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1. Eine Welt
1.1 Merkmale und Ursachen globaler Entwicklungsunterschiede
o Unterteilung der Welt nach Entwicklung
- Erste Welt: Westmächte -> Kapitalistische Markwirtschaft -> Industrieländer
- Zweite Welt: Ostblock -> Soz. Planwirtschaft -> Industrie- oder Schwellenländer
- Dritte Welt: „Blockfreie“ Staaten -> Unterteilung in weniger entwickelte und beson-
ders förderungswürdige Länder -> Schwellen- oder Entwicklungsländer
o Entwicklungstheorien
- Modernisierungstheorie (Endogen): Ursachen für Unterentwicklung aus dem Inne-
ren des Landes durch vorherrschenden Entwicklungsrückstand -> Überwindung der
Probleme durch ökonomische Maßnahmen
- Dependenztheorie (Exogen): Ursachen für Unterentwicklung durch äußere Ein-
flüsse nämlich durch Ausbeutung durch die Kolonialmächte -> Abhängigkeit -> Über-
windung durch nationale Entwicklungsstrategien
Auch schlechte politische Verhältnisse führen zur Armut (Korruption, Bürgerkriege etc.)
o Endogene Entwicklungshemmnisse
- Hunger: WHI (World Hunger Index: je höher, desto schlechter) -> Teufelskreis der
Armut; Gründe: Fehlende Ressourcen, geringes Einkommen, Klima, Schlechte Wirt-
schaft/Politik
- Armut: Ursache oder Folge (Teufelskreis)
- Gesundheit: beeinträchtigt durch Infektionskrankheiten (Verbreitung durch feh-
lende Medizin, Migration, unsauberes Trinkwasser etc. -> Entwicklungspotential ge-
hemmt) und Armut
- Bad Governance: Fehlende politische/soziale Strukturen, häufig Diktaturen -> Men-
schenrechte nicht gewährleistet, Korruption, Gewaltbereitschaft -> Keine Vergabe
von Krediten, da kein Schutz vor Unterdrückung und Ausbeutung gegeben ist
- Benachteiligte Bevölkerungsgruppen: (= „vulnerable groups“) Menschen gesell-
schaftlich marginalisiert (bed. an den „Rand“ gedrängt): In Entwicklungsländern
meist Frauen und Kinder: Frauen für Familienmanagement zuständig, oft vergewal-
tigt/verstümmelt, Berufe geschlechterspezifisch; Kinder zu Kinderarbeit gezwun-
gen, Bildung fehlt, Grundrechte verwehrt -> Problematik durch Konflikte verstärkt
o Exogene Entwicklungshemmnisse
- Einbindung in den Weltmarkt: Wirtschaft der EL krisenanfällig, da meist nur ein ein-
ziger Rohstoff exportiert wird (landwirtschaftlich oder mineralisch) und industriell
gefertigte Produkte importiert werden -> Naturkatastrophen, Schwankungen der
Rohstoffpreise, Erhöhung des Angebots aus Gründen des Finanzbedarfs u.ä. erhö-
hen die Krisenanfälligkeit
EL zeigen negative Tendenz der Terms of Trade (=Verhältnisse beim Tausch von Im-
port- und Exportgütern)
- Auslandsverschuldung: Zu hohe Kredite -> Mehr Geld nötig -> Keine Investitions-
möglichkeit
- Historisches Handicap: Zeit des Kolonialismus: Verlust von Souveränität, Europäer
früher als herrschende Schicht -> Nachkommen der Urbevölkerung stark entrechtet
und marginalisiert -> Infrastruktur wurde strategisch/wirtschaftlich angelegt -> Nach
der Kolonialzeit: Streit wegen willkürlich gezogener Grenzen; Problem der Einbin-
dung der Kolonien in internationale Arbeitsteilung (Dritte Welt: Rohstoffe; Indust-
rieländer: Fertigwaren) -> Formale Unabhängigkeit ≠ wirtschaftlicher Unabhängig-
keit; Neo-Kolonialismus führt zu Revolutionen/Bürgerkriegen, aber nicht zur Ent-
wicklung
o Raumbeispiel Niger
Exogene Faktoren Endogene Faktoren
Nahrungsmittel über Welthungerhilfe Ungeeignetes Klima (Hohe Temperatu-
ren, geringe NS) -> Hunger
Staatshaushalt basiert auf Zuschüssen Korruption -> Armut
von Geberländern
Abbau von Rohstoffen durch andere Län- Fehlende Bildung, Niedriger Gesund-
der heitsstand, fehl. Elektrizität
Niger (Kolonialmacht) eng mit Frankreich Vulnerable Group: Frauen -> Keine Bil-
verbunden -> Politische Abhängigkeit dung, doppelte Arbeitslast
Amerikaner militärisch präsent zur Ter- Wirtschaftssektoren: 40% LW -> 16% In-
