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1 Einleitung
Das Kapital ist Karl Marx‘ wissenschaftliches Hauptwerk. Es ist eine äußerst
umfangreiche, systematische und detailreiche Analyse und Kritik der poli-
tischen Ökonomie. Marx versucht in seiner Analyse hinter die versteckten
Funktionsweisen des Kapitalismus zu kommen. Dabei behandelt er Begriffe
wie Wert, Geld und Kapital. Das erste Band des Hauptwerkes („Der Produk-
tionsprozess des Kapitals“) erschien 1867. Nach Marx‘ Tod veröffentlichte
Friedrich Engels, mit Hilfe der Manuskripte von Karl Marx, zwei weitere
Bände.
In der vorliegenden Hausarbeit werden die Kategorien Wert, Geld und Kapi-
tal bei Karl Marx behandelt. Diese Kategorien analysierte Karl Marx umfang-
reich in seinem ersten Band des Werkes “Das Kapital“. Aufgrund dessen
gibt diese Hausarbeit zugleich einen Überblick über das erste Band - “Der
Produktionsprozess des Kapitals“ wieder. Ziel der wissenschaftlichen Arbeit
ist es die zentralen Begriffe Wert, Geld und Kapital dem Leser näher zu
bringen.
Die Hausarbeit beginnt mit der Erläuterung des Gebrauchs- sowie Tausch-
wertes und wird fortgesetzt mit der Darstellung der Marx´schen Analyse
der Wertform. Danach werden die Geldfunktionen beleuchtet und der Über-
gang vom Geld zum Kapital beschrieben. Ebenfalls wird auf den Mehrwert
eingegangen und die Akkumulation des Kapitals behandelt. Zuletzt wird die
organische Zusammensetzung des Kapitals abgebildet.
1
Vgl. URL: http://www.uni-muenster.de/PeaCon/s-texte/MarxKap.htm
-2-
Marx beginnt im “Kapital“ im ersten Kapitel mit der Analyse der Ware. Hier zeigt
er, dass in kapitalistischen Gesellschaften die Ware, die typische Gestalt des
Reichtums darstellt: „Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalisti-
sche Produktionsweise herrscht, erscheint als eine <<ungeheure Warensamm-
lung>> die einzelne Ware als seine Elementarform.“2 Die Ware ist zunächst ein
Gegenstand, welches irgendein menschliches Bedürfnis befriedigt. Die Nütz-
lichkeit einer Sache bezeichnet Marx als Gebrauchswert: „Die Nützlichkeit eines
Dinges, seine Eigenschaft, menschliche Bedürfnisse irgendeiner Art zu befrie-
digen, macht es zum Gebrauchswert.“3 Der Gebrauchswert, zum Beispiel eines
Tisches, besteht darin, dass man darauf Dinge abstellen kann. Die Ware besitzt
aber außer ihrem Gebrauchswert auch noch einen Tauschwert. Die Ware Tisch
kann ich mit anderen Waren tauschen, zum Beispiel mit drei Stühlen, dann ist
der Tauschwert dieses Tisches – drei Stühle. Wird der Tisch gegen zehn Röcke
getauscht, dann sind zehn Röcke der Tauschwert des Tisches. Wird der Tisch
nicht getauscht, stattdessen nur genutzt, dann besitzt dieser Tisch auch keinen
Tauschwert. Somit ist der Gegenstand auch keine Ware, sondern einfach nur
Gebrauchswert. Wir bezeichnen ein Ding nur als Ware, wenn dieses Ding Ge-
brauchswert und Tauschwert besitzt. Es ist keine „natürliche“ Eigenschaft der
Dinge Ware zu sein, sondern eine „gesellschaftliche“.4 In kapitalistischen Ge-
sellschaften werden Dinge getauscht, sie besitzen somit einen Tauschwert und
sind daher Ware.
Im Beispiel, weiter oben tauschte sich ein Tisch gegen drei Stühle oder gegen
zehn Röcke. Dementsprechend müssen sich auch drei Stühle mit zehn Röcken
tauschen lassen. Warum? Weil ein Tisch, drei Stühle und zehn Röcke densel-
ben Wert haben: „Das Gemeinsame, was sich im Austauschverhältnis oder
Tauschwert der Ware darstellt, ist also ihr Wert.“5 Die gesellschaftlich notwen-
dige Arbeitszeit, die zur Herstellung eines Gebrauchswertes benötigt wird, stellt
2
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S.49
3
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S.50
4
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S.51
5
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S.52
-3-
den Wert der Ware dar. Somit haben ein Tisch, drei Stühle und zehn Röcke
denselben Wert, weil zu ihrer Herstellung gleich viel Arbeit notwendig ist.
