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magazin
Unterwegs. Sein.
Patricia Kelly
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„Der Klang meines Lebens“
Inhalt
Interview mit Patricia Kelly
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Ein Dialog über die großen Fragen des Lebens
Pater Anselm Grün im Gespräch mit seiner Nichte
Foto Patricia Kelly: Peter Becher / Foto: Anselm Grün & Andrea J. Larson: Kristin Moore / Foto Andreas Felger: Ralf Baumgarten
Ungewöhnliche Perspektiven
Eva Jung erzählt, wie sie Got t gesucht und gefunden hat ������������������������ 36
Vaterseelenallein
Wohin es führt, wenn der Vater fehlt ������������������������������������������������������ 40
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Jahrzehnte des Schaffensdrangs
Der Künstler Andreas Felger
Der Diener
Ein neuer Roman von „ Josh“-Autor Tom Reichel ��������������������������������������������� 58
Editorial
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Foto: Peter Becher
„Der Klang meines Lebens“
Interview mit Patricia Kelly
Patricia Kelly, Mitglied der legendären Kelly Family, stand schon als 5-Jährige auf der Bühne.
Rund 20 Jahre reiste die Kelly Family als Straßenmusiker durch die USA und Europa, bevor
sie 1994 ihren großen kommerziellen Durchbruch erzielte. Auf den Straßen und Bühnen der
Welt hat Patricia Kelly viel erlebt und tiefe Einsichten gewonnen. Nun hat sie ihre Biografie
„Der Klang meines Lebens“ veröffentlicht.
Frau Kelly, Sie haben lange gezögert, Ihre Denis hatte völlig Recht, darüber hatte
Biografie zu schreiben. Warum haben Sie sich ich nie nachgedacht. Damit war die
nun doch dazu entschieden? Entscheidung getroffen. Ich wollte
meinen beiden Jungs etwas hinterlassen,
Es war lange Zeit einfach so, dass ich einen Einblick in das Leben ihrer
keinen richtigen Sinn darin gesehen Mama. Deshalb habe ich ihnen das
habe, meine Biografie zu schreiben. Ich Buch gewidmet und ihnen einen kleinen
bin grundsätzlich kein Mensch, der sein Brief als Nachwort geschrieben.
Privatleben in großem Umfang öffentlich
macht. Und eine Biografie lebt zum großen Zur Vorbereitung haben Sie einige Orte Ihrer
Teil ja genau davon. Dann aber geschahen Vergangenheit besucht. Wie hat sich das
zwei ganz einschneidende Dinge. Kurz angefühlt, zu Stationen Ihrer Lebensreise
nacheinander habe ich den plötzlichen zurückzukehren?
Tod eines sehr jungen Menschen und
den fast tödlichen Unfall eines anderen Das war sehr spannend, aber auch auf
erlebt. Das hat mich sehr bewegt und ganz eigene Art tief bewegend. In gewissem
zum Nachdenken gebracht. Ich habe mir Sinne war ich ja zum Beobachter geworden.
die Frage gestellt, was ich denn eigentlich Eine ganz neue Rolle! Zunächst hatte ich
hinterlasse, wenn ich einmal sterbe. ein bisschen Angst, dass sich mein Leben
Was nehme ich mit an Erfahrungen, die rückblickend gar nicht so zeigen würde,
ich nicht mit anderen geteilt habe? wie ich es bisher in Erinnerung hatte.
Dann war aber genau das Gegenteil der
In dieser Phase hatte ich dann ein sehr Fall. Die Orte und Menschen, die ich in
intensives Gespräch mit Denis, meinem Spanien, Frankreich und Irland besucht
Mann. Und er war es auch, der mir das habe, haben mich viele Dinge aus meiner
entscheidende Argument geliefert hat: Vergangenheit noch schöner, ungewöhn-
Sollte ich plötzlich sterben, wie viele licher und reichhaltiger sehen lassen. Das
Geschichten, wie viele Erfahrungen hätte Ergebnis war große Dankbarkeit. Mir ist
ich dann nicht mit meinen Kindern geteilt? einfach noch einmal klar geworden, wie
Das traf mich wie ein Blitz. dankbar ich für mein Leben sein darf.
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In Ihrem Buch sprechen Sie auch sehr aus
führlich über dunkle Phasen Ihres Lebens.
Was war die Motivation dahinter?
Kelly Family, 1978 in Hamburg Frau Kelly, wir danken Ihnen für das Gespräch.
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Foto: Thomas Stachelhaus
Es war ein eiskalter Winter. Nach Mutters Hätte ein Außenstehender uns zugehört, er
Tod hatten wir unser Glück eine Zeit lang wäre vermutlich zu dem Schluss gekommen,
in Norditalien auf der Straße versucht, aber dass wir nicht nur arm waren, sondern auch
die Temperaturen waren zu weit herunter den letzten Rest Verstand verloren hatten.
gegangen, um draußen auch nur eine Doch das wäre uns egal gewesen. Wo genau
Handvoll mehr Geld zu verdienen als das, dieser Traum von einem vollen Stadion her-
was wir gerade so zum Überleben brauch- kam, weiß ich nicht mehr. Ich vermute aber,
ten. Alles, was wir noch besaßen, um unsere es war wieder einmal eine Vision meines
Instrumente, Kleidung und ein bisschen Vaters.
Spielzeug für die Kleinen zu transportieren,
war ein alter Lieferwagen, der langsam den Was unser Überleben anging, waren es
Geist aufgab. So konnte es nicht weitergehen. angstvolle Zeiten, aber unser Stadion-Traum
Irgendwann beschlossen wir aufzubrechen leuchtete wie ein Licht am Ende des Tunnels.
und abzureisen. Wir sangen mit aller Kraft und ignorierten
die stickige Luft, die dort unten herrschte.
„Wir müssen hier weg! Ab in den Wagen, Und wir wussten, dass wir gute Stimmen
Kinder!“ Mein Vater fuhr mit voller Kon- hatten und dass sie die Menschen in der
zentration 14 Stunden lang ohne Unterbre- Metro früher oder später erreichen würden.
chung von Padua nach Paris. Ich verstand Bei alledem war mein Herz erfüllt von
nicht, warum er so strikt dagegen war, eine Mutters letzten Worten. Sie erinnerten mich
längere Pause einzulegen. Doch er hatte nur daran, dass wir eine Familie waren, die
das eine Ziel im Kopf: Paris zu erreichen, nichts voneinander trennen konnte. Wir
bevor der Wagen komplett auseinanderfiel. waren Hinterbliebene mit einem Pakt, den
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niemand brechen konnte. Wir glaubten an
uns, und das war von entscheidender Bedeu-
tung, um uns früher oder später aus dieser In großer Offenheit und Empathie teilt Patricia
Situation herauszubringen. Kelly, Mitglied der legendären Kelly Family, mit
Im Vergleich zu dieser schwierigen Zeit in dem Leser die Höhen und Tiefen ihres Lebens und
der Metro ist rückblickend vieles andere halb ihres Glaubens. Als sie 12 Jahre alt war, starb ihre
so wild gewesen. Vielleicht war es der typisch Mutter an Brustkrebs. Im Jahr 2009 wurde auch
irische Kampfgeist der Kellys, der damals bei Patricia eine aggressive Brustkrebs-Vorstufe
zum Vorschein kam. Seit jenen Tagen hat er diagnostiziert, und erfolgreich operiert.
uns jedenfalls nie im Stich gelassen.
Auf den Straßen und Bühnen der Welt hat Patricia
An einem jener trostlosen Nachmittage Kelly viel erlebt und tiefe Einsichten gewonnen.
sprach uns ein Obdachloser an.
„Ihr müsst zu unterschiedlichen Zeiten
spielen, um die Rushhour zu vermeiden“,
lautete sein gut gemeinter Ratschlag, „denn
dann wollen die Leute nichts anderes, als
pünktlich ihre Bahn erreichen und haben
keine Zeit für euch.“
Ein einstmals charismatischer Mann,
jetzt dem Alkohol verfallen und mit einer
gebrochenen Nase, war zu uns herüber-
gekommen. „Hi, ich heiße Michel“, stellte
er sich vor. „Man nennt mich Le Roi des
Clochards hier in Paris – den König der
Obdachlosen. Wo kommt ihr her?“
„Aus Irland“, antworteten wir ihm.
„Und ihr seid alles Geschwister?“
„Ja, das sind wir.“
„Oh, was für eine prächtige Familie!“, rief
er begeistert aus.
Andrea J. Larson schreibt Briefe an ihren Onkel Willi – einen der bekanntesten Autoren
unserer Zeit. Die Rede ist von Pater Anselm Grün. Auf der einen Seite die junge Mutter
von drei Kindern, die in Amerika lebt und in einem Leben voller Freiheiten auch viele
Begrenzungen sieht – auf der anderen Seite der alte Mönch, der sich als junger Mensch
für das Leben im Kloster entschieden und in der Begrenzung riesige Freiheiten entdeckt
hat. In ihrem sehr persönlichen Dialog geht es um die großen Fragen des Lebens.
