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86 JOSEPH JURT

scher Intention wird so zu einem Ort der Begegnung, der Überschnei-


dung, der Spannung zwischen nationalen Identitätsbildungs· und litera-
rischen Autonomisicrungsprozcsscn. 6 Es geht hier darum zu untersu-
chen, inwieweit sich diese Prozesse durch das Konzept des literarischen
Feldes, so wie es Pierre Bourdieu formuliert hat, denken und deuten
lassen. Ich werde bei dieser Überprüfung in sechs Sch ritten vorgehen;
zunächst sollen Feld- und Habitusbcgriff vorgestellt werden (I); dann
wird das Verständnis dieses Ansa11.es einer Literarurana.lyse als Teil einer
allgemeinen Sozialwissenschaft analysiert (11); sch ließlich sollen die lnva·
rianten des Feldbegriffes (III) , die Spezifhät des Literarischen im Zusarn·
menhang mit dem Feldbegriff (IV) sowie die geschichtliche Reichweite
dieses Konzepts M aufgezeigt werden. Ein letzter Teil gilt der Frage der
geographischen Reichweite des Feldbegriffes auch im Rahmen der Pro-
blematik Peripherie-Zentrum (VI).
1
1
Man muß sich beim Feld-Konzept davor hihcn. diese räumliche Kate·
gorie als hierarchisierten sozialen Raum zu denken: es geht hier nicht um
Über- und Unrerbau; die symbolische und die materielle Dimension
werden nicht hierarchisch gesehen. Das (räumliche) Modell des Feldes
clienr ~hlichr tf:.?11 Pncirinnt'n ::rin?lt?t'iorn · ~ it01 „in Knn4'"fn1kr. 11m Rr·
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lacioncn sichcbar zu machen. Der Ansacz ist dem rclationcllcn Denken

6 Danid M"Wfti <tw> ttigt. d.ß di< Konstitui<Nng d<r Woc.schwdur Lle<r.uur
im 19. J.hrhundcn nk:h1 "' sehr dn Diffcrcmi<runj;'pro..,g innerhalb des fran·
z.ösisch<n Sprachraums g<g<nüb<r andcr<n Fdd<rn dantdh<. sondrm sich vid-
mehr im Rahmen e:inc:s: natlonal-idcntit.ittn Proioscs Ober die Rcfcrc·niWC'rtc
Hcl\'C'tismus und Pro1cs1~ntismus von Fr.inkrcich :ibgrcnirr: •Lhc:l\'~ismr r:n
Su~ fran~isr: :ipparait :ainsi moins con1mr la fon<b1ion d'un ch:anlp littlnirc
n:ation:U, quc wn1mc un momcnt imporant dans la misc- en plar:c d'un dimac
propi« a l'indfycndana:. C<n1.C. ju•que-1~ sur l'opposition oonfruionndl<. la
s1ra1Cgie de diffCrcnci:ation tirc profit du rcsscrrcment dcs licns avcc lcs oonf&l~r~
qui va de pair avcc unc violtncc ttac1ion contrc la Fr.a11cc rr sia c-.iviliS41tion• (lnnicl
Maggctti, l1111""111io11 d~ la /1'11lmt11" "'"'"'''' t8Jo~1910, U~nnc i99s. S. 12).
Der Versuch. eine unabh!ingigc Wes1.sch\vci1cr Litcratt1r 1,u schaffen, lriufc p;arnllcl
zur Grilndung der Schweiz als Bundesstaat (1848). Wenn sich im U.ufe des
19. Jahrhunderts djc ins1itutionellcn Voraussetzungen eines tin:abh~ngigcn licer:a-
rischcn Feldes ausbilden, so wlrd doch die licrr:trische Lq;i1inlitiit noch durch die
natio1talc polirischc Relc\'ani bestimmt. En1 n1i1 Ran,ui bildet sich ein :1t1rC)nO•
mcs liccrnrischcs Feld :ttJ.S, i11 dem ''ur mehr ein inr(.mCS Kriccriu1l1 (die äs1hcci„
Khc Qwlidt) entscheidend i i l - ein St;and. den d:u fnaniösische liccr-.trischc Feld
schon um di< Min< des 19. Jahrhundcn1 •micht haue.

DAS KONZ.EPT DES UTEllARISCll EN FELDES

(vs. Subscanz-Dcnken) verpflichtet. das na.c h Cassircr (Subltanz und


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(vs. Substanz-Denken) verpflichtet, das nach Cassircr (Sub1ranz. und
Funktion), auf den sich Bourdieu beruft. den Denkmodus der modernen
Wissenschaft darstellt.7
Bourdicu geht es nicht darum, eine allgemeine Theorie der Gesell-
schaft zu entwickdn. Bei der Dichotomie Gcsdlschaft-lndividuum han-
ddt es sich nach ihm um vor-wisscnschafiliche B<grifTe, die etwa über
Denominationen wie lndividualiJmus oder Kollelt1ivism111 vor allem dazu
dienen, bestimmte Haltungen w stigmatisieren. \X'enn die So7.ialphiloso-
phie von der Geiel/Jrhafi spricht, dabn sent sie das voraus. was eigentlich
erst Rcsulrat einer Analyse sein könnte. Urncrsuchungsgegensrand bei
Bourdieu ist nicht die Gesellschaft, sondern das Soziale, das ilbc:r empiri·
sche Untersuchungen zu ermittdn is1. 8 Wenn dieser Ansan: zunächst von
empirisch erfaßbaren Gegenständen oder Bereichen (wie erwa des Muse-
umsbesuchs) und nicht von einer Groß-Theorie ausgeht, dann ist er dar·
in der Ethnologie oder der Gcschichtswissenschafr näher als der Philoso-
phie.? Aus den Untersuchungen von genau umgrenzten Teilbereichen
sollen dann aber durchaus univcrsalisicrbarc Schlüsse gezogen werden.
Bourdicu lehnt auch das marxistische Kon1.ep1 der so?.ialcn Klassr ab, das
nach ihm Resultat eines Theorie-Effekts ist; er Ubernimmt aber von
Marx die Kategorie des Kapitals und unterscheidet ?.wischen ökonomi-

