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Landesamt für Gesundheit

und Soziales

Verfahrensgrundsätze
zur Durchführung von Kenntnisstandprüfungen
nach dem Zahnheilkundegesetz im Land Berlin

I. Grundlagen

Das Landesamt für Gesundheit und Soziales Berlin ist im Land Berlin die zuständige Behörde
für die Entscheidungen über die Erteilung der Approbation gemäß § 2 des Zahnheilkundege-
setzes (ZHG) und die Erteilung oder Verlängerung der Erlaubnis zur Ausübung der Zahnheil-
kunde nach § 13 ZHG.

Die Erteilung der Approbation gemäß § 2 Abs. 2 Satz 1 und Absatz 3 Satz 2 ZHG setzt die
Gleichwertigkeit des Ausbildungsstandes voraus. Die Überprüfung der Gleichwertigkeit des
Ausbildungsstandes von Antragstellerinnen und Antragstellern obliegt dem Landesamt. Ist
die Gleichwertigkeit des Ausbildungsstandes nicht gegeben oder nur mit unangemessenem
zeitlich oder sachlichen Aufwand feststellbar, so ist nach § 2 Abs. 2 Satz 3 ZHG ein gleich-
wertiger Kenntnisstand nachzuweisen. Der Nachweis wird durch das Ablegen einer Prüfung
erbracht, die sich auf den Inhalt der staatlichen Abschlussprüfung erstreckt (§ 3 Abs. 2 Satz
4 ZHG). Bei einer Antragstellerin oder einem Antragsteller nach § 3 Abs. 2 Satz 2 ZHG hat
sich die Prüfung auf diejenigen vom Landesamt festgestellten Bereiche zu beschränken, in
denen die Ausbildung der Antragstellerin oder des Antragstellers hinter der im Zahnheilkun-
degesetz und der Approbationsordnung für Zahnärzte (ZÄPrO) geregelten Ausbildung zu-
rückbleibt (vgl. § 2 Abs. 2 Satz 5 ZHG). Die Prüfung findet als mündlich-praktische Prüfung
statt.

Das Landesamt kann auch die Erteilung oder die Verlängerung einer Berufserlaubnis von
dem Nachweis eines gleichwertigen Kenntnisstandes durch eine Prüfung abhängig machen.
Für diese Prüfung gelten die Regelungen dieser Verfahrensgrundsätze entsprechend.

II. Prüfungskommission

Das Landesamt bestellt für jede Prüfung eine Prüfungskommission. Diese Kommission hat
die Aufgabe, eine gutachterliche Aussage zur Frage des Kenntnisstandes der Antragstellerin
oder des Antragstellers zu treffen.

Die Kommission besteht aus der Vorsitzenden oder dem Vorsitzenden und drei weiteren Mit-
gliedern. Für die Vorsitzende oder den Vorsitzenden und die weiteren Mitglieder sind Stellver-
treterinnen oder Stellvertreter zu bestellen. Als Mitglieder der Prüfungskommission können
neben Lehrkräften einer medizinischen Fakultät auch dem Lehrkörper einer Universität nicht
angehörende Zahnärztinnen oder Zahnärzte bestellt werden.

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Die oder der Vorsitzende muss Hochschullehrerin oder Hochschullehrer in einem der in § 40
Abs. 1 ZÄPrO aufgeführten Fächer sein, leitet die Prüfung und prüft auch selbst. Sie oder er
hat darauf zu achten, dass die Prüflinge in geeigneter Weise befragt werden. Ihr oder ihm
obliegt die Aufrechterhaltung der Ordnung.

Zwei weitere Mitglieder der Kommission sollen ebenfalls Universitätslehrerin oder Universi-
tätslehrer und Prüferin oder Prüfer in der zahnärztlichen Prüfung und ein Mitglied Vertrags-
zahnärztin oder Vertragszahnarzt der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Berlin sein.

Die Regelungen über den Ausschluss oder die Besorgnis der Befangenheit von Personen in
den §§ 20 und 21 des Verwaltungsverfahrensgesetzes sind auf die Prüferinnen und die Prü-
fer entsprechend anzuwenden.

III. Kenntnisstandprüfung

1. Prüfungstermin
Die Prüfungen finden in der Regel in den Monaten April bis Juni und Oktober bis De-
zember statt.
Die oder der Vorsitzende der Prüfungskommission legt den Ort und die Zeit der Prü-
fung fest und informiert die anderen Kommissionsmitglieder sowie das Landesamt.
Die Ladung wird dem Prüfling spätestens 14 Tage vor dem Prüfungstermin zugestellt.
In der Einladung informiert das Landesamt den Prüfling über das Prüfungsverfahren
einschließlich der Prüfungsanforderungen gemäß Nummer 3 sowie über die Folgen
einer versäumten Prüfung.