Lesen Sie hier einen Auszug.
ich freue mich richtig darauf, Dir persönliche Du fragst mich nach meinem Namen. Da
Fragen zu stellen und Dich als Mensch noch muss ich unterscheiden zwischen meiner
einmal von einer neuen Seite kennenzu- emotionalen Haltung zu den beiden
lernen. Außerdem erhoffe ich mir von Dir Namen und der eher spirituellen Haltung.
die eine oder andere Weisheit, auf die Du Willi haben mich meine Eltern genannt
vielleicht in der Stille des Klosters gestoßen und meine Geschwister. Und die ersten
bist. Eine Stille, die mir als Mutter von drei 19 Jahre wurde ich nur so genannt. Das
Kindern in meinem Alltag fast vollständig war meine Identität. Als ich ins Kloster
abhandengekommen ist. Ich bin gespannt, eingetreten bin, sollten wir uns ja einen
wie sich unsere Erfahrungen und Lebensein- Ordensnamen wählen. Ich habe lange über-
stellungen überlappen, wie sie sich vielleicht legt. Dann bin ich auf Anselm gekommen,
ergänzen oder sogar im Konflikt miteinander denn Anselm von Canterbury hat mich
stehen. Ich habe aber das Gefühl, dass wir fasziniert. Damals wusste ich von ihm
uns im Kern nicht unähnlich sind, trotz der noch nicht so viel. Ich wusste nur, dass er
deutlichen und zahlreichen Unterschiede: der größte Theologe im Benediktinerorden
Du bist der Bruder meiner Mutter, also eine war. Damals nach dem Abitur war ich sehr
Generation älter als ich. Als Mann und Frau ehrgeizig. Ich wollte auch ein großer Theo-
sind wir ohnehin grundverschieden. Du lebst loge werden. Erst später habe ich mich mit
im Kloster und hast Spiritualität und Reli- Anselm mehr beschäftigt. Da sind mir zwei
gion zu deinem Lebensmittelpunkt gemacht, Aspekte seiner Person aufgefallen.
ich bin nach Amerika ausgewandert, um Er war ein klarer Denker, aber zugleich
meiner Liebe zu folgen, und habe meine ein betender Theologe. Sein Programm
Familie zu meiner Hauptaufgabe gemacht. [...] war: Fides quaerens intellectum, das
heißt: „Der Glaube sucht nach Einsicht“.
Eigentlich müssen wir zu allererst einmal
klarstellen, wie es zu dem Buchtitel kam Der Glaubende gibt sich nicht damit zufrie-
und dass es in unserer Familie eine Spaltung den, etwas zu glauben, was ihm von außen
gibt: der eine Teil nennt Dich nämlich seit vorgesetzt wird. Er möchte eindringen in
Deiner Profess bei Deinem Ordensnamen das, was er glaubt. Und er möchte es mit
Anselm, der andere Teil bleibt weiterhin bei seinem Verstand in Einklang bringen. Das
Deinem Taufnamen Wilhelm, so wie ich ist sicher auch ein wichtiges Programm
auch. […] Wie fühlt es sich an, wenn man meiner Theologie. Ich möchte immer
seinen Vornamen, den man seit Kindesbei- fragen: Was bedeutet das für mich? Welche
nen trägt, plötzlich ablegt? Wird man mit Erfahrung steckt hinter dieser Aussage?
einem neuen Namen auch zu einem neuen Und zu welcher Erfahrung möchte mich
Menschen? Und wieso hast Du Dir eigent- dieser Glaubenssatz führen? Der zweite
lich den Namen Anselm ausgesucht? Aspekt: In seiner Lebensbeschreibung
heißt es, dass Anselm der liebenswürdigste
Mensch seiner Zeit war. Das kann ich
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natürlich nicht kopieren. Aber eine Her-
ausforderung ist es für mich schon, dass
ich ganz und gar Mensch bleibe und nicht
abhebe in meiner Theologie.
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Beide Namen sagen für mich etwas Wesent-
liches über meine Identität aus. Der neue
Namen hat sicher etwas in mir in Bewegung
gebracht. Aber er hat mich nicht von meinem
ursprünglichen Namen entfremdet.
Du sprichst von der Verbindung zu Deinem
Vater durch Euren gemeinsamen Vornamen
– aber auch durch die Ähnlichkeit in Eurem
Wesen. Leider ist er gestorben, bevor ich ge-
boren wurde. Ich weiß, dass er auch mit dem
Gedanken gespielt hatte, selbst ins Kloster zu
gehen, dann jedoch siebenfacher Familien-
vater geworden ist. Sicherlich kam im Alltag
mit den vielen Kindern seine geistige und
spirituelle Seite nicht so zum Zuge, wie er es
sich vielleicht gewünscht hätte. Carl Gustav
Jung sagte einmal: „Nichts hat einen stärke-
ren Einfluss auf das Leben der Kinder als das
ungelebte Leben der Eltern.“ Es ist ja häufig
so, dass wir unbewusst Sehnsüchte unserer
Eltern aufnehmen und dann selbst ausleben.
Daran finde ich generell auch nichts Schlech-
tes, denn oft sind wir uns ja auch im Wesen
ähnlich – und unseren Eltern war es vielleicht
einfach nicht möglich, diesen Träumen nach-
zugehen. Siehst Du Dich jetzt, im Rückblick
auf deine eigene Entscheidung, schon als
junger Mann Mönch zu werden, als eine Art
„Traum-Träger“ für Deinen Vater?
In der Spiritualität war ich sicher meinem
Vater ähnlich. Ich konnte mich genauso wie
er begeistern für die Schönheit der Natur
Foto: Kristin Moore
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daran habe ich noch nie gedacht. Aber als ich Neugier auf andere Kulturen auszuleben,
den Satz, den Du von C. G. Jung zitierst, dar- weil sie als junge Frau nicht die Freiheit
aufhin nochmals meditiert habe, bin ich doch hatte, einfach zu gehen. Ich war damals ganz
nachdenklich geworden. Es kann durchaus überrascht, denn ich meinte bis dahin, stolz
sein, dass ich mit meinem Wunsch, ins Klos- meinen ganz eigenen, anderen Weg gegangen
ter zu gehen, etwas von seinen ungelebten zu sein. Und doch sehe ich unsere Gemein-
Träumen ausgelebt habe. Mein Vater war ja samkeiten, dass wir zumindest in Bezug auf
Kaufmann. Seine drei Geschwister waren alle unsere Lebensneugier einfach aus demselben
Benediktiner. […] Mein Vater erzählte mir, Garn gestrickt sind, so wie Du es auch mit
dass er als Junggeselle mal nach St. Ottilien Blick auf die Spiritualität Deines Vater erlebt
kam und dort um Aufnahme ins Kloster bat. hast. Als Mutter erlebe ich jetzt selbst, dass
Er wurde dem Novizenmeister vorgestellt. man unbewusst sicherlich auch Sehnsüchte
[…] Der fragte ihn nur kurz: Was sind Sie von und nicht nur ähnliche Fähigkeiten weitergibt.
Beruf? Als er antwortete, er sei Kaufmann,
meinte P. Erhard, Kaufleute könnten sie im Natürlich gehen wir unsere Wege zu allererst
Kloster nicht gebrauchen. Daraufhin hat sich einmal für uns selbst, weil sie uns innerlich
mein Vater dann anders orientiert und nach ansprechen, irgendwas in uns berühren. Ich
einer Frau Ausschau gehalten. Und ich denke, wollte mit meiner Auswanderung etwas ganz
er hat mit seiner Familie dann doch großen Neues erleben, andere Menschen und ihre
Segen gestiftet […] Kultur von Grund auf verstehen lernen, mich
herausfordern und mich noch einmal neu
Auch wenn ich vielleicht eine Art „Traum- erfahren – oder vielleicht sogar neu erfinden.
Träger“ für meinen Vater bin, habe ich das Aber vielleicht gehen wir unsere Wege auch,
Gefühl, dass dieses Leben für mich stimmt. um Menschen mit denselben Sehnsüchten in
Mein Vater war natürlich stolz, dass ich Bene- ihrem Wesen besser zu verstehen. Vielleicht
diktiner geworden bin. Aber leider ist er kurz empfinden wir es unbewusst so, als ob wir
vor meiner Priesterweihe gestorben. Er hatte ihnen dadurch besonders nahe sein könnten.
schon die Rede schriftlich vorbereitet, die er
an meiner Primiz halten wollte. Da ist sicher
sein eigener Traum in Erfüllung gegangen. Ich
empfinde es heute so, dass ich von meinem Ja, ob Du willst oder nicht, Du vermittelst
Vater die spirituelle Sehnsucht mitbekommen Deinen Kindern nicht nur das, was Du gerne
habe. Aber es ist heute meine persönliche möchtest, sondern auch das, was in Dir lebt,
Sehnsucht, die ich als Mönch zu leben suche. und das, was Du manchmal nicht so leben
kannst, wie Du es vielleicht gerne möchtest.
Ich finde das ganz normal. Unsere Aufgabe
ist nur, dass wir uns dessen bewusst werden.
Ähnlich empfinde ich meinen Weg auch: Keiner von uns beginnt am Nullpunkt. Wir
Meine Mutter hatte mich vor längerer Zeit haben immer etwas mitbekommen von
einmal gefragt, ob ich denn das Gefühl hätte, unseren Eltern. Irgendwann müssen wir uns
unbewusst ihre Liebe für das Ausland und die dann entscheiden, ob wir das, was wir von
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den Eltern unbewusst angenommen haben,
bewusst so weiterleben möchten oder ob
wir uns in Freiheit für unseren persönlichen Der Briefwechsel zwischen Pater Anselm Grün
Weg entscheiden, der gar nicht so viel anders und seiner jungen Nichte Andrea J. Larson ist in
sein muss als der Weg der Eltern. Aber es ist Buchform erschienen. In ihrem sehr persönlichen
dann unser eigener Weg. Dialog geht es um Liebe, Beziehung, Gemeinschaft,
Einsamkeit, um Verantwortung für sich selbst
Ich konnte mich damals schnell begeistern.
