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Zafari
MEX Klinik
Kompendium für das Mündliche Examen
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MEX Klinik
Kompendium für das Mündliche Examen
Sonja Güthoff, Petra Harrer, Theodor Klotz, Lisa Link, Doris Oberle, Stefanie Ophoven,
Torben Pottgießer, Marco Schupp, Andrea Vogel und Abarmard Maziar Zafari
Innere Medizin/Chirurgie
1. Auflage
Mit einem Beitrag (Kap. 1, Texte des Prüfers) von: Prof. Dr. Jörg W. Oestmann, Berlin
Fachliche Mithilfe: Stefanie Blanck, Börwang; Lisa Link, Ulm
15 16 17 18 5 4 3 2 1
Danksagung
Idee und Konzept entstanden gemeinsam mit Frau Dr. Pottgießer und Herrn Prof. Dr. Oestmann für ih-
Rojacher, der ich an dieser Stelle herzlich für die her- re inhaltliche Unterstützung und Motivation bedan-
vorragende Zusammenarbeit danken möchte; eben- ken. Zu guter Letzt danke ich Frau Blanck für ihre
so Frau Schröder und Frau Kriegel, durch die das tatkräftige Hilfe.
Projekt erst seine jetzige Form annehmen konnte.
Ein herzlicher Dank gilt auch allen beteiligten Au- Ulm, Sommer 2013
toren, insbesondere möchte ich mich hier bei Herrn Lisa Link
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Abkürzungen
A AVK arterielle Verschlusskrankheit
AZ Allgemeinzustand
A./Aa. Arteria/Arteriae AZT Zidovudin
ABI Ankle-Brachial-Index
ACC Acetylcystein B
ACE Angiotensin-Converting-Enzym
ACh-R Acetylcholin-Rezeptor BB Blutbild
ACT activated clotting time BCG-Impfung Tuberkulose-Impfung
ACTH adrenokortikotropes Hormon BD Blutdruck nach Riva Rocci
ADH antidiuretisches Hormon/Adiuretin, BE base excess
Vasopressin BERA Hirnstammaudiometrie (Brainstem Evoked
ADHS Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitäts- Response Audiometry)
störung BGA Blutgasanalyse
AEP akustisch evozierte Potenziale BHV Beinvorhalteversuch
AF Atemfrequenz Bili Bilirubin
AFP α-Fetoprotein BK Berufskrankheit
Ag Antigen BMI Body-Mass-Index
AG Atemgeräusch BNP brain natriuretic peptide, B-Typ natriuretisches
AGS adrenogenitales Syndrom Peptid
AHV Armvorhalteversuch BPH benigne Prostatahyperplasie
AIDS acquired immunodeficiency syndrome BSE bovine spongiforme Enzephalopathie
AK Antikörper BSG Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit
ALL akute lymphatische Leukämie (Blutsenkung)
ALS amyotrophe Lateralsklerose BSR Bizepssehnenreflex
AMA antimitochondriale Antikörper BWK Brustwirbelkörper
AML akute myeloische Leukämie BWS Brustwirbelsäule
ANA antinukleäre Antikörper BZ Blutzucker
ANCA antineutrophiler zytoplasmatischer Antikörper bzw. beziehungsweise
(pANCA: perinukleär; cANCA: zytoplasma-
tisch) C
ANF atrialer natriuretischer Faktor C1-INH C1-Esteraseinhibitor
ANP atriales natriuretisches Peptid Ca Calcium/Carcinom
ANV akutes Nierenversagen CA Carbihydrate antigen (Tumormarker)
Anti-AChR-AK Anti-Cholinesteraserezeptor-Anti- ca. zirka, ungefähr
körper CABG Coronary-Artery-Bypass-Graft
AO Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen CAGE C = Cut down: „Haben Sie (erfolglos) versucht,
a. p. Strahlengang von anterior nach posterior Ihren Alkoholkonsum einzuschränken?“
(Röntgen) A = Annoyed: „Haben andere Ihr Trink-
AP Angina pectoris/alkalische Phosphatase verhalten kritisiert und Sie damit verärgert?“
APC-Resistenz Widerstandsfähigkeit des aktivierten G = Guilty: „Hatten Sie schon Schuldgefühle
Faktors V (FVa) der Gerinnungskaskade wegen Ihres Alkoholkonsums?“
gegenüber aktiviertem Protein C Eye Opener: „Haben Sie jemals schon gleich
APSAC anisoylated plasminogen streptokinase activator nach dem Aufstehen getrunken, um ‚in die
complex Gänge zu kommen‘ oder sich zu beruhigen?“
ARDS acute respiratory distress syndrome, akutes cAMP zyklisches Adenosinmonophosphat
Atemnotsyndrom cANCA antineutrophiler zytoplasmatischer Antikörper
ASD Atrium-/Vorhofseptumdefekt mit zytoplasmatischem Fluoreszenzmuster
ASL Antistreptolysin CCP-AK Antikörper gegen „cyclic citrullinated peptide“
ASR Achillessehnenreflex CCT kraniale Computertomografie
ASS Azetylsalizylsäure CDT carboxydefizientes Transferrin
AT III Antithrombin III CEA karzinoembryonales Antigen (Tumormarker)/
AUG Ausscheidungsurogramm Carotid Endarterectomy
AV arterio-venös CED chronisch entzündliche Darmerkrankungen
VIII Abkürzungen
G HWK Halswirbelkörper
HWS Halswirbelsäule
GABA γ-Aminobuttersäure HWZ Halbwertszeit
GBS Guillain-Barré-Syndrom, Streptokokken der HZV Herzzeitvolumen
Gruppe B
GCS Glasgow Coma Scale I
GE Gesamteiweiß
GERD gastro-esophageal reflux disease i. a. intraarteriell
GFR glomeruläre Filtrationsrate ICB intrazerebrale Blutung
ggf. gegebenenfalls ICD implantierbarer Kardioverter/Defibrillierer
GIT/GI-Trakt Gastrointestinaltrakt ICP intracerebral pressure/infantile Zerebralparese
GnRH gonadotropin-releasing hormone, ICR Interkostalraum
Gonadoliberin i. d. R. in der Regel
GOT Glutamat-Oxalacetat-Transaminase IE internationale Einheit
GPT Glutamat-Pyruvat-Transaminase IfSG Infektionsschutzgesetz
γ-GT γ-Glutamyltransferase Ig Immunglobulin
Gy Gray IGF-1 insulin-like growth factor 1
IL Interleukin
H i. m. intramuskulär
Ind. Indikation(en)
HAES Hydroxyäthylstärkelösungen INH Isoniazid
Hb Hämoglobin INR international normalized ratio
HbA1c glykiertes Hämoglobin A1 i. P. im Plasma
HBs-AgHepatitis-B-„surface“-Antigen i. S. im Serum
HBV Hepatitis-B-Virus ISG Iliosakralgelenk
HCC hepatozelluläres Karzinom ITP idiopathische thrombozytopenische Purpura
β-HCG humanes Choriongonadotropin i. U. im Urin
HCV Hepatitis-C-Virus i. v. intravenös
HDC human diploid cell IZR Intrazellulärraum
HDL high density lipoprotein („gute“ Cholesterin-
fraktion) J
HDV Hepatitis-D-Virus
HE hepatische Enzephalopathie JÜR Jahres-Überlebensrate
HEP Hemiendoprothese
HF Herzfrequenz K
Hg Quecksilber K Kalium
HHV humanes Herpesvirus KBR Komplementbindungsreaktion
HIT heparininduzierte Thrombozytopenie KG Körpergewicht
HIV human immunodeficiency virus kg Kilogramm
Hkt Hämatokrit KHK koronare Herzkrankheit
HLA human leukocyte antigen, humanes Leuko- KHV Knie-Hacken-Versuch
zytenantigen KI Kontraindikationen
HLM Herz-Lungen-Maschine KM Kontrastmittel
HNO Hals-Nasen-Ohren Krea Kreatinin
HNPCC hereditäres nichtpolypöses Kolonkarzinom- KS Klopfschmerz(en)/Klopfschall
Syndrom
HOCM hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie L
HOPS hirnorganisches Psychosyndrom
HP Helicobacter pylori LA Lokalanästhetika
HPT Hyperparathyreoidismus LAP Leucinarylamidase
HPV humanes Papillom-Virus lat. lateinisch
HRCT High-Resolution-CT LCT Laktase
Hsre Harnsäure LDH Laktatdehydrogenase
HST Harnstoff LDL low density lipoprotein („schlechte“ Choleste-
HSV Herpes-simplex-Virus rinfraktion)
HT Herztöne LE Lupus erythematodes
HVL Hypophysenvorderlappen Lig. Ligamentum
HWI Harnwegsinfekt LH luteinisierendes Hormon
X Abkürzungen
1.3 Was bedeutet die Prüfung ren Medizin, der Chirurgie und Ihrem Wahlfach –
persönlich? das zugeloste Fach. An den meisten Universitäten
können Sie nun mithilfe der Fachschaft/Onlinefo-
1 ren/oder sonstigen Informationswegen auch die Na-
Während man sich auf die schriftlichen Examina men Ihrer Mitprüflinge erfahren. Anschließend be-
mittels Altfragen des IMPPs bestens vorbereiten sorgen Sie sich umgehend die Protokolle Ihrer Prü-
kann, erwartet einen bei mündlichen Prüfungen im- fer bei Ihrer Fachschaft. Viele Fachschaften haben
mer zunächst ein großes schwarzes Loch. Wer wird hierfür Online-Portale, über die auch die Bezahlung/
der Prüfer sein; was verlangt er fachlich, formal, per- Kaution abgewickelt wird; wer nach der Prüfung
sönlich? Wie ist die Prüfungsgruppe? Ist sie gut ge- sein eigenes Protokoll abliefert, bekommt die Kauti-
mischt, hat man Sorgenkinder dabei oder muss man on wieder ausbezahlt. Dies sichert nachhaltig die So-
sich an Überfliegern messen lassen? Wie verhalte ich lidarität unter den Jahrgängen.
mich selbst in der Prüfung; bin ich souverän, ängst-
lich oder völlig blockiert? Prüferauswahl
Gleichzeitig ist das dritte Staatsexamen die letzte Das jeweilige Landesprüfungsamt schreibt alle po-
Möglichkeit, Einfluss auf die Note und damit den wei- tenziellen Prüfer an, die daraufhin angeben, wann
teren Karriereverlauf zu nehmen. Für viele Studenten sie keine Zeit haben. Zu allen anderen Zeitpunkten
wird erst im PJ wirklich klar, welche Ziele sie ansteu- können sie eingeteilt werden. Die Hochschullehrer
ern möchten – sie haben nun die Gelegenheit, diesen sind zu den Prüfungen gesetzlich verpflichtet – es
auch ein Stück näher zu kommen. Wer eine Unikarri- müssen also alle „ran“. Nur außergewöhnliche Be-
ere anstrebt, hat naturgemäß ein großes Interesse an lastungen (Dekan, ärztlicher Direktor etc.) werden
einer guten Abschlussnote; wer eine Stelle im Wahl- als Begründung für eine generelle Befreiung akzep-
fach sucht, möchte vielleicht die Chance auf ein Vor- tiert. Üblicherweise wird vom Amt auch ein poten-
stellungsgespräch beim entsprechenden Prüfer erhö- zieller Vertreter bestimmt. Kann der Prüfer oder
hen; und viele wollen nach sechs bis sieben Jahren sein Vertreter nicht erscheinen, ist das dem Landes-
Studium einfach eine gute Note als Beweis, was sie ge- prüfungsamt rechtzeitig mitzuteilen.
leistet haben. Es schadet sicher nicht, sich einmal mit Die Zusammensetzung der Prüfungskommission
den eigenen Ansprüchen auseinanderzusetzen und wird nur durch die zu prüfenden Fächer bestimmt,
einen realistischen Blick walten zu lassen – oft lässt nicht durch Personen. Es gibt also keine „eingespiel-
sich der große persönliche Druck dadurch reduzieren. ten“ Kommissionen. In kleineren Fakultäten mag
Darüber hinaus ist die Mündliche Prüfung der das gezwungenermaßen gelegentlich anders ein –
letzte Check vor dem Eintritt ins Berufsleben. Bei etwa, wenn es nur sehr wenige Hochschullehrer für
den allermeisten wird das Ergebnis gut ausfallen, ein Fach gibt. In großen Fakultäten kann es vorkom-
und sie können mit Stolz auf dieses Feedback von men, dass sich die Prüfer kaum kennen.
meist sehr erfahrenen und kompetenten Kollegen Für beamtete Hochschullehrer sind die Prüfun-
zurückblicken. gen Teil ihrer Dienstpflichten. Die anderen Hoch-
schullehrer erhalten eine geringe Kostenaufwands-
entschädigung. Mit etwas Glück gibt es allerdings
Getränke und Kekse während der Prüfungssitzung.