6
Vgl. Heinrich, Michael, Kritik der politischen Ökonomie: Eine Einführung. Schmetterling Verlag,
4. Auflage, Stuttgart 2005, S. 41
7
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S.62
8
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S.62
-4-
Der Wert der Ware A wird in Ware B ausgedrückt. In unserem Beispiel wird der
Wert des Tisches ausgedrückt und der Stuhl dient als Mittel zum Ausdruck des
Werts. Die beiden Waren, Tisch und Stuhl, spielen in dem Wertausdruck unter-
schiedliche Rollen. Der Wert der ersten Ware (Tisch) wird als relativer Wert be-
zeichnet, sie befindet sich in relativer Wertform. Die zweite Ware befindet sich
in Äquivalentform, sie dient als Äquivalent. Der Ausdruck “ein Tisch = drei Stüh-
le“ schließt ebenso folgende Rückbeziehung ein: “drei Stühle = ein Tisch". Nun
befindet sich der Stuhl in relativer Wertform und der Tisch in Äquivalentform.
Die zweite Ware (Ware B) stellt nicht nur einen bestimmten Gebrauchswert dar,
sie gilt ebenso als unmittelbare Verkörperung von Wert. Der Wert nimmt die
Gestalt der Ware B an, somit erhält der Wert der Ware A eine gegenständliche
Form. Der Wert der Ware A wird sichtbar und messbar. Marx drückt dies fol-
gendermaßen aus: „Der in der Ware eingehüllte innere Gegensatz von Ge-
brauchswert und Wert wird also dargestellt durch einen äußeren Gegensatz,
d.h. durch das Verhältnis zweier Waren, worin die eine Ware, deren Wert aus-
gedrückt werden soll, unmittelbar nur als Gebrauchswert, die andere Ware hin-
gegen, worin Wert ausgedrückt wird, unmittelbar als Tauschwert gilt.“9
In der totalen oder entfalteten Wertform wird der Wert der Ware A in zahllosen
anderen Waren dargestellt:
Die totale Wertform ist also nichts anderes als eine Aneinanderreihung von ein-
fachen Wertformen. In unserem Beispiel steht der Tisch im gesellschaftlichen
Verhältnis zur Warenwelt. Jetzt dient die Ware Stuhl, Rock, Ei, Banane, usw.,
als die Verkörperung des Wertes der Ware Tisch. Tauschen wir den Tisch mit
9
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S.75 f.
-5-
vielen anderen Waren, so wird der Wert unseres Tisches in einer Reihe von
anderen Waren ausgedrückt. Also müssen auch genauso andere Warenbesit-
zer ihre Ware mit unserem Tisch austauschen und somit die Werte ihrer unter-
schiedlichen Waren in der Ware Tisch ausdrücken. Nun erhalten wir, als Resul-
tat der Rückbeziehungen, die allgemeine Wertform:
3 Stühle sind
10 Röcke sind
200 Eier sind 1 Tisch wert
80 Bananen sind
x Ware A sind
Jetzt dient eine einzige Ware (Tisch) als Wertausdruck für alle anderen Waren.
Schlussfolgernd wird der Wert der Waren nun einfach und einheitlich ausge-
drückt. Man bezeichnet die Ware, die als Wertausdruck für alle anderen Waren
dient, als „allgemeines Äquivalent“.10 Marx beschreibt dies folgendermaßen:
„Die Waren stellen ihre Werte jetzt erstens einfach dar, weil in einer einzigen
Ware, und zweitens einheitlich, weil in derselben Ware. Ihre Wertform ist ein-
fach und gemeinschaftlich, daher allgemein.“11
Alle konkreten Arbeiten werden im Wertausdruck auf eine Arbeit reduziert, die
als konkrete Arbeit in der Lage ist den gesellschaftlichen Charakter aller Arbei-
ten darzustellen.
Marx beschreibt, dass jene spezifische Warenart, deren Naturalform mit der
Äquivalentform gesellschaftlich verwächst, zur Geldware wird - es funktioniert
als Geld12 (historisch gesehen war diese spezifische Warenart Gold, teilweise
Silber).
10
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S.79 ff.
