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Wissenschaftsjahr 2015 –

­ Zukunftsstadt Ausgabe
#1 15
Juni

Das Magazin   für NEUGIERIGE

Vom Affen zum Menschen Wilde Tiere in der Stadt

Abenteuer in der Stadt-Meise


Knochenhöhle

Wir sind die

Stadt!
Grusswort Inhalt 1
Impressum
HERAUSGEBER: Bundesministerium für Bildung und Forschung

Liebe Neugierige, (BMBF), Referat 113 – Strategische Vorausschau, Wissenschafts­


kommunikation, Kapelle-Ufer 1, 10117 Berlin IDEE, ­REDAKTION
Groß, hoch, laut, cool – Abenteuer in der
im neuen forscher-Heft geht es
und GESTALTUNG: Büro Wissenschaftsjahre/PT DLR, familie
redlich AG Agentur für Marken und Kommunikation/KOMPAKT­
MEDIEN – Die Kommunikationsbereiter GmbH REDAKTIONELLE
das alles ist Stadt .............................. 2 Knochenhöhle .................................... 16
um die Stadt. Immer mehr Men- KONZEPTION UND UMSETZUNG: Susan Schädlich BILDNACHWEI-
schen leben in Deutschland in SE: Africa Studio (S. 19); Sabine Andresen (S. 6); Ingo Bartussek (S.
Titelgeschichte: Interview:
20); Till Budde/DIfE (S. 11); Gabriela Christmann (S. 9); Jan Erhorn
Städten. Auch die meisten von
Wir sind die Stadt! ............................. 4 Schwerstarbeit in der
(S. 7); Elen Feuerriegel (S. 17); Hanns Hatt (S. 11); Zoe Heuschkel

euch leben in Städten, hier geht (S. 24); Julia Kloiber (S. 15); Florian Möllers (S. 21); NASA (S. 19);
Birgit Neuer (S. 8); Presse- und Informationsamt der Bundesre­
ihr zur Schule, trefft eure Freunde und verbringt eure Frei- gierung, Steffen Kugler, (Grußwort); Salome Roessler (Titel, S. 1,
4–9); R-studio (S. 19); Shutterstock.com: Mariana Aabb (S. 23), Schwerelosigkeit ............................... 18
zeit. Doch wie gelingt dieses Zusammenleben am besten? Scott Bedford (S. 15), Jacek Chabraszewski (S. 15), Creativa Images Selbermachen:
Darüber müssen wir uns gemeinsam Gedanken machen. (S. 25), Pola Damonte (S. 5), DavidEwingPhotography (S. 24), Darya
Gribovskaya (S. 18/19), grop (U4), Henri et George (S. 16), Hilch (U4),
Eric Isselee (S. 20/21), Christian Jung (S. 15), Jonathan Karwacki
Jetzt seid ihr dran: Stadt-Meise....................................... 20
Wissenschaftler finden es spannend herauszufinden, wie
(S. 10), Kordik (S. 22), Andrzej Kubik (S. 16/17), Alexandra Lande
(S. 24), Maximilian Laschon (S. 16), L F File (S. 21), lineartestpilot Expedition um die Ecke! ................... 10
euer Leben in der Stadt aussieht. In diesem forscher-Heft (S. 19), Mechanik (S. 15), milksilk (S. 16/17), molekuul.be (S. 23),
Naeblys (S. 18), Andrey Pavlov (S. 22), pockygallery (S. 20), Pop­
Nachgeforscht:
erklären euch Stadtforscher, warum ihr die Stadt ganz an-
Die freche Frage: Stimmt’s oder stimmt’s nicht? ........ 22
marleo (S. 20/21), Nelia Sapronova (S. 19), Vladimir Sazonov (S. 15),

ders seht als die Erwachsenen. Und in der Titelgeschichte Diego Schtutman (U4), Studio DMM Photography, Designs & Art

Warum stinken
(S. 1, 23), Romolo Tavani (S. 18), unpict (S. 24); Sven Tränk­
nehmen euch vier Kinder aus Frankfurt am Main auf einen ner/Senckenberg (S. 17) ILLUSTRATION: Annika Metze
(S. 12/13), Jorge Castro Alvarez (S. 14) DRUCK: Westdeut­
Streifzug durch ihr Viertel mit und zeigen euch, was ihnen
besonders gefällt und was nicht.
sche Verlags- und Druckerei GmbH STAND: Juni 2015
manche Pupse? ................................... 11 Forschungsbörse:
Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlich-
Holt euch einen Forscher! ................ 24
Ab mit dem Wasser ........................ 12
keitsarbeit vom Bundesministerium für Bildung und For-
schung unentgeltlich abgegeben. Sie ist nicht zum gewerb-
Aber nicht nur Menschen leben in der Stadt, sondern lichen Vertrieb bestimmt. Sie darf weder von Parteien noch
auch immer mehr Tiere fühlen sich in Städten wohl und von Wahlwerberinnen/Wahlwerbern oder Wahlhelferin-
nen/Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zweck
Veranstaltungstipps:
verändern sogar ihr Verhalten: Amseln zwitschern Handy-­
Klingeltöne, Wildschweine warten an Ampeln, Wasch-
der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Bundes-
tags-, Landtags- und Kommunalwahlen sowie für Wahlen
Comic: Was? Wann? Wo? ............................. 25
bären klettern in Mülltonnen und fressen sich satt.
zum Europäischen Parlament. Missbräuchlich sind insbe-
sondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Infor- Sebastian greift nach den Sternen .... 14
mationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken
Rückseite: Stadtsuchrätsel
AufgeschnAPPt ................................... 15
oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel.
Wie die Erde von oben aussieht, davon schwärmt in Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke
der Wahlwerbung. Unabhängig davon, wann, auf welchem
diesem Heft der Astronaut Alexander Gerst. Er hat Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfängerin/
dem Empfänger zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen
unsere Erde schon aus 400 Kilometern Höhe gesehen. Bezug zu einer bevorstehenden Wahl nicht in einer Weise ver-
Vom All aus sieht unser Planet ziemlich klein aus. wendet werden, die als Parteinahme der ­Bundesregierung zu-
gunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte.
Alexander Gerst verrät euch, wie sich ein Weltraum-
spaziergang anfühlt, welche schwerelosen Expe­
rimente es gibt und dass wir vielleicht irgendwann
einmal selbst auf anderen Planeten leben werden.

Außerdem erfahrt ihr im forscher, wie durch neue


Kläranlagen in den Städten Strom gespart werden
kann, ob wir bald in der Spree in Berlin schwimmen
gehen können und was junge Forscherinnen in einer
Höhle in Südafrika entdeckt haben.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und


Entdecken! Wir sind die Stadt! ...... 4
Vier Freunde nehmen uns mit auf einen
Streifzug durch ihr Viertel ¯ eines, das viele
Prof. Dr. Johanna Wanka Erwachsene für nicht kinderfreundlich halten.
Bundesministerin für Bildung und Forschung
2 3

Groß, hoch, laut, cool – Deutschland 81 Mio.

das alles ist Stadt


Menschen
Wolkenkratzer-Hauptstadt
ist Hongkong, China. In der Größte Stadt
Stadt stehen mehr als der Welt: 7,5 von 10
Uruk im heutigen Irak war 300 Wolkenkratzer _ doppelt Deutschen leben
eine der ersten ­Großstädte, so viele wie in ganz Europa.
38 in Städten.