1.4 Die Prüfungsvorbereitung Die Gruppendynamik innerhalb der Prüfergruppe
ist ebenfalls nicht unwichtig. Junge unerfahrene
Prüfer stehen unter besonderem Stress und können
Der Brief kommt aus der Rolle fallen – im Benehmen oder in der Aus-
wahl ihrer Fälle. Ein erfahrener Vorsitzender wird
Die wirklich heiße Phase der Prüfungsvorbereitung dann eingreifen. Jedem Prüfer ist bewusst, dass die
beginnt mit Eintreffen des Briefes. Je nach Universi- eigenen Fragen auch von den Kollegen mit Interesse
tät erfahren Sie so ca. zehn Tage vor dem Prüfungs- angehört werden. Nicht so selten lernen Prüfer
termin die Namen der Prüfer und – neben der Inne- selbst etwas über die anderen Prüfungsfächer hinzu.
1.4 Die Prüfungsvorbereitung 3
Kontaktaufnahme mit den Prüfern 2. Acht Augen sehen mehr als zwei: Sie werden über-
rascht sein, wie viele Schwerpunkte/Themen/Tipps
Sobald sich alle Prüflinge eingefunden und unterein- Sie gemeinsam in den Protokollen entdecken, die Ih-
ander kommuniziert haben, sollte man Kontakt zu nen allein überhaupt nicht aufgefallen wären. Meist 1
den Prüfern aufnehmen: hat auch jeder einen individuellen Wissensschwer-
punkt, von dem die anderen profitieren können.
Die Mitglieder der Prüfungsgruppe besuchen auch 3. Sie trainieren Ihre Präsentation und Ausdrucks-
den Prüfer gemeinsam für ein Vorgespräch, nach- weise in einer realistischen Prüfungssimulation.
dem sie per Telefon geklärt haben, ob er das wünscht. Die wenigsten von uns beherrschen das wirklich
Diese Nachfrage sollten Sie keinesfalls unterlassen. zufriedenstellend – nutzen Sie diese Chance!
Nicht nur, um zu dokumentieren, dass Sie die übli-
chen Umgangsformen beherrschen, sondern im We- Als Prüfer wird man mit einer studentischen „Prü-
sentlichen, um Informationen über den Prüfer und fungsgruppe“ konfrontiert, über die man primär we-
verschlüsselte Informationen über den Prüfungsin- nig oder gar nichts weiß. Trotzdem entwirft die
halt zu bekommen. Der Prüfer und sein Fach kom- Gruppe in kürzester Zeit ein Bild von sich, das Gefal-
men in der Prüfung am besten heraus, wenn im ent- len oder Nichtgefallen auslösen kann. Dem Idealbild
sprechenden Fach besonders viel gewusst wird. Da- einer Prüfungsgruppe in der Fantasie des Hoch-
für wird so mancher Informationsbrocken im Vorge- schullehrers entspricht wohl die mehr oder minder
spräch ausgeworfen. Die Frage „Welches Buch befreundete Notgemeinschaft, deren Mitglieder sich
empfehlen Sie uns?“, sollte in dem Vorgespräch nicht zumindest teilweise zusammen vorbereitet haben
fehlen. „Welche Aspekte der Prüfung sind für Sie be- und einigermaßen harmonieren. Sie gehen freund-
sonders wichtig?“ darf ebenfalls gefragt werden, oh- lich miteinander um, grenzen keinen aus und er-
ne dem Prüfer zu nahe zu treten. Mit etwas Glück scheinen gemeinsam zur Prüfung. Sie haben in ei-
werden dann die möglichen Schwerpunkte der Prü- nem Korb eine Flasche Sekt und Gläser dabei, um
fung genannt. Bedauerlicherweise gibt es erstaunlich direkt danach kurz zu feiern. Die Prüflinge stützen
viele Studenten, die diese mehr oder weniger deutli- sich gegenseitig im Rahmen ihrer Möglichkeiten.
chen Hinweise weder erkennen noch beherzigen.
Wird dies in der Prüfung offenbar, kann mit Mitleid
nicht gerechnet werden – der Prüfer wird mit Recht Die Vorbereitung
an der Praxistauglichkeit des Prüflings zweifeln.
Manche Prüfer legen auf das Vorgespräch keinen Je nachdem, wie viele Prüfungen der Dozent bereits
Wert oder meinen, die Zeit dafür nicht erübrigen zu bestritten hat, bekommen Sie mehr oder weniger
können. Das ist ihnen überlassen. Derjenige, der das Material von Ihren Vorgängern. Alte Hasen können
Gespräch erwartet, wird in einer Prüfung auf ihm schon mal einen dicken Stapel Protokolle im Archiv
unbekannte Studenten verschnupft reagieren. haben, junge Prüfer haben gegebenenfalls noch gar
keine „Akte“.
Lassen Sie sich nicht entmutigen: viele Protokolle
Die Prüfungsgruppe benötigen auch viel Zeit zum Durcharbeiten – dafür
bekommen Sie oft ein recht genaues Bild, welche
Es bleibt natürlich jedem selbst überlassen, ob er Ansätze der Prüfer verfolgt.
sich lieber allein oder in der Gruppe vorbereitet und Wenige oder gar keine Protokolle verheißen dage-
ob es die Prüfungsgruppe sein muss oder lieber eine gen meist einen jüngeren Prüfer – diese können sich
selbst gewählte Konstellation. manchmal noch besser erinnern, was man als Student
Die Vorteile der Vorbereitung in der Prüfungs- wissen sollte, und was schon zum Facharztkatalog ge-
gruppe liegen jedoch klar auf der Hand: hört; trotzdem sind sie schwieriger einzuschätzen.
1. Man kennt sich und hat so im Idealfall ein paar
sympathische Leidensgenossen als moralische Je jünger die Prüfer sind, desto näher sind sie in der
Stütze im Rücken, wenn es los geht. Regel der Forschung – und der eigenen Habilitation.
4 1 Mündliche Prüfung: Fakten und Tipps
Wer also besonders professionell vorgehen will, der sich auf Teilgebiete oder schließt er ganze Themen-
sollte eine Literaturrecherche zu seinen Prüfern ma- felder aus, ist das natürlich schön – allerdings wird
chen. Lesen Sie sich in die Thematik ein. Vielleicht dann auch häufig mehr Detailwissen verlangt. Pro-
1 ergibt sich die Möglichkeit, in der Prüfung einige tokolle und mündliche Aussagen sind in keinem Fall
Dinge aus diesem Bereich – extrem subtil und wie verbindlich; um unangenehme Überraschungen pa-
nebenbei – einzustreuen. Nicht nur wird der Prüfer rieren zu können, sollte neben der spezifischen Vor-
über Ihr Wissen hocherfreut sein, er wird auch ge- bereitung auf die vier Prüfer also auch noch etwas
genüber seinen Kollegen im Gremium dokumentie- Platz für Basics aus den anderen Bereichen sein.
ren können, welche immense Relevanz sein For-
schungsthema hat. Wenn die Fragen zum Thema zu MERKE
speziell werden, bitten Sie freundlich um Verständ- Als Faustregel gilt: Notfälle und Definitionen müs-
nis dafür, nicht ganz in die Tiefe eingedrungen zu sen sitzen. Wer dem Unfallchirurgen nichts zur Appen-
sein. Er wird Sie wahrscheinlich etwas behutsamer dizitis sagen kann, oder sich vor dem Kardiologen müh-
sam Definition und Management des akuten Abdomens
durch den Rest der Prüfung führen, um den guten zusammenreimt, hat schnell schlechte Karten – da helfen
Eindruck nicht zu ruinieren. Wenn Sie das Ganze zu auch Details zur dynamischen Hüftschraube oder den An-
plump machen, ist der Effekt natürlich dahin. tiarrhythmika nichts.
Ältere Prüfer mit längerer Erfahrung sowohl in
der Klinik als auch im Prüfungsgeschehen bleiben
gewöhnlich dicht an den klinisch relevanten Aspek- Natürlich hat jeder so seinen Fundus an Fragen und
ten. Zu ihnen gibt es auch mehr Unterlagen bei den Lieblingsthemen. Je kleiner das Fach ist, desto be-
einschlägigen Stellen. grenzter müssen logischerweise die Prüfungsthe-
men sein, wenn das Ausbildungsziel des Medizin-
MERKE studiums der Allgemeinmediziner ist. Manche Kol-
Bedenken Sie bei aller Lektüre, dass die Verfasser der legen haben genaue Vorstellungen, welche wesentli-
Protokolle diese häufig noch unter dem frischen Eindruck chen Aspekte ihres Faches jeder Allgemeinmediziner
der Freude/Enttäuschung formulieren und damit oft we- wissen und beherzigen sollte. Das können ganz we-
nig objektiv sind. Ein „fieses“ Protokoll muss also noch
nige sein. Wenn die beherrscht werden, sind sie
lange keinen bösartigen Prüfer bevorstehen lassen!
hochzufrieden.
vermeidet auch, Angriffsfläche durch fehlerhafte flusst dementsprechend das Niveau der Fragen: wer
oder ungenaue Aussagen zu bieten. sich einen ganzen Tag in die Diagnosen seines Pati-
Was zählt ist also die Art und Weise, wie Sie sich enten einlesen konnte, muss mehr liefern als der
präsentieren. Arrogant – selbstsicher – schüchtern? spontan-befragte Prüfling. 1
Ausschweifend – präzise – zu knapp? Schätzen Sie Nach Anamnese und körperlicher Untersuchung
sich selbst ein und bitten Sie um ehrliches Feedback geht es an die Akteneinsicht und schließlich an das
Ihrer Mitprüflinge. Und dann üben: allein, vor dem Verfassen des Berichtes (› Kapitel 2). Am ersten
Spiegel, in der Lerngruppe – egal. Packen Sie die Tag wird die Prüfung maßgeblich von ihrem Fall
Themen, die potenziell drankommen, in ein Gerüst handeln, bereiten Sie sich also möglichst gut auf die
(z. B. Definition + knappe Ätiologie, Symptomatik, Diagnosen Ihres Patienten vor, falls Sie die Möglich-
Diagnostik, Therapie) und halten Sie sie als kleine keit dazu haben.
Kurzvorträge, bis Sie sich sicher fühlen. In Anamnese und Untersuchung sollten Sie ge-
zielt alle vier Fachbereiche abfragen, um Ihren Prü-
MERKE fern schöne Stichworte liefern zu können. Vor allem
Am Ende sollten Sie in der Lage sein, präzise auf die Fragen im zugelosten Fach können Sie so die Chancen auf
Ihres Prüfers einzugehen, ohne starr im Korsett Ihres Sche- ein von Ihnen vorbereitetes Thema erhöhen und ka-
mas hängen zu bleiben. Bleiben Sie flexibel und lassen Sie schieren damit die eventuell bestehenden Lücken.
sich nicht verunsichern: wenn Sie auf eine Frage gar nicht
antworten können, bitten Sie um Hilfestellung. Verlangt ihr
Ihr chirurgischer Patient hat eine Tochter mit Mam-
Prüfer Schlagworte, halten Sie sich knapp; stellt er eine ma-Karzinom und ihr zugelostes Fach ist Gynäkolo-
offene Frage, nutzen Sie die Chance und präsentieren Sie gie? Sehr schön, das kommt gleich in die Familien-
Ihr Hintergrundwissen. Geben Sie im Zweifel auch mal zu, anamnese.
etwas nicht zu wissen – das kommt oft besser an und ist Die Patientenakte hat der Prüfungsvorsitz nor-
geschickter als sich selbst um Kopf und Kragen und den malerweise schon herausgesucht; je nachdem, in
Prüfer um seine Zeit und seine Nerven zu reden. welchem Zustand sich diese befindet, ist sie mehr
oder weniger hilfreich. Lassen Sie sich aber nicht
Spürt der Prüfer bei Ihnen in einem Gebiet große verunsichern: nicht Ihre Aktenkenntnis wird beur-
Schwächen, kann er entweder die „Schwäche weiter teilt, sondern vor allem Ihre Anamnese und Unter-
explorieren“ oder zu einem anderen Thema wech- suchung. Die Prüfer interessieren sich ausnahms-
seln und Ihnen damit eine neue Chance geben. Diese weise weniger für den Patienten und mehr für Ihre
Entscheidung ist für Sie von großer Relevanz, kleins- Fachkompetenz, und sie haben jeweils nur 15 Minu-
te Faktoren können dabei den Ausschlag geben. Bes- ten, um diese zu beurteilen.
ser ist es in jedem Fall, ein sympathisches Bild von Mit etwas Glück haben Sie noch genug Zeit, sich
sich zu entwerfen. vor der Prüfung ein wenig mit Ihren Mitprüflingen
Zum Abschluss ein kleiner Rat: Tauchen Sie in abzusprechen. Da die Nebendiagnosen sich häufig
der Prüfungsvorbereitung so tief in das Fach ein, überschneiden, können Sie z. B. deren Reihenfolge
dass Sie die Faszination des Gebietes spüren und ändern und so die Chancen auf Ihr Lieblingsthema
dem Prüfer vermitteln können. Dann sind Sie auf erhöhen. Es werden kaum alle vier etwas zum arteri-
dem richtigen Kurs. ellen Hypertonus oder der Appendektomie in der
Vorgeschichte erzählen dürfen; wenn sich also auch
noch ein Diabetes, eine Fettstoffwechselstörung
oder eine Cholezystektomie findet, können Sie Ihre
1.5 Die Prüfung Patientenvorstellung im besten Fall entsprechend
anpassen.