Und so bin ich in dieser Begeisterung mit
zehn Jahren ins Internat gegangen. Am
Anfang hatte ich schon ziemlich großes
Heimweh, denn die Welt im Internat war
wesentlich rauer als in unserer Familie. Und
manche Essgewohnheiten machten mir
zu schaffen. Aber es hielt mich immer der
Gedanke, dass ich später einmal Mönch und
Missionar werde. Was damit alles verbunden
ist, war mir natürlich damals nicht so recht
klar. Aber es war in mir der Drang, die Welt
zu verändern, zu verbessern, die christliche Anselm Grün / Andrea J. Larson
Botschaft überallhin zu tragen. […] Sag mal, Onkel Willi
Ein Dialog über die großen Fragen des Lebens
Nr. 835003, € 16,99
Gekürzter Auszug aus dem Buch „Sag mal, Onkel Willi“ Gebunden • Schutzumschlag • 192 Seiten
von Anselm Grün und Andrea J. Larson ISBN 978-3-86334-003-2
In Kooperation mit dem Vier Türme Verlag, Münsterschwarzach
Sein Buch ist eine Einladung, die Kostbarkeit des Lebens neu zu
schätzen und ein gesundes Bewusstsein für die wesentlichen Dinge
DIE BIOGRAFIE zu entwickeln.
# 1-SPIEGEL-Bestseller
Nr. 814253, € 17,99
232 Seiten • inkl. 24 Seiten Bildteil
ISBN 978-3942208-53-6
Samuel Koch
* unverbindliche Preisempfehlung
Jahrgang 1987. Schon früh galt seine Begeisterung dem Sport. Bereits mit sechs Jahren begann
er als Geräteturner, nahm später an Geräte- und Kunstturn-Wettkämpfen in der Regionalliga teil.
Im Anschluss an das Abitur studierte er Schauspiel an der Hochschule für Musik, Theater und
Medien in Hannover. Nach seinem Unfall bei „Wetten, dass..?“ wurde er im Schweizer Paraplegiker-
Zentrum in Nottwil behandelt. Seit April 2012 setzt er sein Studium in Hannover fort.
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Eine neue Sicht der Dinge
ENDLICH BEI MIR SELBST ANKOMMEN
Entscheidungen stehen an, aber es fehlt an Klarheit. Was macht mich aus? Wohin soll ich
gehen? In ihrem neuen Ratgeber nimmt Gabriella Pahud den Leser mit auf die Reise zur
eigenen Persönlichkeit. Als passionierte Bergsteigerin und Gleitschirm-Pilotin ist sie es
gewohnt, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten – im wahrsten Sinne des
Wortes von oben. Lesen Sie einen Auszug.
B ergell (Schweizer Alpen), Juli 1981.
Seit vier Uhr in der Früh sind wir
unterwegs – mehr als 14 Stunden ohne
Pause. Ich bin müde, jeder Schritt schmerzt.
Vor Stunden standen wir auf dem Gipfel
des Piz Badile und schauten auf die umlie-
genden Berge der stark zerklüfteten Bon-
dasca-Gruppe. Ich war von Glück erfüllt
und zufrieden: „Nun hast du endlich dein
so lange angestrebtes Ziel erreicht!“ Ich war
gerade mal zwanzig Jahre alt. Und naiv.
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Himmel und innerhalb einer Viertelstunde mittendrin. Den Schmerz in den Füßen spü-
sind wir komplett von Nebel umzingelt. Der re ich nicht mehr, er ist der nackten Angst
Nebel ist jetzt so dicht, dass wir nichts, aber gewichen. Sie ist im Moment das Einzige,
auch gar nichts mehr erkennen können. Es was ich wahrnehme. Angst – und eine von
gibt auch keine blauen Punkte mehr, es gibt Nebelschwaden umhüllte Steinwüste.
nur noch meinen Freund und mich und die
weiße Nebelwand. Die Lage ist angespannt. „Ganz in unserer Nähe muss eine Biwak-
Das berauschende Gipfelglücksgefühl ist schachtel sein“, versucht mein Freund mich
längst verebbt. Nach meinem Zeitempfinden zu beruhigen. Er richtet den Kompass
liegt dieses Ereignis Tage zurück. südwärts. „Südwärts?“, flüstere ich beinahe.
„Nordwärts geht’s ins Tal! Wir müssen noch
Zum Glück haben wir vor ein paar Minuten über den nächsten Pass, dann ins sichere
die Karte studiert und mit der zu dem Zeit- Tal!“„Es geht jetzt nicht mehr darum, ins
punkt noch sichtbaren Umgebung abgegli- Tal zu kommen, sondern in Sicherheit! Also
chen. Wir wissen also in etwa, wo wir uns südwärts!“, kontert mein Freund. Innerlich
befinden. Mit Hilfe von Kompass und Hö- schalte ich auf Rebellion. „So ein Mist! Ich
henmesser versuchen wir, die Orientierung will nach Hause!“ Ich denke auch an meine
nicht ganz zu verlieren. Innerlich beginne Eltern, sie werden sich zu Tode ängstigen,
ich zu beten. Und gleichzeitig beobachte ich wenn ich mich nicht melde. „Lieber in
mich verwundert wie von außen. „Ist ja wie- Sicherheit und sich nicht melden als tot ge-
der einmal typisch! meldet werden.“ Mein
Du erinnerst dich im Begleiter hat ganz klar
mer an Gott, wenn du Den Schmerz in den Füßen die besseren Nerven
etwas von ihm willst …“ spüre ich nicht mehr, er ist der als ich. Seelenruhig
Ich ärgere mich über setzt er einen Fuß
nackten Angst gewichen.
mich selbst und ver- vor den anderen, den
suche mir einzureden, Kompass immer in
dass das für Gott schon in Ordnung ist, we- die richtige Richtung haltend. Er weist mich
nigstens noch für dieses eine Mal. Wenn ich an, alle paar Meter ein kleines Steinmänn-
hier heil rauskomme, werde ich ein besserer chen zu errichten, für den Fall, dass wir noch
Mensch werden. Das muss doch für Gott ein einmal den Weg verlieren. So würden wir
guter Deal sein! wenigstens an den letzten Ort zurückfinden,
den wir von der Karte her kennen. „Wenn
Hinter meinem Rücken surrt es. Die Luft ist wir nur vor Einbruch der Dunkelheit in der
elektrisch geladen. Ich löse meinen Eispickel Biwakschachtel sind, wenn uns nur der Blitz
vom Rucksack und trage ihn in der Hand, verschont, wenn, wenn, wenn …“ […]
aus Angst, er könnte den nächsten Blitz an-
ziehen. Das Gewitter bricht über uns herein. Orientierungslos und ausweglos, so fühlte
Blitz und Donner wechseln sich im Sekun ich mich nicht nur damals, sondern auch in
dentakt ab. Es gibt keine Distanz mehr meinem späteren Leben noch ab und zu. –
zwischen uns und dem Unwetter. Wir sind Gefangen in negativen Gedanken. Aber es
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geht auch anders. Wir müssen uns nicht Aber du tust es nicht. Du redest viel, planst
durch solche Gedanken und Verhaltens- viel, beschäftigst dich mit deinen Träumen:
muster ausbremsen lassen, sondern können tagelang, wochenlang, ein Leben lang.
lernen, unsere Talente einzusetzen und das Obwohl du glaubst, ganz viel für dein Glück
Beste aus uns herauszuholen. Mein Buch zu tun, ändert sich nichts. Auf dem Weg
soll nicht einfach nur ein Ratgeber sein. Es zu deinem Glück bleibst du wie in zähem
soll ein Reisebegleiter auf deinem persön- Schlamm stecken. Irgendetwas hindert dich
lichen und individuellen Weg zu dir selbst daran, tatsächlich in die Gänge zu kommen.
sein – in Richtung Ichwärts. Was ist das genau? […]
Ich selbst bin Mutter von fünf wunderbaren, 1. Stolperstein: Ignorieren. Tatsachen zu
zwischenzeitlich erwachsenen Kindern und verleugnen ändert nichts an der Realität –
in zweiter Ehe sehr glücklich verheiratet. auch wenn es für eine Weile guttun mag.
Seit über zwanzig Jahren führe ich eine
therapeutische Praxis, seit 15 Jahren bin In Situationen, in denen es um Leben und
ich als Coach tätig. Menschen auf ihrem Tod geht, ist das Ignorieren eine wirkungs-
Lebensweg zu begleiten und zu unterstüt- volle Strategie, um die wie ein Rammbock
zen empfinde ich als meine Berufung. Den heranstürmende Realität zumindest zeit-
Ausgleich zu meiner Arbeit finde ich in der weise abzumildern. Und genau das ist der
Natur und beim Reisen. Bergtouren, Skitou- Knackpunkt: Ignorieren macht höchstens
ren und Gleitschirmfliegen sind meine ganz kurzfristig einen Sinn! Tatsachen über einen
große Leidenschaft. Die Stunden und Tage längeren Zeitraum oder sogar für immer
der Einsamkeit und der Ruhe in der Natur nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen,
inspirieren mich immer wieder zu Neuem, bringt dich ins Stolpern, bevor du überhaupt
schenken mir kreative Gedanken und we- losgegangen bist. […]
cken Ideen für spannende Projekte.
