Tunnelbau
2020
Kompendium der Tunnelbautechnologie
Planungshilfe für den Tunnelbau
© 2020 Wilhelm Ernst & Sohn, Verlag für Architektur und technische
Wissenschaften GmbH & Co. KG, Rotherstraße 21, 10245 Berlin, Germany
V
Inhalt
Vorwort
Autorenverzeichnis
Geotechnische Untersuchungen
I. Tunnelausbruch mit veränderlichen Abfalleigenschaften –
Umgang mit pyrithaltigen Erdmassen im Projekt Stuttgart–Ulm . 1
Jörg-Rainer Müller, Thomas Mußotter, Katrin Schumacher
1 Die TVM-Tunnel der Neubaustrecke Wendlingen–Ulm 2
2 Herausforderung der Verwertung bzw. Beseitigung chemisch
veränderlicher Tunnelausbruchmassen 4
3 Sulfatentstehung und Freisetzung durch Pyritoxidation 6
4 Verwertungsmöglichkeiten des veränderlichen
Tunnelausbruchmaterials 8
5 Der Pyriterlass 8
6 Verwertung in Verwertungsstellen nach Pyriterlass 17
7 Verwertung direkt im Projektgebiet nach Pyriterlass 19
8 Verwertung in der keramischen Industrie 21
9 Vor dem Pyriterlass verwertetes pyrithaltiges
Tunnelausbruchmaterial 22
10 Zusammenfassung 22
VI
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Inhalt
Digitalisierung im Tunnelbau
I. BIM im Untertagebau – Gedanken zur DAUB-Empfehlung . . . . . . 57
Stefan Franz, Heinz Ehrbar, Thorsten Weiner, Markus Scheffer
1 Einleitung 57
2 Struktur der DAUB-Empfehlung 58
3 Anwendungsfälle im Detail 74
4 Fazit 76
VIII
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Inhalt
X
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Inhalt
Praxisbeispiele
I. Tunnelbau im Schwarzjura – Besondere Herausforderungen
beim Vortrieb des Albvorlandtunnels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203
Jens Hallfeldt, Michael Frahm, Dieter Kirschke, Andreas Groten
1 Einführung 203
2 Geologische Formation Schwarzjura 206
3 Vortriebe in Spritzbetonbauweise 208
4 Vortriebe in maschineller Bauweise 216
5 Verwertung und Entsorgung des Tunnelausbruchmaterials 231
Tunnelbaubedarf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267
Inserentenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281
XII
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Autorenverzeichnis
Prof. Dr.-Ing. Frank Dehn, Karlsruher Institut für Technologie (KIT),
Kaiserstr. 12, 76131 Karlsruhe
Dr.-Ing. Michael Eckl, EDR GmbH, Dillwächterstr. 5, 80686 München
Dipl.-Ing. Heinz Ehrbar, DB Netz AG, Theodor-Heuss-Allee 7,
60486 Frankfurt am Main
Dipl.-Ing. Matthias Florax, PFA 1.5, DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH,
Schlegelstr. 6, 71229 Leonberg
Dipl.-Ing. Michael Frahm M. Eng, LL.M, DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH,
Räpplenstr. 17, 70191 Stuttgart
Dr.-Ing. Stefan Franz, DEGES Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und
-bau GmbH, Zimmerstr. 54, 10117 Berlin
Dipl.-Ing. Wolf-Dieter Friebel, Bundesministerium für Verkehr und digitale
Infrastruktur (BMVI), Robert-Schuman-Platz 1, 53175 Bonn
Dr.-Ing. Andreas Groten, Implenia Construction GmbH, Infrastructure
– Tunnelling & Civil Engineering D/Sk, Projekt Albvorlandtunnel –
Los 2, Nürtinger Str. 50, 73240 Wendlingen am Neckar
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. mont. Robert Galler, Lehrstuhl für Subsurface
Engineering, Montan Universität Leoben, Erzherzog-Johann-Str. 3/III,
A-8700 Leoben
Dr. Daniela Garroux G. de Oliveira, Herrenknecht AG, Schlehenweg 2,
77963 Schwanau
Dipl.-Ing. Jens Hallfeldt, DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH, Räpplenstr. 17,
70191 Stuttgart
Dr.-Ing. Anna-Lena Hammer, Lehrstuhl für Tunnelbau, Leitungsbau und
Baubetrieb, Ruhr-Universität Bochum, Universitätsstr. 150,
44801 Bochum
Dipl.-Ing. Niklas Hirche, Alfred Kunz Untertagebau, Frankfurter Ring 213,
80807 München
M. Eng. Peter Hoffmann, Lehrstuhl für Tunnelbau, Leitungsbau und
Baubetrieb, Ruhr-Universität Bochum, Universitätsstr. 150,
44801 Bochum
Dipl.-Ing. Reinhard Huber, Müller + Hereth Ingenieurbüro für Tunnel- und
Felsbau GmbH, Laufener Str. 16, 83395 Freilassing
XIV
Autorenverzeichnis
XV
Autorenverzeichnis
XVI
Geotechnische Untersuchungen
I. Tunnelausbruch mit veränderlichen Abfall
eigenschaften – Umgang mit pyrithaltigen
Erdmassen im Projekt Stuttgart–Ulm
Jörg-Rainer Müller, Thomas Mußotter, Katrin Schumacher
Die Neubaustrecke Wendlingen–Ulm mit einer Streckenlänge von ca. 60 km
wird rund zur Hälfte in Tunneln geführt und zu einem Großteil mit der Tunnelvor-
triebsmaschine (TVM) aufgefahren. Während der Bauausführung wurde festge-
stellt, dass der Sulfatgehalt des Tunnelausbruchmaterials zwischen Ausbruch
und Ablagerung durch Pyrit-Oxidation zunimmt. Daher wurden mit den Behör-
den und allen anderen Beteiligten für die Entsorgung des Tunnelausbruchma-
terials verschiedene Lösungen wie die Verwertung im Projektgebiet sowie in der
keramischen Industrie entwickelt. Mit dem Ziel, trotz der zeitlichen Veränder-
lichkeit des Sulfatgehalts eine Ablagerung der Tunnelausbruchmassen auf Ver-
wertungsstellen gemäß Erstdeklaration zu ermöglichen, wurde zusätzlich vom
Umweltministerium von Baden-Württemberg am 7. April 2017 der sogenannte
Pyriterlass veröffentlicht. Damit wurde in Abstimmung mit dem Umweltminis-
terium Baden-Württemberg ein Weg für die fachlich und rechtlich sinnvolle und
sichere Bewertung von als Abfall eingestuftem Bodenmaterial mit veränderli-
chen Eigenschaften (Sulfat) geschaffen. Beim Bau des Boßlertunnels sowie des
Albvorlandtunnels konnten umfangreiche Erfahrungen bei der Umsetzung des
Pyriterlasses und der Ausweitung auf andere veränderliche Parameter sowie bei
der Verwertung im Projektgebiet gesammelt werden.
Tunnel spoil with changeable waste properties – dealing with earth
masses containing pyrite on the Stuttgart–Ulm project
About half of the new line from Wendlingen to Ulm with a length of about
60 km will run in tunnels, which are mostly being bored with tunnel boring
machines (TBM). During construction, it was discovered that the sulphate
content of the material excavated from the tunnel increases between excava-
tion and deposition due to pyrite oxidation. Therefore, various solutions were
developed with the authorities and all other involved parties for the disposal
Tunnelbau 2020, Herausgegeben von der DGGT, Deutsche Gesellschaft für Geotechnik e. V.
© 2020 Ernst & Sohn GmbH & Co. KG. Published 2020 by Ernst & Sohn GmbH & Co. KG.
1
Geotechnische Untersuchungen
of the tunnel spoil like reuse in the project area and in the ceramics industry.
Furthermore, the so-called pyrite decree was published by the environment
ministry of Baden-Württemberg on 7 April 2017 with the objective of enabling
the deposition of tunnel spoil at reuse sites in accordance with an initial decla-
ration despite the temporal changeability of the sulphate content. Thus, a way
was found in agreement with the environment ministry of Baden-Württem-
berg for the proper and legally sensible and safe recycling of the soil material
classified as waste with changeable properties (sulphate content). For the con-
struction of the Boßler Tunnel and the Albvorland Tunnel, extensive experience
could be gained with the implementation of the pyrite decree and its extension
to other changeable parameters as well as reuse within the project area.
2
I. Tunnelausbruch mit veränderlichen Abfalleigenschaften
3
Geotechnische Untersuchungen
4
I. Tunnelausbruch mit veränderlichen Abfalleigenschaften
5
Geotechnische Untersuchungen
6
I. Tunnelausbruch mit veränderlichen Abfalleigenschaften
7
Geotechnische Untersuchungen
des Schutzes der Leitungen und Armaturen vor Korrosion als auch
auf der Thematik der Geschmacksbeeinflussung.
5 Der Pyriterlass
Grundlage für den Pyriterlass des Umweltministeriums Baden-Würt-
temberg war dabei ein von der ICP erstelltes Gutachten über die
Randbedingungen und Auswirkungen der Verwertung von pyrithal-
tigem Material aus dem Tunnelbau der Neubaustrecke Wendlingen–
Ulm [4]. Die wesentlichen Inhalte des Gutachtens werden im Folgen-
den zusammenfassend dargestellt.
8
I. Tunnelausbruch mit veränderlichen Abfalleigenschaften
5.1 Voraussetzungen
5.2 Vergleichsbetrachtungen
Für eine Grundwasserbeeinträchtigung durch Eintrag eines Stoffs in
das Grundwasser ist in erster Linie die Menge der gelösten Stoffe
in dem in das Schutzgut Grundwasser übertretenden Wassers von
Bedeutung. Die Fracht (Menge pro Zeiteinheit) setzt sich aus dem
Produkt aus Wassermenge und Konzentration des Wasserinhalts-
stoffs zusammen. Eine vergleichende Frachtenberechnung bezüglich
des Sulfataustrags aus dem eingebauten Körper kann vereinfacht über
die Grundwasserneubildungsrate bzw. das Darcy´sche Gesetz durch-
geführt werden. Maßgebliche Faktoren sind dabei die Durchlässigkeit
und die Sulfatkonzentration (Bild 5).
Geringe Konzentrationen bedeuten auch geringe Frachten. Hingegen
bedeutet eine Durchlässigkeit von 10–5 m/s eine exponentiell höhere
Sulfatfracht gegenüber einer Durchlässigkeit von 10–10 m/s.
Legt man eine Verwertungsstelle mit zulässigen Sulfatkonzentrationen
von 50 mg/l (Z0) zugrunde, ergibt sich für eine durchschnittliche Durch-
lässigkeit kf ≈ 1 · 10–5 m/s und eine durchschnittliche Niederschlagsmen-
ge die im Folgenden exemplarisch ermittelte zulässige Sulfatfracht.
11
Geotechnische Untersuchungen
12
I. Tunnelausbruch mit veränderlichen Abfalleigenschaften
13
Geotechnische Untersuchungen
15
Geotechnische Untersuchungen
18
I. Tunnelausbruch mit veränderlichen Abfalleigenschaften
19
Geotechnische Untersuchungen
10 Zusammenfassung
Die neuen Verwertungslösungen nach Pyriterlass im Projektgebiet
bzw. in der keramischen Industrie konnten durch die kooperative
Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten (Auftragnehmer, Verwer-
22
I. Tunnelausbruch mit veränderlichen Abfalleigenschaften
Literatur
[1] www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de
[2] Verwaltungsvorschrift des Umweltministeriums für die Verwertung von
als Abfall eingestuftem Bodenmaterial; http://gaa.baden-wuerttemberg.
de/servlet/is/16033/4_2_8.pdf [Zugriff 4.6.2019].
[3] Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württem-
berg (2017) Verwertung von pyrithaltigem Bodenaushubmassen in Verfül-
lungen und Abgrabungen – Pyriterlass. 7. April 2017.
[4] ICP Karlsruhe (2017) Gutachterliche Stellungnahme über Randbedingun-
gen und Auswirkungen der Verwertung von pyrithaltigem Material aus dem
Tunnelbau der Neubaustrecke Stuttgart–Ulm. 22. März 2017.
24
Konventioneller bergmännischer
Tunnelbau
I. Injektionen zur Abdichtung von klüftigem Fels
in der Umgebung der Tunnelröhren für das
Bahnprojekt Stuttgart – Ulm
Martin Wittke, Walter Wittke, Dieter Schmitt, Günter Osthoff
Etwa 17 km der für das Bahnprojekt Stuttgart–Ulm im Stadtgebiet von Stutt-
gart aufgefahrenen Tunnel liegen im Einflussbereich des anhydritführenden
Gebirges. Die Tunnel werden sowohl in Spritzbetonbauweise als auch mit ei-
ner Tunnelvortriebsmaschine (TVM) mit einem einschaligen Tübbingausbau
aufgefahren. Die Planung und Ausführung der Tunnelbauten werden von
der WBI GmbH durchgeführt. Ein wesentliches Element für den erfolgreichen
Bau der Tunnel bilden Abdichtungsinjektionen, mit denen die durch die Vor-
triebsarbeiten entstandene Auflockerungszone abgedichtet werden soll. Der
Beitrag beinhaltet eine kurze Baugrundbeschreibung sowie Erläuterungen zu
Planungsvorgaben und die Wahl des Injektionsguts für die Abdichtungsinjek-
tionen. Weiterhin wird über die Bauausführung, die Bauüberwachung und die
Ergebnisse der Injektionen berichtet. Mit der Maßnahme konnte das für die
Tunnel nach Ober- und Untertürkheim erforderliche Abdichtungsziel von 10–8
bis 10–9 m/s erreicht werden.
Grouting for sealing of jointed rocks in the vicinity of the tunnels of the
railway project Stuttgart–Ulm
Approx. 17 km of the tunnels for the large-scale railway project Stuttgart – Ulm
are located in the area of influence of anhydrite bearing rocks. The tunnels are
constructed by drill and blast as well as by a TBM with a segmental lining. De-
sign and construction of the tunnel sections in the swelling rocks are and have
been carried out on the basis of long-term research and development works
conducted by WBI. Of special importance for successful tunneling in swelling
rocks are grouting works in order to seal the loosened zone around the tunnels
resulting from heading works. In the given paper the project and the relevant
Tunnelbau 2020, Herausgegeben von der DGGT, Deutsche Gesellschaft für Geotechnik e. V.
© 2020 Ernst & Sohn GmbH & Co. KG. Published 2020 by Ernst & Sohn GmbH & Co. KG.
25
Konventioneller bergmännischer Tunnelbau
ground conditions are outlined. On this basis the design of the grouting works
and the background for the selection of the adequate materials for grouting
are explained. Furthermore, the execution and supervision of the works as well
as the results of grouting are described. The grouting works have been success-
ful and the target value for the permeability of 10-8 to 10-9 m/s, relevant for the
tunnels to Ober- and Untertürkheim has been achieved.
1 Aufgabenstellung
Für das Bahnprojekt Stuttgart–Ulm müssen 58,8 km Tunnel im Stadt-
gebiet von Stuttgart aufgefahren werden. Über eine Länge von etwa
17 km liegen diese Tunnel im Einflussbereich des anhydritführenden
Gipskeupers (Bild 1). Die Tunnel vom neuen Hauptbahnhof nach Feu-
erbach, Bad Cannstatt und nach Ober- und Untertürkheim werden in
Spritzbetonbauweise errichtet. Die Vortriebsarbeiten in den anhydrit-
führenden Bereichen sind in all diesen Tunneln erfolgreich abgeschlos-
sen. Derzeit erfolgt der Einbau der Innenschalen. Der Fildertunnel wird
sowohl konventionell in Spritzbetonbauweise als auch mit einer Tun-
nelvortriebsmaschine (TVM) mit einschaligem Tübbingausbau aufge-
fahren. Auch hier sind die konventionellen Vortriebe im Anhydrit been-
det und der Einbau der Innenschalen hat begonnen. Derzeit erfolgt die
vierte Schildfahrt, die im Jahr 2019 abgeschlossen werden wird [1–4].
Die Planung und Ausführung der Tunnelbauten im Anhydrit erfolgen
auf der Grundlage langjähriger Forschungs- und Entwicklungsarbeit,
die von der WBI GmbH durchgeführt und in einschlägigen Veröffent-
lichungen publiziert wurde [3, 5–11].
Ein wesentliches Element für den erfolgreichen Bau der Tunnel bilden
Abdichtungsinjektionen, mit denen die durch die Vortriebsarbeiten
entstandene Auflockerungszone in der Umgebung der Tunnelröhren
abgedichtet werden soll, um Wasserzutritte in das anhydritführende
Gebirge langfristig zu unterbinden oder zumindest zu verringern.
Im vorliegenden Beitrag werden die aus der Planung resultierenden
Vorgaben für die Injektionen erläutert. Außerdem werden die Gründe
für die Wahl des Injektionsmittels vorgestellt und über die Bauaus-
führung, -überwachung und die Überprüfung des Injektionserfolgs
berichtet.
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Konventioneller bergmännischer Tunnelbau
2 Unausgelaugter Gipskeuper
Ausführliche Informationen über die Eigenschaften der verschiede-
nen Schichtglieder im Stuttgarter Baugrund sind in [12–16] enthal-
ten. Im vorliegenden Beitrag werden nur im Hinblick auf die Injek-
tionen wesentliche Eigenschaften des unausgelaugten Gipskeupers
beschrieben.
Der Gipskeuper ist ein sulfatführendes Tongestein. Er tritt im Stutt-
garter Baugrund in drei Formen in Erscheinung [16]. Im Ausgangs-
zustand handelt es sich um Tonsteine, in die Anhydrit (CaSO4) in
Lagen, fein verteilt oder in Knollen eingelagert ist (Bild 2). Der Fels
ist im Stuttgarter Raum meist horizontal geschichtet und vertikal
geklüftet. Lediglich in der Nähe von Störzonen oder als Folge von
Auslaugungs- oder Quellerscheinungen sind auch geneigte Schicht-
flächen zu erwarten.
Aufgrund von Erfahrungen kann man davon ausgehen, dass die
schichtparallelen Trennflächen, die eine gewisse Öffnungsweite auf-
weisen und somit für eine Sickerströmung durchgängig sind, einen
mittleren Abstand von ca. 10 cm besitzen. Die Klüfte setzen sich häu-
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Konventioneller bergmännischer Tunnelbau
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Konventioneller bergmännischer Tunnelbau
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Konventioneller bergmännischer Tunnelbau
Geht man davon aus, dass die mittleren Öffnungsweiten der schicht-
parallelen Trennflächen und der vertikalen Klüfte gleich groß sind,
ergeben sich unter Annahme des größeren Trennflächenabstands
Durchlässigkeitsbeiwerte für eine vertikale Trennflächenschar von
–– kf,Kluft ≈ 6 ∙ 10–10 m/s für Grundgipsschichten, Dunkelroten
Mergel, Mittleren Gipshorizont, Estherienschichten bzw.
–– kf,Kluft ≈ 5 ∙ 10–9 m/s für Bochinger Horizont und Bleiglanzbank.
Tatsächlich dürfte die Durchlässigkeit des Felses in vertikaler Richtung,
wie die nachstehende Betrachtung zeigt, zumindest für die Grundgips-
schichten, die Dunkelroten Mergel, den Mittleren Gipshorizont und die
Estherienschichten im Ausgangszustand noch geringer sein.
Mit den vier Tunnelröhren nach Ober- und Untertürkheim wurde der
Neckar unterfahren. Die Firste der beiden oben liegenden Tunnel der
Achsen 61 nach Obertürkheim und 713 nach Untertürkheim haben
in diesem Bereich einen Abstand vom Wasserspiegel des Neckars
von 12,5 m (Bild 4) [11]. Die Felsüberdeckung zwischen Tunnelfirste
und Lockergestein unterhalb des Neckarbetts beträgt ca. 6,5 m. Das
Gefälle für die Sickerströmung des dadurch dem Tunnel zusickernden
Wassers beträgt ca. i = 1. Eine einfache Berechnung zeigt, dass dem
Tunnel bei Annahme einer Wasserdurchlässigkeit des Felses von 10–8
bzw. 10–9 m/s Wassermengen von 1.500 bzw. 150 l am Tag hätten
zufließen müssen. Tatsächlich war der Tunnel aber beim Vortrieb
trocken. Mit der Annahme eines Wasserdurchlässigkeitsbeiwerts von
kf,v = 10–10 m/s würden dem Tunnel etwa 15 l Wasser pro Tag zuflie-
ßen (Bild 4). Eine solche Menge könnte u. U. verdunstet sein und wür-
de den Tunnel trotzdem trocken aussehen lassen. Die Wasserdurch-
lässigkeit des ungestörten unausgelaugten Gipshorizonts in vertikaler
Richtung dürfte daher kf,v ≤ 10–10 m/s betragen.