Den Bericht verfassen Sie, wie es der Prüfungsvor-
Je nach Universität und Prüfungsvorsitz erhalten Sie sitz im Vorfeld gewünscht hat. Haben Sie dazu keine
Ihren Patienten einige Tage bis wenige Stunden vor Informationen, schreiben Sie einen normalen Arztbrief
der Prüfung, selten bekommt man ihn auch erst di- inklusive Anamnese, Diagnose, Prognose, Behand-
rekt in der Prüfung. Die Vorbereitungszeit beein- lungsplan und Epikrise (› Kap. 2). Dieser wird zu
6 1 Mündliche Prüfung: Fakten und Tipps
Beginn der Prüfung vom Prüfungsvorsitz entgegenge- Im Allgemeinen wird der Prüfer während der Pati-
nommen und unterzeichnet, er geht in die Note mit ein. entenvorstellung die Begrüßung des Patienten und
die Bitte um Kooperation übernehmen. Trotzdem
1 sollte der Prüfling den Patienten separat ansprechen
Der erste Tag und während der Vorstellung freundlichen und höf-
lichen Kontakt mit ihm halten. Besonders der Um-
Am Tag der Prüfung erscheinen Sie natürlich über- gang mit hilflosen Patienten ist eine Herausforde-
pünktlich, seriös gekleidet und mit frisch gebügel- rung. Im Gespräch mit dem Patienten sollte der
tem Kittel. Auf Uhren verzichten Sie besser, Prüfling die Gesprächsführung behalten. Für man-
Schmuck maximal dezent und nicht an den Händen. che Patienten ist die Prüfungssituation ein Augen-
Lange Haare sollten Sie geschlossen tragen. blick allgemeiner Aufmerksamkeit, den sie weidlich
ausnutzen. Ist der Redefluss eines Patienten nicht zu
Die praktische Prüfung am Krankenbett am ersten stoppen, wenden Sie einen Trick an, den mir ein al-
Tag erfolgt im sauberen und gebügelten Kittel, be- ter Internist verriet: Schauen Sie dem Patienten be-
waffnet mit Stethoskop, Reflexhammer, Spatel und deutungsvoll in die Augen und legen Sie ihm die
Untersuchungstaschenlampe. Da man Ihre Hände Hand fest auf die Schulter „Herr Schmidt …“ Meist
bei der Untersuchung genau verfolgen wird, sollten verstummt er dann und Sie können die strukturierte
Sie auch auf deren makelloses Aussehen achten. Der Befragung fortsetzen.
Kittel sollte bei der Untersuchung geschlossen sein. Die Untersuchung sollte einer eingeübten Syste-
Etwaige Krawatten und Halsketten sind so zu tragen matik folgen und durch Erläuterungen begleitet
bzw. zu befestigen, dass sie nicht quer über den Pati- werden. Die Prüfer sind in der Regel Praktiker und
enten pendeln oder ihn gar berühren. schätzen eine schnelle und zielgerichtete Untersu-
Wichtig: chung durchaus. Schritte, die bewusst ausgelassen
• keine Jeans, keine T-Shirts, keine Sportschuhe. werden, etwa um Zeit zu sparen oder weil offen-
Keine sichtbaren Tattoos oder Piercings sichtlich das Problem nicht in dieser Richtung liegt,
• keine aufdringlichen Parfums oder Gerüche sollten verbal kurz angesprochen werden. Der Prü-
• dafür: Geputzte Schuhe, gepflegte Frisur, gepfleg- fer wird dann in der Regel einhaken, wenn die ent-
te Hände sprechende Untersuchung doch relevant für die wei-
• für die Herren: gepflegte Rasur. Hose und Jackett. tere Beurteilung ist oder er dem Prüfling auf die
Krawatte (eher schlicht) muss nicht sein, Fliege + Finger schauen will. Eine schlechte klinische Unter-
Einstecktuch bitte nicht suchung hinterlässt einen schlechten Eindruck, der
• für die Damen: keine tiefen Ausschnitte, keine kaum zu korrigieren ist.
superkurzen Röcke, kein aufwendiges Make-Up, Wichtig ist insbesondere Ihre Körpersprache, in
eher kein Nagellack, kein extravaganter Schmuck der Anamneseerhebung und bei der körperlichen
Untersuchung. Wenden Sie sich dem Patienten zu,
Während der Prüfung wandert meist die gesamte Grup- wenn Sie mit ihm sprechen, blicken Sie ihm in die
pe von einem Patienten zum nächsten. Am ersten Tag Augen und begleiten Sie seine Aussagen durch be-
werden die Studenten nacheinander eine Stunde am stätigende Gesten. Bei der Untersuchung zeigen Sie
Stück bei Ihrem Patienten geprüft. Der jeweilige Prüf- keine Angst vor der normalen Körperberührung, ar-
ling beginnt mit seiner Fallvorstellung, anschließend beiten Sie nicht mit „spitzen Fingern“. Üben Sie Ihre
muss er die Untersuchung eines Organes oder eine Perkussion und stellen Sie sicher, dass Sie beim
Funktionsprüfung vorführen und Fragen beantworten. Klopfen einen sonoren Ton erzeugen können.
Als Mitprüfling verhält man sich komplett passiv,
TIPP freundlich und zurückhaltend.
Mit einer guten Präsentation haben Sie den größten Teil Hier und für die ganze Prüfung gilt:
geschafft – diese sollten Sie also wirklich gut einstudie- • Systematik ist superwichtig!
ren. Auch Ihr Umgang mit dem Patienten wird in die Be- • Schießen Sie nicht aus der Hüfte, selbst wenn die
wertung mit einfließen.
Diagnose für Sie offensichtlich ist.
1.5 Die Prüfung 7
• Reden Sie, sonst redet der Prüfer! dass Gelegenheit zur Erholung besteht. Das muss
• Die Gesamtzeit der Prüfung an einem Tag beträgt nicht immer der offensichtlichen Reihe nach gehen
maximal 60 Minuten. Die Zeit sollten vor allem – es gilt also, konstant aufmerksam zu sein.
Sie füllen und nicht der Prüfer. Für den Prüfer gilt das nur bedingt. Wenn die an- 1
deren ihre Fragen stellen, kann er sich entspannen.
TIPP Auf die Toilette gehen oder sich mit offensichtlich
Vergessen Sie nicht, sich vor und nach Betreten des Zim- prüfungsfremden Dingen beschäftigen darf er nicht.
mers die Hände zu desinfizieren! Auch Telefonate sind in der Prüfungszeit nicht mög-
lich. Dafür muss die Prüfung unterbrochen werden.
Wird ein Chirurg für einen Notfall aus der Prüfung
Der zweite Tag gerufen, ist die gesamte Prüfung ungültig. Manchen
Kollegen fällt es schwer, nachmittäglich durchge-
Am zweiten Tag findet in der Regel kein Patien- hend wach zu bleiben. Dabei gilt jedoch: Auch Prüfer
tenkontakt statt. Nehmen Sie trotzdem für alle mit geschlossenen Augen können hochkonzentriert
Fälle einen Kittel mit. Dieser Teil der Prüfung ist sein!
keine Freizeitbeschäftigung, aber auch kein festli-
ches Abendessen. Die Kleidung sollte einem ernst- TIPP
haften Geschäftstermin entsprechen, etwa einem Am zweiten Tag wird nur in Einzelfällen auf den vorheri-
Gespräch in der Bank, von dem Sie sich einen hö- gen Tag Bezug genommen – falls Sie aber am ersten Tag
etwas nicht gewusst haben, schauen Sie es unbedingt
heren Kredit versprechen und das Ihre Bonität abends nochmal nach!
klären soll. Sie wollen ja auch etwas von den Prü-
fern, nämlich eine gute Zensur. Die Prüfer wollen
andererseits feststellen, ob Sie als Arzt tragbar Viele Prüfer geben kleine Fallbeispiele, anhand derer
sind. Dazu gehört untrennbar die äußere Erschei- man den gesamten Ablauf Symptome – Diagnostik –
nung, sie ist ja auch für die Arzt-Patienten-Bezie- Therapie durchspielen kann, häufig steigt man mit
hung wichtig. Im Verlauf der Prüfung kann sich einer Bildgebung ein.
der Eindruck sicherlich vollkommen wandeln,
aber nichts spricht dagegen, gleich von Anfang an Der Prüfer bereitet sich auch auf die Prüfung vor. Das
als jemand zu erscheinen, der sich angemessen zu mag sich darauf beschränken, einen Patienten auszu-
kleiden weiß. Zudem sollten Sie mit Ihrem eigenen wählen, die Akte noch einmal zu studieren und/oder
Aussehen zufrieden sein, wenn Sie sich in die un- alte Notizen herauszukramen. Viele haben eine
gewisse Prüfungssituation begeben. Sammlung typischer Befunde, auf die sie praktischer-
weise zurückgreifen – unabhängig vom Prüfungspati-
Der folgende Prüfungstag findet meist in einem Se- enten. Bei den Internisten ist das klassischerweise ein
minarraum statt und widmet sich mehr der Theorie. EKG, eine Elektrophorese oder ein Blutbild, bei den
Prüfer und Prüflinge sitzen sich meist an einem Anästhesisten vielleicht eine Blutgasanalyse, ein EEG
Tisch gegenüber und die Fragen werden abwech- beim Neurologen. Röntgenbilder im weitesten Sinne,
selnd gestellt, sodass jeder Prüfer und jeder Prüfling also auch MRT und CT, sind beliebt bei Chirurgen, be-
immer wieder Pausen hat. sonders bei Neurochirurgen. Es handelt sich in der
Regel um klare, klassische Fälle. Das umso mehr, wenn
Im Allgemeinen beträgt die Zeit pro Fach und Prü- die anderen Kommissionsmitglieder ebenfalls Fach-
fungstag 15 Minuten, egal, ob „großes“ oder „klei- wissen besitzen könnten. Nur ungern setzt sich ein
nes“ Fach. Das ist so knapp bemessen, dass der Prü- Prüfer innerhalb der Sitzung oder bei der anschließen-
fer die Zeit gut nutzen muss. Seine Kollegen werden den Beratung Nachfragen seiner Kollegen aus.
sich währenddessen nur in Ausnahmefällen zu Wort
melden. Die Gesamtzeit pro Prüfling darf 45 Minu- Am Ende müssen alle Prüflinge den Raum verlassen
ten nicht unter- und 60 Minuten nicht überschrei- und werden nach kurzer Beratungszeit zur Noten-
ten. Die Prüflinge werden abwechselnd geprüft, so- verkündung wieder hereingerufen.
8 1 Mündliche Prüfung: Fakten und Tipps
Die Prüfer realisieren im Allgemeinen, welche Rolle des Prüflings muss das Ergebnis dabei begründet
die Prüfungszensur für Ihre beruflichen Pläne spielt. werden. Ist die Prüfung nicht bestanden, schlägt die
Leichtfertig werden schlechte Zensuren selten verge- Prüfungskommission dem Landesprüfungsamt vor,
1 ben, eher ist das Gegenteil der Fall. Die Diskussion ob, wie lange und in welchem Fach oder welchen Fä-
unter den Prüfern dreht sich am Anfang meist dar- chern der Prüfling erneut an einer praktischen Aus-
um, ob irgendeiner nach oben oder nach unten aus bildung nach § 3 ÄAppO teilnehmen sollte. Die Zeit
der Gruppe herausragt. Dann wird die Note für das der Teilnahme kann mindestens vier, höchstens
Mittelfeld bestimmt und die Ausreißer werden dar- sechs Monate betragen. Da die Kommission nie wie-
um herum arrangiert. Bekommt ein Prüfling in ei- der in gleicher Sache tagt, werden Beschlüsse dieser
nem Fach eine schlechtere Note als „ausreichend“, Art sofort gefällt und dem Prüfling in der Regel di-
so entscheiden allein die Prüfer und im Zweifelsfall rekt mitgeteilt. Diskussionen mit dem Vorsitzenden
der Prüfungsvorsitzende über die endgültige Note. sind zu diesem Zeitpunkt sinnlos.