Ich habe meinen Weg gefunden, und wenn Gleis 6. Du hast im Internet nachgeschaut:
ich heute auf mein Leben blicke, fühle ich Der Zug fährt um 19.12 Uhr. Warum
mich erfüllt, zufrieden und dankbar. Ich kommt er nicht? Dass du ganz allein wartest,
will auch dir helfen, deinen persönlichen macht dich stutzig. Jetzt ist es 19.20 und
Lebensweg zu finden. Geh mit mir auf diese immer noch kein Zug in Sicht. Die könnten
Reise zu deinem Selbst. Du wirst erstaunt wenigstens durchsagen, dass der Zug verspä-
sein, was du alles entdecken, lernen und tet eintrifft. Endlich entschließt du dich, ei-
erreichen kannst. nen Blick auf den Fahrplan zu werfen. 19.12
fährt der Zug. Jeden Tag – außer sonntags.
Warum ändert sich nichts?
Meine persönlichen Glückszerstörer Es ist bestimmt jedem schon mal passiert,
dass er auf dem Bahnsteig stand und auf
Eigentlich wäre es doch ganz leicht: Der einen Zug wartete, der niemals kommen
falsche Job? Kündigen. Der falsche Partner? würde. Aber niemandem würde es einfallen,
Verlassen. Die falsche Stadt? Umziehen. zu ignorieren, dass der Zug nicht kommen
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Gabriella Pahud
wird. Niemand bleibt 24 Stunden auf dem bisschen. Gefühlsmäßig. Doch eben nur
Bahnsteig stehen, bis 19.12 Uhr am Montag. gefühlsmäßig. „So schlimm ist es nun auch
Spätestens nach einer Viertelstunde wird wieder nicht“ gewährt Aufschub. Das ist
er sich eingestehen, dass er sich vertan hat. dann aber auch schon alles; es bleibt trotz-
Nach einem kurzen Blick auf den Fahrplan dem alles so, wie es ist. Wenn du pleite bist,
wird er einen anderen Zug nehmen, auch bist du pleite und wenn das Dach undicht ist,
wenn er dafür das Gleis wechseln muss. ist es undicht.Tatsachen verändern sich nun
Aber es gibt hundert andere Situationen, mal nicht durchs Schönreden. Das ist, als
in denen über Jahre hinweg die Realität würdest du auf die blinkende Ölanzeige dei-
verleugnet wird. Dauerhaft die Augen zu nes Autos schauen und dir einreden: „Alles
verschließen, kann nur ein unglückliches kein Problem, der Ölstand ist in Ordnung.
Leben zur Folge haben. […] Nur das Öllämpchen ist kaputt!“ Die nächs-
ten paar Kilometer fährst du noch fröhlich
Und da sind wir auch schon beim zweiten vor dich hin. Aber mit jedem gefahrenen Ki-
Stolperstein, der mit dem Ignorieren eng lometer näherst du dich dem Kolbenfresser.
verwandt ist. Hier geht es aber nicht darum,
die Realität vollständig auszublenden, Auch dieser Stolperstein hält dich davon ab,
sondern sie so umzudeuten, dass der Drang ins Handeln zu kommen. Solange es nur um
zum Handeln, genauso wie beim Ignorieren, den Ölstand oder ein undichtes Dach geht,
erstickt wird. Ich meine das Schönreden. ist das mit dem Schönreden nicht weiter
tragisch. Ein Auto und die Einrichtung der
2. Stolperstein: Schönreden. Wenn Ignorie- Dachstube sind ersetzbar. Anders sieht es al-
ren nicht mehr möglich ist, biegen wir uns lerdings mit den Lebensirrtümern aus. […]
die Tatsachen so zurecht, dass sie weiter in
unsere heile Welt passen. Was mich fassungslos macht: Rosarote
Brillen werden einem überall mit der Auf-
Sich etwas schönzureden ist unglaublich forderung: „Sieh es doch einfach positiv!“
easy. Die Devise: Wenn etwas nicht ist, wie angeboten; „Konzentrier dich auf das, was
es sein sollte, mach es anders – mit Worten gut ist!“ und »Nicht alles ist schlecht!“ In
und Gedanken. Schönreden hilft. Ein Wirklichkeit meinen all diese Ratschläge:
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„Geh in das Gefängnis! Und mach die Tür eine Entscheidung noch für eine Hand-
hinter dir zu!“ Das hat für mich nichts mit lung. […] in deinem Käfig, der dich daran
Optimismus zu tun, sondern mit fahrlässi- hindert, dich im Leben in Richtung Glück
ger Lebenszerstörung. zu bewegen.
Also Schluss mit dem Ignorieren! Und Ignorieren, Schönreden und Ausreden
runter mit der Brille, die dir dein Leben lassen dich dein Glück nicht finden, denn
schönfärbt! Aber ist es damit getan? Oder sie halten dich vom Handeln ab. Mit ihnen
gibt es etwa noch weitere Stolpersteine? im Gepäck wirst du in deinem Leben nur
hin- und hergeworfen und niemals aktiv die
„Ich war’s nicht“ Richtung einschlagen können, die dich zu
„Natürlich ist die Wohnung zu teuer für uns, deiner persönlichen Erfüllung bringen wird.
aber mein Freund wollte unbedingt im Zen Diese drei Glückszerstörer haben einen
trum wohnen. Ich hätte ja weiter gesucht …“ gemeinsamen Mechanismus: Sie halten dich
„Ich hätte gar nicht genug Zeit, um für die von der Realität fern.
Prüfung zu lernen.“
„In meinem Alter habe ich doch sowieso Gekürzter Auszug aus dem Buch
keine Chance auf dem Arbeitsmarkt.“ „Ichwärts“ von Gabriella Pahud
„‚Bin am Meer‘ ist eines der besten Bücher zum Thema ‚Vermeidung des Ausbrennens‘
oder ‚Lebenshilfe in der Sinnkrise‘, was ich je gelesen habe … Ich bin hin und weg.“
„Dieses Buch liefert nicht nur die lichtvolle Analyse des getriebenen erfolgreichen
Mannes der Gesellschaft von heute. Es tut viel mehr: Es bietet auch den Ausweg dazu an.
Einen Ausweg, präsentiert ohne Ideologie, ohne Schwulst, ohne Männerpathos.
Das Geheimnis dieses Buches lautet: Es hilft dir Mann, dich selber anzuschauen.
Und weist dich auf die kleinen einfachen Schritte hin, die dein Leben bereithält, es in
Zukunft mit weniger Angst und Druck von außen wahrhaftig und selbstbestimmt zu leben […].“
„Ein ganz besonderes Buch für die gehetzten Sinnsucher unserer Tage.“
Udo Schroeter
Bin am Meer
Eine Erzählung für Männer
Nr. 814271, € 17,99
* unverbindliche Preisempfehlung
Gebunden • Schutzumschlag
240 Seiten inkl. 16 Seiten farbiger Bildteil
ISBN 978-3-942208-71-0
Foto und Text: Udo Schroeter, Bornholm · © adeo Verlag, www.adeo-verlag.de Foto und Text: Udo Schroeter, Bornholm · © adeo Verlag, www.adeo-verlag.de Foto und Text: Udo Schroeter, Bornholm · © adeo Verlag, www.adeo-verlag.de Foto und Text: Udo Schroeter, Bornholm · © adeo Verlag, www.adeo-verlag.de
Für alle, die Sehnsucht nach Meer haben, gibt es nun auch ein Postkartenbuch mit
Fotos und kurzen Textimpulsen von Udo Schroeter. Ein wunderbares Geschenk
für mich selbst – und für andere.
NEU
Udo Schroeter
Bin am Meer. Postkartenbuch
Nr. 5572924, € 9,99*
Postkartenbuch mit
20 verschiedenen Motiven
Format: 14,8 x 10,50 cm
Udo Schroeter
lebt und arbeitet in der Natur und gibt als Coach sein tiefes
Verständnis zentraler Lebenszusammenhänge in Seminaren
Foto: Justine Hoegh
weiter. Mit seiner Frau und den beiden Kindern ist er nach
Bornholm ausgewandert, wo er auch eine Fotogalerie betreibt.
www.udoschroeter.com
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Buchempfehlungen
„Sprachlich ist dieses Buch „Ein wunderschönes, leises, Ein Buch, das Mut macht,
eine Perle, die Cartoons des glücklich stimmendes Buch trotz aller Enttäuschung
Herrn Plaßmann sind dazu über ganz normale Dinge immer wieder neu zu hoffen,
die Sahnecremehäubchen.“ des Alltags.“ neu zu vertrauen und das
Leserstimme Leserstimme Leben zu lieben.
A Auch als eBook erhältlich A Auch als eBook erhältlich A Auch als eBook erhältlich
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aktuell
„Nimm. Du musst leben.“
Mit diesen Worten legte
adeo mini-magazin
Der besondere Newsletter
eine sterbende Frau der
Neben dem großen adeo-magazin,
damals 16-jährigen Magda
das zweimal im Jahr erscheint,
Hollander in Auschwitz vier gibt es ein digitales mini-magazin,
Stückchen Brot in die Hand. das sechs- bis achtmal im Jahr
erscheint.