rorunterbindung („Pan-Sahel-Initiative“) dustrie und 38% 3.Sektor -> Subsistenz-
wirtschaft
o Entwicklungsstrategien: Grundbedürfnisstrategie
- 1970er Jahren entwickelt -> bis heute Leitbild in der Entwicklungshilfe vieler Geber-
länder
- Wirtschaftswachstum entsprach nicht unbedingt der Verbesserung der Lebenssitua-
tion bei den Armen
- Ziel: Grundbedürfnisse der Menschen sollen direkt verbessert werden (Ernährung,
Wasser, Bildung, Hygiene etc.) z.B. durch Brunnenbau oder Kanalisationen
- Wichtig: Hilfe zur Selbsthilfe -> Teilfinanzierung/Know-How durch Hilfsländer, der
Rest muss vom Entwicklungsland selbstkommen
- Dann: mehr Arbeitskräfte, sinkende Kindersterblichkeit, schließlich: Bevölkerungs-
wachstum sinkt
- Problem: Strategie zeigt keinerlei Entwicklungsperspektive, sondern macht das Le-
ben dort „erträglicher“ -> Mentalität der Menschen im Land müsste geändert wer-
den
o Globale Bevölkerungsverteilung
- 1804: eine Mrd. -> 2019: 7,7 Mrd. Intervall zur nächsten Mrd. wird immer kleiner
- Demographische Grundbegriffe:
Geburtenrate: Zahl der Lebendgeburten pro 1000 EW pro Jahr
Sterberate: Zahl der Todesfälle pro 1000 EW pro Jahr
Wachstumsrate: Geburtenrate minus Sterberate
natürl. BW: Differenz zw. Geburten und Todesfällen
Fertilitätsrate: Zahl von Kindern, die eine Frau zw. 15 und 49 Jahren gebärt (Geburten-
zahl)
natürl. Bevölkerungsbewegung = Wachstumsrate, abhängig von Fruchtbarkeit/Ferti-
lität, Sterblichkeit/Mortalität (Sterbeziffer) sowie der Verheiratungsquote
-> je höher der Lebensstandard, desto geringer das Bevölkerungswachstum und umge-
kehrt
-> unterschiedliche Bevölkerungsstrukturen:
EL: Pyramide (hoher Anteil junger Menschen) IL: Urne/Pilz (wenig Junge, viele Alte)
o Migration
- Definitionen:
Migration ist die dauerhafte Verlagerung des Wohnsitzes (Bevölkerungsmobilität).
Immigration/Emigration: Zu/Abwanderung
Nettomigration: Zuwanderung minus Abwanderung
- Push und Pull Faktoren:
Herkunftsland (Push) Zielland (Pull)
Materielle Nöte Wohlstand
Krieg, Verfolgung, Korruption Politische Stabilität, Freiheit
Übermäßiges Bevölkerungswachstum Arbeitskräftemangel
Umweltkatastrophen Sicherheit
Armut -> Keine Perspektive Bildungsmöglichkeiten
- Nettomigrationsrate: Binnenmigration öfter als internationale Migration, Flücht-
linge fliehen eher in Nachbarstaaten
- Auswirkungen der Migration
Herkunftsland Zielland
Vorteile Nachteile Vorteile Nachteile
Erwerb neuer Quali- Braindrain = Ab- Erhöhung des Kon- Mangelnde Integra-
fikationen bei evtl. wanderung qualifi- sums und des Sozi- tion -> Segrega-
Rückwanderung zierter Arbeits- alprodukts tion/Ghettos
kräfte
Verjüngung der Be- Kulturelle Konflikte
völkerung
o Verstädterung
Stadt (Definition): Gliederung in funktionale und physiognomische Merkmale
- Größere, geschlossene Siedlung ab 2000 EW in DT
- Differenzierte sozialräumliche Gliederung
- Einpendlerüberschuss
- Mindestmas an Zentralität
- Höhere Arbeitsplatzdichte
- Relativ hohe Verkehrswertigkeit
- Hohe Bebauungsdichte, oft künstliche Umweltgestaltung z.B. Parkanlagen
- Infrastruktur
Binnenwanderungsformen:
- Verstädterung (Quantitativ)/ Urbanisierung (Qualitativ): Stadtwachstum
- Suburbanisierung: Abwanderung ins Stadtumland -> Urban Sprawl = Zersiedlung
- Desurbanisierung: BW-Verlagerung in den ländl. Raum
- Reurbanisierung: Gentrification (Aufwertung der Innenstädte durch Sanierung)
Wanderungsursachen in IL
- Bildungswanderer (16 – 20 J.)
- qualifizierte Arbeitsplatzzuwanderer (21 – 34 J.)
- Wohn- und Wohnumfeldswanderer (35 – 49 J.)
- Altersruhesitzwanderer (≥ 50 J.)
Wanderungsursachen in EWL
- wirtschaftliche Motive (Arbeitssuche, sozialer Aufstieg) von überragender Bedeu-
tung
- Ausbildung- und familiäre Gründe
- Verbesserung der Kommunikation zwischen Stadt und Land
Verstärkung der Disparitäten