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China Town – die spekulative Kombination dreier Erfolgsgeschichten

1. China
2. Frauenbewegung
3. Organisiertes Verbrechen

Metaphysische Schwerkraft ihre Kräfte «Liebe» und «Hass»: Auf dem Globus
gibt es offizielle und inoffizielle Sphären verschiedener Anziehungs- und
Abstossungs-kräfte und immer wieder die Versuche aus der einen auszutreten,
um in eine andere oder eine noch neu zu gestaltende Sphäre einzutreten: Die
Pandemie wird zum globalen Erfolgsfaktor asiatischer Kulturen und ihrer
Anziehungskräfte. Chinesische Triaden werden zunehmend von fitten Frauen
geführt, die ihr Erfolgsmodell in den Westen an ihre Pendants vor Ort
herantragen: Die Familie monströs ins Auge springender Macho-Mafiosi wird
von charmanten, cleveren Frauen aufgerollt.

Die Charaktere definieren sich wechselseitig individuell und durch ihre


Gruppenzugehörigkeiten: Das lesende Publikum kennt sie besser als sie sich
selber – zumindest bis zum überraschenden Wechsel des Plots und seiner
Protagonisten

Background ............................................................................................................................... 2
Startepisode: ............................................................................................................................. 3
Die Familiengeschichte von Lady Wang .................................................................................... 8
Typen der Familie ................................................................................................................... 10
Schlussepisode ........................................................................................................................ 13
Background: Als trauerlose Witwe ihres von «Onkle Junior» wegen
zunehmender Illoyalität und Treulosigkeit gemeuchelten Gatten «entdeckt»
Chef-Triadin Lady Wang ihre unkonventionelle Unvoreingenommenheit
gegenüber der gesellschaftlich vorherrschenden Konstruktion von Sexualität
und feminisiert die Führung des organisierten Verbrechens im Reich der
Mitte mit ihrer Lebenspartnerin, die erfolgreich das prominente
Bestattungsinstitut «Ruhe in Frieden» leitet; vorerst noch raffiniert maskiert
als devote Dienerin von «La Cosa Nostra». Der Weg ihres Erfolges führt über
die Beerdigung ihrer «Familien-Väter»: grandios inszenierte Bestattungen
sowie delikat exquisite Henkersmahlzeiten und Leidmähler in einem eigens
dafür angegliederten Luxusrestaurant. Diese Anlässe ergänzen das Bordell
ihrer Mutter als Ort vertraulicher familiärer Absprachen.

Bei trendartig wachsender Nachfrage im Luxussegment der Ultra High Net


Worth Families bauen sie in den Bergen1 eine Gruft, die auch mit Lastern
angefahren und beliefert werden kann; in ihr können sowohl Oldtimer und
Kunst als auch Waffen gelagert werden. Der Bau wurde finanziert mit dem
Verkauf von Teilgrüften im langjährigen Baurecht an befreundete Familien
und deren Family Offices im In- und Ausland; zu Preisen, mit denen auch
andere Lieferungen an die Freunde der Familie maskiert und bezahlt
wurden. Die Massenproduktion einfacherer Särge wurde ins deutlich
billigere Vietnam ausgelagert, dessen Familien sich als verlässliche
Lieferanten für weitgehend standardisierte Lösungen einer wachsenden
Mittelschicht im Reich der Mitte etablieren.

«Ruhe in Frieden» zieht den Schlussstrich unter verschiedene Episoden


einer femininen Erfolgsstory. Im Zentrum krimineller Macht wird das Institut
trendartig rentabler und plant als nächsten Schritt die Kotierung an der
Börse von Shanghai mit einer überzeugenden Wachstumsstory im Geist
einer neuen Zeit. Sobald die Masse der Anleger die Investments populärer
Family Offices kopierten und den Kurs so noch mal substantiell nach oben
drückten, mussten die beiden Todesengel nur noch daran denken, Gewinne
mitzunehmen und ihre eigene Position durch schrittweisen Verkauf
möglichst unauffällig zu reduzieren. Die Mehrheit an Stimmrechten würden
sie nur noch solange halten, bis sie die Börse auch auf höherem Niveau mit
der Fortsetzung ihrer Wachstumsstory geimpft hätten, die mit dem
aktuellen Kursniveau nur sehr vorsichtig bewertet wurde. Dann könnten sie
sich zur Ruhe setzen und ihren Nachfolgerinnen noch als gut vernetzte
Senior Consultants bei der Umsetzung ihrer Strategie zur Seite stehen.