Demnach kann ein Prüfling eine Prüfung bestehen, Die letzte Entscheidung über Art und Dauer der
auch wenn er in einem Fach schlechter als „ausrei- Nachausbildung trifft allerdings das Landesprü-
chend“ eingeschätzt wurde. Die Prüfer verstehen fungsamt selbst. In die Nachprüfung gehen die Zen-
sich als Sachwalter der Patienteninteressen. Bei suren der ersten Prüfung rechnerisch nicht ein. Es
schlechten Prüfungen kommt in der abschließenden ist also wirklich eine neue Chance.
Notendiskussion häufig die Sprache darauf, ob die- Ein Dank an die Prüfungskommission beeinflusst
ser oder jener Prüfling als Arzt tragbar ist. Ob man das Ergebnis zwar nicht mehr, ist aber trotzdem eine
sich ihm anvertrauen könnte, wenn man selbst Pati- höfliche Geste, die Sie – genau wie den persönlichen
ent wäre: „Was mache ich, wenn der mich im Alters- Händedruck mit allen Prüfern – zum Abschied nicht
heim behandeln will?“ Ist diese Phase erreicht, wer- vergessen sollten.
den die Prüfer grausam.
Der Vorsitzende teilt dem Prüfling das Ergebnis
der mündlich-praktischen Prüfung mit. Auf Wunsch
KAPITEL Lisa Link
2 diagnose, wichtige
Untersuchungsmethoden
Die Diagnose ist das Herzstück des ärztlichen Han Gerade in Fallbeschreibungen wird gerne nach Dif
delns. Jede Therapie kann noch so umfassend und ferenzialdiagnosen gefragt – ein einfacher Weg um
wohlgemeint sein – beruht sie auf einer falschen Dia herauszufinden, wie viel Wissen Sie mitbringen und
gnose, ist sie wertlos. Der Großteil des im Studium wie viel Sie sich herleiten können. Meist hat man
vermittelten Wissens dient in letzter Instanz dazu, schon zu Beginn eine Verdachtsdiagnose und es fällt
möglichst rasch, treffsicher und umfassend eine Dia gelegentlich schwer, diesen Pfad gedanklich zu ver
gnose stellen und die richtige Therapie daraus ablei lassen. Trainieren Sie sich eine persönliche Systema
ten zu können. Ob Sie auf der Station, in der Notauf tik aller Felder an, in denen Sie nach Ursachen für
nahme oder in der Prüfungssituation stecken – es ein Symptom oder eine Erkrankung suchen müssen.
erfordert ein hohes Maß an Konzentration bei Ana Folgende Stichworte decken beinahe alle Möglich
mnese, körperlicher Untersuchung, Labordiagnostik, keiten ab:
Bildgebung und sonstiger Diagnostik nichts zu ver 1. genetisch/angeboren
gessen und möglichst unvoreingenommen allen Spu 2. erworben
ren nachzugehen. Ein persönliches Konzept bewahrt – metabolisch/nutritiv
Sie in Stresssituationen davor, den Faden zu verlieren – dysregulativ/hormonell
oder wichtige Differenzialdiagnosen zu übersehen. – degenerativ
Dieses Kapitel soll Ihnen helfen, die einzelnen dia – vaskulär
gnostischen Schritte in der Mündlichen Prüfung sys – entzündlich/immunologisch
tematisch abzuarbeiten und prägnant zu präsentieren. – infektiös
Ganz allgemein gilt für den Ablauf jeder Diagnos – neoplastisch
tik: vom Allgemeinen zum Speziellen und von kon- – medikamentös/toxisch
servativ nach invasiv. Wer dem Prüfer nach der ers – mechanisch
ten Fallbeschreibung „Sie wollen sicher auf … hinaus“ – neuromuskulär
entgegenschmettert, riskiert, ernsthaft vorgeführt zu 3. sonstige/unklar/multifaktoriell
werden. Arbeiten Sie sich systematisch und mit Be (nach Schölmerich/Pfreundschuh: Pathophysiologie)
dacht auf Ihre Verdachtsdiagnose hin, und legen Sie
sich nicht zu früh fest. Natürlich werden Sie mitunter TIPP
in einer chirurgischen Notaufnahme erst Röntgenbil Nennen Sie nur Begriffe und Schlagworte, die pathophy-
der anfordern, bevor Sie die Familienanamnese erhe siologisch in dem entsprechenden Zusammenhang denk-
ben oder in einer Uniklinik gleich mal ein MRT fah bar sind und die Sie erklären können.
ren – aber das hat in der Prüfung nichts zu suchen.
PLUS
TIPP Einprägsamer ist z. B. DIAGNOSE S:
Immer schematisch vorgehen: • Denke an:
1. Anamnese • Intoxikation/Medikamente
2. körperliche Untersuchung und Vitalzeichen • Achtung, Notfall
3. Labor • Gefäße und Blut
4. EKG • Neurologie/Psychiatrie
5. Röntgen/Sonografie • Onkologie
6. CT/MRT/invasive Maßnahmen
10 2 Diagnose und Differenzialdiagnose, wichtige Untersuchungsmethoden
• Stoffwechsel/Endokrinium 8. Familienanamnese
• Entzündung/Infektion (maligne, kardiovaskuläre, psychiatrische und
• Sonstiges genetische Erkrankungen sowie Risikofaktoren
und Todesursachen bei Eltern/Großeltern/
MERKE Geschwistern/Kindern)
Was häufig ist, ist häufig. Keine Kolibris! Verges- 9. Sozialanamnese
sen Sie das IMPP, jetzt zählt die Klinik. Und dort gilt die- (Zigarettenkonsum in pack years, Alkohol in
2 ser Leitsatz mehr als viele andere. Wer mit sämtlichen Getränken pro Tag/Woche, sonstige Substanzen;
Notfällen zumindest theoretisch etwas anfangen kann Familienstand, häusliches Umfeld; Reise und
und für die klassischen Fälle Diagnosestellung und Thera-
pie beherrscht, für den wird die Prüfung in den seltensten
Sexualanamnese; BarthelIndex/ECOGStadium)
Fällen schlecht ausgehen. Erwähnen Sie keine Begrif
fe, die Sie nicht auch erklären können! PLUS
• Diabetiker & alte Menschen → häufig Symptomarmut
• Kinder & alte Menschen → paradoxe Reaktionen, un-
typische Symptome
unklares Bild → Rheumatologie/Immunologie,
• völlig
Infektiologie, Intoxikationen
2.1 Anamnese
MERKE
Das Leitsymptom sollte schön herausgearbeitet werden.
Wer noch kein zufriedenstellendes Schema für die Eine Merkhilfe für eine präzise Schmerzanamnese ist z. B.
Anamnese hat, kann sich sehr umfangreich mit Lite SOCRATES:
ratur dazu eindecken; die Präsentation sollte jedoch • Site: exakte Lokalisation mit Fachterminus
sowohl in der Prüfung als auch bei der Visite meist • Onset: Beginn/erste Episode
eher knapp ausfallen. Ein universelles Schema sieht • Characteristic: nozizeptiv (viszeral, ossär, myofaszial)
Auskultation, Perkussion, Palpation und Funktions stand; der BMI beträgt 31. Er ist wach und zu Ort,
prüfung beurteilt. Zeit, Person und Situation orientiert. Keine Exsikko
Dies gilt insbesondere für die sehr gründlich se bei gutem Hautturgor und feuchten Schleimhäu
durchzuführende Untersuchung im Rahmen der ten. Keine Zyanose. Das Hautbild ist ikterisch, an
Prüfung. Im klinischen Alltag wird die Zeit für eine den Fingernägeln der rechten Hand sind nikotinbe
umfassende Untersuchung mit Anwendung aller dingte Verfärbungen zu sehen. Es bestehen deutli
Techniken häufig knapp, sodass gezielt ein Status er che Unterschenkelödeme beidseits.“
hoben wird. Dabei sollten Sie sich dennoch immer 2
einen minimalen Standard aneignen, den Sie syste TIPP
matisch erheben und der im Verlauf ihrer Tätigkeit Wie ausführlich die Präsentation der Untersuchung sein
zu einer festen Routine wird. sollte, ist natürlich Geschmackssache des Prüfers – ver-
meiden Sie aber unnötige Längen und fassen Sie unauf-
fällige Untersuchungsergebnisse prägnant zusammen
TIPP (z. B. „Die Lunge ist seitengleich belüftet, auskultatorisch
Auch ihr Umgang mit dem Patienten wird bewertet. In findet sich ein vesikuläres Atemgeräusch beidseits, keine
der künstlichen Atmosphäre der Prüfungssituation ver- Rasselgeräusche“), sonst bleibt zu wenig Zeit für die auf-
gisst man leicht die Grundregeln: Hände desinfizieren, fälligen Dinge.
Patienten mit Namen ansprechen, in die Augen schauen,
erklären, was man tut, Hände anwärmen, etc.
Allgemein MERKE
Mydriasis vs. Miosis:
Ein erster Blick in das Gesicht des Patienten kann Ursachen Mydriasis Miosis
Hinweise auf zugrunde liegende systemische Erkran
Vegetativ Sympathikus • Parasympathi-
kungen geben. Eingefallene Wangen deuten auf eine (Stress, Angst, kus (Schlaf)
Kachexie, ein Vollmondgesicht mit Stiernacken da Schmerz) • Grenzstranglä-
gegen auf einen möglichen Morbus Cushing hin. sion (Horner-
Trockene Schleimhäute und stehende Hautfalten Syndrom)
sind die deutlichsten Symptome der Exsikkose; Lid Medika • Parasympatholy- • Parasympatho-
ödeme weisen dagegen auf ein nephrotisches Syn mentös tika (z. B. Atro- mimetika (z. B.
drom oder ein Angioödem hin. Blässe, Zyanose und pin, Scopolamin) Pilocarpin,
Ikterus sollten Sie auf keinen Fall übersehen. • Sympathomime- Morphin-Deri-
tika vate)
(z. B. Adrenalin, • Sympatholyti-
Amphetamine, ka (z. B. Ergot-
Augen Kokain) amin)
Opthalmo • Glaukom-Anfall Iritis
Die meisten ophthalmologischen Befunde dürften in
logisch • Optikusatrophie
Ihrer Prüfung eine geringe Rolle spielen (es sei denn,
Sie haben Augenheilkunde als Fach). Immer relevant Neurolo • Okulomotorius- • Sinus-caverno-
gisch parese sus-Thrombose
sind dagegen ein Horner-Syndrom (DD Hirnstamm • zentral (z. B. • zentral (z. B.
prozess, Dissektion der A. carotis/vertebralis, thorakale Krampfanfall) Enzephalitis)
Raumforderung) sowie Pupillenfunktionsstörungen.
2.2 Körperliche Untersuchung 13
Das Vorliegen einer Struma sollte an eine Hyperthy Glukose, hoher Zellzahl mit überwiegend Granulozyten
reose denken lassen. Sie stellt eine der wichtigsten und stark erhöhtem Gesamteiweiß wahrscheinlich.
endokrinologischen Pathologien dar und bietet auf Gramnegative Diplokokken sprechen für eine Meningo-
grund der umfangreichen Symptomatik ein gutes kokkeninfektion. Bei Bewusstseinsstörung oder neurolo-
gischem Defizit sollte sofort mit einer empirischen Anti
Prüfungsthema.
biotikatherapie begonnen werden, außerdem ist dann
ein SchädelCT vor Lumbalpunktion zum Ausschluss ei-
PLUS nes erhöhten Hirndrucks notwendig. Empirische Therapie
2 Hyperthyreose der Wahl ist die Gabe von Cefotaxim oder Ceftriaxon,
Die häufigsten Ursachen für eine Hyperthyreose sind ggf. erweitert durch Vancomycin und Dexamethason. Die
Morbus Basedow und die Schilddrüsenautono Anpassung der antibiotischen Therapie erfolgt nach Anti-
mie, seltenere Ursachen sind die subakute Thyreoidi biogramm und Resistenztestung.
tis und Überdosierung von Thyroxin (iatrogen oder
absichtlich z. B. bei Anorexie). Klinische Zeichen einer Hy-
perthyreose sind Struma, Gewichtsverlust, Diarrhö, Wär-
meintoleranz, warme feuchte Haut, Tachykardie, fein- 2.2.2 Lunge/Thorax
schlägiger Termor, Unruhe, Schlaflosigkeit und Myopa-
thie, in seltenen Fällen auch ein prätibiales Myxödem. Die Untersuchung der Lunge ist eines der Kernele
Das Fehlen einiger dieser Symptome schließt eine Hyper- mente der körperlichen Untersuchung und sollte in
thyreose nicht aus. jedem Fall perfekt beherrscht werden. Zur Wieder
Eine unerkannte Schilddrüsenüberfunktion kann zu holung schadet es nicht, sich Auskultationsbefunde
Herzinsuffizienz (High-output failure), Rhythmusstö
anzuhören und die exakte Beschreibung der Geräu
rungen oder einer thyreotoxischen Krise (z. B. im
Rahmen einer Kontrastmittelgabe) führen. Weitere Folge- sche zu trainieren.