7 Zur Theorie des liter.arischen N:ldcs siehe ''O' allem Pierre Bourdieu. Ln r~/n J,
lizrt, wnm ,, Sln«turr du ,IJamp Li11lra1rr. r~ris 1991: eine dcurschc: Fassung
des th<0mischen Teils liegt nun auch vor: Picrre Bourdieu. °'1J ltt'1ilrtJ<h. Ftkl 1
(aus dem Fr.uu.ösischen ''On Stephan Eggcr). in: Su„ifWg.: durch du luerorische
Feld, hg. v. Louis Pinto und Fr:in2 Schuhheis, Korunn2 t997· S. Jj-148: Obcrd1es
Picrrc Bourdicu, Einfohrun: 1n ,;„, 54uo~tr *1 KumtJL..-rlu, in: d<'rs., Di<' ln-
tdlckrudlcn und die ~lach1 (aus dem Fr:int.ösischen von Jurg<n Bolder). hg. v.
lrene Dölling. Hamburg t991. S. to1-114; duu Joseph Jun. /)aJ lttmtris<IN !Vltl.
/);U Kbnupr p;,.., &„rrfi,.,, in Tbt'on, und PNxU. D.unuud1 1991.
8 In iihnlidicr Weise h.ne schon Norbcn Eli;as d1< Unzullnglichkeu an1ithnischer
PM:iri.nnt"n 211fPnM01 ,....,_Wh ~n "'"" Pnlrn /„J;,„Juum ~' (:,.Y//vhali nrirn·
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a 1n ann1tcncr Wcl$C' natrc scnon Norocn ~·as cJ1c Unl.u1angt1cn1Cc1c i.nc1cnC11scnc.r
Posilionen aufg=igt. die sich an den Polen lntfwu(uum oder C-1/s<h<ifi orien·
Üeten. Beide Positionen sihcn das Ccscllsch.(tliche bloß in d<m, was Rlr die vic·
len IJPisd> sei, und isolicncn lndivid.alit.it als aujkr-pllsmllftltrhn Ekmmr.
·Die Wur7.d all<r Miß„astiindniuc übet das Verhlhnis von Individuum und
Gcsdbchaft liegt darin. daß die Ccscllsdiali. cla.ß die Bcuehung<'n zwischen den
Menschen. •wu einen Aulbou und eine Gcsc11.maßiglcei1 eigener An haben. die
nicht '"On den einzelnen Individuen her \'CDC1ndc11 \\·erden konncn. <Jbcr kcin~n
Körper. keine •Subsein•• außerhalb dcr Individuen.• (Norbert Elias. Di' Gttrll-
srhafi dv lntlividunr. Frankfun am Main 1987. S. 88).
9 Zur Racplion \'On Bourdicw Ans;ir1 durch die CcschtehrswiS><nschafi siehe
neuerdings: Sven Rctchardt, B"urtliru fiir H1s1orilttr? !iJ,, k11/111rso:ziol()f,1stl1t1 A,,„
grbat an tfir 5'nialg,,,-hidur, in : Ge>ehidne •wi><il<n Kuhur und Gcsd lschafi .
Bcirriigc "" Thcoricdd„nc, hg. v. Thom>S Mergel und Thom"5 Wclskopp.
München 1997, S. 71-94.

88 JOSErH Jl/RT

schem, kulturdlem, sozialem und symbolischem K:ipit:1l; das symbo-


lische K:ipiral ist die Anerkennung, die der Besiri einer der genannten
Kapitalarten einbringe. •0 Die Hierarchie der Kapitalarten ist von Fdd zu
1
Feld verschieden. De.r symbolischen Ordnung des St:1ndcs, um die Kare-
gorie Max Webers ~u gebrauchen , oder eben dem Raum der ubcnsstile,
kommt eine (partielle) Autonomie zu, die nicht aus der ökonomischen
Ordnung abzuleiten iSt. Bourdieu spricht nichr von der Gtullsrhafi, son·
dern vom sozialen Raum. Der soziale Raum wird konsriruicrt durch vcr-
"';hiM„n„ fn"'l1rivl „,,rnnnm„ f=„ltf„r: rf„c J:'„l,.f ,,„„ PnlitiJ,, rf~e J:,,.l,t ,f„„
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schicdcnc (rclaciv} autonome Felder: das Fdd der Poli1ik, das Feld der
Wiruchafi. das Feld der Kunst und so weiter. Das Feld wird bestimmt
durch seine Eigeng=czlichkcic. Die Grenze, die das Feld zwischen den
Kompct<onzcn und Charakteristika seiner Akteure und den Akteuren an-
derer Felder aufrichtet, bestimmt den Grad seiner Auconomie. Bourdicu
geht so von der Pluralität von Praxisfeldern aus. Das Soi.ialc ist in zwei
Formen priiscnt: als objcktivicne Gcschich1c in Gesrah von lnsrirurioncn
(das Fe/4) und in Form lcibhaft gcword<"ncr Gcschiclue (Habitus).
Habitw ist so die zwei1c große theoretische Ka1cgoric Bourdieus. Der
Begriff gehe zurück auf Panofskys Gorhische Archirek111r 1111d SrholaJtik.
Durch die Karegoric des Habitus soll die Antinomie zwischen llcwußrcm
und Unbewußcem, zwischen Finalismus und De1erminismus iiberwun-
dcn werden. Mi1 dem Habirusbegrifl' wendet sich llourdicu gegen das
volunraris1ischc Konzept Sartres, das jede gesellschaftliche Prädercrmina·
rion ausschlicß1: er wcndc1 sich auch gegen die Vors1cllung einer mecha-
11is1isehen De1ermina1ion, die er bei den S1r11J1111ralis1e11 am Werk sieh1,
sei es durch den me1uchlirht11 Geist bei LCvi-Srmuss. die Episccmc bei
Foucaulc. die ökonomische Produkrionsstrukwr bei Altl1usscr. Die sozia·

10 •Sehr \'crwandl mit dtn1. w;as Durkhcim und M:auiS lr/1111a u1ld Weber CIN1ritr11a
gcn•nnt haben [„.,J i.1 d.., symbolische K•pir.1 jene eigentlich m•gi«hc Kraft,
die in der Bczichung iwi.schcn .iwgeW.ihlccn Mcrkn1;alcn. die eincrsti1.s Pcrsoncn
"'ingcschrid>cn• sind in Form von Handlungen, Spr•chc. Kleidung oder körpcr·
liebem Ausdruck, und andcTCrscicl Personen bc:.$ccht. dic Ober einen cnc:sprtthcn„
den Blick ,..,rfüyn. dk gleichen Kat<goricn der W.hmchrnung. de> Uncil.-
1
\Cfmögcru und da Denkens bcsiac,n. kurz cinC"n bncimmccn 1f;ibitus h.ibtn, so
daß sie in der t..y sind. iib<rh•upt „-,hriunchmen, w.u dc:nn di= Mcrkimle
hcrvothdx• ( Üb<r di' !Ja;mun!'n ""'""""' Ga<huhu und ~u•"'ti' in Fnmft.
"ifh und D<u&hlanJ. Picrtt Bourdicu im Ccspr:ich mn l.ucz IUph•d. in:
Ccschichtc und Ccsdlsclufi 2 (1996), S. St). Zur konni1um·m Rolle des symbo-
. . . . . . - ..
lischen K•pitols. d . h. der symbolischen Wirkung. die j<de Kap1ubn •usübcn
..
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liscli<n Kapitals. d. h. der symbolischen Wirkung. die jc<lc Kapic.il.tn •usübcn
bnn, wenn sie implizite oder explizite Anerkennung vench•fTt. siehe•""' rierrc
Bourdicu. Mitlitauons pas<alirmrn. ruis 1997. S. tBJ· lÜ. Zur F.hrc als symbo·
lischem Kapital siehe Ludgcra Vogt. Zur 1Af1I- tln Eh" m tln Gfirnuwm-G<'S'U·
'°"1fi. Diff==irnmz. /.farhr. lnl'f"'lion, Fr.mkfurc an1 M•in 1997, S. IQ.4•111.