Miohner.
sie entstand vor mehr als
5.000 Jahren. Einwo Größte Stadt: Müll: Bonn mit
„Engste“ Stadt: In
München kommen
In Berlin leben
fast 6.000
Dort wurde auch eine der 320.000 Einwohnern
ersten Schriften entwickelt:
die Keilschrift.
3.500.000 produziert im Jahr so Menschen auf einen
Menschen. viel Abfall, wie etwa in
New York
Quadratkilometer.
15.000 Müllautos
passt. Hintereinander-
Kleinste Stadt: In Fahrradstadt:
Uruk Arnis,, Schleswig-
gestellt ergibt das eine
Tokio
Um New Yorks U-Bahn mit allen Münster hat mehr
Fahrzeugkolonne mit
Halte­stellen einmal komplett zu befahren, Holstein, leben nur Fahr­räder als Einwoh-
150 Kilometern Länge.
braucht man fast einen ganzen Tag 283 Menschen. ner. Jeder Mensch
dort besitzt rund
Dubai
und eine Nacht. New Yorks U-Bahn
hat weltweit die meisten Haltestellen: 1,5 Fahr­räder.
Hongkong
Lagos, Nigeria, ist eine der am
Autostadt:
468 Stück. schnellsten wachsenden Städte
der Welt. Zu den 20 Mio. Menschen
Wolfsburg hat fast
genauso viele Autos
kommen jedes Jahr etwa

500.000 dazu. Mumbai wie Einwohner. Am


wenigsten Autos hat die
Hauptstadt: Nur jeder
dritte Berliner
besitzt ein
Lagos Ein riesiges Armenviertel
liegt in Mumbai, Indien. In dem
Auto. Höchster
Wolkenkratzer: Der
Slum Dharavi leben etwa 700.000
Commerzbank Tower in
Menschen - etwa so viele wie in
Frankfurt am Main
Frankfurt am Main. Der Slum ist aber Schrumpfende Städte:
ist 259 Meter
100
mehr als mal kleiner Schwerin, Gera
São Paulo
Weltweit
als Frankfurt. und Bremerhaven hoch.
Weltweit 7,3 Milliarden haben seit 1989 etwa
ein Drittel ihrer Ein­
Menschen Die größte
Stadt Brasiliens
wohner verloren.
Übrigens: Ab einer
Höhe von 150 Metern
ist Welthauptstadt der gilt ein Gebäude als
Jeder zweite Mensch lebt in einer Stadt. Graffiti und der Wolkenkratzer.
Jeder dritte Stadt-Mensch lebt in einem Armenviertel (Slum). Straßenkunst.
2050 werden sieben von zehn Erdenbewohnern Städter sein. Extrem-Treppenläufer
Höchster Wolkenkratzer: brauchen keine Viertelstunde,

2.120
Autos auf einer Schnellstraße In vollbesetzten Sportstadien Megastädte mit mehr als
Burj Khalifa in Dubai,
in 15 Metern Entfernung können die Menschen mehr 10 Millionen Einwohnern: 2018 soll in Djidda, Saudi- um die Stufen
Vereinigte Arabische Emirate,
Lärm (142 Dezibel)
können so laut sein wie eine Heute gibt es 28 davon Arabien, der Kingdom Tower von 82 Etagen eines der
828 
ist Meter höchsten Wolkenkratzer
laute machen als ein in der auf der Welt. Wenn ihr fertiggestellt werden hoch. der Welt hochzurennen.
erwachsen seid, werden es
Party. Nähe startendes Flugzeug. mit mindestens
41 Megastädte sein.
1.000 m
Höhe.
4 Titelgeschichte Titelgeschichte 5

Laut, dreckig, gefährlich: So beschreiben viele Erwachsene das


Bahnhofsviertel in Frankfurt am Main. Kardelen, Nelly, Sikandar
und Sultan sehen das anders. Sie wohnen in diesem Stadtteil –
und nehmen uns mit auf einen Streifzug durch ihre Straßen. Das Labor der Straße
Die vier Freunde wollen Orte zeigen, „Was ist das eigentlich für ein Ding?“ Städte sind bunt. Ganz verschiedene Menschen leben hier dicht zusam-
die ihnen in ihrem Viertel wichtig Sikandar meint: „Das ist ʼne Kochba- men, junge und alte, Leute aus den unterschiedlichsten Regionen der Welt.
sind: spannende Ecken, schöne Plät- nane.“ Er nimmt auch eine und sagt: Wie funktioniert das? Welche Probleme gibt es? Und wie können sie gelöst
ze, aber auch Stellen, die sie meiden. „Los, wir gehen mal rein. Die Leute werden? Das untersuchen unter anderem Sozialwissenschaftler und Stadt-
Ein kleiner Kiosk ist die erste Station. da sprechen wenig Deutsch, die spre- forscher. Dafür gehen sie in bestimmte Stadtviertel, schauen sich genau um,
Vor dem Fenster liegen Obst und chen Urdu. Aber das kann ich auch.“ beobachten die Menschen und hören ihnen zu. Mit dieser Forschungsweise
Gemüse in Kisten. Nelly schnappt Urdu wird unter anderem in Pakistan erkunden wir einen besonderen Ortsteil der Stadt Frankfurt am Main.
sich eine krumme, grüne Frucht und gesprochen. In dem Land in Asien
zeigt damit auf Sultan: „Hände hoch sind die Eltern von Sikandar und Sul-
oder ich schieße!“, ruft sie und stutzt: tan aufgewachsen. Steckbrief
Es ist immer voller
Frankfurt, Menschen, aber
nur wenige
Die Kinder huschen in den Laden.
Bis unter die Decke stapeln sich
gen aus dem Kühlschrank. Der
weißhaarige Verkäufer nimmt
Bahnhofsviertel wohnen dort. Das Bahnhofsviertel ist ein

bunte Papiertüten, bedruckt mit den das Geld und lächelt. Er kennt
kleiner Stadtteil
direkt am Hauptbahnhof.
Kringeln der Urdu-Sprache. „Das die Jungen und hat nichts dage-
sind alles Gewürze, die kaufen wir
hier oft“, erzählt Sultan. „Hier ist
gen, wenn Kinder in seinem Laden
auch mal Lärm machen. „Jetzt sag
3.400
Einwohner leben
Nur wenige Familien
und Kinder leben hier:
Atta“, ruft Sikandar und haut mit der aber auch was auf Urdu“, fordert im Viertel.
170
etwa Schul-
Sultan, Nelly, flachen Hand auf einen großen Pa-
piersack. „Atta? Was ist das denn?“,
Nelly. Sikandar zögert: „Hm, so viel
kann ich gar nicht.“ Dann nuschelt
Mehr als die Hälfte
davon stammt aus
kinder.

Kardelen, 10 Jahre 9 Jahre fragt Kardelen. „Das ist Mehl für ein
Essen“, erklären die Jungs. „Los,
er: „Assalamu aleikum. Das heißt
Hallo.“ Schon flitzen die vier aus
anderen Ländern
der Welt.

9 Jahre Sikandar, wir schnappen uns noch Mangosaft“,


sagt Sultan und holt vier Packun-
der Tür.