1
Die Berge riefen immer wieder «Föhn» hervor. Eine sonnige Wetterlage warmer Fallwinde, die traditionell
von Kopfweh, Seitensprüngen und Verbrechen begleitet war.
Startepisode: Der facettenreich vorbereitete Börsengang in Shanghai soll als
der Clou die Metastory abschliessen, die in mehreren Episoden erzählt wird. Sie
startet mit dem ersten Sondierungs-Treffen der expansiven Triaden mit der
lokalen Mafia im China Town von New York - im Spitzenrestaurant «goldene
Ente»: der chinesische Fresstempel in dem von zwei Schweizer Stararchitekten
entworfenen Kulturdom exquisite Genüsse.2

1. Ankunft, freundliche Begrüssung der beiden Besucherinnen durch die


Empfangsdame, umgehender Anruf an Lady Wangs Diener Y, der sie zum
Lift und dem Sitzungszimmer im 1. Stock begleitet, ein Nebensaal des
Restaurants mit dicken, von innen gepolsterten Türen.

2. Teilnehmer:
a. Lady Wang (LW) kommt kurz nach der Ankunft ihrer Gäste - ca. 60,
mittelschlank, Elfenbeinprothese an der zum Handkuss
dargebotenen linken Hand, begleitet von ihrem Pekinesen,
klassisch-dezentes Kostüm, elegante Brille, wenig Schmuck aber
grosser Siegelring, leise und raue Stimme. Diener Y: Typ britischer
Butler, bringt LWs Hündchen Futter und Wasser
b. B und C, momentan noch Chefsekretärinnen, aber Aspirantinnen
auf feminine Führungspositionen in der Westmafia: beide ca. 40,
schlank und sportlich, chinesischer Hosenanzug mit eingewirkten
Goldfäden, Sonnenbrille im Haar, auffällige Armreifen aus Gold,
unsichere Stimmen. Diener Z: italienischer Typ mit Pistolenhalfter
unterm Jackett, hält Y auf Bitte von LW die Tür auf, wie der mit
den Hündchen-Utensilien kommt und aussen läutet.

3. Essen
a. Stoffservietten, glänzende Gläser, Stäbchen, silberne Messer &
Gabel
b. exquisit gewürztes mehrgängiges Menu - vorab die Frage, ob
jemand Vegetarier oder Veganer sei (Nein). Vor dem Servieren
jedes neuen Ganges läutet draussen dezent eine Glocke. Nach
einer Muränen-Suppe mit Flusskrebsen folgt als Hauptgang
«Peking Ente» mit besonders knuspriger, weil vor dem Braten
mittels Luftpumpe vom Fleisch gelöster, Haut.

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Analog zum Hotel Sacher in Wien zur Jahrhundertwende und dem Vorabend es 1. Weltkrieges: Exquisiter
Treffpunkt der alten internationalen Welt der österreichisch-ungarischen Donaumonarchie und ihrer
Honoratioren, die neue klopft aber immer lauter an die Pforte
c. Zwischen den Gängen Gespräche auf der abgeschiedenen, wind-
und sonnengeschützten Terrasse mit Blick auf den Fluss; in
eingeweihten Kreisen als «river of no return» bekannt.
d. Getränke: Wasser, still und gazeuse; zu jedem Gang ein anderer
Wein; grosse Auswahl an Digestives