2. Prüfungsverfahren
Die Prüfung findet in deutscher Sprache statt und gliedert sich in einen theoretischen
Teil und einen darauf folgenden praktischen Teil. Sie soll eine Dauer von 7 Stunden
nicht überschreiten.
Die Mitglieder der Prüfungskommission sind zur Verschwiegenheit verpflichtet.
Die Prüfung ist nicht öffentlich. Vertreterinnen oder Vertreter des Landesamtes und
der für das Gesundheitswesen zuständigen Senatsverwaltung dürfen während der
Prüfung und der anschließenden Beratung der Prüfungskommission anwesend sein.

3. Prüfungsanforderungen
Der Inhalt der Prüfung orientiert sich am Inhalt der zahnärztlichen Prüfung nach der
Approbationsordnung für Zahnärzte.
Die Prüferinnen bzw. die Prüfer haben dabei bei jeder sich bietenden Gelegenheit
festzustellen, ob die Antragstellerin oder der Antragsteller über die Grundsätze unter-
richtet ist, nach denen die versicherungsmedizinische Beurteilung von Zahn-, Mund-
und Kieferkrankheiten (Arbeits-, Erwerbs- und Berufsfähigkeit, Invalidität, Hilflosigkeit,
Unfallfolgen usw.) zu erfolgen hat. Auch haben die Prüferinnen bzw. die Prüfer ihr Au-
genmerk darauf zu richten, dass die Antragstellerin oder der Antragsteller auf eine den
Vorschriften des Sozialgesetzbuches V entsprechende wirtschaftliche Behandlungs-
weise Rücksicht zu nehmen weiß. Ebenso sind bei den einzelnen Prüfungsgegen-
ständen ihre Geschichte und ihre Beziehungen zu den praktisch wichtigen Gebieten
der Psychologie, der Vererbungslehre, der Gesundheitsfürsorge, der gerichtlichen
Medizin und der Berufskrankheiten sowie der Strahlenkunde zu berücksichtigen. End-

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lich ist darauf zu achten, dass die Antragstellerin oder der Antragsteller sprachliches
Verständnis für die Fachausdrücke hat.

Inhalt der Prüfung (Gegenstandskatalog)

Zu den Prüfungsinhalten der Gleichwertigkeitsprüfung gehören:

a) Untersuchung, Befunderhebung, Diagnose- und Behandlungsplanung unter Be-


rücksichtigung der Praxisorganisation und Dokumentation,
b) Zahnärztliche Prophylaxe, Zahnerhaltung, Parodontologie,
c) Grundlagen der Kieferorthopädie,
d) ZMK-Chirurgie, ZMK-Krankheiten und Notfallmedizin,
e) Zahnersatzkunde inklusive Gebissfunktionslehre und Werkstoffkunde,
f) zahnärztliches Röntgen
g) Hygiene und Mikrobiologie (einschließlich Praxishygiene, Sterilisation und Des-
infektion),
h) Medikation (gesetzliche und fachliche Grundlagen der Rezeptur und Verordnungs-
weise) und
i) Rechtsgrundlagen der zahnärztlichen Berufsausübung.

3.1. Theoretischer Teil


Die theoretische Prüfung wird als mündliche Einzelprüfung von mindestens drei Mit-
gliedern der Prüfungskommission, unter denen sich der oder die Vorsitzende oder der
oder die stellvertretende Vorsitzende der Prüfungskommission befinden muss, durch-
geführt. Ein weiteres Mitglied soll Vertragszahnärztin oder Vertragszahnarzt der Kas-
senzahnärztlichen Vereinigung Berlin sein. Die schriftlich zu fertigende Behandlungs-
planung wird in die Prüfung mit einbezogen. Modelle, prothetische Arbeiten, Röntgen-
bilder etc. können zur Überprüfung hinzugezogen werden. Bei der Behandlungspla-
nung hat der Prüfling aufgrund der vorhandenen Modellunterlagen, des Röntgenbe-
fundes, des PA-Status und unter Verwendung der zur Verfügung gestellten Hilfsmittel
mindestens zwei Behandlungsvorschläge zu entwickeln und schriftlich zu begründen.
Der theoretische Teil - einschließlich der Behandlungsplanung - sollte die Dauer von
zwei Stunden nicht überschreiten.