9 Jahre
6 Titelgeschichte 7

Spannende Doch nun wollen sie weiter. Die


Jungen laufen vor und bleiben neben
Sabine Andresen
Grüner
erforscht, wie
Mischung
einem Grillhähnchen-Imbiss ste-
hen. „Hier ist es“, sagt Sikandar. Er
zeigt auf eine schwarze Eingangs-
Kinder in Deutsch-
land leben. Sie arbeitet
wird’s nicht
tür. Kardelen und Nelly schauen in Frankfurt und hat im
Eine Gruppe Erwachsener schiebt fragend. An dieser Tür laufen sie Bahnhofsviertel viele Kinder Zwei Straßen weiter kommen die vier
sich mit einer Stadtführerin vorbei. sonst nur vorbei. „Hier im ersten dazu interviewt, was für sie an einem besonders ordentlichen
Das Bahnhofsviertel interessiert Stock ist unsere Moschee“, erklärt schön ist und was gar nicht. Platz mit einem schicken Wasser-
viele Leute – auch Wissenschaft- Sultan. „Aber wir können da jetzt becken in der Mitte vorbei. Kardelen
ler. Einige untersuchen, wie sich nicht einfach reingehen, dort wird „Die meisten Erwachsenen und Sikandar werfen Steine ins Was-
der einstige Schmuddelort jetzt gebetet.“ Die Mädchen drücken die denken, das Bahnhofsviertel ser. Aber Nelly warnt: „Hey, hört auf.
verändert, weil viele Künstler und Tür auf und würden am liebsten sei kein guter Ort – vor allem Hier kam mal eine Frau rausgerannt
Studenten hierher ziehen. Andere mal gucken gehen. „Das geht nicht, nicht für Kinder. Aber die Kinder und hat gesagt, dass sie die Polizei
erforschen, wie Menschen aus allen weil ihr nicht muslimisch seid“, sagt sehen das anders. Es nervt sie ruft, wenn wir nicht aufhören.“ Rich-
Kontinenten hier gemeinsam leben. Sultan. „Okay“, meint Nelly. „Gehen zwar auch, wenn es dreckig ist, tig geglaubt hat Nelly das zwar nicht.
Und weil in dem Viertel besonders wir weiter.“ wenn sie angerempelt werden Aber sicher ist sicher. Seither geht
wenige Familien wohnen, beobach- oder Autofahrer rücksichtslos Nelly an dem Wasserbecken vorbei,
ten manche Forscher vor allem, wie sind. Aber die Kinder finden das obwohl sie eigentlich total gern dort
es Kindern hier geht. Viertel auch total spannend. spielen würde.
Sie kennen hier viele nette
Menschen in den Geschäften, Kurz darauf stehen die Kinder an ei-
sie treffen sie auch auf dem ner riesigen Kreuzung. Autokolonnen
Schulweg. Das ist ein bisschen schieben sich über Straßen mit drei
Eine Straßenbahnklingel schrillt, wie in einem Dorf.“ und vier Fahrspuren. Als die anderen
Bauarbeiter lassen Betonbrocken auf eine Fußgängerampel zulaufen,
in einen Container donnern. Kar- bleibt Kardelen stehen. „Über diese
delen hüpft auf dem Bürgersteig Ampel darf ich nicht gehen. Das ist zu
und singt: „Fleischhauer, Fleisch- gefährlich“, sagt sie. „Wenn es hier
hauer.“ Der Name steht auch über grün ist, haben die Autos auch grün
der Tür des Schreibwarenladens und zischen vorbei, ohne zu gucken.“
an der Ecke. Die Chefin, Kunigun- Sultan erzählt: „Ich habe
de Fleischhauer, freut sich, wenn hier mal einen fiesen Un- Jan Erhorn
die Kinder kommen: „Die sind oft fall gesehen. Da hat ein
hier, das ist schön“, sagt sie und Auto für einen Fußgän- untersucht, wie Kinder sich in der Stadt bewegen, wie sie spielen
legt neue Zeichenblöcke ins Re- ger angehalten. Aber es und toben. Er arbeitet als Sportwissenschaftler in Flensburg.
gal. Nelly und Sultan flitzen zu den stand dann mitten auf der
Klappkarten. Sultan öffnet eine, die Straße. Und ein Kranken- „Ist ein Stadtteil gut für Kinder oder nicht? Das hängt nicht nur davon
Karte plärrt ein Rocklied und Nelly wagen ist reingerast.“ ab, wie viele Spielplätze, Parks oder Einbahnstraßen es dort gibt. Es
wackelt im Takt mit dem Po. „Das liegt ganz viel auch an den Erwachsenen dort. Wenn Nachbarn dauernd
ist ein toller Laden“, meint Sultan. über Lärm meckern oder sogar drohen, können Kinder nicht gut toben
„Hier gucken wir öfter mal rein.“ oder ihre Lieblingsspiele spielen. Und natürlich müssen die Eltern ihren
Kindern auch erlauben, allein vor die Tür zu gehen. Sonst können sie die
spannendsten Orte ihrer Stadt erst gar nicht erkunden.“
8 Titelgeschichte Titelgeschichte 9

So wollen wir leben!


Wenn die Stadt umgebaut wird, Das Großarti-
haben Kinder auch etwas zu sagen. ge ist: Überall
reden Kinder mit.
Ein Zoo inmitten der Neubaublocks. Denn immer wenn in einer Stadt
Das wär’s! Vom Balkon aus könn- etwas umgebaut werden soll, müs-
ten die Menschen den Giraffen beim sen die Planer auch Kinder anhören.
Fressen zuschauen oder Elefanten am Das steht seit Kurzem sogar in einem
Wasserbecken beobachten. Das Vier- Gesetz, dem Baugesetzbuch. Die
tel wäre mit so einem Tierpark viel Idee dahinter: Planer und Architekten
schöner, haben sich Kinder aus Halle sollen Kindern wirklich zuhören. Und
in Sachsen-Anhalt für einen Stadtteil zwar nicht nur, wenn es um Spiel-
dort überlegt. Sie haben diese Idee plätze geht, sondern auch bei großen
sogar als Modell aufgebaut. Bauprojekten. Außerdem begeistert
es Kinder und Jugendliche für ihre
Die Verantwortlichen der Stadt hatten Stadt, wenn sie sie mitgestalten dür-
Birgit Neuer
die Kinder nach ihren Ideen gefragt. fen. Und in ein paar Jahren werden sie
ist Geografin in Karlsruhe und beschäftigt Sie arbeiten an einem Plan, der fest- die Erwachsenen sein. Dann
sich damit, wie Kinder Städte wahrnehmen – schreiben soll, was bis 2025 in Halle sollen sie sich in ihrem
und was sie dabei anders machen als umgebaut oder neugebaut werden Ort wohlfühlen.
Erwachsene. soll. In einigen Vierteln müssen zum
Beispiel zahlreiche Häuser abge-
„Kardelen, Nelly, Sikandar und Sultan kennen sich in ihrem Viertel rissen werden. Denn dort stehen Gabriela Christmann
perfekt aus. Sie finden überallhin. Wenn sie überlegen, wo sie lang- hunderte Wohnungen leer, weil in
laufen, denken sie dabei wahrscheinlich an Orte, die für sie wichtig den vergangenen 25 Jahren viele erforscht in Erkner bei
sind: an den Kiosk oder den Kletterbaum. Erwachsene hätten eher Menschen aus Halle weggezogen sind Berlin, wie bei der Stadt-
den Bahnhof im Kopf oder besondere Gebäude. Es gibt aber auch und weniger Kinder geboren wurden. planung völlig neue Ideen
so etwas wie unsichtbare Grenzen. Die Kinder meiden zum Beispiel Das ist auch in dem Stadtteil mit den zustande kommen, die
Ecken des Viertels, wo viele Drogensüchtige sind. Das ergibt sich Hochhäusern so. es vorher noch nicht gab.
oft von allein so, weil sie dort von klein auf nie hingehen. Solche
unsichtbaren Grenzen kennen auch Erwachsene." Doch was kommt nach dem „Gerade wenn Forscher oder
Abriss? Was muss passieren, Stadtplaner mal etwas ganz Neu-
damit sich die Bewohner in es entwickeln wollen, sollten sie
Die vier gehen über eine andere meint er und versucht es dem Viertel wohlfühlen? Das auf Kinder hören. Denn Kinder
Ampel und sind kurz darauf am Fluss vorsichtig. Sikandar kraxelt besprechen die Stadtplaner haben oft ­bessere Ideen und sind
Main. Hier sind Wiesen und Spielplät- an ihm vorbei und grölt: mit den Menschen, die dort mutiger als Erwachsene, weil ihr
ze. „Ich zeige euch meinen Lieblings- „Wow, ich hab’s geschafft. leben – auch mit den Kindern. Kopf noch nicht voller Regeln und
baum“, meint Nelly und saust los. Ich bin höher als Sultan!“ Das bedeutet nicht, dass der fester Gewohnheiten ist. Kinder
Wenig später sitzt sie in den Ästen Die Mädchen stehen unten Zoo gebaut wird. Zumal Halle trauen sich, die Dinge völlig an-
und ruft herunter: „Der hier ist toll. und klatschen. Wohin es als schon einen Zoo hat. Aber die ders zu machen als sonst. Davon
Hier habe ich meinen Kletterrekord Nächstes geht – darüber sind sich Stadtplaner erfahren ganz genau, können sich die Erwachsenen
gebrochen!“ Kardelen geht es ähn- alle einig: Jetzt gibt’s ein Eis! wovon Kinder träumen und was sie etwas abschauen.“
lich: „Ich mag es hier, es ist so schön sich für ihr Umfeld wünschen.
grün.“ Sultan schaut unentschlossen.
„Ich bin hier noch nie geklettert“,
10 Selber machen Die freche Frage 11

Jetzt seid ihr dran: Warum stinken manche Pupse?


