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Posttraumatische Belastungsstörung
- Beispiele...
- Man-made disasters: sexuelle oder körperliche Misshandlung in Kindheit //
Vergewaltigung // körperlicher Angriff // Kriegserlebnisse // zivile Gewalterlebnisse
(z.B. Geiselnahme) // Folter und politische Inhaftierung // Völkermord
- Katastrophen/Unfälle: Verkehrsunfälle // Arbeitsunfälle // Naturkatastrophen //
technische Katastrophen (z.B. Nuklearkatastrophe)
- Andere: Lebensgefährliche Erkrankung // Herzinfarkt // Operation unter
vollständiger Narkose // gefährlich verlaufende Kindsgeburt // Beobachtung von
Traumata bei anderen
Symptomatik
- Intrusives Wiedererleben:
- spontan auftretende, auslöser-abhängige, ungewollte Erinnerungen an Aspekte der
Traumatisierung (auch Albträume), die mit traumatischer Erfahrung in Verbindung
stehen
- kurze sensorische Fragmente des Traumas, mit Gefühl der aktuellen Bedrohung
- kein Bewusstsein, dass man sich an etwas Vergangenes erinnert (wie bei normalen
Erinnerungen „mentales Zeitreisen“), sondern Eindruck, dass Ereignis sich in diesem
Augenblick wiederholt
- Flashbacks: intrusive Erinnerungen, die von dissoziativen Symptomen begleitet
werden // zeitliche + örtliche Orientierung verloren // Wahrnehmung der Erinnerung
als aktuelle Realität
- Dissoziation:
- Depersonalisation: sich selbst als unwirklich fühlen, „out of body“-Erfahrung, „Das
geschieht nicht mir“
- Derealisation: Gefühl, die Welt um einen herum ist unwirklich, „Die Dinge sind nicht
real, das ist nur ein Traum“
- Abschwächung emotionales Erleben + emotionale Intensität
- erlaubt Flucht aus Situation, aus der es kein tatsächliches Entkommen gibt
Klassifikation + Diagnostik
- nach DSM5:
- Konfrontation mit Trauma
- Symptome des Wiedererlebens (mind. 1): Intrusive Erinnerungen // Albträume //
dissoziative Reaktionen (Flashbacks) // starke emotionale Reaktion auf
Erinnerungsreize // starke physiologische Reaktion auf Erinnerungsreize
- Symptome des Vermeidens (mind. 1): Vermeidung von Erinnerungen, Gedanken,
Gefühlen // Vermeidung von äußeren Erinnerungsreizen/Situationen
- Veränderungen in Kognitionen und/oder Emotionen (mind. 2): Erinnerungslücken //
negative Überzeugungen über Selbst, andere oder Welt // übertriebene
Schuldkognitionen // persistierende negative Emotion // Interessenverlust //
abgeschnitten oder distanziert von anderen Menschen // Unfähigkeit positive Gefühle
zu erleben
- Symptome erhöhten Arousals (mind. 2): Ärger // rücksichtsloses oder
selbstverletzendes Verhalten // Hypervigilanz // übertriebene Schreckreaktion //
Konzentrationsprobleme // Schlafstörungen
- Dauer mind. 1 Monat
- klinisch bedeutsames Leiden oder Beeinträchtigung
- Ausschluss substanzinduziert oder medizinischer Krankheitsfaktor
- Differenzialdiagnostik:
- Anpassungsstörung: entscheidende Lebensveränderungen/Stressoren von weniger
katastrophalem Ausmaß (z.B. Trauerfall, Trennung, Arbeitsplatzverlust) oder
Kriterien der PTBS nach traumatischem Stressor nicht ganz erfüllt
- Andauernde Persönlichkeitsveränderung nach Extrembelastung: Lang anhaltendes,
wiederholtes Trauma (z.B. Gefangenschaft, Folter, Geiselnahme, wiederholte
sexuelle Kindesmisshandlung), das zu stabilen Persönlichkeitsveränderungen führt,
seit mind. 2 Jahren
- Akute Belastungsreaktion: Symptome wie bei PTBS, unmittelbar nach Erleben
eines Traumas // Unterschied zu echter PTBS = kürzere Dauer (mind. 3 Tage, max.
