entwicklung
Herausgegeben von
Max Ringlstetter, Ingolstadt
In dieser Schriftenreihe werden aktuelle Forschungsergebnisse im Bereich der
Unternehmensentwicklung präsentiert. Die einzelnen Beiträge orientieren sich an
Problemen der Führungs- bzw. Managementpraxis. Im Mittelpunkt stehen dabei die
Themenfelder Strategie, Organisation und Humanressourcen-Management.
Herausgegeben von
Professor Dr. Max Ringlstetter
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Johannes E. Dölle
Lieferantenmanagement
in der Automobilindustrie
Struktur und Entwicklung der
Lieferantenbeziehungen von
Automobilherstellern
Johannes E. Dölle
Lehrstuhl für ABWL, Organisation & Personal
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Ingolstadt, Deutschland
Springer Gabler
© Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung,
die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zu-
stimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Über-
setzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen
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„Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.“
Albert Einstein
Geleitwort
Die Automobilindustrie ist seit Jahrzehnten von einem enormen Kosten- und Innovations-
druck geprägt. Diese Entwicklung wird sich nach Einschätzung renommierter Experten auch
in den kommenden Jahren unvermindert fortsetzen. Eine effektive und effiziente Ausgestal-
tung der Lieferantenbeziehungen rückt dabei immer mehr in den Fokus der Automobilherstel-
ler, können hier doch häufig hohe Kostensenkungspotenziale, bspw. auf Basis von Speziali-
sierungs- und Skaleneffekten, identifiziert werden. Aber auch die Verschiebung des Wert-
schöpfungsumfangs, von den OEMs hin zu den Zulieferern sowie aktuelle (ge-
samt)wirtschaftliche Entwicklungen (Finanzmarktkrise, Marktkonsolidierung etc.) haben ei-
nen unmittelbaren Einfluss auf die Beziehung zwischen Herstellern und Lieferanten.
Aus der Perspektive des Strategischen Managements rücken daher Fragen der Gestaltung
der Lieferantenbeziehungen (Lieferantenmanagement) verstärkt in den Fokus des Interesses.
Das vom Verfasser verfolgte zentrale Anliegen der vorliegenden Arbeit besteht daher darin,
auf Basis einer theoretisch fundierten und praxisrelevanten Auseinandersetzung mit der ziel-
orientierten Entwicklung von Lieferantenbeziehungen, einen Beitrag zur Bewältigung der
Herausforderungen, denen sich die Automobilhersteller gegenüber sehen, zu leisten.
Im Resultat wird dem Leser nicht nur auf umfassende Art und Weise die Komplexität des
Untersuchungsgegenstandes dargelegt, sondern darüber hinaus ist es gelungen, innovative
Sichtweisen zu entwickeln. Insbesondere die Betrachtung des Untersuchungsgegenstands aus
einer Netzwerkperspektive eröffnet einen interessanten Blickwinkel auf das Thema. Dem Au-
tor ist es gelungen, essentielle Aspekte eines netzwerkorientierten Lieferantenmanagements
zu diskutieren und so einerseits eine solide Basis für weitere Forschungsbemühungen zu
schaffen, andererseits aber auch für den interessierten Praktiker einen theoretisch fundierten
und strukturierten Überblick über zentrale Elemente eines professionellen Managements der
Lieferantenbeziehungen zu liefern, das sich den aktuellen Herausforderungen in der Automo-
bilindustrie stellt. Ich empfehle daher jedem interessierten Leser aus Praxis und Wissenschaft
die Lektüre der Arbeit.
Vorwort
Die Auflösung herkömmlicher Geschäftsmodelle bei Automobilherstellern und Lieferanten
drückt sich insbesondere in diversen Zusammenarbeitsformen zwischen diesen aus. Traditio-
nelle und neue Modelle der Leistungstransfers zwischen OEMs und Lieferanten in allen Rich-
tungen haben sich etabliert. Darüber hinaus machen modulare kundennutzenorientierte Orga-
nisationsinnovationen mit hoher Integration von Lieferanten, die in frühen Wertschöpfungs-
stufen beginnt, ein revidiertes Verständnis der Entwicklung von Lieferantenbeziehungen not-
wendig.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, durch eine Symbiose aus Kontext und Struktur der Lie-
ferantenbeziehungen der Automobilhersteller eine ganzheitliche Sichtweise auf die aktuelle
Situation und die Herausforderungen der Automobilbranche zu entfalten. Darauf aufbauend
wird eine organisationstheoretisch fundierte strategische Perspektive eines Managements in
Netzwerken aufgezeigt. Die Ergebnisse sollen in der Praxis zu kritischer Reflexion gewohnter
Verhaltensweisen sowie zur Generierung neuer Ideen und Denkweisen durch das Manage-
ment von Automobilherstellern und Lieferanten anregen. Ebenso kann die Arbeit für Prakti-
ker aus anderen Branchen als auch Wissenschaftlern für weitere Forschungsbemühungen als
Impulsgeber dienen.
Genau wie OEMs bei der Erstellung innovativer Automobilprodukte im Wertschöpfungs-
netzwerk auf Partner vertrauen, so konnte auch der Autor dieser Arbeit sich stets der Unter-
stützung von Partnern gewiss sein.
Mein Dank geht zunächst an meinen Doktorvater Professor Dr. Max Ringlstetter. Heraus-
heben möchte ich die notwendigen - aber nicht selbstverständlichen - Freiräume im Sinne
einer gemäßigt voluntaristischen Führungsphilosophie, die mir in meiner Zeit am Lehrstuhl
sowohl in Forschung als auch in Lehre gewährt waren. Die verantwortliche Nutzung der Frei-
heit wird auch meinen weiteren Lebensweg prägen. An dieser Stelle gilt mein Dank ebenso
Herrn Professor Dr. Harald Pechlaner für seine vielfältigen Anstöße und die Übernahme des
Korreferats. Darüber hinaus bedanke ich mich bei Herrn Professor Dr. Andrej Vizjak für seine
Unterstützung und die Kooperation in diversen Beratungsprojekten, die die kritische Reflexi-
on von Praxis und Wissenschaft angereichert haben. In meinen Dank beziehe ich ebenso alle
Praxispartner ein, die mir für die erkenntnisreichen Gespräche zur Verfügung standen.
Bei meinen guten Freunden und Kollegen Dr. Alexander Reichhuber, Dr. Sebastian
Schömann, Dr. Martin Stolz und Gorazd Ocvirk bedanke ich mich herzlich für viele intensive
Diskurse sowie die gemeinsamen Anstrengungen bei unseren Lehrstuhlaktivitäten. Nicht nur
die Erarbeitung und Durchführung der Vorlesung „Management und Strategien von Automo-
tive-Unternehmen“ bleibt in Erinnerung. Ebenso gilt ein außerordentliches Dankeschön unse-
rer guten Seele im Sekretariat Walburga Mosburger, die durch Ihre wunderbare Art den Lehr-
X Vorwort
stuhl prägt. Nicht zuletzt danke ich Stefanie Sønnichsen für Ihre Unterstützung während der
Erstellung der Arbeit.
Mein großer Dank gilt meinem Onkel Dr. Franz Schafranski. Er war mir auf meinem Weg
zur Inaugural-Dissertation immer mehr als nur ein akademischer Sparringspartner. Besonders
bedanken möchte ich mich bei meinen Eltern Elisabeth und Michael Dölle sowie meinen
Brüdern Sebastian und Simon ohne deren Liebe und Rückhalt die akademische Arbeit heute
nicht vorliegen würde.
Inhaltsverzeichnis
VORWORT ................................................................................................................................ IX
INHALTSVERZEICHNIS ............................................................................................................. XI
EINFÜHRUNG .............................................................................................................................. 1
Abbildungsverzeichnis
Seite
Abb. I-6: OEMs und Partner bei Entwicklung und Fertigung von Elektrobatterien ..... 26
Abb. II-6: Vergleich des Industry Structure, Ressource-based und Relational View .... 95
Abb.II-10: Ebenen der Beziehungen zwischen Lieferanten und Herstellern ................ 109
Abb. II-13: Traditionelles Modell und neue Modelle der Leistungstransfers zwischen
OEMs und Lieferanten................................................................................. 119
Abb. II-16: Ausgangpunkt der Betrachtung und Ziele des Managements von
Netzwerken .................................................................................................. 130
Abb. III-6: Strategische Ziele des Lieferantenmanagements von OEMs ...................... 162
Abb. III-8: Größe und Wirkungsgrad des Lieferantennetzwerks von OEMs ................ 177
Abb. III-11: Gestaltungsansätze der BSC für das Lieferantennetzwerk von OEMs ........ 187
Abb. III-13: Reflexion von Logik, Dynamik, Ebenen und Managementsystem der
Entwicklung von Lieferantenbeziehungen .................................................. 193
Abkürzungsverzeichnis XXI
Abkürzungsverzeichnis
Abb. = Abbildung
Anm. = Anmerkung
BMW = Bayerische Motorenwerke
BRIC = Brasilien, Russland, Indien, China
bspw. = beispielsweise
bzw. = beziehungsweise
d.h. = das heißt
et al. = et aliae (Femininum)/ et alii (Maskulinum)/
et alia (Neutrum)
E.U. = Europäische Union
f. = folgende
ff. = folgende (Plural)
FuE = Forschung und Entwicklung
GM = General Motors
Hrsg. = Herausgeber
IuK = Information und Kommunikation
J.E.D. = Johannes Edmund Dölle
Kap. = Kapitel
KFZ = Kraftfahrzeug
LKW = Lastkraftwagen
Mio. = Million
Mrd. = Milliarde
OECD = Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung (OECD, en.: Organisation for
Economic Co-operation and Development)
OEM = Original Equipment Manufacturer
o.S. = ohne Seite
o.V. = ohne Verfasser
PKW = Personenkraftwagen
S. = Seite
sog. = so genannt
XXII Abbildungsverzeichnis
Einführung
Innovations- und Kostendruck auf die Automobilhersteller (Original Equipment Manufactrer;
kurz OEM) werden in den kommenden Jahren weiter wachsen.1 Nationale und internationale
Programme und Vorschriften lassen erwarten, dass die Vorgaben in den Bereichen Sicherheit
und Umweltschutz (primär im Bereich der Emissionen) weiter verschärft werden und zu In-
novationen zwingen. Neue Technologien (z.B. in der Elektrik- und Elektronikindustrie) und
neue Werkstoffe tragen zum wachsenden Innovationsdruck bei. Sie ermöglichen innovative
Automobilprodukte und zwingen die Automobilhersteller zum Handeln.2 Steigende und sich
verändernde Kundenansprüche sind ein weiterer Grund für erforderliche Innovationsstrate-
gien. Automobilhersteller müssen fortlaufend neue kundenindividuelle Mobilitätslösungen
anbieten.
Neben dem Innovationsdruck ist ein anhaltend hoher Kostendruck zu beobachten. So
schlagen sich zum Beispiel steigende Kundenanforderungen nicht in allen Marktsegmenten in
einer Mehrpreisbereitschaft nieder.3 Darüber hinaus treten für die europäischen Hersteller
neue Wettbewerber aus Asien auf, die insbesondere auf den asiatischen Absatzmärkten zu-
sätzliche Konkurrenz erzeugen.4
Um den skizzierten Herausforderungen des steigenden Innovations- und Kostendrucks zu
begegnen, werden Lösungsansätze auf den Beschaffungsmärkten gesucht.5 Lieferanten wer-
den in Entwicklungsprojekte eingebunden oder die Projekte an diese gleich vollständig verge-
ben, um Innovationen schneller, kostengünstiger und effektiver zu erzeugen.6 Basierend auf
Spezialisierungs- und Skaleneffekten wird bei Lieferanten ein hohes Kostensenkungspotenzi-
al gesehen. Konzeptwettbewerbe und Outsourcing sind nur zwei Ansätze, um Kostensen-
1
Vgl. Diez (2006), S. 93, Radtke et al. (2004), S. 29, Sandau (2009), S. 57 und VDA (2003), S.16.
2
Vgl. ZVEI (2008), o.S., IFAM - Fraunhofer (2007), S. 1.
3
Im Gegensatz zu Käufern von Kompaktwagen sind die von Oberklassewagen bei Produktinnovationen zu
Preisaufschlägen bereit. Vgl. VDA (2003), S. 13f.
4
Vgl. Hüttenrauch/ Baum (2008), S. 35ff. In einer Umfrage von KPMG glauben 71,1% der befragten Un-
ternehmen, dass der Export aus China in den nächsten fünf Jahren mehr als 1 Mio. Autos betragen wird.
Vgl. KPMG (2009b), S. 37.
5
Vgl. Bartelt (2002), S. 18 und Koplin (2005), S. 68. Neben der Einbindung bei Forschung und Entwick-
lung sowie der Senkung der Materialkosten spielt auch die Umsetzung von Anlieferungskonzepten, die
mit den Fertigungsprozessen der Hersteller (z.B. Just-in-time, Just-in-Sequence) zu Lasten der Lieferan-
ten abgestimmt sind, eine Rolle. Vgl. hierzu Wilhelm (2008), S. 107f.
6
Kosteneffizienz, kundennutzenbezogene Qualitätseffektivität und Entwicklungszeit werden zur Messung
des Erfolgs in Produktinnovationen herangezogen. Vgl. Töpfer (2004), S. 15.
kungs- und Innovationsziele zu verfolgen.7 Auf der Basis dieser Entwicklungen rücken die
Lieferantenbeziehungen in der Automobilindustrie8 immer weiter in den Fokus des strategi-
schen Managements.9 Die Automobilhersteller müssen sich mit Fragestellungen aus-
einandersetzen, die über die operative Beschaffung von Teilen, Modulen und Systemen hin-
ausgehen. Der zentrale Ansatzpunkt ist ein differenziertes Lieferantenbeziehungsmanage-
ment, das sich gestalterisch den Beziehungen zum Lieferantenmarkt annimmt und diese ent-
wickelt.10
Lieferanten und die Beziehungen zu diesen haben in der Automobilindustrie in den ver-
gangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Vor diesem Hintergrund wird im Folgenden näher
auf die Bedeutung des Wandels der Beziehungen und des Lieferantenmanagements für OEMs
eingegangen (1). Darauf aufbauend werden die wissenschaftlichen Strömungen rund um das
Lieferantenmanagement und Anknüpfungspunkte für die vorliegende Arbeit aufgezeigt (2).
Die Automobilhersteller haben sich in den vergangenen Jahren zunehmend mit dem
Thema Make-or-buy und in der Konsequenz mit möglichen Outsourcing-Entscheidungen
beschäftigt. Untersuchungen zeigen, dass sich dieser Trend in den kommenden Jahren
fortsetzen wird.11 Die Ergebnisse dieser Entwicklungen werden sich in nahezu allen Mo-
dulen des Automobils wiederfinden lassen.12 Durch die fortschreitende Verschiebung der
Wertschöpfungsanteile und die damit verbundene steigende Abhängigkeit von Lieferan-
7
Einen Überblick über Beschaffungsziele und -strategien gibt Arnold (1997), S. 72ff. Hierzu auch Kop-
pelmann (2003), S. 109ff.
8
Nach dem Verband der Automobilindustrie (VDA) umfasst die Automobilindustrie „die Hersteller von
Kraftwagen und deren Motoren, Sattelzugmaschinen, Anhängern, Aufbauten, Kraftfahrzeugteilen und -
zubehör“ (VDA (2000), S. 6).
9
Corsten (2008) zählt zum Entscheidungsspektrum der strategischen Beschaffung das Festlegen von
Grundsätzen der Beschaffung, Formulierung von Beschaffungsstrategien sowie den Entwurf einer strate-
gischen Beschaffungsplanung und -kontrolle. Vgl. Corsten (2008), S. 352.
10
Vgl. Kuschinsky (2007), S. 146.
11
Vgl. Wildemann (2006), S. 235f.
12
In der Tendenz zu selben Ergebnissen für die Anteilsentwicklung der OEMs an der Wertschöpfungsver-
teilung zwischen den Jahren 2002 bis 2015 kommt die HAWK 2015-Studie in den Modulkategorien Aus-
stattung (17% auf 12%), Antrieb (24% auf 9%), Fahrwerk (31% auf 13%) und Karosserie (72% auf 66%).
Vgl. VDA (2003), S. 46.
Einführung 3
13
Original Equipment Manufacturer (OEM) steht in der Automobilindustrie synomym für die Hersteller.
14
Vgl. Wannenwetsch (2007), S. 116.
15
Vgl. Die Gesamtheit der Lieferanten findet sich so in einer Pyramide wieder. Vgl hierzu Piller/Waringer
(1999), S. 116, und Kurek (2004), S. 21.
16
Die Veränderung der Kosten für extern bezogene Materialien und damit verbundene Prozesskosten wir-
ken sich zu 100% direkt auf den Unternehmensgewinn aus. Vgl. auch Schuh/ Bremicker (2005), S. 25f.,
Lange/Tiedtke (2007), S. 283 und Arnold (2006), S. 118f.
17
Vgl. Cousins/Spekman (2003), S. 19f., Dietl/ Seidl (2003), S. 27.
18
Zur veränderten Situation der Lieferanten siehe auch Hüttenrauch/ Baum (2008), S. 47f.
19
Vgl. Garcia Sanz (2007), S. 18f.
20
Unter dem Begriff der Triade werden die Märkte in Europa, Japan und Nordamerika zusammengefasst.
21
Vgl. Hüttenrauch/ Baum (2008), S. 63, Becker (2007) S. 75ff.
22
Vgl. Roland Berger/ Rothschild (2009), S. 6, 13 und 16.
4 Einführung
Becker (2003) beschreibt die Aufgaben der Beschaffung in der zeitlichen Phasenabfolge von
Konfiguration, von Management und von Auflösung der Lieferantennetzwerke. Die operative
und strategische Ebene der Beschaffung inkl. des Lieferantenmanagements sind in diesen
Aufgaben eingebettet (vgl. Abb. E-1).
23
Vgl. Spiegel (2008), o.S.
24
Zur Bedeutungszunahme des Netzwerkmanagements in der Automobilindustrie siehe auch Hensel (2007),
S. 38.
Einführung 5
Mehrwerteinfluss
im Netzwerk
Netzwerkmanagement
Lieferantenmanagement
Strategische Beschaffung
Operative Beschaffung
In der wissenschaftlichen Diskussion zum Supply Chain Management (SCM) lassen sich
vielfältige Bereiche unterscheiden. Das Lieferantenmanagement kann hier als der Teil des
SCM verstanden werden, der das Management der Lieferantenbeziehung umfasst.25 Eine
Zusammenfassung und Kategorisierung der Literatur in Fachjournalen zwischen 1997
und 2006 haben Guinipero et al. (2008) vorgenommen. Sie zeigen, dass die Veröffentli-
chungen der drei Kategorien (1) strategisches SCM, (2) SCM-Bezugsrahmen, Trends und
Herausforderungen sowie (3) Allianzen und Partnerschaften angeführt werden (vgl. Abb.
E-2). Anknüpfungspunkte zu den vorgestellten Entwicklungen in der Automobilindustrie,
die das Lieferantenmanagement betreffen, lassen sich insbesondere in den Bereichen
SCM Strategien, Allianzen/ Beziehungen, Lieferantenentwicklung/ -auswahl/ Manage-
ment und Outsourcing finden.
25
Vgl. hierzu Appenfeller/ Buchholz (2005), S. 3.
6 Einführung
SCM Strategy 95
SCM Frameworks, Trends, and Challenges 74
Alliances/ Relationships 66
E-Commerce 32
Time-Based Strategies 26
Quality 22
Information Technology 20
Supplier Development/ Selection/ Management 16
Outsourcing 13
International/ Global 13
Environmental/ Social Responsibility 12
Buyer Behavior 9
Human Ressource Management 8
Abb. E-2: Anzahl Veröffentlichungen in Journals zu Forschungsgebieten des Supply Chain Ma-
nagement, 1997–2006
Quelle: Guinipero et al. (2008), S. 73.
Basierend auf den Eigenschaften der Automobilindustrie besteht die Möglichkeit an die
Diskussion anzuknüpfen. Insbesondere das Netzwerkmanagement wird im strategischen
SCM ungenügend diskutiert.26
Die Netzwerkmanagementforschung wurde für die Beschaffung bzw. das Lieferantenma-
nagement insbesondere durch Veröffentlichungen von Dyer (1996a, 1996b, 1998, 2000,
2004), Håkansson (1982, 1995) bzw. der IMP-Group, hier z.B. Gadde und Håkansson
(2001) sowie Ford et al. (2002, 2003), geöffnet. Im deutschsprachigen Raum haben sich
u.a. Sydow (1999, 2005, 2006) und auch Corsten (2001, 2008) im Themenfeld hervorge-
tan. In diesem Forschungsfeld lassen sich Anknüpfungspunkte finden, die Aspekte der
Automobilindustrie aufnehmen. Die vorliegende Untersuchung des Lieferantenmanage-
ments in der Industrie wird einen zusätzlichen Nutzen für die Netzwerkforschung schaf-
fen. Obwohl einige Arbeiten auf die Rolle der Beschaffung sowie der Forschung und
Entwicklung in diesem Zusammenhang eingehen, wurde bisher nicht ausreichend auf das
Zusammenspiel der Unternehmensfunktionen im Netzwerkmanagement eingegangen.27
In der Literatur, die sich mit Beschaffungsstrategie, -organisation und -prozessen ausei-
nandersetzt, lassen sich immer wieder Anknüpfungspunkte für eine Diskussion im Rah-
men der Herausforderungen der Automobilindustrie finden. Hier sind u.a. Arnold (1997,
2006), Bogaschewsky (2004, 2008), Koppelmann (2002, 2003) und Stölzle (1999) zu
26
Vgl. Guinipero et al. (2008), S. 81. Einen Überblick über Veröffentlichungen in ausgewählten Journalen
zwischen 1986-2005 liefern Terpend et al. (2008), S. 28ff.
27
Vgl. Sydow (2006), S. 435.
Einführung 7
nennen. International hat Kraljic (1977, 1983) mit dem Beschaffungsportfolio einen be-
deutenden Beitrag zum strategischen Beschaffungsmanagement geliefert. In der Beschaf-
fungsliteratur spielt die produzierende Industrie eine bestimmende Rolle. Daher wird
immer wieder auch die Automobilindustrie als Untersuchungsobjekt herangezogen. Auf-
grund der Diskretion der Teile, Module und Systeme eines Automobils ergibt sich eine
höhere Möglichkeit und stärkere Tendenz zur Fremdvergabe von Entwicklung und Pro-
duktion als in anderen Industrien. Eine Untersuchung der Herausforderungen der Be-
schaffung in der Automobilindustrie kann daher einen Mehrwert schaffen.
Die aufgezeigten Forschungsfelder bieten für die vorliegende Arbeit einen Rahmen zur wis-
senschaftlichen Auseinandersetzung mit den Herausforderungen der Automobilindustrie.
Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit sind die aktuellen Entwicklungen in der Automo-
bilindustrie. Bestimmend sind - wie eingangs dargestellt - einerseits der steigende Innovati-
onsdruck und andererseits der Kostendruck. Einen Ansatz zur Lösung dieser Herausforderun-
gen bildet die Gestaltung der Lieferantenbeziehungen. Die Beziehungen gewinnen aufgrund
der Lieferantenkonsolidierung und der weiteren Verlagerung von Wertschöpfungsanteilen zu
den Lieferanten an Bedeutung. Strategische Fragestellungen des Lieferanten- und Netzwerk-
managements rücken in den Fokus. Das Beschaffungsmanagement hat einen wesentlichen
Einfluss auf das Unternehmensergebnis und ist somit ein strategischer Ansatzpunkt zum Um-
gang mit Innovations- und Kostendruck.28
Auf der Grundlage der Entwicklungen in Wissenschaft und Praxis sind in der wissen-
schaftlichen Diskussion um die Automobilindustrie in den vergangenen Jahren einige Arbei-
ten entstanden, die die Aspekte des Lieferantenmanagements, des Netzwerkmanagements und
der Beschaffung aufnehmen. Es werden jedoch Themenbereiche, die für die Gestaltung der
Lieferantenbeziehungen bestimmend sind, nicht oder nur unzureichend in einem umfassenden
Sinne diskutiert:29
Eine theoretisch fundierte Begründung für die besondere Relevanz der Thematik Be-
schaffung und Lieferantenmanagement in der Automobilindustrie gegenüber anderen In-
dustrien wird nicht geleistet.
Eine Diskussion über die organisatorischen Optionen der Beschaffung unter Beachtung
der spezifischen Eigenschaften der Beschaffungsaufgaben der OEMs hat bislang nicht
vertiefend stattgefunden.
28
Zum positiven Einfluss der strategischen Beschaffung auf das Unternehmensergebnis vgl. Carr/Smeltzer
(1999), S. 43ff.
29
Die nachfolgende Kritik an der wissenschaftlichen Diskussion beruht insbesondere auf der Auseinander-
setzung mit den Arbeiten von Andreßen (2006), Daniel (2008), Hab/Wagner (2006), Heftrich (2000),
Hensel (2007), Keijzer (2007), Kuschinsky (2007), Moser (2007), Wildemann (2008), Wilhelm (2008)
sowie Wolff (2005).
8 Einführung
In einigen Beiträgen lässt sich feststellen, dass eine Untersuchung der dynamischen As-
pekte30 der Lieferantenbeziehungen in nicht angemessener Tiefe oder nur in Teilaspekten
stattfindet.31
Die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit berücksichtigt einerseits die beschriebenen Heraus-
forderungen für die Beschaffung bzw. für das Lieferantenmanagement der OEMs und ande-
rerseits die beschriebenen Forschungsdefizite (vgl. Abb. E-3).
30
Unter dynamischen Aspekten werden hier Kräfte zur Entwicklung der Lieferantenbeziehungen verstan-
den. Einen Ansatz stellen Lebenszykluskonzepte dar. Ernst (2005) stellt hierzu fest: „In der Beschaf-
fungsliteratur wird auf diesen Beziehungszyklus und seine Phasen bisher noch selten explizit Bezug ge-
nommen“ (Ernst (2005), S. 71).
31
Vgl. Andreßen (2006), Hensel (2007) und Kuschinsky (2007).
32
Vgl. Daniel (2008) und Andreßen (2005).
33
Vgl. Wilhelm (2008) und Daniel (2008).
34
Vgl. Keijzer (2007).
Einführung 9
Problemstellung Zielsetzung
Automobilhersteller Größte Absatzmärkte sind gesättigt Leistung eines Beitrags zur
Absatzeinbruch in Finanz- und Wirtschaftskrise Bewältigung der Herausforde-
Sehr hoher Innovationsdruck durch: rungen von Automobilher-
- verschärfte gesetzliche Vorgaben stellern durch eine theoretisch
- Integration neuer Technologien fundierte und praxisrelevante
Hoher Margendruck in allen Märkten: Aufarbeitung der zielorientier-
- Angebotsfragmentierung ten Entwicklung von Lieferan-
- Kostensteigerungen können nicht an Kunden voll tenbeziehungen
weitergegeben werden
Verschiebung von Wertschöpfungsanteilen (u.a. Ent- Herausarbeitung strategischer
wicklung, Produktion) von OEMs zu Lieferanten
Automobil-
Wandel vom Teile- zum Komponenten- und System- rausforderungen der Beschaf-
lieferanten sowie Komplettanbieter fung der Automobilhersteller
Fortschreitende Konsolidierung der Zulieferindustrie Aufzeigen der Bedeutung
Umsatz- und Ergebniseinbrüche durch allgemeine von Lieferantenbeziehungen
Wirtschaftskrise für das Beschaffungsmana-
gement der Automobil-
Relevanz der Thematik in der Automobilindustrie ge- hersteller
Forschungsdefizit
Aus der aufgezeigten Problemstellung ergibt sich die übergeordnete Zielsetzung dieser Ar-
beit:
Das erste Teilziel der Arbeit bezieht sich auf das Aufzeigen strategischer und organisatori-
scher Optionen der Beschaffung. Grundlage hierfür ist die Analyse der aktuellen Entwicklun-
gen im Branchen- und Makroumfeld der OEMs, die Einfluss auf die Beschaffung haben:
Teilziel 1: Aufarbeitung strategischer und organisatorischer Herausforderungen der Beschaf-
fung der Automobilhersteller.
Das zweite Teilziel dient der Herausarbeitung der aktuellen und zukünftigen Rolle der Liefe-
rantenbeziehungen für die OEMs. Es teilt sich in zwei weitere Teilziele auf, einerseits um
spezifischer auf den Charakter der Beziehungen einzugehen - ein Schwerpunkt stellt dabei das
Aufzeigen der Ebenen der Lieferantenbeziehungen zwischen Dyade und Netzwerk sowie de-
ren Wechselwirkungen dar -, und andererseits um Inhalt und Voraussetzungen des Manage-
ments der Beziehungen herauszuarbeiten:
10 Einführung
Das dritte Teilziel soll letztlich die Untersuchungen zur Entwicklung der Beziehungen unter
Berücksichtigung des Dynamik- und des Netzwerkaspekts unterstützen. Hierbei wird darauf
geachtet, dass die Mechanismen zielgerichtet an den Anforderungen an ein Lieferantenmana-
gement der OEMs herausgearbeitet werden:
Anknüpfend an die Zielsetzung der Arbeit geht es nachfolgend um die wissenschaftliche An-
näherung an die Thematik der Entwicklung von Lieferantenbeziehungen der OEMs. Dabei
wird zunächst auf die Herangehensweise der Untersuchung eingegangen (a). Anschließend
wird der Aufbau der Arbeit vorgestellt (b).
(a) Herangehensweise der Arbeit: Die Herangehensweise der Arbeit ist nicht nur am For-
schungsziel, sondern auch an den Eigenschaften des Forschungsobjektes ausgerichtet. Ent-
sprechend ist auch das Forschungsdesign angepasst. Das Vorgehen wurde offen gestaltet, um
neue relevante Aspekte der komplexen und dynamischen Beziehungsentwicklung zwischen
OEMs und Lieferanten zu identifizieren und das Erkenntnisinteresse auf diese fokussieren zu
können. Die vorliegende Arbeit verfolgt daher primär einen deskriptiv-explorativen Ansatz.
Ziel der Forschungsarbeit ist es, einen Beitrag zur Generierung neuer theoretischer Kon-
zepte und Hypothesen zur Lösung der Herausforderungen von Automobilherstellern durch
Einführung 11
35
Eine Prüfung der (vorläufigen) Erkenntnisbeiträge hat kontinuierlich während des Forschungsprozesses
stattgefunden bis eine Erkenntnisdichte gefunden wurde, die zu keiner weiteren signifikanten Revision
durch zusätzliche Datenerhebungen geführt hat. Dem Kriterium der Repräsentativität wird durch eine
systematische Auswahl der im Verlauf der Untersuchung zu fokussierenden Fälle genügt. Das Phänomen
der Lieferantenbeziehungen konnte so durch das Aufzeigen von Bedingungen, Aktionen und Interaktio-
nen sowie deren Konsequenzen in den einzelnen Teilen der Arbeit zu Kontext, Struktur und Entwicklung
der Lieferantenbeziehungen spezifiziert werden. Die Validität zielt darauf, dass die getroffenen Befunde
widerspruchsfrei sind. Dies wurde durch fortlaufende Prüfungen der (Zwischen-) Ergebnisse gewährleis-
tet. Obwohl theoriebasierte Aussagen zur Logik und zur Dynamik der Entwicklungen von Lieferantenbe-
ziehungen in die Aussagen dieser Arbeit einfließen, kann insgesamt nur von einer begrenzten Reliabilität
der entstehenden Aussagen gesprochen werden. Die permanenten Veränderungen in der Automobilin-
dustrie schränken die Zuverlässigkeit - bei einer späteren Wiederholung der Untersuchungen dieselben
Ergebnisse zu bekommen - ein. Vgl. zu Kriterien der qualitativen Sozialforschung auch Mayring (2002),
S. 144ff. und Meyer (2008), S. 55ff.
36
Einen Ausschnitt über die praxeologische Literatur, die sich mit der Automobilindustrie befasst liefert
Reichhuber (2010), S. 4.
37
Während der Untersuchung wird auf bestehende Theorien und theoretische Ansätze zurückgegriffen, die
das Vorgehen unterstützen. In diesem Sinne argumentiert auch Stebbins (2001): „[…] established theoret-
ical frameworks can be of help during the analysis and writing stages of particular research in organizing
and interpreting exploratory data […]” (Stebbins (2001), S. 15, Anm. J.E.D.)
38
Zur explorativen Interviews vgl. auch Bogner/ Menz (2005), S. 37 und Kepper (2008), S. 184f. Den In-
terviews lag ein Leitfaden zu Grunde, der den einzelnen Gesprächsverläufen jeweils entsprechend ange-
passt wurde.
39
Z.B. hat sich in den ersten Experteninterviews die hohe Bedeutung von Systemlieferanten im Netzwerk
der OEMs herauskristallisiert, die dann in den folgenden Interviews fokussiert wurde.
12 Einführung
ser Herangehensweise ergibt sich ein dreiteiliger Aufbau der Arbeit (vgl. Abb. E-5). Die „ge-
meinsame Klammer“ der Teile bilden die Lieferantenbeziehungen der OEMs.
Dem Forschungskonzept liegt das Ziel zugrunde, Phänomene im Umfeld der OEM-
Lieferantenbeziehungen zu erfassen und zu strukturieren sowie auf dieser Grundlage Ansätze
zum Lieferantenmanagement aufzuzeigen, zu diskutieren und weiterzuentwickeln. 40 Die Ana-
lyse des Kontextes der Beziehungen befasst sich mit dem äußeren Rahmen des Systems der
Lieferantenbeziehungen der OEMs (Teil I). Die Strukturanalyse hat die Beziehungselemente
und ihre wechselseitigen, netzwerkartigen Relationen zum Gegenstand (Teil II). In Teil III
wird zunächst eine theoretisch fundierte Basis der Entwicklung der Lieferantenbeziehungen
gelegt. Anschließend werden Managementansätze zur Entwicklung dieser Beziehungen disku-
tiert.
(b) Aufbau der Arbeit: Entsprechend der Forschungskonzeption ergibt sich der Aufbau der
Arbeit (vgl. Abb. E-6).
40
Eine theoretisch umfassende Fundierung kann und soll das Gesamtkonzept nicht leisten.
Einführung 13
Einführung
Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern
I.1 Beschaffung in der I.2 Veränderungstreiber der Beschaffung
Automobilindustrie in der Automobilindustrie
Kontext
I.1.1 Zur Bedeutung der Beschaffung in I.2.1 Veränderungstreiber in der
der Automobilindustrie Automobilindustrie
I.1.2 Organisationsoptionen der Beschaf- I.2.2 Die besondere Rolle der
fung in der Automobilindustrie Automobilzulieferer
Teil I nimmt den Kontext der Lieferantenbeziehungen der Automobilhersteller auf und be-
leuchtet diesen aus der Perspektive der Beschaffung der OEMs. Im ersten Teil werden darü-
ber hinaus die Veränderungstreiber erörtert, die auf die Beschaffung einwirken und somit
auch den Kontext den Lieferantenbeziehungen verändern.
Teil II bezieht sich auf die Struktur der Beziehungen zwischen OEMs und Lieferanten.
Zunächst findet aus praxisorientierter als auch aus theoretischer Sicht eine diskursive Annähe-
rung an die Beziehungen statt. Anschließend wird ein Verständnis für ein Lieferantenmana-
gement in den vernetzten Strukturen der Beziehungen der OEMs erarbeitet.
Teil III behandelt die Entwicklung der Lieferantenbeziehungen. Im ersten Schritt wird die
Entwicklung der Lieferantenbeziehungen in die Beziehungsstrukturen eingeordnet und hierzu
14 Einführung
ein Verständnis aufgebaut. In einem zweiten Schritt wird abschließend ein Managementsys-
tem zur Entwicklung der Lieferantenbeziehungen vor dem Hintergrund vernetzter Beziehun-
gen entwickelt.
Die Schlussbetrachtung umfasst eine Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse der Ar-
beit, einen Ausblick auf weitere Entwicklungen in der Praxis der Automobilhersteller sowie
eine Diskussion der Anknüpfungspunkte für weitere Forschungsarbeiten.
Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern 15
Die Abgrenzung und Bedeutung der Beschaffung der OEMs wird in diesem Kapitel themati-
siert. Dabei sind veränderte Erwartungen gegenüber der Beschaffung von internen Abteilun-
gen und externen Lieferanten gleichermaßen zu beachten. In einem modernen Verständnis
kommt der Beschaffung eine zunehmend gestaltende Rolle zu (vgl. Abb. I-1).
41
Eine vertiefte Diskussion dieser Feststellung folgt in Kap. I.1.1 (2). Die Beschaffung wird in der Literatur
als „Grenzelement“ des Unternehmens zu den Lieferantenmärkten aufgefasst. Vgl. Arnold (2006), S. 115
und Bartsch (2005), S. 65f. sowie dort genannte Literatur.
Im Mittelpunkt der zukünftigen Beschaffung steht ein wachsender Beitrag zur Wertschöpfung
der OEMs, umfassende Effizienzsteigerungen in den Beschaffungsprozessen sowie eine Fo-
kussierung auf langfristige strategische Lieferantenbeziehungen.42 Semmler und Mahler
(2007) unterstreichen die Bedeutung für das wirtschaftliche Ergebnis der OEMs:
„Der Funktion Beschaffung, mit der „Hoheit“ über die Lieferantenbeziehungen,
kommt damit eine herausragende Bedeutung im Management externer Wert-
schöpfungsbereiche zu: Ihr Einfluss auf die Ertragsstärke des Unternehmens
nimmt stetig zu.“ (Semmler/Mahler (2007), S. 25)
Im Folgenden wird daher zunächst ein tieferes Verständnis für die Bedeutung der Beschaf-
fung in der Automobilindustrie aufgebaut (Kapitel I.1.1). In einem zweiten Schritt wird die
Organisation der Beschaffung erläutert (Kapitel I.1.2).
42
Vgl. auch North Rizza (2007), S 13f.
Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern 17
Die Automobilindustrie zeigt Eigenschaften auf, die sie für die Fragestellungen rund um die
Beschaffung und das Lieferantenmanagement besonders interessant macht. Zu Beginn werden
daher die Charaktere der Automobilindustrie herausgearbeitet, die einen spezifischen Einfluss
auf die Bedeutung der Beschaffung bei den Unternehmen haben, die in der Industrie als Au-
tomobilhersteller auftreten (1). Im Weiteren wird die strategische Relevanz der Beschaffung
durch die Verschiebung der vertikalen Wertschöpfungsstruktur zwischen OEMs und
Zulieferern (2) verdeutlicht. Um das Verständnis noch weiter zu vertiefen, wird die Beschaf-
fung von weiteren Funktionen, die mit ihr das Versorgungssystem der Automobilhersteller
bilden, abgegrenzt (3).
Als Eigenschaften, die die Automobilindustrie determinieren und im Hinblick auf die Bedeu-
tung der Beschaffung relevant sind, werden der Charakter der Fertigung, die Menge an Modu-
len und Subsystemen im Endprodukt und der Charakter der Supply Chains/ Nets43 herangezo-
gen. Die Eigenschaften erscheinen als weiterführend, da durch sie die Art der zu beschaffen-
den Leistungen sowie die Weise der Beschaffung mitbestimmt werden.
Für eine erste Annäherung an den Charakter der Fertigung ist die Definition der Automo-
bilindustrie des Verbands der Automobilindustrie e.V. hilfreich:
„[Die Automobilindustrie ist derjenige Industriezweig] welcher die Hersteller von
Kraftwagen und deren Motoren, Sattelzugmaschinen, Anhänger, Aufbauten,
Kraftfahrzeugteile und –zubehör [umfasst]“ (Verband der Automobilindustrie
(2000), S. 6, Anm. J.E.D.)
In der Abgrenzung werden neben den sog. Herstellern von Kraftwagen auch solche von ein-
zelnen Einheiten des Automobils genannt, die als Lieferanten auftreten können. Automobile
werden in diversen Fertigungs- und Montageschritten aus diskreten Einheiten erstellt. Diese
Einheiten umfassen Systeme, Module, Komponenten bzw. einzelne Bauteile.44 Die Automo-
bilindustrie lässt sich aufgrund dieser Separationsmöglichkeit der Automobilbestandteile und
der damit korrelierenden Produktionsweise als eine Fertigungsindustrie beschreiben. Die Fer-
43
Als Supply Chains und Nets werden Lieferketten und -netzwerke verstanden, die das Unternehmen mit
externen Inputfaktoren versorgen.
44
Zu Definition von Systemen, Komponenten und einzelnen Bauteilen siehe Kap. I.2.2 (1) und vgl.
Andreßen (2005), S. 16 sowie dort genannte Literatur.
18 Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern
tigungsindustrie lässt sich in die Gruppe der Produktionsindustrien einordnen.45 Für die Ferti-
gungsindustrie wird in dieser Arbeit folgende Definition gewählt:
Als Fertigungsindustrie – auch mechanisch-technologische Industrie – wird der
Teil der Produktionsindustrie bezeichnet, dessen Endprodukte sich aus diskreten
Einheiten zusammensetzen und der durch teilebezogene Fertigungs- und Monta-
geprozesse geprägt ist.46
Darüber hinaus lässt sich die Automobilindustrie im Spezielleren als eine Industrie, die über-
wiegend durch Massenfertigung bestimmt ist, beschreiben.47 Die Anzahl an gefertigten Au-
tomobil-Einheiten betrug 2008 weltweit ca. 70 Mio. Stück.48 Sie unterscheidet sich damit von
Industrien, wie z.B. der Flugzeugfertigung, die durch eine kleinere Anzahl an Endprodukten -
hier verstanden als Einzelfertigung - geprägt ist.49
Die Anzahl an Modulen und Subsystemen im Endprodukt ist das zweite Merkmal für die
Abgrenzung der Automobilindustrie gegenüber anderen Industrien. Ein Automobil besteht
aus einer Vielzahl diskreter Teile, Komponenten, Module und Subsysteme. Eine Industrie,
deren Endprodukt demgegenüber aus einer kleineren Anzahl an separierbaren diskreten Ein-
heiten besteht, ist z.B. die Bekleidungsherstellerindustrie.50 Zeigen diese Einheiten eine hohe
Diversität auf, ist ein entsprechend spezifisches Wissen notwendig.
Das dritte Merkmal, das die Industrie charakterisiert und die Unterschiede der beschaf-
fungsmarktgerichteten Aktivitäten herausstellt, sind die Eigenschaften der Supply Chains
bzw. Nets. Diese lassen sich in drei Gruppen einteilen. Vollständig unverbundene Supply
Chains lassen sich in vertikal hoch integrierten Industrien finden. Ein Beispiel ist Zara aus der
Bekleidungsindustrie.51 Das andere Extrem sind vollständig überlappende Supply Chains;
Hersteller werden weitestgehend von denselben Lieferanten versorgt. Die Flugzeughersteller
Boeing und Airbus, die für ihre Motoren, Elektronik und weitere Komponenten weitestge-
hend auf dieselben Lieferanten zurückgreifen, sind hierfür beispielhaft. Die Automobilindust-
rie befindet sich überwiegend in einer Situation, die in die dritte Gruppe der Supply Chains
fällt. Die Lieferketten überlappen sich teilweise. Für einzelne Module wird vielfach auf die-
45
Die Fertigungsindustrie bildet zusammen mit der Prozess- und Verfahrensindustrie die Produktionsin-
dustrie. Als Prozess- und Verfahrensindustrie werden die Industriezweige bezeichnet, deren Leistungser-
stellung im Wesentlichen auf Wirkungsweisen der Stoffumwandlung beruht. Vgl. Fröhling (2005), S. 1.
46
Eigene Definition.
47
Neben den großen Massenfertigungen bei den größten Herstellern gibt es auch Einzelfertigungen bei
Nischenanbietern in vergleichsweise kleinen Stückzahlen, die sich auf ein bestimmtes Kundensegment
spezialisiert haben. Bsp. sind im Sportwagensegment die RUF Automobile GmbH und die Artega Auto-
mobil GmbH & Co. KG.
48
Die Angaben in Veröffentlichungen und Literatur sind nicht einheitlich. Vgl. Roland Berger/ Rothschild
(2009), S. 6 und VDA (2008), S. 48.
49
Vgl. Brandes (1994), S. 82.
50
Vgl. Brandes (1994), S. 82.
51
Zara integriert die Bereiche der Wertschöpfung Konzeption, Design, Prototyp, Produktion und Handel ab.
Vgl. Salditt (2008), S. 39ff.
Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern 19
selben Lieferanten zurückgegriffen. In anderen Fällen kommen u.a. aufgrund von Kombinati-
onen aus Produktions- und Logistikanforderungen unterschiedliche Lieferanten bei unter-
schiedlichen OEMs zum Zuge.52
Die drei Eigenschaften, die die Industrien differenzierbar machen, um die Bedeutung der
Beschaffung herauszuarbeiten, lassen sich zu einem Kubus zusammenführen (vgl. Abb. I-2).
Bekleidungs-
industrie vollständig
unverbunden
Charakter der
teilweise Supply Chains/
überlappend Nets zwischen
Konkurrenten
Automobil- vollständig
industrie überlappend
Luftfahrtindustrie/ Wenige
Flugzeughersteller
Menge an Modulen und
Viele Subsystemen im Endprodukt
Einzelfertigung Massenfertigung
Brandes (1994) vertritt die Meinung, dass Industrien mit einer hohen Anzahl an Modulen und
Subsystemen im Endprodukt – wie bei einem Automobil – eine erhöhte Möglichkeit und
Tendenz zur Fremdbeschaffung haben als andere Industrien, da die eigenen Fertigungs- und
Entwicklungskapazitäten durch Outsourcing in nicht existenziellem Umfang betroffen sind.
Neben der Konzentration der Abnehmer auf Kernkompetenzen53 sind Wissens- und Skalen-
asymmetrien, die zu Innovationsvorsprüngen und Kostenvorteilen bei den spezialisierten Lie-
feranten führen, Motive der Externalisierung.54
Die Automobilindustrie wird ihren Eigenschaften entsprechend als eine Industrie mit ho-
hem Anteil an Modulen und Subsystemen im Endprodukt verortet, die ihre Produkte vorwie-
gend durch Massenfertigung erzeugt. Ein Wettbewerb zwischen den Supply Chains/Nets fin-
52
Vgl. Rice/Hoppe (2001), S. 50.
53
Kernkompetenzen sind „the skills that enable a firm to deliver a fundamental customer benefit.“ (Hamel
(1994), S. 13). Vgl. auch Prahalad/Hamel (1990), S. 79ff.
54
Vgl. Brandes (1994), S. 82, Hodel et al. (2006), S. 2 und Schwarz (2005), S. 19f.
20 Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern
det nur in eingeschränktem Maße statt, da diese teilweise überlappen.55 Die Beschaffung der
Automobilhersteller steht vor der industriespezifischen Situation, sich mit einer Vielzahl an
unterschiedlichsten Teilen, Modulen oder Systemen zu befassen, die in großen Stückzahlen
für die Fertigung bzw. Endmontage der Automobile zur Verfügung stehen müssen. Hieraus
erwächst die Bedeutung der unterschiedlichen Beschaffungsmärkte für OEMs. In jeder Be-
schaffungssituation ist zu bewerten, ob in der Beschaffungskategorie mehrere Automobilher-
steller um dieselben Lieferanten und deren Kapazitäten konkurrieren oder ob diverse Liefe-
ranten in der Kategorie lieferfähig sind.56
In den vergangenen Jahren ließ sich ein Trend zur Verschiebung von Wertschöpfungsanteilen
von den OEMs hin zu den Lieferanten beobachten. Durch die damit verbundene steigende
Abhängigkeit von Lieferantenleistungen gewinnt das Management der Interaktionen der
OEMs mit den Beschaffungsmärkten zunehmend an Bedeutung.57 Die Entwicklung wird sich
in den kommenden Jahren fortsetzen.58 Dabei werden jedoch die Externalisierung von Modu-
len und Wertschöpfungsstufen zunehmend differenziert betrachtet, um Abhängigkeiten zum
Nachteil der OEMs zu vermeiden.
Zunächst wird auf die vorherrschenden Definitionen von OEMs und Lieferanten eingegan-
gen, um die Institutionen zwischen denen die Wertschöpfungsverschiebungen stattfinden ab-
zugrenzen. Allgemein gültige Abgrenzungen für Automobilhersteller und -lieferanten liegen
nicht vor. Eine Zusammenstellung gängiger Abgrenzungen des fokalen Unternehmens des
OEM zeigt Abb. I-3.
55
Gottschalk (2006) vertritt die Meinung, dass es zu einem Wettbewerb zwischen den Lieferantennetzwer-
ken der OEMs kommt. Vgl. Gottschalk (2006), S. 16. Hier wird die Meinung vertreten, dass es sich viel-
mehr um einen Wettbewerb zwischen den OEMs um Kapazitäten und Technologien der Lieferanten und
nur eingeschränkt um einen Wettbewerb zwischen geschlossenen Netzwerken mit einem fokalen OEM
handelt.
56
Die Eigenschaften der Automobilindustrie lassen sich auch in anderen Fertigungsindustrien vorfinden.
Die im Rahmen dieser Arbeit ermittelten Ergebnisse können daher ebenfalls auf andere Industrien mit
Einschränkungen unter Rücksicht auf weitere Spezifika zutreffen.
57
Vgl. Wannenwetsch (2007), S. 116 und Pfisterer/Schlesinger (2005), S. 91.
58
Vgl. Mercer Management Consulting/ Fraunhofer Gesellschaft (2004), S. 21.
Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern 21
beliefern. Es handelt sich bei diesen zunehmend um Systemlieferanten, die sich durch eine
hohe Integrationskompetenz auszeichnen. Auf einer Zwischenstufe zwischen Tier 1 und
OEMs befinden sich sog. 0,5-Tier-Lieferanten. Diese setzen sich durch die Übernahme von
Entwicklungs- und/oder umfassendste Integrationsleistungen bis hin zu ganzen Fahrzeugmo-
dellen von Systemlieferanten ab.59 Es folgen Modul- und Komponentenlieferanten (Tier 2)
sowie Rohstoff-, Halbfabrikate- und Teilelieferanten (Tier 3). Diese beliefern die OEMs zu-
meist nur indirekt. Aus dieser Einstufung der Lieferanten ergibt sich eine idealisierte Pyrami-
de, die von den OEMs angeführt wird.60 Ergänzend ist zu bemerken, dass in der Praxis Liefe-
ranten zur gleichen Zeit auf verschiedenen Stufen stehen können, indem sie OEMs und Sys-
temlieferanten gleichermaßen direkt beliefern.61
59
Hierbei sind Produktionsspezialisten gemeint, die die vollständige Auftragsfertigung kompletter Fahrzeu-
ge übernehmen. Abgrenzbar sind Full-Service-Dienstleister, die über die Produktion hinausgehend Ent-
wicklungsleistungen anbieten.
60
Vgl. Piller/Waringer (1999), S. 116 und Kurek (2004), S. 21. Zu einer leicht abweichenden Einteilung
kommt Becker (2007). Er stellt Modullieferanten auf die erste Stufe unter die OEMs. Eine Differenzie-
rung zwischen 0,5-Tier- und Tier-1-Lieferanten unterbleibt. Die Existenz von Rohstoff- und
Halbfabrikatelieferanten wird vernachlässigt. Vgl. Becker (2007), S. 167ff.
61
Auf die Situationen zwischen OEMs und Lieferanten wurde in Expertengesprächen verwiesen.
Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern 23
Zentrale Eigenschaften, die ein OEM aufzeigt sind die Integrationskompetenz zum fertigen
Automobil, die Gesamtproduktverantwortung und der Zugang zum Endkunden. Lieferanten
stellen dem OEM Vorleistungen zur Verfügung, die in den Fertigungsprozess und/oder das
Endprodukt Automobil eingehen.62
Von der Verschiebung der Wertschöpfungsanteile zwischen OEMs und Lieferanten sind
alle Hauptmodule betroffen (vgl. Abb. I-5). Bei den Modulen, bei denen die OEMs noch den
höheren Anteil der Wertschöpfung tragen, werden sich die Veränderungen bis 2015 am
stärksten auswirken. In anderen Bereichen – bspw. Elektrik/Elektronik und Interieur – in de-
62
Die Begriffe Lieferant und Zulieferer werden in dieser Arbeit synonym verwendet.
24 Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern
nen der Wertschöpfungsanteil der Lieferanten bereits über 80% liegt, wird von einer stagnie-
renden Verteilung ausgegangen.
Zentrales strategisches Motiv der Externalisierung sind die Erfolgspotenziale auf den Be-
schaffungsmärkten, die den gegenwärtigen und zukünftigen Unternehmenserfolg beeinflus-
sen.63 Das Ergebnis der Beschaffungsaktivitäten hat einen direkten und signifikanten Einfluss
auf den Unternehmenserfolg.64 Die Potenziale der Externalisierung von Leistungen und der
unmittelbare Einfluss auf den Unternehmenserfolg verdeutlichen die strategische Relevanz
der Interaktionen mit den Beschaffungsmärkten.65 Beispielhaft können hier Materialkosten-
senkungspotenziale genannt werden, die sich durch die Beschaffung in Niedrigkosten-
Ländern ergeben.66
Besonders deutlich werden die Bedeutung und die Notwendigkeit eines Lieferantenmana-
gements am Bsp. neuer Antriebssysteme. Die Elektrifizierung des Antriebs bringt neue Teil-
nehmer in die Branche. Batterie-Know-how ist bei OEMs gefragt. Die Speicherung der elekt-
63
Nach Gälweiler (1974) denkt und handelt derjenige strategisch, wer seine Kräfte auf die Pflege, Erhaltung
und Entwicklung von Erfolgspotenzialen konzentriert. Vgl. Gälweiler (2005), S. 132ff. Er versteht unter
Erfolgspotenzialen „das gesamte Gefüge aller jeweils produkt- und marktspezifischen erfolgsrelevanten
Voraussetzungen, die spätestens dann bestehen müssen, wenn es um die Erfolgsrealisierung geht.“
(Gälweiler (2005), S. 26).
64
Vgl. Schuh/Bremicker (2005), S. 25f. und Arnold (2006), S. 118f.
65
Vgl. Cousins/Spekman (2003), S. 19f., Dietl/ Seidl (2003), S. 27.
66
Hier wird auch vom „Low-Cost-Country-Sourcing“ (LCCS) gesprochen. Vgl. Kamauff/Spekman (2008),
S.14ff. Gleichwohl gibt es in der Literatur auch die Meinung, dass Beschaffung keine strategische Rele-
vanz hat und eine operative Funktion ist. Vgl. Ramsay (2003), S. 257ff. und White/Hanmer-Lloyd (1999),
S. 29.
Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern 25
rischen Energie stellt noch die größte technische Herausforderung dar, um Elektrokonzepte
im Massenmarkt wirtschaftlich anbieten zu können.67 Das amerikanische Unternehmen Tesla
und das chinesische Unternehmen Build Your Dreams (BYD) treten bereits als Automobil-
hersteller mit alternativen Konzepten in Nischen auf. Sie arbeiten auch mit anderen OEMs
zusammen und schließen nicht aus, diese zu beliefern. Fast alle großen OEMs konzentrieren
sich auf Kooperationen mit Unternehmen aus der Elektro-Industrie, die zu neuen zentralen
Partnern für OEMs in der Entwicklung werden. Sie verfolgen dabei ganz unterschiedliche
Strategien bezüglich der Organisation der Zusammenarbeit. Eine Gegenüberstellung der
OEMs und ihrer Partner, die bei Entwicklung und Fertigung von Elektrobatterien zusamme-
narbeiten, zeigt Abb. I-6.68
67
Für eine Erörterung alternativer Antriebskonzepte vgl. Kap. I.1.1 (1) (d): Technisches Umfeld.
68
Vgl. eine weitere Übersicht Credit Suisse (2009), S. 34. Eine Übersicht der Modelle mit elektrifiziertem
Antrieb vgl. Deloitte (2009), S. 18.
26 Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern
Unsicherheiten lassen sich bei den OEMs bezüglich der finanziellen Intensität der Zusam-
menarbeit, der Überzeugung in die technische Überlegenheit der Konzepte und der Marktfä-
higkeit feststellen.69 Darüber hinaus vernetzen sich die Lieferanten untereinander, um die
69
Vgl. Maier (2010), S. 62ff.
Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern 27
Technik zu entwickeln.70 Große Lieferanten wie Bosch setzen sich dabei an die Spitze, um die
Entwicklungen voranzutreiben.71
Aufgabe der strategischen Beschaffung muss es demzufolge sein, im Rahmen aller be-
schaffungsmarktgerichteten Interaktionen zeitgerecht die Voraussetzungen für die Realisie-
rung des angestrebten Gesamtunternehmenserfolgs zu schaffen. Erfolgspotenziale stellen da-
bei Vorsteuergrößen für Wettbewerbsvorteile und die Zielrealisierung dar.72
Für die Bereitstellung der Produktionsfaktoren von externen Lieferanten werden je nach Pha-
se der Zusammenarbeit und Umfang der interinstitutionellen Arbeitsteilung diverse Interakti-
onen zwischen Lieferant und OEM notwendig. Die Interaktionen werden von verschiedenen
Funktionsbereichen, Abteilungen oder Hierarchieebenen durchgeführt. Zu nennen sind dabei
bspw. die Buchhaltung, die FuE sowie die Unternehmensleitung. Es entsteht ein Koordinati-
onsbedarf auf Seiten der OEMs bezüglich der diversen Interaktionen mit den Lieferanten.