schäden können durch die zunehmende Kachexie oder Eine deutliche linksseitige Unterlappenpneu-
die Fehlinterpretation der Unruhe als rein psychiatrisches monie könnten Sie z. B. folgendermaßen beschrei
Symptom entstehen. ben: „Der Patient sitzt aufrecht im Bett, ich sehe
Siehe auch › Kap. 5.1.1. keine Zyanose, keine Thoraxdeformitäten, es be
steht kein Einsatz der Atemhilfsmuskulatur. Die
Die Meningismuszeichen sollten in jeder körperli Atemfrequenz beträgt 15/min. Die Perkussion ist
chen Untersuchungssituation getestet werden – ins sonor über allen Lungenabschnitten bis auf den
besondere jedoch bei unklarer Vigilanzminderung. linken Unterlappen, hier höre ich einen hyposono-
Hier können sie ein wichtiger Hinweis auf eine bak ren Klopfschall. Die Lungengrenzen sind beidseits
terielle Meningitis sein; eine rechtzeitige Antibioti gut verschieblich. Der Stimmfremitus ist linksseitig
kaTherapie kann dann tatsächlich Leben retten. verstärkt. In der Auskultation höre ich ein klingen-
des grobblasiges Rasselgeräusch über dem linken
PLUS Unterlappen. Auch die Bronchophonie ist in die
Bakterielle Meningitis sem Bereich positiv. Über den übrigen Lungenab
Die Kardinalsymptome der Meningitis sind Kopf schnitten besteht seitengleich ein vesikuläres Atem-
schmerz, Fieber und Meningismuszeichen. Darüber geräusch.“
hinaus können Photophobie, Übelkeit und Erbrechen, Wichtig ist, dass Sie die Prüfer an allen Schritten
Agitation/Verwirrtheit, Vigilanzstörungen und Hirnner- teilhaben lassen („Ich sehe, ich höre …“) und auch
venausfälle auftreten. Ein hämorrhagisches Exanthem
relevante Negativ-Symptome erwähnen (z. B. „kei
deutet auf eine Meningokokkensepsis hin. Besteht der
Verdacht auf eine Meningitis, sollten sofort Entzündungs- ne Zyanose“). So zeigen Sie, dass Sie ausführlich un
parameter, Gerinnungsparameter und zwei Sets Blutkul- tersucht haben und sich in der Präsentation absicht
turen abgenommen werden. lich auf das Wesentliche beschränken. Bei einer Pa
Goldstandard in der Diagnostik ist die Lumbalpunktion tientin mit Verdacht auf Lungenembolie sollten Sie
mit Gewinnung von Liquor für die Anfertigung eines z. B. explizit die unauffälligen klinischen Thrombo
Grampräparats, einer Kultur sowie klinische Chemie. Eine sezeichen erwähnen, bei einem Patienten mit Chole
bakterielle Infektion ist bei erhöhtem Laktat, niedriger
zystitis wäre das unnötig.
2.2 Körperliche Untersuchung 15
TIPP NOTFALLMANAGEMENT
Fassen Sie sich kurz und formulieren Sie prägnant. Schwerer Asthmaanfall
1. sitzende Lagerung, Einsatz der Atemhilfsmuskulatur
Tab. 2.3 Untersuchung der Lunge und Lippenbremse anweisen
Inspektion 2. dem Bedarf angepasste O2-Gabe (2–4 l/min über
Nasensonde) → Cave: CO2-Retention bei langjähri-
Allgemein • Zyanose, Trommelschlägelfinger,
gen Asthmatikern, Atemfrequenz überprüfen
Uhrglasnägel
3. rasch wirksames β2-Sympathomimetikum inhalativ
• Kachexie (→ Pink Puffer)/Adipositas 2
(z. B. Salbutamol)
(→ Blue Bloater)
4. Parasympatholytikum inhalativ (z. B. Ipatropium)
• obere Einflussstauung
5. Prednisolon i. v. (50–100 mg)
Atemfrequenz • Tachypnoe/Bradypnoe 6. β2-Sympathomimetikum parenteral (z. B. Terbutalin s. c.)
• Regelmäßigkeit 7. Lebensbedrohlicher Anfall: + Theophyllin i. v. (im sta-
Atemtyp • flache/tiefe Atemzüge tionären Rahmen)/+ Magnesiumsulfat i. v.
• Verhältnis Inspiration/Exspiration 8. Beatmungstherapie bei ausbleibender Verbesserung
• Hyperventilation trotz maximaler Therapiemaßnahmen, zunächst als
• Kußmaul-, Biot-, Cheyne-Stokes- nichtinvasive Beatmung.
Atmung Siehe auch › Kap. 5.1.26.
Atemexkursion Symmetrie
Thoraxform • Kyphose/Lordose, Skoliose
• Fassthorax, Trichterbrust, Hühner-
brust 2.2.3 Herz
Dyspnoe/ • interkostale Einziehungen
Orthopnoe • Einsatz der Atemhilfsmukulatur Die Untersuchung des Herzens ist einer der umfang
(Mm. scaleni, Mm. sternocleidomas- reichsten Abschnitte. Vergessen Sie nicht, auf Vital-
toidei, Mm. pectorales, Bauchmus- parameter und „periphere“ Befunde wie Trommel
keln) in aufrechter Haltung schlägelfinger zu achten – das Herz bietet mehr als
Perkussion die reine Auskultation.
Klangqualität sonor, hyper-/hyposonor, tympanitisch Die Parameter Rhythmus, Frequenz, Herztöne,
Verschieblich- maximale Inspiration/maximale Exspi- Herzgeräusche dürfen bei der Beschreibung Ihres
keit der Lun- ration: normal 4–6 cm Auskultationsbefundes nicht fehlen. Beschreiben
gengrenzen Sie Ihre Auskultation präzise und mit den richtigen
Palpation Fachausdrücken – aber lassen Sie sich besser nicht
Thorax Stimmfremitus, Druckschmerz zu allzu detailreichen Ausschmückungen hinrei
ßen.
Wirbelsäule Klopfschmerz
Eine Aortenklappenstenose könnte z. B. so prä
Nierenlager Klopfschmerz
sentiert werden:
Auskultation
Atemgeräusche • vesikuläres Atemgeräusch/Bronchial- Tab. 2.4 Untersuchung des Herzens
atmen Inspektion
• Seitenvergleich Lautstärke
• Verhältnis In-/Exspiration Kopf/Hals • zentrale Zyanose
• Facies mitralis
Nebengeräu- • Stridor • Jugularvenendruck/obere Einfluss-
sche • trockene Rasselgeräusche: Brum- stauung
men, Giemen
• feuchte Rasselgeräusche: fein-/grob- Extremitäten • periphere Zyanose, Kapillarpuls
blasig, klingend/nicht klingend
• Ödeme
• Pleurareiben, Knarren
• Trommelschlägelfinger, Uhrglasnägel,
• Knistern Nikotinspuren, Xanthome
Bronchophonie verstärkt bei Infiltrat Endokarditis- Osler-Knoten, Splinterblutungen, Jane-
Zeichen way lesions
16 2 Diagnose und Differenzialdiagnose, wichtige Untersuchungsmethoden
Tab. 2.5 Gefäßstatus (Forts.) ten; so entgehen Ihnen auch nur mimisch geäußerte
Funktionstests Schmerzen nicht. Klassischerweise wird das Abdo
Perthes- • Durchgängigkeit der men von der rechten Patientenseite untersucht. Bei
Test tiefen Beinvenen der Inspektion erhalten Sie durch Narben wichtige
• rasche Entleerung der Hinweise auf frühere OPs – ein beliebter Einstieg für
oberflächlichen Venen den Chirurgen. Achten Sie auf die Schnittführung
durch Muskelpumpe und benennen Sie sie korrekt, das wirkt souverän
2 nach Abbinden und sichert Ihnen die Anerkennung zumindest des
pAVK Ankle-Bra- RR-Differenz, pathologisch Chirurgen.
chial-Index < 0,9
(ABI)
NOTFALLMANAGEMENT
Ratschow- senkrecht gehobene Beine
Akutes Abdomen
Lagerungs- in Rückenlage, Bewegung
probe → Abblassen + ischämi- Ein akutes Abdomen definiert sich über heftigen abdomi-
scher Schmerz, verzögerte nalen Schmerz, Abwehrspannung (auch Gummi-
reaktive Hyperämie (> 10 s) bauch), Störung der Peristaltik (Erbrechen, Diarrhö/
Stuhlverhalt, Meteorismus), reduzierten Allgemein
Synkopenab- Schellong- 10 min Liegen, anschlie-
zustand (Fieber, Exsikkose) und Kreislaufstörung
klärung Test ßend 10 min Stehen
(Kollaps, Schocksymptomatik).
Norm:
• Abnahme des systoli-
Die zugrunde liegenden Ursachen lassen sich in die Kate-
gorien Entzündung (Cholezystitis, Apppendizitis, Diver-
schen RR um < 20 mmHg
• Abnahme des diastoli-
tikulitis), Kolik (Nieren-, Gallensteine), Perforation
(Ulkus, Endstadium der Entzündungen), Ruptur (Ovarial-
schen RR um < 10 mmHg
• Anstieg der Herzfrequenz
zyste, EUG, Aneurysma) und Obstruktion (Ileus, inkar-
zerierte Hernie) einordnen (› Abb. 2.3).
um 20 %
Ein Pseudoperitonismus kann u. a. hervorgerufen wer-
den durch metabolische Störungen (Porphyrie, Ke-
toazidose, Urämie, Addison-Krise), Intoxikationen und
Medikamente.
Druckschmerz
Natürlich muss sofort die Ursache eruiert werden, bis da-
Oberschenkel- hin:
innenseite 1. Patient nüchtern lassen, Bettruhe
(M. sartorius,
M. gracilis)
2. großvolumiger i. v. Zugang, Volumensubstitution
3. BGA + Laktat, Routinelabor abnehmen
4. Metoclopramid i. v., ggf. Magensonde
Wadendruck- 5. Butylscopolamin i. v., Pethidin i. v. (möglichst keine
schmerz bei
Palpation
Pratt- Morphin-Derivate → Sphinkterspasmus)
Warnvenen 6. EKG, Sonografie, Abdomenleeraufnahme und ggf. CT
Meyer-
Druckpunkte
anmelden
Bisgaard-Zeichen
(entlang der Kulissendruck- Siehe auch › Kap. 6.1.1.
V. saphena) schmerz
Klopfschallqualität tympanitisch/gedämpft
Größenbestim- Leber, Milz
mung
Aszitesbestim- wandernde Flankendämpfung,
mung Wanderwelle
Palpation Rovsing
Alle Quadranten Abwehrspannung, Resistenzen,
McBurney Blumberg
Druckschmerz
Peritonismus unwillkürliche Abwehrspannung,
Loslassschmerz, Erschütte- Lanz
rungssschmerz (Husten, Springen,
Appendix
Klopfen) vermiformis
Organe • Größe, Form, Konsistenz
• tiefe Leber- und Milzpalpation Abb. 2.2 Appendizitiszeichen (› Kap. 6.1.7) [L157]
• Kapseldehnungsschmerz
20 2 Diagnose und Differenzialdiagnose, wichtige Untersuchungsmethoden
Cholezystitis/
Milzabszess, -ruptur,
Cholelithiasis
-infarkt
Ulkusperforation
Pleuritis, Unter-
Nephrolithiasis
lappenpneumonie
Leberabszess
Akutes Koronarsyndrom
Pleuritis, Unter-
lappenpneumonie Subphrener Abszess
Pankreatitis Pankreatitis
Akutes Koronar- Nephrolithiasis
syndrom Gastritis
Appendizitis Divertikulitis
Urolithiasis Urolithiasis
Adnexitis Adnexitis
Entzündliche Ovarialtorsion
Darmerkrankungen Perforiertes Aorten-
Ovarialtorsion aneurysma
Tubargravidität Tubargravidität
PLUS auf direktem Weg; sie ist immer erworben. Weitere Her-
Hernien nien sind die Schenkelhernie, die vor allem bei adipö-
Eine Hernie ist definiert als das Austreten eines sen Frauen auftritt, die Nabelhernie und Narbenher
Bruchsacks (parietales Peritoneum) mit Bruchinhalt nien. Sämtliche Hernien sollten operativ versorgt wer-
(Eingeweide) durch eine Bruchpforte (Lücke in der den, da jederzeit das Risiko einer Einklemmung besteht.
