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V E R L AG S S O N D E RV E R Ö F F E N T L I C H U N G

V E R L AG S S O N D E RV E R Ö F F E N T L I C H U N G

BRANDBRIEF AN DIE DEUTSCHE POLITIK

Kein zweiter Lockdown!


Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
sehr geehrte Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten!

Die aktuelle Entwicklung der Corona-Zahlen in Deutschland, Weite Teile der deutschen Wirtschaft und mit ihr der Mittelstand
Europa und der Welt gibt dem Mittelstand Anlass zu größter gehen stark vorbelastet in den kommenden Corona-Herbst und
Sorge. Denn immer mehr Regionen und auch ganze Staaten wie -Winter. Für Forschung und Digitalisierung, für KI und Produkt-
Spanien werden zu Risikogebieten erklärt und mit entsprechenden innovation wird dann häufig die Kraft fehlen.
Beschränkungen belegt. In Deutschland selbst müssen ständig
lokale Hotspots mit harten Restriktionen der Bewegungsfreiheit ÜBERZOGENER INFEKTIONSSCHUTZ DARF NICHT WIEDER VORRANG
bekämpft werden. Experten warnen, bis Ende Oktober werde die VOR DEM SCHUTZ VON WIRTSCHAFT UND WOHLSTAND HABEN
Zahl der täglichen Neuinfektionen auf über 5000 steigen! In dieser Lage sind Weitblick und Entscheidungskraft der Politik
Das Schreckgespenst eines zweiten Lockdown geht umher. Vor gefragt. Sie darf nicht erneut einem überzogenen Infektionsschutz
allem der Mittelstand ist alarmiert, hat er doch zusammen mit den den Vorrang vor dem angemessenen Schutz von Wirtschaft und
Selbstständigen die Hauptlast des ersten Lockdown im Frühjahr Wohlstand geben. Dieser Standpunkt wird gerne mit dem Hinweis
zu tragen gehabt. Ganze Branchen wie die Gastronomie, die Hotel­ diffamiert, Gesundheit sei wichtiger als Wirtschaft. Dabei ist wissen-
lerie, der Tourismus oder der Messebau kämpfen schaftlich längst erwiesen, dass die Gesundheit
seither um das Überleben. Und nicht zuletzt die der Bürger auch von einer Krise der Wirtschaft
Kunst- und Kreativszene ist existenziell betroffen. massiv bedroht wird.
Für den Herbst erwarten Experten eine Insol- Auch nach Überzeugung führender Virolo-
venzwelle nie gekannten Ausmaßes. gen wie Jonas Schmidt-Chanasit gibt es keinen
Neben einer Vielzahl gesellschaftlicher, bil- Grund, ganze Schulen wegen weniger Infi-
dungspolitischer und auch psychosozialer Folgen Der BVMW zierter zu schließen. Trotzdem geschieht es –
verzeichnen wir handfeste wirtschaftliche Aus- vertritt im Rahmen nicht zuletzt aus Verunsicherung von Schullei-
wirkungen des ersten Lockdown: Der Umsatz seiner Mittelstandsallianz tern. Das können wir uns weder in der Schule
der gewerblichen Wirtschaft lag im Juni 9,6 Pro- bundesweit mehr noch in der Wirtschaft in Zukunft leisten. Die
als 900 000 Mitglieder.
zent unter dem Vor-Corona-Wert, die Industrie- Rückkehr zum gewohnten Präsenzunterricht
produktion im Mai 22,5 Prozent niedriger. Die ist schon angesichts der vielfach ärmlichen
Weitreichende Netzwerke.
Schlüsselbranche Autoindustrie verzeichnete ein Digital-Ausstattung von Schulen ohne Alterna-
Wirkungsvolle Impulse.
Produktionsminus von circa 50 Prozent. Unser tive. Gleiches gilt für den Wirtschaftskreislauf.
Exportmotor legte mit einem Minus von 27 Pro- Wertvolle Informationen. Ein zweiter Lockdown wäre wie ein zweiter
zent eine Vollbremsung hin, und die Auftrags­ Herzinfarkt: deutlich gefährlicher als der ers-
eingänge in der Industrie brachen um fast Weitergehende Informationen te. Das Aufflackern der Pandemie kann und
und Handlungsempfehlungen
31 Prozent weg. Bei diesen Zahlen kann ein zur Corona-Krise und den Folgen muss mit lokalen und regionalen Maßnahmen
Rückgang der Wirtschaftsleistung um 10,1 Pro- finden Sie auf unserer Homepage bekämpft werden.
zent im zweiten Quartal nicht überraschen. www.bvmw.de Ein Fünftel aller deutscher Unternehmen
sieht bereits jetzt das eigene Überleben durch
DESHALB MUSS EIN ZWEITER LOCKDOWN Corona als gefährdet an. Wir können auf sie
UNBEDINGT VERHINDERT WERDEN! nicht verzichten, wenn Deutschland eine gute Zukunft haben soll!
Ein erneutes Herunterfahren von öffentlichem Leben und Deshalb fordern wir die Politik auf:
Geschäftsleben wie im Frühjahr würde erheblich größere Schäden
Bitte schließen Sie einen zweiten Lockdown verbindlich aus,
in der Wirtschaft und vor allem im Mittelstand zur Folge haben damit im Mittelstand wieder stabile Zuversicht Einzug hält!
als beim ersten Mal. Denn viele Betriebe haben ihre finanziellen
Reserven aufgebraucht und müssten bei einem zweiten Lockdown Entlasten Sie die Unternehmen nachhaltig von Steuern, Abgaben
die Hände heben. Gleiches gilt für die Finanzkraft des Staates. Die und Bürokratie, damit die Wirtschaft mit neuer Dynamik aus
Staatsverschuldung steigt schon jetzt um 22 Prozent auf 81 Prozent der Corona-Krise hervorgeht!
des BIP. Für einen zweiten „Wumms“ in der Größenordnung von
mehr als einer Billion Euro fehlt das Pulver – es wurde bereits ver- In der Hoffnung, dass die Sorgen des Mittelstands bei Ihnen Gehör
schossen. Kurzarbeiter- und Insolvenz-Sonderregelungen können finden, verbleiben wir mit hochachtungsvollen Grüßen
vielleicht bis zum Wahltag 2021 verlängert werden, aber nicht ewig.
Wir sehen die ökonomische Zukunftsfähigkeit Deutschlands in
Gefahr! Millionen Arbeits- und Ausbildungsplätze stehen auf dem
Spiel. Der mit einem zweiten Lockdown unweigerlich verbundene
massive Anstieg der Arbeitslosigkeit würde die Sozialkassen spren-
gen. Die Klein- und Mittelbetriebe in unserem Land beschäftigen
über 70 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und Dr. J. Leonhardt Mario Ohoven Dr. M. Pott
bilden acht von zehn Azubis aus. Kein noch so großes Rettungs- Wirtschaftsprüfer Präsident Fachanwalt für Steuerrecht
paket kann ihnen den drohenden Umsatzausfall ersetzen. Vizepräsident Vizepräsident

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