Diese Koordination kann eine Aufgabe der Beschaffung der OEMs sein. Arnold spricht bei
der Beschaffung eines Unternehmens von dem „Grenzelement, das ein Unternehmen mit sei-
nen Beschaffungsmärkten verbindet“ (Arnold (2006), S. 115). Die Beschaffung fungiert somit
weitestgehend als Schnittstelle zu den Lieferanten. Dabei kommt es nicht nur zu einer Koor-
dination der beschaffungsmarktgerichteten Interaktionen, sondern auch zu unternehmensin-
ternen Abstimmungsprozessen der materiellen Bedarfsermittlung hinsichtlich Menge, Quali-
tät, zeitlicher Struktur und örtlichen Anforderungen.73
Aus der aufgezeigten Notwendigkeit der Koordination mit externen Unternehmen und der
hohen Bedeutung für das Unternehmensergebnis wird die strategische Relevanz der Beschaf-
fung nochmals deutlich. Im Rahmen dieser Arbeit soll daher die strategische Perspektive der
Beschaffung der OEMs im Mittelpunkt stehen. Arnold versteht unter Beschaffung
„[...] alle unternehmensinternen und marktgerichteten Aktivitäten, die darauf ab-
zielen, einem Unternehmen die benötigten, aber nicht selbst hergestellten Objekte
verfügbar zu machen.“ (Arnold, U. (2006), S. 116, Anm. J.E.D.)
Abzugrenzen ist hiervon der Begriff des Einkaufs. In der Literatur und Praxis werden die Be-
griffe Einkauf und Beschaffung häufig synonym verwendet.74 Es empfiehlt sich eine genaue
Differenzierung zwischen den operativen und strategischen Funktionen vorzunehmen. Unter
70
So betreibt Bosch ein Joint Venture mit dem Mischkonzern Samsung aus Südkorea und steigt so direkt in
die Batteriefertigung ein. Vgl. Handelsblatt (2008), oS. und Maier (2010), S. 66.
71
Vgl. BA Beschaffung aktuell (2008a), S. 66.
72
Vgl. Kutschker/Schmid (2008), S. 827f.
73
Vgl. Arnold (2006), S. 116.
74
Vgl. Janz (2003), S. 10.
28 Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern
75
Vgl. Janz (2003), S. 10 f.
76
Vgl. Jung (2006), S. 313, Corsten (2008), S. 350.
77
Vgl. Weber/Kabst (2006), S. 66.
Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern 29
Logistik, Materialwirtschaft und Beschaffung bilden zusammen das Supply- oder auch
Versorgungs-System eines Automobilherstellers, das die drei Bereiche in einen aus system-
theoretischer Sicht sachlogischen Zusammenhang integriert (vgl. Abb. I-7).78
Objektbezug Materialbereitstellung
Materialplanung/-disposition
Materialentsorgung
Material-
wirtschaft
Versorgungs-
system
(supply system) Information
Lager Be- Sachgüter
Logistik
schaffung
Transport/Verkehr Rechte
Materialfluss Personal
Informationssysteme Kapital
Überbrückung von funktional,
Auftragsabwicklung Raum und Zeit Marktbezug Energie
Zu den wichtigsten Input-Faktoren zählen die in Abbildung I-7 der Beschaffung zugeordneten
Kategorien. In der Praxis der Automobilindustrie wird der Gegenstandsbereich der Beschaf-
fung meist auf Sachgüter beschränkt. Auf Kapital- und Personalmärkten wirken heterogene
interne und externe Faktoren, die eine getrennte Behandlung in anderen Funktionen der
OEMs begründen.79
78
Vgl. Corsten (2008), S. 356. Diese Einordnung entspricht keiner allgemeinen Übereinstimmung in der
Literatur. So wird erstens der hier bezeichnete Bereich Beschaffung teilweise als Einkauf bezeichnet und
zweitens das hier genannte Supply System als Beschaffung definiert, denen sich Logistik und Material-
wirtschaft unterordnen. Vgl. hierzu Bogaschewsky (2004), S. 175. Für die Untersuchungen in der Auto-
mobilindustrie im Rahmen dieser Arbeit wird der Definition von Arnold (2006) gefolgt.
79
Vgl. Arnold (2006), S. 116 und o.V. (2009a), S. 1.
30 Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern
80
Ringlstetter (1995) unterscheidet in der Konfiguration von Konzernen zwischen leistenden Basiseinheiten
und koordinierenden Leitungseinheiten. Vgl. Ringlstetter (1995), S. 128ff. Die Leitungskonfiguration
wird unter I.1.2 (2) diskutiert.
81
Vgl. Schanz (1994), S. 112ff., Frese (1993), S. 164ff., Kieser/Kubicek (1992), S. 73ff.
82
Beim institutionellen Verständnis spricht man davon, dass ein Unternehmen eine Organisation ist. Vgl.
Ringlstetter (1997), S. 13f.
83
Vgl. Large (2000), S. 293.
84
Eine Stelle ist dabei der Aufgabenkomplex, der einem fiktiven Aufgabenträger langfristig zugesprochen
wird. Das Abgrenzungsmerkmal zwischen den Stellen ist der Inhalt der ihr zugesprochenen Kompeten-
zen. Jeder Stelle kann wiederum eine Leitungseinheit oder Instanz zugeordnet werden. Stellen können so
zu Abteilungen zusammengefasst werden, die unter einheitlicher Leitung stehen. In den Abteilungen soll
zwischen den Stellen die größtmögliche Homogenität und zwischen den Abteilungen die größtmögliche
Heterogenität geschaffen werden. Vgl. Kreisel (1995), S. 80f.
85
Es wurde bereits auf die Unterscheidung der Begriffe Einkauf und Beschaffung hingewiesen (Kap. I.1.1
(2)). In der Praxis sind die Abteilungen Einkauf und Beschaffung – trotz unterschiedlicher Bezeichnung –
oft mit vergleichbaren Kompetenzen ausgestattet. Es wird abgestuft auch vom „Strategischen Einkauf“
gesprochen. Daher werden auch Einkaufsabteilungen und –aufgaben mit in die Analyse einbezogen und
auf ihre Relevanz für die strategieorientierte Ausrichtung dieser Arbeit untersucht. Im Folgenden wird in
dieser Arbeit von der Beschaffungsabteilung gesprochen.
Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern 31
ordnet, der auf die spezifischen Beschaffungsaufgaben der Automobilhersteller eingeht sowie
Vorteile zentraler und dezentraler Beschaffung aufzeigt (3).
86
Als organisatorische Verschmelzungen sollen z.B. Projekt- und Modulteams verstanden werden, die sich
durch Mitglieder mit Kenntnissen und Fähigkeiten aus verschiedenen Funktionen (z.B. Entwicklung, Be-
schaffung) zusammensetzen.
87
Vgl. Jost (2009), S. 371ff.
88
Neben den genannten Optionen der Objektorientierung kann die Beschaffungsfunktion nach den Aufga-
ben der Beschaffung differenziert werden. Zu den Teilaufgaben zählen Beschaffungsmarktforschung,
Angebotserarbeitung, Bestellwesen, Terminkontrolle/-verfolgung, Qualitätswesen und Rechnungsprü-
fung. Vorteile der funktionsorientierten Strukturierung sind die funktionale Spezialisierung und die Ver-
hinderung von Parallelarbeiten. Sie spielt jedoch auf höheren Strukturierungsebenen in der Automobilin-
dustrie keine bedeutende Rolle. Die Größe der OEMs und der damit verbundene Bedarf an Materialien
bevorteilt zunächst eine objektbezogene Konfiguration. Vgl. Arnold (1997), S. 209 und Schmitz (1988),
S. 269.
89
Eine weitere Möglichkeit stellt die Unterscheidung zwischen direktem und indirektem Material dar. Unter
direktem Material sind alle Güter, die direkt in das zu erstellende Produkt eingehen zu verstehen. Ein Bsp.
in der Automobilindustrie ist Stahl für die Karosserie. Unter indirektem Material wird das zu beschaffen-
de Material verstanden, dass zur Leistungserstellung beiträgt aber nicht in das Endprodukt direkt eingeht.
Zu nennen sind hier Verpackungsmaterialien und MRO (Maintenance, Repair and Operations)-Artikel,
z.B. Betriebsstoffe wie Öle und Fette. Vgl. Schuh/Bremicker (2005), S. 109.
32 Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern
90
Vgl. Puhlmann (1985), S. 98, Arnold (1997), S. 208f. Den Kriterien wurden durch den Autor Beispiele
aus der Automobilindustrie in Klammern hinzugefügt.
91
Z.B. will die BMW Group ihre Beschaffungsaktivitäten gezielt im NAFTA-Raum auf ca. 5 Milliarden
Euro p.a. verdoppeln, um Natural-Hedging- und Low-Cost-Country-Sourcing-Ziele zu verfolgen. Vgl.
Automobil-Produktion (2009b), S. 26f.
92
Vgl. Kutschker/Schmid (2008), S. 499.
93
Vgl. Schuh/Bremicker (2005), S. 83f.
94
Vgl. Arnold (1997), S. 211.
Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern 33
Serv.
PKW
LKW
Motorräder
Financial
Produktion
F&E
Beschaffung
Verkauf
: Beschaffung : Unternehmensleitung
95
Vgl. Kieser/Kubicek (1992), S. 86f.
96
Innerhalb der Beschaffungsabteilungen auf erster Strukturierungsebene werden in der Folge Stellen ge-
schaffen, die auf der zweiten Ebene wiederum dem Objekt- oder Funktionsprinzip folgen. Diese Stellen
können dann wiederum in Unterabteilungen zusammengefasst werden, wie bspw. der Beschaffungs-
marktforschung. Vgl. Large (2006), S. 283.
97
Vgl. BMW Group (2010), S. 145, Volkswagen AG (2010), S. 32. In einigen Fällen lässt sich eine Kom-
bination der Verantwortung für Produktion und Beschaffung beobachten. Vgl. Daimler AG (2010), S. 9,
Volkswagen AG (2010), S. 32.
98
Diese Strukturierung wird auch divisionale oder geschäftsbereichsbezogene Organisationsstruktur ge-
nannt. Vgl. Kieser/Kubicek (1992), S. 88 und Kreikebaum et al. (2002), S. 4. Diese Form der Konfigura-
tion lässt sich in vielen Großunternehmen - auch bei OEMs- antreffen. So bearbeitet die Daimler AG die
von ihr formulierten vier Geschäftsfelder „Mercedes-Benz Cars“, „Daimler Trucks“, „Vans, Buses,
Other” und „Daimler Financial Services“. Vgl. Daimler AG – Communications (2008), S. 7ff.
34 Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern
_______________________________________________________________________________________
99
Somit kann jede Division in die Lage versetzt werden, autark zu arbeiten. Tritt neben die Autarkie auch
eine vollständige Autonomie der Beschaffungseinheiten in den Divisionen, kann man von einer weitest-
gehenden Dezentralisierung sprechen. Unter Autarkie wird die Selbstständigkeit der Organisationseinheit
verstanden. Sie ist unabhängig von Inputfaktoren bzw. Ressourcen anderer Organisationen und Organisa-
tionseinheiten. Es handelt sich bei Autarkie um den Grad direkter und indirekter Interdependenzen zwi-
schen mindestens zwei Einheiten. Vgl. Kranz (2006), S. 219.
100
Als mehrdimensionale Optionen lassen sich dabei Matrix- und Tensorstrukturen in der Literatur unter-
scheiden. Die Tensororganisation mit mehr als zwei Strukturierungskriterien hat in der Praxis kaum Be-
deutung und wird daher an dieser Stelle auch nicht weiter erörtert. Vgl. im Weiteren hierzu auch
Kutschker/Schmid (2008), S. 530 f.
101
Im Vorstand der Daimler AG wird das Geschäftsfeld Mercedes-Benz Vans mit den Funktionen Produkti-
on und Einkauf für Mercedes-Benz Cars kombiniert. Vgl. Daimler AG (2010), S. 9.
102
Im Zuge der Implementierung eines Zentralbereichs werden diesem entsprechende Kompetenzen einge-
räumt, die die Divisionen bzw. Geschäftsbereiche abtreten müssen. Im Extremfall würde dies für die Be-
schaffung einer Eliminierung aller Beschaffungskompetenzen in den Teileinheiten und einer Bündelung
dieser in einem Zentralbereich gleichkommen. Vgl. Kreisel (1995), S. 116.
103
Vgl. Kreisel (1995), S. 133.
104
Ausgenommen ist der Bereich „Publishing and Communications“.
105
Vgl. Fiat (2006), S. 6.
Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern 35
106
Vgl. Hofmann/Städter (2007), S. 338.
107
Der Ort der Zentralisierung durch die Implementierung eines Lead Buyers kann auch eine Teileinheit des
Unternehmens sein. Kriterien der Zuschreibung der Verantwortung können bspw. bestehende und zukünf-
tige Umsätze, Beschaffungsmarktkenntnisse oder strategische Relevanz für die Teileinheit sein. Bei Kon-
flikten zwischen dem Lead Buyer und den Teileinheiten wird die Entscheidung dem dafür vorgesehenen
Gremium übertragen. Bei einer Aufteilung der Verantwortung der Beschaffungsgruppen auf mehrere
Lead Buyer in verschiedenen Teileinheiten entsteht eine Struktur mit Lead Buyer-Zentralbereichen in
mehreren Teileinheiten. Vgl. Schuh/Bremicker (2005), S. 109.
108
Van Weele und Rozemeijer (1996) schlagen eine „virtual buying organization“ vor. Diese folgt ebenso
dem Servicegedanken. Die Autoren teilen die Beschaffungsorganisation in einen „hard core“ und einen
„soft core“ ein. Der „hard core“ sind die Spezialisten, die die Beschaffungskompetenz in einer kleinen
Einheit bündeln. Der „soft core“ ist eine fliesende Zusammensetzung von Spezialisten aus den Geschäfts-
einheiten, die je nach Beschaffungsaufgabe wechselnd eingebunden sind. Vgl. van Weele/Rozemeijer
(1996), S. 158.
109
Vgl. Frese (1993), S. 432ff., Hungenberg (1995), S. 252ff.
110
Vgl. Bühner (1993), S. 12.
36 Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern
Autarkiemodell: Im Autarkiemodell liegen alle Kompetenzen der Beschaffung bei den Ge-
schäftsbereichen. De facto sind in diesem Fall keine Zentralbereiche existent.
In Abb. I-9 werden die diskutierten Modelle noch einmal in einem gemeinsamen Kontext
dargestellt.
Ein Zentralbereich für die Beschaffung hat zum Ziel kostenwirtschaftlich die Leistung Be-
schaffung – abgestuft nach eingeräumter Kompetenz – für die Geschäftsbereiche zur Verfü-
gung zu stellen. Die Beschaffung der OEMs bietet Leistungen zumeist ausschließlich internen
Interessensgruppen bzw. Bedarfsträgern an. Der Charakter eines Zentralbereichs Beschaffung
folgt damit vorwiegend der Philosophie eines Cost Centers.111
Nachdem die Strukturen des Organisationsaufbaus mit dem Fokus auf der monolithischen
Beschaffungseinheit diskutiert wurden, sollen nun die funktionsübergreifenden Wertschöp-
fungsstrukturierungsoptionen erörtert werden. Die moderne Wertschöpfung der Automobil-
hersteller involviert nicht nur - wie bereits dargestellt - externe Partner in einem immer größe-
ren Umfang, sondern verlangt auch ein funktionsübergreifendes Denken und Handeln der
Akteure innerhalb der Organisation eines Automobilherstellers.112 Durch diese ablauforien-
tierten Organisationsstrukturen wird eine Steigerung der Produktivität bezweckt, u.a. durch
eine Verbesserung der Qualität auf Grundlage einer verbesserten Informationsbasis, durch
eine hohe Kundenorientierung oder durch eine Verringerung der Durchlaufzeiten.
In diesem Kapitel werden Strukturierungsansätze dargestellt, die diesen Zielen gerecht
werden sollen. Nach einer Beschreibung der auf Dauer angelegten funktionsübergreifenden
111
Vgl. Hungenberg (1992), S. 352 und Ringlstetter (1995), S. 170.
112
Eine industrieübergreifend hohe Bedeutung zukünftiger Beschaffung, die funktions- und organisations-
übergreifend arbeitet, sehen Zheng et al. (2007), S. 74.
Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern 37
Organisationsformen (a) – den modularen und prozessorientierten Optionen – wird auf die
temporär angelegten Projektorganisation in der Automobilindustrie eingegangen (b).
(a) Dauerhafte funktionsübergreifende Organisationsformen: In diesem Abschnitt der Arbeit
werden die Möglichkeiten und Folgen der Übertragung des modularen bzw. prozessorientier-
ten Organisationsansatzes unter Einbeziehung der Beschaffung auf die Organisation der
OEMs erörtert.
Anders als die Projektorganisation sind modulare und prozessorientierte Organisationen
grundsätzlich auf Dauer angelegte - aber dennoch flexible - Konfigurationen. Aufgrund der
Beschaffenheit des Automobils aus diskreten Einheiten findet die modulare Organisation auch
in der Automobilindustrie Anklang. OEMs verfolgen diesen Ansatz, um die Komplexität
durch Modularisierung des Automobils und Aufteilung in diskrete Subeinheiten - die Module,
die äquivalent von modularen Organisationseinheiten verantwortet werden, handhabbarer zu
machen und in der Organisation abzubilden.113 Osterloh und Frost (2006) verstehen unter der
modularen Organisation:
„[…] die Segmentierung der Produktion oder Dienstleistungen in Teileinheiten,
die sowohl in der technischen als auch in der betriebswirtschaftlichen Dimension
weitgehend autonom sind.“ (Osterloh/ Frost (2006), S. 142)
Die Konfiguration der organisationalen Teileinheiten richtet sich nach der Dekomposition der
Endproduktstruktur, also nach einem Bottom-up- und nicht Top-down-Verfahren wie bei
divisionaler oder funktionaler Organisation.114 Zweitens lässt sich der modulare Ansatz durch
höhere innere Homogenität gegenüber dem integrierten objektbezogenen Ansatz und durch
eine höhere Differenz gegenüber dem integrierten funktionsbezogenen Ansatz abgrenzen. 115
Daraus folgt, dass die organisationalen Module weitestgehend selbständig arbeiten sollen.
Dies hat zur Folge, dass sich alle relevanten zentralen Prozesse innerhalb der Modulgrenzen
vollziehen müssen. Insofern bedingt eine Modularisierung eines Unternehmens eine Prozess-
orientierung im Sinne der genauen Prozesskenntnis und -gestaltungskraft. Begleitet wird die
Selbständigkeit durch Schnittstellen zwischen den unabhängigen Modulen. Dies erzeugt Fle-
xibilität innerhalb der Gesamtorganisation.116
113
Die Modularität ermöglicht flexibel mit den diversen Eigenschaften der Teile zu arbeiten: “Modularity
enables multiple configurations from a given set of inputs, and the range of configurations achievable is a
direct function of the number and the heterogeneity of the potential inputs that can be combined. There-
fore, the more different in-puts there are available to combine within a system, the more numerous the
configurations enabled by modularity.” (Schilling/Steensma (2001), S. 1153).
114
Vgl. Osterloh/ Frost (2006), S. 141.
115
Homogenität wird als die Gleichartigkeit der verrichteten Funktionen und Differenz als die Unterschied-
lichkeit der behandelten Objekte bezeichnet. Vgl. Reichhuber (2010), S. 138f. sowie dort genannte Litera-
tur.
116
Vgl. Andreßen (2006), S. 13.
38 Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern
Eine Übertragung auf die Unternehmensorganisation beruht auf dem Prinzip, große mono-
lithische Einheiten in kleinere und modulare Einheiten aufzuteilen, die sich zu einem Ganzen
wieder Zusammenfügen lassen.117 Zwischen den modularen Einheiten wird eine strukturierte
Vernetzung aufgebaut, die durch formalisierte Steuerungsmechanismen wie z.B. interne
Märkte, überlappende Module, gemeinsame Vereinbarungen und direktive Regeln sicherge-
stellt wird.118 Die Selbststeuerung der Module setzt somit auch – am Bsp. der Anordnungen
zu sehen – eine Steuerung von außen voraus.119
Vor- und Nachteile der modularen Konfiguration lassen sich über die Kategorien Zentrali-
sierungs- und Dezentralisierungsgrad der Beschaffungsfunktion diskutieren. Bspw. sei hier
bereits hingewiesen auf die Problematik zwischen Motivation der Teileinheiten bei Dezentra-
lisierung und möglichen Synergieeffekten bei Zentralisierung. Ebenso spielen inkommensu-
rable Eigenlogiken zwischen lose verknüpften modularen Organisationseinheiten eine größere
Rolle.120
Insbesondere die Beschaffung der OEMs muss sich die Frage nach der Rolle innerhalb ei-
ner modularen Organisation stellen, da sie eine zunehmende Bedeutung in der Wertschöpfung
spielt. Einen Orientierungspunkt bietet die strategische Bedeutung des Automobil-Moduls für
das Endprodukt Automobil. Alle von externen Lieferanten bezogenen Komponenten und Tei-
le, die Bestandteil eines Automobil-Moduls sind, werden auf ein organisatorische Modul
übertragen, um eine weitestgehende Selbstständigkeit der Organisationseinheit sicherzustel-
len. Je höher der Grad der fremderbrachten Wertschöpfung umso unverzichtbarer wird Be-
schaffungsmarktwissen in den organisationalen Modulen der OEMs. Austauschbare, d.h.
nicht wettbewerbsvorteilsschaffende extern bezogene Leistungen können von einer zentralen
Einheit übernommen werden, wenn die Synergieeffekte einer Zentralisierung überwiegen.121
Das in verschiedenen organisatorischen Modulen vorhandene komplementäre Beschaffungs-
marktwissen oder der Ähnlichkeitsgrad von Input-Faktoren nach technischen und betriebs-
wirtschaftlichen Kriterien,122 lässt auch an dieser Stelle die Frage nach der Nutzung von
Synergiepotenzialen aufkommen.123
117
Vgl. Spitta (1998), S. 5.
118
Vgl. Osterloh/ Frost (2006), S. 142ff.
119
Vgl. Kieser (1994), S. 219.
120
Vgl. Argyres (1999), S. 171. Inkommensurable Eigenlogiken entstehen aus divergierenden Kontexten
unterschiedlicher Individuen und Teileinheiten. Vgl. hierzu Ringlstetter (1995), S. 66ff. und Ringlstetter
(1997) S. 10ff.
121
Die graduelle Rückintegration einzelner Funktionen aus den Modulen heraus in eine zentrale Einheit
erhöht die Bindungskraft der Module im Gesamtunternehmen, da interne Beziehungen und neue Schnitt-
stellen aufgebaut werden.
122
Bspw. der Einsatz von technisch vergleichbaren und fremderstellten Teilen oder die Nutzung einer ge-
meinsamen Lieferquelle. Als Lieferquelle sollen hier Regionen, Länder, Unternehmen oder auch Betriebe
verstanden werden.
123
Vgl. Ringlstetter (1995), S. 79ff.
Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern 39
Wie diese Diskussion zeigt, scheint die vollständige und umfassende Modularisierung des
OEM-Unternehmens, angelehnt an die Dekomposition des komplexen Systems Automobil, in
Module ohne Schnittstellen nicht vollständig möglich und auch nicht sinnvoll zu sein. Picot
und Baumann (2007) führen hierzu zwei Argumente an:
„Zum einen ist dies die Tatsache, dass reale Systeme bestenfalls „nearly de-
composable“ sind und sich niemals in völlig unabhängige Module zerlegen lassen
[…]. Ein gewisses Maß an intermodularer Interdependenz bleibt somit unver-
meidbar […]. Zum anderen ist es das Konzept der beschränkten Rationalität […]
und das verhaltenswissenschaftliche Verständnis von Problemlösungsprozessen
als adaptiven Such- und Entscheidungsprozessen […].“ (Picot/ Baumann (2007),
S. 229f., Anm. J.E.D.)
Die Subsysteme bzw. Module stellen hier die kundenorientierten Prozesse selbst dar. Eine
konsequente Weiterführung des Gedankens der Modularisierung findet sich in der primär pro-
zessorientierten Organisationsform. Daher soll an dieser Stelle auf die Prozessorganisation
näher eingegangen werden, um ein tieferes Verständnis für die Konfigurationsoptionen einer
modularen Organisation aufzubauen.126
In der Literatur lassen sich eine Vielzahl von praxisorientierten und wissenschaftlichen
Ansätzen der Prozessorganisation und dem dahinterstehenden Verständnis finden.127 Staehle
und Conrad (1999) stellen fest, dass allen Ansätzen drei Grundgedanken gemein sind: be-
reichsübergreifende Prozessorientierung, informationstechnologische Unterstützung der funk-
124
Vgl. Picot/ Baumann (2007), S. 229.
125
Vgl. Picot/ Baumann (2007), S. 234f.
126
Heftrich (2000) formuliert zur engen Verwandtschaft der prozessualen und modularen Organisation: „Bei
einem Prozess handelt es sich zunächst auch um ein Modul.“. Vgl. Heftrich (2000), S. 122.
127
Vgl. Schober (2002), S. 9f., Fink (2003), S. 16f. und dort genannte Literatur.
40 Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern
128
Vgl. Gaitanides (1983), S. 65.
129
Vgl. Fink (2003), S. 18.
130
Vgl. Staehle/Conrad (1999), S. 751.
131
Die Unterscheidung wird anhand des Integrationsgrads in die Organisationsstruktur vorgenommen. Vgl.
Fink (2003), S. 16f.
132
Eine vertiefende Diskussion der Projektstruktur wird in Teil (b) geführt. Stäbe sind im Zusammenhang
mit virtuellen Prozessorganisationen als zentrale Koordinationseinheiten bzw. hier mit Fokus auf den be-
schaffungsmarktgerichteten Prozessen als zentrale Koordinationseinheiten für Beschaffungsprozesse
interpretierbar und in dieser Form bereits erörtert worden. Vgl. hierzu Kap. I.1.2 (1).
133
Vgl. Fink (2003), S. 76.
134
Entsprechend kann man bei Einführung einer dritten prozessorientierten Dimension von einer
Tensorstruktur sprechen.
Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern 41
Die Projektorganisation und die zuvor diskutierte Prozessorganisation lassen sich als selb-
ständige Dimensionen verstehen, die sich gegenseitig bedingen und ergänzen.138 Eine Viel-
zahl von Projekten wird durch ein übergeordnetes Prozessmanagement gesteuert. Die Projekte
135
Osterloh und Frost (2006) stufen noch einmal zwischen dem Service-Modell und der reinen Prozessorga-
nisation ab. Im Service-Modell werden zentrale Funktionen als Spezialeinheiten beibehalten, um den Pro-
zessmanagern Spezialwissen anzubieten und Koordinationsleistungen zu übernehmen. Die reine Prozess-
organisation sieht autarke Prozesseinheiten vor. Die Verantwortung für die Prozesse wird zwischen Un-
ternehmensführung und Prozessverantwortlichen bspw. nach Gesamtverantwortung für das Unternehmen,
für Geschäftsprozesse, für Hauptprozesse und für Teilprozesse abgestuft aufgeteilt. Vgl. Osterloh/Frost
(2006), S. 110f.
136
Modular- und Systems-Sourcing sind spezielle Beschaffungsstrategien für hochwertige komplexe Einhei-
ten - hier Module und Systeme des Automobils. Vgl. Andreßen (2006), S. 7 und Wannenwetsch (2010),
S. 172.
137
Vgl. Schuh/Bremicker (2005), S. 135. Die Autoren schlagen eine „Visible Process Organization“ vor.
Anspruch dieses Ansatzes ist es, sich in bestehende Konfigurationen, wie sie bereits erörtert wurden, ein-
zubetten und dabei die Prozesstransparenz im gesamten Unternehmen zu erhöhen, um z.B. mangelnde
Lieferfähigkeiten oder hohes Nettoumlaufvermögen zu vermeiden.
138
Vgl. Hanfeld (1997), S. 92ff.
42 Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern
folgen intern wiederum einem eigenen Prozessverständnis. Ein grundlegendes Verständnis für
Projekte liefert die DIN 69901:
„Vorhaben, das im Wesentlichen durch die Einmaligkeit der Bedingungen in ihrer
Gesamtheit gekennzeichnet ist, wie z. B. Zielvorgabe, zeitliche, finanzielle, per-
sonelle und andere Begrenzungen; Abgrenzung gegenüber anderen Vorhaben;
projektspezifische Organisation“ (Deutsches Institut für Normung (2009), S. 5)
Die Definition weist auf den besonderen Projektcharakter der zeitlichen Begrenzung von Zie-
len, Finanz- und Humanressourcen hin. Ebenso wird die besondere Organisation genannt. Bei
der Projektorganisation wird, auch aufgrund des temporären Herauslösens der Organisations-
mitglieder aus der integrierten primären Struktur, von der Sekundärstruktur des Unternehmens
gesprochen.139 Als Eigenschaften von Projekten lassen sich zusammenfassend auflisten:
Risiko: Projekte haben aufgrund der Einzigartigkeit und Komplexität das Risiko des Schei-
terns und von Verzögerungen inne.
139
Vgl. Krüger (1994), S. 41, Large (2006), S. 284.
140
Vgl. Büsch (2007), S. 271.
141
Vgl. Zell (2003), S. 61 und Boutellier/Gassmann/Voit (2002), S. 29.
Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern 43
heiten der Primärorganisation und zeitweise im Projektteam arbeiten. Hierdurch wird es not-
wendig, eine klare Trennung der Ressourcen, Aufgaben und Entscheidungen zwischen Pri-
mär- und Projektorganisation zu treffen, um Kompetenzkonflikte zwischen den Leitungsstel-
len zu handhaben.
Trotz der Dominanz von Fahrzeugprojekten hat die Einbindung der Beschaffung in Projek-
te bei Automobilherstellern immer wieder andere Formen und Zielsetzungen. Projekte, an
denen die Beschaffungsexperten der OEMs in verschiedenen Rollen teilnehmen, sind bspw.
Neuinvestitionen im Ausland, Entwicklungsprojekte mit hohem Anteil neuer Technologien,
die eine Einbindung von spezialisierten Lieferanten notwendig macht142 oder Lieferantenqua-
lifikationsprojekte. Die Beschaffungsspezialisten können dabei bspw. die Rollen Projektleiter,
Teamleiter oder Teammitglied einnehmen.143 So unterschiedlich wie die Zielsetzungen der
Projekte sind, so unterschiedlich können auch die Projektteams strukturiert sein.
Neben den genannten Vorteilen stellt die diskutierte Einbindung der Beschaffung in funk-
tionsübergreifenden Strukturen wiederum die Gesamtorganisation vor neue Herausforderun-
gen. Moses und Åhlström (2008) beschreiben zehn Probleme, die sie mit dem interfunktiona-
len industriellen Beschaffungsprozess identifiziert haben. Diese werden in die drei Kategorien
funktionale Abhängigkeit, strategische Störungen und nicht abgestimmte funktionale Ziele
eingeteilt.144 Zur Bewältigung der Herausforderungen bzw. in der Abwägung der Vor- und
Nachteile, die mit der Konfiguration der Beschaffung der Automobilhersteller stattfindet,
müssen die spezifischen Rahmenbedingungen der Projekte einfließen.
142
Gaitanides/Stock (2004) konnten in einer empirischen Studie, die die Automobilindustrie einbezog, die
positive Wirkung von Projektteams bei der Bearbeitung komplexer Aufgaben und in dynamischen Märk-
ten nachweisen. Gaitanides/Stock (2004), S. 446f.
143
Auftraggeber und Sponsor sind weitere Rollen, die im Rahmen von Projekten zu übernehmen sind. Diese
werden meist von der Unternehmensleitung bzw. einzelnen Personen dieser wahrgenommen. Vgl. hierzu
Büsch (2007), S. 275f.
144
1. Funktionale Abhängigkeit: Mangel einer holistischen Sichtweise, Informations-abhängigkeit, Mangel
eines angepassten IT-Unterstützungssystems, Treffen von Ad-hoc-Entscheidungen, ungenügendes Pro-
zess-Design; 2. Strategische Störungen: Unklare Strategieformulierung, inkonsistente Datenbasis; 3.
Nicht abgestimmte funktionale Ziele: Unausgeglichene Teilnahme der Funktionen, erzwungene Pfadab-
hängigkeit, Zeitabstimmung der Funktionen. Vgl. Moses/Åhlström (2008), S. 93ff.
145
Vgl. Kutschker/Schmid (2008), S. 620.
44 Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern
der die Eigenschaften der Konfigurationsoptionen aufnimmt und diese den Eigenschaften der
Beschaffungsaufgaben von OEMs gegenüberstellt (vgl. Abb. I-10).
Eigenschaften
Beschaf-
aufgabe
fungs-
monolithische funktionsübergreifende
Optionen (hoch) Optionen (niedrig)
Zentralisierung Dezentralisierung
Die Beschaffungsaufgabe der Automobilhersteller wird von dem Ziel bestimmt, für das Un-
ternehmen Leistungen zu beschaffen, die nicht selbst erstellt werden.146
Die Charaktere der zu beschaffenden Leistungen sind für die Ausgestaltung der Organisation
ein maßgebender Faktor.147 Die Individualität kann von Standardisierung bis OEM-
spezifische Individualisierung der Leistungen reichen. Darüber hinaus können einzelne Kom-
ponenten auch für unterschiedliche Zielmärkte individuell modifiziert werden. Insbesondere
Volumenhersteller stellen die Kombination von Standardisierung und Individualisierung vor
komplexe Aufgaben. Zur Beschreibung der Beschaffungsaufgabe gehören ebenso die Parame-
146
Die Lieferantenleistungen sind zumeist Teilleistungen, die nach weiterer Verarbeitung, Kombination oder
Montage in das Endprodukt Automobil einfließen. Es kann sich dabei sowohl um Dienstleistungen als
auch um das gesamte Spektrum zu beschaffender Materialien und Teile, Komponenten, Module oder Sys-
teme handeln. Darüber hinaus werden einzelne Fahrzeugmodelle als Gesamtfahrzeug von Produktions-
spezialisten oder sog. Full-Service-Dienstleistern bezogen.
147
Vgl. Wolters (1995), S. 102.
Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern 45
ter Komplexität148 und Wertigkeit der Aufgabe. Als für die Beschaffung relevante Komplexi-
tätskategorien lassen sich u.a.
technische Komplexität des zu beschaffenden Objekts (u.a. Spezifikationen, Toleranzen),
Neuartigkeitsgrad (z.B. von Materialien, Prozessen, Maschinen, Lieferanten oder Beschaf-
fungsländern),
Spezifität der Leistung,
Konjunktur- und Nachfragetrends,
Wechselkursrisiken und
Spekulationen
nennen.149 Mit einem höheren Grad an Individualität der extern bezogenen Leistungen lässt
sich meist eine relativ hohe technische Komplexität und/oder Spezifität dieser Beschaffungs-
aufgabe konstatieren. Eine hohe Komplexität kann auch durch die Beschaffung von Standard-
teilen ausgelöst werden, wenn diese bspw. aus neuen Beschaffungsmärkten bezogen werden,
die für die Organisation hohe Neuheitsgrade haben und neue Logistiklösungen verlangen.150
Das Kriterium Wertigkeit lässt sich z.B. über den Anteil an den Gesamtkosten des Auto-
mobils oder den Anteil am Beschaffungsumsatz messen. Eine knappe Verfügbarkeit erhöht
die Wertigkeit der Leistungen. Den Anforderungen des Automobilherstellers angepasste Leis-
tungen sind vorwiegend schwerer am Markt verfügbar als Standardartikel. Die Wertigkeit der
Leistung bestimmt sich auch darüber, ob die Leistung ein Differenzierungsmerkmal für End-
kunden darstellt.151
Die Abgrenzung der Beschaffungsaufgabe wird nunmehr mit den aufgezeigten Konfigura-
tionsoptionen der Beschaffung der Automobilhersteller abgeglichen. Dabei können thesenhaft
Tendenzen der abgestimmten Konfiguration aufgezeigt werden. Standardisierte Leistungen
verbunden mit relativ niedriger Komplexität und Wertigkeit der Aufgabe können tendenziell
vorteilhafter durch monolithische Organisationen beschafft werden. Die Beschaffungsabtei-
148
Unter Komplexität wird die Verschiedenartigkeit, die Vielzahl und die Veränderlichkeit im Zeitablauf
(Dynamik) der Elemente in einem System verstanden. Vgl. Ulrich/ Probst (2001), S. 58 ff.
149
Vgl. Bogaschewsky/ Glock (2008), S. 12f. und Colberg et al. (2000), S. 53.
150
Im Rahmen von Global Sourcing-Projekten werden oftmals Standardteile in „fremden“ Niedriglohnländer
angefragt. Dabei können für die Organisation schwer kontrollier- bzw. beherrschbare kulturelle, rechtli-
che, politische, ökonomische und ökologische Faktoren auftreten. Zudem bestehen häufig neue logisti-
sche Herausforderungen für Lieferanten und Abnehmer, um zeit- und mengengenaue Lieferungen durch-
zuführen. Vgl. Bogaschewsky/Glock (2008), S. 12f. und S. 16. Kerkhoff (2005) verbindet mit Global
Sourcing hingegen eine strategische Perspektive und sieht darin, auf das Verständnis der Volkswagen AG
zurückgreifend, einen „kontinuierlichen Prozess zur Planung, Steuerung, Durchführung und Kontrolle
weitweiter Beschaffungsaktivitäten, um Qualität, Service und Wettbewerbsfähigkeit für Serienteile zu
verbessern“. Vgl. Kerkhoff (2005), S. 35. Steinle und Schiele (2008) identifizieren hingegen Risiken des
Global Sourcing insbesondere für komplexe Teile, bei denen die Abhängigkeit vom Lieferanten hoch ist.
Internationale Lieferanten könnten lokale Kunden vorziehen und so das Risiko für den internationalen
Kunden erhöhen. Die Autoren unterstreichen, dass es eine strategische Entscheidung ist, global einzukau-
fen und (auch umfassende) Kostenkalkulationen nicht ausreichen. Vgl. Steinle/Schiele (2008), S. 12.
151
Vgl. Colberg et al. (2000), S. 53.
46 Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern
lungen der Automobilhersteller vollziehen diese Beschaffungsaufgaben dann mit dem Ziel
einer größtmöglichen operativen Effizienz.152
Für die Beschaffung von Leistungen mit hoher bis sehr hoher Komplexität und Wertigkeit
bzw. Markenrelevanz bieten sich hingegen modulare bzw. prozessorientierte Organisations-
formen an, die funktions- und unternehmensübergreifende Tätigkeiten unterstützen. Die Ein-
beziehung von Kunden und Lieferanten in Entwicklungsprozesse erfordern eine Zusammen-
arbeit von kundennahen Funktionen wie der Marktforschung und lieferantennahen Funktionen
wie der Beschaffung.153
Die Projektorganisation ist eine zentrale funktionsübergreifende Organisationsoption in der
Automobilindustrie.154 Corsten (2000) hält zum Zusammenhang von Komplexität und Pro-
jektorganisation fest:
„Die Komplexität eines Projektes zeigt sich letztendlich darin, daß es […] eine
Vielzahl von schwer vorausbestimmten Teilaktivitäten und Interdependenzen
(enthält), deren Wirkungen die Grenzen eines Unternehmensbereiches überschrei-
ten. […] Es werden damit unterschiedliche Fach- und Wissensgebiete bei der Lö-
sung einer Aufgabe relevant, so daß Projekte das Zusammenwirken verschiedener
Spezialisten in einer interdisziplinären Gruppe erfordern.“ (Corsten (2000), S. 2f.,
Anm. J.E.D.)
152
Wolters (1995) schlägt vor, Teile, die keinen Einfluss auf die Funktionsfähigkeit von Systemen haben, die
Bestandteil eines Automobil werden, organisatorisch konzentriert zu beschaffen, um Gemeinkosten und
Konditionen zu optimieren. Vgl. Wolters (1995), S. 103.
153
Die Beschaffung wird in sog. „Enhanced Networks“ mit Lieferanten und Endkunden eingebettet. Zu
„Enhanced Networks“ vgl. Kap. II.2.2 (2). Roberts (2000) stellt zur optimalen Einkaufsorganisation fest:
“In a review of the organisation of procurement expertise within manufacturing organisations […] con-
cluded that, to optimise the efficiency of the procurement process, many if not all departments within the
organisation needed to play an active role in planning and managing supply chain improvement pro-
grams.” (Roberts (2000), S. 272).
154
Vgl. Hab/Wagner (2006), S. 40ff.
155
Vgl. Corsten (2000), S. 2.
Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern 47
Letztlich sind alle Überlegungen vor der Frage des Zentralisierungsgrads der Beschaf-
fungsleitung und -leistung zu erörtern. Hartmann et al. (2008) unterstreichen diese Relevanz:
“For purchasing managers […], one of the major challenges has become design-
ing the purchasing organization so that it is capable of coping with both centra-
lised and decentralised strategic requirements” (Hartmann et al. (2008), S. 28,
Anm. J.E.D.)
Die strategischen Anforderungen an die Beschaffung leiten sich aus der strategischen Orien-
tierung des einzelnen OEMs ab. Die Modularisierung der Automobile ermöglicht OEMs Stra-
tegien, die Skaleneffekte durch standardisierte Module mit Lokalisierungsvorteilen durch iso-
lierte Anpassungen an Kundenpräferenzen verbinden.156 In der Folge kommt es zu Kombina-
tionen von standardisierten und individualisierten Beschaffungsaufgaben bei einem global
aufgestellten OEM. Während Zentralisierung durch die effizienzorientierte Standardisierung
getrieben wird, stimuliert effektive Kundenansprache Dezentralisierungstendenzen in der Be-
schaffungskonfiguration.157
Die Beschaffungskonfiguration der OEMs folgt einem industrieübergreifenden Trend,
Vorteile zentraler und dezentraler Beschaffungskonfiguration zu kombinieren. So kann die
Beschaffung z.B. auf der einen Seite zentral gelenkt werden,158 auf der anderen Seite arbeiten
dezentral aufgestellte modulbezogene Teams funktions- und organisationsübergreifend.159 Die
Abbildungen I-11 und I-12 zeigen Zusammenstellungen von Vorteilen der Zentralisierung
und der Dezentralisierung der Beschaffungsfunktion. Die Vorteile der einen Option können
die Nachteile der anderen sein und vice versa.
156
Strategien, die auf globalen Fahrzeugarchitekturen aufbauen, finden sich insbesondere bei Volumenher-
stellern. Im internationalen Kontext werden einzelne Module an die Kundenpräferenzen in einzelnen
Zielmärkten angepasst. Treiber sind hierbei auch lokale gesetzliche Vorgaben. Vgl. Reichhuber (2010), S.
72ff.
157
Vgl. Faes et al. (2000), S. 539ff.
158
Die Vielfalt der Zentralisierungsoptionen von Beschaffungsleitung und -leistung zeigt sich z.B. in oben
genannten graduellen Abstufungen zwischen den Extremausprägungen der Zentralbereichsmodelle.
159
Vgl. Hartmann et al. (2008), S. 29 und Trent (2004), S. 4ff.
48 Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern
aus Sicht der OEMs und wird daher aus dem Branchenumfeld hervorgehoben. Primäre Auf-
gabe der Beschaffung ist das Management der beschaffungsmarktgerichteten Unternehmens-
aktivitäten. Um die Aufgaben und Veränderungstreiber der Beschaffung der Automobilher-
steller besser zu verstehen, liegt es daher nahe, auf die besondere Rolle der Automobil-
zulieferer als Beschaffungsquelle vertieft einzugehen (Kapitel I.2.2).
Für die Analyse der makroökonomischen Veränderungen werden die sechs Parameter der
PESTEL-Analyse herangezogen.160 Die zu untersuchenden Subsysteme des Unternehmens-
umfelds sind im Einzelnen (a) das politische Umfeld, (b) das ökonomische Umfeld, (c) das
gesellschaftliche Umfeld, (d) das technische Umfeld, (e) das ökologische Umfeld und (f) das
rechtliche Umfeld.
160
Die PESTEL-Analyse basiert auf dem ursprünglichen Ansatz der PEST-Analyse und wurde um den öko-
logischen und rechtlichen Parameter erweitert. Es soll an dieser Stelle auf die weiter gefasste Form der
PESTEL-Analyse zurückgegriffen werden, da ökologische und rechtliche Aspekte vielfach Diskussionen
in der und um die Automobilindustrie bestimmen. PESTEL steht für die ersten Buchstaben der
Umfeldparamter eines Unternehmens in Englisch: „P“ – Political, „E“ – Economical, „S“ – Socio-
cultural, „T“ – Technological, „E“ – Environmental, „L“ – Legal. Vgl. zur PEST-Analyse Kotler et al.
(2008), S. 43. Zu der Erweiterung auf die PESTEL-Analyse Johnson et al. (2008), S. 53ff.
161
Das politische Umfeld wird geprägt durch die politische Situation in den Ländern, in denen das Unter-
nehmen bzw. der Automobilhersteller im weitesten Sinne aktiv ist. Hierzu zählt auch die politische Situa-
tion in Ländern, aus denen Leistungen von Lieferanten bezogen werden. Die politische Lage umschreibt
u.a. die allgemeine Gesinnung der Regierungen, die Gefahrensituation bei Kriegen und Konflikten, die
Einbindung des Landes in internationale Organisationen oder die wirtschaftspolitische Verlässlichkeit
bzw. Stabilität.
Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern 51
(b) Ökonomisches Umfeld:168 Für die Automobilhersteller ist das ökonomische Umfeld wie
auch das politische durch eine geographische Diversität geprägt. Weltweit agierende Auto-
mobilhersteller stoßen auf regionale Unterschiede der ökonomischen Umfelder. Als Bsp. lässt
sich die Stagnation der großen Automobilmärkte in der Triade bei gleichzeitigem Wachstum
in den sogenannten BRIC-Staaten169 nennen. Nicht zuletzt die globale Finanzkrise hat die
Automobilhersteller vor neue Herausforderungen der Fremd- und Eigenkapitalbeschaffung
gestellt. Die Investorenlandschaft verändert sich. Während Kreditengpässe in der Triade be-
162
Unter Non-Profit-Organisationen sind Organisationen zu verstehen, die ihre Gewinne nicht an einen Prin-
zipal ausschütten. Vgl. hierzu von Hippel (2007), S. 629f.
163
Unterstützung liegt vor, wenn eine Person oder Gruppe bereit ist, ein Objekt durch den Einsatz von Macht
zu unterstützen oder diese tatsächlich einsetzt. Vgl. hierzu Kirsch (1977), S. 123f.
164
Ziel des im März 2000 durch die Staats- und Regierungschefs der E.U.-Staaten lancierten Lissabon-
Prozesses (auch –Strategie) für Wachstum und Beschäftigung ist es, die E.U. bis 2010 zum wettbewerbs-
fähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt zu entwickeln. Auf europäischer
Ebene sollen Wirtschafts-, Energie- und Klimapolitik harmonisiert werden, um die Wettbewerbsfähigkeit
der europäischen Automobilindustrie auf dem Weltmarkt zu stärken. Vgl. Europäischer Rat (2000), o.S.
und VDA (2008), S. 17 sowie hierzu zum aktuellen Stand Europäische Kommission (2009), S. 2f. und
VDA (2008), S. 17.
165
Für eine umfassende Darstellung der einzelnen Politikfelder siehe Europäische Kommission (2008), S.
15ff. und VDA (2008), S. 17f.
166
Vgl. Münstermann (2007), S. 11.
167
o.V. (2009b), S. 2ff., o.V. (2008), S. 41.
168
Im ökonomischen Umfeld lassen sich die Faktoren finden und analysieren, die in ihrem Ursprung und
ihrer Wirkung von gesamtwirtschaftlicher Bedeutsamkeit sind. Dazu zählen z.B. Inflationsraten, Wech-
selkurse, Faktorkosten, Investorenverhalten oder das allgemeine Wirtschaftswachstum.
169
BRIC-Staaten sind Brasilien (B), Rußland (R), Indien (I) und China (C).
52 Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern
stehen, sehen Investoren, die sich bisher nicht in der Automobilbranche engagiert haben, bei
niedrigen Aktienkursen ausgewählter Hersteller lukrative Anlagemöglichkeiten.170
Die Beschaffung der Automobilhersteller sieht sich zunehmenden Finanzierungsengpässen
ihrer Lieferanten bis hin zu Insolvenzen gegenüber. Auf die spezifischen Entwicklungen in
der Zulieferindustrie wird in Kapitel I.1.2 „Zur besonderen Rolle der Automobilzulieferer“
vertieft eingegangen. Die verminderten Absatzzahlen senken die Produktion und machen so-
mit auch eine Reduzierung der Beschaffungsmengen notwendig. Für die Beschaffung spielten
in den letzten Jahren die Rohstoffmärkte insbesondere für Metalle und Öle eine kritische Rol-
le.171
(c) Gesellschaftliches Umfeld:172 Die gesellschaftlichen Entwicklungen werden durch die An-
forderungen an die Mobilität der Bevölkerung im Großstadtraum173 und den demographischen
Wandel geprägt. Aufgrund der zunehmenden Urbanisierung ändern sich gesellschaftliche
Einstellungen und tägliche Verhaltensweisen.174
Das Wachstum der Absatzmärkte in Brasilien, Indien und China treibt den Ausbau der dor-
tigen Produktion weiter an. Für die Beschaffung der Automobilhersteller bedeutet dies, dass
auch die Versorgung der lokalen Produktion vermehrt in diesen Ländern stattfinden wird, um
die Logistikkette effizienter zu gestalten. Aufbau und Wachstum der internationalen Lieferan-
tenmärkte erweitert wiederum das Auswahlspektrum an potenziellen Beschaffungsquellen
auch für die Produktion in der Triade.175
(d) Technisches Umfeld:176 Eine der größten Veränderungstreiber für das Automobil ist die
fortlaufende Erhöhung des Elektrik- und Elektronikanteils. Grundlage hierfür sind Innovatio-
170
Vgl. Automobilwoche (2009a), o.S.
171
Auch andere Rohstoffe wie Aluminium, Öl und Kupfer sind auf den Weltmärkten nach Preissteigerungen
in 2008 wieder zu deutlich günstigeren Preisen in 2009 zu beschaffen gewesen. Dies ermöglichte OEMs
in neue Preissenkungsverhandlungen mit Lieferanten einzusteigen. Vgl. Automobilwoche (2009b), o.S.
172
Im gesellschaftlichen Umfeld lassen sich sozio-kulturelle und demographische Aspekte verorten. Die
Soziokultur beschreibt die Werte und Normen, die Gesellschaften beeinflussen. Die Demographie gibt
Aufschluss über die Bevölkerungsentwicklung, z.B. hinsichtlich der Altersstruktur, Mobilität oder religi-
ösen Orientierung einer Gesellschaft.
173
Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung spricht von Stadtbevölkerung bei Einwohnern von Städten mit
mindestens 2.000 Einwohnern, von Hauptstädten eines Landes oder von Provinzhauptstädten. In Indust-
rieländern sind 75% Stadtbevölkerung, in Entwicklungsländern 43%. Vgl. hierzu Deutsche Stiftung
Weltbevölkerung (2007), S 7ff.
174
In der Triade ist mit Ausnahme der USA mit Stagnation und Rückgang der Bevölkerungszahlen zu rech-
nen. Für die aufstrebenden BRIC-Staaten wird eine weitere Zunahme der Bevölkerung bis 2050 von
durchschnittlich 28% prognostiziert: Brasilien +37%, Rußland -23%, Indien +54%, China +9%. Während
sich in der E.U. (Basis sind die 27 EU-Staaten (Stand 31.03.2009) die Bevölkerungszahl durchschnittlich
um 3% vermindert, soll diese in Japan um ein Viertel zurückgehen und in den U.S.A. um 39% ansteigen.
Vgl. hierzu Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (2007), S. 6ff.
175
Vgl. KPMG (2007a), S. 2ff. Diese Einschätzung wurde in Experteninterviews bestätigt.
176
Die Analyse des technischen Umfelds befasst sich mit den Konsequenzen technologischer Entwicklun-
gen, die sich auf das Unternehmen mit seinen Produkten und Prozessen auswirken. Dabei sollte ein mög-
Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern 53
nen in der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie.177 Dies schlägt sich u.a. nieder in der Aus-
stattung mit Head-up Displays178, im Antrieb mit elektromechanischen Ventiltrieben oder im
Fahrwerk mit aktiven elektronischen Regelungen und Steuerungen.179
Ein prominentes Feld, das vertieft betrachtet werden soll, ist die Entwicklung effizienterer und
emissionsfreier Antriebstechnik. Automobilhersteller sehen in Abwägung technischer und
wirtschaftlicher Möglichkeiten den ersten Schritt in der Effizienzsteigerung bestehender An-
triebssysteme mit und ohne hybride Module unterstützt durch verbesserte und alternative An-
triebsstoffe. Die Einführung emissionsfreier Antriebe folgt nach Feststellung derer Breiten-
marktfähigkeit.180 Dort hinführende diskutierte Antriebskonzepte, die die bisherigen Verbren-
nungsmotoren ersetzen können, sind u.a. Hybrid-, Plug-in-Hybrid- und reine Elektroantriebs-
konzepte mit Lithium-Ionen-Akkumulatoren oder die Brennstoffzelle. Einen visionären An-
satz stellt die Stromversorgung der Autos durch Induktion über die Fahrbahn dar.181 Jedoch
wird auf absehbare Zeit nicht ein einzelnes Konzept den Markt bestimmen.182 Kundenindivi-
duelles Fahrverhalten und Effizienzpräferenzen lassen OEMs ein breiteres Spektrum an An-
triebskonzepten entwickeln und anbieten.183 Wesentliche Grundlage für die nachhaltige Um-
setzung solcher Veränderungen ist die entsprechende Modernisierung des Tankstellennetzes
und der Werkstätten.
Einen weiteren wesentlichen Einfluss auf die Automobilindustrie nehmen Entwicklungen
in der Material- und Verarbeitungstechnik. Der Einsatz immer leichterer und leistungsfähige-
rer Materialien ist ein bestimmendes Thema, um die Effizienz des Automobils zu steigern.
Hinzu kommen neue ökologisch erzeugte Materialien wie z.B. CO2-neutrale Kunststoffe auf
Pflanzenbasis im Auto-Innenraum, die es den Herstellern ermöglichen eine ökologisch nach-
haltige Mobilität anzubieten.184 Begleitet wird dies vom Einsatz neuer Klebetechniken in der
Verarbeitung, die die Steifigkeit der Karosserie erhöhen.185
Die Veränderungen der eingesetzten Technologien können je nach Komponente radikale
Veränderungen in der Zulieferstruktur nach sich ziehen. Für die Beschaffung elektromechani-
_______________________________________________________________________________________
lichst breites Analysespektrum angelegt werden. Branchenfremde technologische Entwicklungen können
durchaus tiefgreifende Auswirkungen auf die Automobilindustrie haben.
177
Vgl. ZVEI (2008), o.S.
178
Head-up Displays sind Anzeigensysteme, die Informationen in das Sichtfeld (z.B. Frontscheibe) des Au-
tofahrers projizieren.
179
Vgl. Radtke et al. (2004), S. 62ff.
180
Vgl. Weber, T. (2007), S. 6.
181
Der Ansatz wurde im Projekt „Vision Elektromobilität 2050“ der TU Braunschweig, der Ingenieurgesell-
schaft Auto und Verkehr (IAV) und dem Energieübertragungsunternehmen Vahle entwickelt. Vgl. Zeit
(2009), o.S. und ATZ (2009), S. 506f.
182
Allein die Diversität an LI-Batterie-Technologien verdeutlicht die Schwierigkeit, eine Vorhersage zu
treffen. Vgl. Boston Consulting Group (2009), S. 1ff.
183
Vgl. Automobil-Produktion (2009a), S. 12.
184
Vgl. Automobil-Industrie (2009a), o.S.
185
Vgl. IFAM – Fraunhofer (2007), S. 1.
54 Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern
scher Ventiltriebe werden z.B. nicht reine Mechanik- sondern Mechatronikspezialisten gefragt
sein.186 Für den Einsatz alternativer Materialien in der Karosserie werden neue Aufgaben für
die Beschaffung entstehen, da diese Kompetenz von Materialspezialisten bereitgestellt wer-
den muss.187 Diese Entwicklungen zeigen, dass Automobilhersteller sich verstärkt auf nicht-
traditionellen Beschaffungsmärkten engagieren müssen, um den technischen Anforderungen
der Märkte nachzukommen.188
(e) Ökologisches Umfeld:189 Die Thematik der Ökologie und des ökologischen Wirtschaftens
hat Einfluss in weite Bereiche der Automobilhersteller. Der sich beschleunigende Klimawan-
del ist dabei oftmals Ausgangspunkt der Diskussionen in Gesellschaft und Politik.190 Auf
Grundlage der Zuschreibung der teilweisen Verantwortung für die negativen Folgen der kli-
matischen Veränderungen werden Forderungen an die Automobilhersteller gestellt. Unter der
Terminologie „nachhaltige Mobilität“ werden Konzepte diskutiert, die zu einer Reduktion des
Ausstoßes an Treibhausgasen durch Automobilhersteller beitragen sollen.191 Dabei stehen die
bereits angesprochenen Antriebskonzepte, die auf einen Verbrennungsmotor ganz oder teil-
weise verzichten, im Fokus.