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Konventioneller bergmännischer Tunnelbau
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Konventioneller bergmännischer Tunnelbau
38
I. Injektionen zur Abdichtung von klüftigem Fels in der Umgebung der Tunnelröhren
dass sich die Durchlässigkeit am Übergang von der Ulme zur Firste und
am Übergang von der Ulme zur Sohle deutlich vergrößert. Rechnerisch
ergeben sich Durchlässigkeitsbeiwerte von max. 10–3 m/s, die sieben
Zehnerpotenzen größer sind als der Ausgangswert. Die Zone, in der
sich die vertikale Durchlässigkeit im Vergleich zum Ausgangszustand
nennenswert erhöht, reicht ca. 2 bis 3 m in den Fels. Dieser Bereich
muss durch Injektionen abgedichtet werden, wenn er, wie im vorgestell-
ten Fall, eine Verbindung zu wasserführendem Gebirge besitzt.
Dementsprechend werden bei den Tunneln des Projekts Stuttgart
21 umfangreiche Injektionen durchgeführt (Bild 7). Die Länge und
die Verteilung der Injektionsbohrungen werden in Abhängigkeit von
den jeweiligen Randbedingungen gewählt. Für das hier dargestellte
Beispiel wurden 4 m lange Injektionsbohrungen in der oberen Quer-
schnittshälfte ausgeführt (s. Abschnitt 5).
An den Übergängen von den sogenannten wasserführenden Berei-
chen, in denen die Auflockerungszone in der Nähe von wasserfüh-
renden Schichten liegt, zu den trockenen Bereichen, in denen die
Tunnel einen ausreichend großen Abstand zu wasserführenden Ge-
birgsabschnitten besitzen, werden zusätzlich Dammringe angeordnet
(Bild 7). Dazu wird nach Abschluss der Vortriebsarbeiten jeweils ein
39
Konventioneller bergmännischer Tunnelbau
ca. 5 m langer und ca. 1 m tiefer Gebirgsring ausgefräst und durch
lagenweise aufgebrachten Stahlfaserspritzbeton ersetzt [12, 13]. Im
Anschluss erfolgen auch hier Abdichtungsinjektionen über radiale
Bohrungen.
Für die Tunnel nach Ober- und Untertürkheim sind insgesamt 28
Dammringe hergestellt worden (Bild 8). Wie Bild 6b zeigt, wird ein
großer Teil der Auflockerungszone durch den Stahlfaserspritzbeton
des Dammrings ersetzt. Außerdem wird durch den Dammring auch
die sprengbedingte Auflockerungszone, die erfahrungsgemäß nur we-
nige Dezimeter in das Gebirge reicht, durch Spritzbeton ausgetauscht.
40
I. Injektionen zur Abdichtung von klüftigem Fels in der Umgebung der Tunnelröhren
43
Konventioneller bergmännischer Tunnelbau
44
I. Injektionen zur Abdichtung von klüftigem Fels in der Umgebung der Tunnelröhren
Bild 11. Packerstellungen
45
Konventioneller bergmännischer Tunnelbau
Tabelle 1. Bereiche 62-V, 62-VE, 62-IV, 62-III und 61-IV, Ergebnisse der Injektionen
q* = q/d
Injektionsgutaufnahme q
(Fels und Spritzbeton) [l/m]
Querschnitte Reihe
Im
61-IV 62-III 62-IV 62-V 62-VE
Mittel
47
Konventioneller bergmännischer Tunnelbau
48
I. Injektionen zur Abdichtung von klüftigem Fels in der Umgebung der Tunnelröhren
50
I. Injektionen zur Abdichtung von klüftigem Fels in der Umgebung der Tunnelröhren
Bild 17. Ergebnisse der Abpressversuche für die Tunnel nach Feuerbach und
Bad Cannstatt, Stand März 2019
7 Zusammenfassung
Für das Bahnprojekt Stuttgart–Ulm werden ca. 17 km Tunnel im
anhydritführenden unausgelaugten Gipskeuper gebaut. Die Planung
und Ausführung der Tunnelbauten erfolgten auf der Grundlage
langjähriger Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, die in der WBI
GmbH durchgeführt wurden. Wesentlich für den erfolgreichen Tun-
nelbau im quellfähigen Gebirge ist, Wasserzutritte in das anhydrit-
führende Gebirge möglichst zu verhindern bzw. zu minimieren. Aus
diesem Grund werden für das Projekt umfangreiche Injektionsarbei-
ten durchgeführt.
Insgesamt werden Acrylatgel und Polyurethan über mehr als 600 km
Bohrungen in den Fels und den Spritzbeton des Tunnels eingebracht.
Damit werden die durch den Tunnelbau bedingte Auflockerungszone,
die hier ca. 2 bis 3 m in das Gebirge reicht, die Kontaktzone zwischen
Spritzbeton und Fels sowie der Spritzbeton abgedichtet. Die Anord-
nung und Länge der Injektionsbohrungen und das Einpressmittel
werden von Fall zu Fall basierend auf den Erkenntnissen der Bau-
51
Konventioneller bergmännischer Tunnelbau
Danksagung
Wir freuen uns, dass es durch den Einsatz moderner und innovativer
Planungs- und Baumethoden gelingt, die vortriebsbedingte Auflocke-
rungszone erfolgreich abzudichten und möchten uns bei den beteilig-
ten Bauarbeitsgemeinschaften und deren Subunternehmern für die
erfolgreiche und gute Zusammenarbeit bedanken.
–– Arge ATCOST 21 und DMI für die Tunnel nach Ober- und Unter-
türkheim und den Fildertunnel,
–– Arge ATC und BeMo für die Tunnel nach Bad Cannstatt,
–– Arge ATF und Renesco für die Tunnel nach Feuerbach.
Literatur
[1] Wittke, M., Breidenstein, M. (2015) Großprojekt Stuttgart–Ulm: Der Fil-
dertunnel – Erfahrungen und Ausblick mit der kombinierten Bauweise
mittels Spritzbeton und Tunnelvortriebsmaschine. STUVA-Tagung, For-
schung + Praxis 46.
[2] Wittke, W., Wittke, M., Osthoff, G., Lienhart, C. (2017) Stuttgart 21 – Mehr
als 15 km Tunnel im Anhydrit: Besondere Maßnahmen zur Beherrschung
der Quellproblematik und Erfahrungen aus der Umsetzung. STUVA-Ta-
gung, Forschung + Praxis 49.
52
I. Injektionen zur Abdichtung von klüftigem Fels in der Umgebung der Tunnelröhren
[3] Wittke, W., Wittke, M., Erichsen, C., Wittke-Gattermann, P. (2017) Stoff-
gesetz, Berechnungsverfahren, felsmechanische Kennwerte und Ausfüh-
rungsstatik für Tunnel im anhydritführenden Gebirge. Vortrag anläss-
lich des 3. Felsmechanik- und Tunnelbautages 2017 im WBI-Center am
11.05.2017. WBI-PRINT 20, Weinheim.
[4] Wittke, M., Osthoff, G., Wittke-Gattermann, P. (2019) Fildertunnel und
Tunnel nach Ober-/Untertürkheim, Maßnahmen für erfolgreiches Bauen
im Anhydrit. Swiss Tunnel Congress Luzern.
[5] Wittke-Gattermann, P. (1998) Verfahren zur Berechnung von Tunnels in
quellfähigem Gebirge und Kalibrierung an einem Versuchsbauwerk. WBI-
PRINT 1, Verlag Glückauf, Essen.
[6] Wittke, M. (2003) Begrenzung der Quelldrücke durch Selbstabdichtung
beim Tunnelbau im anhydritführenden Gebirge. WBI-PRINT 13, Verlag
Glückauf, Essen.
[7] Wahlen, R. (2009) Validierung eines Berechnungsverfahrens für Tunnelbau-
werke in quellfähigem Gebirge. WBI-PRINT 17, Verlag Glückauf, Essen.
[8] Wittke, W. (2014) Rock Mechanics based on an Anisotropic Jointed Rock
Model (AJRM), Ernst & Sohn, Berlin.
[9] Wittke, W., Wittke, M., Wahlen, R. (2004) Zum Quellgesetz für den anhydrit-
führenden, unausgelaugten Gipskeuper. Geotechnik 27 (2), 112–117.
[10] Wittke, M. (2016) Knautschzone versus U-Profil im quellfähigen
Gipskeuper. Vortrag anlässlich des 2. Felsmechaniktages im WBI-Center
am 13.04.2016. WBI-PRINT 19, Weinheim.
[11] Wittke, W., Wittke-Gattermann, P., Boettcher, A. (2018) Bemessung und
Bewehrung der Stahlbetoninnenschalen im anhydritführenden Gebirge.
Vortrag anlässlich des 4. Felsmechanik- und Tunnelbautages im WBI-Cen-
ter am 07.06.2018. WBI-PRINT 21, Weinheim.
[12] WBI GmbH (2015) Felsmechanische Fragestellungen beim Bahnprojekt
Stuttgart–Ulm. Vorträge anlässlich des Felsmechaniktages im WBI-Center
am 16.04.2015. WBI-PRINT 18, Weinheim.
[13] WBI GmbH (2016) Felsmechanische Fragestellungen beim Bahnprojekt
Stuttgart–Ulm. Vorträge anlässlich des 2. Felsmechaniktages im WBI-Cen-
ter am 13.04.2016. WBI-PRINT 19, Weinheim.
[14] WBI GmbH (2017) Felsmechanische Fragestellungen beim Bahnprojekt
Stuttgart–Ulm und anderer Großprojekte im In- und Ausland. Vorträge
anlässlich des 3. Felsmechaniktages im WBI-Center am 11.05.2017. WBI-
PRINT 20, Weinheim.
[15] WBI GmbH (2018) Felsmechanische Fragestellungen beim Bahnprojekt
Stuttgart–Ulm und anderer Großprojekte im In- und Ausland. Vorträge
anlässlich des 4. Felsmechaniktages im WBI-Center am 07.06.2018. WBI-
PRINT 21, Weinheim.
53
Konventioneller bergmännischer Tunnelbau
54
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Content deleted for legal reasons
Digitalisierung im Tunnelbau
I. BIM im Untertagebau – Gedanken zur
DAUB-Empfehlung
Stefan Franz, Heinz Ehrbar, Thorsten Weiner, Markus Scheffer
Dieser Beitrag will Hintergrundinformationen zur Entstehung und zu den
Intentionen der DAUB-Empfehlung „Digitales Planen, Bauen und Betreiben
von Untertagebauten – BIM im Untertagebau“ liefern. Es wird ein Überblick
über Struktur und Inhalte gegeben, ohne den Anspruch einer Kurzfassung zu
verfolgen. Schwerpunkte werden bei Kernaussagen gesetzt, die aus Sicht der
Autoren Leitgedanken für die weitere Entwicklung sein sollten.
BIM in tunneling – Thoughts on the DAUB-Recommendation
This article aims to provide background information on the origin and inten-
tions of the DAUB-Recommendation “Digital Design, Building and Operation
of Underground Structures – BIM in Tunneling”. An overview of the structure
and the contents is given without pursuing the claim of a short version. The
focus is on core statements, which from the authors’ point of view should be
guiding principles for further development.
1 Einleitung
Schon der lange und geteilte Titel der DAUB-Empfehlung [1] deu-
tet an, dass der Umfang des behandelten Themas keineswegs leicht
in eine lesbare und übersichtliche Empfehlung zu fassen ist. Die
Entscheidung fiel in dem Spannungsfeld, einerseits die Spanne der
berührten Themenkreise über den gesamten Lebenszyklus unserer
langlebigen Bausubstanz anzudeuten und andererseits einen griffigen
Bezug zu dem hier in den Fokus genommenen Bausektor, dem Unter-
tagebau, zu bieten.
Der Begriff BIM (Building Information Modelling), der sich im
Sprachgebrauch etabliert hat, steht heute als Synonym für die Digi-
Tunnelbau 2020, Herausgegeben von der DGGT, Deutsche Gesellschaft für Geotechnik e. V.
© 2020 Ernst & Sohn GmbH & Co. KG. Published 2020 by Ernst & Sohn GmbH & Co. KG.
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Digitalisierung im Tunnelbau
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Digitalisierung im Tunnelbau
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I. BIM im Untertagebau – Gedanken zur DAUB-Empfehlung
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Digitalisierung im Tunnelbau
2.2 BIM-Grundlagen
Im zweiten Abschnitt der Empfehlung werden die für das weitere
Verständnis notwendigen Grundlagen zusammengetragen. Wesent-
lich ist dabei die Grundstruktur, nach der BIM-Projekte organisiert
werden sollten:
–– Definition der projektspezifischen BIM-Ziele
Was soll mit der Anwendung der Methode erreicht werden, wel-
chen Vorteil gibt es?
–– Ableitung der Anwendungsfälle
Wofür sollen die Bauwerksmodelle innerhalb des Projekts
verwendet werden? Anhand welcher konkreten Modellierungen
und Auswertungen soll den Projektbeteiligten ein umfassendes
Verständnis der Planungsaufgabe verschafft werden? Oder welche
Form der Ausführungsdokumentation ist für die Betriebsphase
die geeignetste?
–– Definition der Auftraggeber-Informations-Anforderungen (AIA)
Die AIA stellen quasi die Leistungsbeschreibung oder das Lasten-
heft der BIM-Leistung dar, das WAS. Hier werden die Übergabe-
bedingungen für die auftragnehmerseitig zu erbringende Leistung
festgelegt. Sie nehmen eine Schlüsselfunktion für eine erfolgreiche
Projektabwicklung ein und sind Vertragsgegenstand.
–– Erstellung eines BIM-Abwicklungsplans (BAP)
Im BAP wird im Sinne eines Pflichtenhefts die Ausgestaltung der
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I. BIM im Untertagebau – Gedanken zur DAUB-Empfehlung
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Digitalisierung im Tunnelbau
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Digitalisierung im Tunnelbau
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I. BIM im Untertagebau – Gedanken zur DAUB-Empfehlung
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Digitalisierung im Tunnelbau
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I. BIM im Untertagebau – Gedanken zur DAUB-Empfehlung
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Digitalisierung im Tunnelbau
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Digitalisierung im Tunnelbau
3 Anwendungsfälle im Detail
Die folgenden vier Abschnitte der Empfehlung widmen sich der Aus-
gestaltung von Anwendungsfällen im Untertagebau in den verschie-
denen Projektphasen. Erste Erfahrungen aus pilothaften Modellierun-
gen bzw. Forschungsvorhaben werden vorgestellt und Erkenntnisse
in Form von Hinweisen und Empfehlungen mitgeteilt. Hier wird der
74
I. BIM im Untertagebau – Gedanken zur DAUB-Empfehlung
Kapitel Projektphase/Anwendungsfälle
3. Planungsvorbereitung
3.1 Bestandserfassung
3.2 3D-Baugrundmodellierung
4. Planung
4.1 Planungsvariantenuntersuchung
4.2 Visualisierungen (Öffentlichkeitsarbeit)
4.3 Bemessung/Nachweisführung
4.4 Koordination der Fachgewerke
4.5 Fortschrittskontrolle der Planung
4.6 Erstellung von Entwurfs- und Genehmigungsplänen
4.7 Arbeitssicherheit, Gesundheits- und Umweltschutz
4.8 Planungsfreigabe
4.9 Kostenschätzung und Kostenberechnung
5. Ausführungsvorbereitung
75
Digitalisierung im Tunnelbau
4 Fazit
Entgegen den üblichen Best Practice-Empfehlungen des DAUB ist
„BIM im Untertagebau“ als Beschreibung der aktuell möglichen und
bereits in Projekten umsetzbaren digitalen Methoden zu verstehen. Es
werden vielfach Hinweise auf bei der Anwendung zu beachtende As-
pekte gegeben, die es dem Leser erleichtern sollen, in der neuen Me-
thodik nicht nur Änderungen, sondern auch Chancen zu erkennen.
Für weiterführende Informationen werden Literaturvorschläge im
Anhang der Empfehlung gegeben.
Literatur
[1] DAUB-Empfehlung (2019) Digitales Planen, Bauen und Betreiben von Un-
tertagebauten – BIM im Untertagebau. Deutscher Ausschuss für unterir-
disches Bauen e. V. (Hrsg.), Mai 2019.
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Maschinen und Geräte
I. Schnecken- und Bandförderung beim
maschinellen Tunnelvortrieb
Gerhard Wehrmeyer, Daniela Garroux G. de Oliveira
Erddruckschilde (EPB-Schilde) sind der am häufigsten verwendete Schildtyp
zum Auffahren von Tunneln im maschinellen Tunnelbau. Sie ermöglichen den
Vortrieb von instabilem Boden auch unter dem Grundwasserspiegel, indem
der Stützdruck mit dem Aushubmaterial erzeugt wird. Oft werden diesem
Aushubmaterial Additive beigemischt, um die idealen Stütz- und Förderbe-
dingungen zu erreichen. Bei diesem Abbauprozess spielt der Fluss des Aushub-
materials entlang der Förderschnecke und der Transport mit dem Förderband
eine wichtige Rolle. Da die Aushubmaterialien von Natur aus heterogen sind,
kann das Erreichen einer idealen Aushublogistik bezüglich der Stützdruckre-
gulierung mit dem Schneckenförderer und dem Materialtransport eine große
Herausforderung darstellen. In diesem Beitrag werden die beiden Komponen-
ten Schneckenförderer und Förderband unter Berücksichtigung des Entwurfs-
konzepts und der Betriebslogistik beschrieben.
Screw and belt conveying in mechanized tunnelling
Earth pressure balance (EPB) shields are the most frequently used shield type
to excavate tunnels in mechanized tunnelling. It allows the excavation of un-
stable ground even under the groundwater table by means of holding the face
pressure with the own excavated material. Often, additives are mixed with
this excavated material in order to achieve the ideal support/transportation
conditions. In this tunnelling process, the flow of the support material along
the screw conveyor, in addition to the transport through the conveyor belt
play key role in the tunnel manufacturing logistics. As the excavated ma-
terials are intrinsically heterogeneous, the achievement of ideal excavation
logistics, both by holding the pressure ahead of the shield and the material
transport can be rather challenging. Having their importance in mind, this
article describes and discusses these both components, screw conveyor and
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Maschinen und Geräte
conveyor belt, considering main aspects such as the design concept and op-
eration logistics.
1 Einleitung
Erddruckschilde (EPB-Schilde) verwenden den abgebauten Boden zur
Stützung der Ortsbrust. Mit dem Vorschub des Schilds fällt das Aus-
hubmaterial in die Abbaukammer, von wo aus das Material in die För-
derschnecke gelangt. Die Förderschnecke steuert nach Art eines Aus-
lassventils den Materialfluss und sorgt für den erforderlichen Druck
in der Abbaukammer. Die Reibung entlang der Förderschnecke ist für
das Druckgefälle zwischen der Abbaukammer und dem Schnecken-
abwurf verantwortlich [1]. Idealerweise entsteht ein sogenannter Bo-
denstopfen, der zur Aufrechterhaltung des Stützdrucks notwendig ist.
In einem weiteren Schritt wird das Aushubmaterial über ein Förder-
band aus dem Tunnel transportiert. Danach kann das Material, je
nach Beschaffenheit, entsorgt oder recycelt und wiederverwendet
werden.
Um den Stützdruck vor der Maschine aufrechterhalten und das Ma-
terial effizient transportieren zu können, muss es bestimmte Eigen-
schaften aufweisen. Fehlen diese Eigenschaften, wird das ursprüng-
liche Material mit Additiven wie Wasser, Feinstoffen, Schaum und
Polymeren gemischt, wobei stets eine optimale Konsistenz des Aus-
hubs, d. h. des abgebauten Materials plus Additive, angestrebt wird.
Die Eigenschaften des Aushubs haben einen direkten Einfluss auf
die Effizienz des Abtransports durch die Förderschnecke und das
Förderband.
Die Vorgehensweise beim Lösen des Bodens an der Ortsbrust, beim
Abfördern durch die Förderschnecke unter Aufrechterhaltung des
Stützdrucks und beim späteren Bandtransport ist ein Schlüsselele-
ment beim maschinellen Vortrieb. Verzögerungen können auftreten,
wenn das Fördersystem nicht ebenso effizient arbeitet wie das Ab-
bausystem. Wird dann der Transport des Aushubs nicht optimiert, ist
der Produktionsfortschritt beeinträchtigt.
