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Biochemie Band 1

Energ iestoffwechsel
11 I Inhaltsverzeichnis
Autor: Isabel Eggemann

Her ausgeber :
M EDI-LEARN
Bahnhofstraße 2Gb, 3 5037 Marb urq/La hn

Her st ellun g:
MEDI-LEARN Kiel
Dlbrichtweg 11 , 24 145 Kiel
Tel: 0431 /78025-0 , Fax: 043 1/78025- 27
E-Ma il: r edaktion@medi-Iearn.de, www.medi-Iearn .de

Verl agsred aktion: Dr . W altraud Haberberger , Jens Plasger , Christian W eier , Tobias Happ
Fachlicher Beirat : Timo Bra ndenburger
Lekto rat : Thomas Broc kfeld, Jan-Pete r-W ulf
Grafiker: Irina Kart, Dr. Günter Körtner, Alexander Dospil, Chr istine M ar x
Layout und Satz: Kjell W ierig
Illust rat ion: Daniel Lüdeling, Rippenspreizer .com
Dru ck: Dr uckerei Wenze l, Marburg

1. Auflage 2007

ISBN-10 : 3 -938802- 18-9


ISBN-13 : 9 78-3-938802- 18-2

© 2 007 M EDI-LEARN Ver lag, M ar burg

Das vorliegende Werk ist in all seinen Teilen urh eberrecht lich geschützt. Alle Rechte sind vorb ehalt en, ins-
besonder e das Recht der Übersetzung, des Vortrags, der Reprod uktion, der Vervielfältigung auf fotomecha-
nischen oder anderen W egen und Speicher ung in elektron ischen M edien.
Ungeachtet der Sorgfalt , die auf die Erste llung von Texten und Abbildungen verw endet wurde, können weder
Verlag noch Aut or oder Herausgebe r für mö gliche Fehler und deren Folgen eine juristi sche Verantwortung
oder irg endeine Haft ung übern ehm en.

Wichtiger Hinweis für alle Leser


Die Medizin ist als Naturwissenschaft ständ igen Veränder ungen und Neuerungen unterworfen. Sowohl die For-
schung als auch klinische Erf ahru ngen führen dazu, dass der W issensstand stä ndig erweitert wird. Dies gilt insbe-
sondere für med ikam entö se Therapie und ander e Behandlungen. Alle Dosier ungen oder Angaben in diesem Buch
unterliegen diesen Ver änderun gen.
Obwohl das M EDI-LEARN-Team größte Sor gfalt in Bezug auf die Angabe von Dosier ungen oder Applikationen hat
walten lassen, kann es hierfür keine Gewähr übern ehmen. Jed er Leser ist angehalten, durch genaue Lektüre der
Beipackzette l oder Rücksprache mit einem Spezialiste n zu überprüfen, ob die Dosier ung oder die Applikationsdau er
oder -menge zut rifft . J ede Dosie r ung oder App likation erfolgt auf eigene Gefa hr des Benutzers. Sollt en Fehler
auffallen, bitten wir dring end dar um , uns darü ber in Kenntnis zu setzen.
Vorwort 1111

Vorwort
Liebe Leser innen und Leser ,
da ihr euch entschlossen habt, den stei nigen Weg zum M edicus zu beschreiten, müsst ihr euch fr üher oder
später sowoh l gedanklich als auch pra ktisch mit den wirklich üblen Begleit erscheinungen dieses ansonsten
spannende n St udiums auseinander setzen, z.B. dem Physikum.
Mit einer Durchfallquote von ca. 25% ist das Physikum die unangefochtene Nummer eins in der Hit liste der
zahlre ichen Selektionsmechanismen.
Grund genug für uns, euch durch die vorliegende Skr ipten reihe mit insgesamt 31 Bänden fachl ich und ler n-
strategisch unter die Arme zu gre ifen. Die 30 Fachbände beschäftigen sich mit den Fächern Physik, Physio-
logie, Chemie, Biochem ie, Biologie, Histologie , Anatomie und Psychologie/Soziologie. Ein gesonderter Band
der MEDI-LEARN Skriptenreihe widm et sich ausführlich den Theme n Lerns t rategien, MC-Techniken und
Pr üfungsrhetorik.
Aus unser er langjährigen Arbe it im Bere ich profess ioneller Pr üfungsvorbere it ung sind uns die Pro bleme der
Stude nte n im Vorfe ld des Physikums bestens bekannt . Angesichts des enorme n Lernstoffs ist klar, dass nicht
100% jedes Pr üfungsfac hs gelernt wer den können. W eit weniger klar ist dagegen, wie eine Minimierun g der
Faktenflut bei gleichzeitiger Ma ximierung der Bestehenschance n zu bewerkste lligen ist.
Mit der MEDI·LEARN Skriptenreihe zur Vorbereitung auf das Physikum haben wir dieses Problem für euch
gelöst. Unse re Autoren haben durch die Analyse der bisherigen Exam ina den examensrelevanten Stoff für
jedes Prüfungsfach hera usgef iltert. Auf diese Weise sind Skr ipte entstan den, die eine kur ze und präg nante
Darstellung des Prüfu ngsstoffs liefern.
Um auch den mün dlichen Teil der Physikumsp r üfung nicht aus dem Auge zu verli er en, wurden die Bände
jeweils um Theme n ergänzt, die für die mü ndliche Prüfung von Bedeut ung sind.
Zusammenfassend können wir feststellen, dass die Kenntni s der in den Bänden gesam melte n Fachinfor ma-
ti onen genügt , um das Examen gut zu beste hen.
Grundsätzlich empfehlen wir , die Examens vorbereitung in drei Phasen zu gliedern . Dies setzt voraus, dass
m an mit der Vorbereitung scho n zu Semesterbeginn [z.B. im April für das August-Examen bzw. im Oktobe r für
das Mä rz-Exame n] startet. Wenn nur die Semesterferien für die Exame nsvorbereit ung zur Verfügung stehen,
sollte dire kt wie unt en besc hrieben m it Phase 2 begonnen werden.

• Phase 1: Die erste Phase der Exame nsvorbe re it ung ist der Era rbe it ung des Lern st off s gewidmet. Wer zu
Semesterbeginn anfängt zu lern en, hat bis zur schr iftlichen Prüfung je drei Tage für die Era rbe itung jedes
Skriptes zur Verfügung. Möglicherweise werden einzelne Skr ipte in weniger Zeit zu bew ältiqen sein, dafür
bleibt dann mehr Zeit für andere Themen oder Fächer. Während der Erarbeitu ngsphase ist es sinnvoll, ein-
zelne Sachverhalte durch die punktue lle Lektüre eines Lehrb uchs zu ergä nzen. Allerd ings sollte sich diese
punktuelle Lektüre an den in den Skr ipte n dargestellte n Theme n orient iere n!
Zur Festigu ng des Gelernten emp fehlen wir, bere its in dieser erste n Lernphase t heme nweise zu kr eu-
zen. Während der Arbe it mit dem Skr ipt Biochem ie sollen z.B. beim Thema .Citratcyclus" auch sc hon
Prüfu ngsfragen zu diesem Thema bearbeitet wer den. Als Fragensa mm lung empfehlen wir in dieser Phase
die "Schwar zen Reihen". Die jüngsten dre i Examina sollten dabei jedoch ausgelassen und für den Endspurt
[= Phase 3) aufgehoben werden.

• Phase 2 : Die zweite Phase setzt mit Beginn der Semesterferien ein. Zur Festigung und Vertiefung des
Gelernten empfeh len wir, täglich ein Skript zu w iederh olen und parallel examens weise das betreffende
Fach zu kr euzen. Während der Bearbe itung der Biochemie [hierf ür sind sieben bis acht Tage vorgesehen]
empfehlen wir, pro Tag jeweils ALLE Biochem iefrage n eines Altexamens zu kreuzen. Bitte hebt euch auch
hier die drei aktuellste n Examina für Phase 3 auf.
Durch dieses Verfahren wird der Lernzuwachs von Tag zu Tag deut licher er kennbar. Natürlich wird man
zu Beginn der Arbeit im Fach Biochem ie durch die tägl iche Bearbeitung eines kom pletten Exam ens mit
Themen konfrontiert, die mög liche rwe ise erst in den kom m enden Tagen wiederh olt werden. Dennoch ist
diese Vorgehensweise sinnvoll, da die Vorab-Beschä ft igung mit noch zu wiederholenden Them en deren
Verarbeitungstiefe fördert.

www.medi-Iearn.de r?\
\V
lvi Vorwort

• Phase 3 : In der dr itten und let zten Ler nphase sollten die aktuellsten dre i Examina tageweise gekreuzt
wer den. Pra kt isch bedeutet dies, dass im ta geweisen W echsel Tag 1 und Tag 2 der akt uellsten Examina
bearbe itet werden sollen. Im Bedarfsfa ll können einzelne Prüfungsinhalte in den Skr ipt en nachgeschlagen
werden.

• Als Vorbere itung auf die mün dliche Pr üfung können die in den Skr ipte n enth alt enen .Bas ics fürs Mün d-
liche" wiederholt wer den.

W ir wünschen allen Leserin nen und Lesern eine erfo lgreiche Pr üfungsvorbere it ung und viel Glück für das
bevorstehende Examen!

Euer MEDI-LEARN-Team

Online-Service zur Skriptenreihe


Oie mehr bändige MEDI-LEARN Skriptenr eihe zum Physikum ist eine wertv olle fachliche und
lernstrategische Hilfeste llung, um die berüc htigte erste Pr üfungshürde im Medizinstud ium
sicher zu nehmen .
Um die Arbeit mit den Skripte n noch angenehmer zu gestalte n, bietet ein spezieller
Dnline-Bereich auf den MEDI-LEARN Webse iten ab sofort einen erweiterten Service.
We lche erweiterten Funktionen ihr dort findet und wie ihr damit zusätzlichen Nutzen
aus den Skripten ziehen könnt, möc hten wir euch im Folgenden kurz erläutern.

Volltext-Suche über alle Skripte


Sämt liche Bände der Skript enr eihe sind in eine Volltext-Suche integriert und bequem online recherchierbar.
Ganz gleich, ob ihr fächerüberg reifende Themen noch einmal Revue passieren lassen oder einzelne Themen
punktgenau nachschlagen möcht et: Mit der Vollt ext-Suche bieten wir euch ein Tool mit hohem Funktionsum-
fang, das Recherche und Rekapitu lation wesentli ch erleichtert.

Digitales Bildarchiv
Sämt liche Abbildungen der Skr ipt enreihe stehen euch auch als hochauflösende Grafiken zum kost enlosen
Download zur Verf ügung. Das Bildmaterial liegt in höchst er Qualität zum großformatigen Ausdruck bereit. So
könnt ihr die Abbildungen zusätzlich beschriften, farbl ieh markieren oder mit Anme rkung en vers ehen. Ebenso
wie der Volltext sind auch die Abbildungen über die Suchfunkt ion rec herch ierbar.

Erg änzungen aus den aktuellen Examina


Oie Bände der Skr ipt enr eihe wer den in regelmäß igen Abständen von den Autoren online aktualisiert. Oie Ein-
arbe itung von Fakten und Informa t ionen aus den aktuellen Fragen sorgt dafür , dass die Skriptenre ihe immer
auf dem neuesten St and bleibt. Auf diese We ise könnt ihr eure Lernarbeit stets an den aktue llsten Er kennt nis-
sen und Fragentenden zen or ientieren.

Err at a-Liste
Sollt e uns trotz eines mehrstufigen Systems zur Sicherung der inhaltli chen Qualität unserer Skript e ein Fehler
unterlaufen sein, wird dieser unm itte lbar nach seinem Bekanntw erden im Int ernet veröffentl icht. Auf diese
We ise ist sicher geste llt, dass unsere Skripte nur fachlich korrekt e Aussagen ent halten, auf die ihr in der
Pr üfung verlässlich Bezug nehmen könnt.

Den Onlinebere ich zur Skr iptenre ihe findet ihr unter www.medi-Iearn.d e/ skripte
Inhaltsverzeichnis IV

1 Überblick und Grundlagen 1

1.1 Was sind Redoxreaktionen? 2


1.1.1 Oxidation 2
1.1 .2 Reduktion 2
1.1.3 Redoxrea kt ion 2
1.1.4 Redukt ionsäq uivalent 2
1.1.5 Redoxpotential 3

1 .2 Ein kurzer Ausflug in die Energetik 3

1.3 Systematisierung der Coenzyme 4


1.3 .1 Unterteilung der Coenzym e nach Enzymbeziehung .4
1.3.2 Unt erteilung der Coenzym e nach Art der übertragenen Gruppen 5

1.4 Ein paar Geheimnisse aus dem mitochondrialen Leben 14


1.4.1 Sto ffwec hselwege im Mitochondr ium 14
1.4.2 Tra nspo rtsyste me 15

2 Pyruvatdehydrogenasereaktion (= PDH] 21
2.1 Ablauf der Pyruvatdehydrogenasereaktion 21
2 .1.1 POH-Reakt ion Teil 1: Decar boxylier ung 21
2 .1.2 POH-Reakt ion Teil 2 : CoA-Anhängung 22
2. 1.3 POH-Reakt ion Teil 3 : Regener at ion der Coenzyme 22
2 .1.4 Gesamt ablauf der POH-Reaktion 23

2.2 Regulation 24

3 Citratcyclus 26
3.1 Der Ablauf oder was passiert hier eigentlich? 26
3.1 .1 Teil 1 des Citrat cyclus: Acetyl-CoA-Abbau 27
3 .1.2 Teil 2 des Citratcyclus: Oxalaceta t-Regeneration 30
3 .1.3 Citratcyclus gesamt 32

3.2 Die Energiebilanz oder was springt bei dem ganzen Zirkus raus? 33

3 .3 Citratcyclus Regulation 33

3.4 Anabole Aufgaben , denn der Citratcyclus kann noch mehr 33

3.5 Anaplerotische Reaktionen = Nahrung für den Citratcyclus 34

www.medi·learn .de ®
2 I Überblick und Grundlagen

Bevor man nun in die tiefen Geheimnisse der Bio- 1.1 .2 Reduktion
H
chemie einsteigt, kommen erst ein paar Grund-

~
lagen. Bitte nicht einfach überspringen; es sind
zwar einige zusätzliche Seiten, die aber wichtig I Molekül B I+ 2H ~
sind für das Verständnis der weiteren Kapitel
und im Physikum auch schon mal gerne gefragt Abb. 3: Reduktion H

we rde n. Im Einze lnen geht es in diesem Kap itel


um: Das Molekü l B nim mt bei der Reakti on zwei
• d ie Frage: "Was sin d Red oxreaktionen ?" Wasserstoffatome auf = es wi rd hydriert und da -
• einen kurzen Ausflug in die Energetik. mit reduzie rt.
• eine Systematisierung der Coenzyme.
• ein paar Geheimnisse aus dem mitochondri- MERKE:
alen l eben . Die Reduktion ist eine Reaktion, die gleichzusetzen
ist m it:
• Elektro nenaufnahme [oft m it Pr ot onenaufnahme
1 .1 W as sind Redoxreaktionen? gekoppelt )
Hint er dem seit d em ersten Sem ester wo hlbe- • Hydrier ung [= H2,Aufnahme )
kannten und d och irgend wie Unwohl erze u- • Sauerstoffabgabe
gend en Begr iff steckt nichts Besonderes. Er hat
nur leider die Eigenscha ft, d ass man es sich oft 1.1.3 Redoxreaktion
nicht mer ken ka nn, in welche Richtung was ab- Nu n liegt es in der atu r d er Sache , d ass das
gegeben oder aufgenommen wird, wie das in der Eine nie ohne das An dere stattfindet. Im Klarte xt
Medizin und insbeso ndere vor dem Physikum heißt das : Oxidation und Red u ktion sind immer
wohl so oft der Fall ist. Hier zur Auffrischung mitei nander gekoppelt, was ma n da he r auch Re-
also noch mal das Wich tigste in Kurzform : doxreaktion ne nnt.

1.1.1 Oxidation H

~
H
Molekü lA

~ ---'> I Mol.kOlA I. 2H + H ~ + H

~
H
Molekül B
Abb. 2: Oxidat ion
Abb. 4 : Redoxrea kt ion
H
Das Molekül A gibt bei der Reaktion zwei Was-
serstoffatome ab = es wird dehydriert und dami t Molekül A gibt hier zwei H ab und wird daher
oxidie rt. deh yd riert = oxidiert. Da sich die se zwei Wasser,
stoffatome nicht ein fach in luft aufl ösen können,
ME RKE: werden sie von Molekül B übernommen: Mole -
Die Oxidatio n ist eine Reaktion , die gleichzusetzen kü l B wird dadurch hydriert = red u ziert.
ist mit: 1.1 .4 Reduktionsäquivalent
• Elekt r onenabg abe [oft mit Pro to nenabgabe Das Redu ktionsäquivalen t ist ein Begr iff, der oft
gekoppelt ) verwende t, aber fast nirgendwo erk lärt wir d . Da
• Dehydr ierung [= H2,Ab gabe)
• Sauers t offaufnahme
dargestellt. Dadurch ist sie zwar nicht J:f
die offizielle chem ische Defin ition rech t kom -
pliziert ist, ist sie hier etwas verei nfacht I

mehr ganz so pr äzise, für d ie Ph ysi- ( . 'I\ "\)


ku msfragen abe r trotzd em ausrei- . ,
che n d:
Im Schriftlichen wi rd d er Begriff Re-
Überblick und Grundlagen 11

So, und jetzt hoffe ich, dass ihr, wenn SChon ~


nicht
Biologische Oxidation moti vierter, dann doch wenigstens mit einem . (
= ZusammenflussjEndstrecke Lächeln auf den Lippen anfangt zu lesen . It

der Energieverwe rtung

Einleitungen - wer liest schon Einleitungen?


Ich habe Einleitungen eigentlich immer gelesen. 1 Überblick und Grund lagen
Nicht, dass sie mich sonderlich interessiert hät-
ten und ich hinterher wesen tlich moti vierter und
gespannter gelesen hätte, bei mir ging es wohl Die vorliegende Grafik ist als Orientierungs-
vielmehr darum, weitere fünf Minuten "raus- karte gedacht. Sie soll einen Überblick darüber
zuschlagen", bevor ich mich dann doch unaus- geben, wie die drei großen Jäh rstoffklassen auf
weichlich dem meist sehr trockenen Stoff ausset- ihren ein zelnen Pfaden zerlegt werden, um dann
zen musste. hinterher in eine n gemeinsame n Abbauweg zu
Wo wir dann auch schon be im Thema wären: Ich münden.
könnte jetzt schreiben, dass das Thema "Biolo- Die im vorliegenden Skript besprochenen Kapi -
gische Oxida tion" d ie Krön ung der Biochemie tel (= Pyruvatdehydrogenasereaktion ab S. 21,
und unabdingbar für ihr tieferes Verständnis Citratcyc!us ab S. 26, Atmungskette ab S. 36) sind
ist, wie es wahrscheinlich in den großen Lehrbü- hier in einen großen Zusammenhang eingeord-
chern steht. Oder etwa, dass das Th ema trocken net , so dass es hi lfreich ist, jeweils vor Bearbei-
und kompliziert ist, aber im Physikum von den tung eines dieser Kapitel einen Blick auf diese
Profs gefragt wird und es deswegen wicht ig ist. Grafik zu werfen, und sich kurz klar zumachen,
Die Wahrheit liegt wohl irgend wo da zwischen. mit welchem Abbauweg man sich beschäftigt,
Das vorliegende Kapitel der Biochemie ist nicht woher d ieser Abba u weg kommt und wohin er
einfach, aber es führt die d rei großen Stoffwech- führt.
selabbauwege zusammen. Daher br ingt hier ver-
gleichsweise wenig Lernarbeit wirklich "ern st-
hafte Erke nn tnis" und damit verbunden auch
wichtige Physikumspunkte mit sich .

Ab b. 1: Über sicht biologische Oxidat ion

www.medi-Iearn.de ~
W
4 I Überblick und Grundlagen

M ERKE:
HH
Eine exergon e Reakt ion ist eine Reakt ion, die
• freiwillig abläuft und
• Energie fr eisetzt.
In unser em Allta g könnte das z.B. Eisessen sein.
Eine endergone Reaktion ist eine Reaktion , die
• nicht fre iwillig abläuft und
• Energie verbraucht .
In unserem Alltag könnt e das z.B. Lernen sein.
Das Enzym ist mit Substrat und Coenzym beladen. Die zu
Koppelt man nun eine en dergone Re- übertragende Gruppe (z.B. 2H ) ist dabei an d as Coenzvm
akti on mit eine r exe rgo ne n, ka nn gebu nde n. Bei der Reaktio n werden d ie Gruppen vom Co-
plötzlich auc h d ie ene rgiever- enzym an das Substrat abgegeben .
br auchende, ende rgo ne Re-
aktion abla u fen . Wenn ma n Abb . 6 : Funkt ion sw eise von Coenzyme n
also beim Lernen ein Eis
isst, w ird das Ganze ert räg - Man kann die Coe nzy me auf zwei Ar ten wei-
licher. ter u n terteilen :
1 ach der Ar t, wie sie in Beziehung zu ihr em
Od er mit eine m ehe r med izinischen Vergleich Enzy m stehe n.
verdeu tlicht: Ein Muskel w ird sich nicht frei- 2 Na ch der Art, was sie transportieren = welche
willig kontrahi eren (= ende rgone Teilreaktion). Gru ppen von ihnen üb ertragen werden .
Koppelt man abe r d ie Muskelkontraktion mit
der Spaltung von ATP (= exe rgone Teilreaktion), 1.3.1 Unterteilung der Coenzyme
so führt das d azu , dass sich der Muskel kontra- nach Enzymbeziehung
hiert (= exergone Gesamtreaktion ). Dieser Abschnitt geht au f die Frage ein, wie sich
Coe nzy me gegenü be r den Enzym en ve rha lten,
von denen sie verwendet werden . Dabei unter-
1.3 Systematisieru ng der Coenzyme scheide t man
Was sind eige ntlich Coenzym e? Coenzyme sind • lösliche Coenzym e (= Cosubstrate) und
so etw as, wie die kleinen, abe r d och sehr wic hti- • prosth et isch e Gru p pe n (= fest ans Enzy m ge-
gen Helfer des Alltag s, die fü r einen reibungslo- bu nd en e Coe nzy me).
sen Abl auf in de r Vielza hl d er Stoffwechselkr eis-
läufe (und anderen Bereichen ) sorgen. Lösliche Coenzyme
Lösliche Coen zym e verha lten sich fast genauso
ME RKE: wie die Sub st rat e. Sie we rde n
Coenzyme sind Hilfs moleküle, die • wäh rend der Reaktion wie Sub strate gebun-
• die in einer Reakt ion vom Enzym übertragenen de n,
Gr uppen vorüber gehend aufnehme n und dann • wie di ese chem isch verändert und
wieder abgeben. • in ver änderter Form wie de r freiges etzt.
• damit eine Transportfunktion ausüben, die zur Re- Im Gegen sat z zu de n Substraten werde n die Co-
gulation von Sto ffwec hselkreisläufen genutzt wir d. enzyme jedoc h ansch ließe nd in einer zweiten,
un abh ängigen Reaktion rege neriert und steh en
für eine n erne u ten Reaktionsdurchlauf zur Ver-
fügung. Die Regenerati on kann durch da s En-
zy m der Hinreaktion katal ysiert werden oder
durch ein anderes Enzym .
Was sind Redoxreaktionen? I3

duktions-äquivalent als Synonym für d ie Anzahl -2,71 V Na


d er üb ert ragenen Elek tro nen verwendet. Dabei
gi lt:

M ERKE :
Ein Reduktionsäquivalent bezeichnet 1 M ol Elek-
tronen , die bei Redoxrea ktionen entweder dir ekt
OV H
oder zusam me n mit 1 M ol Pr oto nen in Form von
Wasserstoff (= z.B. NADH) übertrag en w erd en.

