan-
didaten für ein Bischofsamt an das wahlberechtigte →
Stiftskapitel für den Fall seiner Wahl zum Bischof; für
Osnabrück: immerwährende/perpetuierliche Stiftskapi-
tulation unveränderliche Wahlkapitulation, gemäß wel-
cher auf einen kath. Bischof stets ein Prinz aus dem
evang. Haus Braunschweig-Lüneburg folgen soll; vgl. Ka-
pitulation (III), 1 Stift (I 1). 1645 NArchSächsG. 78 (2007) 89.
die in dem westphalischen frieden-schluß bestattigte im-
e e
merwahrende s t i f t s - c a p i t u l a t i o n Merckw. Reichs-
e
Hof-Raths-Conclusa IV (Frankfurt 1728) 57. ob nicht
vermoge articuli XXXIII. der osnabruckischen perpetuir-
e e
lichen s t i f t s - c a p i t u l a t i o n dem dasigen hochwurdi-
gen dohm-capitel … die vollige landes-regierung zustehe
e
Faber,NStaatskanzlei XIX (1767) 301.
Stiftskaplan m., → Kaplan (III) an einer → Stiftskir-
che. 1676 Geschfrd. der 5 Orte 100 (1947) 135. 1734
GasterLsch. 303.
Stiftskate f., zu einem → 1 Stift (I) gehörige → Kate
(I)?; bdv.: Stiftskatstätte, Stiftpachtkate. E.: 1. bewohnt, ist ein
wierth 2. s t i f t s k o t t e 1645 Schnettler,Steuerstr. 92.
Stiftskatstätte f., wie → Stiftskate?; vgl. Katenstatt (I).
H.M. bewohnet eine s t i f t s k o t t s t e d e 1645 Schnett-
ler,Steuerstr. 205.
Stiftskeller m., Wirtschaftsverwalter eines → 1 Stifts
(I); auch mit gerichtlichen Funktionen; vgl. 2 Keller (V), Stifts-
hauptmann. das der stifft … ain aigen gericht, das huob
gericht genannt gehabt, welches allwegen ain s t i f f t s -
k e l l e r, mit sambt zwelff huobnern oder stifftslehenleut-
ten, besetzt 1568 Reyscher,Stat. 131. hr. J.J.F., syndicus
und amtsverweser … auch s t i f t s k e l l e r KurmainzHof
Kal. 1770 S. 42. 1803 AnnNassau 46 (1920/25) 34.
Stiftskind n. I. wie → Stiftsuntertan (I). 1648 Kramer,
VolkslAnsbach 325.
II. wie → Stipendiat; bdv.: Stiftsgenosse (V). Allg. dt. Bi-
bliothek 52 (1782) 501.
III. Adoptivkind. 1667 SchweizId. III 349.
Stiftskirche f., auch -kilche; zu einem → 1 Stift (I)
gehörige → Kirche (I u. II), Kollegiatskirche. das al-
le capplan unser s t i f f t k i r c h e n … alltag zu unser
o
stifft kirchen und iren ziten gan sollen 1487 ArchBern
e
35 (1940) 467. ebd. 468. die ganze versamblung der
fürstlichen s t i f t k i r c h e n und gereformirten jungfrau-
enclosters zu G. sanct benedicter ordens 1512 Mansfeld
KlUB. 68. 1528 MittOsterland 1, 4 (1841/44) 56. inven-
tarium: der s t i f t s k i r c h e n G. etc. an ligenden und fa-
renden guettern 1554 PommVis. II 341. ist der s t i f f t s -
267 Stiftskirche – stiftsmäßig
k i r c h e n des orths zinßmann … bey sonnenschein die
zins … zu erlegen schuldigck 1588 Hellfeld IV 2343.
Seckendorff,Fürstenstaat (1656) 11. M.D. alß einen or-
dentlich beruffenen pastorem der s t i f f t k i r c h e n zu
C. hiemit in seinem ambte confirmiren 1684 JbWestf
KG. 3 (1901) 212. 1725 Staphorst,HambKG. I 2 S. 1.
incorporirte kirchen machten … den vornehmsten theil
der einkunfte von s t i f t s k i r c h e n aus 1808 Cleß,Kirchl
e
LGWürt. II 2 S. 243.
Stiftskleidung f., für die Mitglieder eines → 1 Stifts (I)
vorgeschriebene Kleidung. 1671 Sillib,Neuburg I 232.
Stiftsland n., m., nur im pl.: Ländereien, Grundbesitz
eines → 1 Stifts (I); bdv.: 1 Stift (II). slote edder stede utwen-
dich oren und unsen s t i c h t e s l a n d e n 1448 Quedlinb
UB. I 390. 1459 BambBer. 91 (1951) 100. feudum eccle-
siasticum … das von denen eigentlichen s t i f f t s - und
kirchenl a n d e n jemanden zur lehn gegeben wird 1741
Hermann,JurLex. II 510. der kayser [konnte], wenn
e
das verbrechen darnach beschaffen … einen bischof sei-
ner s t i f f t s - l a n d e entsetzen [aber selbige nicht einzie-
hen] J.P.v. Ludewig, Erläut. d. Güld. Bulle II (Frankfurt
2 1752) 393. 1783 Bonelli,Panisbriefe Beil. 57.
Stiftslehen n. I. von einem → 1 Stift (I) als → Lehen (I)
vergebene Liegenschaft; bdv.: Pfarrlehen (I), Klosterlehen (I). J.N.
droech op mynen heer van U. den eygendom van der
halven oeft, … dat een edel eygen te wesen plach ende
ontfong dat weder van mynen here to eenen s t i c h t s -
l e n e 1387 NBijdrRgel. 22 (1872) 246. das wir [appt]
dem [H.] … vnser s t i f f t s l e h n geluhen haben 1473
Eberstein2 I 113. 1599 HennebChr. 201. vom hauß und
hoff und ½ hufe, s t i f f t s l e h n, 3 mod. av., 1 ½ huhn 2.
Hälfte 17. Jh. ZHarz 22 (1889) 156. wegen aufhebung
des nexus feudalis bei erledigten landesfurstlichen, so-
e
wohl als s t i f t s - und klosterl e h e n und deren verkaufs
e
an den meistbietenden 1789 HdbchÖstGes. XVII 682.
1789 Thomas,FuldPrR. II 147.
II. → Pfründe (II) eines → Stiftsherrn (I). [Buchti-
tel: F. Peters,] grundtlicher bericht … ob thumherrn
e
vnd jhre adjuncten, die gemeine leut vnd burger kinder
e
sind … der s t i f f t s l e h e n mit gutem gewissen geniessen
konnen [Braunschweig 1618].
e
Stiftslehenmann m., pl. auch Stiftslehenleute, → Lehn-
mann (I) eines → 1 Stifts (I). das der stifft … ain aigen
gericht … gehabt, welches allwegen ain stifftskeller mit
sambt zwelff huobnern oder s t i f f t s l e h e n l e u t t e n be-
setzt 1568 Reyscher,Stat. 131. ob nun iemands ihrer
furstl. gnaden s t i f f t s - l e h e n - m a n n e n solch erforde-
e
ren zum itzigen lehn-tage verachten, ausbleiben oder …
nicht erscheinen … wurde 1718 Ludovici,LehnsProzeß
e e
150. 1786 Ochs,Basel I 458.
Stiftsmann m., pl. auch Stiftleute. I. zu einem → 1 Stift
(I u. II) gehörige Person. 1. wie → Stiftsherr (I). noch
vnser stift vnd vnser vnd och vnser nochkomen notdurft
vnd noch raet vnser s t i f t m a n n e n 1450 X. Mossmann,
Chronique des Dominicains de Guebwiller (ebd. 1844)
429. 1465 Arnecke,HildeshStadtschr. 112. wii … forsten
van Mekelenborch, domprovest unde s t i c h t e s m a n -
n e van Hildensem 1473 HildeshUB. VII 489. capitel
268
heist auch die rahts versamlung der geistlichen, chor-
herrn vnd andrer s t i f f t l e u t 1571 Roth 294. — — 2.
wie → Stiftsjunker. dat sine gnade uppe eyne benomte
tiid wolde vorboden laten hir bynnen H. sine beslote-
de s t i c h t e s m a n n e unde des stichtes stede, de deme
stichte tostan 1464 HildeshUB. VII 307. 1539 Faber,
Form. Blatt M iijr . — — 3. wie → Stiftsuntertan (I).
ein s t i c h t s m a n van B. 1436 BremLGProt. 19. zoo
mogen Vlammighe, Brabanders, Hollanders, Ghelrelan-
ders of s t i c h t e s l u d e vercoopen of verbetieren tiegen
onse porters vri ende sonder tollen, luttic ofte veele, son-
der laecken to sniden byder elle 15. Jh.? StaverenStR.
Art. 139. gotzhus vnnd s t i f f t l ü t t e n, so man nempt
hoffjünger, vnnd in den kelnhoff ze P. gehörrent 1502
Schauberg,Z. 2 (1847) 138. dat statlude ind s t i c h t s l u -
d e neimant den andern sollen laden vor’t gestlike recht
1517 BeitrEssen 20 (1900) 147. 1560 St. Gallen/GrW. V
735. vor 1592 HusumUB. 282.
II. Inhaber eines → Stiftsguts (III), der dieses zeitlich
befristet im Wege der → 1 Stift (VII) von einem → Stifts-
herrn (III) erhalten hat; bdv.: Stifter (VI), Stiftholde, Stiftsunter-
tan (III). ein idlicher, der des gotshauss grünthold, s t i f t -
m a n, hindersass oder hindersassin werden und ain gut
… besten … will, sull dem gotshaus und gruntherren
… zwen stiftporgen … setzen 1493/1523 OÖsterr./ÖW.
XIV 212. ain s t i f t m a n hat auch nit mer mit einem
stiftguet, so ime das in der stift verlihen wirdet, ze tun,
dann das er dasselb guet pau, arbaite und in der nechs-
ten stift den zynns davon gebe, und dasselb stiftguet,
ob es ime der herr widerumb verleyhen wil, wider em-
phahe 1503 Tirol/ebd. XVII 112. 1573 NÖLTfl. I 23 §
14. zu einem unterthan und s t ü f t - oder lehenßm a n
nit annemblich 1599 NÖLREntw. V 160 § 17. [es sollen
die richter] kainen der herrschaft zu ainem s t i f t m a n
fürstellen, man habe dan guet und wahres wissen das er
der catholischen religion zuegethon sei 1615 NÖsterr./
ÖW. IX 79. 1685 ebd. VIII 374. 1752 Chorinsky,Mat.
II 35. weitere Belege: 1493/1523 ödrechtweise, 1501 Stiftsgut (III).
stiftsmäßig adj., wie → stiftsfähig; stiftsmäßige Ah-
nenprobe Prüfung der → Stiftsfähigkeit; zS. vgl. Brun-
ner,Fschr.1910 737ff., Schreuer,Stiftsm.. in christlicher ehe von
einer s t i f t m ä ß i g e n geschlechtsmutter geboren 1688
Schreuer,Stiftsm. 10. 1699 Brunner,Fschr.1910 S. 737.
daß bei dem herren-stand drey diversæ classes [sind],
nemblich deß alten oder rudolphinischen, deß … mit-
tern oder s t i f f t m e s s i g e n und dann deß neuen herren-
e
stands 1702 CAustr. II 73. 1702 ebd. I 141. 1752 v.Loen,
Adel 68. daß an grossen hofen die an hof aufgenom-
e
men werden wollende frauleins ihre gut-adeliche ge-
burt und s t i f f t s m a ß i g e ahnen mittelst vorlegung ei-
e
nes glaubwurdigen stamm-baums erweisen mussen 1761
e e
Moser,Hofr. II 160. 1773 Westfalen 40 (1962) 210. al-
so kan einer in einem stifft s t i f f t s m a ß i g seyn und
e
im andern ist ers nicht 1775 Moser,NStaatsR. XII 2
S. 127. viele in reichsstadten verburgerte familien [wer-
e e
den] als ritterburtig und s t i f t m a ß i g angesehen 1788
e e
Kerner,RRittersch. II 161. 1791 Malblank,Kanzleiverf. I
161. kein edelmann, der nicht freiherr ist, wenn er auch
269 stiftsmäßig – Stiftsrat
s t i f t s m a s s i g ware, wird auf die herrenbank gelassen
e e
1792 Herchenhahn,Reichshofrat II 54. 1794 PreußALR.
II 9 § 22.
Stiftsmäßigkeit f., wie → Stiftsfähigkeit; vgl. Edelmann-
freiheit. weilen der alte adel gleichsam pro formà zu den
turnier- oder s t i f f t m a ß i g k e i t requirirt A.W. Ertl,
e
Obs. Illustres Iuridico-Equestres (Nürnberg 1699) 266.
in puncto probandæ nobilitatis equestris und der s t i f f t -
m ä s s i g k e i t 1709 Faber,Staatskanzlei XIII 302. 1765
Cramer,Neb. 53 S. 83. 1780 Mader,ReichsrMag. I 82.
Stiftsmesse f., (gestiftete) → Seelmesse. 1510 Bern
StR. VI 1 S. 300. 1790 LexÖstVerordn. 284.
Stiftsmittel pl., Sach- und Geldmittel eines → 1 Stifts
(I). 1672/73 MatStatNrhWestf. I 2 S. 44. 1696 Esser,
Hohenlimb. 282. 1706 JbWestfKG. 40/41 (1939/40) 227.
Stiftsobrigkeit f. I. Aufsichts- oder Exekutivbehörde,
→ Obrigkeit (II) eines → 1 Stifts (I). zween entleibet,
… und nachdem die thatter entwichen, seind von der
e
s t i f f t s o b r i g k h e i t wegen fraischpfandt genommen
1766 Cramer,Neb. 56 S. 122.
II. Herrschaftsgebiet eines → 1 Stifts (I 1); bdv.: 1 Stift
(II 1); vgl. Obrigkeit (IV). der ritterschaft und denen vom adel,
so von unserm stift belehnt und in s t i f t s o b r i g k e i t
gesessen 1556 JbFrkLf. 22 (1962) 177.
Stiftsoffiziant m., Amtsträger eines → 1 Stifts (I); vgl.
Offiziant. 1589 Staphorst,HambKG. I 2 S. 400.
Stiftsordnung f. I. Regelwerk für ein → 1 Stift (I), auch
für alle Stifte eines Landes. wie in der s t i f f t s o r d n u n g
gemeldet, soll [die erwehlte fraw] die stiffts statuta, prae-
rogativas, recht und gerechtigkeit in acht nehmen 1666
ZBergGesch. 5 (1868) 225. weil die fräulein und jung-
fern angelobt … gehorsam zu sein und der s t i f t s o r d -
n u n g nachzufolgen 1679? Sillib,Neuburg I 211. solche
resignationes [sind] … unserer s t i f f t - und clostero r d -
n u n g zuwieder 1705 BrschwLO. I 653.
II. (testamentarische) Verfügung eines → Stifters (II)
bezüglich seiner → Stiftung (II). diese … verbesserte und
declarirte s t i f t s o r d n u n g [soll] allein uf die churfürstl.
brandenburgische academiam … gerichtet und gemeinet
sein 1646 ProtBrandenbGehR. III 423. ebd. 425.
Stiftspacht f., an ein → 1 Stift (I) zu zahlende → Pacht
(IV). daß gemeldte behandigte … wohlverrichten sollen
dienst, s t i f f t s - p f a c h t, herren bede, schatzung 1749
Mallinckrodt,Bauernstand 130. oJ. Rive,Bauerng. 515.
Stiftspachtgut n., auch dim.; von einem → 1 Stift (I)
vergebenes → Pachtgut; bdv.: Stiftsgütchen. T.D. hat ein
s t i f t s p f a c h t g e u t g e n, so zehendtbar 1645 Schnett-
ler,Steuerstr. 204. ebd. 206.
Stiftspatron m., → Patron (I), → Schirmer (I) eines →
1 Stifts (I). e.f.g. als vnsern loblichen landesfursten vnnd
s t i f f t s p a t r o n yn allem gehorsam … zcw dynen 1525
LeipzUB. II 399. 1623 Moser,Hofr. I Beil. 218.
Stiftsperson f. I. jmd., der einem → 1 Stift (I) ange-
hört, dort arbeitet oder lebt; insb. → Stiftsherr (I), →
Stiftsfrau (I); bdv.: Stiftsverwandte (I); vgl. Stiftsgenosse (I). so ein
burger … umb ein bekäntlich schuld an ein s t i e f t s
p e r s o h n fordert, ist dan die forderung an ein dechant,
das soll fur dem eltesten canonicken und capitul gesche-
270
hen, so es aber ein canonicken berürt, fur dechan und
capitel gehandlet werden 1507 Bruchsal 903. 1546 Kur-
pfalz/Sehling,EvKO. XIV 90. 1564 AnnNassau 39 (1909)
137. 1573 CCMarch. I 1 Sp. 311. [da] ein einlendische
papistische s t i f t s p e r s o n … zu gevattern gebeten, sol
es [wie mit den andern papisten gehalten werden] 1580
Sachsen/Sehling,EvKO. I 1 S. 433. 1638 CalenbergUB. I
282. accise-freyheit der s t i f t s p e r s o n e n 1785 Brschw
WolfenbPromt. III 18. 1788 LVerordnLippe III 279.
II. wie → Stiftsgenosse (V). [Verfügung der Stifterin,]
daß jede s t i f t s p e r s o n einen … sittsamen wandel füh-
re und gegen die übrigen s t i f t s p e r s o n e n sich fried-
lich betrage 1791 v.Glinski,KönigsbKaufm. 89.
Stiftspfleger m. I. Wirtschaftsverwalter eines → 1 Stifts
(I); vgl. Stiftsschaffner. das mir von der s t i f f t p f l e g e r da-
selbs im münster werden sölten VJ pfennig 1486 Bibl
LitV. 118 S. 128. 1574 ZSchwabNeuburg 6 (1879) 127.
II. Ratsherr, der mit der Finanzaufsicht über ein
nachreformatorisches → 1 Stift (I 2) betraut ist. s t i f f t -
p f l e g e r e sind 2 herren des kleinen und 2 des grossen
raths, welche denen herren der stifft zum grossen muns-
e
ter beholffen seyn sollen, in den handlungen um der
stifft habende rechte und gefalle 1742 Bluntschli,Mem
e
Tigur. 353.
3
Stiftsprädikant m., wie → Stiftsprediger. 1581 Graz/
MGPaed. 55 S. 153. 1590 AktGegenref. 674.
Stiftsprediger m., aus dem Vermögen eines → 1 Stifts
(I) bezahlter → Prediger (II); Prediger an einer → Stifts-
kirche; bdv.: Stiftsprädikant. [das dasselbig consistorium mit
drei] erbaren theologen, als superintendente, pfarrher-
ren und s t i f t p r e d i g e r n … desgleichen auch mit drei
politicis … bestellt werde 1594 Franken/Sehling,EvKO.
XI 380. hofprediger und s t i f f t s p r e d i g e r 1606 Rey-
scher,Ges. XII 526. 1684 JbWestfKG. 3 (1901) 210.
1770 ZThür.2 24 (1920) 155. [geistliche rathe:] E.U.K.,
e
pralat und s t i f t s p r e d i g e r 1808 WürtStaatsHdb. 168.
e
Stiftsprivileg n., rechtliche Begünstigung, Vorrecht ei-
nes → 1 Stifts (I 1), auch der → 1 Stifte (I 1) generell.
[jeder neue bischoff soll alle] hiebevorn verglichene, aus-
gearbeitete und hergekommene s t i f f t s p r i v i l e g i e n,
vereinigung, abschiedes recess und ordnung … bestati-
e
gen 1650 Osnabrück/Lünig,RA. VII 5 S. 247. 1799 Run-
de,Beitr. I 482.
Stiftspropst m., Vorsteher eines → 1 Stifts (I 2); bdv.:
Propst (I). herrn T.W. der heil. schrifft hoch-berühmten
doctoris, bey allhiesig tübingischer academi vil-jährigen
cancellarii, … und der kirchen allda s t i f f t - p r o b s t e n
1680 Zs. f. Theol. u. Kirche 93 (1996) 426. indem die
herren hertzoge … den von dem convente erwahlten H.
e
fur den rechten s t i f f t s - p r o b s t erkannten 1707 Leuck-
e
feld,Poeld. 99. der herr s t i f f t s - p r o b s t [hat] die frau
probstin nebst den 6 stiffts fraulein sr. hochfurstl. durch-
e e e
lauchtigkeit … dargestellet 1720 Lünig,TheatrCerem. II
341. ist also W. I. altester printz J. ein geistlicher und
e
s t i f f t s - p r o b s t geworden und hatt die succession sei-
nem bruder J. II. im furstenthum Rugen uberlassen 1768
e e e
CPom.(Dreger) 222.
Stiftsrat m., Regierungsbeamter, Mitglied der Regie-
271 Stiftsrat – Stiftsstadt (II) 272

rung eines → 1 Stifts (I); auch: landesherrlicher Beam- nung überbelipt, es wäre an gelt oder korn … das
ter, der säkularisierte Stiftsbesitzungen verwaltet; vgl. semlichs alldann in der statt seckel sölle vollgen 1534
Rat (V 1), Stiftshauptmann, Stiftskanzler, Stiftsverwalter (I). s t i f f t s - deQuervain,BernRef. 230. [Zeuge eines Kaufs:] H.i.H.,
r a t h e: herr H.K.v.K., stiffts-hauptmann zu Wurtzen, s t y f f t s c h a f f n e r 1568 InterlakenR. 450. 1572 Kur-
e

herr D.D.D., stiffts-cantzler zu W. 1664 Moser,Hofr. I pfalz/Sehling,EvKO. XIV 455. collectori, s t i f t s c h a f f -

Beil. 359. chur-sachßl. s t i f f t s - r a t h 1683 CCMarch. II n e r n oder pflegern 1683 KirchheimW. 192. 1701 Struve,
e

1 Sp. 177. s t i f t s - r a t h … heißt insgemein ein von ei- PfälzKHist. 1058. den kleinen gewirk-, rappsamen- und
nem ertz- oder bischoffe zur regierung derer zu seinem lämmer-zehenden genießet der s t i f t s s c h a f f n e r zur
stifte oder bißthume gehorigen lande und leute verord- besoldung 1756 Ruppersberg,StArnual 88. 1802 Pfalz-
e

nete … rath 1744 Zedler 40 Sp. 58. mit zuziehung und bairHofKal. 242. weitere Belege: 1604 Stiftseinkommen, 1606 Stifts-
rath der fürnehmsten s t i f f t s r ä t h e decretiret, wie dan gefälle, 1673/74 Restanzschuld.
der stadthalter, stifftsvogt, cantzler, thumprobst … da- Stiftsschaffnerei f. I. Amt, Dienststelle zur Verwaltung
bey gewesen 1760 Schöttgen-Kreysig III 579. des Vermögens, der Einkünfte, Ausgaben und Anschaf-
Stiftsregierung f., Herrschaftsmacht, Leitungsbefugnis fungen eines → 1 Stifts (I). was [hofleut] … an cappen
und -ausübung über ein → 1 Stift (I); auch die Institu- und hühnern geben, find man bei der s t i f t s s c h a f f -
tion, die damit betraut ist; vgl. Regierung (I). dem per dn. n e r e i 1600 MittPfalz 22 (1898) 159. 1665 BadW. 50.
synd. von fürstl. s t i f t s r e g i e r u n g geschehenen begeh- diese s t i f f t s c h a f f n e r e y hat auch pensionen dahier
ren nach 1676 GQProvSachs. 44 S. 435. [dass dem] capi- 1737 PfälzW. II 591. 1765 ArchHessG.2 12 (1919) 321.
tul [von Halberstadt] keine wahl oder postulation-recht II. Verwaltungsbau eines → 1 Stifts (I); Amtssitz eines
noch ein s t i f f t s - r e g i e r u n g … ubrig bleibe 1684 → Stiftsschaffners. des eegerichts statt oder platz uff un-
e

TheatrPacis I 153. die furstliche s t i f f t s - r e g i e r u n g ser s t i f f t s c h a f f n e r y 1529 deQuervain,BernRef. 209.

e

zu Zeitz 1718 Ludovici,LehnsProzeß 104. 1803 Philipp, Stiftsschaffnereibedarf m., Materialbedarf einer →
WBSächsKR. 47. Stiftsschaffnerei (I). 1600 MittPfalz 33 (1913) 157.
Stiftsrenten pl., Einkünfte eines → 1 Stifts (I); bdv.: Stifts- Stiftsschreiber m., → Schreiber (I) in der Verwal-
einkünfte. weilen die s t i f f t s r e n t h e n noch so gering tung eines → 1 Stifts (I); bdv.: Stiftskanzler. 10 klafter holz
nicht gehalten seyn, alß auf den nothfall sich einzurich- für die herren pfläger, verwalter, s t y f t s c h r y b e r und
ten 1666 ZBergGesch. 5 (1868) 226. 1796 MittSaar 6 stattknecht 1649 SchweizId. IX 1554. kriegs- raht- und
(1899) 66. 1806 Vahlkampf,Miszellen II 159. s t i f f t s - s c h r e i b e r 1768 HelvLex. XVIII 328.
Stiftsrentmeister m., → Rentmeister eines → 1 Stifts Stiftsschreiberei f., in Magdeburg: Behörde zur Ver-
(I); bdv.: Stiftshauptmann. es sollen … keine s t i f t s r e n t - waltung der Besitzungen und Einkünfte des aufgelösten
m e i s t e r, … so uncatholisch sein, in dienst [unsers Erzstifts; vgl. Schreiberei (III). zehen zober [heiligensole] …
e

stiffts Essen] angenommen … werden 1624 BeitrEssen der furstl. magdeburg. s t i f f t s c h r e i b e r e y 1670 Hon-
e

48 (1930) 291. s t i f t s r e n t m e i s t e r 1684 Zierenberg, dorff,HalleSalzw. 15. 1681 CCMagdeb. III 334. J.P.v.
GevelsbMark 42. Ludewig, Consilia Hallensium II (Halle 1734) 277.
Stiftsroggen m., von einem → 1 Stift (I) eingenommene Stiftssenior m., Vorsteher eines (evang.) → 1 Stifts (I
Roggenabgabe. nach 1570 CTradWestf. I 176. 3); vgl. Senior (II 1). superint[endent] und s t i f t s s e n i o r zu
Stiftssache f. I. (Rechts-)Angelegenheit eines → Wunstorf 1680 HannovGBl. 8 (1905) 31.
1 Stifts (I); bdv.: Kirchsache (II); vgl. 1 Sache (I). dieselbe [vice- Stiftssiegel n., → Siegel (I u. II) eines → 1 Stifts (I).
dechantin] soll uff die andern stiftsjungfern die uffsicht, es soll … die regentin nicht macht haben, das gemei-
… ihnen auch … in s t i f t s - und kirchens a c h e n ambts ne s t i f f t s - s i e g e l ohne der viceregentin … vorwißen
wegen zu befehlen haben 1598 Stift Wunstorf/Sehling,Ev zu gebrauchen 1671 Sillib,Neuburg I 229. 1792 Schwarz,
KO. VI 2 S. 897. s t i f f t s - und capituls-s a c h e n 1626 LausWB. I 251. 1800 Zinkernagel 32.
Westphalen,Mon. IV 1197. 1720 SammlVerordnHannov. Stiftsstadt f. I. → Stadt (II), in welcher sich ein →
I 1. 1785 Fischer,KamPolR. II 98. 1 Stift (I) befindet; auch: Bischofsstadt. die freyen reichs-

II. Abgabe an ein → 1 Stift (I). die geschwornen zubot- und s t i f f t - s t a d t e 1668 Fugger,Ehrensp. 56. historie
o e

ten allhie in der statt, wie auch der, so zu inzuchung der der chur-sachsischen s t i f t s - s t a d t Wurzen 1744 Zed-
e e

s t i f f t - und st. johanserhuses s a c h e n gebrucht wird, ler 40 Sp. 75. die statuten der chursachsischen s t i f f t s -
e

sollend … beeydet werden 1628 BernStR. VII 1 S. 323. s t a d t Zeitz, so wie sie noch heut zu tage in observanz
e