DAS l<ONZEPT DES l, ITERARISCltl'.N 116L0tl$

lcn Akteure si nd in seinen Augen nicht bli nde 'lHigcr von objektiven
Srrukruren. Der Habitus isr eine generative Idee; er bc-reichnct die gene-
rativen Fähigkciren der Personen. ihre Dispositionen; es sind aber immer
erworbene, gesellschaftlich konstituierte Dispositionen.
Der Habitus-Begriff ist korrelativ zum Feldbegriff." Die einzelnen Be-
reiche sind real voneinander differenziert: insofern ist der Feld-Begriff
auch ein territoriales Konzept: er be-1..Cichne1 ein Kraft- und Machrfdd.
Durch die Unterstreichung des agonisti,schcn Charnkccrs des Feldes weise
der Begriff i:ine gewiSS<: Nähe zu Foucaulu Mach1-Konzcp1 oder w
Lyorards Widerstreir auf, un1erschcide1 sich aber encschicden von der
Idee einer herrschaftsfreien Kommunikacion 11 la Habermas.
1
Der Feld-Begriff wurde enrwickdc aus den Vorgaben von Max \'(lebers
\V,rrschafi und ~/hrhafi. Das, was bei M:uc Weber noch eine substan·
tialistische Typologie ist {erwa die Opposicion zwischen Prophcc und
Priester). wird bei Bourdieu zu einer relationinischen K:ncgorie und bc-
zcichncr eine unsichcbarc Scrukcur ähnlich wie ein Ma~necfcld."
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II
Folldemn1tJ d 'une Kiene. des 1r11vm - Grundlagen einer Wissenschaft der
Werke, so lautet der litd dC$ zweiten Teils von Piertt Bourdieus grund-
legender Arbeit zur Llterarur: les rtgles de l'art (1992).'' Damit ist sein

11 Ob<r den B<grifT des Habims su<ht Bourdi<U sich 2bzus.tun von ein<r ßcwußt-
$<innhcone, die alle Handlungen als Rcsuh>t bewußt !Gtlkulicn<r Ob<rlegungcn
bctrac.htec:. Das Handeln "'<'rdc viC'.lmchr durcl' ci1,cn Habitus bcs1in,m1. c;lcr sich
üb<r die vugangcncn Erfuhrungcn in den Körper einschreibt. Der 1bbirw als
lns1n1n1cn1 dcr 1>ra.kti.schc11 &kcnn1nis crnlbgliclll o. sich dem inl \'Q:.ndcl l>e-
grifTcncn Kon1cxc :anzupassen. Die SJ>nifuchc ßnich\1ng iwi~hcn l l:1bitt1s und
Feld - 8ol1rdic11 sprichc von cinc1n •:tju.stcn1c111• - ~cellt rinc 1.tn1r;ile KonngurJ„
tioo der sozialen Wd1 d:ar (l)icrrc ßourdicu, Mldi1111io111JN11r11/ir1111r1, 1',ari~ 1997.
s. 155-193).
11 ßourdieu grcjfc hier. 11rn die Oy1t:an1ik soiialcr 1•rolöSC' beschreiben 7ll können.
auf Me<aphcrn aus dem ßcrcidt der l'hy>ik iurück. F<ldcr werden durch Kr.iftlj.
nicn bcsrin,mt. Jedes Feld ist \\'icdcr ci11cr Vicluhl von EinOU.S.\Cll au.sgekltc. die
es ;aufnimmt und gemäß der in ihnl herrschenden Logik 11\0(lifiticn. Der New
Hi.litoricism eines S1ephcn Grtcnblatt broicnt sich einer lihnlichcn Mct~phorik.
wenn er erklärt, er wolle die liler.a_rischcn Gcgcn\t:indc 1ni1 der wz.inlrn E11nJtr
:aunaden. die unprünglich i11 ih11e:n zirkuliert habe. Liter11riscl1c "l"cxtc bilde11
<bnn gem:iß seiner Theorie Brrn.11pu11k1r, konvcrgicrcn<lc Kr.1ftlinicn (siehe d~ll
N<w His'4rirism. U1n111urgachkh1' ~ls f'o<tilt tler Ku/111r, hg, v. Moriri ßalllcr.
Fr.rnkfun am M:Un t995).
ßourdicu. Ln r<gks tk l"art (wie Anm. 7). S. .147.
1
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JOSEPH JURT

eigentlicher Anspruch deutlich benannt. Er crheb1 den Anspruch, Litera·


rur als Ganzes und dies aus srrcng wisscnschafllichcr Sicht zu verstehen.
Das bedeutet den Bruch mil einer g,i.nzen Reihe von prii·wisscnschaft-
lichen Begriffen, die als nichr hinu:rfragrc lci-.tinsr>n7.lichc Erklärungs·
größcn Lcgicimiriit bc.nspruchen. weil sie von den Autoren selber - zur
Sclbsrscilisierung ihres Tuns - vcrwende1 werden. Eine wissenschaftliche
Becrachrungswcisc bedeutet aber, mi1 diesen Mythen :z,u brechen und aus
einer Meta-Perspektive alle Elemen1e des li1erarischen Lebens in ihren
Rclacionen :iu betr,ichren. Die Be1onung der Wissr11schafilichkei1 der Li·
terarurberrachrung ha1 im franrosischen Kontcx1 ei nen spezifischen Std·
lenwerc. Der BegrifT Li1eraturtuissc11srhafi ist in Frankreich keineswegs
eingebürgert. In Deutschland hingegen hanc sich die ßcsch~ftigung mit
der Litcrarur über das Konzept der Philosophie als Wissenschaft konsti-
tuiert und sich von der Literaturkritik (im journalistischen Sin ne) abge·
trennt. Im Frankreich hingegen blieb rririqut lilllraire als Oberbegriff
und implizierte sowohl die universitäre als auch die journalisrische Litc·
rarurbetrachtung. Oie Literatur-Forschung (les lettres) wurde hier (im
Unterschied zur Linguistik) nicht in den Bereich der scic11rcs h11mai11cs
integriert. Der Literaturkritik wurde eher die Aufgabe der synthetischen
ästhelischen Wertung zugeschrieben als die der historischen Situierung
und der hermeneutischen Erklänang. ••
Primäres Anliegen Picrrc Bourdieus ist es, die Literaturbccrachrung
aus dem Subjektivismus, dem Essayismus zu lösen, um ihr den Srarus 1
einer Wissenschaft zu geben. Liceraturwissc.nschaft ist dann ein Teil einer
allgemeinen Sozialwissenschaft oder einer sozialwisscnschafdich orien·
eierten Anthropologie. Literatur erscheint als ein Teil aus dem Gesamt
der menschlichen Praktiken. Eine global argumentierende Sozialwissen-
schaft soll so die fundamenrale Einheit menschlichen Handelns ro er·
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schafr soll so die fundamen1ale Einhei1 menschlichen Handelns z.u er-
fa=n suchen, das sich nich1 säuberlich in Teilbereichen ausF.ihe1, die -
arbirrär - von Fachwi=nschaftsgrcnun fcs1gdcg1 werden.•! Bourdieu

14 Si<hr dnu Wcmrr (wie Anm. Jl. S. 27: •En Fron<e on oon11nue d'oppos<r
scienCQ et Jcnrcs. Lc- criciquc litc~rairc. qu'il ~ic uni\'CrS•t~irc ou no11, cul1i~ lc
jardin dr.s bdlcs·l«rrcs. II eire sa li!gitimicc non pas de la pro(cs1ionalis>1ion des
carri~rcs univcrsiraircs. mai); de 5011 appartc11:ancc l l'~licc C\alriv6:. fondh sur \anc
culrurc gcncral< qui faic fonc1ion de Vulgae<„
11 Auch hier ergeben si<h Analogien •u Norbcrc Elia> Projekc o<ler einen Men-
schcnwisst".nschafi•. Elias F.a.ßt dc1t ·Punkt• ins Auge. •von dem unrnitccJbar c:in
Weg 2ur Niederlegung der küruclichen Gren>pl'J.hle flihn, durch die wir heu„
die Menschen beim Nachdenken in venchicdene Hcmchafubc"'ichc ierlcgcn,
rr\v:a in einen Bereich der Ps)·chologcn. einen B<:rcic~' der l lis1orikcr und tin"-n

Die Seiten 91 bis 92 werden in dieser Leseprobe nlci'll angezeigt.