Expedition um die Ecke! Michael Blaut untersucht, was in unserem Essen steckt.
Der Ernährungsforscher arbeitet in Potsdam.
Hanns Hatt
„Ein Pups ist eine Das Kuriose ist: Die meisten Gase rie-
Euer Schulweg ist langweilig? Ach was. Schaut doch mal genauer hin und
Portion Gas – also chen erst einmal nach – NICHTS. Aber arbeitet in Bochum
startet eine Forschungstour. Zeigt uns, was ihr alles in eurer Stadt findet! so etwas wie Luft. ein paar sind echte Stinker, weit vorne als Riechforscher.
Für die besten Einsendungen gibt es tolle Preise. Ein Teil davon entsteht sind Schwefelgase. Bei der Verdauung
in unserem Darm. entstehen noch andere Stink-Stoffe. „Alles, was riecht,
Denn dort tummeln Einer heißt Skatol und wird im Darm produziert Duftmole-
Bevor ihr loslegt: sich Milliarden win- gebildet, wenn wir Fleisch essen. Ska- küle. Die schwirren wie
ziger Lebewesen: Bakterien. Sie tol riecht ziemlich fies. Als Luftblasen kleine Staubpartikel in

1. 2. 3. 4.
helfen unserem Körper, die Nahrung nehmen die anderen Gase Skatol mit der Luft herum. Wenn wir
zu verdauen. Dabei verwerten die durch den Darm in Richtung Ausgang. einatmen, kommen sie mit der
Bakterien auch Teile des Essens, mit Kommen sie am Ende an, entweichen Luft in die Nase. In der obersten
denen der menschliche Körper nichts die Gase als Pups. Schon geringste Etage der Nase gibt es die Riech-
anfangen kann – wie die Schalen von Mengen Skatol oder Schwefel lassen schleimhaut. Da sitzen Zellen, die
Müslikörnern. Während die Bakterien einen Pups stinken. Duftmoleküle entdecken. Diese
Schließt euch zu Nehmt euch an einem Überlegt, welche Strecke ihr gehen Packt eure Expeditions-Rucksäcke mit: arbeiten, bilden sie Gase. Je mehr sie Riechzellen senden kleine Strom-
einem Forschungsteam Nachmittag oder Wochenende wollt. Es sollte nicht länger als eine . Essen und Trinken fürs Forscher-Picknick zu tun haben, umso mehr der Gase Ehrlich gesagt miefen alle Pupse. pulse ans Gehirn und melden so:
zusammen. zwei bis drei Stunden Zeit. Viertelstunde dauern, sie einmal . Malblock und Stiften für Notizen und Skizzen entstehen. Manche mehr, manche weniger. Wie ‚Ich bin von diesem oder jenem
zügig abzulaufen. . Kamera oder Fotohandy für Beweisfotos extrem, hängt davon ab, was und wie Molekül getroffen worden.’ Das
. Lupe zur Inspektion kleinerer Dinge viel wir essen. Nach einer Erbsensup- Gehirn weiß dann, dass da zum
pe müssen wir oft pupsen, weil sich Beispiel ein stinkender Pups in
die Bakterien über die Erbsenschalen der Luft ist. Die meisten Dinge
hermachen und viel Gas bilden. riechen wir aber nur für eine
So geht’s: Eure Ergebnisse: Haben wir ein Riesenschnitzel kurze Zeit. Denn der Strompuls
Geht den Weg mal anders als sonst. Am besten lauft ihr Malt euren Schulweg auf. Zeigt uns die faszinie- verputzt, entsteht viel Ska- schaltet sich nach wenigen Minu-
mehrmals – jedes Mal mit einer anderen Methode: rendsten Stellen. Ob als Straßenkarte, Wimmelbild tol – und lässt die Pupse ten ab. Wie lange wir einen Pups
oder Collage – das entscheidet ihr. Die beste Ein- sehr stinken." riechen, das hängt auch davon ab,
1. Null Augen hören mehr: Einer oder zwei aus dem Team sendung zeigen wir im nächsten forscher-Heft. welche Duftmischung er enthält.“
schließen die Augen und lassen sich führen. Was hört oder
riecht ihr? Wechselt euch ab und notiert, was euch auffällt.
Spezial-Aufgabe:
2. Hans-guck-in-die-Luft: funktioniert genauso, nur dass ihr Sucht Dinge, die wie Gesichter aussehen. Schaut nach
die Augen offen lasst und immer nur nach oben schaut. Gullydeckeln, Müllcontainern, Toren oder Zäunen. Denkt
Seht ihr Sachen, die ihr noch nie bemerkt habt? Schreibt sie euch auch gekippt oder auf dem Kopf. Fotografiert die
sie auf. Gesichter und schickt sie uns!

3. Forscherblick: Achtet auf Für die interessantesten Einsendungen gibt es


Kleinigkeiten: Gibt es beson- tolle Preise zu gewinnen: 3-mal den ergobag-
dere Muster? Kleben viele Schulrucksack und 5-mal das Computerspiel
Kaugummis unterm Müllei- „Sim City” (inklusive „Deutsches Stadt Set”
mer? Findet ihr ungewöhnli- und Add-on „Städte der Zukunft”).
che Pflanzen? Welche Tiere
laufen euch über den Weg?
Alle Einsendungen gehen per E-Mail an selbermachen@forscher-online.de.
12 13

AB mit dem WASSER


Eine stinkende braune Brühe, in der Klopapier, dunkle Brocken und
andere Dinge schwimmen, die wir im Klo runterspülen: Abwasser ist
eine eklige Angelegenheit. Doch manche Wissenschaftler erforschen, Der Traum vom die Gullys in die Rohre der Kanali-
sation. Darin fließt auch schon das
Abwasser der Häuser. Irgendwann
wie sich daraus etwas Sinnvolles machen lässt.
Fluss-Freibad sind die Rohre voll. Um Platz zu
schaffen, wird das Abwasser dann

Das Kraftwerk Doch die Wissenschaftler wollen das


mit einem neuen Verfahren ändern.
Manchmal klingt eine Idee erst ein-
mal ziemlich irre. Doch dann lässt
direkt in die Spree abgelassen.

Dazu holt zuerst ein großer Rechen einer einfach nicht locker – und Ralf Steeg will das ändern – und
aus dem Klo die festen Stoffe aus dem Abwasser.
Übrig bleibt braunes Wasser, in dem
überzeugt Schritt für Schritt viele
Menschen von seinem Plan. Zum
zumindest einen Teil der Spree so
sauber bekommen, dass man darin
Dreckbrühe rein, sauberes Wasser immer noch viele Ausscheidungen Forschen gehört auch Dranbleiben, baden kann. Seine Idee: Das dre-
raus – das leisten Klärwerke. Was gelöst sind. Deswegen wird ein spe- wie diese Geschichte eines Wissen- ckige Abwasser wird bei starkem
so einfach klingt, ist in Wahrheit ein zielles Salz in das Wasser geschüttet, schaftlers aus Berlin zeigt. Regen einfach in große Behälter
schwieriger Vorgang. Und er benötigt das diese Schwebeteilchen zu einem umgeleitet. Dort bleibt es, bis das
eine Menge Energie. In vielen Städten flockigen Schlamm werden lässt. Nun Hochsommer in Berlin. Hitze- Unwetter abzieht und wieder Platz
ist das Klärwerk der größte Strom- kann ein großes Sieb ihn aus dem frei! Ein Bad in der Spree, die in der Kanalisation ist.
fresser. Doch das geht auch anders! Wasser fischen. durch die ganze Stadt fließt,
Berliner Forscher haben ausgetüftelt, wäre jetzt toll. Also Klamotten An einer Stelle in der Spree mitten
wie man mit Klärwerken sogar Strom Der Schlamm kommt anschließend runter und einfach reinhüpfen … in Berlin wurde so ein Auffangbe-
erzeugen kann. in den Faulturm. Das ist ein großer „Baden?! In der Spree? Wer das hälter bereits aufgestellt. Läuft die
Behälter, in dem verschiedene Arten heutzutage macht, der ist ver- Kanalisation bei Regen voll, fließt
Das geht, weil im Abwasser eine nützlicher Bakterien leben. Diese su- mutlich nicht ganz bei Trost“, sagt das Abwasser in den Tank – und
Menge Energie steckt. Sie verbirgt sich perkleinen Organismen ernähren sich der Wasser-Ingenieur Ralf Steeg. nicht mehr in den Fluss.
in den Fäkalien – also in der Kacke. von den Inhaltsstoffen des Schlamms Schade. Dabei wäre das so schön.
Denn darin sind noch wertvolle Reste und bilden dabei ein Gas, das Methan. Aber um das Wasser überall
unserer Nahrung enthalten: Zucker, Wenn es im Kraftwerk verbrannt wird, Aber er hat leider Recht. Denn der sauber zu halten, müssten solche
Eiweiße und Fette, die voller Energie entstehen Strom und Wärme. Der Fluss ist dafür zu dreckig. Vor al- Anlagen an vielen Stellen gebaut
stecken. Von diesen Nährstoffen kann Strom wird ins Stromnetz geleitet, lem wenn es stark regnet, wird das werden. Und das ist teuer. Bis es
unser Körper nämlich oft nur einen Teil und mit der Wärme können Häuser Wasser der Spree oft zu einer ek- irgendwann vielleicht so weit ist,
verdauen. Den Rest scheidet er wieder geheizt werden. ligen Brühe. Darin schwimmt dann müssen die Berliner noch auf einen
aus. Meist bleibt diese Ener- manchmal alles, was die Berliner Sprung in die Spree verzichten –
gie ungenutzt, wenn die Auch das neue Klärwerk benötigt eben noch das Klo runtergespült und lieber im Schwimmbad ins
Kacke aus dem Klo in Strom. Aber am Ende kommt mehr haben. Der Grund: Bei Unwetter Becken hopsen.
die Abwasserrohre Strom heraus, als man hineinstecken rauscht das Regenwasser durch
rauscht. muss. Dabei macht es das Abwasser
genauso sauber wie normale Klär-
anlagen. Gut, was?
14 Comic 15