Für die Beschaffung ist die Umweltproblematik eine besondere Herausforderung, die auch
Einfluss auf die Lieferantenbeziehungen nimmt. Zsidisin und Siferd (2005) kommen aufbau-
end auf einer Analyse der ökologisch orientierten Beschaffungsliteratur zu folgender Definiti-
on von ökologischer Beschaffung:
„Environmental Purchasing (EP) for an individual firm is the set of purchasing
policies held, actions taken, and relationships formed in response to concerns as-
sociated with the natural environment. These concerns relate to the acquisition of
raw materials, including supplier selection, evaluation and development; suppliers'
operations; in-bound distribution; packaging; recycling; reuse; resource reduction;
and final disposal of the firm's products.” (Zsidisin/Siferd (2005), S. 69)
Ein Ziel der Automobilhersteller ist in diesem Kontext das Management ökologischer Risi-
ken. Diese Risiken aufgrund unzureichender Umweltstandards der Lieferanten werden den
186
Vgl. Radtke et al. (2004), S. 65. und Schuh et al. (2004), S. 38.
187
Vgl. Radtke et al. (2004), S. 72.
188
Vgl. Keijzer (2007), S. 8.
189
Zur Analyse des ökologischen Umfelds eines Unternehmens gehört z.B. der Einfluss, den Umweltver-
schmutzung auf die Produktion und Produktgestaltung unter Berücksichtigung des Produktlebenszyklus,
auf die Folgen der Nutzung von endlichen Rohstoffen oder auf die ökologisch verträgliche Standortwahl
hat.
190
Das „Kyoto-Protokol“ (1998) hält die völkerrechtlich verbindlichen Zielwerte für den Ausstoß von
Treibhausgasen der Teilnehmer-Staaten der UN-Konferenz zum Klimawandel in Kyoto fest. Z.B. sind
das für die E.U im Schnitt 92% der Emission in einer „Verpflichtungsperiode 2008-2012 gegenüber dem
Basiswert in 1990. Vgl. United Nations (1998), S. 20 und VDA (2008), S. 157.
191
Vgl. Weber (2007), S. 5ff., Brunner (2006), S.86 f., Umweltbundesamt (2006), S. 26f. und auf internatio-
naler Ebene Europäische Kommission (2006), S. 18., WBCSD (2004), S. 8.
Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern 55
OEMs selbst zugeschrieben.192 Dazu zählt auch die Einbeziehung der Lieferanten mit deren
spezifischen Kompetenzen in eine frühe Phase der Produktentwicklung, um den Forderungen
nach ökologisch nachhaltigen Automobilen zu genügen. Da heute nahezu alle Teile des Au-
tomobils recycelt werden, muss auch die grundsätzliche Recyclingfähigkeit der Materialien
berücksichtigt werden.193 Der Druck kostengünstiger Produktion beinhaltet auch eine Be-
schaffung in Niedrigpreisländern.194 In diesen Ländern sind die Standards an ökologische
Produktion jedoch nicht so gesetzt wie dies in der Triade weitgehend üblich ist.195 Die Norm
ISO 14001 bietet die Möglichkeit ein Umweltmanagement nicht nur beim Hersteller selbst,
sondern auch bei seinen Lieferanten einzuführen.196 Die Norm hat sich in der Automobilin-
dustrie zu einer unerlässlichen Bedingung entwickelt. Neben der Erfüllung ökologischer For-
derungen ist der Einsatz innovativer Materialien auch existenziell notwendig, um gegenüber
Preisentwicklung und Verfügbarkeit endlicher Rohstoffressourcen unabhängiger zu wer-
den.197
(f) Rechtliches Umfeld:198 Der Automobilsektor ist einer der meist regulierten Sektoren in Euro-
pa.199 Nicht nur in Europa, sondern auch weltweit stehen Themenfelder rund um das Automo-
bil und die Automobilindustrie im Fokus, die insbesondere Umwelt- und Sicherheitsfragen
betreffen. An dieser Stelle werden die für die Beschaffungsfragen relevante Altfahrzeug-
Richtlinie 2000/53/EG und die Emissionsstandards vorgestellt.200
Mit der Altfahrzeug-Richtlinie 2000/53/EG201 werden zwei Ziele verfolgt: erstens eine
Vermeidung von Abfällen und zweitens die Wiederverwendung und das Recycling von Ab-
192
Vgl. Simpson/Power (2005), S. 61.
193
Vgl. Preuss (2007), S. 523. Die Angaben zur Recyclingmöglichkeit eines Automobils gehen von 75% bis
nahezu 100% aus. Vgl. hierzu VDA (2008), S. 194 und Koplin (2005), S. 194.
194
Beschaffung in Niedrigpreisländern wird auch als „Low-Cost-Country-Sourcing“ (LCC-Sourcing) be-
zeichnet. Vgl. hierzu Kamauff/ Spekman (2008), S. 14
195
Vgl. Koplin (2005), S. 87.
196
Die DIN EN ISO 14001 zielt auf die Implementierung eines kontinuierlichen Prozesses zur Steigerung
des ökologischen Leistung einer Organisation ab.
197
Vgl. Koplin (2005), S. 92f..
198
Zum rechtlichen Umfeld eines Unternehmens gehören die rechtlichen Normen und die Rechtshandhabung
in den Ländern in denen der OEM tätig ist.
199
Hierzu zählen u.a. über 80 E.U.-Richtlinien. Vgl. ACEA (2008), o.S.
200
Um in einem für diese Arbeit angemessenen Rahmen einer Umfeldanalyse zu bleiben, wird hier primär
auf die europäische Automobilindustrie Bezug genommen. Darüber hinaus ist die Eurodesign-
Verordnung zu beachten. Sie ermöglicht Lieferanten unter Beachtung von Qualitätsstandards Herstellung
und Vertrieb von OEM-Ersatzteilen ohne Zustimmung der Hersteller und des Handels. Diese Situation
ermöglicht Lieferanten das margenstarke Ersatzteilgeschäft verstärkt zu betreiben. Aufgabe der Beschaf-
fung ist es, diese Konstellation für ein Risikomanagement der Automobilhersteller, das auf das Ersatzteil-
geschäft bezogen ist, zu beobachten. Vgl. Blanchet/Rade (2006), S. 187f., Proff/Proff (2008), S. 47, Au-
tomobil-Industrie (2008), o.S.
201
Die Altfahrzeug-Richtlinie 2000/53/EG wurde in nationales Recht der Bundesrepublik Deutschland um-
gesetzt und gilt seit dem 01.01.2007 für alle Fahrzeuge. Vgl. hierzu VDA (2008), S. 191.
56 Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern
fällen.202 Hier sind auch Materialien aufgelistet, die einem Verwendungsverbot im Automo-
bilbau unterliegen. Dies hat entsprechende Maßnahmen zur Folge, die sich ebenso auf die von
Lieferanten eingesetzten Teile beziehen.
Die Emissionsstandards der Europäischen Union wurden in Folge der Nicht-Umsetzung
der Selbstverpflichtung der Automobilhersteller zur Senkung der CO2-Ausstoßobergrenzen
von Fahrzeugen eingeführt. Es wird eine Senkung auf eine Grenze von 120 g Kohlendioxid
pro km bei Neuwagen bis 2012 angestrebt.203 Hier werden weitere Forschungs- und Entwick-
lungsleistungen der OEMs notwendig sein, die (Entwicklungs-) Leistungen der Lieferanten
mit einschließen.
In die makroökonomische Analyse bettet sich die tiefere Analyse des Branchenumfelds ein.
Im Rahmen der Analysemethodik nach Porter (1980) werden die fünf Parameter (a) Konkur-
renzsituation innerhalb der Branche, (b) Markteintritt neuer Wettbewerber, (c) Verhand-
lungsmacht der Kunden, (d) Substitutionsgefahr des Produkts und Verhandlungsmacht der
Lieferanten untersucht.204 Auf die besondere Rolle der Lieferanten im Kontext dieser Arbeit
wurde bereits hingewiesen. Eine Analyse der aktuellen Situation in der Zulieferbranche und
deren Auswirkungen auf die Beschaffung der OEMs findet daher ausführlich in Kapitel I.1.2
statt.
(a) Konkurrenzsituation innerhalb der Branche: Die Wettbewerbssituation auf den amerika-
nischen und europäischen Märkten wird durch eine neue Konkurrenzwelle aus Asien ange-
heizt.205 Verstärkt wird die Situation durch den zunehmenden Wettbewerb in den Wachs-
tumsmärkten. Hinzu treten die Folgen der allgemeinen Finanz- und Wirtschaftskrise von Ende
2008/ Anfang 2009, die den Absatz haben stark einbrechen lassen.206
Vor dem Hintergrund des immer weiter steigenden Kostendrucks von Absatz- und Be-
schaffungsmärkten stehen Hersteller strukturellen Überkapazitäten gegenüber, die sich in der
Absatzkrise zu einem kritischen Kostenblock entwickelt haben.207 Preise können auf den Ab-
202
Vgl. Europäische Kommission (2000), Artikel 1.
203
Vgl. Europäische Kommission (2007a), o.S., Europäische Kommission (2007b), S. 5ff.
204
Zu „Porter’s Five Forces“ vgl. Porter (1980), S. 3ff., Porter (2008), S. 3ff. Auch Osterloh/Frost (2006), S.
174.
205
Zum Auftreten neuer Konkurrenten aus Asien vgl. Fehrenbach (2006), S. 211. Asiatische Anbieter, die
bereits länger in diesen Märkten aktiv sind, wie z.B. Toyota, konnten trotz einer allgemeinen Stagnation
der Nachfrage ihre Marktanteile ausbauen. Vgl. Becker (2007), S. 16ff.
206
Im Jahr 2009 betrug der Einbruch je nach Weltregion bis zu 20%. Vgl. Roland Berger/ Rothschild (2009),
S. 13.
207
Die Kapazitätsauslastung der europäischen OEMs konnte von 64,7% in 1993 auf 83,1% in 2007 gehoben
werden. Vgl. hierzu PriceWaterhouseCoopers (2008), S. 12. Andere Untersuchungen haben für 2004 eine
weltweite Kapazitätsauslastung von 75% festgestellt und prognostizieren bis 2011 für diese keine signifi-
Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern 57
_______________________________________________________________________________________
kante Veränderung. Vgl. hierzu Becker (2006), S. 20ff. Als Gründe für die strukturellen Überkapazitäten
lassen sich die Volatilität der Absatzmärkte (monatliche Absatzzahlen können zwischen Einführung und
Austritt eines Mittelklassewagens um bis zu 50% unter Höchststückzahl liegen) bzw.
Prognoseungenauigkeit der Absatzzahlen nennen. Maschinen und Anlagen werden spätestens drei Jahre
vor Produktionsstart geplant. Der Planungszeitraum einer Produktion beträgt bei einem Lebenszyklus von
sieben Jahren somit zehn Jahre. Somit ist eine Fehleinschätzung des Bedarfs der Produktionsanlagen
durchaus als hoch einzuschätzen. Vgl. Radtke et al. (2004), S. 27f.
208
OEMs bieten eine größer werdende Anzahl an KfZ-Typen und -Varianten an. Vgl. Becker (2007), S.
27ff.
209
Unter Time-to-Market wird die Zeit von der ersten Produktidee oder Entwicklungsauftrag des Manage-
ments bis zur ersten Markteinführung verstanden. Vgl. Keijzer (2007), S. 4.
210
Die Pay-off-Periode beschreibt den Zeitraum bis eine Investition in die Entwicklung eines Automobils
sich vollständig amortisiert hat. Vgl. zur Pay-off-Periode Zimmermann (2003),S. 173.
211
Vgl. Bartelt (2002), S. 15 sowie ähnlich Keijzer (2007), S. 4.
212
Unter „Feld“ soll hier die Begrenzung auf Teile, Module, Systeme oder ganze Automobile in einem be-
schränkten zeitlichen Rahmen verstanden werden.
213
Hinne (2007) spricht von „dynamischen Kompetenzen“, die bei Zusammenschlüssen von Unternehmen
gefragt sind. Vgl. Hinne (2007), S. 135. Er bezieht sich dabei u.a. auf Teece, Pisano und Shuen (1997),
die „dynamische Kompetenzen“ als „the firm’s ability to integrate, build, and reconfigure internal and
external competencies to address rapidly changing environments“ definieren. Vgl. Teece/Pisano/Shuen
(1997), S. 516.
214
Es können bei OEMs mit Premiummarken Module nach dem Grad des Markenprägungseinflusses unter-
schieden werden. Vgl. hierzu auch Becker (2007), S. 109.
215
BMW und Daimler arbeiten bei der Beschaffung von Standardkomponenten zusammen. In diesem Fall
umfasst dies ca. 10% der Komponenten eines Autos. Vgl. Procurement Leaders (2009), o.S. Eines der
letzten Bsp. ist die unter Kostendruck entstandene umfassende Kooperation zwischen Fiat und Chrysler.
Vgl. Handelsblatt (2009), o.S.
58 Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern
(b) Markteintritt neuer Wettbewerber: Erstens kommen für den Markteintritt neuer Wettbe-
werber in die Triade insbesondere OEMs aus Asien in Frage.216 Zweitens sind Aktivitätsaus-
weitungen vor- und nachgelagerter Unternehmen auf der Wertschöpfungskette denkbar.
Der Markteintritt von OEMs aus Entwicklungs- und Schwellenländern ist bisher in nicht
nennenswertem Umfang geschehen. Indische und chinesische Hersteller können oft mit den in
ihren Ländern gefertigten Automobilen Sicherheits- und Umweltstandards in der Triade nicht
erfüllen. Übernahmen von kleineren Herstellern in der Triade sind ein Weg, um erste Markt-
anteile zu erlangen.217 Insbesondere in den Niedrigpreissegmenten stellen diese Hersteller
aufgrund ihrer effizienten Kostenstrukturen eine potenzielle Konkurrenz dar.
In der Wertschöpfungskette nachgelagerte Unternehmen, wie z.B. Händler-Gruppen, sind
in der Vergangenheit nicht als potenzielle Hersteller in Erscheinung getreten.218 Anders stellt
sich die Situation bei Lieferanten dar. Aufgrund der Übernahme von Wertschöpfungsanteilen
bis hin zu Integrationsfunktionen durch Fahrzeugspezialisten, reduziert sich die Wertschöp-
fung der OEMs immer weiter. Von manchen Autoren wird offen gelassen, ob diese Entwick-
lung erst beim Management der Marken der OEMs enden wird.219 Bisher haben Lieferanten
mit umfassenden Wertschöpfungsanteilen bzw. Fahrzeugspezialisten mit Integrations-
kompetenz auf einen Direktabsatz mit eigenen Marken verzichtet.
(c) Verhandlungsmacht der Kunden: Der Automobilmarkt hat sich vom Verkäufer- zum Käu-
fermarkt entwickelt. Kunden verlangen einen höheren Grad an Individualität und Differenzie-
rung eines Automobils in Verbindung mit kostengünstigen Angeboten.220 Eine starke Marke
und ein hoher Qualitätsstandard - verstanden als Langlebigkeit der Elemente - stellen alleine
noch keine Differenzierungsmerkmale dar. Innovationen leisten einen weiteren wichtigen
Beitrag zur Differenzierung. Aber auch Innovationen können die sinkende Mehrpreisbereit-
schaft der Kunden im Massenmarkt nicht auffangen.
Der Beschaffung kommt für fremdbezogene Leistungen eine koordinative Rolle zwischen
Marketing, FuE und Lieferanten zu. Die Innovationskraft der Lieferanten ist eine bedeutende
Ressource für den Erfolg bei Endkunden. Effizienz- und Innovationsorientierung in der Be-
216
Vgl. Bogaschewsky/Kohler (2007), S. 143.
217
Hier ist beispielhaft die Übernahme von Jaguar und Land Rover durch Tata Motors zu nennen. Vgl. Kuß
(2009), S. 207.
218
Auszunehmen ist das Angebot von Handelsunternehmen zur Minderheits-Beteiligung an der Adam Opel
AG. Vgl. Reisener (2008), o.S.
219
Vgl hierzu Gottschalk (2006), S. 16. Diese Meinung wird in der Literatur nicht eindeutig gesehen. So
meint Blinda (2006), dass eine nachhaltige Markenführung nur auf Basis differenzierter Qualitäten der
Hersteller möglich ist, die durch den Rückgriff auf weitestgehend gleiche Lieferanten gefährdet sei. Vgl.
Blinda (2006), S. 20f. Zur Diskussion des Outsourcings in der Automobilindustrie vgl. auch Pointner
(2003), S. 36ff.
220
Vgl. Keijzer (2007), S. 5.
Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern 59
schaffung der OEMs lassen sich aus den kaufentscheidenden Kriterien Preis und Innovationen
der Endkunden ableiten.221
(d) Substitutionsgefahr: Zwei Möglichkeiten der Substitution sind zu unterscheiden. Erstens
ist die Substitution des Automobils als solches denkbar. Und zweitens ist die Substitution
einzelner Teile, Module oder Systeme möglich.
Das Automobil als solches wird auch in Zukunft kaum von anderen Fortbe-
wegungskonzepten in Gänze ersetzbar sein. Individuelle Mobilität wird sogar eine zunehmen-
de Bedeutung haben – insbesondere in Schwellenländern. Aber auch in Konzepten, die einen
höheren Grad an öffentlichem Verkehr einbeziehen, spielt das Automobil weiterhin eine Rol-
le. Zu nennen sind hier Park-and-Ride-Systeme oder das „car2go“-Projekt der Daimler AG.222
In Bezug auf die Substitution einzelner Elemente des Automobils werden Lieferanten mit
innovativen Angeboten zur Nachhaltigkeit, zur Personensicherheit und zum Komfort Einfluss
auf den Automobilmarkt haben.223 Insbesondere die mittel- bis langfristige Substitution bishe-
riger Antriebskonzepte stellt die OEMs vor die Aufgabe, Innovationen der Lieferanten in das
Automobil zu integrieren. Die Vielfalt der diskutierten Konzepte verdeutlicht jedoch ebenso
die Unsicherheit darüber, welche innovativen Technologien den Markt zukünftig mitbestim-
men oder eventuell dominieren werden.
Immer weitere Teile der Wertschöpfung in der Automobilindustrie werden durch Automobil-
zulieferer wahrgenommen. Sie nehmen somit nicht nur in der Industrie sondern auch in der
Gesamtwirtschaft eine zunehmend wichtige Rolle ein.
Auf diese Entwicklungen soll daher in den folgenden Kapiteln vertieft eingegangen wer-
den. Zunächst wird die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Zulieferindustrie erörtert (1).
Anschließend werden die spezifischen Entwicklungen in der automobilen Zulieferbranche
diskutiert (2).
In Deutschland hat sich die Zulieferindustrie zu einem wichtigen Arbeitgeber entwickelt. Die
Beschäftigung konnte zwischen Mitte der 1990er Jahre und Mitte der 2000er Jahre kontinu-
ierlich gesteigert werden. Grundlage für diese Steigerung war, dass der Umsatz von 27,2 Mrd.
221
Zur Bedeutung der Kundenanforderungen in der Beschaffung der OEMs siehe auch Schuberthan/Potrafke
(2006), S. 11.
222
Zum „car2go“-Projekt der Daimler AG vgl. Much (2009), S. 50.
223
Zur Bedeutung der Nachhaltigkeitsorientierung für Innovationen vgl. Nidumolu/Prahalad (2009), S. 57ff.
60 Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern
€ in 1994 um mehr als das doppelte bis Mitte des ersten Jahrzehnts im neuen Jahrtausend ge-
steigert werden konnte (vgl. Abb. I-13). Gründe für die Steigerungen sind v.a. die bereits vor-
gestellte Auslagerung von Wertschöpfungsanteilen der OEMs sowie die Spezialisierung der
Lieferanten.
329 324
315 321 322
298
280 280 327
271 309
254 290
278 238
75,4
265
70,7
255
68,3
251
65,4
59,9
56,8
56,7
51,1
45,4
42,1
36,8
32,9
30,9
29,5
28,3
27,2
26,8
24,8
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
Beschäftigte in 1.000 Umsatz in Mrd. Euro
Abb. I-13: Entwicklung von Umsatz und Beschäftigung in der deutschen Zulieferindustrie
Quelle: Ernst & Young (2008), S. 5 in Anlehnung an VDA-Statistiken.
224
Roland Berger und Rothschild sehen in ihrer Studie den Automobilabsatz in 2015 in Westeuropa trotz der
Finanzkrise in 2008 und in 2009 mindestens wieder auf dem Niveau der Jahre 2000 bis 2008. Vgl. hierzu
Roland Berger/Rothschild (2009), S. 8.
225
In den U.S.A. ergibt sich ein gemischtes Bild. Der seit über 10 Jahren bestehende Rückgang an Arbeits-
plätzen in der Automobilindustrie hat sich durch die Finanz- und Absatzkrise weiter verstärkt. Als Gründe
werden auch die Outsourcing-Aktivitäten der OEMs angeführt. Vgl. Swiecki/Gerth (2008), S. 4.
226
Vgl. VDA (2008), S. 76.
Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern 61
Die Zulieferunternehmen haben in einigen Regionen – genannt sei z.B. der Großraum
Stuttgart in Deutschland227 – eine lokale und regionale Bedeutung. Sie sind große Arbeitgeber
und tragen somit in den Regionen einen bedeutenden Anteil zur wirtschaftlichen Prosperität
bei. Die Verankerung der Unternehmen beruht oft auf langjährigen und generationsübergrei-
fenden Entwicklungen. Zu dieser Verbundenheit trägt bei, dass eine große Anzahl an Unter-
nehmen – beispielhaft sei hier auf Deutschland verwiesen – in Familienbesitz befindliche und
mittelständisch geprägte Unternehmen sind.228
Auch im Vergleich mit anderen Industrien ist die Zulieferindustrie als Arbeitgeber bedeu-
tend. In Deutschland gab es in 2008 ca. 322.000 sozialpflichtige Arbeitsplätze. Bei den OEMs
waren dies etwa 401.000 Stellen. Das Statistische Bundesamt Deutschland summiert diese
beiden Sektoren unter „Kraftwagen und Kraftwagenteile“. Zusammen arbeiteteten somit in
der Automobilzuliefer- und -herstellerindustrie ca. 723.000 sozialversicherungspflichtige Ar-
beitnehmer in 2007 (vgl. Abb. I-14). Gegenüber 2001 ist die Gesamtzahl der Beschäftigten in
der Industrie somit von ca. 797.000 um ca. 74.000 zurückgegangen. Im gleichen Zeitraum ist
die Anzahl der Beschäftigten in der Zulieferindustrie um ca. 13.000 gestiegen. Dies unter-
mauert die gestiegene Bedeutung der Automobilzulieferer gegenüber den OEMs für die Ge-
samtwirtschaft. Anzumerken ist, dass diese Unternehmen die OEMs direkt beliefern. Rechnet
man die Beschäftigten bei Lieferanten, die die OEMs indirekt beliefern, hinzu, so steigt diese
Zahl nochmals.229
227
Vgl. Dispan/Grammel (1999), S. 8ff.
228
Eine Studie der IKB - Deutsche Industriebank zeigt, dass 586 Unternehmen der deutschen Automobilzu-
lieferindustrie in 2005 einen Umsatz von 10-250 Mio. € gemacht haben. Es konnten 100 Unternehmen
mit einem Umsatz >250 Mio. € identifiziert werden. Vgl. Gerhardt (2007), S. 16.
229
Kinkel und Zanker (2007) kommen in Ihrer Untersuchung für 2001 auf eine Gesamtanzahl von 786.454
Beschäftigten in der Automobilzulieferindustrie (direkte und indirekte Zulieferer) quer zu den Branchen
24 und 25 sowie 28 bis 35 des verarbeitenden Gewerbes nach Schlüsselung des Statistischen Bundesamts
Deutschland. Vgl. Kinkel/Zanker (2007), S. 13 sowie dort genannte Quellen.
62 Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern
0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1.000 1.100
Beschäftigte Beschäftigte
Beschäftigte
in 1.000 bei in 1.000 bei
in 1.000
Zulieferern Nicht-Zulieferern
230
In der Studie wurden 523 deutsche Unternehmen aus verschiedenen Branchen befragt. Vgl. KPMG
(2007b), S. 23.
231
Z.B. hatten die Automobilzulieferer in 2008 nochmals mit überdurchschnittlichen Preissteigerungen zu
kämpfen. Die Preise haben sich gegen Ende des Jahres wiederum deutlich reduziert. Vgl. IKB (2008), S.
6.
Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern 63
232
Bartelt (2002) fasst vier Maßnahmen zur Reduzierung der Direktlieferanten bei Automobilherstellern
zusammen: weniger Einzelteile pro Endprodukt, Güterbündelung, Modular bzw. System Sourcing und
Single Sourcing. Vgl. Bartelt (2002), S. 22.
233
Vgl. Sutherland (2005), S. 242 und ähnlich auch Keijzer (2007), S. 7.
234
Vgl. Kurek (2004), S. 15f.
235
Vgl. Kurek (2004), S. 199.
64 Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern
40.000 30.000
(1988)
Anzahl
Zulieferer
8.000
(1998)
8.000 5.600
(2000)
5.000 ~2.800
Anzahl (2015)
500
Automobilhersteller
500 (1910)
50 30 9
14
30 (1950) (1980) (2015)
50 (2000)
(1900)
0
1900 1950 2000 2015
Die Konsolidierung in der Zulieferindustrie ist jedoch noch nicht abgeschlossen.236 Niedrige
Eigenkapitalquoten befördern die Lieferantenkonzentration, da nicht alle Lieferanten kosten-
intensive Innovationsprojekte alleine durchführen können.237 Die Situation wird durch die
Finanz- und Wirtschaftskrise seit Ende 2008 zusätzlich verschärft. Insolvenzen, Übernahmen
und Fusionen werden auch in den kommenden Jahren die Zulieferindustrie prägen.238
Kröger, Vizjak und Ringlstetter zeigen eine Systematik der Konsolidierung für alle Indust-
rien auf.239 Sie stellen zur Konsolidierung in allen Industrien fest:
„Die weltweite Industriekonsolidierung (Endgame) rollt und bedroht alle Unter-
nehmen, die nicht zu den drei Industrieweltmarktführern zählen werden – und
damit alle Nischenspieler. […] Circa 80% aller Unternehmen sind potenzielle
oder designierte Nischenspieler. Diese werden in ihrer überwiegenden Mehrheit
Opfer der Konsolidierung.“ (Kröger/Vizjak/Ringlstetter (2006), S. 9f., Anm.
J.E.D.)
236
Vgl. Kalmbach (2006), S. 43.
237
Vgl. Keijzer (2007), S. 10.
238
Vgl. Automobil-Produktion (2009c), S. 8 sowie dort genannte Studien.
239
Nach Kröger/Vizjak/Ringlstetter (2006) folgen die Industriekonsolidierungen über einen Zeitraum von 25
Jahren einem klar definierbaren Muster über vier Phasen: Öffnungs-, Kumulations-, Fokus- und Balance-
/Allianz-Phase. Vgl. Kröger/Vizjak/Ringlstetter (2006), S. 31ff.
Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern 65
Die Automobilzulieferindustrie muss in Bezug auf die Konsolidierung bzw. das Überleben
der Marktführer von ihren Produktsegmenten aus betrachtet werden. So kann festgestellt wer-
den, dass der Konzentrierungsgrad bei Sitz-, Reifen- und Elektroniklieferanten bereits weiter
vorangeschritten ist als in anderen Segmenten.240 Dessen ungeachtet stehen diese und andere
Segmente auch in den kommenden Jahren weiterhin unter hohem Konsolidierungsdruck.241
Es wird am Ende eine kleine Anzahl an Lieferanten je Segment die OEMs direkt beliefern
und dabei weite Teile der Produktion und der Entwicklung übernehmen.242 Die Unternehmen,
die in der Konsolidierung die angemessenen Antworten auf den Skalen- und Innovationswett-
bewerb finden, werden am Ende zu den Direktlieferanten bzw. Markt- und Segmentführern
gehören.243
(c) Entstehen von System- und Megalieferanten: Die fortschreitende Externalisierung von
Wertschöpfungsanteilen der Automobilhersteller hat in den vergangenen Jahren zum ver-
mehrten Entstehen sog. Systemlieferanten geführt, die die OEMs direkt beliefern. Diese Sys-
temlieferanten übernehmen für die entsprechenden Systeme umfangreiche Leistungen von der
Produktion bis zur FuE. Werden auch Koordination und Integration in der Wertschöpfungs-
kette vorgelagerter Lieferantenleistungen übernommen, kann man auch von Systemintegrato-
ren sprechen.244 Systemlieferanten werden so zu Schlüssellieferanten (oder auch Key-Supplier
genannt), deren Machtposition gegenüber den OEMs anwächst.245
Die Entwicklungen sind nicht unabhängig von der zuvor skizierten Konsolidierung zu se-
hen. Durch die Konsolidierung - gepaart mit der Kompetenzkonzentration bei wenigen Sys-
temlieferanten - verschiebt sich das Machtgefüge zwischen OEMs und Lieferanten. Die Be-
schaffung eines Systems ermöglicht OEMs die Anzahl an Lieferanten zu reduzieren, da die
Beschaffung der unterschiedlichen einzelnen Komponenten, aus denen ein System besteht,
entfällt. Automobilhersteller haben den damit verbundenen Machtzuwachs der Systemliefe-
ranten in Kauf genommen, um sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren. Bezeichnend
für diese Situation ist, dass von Mega- und Super-Lieferanten gesprochen wird.246 Einerseits
240
Vgl. Mayer/Haubensak/Frettlöhr (2008), S. 267.
241
Roland Berger und Rothschild nennen die Segmente für Anti-Vibration, Leicht-Metall-Guss, Leicht-
Metall/ Metallbearbeitung, Metallstanzteile, passive Akustik Komponenten, Plastikteile/ Injection
Molding, Gummi/ Dichtungen und Räder als die primären Konsolidierungssegmente. Vgl. Roland Ber-
ger/ Rothschild (2009), S. 31.
242
Vgl. Keijzer (2007), S. 7.
243
Vizjak (2008) schlägt einen Sechs-Felder Growth-Cube vor, der auf den sechs Feldern auf den Skalen-
wettbewerb bezogene Strategien für Unternehmen in der Industriekonsolidierung anbietet. Vgl. Vizjak
(2008), S. 12ff.
244
Vgl. Bartelt (2002), S. 25ff.
245
In Expertengesprächen wurde erörtert, dass es daher nicht ausgeschlossen ist, dass für manche Beschaf-
fungskategorien (Systeme, Module oder Teile) OEMs nun wieder verstärkt auf In-Sourcing setzen könn-
ten.
246
Vgl. Gmeiner (2004), S. 22f.
66 Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern
247
1999 trennte sich General Motors von Delphi. Ford löste sich von Visteon in 2000. Vgl. Gmeiner (2004),
S. 19.
248
Vgl. Ernst & Young (2008), S. 8 und auch Kuschinsky (2007), S. 121.
249
Die Bündelung der Wertschöpfung bzw. der Ausbau von Kernkompetenzen inklusive der Forschung und
Entwicklung bei Systemlieferanten lässt auch Entwicklungsdienstleister zunehmend in Bedrängnis gera-
ten und führt auch bei diesen zur Konsolidierung. Systemlieferanten ziehen Entwicklungsdienstleister nur
hinzu, wo ihre eigenen Kapazitäten nicht ausreichen und Kern-Know-how nicht betroffen ist. Dieses soll
langfristig im eigenen Unternehmen weiterentwickelt und gesichert werden. Vgl. Kurek (2004), S. 15.
250
Neben dem Vorteil der termingerechten Lieferung entstehen auch Nachteile bspw. durch kostenorientierte
hohe Spezialisierung der Anlagen auf den örtlichen OEM. Flexibilität für andere Kundenaufträge bei
Nicht-Einhaltung von Abnahmestückzahlen des örtlichen OEM ist dann nicht vorhanden. Dies kann zu
Nachforderungen der Lieferanten führen. Vgl. Pointner (2003), S. 169f.
251
Vgl. Becker (2009), S. 520.
252
Einen umfassenden Überblick über die europäischen Lieferantenparks in der Automobilindustrie liefern
Barthel et al. (2005). Vgl. Barthel et al. (2005), S. 5.
Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern 67
zungs-, Logistik-, Prüf-, Vor- und Endmontagetätigkeiten der Lieferanten ab.253 Die Versor-
gungssicherheit ist ein zentrales Motiv für Lieferantenparks aus der Perspektive der OEMs.
Steigendes Beschaffungsvolumen, hervorgerufen durch die Reduzierung der Wert-
schöpfungstiefe und steigende Variantenvielfalt bei den Herstellern, sind hierfür die Ursa-
chen.254 Eine weitere Steigerung der örtlichen Integration findet durch sog. „Kondomina“
statt. Lieferanten siedeln sich nicht nur auf dem Gelände des OEM an, sondern beziehen Fer-
tigungsstätten unter einem Dach mit dem OEM.255
Darüber hinaus werden kooperative Entwicklungstätigkeiten durch sog. Resident Engi-
neers eng abgestimmt und optimiert.256 Diese Ingenieure werden vorwiegend projektbezogen
bei den OEMs vor Ort eingesetzt. Ziel ist die Flexibilisierung der Entwicklungskapazitäten.
Die Resident Engineers werden insbesondere von Entwicklungsdienstleistern den OEMs zur
Verfügung gestellt. Die OEMs setzen diese dann in Projektteams ein. Zu beachten sind dabei
mögliche negative Folgen durch mangelnde Arbeitgeberidentifikation.257
(f) Internationalisierung: Die Thematik der Internationalisierung schließt sich dem der Nähe
zu den OEMs auf globaler Ebene direkt an. Zum einen macht es der Kostendruck in den hei-
mischen Märkten der Triade unausweichlich, die Möglichkeiten der Faktorkostenunterschiede
zu nutzen. Insbesondere Hersteller von Mittelklassefahrzeugen drängen ihre Lieferanten dazu,
Aktivitäten in Niedrigkostenländern Osteuropas und Asiens aufzunehmen, um im preissensib-
len Wettbewerb zu bestehen.258 Kurek (2004) spricht in diesem Zusammenhang von aktiver
Globalisierung in der Automobilzulieferindustrie. Zum anderen wird die Internationalisierung
der Lieferanten von dem Wunsch bzw. dem Druck der OEMs in der Triade gefördert, in den
Wachstumsregionen der Welt ihre Präsenz durch Nachzug auszubauen.259 Im Fall des Nach-
zugs und des zusätzlichen Aufbaus von Produktionskapazitäten im Ausland in der Nähe des
bereits vorangegangenen OEM-Kunden spricht Kurek (2004) von passiver Globalisierung.260
253
Einen Vergleich der Versorgungsstrukturen Lieferantenpark, Industriecluster, Industrie-/Gewerbegebiete,
Güterverkehrszentren, Versorgungszentren und Logistik-/Lieferantenzentren anhand der angeführten Kri-
terien stellt Friede (2007) vor. Vgl. Friede (2007), S. 12. Für die Beziehungen der OEMs zu den Lieferan-
ten spielen insbesondere Lieferantenparks und daher auch für die vorliegende Arbeit eine zentrale Rolle.
254
Vgl. Friede (2007), S. 14. Auf die Variantenvielfalt reagieren OEMs mit Modularisierung, so dass sich
Modul- und Systemlieferanten (z.B. Sitze, Frontends) in nächster Nähe ansiedeln, um eine effiziente Just-
in-sequence-Fertigung zu ermöglichen. Vgl. Fredriksson (2002), S. 221ff . und Howard et al. (2006), S. 93.
255
Vgl. Baumann (2008), S. 22f.
256
Vgl. Keijzer (2007), S. 7 und weiter zum Verhältnis der OEMs und Entwicklungsdienstleister Kurek
(2004), S. 10f.
257
Vgl. Keijzer (2007), S. 90 und Gottschalk (2006), S. 12.
258
Vgl. Stockmar (2004), S. 65.
259
Im Vordergrund stehen Länder in China und Lateinamerika. Zu den Wachstumsregionen insgesamt kön-
nen die BRIC-Staaten gezählt werden. Vgl. Kurek (2004), S. 140.
260
Vgl. Kurek (2004), S. 196. Die zwei Motive identifiziert ebenso Gottschalk (2007), S. 398.
68 Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern
(g) Eigener Marktauftritt: Das Markenmanagement hat nicht nur für Automobilhersteller,
sondern auch für die Lieferanten an Bedeutung gewonnen. Es werden B2B-Marken und B2C-
Marken unterschieden.264 Zusätzlich zu den B2B-Marken wird das Management von B2C-
Marken für Lieferanten zunehmend relevant. Der Schritt, mit eigener Marke komplette Auto-
mobile direkt am Endverbrauchermarkt anzubieten, wurde bisher jedoch nicht gegangen.265
Die Intensivierung des B2C-Markenmanagements erscheint bei Lieferanten sinnvoll, die
entweder ein traditionell stark ausgebautes Endkundengeschäft haben oder die sich durch ihre
Kompetenzen ein Differenzierungsvorteil gegenüber anderen B2B-Marken aufgebaut haben.
Beispiele lassen sich insbesondere bei Reifen, Batterien, Stoßdämpfern oder auch Bremsen
beobachten.266 Dabei spielt auch in einigen Fällen das Absatzziel auf den margenstarken Af-
ter-Sales-Märkten eine Rolle. Auf diesen Märkten werden neben den sog. OEM-Teilen auch
sog. OES-Teile abgesetzt, die ausschließlich für das Ersatzteilgeschäft angeboten werden.267
Das erzeugte positive Image bei Endkunden kann als eine „Pull-Strategie“ von Lieferanten
interpretiert werden.268 In Verhandlungen mit dem direkten Kunden OEM kann dieses Image
als Druckmittel von den Lieferanten eingesetzt werden. Insbesondere Lieferanten aus der
Elektronikbranche nutzen diese Strategie und setzen sie durch „Ingredient Branding“ um.269
261
Das Bsp. der Robert Bosch GmbH zeigt, dass Lieferanten in der Vergangenheit neben der Beschaffung in
einem ersten Internationalisierungsschritt Original-Ersatzteile für Automobile, die ihre OEM-Kunden im
Ausland abgesetzt haben, in die entsprechenden Länder exportiert haben. In einem zweiten Schritt nahm
man in den Ländern, in denen die bisherigen Kunden tätig waren, eigene Fertigung auf. Vorläufig abge-
schlossen wurde dieser Prozess durch die Gewinnung neuer lokaler Kunden. Vgl. zu den drei Phasen der
Internationalisierung am Bsp. der Robert Bosch GmbH Fehrenbach (2006), S. 224.
262
Vgl. Heigl/Rennhak (2008), S. 25.
263
Kundennähe und Local-Content-Forderungen werden von Experten als primäre Gründe für diese Ent-
wicklung angeführt. Vgl. Heigl/Rennhak (2008), S. 25. Auch Fehrenbach (2006), S. 225.
264
Zur Unterscheidung in Business-to-Business (B2B)- und Business-to-Consumer (B2C)-
Markenmanagement vgl. Bausback (2007), S. 52f. und Kotler et al. (2006), S. 20ff.
265
Vgl. Brunner (2006), S. 55 und Pointner (2003), S. 89.
266
Vgl. Gottschalk (2006), S. 17.
267
OEM-Teile (Original Equipment Manufactured-Teile) betreffen das Seriengeschäft; OES-Teile (Original
Equipment Spare-Teile) das Ersatzteilgeschäft. Vgl. Werner (2008), S. 194.
268
Zur Erläuterung einer „Pull-Strategie“ vgl. Kleinaltenkamp/Rudolph (2002), S. 283ff. und Tomczak et al.
(2005), S. 1095.
269
Vgl. Gottschalk (2006), S. 17. Zum „Ingredient Branding“ vgl. Kotler et al. (2006), S. 129ff.
Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern 69
Für die Beschaffung der OEMs ergibt sich aus den Veränderungstreibern eine gestiegene Be-
deutung für den Unternehmenserfolg. Die steigende Komplexität des Aufgabenspektrums
lässt OEMs zu unternehmens- und funktionsübergreifenden Maßnahmen greifen. Ins Zentrum
des Beschaffungsmanagements der OEMs rücken u.a. aufgrund von Konsolidierung, Out-
sourcing und Kompetenzbündelung System- bzw. Megalieferanten.
Die Zwischenbetrachtung fasst die bisher gewonnenen Erkenntnisse aus der Kontextanalyse
der Lieferantenbeziehungen zusammenfassen und verdeutlicht die Verbindung zur weiteren
Diskussion und Untersuchung der Struktur der Beziehungen in Kapitel II der vorliegenden
Arbeit.
Ziel des ersten Kapitels (Teil I) war es, den Kontext der Lieferantenbeziehungen aus der
Perspektive der OEMs zu beleuchten. Basierend auf einer Untersuchung beschaffungsrelevan-
ter Eigenschaften der Automobilindustrie wurde die Rolle der Beschaffung der OEMs - dem
„Grenzelement“ der OEMs zu den Beschaffungsmärkten bzw. Lieferantenbeziehungen - erör-
tert.
In einem zweiten Schritt wurden die zentralen Veränderungstreiber herausgearbeitet, die
auf die OEMs und im Spezielleren auf die Beschaffung der OEMs einwirken. Dabei haben die
Makro- und die Branchenanalyse als Rahmenkonzepte der Untersuchung gedient. Die Ergeb-
nisse bzw. die Veränderungstreiber werden im Folgenden zur Abrundung aus der Perspektive
der Beschaffungsmarktsegmente der OEMs reflektiert und mit segmentspezifischen Verände-
rungen ergänzt. Die Segmente lassen sich nach den Hauptmodulen eines Automobils diffe-
renzieren. In den Segmenten treten Lieferanten auf, die oftmals in mehreren Segmenten
gleichzeitig aktiv sind (vgl. Abb. I-16).270
270
In der vorliegenden Abbildung wurde auf Doppelnennungen verzichtet.
70 Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern
Lieferanten
Veränderungen im Beschaffungsmarktsegment
Segmente im Segment
(Auswahl)
(Auswahl)
Aisin Entwicklungskompetenzen neuer Konzepte (z.B.
Benteler autom. Handschaltgetriebe, Stufenautomatik-
Getrag Getriebe, Doppelkupplungs-Getriebe) bei OEMs
Valeo und Lieferanten
Antrieb
ZF Hohe Bedeutung von Software- und Antriebs-
Friedrichs- elektronikkompetenz bei Premiumherstellern
hafen Fertigung und Integration bei Systemlieferanten
Getriebe entfällt bei Elektromotoren
Bridgestone Differenzierungspotenzial für Automobilmarken
Hella Outsourcing verstärkt zu Komplettmodullieferan-
Magna ten
Body/
Plastic Om- Einsatz von einer Vielzahl an Kunststof-
Exterieur
nium fen/Leichtbauwerkstoffen durch spezialisierte
Visteon Lieferanten
Weitere Konzentration der Lieferanten
Bosch Substitution von mechanischen und hydraulischen
Delphi durch vernetzte elektronische und mechatronische
Denso Systeme
Continental Zunehmende Bedeutung der Software-
Elektrik & Visteon Entwicklung und Engineering-Dienstleister
Elektronik 2d-Tier-Lieferanten aus Halbleiter- und Elektro-
nikindustrien
Zunehmende Bedeutung von (mit-) fahrerbezoge-
nen Systemen (Entertainment, Information, Kom-
fort, Assistenz)
Abb. I-16: Veränderungen in den Beschaffungssegmenten und Lieferanten
Quelle: eigene Darstellung basierend auf Automobil-Produktion (2009),
Bernhart/Baum (2008), Radtke et al. (2004), Mercer Management Consulting/ Fraun-
hofer Gesellschaft (2004), Wallentowitz et al. (2009), Wallentowitz et al. (2010) und
Experteninterviews.
Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern 71
Lieferanten
Veränderungen im Beschaffungsmarktsegment
Segmente im Segment
(Auswahl)
(Auswahl)
Benteler Nicht-Premiumhersteller beziehen ganze Achs-
Beru module von Lieferanten
Delphi Vernetzung und Elektronisierung von Modulen
Fahrwerk
TRW Spezialisten für elektromechanische Bremsen und
Continental Lenkungen
Sensoreneinsatz für aktives Fahrwerk
Autoliv Systemintegratoren koordinieren Netzwerk mit
Dräxlmaier Vorlieferanten und OEMs
Faurecia Lieferanten unterscheiden sich über Material-,
Johnson Fertigungs-, Applikations- und Integrationskom-
Interieur Controls petenzen
Lear Nischenlieferanten als Innovationsführer
Konsolidierung der Lieferanten
Differenzierungspotenzial bei Premiumherstellern
Individualisierung an Kundenwünsche
Alcoa Spezialisierung der Lieferanten und Investitions-
Allgaier intensität treibt Outsourcing
Voestalpine Neben Stahl vermehrter Einsatz von Aluminium,
Karosserie Tower hochfestem Stahl, Glasfaser-Verbundwerkstoffen
ThyssenKrupp Oberflächen- und Fügetechniken
OEMs bieten Leistungen OEMs an
Steifigkeit, Leichtbau und Recycling
Behr „Downsizing“ zur Reduzierung von Verbrauch
Bosch und Ausstoß
Deutz Hohe Markenrelevanz für OEMs
Motor &
Honsel Engineering-Dienstleister
Aggregate
Mahle Motorenmanagement durch Steuergerät (Hard-
/Software) als Kernkompetenz der OEMs
Neue Lieferanten für Hybrid- und Elektromotoren
Abb. I-17: Veränderungen in den Beschaffungssegmenten und Lieferanten (Fortsetzung)
Quelle: eigene Darstellung basierend auf Automobil-Produktion (2009),
Bernhart/Baum (2008), Radtke et al. (2004), Mercer Management Consulting/ Fraun-
hofer Gesellschaft (2004), Wallentowitz et al. (2009), Wallentowitz et al. (2010) und
Experteninterviews.
Die Veränderungen deuten die steigende Bedeutung der Beschaffung innerhalb der OEM-
Organisation an. Die Beschaffung wandelt sich von einem kostenfokussierten „Erfüller“ zu
einem wertorientierten „Gestalter“271, was sich nicht zuletzt in der zunehmenden Notwendig-
keit funktionsübergreifender Organisationsformen ausdrückt. Um sich der übergeordneten
Thematik der zielgerichteten Entwicklung der Lieferantenbeziehungen anzunähern, wird im
271
Vgl. Hofbauer et al. (2009), S. 3.
72 Teil I: Herausforderungen der Beschaffung von Automobilherstellern
folgenden Teil II die Struktur der Beziehungen analysiert. Um die Struktur zu verstehen, wur-
de zunächst in Teil I der Kontext der Beziehungen näher betrachtet. Es konnte gezeigt wer-
den, welche Kontextfaktoren auf die Beziehungsstrukturen einwirken.
73 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
272
Zur Wertorientierung der Beschaffung vgl. auch Schnetzler et al. (2007), S. 91ff.
diskutiert, die Beiträge leisten, die Struktur der Lieferantenbeziehungen zu erklären (Kap.
II.1.2).
Für ein umfassendes und grundlegendes Verständnis der Beziehungen zwischen Automobil-
herstellern und Lieferanten werden unterschiedliche Perspektiven abgegrenzt und diskutiert.
Zunächst werden Begriff und Richtung der Beziehungen erörtert (a). Daran schließt sich eine
Unterscheidung der individuellen und der organisationalen Ebenen (b) sowie der Strukturei-
genschaften (c) der Beziehungen an.
(a) Begriff und Richtung der Beziehungen: Für den Aufbau eines Verständnisses von Liefe-
rantenbeziehungen ist es zunächst hilfreich Transaktionen, die zwischen OEMs und Lieferan-
ten stattfinden, näher zu betrachten. Grundsätzlich lassen sich diskrete und nicht-diskrete
Transaktionen unterscheiden. Das Konstrukt diskreter Transaktionen kam in den 1980er Jah-
ren durch die Relational Contracting Theorie in der wissenschaftlichen Diskussion auf.
Macneil (1980) zu Folge, der die Theorie prägte, ist der Archetyp von diskreten Transaktio-
nen auf der einen Seite Geld und auf der anderen Seite einfach bewertbare Güter bzw. Mas-
senwaren.273 Macneil (1980) hält hierzu fest:
„Discreteness is the separating of a transaction from all else between the partici-
pants at the same time and before and after. Its, never achieved in life, occurs
when there is nothing else between the parties, never has been, and never will be.”
(Macneil (1980), S. 60)
273
Vgl. Macneil (1980), S. 60.
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 75
Dwyer et al. (1987) ergänzen, dass diese diskreten Transaktionen keinerlei relationale Ele-
mente besitzen. Sie kommen in der Realität nur in wenigen Ausnahmefällen und auch dann
nicht in reiner Form vor.274
Transaktionen zwischen OEMs und Lieferanten besitzen hingegen weitestgehend keine
diskreten Eigenschaften. Sie zeichnen sich bisweilen durch hoch intensive relationale Elemen-
te aus. Arnold und Eßig (2005) halten bezüglich der industriellen Beschaffung fest:
„Abnehmer-Zuliefer-Kooperationen sind im Kern „echte“ Wertschöpfungs-
partnerschaften. […][Grundsätzlich ist] mit jedem Beschaffungsvorgang ein Lie-
ferantenkontakt und damit eine Form der Lieferantenbeziehung zwingend verbun-
den.“ (Arnold/Eßig (2005), S. 707, Anm. J.E.D.)
Webers Abgrenzung versteht eine Beziehung als ein sinnhaftes Verhalten zwischen min-
destens zwei Parteien. Dies trifft auf die Beziehungen zwischen den Parteien Automobilher-
steller und -lieferanten zu. Ihr Verhalten kann auf den Beschaffungs- bzw. Absatzmärkten als
sinnvoll gegenseitig eingestellt beschrieben werden. Sie verfolgen jeweils auf die andere Par-
tei bezogene Beschaffungs- bzw. Absatz-Ziele.
Neben der grundsätzlichen Begriffsbestimmung ist es wichtig, zwischen den Richtungen,
die die Beziehungen haben können, zu unterscheiden. Die Automobilhersteller befinden sich
in einem Beziehungsgeflecht verschiedenster Anspruchsgruppen (Stakeholder). Diese können
auf die Grenze des Unternehmens bezogen in interne und in externe Anspruchsgruppen unter-
teilt werden.275 Auf der Seite der unternehmensexternen Gruppen lassen sich laterale, horizon-
tale und vertikale Beziehungsrichtungen unterscheiden.276
274
Vgl. Dwyer et al. (1987), S. 11.
275
Unter Grenzen sollen die legalen Grenzen eines Unternehmens verstanden werden. Vgl. hierzu auch
Morschett (2005), S. 381 sowie dort genannte Literatur. Im Rahmen dieser Arbeit soll ein Unternehmen
als extern gelten an dem das fokale Unternehmen keine Mehrheitsbeteiligung hält.
276
Zur Unterscheidung der Richtungen in horizontal, vertikal und lateral siehe auch Bruhn (2005), S. 1289ff.
und Reinhart (1997), S. 321f.
76 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
277
Vgl. Bruhn (2005), S. 1291. Reinhart (1997) betont, dass laterale Beziehungen zumeist auf der Zusam-
menarbeit einzelner Personen aus unterschiedlichen bzw. nicht verbundenen Organisationen beruhen.
Vgl. Reinhart (1997), S. 321f.
278
Insbesondere hat die Absatzmarktbearbeitung als überschneidungsfrei zu gelten, um von lateralen Bezie-
hungen zu sprechen. Auf vorgelagerten Wertschöpfungsstufen kann es zu Überschneidungen kommen.
279
Voeth und Rabe (2005) beschreiben die Zusammenarbeit von Unternehmen in lateralen Beziehungen.
Aus diesen können vertikale Beziehungen entstehen, in denen die eine Partei sich zum Lieferanten und
die andere Partei zur Abnehmerpartei entwickelt.
280
Vgl. Friese (1998), S. 149.
281
So haben Daimler und BMW eine Kooperation in der Beschaffung vereinbart. Vgl. Handelsblatt (2009),
o.S.
282
Kurek (2004) nennt das Beispiel der gemeinsamen Plattformentwicklung des VW Touareg und des Por-
sche Cayenne, um Kosten zu reduzieren. Vgl. Kurek (2004), S. 194.
283
Vgl. hierzu die Fallstudie von Bowen/Purrington (2004), S. 1ff.
284
Einen Überblick über OEM-OEM-Beziehungen liefert Hensel (2007), S. 42ff.
285
Vgl. Bruhn (2005), S. 1290f.
286
Zur Vorteilhaftigkeit vertikaler Kooperationen vgl. Fischer (2005), S. 59.
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 77
Die beiden Ebenen der Beziehungen treten gleichzeitig auf. Individuen unterhalten Beziehun-
gen zueinander und bauen diese durch organisatorisch geförderte und geforderte Interaktionen
auf. Für eine Beziehung zwischen zwei Organisationen sind somit mindestens zwei Personen
- eine von jeder Organisation - notwendig, die in Interaktion stehen.289 Im Falle der Herstel-
ler-Lieferantenbeziehung sind dies in der Regel ein Einkäufer und ein Verkäufer.290
Die Ebenen müssen im Kontext der Herausforderungen der Automobilhersteller in der
Beschaffung angepasst werden. So ist auf individueller Ebene z.B. interkulturelles und techni-
sches Verständnis der Mitarbeiter wichtig, um mit internationalen und innovationsstarken
Lieferanten zu kommunizieren. Die Hersteller haben so einen Wettbewerbsvorteil, die auf
organisationaler Ebene durch lange Erfahrung globaler Beschaffung eine hohe Prozesssicher-
heit in der Organisation implementieren konnten.
(c) Eigenschaften der Beziehungen: Die Ansätze, die Unternehmensbeziehungen beschreiben,
sind vielfältig. Rinehart et al. (2007) zeigen die Notwendigkeit zur Auseinandersetzung hier-
mit auf und befürworten, Elemente zu definieren, die die Beziehungen charakterisieren:
„Global businesses are continually adopting programs that seek to define and de-
velop better understanding of the relationships they have with their suppliers and
customers. […] To fully understand supplier-customer relationships, the relation-
287
Besonders deutlich wird dies bei neuen Antriebskonzepten. Hier werden bereits bei Aufbau innovativer
Kompetenzen Lieferanten involviert. Vgl. hierzu Kap. I.1.1 (2).
288
In diesem Sinne äußert sich bezogen auf die Hersteller-Lieferanten-Beziehung auch Large (2006), S.
151f. Handfield und Nichols (2004) fügen hinzu, dass die involvierten Personen nicht nur aus unter-
schiedlichen Organisationen sondern darüber hinaus auch aus unterschiedlichen Kulturkreisen kommen
können. Vgl. Handfield/ Nichols (2004), S. 31.
289
Das Interaktionsmodell der IMP-Group greift nicht nur den Leistungsaustausch, sondern auch das kom-
plexe Interaktionsgeflecht sozialer Beziehungen zwischen zwei Marktparteien auf. Auf der individuellen
Ebene der Beziehungen sind Motivationsstruktur, Persönlichkeit und Erfahrungen der beteiligten Perso-
nen relevant. Auf der organisationalen Ebene werden Technologieausstattung, Größe, Struktur, strategi-
sche Ausrichtung und organisatorische Erfahrung der Unternehmen als beziehungsbestimmende Faktoren
beachtet. Vgl. Håkansson (1982), S. 27ff., Stölzle (1999), S. 74ff. und Kap. II.1.2 (1) (d).
290
Vgl. Håkansson (1982), S. 27.
78 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
Die Autoren schlagen in ihrem Beitrag die Bindung bzw. Abhängigkeit, Vertrauensintensität
und Interaktionsfrequenz als Kriterien vor.291 Schmid (2005) arbeitet aus der Literatur zu be-
triebswirtschaftlichen Kooperationen und Netzwerken einen Überblick heraus, der Eigen-
schaftsdeterminanten darstellt, um verschiedene Beziehungen zu beschreiben. Die Eigen-
schaften von Beziehungen lassen sich nach ihrer Intensität, ihrer Symmetrie, ihrer Reziprozi-
tät, ihrer Multiplexität, ihrer Standardisierung, ihrer Kontakthäufigkeit, ihrer Zielkongruenz,
ihres Formalisierungsgrads und ihres Konfliktgrads unterscheiden.292
Wagner (2000) und mit Ergänzungen Bartsch (2005) fassen die wissenschaftliche Diskus-
sion zu Lieferantenbeziehungstypen zusammen (vgl. Abb. II-1).293
291
Vgl. Rinehart et al (2007), S. 617ff.
292
Vgl. Schmid (2005), S. 241f. sowie dort genannte Literatur.
293
Large (2006) zeigt weitere Hersteller-Lieferanten-Beziehungstypologien auf, die in der Literatur disku-
tiert werden. Vgl. Large (2006), S. 155.
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 79
Autoren Lieferantenbeziehungstypen
Macneil (1978) Discrete exchange Relational exchange
Traditional New adver- Buyer-
Conduit for
Shapiro (1985) adversial sial ap- supplier part-
innovation
approach proach nership
Frazier et al.