Stiftsschaffer m., wie → Stiftsschaffner. auffgesetzten sind 1772 Schott I p. 19. die geistlichen personen [sind]
protocolls … im stift G. durch beeder herrschafft ver- in den s t i f t s s t a d t e n … nur auf die halfte [der perso-
e e

waltern, herrn decano und canonico und herrn s t i f f t s - nensteuer] gesetzt 1803 Philipp,WBSächsKR. 406.
s c h a f f e r n 1671 Londorp XIII 56. 1719 SteirGBl. 1 II. einem → 1 Stift (I) zugehörige → Landstadt. der
(1880) 43. kirchen unser s t i f t e s t a t Cosslin 1559 PommVis. II
Stiftsschaffner m., Wirtschaftsverwalter eines → 322. die brauer-gilde in der stadt Hildesheim kan sich
1 Stifts (I); Beamter, der säkularisierte Stiftsbesitzungen des brauens nicht privativè anmassen, weil sich die ubri-
e

verwaltet; bdv.: Stiftsschaffer; vgl. Kapitelschaffner, Klosterschaff- ge s t i f f t - s t a d t e dessen auch ohn einige contradic-
e

ner, Schaffner (I 2), Stiftsamtmann, Stiftskeller, Stiftspfleger (I), Stifts- tion, biß auf die heutige stunde bedienet 1690 Londorp
vogt (II). was aber nach jedes s t i f f t s c h a f f n e r s rech- XVII 333. 1721 Knauth,Altenzella I 13. 1760 Schöttgen-
273 Stiftsstadt (II) – Stiftsverwandte (II)
Kreysig III 579.
Stiftsstand m., im Territorium eines → 1 Stifts (I 1) an-
sässige Person oder Personengruppe, die dazu berechtigt
ist, (selbst oder durch Vertreter) an den → Stifttagen (II)
teilzunehmen und dort ihre Interessen gegenüber Bischof
und → 1 Stift (I 1) wahrzunehmen sowie Landesfragen
zu verhandeln und zu beschließen; auch: → Stand (III)
anderer → 1 Stifte (I); vgl. Landstand, Stiftsgenosse (III). irer
f.g. [vonn Riga] s t i f f t s s t e n d e 1530 MLiv. V 204.
durch vnsere munsterische s t i f f t s s t e n d e angenom-
e
mene, auch folgents durch die rom. kay. may. … be-
stettigte munsterische gemeine ordnungen 1571 Münster
e
GemLO. Titel. ohne unser [administrator der stiffts M.],
unsers thum-capittel und gemeiner unser s t i f f t s s t e n -
d e ersuchen 1572 Culemann,MindenLV. 139. solches
[turbationes] oftmaligh von sambttlichen s t i f t t s s t e n -
d e n auf gehaltenen landtagen geklagtt 1604 JbWestfKG.
7 (1905) 134. 1628 Culemann,MindenLV. 196. 1650 Os-
nabrück/ArchKathKR. 32 (1874) 77. bey antretung des
stifftes regierung soll ein jeder bischoff … alle alte vnd
newe mit dem thumb-capitul vnd s t i f f t e s - s t ä n d e n
[aufgerichtete stiffts-privilegia bestetigen] 1650 Samml
VerordnHannov. II 613. 1720 ebd. I 1. weitere Belege: 1790
Stiftenosse, 1801 Stifttag (II).
Stiftsstatut n., auch lat. flektiert; für ein → 1 Stift (I)
geltende Rechtsregel; vgl. Statut, Stiftsordnung (I). [die erwehl-
te fraw soll] die s t i f f t s s t a t u t a, praerogativas, recht
und gerechtigkeit in acht nehmen 1666 ZBergGesch. 5
(1868) 225. ebd. 227. forderist kommt es auf die al-
lerseits erkannte s t i f f t s - und ordens-s t a t u t e n oder
reglen [an] 1773 Moser,NStaatsR. XIV 315.
Stiftssteuer f., von den → steuerpflichtigen Ständen
und Bewohnern eines → 1 Stifts (II) zu leistende regelmä-
ßige Geldabgabe. quadrantes solventes … pro auro den.
lib. 1, pro s t i f t s t e w e r lib. 1, pro werchart dies 48
1290/91 MittSalzbLk. 75 (1935) 192. s t i f t s - s t e u e r n
heissen diejenigen steuern und abgaben, welche die zu
einem so genannten stifte gehorigen land-stande und un-
e e
terthanen zu entrichten haben 1744 Zedler 40 Sp. 79.
Stiftssuperintendent m., oberster Pfarrer eines evang.
→ 1 Stifts (I) bzw. einer → Stiftskirche; mit Aufsichts-
funktion. [Buchtitel:] worte … M. Lutheri zusammen
getragen von P.S. furstl. sachs. naumburgischen hoff-
e e
predigern und s t i f f t s - s u p e r i n t e n d e n t e n zu Zeitz
[Naumburg 1664]. M.C., s t i f t s - s u p e r i n [ t e n ] d e n t
in Wurzen 1751 KgrSachsenKdm. 25 S. 256.
Stiftssyndikus m., auch lat. flektiert; Rechtsvertreter,
juristischer Sachwalter eines → 1 Stifts (I); häufig auch
mit der Verwaltung betraut. H., s t i f f t s - s y n d i c u s
und juris practicus 1691 Lünig,RA. XIII 881. 1705 Lü-
nig,TheatrCerem. II 339. dasige fabrica, welche gemei-
niglich der s t i f f t s - s y n d i c u s mit administrirt 1721
Knauth,Altenzella II 110. s t i f t s - s y n d i c u s heißt …
der zu besorgung und ausrichtung derer dieses oder je-
nes stift betreffenden streit-sachen und anderer angele-
genheiten verordnete syndicus 1744 Zedler 40 Sp. 79.
1794 Schwarz,LausWB. IV 31.
Stiftstruhe f., → Kasten (I 2) für die Einnahmen eines
274
→ 1 Stifts (I). 1566 Moser,StaatsR. 31 S. 421.
Stiftsuntersasse m., wie → Stiftsuntertan (I). 1571 Rh
Antiqu. III 5 S. 532. 1668 Fugger,Ehrensp. 227.
Stiftsuntertan m. I. Bewohner eines → 1 Stifts (II); ei-
nem → 1 Stift (I) untertänige und abgabenpflichtige Per-
son; bdv.: Stiftseinwohner, Stiftsgenosse (IV), Stiftsgeschworene, Stifts-
kind (I), Stiftsmann (I 3), Stiftsuntersasse, Stiftsverwandte (II); vgl. Stifts-
hausleute. den s t i f f t s - u n t e r t h a n e n und sonderlich de-
nen eigenbehorigen 1628 Culemann,MindenLV. 217. hat
e
der herr praelat geschehen lassen, daß die s t i f t s u n -
t e r t h a n e n bey ihren alten schocken … verbleiben mö-
gen 1661 Lehmann,NLausBauern 95. Moser,Staatsarch.
1756 I-VI 219.
II. an ein → 1 Stift (IV) abgabenpflichtige Person. pro-
cesse derer s t i f t s u n t e r t h a n e n wider das stiftsamt
1750 ActaBoruss.BehO. VIII 766.
III. wie → Stiftsmann (II). in anhörung aller dermah-
len vmbstehenden s t ü f f t s u n t e r t h a n e n 1682 Beitr
SteirG. 26 (1894) 143.
Stiftsvermachung f., wie → 1 Stift (III). autor und
dator dieser s t i f t s v e r m a c h u n g 1646 ProtBrandenb
GehR. III 424.
Stiftsverwalter m. I. landesherrlicher Beamter (eines
evang. Territoriums) mit Zuständigkeit für die Verwal-
tung des → Kirchguts (III), namentlich der Liegenschaf-
ten von im Land gelegenen → 1 Stiften (I) und religiö-
sen → Stiftungen (III); vgl. Kasten (IV 1), Stiftsrat. [gemein
kasten:] 5 fl. von s t i f t v e r w a l t e r jerlich fur haus
arme leute 1556 Henneberg/Sehling,EvKO. I 2 S. 329.
1596 Reyscher,Ges. XVII 1 S. 100. M.S., hochfürstl.
anhalt. secretarius und s t i f t s v e r w a l t e r 1699 Mitt
Saar 11 (1911) 3. um 1740 CDSiles. 27 S. 351. die be-
amte, welche die renten von den klostern und stiftern
e
erheben, heißen kloster-verwalter, kloster-hofmeister,
s t i f t s - v e r w a l t e r … und diese zahlen von ihren ein-
nahmen die pfarr-besoldungen PatrArch. 2 (1785) 379.
1798 Binder,WirtKÄmter I 1 S. 244.
II. wirtschaftlicher Verwalter eines nachreformatori-
schen → 1 Stifts (I). der vieren eyd: … den herren pflä-
geren und einem s t i f f t v e r w a l t e r gehorsamb und ge-
wërtig zu syn 1561 ZürichOffn. I 135.
III. wirtschaftlicher Verwalter eines → 1 Stifts (IV).
1750 Beleg s. dort.
Stiftsverwaltung f. I. Amtssitz, Behörde eines → Stifts-
verwalters (I). P.B. … zur s t i f f t s v e r w a l t u n g gen
S. transferirt 1618 WürtDienerb. 254. ein auf die herr-
schaftliche s t i f t s v e r w a l t u n g zu Tubingen gestellter
e
schuldbrief 1798 Schnurrer,WürtKRef. 450. 1808 Rey-
scher,Ges. IX 134.
II. Ausübung der Regierung, Herrschaft über ein Bis-
tum; vgl. 1 Stift (I 1). 1795 Schnaubert,KirchR. 427.
Stiftsverwandte m. I. wie → Stiftsperson (I). haben
wir [Abt] mit rat etlicher unser vom adel und s t i f t s -
v o r w a n t e n auf disse biligende mittel gedacht 1535
VeröfflHessen XI 4 S. 84. 1560 EstRitterLR. 71. canoni-
ci, vicarii und andere s t i f f t s - v e r w a n d t e 1650 Stap-
horst,HambKG. I 2 S. 495. 1744 SiebbLRKomm.2 373.
II. wie → Stiftsuntertan (I). sollen die vom adel
275 Stiftsverwandte (II) – Stiftteiding
keinen der ihren, noch auch m.g.h. unterthanen oder
s t i f t s v e r w a n d t e n oder hintersassen, so also entlau-
fen, ohne wissen und willen m.g.h. auch nicht weiter
annehmen 1526 G.E. Waldau, Gesch. d. Bauernkriegs in
Franken (Nürnberg 1790) 82.
Stiftsvogt m. I. → Schirmer (I), → Schutzherr II (2)
eines → 1 Stifts (I); ua. mit der weltlichen Gerichtsbarkeit
über die → Stiftsuntertanen (I) betraut; bdv.: Kastenvogt (I),
Schutzvogt. es habe der bischoff one seines s t i f f t u o g t s
wüssen vnd willen nichts zuuerenderen gehept 1580
o
Wurstisen,BaslerChr. 36. [weil bischoffe und] machtig-
e e
te pralaten dafur gehalten, daß sie die gerichte, wie an-
e e
dere weltsachen in ihren landen wohl selbsten versehen
konten, … haben sie alle mittel … gesuchet, dieser ih-
e
rer lehenbaren gerichtshalter, s t i f f t s v o g t e, burggra-
e
fen … los zu werden 1744 Ludewig,Anzeigen II 554.
II. Oberbeamter, Finanzverwalter eines → 1 Stifts (I),
zT. nur mit Zuständigkeit für einen → Sprengel (II); auch
mit richterlichen Funktionen; bdv.: Stiftshauptmann. s t i f f t s -
v o g t to Treiden 1526 AktLivlSt. III 567. soll im vnser
s t i f f t v o g t alhio zu sant vinzentzen gen angentz V kro-
nen 1530 ArchBern 13 (1893) 61. 1552 PommVis. II
278. belangende der solttfenne und gemene gresinge up
der geest, darvan der s t i f f t s v a g e t jarliches bethher 4
m tho der vogedie gehadt 1600 SchleswDorfO. 652. ebd.
653. ist der s t i f f t s v o g t bevollmächtiget, daß [er] auffs
gehöltz gute obsicht habe, und kein holtz … außfolgen
lassen 1670 Zierenberg,GevelsbMark 42. weitere Belege: vor
1592 Stiftsgericht (II), 1760 Stiftsrat.
Stiftsvogtei f. I. (Recht der) Schirm- und → Schutz-
herrschaft (II) über ein → 1 Stift (I); verbunden mit der
weltlichen Gerichtsbarkeit über die → Stiftsuntertanen
(I). [daß konig Conradinus] sich der s t i f f t s - v o g t h e y
e
Augspurg wurcklich vnterfangen, auch einen burggraf-
e
fen gesetzt D. Heider, Hist. Bericht von denen Reichs-
Vogteyen II (Stuttgart 1655) Reg. nachmahls mag die
s t i f f t s - v o i g t e y von denen folgenden hier im lan-
de gelebten kaysern … an gewisse qualificirte … rit-
ters gegeben worden seyn 1707 Leuckfeld,Poeld. 48.
der churfursten [zu Brandenburg] ihrre vorrechte an
e
zollen, geleit, wildfangen, s t i f t s - v o g t e y e n 1727 Mei-
e e
er,CJApan. 487. 1744 Ludewig,Anzeigen II 554. [es sei
ein verbrechen,] die s t i f t s v o g t e y zu Quedlinburg und
die schutzgerechtigkeit uber Nordhausen an das haus
e
Preußen zu verkaufen 1758 v.Justi,Staatsw. II 466.
II. Amtssitz eines → Stiftsvogts (II). [willkühr für des
kirchspiels B.:] producirt in der königlichen s t i f t s v o g -
t e y Bordlum zu Bredstedt 1777 SchleswDorfO. 86.
Stiftsvorwerk n., einem → 1 Stift (I) zugehöriges
Landgut. 1661 Lehmann,NLausBauern 96. 1721 Knauth,
Altenzella II 187.
Stiftswald m., einem → 1 Stift (I) zugehöriger Wald;
bdv.: Stiftsgewälde, Stiftshauptwald, Stiftsholz. J.S. … seindt uff
sein anhalten XX stuck holtz vom statwaldt bewilligt
worden. sol sich umb das uberig uff dem reichs- und
s t i f f t s w e l d e n umbthun 1570 KaiserslauternRatsprot.
128. 1600 MittPfalz 22 (1898) 159.
stiftsweise adv., als → Stiftsgut (III), im Wege einer
276
→ 1 Stift (VIII); auch: pachtweise. das füran kainer, so
ain … gut, es sey lehens … oder freystiffts weiß, besitzt,
on vnd ausserhalb seins lehen oder grundherrn wissen
vnd willen ain ander gut zu ainem zupaw s t i f f t s w e i ß
oder in ander weg anneme BairLO. 1553 III 15, 6. gueth
vnd hoff, so der zeit G.S. s t i f f t w e i s s besitzt 1607 In-
dersdorf II 315. 1788 KurpfSamml. V 104.
Stiftsweise f., mit Komp.-Vorformen; in Stiftsweise
wie → stiftsweise. ayn yeglicher pawr, der … den Prun-
hoff … als in s t i f f t s w e y s innhat 1470 Indersdorf I
396. stadl oder hausstat, die ainem burger ettlich jar in
s t i f t s w e i s e verlassen und durch ine auf unsern casten
U. verzinst ist worden 1534 Innviertel/ÖW. XV 123.
Stiftszollstätte f., Zolleinnahmestelle eines → 1 Stifts
(I 1). 1694 BeitrMainz XVI 137f.
Stifttag m. I. wie → Stiftteiding. [sullen die zechbröst
yedem pfarrer] darumb, das er in dem pfarrhof behaw-
sen sol, aus dem zechschrein der pfarrkirchen järlich
am s t i f t t a g vierzehen pfunt pfenning bezalen 1473
MittSalzbLk. 15, 2 (1875) 92. um 1600 Innviertel/ÖW.
XV 76. [hat ein ruckhseßiger] ein rebelian an seinen
s t i f f t s t a g veriebt 1682 BeitrSteirG. 26 (1894) 143.
1687 Indersdorf II 352. oberwehntes hoffmarchs-recht
gedencket … der jahrlichen stift, so an denen s t i f t -
e
t a g e n, welche mehrentheils mit vielen solennitaten ge-
e
feyret werden, … abgefuhret werden mussen 1749 Kling-
e e
ner I 141. soll der grund-unterthan bey dem anberaum-
ten s t i f t - t a g selbst personlich erscheinen 1756 CMax.
e
IV 7 § 9. wer dann die stift versaumet, der sol daz …
bezzern … welher aber de wandl nicht achten wolt …
den solt man an dem dritten s t i f t a g gänzlich entset-
zen und entberen, ez war ampt oder lehen, hof, mul
oder hueb oJ. Bayern/GrW. VI 186. weitere Belege: 1620 Kü-
chendienst (I), 17. Jh. Stifthenne.
II. → Landtag (IV) eines→ 1 Stifts (II 1); Versamm-
lung der → Stiftsstände, ua. zur Steuerbewilligung. [Ti-
tel:] ausschreiben welcher gestalt … die auff neherm ge-
gehaltenen naumburgischen s t i f f t s t a g e zu Zeitzs be-
willigte landtstewer erlegt … werden sol [1573]. daß …
die domherren zu Merseburg und Naumburg sitz- und
stimmrecht als pralaten auf den s t i f t s t a g e n haben
e
1794 Schwarz,LausWB. V Anh. 10. stiftsstand: … lan-
desstände, in dem einem stifte oder bißthume gehörigen
landesbezirke, welche sich auf den s t i f t s t a g e n ver-
sammeln 1801 Adelung2 IV 377.
Stiftteiding n., m., f., (idR. jährliche) Zusammenkunft
des → Stiftsherrn (III) (oder eines Vertreters) mit sei-
nen → Stiftsmännern (II) zur Abhaltung des grundherr-
lichen Gerichts, Verlesung des → Stiftrechts (II), Ablie-
ferung der → Stiftgülte (I) und Erneuerung der → 1 Stift
(VIII); meton. der Termin der Versammlung; bdv.: Sied-
lung (II), 1 Stift (X), Stiftsiedlung, Stiftrecht (V), Stifttag (I), Stiftung
ez sol ouch der selb V. und C. sin svn iærchlich
(VII).
erschınen in dem s t i f t a i d i n g des chelnærs des tum-
e
brobstes vnd des capitels ze S. mit ettlichem vrchunde
1299 Salzburg/CorpAltdtOrUrk. IV 536. daz ich den hof
ze S. … bestanden han ze pawmansrecht … vnd lob
auch daz ich in ier s t i f t t a i d i n g gen sol als ein ander
277 Stiftteiding – Stiftung (II)
ier hold 1328 MittSalzbLk. 36 (1896) 12. wir schuellen
auch ir s t i f t a i d i n g besuchen mit zwelif pfennig und
mit zwain huenern 1371 OÖUB. VIII 549. schol man
s t i f t t e i d i n g auf drei vierzehentag pieten am suntag
vor der chirichtur offenlich vor der ganzen chirichme-
nig 1402/50 Bayern/GrW. VI 133. 1492 OÖsterr./ÖW.
XIII 219. pantädingbuech: vermerkt die ornung und
frag unserer s t i f t - und pant ä d i n g s, wie solches …
jarlich gehalten wirdt 1493/1523 ebd. XIV 209. alle jar
ain s t i f t t ä d i n g in der ersten vastwochen. und darzue
sollen komen die mit dem metzen dienen 1518 NÖsterr./
ebd. IX 222. TirolLO. 1532 V 17. ain offenes landrecht,
bahn- und s t ü f t t h ä t t u n g wohlbedächtlich statuiert
und aufgericht 1700 OÖsterr./ÖW. XIII 414.
Stifttrinkgeld n., Geldabgabe als Ersatzleistung für den
→ Stiftwein (II). was dann söllheuser sein, die von al-
ters her dergleichen s t i f f t t r i n c k g e l d gegeben haben,
dauon soll hinfüran für sollich trinckgeld acht phenning
gegeben werden 1526 MittSalzbLk. 27 (1887) 372.
Stiftung f. I. Errichtung, Schaffung; vgl. stiften (II). 1.
Errichtung, Schaffung einer → Stiftung (II), insb. ei-
ner → Pfründe (I u. II) durch (auch testamentarische)
Zueignung von Geld- oder Sachmitteln an eine geistli-
che Einrichtung; Stiftung eines Pfründners Schaffung ei-
ner Pfründnerstelle; vgl. Jahrstiftung, Pfründe (IX), Seelgerät (I).
s t i f t u n g einer ewigen thumerei 1494 FreibergUB. I
587. das wir [bischof von Basel] zuo s t i f f t u n g, ord-
nung vnd vergabung diser guten werck [einer wöchentl.
hl. Messe] so zuo merung gotzdienst dienen … vnsern
gunst, wüssen vnd gehelle gegeben 1497 BergheimUB.
134. sol die s t i f t u n g [einer Altarpfründe] und uffrich-
tung unser bruderschaft kraft … haben 1506 BernStR.
o e
VI 1 S. 123. die pfarr- und kirchenguter … sind theils
e
gleich bey s t i f t u n g zum unterhalte der pfarre, kirche
und des gottesdiensts gewiedmet, theils erst nachher der-
selben geschenkt worden 1785 Fischer,KamPolR. II 540.
die s t i f t u n g eines pfrundners in einem versorgungs-
e e
hause 1808 v.Berg,PolR. VI 2 S. 373. — — 2. Errichtung,
Schaffung einer → Stiftung (III). besteten wir mit ewiger
hantveste die s t i f t u n g e des selben spittals [der armen
lüten ze Lucerren] 1319 Geschfrd. der 5 Orte 19 (1863)
156. ein meynung zu einer uˈffnunge und s t i f f t u n g e
o
einer hohen schule in der stat B. 1459 BaselChr. V 466.
o
das nun ein jeder christ … die s t i f t u n g, anrichtung, er-
bauung und fundationes der kirchen, schulen und hospi-
talien müge allezeit … helfen befürderen 1570 Kurland/
Sehling,EvKO. V 55. 1689 Valvasor,Krain II 654. daß
dasselbe [weltgeistlich stift] der ersten s t i f t u n g nach
zu B. angeleget, und … nach der landstadt Q. verleget
worden ist 1786 WestfMag. 2 (1786) 100. die gültig-
keit derjenigen stifts- und ordensstatute, worinn alter
adel zur eigenschaft der stiftsherrn und ritter gemacht
worden ist, hängt von der ersten s t i f t u n g oder einer
rechtmässigen bestätigung ab 1795 Schnaubert,KirchR.
315. 1811 ÖstABGB. § 646. — — 3. Aufrichtung, Grün-
dung einer religiösen oder weltlichen Gemeinschaft (zB.
Orden, Gilde). de olde breff beholt al syne macht uppe
de s t i f t i n g e unde uppe blyvent der gilde [der lakenme-
278
ker] 1448 HildeshUB. IV 584. dat ter nymmen moet me-
ckia nenerhanda foergaringhe off s t i c h t i n g e der or-
den, buta reed ende consent dis keysers ende syne foers-
ten 1480/81 JurFris. II 232. 1753 Helyot,Klosterorden
I 363. — — 4. Gründung, Erbauung einer Stadt; insb.
unter Verleihung von → Stadtrecht (I); vgl. stiften (I). um
1260 SächsWChr. 90. darum sollen alle dy von Polen
unde von Behemen … ir recht zu Halle holen; unde daz
ist darumme, daz Halle gestifft ist uz Meideborg, unde
mit syner s t i f t u n g e elder ist, when andere stete En-
de 14. Jh. GlWeichb. 230. von der tritten s t i f t u n g der
statt Zúrich: … damals ist Z. … verprant worden und
… Jullius … zwang, ir statt wider zu buwen 1508/16
o
QSchweizG. I 1 S. 2900.
2
II. Sondervermögen, das einer Person oder Einrichtung
im Wege der → Stiftung (I 1) zu einem vom → Stifter
(II) vorbestimmten (auf Dauer angelegten) Zweck zuge-
eignet ist; das → Stiftungsvermögen wird bei dieser un-
selbständigen Stiftung treuhänderisch von einem (meist
kirchlichen) Rechtsträger verwaltet, der für die Erfüllung
des Stiftungszwecks (zB. als milde/fromme Stiftung, →
Seelgerät I oder → Pfründe II) zu sorgen hat; bei allg.
Verwendung des Worts in den Belegen zT. offen zu III;
bdv.: Stiftgabe; vgl. stiften (III). gib ich di vor genanten fumft-
halben schillinch geltes … zu miner s t i f t u n g e hint-
ze T. der aptossinne vnde irer samenunge durch miner
vnde aller miner voderen sele 1297 NÖsterr./CorpAltdt
OrUrk. IV 80. daz wir … herrn M. oder wer nach im
pfarrer da wirt zu der s t i f t u n g der frumes datz sand
Johans … ewiklich die sunder gnad getan haben, daz er
… ieriklich … sechs wegen geuasset mit wein vngezolt
… gefurn mug 1336 BrixenUrk. I 654. 1370 SPölten
e
UB. II 95. von einer wisen … in jahr 30 lb., dorauf
her H. … ein s t i f t u n g jerlichen mit vier gedechtnis-
sen [errichtet hat] 1464 BayreuthStB.2 86. 1484/85 Storn,
Schwureinungen 266. ist das … christlicher liebe gemeß,
das wo der stiffter erben verarmet vnd nottig weren,
das den selben solch s t i f f t u n g widder heym falle 1523
Luther(Clemen) II 406. 1524 Magdeburg/Sehling,EvKO.
I 2 S. 449. die … pfarr sampt aller und ieder dersel-
ben s t i f t u n g e n, pfrunden, caplanien, lipfal, sibenden,
dreissigisten, jargezeiten und aller anderer recht und ge-
rechtigkeiten 1527 NeuenburgStR. 176. neben der pfarr
zwo s t i f t u n g e n, nemblich die kaplaney und die früh-
meß, seien 1543 SchriesheimW. 197. 1560 BaselRQ. I
1 S. 429. wie wir [Hzg. Wolfgang] aus den geistlichen
gefällen … etliche s t i f t u n g e n verordnen … mögen,
zu jährlicher unterhaltung zweyer hofprediger, diaconi,
cantoris 1568 BlPfälzKG. 27 (1960) 148. 1621 Reval
StR. I 349. das gabungen vnd legaten vnd s t i f t u n -
g e n, wann dieselben zehen jahr lang vnangeuorderet,
vnbejagt vnd vnbezahlt anstahnd, … verjahret, prescri-
biert vnd verloren sind 1. Hälfte 17. Jh. FreiburgÜMun.
III Art. 455. es sollen auch unsere pfarrer … auf … die
allmosen, spendungen, wie auch andere christliche milde
s t i f t u n g e n gute aufsicht haben 1693 Wüst,Policey VI
126. verlesung der s t i f t u n g e n von den kanzeln 1721
Reyscher,Ges. VIII 563. 1791 Bender,Lotterie 272. wenn
279 Stiftung (II) – Stiftung (X)
in einem zur zeit der pest aufgerichteten testamente kein
erbe eingesetzet, und solches daher ungultig geworden,
e
so bleiben doch die legate zu milden s t i f t u n g e n 1793
Schwarz,LausWB. III 281 [hierher?].
III. Einrichtung, Institution, die durch eine → Stiftung
(I 2) entstanden ist, mit einem → Stiftungsvermögen aus-
gestattet ist und einem (auf Dauer angelegten) vorgege-
benen Zweck dient; zumeist als karitative oder gemein-
nützige Einrichtung (oft sog. milde Stiftung), aber zB.
auch als Familienstiftung; bdv.: 1 Stift (IV). der gotteshauser
e
und milden s t i f t u n g e n angehorige gutter zu dorf und
e e
zu feld 1719 KurpfSamml. IV 765. ganze collegia, ge-
meinden und s t i f t u n g e n können lehen erwerben und
bestellen einen provasallum, lehnsträger, der an ihrer
statt die lehnsdienste leistet und … die lehnspflicht er-
neuert 1757 RechtVerfMariaTher. 629. 1762 Schoenlank,
NürnbGesellenw. 371. s t i f f t u n g e n und andern corpo-
ribus [soll] die verabfolgung ihrer in reichsstandischen
e
landen zu erheben habenden fruchte nicht verweigert …
e
werden 1773 Moser,KreisVerf. 738. alle armenanstalten,
heiligenkassen, milde s t i f t u n g e n und verpflegungsan-
stalten stehen gemeiniglich unter aufsicht des magistrats,
der aufseher, vorsteher und verwalter daruber bestellt
e
1785 Fischer,KamPolR. I 652 [hierher?]. die sportelfrey-
heit geistlicher s t i f t u n g e n 1785 Ledderhose,HessKR.