4. Themen des Gesprächs beim Essen – die Story-Methode DOMINATE:


Alle globalen Heldenmythen folgen demselben Plot: Menschen wollen
seit jeher Helden ihrer Geschichte sein, die sie von bekannten in
unbekannte Geschichten schickt, um sich dort mit Gefahren und
Gegnern auseinanderzusetzen und dann mit strahlendem Ruhm
bekleckert als Held in die eigene Geschichte zurückzukehren.
a. Desire erkennen und ansprechen: effektiver Aufstieg der
Damenwelt in der US-Mafia im Schoss ihrer Chinesischen Mutter-
Triade. Entwicklung des Konzepts einer unmittelbar
einleuchtenden und zur Identifikation einladenden
Heldengeschichte.
b. Opposition & Widerstände: Sensibilität schärfen für zu erwartende
Widerstände bei der Transformation der Macho-Mafia in eine
feminine Zukunft. Nach Fragen von LW beginnen B&C vom Alltag
und seiner Entwicklung zu erzählen: LW fasst zusammen: die Bosse
von B&C sind ist zwar zunehmend bedroht, wollen aber trotz
trendartig sinkender Rendite im alten Stil weiterkämpfen und nicht
abtreten. B schildert ihren Boss: Wenn der mit Cs Chef vor einem
Erschiessungskommando stünde und noch einen letzten Wunsch
frei hätte, würde er bitten den Anderen zuerst zu erschiessen,
damit er vor seinem eigenen Tod noch ein letztes Mal lustvoll bei
dem seines Konkurrenten zusehen könne. LW: Wir wollen doch alle
lieber die Verbrecher als deren Opfer sein, und heute besprechen,
wie ich Euch dabei helfen kann…
c. Mentor Lady Wang:
i. Credentials: LW skizziert die Etappen ihrer geschmeidigen
Aufstiegsgeschichte im Anschluss an das Massaker am Platz
des himmlischen Friedens; erst als intuitiv lernende
Gangsterbraut und später als souveräne Godmother. So wie
Sergio Leone die heroische Kultur-Geschichte3 von US
Amerika mit seinen Spaghetti-Western und deren völlig
neuem Typus Held in wenigen Jahren revolutioniert hat, so
3
Nach den Heftli-Helden Superman, Jerry Cotton und Perry Rhodan wird John Wayne zur authentisch inszenier-
ten Projektionsfigur des kämpferischen Helden amerikanischer Kultur: «den John Wayne machen» wird bei den
Marines zur festen Redewendung; gepaart mit einer deftigen Geisteshaltung gegenüber Kritikern am American
Way of Life und seinen Helden: «Du kannst dir dein Gutmenschentum hinten reinstecken, wir sind Amerikaner»!
positionieren die Triaden mit ihren raffiniert-eiskalten Ladies
im Topmanagement die Ruhmes-Geschichte der Macho-
Mafia völlig neu; vergleichbar mit Lady Gagas triumphal
provokativen Siegeszug in der Popmusik seit den 80er
Jahren. Als Repräsentantinnen eines neuen Chinas führen
sie altbackene Heldenklischees vor, um sie in der Folge
kraft- und saftlos an den Herausforderungen einer neuen
Zeit femininer Raffinesse scheitern zu lassen.
ii. Eine Geschichte, die immer wieder unvorhersehbar heraus-
gefordert auf Messers Schneide stand. Nebst Entführung,
Erpressung und Drogenhandel stand das Schüren von
Intrigen verfeindeter Gruppen und ihrer Eitelkeiten im
Vordergrund. Zunehmend dichtes Netzwerk in Wirtschaft
sowie mit roten Parteifunktionären und den Medien; zuerst
nur in China, aber zunehmend auch international.4
iii. Wie die USA ihre Kräfte 2001 nach 9/11 wieder von der
Verbrechensbekämpfung abzogen, um sie auf den
weltweiten Kampf gegen Terror und Islamismus zu
fokussieren, festigte sich die Führungsrolle der Triaden in
den freiheitlichen und zunehmend grenzenlos offenen
Gesellschaften des Westens.5