11
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S.79
12
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S.83
-6-
Die Geldform unterscheidet sich durch nichts von der allgemeinen Wertform,
außer dass jetzt das Gold die allgemeine Wertform annimmt. Gold dient ab so-
fort als „allgemeines Äquivalent“:
1 Tisch sind
3 Stühle sind
10 Röcke sind
200 Eier sind 2 Unzen Gold wert
80 Bananen sind
x Ware A sind
Der Fortschritt der Geldform, im Vergleich mit allen anderen Wertformen, be-
steht einzig und allein darin, dass „[...] die allgemeine Äquivalentform jetzt durch
gesellschaftliche Gewohnheit endgültig mit der spezifischen Naturalform der
Ware Gold verwachsen ist“.13 Da sich alle relativen Wertausdrücke in der Geld-
ware abbilden, entsteht endlich die Preisform.14 Zum Beispiel ist die Preisform
des Tisches:
13
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S.84
14
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S.84
-7-
Einfache Wertform:
x Ware A = y Ware B
Allgemeine Wertform:
z Ware A =
u Ware B =
v Ware C = c Ware F
usw. Ware =
Geldform:
z Ware A =
u Ware B =
v Ware C = 2 Unzen Gold
usw. Ware =
4 Das Geld
Nach der Untersuchung der Geldform, werden wir nun kurz auf den Austausch-
prozess eingehen, um uns dann weiter ausführlich mit der Kategorie Geld aus-
einanderzusetzen.
Ein beliebiger Warenbesitzer möchte seine Ware, die für ihn kein Gebrauchs-
wert, deshalb Tauschwert darstellt, nicht gegen irgendeine Ware austauschen.
Er will sie offensichtlich gegen eine ganz bestimmte Ware auswechseln. Der
Tausch soll dem Warenbesitzer erst den Gebrauchswert beschaffen, den er
benötigt. Die Ware des Warenbesitzers soll gegen alle anderen Waren direkt
austauschbar sein. Seine Ware soll das "allgemeine Äquivalent" darstellen.
Dies wiederum möchte jeder Warenbesitzer. Somit ist keine Ware allgemeines
Äquivalent. Marx beschreibt dies folgenderweise: "Die Gesetze der Warennatur
betätigen sich im Naturinstinkt der Warenbesitzer. Sie können ihre Waren nur
als Werte und darum nur als Ware aufeinander beziehen, indem sie dieselben
gegensätzlich auf irgendeine andere Ware als allgemeines Äquivalent bezie-
hen. Das ergab die Analyse der Ware. Aber nur die gesellschaftliche Tat kann
eine bestimmte Ware zum allgemeinen Äquivalent machen. Die gesellschaftli-
che Aktion aller der anderen Waren schließt daher eine bestimmte Ware aus,
worin sie allseitig ihre Werte darstellen. Dadurch wird die Naturalform dieser
Ware gesellschaftlich gültige Äquivalentform. Allgemeines Äquivalent zu sein
wird durch den gesellschaftlichen Prozess zur spezifisch gesellschaftlichen
Funktion der ausgeschlossenen Ware. So wird sie – Geld."15
Aus dem Zitat von Marx ist zu entnehmen, dass eine bestimmte Ware nur durch
die "gesellschaftliche Tat" der Warenbesitzer zum allgemeinen Äquivalent und
damit zu Geld wird.
4.1 Geldfunktionen
Marx unterscheidet drei grundlegende Funktionen des Geldes. Die erste Funk-
tion des Geldes besteht darin, als allgemeines Maß der Werte16 zu funktionie-
ren. Das Geld liefert der Warenwelt das Material ihres Wertausdrucks und es
15
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S.101
16
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S.109 ff.
-9-
stellt die Warenwerte als qualitativ gleiche und quantitativ vergleichbare Größen
dar. Wie schon dargelegt wurde, ist der Wertausdruck einer Ware in Geld ihr
Preis. Der Preis oder die Geldform der Waren unterscheidet sich von der festen
reellen Körperform, sie ist also nur eine "ideelle oder vorgestellte Form". Somit
dient Geld (in unserem Beispiel Gold) in Funktion des Wertmaßes nur als "vor-
gestelltes oder ideelles Geld".17 Der Wert der Ware (Quantum menschlicher
Arbeit) drückt sich im Preis aus. Ändert sich nun der Wert einer Ware, also die
gesellschaftlich notwenige Arbeitszeit zur Produktion dieser Ware, dann verän-
dert sich auch der Preis dieser Ware. Die Veränderung des Preises einer ein-
zelnen Ware kann auch an besonders günstigen oder ungünstigen Umständen
liegen, unter denen die Ware vorläufig zu verkaufen ist.18 Eine Wertverän-
derung des Geldes dagegen, führt zur gleichzeitigen Preisveränderungen aller
Waren (Veränderung des Preisniveaus). Die Entwertung des Geldes führt zu
allgemein steigenden Preisen der Waren, wogegen der steigende Wert des Ge-
ldes zu allgemein sinkenden Preisen der Waren führt.