Market Relational JIT
(1988)
Burt/Doyle (1994) Arm’s-length Collaborative
Tradi- Partnership/ Lean
Lamming (1993) Stress Resolved
tional Japanese Supply
Nonmarket governance
Heide/Stump
Market governance Unilateral/
(1995) Bilateral
hierarchical
McIvor et al.
Adversial Collaborative
(1998)
Spekman et al. Open Co- Co-
Collaboration
(1998) market operation ordination
Möller/Törrönen
Low relational complexity High relational complexity
(2003)
Mandják/Durrieu Exchange
Relationships Networks
(2000) episodes
Abb. II-1: Literaturübersicht der Lieferantenbeziehungstypen
Quelle: verändert übernommen von Wagner (2000), S. 141 und Bartsch (2005), S. 37.
Die Veröffentlichungen der vorgestellten Autoren zeigen die diversen Auffassungen zur Ab-
grenzung der verschiedenen Lieferantenbeziehungstypen. Festzustellen ist, dass alle identifi-
zierten Beiträge durch zwei grundsätzlich konträre Beziehungstypen geprägt sind. Wagner
(2000) bemerkt hierzu:
„Obwohl [...] Autoren bei ihren Ausführungen die Bandbreite von Lieferan-
tenbeziehungen unterschiedlich strukturieren […], kann man sie auf die beiden
wesentlichen und konträren Beziehungstypen Opportunismus und Partnerschaft
verdichten.“ (Wagner (2000), S. 140, Anm. J.E.D.)
Diese Meinung wird dadurch gestützt, dass die Unterscheidung anhand dieser beiden Merk-
male zur Beschreibung von Hersteller-Lieferanten-Beziehungen in der einschlägigen Literatur
einen breiten Raum eingenommen hat.294
294
In der englischsprachigen Literatur werden auch die Bezeichnungen „collaborativ“ und „cooperativ“ für
kooperativ und „arm’s length“ für adversative Beziehungen verwendet. Vgl. Burt/Doyle (1994) hierzu
auch Cai/Yang (2008), S. 67, Day et al. (2008), S. 46ff., Dyer (1997), S. 538ff., Petersen et al. (2008), S.
55f. und Terpend et al. (2008), S. 33.
80 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
Wolters (1995) liefert ergänzend einen Überblick über die Eigenschaften von Beziehun-
gen, die opportunistisch oder kooperativ geprägt sind. Es werden adversative - im Verständnis
von opportunistischen Beziehungen - und kooperative OEM-Lieferanten-Beziehungen unter-
schieden.295 OEM-Lieferanten-Beziehungen mit hohem Opportunismuspotenzial oder Kon-
fliktgrad werden als adversative, solche mit hohem Kooperationsgrad als kooperative Bezie-
hungen bezeichnet. Unter dem Begriff der Unternehmenskooperation wird die
„Zusammenarbeit zwischen meist wenigen, rechtlich und wirtschaftlich selbstän-
digen Unternehmen zur Steigerung der gemeinsamen Wettbewerbsfähigkeit ver-
standen“ (Killich (2007), S. 13)
295
Vgl. neben Wolters (1995), S. 67 auch Groves/Valsamakis (1998), S. 53, Kuschinsky (2007), S. 147 und
Tietze (2003), S. 206 sowie dort genannte Literatur.
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 81
Adversative Kooperative
Merkmalsbereiche
Beziehungen Beziehungen
autonome Profitmaximie- gemeinsame Nutzenori-
Sichtweise
rung entierung
Art der Austausch- kooperativ wertschöp-
konfliktorientiert
beziehung fungsorientiert
Charakter der Zu-
misstrauensorientiert vertrauensorientiert
sammenarbeit
kurzfristig kostenorien- langfristig strategisch
Zeithorizont
tiert orientiert
vertikaler Integration-
niedrig integriert hoch integriert
sgrad
Anzahl der Lieferan-
viele Lieferanten wenige Lieferanten
ten
Single- und Dual-
Zulieferanten pro Teil Multi-Sourcing
Sourcing
Lieferantenstruktur flach (Teile) pyramidal (Baugruppen)
Der Kenntnis der Struktureigenschaften kommt für die Steuerung der Lieferantenbeziehungen
eine hohe Bedeutung zu. Vielfach wird die Notwendigkeit zur Entwicklung kooperativer Be-
ziehungen in Veröffentlichungen zur Automobilindustrie betont.296 Gleichwohl existieren
auch adversative Beziehungseigenschaften. Es lässt sich meist nicht eindeutig sagen, dass eine
Beziehung ausschließlich einem Muster folgt. Es sollte daher vielmehr von einem Kontinuum
zwischen den Ausprägungen gesprochen werden.297 In einer Befragung von Tier-1-
Lieferanten aus der Triade wurde untersucht, welche OEMs den größten Preisdruck auf ihre
Lieferanten ausüben.298 Dabei sind Unterschiede zwischen den abgefragten OEMs deutlich
geworden. Interpretiert man den von den befragten Lieferanten wahrgenommen hohen Preis-
296
Vgl. Kuschinsky (2007), S. 147, Semlinger (2006), S. 31.
297
Vgl. Parker/Hartley (1997), S. 115ff.
298
Für die Befragung wurden 84 Tier-1-Lieferanten gebeten 14 OEMs anhand von 28 Items auf einer 5-
stufigen Skala von -2 = sehr niedrig bis +2 = sehr hoch zu bewerten. Vgl. Wilhelm (2008), S. 154.
82 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
druck als ein Indiz für adversative Verhaltensmuster, so neigen der VW-Konzern und Nissan
stärker zu diesen als Toyota und BMW (vgl. Abb. II-3).299
1,4
1,2
1,0
0,8 VW
0,6
0,4
Nissan
0,2
Toyota
0,0
BMW
-0,2
Lamming (1994) identifiziert fünf historische Phasen, in denen sich kooperative und adversa-
tive Verhaltensweisen der OEMs verändert haben.300 In einer ersten Phase bis Mitte der
1970er Jahre war das sog. „traditionelle Modell“ ohne einen für die Lieferanten existenzbed-
rohenden Preisdruck der OEMs bestimmend. In einer zweiten Phase bis Mitte der 1980er
Jahre kann von einem „Spannungsmodell“ gesprochen werden. OEMs gaben ihr vorheriges
Verhalten auf und initiierten einen harten Preiswettbewerb zwischen ihren Lieferanten.
In den 1980er Jahren entwickelte sich in einer dritten Phase das „entspannte Modell“. Die-
ses Modell folgte dem japanischen Modell, das sich seit den 1950er Jahren entwickelt hatte.
Auf der OEM-Seite erkannte man die Vorteile einer stärker kooperativ ausgerichteten Zu-
sammenarbeit zwischen OEMs und Lieferanten, die über eine kosteneffiziente Produktion
hinausging. Abgestimmte Prozesse und Entwicklungstätigkeiten rückten in den Vordergrund.
Die OEMs begannen ihre Lieferanten in systematische Gruppen (Tier-1 bis Tier-n) einzutei-
len. Die Einteilung wird heute oft in einer Lieferanten-Pyramide dargestellt, in der nach Sys-
tem-/Modullieferanten (Tier-1), Komponentenlieferanten (Tier-2) und Teilelieferanten (Tier-
299
Vgl. Wilhelm (2008), S. 153ff. In Experteninterviews wurde das kooperative Verhalten insbesondere von
Premiumherstellern betont. Laut Experten zeichnet sich aufgrund des industrieweiten gemeinsamen Kos-
ten- und Innovationsdrucks sowie der Bedeutungszunahme von Systemlieferanten eine Angleichung der
Verhaltensweisen der OEMs ab.
300
Vgl. Lamming (1994), S. 195ff.
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 83
3) usw. unterschieden wird.301 Die Abstufungen werden auch heute noch mit dem Grad der
Integration in die Prozesse der OEMs vorgenommen.302
Eine zusätzliche Entspannung zeichnete sich in einer vierten Phase ab Anfang der 1990er
Jahre ab. Die OEMs rückten die langfristige Orientierung in das Zentrum ihrer Beschaf-
fungsmarktaktivitäten. Es entwickelten sich Senior- und Juniorpartner der OEMs auf den Be-
schaffungsmärkten. Diese Phase war immer noch von einem hierarchischen Denken der
OEMs geprägt. Dieses sollte ab Mitte des Jahrzehnts zunehmend durch ein partnerschaftlich
orientiertes Verhalten zu Tier-1-Lieferanten der OEMs ergänzt werden. Lamming (1994)
spricht in seinem Beitrag bereits von dem „Lean-Supply“-Modell, das sich wiederum japani-
sche Beziehungsmodelle zum Vorbild nimmt.303 Gemeinsam abgestimmte Strategien in einer
gleichberechtigt partnerschaftlichen Beziehung mit den Tier-1-Lieferanten stehen im Vorder-
grund.
Die historische Entwicklung der Lieferantenbeziehungen in der Triade zeigt eine deutliche
Tendenz zum Anstieg kooperativer gegenüber adversativer Eigenschaften. Diese Feststellung
ist allerdings nicht für alle Produktkategorien und OEMs gültig. OEMs unterhalten zu Sys-
tem- und Modullieferanten kooperativere Beziehungen, als sie dies zu Teilelieferanten tun, da
hier meist keine Abstimmung bei Entwicklungsaufgaben notwendig ist. Es ist aber auch be-
merkbar, dass OEMs gleichzeitig kooperative und adversative Verhaltensmuster in den Liefe-
rantenbeziehungen zeigen und die Intensität dieser variieren.304
Die Zusammenarbeit fokussiert sich aufgrund des getroffenen Verständnisses von Lieferanten
auf Feldern vorgelagerter Wertschöpfungsaktivitäten („up stream“). Die vertikale Zusammen-
301
Vgl. Womack et al. (1990), S. 146 ff., Piller/Waringer (1999), S. 116 und Kurek (2004), S. 21.
302
Vgl. VDA (2001), S. 9ff.
303
Siehe zur Orientierung am japanischen Modell (z.B. „Toyota Production System) auch Wilhelm (2008),
S. 116 und Liker (2008), S. 298f.
304
Radtke et al. (2004) identifizieren zwei OEM-Gruppen. Eine Gruppe zeigt überwiegend kooperative, die
andere Gruppe überwiegend adversative Verhaltensmuster. Vgl. Radtke et al. (2004), S. 171.
84 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
arbeit lässt sich in der Automobilindustrie insbesondere in den drei Feldern (a) Forschung und
Entwicklung (FuE), (b) Produktion und (c) Logistik finden.305
(a) Forschung und Entwicklung: Vorherrschend in der betriebswirtschaftlichen Literatur zur
Forschung und Produktentwicklung in der Automobilindustrie sind Phasenmodelle. Die For-
schung bzw. Grundlagenforschung findet meist von konkreten Projekten losgelöst statt. Sie
kann sowohl kundengetrieben als auch technologiegetrieben sein und spielt insbesondere bei
Premiumherstellern eine bedeutende Rolle, um sich durch Produktinnovationen am Markt zu
differenzieren.306 In allen Modellen wird der Entwicklungsprozess unterschiedlich in einzelne
Phasen abgegrenzt und beschrieben. Eine vergleichende Übersicht diskutierter Prozessmodel-
le mit den verschiedenen Phasen der Produktentwicklung liefert Lührig (2006).307 Gemein ist
den Ansätzen der Umfang der beschriebenen Tätigkeiten in der FuE von der Ideen- und Kon-
zeptphase bis hin zum Produktanlauf308 und Weiterentwicklungen in Kooperationen zwischen
Lieferanten und OEMs. An dieser Stelle soll eine Abgrenzung von Keijzer (2007) bzw. Rich-
ter (2005) herangezogen werden. Es werden Phasen nach den Monaten vor dem Start der Pro-
duktion (MvSOP; Monate vor SOP: engl. Start of Production) abgegrenzt (vgl. Abb. II-4).
Nach dem SOP folgen Serienbeschaffung und bei Innovations- und Entwicklungspartnern die
Weiterentwicklung der Teile.
305
Im Zuge der FAST-2015-Studie wurden über 20 Formen der Zusammenarbeit in Produktion, Logistik
und Entwicklung identifiziert. Mercer Management Consulting/Fraunhofer Gesellschaft (2004), S. 132.
Zu den drei Feldern der Zusammenarbeit Produktion, Logistik und Entwicklung siehe auch Wilhelm
(2008), S. 207ff und Schonert (2007), S. 46f.. Zu Produktion und Entwicklung auch Pointner (2003), S.
263ff. und Kunkel (2002), S. 145ff.
306
Vgl. Keijzer (2007), S. 85.
307
Vgl. Lührig (2006), S. 27 sowie dort genannte Literatur.
308
Der Start der Produktion wird häufig als „Gate 7“ bezeichnet. Zur Phaseneinteilung des Entwicklungs-
prozesses und „Gates“, die die Phasen beschließen vgl. Tom/Uske/Lindenberg (2008), S. 67ff.
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 85
Vorbe- Serien-
Initial- Konzept
Strategie reitungs- entwick- SB/ WE
phase -phase
phase lung
Vor der Konzeptphase findet nach einer Strategieformulierung eine Initialphase (synonym
auch Ideenphase) statt, in der der OEM basierend auf Marktforschung, Ideensammlung und -
bewertung die wesentlichen Merkmale und Basisanforderungen in einem Zielsystem formu-
liert.309 Lieferanten werden typischerweise erst ab der Konzeptphase (Vorentwicklung) und
den Phasen der Serienentwicklung und Produktion mit einbezogen.310 Als spezielle Lieferan-
tentypen haben sich Entwicklungs- bzw. Ingenieurdienstleister sowie sog. Full-Service-
Dienstleister etabliert.311 Ingenieurdienstleister bieten vom Konzept bis hin zur Serie vielfälti-
ge Bereiche der Entwicklung von Teilen, Modulen, Systemen und kompletten Fahrzeugen an.
Full-Service-Dienstleister bieten, basierend auf der Fertigungskompetenz von Fahrzeugen,
Ingenieurleistungen an, die mit denen der Ingenieurdienstleister vergleichbar sind.
Die Übernahme von Entwicklungsaktivitäten durch Lieferanten ist ein wesentlicher Treiber
für die Verschiebung der Wertschöpfungsanteile.312 Die Vorteile einer frühen Lieferantenein-
bindung in die Entwicklung werden in einer Verkürzung der Entwicklungszeiten durch Ein-
beziehung der Lieferantenkompetenzen gesehen. So können z.B. Komponenten- und System-
Know-how von Systemlieferanten genutzt werden, um spätere Schnittstellenprobleme zu
vermeiden.313 Darüber hinaus können durch eine frühe Abstimmung der Produkt- bzw. Teile-
konstruktionen an die Bedingungen der Lieferanten und OEMs Kosten optimiert werden.314
Die Einbindung in die Entwicklungsprozesse der OEMs drückt sich auch in der Entsendung
von sog. „Resident Engineers“ aus. Lieferanten entsenden diese für einen z.T. auch mehrjäh-
309
Vgl. Keijzer (2007), S. 91 und Wildemann (2004a), S. 266.
310
Hensel (2007) identifiziert Vor- und Serienentwicklung als Bestandteile der OEM-Zuliefer-Beziehungen
im Feld der FuE-Kooperation. Vgl. Hensel (2007), S. 43f.
311
Die Begriffe Entwicklungs- und Ingenieurdienstleister werden synonym verwendet.
312
Es wird von einem Anstieg um 54% des Entwicklungsanteils der Lieferanten gegenüber einem Anstieg
um 15% der gesamten Wertschöpfungsaktivitäten zwischen 2000 und 2010 ausgegangen. Eigene Berech-
nung basierend auf Trojan (2006), S. 12 und dort genannten Quellen.
313
Vgl. Gadde/Jellbo (2002), S. 46 und Fujimoto (2001), S. 1ff.
314
Vgl. Wilhelm (2008), S. 107 und dort genannte Literatur.
86 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
(b) Produktion: Die Kooperationsformen im Feld der Produktion lassen sich in die Bereiche
Modulfertigung, Modulmontage316 und Fahrzeugmontage einordnen.317 Die ausschließliche
Modulfertigung kann wiederum in die Fertigung von Standardteilen und kundenspezifischen
Teilen nach Zeichnung unterschieden werden. Im Fall der Fertigung von Standardteilen ist die
Zusammenarbeit zwischen OEM und Lieferant auf eine effiziente Abwicklung der Prozesse
beschränkt. Bei Teilen nach Zeichnung wird auch von einem White-Box-Ansatz gesprochen.
Die Entwicklungsleistung und Spezifikation findet beim OEM statt. Der Lieferant übernimmt
die Produktion bzw. Fertigung.318 In beiden Fällen werden die sog. Marktlieferanten erst zur
Produktionsphase des OEM bzw. dem Serienstart hinzugezogen, da eine vorherige umfang-
reichere Zusammenarbeit in Konzeptphase und Serienentwicklung nicht notwendig ist.319
Die Modulmontage ist eine der Modulfertigung nachgelagerte Wertschöpfungsstufe. Ein-
zelne Teile und Module werden zusammengefügt und als Komponenten bzw. Systeme an den
OEM weitergeleitet. Definiert man z.B. das Fahrwerk als Haupt-Modul oder System, so las-
sen sich u.a. Fahrwerkselektronik und Radaufhängung als Module bezeichnen, die in dieses
einfließen. In der Modulmontage kommen insbesondere Lieferanten mit Systemintegrations-
kompetenz zum Zuge. Zu diesen Kompetenzen zählt eine enge Verzahnung mit den OEMs
und Vorlieferanten sowie optimale Wertschöpfungsstrukturen in Entwicklung, Produktion
und Logistik, um als Systemintegrator den hohen Ansprüchen im Schnittstellenmanagement
mit vorgelagerten Lieferanten gerecht zu werden.320
Die Zusammenarbeit in der Fahrzeugmontage umfasst bestimmte Fahrzeugtypen. Die
Wertschöpfungstätigkeiten, die hier neben der letztlichen Fertigung von sog.
Auftragsfertigern übernommen wird, kann zusätzlich die vollständige oder auch teilweise
Entwicklung und Weiterentwicklung der Fahrzeuge beinhalten.321 Dabei kommen insbesonde-
315
Z.B. waren Resident Engineers von Continental Automotive Systems und Krupp in der Entwicklung
eines Triebstanges bei VW in Wolfsburg involviert. Vgl. Werner (2008), S. 100.
316
Unter Modulen sind an diese Stelle auch - einem weiten Verständnis folgend - Teile, Komponenten und
Systeme gemeint.
317
Vgl. Hensel (2007), S. 41 und Mercer Management Consulting/Fraunhofer Gesellschaft (2004), S. 22.
318
Vgl. Wilhelm (2008), S. 107.
319
Vgl. Keijzer (2007), S. 91.
320
Vgl. Mercer Management Consulting/ Fraunhofer Gesellschaft (2004), S. 46.
321
Übernehmen Auftragsfertiger auch weitgehende Verantwortung für die (Derivat-)Entwickl-ung so wird
von „Little OEMs“ gesprochen. Diese übernehmen auch Aufträge, die ausschließlich die vollständige
Fahrzeugentwicklung beinhalten. Vgl. Mercer Management Consulting/ Fraunhofer Gesellschaft (2004),
S. 123ff.
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 87
re die Kompetenzen der Fertiger in spezifischen Nischen wie SUV- Fahrzeugen, Allrad-
Antrieb-Fahrzeugen oder Cabrios zum Tragen.322
Zu den zentralen Themen der Produktionskooperationen zählt die bereits erörterte räumli-
che Verteilung der Produktions- und Fertigungsstätten. Ein Ziel der OEMs ist es, Lieferanten
in nächster Nähe zu den eigenen Fertigungsstätten anzusiedeln. Motive sind günstigere Logis-
tikkosten und optimale Abstimmung der Fertigungsprozesse zwischen OEM und Lieferant zur
Feststellung der Liefersicherheit.323 Eine weite Verbreitung haben in Europa Lieferanten-
parks, in denen sich die Lieferanten direkt in der Herstellerfertigung oder im nächsten Umfeld
ansiedeln.324 Eine darüber hinaus integrierte Form der Kooperation stellt der
Konsortiumsansatz dar. Dabei betreiben Lieferanten in Eigenverantwortung Teile der Monta-
ge der OEMs.325
Durch die enge Abstimmung der Produktion wird eine Reduzierung des Qualitäts-
kontrollaufwands der Automobilhersteller möglich. Lieferanten tragen somit höhere Verant-
wortung für die Qualitätssicherung. Die Herausforderung für diese liegt in der „produktions-
immanenten“ Sicherzustellung der Produktqualität.326 Sofern diese Anforderungen noch nicht
oder nicht ausreichend erfüllt werden, werden von den OEMs Lieferantenentwicklungsmaß-
nahmen ergriffen.327
(c) Logistik: Die Zusammenarbeit der OEMs mit den Lieferanten in der Logistik ist die Vo-
raussetzung für heute gängige synchronisierte Beschaffungs- und Produktionskonzepte in der
Automobilindustrie wie Just-in-time und Just-in-sequence.328 In weiten Teilen beruht diese
Kooperation auf Zugeständnissen von Lieferanten. Die Ansiedelung der Produktion und eines
Zwischen- bzw. Auslieferungslagers bis hin zu Lieferantenparks in der räumlichen Nähe zu
den Fertigungsstätten der OEMs sind hierfür Beispiele.329
Geeignet für die Umsetzung von Just-in-time- und Just-in-sequence-Konzepten sind insbe-
sondere Teile mit einem mittleren bis hohen monetären Verbrauchswert und einer mittleren
bis hohen Bedarfsprognosegenauigkeit.330 Der relativ stetige und hohe Bedarf ermöglicht eine
322
Vgl. Kinkel/Zanker (2007), S. 59f.
323
Zur Bedeutung der Versorgungs-/Liefersicherheit in der Automobilindustrie siehe Trojan (2006), S. 13f.
324
Für einen Überblick über Typologien und Motive siehe auch Kap. I.2.2 (3) (e): Verschiebung der räumli-
chen Distanz zu den OEMs.
325
Vgl. Kinkel/Zanker (2007), S. 44. Hier wird auch von einem „Kondomina“ gesprochen. Vgl. Kap. I.2.2
(2) (e).
326
Vgl. Gehrke (2003), S. 26.
327
Vgl. Wilhelm (2008), S. 108.
328
Schneider (2008) unterscheidet im Rahmen von Logistikkonzepten Verpackungskonzepte, Logistikpro-
zessgestaltung, Lager- und Steuerungsstrategien, die zentral in der Automobilindustrie eine Rolle spielen.
Vgl. Schneider (2008), S. 180.
329
Vgl. Wilhelm (2008), S. 108.
330
Die notwendigen Informationen stellen sog. ABC- und XYZ-Analysen zur Verfügung. Vgl. Corsten
(2008), S. 391 und dort genannte Literatur.
88 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
Amortisation der Investitionen in die Logistikkonzepte auf Seiten der Lieferanten. Die relativ
hohe Prognostizierbarkeit vereinfacht die Planung der produktionssynchronen Beschaffung
auf Seiten der OEMs.
Zur Umsetzung der Logistikkonzepte von OEMs und Teilelieferanten werden in den meis-
ten Fällen Logistikdienstleister zwischengeschaltet. Sie bieten flexible Transportkapazitäten
an und übernehmen steuernde Funktionen der Lieferkette bis hin zur eigenverantwortlichen
Versorgung der Montage der OEMs. Im Zentrum ihrer Bemühungen steht eine kostenoptima-
le Synchronisierung der Prozesse der Verlader (Lieferanten) und der Abnehmer (OEMs) mit
ihren Dienstleistungen.331 Logistikdienstleistern wird daher für die Zukunft eine zunehmende
Verantwortung für die operative logistische Planung und Steuerung der OEM-Zuliefer-
Zusammenarbeit zugesprochen.332
331
Vgl. Gehr (2006), S. 6.
332
Vgl. Mantel/Stommel (2006), S. 17 und Mercer Management Consulting/ Fraunhofer Gesellschaft (2004),
S. 132.
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 89
diesem in Verbindung stehende Relational View (c), der Interaktionsansatz der IMP-Group
und der Netzwerkansatz (d) sowie die Spieltheorie (e).333
(a) Theorien der Neuen Institutionsökonomik: Einige der prominentesten Erklärungsmuster in
der betriebswirtschaftlichen Diskussion bietet die Neue Institutionsökonomik. Obgleich diese
kein einheitliches Theoriegebäude darstellt, sind die einzelnen Ansätze durch die weitgehend
identischen Annahmen des Verhaltens der Nutzenmaximierung, der begrenzten Rationalität
und des Opportunismus von Individuen verbunden.334 Im Folgenden werden die Transakti-
onskosten- und die Agencytheorie sowie die Vertragstheorie als Additiv einer umfassend ver-
standenen Neuen Institutionsökonomik vorgestellt.
333
Es liegen darüber hinaus weitere Ansätze und Nuancen der Ansätze in verschiedenen Beiträgen vor. Es
wird sich aufgrund des begrenzten Umfangs dieser Arbeit auf die populärsten und für die Zielsetzung die-
ser Arbeit weiterführendsten Erklärungsmuster beschränkt. Eine vergleichbare Zusammenführung der Li-
teratur und des Theoriespektrums zum Themengebiet liefert Sydow (2006), wobei er Netzwerke fokus-
siert. Vgl. Sydow (2006), S. 427.
334
Vgl. Picot et al. (2003), S. 44f.
335
Commons (1931) fasst Transaktionen eher als einen juristischen Begriff auf, während Williamson auf die
physische Übertragung der Leistungen abzielt. Vgl. Commons (1931), S. 653.
336
Vgl. Williamson (1985), S. 20ff.. Ebenso Göbel (2002), S. 129f., Wirtz (2008), S. 106 und
Woratschek/Roth (2004), S. 351.
337
Picot et al. (2003) sprechen von Veränderungen der Leistungstiefe und listen Beispiele zwischen Eigen-
entwicklung/-erstellung und spontanem Einkauf am Markt auf. Vgl. Picot et al. (2003), S. 53.
338
Vgl. Williamson (1985), S. 40.
90 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
barkeit von Know-how und Kapital. In einer Studie von Capgemini (2006) wurden Ansätze
identifiziert, um die Transaktionskosten in der Automobilindustrie zu senken, u.a.:
Engere und partnerschaftliche Zusammenarbeit/ frühe Einbindung der Geschäftspartner,
339
Neben diesen drei meistgenannten Kategorien wurden Einführung standardisierter Formulare/Dokumente,
bessere Systemunterstützung für die Interaktion mit ihren Geschäftspartnern, bessere Systemunterstüt-
zung für interne Prozesse, Verbesserung der Mitarbeiterqualifikation auf Geschäftspartnerseite und Ein-
satz von Marktplätzen genannt. Vgl. Capgemini (2006), S. 15.
340
Vgl. Jensen/Meckling (1976) und weiterführend Pratt/Zeckhauser (1985) und Wenger/Terbeger (1988).
341
Ein Verständnis der Prinzipal-Agent-Beziehung als Auftragsbeziehung vgl. auch Bausch (2002), S. 139.
342
Vgl. Jensen/Meckling (1976), S. 308. Als Effizienzkriterium werden Agenturkosten herangezogen, die
die Differenz zwischen der erstbesten Lösung bei vollkommener Information und der zweitbesten Lösung
bei asymmetrischer Information ausdrückt. Agenturkosten bestehen aus den Komponenten Kontrollkos-
ten des Prinzipals, Garantiekosten des Agenten und Wohlfahrtsverlusten. Der Vertrag bzw. das institutio-
nelle Arrangement zwischen Prinzipal (OEM) und Agent (Lieferant) wird gewählt, das die Agenturkosten
minimiert. Vgl. Jensen/Meckling (1976), S. 328.
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 91
nicht möglich, die Handlungen des Lieferanten zu beobachten und/oder seine Leistungen,
bspw. aufgrund mangelnden spezifischen Wissens über die zu beschaffenden Module, zu be-
werten. So besteht die Gefahr des „Moral hazard“. Der Lieferant kann gegen die Interessen
des OEMs opportunistisch handeln.343
Vertragstheorie: Die Vertragstheorie wird an dieser Stelle in einem weiten und umfassenden
Verständnis der Neuen Institutionsökonomik zugeordnet.344 Sie behandelt die effiziente Aus-
gestaltung von Verträgen bzw. institutionellen Arrangements. Zu einem betriebswirtschaftli-
chen Verständnis von Verträgen kommt Wolff (1995):
„Ein Vertrag im ökonomischen Sinne ist jede bindende explizite oder implizite
Vereinbarung über den Austausch von Gütern oder Leistungen zwischen Men-
schen, die dieser Vereinbarung zustimmen, weil sie sich davon eine Besserstel-
lung versprechen“ (Wolff (1995), S. 38)
Eine prominente Typologisierung von Verträgen geht auf MacNeil (1978) zurück.345 Er unter-
scheidet klassische, neoklassische und relationale Verträge.346 Im Rahmen von klassischen
Verträgen spielen die Eigenschaften der autonomen Tauschpartner keine Bedeutung. Es han-
delt sich vielmehr um anonyme, zeitpunktorientierte Transfers von Leistung und Gegenleis-
tung, deren Eigenschaften ex ante exakt spezifizierbar sind. Neoklassische Verträge sind hin-
gegen zeitraumbezogen. Sie sind unvollständig, da nicht alle Eventualitäten zum Zeitpunkt
des Vertragsabschlusses bestimmbar sind. Vereinbarungen zwischen OEMs und Lieferanten
über Leistungen niedrigerer bis mittlerer Spezifität, wie z.B. Lieferungen von Standart-
Reifen, sind hier zu verorten. Relationale Verträge sind auf Dauer angelegte Vereinbarungen,
die sich gegenüber klassischen und neoklassischen Verträgen durch ihren hohen Anteil impli-
ziter Übereinkommen auszeichnen. Ein relationaler Vertrag ist eingebettet in ein System sozi-
aler Beziehungen, die durch gemeinsame Werte, gegenseitiges Vertrauen und Solidarität be-
stimmt sind. Objekte dieser Verträge weisen meist eine hohe Spezifität auf. Vereinbarungen
zwischen OEMs und Lieferanten über die Entwicklung neuer Antriebskonzepte stellen solche
Verträge dar. Dies ist nicht zuletzt der hohen Spezifität, Komplexität und Unsicherheit über
die weiteren Marktentwicklungen der Antriebsalternativen geschuldet.347 Die Verträge ent-
ziehen sich meist einer Verifizierung durch Dritte.348
343
Zu den Begriffen vgl. Alchian/Woodward (1987), S 129ff., Picot et al. (2003), S. 56ff. und Spremann
(1990), S. 561ff.
344
Vgl. Kreikebaum et al. (2002), S. 21.
345
Zu Typologisierungen in die drei Vertragsformen siehe auch Kieser/Ebers (2006), S. 284ff. und Wolff
(1995), S. 33ff.
346
Vgl. MacNeil (1978), S. 902ff.
347
Vgl. Kap. I.2.1 (2) (d) und Kap. 1.3.
348
Zwei weitere Vertragstypologisierungen: Die Gestaltung vollständiger Verträge stellt hohe Anforderun-
gen an die Prognose- und Informationsverarbeitungsfähigkeit der Akteure. Da eine Antizipation aller für
den Vertrag relevanten Umweltzustände insbesondere bei komplexen Transaktionen nahezu ausgeschlos-
92 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
Festzuhalten bleibt, dass klassische Verträge zur Vollständigkeit und Explizität tendieren.
Neoklassische Verträge sind ebenso tendenziell explizit ausgestaltet, sind aber eher unvoll-
ständig. Relationale Verträge zeigen hingegen implizite und unvollständige Eigenschaften
auf.349
(b) Strukturationstheorie: Die Strukturationstheorie geht auf den Soziologen Giddens (1984)
zurück. Hauptanliegen der Theorie ist es, in vernetzten sozialen Systemen das rekursive Ver-
hältnis zwischen Struktur und Prozess zu erklären. Im Mittelpunkt steht die Dualität der
Struktur. Durch Strukturen wird Handeln der Akteure erst ermöglicht, gleichzeitig aber auch
restringiert. Aufgrund dieses Handelns werden die Strukturen aber auch rekursiv reproduziert.
Der Prozess der wechselseitigen Bezugnahme zwischen strukturprägendem Handeln der Ak-
teure und handlungsleitender Struktur der Systeme wird Strukturation genannt.350
Konkret unterscheidet Giddens in seiner Theorie zwischen einer Struktur- und einer Inter-
aktionsdimension (vgl. Abb. II-5). Soziale Strukturen werden durch Ressourcen und Regeln
gebildet, die Giddens in die drei Strukturdimensionen Signifikation (regulierte Interpretati-
onsschemata), Herrschaft (basierend auf den Ressourcen politische Macht oder ökonomische
Allokation) und Legitimation (durch Normen vermittelte Regeln der Sanktionierung von In-
teraktionen) unterteilt. Demgegenüber werden die drei Interaktionsdimensionen Kommunika-
tion, Macht und Sanktion unterschieden.
_______________________________________________________________________________________
sen ist, herrschen in der Realität unvollkommene Verträge vor. Unvollkommene Verträge hingegen eröff-
nen Freiräume für opportunistisches Verhalten. Daher muss diesem durch entsprechende Schutzklauseln
und positive Anreizmechanismen vorgebäugt werden. Vgl. Hallscheidt (2004), S. 115. Explizite Verträge
sind Vereinbarungen mit exakt spezifizierten und formulierten Inhalten. Sie sind insbesondere bei kom-
plexen Verträgen mit spezifischen Eigenschaften und hoher Umweltunsicherheit gar nicht oder nur unter
Inkaufnahme hoher Transaktionskosten möglich. Daher werden implizite Verträge mit vertragsähnlichen,
nichtformalen und rechtlich nicht sanktionierbaren Verfahren geschlossen. Sie stützen sich auf der Befol-
gung impliziter Regeln und Normen durch die Vertragsparteien, die diesen bekannt sind, aber nicht
schriftlich fixiert werden können oder sollen. Vgl. Picot et al. (1998), S. 54.
349
Zur Feststellung der Querverbindungen zwischen Typologisierungen der Vertragstypen vgl. Picot et al.
(2003), S. 51ff.
350
Vgl. hierzu auch Gilbert (2003), S. 182ff. und Sydow/Windeler (1998), S. 280.
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 93
Interpretatives
Modalität Fazilität Norm
Schema
Zwischen diesen Dimensionen stehen Modalitäten. So ist dies das interpretative Schema, das
den Akteuren zwischen Kommunikation und Signifikation vermittelt. Zwischen Herrschaft
und Macht ist dies die Fazilität und zwischen Legitimation und Sanktion ist dies die Norm.
Jede Handlung von Akteuren – OEMs und Lieferanten – spricht somit in unterschiedlichem
Maße alle Dimensionen der Interaktion und der Struktur – vermittelt durch Modalitäten – an.
Veränderungen eines sozialen Systems entstehen über eine mehrfache Abweichung der Hand-
lungen der Akteure von Regeln oder Ressourcen. Dieser Wandel und entsprechend Stabilität
resultieren somit aus dem rekursiven Zusammenwirken von Struktur und Prozess. 351 Das inte-
ressengeleitete Handeln verändert die Struktur, die wiederum auf das Handeln der OEMs und
der Lieferanten zurückwirkt.352
351
Vgl. Giddens (1984), S. 28ff.
352
Vgl. Giddens (1984), S. 220f.
353
Nach Barney (1991) sind Ressourcen eines Unternehmens „all assets, capablities, organizational
processes, firm attributes, information, knowledge, etc. controlled by a firm” (Barney (1991), S. 101).
94 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
„A relationship gives each firm a certain influence over the other, which means
that each firm is gaining control of at least one part of its environment while giv-
ing away some of its internal control” (Anderson et al. (1994), S. 2)
Die Lieferantenbeziehung eines OEMs wird daher erstens durch die Bedeutung der Ressource
für den OEM und zweitens durch das Ausmaß der externen Kontrolle über diese Ressource,
die von den anderen Organisationen auf diese ausgeübt wird, geprägt.354 Hohe Bedeutung
kommt daher der Lieferantenauswahl und aktiven Entwicklung der Lieferantenbeziehungen
zu. Die Verfügbarkeit externer Ressourcen, wie z.B. von Einspritztechnologien, ist mit
gleichzeitiger größtmöglicher Autonomie, etwa durch die Sicherung der Motorensteuerungs-
kompetenz, in Einklang zu bringen.
Der Relational View steht in der Tradition des Ressourcenabhängigkeitsansatzes und des Res-
source-based View. Ressourcen stellen die Quelle überdurchschnittlicher Renten und damit
nachhaltigen Wettbewerbsvorteils dar.355 Der Relational View verortet diese Renten aber
nicht intern im Unternehmen, sondern im Beziehungsraum zwischen OEMs und Lieferan-
ten.356 Dyer und Singh (1996), die diesen Ansatz maßgeblich geprägt haben, stellen dabei
kooperative Beziehungen in den Vordergrund der Überlegungen. Adversativ geführte Bezie-
hungen können laut den Autoren keine überdurchschnittlichen Renten generieren, da sie keine
idiosynkratischen Beziehungen darstellen und daher leicht zu kopieren sind. Wettbewerbs-
differenzierung resultiert in adversativen Beziehungen allein auf Basis von Marktmacht.357
Toyota hat die langfristigen kooperativen Lieferantenbeziehungen zum Element der eigenen
Firmenphilosophie gemacht, z.B. durch den Aufbau des „Toyota Supplier Support Center“
und gilt heute als Best Practice-Bsp. unter den OEMs.358 Dyer und Nobeoka (2000) haben die
Vorteile des routinierten Wissensaustauschs am Bsp. des Lieferantennetzwerks von Toyota
untersucht und stellen fest:
„Toyota's ability to effectively create and manage network-level knowledge-
sharing processes at least partially explains the relative productivity advantages
enjoyed by Toyota and its suppliers.” (Dyer/ Nobeoka (2000), S. 364, Anm.
J.E.D.)
Das Bsp. von Toyota zeigt aber auch, dass es Jahrzehnte gedauert hat, diese Beziehungen auf-
zubauen. Eine Adaption durch westliche OEMs muss daher ebenso einen langfristigen Hori-
zont haben, um eine gemeinsame Tiefenstruktur der Beziehungen zu entwickeln.359
354
Vgl. Pfeffer/Salancik (1978), S. 51.
355
Vgl. Dyer/Singh (1996), S. 675.
356
Vgl. Schmidt (2009), S. 130 und dort genannte Quellen.
357
Es können vier interorganisationale Determinanten identifiziert werden, die als Quellen überdurchschnitt-
licher Renten gelten: beziehungsspezifische Ressourcen, Routinen des Wissensaustauschs, komplementä-
re Ressourcen und Fähigkeiten sowie effektive Koordinationsformen. Vgl. Dyer/Singh (1998), S. 661f.
358
Vgl. Liker (2008), S. 18.
359
Vgl. Bennett/O’Kane (2006), S. 20.
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 95
Ein Vergleich mit dem Ressource-based View und dem Industry Structure View360 zeigt
die Unterschiede aber auch die Komplementarität des Relational View zu diesen Konzepten
(vgl. Abb. II-6).
Abb. II-6: Vergleich des Industry Structure, Ressource-based und Relational View
Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Dyer/Singh (1998), S. 674.
360
Auch bekannt als Market-based View.
361
Vgl. Engwall (1998), S. 31f. und Angaben der IMP Group auf deren Website
http://www.impgroup.org/about.php. Grundlegende Konstrukte für die Arbeiten der IMP-Group sind ers-
96 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
Variablen zusammen, die helfen Strukturen und Prozesse dyadischer Beziehungen zwischen
einem OEM und einem Lieferanten zu erklären. Erstens werden die Organisationen von Lie-
ferant und Abnehmer - im Rahmen der vorliegenenden Arbeit dem OEM - in eine individuelle
und eine organisatorische Ebene unterteilt.362 Die zweite Variable des Ansatzes ist der Inter-
aktionsprozess zwischen den Unternehmen. Eine langfristige Geschäftsbeziehung liegt in die-
sem Verständnis vor, wenn mehrere kurz- bis mittelfristige Transaktionsphasen und -episoden
mit demselben Interaktionspartner durchlaufen werden.363 In diesem zeitlichen Rahmen fin-
den Austausch- und Anpassungsprozesse zwischen den Unternehmen statt.364 Die Bezie-
hungsumwelt ist die dritte Variable. Sie stellt Aspekte aus der Umwelt heraus, die auf die
Interaktionsprozesse bzw. die Beziehung einwirken.365 Die Beziehungsatmosphäre als vierte
Variable ist eine zwischen den zuvor vorgestellten Variablen und deren Inhalten stehende
Größe. Sie beschreibt die Verschiebungen des Macht- und Abhängigkeitsverhältnisses zwi-
schen OEMs und Lieferanten, den Konflikt- und vice versa Kooperationsgrad, die Erwartun-
gen und die soziale Nähe der Interaktionspartner.366
Der Netzwerkansatz bezieht abgrenzend zum Interaktionsansatz der IMP Group in die Be-
trachtung der Beziehungen mindestens drei Akteure ein. Die Nähe des Ansatzes zum Ansatz
der IMP-Group und zu anderen Interaktionsansätzen ergibt sich aus dem transaktionsepiso-
denübergreifenden Beziehungsverständnis, das Netzwerke elementar charakterisiert.367 In der
Diskussion über die Ebenen der Lieferantenbeziehungen wird der Netzwerkansatz noch eine
zentrale Rolle spielen.368 Er wird daher an dieser Stelle nur knapp angesprochen.
Insbesondere durch die differenzierte Betrachtung der wissenschaftlichen Literatur in einer
interpersonalen, einer strukturalen und einer institutionalistischen Netzwerkperspektive wer-
_______________________________________________________________________________________
tens die Annahme, dass Organisationen bzw. Unternehmen ein offenes System darstellen und zweitens
die Existenz langfristiger durch intensiven Austausch geprägte Beziehungen zwischen Käufer und Ver-
käufer industrieller Güter. Der deskriptiv ausgerichtete Interaktionsansatz der IMP-Group soll an dieser
Stelle stellvertretend für die Interaktionsansätze vorgestellt werden. Für eine Klassifikation der Ansätze
nach Anzahl der Beteiligten, Art der Beteiligten und zeitlicher Extension der Ansätze siehe Kern (1990),
S. 18. Für einen Überblick über Interaktionsansätze der Betriebswirtschafts- und Managementlehre siehe
Schmid (2005), S. 244ff.
362
Das Individuum als Träger der Kontakte zwischen den interagierenden Unternehmen nimmt über persön-
liche Zielsetzung, Erfahrung und Einstellung bzw. Motivation maßgeblichen Einfluss auf die Entwick-
lung und den Erfolg der Beziehung. Die zweite Ebene wird von den organisatorischen Strukturen, Strate-
gien und Technologien bestimmt.
363
Eine Transaktionsepisode setzen sich aus Phasen verschiedener Transaktionen zusammen. Vgl. Schwaner
(1996), S. 57.
364
Austauschprozesse beinhalten Leistungen, Informationen und Finanzmittel sowie sozialen Austausch.
365
Das Modell berücksichtigt Marktstruktur, Dynamik, Internationalisierung, Position in der Fertigungskette
und soziale Systeme als beeinflussende Aspekte.
366
Für eine zusammenfassende graphische Darstellung des Interaktionsmodells siehe Håkansson (1982), S.
10ff. Eine kritische Reflexion des Modells liefert Axelsson (2010), S. 3ff.
367
Vgl. Stölzle (1999), S. 89. Pohlmann (1995) sieht insbesondere eine Nähe der Interaktionsansätze zur
strukturellen Perspektive des Netzwerkes. Vgl. Pohlmann (1995), S. 20f.
368
Vgl. Kap II.2.1 (3).
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 97
den theoretische Bezüge zu anderen Ansätzen deutlich.369 Ungeachtet dessen liegen kein ein-
heitliches Forschungsparadigma und keine Netzwerktheorie vor. So werden u.a. der Aspekt
der Zielsetzung, des Effizienzkriteriums sowie die Nennung von Determinanten und Gestal-
tungsvariablen als Anforderungen an eine Theorie nicht erfüllt.370 Es kann daher auch nur von
einem Netzwerkansatz gesprochen werden.371
Zwischen Netzwerkansatz und Systemtheorie besteht eine enge Beziehung. Die System-
theorie soll an dieser Stelle im Rahmen des Netzwerkansatzes vorgestellt werden, da sie einen
Beitrag für ein besseres Verständnis des Aufbaus und der Funktionsweise komplexer, intrans-
parenter und vernetzter Systeme - wie Lieferantennetzwerken - leisten kann. Im Rahmen die-
ser Arbeit kann sie auf abstraktem Niveau helfen, Strukturen der OEM-
Lieferantenbeziehungen aufzudecken und durch generalisierte Aussagen zu erklären.372 Dies
drückt sich in dem Verständnis aus, dass sich Systeme aus Elementen (OEMs und Lieferan-
ten) mit bestimmten Eigenschaften und Relationen zwischen diesen Elementen konstituieren.
Perich (1992) versteht ein System folgendermaßen:
„Ein ‚System‘ ist eine Gesamtheit von Komponenten (Teilen und Subsystemen),
zwischen denen irgendwelche Beziehungen bestehen. Diese Beziehungen können
materieller, energetischer oder informationeller Art sein und hängen in ihrer Aus-
prägung (Qualität) vom Grad der Komplexität und Dynamik ab. Der Systembe-
griff lässt sich auf verschiedene Phänomene der Erfahrungswelt applizieren; er ist
somit primär eine Form der Wahrnehmung, eine Konstruktion des menschlichen
Geistes.“ (Perich (1992), S. 83)
Soziale Systeme373 - wie Lieferantennetzwerke - setzen sich laut der Neuen Systemtheorie,
dessen prominentester Vertreter Luhmann ist, aus den selbstreferenziellen374 Elementen
Kommunikationen und deren Verbindungen zusammen.375 Sie werden als autopoetische Sys-
teme aufgefasst, die eine relativ hohe Autonomie gegenüber ihrer Umwelt aufweisen.376 Das
369
Es sei hier auf die Institution des Netzwerks im Transaktionskostenansatz verwiesen. Vgl. hierzu Kap.
II.1.2 (3).
370
Vgl. Stölzle (1999), S. 94.
371
Als Netzwerkansatz werden die zentralen gemeinsamen Inhalte vorhandener Beiträge zum Phänomen
Netzwerk im industriellen Kontext verstanden. Vgl. Kap II.1.2 (3).
372
Vgl. Peitz (2002), S. 57 und Stölzle (1999), S. 90.
373
Der Systemtyp ‚Soziales Systeme‘ wird von Luhmann (1984) unterteilt in ‚Interaktion‘ (System durch
Interaktion), ‚Organisation‘ (System, das sich durch Mitgliedschaftsregeln aus der Umwelt ausdifferen-
ziert) und ‚Gesellschaft‘ (System, dass alle Kommunikationen einschließt und sich ausdifferenziert in Po-
litik, Wirtschaft, etc.). Vgl. Luhmann (1984), S. 67.
374
„Selbstreferenz heißt auf der Ebene der Elemente, dass diese sich durch Rückbezug auf sich selbst mitei-
nander verhaken und dadurch Zusammenhänge bzw. Prozesse ermöglichen.“ Vgl. Luhmann (1984), S.
67.
375
Vgl. Luhmann (1984), S. 191ff. und Luhmann (1986), S. 269. Damit setzt sich die Neue Systemtheorie
von dem Gedanken ab, dass Akteure und deren Handlungen Basiselemente von sozialen Systemen dar-
stellen (vgl. hierzu Parsons (1977)).
376
Vgl. Luhmann (1984), S. 31ff.
98 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
Wesen sozialer Systeme basiert auf der zentralen Unterscheidung von Identität und Differenz.
Die Identität eines Lieferantennetzwerks bildet sich demnach nur durch die Differenz zur
Umwelt heraus und besteht aus intersubjektiv geteilten Kommunikationsmustern, Erwar-
tungsstrukturen und kulturellen Traditionen.377 Abhängig vom gewählten Differenzschema
nimmt das System Impulse aus der Umwelt selektiv auf. Das soziale System ist offen für Im-
pulse aus der Umwelt, wie z.B. Innovationsschübe. Es entscheidet aber autonom über die po-
sitive und negative Wahrnehmung bzw. interne Verarbeitung dieser und ist insofern operativ
geschlossen.
Die Nähe zwischen dem Netzwerkansatz und der Systemtheorie wird durch das Aufzeigen
von Strukturen und Interdependenzen sozialer Beziehungen deutlich. Die Systemtheorie fo-
kussiert weitestgehend die Existenz der Beziehungen. Der Netzwerkansatz bezieht hingegen
die Qualität der Interaktionen bzw. Beziehungen mit in die Diskussion ein.378
(e) Spieltheorie: Die Spieltheorie stellt ein spezielles Gebiet der Entscheidungstheorie dar. Im
Zentrum stehen Entscheidungssituationen, an denen mindestens zwei Akteure - dies können
Personen als auch Organisationen sein - beteiligt sind.379 Die Spieltheorie stellt eine formale
Modellierung zur Verfügung, um das rationale nutzenmaximierende Entscheidungsverhalten
der Akteure zu erklären. Im ökonomischen Kontext der Lieferantenbeziehungen rückt die
Maximierung der Auszahlungen bzw. Erträge aus den Beziehungen in das Zielsystem der
OEMs und Lieferanten. Für die konkrete Fragestellung der Abnehmer-Lieferanten-Beziehung
wird das Gefangenendilemma als Spielform herangezogen (vgl. Abb. II-7).380
377
Vgl. Luhmann (1984), S. 242f. und 272ff.
378
Vgl. Stölzle (1999), S. 91. Bellmann/Hippe (1996) ordnen den Netzwerkansatz dem Systemansatz unter.
Vgl. Bellmann/Hippe (1996), S. 8-11. Sydow (2006) interpretiert Netzwerke als soziale Systeme. Vgl.
Sydow (2006), S. 434.
379
Grundsätzlich ist die Anzahl der Spieler fix. Die Spielregeln sind bekannt. Es werden die konfligierenden
Eigeninteressen der Entscheidungsträger, die Kenntnis der Wechselwirkung der Entscheidungen, die In-
formationsasymmetrien zwischen den Entscheidungsträgern und die Unsicherheiten sowie das opportu-
nistische Verhalten dieser mit einbezogen. Vgl. Dowling/Lechner (1998), S. 91.
380
Es handelt sich dabei um ein Zwei-Akteure-Spiel mit einer nicht-konstanten Auszahlungssumme, das als
nicht-kooperatives Spiel bezeichnet wird, da es keine Vereinbarungen über zukünftiges Verhalten der Ak-
380
teure beinhaltet. Konkret sind die beiden Spieler OEM und Lieferant, denen die zwei Handlungsoptio-
nen Kooperation oder Defektion zur Verfügung stehen. Zur Erläuterung und Relevanz des Gefangenendi-
lemmas siehe Ullrich (2004), S. 28ff., Miebach (2006), S.404 ff. und Holler/Illing (1996), S. 3ff.
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 99
Lieferant
Kooperation Defektion
Kooperation E2 , E2 E0 , E3
Abnehmer
Defektion E3 , E0 E1 , E1
Die Akteure können ihren individuellen Ertrag maximieren, wenn sie die Defektion wählen.
Daher wird das gesamt-maximale Ergebnis (Pareto-Optimum382) der beidseitigen Kooperation
als nicht stabile Situation bezeichnet. Das defektive Verhalten dominiert demzufolge, was zu
einer stabilen Situation führt (Nash-Gleichgewicht383). Weiterentwicklungen des Gefangendi-
lemmas stellen die Betrachtung mehrerer Entscheidungsrunden dar, die als sequenzielle Ab-
folge betrachtet wiederum ein eigenes Spiel sind.384 Somit wird eine statische durch eine dy-
namische Perspektive ergänzt.
Das kurzfristig opportunistische Verhalten wird durch gesteigerte Transparenz der Verhal-
tensweisen der Akteure in ein kooperatives und für beide Seiten in Summe vorteilhaftes Ver-
halten überführt, da die andere Seite auf defektives Verhalten mit der selbigen reagieren wür-
de.385 Die Theorie liefert eine Erklärung für die Tendenz hin zu langfristigen kooperativen
Beziehungen zwischen OEMs und Lieferanten (bevorzugt Systemlieferanten). Vertrauensbil-
dung durch gegenseitige Erfahrungen in langfristiger Zusammenarbeit führen zu einem Pare-
to-Optimum.
An die kurze Erörterung der theoretischen Erklärungsmuster werden nun deren Erklärungs-
beitrag und Gestaltungsorientierung zusammengefasst und diskutiert. Der Erklärungsbeitrag
381
Die Auszahlungen bzw. Erträge stehen in der Beziehung E 0< E1< E2< E3 mit E3+ E0 < 2x E2. Die Vor-
kommastelle beschreibt die Auszahlung für den Abnehmer, die Nachkommastelle für den Zulieferer.
382
Vgl. Wiese (2005), S. 59.
383
Vgl. Etzrodt (2003), S. 77.
384
Vgl. Wolters (1995), S. 162.
385
Sequenzielle Spiele stellen langfristige, kooperative und auf Vertrauen basierende Spiele dar. Auch be-
kannt als „Tit-for-Tat“ oder „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Vgl. Wiese (2001), S. 391ff. und Miebach
(2006), S. 405f.
100 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
stellt auf die theoretische Explikation der beschriebenen Struktureigenschaften der Lieferan-
tenbeziehungen der OEMs ab. Die Gestaltungsorientierung kann aus inhaltlicher Sicht anhand
von Gestaltungszielen, Aktionsvariablen und Gestaltungsdeterminanten beschrieben werden.
Aus formaler Sicht sind die Informativität, die empirische Relevanz und das Anwendungspo-
tenzial Bestandteile der Gestaltungsorientierung.386
386
Zum Begriff der Gestaltungsorientierung siehe Stölzle (1999), S. 118f.
387
Vgl. Eisele (2006), S. 6f.
388
Vgl. Averyt/Ramagopal (1999), S. 40.
389
Vgl. Bartelt (2002), S. 105 und Wolf (2008), S. 355f.
390
Vgl. Averyt/Ramagopal (1999), Baur (1990), Klein (2000), Masten/Meehan/Snyder (1989),
Monteverde/Teece (1982), Walker/Weber (1984).
391
Vgl. Walker (1994), Masten/Meehan/Snyder (1991), Walker/Poppo (1991) und Afuah (2001).
392
Anmerkend sei erwähnt, dass es sich bei OEM-Lieferantenbeziehungen um interorganisationale Bezie-
hungen handelt. Vielfach wird die Agency-Theorie für organisationsinterne hierarchische Probleme her-
angezogen.
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 101
temen erklären potenzielles opportunistisches Verhalten dieser. Da ein Netzwerk als Konglo-
merat aus dyadischen Beziehungen interpretierbar ist, lassen sich Netzwerkbeziehungen auch
im Rahmen der Agency-Theorie erörtern.393
Zentraler Hinweis der Agency-Theorie für die Gestaltung der Beziehungen aus inhaltlicher
Sicht ist das Effizienzkriterium der Agenturkosten. Hier sind die Ansätze bei den OEMs in
der Optimierung der Kontrollkosten und beim Lieferanten in der Optimierung der Garantie-
kosten zu sehen. Vertikale Verträge haben diesem Sinn entsprechend ergebnisabhängige An-
reiz- bzw. Vergütungssysteme für die Lieferanten zu beinhalten, um den Kontrollaufwand zu
minimieren und eine Informationssymmetrie zu erreichen.394 Als Bsp. lassen sich Garantiezei-
ten nennen, die die OEMs von ihren Lieferanten fordern, um Informationen über die Qualität
zu erhalten. Problematisch ist hingegen die Operationalisierung der Agenturkosten. Es können
nur tendenzielle, aber keine exakten Handlungsempfehlungen für die Praxis der Automobil-
hersteller abgeleitet werden.395 Aus formaler Sicht ist die Informativität durch das Aufzeigen
von „Hidden characteristics“, „Hidden intentions“ und „Hidden actions“ hervorzuheben. Die
eingeschränkte Anwendbarkeit und empirische Relevanz, aufgrund der Einschränkungen der
Theorie, runden das Bild einer begrenzten Gestaltungsorientierung für die OEM-
Lieferantenbeziehungen ab.
393
Vgl. Männel (1996), S. 87ff.
394
Es bieten sich problemspezifische Lösungen an: erstens Screening (Prinzipal verschafft sich Informatio-
nen über Agenten), Signaling (Agent stellt Prinzipal Informationen über sein Verhalten zur Verfügung)
und Self selection (Prinzipal offeriert mehrere Verträge, aus denen der Agent auswählt und so seine Inten-
tion offenlegt) für „Adverse selection“, zweitens Monitoring (Überwachung des Verhaltens des Agenten
durch Informations- und Kontrollsysteme) für „Moral hazard“ und drittens Interessenangleichung durch
Reduzierung der Spezifität der Investitionen in die Beziehung sowie durch Beteiligung an Investition
und/oder am Ergebnis für „Hold-up“, „Adverse selection“ und „Moral hazard“. Vgl. Kap. II.1.3 (1)
Agency-Theorie , Gausmann (2008), S. 34 und Picot et al. (2003), S. 56ff.
395
Vgl. Saam (2000), S. 55, ähnlich auch Bea/Göbel (2006), S. 164.