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Maschinen und Geräte
2 Allgemeine Entwurfskriterien
(1)
mit
DOrtsbrust Tunneldurchmesser [m],
υVortrieb Vortriebsgeschwindigkeit [mm/min],
Θ Auflockerungsfaktor (1,2 – 1,4 – 1,8).
Der Volumenstrom des Aushubmaterials wird durch die Eigenschaf-
ten des Materials beeinflusst, das mit zugegebenem Konditionie-
rungsmittel gemischt wird. Diese Eigenschaften wirken sich nicht nur
auf das Druckgefälle entlang der Förderschnecke und somit direkt
auf die Stützung der Ortsbrust aus, sondern auch auf den Transport
mit einem Förderband. Es könnte sich bspw. ein zu flüssiges Material
entgegen der Förderrichtung bewegen, insbesondere bei einer steilen
negativen Bandneigung. Ein zu steifes Material könnte andererseits
80
I. Schnecken- und Bandförderung beim maschinellen Tunnelvortrieb
81
Maschinen und Geräte
(2)
mit
DSchnecke Durchmesser der Förderschnecke [mm],
n Anzahl der Umdrehungen [min–1],
s Steigung der Schnecke [mm],
ϕ Erzielbarer Füllfaktor.
Der Füllfaktor [-] hängt davon ab, ob die Abbaukammer vollgefüllt ist
oder nicht. Üblicherweise verwendete Füllfaktoren sind:
1 Geschlossener Modus,
0,6 Halboffener Modus,
0,4 Offener Modus.
Der Durchmesser der Förderschnecke DSchnecke wird nach Gl. (3) be-
rechnet:
(3)
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I. Schnecken- und Bandförderung beim maschinellen Tunnelvortrieb
83
Maschinen und Geräte
84
I. Schnecken- und Bandförderung beim maschinellen Tunnelvortrieb
85
Maschinen und Geräte
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Maschinen und Geräte
werden Bandneigungswerte bis 18° für Felsvortriebe und 10 bis 12° für
EPB-Vortriebe mit flüssigerem Aushubmaterial gewählt.
Bild 7 zeigt als weiteres Gestaltungselement die Muldung des Gurts
und den möglichen Schüttwinkel. Die Neigung des Schüttwinkels
hängt ebenfalls vom Fließverhalten des konditionierten Materials
ab. Vor allem gilt es zu vermeiden, dass Material seitlich über die
Gurtmuldung tritt und sich auf dem Transportweg anhäuft und fest-
setzt. Flüssiges Aushubmaterial erzeugt eine geringere Neigung als
Gesteinschips eines Festgesteinsvortriebs. Die Querschnittsform, in
der sich das Material auf dem Förderband anhäuft, liefert außerdem
wertvolle Informationen zum aktuellen Konditionierungszustand des
Abraums. Ein flüssiges Material neigt dazu, sich vollständig ohne Aus-
bildung eines Schüttwinkels flach auf dem Förderband zu verteilen,
während ein steifes oder trockenes Material in einzelnen Klumpen
transportiert wird, da es seine Kohäsionseigenschaften beibehält.
In Bezug auf die Konstruktion des Förderbandsystems kann, je nach
Konfiguration des Startbereichs, eine Ausführung gewählt werden,
das Förderband im Startschacht zur Oberfläche hin ansteigen zu las-
sen (Bild 8a). Eine solche Lösung hat erhebliche wirtschaftliche Vor-
teile, da ein zusätzliches System, wie der Kübelumschlag per Kran
oder ein Vertikalförderer, für den Vertikaltransport des Abraums
(Bild 8b) vermieden wird. Generell können durch den Bandtransport
bis zur Oberfläche mit der Entkopplung des Aushubtransports von
der übrigen Tunnelversorgungslogistik, gerade bei größeren Längen,
hohe Vortriebsgeschwindigkeiten erreicht werden.
Weitere Elemente der Konstruktion eines Fördersystems sind die
Übergabestellen, an denen das Material von einem Band auf ein an-
deres übergeben und die Bandrichtung über eine Umlenkrolle umge-
3.1 Schneckenförderer
Ein typischer Schneckenförderer eines EPB-Schilds besteht aus einer
mittigen Seele und einer Wendel mit Schneckenblättern, die von ei-
nem Schneckenrohr mit einer Länge zwischen 5 und 25 m umschlos-
sen ist und bis zu 150 t Gewicht erreicht. Es existieren auch Ausfüh-
92
I. Schnecken- und Bandförderung beim maschinellen Tunnelvortrieb
93
Maschinen und Geräte
3.2 Bandförderung
Förderbandsysteme werden in Tunnelvortrieben seit mehr als 20 Jah-
ren eingesetzt und kontinuierlich verbessert. An die neuen Heraus-
forderungen der Branche, wie längere Tunnel, größere Maschinen-
durchmesser und damit größere Fördermengen sowie an komplexere
Tunnelausrichtungen mit engen Kurven oder größeren Steigungen,
sind sie mittlerweile angepasst. Förderbänder werden außerdem in
vielen anderen Bereichen vom Bergbau bis zur Lebensmittelindustrie
eingesetzt, was den Technologietransfer zum Tunnelbau erleichtert.
Dabei müssen jedoch die Besonderheiten einer Tunnelbaustelle im
Vergleich zur üblichen Förderbandanwendung berücksichtigt wer-
den. Einer der Hauptunterschiede ist, dass der Tunnelvortrieb voran-
95
Maschinen und Geräte
4 Aushubkontrolle
Maschinelle Tunnelvortriebe müssen das Volumen des Aushubs kon-
trollieren. Eine fehlende ordnungsgemäße Kontrolle des Volumens
99
Maschinen und Geräte
100
I. Schnecken- und Bandförderung beim maschinellen Tunnelvortrieb
101
Maschinen und Geräte
5 Zusammenfassung
Es wurden die zwei Hauptelemente Förderschnecke und Förderband
eines EPB-Vortriebs vorgestellt. Sie sind für den effizienten und kon-
trollierten Transport des Aushubmaterials von der Abbaukammer an
die Oberfläche des Tunnelvortriebs verantwortlich.
Förderschnecke und -band müssen im Kontext des Gesamtsystems
EPB-Vortrieb betrachtet werden. Beide agieren mit vor- und nach-
gelagerten Prozessen. Die Eigenschaften des vom Schneidrad abge-
bauten Bodens und dessen Konditionierung beeinflussen bspw., wie
leistungsfähig die Förderschnecke arbeiten kann oder wie sehr sie
Verschleiß ausgesetzt ist. Wie gut die Auslegung der Förderschnecke
an die Gegebenheiten eines Tunnelbauprojekts angepasst wurde, kann
entscheidend für die Vortriebsleistungen insgesamt sein. Insbesondere
die gegenseitige Abstimmung von Förderschnecke und -band kann sich
positiv oder negativ auf weitere Baustellenabläufe auswirken.
Trotz der hohen Leistungsfähigkeit der aktuellen Systeme und Kom-
ponenten zur Abförderung des abgebauten Bodens bleibt Raum für
Optimierungen und Innovationen. Diese müssen sich an den allge-
mein gestiegenen Anforderungen des maschinellen Tunnelvortriebs,
wie immer größeren Bauwerksquerschnitten, höheren Drücken,
wechselnden geologischen Bedingungen sowie längeren Vortrieben
orientieren.
102
I. Schnecken- und Bandförderung beim maschinellen Tunnelvortrieb
Literatur
[1] Maidl, B., Herrenknecht, M., Maidl, U., Wehrmeyer, G. (2012) Mechanised
shield tunneling. Ernst & Sohn Verlag, Berlin.
[2] Enneking, G., Sonnenschein, M. (2009) Einsatz von Förderbandanlagen
bei EPB-Vortrieben. Schildvortrieb mit Tübbingausbau – Eine umweltscho-
nende, sichere Baumethode. Wissenschaftsstiftung Deutsch-Tschechisches
Institut (WSDTI) (Hrsg.), 106–109.
[3] Oliveira, D. G. G., Diederichs, M. S. (2016) TBM interaction with soil-rock
transitional ground. TAC 2016 Annual Conference, Ottawa.
[4] Oliveira, D. G. G., Diederichs, M. S., Thewes, M., Freimann, S., Aguiar, G.
(2017) EPB conditioning of mixed transitional ground: investigating preli-
minary aspects. ITA-WTC, Bergen.
[5] Wehrmeyer, G. (2000) Zur Kontrolle der geförderten Aushubmassen beim
Tunnelvortrieb mit Flüssigkeitsschilden. Dissertation, Ruhr-Universität Bo-
chum.
103
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Forschung und Entwicklung
I. Petersberg Tunnel: Tunnel-im-Tunnel-Methode –
Pilotprojekt erstmalig mit Oberleitung
Dietmar Mähner, Bodo Tauch, Christine Schardt
Der vorliegende Beitrag befasst sich mit der Erneuerung des Petersberg Tun-
nels. Dabei wurde im Rahmen eines Pilotprojekts erstmalig die Tunnel-im-Tun-
nel-Methode auf einer elektrifizierten Strecke der Bahn angewendet. Das
Tunnelprofil wurde im Rahmen des Vortriebs aufgeweitet. Diese Arbeiten
wurden mithilfe eines Tunnelaufweitungssystems (TAS) durchgeführt. Dabei
musste die bestehende Oberleitung für die Elektrifizierung der Strecke in den
Tunnelvortrieb integriert werden. Nach Ende der Vortriebsarbeiten wurde die
Tunnelinnenschale aus Stahlbeton hergestellt. Mit diesem Projekt wurde das
Spektrum der Tunnelerneuerung erheblich erweitert und kann somit auch bei
anderen Projekten im elektrifizierten Streckennetz eingesetzt werden.
Petersberg Tunnel: Tunnel-in-tunnel-method – Pilot project including
overhead line for the first time
This article deals with the renewal of the Petersberg Tunnel. Within the frame-
work of a pilot project, the tunnel-in-tunnel method was applied for the first
time on an electrified railway line of the Deutsche Bahn. The tunnel profile
was widened in the course of the excavation. This work was carried out with
the help of a tunnel widening system (TAS). The existing overhead line for the
electrification of the line had to be integrated into the tunnel excavation pro-
cedure. After completion of the tunnelling work, the inner lining of the tunnel
was constructed with reinforced concrete. With this project, the range of tunnel
renewal methods was significantly extended and can therefore also be used
for other projects in the electrified railway network.
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Forschung und Entwicklung
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Forschung und Entwicklung
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I. Petersberg Tunnel: Tunnel-im-Tunnel-Methode
3 Bauphasen
Vor Beginn der Baumaßnahme wurde die Strecke im Bereich des
Petersberg Tunnels zweigleisig befahren. Im Rahmen einer vierwöchi-
gen Sperrung der Strecke im Mai 2017 wurden zuerst die Oberleitung,
die Schienen und der Oberbau im Tunnel demontiert. Daran schloss
sich der Einbau der Hilfsfundamente für das Tunnelaufweitungssys-
tem (TAS) sowie der Aufbau der Schutzeinhausung an. Danach wurde
die Schutzeinhausung mit einem speziellen Fahrzeug in den Tunnel in
einzelnen Elementen eingefahren. An diese Schutzeinhausung wurde
für die Bauzeit eine Deckenstromschiene installiert. Weiterhin wurde
das Gleisbett mit einem mittig verlegten Gleis hergestellt, sodass der
Schienenverkehr im Bereich des Tunnels während der gesamten Bau-
phase eingleisig (im Gleiswechselbetrieb) durch den Tunnel geführt
werden kann. Das Einheben des TAS von der Baustelleneinrichtungs-
fläche neben dem Tunnelportal auf die Hilfsfundamente erfolgte im
August 2017 in einer zusätzlichen nächtlichen Sperrpause.
Im Februar 2018 wurde mit den Vortriebsarbeiten vom Südportal aus
begonnen. Dazu wurde im Schutz des TAS der Tunnel im First- und
109
Forschung und Entwicklung
110
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Forschung und Entwicklung
112
I. Petersberg Tunnel: Tunnel-im-Tunnel-Methode
113
Forschung und Entwicklung
114
I. Petersberg Tunnel: Tunnel-im-Tunnel-Methode
115
Forschung und Entwicklung
Bild 5. Sprengvortrieb
116
I. Petersberg Tunnel: Tunnel-im-Tunnel-Methode
5 Konzeption Schutzeinhausung
Da es sich bei der Erneuerung des Petersberg Tunnels um ein Pilot-
projekt handelt, bei dem erstmals die Tunnel-im-Tunnel-Methode
auf elektrifizierter Strecke angewendet wurde, hat man sich dazu ent-
schieden, eine durchgehende Schutzeinhausung für die Bauzeit einzu-
bauen. Dabei wurde mit Bezug auf den Arbeitsschutz eine räumliche
und technische Trennung des Bahnbetriebs zum Baubetrieb erzielt.
Außerhalb des Tunnels wurde eine Stahlschutzeinhausung aus 12 m
langen Elementen eingebaut. Diese schützen die Strecke vor den Ar-
beiten im Voreinschnittsbereich, besonders vor den Arbeiten beim
Versetzen der angrenzenden Stützmauer.
Innerhalb des Tunnels wurde eine Schutzeinhausung aus 12 m langen
Elementen eingebaut, die mit Öffnungen versehen waren, um ein
Ausbreiten der aus dem Sprengvortrieb resultierenden Druckwellen
im Tunnel zu ermöglichen.
An dieser durchgehenden Schutzeinhausung, die insgesamt 466 m
lang war, wurde die bauzeitliche Deckenstromschiene befestigt. Ur-
sprünglich war eine Lösung ohne den Einsatz der Schutzeinhausung
117
Forschung und Entwicklung
geplant, bei der die Oberleitungsanlage mit Masten und Fahrdraht re-
alisiert worden wäre. Dieser Aufbau hätte das Doppelte an Platz benö-
tigt. Durch den Einsatz der Deckenstromschiene konnte der Platzbe-
darf also halbiert und eine zusätzliche Einhausung eingebaut werden.
Das TAS wurde während des Vortriebs über der Schutzeinhausung
eingesetzt (Bild 7).
Insgesamt hat sich der Einsatz der Schutzeinhausung bewährt, da der
Baubetrieb zu jeder Zeit vom Bahnbetrieb getrennt werden konnte,
wodurch keine Einschränkungen für den Bahnbetrieb entstanden und
so täglich rund 140 Züge durch den Tunnel fahren konnten. Auch
für die Vorgänge im Tunnel rentierte sich der Einsatz der Schutzein-
hausung, da ungehindert der vorhandenden Hochspannungsanlage
Arbeiten an der Tunnelschale durchgeführt werden konnten.
118
I. Petersberg Tunnel: Tunnel-im-Tunnel-Methode
6 Vortriebsklassen
Die Aufweitung des Tunnels erfolgte mit einer Sicherung nach den
Prinzipien der Spritzbetonbauweise. Für den Petersberg Tunnel wur-
den in der Planung insgesamt sechs Vortriebsklassen (VKL) entwor-
fen. Der Einbau der Sicherungsmittel wurde immer vom TAS aus
durchgeführt. Dies bedeutete, dass vom TAS im gesamten Vortriebs-
bereich der Einbau von Spritzbeton, das Bohren von Ankern und
Spießen sowie der Einbau von Matten und Ausbaubögen sicherge-
stellt werden musste. Dabei variierte die Abschlagslänge zwischen
1,75 (VKL 4A1) und 1,00 m (VKL 6A4). Die Dicke der Spritzbeton-
schale wurde in Abhängigkeit der einwirkenden Gebirgsbelastungen
mit 20 bis 30 cm ausgeführt. Die Bewehrung der Spritzbetonschale
wurde immer berg- und luftseitig eingebaut. Als Bewehrung wurden
Matten Q188 und Q257 verwendet. Beim Vortrieb wurden stellenwei-
se als vorauseilende Sicherung Spieße eingebaut. Diese weisen eine
Länge von 3 bis 5 m, einen Durchmesser von 32 mm auf und wurden
mit einem Abstand zueinander von ≤ 25 cm gesetzt.
Die Ortsbrust wurde zur Sicherung stellenweise mit Spritzbeton-
schicht von 3 bis 5 cm versiegelt. In ausgeprägten Störzonen wurden
auch Ortsbrustanker eingebaut. Die Ankerung der Spritzbetonscha-
le erfolgte durch SN- oder Injektionsbohranker (Ankerlänge 4–5 m,
Tragkraft ≥ 245 kN, Ankerraster: 1 Anker auf 2 bzw. 3 m²). Im Falle
von Nachankerungen zur Verminderung von Verformungszuwächsen
waren Injektionsbohranker mit bis zu 10 m Länge vorgesehen. Die
Ausbaubögen wurden als Drei-Gurt-Gitterträger konzipiert.
Das Konzept der Vortriebsarbeiten sah zunächst einen Vorlauf des
Gewölbes (Ausbruchhöhe bis ca. 8,56 m) vor. Mit einem ausreichen-
den Abstand (> 10 m) wurde anschließend das Widerlager (Ausbruch-
höhe ca. 1,00 m) nachgeholt. Die Abschlagslänge der Widerlager be-
trug das Doppelte der Abschlagslänge im Gewölbe. Nachdem erste
Erfahrungswerte mit dieser Art des Vortriebs gesammelt worden wa-
ren, wurde das Verfahren dahingehend optimiert, dass das Gewölbe
zusammen mit dem Widerlager gleichzeitig und ohne räumlichen
Versatz ausgebrochen wurde. Hierbei wurden dann zur Erzielung
einer sofortigen Lastabtragung der Gebirgslasten, die Ausbaubögen
bis zur Widerlagersohle verlängert (Bilder 8 und 9).
119
Forschung und Entwicklung
120
I. Petersberg Tunnel: Tunnel-im-Tunnel-Methode
7 Tunnelinnenschale
Nach Abschluss der Vortriebsarbeiten erfolgte vom Nordportal aus
die Herstellung der Tunnelwiderlager aus Stahlbeton. Anschließend
erfolgte die Betonage der Tunnelinnenschale ebenfalls aus Stahlbe-
ton. Die Innenschale weist eine Dicke von 40 cm auf und wurde
aus wasserundurchlässigem Beton hergestellt. Die Blockfuge besteht
aus innen liegenden Fugenbändern FMS 350 mit Mittelschlauch und
121
Forschung und Entwicklung
Bild 10. Ausbau
TAS in nächtlicher
Sperrpause
122
I. Petersberg Tunnel: Tunnel-im-Tunnel-Methode
Literatur
[1] STUVA-Arbeitskreis „Tunnelsanierung“ (2011) Sachstandsbericht 2011.
Bauverlag BV GmbH.
[2] West, T. (2015) Erneuerung elektrifizierter Bahntunnel „über“ Eisenbahn-
betrieb. Verband Deutscher Eisenbahn-Ingenieure e. V. (Hrsg.), EI-Eisen-
bahningenieur.
123
II. Qualitätssicherung für den Einsatz von
PP-Faserbeton zur Verbesserung des
Brand- und Abplatzverhaltens von
Straßentunnelschalen
Marko Orgass, Frank Dehn, Mike Rammelt, Wolf-Dieter Friebel
Im Rahmen eines durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale In-
frastruktur (BMVI) sowie der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) veran-
lassten Forschungsvorhabens erfolgte die Beurteilung der Einflussgrößen zur
qualitätsgerechten Sicherstellung von PP-Faserbetoneigenschaften zur Ver-
besserung des Brand- und Abplatzverhaltens für die Anwendung in Straßen-
tunneln. Der Beitrag fasst u. a. Aspekte zur Herstellung und Überprüfung der
Frischbetoneigenschaften von PP-Faserbeton zusammen und gibt Hinweise
zur Verifizierung mechanischer und dauerhaftigkeitsrelevanter Kennwerte
bis hin zur Erforschung der Langzeitbeständigkeit der PP-Fasern im Beton. Er
erläutert eingehend die Anforderungen, die für die Bereitstellung gleichmä-
ßiger Eigenschaften von PP-Faserbeton zur Herstellung von Straßentunneln
erforderlich sind.