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Nachdem die Militärs und Geheimdienste des Westens 1990 mit dem Ostblock ihren grossen Feind verloren
hatten, konzentrierten sie ihren Kampf wieder gegen die organisierte Kriminalität im eigenen Haus - z. B. die
Verfolgung des Medellin- und des Cali-Drogenkartells in Kolumbien, die bei wachsendem Druck aus den USA
zunehmend auf Hilfe aus dem vor westlichen Nachforschungen sicheren China angewiesen waren. In Italien
sorgten sie durch Import seiner chemischen Bestandteile für das Dynamit, mit dem der Mafia-Jäger Nr. 1
Falcone, 1992 zusammen mit seiner Frau und seinem Leibwächter in Palermo in die Luft gesprengt wurde.
5
Bei Waffenproduktion und -handel erwiesen sich frühzeitige Beziehungen zur neutralen Schweiz als fruchtbar.
Hilfslieferungen aus der Mitte Europas an alle Parteien, auch miteinander verfeindete Blöcke, Sieger und
Besiegte, Regierungstruppen und Partisanen. Lieferungen, deren Folgen vom IKRK in Genf begleitet und
zwischenmenschlich nachbetreut wurden. Medizin-Technik und Prothesen zeigten sich als nachhaltige
Wachstumsbranche: Unter dem Schutz nicht einsehbarer Neutralität war das Verständnis von «Prothese»
pragmatisch dehnbar und schloss die Produktion von Feuerwaffen und Granaten als hilfreiche Erweiterung von
Schlaghänden mit eingeschränkter Wirkung ein: Prototypen wurden in Krisenregionen getestet und
anschliessend systematisch zu Exportschlagern entwickelt.
- Sponsoring von Casting-Shows auf allen Kontinenten, die Nachwuchsunternehmerinnen mit innovativen
Geschäftsideen küren. Prominente Vertreter der Tiraden fördern gekürte Modelle via Beteiligungen und ihr
Netzwerk. Sie träumen, in anderen Regionen der Welt Pendants zu finden und sorgen dafür, dass gekürte
Konzepte als potentielle Erfolgsgeschichten finanziert werden.
- Aufgrund ihrer Erfahrungen in China wissen sie um Methoden, divergierende Interessen einvernehmlich zu
regeln. Das half bei der Vermittlung von Corona-Impfungen im Rahmen von Luxusreisen. Sie profitierten dabei
von ihren Erfahrungen mit der systemisch unterstützten Organisation von Herztransplantationen aufgrund der
Nachfrage zahlungskräftiger Kunden im reichen Westen. Die wurden gruppenweise in Privatjets herbeigeflogen
und vor und nach der Operation in luxuriösen Seniorenresidenzen exquisit betreut. Das ursprüngliche Modell
dieses gediegenen Altersheims vor den Toren Londons war inzwischen von seiner Kopie in Shanghai mit dem
Kredit einer Schweizer Bank aufgekauft worden. Beim Blick zurück auf Geschäftsbeziehungen zum Inselreich und
der Schweiz sehen wir zahlreiche Übernahmen nach dem gleichen Prinzip einer geschäftstüchtigen Triangel:
«Modell – Kopie - Finanzierung Übernahme».
iv. Neben der Inszenierung von provokativen Sexskandalen
fördern die Triadinnen bei Männern eine erfrischend
maskulin-chauvinistische Verachtung des Geistes. Die
Inszenierungen von Frauen waren hingegen von einem
anderen Kaliber: Entweder grosse Huren oder grosse
Betschwestern. Betschwestern stellten meist exquisite
Schönheiten dar, die Männern mit Geist und Geschmack
routiniert das Geld aus der Tasche zogen. Huren zeichneten
sich weniger durch ihr Äusseres als durch ihren Lebens-
wandel aus. Der Ruf, prüde, geistreich und exzessiv zugleich
zu sein, war in keiner Weise geschäftsschädigend. Sei es bei
der Erwähnung anlässlich der Verleihung von Kunstpreisen
oder beim Jubiläum irgendeiner Privatbank. Wildeste
Gerüchte gingen um und verdichteten sich zu Beinahe-
Gewissheiten über verrucht-sittenlose Femme fatales,
zugleich käuflich aber auch mit Geld und unheiligem Geist
gesegnet, die sich öffentlich beschwerten, wenn sie nicht
sexuell belästigt oder angebetet wurden.
v. B & C beginnen hinter den anschaulich-detailliert
geschilderten Beispielen die kalkulierte Effizienz eines
kriminellen Netzwerks zu ahnen, das systematisch
strategische Planung, taktisch-listige Durchführung und
Risiko-Management miteinschloss. Sie schütteln ob dieser
phantastisch anmutenden, atmosphärisch dichten
Geschichten routinierter Kriminalität immer wieder
ungläubig den Kopf – so eine lebenspraktische Kombination
von strategisch-zielstrebiger Vernunft und emotionaler List
bei ihrer situativ cleveren Umsetzung war ihnen neu. Das
Wesentliche aber liess sich weder kopieren noch lernen:
LWs sensibles Näschen für den Duft neuer Geschäfte, die
sich als Rückseite krimineller Machopraktiken anfangs nur
im Verborgenen zeigten und nur von wagemutigen Damen
beim Schopf ergriffen werden konnten.
d. Inspiration – was ist seitens B & C zu tun: Sich als Relaisstation in
der Kommunikation zwischen den Gruppen ihrer zwei Bosse
installieren. Zwei Typen, die, sich gegenseitig misstrauend,
Entscheidungen meist einseitig unkoordiniert nur für sich selbst
trafen. Die Verpackung von Botschaften in plausible Geschichten
und die Kunst ihres Erzählens sei für den Erfolg entscheidend. Sie
könnten Zwietracht säen, welche die tatsächliche Stärke der
Gruppe auf die Differenz ihrer Teilgruppen reduziere: auf die
Stärke einer Gruppe von Muschel-Schubsern6 in einem kleinen
Fischerdorf an einer entlegenen Küste: Ob B und C dieses Szenario
als einmalige Chance ihres noch jungen und unterbezahlten
Lebens nicht unmittelbar einleuchte?
e. Navigation - wie soll es erfolgen: Als selektive Übersetzerinnen der
Botschaften zwischen den beiden Gruppen könnten B&C die
Vorurteile und das Misstrauen ihrer Bosse weiter stärken, sie
gezielt gegeneinander ausspielen und die Stärke der entzweiten
Gruppe immer kleiner werden lassen. Sie könnten dann als Einzige
ihre tatsächliche Stärke und die Anzahl potenter Überläufer
realistisch einschätzen: Ein unschätzbarer Vorteil für potentielle
Angreifer. LWs Netzwerk könne blitzschnell aktiviert werden, mit
Bs & Cs Hilfe in einer Phase momentaner Schwäche von innen und
aussen gleichzeitig zuschlagen und eine neue Hierarchie mit ihnen
beiden an der Spitze eines neuen Anfangs installieren.
f. Aspiration & Deal: Konkretes Angebot von Lady Wang an B & C:
Einschleusung von Mitspielern7, Killern und Anwälten sowie
Finanzierung – wenn B & C noch Zweifel hätten, könnte sie ihnen
gern ein konkretes Beispiel ihrer Macht geben; aber das würde
ihren Anteil am zukünftigen Profit senken, nichts sei umsonst...
«Aber, ich glaube nicht, dass ich sie von etwas überzeugen könnte,
was sie nicht ohnehin schon fühlen» - Lady W wendet beim
Sprechen den Blick nicht von B&Cs Augen ab, ein altes Zeichen von
Macht… der Abschluss erfolgt umgehend per Handschlag.
g. Threat - Notwendigkeit klarer Hierarchien: Nochmals Hinweis
seitens LW auf die Unsicherheiten einer nicht genau planbaren
Situation, in der oft spontan, aber nicht von B&C sondern nur von
ihr, LW, entschieden werden müsse – sie hätte Zugriff auf die
Informationen der Staatsanwaltschaft und die der Polizei und sei
stets telefonisch erreichbar; ohne Informationsvorsprung hätte sie
es nie so weit gebracht.