396
Vgl. Wolff (1995), S. 41ff.
102 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
Strukturationstheorie: Die Strukturationstheorie leistet einen Beitrag zur Erklärung der rekur-
siven Wechselbeziehung zwischen Struktur und Handeln zwischen den Akteuren von OEM-
Lieferantenbeziehungen. So werden z.B. Lieferantenportfolio und -netzwerk durch Anbah-
nung, Intensivierung oder Abbruch der Beziehungen laufend verändert. Die Theorie bietet
insofern einen qualitativen Analyse- und Explikationsrahmen für die OEM-
Lieferantenbeziehungen.
Aus Sicht der Gestaltungsorientierung ist auf inhaltlicher Ebene das Aufzeigen von Akti-
onsvariablen und Gestaltungsdeterminanten hervorzuheben. Die Veränderungen lassen sich
auf das Abweichen von bestehenden Ressourcen- und Regelstrukturen zurückführen. Werden
Ressourcen weder durch das interne noch durch das Ressourcenpool des Lieferantenportfolios
gedeckt, so kann dies verursachen, dass diese durch Austauschbeziehungen mit zusätzlichen
Lieferanten verfügbar gemacht werden. Die empirische Relevanz wird insofern eingeschränkt,
da es kaum möglich ist, ein Effizienzkriterium für die Gestaltung der Lieferantenbeziehungen
abzuleiten.398 Die relativ niedrige Anzahl an empirischen Arbeiten, die auf der
Strukturationstheorie basieren, verdeutlicht auf formaler Ebene Probleme der empirischen
Relevanz.399
Ressourcenabhängigkeitsansatz: Der Ansatz fokussiert auf dyadische interorganisationale
Beziehungen. OEM-Lieferantenbeziehungen lassen sich dem Ansatz nach dadurch erklären,
dass OEMs nicht-autarke Organisationen darstellen, die auf knappe Ressourcen aus der Um-
welt angewiesen sind. Der Ansatz weist auf sich potenziell verändernde Abhängigkeitskons-
tellationen hin, die durch die Verschiebungen der Wertschöpfungsstrukturen zwischen OEMs
und Lieferanten entstehen können. So ist Know-how über alternative Antriebskonzepte als
Ressource zu sehen, die einigen OEMs noch nicht in ausreichendem Maße verfügbar ist und
daher auf den Beschaffungsmärkten bspw. in Form von Kooperationen gesucht wird. U.a.
können Flexibilität und Kostenvorteil - als Ressourcen interpretiert - einen Erklärungbeitrag
zur Externalisierung weiter Bereiche der OEM-Wertschöpfung liefern.400
Der Ansatz zeigt Schwächen in der Gestaltungsorientierung für das OEM-Management. So
gibt der Ansatz auf inhaltlicher Ebene mit der Vorgabe von Gestaltungsvariablen eine Orien-
397
Vgl. Hensel (2007), S. 122.
398
Vgl. Bach (2007), S. 189f. mit Untersuchungen für die Organisation von Konzernleitungen.
399
Vgl. Lantzsch (2008), S. 31 und dort genannte Literatur.
400
Zu den Motiven des Outsourcings in der Automobilindustrie vgl. Vahrenkamp (2004), S. 284ff.
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 103
tierung zur Vermeidung von Abhängigkeiten oder auch Umgehung der externen Ressourcen-
kontrolle. Hingegen problematisch ist die Formulierung eines Zielkriteriums, das das Ziel der
Existenzsicherung eines OEMs durch die Verfügbarkeit von externen Ressourcen bei syn-
chroner Autononomieerhaltung operationalisiert. Aus formaler Sicht ist die Informativität
insofern eingeschränkt, da ein Zusammenspiel von Gestaltungsvariablen nicht verdeutlicht
werden kann.401 Die empirische Relevanz und das Anwendungspotenzial zeigen sich hinge-
gen in vielfältigen Fragen der Ressourcenabhängigkeit der Automobilhersteller von Lieferan-
ten.402
Relational View: Der Relational View erklärt das Entstehen von kooperativen zwei- und
mehrseitigen Beziehungen zwischen OEMs und Lieferanten durch das Entstehen von über-
durchschnittlichen Renten. So liegen diese in Ressourcen begründet, die durch das Zusam-
menwirken im gemeinsamen Ressourcenraum der Beziehung entstehen. OEMs und Lieferan-
ten können diese Ressourcen und somit Wettbewerbsvorteile nicht ohne das Mitwirken
des/der anderen generieren.
Die Gestaltungsorientierung des Ansatzes ist aus inhaltlicher Sicht durch den normativen
Gehalt gegeben. Als Effizienzkriterium wird die Optimierung relationaler Renten angeführt.
Operationalisierungsprobleme sind in der Messung der Renten und gegebenenfalls in der Ver-
teilung dieser zwischen den Netzwerkakteuren zu sehen. Wie bereits festgestellt ist die Auto-
mobilindustrie durch teilweise überlappende Supply Chains/Nets geprägt. 403 Im Wettbewerb
differenzierende überdurchschnittliche Renten können somit nicht pauschal für alle Koopera-
tionen auf den Beschaffungsmärkten in Anspruch genommen werden. Hier ist zwischen stan-
dardisierten Leistungen, die relativ einfach beschafft werden können und hoch spezifischen
Leistungen, die durch spezifische Ressourcenkonstellationen zwischen OEMs und Lieferanten
verfügbar gemacht werden können und insofern ein Differenzierungsmerkmal darstellen, zu
unterscheiden. Aus formaler Sicht liegt Informativität vor, da die Wechselwirkungen zwi-
schen den Ressourcen, ein Effizienzkriterium in Form relationaler Renten und deren Entste-
hungsdeterminanten aufgezeigt werden. Es ist zu bemerken, dass eine breite empirische
Überprüfung des Ansatzes bisher nicht konstatiert werden kann. 404 Eine Untersuchung von
Dyer und Nobeoka (2000) weist auf das Anwendungspotenzial des Ansatzes hin. Am Bsp.
des Automobilherstellers Toyota zeigen sie, dass im Lieferantennetzwerk Wissensaufbau, -
transfer und -neukombinierung zu Wettbewerbsvorteilen führen. Zu diesem Ergebnis führt
laut den Autoren die höhere Diversität des Wissens im Netzwerk.405
401
Vgl. Stölzle (1999), S. 69 und 124.
402
Vgl. zu empirischen Relevanz auch Schonert (2007), S. 31ff.
403
Vgl. Kap. I.1.1 (1).
404
Vgl. Weber, C. (2007), S. 66.
405
Vgl. Dyer/ Nobeoka (2000), S. 364.
104 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
Interaktionsansatz der IMP-Group: Der Interaktionsansatz vermag einen Beitrag zur Erklä-
rung langfristig angelegter OEM-Lieferantenbeziehungen, die durch intensive Interaktionen
geprägt sind, zu leisten. Mit dem Ansatz liegt ein konzeptioneller Analyserahmen für diese
Beziehungen in der Automobilindustrie vor, wie sie z.B. in zweiseitigen Joint Ventures zum
Ausdruck kommen.406 Gleichzeitig beschränkt die Fokussierung langfristiger dyadischer Be-
ziehungen diesen wiederum.407
Der Ansatz kann nur bedingt eine Gestaltungsorientierung reklamieren. Zentral ist dabei
aus inhaltlicher Sicht das Fehlen eines Effizienzkriteriums. So stellen die Aktionsvariablen
sich zwar sehr ausdifferenziert dar, verharren in der Zielformulierung aber auf einem allge-
meinen Niveau. Die Determinanten - und somit auch die empirische Relevanz - sind auf zwei-
seitige Beziehungen beschränkt und reflektieren daher nur begrenzt die Komplexität der Lie-
ferantenmärkte des OEMs. Eine Orientierung für die Gestaltung kurzfristiger Beziehungen
bleibt ebenso aus, was die empirische Relevanz auf formaler Ebene einschränkt. Das Anwen-
dungspotenzial hingegen wird durch vielfältige Studien belegt. Ebenso kann Informativität
konstatiert werden, da eine Beschreibung der Beziehungen im Rahmen der gesetzten Deter-
minanten erfolgt.
Netzwerkansatz: Der Netzwerkansatz leistet einen deskriptiven Beitrag zur Erklärung der
Netzwerkbeziehungen mit Lieferanten in der Automobilindustrie. Dabei werden insbesondere
Typologien und Strukturen herausgearbeitet.408 Entsprechende analytische Erklärungsbeiträge
werden auch in Veröffentlichungen zum Beschaffungsmanagement deutlich.409
Aus inhaltlicher Sicht bietet die Netzwerkperspektive einen Analyseansatz für die Struktur
der Lieferantenbeziehungen. Effizienzkriterium und Gestaltungsvariablen sind dem Netz-
werkansatz nicht allgemein inhärent.410 Somit mangelt es aus formaler Sicht auch an
Informativität. Die Veröffentlichungen, die den Netzwerkansatz mit Bezug zur Automobilin-
dustrie aufnehmen, zeigen das Anwendungspotenzial. Empirische Untersuchungen hingegen
sind nur mit einem hohen Aufwand möglich.411
Spieltheorie: Die Spieltheorie zeichnet sich durch einen hohen Präzisionsgehalt aus, der wie-
derum durch einen engen Prämissenrahmen eingeschränkt wird. Es lässt sich langfristiges, auf
positiven Erfahrungen basiertes kooperatives Verhalten in OEM-Lieferantenbeziehungen in
406
Vgl. Calaminus (1994), S. 107.
407
Die Entwicklung des Netzwerkmodells der „Schwedischen Schule“ gilt als Reaktion auf die Kritik der
Dyaden-Fokussierung. Hierbei werden Ressourcen, Akteure und Aktivitäten in zirkuläre Verbindungen
gebracht und in ein Total-Netzwerk integriert. Vgl. Håkansson (1987), S. 17.
408
Hensel (2007), S. 36ff.
409
Vgl. genannte Quellen in Einführung (1).
410
Sie können aber in spezifischen Anwendungsfällen, wie z.B. für die OEM-Lieferantennetzwerke, formu-
liert werden. Hier können ebenso überproportionale Renten als Zielkriterium für die Gestaltung der Liefe-
rantennetzwerke herangezogen werden. Vgl. Stölzle (1999), S. 126f.
411
Vgl. Stölzl (1999), S. 126. Es liegen empirische Arbeiten wie z.B. von Hensel (2007) vor.
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 105
dynamischen Modellen erklären. Die Entwicklung von Vertrauen und Normen zwischen den
Akteuren unterstützen dieses Verhalten.412
Der enge Prämissenrahmen setzt Grenzen für die Gestaltungsorientierung. Inhaltlich liegen
mit der Auszahlungsmaximierung ein Effizienzziel und mit Kooperation und Defektion Ge-
staltungsvariablen vor. Die Informativität lässt sich aus formaler Sicht aufgrund des Zusam-
menspiels zwischen Prämissen und Handlungsvariablen ebenso bestätigen.413 Die Verengung
der Handlungen auf Kooperation oder Defektion, ohne auf weitere Eigenschaftsperspektiven
einzugehen, schränkt das Anwendungspotenzial für das vorliegende Untersuchungsanliegen
von mehrschichtigen OEM-Lieferantenbeziehungen ein. Das hohe Abstraktionsniveau er-
schwert es der Spieltheorie, zu stärkerer empirischer Relevanz zu gelangen. Modifikationen,
die z.B. die Dynamik einbeziehen, sind hier weiterführend. Die Entwicklung von Vertrauen
wird zu einer zentralen Gestaltungsvariable des Lieferantenmanagements der OEMs. 414
Die zentralen Aussagen der Überprüfung von Erklärungsbeitrag und Gestaltungsorientierung
der vorgestellten Theorien und theoretischen Ansätze finden sich in einer Zusammenfassung
in Abb. II-8 und in Abb. II-9.
412
Vgl. Picot et al. (1998), S. 37.
413
Vgl. Stölzle (1999), S. 128.
414
Vgl. Wolters (1995), S. 169ff.
106 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
Theorien/
Erklärungsbeitrag Gestaltungsorientierung
Ansätze
Trans- Zuordnung der Eigenschaften Aufbau von Vertrauen und von
aktions- von Transaktionen zu IuK-Systemen senkt
kosten- institutionellen Arrangements Transaktionskosten
theorie (Markt, Hybridformen, Gestaltungsaussagen nur als
Hierarchie) Tendenz möglich
Problem der Operationalisie-
rung der Variablen und Trans-
aktionskosten
Agency- Potenzieller Opportunismus Optimierung der Agentur-
Theorie von Systemlieferanten kosten (Kontroll- und
Hierarchische Beziehung Garantiekosten)
zwischen OEMs und Problem der Operationalisie-
Lieferanten rung der Agenturkosten
Vertrags- Beachtung der Rahmenbedin- Anpassung der Vertragstypen
theorie gungen von OEM-Lieferanten- an Beschaffungssituationen
Beziehungen Setzen von Anreizstrukturen
Eigenschaften der Vertragsge- zur Vermeidung von
staltung bzw. Vertragstypen- Opportunismus
wahl
Struktur- Rekursive Wechselbeziehung Kein Effizienzkriterium
ations- von Struktur und Handeln der vorliegend
theorie OEMs und Lieferanten Eingeschränkte empirische
Qualitativer Analyse- und Ex- Relevanz
plikationsrahmen der Verän-
derungen von Beziehungen
und Netzwerken
Ressour- OEMs als nicht-autarke Vermeidung von Abhängig-
cen- Organisationen keiten
abhängig- Unterschiedliche Abhängig- Umgehung der externen
keits- keiten je Beschaffungs- Ressourcenkontrolle
ansatz kategorie und Wert- Mangelnde Operationalisie-
schöpfungskonstellation rung von Handlungsvariablen
Theorien/
Erklärungsbeitrag Gestaltungsorientierung
Ansätze
Relational Motiv interorganisationaler Optimierung der
View Kooperation/Netzwerke Kooperationsrenten
Wettbewerb um überdurch- Probleme bei Messung der
schnittliche Renten auf den Renten und gegebenenfalls in
Beschaffungsmärken der Verteilung
Fokussierung des Netzwerk-
managements bei komplexen
Beschaffungsaufgaben
Inter- Langfristige dyadische Bezie- Gestaltungsvariablen auf all-
aktions- hungen (z.B. JV) gemeinem Niveau
ansatz der Mehrseitige Konstellationen Keine Formulierung eines
IMP- zwischen OEMs und mehreren Zielkriteriums
Group Lieferanten können nicht er-
klärt werden
Netzwerk- Deskriptiver Beitrag zur Erklä- Effizienzkriterien und Hand-
ansatz rung der Beschaffungsmärkte lungsvariablen müssen für die
Analyse von Strukturen und OEM-Lieferantenbeziehungen
Typologien von Netzwerken erst entwickelt werden
U.a. der Relational View ver-
mag Zielkriterien für das
Netzwerkmanagement zu ent-
wickeln
Spiel- Vorteilhaftigkeit kooperativen Ziel der Auszahlungs-
theorie Verhaltens von OEMs und maximierung
Lieferanten Gestaltungsvariablen Koopera-
Bedeutung von Vertrauen und tion und Defektion
Normen Begrenztes Eingehen auf Ei-
genschaftsperspektiven der
Beziehungen
Die vorgestellten Theorien und theoretischen Ansätze zeigen, isoliert betrachtet, keinen um-
fassenden Erklärungsbeitrag. Die beschriebene Struktur der Beziehungen zwischen Automo-
bilherstellern und Lieferanten wird jeweils auf eine bestimmte Betrachtungsperspektive ver-
engt.
Positiv sind die Erklärungsbeiträge in Bezug auf die Vorteilhaftigkeit kooperativen gegen-
über adversativen Handelns zu würdigen. Hier ist insbesondere der Relational View zu nen-
nen. Dabei wird explizit auf die positiven Wirkungen des Netzwerks eingegangen, die in der
Automobilindustrie weite Teile der Diskussion bestimmen. Potenzielle opportunistische Ver-
haltensweisen insbesondere von Systemlieferanten der OEMs zeigt die Agency-Theorie auf.
108 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
Die diskutierten Theorien und theoretischen Ansätze bieten einen Zugang zur Erklärung der
Beziehungsstrukturen. Dabei legen sie unterschiedliche Schwerpunkte. Im Folgenden werden
hierauf aufbauend die vernetzten Beziehungsstrukturen der Automobilhersteller untersucht.
Die dyadischen Lieferantenbeziehungen der OEMs sind in ein Netzwerk eingebettet. Um Zu-
gang zu strategischen Erfolgspotenzialen zu haben, nutzen OEMs diese Lieferantennetzwerke.
Dort liegen unternehmensübergreifende Potenziale, deren Nutzung Einfluss auf das Ergebnis
des OEMs hat.415 Die Vernetzung der OEMs überschreitet nicht nur traditionelle Unterneh-
mensgrenzen, sondern auch Abteilungs- und Funktionsgrenzen. Die Integration von Endkun-
den in die Prozesse der OEMs hat ebenso Folgen für die Zusammenarbeit mit Lieferanten.
Eine Aufarbeitung des unternehmens- und funktionsübergreifenden Netzwerkgedankens vom
Lieferanten über den OEM bis zum Endkunden des OEMs zeichnet daher ein vollständigeres
Bild der strategischen Relevanz des Lieferantenmanagements.
Um die Beachtung vernetzter Strukturen zu verdeutlichen, werden in den folgenden Kapi-
teln in einem ersten Schritt die Ebenen des Lieferantennetzwerks vorgestellt (Kap. II.2.1). Die
Relevanz des Endkunden für die Lieferantenbeziehungen wird im darauf folgenden Kapitel
erarbeitet (Kap. II.2.2). Schließlich wird das Lieferantenmanagement als strategische Aus-
richtung der Beschaffung vor dem Hintergrund vernetzter OEM-Lieferantenbeziehungen erör-
tert (Kap. II.2.3).
415
Vgl. Vahrenkamp (2005), S. 206.
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 109
Eine dyadische Betrachtung der Beziehungen bezieht sich auf individuelle Interaktionen zwi-
schen zwei Akteuren i und j mit den Beziehungen. Sie ist die kleinste Betrachtungseinheit
bzw. -ebene.417 Diese Mikroebene der Beziehungen zu betrachten erscheint sinnvoll, da somit
ein Beitrag zur Erfassung der im Weiteren zu erörternden Netzwerkstrukturen geleistet
wird.418
416
Basierend auf einem vergleichbaren Mehrebenenverständnis der Lieferantenbeziehungen argumentieren
auch Peitz (2002), S. 126, Wagner (2000), S. 240 und Ritter et al. (2004), S. 179.
417
Vgl. Rank (2003), S. 65 und Jansen (2006), S. 60.
418
Vgl. Renz (1997), S. 211f.
110 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
Die Form der Beziehung kann nach der Gerichtetheit dieser bestimmt werden. Jansen
(2006) bemerkt hierzu:
„Es gibt Relationen ohne Richtungsangabe wie z.B. „sich anlässlich eines Ereig-
nisses treffen“ und Relationen mit Richtungsangabe wie z.B. „helfen“. Nur bei ge-
richteten Relationen ist die Frage der Reziprozität oder Gegenseitigkeit der Bezie-
hung überhaupt sinnvoll zu stellen.“ (Jansen (2006), S. 59)
Liegen gerichtet binäre Daten vor, so lassen sich Dyaden in vier Formen einteilen, die zu drei
Typen verdichtet werden können. Mutuelle Dyaden sind symmetrisch reziproke Beziehungen
(xij = xji = 1). Bei asymmetrisch dyadischen Beziehungen weist einer der zwei Akteure eine
einseitige Relation zum anderen Akteur auf (xij ≠ xji mit xij = 1 und xji = 0 oder xji = 1 und xij =
0). Im Fall von Null-Dyaden besteht zwischen den Akteuren keine Beziehung (xij = xji = 0).
Einen Überblick über mögliche Konstellationen der dyadischen Ebene zeigt Abb. II-11.
In der Literatur lässt sich eine Vielzahl an Veröffentlichungen finden, die sich mit der dyadi-
schen Beziehungsebene beschäftigt.419 Im Mittelpunkt stehen Interaktionsansätze, die sich in
personale dyadische oder organisatorische dyadische und prozessuale oder strukturelle Ansät-
ze unterteilen lassen.420 Zentraler Aspekt hierbei ist die Steigerung des einzelnen Bezie-
hungswerts durch Verbesserung der Beziehungsqualität und Effizienzsteigerungen.421 Die
Entscheidungen und Handlungen, die diese Beziehungsebene ansprechen, zielen auf die un-
mittelbare Erhöhung des Beziehungswerts. Neben den positiven kann es aber auch zu negati-
ven und neutralen Effekten kommen. Die Auswirkungen der Handlungen verändern die
Struktur der dyadischen Beziehung und/oder die Wahrnehmung dieser durch die Parteien.422
Von der Ebene der dyadischen Lieferantenbeziehungen der Automobilhersteller sollen die
asymmetrischen und mutuellen Formen in die weiteren Überlegungen einbezogen werden, die
419
Zu dyadischen Beziehungen im Industriemarketing vgl. Arnold (2002), Håkansson (1982),
Håkansson/Snehota (1995), Ford (2002).
420
Überblicke liefern Kern (1990), S. 18ff. und Wilkinson (2001), S. 23 ff.
421
Vgl. hierzu beispielhaft Chin/Yeung/Pun (2004), S. 743ff., Croom (1999), S. 29ff., Forker (1996), S
243ff., Paulraj/Chen (2005), S. 4ff.
422
Vgl. Peitz (2002), S. 126.
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 111
(2) Lieferantenportfolioebene
Die Generierung und Ausschöpfung von Potenzialen aus Lieferantenbeziehungen ist eine fort-
laufende Aufgabe der Beschaffung von Automobilherstellern.424 Hierzu müssen die Unter-
nehmen Lieferanten auswählen. Dies macht eine aktive Gestaltung des Lieferantenportfolios
notwendig. Zwischen die Mikroebene der Dyade und die Netzwerkebene wird daher eine
Zwischenbetrachtung eingeschoben, die eine Betrachtung von mindestens zwei Beziehungen
in einem Lieferantenportfolio beinhaltet.425 Als mögliche Gestaltungskriterien des Lieferan-
tenportfolios listen Boutellier und Wagner (2001) auf:
423
Auf Basis der getroffenen Definition von Beziehungen werden die sog. „Null-Dyaden“ hier nicht als
Beziehung angesehen. Vgl. Kap. II.1.1 (1).
424
Vgl. Boutellier/Wagner (2001), S. 38. Wannenwetsch (2007) spricht davon, Risiken auf dem Beschaf-
fungsmarkt zu erkennen und Chancen zu erarbeiten. Vgl. Wannenwetsch (2007), S. 136.
425
Zum Verhältnis Dyade, Portfolio und Netzwerk des Lieferantenmanagements vgl. auch Pedersen et al.
(2008), S. 38ff.
426
Kauffman und Popkowski Leszczyc (2005) benutzen ein Konzept, das auf dem Nutzen durch die Liefe-
rantenbeziehungen und den Kosten, die mit der Entscheidung über die Anzahl der Lieferanten verbunden
sind, beruht. Vgl. Kauffman/Popkowski Leszczyc (2005), S. 3ff. Berger et al. (2002) schlagen einen Ent-
scheidungsbaumansatz unter Beachtung von Beschaffungsrisiken vor. Vgl. Berger et al. (2002), S. 9ff.
Für die Analyse der Lieferantenzahl und die wertmäßige Bedeutung der Lieferungen können ABC-
Analysen herangezogen werden. Vgl. Corsten (2008), S. 391. Sarkar und Mohapatra (2005) verwenden
Fähigkeit und Leistung der Lieferanten als Entscheidungsgrundlage für die Größe des Portfolios. Vgl.
Sarkar/Mohapatra (2005), S. 152f.
427
Eine Übersicht über weitere Segmentierungsansätze liefern Persson/ Håkansson (2007), S. 27ff.
428
In der Literatur lässt sich eine Vielzahl an Risikokategorien in der Lieferkette identifizieren. Chopra und
Sodhi (2004) identifizieren folgende Risikokategorien: Risiken bezüglich des geistigen Eigentums, Be-
112 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
Arten der Beziehungen: Beziehungstypen, die das Unternehmen mit den Lieferanten des
Portfolios unterhält.429
Für die Gestaltung der Lieferantenportfolios werden dyadische Beziehungen in den Kontext
weiterer Beziehungen gestellt, die ein zentraler Akteur - wie ein Automobilhersteller - mit
anderen Akteuren simultan unterhält oder aufnehmen kann.430 Entscheidungen und Handlun-
gen des fokalen Automobilherstellers, die er auf eine dyadische Beziehung hin bezogen trifft
bzw. durchführt, können sich positiv, negativ oder neutral auf weitere Beziehungen im Bezie-
hungsportfolio des Herstellers auswirken. Die Auswirkungen können den Wert und die Struk-
tur der Beziehungen betreffen.431 Im Zentrum der Betrachtungen auf der
Lieferantenportfolioebene stehen daher Analysen der Lieferantenbeziehungen, die die ver-
schiedenen dyadischen Beziehungen in Relation stellen und die relative Position des Auto-
mobilherstellers auf dem Lieferantenmarkt bestimmen.432 Diese bauen auf Analysen der Be-
schaffungsstruktur des OEMs auf.433
Für die Analysen bieten sich Portfoliotechniken an.434 Einen Überblick über Beschaf-
fungsportfolios bzw. -techniken liefern Gelderman und van Weele (2005). Sie zeigen, dass
der Einsatz von Portfoliotechniken in der Beschaffung ein Indiz für einen höheren Entwick-
lungsgrad der Beschaffung im Unternehmen ist.435 Dominierend sind dabei Ansätze, die sich
_______________________________________________________________________________________
triebsstörungs-, Verspätungs-, System-, Prognose-, Beschaffungs-, Verbindlichkeits-, Vorrats- und Kapa-
zitätsrisiken. Vgl. Chopra/Sodhi (2004), S. 74ff. Nach Johnson (2001) fallen Risiken in der Lieferkette in
die zwei Kategorien Produktnachfrage (Saisonalität und Volatilität) und -angebot (Kapazitätsbeschrän-
kungen und Lieferstörungen). Vgl. Johnson (2001), S. 110ff. Zur Lieferantenklassifizierung und Risiko-
kategorien in der Lieferkette vgl. auch Hallikas et al. (2005), S. 72ff.
429
Die Daimler AG segmentiert in drei Lieferantengruppen. Dabei wird zwischen „Strategischen Partnern“
als die exklusivste Gruppe, „Key Suppliern“ und sonstigen Lieferanten unterschieden. Die Gruppenzu-
ordnung erfolgt nach den Kriterien Einkaufsvolumen, Leistung und Innovationsfähigkeit der Lieferanten.
Je intensiver die Kooperation ist, desto größer sind die gegenseitigen Erwartungen und Verpflichtungen.
Die Einbindung in die Entwicklung neuer Technologien wird dabei auch berücksichtigt. Vgl. Daimler AG
(2009), S. 4f. Zu den Kategorien von Beziehungstypen vgl. auch Kap. II.1.1 (1) (c).
430
Vgl. Ritter et al. (2004), S. 179.
431
Die Auswirkungen können den Wert der anderen Beziehungen bzw. die Struktur und/oder Wahrnehmung
dieser verändern. Vgl. Peitz (2002), S. 126.
432
Vgl. Arnold (1997), S. 86.
433
Olsen und Elram (1997) schlagen einen dreistufigen Portfolioansatz für Lieferantenbeziehungen vor. Der
Analyse der Beschaffung des Nachfragers folgt die Analyse der Lieferantenbeziehungen, um abschlie-
ßend einen Aktionsplan auf Basis der Analysen auszuarbeiten. Vgl. Olsen/Elram (1997), S. 103ff. Auf
den dritten Schritt soll an dieser Stelle noch verzichtet werden, da es um die Darstellung der
Portfolioebene an sich geht. Zu einer ähnlichen Einteilung in drei Schritte kommt Wannenwetsch (2007),
S. 136ff.
434
Vgl. Corsten (2008), S. 378.
435
Vgl. Gelderman/van Weele (2005), S. 22ff.
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 113
in einer zweidimensionalen Matrix darstellen lassen. Die Matrizen werden von den zwei für
den Sachverhalt relevantesten Determinanten gebildet.436
Eine der in der Beschaffungsliteratur bedeutendsten Beschaffungsmatrizen liefert Kraljic
(1977, 1983). Seine Matrix bedient sich der Unterscheidung der zu beschaffenden Teile und
Materialien über die Parameter Beschaffungsrisiko und Ergebniseinfluss. Somit werden die
Teile und Materialien mit hohem Beschaffungsrisiko den Gruppen strategische Teile und
Engpassteile zugeordnet.437 Darüber hinaus weisen strategische Teile wie auch Hebelteile
einen hohen Ergebniseinfluss auf. Unkritische Teile hingegen haben weder einen hohen Er-
gebniseinfluss noch ein hohes Beschaffungsrisiko.438 Für die zugeordneten Teile und Materia-
lien werden dann Beschaffungsmarktsituationen bestimmt. Dies kann über die Bestimmung
und Bewertung der Ausprägungen Lieferanten- bzw. Angebots- und Nachfragemacht gesche-
hen.439 Ziel dieser Bewertungen ist es, eine Grundlage für die Selektion der Lieferanten und
somit für die Gestaltung des Lieferantenportfolios zu schaffen. Dabei gewinnen Systemliefe-
ranten, die in ihrem Segment strategische Teile bzw. Systeme anbieten, zunehmend an Bedeu-
tung für die OEMs.
(3) Lieferantennetzwerkebene
Die Lieferantennetzwerkebene wird im dritten Schritt als die umfassende Strukturebene der
Lieferantenbeziehungen erörtert. In der wissenschaftlichen Literatur werden verschiedene
Ansätze vorgenommen, um sich dem Phänomen Netzwerk zu nähern. In diesem Abschnitt
geht es daher darum, die verschiedenen Perspektiven und die zentralen gemeinsamen Aspekte
für die Lieferantenbeziehungen in der Automobilindustrie aufzuzeigen.440
Weitestgehend anerkannte konstituierende Merkmale sozialer Netzwerke stellen Knoten
und Kanten dar. Als Knoten werden alle Aktoren eines Netzwerks bezeichnet, wie in diesem
Fall Automobilhersteller und Lieferanten. Kanten stellen die direkten und indirekten Verbin-
436
Vgl. Arnold (1997), S. 86 und Fröhling/Nonnenmacher (2002), S. 605.
437
Wannenwetsch (2007) schlägt aufbauend auf der Matrix ein differenziertes Vorgehen vor. Strategische
Teile werden u.a. über gemeinsame Projekte entwickelt und bezogen (z.B. Getriebe). Für Engpassteile
wird u.a. Material- und/oder Lieferantensubstitution sowie Risikominimierung vorgeschlagen (z.B. Teile
von exklusiven Lieferanten mit Insolvenzrisiko). Bei Hebelteilen sollen Marktmacht und internationale
Beschaffung eingesetzt werden (z.B. Stahl und Aluminium). Für unkritische Teile werden Reduzierung
der Lieferanten und Prozessoptimierungen vorgeschlagen (z.B. MRO, Schrauben). Vgl. Arnold (2004), S.
97ff. und Wannenwetsch (2007), S. 137.
438
Vgl. Kraljic (1983), S. 112. Für eine weitere Diskussion der Kraljic-Matrix siehe Gelderman/Semeijn
(2006), S. 209ff und Gelderman/van Weele (2002), S. 207ff.
439
Schuh et al. (2008) unterscheiden in ihrer Arbeit auch zwischen Nachfrage- und Angebotsmacht zur Be-
stimmung der Beschaffungssituation. Vgl. Schuh et al. (2008), S. 21ff.
440
Für eine Erörterung des Netzwerkansatzes siehe Kap. II.1.3 (1) (d).
114 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
dungen zwischen den Aktoren her.441 Die strukturierte Gesamtheit aus Knoten und Kanten
bildet ein Netzwerk.442 Die vorherigen Ebenen der Dyade und des Portfolios zeigen somit nur
einen Ausschnitt. Kutschker und Schmid (1995) formulieren entsprechend:
„Auf den ersten Blick könnte manche der eingegangen Beziehungen als bi- oder
trilaterale Beziehungen interpretiert werden. Bei genauer Analyse und der Einbe-
ziehung aller weiteren Aktoren wird man aber leicht feststellen, daß [sie] nur ei-
nen kleinen Ausschnitt der Realität darstellen - einen Ausschnitt aus einem ver-
wobenen Netz unterschiedlicher Beziehungen, in das jede Unternehmung einge-
bettet ist. […] Kooperationsformen und -beispiele sind daher als Teile umfassen-
der Netzwerke zu interpretieren.“ (Kutscher/Schmid (1995), S. 2, Anm. J.E.D.)443
Die Grenzen von Netzwerken sind von flexibler Natur, was nicht ausschließt, dass es einen
stabilen Netzwerkkern um das fokale Unternehmen des OEM herum gibt. Die Grenzziehung
eines Netzwerks hängt von der subjektiven Wahrnehmung der OEMs ab.444
In Netzwerken tritt die besondere Form der dreiseitigen Beziehungen auf, die darauf fußt,
dass es sich bei Netzwerken um Multi-Partner-Strukturen handelt - also um mindestens drei
Partner, die jeweils untereinander in Beziehung stehen.445 An diese ein Netzwerk konstituie-
rende Triade schließen sich weitere Unternehmen an, die nicht mit allen drei Organisationen
direkt in Beziehung stehen müssen.446
Gleichwohl herrscht in der Literatur keine Einigkeit darüber, ob Dyaden oder Triaden die
kleinsten Analyseeinheiten von Netzwerken bilden. In dieser Arbeit wird der Auffassung ge-
folgt, dass Dyaden die kleinsten Analyseeinheiten sind, die sich im Netzwerkkontext in Kons-
tellationen von mindestens drei Parteien wiederfinden und dabei zwei besondere Eigenschaf-
ten annehmen.447 Erstens entstehen im Netzwerk zwischen OEMs und Lieferanten – insbe-
sondere Systemlieferanten – wechselseitige Interdependenzen. Zweitens kann es zu Überlage-
rungen von Merkmalsausprägungen kommen, die als Dualitäten bezeichnet werden. 448 Bezie-
hungen mit diesen Eigenschaften werden daher in Folge als Netzwerkbeziehungen bezeichnet.
441
Kanten lassen sich über deren Inhalt (Ressourcen- und Leistungsflüsse, Informationsflüsse und Einfluss-
beziehungen) sowie Ausprägung beschreiben (Stärke, Symmetrie, Wechselseitigkeit und Vielfältigkeit).
Vgl. Schonert (2007), S. 73.
442
Vgl. Kutschker/Schmid (2008), S. 535 und Klemm (1997), S. 72ff.
443
Ähnlich auch Jansen (2006), S. 60.
444
Vgl. Thorelli (1986), S. 42 und Kutschker/Schmid (1995), S. 3.
445
Vgl. Choi/Kim (2008), S. 6, Jansen (2006), S. 60 , Peitz (2002), S. 124f. und Schonert (2007), S. 98.
446
Walter et al. (2001) und Ritter et al. (2004) sprechen in diesem Zusammenhang von „Connected
relationships“, die sich an die fokalen Beziehungen bzw. deren Akteure anschließen. Vgl. Walter et al.
(2001), S. 366ff. und Ritter et al. (2004), S. 179.
447
Ähnlich auch Howard et al. (2006), S. 93ff.
448
Als Bsp. sind Kooperation und Wettweber zu nennen. Peitz (2002) sieht Merkmale dyadischer Beziehun-
gen im Sinne eines „entweder-oder“, die im Netzwerkkontext in ein „sowohl-als-auch“ aufgehen können.
Vgl. Peitz (2002), S. 125ff. Einschränkend ist darauf hinzuweisen, dass ein „sowohl-als-auch“ sich auf
horizontale Kooperationen in Netzwerken konzentriert. Vertikale Lieferantenbeziehungen zwischen
OEMs und Lieferanten werden durch ein „entweder-oder“ bestimmt. Im Netzwerk kann jedoch wiederum
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 115
Für das Verständnis von Netzwerken als eine Koordinations- bzw. Organisationsform zwi-
schen Markt und Hierarchie bestehen zahlreiche Erklärungsmuster.450 In der Automobilin-
dustrie lässt sich beobachten, dass Lieferanten zunehmend in die Entwicklungs- und Produk-
tions-Prozesse der OEMs integriert werden (Quasi-Internalisierung). Dabei stehen Systemlie-
feranten und Entwicklungsdienstleister im Vordergrund. Gleichzeitig geben OEMs begrenzte
Funktionen an externe Partner nach außen (Quasi-Externalisierung), so dass sich ein Netz-
werk als Koordinationsform zwischen Markt und Hierarchie herausbilden kann.451
Darüberhinaus lassen sich in der Literatur eine Vielzahl an verschiedenen Beschreibungen
und Typologisierungen von Netzwerken finden, die die strukturelle Perspektive von Netzwer-
ken fokussieren. Möglichkeiten der Typologisierungen von Netzwerken gehen daher ad infi-
nitum.452 Abbildung II-12 zeigt eine Zusammenstellung interorganisationaler Netzwerktypen,
die für die Beschreibung der Beziehungen zwischen OEMs und Lieferanten relevant sind und
in ihrer kombinierten Gesamtheit die jeweils spezifischen Eigenschaften einzelner Netzwerke
herausbilden.
_______________________________________________________________________________________
zwischen den Lieferanten der OEMs ein „sowohl-als-auch“ herrschen. Vgl. Dubois/Fredriksson (2008),
S. 170ff.
449
In der Literatur werden Netzwerke u.a. aus interpersonal, struktural und institutionalistisch theoretischer
Perspektive erörtert. Bei der interpersonal theoretischen Perspektive stehen Beziehungen zwischen Indi-
viduen im Fokus. Vgl. Meyer (1994), S. 217, Håkanson (1987), S. 17 und Håkanson/Johanson (1990), S.
461ff. Die strukturale und die institutionalistische Perspektive beziehen sich auf die Beziehungen zwi-
schen Organisationen. Die strukturale Perspektive interpretiert ein Netzwerk als eine verteilte Zusammen-
fügung der teilnehmenden Organisationen. Vgl. Pohlmann (1995), S. 20f. Aus der institutionalistischen
Perspektive wird das Netzwerk selbst als Institution in der ökonomischen Realität betrachtet. Netzwerke
werden als alternative Koordinationsform zwischen Markt und Hierarchie interpretiert. Vgl. Sydow
(2005), S. 104 und Wildemann (1996), S. 20.
450
Vgl. Miles/Snow (1995), S. 5ff., Semlinger (2006), S. 29ff., Sydow (2005), S. 104. Ähnlich auch Zen-
ger/Hesterly 1997, S. 212.
451
Quasi-Internalisierung bezeichnet die Zunahme von hierarchischen Koordinationsmustern. Quasi-
Externalisierung bezeichnet die Zunahme von marktlichen Koordinationsmustern. Zu den Begriffen vgl.
Sydow (2005), S. 103.
452
Vgl. Sydow (2006), S. 393.
116 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
453
Vgl. Bartelt (2002), S. 23. Wie jedoch in Experteninterviews angesprochen wurde, besteht eine Tendenz,
dass Systemlieferanten weite Bereiche eines Lieferantennetzwerk-managements für weiter vorgelagerte
Lieferanten übernehmen. Letztlich bleibt der OEM aber maßgebend.
454
Vgl. Schonert (2007), S. 196 und Sydow (2006), S. 396.
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 117
455
Lieferantenparks sind ein Bsp. für hohe spezifische Investitionen in die Beziehungen zwischen OEMs
und Lieferanten. Vgl. Howard et al. (2006), S. 93ff. In den geführten Interviews wurden die Aufwendun-
gen der Lieferanten in Entwicklungsprojekten als Investitionen, die sich nur bei Projektvergabe und über
den Produktlebenszyklus amortisieren lassen, thematisiert.
456
Vgl. Bartelt (2002), S. 23.
457
Vgl. Kurek (2004), S. 22. Experten haben in den Interviews ebenso von einer „Intensivierung“ der Bezie-
hungen zu Systemlieferanten und Entwicklungsdienstleistern in den skizierten Mustern gesprochen.
458
Diese Meinung wurde von Experten in Interviews hervorgehoben.
459
Vgl. Kutschker/Schmid (1995), S. 19
118 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
Lernens sowie eine enge gemeinsame Koordination der Technologie-, Innovations- und rela-
tiv kurzfristigen Volumenplanungen460 auszeichnet.461
Die Automobilhersteller und Lieferanten stehen in einem Veränderungsprozess, der die Gren-
zen der Teilnehmer neu bestimmt. U.a. wirft die Veränderung der Wertschöpfungsstrukturen
die Frage nach der Abgrenzung eines Automobilherstellers von einem Lieferanten auf. Darü-
ber hinaus lassen sich Leistungsströme nicht mehr einem einzigen Muster zuordnen. OEMs
beliefern andere OEMs mit einzelnen Teilen und Modulen.462 Zentrale Innovationen werden
durch Lieferanten geleistet. Diese beliefern wiederum auch andere Lieferanten. Wieder ande-
re Lieferanten können ihre Kompetenzen bei einzelnen Modulen soweit nutzen und ausbauen,
dass Automobilhersteller in diesen Bereichen nur eine geringe Rolle in Entwicklung und Pro-
duktion spielen.463
Die Grenzen zwischen Lieferanten und OEMs scheinen zu verschwimmen, da Leistungs-
erbringung und -empfang zunehmend variieren. Neben dem traditionellen Modell haben sich
neue Modelle entwickelt, die Leistungsströme zwischen OEMs und Lieferanten in allen Vari-
ationen zulassen (vgl. Abb. II-13).464
460
Laut Experten besteht u.a ein Nachholbedarf beim Lieferantenmanagement der europäischen Systemliefe-
ranten darin, kurzfristige Volumenänderungen mit Vorlieferanten zu koordinieren.
461
Vgl. Berret (2006), S. 99. Zu Keiretsu in der japanischen Automobilindustrie auch Dyer (1996), S. 654
Ahmadjian/Lincoln (2001), S. 683ff. und Zahn/Hülsmann (2007), S. 122.
462
Bspw. liefert VW Pressteile für die Außenhaut des Porsche Panamera. Vgl. Automobil-Industrie (2009b),
S. 60.
463
Hier sind insbesondere Elektrik- und Elektronikmodule zu nennen.
464
Vgl. Mercer Management Consulting/ Fraunhofer Gesellschaft (2004), S. 121.
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 119
Leistungsempfänger
OEM Zulieferer
Zulieferer
traditionell NEU
Leistungs-
erbringer
OEM
NEU NEU
Abb. II-13: Traditionelles Modell und neue Modelle der Leistungstransfers zwischen OEMs und
Lieferanten
Quelle: Mercer Management Consulting/Fraunhofer Gesellschaft (2004), S.122.
465
Hierzu sei bspw. der Fall Magna-Opel genannt. Vgl. Automobilwoche (2009c), o.S.
466
Vgl. Andreßen (2005), S. 16 und dort genannte Literatur.
467
Der VDA versucht allgemein gültige Definitionen in Form von Empfehlungen aufzustellen. Der VDA
schlägt in der Empfehlung 4961/2 sechs „Kooperationsmodelle“ zwischen OEMs und Zulieferern vor:
120 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
Ein weiterführender und tiefer gehender Ansatz der Systematisierung ist, Lieferanten und
OEMs nach der Kompetenz zu unterteilen, die Elemente des Automobils zu integrieren.468
Lang (2004) unterscheidet die Kompetenz räumlicher (einbautechnischer) und funktionaler
Integration.469 Bezogen auf die Systemintegration stellt er fest:
„Unter Systemintegration wird dabei weit mehr verstanden, als der Zusammenbau
verschiedener Einzelkomponenten zu einem Montage(-modul). […] Der System-
integrator unterscheidet sich vom reinen Montagedienstleister durch seine gestal-
terische Aufgabe im Produktentstehungsprozess. Es gilt verschiedene Systeme
und Module zu einem Gesamtmodul zu integrieren.“ (Lang (2004), S. 314)470
_______________________________________________________________________________________
Entwicklungsdienstleister, Teilelieferant/-entwickler, Komponentenlieferant/-entwickler, Modullieferant/-
entwickler, Systemlieferant/-entwickler und Generalunternehmer. Vgl. VDA (2001), S. 13ff.
468
Auch Andreßen (2005) hält hierzu fest: „Zur Lösung des Problems muss den Befragten anhand von
Merkmalen das Analyseobjekt der Untersuchung verdeutlicht werden.“ Vgl. Andreßen (2005), S. 15.
469
Eine Abgrenzung der Lieferanten in die zwei genannten Dimensionen erfolgt auch bei Bartelt (2002), S.
25. Vgl. weiter auch dort genannte Literatur.
470
Auch Lang (2004) benennt Elemente als Komponenten, Module, Systeme und integrierte Systeme und
ordnet sie in einer Vier-Felder-Matrix mit den beiden Kriterien als Dimensionen ein. So weisen Systeme
und integrierte Systeme einen hohen Integrationsgrad von Funktionen auf. Module und integrierte Syste-
me zeichnen sich durch eine hohe einbautechnische Integration aus. Entwicklungs- und Montagekompe-
tenz sind die Fähigkeiten, die die Lieferanten befähigen, die Integration zu leisten und sich somit auch un-
tereinander abgrenzen lassen. Vgl. Lang (2004), S. 314
471
Eine Zusammenstellung gängiger Abgrenzungen von Automobilherstellern (OEMs) findet sich in Kap.
I.1.1 (2).
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 121
Kundenfokus
B2C
B2B
Entwicklungs-DL
OEM fertiger
System-
Integrations- „Marken- integrator
kompetenz OEM“
Modul-
spezialist
„Marken-
niedrig
Lieferant“
„klass.“
Lieferant
Zunächst werden die Eigenschaften der „klassischen“ OEMs und der „klassischen“ Lieferan-
ten erörtert, um darauf aufbauend die weiteren Modelle einzuordnen. „Klassische“ OEMs
sind als Integratoren auf der höchsten Integrationsstufe - der Finalisierung des Endprodukts
Automobil - zu verorten. Darüber hinaus verbleibt den Herstellern die zentrale Verantwortung
für das Gesamtprodukt, zu der auch die B2C-Endkundeninteraktion inkl. Markenmanagement
zählt.472 Für einen „klassischen“ OEM lassen sich aus vorliegenden Definitionen folgende
zentrale Kompetenzen herausarbeiten:
Kombination und Montage eigengefertigter und/oder fremdbezogener diskreter Teile, Mo-
dule und Systeme zum finalen Produkt Automobil,
Gesamtproduktverantwortung und
Zugangsmonopol zum Endkunden und Markenmanagement für das finale Produkt Auto-
mobil
Dem diagonal gegenüber stehen „klassische“ Lieferanten. Die diskutierten vielfältigen Defi-
nitionen lassen sich ebenso auf zentrale Eigenschaften und Kompetenzen verengen:
472
Schonert (2007) spricht den Automobilherstellern ein „Zugangsmonopol zum Endkunden hinsichtlich des
Gesamtproduktes“ zu. Vgl. Schonert (2007), S. 14.
122 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
473
Der „klassische“ OEM ist das Unternehmen, das ein vollständig funktionsfähiges und mit einer Marke
versehenes Automobil anbietet. Demgegenüber ist die Eigenschaft eines Fahrzeugauftragsfertigers, nach
vom OEM bestimmten Pflichten- und Lastenheften zu arbeiten sowie die Automobile ausschließlich an
OEMs abzusetzen und keine Produktmarke haben. Zu Pflichten- und Lastenheften in der Automobilpla-
nung und -entwicklung vgl. Schwarze (2002), S. 81ff. Zu Auftragsfertigung in der Automobilindustrie
auch Winter (2008), S. 43.
474
Reifenhersteller fallen durch ihre „gebrandeten“ Reifen ebenso in diese Kategorie. Sie setzen Reifen an
Endkunden und B2B-Kunden ab. Ihre Marken entwickeln einen Pull-Effekt. Hier ist aber von einer rela-
tiv geringen Integrationskompetenz auszugehen.
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 123
gestellt. In dieses Modell passt auch die Philosophie von innovativen Fertigungsanlagen, in
denen Lieferanten die Fertigung des Automobils weitestgehend autonom vom OEM steuern.
Dieses Szenario hat jedoch genauso wie das „Allrounder“-Modell noch weitestgehend
potenziellen Charakter. Ein „Allrounder“ soll als ein Unternehmen verstanden werden, das die
höchste Integrationskompetenz hat, um Automobile Endkunden anbieten zu können und das
gleichzeitig als Lieferant auftritt. Ein „Allrounder“ kann erstens ein „klassischer“ OEM sein,
der zusätzlich zum Automobil-B2C-Geschäft in signifikantem Umfang Lieferleistungen an-
bietet. Zweitens kann ein Auftragsfertiger oder ein sonstiger Lieferant, der zusätzlich zu sei-
nen Lieferleistungen eine eigene Marke entwickelt oder aufkauft und selber direkt am B2C-
Markt Endkunden mit Automobilen anspricht, sich zu einem „Allrounder“ entwickeln.475
Letztlich bleiben auch diese differenzierten Modelle allgemein gehalten und deren Positionie-
rung im Feld zwischen Kundenfokus und Integrationskompetenz nicht abschließend
prognostizierbar. In der Praxis zeigen sich heute und auch zukünftig vielfältige Mischformen.
Die Diskussion hat gezeigt, dass eine definitorische Grenzziehung zwischen OEMs und Liefe-
ranten weiterhin Veränderungen unterliegen wird. Die erörterten Veränderungstreiber führen
heute einen Wandel der Abgrenzungen herbei. Potenzielle Modelle, wie z.B. „Allrounder“,
können die Struktur des gemeinsamen Automobil- und Zuliefermarkts und somit auch der
OEM-Lieferantenbeziehungen verändern.
Im Folgenden werden die Auswirkungen der Endkundenintegration476 mit der vertikalen In-
tegration von Upstream-Aktivitäten zwischen OEMs und Lieferanten, die in dieser Arbeit im
Fokus stehen, in Beziehung gesetzt. Endkundenintegration findet sowohl bei OEMs als auch
bei Lieferanten statt. Ein zentrales Argument für die Kundenintegration der OEMs ist die
kundenfokussierte Entwicklung innovativer Automobile sowie Teilleistungen in und um das
Automobil.477 Umgesetzt wird dies in der optimalen Kombination von Funktion, Qualität,
Lieferung und Preis.478 Endkunden, als Abnehmer der Automobile von „klassischen“ Auto-
mobilherstellern verstanden, werden selbst zum zentralen Potenzialträger für Innovationen.
Auf Endkundenbedürfnisse abgestimmte Automobile und Module sollen so effektiver und
effizienter entwickelt werden. Die Auswirkungen der Kundenintegration auf die Lieferanten-
beziehungen werden in diesem Kapitel aufgegriffen.
475
Pointner (2003) spricht in seinem Szenario von „Markenintegratoren“, die als „neue Spieler“ klassischen
OEMs Konkurrenz machen können. Vgl. Pointner (2003), S. 89. Eine solche Vorgehensweise hat sich im
Versuch von Magna, Opel zu übernehmen gezeigt.
476
Bartl (2006) spricht auch vom „Endverbraucher“. Vgl. Bartl (2006), S. 10. Hierunter wird der Nutzer
eines Automobils verstanden.
477
Vgl. Bartl (2006), S. 2ff. und Daecke (2009), S. 2ff.
478
Vgl. Hirschsteiner (2003), S. 170.
124 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
Im Fokus steht der Endkunde, der als „Co-Creator“ auftritt. Die Autoren sehen über die In-
tegration des Endkunden hinausgehend die Zukunft in der Schaffung von „Innovating Expe-
rience Environments“.481 Ziel der OEMs sollte es demnach sein, für Kunden Räume zu schaf-
fen, in denen diese Erfahrungsmomente mit dem Automobil in die gemeinschaftliche Kreati-
on einbringen. Die Schaffung der „Innovating Experience Environments“ wird durch den
technischen Fortschritt möglich gemacht, der sich z.B. in der vernetzten multipersonalen
Kommunikation über das Internet ausdrückt.482 Ein solches „Enhanced Network“ schließt
situationsbedingt OEMs, Endkunden, Lieferanten und sonstige Partner, wie z.B. Universitä-
ten, ein.483 In diesem um Endkunden erweiterten Innovationsnetzwerk ergeben sich
Konfluenzräume, die mit innovative Ressourcen (u.a. Wissen, Mitarbeitern) der Beteiligten
gefüllt werden.
Die Entwicklung dieser Räume geht z.B. durch die Online-Neuwagen-konfiguration durch
Kunden in diese Richtung. Eine Einbindung in Innovationsnetzwerke in der Automobilindust-
rie muss jedoch differenziert betrachtet werden. Aufgrund der Komplexität des Automobils
werden Endkunden als Lieferanten von Bedürfnisinformation und zur Konzeptbewertung ein-
479
Vgl. zur Bedeutung der Innovationsfähigkeit von Lieferanten Arnold (2006), S. 128.
480
An dieser Stelle sei auf den begrenzt initiierbaren Wettbewerb zwischen den Lieferantennetzwerken hin-
gewiesen, da der exklusive Zugang eines OEM zu den Lieferanten meist nicht möglich ist. Vgl. Kap. I.2.1
(1). Unter dem Gesichtspunkt des Kostendrucks kommt es auch zu horizontalen Kooperationen zwischen
OEMs über die dann in ausgewählten Segmenten gemeinsam Module beschafft werden.
481
Vgl. Prahalad/Ramaswamy (2004), S. 54.
482
Neben der „networked communication“ nennen die Autoren „miniaturization“, „environmental sensing“,
„embedded intelligence“ und „adaptive learning“. Vgl. Prahalad/Ramaswamy (2004), S. 55. Weiter wur-
de eine Untersuchung zur Nutzung virtueller Welten zur Kundenintegration in die Neuproduktentwick-
lung von Daecke (2009) vorgelegt.
483
Vgl. Prahalad/Ramaswamy (2004), S. 143.
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 125
bezogen;484 der positive Nutzen zur konkreten technischen Lösungsfindung wird jedoch be-
zweifelt.485
OEMs haben per Definition für absatzfähige Automobile den exklusiven Zugang zu End-
kunden. Sie nehmen in der Vernetzung von Endkunden und Lieferanten zur Entwicklung von
Innovationen aber nicht immer eine Vermittlerrolle ein. Lieferanten gehen direkt auf Endkun-
den zu und binden diese in deren Entwicklung ein.486
Es ist folglich von den OEMs zu definieren, welche Elemente des Automobils die strategi-
sche Relevanz haben, um Kapazitäten für die Wahrnehmung der Rolle als „Vernetzer“ bereit
zu stellen und diese Kompetenz zu festigen. Die erste Frage ist die nach der Markenrelevanz
der durch die Nutzer wahrgenommenen Systeme, Module und Teile im Automobil.487 So
werden sog. elektronische „Infotainmentsysteme“ zunehmend relevant.488 Zweitens drängt
sich die Frage nach dem „Externalisierungsgrad“ auf, d.h. welche Teile bzw. welche Wert-
schöpfungsschritte in welchen Umfang fremdbezogen werden. Hieraus ergibt sich eine Vier-
felder-Matrix, in die alle Elemente eines Automobils verortet werden können (vgl. Abb. II-
15).
484
Automobilhersteller nutzen dabei Websites wie z.B. Myspace, Facebook, Twitter oder Motortalk zur
Verdichtung von Erfahrungsberichten, Ideen und Lösungsansätzen. Vgl. KPMG (2009a), S. 17.
485
Vgl. Daecke (2009), S. 121. Diese Sichtweise wurde auch in Expertengesprächen geäußert.
486
Auf diesen Sachverhalt wurde von Experten in den Gesprächen hingewiesen.
487
Die Dimension der „Wahrnehmung“ von markenprägenden Systemen, Modulen und Teilen in einem
Automobil durch Endkunden wurde in Experteninterviews herausgearbeitet. In der Literatur lassen sich
Hinweise bei Becker (2007) zu premiummarkenrelevanten Modulen am Bsp. BMW finden. Vgl. Becker
(2007), S. 109.
488
Infotainment ist ein Oxymoron aus den Begriffen „Information“ und „Entertainment“. Hierunter lassen
sich z.B. Navigationssysteme subsumieren. Vgl. Bartl (2006), S. 163ff.
126 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
Externalisierungsgrad
niedrig
hoch
Fertigungs- „traditionelle“
prozesse/ Beschaffung
Outsourcing
489
Z.B. Spot-Market-Beschaffung von Standardkomponenten.
490
Zur Vernetzung von Lieferanten, OEMs und Endkunden in einem „Innovationssystem“ vgl. auch Bullin-
ger/Warschat (2007), S. 202f.
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 127
der Vernetzung abgeglichen werden: IT-Kosten, Workshops, etc. Grundlage für die Vernet-
zung sind bereichs- und funktionsübergreifende Arbeitsweisen.491
Die Veränderungen durch die Integration des Endkunden als „Co-Creator“ und die zuneh-
mende Innovationskompetenz der Lieferanten stellt die Beschaffung vor neue strategische
Herausforderungen, die auch die interne Rolle der Beschaffung hinterfragen. So fordert
Hirschsteiner (2003):
„Die Beschaffungsunktion muss sich in den Wertschöpfungspartnerschaften von
der peripheren zur zentralen Austauschfunktion der Information, Kommunikation
und Kompetenz im Betrieb entwickeln.“ (Hirschsteiner (2003), S. 193)
Auf die Frage nach der strategischen Ausrichtung der Beschaffung bei OEMs wird im Fol-
genden eingegangen.