Die zweite Funktion des Geldes ist die des Zirkulationsmittels.19 Begleiten wir
nun einen Warenbesitzer im Austauschprozess. Der Besitzer der Ware A (z.B.
ein Leinweber und seine Ware Leinwand), die für ihn kein Gebrauchswert dar-
stellt, will eine Ware B (z.B. ein Tisch) erwerben, da er an dessen Gebrauchs-
wert interessiert ist. Der Warenbesitzer entäußert seine Ware Leinwand gegen
Geld, um sich mit diesem Geld den Tisch zu erwerben. Die Leinwand ist für den
Besitzer nur Ware, ein Wertträger, wogegen der Tisch für ihn ein Gebrauchs-
wert veranschaulicht. Für den Leinweber verwandelt sich die Ware Leinwand in
die Ware Tisch. Marx bezeichnet diesen Prozess als "Metamorphose der Wa-
re". Die Metamorphose der Ware ist folgendermaßen darzustellen:
17
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S.111
18
Vgl. Heinrich, Michael, Kritik der politischen Ökonomie: Eine Einführung. Schmetterling Verlag,
4. Auflage, Stuttgart 2005, S.64 f.
19
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S.118
20
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S.120
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Die Metamorphose der Ware wird also im Unterschied zum einfachen Produk-
tentausch durch Geld vermittelt. W – G ist für den Weber der erste Akt der Me-
tamorphose, Verwandlung der Leinwand in Geld. Für den Geldbesitzer, der die
Leinwand erwirbt, ist dies der Abschluss der Metamorphose seiner ursprüng-
lichen Ware. Kauft der Weber nun einen Tisch, befindet er sich im Abschluss
der Metamorphose seiner Ware Leinwand. Für den Tischler hingegen, der den
Tisch verkauft, ist dieser Akt der Beginn der Warenmetamorphose. Die Meta-
morphosen der Waren sind endlos und miteinander verbunden: in ihrer Gesam-
theit stellen sie die Warenzirkulation dar. Marx formuliert dies wie folgt: "Der
Kreislauf, den die Metamorphose jeder Ware beschreibt, verschlingt sich also
unentwirrbar mit den Kreisläufen anderer Waren. Der Gesamtprozess stellt sich
dar als Warenzirkulation".21 Die Metamorphose der Ware, W – G – W, fängt mit
einer Ware A an und findet ihren Abschluss in einer Ware B. Beide Waren ha-
ben denselben Wert, aber unterschiedlichen Gebrauchswert. Diese Bewegung
der Waren bezeichnet Marx als “Kreislauf“. Das Geld beschreibt in der Meta-
morphose der Ware einen Umlauf. Der Warenbesitzer erhält im ersten Akt der
Metamorphose Geld, um es anschließend wieder auszugeben und den ab-
schließenden Akt der Metamorphose zu vollziehen. Geld bleibt in der Funktion
als Zirkulationsmittel stets in der Zirkulationssphäre. Für die Zirkulation genügt
lediglich symbolisches Geld, denn der Warenbesitzer hat es nur auf die Waren
abgesehen, die sie mit der Hilfe des Geldes erwerben können. Geld als Zirkula-
tionsmittel kann deswegen durch "Wertzeichen", wie z.B. Papierzettel, die
selbst kein oder geringen Wert besitzen, ersetzt werden.
Als Wertmaß war Geld nur ideell Vorgestelles Geld; als Zirkulationsmittel ist
Geld zwar tatsächlich vorhanden, aber es genügt symbolisches Geld. Erst ge-
meinsam als Wertmaß und Zirkulationsmittel fungiert Geld als wirkliches Geld22,
als selbstständige Gestalt des Werts. Wirkliches Geld hat selbst ganz bestimm-
te Funktionen. Das Geld fungiert nun als Wertaufbewahrungsmittel, als Schatz,
wenn es nach dem Verkauf nicht zum Kauf verwendet wird, also der Zirkulation
entzogen wird. Der Warenbesitzer wird, wenn er Waren verkauft, aber kein Kauf
stattfindet, zum Schatzbildner, das Geld fungiert als Wertaufbewahrungsmittel.