6
Diebstahl und Verkauf von Meeresfrüchten
7
z. B. das Einschleusen von Vietnamesen mittels human trafficking (von den Triaden kontrollierter
Menschenhandel: Einschleusung mit Containern und Lastern), die ihre Schulden auf dem Bau oder in Indoor-
Plantagen in eigens dafür angemieteten Wohnungen (Immobiliengeschäft: Billigbau dank guter Kontakte zur
Bauaufsicht und anschliessender Verkauf oder Vermietung) abarbeiten müssen, in denen starkes Marihuana
angebaut wird. Nach der Begleichung ihrer Schulden können sie selbständig in Nagelstudios, Bordellen,
Sandwich Bars oder Obstmärkten der vietnamesischen Gemeinde arbeiten, solange sie ihre Einkäufe über
Shops der Triade beziehen und für ihre Sicherheit Schutzgelder bezahlen.
h. Excitement & Zukunfts-Visionen: Anschauliche Diskussion und
Vorstellung des neuen Lebens von B & C an der Spitze einer
zukunftsträchtigen Aussenstelle der chinesischen Frauen-Mafia…
Bs und Cs vor kurzem noch trübe Augen strahlen; die Triaden
boten ihnen «erkenne dich selbst» an, sie müssen nur noch
zugreifen. Lady Wang hatte vorher noch kurz die Wertschöpfungs-
kette der finalen Ablösung der jetzigen Führer skizziert
(Bestattungsinstitute, Leichenschmaus). Danach aber unmissver-
ständlich klargestellt, dass ihr Lohn an ihren nachhaltigen Profit
gekoppelt sei. In allen Nischen ihres Reiches herrsche mit
magischer Macht die Schwerkraft des Geldes; für romantisch-
rebellische Gefühlsduselei sei in einer nüchternen Bilanz kein Platz:
Emotionen seien kein unkontrollierter Gefühlsausbruch, sondern
bewährte Methode femininen Erfolges, an der romantische
Phantastereien wirkungslos abprallen.

Lady W fragt, ob es störe, wenn sie zum Digestiv ein Zigarillo hier im Saal
rauche. Die Nichtraucherinnen B und C schütteln den Kopf – überhaupt kein
Problem. Y bringt und öffnet einen kleinen Humidor Deluxe, LW wählt eine
Virginia, und Y gibt ihr mit einem langen Zündholz Feuer.

Die Familiengeschichte von Lady Wang

Die Triaden waren einst Geheimbünde und gründeten sich ursprünglich als
Widerstandsgruppen gegen die chinesischen Dynastien, welche China 300
Jahre vom frühen 17. Jahrhundert bis 1912 beherrschten. Mit dem Ende der
Dynastien ging auch in China ein radikaler Wandel hin zu Handel, Geschäft,
Gewerbe, Innovation, Vermarktung und Besetzung von Marktnischen einher.
Um ihren Einfluss zu sichern, sind die Triaden bestrebt, öffentliche Institutionen
sowie Medien und Wirtschaftsunternehmen zu unterwandern. Sie sind
weltweit vertreten: die «gelbe Mafia» kooperiert mit anderen asiatischen
Tätergruppen, der japanischen «Yakuza», mit vietnamesischen Gruppierungen,
aber auch mit nicht-asiatischen Gruppierungen, mit korsischen Syndikaten,
italienischer Mafia in Italien und der «La Cosa Nostra» in den USA. Neuerdings
immer intensiver mit der «Mafia Nera» - der Nigerianischen Kreditkarten-
Mafia. Zudem mit Nachrichten- /(Geheim)-diensten in Asien.