451. wenn geistliche gemeinden, kloster, milde s t i f t u n -
e
g e n … zu lehen gehende grunde an sich kaufen durfen,
e e
wodurch diese in manus mortuas gerathen: so wird …
von 15 zu 15 jahren die gehorige lehensbethatigung er-
e e
neuert 1788 Thomas,FuldPrR. I 288. 1794 PreußALR.
II 4 § 145. ist der stifter nicht mehr vorhanden, und
sind seine erben nicht auszumitteln: so gebühret das,
was zu der ehemaligen s t i f t u n g gewidmet war, als ei-
ne herrnlose sache … dem staate ebd. II 6 § 195. der
Leipziger wittwenkasse sind die qualitat und vorzuge
e e
einer milden s t i f t u n g vollig beygeleget 1794 Schwarz,
e
LausWB. V 174. um 1795 StaatsRHeilRömR. 64. 1797
Kant,Rechtslehre 174. pflegt bey allen offentlich autho-
e
risirten und garantirten lotterien der ueberschuß zu mil-
den s t i f t u n g e n verwendet zu werden 1802 RepRecht
X 97. 1811 ÖstABGB. § 221.
IV. wie → Stiftungsurkunde; auch die darin enthalte-
nen Bestimmungen. en closter … ordens der hilgen frou-
wen suntte Birgitten, der gestlike sustere unde brode-
re inne syn, begeuen na s t i c h t i n g e unde gesette des-
suluen orden 1435 LübUB. VII 610. der selben messe
s t i f f t u n g lutet, das der briester, der die messe inhatt,
all tag messe lesen soll 1495 FreibDiözArch.2 10 (1909)
233. 1510 WürzbDiözGBl. 26 (1964) 195. denen [hauß-
arme leüth] soll … von dem gestift, so weilund doctor
W. … den armen gestiftet, inhalt der s t i f t u n g und
nach erkandnuß der herrschaft ein zimbliches ertheilt
werden 1611 WürtLändlRQ. II 279. die wort der s t i f -
t u n g lauten also […] 1619 Lazius,Wien I 21. kann die
einsicht frommer s t i f t u n g e n niemandem … verwei-
gert werden, so lange nicht der anspruch zur offenbaren
gefährde gereichet 1772 Pufendorf,HannovLREntw. Tit.
69 § 5.
280
V. (Neu-)Besetzung eines Hofguts; Vergabe, Überlas-
sung (einer Liegenschaft) als → Stiftsgut (III), unter
Vereinbarung einer → 1 Stift (VIII); meton. die Hofstelle,
Liegenschaft selbst; mit Stiftung und mit Störung mit
Einsetzung und mit Absetzung (der → Stiftsmänner II);
vgl. Abstiftung (II), stiften (XIII). mit der s t i p h t u n g e des ho-
o
fes schol niemen niht ze schaphen haben denne daz vor
gescriben haus sand Giligen 1290 Regensburg/CorpAltdt
OrUrk. II 451. so die s t i f t u n g abging von feur … so
das der grunt ler bestünd und ungezimert, so züg sich
der gruntherr mit recht zu seinem grunt um 1300 Wien
StRb. Art. 125. swo wir danne … des cins vnd avch der
wandel nicht abe chomen, so scholl sich der probst zv
dem hof ziechen … vnd schol seinen vrvm da mit schaf-
fen mit s t i f t v n g vnd mit storvng und mit alles nvtzes
e
gwer 1301 OÖUB. IV 388. wan der grundherr einen un-
terthan … lenger … nit gedulden wil, mag er ihme die
zuestiftung … auferlegen, und da er damit saumig wäre,
ihme … ein peremptori termin … geben. khombt er dan
derselben … nicht nach, so mag der herr die s t u f t u n g
e
selbst seines gefallens furnemben 1599 NÖLREntw. V
e
160 § 27. des gotshaus hindersassen und hölden … mü-
gen … ainen flos machen (doch mit willen des herren
und an schaden der s t i f t u n g) und ir holzwerich … ver-
füeren 16. Jh. OÖsterr./ÖW. XII 766. sollen zu erkauf
und s t ü f t u n g solch crembsmünsterischer grund und
poden die uncatholischen nicht zuelässig … sein 1699
ebd. XIII 147. 1752 Chorinsky,Mat. V 190.
VI. (Neu-)Besetzung einer Stelle. wo aber der paader
selb der wuntarzeneu unerfahren … wehre, den soll der
richter … zu urlauben und die s t i f t u n g aufzulegen …
macht haben 1615 NÖsterr./ÖW. VII 516.
VII. wie → Stiftteiding; die Stiftung rufen (die →
Stiftsmänner II) zum Stiftteiding → laden (II 1); vgl. stiften
(XVII). haben wir ain gepotns pantaiding das an zwaier
taiding [statt] stet, haist die s t i f t u n g, … wellicher haus-
genöss zu dem selbm taiding oder s t i f t u n g nit kumbt
… ist zu wandl verfalln Ende 15. Jh. NÖsterr./ÖW. IX
585. das man alle jar die s t i f t u n g rüefen sol vierzehen
tag vor stiftzeit. und wann die herrschaft kümbt, so sol
jeder hold … darnach in vier tagen allen sein dienst und
vordrung ganz ausrichten 15. Jh. Steiermark/ebd. VI 17.
vermerkt das pantaiding zu H. auch die gerechtigkait
daselbs, die ir leut in der s t i f t u n g melden schullen 15.
Jh. NÖsterr./ebd. VIII 617. 1665 ebd. VII 860.
VIII. wie → Stiftgülte (I); vgl. stiften (XVIII). 1682 J.
Lenz, Passauer Apostelfischerzunft (Erlangen 1956) 5.
IX. Auflage, Verpflichtung; als Last auf einer Liegen-
schaft; bdv.: Gestiftung; vgl. stiften (VIII). [Einschränkung der
Gästezahl] es weren dann etliche hof und guter, darauff
e e
man sonderbare s t i f f t u n g [hat], oder auß schuldigem
alten herkommen, etwa mit … bekostigung der kirchen-
e
diener 1599 OPfalzLO. 28.
X. Förderung, Beförderung; Hilfe, Hilfestellung; Her-
beiführung; auch: Anzettelung, Anstiftung; vgl. stiften (X).
soo en moet niemant te brande komen met eenige veg-
telijck weer of wapenen, uytgenomen pothuyven, ijser-
hoeden of sulcker dingen, die s t i g t i n g e doen mogen
281 Stiftung (X) – Stiftungsvermögen
den brant te uytten 1448 VerslOudeR. 4 (1903) 373.
alsdat die ballingen ende uutgeweken van L. … opsett
gemaect hebben mijds s t i c h t i n g e van brande 1452/94
AmsterdamRbr. 162. es sollen auch die jenigen, so vmb
s t i f f t u n g derselben aufrueren oder emporungen wis-
e
sen tragen … vnnd aber ain solchs jren oberkaiten nit
offenbaren … wie die thater … in gleicher straff stehen
e e
TirolLO. 1573 IX 17. dasjenige, was … zu s t i f t u n g
gutter policey und ordnung gereichen möchte 1651 CD
Siles. 27 S. 283. zu … s t ü e f t u n g fridt und ainigkeit
und aufrichtung guete zucht und heilsambe ordnung
1680 Steiermark/ÖW. VI 169. gefahrliche s t i f t u n g al-
e
lerley verdrußlichkeiten und zwietracht 1791 Malblank,
e
Kanzleiverf. I 202. 1794 PreußALR. II 1 § 27.
XI. → Ehestiftung; Vermittlung, Aushandlung einer
Eheschließung; Vertrag, Vertragsverhandlung zwischen
(möglichen) Verlobten (über die Bedingungen der Ehe);
vgl. stiften (V). [fragstuck bei Vorwurf der Bigamie:] wer
bey s t i f f t u n g der vermainten anderten heyrath ge-
wesen NÖLGO. 1656 II 77 § 5. es komme bey s t i f -
t u n g der ehen nicht lediglich auf den handklöpf und
das draufgeld an, wie bey erhandlung von kühen und
kälbern 1739 Huber,PrivR. IV 327. die s t i f t u n g, d.i.
veranlaßung und vermittelung einer ehe … 2. der ver-
trag zwischen zwey verlobten personen in ansehung ih-
res eigenthumes in und nach der ehe, und die schrift, die
denselben enthalt, die eheberedung, die ehepacten 1777
e e
Krünitz,Enzykl. X 181.
XII. kirchenrechtlich: Einsetzung; eingesetztes Zei-
chen, eingesetzte Handlung; vgl. Sakrament (I). was aber die
s t i e f t u n g oder einsetzung des testaments ader abend-
mahls unsers herren Christi betriefft, kan und mag keins
weges etwas hierin von jemands geendert werden 1544
Preußen/Sehling,EvKO. IV 64. 1559 Rothenburg o.d.T./
ebd. XI 573. [Danksagung nach der Taufe:] wir danken
dir … das du uns dis kindlein gegeben und den ehe-
stand als deine s t i f t u n g mit dise libesfrucht gesegnet
… hast 1593 Niedersachsen/ebd. VII 1 S. 709. nachdem
der contract ehelicher zusamenverpflichtung ein sonder-
bare göttliche s t i f t u n g [ist] … so will sichs … gebüe-
ren, christlich und … erbarlich damit fürzugehn 1599
NÖLREntw. II 17 § 1.
XIII. Fundament, Unterbau (eines Bauwerks); vgl. stif-
ten (XXI). onder die s t i c h t i n g e des … palaes Ende 15.
Jh. TijdschrTaalLk. 25 (1906) 115.
XIV. innere, geistliche Erbauung. 1473 Schiller-
Lübben IV 397. ebd.
Stiftungsbrief m., wie → Stiftungsurkunde. die lehn-
herrn derselben vicarie sint, als daz auch der … s t i f f -
t u n g e b r i e f f derselben vicarie … uzwiset 1403 Md
Forsch. XX 188. sol ein ieglicher patron, der soli-
e
che nuw pfrunden stiftet, die s t i f f t u n g b r i e f f …
i o
in sinem eigenen kosten machen 1427 BernStR. VI 1
S. 75. 1475 AppenzUB. II 1 S. 457. auf daß er lut
dem s t i f t u n g s b r i e f genannter kaplanei ein ehrbar-
licher priester werde 1537 FreibDiözArch.2 5 (1904)
322. falls im s t i f t u n g s - b r i f e des fideicommisses et-
was zu veraußern nachgelassen ist 1758 Estor,RGel. II
e
282
276. 1768 Fäsi I 622. wenn se. majestat … den bezirk
e
dieser neuen stadt durch konigl. s t i f t u n g s b r i e f e zu
e
einem romisch-katholischen bisthume erhoheten 1780
e e
NStaatsbMag. I 265. 1783 Spittler,Panisbriefe 7. wo kei-
ne s t i f t u n g s - b r i e f e mehr vorhanden sind … solle
aus alteren rechnungen nachgesehen werden, ob der jet-
e
zige verwendungszweck mit dem altern noch uberein-
e
stimme 1792 KurpfSamml. V 468. 1794 PreußALR. II
4 § 4. die s t i f t u n g s b r i e f e von dem armen leuten-
haus zu B. 1795 SGallenAbteiRQ. II 1 S. 348. 1806 Verf
Baiern I Beil. VI p. 66.
Stiftungsgenosse, Stiftungsgenossene m., Nutzungsbe-
rechtigter an einer → Stiftung (III). 1612 ZRG.2 Kan. 42
(1956) 350. 1771 WienGBl. 6 (1951) 20.
Stiftungsrente f. I. regelmäßiger Ertrag, Einkünfte ei-
ner → Stiftung (II od. III). die jenige … welche …
die s t i f t u n g s - r e n t h e n verausseren umb huren und
e
huren-kinder zu kleiden Neu entlarfftes Rom (1672) 420.
1806 DZKirchR. 12 (1902) 202.
II. einem Nutzungsberechtigten gewährte wiederkeh-
rende Geld- oder Sachleistung aus den Erträgen einer →
Stiftung (II od. III). ob sich auch wurdige individuen in
e
dem genuße der s t i f t u n g s - r e n t e befinden 1814 Rep
StaatsVerwBaiern I2 383.
Stiftungstag m., Jahrtag der Gründung, → Stif-
tung (I) (einer Institution). s t i f t u n g s t a g der hochst-
e
preiswurdigen rosenzunft P.v. Zesen, Das Helikonische
Rosentahl (1669) 46. 1689 Valvasor,Krain II 697. der
s t i f t u n g - t a g unserer universitat GGA. (1753) 1049.
e
Stiftungstuch n., aus einer mildtätigen → Stiftung (II)
finanziertes Tuch für die Bekleidung von Bedürftigen. [der
innhaber dieser wiesen soll] dieses s t i f f t u n g s t u o c h
jedes jahrs … einkauffen und … verordneten pflegern
des neuen allmußens zue C. uberluffern, welche dassel-
e e
big … denen armen [zue kleidern geben] 1611 J.J. Moser,
Samml. würtemb. Stifftungen I (Tübingen 1732) 92.
Stiftungsurkunde f., Urkunde über Errichtung, Zweck,
finanzielle Ausstattung und Organisation einer → Stif-
tung (II od. III); Gründungsurkunde; bdv.: Fundati-
onbrief, Stiftbrief (I), Stiftbulle, Stifterbrief, Stiftung (IV), Stiftungs-
brief.s t i f t u n g s - und fundations-u r k u n d e [eines Gym-
nasiums] 1607 SchulO.(Vormbaum) II 62. 1783 Spitt-
ler,Panisbriefe 7. in der s t i f t u n g s u r k u n d e des biß-
thums Schwerin 1786 Gadebusch,Staatskunde I 42. 1794
PreußALR. II 4 § 29. obgleich … in das große hos-
pital, nach der s t i f t u n g s - u r k u n d e, eigentlich nur
die armen aus denen drey stadten … eingenommen
e
… werden sollten 1795 NCCPruss. IX 2479. 1804 Bot-
zenhart,Frhr.v.Stein I 541. zweck der stiftung, so wie
er durch die s t i f t u n g s - u r k u n d e n … festgesetzt ist
1809 SammlBadStBl. I 198.
Stiftungsvermögen n., Vermögen, Kapital einer →
Stiftung (II od. III), das ihrer Finanzierung dient. be-
kenne ich, daß meine gemahlin, ehe-consortin, oder
meiner unterhabenden pupillen, curandi, s t i f f t u n g s -
v e r m o g e n, in folgendem bestehe […] 1705 CAustr.
e
III 483. 1785 HdbchÖstGes. VIII 558. hiernach be-
halten wir bei allen religionen uns vor: … die obe-
283 Stiftungsvermögen – Stil
re leitung der verwaltung des kirchen-, schulen- und
milden s t i f t u n g s - v e r m o g e n s 1807 SammlBadStBl.
e
I 470. untersuchungen des s t i f t u n g s - und kirchen-
v e r m o g e n s konnen … von den regierungen verfugt
e e e
werden 1815 AktWienKongr. I 4 S. 13.
Stifturbar n., Verzeichnis der → Stiftungen (II), die
eine Institution innehat. es sollen auch alle brieff und
gewahrsamminen und was jederzeit verhandelt, in dem
s t i f f t u h r b a r ordenlich ingeschriben … werden 1673
SGallenStB. II 392.
Stiftvierer m., eine Münze als Abgabe für die → 1 Stift
(VII); bdv.: Stiftgülte (I). es sollen auch die inhaber der söl-
heisler und einfeng hinfürter jerlichen zu der urbar ofen
stift, nit allain die s t i f t f i e r e r, sonder auch ire dienst
erlögen und bezallen 16./17. Jh. Tirol/ÖW. II 99.
Stiftviertel n., ein Flüssigkeitsmaß zur Bemessung des
→ Stiftweins (II); meton. Wein von dieser Menge. S. dint
… 20 dl. u. 1 s t i f f t v i r t l u. 2 schreyb-dl. 1405 Mitt
SalzbLk. 23 (1883) 105. 1459 ebd. 14, 2 (1874) 125.
sölde daselbst, dienend jährlich 3 pfd. 30 dl. regensb., 1
s t i f t v i e r t e l wein, 7 schaff khorn 1540 VerhNdBayern
15 (1870) 141.
Stiftwein m. I. einem → 1 Stift (I) (als jährliche Ein-
kunft) zustehender Wein. [das B.] alle jare zu herpst by
o
unserm schaffner … so er unsern s t i f f t w i n abvertiget,
ein gemein lantwin vaß … soll gelangen 1489 BernStR.
VI 1 S. 284. 1517 Sinsheim 443.
II. Weinabgabe an den → Stiftsherrn (III) für die →
1 Stift (VII); vgl. Stifttrinkgeld, Stiftzehrung. die tafern daselben
dient järlichen zu halben thaill 6 pfd. dl. und 1 viertl
s t i f t w e i n oder 14 dl. 1512 VerhNdBayern 12 (1866)
188. 1526 MittSalzbLk. 27 (1887) 372.
Stiftzehrung f., wie → Stiftmahl. 1587 OÖsterr./ÖW.
XIII 135.
Stiftzeit f. I. Termin des → Stiftteidings; Zins-, Steuer-
termin; meton. wie → Stiftteiding. hat dehein des vogtes
ritter ode chneht des bischolfs man ovf sinem gut, den
o
sol er haben mit minne der amptleute. ist des niht, so
mvgen di amptleute … ze s t i f t z i t vordern vnd ovf des
e
bischolfs vrbor stiften den man 1289 OÖsterr./CorpAltdt
OrUrk. II 394. von denselben [Gütern] ze stewer dez ers-
ten jars ze s t i f t z e i t XVIII schilling Anf. 14. Jh. Pfarrkir-
chenUrb. 189. daz ein eislich man … der auf seinen ur-
bær vreieu stift hat, darauf seczen [mag], swen er well …
zu rechter s t i f t z e i t 1328 SalzbLO. 1328 Art. 38. 1340
OÖUB. VI 314. alle iar sullen sie den benanten dienst
den zehläwten vnser frawn gotzhaus zu rechter s t i f t -
z e i t zutragen 1417 MittSalzbLk. 13, 1 (1873) 65. 1484
Indersdorf II 114. sol aller kuchendinst ie gevallen sein
vor s t i f t z e i t 1492 OÖsterr./ÖW. XIII 223. 1493/1523
ebd. XIV 217. wär das yemandt seinen mayr, der auf
seinem guet gesessen ist, zu rechter s t i f f t z e y t verke-
ren wollt, vnd der mayr zu dem guet kain gerechtigkait
wieuorsteet het, das mag der herr wol thun 1518 Bair
LRRef. Tit. 34, 7. daß er … von solichem gärtl, hammer
und schmidten järlichen zur s t i f t z e i t 4 pfund pfennig
[schuldig ist] 1547 ArchKärnten 41/42 (1953) 164. 1590
Steiermark/ÖW. X 84. die gewohnlichen s t i f t z e i t aber
284
sein zu liechtmeß, s. georgen tag und s. michäelß tag
16. Jh. ZRG.2 Germ. 23 (1902) 277. um 1618 Tirol/
ÖW. II 16. [underthonen, weliche] ihre vorschtdienst zu
der herrschaft C. … järlichen zue s t i f t z e i t zu diennen
schuldig seint 1643 VeröfflSteierm. 25 S. 12. 1682 Ost-
bairGrenzm. 3 (1959) 94. soll man ihm die abstiftung all-
zeit voraus zu gewohnlicher s t i f t - z e i t ankunden, und
e e
den termin zum abzug wenigst bis nachstkunftige liecht-
e e
meß anberaumen 1756 CMax. IV 7 § 31. der unterthan
ist schuldig, bey der von der grundobrigkeit bestimmten
s t i f t z e i t seine steuer … abzureichen 1780 SteirEinl. 12.
1787 KurpfSamml. IV 861.
II. Vertragslaufzeit (zB. eines Pacht- od. Mietver-
trags); vgl. 1 Stift (VIII). darfen auch die bierzapfler-real-
e
gerechtigkeiten verstiftet werden … doch soll die s t i f t -
z e i t nicht uber 12 oder mehr jahr andauren 1737 Kurpf
e
Samml. IV 606. 1810 Campe IV 659.
Stiftzins m., wie → Stiftgülte (I). daß er [aus armut]
auch seinem lehenherren die s t i f t z i n s oder gült nicht
hätte zu geben, darum er ihn von haus und häuslichen
ehren wollte treiben 1497 OstbairGrenzm. 7 (1964/65)
225. 1501 Tirol/ÖW. XVII 111. 1503 ebd. 112.
Stigma n., (angeblich vom Teufel angebrachtes) →
Mal (II 2) am Körper einer vermeintlichen Hexe; bdv.:
Hexenmal, Malzeichen (III 3). [Verhör der Angeklagten] woher
sie das mahl oder s t i g m a auf dem rücken, darein sie
keine empfindlichkeit und fühlniß gehabt, bekommen?
1655 Wilhelm,HexProz. 79.
stigtinge s. Stiftung.
Stigweard m., ae.; ne. Steward; oberster Haus- und
Küchenmeister in einem Herrscherhaus. ælcan gesettan
s t i g w e a r d þritig mancusa goldes 951/55 Birch,Cart
Sax. III 75.
stijnmeisteren s. Stimmeister.
Stil m., auch lat. flektiert; geübte Rechtspraxis,
Rechtsgebrauch; Verfahrensweise, Praxis (in Rechtsdin-
gen). hierinne sal men volgen den s t i j l e n ende cos-
tumen van der bancken 1496 CoutBrab. II 2 S. 57.
ebd. 234. naer rechte ende s t y l, niement en mach van-
ghen zonder informacie presedente 1515/16 Wielant,
InstrCrim. 131. loben wir die person, … das sein eigen-
schafften solcher gestalt seyen, das wir die nit leichtlich
in dem s t i l des schreibens begreiffen mogen Hugen 1528
e
Bl. 28 . [des stadtschreiber aydt: ich gelobe] nichts an
r
substanz der sachen [zu] vorendern, sondern dieselbige
nach gewonlichen und rechtmeßigen s t y l m e [zu] for-
mieren um 1550 Jahn,KanzleiZerbst 46. es seindt auch
die richter … der gerichts ordnungen vnd s t y l i außleger
vnd erleuterer 1599 LothrGO. 6. ist eine jeglich persoh-
ne aberkennt ½ fat beer nach gartens recht vnd s t y l
1604/72 GesellenbJacobsfj. 44. als dan dieses ampts lob-
liche s t i l i und geprauch nach an diesem furstlichen go-
gericht den discußionibus ihre endtschafft gegeben 1621
Engelke,GogerichtDesum 81. 1667 Pufendorf,RZustand
222. s t i l des k. cammergerichts heißt uberhaupt das
e
ungeschriebene recht oder die gewohnheiten desselben.
… s t i l der cammergerichtscancelley ist der bestandige
e
gebrauch in abfassung der processe 1766 KamLex. 112.
285 Stilett – still (V)
Stilett m., Stichwaffe mit schlanker, spitzer Klinge; oft
verboten. zuckt ainer ain swerd, tillitz [aL.: s t i l l e t] oder
degen ân das pluet, ist dem gericht zu wandl aus der
schaid 12 ¢ Ende 16. Jh. ÖW. VII 7. füstling und kleine
dölchli, genannt s t i l e t 1624 EidgAbsch. V 2, 2 S. 1748.
niemand soll s t i l e t s und dreykantige oder sogenannte
schilfklingen führen 1794 PreußALR. II 20 § 746.
Stilettstich m., → Stich (I) mit einem → Stilett.
NÖLGO. 1656 II 62 § 13.
stilisieren v., (ein Schriftstück) abfassen, an jn. richten.
daß derselbe [christliche schuldner] eine schuldbekennt-
niß zu s t i l i s i r e n … nicht wohl erfahren wäre 1753
Schaab,GJudMainz 367. was bei der reichskanzlei oder
dem reichshofrat eingereicht wird, muß an den kaiser
s t i l i s i e r t sein um 1795 StaatsRHeilRömR. 49. ebd. 69.
still adj., adv. I. schweigend, ohne ein Wort zu sa-
gen; insb. bei Gericht; offen zu II. dat wy, A. ende G.,
voors onderlingh twist hadden, so souden die poirters
s t i l l e dair toe sitten ende en souden gheen van ons
helpen 1283 HollandOrkB. Suppl. 164. alle die waerhei-
den, die mannen horen van live, horen zy s t i l l e, ende
ene cherkeminage horen zy s t i l l e ende up den gront
sittende, daer men omme dinghen wille vor 1350 Cout
BourgBruges III 281. ein richter mag dem andern sein
wort thun, sonst sollen sie s t i l l sitzen 14./15. Jh. Ne-
ckargemünd 608. een voirspreke sall in dat ghericht luyt
sijn ende inden beraede s t i l l wesen 1426/40 KleveStR.
Art. 280. [das] ein jeder bis zum end des gantzen rath-
schlags die andern auch zu hören s t i l l vnd geschwigen
sey, bis das die vota vnd gesprech alle ergangen seindt
1540 JenaStO. Art. 9. [alle knaben] sollen in der schul
under den lectionibus, auch in der kirchen s t i l l sein
und nicht schwatzen WolfenbüttelKO.(1569) 238. wann
die schoppen behegt seind, so sollen sie sitzen auff der
e
banck vnd s t i l l e sein, vnd vnter sich selber nicht viel
reden 1577 Pölmann,Urteil 45r .
II. leise, ruhig; auch: geräuschlos, lärmfrei; stiller Frei-
tag Karfreitag; vgl. Stillfreitag. [handtwerck:] auff jren her-
bergen … sollen sie sich … s t i l l, zuchtig, erbar vnd
e
bescheidenlich halten 1554 AmbergGesatzB. 69v . offen-
berlich sol niemands reden binnen gehegtem ding, son-
dern ein jeder sol s t i l l reden 1574 Pölmann,Hdb. K
iiijr . 1593 LuzernSTQ. IV 380. sollen alle personen, wel-
che ins neue arbeits-haus gebracht werden, sich ehrbar,
s t i l l und fromm verhalten 1751 Krüger,PreußManufakt.
609. die jagd theilt sich … nach der beschaffenheit der
ausubung in s t i l l e und klapperjagd 1785 Fischer,Kam
e
PolR. II 858. charfreytag: … allgemeiner ist … der na-
me: der s t i l l e freytag, weil an diesem tage in den kir-
chen und sonsten kein spiel und musik gehort und bey
e
den catholiken sogar keine glocken angezogen werden
1797 Haltaus,Jahrzeitb. 235.
III. geheim, heimlich, nicht öffentlich; stille Frage wie
→ Stillfrage; stilles Gericht wie → Stillgericht; stille
Wahrheit wie → Stillwahrheit (I); bdv.: stillichen (I), stillig,
stillingen. steit an deme rade, ofte se den tuch openbare
edder s t i l l e horen willen 1270 (Hs. 1493) HambOrdB.
F 21. man sol ouch ein s t i l l e vrag haben, ieder herre in
286
sinem lande 1293 MWittelsb. II 29. 1300 MGConst. IV
1217. in elcken ambocht sal die baeliu een s t i l l e waer-
heit besitten eens ’s jaers … ende dan sal die baeliu VII
goeder knapen eeden, dat sy … melden ende bedraghen
vor den baeliu 1303 Mieris II 30. 1350 HansUB. III 78.
ensolen wir egeyne unss vurschreuen herren van Colne
… mit deme s t i l l e n gerichte of vryen stoelen in West-
falen lande … ansprechen 1377 Lacomblet,UB. III 706.
[der sterczermaister hat yeglich unsittigkait und unord-
nung] ze pessern und ze straffen, des ersten mit s t i l l e r,
gutiger warnung und underweisung; ob aber daz nicht
e
hulff, dann offennlich mit den precheln 1443 WienRQ.
219. 1444 QKölnHandel IV 89. dat men den copman
van der dutschen hanse noch syne familie nicht bannen
sal, noch ok van ghener misdaet by ener s t i l l e r hemeli-
ker dorgander warheit bedraghen sal werden 1454 Han-
seRez.2 IV 190. eenighe poorters te mueghen bannen
metter clocke ofte by s t i l l e ofte duergaende waerhede
1572/97 CoutBruges I 112. das dieselben [blutrustigen
schlegereien, mordgeschraien] in s t i l l e r geheim vertra-
gen und der zent verschwigen werden 1575 WürzbZ. I
1 S. 80. dieweilen aber bißweilen die kheüf in gehaimb