Magda überlebt den Holo-
caust. Ihr Bericht ist eine Aus dem Inhalt:
Magda Hollander-Lafon
Hymne an das Leben … Vier Stückchen Brot • Interessante Interviews
Nr. 814208, € 12,99 mit A utoren und Künstlern
144 Seiten • ISBN 978-3-942208-08-6
• D ie Geschichten hinter
A Auch als eBook erhältlich
unseren Büchern
• Informationen zu Ausstellungen
„Mal nur eine Sache machen, nichts anderes nebenher, und und Lesungen
dann erst zur nächsten übergehen. Das, was man gerade tut, • E xklusive Angebote, wie zum Beispiel
ganz tun. ‚Monotasking‘ hat sich die Autorin dieses ver- von Autoren und Künstlern hand
gnüglichen und ebenso tiefsinnigen Buches für 10 Wochen signierte Bücher, limitierte Kunstdru-
auf die Fahnen geschrieben, und darüber führt sie Tagebuch. cke und andere, besondere Geschenke
Ohne erhobenen Zeigefinger, mit viel Humor und spürbarer
• G ute Impulse, Buchbesprechungen
Authentizität erzählt sie von mehr oder weniger gelungenen
und Leseproben
Alltagssituationen. Doch das entpuppt sich bald als ein Spiegel,
in dem ich – der Leser – mich immer öfter wiedererkenne. • Neuigkeiten aus dem Verlag
Und während ich anfänglich an meinem Schreibtisch mit
gleichzeitig flimmerndem Bildschirm lese, wechsele ich bald Sie können sich ganz einfach auf
in den bequemen Sessel und merke, wie ich es der Autorin den E-Mail-Verteiler setzen lassen:
auch in anderen Dingen nachmachen möchte.“ www.adeo-verlag.de/mini-magazin
Prof. Ulrich Giesekus
Oder schreiben Sie eine E-Mail an:
mini-magazin@adeo-verlag.de
Hanna Schott
Monotasking
Nr. 814206, € 14,99
176 Seiten • ISBN 978-3942208062
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adeo magazin • 1 | 2014
Glücklich der Mensch,
der seinen Nächsten trägt
in seiner ganzen Gebrechlichkeit.
Wie er sich wünscht,
von jenem getragen zu werden
in seiner eigenen Schwäche.
Franz von Assisi
Zeichnung von Eberhard Münch
Wo willst du hin?
DAS LEBEN DES FRANZ VON ASSISI
Erzählt von Titus Müller
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adeo magazin • 1 | 2014
Colorierte Skizze von Eberhard Münch
Als er keine Tränen mehr hatte, fühlte er
sich leer und ausgelaugt. Er wischte sich mit
der Armbeuge das Gesicht ab. Vater hatte ja
recht, er hatte nur gefeiert und geschwelgt,
ein besonders fleißiger Arbeiter war er nie
gewesen. Er hatte Matteo enttäuscht, seine
Familie entehrt, und für die Schwächsten,
die Leprakranken und die Hungernden,
hatte er nur Spott und Fußtritte übrig.
Ihn ekelte vor sich selbst.
Sein Blick fiel auf das Kreuz, das immer
noch in der alten, verfallenen Kirche hing.
Die Bauern hatten zwar Steine entwendet
und Mauern eingerissen, aber das Kreuz
wegzunehmen, hatten sie nicht gewagt.
Jesus.
Seit der Eröffnung der Galerie im Herbst Eberhard Münch und Maria Acconci-
2013 haben schon viele Freunde der Kunst Münch erwarten Sie nach vorheriger
von Eberhard Münch den Weg in dessen Anmeldung am Samstag, den 10. Mai und
Wiesbadener Atelier gefunden. An den am Samstag, den 14. Juni 2014, jeweils von
TAGEN DES OFFENEN ATELIERS ist 14 bis 19 Uhr. Bitte melden Sie sich per
Gelegenheit für interessante Begegnungen E-Mail an: ateliermuench@t-online.de.
und Gespräche. Original-Bilder und
-Zeichnungen können erworben werden – Atelier für Wandmalerei · Didierstraße 5
unter anderem auch die neuen Bilder aus 65203 Wiesbaden-Biebrich.
dem Zyklus zu Franz von Assisi (siehe
Abbildungen auf den vorherigen Seiten in Auch an anderen Tagen ist ein Galerie
diesem Magazin). besuch nach vorheriger Anmeldung möglich.
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adeo magazin • 1 | 2014
Eberhard Münch
Himmelsboten
Nr. 5572915, € 16,–*
Ein großes Sortiment von Kunstkarten mit Motiven von Eberhard Münch finden Sie im Buchhandel oder unter www.adeo-verlag.de
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adeo magazin • 1 | 2014
Ungewöhnliche Perspektiven.
Die Hamburger Kreative Eva Jung erzählt,
wie sie Gott gesucht und gefunden hat
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adeo magazin • 1 | 2014
älterer Bruder fuhr schon lange nicht mehr ihm meinen Kram zu besprechen. Und
mit. Apropos Bruder. Der Knabe war seit ich wurde das Gefühl nicht los, dass mein
neuestem auf einem komischen Trip. Er ty- crazy Teenie-Alltagskram nicht ungehört im
rannisierte unsere Familie beharrlich damit, Universum verhallte. Es ist schon seltsam:
dass das mit Gott gar nicht so schräg sei, wie Der Konfirmandenunterricht, der mir ein
er immer dachte. Womit er uns unterstellte, paar Jahre zuvor verabreicht wurde, nutzte
dass wir das auch so sehen würden – womit am Ende nur zur Befüllung meines Spar-
er gar nicht so verkehrt lag. Ausnahmsweise. schweins. Was die mir sonst noch vermitteln
wollten, ging weitgehend an mir vorbei.
Zum Nachlesen hatte er mir ein paar Mona- Doch dieser Sommer 1984 sollte einen Wen-
te zuvor eine Bibel übereignet. Nicht so eine, depunkt in meinem jungen Leben darstellen.
wie meine Eltern hatten, die einen Dank die-
ser uralten gotischen Schrift zum Analpha- Und warum gerade dieser Gott? Und nicht
beten degradiert, sondern eine neue, lesbare. einer von den anderen? Buddha, Krishna
Und nun drei volle Wochen selbstbestimmte oder wer da sonst noch so parat steht? Es ist
Freizeit. Wie wär’s mit bisschen lesen? Wo ganz schlicht: Die anderen haben die Chan-
hatte ich noch mal diese Bibel hingepackt? ce verpasst. Kein Gott hatte sich bis dato die
Ich begann, darin herumzublättern. Gar Mühe gemacht, bei mir anzuklopfen. Dieser
nicht so übel, was ich da vorfand. Gott, der mich beim Stöbern in der Bibel
ansprach, begegnete mir auf Augenhöhe.
Was wäre, wenn es Gott gibt? Und kann Und völlig anders, als er mir bis dahin in der
ich dich, Gott, mal was fragen? Dachte ich. Kirche präsentiert wurde, schien er sich für
Und tat ich. Indem ich einfach begann, mit mein Leben ganz praktisch zu interessieren.
Eva Jung
Aus ihrem Buch „Alltagstourist. An unscheinbaren
Orten dem tieferen Sinn auf der Spur.“
http://alltagstourist.de
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adeo magazin • 1 | 2014
Gott liebt uns
nicht, weil wir
Jesus Christus: In der Welt habt ihr Angst, so wertvoll sind,
aber lasst euch nicht entmutigen: Ich habe die
Welt besiegt! Johannes 16,33 sondern wir sind
so wertvoll, weil
Gott uns liebt.
Helmut Thielicke
Alle Reisen
haben eine
heimliche
Bestimmung,
die der
Reisende
nicht ahnt.
Martin Buber
s e n de pa u s e
Don’t tell
GoD you
have a biG
problem.
tell your
problem
Nur bei Gott komme ich zur Ruhe; you have AUCH WENN UNSERE GEFÜHLE
a biG GoD.
er allein gibt mir Hoffnung. Psalm 62,6
KOMMEN UND GEHEN, GOTTES
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adeo magazin • 1 | 2014
Verblüffende Motive und Aha-Erlebnisse
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Er ließ si itgenossen ein. n.
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sein Ball ab elang,
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wollten evor ihnen das rsenkt. Jesus, der Aufgeweckte.
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Jesus, der Korbjäger. hatte er Marku
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© 2012
Eva Jung
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Eva Jung
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Vaterseelenallein
Wohin es führt, wenn der Vater fehlt
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Fotot: shutterstock.com
Leid und Gewalt kommt ja vielleicht zum ziemlich aufschauen, um in sein Gesicht zu
Vorschein, dass es tatsächlich nicht nur den sehen.
einen Schuldigen gibt, den man so bequem Paul ist guter Dinge, frohgemut setzt er
öffentlich verurteilen kann. Und sofort sich auf die Couch. Er macht es sich gerne
befindet man sich öffentlich auf vermintem bequem. Bis er seine Sitzposition gefunden
Terrain. Dieses Wegsehen und diese hat, dauert es eine Weile. Wie oft in letzter
Empörungs-Shows habe ich satt. […] Zeit kann er sich einen leichten Seitenhieb
auf meine Kleidung nicht ersparen:
„Ich nehm‘ mir was ich kriegen kann“ „Hey, diese weiße Cordhose stammt ja
– Warum Menschen kriminell werden – wohl noch aus den Achtzigern…“
„Stimmt“, antworte ich, „wenn nicht sogar
Die Unterlagen von Paul liegen vor mir. aus den Siebzigern. Aber du siehst heute gut
Der Satz am Ende meiner Notizen von der aus.“
letzten Sitzung mit dem Sechzehnjährigen „Ja, alles neu“, erzählt Paul stolz und
lautet: „Paul zeigt immer noch keine Reue.“ schaut an sich herunter. „Die schwarze
Es läutet. Jeans“, die wie jede Hose an ihm weit unten
Da ist er. Leicht außer Atem und wieder hängt, „ist von Fishbone. Aber vor allem
einmal ein wenig verspätet. Ich reiche ihm der Gürtel“, dabei zeigt er auf das weiße
die Hand. Mittlerweile muss ich schon Prachtstück mit einer überdimensionierten
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grauen Metallschnalle, die wie eine kleine Lächeln: „Du hast es nötig, du mit deiner
Ziegelmauer aussieht, „die ist von Jeans only, weißen Hose!“ Lachend beschließen wir
der letzte Schrei.“ unser Eingangsritual.