Ebenfalls hat wirkliches Geld die Funktion als Zahlungsmittel. Der Käufer kann
21
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S.126
22
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S.143
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Ware kaufen, ohne vorher Ware verkauft zu haben. Also kann der Käufer beim
Kauf nicht sofort zahlen, sondern erst zu einem späteren Zeitpunkt. Dann wird
der Käufer Schuldner und der Verkäufer Gläubiger. Geld schließt als Zah-
lungsmittel, den Kauf, der schon stattgefunden hat, ab. Die Metamorphose der
Ware ändert ihren Charakter: Der Warenbesitzer kauft zunächst eine Ware,
anschließend verkauft er Ware, um mit dem Geld die offene Rechnung (die
Zahlungsverpflichtung) zu begleichen. Im Welthandel, auf dem Weltmarkt, fun-
giert Geld schließlich als Weltgeld. Hier funktioniert es als allgemeines Kaufmit-
tel, allgemeines Zahlungsmittel oder als "[…] absolut gesellschaftliche Materia-
tur des Reichtums".23
Einfache Wertform
Allgemeine Wertform
Geldform
Geld
23
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S.157
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Bislang wurden die Kategorien Ware und Geld untersucht: Nach der Analyse
der Wertform, der Geldform und der Geldfunktionen beginnen wir, in diesem
Abschnitt, mit der Analyse des Begriffs Kapital. Wir haben die Formel Ware –
Geld – Ware betrachtet. Hier tauscht der Warenbesitzer eine Ware A, die für ihn
kein Gebrauchswert darstellt, gegen Geld aus. Das Geld wird verwendet, um
eine andere Ware B zu kaufen, an dessen Gebrauchswert der ursprüngliche
Verkäufer der Ware A interessiert ist. Nicht-Gebrauchswert verwandelt sich in
Gebrauchswert. Geld als tatsächlich selbstständiger und dauerhafter Ausdruck
des Werts, ist aber nur mit der Formel Geld – Ware – Geld24 (G – W - G) nach-
zuvollziehen. Jetzt ist nicht der Gebrauchswert der Endzweck des Austausches,
sondern der Tauschwert. Jedoch macht die Bewegung G – W – G (Kauf einer
Ware A für eine bestimmte Geldsumme, um die Ware A für die gleiche Geld-
summe wieder zu verkaufen) keinen Sinn. Erst das kaufen, um teurer zu ver-
kaufen liefert einen Vorteil. Marx bezeichnet die Bewegung G – W – G´ (G´
größer ist als G), als “die allgemeine Formel des Kapitals“.25 In der Bewegung
G – W – G´ findet die Selbstverwertung des Werts statt. Die Verwertung bzw.
Vermehrung des Werts wird somit zum Zweck des ganzen Prozesses.
Betrachten wir nun die allgemeine Formel des Kapitals näher. Bei der Form der
Warenzirkulation W – G – W wird eine Ware A verkauft und mit dem erhaltenen
Geld eine Ware B gekauft. Das Geld ist verausgabt, die Nutzung des Ge-
brauchswertes der Ware B ist der Zweck der Bewegung. Das Bedürfnis des
Warenbesitzers ist befriedigt und somit ist der Prozess beendet. Sehen wir uns
nun die Zirkulation G – W – G näher an. Nun wird gekauft, um wieder zu ver-
kaufen. Geld ist Anfangs- und Endpunkt der Bewegung. Diese Zirkulationsfigur
macht nur Sinn, wenn die Geldsumme sich vermehrt: G – W – G´, wobei G´
größer ist als G. Wie schon dargestellt wurde, wird in der Zirkulation W – G – W
das Geld in Ware verwandelt, welches nun als Gebrauchswert dient. Das Geld
24
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S. 161 ff.
25
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S. 170
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26
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S. 165
27
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S. 167
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von Wert zu sein, so dass der Verbrauch dieser Ware mehr Wert schafft als sie
selbst kostet. Die Ware, die diese besondere Eigenschaft besitzt, ist "die Ware
Arbeitskraft".28 Arbeitskraft ist die Fähigkeit des Menschen, Arbeit zu verrichten.