491
Vgl. Belz/Mühlmeyer (2001), S. 16. Die Beschaffung in funktionsübergreifen Organisationsformen wird
in Kap. I.2.2 (2) und (3) diskutiert.
492
Vgl. Bleicher (2004), S. 481. Hofbauer et al. (2009) und Large (2006) sprechen hierbei auch von „exter-
nen Erfolgspotentialen“. Vgl. Hofbauer et al. (2009), S. 23 und Large (2006), S. 40f.
493
Hier wird dem Gedanken des Relational View gefolgt, dass Wettbewerbsvorteile auf Basis von Bezie-
hungen zwischen Unternehmen generiert werden können. Dabei wird von überdurchschnittlichen Renten
als Quelle der Wettbewerbsvorteile gesprochen. Vgl. Dyer/Singh (1998), S. 660f.
128 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
die hierauf ausgerichtet sind und strategischen Charakter haben, finden sich im Lieferanten-
management, das eine höhere Kategorie in der Abwicklung von Beschaffungsaufgaben dar-
stellt.494 Die Strategie des Gesamtunternehmens hat dabei für die Beschaffung eine leitende
Funktion.495
In der wissenschaftlichen Literatur wird diskutiert, dass das Lieferantenmanagement eines
von mehreren strategischen Instrumenten der Beschaffung, wie z.B. der Preis- und
Konditionenpolitik, ist.496 Kleinau (1995) präzisiert, dass das strategische Instrumentarium
der Beschaffung auf eine Beeinflussung von Strukturmerkmalen des Transaktionsumfeldes
und damit der inter- und intraorganisationalen Beziehungsmuster gerichtet ist. Diese Arbeit
folgt dem Gedanken, dass für ein strategisches Beschaffungsmanagement das Management
der Lieferantenbeziehungen zentral ist. In dieses Verständnis kann auch die Meinung von
Hofbauer et al. (2009) eingeordnet werden:
„Das Lieferantenmanagement lässt sich […] gleichsetzen mit dem Management
der Lieferanten-Abnehmer-Beziehungen und stellt den Kern des strategischen Be-
schaffungsmanagements dar.“ (Hofbauer et al. (2009), S. 23, Anm. J.E.D.)497
Das Supplier Relationship Management von Toyota gilt als Best-Practice-Ansatz. Toyota’s
Lieferantenmanagement beruht auf fairem Umgang, stringenter Lieferantenauswahl, effizien-
ter Integration in Entwicklungsprozesse und extensiven Entwicklungstätigkeiten, um die aus-
gewählten Lieferanten an die Standards des Toyota-Produktionssystems heranzuführen.498
Nicht unerwähnt soll bleiben, dass der Begriff des SRMs vielfach von Unterneh-
mensberatern und Anbietern von IT-Systemen verwendet wird. Auch wenn dabei strategische
494
Wagner (2000) sieht eine weitere Unterteilung in ein normatives (Ziele, Normen, Spielregeln, u.Ä.), ein
strategisches (Aktivitäten, Programme, u.Ä.) und ein operatives (Vollzug der normativen Vorgaben und
strategischen Programme) Lieferantenmanagement. Vgl. Wagner (2000), S. 176ff., ähnlich auch
Appenfeller/Buchholz (2005), S. 6ff.
495
Vgl. Large (2006), S. 56ff. und Watts et al. (1992), S. 2ff.
496
Neben dem Lieferantenmanagement und der Preis- und Konditionenpolitik werden die Beschaffungspro-
grammpolitik, die Gestaltung der Bezugspolitik, die Kommunikations-politik und die Gestaltung der Be-
schaffungsorganisation genannt. Vgl. Wagner (2000), S. 75ff.
497
Dieser Auffassung wird im Weiteren gefolgt und die Begriffe Lieferantenmanagement und Lieferanten-
beziehungsmanagement synonym verwendet.
498
Vgl. The Boston Consulting Group (2007), S. 1ff.
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 129
(2) Implikationen für das Lieferantenmanagement aus der Realität vernetzter Be-
ziehungen
499
Vgl. Appenfeller/Buchholz (2005), S. 3, Arnold (2004), S. 37ff., Hirschsteiner (2003), S. 167 und
Rink/Wagner (2007), S. 57f. Rink und Wagner (2007) verweisen auf „mySAP SRM“ als eine solche
Software-Lösung. Abzugrenzen ist davon Analysesoftware wie z.B. „Supplier Intelligence“ von SAS.
500
Vgl. Hartmann (2004), S. 20.
501
Vgl. zu den Voraussetzungen Kap. III.1.2.
130 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
Das Management von Lieferantenbeziehungen, die in das Netzwerk „eingebettet“ sind, hat
Interdependenzen und Dualitäten von direkten und indirekten Netzwerkbeziehungen zu be-
achten und zu „managen“. Renz (1997) untergliedert das Netzwerkmanagement in ein „Ma-
nagement von Netzwerken“, ein „Management in Beziehungen“ und ein „Management in
Netzwerken“ (vgl. Abb. II-16).502
Netzwerkmanagement
Abb. II-16: Ausgangpunkt der Betrachtung und Ziele des Managements von Netzwerken
Quelle: leicht verändert nach Renz (1997), S. 24.
Als eine Metaebene wird das „Management von Netzwerken“ aufgefasst. Dieses wird auf das
Gesamtnetzwerk hin bezogen betrachtet. Ziel ist es, die vernetzten Wertschöpfungsketten von
Netzwerken in eine günstigere Metaposition gegenüber anderen Netzwerken zu bringen. 503
Das „Management in Beziehungen“ stellt ein fokales Unternehmen und seine Lieferanten-
beziehungen ins Zentrum der Überlegungen. Auf dieser Mikroebene ist es Aufgabe des Ma-
nagements, einzelne Lieferantenbeziehungen zu entwickeln und eine vorteilhafte Position
gegenüber den Lieferanten im Netzwerk zu schaffen. Dabei sind die Wirkungen aktueller und
potenzieller sowie direkter und indirekter Beziehungen relevant.504
Die Ebenen sind jedoch keineswegs isoliert und nur Ausganspunkt der Betrachtungen zum
Netzwerkmanagement. Eine Emergenz dieser auf eine zwischengelagerte Makroebene kommt
der Realität näher. Renz (1997) formuliert dazu:
502
Vgl. Renz (1997), S. 24ff.
503
Vgl. Renz (1997), S. 25 und dortige Quellen. Insbesondere Vier (1996), S. 33.
504
An dieser Stelle zeigen sich Übereinstimmungen mit der Auffassung, dass beziehungsbezogene Entschei-
dungen und Handlungen auf Portfolioebene Auswirkungen auf andere Beziehungen haben können. Vgl.
Peitz (2002), S. 126.
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 131
„Sobald man sich […] beim Management von Netzwerken - wie häufig üblich -
auf den für das gesamte [Netzwerk] besonders bedeutsamen fokalen Akteur kon-
zentriert, findet ein Wechsel von der Meta- auf die Makroebene statt.“ (Renz
(1997), S. 25f.)
Das Verständnis von einem „Management in Netzwerken“ erscheint aufgrund der Eigen-
schaften der Automobilindustrie im Rahmen dieser Arbeit als weiterführend. Ein „Manage-
ment von Netzwerken“ durch die Einnahme einer „Vogelperspektive“ der fokalen OEMs er-
scheint für viele Beschaffungsmärkte nicht uneingeschränkt möglich. Erstens lässt die teilwei-
se Überlappung der Supply Chains bzw. Nets die Initiierung von Wettbewerb zwischen Liefe-
rantennetzwerken, die von fokalen OEMs aus „Vogelperspektiven“ gesteuert werden, in den
meisten Beschaffungssegmenten als nicht vollständig erreichbar erscheinen, da sie eine Ex-
klusivität der Lieferanten für einzelne OEMs voraussetzt. Zweitens erscheint die Legitimation
zur Führung eines Gesamtnetzwerks ausschließlich durch einen OEM aufgrund der Verschie-
bung der Machtrelation zwischen OEMs und Lieferanten zu schwinden. So übernehmen Sys-
temlieferanten in vielen Fällen bereits weite Teile des Lieferantennetzwerkmanagements und
bilden neben den OEMs als Kunden zentrale Machtzentren gegenüber Vorlieferanten.505 Aber
auch hier findet durch die Konzentration auf einen fokalen Systemlieferanten ein Wechsel
von der Meta- auf die Makroebene statt.
Analog zu der Metaebene vollzieht sich eine Verschiebung der Betrachtung von der Mik-
roebene auf die Makroebene. Der OEM muss, um einzelne Netzwerkbeziehungen zu handha-
ben, das Gesamtnetzwerk mit einbeziehen.506 Ziel eines solchen „Managements in Netzwer-
ken“ ist schließlich die Schaffung einer Makroposition des fokalen OEMs gegenüber den Lie-
feranten im gesamten Netzwerk. Dabei wird das „Management in Beziehungen“ nicht aufge-
geben, sondern wird Bestandteil des „Managements in Netzwerken“. In diesem Verständnis
werden die Lieferantensegmente in Summe als ein Netzwerk des fokalen OEMs interpretiert.
Schließlich folgt aus den Überlegungen für die Automobilindustrie, dass es zwei zentrale und
verbundene Ebenen des Lieferantennetzwerkmanagements gibt. Anhand folgender Beispiele
soll die Verbundenheit zwischen den Ebenen aufgezeigt werden. Als „Management in Bezie-
hungen“ sind nachstehende Handlungen der OEMs interpretierbar:
Aufgrund der Konzentration der OEMs auf die Zusammenarbeit mit Schlüssellieferanten
werden die Beziehungen zu diesen intensiviert. Schlüssellieferanten übernehmen dann
auch größtenteils das Management der vorgelagerten Lieferanten von den OEMs.507
505
Vgl. Keijzer (2007), S. 78 und bestätigt in Experteninterviews.
506
Vgl. Renz (1997), S. 26.
507
Vgl. Kurek (2004), S. 22f.
132 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
Beim Eintreten neuer Branchen in die Lieferantenmärkte, wie z.B. bei alternativen An-
triebskonzepten, arbeiten OEMs zunächst intensiver mit einzelnen Unternehmen zusam-
men.508
Die Entwicklungen sind in den Makro-Kontext des „Managements in Netzwerken“ zu stellen:
Das Netzwerkmanagement der OEMs konzentriert sich zunehmend auf die Zusammenar-
beit von OEMs, Systemlieferanten und Entwicklungsdienstleistern.
Hersteller initiieren einen intensiveren Wettbewerb zwischen bestehenden Lieferanten.
Im Rahmen der Gesamtzielsetzung der Arbeit wurden in Teil I der Kontext und in Teil II die
Struktur der OEM-Lieferantenbeziehungen herausgearbeitet. Hierauf aufbauend wird in Teil
III die zielgerichtete Entwicklung der Beziehungen fokussiert. An dieser Stelle werden darauf
hinleitend die historischen Veränderungen der Beziehungsstruktur kurz erörtert. Veränderun-
gen sind seit dem Beginn der Automobilindustrie bekannt. Die historischen Entwicklungen
lassen sich in einer Gegenüberstellung von der Struktur der Beziehungen und dem OEMs und
Lieferanten übergreifenden Integrationsgrad509 der Wertschöpfung darstellen (vgl. Abb. II-
17).
508
Vgl. Maier (2010), S. 62ff.
509
Integration bezeichnet hier die Konzentrierung von Wertschöpfungsstufen bei Herstellern und/oder
OEMs durch endogene (unternehmensinterner Aufbau) oder exogene Tätigkeiten (vor- bzw. rückwärtsge-
richtete Unternehmensintegrationen und -desintegrationen).
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 133
Zeit
ca. 1885 heute
Anm.: graue Flächen stehen für OEM(-s), weiße Flächen stehen für Zulieferer
Schonert (2007) hat diese Entwicklungen zusammengeführt und die Historie einer Analyse
unterzogen:510
In einer ersten Phase zwischen ca. 1885 bis ca. 1915 war eine hohe Desintegration zwi-
schen Herstellern und Lieferanten zu beobachten.511
Es folgte bis 1950 eine Phase sehr hoher vertikaler Integration, die u.a. durch den Beginn
der Ford’schen Massenproduktion sowie damit verbundener Skaleneffekte gefördert wur-
de.512
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Automobil für eine breitere Masse der Bevölke-
rung bezahlbar. Durch die begrenzten Kapazitäten der Hersteller wurden einzelne Ferti-
gungsschritte an externe Lieferanten vergeben, um den Ausstoß an Automobilen erhöhen
zu können. Als Folge entwickelten sich hierarchische Strukturen bei abnehmender vertika-
ler Integration.
510
Das Markenbewusstsein der Kunden, die Diversifikation der Kundenwünsche und der Fokus der Herstel-
ler auf markenprägende Teile und Wertschöpfungsschritte haben diesen Prozess begünstigt. Die flexible
und kostenbewusste Massenproduktion wurde von den OEMs hierarchisch in einem Netzwerk gesteuert.
Vgl. Schonert (2007), S. 34ff. und dort genannte Literatur.
511
Die niedrige Fertigungstiefe in diese Zeit ist mit der hohen Anzahl an zuliefernden Handwerksbetrieben
zu erklären, die in der Lage waren Sonderwünsche für die Kunden des damaligen Luxusgutes Automobil
zu fertigen. Den OEMs kam eine koordinative Rolle zu.
512
Die OEMs fertigten Teile und Module bis hin zum kompletten Automobil weitestgehend durch Eigenleis-
tung. So gehörten Ford u.a. Kautschukplantagen in Südamerika zur Herstellung von Reifen. Vgl. Oster-
loh/Frost (2006), S. 194.
134 Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements
Diese Tendenz verstärkte sich weiterhin, so dass man ab ca. 1990 von sehr hoher Desin-
tegration sprechen kann, die die Automobilindustrie prägte. Die OEMs waren und sind
bemüht ihre Kernkompetenzen herauszuarbeiten und sich auf diese zu konzentrieren.
513
Diese Beobachtungen heben sich insofern von denjenigen von Schonert (2007) ab, indem sie diese um die
ansteigende Integrationstendenz und die Veränderung des Netzwerks von einer hierarchischen zu einer
partnerschaftlichen Struktur ergänzen.
514
Vgl. Mercer Management Consulting/ Fraunhofer Gesellschaft (2004), S. 121.
515
In Expertengesprächen konnte herausgearbeitet werden, dass Systemlieferanten weite Teile des Manage-
ments der vorgelagerten Lieferanten übernehmen und dass die Beziehungen zu den Systemlieferanten zu-
künftig eine steigende „Intensität“ erfahren werden.
516
So gehen die großen Automobilhersteller weitestgehend exklusive Partnerschaften mit Batteriespezialis-
ten ein, um das „Rennen“ um die besten Speicherlösungen zu gewinnen. Vgl. Maier (2010), S. 66.
517
Vgl. Tilson (1999), S. 305, Büchner (2003), S. 31f und Lang et al. (2008), S. 26.
518
Vgl. Wagner (2003), S. 38f.
519
Vgl. Herz/Goffart (2009), o.S.
Teil II: Lieferantenbeziehungen als Bezugspunkt eines Beschaffungsmanagements 135
Zwischen OEMs und Lieferanten bilden sich neue integrative Formen der Zusammenarbeit
– sog. Konfluenzräume – heraus, in denen Ressourcen zum gegenseitigen Vorteil in physi-
scher und/oder virtueller Nähe genutzt werden.520
In Teil II wurde aufgezeigt, dass die Lieferantenbeziehungen der zentrale Bezugspunkt für ein
strategisches Beschaffungsmanagement der OEMs sind. Das dominierende Strukturmerkmal
der Lieferantenbeziehungen sind partnerschaftliche Netzwerke in die dyadische Beziehungen
eingebettet sind. Einerseits werden OEMs mit Strukturen und Strukturveränderungen kon-
frontiert, andererseits entwickeln sie durch ihr Handeln die Strukturen selber. Dem Lieferan-
tenmanagement der OEMs im Netzwerk kommt daher eine bedeutende Entwicklungsfunktion
zu. Die Entwicklung der Lieferantenbeziehungen durch die OEMs ist daher zentrales Thema
des folgenden Teil III der Arbeit.
520
Reichhuber (2010) unterscheidet „Pull“-Formen (z.B. verlängerte Werkbank, Resident Engineer, Ent-
wicklungspartner) und „Push“-Formen (mentale Differenzierung zur firmenübergreifenden Zusammenar-
beit und mentale Differenzierung innerhalb der Unternehmensgrenzen, Think Tanks) des fokalen OEM,
um Konfluenzräume zu gestalten. Vgl. Reichhuber (2010), S. 156ff. Zenger/Hesterly (1997) sprechen von
einem Trend zum Markt (kommend aus hierarchischen Formen) und einem Trend zur Hierarchie (kom-
mend aus dem Markt). Für die Automobilindustrie wird hier von einer Zunahme hierarchischer Bezie-
hungsformen zwischen unabhängigen Unternehmen (OEMs und Lieferanten) im Netzwerk gesprochen,
die als Integrationstendenz im getroffenen Verständnis aufgefasst werden. Vgl. Zenger/Hesterly (1997),
S. 212.
136 Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern
In diesem Kapitel wird zunächst dargelegt, dass die Entwicklung von Lieferantenbeziehungen
im Netzwerk eingebettet ist (Kap. III.1.1). Netzwerkentwicklung und Entwicklung dyadischer
Beziehungen sind unmittelbar verknüpft. Eine zielorientierte Entwicklung der Lieferantenbe-
ziehungen in der Automobilindustrie muss diesen Netzwerkkontext integrieren. Anspruch an
die Entwicklung der Lieferantenbeziehungen ist es, den identifizierten Herausforderungen der
OEMs gerecht zu werden. Hierzu müssen Voraussetzungen bei OEMs als auch im Netzwerk
vorliegen. Diese Voraussetzungen lassen sich als Metakompetenzen bezeichnen. Im disku-
tierten Zusammenhang mit den Lieferantenbeziehungen in der Automobilindustrie wird daher
521
Vgl. Boutellier/Corsten (2002), S. 39.
522
Vgl. Batran (2008), S. 168f.
spezifisch auf die Netzwerk-Kompetenz eingegangen (Kap. III.1.2). Ein fundiertes Verständnis
für die Entwicklung von Lieferantenbeziehungen in Netzwerken wird im dritten Teil des Kapi-
tels gelegt (Kap. III.1.3).
523
Technologische Entwicklungen haben aufgrund des hohen Vernetzungsgrades durch elektronische Sys-
teme im Automobil rekursive Auswirkungen, die die Komponenten von anderen Lieferanten betreffen.
Ein Bsp. ist die Vernetzung interner und externer Multimediakomponenten. Vgl. Wallentowitz/Reif
(2006), S. 482ff. Ein weiteres Bsp. ist die Vernetzung des Reifens in das Gesamtsystem Fahrzeug im Zu-
sammenwirken z.B. mit Chassis, Fahrzeugumfeldsensorik, Reifensensoren oder Bremsen. Vgl.
Breuer/Bill (2006), S. 61.
138 Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern
Sydow (2006) geht auf das Verhältnis von Netzwerkmanagement und Netz-
werkentwicklung ein. Er zieht den Schluss, dass Netzwerkmanagement in einem rekursiven
Verhältnis zur Netzwerkentwicklung steht.
„Netzwerkmanagement [hat] notwendig Netzwerkentwicklung zur Folge […],
und zwar unabhängig davon, wie diese Entwicklung zu bewerten - zu evaluieren -
ist.“ (Sydow (2006), S. 421, Anm. J.E.D.)
Seine Überlegungen basieren auf der Strukturationstheorie. Danach ist die Entwicklung des
Netzwerks als ein rekursives Wechselspiel zwischen Netzwerkstruktur und dem prozessualen
Verhalten der Akteure zu verstehen.524 Die Netzwerkentwicklung wird definiert als ein Inei-
nandergreifen täglichen Managementhandelns und einzelner entwicklungsintendierter Instru-
mente.525 Bellmann/Hippe (1996) ordnen das Handeln auf eine „Mikroebene“ und die Struk-
tur auf eine „Makroebene“ des Beziehungsgeflechts ein:
„Das Beziehungsgeflecht, welches die […] Akteure einbettet, determiniert deren
Verhalten maßgeblich. Das Handeln auf der Mikroebene wird durch die […]
Struktur auf der Makroebene beeinflusst und vice versa.“ (Bellmann/Hippe
(1996), S. 14, Anm. J.E.D.)
Das Lieferantenmanagement der OEMs beinhaltet eine stete Überprüfung der Lieferentenba-
sis, den Eintritt neuer Lieferanten in das Netzwerk und Verschiebungen der Intensität von
bestehenden Lieferantenbeziehungen. Das Lieferantennetzwerk stellt sich somit durch das
bewusste und unbewusste Verhalten der Netzwerkakteure als eine hoch dynamische Struktur
dar.526
Basierend auf diesen Überlegungen wird im Folgenden unter Lieferantennetz-
werkmanagement in einem umfassenden Verständnis das Management in Liefe-
rantennetzwerken verstanden, das im Kern die Entwicklung von Lieferantenbeziehungen bzw.
Lieferantennetzwerken erstens durch tägliches Managementhandeln und zweitens durch ent-
wicklungsintendierte Interventionen beinhaltet. Das Netzwerk ist daher im Weiteren der zent-
rale Bezugspunkt zur Analyse der Entwicklungen von Lieferantenbeziehungen der Automo-
bilhersteller. Ein tieferes Verständnis für die Reichweite des Managements der Lieferanten-
netzwerke wird im Folgenden aufgebaut.
524
Vgl. auch Peitz (2002), S. 37. Die Autorin vertritt die gleiche Meinung wie Sydow (2006).
525
„Idealiter wird die Netzwerkentwicklung nicht bestimmten (transorganisationalen) Entwicklungspro-
grammen überantwortet, sondern als Aufgabe alltäglichen Managementhandelns betrachtet. Dies schließt
freilich nicht aus, dass in besonderen Situationen spezielle, dann allerdings strukturationstheoretisch in-
formierte, auf eine transorganisationale Entwicklung zielende Interventionen zum Einsatz gelangen.“
(Sydow (2006), S. 436).
526
Vgl. Peitz (2002), S. 38. Zur Dynamik von Netzwerken vgl. auch Kutschker/Schmid (1995), S. 13.
Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern 139
Die Reichweite des Lieferantennetzwerkmanagements bezieht sich auf die zeitliche, räumli-
che und inhaltliche Effektivität planvoller Entscheidungen, die im Rahmen eines „Manage-
ments in Lieferantennetzwerken“ getroffen werden. Die Entscheidungsproblematik wird
durch zunehmende Dynamik, Komplexität und Intransparenz sowohl ausgelöst als auch be-
einflusst.527 Es entwickelt sich ein strukturelles Zeitproblem für das Management. Karrer
(2005) verdeutlicht dies:
„Da der Entscheidungsfindung in der Praxis meist eine schrittweise (reduk-
tionistische) Verdichtung der Realität auf relativ einfache und überschaubare
Sachverhalte vorausgeht, wird mit wachsender Intransparenz und Komplexität für
die Aufgabe immer mehr Zeit benötigt. Gleichzeitig bewirkt die zunehmende Dy-
namik, dass die Reaktionszeit, die dem Entscheider de facto zur Verfügung steht,
immer weiter sinkt.“ (Karrer (2005), S. 56)
Im komplexen, hoch dynamischen System der Lieferantennetzwerke ergeben sich somit fun-
damentale zeitliche Steuerungsproblematiken.528 Zusätzlich sind die Handlungen der Liefe-
ranten nicht immer vollständig für die OEMs erkennbar und erzeugen Intransparenz in der
Wertschöpfung. Die Lieferantennetzwerke der OEMs sind hierzu zu komplex.529 Grundsätz-
lich ergibt sich die Problematik, dass die Fähigkeiten des Managements, Informationen auf-
zunehmen und zu verarbeiten, beschränkt sind.530 Die Entscheidungen des Managements be-
ruhen insofern immer auf einem gewissen Grad an Unsicherheit. Aufgabe ist es trotz der Un-
sicherheit, die Handlungsfähigkeit des Unternehmens auf den Beschaffungsmärkten zu si-
chern.
Durch die Informationsproblematik wird eine zusätzliche Erörterung des Mana-
gementbegriffs erforderlich. Unter Management soll die professionelle durch den Eingang
von Wissen angereicherte Führung von Organisationen verstanden werden.531 Aufgrund der
erörterten Auflösung der Grenzen zwischen OEMs und Lieferanten sowie der Verschiebung
der Wertschöpfungsanteile schließt eine effektive Organisationsführung der OEMs notwendi-
gerweise Lieferantennetzwerke in die Betrachtung mit ein. Das Spektrum der verschiedenen
Ansätze zur Führung von Organisationen - und eben auch Lieferantennetzwerken als spezifi-
scher Organisationsform zwischen Markt und Hierarchie - lässt sich zu zwei extremen Ansät-
527
Vgl. Karrer (2005), S. 55.
528
Bleicher (2004) spricht von einer „Zeitschere“, d.h. von einer bei zunehmender Komplexität und Dyna-
mik wachsenden Schere zwischen benötigter und verfügbarer Reaktionszeit des Managements. Vgl. Blei-
cher (2004), S. 45.
529
Vgl. Ostertag (2008), S. 39.
530
Vgl. Freiling/Reckenfelderbäumer (2009), S. 33.
531
Vgl. Dumont du Voitel/Roventa (2002), S. 309. Ähnlich auch Kirsch (1996), S. 180.
140 Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern
zen verdichten: dem Voluntarismus und dem Determinismus.532 Diese zeigen die Reichweite
des Lieferantennetzwerkmanagements an.
Die Beziehungen der OEMs in den Lieferantennetzwerken ist dem Voluntarismus zufolge
direkt durch den freien Willen (lat.: voluntas) der Entscheider umfassend plan- und steuerbar.
Es wird folglich eine generelle Gestaltbarkeit der Netzwerke und der Beziehungen der fokalen
OEMs, die in diese eingebettet sind, angenommen. Als klassischer voluntaristischer Mana-
gementansatz kann die sequentielle Handlungsfolge der Phasen Analyse, Planung, Implemen-
tierung und Kontrolle angesehen werden.533 Dabei dominiert die Frage nach der Erarbeitung
einer optimalen Positionierung der Organisation des Lieferantennetzwerks gegenüber anderen
Organisationen. Die Frage nach der Machbarkeit bzw. Erreichbarkeit der Position wird nach-
rangig betrachtet. Diese Auffassung zeigt Anknüpfungspunkte mit dem für die vorliegende
Arbeit abgelehnten Verständnis eines „Managements von Lieferantennetzwerken“, welches
aufgrund des eingeschränkten Handlungsrahmens der OEMs im Netzwerk als nicht durch-
führbar klassifiziert wurde.
Auf der anderen Seite steht das Führungsverständnis des Determinismus. Dabei wird aufgrund
der Umfeld- und Innenkomplexität von Organisationen eine plandeterminierte Steuerung von
Organisationen generell verneint.534 Die Organisation und ihre Teileinheiten passen sich den
Umfeldbedingungen an, die vorgegeben und nicht geregelt beeinflussbar sind. Eine systemati-
sche planvolle Entwicklung von Lieferantenbeziehungen im Netzwerk kann somit nicht statt-
finden. Der Ansatz beruht vielmehr auf der ausschließlichen Selbststeuerungsfähigkeit de-
zentraler Entscheidungseinheiten. Diese Auffassung widerspricht ebenso dem getroffenen
Verständnis eines „Managements in Lieferantennetzwerken“. Eine jeglichen Führungsspiel-
raum für OEMs in Lieferantennetzwerken negierende These kann nicht aufrechterhalten wer-
den.535
In der Literatur lassen sich zu den beiden Ansätzen weitere Kritiken finden.536 So formu-
liert z.B. Wilkinson (2001) zur aus seiner Sicht eingeschränkten - also nicht unmöglichen -
Steuerbarkeit von Netzwerken:
„Our ability to control and manage the development of networks is limited al-
though the marketing literature has tended to assume away the problem.” (Wilkin-
son (2001), S. 41)
532
Vgl. Freiling/Reckenfelderbäumer (2009), S. 32f., Kirsch et al. (2009), S. 11ff., Lattwein (2002), S. 90f.,
Ringlstetter (1988), S. 53.
533
Vgl. Lattwein (2002), S. 92.
534
Vgl. Müller-Stewens/Lechner (2005), S. 554.
535
Renz (1997) vertritt die Meinung, dass strategisches Handeln im Netzwerk Einfluss hat und somit Wir-
kung entfaltet: „Gleichwohl ist das strategische Manöver natürlich Ergebnis der Strategien und Einfluss-
nahmen der Partialsysteme und insofern nicht als zufällig oder beliebig anzusehen.“ Renz (1997), S. 189.
536
Vgl. Karrer (2005), S. 58, Sydow (2007), S. 422 und Welge/Al Laham (2003), S. 31f.
Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern 141
Als Konsequenz wird der Mittelposition des „gemäßigten Voluntarismus” gefolgt.537 Kirsch
(1991, 2009), der diese Sichtweise anlehnend an die Überlegungen von Etzioni (1968) ge-
prägt hat, entwickelt aus der Denkschule des Voluntarismus und des Determinismus eine Syn-
these.538 Der gemäßigte Voluntarismus versteht den Wandel von Organisationen als ein Zu-
sammenwirken von unkontrollierten Entwicklungen und der bewussten Kontrolle der Füh-
rung. Obwohl Organisationen prinzipiell als durch Willensakte veränderbar angesehen wer-
den, bleibt der gemäßigte Voluntarismus bezüglich einer bewusst gesteuerten Entwicklung
skeptisch. Vieles in Organisationen beruht nicht auf planvollen Führungsentscheidungen.
Gleichwohl lässt sich die Richtung der Organisationsentwicklung bewusst steuern.539
Die Reichweite des Lieferantennetzwerkmanagements ist daher nicht unbegrenzt. Sie liegt
in der Synthese des gemäßigten Voluntarismus. OEMs können durch ihre Willensakte zu ei-
ner Entwicklung des Netzwerks beitragen. Dies ist auch, wie die Ausführungen gezeigt haben,
in einem maßgeblichen Umfang möglich. Lieferanten und das erörterte weitere Umfeld der
Automobilindustrie wirken aber ebenso auf die Netzwerke ein. Das Zusammenwirken der
vielfältigen dynamischen Einflüsse erzeugt Komplexität, die dem Lieferantennetzwerk-
management der OEMs durch den gemäßigten Voluntarismus realitätsnah zugänglich ge-
macht werden kann.540
537
Mit dem „gemäßigten Voluntarismus” zeigt der St. Galler Ansatz des „evolutionären Managements“
Überschneidungen im Verständnis von begrenzt bewusst planbaren zweckorientierten Organisation. Vgl.
Bleicher (2004), S. 61, Kirsch (1991), S. 274, Ringlstetter (1988), S. 53 und Ulrich (1968), S. 186ff.
538
Kirsch (1991) spricht vom Kollektivismus bzw. vom kollektiven Ansatz statt vom Determinismus. Vgl.
Kirsch (1991), S. 271ff. und auch Kirsch et al. (2009), S. 12.
539
Vgl. Kirsch (1991), S. 271ff., Kirsch et al. (2009), S. 11ff. und Ringlstetter (1988), S. 53.
540
Zum Einfluss der Komplexität auf die Handhabbarkeit von Organisationen vgl. Ringlstetter (1988), S. 52
und Ringlstetter (1995), S. 116.
541
Vgl. Reiß (2001), S. 149ff. Alternativ sei auch auf das Modell von Wojda et al. (2006), S. 15ff. verwie-
sen. Eine Übersicht über verschiedene Modelle und Ansätze der Kooperations-, Netzwerk-Kompetenz
und vergleichbarer Kategorien liefern Oelsnitz/Graf (2006), S. 85ff.
142 Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern
Netzwerk-Kompetenz
Veränderungskompetenz
Wie die Ausführungen zeigen werden, ist die Zuschreibung der Netzwerk-Kompetenz auf
einzelne Kompetenzträger vielschichtig.542 Im Rahmen dieser Arbeit betrifft dies Mitarbeiter,
Gruppen, die Gesamtorganisation der OEMs und der Lieferanten sowie die Lieferantennetz-
werke selbst. Aus der Perspektive der fokalen OEMs erscheint es naheliegend, dass zunächst
die OEMs selbst Träger der Netzwerk-Kompetenz sein müssen, um in der Folge darauf ein-
zuwirken, dass Lieferanten und Lieferantennetzwerke selbst Netzwerk-Kompetenzen entwi-
ckeln.543
Die Netzwerk-Kompetenz wird im Folgenden als Metakompetenz eingeordnet. Die Verän-
derungskompetenz fungiert als umfassende Basis des Modells und wird daher ebenso als Me-
takompetenz beschrieben (1). Anschließend wird auf die Segmentierungs-, die Vernetzungs-
und die Infrastrukturkompetenz als Säulen der Netzwerk-Kompetenz eingegangen (2).
542
Zu einer Einteilung in eine Makro-Ebene (Kernkompetenzen, Reputation, Management), eine Meso-
Ebene (Kooperations-Mindset, Erwartungen, Attribution) und eine Mikro-Ebene (Verhalten, Einstellun-
gen, Know-how), die miteinander verbunden sind, kommen Oelsnitz/Graf (2006), S. 92ff. Wagner (2000)
fordert, dass die Voraussetzungen für ein Lieferantenmanagement ganzheitlich bei Mensch, Technik und
Organisation gleichermaßen ansetzen müssen. Vgl. Wagner (2000), S. 179.
543
Vergleichbar argumentiert Peitz (2002), dass neben den Kompetenzen, die die Netzwerkmitglieder ein-
bringen, „komplementäre Vernetzungskompetenz“ im Netzwerk selbst erst im Zeitablauf entstehen kann
und somit zur Identitätsbildung des Netzwerks beiträgt. Vgl. Peitz (2002), S. 249.
Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern 143
544
Vgl. Reiß (2001), S. 130 und 149. Er verweist dabei auf die Coopetition-Diskussion.
545
Vgl. Moldaschl (2006), S. 28 und dort genannte Literatur.
546
Vgl. Zobolski (2008), S. 155 und dort genannte Literatur.
547
Vgl. Reiß (2001), S. 130.
144 Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern
548
Vgl. Kraus et al. (2006), S. 17. „Change Management ist […] ein Meta-Begriff, der einzelne Konzepte
subsummiert, die sich durchaus ergänzen oder auch widersprechen können.“ (Kraus et al. (2006), S. 15)
549
Vgl. Gagsch (2002), S. 68.
550
Hervorzuheben sind das 8-Phasen-Modell von Kotter (1996), S. 33ff. Eine Diskussion des Modells von
Kotter (1996) im Zusammenhang mit Veränderungen in der Beschaffung führen Day und Atkinson
(2004), S. 257ff. Ebenso ist das „Planned Change Model“ von Lewin (1951) hervorzuheben. Eine ver-
gleichende Zusammenstellung liefern Cummings und Worley (2008), S. 25.
551
In der Studie „Voraussetzungen erfolgreichen Wandels“ des „Institut für Change Management und Inno-
vation (CMI)“ wurden 178 Unternehmen zu den Faktoren der Veränderung untersucht und eine Eintei-
lung der Erfolgsfaktoren in „weiche“ und „harte“ vorgenommen. Vgl. Vahs/Leiser (2003). Zu der glei-
chen Einteilung kommen auch Doppler/Lauterburg (2005), S. 218.
552
Zur steigenden Komplexität in der Automobilindustrie siehe Fehrenbach (2006), S. 211. Vgl. auch
Keijzer (2007), S. 95 und dort genannte Literatur.
553
Flexibilität bezeichnet die Möglichkeit zur Veränderung in vorgehaltenen Dimensionen und Szenarien.
Reinhart et al. (2000), S. 3.
554
Turbulenz ergibt sich aus dem Dreiklang von Komplexität, Dynamik und Vorhersagbarkeit.
555
Reinhart (2000) spricht in diesem Zusammenhang von Wandlungsfähigkeit. Vgl. Reinhart (2000), S. 39.
Veränderungskompetenz wird in dieser Arbeit als Synonym für Wandlungsfähigkeit verstanden.
Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern 145
hoch
Veränderungskompetenz
Notwendigkeit Reaktionsfähigkeit
Flexibilität
gering
Es ist zu betonen, dass Flexibilität und Reaktionsfähigkeit rekursiv mit der Erreichung der im
Weiteren zu diskutierenden risikobezogenen Ziele, Kostenoptimierungs- und Innovationsziele
der OEMs zusammenhängen. So kann entsprechende Flexibilität bei Kosten- bzw. Preisstei-
gerungen eingesetzt werden. Einerseits kann Flexibilität den Lieferanten zu wechseln, Kos-
ten- bzw. Preisstabilität ermöglichen (Flexibilität fördert Erreichung eines Kostenziels). An-
dererseits wird das Flexibilitätspotenzial erst durch die Identifizierung des kostengünstigeren
Lieferanten erzeugt (Erreichung eines Kostenziels fördert Flexibilität).
Basierend auf der Veränderungskompetenz stellen die Segmentierungs- (a), die Vernetzungs-
(b) und die Infrastrukturkompetenz (c) die Säulen der Netzwerkkompetenz dar.
(a) Segmentierungskompetenz: Die Segmentierungskompetenz kann als die Methodenkompe-
tenz zur optimalen Gestaltung der Autonomie und Autarkie der „Knoten“ im Netzwerk ver-
standen werden. Dies setzt zunächst beim fokalen Unternehmen des OEMs an. Die Segmen-
tierung für die Beschaffung beinhaltet in einem ersten Schritt die Fähigkeit der optimalen Ent-
scheidung der Eigen- und Fremdfertigung. Die Nicht-Trivialität der Entscheidung entsteht
dadurch, dass es sich zunehmend nicht mehr um eine „Entweder-oder“-, sondern um eine
„Sowohl-als-auch-Entscheidung“ handelt. Die Kompetenz der OEMs besteht folglich darin,
die Wertschöpfung zu segmentieren und den optimalen Grad der externen Vergabe bzw. Be-
146 Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern
Letztlich lösen sich nicht nur die Grenzen zwischen OEMs und Lieferanten auf, sondern auch
zwischen den Segmenten des Lieferantennetzwerks. Aufgrund der technischen Vernetzung
des Automobils kommt es zu einer Konfluenz der Lieferantensegmente. Aus diesen Gründen
sind Methodenkenntnisse des Führens durch Anreizsysteme genauso wichtig wie die des Con-
trollings und des Rechnungswesens sowie der juristischen Gestaltung der Lieferantenbezie-
hungen in Netzwerken.
(b) Vernetzungskompetenz: Die Vernetzungskompetenz setzt sich aus mehreren Bestandteilen
zusammen. Erstens ist die geschäftlich-fachliche Kompetenz zu nennen. OEMs befürchten
den Abfluss von Wissen durch die Vergabe von Entwicklungs- und Fertigungsaufträgen. Um
sich insbesondere mit hoch innovativen Beschaffungsmarktsegmenten vernetzen zu können,
ist das technische Know-how bei den OEMs so weit notwendig, dass man aus technischer
Sicht von einer Beziehung „auf Augenhöhe“ sprechen kann.559 Umgekehrt bauen Lieferanten
Innovationspotenziale auf, um sich gegenüber den OEMs durch einen Wissensvorsprung zu
positionieren.560
Zweitens ermöglicht die IT-Integrationskompetenz eine effiziente unternehmensübergrei-
fende Interaktion zwischen OEMs und Lieferanten. In der Automobilindustrie haben sich
556
Vgl. Boutellier/Wagner (2001), S. 16. Zu den Rollen des Einkaufs vgl. Kraljic (1983), S. 110ff.
557
Vgl. Reiß (2001), S. 151.
558
Beispielhaft sei auf die unternehmens- und bereichsübergreifenden Entwicklungsteams verwiesen.
559
Vgl. Keijzer (2007), S. 78.
560
So konnte ZF Friedrichshafen bei der Einführung der Produktinnovation des Acht-Gang-Getriebes zwi-
schen BMW und Audi einen Bieterwettbewerb initiieren. Vgl. Heigl/Rennhak (2008), S. 45f.
Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern 147
hierzu Standards durchgesetzt, die zur Vernetzung vorausgesetzt werden.561 Als dritter Be-
standteil sind kaufmännische Kompetenzen gefragt. Dabei stehen die Bestimmung der Kos-
tenkategorien, der Kostenhöhe und der Verrechnungspreise zwischen OEMs und Lieferanten
im Fokus. Viertens lässt sich die soziale Netzwerk-Kompetenz nennen. Unter ihr werden sol-
che Vernetzungskompetenzen wie Verhandlungs-Know-how und Konflikt- sowie Krisen-
management subsumiert.562 Die Kompetenz zur Vertrauensbildung im Netzwerk ragt heraus.
Vertrauen bildet ein integratives Gegengewicht zu den Fliehkräften in Lieferantennetzwerken,
die u.a. durch organisierten Wettbewerb - z.B. durch Ausschreibungen der OEMs - entstehen.
(c) Infrastrukturkompetenz: Die Infrastrukturkompetenz umfasst die Kompetenzen zum Ma-
nagement der technokratischen, der strukturellen, der informationellen, der personellen und
der kulturellen Infrastruktur des Netzwerks.563 Dabei muss unter dem getroffenen Verständnis
eines Lieferantenmanagements in Netzwerken betont werden, dass die Beeinflussung der Inf-
rastruktur nicht in vollem Umfang im Sinne eines Managements von Netzwerken möglich
erscheint. Das Management des fokalen OEMs hat sich entsprechend zunächst mit der Infra-
strukturkompetenz des eigenen Unternehmens zu befassen, um anschließend zielgeleitet auf
die Infrastrukturkompetenz und ihre Komponenten im Lieferantennetzwerk einzuwirken.
Unter der technokratischen Infrastruktur wird das „Regelwerk“ verstanden, das das Netz-
werk konstituiert. Hierzu zählen z.B. Verträge, Normen und Geschäftsbedingungen. Oftmals
ist die Infrastrukturkompetenz die Fähigkeit, vorhandene Regelwerke - wie z.B. Qualitäts-
normen - aus der Umwelt im Unternehmen bzw. im Netzwerk zu implementieren. Weitere
Vereinbarungen zwischen OEMs und Lieferanten über die technokratische Infrastruktur kön-
nen betriebswirtschaftliche Kennzahlen der Zielmessung, Verrechnungspreise, Provisionsre-
gelungen, Beiträgen, Partnerfinanzierungsmodellen, Benchmarking, Anforderungskatalogen
und Auditierungen sein.564
Die strukturelle Infrastruktur beinhaltet organisatorische Institutionen, die die kooperative
Arbeitsteilung der OEMs und Lieferanten im Netzwerk koordinieren. Hierzu sind z.B. Gremi-
en, Arbeitskreise, Projektgruppen, Konferenzen, etc. zu zählen. Eine Überschneidung mit der
personellen Infrastruktur ist darin zu sehen, dass es Anspruch an die OEM-Mitarbeiter in die-
sen Institutionen ist, nicht nur über technische und fachliche Kompetenzen, sondern auch so-
ziale und persönliche Kompetenzen zum Netzwerkmanagement zu verfügen.565
561
Vgl. Wildemann (2006), S. 245.
562
Zu den Eigenschaften und dem Management von Netzwerkkrisen vgl. Radowski (2006), S. 211ff.
563
Vgl. Reiß (2001), S. 159ff.
564
Vgl. Reiß (2001), S. 162.
565
Zum Konstrukt der individuellen Kompetenz und deren Komponenten technische, fachliche, soziale und
persönliche Kompetenz vgl. Wohinz (2005), S. 254. Zur Bedeutung der Bildung von Mitarbeitern für die
Netzwerkarbeit bei OEM vgl. auch Zimmerli et al. (2007), S. 77ff.
148 Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern
Die kulturelle Infrastruktur wird u.a. durch die Landes- und Rechtskulturen, die Branchenkul-
tur der Automobilindustrie und die Unternehmenskulturen bestimmt. Ansatzpunkte zur Beein-
flussung ergeben sich durch Visionen, Philosophien, Leitsätze und Prinzipien der Zusammen-
arbeit im Netzwerk.572
566
Vgl. Scholz/Wolf (2008), S. 434ff.
567
Vgl. zur Stimmigkeit („Fit“) unterschiedlicher Unternehmenskulturen im Netzwerk Petry (2006), S. 99.
568
Vgl. Gilbert (2003), S. 227 und dort genannte Literatur.
569
Jones et al. (1997) sprechen im Netzwerkkontext von einer „Macroculture“: “Macroculture is a system of
widely shared assumptions and values, comprising industry-specific, occupational, or professional know-
ledge, that guide actions and create typical behavior patterns among independent entities.” (Jones et al.
(1997), S. 929).
570
Vgl. Macharzina/Wolf (2008), S. 240ff. und Jung (2006), S. 167.
571
Vgl. hierzu in Kap. II.1.3 (2) die Ausführungen zur Agency-Theorie.
572
Die Ansatzpunkte können z.B. durch Workshops, symbolische Handlungen, Versetzungen, Freistellun-
gen, Beförderungs- und Anreizsysteme entwickelt und gelebt werden. Vgl. Jung (2006), S. 168f.
Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern 149
Die Netzwerk-Kompetenz und ihre Bestandteile stellen für die OEMs die Basis einer zielge-
richteten Entwicklung von Lieferantenbeziehungen in Netzwerken dar. Gleichwohl ist die
Kompetenz begrenzt. Der Kompetenzumfang, der für jeden OEM unterschiedlich ausfällt, ist
daher in Einklang mit den Notwendigkeiten der komplexen Lieferantennetzwerke zu bringen.
Insofern kann die Netzwerk-Kompetenz auch als eine Komplexitätskompetenz aufgefasst
werden.573
Zunächst steht in diesem Kapitel die Logik die Entwicklung der OEM-Lieferantennetzwerke
im Vordergrund (1). Die Diskussion basiert darauf, dass Netzwerke als soziale Systeme ver-
standen werden. Mit der Logik-Thematik wird der Frage nachgegangen wie sich Lieferanten-
netzwerke entwickeln. Im zweiten Abschnitt wird die Logik-Frage mit der zweiten Verständ-
nisebene nach dem warum bzw. wodurch verknüpft. Dabei wird auf die Dynamik, d.h. Kraft-
komponenten, der Entwicklungen eingegangen, die die Entwicklungen in dem sozialen Sys-
tem OEM-Lieferantennetzwerk antreibt (2).
573
Reiß (2001), S. 159 geht noch weiter und sagt, dass „Netzwerk-Kompetenz im Kern eine Komplexitäts-
kompetenz“ ist. Die Größe des Netzwerks ist ein Hebel, um die Komplexität zu „managen“. Die Tendenz
in der Automobilindustrie, dass OEMs zunehmend strategisch nicht relevante Teile und Module nicht
mehr direkt beschaffen und an Systemlieferanten weite Teile des Beziehungsmanagements vorgelagerter
Lieferanten abgeben, verdeutlicht die Idee, über die Netzwerkgröße die Komplexität zu handhaben.
574
In der Literatur existieren vielfältige Modelle zur Entwicklung von interorganisationalen Kooperationen.
Peitz (2002) setzt sich mit diesen Modellen kritisch auseinander. Nach der Autorin mangelt es allen dis-
kutierten Modellen an einem grundlegenden Entwicklungsverständnis. Bezugnehmend auf Peitz (2002)
wird ein umfassendes und grundlegendes Verständnis für Logik und Dynamik der Entwicklungen von
Lieferantenbeziehungen der OEMs im Netzwerk gelegt. Für einen Überblick über die Modelle und die
kritische Auseinandersetzung vgl. Peitz (2002), S. 159.
575
Keijzer (2007) bezieht sich in seiner Aussage auf Dörner/Buerschaper (1997).
150 Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern
Die Logik der Entwicklungen von Systemen wird durch die Richtung und die Reichweite der
Entwicklungen charakterisiert. Es handelt sich dabei um systemimmanente Regelstrukturen,
die stabilisierende und verändernde Prozesse des Systems steuern.576 Perich (1993) unter-
scheidet vier Generationen von entwicklungslogischen Modellen, die sich in einer Vier-
Felder-Matrix verorten lassen (vgl. Abb. III-3).
embryonisch konfigurational
Zeitraum
Reichweite
equilibrial episodisch
Zeitpunkt
prädeterminiert offen
Richtung
Abb. III-3: Abgrenzung entwicklungslogischer Modelle
Quelle: eigene Darstellung nach Perich (1993), S. 207.
Equilibriale Modelle der Entwicklung fassen Wandel als kontinuierliche Prozesse auf. In so-
zialen Systemen werden bekannte Lösungsmuster und Handlungen vollzogen. Diese zielen
auf die Optimierung vorgesehener funktionaler Inhalte und Mechanismen. Soziale Systeme
werden als Gleichgewichtssysteme betrachtet. Unstimmigkeiten des Gleichgewichts werden
als einmalige Abweichungen angesehen. Die Regelstruktur der Systeme handelt ihrer
Prädeterminiertheit entsprechend und führt das System wieder in sein altes Gleichgewicht
zurück.577
Embryonische Modelle verstehen den Wandel als einen Prozess, der in einzelne Phasen aufge-
teilt werden kann. Diese Phasen folgen einem prädeterminierten Ablauf. Die kumulierten
Phasen versuchen die Erklärung für Systementwicklungen über einen abgesteckten Zeitraum
576
Vgl. Perich (1993), S. 206.
577
Vgl. Perich (1993), S. 207f.
Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern 151
darzustellen. Wie das Bild des Embryos nahelegt wohnt den Prozessen eine „natürliche“ Re-
gelstruktur inne.578
In episodischen Modellen wird Wandel ähnlich wie Wandel in equilibrialen Modellen verar-
beitet. Störungen treten auf und beeinträchtigen das Gleichgewicht eines Systems. In der Fol-
ge setzen Regelstrukturen ein, die das System wieder in ein Gleichgewicht überführen.
Equilibrialmodelle führen das System wieder in den alten Zustand zurück. In Modellen des
episodischen Wandels wird eine Transitionsphase vollzogen und das System in einen neuen
Gleichgewichtszustand überführt, der nicht notwendig mit dem alten identisch sein muss. In-
sofern ist in episodischen Modellen die Richtung des Wandels offen; der Fokus bleibt aber
auf zeitpunktbezogenen Gleichgewichtszuständen.579
Konfigurationale Modelle sind die vierte Gruppe entwicklungslogischer Modelle. Die Rich-
tung der Entwicklungsprozesse in den Modellen ist offen, d.h. nicht prädeterminiert. Der
Wandel von Systemen wird auch in Phasen eingeteilt, die sich aber über einen bestimmten
Zeitraum verteilen.
Bestandteile des Konfigurationsmodells sind erstens das statische Konzept der Konfigura-
tion und zweitens das Konzept des Wandels.580 Als Konfiguration wird eine spezifische Ver-
knüpfung von System- und Umweltvariablen verstanden. Der Wandel lässt sich durch die
zwei Grundformen des Wandels von Waldmann (1971) beschreiben.581 Er unterscheidet zwi-
schen stabilisierenden und verändernden Wandel. Systemstabilisierender Wandel vollzieht
sich in sog. Kontinuitätsphasen inkrementeller Prozesse, deren Ergebnis die Kombination
einzelner Variablen in einer bestehenden Systemkonfiguration betrifft. Phasen der Verände-
rungen von Variablen hingegen haben revolutionären Charakter und verändern die alte Konfi-
gurationsform in Gänze. Diese Phasen sind hingegen relativ selten.
Da Lieferantennetzwerke in der Automobilindustrie soziale Systeme darstellen, soll hier an
die Überlegungen von Peitz (2002) angeknüpft werden. Die Autorin setzt sich mit den An-
sprüchen der Realitäten von Unternehmensnetzwerken als sozialen Systemen an die entwick-
lungslogischen Modelle auseinander. Embryonische Modelle können zur Erklärung der Ent-
wicklungen sozialer Systeme – wie den Lieferantennetzwerken - nicht ausreichend beitragen.
Der Erklärungsgehalt hängt von zu starken Prämissen ab. Die Modelle können mit
prädeterminierten Entwicklungssequenzen die Eigendynamik der OEM-
578
Vgl. Perich (1993), S. 210ff.
579
Vgl. Perich (1993), S. 208ff.
580
Vgl. Peitz (2002), S. 167 und Perich (1993), S. 213ff.
581
Stabilisierender Wandel (Wandel 1. Stufe): Zustandsänderung, kontinuierlich, gleichförmig, graduell,
vorhersagbar, eher langfristig, langsam, überschaubar, regulierbar, institutionalisierbar; Verändernder
Wandel (Wandel 2. Stufe): Veränderung der Richtung, der Geschwindigkeit und des Rhythmus des Wan-
dels, diskontinuierlich, eher kurzfristig, schnell, einschneidend, unübersichtlich, schwer zu steuern. Vgl.
Waldmann (1971), S. 698.
152 Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern
Diese konfigurationale Logik kommt den Entwicklungen der Lieferantennetzwerke der OEMs
am nächsten. Die Offenheit der Entwicklung von Lieferantennetzwerken lässt sich aus organi-
satorischer und technologischer Perspektive zeigen.584 Der Kostendruck zwingt OEMs zu
permanenten Anpassungen der Lieferantenbasis. Ob Lieferanten diesem weitergebenen Druck
standhalten, lässt sich nicht a priori sagen, so dass Überprüfungen und Anpassungen der Lie-
ferantenbasis permanente ergebnisoffene Aufgaben sind. Insofern unterstützen die dargestell-
ten Beeinflussungen aus dem Makro- und Branchenumfeld, die eine hohe Dynamik in die
582
Zur Kritik am Lebenszykluskonzept für Kunden-Hersteller-Beziehungen, z.B. Eindimensionalität, vgl.
Winkelmann (2008), S. 320f. Auch Trumpfheller/Hofmann (2004) weisen auf die Kritikpunkte „man-
gelnder Beachtung der Evolutionsfähigkeit von Geschäftsbeziehungen, einer tendenziellen Vernachlässi-
gung der situativen Bedingtheit der Beziehungsprozesse und der fortlaufenden Analyse der Beziehung
und der sie beeinflussenden Faktoren, sowie Suggestion einer Stetigkeit der Beziehungsentwicklung“ hin.
Vgl. Trumpfheller/Hofmann (2004), S. 84.
583
Peitz (2002) ergänzt das Modell um Erkenntnisse bezüglich Ablauf, Aufbau, kausaler Verknüpfung und
Wiederholungen von Entwicklungsprozessen, die die idealisierte Sichtweise (z.B. ausschließliche Ent-
wicklung hin zu Systemen höherer Komplexität) der konfigurationalen Modelle aufzulösen versuchen.
Ähnlich auch Pümpin/Prange (1991), S. 81.
584
Kuschinsky (2007) versteht als Pfadabhängigkeit das Ergebnis eines Stabilisierungs-prozesses. Er unter-
sucht die organisatorische Pfadabhängigkeit (intraorganisatorische Ebene der OEMs sowie interorganisa-
tionale Ebene der Beziehungen zwischen OEMs und Lieferanten) aus ressourcenbasierter Sicht und baut
die Diskussion auf der technologischen Pfadabhängigkeit der OEM-Lieferantenbeziehungen auf. Vgl.
Kuschinsky (2007), S. 13ff. Bandte (2007) unterstreicht, dass die Kenntnis der Historie bzw. des Pfads
die Grundlage für Entscheidungen in komplexen Systemen ist. Vgl. Bandte (2007), S. 100f. und dort ge-
nannte Quellen.
Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern 153
Nachdem im ersten Schritt die Logik der Entwicklungen von Lieferantennetzwerken erörtert
wurde, wird nun auf einer zweiten Verständnisebene auf die Dynamik eingegangen. Es geht
um die Kraft, die die Entwicklungen antreibt; um das wodurch bzw. warum es zu Entwick-
lungen kommt.587
Eine der bis heute umfangreichsten Studien, basierend auf einer datenbankgestützten inter-
disziplinären Literaturanalyse wissenschaftlicher Publikationen, wurde von Van de Ven und
Poole (1995) durchgeführt. Die Wissenschaftler konnten vier Prozesstheorien identifizieren,
die eine übergreifende Verdichtung der Entwicklungstheorien aus verschiedenen Wissen-
schaftsdisziplinen darstellen.588 Jede der Prozesstheorien wird durch eine spezifische Kraft-
komponente589 der Entwicklungen charakterisiert: Lebenszyklus, Evolution, Dialektik und
Teleologie.590 Den Kraftkomponenten der vier Prozesstheorien lassen sich spezifische wie-
derkehrende Prozessabfolgen - Zyklen der Entwicklungsereignisse - zuordnen. Eine Abgren-
585
Kirsch et al. (2009) weisen darauf hin, dass Unternehmen grundsätzlich mit einer offenen Zukunft kon-
frontiert sind und diese annehmen müssen. Vgl. Kirsch et al. (2009),S. 47.