3.2. Praktischer Teil


In der praktischen Prüfung hat die Antragstellerin oder der Antragsteller unter simulier-
ten Bedingungen einer Zahnarztpraxis zahnärztliche Leistungen am Phantomkopf zu
erbringen. Die praktische Prüfung sollte die nachstehenden oder vergleichbaren Ver-
richtungen enthalten:

- Präparation einer MOD-Kavität an Zahn 16 und Füllung mit Silberamalgam,


- Präparation einer Klasse 3 Kavität und Füllung mit einem Composite,
- Wurzelkanalbehandlung an einem zur Verfügung gestellten natürlichen Zahn
mit Röntgenkontrolle,
- Präparation des Zahnes 26 für eine VMK und Herstellung eines Provisoriums,
- Präparation des Zahnes 36 für eine Teilkrone,

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- Wurzelreinigung und –glättung eines OK-Quadranten und eines UK-
Quadranten,
- Benennung und schriftliche Fixierung der Instrumente für eine Zystektomie oder
Wurzelspitzenresektion.

Der praktische Teil sollte die Dauer von fünf Stunden nicht überschreiten.

4. Beurteilung
Auf der Grundlage der Prüfung trifft die Prüfungskommission für jeden Prüfungsteil ge-
trennt die gutachterliche Aussage, ob die Antragstellerin oder der Antragsteller über
einen gleichwertigen Kenntnisstand im Sinne des Zahnheilkundegesetzes verfügt oder
nicht.
Die Prüfungskommission trifft ihre Entscheidung mit Stimmenmehrheit. Bei Stimmen-
gleichheit gibt die Stimme der oder des Vorsitzenden den Ausschlag.
Die Prüfungskommission hat ihre gutachterliche Aussage in jedem Fall zu begründen.
Kommt sie zu dem Ergebnis, dass die Gleichwertigkeit des Kenntnisstandes nicht ge-
geben ist, kann sie eine Empfehlung aussprechen, nach welchem Zeitraum eine neue
Prüfung abgelegt, welches Fortbildungsprogramm ggf. absolviert und welche Literatur
ggf. beim Eigenstudium verwendet werden sollte.
Die oder der Vorsitzende teilt dem Prüfling das Ergebnis mit und begründet dies auf
Wunsch mündlich.

5. Dokumentation der Prüfung


Über den Verlauf der Prüfung ist eine Niederschrift zu fertigen. In diese sind aufzu-
nehmen:

a) Personalien des Prüflings,


b) Ort und Zeit der Prüfung,
c) Zusammensetzung der Prüfungskommission,
d) Gegenstand der Prüfung,
e) Ergebnis und tragende Gründe der gutachterlichen Aussage,
f) von der Prüfungskommission eventuell ausgesprochene Empfehlungen und
g) besondere Vorkommnisse.

Die Niederschrift ist von allen Mitgliedern der Prüfungskommission zu unterzeichnen


und dem Landesamt umgehend nach der Prüfung zu übermitteln.

6. Rücktritt, Versäumnis und Abbruch


Tritt der Prüfling von der Prüfung zurück oder versäumt er die Prüfung oder bricht sie
ab, so hat er die Gründe für seinen Rücktritt, sein Säumnis oder den Abbruch der Prü-
fung unverzüglich dem Landesamt mitzuteilen und die Gründe, z. B. durch die Vorlage
eines ärztlichen Attestes, nachzuweisen. Erfolgt die Mitteilung nicht unverzüglich oder
liegt kein wichtiger Grund für den Rücktritt, das Säumnis oder den Abbruch vor, so gilt
die Prüfung als nicht bestanden. Andernfalls gilt die Prüfung als nicht unternommen.
Die Entscheidung trifft das Landesamt.

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7. Wiederholung der Prüfung
Jeder Teil der Kenntnisstandprüfung kann zweimal wiederholt werden. Nicht bestan-
dene Kenntnisstandsprüfungen oder Kenntnisstandsprüfungsteile in anderen Bundes-
ländern werden auf die Anzahl an Wiederholungsmöglichkeiten angerechnet. Eine
weitere Wiederholung ist nicht zulässig.

Impressum:
Landesamt für Gesundheit und Soziales Berlin
Für den Inhalt verantwortlich Referat I A
Turmstraße 21, 10559 Berlin
E-Mail: bqfg@lageso.berlin.de
V.i.S.d.P. Silvia Kostner - Z Press - Stand: August 2018

Internetadresse: www.lageso.berlin.de

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