Digitale
Werkzeuge für
Der Baum mit der Nummer 10 65 43 ist eine Platane mit einer gemusterten
Borke. Sie ist 40 Jahre alt und 15 Meter hoch. Ihre Baumkrone misst acht Meter
im Durchmesser. Das steht im digitalen Baumverzeichnis der Stadt Düsseldorf.
deine Stadt
Alle 200.000 Bäume der Stadt sind hier erfasst. Jeder hat seine eigene Zahl. Julia Kloiber arbeitet für
einen Verein in Berlin, die
Das sind riesige Datenmengen, Millionen Zahlen nur über Bäume. Solche Open Knowledge Founda-
Baumkataster führen alle Städte in Deutschland. Und sie speichern in tion. Mit dem Projekt „Code
ihren Datenbanken und Computern noch viel mehr Informationen – zum for Germany“ hilft sie
Beispiel über die Einwohner, Seen und Flüsse, Schulen, Baustellen, Menschen, die in ihrer
Ampeln und Verkehrsunfälle. Freizeit Internet-Werk-
zeuge für ihre Städte
erfinden. Drei Beispiele:
Nullenkolonnen: große Zahlen auf einen Blick
Eintausend Eine Million Eine Milliarde Eine Billion Eine Billiarde
Berliner Badestellen
Die Karte zeigt, wie sauber die

1 000 000 000 000 000 Badeseen in Berlin sind. Die Daten
kommen von der Stadt. Denn
Mitarbeiter dort nehmen dauernd
Wasserproben aus den Seen und
Viele Menschen tüfteln in ihrer Freizeit daran, diese digitalen Informationen bes- schauen nach Algen und Bakterien,
ser nutzbar zu machen. Mit Baumverzeichnissen etwa ließe sich herausfinden, wo die krank machen können. (http://
man gut Kastanien sammeln kann. Dazu müsste ein Computer nur filtern, wo die berlin.codefor.de/badestellen/)
nächsten Kastanienbäume stehen. Auf einer Website oder App könnte man sich
die Stellen anschauen. Es gibt viele Ideen, wie Computerprogramme die Daten- Stadtteilquiz in Köln & Co.
mengen der Städte auswerten könnten. Aber bisher sind viele Daten nur Wer kennt sich in Köln gut aus –
für wenige Fachleute zugänglich, auch die Düsseldorfer Baumliste. und kann alle Stadtteile schnell und
Deshalb arbeiten viele Städte daran, dass alle Menschen mit ihren richtig benennen? Das kann man
Computern leicht an die Informationen herankommen. mit diesem Quiz spielerisch testen.
Es gibt es als App und im Web auch
für viele andere Städte der Welt.
(http://click-that-hood.com)

Leitungswasser in Heilbronn
Die Web-Anwendung vergleicht
die Qualität von Wasser aus dem
Wasserhahn mit Mineralwasser
aus der Flasche – für jede Ge-
meinde im Landkreis Heilbronn
extra. Die Daten zur Sauberkeit
des Leitungswassers stellen die
Kommunen zur Verfügung.
(http://opendatalab.de/projects/
trinkwasser/)
16 17

Abenteuer in der
Knochenhöhle
Friedemann Schrenk
ist Frühmenschenforscher und
Eigentlich zerfallen und zersetzen sich arbeitet in Frankfurt am Main. Seit
Knochen nach dem Tod recht schnell. mehr als zwanzig Jahren gräbt er
Extrem selten sind auch nach Hundert- in Afrika nach Überresten früher
„Achtung! Fachleute für Ausgrabung gesucht. Dünn und klein müssen sie sein. Sie dürfen keine tausenden oder Millionen Jahren noch Menschen.
Angst in engen Räumen haben und sollen klettern können.“ So lautete ein Aufruf, den der Forscher Reste davon erhalten. Manche sind dann
versteinert. Die Knochen aus der südaf-
Lee Berger 2013 über Facebook in die Welt schickte. Der Südafrikaner ist Experte für Frühmenschen rikanischen Höhle sind eher weich und
„Reste von Urmenschen werden nur
und versteinerte Knochen. Er und seine Kollegen untersuchen sozusagen, woher wir Menschen biegsam. Warum das so ist ¯ darüber Johannesburg ganz selten entdeckt. Aus Afrika gab es
bislang nur wenige Bruchteile von Zäh-
eigentlich kommen. Sie erforschen, wie sich in Millionen Jahren aus Affen der moderne Mensch rätseln die Forscher noch.
nen und Knochen. Extrem selten findet
entwickelt hat – und welche Zwischenformen und Menschenarten es bis dahin gab. jemand ganze Unterkiefer. Uns ist dies
vor vielen Jahren einmal in Malawi ge-
Nun vermutete Lee Berger, dass er Nur sehr schlanke Erwachsene Tüten und brachten sie sicher glückt – nach Jahren intensiver Suche.
dafür ein wichtiges Puzzleteil gefun- und Kinder schaffen das. Doch der nach oben. Nach wenigen Das war unglaublich aufregend!
den hätte. Auf Fotos aus einer unter- Internet-Aufruf war erfolgreich. Es Tagen waren mehr als 1.700
irdischen Höhle in Südafrika konnte gab 50 gute Bewerber. Berger wählte Knochenstücke geborgen. Da es bei den Frühmenschen noch keine
er zahlreiche Knochen von Frühmen- die besten sechs Forscherinnen aus – Beerdigungen gab, ist es ein großer
schen erkennen. Für Berger war klar: allesamt topausgebildet und sehr Seitdem versuchen die Exper- Zufall, wenn ihre Knochen erhalten
Er muss sie untersuchen! Allerdings zierlich. Die Fachfrauen kamen aus ten, sie wie Puzzleteile zusam- geblieben sind. Denn im losen Sand
war das schwierig, weil er selbst nicht
in die Höhle kam. Denn jeder, der in
Kanada, den USA und Australien nach
Südafrika.
menzusetzen. Bei einem Zahn
können sie oft schnell sagen, ob Vom Affen zum Menschen in der Sonne oder auf dem Boden im
Regenwald verrotten Knochen sehr
die 30 Meter unter der Erde liegende er einem Kind oder einer Frau schnell. Deswegen ist die südafrikani-
Kammer will, muss sich durch eine Sie schlängelten sich durch enge gehörte. Bei langen Knochen Vor etwa sieben Millionen Jahren richteten sich einige Affen in Afrika sche Höhle ein Glücksfall. Dort waren
enge Öffnung zwängen. Sie ist kaum Felsspalten in die Tiefe und quetsch- wie denen aus Armen und Beinen immer häufiger auf – und liefen auf zwei statt auf vier Beinen. Das die Knochenstücke lange gut geschützt.
18 Zentimeter breit, also so schmal, ten sich durch die Öffnung. Alles fällt das schwerer. Aber es ist brachte ihnen Vorteile in offener Landschaft mit wenig Wald. Denn Wenn wir ihr Alter kennen, stellt sich
dass kaum ein praller Fußball durch- wurde gefilmt. So konnten Berger und wichtig, denn so können die For- man konnte auf die Weise Feinde in der Ferne eher erspähen. Au- heraus, ob damals eine bisher völlig
passt. andere Wissenschaftler auf Bildschir- scher bestimmen, wie viele Früh- ßerdem waren die Hände frei. Und auf langen Strecken kostete das unbekannte Menschenart im südlichen
men verfolgen, was unter der Erde menschen zu der Gruppe gehörten. Laufen auf zwei Beinen weniger Energie als auf vier Beinen. Afrika lebte – und wir wissen wieder ein
geschah. Sie beobachteten, wie die Sie ermitteln auch, wie alt und wie kleines Stückchen mehr darüber, woher
Forscherinnen den Teil eines mensch- groß die Menschen waren. Eine Gut angepasste Läufer waren erfolgreich und pflanzten sich fort. wir Menschen eigentlich stammen.“
lichen Unterkiefers mit Zähnen ent- der wichtigsten Fragen ist Über Millionen Jahre entstanden mehrere Frühmenschenarten. Man-
deckten. Immer mehr Knochenstücke aber besonders knifflig: che Forscher zählen über 20 verschiedene. Ab und zu trafen Gruppen