und s t i l l fürgehen, damit demnach hierdurch den negs-
ten bluetsfreünden nichts zu nachthail gehandlt werde
1608 OÖLTfl. III 16 § 4. 1680 CAustr. I 547.
IV. ungestört, unwidersprochen, rechtlich unangetas-
tet; insb. in Bezug auf ungestörten Besitz als Voraus-
setzung der Ersitzung; bdv.: ruhig. hat daz [anders gutes,
o
daz niht værndes gut haizzet] ein man in seiner gwer
o
vnd seiner s t i l l e r gwer zehen iar bei dem, der bei im
in dem lande ist, an recht widersprache, der selbe mag
es nimmer an gesprechen um 1275 Dsp.(Eckh.1971)LR.
Art. 51 § 2. ebd. 52. swelh man och ein eigen in dirre
stat … hat gehabt in s t i l l e r gewer iar vnd tack an an-
sprache, den mack darvmb fvrbaz niemen angesprechen
e
1294 MWittelsb. II 48. [hat das gotzhaus sand P. holz
inn gehabt] uber fumf und dreizzich jar pei gutem ge-
e e e
richt in s t i l l e r aigens gewer und an alle ansprach 1304
SPöltenUB. I 212. 1. Hälfte 14. Jh. Schwsp. Var./WSB.
75 (1873) 104. als wir sie alle … beschutzen, beschirmen
und behalden sullen und wollen in s t i l l e r gerwelicher
und fredlicher gewere und mit gemache 1370 LünebUB.
II 9. sazz auch seins [abbt H.] gutz zw V. in s t i l l e r nutz
vnd gewär von seinz gotzhaws wegen 1422 MBoica XII
228. 1. Hälfte 15. Jh. Wasserschleben,Samml. 267. ha-
ben wir … sie der in s t i l l e leipliche geruige nutzliche
gewalt vnd gewere eingesetzt 1469 GeöArch. II 1 S. 242.
welher unser burger … ligendiu gut hat, … die er jar
e e e
und tag geruweclich in nutzlicher s t i l l e r gewer inne
e
gehept und besessen hat 1499 UlmRotB. Art. 19. Krain
LHdf. 1598 Bl. 2r . wer ein recht lehen in s t i l l e r gewehr
hat unversprochen zwolff jahr und ain tag, mag er das
e
bewern … das soll er furbaß beruet haben 1727 Lünig,
e
CJFeud. II 386.
V. ohne die vorgeschriebene oder übliche Form begrün-
det, abgeschlossen, erteilt; auch: konkludent. dese ratiha-
bicie is in den rechte twederleyde, deen is geheeten zwij-
gende oft s t i l l e ratihabicie, ende dander is geheeten
287 still (V) – stillen (I)
expresse ratihabicie 1496 CoutBrab. II 2 S. 59. das weib
in den parauernalibus wirt auch fuergesetzt den geltern
habende s t i l oder ausgedruckte pfandschaft, das ist ein
ligends guet [tacitam vel expressam ypothecam, id est pignus im-
mobile] um 1500 Summa legum 313. tacitus contractus,
s t i l l e r kauff Frischlin(Frankf. 1631) 556. alle diejeni-
gen, die hier einen s t i l l e n kauf thuen mit erbschaft, als
recht, so sall man den halten jahr und einen tag allen
erben unverlustig oJ. Eifel/GrW. VI 576.
VI. nichtausübend, (eines Amtes vorübergehend) ent-
hoben. 695 (Hs. um 1125) Liebermann,AgsG. Wi 6.
VII. von Waffen: unbenutzt. um 1027 Liebermann,
AgsG. II Cn 75.
VIII. stille Gesellschaft Kommanditgesellschaft, Ge-
sellschaft mit mind. einem stillen Gesellschafter/Kom-
pagnon, der nur Kapital gibt, nicht nach außen auftritt
und nicht persönlich haftet; seltener: stille Gesellschaft
reine Innengesellschaft, bei der alle Beteiligten eigenstän-
dig nach außen auftreten; vgl. Gesellschaft (IV 4). eine art von
gesellschafts-handlung, welche man eine anonymische,
unbekannte oder s t i l l e gesellschaft nennet, … da …
ein jeder die geschäfte unter einem gewöhnlichen na-
men führet 1776 Krünitz,Enzykl. VIII 277. welcher der
societät ein bestimmtes capital mit der bedingung anver-
trauet hat, daß er, statt der zinsen, am gewinne oder ver-
luste nach verhältniß dieses capitals theil nehmen wolle,
wird ein s t i l l e r gesellschafter (associé en commendite)
genannt 1794 PreußALR. II 8 § 651. die s t i l l e gesell-
schaft (societé en commandite) besteht zwischen einem
oder mehreren solidarisch (in solidum) verantwortlichen
handels-gesellschaftern und einem oder mehreren bloß
zum handels-fond beytragenden associirten, welche man
s t i l l e compagnons nennt C.D. Erhard, Napoleons Han-
delsgesetzbuch verdeutscht (Dessau 1808) 8.
Stille f. I. Stillschweigen, → Schweigen (I); ua. als Ge-
bot vor Gericht; vgl. still (I). nu hiez man ruofen in den sal
/ eine s t i l l e über al 1200/20 GottfrStraßb.(Weber) V.
11222. wo der landshaubtman, verweser, oder weispot,
ain s t i l l schaffen, vnd jemand darinnen vngehorsam
sein wurde, der oder dieselben, sollen … zu stundan
e
gestrafft werden 1577 KärntLRO. Art. 34. so der hoff-
richter in di schrannen kemen ist, so soll man ruefen
ain s t i l l bei dem wandl 72 ¢ 16. Jh. NÖsterr./ÖW. IX
725. 1772 Schuhmann,Scharfrichter 175.
II. Lärmfreiheit, Ruhe (und Frieden); auch: ruhiges
und gesittetes Verhalten; bdv.: Ruhe (I); vgl. still (II). es sollen
auch hiemit zu nutz einem jeden ampt hinder ime gele-
gen alle grunde in der s t i l l e liegend undt darin verbot-
ten sein zu hauen 1531 RheingauLändlRQ. 495. Würt
LO. 1536 A iijr . wenn die hern von rethen … raths-
weise vorsamlet sein, soll in der s t i l l e gerathschlagt
vnd freuntlich gesprochen werden, also das ein jeder
seins gesprechs vnd gutdunckens gehört … sey 1540
JenaStO. Art. 9. soll man … gepurende s t i l l e vnnd
erbarkeit vor gericht geprauchen 1571 MünsterLGO. I
15 § 2. [die stattknëcht söllendt dem rhaat uff war-
ten in] aller erbarkeytt, zucht unnd s t i l l e 1593 Luzern
STQ. IV 365. 1667 Pufendorf,RZustand 298. [Übschr.:]
288
in betracht der nothigen auserlichen s t i l l e wahrendem
e e e
offentlichen gottesdienst an sonn-, feier- und bettagen
e e
1756 SammlBadDurlach I 97.
III. Heimlichkeit; in (der) Stille heimlich, geheim,
nicht öffentlich; vgl. still (III). was der pettlunden menschn
erfunden werdent, die des allmusen nicht redlich und
o
eehafftigclich notdurftig sind, … dieselben … sol der
sterczermaister des ersten in s t i l l e warnen davon ze
lassen 1443 WienRQ. 221. welcher ein ghruns reittel in
der s t i e l l absegk, sall vor ein halben fl. gestrafft werden
1548 RheingauLändlRQ. 140. wo ainicher arkwon vor-
handen, solle der wirt alsbald die vierer in s t i l l und ge-
haim zusammen vordern und die verdächtige personen
verwaren 1559 WürtLändlRQ. I 25. 1658 Weiß,Straßb
Jud. 155. gienge er aber hinein ins [seines nachbahrn]
hauß in der s t i l l haimblich Anf. 18. Jh. NÖsterr./ÖW.
XI 296. [die züchtlinge sollen] in der s t i l l e auf der
H. begraben werden 1783 BernStR. VII 1 S. 497. 1794
PreußALR. II 20 § 1566.
IV. Ungestörtheit; in Stille unbehindert, unwiderspro-
chen; vgl. still (IV). wie dinct om een erve ende hem vermet
dies dat hijt heeft gehouden in s t i l l e ende in peyse jaer
ende dage, alsoe vele als hem behoeft Ende 14. Jh. Meij-
ers,LigurErfr. I 7.
V. Bewegungslosigkeit; Stille haben stehen bleiben.
der gehende entweiche dem reitenden. sint abr sie paide
in einem engen wege oder auf einer pruk vnd iagt man
einen reitenden oder einen gehenden so shol der wa-
gen s t i l l e haben vnz sie fur kvmen nach 1280 Schwsp.
e
(Langform M) LR. Art. 205.
VI. mnl.; wie → Stillekammer. 1450 LeidenKb. 151.
Stilleding n., wie → Stillgericht. secretum judicium
ad predictam advocatiam pertinens, quod s t i l l e d i n k
vulgariter appelatur 1281 Seibertz,UB. I 483.
(Stillegang) m., ein nordholländischer Holzschuh; vgl.
Stillegangmacher. engheen persoen en moet costelicker s t i l -
l e g a n g h e n draghen bynnen G. dan at paer van XVIII
d. 1425 GroningenStB. 70. 1436 Amersfoort 26.
(Stillegangmacher) m., (zunftgeb.) Hersteller und Ver-
käufer von → Stillegangen. 1407 RsprGrHolland II 227.
(Stillehaltent) n., wie → Stillstand (III). um 1542
HambChr. 93.
(Stillekammer) f., mnl.; Abtritt, Latrine; bdv.: Sekret (III),
Stille (VI), Stillepfütze. hy moetene houden [den Schuldigen]
boven der erden, stroe onder hem … ende wech der
s t i l l e c a m e r e n 1563 CoutGand I 465.
stillen v. I. befrieden; versöhnen; schlichten; (eine Aus-
einandersetzung, einen Streit) beilegen; auch im Wege ei-
ner Sühnevereinbarung. ein wol geküneget crônetrage /
tuot dannoch mêre, er s t i l l e t witwen unde weisen cla-
ge / er süenet unde vridet 2. Viertel 13. Jh. Reinmar v.
Zweter Nr. 148, Vers 5. kumt aber der, der den totslach
o
da hat getan, in die aehte, der enmak noh ensol her in
die stat komen, … ern si danne g e s t i l l e t 1276 Augsb
StR. Art. 28 § 4. dat haer L. derghere maghe s t i l l e n
ende saten sel, die ziin helpers waren 1310 GroningenUB.
I 163. der krieg [zwuschen dem schulteissen, dem rahtt
und der gemein] ist g e s t i l t 1316 Sinsheim 410. um 1325
289 stillen (I) – stillhalten (I)
(Hs. um 1410) SspGlLR.(Buch) 1330. was in ains hus
von sinen ehalten, knechten und megten beschech, das
a a
mugen si wol s t i l l e n 1428 IsnyStR. 198. ob aber der
e
recht handl so groß wer, das der grund herrschaft rich-
ter nit s t i l l e n oder handhaben mecht 1435 OÖsterr./
ÖW. XII 160. 15. Jh. FreibDiözArch. 10 (1876) 60. [eyn
rad sol] die krigischen hinweg treyben, die krieg s t i l -
l e n, die sachen hörn, die wrtayl sprechen um 1500 Sum-
ma legum 225. s t i l l e t des armen klage ober seinen ko-
mer des hungers 1545 PreußGeschSchr. IV 1 S. 173. ein
aufruhr, welcher erst durch soldaten-zwang und durch
aufhencken edlicher radels-fuhrer g e s t i l l t ward 1742
e e
Zedler 34 Sp. 78.
II. abgelten, entschädigen; insb.: mittels einer Sühne-
zahlung befriedigen (und so von einer Klage abbringen).
das der clager vnd der richter g e s t i l l e t werdent vnd
des wandels nicht vodernt 2. Hälfte 14. Jh. Regensb
Friedg. 66. ene fullenkamen steken wunde is vorbraken
de hant afthohouwende, sunder de cleger werde g e s t i l -
l e t, dat de eme gnade don wil Mitte 15. Jh. RostockGO.
67. keme it also, dat de kleger s t i l l e t wurde edder sik
befruchtede, he möchte mit der sake nicht vortfaren,
und bleve buten vor 1531 RügenLR. Kap. 9 § 3. 1583
HadelnLR. V 19.
III. (ein Gerichtsverfahren) wegen Nichtverfolgung
durch den Kläger einstellen. wer auch einig erb binnen
den drysig jahren gerichtlich gefordert vnd in recht ge-
stellt worden, damit were der besaß gebrochen, er lieff
e
dann fort, gantz nachdem daß gericht g e s t i l l e t vnd
nit verfolget were Ende 15. Jh.? SaarbrückenLR. 982.
1649 Seestern-Pauly 26.
IV. etw. beenden, zum Stillstand bringen. eines mans
eheweib diffamirt und ein schandtgeruicht gemacht, wel-
ches der synodus nicht s t i l l e n konnte um 1590 Ann
Nassau 18 (1883/84) 67. befahl …, die feuerstraff, die
bereits wüst um sich fraß, zu s t i l l e n 1732 ZDPhil. 27
(1895) 256.
V. beschwichtigen, zum Schweigen bringen. in des ri-
ches rechte stet geschriben: dy boesen czwungen sal man
s t i l l e n bit dem dode, das sy id mordes machen um
1350 KlKaiserr.(Hs. Corvey) II 82. 1524 SalzbStPolO.
51. daß sie den bellenden hund … s t i l l e n konden 1647
e
Spee,Cautio 84.
VI. zur Ruhe zwingen, unschädlich machen, bezwingen.
das di selbin seerouber und ir mittehelffer in so kor-
czir czit nicht mogen g e s t i l l e t und vortrebin werdin
1398 CDPruss. V 145. 1531 DiedenhofenW. 143. wo oh-
ne huren die geilheit nicht zu s t i l l e n 1667 Pufendorf,
RZustand 322.
VII. säugen; (einem Säugling) die Brust geben. der-
halben die ammen, sie s t i l l e n nun oder … warten der
kinder sonsten, … die kinder ja nicht fallen lassen 1586
Mathesius,Syrach II 126v .
VIII. etw. unbewegt machen. 16./17. Jh.? Rheingau
LändlRQ. 192.
(Stillenmarkt) m., Markt in der Fastenzeit. K. is schul-
dich 30 postulatsgulden voir broke, de helffte schall uth
tho s t i l l e n m a r k e d e ende de helffte tho pinxterach-
10 Deutsches Rechtswörterbuch XIV Heft 2
290
ten 15. Jh. EmdenBrüchteReg. 21.
Stillent n., Genugtuung (eines Klägers). vor 1531 Rü-
genLR. Kap. 172 § 4.
(Stillepfütze) f., wie → Stillekammer; vgl. Pfütz (I). die
huysen of cameren sullen elc hebben een s t i l l e p u t t e
of een privaet of heymelicheit 1450 LeidenKb. 151.
Stillfrage f., außerordentliches, heimliches Rügege-
richt, insb. zur Verfolgung landschädlicher Leute; vgl. Frage
(V), still (III), Stillwahrheit (I). wer in die s t i l l f r a g geet und
nicht warhait sagt, der ist dem lantrichter phlichtig 1494
OÖsterr./ÖW. XIII 6. der lantrichter schol zu der s t i l -
f r a g albeg nemmen zu im ain purger aus der schrann
o
15. Jh. NÖsterr./ebd. IX 314. 15. Jh. ebd. VIII 284. die
underthannen, so dem herrn praelathen zuegehorig, sein
dem lantgericht in die s t i l l f r a g zu kumben schuldig 1.
Hälfte 16. Jh. ebd. IX 313.
Stillfreitag m., wie → Karfreitag; vgl. still (II). [von fes-
ten] welche man allein furmittag … feyrn soll: … der
e
khar- oder s t i l l e f r e y t a g 1571 Lippe/Sehling,EvKO.
21 S. 394. s t i l l f r e i t a g vnd der heiligen feirtage gehn
e
ab 1580 Wurstisen,BaslerChr. 556. karfreitag: … gute-
frytag, s t i l l f r e y t a g 1728 Schilter,Gl. 502.
Stillgericht n., Femegericht, → Freigericht (III); auch
dessen Gerichtssitzung; bdv.: Feme (I); vgl. heimlich (A IV 1 b).
Karolus … contingit per judicium comitum scabinorum
comitatuum liberorum qui vulgariter frygraifschafft vel
s t i l g e r i c h t nuncupantur 1353 Seibertz,UB. II 429.
1359 ebd. 459. ac destitutos privatos vel exutos per se
vel alium seu alios etiam per judicium dictum s t i l l e g e -
r i c h t e … restituendi 1372 Lindner,Veme 414. judicium
dictum s t i l l e g e r i e c h t e 1401 RTA. V 24. vnd sol zu
vor an gespanner bank feymbruch im offenbarn gericht
erkannt sein, vnd sol in das offenbar freygericht gefor-
dert werden und nit in das haymlich s t i l l g e r i c h t der
haymlichen beslossen acht Mitte 15. Jh. Königsthal II
99. 1453 HermannSachsenh.,Mörin V. 2091.
Stillhalt m., im Rahmen des → Stapelrechts erzwun-
gener Aufenthalt von Flößen. dass sie, die obgemelden
burgermeister und räte zu K. … an … herkommen,
übung und gebrauch des gemelts s t i l l h a l t s … nicht
irren 1498 Gönnenwein,Stapelr. 422.
stillhalten v., mit Komp.-Vorstufen. I. aufhören, inne-
halten; untätig sein; nicht (mehr) tätig werden. das er
mit denen sachen des einfallens, so er anzcihet, s t i l l e
h a l d e 1509/16 GörlitzRatsAnn. I/II 44. hat man doch
s.g. hiran vorschonet, dorvmb das s.g. … gebeten hat,
mit den gerichten s t i l l e z u h a l d e n ebd. 332. als aber
nymant kam, hiess ichs s t i l h a l t e n als zu dem negs-
ten rechten 1520 Indersdorf II 268. ob wol in solchen
tagen die gericht ruhen vnnd s t i l l h a l t e n, also daß
niemands, vor gericht zuhandeln gezwungen wirt, so
mag einer doch wol auff einn heiligen tag citiert vnd
geladen werden 1550 Gobler,Rsp. 102v . wann aber bei-
derseits partheien zugleich s t i l l h a l t e n vnd auffhoren,
e
als dann bleibt das vrtheyl, dauon ist appelliert, stedt
vnd fest ebd. 153r . NÖLGO. 1557 Bl. 26v . [Gebot an ei-
nen Schuhmacher,] daß ich mit dem ampt s t i l l h a l t e n
soll, biß ich beim ampt abtracht gemacht 1592 Wissell,
291 stillhalten (I) – still’liegen (IV)
Hdw. I 295. 1610 KärntLHdf. 65.
II. warten, abwarten. [es sal keine schifman die pilge-
rin in ein ander schiff laden.] welcher das also uberfure,
der sal also lange s t i l l e h a l d e n, biß das alle schifflu-
de awegk komen 1434 Miltenberg 323. ritten die beede
kämpfer dar / … s t i l l h i e l t e n die zween künen man
/ bis der trumeter einr fieng an 1517 Teuerdank 77, 73.
so hab ich mit solchem rathschlage s t i l l e g e h a l t e n,
zuvor an euch schreiben … wollen 1528 SchlesDorfU.
76. 1544 Perneder,Malef. 4v .
III. sistiert sein. anno 1526 hebben de churfürsten den
keiser in Hispannigen besant vnde begert, dat wormser
edict mochte s t i l l e h o l d e n bet to dem concilio um
1542 HambChr. 33.
(Stillheimratswahrheit) f., im Deichrecht: Erkenntnis,
Weisung der → Heimräte (I); bdv.: Heimratwahrheit, Stillwahr-
heit (II). 1. Hälfte 16. Jh. Beekman,DijkR. I 787.
(Stillheit) f., wie → Stillstand (I). 1426/40 KleveStR.
Art. 170.
(stillichen) adv. I. heimlich, geheim; bdv.: still (III). dat
J.S. in siner vangenscop breive gescreven hevet … s t i l -
l i k e n unde buten min wetent 1378 HanseRez. II 464.
1501 Freudenstein,WaldSchaumburg 77.
II. von Rechts wegen; bdv.: stilliglich (III). voir medegifte
der vrouwen, als sij ghemaent werden is s t i l l i k e n ver-
bonden des mans guedt. ende die vrouwen ghaen voir
all gheloeveren 1426/40 KleveStR. Art. 196.
(stillig) adj., wie → still (III). dat numment neyn beyr
sal verkopen, dat sey s t i l l i c efte oppenbar, he en geve
enen vullen beker ume enen hellinc 1389 Münsterland/
QStädteForsch. IV 185.
Stilligkeit f. I. Ungestörtheit, Ruhe; bdv.: Stille (IV). das
sie vnnd ire guther in s t i l l i k e i t h des frides ewiglich
bleiben 1216 MittOsterland 2 (1845/48) 167. do so grosz
volk in s t i l l i k e i t der nacht vil leiteren an die muren
leitent 1479 BaselChr. III 551.
II. Stillschweigen, → Stille (I). die richter sall dan den
baede s t i l l i c h e y t doen kundighen, mallick opten ban-
ne ind boeten, op dat mallick den anderen horen mach
1426/40 KleveStR. Art. 220.
stilliglich, stilliglichen adv. I. leise, flüsternd. offenbare
en muz der man nicht sprechen binnen lenrechte, sun-
der runen s t i l l i c h l i c h e n zu sime vorsprechen 14. Jh.
(Hs.) Ssp.(Merseburg) Lehnr. 67.
II. konkludent, durch schlüssiges Verhalten. die ee mag
nit widerrueft werden, nur in dreyen vellen, als s t i l l i g -
l i c h, ausdrucklich vnd durch den tod; s t i l l i g l i c h wirt
widerrueft durch den eebroch mit der schidung um 1500
Summa legum 300.
III. von Rechts wegen; bdv.: stillichen (II). die hulf des
rechtes der pfantschaften, das ist die verbindungen, die
geburd dem eeweib in gutern ires mannes, wan alle guter
sein s t i l l i g l i c h verbunden dem eeweib vmb ir heuret-
guet um 1500 Summa legum 401.
stillingen adv., heimlich; bdv.: still (III). [sie] quomen
s t i l l i n g e n zu der stat unde stegen ungemeldit obir
die wechter 1421 Rothe,DürChr. 136.
Still’lager n. I. milit. → 1 Lager (V) für längere Pausen
292
auf Kriegsmärschen. [die befehlshaber sollen] den kos-
ten an- und abzugs, auch s t i l l l a g e r s, zu erstatten
e
schuldig seyn 1559 RAbsch. III 172. damit der nächs-
te weg genommen, nicht zu kleine tagereisen gemacht,
auch nicht viel s t i l l l ä g e r in unserem lande gehalten …
werden 1651 ProtBrandenbGehR. IV 332. 1683 Moser,
StaatsR. 29 S. 419. [kriegs-commissariate werden] auf
die vollstreckung derer in marschen, s t i l l - l a g e r n und
winterquartieren … maasgebenden reichs-gesetzen ange-
wiesen 1758 Faber,NStaatskanzlei III 461. 1784 Bach-
mann,PfalzZwbrStaatsR. 174.
II. Nachtquartier (auf einer Reise), Reiseunterbre-
chung; für Boten, Kuriere: (bezahlte) Ruhe- oder Warte-
zeit, auch Zwangsunterbrechung; vgl. Stilllagergeld, stillliegen
(III). boten-lohn: von ieder meil weges 1 gr. 6 pf., wann
er traget oder nachts laufft 2 gr., vom s t i l l - l a g e r des
e e
tages 2 groschen 1651 CAug. I 1535. [der hochfurstliche
e
herr brautigam kam] biß nach F., allwo abermahls ein
e
tag s t i l l - l a g e r war 1720 Lünig,TheatrCerem. II 396.
Still’lagergeld n., (einem Boten) für das → Stilllager
(II) zu zahlendes Geld; bdv.: Stilllieggeld. bottenläuffern: 15
[gr.] 18 pf. von einer meilweges bottschafft zu lauffen
auf eine tagereise weit. 2 gr. jeden tag s t i l l a g e r g e l d t.
ist der weg weit über eine tagereise … muß mehr am bo-
tenlohn und s t i l l ä g e r g e l d t gegeben werden 1622 G.
Krause, Ludwig zu Anhalt-Cöthen I (Köthen 1877) 150.
still’liegen v., mit Komp.-Vorstufen. I. inaktiv sein, un-
tätig sein. as … uns goetzhues vurs. gerichte tzo S. eyn
tzijt her neit geheget noch geoeft, sunder s t i l l e g e l e -
g e n is 1443 SiegburgWQ. 89.
II. hinterlegt werden, bleiben; vgl. still (IV). es süllen
auch alle phant hie s t i l l i g e n virzehen tag um 1400
NÖsterr./ÖW. IX 342. SchwazBergO. 1449/1756 Art. 2.
so ainer gephendt hat vmb ligends oder varends, als
vmb zynns oder ander bekantlich schuld, sol das phand
s t i l l i g e n vierzehen tag 1506 TirolHGO. 157. sollen die
pfande drey tag auff losung s t i l l l i e g e n 1553 FerdBO.
Art. 127. [essendte pfandt sollen] steen 3 tag, so es aber
schreinspfandt sein, sollen die s t i l l i g e n 2 vierzehn tag
und 3 tag 1587 Wilhelm,NBayrRpfl. 52.
III. eine Reise unterbrechen; eine (auch unfreiwillige)
Reiseunterbrechung, einen längeren Aufenthalt haben; (in
einem Wirtshaus) übernachten; vgl. Stilllager (II). chumpt
ein man mit seiner war an den markcht in der wochen
und l e i t do s t i l l unz auf den markchtag …, so geit er
zol und chain maut 1414 NÖsterr./ÖW. XI 222. wo aber
ain gasst bey ainem wirt ain zeitlanng s t i l l i g e n vnnd
mit jme … vmb ain benanndts abkummen wolte, das
solle auch zugelassen sein TirolLO. 1573 VI 15. beweis-
liche muthwillige verursachte unkosten, des boten-lohns,
s t i l l e - l i e g e n s, schreib-geldes 1577/83 LünebRef. 651.
1595 WürtLTA.2 I 318. 1747 Moser,StaatsR. 30 S. 207.
versichert jemand ein schiff auf der hin- und herreise,
so haftet der versicherer auch fur die gefahr der zeit des
e
s t i l l i e g e n s 1766 PreußAssekuranz- u. HavereiO. § 56.
IV. von Kapital: fest angelegt sein; auch: ertraglos
sein; zinslos angelegt sein. funff vonn jedem hundert gul-
den vertzinsung pro rata der zeit deß s t i l l i g e n d e n
293 still’liegen (IV) – Stillschweigen (III)
gelts 1550 DHandelsakten XIX 1 S. 54. 1562 MittKrain
2 (1889) 211. [S. lasse 300 g. bey yetzig khriegsleiff bis]
1. sept. 1636 ohne raichung ainichen zinss s t i l l l i g e n,
von da ab sind sie … zuverzinsen 1634 Indersdorf II 329.
[schuld-obligation: wir versprechen] solche gulden jahr-
e
lichen … solange solche unauffgesagt bey uns gemeiner
statt s t i l l l i g e n d verbleiben 5 pro cento zu verzinsen
Guggenberger,Form. 267.
V. unverfolgt sein; auf sich beruhen. [wellen] vnser her-
ren von Oesterreich die ietz genant sache vmb M. ouch
gestan vnd s t i l l e l i g e n lazzen, die wile dise buntnusse
weret 1359 Kurz,Rud. 332.
Still’lieggeld n., wie → Stilllagergeld. FrankfRef. 1578
I 9 § 16.
Stillmesse f., n., leise gesprochener Teil eines Messgot-
tesdienstes, während welchem die Konsekration erfolgt.
dry meßen … dy dritte [soll] an dem sunobinde zcu
hant noch deme s t i l m y ß e der frumeßen zcit gehalden
werden 1371 MittOsterland 5 (1862) 231. 1477 Schanz,
Gesellenverb. 214. zehlet er [Luther] meß horen unter
e