Bauchwand). Ein Prolaps ist dagegen nicht von Perito- Prinzipiell erfolgt immer eine Herniotomie und Hernio-
neum umschlossen. Die häufigste Form ist die indirekte plastik; der Bruchinhalt muss versorgt (ggf. reseziert), der
Leistenhernie, bei der der Bruchsack durch den inneren Bruchsack reseziert und die Bruchpforte verschlossen
und äußeren Leistenring hindurch tritt, sie kann angebo- werden. Die aktuell am häufigsten angewendeten Ver-
ren oder erworben sein. Die direkte Leistenhernie fahren bei Leistenhernien sind die offene OP mit Doppe
durchsetzt die Bauchdecke medial der Vasa epigastrica lung der Fascia transversalis (OP nach Shouldice)
2.2 Körperliche Untersuchung 21
Tab. 2.7 Neurologische Untersuchung (Forts.) Reithosenanästhesie und Blasen oder Mastdarm
Reflexe störungen. Die genaue Kenntnis der Dermatome und
Kennmuskeln hilft weiter (› Abb. 2.5).
Pathologische Reflexe • Babinski (Bestreichen der
lateralen Fußsohle)
• Oppenheim (Herabstreichen Wichtige Kennmuskeln:
der Tibiakante) • C6: M. biceps, M. brachioradialis
• Gordon (Kneten der Wa- • C7: M. triceps
2 denmuskulatur) • C8: Mm. interossei
Bauchhautreflexe Th6–Th12 • L4: M. quadriceps, M. tibialis ant.
Sensibilität • L5: M. extensor hallucis longus, M. gluteus medius
Berührung, Schmerz, Temperatur, Vibration • S1: M. triceps surae, M. gluteus max.
Koordination
Gangbild Hackengang, Zehengang, NOTFALLMANAGEMENT
Seiltänzergang, Hüpfen auf Status epilepticus
einem Bein Ein generalisierter tonischklonischer Anfall > 5
Gleichgewicht • Romberg-Stehversuch min oder ein fokaler Anfall > 20–30 min wird als
• Unterberger-Tretversuch Status epilepticus bezeichnet, ebenso eine Anfallsserie
Dysmetrie • Knie-Hacke-Versuch ohne vollständige Rückbildung der neurologischen Sym-
• Finger-Nase-Versuch ptomatik im Intervall. Der Status epilepticus ist lebensbe-
drohlich und muss medikamentös durchbrochen werden:
Feinmotorik • Diadochokinese • Benzodiazepine (z. B. Lorazepam 2 mg/min i. v.)
• Rebound-Phänomen • falls unzureichend → Phenytoin, ggf. auch Valproat
• falls weiterhin unzureichend → Intubationsnarkose +
Thiopental/Propofol/Midazolam
Begrenzungen
der Trigeminus- C2
kernareale
C2 C3
C3 C4
C4
Th2 Th2 C5
Th3 Th3
Th4 Th4
C5 Th5
Th5
Th6 Th2
Th6 Th7
Th1 Th7 Th1
Th8
Th8 Th9
C6 Th10 C6
Th9
Th11
Th10 C7 L1
Th12 L2
Th11
C7 L1 L3
L1 Th12 C8
C6 L2
L2 C6
C8
L2
L3
S2 S2
L3 L1 L4 S2
L4
L2 S2
L1
L4 L5
L2
L3
L3
S1
L5 L5
L4
S2 S1
L4
L5
S1 L5
L5 L5
Anämie
Hb ↓ Hkt ↓
Eisenmangel- Fe ↓ Hypochrome mikrozytäre Anämie Normochrome normozytäre Anämie Hyperchrome makrozytäre Anämie
anämie Ferritin ↓ MCH ↓ MCV ↓ MCH = MCV = MCH ↑ MCV ↑
• Eisenverluste
- Blutspenden,
Dialyse
- Tumoren
- Menorrhagie
Fe ↑ Fe ↓ Retikulozyten Retikulozyten
- Trauma/OP
Ferritin ↑ 2
- GIT-Blutungen
(z.B. Ulzera,
Hämorrhoiden,
Angiodysplasien,
Ösophagus- =
varizen, Haken-
wurminfektion)
• Gestörte
Fe-Resorption:
- Z.n. Magen-
resektion
- Zöliakie/Sprue Thalass- • Tumor Myelo- Renale • Leukämie Aplastische • Hämo- Megalo- Myelodys-
- CED ämie • Infekt dysplas- Anämie • Lymphome Anämie lytische blastische plastisches
- Malassimilation • Ent- tisches Nieren- • Tumoren • Angeboren Anämien Anämie Syndrom
• Mangelhafte zündung Syndrom insuffi- • Idiopathisch • Blutungs- • Vit.-B12-
Fe-Zufuhr zienz • Sekundär anämie Mangel
(z.B. Vegetarier) - Toxisch • Folsäure-
chron.
• Gesteigerter Nieren- (z.B. Benzol) mangel
Fe-Bedarf insuffi- - Medikamente • Alkohol-
- Wachstum zienz - Ionisierende abusus
- Gravidität Strahlen
- Sportler - Virusinfekte
2.3.3 Blutsenkungsgeschwindigkeit
(BSG)
b
2.3.4 Elektrophorese
Abb. 2.7 Blutausstrich ALL [E210]
a) Ausstrich mit vielen Lymphoblasten
b) Ausstrich enthält eine Gruppe von Myeloblasten Bei der Serumelektrophorese trennen sich im elek
trischen Feld fünf verschiedene Fraktionen aus dem
Gesamteiweiß:
26 2 Diagnose und Differenzialdiagnose, wichtige Untersuchungsmethoden
Wiederholter Einmaliger
Wert Wert
Anamnese
• Kaliumsparende Diuretika
• ACE-Hemmer, AT1-Blocker
• NSAIR
• Heparin
• β-Blocker, Digitalis
• Trimethoprim
• Ersatzsalze (K+ reich) -
• Diabetes mell. -
+ +
Labordiagnostik
Säure- Renin-
Kreatinin-
Basen- Aldosteron-
Clearance↑
Status bestimmung
KMangel, Leberzirrhose
Hypertonie + Hypertonie -
Plasmarenin Blutgasanalyse
•
•
•
•
•
+ -
Alkalose oder
unauffällig Azidose
Aldosteron
Chlorid im Urin
=
2.3.6 Elektrolyte
• Chronische • Diarrh Sekundärer Hyper- Conn- • Cushing- Bartter- Pseudo- • Erbrechen • Akutes
Siehe auch › Kap. 5.2.4.
• Östrogentherapie z.B.
• Reninproduzie- Carbenoloxon
rendem Tumor
Hyperkaliämie › Abb. 2.9 und › Kap. 5.2.4.
2
28 2 Diagnose und Differenzialdiagnose, wichtige Untersuchungsmethoden
Natrium i. S.
> 145 mval/l
Osmolalität Urin
Renaler Hypervolämie-
Wasserverlust Symptome
5 IE Vasopressin
Anstieg
Urinosmolalität - +
Hyperkalzämie
Bestimmung Kalzium i. S.
1,25-(OH)2-D3↑
= • Hyperthyreose
• Immobilisation
• M. Paget
Parathormon-
Nierenretentions- verwandtes
parameter Peptid (PTHrP) 1,25-(OH)2-D3 ↑ 25-(OH)-D3↑
= Niereninsuffizienz
Tab. 2.9 Störungen des Säure-Basen-Haushalts der paCO2 normal, liegt primär eine metabolische
Mögliche Ursachen (Auswahl) Störung vor.
Respiratorische • Lungenerkrankungen mit Hyper- 4. Anionenlücke: Bei einer metabolischen Störung
Azidose kapnie ist noch die Anionenlücke zur Differenzierung ei
• Pneumothorax, Störung der Tho- ner metabolischen Azidose zu bestimmen
raxbeweglichkeit [Na++K+(HCO3−+Cl−)].
• Störungen der Atemmuskulatur Die Oxygenierung lässt sich anhand des paO2 und
2 oder ihrer Innervation der O2-Sättigung einschätzen: eine Hypoxie liegt
Respiratorische • Angst-/Erregungszustand mit Hy- altersabhängig bei ca. < 75 mmHg bzw. < 94 %
Alkalose perventilation vor. Der paCO2 sollte zwischen 35 und 45 mmHg
• Medikamente
• zerebrale Erkrankungen (Enzephali-
liegen.
tis, Apoplex etc.) Ein hypoxämisches Lungenversagen (respiratori
sche Partialinsuffizienz) besteht, wenn der paO2 ver
Metabolische vergrößerte Anionenlücke: Laktat-
Azidose azidose, Ketoazidose, Urämie, Intoxi- mindert ist; ist zusätzlich der paCO2 erhöht, handelt
kationen es sich um ein hyperkapnisches Lungenversagen
normale Anionenlücke: Medika- (respiratorische Globalinsuffizienz).
mente, renal-tubuläre Azidose, Diar-
rhö, Morbus Addison
Metabolische Erbrechen, Diuretika
Alkalose 2.4 Spirometrie
lich kompensiert sein können. Eine metabolische Die Spirometrie gibt Auskunft über die Atemvolu-
Störung zeigt sich am veränderten Base Excess (BE, mina, restriktive und obstruktive Ventilationsstö-
Norm: −3 bis +3 mmol/l) und Standardbikarbonat rungen. Wichtigste Parameter sind die Vitalkapazi
(Norm: 21–26 mmol/l). Bei respiratorischen Störun tät und die Einsekundenkapazität (FEV1). Die Aus
gen verändert sich primär der paCO2 (Norm: 35– sagekraft der Spirometrie unterliegt maßgeblich der
45 mmHg). Die aktuelle Bikarbonatkonzentration Mitarbeit des Patienten.
(Norm: 20–27 mmol/l) und der paCO2 können so Eine verminderte Vitalkapazität spricht für ei
wohl primär als auch sekundär (kompensatorisch) ne restriktive Störung. Sie setzt sich zusammen
verändert sein. aus Atemzugvolumen, inspiratorischem und ex
Ein einfacher Weg, sich den Störungen des spiratorischem Reservevolumen; Normwerte wer
SäureBasenHaushalts zu nähern, ist folgendes den anhand Körpergröße, Alter und Geschlecht
Schema: errechnet. Die FEV1 ist das LuftVolumen, das
1. pH: Azidose, Alkalose oder pH im Normbereich? nach maximaler Inspiration bei forcierter Exspira
2. paCO2: ist dieser in die gleiche Richtung verän tion innerhalb der ersten Sekunde ausgeatmet wer
dert wie der pH, handelt es sich um eine metabo den kann. Je nachdem, wie viel Prozent der Vital
lische Störung; bei Veränderungen in die entge kapazität erreicht werden (TiffeneauIndex), liegt
gengesetzte Richtung um eine respiratorische eine obstruktive Störung vor (< 75 %). Ein frü-
Störung. hexspiratorischer Knick mit anschließend fla
3. Kompensation: Ist einer der beider Parameter chem Kurvenverlauf zeigt einen Kollaps der Bron-
normal, handelt es sich um eine gemischte (also chiolen an und ist häufig bei EmphysemPatienten
[teil]kompensierte) Störung. Ist der pH normal zu sehen.
und der paCO2 verändert, ist die primäre Störung Siehe auch › Kap. 5.2.2.
respiratorisch; ist dagegen der pH verändert und
2.5 EKG 31
Restriktive
Normalkurve Asthma Emphysem Lungenerkrankung
(z.B. Fibrose)
PEF
Ausatmung
MEF50
Fluss [l/s]
A FVC
2
Einatmung
PIF
2.5 EKG Findet sich in I, II und III ein RS, liegt ein Sagittaltyp
vor.
Der Lagetyp zeigt – vereinfacht gesagt – den Sum
Das EKG treibt vielen Studenten den Schweiß auf die menvektor im Herzen an. Er unterliegt logischerwei
Stirn und nicht umsonst existieren ganze Bücher zur se anatomischen Gegebenheiten (Linkstyp bei Adi
richtigen Interpretation. Wir beschränken uns in positas und Schwangerschaft; Steiltyp bei Kindern
diesem Kapitel auf das Wesentliche: ein solides und Jugendlichen), gibt aber auch Hinweise auf die
Schema, mit dem man die wichtigsten Pathologien Verteilung erregungsfähiger Muskelzellen innerhalb
auf jeden Fall erkennt. Tiefergehende Details wür des Herzens. Ein Lagetypwechsel kann dabei Hin
den den Rahmen dieses Werks jedoch sprengen. weis auf eine akute oder chronische Belastung sein:
Wichtig ist, dass das EKG zunächst deskriptiv zu er bei einer Hypertrophie nimmt der Vektor in die ent
fassen ist und dann sekundär im Sinne einer Dia sprechende Richtung zu; bei Gewebeuntergang, z. B.
gnose (z. B. STHebungsmyokardinfarkt) in Kennt im Rahmen eines Infarkts, ab. Ein überdrehter Typ
nis des klinischen Bildes interpretiert werden kann. ist immer pathologisch.
Siehe auch › Kap. 5.2.1.