Ich stutze. Der letzte Schrei – das ist doch „Letzte Woche hatte ich unwahrscheinli-
ein Ausdruck aus den Siebzigern. So redet ches Glück“, sagt Paul.
doch heute kein Jugendlicher! Stellt sich „Wie zeigte sich denn dein Glück?“, frage
dieser Junge etwa so gut auf mich ein? Will ich nach.
er auch mich so manipulieren, wie er es mit „Also, ich habe dir doch erzählt, dass ich
allen Menschen in seiner Umgebung macht? ein Sparbuch gefunden habe. Das gehört
Einen Moment lang fühle ich mich düpiert, einem alten Bauern im Altersheim. Der liegt
aber dann sage ich mir selbst: Warum sollte im Koma und stirbt wahrscheinlich in den
gerade ich eine Ausnahme sein? nächsten Tagen.“
Paul schaut mich kurz etwas irritiert an „Ich dachte, du wolltest das Sparbuch
und fährt dann fort: „Mein Hemd“, eben- zurückgeben“, setze ich nach.
falls schwarz und im Militärlook, „ist auch „Wieso, der hat doch keine Erben und er
von Fishbone, war nicht billig!“ Stolz zeigt selber kann damit nichts mehr anfangen.“
Paul dann noch sein schwarzes Superman- „Ja, aber ohne Passwort hast du keine
Leibchen. In diesem Moment sehe ich vor Chance.“
mir das Bild, wie Paul als Erwachsener, „Mein Lehrer, der war Rechtspfleger, und
perfekt gestylt im Maßanzug, gestandene der meint, dass in so einem Fall ein Toten-
Wirtschaftsmanager über den Tisch zieht. schein ausreicht, damit die 12.534 Euro mir
gehören.“
Die Summe schockiert mich, die Höhe
war mir neu. „Was du machst, ist nicht in
Ordnung, das ist nicht legal“, beziehe ich
Stellung.
„Ja, ja“, meint Paul, „aber ich tue doch
niemanden weh, ich schade niemandem.“
„Und den Erben? Du kannst nicht sicher
sein, dass es keine gibt.“
„Um den Mann hat sich doch niemand ge-
kümmert, also gehört das Geld mir. – Aber
das ist nur ein Teil meines Glücks“, fährt
Paul fort. „Mein Opa war letztes Wochen-
„Aber die Socken“, dabei zeige ich ende mit seinem Fahrrad am Kirchenfloh-
schmunzelnd auf seine alten, leicht zerfled- markt und dort hat man ihm sein Rad ge-
derten hellgrauen Frotteesocken, „das ist ja stohlen. Weil er so an seinem Rad hängt, ein
Foto: shutterstock.com
ein richtiger Stilbruch. Sind die von Aldi?“ Erbstück von seinem verstorbenen Bruder,
„Ich hatte es eilig“, antwortet Paul hat er mir eine Belohnung von 150 Euro ver-
auffallend ruhig. Dann kontert er spiele- sprochen, wenn ich das Rad wieder auftreibe.
risch aufgebracht mit einem schelmischen Ich habe dann im Pfarramt angerufen. Sein
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Rad war gar nicht gestohlen worden. Ich Was geht in so einem Menschen vor? Es
habe es einfach abgeholt, aber das habe ich scheint, als würde in seiner Persönlichkeit
ihm natürlich nicht gesagt. Hundert Euro eine Lücke klaffen, als würde ein komplettes
habe ich schon gekriegt, die restlichen 50 Stück vom Ich fehlen. Ein Stück, das wir
bekomme ich morgen, dann gibt es wieder Menschen brauchen, um friedlich zusam-
neue Klamotten.“ […] menleben zu können und das dafür sorgt,
dass wir ehrlich bleiben. Warum hat Paul
diese Instanz in seinem Innern nicht, die ihm
Was geht in so einem
sagt, wie er urteilen soll, die ihm zuflüstert,
Menschen vor? wie er handeln soll? Was hat ihn daran gehin-
dert, den Unterschied zwischen Gut und Böse
Paul stiehlt und lügt schon sehr lange. zu erlernen? Welche Faktoren gaben dafür
Bereits in der Schule steckte er wahllos den Ausschlag? Sein Elternhaus? Ist es ein
Buntstifte, Füllfederhalter, Radiergummis Problem der sozialen Schicht? Wäre es anders
und Comichefte der Mitschüler ein. Nichts geworden, wenn er in geordneten Verhältnis-
war vor ihm sicher. Nicht einmal die Geldta- sen und Wohlstand aufgewachsen wäre?
sche der freundlichen, schon etwas betagten
Nachbarin, die ihn dann doch anzeigte. Für Gekürzter Auszug aus dem Buch
diesen Diebstahl musste Paul im Rahmen „Vaterseelenallein“ von Peter Ballnik
In ihrem Ende 2013 erschienenen Buch „Dann mach doch die Bluse zu“ tritt die Publizistin
Birgit Kelle ein für Mütter, die ihre Kinder zu Hause erziehen und macht deutlich, dass der
Alt-Feminismus die Mehrheit der Frauen nicht mehr vertritt. Mit ihrer klaren Haltung ist die
Mutter von vier Kindern auf großes Interesse gestoßen.
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Ausgeträumt – Die Lüge vom sozialen Staat
INTERVIEW MIT BERND SIGGELKOW
Sieben Jahre nach dem Bestseller „Deutschlands vergessene Kinder“ hat Bernd Siggelkow,
Gründer des Kinder- und Jugendwerks Die Arche, gemeinsam mit Martin P. Danz das Buch
„Ausgeträumt – Die Lüge vom sozialen Staat“ veröffentlicht. ERF Online hat mit Bernd
Siggelkow gesprochen. Lesen Sie einen gekürzten Auszug des Interviews.
Herr Siggelkow, warum beschäftigen Sie sich ihre Potenziale sehen, sie
so intensiv mit den Schlaglöchern unseres stärken und ihnen zeigen,
Sozialsystems? dass sie geliebt und wert-
voll sind. Wir sind eine
Seit vielen Jahren kämpfen wir gegen Kinder- Beziehungsorganisation,
armut in Deutschland. Doch die Armuts- denn wir wissen, dass der
zahl der Kinder hat sich eher vergrößert Schlüssel des Herzens
als verkleinert. Mit unserem aktuellen nicht in erster Linie ein
Buch wollen wir also einerseits Politiker pädagogisches Konzept ist,
wachrütteln und sie aufrufen, endlich gute sondern Liebe und Bezie-
Rahmenbedingungen zu schaffen, damit hung. Dabei ist der Glaube
Kinder sich in der Gesellschaft vernünftig unser Motor, der uns bewegt.
entwickeln können. Die Politiker sollen in
das Bildungssystem investieren und nicht Das Interview führte Nelli Löwen für ERF Online
immer mehr Geld in die Familienpolitik
stecken. Andererseits wollen wir auch die
Wirtschaft mobilisieren. Kinder sind die
Zukunft. Sie sind die Arbeitnehmer von
morgen. Wenn wir gemeinsam an Lösungs-
ansätzen arbeiten, werden unsere Kinder
eine bessere Zukunft erleben.
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adeo magazin • 1 | 2014
Gesammelte Augenblicke
Für Alltagsabenteurer, Schätzesammler und Lebenspilger
Stephanie Brall
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Quaerere Deum
Sie suchen das Endgültige
hinter dem Vorläufigen.
Gottsucher
GEDANKEN VON FREDDY DERWAHL
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adeo magazin • 1 | 2014
Das Kloster Sénanque in Frankreich
Die entscheidende Frage ist, wie man damit winden. In ihren Briefen nach Algerien und
umgeht. Das muss man erst lernen. in die USA entdeckte ich eine Freiheit, die
alle Zwänge der Vergangenheit ablegte und
Meine Erfahrung war, dass die Gnade einer sich für neue Wege öffnete. Das Kloster, das
Berufung ihre Zeit hat, dass man sie verspie- mich bis in die Träume verfolgte, war nicht
len, verpassen oder vergeuden kann. War sie mein Bestimmungsort. Doch sollte ich in
echt, hat sie gebrannt, kann man sie jedoch diesem Spannungsfeld eine besondere Kraft
nicht mehr vergessen. Ich hatte mir nicht finden, über diese Sehnsucht zu schreiben.
zugetraut, meinen Eltern einen Trennungs- Die Suche nach „Gott allein“ blieb, doch
schmerz zuzumuten. Nun musste ich ihn fand sie in einer siebenköpfigen Familie und
allein tragen. in hektischen Medien statt und nicht im
Kreuzgang eines kontemplativen Klosters.