die guten wercke … und streitet hart uber die s t i l l -
e
m e s s e 1564 Struve,PfälzKHist. 156. WolfenbüttelKO.
(1569) 127. 1729 Staphorst,HambKG. II 1 S. 31.
1 (Stillnis) f., afries.; (Zeit der) Menstruation. is hit
enre frouua eden, ther mit berne se, ieftha enre frou-
ua, ther ina hire s t i l n e s e se, en merc [ist es (unzüchtiges
Anfassen) einer Frau angetan, die ein Kind erwartet, oder einer Frau,
14. Jh.
welche gerade ihre Regel hat, (so beträgt die Buße) eine Mark]
EmsigerR. 72. Mitte 15. Jh. ebd. 184.
2 (Stillnis) n., wie → Stillmesse. scullen de [olderlude
der kerken] van tughen stilnisses kertzen van ses pund
wasses, de men alle daghe holde unde berne under de-
me s t i l n i s s e vor déme altare 1378 HildeshUB. II 259.
1425 ebd. III 566. 1528 Braunschweig/Sehling,EvKO. VI
1 S. 433.
Stillrecht, Stillenrechten n., Blutgericht, → Hochge-
richt (III 1); auch die Gerichtssitzung, insb.: der Teil des
→ Malefizprozesses (I), der unter Ausschluss der Öffent-
lichkeit stattfindet. [malefitz-rechtstag:] nach verrichte-
tem gebett vnd vollendung deß gottsdiensts gehn pann-
richter vnd beysitzer an das orth deß s t i l l e n r e c h t e n s
vnd setzen sich der ordnung nach zu rath 1630 Strnadt,
Mat. 306. ebd. das malefiz- oder, wie man es zu nen-
nen pfleget, das s t i l l r e c h t mit zueziehung wenigist 7
oder 8 schöpffen zeitlich besezet 1678 MittSalzbLk. 12
(1872) 413.
(Stillsaße) f., m.?, zu 1 Sate; mnl.; Zustand der Ruhe
und des Friedens, insb. Waffenstillstand. omdat tusschen
onss heren gen. van C. ende den van N. mitten ooren
een bestant off s t i l s a e t verdedinght sold sijn 1481 Nij-
hoff,Ged. V 134. datte landtschap van O. nogh in goede
s t i l s a e t t is 1542 Racer III 216.
stillschweigen v., mit Komp.-Vorstufen. I. sich ruhig
verhalten, nichts sagen; insb. als Verhaltensgebot; bdv.:
schweigen (I). welch aber in der schrann sein, sy haben
allda zurechten oder nit, die sollen s t i l l s c h w e y g e n,
o
vnnd ir hanndl allda nit außtragen oder disputiern Steir
e
LRRef. 1533 S. 7. 1574 FrankfZftUrk. I 445. [die kin-
10 *
294
der] sollen lernen, nicht allein reden, sondern auch s t i l l -
s c h w e i g e n 1633 SchulO.(Vormbaum) II 785.
II. sich (zu etw.) nicht äußern, keine Stellung beziehen;
auch als Form der impliziten Zustimmung; bdv.: schweigen
(II). bede sie der gefangen vur in czu sprechen. dez s w i -
g e n sie s t i l l e 1400 Erler,Ingelh. I 118. 1529 NÖsterr./
ÖW. XI 13. wer geschmacht würdet … vnd darzu s t i l l -
e
s c h w i g e oder mit dem schmaher darüber freündtlich
e
gesprach oder geselschafft wissentlich hette [mag dar-
e
nach nit klagen] 1544 Perneder,Inst. 115v . 1553 Zasi-
us,LehnR.(Lauterbeck) O iijv . [welche] lesterunge hören
oder in ihren heusern wissentlich gedulden oder dazu
s t i l l s c h w e i g e n und solchs der oberkeit des orts nicht
ansagen … die solle man … auch strafen 1556 Sachsen/
Sehling,EvKO. I 1 S. 228. [wolte] eyn mann vber gewis-
sem ehebruche … gantz vnnd gar s t i l l s c h w e i g e n,
… wird der richter … wider den leichtfartigen mann
e
handeln 1565 Damhouder,Praxis 172r . 1576 Damhouder,
Patrocinium 33. gesetzt, der miethmann s c h w e i g e t in
dieser frist s t i l l e, … so ist der contract stillschweigend
erneuert 1762 Wiesand 739.
III. keinen Anspruch stellen; nicht (rechtswirksam) ak-
tiv werden, nicht handeln; bdv.: schweigen (III); vgl. Stillschweigen
(IV). wer dem andern eyn erb ansprech machet und nach
der ansprach s t i l l e s w i g e t jar und tag, das er mit ym
um das selb erb nicht taidinget vor 1360 IglauOberhof
67. wer nit appelliert, dem ist von rechts wegen s t i l l -
s c h w e y g e n aufferlegt 1566 Pegius,CodJust. 122r . 1575
Weiß,StraßbJud. 140. BöhmStR. 1720 S. 281.
Stillschweigen, Stillschweigent n. I. Schweigen, Nicht-
reden; ruhiges Verhalten; vgl. Schweigen (I). das sie [botten]
… mit steckung der brieff an das thor … begnugt sein
e
… vnd mit s t i l l s c h w e i g e n sein strassen widerumb
haimziehen SteirLRRef. 1574 Art. 33. bevilcht haubt-
man dem diener, ein s t i l l s c h w e i g e n zu verruefen bei
verlesung der freihait 1588 NÖsterr./ÖW. IX 367. nach
1679 ebd. XI 86. 1770 Kreittmayr,StaatsR. 282.
II. Nichtäußern; auch im Sinne einer Aussageverweige-
rung. wird das s t i l l s c h w e i g e n des beklagten dermas-
sen eine wurckung einer bekantnuß auff sich tragen, das
o
man … gegen ihm mit der condemnation wird vollfah-
ren mogen 1591 Fischart,Daem. 219. [als de dener fra-
e
get de gemeine,] effte jemand … wedder den einhelligen
beroep [des Predigers] wat intobringen hadde … desül-
ve mit s t i l l s w y g e n ehren consenß antöget 1594 Em-
den/Sehling,EvKO. VII 1 S. 483. wirket das blose s t i l l -
s c h w e i g e n keine annemung 1758 Estor,RGel. II 311.
1798 RepRecht II 100. das s t i l l s c h w e i g e n wird nur
bei gerichtlichen streitverhandlungen für ein geständniss
angesehen 1815 Gönner,EntwGesB. I 157.
III. Nichterwähnung, Nichtnennen; vgl. stillschweigen (II).
die muter oder der muterlich großuatter habendt nit
e
von noten ire kinder erben zu setzen oder zu enterben,
e
sunder sy mogendt sy mit s t i l l s c h w i g e n fürgon vnd
e
vnterlassen. denn das s t i l l s c h w i g e n der muter oder
des muterlichen großuatters … dut so fil alß das enter-
ben des vatters Murner,Inst. 1519 Bl. 48v . 1521 Murner,
KaisStatR. S iiv . wenn aus mehreren kindern, deren da-
295 Stillschweigen (III) – stillschweigend (III)
seyn dem erblasser bekannt war, eines ganz mit s t i l l -
s c h w e i g e n ubergangen wird, so kann es ebenfalls nur
e
den pflichttheil fordern 1811 ÖstABGB. § 776.
IV. Verzicht auf das Einlegen von Rechtsmitteln; Ver-
zicht auf alle Ansprüche; häufig im formelhaften Gebot
des ewigen Stillschweigens; vgl. Schweigen (II), stillschweigen
(III). [darumb pit jch,] mich von gethaner clag zuenntle-
digen, dem clager deßhalben ewigs s t i l l s c h w e y g e n
aufzeladen 1520 BairGO. 42r . soll alßdann dem diffa-
manten … eyn genante zeit sein klag fürzubringen, mit
dem anhang, wann er das nit thet, daß jme eyn ewig
s t i l l s c h w e i g e n auffgelegt sein soll, angesetzt [wer-
den] RKGO. 1555 II 25. 1564 JülichLR. 165. wan nun
der erbfrid vnd ban gewirckt … soll derselbe innerhalb
einem iahr seine klage jegen dem keuffer derentwegen
außfuren, oder … sol jme ein ewig s t i l s c h w e i g e n t
e
aufferlagt sein 1583 HadelnLR. II 11. FrkLGO. 1619 II
2 § 5. ist der pupill seine spruch … inner den nechs-
e e
ten 10 jahren nach erlangter vogtbarkeit furzubringen
e
oder im widrigen ein ewiges s t i l l s c h w e i g e n zuhal-
ten schuldig 1669 ÖGerhabO. 425. 1689 Beier,Schelten
129. schliesset das auffgebot diejenigen, so sonst einen
rechtmaßigen anspruch hatten, wenn sie sich zu rechter
e
zeit nicht angeben, aus und legt ihnen ein ewig s t i l l -
s c h w e i g e n auf 1709 Titius,GeistlR. 597. daß ersterem
[aufforderer] sein recht auszufuhren aufgetragen, in er-
e
manglung dessen aber das ewige s t i l l s c h w e i g e n dies-
falls aufgeleget werde 1781 ÖstAGO. § 66. 1801 Rep
Recht VI 195.
V. Verschwiegenheit, Geheimhaltung; Schweigepflicht.
wann die zeugen jr kundtschafft geben vnd gethon ha-
ben, als dann vnd darnach wirt jn solchs s t i l l s c h w e i -
g e n aufferlegt 1553 Gobler,StatB. 133v . 1603/05 Hamb
GO. XXVIII 27. [die kanzleypersonen sollen] uber die
e e
ihnen anvertrauten geschafte … s t i l l s c h w e i g e n be-
e
obachten 1791 Malblank,Kanzleiverf. I 237.
VI. implizite Zustimmung. der vatter [hat] die dieb-
stähle verhelet, auch selbst mit antheil daran genoh-
men und durch sein boßhaften convenienz und s t i l l -
s c h w e i g e n approbiert 1745 Schindler,VerbrFreib. 71.
VII. Unerwähntsein, Vergessenheit; in Stillschweigen
stellen dem Vergessen anheimgeben. wir haben aber das
alter inn sollicher ehre gehalten, das wir keines wegs
geduldet, die namen der weysen inn s t i l l s c h w e y g e n
zestellen 1566 Pegius,CodJust. 110v .
stillschweigend adj., adv. I. still und heimlich; ohne ein
Wort zu sagen; ohne ausdrückliche Erklärung. ik clage
iw over den borchgrewen, dat dy s t y l l e s w y g e n d e n
is getogen vor myne slote vnd heft my dy aff gewun-
nen 1414 HistVjschr. 14 (1911) 423. keyser Ludwigs
sune hait mit den andern churfursten das rechtt helf-
e
fen sprechenn, das die chur das ampt by der Pfaltz …
blyben soll, vnd synes vatters keyser Ludwigs verdrag
s t i l s w i g e n d vbergangen 1. Hälfte 16. Jh. MAbh. 14, 3
(1879) 39. dan ich ye des klosters Maulprunnen alt her-
gepracht recht und gerechtikeit also s t i l s c h w e i g e n -
d e nit weiss oder sol hinschleuffen lassen 1557 Arch
RefG. 8 (1910/11) 271. 1588 BuchWeinsberg IV 21.
296
II. nicht ausdrücklich (vereinbart), ohne ausdrückli-
che Erklärung (erfolgt), implizit, konkludent; vgl. Pfand
(I 3 c), schweigen (VIII). [was ein yede statt] jr selb für recht
gesetzt, wirdt offt durch s t i l s c h w e y g u n d bewilli-
gung des gantzen volcks … verandert 1536 Fuchsper-
e
ger,Inst. 3v . wo sollichs mit beder tail s t i l s c h w e i g e n -
d e n oder außgedruckten bewilligung, oder in wilkürli-
cher rechtfertigung beschehe 1544 Perneder,Regeln 37v .
NÖLGO. 1557 Bl. 29v . dieser eidt fur gefehrde mag
e
s t i l l s c h w e i g e n d t wol vmbgangen vnd vnterlassen
werden, vnd wirdt der proceß darauff nicht zunichten
BrschwWolfenbHofGO. 1571 Tit. 35. es wird die asse-
curation eingetheilet in eine ausdruckliche und s t i l l -
e
s c h w e i g e n d e, in eine ohnbedingliche und bedingli-
che 1753 Hellfeld I 335. wie lange ein miethcontract
s t i l l s c h w e i g e n d erneuert worden seye 1762 Wiesand
739. 1770 Kreittmayr,StaatsR. 5. s t i l l e s c h w e i g e n -
d e kriegesgesetze bestehen in kriegesgebrauchen und
machen das durch gewohnheit hergebrachte recht aus
1771 Zincke,KriegsRGel. 3. wenn der landesherr jemand
ein offentliches amt ertheilt, so hat er ihn dadurch
e
s t i l l s c h w e i g e n d fur volljahrig erklärt 1785 Fischer,
e e
KamPolR. I 124. handlungen, aus denen die absicht
des handelnden mit zuverläßigkeit geschlossen werden
kann, werden für s t i l l s c h w e i g e n d e willensäußerun-
gen angesehn 1794 PreußALR. I 4 § 58. ebd. I 4 §
59. 1798 Grolman,KrimRWiss. 163. kinder konnen oh-
e
ne ausdruckliche oder doch s t i l l s c h w e i g e n d e einwil-
e
ligung des vaters keine gultige verpflichtung eingehen
e
1811 ÖstABGB. § 152. ebd. 863.
III. ohne förmlichen Rechtsakt (bestellt); von Rechts
wegen (bestellt, erfolgt); unwillkürlich. wiewol der
man seiner eelichen hawßfrawen eynich besonnder ver-
mechnuss irs zuschatzs oder heyratguts im gegeben, nit
gethan hett, … ist alle sein habe vnd gut ir darumb s t i l -
s c h w e i g e n d verpfendt NürnbRef.(1479/84) XXIII 2.
[alle güter] in vnnser stat zwingen vnd benden gele-
gen, sind s t i l l s c h w y g e n d pfandtbar vnd verpflicht
für alle offenbar bürden vnd schulden vnser stat 1498
WormsRef. V 3, 5 § 2. 1550 Gobler,Rsp. 20r . ein vnder-
pfandt … wirt geteylt in ein s t i l s c h w e i g e n d s vnd
außtrucklichs, das s t i l s c h w e i g e n d vnderpfandt wirt
vom rechten gesetzt, das außtrucklich oder nammhafft
von menschen ebd. 23v . WürtLR. 1555 S. 195. haben
auch die pflegkinder … auff jrer vormunder haab vnd
e
guter, in krafft s t i l l s c h w e i g e n d e r verpfendung ge-
e
meiner recht, vor andern nachuolgenden gleubigern den
vorgang 1573 HallRef. 12. FrankfRef. 1578 II 19 § 9.
verkauffte haab oder guter seyn s t i l l s c h w e i g e n d t
e
verpfendt, biß sie bezahlt werden 1597 Meurer,Liberey
II 168. ’t recht van generale s t i l s w i j g e n d e pandt-
schap 1619 GeldernLR. IV 7 § 2. dieses pignus legale
oder rechtliches s t i l l s c h w e i g e n d e s pfand wird dem
creditori, sine ulla prævia contrahentium cautione, vel
pignoris traditionele immediate, vel tacite a lege verord-
net 1688 Beckmann,Idea 333. 1694 BaselRQ. I 2 S. 638.
ein s t i l l s c h w e i g e n d pfand, so in dem rechten tacita
hypotheca genannt, soll dieselbe kraft und recht haben,
297 stillschweigend (III) – Stillstand (III)
als wann jemand ein unterpfand expressa conventione
eingesetzt 1739 Mevius,MecklLREntw. 795. weil auch
die vormunder … gegen ihre pfleg-kinder mit s t i l l -
e
s c h w e i g e n d e r verpfandung ihrer guter haften 1747
e e
CCBrandenbCulmb. II 1 S. 614. 1758 Estor,RGel. II 499.
die kinder haben blos wegen desjenigen, was ihnen von
ihrer mutter … angefallen, ein s t i l l s c h w e i g e n d e s
unterpfand in des vaters gütern 1772 Pufendorf,Hannov
LREntw. Tit. 3 § 8.
IV. von einem Vogt an einem Gericht mit geteilter Ge-
richtshoheit: formal gleichberechtigt, aber inaktiv teilneh-
mend. weist der scheffen, wer S. schleust vnd entschleust
vor einen s t i l s c h w e y g e n d e n vogt im hoff B. oJ. Ei-
fel/GrW. II 525.
stillsitzen v., mit Komp.-Vorstufen. I. (im Krieg) neu-
tral bleiben; vgl. Stillsitzer. daz der … hertzog L. … in die
vorgenanten zil keme, e daz die lantgraven den frieden
widerbuten, wellent si dann darnach widerbieten, daz
mugent si tun, aber si sullent doch acht tag dar nach
e e
s t i l l e s i t z e n und im kein hilfe tun 1324 MGConst. V
o
808. 1326 ebd. VI 1 S. 118. [im Krieg] súllent úns die von
B. nút inne beholffen sin noch och den herren nút wider
u
úns helffen und súllent s t i l l e s i t z e n mit der vesti ze
B. und inen selber 1342 BaselUB. IV 143. das wir, die
wile diser gemelter krieg … weret, … s t i l l s i t z e n vnd
denselben eidgnossen … deheinerley schaden zufügen
1460 EidgAbsch. II 311. [wo] si wider uns kriegklichen
wurden handeln, so sollen die selben lut s t i l l s i t z e n
e i
1486 BernStR. IV 1 S. 590. daz si in den kriegen, so
yecz vorhanden sind, s t i l l s i c z e n vnd sich des wider
niemand annemen RheinfeldenStR.(1530) 69.
II. unbeeinträchtigt, unbehindert verbleiben. die selben
usgerichten kinder solten in sulcher teilunge s t i l l e s i t -
z e n, so lange irem vatter oder mutter … sin dritteile
gegen dem selben irem zugelt gegeben und belegt wird
1466 Wertheim 38. 1521 WindsheimRef. 143.
III. aussetzen, unterbrechen; vgl. still (VI). wer auch ein
bevell von der stadt wegen hait … so wanne sine zit
uß ist und ein ander in siner statt gekieset wirt, so sall
derselbe zwei jair s t i l l e s i t z e n des amptz 1455 Trier
WQ. 413.
IV. abwarten. so also auf den schuldner geclagt wurdt,
hat der antworter nit macht, mit der buß s t i l l z u s i t -
z e n, sondern muß ime antworten von stund an 15./16.
Jh. Lauda 195.
(Stillsitzer) m., mnl.; jmd., der sich (im Krieg) neu-
tral verhält; vgl. stillsitzen (I). zoe zouden die haer H. van
V. ende haer S. van B. tieghen dien grave van G. s t i l -
z i t t e r s wesen. ende tieghen den hier van V. zelle wi
alle s t i l z i t t e r s wesen 1294 StUtrechtOorkB. V 173.
1298 ebd. 371.
Stillstand m. I. Nichtfortgang; Unterbrechung (der Tä-
tigkeit); Innehalten; (zeitlich begrenzter) Zustand des
Ruhenlassens (einer Sache); Wartezeit; bdv.: Stillheit. ob
ainer ursach sins lenger s t i l l s t a n d ß fürbrechte, die
ain gericht für genugsam erkannte, solte dieselb kunt-
o e
schaft dannocht nach iars verschinung kraft haben 1493
TübStR.(Rau/Sydow) 15. 1567 WürtLändlRQ. I 218.
298
[söllent sy keinen under inen sitzen lassen, der das all-
musen nimpt] aber ime [soll] söllicher s t i l l s t a n d an
synmen glympf und eeren inn ander weg nützit scha-
den 1573 ZürichZftG. I 344. 1576 Staphorst,HambKG.
I 2 S. 371. [die sache solle bis zu] des römischen kö-
nigs dienst im s t i l l s t a n d verpleiben 1600 MGConst.
IV 1126. welcher meister … einen lehrjungen die geord-
neten 4 jahre wird außgelernt haben, derselbe soll die
nechsten 3 jahre hernach einen s t i l l s t a n d halten 1694
Gatterer,TechnolMag. I 94. einer, der zu einem meister
angenommen zu werden verlanget, [soll] drey jahr seiner
lehr- und zwey jahr der wanderszeit oder s t i l l s t a n d s
zugebracht haben 1736 ZürichZftG. II 826. 1786 Mel-
lingenStR. 469. die protestirenden stande … versagten
e
ihm [kammergericht] den unterhalt und veranlaßten da-
durch dessen s t i l l s t a n d 1791 Malblank,Kanzleiverf. I
28. 1794 Krüger,PreußManufakt. 687. gerichtslagerung:
e
ein s t i l l s t a n d der gerichte, wahrend dessen nichts ver-
e
handelt wird 1801 RepRecht VIII 32. durch ganzlichen
s t i l l s t a n d der rechtspflege, z.b. in pest- oder kriegs-
zeiten, wird … verjahrung gehemmet 1811 ÖstABGB. §
e
1496. 1815 AktWienKongr. II 197.
II. Aufschub, Sistierung, Verfahrensunterbrechung; →
Schub (VII), → Moratorium, Stundung. [wir bitten]
biß zu der visitatorn zukunfft eyn vffschub vnd s t y l l -
s t a n d geben 1542 PrignitzVis. 305. NÖLGO. 1557 Bl.
28v . an etlichen orten, als zu Brück in Flandern, werden
treitagige s t i l l s t a n d e vnd verzüge, woh sie beklagter
e e
begert, zugelassen, vnd wird mit der handlunge, von
treien zu treien tagen fort geschritten 1565 Damhouder,
Praxis 57r . 1604 ActaBrandenb. I 130. wann der s t i l l -
s t a n d verwilligt, habe es darbei sein bewenden, daz
dem inveriori judici die händ gebunden 1669 ÖLOProt.
16. 1718 GraubdnRQ. I 297. wider einen klager, dessen
e
klage in liquido beruhe und die schleunige execution
nach sich ziehet, solle einem debitori nicht leicht ein
s t i l l s t a n d bewilliget werden 1721 WienUnivGO. § 40.
denen gunstigen wurkungen zu friedens-zeit wird beyge-
e e
zehlet … das recht, moratorien oder s t i l l s t a n d e wi-
e
der die glaubiger auszufertigen 1752 Greneck 83. 1800
Klöntrup,Osnabr. III 203.
III. Unterbrechung von Feindseligkeiten, Waffenstill-
stand; (vorübergehende) Beendigung einer Auseinander-
setzung; bdv.: Stillehaltent; vgl. Stillstandstraktat. [wir wollen mit
euch] fridlichen s t i l s t a n d zu laisten von ytzund an
bis uf nechstkunftig mitternacht … annemen 1. Drit-
tel 16. Jh. Fries,OstfrkBauernkr. I 243. wan der richter
oder ambtman von gerichts und obrigkait wögen fridt
und s t i l l s t a n t pudt und wo das nit gehalden wuert,
zu wandl 10 tal. ¢ 1. Hälfte 16. Jh. NÖsterr./ÖW. IX
309. 1594 Oberbayern/GrW. VI 142. so wollen sie … bis
dato der wehr und waffen halber einen s t i l l s t a n d hal-
ten 1622 EidgAbsch. V 2, 1 S. 299. daß die kron schwe-
den selbst den s t i l l s t a n d der waffen suchen 1652 Prot
BrandenbGehR. IV 509. [ein gewalt ist] wo der gewalt
wider gebottenen s t i l l s t a n d auff auffgesetzte ponfall
verubet wird 1679 TractIurIncorp. XVII 4. 1758 v.Justi,
e
Staatsw. I 107. langere s t i l l s t a n d e, welche der abre-
e e
299 Stillstand (III) – stillstehen (VII)
de nach mehr jahre lang dauren sollen, haben naturam
pacis an sich 1770 Kreittmayr,StaatsR. 47.
IV. in der Schweiz: (Versammlung der) Kirchenauf-
sicht; ua. mit gerichtlichen Funktionen; vgl. Stillständer. die
sachen, so zue Zolliken sind fürgefallen innert und us-
sert den monatlichen s t [ i l l ] s t ä n d e n 1640 SchweizId.
XI 1028. daß auch den s t i l l s t ä n d e n uff der landt-
schafft, ein ufsehen uff die übertretter des gr. mandats
zehalten anbefohlen seige 1650 ZürichKirchO. 951. ward
auf gethane meine frag im s t i l l s t a n d … einhällig ge-
antwortet 1748 SchweizArchVk. 46 (1950) 52. 1756 Nie-
dersimmental 181. wenn sie in ihrem s t i l l s t a n d etwas
gemeinds-sachen und geschäften wegen sich zu berahten
haben 1780 ebd. 199.
Stillständer m., Mitglied der Kirchenaufsicht, des →
Stillstands (IV); bdv.: Kirchpfleger. [daß] ehegaumer und
s t i l l s t ä n d e r … derglychen schädlichen ehen, mit
ernstlichem abmahnen und verwahrnen, bestmüglichs-
ter maßen hinderhalten 1620? ZürichKirchO. 586.
Stillstandsartikel pl., wie → Stillstandstraktat. 1684
RAbsch. IV 152.
Stillstandsbefehl m., gerichtliches Handlungsverbot,
Gebot der Verfahrensunterbrechung. mit erthailung sol-
cher schein- oder s t i l l s t a n d t s b e u e l c h e n [soll] bey
den cantzleyen niemand wider gebur auffgehalten wer-
e
den BairLR. 1616 S. 46. 1670 Abele,Unordn. I 221. in-
hibition: gerichtlich verbot, s t i l l s t a n d s b e f e h l 1793
Krafft,JurWB. 203.
Stillstandshandlung f., wie → Stillstandstraktat. bey
neuer anstellung deß niderlandischen kriegsexercitii
e e
und verschlagung der anderwerts angebottenen s t i l -
s t a n d s h a n d l u n g 1621 Londorp II 460. 1776 Sattler,
WürtHzge. VIII 192.
Stillstandstermin m., Termin für die Einreichung
der Unterlagen zur Erwirkung einer Verfahrensunterbre-
chung; vgl. Stillstand (II). wan die jnteressirten dem be-
richt in den gesezten s t i l l s t a n d t s t e r m i n nicht ein-
geraicht, soll dz gericht das guettachten ex offo. vberge-
ben 1654 NÖLO. I 66 § 1.
Stillstandstraktat n.?, Waffenstillstandsvereinbarung;
bdv.: Stillstandsartikel, Stillstandshandlung; vgl. Stillstand (III). wenn
einige friedens- oder s t i l l s t a n d s t r a k t a t e n … zwi-
schen kais. majestät und dem türken sich ereignen 1664
DarstWürtG. III 31. 1684 Sauter,Staatserm. 408.
Stillstandsverordnung f., förmliche Anordnung eines →
Moratoriums; vgl. Stillstand (II). [recess,] worzue sich auch
die mehreren creditores … in güete verstanden, vmb
s t i l l s t a n d t s v e r o r d n u n g gehorsamist angerueffen
und gebeten 1660 SchrBodensee 27 (1898) Anh. 366.
stillstehen v., mit Komp.-Vorformen. I. anhalten, ste-
hen bleiben. sin sie … up ener brucge, unde jaget man
enen ridenen oder to vot, so sal die wagen s t i l l e s t a n,
bit sie mogen vore komen 1224/35 (Hs. 1369) SspLR.
II 59 § 3. 1276 AugsbStR. Art. 139.
II. bleiben, verbleiben. als een man daed is, so aegh
dat bodel jeffta dat eerfscip s t i l t o s t a e n in der sel-
le loegh, deer ’t in is 1480/81 JurFris. II 8. 1485 Trier
WQ. 444. das hauptgut sol den kindern s t i l l s t o n 1589
300
GraubdnRQ. III 155.
III. nicht fortfahren, aufhören; auch: seine Arbeit auf-
geben. [min herren] hettent an das gricht gan W. ge-
schriben, diser handel wolte ir gnaden antreffen, und
e
das sy s t i l l s t u n d e n t 1470 Twingherrenstreit 25. [so
o
sie] vierhundert guldin in ainem jar hingeliehen haben,
… alsdann soll ain rat hinfuro mit weiterem hinleihen
dasselb jar s t i l l s t a n 1485 NördlingenStR. 84. die ar-
men leut s t u n d e n yr mit raichung der güllt s t i l l 1497