Checkerwissen
wurden sichtbar. Die Spezialistinnen Wann lebten diese Frühmen- verschiedener Arten aufeinander und bekamen gemeinsame Kinder.
sammelten sie ein, steckten sie in schen genau? In Südafrika und Ostafrika haben Wissenschaftler erhaltene Früh-
Das Fachwort für Forscher wie Lee Berger menschenknochen aus dieser Zeit gefunden.
und Friedemann Schrenk ist ein Zungenbrecher:
Paläoanthropologen nennen sie sich. Paläo Vor rund 200.000 Jahren hat sich in Afrika unsere Art Homo sapiens
steht für uralt. Anthropos bedeutet Mensch. Und entwickelt. Zu dieser Art gehören alle heute lebenden Menschen.
logos oder logie bezeichnet die Wissenschaft
von etwas. In dem Fall also: die Wissenschaft
von den Urmenschen.
18 Interview Interview 19

Schwerstarbeit
in der Schwerelosigkeit Einmal waren Sie auch für einen Welt-
raumspaziergang im All. Wie war das?
Man muss zehn Stunden schwer
arbeiten. Der Anzug wiegt 150 Ki-
166 Tage war Alexander Gerst 2014 im Weltraum. Der deutsche Astronaut arbeitete auf der Inter­
logramm. Er schwebt zwar in der
nationalen Raumstation ISS, die in 400 Kilometern Höhe um die Erde kreist. Im Interview erzählt er Steckbrief Schwerelosigkeit, aber man muss ihn
vom Ausblick auf unseren Planeten, Reparaturen mit Rasierschaum und Leben auf dem Mars. Name: Alexander Gerst bewegen. Das ist total anstrengend,
Spitzname: Astro-Alex weil da Druckluft drin ist. Es fühlt sich
Haben Sie Heimweh ins All? Man erkennt, dass alles, was wir an Die Experimente haben tausende Alter: 39 Jahre an, als würde man im Innern eines
Ja, ein bisschen. Ich vermisse den einem Ende der Erde tun, am an- Wissenschaftler am Boden vorberei- Im All: Von Mai bis November 2014 Autoreifens sitzen und den Autoreifen
Blick von oben auf die Erde. deren Ende Auswirkungen hat. Aus tet. Bei vielen Versuchen müssen wir war er auf der ISS verbiegen müssen. Wenn man mit
dem All sieht man zum Beispiel eine gar nicht genau verstehen, wie sie Ausbildung: Geophysiker und dem Handschuh nach etwas greift, ist
Sehen Sie unseren Planeten jetzt orangefarbene Wolke aus Sand und funktionieren – sondern nur, was wir ESA-Astronaut das, als würde man einen Tennisball
anders? Staub über der Sahara in Afrika. Diese wie und wann machen müssen. Wir zerquetschen. Jedes Mal, wenn man
Er kommt mir jetzt viel kleiner vor. Im Wolke reicht bis nach Südamerika. müssen gute Laborarbeiter sein. Bei der Krankheit werden die etwas greift. Nach sechs Stunden tut
All wird einem klar: Der Planet Erde, Dort düngt der Staub aus der Sahara Knochen von Menschen brüchig, einem alles weh. Es ist wie ein Mara-
auf dem wir leben, ist nur eine kleine die Regenwälder oder zumindest das, Was für Experimente haben Sie die Muskeln bilden sich zurück. thonlauf.
Steinkugel, ein Sandkorn im All. Sie was von denen übrig ist. Man sieht so gemacht? Daran erkranken auf der Erde
flitzt mit uns einmal im Jahr um die viel. Die ISS fliegt in anderthalb Stun- Bei einem Versuch wollten wir he- vor allem alte Menschen. Aber Glauben Sie, dass Menschen irgend-
Sonne. Von oben denkt man dann: Das den einmal um die Erde. Man sieht die rausfinden, woher die Wurzeln von es kommt auch bei Astronauten wann im All leben werden?
ist alles, was wir Menschen haben! Sonne jeden Tag 15- bis 16-mal auf- Pflanzen wissen, wo unten ist. Die vor – im All hat man einen simulierten Ich glaube schon. Wir Menschen sind
Wir sollten das nicht zerstören. und untergehen. Schwerelosigkeit ist dafür praktisch, Knochenschwund. Deswegen war die Entdecker – seit jeher haben wir alle
denn es gibt ja kein Unten oder Oben. Forschung auf der ISS dafür wertvoll. Kontinente entdeckt, sind über alle
Sie haben viele Stunden am Tag Ver- Bei manchen Pflanzen wachsen die Meere gefahren. Ins Weltall fliegen
Stichwort: ISS suche gemacht – aus allen möglichen Wurzeln dann in Kringeln. Wir unter- Gab es auch mal Probleme? wir erst seit ein paar Jahren. Irgend-
Die Internationale Raumstation ist das größte Fachrichtungen. Sind Sie eine Art suchen ganz genau, wie das funkti- Einmal haben wir ein Experiment wann werden wir eine Mondbasis
Objekt, das je im Weltraum geflogen ist. Die Alles-Wissenschaftler? oniert – und vor allem, wie man den zusammengebaut, mit dem neue bauen und eine Marsbasis. Ich weiß
ISS umkreist die Erde mit einem Tempo von Nee, wir sind keine Supermänner, Pflanzen beibringen kann, schneller Metalle erforscht werden. Da nur nicht, wann das sein wird.
rund 27.700 Kilometern pro Stunde in etwa sondern ganz normale Menschen. nach unten zu wachsen. Das ist inter- klemmte ein Bolzen, deswegen ging
400 Kilometern Höhe. Sie wurde ab 1998 essant für Gegenden auf der Erde, wo das nicht. Wir haben überlegt, den
Stück für Stück im All zusammengebaut ¯ es zu wenig Wasser gibt. Wenn man Bolzen abzusägen. Aber dabei wären
als Gemeinschaftswerk von Ländern Europas Pflanzen so züchten könnte, dass ihre Metallspäne entstanden. Und wenn
mit Russland, den USA, Kanada und Japan.
Wurzeln sehr schnell tief wachsen, die in der Raumstation herumflie-
Astronauten nutzen die Raumstation als riesiges
würden sie in der Tiefe Wasser finden gen, könnten sie einen Kurzschluss
Labor in der Schwerelosigkeit. Seit 2001 ar-
beiten ständig Wissenschaftler dort. Die ISS ist und nicht eingehen. verursachen. Dann fiel mir ein: Ich
damit seit Jahren ein bewohnter Außenposten habe ja Rasierschaum dabei, weil ich
der Erde im All. Gibt es Dinge, die auf der ISS erforscht mir jeden Tag den Kopf rasiere. Ich
wurden und die auf der Erde schon könnte den Schaum auf das Sägeblatt
genutzt werden? schmieren, dann würden die Späne
Ja, sehr viele Dinge. Zum Beispiel gibt daran kleben bleiben. Es funktionier-
es ein Medikament gegen Knochen- te. Das Gerät arbeitet jetzt.
schwund, für das auch auf der ISS
geforscht wurde.
20 21

Checkerwissen
Wenn sich Lebewesen in kurzer
Zeit an einen bestimmten Ort Gemeinsam Kampflustige
statt einsam Sänger
anpassen, nennen Forscher das
Wilde Tiere leben nicht nur im Wald. Einige von ihnen haben ihr Z­ uhause Mikroevolution. Also Evolution
im Kleinen.
mitten in der Stadt. Um in der Stadt zu überleben, verhalten sie sich oft
Land-Füchse leben allein. Fähe und Rüde In der Stadt zwitschern viele
anders als auf dem Land. Manches davon geben die Tiere auch an ihre
(also Weibchen und Männchen) treffen sich zur Vögel den Klang der Straße.
Nachkommen weiter. Wie das funktioniert und was dann passiert – Paarungszeit – danach zieht jeder wieder seines Amseln machen das Klingeln
dafür interessieren sich Biologen. Sie untersuchen, wie Tierarten ihr Weges. In der Stadt werden die Eigenbrötler zu der Straßenbahn oder Handy­
Verhalten an die Umwelt anpassen können. Außerdem wollen sie Familientieren. Eine Füchsin führt so eine Gruppe melodien nach. Das kommt
an. Oft lebt sie mit einem Rüden und bis zu drei bei den Weibchen gut an. Viele
herausfinden, wie sich innerhalb einer Tierart unterschied­liche
Töchtern zusammen. Die jungen Füchsinnen Stadt-Vögel schreien auch
Stadt-Tiere und Land-Tiere entwickeln. helfen bei der Aufzucht der Welpen. Männliche schriller als ihre Artgenossen
Jungfüchse jagt die Familie davon. Grund für das auf dem Land. Grund: Die Stadt