Un d jetzt no ch mal konkret: In unser em Beispi el


(s, Abb. 4, S. 2) werden di e Elek tro ne n zusam-
me n mit Ht lo ne n als H -At ome ü be rtragen. Es +2,87 V F
werden insgesam t 2 H-Atome ausgetausch t. Das
entsprich t zwei Reduktionsäqu ivalen ten .
Abb. 5: Auszug aus der Spannungs re ihe
1.1.5 Redoxpotential
Der Begriff d es' Red oxp otentials ist sch on eine Natriu m
et was härter e Nu ss . Wenn m an sich aber no ch • hat ein sehr negatives Redoxpotential.
ma l an unser Beisp iel von eben eri nnert (s. Abb . • ha t d aher keine hohe Anziehungskraft auf
4, S. 2), sieh t m an, d ass d as Molekül B dem Mo - Elektronen und gibt sie eher ab .
lekül A seine zwei H -At om e abge no m men ha t. • steht ganz oben in de r Spa nnungsreihe.
Das Molekül B verfügt offe nsi chtlich üb er mehr
Kra ft diese Wasserstoffa to me an sich zu binden Fluo r
als das Molekül A. Diesen Kräft eu nt er schi ed • hat ein seh r positives Red oxp otential.
gibt es zwi schen allen Molekülen und so ka nn • übt eine hoh e Anz iehung skraft au f Elekt ronen
m an qu asi eine Art Ran gli ste erstelle n: Wer meh r au s und nimmt sie d aher eher auf.
Kraft hat, bekommt auch eine positivere Zah l zu - • steht ganz unten in der Sp annungsreihe.
geordnet. Das ist d ann au ch schon das Pri nzip
des Red oxp ote nti als. Übrigens ...
Der Elekt r onenfluss ent lang der Spannungsr eihe
M ERKE: lässt sich gut mit einem Wasserfall vergleichen:
Oie Elekt r onen fließen in der Spannungsre ihe
Das Redoxpote nt ial ist ein M aß fü r die St ärke der
bei Redoxr eaktionen von den oben stehenden
Anziehungs kraft eines Stoffes auf Elektronenj
Elem ent en zu den unten stehenden , genau so
H-Ato me .
wie das Wasser im Wasserfall von oben nach
Je positiv er das Redoxpotential eines St offes unten fließt .
ist, desto grö ßer ist seine Anziehungs kra ft auf
ElektronenjH-Ato me .
Es geht um die Fr age: "W er ist der bessere 1 .2 Ein kurze r Ausflug in die Energeti k
Elekt ro nenjäger , hat also m ehr Kr aft als die In der Ch em ie un d de r Bioch emie gibt es zwei,
Ande re n?" unter energetischem As pekt ve rschie de ne Rea k-
tions typen:
Ordnet m an nun also d ie Substanzen danach, • Reaktionen, die Energie fre isetzen und
wie stark sie H-Atom e anziehen und sch reib t di - • Reaktionen, die Energie verbrauchen.
ese Ran gliste umgek eh rt auf (also die besten Jä- Man kann das sehr gut mit unserem Alltag ver -
ge r nach unten , die schlec h ten nach obe n), erhält gleic he n. Auc h hier gibt es Sachen, die einem
man die Spannungsreihe. Spaß m achen = Energie zuf ühren und Sache n
für d ie m an arbeiten mu ss = d ie Energie ver bra u -
chen.
Im (Bio-)Chemiejargon gibt es dafü r die Begriffe
exergon lind endergon.

www.m edi·learn.de f?\


W
6 I Überblick und Grundlagen
Übrig ens ...
Die Redoxcoenzyme transportieren nur
"kleine" Elektronen. Atome und Moleküle. o o
Man könnte sie mit einem Auto vergleichen. 11 11
da auch hier die Ladeka pazitä t besch ränkt ist. C- NH2
rY C N H2

WI
-

~l±l Kinase
) ~~)
N N
1 1
R R +p

Abb. 9: St ruktur von NAD+und NADP+

MER KE
• So wohl NAD+ als aueh NADP+kö nnen a us Nieo-
tin s ä ur e oder Nieotins ä ure a m id [a us de m Vit 8 2
Kom plex) s ynt hetis iert werden .
• Nieoti nsäure (= Niaein) s e lbst kan n a us der Am i-
nosäure Tryptophan gebildet we rde n.
Wichtige Redoxcoen zyme sind
• TA D +u nd N A D P+,
• FM N u n d FAD, Ü b r i g en s .. .
• Liponsäur e, Die Abbildung zeigt die St rukturformel
• Ubi chinon, von Nicotinsäureamid und NICHT die von Nicotin.
• Häm und o
• Eis en-Schwefel -K omplexe.

NA D +u n d NAD P+. NAD' u n d NAD P+sind häu -


fige und w ich tige C o enzyme, um d ie m an in der
(rC
-N
H'
H 11

Bio ch emie nicht " heru m k o m m t" . Sie s p ie le n in N


fast a lle n Sto ffwe ch selk re islä u fen ei ne Rolle. Abb. 10: Nicot insäu reamid
Fr ag en hi e rzu b ezi ehen sich a uf
Um de r Verwirrung bei den Begrifflichkeiten
a ) ihre Struktur,
vorzubeugen:
b ) ihre Eigenschaften und Gemeinsamkeiten sowie De r Ausdruck Niacin ist gleichbedeutend
c) ih re U ntersch ie de. mit Nicot insäure. Das in der Natur häufig
vorkommende Nicotinsäureamid ist genauso als
Z u a) Keine Pa n ik: Es is t nicht n ötig, die Vitaminwirksam und kann als Niacinamid oder
Struktur d er M ol ekül e a u swe n d ig z u lernen, ebe nfalls nur Niac in bezeichnet wer den.
m an so llte sie nur w ieder e r ke nne n können Chemisch besteht der Unte rsc hied zwisc hen
der Sä ure und dem Säurea mid lediglich in
(s . Abb. 9).
einer Aminogruppe. die an die Carboxylgruppe
gebunden ist.
Übrig ens ...
• Ausgeschri eben bedeutet NAD(pr: Nicotin-
amid-Adenin-Dinucleotid-[Phosphat) Zu b ) den Eigenschaften von AD+/ ADP+soll-
• NAD+und NADP+unt ers cheiden s ich im struk-
te m an sich merken, dass beide z u den Redoxco-
t ure llen Aufbau ledigl ich durch eine Phos phat-
enzymen gehören und somit Redox quivalente
gruppe . die von einer Kinase auf NAD+ übert ra-
gen wird. so dass daraus NADP+entsteht. (s. 1.1.4, S. 2) transportieren. Be i diesen Re doxä-
quivalenten hand elt es si ch allerd ings u m e twas
Besonderes, n äm lich u m H ydrid-Ionen ; ei n Be -
griff, der im Physikum a uch verlangt w ir d.
Systematisierung der Coenzyme I5

Coenzym Substrat 1 Coenzym Subs trat 2


(Form 1) (Form 2)

a b c d
Abb. 7: lösliche Coenzyme

Prosthetische Gruppen
Im Gegensatz zu den löslichen Coenzymen sind
die prosthetischen Gruppen immer fest an ein
Enzym gebunden (= sie ver bleiben vor, wä hrend
und nach der Reaktion am Enzym) und müssen
auch dort wieder regeneriert werden.

prosthetische
Gruppe
prosthet ische
(Form 2)
Gruppe
(Form 1)

a b c d
Abb . 8 : prostheti sche Gr uppen

1 .3 .2 Unterteilung der Coenzyme nach Art Redoxcoenzyme


der übertragenen Gruppen Die Bezeichnung dieser Coenzyme lässt zu Recht
Grundlage für diese zweite Art der Einteilung ist vermuten, dass sie irgendetwas mit Redoxreakti-
die Tatsache, dass ein Coenzym immer die glei - onen zu tun haben. Da Oxidation un d Redu ktion
che Gruppe transportiert (= z.B. immer H 2, im- immer gekoppelt ablaufen, es abe r im Stoffwech-
mer CH 3, immer ein Elektron...). Dahingehend sel nicht immer möglich ist, eine n passe nden Re-
sind unsere kleinen Helfer also sehr unflexibel. aktionspartner in der Zelle aufzutreiben, ha ben
Das ist aber auch gut so, da sie dadurch auf ihr sich ein paar Coenzyme dazu bereit erklärt, für
Transportgut optimal eingestellt sind. diese Aufgabe bereitzustehen und je nachdem,
Dieser Abschnitt behandelt die beiden prüfungs- was gebraucht wird, oxidiert oder redu ziert zu
relevanten Vertreter werden.
Redoxcoenzyme und Daraus ergibt sich die Definition der Red oxco-
gruppenübertragende Coenzyme. enzyme: Redoxcoenzyme sind Coenzym e, die
bei Redoxreaktionen H-Atome oder Elektronen
aufnehmen oder abgeben.

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81 Überblick und Grundlagen

ME RKE: MER KE:


NAO' und NAOP' • NAO' ist Coenzym des kata bolen St offwechsels.
• sind lösliche Coenzym e, • NAOP' ist Coenzym des anabolen St offwe chsels.
• besitzen das gleiche Redoxpotential und
• das gleiche Absorptionsspektrum. FM N und FAD. Auch diese Redoxcoenzyme
sind oft gesehene Begleiter in der Biochemi e
Übr i g en s .. . u nd den Physikumsfragen. Daher empfiehlt sich
Pellagra ist eine Nicotinam idmangel- auch hier eine Beschäftigung mit
erk rankung mit den Sympto men: a) ihrer Struktur und
• Dem enz b) ihren Eigenschaften:
• Der mat itis
• Diar rhöe Zu a) Das Grundger üst von FMN und FAD bil-
Merkhilfe = DDD
det d as Riboflavin, welches ebenfalls dem Vita -
min B2 Komplex angehö rt.
Zu c) Zum krönenden Absch luss dieses Th em as Wie Abbildung 13 zeigt, besteht
widmen wir uns jetzt noch dem entscheidenden • FMN aus Riboflavin + Phosphat,
Unterschied zwischen NAD' und NADP' . Der • FAD aus Ribofla vin + Phos phat + AMP
besteht darin, dass d ie beiden Coenzyme von od er anders ausgedrückt
verschiedenen Enzymen/Stoffwechselwegen ge- • FAD aus FM + AM P
nutzt werd en .

Übrigens .. . FAD
Hinter dieser Tabelle ste ckt eine Syst emat ik,
mit der man sich viel Lerne r ei ersparen kann.
Wenn ma n sich die einzelnen Zustä ndig-
keit en mal genau ansieht, merkt man,
dass NAO' im katabolen [= abbauenden] ._ .
St offwechsel und NAOP' im anabOlen~, 'I ' (

[= aufbauenden) St offwec hsel benutzt . • '


wir d.

0 - - CH
I 2
0= P - 0 -
I
o
Imm!r 1w:.1!W' I
0= P - 0 ·
HO OH

I
Glykolyse [bisher gefra gt: Fettsäure synt hese o
Glycer inaldehyd-phosphat- I
Oehydroge nase) Riboflav in CH 2
I
Cit ratc yclus Choleste r olj Stereidbio- HC - OH
synthes e I
HC- OH
Atmungskette Pent osephosphatw eg
I
He - OH
[bisher gefragt Glucose-5· I
phosphat-Oehydrogenase] CH 2
I
kataboler Sto ffwechsel anaboler St offwechsel H3cnN~Nyo
Tabelle 1: Unterschiede NAD ' / NADP' H3C
, I N
# NH

o
Abb. 13: Struktur von FMN und FAD
I9

0
Systematisierung der Coenzyme

'" b
1
Übrig en s ... Die übrigen vier Redoxcoenzyme '11 "

FM N enthä lt KEIN AMP und som it auch werden nicht explizit gefragt. ,
KEINEN Purinri ng:
Da sie an manchen Reaktionen aus
Zu b) Die w ich tigen Eigen sch aften dieses Red ox- Kapitel zwei, drei, vier und fünf betei-
coenzyrnsysterns sind schne ll zu sa m me ngefass t: ligt sind, sollte ma n sich aber ihre Na men und
• FM und FAD üb ertragen immer zwei Was- ihre Zugeh öri gkeit (= an welche n Stoffwechsel-
serstoffatorne, FAD (FMN) w ird bei H 2-Au f- wegen und Reaktione n sie beteilig t sind) scho n
nahme reduziert zu FADH 2 (FMNH 2) · mal merken. Mit diesen Vorkenntnissen ist es
FAD + 2H ~ FADH 2 wesentlich einfacher, diese Themen zu verste-
• FMl und FAD ge hören zu d en Flavoprotei- hen, da man dann nicht nur mit neuer Informati-
n en , Sie ka talysieren Redoxreaktionen, wie on konfrontiert w ird .
z.B. oxi d ative Desam ini eru ngen, Dehydrie-
rungen , Transhy drogenieru ngen, aber KEINE Lipons ure (= Lipoatr D ie Liponsäure spielt in
Transam inierungen und KEIN E Hydrolysen . der Biochemie eher eine untergeordnete Rolle.
• FMN und FAD sind k ovalent an ihre Enzy me Man sollte jedoch wissen, dass sie
gebund en , d .h . sie bleib en vor, wä hrend und • 2H üb erträg t und
nach der Reaktion an ihrem Enzym und müs- • an der oxidativen Decarboxylieru ng von Py-
sen an diesem auch wie der regen erier t werden ruvat und a - Ke toglu tarat betei ligt ist (s. Kap.
(s. pr ostheti sch e Gruppen, S. 5). 2, ab S. 21).
• FM 1 u nd FAD haben ein positiveres Redox-
p otenti al als 1 AD- und NADp·, d .h. sie üben H H
eine g rößere Anziehungskraft auf Elektronen I I
+ 2H
aus als NAD· und ADP-. Daher werden s S

V R
)
1 ADH+H- u nd NADPH+H- von FMN und (
FAD oxidiert. -2H

ME RKE: oxidierte Form reduzierte Form


• FAD und FM N sind prosthetische Gruppen, die
sich nicht von ihrem Enzym lösen können. Abb. 14: Liponsäure
• FAD und FM N t ransport ieren immer 2 H-At ome.

... ...
• -.--.
R R H

H
'CXXN
I
XN
'I I
0

NH
(
+ 2H
) H
'C
üNXN'I
HC
I I '
I

N
I

C/
NH
0

HC ' N# C/ -2H 3 11
3 11
0
I 0
H

oxidierte Form redu ziert e Form


I
Abb . 15a: FMN und FAD oxidiert Abb. 15b: FM N und FAD re duziert

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W
10 I Überblick und Grundlagen

Übrigens ... Übrigen s ...


Um der Verwirrung bei den Begr ifflichkeite n Ein paar W orte zur Nome nklatu r: Links ist
vor zubeugen: die oxidierte For m = Ubichin on (= ein Ket on)
Liponsäure ist gleichzusetzen mit dem Begr iff darge stellt, die dur ch die Aufnahme von 2H in
die r eduzierte For m = Ubichin ol [= ein Alkohol)
Lipoat [= Salz der Liponsäure ). Die wesentliche
übergeht. Chemisch gesehen wer den dadu rch
physiologisch e Funktion best eht in der Bete ili-
aus den beiden Ket ogr uppen [= C=O) zwei
gung als Coenzym an der oxidativen Decar boxy-
Alkoholgrupp en [= GOH).
lierung von o:-Ketosäuren . Hier bei hat die Lipon-
säure jedoch Liponam idfor m , ist also über eine
Säure amidbindung an einen Rest gebunden . Häm. Häm be i den Redoxcoenzyme n, ha t d as
nich t eher was mit Blu t zu tun? Das ist richtig,
Ubichinon (= Coenzym Q). Das Ubichinon ist aber da s H äm ist so ein viel seitiges Molekül,
ein bes onderes Coen zym . Es ist nämlich so lip o- dass es zu scha de wäre, ihm nur eine Aufgab e
phil, dass es sich in Membranen bewegen kann anzu tragen ...
und damit Redoxäq u ivalente innerh alb d ieser Häm ka nn nä mlich mit vers chiede n Protein en
Me mbranen von ein em Punkt zum nächsten assoziiert sein. Je nac h dem mit we lcher Prot e-
transportier t. Ihm kommt eine wichtige Rolle in instruktur d as Häm verbunden ist, entstehen
de r Atmungskette zu, wo Ubic hinon ebe nfalls H ämoglobi n, Myoglobin oder versch iede ne Cy-
zwei H-At ome übert rägt. tochrome. In den beid en erste n Mo lekü len h at
Häm in der Tat di e Funktion eine s Sau erstoff-
trägers, in de n Cytoch ro me n ist da s Häm jedoch
ein Red oxcoen zym . Im Gegen sat z zu den vorhe r
bes p roche ne n Red oxcoen zym en überträgt d as
Häm jedoch nur ein Elektron.

Bei Aufnahme des Elektrons wird das Eisen -Ion


im Häm um ein s weniger positiv = es geh t von
oxidierte Form reduzierte Form der Fev -Form in die Fe 2+-Form üb er.
Abb . 16: Ubi chinon und Ubichin ol

. ... . .. .... .. .. .

Häm oxidiert Häm reduziert

Abb . 17a: Häm oxidiert Abb. 1 7b : Häm r eduziert


Systematisierung der Coenzyme 111

Übrigens ... Gruppenübertragende Coenzyme


Auch im Hämog lobin und Myo globin kann Dies ist d ie zweite wichtige Gruppe der Co-
das Harn oxidiert wer den und in die 3 --Form enzym e. Über da s Transportgut der Red oxco-
über gehen. Das Hämog lobin heißt dann Me th ä- en zyme können sie nur lachen: Die zu trans-
m oglobin und ist für den Sauerstofftransport
portierende last der gruppenübertragenden
unbr auchbar, da es kein O2 m ehr binden kann.
Coen zy me aus chemischen Gruppen (= z.B. Al-
kylreste, Ami nogru ppen...) ist d och wese n tlich
Eisen-Schwefel-Komplexe. Die Eisen-Schwe- größer als die kleinen Elek trö nche n, Hyd rid-I o-
fel-Kom plexe sin d hier nur der Vollständig- nen oder H-Atome der Red oxcoenzyme.
keit halber mit aufgeführt. Sie spielen in der
Atmungskette eine wichtige Rolle und werden MERKE
auch nur dort gefragt. In diesem Zusammen- Grupp enübertragende Coenzyme sind Coenzyme,
hang sollte man wissen, an welchen Kom - die im Gegensatz zu den Redoxcoenzymen keine
plexen der Atmu ngskette sie beteiligt sind Elekt ronen oder Ato me , sondern ganze Gruppen
(s. Kap. 4, ab S. 36). Durch Eisen -Schwefel-Kom - übertr agen (= z.B. Phosp horsäurereste,
plexe wird ebenfalls nur ein Elektron übertragen. Acety lreste...).

Übrigens .. . Ü b r i g en s ...
Die Eisen-Schwefel-Kom plexe werd en im Physi- Die gru ppenübertrag enden Coenzym e sind
kum gerne mit dem Oberbegriff .p rotei nqeb un- schwe r beladen. Man könnt e sie gut mit LKWs
denes Eisen in Nicht Häm For m " bezeich net . vergl eichen: Für größ er es Tra nsportg ut bra ucht
man eben auch große Transportmittel.

Zusammenfassung: Redoxcoenzyme. Um den


Überblick nicht total zu verlieren, ist hier das
Wich tigste noch mal in Tabellenform aufg efü h rt.
Bitte keine Panik, die Tabelle muss nicht auswen-
dig gelernt werden. Denn wenn man : ~_
das Coenzym u nd da s von ih m i.iber_ ~ . "1 .
tragene Red oxäqui valen t kenn t, kann ., . ' ""'
ma n sich de n Rest ableiten. • .

.- I f;\'I. .• ~- . • ...... .. - - - I~
NAD NAD - NA DH Hydridion H-

NA DP NADP - NADPH Hydr idion H-

FAD FAD FADH 2 Wasserstoffatome 2H

FM N FM N FMNH 2 W asse rstoffato me 2H

Liponam id Liponam id Liponam id2 H Wasserstoffatom e 2H

Ubichinon Ubichinon Ubichinol Wasse rstoffatome 2H

Häm Häm" Härrr" Elektr onen e

Eisen-Schwefel- [4Fe-4 Sp - [4 Fe-4S]2- Elektr onen e


Komp lexe

Tabelle 2 : Übersicht: Redo xcoenzyme

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121 Überblick und Grundlagen

ATP bedeutet Adenosint riphosphat =

Adeno sin + 3 Phosphorsäure reste =

Adenin + Ribose + 3 Phosphorsäurereste

Die drei Phosphorsäurereste werden dabei nach-


einander an das Nucleosid Adenosin gehängt:
Adenosin + P ~ AMP
Die drei Coenzyme, die in diesem Abschnitt prü - (= Adenosinmonophosphat)
fungsrelevant sind, dürften den meisten schon AMP + P ~ ADP (= Adenosindiphosphat)
h inr eichend bekannt sein . Jetzt geht es näm lich ADP + P ~ ATP (=Adenosintriphos phat)
um
• ATp, Ü b ri g e n s ...
• Coenzym A und Die genaue Kenntnis der Str uktur von ATP
• Thiamind iph osph at. ist fürs Physikum einfach ein Muss ...