Quality control for the use of PP-fibre concrete for enhancing the fire and
spalling behaviour of road tunnel linings
In the frame of a research project, which was induced by the Federal Ministry
of Transport and Digital Infrastructure (BMVI) and the Federal Highway Rese-
arch Institute (BASt), the evaluation of influencing parameters for a quality
controlled assurance of PP-fibre concrete properties was made when an en-
hancement of the fire and spalling behaviour of road tunnel linings is inten-
ded. The contribution summarizes aspects of PP-fibre concrete production as
well as of the control of fresh PP-fibre concrete properties, gives advice on the
verification of mechanical and durability-related characteristics – including
research about the long-term resistance of PP-fibres in concrete – and intensi-
vely illustrates the requirements necessary for the supply of uniform properties
of PP-fibre concrete for the production of road tunnels.
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II. Qualitätssicherung für den Einsatz von PP-Faserbeton
1 Einleitung
Zur Erhöhung der Permeabilität des Betons im Brandfall werden dem
Innenschalenbeton bei neu zu errichtenden Straßentunnelbauwerken
Polypropylen-Fasern (PP-Fasern) zugegeben. Die Wirkungsweise von
PP-Fasern im Brandfall ist weitestgehend erforscht [1, 2] und experi-
mentell nachgewiesen [3].
Unklarheiten gibt es derzeit bei der zielsicheren Bereitstellung der
Eigenschaften zur Erhöhung des Brandwiderstands. Erfahrungen
zeigen, dass experimentell nachgewiesene, hohe Brandwiderstände
mit PP-Fasergehalten < 2,0 kg/m³ mit teilweise geringfügig anderen
Betonzusammensetzungen nicht reproduzierbar sind. Die Ursachen
hierfür sind vielschichtig. So liegen kaum Erkenntnisse vor, wie durch
die Herstell- und Einbautechnologie die äußere Beschaffenheit der
PP-Fasern, die PP-Faserausrichtung und die homogene Verteilung
im Beton beeinflusst und somit der Brandwiderstand von Beton be-
stimmt wird. Auch gibt es wenige Erkenntnisse zum Alterungsverhal-
ten der PP-Fasern im Beton und der ggf. damit verbundenen Verän-
derung des Brandwiderstands während der mindestens 100-jährigen
Nutzungsdauer von Tunnelbauwerken. Weiterhin sind derzeit nur
wenige Erfahrungen hinsichtlich der Dauerhaftigkeit von PP-Faser-
betonen publiziert. Wie die Zugabe von PP-Fasern zum Beton und
damit eine Veränderung von dessen Mikrostruktur den Widerstand
gegenüber Umwelteinflüssen, wie z. B. den Frost-Tausalz-Widerstand,
verändert, ist derzeit für ZTV-ING-konforme PP-Faserbetone wei-
testgehend unerforscht. Insofern werden diese Aspekte anhand von
experimentellen Versuchen, die im Rahmen eines durch das Bundes-
ministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und die
Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) veranlassten Forschungsvor-
habens durchgeführt wurden, hier vorgestellt.
Das Forschungsvorhaben beinhaltete u. a. die Beurteilung der Ein-
flussgrößen auf die qualitätssichere Herstellung des PP-Faserbetons.
Begonnen wurde mit der Betrachtung der Herstellung und Überprü-
fung des Frischbetons von PP-Faserbeton, der Verifizierung mecha-
nischer und dauerhaftigkeitsrelevanter Kennwerte, bis hin zur Erfor-
schung von Einflüssen zur Beständigkeit der PP-Fasern im Beton und
125
Forschung und Entwicklung
A18/6B1) 6 20
B18/12B 12 20
C32/6B 6 32
D18/3B 3 20
E18/6D1) 6 18
2.1 Betonzusammensetzung
Um den Einfluss der Herstelltechnologie auf die Beschaffenheit von
PP-Fasern festzustellen, wurden fünf handelsübliche und CE-zerti-
fizierte PP-Fasern mit unterschiedlichen Längen und Durchmessern
untersucht. Die fünf verschiedenen PP-Fasern wurden mit einer Be-
126
II. Qualitätssicherung für den Einsatz von PP-Faserbeton
tonzusammensetzung nach den Vorgaben von [4] und [5] für die
Expositionsklassen XF2 und XD2 nach Tabelle 2 konzipiert.
2.1.1 Mischprinzip
Die Frischbetonherstellung erfolgte mithilfe eines Zyklos-Be-
tonzwangmischers, bei dem durch eine exzentrische Anordnung der
Wirbel und eine sich mitdrehende Mischtrommel das Prinzip eines
Planetenmischers erzeugt wird (Bild 1).
2.1.2 Mischregime
Um den Einfluss des Zugabe- bzw. Dosierzeitpunkts von PP-Fasern
festzustellen, wurden zwei Varianten untersucht. Die PP-Faserzugabe
der Versuche 1 bis 10 erfolgte in das Nassgemisch („nass“), bei den
Ausgangsstoff Stoffmenge
Zement: CEM I 42,5 R 390 kg/m³
Zusatzstoff: Kalksteinmehl 80 kg/m³
Zusatzmittel: PCE-Betonverflüssiger 0,8 bis 1,3 M.-%
Gesamtwassergehalt 195 kg/m³
w/z-Wert 0,50
0/2 Sand 45 Vol.-%
2/8 Kies oder Splitt 10 Vol.-%
8/16 Kies oder Splitt 45 Vol.-%
PP-Fasergehalt 2,0 kg/m³
127
Forschung und Entwicklung
Bild 1. Betonmischer
128
II. Qualitätssicherung für den Einsatz von PP-Faserbeton
3 1. Nassmischphase 105
4 Mischpause 30
Summe: 330
2.2 Frischbetoneigenschaften
Nach Mischende wurden die Frischbetone visuell bewertet, das Aus-
breitmaß und der Luftgehalt im Frischbeton bestimmt sowie die
PP-Fasern aus dem Frischbeton gewonnen. Die Versuchsergebnisse
der Frischbetoneigenschaften können Tabelle 5 entnommen werden.
Tabelle 5. Versuchsergebnisse
Versuchs
Prüfergebnisse
bezeichnung
Versuchs-Nr.
Würfeldruckfes
dungsrate2) [%]
tigkeit [N/mm]
frisch [kg/m³]
bezeichnung
Ausbreitmaß
parameter 1)
Fasergehalt
Wiederfin
LP-Gehalt
Versuchs-
PP-Faser
[Vol.-%]
[cm]
28 d
1 A18/6B 1,9 50,0 2,0 44,7 73
2 B18/12B 1,9 49,0 4,2 41,6 68
RK
3 C32/6B 2,0 59,0 2,9 44,2 73
N
4 D18/3B 1,8 51,0 7,6 38,0 71
5 E18/6D 2,0 52,5 3,0 44,9 76
6 A18/6B 1,9 44,5 4,1 47,3 77
7 B18/12B 1,9 42,5 3,7 42,0 –
GK
8 C32/6B 1,8 51,5 4,9 46,6 –
N
9 D18/3B 1,8 47,5 7,8 26,6 –
10 E18/6D 1,9 50,0 1,5 39,1 –
11 A18/6B 1,8 48,5 4,0 41,5 75
12 B18/12B 1,9 46,5 3,9 44,8 –
RK
13 C32/6B 1,8 55,0 4,5 39,9 –
T
14 D18/3B 1,9 52,5 7,0 37,8 –
15 E18/6D 1,9 53,0 5,0 42,0 –
16 A18/6B 1,8 47,5 4,2 44,1 69
17 B18/12B 1,9 44,0 4,6 47,4 –
GK
18 C32/6B 1,7 59,0 4,3 46,4 –
T
19 D18/3B 1,7 56,0 6,1 38,4 –
20 E18/6D 1,9 53,0 8,0 31,7 –
1) RK Runde Gesteinskörnung
GK Gebrochene Gesteinskörnung
N PP-Faserdosierung „nass“
T PP-Faserdosierung „trocken“
2) – Keine Prüfung durchgeführt
130
II. Qualitätssicherung für den Einsatz von PP-Faserbeton
2.2.2 Frischbetonkonsistenz
Planmäßig sollte die Frischbetonkonsistenz im Bereich von F3 (weich)
bis F5 (fließfähig) mithilfe eines Fließmittels auf Polycarboxyla-
tether-Basis eingestellt werden. Die Prüfung der Konsistenz erfolgte
mit dem Ausbreittisch gemäß [7]. Wie erwartet, ist die Frischbeton-
konsistenz maßgebend von der PP-Fasergeometrie abhängig. Bei der
Verwendung von kürzeren (D18/3) und dickeren PP-Fasern (C32/6B)
konnte im Allgemeinen der Fließmittelgehalt reduziert und trotzdem
eine fließfähigere Konsistenz erzielt werden. Die ungünstigsten Fließ-
eigenschaften wurden mit der längsten PP-Faser (B18/12B) erzielt.
2.2.3 Frischbetonluftgehalt
Die Bestimmung des Luftgehalts am Frischbeton erfolgte nach [8].
Wie Tabelle 5 zeigt, weisen im Vergleich zu Normalbeton ohne PP-Fa-
sern alle Ergebnisse tendenziell höhere Werte auf. Besonders für Be-
tone mit der kurzen PP-Faser (D18/3B), aber auch vereinzelt mit der
ZTV-ING-konformen PP-Faser E18/6D, wurden Frischbetonluftge-
halte von bis zu 8 % ermittelt. Hieraus resultierte eine niedrigere
Frischbetonrohdichte.
131
Forschung und Entwicklung
2.3 Festbetoneigenschaften
2.3.1 Faserrückgewinnungsgrad am Festbeton
Die Rückgewinnung von PP-Fasern aus dem Festbeton erfolgte ent-
sprechend [4] und [6].
Bei diesen Versuchen müssen im Einzelwert ≥ 58 % und im Mittelwert
≥ 65 % vom Sollwert des zugegebenen PP-Fasergehalts bestimmt wer-
den.
A18/6B 9 9 16 12
B18/12B 6 6 8 5
C32/6B 3 5 18 31
D18/3B 0 0 22 1
E18/6D 11 15 10 27
6 15
2.3.2 Druckfestigkeit
Die Prüfung der Druckfestigkeit erfolgte gemäß [9]. Einen prägenden
Einfluss auf die Druckfestigkeit durch die verwendete Gesteinskör-
nung bzw. durch den Zugabezeitpunkt der PP-Fasern beim Mischen
ist nicht vorhanden (vgl. Tabelle 5, ausgewiesene Werte als Mittelwert
aus drei Einzelwerten). Allerdings fallen die Druckfestigkeitswerte
durch die erhöhten Luftgehalte im Frischbeton bei den Betonarten
mit kurzer PP-Faser (D18/3B), aber auch beim Fasertyp E18/6D ab.
134
II. Qualitätssicherung für den Einsatz von PP-Faserbeton
Ausgangsstoff Stoffmenge
135
Forschung und Entwicklung
136
II. Qualitätssicherung für den Einsatz von PP-Faserbeton
3.1 Frischbetoneigenschaften
Nach Mischende wurden bei den Betonarten nach Tabelle 8 zunächst
das Ausbreitmaß und der Luftgehalt im Frischbeton bestimmt. In Ab-
hängigkeit des Gehalts an Fließmittel sowie der PP-Faserart und -ge-
halt ergaben sich Betone in den Konsistenzklassen F3 bis F5 (Bild 3).
Beim Luftgehalt im Frischbeton zeigen tendenziell die Betone mit
Kalksteinmehl einen höheren Luftgehalt, genauso wie die Betone mit
dem PP-Fasertyp E18/6D (Bild 4).
Zur intensiveren Bewertung der Frischbetoneigenschaften wurde an
acht PP-Faserbetonen exemplarisch die Filtratwassermenge gemäß
[14] ermittelt. Bis auf Versuch 18 unterschreiten alle Betone den
60-min-Grenzwert von 40 l/m³ und können demnach in die beste
Stabilitätsklasse FW 20 eingeordnet werden (Bild 5). Der Versuch mit
der Betonfilterpresse ergibt beim Beton Nr. 19 ohne PP-Fasern einen
Wert im oberen Bereich der untersuchten Betone.
137
Forschung und Entwicklung
139
Forschung und Entwicklung
3.3.1 Gesamtporosität
Die Bestimmung der Gesamtporosität erfolgte in Anlehnung an [10].
Bild 8 zeigt die ermittelte Porosität der PP-Faserbetone mit 2,0 kg/
m³ PP-Fasergehalt in Abhängigkeit von der PP-Fasergeometrie. Ten-
denziell haben die Betone mit PP-Fasern eine etwas höhere Porosität.
140
II. Qualitätssicherung für den Einsatz von PP-Faserbeton
3.3.2 Wassereindringwiderstand
Die Prüfung der Wassereindringtiefe unter Druck erfolgte gemäß
[11] an Würfeln mit einer Kantenlänge von 15 cm. Die Prüfergebnisse
können Bild 9 entnommen werden. Hierbei konnte kein signifikan-
ter Einfluss der PP-Fasergeometrie oder des -Fasergehalts auf die
Wassereindringtiefe ermittelt werden. Einflüsse wie w/z-Wert und
Zementart liegen im üblichen Erwartungsbereich.
3.3.3 Chlorideindringwiderstand
Die Bestimmung des Chloridmigrationskoeffizienten erfolgte nach
[12]. Durch die sich bei einer Ausgangsspannung von 30 V einstel-
lende Stromstärke ergab sich eine maximale Versuchsdauer von 48 h.
Die Prüfdauer wurde bei allen Proben beibehalten. Bild 10 zeigt die
berechneten Chloridmigrationskoeffizienten aller untersuchten Be-
tone. Die Migrationskoeffizienten der Betone bewegen sich in ei-
nem Bereich von 2,6 ∙ 10–12 bis 6,9 ∙ 10–12 m²/s. Proben, die 2,0 kg/m³
PP-Fasern enthalten, können dabei sowohl Migrationskoeffizienten
am oberen als auch am unteren Ende des Messbereichs aufweisen.
Genauso lässt die Verwendung geringerer PP-Fasergehalte von 1,5
141
Forschung und Entwicklung
3.3.4 Frost-Tausalz-Widerstand
Die Prüfung des Frost-Tausalz-Widerstands für Betone der Expositi-
onsklasse XF2 erfolgt nach dem modifizierten CDF-Test gemäß [13].
Bei den durchgeführten Versuchen wurden durchweg relativ geringe
Abwitterungsmengen festgestellt (Bild 12). Alle Versuche erfüllen die
Anforderung nach [13]. Es konnte kein charakteristischer Einfluss
der PP-Fasergeometrie oder des -gehalts auf den Frost-Tausalz-Wi-
derstand ermittelt werden. Die größte messbare Abwitterungsmenge
wurde am Beton Nr. 19 ohne Fasern ermittelt.
143
Forschung und Entwicklung
144
II. Qualitätssicherung für den Einsatz von PP-Faserbeton
4.1 Allgemeines
Polypropylen (PP) zeichnet sich während des Gebrauchs durch eine
hohe chemische Beständigkeit aus. Dennoch sind Materialien und
Zusatzmittel aus Kunststoffen immer Alterungsprozessen unterwor-
fen, die auf unterschiedliche Umwelteinflüsse zurückführbar sind [18,
19]. Bei der Verwendung von PP-Fasern in zementgebundenen Baus-
toffen wie Beton, sind die wesentlichen Einflussfaktoren, die zur Alte-
145
Forschung und Entwicklung
rung, also der Zersetzung des Kunststoffs beitragen können, die Tem-
peratur, die Feuchtigkeit, die Sauerstoffeinwirkung sowie der stark
alkalische pH-Wert des Betons. Im Einzelnen beschleunigt vor allem
die Temperatur chemische Abbaureaktionen. Der Sauerstoff führt
zum oxidativen Abbau der Polymerketten, aus denen Kunststoffe auf-
gebaut sind. Der alkalische pH-Wert des Betons (freie Hydroxidionen)
führt zu Verseifungsreaktionen mit funktionellen Gruppen, und die
Feuchtigkeit kann zum Quellen und damit zu inneren Spannungen
führen.
Industriell verarbeitete Kunststoffe erfahren im Verarbeitungspro-
zess durch Aufschmelzen und Formgebung ohne Schutzgas bereits
eine Vorschädigung infolge der Verarbeitungstemperaturen, mecha-
nischer Beanspruchung sowie beschleunigter Reaktion mit Sauerstoff
bis zum Erkalten der Schmelzen. Recyclingmaterialien werden mit
jedem erneuten Verarbeitungsprozess stärker geschädigt und sind so-
mit gegenüber neuen Kunststoffen weniger beständig [19]. Finden zu-
sätzliche Modifizierungen wie Bestrahlung oder chemische Oxidation
der Polymere statt, um gezielt die Eigenschaften des Endprodukts,
wie geringerer Schmelzpunkt und Reduzierung der Viskosität der
Schmelze, zu regulieren, werden infolge des dabei gezielten Abbaus
der Polymerketten Fehlstellen und reaktive Zentren, sog. funktionelle
Gruppen, in den Kunststoff eingebracht. Von Fehlstellen und funk-
tionellen Gruppen ausgehend, können Abbaureaktionen und damit
Alterungsprozesse starten.
Ein häufig beobachteter Alterungsprozess ist der Abbau der Polymer-
ketten unter Radikalbildung, die im Wesentlichen drei Reaktions-
schritte umfasst. Zunächst erfolgt die Initiierungsreaktion, an die sich
der Abbau durch Kettenfortpflanzung anschließt. Die Zersetzungs-
reaktion endet erst, wenn eine Abbruchreaktion erfolgt, d. h. mit der
Kombination der letzten freien Radikale. Hierdurch ist es möglich,
dass geschädigtes und nicht geschädigtes Material direkt nebenein-
ander vorliegt.
146
II. Qualitätssicherung für den Einsatz von PP-Faserbeton
4.2 Versuchsprogramm
Um die Alterung von PP-Fasern im Beton zu untersuchen, wurden
drei verschiedene PP-Fasertypen in den Beton eingemischt und Wür-
fel mit einer Kantenlänge von 150 mm hergestellt. Im Normklima er-
folgte die Lagerung der Proben bis zu einem Betonalter von 90 Tagen,
dem üblichen Betonalter bei der Prüfung der Brandbeständigkeit.
Anschließend wurde je Rezeptur jeweils eine Probe für 28 Tage für die
Alterungsversuche herangezogen, um die einzelnen Umwelteinflüsse
auf die PP-Fasern zu untersuchen. Folgende Versuche erfolgten:
–– Lagerung im Normklima unter Sauerstoffatmosphäre, bei
(23 ± 2) °C und 55 % relativer Luftfeuchte,
–– Lagerung wassergesättigter Proben bei (23 ± 2) und (90 ± 5) °C
zur Untersuchung des Feuchteeinflusses,
–– Lagerung der Proben bei (90 ± 5) °C im Trockenschrank zur Be-
schleunigung des Alterungsprozesses unter Sauerstoffatmosphäre.
Als Referenzproben dienen 90 Tage alte Betonproben ohne weitere
Alterungsversuche (Lagerung bei (20 ± 2) °C und 65 % rLF).
Nach der Alterung wurden Rückgewinnungsversuche durchgeführt.
Zudem wurde die thermische Beständigkeit der PP-Fasern durch
DSC-Messungen bestimmt sowie die Oxidationsinduktionstempera-
tur bzw. -zeit ermittelt.
4.2.1 PP-Faserrückgewinnung
Nach dem Erreichen des vorgesehenen Probenalters bzw. nach dem
Ende der 28-tägigen Lagerungsdauer erfolgt die PP-Faserrückgewin-
nung entsprechend [4] und [6].
In Bild 14 sind die PP-Fasergehalte als Wiederfindungsrate in M.-%,
bezogen auf den Sollwert von 2,0 kg/m³, zusammengestellt. Anhand
der Gehalte an rückgewonnenen PP-Fasern ist deutlich zu erkennen,
dass die Temperatur den größten Effekt auf die Alterung hat. Die
Lagerung der Proben bei 90 °C bedeutet eine Temperaturbelastung,
die deutlich unter dem Schmelzpunkt der PP-Fasern von ≈ 165 °C
liegt und auch eine geringere Temperatur als die übliche Dauerge-
brauchstemperatur von PP mit ≈ 100 °C darstellt. Bei den frei im Tro-
147
Forschung und Entwicklung
148
II. Qualitätssicherung für den Einsatz von PP-Faserbeton
149
Forschung und Entwicklung
PP-Fasertyp
A18/6B C32/6B E18/6D
Alterungsbedingungen OIT [min]
28 d 4 12 16
(23 ± 2) °C, 55 % rLF
28 d 6 13 10
(23 ± 2) °C, Wasser
14 d 2 5 4
(90 ± 5) °C, O2, frei
28 d 2 – –
(90 ± 5) °C, O2, frei
28 d 4 3 2
(90 ± 5) °C, Wasser
Referenz 90 d 6 12 10
(20 ± 2) °C, 65 % rLF
Aus dem Absolutwert der OIT kann also nicht direkt auf die Alte-
rungsbeständigkeit der PP-Fasern geschlossen werden. Dafür ist die
Abnahme der OIT infolge verschiedener Lagerungsbedingungen ein
deutliches Indiz für den Abbau des Polypropylens unter den gewähl-
ten Versuchsbedingungen, d. h., die Veränderung der OIT korreliert
mit der Beständigkeit der PP-Fasern und damit der beobachteten
Verkürzung der Faserlängen.