UrkSchwäbBund. I 236. 1505 WürtVjh. 7 (1884) 271.
[sollen bedtayl mit dem glayt] s t i l l s t e e n und nit glay-
ten 1514 UrkSchwäbBund. II 88. 1541 König,Proz. 33r .
es soll aber in dem stieft die landesmess sampt allen an-
dern nebenmessen s t i l s t e e n und aufhoren 1546 Kur-
pfalz/Sehling,EvKO. XIV 92. so jemant … dise ordnung
nit schweren wollt und hallten, … der soll vonstundan
e
uff horen und dess gremplens s t i l l s t a n 1550 Luzern
e
STQ. IV 490.
IV. innehalten, warten; pausieren; (zeitweilig) inaktiv
sein. so diess alles alszo gescheen ist, so muess der frey-
both s t y l l e s t e h e n mit der ufffrone byss ein jare ver-
laufft 1495 ErfurtFreizins 315. BambHGO.(1507) Art.
245. [das neuw gericht] plibt offen biß vff mentag vor
der herren fassnacht, als dann s t a t s s t i l l biß vff men-
tag nach der alten faßnacht RheinfeldenStR.(1530) 250.
[das verlassen soll] ein jar und tag s t i l l s t a n und sich
enthalten und sich mittler zytt mit niemand versprechen
noch vereelichen 1533 BernStR. VI 1 S. 399. [wann in
jars frist] der glaubiger kompt vnnd seiner schuld hal-
e
ben nimmer s t i l l s t e h n will, so soll der glaubiger zum
stattkhnecht gehen 1552 Reyscher,Stat. 488. 1582 Pfalz
LO. XXVIII 6. wellicher zu engern herfordert wurt …
und nit engerte, der sol das jar s t i l s t o n und kein en-
ger mer thun 16. Jh. SchlettstStR. 524. 1624 Rottweil
o
Glaser nr. 8. hat einer außgelehrnet, … soll ein solcher
drey jahr s t i l l s t e h e n, bevor er zu einem meister kan
angenommen werden 1786 MellingenStR. 469.
V. bei einer abwechselnden Amtstätigkeit: derzeit inak-
tiv sein; vgl. Altbürgermeister. die andere stell bey dortigem
regiment … sind … gleichfahls drey: ein amts-, ein alter-
und ein s t i l l s t e h e n d e r unter-burgermeister, die auch
jahrlich auf st. stephani tag in der ordnung umwechslen
e
1754 HelvLex. VIII 166. 1755 SGallenOffn. I 65.
VI. unterbrochen sein, ausgesetzt sein, sistiert sein, zu-
rückgestellt sein. dat dat riucht … al s t i l scellet s t a e n
… jn der onledighe tijdt [dass das Gericht … in der vollbeschäf-
tigten Erntezeit … völlig ruhen soll] 1404 WesterlauwersR. I 620.
1456 SneekStB. Art. 17. aber solche verjarung kan wi-
der einen minderjerigen nicht laufen, sondern s t e h e t so
lang s t i l l, bis er mundig wirdet 1565 Klammer,Comp
Juris 38 § 5. gerichts cosst soll gegen den armen biß
zu außtrag der sachen s t i l l s t e e n TirolLO. 1573 Reg.
sal de principaele saecke soo lange s t i l l e s t a e n, ter
tijt toe die twee deffaulten voorschreven vercregen sijn
1598 Fruin,KlSteden II 252.
VII. aufgehoben sein, unwirksam sein. das ouch s t i l l
s t e e n vnd abgestellt sein sullen alle vordrung vnd an-
sprach, so die herrschafft zu Ö. zu haben vermaint 1471
301 stillstehen (VII) – (Stillwahrheit) (I)
FRAustr. II 407. 1563 CoutGand I 158.
VIII. unangetastet bleiben; unbehelligt sein. do aber
der vorkauffer fluchtig wurde, … so mus das vorkauffte
e e
erbe gemelte vier wochen zu jedermans rechte s t i l l s t e -
h e n, als wann es vnuorkaufft were 1586 LübStR. III 6
§ 1. 1611 WürtLändlRQ. II 194.
IX. sich stellen, sich vor Gericht einfinden. daz des
closters schulteise von des closters lantsidel einen zu cla-
gen hette als von des closers guter wegen, den mag er
s t i l l heissen s t e n e on alle widerrede bie der busse 1445
Oberschefflenz 1074. hat uns aber imand tzu beschuldi-
genn, wollen wir yme an geburllich enden zu ehr und
recht s t i l l e s t e h e n n und was uns auferlegt zu gewar-
ten 1537 FreibergUB. I 509. wo er ihm kein antwort des
orts geben will, so muß der cläger mit seiner clag zu des
graffen gericht s t i l l s t e h e n 1559/1680 ArchUFrk. 23
(1875/76) 181. 1610 KärntLHdf. 14.
X. zurückstehen, hintanstehen; Verzicht üben. [sollen
die kinde, die] fursehen weren, mit dem selben irem gut,
das in worden were, gen den andern iren geschwister-
gitten s t i l l e s t e n und an irem erbteile … gentzlich
abgen 1416 Wimpfen 80. hette aber der allten kind ains
ichzit eingenommen an seinem vorauß, an zugellt oder
sonnst, so sollt es s t i l l s t o h n, biß dem anndern seinen
e
geschwisterigten auch souil … vergleichet wurdte 1493
e
Fischer,Erbf. II 234. 1542 CoutFrancBruges I 738.
XI. ruhig sein, sich ruhig verhalten. wie wol wir … bis
her s t i l l e g e s t a n d e n, keins gewalts … gedacht 1524
MittOsterland 6 (1863/66) 98. 1539 Faber,Form. Pv .
Stillstehen n., wie → Stillstand (I). van s t i l l e s t a n
die molen t’S. bij meister R. 9 daghe 4 s. gr. 1379 Put-
tenRek. I 28. 1497 Lipowsky 159. soverr er [bawherr]
far und costens mit dem s t i l l s t e n und aufhalten des
bawens dulden müsste 1521 WindsheimRef. 195.
stillstellen v., mit Komp.-Vorstufen. I. beenden, auf-
heben, zum Stillstand bringen. diewýl sý beidersidts uff
witere kundtschafft tringend …, habent mýn herren die
appellation s t i l g e s t e l t vnd inen das récht widerumb
ufgethaan 1573 HönggMeierg. 91. 1657 Zurfluh,Zwyer
Eveb. 4228. erkant das concilium, daß von des pabsts
… abwichens wegen, das concilium nit s t i l l g e s t e l l t
noch uffgehept sölle sin 1736 Tschudi,ChrHelv. II 8.
II. jn. (zB. seines Amtes) entheben. ob sich einer
so groblich überseche, mogent sy denselben s t i l l s t e l -
e e
l e n n und nit vom far strafen 1519 ZürichZftG. I 181.
1616 WaadtStat. 178. welcher finigs oder fuls fleisch für
gsunds … feyl haben wurde, J jar vnd tag synes hand-
wärchs s t i l l g e s t e l l t … werden sölle 1623 Zofingen
StR. 366. 1814 QbSchweizVG. 214.
III. jn. zurückstellen, hintanstellen. [im fall die kinder]
solches empfangne heüratsguot nit … hinzothuon wur-
dend, sollend sy in dem erb solang s t i l l g e s t e l t wer-
den, biss das ainem jeden anderen kind … auch soviel
… ervolget sein würdet 1469 GraubdnRQ. II 101.
Stillstellung f., Enthebung (aus einem Amt), Verbot
(der Berufsausübung). bapst Eugenii s t i l l s t e l l u n g
1580 Wurstisen,BaslerChr. 300. 1636 ZürichKirchO. 800.
alles bey hoher straff und s t i l l s t e l l u n g oder entsa-
302
zung von dem notariat 1771 BernStR. VII 1 S. 554.
Stillstrafe f., Strafe für (heimlichen) Holzdiebstahl.
die s t i e l l s t r a f f: item welcher ein ghrunen buechen
stham in der stiell absegk, sall gestrafft werden vor zwen
fl. 1548 RheingauLändlRQ. 140.
Stilltag m., Ruhetag während eines Kriegszugs. ein all-
gemeines onus, es sey in fuhren, durchzugen, postierung,
e
s t i l l - und rastt a g e n 1693 Moser,StaatsR. 31 S. 394.
Stillung f. I. Erlöschenlassen, Beseitigung, Beendigung
von etw. [Buchtitel:] zwo erschreckliche … mordthaten,
so … zu s t i l l u n g unertraglichen hungers verubt [Straß-
e e
burg 1637]. wenn … wachens, welche zur s t i l l u n g ei-
nes tumult herbeyeilen, thätlich behandelt oder gar ums
leben gebracht werden 1794 PreußALR. II 20 § 173.
1798 Krüger,PreußManufakt. 708.
II. (öffentliche, förmliche) Streitbeilegung; Schlich-
tung; Bündnisvertrag. da an gereide guit gericht wirt, als
recht ist, aeff die gereide guede, daran gericht ist, nit in
gewar hant hinter gerichte sollen laissen folgen byss zu
vszdrach der s t i l l o n g e, weme sie von recht folgen sol-
len? 1498 Andernach/GrW. II 627. und warden demnach
solicher vertrag … biß uff die s t y l u n g, die offentlich
vor aim rat und dem ausschusz geschehen sollt, verfer-
tigt 1525 BauernkriegQ. I 196. also machet der pundt
ain haimlich s t i l l u n g, und ward gemacht hertzog Wil-
helm von Bayren zu aim obersten des pundts um 1530
o
AugsbChr. VI 46.
III. Schweigen, Stillsein; auch: Gebot, Anordnung, still
zu sein; Stillung tun/machen Schweigen gebieten, Ruhe
anordnen. liesz der vorgeschriebene H. machenn eyne
s t i l l o n g ane dem vorgemelden gericht 1449 Lahn/
GrW. III 502. ein s t i l l o n g alre klocken was geordent
binnen N. bis zom fest 1475 NeußChr. 533. dar uf sich
erer die scheffen bereden, und nae s t i l l o n g e und urlof
des scholtisz antworden si 1491 Nürburg/GrW. VI 591.
darum der gaffelmister dan vraget inde ein s t i l l i n k ge-
boede, … so sollen wir swigen 15./16. Jh. KölnZftUrk.
I 39. 1545 DürenWQ. 130.
IV. Befriedung, Herbeiführung von Ruhe und Frieden.
diser vffrurischen s t y l l u n g 1545 Krantz,Chr. I 381.
e
wann sich … turcken-streiff und einfall zu s t i l l u n g
e e
und ruhe im land schicken 1663 CAustr. I 276.
V. Ablösung, Befriedigung (eines Rechtsanspruchs).
daz ee genant gult hab wir … ze chauffen geben …
e
probst I. … zu einer s t i l l u n g vnd abloschung seins
e
gruntrechcz 1384 HerzogenburgUB. 308.
VI. (gerichtliche) Verwahrung, Aufbewahrung; bdv.:
Stellung (VII). das die vorgerorten gudere in s t i l l u n g e,
behaltunge und geware des gerichts ligen sullen, als lang
und vil, bit die guder mit rechte erwonnen werden 1442
Loersch,Ingelh. 141.
Stillwächter m., ein Nachtwächter. 1611 WürtLändl
RQ. II 198.
(Stillwahrheit) f. I. geheimes Untersuchungsverfahren,
Gericht; zur Verfolgung best. Verbrechen von Amts we-
gen; vgl. still (III), Stillfrage. so sin to anderen tiiden enige
schipherren tor S. int water bedragen myt der s t i l l e
w a r h e i t unde dar van in gebroke gewiset 1417 Hanse
e
303 (Stillwahrheit) (I) – Stimme (I 3)
Rez. VI 393.
II. wie → Stillheimratswahrheit. weet van ein s t i l l -
w a i r h e i t 16. Jh. Gierke,DeichR. II 565.
Stime f., aus ital. stima; amtl. → Schätzung (I) einer
Ware, Preisfestsetzung; meton. die hierfür zuständige Be-
hörde; auch: ideelle Wertschätzung. so soll der koufman
die scharnutzn nemen und … den selber antwurten auf
die s t i m a, dan die dazu gesetzt sind und sol sy laussen
stimiern, wie die negl fusti halten 1506 DHandelsakten
V 184. negelin verkouft man gewonlich zu V. by dem £
und welches nit gantz lauter sind, kouft man auf die s t i -
m a ebd. ebd. 163. der M.Z. helt seine bilder in grosser
s t i m m e 1610 QSchrKunstg.2 VI 72.
stimen v., zu lat. aestimare; nicht immer zu trennen
von stimmen (I); prüfen, schätzen, taxieren, (einen Wert)
festlegen; häufig von Pferden und im Militärwesen; bdv.:
stimieren; vgl. Stime, Stimmeister, Stimung. ware, daz wir vnseru
e
pferit in irem dienst … verluren … die sullent sie vns
gelten … in der mauss, als sie vns denne g e s t i m m e t
sind worden 1408 MZoll. VIII 81. dis ist der harnach,
so erber luˈt gen R. uˈnsern herren gelichen hand … G.
brustblech, ist im g e s t i m p t fuˈr II m. 1415? ZürichStB.
I 385. ist gelt g e s t i m p t ein behemisch groß für XVIJ
haller 1421 EidgAbsch. II 9. dat eyn ycklich van yren
stymeisteren zertzijt, wanne dat sij s t y m e n t, eyn vier-
del raetzwijns … haven sall 1435 KölnAkten II 277. 1454
ebd. 373. 1471 ebd. 492. wie dann das pferd g e s t i m p t
ist [soll Ersatz bei Verlust geleistet werden] 1471 ZGO.
22 (1869) 256. doruff haben die gellter ir schuld vor
gericht benennen und s t i m b e n laßen 1480 Gierke,U.
76 S. 47. 1487 SGallenOffn. II 523. 1488 Beleg s. unter
Stimung.
Stimherr m., wie → Stimmeister (I); vgl. stimen. s t i m m -
h e r r ( e n ) … besichtiger oder schätzer der raisigen, be-
dienten, vögt 17. Jh. SchwäbWB. V 1772.
stimieren v., wie → stimen. 1506 Beleg s. unter Stime.
wenn du woll kaufest, das du dir in dem kauf nicht-
zit fur den auswurf s t i m m i e r n [wöllest], sonder den
auswurf schawen lassest die, so darzu gesatzt sein 1537
Nübling,UlmBaumwollw. 41.
Stimierer m., wie → Stimmeister (I); vgl. stimieren. wann
ain sack bawmwoll den s t i m m i e r e r n fürgelegt vnnd
durch dieselben nicht für gute bawmwoll diser statt
o
geschatzt wirdet, soll alßdann solcher sack bawmwoll
e
von den s t y m m i e r e r n auß diser statt geschafft …
werden 1527 Augsburg/DRWArch.
Stimierherr m., wie → Stimmeister (I); vgl. stimieren. hat
man … die rennroß gesigelt. darbei seind gewest …
die zwen s t i m i e r h e r r n, und von jedem roß zu sig-
e
len fl 1 d. 8 16. Jh.? AugsbChr. VII 482. 2 s t i m m i e r -
h e r r e n, 2 forst-herren … von beeden religionen gleich
1649 Augsburg/Lünig,RA. XIII 170.
Stimmbrief m., auch dim.; schriftl. Mitteilung einer
Entscheidung; Stimmzettel; vgl. Ortstimme (II), Stimme (III).
[die Zöllner legen] s t i m m b r i e f e [vor, die ihnen gestat-
ten, den Zoll in Batzen abzuliefern] 1620 EidgAbsch. V
2, 2 S. 1772. die s t i m m - b r i e f f g e n, welche ein ieder
cardinal … durch seinen conclavisten zubereiten lasset
e
304
1720 Lünig,TheatrCerem. II 172.
Stimme f., mnd. auch m. I. menschliche Lautäuße-
rung. 1. beim Sprechen, insb. in Bezug auf Stimmlage,
Tonfall und Lautstärke; meton.: Sprechweise; mit kla-
gender Stimme rufen das Gerüfte erheben, mit Zeterge-
schrei (auf etw., jn.) aufmerksam machen; vgl. Gerücht (I),
Ruf (I). vindet ein man guot auf der strazze … der sol
dreistunt rueffen mit lauter s t i m m e, ob ieman dô sei,
der es floren hab vor 1328 Ruprecht(Claußen) Art. 119.
ist das ein frawe wiertt benoettet … sô sol si mit mit
chlagenter s t i m m e rueffen uber den nôtnufter, untz
daz si næchst zuo den læuten chumt ebd. 127. sol der
richter den fronboten heizzen rùffen drey stunt mit lau-
ter s t i m m, ob ieman wider diu inzicht icht ze reden
hab 1346 BairLR.(Schlosser/Schwab) Art. 30. um 1400
LiegnitzStRb. 46. dat G.V. vor uns quaem … daer wy
sethen in des rychtes stoel, unde sprack mit luder s t e m -
m e … dat se overdreghen unde upghelaten hadde …
dat erve unde gued 1438 OstfriesUB. I 438. 1450 Burck-
hardt,Hofr. 68. de welke vorhogheder s t e m p n e repen
uth enem munde 1466 LübUB. XI 94. 1474 PössneckSch
Spr. I 177. sulle der lantamptman 3 stund mit lautter
s t i m b v̈ber offenne lantschrannen rueffen, ob yemantt
o
alhie sej, der wider die v̈bergab der güetter … zu redenn
hab 1487 Indersdorf II 143. 1541 König,Proz. 13v . ebd.
68v . soo wat landen … by voorgaende wettelycke …
rechtdaechs-gebodt, daermede een openbaer coopdach
gehouden ende met luyder s t e m m e voor die meeste en-
de hoochste daeromme biedende vercocht worden, die
en moegen nyet genaest worden um 1570 PractHofHoll.
227. 1592 SalzbWaldO.(FRAustr.) 97. wan die … un-
geboten gedinge gehalten werden sollen, alsdann soll …
der officiant mit klarer und verstendiger s t i m m e n …
roifen: ich tu heut zutage ban und friden 1. Hälfte 17. Jh.
(Hs.) RhW. II 1 S. 88. werden diejenige vor nachbaren
gehalten, die in ihren behausungen des anderen s t i m -
m e horen konnen 1760 Hellfeld III 2148. 1812 Stalder
e e
II 205. — — 2. als unartikuliertes Schreien (von Säug-
lingen); das Schreien des Neugeborenen gilt nach sächs.
Recht als notwendiges Anzeichen für eine Lebendgeburt,
ist nach justinianischem Recht hingegen nicht erforderlich
(C. 6,29,3); vgl. beschreien (II). svenne die sone na des va-
der dode levet also lange dat man sine s t i m n e gehoren
mach in vier wenden des huses, so is he beerft mit sines
vader lene 1224/35 (Hs. 1369) SspLehnr. Art. 20 § 1.
Ende 14. Jh. GlWeichb. 408. das khind nach todt [des
Vaters] geboren, so in seines vattern geschäft furgan-
gen ist, so es lebendig geborn wierdet und ob es gleich
khain s t i m b nicht lässt und zu stund … stirbt, nichts
minder wierdet das geschäft durch sein geburt vernicht
1528 ZeigerLRb. 383. 1794 PreußALR. I 1 § 13. — —
3. als Singstimme. weret ok dat desseme … vicario de
s t e m m e vorginghe, eder des arbeydes nicht vermochte
… scholde de vicarius doch missen holden und to chore
gan na siner moghelicheit 1404 HildeshUB. III 68. das
wir E. … zu unserm senger vffgenommen und bestalt
han, uns so lang er lebt und das an siner s t y m e ver-
mag, williglich zu chor und sust zu singen 1472 Pietzsch,
305 Stimme (I 3) – Stimme (III 3)
HeidelbMusik 666. 1634 WürtVjh.2 21 (1912) 75. 1712
Weimar/SchulO.(Vormbaum) III 197. — — 4. mit le-
bender/lebendiger Stimme mündlich, auch: bei Leben; le-
bende/lebendige iU. zu tote Stimme mündliches iU. zu
schriftliches Zeugnis. wellen dir offenunge und dir ver-
jicht den herron von R. ein urkunde sin mit lebenden
s t i m m e n und mit unserem ingesigel 1309 ZürichUB.
VIII 272. desse gaue schal by vuller macht blyuen also
lange wen yk se myt myner leuendighen s t e m p n e yo
wedder-rope 1397 Rügen/Lasch,NdStB. 30. alze he ok
zik zuluen vor vns oldesten … myt leuendigher s t e m -
m e n e darto vorbunden heft 1421 LübUB. VI 349. man
gleubt eyner lebindigen s t y m m e mehr denne eyner to-
din, es were denne myt brifen befestint um 1490 Rechter
Weg II 1089. 1496 CoutBrab. II 2 S. 115. mit lebender
s t i m m geappelliert Hugen 1528 Bl. 78r . 1534 Mainz
UGO.(Saur) 12r . es sollen auch die appellationen nach
L. … viva voce mit lebendiger s t i m m e entweder als-
bald oder in 10 tagen geschehen 1601 HadelnPriv. 162.
II. → Sprache (II) (einer Sprachgemeinschaft). zu hö-
ren hie in teutscher s t i m 16. Jh. Hans Sachs/BiblLitV.
102 S. 88. bei aufnehmung und huldigung von denen
… gemainsleuten und undertonen jeder s t i m b 1696
SchweizId. XI 411.
III. Wahlstimme, Votum; vgl. Kantonstimme, Kapitularstim-
me, Kreisstimme, Kürstimme (I), Schöffenstimme. 1. in Bezug auf
Stimmabgabe, Gewicht und Zahl der Stimmen sowie Art
des → Stimmrechts, etwa als individuell abzugebende Ein-
zelstimme (Virilstimme) oder Kollektivstimme (→ Ku-
riatstimme), auch als ausschlaggebende Stimme im Fal-
le einer → Stimmengleichheit (I) (→ Dezisionstimme)
und in Abgrenzung zur (bei der Abstimmung nicht zäh-
lenden) beratenden Stimme (votum consultativum). [Eid
der Kurfürsten vor der Königswahl:] so wil ich gebin mi-
ne s t i m m e und willin und die vorgenant kure dun ane
o o
alle gedinge, miede, lon um 1360 GoldBulle 117. ensol
och des … meisters s t i m m e [im Zunftgericht] nut me
u i
gelten noch kraft han denne der … sechser eines 1361
BaselUB. IV 237. so wolde he [koning] ute syme rade
dar to voghen enen tal vromer lude; unde wo vele der
e
were, so scholden se doch nit mer hebben der s t e m p -
e
n e n in dat recht to sprekende, wen alse en der stede
e
1416 HanseRez. VI 180. 1462 HanseRez. V 129. der 2
landmarschalch und undermarschalch, wo si bed in rat
bei den urtlen sitzen, haben bed nur ain s t i m b, dann
ir khainer ist ain beisitzer sonder ieder nach weil und
zeit richter 1528 ZeigerLRb. 45. darsuluest wurde men
eyn koenynynck [sic] kesen, dar wy eynen s t e m m e n
myt tho hebben 1572 MLiv. IV 226. der schultheys
oder vogt soll … kein ortel oder s t i m geben, auch kei-
nen richter nit underweysen, sonder allein als stabhal-
ter beysitzen 1577 WürtLändlRQ. I 699. ob schon der
bapst in dem concilio oben an sitze, so habe er doch
nur ein s t i m m, gleich wie sonst ein jeder bischoff 1624
Nigrinus 202r . diese freiherrliche deputirten haben ins-
gesambt das jus votandi mit der fürstlichen s t i m m e,
dahero sie auch in complexu und zusammengesetzt die
fürst-freyherrliche s t i m m e genennet wird vor 1741 CD
306
Siles. 27 S. 353. jedoch hat niemand uber funf s t i m -
e e
m e n, er mag so viel actien haben, als er will 1765 Preuß
SeeR. Beil. S. 226. die s t i m m e n der minderjahrigen
e
werden … durch ihre vormunder abgegeben 1788 Ker-
e
ner,RRittersch. II 209. 1793 Pütter,ErörtStaatsR. I 180.
dieser commission [für ehescheidungsbegehren] wohnt
ein … vom cantonsgericht zu ernennendes mitglied der
cantonsgeistlichkeit mit berathender s t i m m e bei 1802
Zürich/AktSammlHelvet. VIII 1555. die s t i m m e des
directors entscheidet, wenn mit einrechnung derselben
gleichheit der s t i m m e n vorhanden ist 1809 SammlBad
StBl. I 162. der staatsrath hat in ausubung seiner at-
e
tribute eine berathende s t i m m e 1810 Pölitz,Verf. I 1
S. 47. 1814 HdbSchweizStaatsR. 486. weitere Belege: 1788
Stimmengleichheit (I), 1804 Stimmengleichheit (I). — — 2. in Be-
zug auf das Abstimmungsverfahren, insb. die Reihenfolge
der Stimmabgabe; erste Stimme Recht auf die Stimm-
abgabe als Erster. der bischof von Mênze … hât die
êrsten s t i m m e an der kür. der bischolf von Triere …
hat die andern s t i m m e an der kür um 1275 (Hs. 14.
Jh.) Schwsp.(W.) Art. 110. [bei der Königswahl] sal der
irtzbischoff von Mentze den irtzbischoff von Drere an-
fragin, dem die irste s t i m m e zugehorit um 1360 Gold
Bulle 121. 1559 RHROrdn. I 30. der hofemeister sall in
allem die erste s t i m m e haben 1578 Nostitz,Haushaltb.
120. darnach ging der offerman als notarius mit 2 gezeu-
gen van man zu manne und zeigneten eins jedern s t i m
uff 16. Jh. BuchWeinsberg II 72. den beeden geschwor-
nen stattprocuratorn, welchen man [bei Gericht] wider
… verboth der … bayr. gerichtsordnung den vorsiz und
in der umbfrag die erste s t i m geben [hat] 1610 OÖsterr./
ÖW. XV 89. hat man … darinnen [stahts-raht] dem
obersten kriegsherrn als stahtigem vorsitzer, die erste
e
s t i m m e gegeben 1677 Zesen,NlLeue 636. nachdem auf
gewöhnliche art die s t i m m e n versendet worden, so ist
die mehrheit derselben auf herrn P. … und W. … gefal-
len 1789 ElsMschr. 3 (1912) 188. der stimmende … gibt
ihm [inspector] die übrigen verschlossenen zettel mit den
namen derjenigen wahl-subjecte, denen er seine s t i m -
m e nicht gibt, in die hand 1807 Göbell,RhWKO. II 19.
— — 3. in Bezug auf das Abstimmungsergebnis; mehre-
re/meiste Stimme(n) (uä.) wie → Stimmenmehrheit; aus
einer/mit gemeiner Stimme einstimmig, einhellig; halbe
Stimme Hälfte aller Stimmen; jmd., auf den die Stim-
me gefallen Gewählter; mit der Stimme getroffen sein
gewählt sein. daer nae die koepe the sullen gheschien
of nyet te geschien, soe die meeste of ri(j)pste s t e m -
m e sijn 1426/40 KleveStR. Art. 106. sol jetweders dorff
zwen erber man erwellen … [und] sol ein vogt under de-
nen, so mit der s t i m m getroffen sint, nemen, weliche
er wil 1429 ZürichOffn. I 276. das h. G. … erwelt ist
vnd uffgeworffen ist mit gemeiner s t y m m e des gant-
zen landes zu eim kunig … zu Behmen 1458 UrkGesch
Böhm. 136. bygrepen is ’t eendrachtelika mittha steden
… en mey dae s t e m m e n der delen ende landen fan Aes-
tergo ende Westergo 1482 Schwartzenberg I 716. dar-
up de gemeynen hardeslüde uthgingen, sick besproken,
eyndrachtigen wedder inquemen unde uth enen s t e m -
307 Stimme (III 3) – Stimme (XI)
m e tügeden und seden 1495 Kock,Schwansen 77. etlich
fürsten gaben ir stimwal dem … hertzogen von Sach-
sen, vnd das warendt die minderen s t i m m e n Rottweil