ATP = Adenosintriphosphat. An diesem Mole- Die Bindungen zwischen den Phosphorsäureres-


kül gib t es wirklich kein Vorbe ikommen. Denn ten bilden eine besonders wichtige Strukturkom-
ATP spielt nich t nur als "Währung" im Energie- ponente des ATP: Es sind energiereiche Sure
stoffwechsel DIE entscheidende Rolle, sondern anhydridbindungen.
ist auch essentieller Baustein von Di A und
Rl A . ME RKE:
Das The ma ATP ist zwar wieder ein bisschen ehe- Säureanhydr idbindungen sind Ver bindung en zwi-
mielastiger, aber dennoch zu mei stern, zu mal es schen zwei Säuren [entstehen durch H20 Abspal-
für die meisten ein "alter Hut" sein " dürfte, denn tun gJund besonders energie re ich.
ATP ist ja oft scho n au s der Schule bekann t. Be-
ginnen wir also mit dem Aufbau des Moleküls: Hie r liegt das Geheimnis begraben, wa rum ATP
so energiereich ist, und somit auch die Begrün-
dung für seine Rolle als universelle Energiewäh-
rung im Stoffwechsel.

0 0 0
11 11 11
HC - 0 - P -0 - P- 0 -p - 0 8
2 I I I
08 08 08

HO OH

Abb . 18: ATP-Mo lekül


Systematisierung der Coenzyme 113

Doch was genau macht ATP? Pantothensäure 3'-Phospho-ADP


Diese Frage lässt sich ga nz kurz beantworten:
ATP über träg t Phosphor säurereste. Dabei wird \" J

d u rch d ie Abs paltu ng de r Phosphorsäurereste


- also das Spalten der energiereichen Säurean-
hydridbindungen - Energie frei (= exergone Re-
___________H Pantethein 3'-Phospho-ADP I
aktion, s. 1.2, S. 4). Diese freie Energie kann von
energieverbrauchenden (= endergonen, s. 1.2, Coenzym A transportiert Acyl-Reste (= Fettsäu-
S. 4) Reaktione n gen utzt werden. rereste = Kohlenwasserstoffketten), die allei ne zu
träge für Reaktionen sind .
M ERKE:
Dur c h das Spa lten der Säurea nhydr idbindungen Hie r zur Erinnerung noch mal d ie Darstellung
de s ATP können in der Zelle ender gone Reaktionen einer Fettsäure:
(= z.B. Synt hesen] ablaufen.
Carboxylgruppe Kohlenwasserstoffkette

exergone Vorgänge endergone Vorgänge


im Körper im Körper
ADP
o H H H H H H
11 1 I I I I I
HO- C - -- - - -- - - C -C - C -C-C-C -R
I I I I I I
H H H H H H

Abb. 2 0 : Acyl CoA Aufba u

ATP Durch Knüpfen einer energiereichen Thioester-


• Nährstoffverwertung • Biosynthesen bindung zwischen der Carboxylgruppe o- I
• kontraktile Vorgänge
• Nervenerregung
(= COOH) des Acyls und der SH-Gruppe~.
"
des Cysteamins werden die Fettsäuren ( . h
• aktiver Transport
aktiviert. Der genaue Aktivierungsme- '
Abb. 1 9 : ATP im Zent rum des Energiesto ffwechse ls chanismus soll hier keine Rolle spielen.

Ähnlich'wie beim ATP kann d ie Spal tung (= ex-


Coenzym A. Auch das zweite, hier vorgestellte ergon) dieser Thioesterbindung ge kop pe lte en-
gruppenübertragende Coenzym ist unumgäng- dergone Reaktionen ermöglichen.
lich.
e> I

Coenzym A ist zwar etwas kom pli- ~


. ). "
zierter aufgebaut, aber die exakte h
Struktur nich t physiku msrelevant. '
Wohl jedoc h seine Bau steine:

Merken sollte man sich, dass ein Teil des Coen-


zym A aus Cysteamin und Panthothens unge-
bildet wird. Diese beiden Moleküle bilden dann
zusammen das Pantethein. Durch das Cystea-
min trägt das Coenzym A an einem Ende eine
SH -Gruppe. Sie ist wich tig für die Aktivierung
der Fett säur en.

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141 Überblick und Grundlagen

M ERKE: - im Citratcyclus, s. 3 .1.1. S. 28 [Enzym =


Coenzym A a-Ketogluta ratdehydrogen ase)
• enthält als Bauste ine Pantothensäure und Cy- • Transket olase [im Pent osephosphatw eg)
st eamin. die zusammen das Pante thein bilden.

:,:yroXY~
:YI""'
N~
3 7 . er
• bildet mit Fettsäuren energ iereich e Thioesterbin-
dungen.
• ist unter anderem beteiligt an der Biosynt hese
von Fetts äure n. Acetoa ceta t [= Ket onkörp er) und
Cholesterin (=Cholest erol).
~ I er HO - CH

• ist bete iligt an der oxidat iven Decarboxylierung N~ f S 0


von a-Ketosäuren [soKap. 2 . ab S. 21 ). N~ 1 J
H "( "-v/
Übrigens ...
Um einer möglichen Verwirrung vorzubeugen,
sei hier noch mal ganz kurz der Unterschied zwi-
schen Acetyl CoA und Acyl CoA hera usgeste llt.
• Ist eine Fettsäure (= Carbonsäure Länge ab 4 H H H
e-Atomen] an CoA gebunden, nennt man diese I I I
R= C - C - C - H
Verbindung Acyl CoA.
I I I
H H H
o Alkylre st
11
~ C- S~
A Abb. 2 1 : Thiamindiphosphat Schema
Acyl-CoA
Übrigens ...
• Ist Essigsäur e (= Car bonsäur e mit 2 e-Atomen]
Bei Vitamin B1-M angel (= Thiamin-Mangel]
an CoA gebunden, nennt man diese Verb indung
kommt es zu einer Störung der Pyruvatver-
Acetyl CoA.
wertung.

Essigsäur e + CoA = Acetyl CoA


o
11
H3 C - C -S ~

A
Acetyl-CoA

Thiamindiphosphat. Der Ma- ~ 1 .4 Ein paar Geheimnisse aus


rathon durch die Coenzyme hat . ( dem mitochondrialen Leben
bald ein Ende, aber etwas Wissens- /I Warum w ird d as Mitoch ondrium besproch en ,
wertes gibt es noch: da s Thi amindi- obwo h l das Thema biologische Oxidation d och
phosphat. . eigentlich nichts mit den ZeIlorganeIlen zu tun
hat? Na ja, irgendwo mu ss d ieser Prozess ja auch
Synthetisiert wird d ieses gru ppenübertragende statt finden. Und wo soIlte es anders sein , als in
Coenzym au s Thiamin (= Vitamin 8 ,) und seine de r ZeIlorganeIle, die als das Kraftwerk de r ZeIle
Aufgabe ist die Übertragung von Hydroxyalkyl- bezeichnet wi rd...
resten (= Alkyl rest mit OH-Gruppe) .
1 .4.1 St offwechselwege im M itochondr ium
ME RKE Die Begründung für die Bezeichnung "Kraft-
Thiamindip hosphat ist das Coenzym der werk der Zelle" fäIlt nicht schwer.
oxidat iven Decarboxylierung von a-Ket osäur en Auch we nn man sich wu nde rt,
bei der Pyruvatde hydroge nasereaktion. s. 2 .1. in diesem kleinen Zellkom-
S. 2 1 [Enzym = Pyr uvat dehydrogenase) partiment ist richtig was los!
Geheimnisse aus dem mitochondrialen Leben 115

MERKE: Die Stoffe, für die die innere Membran undurch-


Im Mitochondrium laufen folgende St offw echsel- lässig ist, werden aber im Mitochondrium be-
wege ab: nötigt. Daher ha ben die Mitochondrien eine
• (3-Dxidat ion der Fettsäuren, Umwegsstrategie entwickelt: Molekü le, d ie ge-
• Ketonkörperbildung, bra ucht werden, aber die innere Mitochondrien-
• Harn stoffcyclu s (teilweise), membran nicht passieren können, werden zuvor
• Porphyr insynt hese, in eine transportable Form umgewandelt.
• Cit ratcyclus und Die Umwegsstrategie des Mitochondriums kann
• Atmungskette. man sich anhand eines Modells ganz leicht ver-
Im Mitochondrium findet dagegen NICHT statt: anschaulichen:
• Glykolyse und Man stelle sich einen Fluss vor, der nur von einem
• Pent osephosphatw eg. Schiff überquert werden kann . Ziel ist es, Getreide
Diese beiden befinden sich im Zytosol. Im Mitochon- auf die andere Flussseite zu bringen. Da das Schiff
drium befinden sich somit auch keine Enzyme für aber nur verpacktes Getreide nimmt, muss es vorher
diese St offwechselpr ozesse. in Tonnen gefüllt werden. Das Getreide wird nun in
Tonnen über den Fluss gebracht und auf der ande -
1.4.2 Transportsysteme ren Uferseite wieder ausgeschüttet. Damit ist es in
Ganz so einfac h lässt sich das Mito chondri u m seiner ursprünglichen Form am Zielort angelang t.
von den Stoffwechselprodukten jedoch nicht um Das gleiche Prinzip verfolgt das Mitochondrium :
den Finger wickeln. Der Ein tritt ins Kraftwerk Um auf die Innenseite der Membran zu gelangen
ist nämlich mächtig erschwert. Aber wer so viele müssen sich die Moleküle in eine andere Form
wertvolle Schätze beherbergt, muss sich eben ein umwandeln lassen. I ur so können sie durch die
bisschen verbarrikadieren. Membran transportiert werden. Im Mitochon-
An ders gesagt: Die innere Mit och on dri en m em- drium werden sie dann wieder in ihre ursprüng-
bran ist für vie le Stoffe nich t durchlässig. Zu de n liche Form gebracht.
Stoffen, für d ie d as Mitochondrium KEIN spezi-
fisches Transportsystem besitzt, gehören
• Wasserstoffatome (in Form von NADH+H+),
• Acetyl -CoA,
• Acyl-CoA ,
• Oxalacetat.
Sie enthält jedoch spezifische Transportsysteme
für die Molekü le
• ATp,
• Phosphat,
• Pyruvat,
• Malat,
• a -Ketoglutarat
I
• Aspartat u nd
• Citrat.

MERKE:
Die inner e Mitochondrienmembran enthält KEINE
spezifischen Transportsyste me für NADH+W' Abb. 22: Umwegsstrategie veransch auli cht

Übrigens ... Jedes Molekül hat sein eigenes Transportsystem (s.


M itochondrien sind von zwei Membranen um- Tabelle 3). Wichtig für das Thema biologische Oxi-
geben. Oie äußere M itochondrienmembran ist
dation ist vor allem der Transport der Wasserstoff-
jedoch sehr durchlässig und ste llt daher für die
atorne, der gleich noch genauer besprochen wird.
hier besprochenen Stoffe kein Hindern is dar.

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W
161 Überblick und Grundlagen

die innere Mit ochond rienmemb ran auch n icht


.- pa ssieren kann. Dazu wird transaminiert:
00 4 NH 3 wird von Glut am at auf Oxalacetat übertra-
gen, wodurch Glutamat zu a -Ketoglutarat desa -
Wasse rstoffatome M alat-Shuttle, Glycerophos-
miniert und gleichzeitig die frei we rde nde H 3
phat-Shuttl e
Gruppe auf Oxalacetat übertragen wird, aus
Acetyl-GoA Cit rat-Shuttle dem so Asp ar tat entsteht (Enzy m: GOT = ASn.
:; a -Ketogi u tarat kann d ie inn ere Mitochondri-
Acyl-CoA Carn it in-Shuttle enmembran üb erqueren.
Oxalaceta t Malat- Shuttle
6 Aspa rtat kann die innere Mitochondrienmem-
bran überque ren .
Tabelle 3 : mitoch ondriale Tran sportsystem e 7 Im Zytosol wird die Transa mi nieru ng wieder
auf de m glei che n Weg rückg ängig gemach t.
Malat-Aspartat-Shuttle Und der Zyklu s kann von Neuem be ginnen.
Dieser Shu ttle ist zus tändig für den Transport von Für diejenigen, die d ie einzelnen Übertragungs-
Wasserstoffatomen übe r d ie innere Mitochondri - reaktionen genau nachvollziehen möchten, sind
en me mbran. Auch we nn er auf den ersten Blick hier die Moleküle mit Stru kturformel aufgeführt:
etwa s unübersichtlich erscheint, die Grafik (und COo e COo e COo e
d amit auch der Shu ttle) bekommt schnell Klarh eit, I I 0 I
wenn man den Zyklus einfach mal durchspielt: HO - CH 0 = C H3 N - CH
Ziel ist es, die Wasse rsto ffato me auf d ie andere I I I
CH 2 CH 2 CH 2
Seite zu tran sp ort ieren. Begon nen wi rd mi t d er I I I
1 Oxid ation von ADH+H+, wobei gleichzeitig COO e COO e coo e
Oxa laceta t zu Malat reduziert wird (Enzym =
Malat Oxalacetat Asparta t
Malatdehydrogenase zytosol.) .
2 Malat überquert mit dem Shu ttle im Austausch mit
COO e
a -Ketoglutarat die innere Mitochondrienmembran.
3 Im Mitochondrium findet nun die Rückfü h-
I
O=C
rung von Schritt 1 statt = Redu ktion von NAU I
zu NAD H+H +, verbunden mit der Oxidation CH 2
I
von Malat zu Oxa lacetat (Enzy m = Malatde hy- CH 2
drogenase mito ch.). I
Der Transport von Wasse rstoffatomen ins Mito - coo e
chondrium ist damit schon abgeschlossen. Nun
Glutamat a-Ketoglutarat
geh t es um den Abtransport d es Oxalace tats, das
Zyt osol Mitochondrium
5 Abb. 24: Mala t-Aspartat-Shuttle,
6
bete iligte Moleküle

Abb. 23: Mal at-Aspartat -Shuttle


Geheimnisse aus dem mitochondrialen Leben 117

M ERKE:
Die M alatde hydro genase kommt sow ohl in den
Mitochondrien als auch im Zytosol vor. •

Glycerophosphat-Shuttle
Auch d iese r Shu ttle d ien t dem Transport von Aus dem Ber eich Gr undlagen sollt e m an sich unbe-
Wasserstoff atom en . Dabei wird dingt m erk en, dass
1 ADH+W oxidiert, die entstehenden Wasse r- NAD +und NADP+
stoffa tome werden durch die zytoplasmati- - aus Nicounsäurez Nicotmarruc [= Niacin) und
sehe Glycerophosphatdehydrogenase auf Di- die wiederum aus Tryptophan synthetisiert
hyd roxyaceton phosp hat übertragen, wodurch werden können.
a -Glycero phos phat entsteht. - ein Hydridion transportieren, das von Nicotina-
2 An der Auß ense ite der inneren Mito chon- mid akzeptiert wird.
d rienm embran ist die mitochondriale Gly- - lösliche Coenzyme sind.
cerophosphatdeh yd rogen ase geb unden, d ie - NAD- Coenzym des katabolen Stoffwechsels ist.
a -Glycero phosph at wie der zu Dihyd roxya- - NADP- Coenzym des anabolen Stoffwechsels
ceton ph osphat oxid iert. Die d abei freiwer- ist.
denden Wasser stoffatome werden auf FAD • FAD und FMN
üb ertragen , wodurch FADH 2 en tsteh t. Dieses - prosthetische Gruppen sind.
tließt sofort in die Atmungskette (s. S. 39). - 2H ubertragen.
• Coenzym A
NADH+H+ NAD+ - als Baustein Pantothensäure und Cysteamin
hat, die zusammen das Pantethein bilden.
H2? - OH \,1/) H2? -OH
- an der oxidativen Decarboxylierung von o-Keto-
C =O C -OH
säuren beteiligt ist.
I Glycerop hosphat- I
H2C - 0 -® dehydroge nase
(Zytosol)
H2C - 0 -® • Thiam indiphosphat Coenzym ist bei der
- oxidativen Decarboxylierung von c-Ketosauren.
Dihydroxy- ~ }
- Transketolase (im Pentosephosphatweg).
,reto"PhOOPh~OPhOOPh'l
• das M ito chondrium u. a. folgende Stoffwechsel-
kr eisläufe beherb ergt:
- ß-Oxidation der Fettsäuren,
Atmungs- - Ketonkörperbildung.
kette ~ FADH2 FAD
- Harnstoffcyclus (teilweise),
Glycerophospha tdehydrogenase
(innere Mitochondrienmembran) - Porphyrinsynthese,
- Citratcyclus und
- Atmungskette.
Abb. 25 : Glycerophosphat-Shuttle • die innere M itochondrienm em br an KEINE spezi-
fischen Tra nsportsyste me für NADH+H + enthält .
Übrigens .. . • auf der mitochondri alen Seite durch die mit ochon-
Bei diesem Shuttle findet keine Elektronen- dria le Glycero phosphatdehydrogenase FADH 2 ge-
überquerung der inneren Mitochondrien- bildet wird.
membran statt.

ME RKE:
Die mitochondrialeGlycerophosphatdehydrogenase bildet
FADH 2 ·

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181 Überblick und Grundlagen

: !

Was sind exergo ne. was endergone Reakt ionen?
Wieso ist so etwas wichti g für die Biochem ie?
Exergone Reaktionen sind Reaktionen die Energie
freisetzen, endergone Reaktionen sind solche, die
Energie verbrauchen. Durch die Kopplung einer ex-
ergonen Reaktion ist der Ablauf von endergonen
Reaktionen erst möglich. Auch in der Zelle ist dieser
Zusammenhang wichtig: Nur durch die Spaltung von
energiereichen Bindungen sind energieverbrauchen-
de Prozesse wie z.B. die Proteinsynthese überhaupt
möglich.

Was sind Coenzyme? Definiere n Sie bitte den Be-


gr iff. klassifizier en Sie diese. und nenn en Sie mir je-
weils ein Beispiel.
Coenzyme sind Hilfsmoleküle. die übertragene
Gruppen vorrübergehend übernehmen. Man kann
lösliche Coenzyme und fest gebundene Coenzyme
(= prosthetische Gruppen) unterscheiden. Lösliche
Coenzyme wie das NAD· und NADP- oder auch Ubi-
chinon werden wie das Substrat gebunden. umge-
setzt und anschließend wieder gelöst. Prosthetische
Gruppen wie das FAD und FMN oder auch Harn blei-
ben an ihrem Enzym fest gebunden. Darüber hinaus
kann man die Coenzyme noch in Redoxcoenzyme
und gruppenübertragene Coenzyme unterteilen.

Welche Stoffwec hselwege finden im M itoc hondrium


statt?
ß-Oxidat ion der Fettsäuren,. Ketonkörperbildung,
Harnstoffcyclus (teilweise), Porphyrinsynthese. Cit-
ratcyclus, Atmungskette.

Welche Wege kennen Sie, um W asser stoffat om e


über die inner e M itochondrienmembran zu t r ans-
portieren ?
Es gibt zwei Wege, um Wasserstoffatome über die
innere Mitochondrienmembran zu transportieren:
Den Malat-Shuttle und den Glycerophosphatshuttle.
Beim Malat- Shuttle Wird NADH+H· im Zytosol oxi-
diert und die Redoxäquivalente auf Dxalacetat über-
tragen. Dadurch wird Oxalacetat zu Malat reduziert.
Malat kann die innere Mitochondrienmembran pas-
sieren und überträgt die Wasserstoffatome wieder
auf NAD·.
Ablauf der Pyruvatdehydrogenasereaktion 21

2.1 Ablauf der Pyruvatdehydro-


2 Pyruvatdehydrogenase- genasereaktion
reaktion (= PDH) Um die Pyruvatdehydrogenasereaktion etwas
zu systematisieren, kann man sie gedanklich in
drei Abschnitte unterteilen:
Jetzt ist es endlich soweit: Die Grundlagen sind 1 Pyruvat (= 3 C-Körper) wird decarboxyliert =
bewältigt und es geht ans Eingemachte: Den An- CO2 wird frei und es entsteht ein C2-Rest.
fang bildet die Pyruvatdehydrogenasereaktion. 2 der C2-Rest wird auf CoA übertragen, wo-
Bevor man sich jetzt mitten in die Reaktion stürzt, durch Acetyl CoA entsteht.
sollte man sich noch mal zwei Minuten Zeit neh- 3 die von der Reaktion genutzten Coenzyme
men und einen Blick auf die Übersichtsgrafik werden regeneriert.
(s. Abb. 1, S. 1) werfen: Die Pyruvatdehydroge-
nasereaktion liegt direkt hinter der Glykolyse 2.1.1 PDH-Reaktion Teil 1: Decarboxylierung
auf dem Kohlenhydratweg und wie der Name Die Decarboxylierung erfolgt in zwei Teilschritten:
schon vermuten lässt, ist ihr Startmolekül das 1 Pyruvat wird an Thiamin gebunden und
Pyruvat. Hinter der Pyruvatdehydrogenasereak- 2 Pyruvat wird decarboxyliert.
tion steht das Acetyl CoA, welches in den Citrat- Übrig bleibt ein C2 Körper am Thiamin (genauer:
cyclus einfließt. ein an Thiamin gebundenes Acetaldehyd).
Die Pyruvatdehydrogenasereaktion führt also
vom Pyruvat zum Acetyl CoA. Diese Reaktion
findet im Mitochondrium statt, ist irreversibel
und wird katalysiert durch einen Multienzym-
komplex (= Pyruvatdehydrogenase = PDH) aus
Enzymen und folgenden Coenzymen: α

Coenzym Merkspruch

Thiamindiphosphat Tiere

Liponamid lieben

CoA Cola und

FAD fantastische

NAD+ Nahrung

Tabelle 4: Coenzyme der PDH

Übrigens...
Das Schöne an diesem Merkspruch ist,
dass er auch gleichzeitig die Reihenfolge
berücksichtigt, in denen die Coenzyme in
der Reaktionskette gebraucht werden.

MERKE:
Die Pyruvatdehydrogenasereaktion
• führt vom Pyruvat zum Acetyl CoA.
• ist irreversibel. Abb. 26: Pyruvatdehydrogenasereaktion Teil 1
• wird durch einen Multienzymkomplex katalysiert.