Werden die PP-Fasern dabei so weit gekürzt, dass diese bei den Rück-
gewinnungsversuchen nicht mehr ordentlich aufschwimmen und mit
einem Sieb aufgefangen werden können, führt dies zu einem deutli-
chen Fehler bei der PP-Faserrückgewinnung aus Festbetonen.
150
II. Qualitätssicherung für den Einsatz von PP-Faserbeton
5 Zusammenfassung
Es wurden Untersuchungen zum Einfluss des Herstellungsprozesses
auf die Beschaffenheit der PP-Fasern im Festbeton vorgenommen.
Gleichzeitig wurde eine Parameterstudie zu Frisch- und Festbetonei-
genschaften von PP-Faserbeton für den Tunnelbau durchgeführt und
zusammengefasst:
–– Der Herstellungsprozess und die Betonzusammensetzung haben
einen Einfluss auf die Beschaffenheit der PP-Fasern im späteren
Festbeton. Bei einer Kombination ungünstiger Einflussfaktoren
wurde eine mittlere Verkürzung der PP-Faserlänge im Frischbeton
von bis zu 31 % festgestellt.
–– Die Frischbetonkonsistenz von PP-Faserbeton ist maßgebend von
der PP-Fasergeometrie abhängig.
–– Alle PP-Faserbetone weisen im Vergleich zum faserlosen Beton
tendenziell etwas höhere Frischbetonluftgehalte auf.
–– Im Ergebnis der Untersuchungen mit der Betonfilterpresse zeigt
sich, dass die Versuche zur Beurteilung der Frischbetonstabili-
tät ein geeignetes Prüfgerät darstellen. Einflüsse verschiedener
Zementarten werden abgebildet. Die Prüfung des faserlosen
Betons ergab vergleichbar einen hohen Wert beim Filtratwasser.
Allerdings werden teilweise die langen Verarbeitungszeiten von
PP-Faserbetonen unter Baustellenbedingungen, bedingt durch
erhöhte PCE-Fließmitteldosierungen, nicht vollständig abgedeckt.
Hier sollte z. B. das Eimerverfahren nach [21] unterstützend
angewendet werden.
–– Bei ZTV-ING-konformen PP-Fasertypen konnte das Einzelwert-
kriterium gemäß [4] für den PP-Fasergehalt bei der Rückgewin-
nung aus dem Frischbeton stets eingehalten werden. Es zeigte
sich, obwohl eine schwankungsarme händische Einwaage und
Dosierung der PP-Fasern bei den Versuchen erfolgte, trotzdem
ein geringer prüftechnischer Verlust von PP-Fasern infolge der
Auswaschversuche beim Frischbeton. Ist bei der Einwaage und
Dosierung von PP-Fasern mit einer größeren Schwankung zu
rechnen, z. B. durch Toleranzen bei einer automatischen Dosie-
rung, empfiehlt sich daher, eine PP-Fasermenge vorzuhalten.
151
Forschung und Entwicklung
152
II. Qualitätssicherung für den Einsatz von PP-Faserbeton
Literatur
[1] Dehn, F.; Nause, P.; Juknat, M.; Orgass, M.; König, A. (2010) Brand- und
Abplatzverhalten von Faserbeton in Straßentunneln. Bundesanstalt für
Straßenwesen, Bericht zum FE-Projekt 15.448/2007/ERB im Auftrag des
BMVBS/der BASt, Unterreihe „Brücken- und Ingenieurbau“, B 73, Wirt-
schaftsverlag NW, Bremerhaven.
[2] Dehn, F.; Sint, C.; Orgass, M. (2003) Brandschutzverhalten von selbstver-
dichtendem Beton (SVB) im Straßentunnelbau. Bundesanstalt für Straßen-
wesen (BASt), Forschungsbericht FE-Nr. 15.0391/2003/ERB.
[3] Dehn, F. et. al. (2009) Grundsätzliche Überlegungen zur Brandprüfung von
Tunnelbauteilen. Beton- und Stahlbetonbau 12, 869–875.
[4] ZTV-ING (2018) Zusätzliche technische Vertragsbedingungen und Richtli-
nien für Ingenieurbauten. Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) 10, 2018.
[5] DIN-Fachbericht 100 (2010) Beton – Zusammenstellung von DIN EN 206-
1 Beton – Teil 1: Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität
und DIN 1045-2 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton – Teil
2: Beton; Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität; Anwen-
dungsregeln zu DIN EN 206-1. Berlin: Beuth Verlag.
[6] Österreichische Vereinigung für Beton- und Bautechnik – ÖVBB (2015)
Merkblatt „Erhöhter baulicher Brandschutz für unterirdische Verkehrsbau-
werke mit Beton“ 4, 2015.
[7] DIN EN 12350-5 (2009) Prüfung von Frischbeton – Teil 5: Ausbreitmaß.
Berlin: Beuth Verlag.
[8] DIN EN 12350-7 (2009) Prüfung von Frischbeton – Teil 7: Luftgehalt Druck-
verfahren. Berlin: Beuth Verlag.
[9] DIN EN 12390-3 (2009) Prüfung von Festbeton – Teil 3: Druckfestigkeit von
Probekörpern. Berlin: Beuth Verlag.
153
Forschung und Entwicklung
154
III. Zeitabhängiges Materialverhalten von
Spritzbeton – Neues empirisches Modell
für die Festigkeitsentwicklung und
experimentelle Grundlagenuntersuchungen
Anna-Lena Hammer, Markus Thewes, Robert Galler
Im konventionellen Tunnelbau wird der Spritzbetonausbau bereits zu Beginn
belastet, daher ist die Zeitabhängigkeit von Materialeigenschaften während
der Bauausführung elementar zu berücksichtigen. Die mechanischen Eigen-
schaften des Spritzbetons ändern sich kontinuierlich während des Hydratati-
onsprozesses. Die Festigkeitsentwicklung des Spritzbetons ist für Gebirgsver-
formungen entscheidend, da der Gebirgsdruck und der Ausbauwiderstand
beeinflusst werden. Das mechanische Materialverhalten wird in mathemati-
schen Modellen beschrieben, die mit Daten von Trockenspritzbetonen oder äl-
teren Spritzbetonrezepturen validiert wurden. Kontinuierliche Weiterentwick-
lungen in der Zusatzmitteltechnologie haben die Spritzbetonleistung in den
letzten Jahren deutlich verbessert. Deshalb werden in diesem Beitrag Festig-
keitsentwicklungen aus aktuellen Versuchsreihen sowie aus Daten von Praxis-
projekten ausgewertet und ein Spritzbetonversuch zur Bestimmung der zeit-
abhängigen Materialeigenschaften mit einer Referenzmischung vorgestellt.
Aufbauend auf den Festigkeitsverläufen wird ein empirisches Prognosemodell
entwickelt, das zur qualitativen Abschätzung von Spritzbetonentwicklungen
dienen soll. Basierend auf diesen experimentellen Untersuchungen wird eine
erste Grundlage für vertiefende Untersuchungen des zeitabhängigen Materi-
alverhaltens von Spritzbeton geschaffen.
Time-dependent material behaviour of shotcrete – New empirical model
for the strength development and experimental basic investigations
In conventional tunnelling, the shotcrete lining is loaded at an early stage,
so the consideration of the time dependency of material properties during
construction is vital. An important property of shotcrete in regard to rock
deformation is its early strength, which can influence the development of rock
pressure and support resistance. The mechanical properties of the shotcre-
te change continuously during the hydration process. Mathematical models
exist to describe the mechanical behaviour, but these were mostly validated
with dry shotcrete or older shotcrete mix designs. Continual improvements in
Tunnelbau 2020, Herausgegeben von der DGGT, Deutsche Gesellschaft für Geotechnik e. V.
© 2020 Ernst & Sohn GmbH & Co. KG. Published 2020 by Ernst & Sohn GmbH & Co. KG.
155
Forschung und Entwicklung
1 Einleitung
Spritzbeton ist ein Hauptbestandteil des konventionellen Tunnelaus-
baukonzepts. Dabei schützt der Spritzbeton den ausgebrochenen
Querschnitt durch die Ausbildung einer biegeweichen Sicherung,
die eine Spannungsumlagerung im Gebirge und die Bildung eines
natürlichen Gebirgstragrings ermöglicht. Spritzbeton nimmt sofort
Spannungen auf und verformt sich während des Hydratationsprozes-
ses, weshalb die Materialeigenschaften Festigkeitsentwicklung und
Kriecheffekte von entscheidender Bedeutung sind [1].
Die Frühfestigkeitsentwicklung von wenigen Minuten bis zu 24 h be-
stimmt die Arbeitsleistung bei der Applikation. Entscheidend dabei
sind die Klebkraft des Materials und die Auftragsstärke in Abhängig-
keit der Klebkraft sowie die Zug- und Resttragfähigkeit des Spritzbe-
tons. Die Frühfestigkeit ist für Gebirgsverformungen maßgebend, da
sie den zeitlichen Aufbau der Gebirgsdruckbildung und den Ausbau-
widerstand beeinflusst. Deshalb werden junge Spritzbetone hinsicht-
lich ihrer Festigkeitsentwicklung in die drei Klassen J1, J2 und J3 ein-
geteilt (Bild 1). Der Spritzbeton der Klasse J2, in Bild 1 grau hinterlegt,
wird standardgemäß im Tunnelbau eingesetzt. [2] und [3] sehen die
Anforderung J2 als gegeben bei „rasch auftretenden Einwirkungen aus
Gebirgsdruck, Erddruck oder nachdrängenden Lasten“.
Die Steifigkeit und Festigkeit von Spritzbeton nimmt in den ersten
Stunden nach dem Einbau deutlich zu, während die Duktilität und die
Kriecheffekte in der Schale abnehmen. Überschreitet die Belastung
bzw. Dehnung die maximale Steifigkeit, zeigt der Spritzbeton plasti-
sches Verhalten und entfestigt sich. Bei einem Auslastungsgrad von
156
III. Zeitabhängiges Materialverhalten von Spritzbeton
≤ 40 % ist ein lineares Kriechverhalten zu erwarten, bei > 80 % kann
mit einem stark progressiven Kriechverhalten mit Gefügestörungen
gerechnet werden [4, 5].
Die mechanischen Eigenschaften des Spritzbetons ändern sich wäh-
rend des Hydratationsprozesses kontinuierlich. Zu Beginn ist die
zeitabhängige Veränderung infolge der beschleunigten Reaktion
sehr groß, nimmt mit der Zeit aber wieder ab. Die Spritzbetonscha-
le wird während des Erhärtungsprozesses und nach dem Aushärten
einer kontinuierlichen Druckbelastung ausgesetzt, wodurch sich der
Spritzbeton wie ein nichtlineares elastisch-plastisches Material ver-
hält. Dieses Verhalten sollte bei der Implementierung in den Berech-
nungen berücksichtigt werden [6].
Modelle für das zeitabhängige Materialverhalten von Spritzbetonen
sind in der Literatur verfügbar; sie wurden mithilfe von Datenrei-
hen älterer Spritzbetonrezepturen validiert. Jedoch weicht das Ma-
terialverhalten aktueller Spritzbetone durch die kontinuierliche Ver-
besserung und Weiterentwicklung der Einzelkomponenten, wie der
chemischen Zusätze, zunehmend von älteren Spritzbetonen ab. Um
157
Forschung und Entwicklung
2.1 Fließratenmethode
Das Verformungsverhalten von Spritzbeton wird in der erweiterten
Fließratenmethode unter Berücksichtigung eines vorhandenen Span-
nungszustands und einem von der Zeit und dem Auslastungsgrad
abhängigen Verformungsmoduls beschrieben [9]. Der Spritzbeton
verformt sich dabei durch folgende Einflüsse:
–– Elastische Sofortdehnung: Unmittelbar auftretende, umkehrbare
Verformung, die mit zunehmendem Betonalter sinkt.
–– Verzögerte elastische Dehnung: Umkehrbare Kriechverformung,
die sich gleichartig und unabhängig von der Be- oder Entlastung
des Spritzbetons entwickelt.
158
III. Zeitabhängiges Materialverhalten von Spritzbeton
(1)
mit
fc(t) Zeitabhängige Druckfestigkeit des Spritzbetons [MPa],
fc,28 Druckfestigkeit des Spritzbetons nach 28 Tagen [MPa],
t Spriztbetonalter [h].
Die Fließratenmethode wurde von Müller in [10] auf der Grundlage
von weiteren Labor- und In-situ-Experimenten angepasst. Gl. (2) be-
schreibt die zeitabhängige Druckfestigkeit.
(2)
159
Forschung und Entwicklung
(3)
mit
(4)
(5)
mit
(6)
mit
fc,1 Druckfestigkeit nach einem Tag [MPa].
(7)
mit
(8)
160
III. Zeitabhängiges Materialverhalten von Spritzbeton
2.4 SCDP-Modell
Das SCDP-Modell nach Neuner et al. [8] basiert auf dem Scha-
densplastizitätsmodell nach Grassl und Jirásek [15], um das Erhär-
tungs- und Entfestigungsmaterialverhalten zu beschreiben. Um das
frühzeitige Verhalten des Spritzbetons einzubeziehen, wird eine Mo-
difikation der Verfestigungstheorie genutzt. Zeitabhängige Material-
eigenschaften werden durch Stoffgesetze für Materialfestigkeit und
Duktilität dargestellt. Die zeitabhängige Entwicklung der Druckfes-
tigkeit zeigen Gl. (9) und (10).
(9)
mit
(10)
mit
tf = 0,25 d,
= 0,18 d.
(11)
mit
s Beiwert für Zement (für Spritzbeton i. d. R. 0,2).
Gl. (11) für die zeitabhängige Druckfestigkeit ist nur für t ≥ 3 gültig.
Genauere Werte für die Betondruckfestigkeit für t ≤ 3 sollten auf der
Basis von Versuchen bestimmt werden. Für die Interpretation der
Daten wird Gl. (11) von t = 0 Tagen verwendet, was bei der Analyse
berücksichtigt werden muss.
–– ACI 209R-92 [17]:
(12)
mit
α Konstante, abhängig von Zementtyp und Nachbehandlung
(hier α = 4,0),
β Konstante, abhängig von Zementtyp und Nachbehandlung
(hier β = 0,85).
–– JSCE Model Code [18]:
(13)
mit
a Konstante, abhängig von Zementtyp (hier a = 4,50),
b Konstante, abhängig von Zementtyp (hier b = 0,95),
c Konstante, abhängig von Zementtyp (hier c = 1,11),
fc,91 Festigkeit nach 91 Tagen.
162
III. Zeitabhängiges Materialverhalten von Spritzbeton
(14)
mit
nc Normierte Spritzbetonfestigkeit [–],
fc Spritzbetondruckfestigkeit [MPa],
fck Charakteristische Zylinderdruckfestigkeit [MPa].
Durch die Normierung können Festigkeitsentwicklungen von Spritz-
betonen unterschiedlicher Festigkeitsklassen miteinander verglichen
163
Forschung und Entwicklung
164
III. Zeitabhängiges Materialverhalten von Spritzbeton
(15)
166
III. Zeitabhängiges Materialverhalten von Spritzbeton
schätzung der Endfestigkeit durch die Modelle erklärt sich durch die
Berücksichtigung des charakteristischen Designwerts für die Beton-
druckfestigkeit fck.
Die Modelle nach Meschke et al. [11], Schädlich und Schweiger [14]
sowie Neuner et al. [8] erfordern eine Aussage über das Verhältnis der
Druckfestigkeit des Spritzbetons nach einem und nach 28 Tagen
(k = fc,1/fc,28). Das Verhältnis k sollte vorzugsweise durch Vorversuche
bestimmt werden. Ist dies nicht möglich, enthält die Literatur unter-
schiedliche Werte von k ≥ 0,16 [8] bis k = 0,489 [6]. Da der Verhältnis-
wert einen entscheidenden Einfluss auf den Verlauf der Festigkeit ha-
ben kann, werden in [7] empirische Analysen durchgeführt und
Empfehlungen zur Berücksichtigung des Verhältnisses gegeben. Ge-
rade der Verlauf des SCDP-Modells nach Neuner et al. in [8] nähert
sich mit einem angepassten Verhältniswert den Festigkeitsverläufen
des empirischen Prognosemodells an [7].
4.1 Versuchskonzept
Die Herstellung der Spritzbetonschale wird von vielen Faktoren be-
einflusst. Einerseits ist das Materialverhalten des Spritzbetons durch
Inhomogenität und Nichtlinearität gekennzeichnet, andererseits
spielt die Bauverfahrenstechnik eine entscheidende Rolle für die er-
folgreiche Applikation des Spritzbetons. Dosier-, Misch-, Förder- und
Düsensysteme können die Qualität des Spritzbetons erheblich be-
168
III. Zeitabhängiges Materialverhalten von Spritzbeton
gibt die Matrix einen Überblick über die Randbedingungen der durch
geführten experimentellen Untersuchungen.
Die Spritzbetonversuche wurden im Spritzbetonversuchsstand der
Ruhr-Universität Bochum durchgeführt. In dem Großversuchsstand
wurde in den letzten Jahren zu unterschiedlichen Fragestellungen
zum Thema Spritzbeton z. B. von [25] und [26] geforscht. Eine sche-
matische Übersicht des Versuchsstands ist in Bild 6 dargestellt.
In dieser Versuchsreihe wurde die Anlage mit einer Betonmischung
gespeist, die nach den Vorgaben des Betonwerks hergestellt wurde.
Dieses Gemisch wurde mit der Betonpumpe (7) gefördert. Auf der
Spritzbetonpumpe ist ein Dosiersystem zur Beschleunigerzugabe ins-
talliert, das einen kontinuierlichen Förderstrom von Spritzbeton und
Beschleuniger ermöglicht. Die robotergesteuerte (12), automatisierte
Spritzdüse (13) bringt eine homogene Spritzbetonprobe auf die Palet-
te (14) auf. Aufgrund der Randbedingungen in der großmaßstäblichen
Versuchseinrichtung kann eine Reproduzierbarkeit der Ergebnisse als
gegeben angesehen werden. Die Spritzbetonpumpe fördert den Beton
unter fest einstellbaren Randbedingungen, da der Roboter die Düse
mit gleicher Geschwindigkeit und identischem Bewegungsmuster
steuert. Das Versuchs-Setup besteht aus Schläuchen und Düse und
bleibt über jede Versuchsreihe hinweg konstant. Hierdurch können
verfahrenstechnische Einflüsse minimiert werden.
170
III. Zeitabhängiges Materialverhalten von Spritzbeton
Innerhalb eines Tages wurden drei Paletten mit dem gleichen Bereit-
stellungsgemisch nacheinander hergestellt. Am nächsten Tag wurde
die erste Palette an die Montanuniversität Leoben in Österreich trans-
portiert und das Kriechverhalten untersucht. Die beiden anderen Pa-
letten kamen zur Untersuchung an die Ruhr-Universität Bochum.
Der Beton wurde nach den zuvor beschriebenen Anforderungen von
einem Transportbetonwerk hergestellt und per Fahrmischer zur Ver-
suchsanlage der Ruhr-Universität Bochum transportiert. Nach der
Durchführung der Konsistenzprüfung wurde der Spritzbeton in die
Pumpe gefüllt und von der Betonpumpe im Dichtstromverfahren zur
Mischeinheit gefördert. Unter Zugabe von Druckluft und Beschleuniger
wurde der Beton zur Spritzdüse gefördert und aus einem Abstand von
ca. 1,5 m in kreisförmigen Bewegungen im 90°-Winkel auf die Sprühpa-
lette aufgebracht. Daraus entstand ein großformatiger Prüfkörper mit
einer Schichtdicke zwischen 25 und 30 cm, einer effektiven Länge von
2,20 m und einer effektiven Breite von 1,10 m. Durch den Einsatz des
großformatigen Prüfkörpers konnten homogene Bereiche hergestellt
werden, in denen eine Störung des Gefüges durch Rückprall keinen
Einfluss hatte. Bild 7 zeigt die Platte vor und nach der Applikation.