Anders als die drei bekannten Gruppen der süditalienischen Mafia sind die
Triaden lockerer und weniger hierarchisch organisiert; die Dons der Triaden
mussten nur die Interessen der Partei als Grenzen ihrer Geschäfte akzeptieren.
Zwischen ihren Gruppen reichte es völlig aus, wenn sich Freundschaft darauf
beschränkte, sich nicht gegenseitig umzubringen. Trotzdem waren viele von
ihnen unvorstellbar reich geworden: mit grossen Immobilien an bester,
zentraler Lage und erfolgreichen Firmen, die via Zwischenkonstruktionen
unsichtbar gehalten und gesteuert wurden. Gemeinsam ist allen die hohe
Schätzung traditioneller, einfacher und guter Essen, die auf Zusammenkünften
verschiedener Familien immer wieder ausgelassen zelebriert wurde.

Man kann die weitgehend unabhängigen Triaden mit dem Portfolio von Warren
Buffet vergleichen, dessen Investments sich unabhängig entwickeln und erst an
der Spitze zu hochkapitalisierten Marktführern aufsteigen; dann wird’s Zeit
Gewinne zu realisieren und in neue Wagnisse mit ungewissem Ausgang zu
investieren. Wie kapitalistische Marktwirtschaft sind auch Triaden dynamisch
innovativ, ihr Erfolg basiert auf der anfangs nahezu unsichtbaren
Herausforderung vorherrschender Mächte. Der «große Bruder Drachenkopf»
an der Spitze muss nicht über alle kriminellen Aktivitäten ihrer Untergruppen
informiert sein oder um Erlaubnis gefragt werden. Er selbst operiert häufig wie
erfolgreiche Geschäftsleute legitim und schalten sich nur bei Grenzkonflikten
als oberste Autorität schlichtend ein.

Das «pazifische Jahrhundert» zeigte sich auch bei der organisierten


Kriminalität: Die Triaden sind zur dominierenden Plattform geworden, auf der
die Gangster aller Länder ihre Kooperation koordinieren. Das geschäftstüchtige
Zentrum nonchalanten Lebens vermittelte bei den Empfängern seiner
informellen Kredite das Gefühl von Stärke und Freiheit gegenüber einem
bürokratischen Rechtsstaat und seiner systematischen Unterdrückung
individueller Freiheit. Ein Gefühl nahezu unendlicher Möglichkeiten tut sich
auf, das bei seiner Umsetzung in den zwischenmenschlichen Grauzonen der
Peripherie vielfältig vom Zentrum aus unterstützt wird. Die Zeit wird mächtiger
als ihr Raum, sie macht mit ihm, was sie will – Sittlichkeit und Gesetzestreue
werden genauso chaotisch wie der Verkehr in Grossstädten.

Im Windschatten des westlichen Kampfes gegen Terror und Islamismus haben


die Triaden von der auf Liberalisierung folgenden Deregulierung und
Globalisierung der Finanzmärkte am meisten profitiert. Dank immer mobilerer
und flexiblerer Instrumente und Prozesse kontrollieren sie das global
organisierte Waschen von schwarzem Geld nahezu monopolartig, primär durch
Investitionen in Immobilien, Hotels und Casinos in Südostasien via steuer-
optimierte, international verschachtelte und undurchsichtige Stiftungs-
konstruktionen. Mit der Kontrolle über das Geld haben sie auch zunehmend die
der zugrunde liegenden Geschäftsbereiche übernommen; stets in Verbindung
mit guten, persönlichen Kontakten zur legalen Ökonomie und den lokalen
Staatsapparaten. In einer Art kopernikanischen Wende wurden die Triaden das
neue Zentrum internationaler Kriminalität; die Gleichungen nachhaltig
erfolgreichen Verbrechens wurden für alle Beteiligten einfacher und
verständlicher.8 Schätzungen zufolge beläuft sich das Volumen weiss
gewaschenen Geldes auf mindestens 5% des globalen BIPs, Tendenz nachhaltig
steigend. Um Wachstum im Westen abzusichern, erwies es sich als notwendig,
Führungspositionen mit verlässlichen Vertrauensleuten zu besetzen.