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221 Pyruvatdehydrogenasereaktion

2.1 .2 PDH-Reaktion Teil 2: CoA-Anhängung 2 .1 .3 PDH-Reaktion Teil 3 : Rege neration


Auch das Anhängen von CoA benötigt zwei der Coenzyme
Sch ritte : Und wie sollte es anders sein, au ch di eser Teil
1 Der C2 Körper wird von Lipo na mid übernom- enthält zwei Schr itte:
men und dabei dehydriert, wodurch ein Ace- 1 Dih yd roliponamid wird durch FAD zu Lipon-
tyl-Rest entsteht (genauer: ein mit Liponamid säure oxidiert (= dehydriert).
verestertes Acetat). 2 FADH 2 wird durch AD oxidiert.
2 Der Acetyl-Rest wird auf CoA übertragen und es Es entsteht J ADH+H-.
entsteht Acetyl CoA. Wie in 1.3.2, s. 5. 13 bereits
erklärt, ist d ies ein energiereicher Thioester. H
Die Liponsäure liegt jetzt im red uzierten (= hy- 1

IX
drierten) Zustand als Dihydroliponamid vor.
C-N~
11
o
HS

HS FAD X NADH+H+
Lipoat-
transacetylase 1 2

! ~
H
1
FADH2 NAD+

I
"aktiver AcetaldIehYd" C _
C-N~
11
11 o
o
S
S I
I S
S H
I Abb . 28: Pyru vatde hydrogenasereaktion Teil 3

I
C_N~
o 11
11 0
H3C - C "- S Üb rigens ...
HS H Eigent lich sollte man an dieser St elle st utzen.
1 FAD hat näm lich ein positiveres Redoxpotent ial

I
CoA- SH C-N~ (s. S. 9) als NAO+ und ist daher nor malerw eise
11 NICHT in der Lage NAO+ zu NAOH und W zu
o r eduzier en. Der Grund. warum es hier dennoch
2 HS geht . ist das FAD-t rage nde Enzym selbst : Die
Oihydro liponam id-Oehydroge nase hat ein
HS
negat iver es Redoxpote nt ial als das NAO+/
Dihydrolipoat-
NAOH und kann folglich etw as, was die andere n
dehydrogenase
FAD-Enzyme nicht können: Sie reduziert NAO+
mit FAOH2 ·
o
11
H3C - C "- S - CoA

Acetyl-CoA

Abb. 27 : Pyruv atdehydrogenase rea ktion Teil 2


Ablauf der Pyruvatdehydrogenasereaktion 123

2.1.4 Gesamtablauf der PDH-R eaktion


N ach der Besp rechung d er Py- (
ru vatd eh yd rogen aser eaktion in~
) '(
Stückehen kommen ih:.e Reakti- .

:y
onen nun der besseren Ubersicht
zuliebe noch mal komplett zum
Pyruvat Thiamin- ®-® Lernen: .

o
o~ / 0 1 Pyruvat w ird an Thiamin gebunden.

HO-C -
C
I
-C
/
S
J(R
I
2
2 Es folgt eine Decarboxylierung.
3 Der C2 Körper w ird an Lip onsäure gebunden,
I \~ und dabei zu einem Acet yl-Rest oxid ier t.
CH 3 / CH3 4 Der Acety l-Res t w ird an CoA gebunden.
R, 5 Dihydroliponarnid wird durch FAD oxidiert.
6 FADH " wird durch AD- oxidiert.

CO2 ~
j
1 2 Pyru vat-
decarboxylase

"aktiver Acetaldehyd" J .
C -
11

°
H
~~
FADH2 X N A D +

J-
S
I
3 S H

~ ~ -1
FAD NADH+H+

° Enzym I Lipoat -

H 3C -C ~S
11 ° transace tylase

HS H

J
CoA- SH g- ~ ~
4 HS
HS
Dihydrolipoat-
dehydrogenase

Acetvl-CoA

Abb . 29: Pyruvatdehydrogenasereaktion komplett

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241 Pyruvatdehydrogenasereaktion

M ERKE: Die Pyru vatdehyd rogenas e ist ein Mu ltienzym-


Pyruvat + CoA +NAO - reagieren zu Acetyl CoA + komplex, von dem es eine aktive und eine inak-
CO2 + NAOH+ W . tive Form gibt. Die akti ve Form de s Enzyms ist
Thiamindiphosphat wird unbedingt gebra ucht; aber nich t unbed ingt mit "funktionsfähig" gleich
bei Vitamin 8 1 Mange l kom mt es daher zu einer zu se tzen , da sie auch gehemmt sein kann .
St ör ung der Pyruvatverwertung. Das klingt zunächst etwas unlogisch, ist jedoch
CoA ist ebenfalls essentiell. anhand eines Mod ells gut zu veranschaulichen:
FAOH2 kann ausnahmsweise m it NAO- rege- Bei einem Auto gibt es zwei Zustandsformen:
neriert werden (= es werden beide Coenzyme Es ist entweder an- oder ausgeschaltet. Wenn es
benöt igt ). ausgescha ltet ist, fährt es auf gar keinen Fall (es
Die Pyruvatde hydroge nase rea kt ion Reaktion ist ist also inaktiv). Wenn es angeschaltet ist, kann
irreversibel. es fahren (es ist somit aktiv). Hängt an diesem
Au to noch ein Anhänger, kann es nur langsamer
Übrigen s ... fah ren als ohne. Es ist zwar dann aktiv, aber ge-
• Die Pyruvatdehyd r ogenasereaktion hat hemmt, also in der Funktion eingeschränkt.
noch einen Zweitn ame n: Pyruvat ist eine Zurück zur Pyru vatdehydrogenase: Die Pyru-
o-Keto saur e und in dieser Reakt ion findet eine va tde hy drogen ase wird in Ermange lung eines
Dehydr ierung (= Oxidat ion) und eine Decar bo-
Zündschlüssels mit ein em Phosphatrest an und
xylierung statt. Daher lautet der Zweit nam e:
abgescha ltet:
Oxidat ive Decar boxylier ung von a-Keto säur en
oder auch noch genauer: Dehydrierende
Die Pyru vatdehydrogenase ist aktiv, wenn sie
Decar boxylier ung von a-Ket osäuren. Dieser
dephosphoryliert ist (= ohne Phosphatrest).
Begr iff ist allgeme iner und umfasst z.B. auch • Die Pyru vatdehydrogenase ist inaktiv, wenn
die Decarboxylier ung von a-Ket ogluta rat, die im sie phosphor yliert ist (= mit Phosphatrest).
Citrat cyc!us eine wichtige Rolle spielt und die Die Pyru vatdeh ydro ge n ase wird geh emm t
gleichen Coenzyme benötigt (s. 3 .1.1 , S. 28). durch Acetyl CoA und ATP.
• Die Pyruvatdehydrogenasereaktion ist ir r ever-
sibel. Eine Tats ache, die man nicht oft genug
betonen kann, denn sie hat weit reichende Kon-
sequenzen: Sie ist z.B. die Begr ündung dafür ,
waru m Fett nicht mehr in Glucose um-
gewand elt w er den kann. Im Physikum
wir d dieser Fakt immer wieder gerne
Kinase
versteckt gefragt und mit ein bissc hen
Hem~
Logik kann man sich dam it das Lern en
vieler Details ersparen.
IDephospho-PDH I
aktiv
ME RKE:
Acetyl CoA kann niema ls zu Pyruvat carb oxyliert
werden; nicht. wenn es dem Cit rat cyclus entnom - Phosp hala se
men wir d und auch nicht für die Gluconeogenese. Abb . 30: Pyruva tdehydrogenaserea ktion Regulation

2.2 Regulat ion


Fas t alle Fragen im Physiku m zur Pyru vatde-
hyd rog enasereakti on handeln von ihrer Regu-
lation. Auch we nn man es leid ist, SiC~
1
mit Kinasen und sä mtlic he n an de - \ .
ren Regu latoren zu beschäftigen . " ("
DIESE REGULATIO IST EI FACH
WICHTI G.
Regulation 125

Die Pyruvatdehydrogenase ist als o nicht nur ein


Mu ltienz ym komplex, sondern sie enthä lt so-
gar noch ihre eigene n Regu lationsenzyme. Der
Komplex ist ak tiv, wenn er dephosphor yliert ist
: . •
und inaktiv wenn er ph osphor yliert ist. Diese
ln terkonvertierung (= reversible enzymatische Beschreiben Sie bitte die Pyr uvatde hydrogenase re-
Modifikat ion) find et inn erh alb des Multienzym- aktion in Stichworten.
komplexes statt u nd ist N ICHT cAMP gesteuert s. Gesamtablauf Pyruvatdehydrogenasereaktion
wie die meisten ande ren Enzy m reg u lationen. S.23

Übrig en s ... Wi e ist die Pyruvatdeh ydr ogenase r eguliert?


• Die Phosphorytier unq der Pyruvatdehydrogena- Die Pyruvatdehydrogenase wird über reversible
se findet an einem Serylr est statt [danac h ist Phosphorylierung reguliert. Sie ist im dephospho-
im schriftlichen Examen bis jetzt einma l gefragt
rylierten Zustand aktiv und im phosphorylierten
worden).
Zustand inaktiv. Zusätzlich kann sie noch von Acetyl-
• Die Hemm ung der Pyruvatd ehydrog enase durch
Acetyl CoA und ATP hat durchaus seinen Gr und:
CoA und ATP gehemmt werden.
Diese beiden Mo leküle signalisieren Ener gieü-
berschuss . In dieser Sit uat ion macht ein wei- Warum kann der menschlic he Org anism us Fett
terer Pyruvatabbau keinen Sinn. Pyruvat kann nicht in Zucker um wandeln?
jetzt viel besser zur Gluconeogenese genutzt Die Pyruvatdehydrogenasereaktion ist irreversibel,
werden. Acetyl CoA (z.B. aus der ß-Oxidation] kann somit
nicht zur Gluconeogenese verwendet werden.
MERKE:
• Die Int erk onverti er ung der POH ist NICHT cAMP
geste uert. sonder n int egr aler Besta ndte il des
POH Komp lexes.
• Die POH ist in dephosp horylierter For m akt iv.
• ATP und Acetyl CoA hemm en die akt ive POH.

: . .
Aus diese m Abschn itt sollte man sich unbedingt
m erken. dass
• die Pyruvatdehydrogenasereaktion IRREVERSIBEL
ist.
• Thi amindiphosph at ein benötigtes Coenzym ist.
• die Pyruvatdehydrogenase deph osph oryl iert akt iv
ist.
• ATP und Acetyl CoA die Pyruvatdehydrogenase
hemmen.
• die Regulation der PDH NICHT cAMP gesteuert,
sondern integraler Bestandteil des Multienzym-
komplexes ist.

www.medi-Iearn.de ~
\iJ
261 Citratcyclus

KOhlenh~te I ~elte
3 Citratcyclus
Pyruvat

Einigen mag er in der Schule schon begegnet -,


sein, manche mit Bio-LK mussten ihn dort viel- Acety l-CoA
leicht schon mal lernen und erinnern sich mit
Grausen an dieses Wirrwarr von Molekülen, die
ineinander umgewandelt werden, ohne dahinter Oxalacetat
einen wirklichen Sinn zu sehen. Doch wie so oft,
ist es beim näheren Hinschauen gar nicht mehr
so schlimm: Im Citratcyc!us wird nämlich ein - Malat
(
fach der letzte Schritt der lah rungsverwertu ng
vollzogen und die dabei entstehende Ene rgie in
Form von N AD H+H+ und FADH z gespeichert. \ c-Ketoqlutarat
Zudem ist er auch nicht ganz so unübersichtlich,
wie er im ersten Moment scheinen mag, denn
Fumarat
~
I
Succinyl-CoA
man kann ihn sehr gut systematisieren (s. 3.1).
Succinat /
Bevor es gleich zu den einzelnen Reaktionen
geht, solltet ihr wieder einen Blick auf die Über - Abb. 3 1: Cit r at cyclus Überblick
sicht (s. S. 1) werfen. Der Citratcyc!us bildet ei-
nen Pool, in den die Abbauwege der drei Haupt- Dieses Kapitel handelt im Einzelnen von
nährstoffe mü nden: • d em Ablauf oder was während des Zyklus
• Die Fette werden über die ß-Oxidation zu Ace- passiert.
tyl CoA abgebaut. • der Energiebilanz oder was bei dem ganzen
• Die Kohlen hydrate werden über die Glykoly- Zirkus rausspringt.
se und die Pyruvatdehydrogenasereaktion zu • seiner Regulation.
Acetyl CoA abgebaut. • seinen anabolen Aufgaben.
• Die meisten Proteine/Aminosäuren fließen • d en ana plerotischen Reaktionen (= der ah -
über die Pyruvatdehydrogenasereaktion oder rung für den Citratcyc!us).
direkt in den Citratcyc!us ein.
Im Citratcyc!us wird dieses Acetyl CoA zu CO z
und Energie oxidiert oder genauer: Im Citrat- 3.1 Der Ablauf oder was
zykl us wird Acetyl -CoA oxidiert zu CoA -SH, passiert hier eigentlich?
CO z und Reduktionsäquivalenten in Form von Jetzt fragt sich der logisch denkende Mensch:
I ADH+H- und FADH z. Wozu so viele Zwischenschritte. wenn letzten
Er findet - wie auch die Pyruvatdehydrogenase- Endes nur ein kleines Acetyl-CoA zu CO z abge -
reaktion - innerhalb der Mitochondrien statt und baut wird? Nun, das ist eben nicht alles . Die Zelle
wird auch als Drehscheibe des Stoffwechsels be- hat mit diesem Zyklus mehrere Möglichkeiten:
zeichnet. Der Grund dafür sind seine zahlreichen • Sie speichert die freiwerdende Energie in Form
Zwischensubstrate. die sowohl Ausgangsmateri- der Reduktionsäquivalente 'ADH+H- und
al für Synthesen als auch Endprodukte von Ab- FADH z·
bauwegen sind . • Sie startet von diesem Zykl us aus zahlreiche
Synthesewege (= anabole Aufgaben, s. 3.4, ab
M ERKE: S.33).
• Der Citratcyclus ist die Drehscheibe des St off-
wechsels.
• Acetyl CoA wird zu 2CD2 und Energie "abgebaut" .
• Der Cit rat cyclus ist im M itochondrium lokalisiert.
• Er ist die Endst recke der Nahrungsmittelverwer-
tung .
Der Ablauf oder was passiert hier eigentlich? / 27

Um die ganze Bandbreite seiner Funktionen zu Acety l-CoA


verstehen, bleibt einem nichts anderes übrig, als o
-~
sich den genauen Abla uf des Citratcyc!us an zu -
seh en .
Dazu erst mal wieder ein kleines Modell
(s. Abb . 32). Man stell e sich vor : ( ~ C;t",
• Molekül 1 (rund, hellgrau) soll abg ebaut wer-
d en.
• Dies geht nur, wenn Molekül 2 (rech teckig,

\
dunkelgrau) dabei ist.
• Beide Moleküle lagern sich also aneinander
und
• werden gemeinsam gespalten.
• Molekü l 1 ist abge baut,
• Molekül 2 muss regeneriert werden.
Succinat

Einteilung des Citratcycius in zwei Teile:


1 Abbau von Acetyl-CoA und Bildung von Succinat.
2 Regeneration von Oxalacetat aus Succinat.

Abb . 33: Grun dgerü5t Modell Citratcyclu5

3.1.1 Teil 1 des Citratcyclus:


Acetyl·CoA·Abbau
Im ersten Teil des Citratcyc!us - dem Acetyl CoA
Abbau - pa ssiert grob folge ndes:
Oxalacetat und Acetyl CoA kondensieren zu
Citrat.
• Es wird zwe imal decarboxyliert (= - 2C0 2) .
• Es entsteht Succin at.
Abb. 32: Citr-atcvclus Schema Nu n kommen di e einz elnen Schritte en detail :

Soviel zu m Modell, jetzt zur Realität: Auch Ace- Schritt 1: Die Kondensation
tyl-CoA wird n icht alleine abg ebaut. Im ersten Dab ei verknü pft die Citrat-Synthase Oxalacetat
Teil des Citratcyc!us lagert es sich mit Oxalacetat und Acet yl CoA zu Citr at.
zu Citrat zu sammen und der Acet yl-Rest w ird
abgebaut. Dabei entsteht Succinat. Im zwe iten o
11
Teil muss Oxalacetat aus Succinat dann wie de r
H3 C - C --- S - CoA
regeneriert werden.
Acetyl-CoA

CoA

O =C-COOH
H2 C - COOH
I Ciiret - I
H2 C - COOH synthase HO -C - COOH
Oxa lacetat I
H2 C - COOH
Citrat
Abb. 34: Citratcvclus Schritt 1

www.medi·learn .de f?,\


'-l.J
281 Citratcyclus

Schritt 2 : Die Isomerisierung Schritt 4: Die Dxidative Decarboxylierung


Hier w ird Citr at zu Isocitrat um gelagert. von a-Ketoglutarat
Dieser Schritt soll te eine m scho n bekannt vo r-
H 2C - COOH kommen: Es ist der gleiche Mecha nis mus wie
I bei der Pyruvatdehydrogenasereaktion mit alle n
HO-C -COOH
I d azu geh örigen Enzymen und Coe nzyme n, wie
H2C - COO H z.B. dem Liponsäureamid und Thiamindi phos -
Citrat ~ 2 p ha t (s. S. 21). Der einzige Unterschie d lieg t im
Grundgerüst der Kohlenstoffkette. die hier eben
Aconitase ' \ eine HCH l -Gru ppe länger ist un d am Ende noc h
eine zusätzliche Carboxylgruppe trägt.
H2C - COOH • Auch a -Ketoglu tarat wird decarboxyliert und
I dehydriert.
HC - COOH
I • Die Wasserstoffatome wer de n ebe nfalls auf
HO -HC-COOH
NAD+übertragen.
Isocitrat • Das Reaktionsp rodu kt wird an CoA gehäng t,
Ab b. 35: Citra tcycl us Sch r itt 2 wodurch Succinyl-CoA entsteht.
• Enzy m ist die a -Ketoglutaratdehy drogenase.
Übri ens ...
Im Physikum bitte nicht aufs Glatteis
führen lassen: Dieser Schr itt ist H2 C - COOH
nicht besonders aufregend, es findet I
CH 2
wirkli ch nur eine Umlage r ung statt.
I
O=C -COOH

Schritt 3: Die Dehydrierung und a-Ketogl utarat


Decarboxylierung
• Isocitrat wird jetzt decarboxyliert und dehy- H2C - COO H NAD+
d riert. I CoA -SH
• Die Wasserstoffatome werden auf NAD+über- CH2
I
tragen. O =C --- S -CoA
• Dabei entsteht a -Ketoglutarat,
Succ inyl-CoA
• d as Enzym heißt lsocit ratd eh yd rogenase.

Abb . 37: Citratcyclus Schritt 4

H 2C - COO H
I Übrigens ...
HC - COOH Das beim Schritt 4 entstehende Succinyl-CoA
I hat auch eine sehr zentrale Stoffw echselr olle:
HO - HC - COOH
Succ inyl-GoA
Isocitrat • ist ein Metabolit des Citratcyclus [a-Ketog luta-

~
NAD+ ratde hydrogenase, Succ inyl-GoASynthetase
= Succinat Thiokinase)
Isocitrat-
dehydrogenase 3 • ist ein Baust ein für die Porphyrinsynthese
[ö-Aminolävulinat-Synthase 1
NADH+H+ • ist wichtig für den Fettstoffwechse l: es ist beteiligt
am Abbau der ungeradzahligen Fettsäuren
H 2C - COOH CO 2 [L-M et hyl-M alonyl-GoA-lsom erase) über
1 Propio nsäure [NICHT der geradza hligen)
CH2
I am Abba u von Keton körpern [3 -Ketoac yl-
O =C -COOH CoA-Transferase)

a-Ketoglut arat
Abb. 36: Cit ra tcycl us Schr itt 3
Der Ablauf oder was passiert hier eigentlich? 129

Schritt 5: Die Abspaltung von CoA Auf den Mech anismus der GTP-Synthese geh en
• Von Succinyl-CoA wird d as CoA abg espalten, wi r jetzt mal gen au er ein:
wo bei eine energ iereiche Th ioes ter bindung Succinyl-CoA enthäl t eine ene rgiereiche Thio -
au fbrich t (s. 1.3.2, S. 13). ester bind ung. Im vorne besch riebenen Reakti-
• Die d abei frei we rdende Energie wird zur GTP- ons sch ritt wird diese Bindung gespalten u nd
Synthese genu tzt. Diese Form der Bildung d ie da be i frei werde n de Energie zur Knüpfung
eines ene rgiereiche n Triphosphats. bezeich- von Phosp hat an Succinyl ver wende t, CoA wird
net man als Substratkettenphosphorylierung dabei freigese tzt. Dieses Ph osp hat wi rd in einer
(vgl. 4.4 oxid ative Ph osphorylierung, S. 44). zwei ten Rea ktion von Succinyl-Phospha t au f
• Das zuständige Enzym ist d ie Succinyl-CoA GDP üb ertragen, wo bei Succinat und GTP ent-
Synthetase = Succina t Thiokinase. stehen .