Nach Abschluss der Spritzbetonapplikation wurden die Frühfestig-
keitsprüfungen an den Probekörpern durchgeführt. Die Palette wurde
ca. 10 min nach Beendigung des Spritzvorgangs in eine waagerechte
Position gebracht und nach DIN EN 14487-2 [27] nachbehandelt. Es
wurde ein Austrocknen des Betons verhindert, indem eine dauerhaft
feuchte Umgebung gewährleistet wurde. Ferner konnte der Tempe-
ratureinfluss auf die Hydratation durch Lagerung in der Prüfhalle
bei konstanter Temperatur von ca. 20 °C eliminiert werden. Im Vor-
4.2.1 Frühfestigkeit
Die Ergebnisse der Frühfestigkeitsuntersuchungen werden in einem
doppellogarithmischen Diagramm dargestellt (Bild 8). In den ersten
30 min liegt die Frühfestigkeitsentwicklung im unteren Bereich der
Klasse J2, im weiteren Verlauf im mittleren Bereich. Damit entspricht
der Spritzbeton den Anforderungen der ÖVBB-Richtlinie Spritzbeton
[2] und kann bei rasch auftretenden Einwirkungen aus Gebirgsdruck
oder nachdrängenden Lasten eingesetzt werden.
4.2.2 Druckfestigkeit
Bild 9 zeigt ein Diagramm für die Entwicklung der Druckfestigkeit
über einen Zeitraum von bis zu 28 Tagen, wobei die Frühfestigkeit mit
Quadraten und die an den Probekörpern geprüfte Druckfestigkeit mit
Kreisen aufgetragen sind. Die Whisker markieren die Standardabwei-
chung der drei geprüften Bohrkerne, die mit einem Maximalwert von
s28d = 1,46 N/mm² nach 28 Tagen generell sehr gering sind. Bis zum
Messwert am Tag 7 steigt die Festigkeit kontinuierlich an; nach 14
Tagen ist nur noch eine geringe Festigkeitszunahme zu verzeichnen.
Zur Beurteilung des Festigkeitsverlaufs der Versuchsreihe werden die
Druckfestigkeiten über die charakteristische Zylinderdruckfestigkeit
fck = 20 N/mm² normiert und in das entwickelte Prognosemodell ein-
gefügt (Bild 10). Der normierte Festigkeitsverlauf liegt hauptsächlich
zwischen dem 25- und dem 75-%-Quantil. Der Frühfestigkeitsverlauf
liegt über dem Median; ab einem Alter von 20 h bis etwa drei Tagen
fällt der Verlauf leicht unter das 25-%-Quantil. Die anderen normier-
4.2.3 E-Modul
Bisher gibt es keine Datenbank über das zeitabhängige Steifigkeitsver-
halten von Spritzbetonen, wie es das entwickelte Prognosemodell für
die Druckfestigkeit bietet. Ein Vergleich der Versuchsergebnisse kann
daher nur qualitativ mit anderen veröffentlichten Ergebnissen durch-
geführt werden, um den Verlauf der zeitabhängigen Entwicklung der
Steifigkeit zu beurteilen (Bild 11). Galobardes [21] hat Nassspritz-
betonrezepturen mit unterschiedlichen Beschleunigerdosierungen
untersucht. Die Versuche von Neuner et al. in [23] wurden mit einer
aktuellen Nassspritzbetonrezeptur durchgeführt. Die Tests basieren
nicht auf den gleichen Ausgangsbedingungen und können deshalb
nicht mit den absoluten Werten verglichen werden.
174
III. Zeitabhängiges Materialverhalten von Spritzbeton
Neuner et al. [23] schließen aus ihren Ergebnissen, dass die Ent-
wicklung der Steifigkeit bereits nach sieben Tagen abgeschlossen ist.
Die Experimente und Untersuchungen von Galobardes in [21] zeigen
jedoch im Allgemeinen die gleiche Tendenz: Zwischen einem und
sieben Tagen steigt der E-Modul stärker an und zwischen sieben
und 28 Tagen nur noch geringfügig. Neuner et al. [23] führten nach
ein bis drei Tagen zusätzlich Prüfungen durch; diese zeigen deutlich
die exponentielle Zunahme der Steifigkeitsentwicklung innerhalb der
ersten Tage.
Die Auswertung der zeitlichen Entwicklung des E-Moduls zeigt, dass
der Verlauf innerhalb der ersten sieben Tage exponentiell zunimmt,
gefolgt von einem deutlich langsameren Anstieg bis zum Alter von
28 Tagen. Die Untersuchungen in [23] machen deutlich, dass die Un-
tersuchungszeitpunkte in den ersten Tagen enger beieinander liegen
sollten, da hier ein exponentieller Anstieg zu erkennen ist. Dies muss
bei zukünftigen Versuchsreihen zum Materialverhalten berücksich-
tigt werden.
175
Forschung und Entwicklung
4.2.4 Zugfestigkeit
Der zeitabhängige Verlauf der gemittelten Spaltzugfestigkeit ist in
Bild 12 mit Dreiecken, die Standardabweichung aus den drei Prü-
fungen je Prüftag als Whisker dargestellt. Die aus den Mittelwerten
berechneten Daten für die zentrische Zugfestigkeit sind mit Kreuzen
abgebildet [28]. Im Gegensatz zu den zeitlichen Entwicklungen der
Spritzbetondruckfestigkeit und des E-Moduls nimmt die Zugfestig-
keit über den Beobachtungszeitraum von 28 Tagen kontinuierlich zu.
4.2.5 Kriechen
Bild 13 zeigt die absoluten Dehnungen in ‰, die an den Proben SpB
IV-1 bis SpB IV-5 auf der vertikalen Achse gemessen wurden. Die
absoluten Dehnungen bestehen aus der elastischen Dehnung durch
die Belastung, der Dehnung aus dem autogenen Schwindprozess, der
thermischen Dehnung durch die Hydratation des Spritzbetons und
Bild 14. Nachgiebigkeitsfunktionen der Probekörper SpB IV-1 bis SpB IV-3 und
SpB IV-5 im Untersuchungszeitraum zwischen zwei und 28 Tagen
178
III. Zeitabhängiges Materialverhalten von Spritzbeton
179
Forschung und Entwicklung
Literatur
[1] Macht, J. (2002) Hybrid analysis of Shotcrete tunnel linings: Assessment
and online monitoring of the level of loading. Ph. D. Thesis University of
Technology, Vienna, Austria.
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nik (2004) Richtlinie Spritzbeton.
[3] DIN EN 14487-1 (2006) Spritzbeton – Teil 1: Begriffe, Festlegungen und
Konformität. Beuth, Berlin.
[4] Rokahr, R. B., Lux, K. H. (1987) Einfluss des rheologischen Verhaltens des
Spritzbetons auf den Ausbauwiderstand. Felsbau 5 (1), 11–18.
[5] Saurer, E., Marcher, T., Schädlich, B., Schweiger, H. (2014) Validation of a
novel constitutive model for shotcrete using data from an executed tunnel/
Validierung eines neuen Stoffgesetzes für Spritzbeton mittelsErgebnissen
eines ausgeführten Tunnelprojekts. Geomechanics and Tunnelling 7 (4),
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[6] Thomas, A. (2009) Sprayed Concrete Lined Tunnels. Taylor & Francis, New.
York.
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in einer nachgiebigen Spritzbetonschale bei druckhaften Gebirgsverhältnis-
sen. Dissertation Ruhr University Bochum.
[8] Neuner, M., Gamnitzer, P., Hofstetter, G. (2017) An Extended Damage
Plasticity Model for Shotcrete: Formulation and Comparison with Other
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[9] Aldrian, W. (1991) Beitrag zum Materialverhalten von früh belastetem
Spritzbeton. Dissertation Montanuniversität Leoben, Österreich.
[10] Müller, M. (2001) Kriechversuche an jungen Spritzbetonen zur Ermittlung
der Parameter für Materialgesetze. Diplomarbeit Montanuniversität, Lo-
eben, Österreich.
[11] Meschke, G., Kropik, C., Mang, H. A. (1996) Numerical analyses of tunnel
linings by means of a viscoplastic material model for shotcrete. Internatio-
nal Journal for Numerical Methods in Engineering 39, 3145–3162.
[12] CEB Bulletin (1993) CEB-FIP Model Code 1990: Design Code (eds: Comité
Euro-International du Béton).
[13] Oluokun, F. A., Burdette, E. G., Deatherage, J. H. (1991) Splitting Tensile
Strength and Compressive Strength Relationships at Early Ages. ACI Ma-
terials Journal 88 (2), 115–121.
180
III. Zeitabhängiges Materialverhalten von Spritzbeton
[14] Schädlich, B., Schweiger, H. F. (2014) A new constitutive model for shotcrete.
Proceedings of the 8th European Conference on Numerical Methods in
Geotechnical Engineering. Delf, The Netherlands. Taylor & Francis, Lon-
don, pp. 103–108.
[15] Grassl, P., Jirásek, M. (2006) Damage-plastic model for concrete failure.
International Journal of Solids and Structures 43 (22–23), 7166–7196.
[16] DIN EN 1992-1-1 (2011) Eurocode 2: Bemessung und Konstruktion von
Stahlbeton- und Spannbetontragwerken – Teil 1-1: Allgemeine Bemessungs-
regeln und Regeln für den Hochbau. Beuth, Berlin.
[17] ACI Committee 209R-92 (1997) Prediction of Creep, Shrinkage, and Tem-
perature Effects in Concrete Structures (eds: American Concrete Institute),
Detroit.
[18] Japan Society of Civil Engineers (JSCE) (1999) Japan Concrete Specificati-
on.
[19] Lackner, R., Mang, H. A. (2003) Cracking in shotcrete tunnel shells. En-
gineering Fracture Mechanics 70, 1047–1068.
[20] Kronthaler, F. (2016) Statistik angewandt. Datenanalyse ist (k)eine Kunst
mit dem R Commander. Springer-Verlag, Berlin.
[21] Galobardes Reyes, I. (2013) Characterization and control of wet-mix spray-
ed concrete with accelerators. Ph. D. Thesis Universitat Politècnica de Cata-
lunya, Spain.
[22] Bryne, L. E. (2014) Time dependent material properties of shotcrete for hard
rock tunnelling. Ph. D. Thesis Stockholm, Sweden.
[23] Neuner, M., Cordes, T., Drexel, M., Hofstetter, G. (2017) Time-Dependent
Material Properties of Shotcrete. Experimental and Numerical Study. Ma-
terials 10 (9).
[24] Galler, R., Pittino, G., Bonin, K., Bezler, J. (2009) Modifizierter Spritzbeton
– Grossmassstäbliche Versuche und Anwendungen, in Spritzbeton-Tagung
2009 (Hrsg.: W. Kusterle), S. 1–16.
[25] Thewes, M., Vollmann, G. (2007) Applications of a shotcrete robot for cre-
ating an immediate comparability of mix design. Proceedings of the 33rd
ITA World Tunnel Congress, Underground Space – the 4th Dimension
of Metropolises. Prague, Czech Republic. Taylor & Francis, London, pp.
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[26] Nakashima, M., Hammer, A.-L., Thewes, M., Elshafie, M., Soga, K. (2015)
Mechanical behaviour of a sprayed concrete lining isolated by a sprayed
waterproofing membrane. Tunnelling and Underground Space Technology
47, 143–152.
[27] DIN EN 14487-2 (2007) Spritzbeton – Teil 2: Ausführung. Beuth, Berlin.
181
Forschung und Entwicklung
182
Vertragswesen und
betriebswirtschaftliche Aspekte
I. Entwicklung eines Kostenmodells zur
exakteren Abschätzung der Herstellkosten
von Tunnelbauwerken – Teil 2
Markus Thewes, Peter Hoffmann, Götz Vollmann, Wolf-Dieter Friebel,
Ingo Kaundinya, Anne Lehan, Andreas Wuttig, Werner Riepe
In Teil 1 dieses Beitrags in der Ausgabe 2019 des Taschenbuchs für den Tunnel-
bau wurde die Entwicklung eines Kostenmodells zur exakteren Abschätzung
der Herstellkosten eines Tunnelbauwerks für die geschlossene Bauweise darge-
stellt [1]. Entsprechende Analysen, wie die Entwicklung von Basisvarianten und
Kostenstrukturen, der Vergleich der Kosten in den Bauphasen, die Berücksichti-
gung von Preisschwankungen und Unsicherheiten sowie die Überprüfung der
Genauigkeit der Entwicklungen anhand einer Validierung, wurden erläutert.
In Ergänzung hierzu zeigt Teil 2 ausgewählte Ergebnisse für die offene Bauwei-
se und die betriebstechnische Ausstattung von Straßentunneln. Der Lehrstuhl
für Tunnelbau, Leitungsbau und Baubetrieb der Ruhr-Universität Bochum,
unterstützt durch die Ingenieurbüros Schüssler-Plan und BUNG, beauftragt
durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI)
und die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), analysierten dazu Daten von
Tunnelbauprojekten der jüngeren Zeit und entwickelten nach entsprechenden
Analysen im Anschluss dynamische, softwaregestützte Rechenmodelle.
Developing a cost-model to better estimate cost of construction of tunnel
structures – Part 2
Part 1 of this publication in the 2019 edition of the Taschenbuch für den Tun-
nelbau presented the development of a cost model for a more exact estimation
of the construction costs of tunnels built with the conventional method [1].
The corresponding analyses such as the development of basic variants and
cost structures, the comparison of costs in the construction phases, the con-
Tunnelbau 2020, Herausgegeben von der DGGT, Deutsche Gesellschaft für Geotechnik e. V.
© 2020 Ernst & Sohn GmbH & Co. KG. Published 2020 by Ernst & Sohn GmbH & Co. KG.
183
Vertragswesen und betriebswirtschaftliche Aspekte
1 Einleitung
In Teil 1 dieser Veröffentlichung wurde im Taschenbuch für den Tun-
nelbau 2019 ein Modell zur Kostenschätzung am Beispiel der ge-
schlossenen Bauweise von Straßentunneln vorgestellt, das anhand
einer Analyse der Daten aus der Planungs- und Vergabephase bis
hin zur Schlussrechnung einschließlich der Nachträge von insgesamt
17 Tunnelbauprojekten der jüngeren Zeit entwickelt wurde. Das so
entstandene Modell reduziert die zwischen der Planungs- und Ver-
gabephase entstehende mögliche Kostensteigerung bzw. eliminiert
diese weitestgehend. Im Rahmen der Untersuchungen wurde diese
Differenz festgestellt und als Δ1 definiert. Zudem konnte mittels Ana-
lyse der Ursachen für die Kostensteigerung in der Ausführungsphase
ein Δ2 zwischen dem Kostenanschlag und der Schlussrechnung erar-
beitet werden.
Die für das Modell erforderlichen Arbeiten, u. a. die Strukturentwick-
lung für das Kostenmodell sowie Bandbreiten- und Differenzanaly-
sen, bis hin zur Überführung in ein auf stochastischen Methoden der
Datenverarbeitung basierendes dynamisches Kosten-Tool, werden in
den nachfolgenden Abschnitten beschrieben. Dabei werden die zu
Teil 1 dieser Veröffentlichung [1] ergänzenden Entwicklungen für die
offene Bauweise und die betriebstechnische Ausstattung dargestellt.
Für das Verständnis dieses Beitrags ist die Kenntnis des ersten Teils
im Taschenbuch für den Tunnelbau 2019 zu empfehlen, da in Teil 2
aus Platzgründen auf die Darstellung grundlegender theoretischer
Überlegungen verzichtet wurde.
184
I. Entwicklung eines Kostenmodells zur exakteren Abschätzung der Herstellkosten
185
Vertragswesen und betriebswirtschaftliche Aspekte
Querschnitt
Breite
nach Unter-
zwischen Typ Inhalt
RABT 2006 typ
Borden
[2] (2016 [3])
Rechteckquerschnitt mit
1.1 offener Sohle und ohne
RQ 26t Lüftungszwischendecke
7,50 m O1
(RQ 31t) Rechteckquerschnitt mit
1.2 geschlossener Sohle und ohne
Lüftungszwischendecke
Rechteckquerschnitt mit
1.1 offener Sohle und ohne
RQ 26T Lüftungszwischendecke
10,00 m O2
(RQ 31T) Rechteckquerschnitt mit
1.2 geschlossener Sohle und ohne
Lüftungszwischendecke
Rechteckquerschnitt mit
1.1 offener Sohle und ohne
RQ 33t Lüftungszwischendecke
11,00 m O3
(RQ 36t) Rechteckquerschnitt mit
1.2 geschlossener Sohle und ohne
Lüftungszwischendecke
186
I. Entwicklung eines Kostenmodells zur exakteren Abschätzung der Herstellkosten
Drückendes Grundwasser
Nichtdrückendes Grundwasser
(ca. 5 m Wassersäule)
187
Vertragswesen und betriebswirtschaftliche Aspekte
LV-
Bereich Positionen Einheit
Nr.
107 Trägerbohlwand* m2
Sicherung der
Baugruben 108 Spundwand** m2
umschließung
Sicherung mit Ankern
109 L = 10–14 m St.
(LV-Nr. 106–108)
Aufgelöste Bohrpfahlwand
111 m2
d = 80–100 cm*
Überschnittene/tangierende
112 m2
Bohrpfahlwand d = 80 cm**
Überschnittene/tangierende
113 m2
Bohrpfahlwand d = 120 cm**
188
I. Entwicklung eines Kostenmodells zur exakteren Abschätzung der Herstellkosten
LV-
Bereich Positionen Einheit
Nr.
Überschnittene/tangierende
114 m2
Bohrpfahlwand d = 150 cm**
Unterwasserbetonsohle
121 m3
d = 100 cm**
189
Vertragswesen und betriebswirtschaftliche Aspekte
LV-
Bereich Positionen Einheit
Nr.
Fundament, Pfahlkopfbalken
129 m3
aus Ortbeton***
Fluchtwege- und
Sonstige Leistungen 138 St.
Treppenhäuser
Massivbauwerk
Sonstige Leistungen
139 lfdm
Massivbauwerk Zuschlag
190
I. Entwicklung eines Kostenmodells zur exakteren Abschätzung der Herstellkosten
LV-
Bereich Positionen Einheit
Nr.
Längsentwässerungsleitung
140 m
≥ DN 300
142 Schlitzrinne m
Revisionsschächte
Entwässerung 143 St.
(klein bis groß)
Bauwerksfuge (Raumfuge)
147 m
einschl. Fugeneinlage
Innenliegendes Fugenband/
Abdichtung 148 m
Fugenblech
Dichtungsschicht erdberührte
149 m2
Bauteile
Sonstige Leistungen
Sonstige Leistungen
Entwässerung,
151 Entwässerung, Abdichtung und lfdm
Abdichtung und
Wasserhaltung Zuschlag
Wasserhaltung
191
Vertragswesen und betriebswirtschaftliche Aspekte
LV-
Bereich Positionen Einheit
Nr.
152 Frostschutzschicht m3
Asphaltfahrbahn einschl.
153 m2
Fahrbahn Tragschicht und Fugen
Betonfahrbahn einschl.
154 m2
Tragschicht und Fugen
* im Homogenbereich I.A,
** im Homogenbereich I.B,
*** einschl. Schalung
193
Vertragswesen und betriebswirtschaftliche Aspekte
Geschlossene
(bergmännische) 21,20 % 17,17 %
Bauweise
Variante
Betriebstechnische
26,23 % 11,37 %
Ausstattung
Da bei den meisten Projekten einige Jahre zwischen der ersten Kos-
tenschätzung und dem Kostenanschlag liegen, ist Δ1 durch den ent-
sprechenden Baupreisindex (BPI) bereinigt. Mit dem entwickelten
Kostenmodell kann diese Differenz zukünftig weiter reduziert wer-
den, was in Teil 1 [1] im Rahmen der Validierung aufgezeigt werden
konnte. Δ2 entsteht durch eventuell auftretende Mehrkosten in der
Ausführungsphase eines Projekts und bezeichnet die Differenz zwi-
schen Kostenberechnung im Bauwerksentwurf und Kostenfeststel-
lung, entwickelt anhand der Differenz zwischen Kostenanschlag und
-feststellung. Diese Differenz bzw. die hinterlegten Werte werden
im Rahmen des entwickelten Kostenmodells als erste Möglichkeit
der Berücksichtigung eines Risikozuschlags als Häufigkeitsverteilung
hinterlegt.