1
DAS KONZEPT DES LITER.ARISCH EN fBLOf!$

mehr eine allgemeine Ökonomie der Praxis pos1ulien. innerhalb der


ökonomische Praktiken im engeren Sinn bloß einen SonderF.ill dars1cl-
• - M ••
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ökonomische Praktiken im engeren Sinn bloß einen Sonderfall darstel·
len."' Durch di<Sen GMankcn "incr globalen Ökonomie soll untersiri-
chcn werden, daß •alle Handlungen. und selbst noch jene, die sich als
interesselose oder zweckfrcie, also von der Ökonomie befreite verstehen,
als ökonomische, auf die Maximierung materiellen oder symbolischen
Gewinns ausgerichtccc Handlungen -.u begreifen• sind. 11
Der zwcire Bereich, dem ßourdieu seine Kurgoricn cndchnr. isr der-
jenige der Religion; er bedien! sich hier vor allem der Begriffe l'rintrr I
Prophet. Orthodoxie 1 Hrurodoxir. Enrnommen sind di= Kategorien der
Religionssoziologie von Max Weber. In seiner Rekonstruktion des Ansat-
= von Max Weber sah Bourdieu nun aber im Antagonismus von l'rophrt
und Priester ein Srrukrur111erkmal nicht nur der religiösen, sondern der
relaciv autonomen Felder generell. Der konsrruktivi)tische Feldbegriff er-
laubt es so, •phänomenologisch unterschiedliche Dinge als in ihrer Struk-
tur und Funkcionsweisc ähnlich zu begreifen•." Der Übergang von einem
inrcrakrionistisch-realistischcn zu einem konstrukrivistischcn Feldbegriff
scheint mir ganz entscheidend 1.u sein. Der Pc.ldbcgriff ist in der ·r,,, ein
Konstruk1, das die (unsichrbarcn) Srrukruren, die lihnlich wie im Magnc1-
fcld die Form der einzelnen Posirioncn bestimmrcn. erkennbar machr.

IV
Ist es möglich, mit den Kon1.cptcn Bourdicus, die einen Univcrsalirätsan·
Spruch behaupten, das Spezifische der Kunst und der Llterarur iu erfas-
sen? Luhmann glaubt, daß man mi1 Hilfe der Krircrien von Bourdieus
F~intn U11tm<hiede11 -ein Kunstwctk nicht als Kunsr (bcobachrctl, nichr 1
im Hinblick auf das, was den Wdczugang ilbcr Kunst in so:Ualer Hinsicht
ausz.cichncl•. !J
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z.o Si(:hcdnu Picrrc Bourdicu, En1wurft'111tT flKOn<Jt'rl'raxiJ, „Dnkf'ur& :1m ~tain


1979. S. J4S: ·Dio bcdcu1<t, cW! dj,, Theorie dtt tigcmlich okonomi>chen
Handlungen nur einen bcsondcn:::n hll inmrhalb cintr allgcmtint.n Throric der
Ökonomie der Hmdhtng<n tbrs1dh. Den nhROZ<mrUchcn Naivit31cn de<
Okonomismus läß1 sich l---1 nur entgehen, """n biJ tum bi11<ren Ende •'OllZO·
g<n wird, was jc:ncr nur lulbhcnig 1uc: tbs okonomischc IU!kOI un1ersdiicdslos
aur a/k, sowohl maicridle wie symbofoche Guter aus-,udehnen l...).·
s.
u Ebd .• }S7·
11 Picrrc Bo11rdicu. $q~akr Raun1 1111d . K/am11•, f.L(ott '"' bt ltr0n, Fr.ankfurt an'
Main 198s. S. 70.
t} Nikfas Luhm2nn. U:'<ltkunfl, in: Unbrobachtbuc Weh. Ober Kunll und Archi-
tektur. hg. v. Nikla$ Lul1rnann u. ;a,, Bielefeld 1990, S. 11.

94 JOSEPH JURT

Der Vorwurf, Bourdieus Ansatz vermöge das Spciifischc der Kunst


nicht zu erfassen, erklärt sich. wie sich zeigen ließe, insbesondere daher,
daß er aus sc.inen Studien :turn Kulturkonsum abgeleitet wird. Das
Erkenntnisinteresse der Untersuchungen in LA Distinnion ist nun •bcr
nicht die Kunst als solche, sondern die Lebensstile sozialer Gruppen und
insofern die jeweilige Instrumentalisierung von Kunst und Literatur als 1
Mittel der gesellschaftlichen Distinktion. Das Spezifische von Kunst und
Literarur untersucht Bourdicu in scinen Analysen zum literarischen Fc.ld,
namentlich in Ln r(gln de l'art. Gerade hier findet sich eine intensive
Reflexion über das, was Kunst zu Kunst macht: die formale Gcsralrung.
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Rcncxion über das, was Kunst 7.U Kunst machi: die formale Gestaltung.
Es geht darum auliui.cigen, cbß das literarische Schaffen nicht ein ein-
samer rein individudler Prouß ist, aber auch nicht die Epiphanie einer
subswuialisicrten sozialen Klasse im Medium eines Tcx1cs, sondern ein
Zusammenwirken von Disposi1ionen, von Ak1eurcn und Slruk1urcllen
Vorgaben eines Feldes, das als li1erarischcs Feld ein g:inz spezifisches Pro-
fil aufweist. Dicsc.s Zusammenwirken ist jedoch ein eminent sozialer
Prozeß - •tout est social•" -, von dem aus die konkrc1en Manifestatio-
nen der Ll1e.rarur erklärt werden können.
Für Bourdieu sind die formalen Aspek1e der Werke keineswegs irre-
lcvan1; er gch1 aber nicht von ihnen aus, sondern versucht, sie von der
Struktur des Feldes und der Position der Produzenten im Feld aus zu
verstehen und zu erklären. Wenn es das Ziel der fcldin1crnen literari-
schen Kämpfe ist, das Monopol zu erreichen, mit Autoritä1 zu sagen, was
Literatur in. so wird von der Definition der literarischen l.cgili111i1ät eine
symbolische Hierarchie der li1erarischcn Gauungen nbgcleilet, die mi1-
gcprägt wird durch den spc-tifischen oder nicht-spezifischen Charak1er
der Rezipienten dieser oder jener Kategorie von Literaturprodukien. Das
Gattungssystem wird von der Feldtheorie durchaus analysiert, jedoch
nicht mit dem Gcscllschaftssys1em unmittelbar in Verbindung gebracht,
sondern in seiner spezifischen symbolischen Wertigkeit innerhalb der
Logik des Feldes untersucht. Eine Soiioan2Jysc wird so, nach Bourdicu,
immer auch die formalen Aspekte des literarischen Produk1cs zu betrach-
ten haben. Den verschiedenen Posi1ioncn im Feld der Produktion, die
sich aus der Gatrungsw2'tl. aus den Publilu1ionsortcn , aber auch aus
äußeren Indizien wie sozialer und geographischer Herkunft ablesen las- 1
sen, cnrsprcchcn die Posi1ionen, die im Bereich der Ausdrucksformen,
der literarischen oder künstlerischen Formen, der Themen , der sub1ilcn
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24 Pimc Bourdicu, ToMJ nt J«iAJ. Gapr.1ch mit Picrtto-M:arc de Bioa.si. in: Mapi.inc
(inb:Un: JOJ (1992), S. ID.1•111.