586
Der Hinweis auf die noch zu diskutierenden latenten und manifesten Zielkonflikte zwischen OEMs und
Lieferanten sei hier nur ein als ein Beleg angeführt. Vgl. Kap. III.2.1 (3).
587
Der Begriff der „Dynamik“ wird vom griechischen Wort „dynamis“ abgeleitet, das Kraft und Macht
bedeutet. Vgl. Simon (2006), S. 31. Perich (1993) beschreibt die Qualität der Dynamik mit den vier Kate-
gorien Beweglichkeit (zeitlich-analytische Qualifizierung), Andersartigkeit (inhaltlich-sachliche Qualifi-
zierung), Regelmäßigkeit (Qualifizierung der Struktur von Wandelprozessen) und Aktivitätsniveau (Kräf-
te bzw. Fähigkeit zur Bildung und Auflösung dynamischer Ordnungsmuster). Vgl. Perich (1993), S. 96ff.
588
Dies betrifft über 1 Millionen Artikel aus den Disziplinen Psychologie, Soziologie, Erziehungswissen-
schaften, Wirtschaftswissenschaften, Biologie, Medizin, Meteorologie und Geographie. Vgl. Van de
Ven/Poole (1995), S. 512f.
589
Die Autoren sprechen auch synonym zum Begriff der Kraftkomponente von einem „motor“, Vgl. Van de
Ven/Poole (1995), S. 511.
590
Van de Ven/Poole (1995), S. 515ff.
154 Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern
zung der vier Theorien erfolgt über die Art des Entwicklungsmodus (vorgezeichnet vs.
emergent), der sich direkt auf die zuvor erörterte Entwicklungslogik bezieht, und die Anzahl
der untersuchten Entwicklungseinheiten (eine vs. mehrere) (vgl. Abb. III-4).591
Evolution Dialektik
mehrere
Selektion Konflikt
Entwicklungs-
Retention Synthese
einheit
Lebenszyklus Teleologie
4. Ende Bewertung/
Kontrolle
3. Ernte 1. Start Umsetz- An-
ung passung
eine
2. Wachstum Zielsetzung
vorgezeichnet emergent
Entwicklungs-
modus
Abb. III-4: Prozesstheorien organisationaler Entwicklung
Quelle: eigene Darstellung nach Poole et al. (2000), S. 66 und Van de Ven/Poole
(1995), S. 520.
Im Folgenden wird auf die Prozesstheorien vor dem Hintergrund der Eigenschaften von Lie-
ferantennetzwerken näher eingegangen, um diese abschließend einer Bewertung für die Erklä-
rung der Entwicklungen von Lieferantennetzwerken zu unterziehen.
591
Für einen umfassenden und vergleichenden Überblick der vier Prozesstheorien siehe Van de Ven/Poole
(1995), S. 514.
Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern 155
ßen, für die Dauer der Produkt-Zyklen übertragen. Dieser Versuch der Komplexitätsreduzie-
rung der Entwicklung sozialer Beziehungen zwischen OEMs und Lieferanten kann jedoch
nicht gelingen, da es immer wieder zu Diskontinuitäten kommt.592 Insgesamt kann die Le-
benszyklustheorie der Komplexität der Lieferantenbeziehungen im Netzwerk aufgrund ihrer
Eigenschaft der Prädeterminiertheit und der singulären Betrachtung nicht ausreichend gerecht
werden.
Die Evolutionstheorie ist durch einen vorgezeichneten Entwicklungsmodus charakterisiert. Es
handelt sich dabei immer um mehrere Einheiten: eine Population von Organisationen, die
betrachtet wird. Die Kraft der Entwicklungen stellen Variation, Selektion und Retention dar,
die dem darwinistischen Verständnis von Evolution entsprechen. In klassischen streng um-
weltdeterministischen Ansätzen wird dieser Entwicklungsmotor außerhalb der Population
verortet.593 Es kommt zu ungeplanten Variationen der Einheiten. Welche Variationen sich
durchsetzen entscheidet der Wettbewerb um knappe Ressourcen innerhalb der Population. Die
Selektion erfolgt über die Anpassung an die Umwelt. Die Kraft der Retention letztlich stabili-
siert das System bevor der Zyklus wieder neu startet.594
Neuere Ansätze, die im Geiste des „gemäßigten Voluntarismus“595 stehen, lassen ein Han-
deln im System zu.596 So wird die Variation eine nicht ausschließlich von außen initiierte Er-
scheinung. Selektion wird durch Managemententscheidungen beeinflusst. Retention wird
nicht nur von außen bestimmt, sondern wird auch durch interne Lernprozesse vollzogen. Die-
se Auffassung geht von einer aufeinander bezogenen Ko-Evolution zwischen dem sozialen
System Lieferantennetzwerk und dem relevanten Umfeld (z.B. Endkunden der OEMs) aus.597
Die teleologische Theorie begründet die Entwicklung durch die Zielsetzung der betrachteten
einzelnen Einheit. Das Ziel treibt die Entwicklungseinheit zu einem visionären Endzustand
voran. Je größer die Diskrepanz zwischen intendiertem Endzustand und aktuellem Zustand,
desto stärker wirkt der Antriebsmoment.
In dieser Arbeit bezieht sich dies auf die Einheit Gesamtnetzwerk oder die Einheit Unter-
nehmen (insbesondere OEM) im Lieferantennetzwerk. Zielsetzung und Erstellung eines
Handlungsprogramms erfolgen autonom durch die einzelne Einheit (OEM, Lieferant) oder
unternehmensübergreifend kollektiv im Netzwerk. Da jedes Unternehmen im Netzwerk eige-
592
In Experteninterviews wurde auf regelmäßige „Preissenkungsrunden“ der OEMs während der Produkti-
onsphase einer Modellreihe hingewiesen. Aufgrund dieser Verhandlungen kann es zu Krisen kommen,
die bis zum Abbruch der Beziehungen führen können. Solche Entwicklungen decken sich nicht mit einem
prädeterminierten „Code“ der Theorie des Lebenszyklus.
593
Vgl. beispielhaft Astley (1985).
594
Vgl. Van de Ven/Poole (1995), S. 518.
595
Vgl. Kap. III.1.2 (2).
596
Zu den neuen Ansätzen ist die „Neue Systemtheorie“ zu rechnen. Vgl. Peitz (2002), S. 174 und S. 181.
597
Vgl. Peitz (2002), S. 174.
156 Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern
ne Ziele verfolgt, sind diese zu verhandeln und abzustimmen. Inwieweit die teleologische
Kraftkomponente auf Netzwerkebene zum Tragen kommt, hängt davon ab, inwieweit es den
Lieferanten und OEMs möglich ist, im Netzwerk eine gemeinsame Identität zu schaffen.598
Die Identität kann Zielkonflikte kanalisieren und so die Entwicklungen nicht zerstörerisch
antreiben.
Dem sozialen System Lieferantennetzwerk wird eine grundlegende Sinnhaftigkeit und ler-
nende Anpassungsfähigkeit unterstellt. Die Entwicklung wird durch die emergente Wiederho-
lung der Gesamtsequenz als auch von einzelnen Phasen und Sequenzfolgen von Zielsetzung,
Maßnahmen zur Umsetzung der Ziele, Bewertung bzw. Kontrolle der Zielerreichung sowie
Zielanpassung umgesetzt. Hiermit hebt sich die Theorie deutlich von der Lebenszyklustheorie
ab, da eine feste Phasenfolge nicht vorgezeichnet ist. Van de Ven und Poole (1995) bemerken
hierzu:
„In this theory, there is no prefigured rule, logically necessary direction, or set se-
quence of stages in a teleological process. Instead, proponents of this theory focus
on the prerequisites for attaining the goal or end state […].“ (Van de Ven/Poole
(1995), S. 516, Anm. J.E.D.)
Die teleologische Theorie nimmt die Ziele der Akteure im Lieferantennetzwerk auf und ver-
arbeitet sie in ein die Entwicklungskraft erklärendes theoretisches Gesamtbild.599
Die vierte Prozesstheorie ist die dialektische Theorie. Diese Theorie geht von einer pluralisti-
schen Welt kollidierender Werte, Normen, Interessen und Ziele aus. Pluralismus und Konflikt
der konfrontierenden Kräfte treiben die Entwicklung des sozialen Systems Lieferantennetz-
werk an. Die Theorie betrachtet folglich mindestens zwei unterscheidbare Einheiten, die in
konfliktärer Weise durch die Bildung einer These und einer Antithese aufeinanderstoßen. Lie-
ferantennetzwerken sind latente Zielkonflikte inhärent. So z.B. kann keine einheitliche Ein-
schätzung über die mittel- bis langfristige Entwicklung der Antriebskonzepte konstatiert wer-
den. Alternative Antriebskonzepte, die man als Antithese zum Verbrennungsmotor interpre-
tieren kann, veranschaulichen dies.600 Manifestieren sich die Konflikte, werden These und
Antithese zu einer Synthese verarbeitet.
Es muss in der Folge eines Konflikts aber nicht zu einer „kreativen“ Synthese im Sinne
einer „Win-win-Situation“ kommen. Kommt es z.B. zu Preiskonflikten zwischen OEMs und
Lieferanten hängt die sich ergebende Synthese eng mit der relativen Machtverteilung zusam-
men. Ist die Machtverteilung zwischen den Akteuren stark asymmetrisch, kann der dominie-
598
Vgl. Peitz (2002), S. 181.
599
Zu den Zielen der OEMs im Lieferantennetzwerk und deren Verhältnis zu den Zielen der Lieferanten vgl.
Kap. III.2.1.
600
Zur Entwicklung der Antriebskonzepte sowie den konfliktären Folgen in und zwischen den Segmenten
des Lieferantenmarkts vgl. Kap. I.3.
Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern 157
rende Akteur seine Ziele durchsetzen.601 Der Verschiebung der Machtpositionen zwischen
OEMs und Lieferanten kommt daher für die Entwicklung der Lieferantennetzwerke im Ver-
ständnis der dialektischen Theorie eine zentrale Rolle zu. Die Konflikte im Netzwerk können
aber auch von außerhalb in das Netzwerk hineingetragen werden. Dabei sei z.B. auf die Um-
welt- und Sicherheitsauflagen hingewiesen.602 Der Innovationsdruck, unter Einbindung von
spezialisierten Lieferanten umweltfreundliche Antriebskonzepte zu entwickeln, neue leichtere
Werk- und Verbundstoffe einzusetzen oder zusätzliche Sicherheitselemente anzubieten, för-
dert bei gleichzeitig anhaltendem Kostendruck das Konfliktpotenzial zwischen OEMs und
Lieferanten.
Im entgegengesetzten Fall der weitestgehenden Machtsymmetrie zwischen OEMs und Lie-
feranten kann es im Verständnis der Dialektik zum Stillstand kommen. Zu einer Entwicklung
im Sinne der Theorie kommt es, wenn sich die Antithese durchsetzt oder sich eine emergente
Synthese herausbildet.603 In Kooperationen zwischen OEMs und Mega-Lieferanten kann im-
mer häufiger von einer Annäherung an eine Machtsymmetrie gesprochen werden.604 Diese
Beziehungen - so wie alle Beziehungen - besitzen latente Konflikte. Aufgrund der oft hohen
gegenseitigen Abhängigkeit von OEMs und Mega-Lieferanten haben die Partner aber höchs-
tes Interesse, dass diese Konflikte - sobald sie durch manifeste Konflikte ausgetragen werden
- in „kreative“ Synthesen übergehen, die nicht, wie im Extremfall möglich, die Existenz eines
Akteurs gefährden. Solche „kreativen“ Synthesen drücken sich bspw. in unternehmensüber-
greifenden Entwicklungskooperationen und „Collaborative Cost Reduction“-Initiativen
aus,605 die die Entwicklung der OEM-Lieferanten-Beziehungen und somit des Gesamtnetz-
werks vorantreiben.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass nicht alle Theorien einen fruchtbaren Bei-
trag zur Erklärung der Dynamik in Lieferantennetzwerken der OEMs liefern können. Lebens-
zyklusansätze bleiben aufgrund ihrer Eigenschaften in ihrem Erklärungsgehalt hinter den an-
deren Theorien zurück. Jedoch zeigen auch diese Theorien keinen umfassenden Erklärungs-
ansatz. Einer Erklärung der Dynamik von Lieferantenetzwerken bzw. den in diesen verorteten
601
Peitz (2002) meint, dass die überlegene Seite ihre Macht zur Unterdrückung, Vernichtung oder Ersetzen
der anderen Seite nutzen kann. Vgl. Peitz (2002), S. 177. „Unter ,Macht‘ wollen wir […] die Chance ei-
nes Menschen oder einer Mehrzahl von Menschen verstehen, den eigenen Willen in einem Gemein-
schaftshandeln auch gegen den Widerstand anderer daran Beteiligter durchzusetzen.“ (Weber (2005), S.
15).
602
Vgl. Kap. I.2.1 (1) und hier insbesondere die Feststellungen zum ökologischen und rechtlichen Umfeld.
603
Vgl. Van de Ven/Poole (1995), S. 517.
604
Die Einschätzung, die auch in Experteninterviews bestätigt wurde, deckt sich mit der Kritik an der viel-
fach herangezogenen „Lieferantenpyramide“. Vgl. Jürgens (2004), S. 20.
605
Vgl. A.T. Kearney (2009), S. 1ff., Kersten et al. (2006), S. 253 und Schonert (2007), S. 95.
158 Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern
Beziehungen kann daher am besten durch einen Dreiklang von teleologischer, evolutions-
theoretischer und dialektischer Kraftkomponente nahe gekommen werden.606
Nachdem ein Verständnis für die Logik und die Dynamik der Entwicklungen gelegt wurde,
wird in diesem Kapitel auf die konkreten Aspekte zum Management der Entwicklung von
Lieferantenbeziehungen in Netzwerken eingegangen. Die Lieferantenbeziehungen der OEMs
sind in Netzwerke eingebettet. Zwischen den Ebenen der Beziehungen bestehen daher dyna-
mische wechselseitige Wirkungen. Das Managementsystem, das OEMs zur zielgerichteten
Entwicklung von Lieferantenbeziehungen in Netzwerken dient, bezieht sich sowohl auf die
Netzwerk- als auch auf die dyadische Beziehungsebene. Handlungen, die primär auf der
Netzwerkebene ansetzen, wirken sich auf das Netzwerk bzw. andere Beziehungen aus und
vice versa.607 Das Managementsystem der Entwicklung von Lieferantenbeziehungen bezieht
sich auf diese beiden Ebenen (vgl. Abb. III-5).608
606
Zum Zusammenspiel der Kraftkomponenten vgl. Peitz (2002), S. 182.
607
Gomes-Casseres (1994) unterscheidet zwischen den Beziehungsebenen „individuall relationships“ und
„groups“, die eng miteinander verbunden sind. Vgl. Gomes-Casseres (1994), S. 74. Vgl. auch Kap. II.1.2.
608
Die bereits diskutierte Portfolioebene (vgl. Kap. II.1.2 (2)) stellt eine Zwischenebene zwischen Netzwerk
und Dyade dar und wird daher hier vernachlässigt.
Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern 159
Netzwerkebene
Managementsystem
Ziele (Kap. III.2.1) Funktionen (Kap. III.2.2)
Risikobezogene Ziele
Konfiguration
Kostenoptimierung
Integration
Innovationsziele
Koordination
Entwicklung der
Evaluation
Lieferantenbeziehung
Dyadische Beziehungsebene
609
Zum weiteren Verständnis von „Managementsystemen“ vgl. Kirsch/Maaßen (1990), S. 2ff. und
Ringlstetter (1995), S. 146ff.
610
„Die Herausforderung für ein Netzwerkmanagement besteht demzufolge darin, die unterschiedlichen
Antriebskomponenten der Netzwerkentwicklung zu identifizieren, im Gleichgewicht zu halten und un-
vermeidbare Ungleichgewichte (Widersprüche, Konflikte) in eine konstruktive Richtung zu lenken.“
(Peitz (2002), S. 183).
160 Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern
Die Ziele des Lieferantenmanagements werden von den übergeordneten Zielen des Gesamt-
unternehmens abgeleitet. Für die auf aktuelle strategische Fragestellungen der Automobilin-
dustrie fokussierte Diskussion sind die Ziele des Lieferantenmanagements aus den strategisch
relevanten Herausforderungen der OEMs abzuleiten.611 Durch die Feststellung, dass Ziele des
Lieferantenmanagements im Kern strategische Ziele der Beschaffung sind, kommt ihnen eine
übergeordnete Rolle zu.612 Nebl (2007) formuliert zum Charakter strategischer Ziele:
„Langfristige strategische Ziele formulieren Voraussetzungen für den Erhalt und
die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit. Dabei wird von Wertvorstellungen
und Unternehmensleitbildern ausgegangen, die auf Analysen zur konkreten Situa-
tion des Unternehmens aufbauen.“ (Nebl (2007), S. 127.)
Die Zielsetzung des strategischen Lieferantenmanagements besteht im Aufbau, der Pflege und
der Nutzung von beschaffungsmarktgerichteten Erfolgspotenzialen613, die in
der Schaffung der Voraussetzungen für ein Lieferantenmanagement,
der Optimierung von Kosten-, Qualitäts- und Zeitaspekten sowie
Die Konkurrenzsituation innerhalb der Branche erzeugt die sog. „Produktivitätszange“ welche
sich aus den beiden „Zangenschenkeln“ Kosten- und Innovationsdruck zusammensetzt.616 Dr.
Rolf Breidenbach617 verdeutlicht, wie OEMs dies gegenüber ihren Lieferanten umsetzen, in
einer Aussage über die Zielsetzungen seines Kunden Audi:
611
„Ziele sind Aussagen oder Vorstellungen über zukünftige, als erstrebenswert erachtete oder zu vermei-
dende Zustände, die durch Handlungen realisiert werden sollen.“ Corsten (2004), S. 41. Ähnlich auch
Kirsch (1997), S. 4.
612
Dies folgt dem Gedanken, dass Lieferantenmanagement den „Kern des strategischen Beschaffungsmana-
gements“ darstellt. Vgl. Kap. II.2.1 (1).
613
Nach Kirsch (1993) sind strategische Ziele solche, die Aufbau, Pflege und Nutzung von Erfolgspotenzia-
len betreffen. Vgl. Kirsch (1993), Sp. 4097.
614
Vgl. Hofbauer et al. (2009), S. 21 und Wagner (2000), S. 179. Die Autoren nennen die Schaffung der hier
nicht explizit genannten Agilität als Ziel des Lieferantenmanagements. Aufgrund des in Kap. II.2.2 ge-
schaffenen Verständnisses der Voraussetzungen eines Lieferantenmanagements geht das Agilitätsziel -
synonym als Veränderungskompetenz verstanden - in diesen auf.
615
Die Audi AG verfolgt mit dem Lieferantenmanagement folgende Ziele: Optimierung des Lieferanten-
pools, Risikominimierung, Zugang zu Innovationen sichern, strukturiertes und strategisches Vorgehen zur
Schaffung von Wettbewerb auf den Beschaffungsmärkten und eine wirtschaftliche Gesamtbetrachtung.
Vgl. Hofbauer et al. (2009), S. 32f.
616
Vgl. Radtke et al. (2004), S. 14f. und Hensel (2007), S. 1 und S. 220. Ähnlich auch Wildemann (2006), S.
235.
617
Vorsitzender der Geschäftsführung (CEO) Hella KGaA Hueck & Co.
Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern 161
„Wenn ein Zulieferer nicht jedes Jahr seine Kostensituation verbessert, wenn er
nicht jedes Jahr neue Technologie, neue Produktfeatures entwickelt, wird er für
einen Kunden wie Audi unattraktiv.“ (Audi (2006), S. 78)
Durch die weltweite Finanz- und Wirtschaftkrise seit dem Jahr 2008 hat sich der Produktivi-
tätsdruck noch einmal verschärft.618 Die großen traditionellen Märkte der „Triade“ sind wei-
testgehend gesättigt. Der Wettbewerb in den Wachstumsmärkten nimmt durch das Auftreten
neuer Hersteller aus diesen Ländern zu. Auf der einen Seite steigt der Kostendruck der OEMs.
Auf der anderen Seite wächst der Innovationsdruck. Der gesetzliche und gesellschaftliche
Innovationsdruck nimmt insbesondere in den Bereichen Insassensicherheit und Umweltschutz
zu.619 Letztlich ergeben sich auch aufgrund der Verschiebung der Wertschöpfungsstufen von
den OEMs hin zu den Lieferanten neue Risikokonstellationen, die zu einer strategischen Auf-
gabe werden. 620
Im Fokus des Lieferantenmanagements der Automobilhersteller stehen folglich risikobe-
zogene Ziele, Kostenoptimierungs- und Innovationsziele, deren Erreichung die Existenzerhal-
tung und die Verbesserung der Wettbewerbssituation der OEMs unterstützen. Zur Erreichung
der Ziele sind Ressourcen der Lieferanten notwendig. Harland (2001) betont die Bedeutung
der Ressourcen im Netzwerk:
„Competitive advantage can be gained by harnessing the resource potential of the
network in a more effective manner than competing firms. […] Quoted examples
of firms that appear to have strategically managed their networks to improve
competitive position include Toyota […] and Nissan […].” (Harland (1996), S.
76, Anm. J.E.D.)621
Daneben existieren vielfältige weitere operative und strategische Ziele der Beschaffung bzw.
des Versorgungssystems, die sich überwiegend in den Kategorien Qualität, Kosten und Zeit
verorten lassen.622 Ein solches stellt das populäre Ziel des ökologisch und sozial nachhaltigen
Wirtschaftens dar.623 Trotz ihrer hohen Bedeutung in der Öffentlichkeit und somit auch po-
618
Laut einer Studie von Ernst & Young unter 300 europäischen Unternehmen der Automobilindustrie wa-
ren in der Automobilabsatzkrise 2009 Kostensenkung und Finanzierung die bestimmenden Themen der
Hersteller und Lieferanten. Innovationen und FuE insbesondere im Bereich Umweltschutz sollten erst
mittelfristig (3 Jahre) wieder an Bedeutung gewinnen. Vgl. Ernst & Young (2009), S. 20.
619
Vgl. Kap. I.2.1 (a) das politische Umfeld und (e) das ökologische Umfeld der OEMs.
620
Die hohe Bedeutung des Lieferanten-Risikomanagements in der Automobilindustrie wurde in Experten-
gesprächen unterstrichen.
621
Ähnlich auch Hines (1996), S. 13.
622
Götze/Mikus (2007) listen Supply Chain-Ziele auf: „Hierbei kann es sich um Leistungsziele wie Siche-
rung der Wettbewerbsfähigkeit, Gewährleistung der Versorgungssicherheit und von Absatzmöglichkei-
ten, hohe Flexibilität, hohe Produktivität, geringe Durchlaufzeiten, Lieferzeiten und Lagerbestände, ver-
besserter Ressourcenzugang und Ergänzung von Kompetenzen, Finanzziele wie Kostensenkung in den
Stufen der Wertschöpfungsprozesse, Kostenteilung, Kostenflexibilisierung und geringe Kapitalbindung
sowie Sozialziele wie Sozial- und Ökologieverträglichkeit handeln.“ Götze/Mikus (2007), S. 33.
623
Ziele der ökologischen Nachhaltigkeit werden im Rahmen der Innovationsziele diskutiert.
162 Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern
tenziellen Gefahr bei Nicht-Erfüllung stellen insbesondere soziale Ziele meist nur Nebenbe-
dingungen anderer primärer Ziele dar.624
Die operativen Ziele haben zwar eine hohe Bedeutung für den Einkauf, sollen aber auf-
grund der Begrenzung auf aktuelle strategische Fragestellung der OEMs im Rahmen dieser
Arbeit nachrangig behandelt werden.625 Zunächst wird im Weiteren auf die Kostenoptimie-
rungs- und Innovationsziele sowie risikobezogene Ziele eingegangen (1). Darüber hinaus wird
der Sachverhalt, dass das Ziel der Entwicklung von Lieferantenbeziehungen ein übergeordne-
tes Ziel des Lieferantenmanagements gegenüber den risikobezogenen Zielen, Kosten- und
Innovationszielen darstellt, aufgearbeitet (2) (vgl. Abb. III-6). Dabei ist zu beachten, dass die
Ziele nicht unabhängig voneinander sind. In einem weiteren Schritt wird das Verhältniss zwi-
schen den Zielen der OEMs und der Lieferanten analysiert. Dabei wird die Zielforschung als
Basis herangezogen, um darauf aufbauend die Konstellationen der Ziele zwischen den Netz-
werkteilnehmern OEMs und Lieferanten zu erörtern (3).
risikobezogene
Ziele
Ziel der
Entwicklung
von
Lieferanten-
Inno- beziehungen Kosten-
vations- ziele
ziele
624
Vgl. Koppelmann (2003), S. 120. In Expertengesprächen wurde die Bedeutung der Nachhaltigkeit in
Verbindung mit technischen Innovationen verbunden. Insbesondere ökologische Ziele (z.B. Gewichtsre-
duzierung, CO2-Optimierung) sind von Bedeutung. Vgl. zur Gewichtsreduzierung auch BA Beschaffung
aktuell (2007), S. 68.
625
Arnold (2006) unterscheidet zwischen strategischen und operativen Zielen („4R“: richtige Menge, richti-
ge Qualität, richtige Zeit, richtiger Bedarfsort) der Beschaffung. Vgl. Arnold (2006), S. 127.
Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern 163
Die Modularisierung des Automobils bzw. „Modular Sourcing“ hat zu einer solchen effizi-
enzorientierten Verbesserung der Integrationsfähigkeit geführt.629 Die Optimierung bzw.
Standardisierung der technischen Schnittstellen zwischen den Komponenten eines Auto-
mobils, die von unterschiedlichen Lieferanten bezogen werden bzw. aus der eigenen Ferti-
gung stammen, begünstigen die Integrationsfähigkeit der Leistungen. Modulare Plattform-630
und Gleichteilstrategien631 ermöglichen den Transfer auf andere Fahrzeugbaureihen über
mehrere PKW-Generationen hinweg.632 Es wird somit bewirkt, Beschaffungs- als auch Ent-
626
“Whatever the reason for strategic sourcing [is], a prime purpose still remains, reduction of costs.”
(Kakabadse/Kakabadse (2000), S. 673). Bogaschewsky/Kohler (2007) betonen den Kostendruck in der
Automobilindustrie und die Folgen für die Beschaffung bzw. den Einkauf. Bogaschewsky/Kohler (2007),
S. 143.
627
Zu den Zielkategorien vgl. Arnold (2006), S. 127ff.
628
Siehe Kap. II.2.2 (2) (b).
629
Zum „Modular Sourcing“ vgl. Piller/Waringer (1999), S. 98ff. und Piontek (2005), S. 55ff.
630
Robertson/Ulrich (1999) definieren Plattformen als “the collection of assets that are shared by a set of
products. These assets can be divided into four categories: Components […], Processes […], Knowledge
[…], People and relationships […]”, vgl. Robertson/Ulrich (1999), S. 20. Meyer/Lehnerd (1997) fokus-
sieren den technischen Aspekt bei ihrer Definition einer Plattform: „A product platform is a set of subsys-
tems and interfaces that form a common structure from which a stream of derivative products can be effi-
ciently developed and produced.” (Meyer/Lehnerd (1997), S. 39).
631
Vgl. Tomczak et al. (2007), S. 487. Proff (2007) und Proff/Proff (2008) weisen auf die Gefahr eines sin-
kenden Preispremiums durch undifferenzierte Gleichteilestrategien hin. Vgl. Proff (2007), S. 86 und
Proff/Proff (2008), S. 102.
632
Nach Ansicht von Behrendt (Vice President Purchasing, Ford Europe) werden weltweite Plattform- und
Gleichteilestrategien bei OEMs weiter zunehmen. Vgl. Automobil-Produktion (2009d), S. 19.
164 Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern
633
Problemfelder von Plattformstrategien sind: Festlegung der Anzahl von Plattformen und der auf diesen
basierenden Varianten, lange Entwicklungszeiten der Plattformen, Plattformentwicklungen binden um-
fangreich Ressourcen. Vgl. Schuh (2005), S. 135 und dort genannte Quellen.
634
Zur Modularisierung und Produktentwicklung vgl. Göpfert (2009), S. 82ff.
635
„Collaboative Innovation“ (Einbindung von Entwicklungspartnern in Innovationsprozesse) werden u.a.
mit dem Ziel der Kostensenkung, der Ergänzung fehlenden Know-hows, der Absicherung von Ferti-
gungskapazitäten und der Verteilung von Geschäftsrisiken eingegangen. Vgl. Capgemini (2007), S. 6.
636
Vgl. Fladnitzer (2005), S. 154ff., Matthes (2006), S. 30ff. Zur Wirkung moderner IuK-Technik vgl. Wolf
(2008), S. 356.
637
Durch Verbundeffekte („economies of scope“) werden Vorteile aus der Nutzung von Gemeinsamkeiten
generiert; durch Skaleneffekte („economies of scale“) Vorteile aus reiner Mengenerhöhung. Vgl.
Lindstädt (2006), S. 64f. und dortige Literatur.
638
Hierzu liegen eine Reihe von Ansätzen vor, die sich grundsätzlich in zwei Stoßrichtungen einordnen
lassen: 1. kooperative Ansätze, z.B. Collaborative Cost Reduction (CCR), vgl. A.T. Kearney (2009), S.
1ff. und 2. adversative Ansätze, z.B. Ausschreibungen, vgl. Hab/Wagner (2006), S. 65. Zu internetge-
stützten Ausschreibungen in der Automobilindustrie vgl. auch Niehoff/Reitz (2001), S. 247.
Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern 165
ten Parteien auf die jeweiligen Kernkompetenzen ist nur ein erster Schritt. Es muss die Ver-
kettung dieser Kompetenzen folgen, um im Verbund effizient das am Endkunden ausgerichte-
te Automobil anbieten zu können. Es zeigt sich, dass hier eine enge Verbindung mit den In-
tegrationszielen besteht.
Horizontale Verbundziele kommen in Entwicklungs- und Einkaufskooperationen zwischen
den OEMs zum Tragen. Dieses Vorgehen kann insbesondere bei den verbliebenen kleineren
bis mittelgroßen Herstellern vorteilhaft sein, um über die Bündelung der Nachfrage Mengen-
effekte bzw. Stückkostenreduzierungen zu erzielen.639 Das Kostensenkungspotenzial in der
Produktion der Lieferanten wird über die Bündelung hinaus durch die technische Standardi-
sierung der Güter erreicht.640 Im Rahmen dieser Arbeit mit Lieferantenfokus sind insbesonde-
re solche Kooperationen zwischen OEMs von Interesse, bei denen zwischen den OEMs eine
Leistungsersteller-Leistungsbezieher-Beziehung entsteht oder solche, die mindestens einen
Lieferanten mit einbeziehen.641
Das Phänomen, dass OEMs gleichzeitig in Wettbewerb und in Kooperation stehen, wird
auch „Co-opetition“ genannt.642 Während auf den Absatzmärkten der Wettbewerb zwischen
OEMs steigt, sind Entwicklungs- und Beschaffungskooperationen bei solchen Teilen, Modu-
len und Systemen sinnvoll, bei denen die positiven Verbundeffekte die Differenzierungsver-
luste übersteigen. Dies ist zunächst bei nicht markenrelevanten Teilen der Fall.643
(b) Innovationsziele: Lieferanten und besonders Entwicklungsdienstleister fungieren immer
mehr als zentrale Innovationspartner für die OEMs. Ihre Bedeutung für die OEMs nimmt zu,
so dass die Frage nach den Grenzen der Fremdvergabe von Entwicklungsprojekten aufkommt,
um das Know-how bei den OEMs z.B. in der Motorenentwicklung zu schützen. Die Innovati-
onsziele der Automobilhersteller sind daher neben den Kostenoptimierungszielen der zweite
zentrale Aspekt der Ziele des Lieferantenmanagements.
Die Krise, in der sich die Automobilindustrie 2008 und 2009 befand, erhöhte den Innovati-
onsdruck noch weiter.644 Krisen bewirken eine Öffnung gegenüber Veränderung und Neuem.
639
Diese Motive führten zu dem Plan einer Einkaufskooperation zwischen BMW und Daimler. Eine Getrie-
be-Entwicklungskooperation scheiterte jedoch. Vgl. Wirtschaftswoche (2009), o.S.
640
Vgl. Arnold (2006), S. 129.
641
Zur Vielfalt der Leistungsrichtungen in der Automobilindustrie wurde bereits in Kap. II.2.2 (1) eingegan-
gen.
642
Vgl. Brandenburger/Nalebuff (1996), S. 31ff., Hungenberg (2004), .S 105ff., Hecker (2007), S. 3f. und
Schmidtchen (2003). S. 65ff.
643
Schröer (2007) sieht z.B. in der Aufnahme von Multimedia- bzw. Elektronik-Einkaufskooperationen
zwischen OEMs ungenutzte Chancen der Differenzierung durch Nutzung der hohen Dynamik auf diesen
Beschaffungsmärkten. Vgl. Schröer (2007), S. 19f.
644
Morner (1997) schließt sich der Meinung von Crawford (1992), S. 44 an, dass ein akute Krise Unterneh-
men zur Innovation „zwingt“, um das Unternehmen aus der Krisensituation herauszuführen. Vgl. Morner
(1997), S. 28.
166 Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern
Sie funktionieren insofern als innovationsauslösender Moment.645 Innovationen sind das Er-
gebnis und der dorthin führende Prozess der Invention, d.h. der Generierung von Wissen und
Ideen, der Ideenakzeptierung innerhalb der Organisation und der Ideenrealisierung bzw. der
erstmaligen wirtschaftlichen Anwendung neuer Problemlösungen.646 Hieraus ergibt sich, dass
Innovationsziele an problemlösenden Prozessen und Produkten gleichermaßen ansetzen, um
die Produktqualität, die Produktvielfalt sowie die Flexibilität der OEMs zu erhöhen.647
Es zeigt sich die enge Verbindung der Kostenoptimierungs- und der Innovationsziele.648
Prozessinnovationen lassen sich über die Optimierungen von Prozesszeit, -qualität und -
kosten messen.649 Sie finden im Untersuchungsfall auf den Feldern der Zusammenarbeit FuE,
Produktion und Logistik zwischen OEMs und Lieferanten statt. Innovative Produktionsfor-
men, z.B. solche, die traditionelle örtliche Grenzen zwischen OEMs und Lieferanten auflösen,
ermöglichen kurzfristige Fertigungsabstimmung sowie Senkung der Logistik- und Lagerkos-
ten.650 Insbesondere die FuE spielt eine zentrale Rolle. So sind unter dem Zeitaspekt Prozess-
innovationen notwendig, um den Herausforderungen stetig kürzerer Entwicklungs- und Inno-
vationszyklen zu begegnen.651 Bereits 80% aller Kosten für das Automobil werden in der
Entwicklungs- bzw. Produktplanungsphase festgelegt.652 Um Potenziale in diesen Phasen zu
identifizieren und zu nutzen, ist eine frühe Einbeziehung der Lieferanten zu forcieren.
Die Innovationen am Produkt Automobil werden für den Endkunden in den Funktionen
erlebbar. Die Ziele für die Industrie liegen in den Funktionen Sicherheit, Komfort, Leistung
und Dynamik, Infotainment und Vernetzung, Flexibilität und Raum, Design und Haptik, Ein-
fachheit, Emissionen sowie TCO653/Verbrauch.654 Hierin zeigt sich nicht nur die Vielfältigkeit
645
Vgl. Morner (1997), S. 27 und dort genannte Literatur, insbesondere Schumpeter (1947), S. 149.
646
Vgl. Bierfelder (1994), S. 187, Dehr (1997), S. 8, Thom (1980), S. 53, Schumpeter (1964), S. 100.
647
Vgl. Winkler/Kaluza (2008), S. 8.
648
Die Berater von Oliver Wyman identifizieren Kostensenkungsziele (Material, Energie, Löhne und Sach-
anlagen), die mit Hilfe von Innovationen in der Automobilindustrie verfolgt werden. Vgl. Oliver Wyman
(2007), S. 9.
649
Vgl. Hauschildt (2004), S. 11 und Matz (2007), S. 54. Stern/Jaberg (2007), S. 7 beziehen Flexibilität als
vierte Dimension mit ein. Für andere Autoren hingegen ist die Messung der Zufriedenheit von An-
spruchsgruppen (Kunden, Mitarbeiter, etc.) von primärer Bedeutung. Vgl. Büschelberger (2003), S. 103
und dort genannte weitere Literatur.
650
Bspw. sind im „Smartville“ in Hambach mehr als 15 Systempartner rund um die Montagelinie angesie-
delt, die dort die jeweiligen Module montieren. Vgl. Hensel (2007), S. 58f.
651
Zur Verkürzung der Entwicklungs- und Innovationszyklen vgl. Hensel (2007), S. 1 und Riesner (2004),
S. 189.
652
Vgl. Specht et al. (2002), S. 5. Ähnlich auch Creese/Moore (1990), S. 25.
653
„Total Cost of Ownership“ (TCO).
654
Die Unternehmensberatung Oliver Wyman (2007) hat aus den Megatrends diese funktionsbezogenen
Innovationsziele in der Automobilindustrie abgeleitet. Hinzu listen die Autoren die Ziele der Senkung
von Kosten für Sachanlagen, Material-, Energie- und Lohnkosten durch Innovationen auf. Vgl. Oliver
Wyman (2007), S. 9. In Experteninterviews und in praxeologischer Literatur wurde bzw. wird das Thema
der Materialinnovationen mit dem Ziel der Gewichtsreduzierung hervorgehoben. Es wird konstatiert, dass
Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern 167
des Automobils, sondern auch die Notwendigkeit und Vorteile vernetzter Innovationen. Grün
et al. (2008) sprechen von sog. Systeminnovationen:655
„Systeminnovationen liegen vor, wenn aus den innovationsspezifischen Teilleis-
tungen, von rechtlich und wirtschaftlich unabhängigen Innovatoren […], in einem
inter-organisationalen Arrangement (Governance), eine neuartige Zweck-Mittel-
Kombination entsteht, die bei den Nutzern (Usern) zu einer nachhaltigen Ände-
rung ihres Verhaltens führt.“ (Grün et al. (2008), S. 178, Anm. J.E.D.)
Systeminnovationen haben somit tiefgreifende Veränderungen bei den Kunden zur Folge. Sie
setzen sich von isolierten Innovationen einzelner Komponenten ab. Der Austausch von In-
formationen ist nur ein Aspekt vernetzter Innovationen. Spezialisierte Lieferanten können sich
auf die Wissensbestände anderer Lieferanten oder des OEMs kompetent beziehen und sie auf
diese Weise praktisch nutzen.656 Das Ziel der Sicherung des exklusiven Zugriffs auf die Inno-
vationen, die durch die Zusammenarbeit mit den Lieferanten entstanden sind, schließt sich
hier unmittelbar an.657
_______________________________________________________________________________________
die Bedeutung von Stahl z.B. gegenüber Faserverbund-Werkstoffen zurückgeht. Vgl. BA Beschaffung
aktuell (2008b), S. 68.
655
Systeminnovationen werden von Grün et al. (2008) als Multi-Organization Innovation (MOI) bezeichnet.
Sie unterstreichen damit die Bedeutung interorganisationaler Zusammenarbeit im Hinblick auf Innovatio-
nen. Vgl. Grün et al. (2008), S. 178.
656
Vgl. Sydow/van Well (2006), S. 149 und dort genannte Literatur.
657
Die Bedeutung dieses Ziels wurde in Experteninterviews hervorgehoben.
658
Wolke (2008) nennt volkswirtschaftliche und technologische Gründe, die ein Risikomanagement notwen-
dig machen. Daneben gibt es auch gesetzliche Auflagen. Vgl. Wolke (2008), S. 2ff.
659
Für eine Übersicht der verschiedenen Verständnisse von vollkommenen Informationen, Risko und Unsi-
cherheit vgl. Perlitz (2004), S. 28f.
660
Vgl. Wolke (2008), S. 1. Einer ähnlichen Philosophie folgt der Ansatz für das Risikomanagement in Lie-
ferantenetzwerken von Harland et al. (2003), S. 52ff.
661
Vgl. zu den Zielen des Risikomanagements Wolf (2003), S. 49. Der Autor nennt ebenfalls als Ziel die
Erfüllung staatlicher Auflagen des Risikomanagements.
168 Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern
Die risikobezogenen Ziele lassen sich dem wirtschaftlichen oder dem technischen Risiko-
feld zuordnen.662 Zu den wirtschaftlichen Risiken zählen u.a.:
Insolvenz von Lieferanten,
Ansatzpunkte zum Umgang mit den Risiken lassen sich in Verfahren zur gemeinsamen Ge-
winn- und Risikoteilung, in Verträgen zur Sicherung von „Intellectual Capital“ und im Auf-
bau von (potenziellen) qualifizierten Zweitlieferanten finden.663 Der systematische Umgang
mit diesen Risiken stellt eine der zentralen Aufgaben des Lieferantenmanagements dar. Dabei
662
Zu den Risiken vgl. Chopra/Sodhi (2004), S. 54, Douven (2008), S. 44, Keijzer (2007), S. 11, Proff/Proff
(2008), S. 73, Roth (2009), S. 11, Semmler/Mahler (2007), S. 44 und Zsidisin (2003), S. 217ff. In Exper-
teninterviews wurden insbesondere Risiken betont, die aufgrund der Absatzkrise am Automobilmarkt zu
Finanzierungsengpässen, abnehmenden ROI und Insolvenzen führen.
663
Vgl. Berret (2006), S. 95 und Mühlmeyer/Belz (2001), S. 31. Hallikas et al. (2005) schlagen eine risiko-
bezogene Klassifizierung der Lieferantenbeziehungen vor. Vgl. Hallikas et al. (2005), S. 72ff.
Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern 169
sind die Risiken in einem Gesamtbild zu bewerten. Die Verfolgung der Erreichung der risiko-
orientierten Ziele ist somit Angelegenheit der Beschaffungsleitung bzw. des Top-
Managements.664
In dem übergeordneten Ziel der Entwicklung der Lieferantenbeziehungen kommt zum Aus-
druck, dass zur Realisierung der zentralen Ziele, die die OEMs mit den Beschaffungsmärkten
verbinden, „funktionierende“ Lieferantenbeziehungen notwendig sind. Die Verschiebung der
Wertschöpfungsanteile verdeutlicht die hohe Bedeutung der Lieferanten und somit der Bezie-
hungen zu diesen für die OEMs.
Es soll noch einmal die Meinung von Stölzle und Heusler (2003) rekurriert werden, dass
Lieferantenmanagement im Kern den Aufbau und die Pflege von Lieferantenbeziehungen be-
inhaltet.665 Aufbau und Pflege werden im Folgenden unter dem Terminus „Entwicklung“ von
Lieferantenbeziehungen subsumiert. Dieses Verständnis schließt bestehende und potenzielle
Lieferanten ein. Van de Ven und Poole (1995) präzisieren den Entwicklungsbegriff für soziale
Einheiten:666
„Development is a change process (i.e., a progression of change events that unfold
during the duration of an entity's existence-from the initiation or onset of the enti-
ty to its end or termination).” (Van de Ven/Poole (1995), S. 512)
Lieferantenentwicklung und
Lieferantenintegration.667
Das Management der Lieferantenbasis umfasst insbesondere die bereits erörterten
Portfoliotechniken.668 Hier ist ebenso die Lieferantendistanzierung zu verorten. Lieferanten
können z.B. preislichen, qualitativen oder logistischen Anforderungen der OEMs nicht mehr
664
Vgl. Proff/Proff (2008), S. 73.
665
Die Autoren beziehen sich dabei auf das „Supplier Relationship Management“, das in dieser Arbeit syno-
nym zum Lieferantenmanagement verstanden wird. Hierzu vgl. Kap. II.2.1 (1) bzw. Stölzle/Heusler
(2003), S. 182.
666
“The entity may be an individual's job, a work group, an organizational strategy, a program, a product, or
the overall organization.”, Van de Ven und Poole (1995), S. 512.
667
Vgl. Hofbauer et al. (2009), S. 24ff.,Wagner (2000), S. 179 und Wagner (2003), S. 691. Ähnlich auch
Hartmann (2004), S. 21ff. Für einen Überblick zu Best Practice Ansätzen der Lieferantenentwicklung der
Automobilindustrie Batson (2008), S. 129ff.
668
Vgl. Kap. II.1.2 (2).
170 Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern
entsprechen. In der Folge werden die Umsätze abgebaut oder die Beziehung gänzlich abge-
brochen.669 Die Lieferantenentwicklung kann in die zwei Bereiche Entwicklung von beste-
henden Lieferanten und Entwicklung von neuen Lieferanten unterteilt werden.670 Die Liefe-
rantenintegration verweist auf die Möglichkeiten der intensiveren quantitativen und qualitati-
ven Kooperation auf den Feldern FuE, Produktion und Entwicklung in der automobilen
Wertschöpfungskette. Dabei können verschiedene Formen unterschieden werden. Diese
reichen von der informationstechnischen Vernetzung, Kapitalbeteiligungen bis hin zu
verschiedenen Formen des Mitarbeiteraustauschs.671
Aus der engen Verknüpfung der Handlungsfelder mit den zuvor skizzierten risikoorientier-
ten Zielen, den Innovationszielen und den Kostenoptimierungszielen wird die Kongruenz von
Lieferantenmanagement und Entwicklung der Lieferantenbeziehungen noch einmal deutlich.
So kann z.B. das Innovationspotenzial der Lieferantenbasis eine interorganisationale System-
innovation erst möglich machen. Die Entwicklung von Lieferanten auf ein für die Automobil-
industrie übliches normiertes Produktions- bzw. Qualitätsniveau kann die Hebung von Kos-
tenvorteilen erst ermöglichen, wie Beispiele aus asiatischen Beschaffungsmärkten zeigen.672
Die Lieferantenintegration ermöglicht nicht nur effizientere Fertigungsmodelle, sondern auch
eine höhere Expertendichte in Modellen funktions- und unternehmensübergreifender Innova-
tionsteams.673
Die Zielerreichung des Lieferantenmanagements ist nicht unabhängig davon, welche Ziele auf
Seiten der Lieferanten verfolgt werden. Es ist notwendig, das Verhältnis der beidseitigen Zie-
le zu verstehen. Typische Ziele der Lieferanten von Automobilherstellern sind u.a.:
Selektion, Bindung und konzentrierte Bearbeitung von Schlüsselkunden (OEMs),
Sicherung von Wiederkäufen, Cross Selling und Ausbau der weltweiten Lieferanteile,
Sicherung dauerhafter Deckungsbeiträge und nachhaltiger Gewinne,
669
Vgl. Arnold (2004), S. 24.
670
Vgl. Arnold (2004), S. 23 und Büsch (2007), S. 241. Dabei besteht in der Literatur keine Einigkeit.
Kreuzpointner/Reißer (2006), S. 48 und Jung (2006), S. 358 verstehen dabei ausschließlich die Entwick-
lung neuer Lieferanten.
671
Hier soll auf die „Integrationskompetenz“ als Voraussetzung verwiesen werden. Vgl. Kap. II.2.2 (1).
672
Als Bsp. kann die Einführung von RFID-Systemen genannt werden. Diese innovative Technologie er-
möglicht u.a. Prozesskosten zu optimieren. Vgl. Weigert (2006), S. 84.
673
„Zukünftige Innovationen werden sich durch ein sehr hohes Ausmaß an Interdisziplinarität bei ihrer Ent-
wicklung auszeichnen. Hierbei ist ein organisatorischer Wandel sowohl auf OEM- als auch auf Lieferan-
tenseite notwendig.“ (Hüttenrauch/Baum (2008), S. 87).
Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern 171
Einige Ziele scheinen kompatibel mit den Zielen der OEMs zu sein. Andere Ziele wiederum
deuten ein hohes Konfliktpotenzial an. Kompatibel sind Ziele zueinander, wenn sie neutral,
identisch oder komplementär sind. Konflikte bestehen zwischen antinomen und konkurrieren-
den Zielen.675
Mühlmeyer und Belz (2001) sprechen sich dafür aus, dass die intendierte Intensität, die
Lieferanten und Abnehmer mit der Beziehung verbinden, im Grundsatz kompatibel sein müs-
sen, um langfristig eine für beide Seiten erfolgreiche Zusammenarbeit zu ermöglichen. Sie
unterscheiden zwischen einer breiten, partnerschaftlichen Zusammenarbeit auf der einen Seite
und einer schlanken, begrenzten Zusammenarbeit (Ziel des Lieferanten) bzw. Squeezing (Ziel
des Abnehmers), wie es auf Spotmärkten üblich ist, auf der anderen Seite. 676 Aber gerade am
Bsp. der Spotmärkte lässt sich der Konflikt zwischen Preissteigerungsziel des Lieferanten und
Preissenkungsziel des Abnehmers nicht negieren.
Krüger (1972) weist Konflikten einen gewöhnlichen, ubiquitären, permanenten und pro-
duktiven Charakter zu.677 Konflikte lassen sich folglich zumindest mittel- bis langfristig nicht
verhindern. Insbesondere der Hinweis, dass Konflikte nicht nur Probleme aufwerfen können,
sondern auch eine produktive, entwicklungsimpulssetzendende Wirkung haben können, for-
dert einen entsprechend konstruktiven Umgang mit diesen.678 So zeigt z.B. der Kostendruck,
der von den OEMs auf die Lieferanten ausgeübt wird, dass durch diesen neue Verhaltenswei-
sen und Innovationen angestoßen werden können.679 Nachhaltig manifeste Konflikte zwi-
schen Lieferanten und OEMs hingegen sind nicht konstruktiv und münden im Abbruch der
Beziehung.680 Insbesondere sachliche Konflikte, wie Zielkonflikte, weisen einen permanenten
und latenten Charakter auf (sachliche Komponente). Über Träger (subjektive Komponente),
674
Vgl. Mühlmeyer/Belz (2001), S. 23 und Pfisterer/Schlesinger (2005), S. 95.
675
Vgl. zu den Kategorien der Beziehungen zwischen unternehmerischen Zielen vgl.
Bidlingmaier/Schneider (1976), Sp. 4733f.
676
Die Autoren sprechen von einem Teile- und Spotgeschäft, einer verzahnten Zusammenarbeit, einer opera-
tiven Partnerschaft und einer strategischen Partnerschaft. Vgl. Mühlmeyer/Belz (2001), S. 25.
677
Gewöhnlich sind Konflikte, weil es sich bei ihnen um ein alltägliches Phänomen des Wirtschaftens han-
delt. Ubiquitär bedeutet, dass die Konflikte in allen Teilsystemen und auf allen Ebenen der Wirtschafts-
systeme verbreitet sind. Der permanente Charakter steht dafür, dass Konflikte im Prinzip immer vorhan-
den sind. Mit produktiven Charakter ist gemeint, dass Konflikte nicht nur Probleme aufwerfen können,
sondern auch eine produktive, entwicklungsimpulssetzendende Wirkung haben können, wenn mit ihnen
entsprechend konstruktiv umgegangen wird. Vgl. Krüger (1972), S. 15.
678
Neben den konstruktiven Formen der Wahrnehmung, der Annahme und der Lösung bestehen auch nicht-
konstruktive Verhaltensweisen wie Uminterpretierung und Negierung von Konflikten. Vgl. Regnet
(1992), S. 40.
679
Oliver Wyman (2007), S. 4 und PriceWaterhouseCoopers (2007), S. 9.
680
OEMs können ihre Lieferanten entwickeln. Andauernde Enttäuschungen (z.B. Qualitätsmängel) hingegen
führen zum Abbruch der Beziehung. Vgl. Mühlmeyer/Belz (2001), S. 26.
172 Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern
wie z.B. Mitarbeiter und Abteilungen von Lieferanten und von OEMs, werden Konflikte erst
manifestiert.681
Aber auch die Kompatibilität der Ziele muss genauer betrachtet werden. Die Einbeziehung
des Konstrukts „Zielsystem“682 ermöglicht diese weitere Präzisierung. Im Zentrum eines je-
den Zielsystems steht die Steigerung des Unternehmensergebnisses, so dass Zielsysteme der
OEMs und der Lieferanten per se nicht in Gänze identisch sein können. Die Zusammenarbeit
oder die Intention zu dieser zeigt aber auch, dass einzelne Ziele kompatibel, d.h. identisch
oder komplementär sein müssen.683 Eine vollkommene Neutralität würde zwar zu Kompatibi-
lität führen, einer Zusammenarbeit aber keine Basis stiften.
Das Zusammenwirken der Ziele stellt sich insbesondere in den konstatierten Lieferanten-
netzwerken als komplex dar. So vertritt Semlinger (2006) die Meinung, dass die Funktions-
weise moderner Zuliefernetzwerke zu eindimensional und harmonisch gezeichnet wird:
„Einige Abnehmer-Zulieferbeziehungen […] mögen in der Tat auch auf wechsel-
seitigem Vertrauen beruhen, das wiederum auf gemeinsamen Werten, Überzeu-
gungen und Zielen basiert. Im Allgemeinen resultiert das Vertrauen in die Leis-
tung und Zuverlässigkeit eines Zulieferers jedoch aus langwierigen und differen-
zierten Tests und fortwährender Überwachung.“ (Semlinger (2006), S. 61f., Anm.
J.E.D.)
Letztendlich entsteht ein eigenes Zielsystem der Beziehungen bzw. des Beziehungsnetzwerks
zwischen OEMs und Lieferanten, das sich aus den einzelnen Zielen der involvierten Partner
konstruiert.684 Somit ergibt sich ein komplexeres Bild. Erstens lassen sich die Beziehungen
nicht mehr nur aus der singulären Perspektive der OEMs oder der Lieferanten betrachten.
Zweitens können bereits von einem Partner mehrere Ziele eingebracht werden, die bereits
untereinander potenziell konfliktär sind, wie die Erörterungen der risikoorientierten Ziele, der
Innovationsziele und der Kostenoptimierungsziele der OEMs gezeigt haben.
681
Zur Unterscheidung zwischen sachlicher (latenter) und subjektiver (manifester) Ebene von Konflikten
vgl. Dahrendorf (1961), S. 201.
682
Ein Zielsystem setzt sich aus der Gesamtheit der Ziele (Knoten) zusammen. Diese stehen in vertikalen
und horizontalen Beziehungen (Kanten) zueinander, die durch Wirkungen bzw. Wechselwirkungen zum
Ausdruck kommen. Vgl. Bidlingmaier/Schneider (1976), Sp. 4733, Braun (2004), S. 36 und Peters et al.
(2008), S. 20.
683
Z.B. eine Kooperation zur Förderung einer innovativen Technologie in einem bestimmten Markt zwi-
schen dem Technologiekompetenzträger und dem Träger der Landeskompetenz. Vgl. Boutellier (2005),
S. 77.
684
Besonders deutlich wird dies in der Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens (Joint Venture) in dem
die Zielsysteme der Partner kanalisiert werden. Die Gründung des Joint Ventures für Dieseleinspritzsys-
teme von VW und Siemens VDO ist ein solcher Fall. Bosch hatte den Markt für diese Systeme dominiert.
Für Siemens VDO eröffnete sich mit VW als größten Hersteller von Diesel-PKWs ein lukratives Ge-
schäftspotenzial. VW verfolgte das Ziel, eine größere Unabhängigkeit zu schaffen. Vgl. Boutellier (2005),
S. 78.
Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern 173
In diesem Zielsystem der Beziehungen lassen sich unterschiedliche Zustände der Zielkom-
patibilität bzw. vice versa des Zielkonflikts ausmachen.685 Durch die Vielschichtigkeit der
Zielsysteme lässt sich auch erklären, wieso es auf Spotmärkten trotz der doch so offensicht-
lich gegensätzlichen Preisziele zur Zusammenarbeit kommt. Daneben stehen im Zielsystem
auch komplementäre Ziele, u.a. des Absatzes und der Beschaffung der Leistungen, die dazu
führen, dass sich der Preiskonflikt nicht nachhaltig manifestiert.
Die Funktionen der Entwicklung von Lieferantenbeziehungen in Netzwerken stehen mit den
Zielen des Managementsystems in einer wechselseitigen Beziehung. Die Ziele leiten die
Funktionen. Die Funktionen liefern der Zielformulierung Input über die Bereitstellung von
Informationen, z.B. durch die Evaluation. Im Folgenden wird auf die Funktion der Konfigura-
tion von Lieferantenbeziehungen in Netzwerken eingegangen (1). Darauf folgt eine Erörte-
rung der Integrations- (2) und der Koordinationsfunktion (3) innerhalb des Management-
system der OEMs. Letztlich wird auf die Evaluation der Kooperationsprozesse und -
ergebnisse als Kontrollfunktion eingegangen (4).
(1) Konfiguration
Die Konfiguration des Lieferantenetzwerks umfasst alle Maßnahmen der OEMs zur Zusam-
menstellung der Netzwerkteilnehmer und des Aufbaus von für den OEM zielführenden Res-
sourcenkonstellationen im Netzwerk.686
Mit Hilfe einer Unterscheidung der drei Ebenen Einzelunternehmen, aktives Netzwerk und
potenzielles Netzwerk lassen sich die dynamischen Kräfte in den Lieferantennetzwerken der
OEMs analysieren (vgl. Abb. III-7).687 Das Lieferantennetzwerk lässt sich an den Elementen
des Automobils orientiert weiter in verschiedene Lieferantensegmente differenzieren.