Typen der Familie

- LWs Eltern
o Vater Wang: korpulenter und korrupter Parteifunktionär und
Mitgründer der neuen Triaden unter Deng. In der Grauzone zwischen
Politik und Ökonomie werden die Triaden für die kommunistische
Partei zum Modell eines nachhaltig rentablen Kapitalismus ohne
Demokratie und Gewaltenteilung.
o Mutter: Leitung eines unter dem Schutz der Partei und der Triaden
stehenden Luxus-Bordells, das zum Treffpunkt des wechselseitigen
Gedankenaustausches wird.
o Onkel Junior: Nach Vaters Tod geschäftstüchtiger Begleiter seiner
Schwägerin.
- Schon als Kind hatte LW im Elternhaus immer wieder gerochen, dass die Tür
zu grossen Geschäften nicht von kalkulierend abwägender Vernunft,
sondern im Alltag eher tänzerisch von dionysischer Emotion aufgestossen
wurde. Schon das kleine Mädchen spürt, bei ihren Eltern nahezu hypnotisch
agieren zu können, viel erfolgreicher als ihr grosser Bruder. Früh lernt sie,
detaillierte Planung oder grossen Ehrgeiz zu meiden, die standen sinnlich-
spielerisch fundiertem Erfolg nur im Wege; der konnte sich im Alltag
nachhaltig nur spontan mit den Waffen einer Frau entwickeln.
- In der Schule gesellte sich zu LWs intuitiver Raffinesse blauäugig daher-
kommender Unschuld noch eine aussergewöhnliche Intelligenz; nach ihrem
Einzug bei den Triaden wurde die nur noch von ihrer Skrupellosigkeit
übertroffen. Wie jedes andere spontan zuschlagende Raubtier verlässt sie
sich mehr auf ihre Sinne als auf ihren Intellekt: Als Todesengel ihrer
Beutetiere war ihr die Fähigkeit zugeflogen, Gegenüber mit ihren Gedanken
zu impfen, bevor sie selbst sich ihrer bewusst wurde; auch Achillesfersen
wie eitler Ehrgeiz spürte sie intuitiv und konnte so den gefährlichen Einsatz
tödlicher Waffen meist wortlos an starke Männer delegieren: Hinter den

8
Weltweit verfolgten ehemaligen Diktatoren gewähren sie Asyl, wenn sie im Gegenzug deren zurückgelassenes
Herrschaftsgebiet wirtschaftlich rentabel besiedeln können; an erster Stelle den schwarzen Kontinent mit
seinen unermesslichen Rohstoffschätzen und massenhaft Billigstarbeit.
Kulissen wurden die Rollen schon früh neu verteilt. Der Tod uneinsichtiger
alter Machos durch von ihr inspirierte junge Aufsteiger wird zum Motor
einer feminin-charmant in eine neue Zeit geführten Evolution.9
- Ihren illoyalen Ehemann hatte LW beim Besuch des Bordells ihrer Mutter
durch «Onkel Junior» ermorden lassen, den sie mühelos zum Einsatz von
Waffen bei einem hoffnungslosen Fall überreden konnte. Ihr Gatte hatte sie
nicht nur mehrfach hintergangen, sondern zudem auch noch zunehmend an
der Familie vorbei in die eigene Tasche gewirtschaftet. Bei seinem letzten
Besuch einer von ihrer Mutter auf ihn angesetzten Kurtisane hatte er sich
als Killer ihres Schutzgeld fordernden Zuhälters angeboten… Dialoge Mutter
– LW und Mutter – Onkel Junior...
- Als trauerlose Witwe «entdeckt» LW ihre lesbische Natur und feminisiert die
Triaden mit ihrer Lebenspartnerin; die leitet mit zunehmendem Erfolg ein
prominentes Bestattungsinstitut. Als innerlich gegenüber der Männerwelt
nüchterne Lesbe kann auch sie ihren Charme nach aussen methodisch
gezielt einsetzen, ohne selbst von romantischen Gefühlen übermannt zu
werden.10 Vorerst noch raffiniert maskiert als devote Dienerinnen von «La
Cosa Nostra» hatten beide gelernt, die Wirkung ihrer femininen Aura
intuitiv zu erfassen und die weitere Kommunikation instinktiv von ihrem
Charisma leiten zu lassen. Beide machten die Erfahrung, dass ihre Männer
über die Witze tödlicher Dummheit am lautesten lachten, deren tiefere
Bedeutung und Inhalte sie nicht verstanden…11
- Bruder: lernt im Elternhaus früh, bei kleinen und grossen Geschäften auf
den unschuldigen Charme seiner kleinen Schwester zu vertrauen. Geprägt
von seiner Erfolglosigkeit im Elternhaus, wendet er sich früh dem Aufstieg
von der Jugendorganisation ins Machtzentrum der Partei zu: Als Polizeichef
von Peking partizipiert er als Vertreter der Staatsmacht am Schutzgeld der
vor Verfolgung sicheren Triaden.
- Schwester: Etablierung der «goldenen Ente» in NY als kommunikative
Aussenstelle der global expansiven Triaden; sie versteht alte Führungsriegen
charmant-eloquent abzuholen, ohne dabei innovative Figuren
auszuschliessen. Aufbau persönlicher Beziehungen zu Luxus-Bordellen als
Rekrutierungsort zukünftiger Chef-Triadinnen. Zielstrebige Führung ihres
chinesischen Fresstempels mit entschlusskräftiger Härte und Positionierung
der «Ente» als erste Adresse exklusiver Leidmahle.