OAS KON:Z.ErT OE.S LITERARISCliEN Fß::;


LD : :.B
: :;S; __ _

formalen Indizien eingenommen werden. die die u·.idirionellc Litcracur-


berrachcungseit langem erforscht hat. Es gilt. die gängigen formalen und
biographischen Analysen zu becreiben, aber gleichzeitig auch dns Feld der
Werke und das Pcld der Produzencen zu rekonstruieren sowie die Be·
zichung zwischen den beiden Strukturen. In La r~glts dt litrt scheint
Bourdieu ein inhärentes ästhecisches Substrat anzunehmen, das gerade
durch eine nichc·mystifizierende, unvoreingenommene soziologische
Analyse erf.tßr werden könne. Gerade in dem •hors d'a:uvre• des Werkes
La rlglt1 de /'an, in der Analyse der &111ra1io11 u111ime111alt. findet sich
eine vercieftc Rcnexion über den Status der formn.lcn Gestaltung, aber
auch über dje kognicive Funktion des Kunstwerkes, die man in früheren
Untersuchungen von Bourdieu nicht getroffen hatte. Der Schriftsteller
spreche in seinem Werk von der Weh im Modus der freudschen Vernci·
nung - wie wenn er nicht von ihr spräche.'! Die Arbeit 2n der Form
ermögliche eine partielle Anamn= der \'Crdr.ing1en liefenstrukruren.
1
•Muß ma.n sich nicht fragen, ob auch der Schriftsteller allein, auch wenn
er sich noch so sehr auf die alleinige formale Gestaltung konzcnltiert,

. -. . . . . .
dazu gebracht wird. als Medium (so1_i2ler und psychologischer) Slruk·
. . . ' .. ..
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dazu gebrach' wird, als Medium (sozialer und psychologischer) Struk-
turen w agieren, die 2ur Objektivierung gelangen, durch ihn und seine
Arbeit an uirwönem.•'' Die Form erscheint als deutbares lndi2 von
Ttefenscrukruren. Das Konztpt gemahnt auch an die psychoanalytische
Vorstellung des Verhältnisses von Manifestem und Latentem, :tbcr auch
an die generative Grammatik Chontskys und deren Konupt von Obcr-
nachen- und Tiefenstruktur. Die eigentliche Leistung der literarischen
Gestaltung besteht darin, daß \'<lirk]jchkcit modellicn, ein Bild konstru-
iert wird, das bloß norwcndige, aussagekräftige, nicht kontingentc Ele-
mente enthält.
Wenn das literarische Werk so1jalc Strukturen ium Sprechen bringt,
worin besteht dann dessen Differcnt.qualität gcgenUbcr ei ner wissen-
schaftlichen so2iologischen Analyse, die demselben Erkenntnisinteresse
gehorcht? Die Modalitäten sind nicht identisch. Das literarische Werk
vermag durch seine Singularität, die über sich hinau~weist, einen ·r.itbc-
stand zu kondensieren, der in der wisscnschafclichcn Analyse diskursiv
ausgefaltet werden muß: •Der literarischen Schreibweise ist es eigen, in

25 Diese Ooppclslrukrur der literarischen Erkcnn1nis"'C'isc. die vC'rdcdcr, urn t:u


ofTcnb:.trcn, wird auch andcrnom betont. Oc111 litC'r:ari.schcn Oiskuri cig.ne die
Möglichkeit •de dtvoiler en voi.lant ou dt produire un icffcc de rttl. d~r6aliun1•
{Bourdicu. La r(gks Je /'art (wie Anm. 7). S. 10).
16 Ebd. (meine ÜbcnctZung).

1
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JOSßPll ) UltT

der konkrcrcn Einzigartigkeit einer sinnenhaften Figur und eines indivi-


duellen Abcnreuers, die gleichzeitig als Metapher und als Meronymie
wirken. die ganze Komplexität einer Struktur und einer Geschichte zu
konzentrieren und zu kondensieren, welche di" wiS5"nschaftliche Analyse
mühsam auscinandcrfalten und ausbreiten muß.•''

Wenn der Universalir.ärsanspruch des sozialwissenschafrlichcn Ansao..cs


von Bourdieu von der Exisreni von lnvarianren in den verschiedenen
Fddcrn ausgeht, so bedeutet dies keineswegs, daß die Spe-tifirät der
jeweiligen Felder dadurch ausgeklammert wird; d:is belegen die RcOcxio-
nen über die Bedeurung des C harakrerisrikums der lircrarischcn Form.
Die encscheidendste Kapitdübcrschrift in ln r>gln J, l'art heißt j:i Fo11-
dtmt111S d'u11t scit11ct dn O!llVrts. Die Reichweite dieser \Visu11srhnfi dtr
\\7,-rkt wird weder räumlich noch zeitlich cingcschr~nkc. Ist dieser An-
spruch berechtigt? Vermag die Theorie des lirer:irischen Feldes nicht bloß
das literarische System in seiner Funktionsweise in einem synchronen
Schritt :r.u erklären, sondern auch in seiner historischen Dimension?
Kann die Theorie, die vor allem am Beispiel des literarischen Feldes in
Frankreich erprobt wurde, auch Geltung für das literarische System an-
derer nationaler Kontexte beanspruchen?
Das Feld ist ein Konstrukt, um die Macht- und Positionskämpfe von
ko-präscntcn Kräften sichtbar zu machen. Der Untertitel von lfs t+gln tk
l'arr lautet indes: Ge11ttt et srru<rum du rhamp littlrairt. Es geht also 1
nicht nur um die Struktur. sondern auch um die Genese. Würde er tat-
sächlich großen Wen auf Etikettierung legen. so führte Bourdieu in
einem Gespräch aus, dann würoc er sich wahrscheinlich als gennist:lxn
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einem Gespräch aus, dann würde er sich wahrscheinlich als grnetisd~n
Srrukturalinm definieren. Das rdationcllc Denken und die Hisrorisie-
rung sind in der Tar !Ur Bourdicu zwei wichrige Dcnluns.'ittt, um dem
Subsrancialismus zu enrgehen. In dem BcmUhen, Genese und Struktur
gleichz.cirig zu erfassen, äußcn sich wiederum der Universalitär.sanspruch
des Ansaczcs, der Versuch, eine vercinigre So:r.ialwisscnschafr w bcgrUn-
den, •wobei Geschichre eine historische So:r.iologie der Vergangenheir
und die So:r.iologie eine Sozialgcschichre der Gcgenwarr wäre•. 11
Die Geschichte ist f'lir Bourdieu in einem doppchen Sinne im lirera-
rischen Feld präsent, und zwar zunächst in den cinulncn Werken; dann

27 Ebd., S. 48 (meine Übersetzung).


28 ßrz,;,;,,,,,gm (\\·i~ ;\nn1. 10). S. 69.

OAS KONZEPT DES LITflMRISCt-ISN FBL02$ 97

isr das Feld als Ganzes in einen hisrorischen Prouß cingcbcncr, der modo
grow einen Prozeß der wachsenden Auronornisicrung dars1ell1. Das
künsrlcrische Feld ist der On eines kumulati,·en Prou:sscs, im Laufe des- 1
sen sich immer daboriencre, verfcinene, subtilere Werke ausbild<n, die
sich von denen unccrschciden, die nicht das Ergebnis eincs solchen Pro-
zesses sind. Avantgarde-Werke sind so erst dann zugänglich, wenn man
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usses sind. Avan1garde· Werke sind so crs1 dann zuganglich, wenn man
die Geschichte der vocgangigen künstlc.rischen Produktion kenni. d . h.
jene endlose R.,ihe dct S1eigerung und Überwindung. die wm hcu1igen
Stand der Kuns1 gclühn ha1. Der Sinn der •An1i-Po6ie• wird d•nn ver-
ständlich, wenn man mit der Geschichte der Poesie verrraut isi. ''
Bourdicu schwebt eine Strukturgeschichte vor. Es gih, die Struktur
eines Feldes w einem bcstimm1en historischen Zcitpunk1 w beschreiben
als Produkt vocgangiger Spannungen und die Dynamik dieser Struktur
als Motor für spätere Transformacionen. In seinen Augen vermag der Be·
griff des Feldes die Antithese zwischen interner und externer Litcraturbc·
trachtung zu überwinden, ohne daß dabei die Ergebnisse des einen oder
des anderen Ansa12.CS aufgegeben werden mUssen . Die An1inomie zwi-
schen einer Struktur, die als synchron erfaßt wird, und der Geschichte
wird transzendiere, wenn man den Mo1or der Vcr~ndcrung nicht in den
Werken selber sucht, sondern in der Grundopposi1ion zwischen den do-
minanten Positionen, die auf Bt-.vahrung der symbolischen Ordnung aus
sind, und denjenigen, die einen häretischen Bruch mit dieser Ordnung
vollziehen.