H 2C- COO H SuccinyJ-CoA + GDP + Phosphat


I
H2 C - COOH
Succinyl-CoA
Succinat ~
ynthetase Succinyl-Phosphat + GDP + CoA
H2C - COOH

GTP
5 tH
I 2
CoA-SH GDP 0 =C "- S - CoA Succinat + GTP + CoA

® Succinyl-CoA
Abb . 39: genaue r Mechan ismus der GTP-Synt hese
Abb . 38: Citratcyclu s Schr itt 5

Zusammenfassung Citratcyclus Teil 1


Übrigen s ...
Hier ein Exkurs zur Subst rat kettenphosphorylie- ME RKE:
ru ng fürs M ündliche: Im erste n Schr itt wird ein Acetyl-CoA in den
Beim Abba u von Nährstoffen gibt es im Kör per
Cit ratc yclus gebr acht.
zwei Mechanismen zur ATP Synt hese aus ADP
Acetyl CoA wird formal vollständi g zu 2 C0 2
und Phosphat :
1.die Subst rat kette nphosphorylierung und oxidiert (= Acetyl CoA löst sich also quasi in Luft
2 .die oxidative Phosphorylier ung (= Atmungskette auf...).
s. 4.4, S. 4 4 ) Es ents t eht Succinat , 2 NADH+W und 1GTP.
Die Subst rat kettenphosphorylier ung trägt ihr en Cit rat wird nur umgelagert zu Isocit rat , es findet
Name n aus dem Gr und, da die Phosphorylie- KEINE Oxidat ion oder sonst ige Reaktion sta tt.
rung von ADP während Teilschr itten von Sto ff- Oie Isocitrat dehydrogenase verwendet NAD+als
wechselwegen [= Subst r at ketten) stattfindet. Coenzym.
Dies passiert
Oie dehydrier ende Decar boxylier ung von
• in der Glykolyse (Enzym = Glyce ral-3 -phosphat-
ex-Ketog luta rat ents pricht dem Mechanism us
Dehydr ogenase) und
• im Citratc yclus [Vors icht , hier wird GTP gebil- der Pyruvatde hydrogenasereaktion m it allen dort
det...). verwendet en Coenzymen (s. Kap. 2 , ab S. 2 1].
Succinyl-CoA wird durch die Succinat-CoA Synt he-
ta se = Succinat Thiokinase umgesetzt.
Regeneration ist die Aufgabe von Teil 2 des
Cit rat cyclus.

www.medi-Iearn.de f?\
\i.J
30 I Citratcyclus

o
11
H3 C - C "" S - CoA

Acetyl-CoA

O= C -COOH H2C - COOH


I Citrat- I
H2C - COOH synthase HO - C - COOH
Oxalacetat 1
H2C - COOH

Citrat ~ 2

Aconitase \

H2 C - COOH
I
HC - COOH
1
(8:0 ---{8:C - COOH
Isocitrat

~
N AD +
Isocitrat-
dehydrogenase 3

NAoE+@

H2C - COOH CO2


1
CH2
I
O =C- COOH

Succinat

GTP
01= Succinyl-CoA

5
y nthetase
H2C -
bH
1 2
COOH
a-Ketoglutarat

NAD+
CoA-SH

CoA-SH GDP 0 = C "" S - CoA

® Succinyl-CoA

Abb. 40: Cit ratcyclus Teil 1


- dem Oxalacetat - kommen muss. Den Mechanis-
3 .1 .2 Teil 2 des Citratcyclus: mus kennt man vielleicht schon : Es sind die ersten
Oxalacetat-Regenerat ion ~ .~ drei Reaktionen der ß-Oxidation (s. Skript Bioehe-
Zyklen haben d ie Eigenschaft, dass .. mie7).
sie im mer w ieder von vorne anfan- Die Regenerationsschritte des Citratcyc!us sehen
gen. Das weiß man spätestens, nach- so au s:
dem man in der Schule mal Zirkeltrai-
ning gemacht hat. Schritt 6: Die Oxidation
Fü r d en Citratcyc!us bedeutet das, dass er vom H ier w ird zunächst Succinat dehydriert (= Oxi -
Su ccin at wieder zu seinem Ausgangsmo lekül d ation) un d d ie Wass erstoffatom e au f FAD
Der Ablauf oder was passiert hier eigentlich? 131

übertragen. Dabei en tsteht die ungesättigte Ver- das durchführende Enzym ist die Malatdehyd-
bindung Fumarat und FADH z. Das Enzym ist die rogenase.
Succinatdehydrogenase. O= C - COOH
NADH+H+ 1

~
HC- COOH
H2C - COOH
11 8 Oxalacetat
HC- COOH NAD+ Malat-
Fumarat dehydrogenase

~UCCinat-
HO-HC-COOH
FADH
I
2 dehydnogenase H2C - COOH
6
L-Malat

FAD Abb. 43: Cit r atcyclus Schr itt 8


H2C - COOH
1
Übrigens ...
H2C - COOH
Die Reakt ion ist die gleiche wie beim
Succinat Malat-Shuttle [s. S. 16) .
Abb. 41 : Cit r atcyclus Schr itt 6
Zusammenfassung Citratcyclus Teil 2
Übrigen s .. . M ERKE:
Die Succinat dehydrogenase katalysiert den • Oxalacet at wird r egeneriert.
ersten Schritt der Regeneration im Citrateyclus • Es ents t eht 1 FAOH2 und 1 NADH+ H".
und ist Teil des Komplexes 11 der Atmungskette
• Die Succinat dehydr ogenase ist FAD abhängig.
[soS. 39). Daher ist dieser Schr itt besonders
wichtig.
O =C-COOH
NAoff+Bt 1

~
H2C - COOH
Schritt 7: Die Addition 8 Oxalacetat
Dur ch Addition von HzO wird Fumarat zu Ma - NAD+ Malat-
lat. dehydrogen ase
HO-H C - COOH O=Bc -COOH
1 1
H2C- COOH H2C- COOH
L-Malat L-Malat

H, O -{Fum,rn" H,O -{Fum,rn"


HC- COOH HC- COOH
11 11
HC - COOH HC- COOH

Fumarat Fumarat
Abb. 42: Citratcyclus Schr itt 7

Übrigens ...
FADH 4
2 .• _
~'yCCinat-
~hYdrogenaSe
Das im Harnstoffcyclus gebildete Fumar at fließt
hier zur Regenerat ion in den Citratcyclus ein.
FAD
H2C - COOH
1
Schritt 8: Die Oxidation H2C - COOH
Im letzten Schr itt en tsteh t d ur ch Dehydrierung
von Malat wieder Oxalacetat. Die Reduktionsä- Succinat
quivalente werde n da bei auf NAD - übertragen, Abb. 44: Cit r at cyclus Teil 2

www.medi-Iear n.de t?'


\.iJ
321 Citratcyclus

3 .1 .3 Citratcyclus gesamt
o
11
H3C - C"- S - CoA

Acetyl-CoA

CoA

~ O=C-COOH HzC - COOH


NAuo"OJ I I
HzC - COOH HO -C-COOH
8 Oxalacetat I
HzC - COOH
Ma/at-
NAD+) ; ,
dehydrogenase Citrat ~ 2
<B0==QjC - COOH
I Aconitase \
HzC - COOH

7/
-1
HzC- COOH
L-Malat
I
HC -COOH
HzO Fumarase I
(ßo ----@ - COOH
Isocitrat
HC- COOH

~
11 N AD +
HC- COOH /socitrat-
Fumarat
dehydrogenase 3

FADH 4
z.__
~~CCinat-
~ehYdrogenaSe HzC - COOH
NAoE4D

COz
I
CH z
FAD I
HzC - COOH o= C ---. COOH
I
HzC - COOH a-Ketoglutarat
Succiny/-CoA
Succinat ~s
ynthetase
HzC - COOH NAD+

GTP
5 bH'
I z
CoA-SH

CoA-SH GDP 0= C "- S - CoA

® Succ inyl-CoA

Abb . 45: Citratcyclus gesamt

Ü b r i ge ns ...
• Nicht nur für passionierte Bast ler empfiehlt sich
• Im Cit r atcyclus wird Acetyl CoA formal voll-
folgendes Vorgehen, um das Er lerne n des Ci-
stän dig zu 2C0 2 oxidiert . In der Tat bildet der
tratcyclus etwas zu er leichtern und ein bisschen
Cit r at cyclus zusam men mit der Pyruvatdehydro-
amüsanter zu gestalten:
genasereaktion m it Abstand den größten Ant eil
Oie einzelnen Subst rate des Zyklus aufzeichnen,
des 1 kg Kohlendioxid, das täglich über die
die Mol eküle mischen und darau s ver suchen,
Lunge abgeatmet wird.
den Zyklus wieder zu re konstruier en.
Anabole Aufgaben, denn der Citratcyclus kann noch mehr 33

3.2 Die Energiebilanz oder 3 Die Succinatdehydrogenase (Inaktivator = Ma-


was springt bei dem ganzen lonat) = das Enzym, das auch Bestandteil der
Zirkus raus? Atmungskette (s. S. 39) ist:
Wenn man die während des Ablaufs entstan- Succinat -2H  Fumarat.
denen reduzierten Coenzyme zusammenzählt,
kommt man auf: Insgesamt kann man also festhalten, dass die Re-
• 3 NADH+H+ = gulation des Citratcyclus an seinen ersten beiden
- 1 NADH+H+ Isocitratdehydrogenase Enzymen und seinem gemeinsamen Enzym mit
- 1 NADH+H+ α-Ketoglutaratdehydrogenase der Atmungskette vollzogen wird.
- 1 NADH+H+ Malatdehydrogenase
• 1 FADH2 Succinatdehydrogenase
3.4 Anabole Aufgaben, denn der
Durch die Oxidation dieser Redoxcoenzyme in Citratcyclus kann noch mehr
der Atmungskette werden daraus ca. 9 ATP syn- Wie schon erwähnt, hat der Citratcyclus nicht
thetisiert (s. 4.5, S. 44). Dazu addiert sich noch nur abbauende, sondern auch aufbauen-
das GTP, dessen Synthese durch die Succinyl de Funktionen. Seine zahlreichen Zwi-
CoA Synthetase = Succinat Thiokinase kataly- schensubstrate fließen nämlich in einige
siert wird (s. S. 29) und das energetisch einem Stoffwechselwege ein. Für das Physi-
ATP entspricht. kum sind dabei folgende Synthesen be-
Im Citratcyclus entstehen also durch die Oxida- sonders wichtig:
tion der reduzierten Coenzyme in der Atmungs- • Der Citratcyclus liefert das Grundgerüst
kette mit dem dazugerechneten GTP pro durch- für viele nicht-essentielle Aminosäuren.
gesetztem Acetyl CoA 10 Moleküle ATP. - Aus α-Ketoglutarat wird durch Transaminie-
rung Glutamat (= Glutaminsäure) und daraus
MERKE: entsteht durch Decarboxylierung der wich-
Die Oxidation eines Acetyl CoA im Citratcyclus führt tige Transmitter GABA.
zur Bildung von 10 ATP. α-Ketoglutarat  Glutamat  GABA.
- Aus Oxalacetat wird durch Transaminie-
rung Aspartat.
3.3 Citratcyclus Regulation Oxalacetat  Aspartat.
Es gibt drei Enzyme, an denen die Umsatzge- • Succinyl CoA wird dem Citratcyclus für die
schwindigkeit des Citratcyclus reguliert wird Häm-Synthese entnommen ( = Porphyrinsyn-
und die auch alle gerne im Physikum these). Der erste Schritt der Häm-Synthese be-
gefragt werden. Die Aktivatoren und steht aus der Kondensation von Succinyl CoA
Inhibitoren dieser Enzyme kann man und Glycin zu δ-Aminolaevulinsäure.
getrost vernachlässigen. • Citrat wird für die Fettsäuresynthese und die
Cholesterinsynthese entnommen.
Diese drei Enzyme sind:
1 Die Citrat-Synthase = das Enzym, Übrigens...
das den ersten Schritt des Citratcy- Falls jemand bei Punkt 3 stutzt und denkt,
clus katalysiert: braucht man für die Fettsäuresynthese nicht
Oxalacetat + Acetyl CoA  Ci- Acetyl CoA, so hat er recht. Aber wie schon im
Kap. 1.4, ab S. 14 besprochen, ist die innere
trat.
Mitochondrienmembran für Acetyl CoA un-
2 Die Isocitratdehydrogenase durchlässig. Daher der Umweg über Citrat, das
= das Enzym, das den dritten die Membran passieren kann. Im Zytosol wird
Schritt des Citratcyclus kataly- Citrat dann durch die Citrat-Lyase zu Oxalacetat
siert: und Acetyl CoA gespalten, wobei letzteres für
Isocitrat ‒ CO2 ‒ 2H  α-Ketoglutarat. die Fettsäure- und die Cholesterinsynthese zur
Verfügung steht.

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341 Citratcyclus

Mitochondrium Zytosof

Choleslerinsynthese
Aspartat Acetyl -CoA
i
~OXalaCe~ Acetyl -CoA

/ Citrat

M,'" \ Oxalacetat

J Isocitrat

'"\' Succinat
)
a-Ketoglutarat ~ Glutamat ~ GABA

Porphyrine ( ' " Succinyl-CoA /

Abb. 46: Citratcyclus, anabo le Aufgabe n

ICHT zu den anabolen Aufgaben


des Citratcyclus gehören dagegen:
~.
n (
3.5 Anaplerotische Reaktionen
= Nahrung für den Citratcyclus
• Die Bereitstellung von Acetyl -CoA Was um alles in der Welt verbirgt sich wohl hinter
für die Gluconeogenese. Grund ist diesem wichtig scheinenden Begriff? Tja, wenn
wieder die irreversible Pyruvatde- man immer nur Geld ausgibt, ohne dass das Kon-
hydrogenasereaktion (s. 2.1.4, S. 24). Also noch to wieder aufgefüllt wird, ist man relativ schnell
mal: Acetyl-CoA kann NIEMALS für die Clu- pleite. Da geht es dem Citratcyclus auch nicht an-
coneogenese verwendet werden. Auch nicht, ders. Er gibt zwar kein Geld aus, aber viele seiner
wenn es jedes Jahr im Physikum als Möglich- Zwischensubstrate an die oben genannten Bio-
keit des Citratcyclus angepriesen wird. synthesen ab . Sein Konto an Zwischensubstraten
wird durch anaplerotische Reaktionen wieder
M ERKE: gefüllt. Dieser Begriff scheint also nicht nur wic h-
Der Citratcyclus liefert tig, er ist es auch: Gäbe es diese Reaktionen näm-
• das Grundgerüst der nicht-essentiellen Amino- lich nicht, würde der Citratcyclus bei Biosynthe-
säur en, z.B. (X-Ketoglutarat für Glutamat. sen und der damit verbundenen Entnahme von
• Succinyl CoA für die Häm-Synthese [= Porphyrine) . Zwischensubstraten zum Erliegen kommen. Das
• Citrat für die Fettsäuresynt hese [= Acety l-CoA wäre die Katastrophe für unseren Energiehaus-
Transport). halt und akut lebensbedrohlich.
Von größter Bedeutung dieser auffüllenden Reak-
tionen und die einzige bisher gefragte ist die Py-
ruvat-Carboxylasereaktion: Pyruvat reagiert da-
bei mit CO 2 unter ATP-Verbrauch zu Oxalacetat.
Pyruvat -Carboxylase
Pyruvat + CO 2 + ATP ~ Oxalac etat + ADP + P

Merke:
Die Pyruvat-Carboxylasereaktion ist eine anaplero-
t ische Reakt ion. die von der Pyruvat-Carbo xylase
katalysiert wird .
Basics Mündliche 135

: . . In w elcher Form wir d Ener gie im Citratcyclus gewon -


nen?
Im Citratcyclus wird Energie in Form von reduzierten
Coenzymen gewonnen. Bei ihrer Oxidation in der At-
Was sollte man sich also zum Them a Cit r at cyclus mungskette wird ATP synthetisiert. Die reduzierten
unbedingt merken? Gut punkten lässt sich. wenn Coenzyme sind NADH+H+ und FADH 2 . Außerdem
ma n weiß. dass wird im Citratcyclus noch direkt ein GTP gewonnen.
• NAD' von der Isocitratdehydrogenase. der c-Keto-
glutaratdehydrogenase und der Malatdehydroge- Ma n bezeichnet den Cit r at cyclus auch als Dr ehsch ei-
nase als Coenzym verwendet wird. be des St offw echsels. Erklär en Sie mi r bitte warum .
• Die Succinatdehydrogenase FAD als Cosubstrat Der Citratcyclus hat nicht nur katabole, sondern
hat. auch anabole Funktionen. Neben der Verwertung
• Citrat dem Citratcyclus für die Fettsäure- und Cho- von Acetyl CoA und der damit verbundenen ATP
lesterinsynthese entnommen wird. Synthese in der Atmungskette ist er Lieferant für
• cx-Ketoglutarat dem Citratcyclus für die Synthese die Ausgangsmoleküle vieler Biosynthesen wie z.B.
von Glutamat und GABA entnommen wird. des Succinyl-CoA das in die Porphyrinsynthese ein-
• Succinyl CoA ein Baustein für die Porphyrinsynthe- fließt, dem Citrat für die Fettsäuresynthese und dem
se ist. Grundgerüst der nicht-essentiellen Aminosäuren.
• die Pyruvat-Carboxylase die anaplerotische Reakti-
"" m' 8,ldoo, '"" 0,,1"8ta' k"e~ Er klär en Sie bitte den Begriff: anaplerotische Reakt i-
onen .
Anaplerotische Reaktionen sind auffüllende Reak-
tionen. Die Konzentration der Zwischensubstrate

Z!I des Citratcyclus ist relativ gering. so dass er bei Bio-


synthesen zum Erliegen kommen würde. Deswegen
muss der Citratcyclus regelmäßig durch anaplero-
Welche Stellung hat der Citr ateyclus im Stoffwechsel? tische Reaktionen aufgefüllt werden. Die Wichtigste
Der Citratcyclus ist die Endstrecke der Nährstoff- davon ist die Pyruvat-Carboxylasereaktion.
verwertung. Die Nährstoffe werden auf speziellen
Wegen zu Acetyl-CoA abgebaut und fließen so in den
Citratcyclus ein. Acetyl-CoA wird dort zu CO2 und En-
ergie oxidiert.
Neben dieser wichtigen katabolen Aufgabe ist der
Citratcyclus auch noch für unzählige Substratliefe-
rungen an andere Stoffwechselwege zuständig. Er
hat also anabole Aufgaben inne wie z.B. bei der Häm
Synthese, dem Aminosäurestoffwechsel und der
Fettsä uresynth ese.

St ellen Sie mir bitte grob den Ablauf des Cit r at cyclus
dar.
Der Citratcyclus lässt sich gut in zwei Teile splitten,
zuerst reagiert Acetyl CoA mit Oxalacetat zu Citrat,
nach zweimaliger Decarboxylierung entsteht Succi-
nat. Succinat wird dann im zweiten Teil wieder zu
Oxalacetat oxidiert.

www.medi-Iearn.d e re-.
\.V
361 Atmungskette

In dem Kana l gib t es vier Wasse rräder. Wasser-


4 Atmungskette , oder warum rad eins und zwei haben einen Wasserzufluss
atmen wir eigentlich? aus Wassereimem. Von den Wasserrädem eins
und zwei fließt das Wasser in Rollcontainer. die
das Wasser zu Wasserrad drei un d vier transpor-
Die Frage nach dem Grund für unsere Sauerstoff- tieren.
abhängigkeit ist berechtigt. Hat man sich doch in
der Physiologie elendig lang mit der Lunge und
der Sauerstoffauf nahme besc häftigt u nd den
Sp ruch" ahrung wird mit Sauerstoff verbrannt"
auch mehr als einmal hören müssen. Dafür, dass
er ü berall als Protagonist angekündigt
war, ist die Rolle des Sauerstoffs bis- ~" .(
her relativ mager ausgefallen. Das
wird sich aber jetzt mit Besprechung
der Atmungskette ändem .
IV
Der Eine oder Andere wird an dieser Stelle viel-
leicht denken, dass nun das große Übel unab-
wendbar ist. Der Begriff Atmungskette schwirrt
ja schon lange, be vor man sich mit diesem Ka- Durch die Wasserkraft angetrieben, werden Bälle
pitel befasst, durch d en biochemischen Raum: von der vorderen auf die hintere Kanalsei te ge-
..."Ja, un d in der Atm u ngskette, da entsteht dann pu mpt. ur bei Wasserrad zwei funktion iert das
ATP" ... Niemand weiß genau, was sich dahinter nicht, da seine Wasserkraft nicht ausreicht.
verbirgt, aber doch soviel, dass diese energielie-
femde Kette wichtig und nicht ganz einfach ist.
Um eine n sanfte n Einst ieg in das Thema zu ge-
währleisten, kommt auch an die - ~
ser Stelle zunächst ein Modell. 11

Wenn man sich darauf einlassen ,,' (


kann, ist das Verständ nis der At-
mungskette ein Klacks - ehrlich...

Man stelle sich eine n Kan al vor, der von links


nach rech ts läu ft. Er ist abs chüssig. Zu de m Ka-
nal gibt es zwei Zutlüsse.

Auf der h int eren Kan alseite gibt es jetzt einen


Ballü berschuss. Diese Bälle fließen durch eine
Turbine zurück auf die vordere Kanalseite. Da-
bei wird die Turbine angetrieben und Energie
erzeugt.
Was passiert in der Atmungskette? 137

4 .1 W as passiert in der
Atmu ngskett e?
Bei den vorangegangenen Stoffwechselfolgen
••• (z.B. Glykolyse, ß-Oxid ation, Pyruvatdehydro-

••••••
• •••

genasereaktion ab 5. 21, Citratcyclus ab 5. 26)
wurden auf NAD + und FAD Redoxäquivalente
übertragen (= NADH + H- und FADH 2) . Diese H·
• •• Atome vereinigen sich nun in der Atmungskette
mit 0 " wobei H,O entsteht = Knallgasreaktion.
Diese 'Reaktion ist so exe rgon, dass mit der frei
werdenden Energie ATP aus ADP und P gebildet
werden kann.

ME RKE:
Die Atmungskette ist in der inneren Mitochon drien-
Abb . 47: Atmungskette Modell St ufe 1-4 memb ra n lokalisiert.

Übrigens ... Zur ück zu m Mode ll und dessen Pen dants in d er


Am besten ladet ihr euch dieses Modell herun- Atmu ngske tte:
te r (www.med i-Iearn.de/skr-atmungs kette] und
dr uckt es aus. Dann könnt ihr es bei der Bear- Modell Atm u ngs kette
beitung dieses Themas neben das Skr iptleqen ....
volle Wassereimer reduzierte Redoxcoenzvrne
und im mer wieder einen Blick darauf werf en. da
Wasser .... H-Atome/Elektronen
im Text oft Bezug darauf genom men wir d.
Höhe des Kanals Redoxpotential
So, und schon geht es los mit d er lan g ersehn - Wasserräder (I-IV) .... Komplexe (I-IV)
ten Atmung skette. Als erstes kommt ein gro ber Container H/Elektronentransporter
Überblick über das Was und das Warum. Bälle .... H' -Ionen (= Protonen)
Turbine Komplex V (= ATP-Synthase)

Un d jetzt zum Ablauf:

Immmm • • - -
Es kommen volle W asser eimer. Von den katab olen Stoffwechselvorgänge n komm en
r eduzierte Redoxcoenzyme.

Durc h den Fluss des Wassers dur ch die Wasserräder. Dur ch den Fluss der H-Atome / Elektrone n durch die Komplexe.
können die Wasserräder können die Komp lexe I. 111 und IV W Ionen in den mitochondri-
Bälle auf die hinte re Kanalseite pumpen. alen Intermembranrau m pumpen .

Es entste ht ein Ballübersch uss auf der hinteren Es entsteht ein Ht-Ubers chuss im
Kanalseite. Int erm embranraum .