2.5.2 Rhythmus
2.5.1 Lagetyp
• Frequenz? Der erste Blick gilt der Schreibge
Viele Wege führen nach Rom – und viele zum Lage schwindigkeit, die meisten EKGs werden mit
typ. Eine schnelle Variante beschränkt sich primär 50 mm/s geschrieben. Folglich entsprechen 30 cm
auf die Extremitätenableitungen, das höchste positi 6 s, die Anzahl der QRSKomplexe auf einem
ve R gewinnt: EKGStreifen dieser Länge kann also mit 10 mul
I: Linkstyp (II +) oder überdrehter Linkstyp tipliziert werden und man erhält grob die Fre
(II −) quenz pro Minute. Präziser geht es natürlich mit
II: Indifferenztyp (I > III) oder Steiltyp (III > I) einem EKGLineal, falls dies benutzt werden darf.
III: Rechtstyp (II +) oder überdrehter Rechtstyp Elementar ist die Einteilung in normofrequent,
(II −) tachy- oder bradykard.
32 2 Diagnose und Differenzialdiagnose, wichtige Untersuchungsmethoden
I
SVES, ES SVES, ES SVES, ES
II
III
a
II
III
Abb. 2.14 EKG mit supraventri-
b kulärer (a) und ventrikulärer (b)
Extrasystole [L115]
2.5 EKG 33
aVL V1
2.5.5 Q
I V2
aVF V5
2.5.6 QRS-Komplex
III V6
1. kompletter/inkompletter Block?
– inkompletter Block: QRS < 120 ms Abb. 2.17 EKG bei Lungenembolie (siehe auch › Kap.
– kompletter Block: QRS >120 ms 6.2.3) [A400]
Normales EKG
AV-Block I
AV-Block IIa
AV-Block IIb
AV-Block III
Name: geb.: Alter [a]: 56.18 Geschlecht: männlich Datum: 17.07.2006 Überweiser: MKI CARD
Vorname: ID-Nr.: Gewicht [kg]: 0.0 Größe [cm]: 0.0 Uhrzeit: 09:06:00 Station:
Befund: HF 1/1
Indikation:
Medikation:
70
73 69 65 Ruhe 73 69 70
V1
V2
V3
V4
V5
V6
lässt sich das betroffene Gebiet anhand der betroffenen 2.5.8 T-Welle
Ableitungen identifizieren (hier stark vereinfacht):
Vorderwand V1V6 LAD Die TWelle ist physiologisch negativ in aVR und V1
und damit konkordant zum Vektor des QRSKom
Septum V2, V3 LAD
plexes in diesen Ableitungen. Eine TNegativierung
Seitenwand I, aVL, V6 RCX/LAD ist ein eher unspezifisches Zeichen und kann auf
Hinterwand II, III, aVF RCA verschiedene Ursachen hinweisen; ein zeltförmiges
(inferior) T bei Hyperkaliämie (› Abb. 2.23) sollten Sie un 2
Posterior spiegelbildlich: RCX bedingt erkennen.
STSenkung V1 und V2
konkavförmige
ST-Streckenhebungen
• STSenkung → Innenschichtschaden (› Abb. (DD Infarkt: konvexbogig)
2.22)
– aszendierend/deszendierend/horizontal:
Hypertrophie, Koronarinsuffizienz, Hypokali
ämie, u. a.
– muldenförmig: DigitalisTherapie
• STHebung → Außenschichtschaden
– konvex: STHebung aus dem absteigenden R, ein
zelnen Koronarterien zuteilbar: Myokardinfarkt
– konkav: STHebung aus dem aufsteigenden S,
ubiquitär in allen Ableitungen: Perikarditis Abb. 2.21 EKG bei Perikarditis (siehe auch › Kap. 6.2.5)
[L157]
Erstickungs-T
Digitalis-Effekt Perikarditis
Hyperkaliämie
normal
V3
4
V6 V1
3
präterminale T-Negativität
1
2 5
V6 V1
K+ = 6,8 K+ = 9,1
terminale T-Negativität
1. Überhöhung der T-Welle
2. P-Abflachung
3. PQ-Verlängerung
4. QRS-Verbreiterung (Schenkelblockbild)
V6 V1
5. Verschmelzung von S- und T-Welle, QT-Verkürzung;
Weiterhin:
• ventrikuläre Extrasystolen
• terminal Übergang in Kammerflimmern „Erstickungs-T“
T-Negativierung
Man unterscheidet eine präterminale (Winkelhal Hyperkaliämie
bierende der WWelle auf vorherigen QRS Komplex
gerichtet) und eine terminale TNegativierung
(Winkelhalbierende der TWelle mindestens 90°; V6 V1
› Abb. 2.24).
• präterminal: → Hypertrophie, KHK, Digitalis
• terminal: → Z. n. Myokardinfarkt, Myo/Perikar Abb. 2.24 EKG-Übersicht T-Negativierung (präterminal/ter-
ditis minal) [L106]
Hohes T (> 2⁄3 R)
• zeltförmig: → Hyperkaliämie ab 6 mval/l Abgeflachtes T
• ErstickungsT: → akuter Myokardinfarkt
• + Sinusbradykardie: → Vagotonus + QTVerlängerung: → Hypokaliämie
2.5 EKG 37
2.5.9 QT-Zeit
MERKE
In der Akutsituation müssen Sie in einer manuellen Ablei-
tung sofort die defibrillationswürdigen Rhythmen III
erkennen: ventrikuläre Tachykardie (› Abb. 2.25), Torsa- 1 Sekunde
de-de-pointes (› Abb. 2.26), Kammerflattern (› Abb.
2.27) und Kammerflimmern (› Abb. 2.28).
Abb. 2.28 Kammerflimmern [L157]
MERKE
Den Algorithmus einer Reanimation sollten Sie im Schlaf
beherrschen. Ein Blick auf die aktuellste Leitlinie vor der
Mündlichen Prüfung ist Pflicht (› Abb. 2.29)!
38 2 Diagnose und Differenzialdiagnose, wichtige Untersuchungsmethoden
Patient reaktionslos:
Atemwege freimachen, Überprüfen der Atmung und des Pulses
CPR (30 : 2)
2
Rhythmusanalyse
VT/VF Asystolie
Defibrillation 1 x
5 Zyklen CPR (30 : 2) „HITS“:
Rhythmusüberprüfung 5 Zyklen CPR (30 : 2)
Defibrillation 1 x H • Hypoxie – Beatmung i.v. Zugang
5 Zyklen CPR (30 : 2) • Hypovolämie – Volumengabe
i.v. Zugang • Hyper-/Hypokaliämie – Ausgleich
• Hypoglykämie – Glukose
• Hypothermie – Wiedererwärmung
• Herzbeuteltamponade – Entlastung
Rhythmusüberprüfung Rhythmusüberprüfung
Defibrillation 1 x I • Infarkt – Thrombolyse, Koronar- Adrenalin 1 mg i.v.
Adrenalin 1 mg i.v. angiografie 5 Zyklen CPR (30 : 2)
5 Zyklen CPR (30 : 2) • Intoxikation – Giftelimination Intubation
Intubation
T • Thrombembolie – Thrombolyse
• Trauma – Schocktherapie
Rhythmusüberprüfung
S • Spannungspneu - Drainage
Defibrillation 1 x Rhythmusüberprüfung
• Säure-Basen-Entgleisung – CO2-
Amiodaron 300 mg Atropin 3 mg i.v.
Abatmung, Puff. mit Bicarbonat
(Bolus) CPR
CPR
sehen? Die Antwort auf diese Frage ist in der So 2.6.2 Klassische Befunde
nografie gar nicht mal trivial. Betrachten Sie die
Aufnahme zunächst genau, möglicherweise finden Die Sonografie lebt vom bewegten Bild; die meisten
sich schon Angaben im Bild, wie z. B. Alter und Befunde sind als statische Bilder für ungeübte Au
Geschlecht des Patienten, die Lokalisation des gen eher schwer zu erkennen (wo sind wir über
Schallgebiets (z. B. Abdomen im Oberbauchquer haupt?). Einige typische Pathologien könnten mit
schnitt oder Längsschnitt), und eventuell sogar entsprechender Fallbeschreibung auch den Weg in
Abmessungen. Beginnen Sie bei Ihrer Beschrei die Mündliche Prüfung finden: 2
bung falls möglich mit diesen Basisdaten. Sollten
Sie schon erkannt haben, wo Sie sich befinden,
können Sie nun Organ und eventuell sogar die Zyste allgemein (› Abb. 2.30)
Schnittebene benennen, z. B. Längs/Querschnitt,
oder eine prominente Struktur identifizieren. • echofrei
Falls nicht, lassen Sie diesen Schritt aus und fah • glatt begrenzt
ren direkt mit der Echogenität und Homogenität • meist runde Struktur
der zu sehenden Struktur fort. Beschreiben Sie au • dorsale Schallverstärkung
ßerdem mögliche Schallschatten oder -verstär- • kein Fluss im Doppler
kung.
• klinisch: Ikterus
• Ductus choledochus (DHC) > 5–7 mm
• DoppelflintenPhänomen: intrahepatische Gal
lengänge verlaufen sichtbar (= gestaut) parallel
zu den Ästen der Pfortader
Milzruptur (› Abb. 2.35) nächst ein deskriptives Vorgehen, das häufig erst in
Kenntnis von klinischen Angaben eine Diagnose er
• anamnestisch: stumpfes Bauchtrauma laubt, die Sie daher nicht zu früh stellen sollten (z. B.
• Hämatom/Parenchymriss: Konturunterbre kardiale Stauung vs. pneumonisches Infiltrat).
chung, Kapselabhebung
• evtl. freie Flüssigkeit im KollerPouch
Bildtyp, Name, Alter
2
Ihr erster Blick gilt den Angaben, die Sie auf dem
Bild finden können. Hierzu gehören Name (und da
mit Geschlecht) und Alter des Patienten sowie der
Strahlengang.
Eine RöntgenThoraxAufnahme wird in den al
lermeisten Fällen im Stehen und dann im posterior
anterior (p. a.)Strahlengang aufgenommen. Bei
einer Liegendaufnahme handelt es sich dagegen um
eine anteriorposterior (a. p.)Aufnahme. Sie kön
nen also anhand des Strahlengangs auf die Auf
Abb. 2.35 Sono Milzruptur [M512] nahmeposition schließen. Diese Unterscheidung
ist wichtig, da bei Liegendaufnahmen der Herz
schatten breiter erscheint und die Zwerchfelle höher
Urolithiasis mit Harnstau stehen.
Darüber hinaus ist die Atemstellung von Bedeu
• klinisch: kolikartiger Schmerz, der in die Leiste tung: normalerweise wird ein Röntgen Thorax in
ausstrahlt; unruhiger Patient maximaler Inspiration durchgeführt; nur für spezi
• echoreicher Stein mit dorsalem Schallschatten elle Fragestellungen wie den Nachweis eines kleinen
• Harnstau: Pneumothorax oder bei Aspiration wird die Expira-
– Grad I: Nierenbecken gestaut tionsstellung gewählt.
– Grad II: Nierenbecken und Nierenkelche ge
staut, Parenchym normal
– Grad III: Nierenbecken und Nierenkelche ge Bildqualität
staut, Parenchym verschmälert
– Grad IV: hydronephrotische Sackniere, Par Die Bildqualität hängt maßgeblich von der richtigen
enchymverlust Positionierung ab: ist der Thorax komplett abgebil
det, oder sind Teile abgeschnitten? Hinweise auf ei
ne verdrehte Aufnahme geben die Stellung der Pro
cessus spinosi (mittig?) und der Rippen (symmet
2.7 Röntgen risch?). Auch eine Über- oder Unterbelichtung der
Aufnahme mindert die Qualität.
teile imponieren häufig als Mammaschatten oder über dem 5. BWK zum Liegen; der rechte Haupt
Hautfalten bei adipösen Menschen. bronchus zieht etwas steiler nach unten als der
linke.
Stehend
2.8 MRT/CT
a b
c d
wichtsverlust von 7 kg und Sehverschlechterung. ten sowie fehlender Mikroalbuminurie besteht kein
Laborchemisch zeigt sich ein Glucosewert von Hinweis auf eine diabetische Nephropathie. Eine dia
300 mg/dl sowie ein HbA1c von 17 %. betische Retinopathie kann aufgrund der bekannten
Körperlicher Untersuchungsbefund bei Aufnah- Cataracta provecta beidseits nicht sicher ausge
me: schlossen werden. Bei unauffälligem Reflexstatus so
69jähriger Patient in mäßigem AZ sowie schlankem wie Vibrationsempfinden besteht aktuell kein Hin
EZ (165 cm, 64 kg; BMI 23,5). Bei Aufnahme er weis auf eine diabetische Polyneuropathie. Eine Ma
scheint der Patient exsikkiert mit trockenen kroangiopathie scheint bei unauffälligem Echokar 2
Schleimhäuten; Hautturgor herabgesetzt. Keine diografie sowie EKGBefund zum jetzigen Zeitpunkt
Ödeme, keine Dyspnoe, keine Zyanose, kein Ikterus. nicht zu bestehen.