Selbst mitten im Leben als Journalist und Frère Roger Schutz hat mich in Taizé in die-
mit Frauen ernsthaft liiert, blieb die unter- ser Orientierung bestärkt: Es gibt eine Form
drückte Sehnsucht nach dem geistlichen des verinnerlichten Mönchtums mitten in
Leben im Kloster. Hin und wieder ein Stich. der Welt. Ohne die Jugendliebe zu verraten,
weiter Gott suchen.
Ich hatte gute Freunde, die als Mönche oder
Einsiedler lebten. Ich pilgerte zum Heiligen Frankreich spielte dabei eine wichtige Rolle.
Berg Athos und in die koptischen Wüsten- Die literarische Bewegung des „Renouveau
klöster Ägyptens. Bei den Trappisten in catholique“, der katholischen Erneuerung in
Aiguebelle, Genesee und Tibhirine klopfte ich dem ehemals christlichen Land, übte einen
an. In Umbrien zog ich zu den Kamaldulen- starken Einfluss aus.
sern. In der Kartause von Sélignac litt ich wie
ein Hund. Doch die Chance war dahin, es Ich übersetzte Gedichte von Francis Jammes,
war zu spät. Es sollte nicht mein Leben sein. steckte für die Lektüre von Léon Bloy Ohr-
feigen ein, verschlang die Bücher von Paul
Meine spätere Frau hat mir vollkommen Claudel, François Mauriac und Georges
selbstlos geholfen, diesen Zwiespalt zu über- Bernanos. Der Existenzialist Albert Camus
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adeo magazin • 1 | 2014
schrieb über das Mönchtum wie ein Prophet.
Überall das Christentum als dunkle Flam-
me. Ergreifende Kartage in Taizé. Staunen
vor den Chagall-Fenstern in der Kathedrale
von Reims. Heinrich Böll ermutigte mich,
weiterzuschreiben.
Bilder ihre besondere Vitalität beziehen. Sei- Es ist die selten anzutreffende Paarung von
ne Arbeitsstätte in der ehemaligen Kapelle Beständigkeit und Leidenschaft, die das
in Bad Sebastiansweiler liegt inmitten einer Faszinosum des künstlerischen Werks von
malerischen Alblandschaft. Andreas Felger ausmacht. Seit über fünf
Jahrzehnten ist der gelernte Textilmuster-
Entspannt und doch hoch konzentriert ist er zeichner aus dem baden-württembergischen
bei der Sache, scheint sich treiben zu lassen Mössingen ununterbrochen als freier Kunst-
und trotzdem eine klare Vision vor Augen schaffender tätig. Wenn er am Neujahrstag
zu haben. Jeder Pinselstrich verrät die Rou- 2015 seinen 80. Geburtstag feiert, wird er auf
tine des künstlerischen Handwerks und zu- ein Œuvre von druckgrafischen Arbeiten,
gleich die Neugier auf das entstehende Werk. Aquarellen, Skulpturen und Ölgemälden zu-
Man spürt, dass hinter der Arbeit der Hände rückblicken, dessen Umfang seinesgleichen
an der Leinwand, unter der Oberfläche des sucht. An der Schnittstelle von Figurati-
Bildes, ein tief empfindender Geist steckt, on und Abstraktion reicht das Spektrum
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adeo magazin • 1 | 2014
Andreas Felger in seinem Atelier K in Bad Sebastiansweiler
seines Schaffens von kleinen Skizzen bis zu Skulpturen, Arbeiten in Keramik und Glas
meterhohen Leinwänden, von Bildern mit sowie Buchprojekte in Zusammenarbeit
kraftvoller Gestik zu ruhiger Fläche, von re- mit Dichtern und Schriftstellern. Für den
alitätsnahem Abbild zu abstrakten Formen. Kirchenpavillon der EXPO 2000 entwirft
Der Blick auf sein Gesamtwerk zeigt auch, Felger neun Kammern mit begehbaren
mit welcher Kontinuität es dem Künstler Holzreliefs. Seit Ende der 1990er Jahre
in jeder Schaffensphase aufs Neue gelingt, malt er vorwiegend große Bilder in leuch
seinen Ideen in der ihm eigenen autonomen tenden Ölfarben. Über 1500 Ölgemälde
Bildsprache Ausdruck zu verleihen. entstanden in den letzten 30 Jahren.
Dabei lässt die Intensität, mit der sich der In unserem Programm geben wir der
Künstler seinen Themen widmet, in kei- Vielfalt des künstlerischen Schaffens von
ner Phase nach. In den Holzschnitten des Andreas Felger Raum. Die Prämierung
Frühwerks ist Andreas Felger vor allem seines Holzschnitt-Kalenders auf der
von Landschaften, biblischen Motiven und internationalen Kalenderausstellung ist ein
musikalischen Kompositionen inspiriert. Beispiel für den Erfolg der Zusammenarbeit.
Um 1980 beginnt er die Ausdruckskraft Die Andreas Felger Kulturstiftung, gegrün-
des Aquarells in allen Facetten zu erkunden, det im Jahr 2002, kümmert sich nicht nur
Farbe wird zum zentralen Thema, Natur um die Dokumentation, wissenschaftliche
und Lyrik finden Eingang in seine Bilder. Aufarbeitung und Vermittlung der Werke
In jener Zeit entstehen auch zahlreiche des Künstlers, sondern verfolgt auch einen
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adeo magazin • 1 | 2014
übergeordneten gemeinnützigen Zweck: Im Herbst 2014 erscheint im adeo Verlag ein
die Förderung von Kunst und Kultur, insbe- Bildband mit Engeldarstellungen von Andreas
sondere der Bildenden Kunst, im Sinne ihres Felger. Engel spielen seit jeher eine zentrale
Stifters. Mit einem durch die Andreas Felger Rolle im Werk des Künstlers. In den unter-
Kulturstiftung initiierten Kunstpreis, der im schiedlichsten Gestalten treten sie als Begleiter,
Anschluss an das Geburtstagsjahr 2015 erst- Tröster, Erzähler und Botschafter auf. Obwohl
malig ausgelobt wird, sollen zeitgenössische ihr menschenartiges Wesen sie uns nahe bringt,
Maler und Malerinnen unterstützt werden. tragen sie stets die Aura des Geheimnisvollen.
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adeo magazin • 1 | 2014
NEU
Andreas Felger Andreas Felger
Blütezeit Blumen
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Der Diener
Ein neuer Roman von „ Josh“-Autor Tom Reichel
Lesen Sie hier einen Auszug
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adeo magazin • 1 | 2014
wieder in Richtig und Falsch. Heinrich hatte Doch der Mann ging nicht darauf ein.
nur leicht den Kopf geschüttelt. Er glaubte „Ich weiß, dass es am Anfang immer ein
nicht, dass all die Technik eines Tages wie- bisschen schwer ist. Gerade für einen Mann
der verschwinden würde. Dafür war er zu wie Sie. Hilfe anzunehmen ist nicht jeder-
lange draußen gewesen. Er war ein Diener. manns Sache.“
„Hilfe? Ich brauche keine Hilfe.“
„Ja, das sagen sie alle. Und weil Sie jetzt
sicher fragen wollen, wie ich das meine, drü-
„Was wollen Sie von mir?“ cke ich mich, wenn Sie es erlauben, einmal
Sie waren schweigend den Flur hinun- in Ihrer Sprache aus: Sie sind sozusagen
tergelaufen, dieser Verrückte in seinem nicht mein erster Patient.“ Dabei hielt er
Kostüm immer einen halben Schritt hinter dem Arzt ein dickes, versiegeltes Kuvert
Armin, aber jetzt mussten sie außerhalb der unter die Nase. „Meine Referenzen.“
Hörweite seines Chefs und dessen Büro sein. Referenzen! Armin wurde es langsam zu
„Also, was wollen Sie?“ bunt. Er schob den Umschlag von sich. Er
Der Mann blieb stehen. Und als Armin hatte keine Lust auf Spielchen und außer-
ihn musterte, stellte er fest, dass sein Gegen- dem keine Zeit.
über kleiner wirkte, als es ihm auf den ers- „Natürlich“, nickte der Mann, der sich
ten Blick erschienen war. Der ist bestimmt seinen Diener nannte, ihm zu. „Sie haben
einen halben Kopf kürzer als ich, dachte er noch einen Weg zu erledigen, müssen sich
und streckte sich unwillkürlich. Trotz der umziehen. Ich verstehe schon. Falls Sie
perfekten Aufmachung des Mannes fehlte beim Wechsel Ihrer Garderobe keine Hilfe
irgendetwas an ihm! Doch Armin kam nicht wünschen, würde ich am Wagen auf Sie
darauf, was es war. warten.“
„Ich habe Sie was gefragt.“ „Am Wagen?“
„Mit Verlaub …“, begann er. „Sie werden ihn schon erkennen.“ Der
„Mit Verlaub? Können wir das nicht Mann schickte sich doch tatsächlich an,
lassen?“ einfach loszugehen. „Wenn Sie stattdessen
„Wie Sie wünschen. Ich hatte gehofft, lieber den Bus nehmen wollen, steht Ihnen
mich klar und verständlich ausgedrückt zu das natürlich frei. Sie sind der Boss! Aber
haben.“ Er blickte Armin offen an. „Ich bin ich denke, wir hängen dem Plan schon ganz
Ihr ergebenster Diener. Heinrich Vaterstatt. schön hinterher. Mit Verlaub.“
Mit Doppel-T wie in anstatt und nicht wie
Stadt. Aber Sie müssen sich natürlich nur Dann ging er wirklich. Was weiß der von
Heinrich merken.“ Und ehe Armin etwas sa- meinen Plänen? Kopfschüttelnd sah Armin
gen konnte: „Mich schickt die Dienerschaft; ihm nach und fragte sich, ob das ein Traum
vielleicht haben Sie schon von uns gehört.“ sein könnte. Doch Träume sind geruchsfrei
Der Arzt lachte laut: „Die Dienerschaft? und der Krankenhausduft, der in der Luft
Hören Sie doch auf. Die Dienerschaft ist ein lag, war real. Genauso real wie das leichte
Märchen, das man Kindern erzählt. Genau Humpeln des Mannes, der sich auf den Weg
wie das von den Heinzelmännchen.“ nach Werweißwohin machte.