VI
Fo11deme11ts d 'une stfrncc dn auvrn - dieser Anspruch, den Bourdieu in
lC1 rrgla de l'art erhebt, ist mic keiner generellen zeitlichen Einschrän-
kung verbunden. In der Tat ist eine Sozialgeschichte des literarischen Fel-
des seit der Renaissance möglich und zahlreiche schon vorliegende Ein-
zdsrudien stellen wcrrvoUc Bausrcinc zu diesem Projekt dar. '° In Ln ri·
gks tk /im werden indes nur synchrone Schnitte aus der Geschichte der
framösischen Lireratur vorgcstclh. Oie meiste,n Untersuchungen, die mit
1
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tr.i.nzösl.SChen Luerarur vorgestellt. U1e meisten Untersuchungen, die mit

29 Picrrr Bounlicu und Lok J. 0 . W•cqu;uu. Rlponm. f'o•r •nr Anthropo/Ofir rljk-
xiw, ran.. 1992. s. 64-
}0 Ich habe »cnuchi. d>.s Cc:s.ml diacr Einu:l>iudicn in <in<r An Syn1hac 1uQm·
mmz;uf.uscn ln mcin(':m Buch DM /i1mi~ IY/J. D41 Ko,1up1 p;,.,.,,.. &urrlir111
in T/,,orir und l'Tllxu, D.unuud1 •99!· S. JQ9-}}0: Empiri.chc Un<c!luchungcn
wm lilcrarischcn Fdd Frankreichs.

Die Seiten 98 bis 99 werden in dieser Leseprobe nicht angezeigt.

tOO JOSEPl-1 JURT

Denis Saint-Jacques hat die Spc-tif1tät des Autonomisicrungspro1,.CSSCS


im französischsprachigen Kanada untersucht, wo die literarische Auto-
nomisierung mit der politischen einherging und sich nicht gq:r11 die poli-
tische Autonomie anikuliene. Der Literatur wurde eine starke idenlitäre
Funktion zugeschrieben im Unterschicö zu Frankreich, wo die rcgiona·
lisrische Lit„rarur über cin"n g<'.ringc.n Legitimationsgrad verf'ugt. Die
1
literarische Autonomisierung muß sich in Quebec gegen die anglophone
und die französische Heteronomie durchscacn und sich als nord-ameri-
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und die französische Heteronomie durchscw:n und sich als nord-ameri-
bnisch gegenüber dem französischen und als frankophon gegenüber
dem nordamcribnischen Kontext definieren. Der Begriff des Feldes als
eines in sich geschlossenen sozialen Raumes kann in diesem Zwammen-
hang nur in modifiziener Form übernommen werden." Die relative Au·
tonomie des französischsprachigen literarischen Feldes von Kanada stehr
in einem - keineswegs spannungsfreien - Verhältnis zum franwsischen
literarischen Feld und situiert sich andererscirs innerhalb des Großfeldes
der Frankophonic.J7 Maurice ~mire hat seinerseits beronr, daß im laufe
des sich im 19. Jahrhunden abzeichnenden Autonomisierungsprozcsscs
der Literatur Quebecs die Originalität (gegen das französische Modell)
inhaltlich bestimmt wurde: vor allem durch den Katholizismus im Kon-
text eines protesrantisch angelsächsischen Milieus. Als Modell galt die
Literatur der franwsischen Klassik und ihre inhaldich orientierte The-
menhierarchie. Über diese inhaltliche Bcstimmutlg, die dem Kriterium
der literarischen Forin entgegengesetzt wurde, das im fran1.ösischen Feld
dominant war, definierte sich Autonomie in Quebecs Literatur als litera-
risch heceronom.Jll
Paul Aron har indes darauf hingewiesen. daß die strenge Dichotomie
zwischen Autonomie und Heteronomie letztlich auch wieder eine domi·

)6 Dcnis Saint·J:Kqucs und Alain Viala, Apropos tlu rhnmp /111/mirr", in: Annal<S
(Hisroir<, Scienccs socialcs) 49 (1994), S. )91·4o6.
)7 Siehe dnu: Dcnis Sain1-Jaqucs. Vm ""' u11ijiratio11 tlu rhamp littk11rr" J, '4fot,..
rophoni,, in: R<vuc de l'lns1iru1 de Sociologü: (Juni 1991), S. 19-2\. Zu einer 2hn·
lidlc:n Thcm3tik im schw:anfunz.ösischcn Kontext siehe Jinos Ri~ und Alain
Ricard. l.r dNtmp lirtlrufrr ro:o'4is. Baymnh 1994.
}8 •Lt div.Jorisation syn<m•tique de I• forme au profit du cont.e nu #vacue b lit- 1
t~raturc commc fondc:mrnt de ~kur csth~tquc: 2\'tt « Ks:ulr.at quC' I<: texte -sc:n
jugi d'apres sa r<ntahilit< soci:ak plus q"" par lc pbisir cstMtiquc qu'il procurc.
l2 1itt,,.r:in1n- n-'1J;,,,n„l„ in",''""'"' "'"',..,.''""~'"'""' A,... ~ n.nt1w-'111V n11t t4"hvnri.
i:ii -,,,II'• © 1, 11 I · G Kulturelle G' X © ,r, Lt• Q 11· ,,,,, !llj 11 ·,, ,Jt !El i· 11 , , , , D , ·0 1 1• D -· ~,·, •, 1 1, 11 +
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JUg(' d apres s:a rcnu.t>ll1rt soctak plus qut> par k: p1~1s1r alhe'11quc qu d proc:ure.
La lincr:uurc nationale iiu1aurn1 clrcc1i''Cme"' des coclcs nou•·coux qui dcf.avori-
scr:ücnt la lintt.ltutt fra~i.K remarqwblt> par sa formt'. au proflr d'tttavte1 can:t·
dicnncs formclkmcm moins parhi1cs nuis plw oricn1lu idiologiqucmcn<.•
(~1<auri« Lani~. Liz11ro11t1mÜ4hon tk "1 ,/i11lntr11rr n111111N1k-. 1111XIX,, 1;«k. in:
0

E<udcs liucrnrcs 10 (1987), S. 71-98. hier: 91).