Das W asser kann durch den Kanal t ranspo rtiert Die H-Atome/ Elekt r onen können weit er gegeben wer den,
wer den, da er in seinem Verlauf an Höhe verliert (= da im Laufe der Atmu ngskette das Redoxpotentia l posit iver
Gefälle). wir d.

Tabelle 5: Übertragung des Modells auf die Atmungs kette

www.medi-Iearn.de ~
W
381 Atmungskette

4 .2 Aufbau der Atmungsk ette Übrigens ...


Dieser Abschnitt stellt die einzelnen Komponenten Die kom pliziert klingenden Namen der Komple xe
haben ihre Syste m ati k. Sie sind aus dre i Teilen
der Atmungskette vor, die im darauf folgenden
zusa mme ngesetzt.
Teil (= Weg durch die Atm ungskette, s. 4.3, ab S. 43)
1 . Teil = Redoxcoenzym , von dem die l-l-Atorna /
zusam mengeführ t werden . In Klammem stehen Elekt r onen sta mmen,
die zu gehörigen Elemente des Modells. 2 . Teil = Redoxcoenzym , auf das die H·Ato me/
Elektronen übertr agen werd en und
4.2. 1 Herkunft der reduzierten Coenzyme 3. Teil = Redukta se .
[= Wassereimer) Der Kom plex IV fällt aus diese~~~
Während des Abbaus von Fette n, Koh lenhydra- Sche m a r aus. ~
ten und Proteinen wurden Coenzyme reduziert,
die in die Atmungskette einfließen. Im Einzelnen
sind das:

ADH+H+aus Komplex I = NADH-Ubichinon-Reduktase


ß-Oxid ation, Im Komplex I werden die H-Atome von
Glykolyse, 1 ADH+H+auf Ubichinon (= Coenzym Q) über-
oxidative Decarboxylierung von Pyruvat tragen, d ies gesc hieht üb er FMN
(= Pyruvatdehydrogenasereaktion), (= Am Wasserrad I wird das Wasser vo m Eime r
Citratcyclus und (= gestreift) auf den Rollcontainer (= uni) weiter-
oxidative Desaminierung von Glutamat. gegeben).
Matrixraum
NADH+H- wird über de n Mal at-Shu ttle in das
Mitochondrium ge bracht.

FADH z aus
ß-Oxidation (Enzym = Acy l-CoA -De hy droge-
n ase),
• Citratcyclus (Enzym = Succinatdeh yd ro gen a-
se) u nd
• (m itocho nd rialer) Glycerinphosphatdehyd ro-
genase (s. Glyceropho sphat-Shu ttle, S. 17)

4.2.2 Kompl exe !-IV [= Wasserräder) Intermembranraum


Die Komplexe I - IV sind in d er inneren Mito-
chondrienm embran lok alisiert und bestehen au s A bb. 48: Atmu ngs kette. der Weg du rch Ko mp lex I
Enzymen und Coen zym en .
Im Einzelnen sind das: Was passiert hier im Einzelnen? NA DH+H+wi rd
• Komplex I ADH-Ubichino n-Red u ktase, von FMl oxidiert, gibt also seine Was sersto ffa-
• Komplex II = Succinat-Ubichinon -Reduktase, tom e (= se in Hydrid -Ion + sein Proton) an FM
• Kom plex III = Ub ichi non-Cytoch ro rn -c-Re - ab. FM wird d adurch zu FMNH z red uzier t
duktase und und gibt die Reduktionsäquivalente gleich wie-
• Kom plex IV = Cy tochromoxi dase. der weiter an Ubichinon. Aus Ubichino n wird
d adurch Ubichinol (= Red u ktion ).
Sie alle ha ben die Aufgab e, die Wasserstoffa- Bei di esem Wassersto fftrans port werden Proto-
tome von de n reduzierten Coenzymen (wie z.B. nen vo m Ma trixra um in den Inte rmembranraum
NADH+H- oder FADHz) zu übernehmen, wei- des Mitochondriums gepum pt.
terzu geben und bei der Katalyse ihrer Red oxre-
aktion en Protonen vom Ma trixr aum in den Inte r-
membranraum des Mitochondriums zu pumpen
(Ausnahme: Komplex II).
Aufbau der Atmungskette 139

NADH+H+ + FMN ) FMNH z

Ubichinon Ubichno l
Abb . 49: Atmungsk ette Komplex 1

An dieser Stelle tauchen d ie dubiosen Eisen-


Schwefel-Komp lexe aus dem Grundlagenteil 11
(s. S. 11) wieder auf. Auch sie sind an den Redox -
reaktionen beteiligt.
Fumar at Ubichinon

Übrigens ...
Für das Physikum sind die Details über ihr e
Transportbeteiligung unwichti g. W icht ig ist
hingegen. dass sie nur in Komplex I, 11 und 111
bete iligt sind, nicht aber in IV. Succinat Ubichnol

MERKE: Abb. 50: Atmungskette, der Weg durch Komp lex 11


• Im Komplex I wer den Wasserstoffatome von
NADH+W auf Ubichinon übertragen. Dies ist der zweite Zufluss zur Atmungsket-
• Komplex I enthält FM N und Eisen Schwefel-Kom- te. Hier werden die Wasserstoffatome - wie im
plexe ( = proteingebundenes Eisen in Nicht Häm Komplex I - auf Ubichino n üb ertragen .
For m) als prosthetische Gr uppen. Was passiert im Einze lnen? Succ inat wird von
FAD oxidiert, gib t also seine Wasserstoffatome
Komplex 11 = .Succinat -Ubichinon-Redukt ase an FAD ab und reduziert es d ad ur ch zu FADH r
Im Komplex II werden die H-Atome von Suc- FADH z gibt die Wasserstoffatome weiter an
cinat auf Ubichinon übertragen, dies geschieht Ubichinon, das dadurch zu Ubichinol reduziert
über FADH z wird .
(= Am Wasserrad II wird d as Wasser vom Eimer
(= gepunktet) auf den Rollcontainer (= un i) wei-
tergegeben).
HzC -COOH HC - COOH
I + FAD ) 11 + FADHz
HzC-COOH HC- COOH

Succinat Fumarat

Ubichinon Ubichnol
Abb . 51 : Atmungskette Komplex 2

www.medi-Iearn.de ~
\.iJ
40 I Atmungskette

Übrigens .. . Matrixraum
• Der Komp lex 11 hat einen Sondersta t us: Seine 111
erste Reaktion ents pr icht dem er st en Rege-
nerationsschritt des Cit rat cyclus [soS. 31)
und er ist NICHT in der Lage. Protonen in den
Inte r membranr aum zu pumpen: Nicht ~
zuletzt aufgrund dieser Tats achen wird er \
im Physikum besonders gern e gefr agt. /I ' (

• Reduzierte s FADH 2 entsteht nicht nur


im Citrateyclus. sondern auch bei der
!HJxidat ion [Enzym = Acyl-GoA-Dehydroge -
nase) und der mit ochondrial en Glycer inphos-
phatdehydrogenase [soGlycerophosphat-Shuttle
S. 1 7) . Auch diese Redukti onsäquivalent e Intermembranraum
werden auf Ubichinon übertra gen. Dazu
Abb . 52: Atmungskette. der Weg durch Komplex 111
exist iere n eigene W ege. die jedoch physi-
kumsirrelevant sind.
In d iesem Komplex kommen die Wasserstoffa-
tome also erstmals nicht von vorangegangenen
MER KE: Stoffwechsel folgen , sondern von d en Komplexen
Im Komplex 11 wer den Wasserstoffa- I und II der Atmungskette - übertragen durch
tome von Succinat auf Ubichinon übertragen. Ubichinol.
Komp lex 11 enthält kovalent gebundenes FAD und Was passiert im Einzelnen? Ubichinol wird vom
Eisen-Schwefel-Kom plexe (= proteingebundenes Komplex III zu Ubichinon oxid iert. Dabei wer-
Eisen in Nicht-Häm-Form ) als prosthetische Grup- den j UR die Elektronen übernommen. Vom
pen. Komplex III gelangen d ie 2 Elektronen auf 2 Mo -
Seine erste Reaktion ent spricht dem ersten leküle Cytochrom c. Bei den Redoxvorgängen
Regenerationsschritt des Citratcyclus. gehen die Cytochrome vom Fe3• in den Fez+-Zu -
Er hat NICHT die Funktion einer Protonenpumpe . stand (un d umgekehrt) über, anders gesagt: Ihre
Er befindet sich an der Innenseite der inneren Funktion beruht auf einer Wertigkeitsänderung
Mitochondr ienmembran. des Eisens .

Komplex 111 = Ubichinon-Cytochrom-c-Reduk-


tase
Im Komplex III werden nur die Elektronen von
Ubichinol übernomme n und au f 2 Cyt och rom c
üb ert ragen
(= Am Wasserrad III wird das Wasser vom Roll-
container (= uni) auf den klein eren Rollcontain er
(= kar ier t) u mg elade n).

Ubich inol Ubichinon


Abb . 53: Atmungskette Komplex 3
Aufbau der Atmungskette 41

Übrigens... Übrigens...
• Cytochrome bestehen aus Häm und Protein. • Cytochrom c ist ein Überträgermolekül. Es
Durch die unterschiedlichen Proteinanteile verbindet die Komplexe III und IV und ist daher
entstehen unterschiedliche Hämoproteine. NICHT an die Cytochromoxidase (= Komplex
• Bei diesem Elektronentransport werden wieder IV) gebunden.
Protonen in den Intermembranraum gepumpt. • Bei diesem Elektronentransport werden Pro-
tonen vom Matrixraum in den Intermembran-
raum gepumpt.
Merke:
• Im Komplex III werden Elektronen von Ubichinol Merke:
auf Cytochrom c übertragen. • Im Komplex IV werden Elektronen von Cytochrom
• Komplex III enthält Cytochrom b und Eisen-Schwe- c auf Sauerstoff übertragen.
fel-Komplexe (= proteingebundenes Eisen in • Komplex IV enthält Cytochrom a und Cytochrom
Nicht-Häm-Form) als prosthetische Gruppen. a3 aber KEINE Eisen-Schwefel-Komplexe (= prote-
ingebundenes Eisen in Nicht Häm Form).

Komplex IV = Cytochromoxidase Zusammenfassung Elektronentransport und


Im Komplex IV werden die Elektronen von zwei Komplex I-IV
Molekülen Cytochrom c auf ½ O2 übertragen Warum gelangen die Elektronen überhaupt vom
(= Am Wasserrad IV wird das Wasser vom ka- NADH+H+ zum O2? Bitte dazu noch mal kurz an
rierten Rollcontainer übertragen, verlässt dann die Grundlagen erinnern, dort findet man eine
den Kanal und fließt in den See). Antwort auf diese Frage (s. 1.1.5, S. 3).
Die Elektronen fließen in der Atmungskette ent-
lang der Spannungsreihe (= Gefälle/abnehmende
Höhe des Kanals). NADH+H+ hat eine sehr ne-
gatives Redoxpotential, H2O ein positives. Wäh-
rend der Atmungskette wird das Redoxpotential
immer ein bisschen positiver = das in der Kette
weiter hinten stehende Molekül ist in der Lage
dem vorderen seine Elektronen abzuluchsen
und das tut es dann auch.

Abb. 54: Atmungskette, der Weg durch Komplex IV

Was passiert im Einzelnen? Cytochrom c wird


unter Mitwirkung der Cytochromoxidase von ½
O2 oxidiert. Dabei entsteht ein O2-, das in die Mi-
tochondrienmatrix diffundiert und sich dort mit
zwei H+-Ionen zu H2O verbindet. Damit ist die
Knallgasreaktion vollzogen:

Abb. 56: Atmungskette Spannungsreihe nach Redox-


potential

Abb. 55: Atmungskette Komplex IV

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42 1 Atmungskette

In den Komplexen I-IV (= Wasserräder) durch- Aufbau : Der Komplex V besteht aus einem Fo-
laufen H-Atome/Elektronen (= Wasse r) die und einem F1-TeiI. Der Fo-Teil ist ein in die innere
Spannu ngsreihe (= Kanalabschüssigkeit). Die bei Mitochondrienmembran integrierter Bestandteil
diesen Oxida tionen freigese tzte Energie wird ge- un d enthält einen Protonenkanal. durch de n die
nutzt, um Protonen (= Bälle) vom Matrixraum in H' -Ionen in den Matrixraum zurü ck diffu ndieren.
den Intermembranraum zu pumpen. Der F1-Teil ragt pilzförmig in die Mitochondrien-
matrix un d ist die eige ntliche ATP-Synt hase, d.h.
Übrigens . .. hier wird die ATP-Synthese aus ADP un d Phos -
• Nur die Komplexe I. 111 und IV sind Pr oto nenpum- phat katalysiert. Dabei werden ca. drei Protonen
pen, Komp lex 11 ist keine. zur Synthese von maxi mal einem ATP ben ötigt.
• Die Komp lexe I, 111 und IV rag en ~
deshalb auch durch die inner e \ . (
Übrig ens ...
M itoc hondr ienmembran hindur ch [= /j
Der genaue Mec hanismus der ATP Herstel-
vom Matrixrau m bis zum Intermem -
lung ist im Physikum bisher noch nicht gefragt
bra nraum), während sich Komplex
wor den.
11 an der Innenseite [= dem Matrixraum
zugewandt ) der inner en M itochond r ien-
membran befindet .
Intermembranraum
4.2.3 Überträgermoleküle [= Container]
Als nä chstes soll die Aufmerksa mkeit den Über-
Fa Teil
trä germ olekülen gelten . Sie können sich frei
bewegen und somit die d ort fest verankerten
Komplexe miteinander verbinden. Als Übe r-
trägermoleküle fungieren Ubichinol und Cyto -
chrom c, d ie beide auch Red oxcoen zym e sind . F, Teil

I Komplex I Ir UbiChinOI Cytochrom c Matrixraum

I Komplex 111 1- . 1 Kompl ex lv i


I Kompl ex 11 I
Abb . 58: Atmu ngs kette Komple x V

Abb. 57: Atmungskette Überträger molek üle MER KE:


Kompl ex V
4.2.4 Komplex V - die ATP-Synthase • ist zuständig für die ATP Bildung.
(= Turbine] • ist in der inneren Mitochondrienmembran lokalisiert.
Der letzte Komplex der Atmu ngskette ist voll- • besteh t aus einem Fa· und einem F,-Teil.
kommen an ders als die Komplexe I-IV. Er ist • ist eine protonengetriebene ATP- Synt hase.
zwar auch in der inne ren Mitochondrienmem-
bran lokalisiert, aber für die Rückfü h ru ng der in Übrigens ...
d en Int erm embranraum gepum pten Pro tonen ATP kann auf vers chiedene Arten synt het isiert
zum Ma trixraum verantwortlich. wer den. Kurz zusamme ngefasst kann ATP
Der Protonenüberschuss im Intermembranraum r egener iert werd en über Phosphorylier ung
von ADP dur ch
erzeugt eine elektrochemische Poten tialdiff erenz
• die mitochondriale Fl , - ATPase [oxidative
(= me hr positive Ladungen und niedriger pH-Wert Phosphorylierung)
durch die vielen H' -Ionen). mit der Folge, dass die • Phosphoglycerat kinase (Glykolyse)
Protonen wieder zurück in den Matrixraum drän- • Pyruvat kinase [Glykolyse)
gen. Diese Kraft wird im Komplex V zur ATP- • Adenylat Kinase [Myokinase.s. S. 53)
Synthese genutzt (Im Modell ist de r Komplex V • Kreat inkinase (s. S. 52)
als Turbine dargestellt. Auf der hinteren Kanal- • Succinat Thiokinase (Citratcyclu s s. S. 29), hier
seite ist ein Ballüberschuss. Beim Durchfluss der wir d aller dings GTP synthetis iert
Bälle durch die Tur bine wird Energie erze ugt) .
Der Weg durch die Atmungskette 143

4.3 Der Weg durch die Atmungskette

..
Intermembranraum

Matrixraum

Abb. 59 : W eg durch die At mungs kette

In diesem Abschnitt steht die Reihenfolge der


einzelnen Schritte innerhalb der Atmungskette
im Vordergrund:
• ADH+H- kommt von den katabolen Stoff-
wechselvorgängen. Es ist ein lösliches Co-
enzym u nd kann daher zum Komplex I dif -
fu ndieren. Im Komplex I wir d es durch die
NAD H-Ubi ch ino n-Red uk tase oxidiert. Die Der Komplex II, der an der Inn enseite der inne-
Wasse rstoffa tome werde n von FM üb ern om - ren Mitocho n d rienme mb ran sitzt, ist ICH T
men und an Ubichinon abgegeben, das da - in der Lage Protonen in den Int erm embran -
durch zum Ubichinol reduziert wird . raum zu pumpen.
Durch den Komplex I werden Protonen vom • Von nun an haben alle Wasserstoffatome d en
Matrixraum in den Intermembranraum ge- gleichen Weg: Ubichinol wandert inne rha lb
pumpt. der Mitochondrienmembran zu m Komplex III.
• Im Komplex II wird Succinat durch die Suc- Hier werden die Elektro nen auf Cytochrom c
cinat-Ubichinon-Reduktase oxidiert. Die Was- üb ertragen.
se rstoffatome we rden von FAD übernommen Durch den Komplex III werde n auch wi eder
und an Ubichino n abgegeben, das dadurch Prot on en vom Ma trixrau m in den In termem-
zu m Ubich ino l reduziert wird . br anrau m gepu mpt.

www.medi-Iearn.de Ci)
441 Atmungskette

• Cytochrom c wandert zu m Kom plex IV. Hier 4.5 Energiebilanz der Atmungskette
wird Sau erstoff zu O~- reduziert u nd reagiert Wen n d ie Prot onen (= Bälle) die ATP-Syntha se
mit zwe i H+Ionen zu H ~O . Damit ist der Elek- passieren , wird ATP gebildet: Pro synthetisier-
tro nentranspo rt durch d ie Atmungskette ab- tem ATP werde n dafür ca. 3 Prot onen ben öti gt.
gesc hlosse n. Pro reduz ier tem lADH+H+we rde n ca. 10 Pro-
Auch der Komplex IV tran sportiert Protonen tonen in den Intermembranraum gep u m pt, pro
vom Matrixrau m in de n Int erm embranraum. reduziertem FA D H ~ sind da s immerhin no ch 6
Proton en (Remember: Komplex II kann KEI E
Durch all d ieses Pu mp en der Proton en in d en Prot on en pumpen ). Das bedeutet in d er The o-
Int ermembranraum ist d ort ein Prot on en üb er- rie, d ass p ro oxid ier tem NADH+H+3 ATP und
schu ss entstanden, der ein en Protonen grad ien- pro oxid iertem FADH ~ 2 ATP entstehe n. In der
ten und damit ein Mem bra npo tential er zeugt. Pr axis ist es wie so oft etw as an d ers . Der Grund
d afür lau tet: Es werden noch Protonen für an -
• Im Komplex V wird diese proton en motor ische dere Zwecke verwen de t, so d ass nicht alle ge -
Kraft (= elektrochemischer Gr adie nt) ausge- pumpten Prot onen in d ie ATP Syn these einflie -
nu tzt. Die Protonen streben wie der zu rück an ßen u nd rechnerisch d ah er etwas weni ger ATP
d en O rt der nied rigen Kon zen tration (= zurück pro oxid iertem Coe nzym en tsteht.
in den Matri xraum) und fließen dabei durch
de n Komplex V, dessen Fj-Teil eine ATP-Syn- M erke:
tha se beinhaltet. Beim Rückflu ss der Prot on en • Pro oxidiertem N A OH +W entstehen ca . 2 ,5 ATP.
in den Matrixrau m wird so ATP gebildet. • Pr o oxidiertem FAO H 2 entste hen ca . 1 ,5 ATP .

Übrigens ... Üb rigens .. .


FADH2 entsteht nicht nur im Citratcyclus. son- Die exakte Zahl der gepumpten Protonen ist et-
dern auch beim Fettsäur eabbau und beim Glyce- was kom plizierter herzuleit en. Für das Physikum
r ophosphat-Shuttl e. Auch diese Redoxäquivalente sind diese Zahlen jedoch nicht wichtig, so dass
wer den direkt in die Atmungskette eingeschleust hier der Einfachheit halber mit etwas ger unde-
und auf Ubichinon übertragen. das dadurch zu t en Angaben gearbeitet wir d.
Ubichinol reduziert wird . Sie gelangen dabei nicht
über den Komp lex 11 zur Atm ungskette . sondern
über ihr e eigenen Abbauenzyme, wer den aber an
der gleichen "Stelle" eingeschleust . Ihr Abbauen- 4 .6 Regulation der At mungskett e
zym ist : Die Regu lation der Atmu ngskette gehö rt zu den
• die Glycerinp hosphatde hydrogenase aus dem
The men in der Bioche mie, die aus - ~
Glycerop hophats huttle (S. 17 ) oder
nahmsweise mal rich tig schön sind . . (
• die Acyl-CoA-Dehydrogenase aus der ß-oxidat ion
Schön, we il sie logisch sind und man It
[soSkript Biochemie 7 J.
sie sich deswegen gut mer ken kan n:

4.4 Die Atmungskette Schwerpunkt


Redoxreihe
In Abbildung 60 ist die Atmungskette mal aus
dem dem Blickwinkel d er Spannu ngsreihe dar-
gestellt. Die ein zeln en Coen zyme sind in ihr er
Red oxhierarch ie aufgezeic hnet, die sich im Ab-
lau f widerspi egelt.

Übrig ens ...


Die Energie zur Phosphorylier ung von ADP wir d
von Redoxpr ozessen bere itgestellt. Ma n nennt
den Mec hanismus der Atm ungskette daher
auch oxidative Phosphorylierung [vgl. Subst rat-
kettenphosphorylierung, s. S. 29).
Regulation der Atmu ngskette 145

v
-0,4 GADH+9

-0,3
~
2H

f::,.Go, - 51 kJ
-0,2
Fumarat

2H
-0,1 Succinat

-0,0

+0,1 f::,.G o, - 41,5 kJ

+0,2 IV
Fe2 +

2 Cyt c
+0,3

+0,4 f::,.Go, - 100 kJ

.o.8l_ _ )
2W

Abb. 60: Atmungskette Sch werpunkt Redoxreihe

In der At mungskette wird ATP sy nthetisiert und • Der Protonenüberschuss im Intermembran-


ADP verbraucht. Viel ADP ist daher ein Zeichen raum hemmt dann die Komplexe I-IV (= 3)
von Energiemangel in der Zelle . Da dieses Mole - und es findet kein Elektronentransport mehr
kül den Energiehaushalt der Zelle so gut wider- statt
spi egelt, läuft über seine Konz entration auch die • Die reduzie rten Red oxcoen zym e können dann
Regulation der Atmungskette: nicht mehr abgebaut werden (= 4) und auch
• Ist der ADP Gehalt der Zelle erschöpft (=1), der Citratcyc1us kommt zum Erliegen .
• kann di e ATP-Synthase (= 2) nicht mehr arbei -
ten , also wegen ADP -Mangel kein ATP mehr
synthetisieren und somit auch d en Proton en -
gradien ten nicht abbaue n.