Zwei Bedingungen müssen erfüllt sein, damit der Geldbesitzer die Arbeitskraft
als eine Ware auf dem Markt vorfindet. Die erste Voraussetzung besteht darin,
dass die Menschen, die ihre Arbeitskraft verkaufen, rechtlich freie Personen
sein müssen. Diese Personen müssen also freie Eigentümer ihres Arbeitsver-
mögens sein. Die zweite Bedingung besteht darin, dass diese Personen über
keine Produktionsmittel verfügen, also nicht nur rechtlich frei, sondern auch frei
von sachlichem Eigentum sind. Sind Menschen nun gezwungen ihre Arbeits-
kraft zu verkaufen, dann verhalten sie sich in der Tat zu ihrer Arbeitskraft wie zu
einer Ware. Die kapitalistische Produktionsweise setzt also voraus, dass es ei-
nerseits eine Klasse von Geld- und Produktionsmittelbesitzern und auf der an-
deren Seite eine Klasse von nahezu eigentumslosen und rechtlich freien Arbei-
tern und Arbeiterinnen gibt. Aber nun möchten wir die Ware Arbeitskraft weiter
untersuchen. Marx beschreibt den Wert der Ware Arbeitskraft gleichbedeutend
zum Wert jeder anderen Ware. "Der Wert der Arbeitskraft, gleicht dem jeder
anderen Ware, ist bestimmt durch die zur Produktion, also auch Reproduktion,
dieses besonderen Artikels notwendige Arbeitszeit."29 Jede Person benötigt
Nahrung, Kleidung, Unterkunft usw., um sich zu erhalten. Marx veranschaulicht
aus diesem Tatbestand den Wert der Ware Arbeitskraft: "Die zur Produktion der
Arbeitskraft notwendige Arbeitszeit löst sich also auf in die zur Produktion die-
ser Lebensmittel notwendige Arbeitszeit, oder der Wert der Arbeitskraft ist der
Wert der zur Erhaltung ihres Besitzers notwendigen Lebensmittel."30 Die Eigen-
tümer der Ware Arbeitskraft müssen jederzeit auf dem Markt vorzufinden sein,
da die Verwandlung von Geld in Kapital endlos ist. Aufgrund der Abnutzung und
Sterblichkeit werden Arbeitskräfte dem Markt entzogen, folglich müssen diese
Arbeitskräfte ständig durch mindestens eine gleiche Anzahl neuer Arbeitskräfte
ersetzt werden. Also muss der Wert der Arbeitskraft auch die Kosten abdecken,
die für die Reproduktion einer gesamten Arbeiterfamilie entstehen. Auch Preis-
veränderungen der Ware Arbeitskraft können entstehen, zum Beispiel aufgrund
28
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S. 181 ff.
29
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S. 184
30
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S. 185
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Nachdem wir nun die Ware Arbeitskraft analysiert haben, können wir im näch-
sten Abschnitt den Mehrwert genauer betrachten.
6 Der Mehrwert
Wie weiter oben beschrieben, ist der tägliche Wert der Arbeitskraft, die Wert-
summe, welche der Arbeiter durchschnittlich zur seiner täglichen Reproduktion
benötigt. Nun ist der Wert, der durch den Gebrauch bzw. Verbrauch der Ar-
beitskraft pro Tag hervorgebracht wird, größer als der tägliche Wert der Arbeits-
kraft. Zum Beispiel wird bei einem achtstündigen Arbeitstag, durch den Ge-
brauch der Arbeitskraft, ein Wert geschaffen. Der neu geschaffene Wert lässt
sich in den Wert der Arbeitskraft und den Mehrwert aufteilen. Wird an einem
achtstündigen Arbeitstag, in drei Stunden der Wert der Arbeitskraft und in fünf
Stunden der Mehrwert produziert, beträgt der tägliche Wert der Arbeitskraft
37,5 % des neu geschaffenen Wertes. Marx bezeichnet die drei Stunden in den
der Wert der Arbeitskraft produziert wird als "notwendige Arbeitszeit“ (Arbeits-
zeit, die notwendig ist, um den Wert der Arbeitskraft zu reproduzieren) und die
restlichen fünf Stunden indem der Mehrwert produziert wird als "Mehrarbeits-
zeit" (Arbeitszeit, die der einzelne Arbeiter über die Reproduktionsnotwendigkeit
hinaus verrichtet).32 Marx bezeichnet die notwendige Arbeitszeit als "bezahlte
Arbeit" und die Mehrarbeitszeit als "unbezahlte Arbeit". Der Arbeiter erhält für
den Verkauf der Ware Arbeitskraft vom Kapitalisten weniger Wert, als er produ-
ziert. Der Kapitalist zahlt lediglich den Wert der Arbeitskraft, er zahlt nicht den
31
Vgl. Heinrich, Michael, Kritik der politischen Ökonomie: Eine Einführung. Schmetterling Verlag,
4. Auflage, Stuttgart 2005, S. 91
32
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S. 246
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von den Arbeitern geschaffenen Wert. Deswegen spricht Marx auch oftmals von
der "Ausbeutung der Arbeitskraft".33
33
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S. 181 ff.
34
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S. 223
35
Vgl. Heinrich, Michael, Kritik der politischen Ökonomie: Eine Einführung. Schmetterling Verlag,
4. Auflage, Stuttgart 2005, S.99 f.
36
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S. 224
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he von v + m (Mehrwert = m), ausgezahlt wird jedoch nur v. Der Wert der neu
produzierten Waren am Ende eines Produktionsprozesses lässt sich in der fol-
genden Formel ausdrücken: c + v + m. Bezieht man die beiden Größen, Mehr-
wert und variables Kapital aufeinander (also, m/v), so erhält man die "Mehrwert-
rate"37(Grad der Verwertung). Die Mehrwertrate ist ebenfalls der Maß für die
Ausbeutung der Arbeitskraft. Ist zum Beispiel m=50 und v=50, dann spricht man
von einer Mehrwertrate von 100%, ist m=20 und v=80, dann beträgt die Mehr-
wertrate 25%.