Wildsau auf dem Zebrastreifen


WG-Leben: Es ist einfach zu eng in der Stadt. ist oft laut. Nur wer brüllt, wird
Auf dem Land verteidigt ein Fuchs ein Revier, gehört. Auch im Umgang mitei-
das etwa so groß ist wie 150 Fußballfelder. In der nander geben sich Stadt-Vögel
Stadt-Wildschweine sind oft wahre Verkehrsprofis. Manche Sau stellt Stadt tummeln sich auf dieser Fläche manchmal anders: Meisen zum Beispiel
sich mit ihren Frischlingen sogar an eine Ampel, wenn sie über die 30 Tiere. Zur Jagd gehen Stadt-Füchse allerdings sind viel kampflustiger. Nähert
Straße gehen will. Wahrscheinlich schauen die Tiere dort nicht wirklich, wie auf dem Land auch, nämlich allein. sich ein Artgenosse dem Nest,
wann es für Fußgänger Grün wird. Aber sie haben gelernt, dass Autos pickt die Stadt-Meise sofort
an Ampeln regelmäßig anhalten. Und sie wissen, dass sie dann mit ihrer auf den Eindringling los und

Kletternde
Familie sicher auf die andere Seite gelangen. Es kommt auch vor, dass bekämpft ihn erbittert. Land-
Wildschweine auf dem grünen Mittelstreifen einer Schnellstraße dösen. Meisen sind da viel gelassener.
Dort ist es zwar laut. Aber die Autos rasen nur vorbei, und Menschen

Schnellfresser kommen eher nicht hierher. Wildschweine auf dem Land sind da ganz
anders. Sie meiden große Straßen meist. ??
Waschbären stammen aus Nordamerika, Ring, Ring,
doch heute fühlen sie sich auch in Deutsch- Hauptstadt der Wildtiere Dingeling
land wohl. Vor 80 Jahren wurden einige
Berlin ist grün. In den Wäldern und Parks der Stadt leben
Tiere hier ausgesetzt – und kamen schnell
besonders viele wilde Tiere. Experten schätzen:
in Städte. Hier nutzen sie die vollen Müllton-

1.800 Füchse
nen und Papierkörbe gekonnt aus. Weil im-
mer irgendwo etwas Essbares herumliegt
oder wächst, brauchen Stadt-Waschbären
für die Futtersuche kaum Zeit. Manche
verlassen ihr Versteck nachts nur für eine
halbe Stunde. Dann öffnen sie in Windeseile
Mülltonnen, fressen sich voll – und legen
sich wieder schlafen. Ihre Artgenossen auf
dem Land streifen oft die ganze Nacht her- 5.000
um, um satt zu werden. Auf der Suche nach
einer Schlafstelle klettern Stadt-Waschbären 800 Wildschweine 3.000
auch Regenrohre hoch. So finden sie über- Waschbären Kaninchen
all einen ruhigen Platz.
22 Nachgeforscht Nachgeforscht 23

Stimmt’s Eierkochen für Profis


stimmt’s nicht? Rohes Eiweiß ist klar und flüssig. Beim Kochen wird
es zu einer festen Masse. Und egal, wie lange wir es
weiterkochen: Nach einer Weile verändert es sich kaum
Viele Dinge in der Forschung sind einfach unglaublich – noch. Lange galt: Festes Eiweiß, wie wir es beim Früh-
stück aus der Schale löffeln, lässt sich nie wieder flüssig
aber trotzdem wahr. Hier kommen ein paar besonders
machen. Denn in seinem Inneren haben sich winzige
schräge Meldungen. Eine stimmt aber nicht. Findet sie! Eiweißketten total verknäuelt und für immer verklebt.
Chemiker haben nun aber doch einen Weg gefunden, um
ein Ei zu „entkochen”. Sie verbinden das feste Eiweiß

Der Yeti ist


mit einer Chemikalie, die auch in unserem Urin vor-
kommt. Dabei entsteht ein flüssiger Brei. Dieser wird in einer
Zentrifuge dann extrem schnell im Kreis geschleudert, was
manchmal eine Kuh Tierisch gestapelt die verklebten Eiweißketten vorsichtig auseinander-
zieht. Was herauskommt, ist zwar nicht sehr appe-
Yeti oder Bigfoot: In einigen Regionen der Welt erzählen titlich. Aber es ging bei dem Versuch auch nicht
die Menschen von behaarten Schneemenschen, die hoch Stadt-Mäuse haben einen besonde- ums Kochen – sondern um Forschung für
oben in den Bergen leben. Märchen oder Wahrheit? Ein ren Tarn-Trick zum Schutz vor Greif- Medikamente.
paar Wissenschaftler haben versucht, das Rätsel zu lösen. vögeln entwickelt. Bemerken die
Sie untersuchten Haarproben, die ihnen Museen und Jäger Nager, dass am Himmel ein Turm- Spielplatz
aus dem Gebirge geschickt hatten. Die Forscher schau- falke lauert, rufen sie blitzschnell
ten sich das Erbgut an, das in diesen Haaren steckt. So andere Mäuse herbei. Dann stellen
fanden sie heraus, von welchem Tier die Haare stammen. sie sich dicht zusammen zu einem
Ergebnis: Die meisten der vermuteten Schneeungeheuer sind Mäuseknäuel und verharren. Oft
Park
ganz normale Säugetiere – darunter Eisbären, Braunbären, klettern einige Tiere auch anderen
Schwarzbären, eine Kuh, ein Waschbär, ein Tapir. Eine auf den Rücken. Das Ganze dauert

Wissenschaftlich
Haarprobe stammte sogar von einem Menschen. nur wenige Sekunden. Für den Raub-
vogel sieht der Mäuseklumpen von
oben nun wie ein dunkler Fleck oder
schlendern

Auflösung: Falsch ist die Meldung zu den Stadt-mäusen.


ein Steinbrocken aus. Jedenfalls

Krabbelnde Müllabfuhr nicht wie eine verlockende Beute. So


reagieren nur Stadt-Mäuse, wenn sie
mitten auf einem Weg sind und Spazierengehen kann wirklich anstrengend
Ameisen entsorgen in Städten riesige Mengen an Essensresten. keinen schnellen Flucht- sein. Aber wusstest du, dass es auch eine richti-
Krümelt jemand Brötchenreste auf den Bürgersteig, sind die am weg haben. Auf dem Land ge Wissenschaft ist? Spaziergangswissenschaft
nächsten Tag oft komplett weggeräumt. Eine Biologin hat Amei- flitzen die Nager einfach nennt sich das – oder Promenadologie. Die so
sen, Asseln und andere Gliederfüßer auf den Mittelstreifen zweier schnell ins nächste genannten Spaziergangswissenschaftler laufen
wichtiger Straßen in New York beobachtet. Sie fand heraus: Jedes Versteck. durch Städte und die Natur und erkunden dabei
Jahr tragen sie umgerechnet etwa  60.000 Hot Dogs oder 200.000 unsere Umwelt. Dabei finden sie heraus, wie
kleine Waffeln weg. Die kleinen Insekten schleppen natürlich keine sich unsere Umwelt anfühlt. Die Forscher über-
ganzen Würstchen oder Waffeln – sondern viele winzige Wurstfetzen legen dann, was noch angenehmer und schöner
und Krümel. Würde man die zusammenkleben, käme pro Jahr eine werden sollte. Damit beraten sie oft Stadtplaner
ganze Lasterladung heraus. Das meiste davon fressen die Tiere auf. und Bürgermeister.
Sch
ule
24 FORSCHUNGSBÖRSE Veranstaltungstipps 25

Holt euch einen Forscher! Was? Wann? Wo?