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461 Atmungskette

Eine we itere Regulationsmöglichkeit bietet di e


ATP/ADP-Translokase. Wie schon im Grundla-
gen teil angesp rochen (s. 1.4.2, S. 15), kann ATP
AT?
AT?
die inn ere Mitoch ondrienmembran nicht passie-
ATP ren . Zu diesem Zw eck gibt es einen speziellen
ADP + Pi ATP Antip ort: die ATP/ADP -Translok ase, die ATP in
das Zytosol un d ADP ins Mitocho nd riu m tran s-
portiert. Kommt es hie r zu einer Schädigung, ist
d ie ADP -Kon zentration im Mitoch ondrium auch
ern ied rigt und täuscht eine n Energieüberschuss
vor. Folge : Die Atmu ng skette wird gehe mmt.

lI=rl ~ Übr ig en s ...


~ ~ Bei einem Tr ansportzyklus geht ein ADp3- ins
Mitochondrium im Austa usch gegen ein
ATp4-. Der Intermembranraum wird dadurch
um eine Ladung negativer . Dies gleicht den
dort herrschenden Proto nenüberschuss der
At mung skette ein wenig aus und ist ein Gr und
für den zusätzlichen Verb rauch von Pr ot onen im
Intermem br anraum und der damit ver bundenen
NADH + W krumm en Zahl des ATP-Gewinns [so4 .5 . S. 44J.

mrennembmnmum ~

Substrat H2 Subs trat


38
ADP
Abb. 61 : At mungs kette Regulation

ME RKE:
Der Hauptregulato r der At mungskette ist die ADP-
Konzent ration:
• Ist sie erhöht. ist das gleichbedeutend mit Ener-
giemangel und die At mungs kette wird angetrie-
ben.
• Ist sie erniedr igt , herrscht ein Energ ieüberschuss e
in der Zelle und die Atmungskette wir d gehemmt.
e e
Üb rigens ... e e
Die ATP Konzentratio n hat keine r egulat ive Funk- e
ti on auf die At mu ngskette. auch wenn

~
Metrixreum
es im Schr ift lichen als Lösungs mög-
lichkeit angebot en wir d.

~
Abb . 6 2 : Atmu ngs kette ATP /ADP-Tra nslokase
Beeinflussung der Atmungskette 147

M ERKE: 4.7.1 Hemmung der Atmungskette


Der ADP Tra nsport ins M it ochondrium wir d durc h Die Hemmung d er Atmun gskette lässt sich an
eine ATP/ADP-Trans lokase kat alysiert. Ihr e Hem- unserem Modell w u nderschön darstellen : Wenn
m ung bewir kt auch eine Hemm ung der At m ungs- man sich vo rstellt, eine Mauer ode r Barrikade
kette. würde den Kanal an beliebiger Stelle versper-
ren, kann das Wasser an dieser Stelle durch di e
Rollcontainer nicht mehr weitertransportiert
4 .7 Beeinflussung der Atmungskette werden. Es werden so auch keine Bälle üb er die
Diese Überschrift mag ein bisschen selt sam klin- Wasserräder auf die hintere Kanalseite gepumpt
gen, he ißt dieses Kapitel normalerweise d och und die Turbine erze ugt keine Energie.
Hemmstoffe de r Atmungsk ette . Die Atmu ngs- Die Hemmstoffe d er Atmungskette bauen di e-
kette kann jedoch auf zwei unterschiedliche se Art Mauer. Dadurch wird die Atmungskette
Weisen ges tört werden: Sie kann geh emmt oder an einer Stelle blockiert und es kann kein .
entkoppelt sein . Um daher der Verw irru ng vor - Elektronentransport stattfin den. Ohne ~~:­
zubeugen, die entstehen kann, we nn Hemmer Elekt ron entransport find et im Komplex .,' (
und Entk oppler unter Hemmstoffen eingeordnet IV jedoch au ch keine Sauerstoffre- ~ ~ .
werden, lautet d ie Überschrift hier ganz neutral duktion statt. Es wird also auch KEI
"Beei nfluss ung der Atmungskette". Sauerstoff verbrauch t.

ME RKE:
Die Atmung skette kann durch zwei ver schiedene
Arten beeinträcht igt wer den:
• Hemmung und
• Ent kopplung.

Um diese be iden voneinander zu untersche iden,


ist der r iO -Quotient hilfreich:

M ERKE:
Als P/ OO uot ient bezeichnet man das Verhältnis
von gewonnen em ATP zu verbrauchtem Sauerst off.

gewonnenes ATP
P/O Quotient:
verbrauchtes 0 2

Für jedes oxid ierte ADH+H-/FADH1 in der At-


mungskette wird ein Sauerstoff für die Knall gas-
reaktion verbraucht. Damit entstehen
• pro oxidiertem NADH+H- 2,5 ATP.
Der r io Quotient = 2,5/1, also 2,5
• pro oxidiertem FADH 1 1,5 ATr.
Der r iO Quotient = 1,5/1, also 1,5.

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481 Atmungskette

1I

Abb . 63: Hemmung der Atmungskette

O
): ~
Von den vielen Stoffen, die an unter- r[ h M ERKE:
schiedlichen Stellen die At mungsket- , . • Barbit urate hemm en die W asserst offübertra-
te blockieren, werden im Physikum gung auf Ubichinon.
nur zwei gefragt: • Cyanid-Ionen hemm en die Cytochromoxidase.
Die Barbitu rate (= früher verwendete Schlaf-
mittel) he mmen den Komplex I und zwa r blo-
ckieren sie dor t d ie Wasse rstoffüber tragung 4 .7 .2 Entkoppler der Atmu ngsk ette
von FMN auf Ubichinon (= Coen zym Q ). Auch di e En tko pplu ng der Atmungskette lässt
Die Blau säure (= HCN) hemmt den Komplex sich am Kanalmod ell gut veranschaulichen.
IV (= Cytochr om oxid ase) und zw ar blockiert Wenn man sich vorstellt, d ass ein e zus ätzliche
sie die ElektronenÜbertragu ng~ Verbindu ng zw ische n hint erer und vor derer Ka-
von Cytoch rom c auf Sauerstoff. , .( nalseite (= neb en der Turbine) einge bau t wird,
Achtung: Es wird die Cy tochro- " können die Bälle auch üb er diese Verbindu ng
moxi dase, nicht aber Cytochro m wie der zurüc kströ me n und damit d ie Turb ine
c gehemmt. umgehen. Beim Fluss üb er diese Um leitu ng wird
jedo ch KEI TE Energie erzeu gt. Der sonstige Ab-
Übrigens ... lau f ist nicht gestört: Es wird weiterh in Wasse r
Das Anion der Blausäur e ist CN' und heißt durch den Kanal tran sportiert und d ie Wasse r-
Cyanid-Ion. Es wirkt genauso wie die Blausäure räd er pumpen Bälle. Der Ballüberschuss auf der
selbst und taucht gerne ma l stellvertretend in
hinteren Kanalseite w ird jed och oh ne Energieer-
den Fr agen des schriftlichen Examens auf.
zeug ung sofo rt wiede r abgebaut. Damit ist die
Ene rgieer zeu gung vo m Wasser transpo rt gelöst
111 IV
FMN Ubichinon Cyt c
(= entkoppelt) worden .

Barbiturate CW

Abb . 64: Atmungskette Hemmstoffe


Beeinflussung der Atmungskette 149

Abb. 65: Ent kopp lung der Atmungskette ;I~


~ ATP
Die Sub stanzen, die d ie Atmungskette entkop-
peln, bewirken d iese Art Zusatzverbindung.
Den Protonen steht so ein alternativer Weg zu-
rück in de n Matrixraum zu r Verfügung, ohne
durch die ATP-Synthase zu müssen. Bei entkop-
®
ADP + ATP ATP

pelter Atmungskette findet der Elektronentrans- ~A~


port unabhängig von der ATP-Synthese statt. Da
der Elektronentransport weiterläuft, wird aber (1) '. AIm"",_ und
auch Sauerstoff verbraucht. Und d a Sauerstoff ElekUonenuansport
verbraucht, aber viel weniger ATP er zeugt wird, entkoppelt
sinkt der P/O -Quotient. Die frei werdende Ener-
gie geht dabei in Form von Wärme verloren. r--wl ~
• ATP-Synthese findet kaum statt (=1).
~ CD ~

• Die beim Protonenfluss frei werdende Energie


geht als Wärme verloren (= 2).
• Da der Protonenüberschuss im Intermembran- E
:::l

raum weiter abgebau t wird, läuft auch der ~


C

Elektronentransport weiterhin ab (= 3). ~


.0
E NADH + W
• Die reduzierten Coenzyme geben ihre Wasser- <ll
stoffa tome ungehindert in d ie Atmungskette E
und es kommt NICHT zu einem ADH+H+- 2c
Überschuss.
Glyko lyse, Pyru vatdehydrogenas ereaktion
und Citratcyclus werden ICHT gehemmt,
sondern laufen sogar beschleunigt ab und re-
Substratj-l, Substrat
duzieren weiterhin Coenzyme.

Abb . 6 6 : Atmungs kette, Folgen der Ent kopp lung

www.m edi-Iearn.de ~
\iJ
50 I Atmungskette

M ERKE:
Bei der Ent kopplung der At mungskette
• wird der Elektr onent ransport von der ATP-Bil-
dung getrennt .
Thermogenin
• wir d Wä r me freigesetzt.
innere
Mitochondrien-
Ü bri e ns ... mem bran
• Ent koppler beeinträ chtige n den Elek-
tronentra nsport NICHT. Sie bewir ken
damit auch KEINE Umkehr . sondern
füh ren höchst ens zu einem noch schnel-
leren Ablauf des Tr ansports.
• Dur ch die Ent kopplung des Elekt r onent rans-
portes von der ATP Bildung kann die Regulati on
der Atmungskette über die ADP Konzentration Dinitrophenol
(s. 4 .6 . ab S. 44) nicht mehr greifen. Es kommt
sogar zu einer Beschleunigung des Elektr o-
nentransportes und damit zu einem er höhten
Sauer sto ffv er br auch.

c> b

O
Welche s sind nun d ie En tko p pler de r Abb . 67 : Ent koppler der Atmungskette
( . ' "I)
Atmu ngskette? Auch zu diesem Thema h
werden im Examen glü cklicherweise t M ERKE:
nur zwei Wirkstoffe verla ng t. Ein phy- • Therm ogenin ist ein physiologischer .
siologischer und ein path ologischer: Dinitrop henol ein pat hologischer Entkoppler
der Atmungskette.
• Ph ysiologisch? Wie kann ein Stoff, der di e At-
mung von de r Energieerze ugung trennt, phy- 4.7 .3 Zu samm enf as sung der Blocki er er
siologisch sein? Der en tsche idende Pu nkt ist, der Atmungskette
dass bei der Entkoppl ung Wärme freigesetzt
wird u nd das ist z.B. bei der zitterfreien Wär-
meb ild ung im braunen Fettgewebe gewollt.
- • ••• •
Das physiol ogis che Protein Thermogenin
- ein Protonenkan al - wird da zu bei eine m
Kältereiz kontrolliert in d ie inne re Mitochon-
..
I~
.
gezielte Blockade
eines Komp lexes;
es findet weder
Pr ot onen werd en
am Kompl ex V
vorbeigeschleust;
d rien membran einge ba u t. Auf diese Weise Elektr onent r ans- es kommt zu einer
wird wohl d osiert Wärme p roduziert. port noch Sauer- Abtrennung des
sto ffverb ra uch Elektr onent rans-
• Der pa thologische Vertreter ist das Din itro -
sta tt. ports von der ATp·
ph en ol, ein lipophiles Mole kül, d as sich in die Synt hese.
Membran einlagert und auf der Interme m-
br an seite Protonen aufn immt, sie d ur ch die I~ . Bar bit ursäur e .. Dinitrophenol
Mem bran sch leust und auf der Ma trixseite
wie der abgibt. . [Komple x I)
Cyanid
Ther m ogenin

[Komp lex IV)

1:r..t.~l!11!i • :Tm bleibt gleich sinkt

Tabelle. 6 : Vergl eich: Hemmung & Ent kopplung


Basics Mündliche 151

: . •
den kat abolen Stoffwechselvorgängen gewonnenen
red uzierten Coenzyme oxidiert. Dabei wird ein Proto-
nengradient aufgebaut, der zur ATP Synthese dient.

Zur Atmungskette sollte m an unbedingt wissen. Welche Reakt ion liefert die Ener gie für die ATP Syn-
dass t hese?
• Cytochrom c nicht an die Cytochromoxidase ge- Formal handelt es sich dabei um die Knallgasre-
bunden ist. aktion: Wasserstoff und Sauerstoff reagieren zu
• Hämoglobin und Cytochrom c sich durch die Art Wasser. Diese Reaktion ist jedoch sehr exergon
der Bindung an ihre Proteinkomponente unter- und würde zur Zerstörung der Zelle führen. In der
scheiden. Atmungskette wird die Energ ie daher stufenweise
• die Cytochromoxidase KEIN proteingebundenes freigesetzt.
Eisen in Nicht-Häm-Form enthält.
• die Succ inatdehydrogenase W as ist eine Oxidation, was eine Reduktion?
membrangebunden ist . Oxidation bedeutet Elektronenabgabe. Diese ist oft
ein Teil des Komp lexes 11 der Atmungskette ist. mit Protonen gekoppelt. so dass eine Wasserstoff-
kovalent gebundenes FAD als prosthetische abgabe auch eine Oxidation darstellt.
Gruppe enthält. Oie Reduktion ist das Gegenteil der Oxidation also
Eisen-Schwefel-Komplexe enthält. eine Elektronenaufnahme.
• Reduktionsäquivalente für die Atmungskette gelie-
fert wer den Was sind Cytoc hrome?
vom Citratcyclus. Cytochrome sind Hämproteine, d.h. sie bestehen
von der ß-Dxidation . aus einem Proteinanteil und der Häm-Gruppe.
von der Pyruvatdehydrogenasereaktion und Oie Cytoch rome haben in der Atmungskette als Re-
von der oxidat iven Desam inieru ng von Glutamat. doxcoenzyme die Funktion der Elektronenübertra-
• die ATP-Synthase auf der Innense ite der inneren gung .
Mi t ochondr ienm embr an die ATP Synthese aus zy-
tosol ischem ADP und Phosphat katalysiert. W ie kann die Atmungskette gestört wer den?
• Komplex 11 KEINE Protonen pumpt. Oie Atmungskette kann gehemmt oder entkoppelt
• die Atmungskette durch die mitochondriale ADP sein. Bei der Hemmung wird das ganze System blo-
Konzentration regu liert wird . ckiert, es findet weder ATP-Synthese noch Elektro-
• Entkoppler keine direkte Wirkung auf den Elektro- nentransport statt. Der P/D Quotient verändert sich
nenfluss der Atmungskette haben, höchstens zu nicht.
einem schne lleren Transport führen , aber KEINE Oie Entkoppler schleusen Protonen durch die in-
Umkehr bewir ken. nere Mitochondrienmembran und bauen so den
• Entkopplung der Atmungskette die Abtrennung Protonenüberschuss auf der Intermembranseite
des Elektronentransports von der ATP Bildung zur ab. Es wird viel weniger ATP synthetisiert, der Elek-
Folge hat. Dadurch kommt es zur Beschleunigung tronentransport findet aber noch statt. Somit wird
der katabolen Stoffwechselprozesse und zur Wär- Sauerstoff verbraucht, der P/0 Quotient sinkt, und
mebildung. Wärme wird erzeugt. .

JG.f 2:T WRff I~R NCGlIrAL


lIG.f txJRUlA1}IG.N ßI5 OCR rlJSKllLARG.
G.N~ ßfkINN f.
Beschr eiben Sie mi r bitte kur z das Pr inzip der oxida-
t iven Phosphorylier ung.
Oxidative Phosphorylierung ist die Bezeichnung
für den Mechanismus der ATP-Bildung in der At -
mungskette. In der Atmungskette werden die bei

www. medi-Iearn .de f-:!\


\iJ
521 Muskel

5 Muskel
t
In diesem Kapitel werden die eben gelernten
Fakten an einem beispielhaften und natürlich
prüfungsrelevanten Organ betrachtet. Im Mus -
kel finden alle in diesem Skript beschriebenen Verbrauch
Reaktionswege statt und die dabei entstandene
chemische Energie wird wieder in Bewegungs-
energie umgesetzt. Da der Muskel auch Thema
der Anatomie und Physiologie ist, konzentrieren
wir uns hier nur auf die Schwerpunkte der Bio- ATP ADP+®
chemie:
• den Muskelstoffwechsel und
• spezielle Aspekte des Muskelaufbaus.

Bildung
5. 1 M uskelst offwechsel
Die Hauptaufgabe des Muskels ist die Kontrak- Abb. 68: ATP Verbrauch bei Kontraktion
tion , einmal zur Stützung des Knochenskeletts
sowie zur Fortbewegung. Um dieser wichtigen Anaerobe Möglichkeiten der ATP-Sildung
Aufgabe gerecht zu werden, gibt es im Muskel- Unter anaeroben Bedingungen hat der Muskel
stoffwechsel ein paar Besonderheiten. Der Mus - drei verschiedene Möglichkeiten der ATP-Syn-
kel kann unter Umständen riesige Mengen von these:
Energie brauchen und muss, um seine Funktion aus Kreatin-Phosphat,
aufrechtzuerhalten, unwichtige Substrate schnell durch anaerobe Glykolyse und
wieder loswerden können. Wie das funktioniert, über die Adenylat-Kinase.
wird in diesem Kapitel besprochen.
Kreatin -Phosphat. Die Kreatinkinase katalysiert
5 .1 .1 Energiestoffwechsel die Reaktion:
Die Hauptaufgabe des Muskels ist die Kontrakti- Kreatin-Phosphat + ADP ~ Kreatin + ATP
on und die zuständige direkte Energiequelle da - Die Phosphatgruppe wird also von Kreatin-Phos-
für die ATP-Spaltung. Der ATP-Vorrat im Mus- phat auf ADP übertragen, wobei ATP entsteht.
kel würde jedoch gerade mal für zwei Sekunden Diese Reaktion findet in der Kontraktionsphase
reichen. Da der Mensch aber stundenlange Mär- statt. Während der Erholungsphase werden die
sche zurücklegen kann, muss es noch andere Kreatin-Phosphat-Speicher wieder aufgefüllt.
Energiequellen geben. Welche das sind und wie Die Reaktion ist also reversibel und eine Gleich -
sie funktionieren, damit beschäftigt sich der En- gewichtsreaktion. wobei das Gleichgewicht auf
ergiestoffwechsel. der Seite der ATP-Bildung liegt.
Grundsätzlich hat jede Muskelzelle zwei ver-
schiedene Mögli chkeiten, ATP für die Kontrak- MER KE:
tion selbst zu synthetisieren: Je nach O,-Bedin- D i ~ Kreatinkinase katalysiert die ATP-Synthese
gungen verläuft die ATP-Bildung anaer~b oder aus Kreatin-Phosphat und ADP. Diese Reakt ion ist
aerob. reversibel.
~
Doch wer ist dieses Kreatin~ ,' .
überhaupt? Eine Frage, die im
schriftlichen Physikum immer
mal wieder gerne auftaucht.. . .
Muskelstoffwechsel 153

Kreatin ist ein kleines Molekül, das in der Leber Ad enylat-Kin ase . Die Ad enylat-Kinase-Rea k-
synthetisiert wird. 1 ach seinem Transport im Blut tion besticht durch ihre Einfachheit. Alles, was
zur Muskulatur und seiner Aufnahme durch die diese Enzym tut, ist Phosphorsäurereste umzu -
Muskelzellen wird dort in der Kreatinkinasereak- verteilen. Wo vorher 2 mal 2 Phosphorsäurereste
tion Kreatin -Phosphat gebild et und steht zur ATP waren, sind nachher 1 mal 3 Phosphorsäurereste
Synthese zur Verfügung. In einer spontanen Reak- und 1 mal l Phosphorsäur erest. Anders ausge-
tion (= Lactambil dung) wird es in den Muskelze l- drückt: 2 ADP reagieren mi t Hilfe der Adeny lat-
len zu Kreatinin umgewandelt und schließlich über Kinase zu einem ATP und einem AMP.
die Niere ausgeschieden. Denn aus Kreatinin kann
kein Kreatin mehr gebild et werden und damit ist
dies e Substanz für den Muskel unbrauchbar.
2ADP AMP
ME RKE: Adenylat-Kinase
• Kreatin wird in der Leber synthetisiert.
ATP
• Kreatin wird als Kreatinin über den Urin
ausgesch ieden.
Abb. 70: Adenylat-Kinase Reaktion
Übrigens .. .
• Der Krea t inin-Wert im Blut hat hohe klinische
Relevanz. Er ist wichti g zur Bestim mung der Aerobe ATP Gewinnung
Kre atinin-C1 ear ance, die eine enor me Bedeut ung
Bei der aeroben Glykolyse läuft die Energiege-
zur Einsc hätzung der Leist ungsfähigkeit der
Niere hat.
winnung über die Stoffwe chselwege Glykolyse,
• Im schr ift lichen Physikum nicht aufs Glatteis ß-Oxid ation, Citratcyclus und Atmungskette.
führen lassen: Kre atin - nicht Kreatinin - wir d Der a l-Bedarf w ird neben der a l-Zufuhr über
phosph oryliert zu Kreatinphosphat, Kreatinin das Blut vo m intrazellulären Speicher Myoglo-
wir d über die Nier e ausges chieden bin gedeckt.