Gleichwohl ist zu beachten, dass erstens Lieferanten in mehreren Segmenten Geschäftstätig-
keiten haben und zweitens zwischen den Segmenten Interaktionen bestehen. Einzelne Liefe-
ranten lassen sich somit nicht ausschließlich einem Segment zuordnen. Die Funktion der Kon-
685
Macharzina (2003) verweist darauf, dass Zielkonflikte für jedes Zielsystem charakteristisch sind. Vgl.
Macharzina (2003), S. 205.
686
Die Einbringung spezifischer Ressourcen in das Netzwerk führen zu Konstellationen, die für die OEMs
spezifische Erfolgspotenziale darstellen. Vgl. Kutschker/Schmid (2008), S. 832 und Wittig (2004), S. 177
und dort genannte Literatur.
687
Zur Unterscheidung der drei Ebenen vgl. Keijzer (2007), S. 120f.
174 Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern
figuration liegt letztlich in der Auswahl einzelner Teilnehmer und der Optimierung der Ge-
samtnetzwerkgröße.
Fahrwerk Interieur
OEM
Antrieb Karosserie
Auf der Ebene der Einzelunternehmen lassen sich die Aufgabenprofile der Auto-
mobilhersteller und der Lieferanten beschreiben und abgrenzen. Jeder Partner nimmt somit
eine spezifische Position im Netzwerk ein.688 Leitend sind dabei für die OEMs die strategi-
schen Ziele, die sie mit den Lieferantenbeziehungen verbinden. Der Zielerreichungsbeitrag
der Lieferanten kann, abgeleitet von den OEM-Zielen, z.B. in Innovationspotenzialen und in
Kostenvorteilen liegen.
Auf der Ebene des aktiven Netzwerks stehen die Lieferanten, die an einem aktuellen Se-
rien-Projekt mit dem OEM zusammenarbeiten. Diese projektbezogene Zusammenarbeit be-
ginnt mit einzelnen Lieferanten bereits 4-5 Jahre vor dem Start der Serienproduktion (Start of
Production = SOP) des Automobils. In der Konzeptphase fließen Innovationen der Lieferan-
ten in die Modellkonzepte ein. Zu diesem Zeitpunkt können frühzeitig Kosten begrenzt wer-
den. Umgestaltungen des Automobils bzw. einzelner Komponenten werden in den folgenden
688
Das Konzept der Netzwerkposition berücksichtigt (1) die bisher ausgeübten Funktionen eines Unterneh-
mens im Netzwerk, (2) die relative Bedeutung eines Unternehmens gegenüber anderen im Netzwerk, (3)
die Stärke der Beziehungen zu anderen Unternehmen im Netzwerk und (4) die Identität des Unterneh-
mens. Vgl. Sydow (2005), S. 217.
Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern 175
689
Zur Einbeziehung der Lieferanten in den verschiedenen Phasen der Produktentwicklung vgl. Kap. II.1.1
(2) (a). Zur Bedeutung der Auswahl einzelner Lieferanten für OEMs vgl. Jahns/Hartmann (2007), 132f.
690
Die International Automotive Task Force (IATF) ist eine Arbeitsgruppe von OEMs (BMW Group, Daim-
ler AG, Fiat, Ford, GM, PSA, Renault, Volkswagen) und nationaler Zulieferverbände.
691
Zum 31.12.2008 gab es weltweit 39.344 gültige ISO/TS 16949-Zertifikate (Asien-Pazifik 51%, Europa
26%, Nordamerika 15%). Vgl. Braun (2009), o.S. In den USA existieren daneben auch die Standards TE
9000 mit Zusatzforderungen für Lieferanten und QS-9000. In Deutschland gibt es die Gruppe der Bran-
chenstandards des VDA „VDA 6.X“. Vgl. Brückner (2009), S. 23ff. und Linß (2005), S. 65ff.
692
Insbesondere aus der Elektronikindustrie werden neue sog. Infotainment-Komponenten für die OEMs
interessant. Vgl. Bartl (2006), S. 163f.
693
Vgl. Schuh/Bremicker (2005), S. 101f.
176 Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern
übernimmt dieser.694 Dies schließt auch den Aufbau von Second- oder Third-Tier-Lieferanten
mit ein, die aus dem potenziellen Netzwerk in das aktive Netzwerk als direkte Lieferanten der
First-Tier-Lieferanten übertreten.
Die direkte Auswahl einzelner Teilnehmer zur Zusammenarbeit im aktiven Netzwerk durch
die OEMs konzentriert sich folglich zunehmend auf Systemlieferanten für einzelne Serien-
Projekte. Dabei wird meist auf „bekannte“ Lieferanten zurückgegriffen. Zum einen ist dies
Ausdruck der gestiegenen Marktmacht von Systemlieferanten, zum anderen beruht dies auf
einer langfristigen Erfahrung mit den Lieferanten von vorherigen Projekten. In die engere
Auswahl für neue Projekte werden diese aktuellen Lieferanten als auch in geringerem Um-
fang potenzielle neue Lieferanten aufgenommen, die sich für die Zusammenarbeit grundsätz-
lich qualifizieren.695 In der folgenden Phase wird zwischen den ausgewählten Lieferanten ein
Konzeptwettbewerb initiiert.696 Lieferanten entwickeln im Rahmen von Vorgaben der OEMs
Lösungen, die sie den OEMs vorstellen. Die Entwicklungsleistungen werden von den OEMs
meist nicht direkt entgeltet. Diese Kosten fließen in die Stückpreise der Serienlieferungen ein.
Da die Vergabe jedoch nicht gesichert ist, besteht für Lieferanten das Risiko, diese Kosten
voll oder zum Teil selbst tragen zu müssen.697 Hier wird von Steinberger (2007) ein Innovati-
onshindernis gesehen:
„Von der Bezahlung der Entwicklungsleistungen würden auch die OEMs profitie-
ren, da die Zulieferer mehr Ressourcen in die Entwicklung stecken würden und
dem OEM ausgereiftere und innovativere Konzepte anbieten könnten.“ (Steinber-
ger (2007), S. 61f.)
Die Auswahlkriterien der Lieferanten für das Netzwerk spiegeln die Zielsetzungen der OEMs
wider. Veränderungen der Ziele der OEMs oder Zielkonflikte zwischen den Netzwerkpartnern
treiben die Entwicklungen voran. Die Konfiguration entwickelt sich dynamisch fort. Innova-
tions- und Kostenoptimierungspotenziale entstehen sowohl im aktuellen als auch im potenzi-
ellen Netzwerk und verändern diese. Aufbau, Nutzung und Pflege dieser Potenziale ist eine
zentrale Funktion der Netzwerkkonfiguration. Hierzu zählt in letzter Konsequenz auch die
694
Vgl. Aderhold (2005), S. 125.
695
Zu den Qualifizierungskriterien der OEMs für die Lieferanten zählen u.a. Finanzkraft, Finanzierungsbe-
darf, Zertifizierungen, Total Cost of Ownership, Kapazitäten, logistische Kompetenzen. Vgl. Rennemann
(2007), S. 34f. und Garcia Sanz (2007), S. 15.
696
Auf Konzeptwettbewerbe werden von OEMs häufig bei Simultaneous Engineering-Projekten zurückge-
griffen, um die gesteckten Qualitäts-, Innovations- und Kostenziele zu erreichen. Vgl.
Berkenhagen/Vrbica (2007), S. 274 und Steinberger (2007), S.61. Auch Batran (2008) betont die Wett-
bewerbsinitiierung in Selektionsprozessen. Vgl. Batran (2008), S. 171.
697
Die Vorgehensweise der OEMs erzeugt nach Ansicht von Interview-Experten immer wieder beziehungs-
kritische Situationen zwischen OEMs und Lieferanten.
Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern 177
Bei numerischer Erweiterung des Netzwerks können sich u.a. Synergiepotenziale und Erwei-
terungen der Ressourcenbasis zu komplementären und kompatiblen Ressourcenkonstellatio-
698
Gestaltungsvariablen im Beendigungsprozess sind nach Arnold (2007) die zeitliche Ablaufplanung, das
Kommunikationsverhalten und die Dokumentation. Gemessen werden kann der Erfolg der Beendigung an
den Größen Wechselkosten und Reputation. Vgl. Arnold (2007), S. 224ff.
699
Auch Hensel (2007) bezweifelt, dass es die optimale Größe eines Netzwerks in der Praxis der Automobil-
industrie erreichbar ist bzw. gibt. Vgl. Hensel (2007), S. 48.
178 Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern
nen positiv auf den Wirkungsgrad des Gesamtnetzwerks auswirken.700 Negative Folgen von
Erweiterungen des Lieferantennetzwerks können sich in zunehmendem Kontroll-, Koordina-
tions- und Abstimmungsaufwand, einem überproportionalen Anstieg von Schnittstellen zwi-
schen OEM und Lieferanten, zunehmender Anonymisierung, sinkender Identifikation sowie
opportunistischen Verhaltensweisen zwischen den Netzwerkpartnern ausdrücken. Es wird
schwieriger, eine tiefe Vertrauensbasis zwischen den Unternehmen aufzubauen.
Die direkten Lieferantenkontakte der OEMs konzentrieren sich zunehmend auf sich konso-
lidierende Lieferanten, die sich zu Mega- bzw. Systemlieferanten entwickeln. Diese Lieferan-
ten übernehmen weite Teile des vorgelagerten Netzwerkmanagements.701 Die Konfiguration
mit Fokussierung auf Systemlieferanten soll die Vorteile aus einem kleinen und einem großen
Lieferantennetzwerk verbinden und so zu einem Optimum für die OEMs führen. OEMs ver-
meiden durch eine kleinere Anzahl an direkten Lieferanten Transaktionskosten, die durch
Koordinations- und Abstimmungsmaßnahmen verursacht werden. Die Verantwortung für
Koordination und Abstimmung vorgelagerter Lieferanten liegt zunehmend bei Systemliefe-
ranten. Die Hebung von Synergiepotenzialen, die wiederum eine größere Anzahl an Lieferan-
ten ermöglicht, wird ebenso an Systemlieferanten verantwortet.
Bei komplexen markenprägenden Modulen, wie z.B. dem Motor, ist der Teil des Lieferan-
tennetzwerks für Motoren und deren Komponenten - sofern Entwicklung und Fertigung durch
die OEMs nicht selbst vollständig wahrgenommen wird – mit wenigen exklusiven Partnern –
insbesondere Entwicklungsdienstleistern und Komponentenlieferanten – konfiguriert. Durch
die Einschaltung zu vieler Partner wird die technische Integrationskompetenz für den Ge-
samtmotor aufgrund erschwerten Schnittstellenmanagements gestresst, was zu Verzögerungen
des Entwicklungsprozesses führen kann.702Auf der einen Seite verfolgen OEMs damit aktiv
die Reduzierung der Lieferantenanonymität und des Potenzials opportunistischen Verhaltens.
Auf der anderen Seite werden sie in diese Situation gedrängt, da sich insbesondere bei innova-
tiven Systemlieferanten Know-how und Marktmacht gegenüber den OEMs zunehmend kon-
zentrieren. OEMs sehen sich in diesen Beschaffungssegmenten mit quasi-monopolistischen
Situationen im Lieferantennetzwerk konfrontiert.703 Zur Netzwerkkonfiguration kann es in
diesem Fall gehören, eine Erweiterung der Ressourcenbasis zu ermöglichen. Dies bedeutet,
neben einer In-Sourcing-Prüfung mögliche Alternativlieferanten im potenziellen oder wo-
möglich auch im aktiven Netzwerk aufzubauen.
700
Vgl. Keijzer (2007), S. 63 und Peitz (2002), S. 230.
701
Die Verlagerung von Netzwerkmanagementaufgaben hin zu den Systemlieferanten wurde in Expertenin-
terviews positiv verifiziert.
702
Zu den Vor- und Nachteilen der Modularisierung des Verbrennungsmotors bei den Automobilherstellern
vgl. Ruppert (2007), S. 237ff.
703
Vgl. Boutellier (2005), S. 77f. und Schuh/Bremicker (2005), S. 88f. zur Abhängigkeit einzelner OEMs
von der Robert Bosch GmbH bezüglich Komponenten des Dieselmotors.
Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern 179
(2) Integration
Die Integrationsfunktion knüpft an die Konfiguration der Lieferantennetzwerke an. Sie um-
schreibt die Veränderungen von Beziehungsintensität und -dichte zwischen OEM und Liefe-
ranten im Netzwerk.704 Dem Integrationsbegriff liegt ein dynamisches Verständnis zu Grunde.
Integration bezieht sich auf die Veränderung einer Position im Netzwerk bezogen auf den
fokalen OEM. Bei Entfernung vom fokalen OEM kann von Desintegration gesprochen wer-
den. Lieferantenintegration bedeutet entsprechend eine zunehmende Verbindung der Wert-
schöpfungsprozesse von Lieferanten und OEMs auf den beschriebenen Feldern der Zusam-
menarbeit Forschung und Entwicklung, Produktion und Logistik.705 Dangelmaier et al. (2006)
unterstreichen die Bedeutung der Integrationsfunktion für den Unternehmenserfolg der
OEMs:
„Steigende Komplexität sowohl durch Teile- und Varianten- als auch durch Kun-
den-, Lieferanten- und Distributionskanalvielfalt beeinflussen das Wett-
bewerbsumfeld. Verkürzte Produktlebenszyklen und technologischer Fortschritt
verschärfen den zunehmend globalen Wettbewerb. Die untemehmens-
übergreifende Geschäftsprozessintegration soll hier bisher ungenutzte Erfolgspo-
tenziale erschließen.” (Dangelmaier et al. (2006), S. 315)
Piller (2006) präzisiert, dass bei „Mass Customization“, wie sie in der Automobilindustrie u.a.
durch die Modularisierung des Automobils angestrebt wird, die Effekte der Integration - die
economies of integration - nicht zu vernachlässigen sind.706 Er verweist dabei auf Noori
(1990):
„Economies of integration provide a high degree of production, process, and in-
frastructure flexibility and the ability to produce a variety of customized products
(characteristic of scope economies), as well as the ability to produce a large ag-
gregate volume of low-cost products (characteristic of scale economies)." (Noori
(1990), S. 142)
Die Lieferantenintegration lässt sich anhand einer örtlich-geographischen und einer zeitlich-
prozessualen Perspektive beschreiben.
Die örtlich-geographische Perspektive umfasst die Entfernung zwischen den Orten der
Wertschöpfung von OEMs und Lieferanten. OEMs greifen heute zumeist auf Lieferanten aus
704
Wittig (2004) versteht unter der Netzwerkintensität bzw. Netzwerkdichte Umfang/Tiefe und Viel-
falt/Breite der Zusammenarbeit zwischen den Netzwerkpartnern. Vgl. Wittig (2004), S. 175ff.
705
Vgl. zu den Feldern der Zusammenarbeit Kap. II.1.1 (2). Gleichwohl existieren in der Literatur vielfältige
Ansätze der Lieferantenintegration. So versteht Paulraj et al. (2006) unter Supply Integration die vier
Elemente Relational Integration, Process Integration, Information Integration und Cross-organizational
Teams. Vgl. Paulraj et al. (2006), S. 109f.
706
Vgl. Piller (2006), S. 210ff.
180 Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern
ihrem näheren geographischen Umfeld, d.h. national und kontinental, zurück.707 Die Gründe
liegen in höherer Flexibilität bei kurzfristiger Mengenveränderung, in Logistikkostenoptimie-
rung, in geringerer kultureller Distanz zwischen den Mitarbeitern, in örtlicher Bündelung von
Innovationsressourcen, etc.708 Werden die Ziele nicht erreicht, führt dies zu dynamischen An-
passungsmaßnahmen der örtlich-geographischen Integration durch die OEMs.
Konkrete Umsetzung erfährt diese örtlich-geographische Nähe in Entwicklungsprojekten
z.B. durch Resident Engineers der Lieferanten bei den OEMs und durch gemeinsame Projekt-
flächen mit personell umfassender interfunktionaler Zusammenarbeit zwischen OEMs und
Lieferanten.709 Für die Synchronisierung der Fertigung siedeln sich Lieferanten in Industrie-
parks um die Fertigungsanlagen der OEMs herum an. Eine Steigerung der Integration stellt
die Vor-Ort-Montage der Lieferanten direkt am Fließband der OEMs dar, sog. Shop-in-Shop-
oder Factory-within-a-Factory-Ansätze.710 Lieferanten beziehen Produktionsflächen in den
Gebäuden der OEMs. Die Mitarbeiter von OEMs und Lieferanten stehen so im dauerhaften
Informationsaustausch, um z.B. Fertigungsanpassungen kurzfristig zu handhaben.
Ein globales Lieferantenetzwerk und die damit verbundenen geographischen und kulturel-
len Distanzen zwischen OEMs und Lieferanten stellen die örtlich-geographische Integration
vor größere Herausforderungen.711 Trotz moderner Logistik- und IuK-Systeme scheinen in
der Automobilindustrie OEMs die Vorteile eines Local-Sourcing gegenüber eines selbst
durchgeführten Global-Sourcing höher zu bewerten.712 Stattdessen obliegt es insbesondere
707
Im nationalen Rahmen kann hier auch von „Local Sourcing“ gesprochen werden. Vgl. Heitmann (2007),
S. 125. Das Einkaufsvolumen der BMW Group konzentrierte sich in 2008 zu 66% auf Westeuropa (inkl.
Deutschland). Vgl. BMW Group (2009), S. 39. Für die deutschen Standorte der Volkswagen AG wurde
das Beschaffungsvolumen zu 72,4% von inländischen Lieferanten abgedeckt. Vgl. Volkswagen AG
(2009), S. 146.
708
Vgl. Wannenwetsch (2010), S. 178 und Pfohl (2010), S. 178.
709
Zum Konzept des Resident Engineers bei OEMs vgl. Werner (2008), S. 100. Zu Entwicklungskooperati-
onen und dem Aufbau sowie der Nutzung von Projektflächen vgl. Mercer Management Consul-
ting/Fraunhofer Gesellschaft (2004), S. 16.
710
Diese Konzepte werden auch unter dem Begriff des „Internal Sourcing“ subsumiert. „External Sourcing“
beschreibt die örtliche Trennung von Fertigung und Auslieferung beim Kunden. Vgl. Eßig (2007), S. 237.
711
Schramm-Klein/Morschett (2006) verweisen auf die Besonderheit von vier Faktoren bei internationalen
Lieferantenbeziehungen: „Geographical distance“, „Cultural distance“, „Language differences“ und
„Technological distance“. Vgl. Schramm-Klein/Morschett (2006), S. 260f.
712
Dies setzt sich auch in neuen Märkten fort, in denen OEMs zu „Local-Content“ verpflichtet sind. Die
eigene Fertigung in den Ländern wird zunehmend mit lokalen Lieferanten, die auch aus den Heimatlän-
dern mitgezogen sein können, beliefert. Vgl. Hofer/Schmutzler/Ebel (2003), S. 144ff.
Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern 181
Langfristig arbeiten OEMs insbesondere mit Systemlieferanten auf Basis langfristiger Koope-
rationen, die sich über verschiedene Fahrzeugserien und -generationen hinaus ausdehnen,
zusammen.716 Kurz- bis mittelfristig orientiert sich die Integration an den Wertschöpfungs-
prozessen je Fahrzeugserie. Hier lässt sich unterscheiden, in welchen Phasen, d.h. zu welchem
Zeitpunkt, welche Lieferanten für welchen Zeitraum bzw. welchen Leistungsumfang einbezo-
gen werden. Bspw. können sog. strategische Partner bereits ab der Konzeptphase oder Ent-
wicklungspartner erst ab der Entwicklungsphase eingebunden werden.717
Letztlich kann das Lieferantenmanagement als eine Gestaltung der vertikalen Integration
aufgefasst werden. Wolter und Veloso (2008) formulieren hierzu im Hinblick auf die Innova-
tionsziele:
713
Für Global Sourcing wird eine kritische Beschaffungsmasse empfohlen, um umfassende
Kostenoptimierungen zu erreichen. Diese Masse konzentriert sich insbesondere bei First-Tier-
Lieferanten. Vgl. Schonert (2007), S. 298f. Kleine und mittelgroße Lieferanten haben die Möglichkeit,
über Einkaufskooperationen wettbewerbsfähiges Global Sourcing durchzuführen. Vgl. Hirschbach
(2003), S. 594
714
In Interviews haben Experten erörtert, dass sich OEMs aus direktem Global Sourcing zurückziehen und
dies Systemlieferanten überlassen. Einzelne Komponenten der Systeme, insbesondere Standardkompo-
nenten, die sich auf globalen Beschaffungsmärkten zu niedrigeren Stückpreisen beziehen lassen, werden
in diese Systeme integriert, so dass OEMs indirekt von Kostensenkungen durch Global Sourcing profitie-
ren. Zur Gestaltung von globalen Lieferantennetzwerken vgl. auch Richter/Hartig (2007), S. 254.
715
Vgl. Piller (2006), S. 101.
716
Von Experten wurde in Interviews betont, dass Lieferantenwechsel der OEMs „nicht zum alltäglichen
Geschäft“ gehören, was insbesondere auf den hohen Qualitäts- und Innovationsansprüchen der OEMs be-
ruhe.
717
Für die Bezeichnung der Lieferanten, die mit dem Umfang der integrierten Leistungen verbunden sind,
lassen sich in der Literatur unterschiedliche Verständnisse finden. Wilhelm (2008) spricht nach dem Grad
der Lieferantenintegration aufsteigend von White- (vollständige Entwicklung bei OEM, Produktion und
Fertigung bei Lieferant), Grey- (Basisforschung und Lastenhefterstellung bei OEM, Entwicklungsarbeit
bei Lieferant) und Black-Box-Ansätzen (Grobspezifikation von OEM, für OEM „unsichtbares“ Entwick-
lungsergebnis kommt von Lieferant). Vgl. Wilhelm (2008), S. 107.
182 Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern
Der VDA hat mit großen deutschen OEMs und Lieferanten die Empfehlung 4961/2 mit dem
Ziel einer besseren Abstimmung im Rahmen der Zusammenarbeit in „Simultaneous-
Engineering-Projekten (Entwicklungspartnerschaften)“ ausgearbeitet (vgl. Abb. III-9).
Produktions-
Geometrische Funktionale Prozess-
technische
Integration Integration integration
Integration
Generalunternehmer
Systemlieferant/
-entwickler
Modullieferant/
-entwickler
Komponentenlieferant/
-entwickler
Teilelieferant/
-entwickler
Entwicklungs-
dienstleister
Dabei wird das Rollen-Profil der beteiligten Parteien innerhalb der Entwicklungsprojekte de-
finiert, das sich an verschiedenen Integrationsgrad-Kategorien des Auftragnehmers (Lieferan-
ten bzw. Entwicklungspartner) in den Produktentstehungsprozess des Auftraggebers (OEM)
orientiert.718
Bei Standardartikeln und indirekten Materialien steht die Prozessintegration von sog. Tei-
lelieferanten basierend auf informationstechnologischen Lösungen zur optimalen Abwicklung
718
Vgl. VDA (2001), S. 1 und S. 11.
Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern 183
der Geschäftsprozesse im Vordergrund.719 Zumeist ist hier die Möglichkeit zum Lieferanten-
wechsel höher, d.h. die Zusammenarbeit ist potenziell kurzfristiger und die Gesamtintegrati-
onsgrad geringer. Das Netzwerk ist dort „dichter“ integriert, wo OEMs mit Generalunterneh-
mern, System- und Modullieferanten zusammenarbeiten.
(3) Koordination
Koordinations-
mechanismen
Macht
informal Vertrauen (Kontextsteuerung,
Reputation, Kultur)
719
Auf elektronischen Marktplätzen werden mehrere Parteien von Anbietern und Nachfragen zusammenge-
führt und in der Abwicklung der Geschäfte unterstützt. Durch Online-Ausschreibungen und Auktionen
können neue Artikel und neue Lieferanten schneller angefragt werden. Vgl. Brenner/Wenger (2007), S.
8f. In der Serienphase versuchen aber auch große Lieferanten, mit OEMs gemeinsam die Prozesse zu op-
timieren. Eine elektronische Lösung stellt dabei der Standard des European Network Exchange dar. Vgl.
Heidtmann (2007), S. 154.
720
Vgl. zur Entstehung des Koordinationsbedarfs Scherm/Pietsch (), S. 199f.
721
Vgl. zu inkommensurablen Eigenlogiken Ringlstetter (1995), S. 66ff. und Ringlstetter (1997) S. 10ff.
184 Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern
rend zu gestalten, setzt dieser das informale Instrument der Marktmacht situativ ein.722 In ad-
versativen Beziehungen kann der OEM seine Forderungen, die er aus seinem Zielsystem ab-
leitet, besser durchsetzen als in Beziehungen, wie mit Systemlieferanten, die auf gegenseitiger
Abhängigkeit beruhen.723
Der ausschließliche Einsatz von Macht sollte jedoch auf solche Beschaffungs-
marktsituationen beschränkt bleiben, in denen die Marktmacht bei den OEMs liegt.724 In Situ-
ationen mit System- und Megalieferanten ist die Marktmacht nicht immer eindeutig verteilt.
Zunehmende Bedeutung für OEMs haben daher die erörterten offenen Verträge, die nicht alle
Inhalte regeln können und denen langfristige Beziehungen zu Grunde liegen. Diese Koopera-
tionen im Netzwerk verlangen daher über formale Regelungen hinausgehend weitere informa-
le Koordinationsinstrumente, die die komplexen technologischen und wirtschaftlichen Anfor-
derungen der Automobilentwicklung und -fertigung widerspiegeln und so zur Zielerreichung
der OEMs beitragen.
Vertrauen spielt eine zentrale Rolle als informales Koordinationsinstrument, das neben
dem Instrument der Marktmacht eingesetzt werden kann.725 Es ist ein Mittel zur Bewältigung
der Komplexität, die u.a. durch die technischen Entwicklungen des Automobils getrieben
wird. Vertrauen hilft Beziehungskosten durch die Senkung von Risiko zu reduzieren.726 Luh-
mann (2000) unterstreicht die Rolle von Vertrauen in modernen Gesellschaften:
„[Es] ist nicht zu erwarten, dass das Fortschreiten der technisch-wissen-
schaftlichen Zivilisation die Ereignisse unter Kontrolle bringen und Vertrauen als
sozialen Mechanismus durch Sachbeherrschung zu ersetzen und so erübrigen
werde. Eher wird man damit rechnen müssen, dass Vertrauen mehr und mehr in
Anspruch genommen werden muß, damit technisch erzeugte Komplexität der Zu-
kunft ertragen werden kann.“ (Luhmann (2000), S. 19, Anm. J.E.D.)
Zur Bildung des Vertrauens eignet sich insbesondere die Netzwerkkoordination durch Kon-
textsteuerung, da sie weitestgehend auf direkte Eingriffe durch den OEM bei den Lieferanten
verzichtet.727
722
Zur Marktmacht auf den Beschaffungsmärkten vgl. Jung (2006), S. 361f.
723
Der Einsatz von Macht beruht auf sog. Machtbasen.
724
Vgl. Schuh et al. (2008), S. 35ff. Der Einsatz von Macht durch den OEM gegen Lieferanten kann auf
einer Belohnungsmöglichkeit des OEMs, Expertenwissen des OEMs, Identifikation des Lieferanten mit
dem OEM und Legitimation, z.B. durch Beteiligung am Lieferanten, beruhen. Vgl. zu Machtgrundlagen
Renz (1997), S. 287.
725
Andere Autoren vertreten die Meinung, dass in den meisten Lieferanten-Abnehmer-Beziehungen Ver-
trauen und Misstrauen gleichzeitig zu finden sind und unabhängige Dimensionen bilden. Vgl. Lewecki et
al. (1998), S. 438ff. Weitere Autoren legen eine Lösung aus Vertrauen und Kontrolle in interorganisatio-
nalen Beziehungen nahe. Vgl. Das/Teng (1998), S. 491.
726
Vgl. Kulmala (2004), S. 67 und Mayer et al. (1995), S. 724f. Zum Einfluss auf die Senkung der Transak-
tionskosten durch Vertrauen vgl. Dyer/Chu (2003), S. 57ff.
727
Vgl. zur vertrauensbildenden Wirkung von Kontextsteuerung Gilbert (2003), S. 217. Ähnlich auch
Johnsen/Ford (2005), S. 183ff.
Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern 185
728
Naujoks (1994) unterscheidet exogene und endogene Kontextfaktoren. Eine hohe Bedeutung endogener
Kontextfaktoren führt zur Vorteilhaftigkeit der Selbststeuerung, hohe Bedeutung exogener Kontextfakto-
ren zur Vorteilhaftigkeit der Fremdsteuerung. Sind beide Faktoren von hoher Bedeutung, wird eine Kon-
textsteuerung vorgeschlagen. Vgl. Naujoks (1994), S. 115.
729
Die Oberflächenstruktur bildet dabei die beobachtbaren Prozesse und Strukturen ab. Auf einer Tiefen-
struktur kommen die Werte und Normen der Partner zum Tragen. Vgl. Naujoks (1994), S. 116ff.
730
Kirsch (1992) spricht von der „[…] Gestaltung von Arenen selbstorganisierender Prozesse durch die
Herstellung von Bedingungen, die für das Auftreten gewünschter Ereignisse am günstigsten sind. Die
Selbstregulierungskapazität des einzelnen Systems wird somit zur Grundvoraussetzung erfolgreicher
Kontextsteuerung.“ (Kirsch (1992), S. 343).
731
Gilbert (2003), S. 21 sieht in der Kontextsteuerung Ansatzpunkte, die den Wandel von Netzwerken „initi-
ieren“.
732
Zum Vertrauensaufbau durch Reputation im Netzwerk vgl. Corsten (2001), S. 41f. und Wente/Walther
(2007), S. 66. Zur Rolle von Reputation in OEM-Lieferanten-Netzwerken vgl. auch Hensel (2007), S. 50.
Zum Verständnis von Reputation vgl. Göbel et al. (2007), S. 183.
733
Beim Kulturmanagement im Netzwerkkontext geht es um die „Entwicklung eines gemeinschaftlichen
Kulturprofils, um auf dieser Grundlage opportunistisches Verhalten möglichst auszuschalten, indem all-
gemein akzeptierte Spielregeln als Substitut hierarchischer Anordnungen […] zum Einsatz gelangen.“
(Corsten (2001), S. 43).
186 Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern
Kräfte, die in der Diversität der Partner liegen, in vertrauensvolle und produktive Kooperatio-
nen zu überführen, um z.B. den Innovationszielen nachzukommen.734
Die von OEMs vielfach eingeforderte Open-book-policy der Lieferanten setzt einerseits
Vertrauen der Lieferanten voraus, andererseits wird dadurch Vertrauen bei OEMs erzeugt.
Win-win-Verteilungen des Beziehungserfolgs durch die Open-book-policy hilft Vertrauen bei
Lieferanten und OEMs gleichermaßen zu erzeugen. Lieferanten befürchten sonst durch oppor-
tunistische Ausnutzung von Informationen Aufträge und Innovations-Know-how an Konkur-
renten zum einseitigen Vorteil von OEMs zu verlieren.735
(4) Evaluation
Die Evaluation folgt der Frage wie die Kosten und Nutzen im Lieferantennetzwerk bestimmt
und verteilt werden.736 Dabei wird aus der Perspektive dieser Arbeit die Leistung des Liefe-
rantennetzwerks im Sinne der Zielerreichung für den OEM betont. In der Literatur werden zur
Evaluation unterschiedliche Ansätze diskutiert.737 An dieser Stelle soll vertieft auf die Mög-
lichkeiten der Evaluation von OEM-Lieferantennetzwerken mit Hilfe der Balanced-Scorecard
(BSC)738 eingegangen werden.739
Die Gründe, die für den Einsatz der BSC im untersuchten Zusammenhang sprechen, sind
zum einen struktureller zum anderen pragmatischer Natur. Die Struktur der BSC stellt Ursa-
che-Wirkungsketten her, die komplexe Zusammenhänge im Gefüge der Lieferantennetzwerke
aufzeigen und die Kommunikation dieser erleichtern.740 Dabei bietet die BSC ausreichend
Flexibilität, um den Anforderungen, u.a. der Dynamik, der verschiedenen Ebenen des Netz-
werks sowie den Zielsetzungen der OEMs im Lieferantennetzwerk, Rechnung zu tragen.
Hierzu werden finanzielle und nicht-finanzielle Parameter eingesetzt.
Es liegen diverse Ansätze des Einsatzes von BSCs im Lieferantennetzwerkmanagement
bzw. dem Supply Chain Management vor. Siepermann und Vockeroth (2008) haben diese
734
Vgl. zur Netzwerkkultur Wohlgemuth (2002), S. 289ff. Zur Förderung des Reputationsaufbaus durch
vernetzte lokal zentrierte Lieferantenansiedelung in Nähe der OEMs vgl. Hensel (2007), S. 50.
735
Vgl. zu Open-book-policy in Lieferantenbeziehungen Kulmala (2004), S. 67. In Experteninterviews wur-
de die hohe Gefahr der opportunistischen Ausnutzung durch Beispiele belegt.
736
Vgl. Sydow (2006), S. 409 und S. 412f.
737
Z.B. Bewertungen des Unternehmenswertes des einzelnen Unternehmens und sog. „dynamische“ Ansät-
ze. Vgl. Sydow (2006), S. 412 , Fernkorn/Stahn (2005), S. 249 und Quesada et al. (2006), S. 31f. Einen
Überblick über empirische Arbeiten zur „Relational Performance“ liefern O’Toole und Donaldson
(2002), S. 199.
738
Der Vorschlag der BSC kommt von Kaplan und Norton (1992). Ihr „klassischer“ Ansatz umfasst vier
Perspektiven: Finanzperspektive, Kundenperspektive, interne Prozessperspektive, Lern- und Wachstums-
perspektive. Vgl. Kaplan/Norton (1992), S. 71ff. und Kaplan/Norton (1996), S. 43ff.
739
Daneben liegen Ansätze vor, die über Erfolgsfaktorenraster bzw. Key Performance Indicators (KPIs) den
Mehrwert des Lieferantenmanagements im Netzwerk zu ermitteln versuchen. Vgl. Knop (2009), S. 232
und Mandják/Durrieu (2000), o.S.
740
Zur Vorteilhaftigkeit der BSC vgl. Richert (2006), S. 45.
Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern 187
Ansätze systematisiert. Ihr Vorgehen beruht dabei auf den zwei Dimensionen Betrachtungs-
objekt und Modifikationsart (vgl. Abb. III-11).
Modifika-
tionsart Inhaltliche und Inhaltliche und
Inhaltliche partielle vollständige
Modifikation strukturelle strukturelle
Betracht- Modifikation Modifikation
ungsobjekt
Werner (2000, Stölzle/Heusler/
2002) Karrer (2001)
Mayer (2002) , Stölzle/Karrer
(2002)
Bornheim/
Unternehmens-
Stüllenberg
ebene
(2002)
Jehle/
Stüllenberg/Sch
ulze im Hove
(2002)
Brewer/Speh Ackermann Otto (2002)
Unternehmens-
(2000, 2001) (2003)
übergreifende
Pampel (2002)
Ebene
Schweier (2000)
Handfield/ Weber/ Bacher/
Nichols (1999) Grol (2002)
Lan- Erdmann (2003)
Beide Ebenen ge/Schaeffer/ Richert (2006)
Daldrup (2001)
Zimmermann
(2003)
Keine eindeut- Kummer (2001) Jehle (2005) Drews (2001)
ige Zuordnung
Abb. III-11: Gestaltungsansätze der BSC für das Lieferantennetzwerk von OEMs
Quelle: leicht verändert nach Siepermann/Vockeroth (2008), S. 111.
Die Anforderungen, die eine BSC im konkreten Untersuchungsfall erfüllen muss, sind aus der
Sicht der OEMs zu definieren. Es werden also zunächst zentrale Eigenschaften und Ergebnis-
se der bisherigen Untersuchung herangezogen:
741
Vgl. Stölzle et al. (2001), S. 75f.
742
In der Literatur gibt es die Meinung, die die Möglichkeit der Feststellung eines Gesamterfolgs über alle
Unternehmen in einem Netzwerk hinweg bezweifeln. Vgl. Wittig (2004), S. 166ff.
743
Vgl. Kaplan/Norton (1996), S. 43ff.
Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern 189
Endverbraucher
Kooperationen Prozesse
Lernen und
Finanzen
Entwickeln
Dem Ansatz kommt zugute, dass er die Endkundenperspektive beinhaltet, die Lieferantenko-
operationen als Perspektive aufnimmt und somit die Lieferantennetzwerk- als auch die Unter-
nehmensebene des OEMs berücksichtigt.744
In der Finanzperspektive werden der monetäre Erfolg des Lieferantenmanagements im
Netzwerk gegenüber einem nicht gesteuerten Lieferantennetzwerk, der Mehrwert für den
Endverbraucher, sowie der Gesamterfolg für jedes Netzwerkunternehmen gemessen. Zentrale
Werttreiber des Lieferantennetzwerkmanagements sind u.a.:745
Umsatzsteigerungen durch Netzwerkkooperationen (z.B. werden neue kaufrelevante Inno-
vationen der Lieferanten im Automobil integriert),
Wirtschaftlichkeit des Anlagevermögens (z.B. können durch Outsourcing und Fertigung
im Lieferantennetzwerk economies of scale realisiert werden) und
Reduktion der Betriebskosten und Wirtschaftlichkeit des Umlaufvermögens (z.B. offeriert
die nahe Ansiedelung von Lieferanten an den Fertigungsstätten der OEMs schlanke Lager-
haltungs- und Logistikkonzepte).
Über die vom OEM festgelegten Werttreiber lässt sich ebenso abbilden, inwieweit eine Abga-
be des Lieferantenmanagements für vorgelagerte Lieferanten (Second- und Third-Tier) an
Systemlieferanten (First-Tier) sich für OEMs finanziell auswirkt. Auch im Zusammenhang
744
Zur Beurteilung des Ansatzes vgl. auch Siepermann/Vockeroth (2008), S. 129.
745
Für eine Übersicht der Kennzahlen der Finanzperspektive vgl. Siepermann/Vockeroth (2008), S. 122.
190 Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern
mit den Lieferantennetzwerken der OEMs bleibt das grundlegende Problem der Quantifizie-
rung der Finanzkennzahlen für die BSC bestehen.
In der Kundenperspektive werden die Erwartungen der Kunden abgebildet, die sie gegen-
über dem OEM haben. Diese werden dann in die Ziele der OEMs im Lieferantennetzwerkma-
nagement integriert. So ist es möglich, die meist getrennten Funktionen Marketing/Absatz
und Beschaffung/Lieferantenmanagement in dem Messmodell der BSC zu vereinen. Zu den
Kennzahlen für die Kundenperspektive zählen:746
746
Leicht verändert nach Richert (2006), S. 86.
747
Problembezogene Auswahl aus der Auflistung von Richert (2006), S. 88.
Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern 191
Besonders hervorzuheben ist die Cash-to-Cash Cycle Time, die die Working Capital Effizienz
der Prozesse zwischen Lieferanten und OEMs misst.748
Die Kooperationsperspektive nimmt Aspekte der Zusammenarbeit zwischen OEMs und
Lieferanten auf, die durch die anderen Perspektiven nicht abgedeckt werden.749 Es stehen
strukturelle (z.B. Anzahl der Unternehmen im aktiven Netzwerk), soziale (z.B. Vertrauen auf
informeller-persönlicher Ebene, z.B. durch Befragungen) und technische Perspektive (Quanti-
fizierung von Vertrauen durch technische Daten, z.B. durch Schnittstellenabstimmung) im
Vordergrund. Diese finden sich in hierzu aufzustellenden Kennzahlen wider:
Trust (Umfragen),
748
Vgl. Richert (2006), S. 87. In den Prozessen der FuE lassen sich weitere Kennzahlen, wie z.B. „Percent of
supply chain target costs achieved“, finden. Auf diese wird gesondert in der Lern- und Entwicklungsper-
spektive eingegangen.
749
Es lassen sich im BSC-Modell die zwei Perspektiven Kooperationsintensität („harte Faktoren“ wie z.B.
Quantität und Qualität ausgetauschter Daten) und Kooperationsqualität („weiche Faktoren“ wie z.B.
Zufriedenheitsindizes und Konfliktpotenzial) unterscheiden. Vgl. Weber et al. (2002) und Werner (2008),
S. 363.
750
Auswahl aus Auflistungen von Richert (2006), S. 91 und Siepermann/Vockeroth (2008), S. 125.
192 Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern
Das Zusammenspiel der Funktionen mit den Zielen des Lieferantenmanagements sowie das
erarbeitete Verständnis für Logik und Dynamik der Automobilindustrie ermöglicht eine ziel-
gerichtete Entwicklung der Lieferantennetzwerke bzw. der in diese eingebetteten dyadischen
Beziehungen. Dabei sind spezifische Eigenschaften der Netzwerk- bzw. Lieferan-
tenmarktsegmente zu beachten, die aufgrund der Vernetzung wiederum in ein Gesamtbild
überführt werden müssen.
Das Gesamtbild umfasst auf der einen Seite die diskutierten Verständnisse von Logik und
Dynamik der Entwicklung von Lieferantenbeziehungen im automobilen Netzwerk. Auf der
anderen Seite beinhaltet es das Managementsystem der Entwicklung, das sowohl auf der
Netzwerkebene als auch auf der dyadischen Beziehungsebene ansetzt (vgl. Abb. III-13).
751
Vgl. Fernkorn/Stahn (2005), S. 259.
752
Die Regulierung der Grenzkonstitution von Netzwerken und ihren Teilnehmern erfolgt u.a. durch Zuord-
nung von Aktivitäten, Festlegung von Autonomie- und Autarkiegraden, Ausgestaltung von Kommunika-
tionswegen (intern und gegenüber Dritten). Vgl. Windeler (1997), S. 264.
Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern 193
Teleologie
Dynamik durch Diskrepanz
zwischen Ziel und „Endzustand“
z.B. Innovationen und Kosten-
Netzwerkebene
Konfigurationale Logik
Abb. III-13: Reflexion von Logik, Dynamik, Ebenen und Managementsystem der Entwicklung von
Lieferantenbeziehungen
Quelle: eigene Darstellung.
Es wurde herausgearbeitet, dass die konfigurationale Logik den realen Entwicklungen der
OEM-Lieferantennetzwerkentwicklung am besten Rechnung trägt. Die Logik gibt Informati-
onen, wie sich die Beziehungen entwickeln. Die Dynamik bezieht sich auf die Frage, wodurch
sich Beziehungen entwickeln. Sie ist situationsspezifisch zu konkretisieren. Die Kraftkompo-
nenten Teleologie, Evolution und Dialektik wirken gemeinsam und können dabei unterschied-
liche Stärken annehmen. Die teleologische Komponente erklärt Dynamik durch die Diskre-
panz zwischen Zielen und einem „Endzustand“, so z.B. dem Ziel der Innovationsführerschaft
eines OEMs bei elektrifizierten Antrieben, und dem aktuellen Zustand, der nicht dem inten-
dierten „Endzustand“ entspricht. Die Evolution wirkt durch die „Selektion“ z.B. von Lieferan-
ten. Der Wettbewerb zwischen den Lieferanten im Netzwerk treibt die Entwicklung des
Netzwerks voran. Genauso kann es zum Wettbewerb zwischen Netzwerken, die jeweils von
einem OEM angeführt werden, kommen.753 Konflikte und Konfrontationen, z.B. bei den dar-
gestellten Innovationszielen, Kostenzielen oder latenten Konflikten um neue Antriebskonzep-
753
Es wurde in Teil I festgestellt, dass sich die Lieferantennetzwerke in der Automobilbranche teilweise
überlappen. D.h. auch, dass sie sich teilweise nicht überlappen und somit ein Wettbewerb möglich ist.
Das Toyota-Netzwerk zeigt kaum Überschneidungen mit europäischen Netzwerken. Es kommt zu einem
Wettbewerb der unterschiedlichen Philosophien (adversativ vs. kooperativ) des Lieferantenmanagements.
Vgl. zum Lieferantennetzwerk bei Toyota Hensel (2007), S. 51ff.
194 Teil III: Entwicklung der Lieferantenbeziehungen von Automobilherstellern
te, treiben die Entwicklung der OEM-Lieferantenbeziehungen im Netzwerk im Sinne des dia-
lektischen Dynamikverständnisses an.
Einen Mehrwert bietet die Reflexion, die OEMs unter Einbeziehung ihrer spezifischen Si-
tuationen vollziehen können. Vor dem Hintergrund der Kenntnis der konfigurationalen Logik
kann die spezifische Aufarbeitung der Komponenten der Dynamik vollzogen und gegenüber
dem Managementsystem der Beziehungsentwicklungen und den Beziehungsebenen reflektiert
werden. Der Reflexion können - falls notwendig - entsprechende Veränderungen der Zielset-
zungen und der Funktionsausgestaltung im Managementsystem folgen. Ein solches Manage-
ment folgt damit dem Verständnis des „gemäßigten Voluntarismus“, dass nicht alle Entwick-
lungen planbar sind; eine Richtungsvorgabe der Entwicklung der Lieferantenbeziehungen
durch die OEMs aber durchaus möglich ist.
Schlussbetrachtung 195
Schlussbetrachtung
Die Leistungen der Lieferanten haben zunehmend Einfluss auf das wirtschaftliche Ergebnis
der Automobilhersteller. Innovationen und Kosten, Insolvenzen und Versorgungssicherheit
sind nur einige dynamische Spannungsfelder, die die Beziehungen zwischen OEMs und Lie-
feranten bestimmen. Dem Lieferantenmanagement - und hier im Kern der Entwicklung der
Beziehungen - kommt daher eine hohe Relevanz für die OEMs zu. Wissenschaftliche und
praxeologische Publikationen zum Lieferantenmanagement in der Automobilindustrie neh-
men diese Strömungen zwar auf, wie die Zusammenstellung des Forschungsstands eingangs
der Arbeit aber gezeigt hat, liegt kein umfassend theoretisch fundiertes Verständnis für die
Entwicklung von Lieferantenbeziehungen der OEMs vor. Dies gab den Anstoß für die vorlie-
gende Forschungsarbeit.
Zielsetzung war es daher, einen Beitrag zur Bewältigung der Herausforderungen von Au-
tomobilherstellern durch eine theoretisch fundierte und praxisrelevante Aufarbeitung der ziel-
orientierten Entwicklung von Lieferantenbeziehungen zu leisten. Hierzu wurde die Arbeit in
drei thematische Teile gegliedert, die auf Kontext, Struktur und Entwicklung der Lieferanten-
beziehungen von OEMs eingehen.
Im Folgenden werden die zentralen Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zusammengefasst
(1). Abschließend werden auf der Grundlage der Arbeitsergebnisse in einem Ausblick die
weiteren Entwicklungen im Lieferantenmanagement von Automobilherstellern diskutiert und
relevante Ansatzpunkte für zukünftige Forschungsbemühungen aufgezeigt (2).
Der erste Teil der Arbeit diente der Kontexterfassung der Lieferantenbeziehungen von OEMs.
Der Kontext vereinigt strukturelle und situative Eigenschaften der Automobilindustrie. Die
aufgezeigten Eigenschaften machen die Untersuchungen des Lieferantenmanagements in die-
ser Industrie besonders fruchtbar. In einem ersten Schritt wurde auf die Bedeutung der Be-
schaffung und der Lieferantenbeziehungen eingegangen. Hier konnten die beschaffungsrele-
vanten Struktureigenschaften der Automobilindustrie Massenfertigung, Vielzahl an Modulen
und Subsystemen im Endprodukt Automobil sowie teilweise überlappende Supply Chains/Nets
herausgearbeitet werden, die auch aufgrund von Outsourcing Komplexität und Dynamik er-
zeugen. Die gestiegene Bedeutung der Beschaffung als wertschaffender Gestalter zeigt sich in
der Tendenz zu funktionsübergreifenden Organisationsoptionen u.a. aufgrund zunehmender
technischer Komplexität der Beschaffungsaufgaben. In einem zweiten Schritt wurden die si-
tuativen Veränderungstreiber im Kontext der Beschaffung bzw. des Lieferantenmanagements
mit Hilfe einer Branchen- und Umfeldanalyse erhoben. Zentrale Veränderungen für die Be-
ziehungen ergeben sich u.a. aus der Konsolidierung der Lieferanten, der Bildung von Mega-
und Systemlieferanten und der Übernahme von Innovationsführerschaften durch Lieferanten.
Diese Veränderungen drücken sich in den einzelnen Beschaffungsmarktsegmenten spezifisch
aus, so z.B. im „Downsizing“ von Motoren oder der Einführung neuer Materialien für den
Karosseriebau.
Teil II der Arbeit hatte die Analyse und die theoretische Erklärung der Strukturen der Lie-
ferantenbeziehungen der OEMs und darauf aufbauend die Entwicklung eines Verständnisses
für Lieferantenmanagement zum Gegenstand. Das in Teil I erarbeitete Wissen zum Kontext
der Beziehungen, inkl. Veränderungstreibern, und seinen strukturbildenden Elementen wurde
in die Untersuchungen im zweiten Teil eingebunden. Aufbauend auf der Erörterung der Fel-
der der Zusammenarbeit Produktion, FuE und Logistik sowie einer Zusammenstellung und
Diskussion strukturerklärender Theorien bzw. theoretischer Ansätze im Untersuchungszu-
sammenhang wurden die Ebenen der Lieferantenbeziehungen Dyade, Portfolio und Netzwerk
vorgestellt. Es wurde ein Verständnis dafür entwickelt, dass Dyade und Portfolio in das
Netzwerk eingebettet sind. Eine zentrale Erkenntnis ist, dass sich die Abgrenzungen der Un-
ternehmen im Netzwerk aufgrund veränderter Integrationskompetenzen und Kundenfokusse
verschieben. Neue Unternehmensmodelle entstehen bzw. können potenziell entstehen, die
nicht nur die Lieferantenstruktur der OEMs, sondern den Automobilmarkt insgesamt verän-
dern (können): „Allrounder“, „Marken-OEMs“ und „Marken-Lieferanten“. Hieran anschlie-
ßend wurde die Perspektive einer von OEMs und Lieferanten gemeinschaftlich zu voll-
ziehenden Kundenintegration in „Enhanced Networks“ entwickelt, um für OEMs wichtige
Innovationspotenziale von Lieferanten und Endkunden gleichermaßen zu nutzen. Die bis
dorthin gewonnenen Erkenntnisse flossen in die Abgrenzung eines „Lieferantenmanagements
in Netzwerken“ ein. Die Lieferantenmärkte und deren Segmente werden demnach als Netz-
werke begriffen, in denen sich die OEMs als fokale Unternehmen bewegen.
Unter Berücksichtigung der Erkenntnisse zu Kontext und Struktur wurde in Teil III der
Arbeit ein theoretisch fundiertes Verständnis der Entwicklung von Lieferantenbeziehungen
im Netzwerk durch die OEMs gelegt. Im Sinne des „gemäßigten Voluntarismus“ wird OEMs
die Möglichkeit zugesprochen, die Entwicklung der Lieferantenbeziehungen bzw. Lieferan-
tennetzwerke in eine Richtung bewusst steuern zu können. Zunächst wurden hierzu Kompe-
tenzen, wie z.B. die Metakompetenz Netzwerkkompetenz der OEMs, als Voraussetzungen
skizziert. Die konfigurationale Logik liefert die Erklärung, wie die Entwicklung der Lieferan-
tenbeziehungen zu verstehen ist. Ebenso wurde herausgearbeitet, dass ein Zusammenspiel der
Kraftkomponenten der Teleologie, der Dialektik und der Evolution der realen Dynamik der
Lieferantenbeziehungen der OEMs am nächsten kommt. Somit wurde ein Erklärungsbeitrag,
wodurch sich OEM-Lieferantenbeziehungen im Netzwerk entwickeln, geleistet. Letztlich
wurde ein Managementsystem aufgestellt, das Funktionen und zentrale Ziele des Lieferan-
tenmanagements bzw. der Entwicklung von Lieferantenbeziehungen im Netzwerk integriert.
Schlussbetrachtung 197
Als Ziele der OEMs konnten Innovations- und Kostenoptimierungsziele, risikobezogene Ziele
und zentral die Entwicklung von Lieferantenbeziehungen identifiziert werden. Die Funktionen
des Systems stellen die Konfiguration, die Integration, die Koordination und die Evaluation
dar.
(2) Ausblick
(a) Implikationen der Forschungsarbeit für die Praxis: Zielsetzung der Auseinandersetzung
mit der Thematik des Lieferantenmanagements war es, einen Beitrag zu Bewältigung der
Herausforderungen der Automobilhersteller zu liefern. Durch die umfassende theoretische
Fundierung zentraler Aspekte, wie der Entwicklung der Beziehungen im Netzwerk, wird dem
Management eine Grundlage vorgelegt, sich konstruktiv kritisch mit der jeweils spezifischen
Situation des Lieferantemanagements auseinanderzusetzen. Bezugnehmend auf die bis hierhin
geführten Untersuchungen werden drei zentrale Implikationen für die Praxis erörtert:
Abgleich der Beschaffungsaufgaben mit den Organisationsoptionen: Durch die vorliegen-
de Arbeit wurde die Breite der Arten von Beschaffungsaufgaben aufgezeigt. Mit zuneh-
mender OEM-spezifischer Individualisierung der Aufgabe, z.B. durch exklusive marken-
prägende Teile, steigt der Grad an Komplexität und Wertigkeit. Zentrale Komplexitätstrei-
ber für OEMs sind technische Innovationen. Um diesen komplexeren Aufgaben Rechnung
zu tragen, sind funktions- und organisationsübergreifende Organisationsformen vorteilhaft,
die Funktionen wie z.B. FuE und Beschaffung sowohl von OEMs als auch Lieferanten ein-
schließen. Es wurden modul- und prozessorientierte interfunktionale Formen vorgeschla-
gen, die Integrationspotenziale für Lieferanten bieten. Der entwickelte Rahmen dient dem
Management der OEMs zum Abgleich der Organisationsoptionen und der spezifischen Be-
schaffungsaufgaben.
Erweiterung des Blickfelds um neue Modelle der Marktteilnehmer: Das traditionelle Ver-
ständnis eines Lieferantenmanagements setzt sich mit den Beziehungen zu Lieferanten
klassischer Ausprägung, wie z.B. Teile- und Systemlieferanten oder Entwicklungsdienst-
leistern, auseinander. Das Blickfeld des Managements muss sich jedoch erweitern. Verti-
198 Schlussbetrachtung
kale, horizontale als auch laterale Kooperationen zwischen OEMs, Lieferanten und Unter-
nehmen aus weiteren Branchen werden gängig. Lieferanten und OEMs definieren ihr
Kompetenzspektrum um und/oder zielen auf neue Kundengruppen. Lieferbeziehungen
zwischen allen Marktteilnehmern und in alle Richtungen werden möglich. Als Anreiz zur
Auseinandersetzung mit dieser Thematik in der Praxis der OEMs hat das Aufzeigen der
neuen und potenziellen Modelle „Allrounder“, „Marken-OEMs“ und „Marken-
Lieferanten“ gedient.
Rahmen für eine zielgerichtete Entwicklung von Lieferantenbeziehungen: Für ein realitäts-
nahes Lieferantenmanagement in Netzwerken wird der „gemäßigte Voluntarismus“ propa-
giert. Das Management der OEMs sollte nicht dem Glauben erliegen, dass die Komplexität
im Netzwerk durch prädeterministische Gesetzmäßigkeiten erfasst werden kann. Logik und
Dynamik der Entwicklungen wurden unter Einbeziehung der Charakteristika der OEM-
Lieferantenbeziehungen im Netzwerk theoretisch aufgearbeitet. Die vorliegende Arbeit
schlägt dem verantwortlichen Management einen Rahmen vor, der diese Erkenntnisse in-
tegriert und mit einem praxisrelevanten Managementsystem verknüpft. Für den Systemvor-
schlag wurden Ziele herausgearbeitet, die das Lieferantenmanagement der OEMs leiten.
Die Funktionen sind die „Mittel“, um die Ziele umzusetzen. Der Vorschlag soll das OEM-
Management anregen, die Dynamik der Lieferantenbeziehungsentwicklung und das eigene
Lieferantenmanagementsystem zu reflektieren.
Enhanced Networks: Die Rolle der Endkunden für das Innovationsmanagement und die
Folgen für das Lieferantenmanagement wurden in dieser Arbeit aufgegriffen. Dabei wurde
herausgearbeitet, in welchen Situationen es vorteilhaft erscheint, dass Endkunden als „Co-
Creator“, Lieferanten und OEMs in „Enhanced Networks“ zusammenarbeiten. Insbesonde-
re die Kundenintegration in der Ideenfindungsphase verschafft einen Mehrwert. Für wei-
terführende Forschungsarbeiten bieten sich hier Anknüpfungspunkte, z.B. die Herausarbei-
tung von Organisationsformen, von Prozessgestaltungsansätzen und von Steuerungsme-
chanismen in „Enhanced Networks“ für OEMs. Zusätzliche Fokussierungsoptionen gibt es
sowohl bei Endkunden (z.B. Alterung westlicher Gesellschaften) als auch bei Lieferanten
(z.B. Entwicklung der Innovationspotenziale), um wissenschaftliche Unterstützung für das
Innovations- und Lieferantenmanagement der OEMs zu leisten
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