Der dargelegte Vergleich zeigt, dass die Kostensteigerungen bei der
geschlossenen Bauweise eher in der Planungsphase entstehen, wo-
hingegen es bei der offenen Bauweise tendenziell eher in der Ausfüh-
rungsphase zu Kostensteigerungen kommt. Aufgrund der geringen
Datenbasis (zwölf Projekte geschlossene und fünf Projekte offene
Bauweise) sind diese Ergebnisse allerdings als erste Momentaufnah-
me zu verstehen und sollten anhand weiterer Analysen zukünftiger
Projekte verfeinert werden. Die Auswertung der Kostensteigerung
der betriebstechnischen Ausstattung zeigt deutlichere Differenzen
zwischen der Planungs- und Ausführungsphase. In vielen der ana-
194
I. Entwicklung eines Kostenmodells zur exakteren Abschätzung der Herstellkosten
4.1 Kostendiagramme
Die entwickelten Kostendiagramme können zur Bestimmung eines
groben Kostenrahmens zur Verwendung vor bzw. in der ersten Leis-
tungsphase nach HOAI [10] verwendet werden.
Die Diagramme für die offene Bauweise wurden jeweils für die dar-
gestellten Basisvarianten entwickelt. Dies erfolgte entsprechend der
Entwicklung der Diagramme für die geschlossene Bauweise. In Bild 2
ist das Diagramm für einen Regelquerschnitt 10,5T (11t) dargestellt.
195
Vertragswesen und betriebswirtschaftliche Aspekte
196
I. Entwicklung eines Kostenmodells zur exakteren Abschätzung der Herstellkosten
ligen Lage des Bauwerks besteht. Daher wurde eine Aufteilung in die
beiden Bereiche Innenstadt und Überland festgelegt.
Die Diagramme für die betriebstechnische Ausstattung wurden so-
wohl für Gegenverkehrs- als auch für Richtungsverkehrstunnel ent-
wickelt. Im Rahmen der Analysen wurde festgestellt, dass eine Auf-
teilung in diese beiden Kategorien aufgrund der Datenbasis sinnvoll
ist. Bei den Kosten für die Betriebstechnik wurden anhand der vorlie-
genden Datenbasis keine wesentlichen Änderungen des Einheitsprei-
ses in Abhängigkeit der Tunnellänge festgestellt. Aus diesem Grund
entstand eine konstante Kurve für die Diagramme. Bei zukünftigen
Erweiterungen der Datenbasis könnte sich auch ein eher linearer
Verlauf einstellen. Je nachdem, welcher Ausstattungsgrad oder welche
sonstigen Randbedingungen preisbeeinflussend sein könnten, kann
der Anwender zwischen dem minimalen und dem maximalen Wert
schwanken.
Bild 3 zeigt exemplarisch das Kostendiagramm für die betriebstech-
nische Ausstattung eines einröhrigen Gegenverkehrstunnels mit ein-
gezeichneter Validierung. Hierbei wurde die mittlere Linie gewählt,
da der Tunnel einen mittleren Ausstattungsgrad (Grundausstattung)
und ansonsten keine weiteren Besonderheiten aufweist. Somit er-
gibt sich ein Nettogesamtpreis je Tunnelmeter und schlussendlich
4.2 Kostenberechnungs-Tool
Für die offene Bauweise und die betriebstechnische Ausstattung
wurde analog zur geschlossenen Bauweise jeweils ein Kostenberech-
nungs-Tool entwickelt. Die jeweilige Struktur entspricht der darge-
stellten Kostenstruktur.
Bei dem Berechnungs-Tool für die betriebstechnische Ausstattung
kommt als Erleichterung für den Anwender hinzu, dass eine Höchstge-
schwindigkeit für den zu planenden Tunnel gewählt werden kann, um
einen Vorschlag für eine Tunnelausstattungsklasse zu erhalten. In Bild 4
ist ein Auszug der Eingabemaske des Kostenberechnungs-Tools für die
betriebstechnische Ausstattung mit den für das Validierungsprojekt er-
forderlichen Angaben dargestellt. Die Berücksichtigung des BPI erfolgt
durch die Eingabe eines Faktors (hier 1,05) als pauschaler Zuschlag.
Für das Validierungsprojekt wurde die in Bild 5 dargestellte Häufig-
keitsverteilung des prognostizierten Gesamtpreises für die betriebs-
technische Ausstattung berechnet. Diese Darstellung ermöglicht die
Berücksichtigung von Unsicherheiten. Es kann angenommen werden,
dass die Gesamtkosten (netto) der betriebstechnischen Ausstattung
198
I. Entwicklung eines Kostenmodells zur exakteren Abschätzung der Herstellkosten
Bild 6. Ergebnis der Sensitivitätsanalyse (16 Positionen) als prozentualer Beitrag zur Varianz für das Validierungsprojekt
einschließlich Anteil an der Gesamtsumme des Projekts
I. Entwicklung eines Kostenmodells zur exakteren Abschätzung der Herstellkosten
5 Zusammenfassung
Ziel der Untersuchungen war die Entwicklung eines anwendbaren
Kostenmodells zur genaueren Abschätzung der Herstellkosten von
Tunnelbauwerken. Die Ergebnisse für die geschlossene Bauweise
wurden bereits in Teil 1 dieses Beitrags in Ausgabe 2019 des Ta-
schenbuchs für den Tunnelbau aufgezeigt [1]. Einschließlich der hier
vorgestellten Ergänzung um die Kosten für die offene Bauweise und
die betriebstechnische Ausstattung wird aufgezeigt, dass eine exakte-
re Abschätzung der Kosten möglich ist, da die vorgestellten dynami-
schen Modelle Unsicherheiten berücksichtigen können.
Der abschließende direkte Vergleich der Validierung der geschlos-
senen Bauweise aus Teil 1 und der Validierung aus diesem Teil 2 der
betriebstechnischen Ausstattung in Tabelle 5 zeigt außerdem, dass bei
zwei unabhängigen Validierungen jeweils ein sehr exaktes Ergebnis
erzielt werden konnte.
Um auch weiterhin annähernd genaue Kostenprognosen treffen zu
können, ist eine regelmäßige Aktualisierung der Modelle einschließ-
Geschlossene Betriebstechnische
Bauweise (Teil 1) Ausstattung (Teil 2)
Ergebnisvergleich
Kostendiagramm mit +43 % +6 %
Submissionsergebnis
Ergebnisvergleich
Kostenberechnungstool mit +3 % +1,1 %
Submissionsergebnis
201
Vertragswesen und betriebswirtschaftliche Aspekte
Literatur
[1] Thewes, M. et al. (2019) Entwicklung eines Kostenmodells zur exakteren
Abschätzung der Herstellkosten von Tunnelbauwerken – Teil 1. Taschen-
buch für den Tunnelbau 2019. Ernst & Sohn, Berlin.
[2] RABT 2006 (2006) Richtlinien für die Ausstattung und den Betrieb von
Straßentunneln. Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen
(FGSV), Köln.
[3] E-RABT 2016 (Entwurf 2016) Empfehlungen für die Ausstattung und den
Betrieb von Straßentunneln. Forschungsgesellschaft für Straßen- und Ver-
kehrswesen (FGSV), Köln (noch nicht veröffentlicht).
[4] ZTV-ING Teil 5 (2018) Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und
Richtlinien für Ingenieurbauten. Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt).
[5] STUVA – Studiengesellschaft für unterirdische Verkehrsanlagen e. V.
(1996) Straßenquerschnitte in Tunneln, Ermittlung der Tunnelbaukosten.
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kehr, Bau- und Wohnungswesen, FE-Nummer: 02.178/1997/FR.
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(2000) Straßenquerschnitte in Tunneln. Forschung Straßenbau und Stra-
ßenverkehrstechnik 785, Bonn.
[7] DIN 18300 (2016) VOB – Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistun-
gen – Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen
(ATV) – Erdarbeiten. Beuth, Berlin.
[8] DIN 4020 (2010) Geotechnische Untersuchungen für bautechnische Zwe-
cke – Ergänzende Regelungen zu DIN EN 1997-2. Beuth, Berlin.
[9] DIN 1054 (2010) Baugrund – Sicherheitsnachweise im Erd- und Grund-
bau – Ergänzende Regelungen zu DIN EN 1997-1. Beuth, Berlin.
[10] HOAI (2013) Verordnung über die Honorare für Architekten- und Ingeni-
eurleistungen – Band 2. Beuth, Berlin.
202
Praxisbeispiele
I. Tunnelbau im Schwarzjura – Besondere
Herausforderungen beim Vortrieb des
Albvorlandtunnels
Jens Hallfeldt, Michael Frahm, Dieter Kirschke, Andreas Groten
Nachstehender Beitrag gibt einen Einblick in die herausfordernden Spritzbe-
ton- als auch maschinellen Vortriebe am Albvorlandtunnel. Es wird sowohl
auf den Baubetrieb als auch auf das Ausbruch- und Verformungsverhalten
der Vortriebe eingegangen. Konditionierung und Verklebung, Unterfahrung
der Bundesautobahn (BAB) A8, Tunnelvortriebsmaschinen-Logistik als auch
die Herstellung der Verbindungsbauwerke werden beim maschinellen Vortrieb
besonders beleuchtet. Auch der komplizierten Entsorgung des pyrithaltigen
Ausbruchmaterials ist ein Abschnitt gewidmet.
Tunnelling the Black Jura – Special challenges in heading the
Albvorlandtunnel
The following article gives a deep insight into the challenging shotcrete and
mechanical tunnelling of the Albvorlandtunnel. It deals with the construction
operation as well as the excavation and deformation behaviour of the tunnel-
ling. Conditioning and adhesion, heading of the federal motorway A8, TVM lo-
gistics, as well as the construction of the cross cuts are particularly highlighted
during mechanical tunnelling. A chapter is also dedicated to the complicated
disposal of the excavated material containing pyrite.
1 Einführung
Die Neubaustrecke (NBS) Wendlingen–Ulm ist Teil des Bahnpro-
jekts Stuttgart–Ulm. Die rund 60 km lange NBS verläuft zwischen
Neckar und Donau etwa zur Hälfte in Tunneln. Um den Flächenver-
brauch so gering wie möglich zu halten, wird die Schnellfahrstrecke
weitestgehend in paralleler Lage zur Autobahn A8 gebaut [1]. Der
Tunnelbau 2020, Herausgegeben von der DGGT, Deutsche Gesellschaft für Geotechnik e. V.
© 2020 Ernst & Sohn GmbH & Co. KG. Published 2020 by Ernst & Sohn GmbH & Co. KG.
203
Praxisbeispiele
204
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Praxisbeispiele
206
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Praxisbeispiele
3 Vortriebe in Spritzbetonbauweise
Der Vortrieb der Nordröhre des Albvorlandtunnels und des
GZA-Tunnels (Güterzuganbindung an den Albvorlandtunnel) erfolg-
te in vier Phasen (Bild 1):
–– Phase 1 (134 m): Kalottenvortrieb der Nordröhre vom Portal bis
zum Anbindungsbauwerk, anschließend Nachziehen der Strosse/
Sohle,
–– Phase 2 (173 m): Kalottenvortrieb im Ulmenstollen im Anbin-
dungsbauwerk bis zur späteren Durchschlagswand des TVM-Vor-
triebs aus dem Ostportal, anschließend Nachziehen der Strosse/
Sohle,
–– Phase 3 (121 m): Aufweitung des Anbindungsbauwerks als Kalot-
tenvortrieb in entgegengesetzter Richtung, also Richtung Portal
West, und Nachziehen der Strosse/Sohle,
–– Phase 4 (196 m): Kalottenvortrieb des GZA-Tunnels vom Portal
bis zum Anbindungsbauwerk, anschließend Nachziehen der
Strosse/Sohle.
Alle Vortriebe wurden mit einer geteilten Ortsbrust (vorlaufende Ka-
lotte und anschließende Strosse/Sohle) hergestellt. Je nach Zustand
der Ortsbrust wurde die Kalotte nochmals in Teilflächen ausgebro-
chen und gesichert.
208
I. Tunnelbau im Schwarzjura – Besondere Herausforderungen
209
Praxisbeispiele
fähige Unterboden wird in Mieten mit Höhen von 2 bzw. 5 m auf und
in unmittelbarer Nähe des Baufelds für die spätere Wiederverwen-
dung gelagert. Das Volumen der Bodenmieten beträgt insgesamt ca.
39.000 m3 und bedeckt die Größe von sechs Fußballfeldern. Weiteres
Aushubmaterial mit einem Gesamtvolumen von ca. 12.000 m3, das zu
einem späteren Zeitpunkt für die Verfüllarbeiten wiederverwendet
wird, wird ebenfalls zwischengelagert. Das für den Abtransport vor-
gesehene Tunnelausbruchmaterial wird auf der Bereitstellungsfläche
bis zum Abtransport mit Lkw zwischengelagert und ggf. aufbereitet.
Um die Sicherheit im Bereich der Tunnel zu gewährleisten, wurde ein
Personenerfassungssystem installiert. Damit kann jederzeit nachvoll-
zogen werden, wie viele Personen sich im Tunnel befinden. Die Regis-
trierung der Personen erfolgt an den jeweiligen Tunnelportalen über
ein elektronisches Meldemedium und Abgleich mittels Videoüberwa-
chung. Für die obertägige Kommunikation ist die Baustelle mit Tele-
211
Praxisbeispiele
213
Praxisbeispiele
214
I. Tunnelbau im Schwarzjura – Besondere Herausforderungen
Bild 5. Anbindungs
bauwerk
(Prof. Kirschke)
215
Praxisbeispiele
216
I. Tunnelbau im Schwarzjura – Besondere Herausforderungen
217
Praxisbeispiele
221
Praxisbeispiele
222
I. Tunnelbau im Schwarzjura – Besondere Herausforderungen
225
Praxisbeispiele
226
I. Tunnelbau im Schwarzjura – Besondere Herausforderungen
229
Praxisbeispiele
232
I. Tunnelbau im Schwarzjura – Besondere Herausforderungen
Der grundlegende Gedanke hinter dem Erlass ist der, dass aufgrund
der geringen Durchlässigkeit, selbst bei einem sehr hohen Sulfatge-
halt, der absolut mögliche Austrag ins Grundwasser nie höher sein
kann als bei Material, das normale Durchlässigkeiten aufweist und die
Grenzwerte für Sulfat nicht übersteigt. Mithilfe des Erlasses war es
nun möglich, in einigen der vorgesehenen Steinbrüche das Tunnel
ausbruchmaterial einzubauen (Bild 14).
Im weiteren Verlauf der Vortriebsarbeiten kamen vereinzelte leichte
Grenzwertüberschreitung für den Parameter Arsen zur Pyrit-Thema-
tik hinzu. Beide Parameter, Sulfat und Arsen, liegen zwar als geogene
Belastung vor, führen aber dazu, dass die Entsorgung in Baden-Würt-
temberg praktisch ausgeschlossen ist. Verwertungsstandorte, die
die täglich anfallenden Mengen an Bodenmaterial bei gleichzeitig
auftretenden Grenzwertüberschreitungen von Sulfat und Arsen auf-
nehmen können, konnten nicht mehr gefunden werden. Daher wur-
de das Material mit Lkw in das benachbarte Bayern transportiert
und dort der Verwertung in der Ziegelindustrie zugeführt. Ein bis
zwei Bahntransporte wurden täglich nach Thüringen verbracht und
dort aufgrund der geringen Wasserdurchlässigkeit des Tonsteins als
Basisabdichtungsmaterial im Deponiebau verwendet. Aufgrund der
Literatur
[1] www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de, Webseite des Bahnprojekts Stuttgart–
Ulm [Zugriff am 04.04.2019].
[2] Monitoringkonzept BAB A8, Implenia, 2018.
[3] Verwaltungsvorschrift des Umweltministeriums Baden-Württemberg für
die Verwertung von als Abfall eingestuftem Bodenmaterial vom 14. März
2007 (aktuell gültig bis zum Inkrafttreten der Änderung zur Bodenschutz-
verordnung, längstens bis 31.12.2019).
[4] Verwertung von pyrithaltigem Bodenaushubmaterial in Verfüllungen und
Abgrabungen. Erlass des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energie-
wirtschaft Baden-Württemberg, 07.04.2017.
234
II. Tunnel Feuerbach – Bergmännische
Teilunterfahrung eines zweigeschossigen
Überwerfungsbauwerks bei laufendem
Bahnbetrieb
Dagmar Rombach, Reinhard Huber, Matthias Florax, Michael Eckl,
Niklas Hirche
Die Zuführung zum Stuttgarter Hauptbahnhof wird in Zukunft durch den Tun-
nel Feuerbach erfolgen. Kurz vor dem Haltepunkt Feuerbach vereinen sich
die zwei Streckenröhren zu einem Verzweigungsbauwerk mit großem Quer-
schnitt. Dieses Bauwerk nähert sich bei geringer Überlagerung schleifend dem
Überwerfungsbauwerk des bestehenden Pragtunnels an, bis es schließlich in
die Fundamente der Seitenwand des Bauwerks eingreift. Das Überwerfungs-
bauwerk dient dabei den DB-Gleisen als Einhausung, während auf seinem
Deckel zusätzlich zwei Gleise der Stuttgarter Stadtbahn verlaufen. Ein Tun-
nelvortrieb mit minimalen Senkungen war zur Aufrechterhaltung des Bahn-
betriebs erforderlich, obwohl wenig tragfähige Schichten des ausgelaugten
Gipskeupers anstehen. Intensive statische Berechnungen, vorausschauende
Planung, ein Hebungskonzept für den Deckel des Bestandsbauwerks und ein
Monitoring-Konzept sicherten den Erfolg der Maßnahme.
Tunnel Feuerbach – Conventional tunneling underneath a two-stage
fly-over junction structure while ongoing railway operations
In future, Stuttgart main station will be supplied through the tunnel Feuer-
bach. Shortly before the breakpoint Feuerbach, the two mining railway tubes
unite to form a branch structure with a large cross-section. This structure
approaches the fly-over junction of the existing Pragtunnel with a slight over-
burden until it finally even intervenes into the foundations of the side wall
of the building. The fly-over junction serves the DB tracks as an enclosure
structure, with two tracks of the Stuttgart Stadtbahn running on its cover.
Tunneling with minimal deformation at grade was required to maintain rail
operation, although poorly stable layers of the leached Gipskeuper are pre-
sent. Intensive static calculations, anticipatory planning, a lifting concept for
the cover of the existing building and a monitoring concept ensured the suc-
cess of the measure.
Tunnelbau 2020, Herausgegeben von der DGGT, Deutsche Gesellschaft für Geotechnik e. V.
© 2020 Ernst & Sohn GmbH & Co. KG. Published 2020 by Ernst & Sohn GmbH & Co. KG.
235
Praxisbeispiele
1 Einleitung
Die DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH realisiert im Auftrag der
DB Netz AG den Planfeststellungsabschnitt (PFA) 1.5 Los 2 Fern-
bahnzuführung Feuerbach. Dies ist ein Los der Gesamtmaßnahme
S21 und liegt im Stuttgarter Talkessel. Der Tunnel Feuerbach (Bild 1)
beginnt am Hauptbahnhof und führt über die Verzweigungsbauwerke
Kriegsberg in einen ca. 2.630 m langen bergmännischen Abschnitt
mit zwei eingleisigen Röhren Richtung Feuerbach. Die eingleisigen
Tunnelröhren gehen über das ca. 140 m lange Verzweigungsbauwerk
in eine Doppelröhre Richtung Feuerbach über. Im Anschluss an die
bergmännische Bauweise verläuft der Tunnel in Deckelbauweise un-
ter einem Bestandstunnel und später über das Trogbauwerk bis zum
Haltepunkt Feuerbach. Die Lage und Höhe der Trasse nähert sich
236
II. Tunnel Feuerbach – Bergmännische Teilunterfahrung
237
Praxisbeispiele
238
II. Tunnel Feuerbach – Bergmännische Teilunterfahrung
2 Geologie
Bild 4 zeigt den geo- und tunnelbautechnischen Längsschnitt und das
zugehörige Gefügemodell des ausgelaugten Gipskeupers. Im Folgen-
den wird sinngemäß aus dem Gutachten zitiert [1].
