gegendas
Nazi-Zentrum
inLeipzig!
2 Wer ist winfried petzold? Der 1943 geborene Winfried Petzold wohnt
in Roda bei Mutzschen (Landkreis Leipzig) und ist seit 1995 NPD-Mitglied, für die er erstmals
2004 und erneut 2009 in den sächsischen Landtag einzog. Von 1998 bis 2009 war Petzold Landes-
vorsitzender der Partei, heute ist er „Ehrenvorsitzender“ des Landesverbandes. Und er hat seiner
Partei schon alle Ehre gemacht. Im Zuge des Kommunalwahlkampfes 2009 wurden er sowie der
Vize-Landeschef und Vorsitzende des Leipziger Kreisverbandes, Helmut Herrmann, von der Poli-
zei ertappt: Sie beaufsichtigten am 19. Mai jüngere Kameraden beim Abreißen von Wahlplakaten
der Linken und dem Ersetzen durch NPD-Plakate.
Auch Petzolds politische Ansichten stehen außer Zweifel: Kurz vor seinem ersten Landtags-
einzug sprach er im Spiegel von einem „zweifellos bevorstehenden Endkampf“. Außerdem sei
es für viele Jugendliche „Teil der eigenen Identität, Landser oder Sturmtrupp zu hören, einen
deutschen Kurzhaarschnitt zu tragen und sich im NPD-Umfeld zu engagieren“. Infolge staatsan-
waltschaftlicher Ermittlungen gegen Petzold wurde im Oktober 2006 seine Immunität als Abge-
ordneter aufgehoben.
Bei ihm handelt es sich offenbar um einen Strohmann, der in Grimma nur über eine Briefkasten-
Anschrift verfügt.
Im Mai 2006 wurde für das Grundstück eine Baugenehmigung beantragt. Laut Antrag sollte
auf dem Areal ein neues Mehrzweckgebäude errichtet und als Atelier, Lager, Hobbyraum so-
wie für Promotion- und Schulungszwecke genutzt werden. Vier Monate später erteilte die Stadt
Leipzig die Baugenehmigung. Der Antrag wurde nicht beanstandet, weil ihm „keine öffentlich-
rechtlichen Vorschriften entgegen standen“. Aus Gründen des Denkmalschutzes wurde lediglich
eine durchgehende, „blickdichte Einfriedung mit einer Mindesthöhe von 1,80 m“ gefordert. Der
Metallzaun, der das Nazi-Zentrum schützt, war demnach eine Auflage der Stadt.
Neben dem schon vorhandenen zweistöckigen Wohnhaus entstand in den folgenden Mo-
NPD-Landtagsmitglied naten der genehmigte Anbau. Die Herrichtung des Grundstücks geschah dabei in Eigenleistung
Winfried Petzold und unter tatkräftiger Hilfe jener Neonazis, die es später hauptsächlich nutzten würden.
5 Was will die NPD in Lindenau? Entgegen dem offiziellen Zweck des
Nazi-Zentrums gibt es dort eines nicht: ein „Bürgerbüro“. Für dieses sind weder Sprechzeiten
ausgeschrieben, noch könnten interessierte BürgerInnen Zugang erhalten – nicht mal eine Klin-
gel ist installiert. Ein kurz nach der Eröffnung angekündigter „Tag der offenen Tür“ ist niemals
anberaumt worden. Tatsächlich ist Winfried Petzold ein selten gesehener Gast in Lindenau.
Immerhin verfügt die NPD mit dem Nazi-Zentrum über einen sicheren Treffpunkt. Bis 2007
versammelten sich die Anhänger des Kreisverbandes konspirativ im Vereinslokal der Gartensparte
Trommelholz (Stadtteil Möckern). Unter dem Tarnnamen Freundeskreis Deutschland kam es zu
NPD-Fraktions-Mitarbeiter
regelmäßigen Mitgliederversammlungen und Vortragsabenden. Im März 2007 ist das Vereinslo-
Nils Larisch
kal niedergebrannt und stand der Partei fortan nicht mehr zur Verfügung. Sie konnte aber sofort
ausweichen auf das Haus Leipzig in der Elsterstraße unweit des Stadtzentrums. AntifaschistInnen
haben darauf mit Spontandemonstrationen reagiert und die Partei wechselte ihr Domizil erneut:
Weiter ging es unter dem Tarnnamen Geschichtlicher Gesprächskreis und unter massivem Polizei-
schutz in der wenig später geschlossenen Kneipe Lokomotion am Rande des Stadtteils Connewitz.
Durch das Nazi-Zentrum in Lindenau fand der Wanderzirkus eine dauerhafte, weitgehend un-
gestörte Bleibe. Mehrfach sind dort Veranstaltungen mit führenden NPD-Aktivisten – bis hin zum
Parteichef Udo Voigt im Juni 2010 – unter Ausschluss der Öffentlichkeit organisiert worden.
teilgenommen hatten und ihren Heimweg wegen eines beschädigten Busses nicht mehr antreten
konnten. Oder mehr als 100 Nazis, die sich beim Versuch eines Spontanaufmarsches am 16. Okto-
ber 2010 vor Polizei und GegendemonstrantInnen in die Odermannstraße 8 „retteten“ und dort
mehrere Stunden ausharren mussten.
Hinter dem Zaun werden außerdem interne Treffen von Szene-Kadern abgehalten. Zu einem
solchen Treffen von etwa 20 führenden Köpfen kam es beispielsweise am 24. Januar 2010. Dabei
wurden Vorbereitungen für den alljährlichen Naziaufmarsch zum 13. Februar in Dresden ge-
troffen und ein „Sicherheitskonzept“ erarbeitet – sowohl um die Gefolgschaft zu disziplinieren,
als auch GegendemonstrantInnen fern zu halten. Der aus diesem Treffen hervorgegangene Ord-
nungsdienst ist mittlerweile bei mehreren Aufmärschen der Freien Kräfte und Veranstaltungen
der NPD zum „Einsatz“ gekommen. JN-Sachsen-Anführer
Tommy Naumann
fenceoff,
rigkeiten bei der Anreise hält der
NPD-Vorsitzende Udo Voigt einen
Vortrag vor etwa 40 Nazis in der O8.
beatdown&lockup!
26.06.2010: Der Publizist und
mecklenburgische NPD-Funktionär
Rüdiger Klasen hält einen Vortrag
in der O8.