Der von einer Arbeitskraft produzierte Mehrwert steigt, wenn sich die Mehrar-
beitszeit verlängert. Die Mehrarbeitszeit verlängert sich, wenn der Arbeitstag
verlängert wird. Somit kann der Mehrwert durch die Verlängerung des Arbeits-
tages gesteigert werden. Marx spricht in diesem Fall von der Produktion des
absoluten Mehrwerts. Eine Steigerung der Intensität der Arbeit hat ebenfalls
dieselbe Wirkung wie die Verlängerung des Arbeitstages. Es wurde jedoch mit
der Einführung eines gesetzlichen Regelarbeitstages die Produktion des abso-
luten Mehrwerts erschwert. Die Mehrarbeitszeit lässt sich aber nicht nur durch
die Verlängerung des Arbeitstages ausweiten. Die Verlängerung der Mehrar-
beitszeit und somit die Steigerung des Mehrwerts kann ebenfalls durch die Ver-
kürzung der notwendigen Arbeitszeit, also durch die Abnahme des Werts der
Ware Arbeitskraft erreicht werden. Sind zum Beispiel bei einem achtstündigen
Arbeitstag vier Stunden notwendig, um den täglichen Wert der Ware Arbeits-
kraft zu produzieren, dann sind die restlichen vier Stunden Mehrarbeit. Sind nun
nur noch drei Stunden erforderlich, um den täglichen Wert der Arbeitskraft zu
produzieren, dann bleiben fünf Stunden Mehrarbeitszeit. Die Steigerung des
Mehrwerts durch Verkürzung der notwendigen Arbeitszeit bezeichnet Marx als
relativen Mehrwert. Wie gezeigt wurde, ist der Wert der Arbeitskraft, der Wert,
der zur Erhaltung ihres Besitzers notwendigen Lebensmittel. Voraussetzung ist,
dass der Wert der Ware Arbeitskraft vollständig ausgezahlt wird. Somit ist eine
Verkürzung der notwendigen Arbeitszeit nur möglich, wenn der als notwendig
empfundene Umfang an Lebensmittel sinkt oder wenn sich der Wert der Le-
bensmittel verringert. Der Wert der Lebensmittel sinkt, wenn die Produktivkraft
37
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S. 230
- 18 -
der Arbeit in den Geschäftsfeldern steigt, die Lebensmittel herstellen oder wenn
die Produktivkraft der Branchen steigt, die Rohstoffe oder Maschinen für die
Lebensmittelbranchen produzieren und liefern.38
Zusammengefasst können wir sagen, dass durch den Anstieg der Produktiv-
kraft der Arbeit, der Wert der Lebensmittel vermindert wird und aus diesem
Grund der Wert der Ware Arbeitskraft sinkt.
Eine höhere Kapitalverwertung wird also durch die Verlängerung der Arbeitszeit
(absoluter Mehrwert) oder durch die Verkürzung der notwendigen Arbeitszeit
(relativer Mehrwert) erreicht.
38
Vgl. Heinrich, Michael, Kritik der politischen Ökonomie: Eine Einführung. Schmetterling Verlag,
4. Auflage, Stuttgart 2005, S.103
39
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S. 605
- 19 -
Mehrwert steigt. Wie in Abschnitt 6.2 gezeigt wurde, ermöglichen die Steige-
rung der Produktivkraft der Arbeit oder die Verlängerung der Arbeitszeit eben-
falls eine Ausdehnung des Mehrwerts und damit auch eine Beschleunigung der
Akkumulation. Der Mehrwert dient aber als Konsumtionsfonds und Akkumula-
tionsfonds zugleich. "Ein Teil des Mehrwertes wird vom Kapitalisten als Reve-
nue verzehrt, ein anderer Teil als Kapital angewandt oder akkumuliert."40 Bei
gegebenem Mehrwert, ist die Größe der Akkumulation abhängig "[…] von der
Teilung des Mehrwerts in Akkumlationsfonds und Konsumtionsfonds, in Kapital
und Revenue."41
40
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S. 617
41
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S. 617
- 20 -
42
Vgl. Altvater, Elmar; Hecker, Rolf; Heinrich, Michael; Schaper-Rinkel, Petra (1999): Kapital.doc
Münster: Verlag Westfälisches Dampfboot
- 21 -
Das Verhältnis von konstantem Kapital c (derjenige Teil des Kapitals der für
Maschinen, Rohstoffe etc. vorgeschossen wird) zu variablem Kapital v (derjeni-
ge Teil des Kapitals, der für Löhne vorgeschossen wird) bezeichnet Marx als
Wertzusammensetzung des Kapitals. Das Verhältnis zwischen der Masse der
angewandten Produktionsmittel einerseits und der zu ihrer Anwendung erfor-
derlichen Arbeitsmenge anderseits, nennt Marx die technische Zusammenset-
zung des Kapitals. Marx bezeichnet die Wertzusammensetzung des Kapitals,
insofern sie durch seine technische Zusammensetzung bestimmt wird, als or-
ganische Zusammensetzung des Kapitals.43
44
Abbildung 4: Die organische Zusammensetzung des Kapitals
43
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S. 640 ff.