Untersuchung von Kopf und Hals unauffällig; Bei initial deutlich erhöhtem HbA1c entschlossen
Schilddrüse nicht vergrößert tastbar, Jugularvenen wir uns zur intensivierten konventionellen Insulin
nicht gestaut, kein Strömungsgeräusch über den Ka Therapie. Die Zuckerwerte konnten im stationären
rotiden. Pulmo: Klopfschall sonor, Lungengrenzen Verlauf mit Levemir und Novorapid gut eingestellt
gut atemverschieblich, vesikuläres Atemgeräusch werden. Wir bitten um weitere ambulante Anpas
über allen Lungenabschnitten, keine Nebengeräu sung im Verlauf. Der Patient wurde im Rahmen ei
sche. Cor: Herztöne rein und rhythmisch bei 64/ ner Ernährungs und Diabetesberatung über nötige
min, keine vitientypischen Geräusche. Abdomen: Lebensstiländerungen und Symptome einer Hypo
Bauchdecken weich, keine Druckdolenzen, keine glykämie informiert.
Resistenzen, keine Abwehrspannung, kein Hinweis Eine kardiovaskuläre Prophylaxe mit ASS 100 mg
auf Aszites. Milz und Leber nicht vergrößert tastbar, und Simvastatin 40 mg sowie eine nephroprotektive
Darmgeräusche regelrecht über allen Quadranten. Therapie mit Ramipril 2,5 mg wurde begonnen. Wir
Nierenlager frei, Wirbelsäule nicht klopfschmerz empfehlen regelmäßige Kontrollen der Nieren sowie
haft. Peripherer Pulsstatus regelrecht, Extremitäten Blutglukosewerte sowie eine dauerhafte Anbindung
frei beweglich. Hirnnervenstatus o. p. B.; Sensibilität, an unsere endokrinologische Ambulanz. Ein Termin
Motorik und Koordination grob orientierend unauf zur KataraktOP und erneuter Beurteilung bzgl. einer
fällig. Der Patient ist wach und zu Ort, Zeit, Person diabetischen Retinopathie besteht am 6.6.2014.
und Situation klar orientiert. Wir entlassen Herrn Schmidt am 22.5.2014 in gu
Medikation bei Entlassung: tem Allgemeinzustand in ihre ambulante Weiterbe
Simvastatin 40 mg 1–0–0–0 treuung und stehen für Rückfragen gerne jederzeit
zur Verfügung.
ASS 100 mg 1–0–0–0
Ramipril 2,5 mg 1–0–0–0 Mit freundlichen kollegialen Grüßen,
Insulin Levemir nach beigeleg M. W.
Novorapid tem Schema
Epikrise:
Die stationäre Aufnahme von Herrn Schmidt erfolgt 2.10 Vorstellung
am 15.5.2014, nachdem beim Hausarzt deutlich er
höhte Glukosewerte aufgefallen waren. Herr
Schmidt berichtet über seit drei Monaten bestehen Die Vorstellung des Patienten am Krankenbett sollte
de Polyurie und Polydipsie sowie einen ungewollten so erfolgen wie bei einer ausführlichen Visite mit ei
Gewichtsverlust von 7 kg und Sehverschlechterung. nem Oberarzt. Natürlich hat jeder Prüfer eigene
Laborchemisch zeigt sich ein Glukosewert von Schwerpunkte und Vorlieben – am Ende geht es
300 mg/dl sowie ein HbA1c von 17 %. aber in jeder Prüfung darum, die Fähigkeit unter Be
Bei normwertigem CPeptid und unauffälliger weis zu stellen, die wesentlichsten Informationen
Antikörperdiagnostik ergibt sich das Bild eines Dia zum Patienten in kurzer Zeit zusammenzufassen
betes mellitus Typ 2. Bei unauffälligen Kreatininwer ohne sich in unwichtigen Details zu verlieren. Hier
48 2 Diagnose und Differenzialdiagnose, wichtige Untersuchungsmethoden
empfiehlt es sich, während des PJs „eigene“ Patien sind rein und rhythmisch bei einer Frequenz von 64/
ten zu betreuen und bei den Visiten auch vorzustel min, vitientypische Geräusche lassen sich nicht aus
len. Mit dieser Übung gelingt auch in der Prüfung kultieren. Die Bauchdecken sind weich, keine
eine überzeugende Patientenvorstellung und man Druckdolenzen, Resistenzen oder eine Abwehrspan
kann dem Tag etwas gelassener entgegensehen. nung. Milz und Leber sind nicht vergrößert tastbar,
Manche Prüfer unterbrechen den Studierenden die Darmgeräusche sind regelrecht über allen Quad
auch bei einer überzeugenden Vorstellung, andere ranten. Nierenlager und Wirbelsäule sind nicht
2 lassen Sie ausreden, wenn Sie einer prägnanten klopfschmerzhaft. Der periphere Pulsstatus ist regel
Struktur folgen. Vermeiden Sie dennoch Redun recht, die Extremitäten sind frei beweglich. Der
danz, wenn Sie unterbrochen werden und versuchen Hirnnervenstatus ist unauffällig; die Untersuchung
Sie in das Schema Ihrer Präsentation zurückzukeh von Sensibilität, Motorik und Koordination ergibt
ren, das gibt Sicherheit. keine pathologischen Befunde. Der Patient ist wach
Unser Patient könnte z. B. folgendermaßen vorge und zu Ort, Zeit, Person und Situation klar orien
stellt werden: tiert.
„Herr S ist ein 69jähriger Patient mit Erstdiagno Klinisch finden sich aktuell keine Hinweise auf ei
se eines Diabetes mellitus Typ 2. Die stationäre Auf ne diabetische Nephropathie, Makroangiopathie
nahme erfolgte am 15.5.2014 zur Abklärung von er oder Polyneuropathie. Eine diabetische Retinopa
höhten Glukosewerten als Zuweisung durch den thie kann bei Vorliegen einer Katarakt beidseits mo
Hausarzt. In der Anamnese findet sich eine über seit mentan nicht beurteilt werden, eine weitere Evalua
drei Monaten bestehende Polyurie und Polydipsie, tion erfolgt nach der operativen Sanierung. In der
sowie einen ungewollter Gewichtsverlust von 7 kg weiteren Abklärung zeigte sich ein normwertiges C
und eine Sehverschlechterung. Aus der Vorge Peptid und eine unauffällige Antikörperdiagnostik,
schichte sind eine Appendektomie und Cholezytek sodass die Diagnose eines Diabetes mellitus Typ 2
tomie bekannt, darüber hinaus besteht eine Hyper gestellt werden konnte. Bei initial deutlich erhöhtem
cholesterinämie. HbA1c wurde eine intensivierte konventionelle Insu
In der körperlichen Untersuchung präsentiert linTherapie mit Levemir und Novorapid begonnen,
sich ein 69jähriger Patient in gutem Allgemein und unter der sich die anfangs erhöhten Glukosewerte
schlankem Ernährungszustand bei einem BMI von von 300 mg/dl auf Normwerte senken ließen. Der
23,5. Aktuell besteht keine Exsikkose bei gutem Patient wurde im Rahmen einer Ernährungs und
Hautturgor und rosigen Schleimhäuten. Es liegen Diabetesberatung über nötige Lebensstiländerungen
keine Ödeme, Dyspnoe oder Zyanose vor. Die Un und Symptome einer Hypoglykämie informiert. Zu
tersuchung von Kopf und Hals ist unauffällig; die sätzlich wurde eine kardiovaskuläre Prophylaxe mit
Schilddrüse ist nicht vergrößert tastbar, die Jugular ASS 100 mg und Simvastatin 40 mg sowie eine ne
venen sind nicht gestaut, es besteht kein Strömungs phroprotektive Therapie mit Ramipril 2,5 mg begon
geräusch über den Karotiden. Auskultatorisch ein nen. Eine Anbindung an die endokrinologische Am
sonorer Klopfschall und ein vesikuläres Atemge bulanz zu regelmäßigen Kontrollen wurde einge
räusch über allen Lungenabschnitten, die Lungen leitet.“
grenzen sind gut atemverschieblich. Die Herztöne
Leitsymptom kurze Beschreibung
des Leitsymptoms
3
KAPITEL
erste diagnostische
und therapeutische
Maßnahmen,
Erhärtung der
Durchführung bereits
Verdachtsdiagnose
vor Bestätigung der
durch spezifische
Verdachtsdiagnose
Diagnostik
3.1 Benutzerhinweise
therapeutische
Maßnahmen
nach Bestätigung
nach der Verdachts-
Durchführung diagnose
der Erstmaßnahmen
und spezifischer
Lisa Link und Doris Oberle
Einordnung
des Leitsymptoms
wahrscheinliche grüne
Diagnose Farbabstufung:
je intensiver die Farbe,
für Verdachts- desto invasiver
Leitsymptome
Untersuchung
für Verdachts-
diagnose Labor
typische
Begleitsymptome Bildgebung und
Funktionsdiagnostik
invasiv
50 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3
3.2 Allgemeine Symptome und Befunde 51
3
52 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3
3.2 Allgemeine Symptome und Befunde 53
3
54 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.2.3 Blässe
Lisa Link
3
3.2 Allgemeine Symptome und Befunde 55
3
56 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3
3.2 Allgemeine Symptome und Befunde 57
3
58 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.2.5 Ikterus
Doris Oberle
3
3.2 Allgemeine Symptome und Befunde 59
3
60 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.2.6 Ödem
Doris Oberle
3
3.2 Allgemeine Symptome und Befunde 61
3
62 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.3.1 Pruritus
Doris Oberle
3
3.3 Haut, Unterhaut, Haare, Schleimhaut, Lymphknoten 63
3
64 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.4 Kreislauforgane
3
3.4 Kreislauforgane 65
3
66 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3
3.4 Kreislauforgane 67
3
68 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.4.3 Schock
Doris Oberle
3
3.4 Kreislauforgane 69
3
70 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.4.4 Synkope
Doris Oberle
3
3.4 Kreislauforgane 71
3
72 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.4.5 Zyanose
Doris Oberle
3
3.4 Kreislauforgane 73
3
74 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.4.6 Herz-Kreislauf-Stillstand
Doris Oberle
3
3.4 Kreislauforgane 75
3
76 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.5 Atmungsorgane
3
3.5 Atmungsorgane 77
3
78 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.5.2 Dyspnoe
Doris Oberle
3
3.5 Atmungsorgane 79
3
80 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.5.3 Hämoptoe
Doris Oberle
3
3.5 Atmungsorgane 81
3
82 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.5.4 Husten
Doris Oberle
3
3.5 Atmungsorgane 83
3
84 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.5.5 Hyperventilation
Doris Oberle
3
3.5 Atmungsorgane 85
3
86 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.5.6 Stridor
Doris Oberle
3
3.5 Atmungsorgane 87
3
88 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.6 Gastrointestinaltrakt
3
3.6 Gastrointestinaltrakt 89
3
90 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.6.2 Diarrhö
Doris Oberle
3
3.6 Gastrointestinaltrakt 91
3
92 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.6.3 Dysphagie
Doris Oberle
3
3.6 Gastrointestinaltrakt 93
3
94 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.6.4 Hämatemesis
Doris Oberle
3
3.6 Gastrointestinaltrakt 95
3
96 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3
3.6 Gastrointestinaltrakt 97
3
98 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.7 Abdomen
3
3.7 Abdomen 99
3
100 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.7.2 Aszites
Doris Oberle
3
3.7 Abdomen 101
3
102 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.7.3 Hepatomegalie
Doris Oberle
3
3.7 Abdomen 103
3
104 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3
3.7 Abdomen 105
3
106 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.7.5 Splenomegalie
Doris Oberle
3
3.7 Abdomen 107
3
108 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.8 Ernährungsprobleme
3.8.1 Polydipsie
Doris Oberle
3
3.8 Ernährungsprobleme 109
3
110 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.9 Endokrinium
3.9.1 Struma
Doris Oberle
3
3.9 Endokrinium 111
3
112 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.10.1 Extremitätenschmerz
Doris Oberle
3
3.10 Skelett und Bewegungsapparat 113
3
114 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.10.2 Frakturneigung
Doris Oberle
3
3.10 Skelett und Bewegungsapparat 115
3
116 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.10.3 Muskelatrophie
Doris Oberle
3
3.10 Skelett und Bewegungsapparat 117
3
118 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.11 Harntrakt
3
3.11 Harntrakt 119
3
120 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.11.2 Hämaturie
Doris Oberle
3
3.11 Harntrakt 121
3
122 3 Die wichtigsten Leitsymptome
3.11.3 Inkontinenz
Doris Oberle
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