9
Für die Auswahl emotionsloser Typen auf subalterne Führungspositionen war es hilfreich, junge Aspiranten
zwei Tage am Fliessband im familieneignen Schlachthof Schweine abstechen zu lassen.
10
Kapitel über die lehrreiche Entwicklung der kindlichen Vater- und Mutterbeziehung von LW und ihrer
Partnerin?
11
«es gibt Männer, die sehen so gut aus, wenn sie nur ihren Mund halten könnten»
- LWs Tochter wohnt bei ihrer Enten-Tante in New York und studiert an der
Columbia University Biochemie zum Erlernen der effizienten Komposition
von «artificial drugs»; die «goldene Ente» wird zum Testmarkt und
Absatzkanal innovativer und im benachbarten Lateinamerika billig und
massenhaft produzierbarer Designerdrogen. Seitdem hat die Ente wie ein
Club Türsteher, die entscheiden, wer reinkommt… Dialog Schwester –
Tochter
- Sohn ist Regisseur einer erfolgreichen TV-Serie über den Siegeszug der
Triaden im Reich der Mitte, deren gewiefte Führungsdamen als Projektions-
fläche, Identifikationsfigur und provokative Antiheldinnen inszeniert
werden. Die Episoden sind so anschaulich detailliert erzählt, dass die Serie
zur Pflichtlektüre aller ambitionierten Triadinnen geworden ist. So kann er
das Verhalten der Fangemeinden seiner Serie über die Inszenierung ihrer
Vorbilder steuern.
Schlussepisode

China hat den alten Ost-West-Streit zwischen «zentraler Steuerung» und


«Freiheit & Geld von unten» durch Dengs Erweiterung von Kommunismus und
seiner straff durchorganisierten Obrigkeit um Kapitalismus und seine an der
Basis auf verschiedene Individuen verstreuten Kräfte des Marktes innovativ
bereichert. Durch die Übernahme des Westmodells konnte China als Reich der
neuen Mitte den alten Konflikt erfolgreich und zukunftsträchtig neugestalten.

Als TV-Regisseur weiss LWs Sohn, dass sich Klischees vor der von permanenten
Wiederholungen begleitete Langweile ihres Publikums schützen und in der
Serie immer wieder neu inszenieren müssen. In der finalen Staffel seiner
«Frauenmafia» plant er als überraschenden «Plot Twist» den Aufstieg eines
jungen Machos alter Schule: Hinter der Maske schwuler Diener mit Seidenschal
kann der vor den Augen von Millionen Zuschauern die harten Wahrnehmungs-
muster femininer Macht unterlaufen und sich im apollinisch gewordenen
Zentrum der Familie dionysisch nach oben tänzeln... Sein Aufstieg ist von einem
groovigen Sound unterlegt, der den Teil der Message anklingen lässt, der sich
weder in Bilder noch in Worte fassen lässt. Ein Groove, der sich von dem des
Aufstiegs von LW in der Männerwelt eine Generation vorher unterscheidet.

Als Drehbuchautor kann Sohnemann die Trauer um seinen im engsten


Familienkries gemeuchelten Vater bis zuletzt erfolgreich vor Lady Wang
verbergen, genauso wie seine ihn zunehmend intensiver bedrängenden
Macho-Phantasien. Er kann sein Alter Ego als Identifikation stiftenden Anti-
Held eines unaufhaltsamen Aufstiegs zur Macht unbemerkt in seine Serie
knallhart-charmanter Ladies schmuggeln…

auf den Pausenhöfen höherer Schulen gab es seitdem wieder zunehmend


Prügeleien rauflustiger Jungs, die dabei von den sie umringenden Mädchen
frenetisch angefeuert wurden…

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