Der ausgelaugte Gipskeuper liegt oberhalb der Auslaugungsfront,
dem sog. Gipsspiegel. Der ehemals vorhandene, unausgelaugte
Gipskeuper wurde durch den Einfluss des Grundwassers vollständig
verändert. Die Sulfatanteile des Gesteins gingen in Lösung und wur-
den mit dem Grundwasser abgeführt, während die Tongesteine durch
die Auslaugung weitgehend entfestigt wurden.
239
Praxisbeispiele
Ausgelaugter Gipskeuper
Kennwerte
Klasse I Klasse II–IV
Feuchtwichte g [kN/m3] 23 (22–24) 22 (21–23)
500
E-Modul E [MPa] 150 (80–200)
(300–1.000)
Scherparameter K: 0,05
c‘ [MN/m2] (0,02 – 0,1) 0,02 (0–0,04)
S: 0 (0–0,05)
sq0 (w = 1,0) – –
[MN/m2]
Quellparameter
Kq [–] – –
SD [–] – –
240
II. Tunnel Feuerbach – Bergmännische Teilunterfahrung
241
Praxisbeispiele
242
II. Tunnel Feuerbach – Bergmännische Teilunterfahrung
243
Praxisbeispiele
244
II. Tunnel Feuerbach – Bergmännische Teilunterfahrung
4.1.1 Bauphase 1
Der linke Ulmenstollenvortrieb soll den rechten überholen und bis
zum Übergang der offenen Bauweise geführt werden. Diese Umstel-
lung bewirkt eine vorauseilende Aussteifung auf der abgewandten
Seite des Einflussbereichs des Überwerfungsbauwerks und reduziert
dadurch die Setzungen. Außerdem mussten zwei Kernbereiche nach-
gezogen werden (Bauphase 1a). Zusätzlich konnten über den voraus
eilenden Ulmenstollen die linksseitig zufließenden Schichtenwässer
gefasst und der kritische Anschlussbereich zum Überwerfungsbau-
werk somit vorentwässert werden (vgl. Bild 7). Gleichzeitig konnten
erste geologische Erkenntnisse gesammelt werden, um die kritische,
gegenüberliegende Situation besser beurteilen zu können.
4.1.2 Bauphase 2
Der rechte Ulmenstollenvortrieb folgt im Schutz eines verstärkten
Spießschirms auf der Seite des Überwerfungsbauwerks bis zum
Ende von Bauphase 2. Am Ende des letzten Rohrschirmabschnitts
ist bereits ein Teilabbruch des Fundaments der Stützmauer wäh-
rend der Vortriebsarbeiten erforderlich. Danach wird der Kernbereich
im Schutz eines Rohrschirmdachs nachgezogen (Bauphase 2a) (vgl.
Bild 7).
4.1.3 Bauphase 3
Der letzte Bauabschnitt (Bild 8) bis zum Übergang zur offenen Bau-
weise und im Anschluss an den Bestandstunnel erfordert aus geo-
metrischen Gründen eine Umstellung des Bauablaufs. Der Abbruch
des Fundaments der Winkelstützmauer wäre wegen der beengten
Platzverhältnisse des Ulmenstollenvortriebs und aufgrund der Lage
im Firstzwickel des Ulmenstollens baubetrieblich nahezu unmöglich
ausführbar gewesen. Deshalb wurde der letzte Abschnitt umgestellt
und durch einen einzigen Restquerschnitt aufgefahren, der sich aus
Ulme rechts und Kern zusammensetzt. In diesem letzten Vortriebs-
abschnitt konnte im Schutz eines massiven Spießschirms und einer
verstärkten Ortsbrustsicherung der Fundamentabbruch vortriebsbe-
gleitend ausgeführt werden.
245
Praxisbeispiele
246
II. Tunnel Feuerbach – Bergmännische Teilunterfahrung
248
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Tabelle 2. Beweissicherung und Monitoring von Bestandsanlagen
250
Bau- Bestandsanlage Eigentümer Im Einfluss- Zustandsfeststel- Monitoring
teil-Nr. bereich lung
Praxisbeispiele
Richtung (Horizontalverformung) 6 8 10
Setzung (Vertikalverformung) 6 8 10
Vertikalverformungen
Horizontalverformungen
251
Praxisbeispiele
Verschiebung Richtung 6 8 10
Veränderung Längshöhe 6 8 10
Richtung (Horizontalverformung) 12 18 20
Setzung (Vertikalverformung) 12 18 20
252
II. Tunnel Feuerbach – Bergmännische Teilunterfahrung
Warnwert ab 10 mm
Alarmwert ab 20 mm
Grenzwert ab 30 mm
Tabelle 9. Vortrieb
Firstsetzungen 11 15
5 Monitoring
253
Praxisbeispiele
255
Praxisbeispiele
256
II. Tunnel Feuerbach – Bergmännische Teilunterfahrung
257
Praxisbeispiele
258
II. Tunnel Feuerbach – Bergmännische Teilunterfahrung
259
Praxisbeispiele
260
II. Tunnel Feuerbach – Bergmännische Teilunterfahrung
261
Praxisbeispiele
263
Praxisbeispiele
6 Fazit
Basierend auf einer genauen Zustandserfassung der Bauwerke und
Anlagen und einer realitätsnahen statischen Abbildung, dem Fest-
legen der für den Bahnbetrieb zulässigen Setzungen und den daraus
resultierenden, baubetrieblichen und -technischen Maßnahmen, ei-
nem engmaschigen Monitoring sowie der lückenlosen Vorbereitung
jeglicher Handlungsszenarien wurden Voraussetzungen für eine mög-
lichst störungsfreie Ausführung geschaffen.
Gegen Ende der Durchführung wurden lokale Warn- und Alarmwer-
te an den Fissurometern überschritten und festgelegte Grenzwer-
te fast erreicht. Durch praktizierte Handlungsabläufe und tägliche
Monitoring-Berichte konnten alle Beteiligten die Situation besonnen
bewerten. Letztlich handelte es sich bei den Überschreitungen vor-
wiegend um temperaturbedingte Verformungen des Bauwerks und
der Messsensorik.
Am 16. November 2018 wurden mit dem Abschluss der untertägigen
Arbeiten die Hubpressen vollständig entlastet. Nach Auswertung der
Endmessungen konnte festgehalten werden, dass sich die Senkungen
des Überbaus während der Vortriebsarbeiten auf das bauwerksver-
trägliche Maß von 0,22 mm an den Lagern beschränkten. Das Hub-
pressensystem zur Lagesicherung der Deckenplatte musste zu keinem
Zeitpunkt über die aufgebrachte Vorspannung hinaus in Anspruch
genommen werden.
Nach Betrachtung aller Messungen konnten keine signifikanten Ver-
formungen für die betroffenen Anlagen und Bauwerke nachgewiesen
werden. Erste Begehungen zeigten keine relevanten Auswirkungen
am Überwerfungsbauwerk, die auf die Unterfahrung zurückzuführen
wären.
Für die Übergabe der Anlagen an Betreiber und Eigentümer werden
nach Einbau der Innenschale noch abschließende Beweissicherungen
und Zustandsfeststellungen von Bauwerk und Lagern durchgeführt.
Durch die enge, stets lösungsorientierte Zusammenarbeit aller am Bau
Beteiligten und die vorausschauende Planung konnte die bergmänni-
sche Unterfahrung sicher und erfolgreich abgeschlossen werden.
264
II. Tunnel Feuerbach – Bergmännische Teilunterfahrung
Danksagung
Abschließend möchten die Autoren den Anlagenverantwortlichen
der SSB AG und der DB Netz AG (Produktionsstandort Stuttgart)
und den jeweils zuständigen Betriebsführungen ihren Dank für die
konstruktive Mitarbeit und das entgegengebrachte Vertrauen bei der
Umsetzung dieser Maßnahmen in einem äußerst sensiblen Umfeld
aussprechen.
Literatur
[1] Wittke, W. (12/2011) Tunnelbautechnisches Gutachten für den bergmänni-
schen Tunnel, S21, PFA1.5 Los 2, WBI.
265
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Tunnelbaubedarf
1 Erd- und Gesteinsarbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269
1.1 Herstellung von Tunnelbauten 269
1.2 Untersuchungen des Untergrundes 269
1.3 Messungen/Monitoring 269
1.4 Bohrmaschinen, Bohrausrüstungen, Sprengtechnik 270
1.5 Vortriebs- und Lademaschinen (geschlossene Bauweise) 270
1.6 Baumaschinen (offene Bauweise) 270
1.7 Brunnenbau 271
2 Transporteinrichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271
2.1 Gleislose Fahrzeuge 271
2.2 Schienenfahrzeuge und Zubehör 271
2.3 Förderbänder und Zubehör 271
3. Tunnelausbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 272
3.1 Injektionen und Gebirgsanker 272
3.3 Betonausbau 272
3.4 Stahlausbau, Tübbingausbau 273
3.5 Tübbingzubehör 273
3.6 Tunnelabdichtungen 273
9 Arbeitsschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275
9.1 Entstaubungsanlagen 275
10 Tunnelbetrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275
10.1 Energieversorgung 275
10.2 Belüftung 276
10.5 Sicherheitseinrichtungen 276
10.8 Bauwerksüberwachung/Monitoring 276
267
Tunnelbaubedarf
12 Befestigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279
268
Tunnelbaubedarf
1.3 Messungen/Monitoring
Durchführung von Messungen, In-Situ-Versuchen, me-
chanischen Bohrlochversuchen, Bohrlochfernsehen
➤➤ GIF Geotechnisches Ingenieurbüro Prof. Fecker & Partner
GmbH,
76275 Ettlingen
www.gif-ettlingen.eu
269
Tunnelbaubedarf
270
Tunnelbaubedarf
1.7 Brunnenbau
Brunnenbohrgeräte
➤➤ Epiroc Deutschland GmbH
45143 Essen
www.epiroc.com
2 Transporteinrichtungen
271
Tunnelbaubedarf
Transportbänder
➤➤ ContiTech Transportbandsysteme GmbH,
37154 Northeim
www.contitech.de/cbg-de
3. Tunnelausbau
Injektionsmaterialien
➤➤ BASF Performance Products GmbH
A-8670 Krieglach
www.master-builders-solutions.basf.at
3.3 Betonausbau
Bekaert Maccaferri
➤➤ Underground Soulutions BVBA
B-9320-Aalst-Erembodegem
www.bm-underground.com
Spritzbetonausbau
➤➤ Epiroc Deutschland GmbH
45143 Essen
www.epiroc.com
272
Tunnelbaubedarf
3.5 Tübbingzubehör
Lastverteilungsplatten
➤➤ mago-pack GmbH,
26135 Oldenburg
TU@mago-pack.de
3.6 Tunnelabdichtungen
Abdichtungsberatung
➤➤ Prof. Dr.-Ing. Dieter Kirschke GmbH & Co. KG,
76275 Ettlingen
www.prof-kirschke.de
Abdichtungsberatung Injektionstechnik
➤➤ Desoi GmbH,
36148 Kalbach/Rhön
www.desoi.de
273
Tunnelbaubedarf
Abdichtungssysteme
➤➤ NAUE GmbH & Co. KG
32339 Espelkamp
www.naue.com
4.1 Sonderbelüftung
Bewetterungssysteme für den Berg- und Tunnelbau
➤➤ Epiroc Deutschland GmbH
45143 Essen
www.epiroc.com
Luttenvorbauspeicher
➤➤ Korfmann Lufttechnik GmbH,
58454 Witten
info@korfmann.com
Schalldämpfer
➤➤ Korfmann Lufttechnik GmbH,
58454 Witten
info@korfmann.com
274
Tunnelbaubedarf
Wetterlutten + Zubehör
➤➤ Schauenburg Tunnel-Ventilation GmbH,
45478 Mülheim an der Ruhr
www.tunnel-ventilation.de
6.1 Pumpen
Elektrische Tauchpumpen
➤➤ Atlas Copco Power Technique GmbH
45141 Essen
www.atlascopco.com
9 Arbeitsschutz
9.1 Entstaubungsanlagen
10 Tunnelbetrieb
10.1 Energieversorgung
Generatoren
➤➤ Atlas Copco Power Technique GmbH
45141 Essen
www.atlascopco.com
275
Tunnelbaubedarf
10.2 Belüftung
Axialventilatoren
➤➤ Korfmann Lufttechnik GmbH,
58454 Witten
info@korfmann.com
10.5 Sicherheitseinrichtungen
Türen und Tore
➤➤ BUCHELE GmbH,
73061 Ebersbach/Fils
www.buchele.de
10.8 Bauwerksüberwachung/Monitoring
Vermessungszubehör für Deformationsmessungen
➤➤ GOECKE GmbH & Co. KG,
58332 Schwelm
www.goecke.de
276
Tunnelbaubedarf
277
Tunnelbaubedarf
278
Tunnelbaubedarf
12 Befestigung
Tunnelausbaubefestigungen & Schwerlastsonderkonst-
ruktionen aus Edelstahl Rostfrei bis Korrosionsschutz-
klasse V
➤➤ Wilhelm Modersohn GmbH & Co. KG,
32139 Spenge
www.modersohn.eu
279
Inserentenverzeichnis
A
ALFRED KUNZ Untertagebau München,
Niederlassung der August Reiners Bauunternehmung GmbH, Bremen
Frankfurter Ring 213, D-80807 München, Telefon (0 89) 3 23 61-4,
Telefax (0 89) 3 23 61-510, info@alfredkunz.de, www.alfredkunz.de
(s. Anzeige Seite 29)
B
Baresel Tunnelbau GmbH,
Ulmer Straße 2, D-70771 Leinfelden-Echterdingen,
Telefon (07 11) 25 84 - 400, Telefax (07 11) 25 84 - 402,
Tunnelbau@baresel.de, www.baresel.de (s. Anzeige Seite 27)
281
Inserentenverzeichnis
BPA GmbH,
Behringstraße 12, D-71083 Herrenberg-Gültstein,
Telefon (0 70 32) 8 93 99 - 0, Telefax (0 70 32) 8 93 99 - 29,
info@bpa-waterproofing.com, www.bpa-waterproofing.com
(s. Anzeige Seite 33)
BUCHELE GmbH,
Industriestraße 3, D-73061 Ebersbach/Fils,
Telefon (0 71 63) 10 01 - 0, Telefax (0 71 63) 10 01 - 44,
info@buchele.de, www.buchele.de
C
CDM Smith Consult GmbH,
Am Umweltpark 3-5, D-44793 Bochum,
Telefon (02 34) 68 775 - 0, Telefax (02 34) 68 775 - 10, info@cdmsmith.com,
www.cdmsmith.com (s. Anzeige Seite 31)
282
Inserentenverzeichnis
D
Desoi GmbH,
Gewerbestraße 16, D-36148 Kalbach/Rhön,
Telefon (0 66 55) 96 36 0, Telefax (0 66 55) 96 36 66 66, info@desoi.de,
www.desoi.de (s. Anzeige Seite 37)
E
EDR GmbH – seit 2019 ein Unternehmen der Ingérop Firmengruppe,
Firmenzentrale
Dillwächterstraße 5, D-80686 München,
Telefon (0 89) 54 71 12 - 0, Telefax (0 89) 54 71 12 - 50,
info@edr.de, www.edr.de
G
gbm Gesellschaft für Baugeologie und –meßtechnik mbH
Baugrundinstitut, Pforzheimer Straße 126 a, D-76275 Ettlingen,
Telefon (0 72 43) 76 32 - 0, Telefax (0 72 43) 76 32 - 50,
www.gbm-baugrundinstitut.de
283
Inserentenverzeichnis
H
Hailo-Werk Rudolf Loh GmbH & Co. KG,
Daimlerstraße 2, 35708 Haiger,
Telefon (0 27 73) 82 – 0, Telefax: (0 27 73) 82 – 12 18, professional@hailo.de,
www.hailo-professional.de (s. Anzeige Seite 107)
Herrenknecht AG,
Schlehenweg 2, D- 77963 Schwanau,
Telefon (0 78 24) 3 02 - 0, Telefax (0 78 24) 34 03,
info@herrenknecht.de, www.herrenknecht.de
(s. Anzeige auf U2 und gegenüber U2)
I
iC consulenten Ziviltechniker GesmbH,
Schönbrunner Straße 297, A-1120 Wien,
Telefon (00 43 1) 5 21 69 - 0, office@ic-group.org,
Zollhausweg 1, A-5101 Salzburg/Bergheim,
Telefon (00 43 662) 45 07 73, officesalzburg@ic-group.org, www.ic-group.org
Dunajska cesta 21, SI-1000 Ljubljana/Slowenien
Telefon +386 1 474 10 00, info@elea.si
(s. Anzeige Seite 73)
284
Inserentenverzeichnis
IMM Maidl & Maidl, Beratende Ingenieure GmbH & Co. KG,
Universitätsstraße 142, D-44799 Bochum,
Telefon (02 34) 9 70 77 - 0, Telefax (02 34) 9 70 77 - 88, info@imm-bochum.de,
www.imm-bochum.de (s. Anzeige Seite XIII)
K
Prof. Dr.-Ing. Dieter Kirschke GmbH & Co. KG,
Gutenbergstraße 9, 76275 Ettlingen,
Telefon (0 72 43) 7 90 71, Telefax (0 72 43) 3 14 18, prof.kirschke@t-online.de,
www.prof-kirschke.de
M
mago-pack GmbH,
Rudolf-Diesel-Straße 43-45, D-26135 Oldenburg,
Telefon (04 41) 219 855 0, Telefax (04 41) 219 855 29, TU@mago-pack.de
(s. Anzeige Seite 207)
285
Inserentenverzeichnis
N
NAUE GmbH & Co. KG
Gewerbestraße 2, D-32339 Espelkamp,
Telefon (0 57 43) 41-0, Telefax (0 57 43) 41-240, www.naue.com
O
ÖSTU-STETTIN Hoch- und Tiefbau GmbH,
Münzenbergstraße 38, A-8700 Leoben,
Telefon (00 43 38 42) 4 25 23, Telefax (00 43 38 42) 4 25 23 - 142,
schalungsbau@oestu-stettin.at, www.oestu-stettin.at (s. Anzeige Seite 55)
P
PORR GmbH & Co. KGaA,
Franz-Rennefeld-Weg 4, D-40472 Düsseldorf,
Telefon (02 11) 15 92 23-400, Telefax (02 11) 15 92 23-405,
tunnel@porr.de, www.porr-tunnelbau.at (s. Anzeige Seite 205)
R
Rittal GmbH & Co. KG,
Auf dem Stützelberg, D-35745 Herborn,
Telefon (0 27 72) 5 05 - 0, Telefax (0 27 72) 5 05 - 23 19, info@rittal.de,
www.rittal.de
S
Schauenburg Tunnel-Ventilation GmbH,
Weseler Straße 42 a, D-45478 Mülheim an der Ruhr,
Telefon (02 08) 8 82 76 10, Telefax (02 08) 8 82 76 15,
info@tunnel-ventilation.de, www.tunnel-ventilation.de
286
Inserentenverzeichnis
T
TPH Bausysteme GmbH,
Nordportbogen 8, D-22848 Norderstedt,
Telefon (0 40) 50 11 66, Telefax (0 40) 50 29 56, gt@tph-hamburg.com,
www.tph-hamburg.com (s. Anzeige Seite IX)
Trox GmbH,
Heinrich-Trox-Platz, D-47504 Neukirchen-Vluyn,
Telefon (0 28 45) 202-0, Telefax (0 28 45) 202-265, trox@trox.de, www.trox.de
(s. Anzeige Seite 249)
U
Unternehmensgruppe BUNG
Englerstraße 4, 69126 Heidelberg,
Telefon (06221) 306-0, Telefax (06221) 306-172
info@bung-ag.de, www.bung-gruppe.de (s. Anzeige Seite III)
V
VMT GmbH,
Gesellschaft für Vermessungstechnik, Stegwiesenstraße 24,
D-76646 Bruchsal, Telefon (0 72 51) 96 99 - 0, Telefax (0 72 51) 96 99 - 22,
www.vmt-gmbh.de
W
WBI GmbH
Im Technologiepark 3, D-69469 Weinheim,
Telefon (0 62 01) 25 99 0, Telefax (0 62 01) 25 99 110, wbi@wbionline.de,
www.wbionline.de (s. Lesezeichen)
287
Inserentenverzeichnis
Z
ZETCON Ingenieure GmbH,
Firmenzentrale, Lennershofstr. 162, D-44801 Bochum,
Telefon (02 34) 9 25 67 - 0, Telefax (02 34) 9 25 67 - 10 00, info@zetcon.de,
www.zetcon.de (s. Anzeige Seite VII)
288