Über die Forschungsbörse könnt ihr euch Wissenschaftler in den
Unterricht einladen. Auch Zoe Heuschkel. In ihrem Forschungsprojekt Alle Mann unter Deck – Großes Kino statt kleine Pause Baue deine Traumstadt!
dreht sich alles um Lebensmittel. Wissen fassen!
Im November bringen die SchulKino- Ein ganz besonderes Gebäude, ein
Eine Zeitreise in die Städte der Zu- Wochen Abwechslung vom Schulall- Stadtviertel oder eine ganze Stadt:
sie dann direkt an vorbeifahrende kunft? Könnt ihr haben! Das Aus- tag. Zum Beispiel mit dem mehrfach Beim Modellbauwettbewerb
Woran forschen Sie? Fahrradfahrer. Damit kann man ganz stellungsschiff MS Wissenschaft ausgezeichneten tschechischen Film kannst du sie Wirklichkeit
An urbaner Landwirtschaft – also der gut Geld verdienen. Zusammen mit ist unterwegs in Deutschland und Der blaue Tiger: Eine magische Reise werden lassen (zumindest
Herstellung von Lebensmitteln in der meinen Kollegen untersuche ich, wie Österreich und zeigt, wie wir bald in eine Stadt-Oase. in kleinem Maßstab).
Stadtregion. Das ist überall dort, wo das alles funktioniert. Zu welchem Thema kommen wohnen, arbeiten und zusammen
Berlin 13.–27.11. // Hamburg, Mecklenburg-
Schüler ab der 6. Klas-
man mit den öffentlichen Verkehrs- leben könnten. Hier sind die Termine se können sich mit
mitteln noch prima hinkommt. Es
Sie in den Unterricht? der Tour:
Vorpommern, Saarland, Sachsen-Anhalt,
einer Skizze noch
gibt ja immer mehr Menschen, die ihr
Was genau machen Sie da? Ich kann erklären, warum Land-
Thüringen 16.–20.11. // Rheinland-Pfalz,
Schleswig-Holstein 23.–27.11. bis zum 30. Juni
Minden 01.–03.06. // Münster 05.–08.06. //
Gemüse selbst anbauen wollen, etwa Mich interessiert vor allem: Was sind wirtschaft in der Stadt so wichtig für Hamm 09.–11.06. // Dortmund 12.–15.06. // Euer Bundesland ist nicht dabei? Dann finden bewerben.
auf dem Balkon oder in einem Stadt- das für Menschen, die im Stadtgebiet unsere Ernährung und unser Zusam- Oberhausen 16.–18.06. // Duisburg 19.–22.06. die SchulKinoWochen bei euch im nächsten
Frühjahr statt.
www.senckenberg.de/traumstadt
garten. Außerdem gibt es Bauern in Landwirtschaft betreiben? Welche menleben ist. Außerdem zeige ich, // Düsseldorf 23.–26.06. // Köln-Deutz
Stadtnähe mit tollen Ideen, die sich Probleme und welche Ideen haben wo auf der Welt überall schon Land- 27.–30.06. // Wesseling 01.–02.07. // Bonn
www.schulkinowochen.de
extra für die Stadtbewohner etwas sie? Was wollen sie erreichen? Und wirtschaft in der Stadt passiert, etwa 03.–06.07. // Koblenz 08.–12.07. // Karls- Mädchen erträumen ihre Stadt
ruhe 15.–18.07. // Heidelberg 19.–22.07. //
ausgedacht haben. Zum Beispiel gibt wie verkaufen sie ihre Produkte? Wir in El Alto in Bolivien oder in Havanna
Mannheim 23.–26.07. // Eberbach 27.–29.07.
es Milchbauern, die aus ihrer Milch machen viele Interviews und schauen auf Kuba. Das ist total wichtig, weil es // Stuttgart 31.07.–03.08. // Ludwigsburg Gestalte jetzt deine Ideen für die
Eis machen. Dieses Eis verkaufen uns das vor Ort genau an. einige Länder gibt, die darauf ange- 04.–06.08. // Esslingen 08.–09.08. // Heil- Stadt von morgen! Ob als Kurz­
wiesen sind. Menschen können dort bronn 11.–13.08. // Worms 15.–17.08. // Bingen geschichte, Fotostory, Modell oder
nicht einfach in einen Supermarkt 18.–20.08. // Wiesbaden 21.–24.08. // Mainz Film – beim Kreativ- und Schreib-
Warum sind Sie gehen und Dinge kaufen. Oft haben sie 25.–27.08. // Frankfurt/Main 28.–30.08. //
wettbewerb kannst du dich komplett
Würzburg 02.–06.09. // Bamberg 08.–10.09.
Forscherin geworden? kein Geld für teure Lebensmittel. // Nürnberg 11.–13.09. // Krems 17.–21.09. //
entfalten. Mädchen ab 12 Jahren
Tulln 23.–26.09. Nächster Halt: Science Station gehen auf:
Ich war schon immer total neugierig
und wollte den Dingen auf den Grund Forscher im Klassenzimmer www.ms-wissenschaft.de Wie fängt man den Wind? Wie um-
www.lizzynet.de
Mach mit!
gehen. Und als Kind wollte ich auf gehen Ameisen jeden Stau? Und
jeden Fall Bäuerin werden. Mit der Ihr möchtet auch einen Forscher für wie viele Menschen verträgt unser
im nächsten Forschung über Landwirtschaft in der den Unterricht buchen? In der For- Planet? Die Science Station ist eine
Stadt kann ich herausfinden, wie Bau- schungsbörse sind viele Wissenschaft- interaktive Ausstellung zum Mitma-
Können Städter sich mit ihrer Landwirtschaft ernhöfe in der Nähe der Stadt für die lerinnen und Wissenschaftler gemel- chen, Staunen und Entdecken. Kommt
selbst ernähren? Das könnt ihr in der nächsten Zukunft erhalten bleiben. Viele Höfe det, die gerne Schulklassen besuchen vorbei in diesen Stadt-Bahnhöfen:
Ausgabe lesen, die schon bald nach den Sommer- sind nämlich durch den Bau neuer und von ihrer Arbeit berichten. Ihr
Berlin Südkreuz 02.–08.06. // Potsdam Hbf
ferien erscheint. Darin schauen wir zum Beispiel Straßen und neuer Häuser am Stadt- findet sie im Internet unter: 10.–22.06. // Frankfurt/Main Hbf 25.06.–01.07.
nach Kuba, wo einige Menschen auf dem Dach rand bedroht. // Kiel Hbf 14.–20.07. // Nürnberg DB Museum
www.forschungsboerse.de
Meerschweinchen zum Essen züchten, und 23.–29.07. // Köln Hbf 20.–29.08. // Mainz Hbf
nehmen die Idee von Farmen in Wolkenkratzern 01.–07.09. // Lübeck Hbf 10.–16.09. // Berlin
unter die Lupe. Ostbahnhof 18.–24.09.

www.sciencestation.de
Stadtsuchrätsel
N X B E L O H O R I Z O N T E A F G D C
In diesem Buchstabensalat sind 24
Großstädte aus aller Welt versteckt. B U E N O S A I R E S T L I A T X P L H
Kannst du alle finden? Markiere sie E F W I N E I B R F B H A B T D N E J O
mit einem Stift.
R N O T S O M T U P O O E H L O N D O N
L I M A I U K H W A K N B F A C R S H G
BERLIN (Deutschland) I P R D B L B L G B U G X G N H A U A Q
NEW YORK (USA)
HONGKONG (China)
N E W Y O R K Y I O B K A B T P Z O N I
PARIS (Frankreich) V H O E G V J M U V M O S K A U B D N N
ISTANBUL (Türkei)
KOPENHAGEN (Dänemark) B M B Y F I B E W Q B N B R K N W T E G
LONDON (Vereinigtes Königreich)
T M U E N C H E N A V G M F P A R I S C
TOKIO (Japan)
MUENCHEN (Deutschland) R E T L H O B U R I L B A B I S A I B R
DELHI (Indien)
BUENOS AIRES (Argentinien)
A L A D D I S A B E B A D A J B K S U I
MOSKAU (Russland) B B G A E B I A T J Z B R E Q B B T R B
NAIROBI (Kenia)
LAHORE (Pakistan) K O B B J S N I G B M B I B M A Z A G Z
MELBOURNE (Australien)
N U K O P E N H A G E N D A E G F N U K
SEOUL (Südkorea)
JOHANNESBURG (Südafrika) T R U D Z N D P R T B A E W B D B B E T
MADRID (Spanien)
ATLANTA (USA) O N Z E G R E B A Z B B N B D A U U G O
BELO HORIZONTE (Brasilien) K E B T S O L F M L A H O R E D B L Z B
BAGDAD (Irak)
ADDIS ABEBA (Äthiopien) I F L H I B H L K B W R H S V I P M N C
LIMA (Peru)
O B D U N A I R O B I S A G E V D R L S
CHONGQING (China)

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Köln Bonn | JugendTechnikSchule | LOXX Miniatur Welten Berlin | Mr. Scandis Funpark | Naturerbe Zentrum Rügen | Zoo Dresden | Zoo Köln

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