DAS KON ZErT DRS Lll"ERA Rl ~CHtlN F6LOF,S 101

nance Vorsccllung des Zentrums isc. Aus der Siehe der Peripherie bcdcucct
Autonomie eine Absenbcwcgung gegenüber der französischen Literatur
durch die Bildung von rivalisierenden eigenen Produktions- und Konsc-
kra1ionsinsranzcn. Diese Initiative resultiert aber zumeist aus policischcn,
moralischen oder religiösen Bewegungen außerhalb des literarischen Fd-
dcs.19 Paul Aron schlägt darum vor, den Begriff der Autonomie in diesem
Kontext durch denjenigen der Unabhängigkeit iu erscn.cn. Die Un3b-
hängigkeic gegen das Zentrum wird ofc durch moralische, rclig.iösc oder
policische Gründe motivien, oder sie ist eine Rcaklion auf die Abge-
schlossenheit des Zentrums für die Autoren der Peripherie. Diese Felder
der Peripherie sind unabhängiger gegenüber dem Zentrum, jedoch weni·
ger autonom gcgenübcr den so:z.ialcn Kräftcn der eigenen Nation.-" Man
könnte hier von dncm U11ur-Feld oder einem Gtge11-IY/d sprechen. 1
Durch den Begriff der Unabhängigkeit läßt sich so auch die Differenz
:zwischen den frankophonen Lic=tu«'n der Peripherie und der französi-
• ..... • • . •. „ • . . • •
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zwischen den frankophonen Liccnruren der Peripherie und der fnnzösi-
schcn Provim.cn bcsrimmcn: die ersceren vcrfligen über eine ins1i1u1iona·
lisiene nacionale Uncerscützung. Innerhalb der Unl(r·F~Under Periphe-
rie bilden sich indes wieder neue Zemrcn aus (Montr6al oder Brüssel).
die wieder Peripherien in der Peripherie schaffen, die sich wiederum mit
dem Zcnrrum verbünden können.•'
Jfrome Meiroz untcrsuch1c eine analoge Problemalik in der franzö-
sischen Schweiz in bczug auf Jean-Jacques Rousscau, Rodolphc TöpfTcr
und Charles-Ferdinand Ramuz, jedoch insofern diese ihre identitären

39 Was Mouricc Lc:mirc über das enmehende Fdd Qu~bccs ge$Chrirl><n hai, l~ß1
$ich r.o flir djc :tn<fcrtn frankophonc11 f"Cldcr gencf'lli~icrer\: •Ce di!COun 6f cn
cffct suspect pu la contradicrion interne qu'il co1l1porte. Si d'un CÖl~. il r&lame
unc pleinc :1urono1nic de la lirt~m1urc na1ionJ.lc 1>:ar t'JPJ>Ort ~ la litt~r-Jturc (filn„
{faisc. de l'aurrc il rccon1mandc Ja soun1ission du li1 1~r.iirc ~ l:a n1or.t.lc C:l ~ la rcli·
gion. Une: tcllc contradiction pourrai1 bicn r~,·~lct un M>uC'i de sous1rnirc l:a lit·
rCr:aturc qu~brcoisc :tu n\OU\1cme111 g~ntral d':autonon1isatio11 qui anintc: :alors l:a
liltCtaturc franr;aisc pour micux la ga.rdcr souJ la tu1cllc clCric-.aJc• (cbd., S. 77).
40 Paul Aron unterstreicht hier die st:arke1\ ßirtdungcn 'Lwischc:n drr l~li1ik und der
Ll1cro1ur im belgischen Feld. Die drd politischen SUulen llclgicns - K>1holiken,
Libc'.ralc, Scni:alistcn - spielen hier eine viel y.•ichtigc~ Rolle: :al~ die fr.aniö)i5ehcn
Pa.neicn. :auch im kulturdlcn Bereich: •Oe l~. l.a surprcruntc pcr111<1..nc:ncc d;in.s lc
champ li1t~rai1'0 de ..C.C.ux forn>b en dchon de lui. Lc:s 0Rini1C$ sclon lo gou1'
li11C:raircs ou lcs gcnres pratiquCs sonc moiru d~1crmina.n1.s quc lcs ap~ncn;anccs
externes ;au ch;amp lirttrairc. Ainsi l'inccrptn~r.a1ion des milinlX politiqi1C'S et
culrurcls parai1 bicn connitucr un crait consQnl qui sc m:1in1ic:nt & tr.1\'rtS tou1c:
l'hinoi1t culrurdlc belg"" Aron (wi< Anm. )!). S. 16.
41 P:iul Aion, S11r k mnapt J4111onom1<, in : Ouc:oun socgJ / Socw 0 1JCOursc
7/(1991) 3·4· $. 6J•7Z.

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102 JOSEPH J URT

Züge nicht bloß inhaltlich, sondern auch formal :tu bestimmen suchten.
Der Autor in1crpreticn die stilistischen Eigenriimlichkeitcn eines Ramu:t
als polemische Ancwon auf die stiUschwe.igcnd anerkannten Regeln des
franwsischen literarischen Feldes. Zahlreiche Schriftsteller an der Peri-
pherie des frankophonen Raumes. so schließt Meiro:i, beklagen die Kluft
zwischen dem regionalen gesprochenen Französisch und der srandardi-
sienen Norm der Schriftsprache und weigern sich, ihre Schreibweise
ganz dem PnriJer Fran:tösisch anzupassen. Der gco-historische Abs1211d
zwischen den Feldern wird so lite12risch produktiv. Viele Schriftsteller
der franwsische.n Schweiz, Quebecs, Belgiens oder der Antillen befinden
sich in einer analogen Lage und versuchen, das Fr-Jnzösische Paris zu tnt-
"ißen, um eine eigene licerarische lden1i!ät zu konsiiruiercn.•'
Das Konzept des literarischen Feldes crlaubr so, die Ko111.cp1ion der
N11tionaUittrat11r, die weniger ein Analyscinscrumcnt als eine historisch
daLierce Vorstellung isr, zu tran~"LCndiercn. Das lirerarische Feld ist nicht
mit einem nationalen Raum identisch, sondern erstreckt sich zumeist auf
einen ganzen Sprachraum; in das Feldkonzept läßt sich problemlos die
Rdation Zcncrum-Peripherie einbauen. Das Feld-Konzept erlaubt vor
allem auch, den dynamisch-agonalen Chara.krer des Kampfes um die De-
finition der legitimen Literatur zu erfusscn , an de.m sich Dominance und
Dominierce beteiligen. Über das Feld-Konzept ist es möglich, die Litera-
rur-Bcziehungen als eine permanente Ausdnanderscrz.ung :tu sehen und
wegzukommen von einer naiv-irenischen Sicht des interesselosen Aus·
causches. Über dieses Konupt la=n sich wohl auch die Machtrelarioncn
aufdecken, die auch die lntem21ionalisicrung der Literatur bestimmen.
Pascale Casanova hat so etwa aufgc:icigt. wie aus der unive1$itlircn struk-
ruralistisch-semiologischcn Literaturkritik ein Typus von it1un1a1ion11/em
1
&man encsr211den ist. der die lntcrnationalitiit der akademischen Weh
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Rßma11 cncsianden ist, der die lnternationalit~t der akademischen Welt
zu dnem literarischen Erfolg1rczcpt um7.umUnzen verstand. Die Autorin
dachte hier vor allem an Umbeno Ecos Werke, an David Lodge.s Campus
Nowls, an Franco Ferrucci und Milorad Pavic!. Alle sind als Scmiologcn
bestens venraut mit den 1cchnischcn Verfahren der modernen Literatur
und vermoch1cn so, moderne Romane zu kons1ruieren, die den Schein
der lnnova1ion hatten. Umbeno Eco, der auch das Vorwon zu David

~i Jiröme Mciz.oz.. u droit tk ,,.,,/ lrrirr•. Trois tw ht/1v1iqun. in: Acl<S de la rc-
chcrdie cn scicnccs socialcs 111-112 (1996), S. 91-109. Außerdem J~römc Mdioz..
Ritmuz. Un passager rlmulntin da lntrr1 fotnram1. G~n~e 1997, vor allem S. 168-
179: L'c!Tct de capirale. Des francophones dcvam l'>ris. Zum sprachlichen Un-
sich<rheits· und lnferioriC.hsgd'uhl beider Sprachen der fr.rncophonen Peripherie
sich~ Pascal Singy. l'imag, "'' fotnrnis ,,, S11isf.t' f01'1nnde. u„, f'llfJll(f(' SO<'io-
linguistique en Pap de Var«4 Paris 1996.