1 Monat)
- Erleben Trauma = notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für PTBS (gibt
auch andere Traumafolgestörungen, z.B. Depression)
- Instrumente:
- Strukturierte Interviews: strukturiertes klinisches Interview für DSM (SKID-I) //
Clinican Administered PTSD Scale (CAPS)
- Fragebögen: Posttraumativ Stress Diagnostic Scale (PDS) // Posttraumatic Stress
Disorder Checklist (PCL-5)
Epidemiologie
- Verlauf:
- Symptome meist direkt nach Erleben des Traumas
- chronischer Verlauf ca. 1/3 der Personen
- Spontanremissionsrate im ersten Jahr ca. 30%
- Verkürzung Erkrankungsdauer durch Psychotherapie
- trotzdem 50% auch nach zwei Jahren nicht remittiert
- längere Erkrankungsdauer + schlechtere Remissionswahrscheinlichkeit für:
Kindheitstraumata, Gewalterfahrung, anfänglich schwere Symptome, komorbide
affektive oder Angsterkrankung
- Komorbidität:
- ca. 80% PTBS-Patienten mit mind.1 weiteren psychischen Erkrankung
- am häufigsten: Affektive Störungen, Substanzbezogene Störungen, Angststörungen
- 1/3 bereits vor dem Trauma weitere psychische Störung (primäre Komorbidität),
dadurch erhöhte Vulnerabilität für Entwicklung PTBS
- bei ca. 2/3 sekundäre Komorbidität (weitere psychische Störungen erscheinen erst
danach)
- PTBS erhöht Risiko von somatischen Beschwerden
Biologische Faktoren
- Neuroendokrine Faktoren:
- Dysfunktion der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-
Achse)
- „Hypotkortisolismus“
- Paradox des erhöhten Kortikotropin-Releasing-Hormon-Spiegels bei erniedrigte
Kortisolspiegel // geringer basaler Kortisolspiegel wahrscheinlich physiologische
Adaption der HPA-Achse bei chronischem Stress
- Unterschied HPA-Profil zu Gesunden, zu chronisch Belasteten und zu Depression
- Gesteigerte Aktivität im noradrenergen System: möglicherweise biologischer
Indikator für erhöhtes Arousal sowie Intrusionen
- Psychophysiologie:
- erhöhtes autonomes Arousal (erhöhte elektrodermale Aktivität, Herzrate, blutdruck),
abnorme Schreckreaktion
- langsamere Habituation an wiederholte (besonders traumarelevante) Reize:
reduzierte Fähigkeit, intensive aber redundante Stimuli einzuordnen und zu
regulieren
- Veränderungen in evozierten Potenzialen (EEG-Aktivität): Schwierigkeiten
zwischen relevanten und irrelevanten Stimuli zu diskriminieren // Konzentrations- und
Gedächtnisstörungen
- Hirnareale:
- Geringeres Hippocampus-Volumen bei PTBS: Konzentrations- und
Aufmerksamkeitsstörungen // kontextuelles Lernen, Traumaverarbeitung // Ursache
oder Folge unklar
- erhöhte Aktivität limbischer Areale (z.B. Amygdala)
- geringere Aktivität präfrontaler und parietaler Areale bei Traumaverarbeitung
Ätiologie
- Risikofaktoren:
- Prä-traumatisch: weibliches Geschlecht // kognitive Verarbeitungskapazität //
vorhergehende psychische Erkrankungen
- Peri-traumatisch: Intoxikation // emotionale und psychophysiologische Rekationen
(Erleben von Todesangst, Sich-Aufgeben, negative Interpretationen des Traumas,
Verlust des Autonomiegefühls, Dissoziation) // Merkmale des Traumas
- Post-traumatisch: soziale und psychische Prozesse, die Bewältigung des Traumas
erleichtern oder erschweren // fehlende soziale Unterstützung // zusätzlicher Stress
in Lebensführung
Störungsmodelle
- Entstehung Traumagedächtnis:
- ungenügende Elaboration + Einbettung in die Struktur des autobiographischen
Gedächtnisses durch hohen emotionalen Stress während Traumas
- starke assoziative Gedächtnis-Verbindungen: Reize, die vor oder während des
Traumas wahrgenommen wurden, werden mit besonders schwerer Bedrohung des
Selbst assoziiert // Auslöser haben somit hohen Informationsgehalt und ühren zu
starkem Gefühl von Bedrohung und Wiedererleben
- starkes Priming für Reize, die mich Trauma assoziiert sind, sodass diese besonders
leicht bemerkt werden (niedrige Wahrnehmungsschwelle) + schlecht
Reizdiskrimination
- Aufrechterhaltung durch Sicherheits- und Vermeidungsverhalten, kognitive
Vermeidung à Dysfunktionale Copingstrategien
- Traumagedächtnis wird nicht verändert
- negative Interpretationen des Traumas und seiner Konsequenzen können nicht
hinterfragt und modifiziert werden
- Sicherheitsverhalten wirkt kurzfristig angst- und bedrohungsreduzierend, stärkt
Betroffene aber in Überzeugung, dass Strategien sinnvoll sind, um
Bedrohungserleben auszuhalten
Therapie