HGO. 1523 A iiiir . 1525 VeröfflLübeck XVI 147. solle
die gmain ainen richter durch ier maist oder merer waal
und s t i m b … erkiesen um 1530 NÖsterr./ÖW. VII 605.
ein richter in B. soll mit einmutiger s t i m m e, desglei-
chen ein ieder schöppe, zum gerichtsstande … erwehlet
werden 1545 Sachsen/Haltaus 674. wie [bei der disputa-
tion] umbgefragt wart von man zu man, staichen sich
die s t i m m e n, das irer uff jeder seiden gliche vil wa-
ren 1595 Weinsberg LibDecr. 416r . die meiste s t i m m e
in der wahl und chur soll schließen um 1600 (Hs. um
1790) GubenRB. 43. hofs- und landrecht … [welches] mit
mehrerer s t i m m und hand angenommen 1611 SGallen
Offn. II 294. seint sie [burgerschafft] aber zweistimmig,
so stimmet man drumb, und geben alszdan die meiste
s t i m m e das rechtt 1613 Stieda-Mettig 326. 1620 SGal-
lenOffn. I 58. in creyß-handlungen sollen … die mindere
s t i m m e n denen mehrern nachzugeben verbunden seyn
1654 JRA. § 183. soll derselbe, auf den die s t i m m [in
der Baumeisterwahl] gefallen, fur das gemeine bau-geld
e
vierhundert gulden verburgen 1705 Schudt,JüdMerkw.
e e
III 183. [die Ansprüche der Gerichtsherren auf die] hal-
be st[imm]e [sollen als nichtig betrachtet werden] 1712
SchweizId. XI 412. 1727 ZSchweizR. 22 (1882) RQ.
130. 1811 ÖstABGB. § 833. [der große rath entscheidet]
durch offenes mehr und relative mehrheit der s t i m m e n
1814 HdbSchweizStaatsR. 340.
IV. Abstimmung; Stimmabgabe; vgl. Ratstimme (I). mit
erwelung und gemainer s t i m b aller perksgenossen [wer-
den] ain perkmaister, darzue seine vierer gesetzt vor
1499 (Hs. 1694) NÖsterr./ÖW. VII 693. wurden de
sandt-menne stridich in erer s t e m m e 1593 JütLow.3
II 7 § 1. sollen sich auch die gerichte [dh. die Schöffen]
einer vor dem andern in der s t i m m e nicht eintringen,
sondern der ordenung, bis es an ein iden kompt, er-
wartten, vf daß es hierin kein vnordenung gebere 1629
PfälzW. II 750. wann die s t i m m und curen der neu-
en viertelsmeistere vorbei 1698 ErmreuthGemO. 92. oJ.
RevalStR. I 243.
V. wie → Stimmrecht; formelhaft ua. mit → Session
(I), → Sitz (IV), → Stelle (III) für die stimmberechtigte
Mitgliedschaft in einem Gremium; Stimme führen Stimm-
recht ausüben. [daz die] kurfursten rechte s t i m m e und
stat habin um 1360 GoldBulle 123. ebd. dat men ghenen
borger ontborgeren off siin s t e m m e nemen en sel in si-
nen ghilde 1378 UtrechtRBr. I 269. 1393 Foffa 58. 1500
RAbsch. II 57. söllen wir … von Strazburg jn diser ay-
nung ein besonder s t i m haben, und mit unserm stand
oder sitz bey andern stetten gehalten werden nach un-
serm alten herkommen 1500 UrkSchwäbBund. I 407. als
die [von stedten] ire session, stelle und s t i m m e neben
den landtstenden im rechten gehabt 1570 CDSiles. 27 S.
217. 1669 Weinart I 433. mögen die jenigen, so … nit eig-
ner haußhaltung seynd, kein meer machen oder s t i m b
haben 1687 KaiserstuhlStR. 214. 1721 Uri/Waldkirch,
Einl. II Anh. 13. der cantor soll keine stelle und s t i m -
308
m e zu capitul haben, es sei dan, daß capitulum ihm da-
mit begunstigen will 1725 Staphorst,HambKG. I 2 S. 15.
e
1748 Moser,StaatsR. 34 S. 250. ist ein reichs-stand ei-
ne person, die sitz und s t i m m e auf dem reichs-tag hat
1751 Buder 1101. 1755 Hempel,StaatsLex. IX 3. [weil
reichsritter] weder auf reichs- noch creystagen sitz und
e
s t i m m haben 1770 Kreittmayr,StaatsR. 111. ebd. 114.
daß churfurstliche gesandte in dem reichs-fursten-rath
e e
ebenfalls ihrer eigenen herren, oder auch anderer, s t i m -
m e n fuhren konnen 1774 Moser,Reichstage I 187. jeder
e e
immatrikulirte landstand, welcher 75 gulden kontribu-
zion entrichtet, hat das recht, dem landtage mit sitz
und s t i m m e beizuwohnen 1787 HdbchÖstGes. XIII
223. wird ein land, worauf eine s t i m m e haftet, einem
neuen besitzer zu theil, so hört der vorige besitzer auf,
reichsstand zu seyn 1804 Gönner,StaatsR. 184. 1814 Hdb
SchweizStaatsR. 405.
VI. Aussage, Rede, Wortäußerung. daß B. … hinnan-
hin mit siner s t ü m m e nieman nütz und schad sin sol,
und sol ouch niemans gezüg me sin 1389 SchweizId. XI
411. 1407 BöhmBergR.(Gelnh.) 258. das vor vns [rat-
manne] komen sein die goltsmede des ganczen hant-
werkis alhie zu B. vnd haben vns vorgelegit vnd mit
gemeiner s t y m e erczalt, wie sie etliche gebrechen in ih-
rem hantwercke hetten 1451 Hintze,BreslGoldschm. 185.
welche deiner ordentlichen obrigkeit s t i m m in solchen
fall [Eheschließung] fur gottes s t i m m zu halten 1727
e
Leu,EidgR. I 324.
VII. → Leumund (I u. II), allgemeine Kenntnis; bdv.:
Ruf (V). das es also redlich webeist[!] wirt, daz er ein sun
sey vnd daz sein vater todt sey durch den gemeinen rueff
oder s t i m 1338/47 Tomaschek,Trient 195. 1366 Neustift
UB. 296.
VIII. Macht, Einfluss. die s t e m, die hem doe was
ghegheven, die is hem ie sint ghebleven 1460/80 (Hs.)
Reinaert 7661. ebd. 7686.
IX. Befugnis, Entscheidungsbefugnis; Stimme in dem
Recht Prozessführungsbefugnis. wurde ouch eyner um-
me ungerichte gefangen, und vor gerichte bracht, der
hat keine s t y m m e, orteil zu straffin Ende 14. Jh. Gl
Weichb. 235. hi ne mei mi naet onspreka, hwent hi is in
da bonne, hi een heth neen s t e m m a in da riuchte [er darf
mich nicht verklagen, weil er in dem Banne ist, er hat keine Stimme im
1457 (Hs.) EmsigerR. 242. nach dem romischen
e
Gericht]
rechte haben dieselben [vormünder] keine s t i m m e bey
verheyrathung ihrer mundel 1736 EstRitterLR. 519.
X. Ansicht, Meinung, Auffassung. na mynem s t e m -
m e n 1465 NdJb. 46 (1920) 4. denn ein geruchte von
e
vnglaubwirdigen losen leuten, mag nicht ein geruchte,
e
sondern ein eitel blosse s t i m m e genant werden, di-
sem geruchte sol ein richter nicht nachgehen 1541 Kö-
e
nig,Proz. 14r . er hatte … vergeblich … abgerathen,
seine s t i m m e ward unterdrückt 1797 Krüger,Preuß
Manufakt. 707. 1811 Krünitz,Enzykl. 118 S. 366.
XI. Stimmlage; Stimme in einem Tonsatz; auch:
Schlagton (einer Glocke). 1464 JbMeckl. 42 (1877) 180.
um 1573 Ruhnke,Hofmusikkoll. 167. 1725 Stein,Musikw
Heidelb. 135.
309 Stimme (XII) – stimmen (V)
XII. Lautäußerung (eines Tiers). tha s t i f n e net nen
manniska, buta god alena [niemand vernimmt den Laut (der
Fische), außer Gott allein] um 1300 RüstringerR. 92. 1536 Go-
bler,GerProz. 220r .
stimme s. Stime.
Stim’meister m., zu stimen; formenreich. I. zu stimen;
amtl. Überprüfer, → Schätzer (I), Taxator (insb. der
städt. Pferde); bdv.: Stimherr, Stimierer, Stimierherr; vgl. Stime.
[die Stadt muss Schäden an Pferden und Ausrüstung er-
setzen] in maß durch ir geschworn s t y m m a i s t e r an-
geschlagen 1450/68 AugsbChr. II 263.
II. in Köln: Ratsherr mit Aufsicht über den → Marstall
(I) und das städt. Militärwesen, oberster Verantwortlicher
für die Sicherheit der Stadt; auch betraut mit der Aufsicht
über die korrekte Amtsführung der städt. Amtsträger und
die guten → Sitten (II) in der Stadt; bdv.: Stiegmeister. [wenn
ein Söldner] nyet pert en hette na usswisonge syns briefs,
dat he [Söldnerbote] dat by syme eyde den s t i j n m e i s -
t e r e n … kunt doin sall um 1401 KölnAkten I 227. van
1 verdarften perde van hern J. … [dem] s t y m e m e i s t e -
r e 5 g. 1423 KölnStRechn. I 93. wanne die s t i j m e i s -
t e r e eynen heufftman affsonent, so haint sij mallich
eyn vierdell raitzwyns 1470 KölnAkten II 473. 1473 ebd.
501. iren s t y m m e i s t e r e n … by iren eyden bevoilen,
eyn flijsliche upsicht zo haven up die straissenschynde-
re 1498 ebd. 657. H.K. s t e i m m e i s t e r satzt J.K. in
die [Bürgermeister-]chur 1575 BuchWeinsberg II 302. sin
dissmal … des raitzs worden … zwein licentiaten in den
rechten, als lic. G.C., der s t e i n m e i s t e r worden, und
J.H. clagherr 1582 ebd. III 133. solches … zu verurkun-
den, dem herrn s t i m m e i s t e r W. befohlen 1642 Nrh
Ann. 13/14 (1863) 222. 1720 Lünig,TheatrCerem. II 906.
weitere Belege: 1435 stimen, 1454 Stimung, 1481 Stimmeisterschaft.
Stim’meisterschaft f., Amt eines → Stimmeisters (II).
up vurgheven hern P. … stijmeisters, die s t i j m e i s t e r -
s c h a f f t beroerende 1481 KölnAkten I 467.
stimmen v. I. in dieser Bed. nicht immer zu trennen von
stimen; etw. → bestimmen (I), festlegen; bdv.: anstimmen,
ausstimmen (II). das wir … in alsdann by der vorgenanten
vicary … geruchen beliben zu laussen mit dem corpus
als nu dann das von dem … H.S. g e s t i m e t, geschopft
e
und gegeben ist 1454 Sattler,WürtGr. II Beil. 138. die
gerein und marck der lantgraffschafft S., wie die in graff
H. brieff g e s t i m p t sind 1461 FarnsburgUrb. 64. und
setzend üch heim ein gricht zu s t i m m e n, dem wollind
o e
sy ghorsam sin 1470 Twingherrenstreit 92. 1494 Ostfries
UB. II 415. auff den ersten gesatzten rechtag, darauff
das kempfflich furbott zu der ersten klag s t i m e t, soll
e
der kempffer wider fur gericht kommen 15. Jh.? Gol-
e
dast II 85. es sollen auch all vnser leyt … mit dienst
vnd steuer an einem g e s t i m b t e n tag kumen um 1530
BeitrSteirG. 22 (1887) 88. darnha mach he sodan ren-
the mit dem g e s t i m p t e n hovetsummen weder aflosen
1539 RigaLibr.red. III 285.
II. jn. (zB. in ein Amt) einsetzen, bestellen, ernen-
nen. ich byn ein naturlich vormunde und der kynder
swertmoge … wenne do sie die muter zu vormunden
s t y m m e t e, habe ich das vor deme rathe widerspro-
310
chin um 1490 RechterWeg I 540. vnnser ret vnd comis-
sarien solln auch zehen vnnderprofanndmaister s t i m e n
und ordnen 1508 Chmel,MaxUrk. 293. solche [gebanete
wäld] nun in schirm vnd huot zuohalten sind g e s t i m b t
vnd gesetzt worden zwen ban- old waldvögt 1645 Engel-
bergThalr. 113.
III. nennen; häufig als Part.: (vorher) erwähnt, ge-
nannt. wir wellen dem g e s t i m b t e n abbt seiner gnaden
convent und gotzhaus den kauf fertigen 1498 Rockinger.
um 1500 ElbogenChr. 65. [dass wir F.] eyn g e s t i m p t e n
unseres hospitaels huyss hoff … erfflich uyssgedaen han
1526 SGereonUB. 626. 1540 RigaErbb. 277. woran …
wy vns sampt eyner gantzen gemeinheit g e s t i m p t e r
stadt R. … vp solcken nodtfal … vorsehen vnd vertros-
ten sullen 1558 ArchLivl.2 2 (1862) 73. daß ein iedwe-
der ehrlicher gesell oder junger seinen ehrlichen namen
s t i m m t, darzu stadt und land, wo er sein ehrlich hand-
werck gelernet hat 1715 Frisius,Handw. 857.
IV. übereinstimmen, (zu etw.) passen; voneinander
stimmen uneins sein; für/in etw. stimmen mit etw. über-
einstimmen, etw. zustimmen. dat ohme alle de vormeinte
tuchnisse, so de kleger producert, nichtes tho schaffen
geven und wurde darinne nicht glickmetig s t e m m e n -
d e befunden, dat it syn tynn 1544 LübRatsurt. III 420.
daß es mit der gemeynen erbarkeyt s t i m p t 1550 Go-
bler,Rsp. 233v . 1555 PublTorgau 4 (1890) 15. [weil] auch
die lehrer der rechte darinnen allewege nicht einig, wie
sie dann in vielen fallen von einander s t i m m e n, …
e
was vor stucke in die volle, auch nifftel-gerade gehoren
e e
1625 BrschwLO. II 622. staatsverbrecher aus cantonen,
wo der geist nicht für die neue ordnung g e s t i m m t ist,
[sind] vor benachbarte cantonsgerichte zu bringen 1799
AktSammlHelvet. III 1458. [ich] s t i m m e ganz in ew.
exzellenz meinung, daß er mit dem verlust der stelle …
zu bedrohen sey 1806 GoetheBrfwVoigt III 141.
V. abstimmen, votieren, beschließen; zu etw. stimmen
etw. zustimmen; auf jn. stimmen jn. wählen; gegeneinan-
der stimmen nicht einstimmig abstimmen; bdv.: ausstimmen
(I). dieweil sie anfencklich zur sach g e s t y m p t haben
o
vnd zur rottung geholffen, mussen sie auch gehen al-
o e
len vnratt, der darauß entsteht 1523 Eberlin v.Günzburg
III 270. dieweil wohlgedachte grafin zu allen gehaltenen
e
crays-tagen … in berathschlagungen zu s t i m m e n zuge-
e
lassen worden 1563 Moser,KreisAbsch. I 157. nachdem
nun etliche jarn hero, sondere strittigkeitten deß vorsitz
vnd s t i m m e n s halben, zwischen etlichen stenden sich
erhaben RAbsch. 1576 Art. 112. sullen alle brouweren …
by die vergaederonge komen und darop helpen s t i m -
m e n und ordonnieren 1586 NijmegenStR. 342. so se
overst jegen einander s t e m m e d e n, so geldet dat, dat
e
de meisten s t e m m e n in der saken, darin se scheden
scholen 1593 JütLow.3 I 52 § 4. 1613 Stieda-Mettig 326.
e
wenn man zweyich ist in einer meinung, das man s t i m -
m e t, gelten allen stimmen gleich ebd. 337. gemeindssa-
chen mag s t i m m e n wer 18 jahr oder darob alt ist von
einer jeden fürstatt ein mansperson, vorbehalten bevog-
tete personen mögen nit s t i m m e n 1615 GraubdnRQ.
IV 214. soll einem jeden der vorzug im sitzen und s t i m -
311 stimmen (V) – Stimmung (III)
m e n nach [Dienst-]alter seines ratsstandes allewege ge-
lassen werden 1642 Pischel,VerwWeimar I 268. Chur-
Trier s t i m m e t also dahin, daß dem cammerrichter-
amt die anstellung einzelner beysizeren in denen senaten
auf die gesezmaßige art zu uberlassen [sei] 1774 Moser,
e e
JustizVerf. II 321. 1794 PreußALR. II 9 § 46.
VI. tönen, (wohl)klingen; stimmendes Horn wie →
Stundenhorn. [die wächter uff den thürnnen sollend]
die stunden, so baldt die glogken verschlagen, mit dem
s t i m m e n d e n horn melden 1593 LuzernSTQ. IV 377.
Stimmengleichheit f., auch Stimm-. I. Abstimmungs-
patt; gleiche Anzahl von → Stimmen (III) für beide (oder
mehrere) Optionen bei einer Abstimmung oder Wahl; vgl.
Stimme (III 3). haben die [gerichts-]prasidenten und direk-
e
toren der kollegien nicht allein ein stimmrecht, sondern
sie konnen sogar bey einer s t i m m g l e i c h h h e i t durch
e
ihren nachherigen beytritt die ueberstimmung bewirken
1785 Fischer,KamPolR. II 191. der rektor [der Univer-
sität] hat darinn [konciliarversammlungen] den vortrag
und eine entscheidende stimme im fall einer s t i m m e n -
g l e i c h h e i t 1788 Gadebusch,Staatskunde II 141. 1792
Herchenhahn,Reichshofrat I 604. 1794 PreußALR. I 17
§ 23. ist die entscheidende stimme des reichshofrathsprä-
sidenten bei vorhandener s t i m m e n g l e i c h h e i t noch
nie bezweifelt worden 1804 Gönner,StaatsR. 514. 1808
Bayern/Pölitz,Verf. I 1 S. 104. bei s t i m m e n g l e i c h -
h e i t [im Staatsrat] giebt die stimme des staatskanzlers
den ausschlag 1810 Rabe,PreußG. X 447. 1815 Gönner,
EntwGesB. II 108.
II. Übereinstimmung einer → Stimme (I) (mit einer
anderen). M., deren die s t i m m g l e i c h h e i t die ge-
sichtsahnlichkeit bestattigte A.G. Marini, Printz Kallo-
e e
andro übersetzt II (Nürnberg 1656) 171.
Stimmenmehrheit f., (einer Seite zukommende) Mehr-
zahl der gültig abgegebenen → Stimmen (III) bei einer
Abstimmung oder Wahl; vgl. Mehrheit (II). [Bayern hatte
e
bey dem] nach der s t i m m e n m e h r h e i t und jungst-
e
hin gepflogenen vereinbahrung wohl verfaßten aufsatz
concluli nichts zu erinneren Moser,Staatsarch. 1754 I-VI
708 [Komp.?]. wo es auf die s t i m m e n m e h r h e i t un-
ter den patronen ankommt, werden die stimmen, wenn
das patronatrecht bloß persönlich ist, nach den perso-
nen, wenn es aber auf gütern haftet, nach den gütern
… gezählt 1794 PreußALR. II 11 § 352. 1798 Bischoff,
Kanzlei. II 1 S. 108. dieses wahlcorps … ergänzt durch
absolute s t i m m e n m e h r h e i t die abgehenden glieder
des volksraths 1801 AktSammlHelvet. VII 1434. 1802
ebd. VIII 1527. im reichshofrath entscheidet s t i m m e n -
m e h r h e i t 1804 Gönner,StaatsR. 514. 1813 Botzenhart,
Frhr.v.Stein IV 408. obergerichte entscheiden die rechts-
sachen in kollegialberathschlagungen nach s t i m m e n -
m e h r h e i t, der vorstand hat bei … stimmengleichheit
die entscheidungsstimme 1815 Gönner,EntwGesB. I 12.
1815 Klüber,QSÖffRecht I 159.
Stimmenstritt m., Streitigkeiten bei einer Abstimmung.
1668 Fugger,Ehrensp. 322.
Stimmenwahl f., auch Stimm-. I. Wahlstimme. etlich
fürsten gaben ir s t i m w a l dem … hertzogen von Sach-
312
sen, vnd das warendt die minderen stimmen Rottweil
HGO. 1523 A iiiir .
II. Wahl im Wege der Abstimmung. an seine [Papst
Innocentius] stelle setzte sich, auf allgemeine s t i m m e n -
w a h l, W. de Grisaco, nahme an sich den namen Urbani
V 1668 Fugger,Ehrensp. 338.
Stimmgerechtigkeit f., auch Stimms-; wie → Stimm-
recht; vgl. Session (I). 1603 Moser,StaatsR. 39 S. 132. 1807
Göbell,RhWKO. II 17.
stimmmäßig adj., stimmberechtigt. [Bitte an den Kai-
ser,] dem … landeshauptmann zwey qualificirte und
rechtsverständige subjecta … cum voto nebenst einem
s t i m m ä ß i g e n cantzler zu adjungiren 1686 CDSiles.
27 S. 330.
Stimmrecht n., Befugnis, an einer Abstimmung oder
Wahl durch Abgabe (wenigstens) einer → Stimme (III)
teilzunehmen; Wahlrecht; formelhaft: Sitz- und Stimm-
recht Recht auf Zugehörigkeit zu einem Gremium und
Teilnahme an dessen Abstimmungen; bdv.: Stimmgerechtig-
keit; vgl. Sitz (IV). sind etliche, so nur die jenigen burger
e
oder stande des reichs nennen wollen, welche das
e
s t i m m r e c h t auf dem reichstage haben 1667 Pufen-
dorf,RZustand 211. ein land, darauf sitz- und s t i m m -
r e c h t bey crays-conventen hafftet 1746 Moser,StaatsR.
27 S. 126. 1746 ebd. 28 S. 203. das churfurstl. sitz- und
e
s t i m m r e c h t auf allen ordinari und extraordinari zu-
sammenkunfften 1764 Faber,NStaatskanzlei XII 38. alle
e
entschliessungen bey einer generalversammlung … wer-
den nach der mehrheit der stimmen gefasset; zehen ac-
tien geben das s t i m m r e c h t 1765 PreußSeeR. Beil. S.
226. 1770 Kreittmayr,StaatsR. 430. 1771 HambGSamml.
IX 259. [die] einem mitgliede des stadtrathes ankleben-
den rechte … bestehen … im sitz- und s t i m m r e c h t e
bei dem rathe 1788 Thomas,FuldPrR. I 135. 1794 Preuß
ALR. II 9 § 48. ebd. II 17 § 89. so kann auch der kai-
ser nur mit bewilligung des reichstages einen reichsstand
von seinem sitz- und s t i m m r e c h t oder seiner landes-
regierung suspendieren um 1795 StaatsRHeilRömR. 56.
1803 HeidelbUnivUB. I 445. wer in der kirche bann ist,
hat kein s t i m m r e c h t in der gemeinde 1812 ArchKath
KR. 27 (1872) 88. daß sie [stande] ein s t i m m e n r e c h t
e
bei neu zu verfassenden gesetzen … haben sollen 1814
AktWienKongr. I 1 S. 70. 1814 QbSchweizVG. 214.
(Stimmt) f., bestimmter Termin für eine Versammlung.
oJ. Schiller-Lübben IV 404.
Stimmung f. I. (Recht auf) Abstimmung; vgl. Session (I).
ihr amman vnnd gricht besitzend sie jahrlichen am ein-
e
gehenden mayen mit freyer s t i m m u n g 1672 Sprecher,
RhätChr. 266. von rechts wegen [ist] zu gestatten, daß
ein crays-stand von seiner session und s t i m m u n g im
crays … mit gewalt verstoßen werden wolle 1711 Moser,
StaatsR. 27 S. 104. 1790 SchlernSchr. 73 S. 176.
II. Aussage, Meinung. das einer [der Zeugen] dem an-
dern den glauben mit vngleicher s t i m m u n g schwecht
vnd abbricht 1577 Pölmann,Proz. 20r .
III. Gemütslage; Stimmung des Volkes öffentliche
Meinung. 1797/1802 Klüber,Geheimbund 83.
stimmung s. Stimung.
313 Stimung – (Stintzoll)
Stimung f., Vermischung mit Stimmung möglich;
Überprüfung; Taxation, Schätzung; vgl. stimen. wan ecker
jn deß byschoffs welde gefellet, so sal der meysterschef-
fen myt etlichen hoffscheffen jn biewesen eynes kaß-
meygers zu rechter s t y m m o n g e vnd acht setzen daß
schwyn IIJ ¢ 1302 ZBergGesch. 7 (1871) 182. 18 gul-
den R. uff die s t y m u n g e sins swarzen abgegangenen
rosses 1451/52 SchweizId. XI 428. soilen die stymmeis-
tere … die perde … up die eyde, in maissen man dat
mit der zouldener s t y m o n g e n zo halden pliet, doin
stymen 1454 KölnAkten II 373. 1471 ebd. 492. von ver-
tigung oder werung gekaufter habe, die einer schaw,
s t y m u n g oder bewerung bedurffen fur kaufmansgut
NürnbRef.(1479/84) XXVIII 2. das herr bropst und ca-
pitel ir winrechnung ungefarlich machen und stymmen
söllen zuo der zit, als unser herren die iren stymmen,
und sölich s t y m m u n g tuon in der summ ungefarlich,
als unser herren wynrechnung angesehen und gestimpt
wirdt 1488 SchweizId. XI 418. diß ist die s t i m m u n g
des costens den die von Z. des legers halb vor W. tund
Mitte 16. Jh. Tschudi,ChrHelv. II 695.
Stingel behandelt unter Stengel.
(Stinkefleisch) n., verdorbenes Fleisch; vgl. stinken (I). so
wie s t i n c k e v l e e s c h vercoopt ofte te siere banc brinct,
verbuert III £ ende vleesch 1399 Hulst 72.
stinken v. I. übel riechen; einen stechenden, unangeneh-
men Geruch verströmen; ua. als Anzeichen für das Ver-
dorbensein von Lebensmitteln; stinkende Buße Bußgeld
für das Feilbieten verdorbener Ware; stinkende Gefan-
genschaft Gefangenschaft in einem übelriechenden Haft-
raum; vgl. Stank (I), stank, stinkendig. dekein brûder sol dik-
einen cristenen menschen heizen verrêtere … oder daz
im der âtem s t i n k e 1264 DOrdStat. 59. wert en em-
me gheantwardet mit gherichte vor scult oder holt he
ene up in der overhore, dene ne scal he nicht setten up
enne gangh oder swinekoven, dar it s t i n k e 1. Hälfte
14. Jh. GoslarStR. II 3 § 29. van der vueghelmaerct
van s t i n k e n d e boeten VJ lb. 1407/32 InvBruges IV
152. 1417 UtrechtGilden II 328. soe die gesworen vin-
ders van der stede bevonden hebben … daer dat die
daghelicxe vleysschmarck is, een deel vleyssch … dat
ongave, quaet ende vul was ende s t a n c k 1434/1542 Lei-
denRbr. 235. wierden te Brugghe ghebannen up eenen
heerlicken dinghedach J. … ende E. … omme dieswille
dat zy s t i n c k e n d e visch vercocht hadden 1484 Des-
pars IV 243. so einer wissentlich einem andern lyhe ein
s t i n c k e n d t vasß oder anders das nit rechtfertig we-
re schuldig demselben synen schaden zuerstatten 1498
WormsRef. V 2, 1, 14. ebd. V 4, 8, 1. die verordnetten,
die s t i n c k e n d, gewessert und ander schadhafft fruch-
ten zu marckt, zu schyff und sonst zu besechen [haben]
um 1518 HeilbronnUB. II 174. 1530? RheingauLändlRQ.
40. wer von einem weingarten most dient, der soll …
den most nicht in ein s t i n c k e t s assach giessen 1543
SteirBergr. A iijr . was die geordenten, an der schaw [der
Fische] s t i n c k e n d, faul, oder so gar vnrecht befinden,
das sol man verbrennen 1554 AmbergGesatzB. 74v . 1565
Damhouder,Praxis 124v . sol durch solche wasserstein
314
allein gewohnlich spulwasser, vnd sonst keine andere
e e
s t i n c k e n d e vnreynigkeyt, noch gedarm, vnd anderer
e
vnlust von thieren, außgeschutt werden FrankfRef. 1578
e
VIII 6 § 4. NÖLGO. 1656(CAustr.) I 27. 1679 CAustr.