Anaerobe Gl ykolyse. Die anaerobe Glykoly-


se ist die wicht igs te Möglichke it der anaeroben
ATP-Herstellu ng . Dabei werden 2 ATP und 1
NADH+H+ gebildet. Wegen des O,-Mangels
kann das Reduktionsäquivalent NAÖH+H' je-
doch nicht in der Atmungskette redu zier t wer-
den und häuft sich daher an. Ein NADH+H+-
Überschuss führt jedoc h zur Hemmung der
Glykolyse . Damit würde die ATP-Synthese zum
Erlieg en kommen, wenn nicht NADH+H- mit
Pyruvat zu NAD + und Lactat oxidiert würde.
Und gena u dies geschieht:

2 ADP +®® 2AT P

Glucose \. .J ) 2 Pyruvat +E--~_:::---~) 2 Lactat


(\

Abb . 69: an aerobe Glykolyse

www.medi-Iear n.de r?,\


\.iJ
541 Muskel

° 2-Reserve
°2-Myoglobin
GYko1gen \: ( r -- - - - - - ----,

~ oxidative Phosphorylierung
Glucose -6 -® 1- .., in der Atmungskette

Blutglucose
Fettsäuren
Keton körper _ ADP+ ® ATP

Abb. 7 1: aer obe ATP Gewi nnun g im Mu skel

Eine Besonderheit hat der Muskel in seinem Koh- Regulation


lenhyd ra tstoffwechsel noch . Er ha t d ie Fähigkeit
Glykogen zu bilden un d auf diese Weise Ener-
gie in Form von Kohlenhydrate n zu spei chern.
l
Dieser Speich er wird dann in d er Kontrakti ons-
p hase abge baut. Deswegen ko mmt jetzt no ch ein
11
kleine r Exkurs:
Glucose-1 -®

Exku rs: Gl ykogen im Muskel.


il
Glucos e-6 -® ~ Glykolyse

ME RKE:
• Glykogen ist die Speicherf or m von Glucose.
1~ ';:,~c~se-6-PhosPhatase
Glucos e
• Diese Speicherf orm findet sich in Leber , Nier e
und Mu skel. Abb. 72: Glykog enabbau im Mu sk el

Zur Ene rgiegewinn ung wird Gly koge n ü ber die ME RKE:
Glykogen -Phosphor ylase zu Glucose-l -P abge - • Oie Muskelzelle verfü gt nicht über Glucose-G-
baut. An dieser Stelle wi rd der Abba u reg uliert. Phosphat ase und kann som it nicht zur Anhebung
Anschließe nd erfo lgt d ie Um lagerung zu Cluco- des Blutzuckers piegels beit rage n. Es ents te ht
se-6-P, d as d ann in d ie Glyk olyse einfli eßt. KEINE freie Glucose.
• Der Mu skel speichert Glykogen nur zu seiner
Übrig en s . . . eigenen Versorgun g.
Im Gegensatz zu Leber und Niere besitzt der
Mu skel KEINE Glucose-6-P hos phat ase, kann Jetzt ko mmt mit der Regu lation des I

Glyk ogenabbaus im Muskel ein etwas ~


somit auch aus Glucose-B-P keine fr eie Glucose
bilden und ist daher auch nicht in der Lage der
Anhebung des Blutzuckers piegels zu dienen.
ko mp lizierteres The ma . Wir gehe n hier " ] '1\ '\)
Daher kann Glukag on den Glykogenabbau im nur auf die Regu lation des Abba us ein, ,
Mu skel NICHT st imuliere n. da bis jetzt im Schriftlichen auch nur
hierzu Fragen ges tellt wurde n.

Eine komplette Darstellung finde t sich im Skript


Biochemie 3. Bis auf d as Fehlen der Glucose-6-
Phosphatase verläuft der Abbau im Muskel gen au-
so wie in de r Leber und den ieren:
Muskelstoffwechsel 155

1 Glyk ogen wird durch die Phosphorylase zu MER KE:


Gluco se-l -P abgebaut. An dieser Phosphoryla- Zum Glykogenabbau führen:
se finde t d ie Regu lierung sta tt. ,. ."" • cAMP-ab hängige Phospho rylieru ng (über Akt ivie-
2 Diese Ph osphor ylase ist ph osphory- . " " ... run g einer Prote inkinase)
lier t aktiv (= mit eine m übe rtragenem • Ca 2+ und Calmodu lin ( über Akt ivier ung der Phos-
Phosphatrest). Der Phosphatrest phoryla se-Kinase)
wird durch die Phosphorylase -Ki- • AMP (über allosterisch e Aktivierung der Glykogen-
nase übertragen. AMP kann die de - phosphorylase)
phosphorylierte Phosphorylase allosterisch
aktivie ren und bew irkt somit auch eine Stim u - 5 .1.2 Cori-Zyklus
lierung der Glykogeno lyse. Der Cori -Zyklus ist so eine Art Recycling-Vor-
3 Auch di e Phosphorylase-Kinase ist ph ospho- ga ng für das Lactat, d as bei d er anaeroben
ryliert aktiv. Glykolyse im Muskel ents teh t. Dieses Lact at ist
4 Die Aktivierung der Phosphorylase-Kinase näm lich viel zu wertvoll = zu energiehaltig, um
findet mit Ca", Calmodulin und ausgeschieden zu werden. Daher ha t die Mus-
5 durch cAMP-abhän gige Phosphorylierung kulatur mit der Leber einen Recycling-Deal aus -
sta tt. ge ha ndelt: Sie gibt d ie für sie we rtlose Altware

cAMP-abhän gige

Ph"PhO~Ii'\ I Ca 2 +

~"m"""';"
Lactat an di e Leber ab, di e da raus d ie allgemein
begehrte Ne uwa re Gluco se syn the tisier t. Die
einzelnen Schritte dieses Recyclin g sind:
1 Bei anaerober Glykolyse wird im Mu ske l Lac-
tat synthetisiert u nd
2 an das Blut abgegeben.
3 Die Leber nim m t dieses Lactat au f und fü h rt
es der Gluconeogenese zu, wodurch Glucose
PhosporyJase - ADP ATP PhosporyJase- en tsteh t.
Kinase ® \.
r'o.3) Kinase 4 Die Leber gibt di e Glucose wieder an das Blut
aktiv ~ inaktiv ab.
L...- -'
\
\
5 Der Muskel und ander e Organe neh men bei
\
\
Bed ar f die Glu cose auf .
\
Glykogen \
\
\
\
\
\

PhosporyJase
...
ADP ATP PhosporyJase

®
aktiv
L--r--,...- --' ~ L- inaktiv
--'

Glucose-1 -®
Abb . 73: Regulation des Glykogenabbaus im M uskel

www.medi-Iearn.de ß\
\.V
561 Muskel

Blut o

Y GI"rooo I
anaerobe \.. r>;
Leber Glykolyse\ \ 0 Muskel

Blut

Abb. 74: Cori-Zyklus


CD
Übr igens ...
Das Herz ist ein Allesfresser. Bei körperlicher
Anst rengung wird das vom Muskel abgegebene
Lactat auch insbesondere vom Myokar d im
oxidat iven Sto ffwechse l verw ertet .

5 .1.3 Alanin-Zyklus
Bei der Energiegewi nnung für d ie Muskelkon-
traktion bleiben au ch die Aminosä uren nich t un -
verscho nt. Auch ih re Kohl en stoffgerüste we rde n
ab gebaut. Dabei bleiben d ie N HJ-Gr u ppe n der
Aminosä ure n übrig und werden meist auf Pyru-
vat oder Glutamat übertragen : Leber nimmt Alanin auf Niere nimmt Glutamin auf
• Die Tran saminierung von Pyru vat füh rt zu
• NHJ fOr • NHJ zur Alkalisierung
Alanin. Dieses wird über das Blut zur Leber Hamstoffsynthese des Urins
transportiert und von ihr aufgenommen. In
• Pyruvat fOr
der Leber w ird das Koh lenstoffgerüs t des Ala- Gluconeogenese
nins zur Gluconeogenese genutzt und da s NH J
über den Hamstoffcydus en tgiftet. Abb. 75: Alanin-Zyklus
• Die Aminierung von Glutamat führt zu Gluta-
min . Bei dieser Reakti on wird ATP verbraucht.
Glutamin wird über das Blu t zu den N ieren ME RKE:
transportie rt und von ihnen aufgeno mme n. Der Am inostic kstoff. der be im Aminosäureabbau
Auch hier wird NH J abg espalten und dient anfä llt , wi r d hau pts ächlich in For m von Alan in und
dann der Alkal isierung des Urin s. Glut am in im Blut plasm a tran sp ortiert:
• Alan in w ir d ha uptsächlich von der Leber aufg e-
nommen,
• Gluta m in geht vorwiegend zur Niere.
Spezielle Aspekte des Muskelaufbaus 157

5.2 Spezielle Aspekte


des Muskelaufbaus z..
Muskelgewebe hat wie jedes Ge- ~ I....
webe .seine ganz speziellen, be~ ( .
sonderen Eigenschaften, von de -
nen einige im Physikum gerne
gefragt werd en. .

5 .2 .1 Aufbau des Myoglobins


Der Muskel unterliegt ganz besonderen Anfor-
d erungen. Er muss unter Umständen über lan ge
Zeit arbeiten. Um solchen Anf orderungen stand
zu halten, hat der Muskel seine eigen e Sauer-
stoffreserve: das Myoglobin. Myogl obin gehört
zu den Hämproteinen.

Übrigens ...
Ein Hämprotein ist ein zusammengesetztes M o- Häm Protein
lekül aus Häm und Prot einrest. Dazu gehören
neben dem Myoglobin auch das Hämoglobin und
Myoglobin hat nur eine Proteinkette. verbunden mit einem
die aus der At mungskette bekannten Cyto-
H ärn, also insgesamt nur eine Häm -Gruppe.
chr ome [soS. 10).

Abb . 76: Myog lobin


Vergleich Myoglobin/Hämoglobin
Besonders die Unterschiede zwischen Hämoglo-
bin und Myoglobin sind fürs Physikum relevant.
Die wichtigsten sind
• die Quartärstruktur ihrer kovalent gebunde-
nen Proteine und
• ihre Sauerstoffaffinität.
I'-- ~ "~
... ~

.... - -
~ .
...- .' - '
.. .L. _ _ .. .. - - , _ ..
L.... .__ L-..,<"_

R, === :0- R,

Hämoglobin hat vier Protein-


ketten, verbunden mit jeweils
einem H äm , also insgesamt
vier Häm -Gruppen.

Abb . 77: Hämog lobin

www .medi-Iear n.de ®


581 Muskel

MERKE:
• Hämoglobin und Myoglobin besitzen das gleiche
Por phyrinsyst em [= Häm] .
• Hämoglob in und Myoglobin haben unterschied-
liche Quartärstrukturen.

Sauersto ffaffinit ät. Häm ist nicht nur ein Redox-


coenzym (s. 1.3, S. 10) sondern auch ein wichtiger
Sauerstofftransporter. Das zentrale zweiwe rtige
Eisenion im Häm kann da bei ohne oxidiert zu
werden Sauerstoff anlagern (= Oxygenierung), ° 2-Partialdruck
und zwar ein O~ pro Häm-Gruppe. Abb . 79: M yoglobin 0 2B indu ngs kurve

MER KE:
Hämoglobin hat vier Häm-Gruppen und bindet • Myoglobin hat eine höhere Sauerstoffaffinität als
somit maximal vier O"-Moleküle. Beim Hämog- Hämog lobin.
lobin gibt es daher noch eine Besonderheit: Das • Die Sauerstoffsättigungskurve des Myoglobin ist
"kooperative Bindungsverhalten" . Dies bedeu- hyperbolisch .
tet, dass mit jedem aufgenommenen 0 " die fol- • Hämoglobin zeigt eine kooperative Sauerst offbin-
gende O"-Aufnahme leichter fällt. Daraus resul - dung.
tiert die sigmoidale Bindungskurve.
5 .2.2 Muskelfasertypen
Es gibt verschiedene Arten von Bewegungen.
Wenn man z.B. einen Marathonläufer mit einem
Sprinter vergleicht, stellen die beiden ganz ver-
schiedene Anforderungen an ihre Beinrnusku-
latur. Der Marathonläufer kann sich langsa m
in seine Bewegung einlaufen und braucht keine
schnellen Starts. Allerdings darf seine Musku-
latur nicht so schnell ermüden, denn selbst die
Weltspitze bra ucht 2 1/2 h für d iese Distanz.
Wenn der Sprinter warten müsste, bis sich seine
° 2-Partialdruck Muskulatur auf Laufen eingestellt hat, wäre die
Abb . 78: Hämoglobin 0 2B indungskurve Konkurrenz wahrscheinlich schon am Ziel.
Entsprechend dieser unterschiedlichen Anforde-
Myoglobin hat nur eine Häm-Gruppe und kann rungen an die Bewegung haben wir zwe i Mus -
daher auch nur ein O"-Molekül binden. Myoglo- kelfasertypen:
bin zeigt somit auch kein kooperatives Bindungs-
verhalten. Außerdem verfügt es über eine sehr
starke O"-Affini tät. Das bed eutet, dass scho n bei
nied rigem Sauerstoffpartialdruck viele Myoglo-
binmoleküle oxigeniert sind. Daraus resultiert
EJ---7 Hall e- und Dauerarbeil
'--- - -- - - -----'

die hyperbole Bindungskurve des Myoglobins.


I Weiß !i - - - - schnelle Beweg ungen
'---------

Abb. 80: Muskelfasertypen

Ein Marathonläufer wird also mehr rote Muskel-


fasern, ein Sprinter mehr weiße haben. Im Fol-
genden werden deren Besonderheiten genauer
besprochen.
Spezielle As pekte des Muske laufbaus 159

rote Muskelfasern (= Marathonmuskel]


Rote Muskelfasern arbeiten langsam, dafür aber
ID ~
ausdauernd : Zur Energiegewinnung nutzen sie • - • langsam schnell
die ß-Oxidation, die aerobe Glykolyse, den Ci-
tratcyclus und d ie Atmungskette. Der Muskel • - - • aerob anaerob
des Marathonläufers ist damit ein Allesfresser.
Er hat die nötige Zeit, die nährstoffabbauenden • • • - viel wenig

Stoffwechselwege anzuwerfen. Seine Muskelfa-


•••• viel wenig
sern enthalten zu diesem Zweck viele Mitochon-
drien, da der größte Teil der Energiegewinnung
ja über Fettsäureoxidation und die Atmungsket-
... wenig viel

te läuft, mit entsprechend hoher Citratsynthase- Tabelle 7 : Verg leich r ot-w eiße M uskelfaser n
Aktivität und viel Myoglobin.

MER KE:
Rot e Muskelfasern
haben eine ger inge Kontraktions- und Erschlaf-
fungsge schwindi gkeit.
beziehen einen Gr oßt eil ihr er Energie aus dem
Citratcyclus.
können Fette verbrennen (=ß-Dxidation).
besitzen
viele Mitochondrien (= Cit r ats ynt hase-Akt ivit ät Zum Thema Mus kel sollte man unbedingt wissen.
ist hoch). dass
viel Myoglob in (viel 0 2)' • Glykogen durch die Phosphorylase zu Glucose-1-P
abgebaut wird.
• der Muskel keine Glucose-6-Phosphatase besitzt.
weiße Muskelfasern (= Sprinte r muskel) • ADP und Kreatin-Phosphat zu ATP und Kreatin re-
Weiße Muskelfasern arbeiten schnell, da für aber agieren. wobe letzteres als Kreatinin mit dem Urin
nicht so lange. Der Sprinter möchte schnell zu ausgeschieden wird.
seinem nicht weit entfernten Ziel. Die Geschwin- • sich die Quartärstruktur des Myoglobins von der
digkeit der Kontraktion ist hoch, dem Muskel des Hämoglobins unterscheidet (s. Gegenüberstel-
bleibt für langwierige Prozeduren wie Citratcy- lung S. 57).
clus, Atmungskette etc. keine Zeit. Daher wird
die Energie vorwiegend anaerob, also mit Kre-
atin -Phosphat u nd anaerober Glykolyse erzeugt.
Die Muskelfasern brauchen dazu nicht viele
Mitochondrien und auch nicht viel Myoglobin : ..
(= der 0 2-Bedarf ist ja gering) aber große Mengen
von Glykogen, d as in die anaerobe Glykolyse
einfließt. Was unterscheidet das Glykogen im Muskel vom Gly-
kogen in der Leber?
MERKE: Der Muskel besitzt keine Glucose-6-Phosphatase
Weiße Muskelfasern und kann daher keine freie Glucose synthetisieren.
• er zeugen Energ ie vorwi egend anaerob. Er ist som it nicht zur Anhebung des Blutzuckerspie-
• besitzen viel Glykogen. gels fähig.

Vergleich: rote Q weiße Muskelfasern Der Muskel kann auf verschiedene Arten ATP her-
Zu m krö nenden Absch luss noch mal eine Gegen- st ellen. Welche sind das?
übe rstellung in Tabellenform für den Überblick: Es gibt anaerobe und aerobe Möglichkeiten zur ATP-
Herstellung. Zu den anaeroben zählt die Kreatinki-

www.medi-Iearn. de ~
\.iJ
60 I Muskel

nasereaktion und die anaerobe Glykolyse. Für die


aerobe ATP-Herstellung werden vor allem der Cit-
ratcyclus und die Atmungskette herangezogen.

Hämo globin und Myoglobin haben entscheidende


Unterschiede. Bitte nennen Sie mir die wichti gsten.
Hämoglobin und Myoglob in sind Hämproteine. Hä-
mog lobin hat 4 Häm-Guppen. ver knüpft m it Globinen.
Myoglobin hat nur ein Häm und eine Globinkette.
Daraus erg ibt sich auch der zweite wichtige Unter-
schied in der Sauerstoffbindung: Die D2 -Affinität des
Hämoglobins wächst mit jedem aufgenommenen O2
(= Kooperativität). Die Sauerstoffbindung skurve ist
somit sigmo idal. Myoglobin hat dagegen eine hyper-
bolische Sauerstoffbindungskurve.

W elch e Arte n von Muskelfasern kennen Sie? Be-


schre iben Sie bitte die Unterschiede.
Es gibt rote und weiße Muskelfasern. Unterschiede
s. Tabelle 7 . S. 59.

Eure M einung ist gefragt


Unser Ziel ist es euch ein perfektes Skript zur Verfügung zu stellen . Wir haben uns sehr bemüht. alle
Inhalte korrekt zu recherchieren und alle Fehler vor Dr ucklegung zu finden und zu beseitigen. Aber
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Euer M EDI-LEARN Team
Index 161

- Redoxcoenzyme 5
Index Coenzym A 13
Cori-Zyklus 55
Cystea min 13
Symbole Cytoc hr ome 10
a-Ket oglutar at 28, 33 Cytochro moxidase 38, 41
a-Ketoglut ar at dehydr ogenase 33 Cytochrom b 41
ß-Gxidat ion 38 Cytochrom c 40 ff.

A o
Acetyl-CoA 16 , 2 1, 27 Decar boxylier ung 28
Aconita se 28 Dehydrier ung 2 , 28
Acyl-CoA 16 Dinitrophenol 50
Adenylat-Kinase 52 , 53
ADP-Translokase 4 6
Alanin-Zyklus 56 E
anaerobe Glykolyse 52 f. Eisen-Schwefel-Komplexe 11 , 39 ff.
anaplerotisch e Reaktionen 34 endergon 3 , 13
At mungskette 38 exergo n 3 , 13
- Aufbau 38
- 8 eeinflussung 4 7
- Energ iebilanz 33, 44 F
- Ent kopplung 47,48 FAD 8 , 2 1
- Hem mung 4 7 FADH2 26,3 1,39,47
- Regulat ion 44 FM N 8 ,38
ATP 37 Fumarat 31
ATP-Bildung 5 2
- aerobe 53
- anaerobe 5 2 G
ATP-Synthase 4 2 GABA 33
ATP-Tra nslokase 46 Gluconeogenese 56
ATP = Adenos int riphosp hat 12 Glucose-6-Phosphatase 54
Glutamat 33, 38
Glutam in 56
B Glycerophosphat-Shuttle 16 f., 38
Barbit urate 4 8 Glykogen 5 4
Blausäure (= HCN) 48 Glykogenolyse 55
Glykolyse 2 1, 38
- aerobe 53
C - anaerobe 53
Carn itin-Shuttle 16 GTP 29
Citrat 28,33
Cit rat-Shuttle 16
Cit rat-Synt hase 2 7 , 3 3 H
Citrat cyclus 26, 38 Häm 10
CoA 2 1 Häm-Synt hese 33
Coenzyme 4 Hämog lobin 57
- gr uppenübertragende Coenzyme 5 Hämprotein 57
- lösliche Coenzyme 4 HCN 48
- prosthetische Gruppen 5 Hydrid-Ion 7

www.medi-Iearn .de ®
621 Index

Hydrierung 2 p
P/ D-Quot ient 47
Pante t hein 13
Pant hot hensäure 13
Interkonvertierung 25 Phosphorylase 55
Isocit r at 2 8 Phosphorylase-Kinase 55
Isocit ratdehydrog enas e 2 8 , 33 Pote nt ialdifferenz 42
Isomerisierung 2 8 pr osth eti sche Gr uppen 5
Proto nengra diente n 44
Pyru vat 9,21 ,56
K Pyr uvat -Carbo xylasereaktion 34
Knallgasreaktion 37 Pyr uvatde hydro genase rea ktion 2 1,29,38
Kohlendio xid 3 2
Kr eat in-Phosphat 52
Kreatinin 5 3 R
Redoxpote nt ial 3
Redoxrea kt ion 2
L Reduktion 2
Lact at 53, 5 5 Reduktionsä quivalent 2
Liponamid 2 1
Liponsäu re [= Lipoat ) 9
S
Säurea nhydr idbindung 12
M Spannungsreihe 3
Malat 31 Substratkettenphosphorylier ung 29
Malat-Shuttle 16 Succinat 27 , 3 0 , 3 9
Malatdehydrogenase 3 1, 33 Succinat -Ubichinon-Redukt ase 38, 38
Mitochondrium 14 , 2 1, 2 6 Succinat dehydr ogenase 3 1, 33
Multienzymkomplex 2 1 Succinyl-CoA 28, 33
Muskelfasertypen 58
- r ot 58
- weiß 58,59 T
Muskelstoffwechsel 52 Ther mo genin 50
Myoglob in 57 Thiamindiphosphat 14, 2 1
Thioeste r bindung 13 , 29

N
NAD + 6 ,21 , 28,31 U
NADH +H + 2 6 , 3 8 , 4 7 , 5 3 Ubichinol 38, 42
NADH-Ubichinon-Reduktase 3 8 Ubichinon 10, 38, 39
NAD P+ 6 Ubic hinon-Cytochrom-c-Reduktase 38, 40

o
Oxalacetat 16 , 27 ,31
Oxidation 2
oxidative Desamini erung 3 8
oxidativ e Decarbo xylier ung 8

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