·~
DAS KONZEPT DES LITERAMISCHf N PELDßS

Lodgcs Small Wo&schrieb, schuf so den Pro1otyp de.s Romans der Inter·
narionale, dc.r go-b~rn, der es meisterhaft verstand, auf twci Hoch-
zei1en zu tanzen: auf der Ebene de.s •wissenschaftlichen Erns1cs• durch die
Veröffendichung akademischer Werke und derjenigen der •Kunst•, was
ihnen erlaubte, aus der •small world• der Universilih aunubrcchen, um 1
sich sdbcr den bcneidc~ncn Status von •schöpferischen• Genie.s i;u
. ..
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sich sdber den beneidenswc.nen Starus von •schöpfc.rischen• Genic.s zu
geben.•l
Bourdieu sdw beschäftigte sich in lcc:ucr Zeit intensiv mit der Fr.age
dc.s rransnaciooalcn Lltcr.arur- und ldccnaust2usches. Das ist mehr als
ein akademischc.s Thema. Er half aktiv mit. Plattformen einc.s solchen
Ausrauschc.s zu schaffen. so durch die Gründung der internationalen Bü·
chcncit:sehrift libtr im Jahr 1989 und durch die Initiierung cinc.s Inter·
nationalen Schrifuccllcrparlaments anläßlich des funften Carrcfour des
Linmrures in Srraßburg im Herbst 1993. Doch blieb es keineswegs bei
diesen Aktivitäten oder bei einem emotional-appcllativen Aufruf -iur
Zusammenarbeit. Nach Bourdieu gilt es vielmehr. zunächst ein wissen·
schaftliches Progr.amm zu enrwickcln, das all das inventarisiere, was einen
fruchtbaren Austausch lm Bereich des kulturellen Lebens hindert. Das
scrukrurclle Gewicht des jeweiligen nation,tlcn Feldes wird zumeist un·
tcrschärzc. Vorschnell gehe man von einer schon bestehenden lnccrnatio-
nalität der Zirkulation der Ideen und der Werke aus. Es gilr, so ßourdieu.
zunächst den historischen Kontext und die Struktur des Feldes des jewei-
ligen Entstehungslandes der Werke zu rekonstruieren. Denn viele Miß·
vrntiindnisu des kulturellen Dialogs entstehen deswegen, weil man mit
den Kategorien des eigenen Feldes Werke und Ideen des Nachbarlandes
rc-incerpreticrt. Als vordringliche Aufgabe erweise sich, in einer histori·
schen Anamnese die Entsrehung dieser K:atcgoricn in der Geschichte des
Bildungswesens und der wi5senschaftlichen Disziplin erwa in Deutsch-
land und Frankreich bcwußr zu m•chen. Eine sold1c Arbeit der Auf
kliirung könnrc zur Überwindung eines {noch) real cxisriercnden intel·
lektuellen Nationalismus hin zu einem Dialog fuhren, der nicht mehr
vorr.angig durch die Interessen des eigenen Feldes bestimmt ist. Die Enr·
Narionalisierung der Denk-Kategorien ist. nach Bourdicu, die crsre
Bedingung cinc.s wirklichen inccllekruellen Universalismus.« 1
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4') Pasca.lt Casanov.1t LL rom11n in1n11111101W/ "" ldn Jt'jo".tr '"'In kux 1ab/,11MJt. in:
s.
Libcr 1) (199j), 11-14.
,... P~ Bourditu, Ln t'Ondi1101111«14/a M IA Nrrula11on 1n1nn111101111k Jn 1JIN. in:
Ronuni!tischc Zcitsehrift lllr Li1<ra1u~ich1t 14 (1990). S. 1-10 sov.i< dcll„
Atur11n ntrponu."ismt' M l'un1wrsrl. in: Lcs rq;lc:s dc- l'art (wie- Atlnl. 7). S. 4S?„-471.

PAUL MICHA Ei. LOTZELER

Multikulcurelles, Posckoloniales und Europäisches


in der Poscmoderne: Zur lncernacionalicäc
der deucschsprachigcn Gegenwarcslice(acur

1. Oie lntcrrclation der Diskurse

Vieles von dem, was man als typisch >postmodern• bcu:ichnct hat, war
ei~ntlich bcrciis in der Moderne angelegt. Nach Zygmunt Bauman'
kam die Modeme erst durch die Postmoderne mit Pluralismus und Am·
bivalen2 zu ihrer vollen Encfaltung. Man kann alro die Postmoderne
nicht einfach auf eine Antihalrung zur Moderne festlegen. Vermindnde
Komcpte wie Encfalrung und Transforntation sind hier angemessener als 1
ein Denken in Oppositionen. Am besten lassen sich die Unterschiede
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. -
ein Denken in Oppositionen. Am bcs1cn lassen sich die Un1erschiede
-
zwischen Moderne und Pos1JT1odcmc als Bewegungen von einem Zu-
stand zu einem anderen beschreiben, als Pro7..CSSC hin zu Individualisie-
rung und Demokratisierung.
Die Theorie der Posrmodcrnc war in ihren Anr2ngen, d. h. in den
sechziger Jahren, vor allem mir äs1herischen Phänomenen befaßt. Man
denke an die frühen Essays von Lcslie Fiedler,1 Susan Sontagl und lhab
Hass:in.• Seit den siebziger Jahren wurde sie jedoch wcirerencwic:keh
von Archirekren wie Roben Venruri! und Charles Jcnc:ks,6 von Philoso-
phen und Kulturkririkern wie jean-Fran~is LyoranJ7 und jilrgcn Haber-

Zygmun1 B:iuman. /n1ima1io1U ofl'oftmod,milJ. London I Nrw York 1992. Für


einige sl:a"•ischc Ll1cr:aturcn, insbcsondtrc die rus~isc:ltc und <lic 1>0lnischc, wird
sogar - und v<Sllig 1um:h1- darauf hingcwirson. daß b<rrits die Modeme kllnsi-
lcrlschc Vcrlihrcn anwcndc1. die i11 den t96ocr Jahren das ~lcrkm:1.I pos1111od~r11
i t1gcschricbC'n bekamen. Z. ß. R.loul Eshc:lm:ann, Enrly So11itl f>os111101lrrnis111,
Frankfun an1 Main u. a. (Slaviscl1c litcracwc11. ·1ex1c und J\bh:tndltangcn. 12),
s. 9-12. 16 f.
2 L<slie Fiedler, 71„ N'w M1111111u. in: l»rtii.n Review J1 (1961). S. 101-111: der$„
Crou 1/1< &rdn - CloJr 1/1< Gap: Po11mod"11i1m (1969), in: Americ•n Ll1era1ure
Since 1900, hg. v. Marcm Cunliffe. London •971· S. }44-}66.
j Susan Sontag, Against lnlt7f'lltarion 11nd Otl><r Enap. New York 1967.
4 lhab Hassan. 71„ Dumnnbmnmt of Orph<uJ: Towurrl 11 Postmotl"'' LJJmttull.
New York 1971.
s Roben Vencuri und Dcni,.; Scott Brown und Steven lzcnour, Uitrningfrom Lu
VtgaJ. Th< Forgorrm S1mbolism ofArrhittrtur~l Fonn. C.mbridg• / MA 1971.
6 Clurlcs Jen&, TIN lAnguag< ofP.11-/lfotlcrn Arth11«1uw. London 1977.
7 Jc:i.n-Fran~ois Lyorud. LA u mdition postmotlcrnt: mpport tur k Nwoir. P•ris 1979.

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