I 520. [von Türken mit] marter, hunger und durst und
… schwerer und s t i n k e n t e r gfangenschaft gepeiniget
1682/1717 Argovia 33 (1909) 103. dass er … wegen sei-
ner beharrlichen resistenz und contumacia in die s t i n -
k e n d e kammer gesetzet, daselbsten 14 täge aushalten
… solle 1714 ArchSiebb.2 27 (1896) 100.
II. verwerflich, verächtlich, anrüchig, nichtswürdig sein.
[die uffsetzigen weddir der kurfursten lip und lebin] sul-
lin solich sin, daz in dot ein drost sy und daz lebin ein
bittir pin, unde darin s t i n c k e n d e sin in ewigeme ja-
mer um 1360 GoldBulle 139. en sulfwassen bose scalk
… de vul schanden is vnde s t i n k e n d e an den eren
1383 LübUB. IV 464. daß si zuo ir an offenem gericht
frevenlich sprach, si wer ein s t [ i n k e n d ] e pfaffenhuor
1387 SchweizId. XI 1135. sey schuldig der, der on ge-
schrifft zu schmehe eim laßt machen ein schentlich oder
s t i n c k e n d, oder claglich cleid 1436 (ed. 1516) Klagsp.
e
(Brant) 12 . das der ehestand … hat mussen s t i n c k e n,
r e
nichts sein und gleich eine schande geachtet werden 1531
LutherGesAusg. I 30, 3 S. 482.
III. jm. stinken jm. widerwärtig sein; vor jm. stinkend
werden jm. verabscheuenswürdig werden. vmme verleye
sake willen mach de prauest vnde de rad echte lude sche-
den … eft erer en de andern s t u n k e Anf. 15. Jh. Hach,
LübR. 585. 1647 Spee,Cautio 3.
stinkendig adj., übelriechend, stinkend; vgl. stinken (I).
das man in mich [vas] geusset so ring, unraine, s t i n -
k e n d i n g e ding 2. Hälfte 15. Jh. DTexte 60 S. 191.
Stint, Stinz m., ein kleiner Speisefisch. welk ghast up-
pe de H. kumpt myt s t y n t e, de schal enen wicsche-
pel gheven to tolne Ende 14. Jh. BremUB. IV 557. de
vissche und s t i n t to verkopende … schal na older gu-
den wonheit gheholden werden 1469 HambZftRolle 73.
1574 CCMarch. IV 2 Sp. 195. in der vasten mögen sie
[hoecken] … mit dem s t i n t e, hauelhechte vnd schollen
… den gantzen tag [auf dem Markt] stan 1582 Brschw
UB. I 520. 1810 FischereiWB. 116f.
Stintflock, Stinzflock n.?, wie → Stinthake; vgl. Seeflock,
Stint. 1574 CCMarch. IV 2 Sp. 195. die garne-leute sollen
… keine acken- oder s t i n t - f l o c k e n an die materitzen
e e
hangen 1690 ebd. 253.
e
Stinthake m., kleinmaschiger Netzsack zum Fangen
von → Stint; bdv.: Stintflock; zS. vgl. NdJb. 37 (1911) 123. ock
schall des prouestes garnsmeister … neyne s t i n t h a -
k e n hinder an synen garne furen 1483 BrandenbStUrk.
223. 1574 CCMarch. IV 2 Sp. 195.
Stintwicht n.?, (falsches) Abwiegen von → Stint. to
broke eyn gast van s t i n t w i c h t e 13 s. 1405 Hildesh
UB. V 247.
(Stintzoll) m., Handelsabgabe auf → Stint; auch das
Recht darauf. recognoscimus … quod J. … cum reddi-
tibus unius marce Bremensis ponderis et argenti … nec
non cum theolonio gubii dicto s t i n t t h o l n inpheodavi-
mus 1346 BremUB. II 530. 1371 ebd. III 357.
315 Stipendialordnung – Stipendium (II)
Stinz behandelt unter Stint. Stinzflock behandelt unter
Stintflock.
Stipendialordnung f., wie → Stipendiatenordnung. 17.
Jh. ZHessG.2 19 (1894) 337.
Stipendiat m., Empfänger eines → Stipendiums (I).
von denselben [geistlichen] lehen [sind] … ein oder mehr
s t i p e n d i a t e n yhrer burgerkind an gemelltem studio
zu Marpurg … sieben jar lanng zu halten 1529 Hess
Samml. I 56. 1539 Hessen/Sehling,EvKO. VIII 143. da-
mit ann jedem ort ein … statlicher kirchen vnd arm
cast zuerhaltung … der kirchen diener, schuelen, s t i -
p e n d i a t e n, kirchengebew … erhalten mochte werden
e
1550 Reyscher,Ges. XII 168. 1558 HeidelbUnivStat. 25.
1749 CCMarch. Cont. IV 200.
Stipendiatengeld n., auch Stipendiat-; Geldsumme für
den Unterhalt von → Stipendiaten; als pauschale Zuwen-
dung des Landesherrn an eine Institution oder einzeln an
die Stipendiaten ausgezahlte Summe; bdv.: Stipendigeld, Sti-
pendiumgeld. die verordente einnehmer und verwalter des
s t i p e n d i a t e n g e l t s 1560 Hessen/Sehling,EvKO. VIII
174. wie … das järliche s t i p e n d i a t e n g e l d … propor-
tionabiliter umbzulegen [sei] 1608 WürtLTA.2 III 149.
wann dieser knaben einer erwachsen, oder sonsten sei-
ne stimme mutirt, ist ihme zu einem s t i p e n d i a t g e l d t
75 fl. … bewilligt worden um 1615 Smijers,Hofmusik I
158. 1641 Reyscher,Ges. XI 2 S. 135. damit jhr die …
s t i p e n d i a t e n g e l d e r … jarlich auff die gewohnliche
e e
zwey ziel … nach Marpurg dem ephoro vnd oeconomo
der stipendiaten … lieffern lasset 1653 HessSamml. II
170. 1684 ebd. III 282.
Stipendiatenkasten m., Behältnis zur Aufbewahrung
von → Stipendiatengeldern; auch: Institution zur Ein-
nahme und Verwaltung der Gelder und Naturalabgaben,
aus denen der Unterhalt der Stipendiaten finanziert wird;
vgl. Kasten (I 2). 100 fl. jährlichs aus dem s t i p e n d i a t e n
c a s t e n 1626 Darmstadt/MGPaed. 27 S. 19. 1644 Cölln
Kons. 285. es soll aber nechstgemeldter revers in den
s t i p e n d i a t e n - k a s t e n verwahrlich beygelegt, auch
zu allen jahr-rechnungen bey eines jeden stipendiaten
nahmen verzeichnet … werden 1684 HessSamml. III
278. 1785 Ledderhose,HessKR. 659.
Stipendiatenknabe m., Junge, der ein → Stipendium
(I 2) empfängt. 1574 MGPaed. 27 S. 494.
Stipendiatenökonomus m., Einnehmer, Verwalter von
→ Stipendiatengeld. 1684 HessSamml. III 281. ebd. 282.
Stipendiatenordnung f., Regelwerk für das Stipendien-
wesen; bdv.: Stipendialordnung. [Übschr.:] s t i p e n d i a t e n -
o r d n u n g 1539 HessSamml. I 108. wie wir … ein son-
derlich s t i p e n d i a t e n o r d e n u n g in druck haben aus-
gehen lassen 1546 Hessen/Sehling,EvKO. VIII 156. eine
s t i p e n d i a t e n - o r d n u n g, worinn verordnet, wie es
mit dergleichen stipendien zu halten 1656 Magdeburg/
SchulO.(Vormbaum) II 493. 1757 Estor,RGel. I 140.
Stipendiatenpflege f., Fonds zur Finanzierung insb.
von → Stipendien (I); auch die zugehörige Verwal-
tung. [die catholischen geniessen] gantz eigenmachtig
e
der einkunfften beyder s t i p e n d i a t e n - p f l e g, die er-
e
strecken sich jahrlich auf summa 200 fl. 1646 v.Meiern,
e
316
Westph. III 120. 1683 ZSchwabNeuburg 47 (1927) 121.
Stipendigeld n., wie → Stipendiatengeld. kantho-
reikhnaben in dem jesuiter collegium zu W. … suppli-
ciern p. bezallung ires ausstendichen s t i p e n d i g e l t s
1565 Smijers,Hofmusik I 166.
Stipendium n., auch lat. flektiert. I. (zumeist auf ge-
wisse Zeit gewährte, zweckgebundene) regelmäßige Un-
terhaltsleistung, häufig in Form von Verköstigung, Woh-
nungsgewährung, Geld- oder Sachleistungen. 1. Unter-
haltsleistung, Besoldung für einen Kleriker oder kirchl.
Amtsträgern; insb. für Lehrkräfte an Schule und Universi-
tät; bdv.: Pfründe (I). das bropst vnd cappittel, ouch die von
der vniversitet ire gulten, die jnen von jren pfrunden vnd
e
s t i p p e n n t i n allher fallen, zu T. verkouffen 1477 Rey-
scher,Ges. XI 3 S. 18. in allen preposituren und als weyt
sin commissary ist ein sunderregister aller stieft, clos-
ter, pfarhe, beneficia und s t i p e n d i a zu machen 1488
FritzlarRQ. 735. 1539 PommVis. I 322. [welcher schaff-
ner] den ordinariis und professoribus ihre s t i p e n d i a
und besoldungen reiche 1558 HeidelbUnivStat. 20. die
s t i p e n d i a und besoldung der collegarum scholae ha-
ben … ihro fürstl. durchl. zu vermehren beschlossen
1662 Güstrow/SchulO.(Vormbaum) II 600. hat er [meß-
ner] umb willen seiner verrichtungen … das altgewohn-
liche s t i p e n d i u m … zu empfangen 1733 Tirol/ÖW. II
262. 1755 OstbairGrenzm. 7 (1964/65) 80. — — 2. Ver-
sorgung oder finanzielle Unterstützung eines (begabten)
Schülers oder Studenten; finanziert durch staatliche Stel-
len, → Stiftungen (III) oder die Kirche, insb. zwecks Aus-
bildung von Theologen und Lehrern. sobald eyn stipendi-
at sein s t i p e n d i u m sieben jar lang gehabt, soll dersel-
big seines gehabten s t i p e n d i j abstehen, vnd eyn ander
an sein statt geschickt werden 1539 HessSamml. I 108.
1545 Merseburg/Sehling,EvKO. I 2 S. 23. dann dise s t i -
p e n d i a den armen und studirenden persohnen … ge-
stifft worden 1558 HeidelbUnivStat. 152. daß von obbe-
melten s t i p e n d i e n gelehrte leut vornemblich in theo-
logia auferzogen werden möchten, die den kirchen und
schulen … nützlichen vorstehen 1560 Hessen/Sehling,Ev
KO. VIII 168. Seckendorff,Fürstenstaat (1656) 156. in-
tercession … einiger s t i p e n d i e n halber bey der uni-
versitet Leipzig 1663 AllensteinUB. III 3 S. 22. [der
oeconomiae director soll] dahin sehen, dass bey colla-
tion der s t i p e n d i e n überall denen fundationen und
ordnungen nachgegangen [werde] 1724 MittKönigsberg
2 (1910) 173. 1786 Gadebusch,Staatskunde I 125. stipen-
disten, die aus dem hungarischen stiftungsfond s t i p e n -
d i e n geniessen, haben sich bei der Ofner statthalterei
halbiahrlich mit dem schulzeugnissen auszuweisen 1789
e
HdbchÖstGes. XIII 525.
II. Stipendiatenanstalt, Wohnheim für → Stipendia-
ten; bdv.: Burse (III), Kollegium (II). alle victualien … steigen,
dahero eine ansehnliche grössere summa gelts anjetzo
… zu des s t i p e n d i i hausgebrauch verwendet werden
muss 1608 WürtLTA.2 III 149. testament … zu ihrer
[studiosos] unterhaltung in der stipendiaten-burse, wie
damahl das jetzo so genannte theologische s t i p e n d i -
u m hieße 1752 Sattler,Würt. 141. 1798 Schnurrer,Würt
317 Stipendium (II) – Stirn (III)
KRef. 460.
Stipendiumgeld n., wie → Stipendiatengeld. 1565
Smijers,Hofmusik I 166.
stippen v., (zur Verwandtschaft) rechnen, zählen. de
twisschen deme nagel vnd deme houede sik to der zibbe
s t i p p e n mach an geliker stad, de nemet dat erue gelike.
de sik neger to der zibbe s t i p p e n mach, de nemet dat
erue to uoren um 1325 (Hs. um 1410) SspGlLR.(Buch)
145 (SspLR. I 3 § 3). ebd. 218 (SspLR. I 17 § 1).
Stipulation f., feierliches, förmliches Versprechen;
auch: Verbalvertrag, der durch (formgerechte) Frage und
Antwort zustande kommt; vertragliche Vereinbarung; bdv.:
Stipulierung. so dat de notarius s t i p u l a c i e n van en al-
len bovengescreven deshalven nam 1474 HanseRez.2 VII
290. men mach maken een submissie oft compromis in
III manieren. in eender manieren, bij naicten pacte son-
der s t i p u l a c i e 1496 CoutBrab. II 1 S. 581. 1496 ebd.
II 2 S. 147. die übergaben, die durch den haußvater
den kinden zu grosser beschwerd geschehen, sollen all,
ob di jach mit dem aid oder s t i p u l a c i o n becreftigt
weren, von unwirden und nichten sein, sonder si mügen
durch di erben widerruft … werden 1521 Windsheim
Ref. 164. haben benante baide juden … mit wurklichen
s t i p u l a c i o n und hantschlegen geredt und gelobet, di-
selb hinderstellige summa … zu erlegen 1530 Graupen
Bergb. 191. wo aber durch s t i p u l a t i o n, das ist durch
frag vnd antwort, zusag vnd verspruch, einer sich ver-
pflicht hett zubezalen, da hett dise klag kein statt 1550
Gobler,Rsp. 89r . es ist ein solcher contract, der nit an-
ders dann durch handtraichung des getauschten dings
oder ein s t i p u l a t i o n und bestendigen verspruch …
bekrefftiget würt WürtLR. 1555 S. 178. 1564 Gobler,
Hexabibl. 113r . 1582 CoutAnvers II 398. 1630 Neuenwal-
deUB. 283. ist nun degleichen sponsion durch eine s t i -
p u l a t i o n geschehen, so hat die actio ex stipulatu auch
contra heredes statt 1721 KlugeBeamte IV 522. 1726
Siegel,CJCamb. I 394. 1786 Gadebusch,Staatskunde I
225. der lehnbrief enthalt … 1) den namen und die ti-
e
tular des lehnsherrn, 2) den namen des vasallen, … 6)
folgt die s t i p u l a t i o n der lehnstreue 1786 Schnaubert,
ErläutLehnR. 329.
Stipulator m. I. jmd., der → stipuliert. s t i p u l a t o r,
enthaisser oder gelober 1383 ZWortf. 2 (1902) 165.
II. Empfänger einer → Stipulation. stipulari haist
die versprechung oder verhaissung annemenn, dauon
kommet s t i p u l a t o r, einn spruchherr, welher ym ver-
sprechenn last, vnnd des verspruchs herre scheint 1536
e
Fuchsperger,Inst. 61r .
stipulieren v., etw. förmlich zusagen, verbindlich ver-
sprechen; (vertraglich) vereinbaren; festlegen. ainfach
wird geklagt, vmb s t i p u l i r t e verhaissung, wechßlehn,
kheuff, verkheuffung, bestandlassung, besteung, außge-
richten beuelh, vnnd vmb der gleychen vilerlay handel
e
1536 Fuchsperger,Inst. 80v . 1537 Strieder,Notariatsarch.
96. es mag ein gesell fur den andern s t i p u l i e r e n (das
e
ist verheissen), der sohn fur seinen vatter, bruder fur
e e e
einander, vormunder fur ein kindt, ein schaffner oder
e e
knecht fur seinen hern 1568 Zwengel 258r . doch mag
e
318
der vatter, nach dem er das heyrat gut geben, alsbald
jhm vorbehalten vnd s t i p u l i e r n, daß jhm solch geben
heyrat gut allein wider geantwort werde 1597 Meurer,
Liberey II 183. 1599 LothrLbr. XI 5. wechsel-briefe, wel-
che … auf einen präcise s t i p u l i r t e n tag lauten 1717
CAustr. III 886. 1721 KlugeBeamte IV 232. [Gold] nach
dem im contract s t i p u l i r t e n gehalt à 18 karath 1733
Stern,JudSüß 331. so erlöscht die gerechtigkeit nicht
durch den tod des verkäufers, … es sey denn nur die
aushausung des vorigen leibs s t i p u l i r t 1756 CMax.
IV 7 § 29. 1763 UrkNordReiche I 385. wiedererstattung
des s t i p u l i r t e n kaufwerthes 1790 Thomas,FuldPrR.
III 107. der theilbauer … hat kein erbrecht, sondern
sein contract endigt sich mit den darin s t i p u l i e r t e n
jahren 1803 Gesenius,Meierrecht II 140. 1809 GentzSchr
Br. I 216.
Stipulierung f., wie → Stipulation. das du sollich s t i -
p u l i e r u n g oder verheissung vordern mogest 1436 (ed.
e
1516) Klagsp.(Brant) 41 . v
Stirn f. I. Gesichtspartie über den Augen; ua. als Stelle
für → Brandmarkungen. [wurd ein Stadtverwiesener] hie
e
ergriffen, so sol man in stellen in den pranger und sol
in durch die zen brennen und an die s t i r n 1276/1370
AugsbStR. Art. 49 Nachtr. die [Diebe] zeichent man us-
wert; zum ersten durch die baken, zu dem andern maln
by die oren, unde zum dritten male eyn cruze durch dy
s t i r n e Ende 14. Jh. GlWeichb. 341. 1414 BambEchtb.
14. die peen einer diebstal … ist nit albegen ertötung,
sunder vnderweylen … bezeichnung an der s t i r n mit
einem gluenden eysen um 1500 Summa legum 565. 1520
FreiburgStR. I 9, 6. das man sie … in das halßyssin
stellen und ir ein brieff an die s t i r n machen [solt], dar-
an ir boßheit geschriben ston 1522 Pauli,Schimpf(Bolte)
I 25. hat man einen alhie ein creuz an die s t i r n ge-
brandt und ihne darnach mit gerten außgehieben 1561
QStBayreuth 217. 16. Jh. BrandenbSchSt. IV 126. auff
die s t i r n oder ins gesicht soll man keinem ein mail
brennen lassen NÖLGO. 1656(CAustr.) I 49 § 5. 1701
Paris/BaselJb. 1909 S. 153. der jud, so schwören soll,
muß … bey ablegung deß aydtes … seine tfillin oder
gesätzriemen an die s t i r n, und den lincken armb anzie-
hen 1707 SudetenHGO. Art. 5 § 12. lese ich …, daß die
obern in Mannheim befohlen haben, die hunde mit dem
hubertsschlüssel vor der s t i r n e zu brennen, um deren
tollheit zu verhindern 1792 Voigt,Abh. 14. weitere Belege:
1564 Stephansbirne, 1586 scheußlich, 1710 Schandmal (II).
II. Stirnschutz als Teil der Rüstung von Mensch oder
Pferd. [Inventar der harnischcamer:] 11 stelen kragen,
… 4 s t i r n, 6 fechtsettel, 15 horner fur armbrost 1513
DOrdGrÄmterb. 297. die pertzrustung war uff oberlen-
dische maneir … und jeder pert hat ein stelen s t i r n vur
dem heubt vor 1561 BuchWeinsberg I 263.
III. ein Teil des weiblichen Kopfputzes. solle ihnen …
hiemit s t i r n e n von sammet, glatt oder gebluembten
atlaß … und andere dergleichen costbarliche seidene
zeüg, wie auch gleichlich abgestrickt sein, daß sie die
s t ü r n e n mit schwartz braitseidenen spitzen … beset-
zen 1668 VillingenStR. 209. 1785 SchweizId. XI 1543.
319 Stirnenstößel – Stocherwort
Stirnenstößel m., f., formenreich; wie → Stirnenstößer.
hand och rat, zunftmaister, und gemaind gesetz, daz al-
e
le s t i r n e n s t o s e l, si sigent frowen oder man, die nit
e
burger sint, burgrech[t] enphahen 1380 RavensburgStR.
190. das die s t i r n e l l s t ö ß e l nit mer in iro gebiet gen
und bettlen süllent gan 1430 SchweizId. XI 1656. land-
stricher und s t i r n e n s t ö f f e l [!] sind tag und nacht vol:
das tuond si armen lüten abstraiffen, mit hinken, biegen
und graiffen, das si vor den lüten tuond. wenn si über
land gand zuo den ainfaltigen lüten 1. Hälfte 15. Jh.
Netz V. 6356. von der giller, der s t i r n s t o s s e l wegen,
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die unrecht betten furent, die mag der vogt strafen nach
e
iren schulden one gerichte oder mit gerichte 1465 Basel
e
RQ. I 1 S. 189. von kilchen botten oder samlern: … in
dryeformiger belonung nemend sich botten der ding an:
e
ettlich werden bestelt also, das sy der kilchen ein teil des
gesamelten gutz oder ein bestimpt summ in kouffs wys
o
geben sollen, das ubrig solichen s t i r n e n s t o s s e l n ze-
e e e
bliben 1493 Riederer 102 . dass man allenthalben solte
r stochen v. I. Feuer anfachen, schüren; vgl. Stocher (I).
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verschaffen, dass man der s t u r n e n s t o s s l e n, lantstri-
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cheren, gutzleren, eierpfaffen, zigineren, der schweisen-
den reisknechten und ouch der curtisanen abkame vor
e
1547 BernChr.(Anshelm) IV 271. 1606 Stumpf,Schweiz
Chr. 769a . 1673 SGallenStB. II 412.
Stirnenstößer, Stirnstoßer m., formenreich; (betrüge-
rischer) kirchlicher Spendensammler; dann insb.: Bettler,
→ Landstreicher, der seinen Lebensunterhalt unter reli-
giösem Vorwand erbettelt; auch allg.: Bettler, Betrüger;
bdv.: Ablaßkrämer, Almoser, Kirchbettler (II), Maulenstoßer, Quästio-
nierer (I), Sammler (I), Stationierer (I), Stirnenstößel; zS. vgl. E. Schu-
bert, Fahrendes Volk im Mittelalter (Bielefeld 1995) 26f. der s t i r n -
s t o ß e r C.A., der ist ein prister 1399 Bücher,Frankf
Berufe 122. des gerichts uf dem Kolenberge der blin-
den, lammen, giller, s t i r n s t o s s e r 1465 BaselRQ. I 1
e
S. 188. um 1470 Kluge,Rotwelsch 17. des glychen dunt
o
die heyltum furer, s t ü r n e n s t o s s e r, statzionyerer, die
o e e
nyenant keyn kirchwih verlygen, vff der sie nit offlich
e
vsz schrygen, wie das sie furen jn dem sack, das hew, das
e
tief vergraben lagk, vnder der kryppf zu Bettleheyn 1494
o
Brant,Narrensch. 63 V. 12. s t i r n s t o s s e r n und land-
leuffern [ist die Aufnahme in das spital verwehrt] 1505
NArchSächsG. 3 (1882) 234. 1510 Kluge,Rotwelsch 62.
das du fürhin alle frömbde und heimsche starche landt-
farer, s t [ i r n e n -] s t ö ß l e r, glengler[!] und all ander der-
glychen unnütz bättelgsind abwysist 1603 SchweizId. XI
1652. 1628 ebd.
stirnstößeln v., auch stirnen-. I. mit jm. stirnstößeln
übtr.: sich gegen jn. auflehnen. [was leute mit Gott] dem
rechten felß vnd helffestein stutzen und s t i r n s t o s s e l n
vnd sein wort vnd reich außrotten … wollen 1562 Ma-
e
thesius,Sarepta 287 . v zur Reinigung des → Pflugs (I) von anhaftender Erde.
II. betrügerisch betteln. 1405 SchweizId. XI 1656.
Stirp n., junges, noch nicht geschlechtsfähiges Rind
oder Schaf; vgl. Galtvieh. P. geit ain s t i r p; ze vasnacht
ain lamp 1. Viertel 14. Jh. SonnenburgUrb. 16. ebd. 8.
ebd. 17. das vich, das die schwaigen am herbst zinsen,
daz sollen alles s t i r p sein, das ist, das si weder tragend
noch melchig, sonder galt und vaist sein sollen 1451 (Hs.
320
1601) Tirol/ÖW. V 739.
(stirpsgeweise) adv., zu lat. stirps; nach dem genealo-
gischen Stamm. 1570 CoutLimb. 232.
(Stitse) f., fries. Reliktwort; auch dim.; Kuh, die erst
einmal gekalbt hat. vnd se thor noge vnd affscheid heb-
ben entfangen II treenter s t i t z e n vor VI ridergulden
1549 Oldenburg/Schiller-Lübben IV 405. 1570 JbEmden
28 (1942) 25. [he het] 1 s t i t z k e n … gekofft vor II
daler 1581 Oldenburg/Schiller-Lübben IV 405.
stiurebaeren s. steuerbar. stoben s. Stauf. Stöber, Stö-
berer behandelt unter Stäuber.
Stöberhund m., wie → Stäuber. 15. Jh. Schiller-
Lübben IV 424. wer jag- oder s t ö b e r h u n t mit sich
auf die felder nühmet, gibt iedesmahl wandl … und sol-
le der hunt heraußgeben und erschoßen werden 1748
NÖsterr./ÖW. VIII 62.
stöbern behandelt unter stauben. stoc(-) s. auch
stock(-). stoch(-) s. auch stock(-).
wair enich scoemaker, die bi nachte s t o e c t e, dat men
betughen mocht mit twien wittachtighen tughen … die
verbuerde 18 sc. 1406 LeidenKb. 62. soe sal nyemant
s t o c k e n nae des wachters vuytganc, of smorgens eer
den dach geblasen is, opte boete van thien scellingen
hollants Ende 15. Jh. VerslOudeR. 2 (1892) 91. pro 1
ferrea furca ad ignem in praetorio fodendum vulgo czu
s t o c h e n asp. 3 1547 QKronstadt III 401.
II. zu etw. Anlass geben, anstiften. dat daer es comen
N. … ende heeft daer up hem g h e s t o o c t eenen strijt
ende eenen twist 1. Hälfte 14. Jh. AardenburgRbr. 249.
1397 CoutFurnes III 47.
III. etw. beginnen, in Angriff nehmen. ware dat sake
dat een portre jeghen enen andren twist s t o k e d e …
ende enich parsoen in den selven twist stake of sloughe
1317 CoutBruges I 392. des moet ic enen camp s t o k e n
opten valscen H. um 1470 Willems,Brab. I 79.
IV. (mit Waffengewalt) angreifen, peinigen. ware so,
dat eenich heere … onse … stad van B. s t o k e n, deren,
letten, scaden ocht hinderen woude 1356 Willems,Brab.
II 492. um 1470 ebd. I 268. 1482 LübChr. V 250.
Stocher m. I. Feuermacher, Heizer; vgl. stochen (I). in-
censor … s t o k e r e 14. Jh. DiefenbGl. 291b .
II. Stocher von dem Hof Bez. derjenigen Prozesspar-
tei, die den Beweis führen darf. elc van partyen meytene-
rende dat hi schuldich ware s t o k e r e vanden hove be-
kent ende ghewyst te sine, ende mids dien de begheerde,
als s t o k e r e vanden hove, voeren in hulpe te comme-
ne, hieschen an beeden siden wet wie s t o k e r e vanden
hove bekent soude syn 15. Jh.? CoutSPierreGand 86.
III. Werkzeug unterschiedlicher Art zum Stochern; ua.
rulla: … de s t ö k e r, dar mit men de plochschar rein
maket 1582 Chytraeus 57. 1767 BremWB. II 782.
Stocherwort n., → Stachelrede, Beleidigung; bdv.: Sti-
chelwort. durch meiner hesser s t o c h e r w o r t vnd neid
1523 HalleNeudr. 325, 1 S. 17. gesetze der alumnorum:
… ohne s t o c h e r - w o r t e n sollen sie mahlzeit halten
1712 SchulO.(Vormbaum) III 201.