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Nein, einen hinkenden Schauspieler in noch gar nicht begreifen, dass meine Kleine
einem Butlerkostüm habe sie nicht gesehen! morgen schon so ein großes Mädchen wer-
Bei der anderen Frage schaute Schwester den soll.“
Sabine verlegen zu Boden. So sollte es zu- Und weil er wusste, dass Frauen es gern
mindest aussehen. Armin war klar, dass sie hörten, wenn er darüber sprach, erzählte
ihren eigenen Kopf hatte und sich völlig im er ihr, wie er Dorothea das erste Mal in den
Recht fühlte. „Ich habe nichts Schriftliches Händen gehalten hatte und dabei von Liebe
an die Schröders aus der Hand gegeben, nur zu ihr wie geflutet wurde. Dass er nicht ein-
geredet haben wir.“ mal eine Ahnung gehabt hatte, zu welchen
Der Arzt wusste, dass sie ihn nie belügen Gefühlen er fähig war, und ihr zwölfter
würde. Und außerdem musste er ihr ja fast Geburtstag für ihn fast eine Art Abschied
dankbar sein, so wie die Dinge sich entwi- sein würde. Denn ein Kind war sie bald
ckelten. Trotzdem konnte er sich einen klei- nicht mehr, auch wenn sie natürlich immer
nen Vorwurf nicht verkneifen: „Aber dass sein Kind sein würde.
ich Ihretwegen jetzt fast zwei Stunden später Nichts, was er sagte, war falsch, trotz-
nach Hause komme, ist Ihnen schon klar?“ dem war ihm klar, dass er auch aus Kalkül
Der Anflug eines echten schlechten Ge- so mit der Schwester sprach. Er übte ein
wissens stand diesmal in ihren Augen. Doch wenig. Wenn er erst Chefarzt war, würde er
statt einer Entschuldigung ging sie zu einem Verbündete brauchen. Es funktionierte. Das
der Schränke und holte ein Paket heraus, sah er an ihren leuchtenden Augen. „Was
das in buntem Geschenkpapier leuchtete. wünscht man sich heutzutage eigentlich,
„Sagen Sie bitte Ihrer Tochter alles Gute von wenn man zwölf wird?“, fragte Schwester
mir zum Geburtstag?“ Sabine.
Armin schluckte. Eigentlich neigte er „Was sich andere Mädchen wünschen,
nicht zu Sentimentalitäten, doch alles, was weiß ich nicht“, antwortete Armin. Dann
mit seiner Tochter zusammenhing, rührte zwinkerte er ihr verschwörerisch zu, mur-
ihn. Sicher war ihm das vorhin auch bei melte etwas von „Großes Geheimnis“ und
Lucius passiert! Doch daran wollte er jetzt beugte sich zu ihr hinunter.
nicht denken und wischte den Gedanken Dann Flüstern. „Aber zu keinem ein
fort. „Danke, Schwester Sabine. Ich kann Wort.“ „Ehrlich?“
60
adeo magazin • 1 | 2014
Buchtipp
zumutung
34
aus:
Andrea Schwarz
Reise in die Sehnsucht
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adeo magazin • 1 | 2014
zur freiheit
befreit
weil es
ihn
gibt
zur freiheit
befreit
um zu
sein
zur freiheit
berufen
mutet mir gott
das leben zu
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Andrea Schwarz Skizze: Eberhard Münch
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Bruder Feuer
Ein Nachwort
Enttäuscht wenden sich die beiden Boten Als Zuschauer hält man den Atem an. Wer-
zur Rückkehr in die Stadt. Dann geschieht den sie alle als Ketzer auf dem Scheiterhau-
das Unerwartete: Einer von ihnen dreht sich fen enden, so wie sie beim Hineingehen ein
im Gehen um. Franziskus’ Blick hat ihn ge- Ratgeber gewarnt hat?
troffen. Er hat Feuer gefangen. Er kann nicht
mehr zurück. Er weiß, wo er hingehört. Er Doch auch jetzt kommt es anders. Papst
bleibt und packt mit an. Innozenz steigt von seinem Thron, geht die
Treppe hinab, beugt sich zu Franziskus, der
Jahre später ist die Kapelle wiederhergestellt. auf dem Boden liegt hinab und segnet ihn.
Die Glocke ruft zum Gottesdienst und die
Menschen strömen in Scharen herbei. Von Am Ende sieht man Franziskus allein in
überall her kommen sie – Arme, Kranke, einer großen Ebene. Er geht seinen Weg.
Staunende. Es ist ihre Kirche, ein Ort, an Mit der Musik von Donnovan endet der
dem sie zu Hause sind. Film „Bruder Sonne, Schwester Mond“
aus dem Jahr 1972.
Eine zweite Szene:
Der päpstliche Palast in Rom. Würdenträger, Viele Jahre zuvor hatte ich das Buch von
Wachen, Prunk und Pomp. Am Ende des Luise Rinser, „Bruder Feuer“ gelesen. Und
Saales führt eine breite Treppe hoch hinauf auch damals war ich fasziniert. Feuer, Sonne,
zum Thron des Papstes. Die kleine Schar Mond, Wind … die Schönheit der Schöp-
zerlumpter Gestalten tritt unsicher näher. fung. Motive aus dem Sonnengesang des
Man hat ihnen eingeschärft, dass sie sich Franziskus.
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Wenn wir doch nur ein wenig von seiner Be- Darauf wandte Jesus sich wieder an seine
geisterung in unseren Alltag hinüberretten Jünger: „Deshalb sage ich euch: Sorgt euch
könnten. Von seiner Schlichtheit, seiner Art, nicht um Alltägliches – ob ihr genug zu
sich den Menschen in Liebe zuzuwenden, essen oder anzuziehen habt, denn das Leben
auch die kleinsten Dinge zu achten – besteht aus weit mehr als Nahrung und Klei-
Christus nachzufolgen. dung. Seht die Raben an. Sie brauchen nicht
zu säen, zu ernten oder Vorratsscheunen zu
Nachdem der Film zu Ende ist, mache ich bauen, denn Gott ernährt sie. Und ihr seid
einen Spaziergang, es ist Abend geworden. ihm doch weit wichtiger als irgendwelche Vö-
Meine Gedanken kreisen um das, was ich gel! Können all eure Sorgen euer Leben auch
gesehen und gehört habe. All die eindrück- nur um einen einzigen Augenblick verlängern?
lichen Bilder. Was für ein Leben. Wieder zu Natürlich nicht! Und wenn euer Sorgen schon
Hause, nehme ich nachdenklich meine Bibel in so geringen Dingen nichts bewirkt, was
zur Hand, lasse die Seiten durch die Finger nützt es da, sich um größere Dinge zu sorgen?
laufen, wie ich es häufig mache. Stopp. Ich
beginne zu lesen. Seht doch die Lilien, wie sie wachsen. Sie
arbeiten nicht und nähen sich keine Kleider,
Ist es Zufall? Warum bin ich im 12. Kapitel und doch war Salomo in all seiner Pracht
des Lukasevangeliums bei Vers 22 hängen- nicht so schön gekleidet wie eine von ihnen.
geblieben? Wenn Gott schon für die Blumen so wun-
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derbar sorgt, die heute blühen und morgen Reich Gottes zu schenken. Verkauft, was ihr
bereits verwelkt sind, wie viel mehr wird er habt, und gebt es den Bedürftigen. Auf diese
da für euch sorgen? Euer Glaube ist so klein! Weise sammelt ihr euch Schätze im Himmel!
Und die Geldbörsen des Himmels haben kei-
Macht euch keine Gedanken über eure Nah- ne Löcher. Dort ist euer Schatz sicher – kein
rung – was ihr essen oder trinken sollt. Macht Dieb kann ihn stehlen und keine Motte ihn
euch keine Gedanken darüber, ob Gott euch zerfressen. Wo immer euer Reichtum ist, da
damit versorgen wird. Diese Dinge beherr- wird auch euer Herz sein.*
schen das Denken der meisten Menschen,
doch euer Vater weiß, was ihr braucht. Er Stefan Wiesner
wird euch jeden Tag alles Nötige geben, wenn
das Reich Gottes für euch das Wichtigste ist.
Hab also keine Angst, kleine Herde. Denn es
macht eurem Vater große Freude, euch das * Übersetzung: Neues Leben Bibel
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„Heute suchen alle nach Glück. Und sie meinen,
sie würden es darin finden, sich möglichst viel zu
gönnen. Doch Glück finde ich nur dort, wo ich im
Einklang bin mit mir selbst und wo ich in einem
Größeren geborgen bin. Das Staunen vor dem
Wunderbaren des Seins gehört zum Glück. Und
dieses Staunen weist immer über uns hinaus.“
Anselm Grün
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