44
Vgl. Altvater, Elmar; Hecker, Rolf; Heinrich, Michael; Schaper-Rinkel, Petra (1999): Kapital.doc
Münster: Verlag Westfälisches Dampfboot
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gen. Dies wiederum vermindert den Mehrwert und verlangsamt somit die Ak-
kumulation des Kapitals. Damit geht der Anstieg der Nachfrage nach Arbeits-
kräften zurück und somit wird auch eine weitere Lohnsteigerung gebremst.
Fassen wir nochmal zusammen: Einerseits findet Akkumulation von Kapital und
damit eine Ausweitung der Produktion statt, was - bei einer konstant bleibenden
organischen Kapitalzusammensetzung – mehr Arbeitskräfte erfordert. Ander-
seits führt die Steigerung der Produktivkraft der Arbeit, die sich in einer steigen-
den organischen Kapitalzusammensetzung ausdrückt dazu, dass bei gleich-
bleibender Produktionsmenge weniger Arbeitskräfte benötigt werden. Ob die
Nachfrage nach Arbeitskräften steigt oder fällt hängt davon ab, welcher dieser
beiden Effekte überwiegt.
Als industrielle Reservearmee45 bezeichnet Marx, die Menge von Arbeitern und
Arbeiterinnen, die bereit sind, ihre Arbeitskraft zu verkaufen, aber keinen Käufer
finden. Die Größe dieser industriellen Reservearmee hängt somit ebenfalls von
den beiden gegenläufigen Effekten ab.
45
Vgl. Marx, Karl, Das Kapital Bd. I, in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969, S. 660 ff.
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9 Zusammenfassung
Auf dem Markt ist eine Ware vorzufinden, dessen Gebrauchswert die Eigen-
schaft besitzt Quelle von Wert zu sein, so dass der Gebrauch dieser Ware mehr
Wert schafft, als sie selbst kostet. Die Ware, die diese besondere Eigenschaft
besitzt, ist "die Ware Arbeitskraft". Die kapitalistische Produktionsweise setzt
voraus, dass es einerseits eine Klasse von Geld- und Produktionsmittelbe-
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sitzern und auf der anderen Seite eine Klasse von nahezu eigentumslosen und
rechtlich freien Arbeitern und Arbeiterinnen gibt. Der Wert der Ware Arbeitskraft
ist bestimmt durch die zur Produktion, also auch Reproduktion, dieses Artikels
notwendige Arbeitszeit. Die zur Produktion der Arbeitskraft notwendige Arbeits-
zeit löst sich auf in die zur Produktion dieser Lebensmittel notwendige Arbeits-
zeit. Der Wert, der durch den Gebrauch der Ware Arbeitskraft, pro Tag, hervor-
gebracht wird ist größer als der tägliche Wert der Arbeitskraft. Durch den Ge-
brauch der Arbeitskraft wird ein Wert geschaffen. Der neu geschaffene Wert
lässt sich in den Wert der Arbeitskraft und den Mehrwert aufteilen. Die Arbeits-
zeit in den der Wert der Arbeitskraft produziert wird, bezeichnen wir als "not-
wendige" Arbeitszeit und die restlichen Arbeitszeit, indem der Mehrwert produ-
ziert wird, als "Mehrarbeitszeit". Die notwendige Arbeitszeit bezeichnen wir als
"bezahlte Arbeit" und die Mehrarbeitszeit als "unbezahlte Arbeit".
Die Anwendung von Mehrwert als Kapital bezeichnen wir als "Akkumulation".
Das treibende Motiv für die Akkumulation des Kapitals ist der gesellschaftliche
Zwang, der dem Kapitalisten durch die Konkurrenz aufgezwungen wird. Ein Teil
des Mehrwertes wird vom Kapitalisten als Revenue verzehrt, ein anderer Teil
als Kapital angewandt.
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10 Literaturverzeichnis
1. Marx, Karl; Das Kapital 1. Bd., in: MEW 23 Dietz Verlag, Berlin 1969
Internetquellen
4. http://www.uni-muenster.de/PeaCon/s-texte/MarxKap.htm